Polizeibericht 2007 - epub @ SUB HH

March 1, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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POLIZEIBERICHT2007

POLIZEIBERICHT2007 Impressum Herausgeber:

Polizei Hamburg Bruno-Georges-Platz 1 22297 Hamburg

Telefon: Telefax:

040 4286-56233 040 4286-56219

E-Mail: Internet:

[email protected] www.polizei.hamburg.de

V.i.S.d.P.:

Polizeipräsident Werner Jantosch

Redaktionsleitung: Koordination: Redaktionsteam:

Ralf Meyer Marco Herr Ulrike Sweden, Katja Lettau, Joachim Ferk, Ralf Meyer, Marco Herr Für die Mithilfe an der Entstehung des Beitrages über historische Polizeifahrzeuge möchten wir Thomas Stöber, Erhard Ewert, Martin Jörns und den Mitarbeitern der LPV 22 sehr herzlich danken. Ulrich Bußmann

POLIZEIBERICHT 2007

Grafik/Layout:

2

Fotos:

Für die Bildmotivunterstützung bedanken wir uns bei den Fotografen André Zand-Vakili (Die Welt), Rüdiger Gärtner (Rüga Medienservice), der KTU der Polizei Ham­burg, der Hochschule der Polizei, Oliver Rohé, LBP Hamburg, Michael Möller (Fotolia.com) und der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Druck:

Anweco Druckservice

Auflage:

4 000

Erschienen:

Mai 2008

INHALT Vorwort des Polizeipräsidenten

6 Kundenbefragung Gute Noten für die Polizei Hamburg

9 Im Visier Zielfahnder verfolgten einen Mörder quer über die Kontinente

11 Kriminalitätsentwicklung in Hamburg Polizeiliche Kriminalstatistik 2007

17 Polizeifahrzeuge Im Wandel der Zeit

22 Mord verjährt nicht! Mord an einer peruanischen Prostituierten nach 22 Jahren aufgeklärt

25 Die Polizei Hamburg als Softwareentwickler Hamburger EDV-Systeme für Brandenburgs Polizisten

28 Handeln gegen Jugendgewalt Ein überörtliches Projekt zur Bekämpfung der Jugendgewalt

31 Hamburgs jüngste Hochschule Studiengang Sicherheitsmanagement

34 Die Polizeieinsatzzentrale Hamburgs Das Herzstück der Polizei

38 ASEM-Gipfel Demonstrative Aktionen zum Asia-Europe Meeting in Hamburg

41 Verkehrsunfallstatistik 2007 Mehr Unfälle mit Sachschäden – weniger verunglückte Kinder

44 Jahreskalender 48 40 Jahre Aus- und Fortbildung Landespolizeischule Hamburg 1967 bis 2007

52 Waffen verboten! Auf der Reeperbahn nachts um halb eins …

55 International gefragt Hamburger Ansatz zur Korruptionsbekämpfung

58 25 Jahre Bekämpfung der Organisierten Kriminalität Hintergründe zu einem besonderen Hamburger Jubiläum

62 Kraftfahrzeugverschiebung Sonderkommission zerschlägt internationale Autobande

66 Sicherer Schulweg Vom Kleinkind zum Verkehrsfuchs

68 Hafensicherheit Maßnahmen der Wasserschutzpolizei

72 Neue Karriereperspektiven Polizei Hamburg reagiert auf die Herausforderungen der Nachwuchswerbung

76 Prävention und Opferschutz Leitthemen einer modernen Polizei

81 In offizieller Mission Hamburger Polizeibeamte in internationalen Polizeimissionen

85 Vor den Toren Hamburgs Die Arbeit der Hamburger Wasserschutzpolizei auf der Ober- und Unterelbe

89 Serientaten Serienerkennung bei Einbruchdiebstählen und deren Bekämpfung

91 Polizei Hamburg in Zahlen

POLIZEIBERICHT 2007

5 2007 – Erfolg durch Kontinuität

3

POLIZEIBERICHT 2007

2

4

2007 Erfolg durch Kontinuität

Werner Jantosch, Polizeipräsident

Menschen und, und, und ...

eine Kundenbefragung durch und lie-

Aber wenn nach Leistung und

ßen Menschen dieser Stadt benoten,

Erfolg gefragt wird, ist es in unserer

wie zufrieden sie mit der Leistung ihrer

schnelllebigen und mitunter wenig

Polizei waren. Die Ergebnisse haben

leisen Zeit modern, nach denen zu

wir für Sie ab Seite 6 zusammenge-

schauen, die am lautesten auf sich

fasst.

aufmerksam machen.

Nach umfangreichen Vorarbeiten

Bei der Arbeit einer modernen

.oran denken Sie, wenn

hat der Hamburger Senat im Novem-

Großstadtpolizei in einer Metropo-

.Sie gefragt werden: Was

ber letzten Jahres ein behördenüber-

le wie Hamburg geht es aber nicht

.waren

W

herausragende

greifendes Konzept zur Bekämpfung

um Lautstärke, sondern vor allem

Ereignisse für die Hamburger Polizei

der

verabschiedet.

um Kontinuität. Und deshalb können

in 2007?

Mehr über das „9-Säulen-Konzept“

nicht allein Erfolge in herausragenden

finden Sie ab Seite 28.

Verbrechensfällen oder einzigartigen

Sollte Ihnen, wie manch anderem,

Jugendgewalt

bei dieser Frage die Fußball-Welt-

Dezember 2007: Nach Inkraft-

meisterschaft in den Sinn kommen,

treten einer neuen Waffenverbotsver-

sein – von denen wir genug zu bieten

sind Sie in Ihrer Erinnerung zu weit

ordnung richtet Hamburg im Bereich

haben. Wichtig ist, dass die Mitarbei-

zurückgegangen. Die WM fand be-

der Reeperbahn und anderen Ört-

terinnen und Mitarbeiter der Hambur-

reits in 2006 statt. Aber auch im Jahr

lichkeiten im Stadtteil St. Pauli Waf-

ger Polizei jeden Tag wieder neu für

2007 hat die Hamburger Polizei viel

fenverbotsgebiete ein und führt ent-

die Menschen da sind. Egal ob es

und erfolgreich gearbeitet.

sprechende Kontrollen durch. Einzel-

der Verkehrsunfall ist oder das Fuß-

Hierzu einige Beispiele:

Großeinsätzen

ausschlaggebend

heiten zu den Maßnahmen und wie

ballspiel. Ob es um einen Einbruch

Im Vorfeld des „G8“-Gipfels in Heili-

erfolgreich diese sind, lesen Sie ab

geht oder vielleicht um eine kleine

gendamm fand im Mai 2007 in Ham-

Seite 52 des Polizeiberichts.

Hilfeleistung. Um was es auch geht:

burg das Asia-Europe-Meeting – der

Das waren einige Höhepunkte

Die Menschen unserer Stadt können

sogenannte „ASEM“-Gipfel – statt. Es

des Jahres 2007, aber das war na-

sich auch in Zukunft auf Ihre Hambur-

war nicht leicht, einen störungsfreien

türlich nicht alles. Es gab eine Vielzahl

ger Polizei verlassen.

Verlauf des Gipfels zu gewährleisten.

von „alltäglichen“ Erfolgen wie Fest-

Warum es so schwer war und wie es

nahmen, Ermittlungserfolge, Verhin-

doch gelang, lesen Sie in dieser Bro-

derung von Straftaten und Verkehrs-

schüre ab Seite 38.

unfällen, Arbeit mit jungen und alten

Werner Jantosch

POLIZEIBERICHT 2007

Im Juni führten wir zum ersten Mal

5

Kundenbefragung

Gute Noten für die Polizei Hamburg

Ute Last-Sack, PSt 112, Präsidialstab

treten, also mit den Bürgern, die frei-

hängigen Markt- und Meinungsfor-

willig oder unfreiwillig mit uns Kontakt

schungsinstitut Ipsos Loyalty mit der

hatten. Wir wollten konkret wissen,

Durchführung der Telefoninterviews

wie unsere Arbeit wahrgenommen

und der Analyse der Ergebnisse der

und wie unsere soziale und fachli-

Interviews gewährleistete eine pro-

che Kompetenz beurteilt wird, wenn

fessionelle und anonymisierte Befra-

die Bürger als Kunden unmittelbaren

gung.

persönlichen Kontakt mit unseren

In einem etwa fünfminütigen Te-

undenorientierung ist für die

Polizeibeamten haben. Ziel war es, In-

lefoninterview wurden die Kunden

Polizei Hamburg ein wich-

formationen über den erreichten Grad

gebeten, ihren konkreten Kontakt zur

.tiges Thema – quasi „ein

der Kundenorientierung der Polizei

Polizei zu bewerten, ihre Erwartungs-

Dauerbrenner“. Denn seit dem Jahr

Hamburg und Verbesserungswün-

haltung zu schildern und nicht zuletzt,

2005 ist die Erhöhung der Kunden-

sche und Anregungen aus Sicht der

losgelöst vom dem jeweiligen Einzel-

orientierung durch eine stärkere Aus-

Kunden zu erhalten.

fall, auch ihre Einschätzung über die

K

richtung des polizeilichen Handelns

Um die wichtigste Information vor-

an den Erwartungen des Bürgers ein

wegzunehmen: Der aktuelle Kontakt

erklärtes Ziel des Hamburger Polizei-

mit der Polizei Hamburg wurde von

präsidenten Werner Jantosch.

POLIZEIBERICHT 2007

abzugeben. Den Kunden wurden im Interview

den befragten Kunden mit der Ge-

folgende Fragen gestellt:

Bereits im Polizeibericht 2006 hat

samtnote 1,8 bewertet, in der allge-

n

Herr Jantosch erläutert, warum die

meinen Einschätzung ihrer Arbeit er-

Kundenorientierung Bestandteil seiner

hielt die Polizei die Note 2,3 .

behandelt? n

er in diesem Zusammenhang an die

Details der Kundenbefragung

Arbeit der Polizeibeamten stellt.

Im Juni 2007 wurden Bürger nach

Fühlten Sie sich durch die Polizeibeamten höflich und respektvoll

1

Zielsetzung ist und welchen Anspruch

6

Arbeit der Polizei Hamburg allgemein

Hatten die Polizeibeamten Verständnis für Ihre Situation?

n

Wie fanden Sie das äußere Er-

Verschiedene Meinungsumfragen

einem persönlichen Kontakt mit der

scheinungsbild der Polizeibeam-

im Auftrag von öffentlichen Medien

Polizei Hamburg um die Teilnahme an

ten?

und Instituten haben der Polizei ins-

einer telefonischen Kundenbefragung

gesamt in den letzten Jahren immer

der Polizei gebeten. Dieses erfolgte

wieder ein grundsätzlich hohes Anse-

stellvertretend für die gesamte Polizei

hen in der Bevölkerung bescheinigt.

an sechs ausgewählten Polizeikom-

Viele Länderpolizeien haben allge-

missariaten.

meine

Bürgerbefragungen

durch-

Die Beauftragung des unab-

geführt und konnten größtenteils positive Rückmeldungen verzeichnen. Die Polizei Hamburg wollte jedoch direkt mit ihren Kunden in Kontakt

1 Ihre Beurteilungen konnten die Befragten mittels einer Notenskala von 1 (sehr gut) bis 6 (sehr schlecht) abgeben.

n

Bewerten Sie das Handeln der Beamten als fachkundig und kompetent?

n

Fühlten Sie sich korrekt behandelt?

n

Wie beurteilen Sie die Hilfsbereitschaft der Polizeibeamten Ihnen gegenüber? Zum Ende des Interviews hatten

die Kunden die Möglichkeit, ihre Anregungen für die polizeiliche Arbeit mitzuteilen. Es

wurden

insgesamt

1 000

Kundengespräche geführt. Dies war Voraussetzung, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten. Rund 80 Prozent der Kunden, die zuvor ihr Einverständnis für eine Befragung gegeben hatten, waren später auch bereit an einem Telefoninterview teilzunehmen. n

leute eine sehr gute Quote, da üblicherweise bei Kundenbefragungen nur Teilnahmequoten von 10 bis 20 Prozent erreicht werden.

n

einer

Beratung/Information/Aus-

Bürger initiierter Kontakt würde dem-

kunft,

nach positiver beurteilt, weil die Polizei

sowie einem sonstigen Anlass.

hier eher unterstützend und helfend

Zu den sonstigen Ereignissen

auftritt. Ginge der Kontakt hingegen

im Straßenverkehr zählen u. a. Ge-

von der Polizei aus, so könnte dieser

schwindigkeitskontrollen,

Falsch-

Umstand eher zu einer negativeren

die mindestens 16 Jahre alt waren.

parken oder Verkehrsabsperrungen

Beurteilung führen, weil die Beam-

Es wurden etwa je zur Hälfte Männer

durch die Polizei. Der Kontakt in Zu-

ten möglicherweise reglementierend

und Frauen interviewt. Alle Altersgrup-

sammenhang mit einer Beschwerde/

eingreifen. Diese Annahme wurde

pen waren für statistische Berechnun-

einem Hilferuf meint zum Beispiel Mit-

jedoch nicht bestätigt!

gen in ausreichender Zahl vertreten.

teilungen von Bürgern über Lärmbe-

Der Umstand, wer auf wen zuging,

lästigungen, verdächtige Personen

hatte in keiner Weise Einfluss auf die

und Ähnliches.

