TRUMPF Express 2/14

April 27, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Reisebegleiter Marcopolo liefert komfortable Busse, die gut aussehen

Rohrfan Frank Steinhart unter­zieht die neue TruLaser Tube 5000 dem Härtetest

Mutmacher Tristan Opie investiert in schwierigen Zeiten

Kunst und Lohnfertigung haben vieles gemeinsam, findet Uwe Arnold und fertigt Schönes für Künstler und Industriekunden

Glänzende Werke

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Titel

24 „Wenn es einfach  interview

ist, machen es die anderen“

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Kunstwerke und Blechteile haben vieles gemeinsam, findet Uwe Arnold und nutzt sein

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Fertigungswissen für beides.

THEMEN 8 Schneller durch Brasilien Marcopolo macht mobil — Fußballfans und Touristen. Mit Bussen, die nicht nur komfortabel, sondern auch schick sind.

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12 Flugzeuge für Bastler Van’s Aircraft liefert Flieger in kleinen Boxen. Die Montage übernehmen Hobbypiloten weltweit dann selbst.

15 Ran ans Rohr Was kann die neue TruLaser Tube 5000? Rohrspezialist Frank Steinhart hat sie im Fertigungsalltag getestet.

18 Mannschaft für die Serie Schnelle Aufträge reizen Jürgen Gerst nicht. Er verzahnt die internen Prozesse bei Glüpker lieber eng mit denen der Kunden. Das macht Arbeit, rechnet sich aber.

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21 Wer wagt, gewinnt Wirtschaftliche Flaute? Kein Grund zu zögern, dachte sich Tristan Opie und investierte in eine TruLaser Tube 7000.

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Standards 04 14 28

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Panorama Hinter den Kulissen Charaktere

30 30 32

Weltblick Impressum Schlusspunkt

Anders sein lohnt sich!

Standpunkt

Mut zahlt sich aus. Zahlreiche Unternehmen unserer Branche beweisen das, indem sie mit raumgreifenden Schritten ausgetretene Pfade verlassen und auf die Erfolgsspur wechseln. Anstatt mit Standardangeboten einer von vielen austauschbaren Anbietern zu sein, differenzieren sie sich vom Wettbewerb. Jürgen Gerst von Glüpker Blechtechnik beispielsweise setzt auf komplexe Teile mit Wiederholcharakter. Er liefert die abgerufenen Serien auf Wunsch sequenzgenau direkt ans Montageband des Kunden. Damit hebt er sich von seinen Konkurrenten ab. Auch der australische Unternehmer Tristan Opie macht vor, dass anders sein belohnt wird. Statt 2010 abzuwarten, wie sich die Märkte langsam aus der Krise schälen, setzte er Zeichen und investierte. Mit seiner TruLaser Tube 7000 überzeugte er so viele Kunden, dass er jetzt eine zweite Laser-Rohrschneidmaschine bestellt hat. Frank Steinhart aus Hettingen sagt ebenfalls: Im Rohr steckt Wertschöpfung. Deshalb arbeitet die Steinhart Metallwarenfabrik mittlerweile mit drei Laser-Rohrschneidmaschinen. Diese drei Beispiele zeigen, wie aus eigenem Antrieb eine Sonderkonjunktur geschaffen werden kann. Was die Gestaltungskraft unserer Kunden angeht, sind wir sehr zuversichtlich. Deshalb wollen wir sie in Zukunft mit unserer Universalbank­lizenz auch bei mutigen Finanzierungen begleiten. Da wir nicht nur nackte Zahlen interpretieren, sondern das Geschäft unserer Kunden im Detail verstehen, wissen wir, wann sich ein Engagement lohnt. Dabei werden wir passgenaue Kredite und andere Finanzierungen anbieten können, weil wir die Risiken der Branche besser abschätzen — und Chancen erkennen.

Dr.-Ing. Mathias Kammüller Vorsitzender des TRUMPF Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen

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PANORAMA

Rund 17 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs werden aus erneuerbaren Quellen gedeckt.

1 Zahl

Über 80 Prozent aller Investitionen in den ErneuerbareEnergien-Sektor kamen 2012 aus den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20).

269.000.000.000 US-Dollar wurden 2012 weltweit in erneuerbare Energien investiert.

Mit 65,1 Milliarden US-Dollar investierte China 2012 den größten Betrag in den Erneuerbare-EnergienSektor, gefolgt von den USA mit 35,6 Milliarden und Deutschland mit 22,8 Milliarden.

Weltweit sind im Bereich erneuerbarer Energien rund 5,7 Millionen Menschen beschäftigt.

Der chinesische Kunde Xiamen Xuri Hui Electric feierte den Einzug der 100. in China hergestellten TruPunch 1000 in seine Fertigung.

B   eliebter Einstieg TRUMPF China liefert 100. TruPunch 1000 aus Seit gut zwei Jahren montiert TRUMPF in China die TruPunch 1000 — nun lieferte das Werk in Taicang sie zum 100. Mal aus. Die kleine, flexible Stanzmaschine wird dort ausschließlich für den chinesischen Markt produziert. Sie ermöglicht den einfachen Einstieg ins professionelle Stanzen. Schlüsselkomponenten der Maschine wie Stanzkopf, Querträger, Konsole und Steuerung kommen aus Deutschland, Frankreich, Öster4

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reich und der Schweiz — Maschinenkörper, Blechbaugruppen, Schaltschrank und Bedienpult aus China. Die Jubiläumsmaschine ging an das Unternehmen Xiamen Xuri Hui Electric Co., Ltd. Die TruPunch 1000 erweitert die Fertigung, in der Bleche hauptsächlich für die Ausrüstung elektrischer Schaltschränke bearbeitet werden. > Weitere Informationen: www.cn.trumpf.com

Sicher wachsen Mit seinem Job-Shop startet Thomas Claaßen durch Wer die Maschinen- und Metallbau Claaßen GmbH im niedersächsischen Saterland-Scharrel besucht, kann kaum glauben, dass das Unternehmen 2014 erst sein 15-jähriges Jubiläum feiert: 220 Mitarbeiter schneiden, biegen und schweißen dort heute mit modernen Anlagen Blechteile für verschiedenste Industriekunden. Wie es dazu kam und welche Strategie hinter diesem Wachstum steckt, verrät Firmengründer Thomas Claaßen auf www.blechhelden.com/claassen

PANORAMA

Do it yourself: Die Möbel von OUR Industries bringt jeder Kunde selbst in Form.

Stühle zum Selberbiegen Drei junge Designer fertigen individuelle Möbel aus Rohren  „Befrei dich vom Standard“ — so könnte man das Motto der französischen Designer Antonin Maeno, Romain Vaulont und Arthur Van Peteghem zusammenfassen. Ihr Pariser Unternehmen OUR Industries entwirft Module für individuelle Möbel aus Stahlrohren. „Wir stellen unsere Produkte in einem transparenten Prozess her und passen sie individuell auf die Kundenbedürfnisse an“, erklärt Arthur Van Peteghem. Die Basis für alle Designerstücke sind drei Grundteile. Unterschiedlich kombiniert, entstehen daraus Hunderte verschiedene Möbel. Diese werden platzsparend in einem Bastelkit verpackt und verschickt. Der besondere Clou dabei: Alle Ecken und Winkel biegt der Endkunde selbst.

2 TRUMPF GmbH + Co. KG, Dirk Egelkamp, OUR Industries, Dieter Brandes

Fragen

Möglich wird das durch eine clevere, lasergeschnittene Knickverbindung, die eine TruLaser Tube 5000 in Rohre aus Baustahl mit einem Millimeter Dicke schneidet. Der Lohnfertiger Verot produziert die Möbel im nordspanischen Asturias. Für Enrique García, Geschäftsführer bei Verot, ist die Zusammenarbeit eine ganz besondere: „Das Fertigen an sich ist Routine, aber der Prozess ist sehr spannend. Wir sind von Anfang an involviert und arbeiten eng mit OUR Industries zusammen. So entsteht eine offene Zusammenarbeit, die sehr viel Spaß macht.“ > Weitere Informationen: www.handbend.com, www.verot.com

Dieter Brandes, Buchautor und Berater für Strategie und Organisation

> Warum ist Einfachheit wichtig für Unternehmen?

> Wie lässt sich Komplexität reduzieren?

Weil nur einfache Vorhaben, Systeme und Produkte fehlerlos funktionieren und effizient sind. Inzwischen behindern interne Komplexitäten die Unternehmensentwicklung mehr als fehlende Marktchancen. Das sagen gemäß einer Untersuchung von Bain & Company 80 Prozent der Spitzenmanager weltweit. Wir brauchen vor allem klare, konkrete Ziele und eine Unter­ nehmenskultur der Einfachheit. Das bedeutet Verzicht auf alles, was nicht dem Ziel dient. Zu viele „Nice-to-have“-Ideen, begünstigt durch die IT, stehen dem entgegen.

