WWA Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V.
Presseecho April 2014 nur für den internen Gebrauch für den Vorstand: Dr. Walter Hölzel
Thema des Monats:
Die Bundesumweltministerin greift durch
WWA Themen:
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Die Bundesumweltministerin greift durch----------------------------------
S. 4
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Der Widerstand gegen die Oberweserpipeline-----------------------------
S. 16
3
Der Widerstand gegen die Nordseepipeline--------------------------------
S. 20
4
Der Skandal von Roßleben---------------------------------------------------
S. 27
5
Die skandalträchtige Untertagedeponie------------------------------------
S. 29
6
Werraversalzung vor Gericht------------------------------------------------
S. 34
7
Das Legacy-Projekt------------------------------------------------------------
S. 36
8
Neues vom Kartell-------------------------------------------------------------
S. 38
9
Neues von K+S----------------------------------------------------------------
S. 40
10
Was sonst noch interssant war-----------------------------------------------
S. 42
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WWA
Presseecho April 2014
Vorbemerkung: Die Bundesumweltministerin greift durch Thema des Monats war das Eingreifen der Bundesumweltministerin, als sie die Überprüfung der von der WWA eingebrachten alternativen Aufbereitungsverfahren an sich gezogen und zur Angelegenheit ihres Hauses gemacht hat. Die WWA hat in den vergangenen Jahren wiederholt die mehr als undurchsichtige Vergabe von Gutachten durch die Leitung des Runden Tisches und dessen mehr als durchsichtige und einseitige Parteinahme für die Interessen der Kali-Industrie kritisiert. Prof. Dr. Brinckmann, der Leiter des Runden Tisches, hat mehr als dreieinhalb Jahre verstreichen lassen, bevor er die ersten aussichtsreichen Vorschläge dem Gremium hat vorstellen lassen. Seitdem sind mehr als anderthalb Jahre vergangen, ohne dass diese Vorschläge er gebnisoffen und neutral überprüft worden wären. Stattdessen hat Prof. Brinckmann lediglich den K+SGutachtern die Gelegenheit gegeben, die Vorschläge der K-UTEC AG und von Prof. Quicker "schlechtrech nen" zu lassen. Er hat damit der K+S AG fünf Jahre Zeit verschafft, in denen nichts unternommen worden ist, ihre Entsor gungsprobleme zu lösen. Das von K+S aufgelegte, so genannte "360-Mio.-Euro-Maßnahmenpaket zum Gewässerschutz" war schon 2008 als Nullnummer erkannt worden. Es senkt die Belastung der Flüsse nicht, sondern führt lediglich ab 2018 zu einem erneuten Entsorgungsnotstand. Die verloren fünf Jahre fehlen uns nun. Die Qualitätsziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie lassen sich nun nicht mehr fristgemäß bis zum Jahre 2015 erreichen. Die WWA begrüßt deshalb das Eingreifen der Bundesumweltministerin. Der Skandal von Roßleben 2008 wurde beantragt, die nach der Wiedervereinigung geschlossene Grube Roßleben wieder zu öffnen. Dort sollte eine moderne abwasserfreie Kaliproduktion aufgenommen werden. Unter skandalträchtigen Umständen wurde das Verfahren immer wieder unterbrochen und behindert; die Lagerstätte ist bis heute nicht vergeben. Damit ist die Chance, auch in Deutschland eine abstoßfreie Kalidüngerproduktion aufzu bauen, zunächst vertan. Die WWA hat zu diesem Thema eine eigene Pressezusammenstellung veröffent licht. Der "Skandal von Roßleben" kann im Zusammenhang mit dem Abschluss des inzwischen veröffentlichten "Kalifusionvertrags" gesehen werden, in dem der westdeutschen Kaliindustrie zugestanden wird, im Mittel deutschland keine Konkurrenten zuzulassen. Hier wäre jetzt ein weiteres Eingreifen notwendig: diesmal durch den EU-Wettbewerbskommissar.
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Die Bundesumweltministerin greift durch
Hersfelder Zeitung 06.04.2014 Ministerium vergleicht Alternativen zur Salzeinleitung in Werra Bund prüft Eindampfen von K+S-Kalilauge Werratal. Kritiker des Kaliproduzenten K + S fordern seit Langem, Kaliabfälle in Osthessen einzudampfen, anstatt sie in die Werra einzuleiten. Der Konzern hatte das stets abgelehnt: Zu unwirtschaftlich, zu um weltschädlich und technisch nicht zu realisieren. Nun bekommt die Idee neuen Auftrieb: Das Bundesum weltministerium prüft diese Entsorgungsmethode. Das hatte der Norddeutsche Rundfunk gemeldet. Bei der Methode solle Salzlauge vor Ort aufgefangen und aufbereitet werden. Gemeint ist das Konzept von Prof. Dr. Peter Quicker von der Technischen Hochschule Aachen. Der hatte bereits 2013 in einer Studie erklärt, dass K + S durch das Verdampfen von Lauge in ei nem Kraftwerk Wertstoffe gewinnen könnte – und damit Geld verdienen. K + S zweifelt das weiter an. Die Idee von einer abwasserfreien Kaliproduktion bleibe eine Utopie, sagt K + S-Sprecher Ulrich Göbel. Auch der Runde Tisch zur Werraversalzung sieht dieses Verfahren kritisch und setzt weiter auf eine Pipeline-Lösung. Dass sich nun das Bundesumweltministerium einmischt, ist ungewöhnlich: „Die Umsetzung der Wasserrah menrichtlinie und die Frage, wie dem Problem der Salzbelastung von Werra und Weser begegnet werden kann, ist allein Aufgabe der Länder“, sagt Ministeriumssprecherin Nicole Scharfschwerdt. Allerdings habe der Bund „wegen der umwelt- und wirtschaftspolitischen Dimensionen Interesse daran, eine für alle ak zeptable Lösung zu finden“. Daher habe man zugesagt, die Verfahren zu vergleichen. Die Prüfung befinde sich in einer sehr frühen Phase. K + S-Kritiker hoffen nun, dass für die Zeit der Untersuchung die Genehmigungsverfahren für die Pipelines ausgesetzt werden. Vom Ministerium heißt es aber: Die Prüfung werde keine Auswirkungen auf Genehmi gungen oder künftige Verfahren haben.
Von Göran Gehlen und Marcus Janz
Deutschland today 07.04.2014 Landrat Schmidt: „Prüfansatz des Bundesumweltministeriums zur Kalilauge richtiger Schritt“ Region Kassel (lk) - Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit an gekündigte unabhängige Überprüfung der unterschiedlichen Alternativen zur Bewältigung der Kaliabwässer findet große Zustimmung bei Landrat Uwe Schmidt: "Das ist der richtige Weg, um die möglichen Entsor gungswege ohne Vorfestlegungen zu prüfen". Da die Frage der Entsorgung der Kaliabwässer die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen und Nieder sachsen betrifft und auch die Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union eine ent scheidende Rolle spielt, "ist es logisch und absolut zu begrüßen, dass sich der Bund einschaltet", so Schmidt weiter. Aus Sicht des Landkreises Kassel sei das Konzept von Prof. Dr. Quicker von der Techni schen Hochschule Aachen "nicht nur umsetzbar sondern auch zukunftsweisend". Die bisherige ablehnende Haltung des Unternehmens K+S sei daher nicht nachvollziehbar. "Die Menschen an der Oberweser und wir freuen uns auf jeden Fall, dass jetzt wieder Bewegung in die Diskussion gekommen ist und realisierbare Alternativen zur Oberweserpipeline und zum Salzabwassersee vom Bund geprüft werden", stellt Schmidt fest. Der Kasseler Landrat fordert in diesem Zusammenhang die Hessische Landesregierung auf, sich dem Vorgehen des Bundesumweltministeriums anzuschließen und die eingeleiteten Planverfahren für die Oberweser- und die Nordseepipeline so lange ruhen zu lassen, bis das Ergebnis der Überprüfung vorliegt.
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Presseecho April 2014
dpa 16.04.2014 Parteien Linke für technische Entsorgung der Abwässer von Kali-Industrie Der Düngemittelkonzern K+S muss nach Ansicht der Linke-Fraktion in Thüringen eine techni sche Lösung für seine Abwässer finden, anstatt sie in einer Nordsee-Pipeline zu entsorgen. Das Land Thüringen sollte deshalb den Bau eines Werkes unterstützen, in dem aus den salz haltigen Abwässern wertvolle Rohstoffe wie Magnesium und Kalium gewonnen werden kön nen, sagte der umweltpolitische Sprecher Tilo Kummer am Mittwoch in Erfurt. K+S habe dies bei einem Runden Tisch der Kali-Anrainer-Länder ins Gespräch gebracht. Als geeigneten Standort habe der Konzern Merkers in Thüringen genannt. Kummer plädierte außerdem dafür, einen Vorschlag zur Verwertung der Wertstoffe der Firma K-UTEC Son dershausen zu prüfen. Die Einrichtung plane weltweit Anlagen zur Herstellung von Kali-Dünger und habe das Verfahren mit der RWTH Aachen entwickelt. Deutschland habe das Verfahren gegenüber der EU-Kom mission abgelehnt, obwohl der Runde Tisch noch nicht entschieden habe, kritisierte Kummer. Zudem habe sich Deutschland für weniger strenge Umweltvorschriften bis 2027 ausgesprochen. K+S habe erklärt, dass mit dem Werk kein Gewinn zu machen sei und von einem Verlust von 90 Millionen Euro gesprochen. Diese Höhe zweifelt die Linke an. Mögliche Verluste des Werkes müssten außerdem den Kosten der Nordsee-Pipeline gegenübergestellt werden. Es entstünden Arbeitsplätze, die Umwelt würde entlastet. K+S hat zwar das Genehmigungsverfahren für den Bau der Pipeline beantragt, hält sich aber Optionen offen. Die unterirdisch verlaufenden Rohre sollen aus dem Kalirevier Osthessen und Thüringen in die Nordsee nach Wilhelmshaven führen.
Ostthüringer Zeitung 16.04.2014 Linke für technische Entsorgung der Abwässer von Kali-Industrie Erfurt (dpa/th) - Der Düngemittelkonzern K+S muss nach Ansicht der Linke-Fraktion in Thüringen eine technische Lösung für seine Abwässer finden, anstatt sie in einer Nordsee-Pipeline zu entsorgen. Das Land Thüringen sollte deshalb den Bau eines Werkes unterstützen, in dem aus den salzhaltigen Abwässern wertvolle Rohstoffe wie Magnesium und Kalium gewonnen werden können, sagte der umweltpolitische Sprecher Tilo Kummer am Mittwoch in Erfurt. K+S habe dies bei einem Runden Tisch der Kali-AnrainerLänder ins Gespräch gebracht. Als geeigneten Standort habe der Konzern Merkers in Thüringen genannt. Kummer plädierte außerdem dafür, einen Vorschlag zur Verwertung der Wertstoffe der Firma K-UTEC Son dershausen zu prüfen. Die Einrichtung plane weltweit Anlagen zur Herstellung von Kali-Dünger und habe das Verfahren mit der RWTH Aachen entwickelt. Deutschland habe das Verfahren gegenüber der EU-Kom mission abgelehnt, obwohl der Runde Tisch noch nicht entschieden habe, kritisierte Kummer. Zudem habe sich Deutschland für weniger strenge Umweltvorschriften bis 2027 ausgesprochen. K+S habe erklärt, dass mit dem Werk kein Gewinn zu machen sei und von einem Verlust von 90 Millionen Euro gesprochen. Diese Höhe zweifelt die Linke an. Mögliche Verluste des Werkes müssten außerdem den Kosten der Nordsee-Pipeline gegenübergestellt werden. Es entstünden Arbeitsplätze, die Umwelt würde entlastet. K+S hat zwar das Genehmigungsverfahren für den Bau der Pipeline beantragt, hält sich aber Optionen offen. Die unterirdisch verlaufenden Rohre sollen aus dem Kalirevier Osthessen und Thüringen in die Nordsee nach Wilhelmshaven führen. 16.04.14 / dpa
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WWA Focus 16.04.2014 Parteien: Linke für technische Entsorgung der Abwässer von Kali-Industrie dpa/Uwe Zucchi K+S plant auch Pipeline für seine Abwässer. Der Düngemittelkonzern K+S muss nach Ansicht der Linke-Fraktion in Thüringen eine technische Lösung für seine Abwässer finden, anstatt sie in einer Nordsee-Pipeline zu entsorgen. Das Land Thüringen sollte deshalb den Bau eines Werkes unterstützen, in dem aus den salzhaltigen Ab wässern wertvolle Rohstoffe wie Magnesium und Kalium gewonnen werden können, sagte der umwelt politische Sprecher Tilo Kummer am Mittwoch in Erfurt. K+S habe dies bei einem Runden Tisch der KaliAnrainer-Länder ins Gespräch gebracht. Als geeigneten Standort habe der Konzern Merkers in Thüringen genannt. Kummer plädierte außerdem dafür, einen Vorschlag zur Verwertung der Wertstoffe der Firma KUTEC Sondershausen zu prüfen. Die Einrichtung plane weltweit Anlagen zur Herstellung von Kali-Dünger und habe das Verfahren mit der RWTH Aachen entwickelt. Deutschland habe das Verfahren gegenüber der EU-Kommission abgelehnt, obwohl der Runde Tisch noch nicht entschieden habe, kritisierte Kummer. Zu dem habe sich Deutschland für weniger strenge Umweltvorschriften bis 2027 ausgesprochen. K+S habe erklärt, dass mit dem Werk kein Gewinn zu machen sei und von einem Verlust von 90 Millionen Euro gesprochen. Diese Höhe zweifelt die Linke an. Mögliche Verluste des Werkes müssten außerdem den Kosten der Nordsee-Pipeline gegenübergestellt werden. Es entstünden Arbeitsplätze, die Umwelt würde entlastet. K+S hat zwar das Genehmigungsverfahren für den Bau der Pipeline beantragt, hält sich aber Optionen offen. Die unterirdisch verlaufenden Rohre sollen aus dem Kalirevier Osthessen und Thüringen in die Nordsee nach Wilhelmshaven führen.
Thüringer Allgemeine 17.04.2014 Linke: Neues Kaliwerk kann Werra-Versalzung stoppen Merkers. Ein neues Verfahren zur Reinigung der Kali-Abwässer könnte eine teure Leitung zur Nordsee überflüssig machen. K+S setzt auf die Verklappung von Abwässern. Ende März wurde dafür eine neue Anlage in Betrieb ge nommen. Mit dabei: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Thüringens Staatskanzleichef Jürgen Gnauck (2. und 3. von links, beide CDU). Foto: Alexander Volkmann Die Bundesregierung rechnet offenbar nicht damit, die Werra-Versalzung bis zum Jahr 2021 stoppen zu können. Der Fluss sei bis zu diesem Datum nicht sauber zu bekommen, die geplante Pipeline zur Nordsee werde schlicht noch nicht fertig gestellt sein, erklärte der Bund gegenüber der EU. Im Ringen Deutschlands um die Einhaltung der EU-weiten Wasserrahmenrichtlinie hat Berlin daher gegenüber Brüssel bereits angekün digt, für die Zeit nach 2021 die Genehmigung von "weniger strengen Grenzwerten" beantragen zu wollen. Thüringens Linksfraktion fordert die Landesregierung jetzt auf, sich für den Bau eines neuen Kaliwerkes in Merkers einzusetzen. "Mithilfe dieser Investition ließe sich die geplante Salzwasser-Pipeline bis zur Nordsee vermeiden", so der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Tilo Kummer . So könnte am Standort Merkers zunächst eine hochmoderne Aufbereitung der bislang anfallenden Abwässer stattfinden. Wertvolle Rohstoffe könnten der Salzlauge entzogen werden. Die dann noch nicht verwertbaren Rückstän de wären anschließend vollständig im Untergrund zu versetzen. "Es wird nicht mehr bezweifelt, dass das Verfahren technisch funktioniert", betont Kummer. "Es wird nur infrage gestellt ob es sich wirtschaftlich lohnt." K+S "lehnt Vorschlag als unwirtschaftlich ab Tatsächlich hält der Kasseler Bergbaukonzern K+S diesen Vorschlag des Sondershäuser Instituts für Kali forschung Kutec für unwirtschaftlich. Gegenüber dem runden Tisch der Anrainer von Werra und Weser führte das Unternehmen aus, mit dieser Lösung jährlich etwa 90 Millionen Euro Verlust einzufahren. "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist der vor geschlagene Ansatz der Kutec nicht vertretbar", heißt es in einer Stellungnahme.