Beurteilung des Kontaktes. Gleicher-

Teilnehmen durften die Kunden,

Um die Dienstleistungen der Polizei differenziert bewerten zu können, wurden die Kunden gebeten, den

Bei rund zwei Drittel der befragten

Anlass ihres Kontaktes mit der Polizei

Kunden erfolgte die Kontaktaufnahme

zu benennen.

durch die Kunden, bei rund einem

Die Betrachtung nach Geschlecht,

maßen vergaben die Kunden jeweils die Durchschnittsnote 1,8!

So konnte unterschieden werden

Drittel ging die Initiative von der Poli-

Alter und Bildungsgrad der befragten

zwischen einem Kontakt in Zusam-

zei aus. Es ist damit gelungen, auch

Kunden lässt kaum Unterschiede bei

menhang mit

die von der Polizei initiierten Kontak-

der Benotung erkennen:

n

einem Verkehrsunfall,

te in hoher Zahl zu erfassen. Für die

n

n

einem sonstigen Ereignis im Stra-

Befragung war dies sehr wichtig,

ßenverkehr,

denn es wurde angenommen, dass

n

einer Anzeige,

es Einfluss auf die Bewertung des

n

einer Beschwerde/einem Hilferuf,

Kontaktes haben könnte. Ein vom

Frauen beurteilten den Kontakt nur geringfügig schlechter als Männer (Frauen: 1,9; Männer: 1,8).

n

Die jüngste Altersgruppe der 16bis 29-Jährigen benotete den

POLIZEIBERICHT 2007

Dies ist nach Aussagen der Fach-

7

grundsätzlich als positive Visitenkarte der Hamburger Polizei empfunden wird. Neben der Beurteilung des aktuellen Kontaktes wurden die Befragten auch aufgefordert, die Arbeit der Polizei Hamburg insgesamt zu beurteilen. Die hierbei erzielte Note von 2,3 ist ebenfalls ein gutes Ergebnis. Nach den Erfahrungen des Meinungsforschungsinstitutes

ist

der

leichte Abfall in der Benotung gegenüber der Bewertung des aktuellen Kontaktes ein für Kundenzufriedenheitsbefragungen übliches Bild. Aktuelle Ereignisse werden in der ReKontakt nur unwesentlich schlechter (1,9) als die Gruppe der über

Laut einer Kundenbefragung genießt die Polizei Hamburg bei den Bürgern ein hohes Ansehen

60-Jährigen (1,8). n

Personen

mit

POLIZEIBERICHT 2007

Leistung von Unternehmen und Institutionen, da Gesamtbetrachtungen

Hauptschulab-

eher von längerfristigen Einstellungen

schluss vergaben die Note 1,7;

der Kontaktbeurteilung ist eine gute

Personen mit Hochschulbildung

Note!

eine 1,9.

8

gel besser beurteilt als die generelle

Die Kunden wurden konkret um

beeinflusst werden. Fazit

ihre Einschätzung der Aspekte wie

Die Polizei Hamburg erzielt mit der

Hieraus lässt sich ableiten, dass

z. B. Hilfsbereitschaft und Kompetenz

Gesamtnote 1,8 für die Bewertung

sich Polizeibeamte der Situation und

der Beamten gebeten. Ergänzend

des aktuellen Kundenkontaktes und

der Person angemessen verhalten,

sollte ermittelt werden, welchen Ein-

mit der Note 2,3 für ihre Arbeit insge-

unabhängig vom persönlichen Hinter-

fluss diese Aspekte auf die Beurteilung

samt ein ausgezeichnetes Ergebnis in

grund des Kunden.

des Kontaktes insgesamt haben. Es

der Kundenbewertung.

Unterschiede in der Beurteilung

zeigte sich, dass bei der Bewertung

Nach polizeilichen Erfahrungen er-

des Kontaktes gab es bezogen auf

des aktuellen Kontaktes jeweils zwi-

statten mit der Polizeiarbeit zufriedene

den jeweiligen Anlass des persönli-

schen 85 und 92 Prozent der Befrag-

Bürger eher eine Anzeige, stellen sich

chen Kontaktes. Die beste Bewer-

ten das Verhalten der Polizeibeamten

eher als Zeugen zur Verfügung, sind

tung unter allen Anlässen erhielten

in den einzelnen Aufgabenfeldern mit

aufgeschlossener gegenüber polizei-

Beratungen/Informationen/Auskünfte

gut oder sehr gut beurteilten.

licher Präventionsarbeit, zeigen Ver-

mit einer Note von 1,6. Bei einem

Am wichtigsten sind den Kunden

ständnis für polizeiliche Aktivität und

Kontakt in Zusammenhang mit einem

bei einem persönlichen Kontakt eine

fühlen sich grundsätzlich sicherer in

Verkehrsunfall und einer Anzeige ga-

höfliche und respektvolle Behand-

ihrem Lebensumfeld.

ben die Kunden die Note 1,8. Die

lung, die Hilfsbereitschaft der Beam-

Diese Kundenbefragung reflektiert

Einsatzanlässe in Zusammenhang mit

ten sowie deren kompetentes Han-

nicht nur das Ansehen der Polizeibe-

sonstigen Ereignissen im Straßenver-

deln. Am wenigsten Einfluss auf das

amten und der Polizei Hamburg ins-

kehr schnitten mit einer glatten 2,0

Gesamtergebnis hatte das äußere

gesamt, sondern das gute Ergebnis

vergleichsweise am „schlechtesten“

Erscheinungsbild der Beamten, was

ist für uns zugleich im besonderen

ab.

nach unserer Überzeugung zu einem

Maße Ansporn und Verpflichtung das

Dennoch bedeutet dieser Wert:

erheblichen Teil damit zusammenhän-

hohe Niveau bei der Kundenorientie-

Selbst die schlechteste Benotung bei

gen dürfte, dass die blaue Uniform

rung auch zukünftig beizubehalten.❚

Im Visier Zielfahnder verfolgten einen Mörder quer über die Kontinente täter waren lediglich Ausführende für

deten sich in kurzer Folge bei der Po-

einen bis dahin noch unbekannten

lizei. Sie hatten Männer beobachtet,

Auftraggeber.

die unmittelbar nach der Explosion im

Auch hier waren die Ermittler er-

Schutz der Dunkelheit wegliefen. Ei-

folgreich und konnten letztlich dessen

ner der Männer war in ein polnisches

Identität feststellen. Es war der pol-

Fahrzeug gesprungen. Das Kennzei-

nische

m Abend des 1. Novem-

chen von diesem Fahrzeug war ab-

M. Er hatte die Attentäter mit dem

bers 1991 erschütterte eine

gelesen worden.

Sprengstoff versorgt und ihnen nach

A

Staatsangehörige

Michael

.schwere Explosion die ruhi-

Ein weiterer Zeuge hatte eine Plas-

der Tat zur Flucht verholfen. Michael

ge Poolstraße in der Hamburger In-

tiktüte unter dem Ferrari gesehen.

M. selbst blieb verschwunden. Die

nenstadt. Es war 19:15 Uhr, als der

Eine Plastiktüte mit Sprengstoff?

sehr intensiven Suchmaßnahmen der

41-jährige polnische Geschäftsmann

Schnell war klar, es handelte sich

Zbigniew Anton N. und seine 19-jäh-

um einen Sprengstoffanschlag, der in

rige Freundin den roten Ferrari Testa-

dieser Qualität in Hamburg einzigartig

Im Jahre 2004 wurde das LKA 23,

rossa bestiegen. In diesem Moment

war und bis heute geblieben ist. Die

das Fachkommissariat Fahndung, auf

explodierte das Fahrzeug.

Polizei richtete zur Aufklärung dieses

diesen Fall angesetzt. Zielfahnder der

Verbrechens eine Sonderkommission

Dienststelle erhielten den Auftrag der

(Soko) ein.

Flucht des Michael M. ein Ende zu

N. und seine Freundin wurden schwer verletzt, die Reste des Fer-

ersten Jahre führten nicht zu seiner Festnahme.

raris brannten vollständig aus. Viele

Die Ermittler stellten fest, dass die

Fahrzeuge vor und hinter dem Ferrari

Hintergründe dieser Tat Streitigkeiten

Die Zielfahnder durchforsteten die

wurden zerstört, angrenzende Häu-

zwischen rivalisierenden polnischen

alten Akten, befragten Zeugen, reis-

ser erheblich beschädigt, Auslagen

Banden waren, die auf diese sehr

ten in die Heimat von Michael M. und

der Geschäfte verwüstet.

unkonventionelle Art Konkurrenz aus

begannen so, sich ein Bild des Ge-

dem Wege schafften.

suchten zu machen. Die Tat lag zu

Der

polnische

Geschäftsmann

setzen.

starb drei Wochen später auf einer

Die akribische Arbeit der Soko

dieser Zeit bereits 13 Jahre zurück.

Spezialstation des Unfallkrankenhau-

führte dazu, dass die Ermittler die

In akribischer Kleinarbeit wurden den-

ses Boberg an seinen schweren

Spur der flüchtigen Attentäter über

noch Spuren gefunden, die Michael

Brandverletzungen. Seine Freundin

Österreich nach Polen verfolgen

M. auf seiner langen Flucht hinterlas-

hatte

konnten. Hier wurden die beiden von

sen hatte.

Glück:

Sie

konnte

zwei

Wochen später entlassen werden.

der polnischen Polizei verhaftet. Am

Bereits 1992 hatte er sich über

27. Oktober 1993 wurden die bei-

die USA nach Südamerika abgesetzt.

Was war geschehen?

den dort vor Gericht gestellt und zu

Hier verlor sich seine Spur zunächst.

Während diese beiden Menschen mit

25 und 12 Jahren Freiheitsstrafe ver-

Wie die Zielfahnder später feststellten,

dem Tode rangen, rätselte eine gan-

urteilt. Der Fall hatte sich damit jedoch

hatte Michael M. die Identität eines

ze Stadt über die Hintergründe dieses

noch nicht erledigt. Denn die Atten-

verstorbenen brasilianischen Bürgers

POLIZEIBERICHT 2007

Jörn Blicke, LKA 23, Landeskriminalamt

grausamen Anschlags. Zeugen mel-

9

angenommen. Erst als er dessen

dass er Fachmann für Sprengstoffe

Moment, auf den alle gewartet hat-

Pass verlängern lassen wollte, wurde

ist? Man musste davon ausgehen,

ten. Für Michael M. offensichtlich völ-

er kurzfristig festgenommen, leider

dass das Haus ebenfalls mit Spreng-

lig überraschend sah er sich plötzlich

aber auch wieder entlassen. Michael

stoff gesichert sein könnte.

von schwer bewaffneten Polizisten

M. tauchte unter.

Nach 16 Jahren Flucht hatte die

umgeben. Er leistete keinen Wider-

Es trieb ihn zurück in die USA,

Polizei aber die besseren Nerven und

stand und ergab sich in sein Schick-

wo er bei polnischen Landsleuten

wartete ab. Polnische Spezialisten

sal. Die Flucht von Michael M. war zu

unterkam. Auch hier setzte er seine

legten sich auf die Lauer.

