pro poLIZEI - Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport

March 5, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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pro p oLIZEI INFORMATIONEN

Heft November / Dezember – 2009

FÜR

NIEDERSACHSENS POLIZEI

www.polizei.niedersachsen.de

Polizei Extrablatt von 1985

Lüneburg

Erster polizeieigener Kinderhort Polizeiarbeit

Zwischen Lackschaden und schwerer Straftat PSV Hannover

Sport unter einem guten Stern

Inhalt | Impressum

✘ Titel Lüneburg: Erster polizeieigener Kinderhort 

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✘ Aktuell Landesarbeitsgruppe: Dienstpostenkonzept A 11/ A 12 

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Audit „berufundfamlie“: Maßgeschneiderter Modulaufstieg 

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Ausstellung: Von der Assistentin zur Führungskraft

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Polizeiakademie: 214 Absolventen diplomiert 

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Berufsanfänger: Über 700 Anwärter am Start

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Was macht eigentlich ... der Kollege Mirko Biernath? 

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Kommentar: Nicht allein gelassen 

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Seite 4

✘ Niedersachsen Meldungen 

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Meppen: Jugendschutzprojekt vereinbart 

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3. BPH: Partnerschaft mit Altenheim 

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Polizeiarbeit: Zwischen Lackschaden und Straftaten 

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Tüftler am Tatort 

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Meldungen 

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Seite 9

✘ Rubriken Gelesen 

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Briefe 

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Zu guter Letzt ... 

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Seite 20

✘ Sport Sportlerportrait: Christoph Garbrands 

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PSV Hannover: Sport unter einem guten Stern 

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Citylauf Leer: Laufen für einen guten Zweck 

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Titelbild: polizeieigener Kinderhort in Lüneburg, Foto: PD Lüneburg

Impressum proPolizei

Seite 22

XXIII. Jahrgang

Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration, Lavesallee 6, 30169 Hannover Verantwortlich: Klaus Engemann, Vertreter: Dirk Hallmann Redaktion: Frank Federau, Dirk Hallmann, Sabine Hampel, Sandra Matschi, Sven Thielert, Doris Wollschläger Anschrift der Redaktion: Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration, Redaktion proPOLIZEI, Postfach 221, 30002 Hannover Tel. 05 11/1 20- 60 44 oder - 62 59, Fax 05 11/ 120- 65 55, E-Mail: [email protected] Konzept, Layout und Satz (DTP): @ktuell Redaktionsbüro Draxler, Im Lohe 13, 29331 Lachendorf Tel. 0 51 45/98 70- 0, Fax 0 51 45/98 70- 70, E-Mail: [email protected] Druck: CW Niemeyer Druck GmbH, Böcklerstr. 13, 31789 Hameln Alle in proPOLIZEI veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften (gegebenenfalls in gekürzter Form) zu veröffentlichen.

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proPolizei

Heft 6/2009

Editorial

Polizeiakademie Niedersachsen auf Erfolgskurs S

eit Gründung der Polizeiakademie Niedersachsen am 1. Oktober 2007 sind nunmehr bereits zwei Jahre vergangen, in denen wir erste Erfahrungen mit unserem akkreditierten Bachelorstudiengang sammeln konnten. In diesem Studiengang bieten wir eine wissenschaftsbezogene und zugleich stark praxisorientierte Qualifizierung, das heißt, wir vermitteln wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden sowie berufspraktische Fertigkeiten und Kenntnisse, die zur polizeilichen Aufgabenerfüllung erforderlich sind. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist dabei von besonderer Bedeutung. Die bisherigen Evaluationsergebnisse und insbesondere auch die sehr positiven Rückmeldungen aus den Polizeibehörden bestätigen eindrucksvoll das Konzept und die Qualität unserer Ausbildung. Durch regelmäßige Evaluationen werden wir auch zukünftig zum einen die Qualität sichern und verbessern und zum anderen prüfen, ob wir bedarfsgerecht ausbilden. In der Fort- und Weiterbildung werden wir uns nach wie vor an den Bedarfen der Polizeibehörden ausrichten und zu einer professionellen Aufgabenerledigung beitragen. Allerdings wird die eigeninitiative Fort- und Weiterbildung in der Form des lebenslangen Lernens zunehmend an Bedeutung gewinnen müssen. Wichtig für uns war und ist, dass wir uns sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene etablieren und mit anderen Aus- und Fortbildungsträgern kooperieren. Hier sind wir mit mehreren bereits geschlossenen nationalen und internationalen Kooperationsverträgen und noch laufenden Kooperationsgesprächen auf einem sehr erfolgreichen Kurs. Bei der internationalen Positionierung der Polizeiakademie und der Intensivierung der polizeilichen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wird die Mobilität sowohl der Studierenden als auch des Lehrpersonals zunehmend an Bedeutung gewinnen. Insofern freuen wir uns, dass der Polizeiakademie im Mai 2009 die Erasmus University Charter (EUC) der Europäischen Kommission zuerkannt wurde, so dass wir seit dem berechtigt sind, am Erasmusprogramm teilzunehmen und den Anfragen zufolge auch ein attraktiver Partner sind. Auch die Gewinnung unseres polizeilichen Nachwuchses stellt uns in Anbetracht des demografischen Wandels vor neue Herausforderungen. Da die Jugendlichen ihre Informationen zu rund 78% aus dem Internet beziehen, werden wir unter anderem unseren Internetauftritt neu und attraktiver gestalten sowie die Online-Bewerbung einführen. Die Polizeiakademie Niedersachsen wird in ihren Aufgabenfeldern auch in Zukunft zu einer professionellen Aufgabenerledigung beitragen und wichtige Impulse für die polizeiliche Basisarbeit geben. Dabei sind wir weiterhin auf die enge Kooperation mit den Polizeibehörden angewiesen. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern von proPOLIZEI sowie auch deren Angehörigen ein besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Start in das neue Jahr sowie alles Gute für 2010. Herzlichst Ihr

Foto: Polizeiakademie Niedersachsen

Johannes-Jürgen Kaul Direktor der Polizeiakademie Niedersachsen

Heft 6/2009 proPolizei

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Titel

Beruf und Familie

Erster polizeieigener Kinderhort in Lüneburg eingeweiht „Ein Projekt, das Schule machen wird!“, da ist sich Innenminister Uwe Schünemann sicher. Gemeint ist der erste Kinderhort, der nun im Behördenzentrum Auf der Hude in Lüneburg seine Pforten öffnete und in dem der Nachwuchs von Polizeimüttern und -vätern ganztägig betreut werden kann. Uwe Schünemann kam persönlich in die Hansestadt, um die bei der Polizei in Niedersachsen bislang einmalige Einrichtung einzuweihen. „Das ist die Zukunft, wenn wir eine bestmögliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreichen wollen!“ Seit April 2008 ist die Polizei Niedersachsen Inhaberin des Zertifikats „audit berufundfamilie“. „Die Kinderbetreuung ist einer von mehreren Aspekten, für den das audit steht. Ich freue mich sehr, dass Lüneburg eine Vorreiterrolle übernommen hat. Ich glaube, dass andere Landesbehörden sich am Beispiel Lüneburgs orientieren werden“, warb Schünemann für die neue Einrichtung. Bis zu zehn Kinder im Alter von bis zu drei Jahren können in Lüneburg gleichzeitig von drei Tagesmüttern betreut werden. „Die Nachfrage ist groß. Ich glaube, wir müssen uns um unsere Auslastung keine Sorgen machen,“ sagt Axinja Schubert, eine dieser drei Tagesmütter. 4

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Heft 6/2009

Gute Idee: Den Kleinen bereitet das Angebot im polizeieigenen Kinderhort sichtliches Vergnügen

Das besondere an der Einrichtung: Der Polizeiberuf fordert ein hohes Maß an Flexibilität in den Betreuungszeiten. Kein Problem für Schubert und ihre beiden Kolleginnen: „Darauf sind wir eingestellt! Wenn der Bedarf da ist, können wir die Kinderbetreuung auch nachts oder am Wochenende gewährleisten!“ Polizeipräsident Friedrich Niehörster spricht von einer Win-win-Situation für alle: „Wir ermöglichen insbesondere unseren weiblichen Beschäftigten, früher aus der Elternzeit in das Berufsleben zurückzukehren. Es geht schon lange nicht mehr darum, sich zwischen Job und Familie zu entscheiden. Es geht darum, sich in beiden Lebensbereichen gleichermaßen verwirklichen zu können. Viele Kolleginnen wünschen sich das! Unsere Kinderbetreuung macht es möglich!“ Natürlich profitiert auch der Dienstherr davon, wenn sich die Elternzeit verkürzt oder eine Teilzeitkraft wieder Vollzeit arbeiten kann. Bereits heute ist der Frauenanteil in der niedersächsischen Polizei hoch und er wird noch weiter ansteigen. Bis zu 50 Prozent der Neueinstellungen sind mittlerweile Frauen. Gleichzeitig wird es in den kommenden Jahren immer schwieriger werden, aufgrund des demografischen Wandels genügend qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen. „Die Kinderbetreuung ist eine MögFoto: Gerke-Stüven

Titel

lichkeit, den Polizeiberuf noch attraktiver zu gestalten! Ich glaube, dass das für viele Bewerberinnen und Bewerber bei der Berufswahl zunehmend ein Kriterium sein wird!“, unterstrich Minister Schünemann abschließend. Die Kosten für die Einrichtung der Großtagespflegestelle belaufen sich auf rund 75.000 Euro. Fördermittel in Höhe Fotos: Gerke-Stüven

von 58.500 Euro stellte das Landesamt für Soziales, Jugend und Familie über die Hansestadt Lüneburg, als örtlichem Träger der Kinder- und Jugendhilfe, zur Verfügung. Der Restbetrag konnte aus dem Bereichsbudget der PD Lüneburg finanziert werden. Gerke Stüven | dh Heft 6/2009 proPolizei

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Aktuell

Positionspapier

Landesarbeitsgruppe Dienst­ postenkonzept A 11/A 12 BBesO Die Landesarbeitsgruppe „Dienstpostenkonzept A 11 / A12“ nahm am 14. August 2009 ihre Tätigkeit auf. In seinem nachfolgenden Beitrag stellt der Leiter die Arbeitsgruppe, ihren Auftrag sowie die Zielsetzung und Vorgehensweise vor. Mit Erlass vom 24. Juni 2009 richtete der Präsident des LPPBK eine landesweite Arbeitsgruppe mit dem Auftrag ein, Vorschläge für die Struktur einer Dienstpostenbewertung nach A 11 Beamtenbesoldungsordnung (BBesO) unter Berücksichtigung der Dienstposten A 12 BBesO zu erarbeiten. Wir haben bisher im Polizeivollzugsdienst eine feste Bewertung erst ab A 12 BBesO. Unterhalb von A 12 erfolgt die Bewertung des Dienstpostens mit Zuordnung der jeweiligen Stelle. Die Stelle kommt also zur Frau oder zum Mann, sobald eine Beförderungsmöglichkeit besteht. Die rechtlichen Vorgaben schreiben indes die Bewertung jedes Dienstpostens vor. Allein die Rechtssituation ist es jedoch nicht. Ab der Dienstpostenbewertung A 12 BBesO ist es innerhalb unserer Organisation akzeptiert, dass diese Dienstposten aufgrund bestimmter Kriterien als höherwertig eingestuft werden. Das statusrechtliche Amt A 11 ist aber ebenfalls als ein höherwertiges Amt zu bewerten. Die derzeitige Dienstpostenstruktur in der Polizei berücksichtigt dies jedoch nicht, da im Bereich von A 9 bis A 11 keine Unterscheidungskriterien angewandt werden. Diese Kriterien gilt es nun herauszuarbeiten und die vorhandenen Dienstposten entsprechend zu überprüfen. 6

