Zett 01 2009 - Zürcher Hochschule der Künste

February 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Zett

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Z

— — Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste Nummer 1, April 2009 — 06

Tonivision — eine szenografische Annäherung — 18

Künstlerische Forschung heute: Kunst ist reflexive Praxis — 32

Sex, Science and the Internet

hdk

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inhaltsübersicht

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Zum Coverbild:

Hochschule

Das Titelblatt zeigt ein Bild aus dem Forschungsprojekt „Fotografische Langzeitbeobachtung Schlieren“ in Schlieren West (2005). Die Aufnahmen werden alle zwei Jahre vom selben Standpunkt aus wiederholt.

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Machen, worauf man Lust hat … Acht Studierendenporträts

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Tonivision Modul Scenographical Design

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Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns Hans-Peter Schwarz zum Hochschultag

Ein Forschungsprojekt der ZHdK in Zusammenarbeit mit Metron AG, der Stadt Schlieren und dem Staatsarchiv des Kantons Zürich. Projektleitung: Prof. Ulrich Görlich, Meret Wandeler, Institut für Gegenwartskünste, Vertiefung Fotografie, Dept. Kunst & Medien. Die ZHdK beobachtet in einer fotografischen Langzeitdokumentation während 15 Jahren die Stadtentwicklung von Schlieren. Ausgangspunkt bildet das neue Stadtentwicklungskonzept der Metron AG. Die Beobachtung soll zeigen, wie sich die im Stadtentwicklungskonzept vorge­ schlagenen Massnahmen für eine nachhaltige Stadtentwicklung, eine Verbesserung der Lebensqualität und Identität auf den Lebensraum auswirken. Das Projekt ist als Fallstudie angelegt. Es entwickelt am Beispiel von Schlieren exemplarisch fotografische Methoden zur Visualisierung räumlicher Entwicklungsprozesse in der Agglomeration. Das gesamte Bildarchiv ist auf einer Website online zugänglich. Die in Zukunft neu entstehenden Fotografien werden fortlaufend auf der Website präsentiert. Bewohnerinnen und Bewohner, das Fachpublikum und die interessiert Öffentlichkeit können damit den Prozess der Stadtentwicklung während der ganzen Beobachtungsdauer sozusagen „live“ mitverfolgen.

Darstellende Künste und Film 14

Eine Springrolle zum Anfangen Bachelor in Tanz

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No More Smoke Signals Filmpreis in Solothurn

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Reisender Orlando Master-Projekt Theater

www.beobachtung-schlieren.ch © Ulrich Görlich / Meret Wandeler / ZHdK

Hochschule 18

Künstlerische Forschung heute Interview mit Henk Borgdorff

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Am Anfang jeder Mitwirkung stehen … Martin Schlumpf im Gespräch

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Vollversammlung ZHdK-Mittelbau Was meint das Personal der ZHdK?

Musik 2005

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Wie eine gut erzählte Geschichte Bachelor-Projekte Musik und Bewegung

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In sieben Himmel horchen Komposition und Theorie am Berner Musikfestival

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Hören, Fühlen, Sehen – Singen VocalEnsemble der ZHdK

Design

2007

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Mobile Raumzelle mit Bodenhaftung Industrial Design

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Ich zeig dir was, was du nicht siehst Scientific Visualization im Nationalpark Schweiz

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In der Nacht sind alle Katzen grau Forschungsprojekt LED-ColourLab

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Design im Blickfang von Tokyo

editorial

Kunst & Medien 31

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Die Praxis der Vernetzung Mediale Künste am „Electric Rendez-Vous“ Sex, Science and the Internet Interview zur Ausstellung in New Delhi

Kulturanalysen und -Vermittlung 34

Schwindelfrei im „Educational Turn“ MAS Bilden – Künste – Gesellschaft

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Roboter − von Motion zu Emotion? Sommerausstellung in der Galerie

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Every Thing Design Aus den Sammlungen des Museum für Gestaltung

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Weisses Gold Porzellan im Museum Bellerive

Services

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neue wörter, neue plattformen, und zwar wikiwiki* Wir googeln alles, doodeln unsere Termine, moodeln unsere Prüfungen… und können uns die Welt kaum anders vorstellen. Dabei ist die Suchmaschine Google erst 10 Jahre alt. In dieser Zeit hat sie sich nicht nur zur teuersten Marke der Welt entwickelt, sondern auch etwas erreicht, wovon viele träumen: Das neue Wort „googeln“ wurde 2004 offiziell in den Duden aufgenommen. Auch das Web hat sich entwickelt. Mit „Web 2.0“ stehen uns heute interaktive Plattformen des Dialoges und der Zusammenarbeit zur Verfügung, die weit entfernt sind von den ersten statischen „read-only“ Webseiten. Die neuen „Sozialen Medien“ sind dynamisch, kollaborativ, co-kreativ: Die Nutzer/innen können eigene Inhalte erstellen, bearbeiten, kommentieren und weiterverteilen. Zu den wichtigsten sozialen Plattformen in der neuen Webwelt gehören: MySpace, ein soziales Netzwerk für Privates und Freizeit, mit der Möglichkeit, kostenlose Benutzerprofile, Fotos, Videos, Blogs und Gruppen einzurichten (seit 2003).

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Das Zusammenwirken von Bild und Geste … Nachlass Georgette Boner

LinkedIn, eine Online-Plattform zu Pflege bestehender Geschäftskontakte und zum Knüpfen von neuen Verbindungen (seit 2003). Seit Februar 2009 auch in Deutsch.

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Wenn wir unsere Arbeit gut machen … Interview mit Alessandra Zanotelli

Flickr, ein kommerzielles Web-Dienstleistungsportal für den Austausch von digitalen Bildern mit Kommentaren und Notizen (seit 2004).

Alumni 43

Vielleicht demnächst Songwriting in den USA Peter Hasler, Schlagzeuger

Leute 44

Who is Who: Interaction Design

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Rektorenwechsel von Bern nach Zürich

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Art Education: Neue Leiterin ausstellen & vermitteln

Kurzmeldungen 46

Vermischte Meldungen

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Preise, Auszeichnungen

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Dienstjubiläen

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Impressum

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Carte Blanche

YouTube, ein Videoportal, auf dem Benutzer/innen kostenlos Videos ansehen, hochladen und auf der eigenen Webseite einbinden können (seit 2005). Facebook, eine Seite zur Bildung und Unterhaltung sozialer Netzwerke, hat aktuell mehr als 175 Millionen Nutzer weltweit (seit 2004). Darunter gibt’s verschiedene ZHdK-Gruppen, wie z.B. „ZHdK Propädeutikum – yeah“. Yahoo Clever, eine Plattform zum Austausch von (Halb-) Wissen. Hier kann jede beliebige Frage eingegeben werden - z.B. „Weshalb knurrt mein Magen, wenn ich Hunger habe?“ - und jemand wird sie beantworten (seit 2006). Twitter („Gezwitscher“), ein Mikro-Blogging-Dienst für kurze Textnachrichten (seit 2006). Getwittert wurde im Rahmen der amerikanischen Präsidentschaftswahl und bei der NASA. All diese Plattformen sind Angebote. Wir brauchen viel Medienkompetenz, um diese Netzwerke für uns gewinnbringend einzusetzen, ohne in der Informationsflut zu ertrinken. Langfristig wird hoffentlich auch im Web nur das bestehen, was Qualität und Relevanz hat, und was uns Menschen bei vertretbarem Aufwand (und hoher Datensicherheit) einen grossen Nutzen oder viel Spass bringt. Heike Pohl, Leiterin Kommunikation *wikiwiki ist das hawaiische Wort für „sehr schnell“. Hinweis: alle Fakten zu diesem Editorial stammen aus der deutschen Wikipedia, einem Projekt freiwilliger Autor/innen zum Aufbau einer freien WebEnzyklopädie (Stand 6. April 2009). Wikipedia = wikiwiki + Encyclopedia.

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studierende

machen, worauf man lust hat, und trotzdem kohle verdienen! So unverblümt hat noch keiner seinen Zukunftswunsch auf den Punkt gebracht. Wir sind deshalb gespannt, was aus dem kühnen Plan wird, und wünschen gutes Gelingen. – Auch in diesem Jahr kommen in jeder „Zett“-Ausgabe acht Studierende der ZHdK zu Wort und treten bildlich in Erscheinung. Adriana Bognar, Fotos: Regula Bearth

Jérôme Sprenger

Odelia Romi

Angelo Romano

Ruth Reinhardt

Jérôme Sprenger, in München geboren, französische Mutter & deutscher Vater. Departement Design, Vertiefung Interaction Design. Aktuelles Projekt: Bachelor of Arts, Selbstständigkeit, „Mouvement Panique“. Lust und Frust im Studium: Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich meinen Umzug in die Schweiz für das Studium am der ZHdK bereut hätte. Ich fühle mich in Zürich sehr wohl. Entgegen der anfänglichen Aussagen meinerseits, ich würde gleich nach meinem Abschluss gen Multimillionenmetropolen abreisen, stelle ich mir Zürich ganz gut als zukünftiges Nest vor. Mit meinem Grössenwahn fühl ich mich hier ziemlich gut aufgehoben. Viele Personen an der Schule, sowohl Lehrende als auch Studierende, inspirieren mich tagtäglich. Richtig angenehm wird es, wenn die verschiedenen Vertiefungsrichtungen aufeinanderprallen, darin sehe ich die eigentliche Qualität meines Studiums. Die ZHdK ist drauf und dran, eine grosse europäische Hochschule zu werden. Und diesen antizipierten Stolz teile ich auch. Bald! Hoffentlich! Zukunftswunsch: Ich muss mehr reisen!!! Ein kleiner Ausflug in die Gastronomie!! Design für Europa!

Odelia Romi, Zürich. Departement Kulturanalysen und -Vermittlung, Vermittlung von Kunst und Design. Aktuelles Projekt: Dokumentationen für Projekte, Portfolio und Bewerbungen für ein „year abroad“ – und Vorfreude auf den Sommer. Lust und Frust im Studium: Der Bachelor ist sehr vielseitig, das Spektrum zwischen Kunst und Design schliesst nicht viel aus. Man bekommt von allem ein bisschen, kann in verschiedene Richtungen Module besuchen, dadurch bekommt man manchmal auch das Gefühl, nichts wirklich zu können. Und chronischer Zeitmangel, aber wahrscheinlich liegt das am Zeitmanagement. Zukunftswunsch: „Vengeance of Achilles“ von Cy Twombly zu besitzen.

Angelo Romano, Napoli, Zürich. Departement Kunst und Medien, Vertiefung Mediale Künste. Aktuelles Projekt: Zurzeit arbeite ich an einem Konzept für Kunst im öffentlichen Raum und an einem Projekt für eine Fassadenbeleuchtung für ein privates Gebäude in Zürich. Lust und Frust im Studium: Die tolle Gruppendynamik, die im Austausch und der Auseinandersetzung mit Mitstudierenden unterschiedlichster Herkunft und verschiedenstem fachlichem Hintergrund entsteht; Lust auf spannende Gruppenprojekte und Aktionen, die mich inspirieren und begeistern. Frust: Mir fehlt oft die Kommunikation und Transparenz zwischen Hochschulleitung und Studierenden, wie zum Beispiel bei den neuen Materialgebühren, die in den Departementen unterschiedlich gehandhabt werden und wo man nicht weiss, wohin das Geld fliesst. Zukunftswunsch: Den Beruf mit Reisen verbinden – mal in Paris, mal in Berlin oder an einem anderen Ort tätig zu sein. Berufliche Kompetenzen erarbeiten, um diese gezielt, aber auch in sehr unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen einsetzen zu können.

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Ruth Reinhardt, Saarbrücken (D), Oerlikon. Departement Musik, Vertiefung Dirigieren – Orchesterleitung. Aktuelles Projekt: Hauptsächlich studieren, Partituren lernen; Konzert in Saarbrücken; erste Ideen zu einem Opernprojekt sammeln ... Lust und Frust im Studium: Fast ausschliesslich sehr gute Dozierende; tolle Leute und gute Atmosphäre; viele Dirigiermöglichkeiten; Zürich ist eine kulturell sehr interessante Stadt. Da TRANSDISZIPLINARITÄT zu gross geschrieben wird, fehlt einem leider oft die Zeit, sein Wissen in der gewählten Vertiefungsrichtung tatsächlich zu VERTIEFEN. Zukunftswunsch: Eine Stelle an der Oper; weiterhin Freude an der Musik, der Kunst und am Leben allgemein.

Sephora-Maria Brägger, Kreuzlingen, Zürich. Departement Musik, Klassik, Hauptfach Harfe. Aktuelles Projekt: Bachelor-Projekt, Klang- und Farbkunst – Debussy, Fauré. Uraufführung von „Klingendes Licht – Musik zu den Chagall-Fenstern im Fraumünster Zürich“ im

Sephora-Maria Brägger

Dafi Kühne

Sarah Horst

Daniel Koller

Mai 2009, komponiert von Johann Sonnleitner. Lust und Frust im Studium: Lust: Gemeinsames Musizieren, tolle Mitstudierende, vielfältige Kurse, kompetente Dozierende, eine Konzertagentur und das schönste Hochschulgebäude im Stadtzentrum. Frust: Theorieschwerpunkt Arbeit und Bachelor-Projekt im gleichen Semester, eine Sache zu viel! Zukunftswunsch: Viele musikbegeisterte Menschen, die Konzerte besuchen. Ich wünsche mir, dass jedes Kind die Möglichkeit hat, ein Instrument zu erlernen.

Dafi Kühne, Glarus, Glarus. Departement Design, Visuelle Kommunikation. Aktuelles Projekt: Bachelor Thesis „Woodtype Now!“ Erarbeitung von neuen gestalterischen Möglichkeiten im Umgang mit beweglichen Holzlettern für den Plakatdruck. Lust und Frust im Studium: Lust: Ich kann machen, was ich will! Frust: Ich hab keine Kohle! Zukunftswunsch: Ich möchte machen, worauf ich Lust habe, und trotzdem Kohle verdienen!

Sarah Horst, Basel, Zürich. Departement Darstellende Künste und Film, Vertiefung Regie (Film). Aktuelles Projekt: Als Master-Arbeit werde ich einen langen Dokumentarfilm realisieren, dessen Thema ich im Moment erarbeite. Ausserdem schreibe ich an einem Drehbuch (leider bleibt wenig Zeit dafür). Lust und Frust im Studium: Lust: Kollegialität der Klasse, Netzwerke, Materialpark, Räumlichkeiten und die Schlüssel dazu, das ITZ-Team, Exkursionen, grosse Freiheit, Vertrauen und Flexibilität seitens der Studienleitung. Frust: Jagd auf ECTSPunkte, Optionskurse an den Unis (hört sich so nett an, sind aber Pflicht und thematisch weit weg von meinem Lernziel), fehlendes Zeitmanagement bei Klassendiskussionen. Zukunftswunsch: Geschichten erzählen – mit allem, was dazugehört: Angst vor dem leeren Blatt Papier, Eintauchen in neue Lebenswelten, Erfolge einer Teamarbeit, Verliebtheit in das Bild, Emotionalität, die Kinoleinwand, Reaktionen der Zuschauer …

Daniel Koller, St. Gallen, Zürich. Departement Darstellende Künste und Film, Vertiefung Theaterpädagogik.

Aktuelles Projekt:

­ rstimmen Abendprogramm, 4er-A-Cappella + Schauspiel, Premiere im Februar 2009. Lust und Frust im Studium: Lust: Singen mit der GrupU pe Urstimmen; habe hier an der ZHdK mit vielen spannenden Menschen arbeiten dürfen und wertvolle Freundschaften geknüpft. Frust: Fehlende Zeit für mich selber, um am Master-Projekt sorgfältig und ohne Druck arbeiten zu können; die Position als Student, der immer bewertet wird, fällt mir manchmal etwas schwer. Zukunftswunsch: Mit den Urstimmen auf Tournee gehen (und von den Einnahmen leben können); theaterpädagogische Projekte und Workshops leiten und in der freien Szene Fuss fassen; mich weiterentwickeln im Bereich Musik und Gesang im Theater; möchte im Raum Zürich und St. Gallen leben und arbeiten.

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a

d a: Fussballstadion auf dem Toni-Areal (ab 1924 bis 1970) b: übersicht: 1: Tribüne Förrlibuck, abgetragen 1971; 2: Gelände des Förrlibuckstadions; 3: SBB-Käferberg-Viadukt Altstetten-Oerlikon; 4: Herdernbrücke, später Duttweilerbrücke; 5: Hardturm-Viadukt, HB-Oerlikon; 6: „Toni-Knoten“, Kreuzung Duttweiler-/Pfingstweidstrasse; 7: Migros-Hochhaus; 8: Gleisfelder SBB c: Rohbau der Toni-Molkerei, 1972 d: Planungsmodell

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Zwölf szenografische Interventionen verwandeln Fassade, Dachterrasse, Rampe, Eingangshalle, Treppenhäuser, Flure und Unterrichtsräume des dereinstigen Campus Toni und interpretieren sie neu. Die inszenierten Räume sind so unterschiedlich wie die gestalterischen Handschriften ihrer ErfinderInnen, ein anregendes Statement zur künftigen Hochschule der Künste in Zürich-West – eine Tonivision. Vor Projektbeginn unternahmen die Studierenden umfangreiche Recherchen zur historischen und städtebaulichen Situation von Zürich-West. Das daraus gewonnene Material wurde weiterverarbeitet und in das Konzept integriert.

Vom Fussballfeld zum Campus Toni

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toni-areal

tonivision Die Studierenden des 5. Semesters Scenographical Design haben sich im Modul „Tonivision“ mit dem zukünftigen ZHdK-Komplex auf dem ToniAreal und den damit verbundenen inhaltlichen und architektonischen Möglichkeiten auseinandergesetzt. Manuel Fabritz und Barbara Liebster*

Um 1900 ist das Gebiet des jetzigen Toni-Areals ländlich. Dies ändert sich 1924 mit dem Bau eines Fussballstadions. Im Eröffnungsspiel gewinnt die Schweiz 4:2 gegen Ungarn und sichert sich damit die Teilnahme an den VIII. Olympischen Sommerspielen. Eine Urbanisierung des Geländes im heutigen Sinne findet 1969/70 mit dem Bau der Herdernbrücke statt. Das Fussballstadion Förrlibuck fällt der Errichtung des Hardturmviadukts zum Opfer. Der Milchverband Winterthur erwirbt von der Stadt Zürich das zwischen Bahnviadukt und Duttweilerstrasse gelegene Grundstück. Im Jahr 1972 beginnt der Bau von „Europas grösstem Milchverarbeitungsbetrieb“: eine komplexe Maschinerie zur Entgegennahme, Lagerung, Verarbeitung, Verpackung und Spedition von Milch und Milchprodukten. Das Gebäude ist ein reiner Zweckbau, der lediglich eine Hülle für die gigantische Industrieanlage darstellt.

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Die neue Toni-Molkerei, 1977

Die Neukodierung des Geländes zur Industriezone und zum urbanen Raum wird mit der Eröffnung der Toni-Molkerei im Mai 1977 deutlich sichtbar. Der Besuch des britischen Thronfolgers Prinz Charles im Januar 1979 zeigt die Bedeutung, welche der Anlage beigemessen wird, und ist für die 350 Angestellten ein unvergessliches Ereignis. Wegen grosser Überkapazitäten im Bereich der Milchverarbeitung in den 1980-er- und 1990-er-Jahren wird die ToniMolkerei im Jahr 2000 liquidiert. Das Gebäude an guter Lage im aufstrebenden Stadtteil Zürich-West soll zu einem Bürohaus umgebaut werden. Mit einem Studienauftrag wird 2006 die Neugestaltung des Toni-Areals im Hinblick auf ein Zentrum für Bildung und Kultur lanciert. Ab 2012 sollen hier die Zürcher Hochschule der Künste, die Hochschule für Soziale Arbeit und die Hochschule für Angewandte Psychologie in einer Campussituation wirken. Überdies sind vielfältige kulturelle Nutzungen und rund 120 Wohnungen geplant.

Projektstart im Bauschutt Im Rahmen der baulichen Recherchen wurde die Raumsituation des Gebäudes während den Abrissarbeiten aufgenommen. Die Eindrücke der Studierenden von den riesigen, wildromantischen Hallen standen in krassem Gegensatz zu den architektonischen Visualisierungen des neuen Hochschulgebäudes. Hier zeigte sich ihnen der Restkörper einer urbanen Industriearchitektur, die Jahrzehnte dieses Areal geprägt hat, dort die ambitionierte architektonische Vision einer Kunsthochschule, die Teil einer zukunftsweisenden städtebaulichen Gesamtplanung ist.

Kunsthochschul-Atmosphäre? Zu Beginn des Projekts standen die provozierenden Fragen: „Wo kommen hier die Studierenden der Künste vor?“ und „Wie entsteht hier die Atmosphäre einer Kunsthochschule?“ Beim ersten Blick in die Planungsunterlagen war kaum ein Unterschied zu vergleichbaren Grossprojekten auszumachen. Marco Castellano, Peter Eberhard (beide ZHdK) und Christof Zollinger (EM2N) gewährten uns einen „zweiten Blick“ in die

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derzeitige Planungssituation. Dabei wurde klar, dass trotz der komplexen Baukonzeption und Umsetzungsplanung Freiräume und Leerstellen für die zukünftigen NutzerInnen Bestandteil des architektonischen Entwurfes sind.

Freiräume + Leerstellen = Spielformen Die Studierenden beschränkten sich jedoch nicht auf die ihnen zugewiesenen „Freiräume“. Stattdessen ist, im Sinne der szenografischen Idee, ein künstlerisches Spiel mit dem gesamten Gebäude entstanden. Die Spielformen liegen zwischen kühnen und ironischen Visionen, deren inhaltliche Ziele weniger auf eine Umsetzung ausgerichtet sind als vielmehr darauf, die architektonische mit der künstlerischen Vorstellung zu konfrontieren (Monika Bühner, Charlotte Bachmann, Alexandra Jung, Katrin Murbach, Rainer Roth). Nach dem Prinzip der Kontextverschiebung werden also Aussenräume in Innenräume transportiert und dabei zeichenhaft überhöht und verfremdet. Der Aufstieg über die grosse Rampe wird zu einer Wanderung durch ein Bergmassiv. Die Dachterrasse wird zur Alp, ein Treppenhaus zum englischen Rasen, Seminarräume zu Ausgrabungsstätten, der Fassadenturm zum Geraniengarten. Diese Formen szenografischer Interventionen und Installationen fordern Wahrnehmung und Sehgewohnheiten heraus und provozieren eine Reaktion und damit eine Haltung zum Raum.

Rainer Roth: „Kunstrasen“

Schulisch verordneter Freiraum? Andere vergleichen den einstigen Industrieraum der Milchproduktion mit der künftigen Produktionsstätte von KünstlerInnen (Fabian Jaggi, Franziska Eichenberger). Eine dritte Spielform setzt sich intensiv mit der Interaktion zwischen den NutzerInnen und dem weiträumigen und vielfältigen Gebäude auseinander. Hier steht der Versuch im Vordergrund, die unterschiedlichen „Funktionsbereiche“ des Gebäudes zu vernetzen und erlebbar zu machen (Sabin Keller, Vincenzo Sanzo, Elizabeth Frey). Die „Bespielbarkeit“ des Gebäudes wird in diesen Projektentwürfen direkt und wörtlich untersucht. Eine vierte Spielform hinterfragt die Gesamtvision einer neuen ZHdK zwischen „Schein und Wirklichkeit“: Konzeptionelle Provokation (Andreas Mayer), die die Frage nach dem schulisch verordneten Freiraum auf den Punkt bringt und ironisiert, steht hier neben räumlichem Vexierspiel (Marco Borromeo), das die architektonische Hülle durch eine bühnenhafte Scheinarchitektur überlagert und Türen, die in fiktive Innenräume/Gedankenwelten führen könnten, über den funktionalen Korridor legt. Alle Arbeiten lassen sich auch als „ernste Spiele“ lesen. Humor, Ironie und Irritation sind gepaart mit kalkulierten Raum-, Farb- und Lichtkonzeptionen. Hinter verspielter Leichtigkeit steckt eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Sinn und Zweck des Gebäudes. Neutrale Strukturen und funktionale Raumkoordinaten werden als Folie für ein systematisches Spiel mit Umwegen und Labyrinthen benutzt. Ein Leitsys­ tem besteht nicht aus Pfeilen, Zahlen und Stockwerklisten, sondern aus akustischen Signalen oder charakteristischen Raumsituationen. Und immer ist die Herausforderung diese, sich in Beziehung zum Raum zu setzen oder neue Orte zu entdecken. Die vorliegenden Projekte wollen Grundlage sein für Diskussionen und Anstoss geben, bei der Aneignung des Gebäudes

über die Grenzen hinauszudenken. Sie sind der Versuch, ein „menschliches“ Mass in die architektonische Struktur zu bringen sowie ein künstlerisches Statement zu verfassen – und damit eine Hochschule der Künste zu werden. Unsere Gäste und Gesprächspartner waren: Hans-Peter Schwarz, Gründungsrektor; Marco Castellano, Architekt, Leiter Raum/Bau ZHdK; Christof Zollinger, EM2N-Architekten; Peter Eberhard, Architekt, Nutzervertreter ZHdK; Peter Färber, Vertreter Dept. Musik; Nicole Schneider, Hansuli Matter, Dept. Design. Projektleitung Modul „Tonivision“: Barbara Liebster, Manuel Fabritz Die Studierenden und ihre Projekttitel: Charlotte Bachmann: „Mehr Land“ Marco Borromeo: „Cineport“ Monika Bühner: „Steinreich“ Franziska Eichenberger: „Inside Out“ Alexandra Jung: „You are here and this is nowhere” Fabian Jaggi: „Fabrikationsrapport” Elizabeth Frey: „Rush Hour” Sabin Keller: „Dachterrassenurwaldsehnsucht“ Andreas Mayer: „Ich darf auch einmal eine Wand anmalen“ Katrin Murbach: „Maulwurfen“ Rainer Roth: „Kunstrasen“ Vincenzo Sanzo: „Draussen im Gehörgang“ *Manuel Fabritz ist Leiter der Studienvertiefung Scenographical Design ([email protected]). Barbara Liebster ist Dozentin in derselben Studienvertiefung ([email protected]).

