Wer die Festschrift online lesen möchte, der wird

March 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Share Embed


Short Description

Download Wer die Festschrift online lesen möchte, der wird...

Description

Festschrift zum 150-jährigen Bestehen Turngau Aachen 1864 e.V

Unsere Mitgliedsvereine im Jubiläumsjahr FC 09 Germania Bauchem e. V. TuS 09 Rot-Weiß Frelenberg e. V. Turnverein Scheven 1910 e. V. TV Mechernich-Roggendorf 1911 e. V. TV Deutsche Eiche Lückerath 1912 Spiel- und Sportclub Firmenich 1913 e. V. FC Rhenania Eschweiler 1913 e. V. Sportverein Streitfeld 1919 Merkstein e. V. TuS Strempt 1919 e. V. FC Eintracht Kornelimünster 1920 e. V. TV Höfen 1921 e. V.

Aachener Turnverein von 1847 e. V. Aachener Turngemeinde 1862 e. V. Stolberger Turnverein 1862 e. V. Haarener Turnverein 1862 e. V. Handwerker Turnverein Aachen 1863 e. V. Aachener Turnerbund 1863 e. V. Eschweiler Turnverein 1867 e. V. Weidener Turnverein 1869 e. V. Eilendorfer TV 1870 e. V. Allgemeiner Turnverein Aachen 1870 e. V. Würselener Turnverein 1872 e. V. Burtscheider Turnverein 1873 e. V. Haarener Turner Eintracht 1873 Turnverein Verlautenheide 1874 e. V. Turngemeinde Kohlscheid 1878 e. V. Herzogenrather Turnverein 1880 e. V. Brander Turnverein 1883 e. V. Stolberger Turngemeinde 1883 e. V. Turnverein Richterich 1885 e. V. Forster Turnverein 1885 e.V. TKV Oberforstbach 1896 e. V. Turnverein Eintracht Eilendorf 1889 e. V. Büsbacher Turnverein 1892 e. V. Turngemeinde Bardenberg 1892 e. V. Turnerbund 1893 Breinig e. V. Hoengener Turnclub 1893 e. V. Aachener Herrenriege von 1893 e. V . Turnverein Roetgen 1894 e. V. Eschweiler Sportgemeinschaft 1895 e. V. TV Kalterherberg 1896 e. V. Allgem. Turnverein Stolberg-Atsch 1896 e. V. TuRa Monschau 1904 e. V. TuS Hellenthal 1905 e. V. DJK Westwacht Weiden 1905 e. V. Turnverein Hehlrath 1908 Turnverein Kall 1908 e. V. Turnverein Baesweiler 08 e. V. Turn- u. Sportverein Schleiden 1908 e. V. Sportverein 08 Fortuna Weisweiler Turnen e. V.

-2-

TV Eintracht Mützenich 1921 e. V. Hansa-Gemeinschaft Simmerath 1921 e. V. TV Eifeler Turnkraft Konzen 1922 e. V. Eisenbahner Sportverein Aachen 1922 e. V. Post-Telekom SV 1925 Aachen e. V. SV Germania Eicherscheid 1927 e. V. Allgemeiner Turnverein 1927 Geilenkirchen e. V. Alsdorfer Turnverein 1927 e. V. ESV Würselen 1928 e. V. TuRa Lommersdorf 1947 e. V. SV GW Broicher Siedlung 1949 e. V. TuS St. Michael Monschau 1959 e. V. Turn-und Spielverein 1959 Aachen Sportfreunde Aachen 1962 e. V. Turn- u. Sportverein Bohl-Volkenrath 1962 e. V. Turngemeinde Setterich 1965 e. V. Turnverein Mahlberg e. V. 1967 Turn- u. Spielverein Vicht 1969 e. V. SG Spfr. Marmagen-Nettersheim 1969 e. V. Sportgemeinschaft Mausbach 1971 e. V. Schüler-TG Broicher-Siedlung 1975 SV des Kaiser Karls-Gymnasium Aachen 1977 Verein für Seniorensport 1977 e. V. Fahnenschwenkergruppe Bissen 1978 e. V. Lehrersportverein Kornelimünster 1978 e. V. Kunstturnerinnen-Club Aachen 1978 e. V. Damen-Gymnastik-Club Aachen 1979 e. V. 1. FC Rheinland Übach-Palenberg 1980 e. V. Sportgemeinschaft Tüddern 1984 e. V. Tanzsportclub GW Aquisgrana Aachen 1984 e.V. SG Blau-Weiß 1987 Schützendorf e. V. Sport & Fitness-Club Aachen 1991 e. V. Fitness-Verein Baesweiler e. V. 1998 Trampolin-Turnen Eilendorf 2011 e. V. SV Germania Dürwiß 2011 e.V. Gymnastikgruppe Kolla Esser Aachen Gem. für Leibesübungen e. V. Schmidtheim BuBe e. V. Verein zur Förderung von Bewusstheit und Bewegung Sport- Forum- Alsdorf

-3-

Die Gauvorsitzenden: (1864-2014) Dr. med. Hanstein Ludwig Immelen Josef Pirnay Robert Münchow Hubert Gontzen Karl Matthieu Claus Recker Matthes Kohl Friedel Ohligschläger Georg Wolf Wolfgang Lützenberger Wilfried Braunsdorf

der ersten regionalen Zusammenschlüsse im Bereich der heutigen Euregio als Vereine aus Aachen, Düren und Eupen, den Turngau Aachen 1864 gegründet haben. Stolberg und Haaren schlossen sich noch im selben Jahr an. Und so wird dieses Jahr nicht nur das Karlsjahr, sondern auch dieses Jubiläum gefeiert.

Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Aachen Zum 150-jährigen Jubiläum des Turngau Aachen e.V. 1864 gratuliere ich dem Vorstand, den Mitgliedsvereinen und allen aktiven und inaktiven Mitgliedern sehr herzlich. Der Turnsport hat eine lange Tradition. Nicht nur in Aachen. Schon auf Abbildungen aus dem alten Griechenland sind Bewegungen des Turnens erkennbar dargestellt. Im Mittelalter wurden akrobatische Künste auf Jahrmärkten und Königshöfen vorgeführt. In Deutschland bekam die Turnbewegung zu Beginn 19. Jahrhunderts durch Turnvater Jahn neuen Aufwind. Ab der Mitte des 19. Jahrhundert hielt Turnen Einzug in die Schulen und ist bis heute eine der beliebtesten Breitensportarten, die es gibt. In Aachen entstand durch das Turnen einer

Heute hat der Turngau Aachen 21.200 Mitglieder, die in 91 Vereinen organisiert sind. Er geht zukunftsorientiert seinen Weg und konnte trotz seines Alters stets sinnvoll und vorrausschauend auf die Herausforderungen der Zeit reagieren. Ob klassisches Turnen, oder andere, dem Turnsport angehörende Sportarten wie Trampolinturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Rhönrad, Rope Skipping, Aerobic oder Akrobatik: der Turngau Aachen hält eine gelungene Mischung aus hervorragender Spitzenleis-4-

tungen und erfolgreichem Breitensport bereit. All diese Sportarten werden getragen von Gemeinschaftsgeist, Idealismus und der Einsatzbereitschaft der aktiven Sportlerinnen und Sportler sowie einer Vielzahl ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Dies ist nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich voll und ganz dem Turnen und der Vereinsarbeit verpflichten. Dafür sage ich Dankeschön und wünsche all denjenigen weiterhin viel Spaß am Turnsport und den nötigen Erfolg, damit auch nachfolgende Generationen viele weitere Jubiläen feiern können.

Marcel Philipp Oberbürgermeister

-5-

Grußwort des Städteregionsrat Helmut Etschenberg Liebe Leserin, lieber Leser, ganzen Welt sind auf der Skipiste, auf der Eiskunstlaufbahn oder auf der Biathlonstrecke gegeneinander angetreten, um ihre besten Athleten zu küren. Professioneller Sport ist populär, dies zeigt Olympia, auch im Sommer, jedes Mal aufs Neue. Doch sportlich aktiv zu sein, bedeutet mehr als auf Medaillen- und Preisgeldjagd zu gehen. Die meisten Menschen halten sich nicht fit, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Freizeitsportler, Menschen, die vor oder nach der Arbeit aktiv sind, die im Verein ihrem Hobby nachgehen, gibt es in Deutschland millionenfach. Und sehr viele sind im Breitensport organisiert, sie suchen über Vereine neben dem Wettbewerb vor allem auch

Sport, Bewegung und Aktivität. Wir alle wissen, dass dies für jeden Menschen eine enorm wichtige Rolle spielen sollte. Für jüngere ebenso wie für ältere. Das sagt jeder Arzt und das predigen Eltern ihren Kindern. Sportliche Wettkämpfe begeistern Menschen schon lange, der Begriff „Sport“ wird aber offiziell erst seit dem 18. Jahrhundert verwendet. Damals wurden damit noch „Leibesübungen“ bezeichnet. Erst im 20. Jahrhundert nahm Sport professionelle Formen an. Das Resultat konnten wir unter anderem vor wenigen Wochen im russischen Sotschi bestaunen. Die Olympischen Winterspiele haben international wieder für Glanzlichter gesorgt. Sportler aus der -6-

Gesellschaft. Und genau dafür steht der Turngau Aachen 1864 e.V. mit den ihm angeschlossenen 91 Turn- und Mehrspartenvereinen aus der Region. Vor sage und schreibe anderthalb Jahrhunderten wurde der Dachverband aus der Taufe gehoben. Das Angebot ist überaus vielfältig und gleichermaßen für Jung und Alt geeignet: Gymnastik, Trampolin- oder Geräteturnen, Rhönrad, Wandern, Orientierungsläufe, Rope Skipping oder auch Skilauf, um nur einiges aus dem umfangreichen Programm zu nennen. Beim Turngau kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Turngau nun schon der regionale Fachverband für Freizeit-, Breiten-, Gesundheits- und Leistungssport. Als er gegründet wurde, war die Industrialisierung noch in vollem Gange. Deutschland hat seit 1864 mehrere große Kriege geführt. Der Turngau hat all diese wechselhaften Zeiten überdauert, mehrere tausend Sportler sind heute über ihre Vereine angegliedert. 150 Jahre im Dienst des Sports und der Geselligkeit: Auf diese Zahlen und vor allem auf dieses besondere Jubiläum darf der Turngau wirklich stolz sein!

Zum 150-jährigen Bestehen wünsche ich dem Turngau Aachen 1864 e.V. von Herzen alles Gute. Er ist und bleibt eine wichtige Institution, die hoffentlich auch in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche sportbegeisterte Menschen, Jung und Alt gleichermaßen, als Dachverband unterstützen wird.

Helmut Etschenberg

-7-

1864 e. V. gelingt es den Turnvereinen immer wieder neu, ihre lokale Bedeutung zu festigen und auf den Mehrwert für die Kommune aufmerksam zu machen. Ich bin mir sicher, dass der Turngau Aachen 1864 e.V. wird auch im Jubiläumsjahr 2014 seine Mitgliedsvereine bei dieser Aufgabe tatkräftig unterstützen. Wenn ich dem Turngau Aachen die Grüße und Glückwünsche zu seinem 150jährigen Jubiläum ausspreche, möchte ich auch allen danken, die durch ihr uneigennütziges, ehrenamtliches Engagement dazu beigetragen haben, den Turngau Aachen 1864 e. V. aufzubauen und zu einer festen Größe im Rheinischen Turnerbund zu machen. Ich bin überzeugt, sie werden auch die Zukunft ihres Turnverbandes dauerhaft sichern.

Grußwort des DTB-Präsidenten Rainer Brechtken 150 Jahre Turngau Aachen 1864 e. V.: Ein Grund zum Feiern, aber auch Anlass zu einer kritischen Analyse der gegenwärtigen Situation und zu einem zuversichtlichen Ausblick in die Zukunft. Die Bedeutung der Turngaue als Dienstleister für die Turn- und Sportvereine ist in unserer von der engen Finanzsituation vieler Kommunen geprägten Sportlandschaft besonders hoch. Damit Vereine erfolgreich Profil zeigen können, benötigen sie die Unterstützung eines intakten und aufgeschlossenen Verbandsgefüges, in dem der Turngau Aachen 1864 e. V. als unmittelbarer Ansprechpartner für mehr als 90 Turn- und Mehrspartenvereinen eine wichtige Rolle spielt. Mithilfe der Unterstützung des Turngaus Aachen

Rainer Brechtken -8-

Friedrich Ludwig Jahn * 11. August 1778 in Lanz (Prignitz); † 15. Oktober 1852 in Freyburg (Unstrut)

-9-

Grußwort des Präsidenten des Landessportbundes NRW e.V. Walter Schneeloch Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde, der Turngau Aachen 1864 e.V. feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum. Gerade in der heutigen Zeit, die vom schnellen Wandel geprägt ist, stellt dieses Ereignis etwas Besonderes dar. Als Präsident des Landessportbundes NRW e.V. gratuliere ich allen Mitgliedern, Freunden und Förderern dazu sehr herzlich. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Leibesübungen nach Turnvater Friedrich Ludwig Jahn populär; überall im Land gründeten sich die ersten Turnvereine. Der Zweck dieses Zusammenschlusses sollte die Schaffung einer gemeinsamen Organisation sein, um das Turnen einer

breiten Bevölkerung zugängig zu machen. Im Vordergrund jeglichen Tuns stand die Bildung des Körpers, das Streben nach Gesundheit, Abhärtung, Stärke und Geschick. Zugleich ging es aber auch um geistige und sittliche Bildung. Ganz nach den pädagogischen Prinzipien der "Selbständigkeit" und "Selbsttätigkeit" sollten die Turnerinnen und Turner auf dem Turnplatz zu mündigen Bürgern erzogen werden. Das Siegen und die Jagd nach Rekorden war zu diesem Zeitpunkt bei weitem kein vorrangiges Ziel. Dies änderte sich erst später, als das Turnen wettkampfmäßig betrieben wurde. - 10 -

Die eigenen Ideale wurden jedoch zu keiner Zeit in ihrer Substanz aufgegeben. Der Turngau Aachen 1864 e.V. hat sich in der Vergangenheit in herausragender Art und Weise seiner Verantwortung gestellt, indem er seine Vereine für die neuen Aufgaben beispielhaft vorbereitet hat. Dazu gehören die Vertretung der gemeinsamen Interessen seiner Mitgliedsvereine, die Aus- und Fortbildung der Übungsleiter/innen, der Helfer/innen und der Kampfrichter/innen sowie die Durchführung von Wettkämpfen und sonstigen breitensportliche Veranstaltungen.

Turngau Aachen 1864 e.V. mit seinen Vereinen auch in Zukunft ein bedeutender Teil unserer Gesellschaft bleibt!

Walter Schneeloch

Mein herzlicher Dank und meine ehrliche Anerkennung richtet sich an alle ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement und unermüdlichen Einsatz den Turngau Aachen 1864 e.V. letztendlich zu dem gemacht haben, was er heute ist: eine starke zukunftsfähige und bürgernahe Sportorganisation! Möge Ihnen dieses Jubiläum Antrieb geben neue Ideen und neue Perspektiven auf einem gemeinsamen Weg in die Zukunft aufzugreifen und umzusetzen. Zum Jubiläumsjahr wünsche ich der Verbandsführung des Turngau Aachens einen erfolgreichen Weg, verbunden mit allen guten Wünschen für eine weitere positive Entwicklung. In bin mir sicher, dass der - 11 -

Grußwort des Präsidenten des Rheinischen Turnerbundes Der Turngau Aachen bestand damit vor der Deutschen Turnerschaft, dem Vorläufer des deutschen Turner-Bundes, der „erst“ im Jahr 1868 gegründet wurde. Auf die Aufbaujahre, folgten in den zweiten 25 Jahren erste Abspaltungstendenzen, die aber gemeistert werden konnten, ehe die beiden Weltkriege jeweils eine Zäsur bildeten und die Entwicklung in den zweiten 50 Jahren von 1914 bis 1964 bremsten. Zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1964 gab es aber wieder 56 Vereine mit 8.000 Mitgliedern und 50 Jahre später sind im Turngau Aachen nun 91 Vereine organisiert, die 21.200 Mitgliedern ein qualitativ hochwertiges Turn- und Sportangebot machen.

Von den etwas mehr als 200 Jahren Turngeschichte, die 1811 auf der Berliner Hasenheide begann, hat der Turngau Aachen seit seiner Gründung im Jahr 1864 nun 150 Jahre aktiv mitgestaltet. Nach den ersten turnerischen Anfängen an Schulen ab 1839, kam der Durchbruch der „Turnerei“ mit den Turnfesten in Coburg (1860), Berlin (1861) und Leipzig (1863). Berücksichtigt man zudem die 20 Jahre der „preussischen Turnsperre“ von 1819 bis 1839 ab, dann war der Turngau Aachen mit seiner Gründung am 29. Mai 1864 sehr früh organisiert. Bereits im Gründungsjahr fand das erste Turnfest auf der Ronheide statt, dem bis heute über 100 weitere (Gau)Turnfeste gefolgt sind. - 12 -

Der Rheinische Turnerbund gratuliert dem Turngau Aachen 1864 e.V. herzlich zu seinem 150-jährigen Jubiläum. Anerkennung und Dank gilt all denen, die bereit waren und sind, Verantwortung zu übernehmen und die den Turngau Aachen 1864 e.V. dahin geführt haben, wo er heute steht. Ich wünsche dem Turngau Aachen 1864 e.V. persönlich und im Namen der Gemeinschaft der Turnerinnen und Turner für die nächsten Jahre und Jahrzehnte alles Gute, sportlichen Erfolg und zahlreiche engagierte Mitglieder. Euer Erfolg stärkt auch unsere Gemeinschaft im Rheinischen Turnerbund.

Wolfgang Wirtz

- 13 -

Kriege, fehlende öffentliche Anerkennung sowie Konkurrenz durch andere Verbände und andere Sportarten machten es dem Verband äußerst schwer, sich zu etablieren und zu stabilisieren. Aber was soll ich sagen – er hat es mit Bravour geschafft! Es ist bekannt, dass der Turngau auf Herausforderungen immer besonnen und konstruktiv reagiert hat. Das wird auch deutlich, wenn man sich die Geschichte des Verbands anschaut. Im Jahr 2012 kann er stolz auf 21203 Mitglieder in 92 Vereinen blicken. Die Vielfalt innerhalb des Verbandes ist riesig: So werden in den Vereinen Geräteturnen, Gymnastik, Trampolinturnen, Rhönradturnen, Rope Skipping, Wandern, Orientierungslauf, Skilauf, Mehrkämpfe, Fahnenschwenken, Turnspiele und Rhythmische Sportgymnastik angeboten.

Grußwort des StadtSportBund Aachen Liebe Mitglieder des Turngau Aachen 1864 e.V. liebe Sportfreunde, liebe Gäste, der Turngau Aachen 1864 e.V. feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum. Mit großer Freude gratuliere ich Ihnen stellvertretend für den Stadtsportbund Aachen und spreche Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche aus. 150 Jahre – eine beeindruckende Zahl und eine bewegte Vergangenheit, auf die der Verband blicken kann. Ein Jubiläum bringt auch immer Momente der Nostalgie, des Rückblickens mit sich. Sich gemeinsam an vergangene Zeiten erinnern, mit Stolz zurückblicken auf das Geleistete und an diejenigen denken, die den Verband mit geprägt haben, aber auch mit Vorfreude in die Zukunft blicken, das alles können Sie miteinander tun. - 14 -

Aachen kann sich glücklich schätzen und stolz sein auf einen Verband wie den Turngau 1864 e.V.: Eineinhalb Jahrhunderte begeistert er nun Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Aachen und der Region. Er vereint, er bietet ein Zuhause, er bündelt Stärken. Und er ist lebendig – gerade an einem Tag wie heute wird das sehr deutlich. Mein ausdrückliches Lob gilt vor allem den Ehrenamtlern, die eher hinter den Kulissen arbeiten. Sie sind die Pfeiler des Verbands und der Vereine, ohne sie wäre so vieles nicht denkbar. Das enorme Engagement der vielen Menschen ist bewundernswert und keineswegs selbstverständlich. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft die gleiche Lebendigkeit, den gleichen Ehrgeiz und die gleiche Freude, die Sie auch jetzt schon in den Vereinen haben und ausstrahlen. Bleiben Sie auch in den nächsten 150 Jahren so, wie Sie jetzt sind. Sportliche Grüße Björn Jansen 1. Vorsitzender Stadtsportbund Aachen

- 15 -

Grußwort des 1. Vorsitzenden des Turngau Aachen Vor wenigen Jahren feierte die Turnbewegung ihr 200-jähriges Jubiläum, dass in der Politik und in der Sportlandschaft viel beachtet wurde. Im Jahr 1811 errichtete Friedrich Ludwig Jahn auf der Berliner Hasenheide in Berlin-Neukölln den ersten Turnplatz und hat damit den organisierten Sport quasi erfunden. Das Turnen war ab diesem Moment die Wiege des Vereinssports.

diese im Sinne eines vielfältigen Bewegungsangebots. Hierbei sind die umfangreichen Bemühungen im Bereich der Qualifizierung besonders hervorzuheben. Wenn nun der Turngau Aachen 1864 e.V. in diesem Jahr, einer der ältesten und traditionsreichsten Turngaue im Deutschen Turnerbund, sein 150-jähriges Jubiläum feiert, so haben wir dies in erster Linie diesen Turnvätern zu verdanken die sehr früh erkannten, welche positive Entwicklung in einer Verbandsgründung liegen kann. Diese Weitsicht unsere Gründungsväter war und ist zugleich Verpflichtung für uns, aus guter Tradition, diesen Verband in einer starken Gemeinschaft aus Mitgliedern und Vereinen zu fördern und zu erhalten. In den langen Jahrzehn-

Seit dieser Zeit tragen unsere Turnvereine wesentliche Teile zur gesellschaftlichen Entwicklung bei und erfüllen eine hervorragende soziale Aufgabe. Der Turngau Aachen 1864 e.V. bildet da keine Ausnahme, denn er bietet seit 150 Jahren seinen Mitgliedsvereinen eine sportlich-soziale Heimat und unterstützt - 16 -

ten seiner Geschichte hat der Turngau Aachen 1864 e.V. das sportliche Leben weit über die Stadtgrenzen Aachens hinaus geprägt. Einen Verband über Jahrzehnte erfolgreich zu führen, nicht nur in erfolgreichen, sondern auch in schwierigen, das ist eine große Leistung der verantwortlichen Personen. Es liegt in der Natur der Sache, dass es im Laufe der Verbandsgeschichte Höhen und Tiefen, Erfolge und Niederlagen gab. Doch immer wieder fanden sich Frauen und Männer bereit, diesen Verband zu führen. Einerseits standen sie fest auf dem Boden der Turnbewegung, andererseits blieben sie stets offen für neue Entwicklungen. Dies ist über diese lange Zeit von 150 Jahren nicht immer selbstverständlich.

nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Wilfried Braunsdorf

Heute gehören dem Turngau Aachen 1864 e.V. 91 Mitgliedsvereine mit rd. 21.500 Mitgliedern an. Hier möchte ich ein herzliches Dankeschön sagen für die über jahrzehntelange bewiesene Treue und Verbundenheit zum Turngau Aachen. Als Reichtum für unsere Gesellschaft bezeichne ich das ehrenamtliche Engagement. So gilt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Turngaus Aachen 1864 e.V. ein großes Dankeschön, deren Einsatz bei den vielfältigen Aufgaben

- 17 -

† Wir gedenken in der Stille unseres Herzens all der Turnfreundinnen und Turnfreunde, die in den 150 Jahren unseres Bestehens unter uns gelebt haben und von uns geschieden sind.

