Schmiede-Konferenz - EWR Consulting GmbH

May 2, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Share Embed


Short Description

Download Schmiede-Konferenz - EWR Consulting GmbH...

Description

Vorstand Zweigbüro

Michael Peter Bach Gassmann

Jens Mütze

Brigitte Döth

Andrea Dirk Rothkegel Schumann

Dieter Scholz

Inger Korflür

Gritt Eggerichs

Martin Brussig

Nicola Hirsch

Karl-Josef Michael Laumann Scheffler

Dokumentation

S c hmiede - Konferenz 11. und 12. Juni 2013, Hagen

25 1

Impressum

Herausgeber:

Berthold Huber, Detlef Wetzel, Bertin Eichler

Beauftragte der Herausgeber:

Hannelore Elze, unter Mitarbeit von Petra Seibert Düsseldorf, im September 2013

Redaktion und Fotos:

Detlef Ullenboom, Bochum

Gestaltung:

Manfred Baierl, GAMB Cross-Media-Design, Frankfurt am Main

Druck:

Setzkasten GmbH, Düsseldorf

Kontakt:

IG Metall Vorstand Zweigbüro Roßstraße 94 40476 Düsseldorf Telefon: 0211 - 96503-100 Fax: 0211 - 9047360 eMail: [email protected] Internet: http://zweigbuero.igmetall.de

2

25. Konferenz der deutschen Schmiedeindustrie

Inhalt

Begrüßung und Einleitung in die Konferenz (Michael Bach, Gewerkschaftssekretär IG Metall Vorstand, Ressort Betriebs- und Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf)

4

Alles begann mit einer Idee (Peter Gassmann, ehem. Abt. Automation und Technologie, IG Metall Vorstand)

5

Grußwort (Jens Mütze, 1. Bevollm. IG Metall Verwaltungsstelle Hagen)

11

Branchendaten und Entwicklungstrends (Brigitte Döth, Sachbearbeiterin IG Metall Vorstand, Ressort Branchenpolitik / Handwerk, Frankfurt)

13

Die Nutzfahrzeugindustrie – eine innovative Branche im Schatten der PKW-Hersteller (Andrea Rothkegel, EWR Consulting GmbH, Frankfurt)

16

„Alleskönner Tarifvertrag“? Was kann er in einer sich wandelnden Arbeitswelt wirklich leisten? (Dirk Schumann, Ressortleiter im FB Tarifpolitik, IG Metall Vorstand)

19

Arbeitshetze, Burnout, Rente. So beurteilen Beschäftigte ihre Lage (Dieter Scholz, kommis. Geschäftführer DGB-Index Gute Arbeit GmbH, Berlin)

27

Zukunftswerkstatt: „25 Jahre Schmiede-Konferenz – Weiter so?!“ (Inger Korflür, Sustain Consult GmbH, Dortmund)

32

Podiumsdiskussion „Gute Arbeit – gut in Rente?“ Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit Moderation: Grit Eggerichs (Autorin und Moderatorin, Köln) TeilnehmerInnen: Dr. Martin Brussig (Leiter Forschungsabteilung Arbeitsmarkt, Integration, Mobilität, IAQ an der Uni Duisburg-Essen) Dr. Nicola Hirsch (Arbeitsdirektorin ArcelorMittal Ruhrort GmbH) Karl-Josef Laumann (CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag NRW) Michael Scheffler (SPD, Mitglied des Landtags NRW)

35

Schlusswort (Michael Bach, Gewerkschaftssekretär IG Metall Vorstand, Ressort Betriebs- und Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf)

45

Kurzvorstellung Kleinplenen I und II

46

Anhang: Tagesordnung, Statistische Daten, Organisationsgrad, Betriebsgrößen, Verzeichnis der TeilnehmerInnen, Übersicht Zweigbüroteam

48

3

Begrüßung und Einführung in die Tagung

Michael Bach

daran arbeiten, dass diese Kultur des Austauschs erhalten bleibt und fortgeführt wird. Ich selbst bin erst zum fünften Mal an der Organisation dieser Tagung beteiligt und kann daher nicht ihre gesamte Entwicklung im vergangenen Vierteljahrhundert darstellen. Für einen fundierten Rückblick haben wir einen der Initiatoren der Branchenarbeit gewinnen können: Peter Gassmann.

Michael Bach, Gewerkschaftssekretär

IG Metall Vorstand, Ressort Betriebs- und Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf

Liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich willkommen in Hagen! In diesem Jahr feiern wir ein kleines Jubiläum: 25 Jahre Schmiedekonferenz. In all diesen Jahren sind uns die Themen nicht ausgegangen. Auch wenn sich die Welt umfassend gewandelt hat: die Probleme haben sich nicht verringert. Viele branchenpolitische Initiativen hatten auf dieser Konferenz ihren Ursprung. Wir danken heute unseren zahlreichen Unterstützern, ohne die die Arbeit nicht vorangegangen wäre. Ich nenne hier stellvertretend Udo Blum, Klaus Dieckhoff, Peter Maurer, Karl-Heinz Weimar… Aber das sind längst nicht alle. Regelmäßig waren auch Vorstandsmitglieder der IG Metall Gäste dieser Konferenz. Einer hat uns besonders oft besucht und ist auch heute wieder hier: Erwin Vitt. Erwin, vielen Dank für Dein Kommen. Lasst uns weiterhin

4

Vor Peters Beitrag aber noch einen kurzen Ausblick auf die übrigen Themen für heute. Vielen Schmieden geht es im Moment schlecht, Kurz- und Leiharbeit sind allgegenwärtig. Brigitte Döth wird uns dazu genauere Daten liefern. Anschließend blicken wir intensiv auf die Abnehmerbranche „Nutzfahrzeugindustrie“: Andrea Rothkegel von EWR Consult erläutert, ob diese Branche uns Hoffnung machen kann. In diesem Jahr haben wir zwei Tarifrunden hinter uns; beide waren auf Entgelterhöhungen fokussiert – dabei sind dann wichtige Fragen offen geblieben. Wie geht es weiter mit der Altersteilzeit? Oder: was machen wir mit den betrieblichen Öffnungsklauseln? Aber auch Leiharbeit, Werkverträge etc. sind problematisch. Viele drängende Probleme wurden vertagt. Viele Kolleginnen und Kollegen hoffen, dass es der Tarifvertrag schon irgendwie richten wird. Aber: geht das eigentlich? Wir haben zu dieser Frage Dirk Schumann, Ressortleiter beim Vorstand der IG Metall, Funktionsbereich Tarifpolitik, eingeladen. Er koordiniert die Tarifpolitik bundesweit – wenn uns also jemand Auskunft geben kann, dann ist es Dirk. Schließlich haben wir nochmals das Motto „Gute Arbeit, gut in Rente“ der IG Metall aufgegriffen, das – im Jahr der Bundestagswahl –

Peter Gassmann

an die Sozialpolitik der vergangenen Jahre erinnern soll. In Zeiten, in denen Schichtarbeit, Wochenendarbeit etc. immer weiter ausgedehnt werden, in denen Hetze und Burnout in einem engen Zusammenhang stehen und in der das Rentenniveau immer weiter sinkt,

wollen wir fragen: „Was bedeutet ‚gute Arbeit’ für uns“? Das Berliner Unternehmen „DGB-Index Gute Arbeit“ hat dazu Beschäftigte befragt. Die Ergebnisse wird uns nachher Dieter Scholz vorstellen. Aber nun, lieber Peter, hast Du das Wort. 

Alles begann mit einer Idee rede, denn ich möchte keine falschen Hoffnungen bezüglich der betrieblichen Durchsetzung verbreiten.

Peter Gassmann, ehem. IG Metall Vorstand, Abt. Automation und Technologie

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Gäste, die Abteilung, der ich beim Vorstand der IG Metall angehörte, nannte sich „Automation und Technologie“. Den Begriff „Rationalisierung“ haben wir nie in der Abteilungsbezeichnung geführt, denn Rationalisierung markiert die dunkle Seite der Gestaltung. Arbeit und Technik sind zwar grundsätzlich für eine Gestaltung zugänglich, aber in einer profitorientierten Wirtschaft lassen sich humane Gestaltungsvorschläge in der Regel nur betrieblich durchsetzen, wenn sie einen Beitrag zur Effizienz oder Kostensenkung leisten. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn ich nachher von „Gestaltung“

Natürlich stand vor dem Start der jährlichen Branchentagungen für die Schmiede-Industrie eine Idee – und ich könnte es ganz knapp halten: Sie wurde maßgeblich von mir geprägt und danach auch in die Tat umgesetzt. Aber wichtiger ist, warum es zu dieser Idee kam – und hierfür muss ich etwas weiter ausholen. Es begann damit, dass ein Metaller der Vorstandsverwaltung in den Bundestag gewählt wurde und 1974 das Amt des Bundesministers für Forschung und Technologie übertragen bekam: Hans Matthöfer. Durch seine Tätigkeit in der IG Metall war ihm bekannt, dass menschliche Arbeitskraft nicht nur unter den Bedingungen kapitalistischer Ausbeutung verschlissen wird, sondern dass es eine Vielzahl prozessimmanenter Faktoren gibt, die in einzelnen Branchen die Gesundheit, die Physis und die Psyche beeinflussen und sogar schädigen können. Viele dieser Faktoren waren und sind nicht gottgewollt, sondern von Menschen geschaffen und daher auch für eine Veränderung zugänglich. Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Stahl lässt sich nur im flüssigen Zustand vergießen, dies ist physikalisch so wenig zu vermeiden, wie die dabei notwendige Hitze, die entstehenden Dämpfe und Gase. Wie aber diese gegebenen Bedingun-

5

Alles begann mit einer Idee

gen auf die Menschen in den entsprechenden Arbeitsabläufen einwirken, dies ist zu beeinflussen. Oder anders ausgedrückt: Arbeitsbedingungen, Organisation und Technik sind gestaltbar – auch an Arbeitsplätzen mit hohen prozessbedingten Belastungen. Matthöfer fand in dem von ihm übernommenen Ministerium einen Innovationsbegriff vor, der unterstellte, mit fortschreitender Automatisierung löse sich das Problem der Arbeitsbelastungen quasi automatisch. Die Fragen der arbeitsbezogenen Prozessgestaltung wurden zwar nicht ausblendet, nach Matthöfers Meinung aber in den laufenden Forschungsschwerpunkten völlig unterbelichtet behandelt. Insbesondere, weil 1974 das Forschungsministerium seine Schwerpunkte eher in die Entwicklung der Kern-

energie und weniger in betriebsnahen Forschungsthemen sah. Übrigens, nur am Rande bemerkt: Automation und Technik wurden damals von „politikfesten Metallern“ nicht als ein Handlungsfeld für gewerkschaftlicher Akteure gesehen – möglicherweise ein Grund, warum wir damals von einigen als die „Isotopenabteilung“ der IG Metall bezeichnet wurden. Hans Matthöfer setzte jedenfalls gegen den Widerstand in seinem Ministerium, aber auch gegen nicht unerhebliche Teile der Bundestagsabgeordneten, ein Programm durch, dem er den Titel „Humanisierung des Arbeitslebens“ (HdA) gab. Dieses Programm sollte zur Verbesserung der Arbeitsinhalte, der Arbeitsbeziehungen und dem Abbau belastender und gesundheitsgefährdender Arbeitssituationen dienen.

Die „Väter“ der Schmiedetagung: Peter Gassmann, Erwin Vitt und Udo Blum

6

Peter Gassmann

Wie der Titel es schon ausdrückte: Es bezog sich nicht nur auf den Arbeitsplatz, sondern auch auf die Lebenssituation der Beschäftigten und war damit auf – wie wir heute sagen – „nachhaltige“ Veränderungen orientiert. Ein besonderes Merkmal dieses Programms war es, dass der Betriebsrat in die Beantragung der Forschungsmittel einzubeziehen war. Er musste seine Beteiligung durch eine Stellungnahme gegenüber den mittelbewilligenden Gremien bestätigen. Obwohl die Ministerialbeamten die BR-Stellungnahme von Anfang an als juristisch nicht haltbar ansahen, gab es, zumindest in den Anfangsjahren, keine Projektbewilligung für einen Betrieb ohne eine positive Stellungnahme des zuständigen Betriebsrates. Für eine Aufhebung dieser Antragbedingung setzte sich insbesondere der CDU-Abgeordnete Dietrich Austermann ein. In der Spätphase des Programms setzte er sich schließlich durch, d.h. es wurden auch Betriebe in das Programm einbezogen, in denen es keinen Betriebsrat gab. Das HdA-Programm selbst startete mit Branchenschwerpunkten. Für den Bereich der IG Metall waren es:  die Stahl-, die Gießerei- und die Schmie-

de-Industrie, sowie die Serienmontagen in der Hausgeräte-, der Auto- und in den Zulieferindustrien. Die Schmiede-Industrie bekam sogar einen eigenen Gutachterkreis für die Beurteilung der eingereichten Projekte. In diesen Gutachterkreis delegierte die IG Metall den Kollege Hans Jäger. Die anderen Gutachter kamen aus dem Bereich der Wissenschaft und dem Arbeitgeberlager. Nach der Pensionierung von Hans Jäger wurde ich dann sein Nachfolger.

Das HdA-Programm orientierte auf humane und gleichzeitig auch wirtschaftliche Veränderungen in den Betrieben. Trotzdem gab es anfänglich sowohl im Lager der Arbeitgeber als auch in den Gewerkschaften erhebliche Vorbehalte gegen das Programm. Die einen befürchteten „die Einführung des Sozialismus über die Hintertür“, die anderen betriebsegoistische Co-Management-Aktivitäten der Betriebsräte – sozusagen eine Vorstufe des Klassenverrats. Zumindest das mit dem Sozialismus kann man heute als nicht eingetreten ansehen. Matthöfer kannte die Diskussionsstände in seiner Gewerkschaft, möglicherweise ließ er deshalb der IG Metall die Finanzierung von fünf Projekten bewilligen:  ein mit 12 Stellen ausgestattetes HdA-Ge-

staltungsprojekt,  ein mit 4 Stellen ausgestattetes HdA-Qualifizierungsprojekt,  ein mit 2,5 Stellen ausgestattetes Projekt „Forum technischer Wandel“,  sowie zwei Innovationsstellen in Hamburg und Berlin mit zusammen 7 Stellen. Dieser massive Personaleinsatz und vor allem das Wirken der in den Projekten eingesetzten Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben – zu denen übrigens auch der gleich noch vortragende Kollege Dieter Scholz gehörte – veränderte die gewerkschaftsinterne Diskussion so sehr, dass der Vorstand eine bundesweite Mitgliederbefragung zu Themen der Veränderungen in der Arbeitswelt beschloss, deren Ergebnisse auf dem Gewerkschaftstag 1986 in ein Aktionsprogramm „Arbeit und Technik – Der Mensch muss bleiben“ mündeten. Wer mehr zu den IG-Metall-HdA-Projekten wissen möchte, der sollte den hier anwesenden Kollegen Udo Blum ansprechen, er war damals an der Beantragung dieser Projekte beteiligt.

7

Alles begann mit einer Idee

Aber kommen wir zurück zur Schmiede-Industrie. Einen Schwerpunkt der HdA-Förderung im Schmiedebereich bildete der Kreis Plettenberg / Werdohl, in dem damals mehr als 20 Schmieden angesiedelt waren. Gegenstände der Projekte waren körperlich hochbelastete Produktionsarbeitsplätze, die Arbeit in Flux-Kabinen und die Qualifizierung an- und ungelernter Arbeiter für Tätigkeiten, die einen Arbeitsplatz- und damit auch einen Belastungswechsel ermöglichten. Allerdings stellte sich damals die Frage: Wie können wir, d.h. die IG Metall, die in HdAProjekten gefundenen Erkenntnisse aus den Pilotprojekten in die Fläche der Branche tragen – und welche Teilnehmerkreise sollen wir dazu ansprechen? Ich schlug damals vor, Branchentagungen durchzuführen und den Erfahrungsaustausch nicht nur auf Betriebsräte zu beschränken, sondern beteiligte Wissenschaftler und die „gestaltend“ tätigenden Vertreter der Arbeitgeberseite, sowie Betriebsberater, egal ob gewerkschaftsnah oder nicht, mit einzubeziehen. Viele Freunde fand dieser Vorschlag zunächst nicht. Hauptgegenargument war: Damit ginge der gewerkschaftliche Charakter einer Branchentagung verloren. Oder, etwas differenzierter ausgedrückt: Der Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit könne mit solch einem Teilnehmerkreis nicht nachdrücklich genug hervorgehoben werden. Allerdings mussten meine Kritiker eingestehen, dass auf der betrieblichen Ebene keine Veränderung ohne die Beteiligung der

Heute zeigt sich, dass es gerade die Kontinuität der Tagungen ist, die ihre Qualität ausmachen.