Monika Bühner: „Steinreich“

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Katrin Murbach: „Maulwurfen“

Andreas Mayer: „Ich darf auch einmal eine Wand anmalen“

Franziska Eichenberger: „Inside Out“ Fabian Jaggi: „Fabrikationsrapport”

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hochschule

hochschultag

award for best teaching

die mühen der gebirge liegen hinter uns

Lina Maria Åkerlund, Professorin für Sologesang am Departement Musik, hat am 15. Januar 2009 den Credit Suisse Award for Best Teaching erhalten. Der mit 10 000 Franken dotierte Preis wurde im Rahmen des ersten Hochschultages der ZHdK feierlich überreicht. Heike Pohl

Am 15. Januar 2009 feierte die ZHdK erstmals ihren „Dies academicus“ mit Gästen aus Politik und Wirtschaft, mit Dozierenden und Mitarbeitenden. Auf den folgenden Seiten zeigen wir die Höhepunkte des ersten Hochschultages im Bild und publizieren die Rede von Gründungsrektor Mit dem Credit Suisse Award for Hans-Peter Schwarz*. Fotos: Eliane Rutishauser Best Teaching werden hervorragende Leistungen von Dozierenden gewürdigt und belohnt. Er dient der Förderung der Qualität von Lehre und Ausbildung auf Hochschulstufe. Der Preis wurde im Beisein von Regierungsrätin Regine Aeppli und Prof. Dr. Fritz Gutbrodt, Beirat der ZHdK und Direktor der Credit Suisse Foundation, durch den Gründungsrektor der ZHdK, Prof. Dr. HansPeter Schwarz, verliehen.

Die Nomination erfolgte in einem zweistufigen Verfahren unter dem Motto „Förderung der individuellen Kreativität der Studierenden“. In einer ersten Stufe schlugen die Studierenden Dozierende vor und beurteilten sie gemäss definierten Kriterien. In der zweiten Runde formulierten die Dozierenden mit einer guten oder sehr guten Bewertung einen kurzen Text über ihr Selbstverständnis der Lehre. Auf dieser Grundlage entschied die Jury, bestehend aus VertreterInnen der Studierendenorganisation und dem Gründungsrektor der ZHdK, über die Vergabe des Awards. Die Preisträgerin Lina Maria Åkerlund unterrichtet seit 1995 Sologesang an der ZHdK beziehungsweise an der vormaligen Hochschule Musik und Theater Zürich. Wie aus der Laudatio von Hans-Peter Schwarz hervorgeht, „überzeugt sie als Dozentin durch ihre fachliche, menschliche und künstlerische Kompetenz. Die Studierenden schätzen ihr grosses Engagement und haben sie nominiert, weil sie mit Freude und Herzblut unterrichtet und offen kommuniziert.“ Die künstlerische Entwicklung ihrer Studierenden versteht Lina Maria Åkerlund als einen ganzheitlichen Prozess; entsprechend fördert und fordert sie die ganze Persönlichkeit, geht behutsam auf das individuelle Profil und das persönliche Entwicklungspotenzial ein und motiviert die Studierenden zu Selbstinitiative und Vertrauen auf ihre Intuition und Kreativität. Über ihre Motivation für die Arbeit mit jungen Sängerinnen und Sängern sagt sie: „Ein Mensch, der mit Begeisterung seiner Tätigkeit nachgeht, ist glaubwürdig und kann andere bewegen und begeis­ tern. Das ist sowohl für Dozierende wie auch für Studierende der Sinn aller Kunstausübung.“

„Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns – vor uns liegen die Mühen der Ebenen.“ Ich gebe zu, diese Zeilen aus Bertolt Brechts kurzem epigrammatischen Gedicht „Wahrnehmung“ sind in zahllosen Festreden bis zur Unkenntlichkeit entstellt und nahezu jeden Inhalts beraubt worden. Wenn ich sie dennoch zitiere, dann deshalb, weil sie besonders präzise den gegenwärtigen Zustand jenes Fusionsprozesses beschreiben, in dessen Verlauf die Hochschule Musik und Theater sowie die Hochschule für Gestaltung und Kunst zur Zürcher Hochschule der Künste werden sollen. Beinahe jedes Lehrbuch für Fusionen – das natürlich nicht den Regeln der Künste, sondern denjenigen der „Economics“ folgt –,enthält die wohlmeinende Warnung, dass nicht die Zeit vor dem operativen Vollzug eines Zusammenschlusses die heikle und entscheidende Phase darstellt, sondern die Zeit unmittelbar danach. Die Mühen der Ebenen sind also keineswegs weniger anstrengend als diejenigen des Gebirges. Das war dem 48-jährigen, gerade aus dem transatlantischen Exil nach Europa zurückgekehrten Bertolt Brecht sehr bewusst, beginnt doch das Gedicht mit den Zeilen: „Als ich wiederkehrte, war mein Haar noch nicht grau – da war ich froh.“ Nun, egal ob unsere Haare mehrheitlich grau sein werden, wenn alle Mühen der Ebenen hinter uns liegen, wir haben im letzten Jahr ein Gutteil der fusionsbedingten Ebenen durchmessen, weitgehend gemeinsam und in derselben Richtung sogar. Und geholfen hat uns dabei etwas, was ebenfalls unabdingbare Voraussetzung einer erfolgreichen Fusion ist: die Vision. Unsere Vision von einer Hochschule der Künste im 21. Jahrhundert ist zum einen die transdisziplinäre Neugier in Lehre, Forschung und Produktion und zum anderen ein adäquater Ort, wo sich diese manifestieren soll: das Toni-Areal. Zwar ist dieser neue Campus für die ZHdK baulich erst rudimentär erkennbar, doch haben etliche KollegInnen aus den Studiengängen, den Instituten, der Verwaltung, aus Bibliothek, Museum und Produktionszentrum wenigstens in der Planung die Räume schon ausgestaltet, die Orte imaginiert, an denen in wenigen Jahren eine der grössten und wegweisenden Kunsthochschulen Europas residieren wird. Es sind Orte, die nicht nur durch die Hochschulangehörigen in Besitz genommen werden. Von den Theater- und Tanzbühnen, den Konzertsälen und den Ausstellungsräumen, dem Kino und

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1. Hans-Peter Schwarz, Gründungsrektor 2. Heike Pohl, Stefan Kreysler, Organisatoren 3. Karl Bochsler, Fachhochschulrat, Regierungsrätin Regine Aeppli, Werner Inderbitzin, Rektor ZHAW

den Tonstudios profitiert auch Zürichs Öffentlichkeit – denn die Hochschule der Künste ist gleichzeitig eine kulturelle Institution, zuständig für die Entwicklung eines ebenso experimentellen wie professionellen regionalen Kulturklimas.

te erneut durch die ZHdK widerlegt, die von ihren Lehrenden und Studierenden die gleiche authentische Produktivität fordert, wie sie in den Ateliers und Studios der Avantgarde anzutreffen war. Und sie stellt darüber hinaus den Anspruch genuiner akademischer Forschung auf derselben artikulierten Durch die Fusion, die gerade einmal 18 Monate zurückliegt, Metaebene, auf der sich die künstlerische Produktivität in haben wir zwar neue Möglichkeiten, aber auch neue Aufgaeiner allgemeinen, einer wissenschaftlichen Sprache abbildet ben erhalten. Die neue Bedeutung, die der ZHdK als weitaus und reflektiert. grösster Schweizer Kunsthochschule und einer der grössten in Europa schon im ersten Jahr ihres Auftritts auf der internati- Dieser Anspruch auf wissenschaftliche Forschung ist im Beonalen Bühne der Higher Education zuteil wird, kommt nicht reich der Künste und des Designs so neu nicht. Neu ist freilich zuletzt darin zum Ausdruck, dass sie in den Führungsgremien die institutionelle Konsequenz, mit der dieser Anspruch heualler wichtigen europäischen Bildungsnetzwerke prominent te vertreten wird. Die Kunst- und Design-Forschung ist nicht vertreten ist. Wir waren im vergangenen Jahr Gastgeber der mehr nur Sache einzelner DenkerInnen, sie etabliert sich als Symposien und Kongresse, an denen gegenwärtig die Zukunft wissenschaftliche Disziplin sui generis (eigener Art). In der der europäischen Kunstausbildung debattiert und konkreti- Schweiz ist das Zürcher Modell sicher herausragend und siert wird. Zwei massgebliche Veranstaltungen für Theater im wegweisend, auf europäischer Ebene ist es eine von drei oder deutschsprachigen Raum sowie das Leadership-Symposium vier hoch qualifizierten Forschungsstätten, global gesehen der European League of Institutes of the Arts (ELIA), das eine von etwa zehn. Die Forschung hat sich im Kunstbereich nach Los Angeles, London und Hongkong in Zürich stattfin- also durchgesetzt und führt in den grossen Institutionen das den wird, stehen uns 2009 ins Haus. Die ZHdK hat somit eine Feld an. regionale, eine nationale und vor allem eine internationaDas ist ein Paradigmenwechsel. Wo früher grosse, verdiente le Ausstrahlung. Neben der Lehre spielt auch die Forschung LehrerInnen ihre kunstbeflissenen Studierenden unterwieeine bedeutende Rolle für das Profil der Hochschule. sen, da herrscht heute ein Erfinder- und Forschergeist, den Gemeinhin sind in den Kunsthochschulen, im Unterschied wir nur aus naturwissenschaftlich-technischen Labors kenzu den universitären Hochschulen, bis heute viele der An- nen. Ja, die neuen Technologien haben die Künste und das sicht, das avantgardistische Experiment, die Innovation mit- Design näher an die Welt der Naturwissenschaftlerinnen hin, finde ausserhalb der akademischen Bildungsstätten statt, und Ingenieure gerückt. Die Affinität zu den Geisteswissenin den Ateliers, den Konzertsälen, den Filmstudios usw. Diese schaften ist ihnen aber keineswegs abhanden gekommen. Meinung wurde bereits durch HGKZ und HMT und wird heu- Nur die Gewichte haben sich verlagert. So begegnen sich heu-

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te die Natur- und Geisteswissenschaften oft erst wieder in den Forschungsstätten der Künste und des Designs. Unser Artistin-Labs-Programm, das Choreografen oder Medienkünstlerinnen, Musikerinnen oder Soundgestalter in Schweizer Grossforschungseinrichtungen platziert, ist dafür ein gutes Beispiel. Die Forschung in den Künsten und im Design ist transdisziplinär: Bestehende Disziplinen arbeiten zusammen, um dem Neuen, das sie alleine nicht fassen können, wissenschaftlich gerecht zu werden. Die Fähigkeit zu solcher Zusammenarbeit ist nicht selbstverständlich, der rasante Wandel von Inhalten und Werkzeugen aber macht sie unverzichtbar. Niemand an der ZHdK kann sich mit dem einmal Erlernten begnügen oder sich dabei ausruhen, bestehendes Wissen weiterzureichen. Die Grundbefindlichkeit der Veränderung befeuert jenen Forschergeist, der die ZHdK heute auszeichnet und den der Campus Toni morgen ausstrahlen wird, eingebunden in ein globales Geschehen. In der Tat ist die ZHdK ein Kind der Globalisierung – wie ja auch die frühere Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich ein Kind der Internationalisierung des ausgehenden 19. Jahrhunderts gewesen ist. Die Kunstgewerbeschule wurde im Gefolge der Weltausstellung von 1870 gegründet, um mittels Design die Chancen des hiesigen Gewerbes auf den internationalen Märkten zu erhöhen. Diese Funktion hat die ZHdK übernommen, wenn auch anders interpretiert. Gleichzeitig haben sich die Kunst- und die Designszene stark internationalisiert. Die globale Mobilität ist in unserem Bereich Standard. Dass die Schweiz, dass Zürich als wichtiger Akteur dabei ist im Kreis der Nationen mit hoch qualifizierten Kunsthochschulen, heisst nicht, dass wir bloss Schweizer Kunst und Design im Ausland vertreten. Vielmehr leisten wir einen schweizerischen Beitrag zur globalen Kunst- und Design-Forschung, -Lehre und -Produktion. In der international geprägten Forschung der ZHdK zeigt sich eine enge Verwandtschaft zum Geist der Naturwissenschaften. Die schiere Objektivität ihrer Resultate und Vorgehensweisen hat diese immer zu einer radikalen Offenheit für das globale Geschehen motiviert. Was in China oder in Indien geforscht wird, ist für Yale, Paris und Zürich gleichermassen wichtig. So auch in den Wissenschaften der Künste und des Designs. Dabei erreichen wir nicht den objektiven Geltungsgrad naturwissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse, dafür einen hohen intersubjektiven Geltungsgrad mit grossem Anerkennungswert in den unterschiedlichsten Kulturräumen, was für die globale Kommunikation zentral ist.

Kunstforschenden mit den ForscherInnen der wissenschaftlichen Sphären. Selbst in der derzeitigen schweren globalen Finanz- und Wirtschaftskrise kann für die Sinnzusammenhänge des Daseins in dieser globalisierten Welt auf den Beitrag der Künste und des Designs immer weniger verzichtet werden. Seit jeher haben die Menschen auf der Suche nach neuen Identifikationsmustern in einer immer unübersichtlicheren Welt in den Künsten eine das Individuelle übersteigende, existenzielle Bedeutung gefunden. Heute, wo wir von Krisen erschüttert werden und ganz andere Krisen globalen Ausmasses als bloss finanzielle auf uns zukommen (z.B. Wasser und Energie), müssen wir das Gewicht auf die gemeinsamen Werte der Menschheit legen, notgedrungen, nicht aus einem idealistischen Denkansatz und Weltbild heraus. Diese Werte entwickeln sich im kommunikativen Handeln. Zu den Kommunikationskräften dieser gemeinsamen Werte gehören die Künste und das Design. Deren Schatz aber hebt die Forschung, die vornehmlich an den Kunsthochschulen betrieben wird. Hier findet eine ganz entscheidende Reflexion statt, die uns weiterbringt und auf die wir stolz sein können. Um dem ungewöhnlich hohen Reflexionspotenzial der ZHdK im Netzwerk der führenden Bildungsinstitutionen gebührend Gehör zu verschaffen, braucht es aber noch eine Kraftanstrengung. Ich meine die Absicherung unserer Doktoratsprogramme. Hier sind einige ausländische Universitäten auf uns zugekommen, weil ihre einseitig theoretisch orientierten Doktorandenkollegs der Bereicherung durch die künstlerisch-wissenschaftlichen Kompetenzen einer Kunsthochschule bedürfen. So sind äusserst erfolgreiche Kooperationen entstanden, die es nun zu konsolidieren und im Rahmen einer Graduiertenschule zu harmonisieren gilt. Denn bis wir, wie die anderen europäischen Kunsthochschulen, eigene Doktorate vergeben können, wird noch viel Wasser die Limmat hinunterfliessen.

Sie werden also nicht leicht, die Mühen der Ebenen. Aber wenn die fast 3000 Studierenden, Forschenden, Lehrenden, administrierenden und produzierenden Persönlichkeiten, die, unter dem vorerst nur institutionellen Dach der ZHdK vereint, alle ausgeprägte IndividualistInnen sind und sein müssen, aber dennoch gemeinsam an der Realität der Vision ZHdK arbeiten und wenn sie weiterhin Ihre Unterstützung erhalten, liebe Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, dann brauchen wir uns um die Zukunft unserer Hochschule keine grauen Haare wachsen zu lassen, um noch einmal auf Die Kunst und das Design sind starke Kommunikatoren, die den eingangs zitierten Dichter zurückzukommen. dank ihrer Symbolkraft und ästhetischen Attraktivität ihre Wirkung weit über die Grenzen der Wortsprachen hinaus ent- Ich danke an dieser Stelle noch einmal allen Kolleginnen und falten. Die Kunstszene hat eine unerhört wichtige Funktion Kollegen der ZHdK, aber auch den Mitarbeitenden von Hochin der globalen Verständigung. Zürichs Beitrag dazu ist unter schulamt und Bildungsdirektion für das grosse Engagement, anderem in Seoul zu sehen, wo im Korean Institute for Tech- mit dem sie an unserem Jahrhundertwerk bauen, und Ihnen, nology and Art eine Dependance der ZHdK errichtet wird. meine sehr verehrten Damen und Herren, danke ich für Ihre Aufmerksamkeit. Die Bedeutung und Stringenz der Metaebene, die durch forschende Reflexion erreicht wird, darf nicht übersehen werden. *Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Peter Schwarz ist Gründungsrektor der ZHdK. „Zett“ Die neue Qualität im Kunstforschungsbereich besteht in der publiziert den Text in gekürzter Form. Die ganze Rede ist im Internet zu Anerkennung des Akteurs, der globalen Standards entspricht. finden: www.zhdk.ch > Hochschule > Rektor Es geht dabei nicht nur um den Austausch im Kunstbereich, sondern auch um den Dialog der KunstproduzentInnen und

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4. Silvan Jeger, Musikstudent 5. Sebastian Brändli, Chef Hochschulamt (mitte), Walter Bircher, Rektor PHZH (rechts) 6. Sthembile Menck, Schauspiel-Studentin, liest ein Brecht-Gedicht 7. Giaco Schiesser, Ruedi Wyss, Silvia Gut, alle ZHdK 8. Dieter Maurer, Hans-Peter Schwarz, Thomas Kaspar, Mischa Senn 9. Schauspiel-Studierende loben das Lernen 10. Jing Yang (mitte), Lina Maria Åkerlund (rechts), Dept. Musik 11. Yvonne Lang-Chardonnens, Lina Maria Åkerlund 12. Gastredner Roger de Weck, «Lernwelt und Medienwelt»

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Foto: Regula Bearth

tanz

eine springrolle zum anfangen

gen Tanzlehrer Samuel Delvaux aus Belgien und Martin Blazek aus Tschechien finden den Draht zu den 32 Schülerinnen aus zwei Klassen der Fachmittelschule (ehemals DMS) schnell. Dass der Unterricht auf Englisch abgehalten wird, macht ihn umso attraktiver: „Cross your legs, turn, take, flow“, lauten die Anweisungen, während aus den Lautsprechern Irish Folk Music, dann wieder Pop oder Rap ertönt. Zeitgenössischer Tanz ist nicht an eine bestimmte musikalische Stilrichtung gebunden.

Der Bachelor in Tanz startet im Herbst 2009. Wie erreicht diese Information das Zielpublikum? Das Projekt „Springrolle“ geht neue Wege. Tina Mantel und Stefan Schöbi* Es wird viel gelacht in dieser Stunde, die Stimmung ist ausgeDer Moderne und der Zeitgenössische Tanz sind als Kunstformen etabliert und in weiten Kreisen beliebt. Die Kulturförderung ist längst auf diesen Zug aufgesprungen, etwa durch den Umbau des Tanzhauses Zürich im Jahr 2007. Und die Universität Bern hat, ebenfalls 2007, eine Assistenzprofessur für Tanzwissenschaft eingerichtet. Im kommenden Herbst startet nun der schweizweit erste Studiengang für Zeitgenössischen Tanz auf Hochschulebene – an der ZHdK. Tina Mantel und Philip Egli, der Leiter der Tanzkompanie St. Gallen, werden dem Bachelor of Arts in Tanz vorstehen. Auch wenn die Bewilligung des Studiengangs vonseiten des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie noch aussteht, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

lassen. Dennoch arbeiten die Schülerinnen konzentriert und – so hat man das Gefühl – mit viel Begabung an den kurzen tänzerischen Elementen. „Der Kick des Tanzens besteht darin, die Freiheit zu spüren und sie durch den Körper ausdrücken zu können“, erklärt Tina Mantel. Auch Anfänger kommen so zu einem Tanzerlebnis, weil sie im Fluss bleiben, selbst wenn sie neue Bewegungen lernen.

Langfristige Kampagne

Innert kurzer Zeit haben sich insgesamt über zwölf Schulklassen aus neun Schulen für das Projekt angemeldet. Der Erfolg zeigt, dass damit einem grossen Bedürfnis entsprochen wird. Philip Egli ist überzeugt, dass die Aktion eine langfristige Investition in die Zukunft darstellt. „Wir haben mit der Sensibilisierungsarbeit gerade erst begonnen. Das Projekt ‚SpringSensibilisierungs- und Informationsarbeit rolle’ setzt dort an, wo unsere künftigen Studierenden sich für Damit junge Menschen sich auf den Bachelor vorbereiten und den Beruf des Tänzers / der Tänzerin ernsthaft zu interessieihre Eignung sozusagen am eigenen Leib überprüfen können, ren beginnen, nämlich bei Schülerinnen und Schülern kurz bietet das Leitungsteam seit September 2008 jeden Samstag vor dem Abschluss der obligatorischen Schulzeit.“ nachmittag einen Pre-Bachelor-Kurs an. Doch wie gelangt die Im Frühjahr 2009 stellt sich die „Springrolle“ einer interesKunde vom neuen Ausbildungsangebot zu all denen, die dasierten Öffentlichkeit vor. Im Sinne eines „Bal Moderne“ finvon noch gar nie gehört haben? In Zusammenarbeit mit dem det in Zürich eine Mitmachaktion für alle statt, zu der nicht Werbebüro des Produktionszentrums der ZHdK haben Tina nur Jugendliche, sondern auch Passanten eingeladen sind. Mantel und Philip Egli im vergangenen Herbst das Projekt Alle Schulklassen, die beim Projekt „Springrolle“ mitgemacht „Springrolle“ aus der Taufe gehoben. Eine „Springrolle“, das haben, werden zur Präsentation eingeladen; eine Beteiligung ist Zeitgenössischer Tanz als appetitanregendes Häppchen an der öffentlichen Aufführung ist aber freiwillig. Mit diesem für Jugendliche ab 16 Jahren. Schülerinnen und Schüler tauSchlusspunkt will das Projekt die Botschaft aus den Schulen chen während etwa 45 Minuten in eine Welt ein, in der sie ihre in die Öffentlichkeit und in die Medien tragen. Sinne und ihren Körper kennenlernen, aber auch ganz viel Köpfchen gebrauchen. Ein professioneller Tänzer gestaltet Weitere Informationen über das Projekt sind unter www.springrolle.ch zu das Training und erarbeitet mit den jungen Menschen eine finden. kurze Kombo: springen-rollen-fallen-drehen, so das weit ge* Tina Mantel ist Co-Leiterin des Bachelors of Arts in Theater (tina.mantel@ fasste Motto der kleinen Produktion. Mitte Februar erfolgt in der Aargauischen Kantonsschule Baden die erste Durchführung der „Springrolle“. Die beiden jun-

zhdk.ch). Stefan Schöbi leitet das Werbebüro des Produktionszentrums und unterstützt die Aktion aus Sicht der Event-Kommunikation (stefan.schoebi@ zhdk.ch).

film

no more smoke signals — moderne rauchzeichen in solothurn ausgezeichnet Fanny Bräuning, Absolventin des Studienbereichs Film HGKZ, gewinnt an den 44. Solothurner Filmtagen den „Prix de Soleure 2009“ für ihren Dokumentarfilm „No More Smoke Signals“. Claudia Ramseier* Die Regisseurin Fanny Bräuning hat 2001 an der damaligen HGKZ ihr Filmstudium abgeschlossen. Bereits während des Studiums reüssierte sie mit ihren Dokumentarfilmen, beispielsweise mit dem Semesterfilm „Meine Mutter“ oder mit ihrem Diplomfilm „Paloma“. Nun hat sie zusammen mit dem Produzenten Kaspar Kasics, der „No More Smoke Signals“ geschnitten hat, ihren ersten langen Kinodokumentarfilm erschaffen, ein politisches Statement, dessen visuelle Kraft einen starken Eindruck hinterlässt.

Ein Radio, das verbindet Im Mittelpunkt des Films steht die Radiostation „Kili Radio“1, zentrale Kommunikationsplattform der Lakota-Indianer. Ausgehend von der Radiostation, die sich auf einem einsamen Hügel in der grandiosen Landschaft unweit des Mount Rushmore, South Dakota, befindet, wird die Geschichte der Lakota neu aufgerollt. Die Radiostation ist Knotenpunkt für alle alltäglichen, politischen, sozialen und kulturellen Belange der Menschen im Pine-Ridge-Reservat. Mit einer eindrücklichen Bildsprache und viel Empathie erzählt „No More Smoke Signals“ von Armut, Aussichtslosigkeit und Entrechtung, aber auch von Hoffnung, Stolz und dem ungebrochenen Lebenswillen der Menschen, die seit dem Eindringen der Europäer in ihr Land nicht mehr zur Ruhe gekommen sind. Kili Radio gibt den Lakota eine Stimme, welche die Gemeinschaft verbindet und eine ihrer Traditionen in die Moderne transferiert: Rauchzeichen zu senden. Die dreiköpfige Jury um Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss, Stina Werenfels und Peter Weber war sich einig, dass in diesem Film „ein Zusammenspiel von Bild, Ton und Montage entstanden ist, das inhaltlich und ästhetisch überzeugt“. In ihrer Laudatio würdigten sie „die kluge, hartnäckige und sorgfältige Herangehensweise der Regisseurin“ und zeigten sich ebenso beeindruckt von der „respektvollen Annäherung an die Protagonisten“ wie von der „gestalterischen Kraft des Films“.

Neu geschaffener Jurypreis Der „Prix de Soleure“ wurde in diesem Jahr erstmals vergeben. Er ist bestimmt für einen „herausragenden, abendfüllenden Spiel- oder Dokumentarfilm“, der inhaltlich durch einen „ausgeprägten Humanismus überzeugt“, gesellschaft-

lich relevante Themen anspricht und „filmisch eindrucksvoll“ umgesetzt ist. Dank dem Engagement des Kantons und der Stadt Solothurn konnte der „Prix de Soleure“ auf 60 000 Franken verdoppelt werden. Die Preissumme wird je zur Hälfte der Regie und der Produktion des ausgezeichneten Films zugesprochen. Fanny Bräuning ist sehr dankbar für den Jurypreis und freut sich über die Aufmerksamkeit, die dem Film dadurch entgegengebracht wird. Er behandle ein Thema, das „mehr Raum einnehmen sollte“ – und das in Obamas Wahlkampf leider kaum präsent war.

Erschwerte Produktionsbedingungen Der Jurypreis war beim Team auch wegen der „exzessiven Budgetüberschreitungen“ sehr willkommen, da der Film ein Jahr später fertiggestellt wurde als geplant. Durch die fehlende Infrastruktur im Reservat und wegen Schikanen der amerikanischen Behörden wurden die Dreharbeiten erheblich erschwert. Fanny Bräuning erzählt, wie der Tonmann bei seiner Einreise in die USA am Flughafen ohne Kommentar abgeführt und nach fünf Stunden Verhör samt Equipment in ein Flugzeug zurück nach Deutschland gesetzt wurde, ohne dass das Filmteam informiert worden wäre. Die Dreharbeiten mussten verschoben werden. Auch die vorgängigen Recherchen dauerten länger als vorgesehen, da es sehr schwierig war, das Vertrauen der Lakota zu gewinnen. Das Filmteam musste mehrmals anreisen, um den Zugang zu den Menschen zu finden, die immer wieder von Fremden ausgebeutet worden sind. In Kanada wurde der Film am Festival „Rencontres internationales du documentaire de Montréal“ projiziert und als „hoch politisch und brisant“ eingestuft. Er wird dort voraussichtlich an weiteren Festivals und in den Kinos gezeigt. In den USA ist der Film noch nicht zu sehen. „No More Smoke Signals“ wurde 2008 mit dem Zürcher Filmpreis ausgezeichnet und läuft ab 16. April 2009 in den Deutschschweizer Kinos. *Claudia Ramseier ist wissenschaftliche Unterrichtsassistentin der Fachrichtung Film im Departement Darstellende Künste und Film (claudia.ramseier@ zhdk.ch). Weitere Informationen unter: www.nomoresmokesignals.com oder www.kiliradio.org Kili Radio – „Kili“ bedeutet in der Lakota-Sprache „cool“, „grossartig“ – wurde 1983 von Mitgliedern des American Indian Movement (AIM) gegründet und ist die erste von Indianern geführte und kontrollierte amerikanische Radiostation. 1

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reisender orlando Der schillernde Roman von Virginia Woolf als Bühnenstück: „Orlando“ ist ein Beispiel für das Produzieren an der Hochschule der Künste in Zusammenarbeit mit externen Partnern. Ein Blick hinter die Kulissen von Stefan Schöbi* Wenige Wochen vor der Premiere ihres Master-Projekts ist Annette Lober nicht auf der Probe, sondern in Paris. Unerwartet kam die Nachricht, dass sie einen der begehrten Plätze im Workshop von Ariane Mnouchkine am Pariser Théâtre du Soleil ergattert hat. Das war auch für eine Master-Studentin der Fachrichtung Schauspiel etwas gar kurzfristig: „Konventionell gedacht ist es geradezu unmöglich, mitten in der Probenarbeit einfach so für zwei Wochen zu verschwinden.“

Fotos: Juliane Krüger

Dank der Grosszügigkeit der Kolleginnen und Kollegen hat sie die Chance aber wahrnehmen können und wird bald und reich beschenkt mit Erfahrungen zurückkehren.