Reduktion bedeutet Weglassen und Verzicht auf viele der miteinander verbundenen Elemente, Systeme und Regeln. Weniger Geschäftsfelder, weniger Produkte und Varianten, weniger Kennzahlen und Bonussysteme. Organisatorische Maßnahmen werden entscheidend: Unabhängigkeit, Autonomie, Delegation und Dezentralisation sowie Trennung von vermischten Aufgaben und Verantwortungen. Das braucht eine Kultur der Verantwortung und des Vertrauens sowie den Mut zu klugen Kontrollen. Familienunternehmen wissen besser als Großkonzerne, was wesentlich ist. Sie können leichter auf Überflüssiges verzichten. > Weitere Informationen: [email protected]

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PANORAMA

 Dialog in Neu-Delhi TRUMPF unterstützt Tagung junger Führungskräfte Der Ausbau des Dialogs zwischen Asien und Europa ist für beide Seiten von großem wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Interesse. Einen Beitrag dazu leistet das Asian Forum on Global Governance. Es bringt für zehn Tage 50 Nachwuchsführungskräfte aus aller Welt für ein Treffen in Neu-Delhi zusammen. Die erste Veranstaltung fand vom 10. bis zum 20. November 2013 statt, eine zweite ist für 2014 geplant. Die in einem zweistufigen Verfahren ausgewählten Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien diskutieren auf dem Forum über soziale Probleme,

stimmen

Wie kommen Sie an gut qualifizierte Arbeitskräfte?

Günter Peters, Peters Maschinenbau „Ich frage potenzielle neue Mitarbeiter gezielt nach ihren Wünschen. Jeden kann man natürlich nicht erfüllen, aber unsere flexible Arbeitszeitgestaltung ist ein riesiger Pluspunkt. Zudem helfe ich meinen Mitarbeitern dabei, Betreuungsplätze für den Nachwuchs oder Arbeitsstellen für die Lebenspartner zu finden.“

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> Weitere Informationen: www.asiangovernanceforum.com

Roger Willems, Penn Elcom „Wir geben unser Bestes, unsere Mitarbeiter zu unterstützen und ihnen einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten. Ich denke, alles in allem machen wir das nicht schlecht. Mein Rezept für zufriedene Mitarbeiter besteht aus drei Zutaten: etwas Respekt, angemessene Gehälter und großartige Weihnachtspartys.“

Sigrid Deeg, Roland Deeg GmbH „Unsere automatisierten Maschinen locken Facharbeiter an. Besonders junge Leute wollen heute nicht mehr nur an der Maschine stehen. Aber den Roboter programmieren — das begeistert sie. Einem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern wirken wir außerdem mit der eigenen Ausbildung entgegen.“

TRUMPF GmbH + Co. KG, Rahul Lal/Rohit Lal, Dirk Egelkamp, Nigel Crump, KD Busch

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wirtschaftliche Potenziale sowie die Bedeutung von Religionen und Sicherheitsrisiken. Organisiert wird das Treffen von der ZEIT-Stiftung, die dadurch den Dialog zwischen Ländern, Regionen und Wertesystemen fördern will — TRUMPF unterstützt dieses Projekt als Partner und Teilnehmer. Ein Alumninetzwerk soll dafür sorgen, dass die etablierten Kontakte auch nach dem Forum bestehen bleiben.

In Neu-Delhi tauschten sich 50 Nachwuchs­ führungskräfte über soziale Probleme und wirtschaftliche Chancen aus.

PANORAMA

Trabender Stahl Auf seiner Hausmesse zeigt TRUMPF China ein Rohr-Pferd aus Edelstahl In China repräsentieren unterschiedliche Tierkreiszeichen in einem zwölfjährigen Zyklus ein bestimmtes Jahr — 2014 ist das Jahr des Pferds. Aus diesem Anlass fertigte TRUMPF China ein komplett aus runden und eckigen Edelstahlrohren bestehendes Pferd. Hergestellt wurde es auf einer TruLaser Tube 7000 . Über die lasergeschnittenen Knickverbindungen lassen sich alle Teile für den Körper und die Beine ohne Biegen oder Schweißen verbinden. Auf der zweiten Hausmesse von TRUMPF China — den TechDays, die vom 5. bis 8. März stattfanden — war das Tier ein echter Hingucker. Es empfing die über 1.200 Besucher, die sich auf der Messe unter anderem über Trends in der Automatisierung informierten und zudem ein großes Portfolio an TRUMPF Maschinen in Augenschein nahmen. > Weitere Informationen: www.de.trumpf.com/tube-potenzial

Das Pferd vereint ein chinesisches Symbol für Erfolg mit dem Fertigungs-Know-how von TRUMPF.

 Ich sehe das, was du auch siehst Schneller und kompetenter Online-Service per App

Schnelle Hilfe bekommen TRUMPF Kunden über Visual Online Support nun auch per App.

Wenn bei einer Maschine in der laufenden Fertigung eine Störung eintritt, zählt jede Minute. Für eine noch schnellere Lösung bietet TRUMPF im Rahmen einer TruServices Servicevereinbarung kompetenten und schnellen Online-Service jetzt auch per App. Visual Online Support ermöglicht es Kunden, unabhängig von ihrer IT schnell und unkompliziert Bild-, Ton- und Videodateien mit dem technischen Kundendienst auszutauschen. So bekommen die Servicetechniker im Innendienst einen detaillierten Eindruck von der Störung und können selbst komplexe Sachverhalte ohne Präsenz an der Maschine direkt am Telefon klären. Das erhöht die Maschinenverfügbarkeit und senkt die Anzahl der Vor-Ort-Einsätze um bis zu 25 Prozent — bei 100 Prozent Datensicherheit. Express 2/14

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„Wir sorgen für bessere Mobilität in den Städten.“

Nelson Gehrke, Director Acquisitions & Logistics Marcopolo, ist überzeugt, dass Marcopolo von den Infrastrukturinvestitionen der brasilianischen Regierung profitieren wird.

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Karosseriebau

S  chneller d   urch Brasilien Wie bringt man Tausende Menschen sicher und bequem ans Ziel? Mit Bussen

Júlio Soares

von Marcopolo. Die sind komfortabel und sehen auch noch schick aus.

Anpfiff in der Arena de São Paulo. Die 22 Mann auf dem Sportveranstaltungen im Dauereinsatz. Wer einen Platz in Rasen geben ihr Bestes, die 66.000 auf den Rängen eben- einem der Schnellbusse ergattert, kommt nicht nur zuverfalls. Das Eröffnungsspiel der Fußballweltmeisterschaft 2014 lässig und sicher ans Ziel, sondern auch äußerst komforin Brasilien lockt die Fans ins Stadion — und das ist erst der tabel. „Busse von Marcopolo bieten einen hohen Komfort Anfang. Allein rund 600.000 ausländische Fans feuern ihre und sind sehr bequem. Sie erfüllen alle Anforderungen, die Mannschaften bei den folgenden 63 Spielen live vor Ort an. Touristen und Passagiere an ideale Transportmittel stellen“, Damit sie in einem der zwölf Stadien für gute Stimmung sor- erläutert Nelson Gehrke, Director of Acquisitions & Logigen können, ist intelligente Logistik gefragt. Im Vorfeld der stics bei Marcopolo. „Trotz der Verzögerungen bei einigen WM hat Brasilien seine Infrastruktur darum auf die Men- Bauprojekten profitiert Brasilien langfristig von den Infraschenmassen angepasst und ausgebaut. Bus Rapid Transit strukturinvestitionen, da das Land hochwertigere öffentliche lautet das Stichwort. Gesonderte Busspuren, Ampelvorrang- Verkehrsmittel erhält, die komfortabler, sicherer und schnelschaltungen und Niederflurbusse beschleunigen den Trans- ler sind. Mit genau diesen Vorteilen sorgen die MarcopoloFahrzeuge für bessere Mobilität in den Städten“, betont er. port in Großstädten. Die Busse „made in Brazil“ sind gefragt, und das nicht nur Flott durch die Stadt im eigenen Land: 2013 verkaufte der Hersteller 31.000 FahrViele Besucher sitzen auf dem Weg zum Stadion in einem zeuge, 18.000 davon blieben in Brasilien. Der Rest wurde in Bus von Marcopolo S.A. In Caxias do Sul fertigt das Unter- den zehn internationalen Niederlassungen von Marcopolo nehmen die Karosserien für die Fahrzeuge. Und die sind bei gefertigt. Die Umsätze in Brasilien legen seit 2009 trotz eines

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Brasilien bereitet sich auf zwei sportliche Großveranstaltungen vor: die FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele zwei Jahre später.

„Mittlerweile kommen verstärkt auch recycelte Werkstoffe zum Einsatz.“ schwächelnden Markts stetig zu. Und 2013 wuchs Marco­ polo so nochmals um 8,6 Prozent. „Unsere Kunden wollen robuste, langlebige Busse zu wettbewerbsfähigen Preisen“, erklärt Gehrke. Das Unternehmen tut einiges dafür, dass diese Wünsche wahr werden: Zum Beispiel investiert es seit 2007 massiv in die eigenen Betriebsstätten: Bis 2016 werden es insgesamt 320 Millionen Euro sein, davon allein 2014 rund 50 Millionen.