8

Arbeitgeber und in vielen Fällen auch nicht ohne externe Experten gelingen kann – insbesondere nicht in einer Branche, die von Klein- und Mittelbetrieben geprägt ist. Es blieb deshalb bei dem von mir vorgeschlagenen Teilnehmerkreis – und ich entnehme der heutigen Tagesordnung, dass sich daran bisher nichts geändert hat. Auftaktveranstaltung war eine erste bundesweite Branchentagung der Schmiede-Industrie im Schützenhaus des Stadt Werdohl, an der ca. 100 Betriebsräte, einige Wissenschaftler, Vertreter des Schmiedeverbandes und auch mehrere Arbeitgebervertreter teilnahmen. Über die damalige Tagesordnung kann ich nur noch wenig sagen – die These, dass mit zunehmendem Lebensalter das Langzeitgedächtnis präsenter ist als das Kurzzeitgedächtnis kann ich für mich leider nicht bestätigen. Wahrscheinlich bezogen sich die damaligen Tagungsgegenstände auf die Betriebsprojekte aus Plettenberg und auf ein HdA-gefördertes „Innovationsprojekt“ des Schmiedeverbandes, dessen Zielsetzung die arbeitgeberseitige Verbreitung des HdA-Wissens in der Branche war. Die Frage nach einer Wiederholung der bundesweiten Schmiede-Tagung wurde von den damaligen Teilnehmern mehrheitlich unterstützt, um nicht zu sagen: „gefordert“. Heute zeigt sich, dass es gerade die Kontinuität der Tagungen ist, die ihre Qualität ausmachen. Folgt man Eurer Zählweise, dann hat diese erste Tagung im Laufe des Jahres 1988, d.h. ein Jahr vor dem Ende des HdA-Programms, stattgefunden. Die Nachfolger von Hans Matthöfer, auch die sozialdemokratischen, hatten mit dem HdAProgramm – um es salopp auszudrücken – „wenig am Hut“. Zuerst wurde es finanziell ausgedünnt und 1989 in ein Programm „Arbeit und Technik“ überführt, das nur noch

Peter Gassmann

wenige der beteiligungsorientierten Zielsetzungen des HdA-Programms übernahm. Ich spreche hier nicht von der Semantik der Programmbeschreibung, die dem HdA-Programm ähnelte, sondern von dessen praktischer Umsetzung. Die Branchenschwerpunkte „Stahl-, Gießerei- und Schmiede-Industrie“ wurden eingestellt. Begründung: Dort gebe es nichts mehr zu erforschen. Zudem sah das Ministerium für diese „Altindustrien“ keine Zukunftsperspektiven in einer sich zur „Dienstleistungsgesellschaft“ entwickelnden Volkswirtschaft. Jede weitere Forschung in diesen Branchen diene nach Meinung des Ministeriums nur noch der Subvention betrieblicher Defizite. Ähnlich erging es der Abteilung „Automation und Technologie“ in der Vorstandsverwaltung der IG Metall. Sie wurde 1996 aufgelöst, da sie nach Meinung einer Mehrheit im Vorstand nicht mehr zu den Politikfeldern gehörte, die durch eigenständige Strukturen abgedeckt sein müssen. Eine ausschließlich negative Bilanz ist dennoch nicht zu ziehen, denn eine Errungenschaft des HdA-Programms wirkt bis heute nach – und dies in einem sehr nachhaltigen Sinn. Mit ihm wurde zwischen 1974 und 1989 eine Infrastruktur in Wissenschaft und Betriebsberatung – aber auch in der Betriebsräteberatung – geschaffen, die den Zielen und Möglichkeiten einer „humanen“ Arbeitsgestaltung enorme Schubkräfte verlieh. Sie entwickelte sich unabhängig vom HdAProgramm bis heute weiter. Für die Betriebsräte bildete sich dabei eine externe Unterstützungsleistung, die es so vor dem HdA-Programm nicht gab. Auch dürfte es dem HdA-Programm geschuldet sein, dass die Absolventen der Ingenieurwissenschaften heute in ihrer Ausbildung Wissen erlangen können, mit dem die Automatisierung nicht mehr als der „Königsweg“ zur Vermeidung und dem Abbau von Arbeitsbelastun-

gen und Gesundheitsgefährdungen gesehen wird. Insbesondere die Herausforderungen der „schlanken Produktion“ („lean production“), mit denen in den frühen 90er Jahren fast alle betrieblichen Prozessmodelle in Frage gestellt wurden, fanden in den Ergebnissen des HdA-Programms eine praktisch erprobte Erkenntnisbasis. Diese Wissensbasis, personalisiert in der inzwischen entstandenen Infrastruktur, beschleunigte die betrieblichen Umstellungsprozesse in so ziemlich allen Zweigen der deutschen Industrie. Es war auch die Zeit, in der betriebliche Veränderungen nicht selten von Betriebsräten angestoßen wurden, da sie häufig Geschäftsleitungen vorfanden, die sich nicht oder nur sehr zögerlich mit neuen Arbeitskonzepten auseinandersetzten. Selbst den Lehrern in den Bildungsstätten der IG Metall kam ab diesem Zeitpunkt der Begriff „Gestaltung von Organisation und Technik“ über die Lippen, ohne dass sich Bedenkenfalten auf ihrer Stirn bildeten. Abschließend möchte ich noch zwei Projekte erwähnen, die ihre Geburtsstunde im Rahmen einer Schmiedekonferenz hatten:  Die Bildung einer Betriebsräte-Arbeits-

gruppe mit Teilnehmern aus Schmieden mit großvolumigen Schmiedeprodukten: 15 Kollegen aus der Freiformschmiede der Saarstahl AG, der VSG-Energie und Schmiedetechnik, Werke Hattingen und Essen, der Freiformschmiede der Buderus Edelstahl AG, der Gesenkschmiede Alfing Kessler GmbH, und der Freiformschmiede der Gröditzer Stahlwerke GmbH formulierten im Laufe der Jahre 1993 / 1994 das umfassende Programm „Schmiede 2000“. Ziel war die langfristige Sicherung der in den beteiligten Unternehmen vorhandenen Arbeitsplätze. Die erarbeiteten Vorschläge umfassten u.a. die

9

Alles begann mit einer Idee

Peter Gassmann

Gestaltung der Unternehmensorganisation, der Arbeitsorganisation, den Einsatz angepasster Arbeitsmittel und die Entwicklung qualifizierter und belastungsarmer Tätigkeiten. Eine Lektüre, die auch fast 20 Jahre später noch lesenswert ist. Der Teilnehmerliste konnte ich entnehmen, dass auch einige der damaligen Akteure heute hier sind.

endete ich am 30. September 2005 als Leiter der Inneren Verwaltung. Bis 2004 habe ich jährliche Branchentagungen für die Gießerei-, die Schmiede- die Haushaltsgeräteindustrie sowie für Aufzugbranche durchgeführt und war nebenbei beratend für Betriebsräte in Sachen Arbeits- und Organisationsgestaltung tätig.

 Kollegen aus den neuen Bundesländern

Dass dies trotz meiner damals anders gelagerten Tätigkeit möglich war, verdanke ich dem Kollegen Erwin Vitt, der dies zuließ. Mit meinem Ausscheiden stellte sich natürlich die Frage: „Werden die Branchentagungen fortgesetzt?“ Ich müsste lügen, würde ich behaupten, die Bewerber hätten damals Schlange gestanden.

schlugen vor, einen schmiedespezifischen Ausbildungsberuf zu etablieren, der den Anforderungen eines modernen Betriebes entspricht und auch Ausbildungsinhalte vermittelt, die nicht in jeder Schmiede vermittelbar sind. Die Voraussetzungen für solch eine Kombination aus betrieblicher und überbetrieblicher Ausbildung waren damals vorhanden, denn in der ehemaligen DDR gab es in Roßwein eine überbetriebliche Ausbildungswerkstatt für Schmiede mit allen technischen Einrichtungen, inklusive angegliederter Übernachtungsmöglichkeiten. Das Ergebnis dieser Initiative zeigt allerdings sehr deutlich: Gestaltungsvorschläge setzen sich nicht zwangsläufig durch, selbst dann nicht, wenn sie sinnvoll und notwendig sind, und wenn die Voraussetzungen für ihre Realisierung bereits vorliegen. Unsere Initiative scheiterte am Veto der Schmiedeverbände, denen die Kombination betrieblicher Ausbildung im Verbund mit überbetrieblichen Ausbildungselementen nicht passte. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde befürchtet, in einer überbetrieblichen Ausbildungswerkstatt könnten Produktionsgeheimnisse auf einen „offenen Markt“ getragen werden und so die Wettbewerbsfähigkeit der entsendenden Betriebe gefährden. Die Ausbildungswerkstatt in Rosswein wurde deshalb von der Treuhand ersatzlos abgewickelt und damit eine große Chance für die Zukunft der Branche vergeben. Meine eigene Tätigkeit in der IG Metall be-

10

Daher möchte ich den Kollegen Friedhelm Matic lobend erwähnen, der sich bereit erklärte, die Schmiede- und Gießereitagung in den Aufgabenbereich des Zweigbüros zu übernehmen und mit den alten Zielsetzungen fortzusetzen. Auch Michael Bach, seinem Nachfolger, ist zu danken, dass er die Tradition der bundesweiten Branchentagungen für eisenschaffende Branchen fortführt. Mein Fazit: Mit der Branchentagung sollte eine Plattform geschaffen werden, in der, losgelöst vom Betriebsalltag, unterschiedlich betroffene Akteure über eine sinnvolle und humane Gestaltung von Organisation und Technik diskutieren können! Und dies nicht auf der Basis theoretischer Modelle, sondern am Beispiel betrieblicher, d.h. realisierter Pilotprojekte, die zeigen: Veränderungen sind möglich. Ziel war – und ich nehme an – ist es, Anregungen zu vermitteln, das eigene Arbeitsumfeld hinsichtlich Gestaltungsmöglichkeiten zu analysieren und positiv zu verändern, bzw. auf eine Veränderung hinzuwirken. Es ist zu hoffen, dass dies auch in Zukunft so bleibt! In diesem Sinne wünsche ich dieser Konferenz viel Erfolg und danke für die Aufmerksamkeit.  

Grußwort

Jens Mütze

Kolleginnen und Kollegen, die Arbeitsplätze in der Industrie sind eine wesentliche Quelle des Wohlstandes in Deutschland. Jeder dritte Arbeitsplatz ist von der industriellen Wertschöpfung abhängig. Der exportorientierte industrielle Bereich ist ein zentraler Pfeiler unserer Gesellschaft. Obwohl die Schmiedebranche im verarbeitenden Gewerbe nur eine kleine Branche ist, hat sie doch als Zulieferer für viele Bereiche eine große Bedeutung.

Jens Mütze, 1. Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Hagen

Grußwort Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Namen des Ortsvorstandes und als neuer 1. Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Hagen freue ich mich darüber, Euch und Sie heute hier begrüßen zu dürfen. Die Schmiedekonferenz 2013 ist aus zweierlei Gründen etwas Besonderes: Zum einen findet sie zum 25. Mal in Folge statt, zum anderen zum wiederholten Mal davon hier in Hagen, dem Tor zum Sauerland, meiner Heimatstadt. Dazu erst einmal „Herzlichen Glückwunsch“. Als Ur-Hagener und natürlich erst recht als Geschäftsführer der Verwaltungsstelle Hagen würde es mich sehr freuen, wenn an dieser Tradition auch künftig festgehalten bzw. wenn sie fortgeführt würde.

Ohne die Schmiede-Industrie mit ihren hochwertigen Produkten würde sich kein Auto, kein Schiff und kein Flugzeug bewegen, geschweige denn ein Windrad sich drehen. Für mich als Gewerkschafter mit einem Herz aus Stahl heißt das im Klartext: Die Schmiede-Industrie ist eine traditionsreiche, zukunftsorientierte Branche. Wenn sie ihre Potentiale nutzt, sind die Chancen für die Zukunft gut. Ein Potenzial sind sicherlich die Beschäftigten, also unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben. Denn nicht sie sind der größte Kostenfaktor eines Unternehmens, sondern eher das Material oder auch die benötigte Energie kosten das Unternehmen am meisten. Deshalb muss die zentrale Aufgabe für die Unternehmensverantwortlichen lauten:  Technische Innovation? Ja!  Hoher dauerhafter Qualitätsstandard? Ja!  Schonender und effizienter Umgang mit

Ressourcen? Ja! Vor allem aber steht eine sichere und faire Arbeit, die qualifiziert, tarifgebunden und unbefristet ist. Mit einer Perspektive, die Mitbestimmung und Demokratie am Arbeitsplatz erlaubt und die Chance für eine persönliche Entfaltung auf ein gutes Leben

11

Grußwort

bietet. Nur in diesem Einklang und gemeinsamen Handeln und Tun wird sich der Erfolg zukünftig einstellen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, die IG Metall lebt und lernt von den Beschäftigten und den Menschen in den Betrieben. Sie sind die Basis und der Ursprung des gewerkschaftlichen Gedankens. Was wir in den Verwaltungsstellen mit den Mitgliedern, Betriebsräten und Vertrauensleuten erleben, muss ernst genommen und respektiert werden. Und sollte als positive Erfahrung in unsere große IG Metall fließen. Wir brauchen eine praktische und verständliche IG Metall, um den Bedürfnissen unserer Mitglieder gerecht zu werden. Es gibt sicherlich unterschiedliche Wege, sich für die Arbeitnehmerinteressen unserer Mitglieder einzusetzen. Entscheidend ist, dass wir es tun und dass wir in den vergangenen Jahren unser Profil geschärft haben.

Andere Kollegen würden jetzt vielleicht noch einen Philosophen zitieren, ich nehme lieber den pragmatischen Ansatz und der lautet wie folgt: „Ein Metall Arbeitnehmer ist auf die Mitgliedschaft bei der IG Metall angewiesen, wenn er im sozialen Bereich angemessen und schlagkräftig repräsentiert sein will.“ Aus einem Urteil des Bundesgerichtshofes. In diesem Sinne wünsche ich der Schmiedekonferenz 2013 einen positiven und anregenden Verlauf mit guten Diskussionen und Ergebnissen. Glückauf!   12

Brigitte Döth, Sachbearbeiterin IG

Metall Vorstand, Ressort Branchenpolitik / Handwerk, Frankfurt

Wachstum International

Anteil an den deutschen Exporten 2012:

Eurozone 37,5 % - USA 7,9 % - Japan 1,6 % - BRICS-Staaten 12,4 %

Abbildung 1

Gewerkschaften sind keine Ersatzpartei, kein Sozialverband und keine Vereinigung zur Verbesserung der Welt, sondern die Organisation der Arbeit. Die Gewerkschaften wachsen wieder und das erhöht unsere Durchschlagkraft. Ich gehe davon aus, dass wir Ende des Jahres eine positive Mitgliederentwicklung vermelden können.

1

Brigitte Döth

Branchendaten und Entwicklungstrends Liebe Kolleginnen und Kollegen, da die Weltwirtschaft sowohl die Nachfrage als auch unsere Produktion und Umsätze bestimmt, beginne ich mit einem Blick auf die gesamtwirtschaftliche Lage. Das Wachstum geht derzeit vor allem von den Schwellenländern (BRICS-Staaten) aus. Dort leben rund 40 Prozent der Weltbevölkerung.

Wachstumsbeiträge

Abbildung 4

Die Industrieländer entwickeln sich deutlich schwächer. Der Einbruch in Japan 2011 ist auf die Katastrophe von Fukushima zurückzuführen. Am schwächsten ist die Euro-Zone; nach der Prognose der EU-Kommission soll das Wachstum nur 0,5 Prozent betragen. Ursachen da-

für sind natürlich die Eurokrise und die damit verbundene Sparpolitik in den Euro-Ländern (s. Abbildungen 1 und 2). Zu Deutschland selbst: 2008/09 war die große Krise, die Prognosen für dieses Jahr sind ziemlich schwach, aber für eine hoch entwickelte Wirtschaft wie Deutschland sind die Daten immer noch auskömmlich (s. Abbildung 3). In den Prognosen ist der Finanzmarkt nicht mit einbezogen, und wenn sich auf dem Finanzmarkt noch größere Wellen entwickeln, können sich diese Prognosen noch ändern.

Abbildung 2

Europa

Betriebs- und Branchenpolitik, Brigitte Doeth

4

Der Außenbeitrag und der private Konsum tragen am meisten zum Bruttoinlandsprodukt bei, und demnächst, nach dem großen Hochwasser der letzten Tage, wohl auch die Bauinvestitionen. Auch mit den Ausrüstungsinvestitionen geht es langsam wieder bergauf, allerdings werden hier größere Investitionen noch zurückgehalten (s. Abbildung 4).

2

Abbildung 3

Wachstum Gesamtwirtschaft

3

Nun zur Schmiede-Industrie: ich habe mir dieses Mal die Entwicklung der Branche angesehen. Seit 1995 gibt es vergleichbare Zahlen. Man sieht, dass Umsatz (+ 150 Prozent) und Beschäftigung (+ 30 Prozent)

13

Marco Wünsch

Schmiede-Industrie

Schmiede-Industrie Entwicklung

Beschäftigte und Umsatz Umsatz in MRD Euro +147,6%

18,72

10,55

Betriebs- und Branchenpolitik, Brigitte Doeth

5

Abbildung 6

Abbildung 5

7,56

Schmiede-Industrie

2012 6

Auftragseingang

186,5%

Index 2005 = 100

154,3%

153,2% 127,3%

2000

Betriebs- und Branchenpolitik, Brigitte Doeth

Schmiede - Branchen

Beschäftigte und Umsatz in den Teilbranchen 1995 zu 2012 Beschäftigte Umsatz

1995 Quelle: Statistisches Bundesamt

111,3%

Auftragseingang

140

Auftragseingang Inland

130

Auftragseingang Ausland

120 110

47,4%

39,7%

26,8%

100 90

3,0%

80

Freiformschmiede

Gesenkschmiede

Kaltfließpressteilen

Zieh-, Press- u. Stanzteile

Pulvermetall. Erzeugnisse

Quelle: Statistisches Bundesamt 7

sich gut entwickelt haben – es ist also keine Branche, der es schlecht geht (Details s. Abbildungen 5 bis 8). Allerdings ist die Zahl der Betriebe zurückgegangen. Tendenz hier: die Zahl der kleineren Unternehmen geht zurück. Und: auch wenn die Branche immer noch als klein- und mittelständig geprägt gilt, so gibt es doch zunehmend Betriebe, die in einen Konzernverbund integriert sind (bzw. es gibt eine stille Teilhaberschaft). Die Zahl der eigenständigen Unternehmen nimmt jedenfalls immer mehr ab. Zu den wichtigsten Abnehmern: Als Zulieferindustrie hängt die Schmiede-Industrie von der Entwicklung in den Abnehmerbranchen ab. Der größte Abnehmer für Schmiede-Produkte ist der Fahrzeugbau mit 52 Prozent: Hier gibt es einen großen Unterschied, ob die Hersteller vorrangig nach Europa oder ins au-

14

Abbildung 8

Abbildung 7

70

-44,8%

60 50

Quelle: Statistisches Bundesamt Betriebs- und Branchenpolitik, Brigitte Doeth

ßereuropäische Ausland liefern: Der europäische Markt ist komplett eingebrochen, Aufträge kommen derzeit fast nur noch aus dem außereuropäischen Raum. Hoffnung machen die USA, die wieder auf Wachstumskurs sind. Der Maschinenbau ist eine sehr komplexe Branche mit 33 Fachzweigen, die große Unterschiede aufweisen. Es ist aber die beschäftigungsstärkste Branche mit über 900.000 Beschäftigten. Der Maschinenbau hat eine ähnliche Struktur wie die Schmiede-Industrie, derzeit noch mit vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Branche hat sehr hohe Exportquoten und Deutschland einen Anteil von 20 Prozent am Weltmarkt. Die Entwicklung in den Fachzweigen ist nicht einheitlich (s. Abbildung 9). Ein Grund dafür ist auch, dass sich viele potentielle Käufer das „made in Germany“ nicht leisten können.

