Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
von Uwe Dornieden Eva Einsiedel Monir El Boujaddaini Alexander Götz Thomas Peters Ellen Schiffer Natalia Schlidt Marc Steven Christoph Wagner Sandra Wolf
Unter Leitung von Dr. Coerw Krüger (Dozent der FHöV NRW)
Projektbetreuung durch Renate Könen (Rhein-Erft-Kreis)
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Vorwort / Dank Im
Rahmen
der
Ausbildung
zum
gehobenen
nichttechnischen
Verwaltungsdienst an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NordrheinWestfalen (FHöV NRW), Abteilung Köln, wurde für den Einstellungsjahrgang 2004 ein Projekt angeboten, das mit dem Titel „Zukunftsfähigkeit des RheinErft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen“ ein aktuelles Thema in der Öffentlichkeit des Rhein-Erft-Kreises aufgreift. Die Erarbeitung erfolgte durch die Projektgruppe in regelmäßig stattfindenden Projekttreffen. Außerhalb dieser
Projekttreffen
Veranstaltungen
fanden
statt,
je
individuelle nach
Absprachen,
bestehendem
Treffen
und
Abstimmungs-
und
Informationsbedarf. Eine Dokumentation hierüber können Sie der Anlage 1 – dem Projektauftrag mit dem Verlaufsplan zum Projekt – und der Anlagen 2 bis 11 – dem Berichtswesen zum Projekt entnehmen.
Die Leser bzw. den Leser erwarten eine Projektarbeit mit einem ausgereiften Ablauf, von der Ursachenforschung und bestehender Ist-Erhebungen bis zu Lösungsansätzen in Form von Handlungsalternativen. Die analytische Arbeit, die
sich
mit
dem
Rhein-Erft-Kreis
in
den
Fragen
demographische,
wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung auseinandersetzt, steht als IstBetrachtung am Anfang der Arbeit. Darüber hinaus bietet die Arbeit Vergleichsindikatoren zu anderen Kreisen und Regionen in Deutschland und gibt schließlich eine Perspektive für den Rhein-Erft-Kreis bis ins Jahr 2020 mit entsprechenden Handlungsfeldern für die Entscheidungsträger in Bund, Land, Kreis und Gemeinden/Städten. Dabei versteht die Projektgruppe ihre Arbeit weniger als abschließendes Ergebnis, sondern als Diskussionsgrundlage für die politische Arbeit der regionalen und überregionalen Entscheidungsträger über ein Rahmenkonzept zur
Bewältigung
von
Problemen
und
Herausforderungen
durch
den
demographischen Wandel im Rhein-Erft-Kreis.
Dabei gilt unser Dank allen Beteiligten, die diese Projektarbeit im Rahmen unserer Ausbildung möglich gemacht haben – allen voran den Landrat des
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Rhein-Erft-Kreises, Herrn Werner Stump – und die uns in unserer Arbeit unterstützt haben. Zunächst möchten wir an dieser Stelle unseren Dank den jeweiligen öffentlichen Stellen aussprechen – wie einzelnen Ämtern in den Verwaltungen der jeweiligen Kommunen und der Kreisverwaltung – der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH – allen voran Herrn Bernhard Keppeler – dem Rhein-ErftTourismus e.V., den Wirtschaftsjunioren Köln – allen voran Herrn Thomas Lierz – sowie den ungenannten Personen und Institutionen für weitreichende Informationen zum Thema. Wir bedanken uns außerdem bei Frau Renate Könen, die die Projektbetreuung für die Fachpraxis beim Rhein-Erft-Kreis übernommen hat und natürlich bei unserem Projektleiter seitens der FHöV NRW, Abteilung Köln, Herr Dr. Coerw Krüger, für deren Unterstützung. Schließlich bedanken wir uns beim Rhein-ErftKreis für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und Medien zur Präsentation unserer Projektarbeit.
Projektgruppe, im Dezember 2006
Abb. 1 – Studierendengruppe und Lenkungsteam Obere Reihe von links nach rechts – Christoph
Wagner, Alexander Götz, Dr. Coerw Krüger, Thomas Peters, Hildegard Jansen
Mittlere Reihe von links nach rechts – Untere Reihe von links nach rechts –
Sandra Wolf, Marc Steven, Eva Einsiedel
Renate Könen, Monir El Boujaddaini, Natalia Schlidt, Ellen Schiffer, Uwe Dornieden Nicht auf dem Bild –
Bernhard Keppeler, Thomas Lierz
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Inhaltsverzeichnis 1
Demographischer Wandel als gesamtgesellschaftliche Herausforderung – ein Problemaufriss ................................................................................................... 1
2
Einleitung ..................................................................................................................... 3
Thema 2 wurde durch Monir El Boujaddaini bearbeitet und beinhaltet: 2.1 2.2 2.3 3
Demographischer Wandel in Deutschland....................................................................... 3 Das Projekt..................................................................................................................... 13 Der Rhein-Erft-Kreis ....................................................................................................... 16 Metropolregionen und regionale Cluster in Deutschland..................................... 21
Thema 3 wurde durch Alexander Götz bearbeitet und beinhaltet: 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 4
Metropolregionen in Deutschland .................................................................................. 21 Zukunftsregionen – Auswahl der Vergleichskreise ........................................................ 25 Metropolregion Rhein-Ruhr ............................................................................................ 27 Metropolregion Stuttgart................................................................................................. 28 Regionale Clusterpolitik ................................................................................................. 29 Bevölkerungsentwicklung des Rhein-Erft-Kreises zwischen 1995 und 2005..... 30
Thema 4 wurde durch Thomas Peters bearbeitet und beinhaltet: 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.10 4.11 4.12 4.13 4.14 5
Geburten und Verstorbene............................................................................................. 31 Zu- und Abwanderung aus dem Kreisgebiet.................................................................. 33 Bedburg.......................................................................................................................... 33 Bergheim ........................................................................................................................ 34 Brühl ............................................................................................................................... 36 Elsdorf ............................................................................................................................ 37 Erftstadt .......................................................................................................................... 38 Frechen .......................................................................................................................... 39 Hürth............................................................................................................................... 40 Kerpen............................................................................................................................ 41 Pulheim .......................................................................................................................... 42 Wesseling....................................................................................................................... 43 Bevölkerungsdichte ........................................................................................................ 44 Altersstruktur im Rhein-Erft-Kreis................................................................................... 44 Bevölkerungsprognose für den Rhein-Erft-Kreis bis 2020................................... 52
Thema 5 wurde durch Eva Einsiedel bearbeitet und beinhaltet: 5.1 5.2 5.3
Entwicklung der Bevölkerung 2005 bis 2020 nach Altersgruppen................................. 54 Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen und kreisfreien Städten 2002 bis 2020 ........ 55 Mietspiegel des Rhein-Erft-Kreises................................................................................ 56
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
5.4 5.5 5.6 6
Ursachen und Folgen des demographischen Wandels ................................................. 57 Maßnahmen um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken............................ 65 Fazit................................................................................................................................ 67 Vergleich der demographischen Entwicklung in den Zukunftsregionen............ 68
Thema 6 wurde durch Alexander Götz bearbeitet und beinhaltet: 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 7
Region: Rhein-Erft-Kreis ................................................................................................ 68 Region: Rhein-Kreis Neuss............................................................................................ 69 Region: Landkreis Böblingen ......................................................................................... 70 Fazit der demographischen Entwicklung ....................................................................... 71 Benotung der demographischen Entwicklung................................................................ 72 Standortanalyse ........................................................................................................ 73
Thema 7 wurde durch Marc Steven bearbeitet und beinhaltet: 7.1 7.2 7.3 8
Verkehrsinfrastruktur ...................................................................................................... 73 Beschäftigungsstruktur................................................................................................... 79 Wirtschaftsstruktur und Profil des Rhein-Erft-Kreises.................................................... 85 Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung in den Zukunftsregionen ............... 95
Thema 8 wurde durch Alexander Götz bearbeitet und beinhaltet: 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 9
Region: Rhein-Erft-Kreis ................................................................................................ 95 Region: Rhein-Kreis Neuss............................................................................................ 98 Region: Landkreis Böblingen ....................................................................................... 101 Fazit der wirtschaftlichen Entwicklung ......................................................................... 103 Benotung der wirtschaftlichen Entwicklung.................................................................. 104 Tourismus im Rhein-Erft-Kreis .............................................................................. 106
Thema 9 wurde durch Natalia Schlidt bearbeitet und beinhaltet: 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 10
Begriff und Entwicklung des Tourismus....................................................................... 106 Sehenswürdigkeiten und Attraktionen im Rhein-Erft-Kreis .......................................... 107 Beherbergungsstruktur................................................................................................. 112 Projekte zur Förderung des Tourismus........................................................................ 115 Handlungsanregungen für die Zukunft......................................................................... 125 Gesellschaftspolitische Entwicklung des Rhein-Erft-Kreises............................ 130
Thema 10 wurde durch Ellen Schiffer bearbeitet und beinhaltet: 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5 10.6
Statistik, Szenarien der Geburtenentwicklung ............................................................. 132 Familienpolitik unter Bezugnahme des Elterngeldes ................................................... 134 Familie und Beruf - Standortanalyse im Rhein-Erft-Kreis ............................................ 137 Handlungsansätze durch das Land, Bund und EU ...................................................... 149 Handlungsansätze durch Stiftungen ............................................................................ 153 Befragungsbogen / Meinungen von Bürgerinnen mit Kindern im Rhein-Erft-Kreis ..... 158
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10.7 Stadt der Zukunft = Stadt der Kinder / Kinder- und familienfreundliche Stadtentwicklung und Stadtplanung............................................................................. 160 10.8 Niedersachsen - Vergleich zu einem anderen Bundesland ......................................... 161 10.9 Ein kurzer Blick über die Landesgrenzen hinaus?....................................................... 162 10.10 Fazit.............................................................................................................................. 164 11
Regionen 2020 – Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit .......................................... 166
Thema 11 wurde durch Alexander Götz bearbeitet und beinhaltet: 11.1 Zufriedenheits-Ranking des Internetportals „meinestadt.de“ ....................................... 166 11.2 Beurteilung der Zukunftsfähigkeit durch das Berlin-Institut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung ..................................................................................................... 167 11.3 Wirtschafts- und Kreisranking der Zeitschrift „FOCUS Money“ ................................... 169 11.4 Zukunfts- und Kreisranking 2004 und 2006 der Prognos AG ...................................... 170 11.5 Zukunfts- und Kreisranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft...................... 175 12
Handlungsfelder und –optionen ............................................................................ 179
Thema 12.1 wurde durch Christoph Wagner bearbeitet und beinhaltet: 12.1 Regionalentwicklung durch Maßnahmen der Entscheidungsträger im Land NordrheinWestfalen und in der Bundesrepublik Deutschland ..................................................... 179 Thema 12.2 wurde durch Uwe Dornieden bearbeitet und beinhaltet: 12.2 Handlungsfelder und –optionen der kommunalen Entscheidungsträger (Teil 1)......... 193 Thema 12.3 wurde durch Sandra Wolf bearbeitet und beinhaltet: 12.3 Handlungsfelder und –optionen der kommunalen Entscheidungsträger (Teil 2)......... 211 13
Resümee .................................................................................................................. 233
14
Literaturverzeichnis ................................................................................................ 239 14.1 14.2 14.3 14.4
Internetquellen.............................................................................................................. 239 Interviews ..................................................................................................................... 242 Schriftliche Literatur (Broschüren, Magazine & Zeitungen) ......................................... 243 Bücher .......................................................................................................................... 244
15
Erklärung.................................................................................................................. 245
16
Anlagen .................................................................................................................... 246 16.1 16.2 16.3 16.4 16.5 16.6 16.7
Zielvereinbarung – Projektauftrag ................................................................................ 246 Protokoll über die 2. Sitzung der Studierenden ........................................................... 253 Protokoll über die 3. Sitzung der Studierenden ........................................................... 254 Protokoll über die 4. Sitzung der Studierenden ........................................................... 255 Protokoll über die 5. Sitzung der Studierenden ........................................................... 256 Protokoll über die 6. Sitzung der Studierenden ........................................................... 258 Protokoll über die 7. Sitzung der Studierenden ........................................................... 260
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
16.8 Protokoll über die 8. Sitzung der Studierenden ........................................................... 261 16.9 Protokoll über die 9. Sitzung der Studierenden ........................................................... 262 16.10 Protokoll über die 10. Sitzung der Studierenden ......................................................... 264 16.11 Protokoll über die 11. Sitzung der Studierenden ......................................................... 265
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1 Demographischer Wandel als gesamtgesellschaftliche Herausforderung – ein Problemaufriss Wie nahezu alle westlichen Industriestaaten, so verzeichnet auch die Bundesrepublik Deutschland seit Langem gravierende Veränderungen im Bevölkerungsaufbau. Im Wesentlichen zeichnen sich zwei miteinander zusammenhängende Trends ab. Zum einen schrumpft die Bevölkerung in Folge eines drastischen Geburtenrückrangs. Betrachtet man rückblickend die Entwicklung in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit, lassen sich vier demographische Phasen erkennen. Die erste Phase (1946 – 1964) markiert die Zeit der geburtenstarken Jahrgänge (Babyboom-Phase). Nicht nur stieg die Zahl der Lebendgeborenen rasant an, sondern sie lag auch deutlich über der nur leicht ansteigenden Zahl der Gestorbenen. Nach dem bislang höchsten Geburtenrekord im Jahre 1964 leitete ein rapider Abfall der Geburtenzahlen ab Mitte der 1960er Jahre eine zweite demographische Phase ein, in deren Verlauf die Geburtenfälle Anfang der 1970er Jahre unter die Sterbezahlen fiel. Mit dem Erreichen eines vorläufigen Geburtentiefstands 1975 folgte ab Mitte der 1970er Jahre eine dritte Phase, die durch einen leichten Anstieg der Geburten bis etwa Ende der 1980er Jahre bei einem leichten Rückgang der Sterbefälle gekennzeichnet war. Seit 1990 dauert nun eine vierte Phase an, in deren bisheriger Verlauf die Zahl der Lebendgeborenen kontinuierlich weiter zurückgegangen ist und 2003 sogar den Geburtentiefstand von 1975 unterschritt. Politik und Wissenschaft führen unterschiedliche Erklärungen für den Geburtenrückgang an. So ist etwa von Veränderungen in den Einstellungen zu Kindern bei Teilen der Bevölkerung die Rede. Auch das stärkere Eindringen der Frauen in das Erwerbsleben, verbunden mit unzureichenden Möglichkeiten Beruf und Familie miteinander zu verbinden, wird als eine Ursache genannt. Ebenso
auch
die
unsichere
Zukunft
vor
dem
Hintergrund
von
Massenarbeitslosigkeit, die einen beachtlichen Teil der Bevölkerung davon abhält, ihren Kinderwunsch zu verwirklichen.
1
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Zum anderen wird die deutsche Bevölkerung wegen der gestiegenen Lebenserwartung immer älter. Wie einschlägige Bevölkerungsstatistiken belegen, nimmt der Anteil der Menschen im Alter von über 60 Jahren zu, darunter auch der Anteil der so genannten Hochbetagten (Menschen im Alter von über 80 Jahren). Vom jetzigen Zeitpunkt an bis zum Jahre 2050 wird dagegen der Anteil der jüngeren Altergruppen (Menschen unter 35 Jahren) weiter zurückgehen. Die Lebenserwartung für die heute Geborenen liegt für beide Geschlechter bei deutlich über 80 Jahren. In den demographischen Standarddiagrammen für die Bundesrepublik Deutschland (Lebensbäume, Alterpyramiden) drückt sich dieser Trend in einer Verjüngung des unteren Alterssegments aus. Über die Ursachen für die andauernde Überalterung der deutschen Bevölkerung ist in der Politik und in der Wissenschaft ebenfalls viel und kontrovers diskutiert worden. Der hohe
materielle Lebensstandard, die
flächendeckende und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung und die Inanpruchnahme von medizinischen Vorsorgemaßnahmen sind nur einige der angeführten Ursachenfaktoren, die in der öffentlichen Debatte immer wieder auftauchen. Welches Gewicht den verschiedenen genannten Faktoren auch für die Erklärung der Schrumpfung und die Überalterung der Bevölkerung auch zukommt, fest steht, dass auf die Gesellschaft große Herausforderungen zukommen, die nicht allein von der Politik bewältigt werden können. Ob es sich um die Erhaltung der sozialen Sicherungssysteme, der Betreuung von Senioren oder um die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Bund, Ländern und Kommunen handelt, es bedarf gemeinsamer gesellschaftlicher Kraftanstrengungen,
die
mit
den
demographischen
Veränderungen
verbundenen Probleme und Herausforderungen zu meistern. Diese Aspekte stehen im Blickpunkt der vorliegenden Projektarbeit, in der die hier nur knapp angedeuteten Entwicklungen und Probleme eingehender untersucht werden und für einzelne Problembereiche auch Handlungsperspektiven für politische Entscheidungsträger, insbesondere für die Kommunen, aufgezeigt werden.
2
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
2 Einleitung Die folgende Projektarbeit beschäftigt sich mit der Zukunftsfähigkeit des RheinErft-Kreises. Eine Gruppe von 10 Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV), Abt. Köln hat sich innerhalb Ihres Projektstudiums für den Vorschlag des Landrats des Rhein-Erft-Kreises, Herrn Werner Stump, entschieden und erstellt eine Projektarbeit mit dem Titel „Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen“. Begleitet wird die Gruppe vom Projektleiter Herrn Dr. Coerw Krüger (FHöV), ihm
zur
Seite
steht
Frau
Renate
Könen
(Rhein-Erft-Kreis),
die
als
Projektbetreuerin innerhalb der Gruppe tätig ist. Des Weiteren gehören Herr Thomas
Lierz
(Wirtschaftsjunioren
(Wirtschaftsförderung
Rhein-Erft
Köln),
GmbH)
Herr
und
Frau
Bernhard Hildegard
Keppeler Jansen
(Ausbildungsleitung des Rhein-Erft-Kreises) dem Lenkungsteam an. Folgende Studenten gehören der Projektgruppe an: Uwe Dornieden (Stadt Düren) Eva Einsiedel (Stadt Köln) Monir El Boujaddaini (Stadt Köln) Alexander Götz (Stadt Bedburg) Thomas Peters (Stadt Köln) Ellen Schiffer (Stadt Frechen) Natalia Schlidt (Stadt Köln) Marc Steven (Rhein-Erft-Kreis) Christoph Wagner (Stadt Kerpen) Sandra Wolf (Rhein-Erft-Kreis)
2.1 Demographischer Wandel in Deutschland 2.1.1 Demographie 2.1.1.1 Definition Bevölkerung Als Bevölkerung wird die Summe der Einwohner eines Gebietes, einer Ortschaft, eines Kontinentes oder Landes bezeichnet. Erfasst wird dabei die Eigenschaft wie z.B. das Alter, das Geschlecht usw. aber nicht die Staatsangehörigkeit, Rasse oder Volksangehörigkeit. Die Bevölkerung eines
3
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Gebietes wird durch sog. Volkszählungen ermittelt und dann fortgeschrieben. Es gibt vier Faktoren die dazu führen, dass eine Bevölkerung sich ändert. Die Geburten, die Sterbefälle, die Auswanderungen und die Einwanderungen haben Einfluss auf die Größe einer Bevölkerung. 2.1.1.2 Definition Demographie „Demographie, auch Bevölkerungslehre genannt, ist eine Wissenschaft, die sich mit der menschlichen Bevölkerung befasst. Untersucht werden dabei die Ursachen und Folgen von Bevölkerungsveränderungen. Gegenstand der Demographie sind unter anderem die Bevölkerungsstruktur in Bezug auf Alter, Geschlecht, Nationalität, Haushaltsstruktur, Lebendgeburten, Lebenserwartung usw. ebenso wie die Bevölkerungsbewegung.“1 Die Demographie verwertet zur Erstellung ihrer Prognosen statistisch erhobene Daten. Dabei spielen für die Bevölkerungsvorausberechnung stets vier Größen eine Hauptrolle; die Geburten- und Sterberate sowie die Einwanderungs- und Auswanderungszahlen. Man unterscheidet hier die Bevölkerungsprojektion, die Bevölkerungsprognose und die Modellrechnung, je nach Annahme für die kommende
Entwicklung.
Bei
der
Bevölkerungsprojektion
werden
unterschiedliche Annahmen formuliert (z. B. eine niedrige, mittlere und hohe Geburtenrate). Bei der Bevölkerungsprognose wird aus den verschiedenen Annahmen die ausgewählt, die mit der größten Wahrscheinlichkeit eintreffen wird. Bei der Modellrechnung werden Annahmen beliebig formuliert.
2.1.2 Der demographische Wandel Der demographische Wandel spielt in der aktuellen politischen Diskussion immer wieder eine große Rolle. Beinahe täglich wird dieses Thema in den Medien angesprochen. Der Bundespräsident fragte kürzlich in einer Rede: „Was bedeutet es für unser Land, für unsere Gesellschaft, wenn immer weniger jungen Menschen immer mehr Alte gegenüberstehen?“2 Der Demographische Wandel beschreibt den Wandel der Gesellschaft, der in Zukunft bevorsteht. Das Modell des demographischen Übergangs bzw. des 1 2
Knaurs Lexikon 1974, S.1170 http://www.bundespraesident.de/-,2.634393/Grusswort-von-Bundespraesident.htm
4
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
demographischen Wandels ist im wissenschaftlichen Sinn keine Theorie, sondern eine modellhafte Beschreibung des Übergangs von hohen zu niedrigen Sterbe- und Geburtenraten und dem daraus resultierenden veränderten natürlichen Bevölkerungswachstum.3
Das Problem, das seit Jahren besteht ist, dass die Lebenserwartung der Menschen stetig zunimmt, gleichzeitig jedoch werden immer weniger Kinder geboren. Immer weniger junge Frauen und Männer entscheiden sich, eine Familie zu gründen. Daraus resultierend ist mit starken sozialen, politischen, und wirtschaftlichen Auswirkungen zu rechnen. Die Auswirkungen treffen so deshalb nicht nur die Gesellschaft als Ganzes sondern auch jeden Einzelnen. Allein die Frage, ob die eigene Rente gesichert ist, beschäftigt angesichts des bevorstehenden Wandels viele Menschen. Es ist ebenfalls damit zu rechnen, dass die Regionen in Deutschland verschiedenerweise vom demographischen Wandel betroffen sein werden. Es wird stark schrumpfende, stagnierende und auch Wachstumsregionen geben. Um nun die Zukunftschancen einer Region oder wie in diesem Fall eines Kreises beurteilen zu können, ist es unbedingt notwendig, sich mit dem Thema zu befassen. 2.1.2.1 Ansätze zur Erklärung des Demographischen Wandels Es gibt verschiedene Ansätze, die versuchen zu erklären, wie es zum demographischen Wandel kommen konnte. Ein großer Punkt ist natürlich die verbesserte medizinische Versorgung und die daraus entstandene höhere Lebenserwartung der Menschen. Jedoch ist dies nicht der einzige Einflussfaktor, der den demographischen Wandel beeinflusst hat. Die Geburtenrate hat auch im Laufe der Jahre stetig abgenommen. Ein weltweit beobachtetes Phänomen ist der Zusammenhang zwischen dem materiellen
Lebensniveau
und
der
Geburtenrate.
Umso
besser
das
Lebensniveau in einem Land geworden ist desto kleiner wurde die Geburtenrate. 3
http://de.wikipedia.org/wiki/Demographischer_Wandel
5
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Als Grund für die sinkenden Geburtenraten kann natürlich die Veränderung des Kosten-Nutzen-Faktors angesehen werden. Mit dem Übergang von der Agrarzur Industriegesellschaft sind Kinder nicht mehr notwendige Arbeitskräfte. Nach dem Ausbau staatlicher Rentenversorgung sind sie auch nicht mehr alleine für die Alterssicherung der Eltern zuständig. Zugleich wachsen die Kosten für Erziehung und Ausbildung. Ein weiterer Erklärungsansatz dieses Phänomens ist die „Theorie der Opportunitätskosten“.
Als
Opportunitätskosten
werden
die
entgangenen
Gewinne, die durch die Geburt eines Kindes entstehen, angesehen. Die direkten Kosten, die ein Kind verursacht, werden hier nicht betrachtet. Bei der Geburt eines Kindes ist es nämlich notwendig, dass aufgrund des nicht ausreichenden Betreuungsangebots, ein Elterteil sich der Erziehung der Kinder widmet und nicht mehr arbeiten gehen kann. Dadurch fehlt der Familie plötzlich ein Einkommen, das für Konsumzwecke verwendet wurde so sinkt zwangsläufig das eigene Lebensniveau. Das ist einer der Gründe warum viele junge Leute nicht mehr bereit sind Kinder zu bekommen, weil sie darin gleich auch einen wirtschaftlichen Verzicht sehen.4 Ein weiterer Grund für den Geburtenrückgang liegt auf dem Wertewandel zu Individualismus und Liberalisierung der Lebensformen. In der Gesellschaft wird es immer wichtiger was der einzelne erreicht und welche Statussymbole er erlangen kann, da werden Kinder nur als Hindernis angesehen. Wichtigstes Indiz ist die sinkende Bedeutung der Ehe. 2.1.2.2 Kritik an der aktuellen Diskussion zum demographischen Wandel Ein großer Kritikpunkt ist die Unberechenbarkeit der erstellten Prognosen. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Ereignisse, die in Zukunft erscheinen könnten, alle Prognosen auf den Kopf stellen könnten. „50-JahresPrognosen sind moderne Kaffeesatzleserei“, sagt z.B. der Statistik-Professor Dr.
Gerd
Bosbach.
Er
weist
darauf
hin,
dass
eine
Bevölkerungsvorausschätzung im Jahre 1950 für das Jahr 2000 unter anderem die Verbreitung moderner Verhütungsmittel, die Anwerbung von Arbeitnehmern aus dem Ausland und den Zuzug von Spätaussiedlern aus Osteuropa nach 4
Herwig Birg; Historische Entwicklung der Weltbevölkerung. In; Informationen zur politischen Bildung Nr. 282/2004
6
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
1989 hätte voraussehen müssen. Eine Prognose im Jahr 1900 für 1950 hätte gar zwei Weltkriege ins Kalkül ziehen müssen, um nah an der Wirklichkeit zu liegen. Die letzten neun Bevölkerungsvorausschätzungen brachten es nur auf eine Lebensdauer von durchschnittlich vier Jahren. Jedoch bedenken diese Kritiker nicht, dass die Prognosen eine entscheidende Hilfe darstellen, um sich auf die bevorstehenden Probleme frühzeitig einstellen zu können. Der demographische Wandel wird in der aktuellen Diskussion immer wieder als Problem dargestellt, dabei birgt er auch eine Menge Chancen etwas zu verändern. Es gilt sich nur darauf einzustellen, dazu sind aber die Wirtschaft und die Politik gefordert. Wenn man sich gezielt auf die neuen Begebenheiten einlässt, kann man neue Ressourcen finden und nutzen. Es wird z.B. immer nur davon geredet, dass die Bevölkerung altert, es wird jedoch selten davon gesprochen, dass die ältere Bevölkerung auch genutzt werden kann. Man kann ihnen wertvolle Aufgaben geben, z.B. kann man sie nutzen, um der fehlenden Kinderbetreuung entgegenzuwirken. In Deutschland gibt es auch vorhandene Ressourcen, die bisher zu schlecht genutzt werden, wie z.B. die Bildung. Der demographische Wandel kann dazu führen, dass der Politik keine andere Chance bleibt als diese Ressourcen durch Reformen zu nutzen. Durch bessere Bildung kann die Produktivität des einzelnen gesteigert werden und so evtl. das Sozialsystem aufrechterhalten werden.
2.1.3 Auswirkungen des Demographischen Wandels 2.1.3.1 Auswirkungen auf die Gesellschaft Die Gesellschaft wird sich durch den demographischen Wandel erheblich verändern. Die Bevölkerung in Deutschland nimmt nicht nur ab, sie wird auch älter. Dieser Alterungsprozess der Gesellschaft wird sich fortsetzen. Da Deutschland schon heute ein niedriges Geburtenniveau hat, werden auch in 20 bis 30 Jahren weniger Kinder zur Welt kommen. Immer weniger jungen Menschen werden immer mehr alte Menschen gegenüberstehen. Mehr als ein Drittel aller Einwohner Deutschlands werden im Jahr 2050 älter als 60 Jahre sein. Dies wird neue Probleme hervorrufen. Vor allen Dingen der sog. „Generationenvertrag“ könnte hierbei zu Konflikten führen. Auf die jungen Leute
7
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
kommt eine sehr hohe Belastung zu, es bleibt die Frage, ob sie diese Belastung auch tragen können und wollen. Die Älteren werden jedoch auf ihre Ansprüche beharren, weil auch sie während ihrer Arbeitszeit in die Kassen eingezahlt haben und sie dadurch einen Anspruch haben. Die Alten jedoch werden auch von den Jungen gebraucht. Ihr Know-how und ihre Erfahrung können auch wichtige Beiträge für die Gesellschaft liefern. Wie sich der demographische Wandel auf die Gesellschaft auswirkt ist nur schwer zu sagen. Man kann sich zwar ausmalen wie die Altersstruktur der Gesellschaft aussehen wird, die Beziehung zwischen den Generationen ist jedoch nur sehr schwer auszumachen. Im Zusammenleben der Generationen werden
bürgerschaftliches
und
nachbarschaftliches
Engagement
immer
wichtiger. Dazu ist ein Dialog zwischen den Generationen notwendig. Im optimalen Fall werden sich die Älteren, besonders nach Erreichen des Rentenalters, weiterhin engagieren. Ihnen könnte besonders bei sozialen Einrichtungen eine wichtige Rolle zukommen. 2.1.3.2 Auswirkungen in Bezug auf ein vereintes Europa und dem Thema Migration Die Frage ob man mit Zuwanderung dem bevorstehenden demographischen Wandel entgegensteuern kann ist eine sehr umstrittene. Häufig wird dabei argumentiert, dass man am Beispiel der Gastarbeiter gesehen hat, dass die Zuwanderung keine Lösung ist. Jedoch steht fest: „Wie stark die Einwohnerzahl Deutschlands sinken wird, hängt hauptsächlich von der Höhe der Zuwanderung ab.“
Sie
bietet
eine
Möglichkeit,
dem
demographischen
Wandel
entgegenzuwirken. Es bleibt die Frage ob die Politik diese Zuwanderung zulässt oder nicht. Wünschenswert wäre natürlich eine gezielte Zuwanderung von fehlenden Fachkräften, jedoch ist dies nicht so leicht. Die Gewinne der Migration
hängen
entscheidend
von
der Struktur der zugewanderten
Arbeitskräfte ab. Wichtig dabei ist, dass die Zuwanderer das gleiche Ausbildungsniveau oder ein besseres als die inländischen Arbeitskräfte haben. Nur dann können Zuwanderer mindestens eins zu eins den Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials ausgleichen.
8
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Die Größenordnung der Zuwanderungen wird beeinflusst von politischen und wirtschaftlichen Faktoren, von der Attraktivität des Standortes und von der Integrationsbereitschaft der Migranten wie der Einheimischen. Man wird sich jedoch angesichts der demographischen Lage nicht der erhöhten Zuwanderung verschließen können, wenn man seine Wirtschaftskraft beibehalten will. Dies wird dazu führen, dass die Gesellschaft multikultureller wird und sich dadurch ebenfalls eine neue Situation für die Gesellschaft ergibt. Die Migranten aus der Gastarbeitergeneration haben in der Vergangenheit schon mehr Kinder gezeugt als die Deutschen. So ist zu beobachten, dass es in manchen Schulen in Deutschland schon jetzt mehr Kinder mit Migrationshintergrund gibt als deutsche Kinder. Dieser Trend wird sich dann durch die erhöhte Zuwanderung weiter fortsetzen. Es bleibt zu sagen, dass man sich der Zuwanderung nicht verschließen kann, da dieses Szenario dazu führen würde, dass Deutschland die volle Wucht der Überalterung zu spüren bekommt. Einwanderung
dazu
zu
nutzen,
dem
Problem
der
demographischen
Entwicklung entgegenzuwirken, ist jedoch auch keine Lösung. Die Probleme des demographischen Wandels würden zwar abgemildert werden, jedoch ist zu befürchten, dass die gleichen Probleme Jahre später wieder auftreten. Außerdem hätte dieses Szenario zur Folge, dass die deutsche Bevölkerung zwangsläufig irgendwann ausstirbt und durch eine neue multikulturelle Gesellschaft ersetzt wird. Des Weiteren stellt sich die Frage in wieweit es in Deutschland zu Auswanderungen
ins
Ausland
kommt.
In
Zukunft
könnten
die
Auswanderungen, die in den letzten Jahren stetig zugenommen haben, die Bevölkerungsstruktur auch verändern. Durch die Verschlechterung der Sozialsysteme und die fehlende Sicherung der Altersvorsorge kann es auch dazu kommen, dass die Leute in andere Länder mit besseren Chancen auswandern. Die mit Wirkung vom 01. Januar 2007 abgeschlossene EU-Osterweiterung – letzte Erweiterung durch Rumänien und Bulgarien – stellt eine weitere politische, soziale, ökonomische und ökologische Herausforderung für die gegenwärtigen EU-Mitgliedsstaaten dar. Die künftige Zuwanderung aus den
9
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
EU-Beitrittsstaaten, insbesondere aus Tschechien und Polen, ist ein sehr wichtiger
Einflussfaktor
auf
die
Bevölkerungsentwicklung.
Die
zehn
osteuropäischen Beitrittsländer stellen für die bisherigen EU-Länder aufgrund ihrer demographischen Strukturen und wegen des starken ökonomischen Gefälles zunächst ein bedeutsames Wanderungspotenzial dar, das sich allerdings aus demographischen Gründen rasch verringern wird. Diese Staaten befinden sich in einer demographischen Umbruchphase (Geburtenrückgang, Abwanderung,
Alterung),
Bevölkerungsrückgang
welche
führt.
Der
langfristig Anteil
zu
der
einem
beschleunigten
Jugendlichen
wird
stark
zurückgehen
und demnach das Wanderungspotenzial überproportional
abschwächen,
da
internationale
Wanderungen
verstärkt
von
jungen
Erwerbspersonen durchgeführt werden. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die alten Menschen aus den EU-OstStaaten zuwandern. Da die Versorgung der älteren Menschen in diesen Ländern schlechter ist als in Deutschland, könnte dies genutzt werden um das deutsche Sozialsystem zu nutzen. Ob dies jedoch geschieht ist sehr fraglich, da eine Auswanderung im hohen Alter sehr selten ist. Ob es eine hohe Einwanderungsrate geben wird, hängt auch von der wirtschaftlichen Entwicklung der osteuropäischen Länder ab. Man kann keine klare Aussage darüber treffen. Es bleibt zu sagen, dass die Osteuropäischen Staaten ebenfalls vom demographischen Wandel betroffen sein werden. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit, dass es zu großen Einwanderungen aus den Oststaaten kommt. 2.1.3.3 Auswirkungen auf die Politik Der Politik stehen auch einige Probleme aufgrund der demographischen Entwicklung bevor. Sie wird mehr denn je gefordert sein, Lösungen zu finden um den Umbruch möglichst erfolgreich zu überstehen. Es gilt Wege zu finden, die Geburtenrate zu steigern und das Gründen einer Familie wieder attraktiver zu machen und gleichzeitig gilt es auch Wege zu finden, mit der alternden Gesellschaft
umzugehen.
Es
sollte
eine
vorausschauende
und
verantwortungsbewusste Politik gemacht werden, die auch über das Ende von Legislaturperioden hinausgehen sollte. Ein Problem, das der Politik in Zukunft
10
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
bevorsteht, ist die gealterte Gesellschaft.
Die alten Menschen stellen die
Mehrheit der Bevölkerung dar, also stellen sie auch die Mehrheit der Wählerstimmen dar. Die Politik sollte sich deshalb bei der Gestaltung der Politik nicht nur von der Mehrheit der Wählerstimmen leiten lassen. Es muss ein vernünftiger Konsens gefunden werden, um die Bedürfnisse der Alten zu erfüllen und die Jugend zu fördern, denn der Jugend gehört die Zukunft. Die Politik ist daher gefordert, das Problembewusstsein in der Gesellschaft dafür zu schärfen und die Anpassungsbereitschaft zu schaffen. Denn zu Veränderungen wird es kommen müssen, das steht fest. Die Veränderungen werden wahrscheinlich für den einzelnen nicht positiv ausfallen, jedoch sind sie dringend erforderlich um gesamtwirtschaftlich weiterzukommen. Das größte Problem stellt sich hier bei der gerechten Versorgung der Bevölkerung. Die alte Generation im Rentenalter durch das Einkommen der jungen
Generation
mitzuzahlen,
erscheint
bei
der
Verschiebung
der
Altersstruktur als gänzlich unmöglich. Hierfür muss ein Weg gefunden werden, mit dem alle gut leben können. Die Politik steht vor einer riesigen Herausforderung, der sie sich stellen sollte. Der demographische Wandel wirkt sich jetzt schon auf die Politik aus, da durch sie die Weichen gestellt werden sollten, um in eine gesunde Zukunft zu gehen. Es müssen wichtige Entscheidungen getroffen und auch jetzt schon umgesetzt werden. Dass der Bevölkerungsumbruch erfolgen wird, ist jedem klar, jetzt gilt es für die Politik eine Marschroute einzuschlagen und diese dann zu verfolgen. 2.1.3.4 Auswirkungen auf die Wirtschaft Der demographische Wandel in der deutschen Gesellschaft hat auch Auswirkungen für die Unternehmen und die Wirtschaft. Auf dem Arbeitsmarkt werden immer weniger und vor allem immer weniger jüngere Mitarbeiter zur Verfügung stehen und allein deswegen wird der Anteil der älteren Mitarbeiter steigen. Darauf sollten sich die Unternehmen einstellen und die nötigen Maßnahmen umsetzen. Daher ist es notwendig, dass die Unternehmen lernen, das Potential ihrer älteren Arbeitnehmer besser zu nutzen. Dazu gehört auch eine bessere Eingliederung älterer Arbeitnehmer in den Produktionsprozess.
11
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Insgesamt gesehen wird auch die Gesamtzahl der Erwerbstätigen zwangsläufig in den nächsten Jahren sinken. Daher kommt es zu einem erheblichen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Dies hätte sehr schlechte Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft in Deutschland. Die zentrale Frage für Unternehmen am Standort Deutschland lautet: „Wie bleiben wir mit einer älter werdenden Belegschaft
wettbewerbsfähig?
Wie
erschließen
wir
die
notwendigen
Potenziale, um trotz des absehbaren Mangels an Fachkräften leistungsfähig und innovationsfähig zu sein?“5 Der demographische Wandel bietet den Unternehmen aber auch viele Chancen. Es gilt nur, sich rechtzeitig auf die neue Marktsituation einzustellen und zu reagieren. Es wird zahlreiche neue Märkte geben mit großen Wachstumspotenzialen. Entwicklung
der
Grosse
Wachstumspotenziale
Gesundheitswirtschaft,
bietet
hauptsächlich
z.B. auch
die der
Gesundheitsmärkte in Bereichen wie Prävention, Wellness und Anti-Ageing. Gesundheit
und
Alter
wirken
schon
seit
einigen
Jahren
als
große
Anschubkräfte für Innovationen in der Biomedizin, der Medizintechnik und der Gehirnforschung. Für die Immobilienwirtschaft bieten sich Chancen für die Entwicklung
neuer
Produkte,
die
mit
Immobilien
auch
ein
ganzes
Dienstleistungspaket anbieten6 Die große Kaufkraft geht in Zukunft von den Senioren aus. Es gilt nun, diese Kaufkraft an sich zu binden. Es muss erforscht werden, welche spezifischen Produkte und Dienstleistungen künftig nachgefragt werden und wie man regionale
Wirtschaftsstrukturen
an
demographisch
veränderte
Konsumentenstrukturen anpassen kann. 2.1.3.5 Auswirkungen auf Kommunen Der demographische Wandel wird die Regionen in 3 Gruppen aufteilen, die Wachstums-, die Stagnations- und die schrumpfenden Regionen. Es wird einen Konkurrenzkampf zwischen den Kommunen geben. Um zu bestehen ist es notwendig mit anderen Kommunen zusammen zu arbeiten und als eine Region aufzutreten
5 6
und
so
auch
Synergieeffekte
nutzen
zu
können.
Der
http://www.7-forum.com/news/Ernst-Baumann-zum-Thema-Demographischer-921.html http://www.iatge.de/aktuell/veroeff/2005/lehner02.pdf
12
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
interkommunalen Zusammenarbeit wird ein sehr hoher Stellenwert zukommen. Es wird wichtig, ein positives Image nach außen zu tragen, die Kommunen müssen im Wettbewerb durch Besonderheiten herausstechen. Der Wettbewerb zwischen den Kommunen ist ähnlich wie der in der Privatwirtschaft zu betrachten, so dass z.B. Medieneinsatz und Werbung im Kampf um Einwohner bedeutend werden. Besonders
der
Bereich
der
kommunalen
Daseinsvorsorge
wird
vom
demographischen Wandel betroffen sein. Die Versorgung der Einwohner ist ein wichtiger Punkt zum Erhalt der eigenen Einwohner. Die Finanzierung der Daseinsvorsorge stellt die Kommunen aber vor ein großes Problem ,das es gilt zu lösen. Die Kommunen sollten sich ebenso wie die Wirtschaft auf die neue Situation einstellen. Mit der Veränderung der Bevölkerungsstruktur verändern sich auch die Anforderungen an das Angebot der Kommunen. Es wird notwendig, die Infrastruktur der neuen Situation gerecht anzupassen. Es wird Veränderungen im Angebot von Bildungs- und Pflegeanstalten geben. Die Pflegeeinrichtungen müssen ausgebaut werden, während die Schulen drohen leer zu stehen. Deshalb gilt es Lösungen zu erarbeiten, das Bildungsangebot qualtitativ zu verändern. Die Kommunen sollten versuchen Familien anzuziehen, dies kann besonders durch die Ansiedlung von großen Firmen geschehen. Die Kommunen sollten innerhalb ihrer Möglichkeiten Wege finden dies zu realisieren. Die Lebensqualität einer Kommune wird so zu einem sehr wichtigen Punkt, beim bevorstehenden demographischen Wandel.
2.2 Das Projekt 2.2.1 Die Ausgangslage Verschiedene Prognosen prophezeien einen deutlichen Bevölkerungsrückgang, da die Geburtenrate bei weitem nicht ausreicht, um die Schrumpfung zu verhindern. Dies wird dazu führen, dass die meisten Kreise und Städte an Bevölkerung verlieren werden. Dadurch entsteht zwangsläufig ein Wettbewerb der Regionen innerhalb Deutschlands und Europas. Die Regionen werden gezwungen sein,
13
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
sich im Kampf mit den Konkurrenzregionen durchzusetzen. Dies kann nur geschehen, wenn der Rhein-Erft-Kreis den bevorstehenden Problemen ins Auge sieht und sich an die neuen Anforderungen anpasst. Der Kreis muss mit den Gemeinden zusammenarbeiten, um der vorhandenen Bevölkerung keinen Grund zu geben diese Region zu verlassen und neuer Bevölkerung den Anreiz bieten, sich für den Rhein-Erft-Kreis zu entscheiden. In Zukunft ist jedem klar, dass die Bevölkerung des Kreises sich fast nur noch durch Zuwanderungen und Abwanderungen verändert und man durch bestimmte Maßnahmen erreichen muss, besonders junge Familien in den Kreis zu locken, um der alternden Gesellschaft entgegenzuwirken. Man muss einen Weg finden, den Kreis wirtschaftlich attraktiv zu machen. Dies muss das Ziel des Kreises und der kreisangehörigen Gemeinden sein. Dazu ist es zwingend erforderlich, dass der Rhein-Erft-Kreis sich als eine Region ansieht und es keine Konkurrenz innerhalb dieser Region, zwischen den Gemeinden, gibt.
2.2.2 Ziele des Projektes Das Ziel der Projektgruppe ist es, die verschiedenen relevanten Themen zur Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreis zu untersuchen und zu beurteilen. Um die Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises beurteilen zu können, ist es zwingend notwendig, die verschiedenen Themen einzeln zu beleuchten und zu beurteilen. Es soll ein allgemeiner Überblick über das Thema „Demographischer Wandel“ gegeben werden, in dem das Problem allgemein angesprochen wird. Zusätzlich soll das Thema Metropolregionen angesprochen werden. Die Metropolregionen werden in Zukunft immer mehr an Relevanz gewinnen. Der Rhein-Erft-Kreis
wird
aufgrund
seiner
Nähe
zu
Köln
ebenfalls
als
Metropolregion angesehen. Um dann speziell auf den Rhein-Erft-Kreis zu kommen, will die Projektgruppe die demographische Entwicklung im Rhein-Erft-Kreis aufzeigen. Der Ist-Zustand der Bevölkerung wir aufgezeigt und analysiert und es wird aufgezeigt, wie sich die Bevölkerung zusammensetzt. Im nächsten Schritt soll anhand der erzielten Ergebnisse eine Bevölkerungsprognose stattfinden.
14
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Des Weiteren ist es ist es Ziel der Gruppe, auf den wirtschaftlichen Aspekt einzugehen. Dazu wird eine Standortanalyse vorgenommen, in der die vorhandenen Ressourcen des Rhein-Erft-Kreises aufgezeigt werden. Da der Tourismus auch ein wichtiges Handlungsfeld bei einer Beurteilung der Zukunftsfähigkeit ist, wird dieser Punkt separat betrachtet und gründlich begutachtet. Ebenfalls ein Ziel der Gruppe ist es, auf den Punkt der Familienpolitik einzugehen. Dieser Punkt wird als sehr wichtig betrachtet, da sich der Kreis aufgrund des demographischen Wandels Gedanken machen muss, wie er das Leben für Familien einfacher machen kann und vor allen Dingen welche Angebote vorhanden sein müssen, um wieder mehr Familien anzusiedeln. Dazu wird eine Analyse der jetzigen Situation für Familien gemacht, um Defizite und vorhandene Möglichkeiten aufzuzeigen. Um den Stand des Rhein-Erft-Kreises aufzuzeigen, wird ein Vergleich zu anderen Kreisen durchgeführt. Der Rhein-Erft-Kreis wird mit anderen Zukunftsregionen verglichen. Dies geschieht, um zu sehen wie der Status des Rhein-Erft-Kreises im bundesweiten Vergleich liegt. Anschließend sollen dem Kreis, den kreisanghörigen Kommunen, Unternehmen und weiteren Akteuren Handlungsfelder aufgezeigt werden, in denen man tätig werden könnte. Es sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sich der Kreis an Maßnahmen des Landes beteiligen und von ihnen profitieren kann. Ebenso sollen Handlungsfelder auf kommunaler Ebene aufgezeigt werden. Zu den Handlungsfeldern eines Kreises bzw. einer Kommune gehören u.a. die Gewerbestandsförderung, die Ansiedlung von Gewerbe, die Abgabenpolitik auf kommunaler
Ebene,
interkommunale
eine
kundenfreundliche
Zusammenarbeit.
In
Verwaltung
diesem
Bereich
und
die sollen
Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Als Abschluss der Arbeit wird ein Resümee vorgelegt, in dem abschließend alle Erkenntnisse der verschiedenen Themenbereiche zusammengefasst werden. Es soll dem Kreis dienen, neue Ideen und neue Chancen zu erkennen, um sich im Wettbewerb der Regionen besser zu positionieren. Die Arbeit soll einen Ausblick in die Zukunft des Kreises schaffen und dementsprechend soll die
15
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Arbeit aufzeigen wo noch Handlungsbedarf
besteht, um sich auf die neue
Bevölkerungssituation einstellen zu können. Die Arbeit zeigt jedoch nur grobe Ideen und Ansätze, die Umsetzung und die Richtung, in die der Kreis letztendlich schreitet, bleibt abzuwarten. Man ist sich natürlich bewusst, dass allein schon wegen der angespannten finanziellen Situation, nicht alles umgesetzt werden kann, jedoch sollten die Erkenntnisse dieser Arbeit als Anregung verstanden werden. Der demographische Wandel steht in naher Zukunft an. Ziel der Arbeit ist es, die verantwortlichen Stellen des Rhein-Erft-Kreises dazu zu bringen, sich mit diesem Problem zu beschäftigen und zu agieren. Wenn man früh genug dieses Problem anpackt, gibt es Wege dies zu bewältigen.
2.3 Der Rhein-Erft-Kreis 2.3.1 Profil des Rhein-Erft-Kreises Der Rhein-Erft-Kreis ist ein Kreis im Westen von NordrheinWestfalen. Er besteht aus 9 Städten und einer Gemeinde. Die Gesamtfläche des Kreises beträgt ca. 705 km², wobei mehr als die Hälfte der Fläche landwirtschaftlich genutzt wird. Der Rhein-Erft-Kreis hat ca. 450.000 Einwohner. Die Bewohner
des
Kreises
sind
größtenteils
in
den
Branchen
Handel,
verarbeitendes Gewerbe, Dienstleistung und Verkehr tätig. Entstanden ist der Rhein-Erft-Kreis aus den Kreisen Köln, Bergheim und Teilen des Kreises Euskirchen im Rahmen der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975. Der Rhein-Erft-Kreis zeichnet sich besonders durch seine hervorragende Lage aus. Er grenzt direkt an das Stadtgebiet von Köln und gehört zur Region Köln/Bonn.7 Die Nachbarkreise sind im Norden der Rhein-Kreis Neuss, im Süden der RheinSieg-Kreis, im Westen der Kreis Düren und im Osten die kreisfreie Stadt Köln.8 Wirtschaftlich gehört der Kreis zu den starken Kreisen in NRW und konnte sich vor allem in der Vergangenheit durch sein Braunkohlevorkommen als 7 8
http://www.wfg-rhein-erft.de/cms/startordner/deutsch/standort/1477.html http://de.wikipedia.org/wiki/Rhein-Erft-Kreis
16
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Energiekreis auszeichnen. Heutzutage sind verschiedenste Branchen im RheinErft-Kreis beheimatet, besonders die Wirtschaftszweige Informations- und Kommunikationstechnologie, Medien, Biotechnologie, Umwelttechnologie und Logistik haben sich zur Kompensation der alten Wirtschaftszweige hervorgetan.
Abb. 2 - Rhein-Erft-Kreis
2.3.2 Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden 2.3.2.1 Stadt Bedburg Die Stadt Bedburg hat ca. 24.900 Einwohner, und besteht aus
11
Stadtteilen.
historische
Bauwerke
Bedburg und
verfügt
erweitert
über
sein
mehrere
Stadtgebiet
gleichzeitig auch durch neue Wohngebiete. Die Infrastruktur in Bedburg ist hervorragend, besonders zeichnet sie sich durch ihr ausgezeichnetes Schulangebot aus. Die Stadt Bedburg bietet innerhalb ihres Stadtgebietes jede Schulform an. Des Weiteren verfügt Bedburg über
ein
Krankenhaus,
ein
Erlebnisbad
und
diverse
Senioren-
und
Pflegeeinrichtungen. 2.3.2.2 Stadt Bergheim Die Stadt Bergheim ist die Kreisstadt des Rhein-ErftKreises. Dadurch haben die wichtigsten Institutionen des Kreises ihren Sitz in Bergheim und machen es zum Zentrum des Kreises. Mit ca. 63.000 Einwohnern gehört Bergheim zu den größten Städten des Rhein-Erft-Kreises und gewinnt durch ihre spezielle Lage inmitten des Städtedreiecks Köln-Aachen-Düsseldorf an Bedeutung. Bergheim hat sich auch über die Grenzen des Rhein-Erft-
17
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kreises
als
Energiestandort
„Braunkohlekraftwerk
mit
etabliert.
optimierter
Die
Stadt
verfügt
mit
dem
Anlagentechnik
(BoA)“,
über
das
modernste Kraftwerk der Welt.
2.3.2.3 Stadt Brühl Brühl liegt im Süden des Rhein-Erft-Kreises und verfügt über ca. 46.000 Einwohner. Flächenmäßig gehört Brühl zu den kleineren Kommunen des Rhein-Erft-Kreises. Die Wirtschaft der Stadt stützt sich auf die zahlreichen Industrie- und Handwerksbetriebe und auch auf den Tourismus, der einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellt. Brühl verfügt mit den Schlössern Augustusburg und Falkenlust sowie mit der barocken Gartenanlage über drei Sehenswürdigkeiten, die als Weltkulturerbe in die Unesco- Liste aufgenommen wurden. Des Weiteren verfügt Brühl über den gut besuchten Freizeitpark Phantasialand. 2.3.2.4 Gemeinde Elsdorf Elsdorf ist die einzige Gemeinde des Kreises, sie gehört zu den eher ländlichen Gemeinden. Sie wird nördlich und östlich von Tagebauen, Kraftwerken und Brikettfabriken umrahmt. Elsdorf war damals um 1800 eine kleine Gemeinde mit rund 500 Einwohnern, dies änderte sich durch die Ansiedlung der Zuckerfabrik der Firma Pfeifer & Langen. Die Bevölkerung des Ortes hat sich seitdem bedeutend vergrößert. Die Einwohnerzahl der Gemeinde liegt heute bei ca. 21.600 Einwohnern. Der Siedlungsschwerpunkt liegt zurzeit hauptsächlich auf dem Gemeindezentrum Elsdorf und dem Gemeindeteil Berrendorf. In Elsdorf finden sich auch das Rathaus und weitere öffentliche und private Versorgungseinrichtungen wieder.
18
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
2.3.2.5 Stadt Erftstadt Flächenmäßig ist die Stadt Erftstadt die größte des Rhein-ErftKreises, jedoch sind nur rund 20% des Stadtgebietes bebaut. In Erftstadt leben ca. 51.000 Einwohner. Zurzeit entsteht am südlichen Ortsrand des Stadtteils Lechenich ein großes Gewerbegebiet, das sich durch seine besondere Bauweise und Qualität von anderen Gewerbegebieten im Kreis unterscheiden soll. Ein besonderes Augenmerk legt die Stadt auf die Ansiedlung von Pendlern. Den Pendlern soll der Anreiz geboten werden, in einem eher ländlichen Gebiet zu wohnen und trotzdem eine hervorragende Anbindung durch den Bahnhof Liblar an Köln zu haben. Besonders bekannt ist in Erftstadt das Schloss Gymnich, das in der Zeit von 1971 bis 1990 als Gästehaus der Bundesregierung genutzt wurde und viele prominente Persönlichkeiten beherbergte. 2.3.2.6 Stadt Frechen Frechen ist eine Stadt, die den Strukturwandel von der Brikettund Steinzeugindustrie zu einem Dienstleistungszentrum erfolgreich vollbracht hat. Durch seine hervorragende Lage, direkt am Autobahnkreuz Köln-West siedelten sich über die Jahre mehrere Logistik-Unternehmen an. Auch das Kölner Briefverteilzentrum siedelte sich im Frechener Gewerbegebiet, dem „Europark“, an. Heute leben ca. 49.000 Menschen in Frechen. Die Stadt verfügt zudem über die weltweit einzigartige Produktion von Steinzeugrohren mit einer Lichtweite von bis zu 1.400 mm. Zudem ist Frechen für seine Keramik bekannt, was sich auch durch das Keramikmuseum widerspiegelt. Frechen ist eine aus Tradition
heraus
gewachsene
Töpferstadt,
was
sich
sogar
mit
dem
Bartmannkrug im Wappen wiedergibt.
19
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
2.3.2.7 Stadt Hürth Die
Stadt
Hürth
zählt
zurzeit
ca.
57.000
Einwohner.
Wirtschaftlich zeichnet sich die Stadt besonders durch ihren Chemiepark Knapsack und ihre Medienindustrie aus. Hürth verfügt
über
den
europaweit
größten
Standort
für
Fernsehproduktionen, was natürlich den Bekanntheitsgrad der Stadt in die Höhe steigen lässt. Durch das „Hürth-Park-Einkaufszentrum“ verfügt Hürth über eine hervorragende Einkaufsmöglichkeit für seine Bürger und natürlich auch für alle Bürger des Kreises. Politisch gesehen ist Hürth das Zentrum für die südlich gelegenen Städte des Kreises. Hier finden sich z.B. die Nebenstellen des Straßenverkehrs- und des Gesundheitsamts wieder. Darüber hinaus befindet sich das Bundessprachenamt, die Deutschlandzentrale des Lazarus Hilfswerks und das türkische Generalkonsulat in Hürth. 2.3.2.8 Stadt Kerpen Kerpen
ist
mit
ca.
63.000
Einwohnern,
die
bevölkerungsreichste Stadt im Rhein-Erft-Kreis und verfügt mit dem Bahnhof über eine ausgezeichnete Anbindung an das Bahnnetz der Deutschen Bahn. Die Stadt verfügt auch über eine direkte Anbindung zur Autobahn an dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt dem „Kerpener Kreuz“. Die berühmten Persönlichkeiten der Stadt sind ganz klar zum einen Adolph Kolping, dessen Geburtshaus in Kerpen steht, und natürlich die Familie Schumacher. Die Familie Schumacher hat auch ein Kart-Center mit Schumacher-Museum in Kerpen errichtet, was Besucher aus der Region anzieht. Des Weiteren stehen in Kerpen die Europazentrale der Autozubehörfirma Visteon und teilweise der NatoMilitärflugplatz Nörvenich.
20
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
2.3.2.9 Stadt Pulheim Pulheim ist eine Stadt mit einer hohen Lebensqualität. Das Stadtgebiet ist von Freiflächen durchzogen und von Wäldern umgeben. Auch das Angebot an öffentlichen Einrichtungen in Pulheim ist beachtlich. So gibt es z.B. zwei Gymnasien und zwei Realschulen. Soziale Einrichtungen sind auch reichlich vorhanden, es gibt u.a. Seniorenwohnheime, Behinderteneinrichtungen und Büchereien. Von großer Bedeutung für die Stadt sind die Benediktinerabtei und die romanische Kirche in Brauweiler. Der Sport wird in Pulheim ebenfalls groß geschrieben. Einmal jährlich finden hier die Linde-German-Masters, das bedeutendste Golfturnier in Deutschland, statt. Mit dem FFC PulheimBrauweiler hat auch ein Bundesligist im Frauenfußball seinen Sitz in Pulheim. 2.3.2.10
Stadt Wesseling Wesseling liegt genau zwischen Köln und Bonn. Dadurch hat die
Stadt eine
besondere
Rolle
in
der Metropolregion
Köln/Bonn. Keine andere Stadt des Kreises verfügt über so einen hohen Anteil an Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe wie Wesseling. Selbst im Kammerbezirk der IHK Köln hat Wesseling den größten prozentualen Anteil an Gewerbeflächen. Vor allem die chemische Industrie ist dafür verantwortlich. Auf dem Stadtgebiet befinden sich die Betriebe Degussa, Basell und ein Raffineriebetrieb der Shell. Die Raffinerie ist über eine Pipeline mit Wilhelmshaven und Rotterdam verbunden, von wo sie ihr Rohöl bezieht. In Wesseling leben ca.36.000 Einwohner.
3 Metropolregionen und regionale Cluster in Deutschland 3.1 Metropolregionen in Deutschland Zukunftsregionen und vernetzte Metropolregionen sind im 21. Jahrhundert die Basis und die Antwort auf den stetig zunehmenden Wettbewerb in der globalisierten Welt. Sie vereinen wirtschaftliche Regionen und Räume, die zuvor in Verwaltungseinheiten wie Kreise und kreisfreie Städte alleine für die Zukunft kaum überlebensfähig waren. Vielmehr kann man heute – unter dem
21
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Druck des Standortwettbewerbs – nur gemeinsam als Region an Lösungen und Konzepten für eine Standortsicherung arbeiten. Landrat Werner Stump führte dazu richtig aus: „Im Standortwettbewerb mit anderen Kreisen muss sich auch der Rhein-Erft-Kreis messen. Indikatoren wie Lage,
Verfügbarkeit
qualifizierter
Arbeitskräfte,
Verkehrsanbindung,
Bildungsangebot und Lebensqualität spielen u.a. eine entscheidende Rolle. Entwicklungstendenzen frühzeitig erkennen, beleuchten und durchdenken, um sie langfristigen und nachhaltigen Lösungen zuzuführen – und das bei äußerst knappen Haushaltsmitteln.“ Der Standortwettbewerb spielt seit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Scheitern des Sozialismus im Ostblock – Wegfall des Dualismus der beiden politischen Systeme und Gesellschaften – eine entscheidende Rolle für die Zukunftsfähigkeit eines Kreises/einer Region. „Lokales“ Denken und Handeln – um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Regionen zu halten – ist heute gleichzeitig „globales“ Denken und Handeln. Dazu ist es entscheidend, dass man sich in wirtschaftspolitischer Sicht sehr gut aufstellt und beste Standortfaktoren für Neuansiedlungen von Unternehmen – wie auch für die bestehenden Unternehmen – bietet. Ein Kreis oder eine kreisfreie Stadt kann dabei nicht alleine seine Zukunft bestreiten. Vielmehr geschieht das im Austausch mit benachbarten Kreisen/kreisfreien Städten oder Großstädten. Als gutes Beispiel geht die Region Köln/Bonn voran. Die Stadt Köln bietet – als Anziehungspunkt für Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung
– viele
Arbeitsplätze für Menschen aus den benachbarten Städten und Gemeinden des Rhein-Erft-Kreises. Gleichzeitig profitiert der Rhein-Erft-Kreis durch die Anziehungskraft der Stadt Köln ganz entscheidend von Zuwanderung aus anderen Regionen Deutschlands. Somit profitieren Köln und der Rhein-ErftKreis von ihrer regionalen Verbindung. Diesbezüglich soll dieser Teil der Arbeit der Projektgruppe dem Wettbewerb der Zukunftsregionen gewidmet sein. Hierbei soll der Rhein-Erft-Kreis mit dem benachbarten Rhein-Kreis Neuss und dem Landkreis Böblingen auf demographische und wirtschaftliche Indikatoren verglichen werden, um in der Schlussfolgerung die Zukunftsfähigkeit der Region Rhein-Erft gegenüber den anderen beiden Kreisen zu beurteilen.
22
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Grundsätzlich ist eine Metropolregion eine stark verdichtete Großstadtregion von hoher internationaler Bedeutung. Metropolregionen werden als Motoren der sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung einer Region und eines Landes betrachtet. Europäische Metropolregionen (EMR) – die speziell in Deutschland eingeteilt werden – besitzen zudem auf Europa bezogen Schlüsselrollen für eben diese Entwicklung. Sie werden seit 1995 auf Bundesebene definiert, ausgewiesen und gefördert. Im Gegensatz zu einer Agglomeration, die aus einer Kernstadt und ihrem suburbanen, dicht bebauten Vorortbereich (Speckgürtel) besteht, ist der Begriff der Metropolregion weiter gefasst und schließt auch große ländliche Gebiete mit
ein,
die
mit
den
Oberzentren
der
Region
durch
wirtschaftliche
Verflechtungen oder Pendlerströme in enger Verbindung stehen. In Deutschland hat die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO)9 mit ihrem Beschluss zum
„Raumordnungspolitischen
Handlungsrahmen“
1995
die
Bedeutung der Metropolregionen in Deutschland unterstrichen: „Als Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung sollen sie die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit Deutschlands und Europas erhalten.“ Die MKRO definierte für Deutschland elf Europäische Metropolregionen. Diese wurden nicht nach raumstrukturellen Realitäten, sondern normativ festgelegt und abgegrenzt, wobei vor allem die Großzügigkeit der Abgrenzung erhebliche methodische Unterschiede aufweist. Die Einwohnerzahlen sind deshalb nur sehr bedingt vergleichbar. Manche EMR, etwa Hannover-BraunschweigGöttingen, enthalten sehr große ländliche Gebiete und weit auseinander liegende Kernstädte, während andere, etwa die EMR München, deutlich knapper zugeschnitten wurden. Seit der Ausweisung der „kleineren“ EMR 2005 ist jede deutsche Stadt mit über 400.000 Einwohnern Kernstadt einer „Metropolregion“.
9
Quelle: www.wikipedia.de
23
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Folgende Europäische Metropolregionen befinden sich in Deutschland:
Abb. 3 - Europäische Metropolregionen in Deutschland
1.
Berlin-Brandenburg
2.
Bremen-Oldenburg
3.
Frankfurt Rhein-Main
4.
Hamburg
5.
Hannover-Braunschweig-Göttingen
6.
München
7.
Nürnberg
8.
Rhein-Neckar-Dreieck
9.
Rhein-Ruhr
10.
Sachsendreieck
11.
Stuttgart
24
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
3.2 Zukunftsregionen – Auswahl der Vergleichskreise Um die Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises zu beurteilen, sollte er mit zwei anderen deutschen Kreisen in der demographischen und wirtschaftlichen Entwicklung verglichen werden. Um eine objektive Vergleichsgrundlage zu haben, stand der Auswahl der Vergleichskreise ein Benchmarking10 vor, um durch konkrete Metriken und Messdaten die Leistung des Rhein-Erft-Kreises zu analysieren um danach geeignete Vergleichsobjekte zu finden. Darüber hinaus sollte eine Grundlage sein, dass der Rhein-Erft-Kreis mit einem benachbarten Kreis verglichen wird und mit einem anderen deutschen Kreis, der eine weitere Entfernung zum Rhein-Erft-Kreis, der Region Köln/Bonn und der Metropolregion Rhein-Ruhr aufweist. Dabei spielten in der Auswahl der Vergleichskreise folgende Indikatoren eine Rolle: -
Lage in einer Metropolregion
-
Nähe zu einer Großstadt / Oberzentrum
-
Annähernd vergleichbare Einwohnerzahl
-
Annähernd vergleichbare Fläche
-
Annähernd vergleichbare Bevölkerungsdichte
-
Annähernd vergleichbare kommunale Struktur (Anzahl und Größe der Städte und Gemeinden)
-
Annähernd vergleichbare Wirtschaftsstruktur
-
Annähernd vergleichbare wirtschaftliche Entwicklung
10
Der Begriff Benchmark (= Maßstab) bzw. Benchmarking (= Maßstäbe setzen) bezeichnet ein formalisiertes Konzept, um Verbesserungsmöglichkeiten durch den Vergleich von Leistungsmerkmalen mehrerer vergleichbarer Objekte, Prozesse oder Programme zu finden. Phasen des Benchmarking 1. Zielsetzungs-/Vorbereitungsphase: à Festlegung des Benchmarking-Objektes 2. Vergleichsphase: à Festlegung von Messdaten zur Leistungsermittlung à Festlegung von Metriken zur Beurteilung erhobener Daten à Ermittlung von Best-Practice-Beispielen à Ermittlung und Analyse der Leistungslücke 3. Umsetzungsphase: à Definition von Zielen und Strategien zur Lückenschließung à Festlegung von Aktionsplänen zur Umsetzung 4. Kontrollphase: à Ergebnis- und Fortschrittskontrolle (Quelle: www.wikipedia.de)
25
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Nach dem Benennen der Kriterien zur Auswahl der beiden Vergleichskreise deutete sich gleich an, dass als benachbarter Kreis nur der Rhein-Sieg-Kreis oder der Rhein-Kreis Neuss in Frage kamen. Durch die höhere Einwohnerzahl, der größeren Fläche und der höheren Anzahl von Städten und Gemeinden fiel der Rhein-Sieg-Kreis durch das Auswahlraster, so dass der Rhein-Kreis Neuss als Nachbarkreis der erste Vergleichskreis wurde.
Die Auswahl des zweiten Vergleichskreises gestaltete sich schwieriger. In Frage kamen hierbei Kreise in den Metropolregionen Hamburg, Frankfurt Rhein-Main, Stuttgart und München. Da die Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen (EMR Hamburg) sowie Hessen (EMR Frankfurt RheinMain)
und
Bayern
(EMR
München)
kleinere
kommunale
Kreis-
und
Gemeindestrukturen haben, blieb zur Auswahl nur ein Kreis in der Metropolregion Stuttgart (Baden-Württemberg). Daran anschließend konnten durch ihre hohe Einwohnerzahl und der daraus resultierenden hohen Bevölkerungsdichte
die
Landkreise
Esslingen
und
Ludwigsburg
als
Vergleichskreise ausgeschlossen werden, so dass am Ende der Landkreis Böblingen als Vergleichskreis gegenüber den Rhein-Erft-Kreis und dem RheinKreis Neuss übrig blieb.
Folgende Abbildung stellt die Kreise und die
Indikatoren gegenüber: Rhein-Erft-
Rhein-Kreis
Landkreis
Kreis
Neuss
Böblingen
(BM)
(NE)
(BB)
teilweise
Metropolregion
teilweise Rhein/Ruhr
Großstadt / Oberzentrum
Köln
Fläche in km2
704,7
576,0
618,0
462.862
445.255
372.155
657
775
603
10 Gemeinden
8 Gemeinden
26 Gemeinden
(darunter 9 Städte)
(darunter 7 Städte)
(darunter 8 Städte)
Einwohner (Stand: 31.12.2005) Bevölkerungsdichte in Einwohner je km2 Kommunale Struktur
Rhein/Ruhr Düsseldorf / Mönchengladbach
Stuttgart
Stuttgart
Abb. 4 Auswahlindikatoren und Vergleichskreise
26
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
In den nachfolgenden Bereichen der demographischen und wirtschaftlichen Entwicklung soll der Rhein-Erft-Kreis zusammen mit dem Rhein-Kreis Neuss aus der Metropoloregion Rhein-Ruhr und dem Landkreis Böblingen aus der Metropolregion Stuttgart verglichen und bewertet werden.
3.3 Metropolregion Rhein-Ruhr Die Europäische Metropolregion Rhein-Ruhr ist eine Wirtschaftsregion und ein städtischer Ballungsraum im Westen Deutschlands. Er zählt zu den größten Verdichtungsräumen in Europa und ist der größte in Deutschland. Das Gebiet der Metropolregion umfasst eine Fläche von fast 10.000 km² mit 10.233.678 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2004). Die Metropolregion Rhein-Ruhr bezeichnet in der Regel einen Bereich von Hamm im Osten bis nach Mönchengladbach im Westen sowie von Bonn im Süden nach Wesel im Norden, mit fließenden Grenzen im Bergischen Land, Sauerland und Münsterland.
3.3.1 Region: Rhein-Erft-Kreis Der Rhein-Erft-Kreis ist Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr sowie der Region Köln/Bonn. Auf die Vorstellung des Rhein-Erft-Kreises wird an dieser Stelle verwiesen.
