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2009

ww w. th oman ercho r. de

S c h u t z g e bü h r 2 E u ro

T homa ner Jou r na l

03

M I T KRUZIANERN UND TÖL Z E R KNABEN I M KONZ ER T I NTERVI EW MIT GEORG GI RARDET JOHANN SEBASTIAN BACH KANTATE BWV 36 THOMASKANTOR A.D. HANS-JOACHI M ROT Z SCH

Mitteldeutsche Zeitung 12.8.2009

KULTUR

e e it gt ueeier ter ne ühMuzenge olivon ine doddy pielt Mampa-

Foto: Wolfgang Z rkirche. en Singen in der Luthe gar n Christoph Biller beim Offen n – oder vielleicht auch treibe Georg tor askan Thom lesen kann Sachkundige Anleitung: Denn ob man nun Noten en Singe beim Offen spielt das , nicht die füllen sich . Vom Chor m angsam aber stetig inalturgemäß keine Rolle rkirche am Jor und seinem Bankreihen der Luthe r musiziert mit Laien der tragen und vom Kanto Schulklassen und Georg Christoph Bille tor fester Stimme ange kan mit hannapark. Ganze mas ten den Tho sisten Ofzum ber sind zweiten Teils der ßlich fast von a des ral schlie auch viele Musikliebhabe sich sscho es Schlu Prisingt geund warten ufführung gibt er g aufgeführten fenen Singen erschienen rung, und für eine Ersta liebten und relativ häufi verEine schöne Erfahrung. isungen des geseinen musikaliMund und Tat Teil des g spannt auf die Anwe die Leitung sogleich an Bachkantate „Herz und Das Offene Singen war ende tors Georg Chrisages. Mi n“, BWV 147. strengen Thomaskan Lebe schen Assistenten ab. und gen Forum-Thomanum-T einen s Bach gibt n ll ckendem Beifa mann hat zu Ehre s und mit viel frohlo Heide shop zu s toph Biller. Work Titus Anlas en, in rung so mit erst Thomaner, Tölzer Knabenchor, Gewandhausorchester, Chailly triumphieren mitsich Bach innicht London t, den er mit den aber das war , auch gar Luther onier e nicht komp otisch hält n zwar r neug nis Kano Diese die einen das Ergeb rund um en. en ist nicht ganz geschwind einder Übung. Das kt Forum T langen Reden auf. „Sing Schülern und Besuchern besonders … auch gar nicht der Sinn stellte sich das Proje “, motisollte Mut ist leicht Ge so belegen, dassnauch die Insel-Kritiker das Chappuis,leicht Ma-, aber London. Nach den Großen Concerten ger haben sich fest etabliert im Reigen Quasthoff, Marie-Claudedeender Begin mit Kindern und Laien Pünktlich zum 800. n studiert. „Gar nicht mal vor. n Singe num die erate in en t nur eifrig k direk Besondere dessteigt langen Abends spürten.cht“, kommentiert er die am Donnerstag und Freitag im Ge- der Weltorchester, mit denen das Barbi- ximilian Schmitt, Klaus Häger. Hinterher als sich Musi des Thom Menge und viert er die schle machen. Viel schöner inei- Moment tag der Thomaskirche, Silben zaubert er singen. „Am 20 zu Was keine ist. hungen der Singenden. wandhaus sind Thomaner, Tölzer can langfristig zusammenarbeitet. Es bricht nach einem bewegenden ule t nur vierSelbstverständlichkeit selbs assch Mit es, ein: Thom sei it der Arbe Bemü anzuhören en Wiege chors und unter los. Bravi, SchließlichMelo iertelstündidie: „Wir sin/geine Knabenchor und Gewandhausorches- sind dies neben dem ältesten bürgerli- schmerzender Stille der Jubel Biller die VeranSebastian eine vierstimmige steht ine London Zum Abschluss der dreiv erneut der besten Bach“, schließt das Gelände zwischen Stone weinen n, mit immt der Originalklangbewegung. ter am Sonntag mit Bachs Matthäus- chen Orchester der Welt das Concertge- stehende Ovationen, manche raße zum darf die Stimm singe Ein Wagnis, Bach–.“ Jeder gen Musiklektion übern staltung. Rede Straße und Schreberst fühlt. Nur die mit modernen Instrumenten und großer askantor höchstpersönlich das derer sich passion in London aufgetreten. Ges- bouworkest aus Amsterdam, das Los Semyon Bychkov, einst Chefdirigent ntrum am wohlsten des viel beschäftigten ngsze Idee Bildu gute der Thom Eine nalen StiSie natio – en : zu rücken. keinezuWahl n Bach Noten verteilen hier Leibe Irene Augen tern kehrten sie von ihrem Tagesaus- Angeles Philharmonic Orchestra, New Semperoper, läuft mit feuchten auch einmal Zeit Kinder habe kleinen Besetzung Kommando. Er lässt Bach-Nachfolgers, sich gt er- gestern sein. askantor von ich ernst. Wir ThomStandard chen, die Musik Doch n. im Der Evening Riccardo Chailly flug zurück, der an der Themse als Yorks Philharmoniker und das Jazz at durchs Foyer. Und auch sprin singen Sopra denn jetzt wird es wirkl e zu nehmen für die Mens www.forum-thomanum.de nwirktBlass erAuge behe @ ell einem rkirc ssion mit Luthe ist zu lesen: „Das Gewandhausorchester reagiert anders als gewohnt. sieht und profe musikalisches Highlight der Saison ge- Lincoln Center Orchestra. n Bach! In der klärt kindgerecht mögen, aber nicht singe zwar nPrestelle der hen recht zwisc d kristalline Transpaals …den erreichte eine Glanzvolle Gesellschaft – und doch gilt er aus nach dem gedehnten Schluss-Ton. handelt wurde. Unterschie zwinkern klingt mehr schlecht e deutErstauffüh undDetails g 6.6. 200 9 die ung winzige herausstellte die Fassung in London das Matthäuspassion-Gast- Er braucht eine Weile, um Uraufführ miere, renz, Leipzige r Volk szei tun sperrig Lächeln zu und doch volles Gewicht auf die machtspiel aus Leipzig als das musikalische wiederzuerlangen, zu seinem Von PETER KORFMACHER Großereignis der Saison. Das grelloran- finden, zum Grinsen schließlich im An- vollen Höhepunkte legte. Wenn man ein sprün Robert van Leer seufzt tief: „Wir sind ge Foyer des Barbican-Komplexes vi- gesicht des Triumphs. Und alle spüren, Orchester nach den leisen Momenten it. digke von histori- beurteilt, sind die Gewandhaus-Musiker wahnsinnig, all diese Leute über den Ka- briert vor Spannung, die Schlange mit dass dieser Moment einer ih nal zu fliegen und wieder zurück.“ Aber Hoffnungsfrohen, die noch auf ein Ticket scher Dimension ist: Diese beiden Kna- superb, doch da sind auch Kraft und g egenem g ln klin wuchtigen plett aus. nrhythmische nktionieren Dahin diesem Sam Virtuosi-Andreas Sta warten, windet sich benchöre werden wohl die kühne Gewandsolle, ne, prescht ier stagabend und die ein gt so manches Bachsteifer MechaTon, der zwischen bar Mit wie e Stück ocknik tät.“ Und Edward Se-nicht am Kon- hin mehrfach zwischen nie wieder gemeinsam haus-Rechnung des Stück ausrei de nate oft bre oder andere Beethove - und hertän und graziler Zarth Denn Kelly chend n-Soiig, eintönig eit zelt. Head of Music, des Robert van Leer: Die Matthäus- den Treppenaufgängen musizieren, es war ei- Evening Standard: Han-ein Or- ckerson schreibt im Wenn man same Publi kon un dit d lan ion ie eine 1:1 kum, gweiligiert. Zuhörer, Independent von einer musikalischen Kopfes passion ist seit Monaten ausge- hin und her, im Saal ne einzigartige Chance. chester nach den leisen-Ko Momenten pie sich die Eig Staier hingegen der ver des macht enheiten des prünglikla „außergewöhnlichen dem spröden Chailly hat sie genutzt. beurteilt, sindersdie urs des Barbican-Centers bucht, und wir hätten sie noch mit Gewandhaus-Mutsc ht, dankt mi Cembalos , wie der Op zu plaus. e- auch Darbietung, wunderrissiger Und das Ergebnis für siker superb,“ doch in London, Europas zweimal vor restlos vollem Saal Charme sind augenbda licklich voll, überbordend erPlüschpolster in Decca auf CD gebannt. Kraft und rhythmische größtem Kulturkom- spielen können. us der RoVirtuosität. ckmueignisreich und von Die Aufnahme-, Korschlimmen Farben ist plex, ging auf. Besser, n, der seit 200 bleibendem Wert. die Spannung mit Hän- rektur-, Abhörsitzunals er gehofft hatte. amerikanisc 5 hen einsame Streicherakkord den gen haben die vergangene Woche nn in einWenn Van Leer: „Die Rossini-Messe im Novem- den greifbar. Dunkeder l- von Christi Sterben symboliMoment brille wie Dreieinhalb Stunden lang wagt kaum Leipzig beherrscht. Das Material ist seit ber war fast ausverkauft, Beethovens Russ siert, so ruhig ist, dass er die Stille des esie ein Neunte am Neujahrstag war schon im jemand zu atmen im Angesicht der Samstag im Kasten, in London gibtom es Ae ler, einvölligen Vorfeld vollständig ausverkauft, die Mat- nochmals gesteigerten Intensität der keine rote Lampe, die signalisiert, dass Auftritt Friedens hörbar macht, dann ie Gegenwart wirklizum Ver weiß man sich der Orchester, der Solisten. Für die Ewigkeit ihren Anteil einfordert. thäuspassion ist seit Monaten ausge-ntaChöre, , 4./5 g eninspder wechoeth n N o ssenen hgen /S 3 ic cher Kunst.“ In London die erkrankte Christina Landhammer ist Vielleicht auch ein Grund für die gelöste bucht. Und wir hätten sie noch zweimal d lr Au n U e b Seite 1 bekommen Konn Für na können.“ in allerletzter Sekunde Sibylla Rubens Tiefe der Aufführung. As Ice“zerte e d ü Noten. dieses gibt der IndeSonspielen vor restlos vollem Saal & S Co. r a swir ignis mm er pendent Gut zwei Dutzend Vertreter derKbritiAlso wird die Londoner Residence des eingesprungen, der Rest der glanzvollen oore kt fünf von fünf Sternen. Mehr geht ver ban d mit Gewandhausorchesters mit seinem Chef Besetzung ist aus Leipzig bekannt: Jo- schen Presse sind im Saal, einige müs- nicht. Son Riccardo Chailly fortgeführt. Die Planun- hannes Chum, Hanno Müller-Brach- sen Nachtschichten einlegen. Und be- gs.⁄Die Rezension der Leipziger Matthäuspassion e ist es ega l. sie unter www.lvz-online.de/download gen reichen bereits bis 2012, die Leipzi- mann (subtiler, weicher, leiser), Thomas reits die ersten Rezensionen von gestern finden Bü