8

Energiewende und Auswirkungen auf die Strompreise

Abnehmer-Branchen Der Maschinenbau

liegen aber danieder. Die Aufträge für Offshore Bereich laufen schlecht, weil sich der Ausbau der Windenergie geht nicht so problemlos geschieht, wie man es sich dachte.

Abbildung 9

In der Bahnindustrie und beim Schienenfahrzeugbau hatte 2012 neuer Rekord beim Umsatz. Das liegt z.T. daran, dass viele Aufträge aus den Vorjahren 2012 umsatzwirksam wurden. Der Auftragseingang für 2013 bleibt bislang unter den Erwartungen, weil wegen der Krise viele Infrastrukturprogramme zurückgestellt bzw. auch storniert wurden. Die VDMA-Prognose für 2013 liegt bei zwei Prozent Wachstum, die Zahl der Beschäftigten soll stabil bleiben. Der Fachkräftemangel ist in der Branche ein großes Thema; die Unternehmen tun derzeit alles, ihre Beschäftigten zu halten. In der Vergangenheit mussten sie oft Geld für Qualifizierungen neuer Mitarbeiter ausgeben. Insgesamt wird die Lage als unsicher beschrieben, auch wegen der Zurückhaltung von Unternehmen bei größeren Investitionen. Auch die Luft- und Raumfahrtindustrie ist Abnehmer von Schmiedeprodukten. Dieser Branche geht es wirklich gut: sie hat im letzten Jahr ihr größtes Umsatzplus erwirtschaftet. Das liegt u.a. daran, dass sie im Fokus der High-Tech-Strategie der Bundesregierung steht. Der militärische Sektor steht allerdings unter starkem Kostendruck. Nach Schätzung des Bundesverbands der Deutschen Luftund Raumfahrtindustrie e.V. (BDLI) wird sich bis 2030 der weltweite Luftverkehr verdoppeln, das bedeutet gute Absatzmöglichkeiten. In der maritimen Industrie (Werften, Offshore-Industrie) gibt es Werften, denen es sehr gut geht (manche Werften haben Aufträge für die nächsten fünf Jahre), andere

Was kann man nun abschließend zur Lage der Schmieden in Deutschland sagen? Meines Erachtens hat sich die Branche gut entwickelt, vor allem, weil ihre Produkte von vielen anderen Branchen benötigt werden. Ohne die Innovationen in der SchmiedeIndustrie könnten die Fahrzeug- oder Maschinenbauer ihre Produkte nicht so gut im Wettbewerb positionieren. Der Verband der Schmiede-Industrie beschäftigt sich inzwischen mit Fragen der Energie- und Materialeffizienz. Auf dieses Thema solltet Ihr als Betriebsräte ein Auge haben. Die Qualtitätsführerschaft sichert Unternehmen (auch wenn wir inzwischen sogar in einigen Bereichen aufgrund der hohen Produktivität die Kostenführerschaft übernehmen konnten). Das Wissensmanagement wird ein immer bedeutsamer (wirtschaftlicher) Faktor: wie gelangt das Wissen der Älteren zu den Jüngeren? Unternehmen, die hier nicht aktiv sind, verschleudern nach meiner Ansicht bares Geld. In diese Zusammenhang: Ausbildung und Qualifizierung sind wichtige Aspekte des betrieblichen Alltags, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, benötigt die Branche qualifizierte Beschäftigte.    15

Andrea Rothkegel

Die Nutzfahrzeugindustrie – eine innovative Branche im Schatten der PKW-Hersteller Ansonsten kann ich viele Aussagen von Brigitte Döth bestätigen bzw. übernehmen: die deutsche Nutzfahrzeugbranche ist exportgetrieben. Die Schuldenkrise in den südeuropäischen Staaten beeinträchtigt daher den Export und die Produktion von Nutzfahrzeugen in Deutschland (s. Abbildung 2). Export 2006-2012 Die Produktion deutscher NFZ-Hersteller ist exportgetrieben. Die Schuldenkrise in den südeuropäischen Staaten beeinträchtigt den Export und die Produktion von NFZ in Deutschland. Export von NFZ (Anzahl, 2006 = 100)

Export von SZM in Krisenländer (Anzahl, 2006 = 100)

140

250

120

200

100 150

80 60

50

20 0 2006

2007 SZM

2008

2009

LKW 5-20t

2010 LKW >20t

2011

2012 SZA

0 2006

2007 Griechenland

2008

2009 Italien

2010 Portugal

2011

2012

Spanien

Quelle: destatis

Abbildung 2

100

40

Andrea Rothkegel,

EWR Consulting GmbH, Frankfurt

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen, Nutzfahrzeuge sind Investitionsgüter und insofern unterliegen die Hersteller den Konjunkturschwankungen, die zudem von politischen Entscheidungen überlagert werden (wenn sich beispielsweise Abgasnormen ändern etc.). Abbildung 1 zeigt den Zusammenhang.

Neben den südeuropäischen Abnehmerstaaten spielen bei Nutzfahrzeugen inzwischen auch die BRIC-Staaten eine Rolle, auch wenn diese relativ begrenzt ist: 2006 waren es knapp zwei Prozent der Produktion, 2012 immerhin schon elf Prozent (s. Abbildung 3). Die Hauptabnehmer sind und Bedeutung der BRIC-Staaten für den NFZ-Export Die größte Bedeutung für NFZ-Exporte (neu) haben nach wie vor europäische Länder. Die Bedeutung der BRIC-Staaten ist - trotz der Steigerung in den letzten Jahren - begrenzt. 2006

2012

Konjunktur Als Investitionsgüterhersteller unterliegt die NFZ-Branche starken Konjunkturschwankungen, die zudem von politischen Entscheidungen überlagert sind.

25,0

NFZ-Produktion

Euro II

15,0

BIP real

44,1%

Euro III

Euro IV

Euro V

Gesamtvolumen: 321.641

Gesamtvolumen: 313.057

Quelle: destatis

LKW-Maut 5,0

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Abbildung 1

-5,0

bleiben jedoch europäische Unternehmen für diese Branche.

-15,0

-28,1%

-25,0

Quelle: destatis

16

Stückzunahme 2010/11 LKW > 20t 36,4% SZM 52,8%

-52,2%

Worüber reden wir, wenn wir über „Nutzfahrzeugindustrie“ sprechen? Die Branche

Abbildung 3

LKW-Produktion in D (> 6 t) und BIP [jährliche Veränderung in %]

Die Nutzfahrzeugindustrie – eine innovative Branche im Schatten der PKW-Hersteller

Mittelfristprognose 2016 - Prognose bis 2015 Nach einer Fast-Stagnation 2013 wird bis 2016 wieder mit einer Zunahme der Transportkilometer gerechnet. Bis 2025 ist eine weitere Steigerung der Verkehrsleistung in Deutschland erwartet. Prognose bis 2025

Prognose bis 2016 Mrd. tkm

Abbildung 5

beschäftigt nach Zahlen der IG Metall in Deutschland ca. 85.000 Beschäftigte, zzgl. ca. 50.000 Menschen in den Zulieferbetrieben – das ist also beileibe kein „Zwerg“. Kann diese Branche sich, als Abnehmer von SchmiedeProdukten, eventuell als Hoffnungsschimmer erweisen? Die aktuelle Konjunktur spricht leider eher dagegen: Insgesamt sind die Absatzzahlen im ersten Quartal 2013 rückläufig (s. Abbildung 4).

Quelle: ITP/Ratzenberger/BAG, Mittelfristprognose Winter 2012/13, München/Köln 2013

Quelle: ITP/BVU, Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025, München/Freiburg 2007

 Straßengüterfernverkehr  Wachstum Transportaufkommen 2004: knapp 1,5 Mrd. t auf 2025: ca. 2,2 Mrd. t  +55 %  Verkehrsleistungen 2004: 367 Mrd. tkm auf 2025: 676 Mrd. tkm  +84 %  Von dem gesamten zusätzlichen Wachstum des Güterfernverkehrs entfallen damit über 80 % der Zunahme von Transportaufkommen und leistung auf den Straßengüterfernverkehr.  Der Marktanteil des Straßengüterfernverkehrs erhöht sich im Prognosezeitraum  

von 72 % auf 76 % beim Aufkommen und von 70 % auf 74 % bei den Leistungen.

Übersicht

Wachstum des Güterfernverkehrs entfallen damit über 80 Prozent der Zunahme von Transportaufkommen und -leistung auf den Straßengüterfernverkehr. Der Marktanteil des Straßengüterfernverkehrs erhöht sich im Prognosezeitraum von 72 auf 76 Prozent beim Aufkommen. Bis 2025 wird eine weitere Steigerung der Verkehrsleistung in Deutschland erwartet (s. Abbildung 5). Dafür wird die erforderliche Anzahl von Fahrzeugen benötigt, d.h. es müssten eigentlich permanent Fahrzeuge geordert werden. Allerdings sehen wir immer wieder auch Ereignisse, die solche Entwicklungen konterkarieren, wie etwa die Wirtschaftskrise.

Die NFZ-Hersteller spüren die aktuelle Konjunkturschwäche und reagieren

Beschäftigte der NFZ-Branche

Aktuelle Absatzzahlen (Tsd. Stk.)

 ca. 85.000 Beschäftigte zzgl. ca. 50.000 in Zulieferbetrieben (lt. IGM) in D  Daimler: Trucks: 80.743 Beschäftigte, davon ca. 30% in D Vans: 14.916 Beschäftigte Busse: 16.713 Beschäftigte Daimler-Trucks Daimler-Vans Daimler-Busse MAN-Truck&Bus davon LKW MAN Latin Amercia

 MAN: Truck & Bus: 34.618 Beschäftigte Latin America: 1.937 Beschäftigte (inkl. Leiharbeitskräfte)

Q1 2012 Q1 2013 Delta 107,7 101,4 -5,8% 51,2 52,6 2,7% 4,9 6,0 23,2% 18,0 15,7 -12,7% 17,0 14,7 -13,7% 17,0 15,1 -11,3%

 Ulm: Produktion von LKW eingestellt - Entwicklungszentrum und Versuchsabteilung für schwere LKW verbleiben - Konzentration auf die Herstellung von Feuerwehrfahrzeugen

Daimler

 führte vor 2 Jahren Übernahmegespräche, aus Sorge chinesische LKW-Bauer könnten IVECO und damit know-how für emissionsarme Fahrzeuge (EURO VI)  12%ige Beteiligung an BAIC - strategische Partnerschaft

MAN

 unterstellt sich VW - verstärkte Kooperation mit Scania

Die schlechte Lage hat die Hersteller wie folgt reagieren lassen:  IVECO: Produktion von LKW in Ulm ein-

gestellt, Entwicklungszentrum und Versuchsabteilung für schwere LKW verbleiben. Konzentration auf die Herstellung von Feuerwehrfahrzeugen  Daimler: führte vor zwei Jahren Übernahmegespräche wegen IVECO - aus Sorge, chinesische LKW-Bauer könnten IVECO und damit Know-how für emissionsarme Fahrzeuge (EURO VI) bekommen. Ist nun eine strategische Partnerschaft (12prozentige Beteiligung) mit BAIC eingegangen  MAN: unterstellt sich VW und verstärkt Kooperation mit Scania

Ein Blick in die BRIC-Staaten zeigt, dass die chinesischen Hersteller an Bedeutung zugenommen haben. Bezeichnend für diese Entwicklung ist, dass Dongfeng den Spitzenplatz KPMG/IfA-Studie Chinas Bedeutung hat deutlich zugenommen Anzahl LKW > 6t (tsd.)

Marktanteil (in %) 10,3% 9,7% 9,5% 6,9% 6,7% 4,3% 3,9% 3,8% 3,6% 2,8% 2,7%

Es gibt also deutliche Konzentrationsbestrebungen, auch global. Nach einer FastStagnation 2013 wird bis 2016 wieder mit einer Zunahme der Transportkilometer gerechnet. Von dem gesamten zusätzlichen

2,7% 2,6% 2,5% 2,2%

Abbildung 6

Abbildung 4

IVECO Entwicklungen bei Herstellern in Deutschland

2,2% 1,8% 1,7%

Weitere europäische Hersteller: DAF, Renault Quelle: KMPG/IfA, Competing in the Global Truck Industry, 2011

17

Andrea Rothkegel

Die Nutzfahrzeugindustrie

KPMG/IfA-Studie - Schlussfolgerungen

KPMG/IfA-Studie - Marktbeurteilung

Diagnosen

Einschätzung der NFZ-Märkte in China, Indien und Russland China

Abbildung 7

Weiter steigende Umweltanforderung

Rolle inländischer OEM Einfluss der Konjunktur Konzentrationsgrad

Wettbewerb



Russland

Abbildung 10

Marktstruktur und Entwicklung

Indien



Wettbewerbsfähigkeit inländischer OEM Nachfrage nach höherwertigen NFZ Einfluss TCO auf KaufMarktentscheidungen charakteristik Nachfrage nach ServiceLeistungen Bedeutung von Flottenmanagement usw. Markteintrittsinteressen Globalisierungs- internationaler OEM strategien Fähigkeit inländischer OEM zur Globalisierung



Strategien

Die weitere Reduzierung der Abgasemissionen erfordert erhebliche Kosten. Zeitverzögert folgen die Schwellenländer den Triade-Ländern bei den Abgasnormen. Schon jetzt gelten Euro-analoge Vorschriften in China (Euro IV), Russland (Euro III) und Indien. Unter anderem treibt der Trend zu Megastädten die Entwicklung emissionsärmerer LKW in den Schwellenländern an.



 

Der Dieselmotor wird in den nächsten 15 Jahren die wichtigste Antriebstechnologie bleiben. Hier werden Einsparungspotentiale von bis zu 25% gesehen (zusätzliche Nutzung von Gas). Die Zahlungsbereitschaft der Kunden ist bei Nutzfahrzeugen geringer als bei PKW. „Trolley-Truck“ gilt als eine mögliche Alternative.

 Anhaltende Konjunkturschwankungen  Weltweite Produktvereinheitlichung ist

nicht erfolgversprechend  Weiter steigende Umweltanforderungen Nach unserer Wahrnehmung gibt es für die Beziehung zwischen der Nutzfahrzeug- und der Schmiede-Industrie keinen Zusammenhang hinsichtlich der technologischen Entwicklung (es sei denn, es geht um Materialeffizienz und Stärke und Festigkeit), sondern es geht schlicht und ergreifend um die Absatzzahlen (s. Abbildungen 11 und 12). 

von Daimler Trucks übernommen hat. Allerdings bezieht sich diese Dominanz auf die Situation in den eigenen Staaten, d.h. Hersteller aus BRIC-Staaten schaffen es aufgrund technologischer Schwierigkeiten kaum, in den Euro-Raum zu exportieren (s. Abbildung 6 und 7).

Technische Entwicklungen

Als Konsequenzen der prophezeiten Entwicklungen kann festgehalten werden (s. Abbildungen 8 bis 10):

TCO (Total Costs of Ownership) sind in Westeuropa vor allem durch Kraftstoffkosten geprägt. TCO

5%

5%

Kraftstoff

6%

30%

Abschreibung

KPMG/IfA-Studie - Schlussfolgerungen



Strategien     

Flexible Beschäftigungsverhältnisse Variabilisierung fixer Kosten konzerninterne Arbeitsteilung strategische Allianzen In- und Outsourcing usw. als Wege zu einer höheren Flexibilität

Instandh./Rep.

18%

Sonstige 26%

Abbildung 11

Abbildung 8

Anhaltende Konjunkturschwankungen

technologischen Aktivitäten vordringlich auf die Verringerung des Kraftstoffverbrauchs, womit i.d.R. auch eine Verminderung der Schadstoffemissionen verbunden ist.

Versicherung

Diagnosen Hohe Kapitalintensität der OEM Nachfrageschwankungen in Schwellenländern werden durch überzyklisches Wachstum überlagert (Wachstumszyklen). Aber auch in den Schwellenländern kann das dortige „Wachstum das hohe Tempo nicht für immer beibehalten". In den Triade-Märkten (Europa, Nordamerika, Japan): Konjunkturschwankungen um einen schwachen Wachstumstrend

Personalkosten Overhead

10%

 

 Damit richten sich die

Sonstige: Maut (2%), Zinsen (2%), Reifen (1%)

Technische Entwicklungen Weitere technologische Themen scheinen ebenfalls ohne Bezug zur Schmiedeindustrie.