Ende. Nach rund 16 Jahren erwartet

kriminellen Aktionen fort. Zusammen

Am 23. April 2007 um 16:45 Uhr

ihn nun das Gerichtsverfahren für den

mit anderen Tätern organisierte er in

trat Michael M. vor das Haus. Der

Mord an Zbigniew Anton N. und we-

dieser Zeit das Einschleusen von ille-

gen versuchten Mordes an dessen

galen Einwanderern aus Mexiko und

Freundin.

Kanada in die USA.

Und die Zielfahnder sind schon

Allerdings gab er auch zu dieser Zeit nie seine Kontakte nach Europa auf. Er schien sogar mehrere Male in Österreich und der Slowakei gewesen zu sein. Die weiteren Schritte der Zielfahnder auf der Spur von Michael M. führten zurück nach Europa. Die Fahnder waren ihm jetzt nicht mehr nur, wie die letzten 13 Jahre, auf den Fersen, sondern er war schon fast in greifbarer Nähe. Im Herbst 2006 verdichteten sich die Informationen, dass Michael M. wieder in Polen sei. Jetzt begann die intensive Feinabstimmung in der Zusammenarbeit der deutschen und polnischen Polizei. Wieder mussten alte Akten gewälzt, damalige Zeugen ermittelt werden und auch die Familiengeschichte wurde genau unter die Lupe genommen. Schritt für Schritt kamen die Fahnder Michael M. näher. Im März 2007 war man sich sicher: Michael M. ist in Polen. Ein kleines Haus in der Nähe von BielskoBialla bei Kattowitz sollte seine neue

POLIZEIBERICHT 2007

Heimat geworden sein.

10

Nach ersten Ermittlungen sollte das Haus aber extrem gut gesichert sein. Guter Rat war teuer. Wie sollte man jemanden aus einem Haus herausholen, von dem man wusste,

dem nächsten Gesuchten auf der Reste des explodierten Ferraris, der vollständig ausbrannte

Spur … ❚

Kriminalitätsentwicklung in Hamburg Polizeiliche Kriminalstatistik 2007 Änderungen von Bearbeitungsverfahren der Polizei, die Kontrollintensität der Polizei und privater Sicherheitsunternehmen sowie z. B. Strafrechtsänderungen ursächlich. Martin Claussen, LKASP 1, Landeskriminalamt

Die Abbildung auf Seite 12 oben zeigt die Anteile der Deliktsobergruppen für das Jahr 2007. Die Diebstahlsdelikte insgesamt machen nach wie vor

N

ach den deutlichen Rückgängen der Kriminalitäts-

etwa die Hälfte (46,4 %) aller registrierten Straftaten aus (Vor-

zahlen in den vergangenen Jahren stiegen die Fall-

jahr: 46,0 %).

zahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) im

Jahr 2007 erstmals wieder leicht an.

Im Detail stellen sich die wesentlichen Entwicklungen des vergangenen Jahres wie folgt dar: Rückgange werden u. a. verzeichnet

Die PKS bilanziert für das Jahr 2007 eine geringe Zunah-

n

bei den Raubdelikten um 279 (-8,3 %) auf 3 093 Fälle.

me der Straftaten gegenüber dem Vorjahr um 0,2 % (501)

n

beim Diebstahl an Kraftfahrzeugen insgesamt um

n

beim Beteiligungs- und Kapitalanlagebetrug um 970

n

bei den allgemeinen Verstößen nach § 29 BtMG (Kon-

n

bei den Straftaten nach dem Aufenthaltsgesetz, dem

979 (-16,4 %) auf 4 995 Fälle.

auf 237 048 Fälle. Die Aufklärungsquote (AQ) sank von 47,0 % (2006) um

(-92,5 %) auf 79 Fälle.

1,1 Prozentpunkte auf 45,9 %. Sie liegt jedoch um 0,5 Prozentpunkte über dem durchschnittlichen Wert der letzen

sumentendelikte) um 720 (-7,7 %) auf 8 589 Fälle.

zehn Jahre. Für die im Langzeitvergleich feststellbaren Fallzahlschwankungen sind statistische Erfassungsbesonderheiten,

Asylverfahrensgesetz und dem Freizügigkeitsgesetz/

Kriminalitätsentwicklung in Hamburg 300.000

100,0%

283.842 236.547 237.048

200.000 50,0% 47,5%

0

0,0% 1998

1999

2000

2001

Gesamtstraftaten

2002

2003

2004

2005

2006

Aufklärungsquote

2007

POLIZEIBERICHT 2007

47,0% 45,9%

100.000

11

Deliktsstruktur Sonstige Straftaten 18,0%

Ladendiebstahl 6,7%

Sachbeschädigung 11,0%

Schw ere Einbruchskriminalität 4,8%

Rauschgiftkriminalität 4,6%

Diebstahl rund um das Kfz 12,1%

Sonst. Vermögensund Fälschungsdelikte 15,9%

Sonstige Diebstähle 22,9% Wirtschaftskriminalität 0,4%

Gew altkriminalität 3,7%

EU um 540 (-20,9 %) auf 2 044 Fälle.

Zuständigkeiten nach dem Tatortprinzip auch jene TV in

Zunahmen wurden dagegen u. a. in folgenden Bereichen

der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst werden, die nicht

registriert:

in Hamburg wohnen oder für die der Wohnort Hamburg

n

n

n

n

n

beim Erschleichen von Leistungen um 699 (5,9 %) auf

nicht eindeutig feststellbar ist. Unter die TV insgesamt fallen

12 486 Fälle,

auch jene, die ihren Wohnsitz außerhalb von Hamburg in

beim Diebstahl/unbefugtem Benutzen von Fahrrä-

der Bundesrepublik haben (9 734 TV) oder die im Ausland

dern insgesamt um 809 Fälle (7,4 %) auf 11 748 Fälle,

leben (1 811 TV). Des Weiteren waren 5 591 TV ohne fes-

beim Wohnungseinbruchdiebstahl um 979 (20,7 %)

ten Wohnsitz bzw. ihr Wohnsitz war unbekannt. Der Anteil

auf 5 712 Fälle,

dieser nicht zwingend der Hamburger Wohnbevölkerung

beim Diebstahl in/aus Boden-, Kellerräumen und

zuzurechnenden TV beträgt ca. 23 %. Dieser hohe Anteil

Waschküchen um 1 263 (29,4 %) auf 5 558 Fälle,

ist bei jedem Bezug von Zahlen der Polizeilichen Kriminal-

bei Sachbeschädigungen um 2 214 (9,3 %) auf

statistik zu Wohnbevölkerungszahlen für die Interpretation zu

26 061 Fälle.

berücksichtigen.

Insbesondere bei den Zunahmen muss berücksichtigt wer-

Hamburg hat im Bundesvergleich den höchsten Anteil

den, dass in den vergangenen Jahren deutliche Fallzahlrück-

von Nichtdeutschen an der Wohnbevölkerung. Aktuell be-

gänge in den Bereichen des Diebstahls/unbefugtem Benut-

trägt ihr Anteil in Hamburg 14,2 %. Im Jahr 2007 wurden

zen von Fahrrädern und beim Wohnungseinbruchdiebstahl

insgesamt 21497 nichtdeutsche Tatverdächtige registriert.

zu verzeichnen waren.

Gegenüber dem Vorjahr liegt damit eine Abnahme um 3,9 % bzw. 883 Tatverdächtigen vor. Der Anteil an allen ermittelten

Tatverdächtige

Tatverdächtigen liegt bei 29,4 %.

Im Jahr 2007 wurden von der Polizei insgesamt 73 219 Tatverdächtige (TV) registriert, was einen Rückgang um 1 615 (-2,2 %) entspricht.

POLIZEIBERICHT 2007

Wie bereits in den letzten Jahren sind heranwachsende

12

und jugendliche Tatverdächtige im Vergleich zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung überrepräsentiert. Ihr Bevölke-

Entwicklung Anzahl Tatverdächtiger Deutsche/Nichtdeutsche

50.595

52.454

51.722

45.000

30.000

32.474 22.380

15.000

21.497

rungsanteil ist weitgehend konstant geblieben. Prinzipiell muss bei Bezügen von Tatverdächtigenzahlen zur Wohnbevölkerung immer beachtet werden, dass bei

0 1998

1999

2000

2001 Deutsche

2002

2003

2004

Nichtdeutsche

2005

2006

2007

Jugendkriminalität

Dunkelfeldaufhellung. Im Berichtsjahr wurden die bewährten

Im Jahr 2007 wurden mit insgesamt 18 371 TV unter 21

Maßnahmen (norm- und hilfeverdeutlichende Gespräche,

Jahren (TVu21) 0,5 % bzw. 89 weniger registriert als im Vor-

Cop4U usw.) weitergeführt und zusätzlich das behörden-

jahr.

übergreifende Handlungskonzept „Handeln gegen Jugend-

Der Anteil der unter 21-Jährigen an allen TV im Jahr 2007

gewalt“ implementiert (siehe Bericht Seite 28).

beträgt 25,1 %, ihr Anteil an der Wohnbevölkerung liegt da-

Die meisten Maßnahmen beziehen sich vornehmlich auf

gegen nur bei 18,6 %. Demnach treten die unter 21-Jähri-

die stark mit Kriminalität belastete Altersgruppe der Jugend-

gen überproportional als TV in Erscheinung. Dies gilt insbe-

lichen (14 bis unter 18 Jahre). Die nachfolgende Abbildung

sondere für die Gewaltkriminalität, denn 42,8 % aller TV in

zeigt, dass auch die Heranwachsenden (18 bis unter 21

diesem Deliktsbereich sind unter 21 Jahre alt.

Jahre) stark mit Kriminalität belastet sind. Die Kriminalitäts-

Eine Erklärung für das häufigere Auftreten von jugendlichen TV ist, dass jugendtypische Delikte oft bagatellhafter

belastung dieser beiden Altersgruppen ist etwa dreimal so hoch wie die der Gesamtbevölkerung.

Natur sind. Die Taten sind auf Grund ihrer oft unprofessionellen, gelegenheitsgesteuerten und wenig planvollen Hand-

TVBZ 2007 nach Altersgruppen

16.000

lungsweisen leichter aufzuklären. Insbesondere der häufige

14.139 12.285

12.000

Aufenthalt Jugendlicher im öffentlichen Raum kann dazu füh-

9.582 8.000

ren, dass viele Normverstöße zu Konflikten mit Erwachsenen

6.851 4.474

und der Polizei führen.

4.000

Die Anzahl der Straftaten, die durch diese Altersgruppe insgesamt verübt wurden, ist um 526 Fälle (2,1 %) auf 25 768 Fälle gestiegen. Kontroll- und Eigentumsdelikte bil-

3.260

0 mt re) hre ) hre) hre) hre) ges a 5 J ah 21 J a 18 J a 30 Ja 14 Ja Z ins ter 2 nter nter nter nter TV B is un b is u bis u bis u -bis u (2 1 b e (1 8 e (1 4 e (25 er (8 e d h n d n n e e in lic e s s K nd hs ch ch J uge e rwa nw ac Erwa He ra J ung jung e

den auch im Jahr 2007 bei den jungen Tatverdächtigen den deliktischen Schwerpunkt. Das Sicherheitsgefühl wird durch

Die vorstehende Abbildung zeigt außerdem, dass die

diese Delikte (wie z. B. Leistungserschleichungen und La-

Kriminalitätsbelastung der 21 bis unter 25-Jährigen sowie

dendiebstahl) nur in geringem Maße beeinträchtigt.

der 25- bis unter 30-Jährigen deutlich höher als die der

Erkenntnisse aus Dunkelfeld-Studien lassen den Schluss

Gesamtbevölkerung ist. Der Jugendbegriff lässt sich dem-

zu, dass der Anstieg der polizeilich registrierten Jugendkrimi-

nach nicht ausschließlich auf unter 21-Jährige begrenzen.

nalität in den vergangenen Jahren auf eine zunehmende öf-

Die Lebensphase Jugend hat sich verlängert. Neben As-

fentliche Gewaltmissbilligung (häufigere Anzeigenerstattung)

pekten wie längerer Schul- und Ausbildungszeiten und

zurückzuführen ist. Andere polizeiliche Maßnahmen zur Be-

dementsprechender ökonomischer Abhängigkeit vom El-

kämpfung der Jugendkriminalität sind mitursächlich für diese

ternhaus unterscheidet sich das Freizeitverhalten von unter

von unter 21-Jährigen begangene Delikte Sachbeschädigung 9,6%

sonstige Delikte 16,0%

Betrugsdelikte** 4,7%

gefährliche und schw ere Körperverletzung 5,2% Raub/räub. Erpressung pp. 2,8% Bedrohung pp. 3,0%

