Wenn Stillen zum Problem wird... Wunde Brustwarzen, Mastitis und

March 17, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Wenn Stillen zum Problem wird...

Wunde Brustwarzen, Mastitis und der Brustabszess

Sonderausbildung für Kinder- und Jugendlichenpflege am Bildungszentrum der Landeskliniken Salzburg St. Johanns Spital / LKH

STILLPROBLEME Wunde Brustwarzen, Mastitis und der Brustabszess

schriftliche Abschlussarbeit

eingereicht von Petra Waldenberger Betreuungslehrer Maria Rainer

Salzburg, Mai 2004

EIGENE GEDANKEN ZUM THEMA

Stillprobleme machen das Leben oft schwer und darum leiden manche Mütter sehr. Probleme sind meist verbunden mit Schmerzen und treffen oftmals tief im Herzen. Stillen ist toll in allen Belangen, darum sind Mütter, die nicht Stillen können, meist sehr befangen. Schlechte Mütter sind sie nie und nimmer, doch bleiben Narben oft für immer. Getröstet sollen sie werden von uns Schwestern und anstatt darüber vielleicht zu lästern, ist unsere Aufgabe zu unterstützen und dazu müssen wir unser Gefühl nützen. Je nachdem, wie viel Gefühl wir haben, werden wir die Mutter umsorgen und tragen. Probleme vorzubeugen und sie zu verhindern, hilft viele Leiden zu lindern. Also fragte ich mich selbst: „Wie macht helfen richtig Sinn?“ Die Antwort auf drei Probleme, finden Sie in meiner Abschlussarbeit drin. ( von Petra Waldenberger)

DANKSAGUNG

Ich bin 22 Jahre alt und habe selbst noch keine Kinder. Daher fehlt mir die nötige Stillerfahrung und es gestaltet sich für mich sehr schwierig über Stillprobleme zu schreiben. Trotz der viel verwendeten Literatur sind es die Erfahrungen und Berichte anderer Personen, die meine Arbeit lebendig machen. Ich danke meiner Pflegelehrerin Maria Rainer für ihre Motivation, ihre Ideen, ihre Informationen und ihre Überzeugung dem Stillen gegenüber. Weiters danke ich Andrea Mayr-Mellnhof, die ihre Geschichte im Anhang erzählt und ein Fotoshooting für mich gemacht hat. Sie gab mir viele wertvolle Tipps und war immer gerne bereit etwas für mich zu erledigen. DANKE! Auch den vielen lieben Personen, denen ich meine Arbeit zum Korrekturlesen gegeben habe, danke ich. Die größte Hilfe gab mir jedoch meine Cousine Edith Leitner, indem sie meine Arbeit formatierte und mir computerspezifische Anleitungen gab. DANKE an alle, ohne euch wäre meine Arbeit nur halb soviel wert.

INHALTSVERZEICHNIS EIGENE GEDANKEN ZUM THEMA DANKSAGUNG 1.

EINLEITUNG

07

2.

ANATOMIE DER BRUST

09

2.1

Die Brustdrüse

09

2.1.1

Die Milchbildung

10

2.2

Die Brustwarze ( Mamille) und der Warzenhof

11

3.

WUNDE BRUSTWARZEN

12

3.1

Mögliche Ursachen

12

3.2

Prävention

13

3.2.1

Vorbeugung in der Schwangerschaft

13

3.2.2

Das richtige Anlegen

15

3.2.3

Stillpositionen

17

3.2.4

Richtige Pflege der Brustwarzen in der Stillzeit

17

3.3

Therapeutische Maßnahmen

17

4.

MASTITIS PUERPERALIS

20

4.1

Definition

20

4.1.1

Formen

20

4.2

Mögliche Ursachen

21

4.2.1

Ursachen für das Auftreten von einer Mastitis in %

22

4.3

Symptome

23

4.3.1

Unterschied zwischen Milchstau und Mastitis

23

4.4

Prophylaktische Maßnahmen

24

4.5

Therapeutische Maßnahmen

25

5.

DER BRUSTABSZESS

31

5.1

Unterteilung der Abszesse entsprechend ihrer Lokalisation

31

6.

ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG

33

7.

LITERATURVERZEICHNIS

8.

BILDERNACHWEIS

ANHANG

STILLPROBLEME Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess

Sonderausbildung für7 Kinder- und Jugendlichenpflege

1. EINLEITUNG Erstaunt betrachtete ich am Beginn des ersten Schulsemesters meinen Stundenplan. Darauf waren tatsächlich 16 Stunden für das Thema Stillen vorgesehen. Ich war gespannt und auch etwas misstrauisch, dachte ich doch bis zu diesem Zeitpunkt, dass Stillen eine unkomplizierte Sache sei. So fieberte ich meiner ersten Stillstunde entgegen und war verblüfft, wie viel Inhalt wir zu lernen hatten und mit wie viel Begeisterung sich unsere Pflegelehrerin dem Unterricht widmete. Nach dem Stillseminar wurde mir klar: Stillen ist nicht einfach nur Stillen, es ist vielmehr eine Philosophie die sehr viel „Frau sein“ ausmacht. Was bedeutet jedoch Stillen und „Frau sein“ für eine Mutter, die große Probleme damit hat, ihrem Kind die Brust zu geben? Ich habe den Bereich „Stillprobleme“ als Thema dieser Arbeit auserkoren, weil ich erfahren wollte, wie man Problemen entgegen wirken kann und was man vorbeugend dagegen tun kann. Da mich die Themen Mastitis, wunde Brustwarzen und der Brustabszess speziell interessieren, machte mir meine Pflegelehrerin den Vorschlag, eine Stillgruppe zu besuchen. Dort lernte ich eine Mutter kennen, die nach sieben Brustentzündungen noch den Mut und die Ausdauer fand weiter zu stillen. Fasziniert von ihrer Einstellung stellte ich mir folgende Fragen: Gibt es für Mastitis und wunde Warzen eine geeignete Prävention? Wie kann man betroffene Mütter beraten und welche Tipps wären leicht umsetzbar? Die Erkenntnisse, die ich daraus gewonnen habe, möchte ich Ihnen in meiner Abschlussarbeit gerne näher bringen.

Petra Waldenberger

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Stillen lohnt sich „Jede Frau, die schon ein Kind geboren hat, wird durch Gespräche über das Stillen oder durch den Anblick einer stillenden Mutter unmittelbar berührt. Wenn sie nach frustrierenden Versuchen das Stillen nach kurzer Zeit aufgegeben hat, können selbst noch Jahre später Enttäuschung und Traurigkeit über das Misslingen ihrer Stillbeziehung wieder in ihr wach werden. War ihre Stillzeit jedoch befriedigend und unproblematisch, wird ihre Erinnerung belebt an das tiefe Glück, die Wärme und die Verbundenheit, die sie damals mit ihrem Baby erlebte. Jene Frauen, die Schwierigkeiten beim Stillen erfolgreich lösen konnten, haben daraus eine Kraft gewonnen, die sich noch lange Zeit fruchtbar auf ihre Beziehung zu ihrem Kind auswirkte“ (Lothrop, 2002, S.15).

Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit allen Müttern und auch mir selbst zu einer unproblematischen Stillbeziehung verhelfen kann.

