Synthese aus Form und Funktion

April 24, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern.

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w i e e i n H a m b u r g e r D e s i g n - S t u d i o m i t A l i a s S t u d i o To o l s i n n o v a t i v e Designs zur Fertigungsreife bringt

Synthese aus Form und Funktion

© 2005 Carl Hanser Verlag, München

Bei der Gestaltung technischer Produkte tritt das Design häufig in den Hintergrund. Stattdessen begnügt man sich damit, Funktionen nach dem Prinzip ›Form follows function‹ ergonomisch sinnvoll zu gestalten. Aber Benutzer ist nicht gleich Benutzer. Im Rahmen eines Wettbewerbs hat sich das Hamburger Design-Studio Novakonzept darüber Gedanken gemacht, wie die schnurlosen Telefone der Gigaset-Serie von Siemens aussehen müssten, um verschiedene Benutzergruppen gezielt anzusprechen. Zwei ihrer Konzeptstudien haben die Designer mit der Alias-Software StudioTools bereits in marktfähige Produkte umgesetzt.

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KREATIV. Das Gigaset von Siemens gehört zu den meistverkauften schnurlosen Telefonen in Deutschland. Von der Farbe abgesehen, unterschieden sich die einzelnen Modelle bislang vor allem durch ihren Funktionsumfang voneinander. Eine Differenzierung im Hinblick auf die spezifischen Anforderungen unterschiedlicher Benutzergruppen gab es bislang nicht. Doch vielleicht würden die Kunden Geräte bevorzugen, die auf ihre individuellen Neigungen und ihr häusliches Umfeld zugeschnitten sind? Ausgehend von dieser Fragestellung lud die Sie-

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Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Foto Liebreich Medienproduktion

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Das Gigaset für den eher ›technikscheuen‹ Nutzer.

mens AG im Jahr 2003 das Hamburger DesignBüro Novakonzept zusammen mit weiteren Büros dazu ein, verschiedene Design-Studien für schnurlose Telefone der Zukunft zu entwickeln. Es war das erste Großprojekt für das junge DesignBüro. Die Aufgabenstellung bestand darin, eine neue Generation von schnurlosen Telefonen für mehrere Zielgruppen zu konzipieren, z.B. für technikscheue Senioren, spielorientierte junge Leute, weibliche Vieltelefonierer oder technikverliebte Power-User.

Entwurfszeichnung können entweder direkt digital oder als Handzeichnung als Refenrenzebene der Imageplane hinterlegt werden, um komplexe Kurvenverläufe – wie hier der Display- und Tastaturfugenverlauf – auf das 3-DModell zu projizieren, bevor einzelne Details ausmodelliert werden.

Zielgruppengerechte Gestaltung Die verschiedenen Zielgruppen sollten durch eine individuelle Gestaltung der Geräte angesprochen werden. Gemäß dem Design-Verständnis von Novakonzept sollte dies auch funktionale Aspekte einschließen. »Die gleiche Funktion kann je nach Zielgruppe in verschiedenen Geräten unterschiedlich gestaltet sein«, erläutert Designer Björn Bersch, einer der drei Gründer von Novakonzept. Gleichzeitig sollten alle Einzelgeräte anhand gemeinsamer Design-Elemente als Gigasets erkennbar bleiben. Die Hamburger Produkt-Designer entwickelten ein übergreifendes formales Konzept, das den neuen Möglichkeiten der Formgebung Rechnung trägt. 20

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Hybrides Arbeiten in 2D und 3D Die ersten Ideen brachte das Novakonzept-Team noch mit dem Stift aufs Papier, um sich hinsichtlich Vision, Emotion und Atmosphäre frei entfalten zu können – es hätte aber auch ein elektronischer Skizzenblock sein können. »Wir versuchen, die künstlerischen Aspekte des Designs zu betonen und es erst dann in ein 3D-Modell umzusetzen, wenn es ausgereift ist«, erklärt Gwendolyn

ren von organischen Flächen sehr viele Möglichkeiten bietet. Das ist auch beim Sport-Design, einem der Schwerpunkte von Novakonzept, sehr hilfreich, denn dort wird häufig mit organischen Flächen gearbeitet. »Bei der Gestaltung der Telefone bot die Fähigkeit, mit organischen Flächen zu arbeiten, den Vorteil, dass wir eine andere Formensprache wählen konnten«, erzählt Sven Bertsch. Alias StudioTools bietet eine ganze Reihe von hilfreichen Funktionen

