TZ-Sepzial zum Heimatpreis 2014

March 17, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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TZ-SPEZIAL

MITTWOCH, 22. APRIL 2015

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Herausragendes ehrenamtliches Wirken fand Würdigung auf traditionelle Weise Am vergangenen Sonnabend wurde im Festsaal des Torgauer Rathauses der Heimatpreis der Region Torgau-Oschatz zum 23. Mal verliehen

Laudatio für Renate Klausnitzer Heimatpreis Natur 2014

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s war ein Glücksfall für die Trossiner Naturregion, dass 1990 die Liebe, die jetzt 53-jährige Renate Klausnitzer nach Roitzsch führte, einem Naturraum mit einzigartiger Fauna und Flora. Der bereits verstorbene Heimatpreisträger, Otto Deubel aus Trossin, als excellenter Kenner der Tier- und Pflanzenwelt der Dübener Heide verstand, sie für die Naturschönheiten zu begeistern. An vielen Beispielen konnte er nachweisen, wie bedroht manche Tier- und Pflanzenart ist und die Artenvielfalt nur erhalten werden kann, wenn wir die Schutzanstrengungen gemeinsam verstärken. Als Renate Klausnitzer 1991 eine Anstellung bei der Gemeinde Trossin erhielt und mit dem Aufgabenbereich Öffentlichkeitsarbeit und Tourismus betraut wurde, erhielt sie die Chance, die kommunalen Aufgaben mit den Erfordernissen in Naturschutz zu verbinden. Als sie kommunale Fördermittel für die Bepflanzung von Straßen und Wege erhalten konnte, setzte sie sich dafür ein, dass keine einzige DMark im Fördertopf blieb. So erhielten eine Vielzahl von Straßen und Wege Bäume und Sträucher. Heute bereichern diese auf einer Länge von mehreren Kilometern die ausgeräumte Landschaft im Raum Trossin und stellen einen wichtigen Biotopverbund dar. Der NABU-Kreisverband erhielt in den 90er-Jahren die Chance, im Trossiner Raum biologisch wertvolle Teiche und Flächen zu kaufen. Es war Renate Klausnitzer, die sich unter anderem an die Spitze einer landesweiten Spendenaktion stellte. Heute können in diesem 50 Hektar großen Gebiet die Kraniche ungestört ihre Jungen aufziehen, Schwarz- und Weißstorch sowie Fischadler, Seeadler, Fischotter und Eisvogel beste Nahrungsgründe finden. Die für diese Region ungewöhnliche Artenvielfalt war auch der entscheidende Grund für die Bildung einer NABU-Ortsgruppe, der einzigen im damaligen Altkreis Torgau, an deren Zustandekommen Renate Klausnitzer einen wichtigen Anteil hat. Auch heute ist wieder eine Gruppe von Biberrevierbetreuern und Naturschützern in Trossin sehr aktiv. Sie organisierten Arbeitseinsätze am Naturlehrpfad Dahlenberg, Pflanzaktionen im Bereich Trossin und haben ständig ein waches Auge, wenn es um Natur- und Umweltschutz geht. Einen wichtigen Platz nimmt in der ehrenamtlichen Naturschutztätigkeit von Renate Klausnitzer Meister Bockert, der Biber ein. Sie betreut drei Biberreviere im

Renate Klausnitzer.

Bereich Trossin. Mit seiner unermüdlichen Bautätigkeit fast über das ganze Jahr, stellt er eine echte Herausforderung für den Revierbetreuer dar. Das führt natürlich zu Konflikten mit den Landnutzern. Dann gilt es für Renate Klausnitzer, in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde Kompromisse zu finden, die der Mensch akzeptieren kann und dem Biber das Bleiberecht gewähren. Dass ihr die Biber besonders ans Herz gewachsen sind, bewies sie einmal mehr im Jahr 2011 mit der Übernahme der Leitung der Fachgruppe Biberschutz von Eilenburg/Delitzsch nachdem deren Leiter, Werner Sykora verstorben war. Dies sollte zu ihrer bisher größten Herausforderung in der ehrenamtlichen Naturschutztätigkeit werden. Die weitläufig über den Altkreis Eilenburg/Delitzsch verteilten 80 Biberreviere verlangen von ihr ein riesiges Arbeitspensum. Konkret heißt das, dass sie die Reviere kennenlernen und bei Konflikten vor Ort sein muss. Um diese Aufgaben zu meistern, war sie seit 2012 viele Wochenenden unterwegs. Überaus erfolgreich waren ihre Aktivitäten auch für die Werbung neuer Revierbetreuer, so dass jetzt mit 16 gewonnenen Biberfreunden alle Reviere kontrolliert werden können. Im Rahmen ihrer Tätigkeit obliegen ihr die Organisierung von Beratungen mit den Betreuern, die Durchführung von Exkursionen und von Pflanzaktionen sowie Arbeitseinsätzen in den Biberrevieren. Außerdem ist die jährliche Ermittlung der Bestandsentwicklung und deren Auswertung zu sichern.