Petra Waldenberger

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2. ANATOMIE DER BRUST

vor der Schwangerschaft Abb. 1 Abb. 1

während der Stillzeit 1 – Alveolen (Milchbläschen) 2 – Milchgänge 3 – Milchseen 4 – Fettgewebe Abb. 2

Die Brust ist eine Drüse und sie liegt über der zweiten bis siebten Rippe. Die Brust setzt sich aus dem Brustdrüsenkörper, der Brustwarze und dem Warzenhof zusammen, worauf ich in Folge etwas näher eingehe. 2.1 Die Brustdrüse Sie besteht aus 15-20 Einzeldrüsen, Bindegewebe und viel Fettgewebe. In der Brustwarze münden die Ausführungsgänge der Einzeldrüsen, welche man auch Milchgänge nennt (vgl. http://m-ww.de/krankheiten/brusterkrankungen/mastitis.html, 17.01.2004, S. 1).

Petra Waldenberger

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Die Einzeldrüsen sind optisch vergleichbar mit 15-20 Bäumchen. Diese Bäumchen bilden das Drüsengewebe. Die Baumkronen nennt man Lappen, bestehend aus Ästen (Milchgängen) und Früchten (Alveolen = Milchbläschen). Abb. 3

Zwischen Lappen und Warzenhof befinden sich die mütterlichen Vorratskammern: die Milchseen. Ab der sechsten Schwangerschaftswoche bilden sich die Milchgänge und Milchbläschen voll aus (vgl. Broschüre Stillen, 1998, S. 6) 2.1.1 Die Milchbildung Das Ingangkommen der Laktation ist hormonell gesteuert. Bei der Geburt entfällt die Hemmung und Blockade der Prolaktinrezeptoren durch die hohen Spiegel der in der Plazenta gebildeten Sexualhormone, sodass Prolaktin wirksam werden kann. Am zweiten Tag nach der Geburt steigen die Prolaktinrezeptoren steil an, allerdings nur, wenn in den ersten Stunden nach der Geburt ein intensiver Saugreiz durch das Kind erfolgt. Die wirksamsten Anreize für die Milchproduktion und Milchgabe sind der Saugreiz an der Brustwarze und die regelmäßige und fast vollständige Entleerung der Brust. Durch einen neurohumoralen Reflex bewirkt der Saugreiz die Bildung und Ausschüttung von Prolaktin aus den Hypophysenvorderlappen und von Oxytocin aus dem Hypothalamus bzw. Hypophysenhinterlappen. So entsteht ein Regelkreis, in dem Prolaktin den sogenannten Milchbildungsreflex für die Milchbildung auslöst und Oxytocin durch die Kontraktion der Muskelfaser den sogenannten Let-Down-Reflex zur Beförderung der Milch in die Milchgänge bewirkt.

Petra Waldenberger

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Diese

Oxytocinausschüttung

wirkt

gleichzeitig auf die Gebärmutter und führt zu starken Kontraktionen (Nachwehen). Durch den Druck auf die Gebärmutter werden Blutungen aus dem Bereich der Plazentahaftstelle geringer. Weiters

erfolgt

dadurch

eine

Verkleinerung der Gebärmutter (= Uterus) (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).

Abb. 4

2.2 Die Brustwarze (Mamille) und der Warzenhof In der Brustwarze münden 15 Drüsenausgänge, welche mit einer Epidermisepithelschicht bedeckt sind. Diese Schicht bietet Schutz vor Keimen, welche in den Milchgängen Entzündungen hervorrufen könnten. Die Mamille ist ebenso wie der Brustwarzenhof in der Schwangerschaft dunkler pigmentiert. Weiters dehnt sich der Warzenhof mehr aus (vgl. http://m-ww.de/krankheiten/brusterkrankungen/mastitis.html, 17.01.2004, S. 1).

Petra Waldenberger

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3. WUNDE BRUSTWARZEN Gerade am Anfang der Stillzeit stellen wunde oder einfach nur empfindliche Brustwarzen ein großes Problem dar. Die Freude am Stillen wird der Mutter meist durch die starken Schmerzen rasch genommen. Unmittelbar nach dem Anlegen befinden sich neben einer Rötung weißliche Beläge, ähnlich wie aufgeweichte Hornhaut, auf der Warze. Später entstehen aus diesen oberflächlichen Verletzungen tiefe Risse und Schrunden (= Rhagaden), welche zwischen den Stillmahlzeiten zu bluten anfangen, verkrusten und beim erneuten Anlegen wieder aufplatzen. Dieses folgende Kapitel meiner Arbeit beschäftigt sich anfangs mit möglichen Ursachen wunder Brustwarzen und zeigt dann Präventions- sowie therapeutische Maßnahmen auf (vgl. http://www.stillgruppen.de/stillprobleme_wunde_Brustwarzen.html, 12.10.2003, S.1). 3.1 Ursachen Folgende Punkte beschreiben einige Ursachen für wunde Brustwarzen. •

Durch die einseitige Belastung der Brust, -

da die Warze nicht in der Mitte des kindlichen Mundes zu liegen kam.

-

da das Zungenbändchen des Babys zu kurz ist.

-

da die Unterlippe eingeschlagen ist.

-

da das Baby mit der Zunge gegen die Warze stößt, weil sie andere Zungenbewegungen gewöhnt ist (z.B.: durch Flaschensauger).

-

durch ein Verrutschen der Brustwarze.

-

da der Milchflussreflex nicht genug wirkt.

-

da das Baby zu gierig und zu kräftig saugt.

-

durch zu spröde Haut an der Brustwarze.

-

durch zu feuchte Stilleinlagen.

-

durch eine verletzte Brustwarze.

Petra Waldenberger

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Das Kind erfasst nicht genug vom Warzenhof , -

aufgrund des falschen Anlegens.

-

aufgrund einer zu vollen Brust.

-

durch eine eingezogene Brustwarze.

-

aufgrund von Saugverwirrung, ausgelöst durch Flaschensauger oder Schnuller.

3.2 Prävention 3.2.1 Vorbeugung in der Schwangerschaft Schon während der Schwangerschaft ist es möglich, Prävention zu betreiben. Dies geschieht durch häufiges „Oben - ohne“ -Tragen der Brust. Wenn es die Jahreszeit erlaubt, kann man auch regelmäßige, aber kurze Sonnenbäder nehmen. Wichtig ist auch, die Brust nur mit Wasser zu waschen, da parfümierte Produkte die Haut zu sehr reizen und schädigen. Sollte schon etwas Kolostrum (so nennt man die Vormilch) vorhanden sein, wäre es günstig, schon in der Schwangerschaft die Warze mit Milch zu beträufeln, um sie dann an der Luft trocknen zu lassen. Rosskuren, wie z.B.: das Abschrubben der Warze nach dem Baden, sind nicht mehr notwendig. Besser ist es, nach einer kalten Dusche welche die Durchblutung fördert, ein gutes pflanzliches Öl aufzutragen und die Warze zu massieren. Für Frauen mit Flachund

Hohlwarzen

empfiehlt

es

sich,

im

letzten

Schwangerschaftsdrittel

Brustwarzenformer zu tragen. Prävention bedeutet sich selbst mit der Brust vertraut zu machen (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004). Im Gesundheitswesen wird immer mehr Wert auf Prävention gelegt. Prävention heißt vorbeugend wirken, damit Probleme erst gar nicht entstehen können. Das heißt, man muss auf sich hören und sich spüren können, um Veränderungen wahrzunehmen. Für mich ist sehr bedeutend, dass Prävention in verschiedenen Variationen erfolgen kann, wenig kostet, meist nicht schmerzt und für jeden Menschen gedacht ist.

