Seefracht am Puls

February 23, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Ausgabe 2/2011

WLP Würth Logistics Praxisreportage

Warum „Vor-Ort-Sein“ für runde Prozesse manchmal doch wichtig ist und welche Rolle dabei Partnerschaft spielen kann. Als wir vor zwei Jahren mit Ulrich Sobottka über die Optimierungspotenziale beim Import aus Fernost sprachen, erzählte er von seinem Traum „irgendwo am Meer zu arbeiten. Am liebsten in Amerika.“ Wenn der stille Seefrachtexperte heute in seinem Büro das Fenster aufmacht, hört er, wie Wellen sanft an die Hafenmole schlagen. Statt einer Skyline sieht er jedoch ein Lagerhaus aus Backstein und wenn er hungrig wird, gibt’s gebratene Stinte um die Ecke im „Hafen Casino“. Seit 1. Januar arbeitet Sobottka in Bremen und leitet hier das neu installierte Team von Würth Logistics. Und was haben die Kunden davon, Uli? Die Antwort kommt wie aus der Pistole: „Maximale Zuverlässigkeit bei der Abwicklung von Import-Containern!“ Und außerdem sei jetzt der Service der Logistikoptimierer aus der Schweiz auch für Kunden aus Norddeutschland ganz nah.

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Seit 2005 optimieren und betreiben die Experten von Würth Logistics für verschiedene Kunden in und außerhalb der Würth-Gruppe die Beschaffungsströme aus Fernost per Seefracht. Die Churer managen heute etwa 1/5 des Container-Aufkommens in der Gruppe. Das Konzept: war früher der Lieferant für den Transport bis nach Europa verantwortlich, planen und organisieren die Fachleute von Würth Logistics das seither ab Hafen Fernost. Der Nutzen dieser Umstellung war und ist beachtlich: Halbierung der Laufzeit bei 16% Kostenersparnis. Zudem konnten die ganzen Abläufe rund um den Transport gut in die internen Beschaffungsprozesse integriert werden. Das minimiert den Verwaltungsaufwand weiter. Die operativen Leistungen kaufen die Churer bei Speditionspartnern zu. „Das klappt auch im Großen und Ganzen sehr gut“, sagt Sobottka. Nur an einem Punkt der Transportkette, da war der SeefrachtFachmann mit der Qualität nicht so ganz zufrieden: Bei der Abwicklung im europäischen Hafen.

Servicequalität im Fokus „Die Servicequalität bei der Nachlaufabfertigung der Importcontainer hatten wir schon seit einiger Zeit im Fokus“, führt Sobottka aus. „Unsere bisherigen Hauptdienstleister haben die Performance nicht mit der Konstanz gebracht, die wir unseren Kunden bieten möchten!“ Es habe alles etwas zu lange dauert, die Abläufe seien nicht wirklich flexibel gehandhabt worden. „Wollten wir in Chur z.B. wissen, wo sich die Sendung aus einem bestimmten Container gerade befindet, haben wir oft auf die Antwort unakzeptabel lange warten müssen. Wenn überhaupt eine möglich war.“ Doch genau solche schnellen Informationen sind für eine hoch getaktete Einkaufsorgani­sation wie die der Würth-Gruppe extrem wichtig. Wer den Lagereingang gut planen will, braucht diese Meldungen schnell und korrekt. „Wir haben erkannt, dass die Mitarbeiter am Hafen offensichtlich mehr Wissen über den Gesamtprozess des Kunden brauchen. Und es ist hier von entscheidendem Vorteil, dass man auch die an den verschiedenen Stellen beteiligten Personen persönlich kennt.“ Da habe ihr System offensichtlich eine Grenze erreicht. Jedenfalls galt es, hier rasch zu einer guten Lösung zu kommen. „Mit unserem Schritt nach Bremen haben wir das geschafft.“

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Würth Logistics in Bremen: Maike Harting kümmert sich um den FCL Import; Guido Wien hat die Administration und Abrechnung in Griff. Gearbeitet wird in den Räumen und in enger Zusammenarbeit mit Züst & Bachmeier (Bremen). Das dreiköpfige Team von Würth Logis­ tics Bremen kümmert sich vor allem um die Abfertigung und den Nachlauf von Importcontainern. Das beginnt bei der Freistellung im Hafen und reicht bis zur Disposition der Auslieferung an die zahlreichen Kunden in Deutschland und Europa. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Verzollung. Etwa 30 Sendungen wickelt das Team in Bremen pro Woche ab.