3.3.2 Region: Rhein-Kreis Neuss Der
Rhein-Kreis
Neuss
ist
ein
Kreis
in
Nordrhein-Westfalen
im
Regierungsbezirk Düsseldorf und hat eine Fläche von 576 km² sowie eine Einwohnerzahl von 445.255 (Stand: 31. Dezember 2005). Der Kreis Neuss – gebildet am 01. Januar 1975 aus dem Kreis Grevenbroich und der kreisfreien Stadt Neuss und am 1. Juli 2003 in „Rhein-Kreis Neuss“ umbenannt – grenzt im Norden an den Kreis Viersen und an die kreisfreien Städte Krefeld und Duisburg, im Osten an die kreisfreie Stadt Düsseldorf und den Kreis Mettmann, im Süden an die kreisfreie Stadt Köln und den Rhein-ErftKreis, im Westen an die Kreise Düren und Heinsberg sowie die kreisfreie Stadt
27
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Mönchengladbach. Zum Kreisgebiet gehören acht Gemeinden, darunter sechs Städte. Der Kreissitz befindet sich in Neuss, jedoch sind bedeutende Teile der Kreisverwaltung nicht in Neuss, sondern in Grevenbroich angesiedelt. Die größte Stadt ist Neuss.
3.4 Metropolregion Stuttgart Die Metropolregion Stuttgart ist eine von 11 Europäischen Metropolregionen in Deutschland und wurde 1995 durch die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) festgelegt. Die Region Stuttgart – eine von zwölf Regionen in Baden-Württemberg – ist gleichzeitig die innere Metropolregion Stuttgart. Sie besitzt eine Fläche von 3.654 Quadratkilometern und hat 2,66 Millionen Einwohner (Stand: 31. März 2005). Zur inneren Metropolregion gehören die Landeshauptstadt Stuttgart, der Landkreis Ludwigsburg, der Rems-Murr-Kreis, der Landkreis Esslingen, der Landkreis Göppingen sowie der Landkreis Böblingen. Zur äußeren Metropolregion Stuttgart zählen noch weitere Städte und Landkreise, wie Stadt und Landkreis Heilbronn, Landkreis Reutlingen, Landkreis Tübingen und weitere zur Randzone gehörende Gebiete. Die gesamte Metropolregion (äußere und innere Region) kommt dabei auf eine Einwohnerzahl von knapp 4,5 Millionen.
3.4.1 Region: Landkreis Böblingen Der Landkreis Böblingen ist ein Landkreis in Baden-Württemberg. Er gehört zur Region Stuttgart – damit zur Metropolregion Stuttgart – im Regierungsbezirk Stuttgart. Der Landkreis Böblingen grenzt im Norden an den Landkreis Ludwigsburg, im Osten an die kreisfreie Stadt Stuttgart und an den Landkreis Esslingen, im Südosten an den Landkreis Reutlingen, im Süden an den Landkreis Tübingen, im Westen an den Landkreis Calw und im Nordwesten an den Enzkreis. Der Landkreis Böblingen ist aus der Kreisreform in Baden-Württemberg vom 01. Januar 1973 hervorgegangen und hat heute eine Fläche von 617,83 km² sowie eine Einwohnerzahl von 372.155 (Stand: 31. Dezember 2005). Dem
28
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Landkreis gehören dabei 26 Gemeinden an, darunter acht Städte – hiervon wiederum vier „Große Kreisstädte“ in Form der Städte Böblingen, Herrenberg, Leonberg und Sindelfingen. Sitz der Kreisverwaltung ist Böblingen. Die größte Stadt des Landkreises ist allerdings Sindelfingen.
3.5 Regionale Clusterpolitik Eine weitere wichtige Säule der Wirtschaftspolitik in den nächsten Jahren wird die Entwicklung von regionalen Clustern11 sein. Diese zielen auf Verbund- und Synergieeffekte ab und erhöhen so die Bindewirkung der Unternehmen in einer Region.
Cluster
werden
als
Katalysator
für
einen
erfolgreichen
Wirtschaftsstandort betrachtet, denn sie bündeln nicht nur Kompetenz
–
Vernetzung der regionalen Bildungslandschaft mit Wissenschaft und Forschung sowie den produzierenden und forschenden Unternehmen – sie tragen auch zur Entwicklung von Kompetenz bei. Dabei bilden selbst traditionelle Industrien erfolgreiche und dynamische Cluster. Grundlage dafür ist die technologische Ausrichtung auf weltweite Spitzentechnologien, die einen zentralen Beitrag zur innovativen und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsentwicklung leisten und dabei die Vernetzung von Unternehmen und Forschungsträgern forciert. „Ein Cluster entsteht, wenn sich eine kritische Masse von Firmen in räumlicher Nähe zueinander befindet, deren Aktivitäten sich entlang einer oder mehrerer Wertschöpfungsketten ergänzen oder miteinander verwandt sind. Erst unter dieser Bedingung kann ein Wachstumsmittelpunkt entstehen, der auch Zulieferer und spezialisierte Dienstleistungen anzieht und Wettbewerbsvorteile für alle beteiligten Firmen schafft.“12 Damit entsteht aus der Anhäufung einer bestimmten
Anzahl
von
Unternehmen
und
deren
Ausrichtung
ein
Anziehungspunkt für weitere Unternehmen und Institutionen. Erfolgreichstes Beispiel ist Silicon Valley in den USA aber auch die Automobilproduktion in und um Detroit sowie in Baden-Württemberg. Mithin kann die Ansiedlung des BMWWerkes in Leipzig als Wachstumsmotor für die Region Halle/Leipzig betrachtet werden.
11
Ein Cluster (englisch: Schwarm, Gruppe) ist ein Verbund von Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, deren insgesamt hohes Entwicklungspotenzial auf ihrer engen und vielfältigen Vernetzung basiert. 12 http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite à Cluster (Wirtschaft)
29
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
4 Bevölkerungsentwicklung des Rhein-Erft-Kreises zwischen 1995 und 2005 Die Einwohnerzahlen im Rhein-Erft-Kreis sind im Zeitraum von 1995 bis 2004 stetig um insgesamt 20.506 gestiegen. Dies entspricht einem prozentualen Anstieg um 4,64 %. Hierbei profitiert der Rhein-Erft-Kreis von der Nähe zur Großstadt Köln. Im Jahr 1998 ist eine reduzierte Steigerung zu verzeichnen. Seit 2005 ist der Bevölkerungszuwachs im Rhein-Erft-Kreis zum erliegen gekommen. Es gilt nun zu beobachten, ob die Bevölkerung im Jahre 2006 wieder ansteigt bzw. ob evtl. die Bevölkerungszahlen erstmals wieder sinken.
465000 460000 455000 450000 445000 440000 435000 Rhein-Erft-Kreis 430000 1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Abb. 5 - Bevölkerungsentwicklung Rhein-Erft-Kreis 1995 bis 2005
In Zahlen stellen sich die Bevölkerungszahlen im Rhein-Erft-Kreis und in den einzelnen Kommunen folgendermaßen dar: Bedburg Bergheim Brühl Elsdorf Erftstadt Frechen Hürth Kerpen Pulheim Wesseling Rhein-Erft-Kreis
1995 23.219 60.610 43.653 21.343 48.717 45.583 52.351 61.998 51.365 33.517 442.356
1996 23.646 60.986 43.521 21.592 49.009 45.919 52.724 62.178 51.536 33.767 444.878
1997 23.885 61.530 43.540 21.629 49.488 46.203 52.973 62.435 51.945 34.182 447.810
1998 24.061 61.943 43.626 21.675 49.854 46.208 53.124 62.574 52.035 34.546 449.646
1999 24.190 62.661 43.849 21.767 50.298 46.524 53.128 62.608 52.764 34.714 452.503
2000 24.237 63.526 43.839 21.692 50.689 47.019 53.261 63.135 53.158 34.931 455.487
30
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Bedburg Bergheim Brühl Elsdorf Erftstadt Frechen Hürth Kerpen Pulheim Wesseling Rhein-Erft-Kreis
2001 24.457 63.591 43.850 21.740 50.998 47.382 54.095 63.652 53.441 35.224 458.430
2002 24.712 63.728 44.101 21.784 51.185 47.652 54.471 63.992 53.692 35.577 460.894
2003 24.821 63.625 44.115 21.873 51.184 48.199 54.568 64.095 53.719 35.611 461.810
2004 24.861 63.509 44.010 21.799 51.201 48.654 55.001 64.095 53.884 35.859 462.873
2005 24.937 63.015 44.349 21.674 51.122 48.965 55.169 64.348 53.694 35.589 462.862
Die Bevölkerungsveränderung wird von 4 Faktoren beeinflusst: è Geburten è Verstorbenen è Zuzüge è Fortzügen Die Höhe der Geburten ist abhängig von der Anzahl junger Familien, da gerade Ehepaare bis zum 40. Lebensjahr die meisten Geburten zu verzeichnen haben. Die Anzahl der Verstorbenen wird stark beeinflusst von der Zahl der Einrichtungen für Senioren in einer Stadt. Sind in einer Stadt viele Seniorenheime vorhanden, so ist auch die Sterberate in dieser Kommune höher als in Kommunen mit wenigen entsprechenden Einrichtungen. Zuzüge spiegeln die Attraktivität des Kreises bzw. der Kommunen wider. Ist der Kreis bzw. die Kommune in Konkurrenz zu anderen umliegenden Kreisen und Städten attraktiv, so kann man eine große Zuwanderung beobachten. Abwanderung spiegelt hingegen eine geringe Attraktivität wider. Sowohl bei der Zuwanderung als auch bei der Abwanderung spielen vielfältige soziale und wirtschaftliche Aspekte eine Rolle.
4.1 Geburten und Verstorbene Im Rhein-Erft-Kreis sind bis zum Jahr 2000 die Anzahl der Geburten größer als die Anzahl der Verstorbenen. Erst ab 2001 hat sich dieses Verhältnis zu ungunsten der Geburten entwickelt. Der negative Saldo prägt sich hierbei immer stärker aus. Aus der Sicht der Kommunen besitzen die Kommunen Kerpen (+985), Wesseling (+709), Pulheim (+654), Elsdorf (+72) und Bergheim
31
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
(+16) einen positiven Saldo zwischen Geburten und Verstorbenen. Die Kommunen Bedburg (-150), Frechen (-380), Erftstadt (-416), Hürth (-920) und Brühl (-1137) weisen hingegen einen negativen Saldo auf. Die Veränderung bezieht sich hierbei auf den Zeitraum 1995 bis 2005.
Rhei n-Er f t-Kr ei s; -567 Ker pen; 985 Wessel i ng; 709 Pul hei m; 654 El sdor f ; 72 Rhei n-Er f t-Kr ei s Ber ghei m; 16
Ker pen Wessel i ng
Bedbur g; -150
Pul hei m Fr echen; -380
El sdor f Ber ghei m
Er f tstadt; -416
Bedbur g Fr echen
Hür th; -920
Er f tstadt Br ühl ; -1137 -1500
Hür th -1000
-500
0
500
Br ühl 1500
1000
Abb. 6 – Saldo Geburten und Verstorbene 1995-2005
Betrachtet man den Saldo aus 2005 ergibt sich folgendes Bild:
Rhei n-Er f t-Kr ei s; -577 Pul hei m; 27
Ker pen; 7
Fr echen; -1 Wessel i ng; -43 Rhei n-Er f t-Kr ei s
Hür th; -47
Pul hei m Ker pen
Ber ghei m; -55
Fr echen Wessel i ng
Br ühl ; -77
Hür th Bedbur g; -104
Ber ghei m Br ühl
Er f tstadt; -120
Bedbur g Er f tstadt
El sdor f ; -164 -700
-600
-500
-400
-300
-200
El sdor f -100
0
100
Abb. 7 – Saldo Geburten und Verstorbene 2004 -2005
Hierbei ist zu erkennen, dass sich im Jahr 2005 ein schlechteres Bild für den Rhein-Erft-Kreis und die Kommunen ergibt. Nur die Kommunen Pulheim und Kerpen können noch einen positiven Saldo erzielen. Alle anderen Kommunen haben teilweise unter beträchtlichen Einbrüchen zu leiden. Dieser Trend kann
32
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
nur durch Ansiedlung junger Familien eingedämmt werden, welche die Geburten in den einzelnen Kommunen wieder erhöhen könnte.
4.2 Zu- und Abwanderung aus dem Kreisgebiet Der Saldo zwischen Zu- und Abwanderungen in das bzw. aus dem Kreisgebiet sind im Zeitraum 1995 und 2005 durchweg positiv. Der Saldo ist jedoch rückläufig. Im Jahr 2005 konnte der Rhein-Erft-Kreis nur noch einen Überschuss der Zuwanderung gegenüber der Abwanderung von 562 Personen erzielen. Grund hierfür ist ein Rückgang der Zuwanderungszahlen. Die Anzahl der Abwanderungen bleibt seit 2003 nahezu konstant. 4000
3500
3000
2500 Saldo
2000
Linear (Saldo)
1500
1000
500
0 1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Abb. 8 - Saldo Zuwanderung und Abwanderung 1995 - 2005
Seit 2005 kann der positive Saldo aus Zu- und Abwanderung nicht mehr den negativen Saldo aus Geburten und Verstorbenen abfangen. Hieraus resultiert ein Bevölkerungsrückgang im Rhein-Erft-Kreis.
4.3 Bedburg Betrachtet man die einzelnen Kommunen im Rhein-Erft-Kreis, so ergibt sich für den Zeitraum zwischen 1995 und 2005 für Bedburg ein Bevölkerungswachstum von 1.718 Einwohnern. Bedburg liegt somit auf dem 8. Platz im Rhein-ErftKreis. Betrachtet man jedoch die prozentuale Entwicklung, besitzt hier Bedburg
33
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
den zweithöchsten Zuwachs im Rhein-Erft-Kreis. Bedburg weist bis zum Jahr 2000 einen positiven Saldo zwischen Geburten und Sterbefällen auf. Seit 2001 liegt hier jedoch ein negativer Saldo vor. Diese Entwicklung beruht einerseits auf einer rückläufigen Geburtenrate in Bedburg, zum anderen ist die Sterberate in Bedburg seit 2001 deutlich angestiegen. Betrachtet man nur die Geburten und Verstorbenen in Bedburg, so erreicht Bedburg für 2005 einen negativen Saldo von -77 Einwohnern. Diese negative Entwicklung wird durch den Saldo von Zugezogenen und Fortgezogenen aufgefangen. Bedburg verfügt im Zeitraum von 1995 bis 2005 immer über einen positiven Saldo. Selbst einen enormen Anstieg der Fortzüge ab 2003 konnte Bedburg überstehen und hat seit dieser Zeit einen Zuwachs der Zuzüge aufzuweisen. Im Jahr 2005 lag der Saldo zwischen Zuzügen und Fortzügen bei 153 Einwohnern, Tendenz steigend. Lässt man alle Faktoren einfließen, so konnte Bedburg im Jahr 1996 den größten Zuwachs verzeichnen. Im Jahr 2005 lag der Zuwachs zwar nur noch bei 76 Einwohnern, jedoch ist in den folgenden Jahren eine Zunahme zu erwarten.
1600
1400
1200
1000 Geburten 800
Sterbefälle Zuwanderung Abwanderung
600
400
200
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 9 - Bevölkerungsveränderungen in Bedburg 1995 - 2005
4.4 Bergheim Die Kommune Bergheim befindet sich mit ihrem Zuwachs im Mittelfeld des Rhein-Erft-Kreises.
Zwischen
1995
und
2005
hatte
Bergheim
einen
34
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Bevölkerungszuwachs
von
2.405
Einwohnern.
Dies
entspricht
einem
prozentualen Anstieg um 3,97 %. Auffällig für Bergheim ist die sinkende Bevölkerung seit 2003. Bergheim konnte seit dieser Zeit keinen Zuwachs mehr erzielen. Im Jahr 2005 hatte die Kommune mit -494 Einwohnern den höchsten Bevölkerungsrückgang im Rhein-Erft-Kreis. Die Geburten in Bergheim laufen über den gesamten Zeitraum in der Höhe der Verstorbenen. Hierbei war die größte Differenz im Jahre 1997 mit 62 Geburten über der Verstorbenenrate. Seit 2002 sind die Anzahl der Verstorbenen höher als die Anzahl der Geburten. Besorgniserregend ist diese Entwicklung nicht, da beide Kurven nahe beisammen verlaufen. Schwerwiegender hingegen ist das Verhältnis zwischen Zuzügen und Fortzügen zu werten. Hierbei erreicht Bergheim seit 2003 einen negativen Saldo. Die Anzahl der Fortzüge steigt dabei rapide an, wohingegen die Anzahl der Zuzüge abnimmt. Der negative Saldo von Zuwanderung und Abwanderung steigt aus diesem Grund stark an. In 2005 weist Bergheim einen negativen Saldo in Höhe von -447 auf. Im Verhältnis zu 2004 von einem Saldo in Höhe von -84 entspricht dies einem rapiden Anstieg. Gelingt es Bergheim nicht, die Zuzüge zu steigern oder die Abwanderung zu bremsen, wird in den nächsten Jahren ein noch stärkerer Rückgang der Bevölkerung bevorstehen. 5000
4500
4000
3500
3000 Geburten Sterbefälle
2500
Zuwanderung Abwanderung 2000
1500
1000
500
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 10 - Bevölkerungsveränderungen in Bergheim 1995 – 2005
35
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
4.5 Brühl Brühl ist mit einem Bevölkerungszuwachs von 696 Einwohnern oder 1,59 % die Kommune mit dem zweitniedrigsten Wachstum im Rhein-Erft-Kreis. Dieses geringe Wachstum erstreckt sich über den gesamten betrachteten Zeitraum. Lediglich die Jahre 1995, 1999, 2002 und 2005 können ein größeres Wachstum verzeichnen. Im Jahr 2005 erreichte Brühl mit einem Zuwachs von 339 Einwohnern das größte Wachstum im betrachteten Zeitraum. Dies entspricht einem Prozentsatz von 0,77 %. Die Geburten im betrachteten Zeitraum lagen in Brühl permanent deutlich unter der Anzahl der Verstorbenen. In 2005 lag der Saldo zwischen Geburten und Verstorbenen bei -120. Ein Anstieg der Geburten oder Verstorbenen ist nicht zu erkennen. Solange in Brühl eine hohe Anzahl an Seniorenheimen vorhanden sind, lässt sich die Sterberate nicht verändern. Brühl kann jedoch versuchen, auch junge Familien anzulocken. Dies würde durch zunehmende Geburten einen Ausgleich der hohen Sterberate herbeiführen. Die Zuwanderung in Brühl ist durchaus positiv gestaltet. Brühl verfügt seit 1997 über eine höhere Zuwanderungsrate als Abwanderungsrate. Seit 2005 steigt die Zuwanderungsrate deutlich, wohingegen die Abwanderungsrate deutlich sinkt. In 2005 betrug der Saldo aus Zuwanderung und Abwanderung 459, ein Spitzenwert im gesamten Rhein-Erft-Kreis. Diese Umstände führen zu einer sehr guten Prognose für die Kommune Brühl.
3000
2500
2000
Gebur ten Ster bef äl l e
1500
Zuwander ung Abwander ung 1000
500
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 11 - Bevölkerungsveränderungen in Brühl 1995 - 2005
36
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
4.6 Elsdorf Elsdorf verzeichnet einen Anstieg um 331 Einwohner. Dies entspricht einer prozentualen Veränderung von 1,55 % für diesen Zeitraum. Elsdorf weist somit den geringsten Bevölkerungszuwachs für diese Zeit auf. Die Kommune Elsdorf hat im gesamten betrachteten Zeitraum nur geringe Zuwächse zu verzeichnen, in einigen Jahren sogar eine Reduzierung der Bevölkerung aufzuweisen. Elsdorf
weist
über
den
gesamten
Beobachtungszeitraum
eine
leicht
abnehmende Geburten- und Sterberate auf. Für die Bevölkerungsentwicklung sind beide Kurven zu vernachlässigen, da sie seit 1995 nahezu auf gleicher Höhe verlaufen. In 2005 war der Saldo mit -1 Einwohner fast ausgeglichen. Auch in den vorangegangenen Jahren schwankte der Saldo nur gering und zwar zwischen -15 in 2002 und + 51 in 1999. Interessanter ist die Betrachtung der Zu- und Abwanderung in Elsdorf. Elsdorf konnte
im
Zeitraum
von
1996
bis
2003
durchweg
einen
Zuwanderungsüberschuss verzeichnen. Ausnahme war das Jahr 2000, in dem die Zuwanderungsrate unter der Abwanderungsrate lag. Seit 2004 beobachtet man
eine
zunehmende
Abwanderungsrate
und
eine
abnehmende
Zuwanderungsrate. Der negative Saldo dieser zwei Kurven steigt seit 2004 stark an. Der Grund hierfür liegt in der Umsiedlung von Etzweiler aufgrund des Voranschreitens des Tagebaues Hambach. Hier wurde ab ca. 1995 mit der Umsiedlung begonnen. Die meisten Umsiedlungen erfolgten ab 2003. Einige Bewohner zogen in den Umsiedlungsort Neu-Etzweiler (Gemeinde Elsdorf), viele jedoch auch in andere Kommunen des Rhein-Erft-Kreises. Nicht nur die Umsiedlung von
Etzweiler,
sondern
auch
die
drohenden Lärm- und
Schmutzbelästigungen sorgten in der Vergangenheit für einen Rückgang der Bevölkerungszahlen in Elsdorf.
37
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
1800
1600
1400
1200
1000 Gebur ten Ster bef äl l e 800
Zuwander ung Abwander ung
600
400
200
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 12 - Bevölkerungsveränderungen in Elsdorf 1995 - 2005
4.7 Erftstadt In der Kommune Erftstadt stieg die Bevölkerung zwischen 1995 und 2005 um 2.405 Einwohner, entsprechend 4,94 %, an. Hier ist die Situation ähnlich der Situation
in
Bergheim.
Bis
2002
konnte
hier
ein
deutlicher
Bevölkerungszuwachs verzeichnet werden. Zwischen 2003 und 2004 blieb die Bevölkerungszahl
nahezu
konstant.
Im
Jahr
2005
wurde
ein
Bevölkerungsrückgang um -79 Einwohner verzeichnet. Dies entspricht einem Prozentsatz von -0,15 %. Die Geburtenrate in Erftstadt liegt bis 1998 nahezu auf gleicher Höhe wie die Sterberate. Seit 1999 ist eine Zunahme der Sterberate und eine Abnahme der Geburten zu beobachten. In 2005 weist Erftstadt den bisher größten negativen Saldo im beobachteten Zeitraum auf. Hier lag der Saldo bei -104 Einwohnern. Erftstadt konnte bis 2004 diese Zunahme des negativen Saldos durch einen starken Überschuss an Zuwanderung gegenüber Abwanderung kompensieren. Die Zuwanderung ist jedoch seit 2000 stark rückläufig. Im gleichen Zeitraum ist die Abwanderung in Erftstadt angestiegen. Konnte Erftstadt in den Jahren 1997 bis 2000 noch einen Zuwanderungsüberschuss von rund 460 Einwohnern verzeichnen, so ist dieser Überschuss in 2005 auf 25 Einwohner geschrumpft. Gelingt es Erftstadt nicht, attraktiver zu werden, so wird die Bevölkerung in Erftstadt in den nächsten Jahren immer stärker schrumpfen.
38
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
3000
2500
2000
Gebur ten 1500
Ster bef äl l e Zuwander ung Abwander ung
1000
500
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 13 - Bevölkerungsveränderungen in Erftstadt 1995 - 2005
4.8 Frechen Die Kommune Frechen besitzt das größte Wachstum im Rhein-Erft-Kreis. Mit 3.382 Einwohnern Zuwachs, entsprechend 7,42 %, ist Frechen mit Abstand Spitzenreiter. Neben einem schwachen Wachstum im Jahre 1998 weist die Stadt Frechen durchweg eine sehr positive Wachstumsrate aus. Spitzenreiter war das Jahr 2003 mit 547 Einwohnern Zuwachs. 2005 erreichte Frechen einen Zuwachs von 311 Einwohnern, entsprechend 0,64 %. Als Gründe für das überaus gute Wachstum sind die Nähe, sowie die Anbindung an die Großstadt Köln zu sehen. Die Geburten- und Sterberate lag in Frechen bis zum Jahre 2000 auf gleicher Höhe. Seit 2001 liegt die Sterberate dauerhaft über der Geburtenrate. Dieser Saldo ist jedoch nur gering. Er wird vom Saldo der Zu- und Abwanderung aufgefangen. Hierbei weist Frechen über den gesamten Zeitraum einen positiven Saldo auf. Einen erneuten Schub erkennt man seit 2002/2003. In diesem Zeitraum wurde die S-Bahn Anbindung an Köln fertig gestellt, von der Frechen profitieren konnte. Falls Frechen den enormen Überschuss der Zuwanderung halten kann, ist die Zukunft für Frechen sehr positiv zu sehen.
39
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
3500
3000
2500
Geburten 2000
Sterbefälle Zuwanderung
1500
Abwanderung 1000
500
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 14 - Bevölkerungsveränderungen in Frechen 1995 - 2005
4.9 Hürth Hürth besitzt im Rhein-Erft-Kreis das zweithöchste Wachstum. Grund hierfür ist ebenfalls die unmittelbare Nähe zu Köln und profitiert hierbei von der Suburbanisierung der Großstädte. Die Stadt Hürth weist eine durchweg positive Bilanz in den Bevölkerungszahlen auf. Lediglich die Jahre 1995 und 1999 wiesen eine gleich bleibende Bevölkerungszahl auf. 2001 hatte die Stadt Hürth das größte Wachstum mit 834 Einwohnern zu verzeichnen. 2005 stieg die Zahl der Einwohner um 168, was einem prozentualen Anstieg von 0,31 % entspricht. Betrachtet man die einzelnen Einflussfaktoren für Hürth, so ist auffällig, dass Hürth einen durchweg negativen Saldo zwischen Geburten und Verstorbenen aufweist. Die Geburten blieben im gesamten Zeitraum fast konstant. Ebenso weist die Zahl der Verstorbenen auch konstante Werte auf. Lediglich ab 2005 ist ein Anstieg der Verstorbenen zu verzeichnen. Kompensiert wird dieser negative Trend durch eine überaus positive Bilanz in der Zuwanderungsstatistik. Hürth verzeichnet hier seit vielen Jahren einen deutlichen Zuwanderungsüberschuss. Gerade in den Jahren 2001 und 2004 konnte Hürth hierdurch einen großen Zuwachs erfahren. Spitzenwert im Saldo zwischen Zuwanderung und Abwanderung liegt im Jahr 2001 mit + 940 Einwohnern. Die Stadt Hürth ist eine der wenigen Kommunen, die über den
40
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
gesamten
Zeitraum
eine
durchweg
positive
Bilanz
aufweist.
Die
Zukunftsaussichten für Hürth sind demnach äußerst gut.
5000
4500
4000
3500
3000 Gebur ten 2500
Ster bef äl l e Zuwander ung
2000
Abwander ung
1500
1000
500
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 15 - Bevölkerungsveränderungen in Hürth 1995 - 2005
4.10 Kerpen Die Stadt Kerpen ist mit 64.348 Einwohnern die größte Kommune im RheinErft-Kreis. Das Wachstum von 1995 bis 2005 ist mit 2.350 Einwohnern im Mittelfeld angesiedelt. Die Stadt Kerpen weist ebenso wie die Städte Frechen und Hürth ein durchweg positives Wachstum auf. Das geringste Wachstum verzeichnete die Stadt im Jahr 2004, in welchem ein Stillstand zu verzeichnen war. Der Spitzenwert wurde im Jahr 1995 mit 947 Einwohnern Zuwachs verzeichnet. Im Jahr 2005 stieg die Bevölkerungszahl um 253 Einwohner an. Dies
entspricht
Verkehrsanbindung
0,39 zur
%.
Auch
Großstadt
Kerpen Köln
profitiert und
den
von damit
der
guten
verbunden
Abwanderungen aus Köln. Kerpen verfügt als eine der wenigen Kommunen im Rhein-Erft-Kreis über einen durchweg positiven Saldo zwischen Geburten und Verstorbenen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt jedoch auch, dass in den nächsten Jahren eine Wende eintreten wird und der Saldo erstmals negativ ausfallen könnte. Betrachtet man die Zu- und Abwanderung, so konnte Kerpen in den Jahren 2000 bis 2002 einen großen Zuwanderungsüberschuss erreichen. Seit 2003 ist diese Entwicklung rückläufig und wurde 2004 erstmals negativ. In 2005 konnte
41
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kerpen jedoch wieder eine Steigerung der Zuwanderung und eine Reduzierung der Abwanderung herbeiführen. Sollte es Kerpen gelingen, diesen Trend fortzusetzen, so sähe die Zukunft durchaus positiv aus.
4500
4000
3500
3000
2500
Gebur ten Ster bef äl l e
2000
Zuwander ung Abwander ung
1500
1000
500
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 16 - Bevölkerungsveränderungen in Kerpen 1995 - 2005
4.11 Pulheim Die Stadt Pulheim besitzt eine unmittelbare Angrenzung an Köln. Dies spiegelt sich ebenfalls in der Bevölkerungszunahme von 2.329 Einwohnern im Zeitraum 1995 bis 2005 wieder. Pulheim weist jedoch im Jahr 2005 erstmals einen Bevölkerungsrückgang von -190 Einwohner auf. Somit folgt Pulheim nicht dem Trend
der
Kommunen
Frechen,
Kerpen
und
Hürth.
Grund
für
die
Bevölkerungsabnahme war ein Einbruch der Zuwanderungsrate und die gleichzeitige Zunahme der Abwanderungsrate. Pulheim konnte bis 2004 über einen deutlichen Überschuss der Zuwanderung im Verhältnis zur Abwanderung verfügen. Der Einbruch der Zuwanderungsrate ist deutlich erkennbar. Sollte es Pulheim nicht gelingen, diesen Trend abzuwenden, wird die Bevölkerung deutlich abnehmen.
42
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
3500
3000
2500
2000 Gebur t en St er bef äl l e 1500
Zuw ander ung A bw ander ung
1000
500
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 17 - Bevölkerungsveränderungen in Pulheim 1995 - 2005
4.12 Wesseling Die Kommune Wesseling verhält sich analog zu Pulheim. Auch hier befindet sich eine unmittelbare Anbindung an die Großstadt Köln. Ebenfalls weist Wesseling einen Bevölkerungsrückgang von -270 Einwohnern im Jahr 2005 auf. Der Anstieg im betrachten Zeitraum von 1995 bis 2005 lag in Wesseling bei 2.072, entsprechend 6,18 %. Spitzenwert war das Jahr 1995 mit einem Zuwachs von 592. Wesseling weist im beobachteten Zeitraum eine ähnliche Entwicklung wie Pulheim auf. Auch hier ist ein deutlicher Einbruch der Zuwanderungszahlen zu verzeichnen. Die Abwanderungszahlen haben von 2004 auf 2005 deutlich zugelegt. Der Saldo fällt deshalb in 2005, genauso wie in Pulheim, erstmals negativ aus. Sollte es Wesseling nicht gelingen, dem Trend entgegenzuwirken, so ist auch hier in den nächsten Jahren ein Bevölkerungsrückgang zu befürchten.
43
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
2500
2000
1500 Gebur ten Ster bef äl l e Zuwander ung 1000
Abwander ung
500
0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 18 - Bevölkerungsveränderungen in Wesseling 1995 - 2005
4.13 Bevölkerungsdichte In den Städten Wesseling (1522 EW/qkm), Brühl (1227 EW/qkm), Frechen (1085 EW/qkm) und Hürth (1078 EW/qkm) erkennt man eine deutlich höhere Bevölkerungsdichte als in den übrigen Kommunen. Ursache hierfür ist die Nähe zu Köln und die mit Köln verbundene Suburbanisierung. In der nächsten Stufe folgen die etwas entfernteren Städte Pulheim (744 EW/qkm), Bergheim (654 EW/qkm), Kerpen (564 EW/qkm) und Erftstadt (426 EW/qkm). Als letzte Stufe folgen die Kommunen Elsdorf (327 EW/qkm) und Bedburg (310 EW/qkm), die am weitesten von Köln entfernt liegen und somit nur gering durch Köln beeinflusst sind.
4.14 Altersstruktur im Rhein-Erft-Kreis 4.14.1 Bedburg Betrachtet man die Alterstruktur in Bedburg (blau) und vergleicht diese mit der Alterstruktur des Rhein-Erft-Kreises (rot), so erkennt man eine Abweichung in den Altersklassen 5 – 25 Jahre. In diesem Bereich liegt Bedburg über dem Durchschnitt des Rhein-Erft-Kreises. Eine stärkere Abweichung ist jedoch erst in den Altersschichten 35 – 60 Jahre zu erkennen. Hier hebt sich Bedburg deutlich vom Durchschnitt im Rhein-Erft-Kreis ab. Bedburg verfügt über den höchsten prozentualen Anteil der Altersschichten 40 – 60 Jahre im gesamten
44
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Rhein-Erft-Kreis. In den Altersschichten von 60 – 75 Jahren unterschreitet Bedburg den Durchschnitt im Rhein-Erft-Kreis. Rhein-Erft-Kreis
10,00%
Bedburg
9,00% 8,00% 7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00%
Rhein-Erft-Kreis 90 Jahre und mehr
85 bis unter 90 Jahre
80 bis unter 85 Jahre
75 bis unter 80 Jahre
70 bis unter 75 Jahre
65 bis unter 70 Jahre
60 bis unter 65 Jahre
55 bis unter 60 Jahre
50 bis unter 55 Jahre
45 bis unter 50 Jahre
40 bis unter 45 Jahre
35 bis unter 40 Jahre
30 bis unter 35 Jahre
25 bis unter 30 Jahre
20 bis unter 25 Jahre
15 bis unter 20 Jahre
10 bis unter 15 Jahre
5 bis unter 10 Jahre
unter 5 Jahre
0,00%
Abb. 19 - Altersstruktur in Bedburg 2005
4.14.2 Bergheim Bergheim weicht vom Durchschnitt im Rhein-Erft-Kreis in drei Altersgruppen ab. In der Altersgruppe 10 – 30 Jahre überschreitet Bergheim den Durchschnitt. Bergheim verfügt demnach über eine höhere Anzahl an junger Bevölkerung. Hier ist es Bergheim gelungen junge Familien in Bergheim anzusiedeln. In der Altergruppe 45 – 65 Jahre überschreitet Bergheim den Kreisdurchschnitt geringfügig. Des weiteren weicht Bergheim in der Altersgruppe von 65 – 90 Jahre vom Kreisschnitt nach unten ab. In Bergheim befindet sich eine nur geringe Anzahl an Senioreneinrichtungen. Die Senioren konzentrieren sich auf andere Kommunen.
45
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Rhein-Erft-Kreis
10,00% 9,00%
Bergheim
8,00% 7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% 90 Jahre und mehr
85 bis unter 90 Jahre
80 bis unter 85 Jahre
75 bis unter 80 Jahre
70 bis unter 75 Jahre
65 bis unter 70 Jahre
60 bis unter 65 Jahre
55 bis unter 60 Jahre
50 bis unter 55 Jahre
45 bis unter 50 Jahre
40 bis unter 45 Jahre
35 bis unter 40 Jahre
30 bis unter 35 Jahre
25 bis unter 30 Jahre
20 bis unter 25 Jahre
15 bis unter 20 Jahre
10 bis unter 15 Jahre
5 bis unter 10 Jahre
Rhein-Erft-Kreis unter 5 Jahre
0,00%
Abb. 20 - Altersstruktur in Bergheim 2005
4.14.3 Brühl Brühl weicht in der Altersgruppe der 40 – 60 Jährigen nach unten vom Kreisdurchschnitt ab. In der Altergruppe der 65 – 90 Jährigen weicht Brühl jedoch deutlich nach oben ab. Dies liegt insbesondere an der hohen Zahl der Senioreneinrichtungen. Verfügt Brühl einerseits über eine hohe Zahl Senioren, so herrscht in Brühl ein Mangel an junger Bevölkerung. Hier sollte Brühl in Zukunft handeln und Brühl für junge Familien attraktiver gestalten.
46
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
10,00% 9,00%
Rhein-Erft-Kreis
8,00%
Brühl
7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 21 - Altersstruktur in Brühl 2005
4.14.4 Elsdorf Elsdorf folgt in der Altersstruktur größtenteils dem Kreisdurchschnitt. Lediglich die Altersgruppen 0 – 25, 35 – 60 und 60 – 85 weichen geringfügig ab. Die Gruppe der 0 – 25 Jährigen weicht nach oben vom Kreisschnitt ab. Hierdurch verfügt Elsdorf über eine gute Zukunftsprognose, da es der Kommune an jungen Menschen nicht fehlt. Die Gruppe der 35 – 60 Jährigen ist geringfügig erhöht.
Erst die Gruppe der 60 – 85 Jährigen weicht nach unten vom
Durchschnitt des Rhein-Erft-Kreises ab. Auch hier ist das Angebot für Senioren gering ausgeprägt.
47
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
10,00%
Rhein-Erft-Kreis
9,00%
Elsdorf
8,00% 7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 22 - Altersstruktur in Elsdorf 2005
4.14.5 Erftstadt Erftstadt weicht in den Altersgruppen 20 – 35 und 50 – 75 vom Durchschnitt des Rhein-Erft-Kreises ab. Die Altergruppe 20 – 35 liegt deutlich unter der des Kreises. Die Gruppe der 60 – 75 Jährigen liegt hingegen über der des Kreises. Somit sollte sich Erftstadt auf die zukünftigen Senioren bereits heute einstellen.
Rhein-Erft-Kreis
10,00%
Erftstadt
9,00% 8,00% 7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00%
Rhein-Erft-Kreis 90 Jahre und mehr
85 bis unter 90 Jahre
80 bis unter 85 Jahre
75 bis unter 80 Jahre
70 bis unter 75 Jahre
65 bis unter 70 Jahre
60 bis unter 65 Jahre
55 bis unter 60 Jahre
50 bis unter 55 Jahre
45 bis unter 50 Jahre
40 bis unter 45 Jahre
35 bis unter 40 Jahre
30 bis unter 35 Jahre
25 bis unter 30 Jahre
20 bis unter 25 Jahre
15 bis unter 20 Jahre
10 bis unter 15 Jahre
5 bis unter 10 Jahre
unter 5 Jahre
0,00%
Abb. 23 - Altersstruktur in Erftstadt 2005
48
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
4.14.6 Frechen In Frechen weicht der Anteil der 5 – 25 Jährigen geringfügig vom Anteil des Kreises nach unten ab. Ziel für Frechen sollte es sein, mehr junge Familien nach Frechen zu locken, um die Geburtenrate und junge Bevölkerung zu erhöhen. Der Anteil der 40 – 60 Jährigen ist hingegen geringer. Frechen folgt jedoch sehr dem Kreisdurchschnitt und ist eher unauffällig.
10,00% 9,00%
Rhein-Erft-Kreis
8,00%
Frechen
7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% 0,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
Abb. 24 - Altersstruktur in Frechen 2005
4.14.7 Hürth Hürth weicht in der Altergruppe von 5 – 20 Jahren vom Durchschnitt des Kreises ab. Durch die eher schwache Ausprägung der Jugendlichen wird in den nächsten Jahren die Anzahl der jungen Familien ebenfalls geringer ausfallen. Die Altersgruppe der 25 – 35 Jährigen liegt hingegen deutlich oberhalb des Durchschnittes. Hier besteht die Chance für Hürth, die Anzahl der Kinder in den nächsten Jahren zu steigern und somit dem momentanen eher schlechten Trend in Bezug auf die Jugendlichen entgegenzuwirken.
49
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
9,00%
Rhein-Erft-Kreis
8,00%
Hürth
7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 25 - Altersstruktur in Hürth 2005
4.14.8 Kerpen Kerpen weicht lediglich geringfügig vom Kreisdurchschnitt ab. Die Gruppe der 5 – 35 Jährigen weicht etwas nach oben ab, die Gruppe der 70 – 90 Jährigen nach unten ab. Insgesamt betrachtet folgt Kerpen dem Kreisschnitt und ist unauffällig.
10,00%
Rhein-Erft-Kreis
9,00%
Kerpen
8,00% 7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 26 - Altersstruktur in Kerpen 2005
50
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
4.14.9 Pulheim In Pulheim sind Abweichungen deutlicher ausgeprägt als in Kerpen. Die Altergruppe der 50 – 75 Jährigen ist in Pulheim deutlich stärker ausgeprägt als im Rhein-Erft-Kreis. Auch Pulheim sollte sich bereits jetzt auf die relativ hohe Anzahl an Senioren in den nächsten Jahren einstellen. In den sonstigen Alterschichten folgt Pulheim fast genau dem Kreisdurchschnitt. Rhein-Erft-Kreis
10,00%
Pulheim
9,00% 8,00% 7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 27 - Altersstruktur in Pulheim 2005
4.14.10
Wesseling
Wesseling weicht besonders in der Altergruppe der 0 – 30 Jährigen vom Durchschnitt im Rhein-Erft-Kreis ab. Hier verfügt Wesseling über einen ungewöhnlich
hohen
Anteil
an
junger
Bevölkerung.
Somit
ist
die
Zukunftsprognose für Wesseling positiv gestaltet.
51
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
9,00%
Rhein-Erft-Kreis
8,00%
Wesseling
7,00% 6,00% 5,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% 0,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
Abb. 28 - Altersstruktur in Wesseling 2005
5 Bevölkerungsprognose für den Rhein-Erft-Kreis bis 2020 Bevölkerung am 31.12.2005
462.862
Veränderung vom 31.12.2005 bis 1.1.2020
insgesamt
+2,8%
Geburten (+)
Überschuss der
bzw. Sterbefall-
Zu- (+) bzw.
überschuss (-)
Fortzüge (-)
-4,5%
+8,2%
Bevölkerung am 01.01.2020
475.700
Abb. 29 - LDS NRW 2004
Die Bevölkerung im Rhein-Erft-Kreis wächst weiterhin, nur in einem geringeren Maße als in den vergangenen Jahren. Im Jahre 2020 wird man im Verhältnis zum Jahr 2005 nur ein Bevölkerungsplus von +2,2% verzeichnen können. Durch das Wachstum der Wirtschaftsbetriebe im Rheinland, insbesondere durch die chemische Industrie mit mehr als 400 Betrieben, ist das Rheinland zum neuen Wirtschaftszentrum herangewachsen und hat somit dem Ruhrgebiet den Rang abgelaufen. Gleich zwei weltweit agierende Konzerne haben ihren Hauptsitz am Rhein: Bayer in Leverkusen und Henkel in Düsseldorf.
52
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Düsseldorf gilt außerdem als deutscher Spitzenstandort für Werbung, Mode, Telekommunikation und Unternehmensberatung. Des weitern ist Düsseldorf nach Frankfurt Deutschlands zweitgrößte Börsen- und Bankenstadt. Westlich des Rhein-Erft-Kreises verfügt Köln mit den Autobauern Ford und Citroën über zwei große Unternehmen. Trotz der konjunktursensiblen Automobilbranche gehören Ford und Citroën mit zu den größten Arbeitgebern in Köln und Umgebung. Überdies hat sich Köln zu einem der wichtigsten Medienstandorte Deutschlands entwickelt. Der Kölner Medienstandort verfügt insgesamt über 14.000 Arbeitsplätze. Die Privatsendergruppe RTL / RTL II vergrößert sich stetig in und um Köln und baut zurzeit die alten Messehallen zu modernen TV Studios um. Daneben besitzt die RTL / RTL II Gruppe mehrere Außenstudios. Das größte Außenstudio befindet sich in Hürth-Kalscheuren im Rhein-Erft-Kreis. Dort haben sich bereits auch schon andere große Medienunternehmen angesiedelt, z.B. die MMC-Studios und Action-conzept. Die direkte Nähe zu Köln machte den Rhein-Erft-Kreis gerade für die Ansiedelung von Medienunternehmen/-produktionen interessant, womit auch wieder Arbeitsplätze geschaffen werden. Durch die guten Verkehrsanbindungen nach Köln und Düsseldorf zieht es immer mehr Arbeitnehmer aus den Großstädten in den Rhein-Erft-Kreis, denn hier sind die Mieten im Vergleich zu den beiden Großenstädten noch bezahlbar. Insbesondere junge Familien zieht es aus den Großstädten in die umliegenden Kreise. Die direkte Nähe zu Köln und Düsseldorf, ebenso wie die ruhige ländliche Lage und die gute Infrastruktur machen den Rhein-Erft-Kreis für diese Familien sehr attraktiv.
53
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
5.1 Entwicklung der Bevölkerung 2005 bis 2020 nach Altersgruppen Bevölkerungsentwicklung im Rhein-Erft-Kreis Jahr
davon im Alter von … bis unter … Jahren insgesamt
Unter 19
2005
464.100
91.400
2010
470.600
2015 2020
19 - 40
40 -60
60 - 75
Über 75
125.700 136.200
78.100
32.700
87.000
116.200 149.000
79.600
38.800
474.600
83.300
116.500 147.500
79.100
48.200
475.700
80.200
119.400 140.600
82.100
53.400
Abb. 30 - LDS NRW
119400 140600
unter 19 19 - 40 82100
40 - 60 60 - 75 über 75
53400
48200
79100
80200
116500
32700
38800
40000 20000
83300
79600
60000
87000
80000
78100
100000 91400
Bevölkerung
120000
116200
125700 136200
140000
147500
149000
160000
0 2005
2010
2015
2020
Jahr
Abb. 31
Diese Grafik zeigt deutlich, dass die Anzahl der alten Menschen „über 75“ zunimmt und die Anzahl der Jüngeren abnimmt. Die niedrige Geburtenrate und die steigende Lebenserwartung sind die Hauptgründe, warum bald eine kleine Anzahl Erwerbstätiger einer großen Anzahl von Rentnern gegenüberstehen wird. Demzufolge wird der Altersquotient in den nächsten Jahren beträchtlich steigen.
54
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
6,40%
8,00%
4,00%
Kreise
2,00% 0,00% NRW
Köln
Düsseldorf
Regierungsbezirk
-2,30%
-2,00%
kreisfreie Städte
0,20%
6,00%
3,60%
-4,00% -6,00%
-9%
-8,00%
-6,50%
Bevölkerungszunahme/-abnahme in %
5.2 Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen und kreisfreien Städten 2002 bis 2020
-10,00%
Abb. 32 - LDS NRW
In den größeren Städten wird die Bevölkerung abnehmen. Die Bevölkerung zieht es in die umliegenden Kreise, da die Wohnqualität deutlich besser ist als in den Innenstädten. Gerade Familien mit Kindern bieten die Innenstädte keinen geeigneten Entfaltungsraum. Der Platz in der Stadt ist gering, dort gibt es wenige Möglichkeiten zum Bauen von Spielplätzen und verkehrsberuhigten Straßen, wo Kinder gefahrlos spielen können. Diese Familien zieht es in die umliegenden Kreise. Dort kann man noch die grüne Natur genießen, ebenso bietet sich viel Platz zum Spielen für die Kinder. Der Erholungsfaktor ist einfach höher als das stressige, laute Leben in der Großstadt, in der niemals Ruhe einkehrt. Der Rhein-Erft-Kreis bietet durch seine ruhige Lage mit den großen Naturflächen und einer sehr guten Infrastruktur den jungen Familien eine sehr gute Lebensgrundlage. Hier liegt die Chance des Rhein-Erft-Kreises, sich zu einem
kinderfreundlichen
Kreis
mit
einem
großen
Angebot
von
Kindertageseinrichtungen zu entwickeln. Durch eine Vielzahl an Fachhochschulen und Universitäten in Köln und Düsseldorf ziehen auch sehr viele junge Menschen zum Studieren aus ganz Deutschland an den Rhein. Der Rhein-Erft-Kreis ist besonders beliebt bei den
55
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Studenten, da die Mieten im Vergleich günstiger sind und die gute Infrastruktur nach Köln und Düsseldorf eine gute Basis bilden, um ein Studium erfolgreich zu absolvieren.
5.3 Mietspiegel des Rhein-Erft-Kreises Diese Tabelle vergleicht die Nettokaltmiete pro Quadratmeter einer mittelgroßen Wohnung (ca. drei Zimmer, ca. 70 Quadratmeter). Als Ergebnis erhalten Sie drei Werte, zwei für Altbauten – hier entscheidet das Baujahr – und einen für Neubau und Erstbezug.
Altbau ab 1949 4,80 Euro
Neubau
Bedburg
Altbau bis einschl. 1948 4,20 Euro
Bergheim
4,20 Euro
4,95 Euro
6,10 Euro
Brühl
5,00 Euro
5,50 Euro
8,00 Euro
Elsdorf
4,05 Euro
4,55 Euro
5,90 Euro
Erftstadt
4,50 Euro
4,50 Euro
6,00 Euro
Frechen
5,00 Euro
6,50 Euro
7,50 Euro
Hürth
5,50 Euro
5,50 Euro
7,00 Euro
Pulheim
6,50 Euro
6,50 Euro
7,00 Euro
Stadt
6,10 Euro
Abb. 33 - www.focus-online.de
Im Vergleich hierzu der Mietspiegel von den umliegenden Städten:
Altbau ab 1949 7,35 Euro
Neubau
Köln
Altbau bis einschl. 1948 6,35 Euro
Bonn
6,65 Euro
7,30 Euro
8,00 Euro
Düsseldorf
6,50 Euro
7,00 Euro
9,00 Euro
Stadt
9,00 Euro
Abb. 34 - www.focus-online.de
56
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Die Mietspiegeltabellen zeigen deutlich, dass die Mieten im Rhein-Erft-Kreis deutlich günstiger sind als in den Großstädten. Dies fördert natürlich in Verbindung mit der guten Infrastruktur die Attraktivität des Kreises.
Des weitern finden sich zahlreiche Freizeitangebote im Rhein-Erft-Kreis, was das Leben dort, insbesondere für junge Familien ebenso wie für Studenten, attraktiv macht: •
Phantasialand in Brühl
•
Erholungsbad De Bütt in Hürth
•
Naherholungszentrum Otto-Maigler-See in Hürth
•
usw.
Auch bei den über 60-Jährigen ist der Rhein-Erft-Kreis sehr beliebt, da dort sehr viele gut ausgestattete Seniorenresidenzen und (Fach-)Klinken angesiedelt sind und
auch
viele
neue
Seniorenheime
in
Planung
sind.
Die
vielen
Naherholungszentren laden Jung und Alt zu vielen Ausflügen ein.
5.4 Ursachen und Folgen des demographischen Wandels 5.4.1 Ursachen 5.4.1.1 Geburtenrückgang Die Geburtenrate ist gesunken und bewegt sich seit drei Jahrzehnten auf niedrigem Niveau. Folglich nimmt die einheimische Bevölkerung ab. Durch den Funktions- und Strukturwandel der Familie nimmt die Zahl der kinderlosen Paare seit Jahrzehnten stetig zu. Dies liegt einerseits an der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz von Kinderlosigkeit und andererseits an einem gestiegenen Lebensstil der „Kinderlosen“, der diese Paare kinderlos bleiben lässt. Auch ist zu beobachten, dass Frauen mit einem hohen Bildungsstand eher kinderlos bleiben und Karriere machen, als ein Kind zu gebären. Ein Hauptgrund ist das schlechte Netz der Kinderbetreuung in Deutschland, so dass es sehr schwer ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
57
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Bevölkerungsentwicklung im Rhein-Erft-Kreis Jahr
„unter 19 Jahren“
2005
91.400
2010
87.000
2015
83.300
2020
80.200 Abb. 35 - LDS NRW
Entwicklung der Altersgruppe „unter 19 Jahren“ in Prozent vom Basiswert 2005 im Rhein-Erft-Kreis 0,00% 2015
2020
Jahr
-2,00% -4,00% -6,00%
-4,81%
-8,00% -10,00%
-8,86%
-12,00% -12,25%
Bevölkerungsabnahme in %
2010
-14,00%
Abb. 36
Aus dieser Grafik ist ersichtlich, dass die Altersgruppe „unter 19 Jahren“ bis 2020 deutlich sinken wird. Dies ist das Resultat der niedrigen Geburtenrate. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau betrug im Jahr 2003 im Rhein-ErftKreis zwischen 1,31 bis 1,4 Kinder. Die ist deutlich geringer als jene 2,1 Kinder die notwendig wären, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Da die Geburtenziffer schon seit drei Jahrzehnten auf so einem niedrigen Niveau stagniert, ist seitdem jede Kindergeneration um ein Drittel kleiner, als die Elterngeneration. Lange konnte dieser Schwund durch Zuwanderer aus dem Ausland und dem Überschuss an Sterbefällen aufgefangen werden. Doch seit dem Jahre 2003 nimmt die Bevölkerung ab.
58
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
5.4.1.2 Lebenserwartung Der Anteil der alten Menschen an der Gesamtbevölkerung nimmt zu, der der Jüngeren nimmt ab. Einerseits ist dies auf die niedrige Geburtenrate zurückzuführen und andererseits
auf
die
gestiegene
Lebenserwartung.
Die
gestiegene
Lebenserwartung resultiert aus den großen Fortschritten in der Medizin. Insgesamt ist die medizinische Versorgung optimiert worden, einerseits durch medizinische
Vorsorgeuntersuchungen
und
andererseits
durch
das
gesundheitsbewusste Leben der Bevölkerung ist unsere Lebenserwartung um ein vielfaches gestiegen. Nach dem Statistischen Bundesamt liegt die Lebenserwartung für heute geborene Mädchen bei 80 Jahren und für Jungen bei 75 Jahren. Es ist aber anzunehmen, dass die Lebenserwartung in Zukunft weiter ansteigt.
86
85
80
77
79
80
79
81
83
85
75
75
Männer Frauen
73
Lebenserwartung in Jahren
90
70
65 2000
2010
2030
2040
2050
Jahr
Abb. 37 - Statistisches Bundesamt
In der heutigen Zeit gibt es so viele jung gebliebene 50 - 65jährige wie nie zuvor. Leider wird das Potential dieser Altersgruppe kaum genutzt. Die Arbeitslosenquote in dieser Altersklasse liegt bei fast 30 Prozent, obwohl viele gerne weiter arbeiten möchten, stellt weniger als die Hälfte aller deutschen Betriebe Personen über 50 Jahre ein.
59
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Durch die gestiegene Lebenserwartung wird der Altersquotient in den nächsten Jahren beträchtlich steigen. Deshalb ist es wichtig, auf die gestiegenen Bedürfnisse der Senioren einzugehen. Als Altersquotient wird das Zahlenverhältnis über 60jähriger Personen zu Personen zwischen 19 und 60 Jahren bezeichnet, also der Rentner und Pensionäre
(bei
heutigem
Renteneintrittsalter)
zu
den
potentiell
Erwerbsfähigen. Für den Rhein-Erft-Kreis ergeben sich folgende Zahlen:
Altersquotient 2005 =
(78100 + 32700) * 100 = 42,306% (125700 + 136200)
Altersquotient 2020 =
(82100 + 53400) * 100 = 52,115% (119400 + 140600)
(Quelle: LDS NRW, eigene Berechnungen)
Der steigende Altersquotient zeigt deutlich, dass die Bevölkerung im Rhein-ErftKreis altert. Eines der Hauptprobleme ist, dass zu wenige Kinder geboren werden, um diesen Alterungsprozess auszugleichen.
100% 90%
Bevölkerung in %
80% 70%
über 75
60%
60 - 75
50%
40 - 60
40%
19 - 40 unter 19
30% 20% 10% 0% 2005
2010
2015
2020
Jahr
Abb. 38 - LDS NRW
60
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Wanderung Die Differenz aus den Zu- und Fortgezogenen nennt man Nettozuwanderung (Wanderungssaldo). Es gibt viele Ursachen, weshalb Menschen aus ihrer Region fortziehen. Vielen Menschen bleibt aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in ihrer Region keine andere Wahl, als in einen Region zu ziehen, in der die wirtschaftliche Entwicklung deutlich besser ist. Gerade Mitbürger aus den neuen Bundesländern suchen in Westdeutschland ihre Chance, da dort die wirtschaftliche Lage am Arbeitsmarkt besser ist als in Ostdeutschland. Besonders negative demographische und wirtschaftliche Trends: Stadt / Kreis
Bundesland
Coburg, Lk
Bayern
Hof, Lk
Bayern
Elbe-Elster
Brandenburg
Spree-Meiße
Brandenburg
Uecker-Randow
Mecklenburg-Vorpommern
Muldentalkreis
Sachsen
Köthen
Sachsen-Anhalt
Merseburg-Querfurth
Sachsen-Anhalt
Nordhausen
Thüringen
Kyffhäuserkreis
Thüringen
Sömmerda
Thüringen
Ilm-Kreis
Thüringen
Altenburger Land
Thüringen
(Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2006): Die demografische Lage der Nation)
Das große Problem ist, dass gerade in wirtschaftlich schlechten Regionen die Bevölkerung vergreist, da sich dort durch die schlechten Zukunftsaussichten
61
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
keine jungen Menschen ansiedeln wollen, weil die Chance auf einen Arbeitsplatz zu klein ist. Diese Menschen zieht es in die großen Städte, wo die wirtschaftliche Lage am Arbeitsmarkt besser ist.
Besonders positive demographische und wirtschaftliche Trends können folgende Städte verzeichnen: Stadt
Bundesland
Stuttgart
Baden-Württemberg
Karlsruhe
Baden-Württemberg
Ingolstadt
Bayern
Schweinfurth
Bayern
Kempten (Allgäu)
Bayern
Frankfurt a. M.
Hessen
Düsseldorf
Nordrhein-Westfalen
(Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2006): Die demografische Lage der Nation)
Durch die Wirtschaftsstärke dieser Städte werden viele Menschen aus den wirtschaftlich schlechten Regionen in die so genannten Boomregionen zuwandern, weil dort die Chance auf einen Arbeitsplatz wesentlich besser ist. Die Nettozuwanderung im Rhein-Erft-Kreis wird +8,2% zwischen dem 1.1.2002 und dem 1.1.2020 betragen. Das bedeutet, dass mehr Menschen in den Kreis ziehen, als wegziehen. Die Lage des Rhein-Erft-Kreises, genau an Köln und Düsseldorf, mit einer sehr guten Infrastruktur auch nach Frankfurt a. M. sind Vorzüge, die das Leben im Rhein-Erft-Kreis sehr attraktiv machen. Durch die zentrale Lage werden Menschen gerade aus den wirtschaftlich schwachen Regionen angezogen. Die schöne Lage und die bezahlbaren Mieten machen den Rhein-Erft-Kreis auch sehr attraktiv für Familien mit Kindern. Diese Punkte tragen dazu bei, dass der Rhein-Erft-Kreis in den nächsten Jahren zusätzlich an Bevölkerung gewinnen wird.
62
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
5.4.2 Folgen 5.4.2.1 Folgen für den Arbeitsmarkt Die Zahl der Erwerbspersonen wird ab dem Jahr 2015/20 deutlich sinken. Im Jahre 2015 werden die Geburtenjahrgänge aus der Baby-Boomzeit um 1965 in Rente gehen. Ab 1973 sank die Geburtenrate und bewegt sich seitdem auf einem niedrigen Niveau. Die Generation der Geburtenjahrgänge 1973 und jünger sind deutlich kleiner als die Generation der Baby-Boomzeit. Die Erwerbszahl wird bis zum Jahr 2015 relativ stabil bleiben und dann, wenn die Geburtenjahrgänge 1973 und älter in Rente gehen, deutlich sinken. Der Regierungsbezirk Köln ist einzige in Nordrhein-Westfalen, der den kleinsten Rückgang verzeichnen kann, weil sich der Arbeitsmarkt im Regierungsbezirk Köln in der Zukunft besonders positiv entwickeln wird. Da der Rhein-Erft-Kreis im Regierungsbezirk Köln liegt wird auch dieser von der positiven wirtschaftlichen Lage am Arbeitsmarkt profitieren. Dieser positive Trend führt zu einer gesteigerten Attraktivität des Rhein-Erft-Kreises, um Arbeitskräfte und große Unternehmen in den Kreis zu locken.
Abb. 39 - LDS NRW
Ferner wird der Anteil der weiblichen Erwerbstätigen steigen, da die Zahl der Frauen, die Karriere machen möchten, deutlich zugenommen hat.
63
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Die Zeit, in der Frauen auf die Kinder aufgepasst haben, ist längst vorbei und viele
suchen
heutzutage
ihren
Erfolg
im
Berufsleben.
Die
sinkende
Geburtenrate deutet schon auf diesen Trend hin. Somit wird zwar der Rückgang der Erwerbstätigen ein bisschen gebremst, doch in der Summe nimmt die Zahl der Erwerbstätigen ab.
Zusätzlich wird das Alter der Erwerbstätigen steigen, so dass in den kommenden Jahren die Anzahl der Erwerbspersonen über 50 Jahren deutlich ansteigen wird. Es wird länger gearbeitet werden müssen, da unser Arbeitskräftepotential sonst nicht ausreicht, um alle offenen Arbeitsplätze zu besetzten. Problematisch ist vor allem der Abbau von Stellen, die nur eine geringe Qualifikation verlangen. Solche Stellen werden häufig ins Ausland verlagert, da dort billiger produziert werden kann. Schlussendlich werden höher qualifizierte Arbeitsplätze nicht besetzt werden können, da wir dafür kein ausreichend geschultes Personal bereitstellen können. Das Personal muss also gezielt ausgewählt und ausgebildet werden, um diese Arbeitsplätze besetzen zu können. Zusätzlich wird evtl. Personal aus dem Ausland angeworben werden müssen, um diese höher qualifizierten Arbeiten auszuführen. 5.4.2.2 Folgen für das Sozialsystem Da jede Generation nicht ihre eigene Rente finanziert, sondern die Rente ihrer Eltern und Großeltern, wird es bald zu großen finanziellen Problemen im Sozialsystem
der
Bundesrepublik
sozialversicherungsplichtigen
kommen.
Beschäftigten
steht
Eine eine
kleine große
Zahl
von
Zahl
von
Rentenempfängern gegenüber. Da auch die Lebenserwartung der Bevölkerung zunimmt, wird die Rentenkasse mehr beansprucht werden als in den vergangenen Jahren. Ältere Menschen, die keine Kinder haben und evtl. pflegebedürftig werden, müssen aus den Rentenkassen mit finanziert werden, da keine anderen Angehörigen da sind, die sie pflegen würden bzw. für sie in die Renten-/Pflegekasse einzahlen. Folglich wäre es sinnvoll, die kinderlosen
64
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Paare stärker zur Finanzierung des Sozialsystems heranzuziehen, um eine Gleichbehandlung von Eltern und kinderlosen Paaren zu gewährleisten. Eine weitere Möglichkeit wäre, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, um die Rentenkassen weiter zu entlasten. Außerdem ist darüber nachzudenken, ob man lieber von Beitrags- auf Steuerfinanzierung umstellen sollte oder evtl. sogar lieber in eine private Renten- und Pflegeversicherung einzahlen sollte. Die Grafik zeigt, dass im Jahre 2005 einem Rentner 2,36 Erwerbstätige gegenüberstehen und es im Jahre 2020 nur noch 1,92 Erwerbstätige sein werden. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzten.
260000
264000
261900
200000
19 - 60
135500
127300
100000
118400
150000 110800
Bevölkerung
250000
265200
300000
über 60
50000 0 2005
2010
2015
2020
Jahr
Abb. 40 - LDS NRW
5.5 Maßnahmen um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken 5.5.1 Geburtenrate erhöhen Es müsste eine ganztägige Kinderbetreuung gesichert werden, speziell für Kinder unter 3 Jahren, so ist sichergestellt, dass die Frauen direkt nach dem Mutterschutz wieder arbeiten können und so nicht den Anschluss im Beruf verlieren. Ferner muss mehr Betreuung im Bereich Schule angeboten werden z.B. (Hausaufgaben-)Betreuung der Kinder bis nachmittags. Somit kann Familie und Beruf vereinbar gemacht werden, ohne dass Kinder die Karriere der Mütter behindern oder als Schlüsselkinder aufwachsen.
65
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Es wäre außerdem sinnvoll, wenn in den großen Unternehmen flexiblere Arbeitszeiten eingeführt würden. So könnte man sich als Eltern die Betreuung der Kinder sinnvoller teilen. Auch müssten Familien mit kinderlosen Paaren finanziell
gleichgestellt
werden,
da
trotz
Kindergeld
und
sonstigen
Sozialleistungen Familien mit Kindern häufig schlechter dastehen als kinderlose Paare. Es wäre ebenfalls wünschenswert, das Kindergeld zu erhöhen, da viele Paare trotz Kindergeld sich Kinder nicht leisten können, obwohl beide arbeiten gehen, aber die Angst da ist, dass sie dem Kind nichts bieten können. Nur wenn die finanzielle Absicherung der Kinder und der Eltern stimmt, werden Kinder geboren werden, da in schlechte Zeiten aufgrund von hohen Arbeitslosenzahlen viele Paare keine Kinder bekommen wollen, weil die Sorge um den Arbeitsplatz viel größer ist.
5.5.2 Zuwanderung erhöhen Um die Bevölkerung auf einem stabilen Niveau zu halten wäre es außerdem denkbar, die Zuwanderungen aus anderen Ländern zu erhöhen, um den Arbeitskräftemangel zu beheben. Es ist wichtig, dass die ausländischen Zuwanderer gut integriert werden, um ihr Arbeitskräftepotential optimal zu nutzen. Die Ausbildung der ausländischen Bevölkerung muss deutlich verbessert werden, damit sie gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Der
Ausländeranteil
im
Rhein-Erft-Kreis
liegt
zurzeit
bei
11%
der
Gesamtbevölkerung. Von diesen 11% Ausländern sind 22,1% arbeitslos. Die Kinder der Zugewanderten haben meistens nur einen schlechten bis gar keinen Schulabschluss.
Im
Rhein-Erft-Kreis
liegt
der
Anteil
ausländischer
Schulabgänger ohne Abschluss bei 20,1% (Quelle: Statistische Landesämter), so dass sie nach der Schule direkt in die Arbeitslosigkeit abrutschen, weil sie keinen Ausbildungsplatz finden. Den ausländischen Einwanderern müssen dieselben Bildungschancen, wie der einheimischen
Bevölkerung
zustehen.
Insbesondere
müssen
die
Sprachschwierigkeiten durch spezielle Kurse behoben werden, nur so können die Kinder an der Bildung teilnehmen und später einen guten Schulabschluss erreichen. Außerdem muss die Akzeptanz sowohl auf der Seite der Ausländer, wie auf der Seite der Deutschen gefördert werden. Dies ist am Besten mit dem
66
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Besuch von Sportvereinen, Nachbarschaftsinitiativen und Schulen zu fördern. Nur so kann eine gute Integration stattfinden. Somit wird sich die monoethnische Gesellschaft nach und nach in eine multiethische Gesellschaft entwickeln.
5.5.3 Renteneintrittsalter erhöhen Die steigende Lebenserwartung und der Kindermangel in Deutschland hat die Folge, dass das Land langsam vergreist. Die Altergruppe „über 75 Jahre“ wird in den nächsten Jahren stark ansteigen. Trotz des steigenden Alters genießen wir die gewonnenen Jahre bei sehr guter Gesundheit. Es ist wichtig, dass gerade das Potential der älteren Menschen genutzt wird und diese nicht in so früh in Rente gehen bzw. ab 50 Jahre keine Anstellung mehr finden, da viele Betriebe sich scheuen, ältere Mitarbeiter einzustellen. Nur durch
die
Erhöhung
des
Renteneintrittsalters
ist
es
möglich,
den
Arbeitskräftebedarf auch in Zukunft zu sichern. Das Schlagwort heißt „Lebenslanges Lernen“. Es ist unheimlich wichtig, dass Betriebe in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, um auch die älteren Mitarbeiter immer auf dem neusten Stand der Technik zu halten und somit das Potential jedes Mitarbeiters voll ausschöpfen. Da Großfamilien immer seltener werden, ist es sinnvoll, das Zusammenleben der Generationen zu fördern z.B. durch Mehrgenerationsprojekte. Zum einen sind ältere Menschen auf die Hilfe der Jüngeren angewiesen und andererseits benötigen junge Familien Hilfe bei der Kinderbereuung. Somit werden auch die Senioren in eine „intakte Familie“ integriert und fühlen sich nicht „aussortiert“.
5.6 Fazit Es
ist
jetzt
schon
fast
zu
spät,
dem
demographischen
Wandel
entgegenzuwirken. Im Jahre 2050 wird es nach den Bevölkerungsprognosen doppelt so viele 60jährige geben wie Neugeborene. Die Bevölkerung wird bis 2050 weiter schrumpfen. Bei der mittleren Berechnungsvariante der Experten aus Wiesbaden wird es im Jahre 2050 nur noch knapp 69 Millionen Einwohner in der Bundesrepublik geben. Die Entwicklung hängt von drei Faktoren ab. Die Geburtenrate, die Lebenserwartung und der Zu- und Fortzüge.
67
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
1) Da die Geburtenrate weiter bei 1,4 Kindern stagnieren wird, werden die nächsten
Generationen
immer
um
ein
Drittel
kleiner
sein
als
die
Elterngeneration.
2) Die Lebenserwartung wird weiterhin steigen, so dass es bald mehr 60jährige geben wird, wie Neugeborene.
3) Die Zu- und Fortzüge werden konstant bleiben.
Zwar werden die jungen Leute im Jahre 2050 gute Jobchancen haben, doch diese müssen die große Last der Renten- und Pflegekassen tragen und werden evtl. auswandern, da die Belastung extrem hoch sein wird.
Selbst wenn man jetzt noch die Geburtenzahl erhöht, wird dies ebenfalls zu spät kommen. Den Kranken- und Pflegekassen droht der Zusammenbruch, da wenige Erwerbstätige vielen Rentenempfängern gegenüberstehen. Hier ist die Politik gefragt, durch sinnvolle Entscheidungen im Bereich familienfreundliche Maßnahmen und Altersversorgung dem sonst entstehenden großen Kollaps entgegenzuwirken.
6 Vergleich der demographischen Entwicklung in den Zukunftsregionen 6.1 Region: Rhein-Erft-Kreis Der
Rhein-Erft-Kreis
hatte
am
31.12.1995
442.356
Einwohner.
Im
Betrachtungszeitraum bis zum 31.12.2005 stieg die Einwohnerzahl auf 462.862 Einwohner. Somit veränderte sich der Bevölkerungsstand in absoluten Zahlen um 20.506 Einwohner – nominal gesehen um 4,64 %. Mit der Steigerung des gesamten Bevölkerungsstandes verringerte sich im Betrachtungszeitraum der Anteil der Ausländer absolut und nominal an der Gesamtbevölkerung. Gab es im Rhein-Erft-Kreis am 31.12.1995 49.426 Ausländer – prozentualer Anteil 11,2 % – lebten am 31.12.2005 49.037 Ausländer im Kreis. Damit verringerte sich
68
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
die
Zahl
der
Ausländer
um
389
–
bei
gleichzeitigem
Anstieg
der
Kreisbevölkerung. Heute beträgt der Anteil der Ausländer 10,6 % an der Gesamtbevölkerung. Der Rhein-Erft-Kreis hatte im Zeitraum 1995 – 2005 jedes Jahr eine deutlich höhere
Zahl
an
Zugezogenen
als
an
Fortgezogenen.