Petra Waldenberger

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Wenn Mütter stillen, denken sie in erster Linie an das Wohlbefinden des Kindes. So ist Muttermilch zum Beispiel die beste Allergieprävention für das Kind. Bei diesem Punkt möchte ich an alle stillenden Mütter appellieren und hoffe, dass sie dabei nie auf sich selbst vergessen. Richtiges Anlegen ist nämlich die beste Prävention für Mütter, um vor wunden Warzen und Mastitis zu schützen. Es kostet nichts, schmerzt nicht und verbraucht kaum Zeit. Es bedarf nur guter Aufklärung und Betreuung, in der ich meine zukünftige Aufgabe sehe. „Der Leiterin einer kalifornischen Stillklinik, Kittie Frantz, verdanken wir die Erkenntnis, dass viele Stillprobleme wie wunde Brustwarzen, Milchmangel, beeinträchtigter Milchflussreflex und Blähungen beim Baby – hauptsächlich auf falschem Anlegen beruhen“( Lothrop, 2002, S. 139).

Diese Worte waren für mich recht wesentlich und ein Anstoß, eine kurze Zusammenfassung bzw. eine Erklärung über das richtige Anlegen zu schreiben.

Petra Waldenberger

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3.2.2 Das richtige Anlegen Damit das Baby die Lippen weit öffnet, wird es gereizt, indem die Mutter mit der Brustwarze die Lippen berührt (vgl. Broschüre Stillen, 1998, S. 18). Die Nase soll sich direkt gegenüber der Brustwarze befinden und der Bauch auf dem Bauch der Mutter liegen. Ihre Hand umfasst das Gesäß des Kindes (vgl. Lothrop, 2002, S. 235). Abb. 5

Das Baby öffnet seinen Mund, als ob es ein kleiner Löwe sei. Wichtig ist, dass der gesamte Warzenhof in den Mund genommen wird (vgl. Lothrop, 2002, S. 234 u. 235). Das ist deshalb so wichtig, da das Brustgewebe im Mund des Kindes auf das Zwei- bis Dreifache gedehnt wird, damit die Brustwarze den Saugpunkt erreichen kann. Dieser befindet sich zwischen dem harten und weichen Gaumen. Nur so kann der Saugreflex Abb. 6

ausgelöst werden und die Milchreservoirs hinter der Warze gut entleert werden (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).

Petra Waldenberger

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Nach dem Erfassen der Brustwarze muss das Kind schnell an den Körper gezogen werden. Es ist wichtig, dass die Brustwarze in der Mitte des Mundes liegt, denn sonst ist die Brustwarze einseitig belastet. Die Unterlippe muss nach außen gestülpt sein und die Zunge muss unter der Brustwarze liegen (vgl. Broschüre Stillen, 1998, S. 18). Der Mund des Säuglings muss immer auf Höhe der Brustwarze sein, Abb. 7

der Kopf des Kindes soll nicht berührt werden, um den Saugreflex nicht zu stören (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).

Wenn das Kind von der Brustwarze genommen wird, muss man das Vakuum lösen, indem man den Finger mit etwas Druck in die Mundecke des Babys einschiebt (vgl. Lothrop, 2002, S. 235).

Abb. 8

Petra Waldenberger

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3.2.3 Stillpositionen Wiegengriff, Rückengriff und das Stillen im Liegen (nähere Erläuterungen finden sie in der Abschlussarbeit von meiner Schulkollegin Daniela Kasbauer) sollten häufig abwechselnd angewendet werden (Bilder sind im Anhang meiner Abschlussarbeit zu finden). Dies verteilt nämlich die Belastung der Brustwarze auf unterschiedliche Bereiche. Weiters ist es wichtig, eher kürzer, dafür häufiger zu stillen. Das heißt, tagsüber mindestens alle 2-3 Stunden und 1-2x nachts (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004). Beim Korrekturlesen meiner Arbeit gab mir meine Mutter für andere stillende Mütter einen tollen Tipp. Um in der Nacht nicht dauernd überlegen zu müssen welche Brust zum Anlegen an der Reihe ist, ist es sinnvoll einen Stillring zu verwenden. Das heißt wenn man beide Brüste gegeben hat, beginnt man das nächste Mal mit der zuletzt gereichten Brust damit das Kind ausreichend Vorder- und Hintermilch bekommt. Man gibt den Ring nach dem Fertigstillen beispielsweise der linken Brust auf den linken Ringfinger. So braucht die Mutter in der Nacht kein Licht, sondern muss nur an den Finger greifen damit sie weiß wie es in der Reihenfolge weitergeht. 3.2.4 Richtige Pflege der Brustwarzen in der Stillzeit Die Brustwarzen soll man nur mit klarem Wasser waschen. Nach dem Stillen empfiehlt es sich, etwas Hintermilch (zwei bis drei Tropfen) auszudrücken und auf Brustwarze und Hof zu verteilen. Danach lässt man die Brust an der Luft trocknen, bevor man den Still- BH wieder anlegt. Vorzugsweise sollte man luftige Kleidung tragen, am besten aus Baumwolle. Auch der BH sollte aus Baumwolle sein. 3.3 Therapeutische Maßnahmen •

Wichtig wäre, das Kind öfter und kürzer zu stillen, denn dann ist es nicht so heißhungrig und packt nicht so fest an. Es kann den Warzenhof besser erfassen, da die Brust nicht so prall ist.

Petra Waldenberger

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Man muss zuerst jene Seite anlegen, an der die Warze weniger wund ist. Das Kind soll beim Anlegen an die wunde Warze nicht mehr so hungrig sein, damit es nicht so kräftig saugt (vgl. Lothrop, 2002, S. 236)



Damit der Säuremantel der Haut nicht zerstört wird, sollte keine Seife oder alkoholische Lösungen beim Duschen benützt werden.



Nach dem Stillen soll man den Speichel und die restliche Milch nicht einfach wegwischen, sondern eintrocknen lassen – sie dienen als Brustwarzenschutz.



Ein Schutz kann auch eine Heilsalbe sein, welche nach dem Stillen aufgetragen wird, wie zB PureLan 100 von Medela oder die LANSINOH-Salbe. Sie braucht auch vor dem Stillen nicht abgewischt werden (vgl. Lothrop, 2002, S. 236). „Am dritten Tag zeigten sich auf meiner Brustwarze schmerzhafte Bläschen. Ich fand schnell heraus, dass die Schmerzen erträglicher wurden, wenn ich Brustwarze mit Warzenhof so weit wie möglich in Johannas Mund schob. Nach jedem Stillen ließ ich ihren Speichel und die Milch antrocknen und rieb Brustwarzen und Warzenhof mit einer Heilsalbe ein. So wurden sie bald geschmeidiger und dehnbarer und die Schrunden heilten ab. Einige Wochen danach war alles vorbei“ (Lothrop, 2002, S. 234).