Poetische Brechung der Realität Dies ist eine gute Voraussetzung für das ehrgeizige Projekt, Virginia Woolfs Roman auf die Bühne zu bringen. „Orlando“ ist ein eindrückliches Werk des Fantastischen, gleichzeitig basiert es auf der realen Biografie von Vita Sackville-West und ihrer Adelsfamilie. Der Roman ist eine der grössten Liebeserklärungen, die Eingang in die Literaturgeschichte gefunden haben. „Virginia Woolf hat dieses Buch für ihre Freundin Vita Sackville-West geschrieben – ich glaube, es kann kein grösseres Geschenk geben, als wenn ein Buch für und über dich geschrieben wird“, erklärt Nils Torpus vom Theater Marie, der als Regisseur zusammen mit Annette Lober für die künstlerische Leitung verantwortlich ist. Für Annette Lober stellt besonders Woolfs üppige Sprache eine hohe Hürde dar: „Durch die Zusammenarbeit mit dem Theater Marie hat sich die Wahrnehmung verändert. Schliesslich war uns klar, dass wir zwar die von Bob Wilson in Auftrag gegebene Bearbeitung von Darryl Pinckney beiziehen werden, aber auch mit dem englischen Original arbeiten wollen.“ Das ist ein kluger Entschied, denn wie alle anderen endete auch dieser Versuch, aus dem Roman eine handliche und handlungsbetonte Bühnenfassung zu machen, in einer eindimensionalen und flachen Kopie des grossartigen Werks.

Zeitreise durch vier Jahrhunderte Die Schwierigkeit im Umgang mit dem Roman liegt vor allem in der Behauptung mehrerer (Geschlechts-)Identitäten von ein und derselben Person: Orlando. Auch die Konstanten Zeit und Raum werden in „Orlando“ gehörig unterwandert, denn als die Romanhandlung im Jahre 1928 endet, ist Orlando bereits über 400 Jahre alt. Gerade dieser Vielschichtigkeit der Figuren wegen wird das Werk von vielen Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen rege rezipiert. Nils Torpus beschreibt die Herangehensweise des Ensembles so: „Wir haben uns in den Proben viele Frage gestellt, zum Beispiel: Wie viele Identitäten wohnen in uns? Wie wäre ich als Frau? Was sind an mir eher weibliche Aspekte, was eher männliche? Dass ein Mann sich in eine Frau verwandelt, war damals ausserordentlich – was es heute, als Annahme in einem Roman, nicht mehr ist.“ In der Probenarbeit wurde der Text durch die Meinungen und Ideen der drei Schauspielerinnen geprägt, sodass die Inszenierung nun den Blick von drei jungen, modernen Frauen auf „Orlando“ wiedergibt.

Reibungswärme einer Koproduktion „Orlando“ ist eine Koproduktion zwischen dem Theater der Künste, dem Theater Marie (mit Spielstätte Theater Tuchlaube Aarau) und dem Schlachthaus Theater Bern. Nach der Premiere in Aarau wird das Stück zuerst in Zürich, dann in Lenzburg und im September in Bern gezeigt. Für das Ensemble bedeutet dies: Jedes Mal ein neues Publikum, eine neue Crew, eine neue Bühne, ein neues Theater. Für die Master-Studentin Annette Lober heisst dies aber vor allem auch, unter „Ernstbedingungen“ zu produzieren: fern von der geschützten Produktionsstätte des Theaters der Künste.

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Die junge Schauspielerin hat die Zusammenarbeit mit dem Radikalität im Einfordern des von ihr Gewollten. Ihr Theater Theater Marie als grosse Bereicherung, Ehre und als Heraus- setzt ganz auf die Virtuosität und das Können der Schauspieforderung erlebt: „Mit dem Regisseur Nils Torpus habe ich lerInnen und verlangt auch Mut zu ständigem Scheitern.“ mich bereits ab Herbst wöchentlich getroffen und Ideen und Vorstellungen abgeglichen. Ich fürchtete, dass sich die Einig- „Orlando“, Master-Produktion Schauspiel von Annette Lober Mit: Annette Lober, Mona Petri, Francesca Tappa keit bei Probenbeginn in Luft auflösen würde – und dies trat Regie: Nils Torpus auch ein. Der Lernschritt bestand für mich aber nicht darin, mich von meiner Arbeit zu distanzieren und der Vorstellung Theater der Künste, Bühne B (Gessnerallee 13): 6., 8. und 9. Mai 2009, jeweils 20 h, 7. Mai 2009, 14.15 h. des Regisseurs zu beugen, sondern als künstlerische Autorin für meine Vision zu kämpfen. So haben unsere beiden Weitere Informationen unter: www.theaterderkuenste.ch Ansichten am Ende fusioniert. Glücklicherweise war das ge* Stefan Schöbi ist Leiter Werbebüro und Event-Kommunikation ZHdK und samte Team mir gegenüber sehr offen und menschlich. Wenn betreut die Öffentlichkeitsarbeit des Theaters der Künste es zu Beginn nicht einfach war, meine Vorstellungen und die ([email protected]). Leidenschaft für die eigenen Ideen in ein eingespieltes und erfahrenes Team einzubringen, so haben wir am Ende doch einen guten gemeinsamen Weg gefunden.“

Radikale Vision oder Bewährtes? Der grösste Vorteil in der Zusammenarbeit mit externen Partnern liege in der eingespielten Infrastruktur des ganzen Theaters: „Dies hat es mir erlaubt, mich voll auf die künstlerische Arbeit zu konzentrieren.“ Doch einer jungen Künstlerin stellen sich auch besondere Herausforderungen. Lober: „Vielleicht ist man am Beginn der Laufbahn auch radikaler im künstlerischen Denken und muss den Balanceakt zwischen Verwirklichung der eigenen Visionen und den bestehenden und manchmal auch bewährten Denkmustern und Strukturen finden. Das war für mich eine grosse Herausforderung.“ Zurück nach Paris zu Ariane Mnouchkine. Annette Lober weiss um ihr enormes Glück, mit der berühmten Künstlerin zusammenarbeiten zu dürfen. „Man kann wahnsinnig viel von ihr lernen. Sie hat einen absolut präzisen Blick und eine

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Künstlerische Forschung ermöglicht es, innerhalb der Ausbildung einen Freiraum für so etwas wie „materielles Denken“ zu schaffen.

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künstlerische forschung heute: ­ künstler­ sind reflexive praktiker­ KünstlerInnen und TheoretikerInnen verschiedener europäischer Kunsthochschulen diskutieren am 23. und 24. April 2009 an der ZHdK über „künstlerische Forschung“ in den Bereichen Kunst, Design und Musik. Unter ihnen Henk Borgdorff, Professor für Kunsttheorie und Forschung an der Amsterdam School of the Arts sowie Research Fellow an der Royal Academy of Art und am Royal Conservatoire in Den Haag. Interview: Tan Wälchli* Sie betonen, dass die Debatte um künstlerische Forschung eine politische und eine philosophische Seite hat. Wie unterscheiden Sie die beiden Aspekte? Henk Borgdorff: Im Zuge des sogenannten Bologna-Prozesses wurde das Thema „Forschung“ in einen Hochschulbereich eingeführt, der bis vor Kurzem hauptsächlich auf Berufsausbildung ausgerichtet war. Die politische Frage ist, ob dies ein Diktat von aussen darstellt oder ob es für Kunsthochschulen eine Chance und Herausforderung sein kann. Ich vermute, dass die künstlerische Forschung es ermöglicht, innerhalb der Ausbildung einen Freiraum für so etwas wie „materielles Denken“ zu schaffen. Und mit diesem Begriff befinden wir uns sofort inmitten einer kontroversen philosophischen Diskussion: Lässt sich eine Art von Forschung theoretisch legitimieren, bei der die künstlerische Praxis für den Forschungsprozess zentral ist? Weil es aber um Geld und Macht geht, droht die Debatte durch Positionen beeinträchtigt zu werden, die, um gewisse Ziele zu verfolgen, die politische und die theoretische Fragestellung miteinander vermischen.

Die Diskussion um künstlerische Forschung hält nun seit 10, 15 Jahren an. In welchen Punkten besteht heute Ihrer Ansicht nach ein Konsens, und welches sind die wichtigen offenen Fragen? Ich denke, die Leute sind sich einig, dass KünstlerInnen zu Beginn des 21. Jahrhunderts „reflexive PraktikerInnen“ sind, wie Donald Schön es nennt, und dass die Ausbildung an Kunstschulen, Konservatorien, Theaterschulen etc. deshalb einen Anteil an Reflexion und Theorie enthalten muss. Dabei gibt es meiner Ansicht nach besonders drei drängende Fragen: erstens den Status und die Bedeutung von Theorie im Verhältnis zur künstlerischen Praxis, zweitens das Verhältnis zwischen dem Diskursiven (Erklärenden) und dem Künstlerischen (Demonstrierenden) sowie drittens das Problem der Qualität. Können Sie etwas mehr zu diesen drei Punkten sagen? Beginnen wir vielleicht mit der Diskussion um Theorie und Praxis. Gemäss einem instrumentalistischen Ansatz liefert die Theorie Werkzeuge und Materialkenntnisse, die man anwenden muss, um Kunst machen zu können. Beispiele sind etwa die Theorie der Montage im Kino oder die Theorie von Harmonie und Kontrapunkt in der Musik. Interessanter sind aber Ansätze, die davon ausgehen, dass es in den Künsten keine grundsätzliche Trennung zwischen Theorie und Praxis gibt. Künstlerische Forschung würde demnach eine Art Wissen zu artikulieren suchen, das bereits im kreativen Prozess beziehungsweise im Kunstwerk enthalten ist und unabhängig davon gar nicht existiert.

Interessanter sind Ansätze, die davon ausgehen, dass es in den Künsten keine grundsätzliche Trennung zwischen Theorie und Praxis gibt. Wie unterscheiden Sie die diskursive und die künstlerische Ebene? Und wieso ist die Verbindung der beiden ein kontroverses Thema? Die meisten Leute sind der Ansicht, dass irgendein diskursives Element zur Forschung gehört, um die Prozesse und Resultate einem Publikum verständlich zu machen. Einige denken aber auch, dass die resultierenden Produkte und Praktiken ausreichen. Die Frage hängt mit einer zweiten zusammen, nämlich inwiefern der nicht konzeptionelle Inhalt, den die künstlerische Forschung artikuliert, überhaupt ohne Verlust in Sprache übertragen werden kann.

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Kunst als solche wird nicht in der Absicht produziert, Wissen zu erzeugen. Worum geht es bei der Qualitäts-Kontroverse? In der Kunstwelt und in der Akademie herrscht im Moment eine manchmal berechtigte Skepsis gegenüber den Erzeugnissen der künstlerischen Forschung, sei es gegenüber den produzierten Werken oder gegenüber der Rechtfertigung des gewonnen Wissens. Vor allem wenn sich zeigen sollte, dass die künstlerischen Produkte hinter das zurückfallen, was in der Kunstwelt als wert- und bedeutungsvoll gilt, würde die künstlerische Forschung ihre Berechtigung verlieren. Kürzlich definierten Sie in einem Artikel die künstlerische Forschung als Untersuchung von „Kunstobjekten und kreativen Prozessen“. Heisst das, dass das Forschungsobjekt notwendig die Kunst selbst ist und nicht etwa aus politischen oder sozialen Themen besteht? Ja, künstlerische Forschung beschäftigt sich notwendig mit Kunst. Aber dies schliesst nicht aus, dass zugleich auch andere Themen behandelt werden. Es hängt von der jeweiligen Kunstform ab. Materialforschung in der Keramik beispielsweise oder praxisbasierte Forschung über die Aufführung früher Musik haben nicht den Anspruch, über die Disziplinengrenzen hinauszugehen. Andererseits beschäftigt sich heute ein Grossteil der visuellen und performativen Kunst mit anderen Lebensbereichen: mit Geschlechterrollen, Globalisierung, Identität, Umwelt, Aktivismus etc. Wird das ästhetische Projekt mit Fragen und Themen aus solchen weiteren Lebensbereichen kombiniert, könnte man von transdisziplinärer künstlerischer Forschung sprechen. Was die Unterscheidung von künstlerischer Forschung und Kunst an sich betrifft haben Sie argumentiert, dass die Forschung „unser Wissen und unser Verständnis durch eine neuartige Untersuchung erweitert“. Ich frage mich jedoch, ob nicht jedes Kunstwerk eine solche Neuheit anstrebt? Das Kriterium ist hier weniger die Neuheit als vielmehr das Wissen und das Verständnis. Kunst als solche wird nicht in der Absicht produziert, Wissen zu erzeugen, sondern, wie man sagen könnte, um unser künstlerisches Universum zu erweitern: durch neue Bilder, Narrative, Klänge, Erfahrungen etc. Während die Forschung den Wissensstand zu erhöhen sucht, geht das Neue in der Kunst aus einem dynamischen Zusammenspiel zwischen KünstlerInnen, KritikerInnen, dem Kunstmarkt und dem Publikum hervor, wobei ästhetische Bewertungen wichtiger sind als rationale Erklärungen. Künstle-

rische Forschung nun zielt auf beides zugleich: unser Wissen zu erhöhen und unsere Welt durch neue Artefakte zu bereichern. Ist künstlerische Forschung ein Mittel, um die Qualität der Kunst als solche zu erhöhen? Ja, Künstlerische Forschung kann dazu beitragen, die Qualität von Kunst zu steigern, oder sie kann zumindest eine Auswirkung darauf haben, wie Kunst produziert, dokumentiert, kommuniziert, verbreitet und bewertet wird. Ich schliesse nicht aus, dass sich im Zuge der künstlerischen Forschung unser Verständnis davon, was Kunst ist, in nächster Zeit verändern könnte. * Tan Wälchli ist Stipendiat des Schweizerischen Nationalfonds. Für die ZHdK ist er als Co-Herausgeber des Jahrbuchs der Künste tätig ([email protected]). „The Difference of Art and Art Research across the Disciplines“ Unter der Schirmherrschaft von ELIA (The European League of Institutes of the Arts) Donnerstag/Freitag, 23. und 24. April, Vortragssaal ZHdK Programm: events.zhdk.ch Organisation: Prof. Dr. Corina Caduff Anmeldung: Fiona Siegenthaler, [email protected] Die Tagung diskutiert künstlerische Forschung in den Bereichen Kunst, Design und Musik. Sie wird bestritten von KünstlerInnen und TheoretikerInnen verschiedener europäischer Kunsthochschulen (Amsterdam, London, Bergen, Göteborg, Berlin, Bern, Basel, Lugano, Luzern und Zürich). Die Tagung wird unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds. Die Beiträge der Tagung werden im Jahrbuch der ZHdK in einer zweisprachigen Ausgabe (Englisch und Deutsch) veröffentlicht (2009).

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Ziehen Sie alle am gleichen Strick, und sind Sie immer einer Meinung? Als Präsident versuche ich, spezifische Themen in den entsprechenden Gremien zu platzieren, damit qualifizierte Standpunkte entstehen können. Aber natürlich gibt es Meinungsverschiedenheiten. Bei der Vernehmlassung zum Findungskommissions-Reglement wurde in der HSV beispielsweise kontrovers über das Thema diskutiert, ob die Gleichstellungsbeauftragte ein Stimmrecht haben soll oder nicht. Da wir uns nicht einigen konnten, überliessen wir es den einzelnen Gremien, sich dazu zu äussern. Auch in der Diskussion zur Nachfolge-Wahl des Rektors gaben einzelne Punkte zu reden, etwa, dass nur eine Person zur Wahl vorgeschlagen wurde. Die HSV unterstützte den Wahlvorschlag trotzdem grossmehrheitlich. Martin Schlumpf (Foto: Betty Fleck)

hochschule

am anfang jeder mitwirkung stehen­ ­ information und transparenz Das ist das Credo von Martin Schlumpf. Dafür setzt er sich als Präsident der Hochschulversammlung (HSV) und des Dozierenden-Senats ein. Mit dem Musiker und Komponisten, der als Professor für Theorie und Improvisation im Departement Musik tätig ist, sprach Adriana Bognar* Sie sind Präsident des höchsten Mitwirkungsgremiums der ZHdK. Wo wirken Sie mit? Neben dem Präsidium der HSV und des Senats ist es meine wichtigste Aufgabe, an den Sitzungen der Hochschulleitung teilzunehmen. Zwar verfüge ich nicht über ein Stimmrecht, werde aber angehört und kann Vorstösse einbringen. In der Konferenz der HSV-Präsidien der Zürcher Fachhochschulen bin ich ebenfalls involviert. Schliesslich vertrete ich die Dozierenden im Fachhochschul-Dozierenden-Verband des Kantons Zürich und engagiere mich in verschiedenen Arbeitsgruppen der ZHdK. Senat, Mittelbaurat, Personalrat und Studierendenrat bilden zusammen die HSV. Warum so viele Gremien? In der HSV sind der Senat und alle Räte durch ihre Delegierten vertreten. Hier werden Themen diskutiert, die für alle Angehörigen der Hochschule von Bedeutung sind, zum Beispiel die Hochschulordnung. Für die Diskussion spezifischer Fragestellungen einzelner Personalgruppen braucht es die übrigen Gremien auf Gesamthochschulebene. Zusätzlich sollen nun auch noch Mitwirkungsstrukturen in den Departementen aufgebaut werden.

Wie informieren Sie über Ihre Aktivitäten? Die HSV geht davon aus, dass die Delegierten Informationen und aktuelle Themen zurück in ihre Gremien tragen. Sobald die entsprechenden Strukturen in den Mitwirkungsgremien der Departemente vorhanden sind, soll dort gleich vorgegangen werden. Das wäre der Idealzustand. Zudem warten wir auf das neue ZHdK-Intranet, das es uns ermöglichen wird, Protokolle, Traktanden etc. zu veröffentlichen. Und wir werden gelegentlich auch Vollversammlungen einberufen. Was haben Sie schon erreicht? Wir haben die besten Mitwirkungsstrukturen aller Zürcher Fachhochschulen. Der Informationsfluss und die Transparenz über Entscheidungsfindungen müssen aber auch bei uns noch verbessert werden. Vor Kurzem lancierten wir deshalb einen Vorstoss zur Veröffentlichung der Sitzungs-Protokolle der Hochschulleitung im Intranet. Die Hochschulleitung stimmte zu. Ausserdem spielten wir eine wichtige Rolle bei der Nachfolge-Wahl des Rektors und der Vernehmlassung zum Findungskommissions-Reglement für Dozierende. Ein weiterer Vorstoss galt der Departementsordnung. Der Senat hat erreicht, dass zum ersten Mal höher eingestufte Dozierende lohnrelevant befördert werden konnten. Welche Themen beschäftigen Sie in nächster Zeit? Die Vernehmlassung der Departementsordnung und vor allem Themen des Arbeits- und Personalrechts, die sehr brisant sind. Dann die Frage, wie die Mitwirkungsgremien in den Departementen finanziert werden sollen. Weiter soll es bald Informationsveranstaltungen über den Planungsstand des Toni-Areals geben. Und schliesslich steht die Mitarbeitendenbeurteilung der Dozierenden auf der Traktandenliste. Kommen Sie überhaupt noch zum Komponieren? Nur noch von Zeit zu Zeit. Im Moment arbeite ich an einem Projekt für das Festival der Künste 2009. Es ist eine Komposition für Gesang, Flöten, Klavier und Computer. Diese Verbindung und Koordination von Live- und Computermusik, die im ganzen Raum erklingt, beschäftigt mich schon seit Längerem. Ich bezeichne mich gerne als Rhythmiker und Improvisator und bin ein Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz. Als solchen sehe ich mich auch in meinem Engagement für die verschiedenen Mitwirkungsgremien der ZHdK. * Adriana Bognar ist Projektleiterin Kommunikation im Rektorat (adriana. [email protected]).

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vollversammlung zhdk-mittelbau

was meint das personal der zhdk?

Über hundert Personen, Assistierende sowie wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeitende, gehören dem Mittelbau der ZHdK an. Der Mittelbaurat vertritt ihre Interessen. Vorstand Mittelbaurat*

Der Personalrat machte im September 2008 eine Umfrage unter den rund 330 administrativtechnischen Mitarbeitenden der ZHdK. Etwa ein Viertel von ihnen hat geantwortet. Aus diesen Antworten ergeben sich die Anliegen, für die sich der Personalrat (PR) künftig engagieren will. Die wichtige Funktion, die die Angehörigen des Mittelbaus Vorstand Personalrat* neben den Dozierenden und dem Verwaltungspersonal im Gesamtgefüge der ZHdK einnehmen, ist evident. Die persönliche Betreuung von Studierenden zum Beispiel oder die Mitarbeit in Forschungsprojekten sind unverzichtbare Aufgaben in den Bereichen Lehre und Forschung, die an der Hochschule eng miteinander verknüpft sind.

Das Personal der ZHdK ist im Grossen und Ganzen zufrieden mit seiner Arbeitgeberin: 54 Prozent derjenigen, die geantwortet haben, sind sehr zufrieden, 38 Prozent sind eher zufrieden, 8 Prozent sind unzufrieden und halten Ausschau nach einer anderen Stelle. Am meisten Schwierigkeiten scheinen im Zusammenhang mit der Fusion entstanden zu Entstehung, Aufgaben und Ziele sein — für 80 Prozent ist sie noch nicht abgeschlossen. Bei 43 Um die Interessen der Mittelbauangestellten wahren zu könProzent hat sich die Arbeitsstelle im Laufe der Fusion negativ nen, wurde im Rahmen der Mitwirkungsgremien der ZHdK verändert. Trotzdem möchte jede/r vierte Angestellte bis zur der Mittelbaurat ins Leben gerufen. Er besteht aus mindes­ Pensionierung an der Hochschule tätig bleiben. tens fünf Delegierten, welche die fünf Departemente vertreten, und setzt sich für die Belange des Mittelbaus gegenüber Weiterbildung für die Vorgesetzten der Hochschulleitung, dem Rektor / der Rektorin und natür- Jede/r dritte Mitarbeitende möchte mehr Verantwortung lich auch auf Departements- und Institutsebene ein. übernehmen, viele wollen ihre Kompetenzen klarer geregelt sehen. Die Rückmeldungen ergaben, dass von den VorgesetzDie Tätigkeitsprofile im Mittelbau sind sehr heterogen. Daher ten jede/r Dritte eine hohe, jede/r vierte jedoch keine Fühbesteht eine grundlegende Aufgabe des Mittelbaurats darin, rungskompetenz hat, und jede/r zehnte schlicht überfordert gemeinsame Anliegen zu identifizieren, zu bündeln und das ist. Gewünscht wird, dass Personen in Führungspositionen Bewusstsein für die spezifischen Fragestellungen in dieser entsprechend ausgebildet sind und dass FührungskompePersonalkategorie zu schärfen. tenzen laufend trainiert werden. Eine vom Mittelbaurat entwickelte Laufbahnplanung, die inDer Personalrat weist die leitenden Gremien der ZHdK auf nerhalb der Hochschule umgesetzt werden soll, hat das Ziel, folgende personalpolitische Punkte hin, bei denen gemäss die Qualifizierung und Förderung des Mittelbaus zu etablieder Umfrage Defizite bestehen. Gleichzeitig fordert er die ren und strukturell zu verankern. Darüber hinaus ist es die Angestellten auf, sich offen, kritisch und konstruktiv am EntAufgabe dieses Gremiums, mittelbaurelevante Anliegen imwicklungsprozess der betreffenden Anliegen zu beteiligen: mer wieder einzubringen und entsprechende Lösungen einzufordern. — Ausbildung der Führungskompetenz bei den Leitungspersonen; Einbezug auf Gesamthochschulebene — Förderung der Weiterbildung; Ganz konkret wirken die Mitglieder des Mittelbaurats unter — Kultivierung einer echten und vieldimensionalen Gleichanderem in Findungskommissionen zur Wahl von Doziestellung; renden und Leitungspersonen mit. Über den Einsitz in der — verbessertes Coaching während der Zeit der Fusion; Hochschulversammlung ist der Mittelbau zudem mit der Lei— Nutzung des brachliegenden Verantwortungspotenzials tungsebene der ZHdK in Kontakt. unter den Angestellten der ZHdK. Als professionelles, von der Hochschule entlöhntes Gremium Die Ergebnisse der Umfrage werden in ausführlicher Form in beteiligt sich der Mittelbaurat an einer zukunftsträchtigen, der „PR news“, der neuen Zeitung des Personalrats, publiziert. gerechten und innovativen Struktur der ZHdK. Die „PR news“ soll in Zukunft in unregelmässigen Zeitabständen (mindestens einmal jährlich) erscheinen und dient dem Ankündigung Personalrat und allen Angestellten als unabhängige DiskusVollversammlung des ZHdK-Mittelbaus am Montag, 11. Mai sionsplattform. Beiträge und Rückmeldungen sind willkom2009, 17 h. Alle Angehörigen des Mittelbaus sind herzlich men (zu richten an: [email protected]). willkommen! Kontakt: [email protected] * Vorstand Mittelbaurat: Tobias Gerber, Dept. Kunst & Medien, Lukas Näf, Dept. Musik und Anna Schürch, Dept. Kulturanalysen und -Vermittlung.