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Heft 6/2009

Hier Klarheit und Transparenz zu schaffen ist Inhalt des Auftrags der Arbeitsgruppe. Die Landesarbeitsgruppe setzt sich aus Angehörigen unterschiedlicher Funktionen aller Flächenbehörden, des LKA, der Zentralen Polizeidirektion, der Polizeiakademie und des LPPBK zusammen. Der Vorsitzende des Polizeihauptpersonalrats (PHPR), die Frauenbeauftragte und der Vertreter der schwerbehinderten Menschen gehören ebenfalls dazu. Vertreten sind sowohl der „gehobene“ als auch der „höhere“ Dienst. Leitlinien der Landesarbeitsgruppe. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe, sind davon überzeugt, dass Polizeiarbeit in ihrer gesamten Breite eine hochwertige Tätigkeit ist. Nicht ohne Grund ist in Niedersachsen die „zweigeteilte Laufbahn“ umgesetzt worden. Es gilt nun aber herauszuarbeiten, welche Dienstposten sich im Quervergleich gegenüber dem Einstiegs- beziehungsweise ersten Beförderungsamt (also gegenüber A 9 und A 10 BBesO) herausheben. Die Arbeitsgruppe wird jede Funktion in der Polizei Niedersachsens auf der Grundlage eines einheitlichen Maßstabes analysieren und sich so einen Überblick über die Organisationsstruktur verschaffen. Unterschiedlichste Aspekte können dabei für die Vornahme einer Bewertung nach A 11 von Bedeutung sein, zum Beispiel  die Übernahme einer besonderen Verantwortung für Personal oder taktische Entscheidungen,  besondere Spezialisierungen oder analytische Tätigkeiten,  konzeptionelle oder planerische Tätigkeiten. Es ist erklärtes politisches Ziel von Innenminister Uwe Schünemann, soweit

finanzieller Handlungsspielraum besteht, durch Stellenhebungen die derzeitigen Überhänge zwischen den Dienstpostenbewertungen im Bereich A 12 und A 13 BBesO und den vorhandenen Stellen möglichst in dieser Legislaturperiode abzubauen. Davon profitieren auch die Kolleginnen und Kollegen in A 9 bis A 11 BBesO. Um nicht eine neue Kluft zwischen Dienstpostenbewertung und vorhandenen Stellen im Bereich A 11 BBesO zu schaffen, sieht der Einrichtungserlass die Begrenzung der durchzuführenden Dienstpostenbewertung in Höhe der vorhandenen A 11-er Stellen vor. Gleichwohl will die Arbeitsgruppe ihr Konzept so flexibel gestalten, dass man bei zukünftigen Hebungsprogrammen nicht erneut in eine grundlegende Neubewertung der herausgehobenen Dienstposten einsteigen muss. Ziele der Landesarbeitsgruppe. Die Gruppe will mit ihrer Arbeit möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitnehmen. Sie würde sich daher über einen offenen Austausch und große Beteiligung an der Weiterentwicklung der Polizei freuen. In diesem Sinne wurden auch auch alle drei Berufsvertretungen der Polizei angeschrieben und zu einem offenen Dialog eingeladen. Die Arbeitsgruppe wünscht sich in Zukunft bezüglich der Beförderungsmöglichkeiten nach A 11 mehr Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Transparenz in der Polizei. Jede Kollegin und jeder Kollege müsse wissen, ob und wo die Möglichkeit bestehe, Hauptkommissar/-in zu werden. Grundlage dafür werden die Vorschläge für ein landeseinheitlich abgestimmtes Rahmenkonzept sein, in dem neben festen Bewertungen auch ausreichend Raum für

Aktuell

behördenspezifische Schwerpunkte vorhanden sein soll. Wichtig ist es der Landesarbeitsgruppe zu betonen, dass weder ihr Arbeitsauftrag noch Bittet die Polizeibeamdas von ihr zu ten, die Tätigkeit der entwickelnde Landesarbeitsgruppe Konzept zu einer konstruktiv zu begleiStelleneinspaten: Dieter Buskohl rung oder entsprechenden Dienstpostenbewertungen führen wird. In Verbindung mit der durch Minister Schünemann erklärten Absicht, die Lücke zwischen Dienstpostenbewertung nach A 12/A 13 BBesO und den derzeit vorhandenen Stellen zu schließen, wird es im Gegenteil zu einer früheren Stellenzuweisung im Bereich A 11 BBesO kommen. Seit 1994 verschmelzen ehemals getrennte Sparten der Polizei zu einer Einheit. Die Neuausrichtung eines Dienstpostengefüges wird nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe nicht dazu führen, dass dieser Erfolg gefährdet wird. Es wird herausgehobene Bewertungen für den Einsatzbereich und für den Ermittlungsbereich geben und es soll auch eine ausgewogene Verteilung auf die Flächenbehörden, die Spezialbehörden und die Polizeiakademie sichergestellt werden. Zukunftsprogramme, deren Ziel es ist, die Attraktivität der Polizei zu erhalten, werden durch die Bewertung von Dienstposten auch nicht konterkariert, sondern klarer und transparenter gemacht. Damit sich möglichst viele Polizeibedienstete an diesem herausfordernden Prozess beteiligen, stellt die Arbeitsgruppe ihre Erreichbarkeit auch per E-Mail sicher. Über diese Adresse kann sich jeder direkt und unmittelbar an die Landesarbeitsgruppe wenden. Die Anschrift: [email protected]. Niedersachsen.de Dieter Buskohl Fotos: PD Oldenburg (1); Polizeiakademie Niedersachsen (1)

Audit „berufundfamilie“

Maßgeschneiderter Modulaufstieg

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er 4. Durchgang des ersten Moduls zum Aufstieg in die Laufbahngruppe 2 wurde im Rahmen des Audit „berufundfamilie“ maßgeschneidert gestaltet und erfolgreich durchgeführt. Hierzu wurde für eine sehr kleine Gruppe von Polizeivollzugsbeamtinnen, bei denen die bisherige Durchführung des Modulaufstiegs zu erheblichen Problemen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, etwa aufgrund von Elternzeit, geführt hätte, eine den besonderen individuellen Belangen Rechnung tragende Lösung entwickelt. Angesichts ihrer familiären Situationen hatten die Teilnehmerinnen der Polizeidirektionen Oldenburg und Osnabrück im Rahmen einer Vorbesprechung mit den jeweiligen Polizeibehörden, der Polizeiakademie Niedersachsen und dem MI die Möglichkeit, bei der Gestaltung der Durchführungsmodalitäten ihre individuellen Belange einzubringen. Sowohl der Standort des Lehrgangs in Oldenburg, als auch die Unterrichtsge-

staltung, die in Teilzeit über einen Zeitraum von vier Monaten mit Unterbrechung durch die Sommerferien erfolgte, ermöglichte den Teilnehmerinnen eine erfolgreiche Verknüpfung von Familienleben und Modulaufstieg. Der tägliche Unterricht wurde in den Gebieten der Sozialwissenschaften, Grund- und Eingriffsrechte, Verkehrslehre, Kriminalistik, Einsatzlehre und Materielles Recht durch die Dozenten der Polizeiakademie innerhalb eines Zeitrahmens von 8:30 Uhr bis 11:30 Uhr gestaltet. Am 18. September erhielten die sechs erfolgreichen Teilnehmerinnen (siehe Bild) des Lehrgangs im Rahmen einer Abschlussfeier am Studienort Oldenburg der Polizeiakademie Niedersachsen ihre Teilnahmebescheinigung. Im Beisein des Polizeivizepräsidenten der PD Oldenburg, Dieter Buskohl, wurden die Beamtinnen im Anschluss zu Polizeikommissarinnen ernannt. Inet Habenicht | dh Heft 6/2009 proPolizei

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Aktuell

Ausstellung

Goslar

Imam besucht Polizei Im Rahmen des Konzepts „Vertrauensbildende Maßnahmen – gemeinsamer Dialog zwischen muslimischen Organisationen und der Polizei in Niedersachsen“ besuchten Vertreter der DITIB*-Gemeinde Goslar/Oker die Polizeiinspektion Goslar. Polizeichef Thomas Brych und der Leiter des Zentraler Kriminaldienstes, Michael Blase, konnten neben den Vorsitzenden, Bekir Altin und Tuncay Girgin, auch den neuen Imam der Gemeinde, Vahit Eker, begrüßen. Eker, der für vier Jahre aus der Türkei nach Deutschland abgeordnete wurde, kam

aus Ronnenberg und bleibt noch zwei Jahre in Goslar. Brych betonte, dass sich die Polizei in Goslar auch zukünftig am Dialog mit den örtlichen Muslimen aktiv beteiligen wird. Als Beispiel nannte er die Ausstellung „Muslime in Deutschland“, die im November im Landkreisgebäude in Goslar zu sehen war. Günter Koschig | thi

* Diyanet Isleri Türk Islam Birligi, (DITIB) zu deutsch: Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. ). Der Verein untersteht der Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei in Ankara und damit indirekt dem türkischen Ministerpräsidenten. Der Verein ist in Deutschland Dachverband für die Koordinierung der religiösen, sozialen und kulturellen Tätigkeiten der ihm angeschlossenen türkischislamischen Moscheegemeinden.

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proPolizei

Heft 6/2009

Von der Assistentin zur Führungskraft I

n der Polizeiakademie in Nienburg gab es eine Ausstellung über die Entwicklung des Polizeiberufs für Frauen. Das Einstiegsmotiv zeigte Henriette Arendt, die als erste Polizeiassistentin Deutschlands noch eine Schwesterntracht als Uniform trug. Sie wirkte kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende in Stuttgart und trieb mit ihrem selbstbewussten Auftreten den Bürgermeister der Stadt schier zur Verzweifelung. Er sah sich schließlich zu dem Ausspruch genötigt, dass es eine solche Beamtin wie die Arendt in den Annalen der Stadt noch nie gegeben hätte. Diese Anekdote griff der Direktor der Akademie, Johannes-Jürgen Kaul, in seiner Eröffnungsrede auf und betonte, dass mit dieser Ausstellung ganz speziell an die Polizistinnen erinnert werden soll, die als Vorkämpferinnen in ihrem Beruf einen nicht immer leichten Stand gehabt haben. Gleichzeitig soll den heutigen Absolventen eines Polizeistudiums bewusst gemacht werden, dass die Polizei gerade durch die Öffnung für Frauen, eine nachhaltige Veränderung erfahren habe. Der Präsident des Landespräsidiums für Polizei, Brand und Katastrophenschutz, Andreas Bruns, betonte in seiner Rede, dass dieser Veränderungsprozess noch lange nicht abgeschlossen und die Polizei daran interessiert sei, vermehrt Frauen zur

Übernahme von Führungsfunktionen zu bewegen. Begleitend dazu versuche man insgesamt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Nachdem Rita Bley-Sandmann, Oldenburg, einige Aspekte aus ihrer Untersuchung über die ersten Frauen in der Schutzpolizei vorgetragen hatte, nahm Dirk Götting von der Polizeigeschichtlichen Sammlung die Gäste der Eröffnungsveranstaltung mit auf eine Zeitreise durch die historische Entwicklung. Beim anschließenden Rundgang durch die Ausstellung konnten die Besucher dann – auf den Informationstafeln und anhand verschiedener Exponate – nicht nur die geschichtlichen Veränderungen nachverfolgen, sondern auch zwei einzigartige Filmdokumente der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts erleben. Ein Filmstreifen zeigt die weibliche Kriminalpolizei in Berlin und ein zweiter die ersten Schutzpolizistinnen in Dresden. Die als Wanderausstellung gestaltete Präsentation kann von interessierten Polizeidienststellen und anderen Institutionen angefordert werden. Entsprechende Anfragen sind an den Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Polizeiakademie zu richten (Tel.: 0 50 21/97 78-566 oder polizeiintern: 07212-566). Dirk Götting | ham Foto: PI Goslar

Aktuell

Polizeiakademie

214 Absolventen erhielten Diplom

I

n einer zentralen Feierstunde erhielten in Hann. Münden 214 Absolventen des Jahrgangs 52 / II / 06 der Polizeiakademie ihre Diplomurkunden. Sie hatten ihr Studium an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, Fakultät Polizei, begonnen und erfolgreich an den Studienorten Oldenburg beziehungsweise Hann. Münden abgeschlossen. „Wir haben Sie für den Beruf fit gemacht. Nun gilt es, das Erlernte professionell mit fachlicher und persönlicher Kompetenz anzuwenden und die anspruchsvollen Aufgaben zu erfüllen“, betonte Johannes-Jürgen Kaul, Direktor der Akademie. Das Gelernte sei aber nicht mit den Prüfungen zu Ende. Fortbildung sei ein Dauerauftrag und jeder habe die Eigenverantwortung, sich weiterzubilden. In seiner Festrede ging Landespolizeidirektor Uwe Lührig insbesondere auf die Kernfelder Kriminalitätsbekämpfung und Verkehrssicherheitsarbeit der niedersächsischen Polizei sowie die Bedrohungslage durch den islamistischen Foto: Polizeiakademie Niedersachsen

Terrorismus ein. Aber auch die zunehmende Gewalt gegen Polizisten thematisierte er. Es gebe derzeit eine kriminologische Untersuchung, um die Quantität und Qualität dieser neuen Gewaltformen zu erforschen. Lührig stellte klar, dass die niedersächsische Landesregierung mit einem Gesundheitsmanagement bestrebt sei, gesundheitsbelastende Aspekte abzubauen. Den Absolventen gab Lührig mit auf den Weg, in die eigene Kraft zu vertrauen, den Mut zur Entscheidung und Interesse an der eigenen Weiterbildung zu haben. „Seien Sie herzlich willkommen in der niedersächsischen Polizei“, so Lührig. Im Namen der frischgebackenen Diplom-Verwaltungswirte sprachen Kira Sell und Christian Thorey einige Gedanken und Erfahrungen über das zurückliegende Studium aus. Während dieser drei Jahre habe es Licht- und Schattenseiten gegeben. Doch alle hätten das Ziel, ihre Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen und die privaten Interessen für den Beruf zurück zu stellen.