Leidenschaft für das Komplizierte

Züst & Bachmeier Traditionsreicher Partner Die Anfänge des neuen Würth Logistics Partners gehen auf das Jahr 1911 zurück, als Giovanni Züst mit seinem Partner Bachmeier die gleichnamige Firma gründete. Im Verlauf der wechselhaften Firmengeschichte übernahm in den frühen achtziger Jahren ein schwedischer Konzern das Unternehmen. 1993 gab dieser das Geschäftsfeld Logistik wieder auf. Diese Gelegenheit nutzte Matthias Abend, der jetzige geschäftsführende

Uli Sobottka stammt aus Cottbus und ist Spediteur mit Herz und Seele. Sein Metier hat der große blonde Mann von der Pike auf gelernt. „Das war bei Schenker Deutschland.“ Er entdeckte seine Leidenschaft für die komplizierten Fälle des Gütertransportes. Das brachte ihn zur See- und Luftfracht. Es folgten ein paar Jahre in verschiedenen Stationen in Deutschland und im Ausland. Nach der Jahrtausendwende verspürte er wieder den Ruf der Welt. Sein Traum: „Irgendwo ans Meer. Amerika am liebsten.“ 2001 lernte er Manuel Knöpfli, Managing Direc­ tor der Würth Logistics, kennen. Und so wurde es Anfang 2003 Chur: Berge statt Meer. Das neue Büro in Bremen betreibt Würth Logistics in Partnerschaft mit der Firma Züst & Bachmeier, ein Unternehmen mit 22 Mitarbeitern in Bremen und einer kleinen Außenstelle in Teningen nahe Freiburg.

Uli Sobottka leitet das Team in Bremen. Er ist Spediteur von der Pike auf.

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Die Kooperation mit Züst & Bachmeier: Wenn zwei Spezialisten ihre Kräfte vernünftig bündeln, profitiert der Kunde: • Mehr Flexibilität: Die Z&B-Spezialisten haben die Abfertigung im Hafen und den Nachlauf im Griff. Dadurch gewinnen wir für unsere Kunden mehr Freiheit in der Wahl des Partners für den Hauptlauf, wir können schneller auf den jeweiligen Bestbieter wechseln. Bremerhaven: In 1 1/2 Jahren wird hier der neue Tiefwasserhafen in Betrieb gehen.

Gesellschafter, und erwarb das Traditionsunternehmen. Nach langjährigen Erfahrungen in leitenden Positionen der Logistikbranche wollte er nun seine Ideen von Kundenorientierung, Spezialisierung und Qualität im eigenen Unternehmen realisieren. Heute versteht sich Züst als weltweiter spezialisierter Dienstleister für Planung, Entwicklung und Durchführung kundenspezifischer Transport- und Logistikprozesse. Die Büro-Partnerschaft sieht Sobottka sehr pragmatisch „Diese Lösung hat uns viel Zeit gespart, die ganze Infrastruktur selbst aufzubauen. Wir haben uns quasi in ein gemachtes Nest gesetzt.“ Die drei ersten Mitarbeiter hat sich Würth Logis­ tics von Züst und Bachmeier ausgeliehen. Und gearbeitet wird auch im Büro des Partners. „Unser Know-how und das von Züst ergänzen sich perfekt. Während wir vor allem Importcontainer bearbeiten und hier viel Erfahrung mitbringen steuern die Leute von Züst & Bachmeier vor allem Exporte. Das eröffnet neue Perspektiven.“

Von der Idee zum Business-Plan Begonnen hat alles im April 2010 mit einem Zufall. Die Arbeit zwischen Würth Logistics und der Bremer Spedition beschränkte sich zu diesem Zeitpunkt auf einzelne Geschäfte. Nichts Großes. Mehr durch Zufall traf sich Sobottka mit Züst Chef Matthias Abend in Zürich. Man besprach Operatives und beim anschlie-