* Vorstand Personalrat: Barbara Berger (Stv. Thomas Kaspar), Tobias Strebel, Christine Weidmann

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Dozentin Lisa Gretler bei der Arbeit mit einer Studentin. Foto: Regula Bearth

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wie eine gut erzählte geschichte Weil alle Bachelor-Projekte des Studiengangs Musik und Bewegung konzentriert an zwei Abenden vorgestellt werden, könnte man die Performances der Studierenden für eine Gruppenarbeit halten – weit gefehlt! Miriam Erni* erhellt, was sich hinter den Präsentationen verbirgt. „Die Studierenden gestalten in einem sieben Minuten dauernden Solostück eine Verbindung von Komposition und Bewegungsfolgen und setzen diese in Beziehung zu einem selbst gewählten Gegenstand.“ So lautet die Aufgabenstellung gemäss Studienführer – von Gruppenarbeit also keine Spur. Drei intensive Jahre Bachelor-Ausbildung, in denen sich die Studierenden mit verschiedenen Ausdrucks- und Tanzformen vertraut machen, bilden die Voraussetzung für die Bewältigung dieser Arbeit. Für die Umsetzung des performativen Teils ihrer Bachelor-Projekte steht ihnen eine engagierte und professionelle Mentorin zur Verfügung: die erfahrene Bühnenmusikerin und -performerin Lisa Gretler. Sie ist ausgebildete Pianistin und Tänzerin, arbeitete mit zahleichen Theatergruppen wie Compagnia Teatro Dimitri, öff öff, Theater Kanton Zürich, entwickelte eigene Stücke und ist zurzeit im neuen Programm „Selig (am Albis)“ des Pfannenstil Chammer Sexdeet zu sehen.

Die Ausdruckskraft der eigenen Sprache Gretlers Bewegungsunterricht im ersten Semester des dritten Studienjahres umkreist in erster Linie die Themenfindung der bevorstehenden Performances. Die Studierenden bringen Erfahrung und viele Ideen mit, die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt. Lisa Gretler versucht nun, diese Ideen zu konkretisieren und sie gemeinsam mit den Studierenden auf ihre Bühnentauglichkeit hin zu prüfen. Dabei wird Themen wie Bühnenpräsenz, Umgang mit dem Raum, Mimik und das Spiel mit Objekten viel Platz eingeräumt. In der Soloperformance geht es aber in erster Linie um die Vermittlung von

Inhalten. Eine blosse Aneinanderreihung von Übungen oder das Vorführen von Skizzen kann somit nicht ausreichend sein. Als Hauptziel ihrer Arbeit mit den Studierenden nennt Lisa Gretler denn auch das Finden einer eigenen Ausdruckssprache. Die Studierenden sollen nicht versuchen, in sieben Minuten alles zu präsentieren, was sie während der Ausbildung gelernt oder trainiert haben. Vielmehr geht es darum, der eigenen Sprache, ist sie einmal gefunden, treu zu bleiben und mit den gewählten Mitteln ein in sich geschlossenes Stück darzubieten. „Eine stimmige Performance hat den Verlauf einer gut erzählten Geschichte“, meint Lisa Gretler. Sie legt in ihrem Unterricht Wert auf die Erarbeitung eines roten Fadens und einer stabilen Erzählstruktur. Die Resultate einer solchen Arbeit können sich sehen lassen.

Kammerorchester oder Akkordeon? „Handlungsablauf, Handlungslogik, Gestik, Mimik und Bewegungsausdruck in Kombination mit dem eigenständig komponierten Musikstück bilden die Grundlagen dieses Projektes.“ Dieser Satz aus dem Studienführer macht deutlich, dass der Erfolg der erarbeiteten Soloperformances auch von der Musik abhängt, welche die Studierenden selber komponieren und arrangieren müssen. Hier werden sie von Hanspeter Kübler, Dozent für Composing-Arranging im Profil Musik und Bewegung, betreut. Die Musik wird an den Vorstellungen live gespielt, weshalb neben der Findung eines Leitmotivs die Instrumentierung und die Wahl der auftretenden MusikerInnen eine wichtige Rolle spielten. So stellen sich die Studierenden Fragen wie: Macht es Sinn, ein Kammerorchester zu organisieren, mit dem man während der Diplomprüfungszeit regelmässig Proben durchführen muss? Reicht ein Akkordeon zur Untermalung der Performance? Sind die MusikerInnen Teil der Darbietung? Man darf gespannt sein auf die beiden Vorstellungen im Theater am Gleis – das vielfältige Programm gewährt einen Einblick in den Bereich Musik und Bewegung, ist kurzweilig und sprüht vor Fantasie, Witz und Spielfreude! Vorstellungen Bachelor-Projekte Musik und Bewegung: 13. und 14. Mai 2009, jeweils um 19 h, Theater am Gleis, Winterthur. *Miriam Erni ist Assistentin der Studienleitung Musik und Bewegung ([email protected]).

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in sieben himmel horchen „Vom Himmel“ lautet das Motto des diesjährigen Berner Musikfestivals, welches damit dem interessierten Publikum eine kunsthistorische Sensation näherbringen möchte. Am Uraufführungsabend am 29. April in Zürich und tags darauf in Bern präsentieren sieben Kompositions- und Theoriedozierende der ZHdK ihre Werke dazu. Die Kurzbeschreibungen zu den Stücken sammelten Daniela Huser und Felix Baumann* Das Musikfestival Bern thematisiert den „Himmlischen Hof“, prachtvoll bemalte Brustfiguren von 87 Heiligen im Berner Münster, die als das bedeutendste Werk der Schweizer Bildplastik der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelten. Ihre Lage hoch oben im Chorgewölbe des Münsters hat sie vor dem Bildersturm der Reformation bewahrt. Trotz ihres hohen künstlerischen Ranges erfuhren die zahlreichen Figuren bislang wenig Beachtung. Dies soll sich nun ändern: Das Musikfestival Bern 2009 setzt mit seinem Festivalmotto „Vom Himmel“ eine bewusst vieldeutig gehaltene Metapher, welche sowohl religiös wie auch universal gelesen werden möchte. Universale Sichten auf „Himmel“ sollen mit religiösen Ideen und Bildern, mit paradiesischen, geistlichen sowie geistigen Himmelsvorstellungen ergänzt und durchmischt werden.

als angeheftete Menschenköpfe zu bilden. Dieser Zierrat, der in der Ruhm- und Rachsucht ganz wilder Völker seinen Ursprung hat, ist eben nicht zu empfehlen. Aber völlig ungereimt ist es, an die Schlusssteine lebendige Menschen- oder gar als Engelsköpfe auszuhauen. Denn auch die ausschweifendste Einbildungskraft wird keinen Grund entdecken, warum lebendige Wesen den Kopf aus einer Mauer herausstrecken.“ (Aus: Johann Georg Sulzer, „Allgemeine Theorie der Schönen Künste“, Band 2., Leipzig 1774, S. 1035.)

Andreas Nick: „Choralquartett für Flöte, Klarinette, Violine und Cello“ (dem Apostel Andreas gewidmet) Dieses Choralquartett ist dem Heiligen Apostel Andreas gewidmet und basiert auf Bachs Choralharmonisierung „Jesu meine Freude“. Sämtliche Töne des Choralquartetts sind allen vier Stimmen des Chorals aus allen zwölf Transpositionen entnommen. Die Zahl Zwölf spielt im Hinblick auf die zwölf Apostel im Choralquartett eine ebenso wichtige Rolle wie die Zahl Vier. Über die Apostel im Allgemeinen und den Apostel Andreas im Speziellen wird in den vier Evangelien in vier verschiedenen Versionen erzählt. Das Stück hat vier Teile: 1. Erleuchtung, 2. Berufung, 3. Verfolgung und 4. Verklärung. Neben den vier Instrumenten spielen vier musikalische Grundformen und vier verschiedene, voneinander unabhängige Tempi eine ausschlaggebende Rolle.

Für die „Zett“-Leserschaft baten wir unsere sieben DozieBurkhard Kinzler: „(um)kreisend“ renden, sich in einem kurzen Text oder mit Bildmaterial zu ... ein Stück, das die Möglichkeiten der im Raum des Berner ihrem Beitrag zu äussern: Münsters vorhandenen Universen betrachten und ausloten will: die mitteltönige Orgel – die dem Himmelsgewölbe ähnliche Anordnung der Heiligen –, die skordierten Saiten der Bruno Karrer: „In gewisser Entfernung“ Streicher und ihre natürlichen Flageolette – kombiniert mit „In gewisser Entfernung“ bekundet, trotz der Implikationen dem „Naturtoninstrument“ Horn ... des Titels, nicht nur Distanz sondern auch Achtung vor jenem ... in sich kreisend und sich gegenseitig umkreisend ... kirchlichen Teil unserer Geschichte, der die Gesellschaft moralisch-menschlich mitbegründet. Bedacht sind nicht einzelne Figuren oder Gruppen der versammelten Heiligen. VielAndré Fischer: „Laurentiushimmel“, Variationen für mehr wird dieser „Himmlische Hof“ in der Höhe des Berner Bläserquintett und Orgel Münsters als Ganzes abgeschritten, ritualhaft, wie das Abschreiten einer Ehrengarde: jeder Klang (jeder Gewölbestein) in seiner Gestalt an seinem Platz – études ecclésiastiques. Etwas über der Mitte, in Richtung Taube mit Nimbus, dem Zentrum der Hofgesellschaft, löst sich der Ritus zugunsten einer etwas freieren Konstellation – ganz im Sinne weitverzweigter Verheissung.

Mathias Steinauer: „Schlussstein“ für Streichtrio und Schwebeklang (2008) „Der Schlussstein (Wölbstein, Kolophon, Abhängling) ist der oberste Stein eines gemauerten Bogens oder Gewölbes. Es gehört zum Mechanischen der Baukunst, zu wissen, wie der Schlussstein müsse beschaffen sein, dass der Bogen oder das Gewölbe dadurch seinen festen Schluss und seine Hältnis Zur Skizze: Aufspüren von Einklang und Oktaven im poly­ bekomme. Es ist zur Gewohnheit gekommen, Schlusssteine phonen Geflecht.

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hören, fühlen, sehen — singen Felix Baumann: „Heiligen-Etude (Bidott und Padott)“ Der Versuch, Heilige oder Heiliges zu beschreiben, ist verfänglich und verfehlt leicht haarscharf das Gemeinte. Das Heilige lässt sich so einfach nicht artikulieren. Ob es sich mit musikalischen Mitteln im Masse einer nicht gesteuerten Übereinstimmung von inneren und äusseren, bewussten und vorbewussten Gegebenheiten einstellt? Bidott und Padott sind vielleicht zwei noch unerkannte Schutzheilige. Isabel Mundry: „Eisheilige“ Da ich ohne Heilige aufgewachsen bin, habe ich deren Fremdheit zum Thema gemacht. So richtet sich die Komposition nicht auf eine der dargestellten Figuren, sondern sie konzentriert sich auf die Grenze zwischen Verstehen und Nichtverstehen. In drei Versionen durchlaufen die drei Instrumente (Flöte, Klarinette und Cello) eine quasi einstimmige Melodie. Doch die Identität dieser Melodie bleibt fragil. Sie spaltet sich, entschwindet ins Geräusch, verwandelt sich oder verstummt. Wie unter einer Eisfläche bleibt die Melodie diffus. In einem vierten Durchlauf konzentriert sich die Musik auf die Konturen dieser Fläche selbst.

Konzerte: Mittwoch, 29. April 2009, 19.30 h im Grossen Saal, Florhofgasse 6, Zürich, und Donnerstag, 30. April 2009, 21 h, im Berner Münster. Den musikalischen Skulpturenweg gestalten mehrheitlich Kompositionsklassen der Schweizer Musikhochschulen. Der Zürcher Beitrag bringt Uraufführungen der (Kompositions-)Dozierenden zu Gehör. Das Konzert wird von Dirigierstudierenden unter Marc Kissóczy geleitet und von Instrumentalstudierenden der ZHdK der Formation Arc-en-Ciel bestritten. * Daniela Huser ist mit der Öffentlichkeitsarbeit des Departements Musik beauftragt ([email protected]). Felix Baumann unterrichtet Komposition, theoretische Fächer und zeitgenössische Musik und leitet den Studiengang Komposition/Theorie ([email protected]).

Auftritte mit dem Tonhalle-Orchester unter der Leitung von Philippe Jordan oder eine Tournee durch Israel – das neue VocalEnsemble der ZHdK ist ohne Zweifel ein Aushängeschild der Hochschule. Das Ensemble besteht aus 24 jungen Sologesangsstudierenden und singt anspruchsvolle Literatur von der Renaissance bis heute. Christian Ledermann* Seit Sommer 2008 ist Markus Utz künstlerischer Leiter des VocalEnsembles. Mit ihm, der Professor für Chorleitung am Departement Musik ist, steht dem Ensemble ein ausgewiesener Fachmann vor. Markus Utz studierte unter anderem Dirigieren in Detmold (D) und später in Stockholm, einem der grossen Zentren der Chorleitung. Er gründete und leitet zudem das hochgelobte Vokalsolistenensemble cantissimo. Was macht für ihn ein gutes Vokalensemble aus? Und mit welchen Mitteln erreicht er dies beim VocalEnsemble der ZHdK? Markus Utz: Die Begeisterung für die Sache ist eine der Hauptvoraussetzungen für ein gutes Ensemble. Neben den gleich gesinnten „sozialen“ Schwingungen, die sich auch in einer professionellen Arbeitshaltung ausdrücken, ist natürlich das musikalische „Resonare“, das Zusammenklingen, das wichtigste Element. Dieses auf möglichst hohem Niveau zu erreichen, ist ebenfalls meine Aufgabe: durch eine gute Pulsation – alle spüren denselben Puls der Musik – und eine homogene Vokalisation – durch gleiche Vokalfarben entstehen gemeinsame Obertöne und eine gute Intonation. Hören, Fühlen und Sehen sind dabei koordinativ gefordert. Für das VocalEnsemble möchte ich die Zusammenarbeit mit professionellen Ensemble-SängerInnen etablieren, die als „Stimmführende“ ihre Erfahrungen an die Studierenden weitergeben. Im Hinblick auf die Konzertreise nach Israel werden dies Mitglieder meines ensemble cantissimo sein.

Unbedingt hörenswert: das neue VocalEnsemble der ZHdK ...

Die Gesangsstudierenden der ZHdK und der früheren HMT treten schon lange mehrmals im Semester in VokalensembleKonzerten auf. Bisher wurden jedoch Gruppen von Sänger­ Innen für ein spezifisches Programm zusammengestellt, das dann meist in einem konzentrierten mehrtägigen Block einstudiert wurde. Seit Herbst 2008 ist der VokalensembleUnterricht nun im Wochenstundenplan der Studierenden integriert. Sämtliche Master-Studierenden sowie alle Bachelor-Studierenden im 5. Semester sind zu einem jährlichen Vorsingen verpflichtet. Danach werden sie in das neue VocalEnsemble ZHdK eingeteilt, das permanent aus 24 Sänger­ Innen besteht. Den übrigen Gesangsstudierenden steht das Ensemble im Rahmen des Wahlfachprogramms offen. Wie kommt die neue Struktur an bei Studierenden und Dozierenden? Was gibt es für erste Rückmeldungen? Markus Utz: Die wöchentliche Probenarbeit ist ein Wunsch der Fachgruppe Gesang und der Studierenden. Ob wir künftig wöchentlich oder projektweise proben, finde ich nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass wir im Gegensatz zu früher für jeweils einige Semester eine feste Besetzung haben, aus der ein homogener Klangkörper geformt werden kann. Und natürlich auch, dass die Studierenden Eigenverantwortung für die Vorbereitung des Notentextes übernehmen, um auf professionellem Niveau zu arbeiten.

... unter der Leitung von Markus Utz. Fotos: Regula Bearth

zer Komponisten auf. Drei Konzerte in sechs Tagen bedeuten harte Arbeit. Trotzdem wird Markus Utz fast überrannt von interessierten Sologesangsstudierenden. Wird sich diese Begeisterung in Zukunft halten? Welche Perspektiven sieht Markus Utz für das VocalEnsemble ZHdK? Und was sollen die Sologesangsstudierenden für das Studium, die Arbeit, die eigene Zukunft aus dem VocalEnsemble mitnehmen? Markus Utz: Die meist als Solostimmen ausgebildeten Sänger­ Innen unserer Hochschule lernen, instrumental zu singen, gezielt und sparsam mit ihrem Vibrato umzugehen, auf eine gute Intonation und Balance in der Stimmgruppe zu achten und das Ensemble als homogenen Klangkörper zu begreifen. Sie schärfen ihren Sinn für das Ensemble-Singen, das ihnen später auf der Bühne immer wieder begegnen wird. Wichtige Erfahrungen sind überdies die stilgerechte Aufführung unterschiedlichster Chor- und Ensemblemusik sowie das Engagement für ein gemeinsames Ziel in einer Gruppe.

Das VocalEnsemble wird auch in Zukunft ins Ausland reisen, CDs einspielen und mit internationalen Gastdirigenten zusammenarbeiten. Es soll sich als namhaftes professionelles Ensemble innerhalb der Schweizer Chorszene etablieren, angehende Chorleiter inspirieren und zukünftigen Komponistinnen die Gelegenheit zum Austausch geben. Möglich Das VocalEnsemble ZHdK trat im Dezember 2008 zum ers­ und absehbar ist auch die Einrichtung eines Studiengangs ten Mal bei zwei Aufführungen von Debussys „Nocturnes“ „Ensemble-Gesang“. mit dem Tonhalle-Orchester auf. Der junge Dirigent Philippe Jordan zeigte sich sehr beeindruckt von der Leistung der Das VocalEnsemble ZHdK wird am Dienstag, 16. Juni 2009, bei SängerInnen. Noch mehr im Mittelpunkt stand das Ensem- einem Konzert in der Zürcher Kirche St. Peter das Tourneeble Anfang 2009 im „Spektrum“-Konzert, als es unter Markus Programm aufführen. Die genauen Konzertdaten werden im Utz’ Leitung ein breites Programm mit Werken von Rossini bis Veranstaltungskalender der ZHdK publiziert (events.zhdk.ch). Bartok aufführte. Die baldige Israel-Tournee ist für die Studierenden Motivation und Belohnung zugleich: Sechs Tage reisen sie auf Einladung einer israelischen Konzertagentur durch das Land und führen in Haifa, Tel Aviv und Jerusalem Werke von Bach, aus der deutschen Romantik und von zeitgenössischen Schwei-

* Christian Ledermann ist Musiker und Geschäftsleiter der Alumni-Organisation „netzhdk“ ([email protected]).

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mobile raumzelle mit bodenhaftung Zwei Industrial Designer der ZHdK forschen seit ihrem Diplomabschluss im vergangenen Sommer an der Empa1: Dort realisieren sie zusammen mit Wissenschaftlern ihr Diplomprojekt „Self“. Martina Egli* „In dieser Halle stand einst die Spitze einer Ariane-Rakete der ESA2 “, sagt Sandro Macchi, Industrial-Design-Absolvent der ZHdK, auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz. Anstelle der Rakete füllen heute haushohe Maschinen und Prüfstände den Raum: Wir befinden uns in der Empa in Dübendorf. Hier entwickeln Sandro Macchi und Björn Olsson in der Abteilung Bautechnologien ihr Diplomprojekt „Self“ weiter. „Self“ könnte eines Tages Forschungsarbeiten in abgelegenen Gebieten erleichtern oder als mobile Zweitwohnung dienen: Die autarke Raumzelle speichert Energie und Wasser aus der Umwelt und ermöglicht dadurch ein ortsunabhängiges und komfortables Wohnen.

„In der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern werden wir oft mit fachspezifischen Ausdrücken und Formeln konfrontiert, die uns zu Beginn Verständnisprobleme bereitet haben. Mittlerweile können wir uns in die spezifischen Fachgebiete einbringen“, sagt Olsson. Durch die unterschiedlichen Denkweisen von Wissenschaftlern und Designern kommen neue Lösungswege zustande, von denen schlussendlich beide Disziplinen profitieren. „Plötzlich haben Ingenieure, die bisher nie etwas mit Design am Hut hatten, für unser Projekt arguZusammenspiel der Systeme mentiert – obwohl es eine technisch einfachere Lösung gegeKonzept und Design der Raumzelle „Self“ haben Olsson und ben hätte“, so Macchi. Macchi bereits im Rahmen ihrer ZHdK-Diplomarbeit entworfen. An der Empa stehen nun nicht mehr die kreativen Zukunftsweisender Selbstversorger Prozesse, sondern Planungs- und Organisationsarbeiten im Bis anhin existiert „Self“ erst in Form von Modellen und in Vordergrund. Die Industrial Designer kontaktieren Industrie- Berechnungen. Geplant ist aber, die autarke Raumzelle bis partner, holen bei Firmen Offerten ein und koordinieren die Ende 2009 zu realisieren. Dann soll „Self“ mindestens drei Planungs- und Produktionsphasen. „In ‚Self’ spielen verschie- Leben haben: „In einer ersten Phase wollen wir unser Produkt dene Systeme zusammen: Elektrizität, Wasser, Materialwahl, an Messen und Veranstaltungen einem breiten Publikum Grösse und Gewicht“, sagt Sandro Macchi. „Jedes Aufgaben- präsentieren“, sagt Macchi. „Danach soll die Raumzelle der gebiet wird von einer eigenen Firma oder Person bearbeitet, Forschung dienen.“ Schliesslich könne sie in einem weiteren und trotzdem muss alles aufeinander abgestimmt sein.“ Schritt als mobiles Sitzungszimmer oder als Ausstellungsraum vermietet werden.

Ästhetik versus Technik

Mit dem Projekt „Self“ haben Olsson und Macchi am Forschungsinstitut in Dübendorf eine besondere Position, denn Produkte zu entwickeln, steht normalerweise nicht im Fokus der Empa. Sie widmet sich hauptsächlich der Prüfung von Materialien und der Entwicklung neuer Technologien. Ebenso aussergewöhnlich ist in diesem Umfeld der Ausbildungshintergrund von Sandro Macchi und Björn Olsson: „Wir sind die einzigen Designer hier. Hauptsächlich arbeiten wir mit Ingenieuren und Forschern zusammen.“ Das interdisziplinäre Projekt stellt Macchi und Olsson manchmal vor Rätsel.

„Self“, der selbstversorgende Raum auf dem neusten Stand der Technologie, wird nicht wie die ESA-Rakete ins All fliegen. Vielmehr demonstriert die goldene Wohnzelle in Zukunft, was auf unserem blauen Planeten an Energieeffizienz möglich ist. *Martina Egli ist wissenschaftliche Assistentin der Studienvertiefung Industrial Design ([email protected]).

1) Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt 2) ESA = European Space Agency (Europäische Weltraumorganisation)

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ich zeig dir was, was du nicht siehst Scientific Visualization kooperiert mit dem Schweizerischen Nationalpark und lanciert einen unkonventionellen Wanderführer für Familien. Niklaus Heeb und Karin Seiler* Wer hat nicht als Kind einmal in den Ferien den Nationalpark besucht? Und wer hätte nicht gerne mit den Parkwächtern getauscht, die jeden Winkel des Parks kennen und wissen, wo sich die Gämsen verstecken? Wer weiss schon, dass alle Engadiner Murmeltiere in Tat und Wahrheit verwandelte Zwerge sind, und wer kennt die alte Schmuggler-Route am Ofenpass? Dank einem Kooperationsprojekt der Vertiefung Scientific Visualization (VSV) mit dem Schweizerischen Nationalpark (SNP) und Pro Natura können Kinder jetzt einen Tag lang mithilfe eines Navigationssystems und einer von Studierenden des 4. Semesters gestalteten Publikation in die Rolle des Parkwächters schlüpfen und dabei viel Wissenswertes über den Park, seine Geschichte und seine Bewohner, über Mythen und Legenden erfahren. Gemeinsam mit Studierenden aus anderen Vertiefungen des Departements Design haben VSV-Studierende im Herbstsemester 2008 im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit dem Nationalpark Ideen entwickelt, wie spezifische Inhalte an Familien mit Kindern im Grundschulalter vermittelt werden können. Die Präsentation der Ideen verlief so erfolgreich, dass der Park entschieden hat, einen der Vorschläge zu realisieren. Pro Natura, die Gründerin des Parks, welche dieses Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, unterstützt das Projekt zusätzlich. Die ausgewählte Idee kombiniert überzeugend eine Printpublikation mit einem digitalen Wanderführer für die Positionierung mittels GPS. Beim Besuch des Nationalparks erhalten interessierte Familien diesen digitalen Reiseführer sowie die Publikation, welche grossformatige Visualisierungen, eine Karte, Kurztexte und eine Audio-CD enthält.

gemeinsame Nutzung einen didaktischen Mehrwert. Publikation und CD können die Gäste als Erinnerung an ihr Erlebnis mit nach Hause nehmen, der digitale Wanderführer wird wieder abgegeben.

Für die Geschichtenentwicklung und die Realisation des Audio-Teils konnte die Vertiefungsrichtung Cast unter der Leitung von Martin Zimper gewonnen werden. Die VeröffentEin Wandererlebnis für alle Sinne lichung des Projekts ist auf Saisonbeginn des Nationalparks Gemeinsam mit den verantwortlichen Fachleuten des Natigeplant, und an der Jahresausstellung der ZHdK wird die onalparks wurde vor Ort eine geeignete Route ausgewählt, Buch-Vernissage gefeiert. entlang derer das GPS-Gerät den Wanderern verschiedene Standorte mit einem akustischen Signal meldet. Den jewei- *Niklaus Heeb ist Leiter und Karin Seiler Dozentin Studienvertiefung Scientiligen Standort können die Kinder in der Publikation wieder- fic Visualization ([email protected], [email protected]). erkennen. Zu Beginn der Wanderung gibt der Parkwächter einem Kind den Auftrag, seine Familie durch den Park zu füh- Der Schweizerische Nationalpark ist das grösste Schutzgebiet und der ren. Er erklärt, worauf es dabei ankommt. An jedem Standort einzige Nationalpark der Schweiz. Neben dem Naturschutz und der wissenschaftlichen Forschungstätigkeit kommt dem Nationalpark eine immer wird ab GPS-Gerät eine Geschichte erzählt, die zwar einen di- wichtigere Funktion als Bildungseinrichtung zu. Die Informationsangebote rekten Bezug zum Standort hat, deren zentrales Element aber des Nationalparks leisten einen wesentlichen Beitrag zum Naturverständnis in der Realität nicht sichtbar ist. Hier setzen Visualisierungen der BesucherInnen. ein. So sehen die Kinder zum Beispiel Spechtringe und -höh- www.nationalpark.ch len an einem Baum, doch fehlen die Vögel. Diese sind in der Mentoren: Dr. Ruedi Haller, Geograf; Dr. Hans Lozza, Stefan Triebs, ÖffentPublikation dargestellt, und ihr Tun wird über Bildgestaltung lichkeitsarbeit Pro Natura Schweiz ist die Anwältin und Meinungsmacherin für Naturund -details auf erzählerische Weise vermittelt. Die Publikation mit Audio-CD und der digitale Wanderführer funktionieren unabhängig voneinander, schaffen aber durch

schutz in der Schweiz und wurde vor genau 100 Jahren mit dem vorrangigen Ziel, den Nationalpark zu gründen, ins Leben gerufen. www.pronatura.ch, Kontakt: Dolores Ferrari, Monica Biondo

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in der nacht sind alle katzen grau

Mit der Installation Farb-Licht-Klaviaturen wurden Wechselwirkungen dyna­mischer LED Beleuchtung und farbiger Oberflächen raumgreifend dargestellt.