Moderne Busse, moderne Maschinen Teil des Investitionspakets sind auch sieben TruLaser 5030 fiber Maschinen. Bisher fertigte der Hersteller die Teile mit anderen Fertigungsverfahren. Diese wollte Marcopolo durch eines ersetzen, das eine bessere Rohstoffnutzung ermöglicht, effizienter arbeitet und kostengünstiger ist — und landete beim Festkörperlaser. „Die niedrigen Betriebskosten und 10 Express 2/14

die hohe Arbeitsgeschwindigkeit haben uns überzeugt“, sagt Gehrke. „Wir investieren in Prozesse und Maschinen, die uns die Bearbeitung unterschiedlicher Werkstoffe ermöglichen und mit denen wir Prozess­änderungen zügig umsetzen können.“ Für den Hersteller ist das besonders wichtig, denn nachhaltige Mobilität ist derzeit weltweit ein Thema. Nicht nur Autos, sondern auch Busse müssen immer leichter, wirtschaftlicher und umweltfreundlicher werden. Marcopolo reagiert mit dünneren Blechen, stabileren Legierungen und Alternativwerkstoffen auf die verschärfte Gesetzgebung. „Mittlerweile kommen verstärkt auch recyclingfähige oder recycelte Werkstoffe zum Einsatz“, erläutert Gehrke. „Die Zusammensetzung der Bleche, ihr Design und damit die Bearbeitung ändern sich.“ Der Laser ist für ihn das passende Werkzeug, denn er ist für unterschiedliche Werkstoffe und Blechdicken universell einsetzbar.

Robuste Schönheit Aktuell schneidet Marcopolo mit den 2-D-Lasermaschinen verzinkte Stahlbleche von 0,95 bis drei Millimeter Dicke, Carbonstahl von drei bis 4,75 Millimeter Dicke und bis zu zwei Millimeter dickes Aluminiumblech. Die Losgrößen variieren dabei stark. Die Teile müssen nicht nur hochwertig

Karosseriebau

Brasilien gehört zur Gruppe der BRICS-Staaten, der fünf weltweit bedeutendsten Schwellenländer  // In den 27 brasilianischen Bundesstaaten leben rund 203 Millionen Menschen // 2012 war Brasilien mit einem Brutto­inlandsprodukt von 1.754 Milliarden Euro die siebtgrößte Volkswirtschaft weltweit  // Der Transport- und Logistiksektor hatte einen Anteil von 5,3 Prozent am BIP  // Rund 55 Prozent des BIP werden im Südosten Brasiliens erwirtschaftet — in den vier Bundesstaaten São Paulo, Rio de Janeiro, Minas Gerais und Espírito Santo.

Belém

b r a s i l i e n Brasília 8,5 Millionen Quadratkilometer — — —

Rio de Janeiro São Paulo Curitiba

rund 203 Millionen Einwohner — — —

Caxias do Sul drei unterschiedliche Zeitzonen — — —

und robust, sondern immer häufiger auch schick sein. „Das Design ist bei unseren Karosserien ganz wesentlich“, betont Gehrke. Schön und modern sollen sie aussehen. Das hauseigene Design-Center des Herstellers kümmert sich darum, dass sie das auch tun — mit Erfolg. „Die neuen MarcopoloModelle haben 2014 den IF Product Design Award gewonnen“, erzählt er. Den Viale BRT hat das Kreativteam speziell für den Schnellbusverkehr in Großstädten entwickelt und den aktuellen Trends angepasst. Größere Fenster und Abmessungen sorgen für bessere Sicht, mehr Komfort für Passagiere und Fahrer bieten auch die Klimaanlage auf dem Dach und LED-Beleuchtung im gesamten Bus.

iStockphoto/JohanSjolander

Fortschrittlich in die Zukunft Der Markt verändert sich schnell, mit neuen Technologien kann Marcopolo Schritt halten. „Wir konzentrieren uns auf Investitionen und Innovationen, sei es bei der Ausbildung unserer Mitarbeiter oder bei der Entwicklung immer nachhaltigerer und fortschrittlicherer Prozesse und Produkte“, sagt Gehrke. „Die Aus- und Weiterbildung unserer Arbeits­ kräfte ist hierfür natürlich ebenfalls von zentraler Bedeutung.“ Er blickt zuversichtlich in die Zukunft. Denn für Marco­polo ist nach der WM vor den Olympischen Spielen. Die finden 2016 in Brasilien statt.

7.401 Kilometer Küste

> Ihre Fragen beantwortet: Patricia Ceciliato, Telefon: +55 11 4133 – 3564 E-Mail: [email protected]

Marcopolo bewegt Millionen Wer:

Marcopolo S.A., Hauptsitz in Caxias do Sul. Gegründet 1949, 20.000 Mitarbeiter. www.marcopolo.com.br

Was:

Der Hersteller fertigt Karosserien für Busse und setzt dabei auf moderne Entwicklungsund Fertigungsprozesse

Womit: TruLaser Tube 5000, 4 Stanzmaschinen und 12 Laserschneidmaschinen von TRUMPF, darunter 7 x TruLaser 5030 fiber, 4 x TruStore 3030

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FlugbLech

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Flugblech

Flugzeuge für Bastler Erst bauen, dann abheben: mit einem Baukasten von Van’s Aircraft. erleichtert seinen Kunden später den Zusammenbau der Flieger. „Dank der hohen Präzision der Stanzmaschine können wir die AluminiumBauteile mit passgenauen Löchern für Nieten und andere Befestigungen versehen.“ Zuvor mussten die Fliegerfans das selbst erledigen. „Die vorgestanzten Löcher haben natürlich den Zeitaufwand beim Bau eines Flugzeugs dramatisch reduziert — und uns viele Kunden gebracht, die ein solches Projekt sonst nie gewagt hätten“, sagt Scott. Und so hebt im Durchschnitt 1,5-mal täglich ein neuer, selbst gebauter Kleinflieger irgendwo auf der Welt zum ersten Mal ab.   www.vansaircraft.com

Jim Koepnick

Wer bei Van’s Aircraft ein Flugzeug bestellt, bekommt es per Post geliefert: in einer handlichen Box. Denn das amerikanische Unternehmen aus Aurora, Oregon, liefert sie in Einzelteilen, als Baukasten. Die Flieger, in denen bis zu vier Personen Platz haben, sind Kult. Mindestens 8.600 wurden bisher zusammengebaut und fliegen nun in 60 Ländern weltweit. „Für Hobby-Flugzeugbauer kann es sehr kompliziert und zeitaufwendig sein, alle Teile eines Flugzeugs selbst herzustellen. Unsere Baukästen sind da eine gute Zwischenlösung“, erklärt Ken Scott, langjähriger Mitarbeiter bei Van’s Aircraft. Die TruPunch 2020 in seiner Produktion

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Hinter den Kulissen

„Wir   interpretieren nicht nur nackte Zahlen“ In diesem Jahr nimmt die TRUMPF Bank die Geschäfte auf. Ihr Geschäftsführer Hans-Joachim Dörr erklärt, warum TRUMPF eine Universalbank gründet und was die Kunden davon haben.

TRUMPF kennt sich aus mit Fertigungstechnik. Was macht das Unternehmen zu einer guten Bank? Unsere Erfahrung, die wir als Finanzdienstleister schon haben. Seit 2001 bietet TRUMPF Absatzfinanzierung über eine erste eigene Leasinggesellschaft an. Diese Gesellschaft heißt seit Oktober 2012 TRUMPF Financial Services GmbH. 2007 kam mit der TRUMPF Finance Schweiz eine zweite Leasinggesellschaft hinzu, die weltweit aktiv ist. In vielen Ländern profitieren unsere Kunden bereits von Finanzierungsmodellen, die TRUMPF selbst oder über Kooperationspartner wie die französische Société Générale oder die Deutsche Leasing anbietet. Bei etwa 25 Prozent der Maschinenverkäufe lief schon bisher die Finanzierung über TRUMPF. Derzeit nutzen Kunden in 22 Ländern unsere Finanzierungsmodelle, in elf Staaten gibt es dafür Kooperationspartner. Warum dann die Bankgründung? War das Angebot der TRUMPF Leasinggesellschaften nicht ausreichend? Es ist mit dem einer Vollbank schlichtweg nicht vergleichbar. Mit der Zulassung zur sogenannten Voll- oder Universalbank können wir ganz neue Pakete rund um Absatzfinanzierung oder Existenzgründung schnüren. Und als Universalbank haben wir den EU-Pass, der ein grenzüberschreitendes Dienstleistungsangebot ohne gesonderte Zulassungsverfahren ermöglicht. So verwirklichen wir auch bei der Finanzierung die Idee: Wo der Kunde ist, ist TRUMPF. Als Bank sind wir dabei unabhängiger in unseren Aktivitäten. Wir kommen zum Beispiel günstiger an Kapital, können Kredite vergeben, künftig auch Fördermittel direkt für unsere Kunden durchleiten und Existenzgründungen unserer Kunden besser begleiten. Was ist das Besondere an der TRUMPF Bank? Ein herstellereigenes Kreditinstitut ist im Maschinenbau weltweit ein Novum. Vergleichbares kennt man nur aus der Automobilwirtschaft. Wir punkten mit dem branchenspezifischen Fachwissen in unseren Geschäftsbereichen. Für Problemstellungen der Kunden haben wir Lösungen, die weit über das Produkt „Maschine“ hinausgehen. Davon profitieren alle Seiten. Wir interpretieren bei Finanzierungen nicht nur nackte Zahlen, Bilanzen und Businesspläne, sondern verstehen das Geschäft unserer Kunden in seiner Gesamtheit.