Der
jährliche
Wanderungsüberschuss betrug bis zum 31.12.2004 meist mehr als 1.500 Menschen. Der Überschuss von Zugezogenen über Fortgezogene schrumpfte im Jahr 2005 auf 562. Vom 31.12.1995 bis 31.12.2000 wies der Rhein-Erft-Kreis auch in der natürlichen Bevölkerungsbewegung einen positiven Saldo zwischen Geborenen und Gestorbenen auf. Dieses Bild drehte sich im Jahr 2001. Seit 2001 liegen die Zahlen der Gestorbenen deutlich über den Geborenen, so dass sich jährlich ein Defizit von 400 bis 500 Personen in der natürlichen Bevölkerungsbewegung ausmachen lässt. Dadurch kann sich der Rhein-Erft-Kreis in der Zukunft nicht mehr durch Geburtenüberschüsse selbst erhalten und ist wie schon ab 2001 auch weiterhin auf Zuwanderung aus anderen Regionen, Kreisen und Städten angewiesen. Für den 01.01.2020 wird eine Bevölkerung von 472.962 Einwohnern für den Rhein-Erft-Kreis
prognostiziert.
Dies
bedeutet
ein
weiteres
Bevölkerungswachstum um nominal 10.100 Einwohner – prozentual 2,2 % – bezogen auf den 31.12.2005.
6.2 Region: Rhein-Kreis Neuss Der Rhein-Kreis Neuss hatte am 31.12.1995 435.656 Einwohner. Im Betrachtungszeitraum bis zum 31.12.2005 stieg die Einwohnerzahl auf 445.255 Einwohner. Somit veränderte sich der Bevölkerungsstand in absoluten Zahlen um 9.599 Einwohner – nominal gesehen um 2,20 %. Mit der Steigerung des gesamten Bevölkerungsstandes verringerte sich im Betrachtungszeitraum der Anteil der Ausländer absolut und nominal an der Gesamtbevölkerung. Gab es im Rhein-Kreis Neuss am 31.12.1995 49.626 Ausländer – prozentualer Anteil 11,4 % – lebten am 31.12.2005 45.387 Ausländer im Kreis. Damit verringerte sich die Zahl der Ausländer um 4.239 – bei gleichzeitigem Anstieg der
69
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kreisbevölkerung. Heute beträgt der Anteil der Ausländer 10,2 % an der Gesamtbevölkerung. Der Rhein-Kreis Neuss hatte im Zeitraum 1995 – 2002 jedes Jahr eine deutlich höhere
Zahl
an
Zugezogenen
als
an
Fortgezogenen.
Der
jährliche
Wanderungsüberschuss betrug bis zum 31.12.2002 meist mehr als 1.000 Menschen. Im Jahr 2003 drehte sich das Bild und der Kreis hatte eine höhere Zahl an Fortgezogenen als an Zugezogenen. Das Jahr 2004 beendete der Kreis wiederum mit einem positiven Wanderungssaldo, der im Jahr 2005 aber wieder in eine deutlich negative Richtung drehte. Vom 31.12.1995 bis 31.12.2002 wies der Rhein-Kreis Neuss auch in der natürlichen Bevölkerungsbewegung einen positiven Saldo zwischen Geborenen und Gestorbenen auf. Dieses Bild drehte sich im Jahr 2003. Seit 2003 liegen die Zahlen der Gestorbenen deutlich über den Geborenen, so dass sich jährlich ein
Defizit
von
200
bis
400
Menschen
in
der
natürlichen
Bevölkerungsbewegung ausmachen lässt. Dadurch kann sich der Rhein-Kreis Neuss in der Zukunft nicht mehr durch Geburtenüberschüsse selbst erhalten und ist wie schon ab 2003 auch weiterhin auf Zuwanderung aus anderen Regionen, Kreisen und Städten angewiesen. Für den 01.01.2020 wird eine Bevölkerung von 437.158 Einwohnern für den Rhein-Kreis Neuss prognostiziert. Dies bedeutet einen Rückgang der Bevölkerung um nominal 8.097 Einwohner – prozentual 1,8 % – bezogen auf den 31.12.2005.
6.3 Region: Landkreis Böblingen Der Landkreis Böblingen hatte am 31.12.1995 351.027 Einwohner. Im Betrachtungszeitraum bis zum 31.12.2005 stieg die Einwohnerzahl auf 372.155. Somit veränderte sich der Bevölkerungsstand in absoluten Zahlen um 21.128 Einwohner – nominal gesehen um 6,02 %. Mit der Steigerung des gesamten Bevölkerungsstandes verringerte sich im Betrachtungszeitraum der Anteil der Ausländer absolut und nominal an der Gesamtbevölkerung. Gab es im Landkreis Böblingen am 31.12.1995 57.954 Ausländer – prozentualer Anteil 16,5 % – lebten am 31.12.2005 56.406 Ausländer im Kreis. Damit verringerte sich die Zahl der Ausländer um 1.548 – bei gleichzeitigem Anstieg der
70
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kreisbevölkerung. Heute beträgt der Anteil der Ausländer 15,2 % an der Gesamtbevölkerung. Der Landkreis Böblingen hatte im Zeitraum 1995 – 2005 jedes Jahr eine deutlich höhere Zahl an Zugezogenen als an Fortgezogenen. Der jährliche Wanderungsüberschuss betrug bis zum 31.12.2005 meist zwischen 150 und 2300 Menschen. Allerdings schrumpfte der Überschuss von Zugezogenen über Fortgezogene im Jahr 2005 auf 43. Anders als der Rhein-Erft-Kreis und der Rhein-Kreis Neuss hat der Landkreis Böblingen
einen
deutlichen
positiven
Saldo
in
der
natürlichen
Bevölkerungsbewegung. Zwar verringerte sich der Geburtenüberschuss vom im Zeitraum 1995 – 2005 liegenden Höchststand im Jahr 1997 bis 2005 von 1.437 auf
551.
Doch
kann
der
Landkreis
Böblingen
durch
natürliche
Bevölkerungsbewegung und Wanderung wachsen. Das unterscheidet ihn in seinem demographischen Wachstumspotenzial entscheidend von den beiden in NRW gelegenen Kreisen. Für den 01.01.2020 wird eine Bevölkerung von 387.657 Einwohnern für den Landkreis Böblingen prognostiziert. Dies bedeutet ein weiteres Bevölkerungswachstum um nominal 15.502 Einwohner – prozentual 4,2 % – bezogen auf den 31.12.2005.
6.4 Fazit der demographischen Entwicklung Der Rhein-Erft-Kreis hatte im Zeitraum 1995 bis 2005 einen hohen Wanderungsüberschuss von 21.151. Dieser Überschuss ist im Vergleich mit den beiden weiteren Zukunftsregionen Rhein-Kreis Neuss (8.089) und Landkreis Böblingen (9.956) der beste Wert. Allerdings
sieht
das
Bild
in
der
natürlichen
Bevölkerungsentwicklung
differenzierter aus. Der Landkreis Böblingen verbuchte im Zeitraum 1995 – 2005 einen Geburtenüberschuss von 11.196. Im gleichen Zeitraum hatte der Rhein-Kreis Neuss einen Geburtenüberschuss von 1.500, der Rhein-Erft-Kreis gar einen Gestorbenenüberschuss von 653. Addiert man den Wanderungs- ,Geburten- und/oder Gestorbenüberschuss, so erhält man das gesamte Bevölkerungswachstum. Der Rhein-Erft-Kreis wuchs im entsprechenden Zeitraum um insgesamt 20.506, der Rhein-Kreis Neuss um
71
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
9.599 und der Landkreis Böblingen um 21.128. Damit hatte der Landkreis Böblingen das höchste Bevölkerungswachstum aller drei Zukunftsregionen und liegt in der demographischen Entwicklung – Zeitraum 1995 bis 2005 – an erster Stelle. Den Spitzenplatz in den prognostizierten Werten für den Bevölkerungsstand im Jahr 2020 kann der Landkreis Böblingen mit einem zu erwartenden Bevölkerungswachstum von 4,2 % auch erreichen. Gefolgt vom Rhein-ErftKreis mit einem Wachstum der Bevölkerung um 2,2 % und dem Rhein-Kreis Neuss mit einem Rückgang der Bevölkerung um 1,8 %.
6.5 Benotung der demographischen Entwicklung Das Benotungssystem basiert auf entsprechende Klassifizierungen in den Bereichen Wanderungsbilanz, Bilanz der natürlichen Bevölkerungsbewegung und der Bilanz des gesamten Bevölkerungswachstums. Zusammengezogen ergeben die drei Teilnoten die Gesamtnote „Demographie.“
Rhein-Erft-Kreis
Rhein-Kreis Neuss
Landkreis Böblingen
(BM)
(NE)
(BB)
1
3
3
14
4
3
1
15
1
3
1
2
4
1
13
Wanderungsbilanz
Bilanz der natürlichen Bevölkerungsbewegung Bilanz des gesamten Bevölkerungswachstums
Prognose des gesamten
13
Note der Wanderungsbilanz: über 15.000 1 10.000 bis 15.000 2 0 bis 10.000 3 -10.000 bis 0 4 -15.000 bis -10.000 5 über -15.000 6 14 Note der Bilanz der natürlichen Bevölkerungsbewegung: über 5.000 1 2.500 bis 5.000 2 0 bis 2.500 3 -2.500 bis 0 4 -5.000 bis -2.500 5 über -5.000 6 15 Note der Bilanz des gesamten Bevölkerungswachstums: über 20.000 1 10.000 bis 20.000 2 0 bis 10.000 3 -10.000 bis 0 4 -20.000 bis -10.000 5 über -20.000 6
72
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Bevölkerungswachstums 2005 – 2020
16
Demographienote
2,0
3,3
1,5
Damit hat der Landkreis Böblingen auch in der Benotung der demographischen Entwicklung den Spitzenplatz in der Gesamtentwicklung der hier beurteilten Kreise einnehmen können.
7 Standortanalyse 7.1 Verkehrsinfrastruktur 7.1.1 Lage im Raum und Straßennetze Der Rhein-Erft-Kreis liegt im direkten Einzugsgebiet der Großstädte Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen, in relativer Nähe des Ruhrgebietes und der niederländischen und belgischen Grenze. Folgende Abbildung soll schon einmal schematisch die Lage des Rhein-Erft-Kreises im Raum darstellen und die
im
Folgenden
näher
beschriebenen
Straßen,
Wasserwege
und
Luftfahrtverbindungen aufzeigen.
16
Note der Prognose des gesamten Bevölkerungswachstums 2005 – 2020: über +4 % 1 +2 bis +4 % 2 0 bis +2 % 3 -2 bis 0 % 4 -4 bis -2 % 5 über -4 % 6
73
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Abb. 41 - WFG Rhein-Erft
Durch die Nähe zu den oben genannten Oberzentren gibt es ein hohes Maß an Pendlerverkehr aus und in den Rhein-Erft-Kreis. Besonderen Bezug bietet dabei die Stadt Köln allein durch ihre Größe und die geographische Nähe. Dieses Pendlerverkehrsaufkommen wird in der Zukunft durch steigende Mobilität und der Lage des Rhein-Erft-Kreises in der Ballungsrandzone von Köln noch stärkere Bedeutung bekommen. Außerdem gibt es starken Durchgangsverkehr durch den Rhein-Erft-Kreis aufgrund der günstigen Lage zwischen den Großstädten. Vor allem die durch den Kreis verlaufenden Autobahnen werden dadurch sehr stark beansprucht, wobei diese Trassen besonders vermehrt von internationalen Verkehren befahren werden. Auf dem Kreisgebiet gibt es folgende Autobahnen:
A1 (Dortmund – Euskirchen):
Die Nord-West-Verbindung führt direkt an den Süd- und Ostrand des Ruhrgebietes und schneidet den Rhein-Erft-Kreis in den Städten Hürth, Frechen und Erftstadt.
A4 (Aachen – Köln):
Die Ost-West-Verbindung von Maastricht nach Köln
schneidet
Frechen,
die
Städte
bedeutende
Kerpen
und
europäische
Fernverkehrsstrasse.
74
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
A61 (Venlo – Koblenz):
Sie führt von Westen direkt bis in den Süden Deutschlands in den Ballungsraum RheinMain-Neckar. Sie schneidet Bedburg, Elsdorf, Bergheim
und
Erftstadt.
Bedeutende
Fernverkehrsstraße. A555 (Köln – Bonn):
Die
Rheinuferautobahn
verbindet
die
Oberzentren Köln und Bonn und schneidet Wesseling.
Sie
ist
Deutschlands
älteste
Autobahnstrecke. A553 (Brühl – Bliesheim):
Diese Autobahn führt ausschließlich durch den Rhein-Erft-Kreis und verbindet Brühl mit dem Kreuz Bliesheim (Erftstadt).
Ingesamt verfügt der Rhein-Erft-Kreis über 17 Autobahnanschlussstellen. Die meisten haben die Städte Hürth und Kerpen mit je 3 Anschlussstellen. Pulheim hat als einzige Stadt des Rhein-Erft-Kreises keine direkte Autobahnanbindung. Mittlerweile verfügt der Rhein-Erft-Kreis über eine Länge des Autobahnnetzes von 127 km. Des Weiteren gibt es sechs Bundesstraßen und vier Landesstraßen mit einer Länge von 125 km und 306 km. Die Straßen sind großteilig auf das nahe liegende Oberzentrum Köln ausgerichtet. Das Netz der Kreis- und Gemeindestraßen hat eine Gesamtlänge von 260 km. Damit beträgt die gesamte Länge des Straßennetzes im Rhein-Erft-Kreis 817 km. Im letzten Verkehrsentwicklungsplan von 1993 hatte es noch eine Länge von 786 km. Also 31 km weniger. Allerdings zeigt dies auch, dass die Erweiterungskapazität
der
Verkehrsinfrastruktur
durch
die
enge
Siedlungsstruktur und das bereits gut ausgebaute Straßennetz begrenzt ist. Auf der anderen Seite nimmt die Verkehrsbelastung durch steigende Mobilität immer weiter zu, was zu Überlastungen der Straßen führt. Infrastrukturell enorm wichtig war in diesem Zusammenhang die Fertigstellung des 6spurigen Ausbaus der A4 zwischen den Autobahnkreuzen Kerpen und Köln-West und der 6spurige Ausbau der A1 zwischen dem Autobahndreieck Erfttal und dem Kreuz Bliesheim. Diese sind mit ca. 75000 und über 80000 Kfz am Tag die am höchsten belasteten Straßen des Rhein-Erft-Kreises.
75
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Nimmt man diese beiden Trassen als Maßgabe, ist das Verkehrsaufkommen im Rhein-Erft-Kreis seit 1993 um mindestens 5 % gestiegen. Eine sehr wichtige Rolle bei der hohen Belastung der Straßen spielt der hohe Anteil des Binnenverkehrs. Besonders die A1, A4 und die A61 sind wichtige internationale Fernverkehrswege, die überdurchschnittlich hohe Anteile an Durchgangsverkehr aufweisen. 17 Bis 2015 wurde laut Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis die Prognose gestellt, dass das Gesamtverkehrsaufkommen um ca. 14 % steigt. Das Durchgangsverkehrsaufkommen soll sogar um bis zu 20 % steigen. Auch eine Zunahme des regionalen Verkehrs vor allem in Richtung Köln wurde prognostiziert. Dabei sind aus Sicht der Einzelkommunen vor allem die Nähe zu Köln und das Angebot des ÖPNV ausschlaggebend. Bei Städten, die näher an Köln liegen und ein gutes ÖPNV Angebot aufweisen, wird sich der regionale Verkehr deutlich weniger erhöhen als bei Kommunen, die weiter weg liegen und wo die Anbindung an Köln mit öffentlichen Verkehrsmitteln entsprechend aufwändiger wäre.
7.1.2 ÖPNV Aufgrund seiner relativen Bevölkerungsdichte müsste der Rhein-Erft-Kreis ein besonders gut ausgebautes ÖPNV-Netz haben und dieses müsste auch von der Bevölkerung angenommen werden. Elsdorf und Wesseling sind die einzigen beiden Kommunen des Rhein-ErftKreises, die nicht an das Schienennetz der Deutschen Bahn angeschlossen sind. Erftstadt, Hürth und Brühl haben Haltestellen entlang der Strecken KölnBonn-Koblenz und Köln-Trier. Frechen hat eine S-Bahnhaltestelle entlang der Trasse Köln-Düren. Der Bahnhof in Pulheim liegt an der Strecke KölnMönchengladbach. Von Bergheim erreicht man im Stundentakt die Großstädte Köln und Düsseldorf nach je einer halben bzw. dreiviertel Stunde Fahrzeit. Die gleiche Strecke verbindet auch Bedburg mit den genannten Oberzentren. Über die beste Bahnanbindung im Kreis verfügt jedoch die Stadt Kerpen. Die SBahnhaltestellen Buir und Sindorf liegen auf der S-Bahnstrecke Köln-Düren. Der Stadtteil Horrem hat sogar Anschluss zum Regionalverkehr auf der Strecke 17
Quelle: Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis 2006
76
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Köln-Aachen. Mit dem Regionalexpress kommt man bis nach Gießen bzw. Hamm in Westfalen. Von Köln Hauptbahnhof erreicht man dann per IC, ICE, EC oder Thalys alle wichtigen Bahnhöfe Europas. Einige Kommunen des Rhein-Erft-Kreises haben auch Anschluss an die Stadtbahn der KVB. Wesseling wird durch die Linie 16 berührt, die zwischen Köln und Bonn verkehrt. Hürth und Brühl werden von der Linie 18 geschnitten und Frechen ist Anfangs- und Endpunkt der Linie 7. Der
Rhein-Erft-Kreis
verfügt
außerdem
über
ein
dichtes
Netz
von
Busverbindungen zwischen den Gemeinden und der Stadt Köln. Der regionale Busverkehr wird von der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) angeboten. Im
Jahr
2005
fuhren
im
Rhein-Erft-Kreis
27
Buslinien
und
8
Anrufsammeltaxikonzessionen. Die REVG bedient im Kreis 1.620 Haltestellen. Darunter sind 1.040 Bushaltestellen und 580 AST-Abfahrtsstellen. Ingesamt werden an einem normalen Betriebstag laut Fahrplan 1.500 Fahrten geleistet. Das Hauptliniennetz umfasste eine Länge von 627 km und es wurden 2005 insgesamt 9,85 Mio. Fahrgäste befördert. 18
Die Zahl der Fahrten pro Tag hat sich seit 2001 um ca. 300 verringert, während die Zahl der Fahrgäste in etwa gleich blieb. Dies könnte bedeuten, dass in den letzten Jahren die Fahrtenintensität an das Bedürfnis der Bevölkerung angepasst wurde. Vor allem die Querverbindung zwischen den einzelnen Gemeinden ist durch die sternförmige Ausrichtung der Verbindungen nach Köln nicht besonders gut. Für einen entsprechenden Ausbau der interkommunalen Buslinien fehlt allerdings der Bedarf.
7.1.3 Sonstige bedeutende Verkehrsinfrastruktur Im direkten Einzugsgebiet des Rhein-Erft-Kreises befinden drei Flughäfen. Der Regionalflughafen
Mönchengladbach
sowie
die
beiden
internationalen
Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf. Der Flughafen Köln/Bonn ist vom RheinErft-Kreis mit dem Auto innerhalb von einer halben Stunde zu erreichen. Auch eine direkte S-Bahn Verbindung von Horrem aus existiert mittlerweile. Die 18
Quelle: www.revg.de
77
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Anreise mit der Bahn dauert ca. 35 Minuten. Den Flughafen Düsseldorf International erreicht man mit dem Auto dank der seit kurzem fertig gestellten direkten Autobahnanbindung in ca. 40 Minuten. Auch nach dort existiert eine direkte Eisenbahnverbindung vom Bahnhof Horrem mit dem RE1. Die Fahrzeit beträgt ungefähr eine Stunde. Mit dem Flughafen Köln/Bonn befindet sich der zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands
in
unmittelbarer
Reichweite.
Neben
der
vorgenannten
Eigenschaft als Frachtflughafen hat er sich in den letzten Jahren vor allem durch die Ansiedlung von so genannten „Billigfluglinien“ vermehrt als Personenflughafen etabliert. Diese Fluglinien bieten mittlerweile auch ein breites Spektrum an außerdeutschen Flügen an und das Angebot wird, verbunden mit dem Wachstum des Flughafens und dem Erfolg dieser Airlines, immer breiter. Seit diesem Jahr gibt es ab Köln/Bonn auch die erste interkontinentale Verbindung nach Rio de Janeiro. Der Flughafen Düsseldorf International ist schon seit längerem als Personenflughafen für internationale und interkontinentale Flüge bekannt. Über die inzwischen fertig gestellte ICETrasse
Köln-Frankfurt
ist
auch
der
Frankfurter
Flughafen
per
Hochgeschwindigkeitszug in ca. einer Stunde erreichbar. Des Weiteren hat der Rhein-Erft-Kreis auch Anschluss an die bedeutendste deutsche Wasserstrasse, den Rhein. Der tangiert den Kreis zwar nur an einer Kommune (Wesseling), aber direkt an der Stadtgrenze Wesselings liegt der Rheinhafen Godorf, der eine direkte Verbindung des Rhein-Erft-Kreises nach Duisburg und Rotterdam und somit zu den größten Binnenhäfen Europas garantiert. Auch der Rheinhafen Niehl, der größte der insgesamt 6 Kölner Häfen ist vom Rhein-Erft-Kreis aus gut erreichbar. Betreiber dieser Häfen ist die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK). Die HGK betreibt nicht nur 6 Häfen in Köln sondern verfügt auch noch über einen großen Fuhrpark für Schienenlogistik.
19
Auch von großer Bedeutung ist der Güterbahnhof Eifeltor in Hürth. Er ist einer von Deutschlands ältesten Güterbahnhöfen und liegt sehr günstig auf der NordSüd Schiene. Mittlerweile hat er sich zu einem Güterbahnhof innerhalb Europas entwickelt, der mit die höchste Umschlagsstärke hat.
19
Quelle: www.hgk.de
78
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
7.1.4 Fazit Zusammenfassend kann man sagen, dass der Rhein-Erft-Kreis eine gute Lage im Raum hat und über eine gut ausgebaute, wenn auch häufig überlastete Infrastruktur verfügt. In der jüngeren Vergangenheit wurde vor allem der Überbelastung der wichtigen Autobahnen entgegengewirkt, indem sie 6spurig ausgebaut wurden. Außerdem wurden die Verkehrsströme in und aus dem Europapark Frechen durch die neue Anschlussstelle Frechen-Nord zweigeteilt. Des Weiteren ist auch zur Entlastung des Kreuzes Kerpen eine weitere Anschlussstelle Geilrath geplant. Diese wird voraussichtlich allerdings erst mit Umleitung der A4 eingerichtet. Besondere Bedeutung haben auch der Umschlagbahnhof Eifeltor als größter Bahnhof Deutschlands für kombinierten Ladungsverkehr, der Rheinhafen Godorf, der in naher Zukunft erweitert werden soll und der Flughafen Köln/Bonn,
der
sich
durch
enormes
Wachstum
stetig
mehr
für
Personenfugverkehr etabliert. Das Angebot des ÖPNV entspricht momentan dem Bedarf. Es ist nicht sehr gut ausgebaut, soll aber in naher Zukunft stetig verbessert werden, um der Überbelastung der Strassen im Kreis entgegenzuwirken, indem man den Bürgern den ÖPNV schmackhafter macht.
7.2 Beschäftigungsstruktur 7.2.1 Arbeitslose und Arbeitslosenquote Zunächst blicken wir einmal auf die Arbeitslosenquote im Rhein-Erft-Kreis, die im Oktober 2006 10,4 % betrug. Die Arbeitslosenquote ist damit seit 2002 um 3 Prozentpunkte gestiegen. Damals betrug sie nur 7,4 %. Der Kreis liegt mit 10,4 % noch unter dem aktuellen NRW Durchschnitt mit 10,6 % und nur knapp über dem Bundesdurchschnitt mit 9,8 %. Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass der Rhein-Erft-Kreis im Bundesranking der Arbeitslosigkeit im Mittelfeld liegt, aber höhere Arbeitslosenzahlen aufweist als andere Landkreise in der Region Köln/Bonn.
79
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Arbeitslosenquote im Deutschlandvergleich 1.
23,8 %
Kreis Demmin
126.
12,4 %
Kreisfreie Stadt Köln
168.
10,5 %
Kreis Düren
173.
10,4 %
Rhein-Erft-Kreis
249.
7,9 %
Kreis Neuss
274.
7,5 %
Kreis Euskirchen
274.
7,5 %
Rhein-Sieg-Kreis
439.
2,5 %
Kreis Eichstätt
Durchschnitt Nordrhein-Westfalen: 10,6 % Durchschnitt Deutschland:
9,8 %
Quelle: www.meinestadt.de
Auch der Rheinisch-Bergische Kreis und der Oberbergische Kreis liegen mit Arbeitslosenquoten von 9,1 % bzw. 8,6 % unter dem Rhein-Erft-Kreis. 20 Die höchste Arbeitslosenquote im Rhein-Erft-Kreis hat Bergheim mit 14,8 % (Stand 12/2004). Danach folgen die Kommunen Bedburg, Elsdorf, Kerpen und Wesseling mit einer Arbeitslosenquote zwischen 12 % und 13 %. Die deutlich niedrigste Arbeitslosenquote hatte die Stadt Pulheim im Jahr 2004 mit nur 8,9 %. Auf dem zweiten Platz dieser Statistik steht die Stadt Erftstadt mit 10,5 % gefolgt von Hürth und Frechen mit 11 % bzw. 11,6 %. Bei der Veränderung der Arbeitslosenquoten zwischen Dezember 2001 und Dezember 2004 haben die Kommunen Bergheim, Wesseling und Hürth mit jeweils
ca.
32
%
die
höchsten
Veränderungsraten.
Die
niedrigste
Veränderungsrate hat die Stadt Pulheim mit 15,92 %. Ebenfalls gut in dieser Statistik
stehen
Städte
Bedburg,
Erftstadt
und
Kerpen,
die
eine
Veränderungsrate von rund 20 % aufweisen.
20
Quelle: IHK Köln: Arbeitsmarkt.pdf
80
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Abb. 42 - Quelle: Jahresbericht WfG Kerpen 2004
Die meisten Arbeitslosen im Kreis haben die Kommunen Bergheim und Kerpen, die auch die bevölkerungsstärksten sind. Die Zuwächse der Arbeitslosen von 2003 bis 2005 halten sich bei den meisten Kommunen zwischen 500 und 900. Auffällig ist hier die Stadt Bergheim, wo die Arbeitslosenzahl in den letzten 3 Jahren um ca. 1.400 Erwerbslose gestiegen ist. Leicht nach unten weicht die Gemeinde Elsdorf ab, die allerdings auch als kleinste Kommune des Kreises die wenigsten Beschäftigten hat. Die Zahl der Erwerbslosen stieg hier nur um ca. 300. Die Stadt Pulheim hatte von 2003 auf 2004 einen geringen Rückgang der absoluten Arbeitslosenzahlen. Von 2004 auf 2005 stieg die Zahl dann allerdings deutlich an um ca. 600 Erwerbslose. 21
7.2.2 Entwicklung Sozialversicherungspflichtige Beschäftigtung Der Stand der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort RheinErft-Kreis bewegte sich zwischen 1995 und 2005 immer im Bereich von 110.000 bis 120.000. Bis zum Jahr 2002 stieg diese Zahl kontinuierlich an und ab 2003 sank sie kontinuierlich, so dass diese Zahl im Jahr 2005 bei 111.488 lag. Den Höchstwert
der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am
Arbeitsort im Untersuchungszeitraum gab es im Jahr 2002 mit 118.017. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Rhein-Erft-Kreis von 1987 bis 2004 nach dem Indexverfahren. 21
Quelle: IHK Köln Gemeindeprofile
81
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Abb. 43 - Quelle: IHK Köln
Auffällig beim Rhein-Erft-Kreis ist auch die hohe Beschäftigtenzahl nach dem so genannten
Wohnortprinzip.
Sozialversicherungspflichtige
Das im
heißt,
Rhein-Erft-Kreis
Sozialversicherungspflichtige am Wohnort
es
wohnen als
dort
mehr arbeiten.
Rhein-Erft-Kreis gab es im Jahr
2002 151.373. Laut der Regionomica Studie lag der Kreis bereits im Jahr 2000 mit 150.204 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Wohnort auf Platz 9 des bundesweiten Vergleichs. Wenn man sich genauer mit der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Rhein-Erft-Kreis auseinandersetzt, fällt auf, dass der RheinErft-Kreis ein negatives Pendlersaldo hat. Dies bedeutet, dass mehr Beschäftigte zum Arbeiten aus dem Rhein-Erft-Kreis herausfahren als zum Arbeiten hereinkommen.
82
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Pendlersaldo des Rhein-Erft-Kreises von 1997 - 2002 -32000 1997 1998 1999 2000 2001 2002 -32500 -33000 -33500
Pendlersaldo
-34000 -34500 -35000 Abb. 44 - Quelle: IHK Köln, eigene Darstellung
Die oben dargestellte Abbildung zeigt, dass von 1997 bis 2002 immer zwischen 33.000 und 35.000 Menschen weniger zum Arbeiten in den Rhein-Erft-Kreis kommen als dort wohnen und außerhalb Arbeit gefunden haben. Bei der Zahl der Auspendler hat besonders die Stadt Köln eine tragende Rolle. Ein Großteil der Auspendler aus dem Rhein-Erft-Kreis arbeitet dort. Im Jahr 2001 lag der Anteil der Auspendler in die Stadt Köln bei 53.939. Auf der anderen Seite lag die Zahl der Einpendler aus der Stadt Köln in den Rhein-ErftKreis bei 15.281. Demnach besteht die wichtigste Pendlerbeziehung mit der Stadt Köln. Allerdings kommen auch viele Einpendler aus den Kreisen Düren, Euskirchen und Rhein-Sieg. Im Jahr 2001 waren es zwischen 4.200 und 5.200. Die Zahl der Auspendler in die Stadt Köln lässt einerseits vermuten, dass die Stadt Köln ein wichtiger Arbeitsstandort ist, aber auch, dass der Rhein-ErftKreis als Wohnort attraktiv ist. Allerdings nur im Vergleich zur Stadt Köln. Im Vergleich mit den umliegenden Landkreisen hat der Rhein-Erft-Kreis positive Pendlersalden. Dies spricht in diesem Vergleich im Umkehrschluss auch für die Attraktivität des Kreises als wichtiger Arbeitsort neben der Stadt Köln. Herkunft/ Ziel
Kreis Euskirchen
Einpendler am Arbeitsort
Auspendler vom Wohnort
Rhein-Erft-Kreis
Rhein-Erft-Kreis 4709
1503
Stadt Köln
15281
53939
Stadt Bonn
1589
2727
83
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kreis Aachen
1497
939
Kreis Düren
4231
2282
Rhein-Sieg-Kreis
5207
1991
Rheinland Pfalz
1545
578
Übrige
44456
47658
Pendler insgesamt
78515
111617
117.631
150733
66,75
74,05
Beschäftigte Pendleranteil an Beschäftigten in %
Quelle: Regionomica.; Standortanalyse Rhein-Erft; Daten von Mai 2002
Die obige Statistik zeigt ebenfalls, dass ein reger Austausch zwischen den Beschäftigten der umliegenden Kreise und Städte stattfindet. In den Rhein-ErftKreis hinein pendeln täglich 78.515 Beschäftigte also ca. 67 % aller Beschäftigten, während sogar ca. 74 % aller Beschäftigten, die im Rhein-ErftKreis wohnen, hinauspendeln. Wenn man dies mit den durchschnittlichen Pendlerbewegungen in ganz Nordrhein-Westfalen vergleicht fällt auf, dass in den Rhein-Erft-Kreis und aus ihm heraus überdurchschnittliche große Pendlerströmungen herrschen.
7.2.3 Fazit Nach eingehender Betrachtung des Rhein-Erft-Kreises kann man sagen, dass die Beschäftigungsstruktur im Vergleich in Ordnung ist. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist überdurchschnittlich hoch. Dabei fällt besonders die Zahl der Beschäftigten nach dem Wohnortprinzip auf. Dies deutet eine vergleichsweise Attraktivität des Rhein-Erft-Kreises als Wohnort an. Die Zahl der Beschäftigten blieb im Zehnjahresdurchschnitt in etwa konstant. Dabei gab es kurz nach der Jahrtausendwende einen Zuwachs an Beschäftigten, der ab 2003 wieder zurückging. Im Rhein-Erft-Kreis gibt es überdurchschnittlich hohe Pendlerbeziehungen mit den umliegenden Städten und Gemeinden. Eine besondere Stellung nimmt dabei die Stadt Köln ein. Nach Köln pendeln mehr Menschen aus dem Kreis hinein als hinaus, während die Pendlerbeziehung zu den umliegenden
84
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Ladkreisen umgekehrt ist. Dies könnte bedeuten, dass der Rhein-Erft-Kreis als Arbeitsort sowie auch als Wohnort attraktiv ist. Bei der Arbeitslosenquote liegt der Rhein-Erft-Kreis mit 10,4 % knapp unter dem NRW-Durchschnitt und knapp über dem Bundesdurchschnitt. Allerdings hat er eine höhere Arbeitslosenquote als die umliegenden Landkreise.
7.3 Wirtschaftsstruktur und Profil des Rhein-Erft-Kreises 7.3.1 Gewerbestruktur Der Rhein-Erft-Kreis gehörte über Jahrzehnte zum Energiezentrum Europas. Hier lagerten die größten Braunkohlevorkommen Europas. Nachdem die Tagebaue im Süden des Kreises schon seit längerem ausgekohlt sind und auch die Tagebaue Fortuna-Garsdorf und Bergheim seit kurzem wieder rekultiviert werden, gibt es im Kreisgebiet nur noch den Tagebau Hambach II, der die Gemeinde Elsdorf und die Stadt Kerpen berührt. Die beiden anderen großen Tagebaue
der Region,
Garzweiler
und Inden,
liegen
außerhalb
des
Kreisgebietes. Allerdings bleibt die Braunkohlegewinnung, und vor allem die Braunkohlestromgewinnung, weiterhin ein wichtiger Wirtschaftszweig im RheinErft-Kreis. Neben der Verarbeitung einer der Hauptarbeitgeber im Kreis die RWE Power AG leben auch zahlreiche Zulieferer und Zuarbeiterbetriebe von der Braunkohle. Der Rhein-Erft-Kreis ist auch insgesamt ein sehr von traditionellen Industrien geprägter Raum. So gibt es im Süden des Kreises auch noch große Vorkommen der chemischen und petrochemischen Industrie. Dies schlägt sich auch in den Wirtschaftsstrukturdaten und der Stärke des produzierenden Gewerbes nieder. Im Juni 2006 lag der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die im produzierenden Gewerbe tätig waren bei 32,6 %. Demnach ist der Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe im Rhein-Erft-Kreis seit 2001 um 3,2 % gesunken. Damit bleibt der Anteil im Bereich des Landesdurchschnitts von Nordrhein-Westfalen und insgesamt ist im Rhein-Erft-Kreis immer noch knapp ein Drittel der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe tätig.
85
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Der primäre Sektor ist wie überall nur noch sporadisch mit 1 % der Beschäftigten vertreten. Der größte Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Rhein-Erft-Kreis ist im tertiären Sektor mit 66,4 % tätig. Das sind in Zahlen ungefähr 74.000 Erwerbstätige. Insgesamt gab es laut der IHK Köln im März 2006 rund 26670 Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis. Davon sind die meisten Betriebe im Bereich der allgemeinen Dienstleistungen (10.878) und des Einzelhandels (5.253) angesiedelt. Im Bereich des verarbeitenden Gewerbes gibt es hingegen nur 897 Betriebe, allerdings stellt diese Branche mit über 22.000 Beschäftigten ca. 20 % der Gesamtbeschäftigten.
Danach
folgen
erst
allgemeine
Dienstleistungsunternehmen und der Einzelhandel. Dies lässt erkennen, dass im verarbeitenden Gewerbe hauptsächlich Mittel- und Großbetriebe angesiedelt sind, da in einer relativ geringen Zahl der Unternehmen ca. ein fünftel der Beschäftigten arbeiten, während im Einzelhandel
oder
in
allgemeinen
Dienstleistungssektor
eher
kleinere
Unternehmen vorherrschen. Dies erkennt man daran, dass es eine relativ große Anzahl an Unternehmen gibt, jedoch ist die Beschäftigtenquote in diesen Bereichen niedriger als im verarbeitenden Gewerbe.
7.3.2 Bruttowertschöpfung Die Bruttowertschöpfung im Rhein-Erft-Kreis stieg von 1996 bis 1998 um ca. 500 Millionen € von 9,558 Mrd. € auf 10,049 Mrd. €. Damit war die Steigerung der Bruttowertschöpfung über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Im Jahr 1999 fiel die Bruttowertschöpfung allerdings mehr als sie zuvor gestiegen war. Nach diesem konjunkturellen „Einbruch“ wurde in den folgenden Jahren die positive Entwicklung der letzten Jahre fortgesetzt. Im Jahr 2003 lag die Bruttowerschöpfung im Rhein-Erft-Kreis wieder bei 10,016 Mrd. €. Dabei ist es auch interessant, die Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen zu betrachten.
Der
Anteil
des
produzierenden
Gewerbes
an
der
Bruttowertschöpfung lag im Jahr 2000 prozentual unter dem Anteil der Beschäftigten. Das heißt, dass viele Beschäftigte weniger Bruttowertschöpfung erwirtschafteten. Im Bundesdurchschnitt hingegen waren beide Zahlen in diesem Zeitraum in etwa identisch. Genau andersherum zeigte sich das
86
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Verhältnis im Dienstleistungssektor. Dort war der Anteil der Beschäftigten niedriger als der Anteil an der Bruttowertschöpfung. Dass wiederum heißt, dass wenige Beschäftigte viel erwirtschaften. Auch in diesem Fall waren die Zahlen für den Bundesdurchschnitt in etwa identisch. 22
7.3.3 Kaufkraftniveau Wie schon erwähnt, ist der Handel im Rhein-Erft-Kreis ein bedeutender Wirtschaftszweig.
Im
Jahr
2005
wurden
im
Rhein-Erft-Kreis
5.247
Einzelhandelsunternehmen gezählt. 2002 waren es erst 4.656. Diese erwirtschafteten in 2005 einen Umsatz von 8.581,4 Mio. €. Das sind 18.582 € Kaufkraft je Einwohner. In Relation zu anderen Vergleichsgebieten wird die Kaufkraft der Bevölkerung in Kaufkraftkennziffern nach dem Indexverfahren gemessen. Hierbei ist der Index 100 der Bundesdurchschnitt. Der Durchschnitt für Nordrhein-Westfalen liegt bei 103,7. Im Einzugsgebiet der IHK Köln liegt der Rhein-Erft-Kreis mit 108,8 hinter den Städten Köln und Leverkusen und hinter dem Rheinisch-Bergischen-Kreis, der mit 121,1 die höchste Kaufkraft aufweist, aber noch vor dem Oberbergischen Kreis. Außerdem ist zu erkennen, dass die Kaufkraft
des
Rhein-Erft-Kreises
über
dem
Bundes-
und
über
dem
Landesdurchschnitt liegt. Im Rhein-Erft-Kreis hat die Stadt Pulheim mit Abstand die höchste Kaufkraft mit 126,1. Das bedeutet, dass jeder Einwohner Pulheims über 21.691 € Kaufkraft pro Jahr verfügt. Danach folgt erst mit größerem Abstand die Stadt Erftstadt mit 113,8 und einer Kaufkraft pro Jahr und pro Einwohner von 19.444 €. An letzter Stelle stehen die Gemeinde Elsdorf mit 100,4 und die Stadt Bedburg mit 97,3. Damit hat jeder Bürger der Stadt Bedburg im Durchschnitt 5.000 € weniger an Kaufkraft pro Jahr als ein Bürger der Stadt Pulheim. Außerdem ist Bedburg die einzige Kommune des Rhein-Erft-Kreises, die unter dem Bundesdurchschnitt liegt. 23
22 23
Quelle: IHK Köln Bruttowertschöpfung.pdf Quelle IHK Köln; Tab_Kaufkraftkennziffern1.pdf
87
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
7.3.4 Profil der einzelnen Kommunen Nun kommen wir zu den einzelnen Kommunen als Wirtschafsstandorte. Aufgrund der großen interkommunalen Unterschiede ist es sinnvoll, diese getrennt zu betrachten.
Stadt Bedburg: In Bedburg befindet sich der Industrie- und Gewerbepark Mühlenerft mit 27 Unternehmen auf einer Fläche von 50,2 ha, das Gewerbegebiet Silverberg mit 3,2 ha und das Gewerbegebiet Otto-Hahn-Straße mit 0,73 ha. Die Stadt Bedburg verfügt über einen ausgewogenen Gewerbemix. Die
Unternehmen
sind
Kunststoffverarbeitung,
zum
Beispiel
Dienstleistung
und
aus
den
Bereichen
Logistik.
Der
Metall-,
Gewerbepark
Mühlenerft wird von der Stadt Bedburg und der RWE Power AG vermarktet. Allerdings herrschte hier, trotz der günstigen Lage direkt an der A61 und ca. 10 Minuten von der A46 entfernt, in den letzten Jahren weitestgehend Stillstand. Es konnten kaum neue Unternehmen angezogen werden.
Gemeinde Elsdorf: In Elsdorf befindet sich das Gewerbegebiet Oststraße mit einer Fläche von 80.000 qm und 15 ansässigen Betrieben. Hier existiert ein Gewerbemix aus produzierenden Firmen, Handel und Dienstleistung. Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber, der aber nicht im Gewerbegebiet ansässig ist, ist die Zuckerfabrik Pfeifer & Langen. Diese war über Jahrzehnte der Hauptarbeitgeber der Gemeinde. Durch die geplante Verlagerung der Hauptproduktion ab 2007 werden allerdings hier wichtige Arbeitsplätze verloren gehen.
Die
zweitwichtigsten
Arbeitgeber
in
der
Gemeinde
sind
die
Matratzenfabrik Bettina und die Bäckerei Schneider. Die Gemeinde Elsdorf ist in der schwierigen Lage. Durch das Abraumgebiet des Tagebaues Hambach II wird die Gemeindefläche sehr stark verkleinert. So bleiben kaum Flächen für neue Gewerbeansiedlungen. Eine Erweiterung des Gewerbegebietes „Oststr.“ ist für die Projektgruppe aber vorstellbar.
Stadt Bergheim: Die Stadt Bergheim ist und wird auch für längere Zeit in der Zukunft noch von der Braunkohle geprägt sein. Das RWE Kraftwerk in Niederaußem wurde im Jahr 2002 mit neuer verbesserter Anlagentechnik
88
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
erweitert.
Dies
war
2002
die
größte
Einzelinvestition
mit
einem
Investitionsvolumen von 1,2 Milliarden €. Die Martinswerk GmbH hat sich auf die Herstellung chemischer Produkte auf Basis von Aluminiumhydroxid und Magnesiumhydroxid spezialisiert. Produkte sind unter anderem Kunststoff, Papier und Zahnpasta. Das Unternehmen umfasst heute 540 Mitarbeiter und gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern der Stadt. Des Weiteren verfügt die Stadt Bergheim noch über zwei Gewerbegebiete. Das Gewerbegebiet Bergheim liegt zwischen B55 und A61 und hat eine Gesamtfläche von 68,81 ha, von denen 33 ha genutzt werden. Auch dieses Gewerbegebiet füllte sich schnell, seit einigen Jahren ist aber weitgehende Stagnation zu verzeichnen. Es sind insgesamt ca. 75 Betriebe angesiedelt, die ca. 1200 Mitarbeiter beschäftigen. Es existiert ein Branchenmix aus Handel, Handwerk und Dienstleistung. Das Gewerbegebiet Niederaußem liegt in unmittelbarer Nähe des Braunkohlekraftwerks. Es hat eine Gesamtgröße von 33,5 ha, von denen 7,5 ha derzeit genutzt werden. Dort sind 35 Kleinbetriebe ansässig mit insgesamt ca. 140 Mitarbeitern. Der Branchenmix besteht aus Handel und Handwerk. Der Standort erscheint besonders geeignet für Zulieferund Zuarbeiterbetriebe des Kraftwerks.
Stadt Pulheim: Die Stadt Pulheim verfügt über zwei Gewerbegebiete. Das Gewerbegebiet Pulheim verfügt über eine Gesamtfläche von 127,25 ha, von denen noch 80,3 ha frei verfügbar sind. Das Gewerbegebiet Brauweiler verfügt über eine Fläche von 85,43 ha, von denen lediglich noch ca. 4 ha frei sind. In
Pulheim
sind
Energiegewinnung,
Betriebe Elektro-,
aus
folgenden
Baugewerbe,
Bereichen
ansässig:
Kosmetikherstellung,
Telekommunikation und Medien. Pulheim zeichnet sich durch die Vielfalt der Branchen und vor allem durch eines der höchsten Kaufkraftniveaus in der Region aus. Die Ansiedlungen von Wirtschaftsunternehmen kamen in der Vergangenheit weitestgehend von selbst durch die günstige Lage der Stadt Pulheim im unmittelbaren Speckgürtel von Köln. Durch relativ niedrige Steuerhebesätze wurden Unternehmen aus Köln in den Speckgürtel angelockt. Das führt dazu, dass Pulheim, obwohl nur sehr begrenztes Standortmarketing betrieben wird, die höchsten Gewerbesteuereinnahmen im Kreis hat.
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Stadt Kerpen: Kerpen verfügt mit 4 über die höchste Anzahl an Gewerbe- und Industriegebieten im Rhein-Erft-Kreis. Das Industriegebiet Geilrather Feld verfügt über eine Gesamtnutzungsfläche von 17,82 ha, von denen noch 7,8 ha verfügbar sind. Das Gewerbegebiet Dickenbuschfeld-West verfügt über eine Fläche von 17 ha. Davon sind noch 6,52 frei verfügbar. Dazu das Gewerbegebiet Hahner Äcker mit insgesamt rund 62 ha Gesamtgröße und einer
noch
verfügbaren
Fläche
von
ungefähr
10
ha.
Das
größte
zusammenhängende Gebiet ist das Gewerbe- und Industriegebiet Türnich 3 mit ca. 88 ha. Unbenutzt sind davon noch ca. 15 ha. Die Stadt Kerpen hat ihre Branchenschwerpunkte im Bereich Logistik, Kfz und Handel und
zeichnet
sich durch eine besonders gute überregionale
Verkehranbindung an einem der wichtigsten deutschen Verkehrsknotenpunkte aus. Dies veranlasste zahlreiche, zum Teil auch überregional bedeutende Unternehmen aus den verschiedensten Branchen, sich in Kerpen anzusiedeln (zum Beispiel Visteon Deutschland, Computacenter oder Beers Deutschland). Durch die Imagewirkung als Geburtsort der Gebrüder Schumacher ist Kerpen als einzige Kommune des Rhein-Erft-Kreises auch international bekannt. Außerdem gibt es in Kerpen mit dem Schumacher Sportmuseum und der Michael
Schumacher
Kartbahn
noch
zwei
Einrichtungen,
die
diese
überregionale Ausstrahlung tragen. Die Stadt Kerpen zeichnet sich zudem durch gute Vermarktung der Flächen aus. Diese füllen sich zunehmend und schaffen immer mehr Arbeitsplätze.
Stadt Frechen: Die Stadt Frechen war lange Zeit sehr vom sekundären Sektor besonders von Braunkohle, Quarzsand und Tonindustrie geprägt. Seit einigen Jahren hat Frechen nun den Wandel zu einer Gewerbestadt mit den Schwerpunkten Logistik und Handel geschafft. Es gibt Untermnehmen aus den verschiedensten Branchen in Frechen zum Beispiel Automobil-, Pharma-, Logistik-, High-Tech-, EDV- und Medienbranche. Darüber hinaus befindet sich der Hauptsitz von Lekkerland-Tobaccoland in Frechen. Dieses Unternehmen vertreibt Convenience-Produkte und gehört zu den größten Unternehmen Nordrhein-Westfalens.
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Frechen hat nur ein einziges Gewerbegebiet. Den Europapark mit einer Gesamtfläche von 28,3 ha. Das Gewerbegebiet besticht durch seine exzellente Lage am direkten Stadtrand von Köln und der direkten Anbindung an das Autobahnkreuz Köln-West und damit an die A1 und A4 sowie kurze Wege zum Güterbahnhof Eifeltor und zum Flughafen Köln/Bonn. Durch die exzellente Lage ergeben sich auch keine Probleme bei der Vermarktung der Flächen im Europapark. Die Flächen sind nahezu vollständig vergeben und durch eine Fremdfirma vermarktet. Allerdings ergeben sind durch die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben im Gewerbepark zunehmende Probleme für die Frechener Innenstadt. Der Gewerbepark wird für Einzelhändler immer attraktiver und diese ziehen aus der Innenstadt ab. Darunter leidet die Attraktivität der Innenstadt als Einkaufsgebiet.
Stadt Hürth: Früher stark von Braunkohleabbau geprägt, ist Hürth heute ein bedeutender Standort für chemische Großindustrie. Im Chemiepark Knapsack arbeiten internationale Unternehmen auf 160 ha Fläche und sind mit rund 3.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt. Bis 1998 war hier auch ein großes Werk der Hoechst AG vertreten, deren Produktion wurde jedoch nach 1998 in zehn eigenständige kleinere Unternehmen ausgelagert. Durch eine Clusterbildung im Bereich der chemischen Industrie im Kölner Raum stehen die Chancen für den Chemiepark Knapsack, auch in Zukunft zu bestehen, sehr gut. In 2007 soll im Chemiepark Knapsack ein Dampfkraftwerk entstehen, dass mit 4 -5 Mio. Kilowattstunden Strom pro Jahr schon bald den Chemiepark versorgen wird. Ein zweites Standbein hat sich die Stadt Hürth seit dem Jahr 1991 mit den TVStudios in Hürth-Kalscheuren aufgebaut. Mittlerweile ist es der größte Fernsehproduktionsstandort in Nordrhein-Westfalen. Dort sind etwa 60 Medienunternehmen ansässig, die über 3000 Menschen beschäftigen. In den über 30 TV-Studios werden jährlich ca. 3500 Sendungen für das private und öffentlich-rechtliche Fernsehen produziert. Die bekanntesten sind „Wer wird Millionär?“ und „Big Brother“. Bedeutend für den Einzelhandel in Hürth ist der in den 70er Jahren gegründete Hürth-Park. Auf 7,6 ha gibt es 150 Fachgeschäfte, Banken, Apotheken etc.
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Täglich lockt das Einkaufszentrum ca. 30.000 Besucher durch die Passagen. Zusätzlich wurde im Hürth-Park 1990 das größte Kino im Rhein-Erft-Kreis eröffnet. Durch seine optimale Lage im Verkehrsnetz profiliert sich Hürth auch als Logistikstandort. Bedeutende Standortfaktoren sind etwa der ContainerBahnhof Eifeltor auf dem Stadtgebiet, direkte Anbindungen an die A1, A4 und A61und die relative Nähe zum Rheinhafen Godorf.
Stadt
Brühl:
Das
Stadtleitbild
sieht
Brühl
eher
als
Familien-
und
Freizeitstandort denn als Wirtschaftsstandort. Mit zahlreichen touristischen Angeboten wie den Schlössern, Teilen des Naherholungsgebietes Naturpark Rheinland oder dem Erlebnispark Phantasialand wird dies unterstrichen. Bedeutende industrielle Unternehmen in Brühl sind das Eisenwerk und das Renault-Nissan Werk, die der Kommunalpolitik der Freizeitstadt eher kritisch gegenüber stehen. Auf dem Gelände der ehemaligen Gieslerbrauerei wurde im Jahr 2006 ein neues Einkaufszentrum eröffnet, welches so den Einzelhandel in der Innenstadt binden soll und die Attraktivität dieser steigern soll. In der „Giesler-Galerie“ wurden
ca.
350
Arbeitsplätze
geschaffen
und
zahlreiche
bekannte
Einzelhandelsfirmen siedelten sich dort an.
Stadt Erftstadt: Erftstadt verfügt über zwei Gewerbegebiete in Lechenich und Gymnich mit einer Fläche von 6,5 ha und 8,5 ha. Der Wirtschaftspark Erftstadt am Rand von Lechenich liegt sehr günstig im Verkehrsnetz. Über die B265 ist innerhalb von wenigen Minuten die Autobahnanschlussstelle Erftstadt zu erreichen. Von dort kann man der A1 oder der A61 folgen. Allerdings gibt es Schwierigkeiten bei der Belegung der Flächen. Ein Grund dafür könnte die zu enge Auslegung des Konzeptes sein. Des Weiteren ist Erftstadt von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt. Es existiert ein breit gefächerter Branchenmix
mit einem leichten
Schwerpunkt im Bereich der Dienstleitungen. Potenziale werden in Erftstadt vor allem
in
den
Bereichen
Aus-
und
Weiterbildung,
Gastgewerbe
und
Technologiegewerbe gesehen.
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Stadt Wesseling: In Wesseling gibt es das Gewerbegebiet Rheinbogen, das von der Firma Shell und der Stadt Wesseling zusammen vermarktet wird. Es hat
eine
Gesamtfläche
von
16,2
ha
und
soll
zukunftsorientierten
mittelständischen Unternehmen Platz bieten. Wesseling ist schon seit längerem ein gefestigter Standort für Unternehmen der chemischen und petrochemischen Industrie. Von 7.851 Arbeitplätze entfallen alleine über 6.000 auf den Bereich des produzierenden Gewerbes. Bedeutende Arbeitgeber sind die Firmen Shell, Basell, Degussa und das Köln-WesselingerEisenwerk. Wesseling
hat
durch
die
vorhandenen
Unternehmen
enorme
Gewerbesteuereinnahmen. Weiteres besonderes Standortmarketing ist durch Wesselings Status als gefestigter Standort und auch durch die gute Anbindung an das Verkehrsnetz und speziell den Rheinhafen Godorf am Rande des Stadtgebiets nicht erforderlich. 24
7.3.5 Fazit Nach Analyse des Standortprofils des Rhein-Erft-Kreises gelangt man zu dem Schluss, dass die Stärken des Rhein-Erft-Kreises in der Ausgewogenheit und der Vielfalt der Wirtschaft liegt. Es gibt kein einheitliches Profil in den einzelnen Kommunen. Jede Kommune hat Ihre eigenen Stärken und Schwächen. Auffällig ist, dass Kommunen, die direkt an der Kölner Stadtgrenze liegen, weniger Probleme mit der Vermarktung von Flächen haben, da sie im so genannten Speckgürtel der Großstadt liegen. Firmen, die dort hinziehen, wollen den Standort Köln aufgrund der hohen Preise meiden, aber die direkte Verbindung zu ihm nicht aufgeben. Von ihrer Lage profitieren vor allem die Kommunen Pulheim, Frechen und Hürth. Hürth etabliert sich allerdings mittlerweile auch als Chemie- und Medienstandort und setzt dort Schwerpunkte. Pulheim hat keine besonderen Schwerpunkte sondern setzt eher auf einen ausgewogenen Gewerbemix. Brühl möchte nach eigenem Konzept eher eine Familien- und Freizeitstadt sein und legt daher wenig Wert auf die Ansiedlung neuer 24
Industrien.
Allerdings
versucht
man
Einzelhandelsunternehmen
Quellen für die Größe, Lage und Belegung der Gewerbegebiete waren die Internetauftritte der einzelnen Kommunen.
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anzuziehen wie etwa mit der Giesler-Galerie, um die Attraktivität der Innenstadt zu wahren. Wesseling ist seit geraumer Zeit ein gefestigter Standort für Chemie und Öl. Kerpen und Frechen profitieren von ihrer extrem günstigen Lage an den Kreuzungen
zweier
bedeutender
Fernverkehrsstraßen
und
setzen
wirtschaftliche Schwerpunkte, vor allem in den Bereichen Logistik und Handel. Elsdorf, Bedburg, Bergheim und Erftstadt sind mittelständisch geprägte Kommunen. Besonders die Kommunen im Norden des Rhein-Erft-Kreises sind noch stark von der Braunkohle geprägt. Bergheim durch das RWE Power Kraftwerk in Niederaußem. Elsdorf durch den Tagebau Hambach auf dem Gemeindegebiet und Bedburg durch den angrenzenden Tagebau Garzweiler und durch das große Arbeitsplatzangebot, was von der Braunkohle in der direkten Umgebung von Bedburg ausgeht. Zum Beispiel in der Nachbarstadt Grevenbroich. Somit ist der Rhein-Erft-Kreis ein sehr abwechslungsreicher Standort. Hier sind traditionelle Industrien wie Energie noch stark vertreten und haben auch noch einige Jahre Potential für die Zukunft. Hinzu kommt der Chemiestandort Rhein-Erft-Kreis in der Clusterregion Köln. Der Ballungsraum Köln ist einer der führenden Chemiestandorte Europas mit rund 70.000 Beschäftigten und knapp 30 % der deutschen chemischen Industrie. Hier ist also auch die hervorragende Lage entscheidend für einen Schwerpunkt. Des Weiteren
ist
der
Rhein-Erft-Kreis
ein
bedeutender
Standort
für
Logistikunternehmen. Die Anbindung an drei bedeutende nationale und internationale Fernverkehrswege, sowie die direkte Nähe zum Ballungsraum Köln/Bonn und dem Ruhrgebiet machen den Rhein-Erft-Kreis attraktiv. Außerdem ist die Verbindung nach Europa sehr gut. Innerhalb kurzer Zeit ist man in den Benelux Staaten, in England oder Frankreich. Abseits der Straßen hat man den Frachtflughafen Köln/Bonn in direkter Umgebung, die Kölner Rheinhäfen und das Güterverkehrszentrum Eifeltor auf dem Kreisgebiet. Inzwischen haben sich schon über 400 Logistikunternehmen für den Rhein-ErftKreis entschieden und die Tendenz ist steigend. Zukunftsträchtige Bereiche sind im Rhein-Erft-Kreis vor allem die Medien- und die IT-Branche – beispielsweise die Ansiedlung der Medienbranche in der Stadt
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Hürth mit den TV Studios in Kalscheuren. Daraus könnten in Zukunft weitere Synergien erzeugt werden um den Rhein-Erft-Kreis als Medienstandort zu etablieren. In der IT-Branche gibt es viele innovative mittelständische Unternehmen. Mit Hilfe des Rhein-Erft-IT Netzwerks sollen auch hier Synergien erzeugt werden. Alles in allem liegen die Stärken und vielleicht auch die Schwächen des RheinErft-Kreises in seiner Ausgewogenheit. Es gibt einige Schwerpunkte im Bereich Chemie und Logistik, aber ansonsten ist der Kreis eher von mittelständischer Wirtschaft geprägt. Vorzüge sind vor allem die günstige Lage im Raum und die hervorragende Verkehrsanbindung.
8 Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung in den Zukunftsregionen 8.1 Region: Rhein-Erft-Kreis 8.1.1 Standortfaktoren – Infrastruktur Der Rhein-Erft-Kreis liegt verkehrsgünstig in der Metropolregion Rhein-Ruhr – Region Köln/Bonn. Durch die Autobahnen A1 und A61 ist der Kreis an die nördlichen und südlichen Regionen Deutschlands und Europas angeschlossen. Darüber hinaus durchquert die Autobahn A4 den Kreis – eine wichtige Verkehrsverbindung in West-Ost-Richtung sowie die A555 als wichtige Autobahnverbindung zwischen den Großstädten Köln und Bonn. Durch die gute infrastrukturelle Anbindung des Kreises, S-Bahn und Allgemeiner Schienenverkehr – nur die Gemeinde Elsdorf ist nicht an den Schienenverkehr angeschlossen – besteht überregionaler Anschluss an den Fernverkehr der Deutschen Bahn über den Kölner Hauptbahnhof, den Köln/Bonner Flughafen sowie dem Güterverkehrszentrum Eifeltor. Die kreisangehörigen Gemeinden und Städte bieten zusammen mit dem Kreis eine weitreichende Bildungslandschaft, vielmehr sind in den letzten Jahren bedeutende Wohnsiedlungen (Bedburg-Kaster, Frechen-Grube Carl, KerpenSindorf) geschaffen worden, die besonders junge Familien anzieht. Im Kreisgebiet befinden sich wichtige Industriezentren, wie in Hürth-Knapsack – Containerterminal und Chemiepark – und in Wesseling – Rheinhafen
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Wesseling-Godorf. In der Vergangenheit war der Rhein-Erft-Kreis Mittelpunkt der Energiegewinnung (Kohleabbau) und Energieerzeugung in Deutschland. Durch das Auskohlen der Tagebaue hat sich der strukturelle Wandel in der Wirtschaft
des
Kreises
ebenfalls
durchgesetzt.
So
gibt
es
heute
hochtechnologische Betriebe im Kreis, die sich in neuen und großen Gewerbegebieten
ansiedelten.
Hier
sind
besonders
die
erfolgreichen
Gewerbegebiete in Frechen (Europaallee) und in Bergheim (Gewerbepark) zu erwähnen. Größter Arbeitgeber ist die RWE Power AG, die im gesamten Kreisgebiet entweder Braunkohle fördert (Tagebau Hambach), Kraftwerke (Bergheim-Niederaußem) betreibt oder Forschungszentren (Frechen) unterhält. Darüber hinaus gibt es noch weitere bedeutende Großansiedlungen im Kreis, darunter
finden
sich
folgende
Arbeitgeber:
Martinswerk
in
Bergheim,
Logistikunternehmen in Frechen, Visteon Europazentrale in Kerpen, NATOMilitärflugplatz in Nörvenich, Degussa, Bassell und Shell in Wesseling, Zuckerfabrik Pfeifer & Langen in Elsdorf und die Medienindustrie in Hürth. Großes Standbein des Kreises bildet allerdings die Beschäftigung durch die mittelständische Wirtschaft.
8.1.2 Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung – Wirtschaftsstruktur Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Rhein-Erft-Kreises hatte 1991 eine Höhe von 7,688 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug es 10,772 Mrd. Euro. Dies bedeutet eine Zunahme des BIP in 12 Jahren um 40,1 % oder eine durchschnittliche Zunahme pro Jahr von 2,9 %. Das BIP je Erwerbstätiger stieg im gleichen Zeitraum von 51.625 Euro im Jahr 1991 auf 63.882 Euro im Jahr 2003. Dies bedeutet eine Zunahme von 23,7 % oder durchschnittlich 1,8 % pro Jahr. Die Bruttowertschöpfung des Kreises lag 1991 bei 7,238 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug die Bruttowertschöpfung 10,016 Mrd. Euro. Der Anteil des primären Sektors an der Erwirtschaftung der Bruttowertschöpfung betrug 1991 0,8 % und 2003 0,7 %. Der sekundäre Sektor war 1991 mit 36,9 % und 2003 mit 31,3 % an der Wertschöpfung beteiligt. Größter Wachstumssektor ist allerdings der tertiäre Sektor mit einem Anteil 1991 von 62,3 % und 2003 von 68,0 %.
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
8.1.3 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Im
Ausgangsjahr
1995
hatte
der
Rhein-Erft-Kreis
110.864
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisses vorzuweisen. 2005 lag die Anzahl bei 111.488. Dies bedeutet eine Steigerung in 10 Jahren von 0,6 %. Dabei stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bis ins Jahr 2002 auf 118.017 und fällt seit diesem Jahr kontinuierlich. Dagegen ist die Entwicklung der Erwerbstätigen besser verlaufen. Im Jahr 1991 hatte der Rhein-Erft-Kreis durchschnittlich 148.900, im Jahr 2003 durchschnittlich 168.900 Erwerbstätige. Dies entspricht einer Steigerung von 13,2 % und ist maßgeblich auf die Zuwanderung gut ausgebildeter Menschen zurückzuführen.
8.1.4 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Im Betrachtungszeitraum 1995 bis 2005 veränderte sich die Quote der Arbeitslosigkeit entscheidend. Gab es Ende 1995 eine Arbeitslosenquote von 8,3 % so lag diese Mitte des Jahres 2005 bei 12,2 %. Feststellbar ist, dass es mit der Reform des Arbeitsmarktes – Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II – zum 01.01.2005 einen sprunghaften Anstieg von 8,9 % (Durchschnitt 2004) auf 11,1 % (Durchschnitt 2005) gab. Weiterhin sank die Arbeitslosigkeit im Zeitraum 1995 – 2001 von 8,3 % auf 7,3 % (Ende 2001). Durch die negative wirtschaftliche Entwicklung stieg besonders in den Jahren 2003 und 2004 die Arbeitslosigkeit. Mit den Reformen der Arbeitsmarktgesetze wurde dann auch die verdeckte Arbeitslosigkeit sichtbar gemacht – dies macht die letzte Steigerung der Arbeitslosigkeit aus. Mit der konjunkturellen Erholung im Jahr 2006 sank die Arbeitslosigkeit im Oktober auf 10,4 %, liegt aber weiterhin für einen wirtschaftlich starken Kreis in hohen Regionen.
8.1.5 Kaufkraft Die Kaufkraft je Einwohner lag in der Entwicklung 1997 – 2003 und darüber hinaus immer über den entsprechenden Werten des Landes NordrheinWestfalen – deutlicher noch über dem Wert der Bundesrepublik Deutschland. Hatte der Rhein-Erft-Kreis 1997 eine Kaufkraft je Einwohner von 16.133 Euro so stieg diese bis ins Jahr 2003 auf 18.112 Euro je Einwohner. Gleichzeitig
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
stiegen die entsprechenden Werte des Landes von 15.209 Euro auf 17.266 Euro und des Bundes von 14.636 Euro auf 16.606 Euro. Die höchste Kaufkraftkennziffer weist die Stadt Pulheim auf (im Jahr 2003: 20.671 Euro). Die niedrigste Kaufkraftkennziffer ist bei der Stadt Bedburg zu finden (im Jahr 2003: 16.170 Euro).
8.2 Region: Rhein-Kreis Neuss 8.2.1 Standortfaktoren – Infrastruktur Der Rhein-Kreis Neuss liegt verkehrsgünstig in der Metropolregion Rhein-Ruhr – Region Düsseldorf. Durch die Autobahnen A44 und A57 ist der Kreis an die nördlichen und südlichen Regionen Deutschlands und Europas angeschlossen. Darüber hinaus durchqueren die Autobahnen A48 und A52 den Kreis – wichtige Verkehrsverbindungen in West-Ost-Richtung und sind dabei die Verbindungen nach Düsseldorf und dem Ruhrgebiet. Durch die gute infrastrukturelle Anbindung des Kreises, S-Bahn und Allgemeiner Schienenverkehr besteht überregionaler Anschluss an den Fernverkehr der Deutschen Bahn über den Düsseldorfer Hauptbahnhof, den Düsseldorfer Flughafen, dem Verkehrslandeplatz Mönchengladbach sowie dem Rheinhafen in Neuss. Die kreisangehörigen Gemeinden und Städte bieten zusammen mit dem Kreis eine weitreichende Bildungslandschaft. Im Kreisgebiet befinden sich wichtige Industriezentren, wie in Dormagen – Chemiepark – und in Neuss – Rheinhafen Neuss mit einem Güterumschlag von ca. 5 Millionen Tonnen pro Jahr ist der südlichste Rheinhafen, der nicht nur von Binnenschiffen, sondern auch von Küstenmotorschiffen angelaufen werden kann. In der Vergangenheit war der südliche Teil des Rhein-Kreises Neuss um Grevenbroich wie der Rhein-Erft-Kreis Mittelpunkt der Energiegewinnung (Kohleabbau) und Energieerzeugung in Deutschland. Noch heute befinden sich entsprechende Kraftwerke im Kreis – nicht umsonst wird die Stadt Grevenbroich als „Bundeshauptstadt der Energie“ betrachtet. Durch das Auskohlen der Tagebaue hat sich der strukturelle Wandel in der Wirtschaft des Kreises ebenfalls durchgesetzt. So gibt es heute hochtechnologische Betriebe im Kreis, die sich in neuen und großen Gewerbegebieten ansiedelten. Hier sind
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
besonders die erfolgreichen Gewerbegebiete in Neuss (Hammfeld und Südteil der Stadt) und in Dormagen (Gewerbegebiete St. Peter, in Delrath, in Hackenbroich, an der Roseller Straße und im Top West) zu erwähnen. Es gibt mehrere Firmen die große Arbeitgeber im Kreis sind. Dazu gehören RWE Power AG, INEOS, Bayer AG, Lanxess, Bolten-Brauerei, Mexx Deutschland GmbH, Epson und Kyocera Mita. Großes Standbein des Kreises bildet allerdings auch die Beschäftigung durch die mittelständische Wirtschaft, besonders in den kleineren Kommunen wie Korschenbroich, Kaarst und Meerbusch. Der Kreis ist landwirtschaftlich (Zuckerrüben und Kartoffeln) wie auch in der Dienstleistung stark vertreten. Die Wirtschaft des Kreises ist sehr abwechslungsreich und ausgeglichen gestaltet und für eine zukünftige positive Entwicklung gut gerüstet. Indikatoren für eine positive Entwicklung sind trotz des Festhaltens an der Kohleenergie die Forschung in regenerativen Energien – so in Grevenbroich mit der „Frimmersdorfer Höhe“ – Europas bedeutendes Testfeld für Windkraftanlagen – und mit dem Gebiet „Am Neurather See“ – Photovoltaikanlage.
8.2.2 Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung – Wirtschaftsstruktur Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Rhein-Kreises Neuss hatte 1991 eine Höhe von 7,085 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug es 10,172 Mrd. Euro. Dies bedeutet eine Zunahme des BIP in 12 Jahren um 43,6 % oder eine durchschnittliche Zunahme pro Jahr von 3,1 %. Das BIP je Erwerbstätiger stieg im gleichen Zeitraum von 51.133 Euro im Jahr 1991 auf 76.139 Euro im Jahr 2003. Dies bedeutet eine Zunahme von 48,9 % oder durchschnittlich 3,4 % pro Jahr. Die Bruttowertschöpfung des Kreises lag 1991 bei 7,696 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug die Bruttowertschöpfung 12,412 Mrd. Euro. Der Anteil des primären Sektors an der Erwirtschaftung der Bruttowertschöpfung betrug 1991 0,9 % und 2003 0,7 %. Der sekundäre Sektor war 1991 mit 43,0 % und 2003 mit 30,7 % an der Wertschöpfung beteiligt. Größter Wachstumssektor ist auch im Rhein-Kreis Neuss der tertiäre Sektor mit einem Anteil 1991 von 56,1 % und 2003 von 68,7 %.
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
8.2.3 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Im
Ausgangsjahr
1995
hatte
der
Rhein-Kreis
Neuss
126.382
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisses vorzuweisen. 2005 lag die Anzahl bei 120.960. Dies bedeutet ein Rückgang der Beschäftigung in 10
Jahren
von
4,2
%.