Farbe und Licht gehören zusammen. Auf dieser Erkenntnis gründet das Farb-Licht-Zentrum der ZHdK. Hier werden die Wechselwirkungen zwischen Licht und Farboberflächen untersucht. Ein Bericht über das Forschungsprojekt LEDColourLab von Ralf Michel* Wie in jeder wissenschaftlichen Disziplin forschen wir im Design unter anderem daran, grundlegend neue Erkenntnisse für die eigene Profession zu gewinnen – Erkenntnisse, die zu neuen Entwurfsmethoden führen etwa oder zu neuartigen Steuerungen des Entwurfsprozesses. Erschwert wird diese eigentliche Selbstverständlichkeit durch die Tatsache, dass unsere hauptsächliche Finanzierungsquelle nicht in der Grundlagenforschung liegt, sondern im Bereich der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung im Kontext der Kommission für Technologie und Innovation (KTI). Fluch und Segen zugleich! Wir stellen mit dem LED-ColourLab ein

Forschungsprojekt vor, das sich zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft an grundlegenden Fragen des Entwerfens orientiert.

Der Zusammenhang von Licht und Farbe als ­Forschungsgrundlage Ludwig Wittgenstein schrieb in seinen „Bemerkungen über die Farben“: „Man sagt zwar ‚In der Nacht sind alle Katzen grau’, aber das heisst eigentlich: Wir können ihre Farben nicht unterscheiden, und sie könnten grau sein.“ Erst durch Licht wird Farbe zur Farbe. Doch unter welchen Bedingungen werden Farben auf welche Weise wahrgenommen? Wie können diese Bedingungen aus Sicht des Designs erforscht werden? Im Design ist Farbe eines der grundlegenden gestalterischen Mittel. Und weil Farbe nur im Verhältnis zu Licht und Dunkelheit seine Wirkungen entfalten kann, wurde das Studium im Bereich der Farbe an der ZHdK auf jenen unabdingbaren Zusammenhang von Licht und Farbe ausgeweitet. Unter-

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Anschauen, selbst erproben und das Wissen zu Licht und Farbe vertiefen, das ermöglicht die Ausstellung, die vom Forschungsteam des LED-ColourLab inszeniert wurde. Fotos: Florian Bachmann

richts- und Forschungsprojekte haben dazu beigetragen, das Farb-Licht-Zentrum der Hochschule aufzubauen. Hier fliessen Erkenntnisse der traditionellen Farblehren mit dem Wissen über die Wechselbeziehungen von Licht und Farben in einer Farb-Licht-Lehre zusammen. Dabei wird untersucht, wie die Wirkungen von Farben durch die Positionierung im Raum, durch unterschiedliche Oberflächen und Lichtquellen beeinflusst werden. Und es werden Überlegungen angestellt, wie solche Erkenntnisse über die visuelle Wahrnehmung zeitgemäss und sinnlich erfahrbar in die Lehre fliessen können.

Die Zukunft gehört LED Das Forschungsprojekt LED-ColourLab untersuchte die Interaktionen zwischen LED-Licht und farbigen Oberflächen, denn mit jeder neuen Lichtquelle verändert sich auch die Wirkung materieller Farben. Und weil der LED-Lichttechnologie vorausgesagt wird, dass sie in den kommenden sechs bis zehn Jahren die meisten bisher bekannten Lichtquellen ersetzen wird, kommt dieser Forschung eine immanente Bedeutung zu im Hinblick auf das Produkt- und Interaction Design, die Innenarchitektur, die Szenografie und die Architektur. In unseren Experimenten traten unerwartete und zum Teil erhebliche Farbtonverschiebungen auf, die weitreichende Auswirkungen auf den gestalterischen Umgang mit dynamischem LED-Licht und Farboberflächen haben. In einem weiteren Forschungsvorhaben des Farb-Licht-Zentrums sollen sie zu neuen Entwurfswerkzeugen weiterentwickelt werden. Die Erkenntnisse der Forschergruppe sind in der Ausstel-

lung „LED – Licht und Farbe inszenieren“ zusammengefasst und im Gewerbemuseum Winterthur noch bis 3. Mai 2009 zu sehen. Die BesucherInnen können dort an Modellen und Versuchsanlagen erfahren, welchen gestalterischen Spielraum dynamische LED-Lichtquellen eröffnen, wenn sie mit farbigen Oberflächen zusammenwirken. Eine entsprechende Publikation zum Forschungsprojekt ist unter www.hochparterre.ch erhältlich („LED – Licht und Farbe erforschen“, Beilage zu „Hochparterre“ 11|2008). *Ralf Michel ist stellvertretender Leiter des Institute of Design & Technology und im Leitungsteam des Farb-Licht Zentrums ([email protected]). Das Farb-Licht-Zentrum (FLZ) entwickelt und setzt Forschungsprojekte um, führt Dienstleistungen aus, plant und realisiert Veranstaltungen/Ausstellungen und beteiligt sich an internationalen Konferenzen zur Thematik Farbe und Licht mit Fokus auf den Wechselwirkungen zwischen farbigen Oberflächen, Raum und Licht. Zudem ist es Beratungs- und Anlaufstelle für Lehrprojekte sowie für Weiterbildungsveranstaltungen und Workshops im Bereich Farbe und Licht. Das Zentrum ist seit 2008 am Institute for Design and Technology angeschlossen, wo es einen Forschungsschwerpunkt bildet. Es kooperiert mit den Departementen Design und Kulturanalysen und -Vermittlung sowie mit dem Institute for Art Education. Das Leitungsteam ist grundsätzlich offen für weitere interne und externe Kooperationen, insbesondere auch im Hinblick auf die inhaltlichen und räumlichen Potenziale im Toni-Areal. Schon jetzt steht eine umfangreiche Infrastruktur mit steuerbaren LED-Lines und -Modulen zur Verfügung, die für Lehrmodule und Veranstaltungen/Projekte ausgeliehen werden kann. Anfragen bitte an das Leitungsteam: Florian Bachmann, Prof. Ulrich Bachmann, Ralf Michel www.colourlight-center.ch

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design im blickfang von tokyo Blickfang, die Design-Messe für Möbel, Mode und Schmuck in Zürich, Stuttgart und Wien, war im vergangenen Oktober zum dritten Mal mit einer eigenen Halle an der Messe 100% Design Tokyo vertreten. Auch das Departement Design der ZHdK hatte einen Stand vor Ort. Nicholas Schärer* Die 100% Design Tokyo ist eine junge, aber viel beachtete Design-Messe im Herzen von Tokyo, deren letzte Ausgabe innerhalb von fünf Tagen 76 499 zahlende BesucherInnen anzog. Diese wurden am Eingang mit verschiedenen Badges (Consumer, Designer, Press, Government, Constructor usw.) sowie mit runden „100% Design“-Taschen ausgerüstet und auf die Jagd nach Accessoires, Give-aways und Visitenkarten geschickt. Die Blickfang-Halle befand sich direkt hinter dem Eingang zum Gelände und war somit oft die erste Anlaufstelle der BesucherInnen. Sie beheimatete 23 schweizerische, deutsche und österreichische Designer. Auch der ZHdK-Stand mit den drei Studienvertiefungen des Departements Design war präsent: Cast stellte Kurzgeschichten aus François Chalets Animationsmodul vor, Style & Design zeigte Fotoserien aus

Bitten Stetters Projekt „Untragbar Haltungsbildend“, und Industrial Design gewährte Einblick in das letztjährige Diplomprojekt „CenterSkates“ von Daniel Julier. Letzteres entwickelte sich im Verlauf der Messe zum Publikumsrenner – so sehr, dass die Skates ab dem zweiten Tag nur geschützt hinter Plexiglas betrachtet werden konnten. Auf grosses Interesse stiessen auch die anderen Projekte – einige MessegängerInnen nahmen sich sogar Zeit, die ins Japanische übersetzten Projektbeschriebe zu lesen. Viele der stets bis ins letzte Detail gestylten BesucherInnen zeigten sich begeistert vom hohen Niveau der Arbeiten, und auch die verschiedenen Flyer und Jahrbücher waren sehr begehrt. Nur die eigens angefertigten Schokolade-Napolitaines sorgten immer wieder für Verwirrung: Sie wurden nämlich von vielen BesucherInnen für Visitenkarten gehalten. Erst ein Schild mit der japanischen Aufschrift „Schweizer Schokolade“ vermochte dieses Missverständnis dauerhaft zu beheben.

*Nicholas Schärer ist Assistent der Studienvertiefung Cast ([email protected]).

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kunst & medien

die praxis der vernetzung Das Plugin Basel veranstaltet eine kleine und feine Veranstaltungsreihe namens „Electric RendezVous“, um Studierende verschiedener Kunsthochschulen der Schweiz zu einer Fachtagung zusammenzubringen. Im November 2008 fand sie bereits zum fünften Mal statt. Shusha Niederberger* Das „Electric Rendez-Vous“ ist tatsächlich ein Rendez-Vous: ein Treffen, nicht ganz ein Blind Date, da die Vertiefung Mediale Künste schon das dritte Jahr dabei ist. Wir treffen also in Basel ein: die Studierenden Gina Folly, Sophie Jung, Luc Gut, Tobias Wirz und Hannah Weinberger, ein Bus voller Equipment, begleitet von den beiden künstlerisch-wissenschaftlichen Mitarbeitenden Birk Weiberg und mir. Wir treffen als Erstes den Maler beim Finish der Wand, dann das aufgeräumte Team von Plugin und den Kurator Raffael Dörig. Wir treffen weiter auf unsere Kolleginnen und Kollegen von der Hochschule für Gestaltung und Kunst der Fachhochschule Nordwestschweiz (Aarau und Basel) sowie von der Haute école d’art et de design Genève. Wir treffen auf freundliche Räumlichkeiten und einen verheissungsvollen Plan zur Vernetzung all dieser Akteure: Zuerst bauen wir die Ausstellung auf, am Nachmittag findet eine kleine öffentliche Fachkonferenz in Form von Arbeitspräsentationen und Diskussion statt und danach eine Eröffnungsparty mit Performances und Musik. Das Programm zur Vernetzung von Kunststudierenden ist eine von vielen Initiativen des Plugin, einer der herausragenden Institutionen im Bereich der Medienkunst in der Schweiz. Entstanden 1999 als Verein mit dem Namen „Forum für neue Medien“, wird das Plugin seit dem Jahr 2000 von der Kuratorin Annette Schindler geleitet. Es betreibt in den Räumen gleich neben dem Museum für Gegenwartskunst am St. Alban-Rheinweg ein Ausstellungsprogramm mit nationalen und internationalen KünstlerInnen in Kooperationen mit anerkannten Institutionen, ein öffentliches Wohnzimmer mit Mediathek und einen kleinen Shop. Das Plugin hat sich in den bald zehn Jahren seines Bestehens als Drehscheibe und Knotenpunkt der Szene etabliert, was sich auch in seinem Engagement für NachwuchskünstlerInnen zeigt. Die Ausstellung ist aufgebaut. Die Studierenden präsentieren ihre Arbeiten, Fragen werden gestellt und beantwortet, kleine Diskussionen entstehen. Die vorgestellten Arbeiten bewegen sich auf den unterschiedlichsten Ebenen der Medienkunst und ihrer Formate (Videoarbeiten von Luc Gut, Tashi Brauen/ Fatih Dag/Hugo Ochoa; Videoinstallationen von Sophie Jung, Gina Folly/Hannah Weinberger und Israel Antonio Ospina; ein Klangobjekt von Tobias Wirz, das genreübergreifende Setting des Genfer Kollektivs The Measure of All Things). Ebenfalls thematisiert werden die Forschung (das interaktive Installations-Setting von Philipp Colombo sowie die Arbeiten zu Interfaces von David Siepert/Dania Vifian) und die Ver-

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mittlung (Franziska Glozer/Lucie Kolb/Valentina Stieger mit Radio Arthur). Die Präsentationen und die sich daraus ergebende Diskussion machen deutlich, wie vielfältig die mediale (Ausbildungs-)Landschaft und die künstlerischen Strategien sind. Am Abend dann wird gefeiert. Die gut besuchte Party bringt die Gäste unter die lokale Szene, ermöglicht informelle Gespräche und die Vertiefung der Bekanntschaften. Luc Gut performt mit seinem interaktiven Musikgenerator, weitere Performances von LOOL Nr.1 und Elia Rediger, Bianca Hildenbrand, eLm sowie ein Radio Arthur Special. Das ist der Spirit des „Electric Rendez-Vous“: Vernetzung und Kommunikation. Die 14-tägige Ausstellung ist sozusagen Zugabe. Zugabe! Weitere Informationen: Plugin: www.iplugin.ch Shift Festival: www.shiftfestival.ch Vertiefung Mediale Künste: vmk.zhdk.ch * Shusha Niederberger ist künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin der Vertiefung Mediale Künste des Departements Kunst & Medien (shusha. [email protected]). Tobias Wirz beim Aufbau seines Klangobjekts „Transduktion“.

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mediale künste

sex, science and the internet Das „Journal für Kunst, Sex und Mathematik“ ist ein Internet-Projekt von Barbara Ellmerer, Yves Netzhammer und Nils Röller, das seit 2006 existiert und zu dem mittlerweile 18 KünstlerInnen und AutorInnen aus der Schweiz und dem Ausland beitragen. Von einer denkwürdigen Reise des A Swiss academic and artist on how and why art Journals nach New Delhi berichtet Nils Röller* can bring sex and mathematics together on the Internet. Das „Journal für Kunst, Sex und Mathematik“ besteht aus einem Blog im Internet (siehe Angaben am Schluss) und einer Edition auf Papier. Eine Motivation für die Mitwirkenden besteht darin, sich mit den anderen auseinanderzusetzen und gemeinsame Themenfelder abzustecken.

The ‘Journal for Art, Sex and Mathematics’ is the catchy and partly self-explanatory name for an internet-based art project that relies on active and continual collaboration among the participants – which includes painters, graphic artists, poets and art theorists. The results of this collaboration, as it unfolds Im Rahmen eines Arbeitsstipendiums, das Barbara Ellmerer in the form of posts by the participants, can be viewed on their von der Pro Helvetia erhielt, waren wir gemeinsam vom 15. website (mentioned below). September bis zum 15. Dezember 2008 in New Delhi. Dort The posts consist of digital drawings, water colours, photos, eröffneten wir am 1. Dezember die Ausstellung des „Journals poems and texts in German and English, all related to – in für Kunst, Sex und Mathematik“, welche die ersten drei Edisome form or another – the themes of art, sex and mathetionen des Journals auf Papier zeigt. Der Titel alarmierte die matics (and science). The project has been conceived and is lokalen Ordnungskräfte. Befürchtet wurden anstössige Bilder, being run by Nils Röller, professor for media theory and cultudie radikale Sikhs oder Muslims motivieren könnten, die Ausral history at the Zurich University of the Arts, who is currently stellung in der Experimental Art Gallery im Habitat Centre in New Delhi; Barabara Ellmerer, a Zurich-based painter who von New Delhi zu stürmen. Gewalttätige Übergriffe, Beschäis also in New Delhi on a residency sponsored by Pro Helvetia, digungen von Kunstwerken und Verletzungen von Künstlethe Swiss Arts Council; and Yves Netzhammer, a Zurich-based rInnen sind ein dunkler Bereich des schillernden Spektrums digital artist. Edited excerpts from a free-wheeling interview verschiedener Kunstsysteme, die in Indien existieren. Dieses in New Delhi with Ellmerer and Röller on their project and Spektrum konnten wir mit dem Journal von seinen produktheir visit to India: tiven, lebendigen und motivierenden Seiten kennen- und schätzen lernen. When and how did the ‘The Journal for Art, Sex and Mathematics’ begin? Die Stadt wurde in diesem Zeitraum von Bombenattentaten Nils Röller (NR): The three of us have been working on this erschüttert. Die Serie von Attentaten erreichte mit den Anproject since 2006. We have been digitally exchanging ideas schlägen von Mumbai eine neue Dimension, die auch unand using the web as a ‘production device’ to test our indiviseren Aufenthalt überschattete. Mit Schweigeminuten wurde dual artworks, books and exhibitions. The web is often like a zum Beispiel während der Eröffnung der Ausstellung im Hacorporate laboratory – people don’t want others to see what bitat Centre den Opfern der Attentate gedacht. they are doing. But we didn’t want that at all. Im Hinblick auf die Ausstellung wurde das folgende Interview Barbara Ellmerer (BE): Images are posted – I, for instance, von Himanshu Bhagat geführt und am 9. Oktober 2008 auf make a water colour – and, often, other members in the „livemint.com“ (Online-Plattform des indischen „Wall Street group react immediately. We are constantly playing with each Journal“) publiziert. 1) other’s works.

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NR: I would like our project to be a political think tank. You could also call our project an ‘image tank’. Every month we invite someone to come to our image tank. We are here in Delhi and currently have the painter Abir Karmakar and the poet Sampurna Chattarji, collaborating on in the project. The group recently held an exhibition of the works at the Visual Arts Gallery, at the India Habitat Centre. Why? NR: We like to check the materiality of paper.

What have you discovered in this period? What has your experience been like? NR: Visual, theoretical and mathematical – this triangle is like an aesthetic-poetic continent. And we are building a ship to travel to this continent. The relation between gender and mathematics is strong and hidden. In society ‘male’ and ‘female’ are like positive and negative. We discover ways of ‘inbetween’, like queer people.

Again, science does so much (around us), but we have no BE: Once a year we like to have physical, sensual approach to knowledge of it. There is a deep lack of communication betwhat we are doing. ween scientists/mathematicians and artists/poets. We are Why this bringing together of art, sex and mathematics? pointers to this gap. BE: It is the coming together of painting, literature, and sciBE: Like my work ‘Higgs-Boson in Love’. I got many responses ence. from scientists; they are pleased. NR: Two major things or motivations drive our project: One As artists do you point to the gap or do you bridge it? is: reproduction or sex – it is becoming vulgar in the West with NR: That would be too ambitious – to bridge it. pornography. And we want to confront it with delicacy and respect. The other: science and mathematics – with computers, What brings you to India? mathematics has entered every aspect of our lives. So we want NR: A grant by the Swiss organisation Pro Helvetia to spend a to explore it at the sensual level. month here. We spread the word about our journal and it is a platform to connect with Indian artists. It is also a networking Isn’t there an element of playfulness to the project? project; to make beautiful contacts. NR: Art is not bound by rules. BE: Sex is seen as and has become dirty. We want to subvert that. If you click on our site for sex you will be disappointed. NR: Yes, porn sites don’t integrate and connect with us. BE: A policeman with a walkie-talkie walked into our show in Delhi. He said, ‘I have come to check if the show is vulgar. But I can’t see any vulgarity, I am relieved.’ How old is this project? NR: Since 2006. We now have 1000 posts of artworks and texts.

Das „Journal für Sex, Kunst und Mathematik“ kann unter www.journalfuerkunstsexundmathematik.ch angeschaut werden. *Prof. Dr. Nils Röller ist Dozent in der Vertiefung Mediale Künste, Departement Kunst & Medien ([email protected]). ) Das Interview wurde im originalen Wortlaut belassen.

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Bild linke Seite: Barbara Ellmerer: Higgs-Boson in Love. 2008, ink on paper. Bild rechte Seite: Yves Netzhammer: Drawing, 2008.

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kulturanalysen und -vermittlung

schwindelfrei im „educational turn“ Im Herbst 2009 startet der neue Master of Advanced Studies (MAS) Bilden – Künste – Gesellschaft. Der Titel des Postgraduate-Studiengangs ist zugleich sein Programm: Die Teilnehmenden werden in ihrer künstlerischen, pädagogischen und gesellschaftlichen Praxis weitergebildet und gefördert. Carmen Mörsch* zur Aktualität dieses MAS. Kurz vor Jahresende 2008 diagnostizierte die Kunstwissenschaftlerin Irit Rogoff im Kunstmagazin „e-flux“ einen „educational turn in curating“. Der so bezeichnete Paradigmenwechsel beinhaltet eine Suche nach zeitgemässen, widerständigen, auf die Potenzialität von Individuen und Kollektiven setzenden und damit ermächtigenden Konzepten von Bildung. Der „educational turn“ fragt nach den Bildungsfunktionen der Künste und interpretiert alles, was sich im Kunstfeld ereignet, unter dieser Perspektive: von der Kunstproduktion, dem Ausstellungsmachen und Publizieren bis hin zu sozialen Praktiken und solchen, die traditionell als Vermittlung bezeichnet werden. Er schält die Künste dadurch aus ihrer Selbstreferenzialität heraus, behauptet ihre gesellschaftliche Relevanz und verleiht ihnen so neuen Sinn.

achtenden Aufmerksamkeit für die Bildungspotenziale der Künste möglicherweise um einen Sturm im Wasserglas? An der Konzeption des MAS beteiligten sich Künstlerinnen, Theoretikerinnen und Pädagoginnen – konkret waren es Claudia Schuh in Zusammenarbeit mit Elisabeth Gaus (Pädagogische Hochschule Zürich), Claudia Hummel (Universität der Künste Berlin) und Carmen Mörsch (IAE). Er hat zum Ziel, kompetente und reflektierte PraktikerInnen auszubilden, deren Arbeit konkrete, exemplarische, überzeugende Antworten auf diese Fragen formuliert.

In produktiver Spannung Ideen und Initiativen entwickeln Als Entscheidungsträgerinnen, Mitarbeiter und selbstständige Kulturarbeiterinnen sollen die zukünftigen AbsolventInnen des MAS bestehende Modelle der kulturell-ästhetischen Bildung durch neue Ideen und Initiativen bereichern und erweitern. Ideen und Initiativen, die auf einem Fundament von Analyse- und Kritikfähigkeit, von Methoden- und Feldkenntnis fussen. Die von einer Haltung getragen sind, welche durch eine Ausbildung in einer produktiven Spannung entstehen wird: Mitten im Zentrum des Bolognaprozesses und dem damit einhergehenden Verständnis von Bildung als Baukasten wollen wir mit dem MAS einen Raum schaffen, der ein soziales Ereignis, ein Netzwerk und eine Kontinuität im gemeinsamen Nachdenken und Handeln generiert. Der, dem Beispiel der Künste folgend, Suchbewegung, Hinterfragung, Experiment, Scheitern und Neuansetzen als konstitutiv für Bildungsprozesse ansieht. Der also nicht nur sein Geld wert ist, sondern auch seinem Gegenstand, der kulturell-ästhetischen Bildung und deren gesellschaftlichen Relevanz Rechnung trägt. Und der genau dadurch exzellent für das Arbeitsfeld qualifiziert, weil nur so das für diesen Bereich notwendige pädagogische, künstlerische, operative und forschungsbezogene Know-how vermittelt werden kann.

Der gegenwärtigen Entdeckung von „Education“ durch Kuratoren und Kunstwissenschaftlerinnen gehen etwa 150 Jahre wechselnde Konzepte ästhetisch-kultureller Bildungsarbeit voraus. Manchmal waren sie autoritativ, manchmal setzten sie auf Emanzipation, manchmal verwechselten sie beides – und stets waren KünstlerInnen involviert. Seit im Jahr 1998 Wir sind gespannt auf die Leute, die diese Chance ergreifen die englische Labour-Partei die Verknüpfung von Kunst und werden, und freuen uns darauf, mit ihnen zu arbeiten. Bildung als gesellschaftlichen und ökonomischen Faktor (wieder-)entdeckte und damit begann, diese kulturpolitisch * Prof. Carmen Mörsch ist Leiterin des Institute for Art Education (IAE) am Departement Kulturanalysen und -Vermittlung ([email protected]). massiv zu forcieren, ziehen die Länder auf dem europäischen Kontinent allmählich nach. Inzwischen entstehen überall OfWeitere Informationen zum MAS Bilden – Künste – Gesellschaft unter: fensiven kultureller Bildung, Vermittlung wird zunehmend weiterbildung.zhdk.ch zum Förderfaktor, das Arbeitsfeld beginnt zu wachsen. Professionelle AkteurInnen sind zu dessen Mitgestaltung in Zukunft genauso gefragt wie interessante Kriterien zu dessen Ausdifferenzierung.

Bilden Künste Gesellschaft? Diese Entwicklung ist der Grund, warum das Institute for Art Education (IAE) auf Anregung von Claudia Schuh entschieden hat, den bestehenden, von ihr geleiteten CAS Gestalterische Projekte für Kinder und Jugendliche zum MAS Bilden – Künste – Gesellschaft auszubauen. Die drei Substantive sind durch Gedankenstriche lose verbunden und evozieren gleichzeitig eine Frage. Denn nicht zuletzt geschieht die Diagnose eines „turns“ auch mit einem skeptischen Unterton; die Unterstellung des Prätentiösen und des Flüchtigen schwingt hier mit. Steht tatsächlich fest, dass die Künste Gesellschaft bilden? Und wenn ja, auf welche Weise und welche Art von Gesellschaft? Handelt es sich bei der gegenwärtig zu beob­

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museum

roboter − von motion zu emotion? In der Sommerausstellung des Museum für Gestaltung Zürich zeigen zahlreiche interaktive Roboter, in welcher Beziehung Mensch und Maschine heute stehen. Zu sehen sind Roboter aus verschiedenen Bereichen des Lebens, sei dies im Haushalt, in der Forschung, in der Industrie, im Militär, in der Medizin oder als Spielzeug. Cynthia Gavranic* Eine Gesellschaft ohne Roboter ist heute kaum mehr vorstellbar. Besonders durch die Filmindustrie und die Medien besitzt das Thema grosse Aktualität. Unser Wissen über Roboter scheint jedoch stark zwischen Realität und Science-Fiction zu schwanken. Dies mag mit dem Ursprung des Begriffs „Roboter“ zusammenhängen, denn „robota“ bedeutet auf Tschechisch so viel wie Arbeit oder Zwangsarbeit und wurde erstmals im tschechischen Science-Fiction-Roman „Rossum‘s Universal Robots“ von 1921 verwendet. Darin beschreibt Karl Capek die Verselbstständigung von humanoiden Arbeitsrobotern, die zur Bedrohung der Menschen werden. Gemeinsam ist daher wohl allen Vorstellungen, dass die Faszination für den technischen Fortschritt von einer diffusen Furcht vor der seelenlosen Perfektion der Maschine begleitet wird.

Fiktion, Realität und Emotion Die Ausstellung „Roboter – von Motion zu Emotion?“ im Museum für Gestaltung Zürich untersucht einerseits, wie Emotionen zwischen Mensch und Maschine entstehen, und andererseits, in welchem Verhältnis Fiktion und Realität derzeit stehen. Ausgehend von den historischen Wurzeln der Roboter will sie einen Überblick über den alltäglichen Einsatz von Robotern im gesellschaftlichen, aber auch im gestalterischen Kontext vermitteln. Ein wichtiger Ausstellungsbereich ist der Forschung gewidmet. Die Schweiz verfügt über die grösste Dichte an kleinen Roboterfirmen und ist auch bezüglich Forschungsleistung an der Spitze der führenden Länder. Die Universität Zürich und die ETH gehören zu den weltweit renommiertesten Forschungszentren auf dem Gebiet der Robotik. Auch die ZHdK bietet mit den Vertiefungen Interaction Design (IAD) und Mediale Künste (VMK) sowie dem Swiss Artists-in-Labs-Programm (AIL) des Institute for Cultural Studies in the Arts (ICS) wesentliche Plattformen für die RobotikForschung.