Wo der Kunde ist, ist TRUMPF: „Das gilt nun auch für die Finanzierung“, sagt Hans-Joachim Dörr, Geschäftsführer der TRUMPF Financial Services GmbH.

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Können Kunden auch als Privatperson ihr Geld bei der TRUMPF Bank anlegen? Im Sommer starten wir mit Sparkonten und Festgeldkonten für TRUMPF Mitarbeiter. Die Konten können über Onlinebanking verwaltet werden. In einem späteren Schritt planen wir, auch TRUMPF Kunden diese Möglichkeiten anzubieten. Höchste Vertraulichkeit und gute Konditionen sind selbstverständlich. Außerdem macht uns das Einlagengeschäft unabhängiger vom volatilen Finanzmarkt. > Weitere Informationen: www.trumpf.com/financial-services

Steffen Hartmann

Welche Services bieten Sie den TRUMPF Kunden? Zum Beispiel Operate Lease: die kurz- und mittelfristige Miete von Maschinen. Unsere Kunden haben dabei die volle Rückgabeoption. Das Risiko der Vermarktung bei Austausch und Rückgabe trägt TRUMPF. Bei unseren Kunden verbessert das die Eigenkapitalratio, da sie die Maschinen nicht bilanzieren müssen. Ergänzend dazu bieten wir auch Kredite an. Das hilft vor allem bei Existenzgründungen, wenn ein Teil der Investition über Fördermittel finanziert wird.

Rohrbearbeitung

Clevere Knickverbindungen oder filigrane Ausschnitte — die neue TruLaser Tube 5000 arbeitet präzise und prozesssicher.

Ran ans Rohr Die neue TruLaser Tube 5000 ist als produktive Allroundmaschine konzipiert. Sie punktet mit Präzision, Ergonomie und Bedienerfreundlichkeit. Ihre Premiere feierte die neue TruLaser Tube 5000, die das dem Highendmodell im Laser-Rohrschneiden. Jetzt testet er Vorgängermodell ablöst, auf der Messe Tube in Düsseldorf. im rauen Arbeitsalltag zusammen mit Maschinenbediener Was sie kann, erläutert Frank Steinhart von der Steinhart Andy Bulach die neue Laser-Rohrschneidmaschine auf Metallwarenfabrik in Hettingen. Der Experte im Laser- Herz und Nieren. Beide stellen der TruLaser Tube 5000 ein Rohrschneiden muss wissen, was sich verbessert hat. Denn exzellentes Zeugnis aus: „Zahlreiche Leistungsmerkmale seit 2006 arbeitet sein Team mit der Vorgängermaschine, erhöhen die Prozesssicherheit, erleichtern die Bedienung seit 2008 zusätzlich mit einer der ersten TruLaser Tube 7000, und steigern die Produktivität.“

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Highlights der neuen TruLaser Tube 5000 Die neue TruLaser Tube 5000 verbindet be- Grenze gestoßen.“ Standard in der neuen währte Konzepte wie die freie Zugänglich- Maschine ist auch der Regelmechanismus keit mit zahlreichen neuen Leistungsmerk- FocusLine, der die Fokuslage des Lasers konsmalen, teilweise übernommen von der gro- tant hält und automatisch an Materialart und ßen Schwestermaschine. Ein Beispiel dafür  -dicke anpasst. Das sorgt für optimale Schneiist der neue Schneidkopf mit 155-Millimeter- dergebnisse. Material sparend wirkt sich die Fokus. Er verfügt über eine Magnetkupplung, nun mögliche Restrohrlänge von 120 Millimedie bei einer Kollision mit verhakten Teilen au- tern aus — vorher lag sie bei 140 Millimetern. tomatisch auslöst und Schäden am Schneid- Frank Steinhart ergänzt: „Durch das verstellkopf minimiert. Bei den optional angebotenen bare Durchschiebefutter können wir jetzt selbst Laserleistungen von 2.000 bis 3.200 Watt be- größere Ausbrüche ohne den Einsatz von Microherrscht die TruLaser Tube 5000 jetzt maxi- Joints in einem Zug schneiden.“ Konische Spannmale Materialdicken von bis zu acht Milli- walzen im Durchschiebefutter richten die Rohre metern. Steinhart: „Mit der alten Maschine zentrisch aus und sorgen für eine hohe Fertisind wir bereits bei sechs Millimetern an die gungsgenauigkeit.

Von Haus aus sauberer Bereits in der Grundausstattung enthalten sind ein Schrottförderband mit Behälter sowie ein leistungsfähiger Kompaktentstauber. Andy Bulach: „Der Schneidstaub wird sehr gut abgesaugt. Wir haben dadurch weniger Schlacke im Rohr.“ Das verringert Nacharbeit und unproduktive Nebenzeiten.

Messbar produktiver „Wir haben verglichen. Je nach Komplexität der Bearbeitung ist die neue Maschine zehn bis 15 Prozent schneller als das Vorgängermodell“, konstatiert Frank Steinhart. Auf die kurzen Nebenzeiten zahlen viele Details ein: So können jetzt Formschalen werkzeuglos durch ein klickbares Schnellwechselsystem getauscht werden. Die Höheneinstellung der Rohrunterstützungen erfolgt programmgesteuert und nicht mehr manuell per Handrad. Auch die automatische Kleinteileentleerung der Butzen beispielsweise trägt zu mehr Produktivität bei.

Aus Prinzip offen — und sicher im Prozess Rohrzuführung, Bearbeitungsraum und die komplette Ausschleusstation sind frei zugänglich. Für Frank Steinhart ist das im betrieblichen Alltag ein klares Plus. „Wir können Fertigteile auf ergonomischer Höhe entnehmen und jederzeit ein Rohr manuell beladen, wenn wir zwischendurch ein Einzelteil fertigen.“ Frank Steinhart: „Die flexible Positionierung des neuen Bandtisches hat uns gleich überzeugt. Das neue Band ist leichter zu warten als der bisherige Bürstentisch.“ Durch größere Entladeschrägen und intelligente Sensoren für „Teil getrennt“ beziehungsweise „Teil ausgeschleust“ gleiten die geschnittenen Teile jetzt leicht und sicher aus dem Arbeitsbereich.

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Rohrbearbeitung

Besserer Einblick Das neue Podest bietet dem Bediener durch das große, horizontal bequem verschiebbare Fenster eine bessere Sicht in die Maschine. Und die integrierte LED-Beleuchtung sorgt für klare Kontraste.

Mehr Komfort für den Bediener Der neue 17-Zoll-Touchscreen am flexiblen Tragarm lässt sich im 180-Grad-Bogen positionieren. Maschinenbediener Andy Bulach: „Beim Einrichten eines neuen Auftrags positioniere ich den Bildschirm direkt neben dem Sichtfenster zum Bearbeitungskopf. So kann ich mit schnellem Blickwechsel zwischen Programm und tatsächlichem Konturverlauf springen — und wenn nötig blitzschnell eingreifen.“

Noch mehr Flexibilität Steinhart entlädt geschnittene Teile wahlweise via Bandtisch oder über die Ausschleusstation direkt in eine Gitterbox. Andy Bulach: „Wir können die Fertigteilablage je nach Auftrag flexibel zusammenstellen.“ Für besonders lange Teile bietet TRUMPF darüber hinaus eine Verlängerung der 3-Meter-Ausschleusstation um zusätzliche 1,5 Meter 0 Pt inklusive weiterer Rohrunterstützungen. > Ihre Fragen beantwortet: Dr. Dominic Gastes, Telefon: +49 (0) 7156 303-30973 E-Mail: [email protected]

www.de.trumpf.com/tube-potenzial

KD Busch, Illustration: Tine Bärthel

Im Rohr steckt Wertschöpfung

Frank Steinhart setzt auf das Rohr.

Zwischen 80 und 120 Tonnen Rohr pro Monat verarbeitet die

Lohnfertiger Kunden aus Maschinenbau, Landmaschinentech-

Steinhart Metallwarenfabrik in Hettingen. 400 verschiedene

nik, Reinigungstechnik, Möbelindustrie sowie dem Sport- und

Rohrsorten sind für schnelle Lieferfähigkeit ständig am Lager.