Kaul zeichnete anschließend die drei besten Absolventen mit einem Buchpreis aus. Jahrgangsbeste waren Sabrina Wickert und Chris Berner (beide Hann. Münden) sowie Vera Bornhorst (Oldenburg). Die Veranstaltung wurde durch das Polizeimusikkorps Niedersachsen unter der Leitung von Thomas Boger musikalisch begleitet. Die Absolventen hatten ihr DiplomStudium an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, Fakultät Polizei, begonnen. Seit dem 1. Oktober 2007 hat die damals neu gegründete Polizeiakademie Niedersachsen die Aufgaben der Aus- und Fortbildung übernommen. Mit der Gründung der Polizeiakademie erfolgt die schrittweise Umstellung des DiplomStudiengangs auf den europäisch ausgerichteten Bachelor-Studiengang. Der verabschiedete Studiengang war der vorletzte Diplom-Jahrgang an der Polizeiakademie.“ Andreas Ruhe | fed Heft 6/2009 proPolizei

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Aktuell

„Nepper, Schlepper, Bauernfänger“: LKA und Seniorenbeirat „on air“ Egal ob „Enkeltrick“, falsche Strom­ableser, Gewinnschreiben oder bei den allseits bekannten „Kaffeefahrten“ – immer wieder fallen ahnungslose Menschen auf Betrüger herein, die es auf das Geld ihrer Opfer abgesehen haben. Auch mit scheinbar alten Methoden sind die Täter erfolgreich und bringen insbesondere ältere Mitbürger um ihre Ersparnisse. Um dem vorzubeugen, fand zum wiederholten Mal eine Beratungs- und Serviceaktion in Zusammenarbeit mit

dem Norddeutschen Rundfunk statt. Im Rahmen der Ratgeberreihe von NDR1 Niedersachsen wurde ein 55-minütiger Beitrag ausgestrahlt. Dabei erläuterten Experten von Seniorenbeirat und Landeskriminalamt Niedersachsen die Vorgehensweise der Täter und gaben Tipps und Hinweise zur Vorbeugung. Live-Interviews am Morgen und das „Servicetelefon“ vormittags sowie am Abend ergänzten diese Aktion. Die redaktionelle Verantwortung dieser Sendung hatte Ralf Walter. Fachkundig moderiert wurde sie von Regine Stünkel. fed 10

proPolizei

Heft 6/2009

Polizeiakademie

3. Ausbildungsjahrgang nahm Studium auf

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er erste Oktober ist traditionell auch der erste Tag im Berufsleben eines Polizeibeamten. Mit diesem Tag begann auch der dritte Ausbildungsjahrgang an der Polizeiakademie Niedersachsen sein Studium. Insgesamt begannen 704 Polizeikommissaranwärterinnen und -anwärter ihren Dienst an den drei Akademiestandorten in Nienburg, Oldenburg und Hann. Münden. Sie haben sich in einem aufwändigen Auswahlverfahren unter mehr als 5.700 Bewerbern durchgesetzt. Damit lag die Anzahl der Bewerber mehr als 40 Prozent über der des Vorjahres. In Nienburg begrüßte Abteilungsleiter Matthias Johst 151 Dienstanfänger (Bild). Er beglückwünschte sie zu ihrer Berufswahl. Die bezahlte Ausbildung bei der Polizei bedeute schließlich auch ei-

nen sicheren Arbeitsplatz und eine garantierte Übernahme nach erfolgreichem Bestehen. Dies sei im heutigen Berufsleben nicht mehr selbstverständlich. Johst gab den Anwärterinnen und Anwärtern aber auch mit auf den Weg, dass sie dafür von Anfang an kontinuierlich lernen müssten. „Wenn Sie das beherzigen, dann bin ich mir sicher, dass Sie in drei Jahren das Studium auch erfolgreich beenden werden,“ so Johst. Gemeinsam mit den Berufsanfängern in Nienburg begannen in Oldenburg 258 und in Hann. Münden 295 ihre Ausbildung. Mit Gründung der Polizeiakademie Niedersachsen vor zwei Jahren erfolgte die schrittweise Umstellung vom Diplomauf den Bachelor-Studiengang. Andreas Ruhe | fed Foto: Polizeiakademie Niedersachsen

Aktuell

Was macht eigentlich…

der Kollege Mirko Biernath? Vor drei Monaten wurde der 30-jährige Polizeibeamte Mirko Biernath bei einem Messerangriff in Verden schwer verletzt – wie geht es ihm heute? „Verden, 21. Juli 2009, 03:17 Uhr – Ein 30-jähriger Streifendienstbeamter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz wurde in der Nacht zu Dienstag bei einem Einsatz in der Lindhooper Straße schwer verletzt. Ein 19-Jähriger verletzte ihn mit einem Messer am Hals, als der Polizist und sein Kollege einem 25-Jährigen zu Hilfe kommen wollten, der gegen 0.30 Uhr aus einer Sportbar nach Polizei und Krankenwagen verlangt hatte. Offenbar handelt es sich bei dem Hilfesuchenden um den Bruder des 19-Jährigen. Der 25-Jährige ist ebenfalls schwer verletzt. Er hat mehrere Schnittverletzungen, die nach ersten Erkenntnissen aus einer vorangegangenen Auseinandersetzung mit seinem jüngeren Bruder in einer Wohnung in der Verdener Innenstadt stammen dürften. Die genauen Umstände der Tat sind noch unklar. Der vermeintliche Täter hat dazu noch keine Angaben gemacht. Sein älterer Bruder konnte auf Grund seines Verletzungsgrades noch nicht von der Polizei vernommen werden. Der 30-jährige Polizeibeamte wurde noch in der Nacht operiert. Er scheint inzwischen außer Lebensgefahr zu sein. Der 19-jährige Täter wurde vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.“ Das ist die erste Pressemeldung, die noch in der Nacht des Messerangriffs verfasst und an die Medien verbreitet wurde. Über der Nacht lag eine Stimmung aus Entsetzen, Schrecken und ohnmächtigem Warten auf Neuigkeiten aus dem Operationssaal. Immer wieder Foto: PI Verden

drängte sich die Frage auf: „Wird der Kollege die Operation überstehen? Bleiben schwerwiegende Folgeschäden zurück?“. Bangen, Hoffen und Mitgefühl machten sich breit unter den Kollegen und Kolleginnen der Inspektion. Die zweite Pressemeldung am 21. Juli 2009 um 17:11 Uhr lautete: „Akute Lebensgefahr besteht zwar nicht mehr. Gleich wohl befindet er sich nach wie vor auf der Intensivstation eines Bremer Krankenhauses.“ Die Sachbearbeiterin Personal der PI Verden, PAfr Monika Kleuker, führte mit Mirko Biernath ein Gespräch (Foto oben) über die Zeit, die zwischen diesem

Messerangriff und seiner Rückkehr in den Dienst lag. ??? Mirko, allein wenn man die ersten beiden Pressemeldungen liest wird deutlich, wie sehr dein Leben auf Messers Schneide stand. Wie geht es dir heute nach drei Monaten gesundheitlich? Biernath: Danke, mir geht es wieder sehr gut. Körperlich habe ich keine bleibenden Schäden behalten, außer einer unschönen Narbe. Auch seelisch habe ich das Geschehen ganz gut verarbeitet. Ich versehe mittlerweile wieder normal Dienst. Darauf habe ich mich während meiner Krankheitsphase gefreut. ??? Die ersten Tage nach dem Ge-  Heft 6/2009 proPolizei

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Aktuell

schehen waren alle Kolleginnen und Kollegen in Gedanken bei dir, haben mitgefiebert und gehofft, dass es dir bald besser geht. Hast du davon überhaupt etwas mitbekommen? Biernath: Die ersten zwei Tage nicht, weil ich im künstlichen Koma lag. In der ersten Woche auf der Intensivstation schon, sowie auch in den zwei Wochen auf der normalen Station. Dort habe ich auch Besuch empfangen von meiner Freundin, meinem Vater, den Kollegen aus meiner Schicht und von vielen anderen Kollegen der Inspektion. Das Ganze war für mich etwas schwierig, da ich die erste Woche nicht sprechen konnte, so dass ich über einen Schreibblock kommunizieren musste. Die Kollegen haben mir zahlreiche Genesungswünsche von Bürgern und anderen Kollegen mit ins Krankenhaus gebracht. Das fand ich sehr toll. Es hat mir weitergeholfen, zu sehen, dass an einen gedacht wird. Selbst der Polizeipräsident, Herr Thurau, war wohl gleich am Morgen nach meiner OP im Krankenhaus. Erinnerungen habe ich daran natürlich nicht mehr. Aber wir konnten uns mittlerweile ein paar Mal unterhalten und haben miteinander telefoniert. ??? Am nächsten Tag hat unser Inspektionsleiter Uwe Jordan hier alle Führungskräfte zusammengerufen und über die aktuelle Lage informiert. Hast du davon etwas gehört? Biernath: Wie die Besprechung abgelaufen ist, weiß ich nicht. Aber Herr Jordan hat mich nach ein paar Tagen mit meinem Vater im Krankenhaus besucht. Dort hat er mir von den Ereignissen der Nacht berichtet und mir auch die Hintergründe erläutert, wie es dazu gekommen war. Dies wusste ich bis zu dem Zeitpunkt so gut wie noch gar nicht. Er sagte mir dann auch, dass die Verdener Führungskräfte in der Nacht noch angerufen wurden und sofort die Dienststelle aufgesucht haben. ??? Gut drei Wochen nach dem Messerangriff konntest du das Krankenhaus verlassen. Es hieß damals, du seiest zwar noch nicht vollständig wieder hergestellt, 12

proPolizei

Heft 6/2009

dennoch sei eine stationäre Behandlung im Moment nicht mehr erforderlich. Was hast du als erstes getan, als du zu Hause warst? Biernath: Wir hatten schönes Wetter, 30 Grad und Sonnenschein. Ich bin in den Garten gegangen und habe ihn mir wieder angeschaut. Im Krankenhaus konnte ich die letzten Tage auch in den Park gehen, aber wenn man zu Hause einen eigenen Garten hat, ist das etwas ganz anderes. ??? Auf der Dienststelle ist auch unheimlich viel Post eingegangen. Kollegen, Mitbürger und sogar die TürkischIslamische Gemeinde zu Verden hat dir geschrieben. Biernath: Das war unwahrscheinlich viel Post, ganz viele Genesungswünsche und Bekundungen der Anteilsnahme. Das hat mir in den ersten Tagen richtig viel Motivation gegeben, um weiter zu machen. Ich habe sehr viele E-Mails

bekommen, sowohl von den eigenen Kollegen, als auch aus dem gesamten Bundesgebiet. Es trafen Briefe von den Kollegen aus meiner ehemaligen Studienzeit und aus meiner Zeit bei der Bereitschaftspolizei ein. Ansonsten kamen auch viele Briefe von Verdener Bürgern und teilweise von Politikern des Landtages. Die weiteste E-Mail wurde aus Afghanistan losgeschickt. ??? Du bist dann in eine Reha-Maßnahme gegangen. Wie ich hörte, hast du dort alles wahrgenommen, weil du schnell wieder arbeiten wolltest. Biernath: Das ist richtig. Es ging darum, meine körperliche Fitness wieder herzustellen und von daher habe ich auch alles wahrgenommen, was mir angeboten wurde. Ich konnte dort sehr viel Sport machen und mir den Ostseewind um den Kopf wehen lassen. ??? Am Ende deiner Kur hast du ja

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Nicht allein gelassen Die Angriffe gegen die Polizei nehmen zu. Das gilt nicht nur für bestimmte Demonstrationen und Großereignisse. Auch sehen sich Polizeibeamtinnen und -beamte heute weit häufiger als früher bei normalen Festnahmeaktionen und alltäglichen Maßnahmen sehr massiven und oft auch tätlichen Anfeindungen ihres Gegenübers ausgesetzt. Mirko Biernath ist ein Opfer dieser Gewalt. Die Messerattacke gegen ihn war besonders schwerwiegend und hätte auch mit seinem Tod enden können. Glücklicherweise überlebte der Polizeibeamte aus Verden und wird auch keine Folgeschäden ertragen müssen. Offensichtlich haben auch die Hilfsangebote der Polizei ihre Wirkung entfalten können. Die Regionale Beratungsstelle mit ihren Mitarbeiterin-

nen und Mitarbeitern und die aufmerksame Fürsorge der Vorgesetzten haben neben vielen anderen mit dazu beigetragen, dass Mirko Biernath dieses schlimme Ereignis bewältigen kann. Das ist eine gute Nachricht. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann hat eine Studie in Auftrag gegeben, die vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführt und mittlerweile von allen anderen Bundesländern und der Bundespolizei unterstützt wird. Eine Studie, die Hintergründe und Ursachen dieses Gewaltphänomens gegen die Polizei erforschen soll. Dazu werden bundesweit über 200.000 Polizeibeamtinnen und -beamte befragt. Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. Auch das ist eine gute Nachricht. Dirk Hallmann