Wenn das Zungenbändchen zu kurz und ein Auslöser wunder Warzen ist, kann es vom Arzt durchtrennt werden.



Wenn die Schmerzen durch nichts besser werden, sollte auf ein mildes Schmerzmittel (laut Arztverordnung) zurückgegriffen werden (vgl. Lothrop, 2002, S. 237).



Zur Durchblutungsförderung kann eine Punktmassage angewandt werden (siehe Anhang).

Petra Waldenberger

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In schweren Fällen kann man auf den Hydrogelverband zurückgreifen. Dieser bietet eine feuchte und der Wundheilung optimal angepasste Umgebung. Er schützt vor bakterieller Kontaminierung und Austrocknung der Wunde. Überschüssige Feuchtigkeit wird absorbiert, ein kühler schmerzlindernder Schutz wird geboten.



Neuerdings wird auch die Low-Level-Lasertherapie bei wunden Brustwarzen angewandt. Diese Art von Therapie darf nur von den dazu ausgebildeten Personen durchgeführt werden. Es handelt sich hierbei um eine Regulationstherapie. Durch die Bestrahlung wird der Stoffwechsel der Zelle beeinflusst. In der Zelle werden verschiedene biochemische Vorgänge aktiviert, die der Abwehr der Erkrankung und in der Folge der Heilung dienen. Die Lasertherapie ist bei ordnungsgemäßer Anwendung nebenwirkungsfrei (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).

Weiterer Schutz durch:

Abb. 9

Brustwarzenschutz

Abb. 10

Stilleinlagen

Abb. 11

Brusthütchen

Der Brustwarzenschutz kann in die BH-Körbchen eingelegt werden, sodass die Luft um die Warzen zirkulieren kann (vgl. Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 11). Stilleinlagen können wie der Brustwarzenschutz in den Stillpausen getragen und je nach Material entweder verworfen oder gewaschen werden. Bei wunden Brustwarzen sollen nur Einmalstilleinlagen verwendet werden (vgl. Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 12). Brusthütchen können auch während dem Stillen eine große Hilfe sein. Sie schützen vor Schmerzen beim Anlegen. Man sollte sie jedoch nur im Notfall verwenden, da sie eine Saugverwirrung auslösen können (vgl. Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 12).

Petra Waldenberger

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4. MASTITIS PUERPERALIS In diesem dritten Kapitel meiner Arbeit widme ich mich nun der Brustentzündung, auch Mastitis puerperalis genannt. Ich erläutere verschiedene Formen und Ursachen sowie Präventions- und Therapiemöglichkeiten. Weiters versuche ich durch einige praktische Tipps die Arbeit etwas praktischer zu gestalten. 4.1 Definition von Mastitis puerperalis Mastitis puerperalis ist die Entzündung der laktierenden, also milchproduzierenden

Brust,

während des Wochenbettes. Sie tritt meist am 8. bis 12. Tag nach der Geburt auf (kann aber auch während

der

ganzen

Stillzeit

vorkommen).

Häufigster Erreger ist der Staphylokokkus aureus. Meistens

handelt

es

sich

um

eine

akute

Entzündung. Abb. 12

4.1.1 Formen: •

Interstitielle Mastitis: Breitet sich über die Lymphwege oder über das Blut aus. Dies ist möglich bei Grippe oder Angina.



Parenchymatöse Mastitis (intrakanalikoläre Form): Hier

passiert

eine

Keimbesiedlung

der

Milchgänge.

Dies

ist

eine

aufsteigende Infektion im Zusammenhang mit Brustwarzenrhagaden (vgl. http://www.gesundheit.de/roche/ro22500/r23938.html, 18.01.2004, S. 1).

Petra Waldenberger

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4.2 Mögliche Ursachen Die nun folgenden Punkte beschreiben Ursachen einer Brustentzündung. Schon in diesem

Kapitel

wird

viel

über

Prävention

im

Zusammenhang

mit

der

Ursachenvermeidung erklärt. •

Die Fütterungspausen werden zu lange gehalten.



Spannung, Unsicherheit und Schmerzen beeinträchtigen den Milchflussreflex und halten die Milch zurück.



Äußere Hindernisse (enger BH, Träger des Babytragetuches, usw.) engen die Brust ein und behindern stellenweise den Milchfluss.



Durch eine wunde Brustwarze dringen Bakterien in die Brust ein und vermehren sich schnell.



Seelische Probleme – gesellschaftlicher Druck oder Stress können u.a. einen Milchstau verursachen.



Die Widerstandskraft kann herabgesetzt und die Entstehung von Infektionen begünstigt werden durch Müdigkeit, schlechte Ernährung, Berufsarbeit oder ein Sich – Übernehmen mit Hausarbeit.



Das Kind trinkt schlecht, weil es Schnupfen hat oder es zahnt.



Brusttrauma im Inneren der Brust aufgrund eines Stoßes oder einer sonstigen Verletzung (vgl. Lothrop, 2002, S. 239).

Petra Waldenberger

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4.2.1 Ursachen für das Auftreten von einer Mastitis in % Übermüdung, Erschöpfung

24 %

Stress

22 %

Verstopfter Milchgang

17 %

Veränderung der Stillzeit

15 %

Milchstau

10 %

Wunde, verletzte Brustwarzen

4%

Infektionen in der Familie

4%

Brusttrauma (zu enger BH)

3%

Mangelhafte Ernährung

1%

Gesamt

100 %

(vgl. Abschlussarbeit, Obermayr, 2001, S. 18)

„...Sabine trank nicht sehr gut, weil sie Schnupfen hatte, und ich achtete nicht darauf, dass meine Brust nach dem Stillen wieder weich wurde. So bekam ich einen Milchstau und Schmerzen in der Brust und 39° Fieber...“ (Lothrop, 2002, S. 240).

„...Mit der Zeit wurde es ganz offensichtlich, dass meine immer wiederkehrende Brustentzündung seelische Ursachen hatte. Jedes Mal, wenn meine Mutter, mit der ich große Konflikte habe, ihren Besuch anmeldete, wurde meine Brust in kürzester Zeit hart und schmerzend....“( Lothrop, 2002, S. 240).

Petra Waldenberger

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4.3 Symptome Im nächsten Kapitel versuche ich den Unterschied der Symptome bei Mastitis und Milchstau zu erklären, da die beiden Krankheitsbilder teilweise sehr schwer zu differenzieren sind und der Übergang sehr fließend vor sich geht. 4.3.1 Unterschied zwischen Milchstau und Mastitis Milchstau

Mastitis

entwickelt sich langsam

kommt plötzlich

kann seine Lage verändern

umfasst einen örtlich begrenzten Bereich

verursacht kein oder nur geringes

lässt die Brust rot und heiß werden

Wärmegefühl in dem betroffenen Bereich geringe Schmerzen im umgrenzten Bereich starke Schmerzen im umgrenzten Bereich beeinträchtigt das allgemeine Befinden der von grippeähnlichen Symptomen begleitet Mutter nicht Temperatur bis 38,4° C

Temperatur von 38,4° C und mehr

(vgl. Mohrbacher, 2002, S. 513) Die beiden Krankheitsbilder sind klinisch nicht klar zu unterscheiden und die Übergänge sind fließend. Meist ist nur eine Brust betroffen. In beiden Fällen spannt die Brust und schmerzt besonders bei Berührung und beim Stillen. Oft ist sie auch nach dem Stillen noch hart und schmerzhaft. Manchmal finden sich gerötete und verhärtete Hautbezirke, die jedoch fehlen können, wenn die gestauten Gänge tiefer liegen, oder die ganze Brust ist angeschwollen und überwärmt. Die axillären Lymphknoten können vergrößert und druckempfindlicher sein.