Munteres Singen

L

Fünf Sterne – mehr geht nicht

Alles ist Luft

R U T L KU ft n u k u Z t

hnenshow, ment ist Ke lnsen, und er Leipziger Volkszeitung 7.4.2009 tig. Gitarrist benes Grünim ie Renaisdas 24002 r Legende Der neue 9 0 0 .2 ruc hlos in g 5.4 nge, spansze it u n e r Vo lk bnen den Le ipzi g „Urgent“ das wunLeipziger Ba What Love ch: Thomaner singen in der PowerThomaskirch e die Matth eines jeäuspassion. ero“ mit arrenzireak It dhaus Foto: And iste. In n Gewan tunden Thomaner kaufte tern die Tho es chor mit Co n sich hor Jo d vorg nc Lei be nc pzig. Zum na erto Köln un neues Höhepunkt ölzer K thäuspassion chenende ter Biller m o at der Hauptbe geriet am Woa keep it Bachs „M kum noch in achs M ung Riccard maner zum itrag der it der Mitte des eDaniel Th atthäuspas stinktiv den Mittelschiffs Leitung von Bachfest 2009: Unter or der Leerdies das G sion“ in de Kopf einzie le Ge e Was unein hen. Und ma inPlosiv am begleitet von org-Christoph Biller der r Thomaski rten üb eine glanzvol Wo ncher rtende kna und Concerto Kö d Christus Go geschränkt auch für rch dur un llt in chs so er ln der gna die tthold Schwa st sangen sie den denlos Kirche, das ausverkauft eine Matth ist rz s Wo er, en gilt die rt Ba jug . äuspassion dies nicht me Thomaskirc chs Matthäu Schlank Liebe zum endlich, nat ung. we von be he hr urb spassion. rte we erk ela r glic son lär Na sse h. Allerding en kann. Do türlichkeit. st ist Petzol n und beER Oh ch s d, ne sie hat CH der Effek Ari A aus Sch die Hauplast en-Kollege Textes trägt, , ohn warz – RFM Von PETER Choräle fall e Übertreibungen TER KO bass – in der Peter Kooij und der wie KORFMACH gen Nettostu in diesen zweieinhalb des en Ch cht geER züginden, so gut bust aus, un vielleicht eine Sp kämpfen, der Tiefe mit dem Umsta orEvangelist nn es ni cardo wie ka „Am d lan aus nd a, ge den An me ger zu kein fan hr in der ech Tenören das maten sch heblich erl Schem so zeigt Ric Weil er zu zwar weder g war das Wort“. Da Leben iebt Biller net bei eic kalte einer Natür Thomaskirche. Passion noc s ist das Prin Wort. Aber von Concer htert: der tiefen Stim erlichkeit zur funden hat ch. Und auch da die hadern der An h Matthäus abg to mu ück , die n zu , sonfan de wegen ihr esehen davon ist kristalline Ute Köln. Die Solo-Damen, ng siert, sie abe die Passion nicht ban gecharakterisie g von Johannes. Ab Philister st Gewissheit ch hat er Schlichthe die Selbig und r alier auc rt Ma es das ei it so gro h ng tth abe R nic die voluminö Wesen der äuspassion. überzieht. Un r klare Britta ht mit Bla passion des sie lä älen. n Ma or se, ttgo he tth d Sch ld wü Ch Th äus sc wa om rde nicht ma Und Dank rz haben nat mäß wenig anerchors oben zum „ü“ maskirche: bei den f den liturgi ehen, der großar nch er in der Th urg Ba tigen inst au rs sErz es „e“ pran-Knaben Probleme damit. Die e- talen Begleitung dur , die der Leidensge tendierenM he unter Bachs chs Chor, in Bachs Kir ose ot Reflexe Fermaten ve ei seiähl Sopro ch Concerto ung sch fitieren gle er tin den Rheinländer von der ver : Gte it Matthäus wäFo toich K .B ich doppel toph Biller. Amts-Urenkel Georg-Chche, Worten des geh gleich esang mRuhepunkten der Zunft. Tec ören zu den ganz G Klar und prä sweise bequemen Lag t gend, plastis re vollkommen. nach Jo Rückzug auf Die Konzentration, ja risTief bewes um ch, poetisc , da Atem-, Passion, der nz auf die Worte hin der geklärt; die hnische Fragen sind men des ber zise leuchten die Obers e. die Haut geh sorc hesterh, sen und die Bo r ga Spezialisten sibel el, unter ühmten Kn ha timic end au tschaft hinter ter den Tönen M ist in hab dh k Leipzige Chailly noch standen abe sie ers ist en nchors. Und ter Lin lieg offenhörlich aufg sind eine Gru Fran. Was rauc enan den Worten, mag, das Gew (IIh) daran t te es , dass der imAm Petzol nd sind vor alle ie Spezialisten zu se meistser inge Biller diesm 006, ha gesetzt: Punk für wenid die Ex-Thomane zertler Undsiebe en Ba Ariht onord . chpflege. Wa konstante zi Breun m Musiker. der enenan den Karc al r ianrtin auch in der Chailly Und sie k s einzu leucübe hutsam ein die Kräfte seiner Jun Ein nug- Leipzi beid hat, der bastMa Lat unktion n, Kommata Satzzeir eits h tke ist, weil auc dieger Th ccardo get gs - ben , blic h ers und Se r nBac it re ktgema h bl Baicch ichen (I) unproblema omaskirche mit ihrer ge zi rständrge unter Ri erscheinung eilt hat. Keine Ermüdu behrrtunrg natürl vom nic ip aß ve hoc fü ht on st rb m Le re Zäsu e, die nicht m rücksicher Wo h, uf zur si E tisc t lb zun A die n ächst auc ausging, als Em nirgends. Fab ngs äg sen Ko spas nerpore ist die neue be di und klar. Ha hen Akustik satt un smen os schuf, ei wiehse wießtder iten, tr h sch elhaft deutlic mitExei-Th storisch esen ner Artikulati Pet Matthäu e, und , ließ er un die Ausdiits t. dDab and ausbre diauc sszol klingt.rzAb hlie r a- ton h lä scer eser hi on für manchen hann deom Bachs esererse modernen ben aber den Kollegen en ennic das ation, beeindon, unanfechtbar die istndie it net end. d lebe one ku Ins ischen Manie ten: Jozischenden ph lzer mit geiiti rreliert itert überdies Pausieren, ntniistsses un stig Inht, artigke entun ruc Gru oll raun UmTrad rkhal Farbreichtum trumenten den silb lis us gut Höhe und Tö o- sewe re : n End e Sorism t. r, um es tät, alles auch pro kend die Homogeniimnisv gerode deisc di Verein e (links) erwar. h ineniger he s r pat bi vor di i. Palette n verb lic er rbinfü ge zel het au em ge e be t t fiti tr es be an ch t e ch gib sch h di ere Ü zu nf sagen: der benen Aufste nd von der om nelligkeit, die aus, die Reakt es sie ncim der kuzu ruc on lt au n, (int ex tik,h di beginn und na derprTh ethseis Zu erh fen: Th Stallge llun t passen es axom Dies gi Wetnnseetw r -noch. ÄstheLat a el ua e meül nsib Dimensi ern, Absetze en, BetoEvange aner. nidchso Donner“den erst nach m Garten G gs Un rlienN-Te ipfeltref eser - Chorgestühl. Un g rechts und links a- bisweilen sehr am erlaubt, auch Bi ag un ür G de di hm tke zol M m ög hr je nor sp ist d im t jed es ne it sin fü rz auc de no Ma s us es t) gt ns ür ck ch im h bei rtin PetA Ve bitionierte an d selbst die gthe Substanz un Chum nat in .nHihn hrde„Und spe toris lte da st - uf jededeLin n Zurü ApplaWortUzu mus-Jüngst n Die Als w gathas über ver is iete fä ed ol ch tu r Tempi este H de n, w ge hen nb w ig na can nge d in ura er U n un ht tus an“ un ie ür en bedürften Bedeutung ur , r un Folgeric d doch- dur listäh -firkosde isclu tba st die Naus hengAusge us ei , läsft cht e Gol zu füllen – d die re ist – w erks im Ern st ni Übersin stellt Chailly ie sein subtiund Schön ss rz ir t ri d der W ri . we ih w ch är sta ne Ver n. Ch ich die ar ges it ltun ft, kl te sie stärkung Bach-Org is ip g Kra li- Botscha taltet, haf tzen den hö unde chtb erdmwarmn ren nd ge Le e hat des W chen. Ganz dem Wort untertan zu hwun seing all das , Botschaft. 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Etw or kümmern, die Sän ial modellier us lich. iner D amtanlage. s einer bess eren Bei m ersten Teil as in der Thom er, rech r naturbelasse e at ut se an von „Ich rt an, bei de ich nicht wei St ch in ge dde t as n Bil au om an zu ler früh ein au Ges -Ari s de waltiger Jub za r Th ts di ill isch, sters de nach de e nehmen. W h ist, im Gew in die ffs klingt wie in Rezitativ „Mael – für einen setzender g nsicher „Von dir w chwunden. So renz de r Tölzer. Link immen, rech nerdramat atipellmei lic se Leipziger Ba xt l) rs de wert n St ar“ – Män die Paus lbstverständ einspielen. Quastho rüber, und ch dem Te s Zaudern ve instrumenta Wucht erkens der Kontempl atlangt. r hohe tvoller kühle w den se stch e h le t bem kirche Glanz deAutorität kraf nz wie selb , sich no Welt he Garten, als es in“ gehört zu eit Tölzer, es Sie is vom Klischee ichte nach M e ne n“ ist al Choral (auc zeigen sich di s , er us la en an nh re G m m st he ur r ch äß Schö erze haus , Thom r in London. H n Paar „IBa, ch lly n ai ne natürlic , der virtuose hter Kolorat neneicht ab r Leidensges reits der er r ält jede Farbe. Hier n naturgem ei n. w Ch de en inl ebel ch m M de de be ieren er cheste omaner in sc sh en n, di de en e ne st or ht h rr D te e m en e au in ga ge ic us h oc he di ör ch en im ke s. ei le it n ha D , st s m Ch ge nd t. on ne die Th on. Für n Mom die Ze lich be Weg Tempi des Rauim Gewandhauspirituelle beim ge anhafte n turbae, den eifler, des ⁄MSoorlisten und Gewa singen seltene rhaftigkeit verständ ch Chaillys eiten in den Die Woche hannes-Passi 0341 thäus eriten ilian inwände ah l: au gk mit de l. chsten Jo , der Zw Details . Deren enFrage und W nsthaften E enor Maxim Sodenen ten Schwieri keinen Zweife benIn der nä askirche die Karten unter Te Kontakt der Gläubigen dhaus die könaben es Thomaskirche h die Transz g na es ne er n Arien-T strahlenden rc an un wer Thom , r K n noch ei hl r bt du ns ge ew K de he de t‘s zä gi G en ne en te lly in st er gib al ttM ts ls n be iesm chön t Chai eidige erlos sst im es hat en er nimmt im sa ssions en. erstag D tz de gs lä nn rp be Pa hm n. se an r Do kö s, s, zu sc er ge kl de er le n Mob . Aura e Bach aus , beim en lass shamm e Chappuis’, en, wie ee. Auch hi wie im gehöre t. Ungeheuer n Zeichen n120280 Schmitt hat fließ te fkomm ch Tölzer el nd ohne A ud ina Land s. nz, di

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Heutige Tra dition u d d

20 Jahre liegt sie zurück: die Friedliche Revolution. Einschneidendes hat sich seitdem verändert – für die Thomaskirche, die Thomasschule, den Thomanerchor. Noch zwei Theate Tage vor dem 9. Oktober 1989 musste der Thomanerchor Tur Leipzig im »Palast der Republik« in Berlin bei der Jubelfeier ü Fr Armer Joha der Zuspätgekommenen auftreten. Ebenso wurde den hat die ganz komponiert Morgen vo Thomanern mit der Begründung »bei uns muss sich nichts schlafen. Se lena findet ändern« die Teilnahme an den Montagsdemonstrationen dem Cemb der! Christoph verwehrt. In diesem Jahr aber hat der Thomanerchor am siktheaters Bachs“ für ven Sonnta 9. Oktober in der Thomas- und Nikolaikirche gesungen – »das renfamilie zur Reihe mag ein Wechsel sein«. ließen sich lien ins Th Dieser Wechsel schlägt sich auch im Projekt Forum Ullrich w der Zeit v niert im Thomanum nieder, das eine Frucht der Friedlichen Revolution Kerzenlich net seine Ma Anna ist. Denn mit dem Forum Thomanum reagieren wir nicht nur bitz, Sopr Kinder, d auf die Notwendigkeit, den Nachwuchs für die älteste gun Bewe Zeyen Um 174 rich) sch Kulturinstitution der Stadt Leipzig zu sichern. Wir wollen nicht. doch für n oder te kompo en namit diesem Bildungsprojekt dafür Sorge tragen, dass es in machen mitgeleichter: m AsGrosch, eleitet Zukunft mehr kulturell gebildete, religiös gebundene, sozial rie im G allein. rend P Cembalo kompetente und demokratisch gesinnte Menschen in den gestrile) dem t Fühsen Mus Musik ter ver Führungsetagen unserer Gesellschaft gibt. rkirche und di Thomastücksti eburtsDie Trias von Schule, Chor und Kirche hat den unschätzne Erfo manernen lie 012 soll baren Vorteil, in ihrem Wirken auf einen Gegenstand zubevor n-Bachin die m interdet. Ei gereift rückgreifen zu können, der alle Brüche in der 800-jährigen se und e Müller Geschichte der Thomana überdauert hat und bis heute ein Kontinuum schafft: der Glaube in der jüdisch-christlichen Tradition und die damit verbundenen Werte, die vor allem durch die Musik abrufbar geblieben sind. Gerade die Musik will mit ihrer universalen Sprache von dem Gott künden, der alles Leben hält und trägt – ohne dass die Freiheit des MenMaren Winte rfeld schen eingeschränkt wird. Dieses Kontinuum ist das Fundament all unserer Überlegungen und aus ihm können wir die Kraft der Erneuerung schöpfen. n Das hat den Thomanerchor in den Zeiten von Diktatur z c Wund Bevormundung vor dem Absturz bewahrt und das wird re vi la hoffentlich auch in Zukunft dafür sorgen, dass Chor, Schule sp gu und Kirche sich allen ideologischen Okkupationen widersetste hen E zen. Dazu ist die Erinnerung an die wichtigste ErrungenMus man kopeschaft der Reformation vonnöten: die Verbindung von Glaunie, und dann be und Bildung. Dass sich beides gegenseitig bedingt, sollten chen. haben mondwir nicht als Einschränkung der Freiheit ansehen, sondern „La fie lergewals Chance der Erneuerung und Bedingung freiheitlichen Denkens und Handelns nutzen. dré Kempner

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Dienst

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K U R Z B ER I C H T ET T H OM A N ER - L EB EN

Sängerknaben unter sich Es muss kolossal klingen Bach-Choral für originale Kieler Bluse

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M OT ET T E/ K A N TAT E

Christian Führer über Kantate BWV 36 VER A N STA LT U N GSPL A N

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I N T ERVI EW

Dr. Georg Girardet – Weichen für die Zukunft sind gestellt

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M U SI K ER I N L EI PZ I G

Thomaskantor a.D. Hans-Joachim Rotzsch Max Reger

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A B I T U R I EN T EN DES T H OM A N ER C H OR ES

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Wer sich auseinande der musika Zeiten Bach nicht nur Für das Fo Bach“ brau eins: einen steckte Zie l, Dokumente über Bach trumeni deutschen Ra öln. Die sch Großen Un ließen, bra d det ek d längst Spü gehört, sic rsinn. Ma h in seine ein, sie nic klingen Stä ht täusche dtc r nicht bur hen wie nd voll ma g und Schm n n mit Ver fast nur a keh rsnachric brigen hie r tions- che lauern sie, n. Schließlic illers sch on mit wild mal einen nheit ner alles über B We ma- Wisse rke auffü nsc sie Erkenn haftler a tnissen ni ann von Sta er – chen ublungeng in ge- „eigen dunklen A tlich eine G h. so Maul. Da passt es nur sich selbst als T ü

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VO R W O R T / I N H A LT

Christian Wolff, Pfarrer Vorsitzender des Forum Thomanum Leipzig e.V.

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KURZ BERICHTET

UND WIR HOLEN DEN POKAL...

KL AU S - PET ER HER ZBE RG A LU M NAT SI NSPEK TO R

Mit dem Beginn des neuen Schuljahres ist Klaus-Peter Herzberg neuer Inspektor im Alumnat. Er ist an der Thomasschule Fachlehrer für Mathematik, Physik und Informatik und tritt die Nachfolge von Michael Rietz an. Herzberg wurde im Unstrut-Hainich-Kreis geboren und studierte in Leipzig. Seit 24 Jahren ist er als Fachlehrer an verschiedenen Schulen Leipzigs tätig. Seit 2006 unterrichtet Herzberg an der Thomasschule. Er ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Herzlich willkommen im Pädagogenteam des Thomanerchores Leipzig!

Zu den Höhepunkten des Thomaner-Jahres zählen mit Sicherheit die Fußballspiele gegen die befreundete Konkurrenz vom Dresdner Kreuzchor. Aus Zeitgründen konnte in diesem Jahr nur ein gemeinsames Spiel realisiert werden. Am 7. Juni 2009 reisten die Sängerknaben aus der sächsischen Landesweltstadt Leipzig in die sächsische Landeshauptstadt Dresden. Das Spiel der Knabenmannschaften (10–13 Jahre) endete nach der regulären Spielzeit 3:3. Alle drei Tore für die Thomaner schoss Karl Knoch. Im anschließenden Siebenmeterschießen setzten sich die Dresdner Knaben durch. Das Spiel der Männermannschaften endete nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung ebenfalls 3:3. Hier setzten sich die Thomaner im Elfmeterschießen durch und verteidigten damit den Wanderpokal der sächsischen Knabenchöre, der nun ein weiteres Jahr im Probensaal des Alumnates in der Hillerstraße stehen wird. Nach dem Spiel feierten die Kruzianer und die Thomaner gemeinsam mit ihren Familien, Betreuern und Fans, bevor es wieder auf die Heimfahrt nach Leipzig ging. Schon eine Woche später trafen sich beide Chöre wieder: In Leipzig musizierten sie gemeinsam im Rahmen des Bachfestes 2009 in der Thomaskirche.

CHORLAGER IN NEBRA

Das Chorlager am Ende der Sommerferien führte die Thomaner in diesem Jahr wieder nach Nebra. Im idyllischen Örtchen an der Unstrut begrüßte Thomaskantor Georg Christoph Biller die neun neu aufgenommenen Thomaner. Neben Wanderungen in der Umgebung, einer Kanu-Tour auf der Unstrut, den Besuchen im benachbarten Freibad und den abendlichen Volleyballund Fußball-Spielen, fanden erste Proben sowie Einzel-Vorsingen beim Kantor und einem Gesangslehrer des Chores statt. In der Kirche St. Georg zu Nebra gab der neu formierte Thomanerchor Leipzig ein Konzert.

