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March 16, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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SEBASTIAN RING FREIER JOURNALIST Staufenstraße 21 • D-83278 Traunstein Tel: +49 (0)861 9096382 • E-Mail: [email protected]

Making of a snowboard movie Echt simple! von Sebastian Ring

Die Digitalvideografie hat das Filmemachen demokratisiert. Für wenig Geld kann jeder einen Movie drehen, schneiden und auf seiner Website veröffentlichen. Die jungen Filmemacher von 2nd Unit sind diesen Weg gegangen und stellen jetzt sogar ihre erste DVD in die Läden. SNOW hat die Entstehung dokumentiert und zeigt auch, wie die Snowboardfirma Fanatic an ihr neues Promovideo herangegangen ist. Prolog Aufblende. Die Worte „A breathtaking action movie about blood, pain and honour“ erscheinen auf dem Bildschirm. Es folgen zwei Minuten unscharfes Shredden zu ätherischem Downbeat und schließlich die Worte: „Just kidding, dude!“ Der Trailer zu Oklahoma, dem neuen Films von 2nd Unit Productions, zeigt: Die Jungs haben Humor. Dass sie Snowboarden auch richtig scharf (und gut!) filmen können, bewies schon ihr Erstling Simple. Im Oktober 2004 auf der eigenen Website veröffentlicht, wurde der Film ohne Werbung 14.000-mal herunter geladen. Der Nachfolger erscheint im Herbst 2005 als DVD. Herz und Seele von 2nd Unit ist Felix Urbauer. Der 21-Jährige hat seine Produktionsfirma ohne Ausbildung, aber mit viel Engagement gegründet. Das langjährige Studium von Snowboardvideos veranlasste ihn vor drei Jahren, sich eine Digital-8-Kamera zu kaufen, um seine Freunde beim Skaten und Snowboarden aufzunehmen. Bald rüstete er mit einer Canon XM2 auf. Ein halbes Jahr, bevor Simple herauskam, brach er die Fachoberschule ab: „Mir war klar, dass ich nur filmen will“, sagt er heute. „Der Abbruch hat mir einen Riesenantrieb gegeben.“ Felix macht alles alleine: Konzept, Kamera, Schnitt, „ein bisschen diktatorisch“, wie er zugibt. Er will die kreative Federführung behalten. Schon finanziell kann Felix 2nd Unit nur alleine durchziehen – und ist glücklich damit: „Kein Tag ist wie der andere – viele meiner Freunde sind dagegen völlig in ihrem Job gefangen. Ich mache weiter, solange ich zu essen habe!“ Überblende zu Fanatic. Der Boardbauer macht mit Me, myself and I seinen dritten Film, den ersten seit 1998. Der Film soll die Firmenphilosophie optimal vermitteln. „Film verbindet Ton und Bild und war damit erste Wahl“, so Teammanager Jan Sallawitz. Felix stimmt zu: „Ein Foto kann schön, ein Text witzig sein, aber Film ist unschlagbar, wenn man einen Trick komplett zeigen will.“ Ergo: Filme sind das wichtigste Medium im Snowboarden! Erste Szene: Idee 2nd-Unit-Filme haben kein wirkliches Konzept. Sie zeigen Freunde, die eine gemeinsame Idee vom Snowboarden haben und entertainen wollen. Es geht um das Feeling, nicht um den spektakulärsten Trick. „Ich versuche immer zu überraschen“, so Felix.

