viele interessante Menschen

March 7, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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VIM

Ausgabe Oktober 2010

viele interessante Menschen

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Leserinnen und Leser,

tum, das Judentum sowie der Islam wurden als Bestandteile von Deutschland hervorgehoben. Eine spannende Rede des Bundespräsidenten, am 03. Oktober 2010 haben wir in Bremen den die insbesondere auch vor der Debatte über 20. Jahrestag der Wiedervereinigung gefeiert. Integration, die Thilo Sarrazin angeregt hatte, Ein Tag des Dankes und der Freude, ein Tag aber aber eben auch vor dem höchst lesenswerten auch des Nachdenkens über das, was nicht so Buch von Kirsten Heisig über Jugendgewalt in gut war und was für die Zukunft anders werden Deutschland auf eine Antwort von höchster könnte. Für Bremen war dies auch ein Tag, der Stelle wartete. Wir brauchen das Miteinander mit großen Spannungen und Erwartungen ver- der Vielen, wir merken das selber immer wiebunden war: Ein festlicher ökumenischer Got- der in unseren Angeboten und Diensten, dass tesdienst im St. Petri Dom unter Anwesenheit die Menschen, die zu uns kommen, sehr vieldes Bundespräsifältig sind. denten, der BunDas ist gut deskanzlerin, des so und desBundestagsprähalb gilt wohl sidenten sowie beides: Wir des Bundesvermüssen eifassungsgerichtsnander mehr präsidenten auf wahrnehmen, Einladung des wir müssen Bundesratspräsieinander denten, in diesem aber auch Jahr der Bremer verdeutlichen, Bürgermeister was uns als Jens Böhrnsen. Deutsche in diesem Land Danach fand der wichtig ist Festakt in der Breund welche men Arena statt. Tradition und Das Blaumeier Werte wir Atelier grüßte alle gerne erhalTeilnehmenden ten möchten. sehr freundlich Wenn das in am Eingang, es einem Dialog gab wohlklingelingt und gende Musik, interessante Impressionen aus nicht in einer Konfrontation, dann kann ein 20 Jahren Deutsche Einheit, und dann die er- guter Ausgang möglich sein. wartete Rede unseres Bundespräsidenten Christian Wulff. Integration spielte darin eine Rolle Am 03. Oktober 2010 feierten wir gleichsam und der Bogen wurde weit über die Wiederver- auch den Erntedanktag. Ein Tag des Dankes für einigung der zwei deutschen Staaten gezogen das, was im vergangenen Jahr an Ernte eingehin zu der Frage, wie wir miteinander in diesem fahren werden konnte. Das, was an Ernte auf Land leben können in der Vielzahl der Länder, den Feldern gereift ist und nun abgefahren aus denen wir hierher kommen. Das Christen- wurde, das ist sichtbar auf den Bauernhöfen

Inhalt: •

Leitartikel zur Erntedankzeit



Freizeit und Kultur unterwegs



Heimspiel



Klopftechniken zur Stabilisierung



Allmende



Interview: Ilona Osterkamp

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Pastor Uwe Mletzko

in der Region. Das, was wir an Ernte einfahren im Laufe eines Jahres, ist nicht immer nur sichtbar. Das freundliche Lachen, das wir am Krankenbett oder in unserem Altenpflegeheim weitergeben, das ist nicht für alle sichtbar und auch nicht gleich als großes Dankeschön vom Anderen erfahrbar. Jemanden in den Arm zu nehmen, wenn etwas schief gelaufen ist oder wenn jemand untröstlich über eine Situation ist, das ist nicht immer gleich sichtbar, aber es hilft und tut in diesem Moment ganz gut. Das Gespräch in unseren Beratungsstellen ebenso, das oft über das hinausgeht, was an Beratung eigentlich zunächst notwendig ist und auch bezahlt wird. Das gute Wort, das weiterhelfen soll, das tröstet und Mut machen soll, den Weg weiter zu gehen, das ist nicht immer gleich sichtbar, aber es ist so notwendig, damit Menschen nicht den Mut verlieren.