KPMG/IfA-Studie - Schlussfolgerungen





Abbildung 9

Weltweite Produktvereinheitlichung nicht erfolgversprechend

18









Kooperation mit regionalen Herstellern zur Erschließung der Märkte hat Vorund Nachteile, etwa  Marktzugang/Werkstattkapazitäten vs. Organisations- und Arbeitsstrukturen Modularisierung mit hohem Anteil gleicher Teile zur Ausschöpfung von economies of scale: „So viel Gleichteile wie möglich, soviel Individualisierung wie nötig.“ Regional angepasste Markenstrategien:  Triade: Produkt/Service-Paket auf Premiumniveau  Schwellenländer: Niedrigpreis-Trucks mit geringen Folgekosten



Giga-Liner/Lang-LKW

-88%

„World Truck“-Konzept erfüllt nicht die Anforderungen der regionalen Märkte Den Full-Line-Herstellern (FLM) wie Daimler, Volvo, Tata werden größere Chancen im globalen Wettbewerb eingeräumt – aus Gründen der Nutzung von Synergien und Markenbekanntheit Wichtige Rolle von regionalen Markenstrategien (Beispiel BharatBenz, Indien).  Regional angepasste Fahrzeuge unter dem Dach einer international bekannten Marke

Reduzierung der Abgasemissionen von Nutzfahrzeugen CO [%]



Emissionsreduzierung: EURO VI ab 2014

Strategien

Euro 0

Euro V

 Bis 25,25 m Fahrzeuglänge und bis zu 60 t Gesamtgewicht (Deutschland: 44 t)  Feldversuche in mehreren europäischen Ländern und mehreren Bundesländern  Wenn Lang-LKW im Normalbetrieb eingesetzt werden, dann vermutlich auf Langstrecken mit der Folge

Abbildung 12

Diagnosen

   



einer verstärkten Umladung auf kleinere LKW im Regional- und städtischen Verteilverkehr. Telematik Fahrerassistenzsysteme Alternative Werkstoffe (im Zusammenhang mit Energieeinsparung) Die Durchsicht der Forschungsthemen einschlägiger, unternehmensexterner Einrichtungen lassen keine Themen mit Bezug zur Schmiedeindustrie/Massivumformung erkennen (z.B. www.nutzfahrzeugcluster.fraunhofer.de oder www.vda.de/de/verband/fachabteilungen/fat). Zu Ersetzungen (Substitution) von Schmiedeteilen in der NFZ-Produktion liegen keine Statistiken o.ä. vor.

Dirk Schumann

„Alleskönner“ Tarifvertrag – Was kann er in einer sich wandelnden Arbeitswelt wirklich leisten? Natürlich gehören dazu auch einige kritische Töne, denn man kann Tarifverträge nicht nur „hochjubeln“, ohne gleichzeitig auch schwierige Zustände am Tarifvertragssystem zu benennen. Es gab einmal eine Zeit, da wurden Tarifverträge (und Gewerkschaften) als Auslaufmodell tituliert und von zahlreichen politischen Beobachtern ins Visier genommen: es wurde das Ziel verfolgt, den Tarifvertrag „flexibler“ zu machen, d.h. ihn unverbindlicher zu machen und ihn zu durchlöchern.

Dirk Schumann, IG Metall Vorstand FB Tarifpolitik

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin Jurist mit den Schwerpunkten Tarif- und Arbeitskampfrecht und Ressortleiter im Funktionsbereich „Tarifpolitik“. Ich beginne mit einigen rechtlichen Grundlagen. Art. 9 Abs. 3 GG sagt: „Tarifautonomie deckt den Bereich der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen ab“. In diesem Bereich können also Gewerkschaften frei agieren. Sofern nicht andere Grundrechte tangiert werden (z.B. Eigentumsrechte der Unternehmer), ist in diesem Bereich grundsätzlich alles tariflich regelbar und damit auch erstreikbar. In der Praxis sieht es etwas schwieriger aus. Ich möchte anhand der typischen Aufgaben von Tarifvertragen einige tarifpolitische Themen benennen, die uns immer wieder beschäftigen und einige, die uns in Zukunft wahrscheinlich stärker beschäftigen werden.

Diese Zeiten liegen noch nicht so lange hinter uns. Heutzutage hat sich diese Sicht verändert, die Rolle von Gewerkschaften und von Tarifverträgen ist deutlich stärker, auch in der öffentlichen Anerkennung, und wird zunehmend gewürdigt. Das hängt wohl vor allem damit zusammen, dass wir mit Tarifverträgen gut über die Krise 2008 bis 2010 gekommen sind und dass die Gewerkschaften dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Aber Achtung: Das neoliberale Lager hat sich einen neuen Feind erkoren. Es schießt jetzt weniger gegen Tarifverträge, sondern eher gegen Streiks. Aktuell gibt es immer wieder Forderungen nach einer Einschränkung des Streikrechts (vor allem im Zusammenhang mit Streiks von Berufs- oder Spartengewerkschaften bei der Bahn oder im Flugverkehr). Aber: jede Beschränkung, auch in diesem Bereich der sog. Daseinsvorsorge, könnte allgemeine Begrenzungen beim Arbeitskampf vorwegnehmen. Das ist ein Problem, dem wir uns stellen müssen.

19

Dirk Schumann

Außerdem wird die Tarifautonomie häufig auch ganz besonders dann gelobt, wenn es darum geht, Verfehlungen und Defizite der Politik zu kompensieren, nach dem Motto: Was der Gesetzgeber nicht regeln will, sollen doch die Tarifvertragsparteien übernehmen. Ich gehe darauf gleich noch etwas näher ein.

Tarifabschlüsse 2013:

Tarifpolitik

Stahl Nordwest/Ost: 3 % ab 1. März 2013, Laufzeit bis 31. Mai 2014 Stahl Saarland: 3 % ab 1. Juni 2013, Laufzeit bis 31. August 2014 M+E: 3,4 % ab 1. Juli 2013 , 2,2 % ab 1. Mai 2014, Laufzeit bis 31. Dezember 2014 Volkswagen: 3,4 % ab 1. September 2013 , 2,2 % ab 1. Juli 2014, Laufzeit bis 28. Februar 2015, 300 € Rentenbaustein Holz/Kunststoff (HVI): 3 % ab 1. März 2013, Laufzeit bis 30. April 2014

Abbildung 1

Textil Ost: 3 % ab 1. Mai 2013, 2,6 % ab 1. Juli 2014, Laufzeit bis 31. März 2015 KfZ-Handwerk (Bayern): 2,8 % ab 1. Juli 2013, 2,8 % ab 1. August 2014, Laufzeit bis 30. April 2015

Nach den Prognosen für 2013/2014 liegt der Tarifabschluss M+E über der Preissteigerungsrate (s. Abbildung 2) und bedeutet damit nicht nur eine nominale, sondern auch eine reale Einkommenssteigerung für die Beschäftigten. Vielleicht fehlt manchen Abschlüssen das „spektakuläre Element“, aber unsere Tarifpolitik sichert den Beschäftigten seit Jahren stabile Einkommenszuwächse und Beteiligung an der wirtschaftlichen Entwicklung – und das ist auch wichtig: Die IG Metall beweist

20

M+E

Abbildung 2

Eine der wichtigsten Funktion des TV ist die sog. Verteilungsfunktion, also die Beteiligung der Beschäftigten am gesellschaftlichen Wohlstand über das Mittel der Tarifverträge. Das ist die Aufgabe von Tarifpolitik, die Jahr für Jahr, in unterschiedlichen Branchen, im Fokus der Öffentlichkeit steht. In der Abbildung 1 sind einige Ergebnisse der in 2013 durch die IG Metall erreichten Abschlüsse aufgeführt. Das sind Ergebnisse, die sich sehen lassen können.

Tarifentwicklung M+E 2000-2014

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

2,5 1,7 3,5 3,0 3,2 2,6 3,3 3,9 2,8 3,7 1,0 1,1 3,5 3,0 3,25

Preise 1,4 1,9 1,5 1,0 1,7 1,5 1,6 2,3 2,6 0,4 1,1 2,3 2,0 1,7* 2,0*

Tarifpolitik

VerteilungsProduktivität neutral 2,7 4,2 2,5 4,4 1,4 2,9 0,9 1,9 0,9 2,5 1,2 2,7 3,6 5,2 1,7 3,9 -0,1 2,5 -2,5 -2,1 1,8 2,9 1,6 3,9 0,4 2,4 1,0* 2,7* 1,2* 3,2*

damit Verlässlichkeit in Zeiten, in denen die Konjunkturzyklen immer kürzer werden und Unsicherheiten eigentlich schon ein Dauerthema sind. Eine weitere wichtige Funktion von Tarifverträgen ist die sog. Mindestfunktion: Tarifverträge regeln verbindliche Mindestbedingungen für eine Branche, die nicht unterschritten werden sollen. Das sehen die Arbeitgeber allerdings häufig anders, sie reden meist von Höchstarbeitsbedingungen, in Wahrheit sind es aber Mindestbedingungen, die nach oben offen sind. Aber diese reine Lehre hat in den vergangenen Jahren deutliche Risse bekommen. Eine Grund dafür sind abweichende Tarifregelungen, außerdem haben wir auch das Problem wachsender Randbelegschaften, die sich immer weiter in die Kernbereiche der Wertschöpfung hineinentwickeln. In der Tarifrunde M+E ist es gelungen, betriebliche Öffnungsklauseln hinsichtlich der Entgelterhöhung, die die Arbeitgeber zum wiederholten Mal gefordert haben, zu verhindern. Die Arbeitgeber haben versucht, solche Ausnahmen zur Regel zu machen, ein ganz erhebliches Maß am Kerngeschäft der IG Metall wäre dadurch den Betriebsparteien zugeflossen. Nunmehr ist klar: Entgeltfragen sind Sache der Tarifvertragsparteien (s. Abbildung 3). 2011, beim Gewerkschaftstag

„Alleskönner“ Tarifvertrag?

in Karlsruhe, war beschlossen worden, die zusätzliche Belastung der Betriebsräte, quasi eine zweite Lohnrunde im Betrieb, so nicht mehr möglich sein sollte. Differenzierung in Tarifabschlüssen M+E

Tarifpolitik

2004-2004/2005: Keine Differenzierung 2006: 310 € Einmalzahlung; Verschiebung der Auszahlung, Reduzierung bis auf Null oder Verdopplung durch freiwillige BV 2007: 2. Stufe der Erhöhung (1,7 % plus Einmalzahlung); Verschiebung des Inkrafttretens um max. 4 Monate, Reduzierung der Einmalzahlung durch freiwillige BV 2008: 2. Stufe der Erhöhung (2,1 %); Verschiebung des Inkrafttretens um max. 6 Monate durch freiwillige BV

Abbildung 3

2010: Erhöhung um 2,7 %; Vorziehen oder Verschieben des Inkrafttretens um max. 2 Monate durch freiwillige BV 2012: Keine Differenzierung 2013: Keine Differenzierung

2004 hatten wir uns mit dem „Pforzheimer Abkommen“ auf den Weg der abweichenden Tarifverträge begeben. Es gab eine kontrollierte Öffnung der Tarifverträge im Wege abweichender Tarifvereinbarungen (keine „betrieblichen Bündnisse“!). Schnell wurde deutlich, dass es unterschiedliche Probleme auf diesem Gebiet gibt. Das Pforzheimer Abkommen hat uns den Anlass gegeben, genau hinzusehen, wie viele Sonderregelungen existieren. Da gab es bereits viel „Wildwuchs“. Es bestehen auf allen Ebenen der IG Metall verbindliche Absprachen, abweichende Tarifvereinbarungen zu begrenzen. Die wichtigsten zeigt Abbildung 4: Abweichende Tarifverträge - Grundsätze

Tarifpolitik

Abweichende Regelungen werden durch die Tarifvertragsparteien getroffen, nicht durch die Betriebsparteien Transparenz/Austausch darüber, wo, in welcher Situation und über was verhandelt wird Verbindliche Koordination und Absprachen darüber, in welchem Ausmaß Abweichungen erfolgen

Abbildung 4

Betriebswirtschaftliche Begutachtung als Grundlage für Verhandlungen Der Flächentarifvertrag bleibt das Maß aller Dinge, Abweichungen sind nur befristet und am Ende soll Rückkehr zur Fläche stehen Den Beiträgen der Beschäftigten müssen verbindliche Zusagen des Arbeitgebers gegenüberstehen Information und Einbeziehung der Mitglieder

Unsere Zwischenbilanz dazu hat ergeben, dass die Maßnahmen greifen und wirksam sind. Es ist keine wesentliche Schwächung eingetreten, sondern es hat zu einer Stabilisierung des Flächentarifvertrages geführt, weil die Flächenregelungen nicht endgültig abgehängt, sondern Referenz geblieben sind. Durch die Mitgliederbeteiligung und durch „erlebbare Tarifbewegungen“ wurde in den Betrieben die Mitgliederbasis gestärkt. Aber: die Einhaltung der Absprachen ist nicht mehr immer gewährleistet und die Qualität der getroffenen Vereinbarungen hat sich wieder verschlechtert. Es ist daher eine Aufgabe der IG Metall, das Verhältnis von betrieblicher Tarifpolitik zum Flächentarifvertrag wieder genauer unter die Lupe zu nehmen, die bestehenden Verabredungen und Strukturen kritisch zu prüfen und ggf. zu neuen Absprachen zu kommen. Ein anderes Problem sind die wachsenden Randbelegschaften durch die wachsende Anzahl von Leiharbeitsbeschäftigten und von Beschäftigten, die auf Grundlage von Werkverträgen in den Betrieben tätig werden. Und zwar nicht nur bei unterstützenden Tätigkeiten, sondern zunehmend schon in unmittelbaren Wertschöpfungsprozessen. In der Leiharbeit sind wir dieses Thema systematisch angegangen: Zunächst wurde bei den Beschäftigten und Mitgliedern ein breites Problembewusstsein geschaffen und Angebote zur weiteren Bearbeitung dieser Probleme zur Verfügung gestellt. Es ist dadurch gelungen, durch betriebliche Vereinbarungen zum einen die Arbeitsbedingungen der Leiharbeitsbeschäftigten zu verbessern und zum anderen die Einflussmöglichkeiten der Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit zu stärken. Schließlich konnten Tarifverträge für die Stahlindustrie zur Bezahlung von Leiharbeitsbeschäftigten, die Tarifverträge für die Me-

21

Dirk Schumann

tall- und Elektroindustrie mit verbesserten Beteiligungsmöglichkeiten der Betriebsräte und der Übernahmeverpflichtung sowie die Tarifverträge über Branchenzuschläge erreicht werden. Leiharbeit ist inzwischen ein wichtiges politisches und gesellschaftliches Thema, über das in verschiedenen Zusammenhängen diskutiert wird. Der gesellschaftliche Druck zwingt die Arbeitgeber, mit uns zu Lösungen in dieser Frage zu kommen. Es gibt überdies inzwischen auch einige gesetzliche Initiativen zur Verbesserung der per Leiharbeit Beschäftigten.

beitgeber sind strikt dagegen, Zitat Gesamtmetall: „…die „make-or-buy“-Entscheidung … muss eine freie unternehmerische Entscheidung bleiben“. Eine Ausweitung der Mitbestimmung – egal ob durch Tarifvertrag oder durch Gesetz – wird als „Entmachtung des Eigentümers“ und somit als Verstoß gegen das Grundgesetz angesehen. Hier wird also schon die große Keule der Verfassungswidrigkeit herausgeholt. Zum jetzigen Zeitpunkt gilt es für uns zunächst, die Probleme mit Werkverträgen, die wir so genau noch nicht kennen, deutlich zu beschreiben und in den unterschiedlichen Erscheinungsformen in den Betrieben zum Thema zu machen.

Aber auch: Werkvertragsverhältnisse als sinnvolle Ergänzung, auch auf Basis von Tarifverträgen und guter Arbeitsbedingungen (mehr auf Abbildung 5).

Abbildung 5

Es gibt Anzeichen dafür, dass sich Leiharbeit in Werkverträge verlagern wird. Hier ist die Situation komplexer, die Erscheinungsformen sind vielschichtiger. Werkverträge können bedeuten: Niedriglöhne und tariffreie Zone, Austausch von Leiharbeit durch Werkverträge, Verlust an Beschäftigung und Know-How durch Fremdvergabe...

Teilweise entstehen auch Konflikte um die Tarifzuständigkeit (Auseinandersetzungen bei Logistikunternehmen mit Montageleistungen in der Automobilindustrie). Mit der Kampagne „Arbeit – sicher und fair“ geht es der IG Metall darum, den Missbrauch von Werkverträgen zu verhindern. Das heißt: Scheinwerkverträge aufzudecken und zu bekämpfen, Fremdfirmenarbeit nur zu fairen tariflichen Bedingungen und eine Stärkung der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte. Die Widerstände dagegen sind stark. Die Ar-

22

Tarifverträge waren immer schon Motoren des sozialen Fortschritts und haben die Aufgabe, auf soziale Herausforderungen zu reagieren und Antworten anzubieten. Eine solche Herausforderung ist der demografische Wandel. Hier zeichnen sich mehrere Entwicklungen ab, die für die Betriebe von Bedeutung sind (s. auch Abbildung 6):  Der Anteil Älterer im Erwerbsleben steigt

an. Damit entsteht die Notwendigkeit altersgerechter Arbeitsplätze. Diese sind aber nicht

„Alleskönner“ Tarifvertrag?

Tarifpolitik

Abbildung 6

Unterschiedliche Blickwinkel: Ältere in der Metall- und Elektroindustrie

•I G

oder nicht in ausreichender Zahl vorhanden. Der geringe Anteil der Über-60jährigen in den Betrieben und die Umfragen der IG Metall sprechen da eine deutliche Sprache.  Gleichzeitig sinkt die Anzahl der jüngeren Erwerbspersonen. Das bewirkt auf der einen Seite zwar eine Nachfrage nach Fachkräften, die sich in besseren Arbeitsbedingungen niederschlagen kann.

 Dem stehen der Mangel an alterns- und

altersgerechten Arbeitsplätzen, aber auch zunehmende physische und psychische Belastungen am Arbeitsplatz gegenüber, notwendig sind somit nicht nur alternsgerechte Arbeitsplätze mit entsprechenden Arbeitszeitund Leistungsbedingungen (s. Abbildung 7).  Außerdem entsprechen die starren Al-

 Gleichzeitig führt diese Situation aber zu

tersgrenzen der gesetzten Rente mit 67 nicht den Realitäten der Arbeitswelt. Notwendig sind daher flexible Rentenübergänge.