(vorsätzliche leichte) Körperverletzung 9,9%

sonstiger Diebstahl 12,3%

K o ntro lldelikte*: Ladendiebs tahl (*26*) E rs c hleic hen vo n Leis tungen (5150) A ufenthalts ges etz pp. (7250) R aus c hgiftdelikte (7300) B etrugs delikte**: Waren- und Warenkreditbetrug (5110) s o ns tige B etrugs arten (5189)

POLIZEIBERICHT 2007

Kontrolldelikte* 36,3%

13

30-Jährigen heutzutage kaum von dem der Jugendlichen

n

und Heranwachsenden. Somit geraten auch über 21-Jährige vermehrt in jugendtypische Konfliktsituationen.

zentrale Sachbearbeitung von möglichen Serientaten und Festlegung der jeweiligen Führungsverantwortlichkeiten,

n

täterorientierte Bekämpfung durch Ausschreibung von bekannten Wohnungseinbrechern durch die jeweiligen

Ausgewählte Kriminalitätsbereiche

Zentralen Ermittlungskommissariate analog zu den Inten-

Wie bereits erwähnt, machen die Diebstahlsdelikte insge-

sivtäterausschreibungen.

samt etwa die Hälfte (46,4 %) aller registrierten Straftaten

Die Verzahnung von Maßnahmen zur Erkennung und

aus. Bei den Diebstahlsdelikten insgesamt ist eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 1 113 (+1,0 %) auf 109 959 Taten (2006: 108 846 Taten) festzustellen. Die Aufklärungsquote lag bei 21,1 %.

Überführung von Tätern mit denen zur Reduzierung von Tatgelegenheiten (z. B. bessere Sicherungen) ist grundsätzlich geeignet, die Fallzahlen zu reduzieren. Allerdings muss in diesem Zusammenhang auch berücksichtigt werden, dass externe Einflüsse, wie z. B. das

Im sozialen Nahbereich entwickelten sich in diesem De-

Auftreten von Serien, das Vorhandensein von Zeugen, Spu-

liktsbereich die Fallzahlen uneinheitlich. Zunahmen bei den

ren und fahndungsfähigem Stehlgut, nur begrenzt von der

Wohnungseinbrüchen standen Rückgängen bei den Delik-

Polizei beeinflusst werden können.

ten rund um das Kraftfahrzeug gegenüber.

Diebstähle rund ums Kraftfahrzeug haben einen Anteil

Für den Wohnungseinbruchdiebstahl wurde im ver-

von etwa 26 % an allen Diebstahlsdelikten. Sie verzeichnen

gangenen Jahr eine Zunahme um 979 (20,7 %) auf 5 712

2007 einen Rückgang von 1 173 (-3,9 %) auf 28 566 Taten.

Fälle registriert. Trotz dieser Zunahme liegt die aktuelle Fallzahl

Damit wurde der niedrigste Stand seit 1971 erreicht.

noch 12,7 % unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Bei der Aufklärungsquote konnte im Berichtsjahr eine Steigerung um 2,0 Prozentpunkte auf 11,0 % erreicht werden.

Im Bereich des Diebstahls rund ums Kraftfahrzeug zeigen die gezielten Schwerpunkteinsätze der örtlichen Polizeikommissariate, der verbesserte Diebstahlsschutz der Autohersteller und die Anwendung der lageabhängigen Kontrollmöglichkeiten nach dem novellierten Polizeirecht ihre Wirkung als vorbeugende Maßnahme zum Schutz vor Kfz-Delikten. In der PKS wurde im Bereich der Wirtschaftskriminalität im Jahresvergleich einen Rückgang um 981 (49,6 %) auf 995 Fälle registriert. Die Veränderungen der Fallzahlen im Bereich der Wirtschaftskriminalität sind abhängig von Anzahl und Umfang

Da es sich beim Wohnungseinbruch um ein Delikt handelt, bei dem es zwischen Täter und Opfer in der Regel

großer Verfahren. Verfahren dieser Art hatten 2007 keinen gravierenden Einfluss auf die PKS.

keinerlei Kontakt gibt, ist die Aufklärung schwierig und aufwendig. Zur Erhöhung der Aufklärungsquote wurde im Jahr 2005 ein Konzept entwickelt und 2007 modifiziert, das folgende Bausteine enthält: n

POLIZEIBERICHT 2007

14

Dabei stieg im Vergleich zum Jahre 2006 der Warenbetrug in 2007 um 369 (+20,2 %) auf 2 193 Fälle. Im Ge-

diebstahl“ in der Polizeieinsatzzentrale und sofortige Ent-

gensatz dazu ist der sonstige Warenkreditbetrug um 20

sendung von Funkstreifenwagen nach Meldung eines

(- 0,8 %) Fälle gesunken. Der Warenbetrug wird u. a. dadurch begangen, dass der

bei fahndungsrelevanten Hinweisen sofortige Fahndung

Täter Artikel im Internet zum Verkauf anbietet, die Ware aber

mit mindestens drei Funkstreifenwagen und Einbezie-

bei Erhalt des Geldes nicht ausliefert.

hung weiterer Kräfte (insbesondere Dienstgruppe Prän

PKS einen Zuwachs um 308 (7,0 %) auf 4 738 Fälle.

Priorisierung des Einsatzanlasses „Wohnungseinbruch-

Wohnungseinbruchdiebstahls, n

Beim Waren- und Warenkreditbetrug verzeichnet die

Beim sonstigen Warenkreditbetrug besteht die Tatausfüh-

senz, Zivilfahnder und besonderer Fußstreifendienst),

rung häufig darin, dass der Tatverdächtige die Geschädigten

unverzügliche tatzeitnahe Sachbearbeitung durch die Kri-

täuscht, indem er unter Verschleierung seiner wahren Identi-

minalpolizei,

tät Waren bestellt, diese aber nach Erhalt nicht bezahlt.

Obwohl Anbieter von Internet-Auktions- und Handels-

Die Anzahl der registrierten Raubstraftaten sank gegen-

plattformen Sicherheitsvorkehrungen wie den Treuhandser-

über dem Vorjahreszeitraum um 279 (-8,3 %) auf 3 093 Ta-

vice anbieten, verzichten viele Nutzer darauf und liefern ihre

ten. Das ist der niedrigste Stand seit 1989.

Ware ohne die angebotene Absicherung. Ein Fallrückgang wird daher für die nahe Zukunft nicht erwartet.

Die Aufklärungsquote liegt mit 41,1 % (2006: 38,8 %) 2,3 Prozentpunkte über dem Niveau des Vorjahres.

Die Gewaltkriminalität – mit einem Anteil von 3,7 % an

Insbesondere sanken die Fallzahlen bei den Raubüber-

den insgesamt registrierten Straftaten – bleibt weiterhin zen-

fällen auf Geschäfte (um 87 auf 139 Fälle), beim Handta-

trales Thema polizeilicher Arbeit und der öffentlichen Diskus-

schenraub (um 32 auf 172) und bei den sonstigen Raub-

sion.

überfällen auf Straßen, Wegen oder Plätzen (um 60 auf 1 937 Fälle). Hier wurden die Maßnahmen der vergangenen Jahre fortgeführt. Diese beinhalten einen repressiven Bekämpfungsansatz von Seiten der Polizei durch eine tatzeitnahe kriminalpolizeiliche Reaktion und eine verstärkte uniformierte und zivile Präsenz in Tathäufungsgebieten. Teil dieser Konzeption ist ein präventiver Ansatz mit u. a. der Durchführung norm- und hilfeverdeutlichender Gesprä-

Sie ist im Vergleich zum Jahr 2006 um 1,2 % (112 Fälle)

Deutschland hat im gesamteuropäischen Vergleich die

auf 8 866 Taten gesunken. Mit 63,3 % wurde die höchste

niedrigste Rate an Todesfällen, die auf Totschlag, Mord oder

Aufklärungsquote seit 1982 verzeichnet. Die Deliktsfelder

Körperverletzungsdelikte zurückzuführen sind. Die Häufigkeit

Raub und gefährliche und schwere Körperverletzung haben

der Tötungsdelikte sank deutschlandweit kontinuierlich seit

mit zusammen 8 622 Fällen einen Anteil von 97,3 %. Die

Mitte der 1990er Jahre.

Struktur der Gewaltkriminalität veränderte sich in den letzten

In Hamburg lässt sich für die vorsätzlichen Tötungsdelik-

Jahren deutlich. Im Zehnjahresvergleich ist zu beobachten,

te im Betrachtungszeitraum zum Vorjahr ein Rückgang um

dass die Fallzahlen für Raubdelikte sinken (-2 538 Fälle bzw.

22 auf 44 Taten feststellen. Die Aufklärungsquote beträgt für

-45,1 %), die Fallzahlen für die gefährliche und schwere Kör-

das Berichtsjahr 97,9 %. Für das Jahr 2007 ist somit seit 37

perverletzung hingegen auf vergleichbarem Niveau steigen

Jahren die geringste Fallzahl und die höchste Aufklärungs-

(2 030 Fälle bzw. 58,0 %).

quote zu verzeichnen.

POLIZEIBERICHT 2007

che insbesondere bei Ersttätern.

15

Die Körperverletzungsdelikte sind im Vergleich zum

Für das Jahr 2007 wurden in Hamburg insgesamt

Vorjahr um 492 (2,4 %) auf 21 053 Fälle gestiegen. Dies ist

16 984 TV mit Körperverletzungsdelikten registriert (Zunah-

die geringste Steigerung seit 2003. Die Aufklärungsquote

me um 2,2 %), davon waren 82,6 % männlich und knapp

sank leicht um 0,7 Prozentpunkte auf 81,6 %.

30 % Nicht-Deutsche. Etwas mehr als ein Viertel aller TV war

In der folgenden Tabelle ist die Entwicklung bei ausge-

unter 21 Jahre alt. Knapp die Hälfte der TV ist 30 Jahre und

wählten Körperverletzungsdelikten dargestellt. Hervorzuhe-

älter. Bei der KV SWP bietet sich ein völlig gegensätzliches

ben ist, dass die gefährliche und schwere Körperverletzung

Bild: Knapp die Hälfte der TV unter 21 Jahre und nur knapp

auf Straßen, Wegen oder Plätzen (im Folgenden mit KV SWP

ein Viertel war über 30 Jahre alt.

abgekürzt) um 371 (12,1 %) auf 3 427 Fälle anstieg und so-

Nach den deutlichen Rückgängen bis zum Jahr 2005

mit die höchste absolute und prozentuale Steigerung im De-

und der kurzzeitigen Steigerung der Fallzahlen im Jahr 2006 ging die Anzahl der registrierten Fälle von Vergewaltigungen und besonders schweren sexuellen Nötigungen im Berichtsjahr um 84 (-30,1 %) auf 195 Taten zurück. Seit 1971 ist dies die niedrigste Fallzahl in diesem für Opfer sehr belastenden Bereich. Es wurden 144 Fälle aufgeklärt, die Aufklärungsquote betrug 73,8 % (2006: 76,7 %). In den letzten Jahren stiegen die Aufklärungszahlen durch den DNA-Beweis auf über 70 %. Zusätzlich greifen Standards in der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung von Sexualdelikten wie z. B. sofortige Er-

liktsbereich Körperverletzung aufweist. Die Aufklärungsquote

mittlungsübernahme, tatzeitnahe Tatortarbeit unter sofortiger

ist um 0,6 Prozentpunkte auf 67,8 % leicht gesunken.

Einbindung der Spurensicherungsdienststelle, Recherchen

Auch im Jahr 2007 wurden im Bezirk Hamburg-Mitte

nach weiteren möglichen Sexualstraftaten vor und nach

mit 7 687 Straftaten (36,5 % aller in Hamburg registrierten

Ermittlung eines Tatverdächtigen (Serienerkennung), DNA-

Körperverletzungen) mit weitem Abstand die meisten Fälle

Erfassung von Tatverdächtigen, Gefährderansprachen und

registriert. Mit 2 978 Fällen sind die Ortsteile 110, 111 und

andere präventive Maßnahmen im vordeliktischen Bereich.