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Auch Jan will die Begeisterung am Snowboarden vermitteln: „Wir möchten unsere Family-Idee rüberbingen.“ Felix ist mit seiner Anfrage um Unterstützung bei Fanatic daher auf offene Ohren gestoßen – schon weil Fanatic-Rider Michi Zirngibl in den 2nd-Unit-Movies eine große Rolle spielt. So wurde Footage getauscht, 2nd Unit lieferte den kompletten Zirngibl-Part für das Fanatic-Video und bekam dafür 16-mmFreeride-Footage vom schwedischen Fanatic-Rider Daniel Blomquist. Fanatic und 2nd Unit wollen das „echte“, das Alltags-Snowboarden zeigen. „Wir besetzen eine neue Nische“, glaubt Jan. „Es wird Zeit, dass der Spaß-Gedanke wieder mehr ins Spiel kommt.“ Zweite Szene: Finanzierung Die Planung für einen Snowboardfilm beginnt im Sommer, denn zunächst will er finanziert sein. Konzept und anvisiertes Fahrer-Line-up sollte man bei der Sponsorensuche detailliert darstellen und bisherige Arbeiten beilegen. Aber es geht auch anders. „Wir haben erst im Januar 2005 die erste Sponsorenzusage von Electric bekommen!“, erzählt Felix. Nach Simple hatte er zwei Monate gebraucht, um herauszufinden, wie es weitergehen soll. DeeLuxe, Fanatic, Bataleon, Light, Horsefeathers und Alptraum sind nun als Sponsoren dabei, DirectShopper.de sorgte für technischen Support. „Wir mussten die Produktion billig halten, ohne bei der Qualität Abstriche zu machen“, so Felix. Das heißt: Bei Freunden übernachten, Kameras ausleihen, Liftkarten erbetteln... Fanatic hatte es einfacher: Ein Teil des Marketingbudgets wurde im Juni 2004 für den Film freigeschaufelt. Doch auch hier standen nicht unbegrenzt Mittel zur Verfügung. Im Laufe der Produktion mussten Abstriche am ehrgeizigen Drehbuch gemacht werden. „Geblieben sind zum Beispiel die 16-mm-Aufnahmen, denn die Freeride-Bilder sollten wirklich anständig sein“, so Jan. Dritte Szene: Fahrerauswahl Alle 2nd-Unit-Rider sind Freunde aus dem Allgäu, die motiviert zum Filmen sind. In Simple hatte Michi Zirngibl vier Tricks, jetzt einen Riesen-Part in Oklahoma. „Wer sich reinhängt, wird auch viel gefilmt“, erzählt Felix. Dabei sind auch Elias Elhardt, Friedl May und Kai Junghans. Fanatic stellt die eigenen Teamfahrer vor: Neben Zirngibl und Blomqvist haben die Schweizer Marco Ambühl und Thomas Wyden, der Österreicher Renilla Margreiter sowie Atsufumi Mizuno, Tazawa Gori Yutaka und Makoto Takeuchi aus Japan ihre Parts. Vierte Szene: Location 2nd Unit steht mit beiden Füßen fest im Allgäu: Viele Szenen wurden in Oberstdorf oder am Oberjoch gedreht. Auch Ausflüge ins Kaunertal und auf die Zugspitze hat die Crew unternommen, dazu Trips nach Norwegen, Schweiz, USA, Russland und Tschechien.

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Fanatic suchte eine Location, bei der man sich nicht viel bewegen musste: Powderturns und Backcountry-Kicker nahe beieinander, auch der landschaftliche Hintergrund sollte stimmen. Der Ort musste mit der Pistenraupe erreichbar sein und noch im April schneesicher sein. Destination der Wahl: das Kaunertal. Fünfte Szene: Produktion Felix’ Tipp um kräftig Filmmeter zu produzieren: „Ergiebig ist immer ein Trip. Zuhause ist es schwer, in die Puschen zu kommen.“ Vor dem Start checkt er das Wetter am Zielort und kontaktiert Locals wegen der Übernachtung. Filmen ist Arbeit! „Um fünf aufstehen, um halb acht am Berg stehen – bis zehn müssen die Pipe-Shots im Kasten sein, solange das Licht passt und die Pipe hart ist“, so Felix – und grinst: „So planmäßig geht es aber nicht immer zu.“ Besonders fleißig war er beim GeländerFilmen: Die Hälfte des Films besteht aus Rail Shots. Fanatic musste zwei Monate im voraus drei Drehtage festlegen, um die Fahrer aus Europa und Japan sowie den Filmer aus Hamburg zusammenzubringen. Dann hieß es Daumen drücken – vergeblich. „Wir haben Pech gehabt“, erzählt Jan: „Es lag super Schnee – nur konnte man ihn nicht sehen!“ Zwei Tage baute das 17-MannTeam immer wieder auf, ohne dass die Wolken verschwanden. Am dritten Tag prophezeite der Wetterbericht „garantiert Sonne“: Zehn Stunden blieb die Crew auf Stand-by im Nebel. Dann ein Stück blauer Himmel, den Kicker freigeschaufelt – und der erste Fahrer segelte kopfüber in den jungfräulichen Tiefschnee. Der zweite sprang über die Landung hinaus – Knie kaputt. Jan: „Irgendwie bekamen wir an diesem Tag noch genug Footage zusammen. Wir haben das Team noch im Studio gefilmt und uns viel Arbeit mit Schnitt und Grafik gemacht.“ Sechste Szene: Schneideraum Felix’ Schneideraum ist das eigene Schlafzimmer. Dort sammelt er im Laufe des Winters sein Material auf Festplatten, ordnet es nach Themen wie Ridern, Stürzen und Locations. 400 GB kamen 2005 zusammen: „Da geht schnell ein wichtiger Shot verloren!“ Im Sommer machte er sich an den Schnitt und filmte letzte Intros – ohne Storyboard, jeder Fahrer durfte seine Ideen einbringen. Im Fanatic-Büro steht kein Schlafzimmer, aber das war nicht der einzige Grund, warum man in den Schneideraum musste. Wegen der Vielzahl verschiedener Formate (DV, HD und 16mm) war ein professioneller Cutter nötig. Beim nächsten Film will Jan nun vorwiegend digital arbeiten und den Fahrern Kameras in die Hand geben, damit sie sich gegenseitig filmen: „Es muss nicht High-end sein, die Begeisterung am Snowboarden soll rüberkommen!“ Siebte Szene: Musikauswahl Musik erzeugt Stimmung und steuert die Wirkung der Filmsequenzen. Die Musikauswahl sollte man früh mit einem festgelegten Budget beginnen – zahlen muss man an GEMA und Plattenfirmen. Mit denen muss man verhandeln, Verträge machen – große Produktionen haben einen eigenen Mann für die Musik! Felix hat auch dies selbst in die Hand genommen. Zu hören sind unter anderem Wir sind