Mittels Referenzebenen, die anhand von Flächendurchdringungen Formverläufe sichtbar machen, können auch in sehr kleinteiligen Bereichen organische Flächen exakt kontrolliert werden. Hier z.B. der Bedruckungsbereich auf einer Telefontaste, der bei einer bestimmtem Wölbung einer vorgegebenen Größe entsprechen sollte.

Volk. Wann die Designer den Computer anwerfen, hängt auch von der Art des Projektes und den Präferenzen des Kunden ab. Die Handskizzen wurden als ›Image Planes‹ in StudioTools geladen und als Vorlage für den Aufbau von Kurven und Flächen genutzt, wobei die Designer immer wieder zwischen 2D- und 3D-Modus hinund hersprangen. Die Alias-Software bietet sehr komfortable Möglichkeiten für das hybride Arbeiten, wie Sven Bersch sagt: »Man kann zum Beispiel die Tastaturen erst mal in 2D skizzieren und auf das Flächenmodell projizieren, um verschiedene Varianten auszuprobieren, ehe man die Tasten ausmodelliert.« Sven und Björn Bersch arbeiten schon seit dem Studium mit der Alias-Software, weil sie beim Modellie-

für die Flächenmodellierung und wird kontinuierlich weiterentwikkelt: So kann man im neuen Release 12 Flächen direkt in ein komplexes Kurvengerüst spannen, ohne erst ein Square zu erzeugen und mit der Kontur zu verschneiden. Außerdem lassen sich mehrere Einzelflächen für übergreifende Operationen zu einem Verbund zusammenfassen, der wieder aufgelöst werden kann. »Sensationell ist die Möglichkeit, direkt auf der Fläche zu zeichnen und die Linien dann als Basiskurven zu nutzen«, sagt Sven Bersch. Kontrolle der Flächenqualität Die Designer bei Novakonzept reizen die Flächenfunktionen der Alias-Software voll aus. Die Qualität der erzeugten Flächen lässt sich mit Hilfe so genannter ›Diagnostic Sha-

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Foto: Insa Korth www.cad-cam.de Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern.

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der‹ überprüfen. Sie stellen beispielsweise die Lichtverläufe auf der Oberfläche dar, ohne dass sie dafür gerendert werden muss, so dass man die Modelle interaktiv drehen kann, um die Reflexionskurven aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. »Man kann die Funktionen auch wunderbar für die schnelle Kommunikation mit Marketing oder Management nutzen«, versichert Sven Bersch. »Immer wenn es in den Meetings Verständnisprobleme mit den Drahtmodellen gab, haben wir sie einfach mit Shadern belegt.« Für richtige Präsentationen ließen die Designer auf Basis der AliasDaten Konzeptmodelle aus Hartschaum fräsen und lackieren. Sie nutzten aber auch die leistungsfähigen Rendering-Funktionen der Alias-Software, um verschiedene Texturen und Farben auszuprobieren. »Man kann damit Materialien wie Gummi absolut fotorealistisch darstellen, z.B. indem man sie einscannt und auf das Modell projiziert«, erläutert Björn Bersch. Auch Lichtsitu-

