Schlachtrufe und Gesang gehören zur Außenwirkung - Lessing-Cup

March 16, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Lokalsport

Samstag, 23. September 2006

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Segeln Die 9. Regatta um den Lessing-Cup Seit 1996 organisieren Segelsport-Fans aus Wolfenbüttel den Lessing-Cup. Zuletzt im Zwei-Jahres-Rhythmus geht es dabei um die Stadtmeisterschaft. Als Ort dieses Spektakels, an dem kürzlich wieder fast 80 Männer teilnahmen, hat sich das Mittelmeer vor der Küste Kroatiens etabliert.

Sportlich dabei Von Grundberührung, Bootsmannsstuhl und Bora Von Frank Wöstmann Professioneller sollte er werden, der Lessing-Cup. Das hatten sich die Organisatoren auf die Fahnen geschrieben. Der kroatische Regattaleiter Baldo Modrosin wusste, was er tat. Proteste gab es, doch seine Urteile wurden von allen akzeptiert. Professionell. Ziel erreicht. Fünf Tage mit insgesamt sieben Rennen standen auf dem Plan. Und damit war auch festgelegt, dass es zwei Streichergebnisse geben würde. Am Ende hatte mit der Crew von Erwin Max (Salzgitter) eine Mannschaft die Nase vorn, die aus drei Seglern und drei absoluten Landratten bestand. Zuvor hatte es aber Siegfried Fischer noch mal spannend gemacht. Nach vier Siegen von Max legte er drei Siege nach – wer weiß, wie der Lessing-Cup 2006 ausgegangen wäre, hätte am Freitag Nachmittag ein weiterer Lauf stattgefunden. Doch in den Bergen Kroatiens braute sich ein Gewitter zusammen. Regattaleiter Modrosin ließ es am frühen Nachmittag gut sein und empfahl die Boote in den Heimatha-

fen nach Biograd. Eine gute Entscheidung: Wahrlich in Windeseile war die gefürchtete Bora da. Kaum dass die Boote festgemacht waren, sang der Sturm in den Wanten. Dabei konnten die Boote einiges wegstecken. Es handelte sich um rennerfahrene 42 Fuß-Schiffe mit sechs Kabinenplätzen. Die Bavaria 42-Match ist eigens für schnelles Segeln konzipiert. Und die Wolfenbütteler Skipper ließen die neun baugleichen Boote laufen, wann immer es der Wind zuließ. Um jeden Platz wurde mit reichlich Einsatz gerungen. Beispielhaft die Crew von Andreas Körber: Als sich an der Mastspitze die Leine zum Spinnaker verhakt hatte, ließ sich bei vier Windstärken Roland Bohlmann von den anderen im Bootsmannsstuhl nach oben ziehen – ein atemberaubender Anblick mit gewünschtem Erfolg. Allerdings gab es auch kleinere Unfälle, eine Grundberührung und eine Karambolage im Renngetümmel ohne Folgen. Das alles ließ Modrosin schmunzeln. Der Kroate leitet sonst Regatten mit 100 Schiffen. „Die segeln aber nicht so sportlich.“

DAS MEINTEN DIE SKIPPER

So sieht es aus, wenn die Wolfenbütteler Crews um dem Lessing-Cup segeln: Vor der kroatischen Küste galt es, einen abgezirkelten Kurs durch die ungezählte Inselgruppe der Kornaten schnellstmöglich zu durchfahren. Das bauchige Vorsegel, der Spinnaker, half dabei, auch bei schwächerem Wind genügend Fahrt zu behalten. Foto: privat

Hartmut Schwalenberg: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf – und dem Abschneiden unserer Rentnerband. Unser Schnitt liegt immerhin bei 61 Jahren. Wir hatten zu kämpfen.“ Klaus Müller: „Der Cup wird immer schneller, es sind alles hervorragende Skipper. Meine Devise war stets: Kein Risiko, bring’ Schiff und Crew heil nach Hause! Ich weiß nicht, ob ich in zwei Jahren noch dabei bin.“ Henrik Schumacher: „Prima, dass der Cup immer sportlicheren Charakter bekommt. Wir hatten tolle Boote und lagen eng beieinander, mit etwas zu wenig Wind. Ich habe eine prima Crew, die sich noch entwickeln wird. Tobias Joppe: „An Professionalität und sportlicher Herausforderung hat sich die Regatta enorm gesteigert. Das Resultat spiegelt das Leistungsvermögen wider. Alle sind besser geworden – Segeln auf hohem Niveau.“ Andreas Körber: „Vor zwei Jahren waren wir Letzte, jetzt in der oberen Hälfte – genial. Neben den Rennen