Aktuell

noch eine besondere Überraschung erlebt? Biernath: Das stimmt. Ich saß gerade am Abendbrottisch, als plötzlich meine gesamte Schicht vor mir stand. Sie hatten sich kurzfristig dazu entschlossen, mir einen Überraschungsbesuch abzustatten. Ich habe mich sehr gefreut und wir haben den ganzen Abend zusammen verbracht. Der Besuch war gut vorbereitet, die Schicht hatte sich teilweise im Hotel und auf dem Campingplatz eingemietet. ??? Würdest du sagen, dass das Ereignis eure Zusammengehörigkeit gestärkt hat? Biernath: Ich denke schon. Das Schichtgefühl war vorher schon sehr gut. Aber man hat in dieser Krisensituation wieder gemerkt, dass man sich aufeinander verlassen kann und wir mehr als nur Arbeitskollegen sind. ??? Hast du von Seiten der Dienststelle eigentlich Betreuungsangebote bekommen? Biernath: Ja, sehr viele. In den ersten Tagen hat sich jemand um die ganzen Formalien gekümmert und auch später hat die Leitung immer wieder nachgefragt, wie es mir geht. Als ich schon entlassen war, habe ich auch viele Betreuungsangebote von der Dienststelle, den Gewerkschaften und dem Polizeiverein bekommen. Ich wurde nicht allein gelassen und ich habe viel Unterstützung erfahren. ??? Deine Kollegen wurden, soweit bekannt, noch in der Tatnacht von der Regionalen Beratungsstelle betreut. Hast du von ihnen etwas gehört, ob es ihnen gut getan hat? Biernath: Es haben alle Kollegen die Nacht länger gemacht, weil einfach auch viel zu diesem Ereignis zu schreiben war. Logischerweises standen sie am Morgen noch unter dem Eindruck des Geschehens und ich denke, dass es ihnen gut getan hat, mit einem Unbeteiligten, der nicht zur Dienststelle gehört, über das Ereignis sprechen zu können.

??? Hast du auch schon mal darüber nachgedacht: „Was wäre wenn…?“ Biernath: …wenn das alles kein gutes Ende genommen hätte? Gedanken habe ich mir schon darüber gemacht, aber die schiebe ich lieber beiseite. Ich bin eher dankbar, dass so schnell professionelle Hilfe am Tatort gewesen ist und auch sonst alles reibungslos geklappt hat. Man mag sich das alles auch nicht immer so „Schwarz ausmalen“. Mir war immer schon klar, dass der Polizeiberuf ein gefährlicher ist. Man schiebt die Risiken aber gerne beiseite und denkt, mir passiert so was schon nicht und ich kann selber auf mich aufpassen. Es gibt aber Situationen, denen man auch als Polizeibeamter machtlos gegenübersteht und trotz einer guten Ausbildung und Eigensicherung keine Chance hat, darauf reagieren zu können. ??? Jetzt bist du wieder im Dienst und hast als allererstes eine E-Mail an alle gesandt, dass es dir gut geht. Biernath: Ja, das war mir ein direktes Anliegen, mich bei allen Mitarbeitern und Kollegen der PI Verden zu bedanken und ihnen mitzuteilen, dass ich wieder da bin. ??? In den ersten Tagen hast du Innendienst gemacht. Wie ich hörte, bist du sehr unruhig gewesen und wolltest unbedingt wieder raus. Biernath: Es steckt mir einfach in den Knochen. Ich bin ein Mensch, der nicht lange ruhig sitzen kann, der lieber aktiv tätig werden möchte. Mir war einfach wichtig, wieder normal Dienst versehen zu können. Drei Wochen Innendienst haben mir gereicht. Danach musste ich wieder raus! ??? Hat das Erlebnis deine Einstellung zum Leben, zu deinen Lebensumständen, zu deinen Lebensweisen verändert? Biernath: Ich denke schon. Ich schiebe jetzt nichts mehr auf die lange Bank und versuche jeden Tag intensiv zu leben. Monika Kleuker | jrd

120 Straftaten in Werlte aufgeklärt Eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe des Polizeikommissariates Papenburg unter Leitung von Polizeioberkommissarin Andrea Meyer legte kürzlich das Ergebnis einer zweimonatigen Sonderermittlung in der Samtgemeinde Werlte vor. Insgesamt konnten 120 Einbrüche, Diebstähle, Sachbeschädigungen, Bedrohungen und Körperverletzungen geklärt werden. Gegen 28 Täter im Alter zwischen 14 und 21 Jahre wurden Strafverfahren eingeleitet. 24 der ermittelten Täter wohnen in Werlte, bei 17 Tätern handelt es sich um Russlanddeutsche. Sieben Haupttäter, die für insgesamt 73 Delikte verantwortlich sind, müssen sich demnächst vor dem Jugendschöffengericht in Meppen verantworten. Präsentiert wurde das Ergebnis der Ermittlungsgruppe des PK Papenburg im Rahmen einer Besprechung zur Kriminalitätsprävention unter Moderation des niedersächsischen Justizministers Bernd Busemann im Rathaus der Samtgemeinde Werlte. An dieser Veranstaltung nahmen neben Vertretern der Samtgemeinde Werlte, auch Experten der Polizei, der Justiz und der Staatsanwaltschaft sowie Vertreter des Landkreises Emsland und des Landespräventionsrates Niedersachsen teil. Zum Abschluss der Besprechung machte Bürgermeister Wilfried Lübs deutlich, dass man für die Gemeinde Werlte einen lokalen Präventionsrat ins Leben rufen werde. Dazu sicherte der Leiter der Polizeiinspektion Emsland/ Grafschaft Bentheim, KarlHeinz Brüggemann, von Seiten der Polizei die volle Unterstützung zu und bot der Gemeinde darüber hinaus eine Sicherheitspartnerschaft an. Achim van Remmerden | thi Heft 6/2009 proPolizei

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» Hildesheim:Video­ überwachung in Betrieb Innenminister Uwe Schünemann nahm gemeinsam mit dem Polizeipräsidenten der PD Göttingen, Hans Wargel, dem Oberbürgermeister der Stadt Hildesheim, Kurt Machens, sowie dem Leiter der Polizeiinspektion Hildesheim, Uwe Ippensen, eine Videoüberwachungsanlage in Hildesheim in Betrieb.

„Die Videoüberwachung soll Straftaten verhindern und zur Aufklärung begangener Straftaten beitragen. Es geht uns keinesfalls darum, friedliche und unbescholtene Bürger oder Passanten zu beobachten“, sagte der Minister. Die drei Kameras, die bei der Polizeiinspektion Hildesheim aufgeschaltet sind, können um 360 Grad geschwenkt werden und liefern hoch auflösende Bilder. Ein automatischer Farb- und Schwarzweiß-Modus sorgt Tag und Nacht für bestmögliche Bildqualität. Die Investitionskosten in Höhe von 86.000 Euro werden vom Land Niedersachsen getragen. Die laufenden Unterhaltskosten für die Leitungs- und Platzmiete übernimmt die Polizeiinspektion Hildesheim. Die Kameras im Kernstadtbereich von Hildesheim erfassen den Paul von Hindenburgplatz, den Pelizaeusplatz sowie die Wollenweberstraße und Friesenstraße. Dort gibt es ein vielfältiges Angebot von Innen- und Außengastronomie für alle Altersgruppen, das insbesondere bei gutem Wetter stark frequentiert ist. Im 14

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Jahr 2007 verzeichnete die polizeiliche Kriminalstatistik für diesen Bereich 143 Straftaten von teilweise erheblicher Bedeutung. 2008 stieg die Zahl der Straftaten auf 171. Darunter ist ein versuchtes Tötungsdelikt. In der Polizeiinspektion Hildesheim ist es die zweite Videoüberwachungsanlage. Die erste Anlage war 2008 an der Straßenbahnwendeschleife in Sarstedt in Betrieb genommen worden. In diesem Bereich gab es in den Jahren 2005 bis 2007 durchschnittlich 227 Straftaten pro Jahr. Das entsprach etwa zehn Prozent der jährlichen Gesamtstraftaten für den Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariates Sarstedt. Darunter waren ein räuberischer Angriff auf einen Taxifahrer mit Schusswaffe, mehrere Straßenraubdelikte und Schlägereien unter Jugendlichen. Seit Inbetriebnahme der Videoüberwachung ist die Zahl der Straftaten deutlich rückläufig. Nach den versuchten Kofferbombenanschlägen auf Regionalzüge in Dortmund und Köln waren sich die Innenminister der Länder einig, dass die Videoüberwachung im öffentlichen Raum geeignet ist, gezielt Brennpunkte der Kriminalität zu bekämpfen und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken, sagte Schünemann. „Die Videoüberwachung versetzt die Sicherheitsbehörden auch in die Lage, Täter schnell zu identifizieren“, so der Innenminister. ken

» Service des UHD positiv bewertet Landesweit bekannt ist die Rufnummer 07-22-1000 und für ihre Hilfe in punkto NIVADIS und anderen IT-Anwendungen. Hinter steckt das Team des User Helpdesks – kurz UHD. Jetzt hatte man dort zum wiederholten Male Grund zur Freude: Über 100 Anwenderinnen und Anwender stellten den Beschäftigten der ZPD im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Onlinebefragung für Ihren Service eine erneut gute Note aus.

Die stichprobenartig durchgeführte Erhebung bei zufällig ausgewählten Beschäftigten soll in regelmäßigen Abständen notwendige Klarheit darüber bringen, ob die Dienstleistungen des UHD insbesondere in Puncto Leistungsfähigkeit sowie Kundenfreundlichkeit den hohen Erwartungen im Lande entspricht. Darüber wie auch zu neuesten Entwicklungen im UHD sparch Karsten Wolff mit dem Dezernenten 41.5 der ZPD Hilmar Bendix. ??? Wie darf man sich eine solche Onlinebefragung vorstellen? Bendix: Jeder Zehnte der insgesamt 3.819 Anrufer(innen) im Mai 2009 wurde gebeten, kurz einen im Intranet zur Verfügung stehenden Fragebogen mit sechs Fragen zu beantworten. Knapp 35 Prozent nahmen sich die Zeit und stellten dem UHD in Sachen Erreichbarkeit, Kompetenz, Freundlichkeit sowie Qualität ein durchweg gutes Zeugnis aus. In der Schule würde es heißen, der UHD hat eine glatte Zwei erhalten. Wir freuen uns sehr darüber, dass unser Service so gut ankommt. ??? Wieviel Kolleginnen und Kollegen arbeiten in Ihrem Team? Bendix: Momentan sind es – im 24-Stunden-Betrieb – 28 Beschäftigte. Davon sind sechs so genannte Kommissare vom Lagedienst. Genauso, wie ein Dienstabteilungsleiter tragen sie die Verantwortung für ihre jeweilige Schicht und den möglichst störungsfreien Betrieb der zahlreichen IT-Anwendungen im Lande. Je nach Wochentag, Uhrzeit und Arbeitsanfall werden sie von einer entsprechenden Zahl von Analysten unterstützt. ??? Wie oft wird denn die 1000 angewählt? Bendix: Im Zeitraum Juni 2007 bis Ende Mai dieses Jahres hatten wir unglaubliche 140.000 Anrufe. Aus diesen Gesprächen resultierten rund 90.000 Problem- oder Störungsberichte, wovon die meisten bereits sehr schnell, oft noch während des Gesprächs gelöst werden konnten. ??? Dem Vernehmen nach soll noch in Foto: PI Hildesheim

Niedersachsen

diesem Jahr die landesweite Servicerufnummer 2000 geschaltet werden. Was hat es damit auf sich? Bendix: Kurz gesagt, der UHD rüstet sich bereits für die Einführung des Digitalfunks in Niedersachsen. Noch in diesem Jahr beziehen wir neue und größere Arbeitsräume, um 18 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Servicefeld Digitalfunk zu integrieren. Künftig bieten wir damit nicht nur umfassende Hilfeleistungen rund um die Themen NIVADIS und andere IT-Anwendungen, sondern auch zu Endgeräten und Netzwerkmanagement in punkto Digitalfunk. Sobald wir in unserem neuen Arbeitsfeld startklar sind, lassen wir von uns hören. ??? Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, wenn man sich für eine Tätigkeit in ihrem Bereich interessiert? Bendix: Freude am serviceorientierten Umgang mit anderen Menschen und darüber hinaus ein grundsätzliches Interesse und Neugier für neue technische Anwendungen hat. Die fachliche Qualifizierung steuern wir durch Fachseminare, Hospitationen und Mitarbeiterschulungen dazu. Ein Reinschnuppern für Interessierte ist bei uns kein Problem – jederzeit gerne.

der Jugendhilfe, in der Justiz, in den Kirchen, in Schulen, Vereinen und Verbänden sowie an Politiker und Wissenschaftler. Am diesjährigen Kongress nahmen über 3.000 Personen teil. In der kongressbegleitenden Ausstellung koordinierte das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA NI) den Ausstellungsstand der Polizei Niedersachsen. Dort wurden auf einer Fläche von 200 Quadratmetern elf Projekte verschiedenster Dienststellen präsentiert, die die Vielfalt der in Niedersachsen durchgeführten Präventionsprojekte verdeutlichten.. Das LKA NI selbst präsentierte sich mit drei Projekten, wie zum Beispiel mit dem 2007 mit dem Förderpreis Kriminalprävention ausgezeichneten Gewaltpräventionsprojekt für Schulen „Prävention als Chance (PaC)“.