leicht sind wir einander hier oder dort auch etwas schuldig geblieben. Auch das gehört zum Erntedanktag dazu. Das Wahrnehmen, sich gegebenenfalls beim anderen zu entschuldigen, ein versöhnendes Wort zu sprechen, dann hoffnungsvoll gemeinsam in die Zukunft zu gehen, in dem Wissen: „Wir kriegen das gemeinsam hin!“ Wir dürfen wissen, das Gott uns begleitet und auf dem Weg mit uns bleibt. In dem schönsten Erntedanklied heißt es im Refrain: „Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt, und hofft auf ihn.“ Das Danken und das Hoffen ist ein Geschwisterpaar, das nicht nur zum Erntedankfest, sondern auch zum Tag der Deutschen Einheit passt. Insofern sollten wir beides nicht vergessen.

Deshalb feiern wir Erntedank jedes Jahr neu Ich wünsche Ihnen, auch im Namen von Herrn und erinnern uns daran, was Gott uns Gutes Klauner, einen guten Oktober und dann einen tut: An guten Lebensmitteln, an Früchten des guten Start in die Zeit, die sicher zu den dunGartens, an Menschen, die einfach für uns da kelsten des Jahres gehört und uns noch einmal sind. Eben einfach so, ohne groß Aufsehens da- neu herausfordert: die Zeit des Novembers und von zu machen. insbesondere die Zeit, die uns an die Menschen erinnert, die im zurückliegenden Jahr von uns Sie als Mitarbeitende des Vereins sind ebenso gegangen sind. Helfende und tragen dazu bei, dass wir gute Ernte einfahren können. Durch Ihre Art, wie Sie Mit herzlichen Grüßen bleibe ich mit Menschen umgehen, wie Sie helfen und Ihr Ihren Dienst versehen, verdeutlichen wir, dass wir dankbar sein können für das, was wir im zurückliegenden Jahr an Ernte einfahren konnten. Vielleicht mag das eine oder andere auch nicht gut gewesen sein, vielleicht mag es auch einmal kein Lächeln gegeben haben, ein eher Pastor Uwe Mletzko böses Wort gesprochen worden sein und viel- Vorstandssprecher Das Motto „Da wollte ich schon immer mal hin...“ ist in der Gruppe entstanden und zeigt, dass es ein Bedürfnis gibt, miteinander etwas zu erleben und sich auszutauschen, alleine macht man es ja doch nicht. Bisher war wir es im Beruf gewohnt, kleine Probleme mit Tipps von Kollegen zu bewältigen. Diese Funktion kann die Gruppe künftig übernehmen.

Ein neues Projekt: „Freizeit und Kultur“ unterwegs Die neue Gruppe soll Senioren, die noch gut zu Fuß sind, zusammenbringen, zwecks Kultur, Austausch und Geselligkeit. Momentan sind ehemalige Mitarbeitende mit Ehepartnern und (ehemalige) Reisebegleiter dabei. Ziel dieses Projektes ist es, in der nachberuflichen Phase Menschen zusammenzuführen, damit sie sich austauschen können und einen Freundeskreis bilden. Soziale Kontakte knüpfen, die helfen, möglicherweise auch Krisen im Alter besser durchstehen zu können. Geselligkeit mit Kultur verbunden hält geistig und seelisch fit. Samstags oder am Sonntag ist die Gruppe mit aktiven Senioren unterwegs. Die erste Tour führte die Gruppe nach Delmenhorst zur „Nordwolle“. Gemeinsam zu einer Führung mit dem einzigen noch lebenden ehemaligen Mitarbeiter erfuhren wir Interessantes im Museum über die Arbeits- und Lebensbedingungen