112 (das Gebiet um die Reeperbahn) sehr stark belastete

Die Anzahl der insgesamt erfassten Rauschgiftdelikte

Örtlichkeiten. Bei einem Rückgang von 25 Fällen (-0,8 %)

sank im Vergleich zum Vorjahr um 1 191 (-9,9 %) auf 10 790

stagnieren die Fallzahlen auf hohem Niveau. Alkoholeinfluss

Fälle. Damit setzt sich der Trend sinkender Fallzahlen der

(bei 55,4 % der TV) und Taten aus zufälligen Begegnungen

letzten Jahre fort.

(in über 90 % der Fälle waren Opfer und TV nicht verwandt

Die Fallzahlen für die allgemeinen Verstöße gegen § 29

oder bekannt) kennzeichnen die im Gebiet der Reeperbahn

BtMG (so genannte Konsumentendelikte) gingen um 720

registrierten Delikte.

auf 8 589 Taten (-7,7 %) zurück, Fälle des illegalen Han-

Das Präventionskonzept (verstärkte Präsenz von Don-

POLIZEIBERICHT 2007

nerstagabend bis Sonntagmittag) und die Schwerpunktein-

16

dels und Schmuggels von BtM reduzierten sich erneut um 428 auf 2 027 Fälle (- 17,4 %).

sätze können Erklärungen für die hohen Fallzahlen im Gebiet

Der Rückgang der Fallzahlen spricht für die Nachhaltigkeit

um die Reeperbahn sein. Eine interne Aktenanalyse der KV

der polizeilichen Maßnahmen und eine weitere Beruhigung

SWP ergab, dass der Anteil der dort durch polizeiliche Prä-

der Drogenkriminalitätslage im öffentlichen Raum. Durch die

senz bekannt gewordenen Taten von 20,0 % im Jahr 2002

polizeiliche Strategie – Strafverfolgung vor Gefahrenabwehr

auf 42,0 % im Jahr 2006 angestiegen ist.

bei der Bekämpfung der öffentlich wahrnehmbaren Drogen-

Maßnahmen wie die polizeiliche Videoüberwachung der

kriminalität – werden negative Begleiterscheinungen der Dro-

Reeperbahn (seit 30. März 2006) und die Einführung des

genkriminalität weniger wahrgenommen und Drogendealer

Waffenverbotsgebietes für die Reeperbahn und die angren-

weichen dem polizeilichen Druck aus bzw. meiden zuneh-

zenden Straßenzüge (seit 12. Dezember 2007) unterstüt-

mend den öffentlichen Raum.

zen die konsequente Bekämpfung der Gewaltkriminalität in diesem Gebiet.

Die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität bleibt weiterhin ein Schwerpunkt der Hamburger Polizei.❚

Polizeifahrzeuge Im Wandel der Zeit

Katja Lettau, PÖA 2, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Thorsten Krumm, LPV 22, Fuhrparkleiter Polizei Hamburg

plötzlich vor einem verschlossenen

ein Schlüssel passte, sonst hätte eine

Streifenwagen. Der Schlüssel steckte

Wagenbesatzung von der Fahrwache

im Zündschloss. Beim Ford Granada

den Ersatzschlüssel holen müssen.

kam das häufiger vor, weil man den

Ich glaube, das geht bei den heuti-

Türknopf runterdrücken konnte. Ganz

gen Fahrzeugen nicht mehr“, so ein

pfiffige Kollegen hatten herausgefun-

lebensälterer Polizeibeamter über eine

den, dass manchmal auch Schlüssel

Eigenheit des Streifenwagen vom Typ

von anderen Streifenwagen passten.

Ford Granada. Heute ist dies in der

In jener Nacht standen alle neun Strei-

Tat nicht mehr möglich. Die Funkstrei-

fenwagenbesatzungen,

insgesamt

fenwagen, fast ausschließlich Fahr-

also 18 Schutzpolizisten, um den

zeuge vom Typ Mercedes-Benz, sind

verschlossenen Wagen herum und

mit Funkfernbedienung ausgestattet.

jeder Fahrer probierte es mit seinem

D

ie Einsatzfahrzeuge beglei-

Schlüssel. Wir hatten Glück, genau

ten einen Polizisten während

In den 50er Jahren wurde erstmalig

seines gesamten Dienst-

lebens. Polizeifahrzeuge sind und waren über Jahrzehnte Teile des Straßenbildes Hamburgs. Sie erzählen Geschichten. Alarmauslösung

im

Die 50er Jahre nach dem Krieg ein Fuhrpark für die

So sah einer der ersten Streifenwagen in den Nachkriegsjahren aus. Radiostreifenwagen: Adenauer, Bj. 1953, 3 000 ccm, 115 PS, 155 km/h. Kein modernes Rundumlicht, lediglich ein kleines Blaulicht auf dem Dach

Polizei Hamburg aufgebaut. In den Kriegswirren waren viele Polizeifahrzeuge zerstört worden, beschlag-

Kaufhaus

„Horten“ in der Mönckebergstraße im Frühjahr 1978. Sirenen heulen in der Nacht. Neun Funkstreifenwagen des Typs Ford Granada steuern auf das Geschäftshaus zu. Hektik am Einsatzort, schnelles Türenklappen. Die Einsatzkräfte verteilen sich: Einige nehmen die äußere Absperrung ein, nach Einbrechern. Der Einsatz verlief reibungslos nach Plan, doch dann geschah etwas Unerwartetes. „Als der Einsatz beendet war, stand eine Streifenwagenbesatzung

POLIZEIBERICHT 2007

andere durchforsten das Gebäude

17

nahmt oder abhanden gekommen.

Lloyd. Später wurden sie abgelöst

Den Gesetzeshütern standen in der

von Volkswagen, Opel, Ford und Mer-

Zeit zwischen 1945 und 1950 daher

cedes. Es waren umgebaute Zivilfahr-

lediglich stark abgewirtschaftete Fahr-

zeuge, die seit 1946 auch mit einem

zeuge zur Verfügung – und wenn sie

Empfänger für die Funksprüche aus

Glück hatten, auch ein paar Liter Ben-

der Polizeieinsatzzentrale ausgerüstet

zin, um die Fahrzeuge zu betreiben.

waren. In den ersten Jahren hatten

Das Bildnis eines bunt zusammengewürfelten Kraftfahrzeugparks änderte sich mit Beginn der Fünfziger.

Polizeieigene Werkstatt im Jahr 1969. Repariert wird hier gerade ein MB 180 (Heckflosse), 2 000 ccm, 95 PS, 161 km/h

weise zu Missverständnissen führte

Mit der ansteigenden Motorisie-

und dazu, dass mehrere Fahrzeuge denselben Einsatzort anfuhren. Spä-

eine zunehmende Regelung und

ter wurden die Wagen mit drei Poli-

Überwachung des Straßenverkehrs

zeibeamten besetzt; einer davon ar-

notwendig. Dies war ein Aspekt,

beitete ausschließlich als Funker. Ab

der für eine adäquatere Ausstattung

etwa 1949/1950 gab es eine wich-

der Polizisten mit Einsatzfahrzeugen

tige Neuerung für die Streifenwagen:

sprach. Ein weiterer war die Neu-

das Blaulicht. Das akustische Signal

organisation der Polizei in jener Zeit.

dazu lieferten eine riesige Klingel und

Die Zahl der Polizeiwachen war auf

eine Sirene, die beide auf die vordere

75 reduziert worden. Durch diese

Stoßstange aufmontiert waren.

Zentralisierung ergaben sich jedoch

Die Mannschaftswagen aus die-

auch längere Anfahrtswege. Um die

ser Zeit waren geprägt von wuchti-

nen, mussten Fahrzeuge her – die so genannten Radiostreifenwagen. Radiostreifenwagen gab es zu Beginn der 50er Jahre von den Marken Adler, DKW, Adenauer und Hansa-

POLIZEIBERICHT 2007

die Einsätze zu bestätigen, was teil-

rung der Bevölkerung wurde auch

Einsatzorte zügig erreichen zu kön-

18

die Besatzungen keine Möglichkeit,

gen, massiven Fahrzeugen, vorrangig Seltsam anmutendes Einsatzgerät: Der Anhänger „Giraffe“. Eine mobile Aussichtsplattform aus dem Jahr 1958 Ein Amphibienfahrzeug, im Polizeijargon „SchwimmKw“ genannt. DKW Amphicar, Bj. 1964, 1,2l, 4 Zylinder, 38 PS. Es wurde nach der Flutkatastrophe von 1962 angeschafft und war bis 1971 im Einsatz

vom Typ Opel Blitz und Tempo Matador, mit denen Polizeieinheiten in Gruppenstärke transportiert werden konnten. Der Einstieg erfolgte über die Hecktüren, an den Längsseiten

der Fahrzeuge waren einfache Holz-

DM. Kurze Zeit später hielt der Ford

noch viele Jahre später gern für Po-

bänke zum Sitzen montiert.

17M (Spitzname „Badewanne“) Ein-

lizeishows genutzt wurde. Die Polizei-

zug in den Polizeifuhrpark. Der 4-Zy-

motorräder mit 26 PS schafften eine

Die 60er Jahre

lindermotor erbrachte eine Leistung

Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h

Bis 1962 war die Anzahl der Funk-

von 65 PS und beschleunigte den

und ab 1966 erfolgte die Ausstattung

streifenwagen, wie sie nunmehr hie-

Wagen auf 100 km/h in 20 Sekun-

aller Krafträder mit Sprechfunk.

ßen, auf mehr als 120 angestiegen.

den.

In den 60er Jahren kam das

Mehrere kleine Polizeiwachen waren

Von der Firma Mercedes wurden

„Grünweiß“ auf die Autos. Neben der

in der Zwischenzeit zu „Großraumwa-

insbesondere die Modellreihen 200er

neuen Lackierung kamen auch die

chen“ zusammengelegt worden. Es

Diesel und 220er eingesetzt. Zu

großen Lettern „POLIZEI“ auf die Fahr-

gab anschließend 58 Polizeireviere,

deren Sonderausstattung gehörten

zeuge. Ältere Polizeifahrzeuge wiesen

7 Sonderwachen und 39 Polizeipos-

unter anderem eine verstärkte Kupp-

lediglich einen Polizeistern an den vor-

ten.

lung, eine größere Batterie und eine

deren Seitentüren auf.

Die Polizei nutzte in dieser Zeit

stärkere Lichtmaschine. Die 220er

vorwiegend Fahrzeuge von den Her-

Modelle verfügten bereits über Servo-

streifenwagen

stellern Ford und Mercedes. Der Ford

lenkung und Automatikgetriebe.

Diese

Im Jahr 1966 erhielten alle Funkeine

Dachnummer.

übergroßen

Kennnummern

Taunus mit der „Weltkugel“ im Küh-

Nicht unerwähnt bleiben darf an

waren erforderlich, damit die neu

lergrill bot einen leistungsstarken 1,7

dieser Stelle das wichtigste Einsatz-

gegründete Hubschrauberstaffel die

Liter Motor mit 60 PS. Auf Wunsch

mittel der Motorradstaffel: Die BMW

Einsatzfahrzeuge aus der Luft anspre-

konnte dieser bereits mit „Overdrive“

R 60 war ein beliebtes Kraftrad, das

chen und zuordnen konnte.

sowie automatischer Kupplung ausstreifenwagen kostete damals 6 650

Dieser VW Bus T2 (Bj. 1972, 1 600 ccm, 50 PS, 98 km/h) wurde vom Verkehrsunfalldienst eingesetzt

bestimmte Streifenwagen der Verkehrspolizei neben dem normalen Blaulicht ein Steckblaulicht. Dieses konnte auf bis zu drei Meter ausgefahren werden und für die weit sichtbare Warnung von Verkehrsteilnehmern genutzt werden. Exot im Polizeifuhrpark war in dieser Zeit das DKW Amphicar. Während der großen Flutkatastrophe von 1962 waren mehrere Stadtteile nur noch aus der Luft oder mit Booten erreichbar. Das Amphibienfahrzeug war auf der Straße und im Wasser gleichermaßen einsatzfähig. Hohe Reparaturanfälligkeit und Probleme bei hohem Wellengang auf dem Wasser führten jedoch bald zur Ausmusterung dieses Modells. Die 70er Jahre Die Siebziger begannen für die Funkstreifenwagen mit einem neuen Blaulicht. Bisher waren Blaulicht und Martinshorn

getrennt

voneinander

POLIZEIBERICHT 2007

gestattet werden. Ein solcher Funk-

Ende der 60er Jahre gab es für

19

montiert gewesen. Nun gab es eine

Neben BMW 520i und Ford Gra-

fenwagens. Später kamen VW San-

Kombination von beidem, die aufs

nada wurden außerdem VW Käfer,

tana und VW Passat hinzu, die sich

Dach geschraubt wurde: die RTK 1

VW Golf, VW Passat, Opel Kadett,

jedoch ebenfalls als wenig tauglich für

(Rundumlicht-Tonfolgekombination).