- 18 -

Impressionen Gymmotion 2011

- 19 -

Der Vorstand im Jubiläumsjahr 2014

Wilfried Braunsdorf 1. Vorsitzender

Hans-Josef Bülles Gesellschaftspolitik

Tanja Krings Finanzen

Inge Friedrichs Orga/Verwaltung

Anja Jansen Leistungssport

Ute Jerzynski Lehre/Ausbildung

Anita Braunsdorf Gesundheitssport

Brigitte Petschel Breitensport

- 20 -

Die Fachwarte im Jubiläumsjahr 2014

Josef Mager Gerätturnen männlich

Anja Jansen Gerätturnen weiblich

Heike Conrad Rhythmische Sportgymnastik

Dirk Flecken Trampolinturnen

Manfred Hahn Kampfrichter Gerätturnen männlich

Tanja Krings Kampfrichter Gerätturnen weiblich

Brigitte Petschel Rope-Skipping

Guido Müller Prellball

Inge Meder Seniorentanz

Peter Jandeleit Leichtathletik

Shahin Sadatolhosseini Rhönradturnen

Claudia Löhmann Kinderturnen

- 21 -

Aus der Frühzeit der Turnerei – die ersten 25 Jahre Turngau Aachen

von Friedrich Wilhelm IV. von Preussen begann, fortdauerte. Allein dadurch bekam aber die Turnbewegung, die von Friedrich Ludwig Jahn (,,Turnvater Jahn") initiiert wurde und 1811 auf der Berliner ,,Hasenheide" zur Einrichtung des ersten Turnplatzes führte, wieder Aufwind, nachdem die so genannte Turnsperre für zwei Jahrzehnte die Entwicklung blockierte. 1819 war der Dichter Kotzebue ermordet worden. Der Täter: ein Burschenschaftler und Turner namens Sand. Dies führte zur Schliessung der damals schon über 80 Turnplätze in Preussen. Jahn wurde verhaftet, auch in den übrigen deutschen Landen hagelte es Verbote.

1864 - historisch nicht gerade ein wichtiges Jahr, aber für die Turnerschaft im Raum Aachen dennoch ein bedeutendes: Es schlug die Geburtsstunde des Turngaus, der somit sein 125Jähriges Bestehen feiern kann. Blättert man in Geschichtswerken, dann findet sich als wichtigstes Ereignis 1864 der Krieg Österreichs und Preussens gegen Dänemark. Der dänische König bestätigt eine Verfassung, die die Einverleibung Schleswigs vorsieht, was aber gegen Vereinbarungen verstößt, die 1850 getroffen wurden. Nach entscheidenden Siegen an den Düppeler Schanzen kommt es zum Friede von Wien. Lauenburg wird preussisch. Schleswig und Holstein werden gemeinsam von den beiden Siegern verwaltet.

Unter Friedrich Wilhelm IV. folgte bereits im Juni 1842 eine Kabinettsorder, die die Leibesübungen als notwendigen und unentbehrlichen Bestandteil der männlichen Erziehung anerkannte. 1843 wurde Professor Dr. Massmann beauftragt, die Einrichtung des Turnunterrichts im preussischen Staate von Berlin aus in die Hand zu nehmen. Wichtig für das Turnen war zudem, dass Adolf Spiess, der den Bereich der Frei- und Ordnungsübungen (hierunter verstand man die Gruppenarbeit erschloss) und den turnerischen Übungsstoff systematisch so ordnete, dass er an den Schulen - für Jungen wie Mädchen - nutzbar war.

Turnsperre nach der Ermordung von Kotzebue Was hat ein Krieg im hohen Norden mit dem Turnen zu tun, mag man sich fragen. Und die Antwort kann nur lauten: auf den ersten Blick nichts! Dennoch macht gerade der Konflikt mit Dänemark deutlich, dass die Erweckung des deutschen Nationalgefühls, das laut alten Lexika durch französische Rheingrenzgelüste 1840 und den Regierungsantritt - 22 -

1844 wurde ministeriell angeordnet, dass mit den Gymnasien und Höheren Stadtschulen Turnanstalten verbunden werden. An den Knabenvolksschulen in Preussen wurde der Turnunterricht dann 1862 eingeführt. Die entsprechende Anordnung für Mädchenvolksschulen ließ im Übrigen bis 1905 auf sich warten. Und was die Ausführung der Anordnung anging: Über Jahre gab es große Unterschiede zwischen den Städten und dem ländlichen Raum, wo es an personellen und räumlichen Möglichkeiten fehlte.

Es ist bekannt, dass in Koblenz und Düsseldorf die jungen Leute Unterricht in Leibes- und Turnübungen erhalten. Dass dieses Institut allenthalben den Beifall der gebildeten Eltern, die ihre Kinder lieben und für deren Gesundheit und Körperbildung besorgt sind, findet, ist nicht zu verwundern. Wir werden sehen, den jungen Leuten hier in Aachen die mit dem Unterricht verbundenen wohltätigen Folgen und Freuden zu verschaffen und dass ein Lehrer der Turnkunst hier angestellt und alle Turngeräte angeschafft werden. In Aussicht genommen ist ein Platz von 460 Fusslängen und 260 Fussbreiten. Die Regierung schlägt den Kapuzinerplatz vor.

Jahn-Schüler Rossel kommt nach Aachen Diese Ursprünge der Turnerei spiegelten sich auch im hiesigen Raum wider. Düsseldorf war die erste Stadt im Rheinland, die 1814 die Jahn'schen Forderungen umsetzen wollte. Koblenz und Aachen waren weitere Stationen der Entwicklung, denn über Düsseldorf kam in Koblenz Interesse auf. Von dort reiste dann der Jahn-Schüler und Gymnasiallehrer Rossel nach Aachen, wo er als erster Turnlehrer wirkte. Zu dieser Zeit stand Jahn mit seinem Turnkonzept und vor allem auch seinen stark auf Einigung des deutschen Reiches abzielenden Parolen hoch im Ansehen. Dies zeigt ein Schreiben aus dem Jahr 1816, das die Königliche Regierung in Aachen an die Stadtverwaltung der Kaiserstadt richtet:

Ein Jahr später ergeht an die Stadtverwaltung die Aufforderung, einen Saal zur Verfügung zu stellen, um während des Winters durch Bildung von Vorturnern die Übungen für den Sommer vorzubereiten. Eineinhalb Jahre danach werden die hoffnungsvollen Anfänge wieder erstickt, bevor sie recht erblühen können. Der Bannstrahl nach der Ermordung von Kotzebue durch Sand trifft auch Aachen. Neuanfang nach fast 20 Jahren Pause Immerhin schon am 19. März 1839 genehmigt die Königliche Regierung in Aachen die Einführung von gymnastischen Übungen an der Höheren Bürgerschule - 23 -

Die ersten drei Vereine werden gegründet Nahm die Turnerei in den Schulen also ihren Aufschwung, so war dies nicht gleichbedeutend mit dem Vereinssport. Das Vereinsturnen unterlag der Gewerbeordnung, musste also konzessioniert werden, und da übten die Behörden immer noch Zurückhaltung aus, war das Misstrauen gegenüber den JahnJüngern noch längst nicht abgebaut. Solch eine Turnanstalt musste unter Leitung eines qualifizierten Lehrers stehen und damit war nicht etwa nur gemeint, dass im heutigen Sinne qualifizierte Übungsleiter zur Verfügung standen nein, vor über 140 Jahren wurde auch die Gesinnung geprüft. Als der Aachener Turnverein wie der Dürener TV und Eupener TV - 1847 angemeldet wurde, ließ eine Stellungnahme der polizeilichen Behörden erkennen, was die Ordnungshüter bewegte: Im allgemeinen dürfe es bedenklich sein, neue Gesellschaften irgendeiner Art zu konzessionieren, indem der im Laufe der Zeit sich immer bildende Corpsgeist gar leicht für politische Tendenzen missleitet werden kann. Die Regierung teilte den ATVGründern mit, dass aus ihrer Sicht kein Bedürfnis zur Begründung eines auf besonderem Statut berufenen Turnvereins bestehe. Geturnt konnte dennoch werden, und das lag an Carl Rensing, dem

und an der Gewerbeschule der Kaiserstadt. Wie viel Misstrauen aber noch gegenüber den ,,Jahn-Jüngern" herrscht, macht folgender Auszug aus dem Schreiben deutlich: Strengste Aufsicht ist geboten. Auch ist mit Sorgfalt zu verhüten, dass nicht durch Einführung von Abzeichen Anlass zu falschem Esprit de Corps und zu Reibungen zwischen den Schülern der verschiedenen Schulen gegeben werde. Der bereits erwähnte Professor Dr. Massmann kommt auf seiner Inspektionsreise auch nach Aachen und zeigt sich offen für die Einrichtung eines Turnplatzes. Den Standort am Langen Turm lehnt er allerdings ab, weil der Platz einmal zu lang, vor allem aber neugierigen Blicken preisgegeben sei. Vorgeschlagen wird ein Übungsplatz auf dem Lousberg. Massmann sieht die frische Höhenlage, die auch fürs Auge Erholung bedeutet, als Vorteil an, vermerkt allerdings kritisch, dass auf dem Lousberg der Westwind besonders gut spürbar sei und sich in der Nähe des Platzes ein Wirtshaus befinde. Zu den Anfängen der Turnerei in Aachen gehört auch, dass Zeichenlehrer Salm, der an der Höheren Bürgerschule unterrichtet, 1846 in Köln einen Übungskurs im Turnwesen absolviert.

- 24 -

die Ehre zukommt, erster Aachener Vereins- und Verbandsturnlehrer gewesen zu sein. Rensing war so ein qualifiziertes Individuum, bei dem kein begründetes Bedenken vorlag. Rensings Vater war Rennstallbesitzer und gehörte zu den Königlichen Ulanen, besaß also einen guten Leumund, und auch Carl wurde ordentliches Betragen bescheinigt. Carl Rensing hatte in Berlin an der Lehr-Eskadron Voltigieren und Turnen studiert und vervollkommnet. Ein Glücksfall für ihn (und Aachen) war der Umstand, dass die Stadtverwaltung die Reitbahn des Vaters auf dem Adalbertwall für eine geeignete Übungsstätte hielt. Vater Rensing wollte die Nutzung aber nur erlauben, wenn sein Sohn als Lehrer der Turnkunst angestellt werde. Dies geschah, und damit hatten Aachen und der ATV den ersten Vereinsturnlehrer dieser Region.

die neue Turner-Generation in Teilen den Zielen der französischen Revolution aufgeschlossen, begehrte nach Brüderlichkeit, Freiheit und Gleichheit. Anders ausgedrückt: In den Turnvereinen gab es mehr Unzuverlässige Individuen als den Behörden lieb war. Das Misstrauen wuchs, und als sich auf dem Turntag in Eisenach 1851 die Turnvereine über den künftigen Weg nicht einigen konnten, hatte man sich selbst das Wasser abgegraben. Am 18. Juni wurde die gesamte Turnerei verboten. Die Vereine wurden aufgelöst. Staatsgefährlichkeit wurde unterstellt. Von den hiesigen Vereinen in Düren, Eupen und Aachen ist überliefert, dass sie sich für die Turnerei ausgesprochen hatten. Sie wollten zwar kein politisches Eunuchentum, wandten sich aber auch gegen allzu liberale Tendenzen, wie sie in Folge der ersten Deutschen Nationalversammlung vom 18. Mai 1848 propagiert wurden.

Neuer Stopp durch freies Wort in den Vereinen Die sich überall vermehrt gründenden Turnvereine (auch außerhalb Preussens) lockten nicht nur Sportwillige, sondern auch manche Freigeister an. Stand bei Jahn noch die Einigung der deutschen Lande unter dem Eindruck von Napoleons Eroberungskriegen im Vordergrund seiner politischen Forderungen und Agitation, so zeigte sich

Durchbruch nach dem Turnfest von Coburg Den Durchbruch schaffte die Turnerei dann endgültig, als sie voll auf die nationale Karte setzte. Ausdruck waren die Turnfeste in Coburg 1860, Berlin 1861 und Leipzig 1863. Nur knapp 100 Vereine hatten die wilden Fünfziger Jahre durchstanden. Als man sich auf der Veste Coburg traf, folgte das Bekenntnis - 25 -

zum erhaltenden Geist wahrer Vaterlandsliebe, ja, es wurde gar erklärt, dass dieser Geist das Lebensprinzip der deutschen Turnkunst schlechthin sei. Wichtig war ferner die Einrichtung eines ständigen Ausschusses zur Regelung gemeinsamer Angelegenheiten, der dann 1868 zur Bildung der Deutschen Turnerschaft führte. Das Vereinswesen nahm einen gewaltigen Aufschwung: Aus knapp 100 Vereinen wurden bis 1864 knapp 2000 mit annähernd 200.000 Mitgliedern! Im hiesigen Raum kamen Turnvereine in Stolberg und Haaren, die Aachener Turngemeinde (jeweils 1862), sowie 1863 der Aachener Turnerbund und der Aachener Handwerker-Turnverein hinzu. Die Deutsche Turnerschaft gliederte sich in 18 Turnkreise auf. Der achte war der Rheinisch-Westfälische wobei später VIlla als Westfalen und Lippe, VIlIb als Rheinland festgelegt waren. Von dort erging im November 1863 die Anregung an die hiesigen Vereine, sich in einem Verband zusammen zu schließen. Am 29. Mai 1864 schlug dann die Geburtsstunde des Turngaus Aachen: Im Aachener Lokal ,,Alt-Bayern" trafen sich die Turnvereine von 1847 aus Aachen, Düren und Eupen, die Aachener Turngemeinde und der Handwerker TV zur Gründung; noch im gleichen Jahr schlossen sich die Turnvereine aus

Stolberg und Haaren an. Aus diesen Anfängen sind im Jubiläumsjahr 1989 immerhin 97 Vereine geworden. Der Turngau umfasst das Gebiet der Stadt Aachen, des (neuen) Kreises Aachen (also einschließlich des bis 1972 selbständigen Kreises Monschau), den Raum Geilenkirchen (Heinsberg war seit jeher Teil des Turngaus Gladbach), den Raum Schleiden sowie neuerdings im südlichen Gaugebiet ein Stück, das zuvor zu Rhein-Sieg gehörte.

Bedenken muss man, dass von den Gründungsvereinen des Turnverbandes Eupen samt weiteren Vereinen dieser - 26 -

Region nach dem Ersten Weltkrieg an Belgien verloren ging, und Düren vor 40 Jahren mit Jülich und Bergheim einen eigenen Turngau bildete.

ausgegeben. Die Verantwortlichen mit dem ersten Verbandsvorsitzenden, dem Mediziner Dr. Hanstein aus den Reihen des ATV 1847, an der Spitze sorgten für Werbung durch Zeitungsinserate und Handzettel.

Das erste Verbandsturnfest auf Ronheide Aufgewertet wurde die Bildung des Turnverbandes Aachen noch im gleichen Jahr durch das erste Turnfest auf der Ronheide, dem bis heute über 100 weitere (Gau)Turnfeste gefolgt sind. Bis in unsere Tage gehören sie zu den wichtigsten Ereignissen des jeweiligen Turnjahres. Zunehmend spiegelten sie die Angebotsbreite wider, die in den Vereinen auf sportlichem Gebiet besteht. Allerdings - und das mag man bedauern oder mit dem Zeitgeist erklären - ist in den Vereinen längst nicht mehr die Bereitschaft zur Teilnahme so groß wie noch vor etlichen Jahren, als diese Feste sportlicher Wettkampf, vor allem aber auch eindrucksvolle Demonstration nach außen für die Sache des Turnens waren. Das erste (Gau)Turnfest war solch eine Demonstration, denn es führte erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen, welche Möglichkeiten der Körperschulung in den Vereinen durch sinnvolles Training geboten wurde. Die Chronik weist aus, dass sich 579 Turner am Treffen auf der Ronheide beteiligten. 1855 Besucherkarten wurden zudem

Die erste Turnhalle und die leidige Benutzergebühr Der 5. November 1866 ist ein weiteres wichtiges Datum aus der ,,Gründerzeit". Es kommt in Aachen zur Einweihung der Turnhalle an der Schanz, die den Schulen, den Aachener Vereinen im Turnverband, der Taubstummenanstalt sowie dem Infanterie-Regiment 28, das in Aachen seine Garnison hat, zur Verfügung gestellt wird. Initiatoren zum Bau der Halle waren Dr. Hanstein sowie die Gebrüder Nickse (ATG), die sich 1863 an die Stadtverordneten in Aachen gewandt hatten und dabei vorrechneten, dass anstelle der Mieten für die Rensingsche Anstalt, die Stadt und Vereine aufbrachten, Zinsen und Tilgung eines Kapitals von rund 10000 Thalern finanziert werden könnte. Dieses Kapital reicht aus, um eine den Erfordernissen entsprechende Halle zu bauen und einzurichten. Die Freude über die neue Halle wurde den Turnern allerdings durch die Mietfestlegung vergällt: Ein halber Thaler pro Jahr und Mitglied sollte berappt werden. Dies überstieg die finanziellen - 27 -

Möglichkeiten der Vereine, die deshalb wieder auf private Lokale auswichen. Da Carl Rensing, der erste Vereins- und Verbandsturnlehrer, 1866 Aachen den Rücken kehrte und nach Paris zog, wurde mit Turnlehrer CapelI ein neuer Leiter vom ATV und der ATG engagiert.

in rot-weiß bzw. schwarz-rot-gold gehalten waren - der Grund: Schwarz-rot-gold war 1848 zu den Bundesfarben bestimmt worden, doch die erhoffte Einigung zu einem neuen Deutschland war gescheitert; kurzum: Das Fahnenmeer der Turnvereine wurde eher als Provokation des Königs angesehen. Da die Fahnen zu Hause bleiben mussten, verzichten ATG und ATV darauf, sich am Spalier zu beteiligen. Dafür nahmen Abordnungen aus Aachen im gleichen Jahr am Bielefelder Verbandsturnfest teil.

Die Farben der Fahnen erschienen provozierend 1863 hieß es noch in einem Bericht der Leipziger Turnzeitung über Aachen, dass sich noch nicht gar viel über die Turnerei vermelden lasse: Der Geist der Turnerei hat hier noch ein weites Feld, das unbemerkt liegt; die kirchlichen und sozialen Verhältnisse sind hier derart, dass die Turnerei sich einstweilen nur in bestimmten Grenzen halten und ausbreiten kann. Immerhin registrierten die Beobachter aus dem fernen Leipzig schon einen erfreulichen Aufschwung und gaben ihren Lesern kund: Das Turnen wächst mit jedem Tag. Der Aufschwung war auch unverkennbar, zumal die Vereine in die Öffentlichkeit drängten, was allerdings nicht so einfach war. Als 1865 bei der Grundsteinlegung für das Polytechnikum, der späteren Königlich Technischen Hochschule und heutigen RWTH Aachen, Preussenkönig Wilhelm 1. erwartet wurde, sollten auch die örtlichen Turnvereine Spalier stehen. Die Behörden stießen sich allerdings an den Fahnen der ATG und des ATV, die

Das 7. Rheinisch-Westfälische Verbandsturnfest Der Aufschwung der Turnerei im Aachener Raum zeigte sich am 7. November 1868 beim Turntag des Turnkreises VIII in Köln, denn dort wurde ATV Vereinsvorsitzender Dr. Hanstein zum 1. Vorsitzenden, M. Jakoby zum 1. Schriftführer gewählt. Zudem hatten ATV, ATG und Handwerker TV je eine Stimme im neu gebildeten Turnrat. Wichtig auch der Beschluss, Aachen zum ,,Vorort" (Austragungsort) für das 7. RheinischWestfälische Verbandsturnfest im Jahr 1869 zu bestimmen. Dieses Fest vom 26. bis 28. Juni sah rund 1000 Teilnehmer aus 50 Vereinen in der Kaiserstadt. Turnlehrer Wilhelmy aus Krefeld sowie ATV, ATG und Handwerker TV waren für die Organisation zuständig. Festplatz war eine Wiese von Gut Luft gegenüber - 28 -

dem Panneschopp an der Stolberger Straße.

Thalern erwirtschaftet, der zum größten Teil dem Sonderkonto für verunglückte Bergleute im Plauenschen Grund überwiesen wurde. Damit erübrigte sich die Ausfallbürgschaft der Stadt, die beantragt, aber nicht genehmigt wurde. Die Stadt zahlte lediglich eine Beihilfe von 60 Friedrichsdor. Was die Ausfallbürgschaft angeht, so waren die Aachener Stadtväter kurz zuvor bei einem Sängerwettstreit des MGV Concordia erheblich zugänglicher und bewilligten im Falle eines Defizits der Veranstaltung einen Zuschuss von bis zu 1000 Thalern - ein Indiz dafür, dass seinerzeit der Stellenwert der Turnerei - zumindest aus Sicht der Politik - noch längst nicht an den der Musik heranreichte. Der Erfolg bei Ausrichtung der ersten Großveranstaltung sowie die seit 1866 bestehende Verbandskasse (ein Silbergroschen pro Jahr und Mitglied) versetzen den Turn(gau)verband in die Lage, noch 1869 die Reimannsche Reitbahn in der Rudolfstrasse als Übungsstätte anzumieten. Ab November gibt es Übungsstunden für 9- bis l8jährige, an denen schnell sonntags bis zu 150 Jugendliche teilnehmen.