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der Menschen in dieser „kleinen Stadt“ mit eigenem Schwimmbad und Krankenhaus. Im April hatten wir uns mit Ziel Bremerhaven zu einer Rundfahrt mit dem „Hafenbus“ zusammengefunden. Jetzt wissen wir etwas über Containermaße, die heutigen Arbeitsbedingungen mit dem Carrier (Stapler für Container), über die Import- und Exportautos und haben verfolgt, wie die Schlepper einen riesigen Autotransporter in die Schleuse bugsieren. Unterwegs sind wir meistens im VBN-Gebiet, um die Kosten niedrig zu halten. Zwei freiwillige Mitarbeiter unterstützen mich bei der Planung der Unternehmungen. Und es gibt noch viele Ziele von denen wir meinen, „da wollten wir immer schon mal hin“. Im Oktober nach Lüneburg zum Salzmuseum, im November streifen wir durch Knoops Park in Bremen Nord und im Dezember ist ein Treffen zum Advent geplant, der Ort ist noch Überraschung. Marion Wunstorf

„Heimspiel“ Ein ganz besonderes Fußballturnier Kurz nach 10 Uhr war der Anpfiff auf Platz 14 neben dem Weser-Stadion. Im Rahmen der Freiwilligendienste aller Generationen hatten der SV Werder Bremen und der Verein für Innere Mission in Bremen am 1. Oktober zu einer Premiere eingeladen. „Heimspiel“ das Fußballturnier für wohnungslose Menschen aus dem Nordwesten der Republik. Sieben Mannschaften waren der Einladung gefolgt und zeigten große Einsatzkraft und Treffsicherheit. Fairplay stand dabei im Vordergrund, im gesamten Turnierverlauf musste nur einmal die rote Karte gezeigt werden. Unser Team aus dem Jakobushaus freute sich über die Medaille für den vierten Platz und ganz besonders über die Auszeichnung „Fairste Mannschaft des Turniers“. Klaus-Dieter Fischer, Präsident und Geschäftsführer des SV Werder Bremen zeigte sich sichtlich erfreut über den guten Verlauf des Turniers und versprach „auch im nächsten Jahr soll es wieder ein „Heimspiel“ geben“. Waltraud Wulff-Schwarz

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Klopftechniken zur Stabilisierung

Christof Eschenröder ist Psychotherapeut in eigener Praxis in Bremen mit Grundorientierung Verhaltenstherapie. Die Energetische Psychotherapie hat er durch Seminare bei dem amerikanischen Psychotherapeuten Fred Gallo kennen gelernt. Zu seinen Spezialgebieten gehören die Traumatherapie und die Behandlung von Prüfungs- und Redeangst.

den. Während man sich gedanklich oder in der Vorstellung auf eine vergangene oder zukünftige Situation konzentriert, die unangenehme Gefühle hervorruft, werden bestimmte Punkte Vor einigen Jahren hatte ich im Himalaya ein der Körperoberfläche (sog. Meridian- oder Akutraumatisches Erlebnis. punkturpunkte) durch Klopfen, Reiben oder BeWieder zu Hause konnte ich nachts nicht schla- rühren stimuliert. fen, da ich das Bild des Erlebten nicht „aus dem Kopf“ bekam. Das Beklopfen wirksamer Punkte im Gesicht, Ich ging zu einem Traumatherapeuten der mit am Oberkörper und an den Händen hilft oft mir Klopftechniken übte um so das belastende dabei, Stress, Spannungen, Ärger und Ängste Bild aufzulösen. in kurzer Zeit zu vermindern oder aufzulösen. Und tatsächlich konnte ich seit dieser einen Sit- Dadurch kann man ruhiger und überlegter zung wieder durchschlafen. Ich hatte noch zwei handeln. Klopfmethoden können als Selbstbeweitere Termine und übte ebenfalls zu Hause. handlung vorbeugend oder in einer AkutsituaFasziniert von dem Erfolg kam ich auf die Idee, tion eingesetzt werden. Dies ist für die tägliche dass dieses so einfache selber durchzufüh- Arbeit wichtig, um in oder nach Konflikten und rende Verfahren vielleicht auch etwas für die belastenden Situationen mit Klienten ruhig, siKolleginnen und Kollegen sein könnte. In ihrer cher und stabil zu bleiben. Arbeit haben sie oft belastende Konfliktsituati- Die Fortbildung besteht aus einer kurzen theonen und Auseinandersetzungen die Aufwüh- oretischen Einführung und einem ausführlen und das Adrenalin in die Höhe schießen licheren praktischen Teil zum Erlernen der lassen. Trotzdem müssen sie in und nach dem Technik.“ Konflikt ruhig und handlungsfähig bleiben. Gegen meine Befürchtungen, es würde sich Wir entwickelten in unserer Bereichs-internen niemand für die vielleicht etwas exotische FortAG Fortbildung einen Fortbildungstag mit Chri- bildung interessieren, war der Kurs mit über 20 stof Eschenröder im Haus der Kirche. Personen ausgebucht. Ein Auszug aus dem Weiterbildungsangebot: Jochen Plate „Klopftechniken sind im Rahmen der Adelenstift Energetischen Psychotherapie entwickelt wor-