Petra Waldenberger

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Allgemeines Krankheitsgefühl mit grippeähnlichen Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber treten beim Milchstau häufig und bei Mastitis immer auf (vgl. Abschlussarbeit, Obermayr, 2001, S. 17). Um den Milchstau von der Mastitis zu unterscheiden kann die Muttermilch mikrobiologisch untersucht werden. Hauptsächlich bei Müttern mit Frühgeborenen oder kranken Kindern wird diese Untersuchung durchgeführt. Sollten sich in der Milch Keime (Staphylokokken, Kolibakterien oder Streptokokken) befinden, kann dies mit einem speziellen Nährboden (z.B. Lactocult) festgestellt werden (vgl. Der Gynäkologe, 2001, S. 928). Weiters zeigt sich der Übergang ins Infektionsstadium durch Fieber von meist über 39° C, das von einem allgemeinen Mattigkeitsgefühl, Schüttelfrost, Erbrechen und grippeartigen Gliederschmerzen begleitet sein kann. Die lokalen Symptome verstärken sich meistens noch. 4.4 Prophylaktische Maßnahmen •

Vor dem Stillen unbedingt Händedesinfektion durchführen, vor allem nach Kontakt mit den Lochien (so nennt man fachsprachlich den Wochenfluss).



Nach dem Saugen die Brustwarze sanft aus dem Mmund des Kindes nehmen.



Wichtig ist, dass die Brust beim Stillen gut entleert wird um einen Milchstau zu vermeiden.



Nach dem Stillen ist es gut, die Brustwarzen an der frischen Luft trocknen zu lassen. Feuchte Umgebung ist der ideale Nährboden für Bakterien. (vgl. http://www.getwellness.ch/index.asp?413/1779, 18.01.2004, S. 1)

Petra Waldenberger

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4.5 Therapeutische Maßnahmen Das therapeutische Vorgehen erfolgt wie bei Milchstau. Als Mutter sollte man versuchen die nächsten zwei Tage kürzer zu treten und sich Unterstützung von einer vertrauten Person holen. Dies ist wichtig um die nun folgenden Maßnahmen der Therapie durchzuführen: •

In erster Linie ist häufiges Stillen nötig, damit sich die Brust nicht prall füllt. Eine volle Brust würde das Kind am richtigen Saugen hindern und weitere Schmerzen auslösen. Stillen im Rückengriff ist hierbei sehr effizient (Bild und kurze Erläuterung sind im Anhang zu finden) um die Brust gut leer zu bekommen. (Weitere Erläuterungen zum Thema Rückengriff und andere Stillpositionen finden sie in der Abschlussarbeit meiner Schulkollegin Daniela Kasbauer). TIPP: Mindestens alle ein bis drei Stunden stillen. Die Stillpositionen häufig wechseln, aber vermehrt den Rückengriff anwenden (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).



Wenn die Brüste sehr voll sind und die Brustwarzen durch das Anschwellen des Drüsengewebes fast im Warzenhof verschwinden, hat das Baby Mühe, sie ganz in den Mund zu nehmen. In diesem Fall sollte vor dem Anlegen etwas Milch mit einer Milchpumpe

abgepumpt

werden.

Diese

Pumpe

bekommt

man

mit

Verordnungsschein in Sanitätsgeschäften. Oftmals borgt auch die Station nach Anfragen eine Brustpumpe her. TIPP: Die jeweilige Bedienungsanleitung erklären und zeigen lassen (vgl. Broschüre Stillen, 1998, S. 22). •

Beim Anlegen soll das Kind mit dem Unterkiefer an die Stelle zeigen, die gehärtet ist.

Petra Waldenberger

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STILLPROBLEME Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess

Wie schon in der Einleitung erwähnt, lernte ich im Rahmen meines ABA-Praktikums eine Mutter kennen, die bereits sieben Brustentzündungen durchgestanden hat. Sie gab mir den wertvollen Tipp, in meiner Arbeit vier außergewöhnliche Stillpositionen vorzustellen. So teile ich die Brust bildlich in vier Quadranten auf. Das heißt man muss sich die Brust von vorne vor Augen führen und sich ein Kreuz in der Mitte denken. So ergeben sich vier Felder beziehungsweise vier Quadranten. Sollte sich in einem dieser Felder eine Mastitis oder ein Milchstau befinden, so gilt es hierfür die geeignete Stillposition zu finden. Zu diesen eher nicht so gängigen Positionen fehlen in Stillbüchern oftmals die Bilder dazu. Dabei sind es die Stillpositionen, die bei einem Milchstau oder einer Mastitis sehr hilfreich zur Therapie eingesetzt werden können. Wichtig ist, dass der Unterkiefer des Kindes in die Richtung der Verhärtung an der Brust zeigt oder wenn möglich genau auf der betroffenen Stelle liegt. Denn der Kiefer erzeugt beim Saugen sehr viel Kraft und die betroffene Stelle kann besser leergetrunken werden. Rechter oberer Quadrant und linker oberer Quadrant: Die Mutter soll bequem am Rücken liegen, die Knie und den Kopf durch ein Kissen gestützt. Das Kind liegt schräg über die Schultern. Die Füße zeigen auch über die Schultern der Mutter Abb. 13

und können, wenn angebracht, mit einem Stillkissen etwas unterstützt werden. Hier ist zumeist Hilfe durch eine andere Person nötig, um das Kind gut zu positionieren. Wenn nötig, können Sie den Kopf des Kindes ganz leicht mit den Händen unterstützen (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).

Abb. 14

Petra Waldenberger

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STILLPROBLEME Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess

„Als ich einmal eine Verhärtung oberhalb der Brustwarze spürte, legte ich Karry so an, dass seine Füße über meine Schulter zeigten. Mit seinem Unterkiefer leerte er leicht die betroffene Stelle“ (Lothrop, 2002, S. 143).

Rechter unterer Quadrant und linker unterer Quadrant: Auch hier ist eine bequeme Position der Mutter wichtig. Bei einer Mastitis im linken unteren Quadranten der rechten Brust und dem rechten unteren Quadranten der linken Brust ist es Abb. 15

besser, in Rückenlage zu stillen, da das Kind schräg über den Bauch der Mutter gelegt wird. Den Kopf hat es über der Brust. Man kann die Stirn etwas mit der Hand abstützen, damit das Kind gut atmen kann. Hat die Mutter die Verhärtung im rechten unteren Quadranten der rechten Brust oder im linken unteren Quadranten der linken Brust, kann sowohl im Sitzen (Rückengriff) als auch im Liegen gestillt werden. Diese Positionen können auch selbst

Abb. 16

bewerkstelligt werden. Sollte es jedoch der Zustand nicht zulassen, so ist Hilfe von vertrauten

Personen

unbedingt

nötig

(vgl.