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AS KAS T E N F E ST

Am Ende eines jeden Sommers feiern die Thomaner ihr traditionelles »Kastenfest«. Der Begriff »Kasten« steht an dieser Stelle für die Behausung der Thomaner, das Alumnat in der Hillerstraße. Im Zentrum des Kastenfestes steht das Fußballspiel der Thomaner aus Klasse elf und zwölf gegen ein Alte-Herren-Team, das sich aus Mitarbeitern des Chores, Lehrern der Thomasschule, Pfarrern der Thomaskirche, Musikern und Managern des Gewandhausorchesters zusammensetzt. In diesem Jahr gewannen die Alten Herren knapp nach Elfmeterschießen gegen die Thomaner. Neben allerlei Köstlichkeiten der Küche gab es eine Kletterwand, ein rasantes Radrennen im benachbarten Johannapark, ein Schachturnier, verschiedene Wettbewerbe, Quiz, Tombola und viele andere Dinge, die Kindern Spaß machen. Das Kastenfest wird großzügig unterstützt vom Förderkreis Thomanerchor e.V.

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EST KO NZ ER T E M I T D EM T H O M ANERC H O R

Zum zentralen Pfarrertag der Evangelischen Landeskirche Sachsen gestaltete der Thomanerchor Leipzig einen Gottesdienst in der Thomaskirche. Rund 800 Pfarrer aus ganz Sachsen kamen am 9. September 2009 zu Besuch. Zwei Tage später sangen die Thomaner zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie im Alten Rathaus. Anlässlich des 20. Jahrestages der Friedlichen Revolution traten die Thomaner beim Erinnerungskonzert in der Nikolaikirche auf. Thomaskantor Georg Christoph Biller leitete die Motette »Fürchte dich nicht« von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdys »Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir«. Das Gewandhausorchester bot Werke von Ludwig van Beethoven sowie die 2. Sinfonie von Johannes Brahms mit Kurt Masur am Pult. Der Fernsehsender Arte strahlte die Aufzeichnung des Konzertes am 8. November aus. ARCHITEKTUR-WETTBEWERB

Bis zum 800. Jubiläum des Thomanerchores Leipzig im Jahr 2012 baut die Stadt Leipzig als Trägerin des Thomanerchores das Alumnat komplett um. Damit geht ein lang gehegter Wunsch der Chorleitung in Erfüllung, die Lebens- und Arbeitsverhältnisse für die Thomaner zu verbessern. Ein einstimmiger Stadtratsbeschluss machte es möglich, einen Architekturwettbewerb auszuloben, an dem 25 Büros teilnahmen. Sämtliche Entwürfe waren im Leipziger Rathaus über die Sommerferien ausgestellt. Im September 2009 wurde entschieden, welcher der Entwürfe realisiert werden soll: Das Leipziger Architekturbüro Nieper und Partner hat die Ausschreibung gewonnen. Im November 2010 soll Baubeginn sein. Während des Umbaus werden die Thomaner das Alumnat für zirka 20 Monate nicht nutzen können und in dieser Zeit interimistisch untergebracht.

THOMANER-LEBEN

Tölzer Knabenchor und Thomanerchor sangen gemeinsam im Londoner Barbican Centre.

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ängerknaben unter sich Thomaner treffen auf freundschaftliche Konkurrenz

Das gemeinsame Konzert des Thomanerchores Leipzig und des Dresdner Kreuzchores war ein Höhepunkt beim Leipziger Bachfest 2009. Wenige Monate zuvor sangen die Thomaner gemeinsam mit dem Tölzer Knabenchor unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach im Gewandhaus und im Londoner Barbican Centre. Neben diesen gemeinsamen musikalischen Großprojekten gab und gibt es zahlreiche weitere Gelegenheiten, bei denen die jungen Konkurrenten der bekannten Knabenchöre aufeinander treffen.

Das erste große Knabenchortreffen fand im April 2006 in Leipzig statt. Gäste der Thomaner waren der Dresdner Kreuzchor, die Regensburger Domspatzen, der Windsbacher Knabenchor und der Poznaner Knabenchor. Es gab ein großes Konzert in der Thomaskirche, bei dem am Ende alle Chöre zusammen »Alta Trinita Beata« sangen, dirigiert von Thomaskantor Georg Christoph Biller. Das Leipziger Treffen der Knabenchöre war offi zieller Bestandteil des kulturellen Rahmenprogramms der FIFA-WM 2006 – ein großes Fußballturnier zwischen den Chören wurde im Leipziger Hauptbahnhof ausgerichtet. »Es ist erstaunlich wie schön etwa 250 verschiedene Jungen zusammen singen können.« Als »Internationales Knabenchor-Festival und europäische Fußballmeisterschaft der Knabenchöre« war das Knabenchortreffen 2008 im polnischen Poznan ausgeschrieben. Die Einladung kam vom Poznan Boys’ Choir. Neben den Thomanern kamen der St. Michael’s Boys’ Choir aus Estland, der tschechische Knabenchor »Boni Pueri«, der Siauliai Boys’ and Youth Choir »Dagilelis« aus Litauen, der Poznan Cathedral Choir und der Boys’ and Men’s Choir of the Poznan Philharmonic »Poznan Nightingales« nach Polen. Das erste Konzert gestaltete der Thomanerchor Leipzig abwechselnd mit dem estnischen Chor in der Pfarrkirche St. Stanislaus. »Interessant war nicht nur der liturgische Gesang des estnischen Chores, sondern dass sie ihr eigenes kleines chorinternes Orchester hatten, welches sie begleitete.« Zusammen mit dem Tölzer Knabenchor sang der Thomanerchor das erste große gemeinsame Projekt nach der Australientournee im Frühjahr 2009. Zur Aufführung kam die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Wenige Zeit später, im Mai 2009, fand das Knabenchortreffen in

Dresden statt. Anlass war das 450-jährige Jubiläum der Dresdner Kapellknaben. Unter dem Motto »300 Stimmen gratulieren« gaben der Thomanerchor, der Kreuzchor, der St. Benno Jazzchor, der Mainzer Domchor und die Kapellknaben je ein Konzert in der Frauenkirche und in der Kreuzkirche. Das Besondere bei diesem Treffen war der Jazzchor: Nicht weil er in einer anderen Musikrichtung sang, sondern weil es ein gewöhnlicher, aber außerordentlich guter Schulchor ist, in dem auch Mädchen mitsingen. Gemeinsam sangen die Chöre den 43. Psalm »Richte mich Gott« von Felix Mendelssohn Bartholdy. »Es bleiben Erinnerungen und einprägsame Momente, wie zum Beispiel das Chorwerk der Kapellknaben in der Frauenkirche, bei dem der Chor unten und eine kleine Besetzung oben aus der Kuppel den cantus firmus dazu sang. Man hatte den Eindruck, die Stimmen kämen aus dem Himmel.« Das Konzert zum Bachfest 2009 ist bis dato der letzte gemeinsame Auftritt mit einem anderen Chor. Mit dem Dresdner Kreuzchor studierte der Thomanerchor unter Thomaskantor Biller ein Konzertprogramm ein, welches nicht alle Tage dargeboten wird. Die Thomaskirche war voll, nicht nur, weil viele Besucher das Konzert hören wollten, sondern weil die über 100 Sänger und noch dazu das vollbesetzte Orchester die Emporen der Kirche ausfüllten. Max Regers 100. Psalm bleibt in Erinnerung – die musikalische Klangfülle ebenso, wie der hautnahe Kontakt zu anderen Sängerknaben. »Die anderen Chöre kennen zu lernen und miteinander zu musizieren, war ein unvergessliches Erlebnis.« Die Knabenchortreffen werden fortgesetzt: Im nächsten Jahr fahren die Chöre nach Regensburg. Thomaner Tobias Klenke

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THOMANER-LEBEN

Der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor Leipzig proben zusammen mit dem Gewandhausorchester in der Thomaskirche Leipzig für das Bachfestkonzert.

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s muss kolossal klingen Thomanerchor Leipzig und Dresdner Kreuzchor beim Bachfest

»Es muss kolossal klingen«. Diese Worte schrieb Max Reger an Karl Straube, als der Klavierauszug seines 100. Psalms op. 106 frisch gedruckt vorlag. Er verlangte für das Werk eine Maximalbesetzung mit einem Chor, der sich in den vier Stimmgruppen in die Achtstimmigkeit erweitert, einem großen Orchester mit vierfacher Trompeten- und Hornbesetzung sowie einer großen Orgel. Anlässlich des Bachfestes 2009 in Leipzig erklang das Werk in der Thomaskirche zu Leipzig.

Was lag bei der geforderten gigantischen Chorbesetzung in Regers Psalm näher, als zwei der bekanntesten und besten Knabenchöre hier gemeinsam auftreten zu lassen. So musizierten der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor Leipzig nach längerer Zeit wieder einmal zusammen unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller in der Thomaskirche. Aber nicht nur zwischen den Chören besteht eine Kooperation, sondern auch deren Förderinstitutionen arbeiten mittlerweile gut zusammen. Am 14. Juni 2009 fand daher nicht nur das gemeinsame Konzert von Thomanern und Kruzianern statt, sondern auch ein Treffen der Förderinstitutionen. Zwischen dem Förderkreis Thomanerchor e. V. und dem Förderverein Dresdner Kreuzchor e. V. besteht seit langer Zeit ein guter Kontakt. Dazu gehören zum Beispiel das gegenseitige Austauschen von Publikationen, die Einladung zu den Mitgliederversammlungen und zu anderen Höhepunkten, wie zum Beispiel den Weihnachtsempfängen und ausge-

wählten Konzerten. So ist Christoff Andrich, der Vorsitzende des Dresdner Vereins, regelmäßig in Leipzig – Dr. Michael Kampf, Vorsitzender des hiesigen Förderkreises besucht ebenso regelmäßig Dresden. Bei den gemeinsamen Treffen kommt es zum Erfahrungs- und Ideenaustausch. So ist die Förderkreis-CD, die seit 2006 jährlich erscheint, eine Anregung aus Dresden. Dort hatte man schon seit langer Zeit gute Erfahrungen mit exklusiven CD-Produktionen für die Freunde und Förderer des Chores. Umgekehrt gab der Förderkreis des Thomanerchores den Dresdner Freunden Tipps und Anregungen, ihren Weihnachtsempfang zu organisieren und attraktiv zu gestalten. Als im Jahr 2006 anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland Kreuzchor und Thomanerchor zusammen mit dem Windsbacher Knabenchor, den Regensburger Domspatzen und dem Poznaner Knabenchor in der Thomaskirche musizierten, war eine gute Gelegenheit, auch die Förderinstitutionen der anderen Knabenchöre einzu laden

THOMANER-LEBEN

Die Vertreter der Förderinstitutionen (v.l.n.r.) Christoff Andrich, Peter Heckel, Dr. Michael Kampf und Christof Hartmann.

und ein Treffen zu initiieren. Dieses kam jedoch nicht in gewünschter Weise zustande, am Ende blieb es die gewohnte Zusammenkunft von Leipzigern und Dresdnern. Aber ein Kontakt zu den anderen Förderern war hergestellt und die feste Absicht geäußert, ein gemeinsames Treffen zu veranstalten. In Windsbach fand dieses erste Treffen am 13. April 2008 statt. Peter Heckel, Vorsitzender der Fördergesellschaft des Windsbacher Knabenchores, hatte anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Vereins nach Windsbach eingeladen. Bei diesem Treffen wurde beschlossen, nunmehr jährlich zusammenzukommen. Das Bachfestkonzert 2009 war Anlass, das Treffen der Förderinstitutionen in diesem Jahr in Leipzig zu organisieren. In der Villa Thomana fand eine gemeinsame Vorstandssitzung der Vereine statt: Alle Vorsitzenden der Förderinstitutionen waren anwesend, sowie Christof Hartmann, der Manager der Regensburger Domspatzen. Man beschloss eine noch engere Zusammenarbeit und sogar eine gegenseitige Mitgliedschaft in den Vereinen. In besonderer Erinnerung bleibt das Gespräch mit dem domesticus des Thomanerchores Lucas Heller, der jede Frage zum Konzertalltag eines Thomaners und dem Leben im Alumnat ausführlich beantwortete. Im Jahr 2010 wird es wieder ein gemeinsames Treffen geben: Eine Einladung aller Förderinstitutionen nach Regensburg liegt bereits vor. Anlass wird wieder ein gemeinsames Konzert verschiedener Knabenchöre sein. Das Bachfestkonzert Höhepunkt des Tages war der gemeinsame Besuch des Bachfestkonzertes, der den Gästen lange im Gedächtnis bleiben wird. Bereits bei der Haupt- und Generalprobe am Samstag, 13. Juni 2009 in der Thomaskirche, konnte man einen Eindruck bekommen, wie »monumental« das musikalische Programm sein würde: Die beiden Chöre standen dicht gedrängt, zusammen waren es etwa 160 Sänger, dazu kam eine so große Orchesterbesetzung, dass die Blechbläser auf den Seitenemporen Platz nehmen mussten. Es war sehr erhebend, die Knaben zusammen beim Singen zu erleben. Durch die räumliche Enge war eine große Disziplin nötig, die von den großen und kleinen Sängern aufgebracht werden musste. Allein schon die Proben versprachen ein großartiges Konzerterlebnis.

Das eigentliche Konzert am Sonntag stellte alle Erwartung in den Schatten. Am Ende gab es für die Solisten Gesine Adler (Sopran), Susanne Langner (Alt), Martin Petzold (Tenor) und Dominik Wörner (Bass), den Organisten Gerhard Weinberger, das Gewandhausorchester, die beiden Knabenchöre und Thomaskantor Biller wohlverdienten, lang anhaltenden Applaus und standing ovations. Regers Anweisung an den Dirigenten der Uraufführung in Jena, dass die Zuhörer nach dem Konzert als »Relief an der Wand kleben« müssten, wurde vom Thomaskantor exzellent umgesetzt. Wenn der Chor am Ende die Doppelfuge »Denn der Herr ist freundlich« singt und die Blechbläser das Choralthema »Ein feste Burg« intonieren ist der Höhepunkt des Werkes erreicht. Und doch steigert es sich mehr und mehr bis zum Schluss. Ein gemeinsames Konzert von Kreuzchor und Thomanerchor ist etwas ganz besonderes. So wurde schnell der Wunsch nach einem Konzertmitschnitt laut. Der Förderkreis des Thomanerchores bot sich für dieses Vorhaben an, da jährlich eine bestimmte Summe für CD-Publikationen geplant ist. Zwar fanden 2009 schon mehrere Konzertmitschnitte für die neue Förderkreis-CD statt, jedoch war der Gedanke, beide Chöre zusammen auf einem Tonträger zu hören so reizvoll, dass er in die Tat umgesetzt werde sollte. Es war für den Tonmeister eine große Herausforderung, die gewaltige Chor- und Orchesterbesetzung aufzunehmen. Mit dieser Aufnahme konnte ein ganz besonderes Konzert konserviert werden. Die CD erscheint voraussichtlich im kommenden Jahr. Dr. Michael Kampf

Die Chorempore während der Probenpause.

I N F OR M AT ION E N

Besetzung der beiden großen Chorwerke zum Bachfestkonzert am 14. Juni 2009 in der Thomaskirche Leipzig Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Lauda Sion op. 73 für Solisten, vierstimmigen Chor, Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner, Trompeten, Posaunen, Pauken, Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass

Max Reger (1873–1916) Der 100. Psalm op. 106 für achtstimmigen Chor, zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, vier Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, Tuba, drei Pauken, Große Trommel, Becken, Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Orgel

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THOMANER-LEBEN

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ach-Choral für originale Kieler Bluse Thomaner-Rüstzeit im Norden Deutschlands

Die Kirchgemeinde St. Thomas veranstaltet jedes Jahr in den ersten zehn Tagen der Sommerferien eine Rüstzeit für Thomaner und deren Geschwister. Diese Tradition reicht bis weit in die DDR-Zeit zurück. Die Rüstzeit führte zum wiederholten Male in die Jugendbildungsstätte Koppelsberg, zwischen Lübeck und Kiel gelegen.