Gut zu wissen... Am 7. Oktober wurde in der ev.luth. Kirchengemeinde Bockhorn ein weiterer „Anziehungspunkt“ eröffnet. Die Gemeinde möchte mit diesem Angebot die soziale Benachteiligung von Kindern und Familien verbessern und wird dabei durch den Verein für Innere Mission unterstützt.

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„Allmende“

5 Jahre Gebrauchtmöbel und Haushaltswaren für von Armut bedrohte Bürger/innen in Bremen

Seit dem 01. September 2005 verschenkt das Projekt „Allmende“ Gebrauchtmöbel und Haushaltswaren an von Armut bedrohte und in Not geratene Bürger/innen in Bremen. Das Projekt wurde von den Mitarbeitenden des Bereichs Wohnungslosenhilfe als Antwort auf Hartz IV geplant, da mit der Gesetzgebung die staatlichen Beihilfen extrem reduziert wurden. Seit Februar 2007 betreibt die ProJob Bremen gGmbH als Diakonischer Beschäftigungsträger die Allmende im Bremer Westen und hat das Konzept erfolgreich weiter entwickelt. Der Warenfluss und die Logistik mit Besichtigung, Abholung, Einlagerung, Ausstellung, Auslieferung und Aufbau, ggf. kleineren Reparaturen und die Kundenbetreuung werden in einem Team von derzeit 18 langzeitarbeitslosen Menschen (auf Basis von sozialversicherungspflichtigem Entgelt sowie Integrationsjob), nach dem Motto „Arme helfen Armen“ organisiert und sichergestellt. Jährlich werden ca. 13.000 km mit dem kleinen LKW zurückgelegt und dabei ca. 1.000 Möbelstücke „gerückt“. Seit 2005 wurden so über 2500 Kunden beliefert.

Die Allmende bringt als Umschlagplatz Angebot / Nachfrage sowie Arbeitsplätze zueinander. ALG II -Empfänger/innen erhalten kostenlos eine Möbelausstattung und zahlen lediglich eine geringe Lieferpauschale zur anteiligen Deckung der LKW-Betriebskosten. •

Andererseits möchten viele Bremer Bürger/innen „überschüssige“ Möbel und Hausrat abgeben. Durch die Abholung gegen eine Abholpauschale wird den Möbelspendern bei der Entsorgung geholfen und das Müllaufkommen verringert.

Die Beschäftigten im Projekt Allmende sind • Erhalten langzeitarbeitslose Menschen in langzeitarbeitslose Männer mit verschiedenen der Allmende einen Arbeitsplatz. Problemlagen (drohende Wohnungslosigkeit, Suchtprobleme, Überschuldung etc.). Die Arbeit bietet ihnen neben der Tagesstruktur und Begleitet wird das Team bei der täglichen ArIntegration in einem Team eine sinnvolle Tä- beit von der Sozialpädagogin Andrea Bierstedt tigkeit und trägt positiv zur sozialen Stadtent- sowie den ausgebildeten Anleitern Jürgen wicklung bei: Mades und Eva Maria Otero Martinez. Die Allmende wird durch die BAgIS und den EuropäSie erleben hier als diejenigen, die lange Zeit ischen Sozialfonds im Rahmen des Beschäftiselbst Hilfe erfahren haben, was es heißt, gungspolitischen Aktionsprogramms „Bremen selbst zu helfen und sind überzeugt von der integrativ“ gefördert. Wertigkeit ihrer Arbeit. Ungefähr die Hälfte der Männer sind ehemalige Wohnungslose, denen Allmende / Holsteiner Str. 80 / 0421-61 18 45 es gelingt durch die Mitarbeit in der Allmende bereits über mehrere Jahre ihren Wohnraum [email protected] zu halten. www.projob-bremen.de