Stillskriptum, Rainer, 2004). Die Bilder stammen von Andrea Mayr – Mellnhof und ihrem Sohn Paul. Ich danke den Beiden, dass sie so flexibel noch einmal alle Stellungen für mich nachgemacht haben. Pauli ist auf den Bildern zwar schon älter und Andrea hatte beim Fotoshooting gerade keine Brustentzündung, doch durch ihre Routine, in solchen Situationen zu stillen, konnte sie die Positionen sehr reell darstellen. Ich glaube, so kann man sich vieles besser vorstellen, auch wenn Pauli in seiner Proportion nicht mehr einem Säugling gleicht und Andreas Brust ohne Entzündung ist.

Petra Waldenberger

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TIPP: Für solche akrobatischen Höchstleistungen sollte man, je nach persönlichem Empfinden Hilfe von einer IBCLC (Lactationsberaterin) oder einer vertrauten Person in Anspruch nehmen. Keine Mühen scheuen – es lohnt sich. •

Die Milch kann man schon vor dem Anlegen zum Fließen bringen, in dem man ca. fünf Minuten Wärme in Form von Kirschkernkissen, Wärmeflaschen oder feuchte Wärmewickel (z.B.: mit Schwarztee) auflegt. Auch eine warme Dusche ist möglich.

TIPP: Durch Wärme öffnen sich die Gefäße und Milchgänge. So bringt man den Milchfluss in Schwung. •

Danach soll eine kreisförmige Massage Richtung Brustwarze angewandt werden (siehe Anhang).

TIPP: Diese Massage muss Ihnen von einer ausgebildeten Lactationsberaterin gezeigt werden. Man darf nicht einfach drauflos massieren. •

Nach dem Stillen oder Abpumpen soll auf der betroffenen Stelle ein kalter Umschlag mit Topfen, zerdrücktem Kohl und zusätzlichen Cool-Bags aufgelegt werden. Dies wirkt schmerzlindernd und abschwellend.

TIPP 1: Wenn nur eine Seite betroffen ist, so ist es wichtig, das Kind zuerst auf diese Seite anzulegen, damit es die Brust leertrinkt. TIPP 2: Bei Wärme- und Kälteanwendung immer vorsichtig sein und die Haut stets kontrollieren (vgl. Lothrop, 2002, S. 240).

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Wenn sich trotz konservativer Behandlung keine Besserung innerhalb 48 Stunden einstellt, die Situation sich innerhalb 24 Stunden verschlechtert oder wenn ein deutliches Infiltrat zu spüren ist, muss eine antibiotische Therapie durchgeführt werden. Bei einer beidseitigen Mastitis wird schon früher zu einem Antibiotikum zurückgegriffen. Weiters wird Müttern die trotz Antibiotika immer wieder Brustentzündungen haben, empfohlen, dass Kind vom Kinderarzt untersuchen zu lassen (Rachenabstrich, Kultur aus der Muttermilch). Eine Infektion des Kindes könnte zum Beispiel der Auslöser sein. (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004)

TIPP 1: Keine Massage im erkrankten Bereich, um eine weitere Ausbreitung der Mastitis zu verhindern. TIPP 2: Bei antibiotischer Behandlung keine Kühlung mehr anwenden, denn sie behindert den Medikamententransport. TIPP 3: Reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen, Bettruhe einhalten und einen gut stützenden BH anziehen. TIPP 4: Müttern mit immer wiederkehrenden Brustentzündungen wird empfohlen die Fettaufnahme auf mehrfach, ungesättigte Fettsäuren zu beschränken. Es ist ratsam tgl. 1 EL Lecithin einzunehmen um die Milchgänge zu ölen.

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WICHTIG: Ein Antibiotikum sollte vom Arzt so ausgewählt werden, dass Mutter und Kind es vertragen (lt. Arztanordnung, siehe Buchtipp: Arzneimittelverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit; Horst Spielmann, Christof Schäfer; Verlag Urban und Fischer; 6. Auflage). Nur so ist das Weiterstillen gewährleistet. Es sollte primär ein Staphylokokken - wirksames Antibiotikum eingesetzt werden oder Cephalosporine, da in 95 % der Fälle Staphylokokkus aureus der Erreger ist. Bei diesen Medikamenten kann weitergestillt werden. Bei Verdacht auf Streptokokken ist ein Penicillinpräparat angebracht. Auch hier ist das Sillen des Babys weiterhin unbedenklich. Bei Antibiotikatherapie wird eine Besserung des Zustandes der Mutter innerhalb 24 Stunden erwartet. Ungeachtet des Krankheitsverlaufes sollte das Antibiotikum mindestens 10 Tage gegeben werden um Rückfälle zu verhindern. Bei starken Schmerzen kann ca. 20 Minuten vor dem Stillen ein mildes Schmerzmedikament (z.B. Ibuprofen oder Paracetamol) gegeben werden (vor Einnahme bitte den Arzt konsultieren) (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).

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STILLPROBLEME Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess

5. DER BRUSTABSZESS Wenn therapeutische Maßnahmen zu spät eingesetzt werden, kann es vorkommen, dass die verhärtete Stelle verschmilzt und sich ein Abszess bildet. Dieser lässt sich als flüssigkeitsgefüllte Höhle unter der Haut ertasten und muss chirurgisch geöffnet werden. (vgl. Lothrop, 2002, S. 238). Ein Brustdrüsenabszess ist unter Berücksichtigung funktioneller und kosmetischer Gesichtspunkte zu behandeln.

Kleine

Abszesse

können

unter

gleichzeitiger Gabe eines Antibiotikums punktiert werden (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004) Abb. 17

5.1 Unterteilung der Abszesse entsprechend ihrer Lokalisation •

subareolärer Abszess

direkt hinter der Brustwarze gelegen



subkutaner Abszess

direkt unter der Haut



intramammärer Abszess

innerhalb der Brustdrüse gelegen



retromammärer Abszess

hinter der Brust gelegen

Ein Abszess, ob im oberen oder unteren Quadranten der Brust, muss eröffnet und drainiert werden. Die Dauer der Punktionsbehandlung ist im Vergleich zur Drainage entscheidend kürzer. Die Abszesshöhle wird nach eröffnen täglich gespült. Wenn das abgeleitete Wundsekret weniger wird kann die Drainage* entfernt werden und die Abszesshöhle granuliert* von selbst zu. Der Heilungsprozess kann bei Inzision* und Drainage der Wunde bis zu drei Wochen andauern. Auch die Abszedierung* einer Mastitis mit Drainage im Wundgebiet ist kein Grund zum Abstillen!