Ford Escort und Ford Taunus als Zivil-

den Polizeidienst erwiesen – sowohl

und Funkstreifenwagen in den Fuhr-

in technischer als auch funktioneller

park integriert.

Hinsicht.

den Ford Granada abgelöst wurde.

Die 80er Jahre

ter den Automobilherstellern förderte

Dieses Modell war sehr beliebt, viele

Mitte der Achtziger Jahre sah sich

neue Einsatztalente zu Tage. Der Ford

Polizeibeamte schwärmen noch heute

die Polizei vor Probleme im Hinblick

Scorpio, der Opel Rekord und Opel

von diesem Fahrzeug. „Es war kom-

auf den Streifenwagennachwuchs

Omega wurden von den Beamten

modig.“, erzählte mir ein Beamter. Auf

gestellt. Der BMW 520i war aus dem

für gut befunden. Sie waren, wie ihre

Nachfrage, was er damit meine, er-

Fuhrpark ausgeschieden, da sich die

Vorgänger, grün-weiß lackiert, erhiel-

klärte er: „Der Granada war bequem

Polizei im Funkstreifenbereich für den

ten aber bereits die RTK 4. Das neue

und man hatte ein großes Rauman-

Einsatz

automatikbetriebenen

Blaulicht bot den Vorteil, dass nun

gebot, was besonders vorteilhaft war,

Fahrzeugen entschieden hatte und

Anhalte- oder Folgesignale nach vorn

wenn Festgenommene transportiert

die Umrüstung zu kostspielig wurde.

und hinten für die Verkehrsteilnehmer

werden mussten. Und er war für den

Etwa zeitgleich stellte Ford die Pro-

ausgegeben werden konnten.

damaligen Zeitpunkt auf einem sehr

duktion des Granada ein. Eine Test-

Die Motorradstaffel erhielt neue

hohen technischen Stand.“

Als Funkstreifenwagen erhielt der Ford Consul Einzug, der wegen großer Reparaturanfälligkeit bald durch

Eine erneute Ausschreibung un-

von

phase mit Fahrzeugen vom Typ Ford

Zweiräder von BMW. Es handelte

Auf technisch sehr hohem Stand

Sierra, Opel Ascona, BMW 518i und

sich um die Typen R 45 (27 PS), R

befand sich auch der BMW 520i.

VW Jetta brachte unbefriedigende

65 (50 PS) und R80 RT (50 PS). Sie

Er bewährte sich von Anfang an als

Ergebnisse. Für den täglichen Einsatz

wurden entsprechend ihrer Verwen-

Polizeifahrzeug. Er bot modernste

boten die Fahrzeuge zu wenig Platz

dung speziell ausgerüstet. So gab

Automobiltechnologie, die im tägli-

im Innenraum und zeigten teilweise

es Maschinen mit unterschiedlicher

chen Einsatzgeschehen den Fahrer

erhebliche Mängel. Der Ford Sierra

Leistungsstärke, mit oder ohne Ver-

entlastete. Disziplinierter Energiever-

schaffte zumindest für kurze Zeit die

kleidung und mit Einzel- oder Dop-

brauch und beeindruckende Leis-

Aufnahme in den Rang des Funkstrei-

pelsitzbank. In den Außenrevieren,

tungsentfaltung dank elektronischer

wie zum Beispiel Bergedorf, wurden

Benzineinspritzung

sogar

zeichneten

ihn

aus. Die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs lag bei 174 km/h.

Bild unten: Radarwagen aus dem Jahr 1996: Ein VW Passat III Kombi (1600 ccm und 72 PS)

geländegängige

Fahrzeuge

eingesetzt. Die 90er Jahre Ab 1992 gab es die grüne „Bauchbinde“. Funkstreifenwagen wurden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zweifarbig lackiert, sondern erhielten kostengünstigere Klebefolie, die einmal rundherum um das Fahrzeug verklebt wurde.

POLIZEIBERICHT 2007

In den Außenposten im Hambur-

20

ger Stadtgebiet fuhren VW Polo und Opel Astra Caravan als Polizeifahrzeuge durch die Straßen. Ab 1995 wurden zusätzlich Ford Mondeo und Opel Vectra angeschafft.

Im Hinblick auf die Polizeimotor-

2003), Radioausstattung (ab 2004),

Sondersignalanlage ist aufgrund der

räder blieb die Polizei bei der Marke

Dieselmotor mit Rußfiltertechnik (ab

Lärmemission in den Motorraum ver-

BMW. Im Jahre 1990 wurden zehn

2004) sowie teilweise Antischlupfre-

baut.

der neu entwickelten BMW K 75 RT

gelung (ab 2001) und elektronischem

eingekauft. Sie verfügten über einen

Fahrstabilitäts-Programm/ESP

(ab

stehens von Harley-Davidson wurden

wassergekühlten

Anlässlich des 100-jährigen Be-

Drei-Zylinder-Rei-

2004). Ergänzt wird die moderne

der Polizei Hamburg 20 Electra-Glide

henmotor sowie 75 Pferdestärken

blau-silberne Flotte durch die Modelle

für ein Jahr zu Testzwecken zur Ver-

und erreichten eine Höchstgeschwin-

VW Sharan und Touran.

fügung gestellt. Die hieraus gewon-

digkeit von 185 km/h. Ein Antiblockier-

Die Umstellung von weiß-grün auf

nenen positiven Innovationen, wie

system sorgte für sicheres Bremsen

silber-blau erfolgte im Jahr 2003. Die

ein Blaulicht am Teleskopmast und

auf rutschigen Straßen.

Freie und Hansestadt Hamburg war

Stauraumverwirklichung, wurden in

Ende der Neunziger Jahre waren

das erste Bundesland, welches sich

der Ausschreibung Funkkrad berück-

insgesamt 45 Polizeimotorräder im

für das neue Polizeiblau (RAL 5017/

sichtigt und umgesetzt.

Einsatz. Darunter befanden sich auch

Verkehrsblau) entschied.

Mitte 2006 wurden alle Funkkräder

fünf zivile Maschinen, die zur beson-

Im zivilen Bereich gibt es eine gro-

(BMW K 75 RT) durch neue BMW R

deren Einsatzbewältigung bei Krimi-

ße Bandbreite an Fahrzeugtypen und

1200 RT ersetzt. Ein dazu bei Eis und

nal- oder Spezialdienststellen einge-

-modellen, um bei verdeckten Fahr-

Schnee durchgeführter Fahrzeugtest

setzt wurden.

ten und Operationen nicht als „Polizei-

im Januar 2006 führte letztendlich zur

fahrzeug“ erkannt zu werden.

Beschaffungsentscheidung. Getestet

Als Gruppenwagen dienen MB

wurde auch die Yamaha FJR 1300.

Der Fuhrpark wandelte sich erheb-

Sprinter, die seit 2006 sukzessi-

Es ist festzustellen, dass bedingt

lich. Es gab eine Rückbesinnung auf

ve durch MB Sprinter der neuesten

durch die Mitarbeiterbeteiligung, Ein-

Fahrzeuge vom Typ Mercedes und

Generation ausgetauscht werden.

bindung von Personalrat und Arbeits-

BMW. Im Jahre 2004 und 2005 wur-

Bei diesen Neufahrzeugen wurde

sicherheit sowie der persönlichen

den 44 Exemplare vom BMW 320

der größte Wert auf ein großzügiges

Weiterbildung und dem „sensiblen

angeschafft. Seit dem Jahr 2001 ist

Platzangebot, besonders für die Ein-

Ohr an der Wirtschaft“ das Höchst-

es vorwiegend die E-Klasse von Mer-

satzmittel, gelegt. Die Fahrzeuge sind

mögliche an Sicherheit, Innovation,

cedes, mit der Mercedes nach lan-

klimatisiert, mit Standheizung aus-

Zufriedenheit und Beherrschbarkeit

gen Jahren wieder die Polizei Ham-

gestattet und haben einen flachen

in die Neufahrzeuge gelegt werden

burg mit Fahrzeugen belieferte. Die

Blaulichtdachbalken. Die akustische

konnte. Dieses Ziel wird weiter ver-

Fahrzeuge zeichnen sich aus durch ein großes Platzangebot, Klimaanlage, RTK 6 mit Xenonblitzstäben (ab

folgt, damit die Polizeifahrzeuge auch Mercedes Benz E-Klasse, Bj. 2005 mit 120 PS

künftig einem höchstmöglichen, technischen Niveau entsprechen.❚

POLIZEIBERICHT 2007

Die Entwicklung ab 2000

21

Mord verjährt nicht! Mord an einer peruanischen Prostituierten nach 22 Jahren aufgeklärt

Thorsten Helbing, LKA 15, Mordkommission

so liegen diese auch heute noch in

zudem ein Treffen zur mutmaßlichen

den Lagern von Polizei oder Staats-

Tatzeit mit einem spanisch sprechen-

anwaltschaft. Regelmäßig werden sie

den Deutschen erwähnt. Obwohl

mit immer neuen kriminaltechnischen

viele zunächst Erfolg versprechende

Mitteln untersucht, um so möglichst

Ansätze vorlagen, konnte der Täter

viele Täter noch ihrer gerechten Strafe

nicht ermittelt werden. Zu groß und

zuführen zu können.

unbestimmbar war der Personenkreis

POLIZEIBERICHT 2007

„Wir kriegen sie alle!“

22

möglicher Verdächtiger. Zu gering wa-

Mit dieser ehrgeizigen Ansage moti-

Aber bringt so ein immenser

ren die mit damaligen Methoden fest-

vieren sich Kriminalisten bundesweit

Aufwand überhaupt zählbare

gestellten individuellen Merkmale der

bei ihrem Kampf gegen das Verbre-

Erfolge?

Spuren, als dass sie einer bestimm-

chen. Statistisch gesehen werden

Ende November 1985. Ein frostiger

ten Person zugeordnet werden konn-

in der Hansestadt jährlich neun von

Tag mit leichtem Schneefall in der

ten. Der Fall kam „zu den Akten“.

zehn Tötungsdelikten aufgeklärt.

Hansestadt. Die Beamten der Ham-

Über zwei Jahrzehnte ergaben

burger Mordkommission wurden am

sich keine neuen Ermittlungsansätze,

Was aber unternimmt man in

frühen Abend zu einem Tatort gerufen.

doch nach 21 Jahren wendete sich

Hamburg, um „sie“ (fast) alle zu

Dort bot sich ihnen ein furchtbarer An-

das Blatt:

„kriegen“?

blick: Eine 36 Jahre alte peruanische

Routinemäßig ließen die Ermitt-

Der zentrale Ansatz ist, dem Verbre-

Prostituierte lag tot in ihrer Modellwoh-

ler des LKA 41 das Spurenmaterial

chen qualifizierte und professionell

nung in Hamburg-Rotherbaum. Die

durch die Wissenschaftler im LKA

ausgestattete Ermittler entgegen zu

blutüberströmte Leiche wies zahlrei-

35, dem Fachbereich für forensische

stellen. Bei der Bekämpfung von Tö-

che

auf.