Karsten Wolff | ken

» Präventionstag: Polizei mit dabei „Ich hatte keine Ahnung, wie vielfältig die polizeiliche Präventionsarbeit in Niedersachen ist“, gestanden viele Besucher des 14. Deutschen Präventionstages, als sie den Stand der Polizei Niedersachsen besuchten. Das Motto des Deutschen Präventionstages: „Solidarität leben – Vielfalt sichern“. Er fand im Juni unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministerpräsidenten, Christian Wulff, in Hannover statt. Der seit 1995 jährlich in einer anderen deutschen Stadt durchgeführte Kongress wendet sich an Verantwortungsträger der Prävention zum Beispiel in Kommunen, bei der Polizei, im Gesundheitswesen, in Foto: Polizei

Besondere Aufmerksamkeit erhielt auch das Projekt zur Eindämmung des Alkoholmissbrauchs und zur Gewaltprävention bei Minderjährigen. Am Konzept des LKA NI überzeugte, weil es alle Altersgruppen – von den Neunjährigen bis zu den jungen Erwachsenen – sowie Eltern und Veranstalter von Festen mit einbezieht. Und mit der dritten Präsentation – dem Konzept zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern – brachte das LKA NI einen neuen Aspekt der täterbezogenen Präventionsarbeit für Erwachsene ein. Die Polizeiinspektion Hildesheim Informierte nicht nur ausführlich zum Thema „Häusliche Gewalt“, sondern erzeugte durch die Dokumentation von Aussagen der Kinder, die daheim Gewalt erlebten, bei den Betrachtern Betroffenheit. Die PI Gifhorn wählte zum gleichen

Thema gemeinsam mit der Bäckerinnung einen ungewöhnliche Weg. Unter dem Motto: Gewalt kommt nicht in die „Tüte“ verschenkte sie Brötchen in Tüten, auf denen die Telefonnummern der örtlichen Beratungsstellen standen. Durch diese Aktion, die im Sommer 2008 in Gifhorn durchgeführt wurde, wurde es Betroffenen ermöglicht, unauffällig die Nummern der Hilfeeinrichtungen mit nach Hause zu nehmen. „Alkoholprävention“ war das Thema der PI Leer/Emden, die es anschaulich auf einem Marktstand präsentierte. Die PI Emsland/Grafschaft Bentheim wies auf ihre Partnerschaft mit dem Handwerk hin und informierte über die Umsetzung städtebaulicher Aspekte in der Region. Fast alle in die Kongresshallen strömenden Besucher kamen an den Bussen der Polizeipuppenbühne Osnabrück und dem Bus-Scout-Projekt der PI Northeim vorbei und konnten sich von der Qualität polizeilicher Präventionsarbeit überzeugen. Sternförmig um den zentralen Polizeistand herum präsentierten sich weitere Polizeidienststellen gemeinsam mit den regionalen kommunalen Präventionsgremien: Die PD Hannover präsentierte ihr breites Präventionsangebot vom Puppenspiel über Fußballprojekte bis hin zu Integrations- und Dialogprogrammen. Die PI Winsen/Luhe stellte gemeinsam mit dem Arbeitskreis Prävention das Projekt „Do the right thing“ vor, in dem die positiven Seiten (und nicht immer nur die Schwächen) der Jugendlichen in den Mittelpunkt gerückt werden. Die PI Rotenburg informierte neben vielen Aspekten ihrer gemeinsamen Arbeit mit dem kommunalen Präventionsrat auch über die Projekte „Stadtfahrrad“ und zur Suchtprävention. Die PI Cloppenburg/ Vechta machte auf ihrem Stand auf ihr Schutzengelprojekt aufmerksam. Nicht zu übersehen war aber die Zeitmaschine der PI Cuxhaven: Im Zeitraffer wurde die menschliche Entwicklung  Heft 6/2009 proPolizei

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– sowohl im positiven als auch im Negativen (in der Kriminalität endend) dargestellt. Die Erfahrungen wurde quasi „fühlbar“. Der nächste Deutsche Präventionstag findet am 10. und 11. Mai 2010 in Berlin mit den Schwerpunktthema „Schule“ statt. Rita Salgmann | fed

» Initiative des Weißen Rings ausgezeichnet Die Initiative gegen Jugendkriminalität „Kraft gegen Gewalt“ vom Weißen Ring, wurde als einer der Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet. Carsten Schulz von der Deutschen Bank in Goslar

übergab die Ehrentafel „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ an Günter Koschig, dem Mitinitiator, der vor 13 Jahren in Goslar gestarteten Aktion „Kraft gegen Gewalt“. Die Veranstaltungsreihe „365 Orte im Land der Ideen“ wurde bereits zum viertenMal von der Deutschen Bank und der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler durchgeführt. Jeder „Ausgewählte Ort“ wird sich und seine Idee an einem Tag des Jahres mit einer Veranstaltung präsentieren: der Weiße Ring wird dies am 17. Dezember mit vielen Schülern und der Polizeiin­ spektion Goslar sowie der Gewerkschaft der Polizei, die beide die Aktion seit 13 16

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Jahren mit unterstützen, in der Aula der Polizei Goslar tun. Günter Koschig | fed

» Ausstellung „Opfer“ im IT-Zentrum Im Juni gab es im IT-Zentrum in Lingen die vielbeachtete Ausstellung „Opfer“. Sie war gemeinsam vom Weißen Ring und der Polizeiinspektion Emsland/ Grafschaft Bentheim organisiert worden. An der Eröffnung nahmen rund 90 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Justiz, von Opferhilfe-Organisationen und der Polizei teil. Polizeipräsident Rolf Sprinkmann dankte dem Weißen Ring und der PI für die Idee und ihre Umsetzung. „Diese Ausstellung erfordert Mut, Mut zum Hinsehen! Denn: Wegsehen lässt die Betroffenen im Stich und stärkt die Täter!“, so Sprinkmann. Die Schirmherrschaft hatte der Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Dr. Hermann Kues, Lingen, übernommen. Seinen Angaben zufolge wird jede vierte Frau Opfer von Gewalt. Dieses sei das Ergebnis einer Dunkelfeldstudie, die sein Ministerium in Auftrag gegeben habe. „Die Bilder dieser Ausstellung sollen wachrütteln und fordern zum Hinschauen auf“, machte Kues deutlich. „Abschließen-

Dr. Bernhard Weiner (Weißer Ring Niedersachsen, links), EPHK Albert Wundram, LPD Karl-Heinz Brüggemann, Polizeipräsident Rolf Sprinkmann, Staatssekretär Dr. Hermann Kues, MdB, Oberbürgermeister Heiner Pott

de Antworten gibt sie jedoch nicht.“. Der Leiter der PI Emsland/ Grafschaft Bentheim, Leitender Polizeidirektor KarlHeinz Brüggemann, bedankte sich bei Kues für dessen Bereitschaft, die Schirmherrschaft für diese wichtige Ausstellung zu übernehmen, und beim Ersten Polizeihauptkommissar Albert Wundram, der die Organisation der Ausstellung koordiniert hatte. Mehr als 100 außergewöhnliche und unter die Haut gehende Plakate, Fotos und Werbekampagnen wurden vom Weißen Ring und der PI in der Ausstellung präsentiert. Bei Gesprächsbedarf standen während der Ausstellungszeiten Mitarbeiter des Weissen Ring und der Polizeiinspektion Emsland/ Grafschaft Bentheim zur Verfügung. Achim van Remmerden | ham

» Austauschprogramm: Besuch aus den USA Im Mai besuchten fünf amerikanische Polizeibeamte im Rahmen eines internationalen Polizeiaustauschprogramms die Polizei in Hannover und Göttingen. Der Austausch wurde durch den Verein STAR International Police Exchange organisiert , der bundesweit mehr als 250 Mitglieder hat und seit 1986 besteht. Im Herbst finden die Austauschprogramme jeweils in den USA statt, im Frühjahr erfolgen die Gegenbesuche in einem der deutschen Landesverbände. In diesem Jahr war das niedersächsische Chapter für das Programm verantwortlich. So besuchten die amerikanischen Kollegen (aus Kalifornien, Texas und Washington) unter anderem die Polizeidirektionen Hannover und Göttingen, erlebten die Arbeit der Bereitschaftspolizei, der Wasserschutzpolizei und des SEK und nahmen mit ihren Gastgebern am Streifendienst in den jeweiligen Dienststellen teil. Die durchgeführten Programme genieFotos: PI Goslar (1); van Remmerden (1)

Niedersachsen

40jähriges Dienstjubiläum 1. Januar 2010 PD Osnabrück: PK Hans-Peter Müller POK Walter Ottens

ßen sowohl in den USA als auch in Deutschland mittlerweile einen hohen offiziellen und öffentlichen Stellenwert. Ein besonderes Highlight war daher auch hier die Begrüßung der Gäste durch Innenminister Uwe Schünemann am zweiten Programmtag. Schünemann stellte in seiner englischen Ansprache die Arbeit der niedersächsischen Polizei dar und betonte dabei, wie wichtig persönliche internationale Kontakte zwischen Polizeibeamten gerade in Zusammenhang mit der Bekämpfung von Terrorismus sind. Wer Interesse an einer Mitgliedschaft im Verein STAR International Police Exchange hat um selbst einmal an einem Austauschprogramm in den USA teilzunehmen, kann sich unter www.star-ipe. com oder beim niedersächsischen Landesvorstand (Katharina Kutsche, PD H, und Stephanie Lindner, ZPD) über die Vereinsarbeit informieren.

mehreren Jahren auch der „Noorderdierenpark“ in Emmen/Niederlande angeschlossen. Die niederländische Polizei der Region Drenthe und die Brandweer (Feuerwehr) der Stadt Emmen begleiten diese Veranstaltung mit eigenem Personal und stellen Fahrzeuge aus.

Katharina Kutsche | dw

Der niederländische Koordinator für die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit lud dann vor einigen Jahren erstmals auch die deutsche Polizei in den Tierpark ein. Mittlerweile ist dieser grenzüberschreitende „Einsatz“ zum jährlichen Event geworden. So war es auch wieder im Juni dieses Jahres. Der Verkehrssicherheitsberater

» „Dreamnight“ im Zoo von Emmen/NL Viele internationale Zoos öffnen mittlerweile einmal jährlich kostenfrei ihre Pforten für Familien mit behinderten Kindern. Dieser Aktion hat sich vor Fotos: MI (1); PI Emsland / Gft. Bentheim

der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim stellte in Emmen einen neuen silber-blauen VW-Bulli vor, während ein Beamter der Regionalen Verbindungsstelle Lingen ein Polizeimotorrad präsentierte. Die Kinder strahlten, als sie im Polizeiauto ihre Fingerabdrücke abgeben und diese dann in einen Kinder-Polizeiausweis mitnehmen konnten. 250 Kinder wurden aus ihren speziellen Rollstühlen auf die Polizeikräder aus den Niederlanden und aus Deutschland gehoben, da sie diese aufgrund ihrer Behinderungen nicht selbst besteigen konnten. Mit Fotoapparaten und Filmkameras hielten die Eltern diese Situationen fest. Die glücklichen Gesichter der behinderten Kinder ließen auch den „Muskelkater“ durch das Heben der vielen Kinder schnell zur Nebensache werden. Viele gestellte Fragen über den Unterschied zwischen niederländischer und niedersächsischer Polizei wurden beantwortet. Ein niederländischer Beamter führte mit Kindern „Festnahmen“ durch. Handfesseln wurden eingesetzt. „Renitente Personen“ wurden mit Pfefferspray (= Wasser) in Schach gehalten. Eine Zählung am Eingang des Zoos hatte ergeben, dass 1.743 Erwachsene mit 2.138 Kindern während dieser „Dreamnight at the Zoo“ den Tierpark besucht hatten. Schon jetzt hieß es: „Volgend jaar zal deze dag opnieuw georganiseerd worden.“ Übersetzt heißt das: „Im nächsten Jahr findet diese Aktion wieder statt.“ Thomas Ohoven | dw Heft 6/2009 proPolizei

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» Special Constables der PI Emsland/Graf­ schaft Bentheim Zum elften Mal fuhren Polizeibeamte der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim zur Tourist Trophy auf die direkt zur britischen Krone gehörenden Isle of Man. Neben Ewald Temmen aus Emsbüren, der bereits zum elften Mal am Polizeieinsatz auf der Insel in der irischen See teilnahm, unterstütze erstmals Thomas Ludwig aus Papenburg die Polizei auf der Isle of Man.