Im Kieler Schifffahrtsmuseum ist nicht etwa ein Thomaner zu sehen, sondern ein Matrose, dessen Anzug seit General Tirpitz zur Kleidung der Thomaner wurde.

Das Thema der Rüstzeit lautete in diesem Jahr »In/mit welcher Verfassung leben wir? 2000 Jahre Christentum, 800 Jahre Thomaskirche, Thomanerchor, Thomasschule, 60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre Aufbruch zur Demokratie!« Unter diesem Gesichtspunkt fanden die täglichen Bibelarbeiten statt: Die Zehn Gebote wurden dabei ebenso thematisiert wie Verse aus dem Ersten Buch Samuels, in dem das Volk Israel einen König fordert, und dem Ersten Petrusbrief, einem frühchristlichen Verhaltenskompass. Die angeregten Diskussionen wurden nach dem Pfl icht programm intensiv weiter geführt. Filme wie »Nikolaikirche« nach dem Roman von Erich Loest und die Einstudierung des Märchens »Das kalte Herz« als Theaterstück ergänzten die Auseinandersetzung mit dem Thema in den Bibelarbeiten. Ausflüge in nahe gelegene Städte gehören zum Programm von Rüstzeiten, und so führte eine Tagesfahrt nach Kiel in das Schifffahrtsmuseum. In diesem war neben den Anfängen der unterseeischen Schifffahrt ein originaler Kieler Matrosenanzug zu sehen, der seit General Tirpitz die Uniform der Thomaner darstellt. Der Kieler Bluse gewidmet stimmten die Thomaner pfl ichtbewusst an Ort und Stelle einen Bach-Choral an. Die Hafenrundfahrt stellte nicht zuletzt des phantastischen Wetters wegen einen Höhepunkt dar.

Ein besonderer Zufall führte die Gruppe am Sonntag nach Lübeck. In der dortigen Marienkirche wurde im Gottesdienst der bisherige Assistenzorganist an der Thomaskirche, Johannes Unger, in sein neues Amt als Marienorganist eingeführt. Anlass genug, die Lübecker Knaben sangeskräftig zu unterstützen und im Besonderen dem einstigen Leipziger Organisten mit »Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir« von Felix Mendelssohn Bartholdy eine große Freude zu machen. Die anschließende Freizeit nutzen die meisten, um durch

Lübecks schöne Straßen zu bummeln und die Sonne zu genießen. Einer der Anlaufpunkte war das Grass-Haus, in welchem neben dem literarischen Schaffen das graphische und bildhauerische Œuvre des Literaturnobelpreisträgers Raum fi ndet. Auf dem großzügigen Gelände der Bildungsstätte auf dem Koppelsberg standen zahlreiche Freizeitangebote zur Verfügung wie Volleyball, Schwimmen am angrenzenden Plöner See und Grillen mit anschließendem Lagerfeuer. Summa summarum verbrachten die 31 Rüstzeit teilnehmer erholsame und anregende Tage in der Holsteinischen Schweiz. Um eine solche Rüstzeit veranstalten zu können benötigt die EvangelischLutherische Kirchgemeinde St. Thomas Leipzig die Unterstützung Dritter, und so soll an dieser Stelle dem Förderkreis Thomanerchor e. V. ganz herzlich gedankt sein. Sascha Hille und Lukas Lomtscher

Das obligatorische Gruppenfoto entstand am Bismarck-Denkmal in Lübeck. An der dortigen Marienkirche erfreute sich das bronzene Teufelchen großer Beliebtheit.

M O T E T T E / K A N TAT E

Der Thomanerchor Leipzig musiziert gemeinsam mit dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller am 19. Dezember 2009 die Kantate »Schwingt freudig euch empor« BWV 36 in der Thomaskirche. Christian Führer setzt die Kantate und ihre Geschichte in Beziehung zur Gegenwart.

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eschichte und Gegenwart Christian Führer über die Kantate BWV 36

Acht Jahre nach seinem Amtsantritt in Leipzig schrieb Johann Sebastian Bach für den 1. Advent 1731 die Kantate »Schwingt freudig euch empor« BWV 36. Genauer gesagt, zu diesem Anlass war die Kantate in der vorliegenden Form fertiggestellt und aufführungsbereit. Man stelle sich vor: Für jeden Sonntag des Kirchenjahres vom 1. Advent bis zum Ewigkeitssonntag, zu jedem kirchlichen Fest und zu außerordentlichen Anlässen, wie zum Beispiel dem Ratswechsel, hatte Bach als director musices der Stadt Leipzig die situationsbezogene Kirchenmusik bereitzustellen – ein immenses Arbeitspensum, das er nur durch seine Genialität und seinen tief gegründeten christlichen Glauben zu bewältigen in der Lage war. Trotzdem waren die Zeitzwänge bisweilen erdrückend. Doch musikalische Meterware abzuliefern konnte und wollte er sich nicht leisten. So nahm er Bausteine eigener Musik und verwendete sie zur Vollendung eines neuen Werkes. Eine weltliche Kantate von 1725 veränderte er durch Textwegfall und Hinzufügung der letzten Strophe eines Epiphaniaschorals in eine Kirchenkantate. War der Zeitdruck zu groß gewesen – für Bach war das Ergebnis noch unbefriedigend, er ließ es nicht dabei bewenden. Zu der bereits vorhandenen Choralstrophe fügte er den Adventschoral Martin Luthers »Nun komm, der Heiden Heiland« an die Stelle der sonst üblichen

Rezitative so ein, dass alle Teile ein neues Ganzes bildeten, die wunderbare Adventskantate »Schwingt freudig euch empor«. Eine Synthese von weltlicher Kantatenform und geistlichem Choral war gelungen. Der 1. Advent 1731 fiel auf den 2. Dezember. Ein Tag, der in Leipzig Bedeutung hat. Am 2. Dezember 1409 war die Universität Leipzig gegründet worden. In diesem Jahr ist das 600-Jahre-Gedenken, wozu auch die Gebäude der Universität einschließlich der Paulinerkirche in neuer Form errichtet werden. Was Bach in genialer Weise gelang, eine Synthese von weltlicher Form und geistlichem Inhalt, ohne Trennungsund Berührungsängste, will den heute Verantwortlichen der Universität einfach nicht gelingen. Beim Namen geht das Dilemma bereits los. Von der »Paulinerkirche« ist ein Paulinum geblieben. Der Innenraum ist streng geteilt: hier ein Drittel Andachtsraum, dort zwei Drittel Aula, hier der Altar, dort die Orgel. Und dazwischen eine gläserne Trennwand, damit ja nicht zusammengedacht wird, was zusammengehört. Man hätte von Bach lernen können, Grenzen zwischen Welt und Kirche zu überwinden, statt neu zu errichten. Genial zu sein, statt kleinlich und rechthaberisch. Die Synthese zwischen Geschichte und Gegenwart zu versuchen, wie es in der äußeren Gebäudeform wenigstens erreicht ist.

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M O T E T T E / K A N TAT E

Gottesdienstliches Musizieren zur Zeit Johann Sebastian Bachs. Titelkupfer von Johann Gottfried Walthers Musikalischem Lexikon aus dem Jahr 1732.

Aber alles Getrennte fi ndet sich wieder. Bachs unvergängliche Musik wird eines Tages wieder in der ungeteilten Paulinerkirche erklingen, so wie zu seiner Zeit, als er selbst in der Paulinerkirche musizierte. Im Advent erinnern wir die Ankunft Jesu in Geschichte und Gegenwart. Genau das verwirklicht Bach mit der Adventskantate »Schwingt freudig euch empor«: Der Eingangschor macht seinem Titel alle Ehre. Der Schwung empor nimmt den Hörer mit. Er wird in die Bewegung derer hineingezogen, die jetzt »in Zion fröhlich« sind. Da ist der Bezug zum Evangelium des 1. Advent hergestellt, das die Ankunft Jesu in Jerusalem schildert. Die freudig wogende Menge der Menschen mit Palmzweigen, die ihr »Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, Hosianna in der Höhe« anstimmen, wird in der Musik hörbar. Erhebt eure Herzen, schwingt freudig euch empor. Doch plötzlich ein »Halt! Haltet ein!« Dass der König der Ehren auf einem Esel ankommt, nicht standesgemäß, aber

jesusgemäß, zwingt zum Nachdenken, Innehalten. Versteht, was ihr seht. »Es naht sich selbst zu euch der Herr der Herrlichkeit.« Der Choral, innig, zart und ernst im Duett musiziert, fügt sich an: Nun komm! »Nun komm der Heiden Heiland«. Choraltext von Martin Luther, Vertonung von Bach. Die zwei herausragendsten Persönlichkeiten der protestantischen Kirche vereint, die Ankunft Jesu zu erbitten und zu vertiefen. Der Ankunft in Jerusalem auf einem Esel, dem Arbeitstier der armen Leute, geht die Ankunft im Stall von Bethlehem voraus. Was für eine arme Geburt! In einer chromatischen Steigerung wird musikalisch erlebbar, worüber sich alle Welt wundert, dass »Gott solch Geburt ihm bestellt.« In der Arie »Die Liebe zieht mit sanften Schritten« wechselt erneut das Bild wie auch im darauffolgenden Choral. Jesus im Bild des Bräutigams, nach dem sich die Herzen sehnen: »Gleich wie es eine Braut entzücket, wenn sie den Bräutigam erblicket, so folgt ein Herz auch Jesus nach.« Die anziehende, liebliche Melodik legt uns den Glauben als Herzenssache nahe. In einer Welt der Elektronik, in der das wirkliche Leben immer mehr durch virtuelles Erleben ersetzt wird, bleibt der Glaube echt, live, unersetzbare Herzenssache. Da kann es schon einmal überfl ießend wallen, springen, jubilieren. Im 2. Teil, Nr. 5 Aria, wird das Motiv des Ankommens, des Einzugs Jesu ins Herz, weitergeführt. Aus der Geschichte wird Gegenwart. Von Bethlehem über Jerusalem und über 2009 Jahre hinweg kommt Jesus in mein Herz. Keine Zeit kann ihn festhalten. Kein System kann ihm die Einreise verweigern. In seinem Lauf halten ihn weder Marx noch Lenin, weder Bank noch Börse auf. »Zieh bei mir ein!« Doch gerade da wird es bei uns Menschen problematisch. Im Choral »Der du bist dem Vater gleich« kommt der brutale Realismus ungeschönt zu Wort. Das kranke Fleisch, das kalte Herz, die aus dem Ruder gelaufene Welt hat keinen Platz für Jesus. Mit »kein Raum in der Herberge« fi ng es an.

I N F OR M AT ION E N Z U R K A N TAT E H

Die Kantate BWV 36 »Schwingt freudig euch empor« hatte eine lange Vorgeschichte, bevor sie zum 1. Advent 1731 in der heute bekannten Fassung erklang. Eingangschor und Arien gehen auf eine weltliche Kantate gleichen Namens zurück, die Johann Sebastian Bach 1725 zum Geburtstag eines Lehrers aufführte und deren Musik er später mehrfach für ähnliche Anlässe wiederverwendete. Eine entstandene geistliche Version wurde für die Neufassung des Jahres 1731 gründlich umgearbeitet. So erweiterte Bach die Kantate zur Zweiteiligkeit und ersetzte die Rezitative durch Choralbearbeitungen des lutherischen Adventsliedes »Nun komm, der Heiden Heiland«. Der bisherige Schlusschoral

»Zwingt die Saiten in Cythara« wurde an das Ende des ersten Teils gesetzt. Chor »Schwingt freudig euch empor« für vierstimmigen Chor, zwei Oboen d`amore, Streicher und Basso continuo Choral »Nun komm, der Heiden Heiland« für Sopran, Alt, zwei Oboen d´amore und Basso continuo Arie »Die Liebe zieht mit sanften Schritten« für Tenor, Oboe d´amore und Basso continuo Choral »Zwingt die Saiten in Cythara« für vierstimmigen Chor, Instrumente und Basso continuo Secunda pars: Arie »Willkommen, werter Schatz« für Bass, Streicher und Basso continuo

Choral »Der du bist dem Vater gleich« für Tenor, zwei Oboen d´amore und Basso continuo Arie »Auch mit gedämpften, schwachen Stimmen« für Sopran, Solovioline und Basso continuo Choral »Lob sei Gott dem Vater ton« für vierstimmigen Chor, Instrumente und Basso continuo

Im Rahmen der Kantatenaufführung am 19. Dezember 2009 um 15 Uhr in der Thomaskirche erklingt die Kantate, musiziert vom Thomanerchor Leipzig und dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller. Von dieser Aufführung wird es einen CD-Mitschnitt von Rondeau Production geben.

M O T E T T E / K A N TAT E

Mit dem Gewohnheitsatheismus, dem Relikt aus zwei Weltanschauungsdiktaturen, und dem Wohlstandsatheismus der Gegenwart wird Jesus heute der Platz in den Herzen streitig gemacht. Die Situation wird im Choral durch unruhige Rhythmen, aber auch durch die in starken Strichen durchgezogene Melodie von »Nun komm der Heiden Heiland« erläutert und geklärt: »Der du bist dem Vater gleich, führ hinaus den Sieg im Fleisch...« In der letzten Arie kommt durch eine melodiöse, sanfte Stimmführung von Violine und Sopran die Hoffnung für das allenthalben schwache Fleisch und die kranke Welt ans Licht. Ist doch Jesus anders als gedacht, gekommen als der Heiland der Heiden, damals wie heute: Er stellte sich zur Ehebrecherin, als sich alle von ihr distanzierten; er kehrte bei dem Zöllner ein, als sich alle über ihn empörten; er vergab dem Petrus, als er sich selbst verdammte; er versprach dem Verbrecher am Kreuz das Himmelreich, als alle ihm die Hölle wünschten; er heilte die Kranken, die schon von

den anderen aufgegeben waren. Bei diesem haben gerade auch die Ungeeigneten, die Unwürdigen, die Schuldigen eine Chance, die, wenn überhaupt, nur mit gedämpften, schwachen Stimmen Gott verehren können. Doch der Geist Jesu hilft aller Schwachheit auf. »Denn schallet nur der Geist dabei, so ist ihm solches ein Geschrei, das er im Himmel selber hört.« Im Schlusschoral kommt es vorwegnehmend zum Ziel, was der ganzen Welt verheißen ist. Allen Widerständen, allen Fehlentwicklungen, allen Irrungen und Wirrungen zum Trotz wird die Menschheit eins, eins im vielstimmigen Chor der Befreiten und Geheilten und Erlösten: »Lob sei Gott dem Vater ton, / lob sei Gott sein’m eingen Sohn, / lob sei Gott dem Heilgen Geist / immer und in Ewigkeit.« Der gewaltige Schlusschoral öffnet die Seele und schwingt freudig den Hörer empor, empor zu dem, der da ist und der da war und der da kommt. Pfarrer em. Christian Führer

PFAR R E R E M . C H R I S TIAN FÜ H R E R

am 5. März 1943 in Leipzig

1980–2008 Pfarrer an der

geboren, aufgewachsen

Leipziger Stadt- und Pfarrkirche

· für sein Engagement erhielt er

den Theodor-Heuss-Preis, das

in Langenleuba-Oberhain

St. Nikolai

Bundesverdienstkreuz, den Augsburger Friedenspreis sowie

1961 Abitur in Eisenach

ab 1982 organisierte er regel-

· Studium der evangelischen

mäßig die montags stattfindenden

die Hans-Böckler-Medaille

Theologie in Leipzig

Friedensgebete, die halfen, die

· Christian Führer ist verheiratet,

1966 Staatsexamen

gewaltfreien Demonstrationen

hat vier erwachsene Kinder und

1968 Ordination und Einsetzung

des Herbstes 1989 vorzubereiten

acht Enkelsöhne

als Pfarrer in Lastau und Colditz

seit 2009 Präsident des Förder-

kreises Thomanerchor e. V.