DNA-Analytik in der Abteilung Krimi-

tungsverbrechen sind das in Ham-

Die Ermittler sicherten am Tatort unter

naltechnik im LKA Hamburg, erneut

burg 30 Kriminalbeamte in sechs

anderem Blut- und Spermaspuren.

untersuchen. Hierbei gelang der ent-

Mordbereitschaften der Mordkom-

Auch konnte die Tatzeit ziemlich ge-

scheidende Durchbruch!

mission im Landeskriminalamt (LKA)

nau auf einen Zeitraum von etwa zwei

Endlich konnte mittels neuester

41. Sie haben es seit dem Jahr 2000

Stunden, und zwar drei Tage vor dem

Geräte und Untersuchungsmetho-

mit durchschnittlich etwa 80 Fällen

Auffindetag der Toten, eingegrenzt

den aus dem bei früheren Untersu-

pro Jahr zu tun. Aber nicht nur ak-

werden. Durch weitere intensive Er-

chungen noch zu geringem Spuren-

tuelle Tötungsverbrechen beschäfti-

mittlungen und Untersuchungen ge-

material ein komplettes DNA-Muster

gen die Kriminalisten: Totschlag ver-

langten die Ermittler zu dem Schluss:

gewonnen werden. Mit diesem gene-

jährt erst nach 20 Jahren, Mord nie!

Der Täter kannte sein Opfer, war

tischen Fingerabdruck hielten die Er-

Daher wird ein großes Gewicht auf

höchstwahrscheinlich ein Stammkun-

mittler nun eine entscheidende Spur

die Aufklärung ungelöster Fälle aus

de, der dem Opfer mehrfach 300 DM

in den Händen. Die Ermittlungen liefen

der Vergangenheit gelegt. Konnten

für seine Liebesdienste gezahlt hatte.

sofort auf Hochtouren. Nach erneuter

die Ermittler damals Spuren sichern,

Zeugen gegenüber hatte das Opfer

Auswertung von Berichten und Fotos

Messerstichverletzungen

konnte diese Spuren am Tatort hin-

Foto des Opfers und Ermittlungshilfe – grafische Personenübersicht im vorliegenden Mordfall

Profil des Täters überein. Er hatte das Opfer diverse Male als Freier besucht

terlassen haben! Anhand bisheriger

und jeweils 300 DM für die Liebes-

Ergebnisse erstellten die Ermittler nun

dienste der Frau gezahlt. Ein eher

eine Übersicht eines Kreises von Per-

unüblicher Lohn, denn das Opfer ver-

sonen, die als mögliche Tatverdächti-

langte gewöhnlich 100 bis maximal

ge in Frage kamen. Gleichzeitig erhielt

200 DM. Er ist Deutscher, war jedoch

das LKA 211, Sachgebiet für ope-

zur Tatzeit mit einer spanisch spre-

rative Fallanalyse im LKA Hamburg,

chenden Frau verheiratet, weshalb

den Auftrag zur Durchführung einer

auch er die Sprache gut beherrsch-

Fallanalyse. Zielrichtung war hierbei, anhand einer Tatrekonstruktion unter verschiedenen

Moderner Arbeitsplatz im Fachbereich DNA-Analytik des LKA Hamburg

te. In seiner Vernehmung im Jahre 1985 hatte der Mann eingeräumt,

wissenschaftlichen

das Opfer zu kennen. Seinen letzten

Gesichtspunkten weitere Ermittlungs-

Kontakt zum Opfer datierte er jedoch

ansätze, insbesondere im Hinblick auf

auf einen Zeitpunkt, der mehrere Wo-

die Persönlichkeit des Täters und den

chen vor der Tat lag. Alibizeugen hatte

Ablauf der Tat, zu erarbeiten. Das Er-

der heute Sechzigjährige damals nicht

gebnis der Fallanalyse bestätigte die

benennen können. Nach Erkenntnis-

Ermittler des LKA 41 entscheidend

sen der Ermittler hatte der Mann etwa

in einem Verdacht, der sich ihnen bei

zwei Jahre nach der Tat Hamburg mit

der erneuten Aufarbeitung des Falles

Ziel Mittelamerika verlassen. Dort ver-

aufgedrängt hatte: Ein zur Tatzeit 38

lor sich seine Spur zunächst. Letztlich

Jahre alter Mann stimmte auffällig mit

konnte sein Aufenthaltsort anhand

dem von den Ermittlern erarbeiteten

amtlicher Unterlagen jedoch ermittelt

POLIZEIBERICHT 2007

aus der Akte stand fest: Nur der Täter

23

grausam, ausgeführt, so hätte er einen Mord begangen. Seine Tat verjährt nicht. Fehlt es aber an derartigen Merkmalen der Tat, so läge lediglich ein Totschlag vor, welcher nach 20 Jahren verjährt wäre. Im vorliegenden Fall würde der Täter somit straffrei ausgehen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass nicht nur die Ermittlung und Ergreifung eines Täters zu den Aufgaben der Polizei gehören. Auch die genaue Aufklärung von Tatumständen und -hintergründen sind von elementarer Bedeutung. Nach der im vorliegenden Fall durchgeführten Tatrekonstruktion hatte sich die Tat im Wesentlichen folgendermaßen zugetragen: Der Täter suchte als Freier sein der Prostitution nachgehendes Opfer in deren Modellwohnung auf. Nach werden. Er hatte sich nach einem mehrjährigen

Auslandsaufenthalt

Anzahl und Lage der bei der Obduktion des Opfers festgestellten Stichverletzungen

POLIZEIBERICHT 2007

Geschlechts-

verkehr lag das Opfer auf dem Bett

nach Deutschland zurück begeben

und hatte dem Täter den Rücken

und unweit seines Geburtsortes in

zugewandt. In dieser Situation stach

der Nähe von Coburg niedergelas-

jedoch tief in Widersprüche, welche

der Täter plötzlich auf sein Opfer ein

sen. In dritter Ehe verheiratet, führte

den Tatverdacht weiter erhärteten.

und verletzte es zunächst schwer am

er dort ein unauffälliges Leben. Krimi-

Nach weiteren Stunden erhielten die

Rücken. Dem sich umdrehenden

nalpolizeilich ist er nie in Erscheinung

Ermittler schließlich das lang ersehnte

Opfer fügte der Täter sodann weitere

getreten. Mit einer Anordnung zur Ab-

Ergebnis der Speichelprobenunter-

Messerstiche in Brust, Bauch, Armen

nahme und Untersuchung einer Spei-

suchung: Die DNA-Muster des Ver-

und Händen zu. Das Opfer verblute-

chelprobe des nunmehr Tatverdäch-

dächtigen und der mutmaßlichen Tä-

te. Der Täter hatte also die Arg- und

tigen im Gepäck reisten die Ermittler

terspuren waren identisch! Der Täter

Wehrlosigkeit seines ihm den Rücken

des LKA 41 im Januar 2007 nach

wurde überführt! Ein Haftbefehl wurde

zukehrenden Opfers bewusst aus-

Coburg. Früh morgens suchten die

erlassen. Der Mann kam nach Ham-

genutzt und somit nach rechtlicher

Kriminabeamten den Mann an sei-

burg in das Untersuchungsgefängnis

Definition heimtückisch getötet. Wer

nem Wohnort auf und eröffneten ihm

und sah seinem Prozess entgegen.

in Heimtücke einen Menschen tötet,

die Verdachtslage. In seiner Verneh-

24

einvernehmlichem

handelt als Mörder.

mung leugnete der Verdächtige zu-

Totschlag oder Mord?

nächst, zur Tatzeit am Tatort gewesen

Der entscheidende Punkt im vorlie-

in seinem Urteil vom 26. Juli 2007

zu sein. Nachdem ihm die Spuren-

genden Fall war die strafrechtliche

dieser Argumentation und verurteilte

und Beweislage ausführlich dargelegt

Würdigung der Tat. Hatte der Täter

den Täter im vorliegenden Fall wegen

wurde, räumte er schließlich ein, zur

die Tat unter besonders verwerflichen

Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 7

Tatzeit doch am Tatort gewesen zu

Motiven oder unter gefährlichen Um-

Jahren und 6 Monaten. Der Bundes-

sein, die Tat jedoch nicht begangen

ständen, wie zum Beispiel aus Mord-

gerichtshof hat das Urteil inzwischen

zu haben. Er verwickelte sich hierbei

lust oder Habgier oder besonders

bestätigt.❚

Das Landgericht Hamburg folgte

Die Polizei Hamburg als Softwareentwickler! Hamburger EDV-Systeme für Brandenburgs Polizisten

S

nebenbei auch Softwareschmiede

kooperation zur Pflege und Fortent-

für hochwertige und moderne EDV-

wicklung von polizeilicher Software.

Anwendungen geworden. Hierfür hat

Es liegt auf der Hand, dass es viel

sie jährlich fast 1,5 Millionen Euro zur

günstiger ist, Software gemeinsam

Verfügung, die alle an der Koopera-

zu entwickeln und zu nutzen. Alle

tion beteiligten Länder nach einem

Beteiligten sparen dabei viel Zeit und

festen Finanzschlüssel aufbringen.

Geld.

Jeder zahlt anteilig, alle erhalten die

eit 1999 nutzen alle Ham-

ComVor blieb natürlich nicht die

burger Polizisten zum Schrei-

einzige von beiden Polizeien genutz-

ben von Anzeigen und Be-

te EDV-Anwendung. Das Auskunfts-

Hessen und Hamburg sollten nicht

richten das durch die Hamburger

und Recherchesystem POLAS, die

allein bleiben. 2003 kam als drittes

Polizei gemeinsam mit Microsoft ent-

Onlinewache (u. a. Anzeigenerstat-

Partnerland Baden-Württemberg hin-

wickelte Computerprogramm Com-

tung per Internet), der digitale Erken-

zu. Die Polizei dieses Landes suchte

Vor (computergestützte Vorgangs-

nungsdienst (EDDI), die Ermittlungs-

nach einem neuen Produkt, um das

bearbeitung). Heute ist ComVor aus

software CRIME (Criminal Research

in die Jahre gekommene eigene Sys-

der täglichen polizeilichen Arbeit nicht

Investigation Management Software)

tem zur Vorgangsbearbeitung abzulö-

mehr wegzudenken.

und viele weitere Produkte sind mitt-

sen. Und die Wahl fiel auf ComVor.

Auch andere Polizeien erkannten

lerweile dazugekommen.

kompletten Softwareprodukte – ein gutes Geschäft für die Beteiligten!

Alle Beteiligten gingen wieder voller

schon sehr früh die Vorteile dieser An-

Beide Länder finanzierten die Pro-

Zuversicht ans Werk, um ComVor in

wendung. Die hessische Polizei war

dukte gemeinsam und teilten die Ent-

der gesamten Polizei Baden-Würt-

im Jahre 2000 auf der Suche nach

wicklungsarbeit auf. Während Hes-

tembergs einzuführen. Diese Aufgabe

einem geeigneten Produkt für ihre Be-

sen das Auskunftssystem POLAS

war aber noch schwieriger als zuvor in

amten gewesen. Sie entschied sich,

und alle damit verbundenen Anwen-

Hessen. In Baden-Württemberg gab

statt für viel Geld ein eigenes Pro-

dungen betreut, bleibt Hamburg der

es keine einheitliche EDV-Infrastruktur.

gramm zu entwickeln, für die Über-

verantwortliche Entwicklungsstandort

Dieses bedeutete eine nahezu unlös-

nahme des Hamburger Systems. Im

für ComVor. Diese Aufteilung ist bis

bare Aufgabe für die Einführung eines

September 2002 konnte dann – nach

heute erhalten geblieben.

landesweiten Computersystems. Zu-

einem Jahr intensiver Vorbereitungen

Eine kleine Mannschaft aus er-

dem gab es besondere fachliche An-

und enger Zusammenarbeit zwischen

fahrenen Polizeipraktikern und kom-

forderungen, die mit den derzeitigen

Hessen und Hamburg – ComVor in

petenten Softwareentwicklern sorgt

Systemen nicht umsetzbar waren.

Hessen eingeführt werden. Dort ist es

in Hamburg seit vielen Jahren dafür,

Trotz dieser im ersten Moment

bis heute im Einsatz, mit großer Ak-

dass das Produkt ComVor stets an

kaum lösbaren Aufgabe waren alle

zeptanz bei den Polizisten.

die wachsenden Bedarfe der Polizei-

Partnerländer von den Vorteilen dieser

Diese Zusammenarbeit war rück-

en angepasst und fortentwickelt wird.