Dort zogen vor allem die Gerätewettkämpfe zahlreiche Schaulustige an, doch auch der volkstümliche Wettbewerb im Laufen, Springen und Ringen, der auf dem Lousberg ausgetragen wurde, fand großes Echo in der Öffentlichkeit. Zum Verbandsturnfest gehörten ferner der Turntag im Bernhards-Lokal, Frühkonzerte auf Ronheide und Karlshöhe. Unter dem Strich übertraf das Fest alle Erwartungen, denn es wurde sogar ein stattlicher Überschuss von 800

Der Reichsgründung folgte eine Flaute Die Kriege (1866: Preussen-Österreich sowie 1870/71 gegen Frankreich) wirk- 29 -

ten sich hemmend auf die Entwicklung des noch relativ jungen Vereinswesens aus. Ein hoher Blutzoll wurde der so lange erhofften Einigung des Reiches entrichtet. Fast zwangsläufig kam es so in den Jahren bis zum 25. Geburtstag des Turngaus Aachen (diese Bezeichnung wurde nach Neugliederung der Deutschen Turnerschaft 1877 offiziell eingeführt) zu einer Turnflaute. Zum Einen waren viele Turner unter den Toten der Kriege, zum anderen fehlte nach Ausrufung des 2. deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles jene Antriebsfeder, die der Turnerei nach Coburg erst wieder öffentliche Duldung und Anerkennung gegeben hatte. Das Bürgertum in den Städten, das in den vergangenen Jahrzehnten so vehement die nationale Karte gespielt hatte, fand im Glanz des neuen Reiches andere Betätigungsfelder. Konzerte, Theater, Bälle und andere Festivitäten boten Abwechslung. Das Interesse am Turnen sank, zumal die DT die Wehrertüchtigung befürwortete. Bequemlichkeit war Trumpf; man wollte das Leben genießen, sich in der Freizeit nicht noch körperlich anstrengen. Der Kreislauf ist zeitlos: Keine Aktiven, keine Erfolge, keine Vorbilder, kein Nachwuchs, wenig Zuspruch, Verlust von Turnhallenstunden, damit sinkendes Angebot und keine Turner. Das Problem

war reichsweit gleich. Es fehlten zudem Impulse, wie sie gerade 1860 bis 1863 von den ersten drei Turnfesten ausgegangen waren. Zwischen Leipzig (1863) und Frankfurt 1880) gab es nur ein deutsches Turnfest (1872 in Bonn)! Erst seit Frankfurt ist der Fünf-JahresRhythmus für die Deutschen Turnfeste weitgehend eingehalten worden (kriegsbedingte Ausfälle 1918, 1943 und 1948 sowie zweimal verkürzte Abstände - vier Jahre - Ende des 19. Jahrhunderts). Berlin 1987) soll die Ausnahme bleiben, doch hat wohl niemand der Verantwortlichen und der rund 100000 Versammelten bereut, dass dieses Turnfest ein Jahr zu früh datiert wurde, um im Rahmen der 750-JahrFeier von Berlin veranstaltet zu werden! Konkurrenz durch andere Turnverbände Bis zur 25-Jahr-Feier des Turngaus gründeten sich die heute noch existierenden Vereine TV Eschweiler 1867, TV Weiden 1869, Allgemeiner Turnverein 1870 Aachen, TV Eilendorf 1870, TV Würselen 1873, TV Verlautenheide 1874, TV Herzogenrath 1880, TV Brand 1883, Stolberger Turngemeinde 1883 und der TV Richterich 1885. Zum Allgemeinen Turnverein Aachen ist noch anzumerken, dass er quasi die Antwort auf Tendenzen jener Zeit war, Standesdenken im Vereinswesen fortzusetzen. - 30 -

Berufsklassen gründeten eigene Clubs (Handwerker TV). In Aachen gab es einen Akademischen Turnverein, der sich am Polytechnikum bildete, allerdings ohne Couleur und Waffen. Reichsweit gab es seit 1890 den Deutschen Turnerbund, dessen Vereine antisemitische Positionen bezogen und aus der Deutschen Turnerschaft ausschieden. 1892 wurde der Arbeiterturnbund gegründet, der infolge seiner Unterstützung durch die Sozialdemokratie rasch wuchs. Die Allgemeinen Turnvereine wollten durch ihre Vereinsbezeichnung deutlich machen, dass sie sich nach keiner Seite abkapselten. Für sie stand allein das Turnen im Vordergrund. Ihr Ziel war es, Turnen zum Allgemeingut und zur Volkssache zu machen und darüber hinaus im Verein Standesinteressen auszuschalten.

das Jahn'sche Gedankengut der Leibeserziehung inzwischen weit über die Grenzen des Reiches Anhänger gefunden hatte.

Die erste Siegerurkunde 1893 von Jakob Münch, Breiniger TB, für das Reckturnen

Ein Mitglied des Allgemeinen Turnvereins sorgte 1872 für Schlagzeilen: Fritz Langohr, der beim 4. Garde-GrenadierRegiment in Koblenz diente, gewann einen Wettbewerb in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I., der dem Aachener den Preis persönlich aushändigte und laut Chronisten sich mit dem Sieger in leutseliger Weise unterhielt. Vertreten waren die hiesigen Vereine auch beim schon erwähnten Turnfest in Bonn, wo im Übrigen internationale Beteiligung herrschte, ein Beweis, dass

Zumeist waren es Deutsche, die im Ausland dem Turnen treu blieben und so neue Freunde der Körperertüchtigung erschlossen. Seine 25-Jahr-Feier beging der Turngau Aachen, wie er seit 1877 offiziell hieß, im Zoologischen Garten zu Aachen. ATV, ATG und Handwerker TV unterstrichen ihre Pionierfunktion im Gau durch die gemeinsame Ausrichtung der Festveranstaltung, die in der Folgezeit - 31 -

aber nicht die Impulse gab, die man sich erhoffte. Besonders machte sich die Konkurrenz des Arbeiterturnbundes bemerkbar, der ab 1893 auch im hiesigen Raum aktiv wurde. Etliche Aktive wanderten aus den bestehenden Vereinen ab. Hinzu kam, dass die Forderung an die Vereine, die Gaue als Untergliederung der Turnkreise und der Deutschen Turnerschaft anzuerkennen, nicht überall auf Begeisterung stieß. Bis in die 90er Jahre war es möglich, als Verein der DT, aber nicht den Gauen anzugehören. Im Turnkreis VIII wurde die „Gaupflicht" am 24. August 1886 beschlossen.

gen im Stehen, Gehen, Laufen, Hüpfen und Springen umfassend;

Das Übungsgebiet der Turnkunst Was verstand man zeitgenössisch unter dem Turnen? Diese Frage muss beantwortet werden, denn es gibt schon gravierende Unterschiede zu heutigen Begriffen. Eine recht aufschlussreiche Erläuterung liefert ein Nachschlagwerk um die Jahrhundertwende zu diesem Thema. Das Übungsgebiet der Turnkunst umfasst Übungen ohne Geräte und Übungen mit oder an solchen. Die ersten beschränken sich auf die Ausnutzung der Bewegungsfähigkeit des Leibes in sich oder mit anderen Übenden; im ersten Fall als so genannte Freiübungen, die einfachen oder miteinander verbundenen Gliederbewegun-

im letzten Fall Ordnungsübungen genannt, welche die Aufstellungen, Gliederungen und Bewegungen einer Mehrzahl von Übenden lehren und sich mit den militärischen (taktischen) Formen des Exerzierens oder denen des Tanzes berühren. Beide, insbesondere die letztem, können ihres rhythmischen Gehalts wegen mit Gesang oder Musikbegleitung in Verbindung treten. Hier reihen sich dann die Bewegungsspiele an, welche die - 32 -

Turnkunst von jeher mit in ihren Bereich gezogen hat; ferner das Ringen und Boxen und auch die Turnfahrten genannte Dauermärsche. Die Geräteübungen sind einmal solche, bei denen das Gerät selbst bewegt wird, also die Übungen mit Hanteln, Stäben, Keulen und dergleichen, das Ziehen und Schieben, das Werfen von Kugeln, Steinen und Bällen, endlich verschiedene Arten des Fechtens. Die anderen Geräteübungen gliedern sich nach der Art der an ihnen vollzogenen Leibesübungen in die so genannten Turnarten des Schwebens auf beschränkter (Schwebepfähle, Schwebebaum, Kante) oder beweglicher Unterlage (z.B. Stelzen, Schaukeldiele), des Springens Springbrett, Schwungbrett, Sturmspringel, Springen im Reigen und im Seil), des Stützens auf den obern Gliedern (besonders am Barren, Reck und Pferd), des Hangens (Leiter, Ringe, Rundlauf, Reck). Aus abwechselndem Hangen der obern und Stemmen der untern Glieder bildet sich das Klettern (Kletterstange, Klettermast, Kletterseil); das mit vorübergehendem Stützen verbundene Springen ergibt die Übungen des gemischten Sprunges (an Bock, Pferd, Tisch, doch auch am Reck und Barren, dazu auch das Stangenspringen). Die Verbindung von Hangen und Stützen in Form von Auf- und Umschwüngen erlaubt am ausgiebigsten

das Reck. Volkstümliche Übungen heißen solche, die schon vor dem Aufkommen des plan- und schulmäßigen Betriebs des Turnens im Volke gepflegt worden sind und auch neben ihm noch zu Spiel und Wettkampf gepflegt werden. Es ist besonders das Laufen, Springen, Stangenspringen, Steinstoßen, Ger(Speer)-werfen, Gewichtheben und -stemmen, Klettern, Ringen. Auch manche Tänze und Spiele sind verwandter Art. Viele dieser volkstümlichen Übungen sind von der Turnkunst in ihren Bereich gezogen und besonders für die Zwecke des Wetturnens bestimmten Regeln unterworfen worden. Die Eigenart des deutschen Turnens andern Betriebsweisen der Leibesübungen gegenüber ist zu suchen einmal in der Vielseitigkeit des von ihm erschlossenen Übungsstoffes, aber doch unter Vorwalten des Turnens an den Geräten, insbesondere Reck, Barren, Pferd und Bock, und in dem durch stufenweises Fortschreiten geweckten Wagemut zu diesen Geräteübungen; ferner in der Gemeinschaft des Übens, die dem Turnen der Vereine einen geselligen Charakter zu geben vermag; und endlich in der Gesinnung, die diese Übungen als eine vaterländische Sache angesehen wissen will.

- 33 -

Die zweiten 25 Jahre Turngau Aachen

als attraktiv, ohne dass die Deutsche Turnerschaft diesen Bereich in ihrer Zielsetzung klar umrissen hatte, und auch das Schwimmen entwickelte sich zu einer eigenen Disziplin. Als Neuerung für die Vereine bildeten sich Frauenabteilungen oder Damenvereinigungen für Turnen, Spielen und Wandern. Zu dieser Entwicklung trug zweifellos bei, dass das Turnen für Mädchen seit 1905 in Preussen auch an den Volksschulen angeordnet wurde. Was das Schwimmen anging, so war es der Aachener Turnlehrer Franz Klein, der die Deutsche Schwimmerschaft in der Deutschen Turnerschaft ins Leben rief, um in eigener Regie Wettstreite und Meisterschaften durchführen zu können. Hieraus entwickelte sich ein eigener Verband, der 1925 aber seine Selbständigkeit aufgab und in die Deutsche Turnerschaft zurückkehrte. Immerhin kamen so über 700 Sportler zu den Turnern. Innerhalb der Turnerschaft gab es per 1.1.1907 7787 Vereine an 6513 Orten mit 808525 Vereinsangehörigen über 14 Jahre. Von ihnen nahmen 383616 unter Leitung von rund 40000 Vorturnern an Turnübungen teil. Außerdem turnten in den Vereinen 39765 Turnerinnen und 67683 Kinder. Von den 7787 Vereinen sind 7243 auch im Winter aktiv. 1158 besitzen eigene Turnplätze, 714 Vereine sogar eigene Turnhallen.

Turnen schafft sich Konkurrenz Leichtathletik, Schwimmen und Spiele verselbständigen sich Mitte der Neunziger Jahre versuchten die Gauvereine die Turnerei wieder zu beleben. Vorturnerstunden wurden ab 1896 getrennt in Aachen und Düren durchgeführt, um einen besseren Besuch zu ermöglichen. Beim Gauturntest 1897 in Düren, wo der dortige Turnverein zugleich sein 50jähriges Bestehen feierte, war ein neues Erwachen unverkennbar. Ein Jahr später schlug in Krefeld die Geburtsstunde des heutigen Rheinischen Turnerbunds, denn der Kreisturntag am 2. Oktober in Krefeld beschloss die Teilung des RheinischWestfälischen Kreises VIII der Deutschen Turnerschaft in Villa (Westfalen und Lippe) sowie VIlIb (Niederrhein, wenig später Rheinland). Die Turnerei war aber nicht nur organisatorisch, sondern in sich im Wandel begriffen. Hauptaugenmerk sollte, so hatte sich die Deutsche Turnerschaft festgelegt, immer und zu allen Zeiten dem Hallenturnen gelten. Konkurrenz erwuchs nun aus den eigenen Reihen: Das volkstümliche Turnen - die Leichtathletik - gewann zunehmend an Anhängern; Spiel und Spiele erwiesen sich - 34 -

Der Gau gewinnt zunehmend an Einfluss Im Turngau Aachen bemühte man sich um die Jahrhundertwende um sinnvolle Neuerungen für die Mitgliedsvereine. Eine Turnfestordnung wurde erarbeitet, auf deren Basis nunmehr die ausrichtenden Vereine die Gauveranstaltungen durchführen konnten. Wichtig war zweifellos die Unfallversicherung für die Mitglieder, zumal im Bestreben, immer neue Übungsteile zu kreieren, mancher Turner unliebsam Bekanntschaft mit dem Boden und darob dem Krankenhaus machte. Großer Wert wurde zudem auf die Ausbildung der Vorturner gelegt, um so das Programm in den Übungsstunden für Jugendturner zu straffen. Außerdem überzeugte der Gauvorstand die Vereine, dass es sinnvoll sei, auf den Turnfesten zu besserer Gemeinschaftsarbeit zu kommen. Seit 1904 verfügte der Gau auch über ein eigenes Nachrichten- und Werbeorgan, wodurch die Information an die Vereine und deren Mitglieder intensiviert werden konnte. Das Gaublatt wurde unter Leitung von Heinrich Clissmann herausgegeben. Im September 1906 war Aachen wiederum Tagungsort für den Turntag im Turnkreis VIlIb, wobei allerorts ein kontinuierliches Anwachsen der Mitgliederzahlen konstatiert wurde. Zugleich wurde auf die Konkurrenzsituation im

Jugendbereich hingewiesen, da zunehmend konfessionelle Vereine (jetzt DJK) den Turnvereinen das Wasser abgraben. Jedenfalls ist der Zuspruch in der Jugend um einiges geringer als im sonstigen Vereinsdurchschnitt. Die Landvereine proben den Aufstand Im Turngau selbst begann es zu kriseln, wurde die Dominanz von Aachen und Düren da nicht mehr so ohne weiteres hingenommen. Deutlich wurde dies 1911 beim Turntag in Düren, wo die Landvereine aufbegehrten.

- 35 -

Die Eifeler Vereine drängten auf Präsenz im Gauturnrat, und sechs Vereine aus dem Schleidener Raum wollten gar einen eigenen Verband ins Leben rufen. Zur Diskussion stand auch die Teilung des Turngaus in die Bereiche Aachen und Düren. Es hagelte Ablehnung und Kritik, doch letztlich blieb die Einheit gewahrt. Der Knatsch verdeutlichte aber, dass das Turnen im ländlichen und städtischen Raum eine unterschiedliche Entwicklung genommen hatte, zumal die Anfänge auf dem Land mit viel größeren Schwierigkeiten verbunden waren. Da in den dortigen Vereinen im Gegensatz zur Stadt der durchaus belebende Zuzug von Turnfreunden die Seltenheit war, war man neueren Ideen weniger aufgeschlossen. Zudem begehrte man mehr Mitsprache.

verhältnismäßig teuer. Wanderungen und Turnfahrten wurden nun auch im hiesigen Gau populär. Wohlgemerkt Turnfahrten waren nicht etwa Reisen in die weite Welt, sondern damals Märsche. Im Oktober 1911 findet sich in der Chronik ein Hinweis über eine gut gelungene Turnfahrt ab Atsch: Sie bestand aus einem Zehn-KilometerMarsch mit anschließendem Kriegsspiel - ein Angebot, das heute kein Verein seinen Mitgliedern mehr anzubieten wagen würde. 1912 zählte der Turngau 54 Vereine mit 4639 Mitgliedern und 1537 Zöglingen. Das Frauenturnen hatte sich erst in sechs Vereinen durchgesetzt. Ein Drittel der Vereine turnte in Turnhallen, während die restlichen 36 in Wirtshäusern ihr Domizil hatten - nicht etwa an der Theke, sondern in größeren Sälen, die seinerzeit noch als Mehrzweckräume den Gaststätten angegliedert waren. Von Stadt- und Festhallen, Bürgerhäusern oder anderen öffentlichen Einrichtungen dieser Art konnte man nur träumen; ganz abgesehen davon, war die Zahl der Sportstätten noch erheblich zu klein.

Konkrete Änderungen ergaben sich ein Jahr später. Ludwig Immelen, der nach Dr. Hanstein viele Jahre die Geschicke des Gaus geleitet hatte, legte sein Amt nieder. Josef Pirnay wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Die Vorturnerstunden, die bislang nur in Aachen oder Düren abgehalten werden durften, konnten nunmehr auch in der Eifel stattfinden, was den Zorn der dortigen Vereine besänftigte, denn für ihre Aktiven war die Fahrt nach Düren oder Aachen nicht nur zeitaufwendig, sondern auch

Turnerschaft reagierte zu spät Hinzu kam, dass sich in diesen Jahren - 36 -

der Konflikt zwischen den unterschiedlichen Turn- und Sportbünden zuspitzte. Die Deutsche Turnerschaft hatte zwar die nach Stand oder Konfession ausgerichteten Konkurrenz-Vereinigungen verhältnismäßig gut überstanden, doch nun brachen ganze Teile aus der Turnerschaft ab. Der Spielbereich verselbständigte sich mehr und mehr, Anhänger der volkstümlichen Übungen fanden sich in eigenen Vereinen. Fußball und Leichtathletik wurden zwar auch in der Turnerschaft betrieben, fanden aber so großen Zulauf in eigenen Vereinen, dass sich starke Sportbünde entwickelten, die sich nicht mehr unter das Dach der Turnerschaft stellen wollten. Aus jetziger Sicht zu spät kam Ende 1911 der Beschluss des neuen Spielausschusses der Deutschen Turnerschaft, regelmäßige Spielrunden für Fußball, Faustball Schleuderball usw. einzurichten. Von unterster Ebene sollten sich die besten Teams über die Turnkreise qualifizieren und dann zur Schlussrunde ins Programm des Deutschen Turnfestes (1913 in Leipzig) aufgenommen werden und dort ihren Meister ermitteln. Auch den Leichtathleten wurden eigene Wettkämpfe auf allen Ebenen zugesagt - sowohl in Einzeldisziplinen wie Mannschaftswettbewerbe. Für den Fußball kamen diese Anstrengungen beispielsweise zu spät: Der

Deutsche Fußballbund verbot mit Wirkung vom 1.4.1912 das Spielen mit Turnermannschaften die nicht dem DFB angeschlossen waren. Glanzvolles Deutsches Turnfest in Leipzig Ungeachtet dieser Auseinandersetzungen, die die Weichen für eine Spezialisierung im Sport legten, wie sie uns heute - zumindest in der Spitze und im Leistungsbereich - selbstverständlich erscheint (wenn auch je nach Thesenansatz nach wie vor diskutabel), rüsteten die Turner für ihr Olympia 1913 in Leipzig, das zu einer machtvollen Demonstration wurde und dadurch möglicherweise die grauen Wolken überdeckte, die sich am Himmel zunehmender Spezialisierung und Eigenbündlerei zeigten. Leipzig zugleich als Erinnerung an die Völkerschlacht, die 100 Jahre zuvor dort das Ende der Ära Napoleons und damit die Befreiung vom französischen Joch eingeleitet hatte. Vor dem Hintergrund dieser Feierlichkeiten wurde das Deutsche Turnfest zu einem Großereignis, wie es die Turnerschaft zuvor nicht auf die Beine brachte. 1200 Zwölfkämpfer, 3706 Mehrkämpfer, über 600 Einzelkämpfer, 150 Ringer sowie über 100 Musterriegen und mehr als 100 Sonderveranstaltungen starteten. Über 200000 Menschen umsäumten den Festplatz, - 37 -

und nicht geringer war die Kulisse beim Festzug, zu dem sich 66000 Turner formierten. Unter den Siegern waren auch sieben Turner aus dem Turngau Aachen, die bei ihrer Rückkehr begeistert empfangen wurden und damit dem Turnen neuen Aufschwung gaben.

war stets ein Ereignis in der Stadt oder dem Dorf - ein Turnfestsieger war die beste Werbung im und für den Verein! Ein Ereignis mit großer Breitenwirkung war im Herbst 1913 ein Sternlauf aus allen Teilen des Reiches zur Einweihung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig. Der Turngau Aachen war auf der Strecke Waterloo-Leipzig für das 86 Kilometer lange Teilstück Eupen-BaaI verantwortlich. 542 Läufer nahmen abschnittsweise die Strecke in Angriff, wurden unterwegs umjubelt und in den einzelnen Orten offiziell empfangen kurzum: Die Voraussetzungen für das nächste Jubiläum, die 50-Jahr-Feier des Turngaus, waren allemal besser als 25 Jahre zuvor, als man das silberne Bestehen feierte. Die 50-Jahrfeier des Turngaus in Aachen Ein Fest der Arbeit im Gewande der Freude war das Motto der Jubiläumsveranstaltungen in Aachen, die im Juni 1914 mit dem Festakt in der Städtischen Festhalle Aachen ihren Höhepunkt hatten. Ein Fahnenmeer der Mitgliedsvereine sorgte im festlichen Schwarz der Gäste für Farbe. Gauvorsitzender Josef Pirnay konnte Oberregierungsrat Busenitz von der Königlichen Regierung, Bürgermeister Herzog (Aachen), der auch Ehrenvorsitzender

Überhaupt wurden seinerzeit die Sieger der Turnfeste auf Gau- Kreis- und Reichsebene noch von einer breiten Öffentlichkeit gefeiert. Solch ein Empfang - 38 -

der 1904 gegründeten Vereinigung Aachener Turnvereine (VAT) war, Stiftspropst Dr. Kauffmann, Schulrat Oppenhoff, Offiziere der Lützowkaserne sowie mehrere Bürgermeister aus den Orten der Mitgliedsvereine, Direktoren der Höheren Lehranstalten und etliche Stadtverordneten begrüßen. Die Schar der Ehrengäste verdeutlichte, dass die Arbeit der Turnvereine öffentlich und auch von oben anerkannt war - welch ein Unterschied zu harten Zeiten etliche Jahre zuvor, als die Turner von den meisten Behördenvertretern misstrauisch beäugt und fast schon als aufrührerisches Völkchen angesehen wurden. Im Übrigen hielt es Petrus seinerzeit so, wie es auch in unseren Tagen oft genug bei Großveranstaltungen des Gaus und seiner Vereine der Fall ist. Nach dem Festakt regnete es in Strömen. Das sorgsam vorbereitete Programm, das einer breiten Öffentlichkeit die Vielfältigkeit der Aktivitäten in den Vereinen vorführen sollte, fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser, und auch der Festzug fand nur im Saale statt! Die Jugendlichen ließen sich die gute Laune nicht nehmen. Es wird berichtet, dass eine große Schar in die Turnhalle Beeckstraße zog und dort das Fest auf ihre Weise mit Übungen und Wettspielen feierte. Besser sah es beim 50. Gauturnfest in

Atsch aus, das den Reigen der Festveranstaltungen zum Gaujubiläum beschloss. Dort gingen 238 Turner im Zwölfkampf an den Start. Über 200 Jugendturner traten im Vierkampf der Ober- und Unterstufe an. Im Zwölfkampf siegte in der ersten Stufe Peter Esser vom Handwerker TV Aachen, während in der zweiten Stufe Hubert Bücken (TV Eilendorf) den Sieg errang, und in der dritten Stufe Peter Lehnen vom TV Merzenich sich den Siegerlorbeer anheften konnte. Bei der Jugend gingen beide Siege nach Düren: Fritz Hammer (TV Düren 47) gewann in der Oberstufe, und Josef Führ (TV Birkesdorf) war in der Unterstufe erfolgreich. Im Jahre seines 50jährigen Bestehens zählte der Turngau 64 Vereine mit 5810 Mitgliedern. Gegenüber 1912 hatte man also beachtlich zulegen können. Es herrschte durchweg Optimismus im Gau und seinen Vereinen. Die gelungene Demonstration eigener Stärke und Bedeutung ließ die Querelen mit den anderen Sportbünden und -vereinen in den Hintergrund treten. Es blieben zwar ungelöste Probleme und offene Fragen, aber die Zukunft schien rosig. Ein Krieg mit ungeahnten Folgen Dunkle Wolken ziehen am weltpolitischen Himmel auf, lassen die Diskussi- 39 -

on über Fußball in oder außerhalb von Turnvereinen usw. in den Hintergrund treten. Am 28. Juni wird das österreichische Thronfolgerpaar in Sarajewo ermordet. Ein ausgeklügeltes Bündnissystem und im Grunde die fehlende Angst vor kriegerischen Auseinandersetzungen lassen durchaus vorhandene Versuche, den Konflikt zwischen ÖsterreichUngarn und Serbien auf diplomatischem Wege zu schlichten, scheitern. Fünf Wochen nach dem Attentat ist es soweit: Am 1. August tritt das Deutsche Reich in den Konflikt ein, der drei Tage zuvor mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien begann. Die damalige Kriegsbegeisterung die Freiwillige in Scharen zu den Waffen laufen ließ, hatte nichts mit der Realität der zur Verfügung stehenden Vernichtungswaffen gemein. Im Deutschen Reich schwelgte man in Erinnerung an die Auseinandersetzung mit Frankreich 1870/71, und so verabschieden sich die Soldaten - unter ihnen viele sportgestählte Turner zum Ausflug nach Paris. Am Ende des Krieges 1918 stehen rund zehn Millionen Tote und doppelt so viele Verwundete. Die Folgen dieses Krieges verändern die Welt, verändern Deutschland und führen nach Abdankung des Kaisers nach einigen Wirren zur ersten Demokratie auf deutschem Boden, zur Weimarer Republik. Nach dem schreck-

lichen Krieg und seinen Folgen ist dennoch das Bemühen groß trotz aller widrigen Umstände nach vorn zu blicken niemand aber kann in hiesigen Turnerkreisen ahnen, dass 25 Jahre später vor dem nächsten großen Jubiläum erneut ein Gemetzel unvorstellbaren Ausmaßes unmittelbar bevorsteht.