Dabei
stieg
die
sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung bis ins Jahr 2002 auf 126.931 und fiel seit der negativen wirtschaftlichen Entwicklung dieser Zeit entsprechend. Mittlerweile lässt sich aber eine deutliche Belebung der Wirtschaft feststellen, das findet sich auch in der Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wieder. Am 30.09.2005
hatte
der
Rhein-Kreis
Neuss
122.566
Menschen
in
sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung – am 30.06.2005 waren es 120.960 Menschen und damit der vorläufige Tiefststand der letzten Jahre.
8.2.4 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Im Betrachtungszeitraum 1995 bis 2005 veränderte sich die Quote der Arbeitslosigkeit entscheidend. Gab es Ende 1995 eine Arbeitslosenquote von 8,7 % so lag diese Mitte des Jahres 2005 bei 10,1 %. Feststellbar ist, dass es mit der Reform des Arbeitsmarktes – Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II – zum 01.01.2005 einen sprunghaften Anstieg von 8,1 % (Durchschnitt 2004) auf 9,0 % (Durchschnitt 2005) gab. Weiterhin sank die Arbeitslosigkeit im Zeitraum 1997 – 2001 von 9,7 % auf 7,4 % (Ende 2001). Durch die negative wirtschaftliche Entwicklung stieg besonders in den Jahren 2003 und 2004 die Arbeitslosigkeit. Mit den Reformen der Arbeitsmarktgesetze wurde dann auch die verdeckte Arbeitslosigkeit sichtbar gemacht – dies macht die letzte Steigerung der Arbeitslosigkeit aus. Mit der konjunkturellen Erholung im Jahr 2006 sank die Arbeitslosigkeit im Oktober auf 7,9 %.
8.2.5 Kaufkraft Die Kaufkraft je Einwohner liegt im Jahr 2005 und darüber hinaus immer über den entsprechenden Werten des Landes Nordrhein-Westfalen – deutlicher noch über dem Wert der Bundesrepublik Deutschland. So hatte der Rhein-Kreis Neuss eine Kaufkraft von 20.049 Euro je Einwohner im Jahr 2005. Die höchste
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kaufkraft innerhalb des Kreises hatte die Stadt Meerbusch mit 24.916 Euro je Einwohner. Die kreisweit niedrigste Kaufkraft je Einwohner ist in der Gemeinde Jüchen mit 17.917 Euro festzustellen.
8.3 Region: Landkreis Böblingen 8.3.1 Standortfaktoren – Infrastruktur Der Landkreis Böblingen liegt verkehrsgünstig in der Metropolregion Stuttgart – Baden-Württemberg. Durch die Autobahn A81 ist der Kreis an die nördlichen und südlichen Regionen Deutschlands und Europas angeschlossen – Verbindung
zur
Metropolregion
Frankfurt/Rhein-Main.
Darüber
hinaus
durchquert die Autobahn A8 das Kreisgebiet – wichtige Verkehrsverbindung in West-Ost-Richtung – und ist dabei die Verbindung nach Österreich über München in östlicher Richtung und nach Frankreich und Luxemburg über Saarbrücken in westlicher Richtung. Durch die gute infrastrukturelle Anbindung des Kreises, S-Bahn und Allgemeiner Schienenverkehr besteht überregionaler Anschluss an den Fernverkehr der Deutschen Bahn über den Stuttgarter Hauptbahnhof und den Stuttgarter Flughafen. Die kreisangehörigen Gemeinden und Städte bieten zusammen mit dem Kreis eine weitreichende Bildungslandschaft. Im Kreisgebiet befinden sich wichtige Industrie- und Dienstleistungszentren, wie in Sindelfingen – größtes Automobilwerk der Welt – Leonberg und Böblingen. So gibt es heute hochtechnologische Betriebe im Kreis, wie die PC-Industrie, die Luft- und Raumfahrtindustrie aber auch Medienunternehmen und Firmen der Finanzdienstleistung. Allen voran finden sich viele große Firmen im Kreis wieder. In Sindelfingen mit der Mercedes Car Group die Daimler Chrysler AG, in
Renningen
die
Autoschmiede
Pininfarina,
in
Waldenbuch
die
Schokoladenproduktion der Alfred Ritter GmbH & Co. KG, in Leonberg Softwarefirmen und das Verwaltungs- und Entwicklungszentrum der Robert Bosch GmbH, in Holzgelingen die Hermes Logistik Gruppe und besonders mittelständische Unternehmen im Industriegebiet Buch, in Herrenberg vor allem mittelständische
Unternehmen
in
den
Bereichen
Elektrotechnik,
Arzneimittelherstellung und der Möbelindustrie wie auch Global Player IBM,
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Hewlett Packard und Glaxo Smith Kline. IBM und HP finden sich auch in der Kreisstadt Böblingen wie aber auch Siemens und Philipps.
8.3.2 Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung – Wirtschaftsstruktur Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landkreises Böblingen hatte 1991 eine Höhe von 10,278 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug es 14,219 Mrd. Euro. Dies bedeutet eine Zunahme des BIP in 12 Jahren um 38,3 %. Das BIP je Erwerbstätiger stieg im gleichen Zeitraum von 53.986 Euro im Jahr 1991 auf 67.457 Euro im Jahr 2003. Dies bedeutet eine Zunahme von 25,0 %. Die Bruttowertschöpfung des Kreises lag 1991 bei 9,676 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug die Bruttowertschöpfung 13,221 Mrd. Euro. Der Anteil des primären Sektors an der Erwirtschaftung der Bruttowertschöpfung betrug 1991 0,9 % und 2003 0,2 %. Der sekundäre Sektor war 1991 mit 62,2 % und 2003 mit 51,0 % an der Wertschöpfung beteiligt. Größter Wachstumssektor ist auch im Landkreis Böblingen der tertiäre Sektor mit einem Anteil 1991 von 37,5 % und 2003 von 48,8 %.
8.3.3 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Im
Ausgangsjahr
1995
hatte
der
Landkreis
Böblingen
143.659
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisses vorzuweisen. 2005 lag die Anzahl bei 154.077. Dies bedeutet ein Anstieg der Beschäftigung in 10 Jahren von 7,3 %. Dabei sank die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von 1995 bis 1997. Der Tiefststand der Anzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisses gab es im Jahr 1997 mit 142.288 Menschen. Ab 1998 stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von 142.288 (1997) auf ihren Höchststand im Jahr 2002 mit 160.908 Menschen. Danach setzte unter Einsetzen einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung ein weiterer Rückgang – wie schon in der Zeit 1995 bis 1997 – ein.
8.3.4 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Im Betrachtungszeitraum 1995 bis 2005 verringerte sich die Quote der Arbeitslosigkeit. Gab es Ende 1995 eine Arbeitslosenquote von 7,9 %, so lag
102
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
diese im Durchschnitt des Jahres 2005 bei 6,2 %. Feststellbar ist auch, dass mit der Reform des Arbeitsmarktes – Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II – zum 01.01.2005 kein sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit wie in den Vergleichskreisen stattfand. Lag die Arbeitslosenquote im IV. Quartal 2004 bei 6,0 %, so betrug sie im I. Quartal 2005 lediglich 6,9 %. Weiterhin sank die Arbeitslosigkeit im Zeitraum 1995 – 2001 von 8,0 % (I. Quartal 1995) auf 4,7 % (II. Quartal 2001). Durch die negative wirtschaftliche Entwicklung stieg die Arbeitslosenquote in den Jahren 2003 und 2004 leicht an. Mit den Reformen der Arbeitsmarktgesetze wurde dann auch die verdeckte Arbeitslosigkeit sichtbar gemacht – dies macht die letzte Steigerung der Arbeitslosigkeit aus. Mit der konjunkturellen Erholung im Jahr 2006 sank die Arbeitslosigkeit im Oktober auf 5,4 %, liegt damit weit unter den Arbeitslosenzahlen des Rhein-Erft-Kreises und des Rhein-Kreises Neuss.
8.3.5 Kaufkraft Die Kaufkraft je Einwohner liegt im Jahr 2004 und darüber hinaus immer über den entsprechenden Werten des Landes Baden-Württemberg – deutlicher noch über dem Wert der Bundesrepublik Deutschland. So hatte der Landkreis Böblingen eine Kaufkraft von 27.786 Euro je Einwohner im Jahr 2004. Das Land Baden-Württemberg hatte im gleichen Jahr eine Kaufkraft von 24. 860 Euro je Einwohner. Damit liegt die Kaufkraft des Landkreises Böblingen auch deutlich über der Kaufkraft der Vergleichskreise.
8.4 Fazit der wirtschaftlichen Entwicklung Der Rhein-Erft-Kreis ist, wie auch der Rhein-Kreis Neuss und der Landkreis Böblingen, infrastrukturell sehr gut aufgestellt. Autobahn-, Schienen- und Flughafenanbindung sind in allen drei Vergleichskreisen vorhanden. Fast identisch ist auch die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) seit 1991. Im Rhein-Kreis Neuss stieg es um 43,6 %, im Rhein-Erft-Kreis um 40,1 % und im Landkreis Böblingen um 38,3 %. Dabei verzeichnet der Landkreis Böblingen 1991 wie 2003 das höchste BIP mit 10,278 Mrd. Euro (1991) und 14,219 Mrd. Euro (2003).
103
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Ein ganzes anderes Bild bei der Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Der Rhein-Erft-Kreis verbuchte im Zeitraum von 1995 bis 2005 ein leichtes Wachstum um 0,6 %, der Rhein-Kreis Neuss eine deutliche Abnahme um 4,2 % und der Landkreis Böblingen eine deutliche Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse um 7,3 %. Dabei hatte der Rhein-Erft-Kreis im Jahr 2005 111.488, der Rhein-Kreis Neuss 120.960 und der Landkreis Böblingen 154.077 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am Arbeitsort vorzuweisen. Im Bereich der Arbeitslosigkeit entwickelten sich der Landkreis Böblingen und der Rhein-Kreis Neuss sehr gut. So konnte die Arbeitslosenquote – auch nach der Arbeitsmarktreform in 2005 – von 7,9 % (Ende 1995) auf 5,4 % (Oktober 2006) fallen. Der Rhein-Kreis Neuss hatte Ende 1995 eine Arbeitslosenquote von 8,7 % aufzuweisen. Im Oktober 2006 lag die Arbeitslosigkeit bei 7,9 %. Einzig der Rhein-Erft-Kreis entwickelte sich gegen den Trend der anderen beiden Kreise und verbuchte im Oktober 2006 mit 10,4 % mehr Arbeitslose als noch Ende 1995 (8,3 %). Auch bei der Betrachtung der Kaufkraft je Einwohner lassen sich die drei Kreise differenzieren. Die höchste Kaufkraftkennziffer besitzt der Landkreis Böblingen mit 27.786 Euro. Der Rhein-Kreis Neuss folgt mit 20.049 Euro. Der Rhein-ErftKreis belegt den dritten Platz mit 18.112 Euro. Damit liegt die Kaufkraft in den drei Vergleichskreisen immer höher als in ihrem Landesdurchschnitt und höher als der Bundesdurchschnitt.
8.5 Benotung der wirtschaftlichen Entwicklung Das Benotungssystem basiert auf entsprechende Klassifizierungen in den Bereichen
Infrastruktur,
Bruttoinlandsprodukt
(BIP),
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Kaufkraft. Das BIP, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die Arbeitslosigkeit werden in zwei Noten bewertet – einmal für den Stand in der zeitnahen Gegenwart und der Entwicklung der Kennzahl in den letzten Jahren. Zusammengezogen ergeben die acht Teilnoten die Gesamtnote „Wirtschaft.“
104
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Rhein-Erft-
Rhein-Kreis
Landkreis
Kreis
Neuss
Böblingen
(BM)
(NE)
(BB)
1
1
1
3
3
1
1
1
2
28
2
2
1
sozialversicherungspflichtigen
3
4
2
3
2
2
6
3
1
Infrastruktur
25
BIP im Jahr 2005
26
Entwicklung BIP27 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Jahr 2005 Entwicklung der
Beschäftigung
29
Arbeitslosenquote in 10/2006
30
Entwicklung der 31
Arbeitslosigkeit
25
Der Bereich Infrastruktur wurde pauschal mit der Note 1 bewertet, da die drei Vergleichskreise sehr ähnliche Anbindungen an regionale und überregionale Verkehrsnetze haben zudem auch weitere infrastrukturelle Dinge gleichwertig vorhanden sind. 26 Der Bereich Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2005 wurde mit folgender Abstufung bewertet: 14,0 Mrd. Euro und mehr 1 11,0 Mrd. Euro bis 13,99 Mrd. Euro 2 8,0 Mrd. Euro bis 10,99 Mrd. Euro 3 5,0 Mrd. Euro bis 7,99 Mrd. Euro 4 2,0 Mrd. Euro bis 4,99 Mrd. Euro 5 0 Mrd. Euro bis 1,99 Mrd. Euro 6 27 Der Bereich Entwicklung BIP wurde mit folgender Abstufung bewertet: 40,00% und mehr 1 20,00% bis 39,99% 2 0% bis 19,99% 3 -19,99% bis 0% 4 -39,99% bis -20,00% 5 -40,00% und mehr 6 28 Der Bereich Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Jahr 2005 wurde mit folgender Abstufung bewertet: 125.000 und mehr 1 100.000 bis 124.999 2 75.000 bis 99.999 3 50.000 bis 74.999 4 25.000 bis 49.999 5 0 bis 24.999 6 29 Der Bereich Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wurde mit folgender Abstufung bewertet: 10,00% und mehr 1 5,00% bis 9,99% 2 0% bis 4,99% 3 -4,99% bis 0% 4 -9,99% bis -5,00% 5 -10,00% und mehr 6 30 Der Bereich Arbeitslosenquote in 10/2006 wurde mit folgender Abstufung bewertet: 0,00% bis 3,99% 1 4,00% bis 7,99% 2 8,00% bis 11,99% 3 12,00% bis 15,99% 4 16,00% bis 19,99% 5 20,00% und mehr 6
105
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kaufkraftkennziffer in 2005
32
Wirtschaftsnote
3
2
1
2,8
2,3
1,4
Damit hat der Landkreis Böblingen auch in der Benotung der wirtschaftlichen Situation den Spitzenplatz in der Gesamtentwicklung einnehmen können.
9 Tourismus im Rhein-Erft-Kreis 9.1 Begriff und Entwicklung des Tourismus Der Begriff „Tourismus“, der erst im Jahre 1830 in die deutsche Sprache aufgenommen wurde, stammt vom dem französischen Wort „le tour“ ab, welches für Reise, Rundgang und Spaziergang steht und umfasst im Allgemeinen alle durchgeführten Reisen. 33
In früheren Zeiten war das Reisen zu Erholungs- und Freizeitzwecken für einen Großteil der Bevölkerung auf Grund der finanziellen und sozialen Verhältnisse nicht möglich. Lediglich der Adel und das gehobene Bürgertum konnten sich derartigen Luxus erlauben. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts nahm das Reisen in der Mittelschicht langsam Gestalt an. Doch zu dem Tourismus in der heutigen Größe kam es erst nach dem rasanten Anstieg in den letzten 30 Jahren. Dieser Zuwachs hat zur Folge, dass der Tourismus eine bedeutende wirtschaftliche Größe geworden ist und bei der Zukunftsanalyse unbedingt miteinbezogen werden muss. Da er auch als weicher Standortfaktor bei der Standortwahl immer mehr in Erscheinung tritt, und somit für die Ansiedelung
31
32
33
Der Bereich Entwicklung der Arbeitslosigkeit wurde mit folgender Abstufung bewertet: -20,00% und mehr 1 -10,00% bis -19,99% 2 0% bis -9,99% 3 0% bis 9,99% 4 10,00% bis 19,99% 5 20,00% und mehr 6 Der Bereich Kaufkraftkennziffer in 2005 wurde mit folgender Abstufung bewertet: 24.000 Euro und mehr 1 18.000 Euro bis 23.999 Euro 2 14.000 Euro bis 17.999 Euro 3 10.000 Euro bis 13.999 Euro 4 6.000 Euro bis 9.999 Euro 5 0 Euro bis 5.999 Euro 6 http://de.wikipedia.org/wiki/Tourismus
106
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
neuer Unternehmen ausschlaggebend ist, gilt es, das Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot einer Region näher zu betrachten.
Bezogen auf die touristische Entwicklung in ganz Deutschland kann man feststellen, dass sich Deutschland als Reiseziel weltweit behauptet und als Standort festigt. Das Angebot Deutschlands erstreckt sich über historische Städte, Schlösser und Burgen, einer vielfältigen Naturlandschaft mit Meer und Alpen, einer ausgebauten Beherbergungsstruktur und rund 2,5 Millionen Großveranstaltungen im Bereich Musik, Tanz, Kunst und Kultur.34 Der Rhein-Erft-Kreis dagegen ist momentan national und international als klassischer Tourismusstandort nicht besonders bekannt. Auch bezüglich der Anzahl der Beherbergungsbetriebe, Ankünfte und Übernachtungen gehört er im bundesweiten Vergleich aller Landkreise zu der unteren Hälfte.35 Doch genauer betrachtet hat auch der Rhein-Erft-Kreis für Touristen einiges zu bieten. Um eine Aussage darüber treffen zu können, inwieweit der Rhein-Erft-Kreis im touristischen Sektor zukunfts- und wettbewerbsfähig ist, wird im Folgenden zunächst eine Ist-Analyse des bestehenden Angebots des Kreises, sowie einzelner Projekte zur Steigerung der Attraktivität vorgenommen.
9.2 Sehenswürdigkeiten und Attraktionen im Rhein-Erft-Kreis Der Rhein-Erft-Kreis birgt eine Vielzahl von bedeutenden Sehenswürdigkeiten und touristischen Attraktionen für die meisten Interessengruppen jeglichen Alters. Fahrrad-, Natur-, Kultur-, Medien-, Spaß- und Industrieinteressierte finden sich hier wieder. Das Angebot erstreckt sich von Schlössern, Burgen, Museen, über sportliche Aktivitäten, bis hin zu Freizeitparks und Badeseen.
9.2.1 Schlösser und Burgen Bekannt ist der Rhein-Erft-Kreis vor allen Dingen für seine insgesamt 53 Schlösser, Burgen und Herrensitze.36 Viele der Schlösser und Burgen zählen zu den schönsten und prächtigsten Bauwerken der früheren Zeitepochen.
34
http://www.germany-extranet.net/pages/11775_12329_DEU_HTML.htm Regionomica, 2003, S. 50 f. 36 Regionomica, 2003, S.50 35
107
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind die wohl bedeutendsten Schlösser des Kreises. Schloss Augustusburg ist eines der ersten
Bauwerke
der
Rokokostilrichtung
in
Deutschland.
Auch
der
dazugehörige Schlossgarten genießt einen international anerkannten Rang als Denkmal der Gartenkunst. Im Jahre 1984 wurden sowohl die beiden Schlösser als auch der Schlossgarten von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit aufgenommen.37 Zurzeit sind die Schlösser Besitztümer des Landes Nordrhein-Westfalen und für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Räumlichkeiten des Schlosses Augustusburg werden neben den üblichen Führungen und Besichtigungen für die Brühler Schlosskonzerte genutzt und in dem Schloss Falkenlust wurde ein Falkenmuseum errichtet.
Doch
auch
einige
andere
Schlösser
ziehen
durch
ihre
jeweiligen
Besonderheiten zahlreiche Touristen an. So wurde beispielsweise in dem Wasserschloss Paffenburg in Bergheim von der RWE Power AG ein Informations- und Veranstaltungszentrum zum Thema „Rheinische Braunkohle“ errichtet. In dem Kerpener Schloss Loersfeld dagegen betreibt der Pächter des Schlosses ein exzellentes Gourmet-Restaurant, das zu den besten 100 Häusern dieser Art in Deutschland gehört.38 Auch in den Räumlichkeiten des Schlosses Gymnich in Erftstadt wurde ein Hotel- und Gastronomiebetrieb eröffnet. Schloss Gymnich genießt einen Bekanntheitsgrad, der weit über die Grenzen des Rhein-Erft-Kreises hinausgeht. Zum einen, da es viele Jahre als Gästehaus der Bundesregierung diente, und zum anderen, da es ab 1998 in den Besitz der Kelly Family überging und für etliche Zeit von ihnen bewohnt wurde.39 Erwähnenswert ist auch das Schloss Gracht, da es seit dem Jahre 1973 in Besitz des Vereins zur Förderung des Universitätsseminars der Wirtschaft e.V. (USW) steht, welcher in den Räumlichkeiten des Schlosses die European School of Management und Technology (ESMT) errichtete.40
37
http://www.schlossbruehl.de/deu/augustusburg/ http://www.schlossloersfeld.de/ 39 http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/attraktionen/1613.html 40 http://www.schlossgracht.de/geschichte_deutsch.htm 38
108
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Neben diesen bekannten Schlössern des Kreises gibt es noch eine Vielzahl weiterer Schlösser und Burgen, die den touristischen Wert des Kreises ausmachen. Dazu zählt die Kommandeursburg, die Schlösser Bedburg, Türnich und Frens sowie die Wasserburgen Geretzhoven und Konradsheim und noch einige andere. Die meisten Schlösser werden im Rahmen von Ausstellungen, Führungen, Konzerten und Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch stehen viele der Räumlichkeiten für Tagungen, Seminare, anderweitige Firmen-Events und Familienfeiern zur Verfügung.
9.2.2 Museen Die Schlösser und Burgen sind wohl die bedeutendsten kulturellen Attraktionen des Rhein-Erft-Kreises, jedoch auch die Museenlandschaft des Kreises birgt einige international anerkannte Objekte. In Frechen beispielsweise befindet sich das Keramion, ein Museum zur rheinischen Keramik- und Tongeschichte, mit einer der größten deutschen Privatsammlungen von insgesamt 5.000 Werken.41 Zu den größeren Museen zählt auch das jüngst im September 2005 eröffnete Max Ernst Museum in Brühl. Wie der Name bereits sagt, ist dieses Museum dem bedeutenden surrealistischen Maler, Bildhauer, Zeichner und Dichter Max Ernst gewidmet. Es beherbergt den einzigartigen Bestand von Skulpturen aus der privaten Sammlung von Max Ernst und Dorothea Tanning sowie weitere skulpturale Werke aus dem Zeitraum vom Ende der 20iger Jahre bis hin zu den letzten Werken aus 1974.42
Weitere interessante Museen sind das Haus für Kunst und Geschichte, das Rosengart-Museum, welches die Geschichte und Technik des Automobils darstellt, das Adolph-Kolping-Museum, das sich in dem Geburtshaus des Geistlichen befindet und Gegenstände aus seinem Leben ausstellt, das Pfeifenmuseum
Chateau
Rennsportgeschichte,
die
Henri,
das
Villa
finanzgeschichtliche
Trips
Museum
Sammlung
für der
Bundesfinanzakademie und die Brühler Museumsinsel mit dem KeramikMuseum und dem Museum für Alltagsgeschichte, welches den Besuchern das
41 42
http://www.keramion.de/ http://www.maxernstmuseum.de/FachThema/Deutsch/Sammlung/
109
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Leben der einfachen Menschen aus den vergangenen Jahrhunderten näher bringt.
9.2.3 Natur erleben im Rhein-Erft-Kreis Auch die Freizeitgestaltung in der Natur ist auf vielerlei Art möglich. Besonders der Naturpark Rheinland, mit seiner landschaftlichen Vielfalt, macht die Region zu einem sehr beliebten Naherholungsgebiet. Er erstreckt sich über ein 1.045 km² großes Gebiet zwischen Rhein und Eifel, westlich der Städte Köln und Bonn und umfasst rekultivierte Teile des Rheinischen Braunkohlereviers, wie z.B. die Ville-Seenplatte mit 40 Seen, den 50 km langen Höhenzug der Ville, sowie ausgedehnte Flussauen und Wälder.43 Des Weiteren bietet er ein breitgefächertes Sport-, Freizeit- und Erholungsprogramm an. Die Seen können zum Baden, Angeln, Tauchen und Erholen genutzt werden, die hügelige Vulkanlandschaft bietet optimale Wandermöglichkeiten, und auch für Radfahrer, Jogger, Skater und Wassersportler gibt es einiges zu erleben.
Im Bereich des Fahrradtourismus ist der Rhein-Erft-Kreis sehr bekannt, er genießt bundesweit einen Ruf als besonders fahrradfreundliche Region und wurde vor mehreren Jahren als erster Kreis in ganz Nordrhein-Westfalen mit diesem Prädikat gekürt.44 Er verfügt über ein hervorragend ausgebautes Netz an Radwegen, das sich über die gesamte Rhein-Erft Region erstreckt und mehrere Fahrraderlebnisrouten beinhaltet. Aus einem Gemeinschaftsprojekt des Rhein-Erft-Kreises und der RWE Power AG entstand vor einiger Zeit die Themenroute „Straße der Energie“. Sie bietet den Radfahrern die Möglichkeit, den Tagebau, seine Rekultivierung, die Braunkohleveredlung und die Stromerzeugung aus Braunkohle, Wind und Sonne kennen zu lernen.
9.2.4 Fun und Entertainment In diesem Bereich ist in erster Linie das Phantasialand in Brühl zu nennen. Der, in einem ehemaligen Braunkohletagebaugebiet errichtete Park, bietet auf einer Gesamtfläche von 28 Hektar mehr als 100 Attraktionen und Shows.45 Des 43
http://de.wikipedia.org/wiki/Naturpark_Rheinland http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/attraktionen/1613.html 45 http://de.wikipedia.org/wiki/Phantasialand 44
110
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Weiteren verfügt er über einige Übernachtungsmöglichkeiten, wie das Smokey’s Digger Camp, in welchem man wie die früheren Indianer in Rundzelten übernachten kann, das Garni-Hotel Berggeist und das erst in 2003 eröffnete und in chinesischem Stil erbaute Hotel Phantasia. Das Phantasialand wurde vom ADAC als „Bester Freizeitpark Deutschlands“ gekürt und von der Verbraucher-Organisation „Test-Achats“ als „Europas bester EntertainmentPark“ ausgezeichnet.46
Mit der Bronx Rock Kletterhalle in Wesseling, der größten Kletterhalle Deutschlands, bietet der Rhein-Erft-Kreis auch im Bereich der sportlichen Möglichkeiten einen Anreiz. Auf einer Kletterfläche von circa 2.500 m², einer Wandhöhe von 16,5 m und rund 300 verschiedenen Routen bietet sie ein attraktives und umfangreiches Angebot für Sportkletterer, Familien, Schulen und Firmen.47 Auch die in Frechen gelegene Kletterhalle chimpanzoDrome zählt zu den größten Kletterhallen in Deutschland. Ein weiteres Highlight des RheinErft-Kreises ist das Michael Schumacher Kart und Event Center in Kerpen. Auf Grund der in Kerpen aufgewachsenen Rennsportbrüder Michael und Ralf Schumacher ist die Kartbahn weit über die Grenzen des Kreises hinaus bekannt.
Für Medieninteressierte sind die in Hürth beheimateten Filmstudios NOB und MMC von hoher Relevanz. Die NOB Studios haben dank guter Logistik und modernster Technik bekannte Produktionen wie z.B. „Stern TV“ oder „Wer wird Millionär?“ nach Hürth geholt. Sie gelten auch als Marktführer bei der technischen Verwirklichung und Konzeption von Real-Life-Formaten wie „Big Brother“ oder „Die Casting-Agentur“.48 Die MMC Studios, die aus dem Campus Hürth, dem Coloneum in Köln und den MMC Ateliers bestehen, sind mit insgesamt 450.000 m² Gewerbefläche und 38 Studios, sowie weiteren Eventlocations und einer Open-Air-Bühne Europas größtes Medien- und Eventzentrum.49 Besucher haben die Möglichkeit, in 46
http://www.phantasialand.de/phantasialand.html http://www.bronxrock.de/homepage 48 http://www.nob.de/index2.html 49 http://www.mmc-studios.de/index.php?id=159 47
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
beiden Filmstudios eine Führung zu erhalten, die ihnen einen Einblick in die Entwicklung und technische Realisation von Fernsehprogrammen gewährt.
Neben diesen großen Highlights gibt es eine Vielzahl weiterer Attraktionen, die zu dem touristischen Erlebniswert des Kreises beitragen. Hierzu zählen unter anderem die Erlebnisbäder FreshOpen, Erftlagune, DeBütt und die sieben hervorragenden Golfanlagen, wobei mit dem Golf Club Gut Lärchenhof auch einer der besten Golfanlagen Europas in dem Kreis wieder zu finden ist.50
9.3 Beherbergungsstruktur 9.3.1 Übernachten und Tagen im Rhein-Erft-Kreis Die direkte Nähe des Rhein-Erft-Kreises zu den Städten Köln, Bonn und Aachen, die verkehrsgünstige Lage zu einigen großen Autobahnen und zu dem Flughafen Köln/Bonn, sowie das gut ausgebaute Liniennetz machen ihn nicht nur für Touristen, sondern auch für viele Geschäfts- und Messereisende zu einer interessanten Übernachtungsalternative. Zu den insgesamt 119 Hotels im Kreis zählen reine Stadt- und Businesshotels, kleine
gemütliche
Landhotels,
imposante
Schlosshotels
und
typische
Touristenhotels. Da der Rhein-Erft-Kreis als fahrradfreundliche Region bekannt und auch sehr nachgefragt ist, gibt es auch einige Hotels, die sich nur auf den Fahrradtourismus spezialisiert haben. Die einzigen Hotelkategorien, die dem Kreis fehlen sind fünf Sterne Häuser und klassische Wellnesshotels. Des Weiteren gibt es noch circa 50 Pensionen und Privatvermieter, zahlreiche Ferienwohnungen sowie einige Jugendherbergen und Campingplätze. Auch im Bereich des Tagungsgeschäftes gibt es mehr als 50 unterschiedliche Möglichkeiten.51 Die Räumlichkeiten, die zu Tagungszwecken angemietet werden können, sind teilweise sehr ausgefallen und bieten ein eigenes und besonderes Ambiente, wie z.B. die Bronx Rock Kletterhalle, das Phantasialand, das Max Ernst Museum, sowie eine Vielzahl von Schlössern und Burgen.
50 51
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/attraktionen/1613.html Tagen und Übernachten im Rhein-Erft-Kreis 2006/7, Rhein-Erft Tourismus e.V., 2006
112
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
9.3.2 Entwicklung der Ankünfte und Übernachtungen Betrachtet man die Zahlen der Ankünfte und Übernachtungen der letzten zehn Jahre im Rhein-Erft-Kreis, so lässt sich feststellen, dass die Ankünfte und Übernachtungen aller Gäste stetig gestiegen sind. 800000 700000 600000 500000 400000 300000 200000 100000 0 1995
1996 1997
1998 1999 Ankünfte
2000
2001 2002
2003 2004
2005
Übernachtungen
Abb. 45 - Ankünfte und Übernachtungen im Rhein-Erft-Kreis, 1995-200552
Besonders markant ist der Zuwachs im Jahr 2004 mit einer Veränderungsrate bei den Ankünften von + 19,1 % von 268.289 Gästen im Jahr 2003 auf 319.590 Gästen in 2004 und bei den Übernachtungen sogar um + 29,4 %. Dieser hohe Anstieg ist zum einen auf die Gründung des Vereins Rhein-Erft Tourismus e.V. im Oktober 2003 und das von ihm erstellte Hotelreservierungssystem und die jährliche Broschüre „Tagen und Übernachten im Rhein-Erft-Kreis“, welche ein aktuelles Verzeichnis der Unterkünfte und Tagungsmöglichkeiten beinhaltet, zurück zu führen. Dadurch wurden besonders ausländische Gäste auf den Rhein-Erft-Kreis als Übernachtungsalternative aufmerksam gemacht. Bezieht man die Veränderungsrate der Stadt Brühl von +102,7 % in 2004 mit ein, so lässt sich der hohe Anstieg auf Kreisebene zum anderen auch aus der Eröffnung des chinesischen 4-Sterne Hotels Phantasia im Phantasialand in 2003 ableiten. Insofern kann man sagen, dass sich die Arbeit und die
52
http://www.lds.nrw.de/statistik/datenangebot/Regionen/index.html
113
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Investitionen in den Touristikbereich bezahlt machen und für hohen Zuwachs sorgen. Der erneute starke Anstieg in 2005 auf insgesamt 367.335 Ankünfte mit einer Veränderungsrate von + 14,9 % zu 2004 ist zweifelsfrei auf den Weltjugendtag in Köln, und vor Allem auf den Abschlussgottesdienst auf dem Marienfeld in Kerpen zurück zu führen. Auch sind die steigenden Ankunftszahlen der Zusammenarbeit des Rhein-Erft Tourismus e.V. und der Köln Tourismus GmbH zu verdanken, da Ende 2004 im Hinblick auf den Weltjugendtag und die Fußballweltmeisterschaft das Kölner Hotelreservierungssystem auch für den Rhein-Erft-Kreis freigeschaltet wurde.53 Somit wurde das Umland den Kölner Gästen nähergebracht und interessant gemacht. Festzustellen für den Zeitraum von 1995 bis 2005 ist auch, dass sich die jährliche durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Gäste kaum verändert hat, sie beträgt im Durchschnitt aller zehn Jahre 2,3 Tage. Dies macht deutlich, dass der Rhein-Erft-Kreis nur als Kurzurlaubsziel wahrgenommen wird.54
9.3.3 Vergleich: Rhein-Erft-Kreis - Rhein-Kreis-Neuss – NRW In Abbildung 44 ist die Veränderungsrate der Ankünfte im Rhein-Erft-Kreis mit den Veränderungsraten im Rhein-Kreis-Neuss und im gesamtem Bundesland Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu sehen. Die Veränderungsraten drücken die Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in Prozent aus.
53 54
http://www.koeln.de/tourismus/koelntourismus/cms/artikel.php/13/516/artikel.html http://www.lds.nrw.de/statistik/datenangebot/Regionen/index.html
114
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
VR Rhein-Erft-Kreis
VR Rhein-Kreis-Neuss
VR NRW
% 25 20 15 10 5 0 -5 -10 1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Abb. 46 - Veränderungsraten Rhein-Erft-Kreis – Rhein-Kreis Neuss - Nordrhein-Westfalen, 1995-200555
Aus der Entwicklung der drei Veränderungsraten im Rückblick der letzten zehn Jahre kann man entnehmen, dass bis auf ein paar Ausnahmen in den Jahren 1997 und 1998 die Zunahme der Ankünfte aller Gäste im Rhein-Erft-Kreis stets höher ist, als die im Rhein-Kreis-Neuss und in Nordrhein Westfalen. Der Vergleich zeigt deutlich, dass der Rhein-Erft-Kreis doch beachtlich an Attraktivität zugenommen hat, und im gesamten Bundesland zunehmend von touristischer und wirtschaftlicher Bedeutung ist. Da die Zunahme der Gäste NRW-weit jährlich stets unter der Zunahme des Rhein-Erft-Kreises liegt, kann man annehmen, dass sich eine Verlagerung der touristischen Standorte zugunsten des Kreises vollzogen hat.
9.4 Projekte zur Förderung des Tourismus Noch vor wenigen Jahren wurde das Thema „Tourismus im Rhein-Erft-Kreis“ auf Kreisebene eher unterschwellig behandelt. Dies war auch der Grund dafür, dass der Rhein-Erft-Kreis im touristischen Bereich bundesweit, bis auf einige Ausnahmen wie das Phantasialand oder das Schloss Augustusburg als unbekanntes Terrain galt und nicht besonders nachgefragt war. Doch in den letzten Jahren hat ein Umdenken in den Köpfen der kreisangehörigen Kommunen und der Kreisverwaltung selbst stattgefunden. Man erkannte, dass auch in dem Rhein-Erft-Kreis touristisches Potential vorhanden ist, welches es 55
http://www.lds.nrw.de/statistik/datenangebot/Regionen/index.html
115
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
auszubauen und zu vermarkten gilt. Insofern wurden in jüngster Vergangenheit eine Vielzahl von Projekten, Plänen und Konzepten ins Leben gerufen, um den Rhein-Erft-Kreis als Tourismusstandort bekannt und wettbewerbsfähig zu machen. Im Folgenden werden nur einige der Projekte vorgestellt, da die Auflistung aller Maßnahmen den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.
9.4.1 Rhein-Erft Tourismus e.V. Ein großer, und der wohl bedeutendste und prägendste Schritt für die Verbesserung der touristischen Situation im Rhein-Erft-Kreis stellt die Gründung des Vereins Rhein-Erft Tourismus e.V. dar. In der Zeit davor wurde auf Kreisebene nicht viel für die Vermarktung der gesamten Region getan. Deshalb wurde auf Initiative des Landrates und der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH hin, welche beide das Problem erkannten, der Verein am 8. Oktober 2002 ins Leben gerufen. Mit Hilfe des Vereins sollen die touristischen Aufgaben im Rhein-Erft-Kreis intensiviert und ausgeweitet werden. Der Verein verfolgt die Ziele, den Tourismus im Vereinsgebiet zu fördern, den Rhein-Erft-Kreis als Reiseziel
und
Naherholungsregion
bekannter
zu
machen
und
damit
Arbeitsplätze und Einkommen zu sichern und zu schaffen.56 Zu den neun Gründungsmitgliedern zählen der Rhein-Erft-Kreis, die Städte Bergheim und Pulheim, die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH, die Restaurants RamadaTreff-Hotel Hürth Köln und Treffpunkt Paula in Hürth, sowie die Hotels Bedburger Mühle, Ramada-Treff-Hotel Brühl Köln und Landhaus Danielshof. In den letzten drei Jahren ist die Mitgliederzahl jedoch deutlich gestiegen. Mittlerweile
verzeichnet
der
Verein
rund
62
Mitglieder
aus
den
unterschiedlichsten Branchen. Vertreten sind Hotel- und Gastronomiebetriebe, Verbände, Kammern und Körperschaften des öffentlichen Rechts, Vereine und sonstige Wirtschaftsunternehmen und Dienstleister mit touristischen Interessen, wie z.B. das Phantasialand oder die Kölner Autorundfahrt Colonia GmbH. Als Fördermitglied gilt die RWE Power AG Forstamt Rheinbraun.57 Für den Verein wurde eine Vollzeitkraft eingestellt, die sich mit der Erarbeitung von Informationsbroschüren, der Erstellung von Leistungsarrangements, sowie mit
56 57
Rhein-Erft Tourismus e.V. Satzung, 2003, S. 2 http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/tourismus/1601.html
116
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
der telefonischen Touristenbetreuung befasst. Zur Realisierung der gesteckten Ziele konzentriert sich der Verein überwiegend auf den Aufbau und die Entwicklung eines eigenständigen touristischen Profils der Region zwischen Rhein und Erft, die Herstellung und den Vertrieb von Informations- und Werbematerialien, sowie die Abwicklung von Anfragen nach Prospekten und Informationen.
Weitere
wichtige
Aufgaben
sind
die
Marketing-
und
Werbeaktivitäten, die Öffentlichkeitsarbeit, die Kooperation mit anderen touristischen
Organisationen,
die
Zusammenstellung
von
Leistungsarrangements und die elektronische Ticket- und Hotelreservierung. 58
Die einzelnen Maßnahmen und Projekte des Vereins sind darauf ausgerichtet, die Produkte der Mitgliedsbetriebe und –einrichtungen hervorzuheben und bekannt zu machen. Insofern profitieren die Mitglieder von dem Verein, da sie als Einzelunternehmer nicht dazu in der Lage wären, derartige Werbestrategien und Produktkombinationen zu errichten. Im Zuge dieser Maßnahmen entstehen auch die sogenannten Leistungsarrangements. Hierbei handelt es sich um Angebotspakete der unterschiedlichsten Art, in welchen die verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Kreises mit Dienstleistungsangeboten der einzelnen Betriebe verbunden werden. Um die Arbeit des Vereins zu protokollieren und zu planen, wird jedes Jahr ein Maßnahmenplan erstellt, der einen Überblick über alle Aktivitäten des Vereins liefert. Die Schwerpunkte des Jahres 2006 lagen vor allen Dingen in der Vorbereitung zur Fußballweltmeisterschaft und in der Entwicklung neuer Pauschalangebote in den Bereichen der Kunst und Kultur, sowie im Wandern und Radfahren. Des Weiteren enthält der Maßnahmenplan eine
Auflistung
aller
geplanten
Broschüren,
Anzeigekampagnen
und
Messebesuche, sowie alle Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.59
9.4.2 Kerpen-Touristik e.V. Ein gutes Beispiel dafür, dass auch private Unternehmer und Dienstleister gemeinsam daran arbeiten können, die Attraktivität des Rhein-Erft-Kreises oder einzelner Städte zu steigern, stellt die Gründung des Vereins Kerpen-Touristik
58 59
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/tourismus/1601.html Interview: Frau Litto, Ansprechpartnerin, Rhein-Erft Tourismus e.V., 15.11.2006, 10:00 Uhr
117
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
e.V. am 19. Juni 2006 dar. Der Kerpen-Touristik e.V., welcher größtenteils aus Hoteliers und Gastronomen, aber auch aus anderen Dienstleistern, wie z.B. Autoreinigungsfirmen oder Fahrradverleihen, besteht, hat sich zum Ziel gesetzt, den Besucher-, Geschäfts- und Fremdenverkehr in Kerpen zu fördern und zu verbessern. Des Weiteren soll die Stadt Kerpen für Unternehmungen im RheinErft-Kreis sowie in der Großregion Köln-Bonn-Aachen-Düsseldorf als idealer Standort vermarktet und attraktiv gemacht werden.60 Das Handeln des Vereins orientiert sich an dem Gedanken: „Mit den vorhandenen Ressourcen etwas zu schaffen bzw. zu bieten, was andere nicht haben!“. Um dieses Angebot bekannt zu machen, nimmt der Verein gemeinsam mit dem Rhein-Erft Tourismus e.V. an Reisemessen teil, verteilt und verschickt viele Broschüren. Ähnlich wie der Rhein-Erft Tourismus e.V. hat auch der Kerpen Touristik e.V. Leistungsarrangements rund um Kerpen erstellt. Die für dieses Jahr größten angedachten Projekte des Vereins stellen die Erarbeitung einer Kerpen-Touristik Card, die für Hotelgäste auf bestimmte Leistungen bei anderen Mitgliedern Ermäßigungen gewährt, und die Aufstellung von PlexiglasStändern mit Visitenkarten aller Mitglieder in ihren Räumlichkeiten dar. Man erhofft sich durch die Aufstellung der Visitenkartenständer eine Steigerung des Bekanntheitsgrades und des Umsatzes.61
9.4.3 Familienbad De Bütt Das Familienbad De Bütt war bis Ende 2005 ein gewöhnliches Hallenbad, in welchem über Jahre hinweg nichts verändert oder erneuert wurde, was sich ganz deutlich in den Besucherzahlen niederschlägt. Wie man Abbildung 47 entnehmen kann, nehmen die jährlichen Besucherzahlen des Bades, bis auf eine Ausnahme im Jahr 2003, stetig ab.
60 61
Daten und Fakten, Kerpen-Touristik e.V. 2006, S. 3 ff. Interview: Herr Tost, Vorstandsvorsitzender, Kerpen-Touristik e.V., 11.11.2006, 14:30 Uhr
118
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
261610
265000 260000
253886
253537
255000 250000 242474
245000
236990
240000 235000 230000 225000 220000 2001
2002
2003
2004
2005
Anzahl der Besucher Abb. 47 - jährliche Besucherzahlen des DeBütt-Bades
62
Ausgehend von diesen Daten beschloss die Stadt Hürth, den sinkenden Besucherzahlen entgegen zu wirken und in das Bad zu investieren, um zukünftig wieder Marktpräsenz zu genießen. Zunächst wurde eine Analyse und Besucherumfrage in Auftrag gegeben, um die bestehende Nachfrage zu ermitteln und eine eventuelle Marktlücke offen zulegen. Die Analyse liefert Ergebnisse, die den Trend des gesamten Rhein-Erft-Kreises wiedespiegeln, nämlich dass die Altersgruppe der über 50 jährigen die Hauptzielgruppe darstellt.
Anknüpfend an diese Befunde begann die Stadt ein Sanierungs- und Erweiterungskonzept für das Bad zu erstellen, welches sich ganz konkret an den Bedürfnissen der über 50 Jährigen orientiert. Abgesehen davon ist das Ziel der Umbaumaßnahme, laut der Betriebsleiterin Dorothea Hürth, jedoch, ein Freizeitangebot zu schaffen, dass von einer Familie mit allen Generationen wahrgenommen werden kann. Ein Besuch des neuen Bades soll den Wünschen der Kleinsten und Ältesten entsprechen. Basierend auf diesen Überlegungen wurde ein Konzept entwickelt, das eine Erweiterung des Badebereiches um ein Erlebnis- und Solebecken, sowie eines Ruheraumes
62
Interview: Frau Hürth, Betriebsleiterin Familienbad „De Bütt“, Stadt Hürth, 5.12.2006, 14:00 Uhr (Werksausschuss – Unterlagen für Sitzungen/ Statistiken/Besucherzahlen bad Vergleich 5 Jahre)
119
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
vorsah.63 Aus der obengenannten Studie ging zudem hervor, dass bisher eine Sauna im römischen Stil im gesamten Kreisgebiet nicht zu finden ist. Deshalb beschloss man, diese Nische einzunehmen, um sich kreisweit von den Saunen der anderen Betriebe abzuheben. Mit der Umbaumaßnahme, in welche insgesamt 9,7 Millionen Euro investiert worden sind und die voraussichtlich bis März 2007 komplett abgeschlossen sein wird, werden jährlich an die 335.000 Besucher erhofft. 64
9.4.4 Schloss Augustusburg Ein Beispiel dafür, wie man auch historische Sehenswürdigkeiten stets interessant und attraktiv halten kann, zeigt die Schlossverwaltung des Schlosses Augustusburg. Sie hat sich seit einigen Jahren zum Ziel gesetzt, sowohl neue Touristen anzulocken, als auch durch stets neue Aktionen und Ausstellungen bisherige Besucher zu einem erneuten Besuch zu gewinnen. In diesem Rahmen konzentrierte man sich darauf, das Schloss nicht als statisches Museum, sondern viel mehr als transparente und thematische Erlebniswelt zu präsentieren. angeboten,
Hierfür
wurden
Erlebnistische
spezielle
aufgebaut
Themenund
und
Kinderführungen
verschiedene
Ausstellungen
entwickelt. Dass dieses Konzept Anklang in der Bevölkerung findet, zeigen die Besucherzahlen der vergangenen Jahre, die von 2004 auf 2006 um 23 % auf insgesamt 80.000 Besucher gestiegen sind.65 Diese Zahl umfasst allerdings nur die zahlenden Besucher, die an einer Führung oder Besichtigung teilgenommen haben. Parkbesucher werden in der Statistik leider nicht berücksichtigt, würden die Gesamtzahl aber um einiges erhöhen.
Die Verwalter des Schlosses wollen zukünftig die Besucherzahlen noch weiter erhöhen, in dem sie ganz gezielt auf die Wünsche und Bedürfnisse der Besucher
eingehen.
Zu
diesem
Zweck
wurde
im
Jahr
2006
eine
Besucherumfrage gestartet, in welcher die Besucher unter anderem das Schloss, den Garten, die Führungen und den Kundenservice beurteilen und Anregungen und Verbesserungsvorschläge äußern können. Auch dient die 63
http://www.familienbad.com/index.php Interview: Frau Hürth, Betriebsleiterin Familienbad „De Bütt“, Stadt Hürth, 5.12.2006, 14:00 Uhr 65 Interview: Herr Tepner, Schlossverwaltung Augustusburg, 8.12.2006, 9:00 Uhr 64
120
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Umfrage der Erfassung der Altersstruktur und des Einzugsgebietes der Besucher. Die Fragebögen werden zwar derzeit noch ausgewertet, aber nach Angaben des Leiters der Schlossverwaltung kann bereits nach einigen Vorergebnissen
angenommen
werden,
dass sich die Besucherstruktur
zunehmend auf Senioren und Familien fokussiert. Die Auswertungen und Ergebnisse der Besucherumfrage sollen als Basis in der Planung des Programms für die nächste Saison berücksichtigt werden. Demnach soll besonders das Familien- und Seniorenangebot ausgebaut werden. Darunter fällt z.B., dass ein Kindermuseumsführer erstellt wird oder spezielle Themenführungen für Senioren ausgearbeitet werden, die sich durch altersgerechte Maßnahmen von den anderen Führungen unterscheiden.
9.4.5 Projekt „RegioGrün“ Das Projekt „RegioGrün“ ist ein Vorhaben der Regionale 2010, an welchem
die
Städte
Bergheim,
Brühl, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim, Wesseling und Köln,
der
Rhein-Erft-Kreis,
der
Erftverband, das Forstamt Bonn, der Naturpark Rheinland und das Rheinische
Amt
für
Bodendenkmalkunde beteiligt sind. Ziel und Inhalt des Projekts ist die Schaffung und Verbesserung der
Abb. 48 - Vernetzung der Grünflächen
Freiraumqualität und Naherholungsnutzung der Großstadtregion zwischen Rhein und Erft durch die Entwicklung eines Netzwerks aus Grüngürteln, -achsen und -routen.66 Auf gemeinsame Initiative der Stadt Köln und des Rhein-Erft-Kreises hin, sollen insgesamt drei Grünachsen geschaffen werden, die die beiden Grüngürtel der Stadt Köln mit dem als dritten Grüngürtel angesehenen Naturpark Rheinland durch die Entwicklung und Ausweisung von Grünachsen vernetzen, und somit eine 66
http://www.regionale2010.de/de/projekte/grun/projekte_grun/weitere_projektansatze/regio_grun_rhein_erft/index.html
121
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
durchgängige Grünverbindung vom Rhein bis zur Erft schaffen. Schwerpunkt des Projekts ist die Erarbeitung von Fahrradwegen und -routen, die sich durch den gesamten Grünbereich ziehen. Des Weiteren sollen auf den Routen Erlebnisstationen
an
historisch,
naturgeschichtlich,
kulturell
und
landschaftsästhetisch bedeutsamen Punkten, wie z.B. Aussichtsplattformen und Gipfelkreuzen, errichtet werden.67 Das Netz der Stationen und Routen soll in seiner Gesamtheit die strukturelle Vielfältigkeit der Region repräsentieren. Das
Konzept
des
Projekts
„RegioGrün“
basiert
auf
vielen
kleinen
Einzelprojekten der teilnehmenden Städte und Organisationen. Konkrete Einzelmaßnahmen sind beispielsweise Aufforstung, Errichtungen von Parks und Grünflächen oder Routenmarkierungen. Im Rahmen dieses Projekts soll sich unter anderem der Rhein-Erft-Kreis zu einem langfristig bekannten Erholungsziel der Großstädte entwickeln.
9.4.6 Erweiterung Phantasialand Das Phantasialand ist zurzeit mit circa 2,2 bis 2,5 Millionen Besuchern pro Jahr einer der bedeutendsten und besucherstärksten Freizeitparks in ganz Deutschland.68 Es ist zudem auch wohl die bekannteste touristische Attraktion des Rhein-Erft-Kreises. Um weiterhin seine Marktposition zu wahren und wettbewerbsfähig zu bleiben, strebt der Direktor des Phantasialands, RalfRichard Kenter, schon seit mehreren Jahren eine Vergrößerung des Parks an. Verglichen mit seinen beiden größten Konkurrenten, dem Europa-Park Rust, mit einer Gesamtfläche von 70 Hektar und dem Heidepark Soltau mit sogar 85 Hektar, ist die Fläche des Phantasialands von 28 Hektar doch sehr bescheiden.69 Die beiden genannten Parks erweitern kontinuierlich ihre Flächen und ihr Angebot und werden somit zunehmend attraktiver und nachgefragter. Um dem mithalten zu können, strebt das Phantasialand zum Jahre 2012 eine Gesamtfläche von 60 ha an.70 Die neuen Flächen sollen dazu dienen, so viele Attraktionen zu schaffen, die nicht an einem Tag wahrgenommen werden können und das Phantasialand somit zu einem Kurz- und Wochenendreiseziel
67
http://www.regiogruenrheinerft.de/stationen/index.html http://www.ksta.de/html/artikel/1112721233826.shtml 69 http://de.wikipedia.org/wiki/Europapark 70 http://www.ksta.de/html/artikel/1112721233826.shtml 68
122
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
machen. Nach Kenter würde ein Verzicht auf eine Erweiterung in absehbarer Zeit die Schließung des Phantasialands zur Folge haben. Die Stadt Brühl hat die Notwendigkeit erkannt und ist gewillt, etwas dafür zu tun. Jedoch ist der Park sehr zentral gelegen und deshalb ist das Flächenangebot sehr gering. Für die Ausweitung bedarf es der Änderung des Gebietsentwicklungsplanes für die geforderten Flächen in weitere allgemeine Siedlungsbereiche (ASB) für zweckgebundene Nutzung Brühl/Phantasialand.71 Die Stadt Brühl und die Bezirksplanungsbehörde erstellten verschiedene Erweiterungsalternativen, die jedoch viele Konflikte mit sich ziehen würden, da es sich bei den gewünschten Flächen um Teile des im Landesentwicklungsplans NRW beschriebene wertvolle Kulturlandschaften handelt, deren Zerstörung rechtlich verboten ist. Eine Inanspruchnahme ist nur möglich, wenn sie unbedingt erforderlich und an einer anderen Stelle nicht realisierbar ist.72 Um die am besten geeignete Variante zu ermitteln, wurde vom Regionalrat ein Umweltbericht in Auftrag gegeben,
der die Verträglichkeit
des Erweiterungsvorhabens mit
den
Schutzgütern Mensch, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft und Klima, Landschaft und Landschaftsbild, Kultur und sonstige Sachgüter für alle festgelegten Planungsalternativen analysiert. Derzeit wertet der Regionalrat die Ergebnisse des Umweltberichtes aus. Mit einer Entscheidung ist voraussichtlich erst im Jahr 2007 zurechnen.
9.4.7 Skicenter Kerpen Das Bauvorhaben „Skicenter Kerpen“ ist das derzeit größte Projekt im RheinErft-Kreis, das im Gespräch ist. Geplant ist ein großzügiger Sport- und Freizeitpark am Rande des Sindorfer Gewerbegebiets, in dessen Mittelpunkt eine Skihalle, mit dazugehörigem Skiverleih und –verkauf, stehen soll. Weitere angedachte
Attraktionen
sind
eine
Wasserskibahn,
Windsurfing,
eine
Tauchschule, eine Kletterwand, ein Badesee mit Sandstrand und BeachVolleyballplätzen, eine Kinderwelt, sowie ein großer Entertainmentbereich und einige Tagungsräume. Auch sollen angrenzende Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden, wie ein Campingplatz und ein 4-Sterne Sporthotel mit
71
http://www.bezreg-koeln.nrw.de/html/gremien/regionalplanung/koeln/aenddar/08/text/anlage.pdf, S.4 http://www.bezregkoeln.nrw.de/html/gremien/regionalplanung/koeln/aenddar/08/text/verfahrensunterlage.pdf, S.6 ff.
72
123
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Wellnessbereich. Nach jetzigem Stand soll die Gesamtfläche der Freizeitanlage 18 Hektar und ein Investitionsvolumen von 60 Millionen Euro betragen. Es wird damit gerechnet, dass die Realisierung des Projektes insgesamt 150 neue Arbeitsplätze schaffen und große Touristenströme in die Region lenken wird.73 Welche Financiers und Investoren hinter dieser Sache stehen, wird der Öffentlichkeit derzeit noch vorenthalten. Im Moment ist auch noch nicht klar, ob die Umsetzung der geplanten Konzeption tatsächlich erfolgen soll. Theoretisch wäre dies möglich, da der Bebauungsplan keine Schwierigkeiten bereiten würde, weil es sich bei der betroffenen Fläche um ein ausgewiesenes Gewerbegebiet handelt. Da derzeit keine konkreten Informationen veröffentlicht werden, bleibt eine eventuelle Umsetzung abzuwarten.
9.4.8 Mehrzweckhalle Hürth Neben dem Projekt „Skicenter Kerpen“ gibt es in ähnlicher Größenordnung noch den Bau der Sporthalle in Hürth. Allerdings liegen hierzu schon konkrete Informationen vor und mit dem Bau soll bereits im Frühjahr 2007 begonnen werden.
Bei der Sporthalle handelt
es sich
hauptsächlich um eine
Basketballhalle für die Heimspiele des deutschen Meisters RheinEnergie Köln. Sie soll aber auch für weitere Sportveranstaltungen, Kongresse und Konzerte jeglicher Art zur Verfügung stehen. Die Halle entsteht auf dem 32.000 m² großen Gelände der ehemaligen Druckereihalle des Greven-Verlags an der Luxemburger Straße in dem Stadtteil Hürth-Efferen.
Die Kaufverträge wurden bereits am 1.12.2006 notariell besiegelt, so dass dem Baubeginn derzeit nichts im Wege steht.74 Bei den Investoren handelt es sich vordergründig um den Ex-BAP-Keyboarder und jetzigen Manager des Kölner EWerks und Palladiums Bernd Odenthal und den RheinEnergie Geschäftsführer Walter Pütz. Die Halle schließt die Lücke zwischen dem Palladium mit 4.000 Besucherplätzen
und
der
Köln
Arena
mit
20.000,
für
mittelgroße
Veranstaltungen im Raum Köln/Bonn mit einem Fassungsvermögen von circa 7.000 Zuschauern. Die voraussichtlichen Kosten für den Bau der Halle belaufen
73 74
http://www.skicenterkerpen.de/13729.html http://www.huerth.de/rathaus/presse/sporthalle.php
124
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
sich auf rund 30 Millionen Euro, welche jedoch bei 80 Veranstaltungen pro Jahr wieder amortisiert wären.75 Der Bau der Halle soll den Bekanntheitsgrad der Stadt Hürth erheblich steigern und die Wirtschaft ankurbeln. Da es bisher keine Halle
in
dieser
Größenkategorie
gibt,
sie
gut
mit
den
öffentlichen
Verkehrsmitteln zu erreichen und auch unweit der NOB-Fernsehstudios liegt, kann man davon ausgehen, dass sie bei gutem Angebot stets ausgebucht sein wird und viele Touristen in die Stadt ziehen wird.
9.5 Handlungsanregungen für die Zukunft Abschließend zu den vorhergehenden Ausführungen gilt es zu sagen, dass die Ist-Analyse des Tourismus im Rhein-Erft-Kreis, sowohl auf die vorhandenen Sehenswürdigkeiten, Attraktivitäten und Beherbergungsmöglichkeiten, als auch auf die bereits durchgeführten und angedachten Projekte bezogen, relativ positive und repräsentative Ergebnisse liefert. Der Rhein-Erft-Kreis ist auf einem guten Weg, eine bekannte und beliebte Naherholungsregion mit vielen touristischen Highlights zu werden. Es ist klar festzustellen, dass sich ein Sinneswechsel vollzogen hat und der Tourismus als Wirtschaftkraft erkannt und ausgebaut wird.
9.5.1 Tourismusstandort: Rhein-Erft-Kreis Was
dem
Rhein-Erft-Kreis
in
diesem
Sinne
jedoch
fehlt,
ist
ein
flächendeckendes Netzwerk bzw. eine flächendeckende Kooperation aller Institutionen, die unmittelbar, aber auch mittelbar mit dem Touristikbereich verbunden sind. Im Moment findet man nur wenige Organisationen, die sich zusammenschließen bzw. zusammenarbeiten. Sinnvoll wäre es, auf Kreisebene ein Netzwerk zu errichten, in welchem sich die einzelnen Anbieter gegenseitig bewerben und auf einander aufmerksam machen. Als Beispiel im kleineren Stil könnte hierzu die bereits oben erwähnte Idee des Kerpen-Touristik e.V. mit den Visitenkarten aufgegriffen werden. Es sollte erkannt werden, dass man nicht nur als Konkurrenten, sondern viel mehr als Verbündete in einer Sache, nämlich der Vermarktung der eigenen Region, auftritt. Ein weiteres Defizit ist vor allen Dingen auch darin zu sehen, dass wenig Engagement von Seiten der 75
http://www.ksta.de/html/artikel/1162473133625.shtml
125
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
kreisangehörigen Kommunen gezeigt wird. Dies kann man unter anderem daran festmachen, dass nur einige von den Städten Mitglieder im Rhein-Erft Tourismus e.V. sind, dessen Marketingarbeit allerdings von enormer Bedeutung für den Kreis, aber auch für die einzelnen Kommunen, ist.76
Wie bereits oben genannt, wäre es von Vorteil, wenn daran gearbeitet würde, die Rhein-Erft-Region auf dem Markt als ein Ganzes zu präsentieren, denn nur so hat sie eine Chance, national und eventuell auch international bekannt zu werden. Bisher hat sich jede Stadt oder größere Organisation hauptsächlich auf die eigene Werbung und Verbesserung konzentriert, doch als einzelne kleinere Stadt geht man in dem bundesweit vielfältigen Angebot unter. Das Handeln, bzw. alle Maßnahmen und Projekte sollten also darauf abzielen, sich nach außen hin als ein großer Tourismusstandort zu bewerben und zu vermarkten. Gleichzeitig sollte aber auch jede Organisation daran arbeiten, touristisch attraktiv zu bleiben, zukunftsorientierte Strategien zu entwickeln und sich keinesfalls nur auf die kreisweite Arbeit zu verlassen. Bezogen auf kreisweite Tätigkeiten kann klar festgestellt werden, dass eine Veränderung der bisherigen Denkweise erfolgt ist. Besonders das Wirken des Rhein-Erft Tourismus e.V. zeigt, dass viel an der Vermarktung und Bewerbung des ganzen Kreises als eine Region gearbeitet wird.
Sicherlich sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Rhein-Erft-Kreis sich nicht zu der angesagtesten Tourismusregion Deutschlands entwickeln kann, da ihm dazu einfach die natürlichen Begebenheiten, wie z.B. eine Küsten- oder Berglandschaft, fehlen. Allerdings hat der Kreis gute Chancen, sich weiterhin als beliebtes Tages- und Kurzreiseziel zu profilieren. Dem zu gute kommt, dass Nordrhein Westfallen bundesweit in dem letzten Jahr die größte Anzahl an Tagestouristen zu verzeichnen hatte.77 Ein weiterer Vorteil zu Gunsten des Rhein-Erft-Kreises stellt die Tatsache dar, dass sich der Trend vom klassischen 2-Wochen-Urlaub zu den zwei- bis viertägigen Kurzreisen hin entwickelt. Betrachtet man allein die Zahlen der letzten drei Jahre, so stellt man fest, dass 76 77
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/tourismus/1601.html http://www.deutschertourismusverband.de/content/files/zdf2005.pdf, S.6
126
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
die Zahl der Kurzurlaube in Deutschland von 42,7 Millionen in 2003 und 43,1 Millionen in 2004 auf 48,5 Millionen in 2005 angestiegen ist.78 Sicherlich ist dieser enorme Anstieg zum Teil auf den Weltjugendtag zurückzuführen, die steigende Tendenz in diesem Sektor kann jedoch trotzdem festgelegt werden. Auch im Bereich des Radtourismus hat sich bundesweit viel getan. Allein im Jahr 2005 wurde festgestellt, dass rund 45,4 % aller Deutschen das Fahrrad im Urlaub nutzen und circa zwei Millionen Deutsche in den nächsten drei Jahren „ziemlich
sicher“
mindestens
eine
Radreise
mit
wenigstens
vier
Übernachtungen planen.79 Insofern stehen die Rahmenbedingungen und Entwicklungsvorgänge für den Rhein-Erft-Kreis sehr gut. Da er auch tatsächlich touristisch einiges zu bieten hat, müsste er sich lediglich als Anziehungspunkt und Standort mit vielen Vorteilen, sei es die gute Verkehrsanbindung oder die Großstadtnähe, behaupten und bekannt machen. Vor allen Dingen kann er sich die steigende Beliebtheit des Fahrradurlaubes zu nutzen machen, da er bereits einen Ruf als fahrradfreundliche Region besitzt, den es nur noch auszubauen und zu erweitern gilt. Dies könnte man beispielsweise durch weitere Fahrradwege
und
neue
thematische
Routen
mit
Erlebnis-
und
Betätigungsstationen erreichen.
9.5.2 Realisierung: Skicenter Kerpen Würde man es sich tatsächlich zum Ziel setzen, den Rhein-Erft-Kreis Freizeit-
und
Erholungsregion
mit
kulturellen
und
als
historischen
Sehenswürdigkeiten zu vermarkten, so wäre dafür die Realisierung des Projektes „Skicenter Kerpen“ ein optimaler Ansatzpunkt. Sicher hat der Kreis auch
ohne
diesen
Freizeitpark
genügend
Attraktionen,
die
Touristen
ansprechen, jedoch wäre eine Freizeitanlage derartiger Größe und mit dem vielfältigen Angebot ein unvergleichliches touristisches Highlight. Die Skihalle Neuss
beispielsweise
ist
überall
bekannt,
obwohl
sie
„nur“
für
Wintersportbegeisterte in Betracht kommt. Somit würde auch das Skicenter, dass man aber besser Ski-, Sport- und Freizeitcenter nennen sollte, um es von den Skihallen in Neuss und Bottrop abzuheben, dem Rhein-Erft-Kreis einen
78 79
http://www.deutschertourismusverband.de/content/files/zdf2005.pdf, S.9 http://www.deutschertourismusverband.de/content/files/zdf2005.pdf, S.18
127
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
hohen Bekanntheitsgrad verleihen. Es wäre sinnvoller, den Mittelpunkt des Freizeitparks nicht auf die Skipiste zu legen, sondern auf eine andere sportliche Attraktion, da es, wie bereits erwähnt, zwei Skihallen in der näheren Umgebung gibt. Ein Pluspunkt des Freizeitparks besteht auch darin, dass mit dem geplanten Angebot so gut wie jede Zielgruppe angesprochen wird, da er für Sportler, Erholungssuchende, Abenteurer und Familien mindestens eine Attraktion bietet.80 Es wäre auch denkbar, das Angebot um eine ausgiebige Beauty- und Wellnessfarm zu erweitern. Diese könnte man in das Sporthotel integrieren, welches sowieso schon einen begrenzten Wellnessbereich vorsieht. Da es in der gesamten Rhein-Erft Region noch kein einziges Hotel dieser Art gibt, wäre es sicherlich von Vorteil, das Sporthotel mit einem Wellnesshotel zu kombinieren. Sollte es zu einer Realisierung dieses Projekts kommen, so wäre es sinnvoll, gezielt darauf zu achten, dass nicht die Stadt Kerpen, sondern der gesamte Rhein-Erft-Kreis in den Vordergrund gestellt und bekannt gemacht wird. Dies könnte man z.B. dadurch erreichen, in dem man den Besuchern des Skicenters oder den Gästen des Sporthotels, ermäßigte Eintrittspreise in anderen Institutionen gewährt, oder ihnen vor Ort Führungen und Besichtigungen der Schlösser oder des Tagebaus anbietet.
9.5.3 Rhein-Erft bei Nacht Um den Bekanntheitsgrad des Rhein-Erft-Kreises zu steigern, könnte man auch zwei Konzepte einführen bzw. ausweiten, die es in dieser Art kreisweit noch nicht bzw. nur bedingt gibt. Dies wäre einmal die Einführung einer jährlichen Veranstaltungsnacht, die man z.B. „Rhein-Erft bei Nacht“ nennen könnte. Darüber hinaus erscheint die Erstellung eines Gutscheinheftes für die Attraktionen der Region sinnvoll. In eingeschränkter Form – vorwiegend beteiligen sich Restaurants – sind Gutscheinhefte für den Nord- bzw. Südkreis bereits erhältlich. Der Idee der Einführung „Rhein-Erft bei Nacht“ liegt zu Grunde, dass zu einem einzigen Termin alle Sehenswürdigkeiten und Attraktionen die Möglichkeit haben, sich zu präsentieren und unvergesslich zu machen. Die Vielfalt des 80
http://www.skicenterkerpen.de/index2.html
128
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Angebots, sowie die besonderen und eher ungewöhnlichen Umstände, nämlich die Durchführung bei Nacht, würden sicherlich viele Touristen und auch die einheimische Bevölkerung dazu anregen, an einer derartigen Veranstaltung teilzunehmen. In Rahmen dessen wäre es auch von Vorteil, wenn sich die einzelnen Anbieter besondere Aktionen, Ausstellungen und Programmeinlagen für diese Nacht vorbehalten würden, um es von dem üblichen Angebot abzuheben. Bei der technischen Umsetzung müssten geeignete Konzepte entwickelt werden, die die doch zum Teil großen Entfernungen der einzelnen Sehenswürdigkeiten voneinander überbrücken. Als Hilfestellung könnte die Organisation der „Nacht der Kölner Museen“ dienen, die schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich durchgeführt wird.81
9.5.4 Einführung eines Gutscheinheftes Ein weiterer Vorschlag zur Steigerung der Attraktivität wäre die Erstellung eines Gutscheinheftes,
an
welchem
sich
interessierte
Unternehmer
und
Organisationen im Kreisgebiet beteiligen können. Die Konzeption des Gutscheinhefts könnte sich an dem bereits für einzelne Städte bestehenden „City for Two“-Heft orientieren. Dieses kann man für einen Betrag von ungefähr 35 Euro erwerben, und zahlt anschließend für die darin enthaltenen Angebote nach dem Prinzip „zwei für eins“ für zwei Personen nur einen Preis.82 Das Angebot erstreckt sich in der Regel über Restaurants, Hotels, Museen, Schwimmbäder und andere Freizeiteinrichtungen.
Man kann zwar nicht immer voraussetzen, dass der Umsatz und die Nachfrage mit Hilfe der Gutscheine auf Anhieb steigen, es ist aber zu erwarten, dass sich der Kundenstamm durch neue Gäste erweitert, die ohne das Gutscheinbuch vielleicht nie gekommen wären. Es ist anzunehmen, dass ein solches Gutscheinbuch gut angenommen wird, da es relativ unverbindlich ist und man bereits nach drei bis vier Besuchen den Preis des Buches wieder amortisiert hat. Vor allen Dingen aber eignet es sich hervorragend zum Verschenken. Des Weiteren würde ein Gutscheinbuch Anreiz bieten, neue Sachen auszuprobieren
81 82
http://www.museumsnacht-koeln.de/ http://www.cityfortwo.com/index_konzept.htm
129
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
und noch nicht bekannte Orte des Rhein-Erft-Kreises kennen zu lernen. Dass dieses Konzept aufgeht, zeigen bekannte und erfolgreiche Gutscheinbücher wie z.B. „Schlemmerreise mit dem Gutscheinbuch“, „City for Two“ oder „Super Spar Buch“.83 Im Gegenzug zu dem Projekt „Skicenter Kerpen“ sind die vorangehenden
Vorschläge
nach
dem
Prinzip
abgeleitet,
aus
bereits
Vorhandenem das Beste zu machen. Verbunden mit dem Gedanken, den Rhein-Erft-Kreis als einen großen Tourismusstandort zu vermarkten, sollte dies das Oberziel für die Zukunft sein.