Fitnessgerätebau. Neben seinen drei Maschinen zur Laser-Rohr-

Für Frank Steinhart ist das Rohr der Schlüssel zu mehr Wert-

bearbeitung hat Steinhart weitere zwölf Maschinen von TRUMPF

schöpfung: „In fast jeder Baugruppe steckt ein Rohr. Das kön-

im Einsatz, darunter Abkantpressen, Stanz-Laser-Maschinen

nen wir mit Laserschneiden komplett bearbeiten — damit er-

und eine TruLaser 5030 2-D-Lasermaschine. Die Hettinger nut-

schließen wir uns komplexe und lukrative Aufträge.“ Bevor-

zen auch den Auflagenleistenreiniger TruTool TSC 2 und haben

zugt in einem Umkreis von rund 150 Kilometern beliefert der

eine Biegemaschine mit dem BendMaster automatisiert.

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Strategie

Mannschaft für die Serie „Wir synchronisieren unsere Prozesse mit denen unserer Kunden“, sagt Jürgen Gerst von Glüpker Blechtechnologie. Komplexe Teile, die in regelmäßigen Abständen abgerufen werden, liefert das Unternehmen in Premiumqualität — auf Wunsch direkt ans Band.

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Baugruppen direkt ans Band Dabei hat es der Blechexperte vor allem auf komplexe Bauteile abgesehen. „Wir möchten, dass möglichst viele Teile sämtliche Wertschöpfungsbereiche unseres Unternehmens durchlaufen“, sagt Jürgen Gerst. Konkret heißt das: vom Zuschnitt mit der Laser- oder Stanzmaschine über das Biegen und Pressen bis hin zum Schweißen. Entlang der SupplyChain der Unternehmensgruppe entstehen dann komplette Baugruppen — oberflächenbeschichtet und fertig montiert. Jürgen Gerst: „Über die Nutzung der eigenen Kapazitäten der Neuenhauser Gruppe stellen wir die Lieferperformance sicher.“ Die Logistikabteilung von Glüpker Blechtechnologie liefert nicht nur direkt ans Band, sondern auch gleich direkt in den Fertigungsprozess des Auftraggebers. Neben Kanban bietet der Lohnfertiger Just-in-time- und Just-in-sequenceLieferung an. Das bedeutet, die Reihenfolge der gelieferten Produkte entspricht der Bearbeitungsreihenfolge am Band seiner Kunden. Individuelle Logistikkonzepte wie diese sind für das Blechunternehmen Herausforderung und Chance zugleich. „Die Logistik ist für uns ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal, denn Lasern, Kanten und Schweißen kann eigentlich jeder“, erklärt Jürgen Gerst. „Die Komplexität der inner- und außerbetrieblichen Logistik zu beherrschen, ist die wahre Herausforderung.“ Bei 300.000 Aufträgen, die bei Glüpker Blechtechnologie jedes Jahr durch die Fertigung laufen, keine leichte.

Mit dem Kunden eng verbunden Ein Kunden-Lieferanten-Prinzip in sämtlichen Arbeitsgängen stellt sicher, dass alle Teile punktgenau eintreffen. „Wir

Dirk Egelkamp

Glüpker Blechtechnologie hat eine klare Strategie: Der Lohnfertiger produziert bevorzugt Produkte mit Wiederholcharakter, möglichst langer Lebensdauer und hoher Wertschöpfung. „Um die Stärke des Unternehmens richtig ausspielen zu können, benötigen wir die richtigen Stückzahlen. Wer Blechbauteile bis hin zu kompletten, einbaufertigen Systemen bestellen möchte, ist bei uns gut aufgehoben“, so Jürgen Gerst, Mitglied der Geschäftsleitung. In Neuenhaus, nahe der niederländischen Grenze, hat Glüpker Blechtechnologie seit 1981 ihren Firmensitz. Das Unternehmen ist eingebunden in die Neuenhauser Unter­ nehmensgruppe. Mit derzeit 330 Mitarbeitern beliefert Glüpker Blechtechnologie vor allem Großkunden und OEM aus den Bereichen Trailer- und Landmaschinenbau, Textilindustrie, Bau- und Straßenbaumaschinen, Flurförderfahrzeuge und allgemeiner Maschinenbau. 45.000 Tonnen Material verarbeitet das Unternehmen jährlich. Serien von 100 bis 20.000 Stück pro Jahr, die in Chargen zwei- bis dreimal pro Woche abgerufen werden, sind die klassischen Auftragsgrößen. Die Wiederholbarkeit ist für den Blechfertiger ein wichtiges Kriterium. Jürgen Gerst führt aus: „Unser Vertrieb ist fokussiert auf reproduzierbare Bauteile von mittlerer bis hoher Komplexität. Wir stellen unsere Prozesse für den Kunden einmal perfekt ein und haben dann die Möglichkeit, sie auf Knopfdruck wieder abzurufen.“ Die Bindung an den Kunden ist ihm wichtig. Jeder Kunde hat aus dem Verkaufsteam seinen eigenen Kundenbetreuer. In allen Bereichen sorgt ein gut ausgebildetes und professionelles Team dafür, dass die Teile immer pünktlich ankommen. Schließlich lautet der Unternehmensleitsatz: „Sage, was du tust, und tue, was du sagst.“

Harm Moss betreut als Account-Manager Kunden aus der Landwirtschaft und bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung mit.

Klaus Haupt und sein Kollege Jens Dimmers arbeiten als AccountManager im Bereich Nutzfahrzeuge.

Als AccountManager kümmert sich Tobias Sandmann um Hersteller von Straßenbaumaschinen und Fördertechnik.

Jürgen Gerst ist Mitglied der Geschäftsleitung und Vertriebsleiter.

Henny Pierik akquiriert seit 25 Jahren Neukunden in Deutschland und Benelux.

Mariett Kerkdyk spricht drei Sprachen und arbeitet in der Auftragsabwicklung und im Verkaufsinnendienst Deutschland und Benelux.

Mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung ist Lutz Buntrock Stellvertreter der Vertriebsleitung und AccountManager für den Bereich Landmaschinen, Bau- und Straßenbaumaschinen.

Hersteller von Baumaschinen und Flurförderfahrzeugen sind bei AccountManager Christian Brünink gut aufgehoben.

Landmaschinen und der Maschinenbau gehören zu den Aufgaben von AccountManager Henning Paus.

Wenn es um Landmaschinen und die Textilindustrie geht, ist AccountManager Dieter Dümmer zur Stelle.

Als neuestes Mitglied des Vertriebsteams übernimmt Marc Egbers derzeit Innendienstaufgaben.

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Mit seinen Kunden ist Jürgen Gerst eng verbunden. Aus ihren Forecast-Zahlen errechnet er die benötigte Kapazität.

„Wenn die internen Prozesse stimmen, klappen auch die Kundentermine.“

überprüfen die Start- und Liefertermine der einzelnen Fertigungsbereiche“, erläutert Jürgen Gerst. In Echtzeit gleicht das Unternehmen den aktuellen Produktionsstand eines Auftrags mit dem geplanten Liefertermin ab. „Wenn die internen Prozesse stimmen, haben wir auch mit unseren Kundenterminen kein Problem“, sagt der Vertriebsleiter. Außerdem arbeitet das Unternehmen mit einer vorausschauenden Kapazitätsplanung. Von seinen Großkunden erhält es dafür deren Forecast-Zahlen und errechnet daraus die benötigte Kapazität. „So können wir Engpässe in der Zukunft bereits heute erkennen und bei Bedarf eine Vorproduktion durchführen.“ Auch Materialdisposition und Lagerbestände lassen sich damit optimieren. „Wir müssen immer schneller und flexibler reagieren“, betont Jürgen Gerst. „Bis kurz vor Fertigstellung kann es noch Varianten der Produkte geben. Das müssen wir entsprechend begleiten können.“ Geschwindigkeit ist dabei alles. An den Durchlaufzeiten wird ständig gefeilt. Vor allem die Rüst- und Teilezeiten sind im Fokus. Verbesserte Prozesse und neue Technologien führen zu einer ständigen Optimierung des Gesamtunternehmens. Mit einer neuen TruLaser 5030 fiber ist Glüpker Blechtechnologie bereits schneller unterwegs. Und mit der Funktion BrightLine fiber kann die Firma auch dicken Edelstahl in guter Qualität schneiden.

umgeformten Teile können dadurch günstiger angeboten werden — das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit. Dass Codatto jetzt zur TRUMPF Unternehmensgruppe gehört, ist ein weiterer Vorteil. Beim Biegen spielt vor allem die Präzision eine wichtige Rolle: „Hochgenaue Biegeteile sind die Basis für das Schweißen, darum ist der Codatto Halbautomat für uns die passende Investition.“ In Zukunft wird das noch wichtiger, denn der Blechspezialist hat eine TruLaser Cell 7040 bestellt. Auch für die Fertigung mit der Laserschweißzelle ist Präzision wichtig. „Wir freuen uns auf die neue Anlage“, resümiert Jürgen Gerst. „Das Laserschweißen bringt weniger Energie ins Werkstück und wir können noch genauer damit arbeiten. Schließlich müssen wir die Spielregeln unserer Industriekunden beherrschen — vor allem was Lieferperformance und Qualität angeht.“