Belastungen aller sozialen Sicherungssysteme. Ihre Finanzierung im bisherigen Maßstab ist nicht mehr gesichert. Der politische Mainstream leitet daraus die Notwendigkeit der Rente mit 67 bzw. sogar darüber hinaus ab.

Zahlreiche bestehende Tarifverträge regeln bereits Themen, die unmittelbar oder mittelbar mit Demografie zu tun haben. Diese können weiterentwickelt werden:

23

Dirk Schumann

Nur selten altersgerechte Arbeitsgestaltung

Abbildung 7

Tarifpolitik

Quelle: IGM-Betriebsräte-Umfrage Juni 2012

 Tarifvertrag Demografie für die Eisen- und

Stahlindustrie  Tarifverträge über Altersteilzeit bzw. flexible Altersübergänge und Arbeitszeitkonten  Tarifverträge über Entgeltumwandlung und altersvermögenswirksame Leistungen. Die IG Metall fordert neben der Abkehr von der Rente mit 67 flexiblere Zugangsmöglichkeiten zur Altersrente, z.B. abschlagsfreie Rentenzugänge für Beschäftigte mit langen Versicherungszeiten oder einen erleichterten Rentenzugang für Erwerbsgeminderte. Hier geht es um Themen, die wir mit Mitteln der Tarifpolitik allein nicht werden stemmen können. Für eine tragfähige Tariflösung beim Altersausstieg müsste ein Verteilungsvolumen bewegt werden, dass für Entgeltsteigerungen kaum noch Spielräume ließe. Der Tarifvertrag mag ein „Alleskönner“ sein, aber kann nicht den Reparaturbetrieb für Verfehlungen und Unterlassungen in der staatlichen Sozialpolitik darstellen.

24

Für die Gestaltung alterns- und altersgerechter Arbeitsplätze kommt den Arbeitszeit- und Leistungsbedingungen in den Betrieben eine entscheidende Bedeutung zu. Die IG Metall hat sich auf der betrieblichen Ebene im Rahmen der Kampagne „Gute Arbeit – gut in Rente“ bereits angenommen und Gestaltungshinweise für „Alternsgerechtes Arbeiten“ und einen „demografischer Interessenausgleich“ erstellt.

Für die Metall- und Elektroindustrie gibt es seit 2012 eine Verhandlungsverpflichtung über die „Gestaltung des demografischen Wandels durch alter(n)sgerechte, differenzierte und flexible Arbeitszeitmodelle“. Eklatante Unterschiede gibt es in der Bewertung darin, welche tarifpolitischen Schritte hierfür notwendig sind. Zitat Gesamtmetall: „In tarifpolitischer Hinsicht besteht die Herausforderung für die Verbände in erster Linie darin, die Tarifverträge von Regelungen zu befreien, die einer demografiefesten Personalpolitik zuwider laufen. Insofern stellen die in den Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie enthaltenen so genannten Senioritätsprivilegien, mit denen Älteren insbesondere eine Verdienstsicherung und ein besonderer Kündigungsschutz gewährt werden, ein Hemmnis dar.“ Hier liegen wir natürlich weit auseinander: Schutzrechte für Ältere sollen beseitigt werden. Damit komme ich zum letzten Punkt, nämlich der Durchsetzbarkeit von Tarifverträgen. Der Tarifvertrag mag ja ein „(Fast-) Alleskönner“

„Alleskönner“ Tarifvertrag?

iab-Betriebspanel zur Tarifbindung (Fläche) Tarifbindung Betriebe 2000 • West:

48 %

• Ost:

27 %

2012 • West:

32 % (minus 16 %)

• Ost:

18 % (minus 9 %)

Beschäftigte in tarifgebundenen Betrieben

Abbildung 8

2000 • West:

70 %

• Ost:

55 %

2012 • West:

53 % (minus 17 %)

• Ost:

36 % (minus 19 %)

sein, aber „Tarifverträge fallen nicht vom Himmel“. Tarifverträge brauchen eine starke gewerkschaftliche Mitgliederbasis, um entwickelt, eingefordert und durchgesetzt zu werden. Die Tarifbindung ist aber seit Jahren rückläufig (s. Abbildung 8). Die „Erosion des Flächentarifvertrages“ liegt nicht ausschließlich an der Schwäche der Gewerkschaften in ihrer Mitgliedschaft, sondern liegt im Wesentlichen an der Politik der Arbeitgeberverbände („OT“-Politik, kurze Austrittsfristen) und – im Handwerksbereich – der Landesinnungen (z.B. Auseinandersetzungen im KfZ-Handwerk wegen Aufgabe der Tarifzuständigkeit durch Landesinnungen). Wegen der offenkundigen Schwäche des Tarifsystems kommt der Gesetzgeber ins Spiel. Gefordert werden vonseiten der Gewerkschaften die Erleichterung der Allgemeinverbindlicherklärung, die Ausdehnung des Arbeitnehmerentsendegesetzes und nicht zuletzt ein allgemeiner gesetzlicher Mindest-

lohn. Die Politik hat auch die Pflicht, dort Verantwortung zu Tarifpolitik übernehmen, wo Tarifautonomie durch schwache Strukturen nur noch eingeschränkt funktionsfähig ist. Zu beachten bleibt aber: Tarifautonomie heißt Selbstbestimmung, aber auch Eigenverantwortlichkeit. Insofern sind die Gewerkschaften selbst gefordert. Staatliche Flankierung scheint sehr bequem. Die aktuelle Entwicklung in Südeuropa (erhebliche staatliche Eingriffe in Lohnfindungssysteme) zeigt aber, dass man sich nicht allein auf den Staat verlassen kann.

Die Stärke der IG Metall liegt in einer starken Mitgliedschaft, als Garant für Handlungsfähigkeit, auch bei der Entwicklung und Durchsetzung von Tarifverträgen. Tarifverträge können fast Alleskönner sein, aber hierzu sind bestimmte Voraussetzungen nötig. Gerade bei qualitativen Themen, im Gegensatz zum reinen Entgelt, ist es immer etwas schwieriger, sie durchzusetzen.  D iskussion V ortrag D irk S chumann Uwe Jahn: Du hast den Tarifvertrag Demografie aus dem Stahlbereich gelobt – da standen mir die Haare zu Berge. Das ist für mich eine Sturzgeburt: ein Tarifvertrag, der so gut wie nichts regelt, außer Langzeitarbeitszeitkonten, und alles andere optional lässt. Aus diesem Ding ist nichts geworden – nichts was man nicht auch ohne diesen Vertrag auch hätte lösen können. Eine Altersstrukturanalyse bekommen wir über das Betriebs-

25

Dirk Schumann

verfassungsgesetz hin, Belastungsanalysen bekommen wir über das Arbeitsschutzgesetz hin. Das Anliegen, über den Demografie-Tarifvertrag etwas lösen zu wollen, war ein netter Gedanke, aber in der Ausführung war das dilettantisch: eine Wirkung ist nicht vorhanden. Wenn wir das nun als Muster für andere Branchen nehmen, dann tun mir die leid. Wir sollten inhaltlich ehrlich miteinander umgehen. Wir als Stahler sind aufgefordert, für andere etwas durchzusetzen. Wir müssen die Modelle des frühzeitigen, sozial abgefederten Ausstiegs aus dem Erwerbsleben vor Erreichen des 67. Lebensjahres durchsetzen, aber da stümpern wir auch schon wieder herum. Wir hatten bereits im letzten Abschluss eine Gesprächsoption mit den Arbeitgebern verabredet, um über solche Modelle zu reden, aber wir haben sie versemmelt. Jetzt haben wir sie wieder in den Tarifvertrag hineingeschrieben, weil uns nichts anderes übrigblieb. Der Vertrag läuft bis Mai 2014, aber jetzt stehen Bundestagswahl, außerordentlicher Gewerkschaftstag und Betriebsratswahlen an und dann ist Mai – da wird nichts passieren! Wenn wir uns in dieser Frage auf andere Verlassen als auf uns selbst, dann sind wir verlassen. Wir dürfen in dieser Sache nicht sprach- und ergebnislos bleiben! Alfio Longo: Die IG Metall sägt den Ast ab, auf dem sie sitzt. Wir müssen damit aufhören, dass der Vorstand alles bestimmt. Die Betriebsräte müssen mehr gehört werden. ich bin Mitglied der Tarifkommission und komme mir vor wie eine Marionette. Es gab viel Kritik an dem Ergebnis, auch wenn die Kolleginnen und Kollegen offiziell geschwiegen haben – vielleicht haben sie sich nicht getraut. Wir müssen uns ändern, so wie es in den 70er und 80er Jahren war: Betriebsrat als Berufung, nicht Betriebsrat als Beruf!

26

„Alleskönner“ Tarifvertrag?

Dirk Schumann: Das geht alles in die richtige Richtung. Uwe, von Dir nehme ich mit, dass das Thema plötzlich über Euch gekommen ist. Die Hauptkritik an dem Tarifvertrag ist ja, dass er kaum etwas verbindlich regelt. Man hat sich ja vorgenommen, alles noch etwas konkreter zu gestalten – warum das noch nicht passiert ist, weiß ich auch nicht, ich kenne die Diskussionen in der Tarifkommission nicht. Gerade bei solchen qualitativen Regelungen, z.B. auch zur Leiharbeit, heißt es oft, dass das, was abgeschlossen wird, nicht viel mehr ist als das, was den Betriebsräten ohnehin schon über die Betriebsverfassung zur Verfügung steht. Verabreden wir also Regelungen, die weitgehend inhaltsleer sind? Es ist schon ganz gut, wenn man einen Tarifvertrag hat, der Prozesse beschreibt. Die betriebsverfassungsrechtlichen Regelungen gibt es, aber sie werden oft zu selten genutzt. Bei den Tarifverträgen hofft man, dass das jeweilige Thema dann mehr in den Betrieben „gelebt“ wird. Das zeigen zumindest die Studien, die zu dieser Frage vorliegen. Klar muss aber auch sein, dass, wenn man ein solches Thema scharf stellt, ist das auch eine Verteilungsfrage – also: wie weit läuft der qualitative Aspekt gegen das Volumen, das wir erreichen können. Die entsprechenden Verträge gibt es nicht „für umsonst“. Manchmal hat man den Eindruck, den Beschäftigten ist der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. Was die Umsetzung angeht, so hatten wir leider ein Verfahren, das man als unglücklich bezeichnen kann und das Beteiligung nur vorgegaukelt hat. Es hat viel Kritik daran gegeben. Das das der IG Metall sicherlich nicht gut getan: wir haben zwar ein anständiges Ergebnis erzielt, aber es erscheint angesichts der Rahmenbedingungen in einem ziemlich schlechten Licht.

Dieter Scholz

Arbeitshetze, Burnout, Rente… So beurteilen Beschäftigte ihre Lage Nettogehalt. Entsprechend haben wir gelebt und gearbeitet. Es waren damals ziemlich entspannte Zeiten, die soziale Wirklichkeit in unserem Land sieht inzwischen anders aus. Auch ein Mindestlohn, sollte er eingeführt werden, ist nicht identisch mit Bedingungen guter Arbeit, sondern nur eine Absicherung nach unten. Wir müssen dafür sorgen, dass sich das Verständnis von guter Arbeit sich festmacht an Mindeststandards, so wichtig sie auch sind. Dazu kann der Index einen Beitrag leisten. Kommen wir nun zu der Frage, was gute Arbeit eigentlich ist? Wer sagt uns das? Es gibt in der Diskussion den Begriff der „gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse“. Ich will diese nicht kleinreden, aber: ob eine genormte Lärmbelästigung von den Beschäftigten als angemessen oder als zu laut empfunden wird, ist damit noch nicht geklärt. Wir fragen daher, was die Beschäftigten selbst als gute Arbeit definieren. Dahinter steckt ein längerer Entwicklungsprozess und die Erfahrung aus einer Vielzahl von Projekten; nach meinem Wissen sind dafür über 100 Kriterien einbezogen worden (zum Leitbild des Index s. Abbildung 1).

Dieter Scholz, Kommissarischer Ge-

schäftsführer DGB-Index Gute Arbeit GmbH

Ich möchte zunächst etwas zur arbeitspolitischen Einordnung der Initiative sagen, da kann ich zum Teil auf Biografisches und auf meine Vorredner zurückgreifen: von 1964 bis 1966 habe ich Elektromechaniker in einem kleinen Unternehmen gelernt und war dann bis 1971 bei der AEG als Elektrotechniker tätig. Für uns als Jungfacharbeiter stand damals fest, dass wir in kein Unternehmen gehen würden, das Tarif zahlt – das Entgelt musste mindestens ein Drittel darüber liegen. Es ist klar, wie es Dirk vorhin gesagt hat: Tarifverträge sind die absolute Untergrenze und wer sich wagt, nur die Untergrenze zu zahlen, der soll sehen, wo er seine Leute herbekommt.

Leitbild des DGB-Index Gute Arbeit

Leitbild des DGB-Index Gute Arbeit

Abbildung 1

Was die Rente angelangt, sind wir damals davon ausgegangen, dass das letzte Netto, das man im Erwerbsleben bekommen hat, auch die Höhe der Rente ist. Und eine private Vorsorge kommt dann ggf. noch oben drauf, dann habe ich mehr als mein letztes

Leitbild des DGB-Index Gute Arbeit

1

1

2

27

Dieter Scholz

Abbildung 2

Gesamtindex münden (s. Abbildung 4). Zu Beginn hatten wir gedacht, dass wir mit diesem Vorgehen zu unterschiedliche Zeitpunkten etwas über die Qualität der Arbeit sagen könnten, ähnlich den Konjunkturdaten.

3

Die Untersuchungen in den Betrieben haben ergeben, dass es im wesentlichen drei Aspekte sind, die gute Arbeit ausmachen (s. Abbildung 2):

Das Befragungsinstrument Konstruktion des DGB-Index Gute Arbeit

Teilindex Ressourcen

 Positive, unterstützende Ressourcen  Wenig belastende Faktoren  Arbeitsplatzsicherheit/angemessenes

Index Gute Arbeit

Die Antworten auf unsere Fragen werten wir zunächst prozentual aus (Beispiel s. Abbildung 3). Aus diesen Einzelfragen werden dann Teilindizes gebildet, die dann in den Zukunftsprognose

Einschätzung der Arbeitsfähigkeit – Tätigkeits-/ Personalbereiche*

Abbildung 3

Frage 2.3: Bitte denken Sie einmal an Ihren Gesundheitszustand: Meinen Sie, dass Sie unter den derzeitigen Anforderungen Ihre jetzige Tätigkeit bis zum Renten/Pensionsalter ausüben können?

28

Dr. Mary Lindner

* Normalbeschäftigte.

4

Abbildung 4

Einkommen

© 2012 DGB-Index Gute Arbeit GmbH

Der Unterschied ist aber: die Konjunktur schwankt, ein Arbeitsindex hingegen schwankt nicht in diesem Maße, die Unterschiede sind meist keine Meldung wert.

Teilindex Belastungen

31 indexbildende Fragen

Teilindex Einkommen/ Sicherheit 5

Interessant werden die Indizes erst, wenn man sie über lange Zeiträume vergleicht oder wenn man sie sich auf Betriebsebene ansieht. 2010 hatten wir einen Großteil mittelmäßiger Arbeit (53 Prozent), ein Drittel schlechte Arbeit und 15 Prozent gute Arbeit (s. Abbildung 5). Diese Ergebnisse lassen sich dann für bestimmte Berufsgruppen aufschlüsseln und auch ansonsten lassen sich noch andere Bezüge (Geschlecht, Einkommen etc.) herstellen (s. Abbildung 6). Gute Arbeit macht sich nicht an Mindestnormen fest, egal ob gesetzlich oder tariflich, sondern gute Arbeit

Arbeitshetze, Burnout, Rente… So beurteilen Beschäftigte ihre Lage

Arbeitsbedingungen, ermittelt werden die Beanspruchungs- und Belastungsniveaus. Die Messung der Gefährdungsgrade erlaubt eine Qualitätsmessung von Stärken und Schwächen in den vorherrschenden Arbeitsbedingungen (Strukturen). Auf der Basis dieser Ergebnisse werden Verbesserungsbedarfe für die Gestaltung von gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen festgelegt. Abbildung 7 verdeutlicht schematisch unser Vorgehen.

Das Befragungsinstrument Konstruktion des DGB-Index Gute Arbeit

Teilindex Ressourcen

Abbildung 5

Index Gute Arbeit

Teilindex Belastungen

31 indexbildende Fragen

Teilindex Einkommen/ Sicherheit

Projektphasen Leistungen 6

1. Vorbereitung Phase

beinhaltet die Entfaltung und Entwicklung der Menschen. Es ist der zentrale Bereich des menschlichen Lebens, und so muss sich die Politik ausrichten.

8. Fortschreiten

7. Überprüfen

Anwendungsbereiche des DGB-Index sind

tiverhebung,  diverse Ländererhebungen und Branchenauswertungen und  die Anwendung des Instruments in Unternehmen

Abbildung 6

Die abhängig Beschäftigten bewerten bzw. beurteilen ihre Arbeitssituation über die verschiedenen Facetten der vorherrschenden

3. Analyse

4. Präsentation/ Bericht

6. Umsetzung

Abbildung 7

 eine jährliche, bundesweite Repräsenta-

Kooperationspartner

2. Durchführung

5. Prozesseinleitung

1-2

DGB-Index Gute Arbeit GmbH, Arbeitsgruppe (intern)

3

DGB-Index Gute Arbeit GmbH

4

DGB-Index Gute Arbeit GmbH, Arbeitsgruppe (intern)

5

DGB-Index Gute Arbeit GmbH, Arbeitsgruppe (intern)

6-8

Betrieb (intern) mit Interessengruppen

Neuralgischer Punkt! © 2013 Dr. Mary Lindner

8

Problematisch ist der Punkt 5, die Einleitung des Prozesses: Welche Konsequenzen werden gezogen, welche Maßnahmen eingeleitet? Hier hakt es oft, denn das Instrument ist für die Analyse entwickelt.