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V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R

Die Auftritte des Thomanerchores Leipzig leitet Thomaskantor Georg Christoph Biller. Freitags um 18 Uhr und samstags um 15 Uhr fi nden in der Thomaskirche wöchentlich Motetten statt. Auch der Gottesdienst sonntags um 9:30 Uhr wird stets musikalisch gestaltet.

Dezember 1.

Di

18:00 Festgottesdienst zum 600. Jubiläum der Universität Thomanerchor Leipzig Thomaskantor Georg Christoph Biller

6.

So

20:00 Festkonzert Aula der Universitätskirche St. Pauli zum Universitätsjubiläum Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantate 1 bis 3) Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

25.

Fr

26.12.09–3.1.10 31.

Do

Karten nur über Gewandhauskasse und Vorverkaufsstellen

11.

Fr

19:00 Konzert Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantate 1 bis 6) Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester (CD-Mitschnitt) Karten nur über Gewandhauskasse und Vorverkaufsstellen

12.

Sa

17:00 Konzert Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium BWV 248 (siehe 11.12.09)

13.

So

17:00 Konzert Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium BWV 248 (siehe 11.12.09)

18.

Fr

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

19.

Sa

15:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig Johann Sebastian Bach Kantate »Schwingt freudig euch empor« BWV 36 Heinz Werner Zimmermann »Ave Maria« Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

09:30 Festgottesdienst Johann Sebastian Bach Kantate »Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage« BWV 248,1 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester Weihnachtsferien des Thomanerchores Leipzig

13:30 Silvestermotette Johann Sebastian Bach Kantate »Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen« BWV 248,3 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

Januar 6.

Mi

09:30 Festgottesdienst Johann Sebastian Bach Kantate »Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben« BWV 248,6 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

17.

So

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

22.

Fr

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

23.

Sa

15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Jesus schläft, was soll ich hoffen« BWV 81 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

24.

So

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

28.

Do

14:00–19:00 Alumnat Tag der offenen Tür beim Thomanerchor Leipzig

29.

Fr

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

30.

Sa

15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Mit Fried und Freud ich fahr dahin« BWV 125 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

(CD-Mitschnitt)

20.

So

19:30 Weihnachtsliederabend des Thomanerchores Leipzig (CD-Mitschnitt) Karten nur über Musikalienhandlung Oelsner, Telefon 0341-960 50 56

21.

22.

24.

Mo

Di

Do

11:00 Schülerkonzert mit dem Thomanerchor Leipzig (geschlossene Veranstaltung) 19:30 Weihnachtsliederabend (siehe 20.12.09) 19:30 Weihnachtsliederabend (siehe 20.12.09) 13:30 Weihnachtsmotette mit dem Thomanerchor Leipzig 18:00 Christvesper mit dem Thomanerchor Leipzig 24:00 Komplet mit Männerstimmen des Thomanerchores Leipzig

(CD-Mitschnitt)

31.

So

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

Febr ua r 6.–22.2.

Winterferien des Thomanerchores Leipzig

26.

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

Fr

DEZEMBER 2009–APRIL 2010

April 27.

Sa

15:00 Motette Igor Strawinsky »Messe« Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

1.

Do

(CD-Mitschnitt)

28.

So

Karten nur über Gewandhauskasse und Vorverkaufsstellen

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

2.

Fr

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 19:00 Konzert Johann Sebastian Bach Matthäuspassion (Fassung 1736) BWV 244 (siehe 1.4.10)

4.

So

06:00 Ostermette mit dem Thomanerchor Leipzig 09:30 Festgottesdienst Johann Sebastian Bach Kantate »Christ lag in Todes Banden« BWV 4 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

März 5.

Fr

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

6.

Sa

15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

7.

So

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

12.

Fr

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

13.

Sa

15:00 Motette Georg Philipp Telemann 71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

14.

So

19:00 Konzert Johann Sebastian Bach Matthäuspassion (Fassung 1736) BWV 244 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig Magdeburg 19:30 Konzert im Rahmen der Telemann-Festtage Johann Sebastian Bach Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1 Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182 Georg Philipp Telemann 71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7 Georg Philipp Telemann / Johann Sebastian Bach »Jauchzet dem Herrn« Thomanerchor Leipzig, Leipziger Barockorchester

19.

Fr

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

20.

Sa

15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

(CD-Mitschnitt)

5.

Mo

15:00 Oper Oper Leipzig Wolfgang Amadeus Mozart »Die Zauberfl öte« KV 620 mit Solisten des Thomanerchores Leipzig (Drei Knaben)

5.–11.4.

Osterferien des Thomanerchores Leipzig

11.

So

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

16.

Fr

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

17.

Sa

15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Halt im Gedächtnis Jesum Christ« BWV 67 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester (CD-Mitschnitt)

18.

So

09:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

23.

Fr

18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

24.

Sa

15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Ihr werdet weinen und heulen« BWV 103 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

(CD-Mitschnitt)

21.

So

09:30 Gottesdienst Johann Sebastian Bach Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1 (siehe 20.3.10) Konzert 17:00 zum 325. Bachgeburtstag Johann Sebastian Bach Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1 Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182 Georg Philipp Telemann 71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7 Georg Philipp Telemann / Johann Sebastian Bach »Jauchzet dem Herrn« (siehe 14.3.10)

Stand: 1. Oktober 2009 – Änderungen vorbehalten. Weitere ausführliche Hinweise zu den Veranstaltungen mit dem Thomanerchor Leipzig oder Gastkonzerten in der Thomaskirche fi nden Sie unter www.thomanerchor.de oder auch unter www.thomaskirche.org. Alle Veranstaltungen fi nden, soweit nicht anders angegeben, in der Thomaskirche zu Leipzig statt.

13

14

INTERVIEW

W

eichen für die Zukunft sind gestellt Interview mit Dr. Georg Girardet

Nach 18 arbeitsreichen Jahren im Dienste der Leipziger Kulturlandschaft lebt Dr. Georg Girardet jetzt im (Un-)Ruhestand. Mit großem Interesse verfolgt er nach wie vor die kulturpolitischen Entwicklungen und nimmt am kulturellen Leben der Stadt teil – auch wenn die Besuche in Leipzig seltener werden. Girardet blickt zurück auf seine Arbeit als Bürgermeister für Kultur und spricht über die Bedeutung des Thomanerchores Leipzig für die Stadt und für ihn persönlich.

Welche Rolle spielt Kultur, beispielsweise Theater, Musik, Oper oder Konzerte in Ihrem Leben. Bevorzugen Sie eine bestimmte Richtung? Ich habe ein paar Semester Kunstgeschichte studiert, die Bildende Kunst war mir immer sehr wichtig. Auch meine Frau ist Kunsthistorikerin. Mit meiner Zeit hier in Leipzig hat sich mein Interesse aber zu Gunsten der Musik verschoben. Leipzig ist eine sehr musikalische Stadt. Hier hat sich bei mir die Musik quasi vor die Bildende Kunst gestellt. Weiterhin ist mir auch das Theater sehr wichtig. Insgesamt zeige ich eine große Offenheit und große Neugier zur Kultur.

Wie hat Sie Ihr Elternhaus geprägt. Welche Rolle spielte dort Kultur? Ich bin in einem kulturbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen. Mein Urgroßvater und mein Vater haben beide Gemälde gesammelt. Meine Eltern hatten zum Beispiel Abonnements für Konzerte, in die ich schon sehr früh mitgenommen wurde. Oft sind wir auch in Museen gegangen. Kultur gehörte also schon früh zu meinem Leben. Auch bei meiner jetzigen Familie ist es so.

Spielen Sie ein Instrument oder malen Sie? Ich selbst bin hier wenig kreativ. Weder noch. Ich habe Dr. Georg Girardet hatte von 1991 bis 2009 das Amt des Bürgermeisters und Beigeordneten für Kultur der Stadt Leipzig inne.

Sehr geehrter Herr Dr. Girardet, Sie waren knapp 18 Jahre, vom 1. Dezember 1991 bis 29. Mai 2009, Beigeordneter für Kultur der Stadt Leipzig. Was machen Sie heute? Wo sind Sie noch tätig? Welche kulturellen Einrichtungen oder Vereine profitieren noch von Ihnen? Ich bin ein aktiver Pensionär und habe noch eine Fülle von Aufgaben. So arbeite ich in vielen Vereinsvorständen mit, bin Vorsitzender der Förderstiftung hier in Leipzig. Außerdem arbeite ich in vielen Gremien, Kuratorien und Stiftungen mit. So bin ich zum Beispiel im Vorstand des Vereins der Freunde der preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, des größten Berliner Fördervereins. Auch in Leipzig bin ich noch tätig, zum Beispiel in der Stiftung Chorherren zu St. Thomae, im Verein Thomaskirche Bach 2000 und in der Carlebach-Stiftung. Zur Zeit organisiere ich eine Demokratie-Konferenz, die im Oktober 2009 in Leipzig stattfi nden soll. In erster Linie ist hierbei meine Aufgabe, die Referenten zu gewinnen.

es einmal mit Klavier versucht, aber es ist nur bei einem kurzen Intermezzo geblieben. Heute bedauere ich das etwas. Aber über meine Enkelkinder, die Klavier spielen, hält die Musik heute doch noch Einzug in unsere Familie.

Über 18 Jahre als Kulturbürgermeister sind eine lange Zeit, in der man viel bewegen kann. Welche großen Veränderungen hat die Kulturszene in Leipzig in dieser Zeit durchlebt? Was waren die wichtigsten Ziele Ihrer Arbeit? Die inhaltlichen Veränderungen, würde ich sagen, sind gar nicht so groß. Auch die DDR hielt die Kultur in Leipzig hoch. Auch die Wende bedeutete keine große Zäsur. Unsere Aufgabe war es zunächst, die vorhandene Substanz zu erhalten und weiterzuentwickeln und der neuen Finanzsituation anzupassen. Während meiner Zeit als Kulturbürgermeister wurde sehr viel gebaut. immerhin ein Auftragsvolumen von 400 Millionen Euro. Die Bausubstanz wurde ja in der DDR stark vernachlässigt, sodass hier viel zu tun war. Auch personell hat sich vieles verändert. Die wichtigsten dieser Veränderungen waren sicher die beiden Neubesetzungen des Postens des Gewandhauskapellmeisters mit Herbert Blomstedt und später Riccardo Chailly. Außerdem ist die

INTERVIEW

Bedeutung der Musik für Leipzig weiter gestiegen. Zu nennen sind hier die Bachfeste, die seit 1999 regelmäßig jährlich stattfi nden und die Mendelssohn-Festtage. Auch die Rolle des Bacharchivs ist größer geworden, das Mendelssohnhaus ist hier zu nennen.

Welche Entwicklung hat der Thomanerchor in dieser Zeit genommen? Der Thomanerchor ist eine Konstante in Leipzig. Er steht in einer wunderbaren Tradition. Thomaskantor Georg Christoph Biller betont selbst, dass er der 16. Amtsnachfolger Johann Sebastian Bachs ist und zeigt somit eine fortlaufende Traditionslinie an. Der Chor befi ndet sich heute in einem Prozess der starken Umgestaltung der Strukturen. Dieser wichtige Schritt ist sicher ein bisschen spät gekommen. Der Chor ist heute auf einem guten Weg. Der Stadtrat hat über 13 Millionen für den Umbau des Alumnats mit dem neuen Versorgungstrakt bewilligt. Die Weichen für die Zukunft sind damit gestellt. Etwas ironisch gesagt bedeutet das, dass wenn der Chor 2012 sein 800-jähriges Bestehen feiert soll er so aufgestellt sein, dass er auch weitere 800 Jahre bestehen kann.

Wann haben Sie die Thomaner das letzte Mal gehört? Es ist noch nicht lange her, aber den genauen Termin kann ich Ihnen jetzt nicht nennen. Aber ich habe heute Post vom Gewandhaus erhalten: 18 Karten für die Aufführungen des Weihnachtsoratoriums in der Thomaskirche für meine Familie und Freunde. Nachdem ich die Karten letzte Woche bezahlt habe, wurden sie mir heute zugeschickt. Ich verdanke dem Thomanerchor ganz wichtige Impulse. Bis heute ist mir das gemeinsame Konzert der Knabenchöre anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft in Leipzig unvergesslich. Als alle fünf Chöre zusammen am Ende das Gotteslob anstimmten, war ich den Tränen nahe. Es war sehr ergreifend. Die Kirche löste sich in Musik auf. Ich habe die Musik auf eine besondere Weise entdeckt. Und das verdanke ich auch dem Thomanerchor. Ich habe Professor Biller und dem Chor anlässlich meiner Verabschiedung daher auch ganz herzlich gedankt, dass er mir solche Impulse ermöglicht hat.

Sie standen schon sehr früh zum Projekt Forum Thomanum. Warum ist Ihnen das so wichtig? Ich habe einen großen Respekt vor der Leistung der Thomaner. Um diese Leistungen erbringen zu können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Die spartanischen Lebensbedingungen, die im Moment noch herrschen, ziehen auf Dauer kaum noch Kinder und Jugendliche an. Deshalb wird ja das Alumnat umgebaut. Kleinere Zimmer und Wohngemeinschaften und damit mehr Privatsphäre und Lernmöglichkeiten sowie mehr Erzieherinnen und Erzieher sind hier ein wichtiger Weg. Mit dem Bildungscampus wird die nationale und internationale Ausstrahlung des Chores wachsen. Außerdem wird die Nachwuchsgewinnung für den Chor durch das Forum Thomanum gewährleistet.

T homanerchor, Thomaskirche und Thomasschule bereiten sich auf das große Jubiläum 2012 vor. Wird das Alumnat fertig sein? Im Moment hängen wir dem Zeitplan für den Umbau des Alumnats hinterher. Das liegt vor allem daran, dass die Baumaßnahmen europaweit ausgeschrieben werden müssen. Aber es gibt ein Festkomitee, auch das Festprogramm steht ja schon in großen Teilen. Das Fest wird fantastisch vorbereitet. Außerdem freut es mich, dass auch Einrichtungen wie das Gewandhaus und die Oper an dem Jubiläum teilhaben. Die Vorbereitungen dafür laufen gut.