In den fünf Jahren seit Bestehen des Projektes ist es durch Förderung und Beratung gelungen, von den insgesamt über 50 Teilnehmenden: • 3 Männer aus der Wohnungslosigkeit in eine Wohnung zu vermitteln • 7 Männern eine erfolgreiche Schuldnerberatung zu ermöglichen • 5 Männern eine Suchttherapie zu vermitteln • 3 Männern ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu vermitteln.

Thomas Tscheu

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Wir stellen vor: Ilona Osterkamp Wir begrüßen unsere neuen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Elke Helken Sara-Maria Rupf Frank Menger Jana Akkermann Lucienne Bauer Ramona Bornhorst Alina Bosse Detlef Creemer Pascal Göbel Regine Hengst Sandra Koch Weronika Malottke Jasmin Rohlfs Susanne Scholz Christina Schröder Denise Tzscheutschler Thorben Wienecke Christian Lumpe Miriam Brück Sidney Beltermann Horst Bloos Martina Danger Jennifer Tepelmann

Im Freiwilligen Engagement: Akram Haidare (Anziehungspunkt) Frank Gaida (Adelenstift) Brigitte Focken Wilhelm Ricklefs (Altenpflegeheim) Gudrun Boscemann Johann Gröne Marlotte Erasmi (Anziehungspunkt) Ksenia Apostolava (frauenzimmer)

Impressum: Herausgeber: Vorstand des Vereins für Innere Mission Blumenthalstraße 10 28209 Bremen Redaktion: Waltraud Wulff-Schwarz Bernd Windmüller Christiane Pröllochs Layout: Maximilian Scheer Fotos: Susanne Frerich Waltraud Wulff-Schwarz Maximilian Scheer

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Wie kann es gelingen, Mitarbeitende, die unter großen Belastungen arbeiten, immer wieder zu motivieren? Erstmal bin ich das Vorbild. Meine Einstellung muss ich vorleben. Ich habe die Möglichkeit, ihnen Anerkennung zu geben und kann andere anregen, das auch zu tun. Die Wichtigkeit ihrer Arbeit, der gute Dienst am Menschen muss verbalisiert werden. Arbeitsabläufe müssen so organisiert werden, dass für alle ein angenehmes Betriebsklima entsteht. Wir haben gut Mitarbeitende. Alle wollen, dass es gut läuft. Welche Ziele haben Sie für dieses Haus? Zunächst einmal der Umbau. Ich würde auch gern die Belegung auf 100 Plätze senken, damit deutlich mehr Einzelzimmer geschaffen werden können. Mit der Umgestaltung möchte ich einen wohnlichen Charakter schaffen. Der kühle Eindruck soll in Behaglichkeit gewandelt werden. Das Haus soll in der Neustadt ein beliebter Anlaufpunkt sein.