> Ihre Fragen beantwortet: Philipp Zwirner, Telefon: + 49 (0) 7156 303-30360 E-Mail: [email protected]

Individuelle Lösungen für Großkunden und OEM Wer:

Glüpker Blechtechnologie GmbH, Neuenhaus. Gegründet 1981, 330 Mitarbeiter. www.gluepker-blechtechnologie.de, www.neuenhauser.de

Was:

Der Lohnfertiger beliefert Großkunden und OEM mit komplexen Blechteilen und Baugruppen, die regelmäßig abgerufen werden. Dabei setzt er auf individuelle Logistikkonzepte wie Kanban oder Just-in-sequence-Lieferung

Hochpräzise Biegeteile Ein Halbautomat des italienischen Herstellers Codatto hilft, auch beim Biegen schneller zu werden. „Wir haben bereits zuvor mit Biegerobotern gekantet, aber durch ihre minimalen Rüstzeiten arbeitet die neue Maschine sehr effizient“, berichtet Jürgen Gerst. Vor allem bei großen, dünnen Blechen bringt die Schwenkbiegetechnologie Vorteile. Die 20 Express 2/14

Womit: TruLaser Cell 7040, 13 x 2-D-Lasermaschinen, darunter eine TruLaser 5030 fiber mit BrightLine fiber, 6 x Stanz-Laser-Maschinen, Codatto Halbautomat

Porträt

Am Fuß der Blue Mountains lebt und arbeitet Tristan Opie. Sein Unternehmen beliefert den ganzen Kontinent mit Blech- und Rohrteilen.

Greetings from Au stralia

Wer wagt, gewinnt Als die Wirtschaft am Boden lag, wartete der australische Unternehmer Michael Baker, Evelyn Konrad, iStockphoto/CraigRJD, iStockphoto/tomograf

Tristan Opie nicht auf bessere Zeiten, sondern investierte in eine neue Maschine — eine mutige Entscheidung, die sich auszahlte. 70 Kilometer westlich von Downtown Sydney erheben sich dritten Generation. Nach seiner Ausbildung dort arbeitete die Blue Mountains — eine der Attraktionen im Osten Aust- er aber erst einmal für einige Jahre direkt auf Baustellen, um raliens. Seinen Namen verdankt das Gebirge den zahlreichen Erfahrungen zu sammeln. Eine ungewöhnliche Maßnahme, Eukalyptusbäumen, die ein ätherisches Öl ausdünsten, das um den eigenen Horizont zu erweitern, aber bis heute hilft die Landschaft bei Tageslicht in einen bläulichen Schimmer sie ihm, seine Kunden besser zu verstehen. taucht. „Eine tolle Gegend zum Leben und Arbeiten“, sagt Tristan Opie. Am Fuß der Blue Mountains, in Emu Plains, Mutige Investition sitzt sein Unternehmen Opie Manufacturing, das komplexe Tristan Opie verlässt gerne ausgetretene Pfade, wie auch eine Blech- und Rohrteile für die Bau- und Automobil­industrie Geschichte aus dem Jahr 2010 zeigt. Damals lag die austfertigt. Tristan Opie leitet den Familienbetrieb bereits in der ralische Wirtschaft buchstäblich am Boden und wie viele Express 2/14 21

Porträt

andere Blechbearbeiter kämpfte auch Opie mit der Auftrags- einer oder zwei Maschinen. Diese können einfache Teile flaute. Statt jedoch zu sparen und auf bessere Zeiten zu hof- sehr günstig produzieren. Um uns davon abzuheben, gefen, investierte Opie in eine TruLaser Tube 7000. „Das war hen wir einen anderen Weg, nutzen Hightechmaschinen damals ein sehr riskanter Schritt, denn die Möglichkeiten und kombinieren verschiedene Verfahren. So können wir der Rohrbearbeitung mit dem Laser waren den wenigsten selbst sehr komplexe Teile aus einer Hand anbieten“, erklärt Kunden bekannt. Dennoch war ich mir sicher, dass es da- Opie. „Ich sage unseren Kunden immer: ‚Wenn andere ein für einen Markt gibt.“ Also nahm er seinen Mut zusammen Teil nicht liefern können, wir können es.‘“ und kaufte die Maschine.

Ein eingespieltes Team

„In die Rohrbearbeitung einzusteigen war ein sehr riskanter Schritt. Aber ich wusste, dass es dafür einen Markt gibt.“ Die ersten Aufträge zu bekommen war nicht einfach, denn die meisten potenziellen Kunden bearbeiteten ihre Rohre selbst, traditionell durch Sägen, Bohren und Fräsen. „Der Laser hat gegenüber diesen Verfahren große Vorteile, denn er ersetzt mehrere Arbeitsschritte. Zudem ist unsere TruLaser Tube 7000 so schnell, dass wir deutlich günstigere Stückkosten erreichen können.“ Opie arbeitete hart daran, seinen Kunden diese Vorteile bewusst zu machen. „Wir mussten sehr viel Überzeugungsarbeit leisten und haben aktiv Werbung gemacht.“ Es dauerte seine Zeit, bis die Maschine profitabel lief, doch das Durchhaltevermögen hat sich gelohnt. Heute ist keine Maschine in der Produktionshalle so gut ausgelastet wie die TruLaser Tube 7000. Darum hat Opie die nächste schon gekauft — im Sommer 2014 wird sie geliefert.

Hightech für hochwertige Teile Die zweite TruLaser Tube 7000 ergänzt zukünftig mit einer neuen TruMatic 6000 den Maschinenpark, in dem Automatisierung eine wichtige Rolle spielt. Ein LiftMaster versorgt eine TruLaser 5040 kontinuierlich mit Blechen und ein BendMaster übernimmt das Materialhandling an einer TruBend 5170. So ausgerüstet fertigt der Job-Shop in Emu Plains in zwei Zehnstundenschichten eine Vielzahl unterschiedlichster Teile aus Aluminium, Edelstahl oder Baustahl. „In Australien gibt es sehr viele kleine Blechbearbeiter mit 22 Express 2/14

Um dieses Versprechen halten zu können, arbeitet Opie mit einem engagierten Team. Ungefähr die Hälfte seiner 52 Angestellten steht direkt in der Werkshalle und bedient die Maschinen, die andere Hälfte arbeitet im Büro und sorgt auch von dort aus dafür, dass die Produktion reibungslos läuft. Ein Team von Ingenieuren simuliert beispielsweise fast jedes Teil im Vorfeld mit einer 3-D-Software. „Damit sind wir sehr schnell und können den Kunden die passenden Teile liefern, ohne vorher einen echten Prototyp gebaut zu haben.“ Doch Opie weiß, dass auch die beste Produktion nicht automatisch gut ausgelastet ist. Deshalb machen neun Ver­ triebsmitarbeiter seine Mannschaft komplett. „Das ist eine verhältnismäßig starke Vertriebsabteilung für ein Unternehmen unserer Größe. Aber in einem so großen Land wie Australien sitzen die Kunden nicht alle auf einem Fleck. Deshalb müssen wir zu ihnen kommen und sie im persönlichen Gespräch überzeugen“, erläutert Opie. Das Engagement zahlt sich aus: Der Lohnfertiger beliefert Kunden auch am anderen Ende des Kontinents.

> Ihre Fragen beantwortet: Warrick Theron, Telefon: +61 2 9638 4463 E-Mail: [email protected]

Komplexe Blechteile für Down Under Wer:

Opie Manufacturing Group, Emu Plains, Australien. Gegründet 1962, 52 Mitarbeiter. www.opiegroup.com.au

Was:

Lohnfertiger für die Bau- und Automobilindustrie mit Schwerpunkt auf komplexen Teilen

Womit: TruLaser Tube 7000, TruLaser 5040 mit LiftMaster, TruBend 7036, TruBend 5170 mit BendMaster, TruMark Station 5000, TruMatic 6000

Porträt

In Emu Plains produzier t Opie unterManufac turing ile aus Te schiedlichste tahl els Ed , m Aluminiu . hl ta us Ba oder

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Interview

„Wenn   es einfach ist, machen es die anderen“ Uwe Arnold fertigt in seinem Betrieb komplexe Metallobjekte international bekannter Künstler mit derselben Leidenschaft und Kreativität wie Gehäuse für Industriekunden. Zwei Kompetenzen, die sich — wie er sagt — optimal ergänzen.

In 5.500 Arbeitsstunden fertigte das Arnold-Team dieses Kunstwerk für den US-amerikanischen Künstler Jeff Koons.