7

Zur unserer jährlichen bundesweiten Repräsentativerhebung: die erste Untersuchung hat es gegeben von 2007 bis 2010; ab 2011 bis 2013 gab es eine zweite. Ab 2011 haben wir ein neues Indexmodell in der Anwendung. Die Aussagen beruhen auf einer Zufallsstichprobe mit ca. 5000 Befragten, die per Telefoninterviews innerhalb einer halbe Stunde mit einem Fragebogen (mit ca. 90 Fragen / 41 Indexfragen) befragt werden. Diese Aktion wird vom DGB einmal im Jahr bezahlt. Die wesentlichen Er-

29

Dieter Scholz

Abbildung 8

den Bereich Metallerzeugung und -bearbeitung herausgezogen. Immerhin kann man wohl feststellen, dass die Zahlen in den Branchen, in denen es starke Betriebsräte gibt, i.d.R. ein klein wenig besser sind als in denen, in denen da nicht der Fall ist, wie etwa bei Einzelhandel, Dienstleistungen etc. Ähnlich ernüchternde Zahlen haben wir zu Fragen bezüglich der Rente erhalten (s. Abbildungen 11 bis 14), auch bei Beschäftigten des Wirtschaftszweiges „Metallerzeugung und -bearbeitung“ (s. Abbildung 15).

Abbildung 11

10

12

Abbildung 12

Abbildung 9

9

13

gebnisse habe ich in den Abbildungen 8 und 9 zusammengefasst, mit z.T. sehr erschreckenden Zahlen, die sich aber auch mit Angaben der Krankenkassen etc. decken. Für Abbildung 10 habe ich die Zahlen speziell für

Abbildung 10

Mehr zum Fragebogen und den Auswertungen könnt Ihr auf folgender Seite finden: http://www.dgb-index-gute-arbeit.de 10

30

Abbildung 14

Abbildung 13

Arbeitshetze, Burnout, Rente… So beurteilen Beschäftigte ihre Lage

14

Dort kann man sich auch direkt ermitteln lassen, unter welchen Bedingungen man selbst

Antwort

15

arbeitet. Vielen Dank für Euere Aufmerksamkeit!  

Metallerzeugung …….

Alle

Nein

32 %

38 %

Grade langen

50 %

43 %

Gut leben

16 %

17 %

2%

2%

Abbildung 15

Sehr gut leben

16

31

Inger Korflür

Zukunftswerkstatt: „25 Jahre Schmiede-Konferenz – Weiter so!?“ Da wäre es gut, wenn wir eine gute Mischung hinbekämen, d.h. dass Kollegen aus einem Betrieb darauf achten, dass sie nicht gemeinsam an einem Tisch stehen und diskutieren. An jedem Tisch gibt es sog. „Gastgeber“, die an den Tischen verbleiben und die jeweiligen Diskussionsfragen stellen. Außerdem gibt es an jedem Tisch Papier und Stifte, um Aussagen und Gedanken zu notieren und zu dokumentieren. Ihr habt also Gelegenheit, Eurer Phantasie freien Lauf zu lassen. Hier nun die Fragen, um die es gleich in den drei Runden gehen wird:  25 Jahre Schmiede-Konferenz – alles geht

einmal zu Ende. Wir machen Schluss, was würde Euch fehlen?  Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Da

Inger Korflür, Sustain Consult GmbH, Dortmund

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 25 Jahre Schmiede-Konferenz liegen hinter uns. Jetzt ist es spannend zu erfahren, wie es weitergehen soll, wie die kommenden 25 Jahre aussehen sollen. In den nächsten 90 Minuten möchte ich mit Euch herausfinden, ob Euch das jetzige Angebot in dieser Form zusagt oder wo man es eventuell noch verbessern kann. Dies machen wir mit der World-Café-Methode, mit der man in so große Gruppen gut arbeiten kann. Wir haben dazu sechs Tische vorbereitet, an dem jeweils zehn Menschen miteinander diskutieren. Dabei wird es drei Gesprächsrunden à ca. 20 Minuten geben.

32

hilft auch wirklich keine Konferenz… Oder dürfen wir ein wenig mehr erwarten? Wie können wir dafür sorgen, dass das, was wir auf der Konferenz machen, in die alltägliche Betriebsratsarbeit eingeht und dort hilft? Was habe ich eigentlich in den vergangenen Jahren von hier mitgenommen?  Wir stellen die Zeichen auf Neuanfang und

machen alles anders. Oder doch nicht? Wie sieht Eure optimale Schmiedekonferenz aus, was muss da auf jeden Fall rein? Was soll anders gemacht werden? Anschließend gucken wir uns alle Notizen gemeinsam an und die Gastgeber an den Tischen erläutern kurz die Diskussionen, die an den Tischen stattgefunden haben.  

Zukunftswerkstatt:

„25 Jahre Schmiede-Konferenz – Weiter so!?“

33

Zukunftswerkstatt:

34

„25 Jahre Schmiede-Konferenz – Weiter so!?“

Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Podiumsdiskussion Gritt Eggerichs (Autorin und Moderatorin, Köln) Dr. Martin Brussig (Leiter Forschungsabteilung Arbeitsmarkt, Integration, Mobilität, IAQ an der Uni DUE)

Dr. Nicola Hirsch (Arbeitsdirektorin ArcelorMittal Ruhrort GmbH) Karl-Josef Laumann (CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag NRW) Michael Scheffler (SPD, Mitglied des Landtags NRW)

35

Podiumsdiskussion

G. Eggerichs: Frau Hirsch, Ihre ehemaligen Mitarbeiter treffen sich ja regelmäßig bei einem Stammtisch. Was hören Sie da? Wie zufrieden sind die Rentner mit ihren Bezügen? N. Hirsch: Von unseren Altersteilzeitlern höre ich, dass sie eine geringe Rente bekommen, im Durchschnitt liegt sie bei 1000 Euro für Beschäftigte aus dem gewerblich-technischen Bereich. Da kann jeder überlegen, ob man davon vernünftig leben kann oder nicht. Wer bei uns den Altersteilzeitvertrag unterschreibt, macht das nicht, weil die Bezüge so komfortabel wären, sondern die meisten sehen kaum eine Alternative. Sie kennen die beruflichen Anforderungen und meinen, diesen nicht mehr gerecht werden zu können und dann beißen sie in den sauren Apfel. Wir als Unternehmen stocken bei Altersteilzeit zwar erheblich auf, aber trotzdem bleibt die Summe knapp. Aus unserer Sicht ist es eine Frage der Würde: die Beschäftigten, die ausscheiden, haben im Schnitt 44 Versicherungsjahre und gehen dann mit 1000 Euro – man fragt sich, wofür habe ich hier so lange geschuftet? Insofern glaube ich nicht, dass alle glücklich sind, die ausscheiden. G. Eggerichs: Wie funktioniert das genau mit der Aufstockung? Was tut ArcelorMittal noch dazu? N. Hirsch: Die Altersteilzeit läuft bei uns in der Regel über sechs Jahre. Die meisten Beschäftigten wählen die geblockte Version, d.h. drei Jahre „normal“ arbeiten, drei Jahre Freistellung. Wir stocken auf 85 Prozent des vormaligen Nettos auf und stocken die Rentenversicherungsbeiträge auf 100 Prozent auf. Meist fehlen dann noch zwei, zweieinhalb Jahre: die zu erwartenden Abschläge bei der Rente gemäß dem versicherungsmathematischen Gutachten gleichen wir mit einer Einmalzahlung aus. Bei uns sind zehn Prozent der Beschäftigten in Altersteilzeit; für uns ist das ein Instrument, den Personalbabbau sozialverträglich zu gestalten.

36

Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit

G. Eggerichs: Derzeit haben wir rund 20 Millionen Rentner in Deutschland, zunehmende Tendenz. Herr Brussig, können Sie etwas zur Entwicklung der kommenden Jahre sagen? M. Brussig: Die demografische Entwicklung lässt sich eigentlich gut prognostizieren. Der geburtenschwächste Jahrgang war 1945, diese Menschen sind 2010 65 Jahre alt geworden und spätestens dann in Rente gegangen. Die folgenden Jahrgänge wachsen bis zum Jahrgang 1964, da ist dann mit Stärken von einer Million Rentnern und mehr pro Jahrgang zu rechnen. Diese Baby-Boomer sind nun in einem Alter, in dem sie in absehbarer Zeit in Rente gehen. Das Alterssicherungssystem steht vor enormen Problemen, wie es mit seinen Sicherungsaufgaben umgehen soll. Die Solidität eines Alterssicherheitssystems hängt insbesondere um Arbeitsmarkt ab: wie lange arbeitet jemand, wie lange werden Beiträge entrichtet, über welche Mittel kann die Versicherung verfügen? Sowohl Renten- als auch Arbeitsmarktreformen haben in den letzten Jahren einiges dazu beigetragen, die soziale Sicherheit im Alter in eine Schieflage zu bringen. G. Eggerichs: Was meinen Sie genau damit? Sprechen Sie von der Reform von 2001? Was wäre das Problem daran? M. Brussig: Zunächst einmal wurden die Sicherungsziele herabgesetzt. Dass man die Ausgaben eines Eckrentners nicht mehr mit 40 Jahren Durchschnittseinkommen, sondern erst mit 45 Jahren. Damit ist es natürlich schwerer, dieses Sicherungsziel zu erreichen. Außerdem gibt es viel mehr Beschäftigte im Niedriglohnbereich; viele Menschen arbeiten in nichtrentenversicherungspflichtigen Mini-Jobs und tun somit nichts für ihre Rente, obwohl sie erwerbstätig sind. Das sind Entwicklungen, für die die Rentenversicherung nichts kann.

37

Podiumsdiskussion

G. Eggerichs: Herr Scheffler, vieles von dem, was Martin Brussig beschrieben hat, basiert auf Änderungen, die die rot-grüne Bundesregierung getroffen hat. Sie gehören der SPD an – waren Sie mit allen Entscheidungen einverstanden? Wie ist Ihre Position, innerhalb der Partei? M. Scheffler: Ich habe damals auf dem Bundesparteitag als Delegierter nicht für die Rente mit 67 gestimmt, weil mir die Debatte zu sehr auf das Thema „Demografie“ und zu wenig auf das Thema „Arbeitsmarktpolitik“ ausgerichtet war. Unser Problem heute ist, dass wir den siebtgrößten Niedriglohnsektor in der EU haben, dass wir immer noch keinen flächendeckenden Mindestlohn haben, denn nicht zuletzt von der Höhe des Einkommens hängt die Höhe der späteren Rente ab. Das ist einfach nicht hinnehmbar. Deswegen hat meine Partei gesagt, dass die Rente mit 67 ausgesetzt werden soll, dass man zunächst einmal das Ziel erreichen sollte, dass 50 Prozent der Menschen über 60 Jahre noch im Berufsleben stehen. Davon sind wir noch meilenweit entfernt. Wenn man sich die Struktur der Belegschaften in manchen Betrieben ansieht, wird da sehr stark auf jüngere Leute gesetzt. Inzwischen merkt man, dass man auf die Kompetenz der Älteren nicht verzichten kann. Ihr Know-how fehlt inzwischen in manchen Bereichen. Ich fände es gut, wenn Betriebe eine Struktur haben, in der Jung und Alt von einander lernen können. G. Eggerichs: Herr Laumann, Sie sind in einer vergleichsweise komfortablen Situation, Sie müssen in der CDU keine Verantwortung für das übernehmen, was Rot-Grün damals entschieden hat. Dennoch: wie stehen Sie dazu und was meinen Sie, was zu machen ist? F.-J. Laumann: Jede deutsche Regierung hat bisher Wert darauf gelegt, rentenpolitische Entscheidungen im Konsens zwischen CDU und SPD zu treffen – unabhängig davon, wer regiert hat und wer in der Opposition war. Wir haben alle immer gesagt: Rentenpolitik kann man nicht abhängig machen von Mehrheiten in einer Wahlperiode. Wir haben in Deutschland die beste Alterssicherung in Europa: von den Menschen, die über 65 Jahre alt sind und nicht in einem Pflegeheim leben müssen, sind nur drei Prozent in der Grundsicherung. Mit anderen Worten: 97 Prozent der Menschen zwischen 65 und Pflegebedürftigkeit haben in Deutschland ein Einkommen, das sie von der sozialen Grundsicherung unabhängig macht. Man muss fragen, wie hoch die Rente nach 40 oder 45 Versicherungsjahren ist – und da liegt sie in NRW bei 1100 Euro (Westfalen) bzw. 1200 Euro (Rheinland). Im Rheinland wird durch die chemische Industrie etwas besser verdient als im ländlichen Westfalen. Wir haben 2001 mit Riester einen großen Einschnitt in die Rentenphilosophie vorgenommen: damals wurde gesagt, dass die Rentenver-

38

Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit

sicherung Armut verhindern soll, während die Lebensstandardsicherung über Riesterund Betriebsrente erfolgen soll. Insofern sind wir jetzt „im Jahre elf nach Riester“ - ich hoffe, dass nach den Bundestagswahlen im September die Politik den Mut hat, ideologiefrei zu schauen, was daraus geworden ist. Meiner Meinung nach ist diese Strategie nicht aufgegangen: die kapitalgedeckten Sicherungssysteme bringen derzeit wegen der niedrigen Zinsen keine Rendite. Damals war viel Ideologie im Spiel: Sozialversicherung war damals einfach altmodisch! Die Wirtschaftskrise hat ein Gutes: sie zeigt, dass die Erwartungen an die kapitalgedeckten Systeme zu hoch waren. Zum Rentenniveau: in den letzten zehn Jahren ist das Rentenniveau nicht gefallen. Aber wir werden dafür in Zukunft länger arbeiten müssen. Die Lebenserwartung steigt in Deutschland jedes Jahr um drei Monate, d.h. wir müssen jedes Jahr drei Monate mehr Rente finanzieren – und das Geld muss bei weniger jungen Leuten irgendwo herkommen. G. Eggerichs: Mich würde das Thema „Riester-Rente“ nochmals interessieren. Frau Hirsch, haben Sie den Eindruck, dass Ihre jüngeren Beschäftigten verstanden haben, dass es da später ein Problem gibt und dass sie daher selbst vorsorgen müssen. N. Hirsch: Ich glaube, dass das keine Frage des Wissens ist. Mittlerweile weiß jeder Mensch, auch jüngere, dass man sich nicht mehr auf die staatliche Rente verlassen kann. Aber das heißt aber nicht, dass jeder daraus für sich die Schlussfolgerung zieht, private Vorsorge zu betreiben. Dagegen wirken viele Faktoren, u.a. die zeitliche Entfernung vom Alter. In der Jugend denkt man an alles, aber nicht an die Alterssicherung. Und: jeder Cent, der verdient wird, fließt in den Aufbau der Familie oder auch in ein Haus. Die Möglichkeiten, anderweitig einzuzahlen, sind also gering. Und: viele Menschen durchblicken nicht mehr die vielfältigen Optionen, die es in der Rente inzwischen gibt. Meines Erachtens muss ein Zwang oder ein Anreiz her. Ich erwarte von der Politik, dass die Rahmenbedingungen vereinfacht werden. Derzeit ist es so kompliziert, dass Sie dazu einen Fachmann im Betrieb benötigen, der nichts Anderes machen kann.

39

Podiumsdiskussion

Noch eine Anmerkung zum Mindestlohn: es ist ein Trugschluss, dass mit der Einführung eines Mindestlohns das Rententhema „vom Tisch“ wäre. Bei uns liegt das Durchschnittsentgelt bei 21,83 Euro und trotzdem kommt am Ende zu wenig Rente dabei heraus. Und wenn wir sagen „Ältere müssen länger im Betrieb bleiben“: bei uns ist – bedingt durch die Vorruhestandswellen - die Hälfte der Belegschaft über 50. Da kann man die Lasten der Schichten nicht auf alle Altersstufen verteilen – wir haben Schichten komplett ohne Jüngere! Und da funktioniert ein solches Rezept einfach nicht mehr. Daher kann ich nur vor solchen Verallgemeinerungen warnen! G. Eggerichs: Das klingt nach einem komplizierten System – man hat das Gefühl, die Rente ist zu einem Flickenteppich geworden. M. Scheffler: Es ist unbestritten eine komplizierte Materie. Es gibt da auch widerstrebende Interessen. Bei Riester hat es damals andere Hoffnungen gegeben – bei den vielen Produkten weiß man nicht, womit man besser fährt. Was die jungen Menschen angeht: viele haben einfach kein Geld übrig, das sie in eine Rentenversicherung einzahlen könnten. Viele müssen einfach zunächst sehen, dass sie ihre „normalen“ Ausgaben finanzieren können. Die junge Generation hat es insofern schwerer als wir es damals in der Regel hatten. Wir müssen auch genauer darauf schauen, wer in welchem Beruf gearbeitet hat. Ein Stahlarbeiter, eine Altenpflegerin oder eine Erzieherin hat ganz andere körperliche Anforderungen zu ertragen als z.B. ein Hochschullehrer. Wir müssen mehr flexible Übergänge in die Rente schaffen, z.B. Teilzeitrente etc. Das sind gesellschaftliche Herausforderungen, wenn wir die Kompetenz der Älteren in Betrieben und Verwaltungen halten wollen. M. Brussig: Ich bezweifele, dass das gegenwärtige Rentensystem für Menschen, die dabei sind, in Rente zu gehen, wirklich so kompliziert ist. Es gibt Rentenberatungsstellen, es gibt Schreiben von der Rentenversicherung… Und durch den Wegfall verschiedener anderer Möglichkeiten wird die vermeintliche Unübersichtlichkeit noch weiter verringert. Für mich stellt sich die Frage, ob es sinnvoll bzw. machbar ist, nach Berufen zu differenzieren. Was wäre das Ziel beruflich differenzierter Altersgrenzen. Wenn man das empirisch bearbeiten würde, müsste man sich nach meinem Empfinden auf überraschende Ergebnisse einstellen. Lange Zeit hat man gesagt, dass ab einem gewissen Alter Fehler passieren können, die nicht tolerierbar sind. Daher gab es lange Zeit eine Altersbegrenzung für Piloten. Da würde man dann auf ganz andere Ergebnisse kommen. Man könnte für die Rente auch eine besondere Tätigkeit anerkennen, bei Bergleuten war das beispielsweise so… Wenn man eine solche Auswahl anständig begründen und empirisch fundieren müsste, kommt man m.E. schnell in Erklärungsnöte.