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Presseecho April 2014
Kummer hält diese Rechnung für einseitig. "Für die kommenden 30 Jahre würde auf den Bau der Pipeline verzichtet werden können", so der Linkspolitiker. Allein zur Unterhaltung dieses Leitungsstrangs würden jährlich ebenfalls etliche Millionen Euro an Kosten entstehen. Pipeline oder Bergwerk? Der runde Tisch der Werra-Anrainer hatte sich in seiner abschließenden Bewer tung auf kein Konzept festgelegt. Die Meinungen gingen so weit auseinander, dass "die überwiegende Mehrheit des runden Tisches eine weitere gutachterliche Untersuchung für nicht zielführend hält", heißt es in einer Protokollnotiz. Kummer zeigte sich enttäuscht darüber, dass der Bund und die Landesregierungen entlang von Werra und Weser die Pipeline dennoch als einzige Alternative betrachteten, um die Umweltproblematiken im Flussge biet langfristig in den Griff zu bekommen. Nicht zuletzt könnte ein Werk in Merkers "350 Arbeitsplätze zu sätzlich" schaffen, plädiert der Linkspolitiker für den Werksneubau. Der Bau der langen Abwasserleitung zur Nordsee bis 2021 sei völlig unrealistisch, räumte der Sprecher von K+S, Ulrich Göbel, gestern ein. Dann könnten im günstigsten Falle alle Genehmigungen vorliegen. Nach Ausschreibungen und Vergabe liege die Bauzeit bei zweieinhalb Jahren. "Mitte der Zwanzigerjahre könnte eine solche Leitung fertig sein ", "bestätigte Göbel. Matthias Thüsing / 17.04.14 / TA
Südthüringer Zeitung 20.04.2014 K+S gegen neues Werk zur Entsalzung Kassel - Der Kalikonzern K+S lehnt eine Wiederaufarbeitung seiner Kalilaugen aus Kosten gründen ab. Kassel - Der Kalikonzern K+S lehnt eine Wiederaufarbeitung seiner Kalilaugen aus Kostengründen ab. Eine Eindampfanlage würde fast 1,5 Milliarden Euro kosten, sagte Unternehmenssprecher Ulrich Göbel die ser Zeitung. Zudem sei mit einem Verlust von deutlich mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr zu rechnen. "Wir werden kein Konzept realisieren, das Geld in solchen Größenordnungen verbrennt", sagte Göbel. Die Thüringer Linke hatte sich in dieser Woche dafür ausgesprochen, in Merkers ein Werk zur Wiederaufar beitung von Kalilaugen zu errichten. Damit soll die Versalzung der Werra beendet werden, in die bisher die Laugen fließen. Linken-Umweltpolitiker Tilo Kummer hatte die in dem neuen Werk erwarteten 350 Ar beitsplätze eine "Wiedergutmachung für den Kalifusionsvertrag" genannt. Konzernsprecher Göbel wies das als "Wahlkampf" zurück. "Mit einer Lösung in der Sache hat das recht wenig zu tun." ek
NDR 28.04.2014 Salzwasser-Pipeline: Bund will Gutachten In dem Konflikt um die mögliche Versalzung von Werra und Weser hat sich nun der Bund eingeschaltet. Er will die bisher gemachten Lösungsvorschläge von einem unabhängigen Institut vergleichen lassen. Das geht aus einem Positionspapier von örtlichen SPD-Abgeordneten hervor. Der Düngemittel-Hersteller K+S aus Kassel (Hessen) will salzhaltige Abwässer durch eine Pipeline direkt in die Oberweser einleiten, statt wie bisher den Umweg über die Werra zu nehmen. Umweltministerin will ergebnisoffenes Gutachten in Auftrag geben Mehrmals hatten die SPD-Parlamentarier Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gebeten, selbst aktiv zu werden und ein unabhängiges Gutachten im Auftrag zu geben. So soll geklärt werden, wel cher Entsorgungsweg die geringsten Umweltschäden verursacht. Nun hat die Ministerin nach Angaben der SPD-Abgeordneten eingelenkt: Das Umweltministerium werde ein ergebnisoffenes Gutachten in Auf trag geben. Wer das Gutachten erstellt, ist noch offen. Im Gespräch ist das Umweltbundesamt.
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WWA Können die Laugen schon am Produktionsstandort entsorgt werden? Geprüft werden soll unter anderem auch, ob die Abfallaugen über moderne Trennverfahren am Produkti onsstandort entsorgt werden können. Für diesen Fall müssten die Laugen vermutlich nicht mehr in Werra und Weser eingeleitet werden. Auch die Lösung einer Nordseepipeline wäre wahrscheinlich vom Tisch. Wichtig: Der Bund kann nicht entscheiden, die Länder sind dafür zuständig. Wenn die Gutachter des Bun des aber eine Lösung empfehlen, könnten sich die anderen Akteure schwerlich über diese Empfehlung hin wegsetzen.
Mindener Tageblatt 29.04.2014 Druck auf Salzwasser-Verursacher steigt Bundesumweltministerium überprüft Filterung von Kali-Abwasser / SPD-Parlamentarier in Minden VON STEFAN KOCH Minden (mt). Das Bundesumweltministerium klärt derzeit, ob der nordhessische Düngemittelproduzent K+S durch eine Filterung seiner Abwässer die Weser salzfrei machen kann. Vor allem dies beschäftigte Die salzige Fracht der Weser nagt auch an der Schiffmühle. Schon im kommenden Jahr wird die Attraktion in der Werft repariert. | MT-Foto: Stefan Koch Was die Kali-Lauge anrichten kann, führte Eckhard König, Vorsitzender des Schiffmühlenvereins, der Besu chergruppe am Montag vor: Metallbeschläge am Schaufelrad zerfrisst das Salzwasser im Nu - im kommen den Jahr wird das schwimmende Mahlwerk wieder in der Werft repariert. Und auch die Pioniere spülen nach dem Einsatz ihr amphibisches Gerät aus Gründen der Materialerhaltung mit Süßwasser ab. Ginge es nach den Politikern der Werra- und Weseranrainer Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-West falen, gehören derartige Zustände bald der Vergangenheit an. Zumal die Europäische Union in ihrer Was serrahmenrichtlinie fordert, dass die Gewässer der Gemeinschaft einen besseren Zustand erhalten sollen. Doch das letzte Angebot, das den Politikern der Anrainerländer am Runden Tisch präsentiert wurde, er scheint unakzeptabel. Danach genehmigte die Kasseler Bezirksregierung der Firma K+S eine Pipeline vom Standort in Philippsthal bis zur Oberweser. Möglich ist damit, die Werra salzfrei zu halten, während die üb rigen Weseranrainer weiterhin unter der Lauge leiden. Zudem wird ein 80 Hektar großes Speicherbecken im Raum Hofgeismar erforderlich, weil das Abfallprodukt nur bei Hochwasser in den Herbst- und Winter monaten abgeleitet werden darf. Andere Vorstellungen haben dagegen die SPD-Politiker, die gestern im Rahmen ihrer Oberweserbereisung in Minden vorbeikamen. Neben den sechs Bundestagsabgeordneten (MdB) und den Spitzen des Landkrei ses Kassel und des Kreises Minden-Lübbecke, nahmen Vertreter betroffener Städte der Region teil. Sie plä dierten dafür, dass die Kali-Lauge vor Ort gefiltert wird, um das Abwasser rückstandsfrei in Werra und Weser abzuleiten. K+S hatte in einem Gutachten dargelegt, dass dies Verfahren aus wirtschaftlicher Sicht nicht machbar sei. Der Runde Tisch brachte ein Gegengutachten heraus. Seit März beschäftigt sich nun das Bundesumweltministerium mit einer weiteren unabhängigen Expertise in dieser Frage - derzeit wird geprüft, ob das Bundesumweltamt hierfür zuständig ist. "Wir müssen mehr Druck machen, es geht nur durch eine geballte Initiative", sagte gestern die heimische SPD-Landtagsabgeordnete Inge Howe. "Die seit Jahren zu beklagende hohe Salzkonzentration in der We ser müssen wir ändern", so MdB Achim Post aus Minden. "Wir erwarten, dass ein Unternehmen wie K+S die richtige Lösung wählt und das ist keine Angelegenheit des Landes Hessen allein", erklärte MdB Gabrie le Lösekrug-Möller (Wahlkreis Hameln-Pyrmont). Neben der Filterung des Kali-Abwassers steht als weitere Möglichkeit der Transport über eine Pipeline bis zur Nordsee in der Diskussion. Doch auch davon hält die SPD nichts. Dr. Manfred Horter, Mitglied des Re gionalrates OWL, hält dies schon allein wegen der Schutzauflagen für das Wattenmeer für undurchführbar.
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Osthessen News 29.04.2014 SPD unterstützt Runden Tisch zur Zukunftssicherung der Kali-Industrie 29.04.14 - BAD HERSFELD - Der SPD-Unterbezirksvorstand Hersfeld-Rotenburg begrüßt aus drücklich, dass der Runde Tisch zur Zukunftssicherung der Kali-Rohstoff-Industrie sich für den Bau einer Pipeline ausgesprochen hatte. Die wertvolle Arbeit des Runden Tisches hat auch hier konzeptionell überzeugend gewirkt, ist sich der SPD-Unterbezirksvorstand Hers feld-Rotenburg einig. Vor diesem Hintergrund bezeichnen die Sozialdemokraten den Krach zwischen der CDU-geführten Landesregierung und deren Kreis-Organisation Kassel-Land als nicht hilfreich. Hatte sich doch die Kreis-CDU gegen den Bau einer Pipeline an die Oberweser ausgesprochen, die aber die neue CDU-geführte Landesregierung im schwarz-grünen Koaliti onsvertrag ausdrücklich als eine der Maßnahmen zur Reduzierung der Werra-Versalzung ge fordert hat. Als „Ablenkungsmanöver" bezeichnet der SPD-Unterbezirksvorsitzende Torsten Warnecke zudem die For derung aus dem Landkreis Kassel nach einem zusätzlichen Gutachten durch das Bundesumweltministeri um zum Thema „Eindampfung der flüssigen Fabrikationsrestmengen". Sollen doch damit zunächst alle anstehenden Genehmigungsverfahren gestoppt werden. „Der Runde Tisch hat bereits ein Landes-Gutach ten zu diesem Thema unterstützt und gefordert. Dieses wird nach Angaben der Hessischen Landesregie rung voraussichtlich Ende Juni vorliegen. Dort werden die Öko-Effizienz und die Kosten-Effizienz als wesentliche Kriterien, neben der großtechnischen Machbarkeit, abgewogen. Wozu dann noch neue Gut achten, verbunden mit der Forderung alle Genehmigungsverfahren zu verschieben? Offenbar ist eine ab sehbare Senkung der Einleitung in die Werra im Landkreis Kassel doch nicht so wichtig. Das ist immerhin eine Erkenntnis", so der SPD-Unterbezirksvorstand Hersfeld-Rotenburg einstimmig. +++
Deutschland today 29.04.2014 Bundestagsabgeordnete machen sich stark gegen Pläne von K+S Hümme (IS) – Die Kräfte bündeln und gemeinsam gegen ein Speicherbecken und die Salzeinleitung in die Weser anzugehen, wird nun auch vom Bundesumweltministerium unterstützt. Mit gebündelter Kraft treten nun Landes- und Bundespolitiker gemeinsam gegen die Salzeinleitung in die Oberweser ein. Bei einem Ortstermin wurde das Ausmaß eines 80 Hektar großen Speicherbeckens auf der Hümmer Dickte deutlich. (V.l.) Markus Mannsbarth, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Salzfreies Mär chenland, Ulrike Gottschalck, MdB, Brigitte Hofmeyer, MdL, Gabriele Lösekrug-Möller, MdB, Dr. Matthias Miersch, MdB und umweltpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion und Stefan Schwartze, MdB. Zu einer Bereisung der relevanten Orte in Hümme, wo möglicherweise in der „Dickte“ ein 80 Hektar großes Speicherbecken entstehen soll und den Orten der möglichen Einleitung in die Weser bei Gieselwer der, hatte Ulrike Gottschalk, MdB mehrere Abgeordneten-Kollegen der SPD, der betroffenen Wahlkreise aus dem Bundestag sowie die Landtagsabgeordnete Brigitte Hofmeyer, Landrat Uwe Schmidt und die Vizeland rätin Susanne Selbert eingeladen. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Aktionsbündnisses Salzfreies Märchenland, Markus Mannsbarth waren zudem noch einige Vertreter aus der Regionalpolitik und Verbän den der Einladung gefolgt, zu der auch der umweltpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Dr. Matthias Miersch nach Hümme gekommen war. Noch einmal wurde deutlich gemacht, dass die bloße Information der Menschen über die Planungen von Kali + Salz längst nicht ausreiche, sondern ein massives Angehen dagegen mit geballter Kraft im Dreilän dereck Hessen, Niedersachsen und NRW erforderlich sei. Längst ist klar, dass die geplanten Maßnahmen einen Dolchstoß für die Region bedeuten. Anhand von Kar ten, zeigte Mannsbarth die möglichen Standorte für Speicherbecken in Zierenberg, Kelze, Friedrichsdorf, Hümme und neuerdings auch in Gieselwerder, die so groß wie 125 Fußballfelder wären und bei einem 80 Hektar großen Becken eine Gesamtfläche von 160 bis 200 Hektar benötigten. Ebenso die Trassenführung der Pipeline, die eine 40 bis 50 Meter breite Schneise bedeute.
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WWA Ein im Januar 2014 von K+S beantragtes Raumordnungsverfahren für diese Maßnahmen beim RP, wurde wegen erheblicher Mängel zum Nacharbeiten an das Unternehmen zurückgegeben. Auch wurden bereits Gutachten über ein alternatives Eindampfungsverfahren Vorort und das Wiederein bringen in das Bergwerk erstellt. Dies wird allerdings von K+S als wirtschaftlich undurchführbar hinge stellt. So sehe sich auch der „Runde Tisch“ nicht in der Lage die Gutachten auf einen Nenner zu bringen, erklärte Mannsbarth, und ein unabhängiges Gutachten solle von den Politikern gefordert werden, denn technische Lösungen seien möglich. Dieser Forderung werde die Regierung nachkommen, betonte Gott schalck und dafür sorgen, dass die Gutachten auf ihre Plausibilität geprüft würden. „Auch dem Bundesumweltministerium ist daran gelegen, das Problem mit anzupacken“, machte der Bun despolitische Sprecher Dr. Miersch deutlich. „Die Arbeitsplätze bei K+S können nicht das einzige Argument sein“. Er erwartet eine verstärkte Transparenz der Unternehmen und bedeutete, dass auf Bundesebene ein großes Interesse bestehe Alternativen zu prüfen und mit den Protagonisten in Dialog zu treten. Als einen wichtigen Schritt, sieht er ein unabhängiges Gutachten. Zur Solidarität mit den Nordhessischen Gegnern gegen die Einleitung von Salzabwässern in die Oberweser bekannten sich auch die politischen Vertreter der Anrainer aus NRW und Niedersachsen. Auch dort werde vehement dagegen protestiert. Hofmeyer: „Ohne die Länder NRW und Niedersachsen könnten wir es in Hessen nicht schaffen.“ Die Tour führte die Politiker noch weiter zu Fachgesprächen entlang der Weser nach Minden, Bad Oeyn hausen und Vlotho und am nächsten Tag nach Rinteln und Hameln. Erst kürzlich wurde die Bevölkerung der genannten Orte aufmerksam auf eine eventuelle Nordseepipeline, von der sie dann betroffen seien. Und auch hier will man dies nicht so einfach hinnehmen. Sodass sich immer mehr Menschen und politische Vertreter gegen die Pläne von K+S wehren. „Runde Tisch“ Der Runde Tisch konstituierte sich auf Druck der Anliegergemeinden im März 2008, mit dem Auftrag Lö sungen für das Problem der Versalzung der Gewässer zu erarbeiten. Dieser empfahl bereits 2010 den Bau einer Nordsee-Pipeline. Er forderte die Firma K+S auf den jeweiligen Stand der Technik zur Vermeidung und Verwertung von Reststoffen der Kaliproduktion zu prüfen und deren Anwendbarkeit unverzüglich um zusetzen. Aktionsbündnis „Salzfreies Märchenland“ Im Aktionsbündnis haben sich 21 Ortsbeiräte als Verein zusammengeschlossen um den Planungen des Kasseler Unternehmens Kali + Salz, eine Pipeline vom osthessischen Abbaugebiet bis zur Oberweser mit einem Speicherbecken in der Hofgeismarer Region, entgegen zutreten. Der Vorsitzende ist Markus Manns barth. Die Mitgliederzahlen des Vereins wachsen täglich. Artikel vom 29.04.2014
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Mindener tageblatt 29.04.2014
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WWA HNA 29.04.2014
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Neue Westfälische 29.04.2014
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WWA Solinger Allgemeine 30.04.2014
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Bad Oeynhausen 30.04.2014
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Der Widerstand gegen die Oberweserpipeline
NH24 09.04.2014 CDU fordert Oberweser Pipeline Mittwoch, den 09. April 2014 um 11:55 Uhr Bad Hersfeld. „Salzwasserreduzierung beginnt direkt beim Abbau. Für uns ist es wichtig, nicht nur vom Schreibtisch aus über die Salzwasserreduzierung zu reden, sondern sich vor Ort ein Bild zu machen“, so das Resümee nach einer Grubenfahrt der CDU-Abgeordneten Thomas Mann MdEP, Helmut Heiderich MdB, Lena Arnoldt MdL und CDU-Kreisvorsitzendem Timo Lübeck. Bein einer ausführlichen Grubenfahrt unter Tage begrüßten die Abgeordneten die aktuelle Inbetriebnahme von 3 Anlagen zur Salzwasserreduzierung durch K+S. Gemeinsam mit dem Unternehmen wolle man eine gute Balance zwischen Ökologie und Ökonomie finden. „Unser Ziel ist es, den Industriestandort mit seinen 4.500 Arbeitsplätzen im Werratal zu erhalten und eine umweltverträgliche Salzwasserentsorgung zu ge währleisten. Als favorisierte Variante zur Salzwasserentsorgung bezeichneten die CDU-Politiker nach wie vor die Ober weser-Pipeline. Wir hoffen, dass das Nachbarland Niedersachen zügig grünes Licht gibt, damit möglichst schnell mit der Realisierung begonnen werden kann“, so die CDU abschließend. (pm)
HNA 12.04.2014 Kampf ausschließlich für Gewässerschutz und gegen K+S-Pipeline Windräder: Verein Salzfreies Märchenland bleibt neutral Hofgeismar/Liebenau. Trotz des Ärgers um den möglichen Bau von unerwünschten Windrädern östlich von Hofgeismar hält der Verein Salzfreies Märchenland an seinem Kurs fest: Windkraft sei auch weiter kein Thema, sagte Vereinssprecher Markus Mannsbarth: „Wir sind weder dafür, noch dagegen.“ Hintergrund: Seit der ersten Mitgliederversammlung des Vereins in Gieselwerder gibt es einen Richtungs streit. Besonders die Bürgerinitiativen an der Oberweser sähen es gern, wenn der neue Verein sich nicht nur gegen den Bau einer K+S-Pipeline für Salzabfälle stellt, sondern auch gegen den Bau von uner wünschten Windkraftanlagen im Reinhardswald. Doch das Thema Windkraft besaß im Raum Hofgeismar bisher eher weniger Brisanz. Die meisten Flächen für Windräder sollen im nördlichen Kreisteil ausgewiesen werden. Dies hat sich teilweise geändert. Wie das Regierungspräsidium bestätigt hat, sollen auch solche Flächen nördlich von Hombressen sowie östlich von Hümme und Schöneberg entstehen. Die Stadt Hofgeismar und die Ortsbeiräte hatten das bisher klar abgelehnt. Trotzdem wird der Verein Salzfreies Märchenland bei seinem Kurs bleiben: „Das kann gar nicht anders ge hen“, sagt dessen Sprecher Markus Mannsbarth. Ein Handballverein könne schließlich nicht plötzlich Fuß ball spielen. Das bedeutet: Der Verein wurde gegründet, um Flüsse und Oberflächengewässer in der Regi on zu schützen. Mit diesem Ziel wurde auch die Gemeinnützigkeit beantragt. Nun die Ziele des Vereins zu ändern, sei unmöglich. Man habe zudem nicht nur Mitglieder aus Hofgeismar und Trendelburg, sondern auch aus Südhessen und Kassel – die eben nicht am Thema Windkraft interes siert sind. In seiner Funktion als SPD-Fraktionschef in Hofgeismar sieht Mannsbarth die Windkraftpläne des RP dage gen kritisch: Man habe damals klar gesagt, dass man keinen Wildwuchs bei den Windkraftanlagen und kei ne Windräder bei Hombressen wolle. Nun müsse man abwarten, wie das Regierungspräsidium auf Protest aus Hofgeismar Stadt reagiere.