10 Gesellschaftspolitische Entwicklung des Rhein-ErftKreises Standortanalyse und Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – in diesem Teil der Projektarbeit wird die gesellschaftspolitische Entwicklung dargestellt. Aufgrund der Vielzahl
an möglichen Themen wird das Thema Familie und
Beruf näher ausgeführt. Dieser
Teil
der
Projektarbeit
stellt
einige
aktuelle
Meinungen
und
Gegebenheiten der Gesellschaft dar und zielt auf eine eigenverantwortliche Meinungsbildung ab. Des Weiteren sollen Leser von der Ideenvielfalt der Fachleute und Institutionen inspiriert werden. „Die noch junge öffentliche Diskussion dreht sich im Wesentlichen um vier Fragen, die jedoch zumeist isoliert betrachtet werden: -
Wie sichern wir die Renten?
-
Brauchen wir Zuwanderung von Ausländern?
-
Wie fördern wir die Lust auf Kinder?
-
Wie gehen wir mit den Alten in unserer Gesellschaft um?“84
Die dem Grunde nach wesentlichste Frage in Bezug auf den demographischen Wandel dürfte die Frage nach den Kindern und den Familien sein. Der demographische Wandel ist jedoch so tiefgreifend, dass tatsächlich alle Lebensbereiche von ihm betroffen sind. Wenn, unter anderem, in der deutschen Gesellschaft eine relative Überalterung fortschreitet und eine absolute Unterjüngung weitergeht, um den Bestand der Kernbevölkerung zu halten oder 83 84
http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20050307/b_2.phtml Berhard Frevel, Herausforderung demografischer Wandel, S.7
130
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
zu vergrößern, werden in den sozialen Systemen Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur nachhaltige Umbrüche einsetzen. Diese Umbrüche sollten nicht nur als Risiken eingeschätzt werden, sondern auch als Chancen. Wenn die Gesellschaft / Bevölkerung schrumpft, altert und heterogener
wird,
dann
werden
sich
die
Anforderungen
an
die
Lebensgestaltung verändern. Die soziale Infrastruktur, also die Bereitstellung von Kinderbetreuung, Beratungsdiensten, Pflegeheimen und Tagesstätten, wird ihre Schwerpunkte anders setzen müssen, um den Bedürfnissen der Gesellschaft zu entsprechen.85 Demographischer Wandel ist kein Schicksal. Er kann es jedoch werden, wenn er zu lange von der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft ignoriert oder tabuisiert wird. Insofern ist der aktuelle Prozess vor allem auch als Chance zu sehen, die gesellschaftlichen Strukturen zu überdenken. Denn Gesellschaft ist das, was die Bevölkerung aus ihr macht – aber „machen“ muss sie die Bevölkerung selbst. Familien sind mit dem demographischen Wandel originär verbunden. Durch ihre Familienbildungsprozesse sind sie direkte Auslöser und Motoren des demographischen Wandels. Art und Zeitpunkt der Gründung einer Familie, ihre Größe oder der Verzicht auf eine eigene Familiengründung sind Faktoren, die die Geburten- und Bevölkerungsentwicklung maßgeblich beeinflussen. Der Trend ist entweder ganz auf Kinder zu verzichten, oder mindestens zwei Kinder zu bekommen. Der Geburtenrückgang generell korrespondiert mit der Zunahme der so genannten „späten Mutterschaft“, die wegen der verlängerten Bildungsund Ausbildungszeiten und dem Wunsch, vor der Elternschaft erste Berufserfahrungen zu machen, einhergeht. Weitere Trends spielen hier eine große Rolle: -
Funktions- und Strukturwandel der Familie (Mithilfe der Kinder in der Familienwirtschaft)
85
-
Emanzipation und Enthäuslichung der Frau
-
Die mangelnde Versorgung mit Kinderbetreuungsplätzen
-
Konsumdenken und anspruchsvoller Lebensstil
-
Strukturelle Rücksichtslosigkeit gegenüber der Familie
Bernhard Frevel, S.11
131
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Im 11. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung findet man einen entsprechenden Hinweis: Das Aufwachsen der Kinder geschieht danach immer mehr in öffentlicher Verantwortung. Die Grundlage der Sozialisation setzt wohl die Familie selbst. Jedoch steht nicht wie vielfach festgestellt, die Familie vor der
Auflösung.
Die
Familie
hat
sich
lediglich
gewandelt.
Öffentliche
Einrichtungen, wie Kindergärten, Schulen und Ganztagesbetreuungen haben für die Sozialisation an Bedeutung zugenommen. Daneben sind auch die Peergroups86 und Medien heute mitverantwortlich für das Zurückdrängen der Familie im Prozess der Sozialisation. Die Anforderung an die öffentlichen Einrichtungen wächst über die eher eigentliche Unterstützung hinaus, die Familie dort zu entlasten, wo sie die Anforderungen nicht mehr erfüllen kann. Mit dem Unterstützen der Sozialisationsprozesse durch die öffentliche Hand können die Kinder und Jugendlichen andere „Normalitäten“ wahrnehmen. Sie haben dadurch wahrscheinlich erstmals die Gelegenheit, zwischen der eigenen Normalität und der Normalität des Anderen zu vergleichen. Diesen Wandel innerhalb der Familien und die demographischen Veränderungen gilt es zu untersuchen. Es stellt sich die Frage, wie die mit Kindern betrauten Personen und Einrichtungen in Zukunft agieren könnten und ob- und inwieweit die Einrichtungen derzeit und für die Zukunft dafür vorbereitet sind. à Fazit: Ein Wandel in der Demographie und in den Familien selbst findet statt!
10.1 Statistik, Szenarien der Geburtenentwicklung Eine Bevölkerungsvorausberechnung des Institutes für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik (IBS) sagt für 2010 insgesamt 82,0 Mio Menschen in Deutschland, für 2030 insgesamt 77,5 Mio und für 2050 insgesamt 68,- Mio
86
Def. Wikipedia Peer Group bedeutet "Gruppe von Gleichaltrigen" oder "Gruppe von Gleichgestellten". Dieser Fachbegriff aus der Soziologie und Pädagogik geht zurück auf Charles H. Cooley (1864-1929). Der Begriff fasst die Beobachtungen zusammen, dass besonders im Kinder- und Jugendalter die Orientierung der Individuen an Gruppenstandards stärker an Menschen ähnlichen Alters als an den eigenen Eltern stattfindet und dass auch später die Ansichten eines Menschen häufig von den Menschen der unmittelbaren Umgebung geprägt werden. Peer Groups übernehmen bei Kindern und Jugendlichen wichtige Sozialisationsfunktion und dienen zur Emanzipation vom Elternhaus. Die Jugendlichen "üben" soziale Muster gemeinsam mit ihren Freunden, die meist aus der Gleichaltrigengruppe stammen, erproben untereinander soziale Verhaltensweisen. Peers sind sozusagen ein Spielfeld, auf dem es möglich ist, eigene Grenzen auszutesten, den Umgang mit anderen zu lernen, den Übergang ins Erwachsenensein zunächst im geschützten Raum der Gleichaltrigen zu erfahren.
132
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Menschen in Deutschland voraus. Daraus ergibt sich ein langfristiger Rückgang der Bevölkerung in Deutschland.87 Eine weiterschreitende Schrumpfung der Bevölkerung hätte einen negativen Effekt auf das wirtschaftliche Wachstum. Mehr Kinder als zukünftige Erwerbstätige hätten das Gegenteil zum Ziel. Mehrere Szenarien, wie das Vorziehen der Geburten, die Summe der Geburten erhöhen, das Vorziehen des Geburtenalters, das Durchschnittsalter der werdenden Mütter reduzieren, oder die Kopplung einzelner Szenarien, könnten als Maßnahmen der Familienpolitik nur in Kombination aller eine Veränderung bewirken. Also eine integrative Konzeption könnte unter Anderem dazu beitragen, dass man sich dem europäischen Durchschnitt annähert.88
10.1.1
Mutter- Vater- Kinder-Los, Eine Analyse des Geburtenrückgangs aus der Geschlechterperspektive von Barbara Stiegler
In der Analyse wird deutlich, dass das in der Gesellschaft vorherrschende Bild, die Enthäuslichung und Emanzipation der Frauen der Hauptgrund des Geburtenrückgangs sei. Jedoch wiederlegen Trends, dass auch Männer wesentlich zum Geburtenrückgang beitragen. Insbesondere im Westen Deutschlands ist der Verbleib von jungen Männern im Elternhaus über eine lange Zeitspanne zu beobachten. Sie ziehen später von zu Hause aus und wohnen in der anschließenden Lebensphase zu größeren Teilen als die Frauen alleine. Der lange Verbleib von jungen Männern im „Hotel Mama“ bewirkt, dass sie in dieser Lebensphase auch nicht gewollt Vater werden. Eine Konsequenz ist, dass Männern weitaus mehr als Frauen die Erfahrung fehlt, mit Kindern zu leben. In der sogenannten familienintensivsten Phase, zwischen 35 und 45 Jahren, leben 74 % aller Frauen, aber nur 58 % aller Männer in einem Haushalt mit mindestens einem Kind. Der Anteil der kinderlosen Männer an allen Männern ist höher als der Anteil der kinderlosen Frauen an allen Frauen (Winkelmann 2005). Hinzu kommen 44 % der kinderlosen Frauen, die als Grund angeben, dass Ihnen der richtige Partner 87
Bevölkerungsentwicklung , Information 282 zur politischen Bildung, Herwig Birg, S. 21 Zeit, Infrastruktur und Geld: Familienpolitik als Zukunftspolitik, Hans Bertram, Wibke Rösler, Nancy Ehlert,S.7 APuZ 23-24/2005 88
133
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
fehlt - Partner/Männer die keine Kinder wollen, oder die die traditionellen Rollen von Frauen erwarten. Außerdem fürchten Männer vor allen Dingen eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit durch ein Kind, Frauen hingegen befürchten berufliche Probleme und sehen ihre berufliche Weiterentwicklung in Frage gestellt. Die praktischen Befürchtungen einer Frau lassen sich durch Maßnahmen aller/einzelner Gegebenheiten in Sachen Vereinbarkeit Familie und Beruf ändern, die persönlichen Befürchtungen des Freiheitsverlustes der Männer eher schwer!
Das Berliner Institut für Bevölkerung und Entwicklung kommt in einer Analyse der unterschiedlichen Kinderzahlen in den Ländern Europas zu dem Ergebnis: „Insgesamt lässt sich sagen, dass die Kinderzahlen dort hoch liegen, wo nicht nur die Frauen emanzipiert sind, sondern die ganze Gesellschaft es ist. Wo nämlich die Berufstätigkeit von Frauen akzeptiert wird, wo sich auch Väter um Kleinkinder kümmern, wo Beziehungen ohne Trauschein und außereheliche Kinder als normal gelten.“ Damit wird deutlich, dass gesellschaftliche Strukturen, Leitbilder und Familienbegriffe auf der einen Seite das Leben als Mann oder Frau prägen, andererseits aber einen Bezug zur Kinderzahl haben. à Fazit - Die Bevölkerung nimmt langfristig ab, und nur ein Polit-Mix in den Kommunen kann dem entgegenwirken! - Eine Erweiterung des Familienbildes und Veränderung des Vater- und Mutterbildes, die gesellschaftliche Verantwortung für Erziehung und Bildung der Kinder, aber auch eine Veränderung von Arbeitsanforderungen bei Vater- und Mutterschaft sowie gesicherte Existenzmöglichkeiten für Väter und Mütter sind Orientierungen, die zu einer höheren Bereitschaft führen können, sich für ein Kind zu entscheiden. - Umdenken im Ansehen der Frauenförderung/Frauenarbeit.
10.2 Familienpolitik unter Bezugnahme des Elterngeldes Um die „Nachfrage nach Kindern“ und damit die Fertilitätsraten zu erhöhen, müssen unter Anderem die Opportunitätskosten von Kindern verringert werden.
134
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Der Leitgedanke einer nachhaltigen Familienpolitik besteht darin, den Einkommensverlust in der Familiengründungsphase abzumildern.89 Dieser Leitgedanke wurde von der Bundesregierung entwickelt.
10.2.1
Auszug aus der Pressemitteilung vom 14.06.06 aus www.bmfsfj.de Bundesfamilienministerin von der Leyen begrüßt Kabinettsbeschluss zum Elterngeld: "1:0 für die Familien, das Elterngeld kommt!"
Bundesfamilienministerin
Ursula
von
der
Leyen
freut
sich
über
die
Entscheidung des Bundeskabinetts, das heute den Gesetzentwurf zur Einführung eines Elterngeldes beschlossen hat. "Es steht 1:0 für Familien, das Elterngeld kommt!", sagt von der Leyen. Das Bundeskabinett habe mit dem Beschluss deutlich gemacht, dass es der Bundesregierung nicht gleichgültig ist, ob sich junge Menschen für ein Kind entscheiden. In den vergangenen Wochen war die Ressortabstimmung erfolgt sowie Länder und Verbände waren angehört worden. "Wir haben Anregungen angenommen, an der großen Linie des Elterngeldes wurde jedoch nichts mehr verändert", so von der Leyen. Auf Wunsch der Länder wird einheitlich für alle Eltern ein Zwölfmonatszeitraum bei der Einkommensermittlung berücksichtigt. Das Elterngeld gibt jungen Müttern und Vätern einen Schonraum, sich ohne finanziellen Druck Zeit für ihr Neugeborenes zu nehmen", so von der Leyen. "Die meisten jungen Familien brauchen und wollen heutzutage dauerhaft zwei Einkommen. Die Konzentration auf 14 Monate zeigt auch, dass es akzeptiert ist, bald wieder Kontakt zum Beruf zu haben und soll dazu beitragen, dass Mütter und Väter den Lebensunterhalt ihrer Kinder selbst sichern können", sagt die Bundesministerin. Von der Leyen sieht das Elterngeld als eine von drei tragenden Säulen in der Familienpolitik. "Das Elterngeld steht nicht für sich allein. Mindestens so wichtig sind der weitere Ausbau der Kinderbetreuung und kinderbewusste Strukturen in der Arbeitswelt, damit Familien auch über das erste Lebensjahr des Kindes hinaus planen können", hebt die Bundesministerin hervor. Wie sieht das Elterngeld im Gesetzentwurf aus? Das Elterngeld wird im Kernzeitraum zwölf Monate gezahlt. Zwei zusätzliche Partnermonate kommen hinzu, wenn sich der jeweils andere Partner Zeit für das Kind nimmt und im Beruf kürzer tritt. Die insgesamt 14 89
Nachhaltige Familienpolitik, Essay, Sandra Gruescu und Bert Rürup, S.5 APuZ 23-24/2005
135
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Monate können somit frei zwischen Vater und Mutter aufgeteilt werden, mindestens zwei Monate sind allein für den Vater oder die Mutter reserviert. •
Elterngeld gibt es für Erwerbstätige, Beamte, Selbstständige und erwerbslose Elternteile, Studierende und Auszubildende.
•
67 % des wegfallenden Einkommens, mindestens 300 Euro maximal 1800 Euro werden ersetzt, wenn die Arbeitszeit auf maximal 30 Std. pro Woche reduziert wird.
•
Nimmt der Vater oder die Mutter die zwei Partnermonate nicht in Anspruch, so wird für diese zwei Monate kein Elterngeld, auch kein Mindestelterngeld, gezahlt.
•
Das Mindestelterngeld in Höhe von 300 Euro wird im Kernzeitraum von zwölf Monaten immer gezahlt, wenn ein Elternteil das Kind betreut, unabhängig davon, ob der Elternteil vorher erwerbstätig war. Das betrifft Transferempfänger ebenso wie Einverdienerfamilien.
•
Das Mindestelterngeld in Höhe von 300 Euro wird während der Kernzeit von zwölf Monaten nicht als Einkommen auf andere Sozialleistungen oder Wohngeld angerechnet.
•
Alleinerziehende, die vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren, erhalten das Elterngeld 14 Monate, da sie Vater- und Muttermonate erfüllen.
•
Bei der Geburt eines weiteren Kindes innerhalb von 24 Monaten wird zusätzlich zum neuen Elterngeld ein Geschwisterbonus gezahlt. Er errechnet sich aus der Hälfte der Differenz der höchstmöglichen Elterngelder für beide Kinder.
•
Für Geringverdiener gibt es ein erhöhtes Elterngeld. Ist das zugrunde liegende Nettoeinkommen geringer als 1000 Euro monatlich, wächst der Einkommensersatz bis zu 100 Prozent. Je 20 Euro geringerem Einkommen erhöht sich die Ersatzrate um jeweils ein Prozent.
•
Das Elterngeld kann bei gleichem Gesamtbudget auch auf den doppelten Zeitraum (auf bis zu 28 Monate) gestreckt werden, dann werden die halben Monatsbeträge gezahlt.
136
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
•
Maßgeblich
für
die
Berechnung
des
Elterngeldes
ist
der
Durchschnittsbetrag aus dem Einkommen der vergangenen zwölf Kalendermonate vor der Geburt des Kindes bzw. vor der in Anspruch genommenen Mutterschutzfrist. So wird sichergestellt, dass auch befristet
Beschäftigte
und
Selbstständige
mit
unregelmäßiger
Auftragslage angemessen berücksichtigt werden. •
Das Gesetz zum Elterngeld ist mit Wirkung vom 1. Januar 2007 in Kraft getreten.
Deutlich in dieser Pressemitteilung wird, dass die Problematik des demographischen Wandels von der Bundesregierung durch die Schaffung der neuen Regelung - Erziehungsgeld und seine möglichen Konsequenzen keineswegs missachtet werden. Sollte es sich in der heutigen Gesellschaft tatsächlich nur um den finanziellen Aspekt handeln, ob Kinder geboren werden
oder
nicht,
ist
dieser
Unsicherheitsfaktor
für
die
Entscheidungsfindung ausgeräumt worden. à Fazit: Das Elterngeld könnte wirken. Damit dies den gewünschten Erfolg hat, muss es mit eltern- und kindgerechter Infrastruktur in Form von guter und gut ausgebauter Kinderbetreuung und flexible, d.h. familienorientierten (Arbeits)/Zeiten unterstützt werden.
10.3 Familie und Beruf - Standortanalyse im Rhein-Erft-Kreis Die Lebenswünsche der Menschen, gesellschaftliche und ökonomische Erfordernisse zielen einvernehmlich auf mehr Kinder und ihre frühe Förderung sowie eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen. Kinder und Beruf lassen sich in Deutschland jedoch nur schwer in Einklang bringen. Deutschland zukunftsfähig zu machen bedeutet auch, Frauen und Männern bessere Möglichkeiten für eine persönliche Balance zwischen Familie und Arbeitswelt zu eröffnen.90 Wichtige Eckpfeiler einer städtischen Entwicklung sollten unter Anderem die Berufswahlorientierung, der berufliche Wiedereinstieg, die Karriereförderung,
90
Bertelsmann Stiftung, Kommunen schaffen Zukunft, S.22
137
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
und die Existenzgründung einer Frau sein. Siehe zu diesem Hinweis auch die Erläuterungen weiter unten dieser Projektarbeit (Optima). Eine schriftliche Abfrage aller zehn Kommunen im Rhein-Erft-Kreis war Informationsgrundlage für folgende Tabellen und Ergebnisse. Hier wurde die Betreuung von Kindern in Kindertageseinrichtungen unter drei Jahren, über drei Jahren und die Betreuung von Schülern im Rhein-Erft-Kreis untersucht. Ein Fragenkatalog wurde jeweils für das Jugendamt, das Schulverwaltungsamt und die Personalabteilung erstellt und an alle Kommunen im Rhein-Erft-Kreis versandt. Die Ergebnisse sind von 9.4 dargestellt.
10.3.1
Kinderbetreuung (inkl. unter 3 Jährige und Tagesmütter)
Im Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) wird die Verpflichtung für Kommunen konkretisiert, für Kinder im Alter von unter 3 Jahren eine dem Bedarf entsprechende
Anzahl
an
Plätzen
in
Tagesbetreuungseinrichtungen
vorzuhalten, sodass eine vielfältige und ausreichende Versorgungsstruktur gesichert
ist.
Insgesamt
soll
der
Kinderbetreuung
ein
höherer
bildungsspezifischer Stellenwert zugebilligt werden. Vom Kindergarten zum Familienzentrum – diesen Weg will die Landesregierung gehen und die frühe Förderung von Kindern zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen. Kindertageseinrichtungen sind sowohl der Elementarbereich des Bildungswesens als auch der Ort für Eltern, die in Fragen der Erziehung und Förderung ihrer Kinder nach Unterstützung suchen. Das Gesetz über die Tageseinrichtungen für Kinder bildet die Grundlage für die pädagogische Arbeit. Ziel der Landesregierung ist, die Tageseinrichtungen zu Familienzentren weiter zu
entwickeln.
Damit
soll
der
Bildungsauftrag
verbessert
und
die
Sprachförderung intensiviert sowie die Plätze der unter 3 Jährigen ausgebaut werden.
138
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Abb. 49 - Quelle: Meldebögen für Tageseinrichtungen /Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW
Tagesmütter müssen seit Januar 2006 neben der persönlichen Eignung auch fachliche Qualifizierung, kindgerechte Räumlichkeiten und Kenntnisse über die Anforderung der Kindertagespflege nachweisen. Noch bis Ende 2007 können europäische Fördermittel von maximal 400 Euro im Monat abgerufen werden. Die Informationen dazu könnten als Vermittler alle Jugendämter im Rhein-ErftKreis an junge Mütter weiterleiten. Das Tagesbetreuungsausbaugesetz (seit dem 01.01.2005 in Kraft getreten) legt fest, dass zum 01.10.2010 gemäß § 24a SGB VIII ein bedarfsgerechtes Angebot auch für Kinder unter drei Jahren vorzuhalten
ist.
Alle
Kommunen
im
Rhein-Erf-Kreis
planen
bereits
dementsprechend. Viele unter 3 Jährige werden bei möglichen Kapazitäten im Rhein-Erft-Kreis bereits betreut! In nachfolgender Tabelle soll der derzeitige Betreuungsstand zum Informieren und Vergleichen dienen. Stand November 2006
Jugendämter
Bedburg
Kindertageseinrichtungen
15
Kinderbetreuungsplätze in % von Einwohnergesamtzahl LDS Stand 30.06.06
Monatl. Elternbeitrag Beispiel einer Staffel bei einem Einkommen von 25.000 € 100% Betreuung
800 Plätze von 24.922 Einwohner = 3,2 %
44,48 €
139
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Bergheim
35
1.995 Plätze von 63.148 Einwohner = 3,2 %
44,48 €
Brühl
25
1.348 Plätze von 44.424 Einwohner = 3,0 %
45,07€
Elsdorf
12
690 Plätze von 21.575 Einwohner = 3,2 %
44,48 €
Erftstadt
27
1.540 Plätze von 51.034 Einwohner = 3,0 %
44,48 €
Frechen
25
1.589 Plätze von 48.957 Einwohner = 3,3 %
44,48 €
Hürth
25
1.588 Plätze von 55.501 Einwohner = 2,9 %
45,00 €
Kerpen
31
2245 Plätze von 64.323 Einwohner = 3,5 %
33,87 €
Pulheim
27
1.618 Plätze von 53.666 Einwohner = 3,0 %
40,00 €
Wesseling
21
1.299 Plätze von 35.560 Einwohner = 3,7 %
44,48 €
Die Kinderbetreuung im Rhein-Erft-Kreis ist flächendeckend gut ausgebaut. Plätze, die in den letzten Jahren für die 3-Jährigen geschaffen wurden, werden bei Umschulung des Personals sukzessive für die unter 3 – Jährigen ausgebaut. Die Beiträge können durch Satzungen der Kommunen seit kurzer Zeit selbst festgelegt werden.
140
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
10.3.2
Schülerbetreuung
Mit den Programmen "Schule von acht bis eins"91, "Dreizehn Plus"92 fördert die Landesregierung schon seit einigen Jahren die Einrichtung von verlässlichen Ganztagsangeboten für Kinder und Jugendliche an nordrhein-westfälischen Schulen. Mit der "offenen Ganztagsschule im Primarbereich" (OGS) geht die Landesregierung
einen
neuen
Weg,
um
unseren
Kindern
mehr
Bildungschancen zu eröffnen und Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Die offene Ganztagsschule - zumeist Grundschulen - ist dabei mehr als Unterricht. Um dem ganzheitlichen Förderauftrag entsprechen zu können, sollen unterschiedliche Professionen zusammen wirken und ein breites Angebot an Förderkursen, Sport, Kultur und Freizeit bereithalten. Die Zusammenarbeit von Schule, Jugendhilfe, Sportvereinen und Organisationen der Kultur sind Voraussetzung für das Gelingen. Das Land leistet Zuschüsse zu den Kosten der Ganztagsangebote und setzt durch Richtlinien in Schule und Jugendhilfe Rahmenbedingungen. Vor Ort planen und gestalten Schule, Jugendhilfe und Kommune selbstständig und selbstverantwortlich die konkreten Angebote. Das Land unterstützt derzeit aktuell die ganztägige Bildung, Erziehung, Betreuung und Förderung von Schulkindern im Primarbereich über die offene Ganztagsschule, die drei Ziele verfolgt: •
Verbesserung der Bildungsqualität und mehr individuelle Förderung,
•
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und
•
Ganztagsangebote aus einer Hand unter dem Dach der Schule.
Deshalb werden vorhandene Ganztagsangebote aus Kinder- und Jugendhilfe und
Schule
zu
einem
Gesamtsystem
zusammengeführt.
Die
Gesamtverantwortung hat der Schulträger im Rahmen einer gemeinsamen Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung. Die Kooperation der Schulen mit Partnern aus Kinder- und Jugendhilfe, Kultur und Sport ist eine zentrale Grundlage der offenen Ganztagsschule. Land, Kommunen und freie Träger 91
„Schule von 8-1“ ist unter Einschluss der Unterrichtszeit bis mind.13 Uhr in der Regel an allen Unterrichtstagen Betreuung gewährleistet. Ein vor dem Unterricht bestehender Aufsichtsbedarf ist ab 07.30 Uhr bis zum tatsächlichen Unterrichtsbeginn durch die Schule sichergestellt. 92 Bei „13plus“ beginnt die Betreuungsmaßnahme nach Schulschluss; in der Regel 13 Uhr (diese Maßnahme wird ab 2008 nicht mehr gefördert!)
141
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
sorgen
gemeinsam
Qualitätsentwicklung.
für Für
eine Eltern,
verlässliche die
und
lediglich
anspruchsvolle
eine
Vor-
oder
Übermittagsbetreuung brauchen, gibt es darüber hinaus, wie oben bereits erwähnt, das Angebot der Schule von acht bis eins. In ganz NRW bieten seit dem 01. August 2006 insgesamt 342 Gemeinden Ganztagsplätze in der Primarstufe, der Sekundarstufe I (Sek I) und dem Förderschulbereich für insgesamt 115.700 Schüler an. Rund 66 % der Grundschulen bieten eine Ganztagsbetreuung in NRW an. Somit erreicht das Angebot etwa 15 % der Grundschüler, das sind ca. 17.355 Grundschüler innerhalb der OGS-Betreuung in NRW, denn laut LDS-Statistik vom 30.06.2006 werden in Nordrhein-Westfalen insgesamt 757.935 Grundschüler beschult; prozentual gesehen sind das rund 2,3 % Grundschüler in OGS-Betreuung landesweit. Im Vergleich dazu wurde innerhalb dieser Projektarbeit eine Standortanalyse
im
Rhein-Erft-Kreis
durchgeführt.
Bei
allen
zehn
Schulverwaltungsämtern innerhalb des REK wurden schriftlich mehrere Daten abgefragt und eine Tabelle mit den einzelnen Ergebnissen erstellt. Um die Vielzahl der Daten vergleichen zu können, wurden die Anzahl der OGS an den Grundschulen, die Anzahl der Grundschulen, die beschulten Grundschüler insgesamt und die Anzahl der betreuten OGS-Schüler abgefragt. Somit kann eine Aussage getroffen werden, wie viel Schüler eine Betreuung an den OGS-Grundschulen prozentual zu den Grundschulen gesamt besuchen.
Bei der Staffel der Elternbeiträge gab es leider Klassenendbetragsunterschiede bei den Beitragstabellen der Städte und Gemeinden im REK, deshalb wurde ein mögliches Einkommen von 25.000 € als Beispiel ausgewählt, um explizit eine Betragshöhe darstellen zu können. Bei der Mehrzahl der Schulverwaltungsämter sind bereits Erweiterungen der OGS für das nächste Schuljahr (2007/2008) geplant und bewilligt, so dass der Ausbau des Betreuungsnetzes im Rhein-Erft-Kreis gesichert ist.
142
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Stand November 2006
Schulverwaltungsämter
Grundschulen mit Betreuung (OGS) in % von Grundschulen insgesamt
Schüler in Betreuung OGS in % von Grundschülergesamtzahl Schulstatistik 15.10.06
Höhe Elternbeitrag 1.Kind bei einem Einkommen von 25.000€
Bedburg
4 OGS von 4 GS = 100 %
90 von 1.107 Schülern = 8,1 %
57,00 €
Bergheim
6 OGS von 12 GS = 50 %
224 von 2.716 Schülern = 8,3 %
45,00 €
Brühl
4 OGS von 8 GS = 50 %
185 von 1.775 Schülern = 10,4 %
60,00-80,00 € unterschiedl. pro GS
Elsdorf
0 OGS von 3 GS =0%
0 von 965 Schüler =0%
-
Erftstadt
7 OGS v. 7 GS = 100 %
327 von 2.138 Schülern = 15,3 %
60,00 €
Frechen
2 OGS v.7 GS = 29 %
125 von 1.900 Schülern = 6,6%
25,00 €
Hürth
10 OGS v. 10 GS = 100 %
454 von 2.027 Schülern = 22,4 %
55,00 €
Kerpen
3 OGS v. 12 GS = 25 %
143 von 2.925 Schülern = 4,9 %
40,00€
Pulheim
7 OGS v.9 GS = 78%
575 von 2298 Schülern = 25 %
40,00€
Wesseling
2 OGS v.7 GS = 29%
135 von 1.719 Schülern = 7,85%
38,00€
Das Ganztagsbetreuungsangebot im Primarbereich an Grundschulen des Rhein-Erft-Kreises mit durchschnittlich 62 % (ohne Elsdorf und 56 % mit Elsdorf) kommt dem landesweiten Durchschnitt von 66 % nah. Die Grundschüler in Ganztagsbetreuung im Rhein-Erft-Kreis stehen somit mit
143
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
durchschnittlich 10,9 % (von 10 Kommunen) deutlich über dem Landeswert von 2,3 % - Anmeldungen an der Offenen Ganztagsgrundschule. Dieses Ergebnis ist ein positives und besagt, dass diese Richtung weiter ausgebaut und stetig kontrolliert werden sollte. Die Elternbeiträge sind lediglich aus informativen Zwecken dargestellt und könnten eventuell aus Beratungszwecken für Neuregelungen von Satzungen dienen. In allen Grundschulen im Rhein-ErftKreis wird die Betreuungsmaßnahme „Schule von acht bis eins“ angeboten und von durchschnittlich 21,2 % der Primarschüler genutzt.
10.3.3
Kommunen als Arbeitgeber in Bezug auf Arbeitszeitmodelle
Die Balance von Familie und Arbeitsleben ist sowohl für Sozialpolitik, Kommunen und Träger als auch für die Personalpolitik in Unternehmen eine zentrale Herausforderung der nächsten Jahre. Um eine schlüssig verzahnte Betreuung zu gewährleisten, hilft es wenig, wenn die Modernisierungsideen der Betreuung, wie bereits erwähnt, nur durch Schulen und Kindergärten wahrgenommen werden. Auch die flexiblen Arbeitszeiten der Eltern gehören zu einer vernetzten Betreuung dazu. Die Arbeitgeber sollten hier auch innovativ und
unter
Ausschöpfung
ihrer
ganzen
Potenziale
voran
gehen.
Mitarbeiterbindung, Senkung von Fehlzeiten, Steigerung der Motivation, Gewinnung von Personal sind nur einige Faktoren, die sich auch in Zahlen als betriebswirtschaftlicher Erfolg rechnen lassen. Die Arbeitsanforderungen an Wissen und Qualifikationen ändern sich heutzutage rasend schnell; Wiedereinstiegskosten bei einer dreijährigen Elternzeit belaufen sich auf 75 % einer Neueinstellung; bei einer Verkürzung der Elternzeit auf lediglich 6 Monate sind es nur 15%!93 Zusätzlich sollten die Kommunen mit ansässigen Unternehmen ins Gespräch kommen
und
individuelle
Betriebskindergärten,
Arbeitszeitmodelle
finanzielle
ausarbeiten;
Unterstützungsmodelle
an
Ziele
sollten
vorhandene
Tageseinrichtungen, Heimarbeit, abgesicherte Zeiten über die gesetzliche Erziehungszeit hinaus etc. sein. Die Kommunen sollten jedoch mit gutem
93
Familienorientierte Personalpolitik aus Unternehmersicht“ Ludwig Georg Braun in Familie bringt Gewinn 2004
144
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Beispiel voran gehen und auch Modelle erarbeiten und erproben, die über gesetzliche Standards hinausgehen. Erfahrungen zeigen, dass Mitarbeiter/Innen (MA) von Unternehmen/Betrieben, die familienorientierte Maßnahmen umgesetzt haben, eine hohe Identifikation mit ihrem Betrieb zeigen; das Arbeitsklima verbessert sich auf verschiedenen Ebenen. Bei der Abfrage an die Personalämter der zehn Rhein-Erft-Kreis-Kommunen wurde die Anzahl der MA in der Kommune, die Anzahl der sich in Abwesenheit befindlichen MA, und die (besonderen) Arbeitszeitmodelle der Kommunen, abgefragt. Personalämter
Anzahl der Mitarbeiter
MA in Arbeitszeitmodellen in % von der Gesamtzahl der Kommune
Welche besonderen Modelle gibt es? / Gibt es besondere Modelle?
Bedburg
169
4, keine Männer = 2,7 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
Bergheim
831
25, keine Männer = 3,0 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
Brühl
660
18, keine Männer = 2,7 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
Elsdorf
210
7, keine Männer = 3,3 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
Erftstadt
614
31 , keine Männer = 5,1 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
Frechen
650
8, davon 1 Mann = 1,2 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
Hürth
630
23, davon 1 Mann = 3,7 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
145
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kerpen
818
12, keine Männer = 1,5 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ Heimarbeitsplätze (max. 60% der gesamt zu leistenden Arbeitszeit)
Pulheim
533
13, davon 1 Mann = 2,4 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
Wesseling
400
20, keine Männer = 5,0 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ keine besonderen Modelle
Rhein-Erft-Kreis
997
28, keine Männer = 2,8 % in Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u. individuell/ teilweise Heimarbeitsplätze
Die Ergebnisse der Personalämter haben größtenteils informativen Charakter. Um aber einen Vergleich bzw. einen möglichen Zusammenhang annähernd zu einem familienfreundlichen Personalmanagement deutlich zu machen, ist folgendes Zahlenbeispiel richtungsweisend. Die Firmenich GmbH aus Kerpen hat einen Beschäftigtenstand von 95 Mitarbeitern. Davon waren acht in Erziehungsurlaub; dies sind 8,4 %. Vergleicht man die Zahlen, obwohl es ein Betrieb in der freien Wirtschaft ist, und unabhängig von der Frauenquote, weist kein kommunaler Arbeitgeber einen Prozentsatz in dieser Höhe aus. Ziel einer Kommune könnte sein, Kennziffern festzulegen mit denen Familienfreundlichkeit anhand der in Erziehungsurlaub befindlichen Mitarbeiter, gemessen wird. Letztendlich entscheiden sich Beschäftige, die hier aus Arbeitnehmersicht gesehen werden, für Kinder, die ein familienfreundliches Personalmanagement bei ihrem Arbeitgeber angeboten bekommen. Anhand der abgefragten Daten bezüglich der Arbeitszeitmodelle bieten die Städte und Gemeinden noch zu wenig besondere Arbeitszeitmodelle an, die es ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen, Familie und Beruf besser zu verbinden. Nachfolgend werden einige Möglichkeiten beschrieben, die dazu beitragen einen Betrieb bzw. eine Kommune familienfreundlicher zu gestalten.
146
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
10.3.4
Modelle und Beispiele betrieblich unterstützter Kinderbetreuung
Den Kopf frei haben für den Arbeitsplatz- das ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn Eltern sich Sorgen machen, ob ihre Kinder wohl gut betreut und versorgt sind. Selten passen Arbeitszeiten und Öffnungszeiten von Kindergarten und Schule zueinander. Gleichzeitig stoßen bei aller privater Kreativität auch die Lösungen im sozialen Netz an ihre Grenzen. Nachbarn, Freunde und Großeltern helfen vielleicht, sind aber auch erwerbstätig oder selber hilfebedürftig und nicht so einplanbar, wie sie gebraucht werden.
Eine Möglichkeit der betrieblich unterstützten Kinderbetreuung ist der Kinderbetreuungskostenzuschuss;
dieser
ist
nach
§
3
Nr.
33
Einkommenssteuergesetz (EStG) steuer- und sozialversicherungsfrei, wenn er, beispielsweise
anstelle
einer
Lohnerhöhung
oder
bei
einer
Vertragsveränderung (z.B. Teilzeit nach Elternzeit), zusätzlich zum Gehalt ausgezahlt wird. Die folgenden Voraussetzungen müssen jedoch erfüllt sein:
-
tatsächliche Kosten der Kinderbetreuung müssen nachgewiesen werden
-
das Kind noch nicht schulpflichtig ist und/oder noch keine 6 Jahre alt ist
-
die Betreuung nicht im eigenen Haushalt stattfindet
-
und der Zuschuss ausschließlich für die Betreuung verwendet wird
Anhand folgender Modellrechnung (Steuerklasse 3…) wird der Vorteil deutlich:
Bruttolohn alt
Gehaltserhöhung
Kinderbetreuungs-
€
Zuschuss € 2.500
2.500
200
-
2.700
2.500
Lohnsteuer/Soli
184
136
Sozialversicherung AN-Anteil
584
541
Gehaltserhöhung Bruttolohn neu
147
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Sozialversicherung AG-Anteil
567
525
Kinderbetreuungszuschuss
-
200
Personalaufwand AG
3.267
3.225
Netto AN (inkl. Zuschuss)
1.931
2.023
Vorteil AN
-
92
Vorteil AG
-
42
Quelle: “Steuerliche Vorteile für dem familienfreundlichen Betrieb“ Steuerberatung Sabine Schwarz, Köln April 2006
Die Firmenich GmbH in Kerpen als tatsächliches Beispiel ist ein internationales Unternehmen im Bereich der Produktion von Duft- und Aromastoffen mit 95 Beschäftigen und einer Frauenquote von 70%. 2005 waren 8 Beschäftige in Elternzeit. Unter Anderem zahlt die Firma Firmenich den bereits erwähnten Kinderbetreuungszuschuss. Des Weiteren befindet sich in der Nähe des Unternehmens eine private Kinderkrippe94, mit der das Unternehmen Firmenich in gutem Kontakt steht. Der Nutzen der Unternehmen ist schlagwortartig gesagt – Expertinnenwissen halten – Ausfallzeiten verkürzen. Die positive Reaktion der Beschäftigen - Die MA fühlen sich bei ihren Problemen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie wahr- und ernst genommen.
Eine weitere Möglichkeit der Unternehmen ist, Belegrechte in vorhandenen Einrichtungen zu sichern. In diesem Modell geht das Unternehmen eine Kooperation
mit
dem
Träger
der
Einrichtung
ein.
Betriebliches
Ferienprogramm; dies könnte eine weitere Möglichkeit sein, die Behörde oder den Betrieb
in Punkto
Familienfreundlichkeit
zu modernisieren.
Denn
Kindertageseinrichtungen oder Schulen, die ferienbedingt geschlossen sind, könnten eine Betreuung selbst organisieren, organisieren lassen oder sich in bestehende Angebote einkaufen. Beratungs- und Vermittlungsservice; man könnte den Beschäftigen einen Service anbieten, der sie in Fragen der Kinderbetreuung berät und wichtige Adressen vermittelt. Inhouse-Betreuung, Kinder werden gelegentlich, z.B. bei Ausfall von Schulstunden, mit in die Firma/die Behörde gebracht – dies kann auf verschiedene Arten und mit unterschiedlich hohem Aufwand optimiert werden (verbindliche Regelung) 94
bis zu 8 Kinder im Alter von 4 Monate bis 3 Jahre von Erzieherinnen betreut und aus Elterninitiativen heraus entstanden
148
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
à Fazit: - Der Rhein-Erft-Kreis hat ein gut ausgebautes Betreuungsnetz der Kindergärten und Schulen. Fraglich ist eine Einführung einer einheitlichen Beitragsgröße für alle Betreuungsplätze in einer Region. -
Fördermöglichkeiten
im
Rahmen
der
Tagesmütterbetreuung
durch
Jugendämter bekannt geben. - Personalmanagements in Kommunen könnten gesetzliche Standards erweitern und für die Mitarbeiter in verlässlichen Dienstvereinbarungen regeln. - An betrieblich unterstützter Kinderbetreuung für Kommunen und Behörden sollten die Potenziale mehr genutzt bzw. weiter ausgebaut werden.
10.4 Handlungsansätze durch das Land, Bund und EU Das Land, der Bund und die Europäische Union bieten eine Vielzahl von Handlungsansätzen, Informationen und Projekten zum Thema Familie und Beruf an. Einige von einzelner Trägerschaft, andere in Kooperation. Auch in der Region Köln/Rhein-Erft ist ein solches Projekt ins Leben gerufen worden.
10.4.1
Kooperationsprojekt„Optima“- ein Projekt des Landesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW und der Europäischen Union für die Region Köln
„Regionen Stärken Frauen“ – dies ist eine Initiative des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW und des Europäischen Sozialfonds. Ein Team kooperierender Träger [Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Rhein-Erft e.V. (AWO), Bildungsinstitut der Rheinischen Wirtschaft GmbH Bergheim (BRW),
Gesellschaft
für
berufliche
Bildung
Köln
(gbb),
IPEC
Unternehmensberatung Köln, Internationaler Bund (IB) Gesellschaft für Beschäftigung, Bildung und soziale Dienste mbH Frechen] hat sich erneut zusammen geschlossen, um die berufliche Förderung von Frauen in der Region Rhein-Erft-Kreis, Köln und Leverkusen voranzutreiben. Mit „Optima“ werden 7 neue Qualifizierungsprojekte für Frauen angeboten. Hierbei streben alle Kooperationspartner die Zusammenarbeit mit engagierten Unternehmen
durch Unternehmenspatenschaften
an.
Die
vorgenannten
Projekte sind:
149
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
- „Karriereforum Optima“, richtet sich an Frauen, die in Führung gehen wollen. Die Teilnehmerinnen stehen mit ihren Plänen, Ressourcen und Potenzialen
im
Mittelpunkt
der
einjährigen
Begleitung.
Es
finden
branchenspezifische Beratungen in Einzel- und Gruppencoachings statt. - „Alle Pänz optimal versorgt“, qualifizierte und zertifizierte Ausbildung zur Tagesmutter. Das Projekt schließt damit einen Teil der Lücke der Betreuung. -
„MOSAIK
kaufmännische
–
Qualifizierter Berufe“,
ist
Wiedereinstieg ein
Modulares
in
technische
Schulungs-
und
Angebot
in
Informations- und Kommunikationstechnologien. Es unterstützt gut ausgebildete Frauen bei einem qualifizierten Wiedereinstieg. E-learning, als zeit- und ortsunabhängiges Lernen, ermöglicht eine ideale Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Weiterbildung. Im Vordergrund steht die Steigerung der IT- und Wirtschaftskompetenz. - „Gründerinnenschmiede“ – Existenzgründungskurse für Frauen -
„Seniorenbetreuerin
-
Alltagsbegleitung
–
Demenzbetreuung
–
Altenpflege“, die Zunahme an hochbetagten Menschen bringt einen wachsenden Bedarf an qualifizierten Pflegekräften mit sich. Das Projekt richtet sich an Frauen, die Pflegeerfahrungen der Familienphase beruflich nutzen wollen - „FIT in LOR“, Arbeitsmarktorientierung, Bewerbungstraining, EDV-Schulung im Wellness- und Fitnessbereich bis zur Palliativmedizin95 - „Miqua – Migrantinnen qualifizieren für die Arbeitsaufnahme“, unterstützt Migrantinnen
ohne
Berufsabschluss
auf
dem
Weg
in
ein
Beschäftigungsverhältnis. Alle Kurse sind kostengering und zuschussfähig und zielen gleichzeitig auf die Eckpfeiler Familie und Beruf ab. So schließt sich der Kreis auch für die vorgenannten
Problemfelder,
qualifiziertes
Personal
auszubilden
und
vorzuhalten.
95
Nach den Definitionen der Weltgesundheitsorganisation und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ist Palliativmedizin „die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer voranschreitenden, weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt“. Nicht die Verlängerung der Überlebenszeit um jeden Preis, sondern die Lebensqualität, also die Wünsche, Ziele und das Befinden des Patienten stehen im Vordergrund der Behandlung.
150
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
10.4.2
Lokale Bündnisse für Familie - eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Europäischen Union
Die Initiative Lokale Bündnisse für Familie zielt darauf ab, im lokalen und regionalen Umfeld bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Familien zu schaffen. Ansatzpunkte hierfür sind der bedarfsgerechte Ausbau bzw. der Erhalt von Kinderbetreuungseinrichtungen, die Beratung und Information von Eltern,
die
Stärkung
der
Erziehungskompetenz,
die
Schaffung
eines
familienfreundlichen Wohnumfeldes und viele Maßnahmen mehr. Bündnisarbeit
lohnt
sich
für
Kommunen,
Kindergärten,
Kirchengemeinden,
Kammern,
Gewerkschaften,
Vereine,
Elterninitiativen,
Behörden,
Gemeinderäte, Unternehmen und freie Träger. Sie nützt der gesamten Region, die durch Familienfreundlichkeit Wachstums- und Beschäftigungseffekte erzielt. Durch
das
Zusammenspiel
Erfahrungshorizonte
können
der
unterschiedlichen
Angebote
Interessenlagen
bedarfsgerechter
und
und
effizienter
erbracht werden. Doppelstrukturen können vermieden und neue Ressourcen erschlossen werden. Die Initiative entfaltet ihre Stärke gerade in der Flexibilität und Vielfältigkeit der Gestaltungsmöglichkeiten. Den Akteuren der Bündnisse bietet die Initiative die Chance, das Bündnis den eigenen Zielen und den spezifischen
Herausforderungen
ihrer
Region
anzupassen.
Denn
die
Zukunftsfähigkeit vieler Gemeinden wird davon abhängen, inwieweit es gelingt, junge Menschen und Familien vor Ort zu halten und neue hinzu zu gewinnen. Längst ist deshalb das Thema der Kinder- und Familienfreundlichkeit zu einem wichtigen Standortfaktor geworden. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat diese Thematik mit folgenden sehr informativen Dokumentationen aufgegriffen: -
DStGB Dokumentation Nr.20, Mit Familien die Zukunft gewinnen (2001)
-
DStGB Dokumentation Nr.47, Gemeinden sagen Ja zu Kindern (2005)
-
DStGB Dokumentation Nr.65, Gemeinden und Unternehmen sagen Ja zu Kindern (2006)
151
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Folgend Beispiele für Bündnisse für Familien:
Praxisbeispiel Nürnberg: Mit den fünf Handlungsfeldern „Familie und Arbeitswelt“, Förderung der Familie“, „Erziehung“, „Bildung“, „Kultur“ und „Die Stadt als Lebensraum für Familie“ hat das 2000 gegründete Bündnis alle wichtigen Themen lokaler Familienfreundlichkeit abgedeckt. Die heimischen Unternehmen haben sich eigenverantwortlich in Arbeitsgruppen organisiert und so ein Netzwerk gebildet.
Praxisbeispiel Metropolregion Rhein-Neckar: Hier haben drei Bundesländer: Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz ein Bündnis geschlossen. Das Bündnis entwickelt zukunftsfähige Konzepte für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um die Metropolregion Rhein-Neckar zu einem attraktiven Standort zu entwickeln und Fachkräfte für die Region zu gewinnen. Rund einhundert verschiedene Akteure, darunter Unternehmen wie BASF, SAP, IKEA oder John Deere Werke Mannheim, mehrere Stadtverwaltungen, kommunale
und
ehrenamtliche
Einrichtungen
sowie
wissenschaftliche
Institutionen, wirken derzeit in dem Bündnis mit. Handlungsfelder sind die Kinderbetreuung, Vereinbarkeit Familie und Beruf und die Qualifizierung von Tagesmüttern.
Praxisbeispiel Eschborn (Region Main-Taunus): Mit den Handlungsfeldern Bürgerschaftliches
Engagement,
Familienfreundliches
Erziehungsverantwortung
Lebensumfeld,
wahrnehmen,
Generationsübergreifende
Zusammenarbeit, Gesundheit und Pflege, Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben sich die vier Kommunen Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach und Eppstein sowie die dort ansässigen Firmen und freien
Träger
zu
einem
„Regionalen
Netzwerk
für
Familie“
zusammengeschlossen. à Fazit: Netzwerke bilden – einzelne Ressourcen zu Gemeinsamen machen und voneinander profitieren!
152
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Angebote, ob finanziell unterstützt oder nicht, abklopfen und Beteiligungen prüfen, kommunale Entscheidungsträger anregen und überzeugen!
10.5 Handlungsansätze durch Stiftungen Diverse Stiftungen tragen in Deutschland dazu bei, durch „know-how“, Erfahrungen und Anreize durch Wettbewerbe, dass Kommunen, Arbeitgeber und die Bevölkerung Mut entwickeln, neue Wege zu gehen. Genauso wichtig sind Meinungen der Bevölkerung, denn worum geht es genau, und was muss sich ändern? Hier nur einige wenige Stiftungsideen zur Veranschaulichung und Nachahme.
10.5.1 Im
Bertelsmann Stiftung
„Wegweiser
Demographischer
Wandel
2020,
Analysen
und
Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden“ der Bertelsmann Stiftung ist unter Anderem der Standortfaktor Kinder- und Familienfreundlichkeit eine Aufgabe für die ganze Bürgergesellschaft. Diese sind: à sich ernsthaft und gemeinsam beraten, ob sich um das Thema gekümmert werden will à die Vermarktung vorhandener Angebote für Kinder und Familien in Städten und Gemeinden à enge Zusammenarbeit der Träger von Betreuungseinrichtungen mit den Eltern à Bildungs- und Betreuungsangebote enger vernetzen à Veröffentlichung guter und schlechter Meinungen der Eltern in Form einer Familienberichterstattung à Sozial benachteiligte Kinder und Familien fördern à
Kinder
und
Jugendliche
an
politischen
und
stadtplanerischen
Entwicklungsprozessen beteiligen à Wohn- und Lebensräume für Familien schaffen à Die Wirtschaft einbeziehen und in Angebote für Kinder und Familien investieren
153
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
10.5.2
Hertie – Stiftung „audit Beruf und Familie“ / Auditorin Barbara Locher-Otto
Für die Region Köln hat die B/L/O Unternehmensentwicklung Barbara LocherOtto im Rahmen des Projektes „ Pro FIT – Starke Region Köln – Vereinbarkeit Beruf und Familie – ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen in der Region Köln einen Ratgeber entwickelt, die Balance von Familie und Arbeitsleben herzustellen.
(Anfragen
bei
Informationsbedarf
an
die
B/L/O
Unternehmensentwicklung, Barbara Locher-Otto e.K., Heinrichstr.3, 50999 Köln, Tel: 02236-967666 ). Zahlreiche
Kommunalverwaltungen
haben
das
audit
„berufundfamilie“ zur Verbesserung ihrer familienbewussten Personalpolitik
eingesetzt:
Stadtverwaltung
Darmstadt,
Stadtverwaltung Kreisverwaltung
Hanau, Simmern,
Stadtverwaltung Velbert. Das audit berufundfamilie® der Stadt Velbert als Zielbeispiel: Diese wurde als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen und als zweite in der Bundesrepublik mit dem Zertifikat audit berufundfamilie® für eine familienbewusste Arbeitswelt ausgezeichnet. 141 Unternehmen und Institutionen aus dem gesamten Bundesgebiet haben am 14. Juni 2006 für ihr Engagement für familiengerechte Arbeitsbedingungen Zertifikate zum audit berufundfamilie® der Hertie-Stiftung erhalten. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, und der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos, die gemeinsam die Schirmherrschaft des audits tragen, überreichten in Berlin die Auszeichnungen. Das audit berufundfamilie® ist ein strategisches Managementinstrument zur Förderung familienbewusster Personalpolitik, das Arbeitgeber darin unterstützt, Unternehmensziele und Mitarbeiterinteressen in eine tragfähige, wirtschaftlich attraktive Balance zu bringen. „Das audit ist bereits jetzt zu einem Gütesiegel für Familienbewusstsein im Unternehmen geworden“, so Dr. Michael Endres, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen betonte: „Familienbewusste Unternehmen sind Vorreiter: Sie haben mehr motivierte und leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auditierte Unternehmen zeigen allen
Vorurteilen
zum
Trotz,
dass
familienbewusste
Maßnahmen
im
154
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Unternehmen praktikabel sind und funktionieren. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass Familienfreundlichkeit gelebter Alltag in möglichst vielen Unternehmen in Deutschland wird“. Die Stadtverwaltung Velbert hatte sich bereits im Jahr 2003 als erste Kommune in NRW dem Grund-Zertifizierungsprozess des audits berufundfamilie® gestellt. Nach einem dreijährigen Prozess wurde nunmehr überprüft, inwieweit die Umsetzung der damaligen Zielvorgaben erfolgt ist. Dazu zählen zum Beispiel Maßnahmen der betrieblichen Gesundheits- und Suchtvorsorge, Ausbau von Telearbeitsplätzen und die Einführung eines Vorschlagswesens. Am Ende dieser Re-Auditierung konnte Velberts Bürgermeister Stefan Freitag nunmehr das endgültige Zertifikat von der Bundesministerin und dem Bundesminister in Empfang nehmen. Die Stadtverwaltung war damit eines der 12 Zertifikatsträger (129 Unternehmen erhielten das Grundzertifikat) und ist wiederum die erste Kommune in NRW und die zweite Kommunalverwaltung in Deutschland, die mit dem audit berufundfamilie® ausgezeichnet wurde. Inzwischen haben 280 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen mit insgesamt rund 550.000 Beschäftigten das audit durchlaufen.
Abb. 50 - Gruppenfoto aller Grundzertifikats- und Zertifikatsempfänger
Es werden bereits umgesetzte familiengerechte Maßnahmen begutachtet sowie Potenziale aufgezeigt und konkrete Zielvereinbarungen getroffen, die auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Betriebs zugeschnitten sind. Für den Beginn dieses Prozesses erhalten die Unternehmen und Institutionen das "Grundzertifikat". Nach drei Jahren wird im Rahmen einer Re-Auditierung das Erreichte ausgewertet und neue Impulse für eine Weiterentwicklung der jeweiligen familiengerechten Personalstrategien gesetzt. Dafür vergibt die Hertie-Stiftung – wie auch der Stadtverwaltung Velbert - das "Zertifikat zum
155
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
audit berufundfamilie® ". Lokale Bündnisse für Familie sollen für mehr Familienfreundlichkeit in Städten und Gemeinden sorgen. In der Initiative, die bundesweit gestartet wurde, engagieren sich Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen,
Kommunen,
Kammern,
Verbänden,
Kirchen,
freien
Wohlfahrtsverbänden – und auch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung. Ziel ist es, durch die Gründung einer Vielzahl von lokalen Bündnissen zu einem familienfreundlichen Klima beizutragen. Die neuartige Initiative richtet sich an alle
gesellschaftlichen
und
politischen
Gruppen.
Dr.
Michael
Endres,
Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung: "Die Hertie-Stiftung setzt sich seit vielen Jahren für eine familiengerechte Arbeitswelt ein. Mit dem audit berufundfamilie haben wir ein Instrument geschaffen, das Unternehmen die Möglichkeit bietet, ihre familienbewussten Personalmaßnahmen nachhaltig zu verbessern. Aus unseren Erfahrungen wissen wir: Wenn unternehmerische Maßnahmen und kommunale Angebote gezielt miteinander verbunden werden, wird der betriebswirtschaftliche Nutzen der Unternehmen erheblich gesteigert und die Attraktivität der Kommunen spürbar gestärkt. Damit maßgeschneiderte Lösungsansätze im lokalen und betrieblichen Alltag der Unternehmen und Familien verankert werden, unterstützt die Hertie-Stiftung die Initiative 'Lokale Bündnisse für Familie'."
10.5.3
Robert Bosch Stiftung „Kinderwünsche in Deutschland“ / Warum sind wir in Deutschland so kinderarm und wie sehen die Wünsche nach Unterstützung durch die Familienpolitik aus
Die Robert-Bosch-Stiftung weist ausdrücklich darauf hin, dass es bei familienpolitischen Überlegungen nicht nur darum gehen kann, Kinder als Mittel zum gesellschaftlichen Zweck, etwa der Sicherung der Renten, zu sehen, weil die
eigentliche
Rechtfertigung
der
Familienpolitik
sich
nicht
aus
demographischen Notwendigkeiten ableitet, sondern aus Grundsätzen der Gerechtigkeit und aus dem Verfassungsauftrag des Art. 6 Grundgesetz (GG), der Ehe und Familie unter den besonderen Schutz des Staates stellt. Daraus ergibt sich folglich, dass wer Familien schützen, stützen und fördern will, muss soziale, wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen entsprechend gestalten.
Und
zwar
in
solch
einer
Weise,
die
unterschiedliche
156
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Familienkonstellationen und Lebensentwürfe berücksichtigt. Die Ergebnisse der Robert-Bosch-Stiftung basieren auf einer Bevölkerungsumfrage der TNS Infratest (München) von rund 10.000 Personen, darunter rund 5.500 Frauen und Männer zw. 20 und 49 Jahren, die im Frühjahr 2005 in Deutschland durchgeführt wurde. Zielgruppe waren 18- bis 79 Jährige. Die Frauen in Deutschland wünschen sich im Durchschnitt nur noch 1,75 Kinder. Im europäischen Vergleich sind die Deutschen besonders kinderfern. Der Kinderwunsch ist so gering wie in keinem anderen Land. Insbesondere Männer erreichen mit 1,59 gewünschten Kindern ein einmalig niedriges Niveau. Die Geburtenziffer
bewegt
sich
seit
Jahrzehnten
unter
den
europäischen
Durchschnitt. 2004 lag sie bei 1,37 Kindern je Frau. Bei uns leben mehr kinderlose
Frauen
Wiedervereinigung
als gab
in es
anderen einen
europäischen dramatischen
Ländern.
Nach
Geburtenrückgang
der in
Ostdeutschland. Mittlerweile gleicht sich die Geburtenziffer dem Westniveau an. Jeder vierte Mann und jede siebte Frau in Deutschland wollen kinderlos bleiben. In den alten Bundesländern ist der Wunsch nach Kinderlosigkeit sehr viel stärker ausgeprägt als in den neuen. Im Osten wünschen sich nur jeder fünfte Mann und jede siebzehnte Frau keine Kinder. Kinder werden in der allgemeinen Wahrnehmung eher mit Belastung als mit einer Bereicherung des Lebens verbunden – die meisten Befragten glauben, dass (weitere) Kinder in ihrem Leben nichts verändern würden. Wer doch mit Veränderungen rechnet, erwartet eher Verschlechterungen. Oft genießen Familien wenig Ansehen. Ob man in einer Familie mit Kindern lebt oder nicht, hat nach Ansicht der Befragten kaum Einfluss auf das Ansehen bei Freunden und Nachbarn. Nur ein Teil der Kinderreichen meint, dass ein weiteres Kind ihr Ansehen verändern würde – und zwar zum Schlechteren. Gegen Kinder spricht für viele Befragte, dass sie finanziellen Spielraum, Beschäftigungschancen und persönliche Freiheit einschränken; vor allem Frauen erwarten solche Einschränkungen in hohem Maße. Am häufigsten und quer durch alle Bevölkerungsgruppen wünschen sich die Befragten flexiblere Arbeitszeiten. Umfassende Unterstützung für Familien in allen drei Bereichenà Geld –finanzielle Hilfen, àZeit – flexiblere Arbeitszeiten, und à Infrastruktur –Kinderbetreuung wünschen sich: mehr
157
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Frauen als Männer, mehr Menschen in den neuen Bundesländern als in den alten, mehr allein erziehende als gemeinsam erziehende Eltern! à Fazit: - Ideen von Fachleuten, Bündnisse und/oder Titelverleihungen sind Anreize für alle Akteure tätig zu werden - Mehr Männer als Frauen wollen kinderlos bleiben
10.6 Befragungsbogen / Meinungen von Bürgerinnen mit Kindern im Rhein-Erft-Kreis Um die Standortanalyse zu untermauern und dieser ein wirkliches Gesicht einer reellen Region, hier die Meinung des Rhein-Erft-Kreises, wurde aufgrund der Kürze der Zeit nur eine stichprobenartige Befragung an 12 Mütter mittels eines Fragebogens durchgeführt. Dieser Fragebogen beinhaltete folgende Fragen: •
Wie viel Kinder haben Sie?
•
Wie alt sind Ihre Kinder?
•
Was sind Sie von Beruf?
•
Möchten Sie zurück in den Beruf?
•
bzw. wenn Sie bereits arbeiten, gehen Sie ruhigen Gewissens wieder arbeiten? Was ist der Grund der Beunruhigung?
•
Sind Sie mit den Arbeitszeitmodellen in Ihrem Betrieb zufrieden, was wäre besser?
•
Sind Sie mit der Betreuung ihrer Kinder in Kindertageseinrichtungen zufrieden? Wenn nein, warum?
•
Sind Sie mit der Betreuung ihrer Kinder in Schulen zufrieden? Wenn nein, warum?
•
Was würden Sie ändern, damit Sie zufrieden wären?
•
Wie sehe für Sie eine perfekte Stadtpolitik aus?
•
In
der
Regel
werden
Verbesserungsvorschläge
an
Träger
der
Betreuungseinrichtungen, Arbeitgeber und an die Politiker gerichtet. Gäbe es Ihrer Meinung nach auch Verbesserungsvorschläge an Ihre Mitmenschen oder an sich selbst? Die befragten Mütter haben Kinder im Kleinkindalter: 1 Monat bis 3 Jahren, Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren und schulpflichtige Kinder im Alter von 7 – 14
158
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Jahren. Dementsprechend war der eher „kleine Befragungskreis der Mütter, doch ein weitgefächerter, ein Klientel mit Betreuungsbedarf innerhalb Kindergärten und Schulen. Die Befragung ergab, dass wenn sich Mütter in einem Arbeitnehmer /Arbeitgeber-Verhältnis befanden, mit den unflexiblen Öffnungszeiten der Kindergärten und ihrer eigenen Arbeitsstätte nicht zufrieden waren. Dies war auch in der von der Robert-Bosch-Stiftung durchgeführten Umfrage Hauptbeschwerdegrund. Ein weiterer Beschwerdegrund waren die fehlenden Arbeitszeitmodelle in den Betrieben. Inhaltliche Beschwerden zu den Kinderbetreuungseinrichtungen gab es keine. Wenn die befragten Mütter im Rhein-Erft-Kreis selbstständig waren, dadurch bereits flexible Arbeitszeiten hatten, bemängelten sie nichts an den Öffnungszeiten, lediglich die Meinung über
berufstätige
Mütter,
die
weitestgehend
in
der
Gesellschaft
als
„Rabenmütter“ gesehen werden, war hier Grund für Unzufriedenheit. Bei der Frage über die Betreuung in den Schulen sagten einige, dass sie durch die Abschaffung der Horte in den Schulen befürchten, Einbußen hinsichtlich der Qualität des Personals in der OGS hinnehmen zu müssen. Zu der Frage, Verbesserungsvorschläge an sich selbst oder an Mitmenschen zu richten, (denn auch hier wären durchaus Potenziale gewesen), wurden kaum Beantwortungen geliefert. Zwei Antworten zielten hier auf mehr Verständnis für berufstätige Mütter und mehr Verständnis für alte Menschen ab. Fragt man ältere Frauen, deren Kinder bereits berufstätig sind oder eigene Familien haben, wäre ein Verbesserungswunsch an sie selbst und an die Mitmenschen gewesen, auch wieder einen großen Teil der eigenverantwortlichen Erziehung an den Kindern selbst übernehmen zu wollen und nicht an Erzieher und Pädagogen abzugeben und das Geschlechterbild besser zu verteilen. Wenn man sich ein persönliches Argument erlauben darf, wäre auch ein Verbesserungsvorschlag Beschwerdegründe
an
an die
sich
selbst
Politik,
und
seine
Arbeitgeber
Mitbürger,
oder
Träger
dass mit
Hilfestellungen/Lösungsbeispielen abgegeben werden, bzw. und man sich selbst und andere wieder motiviert, ehrenamtlich tätig zu werden.
159
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
à Fazit:- Das Ansehen von berufstätigen Müttern bei Vorgesetzten und im gesellschaftlichen Umfeld ist teilweise ein Negatives. Somit fällt die Motivation der Mütter im Beruf. - Die Öffnungszeiten in Betreuungseinrichtungen sollten erweitert werden. - Einführung/Erweiterung von flexiblen Anfangs- und Endzeiten in Verwaltungen und Betrieben in der gesamten Region - Verantwortungsbewusstsein der Eltern stärken - Beteiligung der Bürger an der Gesellschaft in der Region stärken und fördern
10.7 Stadt der Zukunft = Stadt der Kinder / Kinder- und familienfreundliche Stadtentwicklung und Stadtplanung Richtungsweisend war die Fachtagung in Gelsenkirchen am 20.11.2006. Viele Städte und Gemeinden haben Ratsbeschlüsse zur Verankerung von Leitbildern einer kinder- und familienfreundlichen Stadtentwicklung gefasst. Was aktuell jedoch fehlt, sind Strategien zur Umsetzung. Eine Strategie der Umsetzung ist die Spielleitplanung. Deutlich wird hier, dass Nachbarregionen sich durchaus konkret
mit
dem
Thema
des
demographischen
Wandels
befassen.
Beteiligungen an Wettbewerben halten so eine Kommune innovativ, frisch und zukunftsfähig. Denn nur wer umdenkt und aus alten Mustern steigt ist frei für Neues. Das Land Rheinland-Pfalz hat 1999 begonnen, mit der Spielleitplanung ein neues Planungsinstrument zu entwickeln, das die Interessen von Kindern und Jugendlichen strukturell und langfristig auf der Ebene der Stadt- und Dorfentwicklung
verankert.
Das
Land
Rheinland-Pfalz
definiert
die
Spielleitplanung wie folgt: „Die Spielleitplanung ist eine nachhaltige und umweltgerechte Entwicklungsplanung für Städte und Gemeinden, die sich an den Bedürfnissen und Sichtweisen von Kindern und Jugendlichen orientiert. Sie ist ein Verfahren zur Erhaltung und Verbesserung des Lebensumfeldes von Kindern
und
Jugendlichen.
Ein
zentraler
Bestandteil
aller
Planungs-,
Entscheidungs- und Umsetzungsschritte ist die Beteiligung von Mädchen und Jungen. Aus der Verzahnung von räumlicher Planung und Beteiligung ergibt sich die besondere Qualität der Spielleitplanung.“
160
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Die Spielleitplanung erfasst, bewertet und berücksichtigt also nicht nur Spielplätze, sondern alle Freiräume, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten und aktiv werden, z.B. Brachen, Siedlungsränder, Baulücken, Grünanlagen, Straßen, Hauseingangsbereiche oder Plätze. Man weiß seit langem, dass Kinder und Jugendliche, die ohne geeignete Spielräume im Freien aufwachsen, Defizite in ihrer körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung aufweisen.96 à Fazit: Von der verinselten zur konzentrischen Raumplanung unter Beteiligung
von
Kindern
und
Jugendlichen.
Anregungen
unter:
www.spielleitplanung.de
10.8 Niedersachsen - Vergleich zu einem anderen Bundesland In Niedersachsen wurde eine gemeinsame Zusammenarbeit mit kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und dem Sozialministerium ins Leben gerufen. Die Maßnahmen und Projekte konzentrieren sich auf drei Bereiche im Themenfeld Balance - Familie – Beruf: -Öffentlichkeitsarbeit - Koordinierung und Zusammenarbeit von Institutionen und aktiv Handelnden sowie Durchführen von Diskursprojekten -Entwicklung von Konzepten für Maßnahmen, die Balance von Beruf und Familie in den Kommunen befördern und Familien entlasten. Unter Anderem wird eine Umfrage bezüglich der Kinderbetreuung durchgeführt, die dann auch ergebnisnah umgesetzt werden. Zeittakte von Bus und Bahnen werden unter die Lupe genommen und auf Pendlerinnen und Pendler abgestimmt. Ein Großelterndienst wird eingerichtet, um Eltern zu entlasten. Das mit Interessanteste ist das Erstellen einer Broschüre, in der das ganze Spektrum
inkl.
der
Informationsstellen
rund
um
die
Kinderbetreuung
zusammengestellt wird. à
Fazit:
Vernetzungen
der
Akteure
mit
den
kommunalen
Gleichstellungsstellen, die einen Ausbau der Gleichstellungsstellen in den Kommunen beinhaltet. Gleichstellungsstellen haben bereits Vernetzungen geschaffen und verfügen über ein weitgefächertes 96
Spielleitplanung Peter Apel, Dagmar Brüggemann Dipl. Ingeneure Raumplanung
161
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
„Know-how“ in Sachen Frauen und Beruf. - Überlegungen zu Umfragen in der Region anstellen. - ÖPNV-Beauftragte in Planungen miteinbeziehen, Zeittakte an großen Sammelstellen überprüfen und regelmäßig mit den ortsansässigen Firmen abgleichen. - Infobroschüren für Eltern
10.9 Ein kurzer Blick über die Landesgrenzen hinaus? Zum Beispiel Frankreich wird zusammen mit den Ländern Skandinaviens als das EU-Mitgliedsland bezeichnet, in dem sich der Staat und die öffentliche Hand am stärksten familienpolitisch engagieren. Familienpolitik gilt als Angelegenheit des Staates (L'affaire d'Etat). Diese Ansicht wird nicht nur in Politik und Wissenschaft vertreten, sondern auch von gesellschaftlichen Einstellungen getragen, was aus den jährlich durchgeführten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts CREDOC hervorgeht und auch in jüngster Zeit von einer EU-weit durchgeführten Umfrage noch einmal bestätigt worden ist. Nach dieser Untersuchung wird die Qualität öffentlicher Familienpolitik in Frankreich vor allem danach bemessen, welchen Beitrag sie zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie leistet. Gewünscht wird eine Familienpolitik, die das Alltagsleben durch Kinderbetreuung, Einrichtungen für Jugendliche usw. erleichtern hilft. In jüngster Zeit hat sich die gesellschaftliche Perspektive auf Familienpolitik geändert,
weg
von
der
traditionell
verankerten
geburtenfördernden
Familienpolitik - einer Politik des dritten Kindes - hin zu einer Politik der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Frankreich ist das Land in der EU, das die größte
Vielfalt
Wahlmöglichkeiten
an
geförderten
für
Eltern
Betreuungsmöglichkeiten
anbietet.