- 40 -

Die dritten 25 Jahre Turngau Aachen

Stadt- und Gemeindeverwaltungen Hilfe beim Aufbau einzufordern. Dies hatte zweifellos Erfolg, wie am Beispiel Aachen abzulesen ist. Dort konnte Bürgermeister Kuhnen schon 1921 davon berichten, dass nach dem Krieg das Waldstadion, die Sportplätze Hangeweiher, Siegel, Gut Trappen, Eulersweg 1 und 2 sowie das Hangeweiherbad und andere völlig neu hergerichtet wurden, und Oberbürgermeister Farwick stellte in einer Schrift Aachen als Sportstadt fest: Jugendpflege und Jugendbildung ist eine der schönsten Aufgaben unserer Zeit. Sie beginnen mit der Menschenbildung durch und für die Gesamtheit oder Reich, Staat und Gemeinden müssen das hohe Ziel der Menschenbildung durch die Pflege der Leibesübungen ersetzen.

Kurze Phase bis zum Ende der DT Besatzung, wirtschaftliche Not und dann die Gleichschaltung Gerade dieser Zeitraum mit seinen vielen Schattenseiten verdient eine genauere Aufarbeitung, die aber in dieser Chronik aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu leisten ist, so dass die Dreißiger Jahre nur auf Basis vorliegender Festschriften skizziert werden können. Dort bleibt man zwar der Turnersache treu und bildet einen eigenen Turnverband, der schon 1921 wieder gut 900 Mitglieder hat, doch die Vereine und ihre Mitglieder sind für den Turngau, der zum Grenzgau geworden ist, verloren. Zum Zweiten sieht der Friedensvertrag eine befristete Besetzung des linksrheinischen Gebietes mit Brückenköpfen in Mainz, Koblenz und Köln vor, was in den zwanziger Jahren die Teilnahme der hiesigen Vereine an Turnfesten usw. erschwert.

Diesen schönen Worten standen aber wenig angenehme Realitäten gegenüber: 1921 klagt Stadtschulrat Dr. Braun beispielsweise, dass nur neun Prozent der Aachener Jugend sich in gutem Ernährungszustand befindet, was ,,alle Mutmassungen, alle Befürchtungen übertreffe. Zudem waren Vereinsaktivitäten oft genug von Beaufsichtigung durch die Besatzung geprägt, herrschte Furcht vor etwaigen Spitzeln und folgender Bestrafung. Dennoch schienen gerade die Vereine als eine Art Zuflucht vor den Sorgen und Nöten des Alltags herzuhal-

Das Ergebnis war fast überall im Gaugebiet die Bildung von Interessengemeinschaften der Turn- und Sportvereine. Der Zustand der Übungsstätten, ihre ungenügende Zahl und anfangs fehlende Unterstützung führte allenthalben zu konzertierten Aktionen um bei den - 41 -

ten, eines Alltags, den Arbeitslosigkeit, Hunger und Hamstern, Plündern und Konflikte mit den Militärs prägten. Von den vielzitierten goldenen Zwanzigern war noch nicht viel im hiesigen Raum zu spüren. Professor Dr. Schmidt-Burgk von der Technischen Hochschule war Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Aachener Turn- und Sportvereine. Die IG gab Die Kampfbahn als Wochenschrift heraus, die dann zum offiziellen Gaublatt erklärt wurde. Zu vermerken ist auch, dass in etlichen Städten und Gemeinden im Gaubereich Turner oder andere Sportlern in den dortigen Räten saßen und somit an passender Stelle für die Belange des Sports schlechthin eintreten konnten.

chend war der Verlauf des Turnfestes, das ruhig, zielbewusst und eingehend in der Vorbereitung war. Weitere Ereignisse des Jahres waren ein Werbeschauturnen der Aachener Turnvereine, die Bezirksmeisterschaften des Westdeutschen Spielverbandes mit der ATG als Ausrichter auch 1921) und die erstmals ausgeschriebenen Reichsjugendwettkämpfe, eine Initiative des Reichsbundes für Leibesübungen, die im Gaugebiet auf ein erfreuliches Echo stiessen. Schließlich kommt noch eine neue Ballspielart hinzu: Otto Hannen, Turnfreund aus Aachen, ist dabei, als an der Berliner Hochschule für Leibesübungen das Handballspiel aus der Taufe gehoben wird. Otto Hannen brachte die Anregungen mit zurück in die Kaiserstadt und fand hier schnell Handball-Interessierte.

Das Interesse an Sportveranstaltungen wuchs Auch die Alltagsarbeit im Gau nahm ihren Lauf. In Düren war der Gauturntag 1920, wozu alle 5000 Vereinsmitglieder geladen waren, nachdem schon 1919 das erste Nachkriegs-Gauturnfest in Verlautenheide beachtlichen Zuspruch hatte. Beim Gauturnfest 1920 in Düren stieg die Beteiligung weiter an: 266 Zwölfkämpfer und 550 Turner starteten, was Gauoberturnwart Schulden positiv vermerkte: Kraftvoll und viel verspre-

Nach Gauturnfesten in Brand und Arnoldsweiler stand 1923 ganz im Zeichen des Deutschen Turnfestes, das in München veranstaltet wurde. Offiziell durften die Turngau-Aktiven nicht in die bayerische Metropole, doch bei Nacht und Nebel ging es über den Rhein, was seinerzeit nicht ungefährlich war, denn die Besatzungstruppen waren im Umgang mit Gewehr und Schlagstock nicht zimperlich, wenn man erwischt wurde. Wer aus München zurückkehrte und vielleicht gar einen Eichenkranz er- 42 -

kämpft hatte, der schwelgte zu Hause in den Erinnerungen und nährte die Bereitschaft vieler anderer, wenigstens beim nächsten Mal selbst dabei zu sein. Man war stolz auf das eigene Tun, sah darin die große Chance, Gesundheit, Frohsinn und Freude gleichermaßen zu stärken und zu genießen. Das Jahr 1924 begannen die Jugendturner mit einem gemischten Wettkampf, zu dem auch ein Waldlauf erhörte. Erstmals kam es zum Drei-Städte-Vergleich im, Geräteturnen zwischen Aachen, Krefeld sowie Mönchengladbach-Rheydt, ein Wettkampf der bis in die jüngere Zeit beibehalten wurde. Auf dem TH-Sportplatz fand das Gausportfest statt, in Barden berg traf man sich zum Gauturnfest, und etliche Aktive reisten zum Kreisfest nach Köln. Interessant waren Darbietungen der Musterschule aus Hannover im Stadttheater, wobei neue Wege des Frauenturnens aufgezeigt wurden. Solche Musterschulen hatten sich in mehreren Städten etabliert und führten dazu, dass der Übungsstoff im Frauenturnen beträchtlich erweitert und aufgelockert wurde.

Für die Erwachsenen wurden die Vergleiche so geregelt, dass ein richtiger Meisterschaftsbetrieb entstand, bei den Jugendlichen war der Bestkampf das Ziel. Jülich und Brand waren Ausrichter des Gauturnfestes auf das 1927 verzichtet werden musste. Dafür richtete man im Gegensatz zu 1923 im Jahr des Kölner Turnfestes (1928) doch eine Gauveranstaltung aus. Dennoch stand dieses Deutsche Turnfest ganz oben für die über 50 Gauvereine im Terminkalender, denn noch nie fand dieses Großereignis der Deutschen Turnerschaft so nah vor der Haustür statt, sieht man einmal 1872 von Bonn ab, doch damals gab es längst noch nicht den Zuspruch wie in späteren Jahren.

Das Deutsche Turnfest vor der Haustür In der Folgezeit galt den Jugendfragen und dem Spielbetrieb die besondere Aufmerksamkeit bei Turntagen im Gau. - 43 -

Impressionen Show-Express 2012 Übach-Palenberg

- 44 -

Die vierten 25 Jahre

Gymnastik Splitter, war Duschen eine Seltenheit und warmes Wasser fast schon ein Traum. Gerade die äußeren Umstände ließen die Turnfamilien aber enger zusammenrücken. Die Organisation stand relativ schnell, und so konnten schon Mitte Dezember 1947 in der Aachener Talbothalle die Kreismeister im Geräteturnen ermittelt werden. Sattler, TG Stolberg, gewann den Zehnkampf vor Linzenich (ATV Aachen) und Resch TG Stolberg). Geturnt wurden Pflicht und Kür an Barren, Reck, Boden, Lang- und Seitpferd. Die Stolberger untermauerten ihr gutes Abschneiden auch in der Jugend, wobei neben der STG auch der ATV Atsch Sieger stellte. Bis 1949 werden bei uns drei Gauturnfeste gefeiert: Eschweiler, Aachen und StolbergBüsbach sind die Veranstaltungsorte. Das nächste Jahr bringt die Gründung des Deutschen Turner-Bundes (DTB) in der Paulskirche zu Frankfurt - in Moers wird das Landesturnfest durchgeführt, und über das Gauturnfest in Alsdorf urteilt die Presse Triumph des Turnergeistes. Kreisvorsitzender ist inzwischen Karl Matthieu, der in Alsdorf Franz Schümmer (ESV Würselen) zur Kreismeisterschaft im gemischten Zwölfkampf gratulieren kann. Schümmer, später viele Jahre im Gauvorstand, siegt vor Resch (TG Stolberg) und Johnen (TV Roetgen).

War der Erste Weltkrieg schon eine Zäsur in der Entwicklung des Turnens und des Sports, so war das Ausmaß des Zweiten Weltkriegs um ein Vielfaches schlimmer. Bomben und Granaten hatten die Städte und Ortschaften zerstört - ein Grossteil der Sportstätten war nicht mehr zu nutzen.

Mancherorts richteten die Turner sich ihre Hallen, wenn auch provisorisch, wieder her. Der Übungsbetrieb kam stockend in Bewegung. Da zog es oft wie Hechtsuppe, setzte es an den Geräten oder bei der - 45 -

In vielen Turnvereinen hatten die Fechterinnen und Fechter ihre Heimat. Hier ein Bild aus dem Jahre 1937

Heinrich Jansen und Willi Hillebrand am Barren, im Hintergrund die Turnerjugend des TV Verlautenheide bei der Gymnastik. Aufgenommen 1946 auf einer Wiese mit Turnscheune.

- 46 -

Heinrich Jansen bei der Riesenfelge am Reck. Aufgenommen 1946 auf der Turnwiese.

- 47 -

Turnfest 1950 in Geilenkirchen v.l. Jupp Schmitz, Josef Schmitz, unbekannt, Peter Schmitz, Bernhard Schefer, Franz Schümmer, Matthias Genten, Herbert Sattler, Hubert Schöngens

Die Gaumannschaft 1950 v.l. Peter Schmitz, Matthias Genten, Willi Gilliam, Jupp Schmitz, Josef Schmitz, Franz Schümmer, Erich Johnen, Alex Herren. - 48 -

Wieder aufgenommen wird der Kunstturnvergleich der Kreisriegen Aachen, Krefeld und Mönchengladbach. In der Turnhalle An der Schanz siegen die Gastgeber am 18. Februar 1951 deutlich mit 324,40 Punkten vor Mönchengladbach (312,75) und Krefeld (301,25). Für Aachen turnen Peter Schmitz, Hubert Schöngens, Matthias Genten, Willi Gilliam, Bernhard Schefer, Franz Schümmer, Josef Schmitz und Toni Resch. Im gleichen Jahr gibt es auf Anre-

gung von Carl Diem Bundesjugendwettkämpfe die ab 1952 dann zu Bundesjugendspielen und zu einer alljährlichen Einrichtung wurden. Es war wieder Leben in den Vereinen, und so rüstete man frohgemut für das Deutsche Turnfest 1953 in Hamburg. Viele reisten an die Elbe und genossen ein wunderschönes Fest im Kreise Gleichgesinnter. Höhepunkt war wohl das Lichtfest auf der Alster, dem über eine Viertelmillion Schaulustiger beiwohnten.

Die Kreisbestenriege beim Einmarsch zum Schauturnen beim Kreisturnfest 1951

- 49 -

Der Breinger TB beim Kreisturnfest 1952

- 50 -

Gauturnfest 1951 in Roetgen

Turnsache gedient haben und dienen. In der Bestandserhebung des Rheinischen Turnerbundes sind für die 18 Turnkreise insgesamt 595 Vereine mit 98994 Mitgliedern erfasst. Für den Turnkreis Aachen sind 45 Vereine mit 4864 Mitgliedern aufgeführt. Größter Verein ist die ATG mit 508 Mitgliedern vor dem Stolberger TV (405), dem Aachener TV (248) und der Stolberger TG (226). Zum Vorstand gehören: Karl Matthieu (1. Vorsitzender), Claus Recker (2. Vorsitzender), Paul Plum (Geschäftsführer), Franz Schümmer (Kassenwart), Matthes Kohl (Obertumwart), Elli Beckers (Frauenwartin), Heinz Teuber (Jugendwart), Franz Kogel (Kulturwart), Franz Frantzen (Pressewart), Jupp Schmitz (Männertumwart), Lisbeth Tinner (Frauenturnwartin), Peter Blees (Kinderturnwart), Kurt Ruhl (Jugendturnwart), Inge Jansen (Jugendturnwartin), Franz Johnen (Altersturnwart), Willi Minderjahn (Volksturnwart), Walter Knöllinger Turnspielwart), Alex Herren (Leistungsturnwart), Matthes Kohl (Skiwart), Jean Genten (Kampfrichterwart), Franz Hasert (Kampfrichter-Obmann für Volksturnen) und Heinz Schmitz (Schwimmwart). Kontroversen gab es um die Jugendarbeit. Rein turnerische Aufgaben oder mehr jugendpflegerisch breiteres Angebot wurden diskutiert. Die Positionen waren verhärtet, so dass 1954 Jugendwart Heinz Teuber und Jugendwartin Inge

Franz Schümmer beim Abgang vom Reck

Der Turngau im Jahr des Hamburger Festes Das Jahr des Deutschen Turnfestes sei gewählt, um einmal einen Blick auf die Führungs-Crew im Turnkreis Aachen zu werfen, wobei angefügt sei, dass es vom Platz nicht möglich ist, in dieser Chronik all die vielen Namen aufzuführen, die im Gau und seinen Vereinen mit beispielhaften ehrenamtlichen Engagements der - 51 -

Jansen ihre Ämter zur Verfügung stellten. Eine Episode, die eigentlich keine besondere Beachtung aus 35jähriger Nachschau verdient, die aber beispielhaft dafür sein soll, dass auch unter Turnern - wie in jeder guten Familie - nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Das sachliche Austragen von Konflikten ist kein Nachteil, sondern zeugt von einer lebendigen Gemeinschaft und wirkt letztlich befruchtend auf die gemeinsame Arbeit, selbst wenn der einzelne vielleicht Konsequenzen zieht oder ziehen muss, was für den Moment bitter erscheint. Eine Folge der Diskussion um den richtigen Weg beim Kinder- und Jugendturnen war die Teilung beim Kreisturnfest, was auch mit dem

immens großen Zuspruch zusammenhing. 1954 fand somit in Stolberg das erste (Kinder) Schülerturnfest statt, während das Kreisturnfest in Aachen zeitversetzt über 1000 Aktive am Start sah. 1955 ruft Bergisch-Gladbach zum Landesturntest und Aachen ist Ende April Austragungsort der Rheinischen Jugendbestenkämpfe. Der Rheinische Turnerbund ist auf rund 105000 Mitglieder angewachsen, und bei der Kreismeisterschaft im Geräte-Zwölfkampf siegt der Würselener Bernhard Schefer vor Bert Stollenwerk (ATV Atsch) und Matthias Genten (ATV Aachen). Das 75jährige Bestehen des Herzogenrather Turnvereins wird durch das Kreisturnfest gekrönt.

Die erfolgreiche Gauriege

v.l. Alex Herren, Matthias Genten, Ernst Töller, Peter Schmitz, Bert Stollenwerk, Bernhard Schefer, Franz Schümmer, Herbert Sattler, Hubert Schöngens, Jean Genten und Peter Gier

- 52 -

Im Vorsitz des Turngaus gibt es einen Wechsel, denn Claus Recker übernimmt das Amt und leitet dann auch den Kreisturntag 1956 in Stolberg, wodurch die Turner der Kupferstadt im Jahr ihres 100jährigen Stadtjubiläums Reverenz erweisen.

und Krefeld hat schon Tradition und sieht erfreulich oft die Aachener Riege in Front. Dagegen muss man gegen die starken Düsseldorfer, die seinerzeit mit Köln RTB-Kunstturnhochburgen sind, eine Niederlage hinnehmen. Was die Kunstturnvergleiche angeht, so scheut die starke Gau-Riege auch internationale Vergleiche nicht: Im Mai 1958 ist in Aachen eine Kunstturnauswahl aus Nordfrankreich zu Gast. Nach der Niederlage im Hinkampf behalten diesmal die Aachener mit 322,50:319,30 Punkten die Oberhand. Georg Jansen, Friedhelm Malmendier, Peter Schmitz, Matthias Genten, Karl Pütz, Helmut Klever, Bert Stollenwerk und Ernst Töller stehen in der Aachener Riege. Der Wettkampf geht als Turnen im Zeichen der Freundschaft in die Presse ein. Sport über die Grenzen hinweg? Für Turnvater Jahn und seine Zeitgenossen wäre dies schier undenkbar gewesen, denn für die Einigungsbestrebungen Deutschlands im frühen 19. Jahrhundert war Franzosenhass noch eine der Triebfedern und prägte damals den Zeitgeist. Nun beweist sich das von Jahn initiierte Turnen als erfolgreiches Bindeglied im Rahmen einer sich verfestigenden deutsch-französischen Freundschaft. Drei unselige Kriege liegen zwischen diesem neuen europäischen Denken und der durch Napoleons Eroberungen und Reichszerschlagung frustrierten und beeinflussten Jahn-Generation.

TB Breing 1955 beim Rhein. Turnfest in Berg. Gladbach:Erich Beißel, Heinz Kreder, Bert Vanberg, Jakob Gülpen, Christian Geurts

Hoch im Kurs stehen in den fünfziger Jahren Kunstturnwettkämpfe. Der regelmäßige Vergleich mit Mönchengladbach - 53 -

Selbst auf dem Moped ging's nach München 100000 zu Füssen der Bavaria, Vereinsturnen als Querschnitt, aber auch Turnfest mit Schönheitsfehlern - das Deutsche Turnfest 1958 in München bot unterschiedliche Ansätze zur Bilanz: Gegenüber Hamburg stieg die Zahl der beteiligten Aktiven und Vereine beträchtlich, aber darin lag zugleich auch ein Nachteil: Riesen-Teilnehmerfelder bei den Wettbewerben, zum Teil überforderte Kampfrichter manch Teilnehmer fühlte sich unter Wert geschlagen - oder besser gesagt: eingestuft. Ärger auch bei den Schautur-

nen und der Vereinspräsentation auf den Oktoberfest-Wies'n, denn der große Andrang ließ pro Vereinsgruppe gerade noch knapp 15 Minuten Verführungszeit zu. Dennoch: Die Tage von München waren für die Teilnehmer ein herrliches Erlebnis, und darüber wusste jeder zu erzählen, der aus der bayerischen Metropole zurück in den Turngau kehrte. Und dafür nahm sogar der eine oder andere die beschwerliche Fahrt auf einem Moped (!) von Aachen nach München und anschließend zurück in Kauf.