Petra Waldenberger

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STILLPROBLEME Mastitis, wunde Warzen, Brustabszess

Im Gegenteil, denn die Entleerung der Brust ist zusätzlich ein wichtiger Teil der Therapie. Die Mutter kann weiterstillen, wenn sie will. Bei starken Schmerzen ist eine Pause von einigen Stunden möglich. Sollte die Milch durch den hohen Natriumgehalt (entsteht bei einer Mastitis) bitter schmecken und für das Kind ungenießbar erscheinen, kann sie vorübergehend abgepumpt und verworfen werden. Das Eiter im Abszess steht in keiner Verbindung zu den Milchkanälen. Aus der Wunde kann sich trotzdem einige Wochen Milch entleeren. Diese Art der Milchentleerung nennt sich „Milchleck“. Es handelt sich hierbei um keine Wundheilungsstörung, jedoch kann dieses Leck für die Dauer der Stillzeit bestehen bleiben (vgl. Peters, 2001, S.927). Erklärung des fachspezifischen Vokabulars: Drainage:

Ableitung von Flüssigkeitsansammlungen, wie z.B. Wundsekret, Blut oder Eiter aus Operationswunden, Körper- oder Wundhöhlen durch einen Drain (Gummi- oder Kunststoffröhre) zur Verhütung oder Behandlung einer Infektion

Granulation:

Gewebsneubildung

Inzision:

Einschnitt, Durchtrennung körpereigenen Gewebes oder Eröffnung eines pathologisch Entstandenen Hohlraums (z.B. Abszess)

Abszedierung: Ansammlung von Eiter in einem nicht vorgebildeten, sondern durch Gewebseinschmelzung

entstandenen

allseitig

abgeschlossenen

Gewebehohlraum (vgl. Stillskriptum, Rainer, 2004).

Petra Waldenberger

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6. ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG In meiner vorliegenden Abschlussarbeit habe ich mich mit Stillproblemen beschäftigt, welche leider oft Ursache für vorzeitiges Abstillen sind. Mein Interesse galt vor allem der Prävention und den Praktischen Tipps in diesen Bereichen. So habe ich mich in den einzelnen Kapiteln nach Beschreibung der Ursachen mit der Prävention beschäftigt. Durch frühzeitiges Vorbeugen wie z. B. richtiges und häufiges Anlegen oder Vorbereitung der Brustwarzen schon in der Schwangerschaft, können Probleme wie wunde Brustwarzen und Mastitis verhindert werden. Vor allem das Wissen um die Ursachen ist zumeist schon die größte Prävention. Sollte aufgrund von zu spätem oder falschem Einsetzen der Maßnahmen jegliche Prävention fehlschlagen, so soll eine geeignete Behandlung erfolgen. Diese kann z. B. Lasertherapie oder Beträufeln der Brustwarze mit Muttermilch bei wunden Warzen aber auch im Ernstfall die Antibiotische Therapie bei Mastitis sein. Um die Arbeit praktisch zu gestalten war es mir ein Anliegen nach den eigentlichen Therapievorschlägen kleine, leicht umsetzbare Tipps einzufügen. Trotzdem kann es, wie im dritten Abschnitt beschrieben, zu gravierenden Folgen wie dem Brustabszess kommen. Wichtig war mir in allen drei Kapiteln zu vermitteln, wie wichtig und richtig Stillen in dieser Zeit ist. Wie viel Sinn Stillen in sich birgt auch wenn Probleme vieles erschweren. Je mehr Unterstützung und Aufklärung in der Schwangerschaft bzw. Stillzeit angeboten wird, desto mehr Sicherheit haben die Mütter beim Stillen. Je mehr Sicherheit und Information die Mütter beim Stillen haben und je energischer ihre positive Einstellung dem Stillen gegenüber ist, desto weniger Probleme treten auf.

Petra Waldenberger

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7. LITERATURVERZEICHNIS •

http://m-ww.de/krankheiten/brustentzündungen/mastitis/html,[Stand: 17.01.2004]



http://www.stillgruppen.de/stillprobleme_wunde_brustwarzen.html, [Stand: 12.10.2003]



http://www.gesundheit.de/roche/ro22500/r23938.html,[Stand: 18.01.2004]



http://www.getwellness.eh/index.asp?413/1779 ,[Stand: 18.01.2004]



Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. 27. Auflage, München: Kösel-Verlag.2002.



Medela Medizintechnik, GmbH& Co. Handels KG: Stillprodukte, Vorbild für die Natur. Eching: 2003.



Mohrbacher, Nancy; Stock, Julie: Handbuch für die Stillberatung. [ Breastfeeding – Anser Book - deutsch]. Stillende Mütter fachlich, kompetent und einfühlsam begleiten. 2. Auflage, München: La Leche Liga.2002.



Obermayr, Daniela: Fachbereichsarbeit. Stillen im Wochenbett. Wels: 2001.



Peters, Sedlmayr: Puerperale Mastitis. Der Gynäkologe, 2001, 10, S. 925 – 928.



Rainer, Maria: Stillskriptum. Salzburg: 2004.



Wir Eltern: Stillbroschüre. Stillen. VS/H Medien AG, Zürich: 1998.

8. BILDERNACHWEIS Abb. 1

Querschnitt der Brust in der Schwangerschaft Broschüre Stillen, 1998, S. 7

Abb. 2

Querschnitt der Brust in der Stillzeit Broschüre Stillen, 1998, S. 7

Abb. 3

Der Baum Foto von Johann Waldenberger, 2004

Abb. 4

Der Regelkreis Foto von Stillskriptum, Rainer, 2004

Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8

Das Anlegen des Kindes an die Brust Broschüre Stillen, 1998, S. 19

Abb. 9

Brustwarzenschutz Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 11

Abb. 10

Stilleinlagen Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 12

Abb. 11

Brusthütchen Broschüre Stillprodukte, 2003, S. 12

Abb. 12

Brustentzündung (Mastitis puerperalis) Breastfeeding Atlas, 2002, S. 93, Nr.207

Abb. 13

Stillen bei Mastitis im rechten oberen Quadranten Foto von Andrea Mayr-Mellnhof, 2004

Abb. 14

Stillen bei Mastitis im linken oberen Quadranten Foto von Andrea Mayr-Mellnhof, 2004

Abb. 15

Stillen bei Mastitis im rechten unteren Quadranten Foto von Andrea Mayr-Mellnhof, 2004

Abb. 16

Stillen bei Mastitis im linken unteren Quadranten Foto von Andrea Mayr-Mellnhof, 2004