Wesentlicher
und
Akteur
damit ist
die
Familienkasse. Leistungen, die von den Familienkassen finanziert werden:
Leistungen zum Kindesunterhalt: - Kindergeld ab dem zweiten Kind, gestaffelt nach der Kinderzahl, mit Aufstockungsbeträgen bei niedrigen Haushaltsnettoeinkommen; -
Beihilfen
zum
Schulbeginn,
vom
6.
bis
zum
16.
Lebensjahr,
einkommensabhängig;
162
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
- Familienergänzungsbeihilfe für Familien mit drei und mehr Kindern, wenn diese älter als drei und unter 21 Jahre alt sind, einkommensabhängig. Leistungen, die an die Geburt und Erziehung von Kindern geknüpft sind: - Kleinkindbeihilfe für Kinder unter drei Jahren; - Beihilfe zur häuslichen Kinderbetreuung für Kinder unter sechs Jahren; - Beihilfe zur Beschäftigung einer Tagesmutter im Haushalt, für Kinder unter sechs Jahren; - Erziehungsgeld, eine einkommensabhängige Beihilfe für denjenigen Elternteil, der nach der Geburt des zweiten Kindes für die Kindererziehung eine Erwerbstätigkeit unter- bzw. abbricht. Für Alleinerziehende: - Beihilfe für Alleinerziehende, nach Kinderzahl gestaffeltes Grundeinkommen, maximal bis zum 3.Lebensjahr des jüngsten Kindes, in Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen, Wohnbeihilfen, bei Invalidität Zur Absicherung von Arbeitsmarktrisiken: - eine allen bedürftigen Arbeitslosen ab dem 25. Lebensjahr zustehende Grundsicherung, verbunden mit beruflichen Eingliederungshilfen. Die wichtigsten Leistungen sind - das Kindergeld. Denn Kindergeld wird im Regelfall erst ab dem zweiten Kind gewährt, was einmalig in Europa ist. - die Beihilfe zur häuslichen Kinderbetreuung für die Betreuung im eigenen Haushalt, auch Familienkrippe genannt: Sind beide Eltern erwerbstätig, dann übernimmt die Familienkasse die Kosten der Sozialversicherungsbeiträge für die Betreuungsperson - in Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen und dem Alter der Kinder. Diese Form wird vor allem von Beschäftigten in Führungspositionen und Freiberuflern bevorzugt, da sie am leichtesten mit ihren langen und flexiblen Arbeitszeiten, eventuell auch am Wochenende, zu kombinieren
sind.
Die
Hilfen
belaufen
sich
auf
40
Prozent
der
Betreuungskosten. - die Beihilfe zur Beschäftigung einer Tagesmutter im Haushalt. Auch hier übernimmt
die
Familienkasse
die
Beitragszahlungen
für
die
Sozialversicherungen und zahlt, je nach Haushaltseinkommen, eventuell noch
163
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
eine pauschalierte Beihilfe. Die Betreuungszeiten der Tagesmütter sind reglementierter, weniger flexibel, dafür sind die Kosten geringer. -
das
Erziehungsgeld,
Betreuungshilfen
den
das
anders
als
(vorübergehenden)
die
beiden
vorgenannten
Berufsausstieg
oder
die
Arbeitszeitreduzierung von Eltern - sprich Frauen - fördert. Über 90 Prozent des Erziehungsgeldes geht an Frauen, vor allem an arbeitslose Frauen und an Frauen mit geringem Einkommen (das Erziehungsgeld beträgt monatlich knapp 470 EUR [2000] und wird max. drei Jahre gewährt). Diese Regelung trägt, anders als die früheren, geschlechtsspezifischen Züge, sie verdrängt Frauen vom Arbeitsmarkt und verleiht der Vereinbarkeit von Mutterschaft und Erwerbstätigkeit eine für Frankreich neue Perspektive. Wie immer dies zu bewerten ist, das Mitte der achtziger Jahre eingeführte Erziehungsgeld hat zur Diversifizierung der Angebote in der Kleinkindbetreuung beigetragen und die Wahlfreiheit der Eltern vergrößert.97 à Fazit: Ein weiter Blick über die Landesgrenzen hinaus, könnte zu positiven Weichenänderungen in der Familienpolitik für Deutschland führen.
10.10Fazit Die
Standortanalyse
des
Rhein-Erft-Kreises
bezüglich
der
Betreuungsmöglichkeiten der Kinder jeder Altersklassen wurde in diesem Teil der Projektarbeit dargestellt. Des Weiteren wurden die vielen Möglichkeiten der Informationsquellen bei Problemfällen, Hilfen und Förderungen aufgezeigt. Das Ergebnis ist ein Gutes. Ziel sollte dennoch sein, um sich auch in Zukunft innovativ und am Problem orientiert zu entwickeln, der Bevölkerung die Möglichkeiten zu erleichtern, sich wieder für Kinder zu entscheiden. Diese sind tatsächlich
unsere
Zukunft.
Unter
vielen
wichtigen
Aspekten
der
Entwicklungschancen einer Region ist das Thema Familie und Beruf im demographischen Wandel eins der Wichtigsten, denn die Schrumpfung der Bevölkerung kann nur durch nachwachsende Generationen gestoppt werden. Hierfür sollten der Bevölkerung von den Kommunen die besten Möglichkeiten
97
Bildungszentrale für politische Bildung, Kinderbetreuungs-Kulturen in Europa, Mechthild Veil (B44/2003)
164
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
dargeboten werden. Die Bevölkerung wird sich nur für Kinder entscheiden, wenn die Rahmenbedingungen dem Lauf der modernen Zeit angepasst sind.
Blitzlichter für Handlungsansätze könnten sein: -
Thema „familienfreundliche Stadt“ - dies sollte Ziel einer Kommune sein, um dem Wettbewerb Stand zu halten.
-
Netzwerke schaffen zwischen Kindertageseinrichtungen, Schulen, Unternehmen, Regionen,
Trägern, speziell
Stadtverwaltungen die
und
Zusammenarbeit
anderen zwischen
Kindertageseinrichtungen und Schulen -
Stärkung der Jugendhilfe, Einbeziehung der Jugend in die Stadtplanung
-
Flexiblere Arbeitszeiten
-
Erweiterung der Öffnungszeiten der Kindertageseinrichtungen, ohne
Kostenaufwand,
denn
durch
Einführung,
eventueller
Schichtzeiten der Erzieherinnen und eventueller Schließdienste der Gebäude , brauchen keine Überstunden der Hausmeister gezahlt
werden
und
kein
zusätzliches
Erziehungspersonal
eingestellt werden. -
Intensivierung der Ausbildung von Betreuungspersonal
-
Schaffung von Stellen /Halbtagsstellen im Betreuungsbereich
-
Verknüpfung der Netzwerke Betriebe und Kommunen in Sachen Kinderbetreuung
-
Verantwortungsbewusstsein der Kinder und Jugendlichen durch Eltern stärken
-
Infobroschüren erstellen
-
Überlegung in Standesämtern, die Eltern von Neugeborenen mit diesen Infobroschüren auf sämtliche Betreuungsmöglichkeiten, sonstigen Informationen und Förderungen hinzuweisen
-
Aufgabenerweiterung in Behörden, bestehende Projekte zu lokalisieren und eine tatsächliche Teilnahme zu prüfen – „Unternehmensberatung“ für Behörden
165
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Umfragen durchführen - nur wenn ausgesprochen wird, was „nicht gut ist“ kann daran gearbeitet werden und eine Besserung eintreten.
11 Regionen 2020 – Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit 11.1 Zufriedenheits-Ranking des Internetportals „meinestadt.de“ Das Internetportal meinestadt.de führte eine Online-Umfrage durch, die mit der Fragestellung über die „Lebensqualität in Ihrem Wohnort“ keine wirtschaftliche oder demographische Entwicklung in einem Ranking darstellt, sondern die Beurteilung
der
Lebensqualität
eines
Kreises/einer
Großstadt/eines
Bundeslandes durch das Bewerten ihrer Städte und Gemeinden wiederspiegelt. Sieger des Rankings der Kreise und kreisfreien Städte – an dem etwa 100.000 Menschen teilgenommen haben – wurde der Kreis Aschaffenburg (Bayern) mit der Note 2,1. Verlierer des Kreisrankings ist die kreisfreie Stadt Pirmasens (Rheinland-Pfalz) mit der Note 4,4. Beim Großstadt-Ranking setzte sich die Stadt Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) mit der Note 2,3 an der Spitze durch. Verlierer ist hier die Stadt Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) mit der Note 4,0. Im Ranking der Bundesländer belegt die Freie und Hansestadt Hamburg mit der Note 2,4 den ersten Platz. Schlusslichter sind die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit der Note 3,3. In der Fragestellung des Online-Portals gingen die Indikatoren Arbeit – also die Lage auf dem lokalen Arbeitsmarkt – das Freizeitangebot vor Ort, die aktuelle Wohnungssituation,
die
Schulsituation,
Natur
und
die
Vielfalt
der
Einkaufsmöglichkeiten ein. Dabei forderte das Städteportal seine Nutzer auf, ihren Wohnort anhand des Schulnotensystems zu bewerten. Der Landkreis Böblingen landete mit der Note 2,6 auf dem 36. Platz. Der Rhein-Erft-Kreis konnte immerhin den 95. Platz erreichen – Note 2,8. Die schlechteste Platzierung unter den drei Vergleichskreisen erreichte der Rhein-Kreis Neuss mit dem 131. Platz und der Note 2,9. Allerdings liegt die Spanne von 2,6 bis 2,9 dicht beieinander, so dass die abschließende Bewertung es zulässt, allen drei Kreisen ein befriedigendes Ergebnis zu attestieren, mit dem keiner der drei Kreise wirklich sensationell gut oder schlecht liegt.
166
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
11.2 Beurteilung der Zukunftsfähigkeit durch das Berlin-Institut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung Das Berlin-Institut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung veröffentlichte bereits seit mehreren Jahren Berichte über den demographischen Zustand der deutschen Nation – Deutschland 2020. Die Autoren der Studie untersuchten im Jahr 2004 und 2006 440 bzw. 439 Kreise und kreisfreie Städte auf ihre Zukunftsfähigkeit. Dabei spielten verschiedenste Indikatoren eine Rolle. Die Indikatoren wurden mit Hilfe des Schulnotensystems sicht- und erfassbar gemacht, so dass eine Notenbewertung in den Bereichen Demographie, Wirtschaft, Integration, Bildung und Familienfreundlichkeit erfolgte. Ergebnis ist eine Gesamtnote, die dann ein Ranking der Kreise und kreisfreien Städte ergibt und ihre eigentliche Leistungsfähigkeit im gesamten Spektrum darstellt – aber auch die Einzelergebnisse wurden dargestellt, so dass jedem ersichtlich wird, inwieweit welcher Kreis in welchen Punkten Schwächen und Stärken aufweist. Im Jahr 2006 wurde das Gutachten nochmalig überarbeitet und einige Kennzahlen neu aufgenommen und andere Kennzahlen gestrichen. Ich habe versucht, aus beiden Gutachten die gesamte Palette der Indikatoren darzustellen, damit in allen Bereichen eine Bewertung der Zukunftsfähigkeit der drei Vergleichskreise möglich ist. Gesamtsieger des Rankings im Jahr 2006 ist der Landkreis Biberach (Baden-Württemberg) mit der Gesamtnote 2,66. Im Bereich Demographie schaffte der Landkreis Freising (Bayern) mit der Note 1,7 den ersten Platz. Der Landkreis Ludwigsburg (Baden-Württemberg) konnte im Bereich Wirtschaft die höchste Wertung erlangen – Note 2,0. Vergleichskreise
–
Rhein-Erft-Kreis,
Rhein-Kreis
Neuss
Für die drei
und
Landkreis
Böblingen – ergibt sich aus den Indikatoren der Gutachten aus den Jahren 2004 und 2006 die folgende Bewertung:
167
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Rhein-Erft-
Rhein-Kreis
Landkreis
Kreis
Neuss
Böblingen
(BM)
(NE)
(BB)
Demographie Kinderzahl
5
4
4
Unter 20-Jährige
4
4
4
Unter 35-Jährige
4
4
2
Über 75-Jährige
3
3
3
Frauenanteil
1
1
1
Wanderung
2
2
2
Natürlicher Saldo
5
4
3
Prognose 2020
2
3
2
Zwischennote
3,4
3,1
2,6
Trend
3,4
3,0
3,4
Wirtschaft Verfüg. Einkommen
1
1
1
Kaufkraft
2
1
2
Bruttoinlandsprodukt
2
1
1
Gestaltungsquote /
3
5
2
Erwerbstätigkeit
4
3
1
Erwerbstätigkeit / Frauen
5
4
3
Erwerbstätigkeit / Ältere
6
5
3
Arbeitsl. + Sozialh.
3
2
2
Fremdenverkehr
5
5
5
Wohnungsbau
4
3
3
Zwischennote
3,5
3,0
2,3
Trend
3,1
2,9
2,0
Kommunale Schulden
Integration Bildungschancen
5
4
5
Ausländer / Arbeitsl.
4
4
5
Zwischennote
4,5
4,0
5,0
168
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Bildung Ohne Abschluss
2
2
3
Ausbildungsplätze
2
3
1
Jugendarbeitslosigkeit
2
2
1
Hochqualifizierte
4
4
1
Zwischennote
2,5
2,8
1,5
Familienfreundlichkeit Personen je Wohnung
4
4
4
Singlehaushalte
3
2
3
Kindergärten
6
6
4
Baulandpreise
5
5
6
Freifläche
5
6
5
Zwischennote
4,6
4,6
4,4
Gesamtnote
3,55
3,35
2,83
Beim Vergleich der durch die Projektgruppe definierten und beispielhaft festgelegten Zukunftsregionen belegt der Landkreis Böblingen den ersten Platz mit der guten Gesamtnote 2,83. Der Rhein-Kreis Neuss folgt mit der Note 3,35, der Rhein-Erft-Kreis mit der Note 3,55.
11.3 Wirtschafts- und Kreisranking der Zeitschrift „FOCUS Money“ Die Zeitschrift FOCUS Money stellte Ende 2005 ein Ranking der Landkreise, Kreise und kreisfreien Städte auf. Die Basis sind die jeweils aktuellsten Daten der Statistischen Landesämter für sieben Kennzeichen der Wirtschaftskraft einer Region. Indikatoren der FOCUS Money waren: -
die durchschnittliche jährliche Arbeitslosenquote
-
die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (in jeweiligen Preisen)
-
Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen
-
das verfügbare Einkommen privater Haushalte je Einwohner
-
die Veränderung der Erwerbstätigenzahl zum Vorjahr
-
die Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigten
169
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
-
die Veränderung der Bevölkerung zum Vorjahr
Das Gesamtranking ergibt sich aus der Summe der Platzierungen jedes Landkreises, Kreises und kreisfreien Stadt in den jeweiligen Ranglisten für die einzelnen Faktoren. Sieger ist folglich der Kreis mit der niedrigsten Punktzahl. Der Landkreis Böblingen landete im Gesamtranking mit einer Punktezahl von 570 auf Rang 11. Der Rhein-Erft-Kreis folgte mit 641 Punkten auf Rang 19, der Rein-Kreis Neuss mit 807 Punkten auf Rang 38. Auffällig ist, dass keiner der drei Vergleichskreise in den Einzelkategorien in den TOP 10 – also in den oberen zehn Positionen – zu finden ist. Dies lässt auf einen ausgewogenen Mix an Handel, Industrie und Landwirtschaft schließen, so dass kaum feststellbar ist, welcher Kreis, in welchem Bereich, besser abschneidet. So dann lässt das auf eine positive Entwicklung für die Zukunft schließen, denn nicht nur Spitzenreiter können gewinnen, sondern auch die Regionen mit Vernetzung, Innovation und dem richtigen Mix an Branchen.
11.4 Zukunfts- und Kreisranking 2004 und 2006 der Prognos AG Die Prognos AG unterstützt Unternehmen und Institutionen bei der Analyse, Bewertung und Entwicklung von Zukunftsoptionen und veröffentlichte im Jahr 2004
einen
„Zukunftsatlas“
–
der
mit
Aussagen
über
Demographie,
Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation alle 439 Kreise und kreisfreien Städte im Vergleich betrachtete. Im Jahr 2005 folgte in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Zeitung „Die Zeit“ die Erstellung eines „Familienatlas“ – der auch wieder die Kreise und kreisfreien Städte in den Bereichen Demographie, Betreuungsinfrastruktur, Familie & Beruf, Bildung & Arbeitsmarkt
sowie
Sicherheit
&
Wohlstand
betrachtete
und
so
in
Regionengruppen darstellte. Der Familienatlas wird an dieser Stelle in den Vergleich der drei Kreise nicht mit einbezogen. Im Jahr 2006 erfolgte die erneute Veröffentlichung eines „Zukunftsatlas“ – diesmal unter dem Aspekt und der Frage: „Branchen im Fokus – Wer verfügt über Kompetenzen und Clusterpotenziale?“ Dabei betrachtet der Zukunftsatlas 2006 die im europäischen Vergleich 14 Leit- und Wachstumsbranchen Deutschlands. Wiederum für alle 439 Kreise und kreisfreien Städte wurden
170
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
branchenspezifische
Wachstumschancen
und
Entwicklungspotenziale
analysiert. Anhand der beiden Zukunftsatlanten aus den Jahren 2004 und 2006 sollen der Rhein-Erft-Kreis, der Rhein-Kreis Neuss und der Landkreis Böblingen untersucht, analysiert und verglichen werden. Der Zukunftsatlas 2004 hat im Ergebnis einen Zukunftsindex (Gesamtranking), der aus insgesamt 29 Indikatoren gebildet wurde. Zur Vereinfachung und besseren Differenzierung des Rankings sollen nur die zwei Dimensionen „Stärke“ (Status quo) und „Dynamik“ (Dynamik der Region in den letzten fünf Jahren) beleuchtet werden. Im Endergebnis gibt der Zukunftsatlas zwar ein Ranking aus, definiert aber gleichzeitig auch durch eine Clusteranalyse bestimmte Regionen für die regionale Standortpolitik – da wie einleitend in der Projektarbeit beschrieben in der Zukunft für Standortsicherung und – Wettbewerb vordergründig der Verbund von Kreisen und kreisfreien Städten zu regionalen Clustern und Entwicklungsregionen den entsprechenden Erfolg gegenüber anderen Regionen erbringen wird.
Der Rhein-Erft-Kreis belegt im Gesamtranking mit 44,8 Punkten den 95. Platz. Die wesentliche Stärke des Rhein-Erft-Kreis ist die jetzt vorhandene Wirtschaftskraft und -leistung. So belegt der Kreis im Bereich „Stärke“ mit 28,1 Punkten den 89. Platz. Weiterhin ermittelte die Prognos AG für den Rhein-ErftKreis im Bereich „Demographie“ den 206. Platz, „Soziale Lage / Wohlstand“ den 126. Platz, „Arbeitsmarkt“ den 151. Platz, „Wettbewerbsfähigkeit / Innovation“ den 100. Platz und im Teilindex „Dynamik“ belegt der Kreis mit 16,7 Punkten den 141. Platz.
Der Rhein-Kreis Neuss belegt im Gesamtranking mit 45,8 Punkten den 71. Platz. Die wesentliche Stärke des Rhein-Kreises Neuss ist die jetzt vorhandene Wirtschaftskraft und -leistung. So belegt der Kreis im Bereich „Stärke“ mit 28,7 Punkten
den
68.
Platz.
Sodann
kann
der
Kreis
auch
im
Bereich
„Wettbewerbsfähigkeit / Innovation“ mit dem 46. Platz im vorderen Feld landen. Weiterhin ermittelte die Prognos AG für den Rhein-Kreis Neuss im Bereich „Demographie“ den 258. Platz, „Soziale Lage / Wohlstand“ den 190. Platz,
171
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
„Arbeitsmarkt“ den 109. Platz und im Teilindex „Dynamik“ belegt der Kreis mit 17,1 Punkten den 105. Platz.
Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Kreis Neuss werden durch Erreichen des 89. bzw. 71. Platzes im Gesamtranking als Kreise mit Zukunftschancen betrachtet.
Der Landkreis Böblingen belegt im Gesamtranking mit 42,7 Punkten den 12. Platz. Die wesentliche Stärke des Landkreises Böblingen ist der Indikator „Soziale Lage / Wohlstand“ mit einem 4. Platz im Ranking. Weiterhin belegt der Kreis im Bereich „Stärke“ mit 33,0 Punkten und im Bereich „Dynamik“ mit 19,7 Punkten jeweils den 14. Platz. Sodann kann der Kreis auch im Bereich „Arbeitsmarkt“ einen guten 19. Platz erreichen. Weiterhin ermittelte die Prognos AG für den Landkreis Böblingen im Bereich „Demographie“ den 46. Platz und im „Wettbewerbsfähigkeit / Innovation“ den 33. Platz.
Der Landkreis Böblingen kann durch Erreichen des 12. Platzes im Gesamtranking als Kreis mit sehr hohen Zukunftschancen betrachten werden.
Die sich daran anschließende Clusteranalyse ergab ein noch differenzierteres Bild. So kann der Landkreis Böblingen dem Regionstyp A zugeordnet werden, da
er
stark
überdurchschnittliche
Ergebnisse
in
den
vier
Bereichen
(Demographie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb & Innovation, Wohlstand & Soziale Lage) erreicht. Die umliegenden Nachbarkreise, die Landkreise Esslingen, Ludwigsburg, Göppingen, Tübingen und die Landeshauptstadt Stuttgart erreichen in den vier Bereichen ebenfalls stark überdurchschnittliche Werte und bilden somit einen regionalen Cluster mit dem Landkreis Böblingen. Der Rhein-Erft-Kreis erreicht im Bereich Demographie und Wohlstand & Soziale Lage stark überdurchschnittliche Ergebnisse. Die Ergebnisse im Bereich Arbeitsmarkt und Wettbewerb & Innovation sind durchschnittlich. So kann der Rhein-Erft-Kreis dem Regionstyp C zugeordnet werden. Die umliegenden Nachbarkreise, der Rhein-Sieg-Kreis und der Oberbergische Kreis erreichen annähernd die gleichen Ergebnisse (die Städte Köln und Bonn werden dem
172
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Regionstyp B zugeordnet) und bilden somit einen regionalen Cluster mit dem Rhein-Erft-Kreis. Der Rhein-Kreis Neuss erreicht im Bereich „Demographie“ und „Wohlstand & Soziale Lage“ überdurchschnittliche Ergebnisse. Das Ergebnis im Bereich Arbeitsmarkt ist durchschnittlich. Unterdurchschnittlich wird der Bereich „Wettbewerb & Innovation“ bewertet. So kann der Rhein-Kreis Neuss dem Regionstyp D zugeordnet werden. Die umliegenden Nachbarkreise, die Kreise Viersen, Heinsberg, Aachen und Mettmann erreichen annähernd die gleichen Ergebnisse (die Stadt Düsseldorf wird dem Regionstyp B und die Stadt Mönchengladbach dem Regionstyp E zugeordnet) und bilden somit einen regionalen Cluster mit dem Rhein-Kreis Neuss.
Nachfolgend geht es um die dritte Studie der Prognos AG, dem „Zukunftsatlas 2006 – Branchen im Fokus.“ Der Zukunftsatlas 2006 vergleicht dabei die im europäischen
Vergleich
wichtigsten
14
Leit-
und
Wachstumsbrachen
Deutschlands. Wie im vorangegangen Zukunftsatlas werden auch diesmal für alle 439 deutschen Kreise und kreisfreien Städte branchenspezifische Wachstumschancen und Entwicklungspotenziale analysiert. Im Ergebnis wird ein Clusterindex berechnet, der regionalspezifische Branchenkompetenzen und Clusterpotenziale der einzelnen Regionen / Kreise / kreisfreien Städte ermittelt. Auch diesmal sind die „Stärke“ und die „Dynamik“ einer Region sowie die „Spezialisierung der Kreise“ in den Branchen entscheidende Kriterien, die in insgesamt drei Karten (Stärke, Dynamik, TOP 25) dargestellt werden.
Deutschlands Leitbranchen sind: 1. Maschinenbau 2. Metallindustrie 3. Automobilbau 4. Chemische Industrie 5. Elektrotechnik 6. Medizintechnik/Mess-, Steuer-, Regeltechnik/Optik 7. Kunststoffindustrie 8. Papier-, Druck- und Verlagswesen
173
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Deutschlands Wachstumsbranchen sind: 1. Sonstiger Fahrzeugbau 2. Recycling 3. Logistik 4. IT 5. Forschung & Entwicklung 6. Unternehmens-Dienstleistungen
Im
Bereich
„Stärke“
hat
unter
Betrachtung
der
14
Leit-
und
Wachstumsbranchen die kreisfreie Stadt Wolfsburg mit dem Wert 2,23 den Spitzenplatz und liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt und kann in den entsprechenden Branchen eine Zahl in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung von mehr als 50.000 Menschen vorzeigen. Allerdings kann das Land Berlin die größte Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen mit mehr als 315.000 Beschäftigten ausmachen. Der Rhein-Erft-Kreis liegt im Bereich „Stärke“ mit weniger als 0,90 unter dem Bundesdurchschnitt und kann eine Beschäftigtenzahl von bis zu 50.000 in den entsprechenden Branchen vorweisen. Der Rhein-Kreis Neuss liegt in der Spanne 0,90 bis 1,10 und damit im Bundesdurchschnitt und kann ebenfalls wie der Rhein-Erft-Kreis eine Beschäftigtenzahl von bis zu 50.000 Menschen in den 14 Branchen vorzeigen. Der Landkreis Böblingen liegt über dem Niveau von 1,10 und damit über dem Bundesdurchschnitt. Gleichzeitig kann
er
in
den
14
Leit-
und
Wachstumsbrachen
eine
Zahl
der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung über 50.000 Personen vorweisen. Damit kann der Landkreis Böblingen im Bereich „Stärke“ die beiden nordrheinwestfälischen Kreise auf die Plätze 2 und 3 verweisen. Im
Bereich
„Dynamik“
hat
unter
Betrachtung
der
14
Leit-
und
Wachstumsbranchen der Landkreis Neuburg-Schönhausen mit dem Wert 140,1 den Spitzenplatz – liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt und kann in
den
entsprechenden
sozialversicherungspflichtigen
Branchen
eine
Beschäftigung
enorme im
Steigerung
Zeitraum
der
2000-2004
vorweisen. Der Rhein-Erft-Kreis und der Rhein-Kreis Neuss liegen, wie viele
174
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
andere Kreise in Nordrhein-Westfalen und der Metropolregion Rhein-Ruhr, in der
Spanne
unter
100,0
Bundesdurchschnitts.
und
damit
Schlussfolgernd
unter bedeutet
der
Entwicklung das,
dass
des die
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Zeitraum 2000 bis 2004 negativ verlief – entsprechende Zahlen in der Standortanalyse beschreiben dies ebenfalls. Beide Kreise können in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen keine „Dynamik“ vorweisen. Der Landkreis Böblingen liegt in der Spanne 105,0 bis 110,0 und damit leicht über dem Bundesdurchschnitt. Dies bedeutet, dass im Zeitraum 2000 bis 2004 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung leicht angestiegen ist und der Landkreis damit im Bereich „Dynamik“ in den 14 Leitund Wachstumsbranchen ein gutes Potenzial für eine weitere erfreuliche Entwicklung besitzt und somit auch in diesem Bereich die beiden nordrheinwestfälischen Kreise auf die Plätze 2 und 3 verweist. Im
Bereich
„Top
25“
hat
unter
Betrachtung
der
14
Leit-
und
Wachstumsbranchen das Land Berlin, die Freie und Hansestadt Hamburg, die Freie Hansestadt Bremen, die Landeshauptstadt München, der Landkreis München und der Landkreis Esslingen mit jeweils 6 – 8 Branchen in den Top 25 die besten Werte vorzuweisen. Dies bedeutet, dass die genannten Kreise und kreisfreien Städte in 6 – 8 der 14 untersuchten Leit- und Wachstumsbranchen einen Spitzenplatz in Deutschland einnehmen und über hohe Potenziale für eine erfolgreiche Clusterentwicklung in diesen Branchen verfügen, soll heißen, dass diese Regionen die eigentlichen Zukunftsregionen Deutschlands sind, denn sie erreichen Wachstum in den entsprechenden Zukunftsfeldern. Die drei Vergleichskreise schneiden etwas schlechter ab. Der Rhein-Erft-Kreis und der Rhein-Kreis Neuss können jeweils eine Branche in den Top 25 vorweisen. Der Landkreis Böblingen kann hier nur 2 – 3 Branchen vorweisen und erreicht den Spitzenplatz unter den drei Vergleichskreisen auf niedrigem Niveau.
11.5 Zukunfts- und Kreisranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hat 435 Kreise und kreisfreie Städte in der Bundesrepublik Deutschland wissenschaftlich untersuchen lassen und präsentiert mit ihrer Studie nun ein weiteres bundesweites Regionalranking. Die
175
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
INSM-Studie berücksichtigt dabei insgesamt knapp 50 ökonomische und strukturelle
Indikatoren
wie
Altersstruktur,
Ausbildungsplatzdichte,
Arbeitseinkommen, Produktivität.
Der Rhein-Erft-Kreis erreichte im Ranking mit 52,8 Punkten den 146. Platz. Innerhalb des Landes Nordrhein-Westfalen belegt der Kreis Platz 12. Dabei zählen zu den wesentlichen Stärken des Rhein-Erft-Kreises vor allem die überdurchschnittliche Produktivität. Ein Erwerbstätiger hier erbrachte im Jahr 2004
im
Schnitt
eine
Wirtschaftsleistung
von
65.798
Euro.
Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 53.331 Euro – Platz 25 in dieser Wertung. Recht hoch sind im Kreis auch die Einkommen. So lag die Bruttolohnsumme am Arbeitsort
im
Jahr
2005
bei
29.713
Euro
je
Beschäftigten.
Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 25.822 Euro – Platz 54 in dieser Wertung. Weiterhin hat der Rhein-Erft-Kreis eine recht gute Ausbildungsplatzdichte. Im Jahr 2003 standen 100 Bewerbern statistisch 102 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Der Bundesdurchschnitt war hier bei 96,8 Lehrstellen auf 100 Bewerber – Platz 57 in dieser Wertung. Über dem Bundesniveau liegt auch die Einkommensteuerkraft. Der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer belief sich im Jahr 2004 im Rhein-Erft-Kreis auf 311 Euro je Einwohner. Der Bundesdurchschnitt war hier 216 Euro – Platz 58 in dieser Wertung. Die wesentliche Schwäche des Rhein-Erft-Kreises sind die Arbeitskosten je Beschäftigten. Im Jahr 2004 betrugen diese 34.365 Euro je Beschäftigten (Bundesdurchschnitt: 30.561 Euro) – Platz 371 in dieser Wertung. Darüber hinaus weist der Kreis eine der niedrigsten Altersbeschäftigungsquoten im bundesweiten Vergleich auf. So hatten im Jahr 2005 nur 27,7 % der 55-65 Jahre alten Menschen im Kreis einen Arbeitsplatz (Bundesdurchschnitt: 29,4 %) – Platz 321 in dieser Wertung. Unter dem Bundesniveau bewegt sich auch die Gründungsdynamik (Gewerbebetriebe) im Rhein-Erft-Kreis. Der Saldo der Gewerbeanmeldungen zu den Gewerbeabmeldungen lag hier im Jahr 2004 nur bei 2,8 je 1.000 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 3,3 je 1.000 Einwohner) – Platz
307
in
dieser
Wertung.
Schließlich
ist
auch
die
kommunale
176
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Investitionsquote98 im Kreis eine der niedrigsten Quoten in Deutschland. Im Mittel der Jahre 2002 – 2004 betrug diese 8,2 % (Bundesdurchschnitt: 12,1 %) – Platz 333 in dieser Wertung.
Der Rhein-Kreis Neuss erreichte im Ranking mit 56,2 Punkten den 72. Platz. Innerhalb des Landes Nordrhein-Westfalen belegt der Kreis Platz 2. Dabei zählen zu den wesentlichen Stärken des Rhein-Kreises Neuss vor allem die überdurchschnittliche Produktivität. Ein Erwerbstätiger hier erbrachte im Jahr 2004
im
Schnitt
eine
Wirtschaftsleistung
von
77.730
Euro.
Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 53.331 Euro – Platz 6 in dieser Wertung. Recht hoch sind im Kreis auch die Einkommen. So lag die Bruttolohnsumme am Arbeitsort
im
Jahr
2005
bei
31.371
Euro
je
Beschäftigten.
Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 25.822 Euro – Platz 30 in dieser Wertung. Über dem Bundesniveau liegt auch die Einkommensteuerkraft. Der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer belief sich im Jahr 2004 im Rhein-Kreis Neuss auf 339 Euro je Einwohner. Der Bundesdurchschnitt war hier 216 Euro – Platz 33 in dieser Wertung. Überdurchschnittlich hoch ist mit 10.356 Euro auch die Kaufkraft je Einwohner im Rhein-Kreis Neuss. Der Bundesdurchschnitt war hier 8.523 Euro je Einwohner – Platz 47 deutschlandweit und Platz 2 in NRW in dieser Wertung. Die wesentliche Schwäche des Rhein-Kreises Neuss sind die Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände im Kreis. Im Jahr 2004 beliefen sich diese auf 2.266 Euro je Einwohner (Bundesdurchschnitt: 1.438 Euro je Einwohner) – Platz 395 in dieser Wertung. Darüber hinaus hat der Rhein-Kreis Neuss wie der Rhein-Erft-Kreis überdurchschnittlich hohe Arbeitskosten im bundesweiten Vergleich. So lagen diese im Jahr 2004 bei 35.398 Euro (Bundesdurchschnitt: 30.561 Euro) – Platz 389 in dieser Wertung. Unter dem Bundesniveau bewegt sich auch die Gründungsdynamik (Gewerbebetriebe) im Rhein-Kreis Neuss. Der Saldo der Gewerbeanmeldungen zu den Gewerbeabmeldungen lag hier im Jahr 2004 nur bei 2,5 je 1.000 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 3,3 je 1.000 Einwohner) – Platz 344 in dieser Wertung. Schließlich ist auch die kommunale
98
Jährliche kommunale Investitionen in Prozent der Gesamtausgaben
177
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Investitionsquote99 im Kreis eine der niedrigsten Quoten in Deutschland. Im Mittel der Jahre 2002 – 2004 betrug diese 8,5 % (Bundesdurchschnitt: 12,1 %) – Platz 323 in dieser Wertung.
Der Landkreis Böblingen erreichte im Ranking mit 63,2 Punkten den 6. Platz. Innerhalb des Landes Baden-Württemberg belegt der Kreis Platz 1. Dabei zählen zu den wesentlichen Stärken des Landkreises in der Region Stuttgart vor allem die überdurchschnittliche Kaufkraft. Je Einwohner lag diese im Schnitt bei 12.475 Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 8.523 Euro – bundesweit Platz 3 im Ländle sogar Platz 1 in dieser Wertung. Hoch sind im Landkreis Böblingen auch die Einkommen. So lag die Bruttolohnsumme am Arbeitsort im Jahr 2005 bei 36.404 Euro je Beschäftigten. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 25.822 Euro – bundesweit Platz 6 und im Ländle sogar Platz 1 in dieser Wertung. Über dem Bundesniveau liegt auch die Einkommensteuerkraft. Der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer belief sich im Jahr 2004 im Landkreis auf 391 Euro je Einwohner. Der Bundesdurchschnitt war hier 216 Euro – bundesweit Platz 10 und im Ländle sogar Platz 1 in dieser Wertung. Überdurchschnittlich hoch ist auch der Demographieindex mit 135,7 Punkten. Der
Demographieindex
bildet
dabei
einen
Sammelindikator,
der
die
Altersstruktur der Bevölkerung beschreibt – zum Beispiel das Verhältnis von Jung und Alt heute und in der Zukunft. Der Bundesdurchschnitt war hier 100,0 Punkte – bundesweit Platz 22 und Platz 8 in Baden-Württemberg in dieser Wertung. Die wesentliche Schwäche des Landkreises Böblingen sind die Arbeitskosten je Beschäftigten. Im Jahr 2004 betrugen diese 43.3382 Euro je Beschäftigten (Bundesdurchschnitt: 30.561 Euro) – bundesweit Platz 432 und letzter Platz im Ländle
in
dieser
Wertung.
Nur
mäßig
ist
auch
der
Saldo
der
Gewerbeanmeldungen und Gewerbeabmeldungen und spiegelt die geringe Gründungsdynamik (Gewerbebetriebe) wieder. Dieser lag hier im Jahr 2004 nur bei 2,0 je 1.000 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 3,3 je 1.000 Einwohner) – Platz 408 in dieser Wertung. Darüber hinaus hat der Landkreis Böblingen überdurchschnittlich viele öffentlich Beschäftigte im bundesweiten Vergleich. So 99
Jährliche kommunale Investitionen in Prozent der Gesamtausgaben
178
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
gab es im Jahr 2004 1,93 öffentlich Beschäftigte je 100 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 1,5 öffentlich Beschäftigte je 100 Einwohner) – Platz 364 in dieser Wertung. Im Mittelfeld landet der Kreis bei der kommunalen Investitionsquote100. Im Mittel der Jahre 2002 – 2004 betrug diese 12,2 % (Bundesdurchschnitt: 12,1 %) – Platz 214 in dieser Wertung. Damit liegt der Landkreis Böblingen auch in diesem Gutachten vor dem RheinKreis Neuss und dem Rhein-Erft-Kreis. Durch die oben genannten Defizite landet der Rhein-Erft-Kreis in abschließender Betrachtung im bundesweiten Vergleich mit dem 146. Platz im Mittelfeld und beim Vergleich der drei Zukunftsregionen auf dem dritten und letzten Platz.
12 Handlungsfelder und –optionen 12.1 Regionalentwicklung durch Maßnahmen der Entscheidungsträger im Land Nordrhein-Westfalen und in der Bundesrepublik Deutschland Bevor man sich mit konkreten Maßnahmen der Bundes- bzw. Landesregierung auseinandersetzt, muss abgewogen werden, in welchem Maße in die kommunale Politik eingegriffen werden sollte. Vornehmlich wird in dieser Arbeit auf die Leitlinien der Landesregierung NRW eingegangen. Diese wiederum wird durch die grundsätzliche Politik der Bundesregierung geprägt. Ein wesentliches Ziel der Landespolitik besteht darin, die Selbstverwaltung der Kommunen, welche durch das Grundgesetz festgelegt ist, zu erhalten und möglichst zu stärken. So sollen durch das Land initiierte Maßnahmen nicht die Kommunalpolitik bestimmen, sondern einen unterstützenden und rahmengebenden Charakter erhalten. Die Entscheidungskompetenz verbleibt in den Entscheidungsgremien der Kreise, Städte und Gemeinden. Diese Art und Weise des Handelns kann man als “ergänzende Politik” bezeichnen. Die
Position
der
Landesregierung
NRW
lässt
sich
anhand
ihrer
Aufgabenstellung charakterisieren: 100
Jährliche kommunale Investitionen in Prozent der Gesamtausgaben
179
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
-
Rahmenbedingungen setzen
-
Unterstützungsleistungen anbieten
-
Initiierung interkommunaler Kooperationsprozesse
Allerdings werden die Aufgaben der Landesregierung NRW immer anhand einer im Vordergrund stehenden Frage wahrgenommen: “In welchem Zeithorizont, sind welche Maßnahmen, wo erforderlich?” Drei immanent wichtige Faktoren werden in dieser Frage behandelt:
12.1.1
Zeithorizont
In welchem zeitlichen Rahmen sollten Maßnahmen initiiert werden und wie lange müsste ihre Dauer bemessen sein? Fraglich ist, ob bei gewissen Maßnahmen eine Vorlaufphase bzw. Vorbereitungsphase mit eingeplant werden sollte. Auch muss abgewogen werden, wie schnell der sichtbare Erfolg der Maßnahme herbeigeführt werden soll. Dies ist deshalb fraglich, weil oftmals erfolgversprechende Maßnahmen schon vor dem eigentlichen Zeitpunkt der Wirkungsentfaltung wieder gestoppt werden. Dieser Punkt wird von uns aus einem wichtigen Grund hier aufgeführt: Die Politik sollte in der Lage sein, auch bei Maßnahmen, die nicht den sofortigen Erfolg versprechen, sondern auf eine gewisse Dauer ausgelegt sind, den nötigen Willen demonstrieren, diesen Zeitrahmen auch durchzuhalten. Viele Ideen, Verordnungen und Maßnahmen konnten sich in der Vergangenheit auf Grund dieser Tatsache nicht durchsetzen. Wir möchten lediglich darauf hinweisen, dass der demographische Wandel eine Veränderung ist, die über Jahrzehnte vonstatten geht und auch in Zukunft weitergehen wird. Maßnahmen, die zum jetzigen Zeitpunkt beschlossen werden, werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine ebensolch lange Zeit brauchen, ihren vollen Wirkungsumfang zu erreichen.
12.1.2
Maßnahmen/Empfehlungen
Der zweite Faktor der vordergründig zu behandelnden Frage ist, welche Ideen oder Maßnahmen konkret weiterentwickelt oder gar initiiert werden sollten.
180
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Hierbei ist zu beachten, wie weitgreifend die Maßnahmen sein sollen und welche politischen Ebenen durch diese tangiert werden. Des Weiteren steht zur Diskussion, in welchem Rahmen auch die Europäische Union Einfluss auf die kommunale Politik haben kann bzw. haben darf. Der Rhein-Erft-Kreis ist geographisch gesehen ein wirtschaftlicher Mittelpunkt Europas und jedwede Empfehlung wie auch Maßnahme sollte darauf abzielen, diese Lage optimal zu nutzen und einen Vorteil daraus zu ziehen.
12.1.3
Ansatzpunkte der Empfehlungen
Der dritte Faktor, der nur kurz zu skizzieren ist, behandelt nach dem „wann“ und dem „was“ auch das „wo“. Wo
sollte
die
Politik
ansetzen,
um
dem
demographischen
Wandel
entgegenzuwirken? Sollte die Politik überhaupt versuchen, Maßnahmen und Verordnungen gegen den Wandel zu initiieren oder sollte die Politik eher versuchen, einen Nutzen aus dem demographischen Wandel zu ziehen? Und wenn dies der Fall sein sollte, worin könnte dieser Nutzen sein?
Die Studierenden haben versucht, alle diese oben genannten Faktoren in ihre Überlegungen einfließen zu lassen und in die daraus resultierenden Empfehlungen einzuarbeiten.
12.1.4
Handlungsempfehlungen
12.1.4.1
Maßnahmen und Förderungen durch die Europäische Union
Der Rhein-Erft-Kreis liegt, geographisch gesehen, im Herzen Europas sowie wirtschaftlich betrachtet in einem industriellen Ballungsgebiet und bildet durch die hervorragenden Verkehrsstrukturen eine wichtige Verbindung des Handels zwischen Deutschland und den benachbarten Staaten Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Fraglich ist nun, ob aus dieser Situation heraus die Europäische Union ein Interesse daran hat, diese Region zu fördern und zu stärken. Zunächst einmal sollte eräutert werden, was die Förderung des Rhein-ErftKreises durch die Europäische Union mit dem demographischen Wandel zu tun hat.
181
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Es ist eine Tatsache, dass, unter dem Druck des demographischen Wandels, die zur Zeit bestehenden Strukturen des Rhein-Erft-Kreises in dieser Form keinen weiteren Bestand haben können. Hiermit ist gemeint, dass in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten die Politik neue Schwerpunkte setzen muss. Man sollte sich bewusst werden, dass mittelfristig gesehen die Interessen der älteren bzw. alternden Bevölkerung eine größere Gewichtung in der regionalen Strukturpolitik bekommen muss. Fraglich ist nun, inwiefern die Europäische Union Einfluss auf die Politik nehmen kann bzw. sollte und welche konkreten Maßnahmen
mit
Förderungscharakter
den
Rhein-Erft-Kreis
bei
seiner
Neuorientierung unterstützen könnten. Da die Europäische Union im Laufe ihres Bestehens eine Vielzahl von Maßnahmen, Verordnungen und Empfehlungen beschlossen hat, soll hier nur kurz skizziert werden, was eine grobe Prüfung derselben ergab. Die Europäische Union hat es sich zum Ziel gemacht, hauptsächlich strukturschwache und wirtschaftlich rückständische Regionen zu fördern. Um eine gezielte Förderung zu ermöglichen, wurde von Seiten der Europäischen Union eine Art Kriterienkatalog erstellt, der zur Überprüfung einer eventuell zu fördernden Region angewandt wird. Dieser Katalog beinhaltet je nach Charakteristikum der einzelnen, zu fördernden Maßnahme zum Beispiel
die Erfassung des aktuellen regionalen Entwicklungsrückstandes
Durchschnittliches Pro-Kopf-BIP
Ländliche Gebiete mit rückläufiger Entwicklung (Wirtschaftlicher Wandel)
Arbeitslosenquote
Generelle Infrastruktur
Um eine Förderung sicherzustellen, werden durch die Europäische Union meist sogenannte Struktur- bzw. Förderungsfonds eingerichtet. Diese Strukturfonds haben das Ziel, innerhalb Europas vergleichbare Lebensbedingungen zu schaffen und Entwicklungsunterschiede abzubauen.
182
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Einige der bekannteren Strukturfonds sollen hier erwähnt werden:
EFRE Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung
ESF Der Europäische Sozialfonds
EAGFL Der Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft
Wenn man nun den Rhein-Erft-Kreis auf die zu erfüllenden Voraussetzungen hin überprüft, um eine Europäische Förderung zu erhalten, kommt man zu folgendem Ergebnis: Der Rhein-Erft-Kreis ist nach grober Prüfung der wichtigsten Kriterien der verschiedenen Strukturfonds nicht förderungswürdig. Dies ist allerdings nicht verwunderlich, besitzt der Rhein-Erft-Kreis doch ein durchaus vielversprechendes wirtschaftliches Profil mit einem gewissen Potential, das noch abgerufen werden kann. Allerdings bedeutet dies auch, dass der Rhein-Erft-Kreis im Hinblick auf die Veränderung, die mit dem demographischen Wandel einhergeht, von Seiten der Europäischen Union keinerlei Unterstützung erhält, da die Überprüfung wie bereits erwähnt ergeben hat, dass der Rhein-Erft-Kreis das Potential hat, um die Herausforderung des demographischen Wandels selbst zu bewältigen.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es in der Region durchaus Beispiele gibt, wo die Europäische Union unterstützend tätig wird. So werden zum Beispiel der benachbarte Kreis Euskirchen, aber auch der Kreis Heinsberg durch die Europäische Union als förderwürdig charakterisiert und eingestuft. Sie erhalten im Rahmen des sogenannten „Ziel 2-Programm“ Förderungen, die die Ziele verfolgen, die Schaffung neuer und Sicherung bestehender Arbeitsplätze, insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen herbeizuführen. Hierdurch soll eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Region erreicht werden.
183
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
12.1.4.2
Optimierung bestehender Maßnahmen und Verordnungen
Der demographische Wandel stellt aus Sicht der Landesregierung NRW die Flexibilität und Reformbereitschaft der einzelnen Kommunen auf die Probe. Durch die Kürze der Zeit, in der schon heute Entscheidungen für die mittelfristige Zukunft getroffen werden müssen, ist jede Gemeinde, jede Stadt, aber auch jeder Kreis gefordert, seine Politik den gegebenen Umständen anzupassen. Problematisch wird es allerdings, wenn zu schnell und zu groß angelegte Reformen initiiert werden, die in ihrer Planung und Durchführung meist die zeitlichen und finanziellen Ressourcen stark belasten sowie gegebenenfalls nicht den gewünschten Effekt herbeiführen bzw. ihre erhoffte Wirkung nicht entfalten und somit die eingesetzten Mittel nicht rechtfertigen. Dies bedeutet konkret für den Rhein-Erft-Kreis, trotz des dringenden Reformbedarfs nicht voreilig Verordnungen zu erlassen, sondern vielmehr die bereits vorhandenen Maßnahmen zu analysieren und gegebenenfalls auf die zu erwartenden
Veränderungen,
die
mit
dem
demographischen
Wandel
einhergehen, besser abzustimmen. Dies hätte zur Folge, dass nicht noch mehr Bürokratie durch weitere Verordnungen geschaffen wird, sondern diesem Effekt vorgebeugt wird. Da zum jetzigen Zeitpunkt keine absolut präzise Aussage zum weiteren Verlauf des demographischen Wandels getroffen werden kann, ist es aus unserer Sicht empfehlenswert,
dass
der
Rhein-Erft-Kreis
mittelfristig
in
seinem
Entscheidungsrahmen flexibel bleibt. So kann er bestens auf Veränderungen reagieren, die ein schnelles politisches Handeln erfordern. Eine Überschneidung von Verordnungen kann so entgegengewirkt werden. 12.1.4.3
Profilgebung des Rhein-Erft-Kreises
Die Folgen des demographischen Wandels für die einzelnen kreisangehörigen Kommunen und folglich für den Kreis selber sind keine Unbekannten: Die Bevölkerung altert. In naher Zukunft wird der Altersdurchschnitt im Kreis, wie auch im gesamten Bundesdurchschnitt, deutlich ansteigen. Auch wird es im Laufe der Zeit immer weniger junge Paare bzw. junge Familien mit Kindern geben. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute bereits
184
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
wichtiges Kriterium, wenn es darauf ankommt, einen geeigneten Lebensraum für sich zu finden. Mit Lebensraum ist nicht nur der Bedarf an Wohnungen und Häusern gemeint, sondern auch primär das Angebot an Arbeitsplätzen, sowie die
Möglichkeit,
seine
Freizeit
zu
gestalten
bzw.
familienfreundliche
Bedingungen vorzufinden. Der Kreis sollte, mittelfristig bis langfristig gesehen, seinen Einwohnern einen attraktiven Lebensraum bieten, der darüber hinaus auch den Zuzug weiterer Bevölkerung sicherstellen kann. Diesen Ansprüchen könnte der Rhein-Erft-Kreis gerecht werden, indem er sich seiner Rolle im Vergleich zu den benachbarten Kreisen in der Region bewusst wird.
Daher empfehlen wir ein sogenanntes Profiling des Kreises. Ziel dieses Profiling ist es, sich seiner Stärken und Vorzüge, aber auch des zur Verfügung stehenden Potentials bewusst zu werden und dieses bei Bedarf abzurufen.
Ebenso sollte ein Zielsetzungskonzept erarbeitet werden: Welches Bild möchte der Kreis nach Aussen hin darstellen? Möchte der Rhein-Erft-Kreis in Zukunft als Industriestandort gesehen werden, oder soll primär der Zuzug von jungen Singles, Paaren und Familien gefördert werden, damit man noch stärker als Umland und Pendlerkreis im Bezug auf die Stadt Köln darsteht?
Bei diesen Überlegungen ist allerdings etwas grundsätzliches festzuhalten: Wenn der Rhein-Erft-Kreis sich ein neues Profil geben sollte, muss deutlich werden, welche Aufgaben den einzelnen kreisangehörigen Kommunen zuteil kommen. Sicherlich ist ein gesunder Wettbewerb der einzelnen Kommunen auf wirtschaftlicher Ebene immer zu begrüßen. Allerdings ist dieser aus unserer Sicht mit großer Wahrscheinlichkeit hinderlich, wenn sich die einzelnen Kommunen im Wettbewerb um den Zuzug von z.B. Unternehmensansiedlungen gegenseitig unterbieten. Denn Ziel des Profiling sollte nicht sein, den Konkurrenzkampf der einzelnen Kommunen, der derzeit herrscht, weiter zu
185
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
fördern, sondern ihn eher zu hemmen. Eine Art Gemeinschaftsgefühl und stärkerer Zusammenhalt soll gefördert werden. So soll zum Beispiel jede Kommune von der Eröffnung eines Gewerbeparks profitieren. Auch jene, auf deren Gemeindegebiet kein Gewerbepark entsteht. Eine Solidarisierung der Städte und Gemeinden des Rhein-Erft-Kreises sollte oberstes Ziel sein. Selbstverständlich ist es mit dem bloßen Gedanken an einen stärkeren Zusammenhalt nicht getan. Wird diese Solidarisierung nicht erreicht, kann das Entwicklungspotential nicht voll abgerufen werden. Der
Kreis
muss
hierbei
auf
ein
Gleichgewicht
der
Rollen
seiner
kreisangehörigen Kommunen achten. Jede Stadt und Gemeinde muss vorher auf die wirtschaftlichen, aber auch infrastrukturellen Stärken und Schwächen eingehend überprüft werden. So wäre es nicht als sinnvoll zu erachten, eine Kommune, deren Verkehrsinfrastruktur als ungeeignet für den Fern- und Lieferverkehr eingestuft wird, als internen Wirtschaftsstandort des Kreises zu fördern. Dort sollte man dann eventuell den Schwerpunkt der Förderung eher auf die Bereiche Wohnungsbau oder Landwirtschaft legen. Dem entgegen sollte eine Kommune, deren Infrastruktur gänzlich oder gar vollständig entwickelt ist,
eher als wirtschaftlicher Standort des Kreises
gefördert werden. Für den Rhein-Erft-Kreis bedeutet dies im Detail, dass der wirtschaftlich starke und industriell besser entwickelte Süden des Kreises, gemeint sind die Städte Wesseling, Hürth, Frechen, Erftstadt, Brühl und Kerpen, auf Grund der verkehrsstrukturellen Lage dafür prädestiniert ist, im Bereich der kreisinternen Wirtschaftsförderung noch wettbewerbsfähiger gemacht zu werden. Dabei sollte man sich auch auf den unmittelbaren Konkurrenzdruck der benachbarten Kreise gezielt einlassen. Die Städte Bergheim, Bedburg, Pulheim und die Gemeinde Elsdorf sind auf Grund ihrer geografischen Lage im Rhein-Erft-Kreis weniger als die oben genannten Kommunen für eine Förderung als primärer Wirtschaftsstandort geeignet. Vielmehr liegen ihre Stärken in dem Potential, Wohnraum und Lebensqualität für die Bevölkerung zu schaffen. In diesen kreisangehörigen Kommunen sollte
186
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
also stärker als in den restlichen Kommunen das Profil in Richtung Lebensqualität angelegt werden.
Ein weiteres wichtiges Kriterium im Rahmen dieses Profiling ist außerdem, dass auch aus der Kommunalpolitik der Konkurrenzdruck genommen wird. Die jetzige Situation stellt sich so dar, dass jede einzelne Kommune im direkten Konkurrenzkampf mit den anderen Kommunen des Kreises steht. Dies ist natürlich bei der Neuorientierung des Kreises nicht hilfreich und steht entgegen den Erwartungen, die an die Kommunen gerichtet werden. Ziel muss es sein, auch auf der Ebene der Politik diesen Druck zu nehmen. Wie bereits oben ausgeführt, muss das politische Ziel die Solidarisierung und Abstimmung der Kreispolitik bzw. die Abstimmung der Politik der einzelnen Kommunen sein. Der Kreis an sich sollte dabei eine federführende Position einnehmen und die Politik zu einem gewissen Teil steuern. Dieses Vorgehen soll nicht als Bevormundung von einzelnen Kommunen verstanden werden, sondern vielmehr als Optimierung der Politik, um das volle Potential jeder kreisangehörigen Stadt und Gemeinde abzurufen. Es ist darauf hinzuweisen, dass dieser Vorgang ohne Beachtung der politischen Gesinnung vollzogen werden sollte, mit auch aus dem Grund, den politischen Konkurrenzkampf zu entschärfen. Natürlich kann auf diese Art und Weise nicht gewährleistet werden, dass alles konkurrierende Denken aus dem Profiling genommen werden kann. Es kann aber dadurch versucht werden, dieses auf Kreisebene zu fokussieren. Das bedeutet, dass der Druck von den einzelnen kreisangehörigen Städten und Gemeinden genommen wird und stattdessen auf die Konkurrenz an den Kreisgrenzen gerichtet wird. 12.1.4.4
Finanzierung des Profiling
Natürlich bedeutet ein solches Profiling auch ein Umdenken nicht nur auf kommunalpolitischer Ebene, sondern auch auf finanzieller. Wie bereits ausgeführt, entsteht auf den ersten Blick eine Art Ungleichgewicht im Kreis, was die Einnahmen- und Ausgabenseite betrifft.
187
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Durch die einzelnen Umstrukturierungen kann es sein, dass einige Kommunen auf Grund des stetigen Gewerbezuwachses in den groß angelegten Gewerbeparks ein gewisses Plus im Bereich der Einnahmen verzeichnen werden. Diesem wiederum stehen die Kommunen gegenüber, die durch den Verzicht auf große Gewerbeflächen mindere Einnahmen verzeichnen. Diese Kommunen sind es auch, die auf Grund ihrer Infrastruktur, die sie der Bevölkerung bieten, höhere Ausgaben zu verzeichnen haben. Diesem Ungleichgewicht sollte durch einen neuen Finanzverteilerschlüssel im Kreis entgegengewirkt werden, auch wenn eine solche Neuorganisation eine der Empfehlungen ist, die sicherlich mit am schwierigsten Umzusetzen sein dürfte. Die Kosten, die dem Kreis durch den demographischen Wandel bevorstehen sind noch nicht bemessbar, doch sicherlich ist es ratsam, bereits jetzt die politische Weichenstellung hierfür vorzunehmen. Dabei ist festzuhalten, dass die Umverteilung der Einnahmen im Kreis allen zu Gute kommen soll. So profitiert die wirtschaftlich starke Kommune primär durch die hohen Gewerbeeinnahmen. Von diesen Einnahmen profitiert aber auch die Kommune, die nicht das wirtschaftliche Potential zur Verfügung hat. Sie stellt dafür den günstigeren Wohnraum für die Bevölkerung zur Verfügung, die in den Gewerbeparks der anderen kreisangehörigen Kommunen ihren Arbeitsplatz hat. Somit profitiert wiederum die wirtschaftlich starke Kommune von den Arbeitskräften, die keine langen Pendelwege in Kauf nehmen müssen, um den Arbeitsplatz zu erreichen. 12.1.4.5
Einzelne Empfehlungen für die Kreispolitik
Doch was bedeutet dies für die einzelnen Tätigkeitsfelder des Kreises? Inwieweit kann und sollte der Kreis eingreifen, um die Politik auf den demographischen Wandel vorzubereiten? Auf Grund der Vielzahl der Tätigkeitsfelder soll hier nur eine Auswahl an Möglichkeiten aufgezeigt werden:
188
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Migration und Integration Auf Grund der sinkenden Geburtenraten und der Alterung der Bevölkerung ist fraglich, inwiefern man diesem Trend entgegenwirken kann. Ebenso ist fraglich, wie der negative Trend im Bereich der Erwerbspersonenzahl umgekehrt werden kann. Ein wichtiger Bestandteil bei der Lösung dieses Problems sollte die Migration und Integration ausländischer Einwohner sein. Sie sind es, die den Ausgleich zu den fehlenden Erwerbspersonen schaffen können und, für sich betrachtet, auf Grund der stetig hohen Geburtenrate den Geburtenrückgang bei Personen ohne Migrationhintergrund zum Großteil kompensieren könnten. Durch
fehlende
Integration
kann
nicht
das
volle
Potential
dieses
Personenkreises abgerufen werden. Folglich werden in naher Zukunft vermutlich zu wenige Fach- bzw. Arbeitskräfte dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Für den Kreis ist es empfehlenswert, seine Bemühungen dahingehend zu verstärken, diese Personen gezielter zu fördern bzw. Möglichkeiten zu schaffen, eine Förderung und Integration durchzuführen. Dies bedeutet im Hinblick auf den demographischen Wandel folgendes: Zur Zeit bestehende Schulzentren im Kreisgebiet werden in naher Zukunft mit sinkenden Schülerzahlen konfrontiert werden. Es ist dann zu prüfen, ob es aus finanzpolitischer Sicht als sinnvoll erachtet werden kann, diese Vielzahl von Schulen weiterhin aufrechtzuerhalten oder ob es, der Situation entsprechend, sinnvoller wäre, Schulen auf Grund der hohen Kosten zusammenzulegen. Leere Schulräume könnten dann aber durchaus einen anderen Zweck haben: Sie könnten für Integrationsarbeit genutzt werden, indem in ihnen zum Beispiel Unterrichtseinheiten im Rahmen von Integrationsmaßnahmen durchgeführt werden könnten. Des Weiteren sollten bereits schulisch gebildete Migranten durch Maßnahmen des Kreises auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet werden. Diese Personen sind es, die in naher Zukunft die Anzahl der Erwerbspersonen erhöhen und sicherstellen, dass es keinen Mangel an Fach- bzw. Arbeitskräften geben wird.
189
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Die Förderungswürdigkeit solcher Projekte und Maßnahmen durch die Landesregierung NRW sollte geprüft werden.
Wohnungspolitik Wie bereits ausgeführt, könnte eine Folge des Profiling sein, dass manche kreisangehörige Kommunen verstärkter auf den Zuzug von Bevölkerung setzen als andere. Dies erfordert selbstverständlich eine größere Anzahl an ausgewiesenen Wohngebieten, die erschlossen werden müssen. Dabei sollte darauf geachtet werden, den Wohnraum relativ günstig zu gestalten, um einen Zuzug zu gewährleisten. Allerdings ist es unerlässlich vorher festzulegen, welche Art von Zuzug gefördert werden soll. So suchen Singles oder junge kinderlose Familien günstigen, nicht allzu großen Wohnraum und haben daher weniger Interesse an Wohnbaugebieten, die für Einfamilienhäuser ausgeschrieben sind. Daher wird empfohlen, verstärkt solchen Wohnraum in naher Zukunft zur Verfügung zu stellen. Die Bevölkerung, die sich in diesen Wohngebieten ansiedelt,
ist
es dann
auch,
die
zu
den
Gewerbegebieten
in
den
kreisangehörigen Kommunen pendelt bzw. zu den Arbeitsplätzen in der benachbarten Stadt Köln. Der Kreis sollte die Ausschreibung solcher Wohngebiete koordinieren, um einem Überangebot an Wohnraum entgegenzuwirken und gezielter auf die Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen. Damit ist die Infrastruktur in klassischen Sinne gemeint: - Ausbau der Kreisstrassen - Sicherstellung der Ansiedlung von Geschäften - Bereitstellung und Ausweisung von Naherholungsgebieten
Dies sind nur einige wenige von sehr vielen Schwerpunkten, die der Rhein-ErftKreis sicherstellen sollte, um den Standart der Lebensqualität weiterhin hoch zu halten und gegebenenfalls noch zu erhöhen, denn dadurch kann der weitere Zuzug von Bevölkerung sichergestellt werden.
190
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Wirtschaftspolitik Durch das vorher durchgeführte Profiling werden vor allem in den wirtschaftlich starken kreisangehörigen Kommunen eine Vielzahl von Gewerbeparks entstehen
und
eine
gewisse
Anzahl
von
günstigen
Gewerbeflächen
ausgeschrieben werden. Der Vorteil, den der Rhein-Erft-Kreis gegenüber den anderen benachbarten Kreisen in der Region allerdings hat, sind die günstigeren Gewerbesteuerhebesätze. Durch diese kann der Kreis, in Verbindung mit der verkehrsstrukturellen Lage, sehr wahrscheinlich eine hohe Anzahl von Unternehmen zur Investition auf Kreisgebiet bewegen. Die daraus resultierenden Einnahmen können dann, unter zu Hilfenahme des neuen Finanzverteilerschlüssels auf die übrigen kreisangehörigen Kommunen verteilt werden, so dass diese einen ausgeglichen Finanzhaushalt sicherstellen können. Dadurch wird ebenso gewährleistet, dass der Kreis seinen sonstigen Aufgaben auch weiterhin nachkommen kann.
Eine genauere und tiefergreifende Ausführung, welche konkreten Maßnahmen der
Kreis
ergreifen
sollte,
wird
im
nachfolgenden
Projektkapitel
„Handlungsfelder der kommunalen Ebene“ detaillierter dargestellt. 12.1.4.6
Vernetzung der Kommunen und der Kreise
Ein Problemfeld, welches sich durch unsere Analysen der derzeitigen Situation des Rhein-Erft-Kreises aufgetan hat, ist mit dem Begriff des mangelnden Informationsaustausches zu umschreiben. Es wurde festgestellt, dass die kreisangehörigen Städte und Gemeinden im Kreisgebiet dem Austausch von Informationen untereinander einen zu geringen Stellenwert zukommen lassen. Oftmals plant eine einzelne Kommune im Rahmen ihrer Stadtentwicklung zu große Gewerbegebiete bzw. Wohngebiete zu erschliessen, ohne dabei darauf zu achten, dass eventuell eine benachbarte Kommune genau in die selbe Richtung plant. Im Rahmen des Profiling wird deshalb von unserer Seite empfohlen, eine stärkere Vernetzung der einzelnen kreisangehörigen Städte und Gemeinden zu fördern. Die daraus resultierende Informationsplattform kann genutzt werden, um zum Beispiel die Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten kreisweit
191
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
dem derzeitigen bzw. mittelfristigen Bedarf anzupassen. Kosten könnten dadurch minimiert und eingesparte Finanzmittel zum Schuldenabbau oder aber zu Neuinvestitionen, z.B. auf dem Gebiet der Infrastruktur, genutzt werden. Ein weiterer Nutzen, der aus dieser Art der Vernetzung gezogen werden kann, ist, dass die Kommunen sich schneller auf verändernde Rahmenbedingungen einstellen können. Sollte der demographische Wandel sich in stärkerem Umfang als eigentlich gedacht vollziehen und somit ein schnelleres Handeln von Seiten der Verwaltung des Kreises erforderlich machen, könnten die Informationen über die Neuausrichtung schneller die einzelnen Kommunen und deren Verwaltungen erreichen. Das daraus folgende schnellere und effektivere Handeln wäre begrüßenswert.
Ein weiterer Effekt der Vernetzung der Kommunen könnte die Förderung der Solidarität der Städte und Gemeinden untereinander sein. Das oben beschriebene Konkurrenzdenken innerhalb des Kreises könnte nun auf Kreisebene fokussiert werden, was bedeutet, dass nicht mehr die Kommunen
untereinander
um
die
Ansiedlung
von
Bevölkerung
und
Unternehmen konkurrieren, sondern der Rhein-Erft-Kreis eine Einheit bildet und nun mit den benachbarten Kreisen, wie z.B. dem Rhein-Sieg-Kreis in direkter Konkurrenz steht.
Auch die Landesregierung NRW erwägt ein solches Vorgehen. Ein bereits in Ansätzen erarbeitetes Konzept erwägt, die Kreise im Rheinland stärker
zu
vernetzen
und
diese
Vernetzung
federführend
durch
die
Landesregierung NRW durchzuführen. Angedacht ist, dass die Kreise des Regierungsbezirks Köln unter der Leitung der Bezirksregierung Köln eine Vernetzung untereinander vollziehen und auf diese Art und Weise den Informationsaustausch fördern. Die Folge könnte die Schaffung einer sogenannten Metropolregion sein, die neben den Städten Köln und Bonn auch die sich im Rheinland befindlichen Kreise einbezieht. Eine solche Vernetzung könnte die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Regionen, wie dem Ruhrgebiet, deutlich erhöhen und damit auch die Position des Rhein-Erft-Kreises verbessern.
192
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
12.1.4.7
Fazit
Die Empfehlungen der Landesregierung NRW und die Empfehlungen der Studentinnen und Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW, Abteilung Köln, stellen hier nur einige von vielen Ansätzen dar, auf den anstehenden demographischen Wandel zu reagieren. Die hier vorgestellten Lösungsvorschläge sollen dazu führen, dass sich die Verwaltungen der kreisangehörigen Kommunen sowie die Verwaltung des Rhein-Erft-Kreises sich intensiver mit dem demographischen Wandel befassen. Die hier vorgestellten Handlungsempfehlungen zielen auf folgende Bereiche ab:
Förderung von Maßnahmen durch die Europäische Union
Optimierung und Anpassung der derzeitigen Verordnungen
Neuausrichtung
des Kreises
und
der kreisangehörigen
Kommunen
(Profiling)
Vernetzung der Kommunen
Auf Grund der derzeitigen Beschaffenheit des Rhein-Erft-Kreises kann eine Förderung durch die Europäische Union in weiten Teilen ausgeschlossen werden. Allerdings sollte der Kreis sich zunächst auf die Stärken, die aus dieser Beschaffenheit dahingehend
resultieren, ausschöpfen,
konzentrieren die
und
bestehenden
seinen
Handlungsrahmen
Verordnungen
auf
die
anstehenden Veränderungen, welche mit dem demographischen Wandel einhergehen, zu optimieren und anzupassen. Die Folge daraus könnte eine Neuausrichtung des Kreises und der kreisangehörigen Kommunen sein, welche durch ein sogenanntes Profiling in Verbindung mit einer umfassenden Vernetzung der einzelnen Städte und Gemeinden sichergestellt werden könnte.
12.2 Handlungsfelder und –optionen der kommunalen Entscheidungsträger (Teil 1) Die
Problematik
geänderter
Rahmenbedingungen
aufgrund
von
demographischen Effekten, aber auch das Phänomen der Globalisierung
193
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
eröffnet über die bisher geschilderten Handlungsfelder im Bereich Kinder, Familie und Senioren hinaus weiteren Handlungsbedarf für kommunale Akteure.
Die
nachfolgende
Arbeit
setzt
ihren
Focus
auf
die
Wirtschaftsförderung, den Menschen im Berufsleben und die Möglichkeiten, den Folgen des demographischen Wandels mit stadtplanerischen Maßnahmen zu begegnen. Ausgewählte zukünftige Problemfelder werden thematisiert und mögliche kommunale Handlungsfelder vorgestellt.