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Presseecho April 2014
HNA 14.04.2014 Salz-Pipeline: Südöstlich an Hofgeismar vorbei Neue Details zum Verlauf K+S-Salz-Pipeline wird südöstlich an Hofgeismar vorbeiführen Hofgeismar. Es gibt neue Details, welchen Verlauf eine K+S-Pipeline für Salzabfälle zur Oberweser nehmen könnte: Die Leitung würde südöstlich um Hofgeismar laufen und dann hinter Hümme nach Gottsbüren in den Reinhardswald abbiegen. Nördlich von Gieselwerder würde sie dann an die Weser führen. Das Kuriose: Vertreter des Düngemittelherstellers haben dies offenbar bei einem Treffen mit Bürgerinitiati ven an der Oberweser vorgestellt. K+S informierte also genau die Bewohner der Nordspitze, die seit Mo naten gegen die Pläne Sturm laufen. Die Bürgerinitiativen tragen diese Information nun an die Öffentlich keit und belegen sie mit Fotos von K+S-Grafiken, die beim Treffen gezeigt wurden. Laut Klaus Becker, Or ganisator der Gespräche, wurde dabei mit offenen Karten gespielt: Man habe dem Unternehmen gesagt, dass man die Informationen veröffentlichen werde. K+S bestätigt auf Nachfrage, dass es das Treffen gab. Dabei sei es um die Planungsvarianten gegangen und ihre Auswirkungen auf die Region. Wie zutreffend die Darstellung der Bürgerinitiativen aus Sicht von K+S ist, bleibt unklar. Das Unternehmen wolle sich demnächst direkt zu seinen Plänen äußern, sagt Pres sesprecher Ulrich Göbel. (gör)
HNA 15.04.2014 Salzpipeline von K+S könnte Kommunen Habichtswald und Zierenberg treffen Habichtswald/Zierenberg. Die K+S-Pipeline für Salzabfälle zur Oberweser könnte durch Gebiete der Stadt Zierenberg und der Gemeinde Habichtswald verlaufen. Jetzt wurden Details bekannt: Die Leitung würde aus Richtung Schauenburg kommen, durch Habichtswald und Zierenberg führen. Eine kunst-stoffummantelte Pipeline mit 60 Zentimeter Durchmesser soll unterirdisch mit mindestens ei nem Meter Erdabdeckung verlegt werden – solche Details zur Oberweser-Pipeline gab es bisher nicht. Doch kürzlich, bei einem Gespräch zwischen Bürgerinitiativen (BI) und dem Düngemittelhersteller K+S in Gieselwerder, wurden offenbar solche Aspekte besprochen. Das berichten BI-Vertreter. In den Rathäusern von Habichtswald und Zierenberg ist der Korridor für die Salzpipeline, der westlich von Kassel an Ehlen und Zierenberg verläuft, bekannt. Beide Kommunen stimmten sich für eine Stellungnahme beim Regierungspräsidium Kassel bis zum 2. Mai eng aufeinander ab, sagte Habichtswalds Bürgermeister Thomas Raue. Dabei geht es um zwei zentrale Punkte. Zum einen müsse das Risiko für die Trinkwasser versorgung abgeklärt werden. Die Habichtswalder beziehen einen Teil ihres Trinkwassers aus einem Brun nen bei Schauenburg. „Was passiert bei einem Leck in der Salzleitung?“, fragt Raue. Ein weiterer Aspekt berührt die Entwicklungsperspektive der Gemeinde. Es dürfe nicht passieren, dass die Pipeline die Gestaltungsmöglichkeiten beschneidet. Ob Gewerbegepiet, Ferienpark oder Wohngebiet – nie mand wisse, was in zehn Jahren sei – aber die Kommunen dürften sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen. Auch müsse darauf geachtet werden, dass sich der Planungskorridor beider Kommunen nicht weiter verenge. Denn innerhalb des K+S Suchraumes verlaufe auch die Mitte-Deutsch land Anbindungs-Leitung (MIDAL). Bei ihr handelt es sich um eine 702 Kilometer lange Erdgas-Pipeline von der Nordseeküste nach Süddeutschland. In Zierenberg beschäftigt sich der Magistrat in der Woche nach Ostern mit der Thematik. Erster Stadtrat Gerd Appel wollte der Position des Gremiums nicht vorgreifen. „Wir werden die Argumente in Ruhe abwä gen“, sagte er und verwies darauf, dass es Befürworter und Gegner der Salzpipeline gebe. Bürgerinitiative ernüchtert Unterdessen zeigten sich in Gieselwerder die Bürgerinitiativen ernüchtert vom jüngsten Treffen. Es habe kaum neue Informationen gegeben. „Klar ist immerhin, dass der beantragte Trassenverlauf für die Ober weser-Pipeline westlich um Kassel herum und östlich an Hofgeismar vorbeigehen soll, um an Gottsbüren vorbei zwischen Gieselwerder und Gewissenruh in die Weser zu münden“, heißt es im Bericht.
Von Göran Gehlen und Antje Thon
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WWA HNA 22.04.2014 Ministerium sieht Pipeline keine Gefahr für Tourismus Bad Karlshafen. Die neue Hessische Regierung hat erstmals Position bezogen zu den Auswirkungen einer Salzleitung auf den Tourismus an der Oberweser: „Ein qualitatives Hindernis für die Entwicklung des Tou rismus sieht die Landesregierung im Bau einer Oberweser-Pipeline nicht", heißt es. Der Verein Weserbergland Tourismus ist anderer Meinung. Würde der Bau einer Salzleitung und eines Speicherbeckens an der Oberweser Touristen ab schrecken? Ein „vernünftiges Verhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Umwelt“ hatte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) Ende März in Bad Hersfeld gefordert. Und der Chef der Hessen-SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel, er klärte jüngst in Hofgeismar, dass moderne Industriepolitik die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen mit Umweltverträglichkeit vereinen müsse. Gemeint sind die 4500 Arbeitsplätze in der Kaliindustrie im Werratal. Sicher sind diese Jobs aber nur, wenn es gelingt, neue Entsorgungslösungen für die Salzabwäs ser aus der Kaliproduktion und den Halden zu realisieren - beispielsweise mit der Pipeline zur Oberweser. Nun gibt es aber an der Oberweser nicht nur Umwelt, die möglicherweise für die Arbeitsplätze im Kalire vier zurückstecken soll, sondern auch hier wird gearbeitet. Und viele der Arbeitsplätze im Weserbergland hängen direkt mit einer intakten Umwelt zusammen: die im Tourismus. „Umgerechnet auf Vollzeitstellen gibt es im Weserbergland rund 30.000 Arbeitsplätze im Tourismus“, erklärt Petra Wegener, Geschäftsführe rin des Weserbergland Tourismus e.V. (zlö) Würde der Bau einer Salzleitung und eines Speicherbeckens an der Oberweser Touristen abschrecken? Das Voting ist beendet. Es wurde wie folgt abgestimmt: (74.5)%Ja, da bin ich mir sicher. (17.3)%Nein, die Region ist trotzdem schön. (8.2)%Das kann man vorher nicht wissen.
Pressemitteilung Landkreis Kassel 23.04.2014 Landkreis Kassel 23.04.14 Schmidt: „Landesregierung macht es sich zu einfach!“ Region Oberweser. "Die Hessische Landesregierung macht es sich bei der Bewertung der Tourismusrisiken der geplanten Oberweser-Pipeline und des damit zusammenhängenden Salzlaugebeckens zu einfach", äu ßert sich Landrat Uwe Schmidt zur jüngst bekannt gewordenen Position der Landesregierung zu den tou ristischen Auswirkungen der Salzabwasserentsorgungspläne des Kasseler Unternehmens K+S. Schmidt, der auch Vorsitzender der Deutschen Märchenstraße e.V. ist, sieht in den Einleitungsplänen und einem Salzlaugespeicherbecken in der Größe des Twistesees "sehr wohl eine Beeinträchtigung für den Tourismus an der Oberweser in Hessen und Niedersachsen". Das Tourismuspotenzial des Weserberglandes liege darin, dass die Gäste hier eine von industriellen Anlagen weitgehend freie Flusslandschaft genießen können. "Die Wasserqualität und das Erlebnispotential der Oberweser ist entscheidend für einen Urlaub", ist sich Schmidt sicher. Der Aufforderung der Landesregierung, die Beeinträchtigung für Natur und Land schaft und damit für die Grundlage des Tourismus an der Oberweser darzulegen, sei der Landkreis nach gekommen. Der Kreisausschuss des Landkreises Kassel habe bereits in einer Stellungnahme im Vorfeld des Raumordnungsverfahren im April 2013 verdeutlicht, dass vor dem Hintergrund der Aktivitäten zur Stär kung der touristischen Vermarktung des Reinhardswaldes und der Oberweserregion, "ein Salzwas ser-Speicherbecken in diesem Gebiet alle touristischen Bemühungen auf einen Schlag zunichte machen würde", so der Landrat weiter. Auch der ausgeprägte Flusstourismus würde durch die Schadstoffeinleitung der Bergbauabwässer eine "erhebliche Qualitäts- und Imageschädigung erfahren".
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HNA 25.04.2014 Salz-Pipeline: K+S will Trasse mit Gasleitung kombinieren Oberweser. K+S äußert sich erstmals öffentlich zu seinem Antrag für eine Pipeline, die Salzlauge zur Ober weser bringen soll: Demnach setzt der Düngemittelhersteller auf eine westlich von Kassel verlaufende Trasse, die durch die Landkreise Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder und Kassel verlaufen soll. Die Variante auf niedersächsischem Boden sei weniger geeignet. Denn in Nordhessen könnte die Pipeline über weite Strecken mit der Midal-Gasleitung kombiniert werden. Das macht Genehmigung und Bau leichter. Hinter Zierenberg und Grebenstein würde die Trasse dann Richtung Hofgeismar abbiegen. Damit bestätigt K+S Informationen, die Bürgerinitiativen vergangene Wo che aus Gesprächen mit dem Unternehmen an die Öffentlichkeit getragen hatten. Um Salzlauge zwischenzulagern, wird seit einiger Zeit auch über ein Speicherbecken an der Oberweser diskutiert. K+S hatte dafür auch Flächen bei Ehlen, Kelze und Hümme untersucht. Man präferiere aber ganz klar Gebiete nahe der Einleitstelle, also bei Gieselwerder. Das Unternehmen äußerte sich auch zu Auswirkungen einer Salzeinleitung auf den Fluß: Die Chloridbelastung werde nicht höher, sondern unter dem jetzigen Durchschnittswert von 650 Milligramm pro Liter Wasser liegen. K+S widersprach auch der Vermutung, man treibe die Pläne für Oberweser- und Nordsee-Pipeline gar nicht ernsthaft voran, sondern setze darauf, dass die Genehmigungen für Einleitung in die Werra und Versenkung im Boden verlängert würden. Zwar macht das Unternehmen keinen Hehl daraus, die Entsorgung der Salzabfälle vor Ort zu be vorzugen. Aber sollte dies künftig nicht möglich sein, „wollen wir nicht mit leeren Händen dastehen.“
Von Göran Gehlen
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WWA 3.
Der Widerstand gegen die Nordseepipeline
Nordwestzeitung 02.04.2014 Abwasser Planung für Salzpipeline zur Nordsee geht voran Millionen Kubikmeter salzhaltiger Lauge sollen jährlich über die Fernleitung aus Hessen und Thüringen in die Nordsee gepumpt werden. Die niedersächsische Landesregierung lädt jetzt die Beteiligten nach Olden burg an den runden Tisch. Oldenburg Die Planung einer umstrittenen Salzpipeline für Abwässer aus Kaliwerken in Hessen und Thü ringen zur Nordsee geht voran. Die Landesregierung hat am Dienstag erstmals Kommunen und Natur schutzverbände im Nordwesten zu einem Raumordnungsverfahren nach Oldenburg eingeladen. Bei dem nichtöffentlichen Termin wurden erste Bedenken zu dem Projekt deutlich. Kritiker haben bereits im Vorfeld Ablehnung signalisiert. So befürchten Naturschützer Nachteile für das Wattenmeer, wenn jährlich Millionen von Kubikmetern salzhaltiger Lauge in der Nähe von Wilhelmshaven in die Nordsee fließen sollten. Wieder offen ist nach der ersten Anhörung der Punkt, an dem die Pipeline in die Nordsee münden soll. Bis her war an eine Stelle in Hooksiel bei Wilhelmshaven gedacht worden. Dort werden bereits große Mengen Lauge eingeleitet, die beim Bau von Erdgasspeichern im nahen Etzel (Kreis Wittmund) anfallen. Nun soll ten auch Alternativen wie die Wesermündung untersucht werden, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Dies könnte auch Auswirkungen auf den Verlauf der zwei bisher geplanten Trassen im Binnenland haben. Naturschützer kritisierten zudem, dass es bisher keine Aussagen zur Gesamtbelastung des Jadebusens gibt, etwa durch Baggerarbeiten und Verklappungen. Fischer befürchten zudem, dass dort die empfindli chen Muschelzuchtanlagen geschädigt werden. Die Gesamtbelastung der Küste sei durch Einleitungen von Salzlauge aus Gaskavernen und vom Steinkoh lebergbau schon sehr hoch, hatte Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) kürzlich die Pläne kommentiert. Für den Meeresschutz sollten schädliche Einleitungen möglichst schon beim Verursacher so weit wie mög lich reduziert werden. Am Mittwoch ist eine weitere Anhörung in Hannover geplant. Das eigentliche Raumordnungsverfahren soll erst Anfang 2015 beginnen.
Paderzeitung 03.04.2014 K+S KALI GmbH: Veränderung in der Geschäftsführung Autor: Ulrich Göbel Der Aufsichtsrat der K+S KALI GmbH, Kassel, hat Dr. Ralph Jäger zum Mitglied der Geschäftsführung der Gesellschaft bestellt. Ab 1. Juli 2014 wird Dr. Jäger kaufmännischer Geschäftsführer und Arbeitsdirektor. Sein Mandat läuft bis zum 30. Juni 2017. Dr. Jäger (49) folgt auf Arbeitsdirektor Steffen Kirchhof, der sein Mandat zum 30. Juni 2014 aus persönlichen Gründen niedergelegt hatte (Pressemitteilung vom 21. März 2014). Jäger hat zuletzt zwölf Jahre in internationalen Führungsfunk tionen für RWE gearbeitet und ist derzeit CEO der RWE Turkey Holding.
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Wilhelmshavener Zeitung 04.04.2014 Umweltausschuss positioniert sich gegen Salz-Pipeline Kontrovers haben die Ausschussmitglieder am Donnerstag die Düngemaßnahme in der Lo gistikzone des JadeWeserPorts diskutiert. Auch die Salzpipeline war Thema.
Von Bettina Martin Wilhelmshaven - Geteilter Meinung waren die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Brandschutz in Sachen Düngemaßnahme der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft auf der Sand fläche der Logistikzone. Lutz Wilhelm (CDU) und Byrte Janßen (CDU) begrüßten die Begrünung, während Michael von den Berg (Gruppe Grüne/WBV) kritisch die Zusammensetzung der Gärreste und die daraus re sultierenden Folgen für die Umwelt hinterfragte. Zur Erinnerung: Im Vormonat wurden auf die Sandfläche der Logistikzone Gärreste als Dünger aus einer ortsansässigen Biogasanlage aufgetragen, um die Fläche mit Gras bewachsen zu lassen. Auf diese Weise soll Sandflug vermieden werden (die WZ berichtete). Bereits zuvor wurden Grassamen angesät, jedoch ließ das Wachstum zu wünschen übrig. Die Rechtslage für diese Maßnahmen ist aber widersprüchlich. Das Niedersächsische Ministerium für Um welt definiert Gärreste als Dünger, wenn sie für landwirtschaftliche Zwecke verwendet werden. Faktisch ist die Fläche begrünt. Allerdings gilt die Fläche rund um den JadeWeserPort als Industriegebiet. Daher wird die Rechtmäßigkeit der Maßnahme in einer Anhörung mit der unteren Abfallbehörde geklärt. Zudem steht womöglich der Bau einer Salzabwasser-Rohrleitung aus Hessen bevor. Das Unternehmen K+S Kali GmbH aus Kassel leitet derzeit ihre Salzabwässer in die Werra ein, allerdings läuft die Genehmigung Ende 2020 aus. Dann muss eine neue Lösung her. Eine Möglichkeit ist eine bis zu 450 Kilometer lange Pi peline, die bis nach Wilhelmshaven führt und die Abwässer in Jade und somit in die Nordsee leitet.