Wieder waren zahlreiche Besucher vor Ort.

Nicht zu vergessen ist die von ihr hergestellte Zusammenarbeit mit Biberrevierbetreuern aus Sachsen-Anhalt. Durch gemeinsame Begehungen der angrenzenden Reviere konnte die Zuständigkeit für diese geklärt und der Schutz verbessert werden. Hervorzuheben ist auch ihre Mitarbeit im Projekt „Erprobung eines proaktiven und kooperativen Bibermanagements in Nordwestsachsen“ beim Verein Dübener Heide e.V., wo sie mit ihren Erfahrungen und Aktivitäten zum erfolgreichen Abschluss dieser Maßnahme beitrug. Renate Klausnitzer arbeitet auch in der Fachgruppe Kranichschutz in der Dübener Heide aktiv mit. Die Mitglieder treffen sich mehrmals im Jahr in der Winkelmühle zu Beratungen, zur Bestandserfassung und Bestandsentwicklung der Population. Wichtig war und ist ihr der Kontakt zu den Kindern. So organisiert und betreut sie

Oberbürgermeisterin Andrea Staude (rechts) gratulierte Preisträgerin Renate Klausnitzer.

seit Jahren einen NABU-Stand mit Wissensquiz zum Dorf- und Kinderfest in Dahlenberg. Mit den Kindern der Kindertagesstätte „Biberburg“ in Trossin führte sie Exkursionen in die schützenswerte Landschaft von Trossin durch und organisierte das Ansäen von Blühwiesen. Als NABU-Mitglied ist es selbstverständlich, dass sie beim Biberhof Torgau die Naturfreunde bei vielen öffentlichen Veranstaltungen unterstützt, wie zum Beispiel beim Sommerfest, beim Abfischen des Großen Teiches, bei der Betreuung

Der inzwischen 23. feierlichen Verleihung des Heimatpreises der Region Torgau-Oschatz wohnten neben den vielen geladene Gäste auch einige Vertreter aus Lokalpolitik und Wirtschaft bei. Traditionell waren auch Heimatpreisträger der vorangegangenen Jahre mit zugegen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung im Festsaal des Torgauer Rathauses von der Bigband „Synkopenmuffel“ unter der Leitung von Thomas Noll aus Torgau. TZ würdigt das herausragende ehrenamtliche Wirken der Preisträger 2014 heute nochmals mit einer Veröffentlichung der Laudationes.

von Ständen z. B. beim Naturparkfest in Friedrichshütte, den Tag der offenen Tür Köllitsch, bei Markttagen oder dem Strandbadfest in Torgau. Mit ihren kurzen und doch überzeugenden Beiträgen in der Tagespresse und in der Heidezeitung macht sie die Trossiner Natur und ihre Menschen über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt. Ihre Fachkompetenz, ihre vielseitigen Aktivitäten für den Erhalt unserer heimatlichen Natur und ihre Funktion als Leiterin der Fachgruppe Biberschutz waren Anlass, dass sie durch den Landrat im Februar 2013 zum Kreisnaturschutzbeauftragten berufen wurde. Zwischen Dahlenberg und Trossin, Roitzsch und Falkenberg steht die Ampel für ein erfolgreichen Arten- und Biotopschutz auf Grün – dies Dank des persönlichen Einsatzes von Renate Klausnitzer. Ihr sei dafür herzlichst gedankt. Udo Dettloff

Beim anschließenden Empfang wurden viele Gespräche geführt.