weibliche Zielgruppe konzipierten Studie das neue Gigaset C340/345. Die Design-Ideen sind noch klar erkennbar, wie Sven Bersch versichert, aber die Geräte wurden deutlich größer, um sie mit vorhandenen Bauteilen bestücken zu können. Bei der Umsetzung der Konzeptstudien arbeitete Novakon- Die Funktion des Diagnostic-Shaders ist durch ihre zept sehr eng mit dem Kunden räumliche Darstellung und freie Drehbarkeit im zusammen. Zeitweise gingen die Raum ein sehr gutes Hilfsmittel bei der Klärung von Daten zur Abstimmung mehr- technischen und gestalterischen Belangen. Mit ihrer mals am Tag hin und her. Dabei Hilfe kann man Formverläufe, Bauteileinheiten und hat sich die Kompatibilität von unterschiedliche Funktionen verständlich kommuniAlias zu konstruktionsorientier- zieren. Mit den leistungsfähigen Rendering-Funktioten CAD-Programmen wie Eu- nen der Alias-Software lassen sich die verschiedensclid oder Catia V5 sehr bewährt. ten Materialien fotorealistisch darstellen. Konstruktions- und fertigungsrelevante Vorgaben wie die Entfor- konstrukteure sehr schnell die Quamungsebene wurden in den Studio- lität der Flächen beurteilen. Aber Tools als Referenz hinterlegt, so dass auch für den Abstimmungsprozess die Designer anhand der Funktionen mit den Spezialisten, beispielsweise zur Kontrolle von Flächendurch- für Akustik, Elektronik oder Antendringungen jederzeit prüfen konn- nentechnik, war die 3D-Visualisieten, ob ihre Flächen noch den Ferti- rung sehr hilfreich: »Die Antennengungsvorgaben entsprachen. techniker konnten auf einen Blick Mit Hilfe dieser Technik konnten beurteilen, ab wann es zu Antennensie auch ein besonders kniffeli- interferenzen mit anderen Elemenges Problem lösen: Um sie zu- ten kommt«, erzählt Sven Bersch. verlässig bedrucken zu könIm Zuge der Detaillierung erfuhnen, durfte die Wölbung der ren die ursprünglichen Entwürfe Tasten in einem bestimmten zum Teil starke Veränderungen. Bereich einen Höhenunter- Trotzdem konnten sie dank der schied von wenigen Hundert- hochwertigen 2D-Skizzen und 3Dstelmillimetern nicht über- Flächendaten aus der Konzepthase schreiten: »Wir haben entspre- relativ schnell in machbare Produkte umgesetzt werden. Ohne die StudioDas Novakonzept-Team: Björn Bersch (links), Gwendolyn Volk chende Referenzebenen definiert und mit der Tastaturflä- Tools hätte das wesentlich länger geund Sven Bersch vereinen die Schwerpunkte Industrie-Deche verschnitten. Dann haben dauert. Gwendolyn Volk schätzt, sign und Architektur. Die daraus resultierenden Synergieefwir die Schnittfläche an den dass man durch den Einsatz der mofekte in Verbindung mit der Inspiration aus Film, Kunst, KulKontrollpunkten so lange hin- dernen Software-Tools gegenüber tur und Zukunftsforschung bieten die Möglichkeit einer begezogen, bis sie im grünen Be- der konventionellen Arbeitsweise bis reichsübergreifenden qualitativen Gestaltung. reich lag«, erläutert Sven zu 30 Prozent schneller ist, wobei der ationen lassen sich in der Software Bersch. »Ich kenne keine andere An- Zeitvorteil umso größer ausfällt, je wie in einem wirklichen Fotostudio wendung, mit der man Freiformflä- komplexer das Produkt ist. »Gerade einstellen. chen im Bereich von Zehntel- und die Entwurfsfindung wird durch das Hundertstelmillimetern so genau hybride Arbeiten in 2D und 3D stark Bewährte Technik und effizient kontrollieren kann.« beschleunigt, weil man nicht mehr im neuen Design jeden Lösungsvorschlag ausmodelDa die Konzeptstudien bei den Abstimmungsprozess lieren muss.« unterschiedlichen Zielgruppen auf vereinfacht eine hohe Akzeptanz stießen, ent- In ihren Design-Besprechungen Michael Wendenburg schloss sich Siemens, einige Vor- greifen die Industrie-Designer imschläge schon früher als ursprüng- mer wieder auf den Diagnostic Shalich geplant noch mit der vorhande- der zurück, um ihre Modelle zu vernen Technik umzusetzen. So wurde anschaulichen. Anhand der Reflewww.alias.com www.Novakonzept.com aus einer ursprünglich für eine rein xionslinien können die Werkzeug-

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