ßenden Abendessen erzählte der Kollege aus dem hohen Norden von seinen Zukunftsplänen. Die beiden Spediteure plauderten über dies und das. Unter vielem anderem auch darüber, welch interessanten Perspektiven eine Partnerschaft bieten würde … die Idee wurde damals zur Kenntnis genommen. Anfang Sommer – Ende Juni oder Anfang Juli – trafen sich Sobottka und Abend zu einem zweiten Gespräch. Die Qualitäts-Probleme bei der Abwicklung der Importcontainer an den Nordhäfen waren damals ein großes Thema. Sobottka dachte permanent über verschiedenste Lösungen nach. Er war sich sicher: selbst vor Ort zu sein, würde diese Probleme ein für alle Mal beseitigen. Und eine Partnerschaft mit einem gut passenden Spediteur vor Ort wäre der schnellste Weg, dies zu erreichen. Manuel Knöpfli, Managing Director der Würth Logistics, hatte Sobottka bereits den Auftrag gegeben, diese Option noch weiter zu vertiefen. Über den Sommer arbeiteten Sobottka und Abend den Businessplan aus. Im Oktober 2010 wurde dieser Plan Michel Kern vorgestellt. Das schlüssige Konzept wurde vom CEO der Würth International für gutgeheißen: Grünes Licht für Würth Logistics Bremen. „Tja, und jetzt ging für unser Team die eigentliche Arbeit so richtig los. Unser Advent war im letzten Jahr von ganz viel Administrativem und Rechtlichem bestimmt. Die Kolleginnen und Kollegen in Chur klemmten sich da gemeinsam mit mir voll rein“, erklärt Sobottka. Der Ein-

• Mehr Transparenz: Unser neues Team in Bremen sorgt für schnelle und transparente Abwicklung der Container. Kunden wissen jederzeit, was läuft und können so die weiteren Prozesse in Lager und Produktion gut planen. • Mehr Einkaufskraft: In Zukunft kaufen Z&B und wir das Frachtvolumen gemeinsam ein. Mehr Menge bedeutet bessere Preise. Gemeinsame Abwicklung bringt Synergien und reduziert die Kosten. • Individuellere Prozesse: Die Fachleute von Z&B kennen die Feinheiten der Nordhäfen. Wir kennen die Details der weiteren Logistikprozesse bei unseren Kunden. Zusammen ergibt das einen Seefracht-Service, der optimal auf die Anforderungen des jeweiligen Kunden eingehen kann. Detaillierte Informationen erwünscht? Uli Sobottka freut sich auf Ihre Nachricht: +49 421 380 20 770 [email protected]

satz hat sich gelohnt: mit 1. Januar 2011 nahm das Würth Logistics Büro in Bremen wie geplant seinen Betrieb auf.

Bremen: Standort mit Zukunft Viele Import-Container wickelt Würth Logistics über den Hafen Hamburg ab. Das neue Büro ist in Bremen. Ist das nicht

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unpraktisch? Nein, sagt Sobottka und erkärt: „Wichtig ist, dass Würth Logistics mit dem Büro nahe am Geschehen liegt. Auch die Abläufe in Hamburg lassen sich über unser neues Büro gut steuern. Und unter uns gesagt: Hamburg ist einfach zu teuer. Wir sind ja ein äußerst kostenbewusstes Unternehmen.“ Ausserdem liefe heute ein guter Teil der Import-Sendungen via Bremerhaven. Für die Zukunft prophezeit Sobottka sowieso massive Änderungen: die alte Aufteilung, dass Hamburg eher für Fernost, Bremen eher für den Schiffsverkehr mit Nordamerika zuständig sei, die löse sich auf. Einige Reeder konzentrieren ihre Fernostverkehre schon seit Längerem auch auf Bremerhaven. Die Verzögerung der geplanten Elbvertiefung nach Hamburg könne sich auf lange Sicht ebenfalls positiv für Bremerhaven auswirken. „Und in Wilhelmshaven, ganz in unserer Nähe, soll Ende 2012 Anfang 2013 der neue ­Tiefwasserhafen Wilhelmshaven in Betrieb gehen.“

Positive erste Bilanz Und wie sehen das die Kunden von Würth Logistics? „Positiv!“ gibt sich Sobottka sehr selbstbewusst. Schon die Ankündigung habe bei den Ansprechpartnern auf Kundenseite für wohlwollendes Gemur-