Nordwestzeitung 02.04.2014 Umwelt Naturschützer kritisieren geplante Salzpipeline Bedenken bei nichtöffentlicher Anhörung in Oldenburg geäußert Oldenburg Die Planung einer umstrittenen Salzpipeline für Abwässer aus Kaliwerken in Hessen und Thü ringen zur Nordsee geht voran. Die Landesregierung hat am Dienstag erstmals Kommunen und Natur schutzverbände zu einem Raumordnungsverfahren nach Oldenburg eingeladen. Bei dem nichtöffentlichen Termin wurden erste Bedenken zu dem Projekt deutlich. So befürchten Naturschützer Nachteile für das Wattenmeer, wenn jährlich Millionen von Kubikmetern salz haltiger Lauge in der Nähe von Wilhelmshaven in die Nordsee fließen sollten. Wieder offen ist nach der ersten Anhörung der Punkt, an dem die Pipeline in die Nordsee münden soll. Bisher war an eine Stelle in Hooksiel bei Wilhelmshaven gedacht worden. Nun sollten auch Alternativen wie die Wesermündung unter sucht werden. Naturschützer kritisierten zudem, dass es bisher keine Aussagen zur Gesamtbelastung des Jadebusens gibt, etwa durch Baggerarbeiten und Verklappungen. Fischer befürchten zudem, dass dort die empfindli chen Muschelzuchtanlagen geschädigt werden.
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WWA Nordwestzeitung 04.04.2014 Leitung für Salzlauge im Ort? Eine von vier Varianten der Strecke könnte Grabstede durchschneiden Die Rohre sollen die Lauge des Düngemittelproduzenten K + S transportieren. Es soll noch das übliche Be teiligungsverfahren geben. Kai Hippen Bockhorn/Grabstede Die Verfahren für den Bau von zwei großen Stromleitungen laufen weiter, die Bio gasanlage in Woppenkamp steht immer noch im Raum – da muss sich die Gemeindeverwaltung von Bock horn schon mit dem nächsten großen Planverfahren beschäftigen. Der Grabsteder Rainer Hajek hat erfah ren, dass auch die Rohrfernleitung für Salzlauge des Düngemittelproduzenten K + S durch Bockhorner Ge biet verlegt werden könnte – eine von vier Varianten der Strecke könnte Grabstede durchschneiden. Die NWZ fragte nach im Rathaus. Jörg Lorenz, der Leiter der Bauabteilung, teilte mit, dass er selbst am Dienstag an einer so genannten Antragskonferenz in Oldenburg teilgenommen hatte. Diese nicht öffentlich tagende Versammlung diente dem „Raumordnungsverfahren für eine Rohrfernleitungsanlage zur überre gionalen Entsorgung der Salzabwässer aus dem hessisch-thüringischen Kalirevier in die Nordsee.“ Über den Plan hatte die NWZ schon mehrfach berichtet. Auf der Konferenz sollte der sachliche und räumliche Untersuchungsrahmen für die jeweiligen Trassenkor ridore, auch für die Gemeinde Bockhorn, festgelegt werden. Lorenz wollte sich aber nicht zu konkreten Be stimmungen äußern: „Erst im Rahmen des noch einzureichenden und ausformulierten Antrags zu dem Ver fahren werden die Untersuchungen und Prognosen vorgelegt, so dass erst dann eine Beurteilung von Be troffenheiten vorgenommen werden kann.“ Dazu werde dann das übliche Beteiligungsverfahren durchge führt. Mit der Pipeline sollen jährlich etwa vier Millionen Tonnen Salzlauge in unterirdisch verlegten Rohren zur Nordsee transportiert werden. Die Kosten der gesamten Pipeline werden auf 500 bis 700 Millionen Euro geschätzt. Die Lauge fällt bei der Herstellung von Düngemitteln an, sie wird derzeit je zur Hälfte in dem Fluss Werra und tief im Boden entsorgt.
WAZ 09.04.2014 Umwelt Führt Salz-Pipeline bald durch Marsberg? Marsberg. Der Kasseler Kali-Hersteller K+S will Salzabwasser in der Nordsee entsorgen. Und zwar mit ei ner Pipeline. Die Rohrleitung von den Produktionsstätten in Nordhessen bis zur Jade würde 450 Kilometer quer durchs Land führen. Auch durch Marsberg? Im Februar hat der Kalihersteller seine Pläne für die Abwasserleitung vom Werk Hattorf bei Philippsthal (Kreis Hersfeld-Rotenburg) zur Jade (Nordsee) beim Regierungspräsidium (RP) Kassel eingereicht. Eine der möglichen Varianten würde auch die Stadt Marsberg tangieren. Die K+S-Abwasserleitung soll pro Jahr bis zu zehn Millionen Kubikmeter Salzwasser von den Ka li-Bergwerken in Nordhessen ins Meer befördern. Dazu sollen kunststoffummantelte Stahlrohre einen Me ter tief in der Erde verlegt werden. Diskutiert werden vier mögliche Trassenverläufe. Die Trassenvariante A würde auch das Gemeindegebiet der Stadt Marsberg betreffen. „Im ebenfalls betroffenen Bundesland Nie dersachsen hat die Landesregierung in der vergangenen Woche bereits Kommunen und Naturschutzver bände zu einem entsprechenden Raumordnungsverfahren nach Oldenburg eingeladen“, richtet SPDFraktionsvorsitzenden und Bürgermeisterkandidat Peter Prümper eine Anfrage an die Stadt Marsberg. Die SPD will zunächst geklärt haben, ob und inwieweit dort die Planungen bekannt sind. Prümper: „Die SPD-Fraktion hält eine unverzügliche Information und frühzeitige Beteiligung für unerlässlich, um Einfluss auf das Verfahren und die Entscheidung nehmen zu können.“ Die Stadt Marsberg nimmt heute an einem Informationsgespräch bei der Bezirksregierung Detmold teil. Maria Lindemann, Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters, auf Nachfrage der WP: „Dort werden wir na türlich die Interessen der Stadt im Auge haben und wahren.“ Sowie weitere Fakten bekannt seien, werde die Öffentlichkeit darüber informiert werden.
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98 Kilometer durch NRW Die Trassenvariante A läuft 98 Kilometer durch Nordrhein-Westfalen. Im Stadtgebiet Marsberg kreuzt sie in Udorf die drei Naturschutzgebiete Glockengrund, Hummelgrund und Kittenberg. Östlich von Erlinghausen führt sie entlang der Landesgrenze zu Hessen, zwischen Niedermarsberg und Westheim weiter südlich von Meerhof, Richtung Elisenhof. Die drei weiteren Trassenvorschläge für die Pipeline zur Nordsee führen durch den Kreis Kassel; davon verlaufen zwei Varianten (B und C) westlich von Kassel, eine östlich (D). Ge schätzte Baukosten: 600 bis 800 Millionen Euro. Im Regierungspräsidium Kassel bereitet man zurzeit das Raumordnungsverfahren für das Bundesland Hessen vor. Bei der Kasseler Kreisverwaltung äußert man sich eher ablehnend zu der Abwasserleitung durchs Kreisge biet. „Aus unserer Sicht wäre es die beste Variante, durch alternative Techniken die Salzabwässer bereits am Entstehungsort einzulagern“, sagte Kreissprecher Harald Kühlborn auf Anfrage der WP. Lange hätte K+S dies nicht für möglich gehalten. Mittlerweile habe das Unternehmen seine Einstellung geändert. Die Technische Hochschule Aachen hatte ein Konzept dazu erarbeitet. Das Bundesministerium für Umwelt, Na turschutz, Bau und Reaktorsicherheit habe angekündigt, die unterschiedlichen Alternativen zur Bewälti gung der Kaliabwässer unabhängig zu überprüfen, so der Kreissprecher. Wenn die Pipeline zur Nordsee trotzdem kommen sollte, werde man genau prüfen, „wo der Verlauf im Landkreis die geringsten Belastun gen für Menschen und Umwelt bringt“. Standorte in Europa und Amerika Mit Standorten in Europa sowie Nord- und Südamerika ist das Unternehmen K+S einer der führenden KaliHersteller der Welt. Seit acht Jahren wird heftig um die zehn Millionen Kubikmeter Salzlösung gestritten, die jedes Jahr bei der Kali-Förderung anfallen. Bisher wurde das Salzwasser in die Werra und in den Unter grund geleitet. Der Düngemittelkonzern hat noch eine weitere umstrittene Idee: Zum Beispiel den Bau ei ner mehr als 80 Kilometer langen Pipeline aus Nordhessen zur Oberweser bei Bad Karlshafen, wo dann nur noch die Weser mit tonnenweise Salz belastet wird. Ein runder Tisch mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kommunen und Verbänden von fünf Bundesländern hat sich 2010 für den Bau der Pipeline zur Nordsee ausgesprochen. Aus Sicht des runden Tisches soll spä testens im Jahr 2020 die Einleitung des Salzes in die Werra und den Untergrund aufhören.
WDR Studio Bielefeld 09.04.2014 K+S Pipeline: (09.12 Uhr) In Detmold wird heute morgen der erste offizielle Schritt für den Bau einer Abwasser-Pipeline durch OWL bis zur Nordsee gemacht. Die K+S-Aktiengesellschaft spricht heute bei der Bezirksregierung mit Kreisen, Kommunen und öffentlichen Einrichtungen über vier mögliche Rohrleitungen für die Entsorgung von Salz abwässern in die Nordsee. Laut K+S-Pressesprecher Ulrich Göbel würden drei davon durch OWL führen. Eine Entscheidung zum Bau einer Nordseepipeline wird aber frühestens 2020 fallen.
Nordwestzeitung 12.04.2014 Umweltverschmutzung Landkreis verspricht: Keine Salzpipeline in Wesermarsch Salzabwässer aus Hessen sollen laut Kreisverwaltung bei Hooksiel in die Nordsee geleitet werden Ein Düngemittelhersteller will Abwässer aus Hessen in die Nordsee leiten. Politiker von CDU und SPD leh nen das klar ab – das Problem werde nur verlagert. Detlef Glückselig
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WWA Wesermarsch 14 Millionen Kubikmeter Salzlauge fallen pro Jahr bei dem hessischen Düngemittelherstel ler K+S an. Die Sorge, dass diese Abwässer zu einem Problem auch für die Wesermarsch werden könnten, treibt die Bürger des Landkreises und die Abgeordneten des Kreistags schon seit Jahren um. Denn K+S plant, die Lauge künftig in die Nordsee einzuleiten und damit die Werra zu entlasten, in die sie zurzeit ver klappt wird. Bei der jüngsten Sitzung des Kreistags hatte es dazu eine Anfrage der SPD-Fraktionsvorsitzenden Karin Lo gemann gegeben. Jetzt hat die Kreisverwaltung darauf geantwortet. Das Gebiet des Landkreises sei durch Planung und Bau der Rohrfernleitung nicht betroffen, versichert Matthias Sturm als Sprecher der Kreisver waltung. Nach Auskunft Sturms hat das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau cherschutz die Kreisverwaltung in einem Schreiben über den aktuellen Planungsstand informiert. Die Pipe line wird demnach nicht durch die Wesermarsch verlaufen. Geplant sei, die Rohrleitung östlich an der Stadt Oldenburg und westlich der Bornhorster Seen vorbei zu führen. Die Lauge soll dann nördlich von Wilhelmshaven in Höhe Hooksiel in die Nordsee eingeleitet werden. Zur Menge der Salzfracht, die über 500 Kilometer aus Hessen in den Norden transportiert werden soll, lä gen bislang noch keine Daten vor, berichtet Sturm weiter. Die Fragen, ob die Lauge durch die Tide an die Küste Butjadingen gelangen und sie Auswirkungen auf das Weltnaturerbe Wattenmeer haben wird, könne anhand der vorliegenden Planungsunterlagen nicht beantwortet werden, heißt es von der Kreisverwaltung. Hier sei noch eine gesonderte Umweltverträglichkeit nötig. Zudem müsse K+S alternative Trassenführun gen und die Möglichkeit einer Verklappung auf hoher See prüfen. Die Politik schlägt indessen bereits jetzt Alarm. Laut Karin Logemann haben sich die SPD-Fraktionen aus der Wesermarsch sowie den Kreisen Friesland und Ammerland jüngst bei einem Treffen in Brake (NWZ be richtete), klar dagegen ausgesprochen, dass die Lauge in die Nordsee eingeleitet wird. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler aus Berne lehnt die Pipeline ab. „Ich kann gut verste hen, dass die Menschen in Nordhessen den jetzigen Zustand nicht länger hinnehmen wollen. Es ist aber auch keine Lösung, dass das Salzproblem jetzt zu uns an die Küste verlagert wird“, betont Thümler.
HNA 25.04.2014 SPD und Grüne legen Entwurf vor Resolution für Nordsee-Lösung Eschwege. Die Kreistagsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben den Entwurf einer Resoluti on vorgelegt. Danach soll sich der Kreistag am 2. Juni gegen eine Salzabwasser-Pipeline nur bis an die Oberweser aussprechen. Weiter heißt es: „Damit würde das Problem nicht grundsätzlich behoben, sondern nur verschoben. Auch wenn die Wasserqualität in der Werra damit deutlich verbessert würde, bliebe die Weser wie bisher belastet. Dazu kämen großflächige Rückhaltebecken im Kreis Kassel, die das Land schaftsbild mit „Salzseen“ nachhaltig beeinträchtigten.“ Einleitung: Salziges Abwasser von K+S fließt bisher in die Werra. Der Kreistag des Werra-Meißner-Kreis soll eine Resolution beschließen, in der eine Pipeline zur Nordsee gefordert wird. Archivfoto: Uwe Zucchi/dpa Weiter soll der Kreistag des Werra-Meißner-Kreises die Hessische Landesregierung und alle Parteien im Hessischen Landtag bitten, in konkreten Verhandlungen mit K+S und mit der Landesregierung in Nieder sachsen sowie dem niedersächsischen Landtag dafür zu sorgen, dass ohne weitere Zeitverzögerungen die Genehmigung für den Bau einer Fernrohrleitung von Philippsthal bis in die Nordsee vorangetrieben wird.
In der Begründung zur Resolution weisen SPD und Grüne unter anderem darauf hin, dass eine Nord see-Pipeline ökologisch sinnvoll und ökonomisch vertretbar und damit die beste Voraussetzung für eine Si cherung der Arbeitsplätze in der Kali-Industrie sei. (stk)
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Südthüringer Zeitung 26.04.2014 Kali-Pipeline rückt in ganz weite Ferne Frühestens 2025 können Kalilaugen über eine Pipeline zur Nordsee transportiert werden. Das prognostiziert der K+S-Konzern. Er plant deshalb, die umstrittene Versenkung fortzu setzen. Von Eike Kellermann Erfurt/Kassel - Der Kasseler Düngemittelkonzern K+S wird eine Pipeline zur Entsorgung von Kalilaugen frühestens in einem Jahrzehnt in Betrieb nehmen. "Wir werden nicht vor 2025/2026 eine fertige Leitung haben", sagte Konzernsprecher Ulrich Göbel unserer Zeitung. Damit kommt das Unternehmen nicht der Forderung des Runden Tisches nach, bis zum Jahr 2020 die Werra-Versalzung durch Kaliabwässer zu be enden. "Das ist unrealistisch", sagte Göbel. Der Konzernsprecher begründete das mit der langen Planung. "Wir sind im Genehmigungverfahren, bei dem wir nicht auf Zeit spielen, sondern mit der gebotenen Sorgfalt vorgehen", sagte er. Im Sommer werde die Raumordnung beantragt. Darüber müsse in den von der Leitung betroffenen Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen entschieden werden. "Unter günstigsten Bedingungen haben wir alle erforderlichen Genehmigungen nicht vor 2021", sagte Göbel. Anschließend werde das geschätzt rund 800 Millionen Euro teure Projekt ausgeschrieben. Mindestens zweieinhalb Jahre seien für den Bau einzu planen. Die Fernleitung, die je nach Trassenführung bis zu 450 Kilometer lang wäre, soll vom K+S-Standort Phil ippsthal an der hessisch-thüringischen Grenze bis Wilhelmshaven an der Nordsee verlaufen. Die Kaliab wässer würden dort in die sogenannte Innerjade fließen. Experten halten den Standort für günstig, weil das Meerwasser auf Grund hoher Fließgeschwindigkeit und Menge die hoch konzentrierte Lauge schnell verdünnen würde. K+S stellt den Nutzen der Pipeline jedoch grundsätzlich in Frage. "Es ist zu bezweifeln, ob es einen pro portionalen ökologischen Mehrwert durch eine Fernleitung gibt", sagte Konzernsprecher Göbel. Parallel plant das Unternehmen eine mit rund 170 Kilometern deutlich kürzere Leitung von Philippsthal nach Bad Karlshafen an die Oberweser. Auch diese würde die Versalzung der Werra beenden. K+S "favorisiert" nach den Worten Göbels ein "lokales Entsorgungskonzept". Dieses ist unter dem Kürzel NIS bekannt. Es sieht vor, Laugen weiter in den Untergrund zu versenken. Bei starker Wasserführung der Werra sollen sie wieder hochgepumpt und in den Fluss geleitet werden. Man werde dieses Jahr einen neu en Antrag auf Versenkung stellen, die derzeit bis zum 30. November 2015 befristet ist, kündigte der Kon zernsprecher an. Das Thüringer Umweltministerium bekräftigte auf Nachfrage, dass die Umweltbelastung durch die Kaliab wässer "so schnell wie möglich" zu beenden sei. "Wir wünschen uns keine Verlängerung der Versenkung", sagte eine Sprecherin. Allerdings könne man erst konkret Stellung nehmen, wenn der Antrag von K+S vor liege. Scharfe Kritik kam von der Umweltorganisation BUND. Landeschef Burkhard Vogel sagte unserer Zeitung, "es ist unverantwortlich, auch nur daran zu denken, die Versenkung fortzuführen". Die Laugen im Unter grund breiteten sich inzwischen bis Eisenach aus. Damit bestehe die Gefahr, dass das Grundwasser beein trächtigt werde und es zu Einbrüchen komme. Vogel nannte es "skandalös", dass K+S bisher keine Verringerung der Salzfracht in der Werra erreicht habe. Er forderte eine klare Vorgabe, bis wann der Kali konzern die Laugen-Einleitung in die Werra beenden müsse: "Die Behörden müssen dem Unternehmen im wahrsten Sinn den Hahn zudrehen."