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Helden, Alphaween, Beginner und Ugly Ducking – bei einem Budget von 5000 €. „Man ist schnell bei 8000, wenn man nicht nach finanzierbaren Künstlern sucht,“ betont Felix. Die Fanatic-Musik dagegen stammt aus einer Hand: Silenta, ein Nachwuchs-Musiker ohne Plattenvertrag, hat seine Tracks GEMA-frei zur Verfügung gestellt und sogar eigens Musik für den Film komponiert. Neunte Szene: Vertrieb Me, Myself & I ist über die Fanatic-Händler kostenlos zu beziehen. Der Hauptfilm ist siebeneinhalb Minuten lang und der „Kern, der unser Image rüberbringt“, so Jan. Dazu kommen acht kurze Stücke einzelner Fahrer. Jede Menge Features wie „Snowboard-Herstellung“ oder ein Medley mit Anekdoten und Stürzen runden die Sache ab. Oklahoma wird im Laden und auf der 2nd-Unit-Website erhältlich sein. Die DVD ist randvoll: Der Hauptfilm ist 40 Minuten lang, dazu kommt tonnenweise Bonusmaterial wie ein Making of und Dokumentationen zu Nebenprojekten. Bonus 1: Bails 2nd-Unit-Session am Söllereck, fünf Fahrer, perfekte Bedingungen – und von 37 Sprüngen gelingt exakt: keiner! „Es war verhext!“ flucht Felix. Auch eine verregnete Woche in Norwegen, bei der das Auto kaputt ging, liegt ihm noch im Magen. „Beim Erlernen der Filmerei ist es wichtig, alle Fehler möglichst früh zu machen, bevor es wirklich um was geht – Staub auf der Linse, kein Film drin usw.“, mahnt Felix, und fügt zur Beruhigung hinzu: „Es läuft viel schief, aber wenn man viel arbeitet, kommt auch viel dabei raus.“ Jan: „Einmal hatten wir eine perfekte Powderline, Sonne, Neuschnee, ein first track in einer schmalen Rinne, der Fahrer setzte perfekte Turns – und leider lief die Kamera nicht!“ Bonus 2: Die perfekte Aufnahme Für die perfekte Aufnahme müssen Technik, Licht, Kameraposition und Trick passen: „Es gibt so viele Einflüsse, es ist zum Mäusemelken“, seufzt Jan. Felix: „Der Fahrer muss sich wohlfühlen. Die Zusammensetzung ist wichtig, auch der Schnitt und die Musik. Etwas Besonderes wird es oft, wenn einem beim Filmen der Zufall in die Hände spielt.“ Jan: „Ich stelle mir eine Powderline im IMAX-Format vor, ein Sonnenaufgang in Alaska... und der Fahrer zeigt noch ein paar Freestyle-Tricks im Gelände!“ Im Oktober finden mehrere „Oklahoma“-Release-Parties statt. Die aktuellen Termine stehen auf www.2ndunit.de. Dort kann auch der Film bestellt werden (10 € inkl. Porto und Sticker).

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Informationen zu „Me myself and I“ unter www.fanatic-snowboards.com.

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