sorgen Erlebnisse in den Häfen für außergewöhnliche Erlebnisse. Der Cup ist etwas ganz Besonderes.“ Siegfried Fischer: „Eine völlig abgefahrene Veranstaltung. So viele Männer, 70 Prozent Selbständige mit eigenem Kopf, unter einen Hut zu kriegen, das heißt schon was. Es wäre gut, wenn die Teilnehmer nur aus der Region Braunschweig kämen.“ Günter Fischer: „Unsere Crew ist aus halb Deutschland zusammengereist und hatte wieder viel Spaß. Das Inselrevier vor Kroatiens Küste hat was – und Flauten gibt es überall mal.“ Wolfgang Berkau: „Die Regattaleitung war herausragend, so was hatten wir noch nicht. Proteste wurden geregelt – ohne Diskussionen.“ Erwin Max: „Nicht zuletzt wegen der professionellen Vorbereitungsseminare mit Regel- Taktik- und Trainingstipps lag das Feld diesmal sehr dicht beieinander. Wieder ganz wichtig: Einzelkämpfer haben keine Chance. Das Team ist der Star.“ fw

Schlachtrufe und Gesang gehören zur Außenwirkung Sieger und Platzierte: Alle hatten Spaß an Land – Schiff Hobart kam mit null Minuspunkten nach Hause – Fairness-Pokal für Müller Seit Beginn der Regatta-Serie um den Lessing-Cup spielt der Faktor Spaß an Land eine ganz besondere Rolle. Das gemeinsame Singen zur Gitarre in den Häfen gehört ebenso zum Ritual und zur lautstarken Außenwirkung wie die Schlachtrufe bei der abschließenden Siegerehrung. 1. Schiff Hobart (0 Minuspunkte): Skipper Erwin Max mit Alexander Ott, Rudolf Peters, Thomas Engelhardt, Carsten Fricke, Frank Wöstmann. Schlachtruf: „Erwin, luv an!“ 2. Schiff Saint Tropez (6): Skipper Siegfried Fischer mit Andreas Heinemann, Holger Albers, Sammy Bockmann, Herbert Palm, Detlef Plotzitzka, Peter Libold, Stephan Schulz. Schlachtruf: „Ihr habt die Haare schön!“ 3. Schiff Fastnet (24,7): Skipper Wolfgang Berkau mit Thomas Mantius, Niels Niehüser, Frank Dittmer, Tilo Odernheimer, Jürgen Pape, Uwe Becker, Thomas Busch. Schlachtruf: „Hol dicht!“ 4. Schiff Saint Martin (33,1): Skipper Andreas Körber mit Björn Körber, Roland Bohlmann, Wolfgang Wienecke, Roger Schrader, Henning Bitter, Michael Pape. Schlachtruf: „Voll dabei!“ 5. Schiff Las Palmas (34,5): Skip-

per Tobias Joppe mit Gerhard Joppe, Helmut Joppe, Jörn Klemann, Dirk Carstensen, Ulrich Harbort, Oliver Brauner, Michael Schlosser. Schlachtruf: „Land-Gang!“ 6. Schiff Les Sables d’olonne (56,8): Skipper Günter Fischer mit Rainer Wojtas, Hartwig Wiemann, Hilmar Schauenberg, Peter Winkelmann, Roland Gardlo, Friedhelm Gemmler, Mike Stakenholz. Schlachtruf: 7. Schiff Kap Horn (60): Skipper Hartmut Schwalenberg mit Fritz Haas, Jan Hashagen, Peter Holze, Winfried Mattern, Heinz Salbach, Hans-Rudolf Weisser. Schlachtruf: „Lessing-Cup – der ist das coolste!“ 8. Schiff Southampton (63,4): Skipper Klaus Müller mit Willie Christian, Jan Thorsten Wehling, Dieter Wolf, Stefan Klam, Reiner Dorow, Matthias Leider. Schlachtruf: 9. Schiff San Diego (69): Skipper Henrik Schumacher mit Heinz-Jörg Schumacher, Klaus Herrmann, Sven Hess, Uwe Nanko, Horst Schütz, Franc Schütz, Frank Rau. Schlachtruf: „Leinen los!“ Schiedsrichterboot Diana mit Baldo Modrosin, Harald Borm, Ede Wolf und Arnulf Bichlmaier. Der Fairness-Pokal ging an Klaus Müller und seine Crew.

Nur zufriedene, gebräunte Gesichter gab es nach der Siegerehrung (hinten, von links): Pokalspender Hans-Jürgen Brennecke (Öffentliche Versicherung), Sieger Erwin Max, Henrik Schumacher, (vorn von links): Mitorganisator Holger Bormann, Siegfried Fischer, Andreas Körber, Organisator Harald Borm, Tobias Joppe, Wolfgang Berkau, Hartmut Schwalenberg, Klaus Müller, Schiedsrichter Arnulf Bichlmaier, der Müllers Fairness-Pokal und Müller hält. Foto: Splitt

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