Welche kulturelle Veranstaltung in Leipzig haben Sie zuletzt besucht? Ich habe am 18. September anlässlich der MendelssohnFesttage die Aufführung des Oratoriums Elias mit dem Gewandhausorchester unter Kurt Masur im Gewandhaus erleben können.

Sehr geehrter Herr Dr. Girardet, ich danke Ihnen für dieses Gespräch und wünsche Ihnen für Ihren (Un-)Ruhestand alles Gute. Die Fragen stellte Dr. Michael Kampf.

DR. GEORG GIRARDET

Wenn man die Leipziger Presse liest hat man den Eindruck, der Chor führt dort ein Schattendasein. Ist das als Freund des Chores nur mein persönlicher Eindruck? Nein, da haben Sie schon Recht. Aber ich kann mir nicht erklären, woran es liegt. Der Chor führt ein Inseldasein. Obwohl die Zuhörerschaft jedes Wochenende in den Motetten in der Thomaskirche und zu anderen Konzerten groß ist, spielt der Chor in Leipzig nicht die Rolle, die er verdient hätte. Das könnte daran liegen, dass wir mittlerweile in einer atheistischen Welt leben und der Chor stark mit geistlichen Werken auftritt. Da ist vielleicht eine Art Fremdheit bei manchen Menschen. Das ist auch ein Problem des Bachfestes. Auch hier sind nur 20 Prozent der Besucher aus Leipzig. Die Bevölkerung hat das Bachfest noch immer nicht als typisch für Leipzig angenommen. Daher gibt es ja auch die Open Air Konzerte, die gerade junge Leipziger Bürger anziehen sollen.

Georg Girardet wurde

in der Ständigen

im Bundesministerium

am 7. September 1942

Vertretung der

für Bildung und

in Kempten / Allgäu

Bundesrepublik

Wissenschaft als

geboren. Nach dem

Deutschland in

Referatsleiter.

Abitur studierte er

der DDR. Von 1985

Vom 1. Dezember 1991

Jura und promovierte.

bis 1989 war er

bis 29. Mai 2009 war

Von 1973 bis 1977

Referatsleiter »750

Girardet Bürgermeister

war er Referent in

Jahr-Feier-Berlin

und Beigeordneter

der Abteilung für

1987 und Berlin –

für Kultur der

Berufsbildung im

Kulturhauptstadt

Stadt Leipzig. Er ist

Bundesministerium

Europas 1988« in der

verheiratet, hat

für Bildung und

Senatsverwaltung für

zwei Kinder und

Wissenschaft. Später

kulturelle Angelegen-

drei Enkelkinder.

übernahm er das Amt

heiten Berlins. 1989

des Kulturreferenten

bis 1991 arbeitete er

15

16

MUSIKER IN LEIPZIG

H

ans-Joachim Rotzsch (* 1929) Freiheit der Kunst stößt an politische Grenzen

HANS-JOACHIM ROTZSCH

Rotzsch bei seiner Amtseinführung 1972. Er trat die Nachfolge von Thomaskantor Erhard Mauersberger an. links: Rotzsch in einer Karikatur von Kammersänger Martin Petzold, der selbst Thomaner unter Thomaskantor Rotzsch war.

am 25. April 1929 in Leipzig

geboren 1940–1945 Besuch des

Musischen Gymnasiums Frankfurt am Main unter Kurt Thomas 1945–1946 Tiefbauhilfsarbeiter

in Espenhain 1946–1949 Lehre und

Facharbeiterabschluss als Kraftfahrzeugschlosser 1949–1953 Studium der

Kirchenmusik mit A-Abschluss in Leipzig, Gesangsunterricht bei Fritz Polster 1953–1965 Stimmbildner beim

Thomanerchor; freiberuflicher Konzertsänger, zahlreiche Konzertreisen ins Ausland 1963–1973 Leiter des Leipziger

Universitätschores 1972–1991 Thomaskantor · Aufgabe des Amtes wegen

IM-Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR 1992–2000 Professor für

evangelische Kirchenmusik am Mozarteum in Salzburg

Als »Thomaskantor neuen Stils« wurde er 1972 im Amt begrüßt, 19 Jahre später musste er dieses wegen Tätigkeit als Inoffi zieller Mitarbeiter (IM) »Johannes« für die Staatssicherheit der DDR räumen: Hans-Joachim Rotzsch. In diesem Jahr ist er 80 geworden. Rotzsch war, wie seine Amtsvorgänger in Nationalsozialismus und DDR, in ein ausgeprägtes Spannungsverhältnis gestellt, das ein regelmäßig in der Kirche singender städtischer Chor auszuhalten hatte. Nach dem Ausscheiden von Erhard Mauersberger aus dem Thomaskantorat erhoffte man sich von Rotzsch mehr Zugeständnisse an die sozialistische Praxis der DDR, als sie sein Vorgänger zu leisten bereit war. Ein Stück des Weges legte man mit der 1973 erfolgten Trennung von räumlicher und organisatorischer Einheit von Thomasschule und Thomanerchor zurück (der bisherige Schulrektor und Vorsteher des Thomanerchores, Heinz Nöbert, wurde (nur noch) Direktor des Thomanerchores und ein linientreuer Genosse neuer Thomasschulrektor). Mehr noch als in früheren Jahren traten die Thomaner nun bei staatlichen

und gesellschaftlichen Anlässen auf, vom IX. SED-Parteitag bis zum 40. Jahrestag der DDR. Und auch Rotzsch persönlich leistete seine »gesellschaftliche Arbeit«: als Mitglied der CDU seit 1977 und zeitweise als Stadtverordneter in der Ständigen Kommission Kultur des Leipziger Stadtparlaments. Jedoch bildete Johann Sebastian Bachs Musik mit ihrem geistlichen Wesensgehalt ein zu pflegendes Kulturgut mit universalem Anspruch, an dem weitere grundlegende Versuche zur Beeinflussung des Thomanerchores abprallten. Und auch Rotzschs eigene Bindung an die musische Tradition des Chores ließ ihn mehr und mehr gegen solche Einflussnahmen Stellung beziehen, die gegen die Substanz der geistlichen Verpfl ichtung des Thomanerchores gerichtet waren. Von Günther Ramin und Kurt Thomas musikalisch geprägt, hatte der studierte Kirchenmusiker Rotzsch vor der Amtsübernahme als Thomaskantor in der musikalischen Welt bereits einen ausgezeichneten Ruf: als herausragender Interpret der Bachschen Evangelistenpartien, als erfolgreicher Leiter des Leipziger Universitätschores, als

MUSIKER IN LEIPZIG

Stimmbildner und Sänger, dem mit großer Stilsicherheit ein breit gefächertes Repertoire von Claudio Monteverdi bis Paul Dessau zur Verfügung stand. Als Mitglied der von Hermann Christian Polster gegründeten »Leipziger Bachsolisten« war er einer der bekanntesten Protagonisten des musikalischen Leipzig. Noch heute belegen zahlreiche Auf nahmen seine Wandlungsfähigkeit als Sänger, dem der Alfred in der »Fledermaus« genauso entsprach, wie der Erzähler in Hugo Distlers »Weihnachtsgeschichte«. Als Thomaskantor gelang es ihm schnell, den Thomanerchor zu neuer klanglicher Blüte zu führen. Mit zahlreichen Konzertreisen in die Staaten des Ostblocks, die Länder Westeuropas, nach Westdeutschland und seit den 70er Jahren auch nach Japan, fungierten die Thomaner als wirksame Kulturbotschafter einer um internationale Anerkennung kämpfenden DDR. Für viele aus christlich geprägten Elternhäusern stammende Choristen war der Thomanerchor ein Ort, wo ideologische Zwänge als weniger wirksam erfahren wurden und die Pflege geistlicher Musik im Vordergrund stand. Die Kantatenaufnahmen der Thomaner unter Rotzsch für die ab 1975 erscheinende Eterna Edition des VEB Deutsche Schallplatten, sind auf dem Gebiet der Bachpflege bis heute Vertreter eines Stils, der mit modernen Instrumentarium, aber spezialisierten Musikern, einen bleibenden Anspruch auf Gültigkeit über den Tag hinaus geltend machen kann. In den Musikern des 1979 von Universitätsmusikdirektor Max Pommer gegründeten Neuen Bachischen Collegium Musicum fand Rotzsch dafür geeignete Partner. Sein bescheidener Lebensstil, seine Kollegialität, Offenheit und Bodenständigkeit, bewirkten im Umgang mit den Thomanern das Entstehen einer Vaterfigur, die für die Sorgen und Nöte der ihr anvertrauten Jungen Verständnis und Interesse zeigte und sich bei alltäglichen Problemen in der Verantwortung sah. Dass solches Verhalten Strenge nicht ausschließt, sondern überzeugend erst möglich macht, gehörte mit zu den unbezweifelbaren Eigenschaften des Chorerziehers Rotzsch. Sein großes Ansehen brachte es mit sich, dass, als es um seine Entlassung ging, der überwiegende Teil der Öffentlichkeit, der Thomaner und deren Eltern für ihn Partei ergriffen. Der über ihn beratende Hauptausschuss musste dennoch 1991 feststellen, dass das Maß seiner Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit,

wie zum Beispiel seine konspirativen Treffs mit seinem Führungsoffi zier, über die normalen Gespräche eines staatlichen Leiters hinausgegangen seien. Dass er nicht sogleich nach der politischen Wende seine Mitarbeit eigenständig offengelegt hatte, sondern erst im Februar 1991, mag menschlich verständlich sein, ein Fehler war es trotzdem. Zu den Methoden der Machthaber gehörte es, auch ihnen skeptisch gegenüberstehende Personen zu kompromittieren: Unter den Bedingungen einer Nachrichtendiktatur wird derjenige zum Komplizen des Staates gemacht, dem dieser an seinem Informationsmonopol teilhaben lässt. Wenn vor jeder Reise neu gefeilscht werden musste, welches Chormitglied aufgrund der Einstellung der Eltern oder wegen vorhandener Westverwandtschaft daheim bleiben sollte, so sind die enormen Schwierigkeiten unter denen künstlerische Arbeit zu leisten war, offenkundig. Dass es Rotzsch dennoch gelang, in schwieriger Zeit die Chorstrukturen und ein hohes künstlerisches Niveau zu erhalten, muss als ein bleibender Verdienst angesehen werden. So konnte durch Beharrlichkeit und Flexibilität einiges erreicht werden: Mitte der achtziger Jahre – also in einer ökonomisch schon gespannten Phase der Existenz der DDR – erfolgte mit dem Anbau eines neuen Probensaals an das Alumnat eine wichtige materielle Verbesserung der Arbeitsverhältnisse des Chores. Gleichwohl beschädigte seine Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit einen kollektiven Wert: die Unverbrüchlichkeit privater Vertrauenskreise gegenüber den Zumutungen und Übergriffen des Staates.

Rotzsch war der 15. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach. Im Hintergrund ist das bekannte Bach-Gemälde von Elias Gottlob Haußmann zu sehen.

Patrick Grahl

Als Kulturbotschafter der DDR unternahm der Thomanerchor unter der Leitung Rotzschs zahlreiche Konzertreisen ins Ausland.

17

18

MUSIKER IN LEIPZIG

M

ax Reger (1873–1916) Kein Komponist des Entweder-Oder

MAX R EGER

am 19. März 1873 in Brand

(bayrische Oberpfalz) geboren 1890–1893 Studien in Wiesbaden

bei Hugo Riemann, später dort Lehrer am Konservatorium 1898 gesundheitlicher

Zusammenbruch; Rückkehr ins Elternhaus 1901 Übersiedlung nach München · zeitlebens rege Konzert- und

Kompositionstätigkeit 1905–1906 Lehrer an der

Akademie der Tonkunst in München 1907 Berufung zum Leipziger

Universitätsmusikdirektor und Professor für Komposition am Königlichen Konservatorium der Musik zu Leipzig 1908 Niederlegung des Amtes

an der Universität; Beibehaltung der Professur am Konservatorium bis zu seinem Tode 1911–1914 Hofkapellmeister

in Meinigen 1915 Übersiedlung nach Jena · Reger stirbt am 16. Mai 1916

in Leipzig

Seine Drei Motetten op. 110 widmete Reger dem Thomanerchor Leipzig und dessen damaligen Kantor Gustav Schreck.

Wenn am 6. Dezember 2009 die Thomaner die ersten drei Kantaten des Bachschen Weihnachtsoratoriums anlässlich der Feierlichkeiten zum 600-jährigen Bestehen der Universität Leipzig aufführen, so ist dies ein Zeichen der Verbundenheit zweier ursprünglich eng zusammenhängender Institutionen. Denn am 2. Dezember 1409, als in der Thomaskirche die Gründung der Universität Leipzig begangen wurde, nahm eine bis heute andauernde wechselvolle Geschichte ihren Anfang. Grund genug, an einen Musiker zu erinnern, der in diesem Jahr zwar durch kein Jubiläum geadelt worden ist, aber zu den prägenden Namen des diesjährigen Bachfestes gehörte: Max Reger, Schöpfer bahnbrechender Orgelwerke, Leipziger Universitätsmusikdirektor 1907/08 und Komponist zahlreicher geistlicher Werke, die sich im Repertoire der Thomaner bis heute ihren festen Platz bewahrt haben (einige Stücke Regers, wie etwa die Drei Motetten op. 110, sind dem Thomanerchor Leipzig und dessen damaligen Kantor Gustav Schreck gewidmet.) »Die Woche in Leipzig hat mich um zehn Jahre gefördert« bekennt Reger 1904 nach einer Reihe von Publikum und Kritik im Gewandhaus begeistert aufgenommener Konzerte mit eigenen Werken. Gleichwohl er schon nach einem Jahr das Amt des Universitätsmusikdirektors wieder aufgibt (Biografen Regers sprechen von einer grundlegend »verfehlten Chorarbeit mit der akademischen Sängerschaft der Pauliner«), behält er seine Professur am Leipziger Konservatorium bis zu seinem Tode. Im Café Hannes pflegt er bei viel Alkohol und fettem Essen gesellige Runden von Kollegen, Freunden und Bewunderern um sich zu scharen (und hinterlässt so neben Bergen von Musik eine ansehnliche Zahl von Anekdoten, deren Grenze zur Zote oft nicht eindeutig gezogen werden kann). Regel mäßig ist er zu Gast in den Gewandhauskammerkonzerten – mit eigenen Werken wie dem Klaviertrio e-Moll op. 102 oder als Pianist. In Leipzig entstehen für die Entwicklung seines Orchesterstils so wichtige Kompositionen wie die Hiller-Variationen op. 100 oder das Violinenkonzert op. 101.