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WWA Südthüringer Zeitung 26.04.2014 Angemerkt Besser für die Werra Großprojekte können dauern hierzulande, wer wüsste das nicht? Insofern ist schon verständ lich, wenn K+S Erwartungen bremst, es könne jetzt ganz rasch gehen mit dem Bau der Laugen-Pipeline gen Norden. Von Walter Hörmann Großprojekte können dauern hierzulande, wer wüsste das nicht? Insofern ist schon verständlich, wenn K+S Erwartungen bremst, es könne jetzt ganz rasch gehen mit dem Bau der Laugen-Pipeline gen Norden. Trotzdem ist zu fragen: Wenn alle - Unternehmen, Politik, die Menschen hier sowieso - die Leitung jetzt wollen, um endlich der Entsorgungsprobleme Herr zu werden, warum müssen dann Planungszeiträume von sieben, acht Jahren sein? Wer diese Frage stellt, kommt unweigerlich auf die nächste: Wem spielte in die Karten, ließe die Milliar den-Investition länger als nötig auf sich warten? K+S kennt den Verdacht und dementiert sogleich: "Wir spielen nicht auf Zeit", heißt es in Kassel. Und zugleich widerspricht sich der Konzern, indem er den tat sächlichen Nutzen der teuren Leitung nach Wilhelmshaven einmal mehr grundsätzlich in Frage stellt. Sollte K+S darauf spekulieren, dass die bisherige Entsorgungspraxis von Mal zu Mal neu genehmigt wird bis die Gruben erschöpft, die Kaliproduktion hier nicht mehr rentabel ist? So geht das nicht. Es gibt ja auch eine Alternative: Man muss die Abwässer nicht verpressen und weg schütten; man kann sie verdampfen, die Reste aufbereiten und verkaufen. Das scheint auf den ersten Blick teuer - aber es könnte auch zum Geschäftmodell werden. Besser für die Werra und die Böden wäre es allemal.
Werra-Rundschau 27.04.2014 Hoffnung auf Salzpipeline BUND und BI Rettet die Werra kämpfen für eine salzfreien Fluss Eschwege. Wenn die Werra durch Eschwege fließt, ist sie mit 2500 Milligramm Salz pro Liter belastet. Für einen Süßwasserfluss ist das ein deutlich zu hoher Wert. „Im Grunde ist die Werra damit tot“, sagt Wolf von Bützingslöwen vom BUND. „Nur dort, wo andere Gewässer in den Fluss einmünden, tritt phasenweise noch Leben auf.“ Damit die Verschmutzung endet, hat der BUND zusammen mit der Bürgerinitiative Rettet die Werra bereits zum fünf ten Mal zur Kundgebung mit anschließender Kanutour von Eschwege nach Kleinvach aufgerufen. Denn verantwortlich für die hohe Salzbelastung ist die Kali + Salz. Das Unternehmen leitet die beim Kaliabbau entstehenden Salzabfälle in den Fluss. Durch den anhaltenden öffentlichen Druck hat K+S zwar bereits Maßnahmen zur Verringerung der eingeleiteten Salzmenge in Angriff genommen. Das ist den Umwelt schützern aber noch nicht genug. „Die Vermeidung von Salzabfällen bei der Produktion muss das erste Ziel sein“, sagt Frank Hix, Bürger meister von Bad-Sooden-Allendorf, der die Bürgerinitiative unterstützt. „Bisher gibt es aber kein Verfahren, mit dem die entstehenden Salzabwässer verarbeitet werden könnten“, erklärt der CDU-Landtagsabgeord nete Dirk Landau. Ziel der Umweltschützer, aber auch der Politik, ist es daher, eine Salzpipeline zu bauen, die das Salz aus Türingen bis in die Nordsee führt. „Wir müssen uns bewusst machen, dass im Moment, Werra und Weser, somit Süßwasserflüsse, diese Salzpipeline sind“, sagt Sigrid Erfurt, Landtagsabgeordnete der Grünen. Das Salz am Jadebusen in die Nordsee einzuleiten, ist für den BUND eine tolerable Lösung, auch wenn sich dort der Nationalpark Wattenmeer befindet. Auch die jüngsten Teilnehmer, der sechsjährige Tristan Hannig sowie seine Geschwister Antonia und Anna rufen die Verantwortlichen zum Handeln auf. „Ich finde es blöd, dass das Salz in die Werra fließt“, sagt Antonia. „Der Fluss ist so dreckig, dass man nicht darin ba den kann.“
Von Kristin Weber
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Der Skandal von Roßleben
Thüringer Allgemeine 30.04.2014 Ist der Kali-Traum von Roßleben geplatzt? Roßleben (Kyffhäuserkreis). Es war ein Traum, gemixt aus viel Hoffnung auf neue Arbeitsplätze, Wünschen auf Fortschreibung der Bergbaugeschichte und dem Wissen: In Thüringen gibt es die besten Kali-Lager stätten der Welt. Der Traum vom weißen Gold, von der Kaliförderung in Roßleben im Kyffhäuserkreis - er ist vorerst geplatzt. Seit dieser Woche steht fest: Er war eine Illusion. Vorerst jedenfalls. Denn noch wird zwischen den Akteuren gepokert. 2007 hatte die Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben (GVV) angekündigt, dass sie die Kalilagerstätte rund um Roßleben wieder vermarkten wolle. Euphorie machte sich breit im Kyffhäuserkreis. Hunderte neue Arbeitsplätze, Investitionen im hohen drei stelligen Millionenbereich - es klang wie ein Wunder für die strukturschwache Region am nordöstlichsten Zipfel Thüringens. 2009, so verkündete die Politik im optimistischen Überschwang, werde am Traditions standort Roßleben wieder Kali gefördert. Das ist lange her. Ein Interessenbekundungsverfahren wurde damals eingeleitet, zahlreiche Bergbauriesen forderten die Aus schreibungsunterlagen an. Am Ende entschied die GVV, eine bundeseigene Gesellschaft, die ihren Sitz in Sondershausen hat, mit zwei Unternehmen konkrete Verkaufsverhandlungen aufzunehmen. Das eine ist der Kali-Riese Kali & Salz aus Kassel, das andere das Konsortium "Florett", an dem maßgeblich der nieder ländische Investor Jaap van Engers beteiligt ist. Der ist in Sondershausen kein Unbekannter - er leitete lange Zeit das Besucher- und Kalibergwerk. Die Verhandlungen zogen sich endlos hin. Zu Wochenbeginn dann teilte die GVV in einer zwei Sätze um fassenden Presseerklärung mit, dass sie die Verkaufsgespräche abgebrochen habe. Zur großen Verwunderung der beiden Interessenten. "Wir haben erst wenige Tage vor der Pressemittei lung erfahren, dass die Gesellschaft nicht mehr weiter mit uns verhandeln will", sagte gestern der Presse sprecher für die deutschen Standorte von Kali & Salz, Ulrich Göbel. Sein Unternehmen habe nach wie vor großes Interesse an der Übernahme der Lagerstätte in Roßleben ge habt. "Wir hatten ein tragfähiges und volkswirtschaftlich sinnvolles Konzept", so Göbel. Allerdings habe Kali & Salz eine konkrete Bedingung formuliert, die die GVV nicht erfüllen wollte: "Es gab nur Quellen aus dritter Hand, die über die Salzzusammensetzung und den genauen Zuschnitt der Lager stätte informieren konnten. Wir haben daher gesagt, dass ein oder zwei Schächte wieder geöffnet werden sollen, damit wir vor Ort Proben nehmen und Untersuchungen durchführen können", so Göbel gestern. Kalipreis seit 2009 im freien Fall Schließlich wolle und könne man nicht auf Verdacht hin derartige Untersuchungen anstellen. Des Weiteren habe sich der Eindruck verfestigt, dass bei der Gesellschaft mit Nachdruck an dem Thema gearbeitet wor den sei: "Wir waren irritiert von der zeitlich sehr gestreckten Bearbeitung des Verkaufes." Eine Beobachtung, die auch außerhalb der direkt mit dem Verkauf beschäftigten Parteien geteilt wurde. Informierte die GVV zu Beginn des Prozesses oft und bereitwillig über den aktuellen Stand, hüllte sich das Unternehmen später zunehmend in Schweigen. Die Position der Gesellschaft war allerdings auch immer schwieriger geworden. Nicht nur, weil der große Konzern Kali & Salz spätestens seit dem Hungerstreik in Bischofferode, der Schließung von Thüringer Gruben und dem geheimen Treuhandvertrag von vielen Thü ringern als herzlos agierender Riese gesehen wird. Vor allem die erstmalige Veröffentlichung von Auszügen aus dem streng geheimen Kalivertrag in unserer Zeitung ließ viele Schlüsse zu, die nicht unbedingt für einen Einstieg von K & S sprachen. Immer wieder auch warfen Kritiker der Kasseler Konzernführung vor, nur zwei Dinge im Auge zu haben: die Konkurrenz außen vor und den Kalipreis künstlich hochzuhalten.
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WWA Doch der glich mehr einer Fahrt mit der Achterbahn. Eilte der Weltmarktpreis für Kali 2008 und 2009 von einem Rekordhoch zum nächsten, ist er seitdem eingebrochen. "Das Preisniveau beträgt heute weniger als ein Drittel dessen, was 2009 für Kali bezahlt wurde", so Ulrich Göbel von Kali & Salz. Dadurch hätten sich die Rahmenbedingungen für einen solchen Verkauf geändert. Dem stimmte gestern auch Jaap van Engers zu, der mit dem "Florett"-Konsortium ebenfalls in Verkaufsverhandlungen zur Lager stätte in Roßleben stand. Hier hatten sich vor allem lokale Akteure zusammengefunden: die GSES aus Sondershausen, die dort das Salzbergwerk betreibt. Die Kaliforscher von Kutec aus Sondershausen, die eine wesentlich kostengünstige re Variante gefunden hatten als Kali & Salz, um die Lagerstätte in Roßleben zu erschließen. Und der Dün gemittelhersteller Israel Chemicals als finanzkräftiger Partner. GVV will, dass auch wirklich gefördert wird "Jahrelang wurde verhandelt, am Ende so lange, dass die Israelis ausgestiegen sind", so van Engers ges tern. Er habe im Anschluss versucht, neue Partner zu suchen - unter anderem in China. Doch keiner habe sich angesichts der gesunkenen Weltmarktpreise noch engagiert. Nun will er prüfen, welche Möglichkeiten es am Standort Sondershausen gebe, wieder in die Kaliproduktion einzusteigen. Vorteil hier: Die Grube ist in Betrieb, die Schächte sind offen, während die in Roßleben versiegelt wurden. Also bleibt festzustellen: Ausgeträumt ist der Fördertraum in Roßleben längst noch nicht. Nur auf Eis ge legt. Wie lange - hier möchte und kann sich die Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillge legten Bergwerksbetrieben als Eigentümer der Lagerstätten nicht festlegen. Aber auch die GVV sieht für Roßleben noch Hoffnung: "Der Abbruch der aktuellen Verhandlungen bedeutet längst noch nicht das endgültige Aus für die Förderung in dieser Region", sagt Jörg Domnowski als "Abtei lungsleiter Verwertung". Man sei angesichts des Preisverfalls bei Kali nur zu dem Schluss gekommen, "dass ein zeitnaher Abschluss eines Kaufvertrages und eine Neuaufnahme der Förderung" nicht möglich seien. Und Jörg Domnowski fügt hinzu: "Was wir auf keinen Fall wollen: die Lagerstätten an einen Investor übergeben, der sie aus Markt gründen einfach nur blockiert." Wie es in Roßleben weitergeht, das hängt laut Domnowski von einigen wichtigen Kriterien ab: "Der Kali preis ist da nur die eine Seite. Natürlich wollen wir wissen, wie ernst es Investoren mit der Förderung und neuen Arbeitsplätzen meinen." Hinzu kämen mögliche Auswirkungen von Konzern- Fusionen am Kali-Welt markt. Hier sei einiges an Bewegung drin, so Domnowski. Man müsse einfach auf bessere Zeiten warten. "Bis dahin sichern wir die für den Fortbetrieb notwendigen Flächen", sagt Domnowski. Dies bedeute nicht, jeden Qua-dratmeter im Bestand zu halten. Denn ob der Förderturm wirklich noch einmal in Roßleben ste hen würde, das zweifeln viele Experten an. Kali & Salz hatte in seinem Konzept eindeutig die Täufung ei nes neuen Schachtes in Reinsdorf bei Nebra in Sachsen-Anhalt favorisiert. Einzig "Florett" hatte vorgehabt, zuerst die rund 18 Millionen Tonnen Kalisalz rund um Roßleben abzubau en, um anfangs günstiger und schneller produzieren zu können. So bleibt der Kalibergbau in Roßleben momentan nur eine immer weiter verblassende Erinnerung. Die im "Füllort", wo sich die ehemaligen Bergleute treffen, noch wachgehalten wird. Doch die "Schachtrentner", wie sie im Ort genannt werden, sie werden immer weniger. Viele hatten davon geträumt, noch einmal "ihre" Grube in Betrieb zu sehen. Der Weltmarkt und die GVV wollten es anders.
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Die skandalträchtige Untertagedeponie
Deutschlandradio Kultur 27.04.2014 Hessen Gift und Geld
Eine Bürgerinitiative kämpft gegen eine riesige Giftmülldeponie Von Axel Schröder Das große Kalibergwerk und die Giftmülldeponie, davon lebt eine ganze Region in Osthessen. Beides ernährt die Menschen, die dort leben und eine Arbeit gefunden haben, vergiftet gleich zeitig aber auch schleichend und unaufhaltsam ihren Lebensraum. Eine Bürgerinitiative hat den Kampf aufgenommnen. Das schwere schmutziggrüne Eisentor schließt sich. Der riesige Fahrstuhl, eine Seilfahrtanlage, setzt sich mit einem Ruck in Bewegung. Ihr Ziel: die weltgrößte Giftmülldeponie, Herfa-Neurode in Osthessen.
"Wir fahren jetzt mit dem Schacht auf die erste Sohle. Und von dort aus ins Deponiefeld 3, die zweite Soh le. Fahren auf 664 Meter." Sascha Rühl schaltet seine Helmlampe an, der Lichtkegel fällt auf die vorbeirauschende Schachtwand. Rühl leitet die Untertagedeponie Herfa-Neurode, benannt nach den beiden Ortschaften, unten denen die beiden Schächte in die Tiefe führen. Durch den einen zieht Frischluft ein, versorgt die 2.500 Arbeiter im Bergwerk mit Sauerstoff, durch den anderen Schacht ziehen die Luftmassen wieder nach draußen. Neben Depo nieleiter Rühl stehen Ulrich Göbel, der Sprecher von K&S, der K+S AG, und Dr. Volker Lukas, der techni sche Leiter der Entsorgungssparte des Unternehmens. Alle tragen Sicherheitsstiefel, weiße Bergmanns kluft, Bauhelme. Mehr Schutz ist nicht nötig beim Besuch der giftigsten Müllkippe der Republik. Aber Gif tigkeit, das stellt Volker Lukas gleich klar, ist ein relativer Begriff: Volker Lukas: "Das ist immer eine Frage der Dosis! Wenn sie ein Kilo Kochsalz essen, ist das auch sehr gif tig!" Sascha Rühl: "Es gibt einfach Merkmale für Giftigkeit. Und diese Merkmale sind bei einzelnen Stoffen ge geben. Das ist die Einstufung, die existiert. Jetzt zu sagen: 'Das ist giftig, das ist noch viel giftiger, das ist besonders giftig!' – Ich glaube, dass macht keinen Sinn." Aber vielleicht rechtfertigt es die Masse an Giftstoffen, die in Herfa-Neurode lagern, doch von einem der "giftigsten Orte" zu sprechen: 220.000 Tonnen quecksilberhaltige Abfälle, 127.000 Tonnen Cyanid-Abfall, 83.000 Tonnen arsenhaltige Stoffe lagern hier unten. Reststoffe aus der Industrie, zum Beispiel Filter aus den Schornsteinen von Müllverbrennungsanlagen: voll mit hochkonzentrierten Giftstoffen. 2,7 Millionen Tonnen dieser Gefahrstoffe lagern im Bergwerk, jedes Jahr kommen 50.000 Tonnen dazu. Eine klare Botschaft Angekommen auf der ersten Sohle ist es 25 Grad warm, die Stollenwände sind dunkelgrau, zerfurcht von den Krallen der Spezialmaschinen, die die Hohlräume instandhalten. Ein kleiner Jeep steht bereit, um ins Deponiefeld 3 zu fahren, auf die nächsttiefere Ebene. Rühl: "Das ist eine Einlagerungskammer für Cyanide. Wir können jetzt gerne aussteigen und uns einmal den Einlagerungsprozess angucken. Die Paletten werden übertägig in den Schacht eingestellt, nach unter tage transportiert, dort mit einem Gabelstapler entladen und auf einen Sattelzug aufgeladen, zum Einlage rungsort transportiert. Und hier wieder mit einem Gabelstapler aufgenommen und eingestapelt. Das heißt, die Fässer bei uns werden auf Paletten aufeinandergestapelt. So wie sie es von Bauklötzen kennen. Und zwar so, dass die Bauklötze nicht umfallen." Der Gabelstapler setzt eine Palette nach der anderen ab. Später, wenn die Einlagerungskammer voll ist, werden sie zugemauert. Welche Stoffe in welchen Bereichen lagern, wird in der Datenbank von K+S doku mentiert, vorher werden Proben von allen Abfalllieferungen genommen und in einem Probenraum aufbe wahrt. Probleme, das betonen die Ingenieure mit routinierter Gelassenheit, bereitet der Müll nicht. Die Botschaft lautet: K&S hat alles im Griff.