Rückkehrer aus München am Aachener Hauptbahnhof

- 54 -

Mitmachen war wichtiger als Zuschauen Nach fünfjähriger Tätigkeit stellt Gauvorsitzender Claus Recker Anfang 1960 beim Gauturntag in Roetgen sein Amt zur Verfügung, um Jüngeren Platz zu machen. Matthes Kohl rückte an seine Stelle, der langjährige Gauoberturnwart, dessen Amt nun mit Bert Stollenwerk ein Mann einnahm, der etliche Jahre im Kunstturnen zu den Stützen der GauRiege zählte. In Roetgen zu Gast war auch RTB-Vorsitzender Fred Steiger, der dazu aufrief, das Gauturnfest in Roetgen sowie das Landesturnfest in Rheydt zu sportlichen Höhepunkten 1960 zu machen. Matthes Kohl aber verdeutlichte nochmals das Besondere solcher Turnfeste: Das ist keine Veranstaltung, wo Höchstleistungen und Rekorde angestrebt werden, wenn es schon einen Rekord geben soll, dann nur bei der Beteiligung. Die Zahl der Teilnehmer darf nicht hinter der der Zuschauer zurückstehen Die Hoffnungen wurden im Übrigen nicht enttäuscht: Die Teilnehmerzahl war wie eine Woche zuvor beim Gaukinderturnfest vierstellig und die Zuschauerkulisse übertraf sogar die optimistischen Erwartungen. Helmut Klever siegte im Übrigen im Geräte-Zwölfkampf. In rund 40 Wettbewerben wurden Sieger und Platzierte ermittelt. Das Jahr brachte mit der Erinnerung an das Turnfest von Coburg ein bundeswei-

tes Großereignis. Bundespräsident Heinrich Lübke, DSB-Präsident Willi Daume und Bundestags-Vizepräsident Dr. Carlo Schmid zählten zu den Festrednern. Vom turnerischen Auftrag zum Dienst am Volke oder Turnen - ein Bewahren mit Blick nach vorn war da die Rede. Und dies wurde auch anderweitig deutlich: In Frankfurt entstand die Herzkammer des Turnertums, die Deutsche Turnschule die nicht nur der Ausbildung unzähliger Übungsleiter dient, sondern auch bei den zunehmenden Anforderungen an Spitzensportler von immenser Bedeutung ist. Die Förderung des Sports fand aber auch in der Politik offene Türen. Goldener Plan, Der zweite Weg wurden damals zu Schlagworten wie der Slogan: Keine Schule ohne Turnhalle. Es blieb nicht bei Versprechungen, es wurde in Sachen Sportstättenbau bundes-, landes- und gauweit viel getan. Wer heute als älterer Turner oder Sportler eine moderne Dreifach-Sporthalle, bestens ausgestattet und für fast alle Sportarten nutzbar, betritt, der kann nur schwerlich die junge Generation verstehen, in der oft Video-Spaß, Computer-Tüfteln oder Discothek der sportlichen Betätigung vorgezogen werden. Wie oft hört man in solchen Fällen: „Wenn wir früher solche Hallen und Sportstadien gehabt hätten“. 1961 gedachte man den legendären turnerischen Anfängen im Jahre 1811 auf - 55 -

der Berliner Hasenheide, und beachtlich groß war die Schar hiesiger Interessenten, die zum Weltturnfest, nach Stuttgart fuhr. Die III. Gymnaestrada brachte durch die Teilnahme von 27 Nationen viele neue Anregungen, von denen einiges im Heimatverein umzusetzen versucht wurde. Die Gau-Riege bestand Kunstturnvergleiche mit Gau Sieg-Rhein, dem Bergischen Turngau sowie - schon gute Tradition - mit Krefeld und Mönchengladbach.

für Leibesübungen (Stadtsportbund), wo er nach Neugründung in der Nachkriegszeit als Sportwart fungierte.

Tod des Vorsitzenden trifft Gau unvorbereitet Das Jahr 1961 hielt für den Turngau aber noch einen herben Schicksalsschlag bereit: Gauvorsitzender Matthes Kohl erkrankte schwer - wenige Tage vor Weihnachten hatte die Krankheit gesiegt. Dem Gau und seinen Vereinen blieb nur noch das letzte Geleit für den 58jährigen, der an einem Alsdorfer Gymnasium unterrichtet hatte, und ob seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als einer der profiliertesten Turner der alten Schule galt. Vor seiner Wahl zum Vorsitzenden war Matthes Kohl, der schon 1954 Ehrenbrief und goldene Ehrennadel des RTB erhielt, Gauoberturnwart gewesen. Oberturnwart - und das über 30 Jahre - war er auch in seinem Heimatverein, der Aachener Turngemeinde. Zudem spielte er eine wichtige Rolle im Aachener Stadtverband

Hans-Dieter Gerhards (TV Würselen) beim Training

War auch Kohls Gesundheitszustand bekannt, so kam sein Tod doch plötzlich und traf den Turngau unvorbereitet, weil niemand ernstlich mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Ehrenvorsitzender Claus Recker sprang für über ein Jahr in die Bresche, denn beim Gauturntag 1962, knapp fünf Wochen später, konnte noch kein neuer Vorsitzender gefunden werden. Mit Friedel Ohligschläger und Karl - 56 -

Giegerich besaß Claus Recker zwei tatkräftige Stellvertreter, mit deren Hilfe die Lücke, die Matthes Kohl hinterließ, einigermaßen geschlossen werden konnte.

Dr. Tolles, DTB-Kulturwart und Mitorganisator in Essen, stellte fest Es soll keine Massenparade sein, sondern eine Demonstration des Deutschen Turnerbundes, die beweist, dass er seine humanitären und volkspolitischen Aufgaben ernst nimmt. Wie das erste Deutschen Turnfest 1860 in Coburg steht auch Essen unter dem aktuellen Problem „Deutsche Einheit“.

Trotz des herben Verlustes musste man im Gau die Augen nach vorne richten, denn es warteten neue Aufgaben: Im März 1962 fand zum zweiten Male nach 1906 ein Rheinischer Landesturntag in Aachen statt. Über 150000 Mitglieder in 681 Vereinen gehören inzwischen dem RTB an - rund 1300 Gäste darunter 400 offizielle Delegierte kommen in die Kaiserstadt, wo im Neuen Kurhaus mit der Wahl von Gauoberturnwart Bert Stollenwerk als Beisitzer in den RTB-Vorstand auch eine Würdigung und Anerkennung der Arbeit des Turnaus erfolgte. Unter Leitung des RTB-Vorsitzenden Hans Momm geht der Aachener Landesturntag als Turntag der Freundschaft in die Annalen ein. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Zentralfrage der Sechziger Jahre: Wie können die Menschen für die Leibesertüchtigung gewonnen werden? Ein Plus von über 6600 Mitglieder im RTB seit dem Vorjahr wurde als Zeichen dafür gewertet, dass der DTB mit seiner Jedermann-Aktion und dem zweiten Weg einen Schritt in die richtige Richtung getan hatte.

Da die Leibesübungen in den Schulen im Wandel der gesellschaftlichen Verhältnisse zu kurz gekommen sind, muss das Turnfest im Ruhrrevier besonders deut-

Aus Aachen erging auch die Einladung zum Deutschen Turnfest 1963 in Essen. - 57 -

lich machen, dass die Organisationen der Turner imstande sind, hier einen Ausgleich zu schaffen. Unter Eindruck des Baus der Berliner Mauer Monate zuvor setzte sich Dr. Tolles auch mit turnerischen Großveranstaltungen im anderen Teil Deutschlands auseinander und betonte: Unsere Turnfeste sind keine Demonstrationen der Massen, sondern Kundgebungen freier Persönlichkeiten.

test genoss. Herrliche Anlagen und Wetter begünstigten das Geschehen und vermittelten einen beeindruckenden Überblick über das Leistungsniveau und die vielschichtige Breitenarbeit im Deutschen Turnerbund. Turnfestwettkampf, die diversen Spiele, natürlich das Kunstturnen, aber auch Schwimmen, Fechten, Tanzen, Tennis sowie das erst junge, aber sehr attraktive Trampolinturnen fanden große Beachtung.

Schiedlich friedlich mit 254,30: 254,30 Punkten endete der erste Kunstturnvergleich zwischen der Gau-Riege und der DJK-Verbandsriege. Unsere Riege verspielte dabei den eigentlich schon sicheren Sieg am abschließenden Gerät, dem Reck, wo man 2,7 Punkte gegen die DJKTurner einbüßte. Obwohl Helmut Klever wegen eines Absteigers nur auf 6,9 Punkte am Reck kam, lag er in der Einzelwertung vorne. Die DJK-Riege setzte sich im Übrigen aus Aktiven zusammen, die aus Schweinfurt, Iserlohn, Herdort/Sieg und dem Saarland angereist waren. Beim Essener Turnfest stimmte einfach alles Höhepunkt des Jahres 1963 allerdings war das Deutsche Turnfest in Essen, da ob seiner Nähe 23 Gauvereine mit Aktiven ins Ruhrgebiet reisten und darüber hinaus eine stattliche Besucherzahl aus dem Aachener Raum das Erlebnis Turn-

Der Sprungtisch, ein beliebtes Gerät bei den Schauturnen der TG-Vereine

- 58 -

Der Turngau Aachen feiert den 100. Geburtstag Im Mittelpunkt stand 1964 naturgemäß das 100jährige Bestehen des Turngau Aachen, das mit dem Festakt im Neuen Kurhaus zu Aachen seinen Höhepunkt fand. Im Jubiläumsjahr hatten die 56 Vereine von Aachen bis Schleiden, von Geilenkirchen bis Blankenheim, fast 8000 Mitglieder in ihren Reihen. Eine großartige Veranstaltung in angemessenem Rahmen, die beim Blick zurück berechtigten Stolz über das bislang Erreichte spüren ließ und für die Zukunft auf die dynamische Kraft und den mitreißenden Schwung des Essener Turnfestes sowie das Motto Kommt, macht alle mit! setzte. Die Führungsmannschaft im Turngau, von einem jungen dynamischen Vorsitzenden angeführt, setzte sich aber ansonsten durchweg aus bewährten und langjährigen Mitarbeitern zusammen: Friede Ohligschläger (1. Vorsitzender), Karl Giegerich und Paul Plum (stellvertretende Vorsitzende), Heinz Schmitz (Geschäftsführer), Xaver Begasse (Kassenwart), Bert Stollenwerk (Oberturnwart), Lu Wibecke (Frauenwartin), Otto Wisser (Jugendwart), Lydia Dilges (Jugendwartin), Franz Kogel (Kulturwart), Gottfried Coenen (Pressewart), Kurt RuhI (Männerturnwart), Franz Schümmer (Kunstturnwart), Maria Huppertz (Frauenturnwartin), Fred von Darl (Kinderturnwart), Maria

Begasse (Kinderturnwartin), Franz Johnen (Altersturnwart), Else Hieber (Altersturnwartin), Peter Thyssen (Leichtathletikwart), Hermann Krotz TurnspieIwart) Hermann Giegerich (Skiwart), Klaus Soika (Fechtwart), Kurt Memel (Schwimmwart), Bernhard Christoffels (Wanderwart), Heinz Manns (Gerätewart), Kurt Müller (Wart für Spielmannswesen), Jean Genten (Kampfrichterobmann für Männerturnen) Karola Loop (Kampfrichterobmann für Fauenturnen), Heinz Crombach (Kampfrichterobmann für Leichtathletik). Beisitzer im Turnausschuss: WiIIy Minderjahn, Arno Flecken und Krimhild Reisser (Geräteturnen), Horst Huppertz (TrampoIinturnen), Hans Krotz (Turnspiele) Lutz Peters (Lager und Fahrt). Den Jugendausschuss bilden Karl Giegerich, Brigitte Höner und Josefine Buckenhofer. Im Rechts- und Ehrenrat im Jubiläumsjahr sitzen Gerhard Esser, KoIIa Esser, Karl Förster, Andreas Hoppstein und Lydia Palmen. Schleiden war das erhoffte JubiläumsTurnfest Ins Jubiläumsjahr passte das ausgezeichnete Gauturnfest, mit dem in Schleiden die neue Sportanlage des dortigen TuS eingeweiht wurde. Zwar war die Teilnehmerzahl im tiefen Süden des Gaugebietes nicht ganz so hoch wie - 59 -

Die Jahre von 1964 bis 1989 Mitgliederzahl mehr als verdoppelt Mehr Vereine, mehr Abteilungen, mehr sportliches Angebot Was waren das in den Fünfziger und Sechziger Jahren noch für Zeiten, als die Bantz, Dickhut und co. Titel- und Medaillensammler und zugleich Vorbild für den Nachwuchs waren. Jahrelange Trainingsschinderei, um es jemandem gleichzutun, der sicher sein Bestes gibt und dennoch nur unter ferner liefen rangiert? Patentlösungen sind überall nicht in Sicht, die vermeintlichen Lösungsansätze zu unterschiedlich. Und dennoch: Die große Turnerfamilie braucht den Kopf nicht in den Sand zu stecken, denn in Sachen Breitensport, Vereinsaktivitäten und Festivitäten hat man nach wie vor keine Vergleiche zu scheuen, wie das vorverlegte, um im Rahmen der 750-Jahr-Feier Berlin zu veranstaltende jüngste Deutsche Turnfest gezeigt hat, wo 120.000 Teilnehmer ein überzeugender Beweis waren. Das Riesenheer der Ehrenamtlichen in den Vereinen ist nach wie vor eine sichere Basis, die auch für den Turngau Aachen gilt und einen optimistischen Blick in die Zukunft, in die sechsten 25 Jahre Turngau erlaubt. Genug der Erörterungen, Spekulationen und unbefriedigenden Antworten, wenden wir uns konkret dem zu, was seit 1964 im Turngau geschah.

sonst, aber die Resonanz der Bevölkerung ließ die Turngäste auf einer Woge der Begeisterung beim Festzug durch den Ort ziehen und forderte gute Leistungen der Teilnehmer im Wettkampf geradezu heraus. Das ist unser Olympia, resümierte RTB-Vorstandsmitglied Dr. Bleifeld und erinnerte an die gerade beendeten Spiele im fernen Tokio, wo die gesamtdeutsche Mannschaft im Turnen einmal Silber (Pferdsprung Frauen) sowie im Mannschaftswettbewerb der Herren Bronze gewann. Für die Kunstturner des Gaus sah es im Jubiläumsjahr nicht so rosig aus. Beim traditionellen Der-Städte-Vergleich musste man Mönchengladbach den Sieg überlassen, und auch gegen den Rhein/Sieg-Gau setzte es eine empfindliche Niederlage.

Erfolgreiche Turner des TV Würselen : li.;Hans-Dieter Gerhards, re.:Heinz Hahnrath

- 60 -

Die Gau-Mannschaft des TG-Aachen beim Vergleichskampf gegen den TG-Sieg-Rhein im Januar 1965. V.l. Olaf Dinter, Bert Stollenwerk, Heinz Wolff, Georg Jansen, Herbert Zimmermann, Heinrich Hahnrath

- 61 -

Turnerische Höhepunkte im Jahr 1965 Eine Großveranstaltung wurde 1965 nach Aachen vergeben: In der TH-Turnhalle fanden die Rheinischen Meisterschaften

der Frauen im Geräteturnen statt. In der Landesklasse (Achtkampf bzw. Gymnastik-Vierkampf) hatten auch einige unserer Turnerinnen die Qualifikation geschafft.

Traditionell waren in dieser Zeit die Vereins-Vergleichskämpfe wie hier im Jahre 1965 zwischen den Vereinen Burtscheider TV, Aachener Turngemeinde (ATG) und dem Allgemeinen Turnverein Aachen (ATA)

- 62 -

Das beste Ergebnis aus Sicht des Turngaus erreichte Irmgard Nießen von der Stolberger TG, die im Achtkampf auf Platz drei kam. Insgesamt wurden sehr gute Leistungen geboten, so dass die Zuschauer in der vollbesetzten Halle auf ihre Kosten kamen. Kritisch angemerkt wurde zu der ansonsten rundum gelungenen Veranstaltung, dass die Kampfrichterinnen nicht mit dem Niveau der von ihnen zu Bewertenden mithielten. Ein Pressekommentar: So kann man jungen Mädchen das Turnen vergraulen.

Wiedemann vor A. Arnolds und Uschi Radlof), den Jugendturnerinnen (Angelika Schmidt vor Bea Freyns und Renate Brüll) und Jugendturnern (Hans Freyns vor Willi Schmitz und Rolf Ginters) gingen die drei ersten Plätze in der Einzelwertung an die Aachener. Bei den Schülern (Gerd Josef Holtkamp vor Josef Hahnrath) und den Männern (Herbert Zimmermann vor Heinrich Hahnrath) gab es Doppelsiege, und lediglich bei den Turnerinnen mussten Wibke Flecken und Irmgard Nießen der Dürenerin Rosemarie Baum knapp den Vortritt lassen.

Im Oktober ein zweiter Höhepunkt: Die neue Stolberger Sporthalle sieht den Länderkampf der Kunstturnerinnen zwischen Deutschland und den Niederlanden. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle belohnte ein sachkundiges Publikum die ausgezeichneten Leistungen der jungen Damen. Die bundesdeutsche Riege behielt mit 181,45:179,20 Punkten die Oberhand, doch hielten sich die Holländerinnen durch den Einzelsieg von Ria Rietveld die ein Zehntel besser als Evi Schwöbel lag, schadlos.Vier Wochen später ein weiterer kunstturnerischer Leckerbissen, denn in Eilendorf trifft die Gau-Mannschaft auf das Team aus dem Gau Düren. Mit über 60 Punkten Vorsprung behalten die Gastgeber in diesem Vergleich unerwartet deutlich die Oberhand. Bei den Schülerinnen (Annette

9000 Mitglieder in 61 Vereinen für 1965 Beim Gauturntag 1966 in Würselen wurde Gottfried Coenen nach langjähriger Vorstandstätigkeit verabschiedet und zum Ehrenmitglied ernannt. Die Sporthalle Königshügel der Technischen Hochschule sah im Frühjahr kurz hintereinander zwei Großveranstaltungen auf hohem Niveau: In Aachen wurden die Deutschen Hochschulmeisterschaften im Geräteturnen ausgetragen, und zum anderen richtete der Turngau die 1. Rheinischen Jugendmannschaftsmeisterschaften aus. Bei den Jugendturnern belegte der Aachener Gau dabei Rang vier, während sich die Jugendturnerinnen mit dem achten Platz zufrieden geben mussten. Erfreulich wird vermerkt, dass das Gau- 63 -

kinder-Turnfest in Aachen mit rund 1500 Teilnehmern eine neue Rekordzahl erreicht. Rückläufig ist dagegen die Tendenz bei den Gau-Turnfesten.

Wunder, denn der Neu-Burtscheider war amtierender deutscher Juniorenmeister im Pferdsprung und zählte zum ersten Dutzend der deutschen Kunstturner.

Die Trampolinturnerinnen und Trampolinturner des Burtscheider TV bildeten 1965 die Gaumannschaft bei den Rhein. Meisterschaften in Remscheid

Bei den Gau-Gerätemeisterschaften in Eschweiler überstrahlte im Zwölfkampf ein Name alle anderen: Bernd Schleenvoigt vom Burtscheider TV distanzierte die Konkurrenz aus Würselen und die übrigen Vereine um fast neun Punkte und gewann zudem alle Titel an den Einzelgeräten - im Übrigen kein

Bernd Schleenvoigt an seinem Paradegerät: Pferdsprung

- 64 -

Bei den Turnerinnen ging der Gau-Titel im Achtkampf nach Aachen zum ATV, der in Bea Freyns die Siegerin stellte, die 0,2 Punkte vor Marianne Förster (TG Stolberg) rangierte. War die ESG Ausrichter dieser Meisterschaften, so fand das Gauturnfest zum 100jährigen Bestehen des ETV in Eschweiler statt. Rund 500 Aktive maßen am Patternhof ihre Kräfte, während drei Wochen zuvor beim Gau-Kinderturnfest in Stolberg-Büsbach mit 1900 Teilnehmern eine neue Rekordmarke gesetzt wurde - ein Beweis mehr dafür, dass die Vereine im Turngau immer noch an Attraktivität gewannen und für die meisten Eltern am besten geeignet erschienen, ihren Sprößlingen in abwechslungsreichen Übungsstunden gut dosiert Leibeserziehung beizubringen! Den Aufschwung der Burtscheider Turnerinnen dokumentierte Gabi Albertz, die sich für die Rheinischen Meisterschaften nach harter Ausscheidung qualifizieren und sich dort ausgezeichnet platzieren konnte. Dagegen beklagt Oberturnwart Bert Stollenwerk, dass die erste Begeisterung für das Trampolinturnen nachgelassen hat. Zugleich beginnt 1969 der ungeheure Aufschwung des Volleyballspiels, das bis in die heutigen Tage von einer Vielzahl Turnvereinen auch mit überaus erfolgreichen Wettkampfteams betrieben wird. Für Bert Stollenwerk ist 1969 beim

kleinen Gauturntag Schluss, da er beruflich in Iserlohn ein neues Betätigungsfeld findet. Friedel Ohligschläger - zu Jahresbeginn für weitere drei Jahre als Gauvorsitzender gewählt - händigte dem langjährigen Aktiven und Gauvorstandsmitglied die DTB-Ehrennadel aus.

Teilnehmer im 12-Kampf 1967: aufgenommen bei der GKuTuM in Eschweiler v.l. Bernd Schleenvogt, Willi Schmitz, Heinrich Hahnrath, Kurt Welter, Herbert Klever, Herbert Zimmermann, Franz Jekewitz, Wilfried Prömper, Manfred Hahn, Josef Mager

Besondere Erwähnung verdient der TV Richterich, dessen Prellballer auf höchster Ebene Erfolge verzeichnen: So sind 1969 die B-Jugendlichen gar Bundessieger und RTB-Pokalsieger: auch die Männer gewinnen auf RTB-Ebene den Pokal. Nach dem Krieg wurde 1964 bei null mit registrierten 189 Vereinen im RTB be- 65 -

Stützpunktarbeit wurde sichtbar Anlässlich der 1100-Jahr-Feier von Würselen traf man sich dort zum Gauturnfest, wobei sich Petrus allerdings als wenig Turn- und Würselenfreundlich erwies. Mehr Glück hatten die Kinder in Brand, wo der dortige Turnverein die über 1800 kleinen Wettkämpfer mit einer reibungslos funktionierenden Organisation unterstützte. Insgesamt konstatierten die Verantwortlichen in diesem Jahr einen deutlichen Leistungsschub im Kunstturnen die Anstrengungen der letzten Jahre vom Gau initiiert und von einigen Vereinen besonders intensiv aufgegriffen zahlten sich aus. Die Stützpunktförderung war allerdings nicht unumstritten, denn hier und da gab es Ärger, wenn junge Talente in die Turnhochburgen wechselten. Da fühlte sich mancher Übungsleiter um die Früchte seiner Arbeit geprellt - ein Thema, das 1970 wie heute wie in den Jahren zuvor nicht neu ist. Neu seinerzeit war allerdings die zunehmende Konkurrenz von Volkshochschulen oder anderen Bildungseinrichtungen für die Vereine. Meist waren Übungsleiter aus den Turnvereinen Kursleiter - sie erlagen den Verlockungen gut dotierter Jobs, zumal die groß propagierte Landesförderung mangels Finanzmasse schnell hinter den Erwartungen zurückblieb und deshalb den Vereinen mehr Probleme als Segen brachte.

gonnen, die gut 38.000 Mitglieder zählten. 1969 sind es 843 Vereine mit erstmals für den RTB mehr als einer Viertelmillion Mitglieder! Interessant zudem: Erst 1966 sind in der RTB-Bestandserhebung erstmals mehr Kinder als Erwachsene in den Vereinen, und dieser Trend setzt sich zugunsten der Kinder immer stärker durch - dagegen ist die Zahl der Jugendlichen eher konstant bis abnehmend, so dass sich ihr Anteil prozentual verringert. Die Kinder werden zur stärksten Gruppe. Die rasante Entwicklung unterstreichen einige Zahlen:

Die Prellballer des ATB – 1967 in der Turnhalle Menorittenstraße

- 66 -

Die angesprochenen Fortschritte im Kunstturnen wurden 1971 erneut deutlich, als die Turnerinnen die starke GauAuswahl Düsseldorf souverän bezwangen. Regina Beiküfner - gerade von einem Muskelfaserriss genesen - Brigitte Claessen, Martina PaIm, Elke Lützenberger und Michaela Odermann waren die erfolgreichen Punktesammlerinnen. Beim Vergleich mit dem Sieg/Rhein-Gau Monate später beherrschte Regina Beiküfner die Jugendturnerinnenklasse, während der Konzener Adalbert PaIm bei den Schülern und Jürgen Reinecke bei den Jugendturnern siegte. Die Turner und Turnerinnen mussten den Gästen den Einzelsieg überlassen, aber in der Gesamtwertung hatte man fast 46 (!) Punkte Vorsprung.

landes- und bundesweit feststellbar, zumal gerade für Jugendliche und junge Erwachsene das Freizeitangebot immer größer wurde. So traf man sich im Jülich zum Bezirksturnfest mit dem Nachbargau Düren, der ja erst gut 20 Jahre zuvor selbständig geworden war. Das Experiment ermutigte, denn über 1000 Aktive und ausgezeichnete Leistungen in starken Starterfeldern erinnerten an frühere Glanzzeiten.