Man wie in den letzten Jahren um Unterstützung gebeten worden. Dem kam man gern nach zumal die Kosten für diesen Einsatz, wie stets, von der Regierung der Isle of Man übernommen wurden. Weit über 30.000 Motorradfahrer aus ganz Europa besuchten in diesem Jahr die Tourist Trophy. Temmen und Ludwig unterstützten die Polizei der Isle of Man bei einsatzbedingten polizeilichen Maßnahmen und waren als deutsche Verbindungsbeamte tätig. Ihr Arbeitsspektrum betraf die Aufnahme von Unfällen und die Regelung sonstiger polizeilicher Einsätze, insbesondere dann, wenn Personen aus dem deutschsprachigen Raum beteiligt waren. Martin Ratermann | fed

» PI GÖ unterstützt Grenzdurchgangslager

Ltd. Polizeidirektor Karl-Heinz Brüggemann (im Foto li.), Chef der PI Emsland/Grafschaft Bentheim, verabschiedet Temmen und Ludwig persönlich in Richtung Großbritannien. Wie nahezu alle aus Deutschland anreisenden Biker fuhren sie – in ihrem Fall mit ihren Polizeimotorrädern – durch die Niederlande bis Rotterdam und von dort aus per Übernachtfähre bis zur Ostküste Großbritanniens nach Kingston up Hull. Danach ging es quer durch England zum Fährhafen Heysham an der englischen Westküste und von dort mit einer Fähre bis nach Douglas, der Hauptstadt der Isle of Man. Wie in jedem Jahr wurden die Kollegen vor dem ersten offiziellen Dienst vereidigt. Sie legten einen Schwur auf die englische Königin ab und wurden für die Dauer des Aufenthalts zu „Special Constables“ ernannt. Die PI Emsland/Grafschaft Bentheim war von den Polizeibehörden der Isle of 18

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Nach dem 2. Weltkrieg richtete die englische Militärregierung im ehemaligen Versuchsgut der Universität Göttingen in Friedland ein Durchgangslager für Flüchtlinge, Heimatvertriebene und aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrende Soldaten ein. Ziel war eine Kontrolle über die Flüchtlingsströme und eine Entlastung der in Nähe der russischen Zone liegenden Stadt Göttingen. Im Jahr 1947 übernahm das neu gegründete Land Niedersachsen die Verantwortung für das Grenzdurchgangslager. Mittlerweile werden Spätaussiedler aus der früheren Sowjetunion – den heutigen GUS-Staaten – die nach Deutschland übersiedeln, zunächst im Lager Friedland untergebracht, versorgt und registriert. Sie bleiben sechs Monate. Die Erwachsenen haben vormittags Deutschunterricht und die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen gehen m GDL Friedland in die eigene Schule. Die PI Göttingen hat vom Innenministerium den Auftrag bekommen, die Integrationsbemühungen in Friedland zu

unterstützen. Ein- bis zweimal in der Woche hält ein Beamter des PK Münden einen Vortrag zu Themen wie förderalistischer Aufbau der Bundesrepublik Deutschland, Organisation der Polizei in den Ländern, Notrufeinrichtungen, häusliche Gewalt, allgemeines verkehrsgerechtes Verhalten, Umschreibung oder Erteilung einer deutschen Fahrerlaubnis und das Zulassen von Fahrzeugen. Es ist wichtig, dass die Aussiedler von Anbeginn in ihrer neuen Heimat einen „positiven“ Kontakt zur deutschen Polizei bekommen. Oft ist ihr Bild von der Polizei von negativen Erfahrungen und Erlebnissen in ihren ehemaligen Heimatländern geprägt. Wolfgang Bury/dw

Der Ortsratspokal der Ortschaft West der Stadt Salzgitter ging beim 44. Schützenund Volksfest an Robert Budelmann (l.) und Stationsleiter Markus Müller von der Polizeistation Gebhardshagen. Der Wanderpokal wurde vor der Evangelischen Kirchengemeinde St. Nicolai und der Freiwilligen Feuerwehr errungen.  Günter Koschig

Fotos: PI Emsland/Gft. Bentheim (1); PI Göttingen (1); PI Goslar (1)

Niedersachsen

Meppen

Jugendschutzprojekt N

eben den Städten Hannover und Göttingen nimmt der Landkreis Emsland am Präventionsprogramm „Communities That Care – CTC“ teil. Das Programm ist Bestandteil des Projektes „Sozialräumliche Prävention in Netzwerken – SPIN“. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichneten der Leiter der PI Emsland/Graftschaft Bentheim, Ltd.PD Karl-Heinz Brüggemann, Dr. Bernd Kuckuck vom Landkreis Emsland und der Geschäftsführer des Landespräventionsrats Niedersachsen, Erich Marks. Für die Projektlaufzeit vom 1. September 2009 bis zum 30. November 2011 liegt der Untersuchungs und Planungsschwerpunkt wegen des besonderen Aussiedleranteils in den Gemeinden Sögel, Werlte, Freren und Spelle. Dort werden Teams gebildet, die das Projekt vor Ort in der Jugend- und Sozialarbeit für die dortigen Kindertagesstätten, Schulen und weitere Einrichtungen umsetzen. Der Präventionsansatz CTC wurde in den USA und den Niederlanden entwickelt. Dabei geht es um die Entwicklung einer Langzeitstrategie, mit deren Hilfe die Bedingungen für ein gesundes und sicheres Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen verbessert werden sollen. „Der Ansatz beruht auf der Überzeugung, dass bestimmte Risiko- und Schutzfaktoren in ihrem Zusammenspiel die Möglichkeit erhöhen oder auch senken, dass Kinder und Jugendliche für sich selbst und ihre Umwelt problematische Verhaltensweisen entwickeln“, erläutert Kuckuck. Den fünf grundsätzlichen Problemverhaltensweisen, zu denen unter anderem Fotos: PI Emsland/Gft. Bentheim (1); 3. BPH (1)

3. BPH

Partnerschaft mit Altenheim St. Hedwig

Gewalt, Schulabbruch, problematischer Alkoholgebrauch sowie frühe Schwangerschaften zählen, liegen nach der CTCMethode nicht jeweils unterschiedliche Risikofaktoren, sondern dieselben 19 Risikofaktoren in unterschiedlicher Kombination zugrunde. Diese sind Konflikte in der Familie, frühes und anhaltendes unsoziales Verhalten, fehlende Bindung zur Schule, Umgang mit „Problemfreunden“ und Verfügbarkeit von Drogen und Alkohol.

Zugleich gibt es Schutzfaktoren, die als Puffer bei Kindern und Jugendlichen wirken und trotz möglicher Risikobelastung ein auffälliges Verhalten verhindern. Dazu zählen ein familiärer Zusammenhalt, Interaktion mit Gleichaltrigen, Vertrauen in moralische Ordnung sowie Anerkennung für Mitwirkung. „Mit dem Projekt wollen wir die Risikofaktoren in mehreren Lebensbereichen verringern. Das bedeutet aber auch, dass Prävention jeden angeht, vom Polizisten zur Kindergartenpädagogin bis hin zum Jugendsozialarbeiter“, sagte Brüggemann. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf über 700.000 Euro, die vom Land und über europäische Mittel finanziert werden. Achim van Remmerden | mat

Das Braunschweiger Alten- und Pflegeheim St. Hedwig bot seinen Bewohnern kürzlich einen Ausflug zum Zoo in Magdeburg an. Dank der Unterstützung von fünf ehrenamtlichen Helfern sowie 17 Beamtinnen und Beamten der 3. BPH und der T-Gruppe Braunschweig konnten auch 17 gehbehinderte Heimbewohner daran teilnehmen. Die Unterstützung der Bereitschaftspolizei kam nicht von ungefähr. Denn zwischen der 3. BPH und der Einrichtung besteht seit 14 Jahren eine Partnerschaft. Sie ermöglicht es den Heimbewohner n zweimal im Jahr am öffentlichen Leben teilzunehmen – neben dem Zoobesuch gehört auch ein Besuch des Weihnachtsmarktes dazu. Auch wenn die Einrichtung viele Aktivitäten im Haus anbietet sind die Bewohner dankbar dafür, dass sie gelegentlich „rauskommen“. Denn viele von Ihnen haben nicht die Möglichkeit, das Heim allein zu verlassen. Karl Wetter, Leiter von St. Hedwig, sowie die Verantwortliche für den begleitenden Dienst, Annette LudwigRoman, bedankten sich bei allen Helfern für die Ermöglichung eines schönen Ausfluges für die Heimbewohner. mat Heft 6/2009 proPolizei

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Verkehrsunfallkommissariat:

Polizeiarbeit zwischen Lack­ schaden und gefährlicher Straftat Ob es um einen tödlichen Unfall geht oder nur um einen Blechschaden: Wenn nach Verkehrsunglücken Fragen offen sind, müssen die Mitarbeiter des 7. Fachkommissariats der Hildesheimer Kripo ran. Neben der Unfallursache geht es dabei oft um ein Thema, das Verletzte und Hinterbliebene besonders bewegt: Wäre alles zu vermeiden gewesen? PHK Thomas Brandes weiß, was die Menschen hören wollen: „Er hatte keine Chance“, dieser Satz aus dem Mund eines Polizeibeamten, er erspart den Angehörigen von Unfallopfern wenigstens die quälende Frage nach dem „Was wäre wenn?“. Könnte der Verwandte oder der Freund noch leben, wenn er nur langsamer, vorsichtiger oder aufmerksamer gefahren wäre? Wenn ein anderer sich an die Verkehrsregeln gehalten, wenn er nicht telefoniert hätte? Die Mitarbeiter des Verkehrskommissariats am Bismarckplatz gehen derlei Fragen akribisch nach – allerdings geht es für sie weniger um den Seelenfrieden. Es geht um handfeste strafrechtliche Folgen. So wie im Fall des 33-jährigen Hildesheimers, der im vergangen Jahr bei einem Auffahrunfall auf der A7 aus seinem Wagen geschleudert und dadurch getötet wurde. Schuld hatte ein alkoholisierter Fahrer aus Darmstadt, der aufgefahren war. Doch der Hildesheimer war nicht angeschnallt. Hätte er überlebt, wenn er den Gurt angelegt hätte? Mit hoher Wahrscheinlichkeit ja, urteilten damals die von der Polizei eingesetzten Gutachter. „Den Vorwurf der fahrlässigen Tötung war der Unfallverursacher 20

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Verkehrsunfalldienst: Thomas Brandes (l.) und Günter Sievert – bei der Auswertung von „Phideas“-Aufnahmen und einer Unfallskizze

damit los“, erinnerte sich POK Günter Sievert. Er war es auch, der im April dieses Jahres den Hergang des fatalen Unfalls bei Sillium klären musste, bei dem ein Lastwagen die Mittelleitplanke durchbrochen und auf die Gegenfahrbahn ein entgegenkommendes Auto zermalmt hatte. Drei Menschen starben in dem Wagen, auch der Fernfahrer kam um. Was aber hatte zu dem Schreckensszenario auf der A7 geführt? Wie immer in solchen Fällen stützte sich Sievert als Sachbearbeiter auf die Arbeit seiner Kollegen aus dem Einsatzund Streifendienst, die schon in der Nacht den Unfallort untersucht und do-

kumentiert hatte. „Phidias“ heißt das System, mit dem die Beamten Unfallund Tatorte zunächst strukturieren, dann fotografieren und schließlich in maßstabsgetreue Skizzen einfließen lassen. In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft schaltete Sievert auch einen Sachverständigen ein, der den Unfallhergang rekonstruierte. Und natürlich einen Gerichtsmediziner der MHH. Er obduzierte die Leiche des Lastwagenfahrers – und fand heraus, dass dieser nicht etwa eingeschlafen war, sondern einen Herzinfarkt erlitten und deshalb die Kontrolle über sein tonnenschweres Fahrzeug verloren hatte. „Anfangs schwang auch noch die Frage Foto: Chris Gossmann