Worin unterscheidet sich die ZusammenarHerr Arnold, Ihr Unternehmen hat sich mit der Fertigung von Objekten bekannter Künstler beit mit Künstlern von der mit Projekt- oder Industriekunden? einen Namen gemacht. Wie kam es dazu? Wir sind seit der Firmengründung vor jetzt ge- In der praktischen Abwicklung eines Auftrags nau 90 Jahren darauf spezialisiert, Aufgaben gar nicht. Bei allen Kunden ist uns der persönzu lösen, die eine hochwertige Metallverarbei- liche Dialog wichtig, der für die bestmögliche tung erfordern. Anfang der 1960er-Jahre haben Lösung einer Aufgabe unerlässlich ist. Es entwir damit begonnen, Entwürfe von Künstlern spricht nicht unserem Selbstverständnis, anoumzusetzen. Ich denke, es ist eine der Stärken nym Angebote zu präsentieren. Wir möchten des deutschen Mittelstands, sich immer wieder mit unseren Auftraggebern in Interaktion treauf Nischen zu konzentrieren und sich dort gut ten und genau verstehen, was sie wollen. Dazu zu entwickeln. Bei uns war es die Kunst. Un- ist es wichtig, besser zuzuhören als der Wettsere Kompetenz hat sich schnell herumgespro- bewerb. chen. Heute arbeiten wir mit internationalen Und ganz egal, ob wir mit einem Künstler, Künstlern, wie beispielsweise Jeff Koons, Kazuo einem Architekten oder einem IndustriekunKatase oder Claus Bury, zusammen. Der Be- den zusammenarbeiten: Wir gehen unvoreinreich Kunst hat einen 30-prozentigen Anteil an genommen an die unterschiedlichen Aufgaben unserem Gesamtgeschäft. heran und schneidern Lösungen nach Maß. Je Express 2/14 25

Interview

„Ich habe jedes Mal ein Gänsehautgefühl, wenn der Künstler seine Idee verwirklicht sieht und begeistert ‚wow‘ sagt.” Statt im Wasser ist dieser Delfin im Museum anzutreffen.

Uwe Arnold findet gerne Lösungen für scheinbar unmögliche Aufgaben.

schwieriger die Aufgabenstellung ist, desto spannender ist sie für uns. Schon mein Großvater sagte immer: „Geht nicht gibt’s nicht!“ Heute lautet unser Leitspruch: „Wenn es einfach ist, machen es die anderen.“ Lösungen zu finden, die andere als unmöglich eingestuft haben, das ist unsere Stärke. Worin besteht dann der besondere Reiz bei der Zusammenarbeit mit Künstlern? Ein Künstler hat im Allgemeinen den Anspruch, etwas für die Ewigkeit zu schaffen. Das kommt unserem Streben nach Werthaltigkeit und Langlebigkeit entgegen. Wir können nicht „billig“ denken und bauen. Das eint uns im Geiste. Spannend ist auch, dass wir im Bereich Kunst mit Menschen verschiedenster Herkunft und Geschichte zusammenarbeiten. Als deutsche Ingenieure mussten wir erst lernen, uns nicht nur auf unser technisches Wissen zu verlassen, sondern auf die vielfältigen Charaktere und deren Ansprüche einzugehen. Das ist manchmal schwieriger, als die richtige technische Lösung für eine Aufgabenstellung zu finden. 26 Express 2/14

Und wie läuft ein Kunstprojekt in der Regel ab? Meist kommen die Künstler mit einer Idee, mit Zeichnungen, Skizzen oder einem Modell. Die wenigsten sind in der Metallverarbeitung bewandert und daher auch nicht auf ein bestimmtes Material festgelegt. Unsere Aufgabe ist zunächst die Beratung. Wir versuchen zu ergründen, worauf es dem Künstler ankommt, also beispielsweise die Oberflächenbeschaffenheit, die Farbe oder bestimmte Details. Basierend darauf erstellen wir eine Machbarkeitsstudie, in der wir auf zu erwartende Schwierigkeiten hinweisen. Dann machen wir Vorschläge zur Umsetzung und nennen feste Preise und Termine. Das klingt jetzt wieder wie ein ganz normales Geschäft mit einem Industriekunden? Stimmt. Wir versuchen, unsere Projektmanagementkompetenz auf die Kunstwelt zu projizieren. Hier steht meist die Idee im Fokus und nicht praktische Überlegungen wie Termine und Preise. Ziel unserer Vorgespräche ist es, herauszufinden, wo Schwierigkeiten in der Ausführung liegen könnten, und diese auch preis-

lich zu bewerten. Wenn wir eine Sache falsch einschätzen, ist das unser Problem. Ist es, wenn Sie sich so viel mit so schönen Dingen wie Kunst und Architektur beschäftigen, nicht oft schwierig, der Fertigung von Gehäusen oder Blechen noch etwas abzugewinnen? Nein, gar nicht! Das ist immer noch unser Kerngeschäft, dem wir uns mit der gleichen Leidenschaft und Kreativität widmen wie unseren Kunst- und Architekturprojekten. Im Grunde profitieren alle Geschäftsbereiche voneinander. So wie wir mit Projektmanagement Ordnung in die Kunst bringen, so helfen uns die für komplexe Objekte unerlässliche Experimentierfreude und die Bereitschaft, auch mal nach dem Trial-and-Error-Prinzip zu arbeiten, bei der Umsetzung von Wünschen unserer Industriekunden. Wenn wir für ein Kunstobjekt das verzerrungsfreie Hochglanzpolieren von Edelstahl perfektionieren, lässt sich diese Wissenskompetenz immer auch auf andere Aufträge übertragen. Unsere Erfahrung aus dem Industriegeschäft, beispielsweise beim Laserschneiden

Interview

Das handwerkliche Know-how aus der Lohnfertigung nutzt Arnold auch im Kunstgeschäft.

mit unserer TruLaser 3030, ist auf der anderen Seite für die häufig hochpräzisen Arbeiten im Bereich Kunst und Architektur unerlässlich.

Bernd Liebl

Aber spätestens wenn ein Kunstwerk Ihre Fertigung verlässt, ist es doch ein ganz besonderes Gefühl, etwas Schönes geschaffen zu haben? Natürlich! Wenn die Objekte bei uns im Haus vom Künstler abgenommen werden, bedankt er sich bei den beteiligten Mitarbeitern. Diese persönliche Anerkennung haben sie sonst ganz selten. Und auch ich habe jedes Mal ein Gänsehautgefühl, wenn der Künstler seine Idee verwirklicht sieht und begeistert „wow“ sagt. Aber eigentlich macht mich jeder unserer Kunden stolz, der mit unserer Arbeit zufrieden ist.

Kunst und mehr Wer:

Arnold AG, Friedrichsdorf, Hessen, und Steinbach-Hallenberg, Thüringen. Gegründet 1924, 350 Mitarbeiter. www.arnold.de

Was:

Komplexe Baugruppen mit individuellen Anforderungen an Verarbeitung, Konstruktion und Logistik. Anspruchsvolle Elemente für Design- und Architekturprojekte sowie Umsetzung von Entwürfen internationaler Künstler

Womit: TruLaser 3030, 2 x TruMatic 6000, TruTool TKF 1500, Stopa-Hochregallager

Für die Kunstwerke geht der Lohnfertiger an die Grenzen des technisch Machbaren.

> Ihre Fragen beantwortet: Jannis Dallas, Telefon: +49 (0) 7156 303-30245 E-Mail: [email protected]

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charaktere

„Es ist schön, wenn der Kunde das Stück in der Hand hält, das er sich gewünscht hat.“

An einem einfachen Messer arbeitet Jürgen Schanz rund sieben bis acht Stunden. Zwischen 40 und 50 Stunden sind es bei den ausgefallenen Säbeln für internationale Kunden. Da nimmt bereits die Auswahl des Griffmaterials viel Zeit in Anspruch.

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charaktere

S  charfe Sahnestückchen Jürgen Schanz fertigt in Handarbeit Messer, Säbel und Schwerter. Seine schneidigen Sammlerstücke haben Liebhaber in aller Welt. Es kommt vor, dass Jürgen Schanz einmal kurz vom badischen Stutensee um die Welt jettet, um mit einem König oder einem Prinzen einen Auftrag zu besprechen. Der persönliche Kontakt zu den Hoheiten unter seinen Kunden gehört zu den Höhepunkten bei der Arbeit an den — wie er sie nennt — Sahnestückchen seiner Handwerkskunst. Der 43-Jährige fertigt in Handarbeit Schwerter, die in internationalen Sammlerkreisen hochgeschätzt sind. Aber auch bei weniger exotischen Schneidwerkzeugen legt er Hand an und fertigt sie nach Kundenwunsch und mit viel Herzblut.

surfe und nach Materialien für Griffe stöbere“, erzählt er. Egal ob spezielle Steine oder wertvolle Hölzer: Bei den Prachtstücken, von denen er pro Jahr fünf bis sechs herstellt, muss alles passen. Auch bei den Klingen überlässt Schanz nichts dem Zufall. Seinen Stahl bezieht er nur von ausgesuchten Lieferanten. Vor allem der eigenwillig gemaserte Damaststahl ist in guter Qualität nicht immer leicht zu bekommen. Der Perfektionist weiß dem zu begegnen: „Ende letzten Jahres habe ich eine Firma gekauft, damit ich künftig selber schmieden kann.“