Wettkampfgymnastik findet schnell Freunde Die aufstrebende Wettkampfgymnastik wurde meisterlich beim Vergleich der RTB - mit der holländischen Nationalriege dargeboten. In Stolberg war der ATV Atsch zum 75-jährigen Vereinsjubiläum der Ausrichter und Ute Barylla die überragende Gymnastin, die wesentlich zum Gesamterfolg des RTB beitrug. Wie berichtet, waren die Teilnehmerzahlen beim Gauturntest trotz ständig steigender Mitgliederzahlen rückläufig; kein typisch Aachener Problem, sondern

Die Gau-Gymnastikgruppe (hier 1971) hat den Turngau Aachen bei vielen Veranstaltungen hervorragend vertreten.

Auffällig: Fast in allen Turnvergleichen siegten unsere Aktiven, während in der Leichtathletik auch die Düren-Jülicher zu Erfolgen kamen. Prellball (Haaren) und - 67 -

Faustball (Bardenberg) waren Aachener Domänen, während die Dürener in der Meisterklasse Volleyball siegten. Die Turnvereins-Mannschaftsmeisterschaften wurde eine klare Angelegenheit für den Burtscheider TV, in dessen Reihen Martina PaIm große Fortschritte machte - so auch der unerwartete fünfte Rang bei den RTB-Meisterschaften. München 1972 warf seine Schatten voraus, und so feierte die Lokalpresse das Simmerather GaukinderTurnfest als Olympiade des Turnernachwuchses. Rund 1500 Kinder aus 43 Vereinen waren am Start.

Gaukinderturnfest in Richterich vermeIdet mit über 2000 Teilnehmern einen neuen Rekord. Das zweite Bezirksturnfest ist diesmal im Aachener Waldstadion und verschiedenen Sporthallen, doch bleibt die Teilnehmerzahl hinter der Jülicher Premiere zurück.

Ein ereignisreiches Olympiajahr im Gau Einen Hauch von München erlebten im Januar des Olympiajahres 1200 begeisterte Zuschauer in der überfüllten Ratheimer Sporthalle, wo die damals zur absoluten Weltklasse zählenden Japaner bei einem Schauturnen großartige Werbung für das Kunstturnen machten. Zum dritten Male nach 1963 und 1964 fanden 1972 die Rheinischen Prellball-Meisterschaften in Aachen statt (125 Jahre Aachener TV 1847) - nicht dabei die Richtericher, die bereits zuvor ohne Punktverlust in der Rheinlandliga die Meisterschaft gewonnen hatten. Gaumeister im Kunstturnen wurden überlegen Willi Schmitz (Würselen) und Martina Palm (Burtscheid). Bei den Rheinischen Meisterschaften in Remscheid wird Regina Beiküfner Zweite im Pferdsprung. Das

Vielleicht war der Termin (Beginn der München-Olympiade) nicht ganz glücklich; heitere Spiele waren es allemal, die Presse urteilte: Olympiade im Kleinen Demonstrationen vorbildlicher Breitenarbeit - Familienfest - wunderschöne Darbietungen. - 68 -

Zum 100jährigen Bestehen hat der Würselener TV den Deutschen Mannschaftsmeister TuS 04 Leverkusen zu Gast, und der ATV 1847 wird beim 125jährigen im Alten Kurhaus als Teil der Geschichte Aachens gewürdigt. Das Olympia-Jahr brachte zudem einen Wechsel an der Gauspitze, da Friedel Ohligschläger schon 1970 aus beruflichen Gründen um einen Nachfolger gebeten hatte und dann doch seine Wahlperiode bis zum Ende ausfüllte. Georg Wolf vom Aachener Turnerbund übernimmt den Vorsitz.

Leistungen fähig sind. Eine Non-StopTurner-Revue mit rund 1000 Teilnehmern aus drei Ländern bietet der Haarener TV 1873 als Höhepunkt seines Jubiläums im Haarberg-Stadion. Doppelt so viele Teilnehmer versammeln sich zum Gaukinderturnfest in Geilenkirchen. Höhepunkt des Jahres ist für viele aus der TurngauFamilie das Deutsche Turnfest in Stuttgart. Teilnehmer wie Daheimgebliebene sind allerdings enttäuscht über das Echo in den Medien, insbesondere im Fernsehen, wo dieser Großveranstaltung nicht gebührend Sendezeit eingeräumt wurde und vieles in mehr kommentierender als informierender Weise abgewertet wurde.

Im Prellball und Faustball vorne dabei 1973 schafft der TV Richterich den Aufstieg in die Prellball-Bundesliga und wird knapp geschlagen Zweiter bei den Rheinischen Meisterschaften. Die Kunstturntitel gehen erneut an Martina PaIm, während Manfred Hahn (TV Verlautenheide) die jahrelange Vormachtstellung der Würselener durchbricht. Bundesligist ist im Übrigen auch die DJK Bardenberg im Faustball, die erneut am Europa-CupTurnier teilnimmt und in Pfungstadt trotz vier Siege und nur einer Niederlage mit Rang fünf vorlieb nehmen muss. Rekordbeteiligung vermelden die Altersturner bei ihrem Gautreff. Seit Jahren beweisen stolze Zahlen, dass sich sehr viele noch längst nicht zum alten Eisen zählen und in diesen Vergleichen zu hervorragenden

Kinder-Invasion in Eilendorf Freude herrscht bei der DJK Bardenberg, die zum dritten Male am FaustballEuropa-Cup teilnimmt und in Österreich erst im Finale knapp dem mehrfachen deutschen Meister TV Westfalia Hamm mit 30:34 unterliegt. Die Kinder-Invasion von Eilendorf bringt 2500 Jungen und Mädchen auf die Beine, die gemeinsam ein begeisterndes Gaukinderturnfest erleben. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Bezirksturnfeste, die der Turnbezirk Schleiden alljährlich feiert. 1974 gibt es in Hellenthal eine großartige Leistungsschau über die Übungsarbeit in den Vereinen.

- 69 -

Partie und belegen zum wiederholten Male, dass dem Gau und seinen Vereinen um den Nachwuchs nicht bange zu sein braucht. Schiff auf Kurs im stürmischen Umfeld Sportpolitisch sehr stürmisch begannen die Achtziger Jahre auf internationalem Parkett: Die Olympiade von Moskau wird von großen Teilen des Westen boykottiert - ein Großereignis, das ansonsten stets seine Auswirkungen bis auf die unterste Vereinsebene hat, wird hierzulande medienmäßig zu einer Randerscheinung der sonst übliche Schub, der Run zu den Vereinen bleibt aus. Bei der ,,Revanche" des Ostens vier Jahre später in Los Angeles ist es anders, weil die bundesdeutsche Elite mit um Medaillen kämpft und recht erfolgreich abschneidet Das Thema Werbung für Sport wird immer gravierender. Sponsoren, Mäzene und Förderkreise werden gesucht und benötigt, vor allem dort, wo der Unterhalt von Leistungsabteilungen ins Geld schlägt. Der Sport produziert viele positive Schlagzeilen, doch diverse Negativbeispiele und ein gewisser Trend, dem Leistungssport skeptisch und kritisch gegenüberzustehen, machen die Arbeit an der Basis, wo noch immer wertvolle Breitenarbeit geleistet wird und ehrenamtliches Engagement allen Unkenrufen zum Trotz kein Fremdwort ist, nicht leichter. Von dieser Entwicklung bleibt auch der

Rhein. Meisterschaften 1975: Christoph Weins, Werner Koch und Marc Siemons

Die Kunstturntitel im Kreis gehen zum dritten Male hintereinander an Martina PaIm (BTV), die auch in der RTB-Riege startet, sowie an den Würselener Willi Schmitz, der sich an Manfred Hahn revanchiert, der seinem TV Verlautenheide zum 100jährigen Bestehen zu gerne erneut den Titel präsentiert hätte. Kurz vor Weihnachten 1976 starten 21 Turnerinnen und Turner des Burtscheider TV zu einer dreiwöchigen Wettkampfreise in die USA. 1979 krönt der TV Richterich seine mehrjährige Zugehörigkeit zur bundesdeutschen Spitze im Prellball mit dem Gewinn des zweiten Meistertitels; dazu zweimal Zweiter, einmal Dritter und einmal Fünfter - eine tolle Bilanz in sechs Jahren! Toll auch die Bilanz der Gaukinderturnteste, denn auch in Stolberg sind wieder weit über 2000 Teilnehmer mit von der - 70 -

Aachener Raum nicht unberührt, doch gelingt es den Verantwortlichen im Gau recht gut, das Schiff auf Kurs zu halten, zumal genügend Ruderer in den Vereinen mithelfen. Der Zustrom zu den Vereinen hält weitgehend bis heute an, wo über 20000 Mitglieder in den 97 Vereinen registriert sind. Aber dieser Zuwachs ist nicht gleichbedeutend mit der Bereitschaft, sich für die Sache, für das Funktionieren des gesamten Apparates einzusetzen. Ein größeres Gesundheitsbewusstsein und das sich noch ausweitende, obwohl ohnehin schon breite Angebot der Turnvereine wirken sich positiv aus, doch damit erschöpft sich für viele das Thema Verein - der Besuch bei Hauptversammlungen ist oft gerade zu kläglich gemessen an der Mitgliederzahl.

gezeichnet, und selbst an Deutschen Meisterschaften nehmen Aktive aus unserem Gau teil.

Viele Erfolge im Turnbereich Genug der Klage! Schließlich gibt es aus den achtziger Jahren auch genug Positives zu vermelden: Zunächst zum Herzstück unserer gemeinsamen Arbeit, dem Turnen. Das Kunstturnen der Männer wird über Jahre von Roland Cordonnier (Hansa Simmerath) beherrscht - beim schwachen Geschlecht bekommt der Burtscheider TV Konkurrenz durch den Kunstturnerinnen-Club Aachen, der erst 1978 gegründet wurde, und dessen Name immer öfter in den Siegerlisten auf Gau-Ebene auftaucht. Die jungen Damen schlagen sich auch auf RTB-Ebene aus-

Dagmar Schiffgens vom Kunstturnerinnen-Club Aachen

Das Trampolinturnen erlebt einen Aufschwung, wobei insbesondere die BTVJungen glänzen. - 71 -

Stefan und Marco Braunsdorf, Dirk Flecken, Dirk Wernerus, Norbert Spiegelmacher oder Axel Honnè - um einige zu nennen - sammeln RTB-Titel und diverse gute Platzierungen bis hin zu den DTBMeisterschaffen. Große Erfolge auch in einer jungen Sportart, die aber großen Zuspruch bei den Mädchen findet; in der Rhythmischen Sportgymnastik. Hier gehören die Mädchen des Eschweiler Turnvereins zur Spitze, aber auch von TV Baesweiler und ATA Aachen kommen erfolgreiche Gymnastinnen. Das Gymnastik-Forum des Turngaues spiegelt die Aktivitäten in den Vereinen auch in der Breite wieder und entpuppt sich alljährlich als sehr attraktive Veranstaltung. Die Einteilung in Leistungsklassen sowie in Schüler- und Jugend-Ligen bringt mehr Wettkämpfe und bietet mehr Anreize. Auch der Gaupokal-Wettbewerb der Kunstturnerinnen erweist sich als gute Einrichtung, und wird zunächst von Dagmar Schiffgens (KCA) dominiert.

lette im Turngau seit 1982 noch größer und bunter. 1985 gelingt der WürselenBissener Gruppe um Hans-Josef Bülles sogar ein umjubelter Weltrekord, als insgesamt 16 Aktive die Bestleistung im Dauer-Fahnenschwenken auf 50 Stunden schrauben! Auch der Orientierungslauf gehört zu den neuen Sparten in der Turngauangebote. Viele Gau-Vereine verfügen über gute Leichtathleten, deren zahlreiche Erfolge in dieser Chronik einfach nicht aufgelistet werden konnten! So sei nur erwähnt, daß etliche deutsche Meister, Olympioniken und Spitzensportler aus dem Aachener Raum stammen, wenn sie auch zum Teil ihre größten Erfolge im Trikot führender LA-Vereine erzielten. Schlagzeilen aus den achtziger Jahren

Schöne Erfolge auch in den Ballspielarten, wo der TV Richterich zu Beginn dieses Jahrzehnts auf den deutschen Meistertitel abonniert war, aber ausgerechnet zum 100jährigen Bestehen (1985) in ein Wellental geriet. Das Rhönradturnen wird von ATA Aachen und TB Breinig/TG Stolberg betrieben. Die RTB-Auswahl 1980 im Trampolinturnen

Mit dem Fahnenschwenken wird die Pa- 72 -

1980 wird Stefan Braunsdorf (BTV) Rheinischer Schülermeister im Trampolinturnen. Sein Vereinskamerad Dirk Flecken steht mit ihm in der RTB-Riege bei den Deutschen Meisterschaften, die ebenso Vierte wird. Der TV Richterich verteidigt den Meistertitel im Prellball. Beim RTB-Verbandstag in Stolberg ist Kultusminister Girgensohn Hauptredner. In Brand gewinnt die RTB-JugendAuswahl den Trampolinvergleich gegen die Niederlande deutlich.

jährlichen Rhythmus durchgeführt wurde. Durch den hohen Stellenwert, den diese Trampolinveranstaltung in Europa erreichte, wurde der Intern. Grenzland-Cup ab 1986 alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Intern. Flower-Cup im niederländischen Aalsmeer durchgeführt. 1982 Der TV Richterich setzt seine Siegesserie im Prellball fort. Stefan Braunsdorf im Trampolinturnen auf RTB-Ebene wieder nicht zu schlagen und die Teilnahme von Nicole Kriszat an den Deutschen Meisterschaften zeigt, welch hervorragende Arbeit beim Eschweiler TV in der Rhythmischen Sportgymnastik geleistet wird. Die BTVSchüler-Trampolinmannschaft wird Dritter bei den Deutschen Meisterschaften.

1981 Die Bestandserhebung weist für 1980 17173 Mitglieder im Turngau aus. Die ATG, der TV Baesweiler, der TV Stolberg, die TG Stolberg, ATV Geilenkirchen und TG Setterich sind in dieser Reihenfolge die größten Vereine. Sorgen macht beim Gauturntag, wo diese Zahlen bekannt werden, der sich auswirkende Pillenknick. - Obwohl aus Platzgründen die 13-und 14jährigen am Gauturnfest in Aachen teilnehmen müssen, kommen über 1500 zum Gaukinderturnfest nach Setterich. Die Prellball-Könige aus Richterich holen erneut die deutsche Meisterschaft. Der BTV qualifiziert sich bei den Schülern (Trampolinturnen) und der Mädchen (Jugend-Gruppen-Wettstreit) für die Deutschen Meisterschaften. Am 31. Oktober 1981 fand der 1. Intern. Grenzland-Cup im Trampolinturnen statt, der bis 1984 im

1983 Der Turngau zählt rund 17500 Mitglieder in 84 Vereinen. Welt- und Europameister Eberhard Gienger wird beim Gaukinderturnfest umjubelt, das die Turngemeinde 1883 Stolberg anlässlich ihres 100jährigen Bestehens erneut glänzend ausrichtet. Das Deutsche Turnfest in Frankfurt weist über 30000 Wettkämpfer auf darunter natürlich auch viele aus dem Turngau, die ihre Fahrt in die hessische Metropole nicht zu bereuen brauchen. Der TV Brand wird 100 Jahre alt.

- 73 -

1984

Die Siegesserie von Roland Cordonnier hält weiter an. Beim Trampolin-Vergleich zwischen dem RTB und den Niederlanden in Aachen stehen gleich vier BTVSpringer in der siegreichen Mannschaft. Kirstin Kuhn (TV Baesweiler) erkämpft sich die Fahrkarte zur DM in der Rhythmischen Sportgymnastik. Die Fahnenschwenker treffen sich zu ihren Titelkämpfen in Aachen, während Schleiden erneut Gastgeber der Turngau-Vereine, diesmal für das Kinderturnfest, ist. Die Fahnenschwenker, mit fünf Vereinen dem Turngau angeschlossen, holen drei Titel, so dass der Gau auch in diesem Sport zu Meisterehren auf höchster Ebene kommt.

Gymnastinnen des TG-Aachen beim Landesturnfest 1985 in Jülich

- 74 -

1985 Der fünffache deutsche Prellballmeister TV Richterich feiert sein 100jähriges Bestehen und richtet die Deutschen Meisterschaften aus. Burtscheid ist Ausrichter der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften im Trampolinturnen, wobei die eigene Jugendmannschaft Rang vier erkämpft.

Jubiläum begehen der TV Haaren, der TV Stolberg und die Aachener Turngemeinde.

Heike Flecken (BTV) wird Fünfte beim RTB-Cup der Turnerinnen. Die Bissener Fahnenschwenker stellen ihren Weltrekord im Dauerschwenken auf. Beim ATAAachen findet das Rhönradturnen neue Anhänger und das Hallensportfest der Leichtathleten im Turngau wieder guten Zuspruch. Wilfried Braunsdorf wird 1985 zum Landesfachwart für Trampolinturnen (später TK-Vorsitzender) im Rheinischen Turnerbund gewählt. Dieses Amt bekleidet er insgesamt 26 Jahre.

Der TG-Aachen beim Festzug in Berlin

Im Mittelpunkt steht das Deutsche Turnfest in Berlin, zu dem ein Teil der Gauvereine über 600 Wettkämpfer und Besucher entsendet. Das Turnfest wurde extra ein Jahr vorgezogen, um im Rahmen der 750-Jahr-Feier Berlins ausgetragen werden zu können. Nicht nur daran wird es gelegen haben, dass rund 120000 Turner und Turnerinnen das großartige Erlebnis in Berlin mitgestalteten. Die Stolberger TG und der TB Breinig bilden eine Wettkampf- und Trainingsgemeinschaft im Fachgebiet Rhönradturnen.

1986 Die FSG Bissen wurde erstmals Deutscher Mannschaftsmeister und der damalige Pressewart Hans-Josef Bülles verteidigte seinen Einzeltitel als Fahnenschwenker. Marco Braunsdorf ist bei der Jugend-Weltmeisterschaft im Trampolinturnen in Paris dabei. 1987 Über 20.000 Mitglieder in 94 Vereinen gehören zum Turngau. Ihr 125jähriges - 75 -

1988 Das 88. Gauturnfest findet in Aachen statt. Der Aachener Turnerbund (ATB 1863) ist im Rahmen seiner 125-JahrFeier Ausrichter dieser Veranstaltung. Auch der älteste deutsche HandwerkerTurnverein, nämlich der Aachener, wurde 125 Jahre alt. Beim Fahnenschwenken sind die Bissener als Mannschaft auf Bundesebene nicht zu schlagen.

Mit Augenmaß hält man an Bewährtem fest, und mit Engagement öffnet man sich für Neues, ohne einem Fortschrittsglauben zu verfallen, der nur in der Moderne das Maß aller Dinge sieht. Rund 3,8 Millionen Mitglieder auf DTBEbene legen ebenso wie die gut 20000 im Turngau Aachen ein beredtes und überzeugendes Zeugnis dafür ab, dass die Mischung stimmt. Ohne die systematische und engagierte Breitenarbeit sähe es um die Spitze traurig aus, und ohne unsere vielen Mitstreiter in 125 Jahren Turngau hätte es nie die Breite gegeben, die bis heute das sichere Fundament ist, dass den zuversichtlichen Blick in die Zukunft, in die nächsten 25 Jahre und in ein neues Jahrtausend erlaubt.

1989 Der Turngau Aachen feiert im Mai sein 125jähriges Bestehen, und er tut dies in der Gewissheit, nicht nur 125 Jahre alt, sondern 125 Jahre jung zu sein. Tradition spielt zweifellos im deutschen Turnwesen eine gewichtige Rolle.

Festakt zum 125-jährigen Turngau-Jubiläum im Krönungssaal des Aachener Rathaus

- 76 -

Die sechsten 25 Jahre Hier endet die Berichterstattung über die zurückliegenden 125 Jahre. Den Chronisten der Festschrift zum 125jährigen Jubiläum sei es verziehen, aber es konnte ja keiner voraussehen, was in diesem Jubiläumsjahr noch passieren würde. Niemand konnte es zu diesem Zeitpunkt ahnen (wahrscheinlich haben es sehr viele gehofft) aber am 9. November 1989 war die Freude nach dem Mauerfall grenzenlos.