Niedersachsen

Kastanienfest bei der PI Osnabrück

mit, ob der Fahrer des Autos hätte ausweichen können, wenn er langsamer gefahren wäre“, sagt Sievert rückblickend. Doch die Skizzen, die Spuren an der Leitplanke und an den Unfallfahrzeugen nahmen den Gutachter und Kripo-Beamten auch hier die Zweifel: „Er hatte keine Chance.“ Natürlich helfen neue Computerprogramme und das physikalische Wissen externer Gutachter. Wenn jemand angefahren wird, kann man anhand von Kontaktpunkten an der Stoßstange, auf der Motorhaube und der Windschutzscheibe errechnen, wie schnell das Auto gefahren ist“, erklärt Brandes. Die Technik hat in den vergangen Jahren große Sprünge ermöglicht – auch durch Datenbanken, die den Ermittlern zum Beispiel den Weg vom gefundenen Fahrzeugteil zum geflohenen Unfallfahrer ebnen können. Und doch ist das Gros der Arbeit nach wie vor kriminalistische Kleinarbeit. „Zeugensuche, Vernehmungen, Klinkenputzen“, sagt Brandes. Auch hier gibt es spektakuläre Fälle, wie den lebensgefährlichen „Draht-Anschlag vom Klingeltunnel“,, bei dem im Dezember 2007 ein 18-Jähriger einen Draht in 1,50 Meter Höhe über den Radweg spannte. Das 7. FK kam dem jungen Mann mithilfe einer Zeugin auf die Schliche, die ihn später wiedererkannte. Eine Vielzahl der Fälle, die auf den Schreibtischen der Polizisten landen, sind jedoch Blechschäden. „Parkrempler“ – für Foto: Polizei

Günter Sievert und seine Kollegen Alltagsgeschäft. Und: „Ein großes Problem.“ 702 Unfallfluchten musste das Kommissariat im vergangenen Jahr bearbeiten, aufgeklärt wurden immerhin 260. Manchmal gibt es Zeugen wie jenen, der einen Rempler beobachtete und postwendend einen Zettel an die Windschutzscheibe des beschädigten Autos heftete. Darauf stand wirklich alles: Unfallzeit, Kennzeichen, Typ und Farbe des Verursacher-Autos, sogar dessen besondere Beschriftung. „So was ist der Idealfall“, sagt Sievert. Viel häufiger aber passiere es, dass sich kein Zeuge wirklich verantwortlich fühle. Die Geschädigten bleiben dann auf der Rechnung sitzen, die schon bei kleinen Reparaturen oft die 1000-Euro-Grenze erreicht. Mitunter helfen den Ermittlern hier die Zeitungsleser. „Junge lief vors Auto – wo ist er?“, hieß es Ende August in der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“, nachdem ein Junge angefahren worden und verschwunden war. Ein Leser erinnerte sich prompt, zur Unfallzeit ganz in der Nähe ein verletztes Kind und dessen Mutter gesehen zu haben – der entscheidende Hinweis für die Polizei. „Es ist ganz so wie bei dem Nummernschild, das nach der Fahrerflucht am Unfallort zurückbleibt, „Trotz aller kriminalistischen Kleinarbeit – manchmal hilft einem doch immer noch Kommissar Zufall“. Aus „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“

Anfang September trafen sich Beschäftigte der Polizei, der Staatsanwaltschaft und der Gerichte beim traditionellen Kastanienfest auf dem Innenhof der Polizeiinspektion Osnabrück am Kollegienwall. Traditionell wird dieses Fest gefeiert, wenn die Kastanien aus dem mächtigen Baum im Innenhof der PI fallen und der Sommer sich damit langsam verabschiedet. Die Organisatoren hatten wieder ein vielfältiges Rahmenprogramm aufgelegt. Mit Live-Musik, Disco, Cocktailbar und Gaumenschmaus wurde von nachmittags bis tief in die Nacht gefeiert und geklönt.

Trotz widriger Witterungsverhältnisse trafen sich viele Kolleginnen und Kollegen, die sich sonst eher flüchtig begegnen. Auch über die Grenzen der Polizei hinaus gab es einen regen Austausch mit Vertretern von Staatsanwaltschaft und Justiz. Alles in Allem ein gelungenes Fest, das eine Neuauflage bei vielleicht auch wieder schönerem Wetter unter der Kastanie zum unbedingten Muss werden lässt. Dietmar Stattkus | dw Heft 6/2009 proPolizei

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Niedersachsen

» Tüftler am Tatort Anschläge, Entführungen, Mord und Totschlag – KHK Siegfried Grothey hat schon so ziemlich alles bearbeitet. In den vergangen drei Jahrzehnten gab es kaum einen spektakulären Kriminalfall in Südniedersachsen, an dessen Aufklärung er nicht beteiligt war. Der 55-jährige Ermittler hat dabei stets eines im Blick: die Spurensicherung. „Sachbeweise sind meist unerschütterlich“. Auf diesem Gebiet kennt sich der Leiter des 5. Fachkommissariats der Polizei Northeim bestens aus. Vor einigen Jahren hat er ein Spurenlexikon geschrieben, das in der Ausbildung eingesetzt wird. Auch von seinem jüngsten Projekt prof itieren Fahnder in ganz Niedersachsen: Grothey (im Bild li.) hat das neue Ta t o r t - Fa h rzeug für die

niedersächsische Polizei konzipiert. 30 Polizeiinspektionen sollen mit diesem speziell eingerichteten VW-Transportern ausgestattet werden. Den Prototypen bekommt die PI Northeim. Bei der Planung kam es auf jedes Detail an. „Teilweise ging es um Millimeter“, berichtet Grothey. Monatelang hat er immer wieder Pläne gezeichnet und an der Ausstattung herumgetüfftelt. Dabei gab es vor allem ein Problem: Alles, was zur Tatortarbeit benötigt wird, musste hineinpassen: unter anderem Schaufel, Spitzhacke, Bolzenschneider und Astschere. Zur Sicherung von Spuren brauchen die Ermittler häufig Wasser und Gips. Um den Tatort auszuleuchten und dokumentieren zu können arbeiten sie mit Speziallampen, Foto- und Videokameras. Der Wagen ist entsprechend voll gepackt mit Koffern. Auch DNA-Teströhrchen, Pulver und andere Utensilien zur Sicherung von Fingerabdrücken, Sekreten, Fasern und anderen Spuren müssen so untergebracht sein, dass sie sofort greifbar sind. Ferner musste ein Waschbecken und eine Sitzecke mit LaptopArbeitsplatz eingebaut werden. Die zweite Herausforderung: Es darf nichts rutschen und es darf natürlich auch nicht passieren, dass eine Spitzhacke durch das Auto fliegt“, sagt Grothey. Bei einer Beladungsprobe stellte sich beispielsweise heraus, dass eine große Transportkiste nicht passte, und bei der Halterung für den Laptop zwei Zentimeter fehlten. Letztlich habe sich die Tüftelei gelohnt, meint Grothey, denn: „Es ist alles sehr funktionell“.

zur Verwaltungsvereinfachung die Prüfung und Einführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Das kann für Verwarngelder, Sicherheitsleistungen oder sogar Haftbefehle zutreffen. Derzeit werden in Niedersachsen Verwarngelder zur Ahndung von Verkehrsordnungswidrigkeiten durch die Polizei in bar erhoben und abgerechnet. Schon heute besteht für Betroffenen die Möglichkeit, bargeldlos Sicherheitsleistungen zu begleichen. Das bezieht sich aktuell aber nur auf ausländische Fahrzeugführer und ist auch nur mit Kreditkarten möglich. Sabine Adam | dw

Heidi Niemann

» AG „Bargeldloser Zahlungsverkehr“ Erstmals traf sich die Landesarbeitsgruppe „Bargeldloser Zahlungsverkehr“ unter der Leitung von Polizeioberrat Hans-Werner Röhrken, Leiter Einsatz bei der Polizeiinspektion Goslar. Grundlage des AG-Auftrages ist die Innovationsoffensive 2015. Sie empfiehlt 22

proPolizei

Heft 6/2009

Große Aufregungen im Frellstedter Kindergarten: PKin Sarah Steinhorst, PKin Jennifer Hafke und PK Jürgen Matschi von der Bereitschaftspolizei Braunschweig statteten anlässlich des 30-jährigen Dienstjubiläums der Kindergartenleiterin den „Schuntermäusen“ einen Besuch ab. Die Kinder probierten Anhaltekelle und Handschellen aus, „untersuchten“ den Polizeitransporter und durften sich auf das Motorrad setzen.  mat Fotos: PI Northeim/Osterode (3), PI Goslar (1); 3. BPH (1)

Gelesen

Gewinnabschöpfung Präventive Gewinnabschöpfung (PräGe) – Entscheidungssammlung in Volltexten – von Kriminaldirektor a.D. Ernst Hunsicker, Sammelband, 2. überarb. u. erw. Auf. 2009, 226 Seiten, E-Book 14,99 Euro, Druckausgabe 24,99 Euro. GRIN-Verlag, www.grin. com, ISBN 978-3-638-92733-8 In der 2. Auflage, die jetzt 18 verwaltungsgerichtliche Urteile und Beschlüsse der 1. und 2. Instanz zur Präventiven Gewinnabschöpfung enthält, ist allen Entscheidungen ein Abstract vorangestellt (Aktenzeichen, entscheidendes Gericht, Entscheidungsart mit Datum, zusammenfassende Überschrift, Rechtsquellen/Fundstellen, Suchworte und Leitsätze), um den Einstieg in die jeweilige Entscheidung zu erleichtern. Im Anhang finden sich ein Runderlass, der die PräGe flächendeckend für Niedersachsen regelt und grundsätzliche Hinweise zur Durchführung von PräGEVerfahren enthält sowie eine Auseinandersetzung mit kritischen Juristen.  dw

VU-Aufnahme Verkehrsunfallaufnahme. Unfallort – Tatort. Von Richard Taschenmacher, 3. Auflage 2009, 454 Seiten, DIN A5 Broschur, 25,90 Euro. Verlag Deutsche Polizeiliteratur, www.vdpolizei.de, vdp. [email protected] Damit Verkehrsunfall-Opfer, Hinterbliebene und Verwandte nicht noch einmal zu Opfern werden, spielt die Verkehrsunfallaufnahme durch Polizeibeamte im Rahmen des Opferschutzes und der Opferhilfe eine ausschlaggebende Rolle. Kenntnisse unterschiedlichster Rechtsgebiete sind mit überdurchschnittlichem Wissen über physikalische, technische, kriminaltechnische und – taktische Gegebenheiten zu kombinieren. Zur Erlangung dieser Kompetenz liefert dieses Buch „Verkehrsunfallaufnahme“ eine fachgerechte, kompetente und anschauliche Unterstützung für Studium, Ausbildung und Praxis.

So stellt der Autor die bahnbrechenden Ergebnisse, die eine beim Polizeipräsidenten in Bonn gebildete Projektgruppe mittels der Software „Microsoft-Visio“ erzielen konnte, vor. Mit dem Microsoft-Visio-Verfahren werden nicht nur die technische Fertigung maßstabsgerechter Skizzen, die Fertigung von (Mutter-)Skizzen über Google Earth und die Bildentzerrung inklusive der nachfolgenden Auswertung der Monobildmessung mittels digitaler Messfotografie revolutioniert, sondern es können auch korrespondierende Spuren nach Unfallfluchten gerichtsverwertbar visualisiert werden. Neben diesem Verfahren wurde ein weiteres technisches „Unfallaufnahmeverfahren“, das Mehrbildverfahren Phidias NS aufgenommen. Die Darstellung der Alcotestgeräte wurde erweitert und das Dräger DrugTest 5000 den Drogenvortestgeräten hinzugefügt. Überarbeitet wurden auch die Unfallgruppen und –kategorien. Gleiches gilt für den Abschnitt über die Behandlung von Diplomaten und bevorrechtigten Personen.  dw

Kriminalistik Lehr- und Studienbriefe Kriminalistik/ Kriminologie. Hrsg. von Horst Clages, Leitender Kriminaldirektor a. D. und Klaus Neidhardt, Präsident der Deutschen Hochschule der Polizei. Nr. 11: Polizeiforschung für Studium und Praxis von Reinhard Mokros. 1. Auflage 2009, 112 Seiten Broschur, 12,90 Euro im Abo, 14,90 Euro Einzelbezug. Verlag Deutsche Polizeiliteratur, wwwvdpolizei.de, [email protected]. ISBN 978-3-8011-0606-5. Der vorliegende Lehr- und Studienbrief liefert einen Überblick über Begriff und Gegenstand der Polizeiforschung. Das Verhältnis zur Polizeiwissenschaft wird ebenso thematisiert wie die Unterschiede zwischen kriminologischer Forschung und Polizeiforschung. Ferner sind die Entwicklung dieses Forschungsgebietes in Deutschland und seine institutionelle Verankerung zentrale Aspekte der Darlegungen.