12.2.1
Wirtschaftsförderung – Ein neues Gewerbegebiet allein reicht nicht
Bisher agierten gerade viele kleinere Kommunen nach dem Prinzip „Ich weise Fläche als Gewerbegebiet aus, baue eine Straße dorthin und setze den Gewerbesteuersatz unter den meiner Nachbargemeinde - dann kommen die Unternehmer schon.“ Einige dieser Kommunen wundern sich wahrscheinlich bis heute über ein hohes Maß an Freiflächen in den Gewerbegebieten. Unternehmen, die sich ansiedeln, erschaffen kaum Arbeitsplätze und erzielen geringe Gewinne. Somit sind die von der Kommune zu realisierenden Einnahmen der Gewerbesteuer deren Berechnungsgrundlage der Ertrag ist, ebenfalls gering. Die wirklich „guten“ Unternehmen sitzen woanders - Warum?
Bloßes Schaffen von Gewerbegebieten mit günstigen Preisen und Hebesätzen reicht schon heute und erst recht zukünftig nicht mehr aus, um eine Gemeinde, einen Kreis oder eine ganze Wirtschaftsregion erfolgreich für die Zukunft zu positionieren, lukrative Unternehmen langfristig anzusiedeln und diese an die Region zu binden. Vielmehr muss der Unternehmer als Kunde gesehen und gezielt beworben werden. Ein erfolgreiches Unternehmen ist für die Kommune, einen Kreis oder sogar eine gesamte Region ein immens wichtiger Schlüssel, um das Tor in eine prosperierende Zukunft zu öffnen.
Es sind Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen. Arbeitsplätze halten Familien am Ort und bewegen potentielle Arbeitnehmer zum Zuzug in den Ort. Heute und noch viel mehr in der Zukunft wachsen die Regionen, die gerade Familien ein gutes Auskommen bieten können. Viele Menschen ziehen dorthin, wo sie
194
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
arbeiten können. Ihren Verdienst geben diese Menschen zu einem Großteil dort aus, wo sie leben. Das wiederum heißt Wachstum für Unternehmen und für die Kommunen.
Um von diesem Wachstum als Kommune, Kreis oder Region profitieren zu können, müssen jedoch zunächst die Voraussetzungen für die Ansiedlung erfolgreicher Unternehmen geschaffen werden. Ein Gewerbegebiet alleine reicht nicht. Zukünftig wird nur die Region erfolgreiche und lukrative Unternehmen zu sich holen und an sich binden können, die ein gelungenes ganzheitliches Konzept aus weichen und harten Standortfaktoren bieten kann.
Vielversprechend wäre ein ausgewogener Mix aus akzeptablen Preisen, guter Infrastruktur, motivierten, fachlich hochwertig ausgebildeten Arbeitskräften, einer
geeigneten
und
solventen
Käuferzielgruppe
im
Umkreis
sowie
unkomplizierten, transparenten Verwaltungswegen. Abgerundet werden könnte der Mix durch ein überlegtes und gutes Standortmarketing, welches einen positiven und gewinnbringenden Ruf des Kreises bzw. der Region vermittelt und zudem bei den Unternehmen das Gefühl erzeugt, dass diese Institutionen für sie da sind.
Notwendig ist hierzu eine Wirtschaftsförderung, die nicht mit der „Gießkanne“, sprich nur mit besonders günstigen Steuer- und Hebesätzen erfolgt, sondern flexible Instrumente, die individuell an die Bedürfnisse der jeweiligen Unternehmen angepasst werden können, bereithält. Ziele sollten nicht nur gesteckt werden. Es ist ratsam, ihr Erreichen und den Weg dorthin permanent zu überprüfen. Deshalb müsste eine wirkungsorientierte Steuerung sowie die Möglichkeit, Förderungsmaßnahmen für ein Maximum an Effektivität im Einzelfall anpassen zu können in das Angebot der Wirtschaftsförderung implementiert werden. Nach außen hin sollte ein gezieltes Standortmarketing erfolgen.
Enorm wichtig, besonders für die Außenwirkung, ist die Interaktion zwischen den Kommunen und Kreisen. Es muss ein strategisches, langfristiges und
195
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
nachhaltiges Konzept zur Positionierung des Kreises geschaffen werden. Um Authentizität und Verlässlichkeit besser vermitteln zu können, sollte bei der Positionierung nicht kurzfristigen Trends gefolgt werden. Bestenfalls steht der Kreis irgendwann für eine Sparte wie zum Beispiel Energie, Chemie oder Logistik, so dass jeder, der an die Sparte denkt, auch an den Kreis denkt.
Zusätzlich muss durch eine Vernetzung die Abstimmung aller Aktivitäten gesichert werden, um ein homogenes, gesundes Bild der Region und somit ein positives Image nach Außen zu schaffen. Hierdurch wird potentiellen Investoren ein geeignetes Umfeld geboten. Zudem wird durch Homogenität vermittelt, dass die Region in sich stimmt, ihre Kraft nicht in Klein- und Konkurrenzkämpfe untereinander verschwendet, sondern für die Belange der Unternehmen und seiner Mitarbeiter da ist. Das wirkt überzeugend auf solvente regionfremde, ebenso wie ausländische Investoren. Für große und erfolgreiche Unternehmen sind und werden alle genannten Facetten, zusammen mit einer kompetenten und effektiven Wirtschaftsförderung mehr denn je ein entscheidender Standortfaktor.
Diese Unternehmen bringen letztendlich nicht nur der Kommune, in der sie sich ansiedeln etwas, sondern nutzen allen Akteuren in einer Region. Die Beschäftigten leben nicht zwangsläufig in derselben Stadt, in der das Unternehmen seinen Standort hat. Ebenso ziehen viele größere Unternehmen mit ihrer Ansiedlung andere, wie zum Beispiel Zulieferer, artverwandte Unternehmen, die auf Synergieeffekte bauen oder auch Dienstleister nach sich. Sie siedeln sich oft im Umland an. Daher ist es vorteilhaft, Wirtschaftsförderung über größere Einheiten wie Kreise und Regionen zu realisieren. So kann bei guter Vernetzung und Abstimmung, mit Rücksicht auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Akteurs, effizient, erfolgreich und nachhaltig für die gesamte Region agiert werden.
Hier richtet der Rhein-Erft-Kreis seinen Blick schwerpunktmäßig auf den Großraum Köln. Allerdings scheint eine zusätzliche Orientierung in Richtung des Nachbarkreises Düren, zum Großraum Aachen und der Euregio-Maaß-
196
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Rhein durchaus vielversprechend. Schließlich versuchen Institutionen wie die Euregios schon heute, ein Stück vereintes Europa vorzuleben. Sie sind es, die Wissen voneinander vermitteln und Verständnis füreinander fördern.101 Hieran teilzuhaben kann für die Zukunft nur Gewinn bringen.
12.2.2
Die Kommune als Sprungbrett in den Beruf
Unternehmen brauchen neue Ideen und neue Impulse. Diese bezogen sie bisher in einem großen Maß durch Nachwuchskräfte. Die demographische Entwicklung verlangt jedoch nach neuen Wegen. Schon in naher Zukunft wird die Zahl junger Menschen, die den Start ins Berufsleben begehen sinken. Dieser Trend wird sich langfristig weiter fortsetzen, da die Generation der potentiellen Eltern immer kleiner und die Geburtenrate nicht höher wird. Schon bald werden Unternehmen nach geeigneten Auszubildenden suchen. Hinzu kommt, dass es eine Diskrepanz zwischen dem Wissensprofil, das von einem Auszubildenden gefordert wird und dem, was bei vielen jungen Menschen an Schulwissen vorhanden ist, gibt.
Dies führt schon heute dazu, dass Unternehmen gezielt Patenschaften über Kindergärten und Schulen übernehmen, um schon frühzeitig geeigneten Nachwuchs finden und fördern zu können. Hier können die Kommunen und Kreise als Akteure des politischen Lebens unterstützen. Zukünftig werden aufgrund rückläufiger Schülerzahlen mehr Ressourcen im Bereich Bildung frei werden.
Durch
enge
Zusammenarbeit
mit
Wirtschaftsverbänden
und
Unternehmen kann gezielt ermittelt werden, welche besonderen Anforderungen an Auszubildende in der Region gestellt werden. Im Zuge eines AusbildungsCoachings können Schüler dann schon frühzeitig neben dem normalen Unterricht speziell gefördert werden, um beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben zu erlangen. Die Qualität der Schulbildung würde gesteigert werden und auch in überregionalen Vergleichen wäre dies für die Region vorteilhaft. Das Modell einer offenen Ganztagsschule bietet eine gute Plattform für solche Maßnahmen. Unternehmen werden gerne bereit sein,
101
Reef, Johannes: Euregionale, grenzüberschreitende Zusammenarbeit an der niederländisch-nordrheinwestfälischen Grenze. In: Kämpfer, Thomas (Hrsg.): Interkommunale Zusammenarbeit, Münster 1997, S. 310
197
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
solche Vorhaben finanziell zu unterstützen, schließlich profitieren sie, aber besonders die zukünftigen Auszubildenden von den erlangten Kenntnissen.
12.2.3
Arbeitskräftepotential Migranten - wertvoll und ein Gewinn für alle
Ein Weg der Vergreisung der Gesellschaft entgegen zu wirken ist es, auf Einwanderung zu setzen. In den 50er und 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hat man aufgrund von Arbeitskräftemangel gezielt Gastarbeiter geworben.
Die
demographische
Entwicklung
wird
ebenso
einen
Arbeitskräftemangel nach sich ziehen. Speziell Facharbeiter, aber auch angelernte Kräfte werden schon heute dringend gesucht. Dieses wird sich in Zukunft auf weit mehr Facetten des Arbeitsmarktes ausweiten.
Die Gastarbeiter von damals sind keine Gäste geblieben, sondern sie und ihre Nachfahren leben noch heute in Deutschland. Der eigentliche Plan der damaligen Regierungen, die Gastarbeiter irgendwann in ihre Heimatländer rückzuführen scheiterte. Die Menschen wollten überhaupt nicht zurück. Mit gezielten
Integrationsmaßnahmen
wurde
jedoch
erst
Jahrzehnte
nach
Einwanderung begonnen. So hat diese Bevölkerungsgruppe, wie auch neu Zugewanderte oftmals einen schweren Stand. Bis heute fühlen sich viele der Menschen, ihre Kinder und Enkel hier nicht heimisch. Viele neu Zugewanderte müssen zudem gesetzliche Schranken überwinden, um überhaupt arbeiten und sich eine Existenz aufbauen zu können.
Sprachliche und gesetzliche Barrieren, Vorbehalte und fehlende Integration verhindern häufig eine gute Bildung und Ausbildung, aber auch die Tätigkeit in einem anspruchsvollen Beruf und damit ein genügendes Auskommen. Aus Lust wird dann häufig Frust gegenüber der Gesellschaft. Das Potential der Menschen
ist
jedoch
vorhanden,
nur
muss
es erschlossen
werden.
„Investitionen in die Ausbildung der Zuwanderinnen und Zuwanderer sind ohne Alternative.“102 Hier können Unternehmen und Kommunen gemeinsam handeln.
102
Landesregierung NRW: Den demographischen Wandel in Nordrhein-Westfalen gestalten, Düsseldorf 2005, S. 21
198
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Welche Maßnahme dabei auch immer gewählt wird, wichtig bei der Zielgruppe der Menschen mit Migrationshintergrund ist eine für den Zugewanderten einfache, transparente und problemlose Hilfe. So wäre eine ganzheitliche Betreuung
in
administrativen
Dingen,
wie
zum
Beispiel
ein
fester
Ansprechpartner, beziehungsweise ein fester Anlaufpunkt im Bereich der Verwaltung stark vertrauensbildend und einfacher für die Menschen, als mit vielen verschiedenen, fremden Ansprechpartnern zu tun zu haben. In der Verwaltung würde dies viele interne Wege und Kommunikation ersparen und zudem ein umfassenderes Bild des Menschen, seiner Möglichkeiten und seines Umfelds geben.
In Unternehmen mit hohem Migrantenanteil wäre ein Mitarbeiter, der sich zentral um die speziellen Belange der Menschen kümmert ebenso ein Gewinn und würde durch das Gefühl, nicht alleine gelassen zu werden eine Integration der Zugewanderten wesentlich erleichtern. Darüber hinaus könnten diese Ihre Energie ohne Sorgen komplett in Ihre Tätigkeit setzen und noch bessere Ergebnisse erzielen.
Die Realität heute sieht oftmals so aus, dass Kinder von Migranten nicht den Hauptschulabschluss schaffen. Dies verwehrt ihnen dann den Weg in eine Ausbildung und schließlich den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Sprachliche Mankos machen zudem auch eine Beschäftigung im zweiten Arbeitsmarkt problematisch. Das Ergebnis ist das Gefühl, von der Gesellschaft nicht anerkannt und verstoßen worden zu sein. Dies wiederum kann eine Unlust, sich überhaupt für eine Gesellschaft einzubringen erzeugen, unter Umständen auch eine Öffnung zu radikalen Organisationen begünstigen.
Die gezielte Förderung von Migranten auch nach der Schulzeit ist ein Gewinn sowohl für den Menschen selbst, aber auch für die Kommune und die Unternehmen. Den Menschen wird es ermöglicht, eine Arbeit aufzunehmen, selbstständig für sich zu sorgen und Anerkennung in Beruf und Gesellschaft zu finden.
199
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Der Gewinn für die Kommunen ist eine bessere Möglichkeit der Integration durch die Arbeit. Denn wer Arbeit hat, wird eher anerkannt und wer selbst anerkannt wird, erkennt auch die Kultur und die Menschen des Landes eher an. Unter Umständen wird der Mensch die Anerkennung in seinen Kulturkreis und seine private Umgebung hineintragen und so für die Kommune positive Effekte erzielen können. Zudem könnte eine beträchtliche Summe an Sozialleistungen gespart werden, wenn gerade Menschen aus sozialen Problembereichen es schaffen, selbstständig durch Arbeit für sich zu sorgen.
Die
Unternehmen
hätten
die
Möglichkeit,
den
gerade
bei
jüngeren
Arbeitnehmern unumstößlich bevorstehenden Arbeitskräftemangel zu mildern. Zudem bringen Menschen von außen neue Ideen in das Unternehmen. Zusätzlich kann ein Unternehmen, welches selbst viele Menschen mit Migrationshintergrund beschäftigt, eher Zugang zu den Menschen dieser Kulturkreise finden und somit neue Märkte erschließen.
12.2.4
Wissen ist wertvoll und macht stark
Aufgrund der demographischen Entwicklung verringert sich zukünftig die Zahl der Beschäftigten in Deutschland. Dieser Trend wird sich, auch unter Berücksichtung
etwaiger
Zuwanderungen,
ab
dem
Jahr
2020
stark
intensivieren.103 Der Rhein-Erft-Kreis wird von diesem Phänomen ebenso unmittelbar betroffen sein. Der Faktor Arbeit im Wirtschaftsgefüge wird knapper und somit im Prinzip jeder einzelne Arbeitnehmer wertvoller für die Wirtschaft. Durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen kann diese „Wertsteigerung“ noch weiter verstärkt werden und profitabel nicht nur für Unternehmer und die Mitarbeiter, sondern auch für die betroffene Wirtschaftsregion sein.
Schafft es eine Region, die Qualität des beruflich verwendbaren Wissens ihrer erwerbsfähigen Bürger zu steigern, ist dies besonders zukünftig ein bedeutender Standortvorteil. Viele Unternehmen, die im letzten Jahrzehnt aus Kostengründen Arbeitsplätze ins Ausland verlagert haben, kehren inzwischen wieder zurück, weil das Weniger an Qualität die Kostenersparnis nicht aufwiegt. 103
vgl. Roloff, Juliane: Demographischer Faktor, Hamburg 2003, S. 27 ff.
200
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Die Verfügbarkeit qualifizierten Personals spielt bei der Rückverlagerung für mehr als 20 % der Unternehmen eine entscheidende Rolle. Insbesondere die chemische Industrie, welche im Rhein-Erft-Kreis stark vertreten ist, zählt zu den stark
rückverlagernden
Unternehmen.104
Doch
nicht
nur
bei
Rückverlagerungen, sondern bei generellen Standortentscheidungen, wird eine höhere Qualität der Arbeitskräfte aufgrund der zukünftigen Verknappung entscheidend sein.
Kommunen und Kreise sollten daher in Zusammenarbeit mit Unternehmen Strategien entwickeln, Menschen im Berufsleben zu fördern, ihr Potential zu steigern und wenn möglich, gezielt an die Schwerpunktbedürfnisse der Unternehmen in der Region anzupassen. Sind zum Beispiel in einer Region wie der Euregio viele grenzüberschreitende Kontakte notwendig, wäre eine fremdsprachliche Schulung von Bürgern über die Volkshochschule denkbar. Gezielte
und
sinnvolle
Bildungsmaßnahmen
hinterlassen
Motivation,
Engagement und aktive Arbeitnehmer. Sie eröffnen dem Einzelnen größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und in einem zweiten Schritt die Möglichkeit, hochwertigere Stellen zu besetzen und besser zu verdienen.
Lebenslanges Lernen hält den Geist jung und lässt einen Menschen auch im fortgeschrittenen Alter offen werden für Neues. Gerade dies ist für Unternehmen wichtig, müssen aufgrund der fehlenden Nachwuchskräfte und der längeren Lebensarbeitszeit Innovationspotentiale, die bislang insbesondere über jüngere Beschäftigte erschlossen wurden, zukünftig mehr denn je auch von älteren Mitarbeitern bereit gestellt werden.105 Ebenso Verwaltungen, die aufgrund schrumpfender Bevölkerungszahlen mit noch weniger finanziellen Mitteln rechnen können, profitieren von einer höheren Wissensqualität ihrer Beschäftigten, der mit Weiterbildung einhergehenden Offenheit für Neues und der
dann
größeren
Bereitschaft
der
Mitarbeiter,
kontinuierliche
Verbesserungsprozesse zu gestalten.
104
vgl. Dr. Kinkel, Steffen, Dr. Lay, Gunter, Spomenka, Maloca: Produktionsverlagerungen ins Ausland und Rückverlagerungen, Karlsruhe 2004, S. 27 ff. 105 vgl. Landesregierung NRW: a.a.O., S. 31
201
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Unternehmen werden sinnvolle und gezielte Bildungsmaßnahmen gerne unterstützen, ziehen diese doch eine Steigerung des „Wertes“ ihres Arbeitskräftepotentials
nach
sich.
Das
öffentliche
Angebot
von
Bildungsmaßnahmen müsste so zugeschnitten sein, dass mit kommerziellen Anbietern keine Konkurrenzsituation entsteht. Aufgrund der wesentlich breiteren Zielgruppe ist dies jedoch realisierbar.
Wichtig ist jedoch die Sensibilisierung der Menschen für lebensbegleitendes Lernen. Bisher ist der Prozess des Lernens für viele Arbeitnehmer mit Abschluss einer Berufsausbildung beendet. Dieses Klischee aus den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts ist aber in einer schnelllebigen, globalisierten Welt nicht mehr tragbar. Bildungs-Marketing, ein sinnvolles, nachfrageorientiertes
Bildungsangebot
sowie
noch
flexiblere
Unterrichtsgestaltung (z. B. auch übers Internet) und -zeiten können festgefahrene Einstellungen ändern und erzeugen Lust auf Weiterbildung.
Erfolgreiches lebensbegleitendes Lernen mehrt nicht nur das berufliche Wissen, sondern gibt darüber hinaus Selbstbestätigung und zeigt dem Einzelnen, welches Potential in ihm vorhanden ist. Dies kann Motivation sein, sich noch mehr in einen Lernprozess einzubringen, der über den Nutzen für den Beruf hinaus auch für die Gesellschaft wertvoll sein kann. Ehrenamtliches Engagement wird für ein stetiges, gutes Funktionieren der Abläufe innerhalb der zukünftigen Gesellschaft immer wichtiger werden. Menschen, die die Erfahrung gemacht haben, dass Lernen einem vieles geben kann, werden sich dieser Herausforderung gerne stellen.
Weiterhin kann Bildungsförderung auch einen Zuzug von Menschen in die Region nach sich ziehen. Engagement im Bereich Bildung suggeriert ein prosperierendes Umfeld, Bedarf nach Arbeitskräften und das Gefühl, dass für den Einzelnen „etwas getan wird“.
202
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
12.2.5
Potentiale bewahren - Die notwendige Erkenntnis, dass alt nicht gleich jung ist
Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zeigt, wohin die Zukunft führt. Auch Menschen, die das fünfzigste, ja sogar das sechzigste Lebensjahr vollendet haben, werden zukünftig mehr denn je im Arbeitsleben und in der Gesellschaft gebraucht. Der Fortschritt in der Medizin und eine mangelfreie Ernährung sind nur zwei Aspekte, die die Lebenserwartung für Neugeborene innerhalb der letzten 100 Jahre um mehr als 30 Jahre steigen ließen.106 Gesundheit ist heutzutage nicht mehr nur ein zeitweiliger Sieg über Krankheit und Leid, sondern bedeutet immer mehr auch Steigerung der Lebensqualität. Der Prävention von Krankheiten wird immer höherer Stellenwert beigemessen. „Die Investition in die eigene Leistungsfähigkeit und die möglichst lang anhaltende Jugendlichkeit wird immer beliebter.“107 Das hat zur Folge, dass derjenige, der heutzutage ein fortgeschrittenes Alter aufweist, sich sowohl psychisch weniger alt fühlt, aber auch physisch im Allgemeinen leistungsfähiger ist, als die Menschen im selben Alter ein oder zwei Generationen zuvor.
Trotzdem haben ältere Menschen der heutigen, aber auch zukünftiger Generationen andere Bedürfnisse als die junge Generation von gestern. Ein Anstieg des durchschnittlichen Alters der Belegschaft birgt enormen Handlungsbedarf für Unternehmer ebenso, wie für Kommunen und Kreise als öffentliche Arbeitgeber. Um Mitarbeiter zukünftig nicht vor dem regulären Einstieg in die Rente wegen gesundheitlicher Probleme zu verlieren, muss gezielt auf ihre Bedürfnisse eingegangen werden. Natürlich haben Ältere rein körperlich oftmals nicht mehr das Leistungsvermögen Jüngerer. Arbeitsplätze und -abläufe müssen an die Menschen angepasst werden. So können zum Beispiel in altersgemischten Teams Ältere ihre Erfahrung einbringen und Jüngere die Spitzen körperlicher Belastung abfedern. Der Nebeneffekt ist dabei ein kontinuierlicher Wissenstransfer zwischen alt und jung. Die Jüngeren profitieren von der Erfahrung und dem Wissen Älterer, die Älteren von eventuell
106 107
vgl. Roloff, Juliane: a.a.O., S. 15 Tichy, Roland & Andrea: Die Pyramide steht Kopf, München 2001, S. 91
203
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
neuerem Wissen Jüngerer108. Gleichzeitig wird das Verständnis für die jeweils andere Generation erhöht.
Gerade Arbeitserfahrung ist etwas, was niemand lernen kann. Schon heute suchen viele Unternehmen, die im Jugendwahn vielleicht zu schnell Abschied von erfahrenen Mitarbeitern genommen haben, dringend nach diesem Erfahrungsschatz und müssen ihn zuweilen teuer einkaufen. Zudem wird die menschliche Komponente älterer, langjähriger und erfahrener Mitarbeiter für ein positives Betriebsklima und das intakte Gefüge innerhalb der Belegschaft immer mehr geschätzt.
Neue Denkweisen in Bezug auf die Arbeitsleistung Älterer sind notwendig. Das Pressen ihrer Arbeitsmenge in ein enges Zeitschema führt bei älteren Menschen zu viel höherem Leistungsdruck als bei jungen Menschen. Ältere wollen und können autonom entscheiden, welche Leistung sie in welcher Zeit bringen. Dies muss weder negative Auswirkungen auf die Arbeitsmenge noch auf die Arbeitsqualität haben, sondern wirkt viel mehr als zusätzlicher Motivator und vermittelt Vertrauen von Seiten des Arbeitgebers hin zum Arbeitnehmer.
Individuelle Arbeitszeitmodelle sind ein weiteres Instrument, bewusst auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters einzugehen. Jedes Mehr an Individualität dem Beschäftigten gegenüber stärkt zudem die Bindung an das Unternehmen, da von diesem dann Dinge geboten werden, die eben nicht ohne weiteres jedes andere Unternehmen bieten kann. Schon heute deutet vieles darauf hin, dass die Zukunft von starren Modellen wie Vollzeit- oder Teilzeitarbeit abrückt und ein ganzheitliches Konzept zur Vereinbarkeit von „Arbeit“ und „Leben“ vielfältigere und flexiblere Lösungsansätze für den Arbeitsmarkt bereithalten wird.109
108
vgl. Prof. Dr. Hentze, Henner, Dipl.-Betriebswirtin Hinkelmann, Doris: Alternde Belegschaften - Herausforderung für die betriebliche Personalpolitik der Zukunft, Münster 2005, S. 3 109 vgl. Auth, Diana: Die alternde Gesellschaft: Bessere Arbeitsmarktperspektiven für Frauen?. In: Breit, Gotthard (Hrsg.): Die alternde Gesellschaft, Schwalbach/Ts. 2005, S. 68
204
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Führungskräfte müssen sich mit den Bedürfnissen älterer Arbeitnehmer auseinandersetzen. Nur so können sie das notwendige Rüstzeug dafür erlangen, Ältere erfolgreich in das Unternehmen zu integrieren. Das heißt auch, der in den Jahrzehnten der Frühverrentung erlangten Auffassung vieler Menschen jenseits des fünfzigsten Lebensjahres, sie gehörten zum alten Eisen und könnten ihre Leistung schon mal Schritt für Schritt bis zur Rente herunterschrauben
zu
begegnen
und
ihnen
ihre Wichtigkeit
für
das
Unternehmen, aber auch ihr persönliches Leistungspotential vor Augen zu führen.
12.2.6
Gesundheit ist unbezahlbar, braucht jedoch überhaupt nicht viel zu kosten
Unternehmen, Kommunen
und Krankenkassen müssen die Menschen
sensibilisieren, ihren Sinn für die persönliche Gesundheit schärfen und präventive
Gesundheitsmaßnahmen
fördern
und
initiieren.
Um
die
Leistungsfähigkeit zu erhalten und gar zu verbessern, kann mit dem notwendigen Bewusstsein seitens aller Akteure viel getan werden.
So können zum Beispiel viele Beratungsmaßnahmen im Unternehmen durchgeführt
werden.
Auch
bietet
sich
die
Möglichkeit,
diverse
Gesundheitsangebote direkt dort anzubieten. Dies spart Wegezeiten und Überwindung. Zum Beispiel ein Kraftraum oder die Möglichkeit Termine mit Physiotherapeuten direkt vor Ort zu bieten sind nur zwei Facetten einer großen Palette an Möglichkeiten, Gesundheit aktiv im Unternehmen zu fördern. Ebenso kann
eine
Betriebssportgemeinschaft
innerhalb
eines
stimmigen
Gesundheitsmaßnahmenkatalogs und bei guter Werbung viel mehr Zulauf finden als bisher.
Gesundheitliche Aufklärung, besonders in Bezug auf die Volkskrankheiten des Herz- Kreislaufsystems sowie ein noch intensiverer Kampf gegen die gesellschaftlich anerkannten Drogen Nikotin und Alkohol und deren Folgen sind mit die Basis für bis in das Alter aktive, gesunde Menschen. Auch eine gezielte Ernährungsberatung und -schulung kann Positives bewirken. Sie vermag zu
205
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
gesünderen Menschen innerhalb einer Kommune oder einer Region zu führen. Dies wiederum ist für alle Beteiligten ein Gewinn in Form von Gesundheit für den Einzelnen, Leistungsfähigkeit für die Unternehmen und Standortvorteilen für die Region. Kosten sparen zudem dann ebenso alle Beteiligten.
Für Kommunen und Kreise wäre es nicht nur ratsam, das gesundheitliche Bewusstsein der Menschen zu wecken. Zusätzlich sollte auch sichergestellt werden, dass weniger bemittelte Familien Zugang zu gesunden Lebensmitteln und die Möglichkeit einer ausgewogenen Ernährung haben. War es früher das Fett, was Wohlstand suggerierte, so ist es heute qualitativ hochwertiges Obst und Gemüse und mageres Fleisch, was sich viele nicht leisten können.
Darüber hinaus können in Verbindung mit Unternehmen und Krankenkassen durch Sportvereine und auch die VHS Aktivität und Gesundheitsbewusstsein konkret gefördert werden. Dies nicht nur durch Sport oder theoretische Schulungsmaßnahmen, sondern zum Beispiel auch durch Kochkurse für Menschen mit wenig Mitteln, die das Wissen vermitteln, sich und die Familie günstig, gut und ausgewogen ernähren zu können. Die Vernetzung von allen Akteuren auf diesem Gebiet führt gerade hier zu einem enormen Maß an Effektivität, begleiten sie den Menschen doch durch alle Bereiche des täglichen Lebens.
12.2.7
Weniger, älter und bunter - Die Zukunft ist gut für den, der Chancen nutzt
Die Folgen der demographischen Entwicklung sind fester Bestandteil unserer Zukunft. Keine Kommune, kein Kreis und keine Region sollten sie bei zukünftigen
Entscheidungen
außer
Acht
lassen.
Die
Folgen
könnten
verheerend sein. Hinzu kommt das Phänomen einer immer globaleren Welt, vor dem sich auch keine Gesellschaft mehr verschließen kann. Als Drittes gewinnt der zunehmende Wettbewerb der Kommunen untereinander, sowie auch die Konkurrenz zwischen Kreisen und ganzen Regionen immer mehr an Bedeutung. Ressourcen werden knapper, finanzielle Möglichkeiten oft immer geringer. Eine schrumpfende Bevölkerung kann die Nöte weiter dramatisch
206
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
steigern, kann aber auch eine Chance für diejenigen darstellen, die zeitgerecht und langfristig die Dinge zu sehen vermögen und in ihre Entscheidungen nachhaltig einfließen lassen.
Bürger sind für die Kommune das wertvollste Kapital. Nur wo Menschen leben, kann eine organisatorische Einheit existieren. Im Osten Deutschlands besteht die Gefahr, dass Städte irgendwann einfach aussterben. Und der Osten ist nicht weit…. Jedoch ist für jede organisatorische Einheit die Möglichkeit, aus der zukünftigen Entwicklung individuellen Nutzen zu ziehen, vorhanden. Die Menschen sichern den Bestand der Gemeinden. Daher sind sie es, die schon heute und in der Zukunft mehr denn je beworben werden müssen. Doch Werbung muss gezielt erfolgen, der Einzelne muss sich angesprochen fühlen.
12.2.8
Meine Gemeinde hat einen guten Charakter
Jede Gemeinde hat eine Persönlichkeit. Sie hat ihren eigenen Charakter, ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Die Gemeinden des Rhein-Erft-Kreises haben dies längst erkannt. Jede Gemeinde, aber auch der Kreis, versucht sich über verschiedenste Plattformen attraktiv darzustellen. Vergleicht man die einzelnen Profile, ähneln sich viele sehr. Dies hat jedoch zur Folge, dass die einzelne Kommune wieder in der Masse verschwindet. Nur das Besondere bleibt dauerhaft in Erinnerung. Ziel jedes Profils sollte es sein, innerhalb des Gefüges Rhein-Erft-Kreis etwas Besonderes darzustellen oder für etwas Spezielles zu stehen. Dann werden sich Interessierte und Investoren eher an einen erinnern. Dies wäre ein erster guter Schritt, sich der Herausforderung Zukunft zu stellen.
Will man jedoch einen Schritt weiter sein als andere Kommunen und Kreise, muss auch noch weiter gedacht werden. Was für die Kommune gilt, gilt auch für den Kreis oder die komplette Region. Diese können ebenso wie ein Lebewesen gesehen werden und vermitteln eine Persönlichkeit und einen individuellen Charakter. Aber jedes Lebewesen kann nur dann gesund existieren, wenn alle Organe intakt sind und ihr Zusammenspiel einwandfrei funktioniert und harmoniert.
207
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Das heißt, wenn auch jede Kommune etwas Besonderes im Kreis ist, so müssen letztendlich alle Kommunen zusammen wiederum für ein Ganzes stehen, was mit all seinen Facetten zusammen passen sollte. Nur dann kann das Gefüge Rhein-Erft-Kreis auch glaubhaft erfolgreich vermittelt werden. Offensichtliche Widersprüche im inneren Gefüge schrecken den Interessenten ab. So wäre es widersprüchlich, als Kreis nur für eine starke Industrieregion zu stehen, wenn gleichzeitig die kreisangehörigen Gemeinden ausschließlich mit dem Erholungswert und ländlicher Idylle und Tourismus werben würden.
12.2.9
Wohin soll es gehen? - Mit Profil auf dem richtigen Weg in die demographische Zukunft
Die demographische Entwicklung verlangt, sowohl die Städteprofile wie auch das Kreisprofil weiterzuentwickeln. Sie sind für Interessierte und Investoren oft der erste Eindruck über Stadt, Kreis oder Region. Stillstand wäre hier mehr als nur ein Rückschritt. Jede Kommune, aber auch Kreis und Region sollten sich fragen, wie sie sich den Folgen der demographischen Entwicklung stellen wollen. Hierfür offen zu sein, ist zwar eigentlich schon überfällig, wird aber noch über Jahre Innovationskraft suggerieren.
Grundsätzlich bestehen zwei Möglichkeiten: Zum einen kann man sich der neuen Situation anpassen und zum anderen versuchen, präventiv mit Maßnahmen die Folgen abzumildern.
Im Falle der Alterung der Gesellschaft könnte Prävention unter anderem heißen, zu versuchen, junge Menschen und Familien in der Kommune zu halten und neue für die Kommune zu begeistern. Herr Bundespräsident Köhler äußerte anlässlich des Forums demographischer Wandel in Berlin, dass die Familie allen Unkenrufen zum Trotz auch heute kein Auslaufmodell ist. Insbesondere jüngere Menschen fühlten sich mehr und mehr zu dieser Institution hingezogen.110 Daher könnte es gerade für Regionen mit gesundem, 110
vgl. Köhler, Horst: Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler zum Forum demographischer Wandel, Im Internet: http://www.bundespraesident.de/-,2.634393/Grusswort-von-Bundespraesident.htm (Stand: 12.12.2006)
208
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
familienfreundlichem Umfeld von Vorteil sein, bei Zukunftsplanungen den Focus auf diese Zielgruppe zu richten.
Anpassen wäre im Falle der Alterung der Gesellschaft, die Folgen zu sehen und bestehende Strukturen so zu ändern, dass es für die neue Zielgruppe der dann wenigeren und älteren Menschen mit größerem kulturellem Hintergrund so lebenswert wie möglich wird. Gelingt letzteres, könnte die Stadt immer neue „alte Leute“ begeistern zuzuziehen und wachsen. Nach diesem Prinzip verfahren einige Städte in Florida und erlangten so ein Image als Altersruhesitz.
Generell ist ein Mix aus Anpassung und Gegensteuern die chancenreichste Methode.111 Es ist unbedingt darauf zu achten, die Planungen so abzustimmen, dass sie auf alle Zielgruppen noch überzeugend wirken. Bei Kreisen oder in Regionen ist dieser Kontrast einfacher möglich und durchaus attraktiv. Entsprechend den Bedürfnissen der potentiellen Zielgruppen können dann gezielt Maßnahmen für die weitere erfolgreiche Entwicklung der Kommune, des Kreises oder der Region geplant werden. So lassen sich Erfolg versprechende Profile zur Darstellung eine Kommune innerhalb eines Kreises, eines Kreises innerhalb einer Region oder einer Region innerhalb eines Landes oder über das Land hinaus erstellen. Notwendig ist in jedem Fall die Installation einer kontinuierlichen Kontrolle, ob die Positionierung noch optimal ist oder verbessert werden kann.
Um die positive Wirkung zu maximieren, ist es ratsam, die Überlegungen nicht auf jede kleinste Organisationseinheit für sich zu beschränken. Gerade aufgrund der wachsenden Konkurrenz der Regionen untereinander wird es immer notwendiger, sich bei Entscheidungen mit Nachbarkommunen, auf Kreisebene oder sogar innerhalb einer Region abzustimmen. Je stimmiger ein Konzept innerhalb einer großen Einheit ist, umso überzeugender wirkt es und ist umso erfolgreicher für jeden einzelnen Akteur innerhalb des Gefüges.
111
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Kommunen schaffen Zukunft. Gütersloh 2004, S. 50 f.
209
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Noch
mehr
als
bei
Planungen
der
Wirtschaftsförderung
sollten
bei
Überlegungen der Stadt- und Kreisentwicklung strategische, langfristige und nachhaltige Konzepte geschaffen werden. Kleinräumiges Denken, Eitelkeiten und gegeneinander Arbeiten wird letztendlich das gesamte Gefüge und somit einen selbst schwächen. Alle Projekte einer Kommune in diesem Bereich wirken sich auf die anderen Kommunen des Kreises, eventuell sogar auf die komplette Region aus. Deshalb sollte durch weitere Vernetzung der einzelnen Akteure eine noch bessere Abstimmung aller Maßnahmen gewährleistet werden. Bezieht man regionale Zusammenhänge in die Überlegungen mit ein, können Synergien entstehen, die alle von den Projekten eines Einzelnen profitieren lassen. Zudem wäre es von Vorteil, im Rhein-Erft-Kreis ansässige, bedeutende Arbeitgeber an Planungen zu beteiligen. Das Ziel, ein lebenswertes Umfeld für die Zukunft zu schaffen ist auch für die Unternehmen der Region ein bedeutender Meilenstein. Von vorbildlichen stadt- und kreisplanerischen Projekten werden sie zumindest mittelbar profitieren und daher auch bereit sein, in die Zukunft der Region zu investieren.
Über die Kreisgrenzen hinaus können Partnerschaften mit anderen Kreisen oder Städten geschlossen werden. Der Rhein-Erft-Kreis orientiert sich hierbei an der Stadt Köln und den südlichen Kreisen der näheren Rheinschiene. Bestehen wird man jedoch in einem solchen Verbund nur, wenn zum einen das innere Gefüge des Kreises gesund und intakt ist und es zum anderen gelingt, durch eine intensive Vernetzung alle wesentlichen Aktivitäten miteinander abzustimmen. Nur in diesem Fall sind beste Voraussetzungen vorhanden, um der Herausforderung demographischer Wandel erfolgreich zu begegnen und langfristig das Tor für eine bedeutende Metropolregion zu öffnen.
210
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
12.3 Handlungsfelder und –optionen der kommunalen Entscheidungsträger (Teil 2) 12.3.1
Seniorenpolitik – Die Situation älterer Menschen
Ein großes Handlungsfeld der Kommunalpolitik stellt die Seniorenpolitik dar. Es ist vorhersehbar, dass die Kommunen in Zukunft „altern“ werden, was daran liegt, dass zum einen weniger Kinder geboren und zum anderen die Lebenserwartung der Menschen steigen wird. Selbst bei einer wirksamen Familienpolitik, zur Steigerung der Geburtenraten, und vermehrter Integration von kinderreichen Ausländerfamilien bleibt der Trend zur Alterung bestehen. Auf die beschriebene Alterung sind bis jetzt nur wenige Kommunen vorbereitet, obwohl diese Tatsache ein Umdenken und eine Neuentwicklung der kommunalen Seniorenpolitik erfordert. Es wird empfohlen, dass der Rhein-ErftKreis die vorhandenen Potentiale und Fähigkeiten wie Lebenserfahrung, Fachkenntnisse, Zeit und Wissen, über die viele Senioren unzweifelhaft verfügen, sinnvoll nutzt, zum Beispiel durch längere Berufstätigkeit. Weiterhin könnten Aktivsenioren auf freiwilliger Basis im Rahmen ehrenamtlicher Aufgabenerfüllung beispielsweise die Pflege behinderter oder älterer Menschen übernehmen. Die Seniorenpolitik kann als eine Art Querschnittsaufgabe angesehen werden, weil sie letztendlich viele Bereiche der Kommunalpolitik berührt, wovon hier lediglich die Planung der Infrastruktur und das Gesundheitswesen genannt werden. Es wird angeregt, die infrastrukturellen Leistungen so abzuändern, dass sie den älteren Menschen gerecht werden. Wünschenswert wären Zentren mit der Möglichkeit, die Grundbedürfnisse, wie zum Beispiel zum Frisör, Bäcker oder dem Supermarkt gehen, die entweder integriert in der Stadtmitte oder in unmittelbarer Nähe angesiedelt sind. Eine Gefahr ist hier die sogenannte Suburbanisierung: Immer mehr Menschen ziehen aus den Kernstädten weg und lassen sich auf dem Land nieder112, was zur Folge hat, dass auch die Einzelhandelsbetriebe sich vorwiegend am Stadtrand niederlassen, zum einen, weil sie dort von den Menschen besser erreicht werden und zum anderen, weil in vielen Städten des Rhein-Erft-Kreises einfach der Platz fehlt, um einen den 112
http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4chenverbrauch (22.12.2006)
211
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Bedarf deckenden großen Supermarkt mit einer ausreichenden Anzahl von Parkplätzen innerstädtisch bauen zu können. Diese Wanderungsbewegung ist gerade für die ältere Bevölkerung sehr nachteilig, da sie dann oftmals weite Wege zurücklegen muss, um ihre täglichen Erledigungen, wie das Einkaufen im Supermarkt, Besorgungen in der Apotheke, Reinigung etc. zu tätigen oder Arztbesuche vorzunehmen. Senioren besitzen eine - oft unterschätzte – starke Kaufkraft, können Arbeitsplätze generieren und stellen knapp ein Drittel aller Wahlberechtigten dar. Von daher sollten sie als Bevölkerungsgruppe nicht unterbewertet und besser in die heutige Gesellschaft integriert werden. 12.3.1.1
Wohnumfeld und Wohnsituation der Senioren
Die Gruppe der Senioren, die laut Wissenschaftlern in den nächsten Jahren drastisch zunehmen wird, muss jedoch in sich differenziert betrachtet werden. Es wird zum einen die „jungen“ Alten (ca. 60 bis 70 Jahre) geben, die noch etwas erleben möchten, umzugsbereit sind und auch offen sind sich weiterzubilden. Von dieser Gruppe zu unterscheiden sind die älteren Menschen über 80 Jahre, die oft pflege- oder betreuungsbedürftig sind, aber dennoch gerne in ihrem vertrauten Lebensumfeld wohnen bleiben wollen. Ziel des RheinErft-Kreises könnte es sein, dass die selbstständige Lebensführung der „älteren“ Alten so weit wie möglich aufrechterhalten und unterstützt wird. Den Senioren, die noch in ihrem eigenen Haus leben können, sollte ein an ihren Ansprüchen strukturiertes Wohnumfeld garantiert werden. Im Alter gewinnt der Wohnbereich mehr an Bedeutung und die Wohnbedürfnisse ändern sich. Einige Anforderungen der älteren Menschen sind, dass verschiedene Hilfe- und Betreuungsmöglichkeiten sichergestellt sind, die Wohnung funktionsgerecht und einfach eingerichtet ist, sie aber trotzdem privat und ungestört in ihrer Wohnung sind, und viele Kommunikations- oder Kontaktmöglichkeiten haben. Für allein stehende Menschen ist dies von großer Bedeutung. Es gibt zum Beispiel eine ganze Reihe älterer Menschen, die nur aus dem Grund täglich einkaufen gehen, weil sie sich erhoffen, auf dem Weg Freunde oder Bekannte zu treffen, mit denen sie reden können. Eine ungeeignete Wohnsituation erhöht das Risiko, dass die Senioren sich isolieren und aus dem Alltag zurückziehen.
212
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Sie werden unzufrieden über ihre Situation und können darüber sogar krank werden und erreichen somit früher das Stadium der Pflegebedürftigkeit. Der Anspruch an eine besondere Wohnsituation der älteren Menschen wird eine Herausforderung für die Gesellschaft werden. Im Laufe der Jahre wird besonders die Anzahl der Menschen über 80 Jahre zunehmen und damit erwartungsgemäß auch die Zahl der pflegebedürftigen Menschen. Diese Personen benötigen dann auf die Bedürfnisse ausgestattete Wohnungen, die barrierefrei sind oder mit finanzierbarem Aufwand entsprechend umgebaut werden können. Die sogenannten barrierefreien Wohnungen, oder auch Altenwohnungen, sind schwellenfrei von der Straße aus erreichbar und auch in der Wohnung sollten alle Räume stufenlos begehbar sein. Die Türrahmen einer barrierefreien Wohnung sind verbreitert und bei vorhandenen Türschwellen sollten Haltegriffe an der Türinnenseite befestigt werden. Die Küche ist bedienfreundlich eingerichtet, sodass die Küchengeräte wie Herd und Spüle für Rollstuhlfahrer unterfahrbar sind, auf der Arbeitsplatte das Arbeiten im Sitzen möglich ist und Mikrowelle, Kühlschrank oder Backofen in Bedienhöhe liegen. Darüber hinaus sollte in allen Räumen der Wohnung genügend Platz sein, sodass auch für Rollstuhlfahrer die gesamte Wohnung erreichbar ist. Durch barrierefreie Wohnungen besteht die Möglichkeit, dass behinderte und nicht behinderte Senioren möglichst lange zuhause wohnen bleiben können. Manche Menschen wohnen mehr als 40 Jahre in ihrem Haus oder in ihrer Wohnung und sind mit dem Objekt mit der Zeit regelrecht „verwachsen“, daher sind die Wohnbindungen gerade im Alter extrem hoch. Die Mehrzahl der Senioren lehnt eine Unterbringung in einem Heim ab. Dieses Szenario erfordert Planung, da die Gesellschaft in Zukunft mit mehr allein stehenden älteren Menschen und mit weniger helfenden Angehörigen rechnen muss. Steigt aber die Zahl der Pflegebedürftigen und eine Unterbringung in einem Heim wäre gegen den Willen des Betroffenen oder aus finanzieller Sicht nicht mehr möglich, sollten alternative Wohnangebote vorhanden sein, um diese pflegebedürftigen Menschen unterzubringen. Aus diesem Grund scheint es sinnvoll, dass das Angebot alternativer Wohnungsangebote, aus denen die Senioren wählen können, überarbeitet wird.
213
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Gerade bei Menschen mit Demenz oder Alzheimer ist es wichtig, dass sie nahezu rund um die Uhr betreut werden. Optimal für solche Menschen wären kleine Wohneinheiten, in denen bis zu 10 Personen zusammen leben, die von geschultem Pflegepersonal betreut werden können, wenn dies notwendig ist. Leben in einer solchen Hausgemeinschaft kann als eine moderne Form der Heimunterbringung bezeichnet werden, nur dass die Menschen trotz hohem Pflegestandard eigenständiger und selbstbestimmter leben können. Im Gegensatz zu einem Heim haben die Senioren nicht nur ein kleines Zimmer in einem großen Heim, sondern verfügen über ein eigenes Zimmer in einer Wohngruppe. Zu dieser Wohngruppe gehört ein Gemeinschaftsbereich, in dem die Bewohner kochen, essen, reden und andere Haushaltstätigkeiten erledigen. Auf diese Weise werden die Senioren motiviert beim Kochen mitzuhelfen, zu bügeln oder den Tisch zu decken. Das gemeinschaftliche Wohnen fördert eine zufriedenere Lebensweise und ist als eine gute Alternative zur klassischen Heimunterbringung zu sehen. Eine
weitere
Alternative
für
das
Wohnen
im
Alter
ist
das
Mehrgenerationenwohnen. Hier wohnen verschiedene Generationen in neu errichteten verbundenen Häusern zusammen, die aber alle in Wohnungen unterteilt sind. Alle Wohnungen sind altengerecht konzipiert, es gibt aber dennoch Etagen in den Häusern, die speziell für die Senioren gestaltet werden, mit gemeinsamen Küchen und Essräumen. Diese „Mehrgenerationenhäuser“ stellen offene Tagestreffpunkte dar, in denen sich die Generationen wieder selbstverständlich begegnen, sich gegenseitig helfen und zusammen wohnen. Es ist wichtig, dass gerade in der heutigen Zeit die Generationen wieder aufeinandertreffen und miteinander kommunizieren, sodass bei Kindern und Senioren das traditionell gute Verhältnis von Oma/Opa und dem Enkel entsteht, die gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt wieder belebt wird und durch das Zusammenleben die Toleranz und das Verständnis füreinander gefördert wird. Diese neue Form des Wohnens bietet sowohl Vorteile für die Familien- als auch für die Seniorenpolitik. Die Familien können die Potentiale der älteren Menschen nutzen und bei ihnen eine Hilfe zur Betreuung ihrer Kinder finden (Leih-Omi), wodurch ihnen der Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert wird und
214
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
den alten Menschen wieder eine Aufgabe gegeben wird. Ziel ist es, dass sich jeder in einer solchen Solidargemeinschaft seinem Alter entsprechend einbringt und so können die Senioren mit Hausaufgaben- oder Kinderbetreuung oder auch mit Vorlesestunden für die Kinder wichtige Aufgaben übernehmen. Die jüngeren Menschen übernehmen dann Aufgaben, zu der die Senioren nicht mehr in der Lage sind, wie einkaufen gehen oder bei der Hausarbeit helfen. Eine andere Form der Mehrgenerationenhäuser sind die vom Bund in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt geförderten Häuser. Hier steht weniger das Zusammenleben als eher das Zusammenarbeiten im Vordergrund. Sie richten sich vor allem an diejenigen, die durch freiwilliges Engagement Leistungen anbieten wollen, die anderen Generationen zugute kommen. Auch hier wird der Zusammenhalt zwischen den Generationen gefördert. In einem sogenannten Dienstleistungshaus könnten folgende Dienstleistungen angeboten werden: •
„Ein Café bietet Frühstück, Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen an – offen
für Menschen aller Lebensalter. Brett- und Kartenspiele sind im Angebot. •
Kinder im Alter ab sechs Monaten werden betreut. Plätze sind besonders
reserviert für berufstätige Eltern. •
Nachtaktiv – demenzkranke Menschen, die oftmals nachts keine Ruhe
finden, können in einem Nachtcafé gemeinsam Zeit verbringen. •
Börse für Dienstleistungen – mit Hilfe von Karteikästen, schwarzem Brett
und dem Internet werden beispielsweise Angebote zu handwerklicher Hilfe im Haushalt und Garten veröffentlicht. •
Junge Erwachsene organisieren "Senioren auf Rädern" – sie bieten Älteren
und Hochbetagten einen Fahrdienst ins Mehrgenerationenhaus, statt ihnen Essen in die Wohnung zu liefern. •
In der "Seniorenakademie" gibt es für Seniorinnen und Senioren
beispielsweise PC-Kurse. •
Ältere Menschen vermitteln Jugendlichen, was zu ihrer beruflichen
Entwicklung beigetragen hat. Jugendliche lernen aus den Biografien der Älteren. “113
113
http://www.mehrgenerationenhaeuser.de/coremedia/generator/mgh/de/01__Mehrgenerationenh_C3_A4user/Was_20 ist_20ein_20Mehrgenerationenhaus_3F/Was_20ist_20ein_20Mehrgenerationenhaus_3F.html (20.12.2006)
215
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Somit
werden
diese
Mehrgenerationenhäuser
eher
als
Dienstleistungsunternehmen verstanden, die die lokalen Akteure einer Region zusammenführen wollen und dadurch ein Netzwerk bilden. 12.3.1.2
Lebenslanges Lernen
Bedingt durch den demographischen Wandel werden Mitte des Jahrhunderts in der Bundesrepublik Deutschland zirka 22 Millionen Einwohner über 65 Jahre alt sein und dagegen nur 12 Millionen unter 20 Jahren. Der dadurch entstehende Fachkräftemangel, da immer mehr Arbeitnehmer in die Rente gehen, aber nicht so viele Berufsanfänger nachrücken, kann nur mit Hilfe von Beschäftigung älterer Arbeitnehmer oder Migranten bewältigt werden.114 Manche sind der Ansicht, dass durch Arbeitszeitverlängerung die Innovationsfähigkeit der Betriebe leiden könnte, da zur Innovationsförderung üblicherweise junge Mitarbeiter eingesetzt wurden, was aber wegen des Stellenmangels nicht mehr praktiziert werden kann. Dabei ist zu beachten, dass es - genauso wichtig wie Innovation in den Betrieben –erforderlich ist, Beschäftigte zu haben, die über Fachkenntnisse und Erfahrungswissen verfügen und an die jüngeren Erwerbstätigen weitergeben. Auch in den Betrieben muss die längere Lebenszeit als Chance für die Gesellschaft gesehen werden, weil die älteren Arbeitnehmer ihr Wissen an die jüngeren Leute vermitteln können. Da die älteren Menschen in der Zukunft wohl die größte Gruppe sein werden, besteht die Notwendigkeit, dass sie auch in der Politik und im Alltag mitreden und -entscheiden und sich somit für ihre Belange einsetzen können. Selbst im Alter sind viele immer noch agil und interessiert an neuen Bildungsangeboten. Die Bereitschaft, sich weiterbilden und sich somit noch ein umfassendes Basiswissen anzueignen, welches ihnen im Ruhestand von Nutzen sein kann, ist vorhanden. Sie sind nicht mehr so gebunden wie die Jüngeren, haben keine Kinder zu versorgen und ein erfülltes Berufsleben liegt hinter ihnen. Es wäre empfehlenswert, wenn für die Senioren Weiterbildungsmöglichkeiten, wie VHS Kurse im Rhein-Erft-Kreis angeboten werden könnten, wo sie neben Englisch- und EDV- Kursen auch Kurse belegen können, die sie auf eine Tätigkeit im bürgerschaftlichen Engagement vorbereiten. Es wäre denkbar 114
Kölner Stadt Anzeiger, 24. Oktober 2006, S.12
216
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Fächer wie Kommunikationstraining, Politik oder auch Wirtschaft anzubieten. Eine weitere Möglichkeit sind Senioren- Universitäten. Hier können Menschen ab 50 Jahren aufwärts ein Studium absolvieren, welches zwei Jahre dauert und verschiedene Fachrichtungen hat. Das „Studium generale“ bietet klassische Fächer wie Geschichte, Politik, Theologie oder Gesundheitswissenschaften an, in einem weiteren Studiengang werden die Senioren zum „Senior Consultant“ ausgebildet, wo ältere Erwerbstätige noch für neue Aufgaben im Betrieb qualifiziert werden, und auch ein Studiengang zu „Bürgerschaftlichem Engagement“ wäre denkbar. Danach haben die Senioren die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu betätigen, zum Beispiel in der Betreuung von Kindern, die Bildung und Förderung von Schülern neben der Schule, bei der Mitarbeit in Seniorenbüros oder auch bei diversen nachbarschaftlichen Hilfen. Es wäre von Vorteil, wenn der Rhein-Erft-Kreis bewirkt, dass die älteren Menschen dahingehend sensibilisiert werden, ihre eigenen Potentiale und ihr Wissen zu erkennen und zu nutzen, um für sich selber Vorteile bezüglich der Gestaltung ihrer Lebensverhältnisse oder anderer Senioren einzusetzen und diese zu gestalten. Eine weitere Möglichkeit bietet die aktive Eingliederung von älteren Leuten in unsere Gesellschaft, sei es in Form von Seniorenbüros oder Seniorenvertretungen. Diese Seniorenbüros könnten als Anlaufstelle für die Senioren dienen. Diese setzt sich somit für die Belange der älteren Mitbürger ein, steht ihnen bei Fragen zur Seite und hilft ihnen durch Beratung deren Selbstständigkeit zu behalten. Darüber hinaus werden die Senioren zu einer aktiven Mitarbeit in allen Lebenslagen bewegt. 12.3.1.3
Pflege der Senioren
Wie schon weiter oben angemerkt, wird es in Zukunft immer mehr ältere Menschen geben, die in hohem Alter unter Umständen pflegebedürftig werden. Für diese pflegebedürftigen älteren Menschen sollte eine bestimmte Anzahl von Pflegepersonal vorhanden sein, da es im Hinblick auf den demographischen Wandel in den nächsten Jahren immer mehr ältere und weniger junge Menschen geben wird.
217
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Daher
wird
angeregt,
dass
mehr
Alternativen
zu
der
klassischen
Heimunterbringung entwickelt werden, um sicherzustellen, dass alle hilfs- und pflegebedürftigen Menschen in Zukunft versorgt werden können. Obwohl in Zukunft die Zahl der Angehörigen, die ihre Verwandten pflegen könnten, abnimmt, sollte man dieses Potential nutzen und Kurse für diese anbieten, in denen sie von ausgebildeten Kranken- und Altenpflegern geschult werden. Diese Menschen sind hohen körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt, wenn sie plötzlich mit dieser Situation konfrontiert werden und benötigen daher praktische Hilfestellungen und ein fundiertes Grundwissen, welches
in
solchen
Kursen
angeboten
werden
sollte.
Nach
dem
Sozialgesetzbuch haben diese Menschen auch einen Anspruch auf die sogenannte „Hilfe zur Selbsthilfe“, wo Mitarbeiter der Krankenpflegedienste ihnen kostenlos sowohl begleitend als auch beratend zur Seite stehen. Das Problem besteht nur darin, dass diese Leistungen nicht allgemein bekannt sind und es daher viele pflegende Angehörige gibt, die weder von der kostenlosen Hilfe zur Selbsthilfe wissen noch was eine Pflegeversicherung bedeutet und welche Leistungen damit abgedeckt sind. Eine kleine Broschüre in der die wichtigsten Fakten, Hilfsangebote und Anlaufstellen für die Betroffenen aufgelistet sind, würden eine Hilfe darstellen. Diese Broschüren könnten von den Kommunen des Rhein-Erft-Kreises, den Krankenpflegediensten oder auch den Krankenkassen an die Betroffenen verschickt werden. Neben der Pflege durch Angehörige können auch Paare oder allein stehende Frauen bzw. Männer bei hilfebedürftigen Senioren einziehen und diese in ihrem Haushalt, bei der täglichen Pflege, Einkäufen, Behördengängen und sonstigen anfallenden Tätigkeiten unterstützen. Dafür kann bei den Kommunen oder auch den Pflegediensten eine Stelle eingerichtet werden, die die Vermittlung der Männer und Frauen an die pflegebedürftigen Senioren übernimmt. Es ist nämlich selten so, dass die hilfebedürftigen Senioren oder auch deren Angehörige Menschen kennen, die dort einziehen würden. Eine
weitere
Möglichkeit
sind
die
alternativen
Wohnformen
wie
Mehrgenerationenwohnungen oder Hausgemeinschaften, die eine vereinfachte Pflege der Senioren unterstützen können. In den Hausgemeinschaften ist immer eine Bezugsperson vor Ort, die das Essen zubereitet, die Wäsche
218
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
wäscht, den Senioren beim Ankleiden hilft und mit den Senioren die Arztbesuche erledigt. Darüber hinaus wird je nach Pflegebedürftigkeit eine Pflegerin hinzugezogen und auch nachts ist ein Pflegedienst in der Hausgemeinschaft.
12.3.2
Kinder- und familienfreundliche Politik
„Es bedarf eines ganzen Dorfes, um ein Kind zu erziehen.“115 Eine kinder- und familienfreundliche Politik ist von großer Bedeutung, für diejenigen, die junge Familien an sich binden oder für sie attraktiv sein möchten. Das Ziel einer erfolgreichen Familienpolitik ist es, die Familien zu unterstützen, die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern und eine familienfreundliche Stadt zu gestalten. Hierzu tragen sowohl Angebote von öffentlichen und privaten Dienstleistern, flexible Arbeitsmöglichkeiten sowie familienfreundliche Wohn- und Umweltbedingungen bei. Für den Rhein-Erft-Kreis sollte es wichtig sein, attraktiv für junge Familien zu
sein,
weil
sie
somit
unter
Umständen
dem
bald
entstehenden
Fachkräftemangel entgegenstreben können. Dadurch würden sie automatisch auch Unternehmen anlocken. Junge Familien tragen auch einen wesentlichen Anteil dazu bei, dass Städte sich weiter entwickeln können. Viele Kinder in der Stadt werden als zukunftsweisend angesehen. 12.3.2.1
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Deutschland steht bei dem Wunsch nach Kindern europaweit hinten. Die meisten Männer und Frauen glauben, dass Kinder eher eine Belastung als eine Bereicherung wären. Viele Frauen sind dieser Meinung, da sie Angst haben, dass ihre Berufschancen durch Kinder stark beeinträchtigt werden. An diesem Problem und somit auch einer Ursache der Änderung der Alterstruktur sollte angesetzt werden. Junge Menschen werden sich nur dann für Kinder entscheiden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die lokalen Bündnisse für Familie sind eine Initiative des Bundesfamilienministeriums, die dazu beitragen wollen, dass eine Region familienfreundlicher wird. Es handelt sich um Zusammenschlüsse unter anderem von Unternehmen, Verwaltung, sozialen 115
Afrikanisches Sprichwort
219
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Einrichtungen
oder
der
Kirche,
die
anstreben,
dass
das
Thema
Familienfreundlichkeit auf Bundesebene, in der Gesellschaft und in der Wirtschaft und Politik zur Sprache gebracht wird, und wollen somit dazu beitragen, dass das Umfeld der Familien in ihrer Umgebung familienfreundlicher wird.116 Durch
die
Einbeziehung
der
unterschiedlichen
Akteure,
die
eine
familienfreundliche Stadt anstreben, erreichen die lokalen Bündnisse für Familie, dass sich auch die Unternehmen mehr mit dem Thema beschäftigen und versuchen, den jungen Eltern durch bestimmte Projekte eine Chance zu geben, wieder arbeiten zu gehen. Menschen, die Kinder haben, sollten nicht zwingend
auf
ihren
Beruf
verzichten
müssen.
Eine
Maßnahme
der
Unternehmen wäre, eine betriebliche Kinderbetreuung anzubieten, da die öffentlichen Betreuungseinrichtungen oftmals belegt sind oder nicht die benötigten Öffnungszeiten anbieten. Bei kleinen oder mittleren Betrieben wäre es
denkbar,
dass
diese
mit
den
Kindertageseinrichtungen
vor
Ort
zusammenarbeiten und es durch Finanzierung möglich machen, dass mehr Erzieherinnen eingestellt werden und somit die Zahl der Betreuungsplätze erhöht wird. Darüber hinaus helfen flexible Arbeitszeiten, Teilzeit oder verschiedene Arbeitszeitmodelle, die Familie und den Beruf zu vereinbaren. Einen Überblick über verschiedene mögliche Arbeitszeitmodelle zeigt die unten stehende Grafik.
116
http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/ (08.12.2006)
220
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Abb. 51 - Innovative Arbeitszeitmodelle
Die Arbeitszeitmodelle können im Bezug auf verschiedene Zeithorizonte gestaltet werden, sollten aber speziell und individuell an die jeweiligen Betriebe angepasst werden, da es für unterschiedliche Öffnungs- oder Arbeitszeiten auch die geeigneten Arbeitszeitmodelle gibt. Für die Beschäftigten haben die oben abgebildeten Modelle den Vorteil, dass sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. Dementsprechend kann sich der Beschäftigte bei Vereinbarung der flexiblen Jahresarbeitszeit mehr auf familiäre Interessen konzentrieren und wenn diese es verlangen weniger arbeiten gehen, da die Arbeitszeit auf Jahresbasis vereinbart wird. So kann die Mutter ihre Arbeitszeit in der Ferienzeit oder bei einer Krankheit des Kindes reduzieren. Noch arbeitnehmerfreundlicher ist das sogenannte Job-Sharing. Die Arbeitnehmer teilen sich eine Arbeitsstelle, wobei die klassische Form der Halbtagsrhythmus ist. Je nach Betrieb ist aber auch ein wechselnder Wochenoder Monatsrhythmus möglich, die Arbeitszeitplanung muss dem Arbeitgeber nur rechtzeitig vorher bekannt gegeben werden. Durch das Job-Sharing im Halbtagsrhythmus wird somit einem Elternteil ermöglicht öfter nachmittags
221
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
arbeiten zu gehen und morgens die Kinder zu betreuen, sofern diese noch nicht schulpflichtig sind. Die Turnusteilzeiten werden nach einem bestimmten Arbeitszeitrhythmus verteilt, so ist der Beschäftigte in einer Woche Vollzeitkraft und hat dafür die nächste Woche frei. Es besteht auch die Möglichkeit an einzelnen Tagen Vollzeit arbeiten zu gehen und einzelne Tage frei zu haben. Diese vielen verschiedenen Arbeitszeitmodelle ermöglichen den Arbeitnehmern vor allem, die Betreuung ihrer Kinder mit den Arbeitszeiten vereinbaren zu können, da für die Elternteile die Möglichkeit besteht, nicht parallel arbeiten gehen zu müssen. Flexible Arbeitszeiten haben nicht nur Vorteile für die Arbeitnehmer, sondern auch für die Betriebe, da durch flexible Teilzeitschichten oder auch Abendschichten dem unterschiedlichen Arbeitsanfall in manchen Betrieben besser begegnet werden kann. Des weiteren können beim Job-Sharing zwei Teilzeitkräfte mehr und effektiver arbeiten als eine Vollzeitkraft. Für die Arbeitsstellen besteht nicht nur die Möglichkeit, hinsichtlich der Arbeitszeit flexibel zu sein, sondern auch bezüglich des Arbeitsortes. Die so genannte Heimarbeit ist durch die moderne Kommunikationstechnologie machbar. Via Internet kann auch von außerhalb auf die betrieblichen Informationen zugegriffen werden und die E-Mail gewährleistet den Austausch mit dem Unternehmen. Die Vorteile eines flexiblen Arbeitsortes liegen darin, dass der Beschäftigte die benötigte Wegzeit spart und zudem seine Arbeitszeit individuell gestalten kann, je nachdem, zu welcher Tageszeit er am effektivsten arbeiten kann. Aber auch die Politik kann dazu beitragen, dass sich in Zukunft Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren lassen. Mit der Einführung des Elterngeldes ist damit ein erster Schritt in die richtige Richtung getan. Die genaue Beschreibung des Elterngeldes ist in dem Projektteil „Familie und Beruf“ zu finden. 12.3.2.2
Innovative Betreuungsangebote
Ein sehr wichtiges Instrument zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind in ausreichender Zahl vorhandene und an die Bedürfnisse der Eltern angepasste Kinderbetreuungsplätze. Empirische Studien belegen, dass
222
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
es einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Erwerbstätigkeit der Mütter und dem Betreuungsplatzangebot vor Ort gibt. Denn je mehr Kinderbetreuungsplätze vorhanden sind umso mehr Mütter gehen arbeiten.117 Die Forderung nach innovativen und ausreichenden Betreuungsangeboten stellt den Rhein-Erft-Kreis vor eine doppelte Herausforderung. Einerseits sinken die Kinderzahlen im Kreis, andererseits ist die Betreuung, vor allem bei Kindern unter drei Jahren immer noch nicht flächendeckend gewährleistet, wird in den nächsten Jahren jedoch weiter ausgeweitet. Darüber hinaus besteht auch weiterhin Bedarf in der Ganztagsbetreuung. Die von den Familien benötigten Betreuungsangebote sollten flexibel, wohnortund arbeitsplatznah sein. Die Öffnungszeiten in diesen Einrichtungen sollten, für diejenigen Eltern, die berufstätig sind und ihr Kind wegen ihrer starren Arbeitszeiten zu einer bestimmten Zeit in den Kindergarten oder in die Schule bringen müssen, ausgeweitet werden. Dazu ist es auch wichtig, die Angebote von Tagespflege mit denen der Betreuungseinrichtungen und der Schulen im Rhein-Erft-Kreis
stärker
zu
vernetzen,
damit
ein
einheitliches
Betreuungsangebot gesichert werden kann. Um Familien in ihrer Betreuungssuche zu unterstützen, könnten in Zukunft Kindertagesstätten in Familienzentren umgebaut werden, in denen die Erziehung, Betreuung und gleichzeitig die Bildung von Kindern stattfinden kann. Zur Umsetzung müssen sowohl die Träger der Kindertageseinrichtungen als auch die Träger der Jugendhilfen frühzeitig in den Prozess mit einbezogen werden.
Es
könnten
Treffen
organisiert
werden,
an
denen
erste
Umsetzungsideen und Meinungen über das Projekt ausgetauscht werden. Im Moment steckt dieses Projekt gerade in der Pilotphase. Die Kindertagesstätten konnten sich beim Familienministerium bewerben und dort wurden dann diejenigen ausgewählt, die an der Pilotphase teilnehmen dürfen. Im Rhein-ErftKreis nehmen insgesamt neun Kindertageseinrichtungen an dem Projekt teil und sollen am 31. März 2007 mit dem Entwicklungsprozess abgeschlossen haben. Danach erhalten alle erfolgreichen Einrichtungen ein Gütesiegel, welches sie als Familienzentrum auszeichnet. In diesen Einrichtungen werden
117
vgl. Aus Politik und Zeitgeschichte, Familienpolitik, 23-24/2005, S. 30
223
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
dann zukünftig die Kinder unter drei Jahren betreut, Sprachförderung findet statt und Eltern können sich beraten lassen. Für eine bessere Bildungsqualität sollten einheitliche Standardangebote bei den Betreuungseinrichtungen vorliegen, um sicherzustellen, dass die Kinder dementsprechend gefördert werden und somit der Einstieg in die Schule erleichtert wird. Zudem muss die Ausbildung der Erzieher/-innen verbessert und unter Umständen in ein Studium umgewandelt werden, um noch qualifizierter arbeiten zu können. Professionell ausgebildete Tagesmütter sind eine Alternative zur Betreuung in einer Kindertagesstätte. Einerseits gibt es Frauen, die nach der Geburt ihres Kindes gerne wieder arbeiten gehen würden, es gibt aber auch Frauen, die entschlossen sind, ihre Arbeitsstelle für ihre Kinder aufzugeben, zu Hause zu bleiben und unter Umständen nach Möglichkeiten zur Heimarbeit suchen. Für diese Mütter wäre es die perfekte Beschäftigung als Tagesmutter zu arbeiten. Da es aber nicht nur wichtig ist, den Müttern und Tagesmüttern zu helfen, sondern auch den Kindern, muss gewährleistet werden, dass die Kinder eine langfristige und qualifizierte Betreuerin erhalten, die auch eine verlässliche Bezugsperson darstellt. Bei einer Tagesmutterqualifikation könnten dann Fächer wie Hygiene, Erziehung, Ernährung oder auch Entwicklungspsychologie unterrichtet werden. Nach dem Lehrgang erhalten die ausgebildeten und geprüften Tagesmütter ein Zertifikat. Dadurch wird auch die Suche der Mütter nach einer verlässlichen und qualifizierten Tagesmutter erleichtert. 12.3.2.3
Einbeziehung der Kinder
Zu einer erfolgreichen Familienpolitik gehört nicht nur, die Erwachsenen mit Betreuungsangeboten zu locken, sondern auch die Kinder selber sind gefragt. Um eine wirksame Kinderpolitik aufbauen zu können, sollten die Kinder vermehrt in Planungsprozesse der Kommune einbezogen werden. Eine Kommune agiert dann kinderfreundlich, wenn die Politik und die Verwaltung die Wünsche der Jugendlichen an ihr Umfeld erkennt und versucht, diesen gerecht zu werden. Die Kinder sollten zu ihren Wünschen bezüglich ihres Wohnortes befragt werden und bei der Gestaltung von Spielplätzen mitwirken.