40

Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit

G. Eggerichs: Was wäre denn eine andere Lösung? Wahrscheinlich muss man das ja eigentlich individuell entscheiden, oder? M. Brussig: Die individuelle Prüfung wäre ein Instrument und die gibt es heute in Gestalt der Erwerbsminderungsrente auch. F.-J. Laumann: Man darf da nicht Äpfel mit Birnen verwechseln. Wir haben, was den Zugang zur Rente angeht, eigentlich ganz wenige Möglichkeiten. Wenn man vor 65 in Rente gehen will, geht das nur mit Abschlägen. Das ist so festgelegt worden, damit die Versicherung nicht darunter leidet, wenn jemand früher in Rente gehen möchte. Das wird auch von keinem Experten kritisiert. Dann gibt es noch die Möglichkeit, Erwerbsunfähigkeitsrente zu beantragen. Diese Möglichkeit wurde vor elf Jahren sogar verbessert, indem wir Teilerwerbsunfähigkeitsrenten eingeführt haben, von denen allerdings kaum Gebrauch gemacht wird. Das einzige Problem bei dieser Form ist: es gibt auch Abschläge. In den letzten drei Jahren ist es so gekommen, dass etwa zehn Prozent aller Erwerbsunfähigkeitsrenten nicht mehr ohne Grundsicherung auskommen. Das ist ein Skandal! Wenn jemand etwa wegen Multipler Sklerose nicht mehr arbeiten kann, dann darf ein solcher Mensch nicht in Armut fallen. Da müssen wir an den Abschlägen etwas ändern. Mein Argument dabei ist auch: in elf Jahren hat die Versicherungswirtschaft kein Produkt entwickelt, mit dem man sich zusätzlich gegen Erwerbsunfähigkeit versichern könnte! Wenn die das nicht hinbekommen, also müssen wir das in der Rentenversicherung regeln. Außerdem täte der Bundestag in der nächsten Legislaturperiode gut daran, die Möglichkeit von Teilrenten ab dem 60. Lebensjahr einzuführen, also dass Menschen halb arbeiten und halb in Rente sein können. Ich habe das in meiner Zeit als Arbeitsminister mal rechnen lassen: das wäre kein schlechtes Modell, sowohl finanziell als auch für die

41

Podiumsdiskussion

Gesellschaft. Damit könnte man viele Schwierigkeiten individuell lösen. Wir können da auch nicht nach Berufen differenzieren, sondern müssen über die Tarifpolitik Lösungen für Branchen finden, die von der Branche getragen werden müssen. Die Bergleute, die früher aufhören, bekommen Anpassungsgeld – das hat mit Rente ganz und gar nichts zu tun. Ich habe auch Schwierigkeiten, mir einen Dachdecker mit 65 auf dem Dach vorzustellen. Vor ca. zwölf Jahren haben die Unternehmen ein Betriebsrentensystem nach dem anderen geschlossen. Die alten waren und blieben drin, die jungen kamen nicht mehr rein. Die Betriebe konnten oder wollten die Rückstellungen nicht mehr bilden. Durch die Riesterrente und durch die Entgeltumwandlung haben wir eine Renaissance der Betriebsrenten hinbekommen, indem die Versorgungswerke wieder geöffnet wurden. Dieser Teil der Riesterreform ist eigentlich ein Glanzstück geworden, weil wir wieder viel mehr Betriebsrenten haben, und das ist etwas Gutes. G. Eggerichs: Frau Hirsch, Sie finden Betriebsrenten auch gut, haben sich aber kritisch zu den Teilrenten geäußert. N. Hirsch: Vom Prinzip her stimme ich zu, das ist ein guter Denkansatz. Aber: das, was wir im Moment faktisch an (Einkommens-) Grenzen haben, hat bei uns niemanden überzeugt, in Teilrente zu gehen. Ich würde auch nicht nach Berufen differenzieren, wenn es darum geht, wer früher gehen darf und wer nicht. Das hängt wirklich von der individuellen Situation ab. Was die Betriebsrente angeht: wir haben für alle Beschäftigten eine. Wir haben die alte Thyssen-Pensionsordnung, die rückstellungspflichtig war, geschlossen und sind für alle neuen Beschäftigten in ein beitragsfinanziertes System gewechselt und haben jetzt vier verschiedene Systeme im Angebot – dazu gibt es viele Fragen. Es ist keineswegs so, dass das selbsterklärend ist. Die Beschäftigten rechnen und fragen sich in erster Linie: Was bedeutet das für mich jetzt, was bedeutet das für mich im Alter? Das möchte er wissen. Die Mitarbeiter haben ein hohes Vertrauen in die Politik und das Unternehmen, dass das irgendwie gelöst wird. Und viele fühlen sich davon überfordert, dass sie individuell vorsorgen sollen und nicht nur auf kollektive Lösungen bauen sollten. Selbst ich habe Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten. K.-J. Laumann: Wir haben Sozialpartnerschaft in Deutschland immer so verstanden, dass das Unternehmen mitsorgt – nicht nur der Staat. Als Unternehmer habe ich damit doch auch eine Möglichkeit, gute Beschäftigte an mein Unternehmen zu binden. N. Hirsch: Ich glaube, dass die Dreiteilung in staatliche, betriebliche und private Vorsorge gut ist. Aber das Verfahren müsste wesentlich vereinfacht werden, was die Besteuerung und die Zugangsbedingungen angeht. Eine bessere Feinjustierung müsste noch vorgenommen werden.

42

Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit

F.-J. Laumann: Wir haben es 2001 klar geregelt, dass das Geld, das in die Betriebsrenten geht, vorher nicht versteuert wird. In die gesetzliche Rente wird hingegen zahlt der Arbeitnehmer einen versteuerten Beitrag ein, deswegen ist dieser Teil der Rente später auch steuerfrei. Der Arbeitgeber zahlt seinen Anteil nichtversteuert, deshalb ist diese Hälfte bei der Auszahlung steuerpflichtig. Wenn man Geld in die Betriebsrente einbezahlt wird, geschieht das unversteuert. Daher ist es auch nicht sozialversicherungspflichtig und somit ist es hoch interessant. M. Scheffler: Wir wissen, dass die Aufstocker den Staat pro Jahr elf Milliarden Euro kosten, das ist eine riesige Subvention. Diese Leute gehen bestimmt nicht mit großer Motivation zur Arbeit, wenn sie am Ende des Monats noch ihre Unterstützung beim Job-Center abholen müssen. G. Eggerichs: Auch Menschen, die eigentlich ganz normal verdienen, sagen wir mal 2500 Euro im Monat, auch nicht mit viel Rente rechnen dürfen, die dann aufgestockt werden muss, und das ist mit Menschenwürde ja schwer in Einklang zu bringen. M. Scheffler: Aus diesem Grund möchten wir die Betriebsrente verpflichtend machen, denn es gibt ganz viele Arbeitnehmer, die derzeit noch nicht über eine Zusatzversorgung verfügen. Wir möchten es hinbekommen, dass die Arbeitgeber sich entsprechend an einer Betriebsrente beteiligen und somit dafür sorgen, dass die Übergänge in den Ruhestand einfacher werden als es heute der Fall ist. G. Eggerichs: Ich möchte nochmals kurz auf die Rentenbeitragssenkung von 19,6 auf 19 Prozent eingehen. Eigentlich müsste der Betrag angesichts dessen, was wir heute diskutiert haben, angehoben werden. Wie soll man die Senkung verstehen? Als Geschenk an den Koalitionspartner? F.-J. Laumann: Das steht im Rentengesetz. Das sieht vor, dass der Beitrag gesenkt werden muss, wenn die Versicherung mehr Geld als für drei Monate auf dem Konto hat. Der Bundestag hätte das per Gesetz ändern können, aber das ist nicht passiert. Es ist ja auch nicht so, dass die Menschen gern hohe Beiträge zahlen, insbesondere die Unternehmen profitieren davon. Meine Meinung ist: Lasst uns froh sein, dass wir volle Kassen haben! Und die vollen Kassen haben wir, weil wir 41 Millionen Beschäftigte haben, den höchsten Stand an Beschäftigung in den letzten 20 Jahren. Das ist der Grund, weshalb es den Sozialversicherungen so gut geht und warum wir auch über Verbesserungen, z.B. eine Teilrente, reden können. Natürlich werden wir in der gesetzlichen Rente etwas machen müssen, damit Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben und mit der Rente nicht auskommen, unterstützt werden. Ich denke, das werden wir alles in den Wahlprogrammen für die Bundestagswahl wiederfinden – aber das wäre alles nicht der Fall, wenn die Sozialversicherungen in der gleichen Lage wie 2000 wären, als sie aus dem letzten Loch pfiffen. Es gibt keine Debatten darüber, das liegt daran, weil Geld da ist – das wir uns – zugegeben – auch über den Niedriglohnbereich besorgt haben. Natürlich brauchen wir einen Mindestlohn, aber damit bekommt

43

Podiumsdiskussion

man auch keine anständige Rente zusammen. Mit einem Stundenlohn von 15 Euro ist man ein Durchschnittsverdiener und erwirbt sich pro Jahr einen Entgeltpunkt. Da kann sich jeder vorstellen, was jemand mit einem Stundenlohn von 7,50 Euro an Rente bekommt. Nach meinen Berechnungen müsste er 54 Jahre arbeiten, um eine Rente zu bekommen, die so hoch ist wie die Grundsicherung – die man auch bekommt, wenn man nie gearbeitet hat. Ich finde: wenn einer immer fleißig war, dann muss er mehr bekommen als jemand, der nicht fleißig war, auch im Alter! G. Eggerichs: Nochmals zum Thema „Würde“. In anderen Ländern ist es ja üblich, dass Rentner sich etwas hinzu verdienen, in England z.B. als Helfer im Supermarkt, oft als eine Art „verdeckte Bettelei“… M. Brussig: Das sehen wir in der Tat vermehrt. Es sind nicht viele Menschen, aber es gibt beachtliche Steigerungsraten. Es wächst das Interesse daran, auch nach dem Renteneintritt weiter aktiv zu bleiben, und für viele ist es das: aktiv zu bleiben! Für einige ist der Grund auch, dass sie sich etwas hinzu verdienen müssen. Man sollte sich gut anschauen, was da abläuft. G. Eggerichs: Anders als in anderen Ländern, z.B. der Schweiz, zahlen bei uns ja nicht alle Beschäftigten in die Rente ein, z.B. Beamte. Was bedeutet das für die soziale Gerechtigkeit? M. Scheffler: Landtagsabgeordnete sorgen sich selbst für ihre Rente, insofern wäre es mir egal, in welche Kasse ich einzahle. Ich würde mich darüber freuen, wenn die Rentenversicherung sich mehr für Solo-Selbstständige öffnen würde. N. Hirsch: Herr Laumann meint, dass wir keine Diskussion über die Renten hätten – das sehe ich nicht so. Bei uns ist das schon ein Thema, man betrachtet das als eine Art der Menschenwürde, dass man genug hat, wenn man in die Rente geht bzw. – wenn man frühzeitig gehen muss – auch zu vernünftigen Konditionen. Da wünsche ich mir von der Politik, dass sie diese Sorgen aufgreift und ernst nimmt. Es gibt noch ein hohes Vertrauen in die Politik, und die Betriebe wollen dabei mithelfen. Wir müssen an dieser Stelle dringend nachbessern. Es muss gewährleistet sein, dass Beschäftigte nach 45 Versicherungsjahren ohne Verluste in die Rente gehen können. Die Zugänge zur Erwerbsminderungsrente müssen vereinfacht werden und die Erwerbsminderungsrente muss so gestaltet sein, dass man davon vernünftig leben kann. Von der Teilrente muss so viel übrig bleiben, dass man motiviert wird, arbeiten zu gehen. Wenn davon nichts übrig bleibt, nimmt niemand dieses Angebot an. Für die Jugend müssen wir uns überlegen, wie wir sie dazu bringen, rechtzeitig etwas für die Rente zu tun. M. Scheffler: Ich kann das nur unterschreiben, was Frau Hirsch gesagt hat. Außerdem würde ich mir wünschen, dass wir auch mal wieder eine aktive Arbeitsmarktpolitik machen, für all diejenigen, die nicht im Erwerbsleben stehen. Da ist in den letzten Jahren sehr viel Geld eingespart worden, da sind kaum noch Förderungen möglich. Wir sind in NRW dabei, einen sozialen Arbeitsmarkt aufzubauen. Denn wenn wir über Würde reden, müssen wir auch die Würde derjenigen im Blick haben, die sich außerhalb des Arbeitsmarkts bewegen. Das hätte nämlich dann auch positive Auswirkungen auf die Sozialkassen. G. Eggerichs: Ich danke Ihnen allen für die spannende Diskussion!

44

Schlusswort

Michael Bach, Gewerkschaftssekretär

IG Metall Vorstand, Ressort Betriebs- und Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf

Liebe Kolleginnen und Kollegen, zunächst vielen Dank an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Die IG Metall will mit der Aktion „Gute Arbeit, gut in Rente“ die Umlagefinanzierung der Rente stärken – wenn der Topf, aus dem die Rente finanziert wird, nicht mehr voll genug ist, dann müssen wir darüber nachdenken, wie wir ihn wieder füllen. Denn wenn wir das Prinzip der Umlagefinanzierung weiter verlassen, werden wir ein paar wenige haben, die mehr Rente bekommen, aber viele, viele, die weniger bekommen. Die, die gut verdienen, können besser vorsorgen als die, die über kein hohes Einkommen verfügen. Ich weiß nicht, ob eine Solidargemeinschaft sich auf diesen Weg begeben sollte.

Daher wird die IG Metall sich weiterhin für Chancengleichheit einsetzen und das umlagefinanzierte System gegenüber dem kapitalgedeckten favorisieren. Ich hoffe, dass sich nach der Bundestagswahl in dieser Hinsicht etwas tut. Die Tatsache, dass darüber nicht viel debattiert wird, liegt m.E. auch an der Komplexität der Materie: was ich nicht verstehe, wird auch nicht thematisiert… Wir werden die Diskussion weiterführen und dürfen gespannt sein, wie sich die Lage entwickelt. Ich möchte mich auch bei Euch bedanken, für Eure Geduld und Euere Mitarbeit beim World-Café heute Vormittag. Wir haben viele Hinweise bekommen, die wir bei der Planung weiterer Konferenzen berücksichtigen werden. Kommt gut heim, ich hoffe, wir sehen uns im kommenden Jahr gesund und munter wieder!   45

Kleinplenum 1

Standortsicherung durch effizienten Umgang mit Energie

Die Energiewende im eigenen Unternehmen

Moderationsteam: Dipl.Ing. Christoph Koch, enerma GmbH, Siegen Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Krumm, Uni Siegen Eckhard Wach, BRV, Mahle Motorenkomponenten GmbH, Plettenberg Lars Challier, stellv. BRV, ArcelorMittal Hamburg GmbH

Energiepreise sind für die Metall erzeugende und verarbeitende Industrie ein wichtiger Wettbewerbsfaktor und mitentscheidend für die „Standortwahl“. Die gesellschaftlich gewollte und politisch beschlossene Energiewende treibt die Energiepreise in Deutschland weiter nach oben. Im europäischen – und erst recht im internationalen- Vergleich ist Energie hierzulande sehr teuer. Dadurch steigt der Druck auf Produktivitätssteigerung oder Verlagerung ins günstigere Ausland. Um das zu verhindern, gilt es gezielt dem hohen Energieverbrauch entgegen zu wirken.

46

Hier ziehen Arbeitgeber und Arbeitnehmer an einem Strang. Nur so können langfristig der Standort und die damit in Verbindung stehenden Arbeitsplätze gesichert werden. Im Kleinplenum wurden Werkzeuge zur systematischen Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduzierung des Energieverbrauchs vorgestellt. Ebenso berichteten Betriebsräte über ihre Rolle in diesem Prozess –einerseits über die Einbindung in das betriebliche Energiemanagement, andererseits aber auch über die tatsächlichen Folgen für die Beschäftigten und die Mitbestimmung.  