Noch heute erzeugt Reger bei vielen die seine Musik hören in erster Linie Ratlosigkeit. Der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus schreibt: »Regers Musik hinterlässt, im Unterschied zu der von Mahler oder Berg, bei Hörern, die wenig oder nichts begriffen haben, das ebenso deutliche wie unangenehme Gefühl, dass sie nichts begriffen haben.« Er erregt Ablehnung und große Begeisterung, doch kaum jemals Gleichgültigkeit. Und so, wie er Zeit seines Lebens ein schwieriges Verhältnis zum Kritikerstande hatte (»Der will sich wohl an mir berühmt schimpfen!«), blieb sein Bild für die Nachwelt oft größeren Wechseln unterworfen. »Reger, ein leeres gefährliches Können und eine Lüge dazu. Er weiß nicht recht, ungebildet wie er schon ist, ob er Walzer oder Passacaglien schreiben soll, ob er die Toteninsel oder den hundertsten Psalm zu vertonen hat. So sehen Ton und Sprache nicht aus, wenn man morgens an ihrer Quelle sitzt. Wie leer bleibt alles, wenn sich Reger, die unbachischste aller nur denkbaren Erscheinungen, auch noch gläubig gibt, weil der geborene Anlehner und Variationskünstler gerade formal in diesem Geleise läuft. Er ist nichts, er hat nichts als eine Fingerfertigkeit höherer Ordnung, und das Empörende daran bleibt, dass er nicht nur nichts ist, ein Quell der beständigen fruchtlosen Irritierung.« Ernst Blochs 1920 verfasste Kritik ist hart und grundsätzlich. Nicht zufällig glaubte etwa Regers Freund Karl Straube, seit 1902 Thomasorganist in Leipzig und ab 1918 Thomaskantor, Regers Orgelwerke von (aus seiner Sicht) extremen Tempobezeichnungen und übersteigerter Dynamik »läutern« zu müssen. Und so wie er meinte, Regers Orgelwerk dem ästhetischen Empfi nden der sich an das Barock anlehnenden Orgelbewegung der 20er Jahre anpassen zu müssen, so betonte etwa Paul Hindemith bei seinen Bearbeitungen Regerscher Werke die Merkmale, die denen der »Neuen Sachlichkeit« entsprachen: Verwendung alter musikalischer Formen und polyphone Satztechnik. Von Romantik, übersteigertem Gefühlsüberschwang und individualistischem Expressionismus keine Spur.

MUSIKER IN LEIPZIG

Zeit seines Lebens blieb Reger in den Dauerstreit des 19. Jahrhunderts eingebettet: auf der einen Seite die Neudeutschen mit ihren Idolen Franz Liszt und Richard Wagner im Gepäck, auf der anderen die »Traditionalisten« um Johannes Brahms. Die Wahl der Gattungen – Reger schrieb Fugen, Variationen und Sonaten – weist auf die Tradition. Und obwohl er nie einen Zugang zu athematischer, atonaler Musik fand, ragt doch vieles von Reger über seine Zeit hinaus. Man denke nur an seine Themenbehandlung: Abstrakte Themen ohne festgelegte melodische Struktur werden, etwa im 100. Psalm, in polyphoner Klangmassierung bis zur Unkenntlichkeit zerpflückt. Über Schönbergs Klavierstücke, die ersten Zeugen der Atonalität, schrieb er 1910: »Die drei Klavierstücke kenne ich; da kann ich selbst nicht mehr mit; ob so was noch irgend mit dem Namen »Musik« versehen werden kann, weiß ich nicht: Mein Hirn ist dazu wirklich zu veraltet! (...) O, es ist zum Konservativ werden. Ich glaube, behaupten zu dürfen, dass der Weg, den ich (...) gehe, eher zu einem Ziel führt, als all die neuen Wege.«. So haftet seinem Schaffen eine seltsame Zwiespältigkeit an: Schlichte, mit einfacher Harmonik ausgestattete geistliche Volkslieder stehen neben gewaltigen chorsinfonischen Werken oder wilden, eruptiven Ausbrüchen, die, scheinbar harmonisch und thematisch überfrachtet, sich jedem Verständnis zu entziehen suchen (beispielsweise die Violinsonate C-Dur op. 72). Max Reger, »kein Komponist des Entweder-Oder, sondern einer des Soundnichtanders.« (Hanspeter Krellmann)

Der Erste Weltkrieg hatte für Regers Schaffen nachhaltige Auswirkungen: Er schuf patriotische Werke wie die Vaterländische Ouvertüre op. 140 (gewidmet »Dem deutschen Heere«), die seine Rezeption im Ausland weit über den Krieg hinaus zum Erliegen brachten. Nach seinem frühen Tod 1916 blieb es eine innerdeutsche Angelegenheit, sein Werk zu erhalten. Man bräuchte einen eigenen Aufsatz um aufzuzeigen, wie die Nationalsozialisten nach 1933 Reger als deutschnationalen Musiker, als Künder eines »wurzelechten Deutschtums« zu vereinnahmen suchten, unterstützt von der RegerGemeinde um seine Witwe und so die nach seinem Tode vorherrschende professionelle Musikkritik an die Seite drängten. Reger selbst sagt: »Was ich unter Deutschtum verstehe, ist natürlich nicht Chauvinismus – ist ganz und gar unpolitisch, der Ausdruck »Deutschtum« ist für mich nur Gattungsbegriff; wir könnten ebenso gut sagen »bachisch«, das heißt aus klassischem Geiste geboren.« Je nachdem, wo der Betrachter stand, da sollte auch Reger stehen (im Osten nach 1945: »der letzte große Zeuge des musikalischen Könnens der bürgerlichen Klasse in Deutschland«). Heute, fernab politischer Erwartungen, wartet ein Großteil von Regers mannigfaltigem Schaffen noch darauf, neu entdeckt und interpretiert zu werden. Arnold Schönberg 1922: »Reger muss meines Erachtens viel gebracht werden; erstens, weil er viel geschrieben hat; zweitens, weil er schon tot ist und man noch immer nicht Klarheit über ihn besitzt. (Ich halte ihn für ein Genie.)«

Reger an der Orgel des Leipziger Konservatoriums um 1908.

Die Karikaturen über Max Reger zeichnete Wilhelm Thielmann.

Patrick Grahl

T HOM A S K A N T OR GE OR G C H R I S T OP H BI L L E R Z U M A X R E GE R

Der Artikel über Max Reger von Patrick Grahl spiegelt die Problematik wider, die der Verbreitung und dem besseren Verständnis seiner Werke entgegenstehen. Heute ist kaum davon die Rede, welche schöpferische Vielfalt, welche visionäre Kraft in seiner Musik steckt, ja wie wegweisend sie ist. Dieser geniale Erfindungsreichtum ist allerdings gepaart mit höchster Anforderung an alle, die mit dieser Musik zu tun haben: die Interpreten, die sich durch ein Dickicht von Noten zur klingenden Vision durcharbeiten müssen, wie

auch die Hörer, die dem hohen Anspruch der ständig wechselnden Harmonik durch Verstehen gewachsen sein müssen. Allein das Zitat von Ernst Bloch zeigt, wie ein Gelehrter angesichts dieser Schwierigkeit in die Irre gehen kann. Es ist vielmehr eine Verpflichtung für uns Musiker von heute, diesem wichtigen Komponisten den Weg zu bereiten. Die Voraussetzungen dafür sind meiner Meinung nach heute noch schlechter als zu Regers Lebzeiten, da die Verflachung des allgemeinen musischen

Bildungsstandes dem entgegen steht. Doch wir müssen die Musik, die vor 100 Jahren neu war, verstehen, wenn wir der Avantgarde von heute überhaupt eine Chance geben wollen. Regers Umgang mit der Zukunft in der Musik ist allein schon interessant: Er besann sich auf alte Formen (Toccata, Präludium, Passacaglia, Fuge), obwohl dies zu seiner Zeit noch gar nicht »in« war, und belebte sie mit neuartigen Ausdrucksmitteln. Zunächst wurde die Orgel das Instrument, der er seine Musik widmete. Immer mehr schrieb er aber auch

Kammermusik, Lieder und Kompositionen für Orchester. Überall begegnen wir einem genialen Erfinder, der vor lauter Ideen überzuquellen schien, was zu einem überaus gewaltigen Werkverzeichnis angesichts seines allzu frühen Todes führte. Ich werde mich für die großartigsten von seinen Werken immer wieder mit voller Hingabe einsetzen. Thomaskantor Georg Christoph Biller (im August 2009)

19

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ABGÄNGE DES THOMANERCHORES

D

ie Abiturienten 2009

Acht Thomaner verabschieden sich

Für acht Thomaner endet in diesem Jahr ihre Chorzeit. oben v.l.n.r.: Felix Hübner, Friedrich Weißbach, Jan Schlegel, Lucas Heller unten v.l.n.r.: Gregor Praetorius, Paul Heller, Malte Klevenow, Johannes Ernst

Acht Thomaner verließen im Sommer 2009 den Chor, nachdem sie erfolgreich ihr Abitur gemeistert haben. Der Thomanerchor Leipzig verabschiedet einen Jahrgang, der musikalisch und schulisch sehr leistungsstark war und auch menschlich die Chorgemeinschaft maßgeblich geprägt hat. Der Chor bedankt sich herzlich für viele Jahre gemeinsamen Lernens und Musizierens und wünscht allen Absolventen alles Gute! Gregor Praetorius aus Wittenberg, war lange Zeit Sopransolist im Knabenchor und nach dem Stimmwechsel als Tenor im Männerchor tätig. Gregor geht zunächst für einige Monate nach Süd-Indien, um in einem Waisenhaus zu arbeiten. Anschließend möchte er Gesang studieren. Die Zwillinge Lucas und Paul Heller stammen aus der Bachstadt Köthen. Lucas war im vergangenen Schuljahr der domesticus und nimmt demnächst ein duales Studium bei der Sparkasse Leipzig auf. Paul war als famulus des Geschäftsführers für den CD-Verkauf an der Thomaskirche zuständig. Er möchte Korrepetition und später Orchesterdirigieren studieren, wenn möglich in Leipzig. Die Bibliothek

KU LT U R Bei uns wird Inspiration groß geschrieben.

des Alumnates leitete Felix Hübner aus dem Leipziger Land. Er macht nach dem Abitur zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr in Frankreich, um sich danach für ein Studium zu entscheiden. Johannes Ernst aus Leipzig verbringt das kommende Jahr work & travel in Australien und möchte danach Psychologie oder Medizin studieren. Der Leipziger Friedrich Weißbach war erster praefect des Thomanerchores und absolviert seinen Zivildienst in einem Leipziger Krankenhaus. Anschließend wird Friedrich Gesang in Leipzig studieren. Der Mecklenburger Malte Klevenow studiert ab Herbst 2009 Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig und möchte sich auf Orgel spezialisieren. Jan Schlegel aus Leipzig organisierte zuletzt das Tonstudio des Thomanerchores und möchte an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Elektrotechnik studieren um später einmal Tonmeister zu werden. Gregor, Felix, Lucas und Paul gründeten das Ensemble Nobiles, mit dem sie erfolgreich Konzerte geben. Friedrich und Johannes wirken im Ensemble de Morales mit. Roland Weise

Leipziger Buchmesse 18.03. – 21.03.2010

Die Leipziger Messe – ein wesentliches Element der kulturellen Vielfalt unserer Stadt. Auf unseren Messen und Fachkongressen begegnen sich Kultur und Handel. Und die Besucher aus aller Welt, für die das Kulturerlebnis Leipzig zu einem festen Begriff geworden ist. Sie sind mittendrin!

Tel.: 0341 678 - 0 · www.leipziger-messe.de

STIFTUNG THOMANERCHOR

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estschrift zur 800-Jahrfeier Aus der Arbeit der Stiftung Thomanerchor

Adam Olearius gab 1666 die Gedichtsammlung »Teutsche Poemata« von Paul Fleming heraus. Eine bronzene Gedenktafel in der Grimmaischen Straße in Leipzig erinnert an den sächsischen Dichter.

Der 400. Geburtstag von Paul Fleming im Oktober 2009 ist zugleich ein Markstein für die Hälfte der Geschichte des Thomanerchores Leipzig. Als 1734 Thomaskantor Johann Sebastian Bach möglicherweise aus Anlass des 125. Geburtstages von Fleming dessen 1636 von echter Frömmigkeit getragenes »In allen meinen Taten« als Textgrundlage für seine gleichnamige Kantate nutzte, erwies er dem ehemaligen Schüler der Thomana seine Reverenz. Der Text ist ein großes lutherisches, die Zeit überdauerndes Lied. Bach war von der sangbaren Form dieses Textes überzeugt, nutzte er doch unverändert neun Strophen des Liedes. Warum steht das hier am Anfang? Für die 800-Jahrfeier 2012 ist eine von der Stiftung unterstützte Festschrift in Arbeit. Aus den Rinnsalen und Strömen, aus denen sich die heutige »Thomana« speist, ist allzu viel zu Unrecht verblasst oder schlicht vergessen. Aber nur der kann klare neue Ziele benennen, der weiß, vorauf er sich gründet. Das Jubiläum kann dazu Orientierungshilfen aufzeigen.

Im vergangenen Jahr unterstütze die Stiftung Thomanerchor zahlreiche von Thomanern und der Chorleitung beantragte Projekte. Der Vorstand hat überdurchschnittlich gute Erträge erwirtschaftet. Zustiftungen, Nachlassannahmen und Spenden, wie die großzügige Spende von Ingeborg Fahrenkamp-Schäffler aus München zum Kauf eines Flügels in der Villa Thomana, vergrößerten die Fördermittel. Mehr als 100.000 Euro standen zur Verfügung, inklusive der aus der Vergangenheit herrührenden und jetzt aufgelösten Projektmittelresten. Die nächste Ausschüttung wird gewiss weitaus geringer ausfallen. Neben den Dauerprojekten, wie den Zeitungsabonnements und den Geldern des Kulturetats der Inspektoren standen folgende Projekte bei der Vergabe der Mittel im Vordergrund: Neuausstattung der Villa, Drucksachen zur Nachwuchsarbeit, Neukauf für die Alumnen-, D.I.-, Lehrbibliothek, Weihnachtsgeschenk der Stiftung, Archiv- und Festschriftarbeiten und ein Mac-Notebook für die Alumnats-

leiter. Darüber hinaus beteiligte sich die Stiftung an der Finanzierung des Thomaner-Journals, der ForumThomanum-Konzertreihe sowie an der Anschaffung von Tonequipment. Weitere Informationen sind direkt bei der Stiftung Thomanerchor erhältlich. Eine Gedenktafel erinnert seit dem 27. September 2009 in der Grimmaischen Straße in Leipzig an den Dichter Paul Fleming. In einer Feierstunde im Alten Rathaus sang der Thomanerchor Werke mit Texten des sächsischen Dichters. Mehr über Fleming in Leipzig ist im Artikel von Stefan Altner in der Neuausgabe der »Leipziger Blätter«, Heft 55 (Herbst 2009) zu lesen. Dr. Stefan Altner und Felicitas Kirsten

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STIFTUNG THOMANERCHOR Hillerstraße 8 04109 Leipzig Telefon 03 41-9 84 42 22 [email protected] www.stiftung-thomanerchor.de

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FORUM THOMANUM

Mit einem bunten Festtag eröffnete im Juni 2008 die Kindertagesstätte des Forum Thomanum.