Abb. 17

Der Brustabszess Breastfeeding Atlas, 2002, S. 94, Nr. 210

ANHANG

Schriftliches Interview mit Andrea Mayr-Mellnhof Wie oft hatten Sie eine Mastitis? Insgesamt glaube ich waren es sieben oder acht Mal. Ich habe dann irgendwann zum genauen Zählen aufgehört. Von diesen sieben Entzündungen waren zwei ganz schwer, eine mittelschwer und die restlichen etwas leichter. Beschreiben Sie bitte die Schmerzen, waren sie immer gleich? Die Schmerzen waren je nach Schweregrad unterschiedlich! Im Großen und Ganzen empfand ich sie stechend, beschreibbar mit dem Gefühl, als ob mir jemand mit einem Messer in die Brust stechen würde. Haben Sie den Beginn der Mastitis gespürt? Begonnen haben die Schmerzen immer mit einem sehr starken Spannen in der Brust, was sich dann eben in dieses Stechen steigerte. Die Brust war zuerst prall und wurde dann rot und heiß. Bei den starken Entzündungen waren die Schmerzen und die Rötung der Brust außerdem noch begleitet von Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit, Fieber und sogar einmal Schüttelfrost. Haben Sie prophylaktisch etwas unternommen? Ja, also bei mir war das folgendermaßen: Nach den ersten zwei großen Entzündungen gleich zehn bzw. 20 Tage nach der Geburt, habe ich versucht, Stresssituationen so gut es ging zu vermeiden. Ich bin zum Beispiel überzeugt, dass der Auslöser der ersten Entzündung unsere sehr, sehr früh angesetzte Taufe gewesen ist. Außerdem achtete ich darauf, dass die Brust nie zu prall wird, damit sich gar nicht erst ein Milchstau (ist meist gekennzeichnet durch einen harten Knoten in der Brust) bilden kann. Eine große Hilfe dabei war mir eine Handpumpe, mit der ich jeder Zeit die Brust entlastend abpumpen konnte. Dort, wo ich den Knoten spürte, hab ich zusätzlich vor dem Stillen lokal mit stehenden kreisenden Bewegungen in die Tiefe massiert, damit sich der Knoten löst und der Stau dann durch die Pumpe bzw. durch den Pauli ausmassiert werden konnte! Zur „Ölung der Milchgänge“ wurde mir außerdem empfohlen, Lecithinkapseln mehrmals täglich zu nehmen.

Wie sah die Therapie aus? Die Therapie wurde für mich mit der Zeit zu einem richtigen Ritual. Abgesehen von der ersten Therapie bei der großen Brustentzündung, wo ich für 10 Tage Antibiotika nehmen musste, gestaltete sich die Therapie folgendermaßen: Erstens: Ich probierte meinen Sohn Pauli so oft als möglich anzulegen und zwar so, dass sein Unterkiefer genau dort war, wo meine Entzündung saß. Also, war die Entzündung beim linken oberen Brustquadranten, so legte ich ihn mit Hilfe meiner Mutter, mit einem Schulterwurf von der rechten Seite her zur linken Brust. Als zweite Variante beugte ich mich verkehrt über den liegenden Pauli darüber – Akrobatik pur so zu sagen! Zweitens: Zwischen den Stillzeiten habe ich massenweise Topfen auf meine Brust aufgelegt. Praktischerweise habe ich mir den Topfen einen halben Zentimeter dick auf eine quadratisch zurechtgeschnittene Küchenrolle geschmiert. Dann kam ein dickes Tuch darüber, damit der Topfen nicht zu schnell durchnässt. So ausgestopft bin ich dann herum gegangen. Irgendwann, als ich den Topfen dann nicht mehr riechen konnte, nahm ich auch stattdessen ausgerollte, plattgedrückte Kohlblätter her und legte sie auf die Brust. In der Nacht half mir eine Pastacool oder eine Diflogensalbe, welche ich mir auf die entzündete Stelle schmierte. Diese Salben lassen sich auch problemlos vor dem Stillen abwischen. Drittens: Kurz vor dem Stillen habe ich der Brust Wärme zugeführt, damit die Milch auch gut rinnen kann. Entweder durch einige Minuten Bestrahlung mittels einer Rotlichtlampe oder einfach nur durch einen warmen, feuchten Wickel oder auch dadurch, dass ich die Brust unter warmes fließendes Wasser hielt. Viertens: Waren die Schmerzen unerträglich, nahm ich zur Schmerzstillung eine Mexalen Tablette. Fünftens: Ich versuchte, möglichst viel Ruhe zu geben und mich verwöhnen zu lassen. Das hieß konkret, keine größeren Unternehmungen allein mit meinem Baby, keine „Action“- und vor allem: Ich organisierte mir eine Entlastung für den Haushalt!! Das war eine riesengroße Hilfe.

Bekamen Sie Unterstützung? Meine besten Unterstützer waren mein lieber Mann, meine Stillrunde/Stillschwester und meine Schwester, die Säuglingskrankenschwester ist und mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Was bewegte Sie dazu weiterzustillen? Ja, vor allem mein riesengroßer Wunsch, Wille und Sehnsucht mein Baby unbedingt zu stillen. Ich wollte unbedingt eine positive Stillerfahrung haben, da ich von vielen stillgescheiterten Müttern die Trauer und Frustration kennen gelernt habe. Ein zweiter Punkt war die gute Betreuung und der tolle Zuspruch meiner Stillschwester unbedingt weiter zu stillen. Brauchten Sie ärztliche Hilfe? Wie sah diese aus – wurden Sie gut beraten? Ja, aber nur bei der ersten Brustentzündung 10 Tage nach der Geburt. Mein Gynäkologe verordnete mir ein stillfreundliches Antibiotikum mit dem Namen Augmentin. Ich wurde dabei von ihm und von meiner Stillschwester sehr gut beraten. Beide sicherten mir zu, dass es auch von meinem Baby gut vertragen werden würde, was auch tatsächlich so war! Mussten Sie auch einmal Milch verwerfen? Nein, verwerfen nicht direkt. Die Milch, die ich zur Entlastung abgepumpt habe, verwendete ich fürs Badewasser – es gibt nichts besseres, da Muttermilch ja auch sehr viel hautpflegende Substanzen enthält. Haben Sie zur Unterstützung homöopathische Mittel verwendet? Nein, ich persönlich hab bis jetzt mit der Homöopathie keine Erfolge erzielt und bin daher eher skeptisch! Wie veränderte sich die Milch? Veränderungen in der Milch konnte ich persönlich keine feststellen.

Welche Tipps würden Sie stillenden Müttern geben, die zu Brustentzündungen (bzw. Milchstaus) neigen? Stesssituationen vermeiden. Wenn möglich, nicht auch nur ans Abstillen denken. Sofort auf jeden kleinen Milchstau bzw. auf jede Brustentzündung mit Topfen, ausmassieren und häufigem Anlegen reagieren. Wichtig ist auch eine gewisse Ruhe und Gelassenheit an den Tag zu legen und sich nicht in Situation hinein zu steigern. War eine Brust bevorzugt betroffen? Ja, ich hatte eine wirklich schlechte Seite, bei mir war es die Linke – uzw. von Anfang an. Alle Entzündungen, bis auf eine, spielten sich dort an allen vier möglichen Quadranten abwechselnd ab! Pauli tat sich einfach die ersten Wochen und Monate dort mit dem Trinken schwer, da ich eine sogenannte Flachwarze habe! Mittels Konsequenz, Durchhaltevermögen und Stillhütchen gaben wir aber nie auf. Wahrscheinlich war das auch der Grund der vielen Entzündungen in den ersten vier Monaten. Er konnte einfach nicht so gut saugen wie rechts – dadurch bildeten sich schnell Milchstaus, die in weiterer Folge zu Brustentzündungen wurden. Was auch nicht auszuschließen ist, dass bei uns in der Familie eine genetische Disposition für zu enge Milchgänge vorhanden ist. Auch meine Schwester, die zwei Kinder hat, litt unter häufigen Brustentzündungen. Viel Glück wünschen Andrea und Pauli

EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG Hiermit erkläre ich, dass es sich bei der hier vorliegenden Fachbereichsarbeit um meine eigene Arbeit handelt, die ich selbst verfasst und in der ich sämtliche verwendete Unterlagen zitiert habe.

Name

SAB 2003/2004

Datum

Unterschrift

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