Kleinplenum 2

Stress und psychische Belastungen am Arbeitsplatz – erkennen und aktiv werden Moderation: Ruth Holm, Gesundheitsmanagerin, Göttingen Arbeitsverdichtung, Termin- und Zeitdruck, Multitasking, ständige Unterbrechungen und Entgrenzung von Arbeit und Freizeit: für viele Beschäftigte gehören u.a. diese psychischen Belastungen zum Arbeitsalltag. Stress und Erschöpfung / Burnout sowie Produktivitätsund Qualitätsverluste können Folgen sein. Trotzdem geben nur etwa 20 Prozent der befragten Betriebe (BAuA 2012) bzw. 33 Prozent der Beschäftigten in der Befragung des DGB Index Gute Arbeit 2012 an, dass im Rahmen der Gefährdungsbeurteilungen auch psychische Belastungen erhoben werden. Mit einem Überblick zum Stresserleben und zum Umsetzungsstand der Gefährdungsbeurteilungen in den teilnehmenden Betrieben begann die Arbeit im Kleinplenum. Im ersten Teil wurden dann gemeinsam Grundlagen zu Belastungen und Gesundheitsressourcen am Arbeitsplatz erarbeitet. Nach einer „StressÜbung“ wurden in vier Gruppen die Themen Anforderungen in den Schmieden, Ressour-

cen zur ihrer Bewältigung sowie Gedanken und Empfindungen in Stresssituationen und mögliche körperliche Reaktionen vertieft. Anschließend wurden zusammenfassend kurz- und langfristige Stressfolgen diskutiert. Im zweiten Teil standen Handlungsmöglichkeiten im Zentrum, insbesondere die Integration psychischer Belastungen in die Gefährdungs- und Belastungsbeurteilung. Ziel des Arbeitsschutzgesetzes ist ein ganzheitlicher, präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz, der in erster Linie auf Maßnahmen der Verhältnisprävention setzt. Es fördert daher die Integration der Gefährdungsbeurteilung in ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement und kann für Betriebsräte das Eingangstor sein, gute und gesunde Arbeitsbedingungen zu gestalten. Daher wurden dazu notwendige Grundlagen besprochen; TeilnehmerInnen brachten dabei Erfahrungen und Beispiele aus ihren Betrieben ein.  

47

TAGESORDNUNG

Dienstag, den 11. Juni 2013 09:00 - 09:30 Uhr

Eröffnung der 25. Schmiedekonferenz Alles begann mit einer Idee… Peter Gassmann, ehem. IG Metall Vorstand Ressort Automation und Rationalisierung Michael Bach, IG Metall Vorstand, Betriebs- und Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf

09:30 - 09:45 Uhr

Grußwort Jens Mütze, 1. Bevollmächtigter IG Metall, Verwaltungsstelle Hagen

09:45 - 10:00 Uhr

Branchendaten und Entwicklungstrends Brigitte Döth, IG Metall Vorstand

10:00 - 10:30 Uhr

Nutzfahrzeugindustrie – Report über eine innovative Branche im Schatten der PKW-Hersteller Andrea Rothkegel, EWR Consulting GmbH, Frankfurt



Pause

11:00 - 11:45 Uhr

„Alleskönner“ Tarifvertrag - Was kann er in einer sich wandelnden Arbeitswelt wirklich leisten? Dirk Schumann, Ressortleiter im FB Tarifpolitik, IG Metall Vorstand, Frankfurt

11:45 - 12:15 Uhr

Arbeitshetze – Burnout - Rente So beurteilen Beschäftigte ihre Lage Dieter Scholz, Geschäftsführer, DGB-Index Gute Arbeit GmbH, Berlin



Mittagspause

14:00 - 16:30 Uhr

Kleinplenum 1 Standortsicherung durch effizienten Umgang mit Energie – Die Energiewende im eigenen Unternehmen Moderationsteam: Dipl.Ing. Christoph Koch, enerma GmbH, Siegen Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Krumm, Uni Siegen Eckhard Wach, BRV, Mahle Motorenkomponenten GmbH, Plettenberg Lars Challier, stellv. BRV, ArcelorMittal Hamburg GmbH

14:00 - 16:30 Uhr

Kleinplenum 2 Stress und psychische Belastungen am Arbeitsplatz – erkennen und aktiv werden Dipl.-Sozialwirtin Ruth Holm, Gesundheitsmanagement, Coaching, Göttingen

18:00 Uhr

Abendessen

19:30 Uhr

Schmiedeabend

48

Anhang

Mittwoch, den 12. Juni 2013 09:00 - 10:30 Uhr

Zukunftswerkstatt 25 Jahre Schmiedekonferenz – Weiter so!? Beteiligungsorientierter Workshop Inger Korflür, Sustain Consult GmbH, Dortmund



Pause

11:00 - 12:15 Uhr

Gute Arbeit – gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit Podiumsdiskussion Grit Eggerichs, Moderation, Autorin u. Journalistin, u.a. WDR u. Deutschlandradio Dr. Nicola Hirsch, Arbeitsdirektorin, ArcelorMittal Ruhrort GmbH Karl-Josef Laumann, Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag NRW Michael Scheffler, SPD, Mitglied des Landtags NRW Dr. Martin Brussig, Leiter der Forschungsabteilung Arbeitsmarkt Integration Mobilität, IAQ an der Uni DUE

12:15 - 12:30 Uhr

Schlusswort Michael Bach, IG Metall Vorstand Zweigbüro

12:30 Uhr

Mittagessen und Ende der Veranstaltung

49

statistische daten

Teilnehmer insgesamt:.................................................................................................. 82 davon Frauen................................................................................................................. 11 Betriebsratsvorsitzende + Stellvertreter........................................................................ 33 Betriebsratsmitglieder + „Ehemalige“........................................................................... 24 Geschäftsführer, Prokuristen, Personalleiter................................................................... 3 AD, Schmiedeleiter, Abteilungsleiter usw. Institute, wissenschaftliche Einrichtungen, EMB, Politik................................................ 10 Journalisten.....................................................................................................................2 Beschäftigte IGM / DGB . ..............................................................................................10

33 Betriebe haben den Fragebogen bezüglich ihres Organisationsgrades ausgefüllt. Diese 33 Betriebe haben insgesamt 35.214 Beschäftigte, davon sind 28.881 Beschäftigte organisiert. Dies entspricht einem durchschnittlichen Organisationsgrad von 82,0 %

Orga-Grad

Anzahl der Betriebe

0 - 20 %.................................... 1 Betriebe 21 - 50 %.................................. 8 Betriebe 51 - 70 %................................ 13 Betriebe 71 - 80 %.................................. 4 Betriebe 81 - 90 %.................................. 6 Betriebe 91 - 100 %................................ 1 Betriebe Gesamt................................ 33 Betriebe

Betriebsgrößen bis 50 MitarbeiterInnen............0 Betriebe 51 - 150 MitarbeiterInnen........5 Betriebe 151 - 300 MitarbeiterInnen......9 Betriebe 301 - 500 MitarbeiterInnen......6 Betriebe 501 - 999 MitarbeiterInnen......8 Betriebe ab 1.000 MitarbeiterInnen.......5 Betriebe Anzahl der Betriebe.............. 33

50

Verzeichnis der Teilnehmerinnen

Anhang

Name

Vorname

Funktion

Unternehmen

Ort

1

Adolphy

Dieter

Stellv. BRV

Seissenschmidt AG

Plettenberg

2

Bach

Michael

Gew.-Sekretär

Vorstand IG Metall Zweigbüro Düsseldorf

Düsseldorf

3

Kür

Wilfried

BRV

Kröger Stahlumformung GmbH

Attendorn

4

Blum

Udo

ehem. IGM Vorstand

Frankfurt

5

Bretschneider

Jonas

BRV

Wildauer Schmiedewerke GmbH & Co. KG

Wildau

6

Brückner

Jürgen

BRV

Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH

Ilsenburg

7

Brussig Dr.

Martin

Leiter Forschung

Arbeitsmarkt Integration Mobilität, IAQ, Uni Düsseldorf

Düsseldorf

8

Challier

Lars

Stellv. BRV

ArcelorMittal Hamburg GmbH

Hamburg

9

Degen

Klaus

Betriebsrat

Saarschmiede AG

Völklingen

10

Dieckhoff Dr.

Klaus

ehem. RKW

Eschborn

11

Döth

Brigitte

Sachbearbeiterin

Vorstand IG Metall

Frankfurt

12

Eckert

Michael

Betriebsrat

Mahle Motorenkomponente GmbH

Plettenberg

13

Eggerichs

Grit

Moderatorin

WDR und Deutschlandfunk, Köln

Köln

14

Eyioglu

Orhan

BRV

Energietechnik Essen GmbH

Essen

15

Gassmann

Peter

ehem. Gew.-Sekr.

Vorstand IG Metall

Frankfurt

16

Götze

Ulf

BRV

Gröditzer Kurbelwelle Wildau GmbH

Wildau

17

Güven

Turan

Betriebsrat

Jung, Boucke GmbH & Co.

Halver

18

Heinz

Kerstin

Betriebsrätin

Hirschvogel Eisenach GmbH

Marksuhl

19

Hellwig

Roderich

Stellv. BRV

Kröger Stahlumformung GmbH

Attendorn

20

Hirsch Dr.

Nicola

Arbeitsdirektorin

ArcelorMittal Ruhrort GmbH

Duisburg

21

Hoffmann

Gerd

Betriebsrat

Ruhrtaler Gesenkschmiede

Witten

22

Hollenstein

Johannes

Betriebsrat

Frank Walz u.- Schmiedetechnik GmbH

Hatzfeld

23

Holm Dipl.-Sozialwirtin

Ruth

Referentin

Gesundheitsmanagement / Coaching

Göttingen

24

Jaenecke

Ralf

BRV

Jeco-Jellinghaus GmbH

Gevelsberg

25

Jahn

Uwe

BRV

Schmiedewerke Gröditz GmbH

Gröditz

26

Jügling

Siegfried

Betriebsrat

Kampwerk Vieregge + Pickardt GmbH & Co. KG

Plettenberg

27

Kalkreuter

Ralf

Stellv. BRV

Mahle Motorenkomponente GmbH

Plettenberg

28

Karzmarzik

Waldemar

Stellv. BRV

Schmiedag GmbH

Hagen

Nr.

51

Verzeichnis der Teilnehmerinnen

Nr.

Name

Vorname

Funktion

Unternehmen

Ort

29

Klein

Gerald

Betriebsrat

Hay Speed Umformtechnik GmbH

Lüchow

30

Klemm

Jens

Betriebsrat

Schmiedewerke Gröditz GmbH

Gröditz

31

Klobetanz

Peter

Betriebsrat a.D.

Buderus Edelstahl GmbH

Wetzlar

32

Koch Dipl.-Ing.

Christoph

Referent

enerma GmbH

Siegen

33

Korflür

Inger

Referentin

SUSTAIN CONSULT GmbH

Dortmund

34

Krumm Prof.

Wolfgang

Referent

Uni-Siegen

Siegen

35

Laumann

Karl-Josef

Fraktionsvors.

CDU im Landtag NRW

Düsseldorf

36

Lauterbach

Frank

Betriebsrat

SONA-BLW Präzisionsschmiede GmbH

Remscheid

37

Lehnert

Rainer

Stellv. BRV

Maschinenfabrik Alfing Kessler GmbH

Aalen

38

Leßmann

Christine

Betriebsrätin

Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH

Ilsenburg

39

Levermann

Stefanus

Personalleiter

Seissenschmidt AG

Plettenberg

40

Lewandowski

Cornelia

Stellv. BRV

Hammerwerk Fridingen GmbH

Fridingen

41

Longo

Alfio

BRV

Ruhrtaler Gesenkschmiede

Witten

42

Mayer

Hans-Ulrich

BRV

Henning Schmiedetechnik GmbH

Metzingen

43

Mischke

Frank

BRV

Seissenschmidt AG

Plettenberg

44

Müller

Lilo

Stellv. BRV

Schmiedewerke Gröditz GmbH

Gröditz

45

Mütze

Jens

1. Bevollmächtigter IGM Verwaltungsstelle Hagen

Hagen

46

Nagel

Klaus

BRV

Bahntechnik Brand-Erbisdorf GmbH

BrandErbisdorf

47

Netz

Michael

Betriebsrat

Volkswagen Werk Kassel

Kassel

48

Neutze

Ludwig

Stellv. BRV

Siepmann-Werke GmbH & Co. KG

Warstein

49

Niese

Volker

Betriebsrat

Bahntechnik Brand-Erbisdorf GmbH

BrandErbisdorf

50

Ölbey

Gabor

Stellv. BRV

Energietechnik Essen GmbH

Essen

51

Patz

Michael

Betriebsrat

Hirschvogel Eisenach GmbH

Marksuhl

52

Pinidis

Konstantinos BRV

Deutsche Edelstahlwerke GmbH

Krefeld

53

Rautenberg

Andreas

BRV

Schmiedag GmbH

Hagen

54

Richter

Manfred

Betriebsrat

Mahle Motorenkomponente GmbH

Plettenberg

55

Rothkegel

Andrea

Referentin

EWR Consulting GmbH

Duisburg

56

Saribas

Sadri

Betriebsrat

Schmiedetechnik Plettenberg GmbH & Co. KG

Plettenberg

52

Anhang

Nr.

Name

Vorname

Funktion

Unternehmen

Ort

57

Sauter

Peter

Betriebsrat

Maschinenfabrik Alfing Kessler GmbH

Aalen

58

Scheffel

Frank

Betriebsrat

SONA-BLW Präzisionsschmiede GmbH

Remscheid

59

Scheffler

Michael

MdL NRW

SPD

Düsseldorf

60

Scheu

Willi

BRV

Gesenkschmiede Schneider GmbH

Aalen

61

Schmidt

Rolf

Betriebsrat

Buderus Edelstahl GmbH

Wetzlar

62

Schmiedchen

Sven

BRV

SONA-BLW Präzisionsschmiede GmbH

Duisburg

63

Schmitt

Axel

Betriebsrat

Frank Walz u.Schmiedetechnik GmbH

Hatzfeld

64

Schnittfeld

Peter

Geschäftsführer

Berufsbildungsgesellschaft GMH mbH

Georgsmarienhütte

65

Scholz

Dieter

Geschäftsführer

DGB-Index Gute Arbeit GmbH

Berlin

66

Schraven

Mike

Stellv. BRV

SONA-BLW Präzisionsschmiede GmbH

Duisburg

67

Schumann

Dirk

Ressortleiter

Vorstand IG Metall

Frankfurt

68

Seibert

Petra

Büroassistentin

Vorstand IG Metall Zweigbüro Düsseldorf

Düsseldorf

69

Springob

Hans-Jürgen

BRV

Schmiedetechnik Plettenberg GmbH & Co. KG

Plettenberg

70

Stehle

Hans-Peter

BRV

Hammerwerk Fridingen GmbH

Fridingen

71

Strehl

Volker

2. Bevollmächtigter IG Metall - VwSt Bochum

Bochum

72

Stuff

Klaus

Betriebsrat

Mahle Motorenkomponente GmbH

Plettenberg

73

Stunz

Andrè

Prozessbegleiter

Seissenschmidt AG

Plettenberg

74

Tuncdemir

Ozgür

BRV

Kampwerk Vieregge + Pickardt GmbH & Co. KG

Plettenberg

75

Ullenboom

Detlef

Journalist

76

Vitt

Erwin

Gast

ehem. IGM Vorstand

Frankfurt

77

Wach

Eckhard

BRV

Mahle Motorenkomponente GmbH

Plettenberg

78

Walter

Gerhard

Stellv. BRV

Gesenkschmiede Schneider GmbH

Aalen

79

Weimar

Karl-Heinz

ehem. Stellv. BRV

Saarstahl AG

Völklingen

80

Weller

Axel

Betriebsrat

Falkenroth Umformtechnik GmbH & Co.

Schalksmühle

81

Wolf

Jürgen

Stellv. BRV

Bochumer Verein Verskehrstechnik GmbH

Bochum

82

Zeisler

Klaus

BRV

Jung, Boucke GmbH

Halver

Bochum

53

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Das Zweigbüro-Team

Hannelore Elze Leiterin des Zweigbüros 0211 / 965 03 - 119 0170-3333727 [email protected]

Michael Bach Gewerkschaftssekretär 0211 / 965 03 - 112 0170-3333239 [email protected]

Bernd Lauenroth Gewerkschaftssekretär 0211 / 965 03 - 118 0170-3333453 [email protected]

Holger Lorek Gewerkschaftssekretär 0211 / 965 03 - 110 0160-5330187 [email protected]

Karin Krink-Ruf Sekretariat Lauenroth / Lorek 0211 / 965 03 - 116 [email protected]

Petra Seibert Sekretariat Elze / Bach 0211 / 965 03 - 113 [email protected]

IG Metall Vorstand Zweigbüro Roßstraße 94 40476 Düsseldorf Telefon: 0211 - 96503-100 Fax: 0211 - 9047360 eMail: [email protected] Internet: http://zweigbuero.igmetall.de

54

Wir danken unseren Kooperationspartnern

ARCADEON - Haus der Wissenschaft und Weiterbildung ARCADEON / HWW Seminar- und Tagungsbetrieb GmbH · Lennestraße 91 · 58093 Hagen

Tel.: 0 23 31 / 35 75-181 · Fax: 0 23 31 / 35 75-200 · www.arcadeon.de ARCADEON – ein Name viele Möglichkeiten... Tagungen und Seminare – mehr als 13 Jahre erfolgreich auf dem deutschen Tagungsmarkt, mehrfach ausgezeichnet und aktuell auf Platz 6 der besten Tagungsstätten Deutschlands in 2012/2013 gewählt. 19 Tagungsräume für bis zu 200 Personen, 98 Gästezimmer (davon 20 Zimmer im Landhotel Halden) und individueller Service auf höchstem Niveau. Feste feiern – ob Geburtstage in kleinem Kreis, eine exklusive Hochzeit mit 100 Personen oder mehr oder ein Fest unter freiem Himmel – bei uns sind Sie immer richtig! Einladungskarten, Dekoration und die musikalische Umrahmung – wir haben für Sie das passende Angebot.

Organisation, Vertrieb und Verleih von Licht, Ton und Bildtechnik Catering – wir liefern Ihnen genau das, was Sie für Ihr großes Betriebsfest oder Ihre kleine private Feier benötigen. Von der Idee bis zum Tag danach sind wir für Sie da. www.catering-arcadeon.de GrillTour by ARCADEON – unser Party-Trailer macht auch bei Ihnen Station. Wir bringen das Restaurant zu Ihnen. www.grilltour.com

58640 Iserlohn · Heckenkamp 4 Fon: 02371/4839 · Fax: 02371/41426 www.lichtundton.biz 55

56

View more...

Comments

Copyright © 2020 DOCSPIKE Inc.