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esuch in der Zukunft Kita des Forum Thomanum seit einem Jahr in Betrieb

Ruhig und etwas unscheinbar liegt sie da: die Kita des Forum Thomanum in der Bachstraße, gleich gegenüber des Thomasalumnats. Dabei ist dies ein Ort, an dem wegweisendes geschieht. Nicht allein, dass durch die Kita und die ebenfalls angrenzende Villa Thomana bereits die Grundzüge des Campus Forum Thomanum zu erkennen sind, sondern auch und vor allem die Geschehnisse innerhalb des modernen Neubaus sind es, die diesen Ort zu etwas Besonderem machen. Die Kita, die in einer Kooperation des Berufsbildungswerks Leipzig für Hör- und sprachgeschädigte gGmbH (BBW) und dem Forum Thomanum Leipzig e. V. betrieben wird, und die nun seit einem Jahr für 100 Kinder geöffnet ist, beschäftigt zurzeit 13 Pädagoginnen, unter ihnen zwei Musikpädagoginnen, sowie jeweils zwei italienische und englische Muttersprachlerinnen. Für die englischsprachige Pädagogin Tansin Deitenbeck, die auch Geigenbaumeisterin ist, war die Anstellung in der Kita ein Glücksfall: Fünf Jahre habe sie Englisch in Kindergärten unterrichtet, ohne, dass ihre zweite Leidenschaft, die Musik, gefragt gewesen sei. Die Anstellung in der Kita des Forum Thomanum kam da wie gerufen. Beim ganzheitlichen pädagogischen Ansatz, von dem Deitenbeck und die stellvertretende Leiterin der Kita, Juliane Köbler, mit eigener Begeisterung erzählen, prägen vor allem die Musik und Sprachen den Alltag der Kindertagesstätte. Die Tagesgestaltung fi nde vor allem in verschiedenen Gruppen statt, in denen jeweils unterschiedliche Themenschwerpunkte im Vordergrund stünden. Dabei sei gerade im Umgang mit der Musik Erstaunliches zu beobachten: Es mache den Kindern nicht nur großen Spaß, zu singen oder zu tanzen, sondern helfe ihnen auch dabei, besser zu rechnen oder sich italienische oder englische Worte einzuprägen.

Da im Forum Thomanum vor allem auch christlich-humanistische Werte vermittelt werden sollen, sind die Kinder mit den Pädagoginnen zurzeit dabei, einen kleinen Hausaltar zu bauen. Juliane Köbler erzählt davon, wie sie Kinder beim »Kirchgang-spielen« beobachtet habe: Der Umgang mit den christlichen Glaubensgrundlagen sei für die Kinder durch Gottesdienste und Auftritte in der nahen Lutherkirche und die wöchentlichen Andachten in den Gruppen ein Stück Normalität. Für die Zukunft wünschen sich die beiden Pädagoginnen vor allem, dass der Kindergarten sich weiter im Campus Forum Thomanum integrieren kann. Durch den Austausch mit dem Alumnat und der Thomasschule sowie angedachten festen Partnerschaften zwischen Kita-Kindern und Jugendlichen lernten beide Parteien die später im Leben so wichtige soziale Kompetenz. Einen Haken gibt es allerdings noch, denn noch gibt es keine Grundschule, die die vorbildliche musikalische und sprachliche Früherziehung weiterführen könnte. »Damit unsere Arbeit in Zukunft Früchte trägt, muss sie kontinuierlich fortgeführt werden, bis die Kinder 10 bis 12 Jahre alt sind«, erklärt Deitenbeck. Der Forum Thomanum Leipzig e. V. plant die Eröffnung einer Grundschule für das Schuljahr 2010/2011. Dann wird es auf dem Campus Forum Thomanum einen lückenlosen Bildungsweg von der Kinderkrippe bis zum Abitur geben. Mathias Monrad Moller I N F OR M AT ION E N U N T E R H

forum thomanum Leipzig e.V. Thomaskirchhof 18 04109 Leipzig Telefon 03 41-22 22 42 60 [email protected] www.forum-thomanum.de

FÖRDERKREIS

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om Kalender zur Förderkreis-CD

Ein Beitrag für die Nachwelt

Der Förderkreis Thomanerchor e.V. bedankt sich bei allen Mitgliedern, Sponsoren und Freunden des Thomanerchores Leipzig, die die Arbeit des Förderkreises in den vergangenen Monaten finanziell unterstützt haben: Elfe Anders Günther Baden-Rühlmann Johannes Berchmann Elke BosbachTrog Dr. Joachim Böhm Christa Czech Jens Daniel Friedrich Dickmann Thoralf EgertGottfried Enders Uta Engel Susanne Finken Christoph Flache Flughafen Leipzig Dr. Gertraud und Horst Fuchs Christoph Funke Magda Graul Bettine und Dietrich Hagel Heiko Held Torsten Heyer Wilhelm Hock Hans Georg Holthausen Hermann Höltge Anita Hoß Helga Jäger Sigrid und Walther Klaus Christiane Klünder Dr. Martin Kohlhausen Klaus Kottmeier Dr. Michael Kretzschmar Prof. Dr. Renate Lieckfeldt Katharina und Dr. Klaus Lindner Johannes Löpmann Helga Mauersberger Bringfriede und Andreas Nestler Brigitte Nordt Anneliese und Dr. Heinrich Olschewski Renate Penndorf Dr. Jörg Plester Dr. Dieter Ramin Manfred Rasp Horst Reinicke Angelika Reuter-Leuoth Rotary Club Leipzig-Centrum Dr. Ulrike Schmalfuß Wolfram Schmieder Dr. Elisabeth Schultz Reinhard Silbermann Monika Sommer-Bloch Stadt- und Kreissparkasse Leipzig Michael Steppes Hans-Georg Strauß Otto Tribbensee Karin Warkentin Elke Weihrauch Prof. Dr. Steffen Wilsdorf Petra und Lutz Winter Ulrike und Prof. Dr. Peter Würl Jürgen Heinrich Zieseniss Prof. Dr. Heinz Werner Zimmermann Dr. Jürgen Zimmermann Stefanie und Rolf Zimmermann Der Förderkreis Thomanerchor e. V. begrüßt seine neuen Mitglieder: Jim Ayling Reinhard Christ Andrea und Lutz Cramer Axel Eichhorn Christian Führer Bettina und Thomas Griebenow Kathrin Jänecke Hans Martin Kaiser Christa Kampf Rolf Kattner Friedemann Klenke Dr. Josef M. Krämer Jan Kuilert Prof. Dr. Renate Lieckfeldt Dina Pauline Macdaniel Jan Gerhard Macdaniel Stefan Maciej Sabine Martens Constanze Mauersberger Jaqueline Neumann Dr. Ulrike Schmalfuß Alexandra Skiebe Elke Bossbach-Trog

Georg Friedrich Händel, Joseph Haydn und Felix Mendelssohn Bartholdy stehen im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe – alle drei Musiker sind Jubilare des Jahres 2009.

Nachdem der Förderkreis dank Dr. Heidemarie Paul, Lehrerin für Kunsterziehung an der Thomasschule zu Leipzig über viele Jahre einen Thomaner-Kunstkalender herausgab, wurde vor einiger Zeit der Ruf nach einer Veränderung laut. Der Vorstand diskutierte das pro und contra des Kalenders und beschloss schließlich, eine eigene Förderkreis-CD als neue »Mitgliedsgabe« zu produzieren. In Absprache mit Thomaskantor Georg Christoph Biller wurden daher aktuelle Motettenmitschnitte vor allem zeitgenössischer Komponisten ausgewählt und im Dezember 2006 erschien die erste CD mit dem Titel »Alles was Odem hat«, produziert von der Firma Rondeau Production. Seitdem folgen jährlich weitere Förderkreis-CDs. Zwei Konzerte in der Thomaskirche Leipzig wurden 2007 mitgeschnitten: Die Johannes-Passion von Johannes Weyrauch und das Te Deum von Heinz Werner Zimmermann. Dabei wirkten das Gewandhausorchester und Solisten mit, die einer nichtkommerziellen CD zugestimmt hatten. Die zweite Förderkreis-CD war ein großer Erfolg und ermunterte, weiterzumachen.

Im Jahr 2008 produzierte der Förderkreis ein komplettes Bachfestkonzert »Bach und seine Söhne«, bei dem die Akademie für Alte Musik Berlin den Orchesterpart übernahm. Ein Konzert in der ausverkauften Thomaskirche aufzunehmen, zumal nur eine Haupt- und die Generalprobe zusätzlich aufgezeichnet werden konnten, war ein Wagnis, aber die Qualität spricht für sich. Die CD erfreut sich großer Beliebtheit und ist fast vergriffen. In diesem Jahr widmet sich die Förderkreis-CD den drei großen Jubilaren Joseph Haydn, Georg Friedrich Händel und natürlich Felix Mendelssohn Bartholdy. Von Haydn wurde die Nicolai-Messe, von Händel der 3. Teil des Messias und von Mendelssohn zu den Mendelssohnfesttagen im August 2009 das Te Deum mitgeschnitten. Die CD erscheint im Dezember und ist zum Weihnachtsempfang des Förderkreises erhältlich. Gerade die Aufnahmen für die Jubiläums-CD 2009 waren für alle Beteiligten mit zusätzlichen Proben und damit einem deutlich erhöhten Zeitaufwand verbunden. Daher gilt es

Danke zu sagen an alle, die sie ermöglichten: in erster Linie die Thomaner, die mit Mendelssohns Te Deum gleich zu Schuljahresbeginn bei hochsommerlichen Temperaturen in der Thomaskirche ein enormes Pensum zu bewältigen hatten, das Gewandhausorchester, alle Solistinnen und Solisten, Thomasorganist Ullrich Böhme und natürlich Thomaskantor Georg Christoph Biller. Die Mitglieder des Förderkreises und Freunde des Thomanerchores erhalten alle CDs in der Geschäftsstelle des Förderkreises in der Villa Thomana. Die Tonträger werden nicht verkauft. Eine Spende zur Finanzierung weiterer CD-Aufnahmen ist willkommen. Der Förderkreis leistet damit seinen Beitrag, dass Konzerte und Motetten des Thomanerchores für die Nachwelt erhalten bleiben. Dr. Michael Kampf

I N F OR M AT ION E N U N T E R H

Förderkreis Thomanerchor Leipzig e.V. Hillerstraße 8-10 04109 Leipzig Telefon 03 41-9 83 93 53 [email protected] www.foerderkreis-thomanerchor.de

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ZU GUTER LETZT

IMPRESSUM HERAUSGEBER

FÖRDERKREIS THOMANERCHOR LEIPZIG E.V. FORUM THOMANUM LEIPZIG E.V. STIFTUNG THOMANERCHOR THOMANERCHOR LEIPZIG FÖRDERKREIS THOMANERCHOR LEIPZIG

W E IH N AC HT SEMPFANG IM ALUMNAT

Der Förderkreis des Thomanerchores lädt am Dienstag, 22. Dezember 2009 ab 21:15 Uhr, alle seine Mitglieder zum traditionellen Weihnachtsempfang in den Probensaal des Alumnates ein. An diesem Abend bedankt sich der Förderkreis bei allen Mitgliedern und Freunden des Thomanerchores für die geleistete Unterstützung. Bei einem kalten Buffet und Getränken ist die Gelegenheit, mit der Chorleitung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dem Vorstand des Förderkreises und den Thomanern ins Gespräch zu kommen. Alle Mitglieder des Förderkreises können zuvor den Weihnachtsliederabend in der Thomaskirche besuchen (Beginn 19:30 Uhr) und bevorzugt Karten über den Förderkreis beziehen. 3 2 . K IR C HENTAG I N BRE ME N

»Mensch wo bist Du?« war die Losung des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 20. bis 24. Mai die Stadt Bremen in den Ausnahmezustand versetzte. Der Thomanerchor war indirekt dabei: Mit einem Informations- und Verkaufsstand machte der Chor in der norddeutschen Stadt auf sich aufmerksam. Interessierte konnten sich über den Chor und das Engagement des Förderkreises informieren, CDs mit dem Thomanerchor erwerben und mittels Kirchentagsquiz Konzertkarten zum Weihnachtsliederabend in der Thomaskirche Leipzig gewinnen. Realisiert wurde die Präsenz beim Kirchentag von dem Förderkreis Thomanerchor e.V., Rondeau Production und ehemaligen Thomanern.

Hillerstraße 8-10, 04109 Leipzig Dr. Michael Kampf Vorsitzender des Förderkreises Telefon und Telefax 03 41-9 83 93 53 [email protected] www.foerderkreis-thomanerchor.de Interessenten können dem Förderkreis Thomanerchor Leipzig e.V. beitreten oder die Arbeit des Vereins mit einer Spende unterstützen: Bankverbindung: »Spende für Förderkreis Thomanerchor e.V.« Commerzbank Leipzig: Konto: 115 800 501, BLZ: 860 400 00 Verwendungszweck: Spende FOR UM THOMANUM LEIPZIG

Thomaskirchhof 18, 04109 Leipzig Annette Neuweiler-Hahm Telefon 03 41-22 22 42 60 Telefax 03 41-22 22 42 65 [email protected] www.forum-thomanum.de Interessenten können dem Forum Thomanum Leipzig e.V. beitreten oder die Arbeit des Vereins mit einer Spende unterstützen: Bankverbindung: Sparkasse Leipzig Konto: 100 2012 100, BLZ: 860 555 92 STIFTUNG THOMANERCHOR

Hillerstraße 8, 04109 Leipzig Telefon 03 41-9 84 42 22 Telefax 03 41-9 84 42 43 [email protected] www.stiftung-thomanerchor.de THOMANERCHOR LEIPZIG

Hillerstraße 8, 04109 Leipzig Telefon 03 41-9 84 42-11 Telefax 03 41-9 84 42-41 [email protected] www.thomanerchor.de HERSTELLUNG

Rondeau Production GmbH Katharinenstraße 23, 04109 Leipzig Telefon 0800-7 66 33 28 [0800-RONDEAU] Telefax 0180-3-7 66 33 28 [0180-F-RONDEAU] www.rondeau.de REDAKTION

Dr. Stefan Altner, Teres Feiertag, Patrick Grahl, Frank Hallmann, Sascha Hille, Dr. Michael Kampf, Uta-Maria Thiele, Roland Weise GESTALTUNG

Oberberg · Seyde und Partner: Lurette Seyde, Leila Tabassomi

AU F R U F F Ü R D I E BI BLI OT H EK

Der Thomanerchor kann mit Stolz auf ein umfangreiches historisches Archiv blicken. Im 20. Jahrhundert wurden viele Werke aus dem Bestand des Archivs und der Bibliothek ausgesondert, zum Teil aus politischen Gründen. Bereits seit einigen Jahren ist der Thomanerchor bemüht, seine Altbestände in das Archiv und die Bibliothek zurückzuführen. Viele Bücher und anderes konnte nach einem ersten Aufruf gerettet werden. Erneut richtet der Thomanerchor einen Aufruf an alle Nachnutzer, diese Altbestände an den Thomanerchor zurückzugeben. Das kann auch anonym geschehen. Willkommen ist eine Geschichte rund um die teilweise wertvollen Bestände sowie persönliche Erinnerungen, die dem Archiv zugeführt werden können. Für den postalischen Versand gilt folgende Adresse: Thomanerchor Leipzig z. Hd. Dr. Stefan Altner Hillerstr. 8, 04109 Leipzig.

Redaktionsschluss: 20. Oktober 2009

B i l d n achweis: Gert Mothes S. 1, 5, 6, 8, 11, 22, 24; Roland Weise S. 4, 14, 20–22; Hans Scherhaufer S. 9; Wolfgang Hanke »Die Thomaner«, Union Verlag Berlin 1979 S. 10; Alex Heck S. 10; Helfried Strauß S. 16; Max Reger Institut S. 19; Erhard Franke S. 21; Matthias Knoch S. 22

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