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mel gesorgt. Offensichtlich habe man sich von diesem Schritt direkt an den Ort des Geschehens doch eine merkliche Verbesserung der Servicedetails rund um die Abwicklung im Hafen erwartet. Eine Erwartung, die das neue Würth Logistics Team in Bremen offensichtlich auch erfüllen konnte. „Anfang April trafen sich die etwa 20 Einkaufsleiter der mit der Würth-Gruppe verbundenen Unternehmen in Chur. Ein guter Teil davon nutzt unseren Import-Service. Deren Fazit – unser Service sei nun durchgängig tiptop. So, wie es eben sein muss.“ Tobias Haas leitet bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG in Künzelsau den Bereich Import. Seit 2006 wickelt er einen Großteil der Sendungen über die Churer Logistikoptimierer ab. Zuletzt mehr als 500 Container pro Jahr. „Das schlagende Argument damals war der Preisvorteil. Und dieses Versprechen haben die Schweizer Kollegen eingehalten“, erklärt der Import Manager. Nervig sei allerdings der sehr spärliche Informationsfluss aus dem neuen Transport-Netzwerk gewesen. Das habe man in mehreren Besprechungen auch sehr deutlich adressiert, der Schritt nach Bremen und die Partnerschaft mit Z&B habe den Service merklich verbessert. „Heute kriegen wir z. B. schon 14 Tage vor Ankunft des Schiffes ein Avis und können damit alles weitere gut planen. Das ist neu und wirklich optimal.“ Mit seinem kleinen Team in Bremen ist Sobottka sehr zufrieden. „Meine drei neuen Kolleginnen und Kollegen sind sehr engagiert und äußerst interessiert. Vor allem aber lernen sie schnell. Und das müssen sie auch, denn von unserer Schweizer Präzision aus Chur, sind wir hier in Bremen schon noch ein klein wenig entfernt.“

Der Import von LCL Containern und Consols läuft durch die Hände von Marc Schulz.

Geduld war noch nie die Stärke von Sobottka. Ob das die Gene eines VollblutSpediteurs sind? Wie dem auch sei. Fragt man Sobottka, was ihm in Bremen noch nicht so ganz passt, hört man: „Es geht alles noch nicht so schnell, wie ich es erwartet hatte.“ Mit den ersten Abrechnungen von Würth Logistics Bremen gab es kleinere Probleme. „Bei Würth Logistics gehen wir sehr individuell auf die Wünsche unserer Auftraggeber ein. So

Würth Logistics AG, Aspermontstrasse 1, Postfach, CH-7004 Chur T +41 (0)81 558 38 00, F +41 (0)81 558 10 00 [email protected], www.wurth-logistics.com

Ein Vor-Ort-Vorteil: Wenn es der rasche Abwicklung dient, klettern die Bremer Würth Logistics Fachleute auch in Container. gestalten wir auch die Fakturierung unserer Leistungen in hohem Maße nach den Wünschen der jeweiligen Kunden. Das waren unsere Mitarbeiter in Bremen noch nicht so gewöhnt. Mittlerweile gibt es da aber keine Unterschiede mehr zu unserem Mutterhaus in den Bergen.“ Der Start in Bremen ist für die Churer Logistikoptimierer nur ein erster Schritt. Für die weitere Zukunft hat Sobottka noch vieles vor: „Geht es im Moment noch darum, unseren Service hier auf gewohntem Standard zu etablieren und zu sichern, werden wir bald auch mit dem aktiven Verkauf beginnen. Denn unsere neutrale Perspektive, unsere Einkaufskraft, unsere sehr offenen Informationssysteme und das geballte Know-how unserer Leute - das bringt auch den Verladern hier in Norddeutschland massive Vorteile.“ Und so wird auch das Team von Würth Logistics Bremen schnell wachsen. Derzeit sucht Sobottka einen Zolldeklaranten, bis Sommer sollen an der Nordsee fünf Kollegen die Schweizer Qualitätsfahne hoch halten. Fotos auf Titel und Seite 3: bremenports GmbH & Co. KG; Alle anderen: Thomas W. Salzmann

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