Laudatio für Brunhilde Rothkirch Heimatpreis Kultur 2014

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eine Laudatio ist einer Frau gewidmet, die ihr bisheriges Leben der Musik verschrieben hat, und ich bin mir gewiss, sie wird sich noch weitere Jahre – und das können 30 sein – für den Gesang und das Chorleben arrangieren. Als musikalische Leiterin des Oschatzer Heimatchores e. V. schafft sie es immer wieder, bekanntes aber auch schon in Vergessenheit geratenes Liedgut mit Leben zu erfüllen und in der heutigen Chorund Liederlandschaft wieder populär zu machen. Durch regelmäßige Auftritte und auf Grund der besonderen Ausstrahlung ihrer musikalischen Programme, konnten wir in den letzten Jahren viele Menschen begeistern, was auch dazu führte neue Chormitglieder zu gewinnen, so dass wir heute eine Mitgliederstärke von 54 Sängerinnen und Sängern verzeichnen können. Ohne diese Frau

Glückwünsche gab es von Benno Kittler für Brunhilde Rothkirch.

gäbe es den Oschatzer Heimatchor nicht mehr. Seit 17 Jahren leitet sie unseren Verein mit voller Hingabe und Leidenschaft. Sie ordnet dabei uneigennützig ihr Privatleben der Tätigkeit für unseren Chor unter.

Brunhilde Rothkirch.

Es ist ihr mit zu verdanken, dass wir im Jahr 2013 unser 40-jähriges Bestehen begehen konnten. Seit Beginn ihrer Chorleitertätigkeit setzt sie sich einerseits für die Erhaltung und Förderung des nationalen und internationalen Liedgutes ein, andererseits fördert sie uns Sängerinnen und Sänger im sozialen Miteinander und ist dabei mit ihrer erfrischenden Art Motivations- und Ideengeberin für musikalische Darbietungen. Dank ihrer effektiven und einfühlsamen Arbeit hat sich der Oschatzer Heimatchor qualitativ eine Spitzenstellung ersungen und ist auch über die Kreisgrenzen hinaus ein gern gebuchter Klangkörper. Die Mitwirkung beim jährlichen mittelsächsischen Kultursommer in Lichtenwalde ist ein solcher Höhepunkt. Alle Mitglieder des Chores und ich selbst freuen uns, dass heute Frau Brunhilde Rothkirch für ihr kulturelles Wirken mit dem Heimatpreis 2014 ausgezeichnet und geehrt wird. Lothar Taube

Landrat Michael Czupalla sprach das Grußwort.

Laudatio für Harry Liebmann Heimatpreis Geschichte 2014

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ine Laudatio ist, aus dem lateinischen übersetzt, eine Lobrede zu Ehren einer Person. Aber was sage ich in wenigen Minuten über einen Menschen, der so viel Spuren hinterlassen hat? Was lasse ich weg und was hebe ich hervor? Was ist der Sinn des Lebens? Harry Liebmann hat ihn gefunden. In seinem Heimatbuch schrieb er 2008 „Was mich geprägt hat in meinem bisherigen Leben ist die Findung zu mir selbst, die Liebe und Achtung zu meinen Eltern Hildegard und Martin Liebmann, Martin und Lydia Grune. Das größte Geschenk meines Lebens aber ist meine Frau Rosmarie. Sie gibt mir Liebe und Harmonie, die Zeit für meine aufwendigen Hobbys und hält mir den Rücken frei für die ehrenamtlichen Aufgaben, die ich begleite.“ Ja, emotional sind diese Zeilen und ich glaube, dass wir hier einem besonderen Menschen gegenüberstehen, der hochverdient und ehrenvoll mit dem Heimatpreis ausgezeichnet wird. Wir alle freuen uns mit ihm und gratulieren ganz herzlich. Um Ihnen den Preisträger etwas näher zu bringen möchte ich zusammenfassend sagen, dass wir Harry Liebmann unglaublich viel zu verdanken haben. Er hat mit seinen Recherchen und Aufzeichnungen eine Geschichtsepoche fest-

gehalten, die es seinesgleichen in diesem Umfang und der Genauigkeit nicht noch einmal gibt. Dahinter steckt mehr als nur die technische Akkuratesse, sondern es sind die Verinnerlichung, die Wertvorstellungen der Menschen in der Vergangenheit und die Liebe zur Heimat. Leidenschaft, Interesse und Verantwortung zu seinem Heimatdorf Audenhain und die historische Aufarbeitung bis in die heutige Zeit prägen seine Persönlichkeit. Die Familie und auch seine Geschwister sind stolz auf die Vielseitigkeit seines Wirkens. Markant und unentbehrlich sind dabei sein Fahrrad, seine Lupe, die Kamera und der Computer. Harry fährt seit 1994 jeden Dienstag für zwei Stunden ins Pfarramt, um die dort vorhandenen Unterlagen der Urahnen aus altdeutscher und – Sütterlinschrift abzuschreiben, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben. Dafür benötigt er wirklich die Lupe. Mittlerweile ist er schon ein richtiger Fuchs in der Schriftenlesung. Alles was zur Heimat gehört, ist von Harry Liebmann von Interesse. Er sammelt alles, was er bekommen kann. So entstand schon damals die Idee eines Heimatmuseums. Nachdem die Grundschule im Dorf geschlossen wurde, begann er allein in einem ehemaligen Klassenraum auf eigene