Ausstellungsbeiträge der ZHdK In „Roboter – von Motion zu Emotion?“ sind denn auch diverse Beiträge vertreten, welche an der ZHdK entstanden sind. Das IAD führte im Hinblick auf die Ausstellung das Projekt „Step by Step“ durch, bei dem die Studierenden die Aufgabe hatten, sich fortbewegende Objekte ohne Räder zu bauen. Dabei sollten die Grundlagen von Bewegungsabläufen erforscht werden. Die Roboter „Caterpillar“, „Discobot“ und „Hermisphere“ sind Resultate des Projekts. Diesen mechanischen Gegenständen werden aufgrund ihrer Fortbewe-

„ASIMO”, Honda Motor Europe Ldt., 2005, Copyright Honda Motor Europe Ldt.

gungsart Charaktereigenschaften zugeschrieben, die beim Mensch Emotionen auslösen. Oliver Wolf, Assistent VMK, zeigt mit den „HASA-Laboratories“ eine künstlerische Installation, in der es um Forschung und Experiment geht. In einer Laborkoje werden unter anderem ein autopoetisches System eines Druckers und einer Kamera sowie „Unidentified Technical Objects“ gezeigt. Jill Scott, Co-Projektleiterin AIL, geht in ihrem Forschungsprojekt „Dermaland“ dem Sinnesreiz der menschlichen Haut und dem Einfluss von UV-Strahlung auf die Haut nach. Die interaktive Neuromedia-Skulptur ist als eine künstliche HautLandschaft konzipiert, über die zwei kleine Roboter-Milben kriechen und audiovisuelle Reaktionen auslösen. *Cynthia Gavranic ist Kuratorin am Museum für Gestaltung Zürich und Projektleiterin der Ausstellung ([email protected]). Ausstellung „Roboter – von Motion zu Emotion?“: 24. Juni bis 4. Oktober 2009, Galerie, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich Vernissage: Dienstag, 23. Juni 2009, 19 h Rahmenprogramm: — Symposium „Der künstliche Mensch“: Dienstag, 22. September 2009, 18 bis 21 h. Eine Kooperation des Museum für Gestaltung Zürich mit dem MAS Cultural Media Studies des ICS der ZHdK. — Workshop „Robo-Stories“ und bugnplay.ch Award Ceremony: Samstag, 27. Juni 2009, 10 bis 17.30 h. Eine Kooperation des Museum für Gestaltung Zürich mit der Vertiefung Mediale Künste der ZHdK und dem Migros Kulturprozent. Weitere Informationen unter: www.museum-gestaltung.ch

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Perry King, Ettore Sottsass, „Valentine S“, Schreibmaschine, Olivetti Spa, Italien, 1969, Museum für Gestaltung Zürich, Designsammlung.

museum

every thing design − ist heute alles design? Unter dem Titel „Every Thing Design“ präsentiert das Museum für Gestaltung Zürich erstmals das ganze Spektrum seiner seit 1875 aufgebauten und international bedeutenden Sammlungen in einer Ausstellung und einer umfassenden Publikation. Zentrales Thema dabei ist der Wertewandel im Gegensatz zur Wertbeständigkeit. Verena Formanek* Wie wird ein Designobjekt wahrgenommen? Wie verändert sich diese Wahrnehmung im Laufe der Zeit? Warum nimmt es ein Museum in die Sammlung auf, und wie entstehen Bedeutung und Wert? Ist heute alles Design? Diese Fragen stellt sich das Museum bei der Präsentation seiner in dieser Bandbreite nie zuvor gezeigten Plakat-, Design-, Kunstgewerbe- und Grafiksammlung. Über alldem steht die Beobachtung von Veränderungsprozessen in soziokultureller Hinsicht. Unter dem Aspekt des Wertewandels lassen sich über Jahrzehnte hinweg wiederkehrende Qualitätsmerkmale und Entwicklungen in der Produktion und Rezeption von Designobjekten fest­stellen.

Die Sammlungen und eine neue Plattform Das Museum ist die einzige Institution in der Schweiz, die seit 1875 Plakate, Grafik und Objekte alltäglicher und künstlerisch anspruchsvoller Designkultur sammelt. Ursprünglich führte das Kunstgewerbemuseum Zürich eine für den gewerblichen und gestalterischen Unterricht angelegte Vorbildersammlung. Daraus entwickelten sich im Lauf der Jahre eigenständige Bereiche, die 1987 mit der Gründung der Designsammlung thematisch abgerundet wurden. Heute liest sich das Inventar wie das „Who is Who“ der internationalen GestalterInnenszene. Von

Sophie Taeuber-Arp, „Wache“, aus: „König Hirsch“, Marionette, Carl Fischer, Schweiz, 1918, Museum für Gestaltung Zürich, Kunstgewerbesammlung.

Toulouse-Lautrec, Alfons Mucha, El Lissitzky, Jan Tschichold über Josef Müller-Brockmann bis zu Sophie Taeuber-Arp, Henry van de Velde, Oliviero Toscani und Félix Vallotton befinden sich aussergewöhnliche Werke in den Sammlungen. Besonders spannend zu beobachten sind die Entwicklungen bei den vielen Prototypen wie etwa der Freitag-Tasche der Gebrüder Freitag oder beim Gartensessel von Willy Guhl. Neben der internationalen Präsenz in Ausstellungen und Forschungsprojekten dienen die Sammlungsbestände innerhalb der Zürcher Hochschule der Künste dem Studium von Gestaltungslösungen, Materialien, Techniken und Stilen. Hier erweist sich das Internet als wichtige Plattform, um die Sammlungen jederzeit öffentlich zugänglich zu machen. Unter www.emuseum.ch können gegenwärtig über 30 000 Objekte entdeckt und erforscht werden. Das virtuelle Museum ist auch eine hilfreiche (Vor-)Informationsquelle zu den vier Sammlungen, welche die Studierenden auf Anmeldung besuchen können.

Ausstellung und Publikation „Every Thing Design“ Die Ausstellung in einer Szenografie des renommierten Ateliers Oï präsentiert über 400 Objekte aus allen Sparten, die bis heute eine impulsgebende Rolle für Forschung und Entwurf spielen. Sie macht die vielfältigen Bezüge der international bedeutenden Sammlungen des Museums erfahrbar. Die Schau ist in zehn Themenblöcke gegliedert. Den Auftakt bildet das Kapitel „Wandel“, in dem Objekte präsentiert werden, die aus der Mode gekommen sind. Demgegenüber steht die „Konstanz“. Hier sind Werke zu sehen, die bis heute Gültigkeit haben und immer noch im Umlauf beziehungsweise in Gebrauch sind. In diesem Zusammenhang stellt sich die spannende Frage, wann und warum ein Objekt zum Klassiker erklärt wird. Das Thema „ Autorschaft“ geht der persönlichen Handschrift des Gestalters oder der Gestalterin nach. Weiter wird in „Prozess, Technik, Funktion“ auf die synergetischen Abläufe im Design hingewiesen. Das Material, aus dem die Dinge bestehen, durchläuft vielfältige Prozesse. Und doch hat es auch einen Gegenpart, der immateriell zu sein scheint, wie im Themenbereich „Materialität und Immaterialität“ gezeigt wird. Im sechsten Kapitel steht der Gegensatz von „Verführung und Information“ zur Diskussion. Beobachtet wird da-

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Daniel Freitag, Markus Freitag, „77 Sunset Strip“, Umhängetasche, Freitag lab. AG, Zürich, 1995, Museum für Gestaltung Zürich, Designsammlung.

Dummy der von Irma Boom gestalteten Publikation „Every Thing Design – Die Sammlungen des Museum für Gestaltung Zürich“, 2009.

bei die Gratwanderung zwischen sachlicher Information und den Verlockungen in der Werbung. Der Aspekt „Lebenszyklus und Ökologie“ beschäftigt sich in konkretem wie auch in metaphorischem Sinn mit Vergänglichkeit und Nachhaltigkeit. Design-Ikonen und Objekte, die eine Wiederaufnahme früherer gestalterischer Elemente aufweisen, werden im Kapitel „Design Reloaded“ präsentiert. Der Themenbereich „Immigration der Formen“ befasst sich mit sichtbaren Einflüssen von Natur und Kultur ferner Länder, die Inspirationsquelle für die Gestaltung sein können. Den Abschluss bildet die „Gästeliste“. Jacqueline Burckhardt, Kueng Caputo, Frédéric Dedelley, Jenny Holzer, Max Küng, Helmut Lang, Jacqueline Otten, Jeroen van Rooijen und Cornel Windlin haben in den Depots der Sammlungen Objekte ausgewählt, die sie faszinieren und im Kontext von „Every Thing Design“ zeigen möchten. Die Auswahl der Objekte ist so unterschiedlich wie die Persönlichkeiten der Gäste und deren Haltung gegenüber der Gestaltung. Mit diesen subjektiven Eindrücken entsteht ein atmosphärisches, manchmal ironisches, sentimentales, aber auch ein nachdenkliches Bild der Veränderung von Werten innerhalb einer Zeitspanne von rund 130 Jahren.

Die Ausstellung „Irma Boom − Book Design“ Von Angeli Sachs* Im Zusammenhang mit dem von Irma Boom gestalteten Buch „Every Thing Design“ über die Sammlungen zeigt das Museum im Plakatraum eine Auswahl ihrer Arbeiten, die Einblick in das weitgefächerte experimentelle Werk und seine besonderen Aspekte gibt.

Irma Boom ist eine der bekanntesten Buchgestalterinnen der Gegenwart. Jedes ihrer Bücher ist Überraschung und Inspiration zugleich. Durch den Einsatz ungewöhnlicher Formate, Materialien, Farben, Strukturen und Typografien gibt die Niederländerin dem Inhalt jeweils eine besondere Form und macht das Buch zu einem visuellen und haptischen Erlebnis. Zu ihren wichtigsten Klienten gehören das Rijksmuseum Amsterdam, die Vereinten Nationen, Vitra International und Zumtobel. Ihre Bücher wurden auf zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt und sind auch in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York vertreten. Irma Boom Die Publikation „Every Thing Design“ wurde von der Niederwurde unter anderem 2001 mit dem Gutenberg-Preis für ihr länderin Irma Boom, derzeit eine der innovativsten BuchgeGesamtwerk ausgezeichnet. stalterinnen weltweit, konzipiert und gestaltet. Entstanden ist ein veritables Designobjekt, das zu einer Entdeckungsreise *Angeli Sachs ist Leiterin Ausstellungen am Museum für Gestaltung Zürich durch die einzigartigen Bestände der Plakat-, Design-, Kunst- und Projektleiterin der Ausstellung „Irma Boom“ ([email protected]). gewerbe- und Grafiksammlung auf über 800 Seiten einlädt. *Verena Formanek ist Leiterin Sammlungen am Museum für Gestaltung Zürich und Projektleiterin der Ausstellung „Every Thing Design“ (verena. [email protected]). Ausstellung „Every Thing Design – Die Sammlungen des Museum für Gestaltung Zürich“: bis 19. Juli 2009, Halle, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich Gespräche in der Ausstellung, vertiefte Führungen und weitere Informationen unter: www.museum-gestaltung.ch Sammlungen online unter: www.emuseum.ch Publikation „Every Thing Design − Die Sammlungen des Museum für Gestaltung Zürich“: Museum für Gestaltung Zürich (Hg.). Mit Beiträgen von Glenn Adamson, Paola Antonelli, Christian Brändle, Verena Formanek und Renate Menzi. Design: Irma Boom, 864 Seiten, 700 Abbildungen, Hatje Cantz Verlag, CHF 50. Sie kann bestellt werden unter: www.museum-gestaltung. ch/e-shop

Ausstellung „Irma Boom – Book Design“: bis 19. Juli 2009, Plakatraum, Museum für Gestaltung Zürich, Limmatstrasse 55, 8005 Zürich Vortrag von Irma Boom: Mittwoch, 13. Mai 2009, 19.30 h, Vortragssaal, Ausstellungsstrasse 60, in englischer Sprache

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weisses gold Seit Jahrtausenden trotzt Porzellan allen Krisen und überlebt wechselnde Modeströmungen. Anhand traditionsreicher Manufakturen sowie verblüffender Beispiele aus der Technik und der aktuellen Designszene zeigt das Museum Bellerive ab dem 10. Juli 2009, dass Porzellan seine Magie nie verloren hat. Eva Afuhs*

Ein ganzes Tafelservice oder repräsentative Einzelwerke waren beliebte Geschenkartikel in aristokratischen Kreisen, und diese Tatsache änderte Ess- und Tafelkultur. Grosse Manufakturen wie Meissen, Nymphenburg, Hutschenreuther oder die weltberühmte ungarische Herend hatten damals ihre erste Hochblüte.

War also Porzellan, betont aufwendig und kunstvoll bearbeitet, einst nur dem Adel vorbehalten, wandelten sich dessen Verwendung und sein Ruf mit der Industrialisierung vollkommen: Porzellan hielt Einzug in die bürgerliche Wohnstube. Aus den höfischen Preziosen wurde ein überall verfügbarer Massenartikel. Heute werden alte Entwürfe aus dieser Zeit, zum Beispiel das Fischservice von 1899 aus der NymphenPorzellanmanufakturen in Europa werden im Moment wirtburger Manufaktur, neu aufgelegt. schaftlich schwer gebeutelt. Rosenthal hat Insolvenz angemeldet. Der chinesische Markt überschwemmt die Welt mit Das Material hat durch seine Härte und Isolierqualitäten auch Billigware, und KonsumentInnen scheinen keinen Bedarf die Industrie und Medizin erobert. Im Laufe der Zeit wurde

mehr an Tafelservice zu haben. Die Ausstellung im Museum Bellerive kommt zum richtigen Zeitpunkt, um zu zeigen, dass gewisse Materialien allen Krisen zum Trotz über Jahrtausende hinweg nicht verschwinden und immer wieder Revivals erleben. Rosenthal mag die Tore schliessen müssen. Doch ein Beispiel aus der Geschichte des Porzellans macht sichtbar: Wenngleich die chinesischen Öfen im 16. Jahrhundert aus politischen Gründen komplett zerstört wurden, übte der Werkstoff weiterhin seine Faszination auf Künstlerinnen und Gestalter aus. Porzellan wurde, laut neueren Forschungen, bereits 1300 vor Christus in China gebrannt. Im 16. Jahrhundert gelangte es nach Europa und galt in vieler Hinsicht als unerhörte Kostbarkeit. Im Barock war es ein derart begehrtes Gut, dass es dem Material die Bezeichnung „Weisses Gold“ einbrachte. Wurde es bis dahin aus China importiert, versuchte man sich im 18. Jahrhundert auch in Europa mit dessen Herstellung. Porzellan war ein Luxusgut, das man sich einiges kosten liess.

es im Bereich der Autoproduktion und Elektronik verwendet, heute setzt man es zudem in der Raumfahrt ein. Seit jeher begeistert die Transparenz des Stoffes auch Gestalterinnen und Künstler. Faszinierend ist es, zu sehen, welche Möglichkeiten dieses Material bietet. Sperrige Produktionsprozesse halten Kunstschaffende meist nicht vom Experiment ab. Hella Jongerius, die hier als pars pro toto für die Designszene genannt sein soll, zeigt zum Beispiel einen neuen Umgang mit dem Thema Tafelservice in Verbindung mit dem Tafelaufsatz und dem Anbringen von Signaturen. *Eva Afuhs ist Leitende Kuratorin am Museum Bellerive ([email protected]). Ausstellung „Porzellan – Weisses Gold“: 10. Juli bis 25. Oktober 2009, Museum Bellerive, Höschgasse 3, 8008 Zürich, Vernissage: Donnerstag, 9. Juli, 19 h. Rahmenprogramm und weitere Informationen unter: www.museum-bellerive.ch

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das zusammenwirken von bild und geste symbolisiert geformtes dasein* Der Nachlass der Theaterschaffenden, Malerin und Illustratorin Georgette Boner (1903–1998) wurde der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK geschenkt und in den letzten Monaten in der Datenbank Sammlungen/Archive des Medienund Informationszentrums (MIZ) online zugänglich gemacht. Von Peter K. Jakob** Besonders wertvoll am Nachlass von Georgette Boner ist die umfangreiche Dokumentation zu Michael Tschechow (1891– 1955), dem noch heute für die Theaterausbildung wichtigen russischen Schauspieler und Schauspiellehrer. Texte, Programmhefte, Presseberichte und Fotos zeugen von der engen Zusammenarbeit mit ihm in den 1930er-Jahren. Daneben sind auch Beiträge von Tschechow-SchülerInnen wie Beatrice Straight (der Tochter der Dartington-Stifterin), Deirdre Hurstdu Prey, Hurd Hatfield und der jüngeren Generation eingeflossen. An diesen Zeugnissen lässt sich die Wirkung Michael Tschechows, angefangen bei seiner Moskauer Zeit vor 1926 bis in die 1990er-Jahre, nachvollziehen.

Michael Tschechow, Georgette Boner und Ravi Shankar auf einem Ausflug nach Chartres 1931. Ein symbolträchtiges Foto: Georgette Boner als Vermittlerin zwischen moderner russischer Schauspielkunst, westeuropäischem Erbe und Indien, wo ihre Schwester Alice Boner lebte und Georgette Boner mehrmals hinreiste.

Als im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs das Chekhov Theatre Studio in die USA verlegt wird, kehrt Georgette Boner 1939 in die Schweiz zurück und gibt am Bühnenstudio von Pauline Treichler (dem Vorläufer der Schauspielakademie Zürich) Schauspielunterricht. Mit Robert Faesi bearbeitet sie den Text „Die schwarze Spinne“ von Jeremias Gotthelf, Willy Burkhard schreibt die Musik dazu. Als Oper hat das Werk 1949 am Stadttheater Zürich Premiere. Mit Michael Tschechow pflegt sie weiterhin Kontakt und übersetzt nach seinem Tod 1955 seine Schriften.

Neben Ausschnitten aus Georgette Boners Schaffen als Malerin und Buch-Illustratorin sowie Dokumentationen ihrer zahlreichen Ausstellungen ist auch die Korrespondenz Boners mit Robert Faesi und Willy Burkhard zum gemeinsamen Projekt „Die Schwarze Spinne“ von grossem Interesse. Sie zeigt, wie Georgette Boner in der Schweiz der Nachkriegsjahre die Idee einer transdisziplinären Verbindung von Wort, Archivierung in Zusammenarbeit mit dem ipf Rhythmus/Musik und psychologischer Geste im Theater zu Als Georgette Boner 1998 stirbt, hinterlässt sie ein breitgerealisieren versuchte. fächertes Lebenswerk. Die Schweizerische Nationalbibliothek verzeichnet beinahe 30 Publikationen, an denen Georgette Von Zürich nach Zürich Boner als Autorin, Herausgeberin und Illustratorin beteiligt Georgette Boner bekundet schon ab 1917 als Gymnasiastin war. Als Betreuerin des Nachlasses ihrer Schwester Alice Boan der Höheren Töchterschule Zürich ihre Begeisterung für ner zur indischen Kunst war sie auch eng mit dem Museum Schauspiel und Bild, davon zeugen ihre gemalten Bilder zur Rietberg Zürich verbunden. Ihr Grossneffe, Dr. Ambros Boner, Premiere der Oper „Arlecchino“ von Feruccio Busoni in Züschenkte 2008 dem Institute for the Performing Arts and Film rich und ein Fotoalbum über die jährlichen Schülerinnen(ipf ) die Teile des Nachlasses von Georgette Boner, die vor theater. Noch gibt es keine Schauspielakademie in Zürich. So allem den Bereich Theater betreffen. Dank der Boner-Stiftung studiert sie Germanistik, inszeniert Studententheater, nimmt für Kunst und Kultur konnte im Rahmen eines ipf-Projekts der Schauspielunterricht bei Max Reinhart in Wien sowie bei FerNachlass ab Oktober 2008 archivgerecht aufgearbeitet und in dinand Gregori in Berlin und schreibt eine Dissertation zu der Datenbank Sammlungen/Archive online erfasst werden. „Arthur Schnitzlers Frauengestalten“. Heute ist der Nachlass Georgette Boner für weitere NachforIn Paris arbeitet sie 1929 bei Georges Pitoëff im Théâtre des schungen zugänglich. Arts (u.a. mit mehrstöckigen Simultanbühnen) und eröffnet Verzeichnis zum Nachlass Georgette Boner: http://miz.zhdk.ch (suchen nach 1931 die „Deutsche Bühne Paris“. Im gleichen Jahr beginnt „Georgette Boner“) Georgette Boner die Zusammenarbeit mit Michael Tschechow als Co-Direktorin des Théâtre Tchekhoff Paris. Sie be- ** Peter K. Jakob hat im Rahmen eines Projektauftrags den Nachlass Georgette Boner für das MIZ-Archiv aufgearbeitet ([email protected]). gleitet ihn nach Riga, Kaunas (Litauen) und 1935 auf eine USA-Tournee und hält Vorträge an seiner Schauspielschule in * Der Titel ist ein Zitat aus einem Buch von Georgette Boner: Georgette Boner, Bilder, Texte, Theater, Zürich 1996, S. 111. Dartington, England.

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services

wenn wir unsere arbeit gut machen, fallen wir nicht auf

Alessandra Zanotelli: „Ich bin ein sehr neugieriger Mensch“. Foto: Betty Fleck

Im Wesentlichen bezeichnet der Begriff sämtliche Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Immobilie. Dazu gehören die strategische Planung, die Realisierung, der Betrieb sowie der Rückbau. Die meisten ZHdK-Angehörigen kennen den betrieblichen Teil, das sind in der Regel alle Fragen im Zusammenhang mit Räumlichkeiten, Reinigung, Hausdienst und Sicherheit. Diejenigen ZHdK-Angehörigen, die sich in den Arbeitsgruppen intensiv mit dem Toni-Projekt auseinWas gab den Ausschlag, dass Sie sich für eine berufliche Zuandersetzen, kennen die Planung und die wirtschaftlichen kunft an der Hochschule der Künste entschieden haben? Überlegungen, die gemacht werden müssen. Das Ziel im Bevor ich zur ZHdK kam, arbeitete ich als Consultant in einer Facility Management ist, den Lebenszyklus einer Immobilie Beratungsfirma für Facility Management. Nach acht Jahren wirtschaftlich optimal zu begleiten und über den Betrieb zu hatte ich Lust auf eine Veränderung, und als ich das Inserat steuern. der Hochschule sah, wusste ich: Das ist es! Weil ich die Kunst zu meinem Hobby gemacht habe und nicht zum Beruf, war Als Leiterin FM nehmen Sie unterschiedliche Aufgaben wahr. die Ausgangslage für diese Stelle optimal. Welche sind das? In meiner Funktion führe ich die Bereiche Raum/Bau (LeiWas heisst Facility Management – kurz FM - genau? Können tung Marco Castellano), Reinigung und Betrieb (Leitung Sie diesen Berufszweig be- oder umschreiben? Nicole Burchard) sowie Hausdienst und Sicherheit (Leitung

Alessandra Zanotelli ist seit Anfang 2008 Leiterin Facility Management an der ZHdK. Was verbirgt sich hinter dem Begriff Facility Management? Welche Aufgaben nimmt sie im Projekt Toni-Areal wahr? Und was ist ihre grösste Herausforderung? Die Fragen stellte Eva Brüllmann*

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Werner Triet). Neu kümmere ich mich auch um sämtliche Mietvertragsverhältnisse. Dazu kommen die strategischen Projekte, insbesondere das Toni-Areal, das rund 80 Prozent meines Pensums beansprucht. Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit? Und was ist die grösste Herausforderung? Schön ist, dass ich meine Ausbildung und meine Berufserfahrung an einer Kunsthochschule umsetzen kann. Auch wenn ich keine künstlerische Ausbildung habe, fühle ich mich mit den Kunstschaffenden verbunden. Die grösste Herausforderung ist für mich, als eine Art „Übersetzerin“ zwischen der Künstlerwelt und der Welt der Services zu vermitteln. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Ihren Mitarbeitenden am meisten? Am meisten schätze ich an meinen mir direkt unterstellten Mitarbeitenden, dass sie ihre Bereiche selbstständig und absolut zuverlässig führen. In hektischen Zeiten – und die erleben wir oft – sind wir auf gegenseitige Unterstützung angewiesen. Im Toni-Projekt, wo Sie auch sehr eingebunden sind, haben Sie mit vielen Partnern zu tun: mit der öffentlichen Hand, der Privatwirtschaft und auf der anderen Seite mit den Mitarbeitenden der ZHdK. Wie werden Sie den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht? Ich bin ein sehr lösungsorientierter Mensch und versuche, die Dinge rational zu betrachten. Im Toni-Areal-Projekt bin ich mit der Vertretung der Nutzerinteressen beauftragt. Meine Aufgabe ist es, die Anliegen und Wünsche der ZHdK-Angehörigen zu überprüfen und in diversen Gremien zu vertreten. Sie sagen manchmal spasseshalber, Sie hätten zwei Kinder, Ihre Tochter Livia und den „Toni“. Was hat es für eine Bewandtnis mit dem Toni? Nun ja, es fällt mir nicht immer leicht, eine klare Grenze zu ziehen zwischen Privatleben und Geschäft. Bei mir läuft ständig alles mit- und nebeneinander. Als meine Tochter noch klein war, habe ich sie manchmal einfach mit ins Büro genommen, und heute nehme ich den kleinen Toni halt ab und zu nach Hause … Was sind die nächsten Schritte im Toni-Projekt? Es gibt in diesem komplexen Projekt immer verschiedene nächste Schritte, die parallel laufen. Einer davon ist der Bauprozess: Ende Januar wurde der Grundstein gelegt, zurzeit laufen die Rückbauarbeiten, und die Submissionsausschreibungen sind im Gange. Zudem hat uns der Kanton (der zukünftiger Mieter des Toni-Areals) beauftragt, die Kosten der Ausstattung zu ermitteln. Und hochschulintern versuchen wir, bis im Sommer einzelne Betriebskonzepte zu den öffentlichen Zonen im Toni-Areal zu erarbeiten. Es wird uns also nicht langweilig …

Mensch und würde viele Sachen gerne machen, neue Dinge ausprobieren, fremde Orte kennenlernen. Die Zeit reicht für etwas Sport, meine Familie und den Genuss der Zürcher Kultur. Und Feste feiern tu ich auch sehr gerne! Zusammen mit Ihrem Team sind Sie dafür verantwortlich, dass alle ZHdK-Gebäude in tadellosem Zustand sind und dass sich die Mitarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Erhalten Sie dafür zuweilen auch ein positives Feedback? Ich habe auch schon positive Rückmeldungen erhalten, was mich natürlich sehr motiviert hat. Das Facility Management ist ja mit den sogenannten Sekundärprozessen beauftragt. Das heisst, wir leisten die notwendige Unterstützung, damit das Kerngeschäft läuft. Deshalb gehören wir auch zu den Support Services der ZHdK.