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WWA Ganz anders sieht das die kleine Bürgerinitiative "Für ein lebenswertes Werratal". Zehn Aktive sitzen in Dankmarshausen, im Gasthof "Zum Adler" zusammen. Im Hinterzimmer, bei Bier und Häppchen, wird de battiert, wie sie gegen die mächtige K+S AG zu Felde ziehen können. Die BI wettert gegen die Deponie in der Tiefe und gegen die Folgeschäden, die der Kalisalz-Abbau nach sich zieht: Bernd Sachse: "Wir als BI klagen ja auch gegen die Erlaubnis, Lauge zu versenken. Weil es unsere Brun nen vergiftet. Brunnenvergifter sind das. Das sind Kriminelle! Wurde früher gesagt... Ist ja auch so. Denn Wasser ist das wertvollste Gut. Sauberes Trinkwasser!" Bernd Sachse ist in der Gegend aufgewachsen. Damals bezogen die Gemeinden noch ihr Trinkwasser aus eigenen Brunnen. Heute wird ein Großteil der Dörfer in der hügeligen Landschaft mit Fernwasser versorgt. Durch kilometerlange Pipeline wird salzfreies Wasser transportiert. Denn die Brunnen vor Ort sind längst versalzen. Der Grund: die K+S AG betreibt nicht nur die Untertagedeponie. Sondern verkauft auch das Ka lisalz aus benachbarten Bergwerken. Vorher wird das rohe Gestein aufbereitet. Übrig bleiben die nicht ver wertbare, immer noch salzhaltigen Bestandteile und Salzlauge. Diese Lauge wird von oberirdischen Pump stationen in die Tiefe gepresst und verseucht nach und nach die Brunnen der Gemeinden und die Werra. Sachse: "Sie machen es, wie es die Industrie schon immer macht: die Gewinne privatisieren und die Ver luste sozialisieren. Und sie hinterlassen – und das kann man nicht akzeptieren, auch als Familienvater nicht akzeptieren – sie hinterlassen den nachfolgenden Generationen diese Umweltbelastung. Die Halde liegt noch in 800, 900 Jahren. Und wenn einmal das Trinkwasser versalzen ist, ist es irreparabel. Und die se Dörfer hier: Dankmarshausen, Dibbach und Großensee, also die Dörfer in dieser Region bekommen schon seit den Siebzigerjahren Fernwasser. Weil die Brunnen damals schon versalzen worden sind. Durch die Laugenverpressung." Die größte Gefahr: Ein Feuer So groß wie der Bodensee sei der versalzene Untergrund. Und Tag für Tag wird mehr Lauge in den Boden gepresst. Dazu kommen die Gefahren durch das Gift im Berg. K&S betont immer wieder: Grundwasser kann in die Stollen nicht eindringen, die Giftmassen sind sicher. Was passiert aber, wenn tief unten im Berg ein Feuer ausbricht? So wie 2002 in der französischen Kaligrube Stocamine. Auch dort wurde Arsen, Quecksilber oder Cyanid eingelagert. Der Brand in Stocamine, in 500 Meter Tiefe, konnte erst zwei Monate nach Ausbruch des Feuers gelöscht werden. So lange strömten giftige Gase durch die Schächte an die Erd oberfläche. Und das könnte, glaubt Sachses Mitstreiter Klaus Reinhardt, auch in Herfa-Neurode passieren. Klaus Reinhardt: "Sollte innerhalb der Untertagedeponie was passieren, wer gibt uns Garantien? Denn die se ausziehenden Schächte haben keine Filter. Es wird frei in die Luft geblasen!" Außerdem besteht sehr wohl die Möglichkeit, dass Wasser in die Grube eindringen könnte, so Reinhardt. Denn der Untergrund der ganzen Region - auf hessischer und der angrenzenden thüringischen Seite – ist durchzogen von Dutzenden Stollen und Schächten. Viele Gruben sind miteinander verbunden und wenn die absäuft, könnten andere ebenso volllaufen: Reinhardt: "Zum Beispiel: der Schacht Grimberg liegt höher als die Untertagedeponie in Herfa, ist aber mit ihr verbunden! Bedeutet: wir haben hier mit einer Gefahr zu tun – wenn es mal hier zu Bergschlägen kommt – dass unter Umständen innerhalb kürzester Zeit unsere ganze Gegend nicht mehr bewohnbar ist bei den Giftstoffen, die dort unten eingelagert werden. Wir wollen keine Arbeitsplätze vernichten. Sondern wir wollen, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Aber dass sich die Methoden und auch das Geschäfts gebahren der Kali & Salz verändert!" Aber viel Hoffnung besteht nicht. 4.500 Menschen arbeiten im Bergwerk, die meisten leben in der Gegend. Dazu kommen noch die Arbeitsplätze in der nahegelegenen Müllverbrennungsanlage. Betrieben von der K+S AG. Der Einzelhandel und das Handwerk, die Bäcker und die Hoteliers, bei denen Monteure und Zeit arbeiter während ihrer Arbeit bei K&S wohnen, profitieren von K&S. Die BI-Vertreter sind für viele die ewi gen Nörgler, die Nestbeschmutzer und Arbeitsplatzvernichter. Es gibt anonyme Anrufe und Drohbriefe per Post. Auf den Leserbriefseiten der Lokalzeitungen beschimpft man sich gegenseitig. Mal moderat, mal def tig. Im Hinterzimmer, im Gasthof "Zum Adler" sitzt auch Hermann Döns mit am Tisch. Ein älterer Herr, in Ren te, nach einem Berufsleben als Techniker bei der K+S. Hermann Döns erzählt von Unfällen untertage, von Bränden in der Grube, die zum Glück schnell gelöscht werden konnten. Das Schlimmste, sagt er, wäre ein Wassereinbruch. Dann würden die Giftstoffe verbinden und miteinander reagieren. Döns liefert ein Bild der Katastrophe:
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Döns: "Und dann, sage ich mal laienhaft, kocht die Erde von Kassel bis Frankfurt. Denn bei 275.000 Ton nen Sonderabfall pro Jahr, dass sich noch steigern soll bis zum Jahre 2015 auf 550.000 Tonnen, bedeutet das eine ganz gewisse Menge. Sonderabfälle können in Verbindung mit Wasser reagieren. Und ich kann mir dann das Inferno ausmalen, dass wir eine ganze Region von Deutschland vielleicht gar nicht mehr be wohnbar ist." Ganz ausgeschlossen ist dieser GAU in der Giftmülldeponie nicht. Das bestätigt Udo Selle von der für Her fa-Neurode zuständigen Bergbauaufsicht in Kassel: Udo Selle: "Das ist das schlimmste Szenario, was man durchkalkuliert hat. Hier würde dann tatsächlich die Untertagedeponie absaufen, die Abfälle mit Wasser in Kontakt kommen. Ist aber auch keine Gefahr für die Biosphäre, weil es möglich ist, dann anschließend den Schacht abzudichten. So dass der Abfall mit dem Wasser untertage eingeschlossen bleiben würde, falls so ein unbeherrschbarer Szenario eintreten würde. Und zwar auch nur in den Schächten, die direkt im Deponiefeld stehen." Erfahrung mit anderen Störfällen musste die K+S auch schon machen, erzählt Selle. Dreimal hat es unter tage schon gebrannt, das letzte Mal vor zehn Jahren. Damals rückte die Grubenwehr aus, die Feuerwehr im Bergwerk: Selle: "Ich kann untertage nicht mit Wasser oder Schaum löschen, weil ich schlicht und einfach an den Brandherd nicht herankomme. Ich befinde mich ja in einem eng begrenzten Grubengebäude, was sehr schnell mit Brandgasen gefüllt ist. So dass man hier zu dem Mittel greift, dem Feuer den Sauerstoff zu entziehen. Die Brände kommen dann von selbst zum Erliegen und es kann entsprechend anschließend aufgeräumt werden." 100.000 Jahre in die Zukunft geplant Weniger dramatisch sind andere Unfälle in der Grube verlaufen. Wenn die Giftstoffbehälter Leck schlagen, müssen die Bergleute in Vollschutz-Anzügen, mit Atemmasken und robusten Overalls ausrücken und die Gifte einsammeln. Damit es gar nicht erst zu Unfällen kommt, damit die Abfälle in der Tiefe auch in Jahr zehnten und Jahrhunderten von der Biosphäre abgeschirmt bleiben, muss die K+S einen so genannten Langzeitsicherheitsnachweis vorlegen. Diese Prognose reicht 100.000 Jahre weit in die Zukunft. Geführt wird der Langzeitsicherheitsnachweis vom Unternehmen selbst. Die Bergaufsicht überprüft den Nachweis alle vier Jahre, zusätzlich begutachtet der TÜV Nord die Sicherheitsvorkehrungen über- und untertage. Tief unten im Bergwerk bremst Sascha Rühl den Jeep. Ein paar Meter weiter geht es durch eine Stahltür in das Gedächtnis der Deponie. Ein Gewölbe voller Regale, dicht an dicht stehen Gläser mit Schraubver schluss, so groß wie Marmeladengläser. Rühl: "Jetzt sind wir im Probenraum des Deponiefelds 2. Ein Archiv der Abfälle, die im Deponiefeld 2 ein gelagert wurden." Lukas: "Hier ist alles archiviert. Jede Anlieferung steht hier in Form einer Probe. Die sind alle exakt be schriftet mit dem K&S-Code, dem internen Namen des Abfalls. Mit Lieferdatum und laufender Nummer. Und anhand der Dokumentation kann man eben jederzeit nachvollziehen, wo welcher Abfall ist und im Zweifelsfall auch nochmal eine chemische Analyse machen. Anhand dieser Proben hier." Volker Lukas, technischer Leiter der Deponie, nimmt ein Glas aus dem Regal. Ein pinkfarbenes, ganz fein gemahlenes Pulver. Zeugnis der guten Arbeit, die in Herfa-Neurode geleistet wird: Lukas: "Das ist Pflanzenschutzmittel aus DDR-Produktion. Was zu Wendezeiten in Bahnwaggons in Rumä nien abgestellt worden ist, dort irgendwo wirklich rumstand. Das ist dann damals von Greenpeace aufge stöbert worden und später dann hier in Herfa-Neurode deponiert worden." Angesprochen auf die Sorgen der Bürgerinitiative wechseln Lukas, Rühl und Pressesprecher kurze Blicke. Göbel, der Unternehmenssprecher nickt und antwortet etwas widerwillig auf die Frage, was die K+S AG mit den versalzenen Brunnen in der Region zu tun hat: Göbel: "Eine der möglichen menschengemachten Ursachen kann sein, dass durch Versenkungstätigkeit, vor allem auch durch Versenktätigkeit in früheren Jahrzehnten – als die Technik und die Beobachtungs möglichkeiten, die Monitoring-Systems noch nicht so ausgeprägt waren, sich Salzwasser in Bereiche aus gedehnt hat, die heute für Trinkwasser-Gewinnung. Das ist ein Problem, das sie an den Brunnen selbst im Grunde nur dann lösen können, wenn durch Trinkwasser- oder Grundwasserneubildung sich hier wieder
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WWA eine Verdünnung des Salzwassers ergibt. Das ist aber im Einzelfall immer nur lokal zu betrachten und hängt von der Beschaffenheit der Brunnen, von der Tiefe und von anderen Dingen ab." Aber eigentlich gehören diese Themen – die Untertagedeponie und die versalzenen Brunnen – gar nicht zusammen, so Göbel. Der eine Unternehmenszweig von K&S holt das Kalisalz aus der Tiefe, verarbeitet es und pumpt die Reste, die Lauge in den Untergrund. Der andere Unternehmenszweig betreibt die Deponie, hat mit den Laugen nichts zu tun. Zwei Paar Schuhe, die man auseinanderhalten muss, so Göbel. Jede Tonne Sondermüll bringt bares Geld Göbel: "Wenn wir uns thematisch darauf einstellen, dass es eine Reportage über die Untertagedeponie ge macht wird, dann haben wir zunächst einmal diesen anderen Bereich, nach dem sie jetzt ergänzend ge fragt haben, nicht so sehr im Fokus. Natürlich können wir ihnen da auch Rede und Antwort stehen, das ist nicht die Frage. Aber die Frage ist, ob es thematisch wirklich damit zusammenhängt." An jeder Tonne Sondermüll, die tief unter dem hessischen Land verschwindet, verdient die K+S 260 Euro. Über den Jahresgewinn der Deponie Herfa-Neurode macht das Unternehmen keine Angaben. Zahlen gibt es für die gesamte Entsorgungsspate von K+S: 2012 lag ihr Umsatz bei 88,7 Millionen Euro. Und nur einen Teil davon brachte die Giftmüll-Einlagerung in Herfa-Neurode. Der gesamte Umsatz der K+S lag hingegen bei 3,9 Milliarden Euro. Die kleine Gemeinde Heringen verdient ganz ordentlich am Unternehmen. Jedes Jahr fließen rund 17 Mil lionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen an die Stadt. Der Gemeindebürgermeister ist Herbert Ries. Ein Ex-Grüner, der nun parteilos die Stadt lenkt. Ries steht am Fenster seiner Amtsstube. Hohe Decken, weiße Gardinen. Blick auf die hügelige Kiefernlandschaft und auf den Berg, auf dem nichts wächst. Der größte durch Menschenhand erschaffene Berg in Europa. Abfall aus der Kaliproduktion, im Volksmund: der "Kali mandscharo". Ries: "Es ist... Es ist gewaltig! Es ist wirklich gewaltig! Manche finden es toll und sagen: ein einziger... Ja... eine unglaubliche Ingenieurskunst. Sieht einfach aus wie ein Berg. Aber... die anderen haben da halt Angst davor. Und sagen, wie gehen wir damit um, wenn die Kali-Industrie hier nicht mehr produzieren kann und wir sind hier mit diesem Teil allein gelassen. – Es ist alles sehr berechtigt..." Im Laufe der nächsten vierzig Jahre wird der Berg auf das Doppelte angewachsen sein. Bis dahin will K+S weitermachen und – je nachdem wie sich die Kali-Preise entwickeln – vielleicht auch noch länger. Die Ar gumente der BI kennt der Bürgermeister natürlich. Alles schön und gut, sagt er. Nur ziemlich übertrieben. Die K+S AG macht einen guten Job, so Ries. Einiges ist verbesserungswürdig, das meiste aber alternativ los: Ries: "Gesundheitsschädlich ist es nicht. Aber es natürlich eine Belastung für die Natur. Denn es wird ja immer durch Wind und Wasser Salz von dieser Abraumhalde selbstverständlich in die Natur und vor allen Dingen Werra eingetragen. Das lässt sich auch nicht vermeiden!" 4.500 Arbeitsplätze hängen an Bergwerk und Deponie. Und so soll es bleiben, macht Ries klar: Ries: "Da muss man einen Kompromiss eingehen. Ich betrachte das sehr kritisch. Ich fordere wie viele an dere Menschen auch die Kali & Salz auf, an Verbesserungen zu arbeiten. Die machen es auch und versu chen es auch – man kann nicht alles regeln. Aber das Werk muss auch am Leben bleiben. Ansonsten ist die Region jetzt schon tot. Und manchem, glaube ich, fehlt da auch das entsprechende Verantwortungsbe wusstsein, sonst würden sie mal ab und zu andere Töne anschlagen!" Richtig genervt haben die Aktivisten der Bürgerinitiative im letzten Jahr. Oben auf dem Kali-Berg gab es ein großes Alphornblasen. Ein tolles Event auf dem Müllhaufen sollte es werden. Dann kam die BI mit ei nem riesigen Projektor und warf eine unübersehbare Protestbotschaft auf die kahlen Hänge des Bergs: "Willkommen auf dem Müllberg" war zu lesen. Dabei will Ries dem Berg gerade eine ganz neue Bedeutung geben. Das Thema positiv besetzen: Kampf gegen Windmühlen Ries: "Der giftigste Ort ist es nicht. Eigentlich ist es der Ort, auf den wir alle auch ein gutes Stück weit stolz sein sollten. Weil wir hier eine Arbeit verrichten, etwas verbringen, das ansonsten gewaltige Proble me bereiten würde." Der Bürgermeister der Nachbargemeinde verspürt diesen Stolz nicht. Die Gemeinde Gerstungen klagt ge gen die fortdauernden Laugeninjektionen in den Untergrund. Einer der wenigen Süßwasserbrunnen in der Region könnte versalzen, wenn K&S sein Abfallprodukt Salzlauge weiter im Erdreich versenkt, befürchten
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die Gerstunger. Aber der große Protest aus den Dörfern zwischen den grünen, dichtbewaldeten Hügel bleibt aus. Im Gasthaus "Zum Adler" machen sich die Aktivisten der BI keine Illusionen. Alle sind um die 50, 60 Jahre alt. Eine kleine Truppe ohne Nachwuchs, mit einem starken Gegner, so Paul Reinhardt: Reinhardt: "Ich sage mal: das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Kali & Salz ist eine Macht! Und sie hantie ren geschickt mit der Arbeitsplatzkeule: wenn wir hier diese engen gesetzlichen Umweltgesetzen gerecht werden wollen, können wir diese 4.000 Arbeitskräfte nicht mehr halten, wir müssen die Produktion redu zieren. Das ist dieses Argument. Das zieht. Bei allen Politikern. Und deswegen können die immer darauf hoffen, dass sie auch weiterhin alles genehmigt bekommen!" Sie wollen weiter kämpfen, gegen Windmühlen und gegen die Macht der K+S.