Kosten eine Heimatstube einzurichten. Diese wurde von ihm nach und nach erweitert, so dass alte Gerätschaften, die er von den Bürgern erstanden hat, von ihm liebevoll restauriert und repariert wurden. Über einen regelmäßigen Kontakt zum

Harry Liebmann.

Zentralarchiv in Magdeburg, Einsicht in die Kirchenbücher, Studium der Schulchronik sowie Recherchen im Archiv der Torgauer Zeitung konnte er sein Wissen über die Vergangenheit Audenhains vervollständigen. Mit der Autorin Anneliese Jugert hat er 2005 „Das Buch der Brücken und Geschichten“ und 2008 das Heimatbuch „Aus der Audenhainer Heimatstube“ veröffentlicht. Im vergangenen Jahr kam sein Buch „Gemeindeordnung des Dorfes Audenhayn 1671“ frisch aus dem Druck. Dieses Kleinod liebt er und hat es als „seltenes Archivmaterial“ eingestuft. Allerdings sind nur 50 Exemplare gedruckt worden. Auch das Matricula – das Portal für Kirchenbücher – der Parochie Audenhain, dem Amtsbezirk einer Pfarre, von 1830 bis 1836 sind bemerkenswerte Aufzeichnungen, die Harry Liebmann mit einem unglaublich hohem mentalem Aufwand gemeistert hat. Kommen wir nun zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. In dieser Laudatio werde ich mit großem Respekt die Aktivitäten nennen, die Herr Liebmann begleitete: Von 1994 bis 1999 wurde er in den Gemeinderat in der Gemeinde Audenhain und von 1999 bis 2014 in den Ortschaftsrat Audenhain als Ortsvorsteher gewählt.

Andreas Koch, Vorstandsmitglied der Sparkasse Leipzig gratulierte Harry Liebmann.

Sehr oft trifft man ihn mit dem Fahrrad im Brückendorf. Er unterhält sich mit Bürgern und lenkt die Belange im Ort. Im Organisationsstab zur Vorbereitung der 700-Jahrfeier Audenhain, vom 20. bis 22. Juni 2014, hatte er eine große Verantwortung zum Gelingen des Festes. Zu diesem Anlass wurde ein neues Heimatbuch unter seiner Regie herausgegeben. Ihm ist es auch zu verdanken, dass sich 2011 die Ortsgruppe der Volkssolidarität gegrün-

det hat, die sich gemeinsam mit der Mühle Ebbecke zu einer der aktivsten Seniorengruppen im Landkreis entwickelt. Körper, Geist und Seele müssen übereinstimmen. Harry Liebmann ist seit seiner Jugend Mitglied im Sportverein SV 1900 Audenhain e.V. und war von 1996 bis 2009 dessen Vorsitzender. Unter seiner Leitung modernisierte und erweiterte der Sportverein seine Räumlichkeiten. Das jetzige Vereinsgebäude bietet hervorragende Trainingsmöglichkeiten für die Sektion Tischtennis und Frauensport. Aktiv arbeitet er immer noch im Vorstand mit. Zu seinem 76. Geburtstag wurde er in der TZ honorig gewürdigt. So stand geschrieben „Man sieht es ihm überhaupt nicht an.“ Der Sport ist sozusagen sein Jungbrunnen. Und wenn wir jetzt einem Menschen auf der Straße begegnen, mit Fahrrad und Kamera, dann kann es nur Harry Liebmann sein, der auch weiterhin mit kundigem Blick und Neugier durchs Dorf radelt. Lieber Harry Liebmann, wir sind dankbar, dass Sie den Heimatpreis hochverdient bekommen und gratulieren ganz herzlich. Ihnen und Ihrer Familie Gesundheit und das Allerbeste. Bürgermeister Peter Klepel in Zusammenarbeit mit Familie Jugert, Familie Heinecke und Lothar Haupt

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