Wenn wir unsere Arbeit gut machen, fallen wir nicht auf: Die Büros sind gereinigt, der Lift läuft, das Licht brennt und der Wo trifft man Alessandra Zanotelli privat? Wie verbringen Sie Penner vor dem Haupteingang wurde weggeschickt. Ihre Freizeit? Wir arbeiten kundenorientiert und versuchen, uns ständig zu Da ein geregelter Alltag eben nicht gerade zu meinen Stärverbessern. In diesem Sinne sind wir offen für ein positives ken gehört, krampfe ich gerne zwei, drei Monate am Stück und auch für ein kritisches Feedback. und verreise dann irgendwohin in die Ferien. Dort kann ich abschalten und auftanken. – Meine Interessen sind sehr *Eva Brüllmann ist Assistentin des Verwaltungsdirektors breit, die Freizeit jedoch beschränkt. Ich bin ein neugieriger (eva.brü[email protected]).

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alumni

vielleicht demnächst songwriting in den usa Peter Hasler’s Kitchen ist keine Kochschule, plus Puls kein neues Blutdruckmessgerät und Peter Hasler’s Monk Revival kein neuartiger Mönchsorden. Hinter allem steckt Peter Hasler, Schlagzeuger, Schlagzeuglehrer und Ehemaliger der Hochschule Musik und Theater Zürich (HMT). Christian Ledermann* Als Kind beginnt Peter Hasler mit dem Schlagzeugunterricht an der Jugendmusikschule Zürich, spielt als Teenager in verschiedenen Schülerbands und entschliesst sich eines Tages, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er bewirbt sich um einen Studienplatz in den USA, sendet ein Demotape an das renommierte Berklee College of Music in Boston und wird aufgenommen. Dort nimmt er Unterricht in Schlagzeug, Songwriting und Arrangement, übt sich aber auch in Gehörbildung, Theorie und klassischer Orchester-Perkussion. Zurück in der Schweiz arbeitet Peter Hasler erst als freischaffender Musiker und baut dann seine schon 1993 gegründete Musikschule Schlagzeug plus Puls wieder auf. Er unterrichtet mit selbstverfasstem Lehrmaterial, Play Alongs und vielen Themenheften und setzt auch auf so unkonventionelle Mittel wie das Körperkoordinationsprogramm des Hirsekissens nach der Methode von Pierre Favre. Er ist nicht nur Lehrer, sondern auch sein eigener Schulleiter. Dass er einst eine KVLehre gemacht hat, kommt ihm nun bei der Administration zugute. Weil es mit der Anerkennung von Diplomen nicht immer so einfach ist, macht er von 2003 bis 2005 an der HMT ein Nachdiplomstudium in Pädagogik. Peter Hasler ist also nicht nur netzhdk-Mitglied, sondern auch Berklee-Alumnus. „Lerne jeden Tag eine neue Person

kennen“, war dort das unausgesprochene Motto. Die CampusSituation von Berklee kam dem sehr entgegen. Heute meint Peter Hasler: „Ich war in den USA eigentlich besser verknüpft als in der Schweiz.“ Nicht zuletzt, um dies zu ändern, ist er seit der Gründung der ZHdK-Alumni-Organisation bei netzhdk dabei.

Was erwartet er von einer Alumni-Organisation wie netzhdk? „Ich denke, dass die Alumni-Organisation geeignet ist, um Kontakte mit anderen KünstlerInnen aus allen Sparten für anstehende Projekte und Kooperationen zu knüpfen. Ich schätze es vor allem, wenn netzhdk Anlässe organisiert, an denen Ehemalige aus den unterschiedlichsten Bereichen sich treffen und kennenlernen können. Da ich aber unter der Woche immer am Abend unterrichte, würde ich auch Anlässe am Wochenende, am Samstagmorgen oder am Sonntagnachmittag, begrüssen.“ Internetplattformen, Alumni-E-Mail-Adressen usw. sind gut und sinnvoll, ersetzen aber den persönlichen Kontakt nicht. Auch Berklee organisiert Mitgliederanlässe, doch ist es für Peter natürlich nicht möglich, diese regelmässig zu besuchen. Mit seinen damaligen StudienkollegInnen aus den USA steht er daher über Facebook und MySpace in Kontakt. Peter Haslers musikalische Tätigkeit ist sehr breit. Heute spielt er von Jazz bis Rock, von Electro bis Pop und Hip Hop. Seine langjährige Jazz-Band heisst Peter Hasler’s Monk Revival. Doch kann er von seinen Konzerten nicht leben, und damit geht es ihm wie ganz vielen freischaffenden jungen Schweizer MusikerInnen. Obwohl er mit viel Begeisterung unterrichtet, kommt dadurch gerade das Songwriting viel zu kurz. Denkt er manchmal daran, seine Karriere in den USA weiterzuverfolgen? „Vielleicht werde ich in den nächsten Sommerferien oder 2010 für ein paar Wochen an die Westküste (San Francisco, Los Angeles) reisen und die Musikszene vor Ort realistisch „auschecken“. Falls ich eine gute Überlebensmöglichkeit als Schlagzeuger und Musiker in den USA sehe, erwäge ich, dorthin zu ziehen.“ * Christian Ledermann leitet die Geschäftsstelle von netzhdk, der AlumniOrganisation der ZHdK ([email protected]).

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Die Interaction- und Game-DesignerInnen von der Ausstellungsstrasse 60 (Foto: Betty Fleck)

who is who

Interaktionsleiter und Designer. An der ZHdK seit: 2002. Ausserberufliche Interessen: Wein, Weib und Gesang. Was mir gefällt an der ZHdK: die vielen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Was ich verändern würde: die etwas zu schulischen Strukturen.

administrative Abläufe erfinden.

6 Ulrich Götz Professor, Leiter Studienprogramm IAD, Wer sind die Mitarbeiterinnen Game Design. Beruf/Ausbildung: Dozent, und Mitarbeiter der ZHdK? In Architekt (Diplomabschluss). An der ZHdK dieser Nummer stellt sich das seit: 27. Sept. 2004. Ausserberufliche InteresTeam der Vertiefung Interaction/ 3 Beat Suter sen: Musik: machen und hören. Was mir Game Design vor. Dozent Game Design. Beruf/Ausbildung: Dr. gefällt an der ZhdK: die Vielzahl an Themen Eva Brüllmann phil., Autor, Künstler, Verleger. An der ZHdK und Projekten, die mit externen Kooperaseit: 1. September 2004. Ausserberufliche Inte- tionspartnern angegangen werden. Was ich 1 Margarete Jahrmann ressen: ja. Was mir gefällt an der ZHdK: Cafete- verändern würde: die Öffnungszeiten! Professorin Game Design. Beruf/Ausbildung: ria. Was ich verändern würde: kein Mü. Künstlerin, Magister Artis, MSc School of 7 Gerhard M. Buurman computing, Communications & Electronics 4 Florian Faller Leiter der Vertiefungsrichtung Interaction Plymouth. Visiting artist researcher MIT Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Beruf/Aus- Design / Game Design. Beruf/Ausbildung: Gambit Lab. An der ZHdK seit: 1. Jänner bildung: Studium der Germanistik (Lizen- Giesserei­modellbauer, Industrial Designer, 2000. Ausserberufliche Interessen: Heraustiat) und Game Design (BA). An der ZHdK Doktor der Kunstwissenschaft. An der ZHdK geberin „Ludic Society“ Magazine, Urban seit: 01.08.2008. Ausserberufliche Interessen: seit: 1997. Ausserberufliche Interessen: Musik Games, Game Fashion. Was mir gefällt an Design, Film, Kunst, Musik. Was mir gefällt und Zeit … in dieser Reihenfolge. Was mir der ZHdK: die Möglichkeit, neue Themen an der ZHdK: meine lieben Kollegen. Was ich gefällt an der ZHdK: Dass wir nun endlich die wie etwa Alternate Reality Games im DDverändern würde: --Musik im Hause haben … Was ich verändern Modul 07 zu erarbeiten. Was ich verändern würde: … wenn ich einmal gross bin? würde: die kleinen Dinge und Forschung 5 Verena Romanens verstärken. Vertiefungssekretariat Interaction Design / 8 Max Moswitzer Game Design. Beruf/Ausbildung: KV, Textil- Dozent. Beruf/Ausbildung: autodidaktischer 2 Daniel Hug design. An der ZHdK seit: 1974–1979, 1995. Avatar. An der ZHdK seit: 2005. AusserberufWissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Ausserberufliche Interessen: Kunst & Sport. liche Interessen: snowboarden. Was mir gefällt Sound, Interaction Design und Game Was mir gefällt an der ZHdK: das inspirierende an der ZHdK: „Lernen ist das Persönlichste Design. Beruf/Ausbildung: diplomierter Umfeld. Was ich verändern würde: einfachere auf der Welt. Es ist so eigen wie ein Gesicht

leute

oder wie ein Fingerabdruck. Noch individueller als das Liebesleben“ Heinz von Foerster. Was ich verändern würde: --9 René Bauer GameEngine-Programmierung & Projektentwicklung. Beruf/Ausbildung: ---- An der ZHdK seit: 2005. Ausserberufliche Interessen: GameArt (www.and-or.ch/www.la1n.ch) & kollaborative Schreibumgebungen (www. textmachina.uzh.ch/nic-las). Was mir gefällt an der ZHdK: Unwahrscheinlichkeit für einen Studiengang Game Design. Was ich verändern würde: Spiel als Designtheorie. 10 Reto Spoerri Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Beruf/ Ausbildung: Elektroniker, Informatiker BA, Game Designer. An der ZHdK seit: 1. September 2008. Ausserberufliche Interessen: spielen, lesen, Freundschaften, Partys. Was mir gefällt an der ZHdK: die Stimmung, der Ideenreichtum und die Lage. Was ich verändern würde: die Mensa. 11 Magnus Rembold Dozent Programmierung im Game Design. Beruf/Ausbildung: Informatiker und Multimedia-Spezialist. An der ZHdK seit: Ende 2002. Ausserberufliche Interessen: Beim Autofahren laut Musik hören und mittrommeln, neue Software zur Kooperation ausdenken, die Welt geistig in besegelbare Abschnitte sortieren, coole generative Grafiken entwerfen. Was mir gefällt an der ZHdK: Man kennt alle Studis mit Namen; es macht Spass, in innovativen Feldern zu lehren und zu forschen. Was ich verändern würde: zeitraubende administrative Vorgänge modernisieren, viel mehr Zusammenarbeit täglich praktizieren, öfter gemeinsam über die alltäglichen Verbesserungsmöglichkeiten nachdenken.

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rektoren­ wechsel von bern nach zürich Thomas Dominik Meier, Direktor der Hochschule der Künste Bern HKB, wechselt an die Spitze der ZHdK und übernimmt damit die Nachfolge von Gründungsrektor Hans-Peter Schwarz. Offizieller Arbeitsbeginn des neuen Rektors ist am 1. November 2009.

erte, dass „die Berner Kulturszene damit eine profilierte Persönlichkeit“ verliere. Was hat Thomas D. Meier zum Schritt von der Aare an die Limmat bewogen? An der ZHdK reizt ihn, dass sie als autonome Teilschule der Zürcher Fachhochschule eine in der Schweiz einzigartige Eigenständigkeit besitzt. „Die Autonomie“, sagt er, „ist eine der Voraussetzungen für eine profilierte internationale Positionierung.“ Eine weitere Voraussetzung sieht er in der Einführung des 3. Studienzyklus und meint dazu: „In diesem inhaltlichen und politischen Prozess kommt der ZHdK als der grössten schweizerischen Kunsthochschule eine zentrale Rolle zu.“ Gleiches gilt seiner Ansicht nach bei der Diskussion um das geplante Hochschulförderungs- und koordinationsgesetz des Bundes. Er sieht diese Diskussion als möglichen Weg, die Kunsthochschulen als eigenen Typus zu etablieren. Den geplanten Umzug ins Toni-Areal bewertet der künftige Rektor als grosse Chance: „Die Zusammenführung aller Künste im Campus Toni eröffnet uns europaweit einmalige Möglichkeiten. Der Kunst-Ausbildungsplatz Zürich wird dadurch ausserordentlich gewinnen.“

Thomas D. Meier: «Die ZHdK besitzt eine in der Schweiz einzigartige Eigenständigkeit.»

Der Fachhochschulrat hat Thomas D. Meier am 16. Dezember 2008 zum neuen Rektor der ZHdK gewählt. Die Wahl erfolgte auf Antrag einer Findungskommission; diese bestand aus Vertretungen des Fachhochschulrates, der Hochschulleitung, der Hochschulversammlung, der Studierenden und aus einer externen Expertin. An der ZHdK sind die Reaktionen auf den Wechsel Meiers von Bern nach Zürich rundum positiv ausgefallen. Der zukünftige Rektor ist für einige ZHdK-Angehörige kein Unbekannter, da er sich seit Jahren in der schweizerischen Hochschul- und Kulturpolitik engagiert und daher auch über langjährige, fundierte Sach- und Fachkenntnisse verfügt. Anders tönte es in Bern: „Schön für Zürich und schade für Bern!“, war aus dem Umfeld der HKB zu hören. Auch die Berner Tageszeitung „Der Bund“ bedau-

Auf seine neue Aufgabe freut er sich insbesondere auch, weil er die hohe Qualität der Arbeit, die an der ZHdK von Dozierenden und Mitarbeitenden geleistet wird, aus eigener Erfahrung kennt und schätzt: „Diese Arbeit ist es, die die ZHdK für Studierende attraktiv macht.“ (hpo) Der 50-jährige Thomas D. Meier ist promovier­ ter Historiker und Anglist mit Spezialgebiet amerikanische Literatur. Nach seinem Studium war der gebürtige St. Galler zunächst als Assistent an der Universität Bern sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und als Mitglied der Museumsleitung im Bernischen Historischen Museum tätig. Ab 1996 leitete er während sieben Jahren das dortige Museum für Kommunikation, bis er 2003 zum Direktor der Hochschule der Künste Bern ernannt wurde. In seiner Museumszeit präsidierte er die Schweizer Sektion des Internationalen Museumsrates (ICOM) und war in diversen kulturpolitischen Gremien aktiv. Seit 2004 ist er Präsident der Konferenz der Kunsthochschulen Schweiz (KHS) und bleibt in der Kulturpolitik sowie in verschiedenen internationalen Netzwerken engagiert (ICOM, ELIA etc.).

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art education: neue leiterin ausstellen & vermitteln

tung Zürich übernahm. Seit 2008 ist Angeli Sachs auch Dozentin an der ZHdK. Im Zentrum ihrer Arbeit als Leiterin der Vertiefung ausstellen & vermitteln steht die Etablierung einer international konkurrenzfähigen Ausbildung der Studierenden zu Kuratorinnen und Vermittlern. Dies begreift Sachs als ein integratives Konzept, da eine Ausstellung konzipieren, umsetzen und vermitteln heute zwingend zusammengehören. Mit dem kunsthistorischen Fundament und der praktischen Erfahrung verfügt sie über hervorragende Ressourcen, die sie in diesen Studiengang einbringen kann. Angeli Sachs: „Ich glaube, dass sich die beiden Aufgaben im Master of Arts in Art Education und im Museum gegenseitig befruchten werden. Und ich freue mich auf den Austausch mit den Studierenden und Dozierenden und darauf, die nächste Generation von Ausstellungsmachern und Vermittlerinnen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten.“(bmo)

Angeli Sachs, Foto: Regula Bearth

so viele papiere Anfang dieses Jahres hat die Aus- auf dem pult ... stellungsleiterin des Museum für Gestaltung Zürich Angeli Sachs die Leitung der Vertiefung ausstellen & vermitteln im Master of Arts in Art Education übernommen. Somit fliessen die Kompetenzen des Museums direkt in die Lehre der ZHdK ein.

Im November des vergangenen Jahres lud die ZHdK wiederum Töchter und Söhne ihrer Angehörigen ein. Weil 2008 das Jahr der Informatik war, wurde die IT zum Thema dieses Besuchstages gewählt. Auf einem geführten Rundgang erhielten die Jugendlichen und einige Eltern Einblick in verschiedene Studiengänge und EinrichAngeli Sachs ist in Hamburg geboren und tungen der Hochschule und schauten auch in München aufgewachsen. Sie studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Soziologie an den Universitäten Augsburg und Frankfurt am Main. Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt beinhaltet Kunst, Architektur sowie Design des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Während ihrer Augsburger Jahre hat sie eine Literaturzeitschrift und einen Verlag betrieben und begonnen, bei Ausstellungen mitzuarbeiten. 1990 war sie Pressereferentin des Frankfurter Kunstvereins, wo sie unter Peter Weiermair Erfahrungen im Ausstellungsmachen sammelte. Danach kuratierte sie für den Kunstverein Aschaffenburg, das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main, die ETH Zürich und das Jüdische Museum Amsterdam. Beim Prestel Verlag München war sie Programmleiterin für Architektur und Design, bevor sie 2006 die Leitung der Ausstellungen im Museum für Gestal-

bei Hans-Peter Schwarz im Rektorat herein. Die Mädchen und Buben hielten sich nicht zurück mit Fragen an ihn. Zum Beispiel, warum er denn so viele Papiere auf seinem Pult habe und was er alles unterschreiben müsse. Nach dem Lunch im Panoramasaal inszenierten sich die Kids vor projizierten Hintergrundsujets und fotografierten sich gegenseitig. Anschliessend bearbeiteten sie unter professioneller Anleitung von ITMitarbeitenden ihre Bilder zu Fotokartenvorlagen, die ihnen dann gedruckt nach Hause geschickt wurden. Fazit: ein super Programm, interessierte und begeisterte Kinder, tolle Gastgeber­ Innen und stolze Eltern. Ganz herzlichen Dank nochmals den Organisatorinnen Irene Bürge Willemse und Barbara Berger sowie allen, die mit dabei waren und diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis machten. (Christine Weidmann)

hintergründe zur z-modulanmeldung Wie funktioniert die Zuweisung der BA-Studierenden in die verschiedenen Module? Ist eine Art Zufallsprinzip dahinter? Solche und weitere Fragen werden uns immer wieder gestellt. Deshalb möchten wir die Studierenden hier noch einmal über das Anmeldever­ fahren informieren. Für die Z-Module wurde eine eigene Software-Anwendung zur Online-Anmeldung entwickelt, damit die rund 1000 BA-Studierenden die gleiche Chance bei der Einschreibung erhalten. Die Teilnahme erfordert eine Anmeldung mit dem persönlichen ZHdK-Login und die Angabe von vier Themen-Prioritäten, um eine interessenorientierte Zuteilung gewährleisten zu können. Die Z-Modul-Software „schüttelt“ alle eingegangenen Anmeldungen und Prioritäten so lange durch, bis die optimale Übereinstimmung erreicht ist. Nach der Zuteilung durch den Zufallsgenerator wird jede/r Studierende über das Ergebnis informiert. Die Mehrheit wird den Z-Modulen ihrer ersten oder zweiten Priorität zugewiesen

museum

und erhält per E-Mail eine definitive Bestätigung. Für die Studierenden, denen ihre dritte oder vierte Priorität zugeteilt wird, bestehen die Möglichkeiten, sich entweder abzumelden und ihr Glück in der nächsten Runde zu versuchen oder auf einen anderen, noch freien Platz umzubuchen. Wenn sie sich innerhalb einer bestimmten Frist nicht abmelden oder umbuchen, wird ihre Anmeldung verbindlich. Eine Minderheit, welche vom Rechner nicht zugeteilt werden kann, erhält die Aufforderung, sich für mögliche freie Plätze anzumelden oder ihre Teilnahme auf das folgende Semester zu verschieben. (Yanne Balzer) Yanne Balzer, Leiterin Sekretariat Transdisziplinarität, koordiniert die Z-Module am Departement Kulturanalysen und -Vermittlung (yanne.balzer@ zhdk.ch). Einschreibung fürs Herbstsemester 2009: vom 15. bis 30. April 2009 unter http://www.zhdk.ch/ ?zmodule/anmeldung&login=1 Weitere Informationen zur Einschreibung, zu häufig gestellten Fragen, speziellen Regelungen etc. unter http://z-module.zhdk.ch

hochkarätiges theatertreffen ­

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Theaterakademie „Konrad Ekhof“ GmbH Hamburg organisiert – heuer in Zusammenarbeit mit den Hochschulen der Künste Zürich und Bern.

zürcher dokumentarfilmforum zdok.09

Anlässlich des Theatertreffens zeigt jede Schule einen einstündigen Ausschnitt aus einer Theaterproduktion, der dann juriert wird. Ausser den Förderpreisen des Bundesministeriums in der Höhe von insgesamt 20 000 Euro wird dieses Jahr der VontobelPreis (10 000 Euro) der Vontobel-Stiftung Zürich zur Förderung des Ensemblegedankens vergeben. Der Preis der Studierenden wird von der Schweizer Schauspielerin Regine Lutz gestiftet und ist mit 1000 Euro dotiert.

Am 7. und 8. Mai 2009 findet im Vortragssaal der ZHdK das zweite Symposium ZDOK statt. Das von der Fachrichtung Film mit Unterstützung des Institute for the Performing Arts and Film (ipf ) veranstaltete Symposium beschäftigt sich unter dem Titel „Film als Forschung – der Blick auf das Unerwartete“ mit filmischer Forschung und künstlerischer Praxis. Dabei erörtern Filmschaffende und Forschende aus internationalen und schweizerischen (Film-) Hochschulen die Frage nach Widersprüchen und Gemeinsamkeiten in Film- und Die Veranstaltung ist auch eine Gelegenheit Wissenschaftskulturen und untersuchen für die ZHdK-Studierenden, ihren Kommidie Dialektik von Visualität und Begrifflichlitonen aus Deutschland, Österreich und keit. Ebenfalls sollen filmische Forschungsder Schweiz zu begegnen. (ssc) methoden und die Zusammenarbeit in Das Detailprogramm ist erhältlich beim Projektlei- Netzwerken sowie neue Wege der Finanter Jean Grädel ([email protected]). zierung diskutiert werden.

e-tale — eine crossmediale­interaktive geschichten­ erzählung

Am Donnerstag, 7. Mai, um 17 Uhr, findet die Buchvernissage der Publikation zum letztjährigen Symposium, „Strategien der filmischen Authentizität“, statt. Danach wird der Preis der Alexis Victor ThalbergStiftung für den besten Dokumentarfilm von Studierenden und AbsolventInnen der ZHdK im Jahr 2008 vergeben. Das Symposium ist öffentlich. (Claudia Ramseier) Informationen und Anmeldung:

Der 28.11.2008 war ein ganz normaler Fern- [email protected] oder Lucie Bader, Leitung ZDOK.09 ([email protected]) sehabend in der Deutschschweiz. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als ein Werbespot der Mobiliar zu sehen war. Plötzlich begann das Fernsehbild zu flimmern, und ein junger Mann schien sich in den Spot zu hacken. Im Outfit eines Rappers schrie er: „got balls, got money, got everything!“ Und während er provozierend lachte, wurde eine Website eingeblendet: http://got-balls. ch/. Damit begann eine neue Phase eines Forschungsprojekts des Instituts für Design und Technologie (idt).

Vom 21. bis 27. Juni 2009 treffen sich 350 Schauspielstudierende und -dozierende aus dem deutschsprachigen Europa am Departement Darstellende Künste und Film der ZHdK zum 20. „Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender“. Das Treffen findet jedes Jahr an einer anderen deutschsprachigen Theater-Hochschule statt und wird von der Europäischen

Schon Tage zuvor war die Spannung im Team um die Projektleiterin Tanja Gompf auf einem Höhepunkt. Würde es gelingen, 10 000 öffentliche Telefone gleichzeitig zum Klingeln zu bringen? E-tale ist eine spannende Echtzeit-Erzählung, in der ein scheinbar grössenwahnsinniger junger Musiker mit öffentlichen Aktionen auf sich aufmerksam macht. Die Geschichte ist ein Beispiel für angewandte Faction, halb Fact, halb Fiction. (Gerhard Blechinger)

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vor allem: miteinander kommunizieren, aufeinander hören.“ (TA, 23.2.09). Und ein Student meinte: „C’est vrai, ça n’a duré que deux heures. Mais en intensité, ça m’en a paru sept.“ („Le Temps“, 23.2.09). (dhu) Pressespiegel zum Workshop vom 21.2. im Grossen Saal und zum Orchesterakademie-Konzert vom 24.4. in der Tonhalle Zürich unter www.zhdk.ch/?Pressestimmen.

Von links nach rechts: Christian Brändle (Direktor Museum), Dr. Hans Hollenstein (Sicherheitsdirektion), Regine Aeppli (Bildungsdirektion), Beat Husi (Staatsschreiber), Dr. Markus Notter (Direktion der Justiz und des Innern), Rita Fuhrer (Volkswirtschaftsdirektion), Markus Kägi (Baudirektion), Dr. Ursula Gut-Winterberger (Finanzdirektion), Dr. Thomas Heiniger (Gesundheitsdirektion), Susanne Sorg-Keller (Regierungssprecherin), Christoph Weckerle (Direktor Departement Kulturanalysen und -Vermittlung).

der regierungsrat im museum

rennpappe

Kreativität und handwerkliches Können waren auch am zweiten Rennpappe-WettIm Dezember 2008 besuchte der Gesamtbewerb für Design-Studierende in Bozen regierungsrat des Kantons Zürich die Ausgefragt. Vier Industrial-Design-Studierende stellung „Kopf an Kopf – Politikerporträts“ weilten vom 5. bis 8. März im Südtirol, um im Museum für Gestaltung Zürich, die Eindort ihr Geschick unter Beweis zu stellen. blicke in die visuellen Strategien der ImageDoch nicht die Konkurrenz der verschiebildung, Repräsentation und Demontage denen Hochschulen, vielmehr die Teambilvon Politikerinnen und Politikern gab. Die dungs- und Teamworkfähigkeiten standen Regierungsmitglieder zeigten sich sehr inteam Event im Vordergrund. (Die Gewinner ressiert und genossen den Ausstellungssind noch nicht bekannt.) (Martina Egli) rundgang mit anschliessen­dem Lunch. Dank ihnen konnten im Rahmen dieser Ausstellung erstmals die offiziellen Gemälde der ehemaligen Regierungsrätinnen und Bundesräte des Kantons öffentlich gezeigt werden. (Christian Brändle)

sir simon rattles sternstunde an der zhdk

kerze in form

extrakonzerte studio alte musik ­

Die Spannung war greifbar im Grossen Saal an der Florhofgasse, als das vereinigte Orchester der ZHdK und der Haute école de Drei Studierende der Vertiefung Industrimusique de Genève die Anfangstakte des al Design konnten während der AusstelFinales von Brahms’ 1. Sinfonie spielte – lung „Max Bill 100“ im Shop des Museums denn am Dirigentenpult stand kein gerinHaus Konstruktiv selbstkreierte Kerzenkolgerer als Sir Simon Rattle, Chefdirigent der lektionen verkaufen. Die Designs haben Berliner Philharmoniker, ein Star seiner bewiesen, dass Kerzen nicht zwingend Gilde. Enorm war der Publikumsandrang, mit Adventszeit assoziiert werden müssen: die Platzzahl streng begrenzt. ZHdK-AngeDie Bergform verspricht dem Naturfreund hörige und Medienvertreter wollten dem Romantik, die Schokoladenform versüsst Maestro beim Workshop mit den Studieden Feierabend ganz ohne Kalorien und renden über die Schulter gucken. Und wurdie Sparlampenkerze dient Leuten, die den reich belohnt, denn „… zwei intensive noch effizienter Energie sparen wollen. und eindrückliche Stunden lang machte (Martina Egli) (Rattle) den Studierenden unmissverständlich klar, was es heisst, mit Leib und Seele den Kern eines Werkes zu zeigen.“ (NZZ, 26.2.09). „Musizieren … heisst für Rattle

Am Freitag, 29. Mai, um 19.30 h konzertieren im Grossen Saal, Forhofgasse 6 in Zürich, Anton Steck (Violine) und Marieke Spaans (Hammerklavier) mit einem aussergewöhnlichen Programm: Das Zeitalter Niccolo Paganinis und damit die Metropole Wien im frühen 19. Jahrhundert steht hier im Zentrum. Zu Paganini gesellen sich Werke von Franz Schubert, Rudolph Kreutzer und Ferdinand Ries. London im 17. Jahrhundert: Henry Purcell, Matthew Locke und William Lawes prägen die Endphase eines englischen Stils, dessen Wurzeln ins frühe 16. Jahrhundert reichen. Trompetenkonzerte mit dem Solisten Claude Rippas – der mit diesem Auftritt seinen Abschied in den Ruhestand feiert – werden ergänzt durch Suiten aus Opern (Matthew Locke: The Tempest / Henry Purcell: King Arthur), die in grosser Besetzung und unter der Leitung von Matthias Weilenmann (Konzertmeisterin: Monika Baer) alle Aspekte dieser ausserordentlich farbigen Musiksprache belegen. Das Konzert findet am Samstag, 13. Juni im Grossen Saal, Forhofgasse 6, Zürich statt und am Sonntag, 14. Juni im Konzertsaal, Tössertobelstrasse 1, Winterthur. (dhu)

design, tanz

zett 1–09

nägel mit köpfen für den tanz

mitmachkabinett Im Mitmachkabinett wird mit Klängen experimentiert, zu aktueller Musik geforscht, zugehört, ausprobiert, gespielt und diskutiert. Fünfmal pro Semester treffen sich rund 14 Kinder im Haus Florhofgasse, um sich mit Neuster Musik zu beschäftigen. Im ersten Semester wurde zum Beispiel ein Streichquartett von Beat Furrer aufgeführt, es gab Konzepte von Gerd Zacher und Scherben zu Enno Poppe.