Ein besonderes Turntalent wuchs Ende der 80er Jahre heran. Thomas Heinen (TB Breinig). Als einziger Teilnehmer des Turngaus Aachen starte er bei den Rheinischen Kunstturnmeisterschaften in Berg. Gladbach und erreichte unter den Besten des Rheinlandes Platz 8. „Die Mauer ist gefallenDeutschland steht Kopf“ Das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Sport im zukünftigen Deutschland. 1990 Deutsches Turnfest in Dortmund/Bochum 100.000 Festteilnehmer, davon etwa 10.000 Gäste aus der DDR. Motto: Zwei Städte ein Fest, nachdem erstmals ein Deutsches Turnfest von zwei Städten gemeinsam durchgeführt wird. Fest der langen Wege. Bundespräsident Richard von Weizsäcker eröffnet das Fest. Jürgen Dieckert: Man muss ein Turnfest erleben, um zu wissen, was Turnen ist. 1991 Wie auch in den zurückliegenden Jahren bietet der Turngau Aachen auch in diesem Jahr ein vielfältiges und umfangreiches Wettkampfangebot an. Der Verbandstag der Rheinischen Turnerjugend wählt Hans-Josef Bülles (WürselenBissen) zum Jugendwart der Rheinischen

Thomas Heinen bei Rhein. Kunstturnmeisterschaften 1990 in Berg.Gladbach

- 77 -

Turnerjugend. Dieses Amt führt HansJosef Bülles insgesamt 10 Jahre, bis zum Jahre 2001, aus. Eine Gruppe Trampolinturnerinnen und Trampolinturner des Burtscheider TV starteten 1991 zu einer Reise ins „Ungewisse“. Das Ziel war Taschkent in Usbekistan. Zu den Trampolinsportlern aus diesem fernen Land pflegte der Burtscheider TV schon seit vielen Jahren eine gute Beziehung. Bei den Gaumeisterschaften der Turner wird Manfred Abel (Hansa Simmerath) erstmalig Gaumeister im 12-Kampf.

solches Turnfest bedeutet nicht nur erfolgreiche Wettkampfteilnahme, sondern bringt auch viele neue Eindrücke und Anregungen, die für die Vereinsarbeit wertvolle Impulse geben. Der 1. Kinder-TurnTag wurde in Stolberg-Breinig mit 120 teilnehmenden Kindern durchgeführt. Angeboten wurden u. A. das KinderTurnabzeichen sowie das KinderTurnspielabzeichen. Der TB Breinig ist im Rahmen seiner 100-Jahrfeier Ausrichter der Deutschen Meisterschaften im Rhönradturnen (gemeinsam mit der Stolberger TG). Die Burtscheider Kunstturner konnten nach 1991/92 auch 1993 wiederum den Titel des Mannschaftsmeisters der Kunstturner nach Burtscheid holen. Erneut erfolgreich waren die BTV-Turner bei den Gau-Einzelmeisterschaften. Alle Titel gingen an Turner des BTV. Dirk Pubanz und Robert Nickel bestimmten über Jahre das Kunstturnen im Turngau Aachen. Nicole Maintz wurde Deutsche Meisterin im Trampolinturnen 1993 bei den Schülerinnen. Damit begann die erfolgreiche Karriere einer jungen Trampolinturnerin aus den Reihen des BTV. Im gleichen Jahr erreichen Nicole Maintz und Alexa Kück Platz zwei bei den Deutschen Synchronmeisterschaften. Die Schülerinnen des BTV wurden Deutsche Mannschaftsmeister bei den Schülerinnen.

1992 Erstmals wurde in Stolberg ein Breitesporttag angeboten. Dieser Breitensporttag - gut organisiert - brachte aber nicht den erhofften und gewünschten Zuspruch, vor allem fehlte die angesprochene Stolberger Bevölkerung. Es kann nur ein schwacher Trost sein, dass bei anderen Breitensporttagen im Einzugsgebiet des Rheinischen Turnerbundes noch weniger „los“ war. Der Leistungsbereich Turnen konnte noch nicht an die erfolgreichen Jahre der Vergangenheit anschließen. 1993 Das Hauptereignis für unserer Turnerinnen und Turner war das 11. Rheinische Landesturnfest in Berg. Gladbach. Ein - 78 -

Den wohl größten Erfolg einer BTVMannschaft erreichten die Trampolinturnerinnen und Trampolinturner 1993 mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga!

leister für die Vereine. Turnfesteröffnung auf der Binnenalster – leider verregnet. Die Eröffnung des Turnfestes im „Hamburger Michel“ ist eine der letzten Amtshandlungen des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Im Rahmen seiner 125-Jahrfeier war dem TV Weiden die Ausrichtung des GauKinderturnfestes. Die Erfolgsserie der Trampolinturner sollte 1994 nochmals gesteigert werden. Die jungen Burtscheider-innen gewannen alle drei Titel auf deutscher Ebene (Einzel, Synchron und Mannschaft). Nicole Maintz wurde in Portugal Jahrgangsweltmeisterin und erreichte in Belgien bei den JugendEuropameister-schaften das Finale und wurde 10.

1994 Deutsches Turnfest in Hamburg „Wo Sport Spaß macht – DTB“ 100.000 Festteilnehmer/innen. Wo Sport Spaß macht – Turner/innen präsentieren sich in neuer Logo-Welt; so viele Wirtschaftspartner wie nie zuvor entdecken die Turnbewegung. Neben dem Wettkampfprogramm im Spitzen- und Breitensport erstmals ein riesiger Turnfestmarkt in den Messehallen mit dem Bereich Vereinsmarkt und Lern- und Gesundheitsmarkt: Der DTB als Dienst- und Service-

Schwebebalken „verkehrt“. Dass auch Turner dieses Gerät „beherrschen“ sieht man hier.

- 79 -

1995 Neben dem seit 1982 vom Burtscheider TV (zunächst bis 1986 im jährlichen Rhythmus, danach alle 2 Jahre) durchgeführten „Internationalen Grenzland-Cup im Trampolinturnen“ findet erstmals ein Länderkampf im Trampolinturnen in Aachen statt. Deutschland gegen Russland, eine Weltmacht im Trampolinturnen. Diese Veranstaltung fand in der Sporthalle Hander Weg (Aachen-Laurensberg) statt. Wegen des großen Besucherandrangs (ca. 1000 Zuschauer) wurde der Beginn um 20 Minuten nach hinten verschoben. Karl Godau, Burtscheider TV, kann sich bei den Gau-Kunstturnmeisterschaften gegen die Konkurrenz durchsetzen und wird Gaukunstturnmeister 1995. Die erfolgreichen Jahre 1993/94 für die Burtscheider Trampolinturnerinnen werden 1995 mit dem Titelgewinn bei den Deutschen Jugendmannschaftsmeisterschaften fortgesetzt. Bei der RhönradWM in den Helder (Niederlande) sind aus dem TG-Aachen: Ralf Bennerscheidt, Shahin Sadatolhosseini (Finalist) am Start. Bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaftenn im Rhönradturnen erreicht die Mannschaft desATA den 4.Platz (Harald Gueth, Patrick Petenberg, Carsten Kretteck, Shahin Sadatolhosseini). Bei den Deutschen Meisterschaften im Paarturnen in Kaltenkirchen erreichen

Nicole Buchmann und Shahin Sadatolhosseini 3.Platz.

Nicole Buchmann und Shahin Sadatolhosseini

1996 Die Trampolin-Bundesligamannschaft des Burtscheider TV erreicht in der Saison 1996 Platz 3. Die Jugend-Europameisterschaften 1996 im Trampolinturnen in St. Petersburg wird Nicole Maintz in guter Erinnerung behalten können. Im Synchronturnen erringt sie mit ihrer Partnerin Martina Nolte die Bronzemedaille! In diesem Jahr wurde Ute Jerzynski zur - 80 -

Im Rahmen der Deutschen-PaarturnMeisterschaften im Rhönradturnen in Zwickau erreichen Nicole Buchmann und Shahin Sadatolhosseini Platz 3.

Vorsitzenden der Rheinischen Turnerjugend gewählt. Insgesamt 12 Jahre, bis 2008, war Ute Jerzynski RTJ-Vorsitzende. 1997 Auch 1997 setzt sich die Erfolgsserie der Trampolinabteilung fort. Nicole Maintz wird vor heimischem Publikum überlegen Deutsche Meisterin bei den Juniorinnen.

Nicole Buchmann und Shahin Sadatolhosseini

1998 Die Trampolinturner waren nach wie vor erfolgreich. So konnte Alexej Kessler, Burtscheider TV, bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften Platz 4 erringen. Mit der deutschen Nationalmannschaft erreichte Nicole Maintz bei den Europameisterschaften in Dessau Platz 3. Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme von Nicole Maintz an der Weltmeisterschaft 1998 in Sydney, Australien. Platz 26 bei 62 Starterinnen war schon eine tolle Leistung.

Nicole Maintz mit Trainer Stefan Braunsdorf

An der Rhönrad-WM 1997 in Antwerpen (Belgien) nehmen Nicole Buchmann (Finalist), Shahin Sadatolhosseini (Finalist) aus dem TG-Aachen teil. - 81 -

Hubert Palm, Bernadette Mertens und Sabine Schmitz begleitet. Der TV Konzen stellt regelmäßig Teilnehmerinnen am Landesfinale des RTB und wird im Wettkampfbereich der Turnerinnen zunehmend erfolgreichster Verein der Nordeifel. Erstmals findet in Aachen ein World-Cup im Trampolinturnen statt. Eine tolle Veranstaltung mit 114 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 28 Nationen. Ausrichter ist der Burtscheider TV. An der Weltmeisterschaft im Rhönradturnen 1999 in Limburg an der Lahn nehmen Nicole Buchmann (Finalist) und Freddy Brüll (Finalist) für Deutschland.

Klaus Steinig Turnfestsieger im Gerätturnen -Pfichtübungen- vor Ex Weltmeister Eberhard Gienger (3.). Zudem wird Klaus Steinig einen Tag später 3. im Kürwettkampf

Deutsches Turnfest in München 1998 „Deutsches Turnfest – Wir sind dabei!“ 100.000 Teilnehmer/innen beherrschen das Stadtbild im sommerlichen München, Olympiapark als ideales Turnfestzentrum. Bei den pfiffigen bayerischen Mitmachangeboten wollte jeder mitmachen, über 40.000 „Münchner Hosenträger“ waren als begehrte Anerkennung schnell vergriffen.

2000 Anlässlich der Goldhochzeit des damaligen Gau-Vorsitzenden Wolfgang Lützenberger und seiner Frau Lore veranstaltet deren Heimatverein, die Hansa Simmerath, eine Turnshow unter dem Motto : „Turnen ist Lützenberger“. Im Verlauf der Veranstaltung gratulieren nicht nur die verschiedenen Turngruppen der Hansa mit ihren turnerischen Vorführungen, sondern ebenso die GauGymnastikgruppe, die Männerriege des WTV und zur besonderen Freude von Lore und Wolfgang eine Vielzahl ehemaliger Turnerinnen und Turner, die den Turnsport einst beim Jubelpaar erlernt haben.

1999 Das Kinderturnfest findet in der Eifel, in Moschau-Kalterherberg statt. Ende der neunziger Jahre besteht die Turngruppe des TV Konzen inklusive der wieder neu gegründeten Jungengruppe aus ca.60 Aktiven und die jeweiligen Gruppen wer den im Training von Irmgard Nießen, - 82 -

„Turnen ist Lützenberger“.

Alexej Kessler (Burtscheider TV) wurde Rheinischer Meister im Trampolinturnen. Wegen seiner guten Leistungen nominierte der Bundestrainer Alexej für den Trampolinländerkampf gegen die Niederlande und Russland. 2001 Auch in diesem Jahr geht der erfolgreiche Weg von Alexej Kessler weiter. Er vertritt die deutschen Farben beim Länderkampf England-Deutschland-DänemarkFrankreich in England. Anne Thess und Ina van der Meulen (beide Burtscheider TV) nehmen an den Rheinischen- Meisterschaften teil.

Alexej Kessler (Burtscheider TV)

- 83 -

2003 Trampolin-Länderkampf Rheinland- Däin nemark-Tschechien-Großbritannien Aachen. Ausrichter: Burtscheider TV. Seit 25 Jahren wehen die bunten Tücher und genau einen Tag nach ihrer Gründung feierten die Bissemer Fahnenschwenker ihr silbernes Jubiläum. 75 Jahre ESV Würselen. Der ESVWürselen ist Ausrichter des GauGymnastikforums anlässlich des Vereinsjubiläums. Neues entdecken, unter diesem Motto zog der Hoengener TC seine Turn- und Gymnastikshow zum 110jährigen Vereinsjubiläum auf. Und die Stolberger TG wurde 120 Jahre „jung“. Eine Jubiläumsmatinee im Zinkhütterhof bildete den Höhepunkt im Jubiläumsjahr. Gisela und Klaus Steinig erreichen bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften in Paderborn hervorragende Platzierungen: Gisela Steinig wird 9. und Ehemann Klaus 3. Beim 20. Gau-Gymnastikforum in Alsdorf zeigen ca. 400 Turnerinnen und Turner aus 17 Vereinen hervorragende Leistungen. Hans-Josef Bülles übernimmt für weitere 2 Jahre die Verantwortung bei der RTJ als RTJ-Jugendwart. An der Rhönrad-WM in 2003 Lillehammer (Norwegen) nehmen Nicole Buchmann, Freddy Brüll (Finalist), Shahin Sadatolhosseini (Finalist) teil.

Hans-Josef Bülles wird für seine langjährigen Verdienste zum Ehrenmitglied der Rheinischen Turnerjugend ernannt. Er wird vom Verbandstag des RTB in das Präsidium des Rheinischen Turnerbundes als Vizepräsident für Gesellschaftspolitik gewählt. Der TV Richterich belegt in der Abschlusstabelle der Prellball-Bundesliga Rang drei und ist damit für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft qualifiziert und belegt dort Platz 8. 2002 Deutsches Turnfest in Leipzig 2002 „Neues entdecken – Leipzig 2002“ Zum ersten Mal seit der deutschen Einheit von 1990 findet das Turnfest in einem der neuen Bundesländer statt. Über 80.000 aktive Teilnehmer/innen. Die gesamte Stadt feiert bei frühsommerlichem Wetter das Turnfest mit. Eröffnung im Gewandhaus, Turnfestzentrum ist die Messe Leipzig, imposantes Abschlußfest auf dem Augustusplatz. Der Turngau Aachen überträgt der Turngemeinde Bardenberg 1892 e. V. zum 110 jährigen Vereinsjubiläum die Durchführung des Gau-Kinderturnfestes in Würselen-Bardenberg. Eine sehr schöne Veranstaltung, die großen Anklang bei der Bevölkerung fand.

- 84 -

diese Aufgabe und war ein hervorragender Gastgeber für die 360 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 27 Nationen. Die Wettkampfgruppe des TV Konzen wächst auf über 80 Turnerinnen an, die konstant innerhalb des Turngau die meisten Titel bei den Einzel- und Mannschaftswettkämpfen abräumen. Das Trainerteam verändert sich und es finden neue Geräte wie der Sprungtisch und die Airtrackbahn den Weg in die Turnhallen. v.l, Nicole Buchmann, NN, Freddy Brüll (Finalist), Shahin Sadatolhosseini (Finalist).

2005 Beim Verbandstag des Rheinischen Turnerbundes in Rees wird Wilfried Braunsdorf (bis 2011) als Vizepräsident für Wettkampf- und olympischen Sport ins Präsidium des RTB gewählt. In Herzogenrath findet das GauGymnastikforum statt. Ausrichter ist der Herzogenrather TV, der in diesem Jahr sein 125jähriges Bestehen feiert. Mit 60 Mannschaften in fünf Leistungsklassen gehen insgesamt 415 Turnerinnen an den Start, Ein tolles Ergebnis!!!

2004 Der TV Mützenich war Ausrichter der Gau-Mehrkampfmeisterschaften in Monschau. Der Burtscheider TV ist Ausrichter des Gau-Gymnastikforums. Bei den Turnern kann der TV Verlautenheide den Mannschaftstitel zurückholen, vor Mützenich und Breinig. Die gemischte Gau-Gymnastikgruppe besteht nun schon 20 Jahre und nimmt am Rheinischen Landesturnfest in Remscheid teil!! Nach 1999 ist der DTB erneut kurzfristig an den Burtscheider TV herangetreten, um in Aachen eine World-CupVeranstaltung im Trampolinturnen auszurichten. Es wurde eine Doppelveranstaltung, World-Cup und Grenzland-Cup, im Trampolinturnen. Mit dem erfahrenen Team übernahm der Burtscheider TV

IDTF in Berlin 2005 „Berlin bewegt uns“ Die Hauptstadt Berlin im Zentrum Europas, die Ost-Erweiterung der EU im Mai 2004 – was lag näher, als mit dem Deutschen Turnfest einen internationalen, europäischen Akzent zu setzen. Also zum ersten Mal die offizielle Bezeichnung „Internationales Deutsches Turnfest“. - 85 -

2006 Bong Sung Kim, TV Verlautenheide, ist der überragende Turner bei den Mehrkampfmeisterschaften im Jahre 2006. Der Allgemeine Turnverein Aachen (ATA) war Ausrichter des Gau-Gymnastikforums. Der TV Mützenich ist neuer Gaumannschaftsmeister bei den Turnern.

Als ein Fest der Superlative bilanzierte die Berliner Morgenpost die Turnfestwoche mit über 100.000 Teilnehmern/innen, die alles bot, was eine gutes Turnfest ausmacht: Wettkämpfe im Breiten- und Spitzensport in hervorragender Atmosphäre, erstklassige Show-Veranstaltungen, unzählige Anregungen für die Vereinspraxis in der Turnfest-Akademie und den bestens ausgestatteten Hallen des Messegeländes Berlin, vielfältige Gelegenheiten für Begegnungen und Feste sowie eine stimmungsvolle Stadiongala als emotionaler Höhepunkt und Abschluss im Berliner Olympiastadion. Für die Turnbewegung insgesamt war die Turnfestwoche ein Image-Gewinn. Das Turnen präsentierte sich deutlich sichtbar als modern, zeitgemäß und international offen. Die Aufmerksamkeit im politischen Berlin dokumentierte sich durch mehrfachen Besuch des Bundespräsidenten, des Bundesinnenministers, den Empfang des Bundeskanzlers im Kanzleramt sowie der Teilnahme durch die führenden Repräsentanten der Hauptstadt.

2007 600 begeisterte Kinder und Jugendliche beim 6. Spielfestival der Rheinischen Turnerjugend im Jahr 2007. Germania Dürwiß präsentiert sich als lobenswerter Gastgeber auf der Großsportanlage Eschweiler-Dürwiß. Unter dem Motto „Ausprobieren und Mitmachen“ fand in der Zeit vom 24.08.26.08.2007 das nunmehr 6. Spielfestival der Rheinischen Turnerjugend in Eschweiler-Dürwiß statt. Drei Tage lang standen der Sportpark am See, das angrenzende Freizeitzentrum und der Blausteinsee ganz im Zeichen von Spiel, Spaß und gegenseitigen Kennenlernen der über 500 teilnehmenden Turnerinnen und Turner aus 33 Vereinen des Rheinischen Turnerbundes. Die Stadt Eschweiler, der Schirmherr der Veranstaltung, Herr Bürgermeister Rudi Bertram und die Turnabteilung des F.C. Germania 07 Dürwiß freuten sich sehr, in diesem Jahr Gastgeber des Spielfestivals zu sein. Ein 15-köpfiger, ehrenamtlicher Arbeitskreis war bereits zwei Jahre lang mit der Pla-

Im Jahre 2005 findet die Rhönrad-WM Aachen/ Bütgenbach D/B statt. Freddy Brüll und Shahin Sadatolhosseini stehen im Finale.

- 86 -

Tanzen. Eine gelungene Schauveranstaltung mit musikalischen und sportlichen Darbietungen, u.a. von vielen Eschweiler Vereinen, begeisterte am Samstagabend das Publikum.

nung und Organisation dieser Veranstaltung beschäftigt. Und das Ergebnis ließ bei den anreisenden Spielfestgästen am Freitagnachmittag sicherlich keine Wünsche mehr offen. Das Zeltlager war bezugsfertig, die Feldküche brodelte bereits, Feuerwehr und Sanitätsdienst waren einsatzbereit. Eine prämierte Geländerallye wurde durchgeführt und der Abend wurde mit drei Eschweiler Jugendbands musikalisch gestaltet.

Hier geht es „rund“!!!

Am Samstagmorgen startete das Programm: Trampolinspringen, Rhönradturnen, Aero-Trimm, Kletterturm, BungeeRennen, Hüpfburg, Air-Track, Kistenklettern, Twister, Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, Prellball, Völkerball, Schach, Olympiade, Kampfsport, Rope Skipping, SteppAerobic, Boule, Nordic Walking, Schwimmen, Kanu fahren, Inline-Skaten, Erlebnismemoire, Orientierungslauf und

Der Kletterturm auf dem beim 6. Spielfestival

Erfreulich auch, dass an beiden Abendveranstaltungen auch viele Gäste den Weg zur Großsportanlage nach Dürwiß fanden. Am Sonntagvormittag ging es mit dem Spiel und Sportprogramm weiter, bevor die abschließende Müllrallye und - 87 -

2008

ein Abschiedstanz ein erlebnisreiches Wochenende ausklingen ließ. Dies war die letzte Großveranstaltung, die Ute Jerzynski als Vorsitzende der Rheinischen Turnerjugend organisiert hat, das besondere daran war, dass Eschweiler – Dürwiß ihr Heimatort ist.

Bei den diesjährigen Gaumeisterschaften der Rhythmischen Sportgymnastik stellte der ATA mit 18 Gymnastinnen den größten Anteil der Wettkämpferinnen. In 4 verschiedenen Altersklassen zeigten die Gymnastinnen ihre Übungen mit den Keulen, Ball und dem Band. Die kleinsten zeigten eine Übung mit dem Ball und ohne Handgerät. Es war ein kleiner und schöner Wettkampf, bei dem die Gymnastinnen ihr Können gezeigt haben.

Mit zwei Top-Platzierungen (bei insgesamt 111 Teilnehmern) kehrten die Würselener Jugendturner vom Landesfinale zurück, das am 02.06.2007 in Essen stattfand. In den Altersklassen 13/14 und 14/15 wurde jeweils der Landesmeistertitel vom Michael Klever und Miguel Steinig (beide starteten für das Turnteam Toyota Köln) erturnt. Für Miguel war es nach 2005 bereits der zweite Landesmeistertitel. Während Miguel sich überraschenderweise deutlich gegen die ältere Konkurrenz durchsetzen konnte, war es für Michael eine knappe Angelegenheit gegen Kölner Teamkollegen. Anlässlich seines 135. Geburtstages entführte der Würselener Turnverein seine vielen Gäste in der Elmar-Harren-Sporthalle in die Welt des Musicals. Mit einer zweistündigen bezaubernden Show machte er ihnen und auch sich selbst ein farbenfrohes Geschenk. In ihr spiegelte sich lebendig die breite Palette an sportlicher Betätigung wider, wie sie der Würselener Turnverein in seinen Übungsgruppen, vom Kleinkind bis hinauf zu den Senioren, zu bieten hat.