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Werraversalzung vor Gericht
Thüringische Landeszeitung 04.04.2014 Werra-Kommunen legen gegen Straßen-Urteil Berufung ein Gerstungen (Wartburgkreis). Berka und Gerstungen müssten für die Unterhaltung der bisherigen Landstra ße aufkommen, hatte das Gericht entschieden. Gerstungen Bürgermeister Werner Hartung sagt, die Brücke über die Werra sei allein durch seine Kommu ne nicht zu unterhalten. Das Land hingegen will, dass künftig Kommunen für die Straße von Herda nach Gerstungen zahlen. Foto: Katja Schmidberger Die Stadt Berka/Werra und die Gemeinde Gerstungen wollen weiter dagegen vorgehen, dass das Thürin ger Verkehrsministerium im Jahr 2011 verfügt hatte, dass die bisherige Landesstraße zwischen Herda und Gerstungen zur Gemeindestraße abgestuft wird. In einem ersten Verfahren vor dem Meininger Verwal tungsgericht Ende 2013 war das Gericht den Einwänden der beiden benachbarten Kommunen nicht ge folgt und hatte die Abstufung für rechtmäßig erklärt. Beide Kommunen haben nun gegen das Urteil Berufung eingelegt. Ihr Hauptargument bleibt: Es sei ge setzlich vorgeschrieben, dass der Freistaat eine überörtliche Verbindung für einen Ort sicherstellen und vorhalten muss. Das Land hingegen argumentiert, dies sei mit der Richelsdorfer Straße (der Landstraße zwischen der Auto bahn A4 und Berka/Werra) bereits gegeben. Das sehen die beiden Bürgermeister René Weisheit und Wer ner Hartung anders. Denn ein Stück dieser Straße gehöre ja zu Hessen, zudem handele es sich um eine "Landesstraße dritter Ordnung". Das bedeutet im Umkehrschluss: Priorität für einen grundhaften Ausbau sieht das Nachbarland Hessen hier jedenfalls nicht. "Der Freistaat Thüringen nutzt Gemeindezusam menschlüsse, um sich der Unterhaltung von Straßen zu entledigen", kritisiert Werner Hartung. Kostenverantwortung auch für die Brücke Wäre Herda selbstständig und kein Ortsteil der Stadt Berka/Werra, müsste die Straße als einzige Verbin dung Landesstraße bleiben, argumentiert er. Hartung sieht vor allem nicht ein, die dazugehörige, nur teil sanierte Werrabrücke mit zu übernehmen. Die sollte schon vor Jahren auf Kosten des Landes erneuert werden - passiert ist außer optischer Kosmetik an dem Bauwerk nichts. "Aufgrund der ungenügenden Instandsetzung der Brücke, der Durchlässe und der Fahrbahn ist ein erhöh ter Unterhaltsaufwand nötig. Wie sollen wir als Gemeinden die hohen finanziellen Zusatzausgaben über haupt schultern?", fragt sich der Gerstunger Bürgermeister. Allein die normalen Unterhaltungskosten für die Brücke beziffert er auf 20"000 Euro im Jahr. Kann die Gemeinde die Brücke nicht unterhalten, würde die Straße letzten Endes eingezogen und wäre so mit für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Hartung verweist auf die wichtige Bedeutung der Straße. Auf ihr werden Schüler befördert, sie gilt für den Marksuhler Raum als wichtiger Zubringer zur Autobahn 4. Zudem fährt im Einsatzfall auch die Stützpunkt feuerwehr Marksuhl hier entlang. Gleiches gilt für die DRK-Rettungswache in Herda, die dort stationierten Rettungskräfte versorgen im Notfall auch die Bürger in Lauchröden, Neustädt sowie Sallmannshausen. Die Rettungswache wird am 11. April wieder neu eingeweiht. Rund um die Uhr an 365 Tagen werden Men schen von hier aus versorgt. In 17 Minuten muss inklusive Anruf bei der Leitstelle und Alarmierung ein Rettungswagen zum Beispiel in Lauchröden sein. "Sollte die Straße mal nicht befahrbar sein, bedeutet das einen Riesenumweg", sieht auch Matthias Ecke, der Kreisgeschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, ein Pro blem beim Einhalten der zeitlich und gesetzlich vorgeschriebenen Frist, dass in 17 Minuten (gilt für ländlich dünn besiedelte Gebiete) ein Krankenwagen bei dem Verletzten sein muss. Katja Schmidberger / 04.04.14 / TA
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dpa K+S: Fischer scheitern mit Klage gegen Salzeinleitung in die Werra 29.04.2014, 16:08 Uhr | dpa Der Kali- und Salzproduzent K+S darf zunächst weiter Salzabwasser aus dem Werk im os thessischen Philippsthal in die Werra leiten. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, wies das Verwaltungsgericht Kassel einen Eilantrag eines Fischereiverbandes als unzulässig ab. Damit habe die vom Regierungspräsidium Kassel im November 2012 erteilte Erlaubnis weiter Bestand. Das Verwaltungsgericht wollte die Entscheidung zunächst noch nicht bestäti gen. In dem Verfahren ging es um die Frage, ob die Klage innerhalb der vorgeschriebenen Frist von einem Jahr erhoben wurde. Laut K+S reichte der Verband den Antrag nach Feststellung der Richter aber erst nach mehr als einem Jahr ein, nachdem er von der Erlaubnis des RP erfahren hatte. Die Fischer hatten errei chen wollen, dass K+S kein salzhaltiges Abwasser mehr in die Werra abgibt, bis in einem Verfahren rechts kräftig über die Einleiterlaubnis entschieden wurde. In einem ähnlichen Prozess hatte der Fischereiverband vor dem Verwaltungsgericht Recht bekommen. Über die gegen die Entscheidung eingelegte Beschwerde hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof noch nicht entschieden.
Thüringische Landeszeitung 29.04.2014 Klage abgewiesen: Kali und Salz darf weiter in die Werra einleiten Kassel. Das Verwaltungsgericht Kassel hat einen Eilantrag des Verbandes Hessischer Fischer abgelehnt, mit dem der Verband gegen die Erlaubnis zur Einleitung von Salzabwässern in die Werra vorgehen wollte. Wie die Firma Kali und Salz am Dienstag mitteilte, bleibe damit die Genehmigung, des Regierungspräsidi um Kassel in Kraft, die Ende 2012 erteilt wurde und die die Einleitung von Salzabwässern vom Werk Werra - es besteht aus einem Verbund der Werke Hattorf, Wintershall, Unterbreizbach und Merkers - in den Fluss weiter erlaube. Das Gericht wies die Klage als "offensichtlich unzulässig" zurück. Der Fischer-Verband kannte nach Fest stellung der 4. Kammer bereits seit Ende 2012 die wasserrechtlichen Erlaubnis des Regierungspräsidiums Kassel. Seinen Eilantrag reichte der Verband aber erst über ein Jahr nach Inkrafttreten der Einleit-Erlaub nis ein, heißt es in der Mitteilung von Kali und Salz. Der Hessische Fischer-Verband muss nun auch die Kosten des Verfahrens tragen.
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Das Legacy-Projekt
finanzen.ch 15.04.2014 K+S baut mit PCT Legacy-Verladeport in Kanada Der Düngemittelspezialist K+S kommt bei seinem wichtigen Kali-Projekt in Kanada weiter voran. In die ser Woche unterzeichneten die Deutschen einen Vertrag mit der kanadischen Pacific Coast Terminals (PCT) zum Bau und Betrieb einer neuen Umschlags- und Lageranlage für Kaliprodukte, wie K+S am Dienstag mitteilte. Damit hat sich K+S nach eigenen Angaben einen strategisch günstigen Standort im Hafen von Vancouver für sein Legacy-Projekt gesichert. Finanzielle Details wurden nicht bekannt. Die Vereinbarung sieht den Bau der Anlage am Standort von PCT im Hafen von Vancouver vor. Die vom Legacy-Standort in Saskatchewan per Bahn gelieferten Kaliprodukte von K+S sollen in der neuen Anlage entladen, gelagert und auf den Seeweg gebracht werden. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme ist für Herbst 2016 vorgesehen. Ende 2011 hatte der Aufsichtsrat von K+S grünes Licht für das sogenannte Legacy-Projekt in Kanada gegeben. Mit diesem Vorhaben will der Konzern, der in Deutschland an seine Kapazitätsgrenzen stösst, seine Kalikapazitäten kräftig ausbauen. Im Sommer 2016 sollen insgesamt 36 Produktionskavernen in Be trieb gehen. Anfang 2013 hatte K+S die Kostenschätzung für das Kanada-Projekt überraschend erhöhen müssen und war in der Folge von Analysten dafür kritisiert worden, an dem teuren Projekt trotz fallender Preise bei Kali weiter festzuhalten. Mittlerweile hat sich der Preis für Kali allerdings wieder stabilisiert
Pressemitteilung k*s 17.04.2014 Pacific Coast Terminals Co. Ltd. (PCT) und K+S Potash Canada, eine hundertprozentige Toch tergesellschaft der K+S Aktiengesellschaft, haben gestern einen langfristigen Exklusivvertrag zum Bau und Betrieb einer neuen Umschlags- und Lageranlage für Kaliprodukte unterzeich net. Die Vereinbarung sieht den Bau der Anlage am Standort von PCT in Port Moody im Hafen von Vancouver (Kanada) vor. Die vom Legacy-Standort in Saskatchewan per Bahntransport gelieferten Kaliprodukte von K+S Potash Canada sollen in der neuen Anlage entladen, gelagert und auf Seeschiffe für den Weitertrans port an die internationalen Kunden der K+S Gruppe verladen werden. K+S Potash Canada und PCT gehen mit diesem Vertrag eine langfristige Partnerschaft ein, um sicherzu stellen, dass die Kaliprodukte unter Berücksichtigung hoher Qualitätsstandards und modernster Technik, sicher sowie wettbewerbsfähig umgeschlagen, gelagert und transportiert werden können. „Wir sind sehr erfreut, mit PCT einen Partner gefunden zu haben, dessen Terminal an einem strategisch günstigen Standort im Hafen von Vancouver liegt“, sagte Dr. Ulrich Lamp, President und Chief Executive Officer von K+S Potash Canada. „Die große Kompetenz von PCT beim Umschlag und der Lagerung von Schüttgut wird uns maßgeblich dabei unterstützen, unsere Kunden in den Wachstumsländern Asiens und Südamerikas zu beliefern. Die hochmoderne Anlage wird höchsten internationalen Umweltstandards ent sprechen“, so Lamp weiter. „Auch wir sind sehr erfreut über diese Vereinbarung, die beiden Unternehmen große Vorteile bringen wird“, sagte Lorne Friberg, President und Chief Executive Officer von Pacific Coast Terminals Co. Ltd. „Der Ausbau unserer Geschäftstätigkeit wird sich unter anderem in zusätzlichen Arbeitsplätzen, einem höheren kommunalen Steueraufkommen und einer größeren Unterstützung für gemeinnützige lokale Organisatio nen und Veranstaltungen bemerkbar machen“, so Friberg. Das Bauprogramm für die neue Umschlags- und Lageranlage umfasst unter anderem die Erstellung und Erweiterung von Infrastruktur, eine Waggonentladestation, überdachte Förderbandanlagen, Anlagen zur Kontrolle von Staubemissionen sowie eine Lagerhalle. Der Baubeginn soll unverzüglich nach Erteilung aller erforderlichen Genehmigungen der Behörden beginnen. Zusätzlich soll eine Vertiefung der Fahrrinne des Burrard Inlet (Meeresbucht, in der große Teile des Hafens Vancouver liegen) die Navigation der Seeschiffe verbessern.
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„Wir begrüßen das Engagement von K+S Potash Canada in unserer Provinz sehr“, sagte Todd Stone, Mi nister für Transport und Infrastruktur der Provinzregierung von British Columbia. „Die damit verbundene Expansion von PCT ist eine gute Nachricht für British Columbia und für unseren wachsenden Handel mit Asien“, so Todd. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Umschlags- und Lageranlage für Kaliprodukte ist für Herbst 2016 vorgesehen. Über Pacific Coast Terminals (PCT) Pacific Coast Terminals Co. Ltd. (PCT) betreibt einen Umschlagsstandort für Schüttgüter im inneren Be reich (Burrard Inlet) des Hafens von Vancouver in Port Moody, British Columbia, Kanada. PCT ist Spezialist für den Umschlag von festem Schwefel sowie flüssigem Glykol. Mit einer Jahreskapazität von mehr als 5 Millionen Tonnen ist der Standort nach Umschlagsvolumen die weltgrößte Exportanlage für Schwefel. PCT ist seit 1960 in Port Moody beheimatet und hat sich durch die Errichtung hochmoderner Anlagen, preisge krönter Umweltstandards und Zuwendungen von über 1 Mio. kanadischen Dollar an kommunale Interes sensgruppen und gemeinnützige Organisationen zügig zu einer verantwortlichen und prosperierenden Un ternehmung entwickelt. Über K+S Potash Canada und die K+S Gruppe K+S Potash Canada ist Teil der K+S Gruppe, einem internationalen Rohstoffunternehmen. Wir fördern und veredeln seit 125 Jahren mineralische Rohstoffe. Die daraus hergestellten Produkte kommen in der Agrar wirtschaft, Ernährung und Straßensicherheit weltweit zum Einsatz und sind wichtige Komponenten für eine Vielzahl industrieller Prozesse. Die Nährstoffe Kali und Salz begleiten den Megatrend der Zukunft: Eine ste tig wachsende Weltbevölkerung wird immer wohlhabender und strebt nach einem moderneren Lebens standard, der einen zunehmenden Verbrauch an mineralischen Rohstoffen bedingt. Die deshalb steigende Nachfrage bedienen wir aus Produktionsstätten in Europa, Nord- und Südamerika sowie einem weltweiten Vertriebsnetz. K+S ist der größte Salzproduzent der Welt und gehört zur Spitzengruppe der internationalen Kalianbieter. Mit mehr als 14.000 Mitarbeitern erzielte K+S im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz in Höhe von rund 4 Mrd. Euro und ein EBIT von 656 Mio. Euro. K+S ist der Rohstoffwert im deutschen Aktienindex DAX. Erfahren Sie mehr über K+S unter www.k-plus-s.com. Über das Legacy Projekt Legacy ist ein Greenfield-Projekt zur Errichtung einer auf Solungsbergbau (Solution Mining) basierenden Kaliproduktion im Süden der kanadischen Provinz Saskatchewan. In die ersten beiden Ausbauphasen des neuen Kalistandorts wird K+S insgesamt 4,1 Mrd. kanadische Dollar investieren. Die Inbetriebnahme ist für Sommer 2016 geplant und die Zwei-Millionen-Tonnen-Marke soll Ende 2017 erreicht sein. Mit Legacy wird K+S der einzige Kaliproduzent mit großen eigenen Produktionsstandorten auf zwei Kontinenten sein. Das neue Kaliwerk wird das deutsche Produktionsnetzwerk bedeutend ergänzen, die durchschnittlichen Produktionskosten reduzieren und die durchschnittliche Lebensdauer der K+S-Kalibergwerke verlängern. Zudem wird Legacy die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich stärken, was im Ergebnis der ge samten K+S Gruppe zugute kommt. Mehr Informationen zum Legacy Projekt unter www.ks-potashcana da.com.
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Neues vom Kartell
Finanzen.net 10.04.2014 K+S-Konkurrent Uralkali kommt Kartell-Aufkündigung teuer zu stehen Von Lukas I. Alpert Der russische Kaliproduzent Uralkali hat sich mit der Aufkündigung seines Exportbündnisses mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali im Sommer 2013 zunächst keinen Gefallen getan. Die Preise für Kali und der Nettogewinn des Wettbewerbers der deutschen K+S gingen 2013 deutlich zurück. Allerdings setzt der Konzern mittelfristig auf eine Besserung. 2015 dürfte die Nachfrage weltweit um mehr als 7 Pro zent steigen, hofft Uralkali. Der 22 Milliarden US-Dollar schwere Markt für Kalisalze ging im Juli in die Knie, nachdem Uralkali die Partnerschaft mit Belaruskali aufgekündigt hatte. Die beiden Gesellschaften haben rund 40 Prozent des Ka lihandels kontrolliert. Die Exportpreise für Kali sind 2013 laut Uralkali im Durchschnitt um 28 Prozent auf 268 Dollar je Tonne gesunken. Der Preisverfall begann nach der Aufkündigung des Exportbündnisses, das zuvor für stabile Ka lipreise am Weltmarkt gesorgt hatte. Der Großteil des Gewinneinbruchs um 58 Prozent bzw des Umsatzrückgangs um ein Fünftel sei bereits im ersten Halbjahr verzeichnet worden, schreibt Uralkali und verweist auch auf die aggressive Preispolitik der Wettbewerber. Dies habe die Russen Marktanteile gekostet. Eigentlich hatte Uralkali selbst den Preis krieg angezettelt, darüber ließ das Unternehmen jetzt aber kein Wort mehr fallen. Im zweiten Halbjahr habe Uralkali stärker auf den Absatz als auf den Preis gesetzt, hieß es weiter. Nach diesem Strategieschwenk hätten sich die Ergebnisse und die Marktsituation etwas verbessert, sagte Unter nehmenschef Dmitry Osipow. Diese Entwicklung dürfte sich 2014 fortsetzen. Die Produktion wuchs 2013 um 10 Prozent auf 10 Millionen Tonnen, der Absatz legte um 5 Prozent auf 9,9 Millionen Tonnen zu. Für das laufende Jahr erwartet Uralkali eine Zunahme der weltweiten Nachfrage um 5,7 bis 7,4 Prozent auf 56 bis 58 Millionen Tonnen. Im abgelaufenen Jahr brach der Nettogewinn auf 666 Millionen US-Dollar ein. Das EBITDA ging um na hezu ein Drittel auf 1,63 Milliarden Dollar zurück. Der Umsatz sank um ein Fünftel auf 2,67 Milliarden Dol lar. Uralkalis Entscheidung, die Vertriebspartnerschaft mit Belaruskali aufzugeben, zog einen tiefgreifenden politischen Konflikt nach sich und sorgte für erhebliche Turbulenzen auf dem weltweiten Kalimarkt. Zudem hatte er schließlich einen Eigentümerwechsel beim Unternehmen selbst zur Folge. Im August verhafteten die Behörden Weißrusslands Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner anhand des Vorwurfs, er habe seine Macht als Chef der Vertriebsallianz missbraucht. Der Konzern nannte die Anschul digungen politisch motiviert. Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko machte klar, dass eine Lösung nur herbeigeführt werden könne, wenn die Hauptanteilseigner von Uralkali ihre Anteile verkaufen. Im November veräußerte Großaktionär Suleiman Kerimow seinen Anteil von 27 Prozent an den Milliardär Michail Prochorow. Zwei Wochen später verkauften seine Partner zusammen 20 Prozent an den Düngemit telkonzern Uralchem. In der Branche keimte die Hoffnung, dass die neuen Eigentümer die Partnerschaft mit Weißrussland wie derbeleben würden, bisher hat sich in dieser Richtung aber nichts getan.