Bis vor Kurzem war noch die Rede von einem Pilotprojekt (vgl. zett 4–08). Dann, sozusagen über Nacht, wurden vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) Nägel mit Köpfen gemacht: Die berufliche Grundbildung Bühnentanz ist bewilligt und damit der Tänzerberuf anerkannt! Seit 1. Februar 2009 können nun also iunge angehende Tänzerinnen und Tänzer eine umfassende professionelle Ausbildung in Tanz absolvieren. Wer das Qualifikationsverfahren erfolgreich durchlaufen hat, erhält „Fussspuren IV“, Gala-Schulvorstellung der Tanz Akademie Zürich, Mai 2008, Schauspielhaus Züdas eidgenössische Fähigkeitszeugnis. Die- rich, © Bettina Stöss/Stage Picture GmbH, Berlin. ses berechtigt, den gesetzlich geschütz­ten Titel „Bühnentänzerin oder Bühnentänzer EFZ“ zu tragen. Während in Lausanne eine Ausbildung mit Schwerpunkt Zeitgenössischer Tanz in Vorbereitung ist, führt die Tanz Akademie Zürich (taZ) derzeit als einzige Ausbildungsstätte für die Fachrichtung Klassischer Tanz die professionelle Berufsausbildung für Bühnentanz ab Sommer 2009 in ihrem Angebot. (Sabine Albrecht) Informationen zur Verordnung über die berufliche Grundbildung und Bildungsplan: www.bbt.admin.ch Informationen über die Ausbildung: www.dansesuisse.ch und www.tanzakademie.ch

musik aufmischen Als erste Schweizer Kunsthochschule bietet die ZHdK in Kooperation mit der Schweizer Akademie für Musik und Musikpädagogik (SAMP) sowie in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Detmold den Master of Advanced Studies (MAS) in Musikvermittlung und Konzertpädagogik an. Der MAS wird seit Februar 2009 durchgeführt, ist berufsbegleitend und dauert vier Semester. Er beschäftigt sich dezidiert auch mit der Musik der letzten 50 Jahre und ist transdisziplinär angelegt. Ein hoher Praxisbezug ist gewährleistet. In Zusammenarbeit mit diversen Institutionen sind Praktika und Projekte geplant (Forum Alte Musik, Festival Flims, Open-Air-Oper Hallwyl). (dhu) Weitere Informationen: Elisabeth Danuser, Leiterin Weiterbildung Departement Musik ([email protected]) und Regula Stibi, Studienleiterin Master of Advanced Studies in Musikvermittlung und Konzertpädagogik ([email protected]).

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der traum vom tanzen

„Wer hat meinen Kopfschmuck gesehen?“, „Wo geht’s hier zur Bühne?“ oder „Wann geht’s endlich los?“. Hochspannung hinter den Kulissen, Aufregung und Vorfreude in den Garderoben: Rund 70 SchülerInnen und Studierende der Tanz Akademie Zürich (taZ) im Alter zwischen 9 und 18 Jahren haben die Pfauenbühne in Beschlag genommen und bereiten sich auf „ihren“ Auftritt vor.

Im zweiten Semester arbeitet das Mitmachkabinett mit der Caritas Zürich zusammen. Auf dem Programm stehen Auseinandersetzungen mit Hans Zehnder, Carola Bauckholt und Kurzopern von Saskia Bladt. Das Mitmachkabinett ist ein Angbeot des Studios für neue Musik, des ICST, des Masters Musikpädagogik, Rhythmik sowie des MAS in Musikvermittlung/Konzertpädagogik und wird von Regula Stibi geleitet. (dhu)

Im Frühsommer 2009 jährt sich das Programm „Fussspuren“ im Schauspielhaus Zürich bereits zum fünften Mal, und allmählich wird es in der Öffentlichkeit als Ballett- und Tanzevent wahrgenommen. Die jungen Nachwuchstalente meistern die technisch und künstlerisch anspruchsvollen Werke namhafter nationaler und internationaler Choreografen mit Bravour. Disziplin, Einsatz und Ausdauer machen’s möglich: Hier geben die Jüngsten bis zu den Ältesten ihr Bestes oder gar etwas mehr, um ihren Traum vom Tanzen zu verwirklichen. Das Resultat überrascht nicht nur das alljährlich zahlreich erscheinende Publikum, das neben der klassischen und zeitgenössischen Programmvielfalt auch die Vielschichtigkeit der Ausbildung und die individuellen Entwicklungen mitverfolgt. Oftmals überbieten die Leistungen der Studierenden die Erwartungen der Dozierenden und der taZLeitung. Vorhang auf für „Fussspuren V“. (Sabine Albrecht) „Fussspuren V“: 23. und 24. Mai 2009, 18 h, Schauspielhaus Zürich, Pfauen. Informationen unter: www.tanzakademie.ch

Mitmachkabinett: mit Klängen experimentieren. Foto: Betty Fleck

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auszeichnungen



yvonne lang-chardonnens stiftung: auslandstipendium für studierende

auszeichnungen, stipendien, werkbeiträge

Ödipus horcht auf

Die Aribert-Reimann-Stiftung fördert das zeitgenössische Klavierlied in Form von Stipendien an junge KomponistInnen. Die Frankfurter Stiftung maecenia unterstützt Frauen, die zukunftsweisende Projekte auf Anerkennung für die Visuelle Kommuden Gebieten der Wissenschaft, der Kunst nikation Jedes Jahr vergibt die Yvonne Lang-Charoder der Kultur verfolgen. Nach sorgfälUnter dem Titel „Graduate Directory” hat donnens Stiftung einigen Studierenden und tigster Prüfung der eingegangenen Anträge das englische Lifestyle-Magazin „WallpaAbsolventInnen des Departement Musik sprachen beide Stiftungen Saskia Bladt ein per“ ein sehr repräsentatives Rating über der ZHdK ein namhaftes Stipendium. Dem Stipendium zu. Geboren 1981, studierte sie die talentiertesten AbgängerInnen von Zweck der Stiftung entsprechend soll damit Blockflöte und Komposition an der HochDesign-Hochschulen im Jahr 2008 durchdie bisherige Ausbildung mit einem Ausschule für Musik und Darstellende Kunst geführt. Dabei wurden die weltweit wichlandjahr ergänzt respektive vervollständigt (HfMDK) in Frankfurt und seit 2005 Komtigsten Ausbildungsstätten berücksichtigt, werden, etwa in einem Postgraduate-Proposition bei Isabel Mundry an der ZHdK. so beispielsweise Central Saint Martins, gramm. Von 2004 bis 2007 war sie RegieassistenLondon, oder London College of Commutin an der Oper Frankfurt. Zurzeit arbeitet Die Stiftung fördert insbesondere Studie- nication, Eina School of Art and Design, Saskia Bladt an einer Schauspielmusik für rende der Bereiche Klassik und Jazz. Barcelona, Pratt Institute, New York, Ecal, „Ödipus“ sowie an einem Opernfragment, Lausanne, Universität für angewandte Gesuche können bis 30. Juni 2009 bei der das im April 2009 in Zürich uraufgeführt Kunst, Mainz, ZHdK usw. Unter den 22 AusZHdK eingereicht werden. Entsprechende wird. gewählten der Kategorie Graphic Design Unterlagen und detaillierte Informationen sind drei Abgänger der Visuellen Kommu- www.maecenia-frankfurt.de/KW4/ sind bei Esther Knus erhältlich: Florhofgasnikation der ZHdK, nämlich: Adrian Glatt- 04_zwischenzeitraeume.htm se 6, 8001 Zürich (Tel. 043 446 53 23) oder horn, Alex Weiss und Roland Krauer. [email protected]. (abo) www.wallpaper.com/content/feature/graduatedirectory-2009/

Werkbeitrag des Kantons Zürich, Auszeichnung für Bildende Kunst

Tanja Roscic, Studentin der Bildenden Kunst am Departement Kunst & Medien, Auszeichnung für Studenten Vertiefung sowie die beiden Absolventen San Keller Game Design (Diplom 2001) und Stefan Sulzer (Diplom Florian Faller und Adrian Stutz haben mit 2008) erhalten einen Werkbeitrag des Kanihrer Abschlussarbeit „FEIST“ grossen tons Zürich. Beworben haben sich 198 Erfolg am Independent Games Festival Künstlerinnen und Künstler, 14 von ihnen (IGF) in San Francisco. In der Kategorie wurden ausgezeichnet. „Student Showcase“ landeten sie auf den vordersten Rängen. Zudem befinden sie sich in der wichtigen Rubrik „Excellence in Visual Art“, die auch sämtliche interna- Kathrin-Türks-Preis 2008: Auszeichtionalen kommerziellen Wettbewerber mit nung für Theaterpädagogin ZHdK einschliesst, unter den fünf (!) Finalisten. Eva Rottmann, frisch diplomierte freie Diese Entscheidung steht im März 2009 in Theaterschaffende, gewann mit ihrem San Francisco an. Debütstück „Eidechsen und Salamander“ den Kathrin-Türks-Preis 2008 der SparkasSiehe auch Links: www.igf.com/02studentfinalists.html se Dinslaken (D). „Es ist so schön, dass www.igf.com/02finalists.html das Stück nun Leben kriegt – ausserhalb www.gamasutra.com/php-bin/ meines eigenen Kopfes“, freute sich die news_index.php?story=21938 25-jährige gebürtige Würzburgerin. Denn Mit derselben Arbeit hatten Florian Faller der Preis für Autorinnen aus dem Bereich und Adrian Stutz bereits die Unity Awards des Jugendtheaters ist nicht nur mit einem in Oslo gewonnen, dort in den Katego- Geldbeitrag dotiert. Damit verbunden ist rien „Best Overall Game“ und „Best Visual die Uraufführung des Siegerstückes durch Design“. Auch das ist ein immenser Erfolg, das Landestheater Burghofbühne. Premieda die beiden seitdem im Internet als Para- re ist im Juni 2009. debeispiel dafür genannt werden, was auch in eher kleinen Game-Produktionen inhaltlich und grafisch entwickelt werden kann und möglich ist. http://unity3d.com/contest

preise

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„Figure Futur“

Zürcher Filmpreis 2008

Julia Marti, Studentin der Visuellen Kommunikation im 4. Semester, hat den Hauptpreis des internationalen IllustrationsWettbewerbs „Figure Futur“ gewonnen. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Pariser Kinder- und Jugendbuchmesse „Salon du livre et de la presse jeunesse Seine–Saint– Denis“ gestiftet und ausgeschrieben. Aufgabe ist jeweils, eine vorgegebene Textvorlage zu illustrieren. Das Thema wurde auch vom Fernsehsender Arte aufgenommen, der im Spätherbst 2008 ein Porträt über und ein Interview mit Julia Marti ausstrahlte.

Gleich mehrere Auszeichnungen des Zürcher Filmpreises 2008 gehen an Absolventinnen der ZHdK. Der mit 20 000 Franken dotierte Hauptpreis erhält Fanny Bräu­ning für ihr Werk „No More Smoke Signals“ (Abschluss 2001). Ein ausführlicher Beitrag dazu kann auf Seite 15 nachgelesen werden. Ebenfalls ausgezeichnet wurde „Das Geheimnis von Murk“ von Sabine Boss (Absolventin 1995). Hier reiben sich die BewohnerInnen eines verschlafenen Schweizer Dorfes die Augen, als ein Kornkreis auf Gemeindegebiet entdeckt wird. „Das Geheimnis von Murk“ besticht durch gut geführte SchauspielerInnen und ein präzises Timing. Selten wird ein Film seinem Anspruch auf leichte Unterhaltung so überzeugend und unverkrampft gerecht.

Informationen unter:
 www.salon-livre-presse-jeunesse.net/

PREMIO Nachwuchspreis für Theater und Tanz: Halbfinal erreicht Von verschiedenen Projekten, welche die Studierenden des Departements Darstellende Künste und Film bei PREMIO eingereicht haben, hat es eines ins Halbfinal am 14. März 2009 im Theaterhaus Gessnerallee geschafft, nämlich „Ahmadinedschad, Mahler und Anna“ von vier Bachelor-Studierenden der Fachrichtung Theater (Christopher Kriese, Timo Fakhravar, Marie Gesien und Anna Schinz). Der PREMIO Nachwuchspreis für Theater und Tanz wird 2009 zum achten Mal an junge Schweizer Theater- und Tanzgruppen oder EinzelkünstlerInnen verliehen.

Kurzfilmpreis 2008 der Stadt ­Winterthur Den Kurzfilmpreis 2008 der Stadt Winterthur, dotiert mit 10 000 Franken, gewinnt „Ich träume nicht auf Deutsch“ von Ivana Lalovic: In einem Hotel in Sarajevo finden zwei Menschen, die durch den Krieg und die Migration heimatlos geworden sind, für eine Nacht lang ein Zuhause. Mit wunderbaren Bildern, lebendigen Figuren und einem der schönsten Leinwanddialoge der letzten Jahre gelingt Ivana Lalovic das Kunststück, ihren persönlichen Migrationshintergrund in eine Geschichte von universeller Gültigkeit zu packen.

Schweizer Filmpreis und „Prix de Soleure 2009“ Die beiden Diplomfilme 2008 „Ich träume nicht auf Deutsch“ von Ivana Lalovic und „Un día y nada“ von Lorenz Merz wurden für den Schweizer Filmpreis QUARTZ 2009, Kategorie „Bester Kurzfilm“ nominiert. Anlässlich der Preisvergabe am 7. März 2009 im Luzerner KKL machte dann „Un día y nada“ von Lorenz Merz das Rennen. „No More Smoke Signals“ von Fanny Bräuning wurde in Solothurn mit dem „Prix de Soleure 2009“ ausgezeichnet und erhielt als „Bester Dokumentarfilm“ ebenfalls den Schweizer Filmpreis.

allen preisträger­ innen, nominierten und ausgezeichneten herzliche gratulation!

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herzlichen glückwunsch



35 Jahre

Eberhard, Peter Wyss, Georges Bryner, Brigitte Rütti, Carl















15.11.1979 01.11.1979 01.03.1979

Darstellende Künste und Film Darstellende Künste und Film Darstellende Künste und Film Kulturanalysen und -Vermittlung Kulturanalysen und -Vermittlung Kulturanalysen und -Vermittlung Design Musik Musik Services – Produktion

15.08.1984 01.05.1984 22.02.1984 29.06.1984 01.09.1984 28.08.1984 08.08.1984 01.05.1984 01.11.1984 01.05.1984

25 Jahre

Weidmann, Christine Scheiber Dahou, Judith Wick, Cécile Bähler, Liana Burkhard Beyer, Andrea Lunin, Serge Barmettler, Rudolf Feurer, Richard Hanimann, Alex Hunziker, Hans-Jürg Downing, Nigel Föllmi, Dorothee Häberli, Mariann Näsbom, Silvia Ruosch, David Penasa Oehninger, Maya Scanzi-Risch, Anna-Maria Schelbert, Rita Sanchez, Francisco



Kulturanalysen und -Vermittlung Musik Musik

25 Jahre

Beyer, Irmela Rajchman, Claudine Tettamanti, Enrico Frei, Andreas Kaufmann Frey, Cornelia Kitamura, Brigitte Eckert, Kurt Indermühle, Thomas Pellerin, Louise Stierli, Alex



01.05.1974 01.11.1974 01.03.1974 01.03.1974

30 Jahre

Meier, Urs Eichenberger, Ulrich Schoch, Urs



Services Kulturanalysen und -Vermittlung Musik Musik

Rektorat Services – Business Applications Kunst & Medien Kulturanalysen und -Vermittlung Kulturanalysen und -Vermittlung Kulturanalysen und -Vermittlung Design Design Design Design Musik Musik Musik Musik Musik Services – Medien- und Informationszentrum Services – Medien- und Informationszentrum Services – Medien- und Informationszentrum Services – Facility Management

25.09.1989 01.08.1989 01.08.1989 16.05.1989 01.11.1989 01.05.1989 19.11.1989 10.05.1989 08.06.1989 27.10.1989 28.08.1989 01.09.1989 01.09.1989 01.08.1989 01.09.1989 01.10.1989 02.09.1989 01.11.1989 30.09.1989

15 Jahre

Herzog, Guido Schiesser, Jakob Heimberg, Liliana Aebli, Kurt Binggeli Esposito, Eliane Marty, Samuel Enderle, Matthias Enderle, Wendy Frank, Susanne Frey, Adrian Goerner, Stephan Gohl, Franziska Schäfer, Beat Schlegel, Jürg Baur, Max Purtschert, Peter Furer, Dietrich

Services – Finanzen Kunst & Medien Darstellende Künste und Film Kulturanalysen und -Vermittlung Kulturanalysen und -Vermittlung Kulturanalysen und -Vermittlung Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Services – Medien- und Informationszentrum Services – Medien- und Informationszentrum Services – Produktion

01.09.1994 01.03.1994 01.02.1994 27.05.1994 01.09.1994 01.04.1994 01.08.1994 01.08.1994 01.08.1994 01.09.1994 01.08.1994 01.09.1994 01.05.1994 06.06.1994 01.07.1994 01.03.1994 01.10.1994



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zum dienstjubiläum!



10 Jahre

Graf-Gisler, Nadia Kunst & Medien Oberhänsli, Bruno Kunst & Medien Tuchacek, Alexander Kunst & Medien Wandeler Kramer, Meret Kunst & Medien Christen, Gabriela Darstellende Künste und Film Fischer, Petra Darstellende Künste und Film Iseli, Christian Darstellende Künste und Film Szabo, Eva Emese Darstellende Künste und Film Binder, Ulrich Kulturanalysen und -Vermittlung Büchi, Beda Kulturanalysen und -Vermittlung Contin, Alessia Kulturanalysen und -Vermittlung Frei Koch, Gabriela Kulturanalysen und -Vermittlung Lerch, Renate Kulturanalysen und -Vermittlung Mandzjuk, Jennifer Kulturanalysen und -Vermittlung Schnetzer, Nelly Kulturanalysen und -Vermittlung Toivanen, Tuija Kulturanalysen und -Vermittlung Vogel, Yvonne Kulturanalysen und -Vermittlung Wellinger, Christina Kulturanalysen und -Vermittlung Zwahlen, Nikoleta Kulturanalysen und -Vermittlung Allenspach, Christoph Design Wirth, Hanspeter Design Chrisman-Maziarski, Gabriela Musik Donath, Lehel Musik Ewald, Kaspar Musik Färber, Peter Musik Fuchs, Simon Musik Fuhr, Jens Musik Hauser, Irene Musik Hildebrandt, Horst Musik Klarer, Stephan Musik Kleiser, Michael Musik Kopelent, Margarete Musik Marti, Andreas Musik Meier, Edwin Musik Michel, Catherine Musik Neukom, Martin Musik Perifanova, Stefka Musik Racine, Marianne Musik Rothfahl, Wolfgang Musik Sami, Andreas Musik Schürmann, Pius Musik Sturcke, Henry Musik Tamura, Keiko Musik Visser, Anne Jelle Musik Wiesendanger, Chris Musik Wiesner, Urs Musik Burkhard, Eva Services – Medien- und Informationszentrum Melissen, Jan Services – Medien- und Informationszentrum Rosenberger, Marcel Services – Produktion Strebel, Tobias Services – Produktion Zilic-Razum, Barica Services – Facility Management Berger, Barbara Services – ITZ Bürgi, Michael Services – ITZ Wildhaber, Christian Services – ITZ

01.09.1999 15.04.1999 01.12.1999 01.08.1999 01.09.1999 01.04.1999 01.03.1999 01.08.1999 01.03.1999 01.09.1999 18.01.1999 04.09.1999 01.03.1999 01.12.1999 26.12.1999 01.05.1999 01.03.1999 23.08.1999 01.11.1999 01.09.1999 01.03.1999 01.09.1999 01.01.1999 01.09.1999 01.10.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.12.1999 01.03.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.04.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.03.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.03.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.09.1999 01.01.1999 06.04.1999 01.04.1999 01.10.1999 01.06.1999 01.09.1999 17.12.1999

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bücher, impressum



die schönsten schweizer bücher 2008 Welches sind die Schönsten im ganzen Land? Wie jedes Jahr wird dieses Prädikat für Bücher im Auftrag des Bundesamtes für Kultur ermittelt und das Ergebnis in einer Ausstellung und in einem Katalog veröffentlicht. Die Würfel sind Ende Januar 2009 gefallen: Aus dem Buchjahrgang 2008 wurden 395 Titel eingesandt und 33 davon prämiert. Was ist neu am Wettbewerb? Die Jury: Die von Cornel Windlin präsidierte Jury wurde teilweise erneuert. Neben den Gestaltern Paul Neale, London, und Linda von Deursen, Amsterdam, sind jetzt mit dabei: Piär Amrein, Buchbinder und Dozent ZHdK / Berufsschule für Gestaltung Zürich, und Lars Müller, Verleger und Gestalter, Baden.

Diskussionen: Mit der erweiterten Ausstellung und dem Katalog möchte das Bundesamt für Kultur grösseren Einblick in die Beurteilungspraxis des Wettbewerbs ermöglichen. Dieser soll Diskussionsstoff bieten, also nicht nur die Gestaltung selbst, sondern auch die Kritik an der Gestaltung fördern. „Auszeichnungen sind mir völlig egal, was mich jedoch interessiert, ist die Diskussion, die dieser Wettbewerb auslösen kann“, so Cornel Windlin im Katalog „Die schönsten Schweizer Bücher 2007“. Es ist der erste Teil der Katalog-Trilogie „Past/Present/Future“, die das Bundesamt für Kultur in Zusammenarbeit mit Laurenz Brunner und Tan Wälchli 2008 weiterführt. (Christina Reble)

impressum Zett: Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste. Erscheint dreimal jährlich. Herausgeberin: Zürcher Hochschule der Künste, Zürcher Fachhochschule. Redaktion: Heike Pohl (hpo) (Leitung), Adriana Bognar (abo). Externe redaktionelle Mitarbeit: Chantal Frey (Textredaktion, Lektorat und Korrektorat). Redaktionsteam: Eva Brüllmann (ebr), Verwaltung, Barbara Draeyer (bdr), Kunst & Medien, Andrea Günter (agü), SturZ, Daniela Huser (dhu), Musik, Elisabeth Krüsi (ekr), Design, Bernadette Mock (bmo), Kulturanalysen und -Vermittlung, Stefan Schöbi (ssc), Darstellende Künste und Film. Die von den Autorinnen und Autoren in diesem Heft geäusserten Ansichten decken sich nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion. Gestaltung und Produktion: Layout und Bildredaktion: Moritz Wolf, Anne-Lea Werlen, Studios Publikation ZHdK.

Merken Sie sich die Daten und diskutieren Sie mit:

Druck: Ropress Genossenschaft Zürich Papier: Reprint FSC 90 g/m2, PlanoArt FSC 170 g/ m2; Schriften: Neue Helvetica, Utopia, Letter Gothic; Auflage: 5000

Vernissage und Preisverleihung im Vortragssaal der ZHdK: Samstag, 13. Juni 2009

Copyright: Der Nachdruck von Artikeln ist unter Quellenangabe gestattet. Belegexemplare erwünscht.

Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich, Vestibül: 14. Juni bis 5. Juli 2009

Die Szenografie und der Inhalt der Ausstellung: Florian Kräutli und Katharina Ludwin von „Flokati“ entwerfen die neue Szenografie für die nächsten drei Jahre. Erstmals sollen nicht nur die prämierten Bücher, sondern auch sämtliche eingegebenen Bücher zur Schau gestellt werden.

Zett ist auch digital als PDF-Datei erhältlich: http:// cc.zhdk.ch Redaktionsschluss 2/09: 9. Juli 2009

feedback und anregungen: [email protected] [email protected]

korrigenda Die Jury bei der Arbeit, v.l.n.r.: Piär Amrein, Cornel Windlin, Linda Deursen, Lars Müller, Foto: BAK

Zett 4–08: In der Meldung „Werkstipendien und Ateliervergaben der Stadt Zürich für Bildende Kunst“ wurden drei der Ausgezeichneten fälschlicherweise der Bildenden Kunst zugeordneten. Stefan Burger, Katharina Fengler und Patrik Hari gehören aber dem Studienbereich Fotografie im Departement Kunst & Medien an, was hiermit richtiggestellt sei. Die „Zett“-Redaktion Redaktion: Heike Pohl (Leitung) (hpo), Adriana Bognar (abo)

Rechte Seite: Carte Blanche von u2. Unter dem Namen u2 arbeitet eine Gruppe von Studierenden aus dem Departement Kunst & Medien. http://u5.92u.ch

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