224
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Es besteht die Möglichkeit, dass sowohl die Kindertageseinrichtungen als auch die Schulen der Kommunen im Kreis an der Planung beteiligt werden. Als eine Methode der Beteiligung scheint eine Gruppendiskussion als die beste Art, die Einstellungen der verschiedenen Altersgruppen herauszufiltern und zu Themen zusammenzufassen. Die Diskussion kann aber in kleineren Gruppen erfolgen, in
denen
den
Kindern
und
Jugendlichen
erst
einige
Bilder
ihrer
Heimatkommune gezeigt werden und eine kurze Einführung des Leiters gegeben wird. Wichtig ist nachher bei der Diskussion auch, dass vorher von den Eltern und den Organisatoren Leitfragen entwickelt wurden, an denen sich die Kinder orientieren können. Zur einfacheren Beteiligung der Kinder aller Altersgruppen kann ihnen freigestellt werden, ob sie ihren Beitrag schreiben oder malen wollen. Die Ergebnisse dieser Diskussionsgruppen könnten dann von den Experten zusammengefasst und gegebenenfalls analysiert werden und im Zuge einer kinderfreundlichen Kommune umgesetzt werden. Bei dem Verfahren der Spielleitplanung geht es darum, das Lebens- und Wohnumfeld der Kinder in den Kommunen des Rhein-Erft-Kreises zu verbessern. Die Kinder werden sowohl in die Planung, als auch in Entscheidung und Umsetzung einbezogen, da nur sie selber ihre Situation kennen und ihre Bedürfnisse ausdrücken können. Damit eine Umsetzung vor Ort möglich ist, bedarf es zum einen eines Ratsbeschlusses. Damit die Spielleitplanung auch Bestand hat, ist es nötig, dass sie zentral von einer Arbeitsgruppe, in der viele örtliche Akteure zusammen sitzen, gesteuert wird. In der Umsetzungsphase findet zuerst eine Bestandserhebung statt. So können in den Kommunen die Flächen, die den Kindern als Spiel- und Aufenthaltsbereich dienen können, erfasst und bewertet werden. Diese Erfassung und die Ideen der Kinder dienen als Grundlage für den zukünftigen Spielleitplan. Dieser beinhaltet die Ergebnisse der Erhebung und deren Bewertung, die Entwicklungsperspektiven der Flächen sowie Vorschläge zur Weiterentwicklung. Ist dieser Spielleitplan dann vom Rat beschlossen worden, kann er unter Beteiligung der Kinder umgesetzt werden.
225
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
12.3.3
Bildung und Qualifizierung junger Migranten
Die Integrationspolitik und auch das Thema Migranten ist in der Politik ein sehr umstrittenes Thema. Viele Deutsche sind der Meinung, dass die Migranten ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen. In der Tat ist es aber so, dass viele gut qualifizierte, deutsche Arbeitnehmer ins Ausland gegangen sind, weil ihnen in Deutschland keine Chancen geboten wurden, und einige Länder, wie zum Beispiel die USA, ihre Grenzen für die besten Köpfe der Welt geöffnet haben. Bezüglich der Integration von jungen Migranten gibt es keine Alternative, als diese hinsichtlich der Bildung zu qualifizieren. Langfristig gesehen ist eine Zuwanderung ohne Integration nicht denkbar. Aufgabe der Integrationspolitik ist es, Chancengleichheit und Gleichberechtigung zu fördern. Bei einem steigenden Anteil von Migranten auf dem Arbeitsmarkt wird die Qualifikation sinken. Damit wird es zur wichtigen Aufgabe, diese Migranten weiterzubilden und für das Arbeitsfeld zu qualifizieren. Migranten müssen sprachlich und fachlich so weit qualifiziert werden, dass sie auf dem deutschen Arbeitsmarkt konkurrenzfähig sind. Wenn die Migranten zukünftig weiterhin eine schlechte schulische Bildung aufweisen, wird auch die Qualität der beruflichen Leistung sinken, was bei einem steigenden Anteil von ausländischen Mitbürgern erwartet wird. Die PISA Studie hat eindeutig herausgestellt, dass der Bildungsstand der jungen Migranten völlig unzureichend ist. Durch eine gezielte und frühzeitige Sprachförderung wäre ein großer Schritt in Richtung Chancengleichheit zwischen jungen Deutschen und jungen Ausländern getan. Bisher schneiden junge Migranten sowohl bei den Schulabschlüssen, als auch bei dem Übergang von der Schule in den Beruf bedeutend schlechter ab, als gleichaltrige Deutsche. Somit sitzen viele Jugendliche schlecht ausgebildet und ohne Arbeit zu Hause, wobei sie eigentlich das Potential der Stadt sein sollten. Es rächen sich die schweren Fehler der Vergangenheit. „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“118 Heutzutage ist jedes dritte Kind in Deutschland zugewandert, oder dessen Eltern sind Migranten. Somit besteht eine Notwendigkeit, diese Kinder früher und besser in unsere Gesellschaft zu integrieren. Sie müssen schon im 118
http://www.projekt-fruehstart.de/frames.php (04.12.06)
226
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kindergarten speziell gefördert werden, damit sie schnell und gut die deutsche Sprache erlernen, deutsche Freunde finden und nicht ins soziale Abseits gedrängt werden. Zur der täglichen Aufgabe der Erzieherinnen sollte gehören, die Kinder von Migranten in der deutschen Sprache zu fördern, sodass bereits im Kindergarten die Grundlage für einen erfolgreichen Schul- und Bildungsweg gelegt wird. Sie können somit von Anfang an aktiv am Schulleben teilnehmen, den Unterricht mitgestalten und den Unterrichtsstoff verstehen. Auch die Eltern sollten in die Erziehung ihrer Kinder im Kindergarten einbezogen werden. So steigt auch der Wunsch der Eltern, ein korrektes Deutsch zu lernen. Selbst bei den erwachsenen Migranten besteht oftmals der Bedarf, in die deutsche Gesellschaft integriert zu werden. Ist diese Integrationsarbeit nicht in den Vorschulen oder Kindergärten gewährleistet, muss dies zwingend in den ersten Schuljahren nachgeholt werden. Das kann durch spezielle Förderstunden erfolgen, wo die Kinder bei ihren Hausaufgaben betreut werden oder durch Lernprogramme, die individuell fördern und somit zur Erweiterung des Wortschatzes beitragen. Eine weitere Möglichkeit sind auch Sprechhelferinnen für ausländische Kinder, die eine Gruppe von ca. fünf Kindern während Betreuungszeiten fördert oder auch in den Schulen anwesend ist und mit den Kindern spielend die deutsche Sprache erlernt. Die Schulen müssen auch hier eine zentrale Rolle übernehmen. Hier liegt „der Schlüssel zur Integration und späterem sozialen Aufstieg“119. Die Kinder von Migrantenfamilien können aber auch nur dann richtig in die Gesellschaft integriert werden, wenn sich auch deren Eltern darin einfinden. Gerade bei der Erziehung in den Kindergärten ist ein Austausch mit den Eltern nicht möglich, da sie nur wenig deutsch sprechen. Es ist auch oft der Fall, dass die Kinder aus Migrantenfamilien gar nicht im Kindergarten angemeldet werden. Eine Möglichkeit wäre, dass ausländische Eltern neben der Anmeldung beim Einwohnermeldeamt und beim Ausländeramt im Rhein-Erft-Kreis verpflichtet werden, ihre Kinder auch im Kindergarten anzumelden. So haben die Migrantenkinder die Chance vor ihrer Schulzeit die deutsche Sprache zu erlernen. So genannte Sprachstandsfeststellungen vor der Einschulung dienen
119
Kölner-Stadt-Anzeiger, 29. November 2006, Seite 34
227
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
zur Überprüfung, ob bei den Migranten ausreichend Sprachkenntnisse vorhanden sind, um in der Schule alles zu verstehen. Es wäre vorteilhaft, wenn die Möglichkeit bestünde, dass die Eltern oder speziell die Mütter mit ihren Kindern in den Kindergarten oder in die Schule kommen würden und dort von Lehrerinnen oder auch den oben erwähnten Sprachhelferinnen in der deutschen Sprache gefördert werden oder auch ganze Sprachkurse mitmachen können. Es wäre auch sinnvoll, wenn solche Sprachkurse nicht nur dem Spracherwerb dienen würden, sondern auch als Plattform, um Anliegen der Erzieher oder auch schulische Aktivitäten oder Nachrichten weiterzuleiten.
12.3.4
Kommunalverwaltung
Eine gute und zukunftsfähige Kommune definiert sich nicht nur über ihre Lage, bezüglich der Verkehrsanbindung, dem Wirtschaftsstandort oder
den
Freizeitangeboten, sondern auch über ihre Verwaltung. Diese wäre im Idealfall bürger- und unternehmerfreundlich und würde keine komplizierten, langen Verwaltungswege aufweisen. Denn die Lebensqualität einer Kommune definiert sich auch über Verfahrensabläufe in der Verwaltung und die Beteiligung von Bürgern und Unternehmen an lokalen Entscheidungen. 12.3.4.1
Bürgerfreundliche Verwaltung
Die Verwaltung käme dem Bürger entgegen, wenn sie viele ihrer Dienste online stellen würde, sodass der Bürger einfacher und schneller via Internet seine Anliegen erledigen kann. Diese Online-Dienste würden Vorteile für beide Seiten bedeuten. Der Bürger kann seine Anträge schneller und jederzeit vorbringen und die gesendeten Daten können unmittelbar nach der Übertragung an die zuständigen
Sachbearbeiter
weitergeleitet
werden.
Auch
der
Bearbeitungsfortschritt könnte im Internet jederzeit nachgesehen werden und somit würden die Bürger nicht mehr bei den Sachbearbeitern anrufen und sich nach
ihrem
Antrag
erkundigen.
Es
wird
angeregt,
dass
die
Kommunalverwaltungen des Kreises dem Bürger so wenig Bürokratie wie möglich zumuten und klare Verfahrensabläufe in ihren Verwaltungen definieren. Auf diese Art und Weise würden die Kommunen den Menschen ein Stück mehr
228
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Lebensqualität geben. Wichtig ist zudem, dass Aktivitäten der Kommunen für einen Abbau der Bürokratie den Bürgern auch bekannt gegeben werden. Alle Kunden sollen die Möglichkeit haben, die von ihnen gewünschte Leistung schnell und für sie transparent zu erhalten und dabei sollten sie möglichst wenige Anlaufstellen nutzen müssen. Eine bürgerfreundliche Verwaltung sollte den Bedürfnissen der Bürger entgegenkommen und sich an diesen orientieren. Diese Erfordernisse und die Zufriedenheit der Bürger mit
der Kommunalverwaltung können durch
regelmäßige Kundenbefragungen ermittelt und verbessert werden. Der Bürger könnte viel mehr in die Arbeit der Kommune eingebunden werden und ein Informationsaustausch wird angeregt. Er könnte zum Beispiel durch Befragungen und Mitwirkung bei lokalen Entscheidungsprozessen teilhaben und auch als Partner gesehen werden, der der Kommune mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Wöchentliche oder monatliche Zeitungen, die über Neuigkeiten in Bezug auf Gesetzesänderungen oder Ähnlichem, bieten eine zusätzliche Informationsquelle für die Bürger. Zu den diversen Online-Diensten, die die Verwaltung bereits anbietet, könnten parallel Sprachangebote eingerichtet werden. Mit der Einführung von solchen Sprachdiensten werden die heute schon vielfältig vorhandenen Informationen in Internetauftritten zugänglich
der
gemacht,
Verwaltungen weil
die
einer
Bürger
noch eher
breiteren
ein
Telefon,
Öffentlichkeit als
einen
Internetanschluss besitzen. Die Nutzung wird so - auch gerade für die älteren Mitmenschen - vereinfacht. 12.3.4.2
Mittelstandsfreundliche bzw. unternehmerfreundliche Verwaltung
Die mittelstandsfreundliche Verwaltung wird immer mehr zu einem wichtigen Standortfaktor. Unter einer solchen Verwaltung stellen sich die Unternehmen weniger
Bürokratie,
transparente,
einfache
Verfahren
und
freundliche
kompetente Bedienstete vor. Im Zuge der mittelstandsfreundlichen Verwaltung kann in den Kommunen ein „Unternehmensservice“ eingerichtet werden, der von Unternehmen, die in der Gegend ansiedeln wollen, oder Betrieben, die sich vergrößern wollen, in Anspruch genommen werden kann. Dieser Service würde
229
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
für die betroffenen Unternehmer einen besonderen Vorteil bedeuten. Es ist allgemein bekannt, dass es in der Verwaltung oftmals sehr bürokratisch ist und in extremen Genehmigungsverfahren können nahezu alle Ämter einer Kommune beteiligt sein, was für die Unternehmer unheimlich kompliziert ist und einen
hohen
Zeitaufwand
bedeutet.
Der
Service
würde
das
Genehmigungsverfahren übernehmen und die Unternehmer entlasten. Dieser Service sollte in der Form ablaufen, dass die Existenzgründer nur ein Formular zu Beginn ausfüllen müssen und die Mitarbeiter des Servicezentrums den Rest des Verfahrens übernehmen. Auch bei Planungs- oder Bauvorhaben seitens der Unternehmer muss durch eine Verwaltung eine schnelle Bearbeitung eventueller Anfragen erfolgen, sodass den Unternehmen keine für sie wertvolle Zeit verloren geht. Die Firmen sollten gut beraten werden, was auch insofern einen Vorteil für die Verwaltung bringt, als dass zufriedene Unternehmen ihrem Standort treu bleiben und bei entsprechender, guter Beratung, zu einem Antrag die richtigen Unterlagen mitbringen. 12.3.4.3
Vernetzung des Rhein-Erft-Kreises / Interkommunale Kooperation
Um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken ist es wichtig, dass der Rhein-Erft-Kreis
als
Region
stärker
zusammenarbeitet.
Interkommunale
Kooperation ist die einzige Chance, um sich gegen die Trends des demographischen
Wandels
zu
behaupten.
Somit
„muss
die
Kommunalverwaltung Abschied nehmen von obrigkeitsstaatlichem Denken“120 und das eigene Kirchturmdenken überwinden. Am Anfang einer erfolgreichen Zusammenarbeit wird empfohlen, dass Einigkeit darüber herrscht, was die Ziele sind und ob diese auch für eine Zusammenarbeit geeignet sind. So fordert der demographische Wandel eine Umstrukturierung der Infrastruktur insofern, als dass sie an die sinkenden Bevölkerungszahlen angepasst wird. Diese Aufgabe kann nur dann wirksam bewältigt werden, wenn die Kommunen des 120
Rhein-Erft-Kreises
zusammenarbeiten.
Durch
eine
effiziente
Bertelsmann Stiftung, Kommunen schaffen Zukunft, S. 6
230
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Zusammenarbeit wird der Handlungsspielraum bei der Infrastrukturentwicklung sowohl vergrößert als auch verbessert. Auch hinsichtlich der Bildungsangebote im Rhein-Erft-Kreis ist eine Vernetzung dieser förderlich, angefangen von den Kindergärten, über Grund- und weiterführende Schulen bis hin zu privaten Schulen. Gerade auch bei der Entwicklung von Gewerbe- oder Verkehrsflächen ist es wichtig, dass die Kommunen des Rhein-Erft-Kreises an einem Strang ziehen, wobei das erste Projekt „Terra Nova“ von den Städten Bedburg, Bergheim
und
der
Gemeinde
Elsdorf
schon
durchgeführt
wird.
Die
Zusammenarbeit einer Region wird in der Zukunft einen größeren Stellenwert einnehmen. Eine interkommunale Zusammenarbeit und somit eine Vernetzung des RheinErft-Kreises kann für die verschiedenen Kommunen attraktiv gemacht werden, indem Kreise Zweckzuweisungen erhalten, wenn sie ein in sich geschlossenes Angebot an bestimmten Dienstleistungen anbieten, sei es im kulturellen oder im wirtschaftlichen Bereich. Ein wesentlicher Vorteil von interkommunaler Zusammenarbeit ist der Größenvorteil. Ein bestimmtes Vorhaben, zum Beispiel ein Marketingkonzept für den Tourismus, kann umfangreicher ausfallen, wenn zwei Kommunen zusammen
daran
arbeiten.
Dazu
kommt
noch,
dass
durch
den
Zusammenschluss der einzelnen Beteiligten, ein größerer Akteur entsteht, der von Außenstehenden eher wahrgenommen wird. Im Bezug auf den demographischen Wandel steht bei interkommunaler Zusammenarbeit das Thema Infrastruktur an erster Stelle, denn nur durch deren Zusammenarbeit kann eine neue, an die Bedürfnisse der Einwohner angepasste, Infrastruktur entstehen. Zudem
erhöht
ein
gemeinsames
„Problem“
von
Kommunen
deren
Kompromissfähigkeit. In Deutschland wird bisher die regionale Kooperation nur dahingehend verstanden, als dass man mit den anderen Kommunalverwaltungen zusammen arbeiten soll. Jedoch ist es auch durchaus von Vorteil, andere Akteure, wie Unternehmer oder Vereine, einzubinden, da selbst bei Handlungsblockaden in der Kommunalpolitik bestimmte regionale Ziele erreicht werden können. Es ist oftmals der Fall, dass andere Akteure, wie zum Beispiel Unternehmen, die eine
231
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
gute Ansicht zu der Entwicklung einer Region haben, aber nie in Entscheidungsprozesse der Kommune eingebunden wurden. Um einen Erfolg bei der interkommunalen Kooperation gewährleisten zu können, ist es von Bedeutung, sich auf wenige Kernfragen zu konzentrieren. Es wäre nicht sinnvoll, durch Kooperation alle Handlungsfelder abdecken zu wollen. Es sollte sich auf wenige Themen konzentriert werden, die dann richtig ausgearbeitet werden. In der Kommunalpolitik gibt es viele Bereiche, in denen eine interkommunale Kooperation an Bedeutung gewinnt. Eine Zusammenarbeit kann von der Versorgung- und Entsorgung, über die Stadt- und Regionalplanung bis hin zu Kultur und Soziales erfolgen. In Deutschland wird die regionale Kooperation aus diesem Grund noch viel zu wenig praktiziert, weil die Kommunen Angst haben ihre eigene Autonomie zu verlieren und keine Entscheidungsbefugnis mehr zu haben. Aus diesem Grund sollten
die
lokalen
Akteure
regelmäßig
an
einem
großen
Tisch
zusammenkommen und über den Fortschritt bestimmter Projekte und Lösungen von Konflikten beraten. Ein reger und ständiger Austausch zwischen den Kooperationspartnern ist unabdingbar, damit sich kein Konkurrenzdenken entwickelt und die angestrebten Projekte eine gewisse Nachhaltigkeit entwickeln. Die so genannten Public-Private-Partnerships erlangen für die Kommunen zunehmend an Bedeutung, da hier Kommune und private Unternehmen zusammenarbeiten. Ziel ist es, dass bestimmte Vorhaben der Kommunen durch privates Kapital finanziert werden, da die Kommune durch die knappe Finanzlage nicht in der Lage ist, bestimmte Projekte zu finanzieren. Bei den genannten Projekten ist vornehmlich die Sanierung von städtischen Gebäuden, der Bau von Freizeitanlagen oder der Betrieb von solchen Anlagen gemeint, wie auch die Zusammenarbeit mit Call-Centern, die von privaten Anbietern geführt werden. So wird die Kommune dahingehend entlastet, da das Call-Center die Aufgabe übernimmt, Anrufer an die zuständigen Sachbearbeiter weiter zu leiten oder allgemeine Fragen zu beantworten. Diese Aufteilung der Aufgaben führt darüber hinaus zu mehr Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit.
232
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
In Deutschland stehen die schon weiter oben genannten „Public-PrivatePartnerships“ noch nicht so im Vordergrund wie in anderen Ländern, doch im Rhein-Erft-Kreis selber wurden schon einige Projekte durchgeführt, wie der Bau einer Schule in Frechen. Hierzulande herrscht eher noch eine Konkurrenz zwischen den halböffentlichen und den privaten Anbietern. Doch die Kommune kann es sich nicht mehr leisten, ihre ganzen Dienstleistungen in Eigenregie anzubieten. Durch
die
Public-Private-Partnerships
wirtschaftlicher
und
effizienter
erfüllt
können werden,
die
Aufgaben
dennoch
werden
zwar die
nachfolgenden Generationen dadurch belastet. Denn durch die Übernahme der Aufgaben durch private Unternehmen entstehen Rückzahlungsverpflichtungen, weil die aufgenommenen Kredite getilgt werden müssen. Darüber hinaus müssen Zinsen und die Betriebskosten gezahlt werden. Der Belastung der nachfolgenden Generationen steht aber die Entlastung der öffentlichen Haushalte gegenüber, da die PPP zur Entlastung der öffentlichen Haushalte beitragen und Abgaben, Steuern oder die Netto-Neuverschuldung können gesenkt werden. Eine Alternative zu den Public-Private-Partnerships ist eine neue Form der Bürgermitwirkung, in der gerade die „jungen Alten“ eine wichtige Rolle spielen. Sie haben viel Freizeit, sind gut ausgebildet und wollen nach dem Eintritt in den Ruhestand noch sinnvolle Aufgaben wahrnehmen. Auf diese können im Zuge der Zusammenarbeit bestimmte Leistungen übertragen werden, die von ihnen ehrenamtlich ausgeführt werden. Hier ist an Kinderbetreuung, Vereins- oder Jugendarbeit oder auch die Nachbarschaftshilfe gedacht.
13 Resümee Die zehn Studierenden haben sich in den jeweiligen Projektteilen intensiv mit der Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises auseinandergesetzt. Was bleibt sind die gewonnenen Erkenntnisse. In der demographischen Entwicklung zeigt sich: -
Zunahme der Bevölkerung bis 2020
-
Zunahme der Bevölkerung durch Zuwanderung
-
Zunehmendes Geburtendefizit
233
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
-
Alterung, Überalterung und Vergreisung
Der Rhein-Erft-Kreis zeigt in der Analyse der demographischen Kennzahlen eine noch sehr gute Entwicklung bis zum Jahr 2020 gegenüber anderen Regionen und Kreisen in Deutschland. Doch die gesamtdeutsche Entwicklung im demographischen Bereich macht auch vor der Region Rhein-Erft keinen Halt, so dass sich in ein paar Jahren Überalterung und Geburtendefizit maßgeblich in der Gesellschaft durch mehr Rentner – dies bedingt u.a. andere Ansprüche an die vorhandene Infrastruktur – und wenige junge Menschen – Mangel an Fachkräften wie heute schon in Teilen Ostdeutschlands – äußern wird.
Ziel aller Anstrengungen sollte sein, den demographischen Trend in den nächsten Jahren und Jahrzehnten durch positive Akzente in eine positive Zukunft zu leiten. Um die demographische Entwicklung in eine positive Richtung zu lenken, bedarf es zwei wesentlichen Standortfaktoren im Kreis. Gesellschaftspolitische Entwicklung
bedingt
Entwicklung nicht
nur
–
eine
Eine
bessere
bessere
und
demographische zukunftsorientierte
wirtschaftliche Entwicklung. Die gesellschaftspolitische Entwicklung ist genauso wichtig. Dabei steht der Kreis vor einer massiven Überalterung. Die Infrastruktur muss dahingehend angepasst werden. Auf erste Konzepte im Abschnitt 11 – Handlungsfelder und –optionen der kommunalen Entscheidungsträger – sei verwiesen. Gleichzeitig bedingt das Geburtendefizit eine Änderung der Familienpolitik. Um junge Familien mit Kindern anzusiedeln, müssen gerade Betreuungsangebote ausgebaut und weitere familienfreundlichere Infrastruktur geboten werden. Dazu gehören die im Abschnitt 9 genannten Maßnahmen. Entscheidend ist aber die wirtschaftliche Struktur und Entwicklung. Der RheinErft-Kreis ist ein starker Kreis. Braunkohle und Industrie haben die Region Rhein-Erft zu einer der wirtschaftstärksten Kreise in Deutschland und Europa gemacht. Doch andere Kreise und Regionen haben den Rhein-Erft-Kreis in den letzten Jahren in der Ansiedlung von Hochtechnologie, Dienstleistung und innovativen Industrien abgehängt. Schafft der Rhein-Erft-Kreis die Trendwende vom Energie- zum Innovationskreis, kann die Region Rhein-Erft noch attraktiver in demographischer wie wirtschaftlicher Hinsicht werden. Ein Ansatzpunkt sind
234
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
interkommunale Zusammenarbeit, das Wirken und Arbeiten in Regionen – Metropolregionen – sowie die Bildung von Clustern – Abschnitt 2. Im Vergleich mit anderen Kreisen in Deutschland – beispielhaft hier Rhein-Kreis Neuss und Landkreis Böblingen – verliert die Region Rhein-Erft zunehmend gegenüber den
Boomregionen
in
Deutschland
und
Europa.
Die
nachfolgenden
Zeitungsartikel der letzten Tage in der hiesigen Presse des Rhein-Erft-Kreises verdeutlichen noch mal die Punkte, die bereits im Abschnitt 10 – Regionen 2020 Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit – durch verschiedene Gutachten dargestellt wurden: Starker Kreis121 „Beim bundesweiten Ranking der Zeitschrift „Focus Money“ zur Wirtschaftskraft der Landkreise und kreisfreien Städte ist der Rhein-Erft-Kreis auf dem 27. Platz gelandet. Im Vergleich der NRW-Kommunen reichte die Bewertung sogar für Platz 2. Für die Rangliste vergleicht der Auftraggeber die Wirtschaftskraft der Kommunen anhand der Arbeitslosenquote, der Bruttowertschöpfung, der Investitionen, der verfügbaren Einkommen, des Bruttoinlandsprodukts, des Bevölkerungswachstums sowie der Zahl der Erwerbstätigen.“
Darüber hinaus gab es noch die folgenden Darstellungen mit ersten kritischen Äußerungen durch ein Kreistagsmitglied: Zwischen Abstieg und neuen Aussichten122 „Der Rhein-Erft-Kreis verliert in diesem Jahr ein wenig den Anschluss: Gutachter legen der Kreisverwaltung einige böse Studien ins Nest.
Die Prognos AG macht im Februar den Auftakt mit der Studie „Zukunftsatlas 2006“, die nur einen Schluss zulässt: Die einstige „Nummer eins in Europa“ spielt nicht mehr in der Champions League. Betrachtet man die 439 deutschen Kreise und kreisfreien Städte unter dem Aspekt „Ansiedlung zukunftsträchtiger Branchen“, liegt der Rhein-Erft-Kreis weit hinten. Einzig die Logistikbranche 121 122
Rhein-Erft-Rundschau vom 30.12.2006 Rhein-Erft-Rundschau vom 29.12.2006
235
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
bringt
ihn
einmal unter
die
ersten
25
der
Rangliste.
Chemie
und
Stromerzeugung - vom Landrat schnell als Trostpflaster ins Feld geführt - helfen laut Prognos nicht weiter: „Wer allein auf die alten Riesen setzt, verliert den Anschluss“, schreiben die Gutachter dem Kreis unter das Zeugnis.“ Nur Neuss schneidet besser ab123 „Rhein-Erft-Kreis - Sehr erfreut ist Michael Breuer, Europa-Minister und CDUVorsitzender im Rhein-Erft-Kreis, über das gute Abschneiden des Kreises beim jüngsten Jahresvergleich der Landkreise im Magazin „Focus Money“. Demnach liegt der Kreis im bundesweiten Vergleich bei der Wirtschaftskraft auf dem 27. Platz. Besser in NRW schneidet nur der Rhein-Kreis Neuss ab - allerdings deutlich. Die Nachbarn liegen auf dem 15. Platz. Grundlage des Vergleichs sind die Bruttowertschöpfung, die Arbeitslosenquote sowie die Veränderungen in der Erwerbstätigkeit zum Vorjahr. Breuer: „Die hervorragende Lage des Rhein-ErftKreises in der Europaregion Mittelrhein und in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Großstädten Aachen, Köln, Düsseldorf und Bonn sowie der gesunde Wirtschaftsmix machen die Stärke des Kreises aus.“
Den ersten Platz beim Focus-Ranking belegt übrigens der Landkreis Ebersberg in Bayern. Schlusslicht ist der Landkreis Uecker-Randow in MecklenburgVorpommern. Landrat Werner Stump ist über das gute Abschneiden der Neusser Nachbarn nicht verwundert. „Das sind die Kraftwerksinvestitionen, die sich bemerkbar machen“, sagt er. Der Rhein-Erft-Kreis, die Neusser und die Nachbarn aus Rhein-Sieg seien allesamt seit Jahren starke Kreise. Auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Kreis, Hardy Fuß, räumt ein, dass der Kreis eine starke Wirtschaft habe, kritisiert aber die mangelnde Wirtschaftsförderung und stellt fest: „In den 90er Jahren waren wir besser.“
Schließlich
gilt,
dass
gezielte
Wirtschaftsförderung
der
Region
mehr
Arbeitsplätze bringen wird. Sie sollte nichts Statisches sein, sondern dynamisch und mit individuellen Instrumenten ausgestattet, Unternehmer und potentielle 123
Kölner-Stadt-Anzeiger vom 23.12.2006
236
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Investoren durchdacht ansprechen. Zudem ist es ratsam, mittels eines effektiven Standortmarketings das Bild des Rhein-Erft-Kreises nach Außen ansprechend, gewinnbringend und nachhaltig zu vermitteln. Eine Vernetzung aller Akteure in diesem Bereich wäre sehr viel versprechend und ein Standortvorteil. Es lässt zudem den Kreis homogen und gesund erscheinen, was für potentielle Investoren ein wichtiger Standortfaktor ist.
Menschen mit Bildung und einem hohen Maß an beruflich verwendbarem Wissen bergen ein enormes Potential und sind zukünftig ein immenser Standortvorteil. Daher sollten die Menschen im Rhein-Erft-Kreis in der Schule gezielt auf den Beruf vorbreitet werden und im Beruf das Prinzip des lebensbegleitenden Lernens verinnerlichen. Um die Menschen hierfür zu sensibilisieren, ist es ratsam, dass Kommunen zusammen mit Unternehmen, aber auch anderen Institutionen, gezielte Strategien entwickeln, um den Erfolg zu maximieren.
Insbesondere
das
Arbeits-
und
Wissenspotential
der
Menschen
mit
Migrationshintergrund ist noch in einem hohen Maße unausgeschöpft. Durch gezielte Förderung kann in diesem Bereich nicht nur den Folgen des demographischen Wandels begegnet, sondern zudem effektiv wertvolle Integrationsarbeit geleistet werden. Eine Zusammenarbeit aller Akteure in diesem Komplex würde Synergien erzeugen und den Erfolg potenzieren.
Das durchschnittliche Alter der Belegschaften in den Unternehmen wird steigen. Unternehmer sollten diesem Umstand mit effektiven Maßnahmen Rechnung tragen, um die Produktivität der Mitarbeiter nachhaltig zu gewährleisten. Darüber hinaus ist es wichtiger denn je, dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen auch bis weit über das 65. Lebensjahr hinaus so fit sind um die erforderliche Arbeitsleistung zu bringen. In diesem Bereich können sich Unternehmen, Kommunen aber auch Krankenkassen und andere Institutionen vernetzen, um die Menschen für eine gesunde Lebensweise zu sensibilisieren und mit sinnvollen Maßnahmen effektiv zu animieren.
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Die Folgen der demographischen Entwicklung sollten schon heute von Kommunen, Kreisen und Regionen bei allen wesentlichen Entscheidungen berücksichtigt
werden.
Der
zunehmende
Konkurrenzkampf
zwischen
Kommunen, Kreisen und Regionen sowie die immer weiter fortschreitende Globalisierung machen eine starke Positionierung jedes einzelnen Akteurs notwendig, um langfristig und nachhaltig bestehen zu können. Die Vernetzung aller Akteure in einer Region stellt einen enormen Standortvorteil dar und stärkt nicht nur die Region, sondern letztlich jeden einzelnen Akteur. Darüber hinaus werden Synergien gebildet und so noch effizienteres Agieren ermöglicht, mit dem Effekt, dass strategische, überlegte und nachhaltige Maßnahmen eines Einzelnen positiv für Alle sein können.
Wenn diese Vernetzung funktioniert sind für den Rhein-Erft-Kreis beste Voraussetzungen vorhanden, um als starker Partner einer Metropolregion an der Rheinschiene den Herausforderungen des demographischen Wandels erfolgreich begegnen zu können.
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
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http://www.wegweiserdemographie.de/ (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.helmholtz.de/de/Aktuelles/Reden/Regionale_Vernetzung_von _Wissenschaft__Forschung_und_Wirtschaft___Innovationsschub_fuer_ Deutschland_.html;jsessionid=3C8BA14D40C14E8FEAAFFBF0378D60 B3 (Stand: 02.01.2007)
§
http://idw-online.de/pages/de/news187741 (Stand: 02.01.2007)
14.2 Interviews §
Frau Hürth, Betriebsleiterin Familienbad „De Bütt“, Stadt Hürth, 5.12.2006, 14:00 Uhr
§
Frau Körner, Tourismusbeauftragte, Stadt Brühl, 30.11.2006, 12:00 Uhr
§
Frau Litto, Ansprechpartnerin, Rhein-Erft Tourismus e.V., 15.11.2006, 10:00 Uhr
§
Herr Tepner, Schlossverwaltung Augustusburg, 8.12.2006, 9:00 Uhr
242
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
§
Herr Tost, Vorstandsvorsitzender, Kerpen-Touristik e.V., 11.11.2006, 14:30 Uhr
14.3 Schriftliche Literatur (Broschüren, Magazine & Zeitungen) §
Daten und Fakten, Kerpen-Touristik e.V., 2006
§
Regionomica Standortanalyse Rhein-Erft, 2003
§
Rhein-Erft Tourismus e.V. Satzung, 2003
§
Tagen
und
Übernachten
im
Rhein-Erft-Kreis
2006/7,
Rhein-Erft
Tourismus e.V., 2006 §
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis 2006
§
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)
Kommunen
schaffen
Zukunft
-
Reformimpulse für Entscheider Gütersloh 2004 §
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel 2020. Gütersloh 2006
§
Prof. Dr. Hentze, Henner, Dipl.-Betriebsw. Hinkelmann, Doris; Alternde Belegschaften - Herausforderung für die betriebliche Personalpolitik der Zukunft
§
Dr.
Kinkel,
Steffen,
Dr.
Produktionsverlagerungen
ins
Lay,
Gunter,
Ausland
und
Spomenka,
Maloka
Rückverlagerungen
Karlsruhe 2004 §
Landesregierung Nordrhein-Westfalen Den demographischen Wandel in Nordrhein-Westfalen gestalten Düsseldorf 2005
§
Sozialer Wandel in Deutschland; Information zur politischen Bildung Nr.269;Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung; Bonn 2004
§
„ziel-2 Programm. Das Förderhandbuch für das NRW-EU Ziel 2 Programm (EFRE-Teil)“, herausgegeben von der Europäischen Union und dem Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie NRW
§
„Ausländische
Firmen
in
Nordrhein-Westfalen.
September
2005“,
herausgegeben von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung NRW mbH §
„NRW. Deutschlands Investitionsstandort Nr.1“, herausgegeben von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung NRW mbH
§
Deutschland 2020 – Die demographische Zukunft der Nation, BerlinInstitut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung, 2004 und 2006
243
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
§
Aus Politik und Zeitgeschichte: Soziale Milieus. 44-45/2006. Bonn 2006
§
Aus Politik und Zeitgeschichte: Familienpolitik. 23-24/2005. Bonn 2005
§
Aus Politik und Zeitgeschichte: Kommunen im Wandel. 21-22/2006. Bonn 2006
§
Aus Politik und Zeitgeschichte: Entwicklung durch Migration. 27/2005. Bonn 2005
§
Mitgliederzeitschrift der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands: Frau + Mutter. Ausgaben 09/2006- 12/2006. Düsseldorf
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Dienstag 24. Oktober, Seite 12
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Dienstag 28. November, Seite 30 und 39
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Mittwoch 29. November, Seite 34
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Dienstag 14. Dezember, Seite 38
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Freitag 15. Dezember, Seite 28
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Dienstag 19. Dezember, Seite 34
14.4 Bücher §
Breit, Gotthard (Hrsg.), Die alternde Gesellschaft Schwalbach/Ts. 2005
§
Kämpfer, Thomas (Hrsg.), Interkommunale
Zusammenarbeit,
Münster
1997 §
Roloff, Juliane; Demographischer Faktor, Hamburg 2003
§
Tichy, Roland & Andrea; Die Pyramide steht Kopf - Die Wirtschaft in der Altersfalle und wie sie ihr entkommt, München 2001
§
Franz-Xaver
Kaufmann;
Schrumpfende
Gesellschaft,
Vom
Bevölkerungsrückgang und seinen Folgen, Frankfurt am Main 2005 §
Horst W. Opaschowski; Besser leben – schöner wohnen?, Leben in der Stadt der Zukunft; Darmstadt 2005
244
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
15 Erklärung „Die Studierenden der Projektgruppe versichern, dass sie die Projektarbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt haben.“
Der
Projektsprecher
bestätigt
mit
seiner
Unterschrift
die
Erklärung
stellvertretend im Namen der gesamten Projektgruppe.
04.01.2007, gez. Alexander Götz Datum, Unterschrift des Sprechers der Projektgruppe
245
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
16 Anlagen 16.1 Zielvereinbarung – Projektauftrag
Auftraggeber: Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW, Abteilung Köln und Der Landrat des RheinErft-Kreises
Projektauftrag
Datum: 27.10.2006 Verfasser/Innen: Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW, Abteilung Köln
Projektbezeichnung: Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen Projektteilnehmer/Innen: Uwe Dornieden, Stadt Düren Eva Einsiedel, Stadt Köln Monir El Boujaddaini, Stadt Köln Alexander Götz, Stadt Bedburg (Projektsprecher) Thomas Peters, Stadt Köln Ellen Schiffer, Stadt Frechen Natalia Schlidt, Stadt Köln Marc Steven, Rhein-Erft-Kreis Christoph Wagner, Stadt Kerpen Sandra Wolf, Rhein-Erft-Kreis Lenkungsteam: Dr. Coerw Krüger, Projektleitung Renate Könen, Projektbetreuung Rhein-Erft-Kreis Hildegard Jansen, Ausbildungsleitung Rhein-Erft-Kreis Thomas Lierz, Wirtschaftsjunioren der IHK zu Köln Bernhard Keppeler, Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH
246
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Aufgabenstellung: Die Studierenden haben die Aufgabe, eine Analyse über die Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises unter dem Gesichtspunkt des demographischen Wandels bis 2020 – mit Ausblick bis 2050 – zu erstellen. Als Basis gelten die entsprechenden statistischen Daten von 1995 bis 2005 sowie das Gutachten der Regionomica über die Entwicklung des Rhein-ErftKreises in dieser Zeit. Durch Analyse vorhandener Daten der entsprechenden zugänglichen Stellen sollen Rückschlüsse auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen in der Zeit zwischen 1995 und 2005 sowie der Zukunft bis zum Jahr 2020 getroffen werden. Ferner geht es um die Frage, wie wettbewerbsfähig der Rhein-Erft-Kreis in Deutschland und der globalisierten Welt ist, und welches Potenzial der Kreis hat, sich gegenüber den anderen Zukunftsregionen und Clustern in Deutschland durchzusetzen. Ziel der Projektarbeit soll sein, durch die zu ermittelnden statistischen Daten bis 2005 und der Prognose bis 2020, Handlungsfelder aufzuzeigen, die den Landrat – als kommunalpolitischen Entscheidungsträger – wie auch die Regierungen in Nordrhein-Westfalen und der Bundesrepublik Deutschland – in Form der Entscheidungsträger des Landes und des Bundes – von Lösungsansätzen für eine zielgerichtete Entwicklung des Rhein-Erft-Kreises zu einer wettbewerbsfähigen Zukunftsregion – unter dem Gesichtspunkt des demographischen Wandels – überzeugen. Die Ergebnisse werden in schriftlicher Form (bis zu 200 Seiten ohne Anlagen) festgehalten und im Anschluss der Projektphase der FHöV NRW, Abt. Köln, sowie dem Rhein-Erft-Kreis in einer Präsentation vorgestellt. Ausgangslage (Hintergrund des Projektes): Bis zum Jahr 2020 werden die meisten Kreise und Städte an Bevölkerung verlieren. Gewinne ließen sich nur noch durch Zuwanderer erzielen. Ein verschärfter Wettbewerb der Regionen ist damit vorprogrammiert. Wer wird ihn bestehen? Wie wird sich der Rhein-Erft-Kreis bis 2020 demographisch verändern? Um die „Zukunftsfähigkeit“ auf regionaler Ebene zu beurteilen, erfolgt eine Prüfung anhand verschiedener Indikatoren. Projektziele: 1. Erstellung einer Analyse der demographischen Entwicklung von 1995 bis zum Jahr 2005 für den Rhein-Erft-Kreis 2. Erstellung einer Prognose des demographischen Wandels bis zum Jahr 2020 – mit Ausblick 2050 – für den Rhein-Erft-Kreis
247
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
3. Erstellung einer Standortanalyse für den Rhein-Erft-Kreis unter Einbeziehung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungsschwerpunkte 4. Vergleich Rhein-Erft-Kreis mit anderen Zukunftsregionen in Deutschland unter Einbeziehung verschiedener Gutachten, Ausarbeitungen und Zukunfts-rankings 5. Erstellung eines Katalogs von Handlungsperspektiven für eine zukunftsorientierte Entwicklung des Rhein-Erft-Kreises unter Einbeziehung der kommunalen und staatlichen Ebene Inhaltliche Gliederung der Projektarbeit – Verteilung der Aufgaben: Rhein-Erft 2020 – Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises unter dem Aspekt des demographischen Wandels •
Einleitung (Monir El Boujaddaini) Rhein-Erft 2020 – Ziele des Projektes Vorstellung des Rhein-Erft-Kreises und seiner kreisangehörigen Kommunen
•
Geschichte der Bevölkerungswissenschaft im Einklang mit den Zielen des Projektes und der Frage: Warum man sich mit der Demographie auseinandersetzt? (Monir El Boujaddaini)
•
Metropolregionen in Deutschland - Bedeutung für die Zukunft (Alexander Götz)
•
Demographische Entwicklung Bevölkerungsstand (Thomas Peters) § IST-Stand 1995 – 2005 o Altersstruktur o Ausländeranteil o Zu- und Abwanderungen o Geburten- und Sterbefälle § Fazit Bevölkerungsprognose (Eva Einsiedel) § Altersstruktur § Ausländeranteil § Zu- und Abwanderungen § Geburten- und Sterbefälle § Planungsvorhaben Wohnbebauung o Mietspiegel, Bodenrichtwert § Fazit Vergleich der zuvor erarbeitenden demographischen Daten des Rhein-Erft-Kreises mit den demographischen Daten des RheinKreises Neuss und dem Landkreis Böblingen sowie Benotung und Fazit der demographischen Entwicklung (Alexander Götz)
248
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
•
Wirtschaftliche Entwicklung (Marc Steven) Standortanalyse und Standortfaktoren § harte Faktoren § weiche Faktoren § Arbeitslosigkeit § Beschäftigungsförderung Vergleich der zuvor erarbeitenden wirtschaftlichen Daten zum Rhein-Erft-Kreis mit den wirtschaftlichen Daten vom Rhein-Kreis Neuss und Landkreis Böblingen sowie Benotung und Fazit der wirtschaftlichen Entwicklung (Alexander Götz) Tourismus ( Natalia Schlidt ) -
•
Gesellschaftliche Entwicklung (Ellen Schiffer) Szenarien der Geburtenentwicklung Elterngeld Familie und Beruf – Standortanalyse im Rhein-Erft-Kreis Befragungsbogen / Meinungen Stadt der Kinder = Stadt der Zukunft Niedersachsen – Vergleich mit anderen Bundesländern -
•
Bundesweiter Wettbewerb der Zukunfts- und Metropolregionen
(Alexander
Götz)
Vergleich Rhein-Erft-Kreis durch verschiedene Gutachten mit dem Rhein-Kreis Neuss und dem Landkreis Böblingen Zufriedenheits-Ranking des Internetportals meinestadt.de Beurteilung der Zukunftsfähigkeit durch das Berlin-Institut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung Wirtschafts- und Kreisranking der Zeitschrift „FOCUS Money“ Zukunfts- und Kreisranking der Prognos AG Zukunfts- und Kreisranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft Beurteilung der Zukunftsfähigkeit anhand der vorliegenden Gutachten und den drei Vergleichskreisen •
Handlungsperspektiven für die Zukunft der Region Rhein-Erft Regionalentwicklung durch Maßnahmen des Landes / Bundes (Christoph Wagner)
§ § § §
Subventionen Förderungen Infrastruktur Abgabenpolitik
249
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
-
•
Handlungsfelder der kommunalen Ebene (Sandra Wolf & Uwe Dornieden) § Gewerbestandsförderung § Gewerbeansiedlung (Existenzgründungen) § Niedrige Gebühren, Steuern und Beiträge § Ausweisung von Gewerbe- und Industrieflächen § Mittelstandsfreundliche Verwaltung – Kurze Verwaltungswege § Interkommunale Zusammenarbeit § Familienpolitik in der Zukunft § Seniorenpolitik § Integrationspolitik
Resümee (Gesamte Projektgruppe) Zusammenfassung aller Erkenntnisse und Ergebnisse und Auswertung aller Faktoren sowie Angabe von Chancen, Risiken und Perspektiven von Rhein-Erft 2020
Die Projektgruppe behält sich vor, während der Projektarbeit einzelne Punkte der Gliederung zu verändern bzw. noch detaillierter darzustellen. Die Projektleitung und –betreuung wird über entsprechende Änderungen durch den Projektsprecher informiert. Zeitrahmen (Meilensteinplanung): Die Projektarbeit beginnt am 27.10.2006 und ist spätestens am 05.01.2007 in schriftlicher Form abzugeben. Darüber hinaus ist eine Präsentation für die Vorstellung der Projektergebnisse zu erstellen. 1. Vorlaufphase 06.10.2006 13.10.2006
18.10.2006 23.10.2006 24.10.2006
Erstes Projekttreffen / Vorstellung / Einführung 2. Projekttreffen der Studierenden im Kreishaus - Besprechung des Zeitplans und - des Inhaltsverzeichnisses der Gesamtarbeit, - eventuell bereits Aufgabenverteilung - Benennung des Projektsprechers - Konkretisierung der Problemstellung und Zielfeststellung Auftaktveranstaltung „Optima. Frauen Unternehmen Zukunft“ Ratssaal der Stadt Frechen,10.00 – 12.00 Uhr Vortrag in der IHK Köln: „Die demografische Entwicklung – Herausforderung und Chancen“ 16.00 Uhr Fachtagung „Der demographische Wandel unter der Geschlechterperspektive“ in Leverkusen 09.30 – 15.15 Uhr
250
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
3. Projekttreffen der Studierenden um 14.00 Uhr Kreishaus KT 1.7 mit Herrn Dr. Krüger - Gespräch über den Vortrag bei der IHK - Besprechung der einzelnen Themen - Literaturaustausch, Infoaustausch - Ergänzungen - Vorbereitung auf den Termin mit dem Landrat 2. Projektrealisierungsphase Freitag, Projektstart 27.10.2006 Donnerstag, 4. Projekttreffen 08.30 – 14.00 Uhr im Kreishaus 02.11.2006 mit dem Landrat, Raum KT 1.7 Im Anschluss: - Besprechung der einzelnen Themen und - Gespräch über die Literaturbeschaffung und Infohilfen - Literaturverzeichnis erarbeiten bzw. abarbeiten Donnerstag, 5. Projekttreffen der Studierenden 10.00 Uhr 09.11.2006 14.00 Uhr, KT 1.7 - Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern - Erste Vorstellungen der Ergebnisse und Klärung von Fragen Donnerstag, 6. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.10 16.11.2006 - Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern - Abgabe eines Rohentwurfes an Herrn Dr. Krüger und Frau Könen Donnerstag, 7. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.7 23.11.2006 - Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern - Es besteht die Möglichkeit, sich mit Herrn Thomas Lierz – Wirtschaftsjunioren Köln – auszutauschen Donnerstag, 8. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.7 30.11.2006 - Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern Donnerstag, 9. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.7 07.12.2006 - Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern Donnerstag, 10. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.10 14.12.2006 - Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern - Zusammenstellung der einzelnen Arbeiten und Bearbeitung der Gesamtarbeit - Abgabe der vorläufigen Entwürfe an Herrn Dr. Krüger, um etwaige Veränderung seitens der Projektleitung vorzunehmen 26.10.2006
251
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Dienstag, 19.12.2006
11. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.7 - Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern - Reinschrift und gemeinsames „Gegenlesen“ - Besprechung der abgegeben vorläufigen Entwürfe mit Herrn Dr. Krüger 20.12.2006 bis Zusammenfügen der einzelnen Bestandteile der 02.01.2007 Projektarbeit und Erarbeitung des Resümees der Projektarbeit von einem von der Projektgruppe zu ernennenden Studierenden 03.01.2007 Druck der Projektarbeit 04.01.2007 Ende des Projektstudiums 3. Nachlaufphase 05.01.2007 Abgabe der Projektarbeit in der FHöV NRW, Abt. Köln 16.01.2007 12. Projekttreffen, 16.00 Uhr, KT 1.32 (kleiner Sitzungssaal)
18.01.2007
Probe-Probe-Präsentation 13. Projekttreffen, 16.00 Uhr, KT 1.32
(kleiner
Sitzungssaal)
24.01.2007
Probe-Präsentation mit gleichzeitigem Kolloquium 14. Projekttreffen, 16.30 Uhr, KT 1.32 (kleiner Sitzungssaal)
31.01.2007
Präsentation der Projektarbeit (m. Benotung d. Einzelvorträge) 15. Projekttreffen, 17.00 Uhr, KT E.1 (großer Sitzungssaal)
Präsentation von Teilen der Projektarbeit während der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Senioren und Familie Betreuung durch den Rhein-Erft-Kreis: Eine Betreuung durch den Rhein-Erft-Kreis ist gewährleistet. So stellt der Rhein-Erft-Kreis geeignete Räumlichkeiten für die wöchentlichen Projektgruppensitzungen zur Verfügung. Frau Könen begleitet das Projekt als Projektbetreuerin und ist ständige Ansprechpartnerin für die Studierenden.
252
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Berichtswesen: Die Studierenden berichten (bedarfsgerecht vereinbarte Jour- fix Termine) sowie in Form von Protokollen über die wöchentlichen Sitzungen der Projektgruppe (ggf. per e-Mail): • •
der Projektleitung (Herrn Dr. Krüger) der Projektbetreuung (Frau Könen)
über den Stand ihrer Arbeit.
16.2 Protokoll über die 2. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 2. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
13.10.2006 9:00 – 12:30
Uhrzeit: Kreishaus Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden am 13.10.2006 begann um 9:00 mit der weiteren Auswertung der Vorstellungen und Ideen von Herrn Dr. Krüger über die zu erarbeitende Projektarbeit. Mit Hilfe der Vorarbeit von Frau Schiffer (Themen und Zeitplan) und Herrn Götz (Themengliederung) erstellte die Projektgruppe die Grobgliederung, die Herrn Dr. Krüger und Frau Könen dann am 26.10.2006 vorgelegt wird/wurde. Dann wurden auch die ersten Teile der Grobgliederung als Einzelarbeiten ausgewählt und an die Studierenden verteilt. Anschließend einigte man sich auf einen Zeitplan, dass die Abgabe pünktlich zum 04.01.2007 erfolgen soll. Jedoch solle die Hauptarbeit bis Mitte Dezember erledigt werden, so dass über die Weihnachtsfeiertage die einzelnen Projektarbeiten zu einer
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Projektarbeit zusammengefügt werden können. Schließlich wurde beschlossen, dass sich die Studierenden im wöchentlichen Rhythmus jeweils am Donnerstag treffen. Am Ende der Sitzung wurde der Projektsprecher einstimmig gewählt. Projektsprecher ist/wurde Herr Götz. Die weiteren Planungen der Termine und inhaltlichen Details sollten in den nächsten beiden Sitzungen am 26.10.2006 und 02.11.2006 erfolgen. Jedoch entschied man sich für erste Recherchen und den Austausch von Ergebnissen untereinander. Die Sitzung endete gegen 12:30. Fehlende Mitglieder:
Frau Wolf (Urlaub), Herr Dornieden (Urlaub) Bedburg, der 02.11.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
16.3 Protokoll über die 3. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 3. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
26.10.2006 14:00 – 16:00
Uhrzeit: Kreishaus/KT .7 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung begann um 14:00. Herr Dr. Krüger und Frau Könen wollten den Studierenden ihre Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge zu der erarbeitenden Gliederung der Projektarbeit mitteilen. Dazu überreichte Herr. Dr. Krüger den Studierenden ein von ihm erstelltes Konzept über Ziele und wichtige Punkte der Projektarbeit zum Thema „Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises.“ Nach Erläuterung der einzelnen Punkte der Gliederung der Studierenden durch
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
die Studierenden, überzeugte Herr Dr. Krüger das Konzept und er genehmigte es als Arbeitsgrundlage für die Projektarbeit. Weiterhin wurden weitere organisatorische Punkte auf den 02.11.2006 verlagert. Die Sitzung endete um ca. 16:00. Fehlende Mitglieder:
Keine Bedburg, der 09.11.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
16.4 Protokoll über die 4. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 4. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
02.11.2006 8:30 – 10:30
Uhrzeit: Kreishaus/KT 1.7 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden am 02.11.2006 begann um 8:30 mit dem Grußwort des Landrates des Rhei-Erft-Kreises. Um 9:00 zog sich die Öffentlichkeit aus der Sitzung zurück und die Studierenden diskutierten das weitere Verfahren in der Projektarbeit. So einigte man sich, dass Herr El Boujaddaini sich bei der Einleitung/Prolog kurz fassen wird, sollte er nicht auf die entsprechende Seitenzahl kommen, wird er Herr Steven mit der Standortanalyse oder Frau Wolf/Herr Dornieden mit den Handlungsfeldern behilflich sein. Darüber hinaus wurde der Punkte „Tourismus“ auf Wunsch von Frau Schlidt detailgenauer definiert. So soll es hier nicht nur um kulturelle Sehenswürdigkeiten gehen, sondern vielmehr um die gesamten Perspektiven
255
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
des Tourismus, allen voran Übernachtungen, Besucherzahlen und deren Vergleich. Weitere Abstimmungen zu den einzelnen Themen wird es bei der nächsten Sitzung geben, denn man einigte sich auf das allgemeine Ende der Informationssammlung zum 09.11.2006 und der danach beginnenden Phase der Diskussion über Details einzelner Punkte. Darüber hinaus einigte man sich darauf, dass Kernpunkte der Projektarbeit zum 14.12.2006 feststehen sollen (Reinschrift der Projektarbeit) um etwaige Korrekturen bis zum 19.12.2006 zu erledigen und dann über Weihnachten die Projektarbeit zusammenzufügen und in den Druck zu geben. Die Projektsitzung endete gegen 10:30 und vertagte sich auf den 09.11.2006 Fehlende Mitglieder:
Keine Bedburg, der 02.11.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
16.5 Protokoll über die 5. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 5. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
09.11.2006 10:00 – 12:00
Uhrzeit: Kreishaus/KT 1.7 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die Fortschritte bei der Arbeit mit dem jeweiligen Projekt. Dazu gab Frau Könen bekannt, dass Herr Dr. Krüger erste Rohentwürfe der Arbeiten der Studierenden bis zum 17.11.2006 per Mail erwartet, um Verbesserungen und
256
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Änderungen zeitnah vorzunehmen. Die Studierenden erklärten sich bereit den Termin einzuhalten und Herrn Dr. Krüger bis Donnerstag Abend die ersten Entwürfe zu schicken. Darüber hinaus wurden entscheidende inhaltliche Punkte beraten. Zum einen ging es um die Arbeit von Herrn El Boujaddaini. Wir haben in der Projektgruppe festgelegt, dass Herr El Boujaddaini im Kontext mit dem Thema die Einleitung über den Rhein-Erft-Kreis kurz und prägnant halten wird. Zudem sollen zwar alle zehn kreisangehörigen Städte und Gemeinden vorgestellt werden, diese aber auch in einer kurzen Form mit wenig statistischen Angaben und Überschneidungen zu anderen Themenfeldern anderer Projektteilnehmer. Weiterhin wird Herr El Boujaddaini die Ziele des Projektes mit dem Thema: „Geschichte der Bevölkerungswissenschaft“ verbinden, so dass sich daraus ergibt, dass es zu einem kurzen und prägnanten geschichtlichen Teil kommt, der erläutern soll, warum man sich mit Demographie und Entwicklung einer Region beschäftigt. Dies solle wie gesagt im Kontext mit den Projektzielen behandelt werden. Sollte Herr El Boujaddaini nicht auf die erforderliche Anzahl der Seiten kommen, wird er einen anderen Studierenden unterstützten. Dies wurde im übrigen für alle Studierenden festgelegt. Sollte sich bei jemanden ein Defizit an der Anzahl der Seiten ergeben, wird derjenige dann bei einem anderen Thema mithelfen. Danach wurde das Thema von Frau Schlidt (Tourismus) aufgegriffen. Sie erläuterte uns ihr Problem bei der Informationsbeschaffung, u.a. beim Phantasialand. Es wurde angeregt, sich zwar auf Großprojekte zu beziehen, doch aber auch andere komplexere Themen mit einzubinden. Dazu wird Frau Schlidt in der nächsten Woche Gespräche mit mehreren Institutionen führen. Sodann wurden die Punkte „Vergleich Prognose mit IST-Stand 1995-2005“ und „Maßnahmen der öffentlichen Hand“ durch die Projektgruppe von der Gliederung gestrichen. Vielmehr gab es noch Beratung zum Austausch von Literatur. Frau Einsiedel hat Herrn Götz ein Buch des Berlin-Institutes zur Verfügung gestellt und Herr Wagner wird der gesamten Projektgruppe eine Datei zukommen lassen, über eine Analyse der demographischen Entwicklung einer weiteren Institution. Frau Schiffer brachte auch einen Artikel über den Aussagekraft von Prognosen bis
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Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
ins Jahr 2050 in die Gesprächsrunde. Ein Statistiker entkräftet so manche Prognose die jetzt bis zum Jahr 2050 getroffen wurde (www.destatis.de/bevoelkerung2050) . Die Studierenden einigten sich darauf, solche Bemerkungen und Kritikpunkte an Prognosen in die Projektarbeit mit einfließen zu lassen. Schließlich wurden die Themenbereiche nochmals deutlich abgegrenzt. So wurden Newsletter – die Frau Schiffer von Frau Könen per Mail erhielt – themengerecht verteilt. Außerdem verständigten sich Frau Wolf und Herr Dornieden auf eine Aufteilung der Themen der Handlungsfelder der kommunalen Ebene. Hinzu kommt, dass man entstehende Überschneidungen in den Themen nicht vorkommen lassen will, so dass die gesamte Arbeit später aus einem Guss präsentiert werden kann. Weiterer Gesprächsbedarf und Probleme bestanden nicht, so dass die Sitzung gegen 12:00 endete.
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren: Frau Schiffer war am 08.11.2006 bei der Stadtverwaltung Frechen Herr Götz war am 08.11.2006 bei der Stadtverwaltung Bedburg Fehlende Mitglieder:
Keine Bedburg, der 09.11.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
16.6 Protokoll über die 6. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 6. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
16.11.2006 10:00 – 10:45
Uhrzeit:
258
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
Kreishaus/KT 1.10 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die Fortschritte bei der Arbeit mit dem jeweiligen Projekt. Dazu gab Frau Könen bekannt, dass es zwei Präsentationen geben wird. Die erste Präsentation wird durch die Projektleitung bewertet werden. Dabei soll jedem Studierenden ca. 10 min Zeit gegeben werden, um seine Projektarbeit inhaltlich vorzustellen. Die zweite Präsentation wird dann am 31.01.2007 im Rahmen einer Ausschusssitzung stattfinden. Der Projektgruppe wird dort ein Zeitrahmen von 20 min eingeräumt. Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt. Die Sitzung der Studierenden endete um 10:45.
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren: Frau Schlidt war am 11.11.2006 bei Kerpen Touristik e.V. Frau Schlidt war am 15.11.2006 bei Rhein-Erft-Tourismus Herr El Boujaddaini war am 13.11.2006 in der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung bei einer Veranstaltung zum demographischen Wandel Fehlende Mitglieder:
Keine Bedburg, der 16.11.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
259
Rhein-Erft 2020 Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen
16.7 Protokoll über die 7. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 7. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
23.11.2006 10:00 – 16:00
Uhrzeit: Kreishaus/KT 1.7 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die Fortschritte bei der Arbeit mit dem jeweiligen Projekt. Hinzu kam die Anwesenheit von Herrn Lierz von den Wirtschaftsjunioren Köln. Er beantworte bis 12:00 Fragen der Studierenden in den Bereichen Tourismus, Demographie, Wirtschaft und Familienpolitik. Um 14:00 fand dann die Aussprache mit Herrn Dr. Krüger und Frau Könen zu den ersten Rohentwürfen der Studierenden statt. Die Projektspitze unterbreitete ein paar Verbesserungsvorschläge – sieht die Studierendengruppe aber auf einen sehr guten Weg. Detaillierte Verbesserungsvorschläge erhielt jeder Studierende in individueller Form. Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt. Die Sitzung der Studierenden endete um 16:00.
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren: Frau Schiffer war am 20.11.2006 bei einer Vortragsreihe in Gelsenkirchen Fehlende Mitglieder:
Eva Einsiedel Bedburg, der 27.11.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
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16.8 Protokoll über die 8. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 8. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
30.11.2006 10:00 – 11:00
Uhrzeit: Kreishaus/KT 1.7 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die Fortschritte bei der Arbeit mit den jeweiligen Projektteilen. Hinzu kam die Bekanntgabe durch Frau Könen, dass die Studierenden bereits am 14.12.2006 eine vorläufige Endfassung ihrer Arbeit der Projektleitung vorlegen sollen. Die Ergebnisse der Arbeiten werden dann am 19.12.2006 besprochen. Danach wird dann das Zusammenfügen der einzelnen Projektteile erfolgen. Hinzu kommt die Bekanntgabe durch Frau Könen, dass in der nächsten Woche Vertreter der Bundesvereinigung mittelständischer Wirtschaft für Fragen zur Verfügung stehen werden. Die Studierenden legten sich bereits auf entsprechende Formatierungsvorschriften für die Projektarbeit fest – u.a. die Seitenränder (oben 2,5 cm / unten 2,0 cm / links 2,5 cm / rechts 3,5 cm), Schriftart (Arial), Schriftgröße (12) und Zeilenabstand (1,5 Zeilen). Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt. Schließlich einigte man sich auf die Abgrenzung der Themen seitens Frau Schiffer und Frau Wolf (siehe Projektauftrag). Die Sitzung der Studierenden endete um 11:00.
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Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren: Herr Dornieden, Frau Schiffer, Herr Steven und Frau Wolf waren am 29.11.2006 bei Herrn Keppeler von der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH Frau Schlidt war am 30.11.2006 – ca. 12 Uhr – bei der Tourismusbeauftragten der Stadt Brühl Fehlende Mitglieder:
Uwe Dornieden, Marc Steven (erkrankt) Bedburg, der 30.11.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
16.9 Protokoll über die 9. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 9. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
07.12.2006 10:00 – 11:00
Uhrzeit: Kreishaus/KT 1.7 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die Fortschritte bei der Arbeit mit den jeweiligen Projektteilen. Hinzu kam die Bekanntgabe durch Frau Könen, dass die Studierenden nach der Vorstellung der Ergebnisse und dem letzten Aufzeigen von Richtungstendenzen durch Herrn Dr. Krüger und Frau Könen die Möglichkeit erhalten am 19.12.2006 bereits erste mündliche Ergebnisse der Projektgruppe zu präsentieren. Darüber hinaus gab Frau Könen die Idee, Fotos jedes Projektteilnehmers bzw. ein Foto der gesamten Projektgruppe der Projektarbeit (im geplanten
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Internetauftritt) voranzustellen. Die Studierenden entschieden sich in der Sitzung für ein gemeinsames Gruppenfoto aller Teilnehmer bzw. der Studierenden und den jeweiligen Mitgliedern des Lenkungsteams. Mithin entschieden sich die Studierenden in ihrer Sitzung, dass zum jetzigen Zeitpunkt (Fortschritte in den einzelnen Arbeiten) ein Treffen mit dem Bundesverband mittelständischer Wirtschaft keine Fortschritte und neue Erkenntnisse liefern würde – für das Resümee wäre eine neue Sichtweise sicherlich hilfreich, aber das Resümee wird auch als Vernetzung, Verzahnung und Schlussfolgerung aus den einzelnen Projektteilen gebildet und würde durch neue Informationen nicht mehr in den Kontext der Projektarbeit passen. Deshalb bittet die Projektgruppe Frau Könen zu diesem Zeitpunkt keinen Termin mit dem Bundesverband mittelständischer Wirtschaft mehr festzusetzen. Allerdings begrüßt die Projektgruppe die Anwesenheit des Verbandes in den Präsentationsrunden. Die Studierenden legten gleichwohl fest, dass nach der letzten Abgabe (14.12.2006) und Besprechung der Ergebnisse (19.12.2006) die einzelnen Projektteile im Zeitraum 20.12.2006 bis 23.12.2006 an den Studierenden geschickt werden, der die Arbeit dann im Inhalt und Form zusammenfügt. Der Studierende für die Bearbeitung der Gesamtarbeit ist Alexander Götz. So dann legten sich die Studierenden fest, dass bei der Präsentation der einzelnen Vorträge der Studierenden einheitliche formelle Standards (für die PC-Präsentation) genutzt werden sollen. Eine entsprechende Vorlage für das Programm PowerPoint von Microsoft wird in den nächsten Tagen erstellt. Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt. Die Sitzung der Studierenden endete um 11:00.
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren: Frau Schiffer führte in dieser Woche verschiedene Interviews im Rhein-ErftKreis Frau Schlidt war bei Frau Hürth von der Stadt Hürth Fehlende Mitglieder:
Eva Einsiedel, Christoph Wagner (erkrankt) Bedburg, der 07.12.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
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16.10Protokoll über die 10. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 10. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
14.12.2006 10:00 – 10:30
Uhrzeit: Kreishaus/KT 1.10 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die Fortschritte bei der Arbeit mit den jeweiligen Projektteilen sowie der Stand der Abgaben der Arbeiten an die Projektleitung und -betreuung. Hinzu kam die Bekanntgabe das der vorgesehene Fototermin am 19.12.2006 gegen 10:15 stattfinden wird. Es wird gebeten, dass alle Studierenden pünktlich erscheinen. Voraussichtliches Fehlen durch Krankheit sollte darüber hinaus bereits am Vortag bei Frau Könen gemeldet werden. Herr Götz legte den Studierenden zwei Layoutvorschläge für die Gestaltung der Projektarbeit und für die Gestaltung der Präsentationsfolien vor. Die Studierenden begrüßten den Vorschlag, so dass beide Layouts für Projektarbeit und –Präsentation verwendet werden können. Zuletzt einigte man sich beim Resümee darauf, dass jeder Studierende aus seinem Projektteil einen markanten Punkt / Teil herausnimmt, der dann abschließend für die Zukunftsfähigkeitsbeurteilung des Kreises über die gesamten Themen dient. Auch wurde vorgeschlagen neue und noch nicht bearbeitete Thesen und Vorschläge am Ende zu präsentieren. Jeder Studierende wird entsprechende Vorschläge zu seinem Teil an Herrn Götz
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weiterleiten, der dann das Resümee in Zusammenhang mit dem Zusammenfügen der Projektteile bearbeitet. Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt. Die Sitzung der Studierenden endete um 10:30. Fehlende Mitglieder:
Eva Einsiedel Bedburg, der 14.12.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
16.11Protokoll über die 11. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL über die 11. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
14.12.2006 10:00 – 13:30
Uhrzeit: Kreishaus/KT 1.7 Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung: Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die Fortschritte bei der Arbeit mit den jeweiligen Projektteilen. Herr Dr. Kürger und Frau Könen zeigten den Studierenden nach der Abgabe der vorläufigen Endfassungen am 14.12.2006 letzte Richtungstendenzen auf und gaben weitere hilfreiche Tipps für den Abschluss der Projektarbeit. Hinzu kam der Termin für das Foto zum Internetauftritt und zum Einpflegen in die Projektarbeit der Studierendengruppe mit dem Lenkungsteam (ohne Herrn Keppeler und Herrn Lierz). Die Studierenden einigten sich mit Herrn Dr. Krüger und Frau Könen auf eine
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Einladungsliste für die Präsentationsveranstaltungen am 24.01.2007 und 31.01.2007. Weitere Ergänzungen zu der bisherigen Einladungsliste für den 31.01.2007 werden bei Herrn Götz gesammelt und Frau Könen dann weitergeleitet. Die Studierenden werden gebeten entsprechende Vorschläge zeitnah mitzuteilen. Sodann einigten sich die Studierenden auf eine Probe-Probe-Präsentation um innerhalb der Projektgruppe die Vorträge zu evaluieren. Die Probe-ProbePräsentation wird am 16.01.2007 um 16 Uhr im Raum KT 1.32 beginnen. Weiterhin legte die Projektgruppe den 03.01.2007 als Drucktermin fest. Herr Götz wird am besagten Tag zwischen 8 und 9 Uhr die Projektarbeit auf einer CD in die Druckerei des Kreishauses bringen. Es wird zwei Druckexemplare geben – ein Exemplar verbleibt bei Frau Könen. Das zweite Exemplar wird laut der Anlage 6 der Studienordnung der FHöV NRW (Richtlinien zur Durchführung von Projekten à http://www.fhoev.nrw.de/291.0.html bzw. http://www.fhoev.nrw.de/288.0.html) am 05.01.2007 fristgerecht bei der FHöV NRW Abt. Köln abgeben. Ferner konnten die Studierenden erste Ergebnisse in freier Rede vorstellen. Herr Dr. Krüger und Frau Könen stellten einige Fragen und es entstand eine angeregte Diskussion über einige Punkte. Herr Götz bat die Studierendengruppe ab jetzt und bis spätestens 22.12.2006 die Endfassungen der Projektteile an seine Mailadresse (
[email protected]) zu senden, damit die Projektarbeit noch zeitnah von ihm zusammengefügt werden kann. Zuletzt wurden entstandene Probleme und letzte Sachfragen geklärt. Die Sitzung der Studierenden endete um 13:30. Fehlende Mitglieder: Bedburg, der 19.12.2006
gez. Alexander Götz Projektsprecher
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