Anhand ausgewählter Forschungsberichte stellt der Autor im Anschluss aktuelle Themen der Polizeiforschung vor und gibt ergänzend dazu einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Methoden. Das Abschlusskapitel ist eine Handreichung für die Konzeption empirischer Forschungsarbeiten, die vor allem für Studierende von Interesse ist.  dw

Europäisches Recht Europarecht. Ein Studienbuch für die Polizei. Von Patrick Ernst Sensburg, 1. Auflage 2009, 240 Seiten, DIN A5, Broschur, 18,90 Euro. Zu beziehen über Verlag Deutsche Polizeiliteratur, www.vdpolizei.de, [email protected]. ISB 9783-8011-0619-5. Sowohl für die Polizei wie für die Justiz rückt die Auseinandersetzung mit dem Europarecht immer stärker in den Mittelpunkt. Eine Vielzahl polizeilicher Fragestellungen hat inzwischen einen europarechtlichen Bezug. Beispiel: die grenzüberschreitende Nacheile, die Observation im grenznahen Raum, das Schengener Informationssystems oder der europäische Haftbefehl genannt. Das vorliegende Buch gibt einen umfassenden und gut verständlichen Überblick über die zentralen Bereiche zum Thema Polizeiarbeit in Europa. In der ersten Hälfte wird das „System Europa“ vorgestellt. Die einzelnen Institutionen der EG und der EU werden eingehend beschrieben und in den zeitlichen Zusammenhang eingeordnet. Dem schließen sich ausführliche Kapitel zu den geltenden Verträgen und zur aktuellen Rechtsetzung und Rechtsprechung an. Die zweite Hälfte des Buches widmet sich den für die Polizeiarbeit bedeutsamen Gebieten. Die Inhalte reichen dabei von den Grundlagen der polizeilichen und justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen über die Gemeinsamen Ermittlungsgruppen bis zum Vertrag von Prüm und weiteren bi- und multilateralen Verträgen. Der Leser findet zudem Informationen rund um das Schengen-Abkommen und zu den neuen Einrichtungen der europäischen Vernetzung innerhalb der Polizeiarbeit.  dw Heft 6/2009 proPolizei

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Briefe | Sport

Opfer von Gewalttaten Leserbrief zum Beitrag aus proPOLIZEI, „Preis für Zivilcorage 2009 – Gegen die Gleichgültigkeit“, Heft 5/2009, Seite 19 Ich habe Ihren Artikel über Zivilcourage „Gegen die Gleichgütigkeit“ gelesen. Aufgrund der Geschehnisse in München wird viel in den Medien über das Thema berichtet. Der Tenor ist meist der gleiche, nicht wegsehen und handeln, aber auch umsichtig sein und nicht den Helden spielen. Durch die angekündigten Preisverleihungen für das Münchner Opfer wird dieser Mann für mich nahezu zum Märtyrer im Kampf gegen eine schlechte Gesellschaft stilisiert. Ich vermisse bei dieser ganzen öffentlichen Debatte und den Berichten, was mit den Hinterbliebenen wird, tritt jemand für sie ein? Gibt es einen Fond, der finanzielle Risiken abfedert? Ich stelle mir vor, dass der Mann Vater von zwei halbwüchsigen Kindern ist, die Frau hat eine Halbtagsbeschäftigung, das Haus ist noch nicht abbezahlt. Der Vater und Mann wird erschlagen. Der Verdiener fällt aus. Was geschieht, wenn er nicht eine private Lebensversicherung hat? Kann die Familie gegebenenfalls nicht schnell zum Sozialfall werden? Ich denke, dass auch diese Seite der Medaille öffentlich gemacht werden muss und wenn es keine Regelungen gibt, sollten alle, die, die sich jetzt positiv in den Medien äußern, alles daran setzen, dass Opfer von Gewalttaten, durch deren Folgen nicht ins finanzielle, seelische und soziale Abseits gelangen. Uwe Putensen Schreiben auch Sie uns, was Sie bewegt. Gern veröffentlicht die Redaktion Zuschriften ihrer Leser. Siehe hierzu auch unsere Anmerkung auf Seite 26

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proPolizei

Heft 6/2009

Sportlerportrait

Christoph Garbrands

PKA Christoph Garbrands mit seinem Trainer PK Alexander Siems

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um Abschluss der diesjährigen Saison konnte sich der 25-jährige Polizeikommissaranwärter (PKA) Christoph Garbrands über den Sieg bei der Deutschen Ju-Jutsu Meisterschaft in Rastede sowie über den Titelgewinn in der Klasse bis 69 kg bei den 8. Deutschen Polizeimeisterschaften 2009 in Lüchow freuen. Garbrands, der im Alter von 16 Jahren in Oldenburg mit dem Ju-Jutsu begann, erreichte bereits in der Jugend A unter Trainer PK Alexander Siems erstmalig eine Platzierung auf Bundesebene. Nach dem Abitur 2003 wechselte Garbrands nach Norderstedt und koppelte dort seinen Zivildienst mit dem Training unter dem ehemaligen Bundestrainer Stefan Jacobs. Während des anschließenden Studiums der Geschichte und Sportwissenschaft an der Universität Oldenburg wurde das

Training wieder von Siems mitübernommen. Die Erfolge blieben nicht aus: so konnte Garbrands mehrfach Platzierungen bei der internationalen deutschen Meisterschaft sowie den „Hamburg Open“ für sich verbuchen. Neben einer Platzierung bei den „Swedish Open 2004“ gelang der große Durchbruch 2007 mit dem Gewinn des Deutschen Meistertitels und der Berufung in den C-Kader des Deutschen Ju-Jutsu Verbandes. Nach dem Studium konnte Garbrands 2008 seinen Wunschberuf bei der Polizei ergreifen und begann am 1. Oktober eine Ausbildung am Studienort Oldenburg. Dem sportlichen Erfolg hat dieser berufliche Wechsel sichtbar gut getan. Er war in diesem Jahr Anwärter für die Europameisterschaft in Maribor und wurde Dritter bei den „Paris Open“. Wiebke Timmermann | thi Foto: Polizeiakademie Niedersachsen

Sport

Polizei-Sportverein Hannover

Sport unter einem guten Stern Seit nunmehr fast 90 Jahren gibt es in Hannover ein breites Sportangebot im Namen der Polizei, aber nur wenige wissen heute noch, warum es zu diesem Verein kam. Die politisch und wirtschaftlich un­ sicheren Verhältnisse des frühen 20. Jahrhunderts erschwerten den Polizeibeamten die Ausübung einer geregelten sportlichen Tätigkeit erheblich. Bedingt durch die Dienstplangestaltung war es ihnen nicht möglich, regelmäßig an den Übungsstunden der bürgerlichen Sportvereine teilzunehmen. Zudem waren sie damals aufgrund ihres Berufes zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt. So entstand der Wunsch nach einem Polizei-Sportverein. Überall in Deutschland fanden sich zu jener Zeit sportbegeisterte Offiziere und Wachtmeister, die die Gründung von Standesvereinen betrieben. Im Jahr 1920 wurden die ersten PolizeiSportvereine in Hamburg, Breslau, Liegnitz, Glogau, Königsberg, Remscheid, Münster und Hannover ins Leben gerufen. In der heutigen niedersächsischen Landeshauptstadt waren es 20 jungen Polizeibeamte, die am 30. Januar 1920 ihren eigenen Sportverein auf die Beine stellten. Bis 1929 war der Polizei-SV für seinen Übungsbetrieb mehr oder weniger auf stadteigene Plätze, den Waterloo- und den Welfenplatz, angewiesen. Später erwarb man ein Gelände am Bischofsholer Damm um schließlich 1963/64 an den heutigen Standort im Heideviertel zu ziehen. Seit 1995 ist der Polizei-Sportverein Hannover e. V. auch Pächter des Kleefelder „Annabades“. Vereinsmitglieder erhalten ermäßigte Saisonkarten und nutzen dieses gepflegte Bad gern und oft. Hier findet auch jedes Jahr der Polizei-Lauf „Swim & Run“ statt. Fotos: PSV Hannover

Vereinspräsident ist satzungsgemäß der jeweilige Präsident der Polizeidirektion Hannover. Uwe Binias hat dieses Amt im Jahr 2008 von Hans-Dieter Klosa übernommen. Traditionell ist zudem der Leiter der Polizeiinspektion Hannover-Ost auch der Vereinsvorsitzende. Und so hat Gerd Lewin – ebenfalls 2008 – den Vorsitz von Roger Fladung übernommen. Aus sportlicher Sicht sind aus dem PSV bereits zahlreiche Talente hervor gegangen. So erreichte der vielfache Deutsche Judo-Meister Klaus Glahn bei den Olympischen Spielen 1972 in München das Finale im Schwergewicht und gewann schließlich die Silbermedaille. 2007 besann sich dann das langjährige Vereinsmitglied seiner Wurzeln und ließ sich im Rahmen der Jahreshauptversammlung von Hans-Dieter Klosa den 9. Dan verleihen.

Im Polizei-Sportverein kann inzwischen jedermann Mitglied werden (siehe auch Internet unter www.psv-hannover.de). Der Anteil von Polizeibeamtinnen und -beamten liegt derzeit bei nur noch rund einem Drittel. Der Verein bietet die Sportarten Aikido, Badminton, Bogenschießen, Boxen, Dance & Cheer, Faustball, Fitnessund Gesundheit (Walking und NordicWalking, Wirbelsäulengymnastik, Koronarer Herzsport), Fußball, Gymnastik, Handball, Judo, Leichtathletik, Petanqué/Boule, Schießen, Schwimmen, Tanzen, Tennis, Tischtennis und Volleyball an. Der sportliche Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig beim Fußball. Diese Abteilung hat aktuell rund 500 Mitglieder – insgesamt sind es 1.915, darunter 816 Kinder und Jugendliche. Lars Beringer | dh Heft 6/2009 proPolizei

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Sport

Zu guter Letzt ...

Citylauf in Leer

Leserbriefe – Ihre Meinung ist gefragt!

Laufen für einen guten Zweck

Mit der Rubrik „Leserbriefe“ möchten wir die Leserinnen und Leser zu Wort kommen lassen. Schreiben Sie uns, was Sie bewegt. Schreiben Sie Ihre Meinung. Anonyme Einsendungen werden jedoch nicht abgedruckt. Auf Wunsch anonymisiert die Redaktion jedoch die Einsendung. Wir behalten uns das Recht der redaktionellen Kürzung vor. Alle Redaktionsmitglieder haben großes Interesse an einer kontinuierlichen Verbesserung unserer Arbeit und nehmen daher gern Ihre konstruktiven und kreativen Vorschläge entgegen. Wir freuen uns auf Ihre Beteiligung. Dirk Hallmann

Fehlerteufel – mea culpa Einige Leserinnen und Leser haben es bemerkt: proPOLIZEI hat in seiner vorherigen Ausgabe (auf Seite 18) insgesamt 18 Kollegen der PD Hannover zur PD Osnabrück versetzt, und das alles anlässlich ihres 40jährigen Dienstjubiläums. Ehrlich: Das war nicht unsere Absicht und wir schieben diesen Fauxpas dem leider allgegenwärtigen Fehlerteufel in die Schuhe. Wir bitten die PD Hannover wegen der unfreiwilligen Umsetzung von verdienten Kollegen um Entschuldigung. Entschuldigen wollen wir uns auch bei der PD Osnabrück. Dort hat man sich zu früh über die unverhoffte Personalaufstockung – mit derart erfahrenen Beamten – gefreut. dw 26

proPolizei

Heft 6/2009

I

m Rahmen des „Tag des Sports mit der Polizei“ fand auch der diesjährige von der Polizeiinspektion Leer/Emden veranstaltete 17. Leeraner Citylauf statt. Teilgenommen haben insgesamt über 1.800 Sportler, darunter 1.200 Kinder, die bei den Bambinoläufen an den Start gingen. Am Halbmarathon nahmen rund 100 sowie über die Distanzen von zehn Kilometer 200 beziehungsweise über fünf Kilometer etwa 300 Läufer teil. Neben Uwe Heitmann, Chefredakteur der „Ostfriesen-Zeitung“, waren als weitere Ehrengäste der Landrat des Kreises Leer, Bernhard Bramlage, sowie der Bürgermeister der Stadt Leer, Wolfgang Kellner, gekommen. Gemeinsam mit dem Leiter der PI Leer/Emden, Johannes Lind, sowie Hiltrud Richmond von der Sparkasse Leer/Wittmund und Thomas Steuck (Emspark) überreichten sie später die Preise an die jeweils Erstplatzierten.

Über 100 Helfer aus verschiedensten Institutionen waren den ganzen Tag auf den Beinen um – erfolgreich – für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu sorgen. Nur durch die tatkräftige Unterstützung und das unermüdliche Engagement aller Beteiligten konnte der Citylauf in den vergangenen Jahren zu einem der bedeutsamen Ereignisse der Region werden. Der Reinerlös des diesjährigen Citylaufes in Höhe von 12.000 Euro wird für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt. Ein Teil der Summe ist für die „Hospiz-initiative Leer e. V.“ bestimmt, der andere Teil für die „Beratungsstelle Leer der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft“. Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren 127.000 Euro für den guten Zweck erlaufen. Andrea Berends | dw Foto: PI Leer/Emden

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