Nach 7jähriger Pause präsentiert sich die Turnabteilung des TV Verlautenheide mit einem Schauturnen. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums war die Stolberger Turngemeinde der Ausrichter des diesjährigen Gaugymnastik-Forums des Turngaus Aachen. 28 Vereinsgruppen aus dem Turngau Aachen stellten ihr Können den Zuschauern ohne Wettkampfstress vor. Das Gaugymnastikforum ist eine wunderschöne Veranstaltung, wo sich alle Gruppen des Turngaus Aachen präsentieren können. Das Spektrum der Vorführungen ist genauso breit wie die Altersspanne der Teilnehmer. Es wird im Bereich Turnen ein neues Wettkampfsystem mit Pflichtübungen (die so genannten P-Stufen) umgesetzt. Turnerinnen des TG Aachen können nach einer längeren Pause somit wieder an überregionalen Wettbewerben - 88 -

Trainern und wirkt mit an der Gründung der RTB-Ligen, in denen Turnerinnen sich in einem Mannschaftswettkampf auf hohem Kürniveau vergleichen können. Der TV Konzen steigt im Gründungsjahr selber mit zwei Teams ein und sichert sich mit beiden den Klassenerhalt. Ein Jahr später folgt noch ein drittes Team.

teilnehmen und die Chancen zur Qualifikation im RTB nutzen. Die Mädchen des TV Konzen überraschen und gewinnen im ersten Jahr ihrer Teilnahme unter der Leitung von Anja Nießen und Gaby Abrahams sofort mit einer Mannschaft dieses Landesfinale im RTB (Celine Toussaint, Jessica Hammerschmidt, Jana Siebertz, Sophia Gostek, Jana Naumann und Carina Hilgers).

Jan Feldmann, TV Mützenich, kann bei den Gau-Gerätemeisterschaften alleine 5 Titel an den einzelnen Geräten gewinnen. Er ist der überragende Turner dieser Wettkämpfe. Beim Gaukinderturnfest in Baesweiler treten 300 Kinder aus 15 Vereinen zum Wettkampf an. Es ist auch ein Jahr der Vereinsjubiläen: Neben der Stolberger TG feiert auch der Brander TV sein 125-jähriges Vereinsjubiläum. Auf 100 Jahre können der TV Kall, Fortuna Weisweiler der TuS Schleiden, TV Hehlrath und der TV 08 Baesweiler zurückblicken. Mit der Wahl zur Vizepräsidentin für Lehre und Ausbildung im Präsidium des Rheinischen Turnerbundes setzte Ute Jerzynski die Funktionärslaufbahn fort. 2009 Internationales Deutsches Turnfest in Frankfurt am Main „Wir schlagen Brücken“ In der Woche nach Pfingsten, vom 30. Mai bis 5. Juni 2009, fand das Turnfest in

Hier die erfolgreiche Mannschaft des TV Konzen

Im Rahmen der B-Trainer Ausbildung knüpft Anja Nießen Kontakte zu anderen - 89 -

Frankfurt am Main statt. Es war ein „familiäres“ Turnfest mit der Messe Frankfurt und der nahen „FlussFestMeile“ am Mainufer als lebendige Zentren des Turnfestes. So wurde die Stadt zur „Bühne der Turnkultur“, als anschauliches Beispiel für eine aktive Lebensweise in der Gesellschaft. In der Bilanz-Pressekonferenz und nach Abschluss der Stadiongala wurden die vier F des Turnens ergänzt: Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei – Frankfurt! Rund 65.000 Dauer-Teilnehmer und über 30.000 Tagesbesucher erlebten bei angenehmen Witterungsverhältnissen neben ihren eigenen Wettkämpfen und Vorführungen eine Woche voller Höhepunkte und Spitzenveranstaltungen des Turnens: die politische Eröffnung in der traditionsreichen Paulskirche mit Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble, einen Festzug rund um den Römer, eine fulminante Eröffnungsshow mit Feuer, Wasser und Licht auf dem Main, die Premiere der Champions-Trophy im Turnen als TVgerechtes Wettkampfformat mit dem Sieger Fabian Hambüchen, die Turnfestgala und weitere Show-Veranstaltungen in der ehrwürdigen Festhalle und der Messe und nicht zuletzt die Turnfest-Akademie mit ihren Bildungsangeboten, 412 Turnerinnen und Turner aus den Mitgliedsgemeinschaften des TG-Aachen nehmen an diesem Turnfest teil. Die Turner des TV Verlautenheide können in der

Rheinlandliga der Turner Platz 3 belegen. Miguel Steinig, Hoengener TC, wird Vizemeister bei den NRW-Kunstturnmeisterschaften der AK 16/17. Die gemischte Gau-Gymnastikgruppe des TGAachen besteht nun seit 25 Jahren!!! Einer der sportlichen Höhepunkte dieser Gruppe war der 1. Platz beim DTF in Hamburg 1994 beim Wettkampf der Gruppengymnastik! Die Disziplin Fahnenschwenken steigt zur Extremsportart auf. Weltrekordversuch auf dem Jungfrauenjoch mit Turngaubeteiligten geglückt. Auf rund 3500 m über dem Meeresspiegel sollten so viele wie möglich Fahnenschwenker aus ganz Europa gemeinsam zu den Klängen von Alphornbläser schwenken. Genau 626 Fahnenschwenker aus Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien und der Schweiz stellten sich der Herausforderung. Auch 25 Aktive aus dem Turngau Aachen nahmen an diesem nicht alltäglichen Spektakel teil. HansJosef Bülles, Vorsitzender der FSG Würselen-Bissen 1978 e.V., schilderte seine Eindrücke wie folgt. „Das war schon echt extrem. Eine sehr dünne Luft, gefühlte -25°C Windböen von mehr als 50 Km/h! Sicht unter 40 m und starker Schneefall, nicht gerade angenehme Begleitumstände, um unseren Sport zu betreiben. Dennoch, die gewonnenen Eindrücke werden - 90 -

wir wohl lebenslang in uns tragen“. Fazit: Wir waren dabei und haben es geschafft! Der Vorstand des Turngaus Aachen beschließt eine neue Ehrungsordnung. Verdiente Turnerinnen und Turner können mit der „goldenen Ehrennadel des Turngau Aachen“ ausgezeichnet werden. Viele Vereine nehmen diese Möglichkeit der überregionalen Auszeichnung in Anspruch. Wilfried Braunsdorf wird vom RTBPräsidium mit der Willy-Schwarz-Plakette ausgezeichnet. In Eschweiler wurde unter der Federführung des FC Germania Dürwiß ein Kinderturntag „Fit wie ein Turnschuh“ mit großer Resonanz veranstaltet. Bei den Wettkämpfen der Turnerinnen zeigen die Turnerinnend des TV Konzen, Hansa Simmerath und des Burtscheider

TV einen hohen Leistungsstand und qualifizieren sich für weiterführende Wettkämpfe. Im männlichen Bereich sind die Vereine TV Verlautenheide, Hoengener TC, TV Mützenich, TB Breinig, TV Höfen und Hansa Simmerath und die WKG Würselen am Wettkampfgeschehen beteiligt. Das Gau-Gymnastikforum in Stolberg bildete den Jahresabschluss. 21996 Mitglieder in 94 Vereinen gehören dem Turngau Aachen an. Im Rahmen einer außerordentlichen Hauptausschuss-Sitzung wird Wilfried Braunsdorf zum Nachfolger von Wolfgang Lützenberger gewählt. Wolfgang Lützenberger wird danach auf Grund seiner langjährigen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Weltrekordversuch auf dem Jungfrauenjoch mit Turngaubeteiligten geglückt.

- 91 -

2010 Rebecca Abel, Hansa Simmerath, qualifiziert sich in Düsseldorf für die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften. Rheinische Gerätturner in Würselen. Zum ersten Mal in seiner weit über 100-jährigen Geschichte richtete der Würselener Turnverein (WTV) einen zweitägigen Wettkampf der Liga des Rheinischen Turnerbundes (RTB) aus. Der zweite RTB-Liga-

Das Gau-Gymnastikforum heißt nun „Show-Express“ und findet in ÜbachPalenberg statt.

Wettkampf des Jahres fand in der ElmarHarren-Halle in Würselen statt. Teilnehmer waren die Geräteturnerinnen der 1. bis 4. Landesliga, der Oberliga und der Verbandsliga. Eigens für diesen Wettkampf beschafften sich die Würselener Turnerinnen – leihweise – einen Federboden. An dem Wettkampf nahmen mehr als 200 Turnerinnen aus 30 Vereinen teil. Das Fachgebiet Rope-Skipping, eine junge Sportart nicht nur im Turngau Aachen, führt ein Rope-Skipping-Camp durch. Federführend ist hier der FC Rheinland Übach-Palenberg mit der Fachwartin Brigitte Petschel an der Spitze. Hiermit sollen interessierte Sportlerinnen und Sportler an diese junge Sportart herangeführt werden. Nach einer längeren Durststrecke holen die Trampolinsportler wieder eine Medaille nach Aachen. Lisa Mainz, Burtscheider TV, kann bei den Deutschen Meisterschaften im Synchronturnen die Bronzemedaille erringen.

Lisa Mainz (li. Burtscheider TV) und Yvonne Köhlen (TV Unterbach)

Dem allgemeinen Mitgliederschwund kann sich auch der TG Aachen nicht entziehen: 20790 gemeldete Mitglieder. Nachfolgend aufgeführte Vereine können in diesem Jahr ein Jubiläum feiern: 50 Jahre: Aachener Turnerschaft 1960 e.V. 100 Jahre: Turnverein Scheven 1910 e.V. 125 Jahre: Turnverein 1885 Richterich e.V. - 92 -

2011

Miguel Steinig

Der „Show-Express“ gastiert erneut in Übach-Palenberg, die Veranstaltung ist erneut ein voller Erfolg. Zum ersten Mal gastiert die GYMMOTION mit dem Programm „SPIRIT“ in Aachen. Eine tolle Veranstaltung!!

Rope-Skipping

Erfolgreich kehren die „Seniorenturnerinnen und Seniorenturner“ aus Simmerath von den Rheinischen Seniorenmeisterschaften zurück. Ulrike Brandenburg wird in diesem Jahr Deutsche Vizemeisterin bei den Seniorinnen. Miguel Steinig wurde NRW Meister bei den Männern-KM2 in Essen. Beim Deutschland-Cup im Schwarzwald sind aus dem TG Aachen Rebecca Abel (Hans Simmerath) und Miguel Steinig, Platz 8, (TC Hoengen) am Start.

Unter der Leitung und Choreographie von Angeli Dijkstra wurde 2011 eine ShowGruppe, bestehend Turnerinnen, Turner und Sportakrobaten aus den Mitgliedsvereinen des TG-Aachen, zusammengestellt. Diese Gruppe begeistert das Publikum mit einer tollen Darbietung.

- 93 -

Unter dem Titel „Dämmerschoppen“ startet der TG-Vorstand eine „Tournee“ durch den Turngau Aachen um mit den Vorsitzenden/Stellvertretern oder den Abteilungsleitern/Abteilungsleiterinnen der Turnabteilungen der TG-Vereine ins Gespräch kommen. Der TV Konzen wird Landesmeister beim Landesfinale der Turnerinnen in Troisdorf. Die Wettkämpfe des „allgemeinen Hallenturnen“ finden nach wie vor großen Anklang. 170 Turnerinnen stellen sich in Simmerath dem Kampfgericht Mit Ulrike Brandenburg, Karin Abel, Manfred Abel und Horst Nießen stellte die Hansa Gemeinschaft Simmerath gleich vier Teilnehmer bei den Rheinischen Seniorenmeisterschaften.

Ulrike Brandenburg, Karin Abel, Manfred Abel und Horst Nießen

Die Show-Gruppe des TG-Aachen im Vorprogramm der Gymmotion 2011

- 94 -

Die Fahnenschwenker des TG-Aachen beim NRW-Turnfest 2011 in Solingen/Remscheid

2012 Der Vorsitzende des TG-Aachen, Wilfried Braunsdorf, wird mit der LandesSportplakette ausgezeichnet. Bedauerlicherweise muss das geplante Gaukinderturnfest in Herzogenrath wegen zu geringer Teilnehmerzahlen abgesagt werden. Ein herber Rückschlag für die Arbeit des TG Aachen. 150 Jahre Haarener TV 1862 e.V. Mit mehreren Veranstaltungen feiert der Haarener TV 1862 e.V. sein 150jähriges Vereinsjubiläum. Mit Arne Schön, Dario Munoz und Ennio Carapezza haben erstmalig 3 Turner vom HTC aus dem Turngau Aachen an den

Von der Hansa-Gemeinschaft Simmerath haben Ulrike Brandenburg, Karin Abel, Manfred Abel und Horst Nießen und vom ESV Würselen Gisela Steinig an den Deutschen Seniorenmeisterschaften in Troisdorf teilgenommen Neben dem Pokalsieger der letzten Jahre, Mützenich (TVM) und der erfahrenen Mannschaft aus Verlautenheide (VTV), trat erstmalig der Hoengener Turnclub (HTC) mit einer jungen Mannschaft an. Es sollte ein spannender Wettkampf, mit einem nicht unbedingt erwarteten Ausgang, werden. Der Hoengener Turnclub (HTC) wurde neuer Mannschaftsmeister im Kunstturnen - 95 -

diesjährigen NRW-Meisterschaften in Hamm teilgenommen. Mit Laura Vonderweiden, Katharina Huppertz (beide TV Konzen), Ricarda Breuer (Burtscheider TV) und Rebecca Abel (Hansa Simmerath) gehen im Landesfinale der P-Stufen Wettkämpfe unglaubliche 4 Titel an den TG Aachen. Jessica Hammerschmidt (TV Konzen) wiederholt ihren

dritten Platz beim RTB-Cup und darf somit zu ihrem ersten bundesoffenen Wettkampf fahren. Die Platzierung im Mittelfeld ist als voller Erfolg zu sehen. Rebecca Abel (Hansa Simmerath) wird NRW-Mehrkampfmeisterin und qualifiziert sich damit für die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften, wo sie Deutsche Vizemeisterin wurde!!!

Drei Siegerinnen beim Landesfinale 2012 v.l.: Laura Vonderweiden (TV Konzen), Ricarda Breuer (Burtscheider TV), Rebecca Abel (Hansa Simmerath

- 96 -

1962, also vor genau 50 Jahren, wagte sich der BTV, der allen Neuerungen immer offen gegenüberstand, auf ein neues Gebiet. In der noch jungen Sportart, dem Trampolinturnen, nahm der Burtscheider

TV mit einer Turnerin und zwei Turnern an den Rheinischen Meisterschaften im Trampolinturnen teil. Horst Huppertz errang damals einen hervorragenden 4. Platz.

Die Trampolinturnerinnen und Trampolinturner bei einem Schauturnen

Mit 21.203 gemeldeten Mitgliedern in 92 Vereinen kann der TG Aachen eine Steigerung der Mitglieder vermelden!! Damit zählt der Turngau Aachen zu den mitgliederstärksten TG/TV im Rheinischen Turnerbund.

Nach dem großen Erfolg der Gymmotion im Jahre 2011 gastiert diese TopVeranstaltung im Jahre 2012 unter dem Titel „Stars“ wieder in Aachen. Eine grandiose Show-Veranstaltung!! - 97 -

„Märchenhafte Turnwelt“ heißt das Motto der Hansa-Turnshow 2012, die das Publikum in der übervollen Sporthalle der Hauptschule Simmerath verzaubert.

Turnerische Leistungen und ideenreiche Choreographien sind dabei der Garant für den Zuspruch und tosenden Applaus der Zuschauer

„Märchenhafte Turnwelt“ in Simmerath 2012

- 98 -

2013 Internationales Deutsches Turnfest 2013 „Leben in Bewegung“

Die Mannschaft des HTC wurde ebenfalls Vize-Landesmeister beim Landesfinale P- Gerätturnen in der AK 10/12. Ute Jerzynski wird für Ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement auf RTJEbene zur Ehrenvorsitzenden der RTJ ernannt. Der Brander TV erhält die Anerkennungsurkunde als RTB-Stützpunkt für den Bereich Gerätturnen weiblich. „Experiences“ ist der Titel der Gymmotion 2013, die das Aachener Publikum begeistert.

Das Turnfest fand vom 18. bis 25. Mai 2013 statt und feierte in doppelter Hinsicht eine Premiere. Zum ersten Mal ist mit der Metropolregion Rhein-Neckar nicht eine einzelne Stadt, sondern eine Region mit insgesamt 21 beteiligten Kommunen Gastgeber des Turnfestes. Insgesamt waren 70.000 Teilnehmer zu verzeichnen, davon 50.750 Dauerteilnehmer und 20.000 Tagesgäste. Wenn jemand mehr als sein halbes Leben ehrenamtlich unterwegs ist, dies auch noch in den unterschiedlichsten Bereichen, wie Sport, Kultur, Internationales, Soziales und in der Kommunalpolitik dann ist das aller Ehre wert. Daher hat Herr Bundespräsident Joachim Gauck im Jahre 2013 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Hans-Josef Bülles verliehen. Hervorragende Platzierungen erreichen unsere Turnerinnen und Turner beim IDTF in der Rhein-Neckar-Region. TC Hoengen verteidigt den Gaumeistertitel bei den Turnern. Philippe Kreklow vom HTC wurde Vize-Landesmeister beim Landesfinale P-Gerätturnen in Essen in der AK 9/10.

Hier die Sportakrobatik-Gruppe des TKV Oberforstbach im Vorprogramm der Gymmotion 2013

- 99 -

Vier Startplätze für Turnerinnen des TG-Aachen beim DTB-Cup.v.l. Rebecca Abel (Hansa Simmerath), Jessica Hammerschmidt, Tabea Naumann und Pia Weishaupt (alle TV Konzen).

Der RTB-Cup zählt innerhalb des Rheinischen Turnerbundes zu den hochwertigsten Wettkämpfen. Schließlich gehen hier nur die Turnerinnen an den Start, die sich mit den besten Mädchen ihrer Altersklasse auf KM II - Niveau messen wollen. Am Ende qualifizieren sich die besten drei Turnerinnen jedes Doppeljahrgangs zum DTB-Cup und vertreten somit den RTB bei einem deutschlandweiten Wettkampf. Eine einmalige Gelegenheit für jede Turnerin.

Gemeinsam! Kürmeisterschaften der Turnerinnen und Mannschaftsmeisterschaft der Turner des TG-Aachen. Rund 50 Turnerinnen aus der Städteregion turnten in vier Leistungsklassen um den Sieg. Neben Starterinnen des ausrichtenden Vereins Burtscheider TV waren die Hansa Simmerath, der TB Breinig, der Alsdorfer TV, der Würselener TV und der TV Konzen vertreten. Parallel turnten die männlichen Turner ihre Vereinsmannschaftsmeisterschaften aus. - 100 -

Das ist die erfolgreiche Mannschaft des TC Hoengen im Jahre 2013 Philppe Kreklow, Dario Munoz, Ennio Carapezza, Patrick Emonts -Gastturner aus Breinig-, Christian Stenz -Breinig- , Arne Schön,

Gemeinsame Gaumeisterschaften der Turnerinnen und Turner 2013

- 101 -

Der TC Hoengen konnte dabei erfolgreich den Vereinsmeistertitel des Turngaues Aachen verteidigen. Beim RTB-Cup überrascht der TV Konzen wiederum. Jessica Hammerschmidt, Pia Weishaupt und Tabea Naumann erreichen durch Podestplätze gegen die stärksten KM Turnerinnen des RTB Startplätze für den DTB-Cup. Gleiches gelingt wieder einmal Rebecca Abel (Hansa Simmerath). Diesesmal können alle antreten und erleben einen tollen

bundesoffenen Wettkampf der ins Turnfest integriert wird. Jessica Hammerschmidt gewinnt in dem Jahr auch den ersehnten Einzeltitel beim Landesfinale der P-Stufen Turnerinnen des RTB! Die erste Mannschaft des TV Konzen erreicht zudem die Vizemeisterschaft der Oberliga und setzt sich in der Relegation wieder durch. Der dritte Aufstieg des Teams endet somit in der NRW - Liga, wodurch der TV Konzen zu den stärksten vier Mannschaften des RTB berufen wird.

Turnerinnen und Turner der Vereine: TV Mützenich, TV Höfen, Hansa Simmerath und TV Konzen beim IDTF 2013

- 102 -

Breite und Leistung unter einem Dach Der Turngau Aachen geht auch weiterhin zukunftsorientiert seinen Weg

gegenüber anderen Sportarten ausgleichen konnte. Aber auch die anderen Sportarten wie Trampolinturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Rope Skipping, Rhönradturnen oder das Fahnenschwenken, können sehr schöne Erfolge (auch auf Landesund Bundesebene) vorweisen.

Mehrfach ist in der Chronik betont worden, dass das Geburtstagskind, der Turngau Aachen, trotz seines Alters stets auf Herausforderungen der Zeit sinnvoll zu reagieren wusste. Dies sei nachfolgend mit einigen Beispielen verdeutlicht.

Das Gau-Gymnastikforum, 1976 erstmals durchgeführt, kann mittlerweile auf eine fast 40jährige Tradition zurückblicken. Im Jahre 2010 wurde der Name „überarbeitet“. Heute heißt diese Veranstaltung „Show-Express“. Die Ausrichter wurden bisher stets mit voll besetzten Zuschauerrängen belohnt. Zugleich ist diese Veranstaltung immer wieder eine gelungene Mischung hervorragender Einzel- und Gruppendarbietungen, von Spitzenleistungen und erfolgreicher Breitenarbeit.

Im Gerätturnen sind es seit Jahren die Gaumeisterschaften und Gaumannschaftsmeisterschaften der Turnerinnen und Turner, die einen hohen Stellenwert haben. Aufgrund der Erfolge können bei den Turnern Simmerath/Konzen, Würselen, Burtscheid, Verlautenheide, Stolberg, Mützenich, Hoengen und Breinig als Hochburgen bezeichnet werden. Hier konnten in den letzten drei Jahrzehnten etliche Talente tolle Erfolge verzeichneten. Im weiblichen Bereich sind es der Burtscheider TV, TV Konzen, Hansa Simmerath, der Kunstturnerinnen-Club Aachen, der Allgemeine Turnverein Aachen, TV Würselen und ESV Würselen gewesen, die hervorragende Ergebnisse, auch überregional, erzielen konnten. Bewährt hat sich im weiblichen und männlichen Bereich das Schüler- und Jugend-Liga-Turnen, was mehr Wettkämpfe und Vergleichsmöglichkeiten schuf und damit ein Manko des Turnens

Ein wichtiges Feld war und ist die Schulung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern. Der Turngau Aachen bemüht sich stets, seine Angebote zur Aus- und Weiterbildung zu aktualisieren, um ein breitgefächertes Angebot den in den Vereinen tätigen Übungsleiterinnen und Übungsleitern zu unterbreiten. Kurzum: Der Turngau bietet viel, und die Vergangenheit beweist: Seine Verantwortlichen sind für Neuerungen offen!! - 103 -

Impressionen Show-Express 2013 Stolberg

- 104 -

Impressionen Gymmotion 2013

- 105 -

Impressum: Wilfried Braunsdorf, Ute Jerzynski, Hans-Josef Bülles Fotos: Privat

- 106 -

View more...

Comments

Copyright © 2020 DOCSPIKE Inc.