Wallstreet online 11.04.2014 K+S, Uralkali und der Zauberlehrling – böse Vorzeichen Gastautor: Daniel Saurenz „Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.“ Die meisten kennen dieses geflügelte Wort aus dem Zau berlehrling von Goethe. Auch rund 220 Jahre nach Verfassen des Gedichts hat die Idee dahinter nichts an Aktualität eingebüßt. Der Zauberlehrling eignet sich auch und gerade für die Finanzmärkte, das darf im
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Moment auch der weltgrößte Kaliproduzent Uralkali am eigenen Leib erfahren. Denn den Geist der Selb ständigkeit, den man 2013 mit der Aufkündigung des Kali-Kartells rief, wird man nicht mehr los und er ist verdammt teuer. So sackte der Gewinn 2013 um mehr als die Hälfte auf 666 Millionen Dollar ab. Der Um satz sank trotz einer deutlich ausgeweiteten Förderung um 16 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar. Im Schnitt sank der Exportpreis für Kali bei Uralkali 2013 um mehr als ein Viertel auf 268 Dollar je Tonne. Wie sehr K+S vom weißrussischen Experiment getroffen ist, hat auch Chef Steiner jüngst angedeutet: Das Ende der Exportallianz BPC im Sommer 2013 werde nicht zu unrecht als “schwarzer Dienstag” der globalen Kali-In dustrie bezeichnet. Das laufende Jahr 2014 dürfte “noch herausfordernder” werden. Gute Vorzeichen se hen anders aus. Welche Vorzeichen es zum Wochenschluss noch gibt – unser Marktbericht am Freitag.
Neue Zürcher Zeitung 11.04.2014 Keine Wiederauflage des Kalikartells Uralkali richtet sich neu ein Gestern, 11. April 2014, 19:43 Nach dem Auflösen eines lukrativen Kartells und langem Streit zwischen Russland und Weiss russland hat der Kaliproduzent Uralkali wieder Marktanteile gewonnen. Dennoch ist ein Gewinneinbruch zu verkraften. bet. Moskau Der russische Kaliumchloridproduzent Uralkali hat den Weltmarkt im vergangenen Sommer zwar mit einer Bombe erschüttert, die Explosion aber selber verhältnismässig gut überstanden. Das ist Ende dieser Woche offenbar geworden, als der weltgrösste Produzent des unter anderem für Düngemittel genutzten Rohstoffs Zahlen für 2013 präsentierte. Uralkali hat seinen Exportmarktanteil nach eigener Kal kulation (welche Lieferungen des wichtigen Produzenten Kanada an die USA ausschliesst) nach dem Plat zen der Bombe – dem Auflösen eines lukrativen Kartells mit dem grossen weissrussischen Anbieter Bela ruskali – stark gesteigert. Vom ersten zum zweiten Halbjahr wuchs Uralkalis globaler Marktanteil an Expor ten von 17% auf 30%, so dass er für das Gesamtjahr bei 23% lag, nahe am fünfjährigen Durchschnitt. Durch die Kontrolle über rund 40% der global angebotenen Kali-Exporte hatte das Kartell aus Uralkali und Belaruskali lange dazu beigetragen, den Preis hoch zu halten. Uralkali warf Belaruskali jedoch vor, Verkäu fe ausserhalb des Kartells zu tätigen – und kündigte den Verbund im Juli 2013 kurzerhand auf, um zu einer Strategie der Mengen- bzw. Absatzmaximierung zu wechseln. Der Kalipreis brach ein; im Durchschnitt sank er 2013 um 28% auf 268 $ je Tonne. Auch wegen dieses Preisrückgangs ist Uralkalis Reingewinn um 58% auf 666 Mio. $ zurückgegangen; hinzu kamen Abschreibungen, höhere Zahlungen an das Management und einmalige operative Kosten. Der Umsatz gab um 16% auf 3,3 Mrd. $ nach, doch die verkaufte Kali menge stieg um 5% auf 9,9 Mio. t. Im laufenden Jahr will der russische Konzern 12 Mio. t absetzen, und das bei einem erwarteten Anstieg der globalen Nachfrage um maximal 7% auf 56 Mio. bis 58 Mio. t. Zu einer Wiederauflage des Kartells mit Belaruskali unternimmt Uralkali derzeit keine Schritte, auch wenn sich das Management alle Optionen offenhält. Am Markt war vermutet worden, Uralkali könne der einen Kehrtwende bald die nächste folgen lassen, nachdem sich die Aktionärsstruktur jüngst signifikant geändert hat: Belaruskali ist ein wichtiger Devisenbringer des Regimes von Präsident Alexander Lukaschenko. Auf das Ende des Kartells reagierte der weissrussische Autokrat mit der Verhaftung des damaligen UralkaliCEO Wladislaw Baumgertner und dem Fahndungsaufruf nach Uralkali-Grossaktionär Suleiman Kerimow. Baumgertner wurde schliesslich an Moskau ausgeliefert , wo er seither unter Hausarrest steht. Kerimow verkaufte seine Aktien , sicherlich auch auf politischen Druck. Nach den Neuordnungen halten nun die Magnaten Michail Prochorow und Dmitri Masepin knapp 22% und 20% an Uralkali. Aus diversen Gründen ist ihnen ein Interesse an der Rück kehr zum Status quo ante nachgesagt worden. Die Mengenstrategie von Uralkali scheint je doch vorerst aufzugehen: Auch im ersten Quartal lag die Produktion um 41% über dem Ni veau des Vorjahreszeitraums. Gegen einen signifikanten Preisnachlass hatte sich der Konzern im Januar auf neue Verträge mit dem wichtigen Kunden China geeinigt.
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Neues von K+S
Paderzeitung 03.04.2014 K+S KALI GmbH: Veränderung in der Geschäftsführung Autor: Ulrich Göbel Der Aufsichtsrat der K+S KALI GmbH, Kassel, hat Dr. Ralph Jäger zum Mitglied der Geschäftsführung der Gesellschaft bestellt. Ab 1. Juli 2014 wird Dr. Jäger kaufmännischer Geschäftsführer und Arbeitsdirektor. Sein Mandat läuft bis zum 30. Juni 2017. Dr. Jäger (49) folgt auf Arbeitsdirektor Steffen Kirchhof, der sein Mandat zum 30. Juni 2014 aus persönlichen Gründen niedergelegt hatte (Pressemitteilung vom 21. März 2014). Jäger hat zuletzt zwölf Jahre in internationalen Führungsfunk tionen für RWE gearbeitet und ist derzeit CEO der RWE Turkey Holding.
Aktiencheck 10.04.2014 K+S AG Kurzprofil: Die K+S AG (ISIN: DE000KSAG888, WKN: KSAG88, Ticker-Symbol: SDF, Nasdaq OTC-Symbol: KPLUF) ge hört weltweit zur Spitzengruppe der Anbieter von Standard- und Spezialdüngemitteln. Gemessen an der Produktionskapazität ist K+S im Salzgeschäft mit Standorten in Europa sowie Nord- und Südamerika der führende Hersteller der Welt. Der K+S-Geschäftsbereich Kali- und Magnesiumprodukte gewinnt in sechs Bergwerken in Deutschland Ka lium- und Magnesiumrohsalze für eine jährliche Produktionsleistung von bis zu 7,5 Mio. Tonnen Produkt. Um die eigenen Kalikapazitäten zu erweitern, baut K+S in der kanadischen Provinz Saskatchewan eine auf Solungsbergbau (Solution Mining) basierende, neue Kaliproduktion auf, die im Sommer 2016 erste Produk te liefern soll. Zum Geschäftsbereich Salz gehören der europäische Produzent esco - european salt compa ny, der südamerikanischen Anbieter K+S Chile sowie Morton Salt mit Produktionsstätten in den USA und Kanada. K+S ist mit einer Produktionskapazität von rund 30 Mio. Tonnen Salz der weltweit führende Pro duzent. Vision und Mission folgend, sieht die Strategie der K+S Gruppe vor, insbesondere in den Geschäftsberei chen Kali- und Magnesiumprodukte sowie Salz zu wachsen. Auch künftig soll der Rohstoff- und rohstoffna he Bereich die Basis unseres Wachstums sein. Gemäß dieser Strategie fokussiert K+S seine Managementressourcen und finanziellen Mittel auf diese Bereiche und hat die Stickstoffaktivitäten ver kauft: COMPO im Jahr 2011 an den Private-Equity-Investor Triton sowie K+S Nitrogen im Jahr 2012 an die EuroChem. K+S bietet ein umfassendes Leistungsangebot für Landwirtschaft, Industrie und private Verbraucher, das in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens Grundlagen für Wachstum schafft. Weltweit beschäftigt die K+S AG mehr als 14.000 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2013 einen Umsatz von knapp 4,0 Mrd. Euro. K+S - der einzige Rohstoffwert im deutschen Aktienindex DAX - ist an allen deutschen Börsen notiert. (10.04.2014/ac/e/a)
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Aktiencheck 15.04.2014 K+S-Aktie: Starke Kali-Nachfrage in Nordamerika - Société Générale rät weiter zum Kauf! Ak tienanalyse KasselParis (www.aktiencheck.de) - K+S-Aktienanalyse von Aktienanalyst Rajesh Singla von der Société Générale: Rajesh Singla, Aktienanalyst der Société Générale, rät in einer aktuellen Branchenstudie die Aktie des Kaliund Salzherstellers K+S AG (ISIN: DE000KSAG888, WKN: KSAG88, Ticker-Symbol: SDF, Nasdaq OTC-Sym bol: KPLUF) weiterhin zu kaufen. Die Kali-Nachfrage in Nordamerika sei nach wie vor stark, die Lagerbestände würden schrumpfen, was die Preise stütze, so Singla. Der Analyst habe seine positive Bewertung für den Kali-Sektor bestätigt. Der Aktienanalyst der Société Générale, Rajesh Singla, hat sein Rating für die K+S-Aktie bei "buy" belas sen.
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Was sonst noch interessant ist
INTERVENTIONEN 2014 05.02.2014 - Pressemitteilung Ohne Aberglauben aber mit Horoskopen haben am Dienstag, den 4. Februar 2014, die 13. INTER VENTIONEN, das Gemeinschaftsprojekt der Kunsthochschule Kassel und des Regierungspräsidiums eröff net. Die Tierkreiszeichen und ihre Anwendbarkeit auf den Verwaltungsalltag werden ebenso eine Rolle spielen wie eine mehrtägige Wanderung durch das Dienstgebäude am Steinweg oder der Rückkauf der Immobilie durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder andere Freunde der Immobilie über der Fulda. Im Sommer 2013 hatten sich zum 13. Mal Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Regierungspräsidiums beim Rundgang der Kunsthochschule umgesehen und eine Reihe von jungen Künstlerinnen und Künstlern, Produktdesignern und Grafikern eingeladen, an den Interventionen 2014 teilzunehmen. Zwanzig von ihnen nahmen die Einladung und die Herausforderungen des Regierungspräsidiums an. Herausforderungen des halb, weil es zum Charakter der Ausstellung gehört, dass sich die Arbeiten stark auf das Regierungspräsi dium einlassen – auf die Immobilie, auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Aufgaben des Hau ses. Zimmer 512, zum Beispiel, gibt es im Regierungspräsidium Kassel erstmals nur für die Dauer der Ausstel lung, also vom 5. Februar bis zum 14. März 2014. Im Großen Sitzungssaal wird erfahrbar, was ein Teppich mit der Zahl π zu tun haben kann, und es sind Begegnungen mit Neophyten vorgesehen. Ein junger Maler bricht zu neuen Ufern seiner Kunst auf und der Himmel hängt voller Vogelhäuschen, die spielerisch die Ge schichte des Designs zitieren. Die INTERVENTIONEN suchen seit 13 Jahren die Kontroverse mit der Kontinuität des Arbeitsalltags, seiner standardisierten Abläufe und seinen ausgeprägten Beharrungstendenzen. Das ist stets eine neue Ver suchsanordnung mit Aktion und Reaktion und Re-Re-Aktion. Für die Kunsthochschule beteiligen sich an den Interventionen 2014: Guido Brinkmann, Pablo Ehmer, Kerstin Frisch, Jan Georg Glöckner, Thomas Grob, Alexander Hahn, FranzMarkus Kämmerer, Silke kleine Kalvelage, Ida Lorbach, Cornelia Manjak, Maryna Miliushenko, Katrin Pesch, Robert Sturmhoevel, Jens Volbach, Fritz Laszlo Weber und Ulrike Wilde. Die Basisklasse Produktdesign 2012/13: Natasha Burk, Charlotte Enders, Joost Fähser, Gesina Glodek, Tony Häußler, Julian Herden, Monja Hirscher, Verena Hutt, Jennifer Meyer, Maximilian Müller, Michael Schreiner, Sophie Stein und Lisa Wübbeler. Die Projektgruppe TrendDesignMagazin 2013: David Bargiel, Sergej Bekauv, Marie Sophie Kammler, Dirk Kecker, Jessica Kuttner, Carolin Ohlwein, Stephanie Poole, Xiaoyue Su, Philip Weyer und Kathie Zindel. Und für das Regierungspräsidium: Michael Conrad, Kerstin Franke, Dr. Gisela Isa, Susanne Kattner, Dr. Ul rich Kreusch, Dr. Martin Marburger, Elvira Poloschek, Peter Riehm und Dagmar Wendrich-Moritzen. Pressestelle: Regierungspräsidium Kassel Pressesprecher: Michael Conrad, Steinweg 6, D-34117 Kassel Fax: 0561 106 1610 E-Mail:
[email protected]
Süddeutsche Zeitung 26.04.2014 Leck in Rohstoffspeicher Öl-Notreserve bereitet Münsterland Sorgen Die schwarze Brühe quillt auf Wiesen oder sickert ins Grundwasser: Mehr als eine Million Kubikmeter Rohöl sind im Münsterland unterirdisch gelagert - für Krisenzeiten. Jetzt hat die Reserve allerdings ein Leck. Wo genau, ist noch unklar. Von Bernd Dörries
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Claudia Sundermann ist auf Öl gestoßen, direkt vor ihrer Tür, obwohl sie gar nicht danach gesucht hatte. Etwa tausend Liter kommen jeden Tag aus dem Erdreich vor dem Hof der Sundermanns in Gronau, im Westen des Münsterlands. Durch das viele Öl sind die Sundermanns zu armen Leuten geworden, zumin dest zu solchen, mit denen man Mitleid haben muss. Die Kühe haben von der schwarzen Brühe getrunken, zehn davon mussten getötet werden. Vor dem Hof wird gebohrt und gebuddelt, Menschen mit Atemschutz und gelben Overalls laufen herum. Die Öldämpfe brennen in den Augen, die Sundermanns sind ins Hotel gezogen, der Hof und ihre Landwirtschaft liegen brach. Unter dem Land lagern etwa 1,4 Millionen Kubikmeter Rohöl, in mehr als tausend Metern Tiefe. Sie sollen die nationale Notreserve der Bundesrepublik sein, die Versorgung in Krisenzeiten sichern. Jetzt verunsi chert der Speicher eine ganze Region. "Das ist kein richtiges Leben", sagt Claudia Sundermann. Sie sei oh nehin nah am Wasser gebaut. Jetzt ist das Wasser auch noch voller Öl. Bis zu 50 Liter in der Stunde flie ßen an die Oberfläche, die Hausbrunnen dürfen nicht benutzt werden, auch im Grundwasser wurde schon schwarze Brühe gefunden, mehr als tausend Tonnen verseuchte Erde wurden abgebaggert. Vor zwei Wochen wurde das erste Öl auf den Wiesen vor Gronau entdeckt. Zuerst habe das niemanden so richtig interessiert, sagt Sundermann. "Wir tun alles, um die Ursache zu finden", sagt der nordrhein-west fälische Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Diesen Eindruck haben Sundermanns inzwischen auch, Betreiber und Behörden bemühen sich. Nur finden sie eben nichts. An 66 Stellen wurde im Boden gebohrt und mit Laser-Sonden nach dem Leck gefahndet. Es liegt entweder in einer Zuleitung, oder in der Kaverne selbst. Die ist ein Hohlraum, der nach dem unterirdischen Salzab bau übrig bleibt. An etwa hundert Orten in Deutschland wird in solchen unterirdischen Speichern die natio nale Rohstoffreserve gelagert, insgesamt 24 Millionen Tonnen Rohöl, Benzin, Diesel, Heizöl und Flugturbi nenkraftstoff. Für neunzig Tage soll der Vorrat reichen, eine Institution mit dem hübschen Namen Erdölbe vorratungsverband kümmert sich darum. Bisher lief alles wie geschmiert, aber in letzter Zeit häufen sich die Zwischenfälle. Ende November waren etwa 40 000 Liter Rohöl aus einer Kaverne in Schleswig Holstein ausgelaufen. Naturschützer stellen die Frage, ob die Lagerung der Vorräte noch zeitgemäß ist. "Aus den Augen, aus dem Sinn. Die unterirdische Lagerung in alten Salzstöcken mag die billigste sein, zu kontrollie ren ist sie nicht", sagt Dirk Jansen, der Geschäftsleiter des BUND in Nordrhein-Westfalen. In Gronau in Westfalen fragen sich die Menschen mittlerweile, warum sie für die Energieversorgung des Landes viel höhere Risiken eingehen müssen als andere. Denn dort steht auch Deutschlands einzige UranAnreicherungsanlage. Und: Tief in der Erde des Münsterlandes vermuten die Energiekonzerne noch Erd gas, das sie gerne fracken würden. Probebohrungen wurden bereits beantragt. Die werde es allerdings nicht geben, sagen die zuständigen Behörden. Das Öl mache genug Probleme.
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