Talent

So viel Qualität und Kreativität lassen sich seine Kunden etwas kosten. Zwischen 2.000 und weit über 10.000 Euro liegen die Preise für die fein verzierten Vitrinenstücke. Seine Kunden kommen aus aller Welt. Viele werden über seine Webseite auf ihn aufmerksam. Mindestens ebenso wichtig sind für Jürgen Schanz aber kleine Messen und Ausstellungen, wo sich die Creme der Sammler trifft. „Der persönliche Kontakt ist essenziell. Gerade bei den arabischen Kunden geht nichts über E-Mail oder Telefon“, erzählt er. Also reist er an die Côte d’Azur, in die Emirate oder nach Russland, um mit den Interessenten über ihre Vorstellungen zu sprechen. Hier beweist er viel Einfühlungsvermögen. „Es gibt unterschiedliche Vorstellungen von Schönheit. Araber bevorzugen Gold und Diamanten. Wir Europäer sehen ein Schwert eher mit Silberbeschlag und Saphiren. Russische Kunden mögen zurückhaltende Eleganz. Das ist eine Frage der Kultur und das muss man akzeptieren“, sagt Schanz pragmatisch. Wenn er sich nach vielen Stunden sorgfältiger Arbeit wieder einmal von einem seiner „Sahnestückchen“ trennen muss, fällt ihm das oft schwer. „Aber es ist leichter“, so Jürgen Schanz, „wenn ich weiß, dass der Kunde sich freut und am Ende das Stück in der Hand hält, das er sich gewünscht hat.“ www.schanz-messer.de

Schon mit seinem Gesellenstück, das Jürgen Schanz 1991 ablieferte, bewies der damals 21Jährige, dass er ein Ausnahmetalent ist. Mit einem malaysischen Kris, einem sogenannten Flammendolch, wurde er 1992 „Bundessieger Handwerk“. Diese Auszeichnung ermöglichte es ihm, ohne Gesellenjahre, bereits eineinhalb Jahre später mit einem japanischen Schwert seine Meisterprüfung abzulegen. In seiner Werkstatt nahe Karlsruhe fertigt der dreifache Familienvater nicht nur außergewöhnliche Säbel und Schwerter für gekrönte Häupter oder passionierte Sammler. Sein Geschick beweist er auch bei der Herstellung von Jagd-, Outdoor-, Küchen- und anderen Spezialmessern. Die Herausforderung liegt hier vor allem im Erspüren der Kundenwünsche. „Wichtig ist beispielsweise der Einsatzzweck. Im Outdoorbereich müssen Messer oft auch als Axt funktionieren. Die richtige Materialwahl ist ebenso entscheidend, denn Tauchermesser dürfen natürlich nicht rosten, und bei Küchenmessern gilt es, einen Stahl zu benutzen, der besonders dünn ausgeschliffen werden kann. Er muss hart sein, darf aber nicht brechen“, erklärt Schanz.

Angelika Grossmann

Fleiß Rund sieben bis acht Stunden Arbeitszeit stecken in einem einfachen Messer. Für eines seiner außergewöhnlichen Schwerter benötigt der Meister zwischen 40 und 50 Stunden. „Da kann es schon sein, dass ich drei Wochen im Internet

Wertschätzung

Sagen Sie mal, Herr Schanz … … was halten Sie für Ihre größte Stärke ? Was für Ihre größte Schwäche ? Meine größte Stärke ist sicherlich der Wille, einen einmal gefassten Vorsatz unter allen Umständen auch umzusetzen. Meine Schwäche ist, dass ich oft ungeduldig bin.

… wie würden Sie sich in wenigen Worten charakterisieren ? Lebenslustig, mit offenen Augen und einem offenen Ohr anderen gegenüber. Ich versuche immer, aus allem das Beste zu machen und die Dinge positiv zu sehen.

… woraus beziehen Sie Ihre Energie ? Aus der Freude an meiner Arbeit.

… was würden Sie mit auf die sprichwörtliche einsame Insel nehmen ? Messer, Streichhölzer und eine Zeltplane.

… Welchen Traum möchten Sie sich in Ihrem Leben auf jeden Fall noch erfüllen? Auf der Hunting Exhibition in Abu Dhabi als Aussteller dabei zu sein.

„Es gibt verschiedene Vorstellungen von Schönheit“, sagt Jürgen Schanz. Prachtstücke sind seine Säbel in jedem Fall.

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Weltblick

Draußen essen  Vielseitig, günstig und lecker: Das sind die wichtigsten Eigenschaften des beliebten Hawker Food. In den Garküchen bieten ehemalige Straßenverkäufer eine große Vielfalt von unterschiedlichen Speisen an. Das Besondere dabei: Auch kulinarisch ist hier die gesamte Welt versammelt. Hawker Center gibt es in fast jedem Wohnblock, was das Selberkochen in Singapur beinah überflüssig macht.

Impressum TRUMPF Express 2/14 Magazin zur Blechbearbeitung Herausgeber

Seit 1991 gibt es die TRUMPF Niederlassung in Singapur. Die rund 50 Mitarbeiter betreuen den südostasiatischen Markt mit eigenen Niederlassungen in Indonesien, Malaysia und Vietnam sowie über Agenten in Australien, Neuseeland, Thailand und den Philippinen. Neben einem Vorführzentrum und Schulungsräumen beherbergt die Niederlassung ein Ersatzteillager, um die schnelle Belieferung der Kunden in der Region sicherzustellen.

Verantwortlich für den Inhalt Erik Stolte, fotolia/Peredniankina, Sanko

Asiatische Vielfalt

TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG Johann-Maus-Straße 2, 71254 Ditzingen www.trumpf.com

Dr.-Ing. Mathias Kammüller Chefredaktion

Evelyn Konrad +49 (0) 7156 303 – 30 428 [email protected] Redaktion

pr+co GmbH, Stuttgart Norbert Hiller, Julia Schmidt Gestaltung und Produktion

pr+co GmbH, Stuttgart Gernot Walter Tanja Haller Reproduktion

Reprotechnik Herzog GmbH, Stuttgart Herstellung

frechdruck GmbH, Stuttgart Autoren

Ruhige Oase Dank seiner über 300 Parks wird Singapur auch „Garden City“ genannt. Die größte grüne Oase ist der 1822 angelegte botanische Garten. Die Natur in dem 74 Hektar großen Park genießen täglich Tausende Besucher. Besonders in den Morgenstunden trifft man hier auf Jogger und Menschen, die Thai-Chi praktizieren.

Julian Stutz Monika Unkelbach

Originelle Sprache  Singapur hat offiziell vier Sprachen: Englisch, Chinesisch, Malaiisch und Tamil. Neben diesen Sprachen wird häufig der Dialekt Singlish verwendet — eine Mischung aus Englisch, Malaiisch, Hokkien, Teochew, Kantonesisch und indischen Sprachen. Für Außenstehende kann es dabei schnell zu Unklarheiten kommen. Trotz offizieller Bemühungen wie der „Speak Good English“-Kampagne der Regierung von Singapur wird Singlish häufig im Alltag und in einigen Medien genutzt.

Fotografie

Michael Baker KD Busch Dirk Egelkamp Angelika Grossmann Jim Koepnick Bernd Liebl Júlio Soares Illustration

Tine Bärthel

Hohe Türme  Einen beeindruckenden Blick auf die Skyline von Singapur bietet das im Jahr 2010 eröffnete Hotel Marina Bay Sands. Drei Türme mit je 55 Stockwerken und einer Höhe von 191 Metern machen das Gebäude zum neuen Wahrzeichen Singapurs. Vor allem der SkyPark und der 146 Meter lange Infinity Pool auf der Dachterrasse begeistern die Gäste.

> Weitere Informationen: www.sg.trumpf.com 30 Express 2/14

Auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft gedruckt

Gesellschaftliche Verantwortung prägt die Kultur des Familienunternehmens TRUMPF. Deshalb unterstützt TRUMPF das Asian Forum on Global Governance als Partner und Teilnehmer, um den Dialog zwischen Asien und Europa zu fördern und den Austausch über Religionen und Wertesysteme zu ermöglichen.

„Wer globale Herausforderungen meistern will, braucht global geschulten Führungsnachwuchs. Das leisten die Bucerius Summer School und das Asian Forum on Global Governance der ZEIT-Stiftung.“ Botschafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und Dean der Bucerius Summer School on Global Governance

Mehr unter www.zeit-stiftung.de

Fotolia / Kenishirotie

Begehrtes Getreide Mal sandig-trocken, mal schlammig-nass: Für thailändische Reisbauern ist das Arbeitsalltag. Und das Ergebnis ihrer Arbeit ist gefragt, denn Reis ist für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ein Grundnahrungsmittel. Neben der Robustheit und Langlebigkeit ihrer Arbeitsgeräte ist den Bauern in Thailand vor allem eines wichtig: das Design. Farbige Maschinen kommen gut an. Und die liefert Thai Agricultural

Machinery (TAMCO). Die knallbunten Mähdrescher fertigt der Hersteller in Phitsanulok und setzt dabei auf schlanke Prozesse und hochwertige Maschinen. Auf einer TruLaser 3030 entstehen Bauteile, die halten, was das Unternehmen verspricht, und dabei auch noch gut aussehen.   www.thaicombine.com

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