Frau Osterkamp, Sie sind Leiterin einer Altenpflegeeinrichtung, wir wird man das? Nach meiner Ausbildung als Krankenschwester bei der Bremischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz, gab es keine freie Stelle im Rote Kreuz Krankenhaus. Die Oberin wollte mich aber nicht einfach gehen lassen und hat mir eine Stelle in einer ihrer Altenpflegeeinrichtung angeboten. Zuerst war es für mich befremdlich, als Krankenschwester in ein Altenpflegeheim zu gehen, aber dann habe ich gleich als junge Schwester die Wohnbereichsleitung übernommen und mich in diesem Arbeitsumfeld wohlgefühlt. Später habe ich das Studium Internationales Pflegemanagement absolviert. Im Rahmen des Studiums habe ich ein halbes Jahr in Indien studiert. Das hat mein Weltbild verändert und mein Verständnis von Pflegemanagement sehr geprägt in Hinblick auf Ausdauer, Kämpfergeist für die anvertrauten Menschen aber auch Gelassenheit. Der Fokus auf das Leben ist nach Indien anders geworden. Die Lebenswege werden dort besser akzeptiert. Während des Studiums habe ich immer weiter in der Pflege gearbeitet. Das gab mir die Möglichkeit, den theoretischen Input mit der Praxis abzugleichen und genau hinzusehen, was ist in der Praxis umsetzbar. Was gehört zu Ihren Aufgaben? Vorrangig, das Gesamte im Blick zu haben und die Arbeitsabläufe zu steuern und zu organisieren. Die Personalführung ist dabei ganz wichtig. Aber auch Qualitätsmanagement, die Belegungssteuerung, konzeptionelles Arbeiten, aktuell zum Beispiel das Demenzkonzept. Die Außenwirkung der Einrichtung muss ich im Blick haben und mit den Kooperationspartnern gut zusammen arbeiten. Das Thema „Pflegenotstand“ ist immer wieder aktuell, was sagen Sie dazu? Der Pflegenotstand ist das Ergebnis der Versäumnisse der Politik. Menschen, die ihren Berufsalltag in der Pflege verbringen, haben mit den unangenehmen Dingen des Lebens zu tun. Sie arbeiten im Schichtdienst, unter enormen Zeitdruck. Die Personalschlüssel sind so eng, dass sie eigentlich zur Funktionspflege zurückkommen müssen. Genau das Gegenteil war aber gewollt. Das alles macht den Beruf unattraktiv. Es gibt keine Lobby und jede Menge Leidenschaft ist nötig, diese wichtige Arbeit zu leisten. „Pflegenotstand“ sagt: Pflege ist in Not. Ein dramatisches Vokabular ist angebracht, weil ich die Entwicklung auch dramatisch finde.

Was halten Sie von Zensuren für eine Pflegeeinrichtung? Qualitätsprüfungen sind ganz wichtig. Das System mit den Prüfkriterien des MDK ist jedoch meines Erachtens nicht ausgereift. Ein Bewertungssystem ist okay, es muss aber die vielen verschiedenen Facetten der Pflege im Blick haben. Ein offener Bericht , bei dem sich Mühe gegeben und Zeit verwendet wird, wäre mir lieber. So wie das Benotungssystem in der Waldorfpädagogik. Dokumentationen, Zertifizierung und QM, sind das nicht Zeitkiller, die viel besser für den Dienst am Menschen eingesetzt werden sollten? Ja, ganz eindeutig. Bürokratie ist zuviel. Trotzdem kann ich das nicht allgemein niederschmettern. Darüber muss ganz differenziert mit vielen Beteiligten gesprochen werden. Eine intensive Auseinandersetzung und Abstimmung ist nötig, um die Bürokratie zu verringern. Die Lebenserwartung der Menschen steigt und auch das Bedürfnis nach Autonomie. Was bedeutet das für ein tragfähiges Konzept in der Altenhilfe? Es muss bedürfnisorientiert gearbeitet werden. Wir brauchen ein gutes Demenzkonzept und müssen uns mehr und mehr verabschieden von den fitten Bewohnern mit dem Wunsch nach gesellschaftlichen Aktivitäten. Die Einzelbetreuung rückt in den Vordergrund, weil die Zahl der schwer Pflegebedürftigen, stetig zunimmt. Was sehen Sie als größte Herausforderung? Ich stehe jetzt am Beginn meiner neuen Tätigkeit. Da habe ich gerade so viel Herausforderungen, dass ich keine Prioritäten sehen kann. Wo liegen Ihre Kraftquellen? Sehr im privaten Bereich. Im beruflichen Umfeld bei den Mitarbeitenden. Sie geben mir immer wieder zu verstehen, dass es gut ist, dass ich hier bin. Es gibt hier sehr viele wertvolle Menschen, das ist meine Kraftquelle. Ich danke Ihnen für das Gespräch

Das Interview führte Waltraud Wulff-Schwarz

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