Kooperation überzeugt. Und wo ein

blickend betrachtet die Keimzelle für

Somit ist die Polizei Hamburg ganz

Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn die

POLIZEIBERICHT 2007

Robert Golz, IuK 230, ComVor

eine in dieser Form einmalige Polizei-

25

Einführung eines Systems im Ganzen nicht funktioniert, muss ein Stufenplan her. Der erste Erfolg zeigte sich in der Polizeidirektion Schwäbisch-Hall. Unterstützt durch die dortige Polizeiführung gelang die Einführung von ComVor zum 1. März 2006. Endlich konnten die ersten Polizisten BadenWürttembergs mit ComVor arbeiten. Es hat dann noch genau ein Jahr gedauert, bis mit der Polizeidirektion Waiblingen der zweite Meilenstein für Baden-Württemberg erreicht wurde. Heute arbeiten in Baden-Württemberg bereits mehr als 10 000 Polizisten mit ComVor. Die schrittweise Einführung wird bis 2009 konsequent fortgeführt, so dass am Ende alle ca. 30 000 Polizisten Baden-Württembergs ComVor nutzen können. Die erfolgreiche Kooperation der drei Länderpolizeien blieb nicht unbeachtet. Im Jahre 2005 interessierte sich wieder ein potenzieller Partner für ComVor. Diesmal war es die Polizei Brandenburg, die auf der Suche

neuen Partner Brandenburg mit einer

bearbeitungssystem für ihre nahezu

speziell für seine Bedürfnisse zuge-

8 000 Polizisten war.

schnittenen ComVor-Version best-

sich die unterschiedlichen Syste-

POLIZEIBERICHT 2007

Also galt es in diesem Falle, den

nach einem geeigneten Vorgangs-

Die Brandenburger Polizei hatte

26

Vorführung der neuen ComVor-Version

Planung sowie motivierten und kom-

möglich zu unterstützen. Die Betei-

petenten Mitarbeitern gelingen.

ligten in Brandenburg und Hamburg

me vieler Polizeien angeschaut und

Darüber hinaus ist nicht allein der

fanden rasch zueinander. Die Polizei

sorgfältig miteinander verglichen. Und

Wille und die Kompetenz aller Betei-

Brandenburg stellte ein kompetentes

wieder fiel die Entscheidung für das

ligten entscheidend. Es kommt auch

Projektteam für die Einführung von

Hamburger Produkt aus. Nun war es

darauf an, dass die Projektteams

ComVor auf.

im Wesentlichen die Aufgabe Ham-

partnerschaftlich und vertrauensvoll

Zwischen Hamburg und Branden-

burgs, die Einführung in Brandenburg

zusammenarbeiten. Es ist im Bereich

burg setzte ein intensiver Reisever-

gemeinsam mit dem neuen Partner

der Softwareentwicklung nicht mög-

kehr ein. In unzähligen Workshops,

zu planen und durchzuführen.

lich, alle Wünsche und Forderungen

Besprechungen und Hospitationen

Trotz der schon vorliegenden Er-

aller Partner zu erfüllen. Gemeinsa-

wuchsen die Beteiligten aus Bran-

fahrungen in insgesamt drei Bundes-

me Softwareentwicklung und -nut-

denburg und Hamburg, aber auch

ländern ist so eine große Aufgabe

zung bedeutet ständige Suche nach

den anderen ComVor-Partnerländern

niemals eine Routineangelegenheit.

Kompromissen. Dieses heißt auch

Baden-Württemberg und Hessen zu

Die Einführung eines komplexen EDV-

zugunsten eines Partners auf die Um-

einer festen Gemeinschaft zusam-

Systems in einem ganzen Bundes-

setzung eigener Anforderungen zu

men.

land kann nur mit einer sehr genauen

verzichten.

Über ein Jahr intensiver Planung

November 2007 um 06:00 Uhr in

Vertreter der IT-Kooperation vor dem Schloss Cecilienhof in Potsdam vor der ComVor-Inbetriebnahme in Brandenburg

der landesweiten Inbetriebnahme von

die kommenden Jahre permanente Anpassung und Fortentwicklung der gemeinsamen Produkte.

ComVor: Mit einem Knopfdruck wur-

Die Polizeien der Länder Hessen,

de ComVor für alle 8 000 Polizisten in

Baden-Württemberg,

Brandenburg freigeschaltet. Schon

Brandenburg

und Hamburg streben an, ihre erfolg-

wenige Minuten später wurden die

einzigen Ausfall und war für die Po-

reiche Kooperation noch viele Jahre

ersten Anzeigen in ComVor ge-

lizeibeamten landesweit jederzeit am

fortzuführen. Davon profitieren nicht

schrieben, alles funktionierte nahezu

Netz verfügbar, …“

nur die Polizisten in vier Bundeslän-

störungsfrei. Sechs Wochen später

Alle

Beteiligten

sind

glücklich

dern, die stets die modernsten Soft-

waren bereits 43 000 Vorgänge mit

über diesen Erfolg. Es bleibt aber

wareprodukte zur Verfügung haben.

ComVor gefertigt, und in einer Pres-

keine Zeit, sich darauf auszuruhen.

Auch der wirtschaftliche Erfolg ist be-

seerklärung Brandenburgs konnte

Die Softwareentwicklung der Polizei

achtlich, da sich die vier Partner die

eine positive Zwischenbilanz gezogen

Hamburg ist nun für vier Bundeslän-

Entwicklungskosten teilen.

werden:

der verantwortlich. ComVor steht in

Jedes Partnerland spart im Lau-

„14.12.2007 Bilderbuchstart –

diesen Polizeien mittlerweile im Zen-

fe der Jahre durch den Verzicht auf

Tempomacher ComVor jederzeit sta-

trum von komplexen IT-Strukturen.

eigene Entwicklungen viele Millionen

bil am Netz der Landespolizei

Allein in Hamburg tauscht ComVor

Euro und trägt damit nicht unerheblich

Das Mitte November dieses Jah-

über 22 automatisierte Schnittstellen

zur Entlastung der jeweiligen Länder-

res eingeführte neue computerge-

Daten mit anderen EDV-Systemen

haushalte bei.

stützte Vorgangsbearbeitungssystem

aus, z. B. mit dem Auskunftssystem

Moderne Computerprogramme für

ComVor der Polizei Brandenburgs hat

POLAS sowie einem Computer-

die Polizei bei gleichzeitig hoher Wirt-

einen Bilderbuchstart hingelegt. Das

programm der Staatsanwaltschaft.

schaftlichkeit – dieses bleibt unser Ziel

neue System hatte bisher nicht einen

Diese Komplexität bedeutet auch für

auch für die kommenden Jahre! ❚

POLIZEIBERICHT 2007

und Vorbereitung mündete am 1.

27

„Handeln gegen Jugendgewalt“ Ein überbehördliches Projekt zur Bekämpfung der Jugendgewalt

Oliver Schönfeld, PSt 32, Präsidialstab

S

o oder ähnlich lesen und

Leistungserschleichungen

hören wir in den Medien

„Schwarzfahren“). Die Begehung sol-

von Gewalttaten Jugend-

cher Straftaten hört zumeist von allein

licher und Heranwachsender, die

(sog.

wieder auf.

POLIZEIBERICHT 2007

diese häufig in Gruppen und teil-

28

„Bilanz eines Wochenendes in

weise unter Verwendung von Waffen

Was ist zu tun?

Hamburg: Bei einer Serie von

begehen. Seit Jahren ist ein bundes-

Vor dem Hintergrund der steigenden

Körperverletzungen sind in Ham-

weiter Trend festzustellen, der Grund

Anzahl von Körperverletzungsdelikten

burg 13 Personen zum Teil le-

zur Besorgnis gibt. Die Anzahl der

lud der damalige Hamburger Innen-

bensgefährlich verletzt worden.

leichten, gefährlichen und schweren

senator Udo Nagel im Januar 2007 in

Der jüngste Täter einer Messer-

Körperverletzungsdelikte ist kontinu-

Hamburg zu einer länderübergreifen-

stecherei ist erst 14 Jahre alt.“

ierlich angestiegen. Dieser Anstieg

den Fachkonferenz „Handeln gegen

gibt Anlass zum Handeln, da die

Jugendgewalt“ ein, an der Jugend-

Zahl der Taten bereits ein hohes Ni-

experten der Länder und des Bun-

veau erreicht hat und jede Gewalt-

des sowie Vertreter von Hamburger

tat ein oder mehrere Opfer nach

Fachbehörden teilnahmen. Auf dieser

sich zieht, deren Gesundheit zum

Fachkonferenz wurden Maßnahmen

Teil erheblich beeinträchtigt wird.

zur Bekämpfung der Jugendgewalt-

Zudem gilt es, durch frühzeitiges

kriminalität diskutiert. Die für Hamburg

Erkennen und entschlossenes Ein-

geeigneten Maßnahmen wurden in

schreiten kriminelle und gewalttätige

dem behördenübergreifenden Pro-

„Karrieren“ zu verhindern. Vor die-

jekt „Handeln gegen Jugendgewalt“

sem Hintergrund ist es ständige Auf-

aufgegriffen. Ziel des Projektes ist

gabe aller gesellschaftlichen Akteu-

es, ein System von aufeinander ab-

re, weitere Maßnahmen zur Redu-

gestimmten Maßnahmen zu schaf-

zierung der Gewalt unter jungen

fen, die von der Früherkennung von

Menschen zu entwickelt.

Auffälligkeiten im Kindesalter bis zur

Klar gestellt werden muss aller-

effektiven und effizienten Strafverfol-

dings, dass es sich bei Taten mit

gung reichen. Als Ergebnis entstand

erheblich verletzten Personen in der

das „9-Säulen-Konzept“ für ein ver-

Regel um Einzelfälle handelt. Junge

netztes Handeln gegen Jugend-

Menschen begehen überwiegend

gewalt. Es handelt sich hierbei um

jugendtypische Bagatelldelikte, die

neun wichtige Maßnahmen, die seit

eine geringe kriminelle Energie ha-

Anfang 2008 umgesetzt werden

ben, wie z. B. Ladendiebstahl oder

(siehe Grafik S.29 oben).

diesem Fall beschäftigt. Um staatliche Reaktionen auf Straftaten und sozial auffälliges Verhalten junger Menschen zu beschleunigen und besser aufeinander abzustimmen, werden zukünftig behördenübergreifende Fallkonferenzen stattfinden. Diese bestehen in der Regel aus einem Fachgespräch, zu dem Behörden und Ämter eingeladen werden, die zu der betroffenen Person etwas beitragen können. In der Besprechung der Fachkräfte sollen Wege und Lösungsansätze Verstärkung der „Cop4U“ an

seit 1982 das Präventionsprogramm

aufgezeigt werden. Alle Beteiligten

den Schulen

„Kinder- und Jugenddelinquenz“ in

erhalten gleichzeitig denselben Infor-

Die so genannten „Cop4U“ (Kurzform

Hamburger Schulen durch. Im Rah-

mationsstand, um zu einer gemein-

für „cop for you“, übersetzt: Polizist

men dieses Programms unterrichten

samen Einschätzung und Position zu

für dich/euch) sind Polizeibeamte,

Polizeibeamte zu gewaltpräventiven

gelangen. Bei der Zielgruppe handelt

die den Schulen fest zugeteilt sind

Themen, die insbesondere der Ein-

es sich um besonders mit Gewaltta-

und diesen als erste polizeiliche An-

übung neuer Werte und Normen die-

ten aufgefallene Kinder und Jugend-

sprechpartner zur Verfügung stehen.

nen. Polizeibeamte können aufgrund

liche im Schwerpunkt zwischen 14

Dieser Begriff wurde auf Vorschlag

ihrer beruflichen Erfahrungen beson-

und 17 Jahren.

von Polizeischülern ausgewählt. Be-

ders authentisch präventive Themen

reits bei der Namensgebung ist es er-

vermitteln. Zukünftig werden diese

„PROTÄKT“ - Projekt täterori-

forderlich, die jugendliche Zielgruppe

Präventionsunterrichte erheblich aus-

entierte Kriminalitätsbekämp-

sprachlich und inhaltlich zu erreichen.

geweitet sowie verbindlich und flä-

fung

Ohne deren Akzeptanz wäre jegli-

chendeckend in den Klassenstufen

„PROTÄKT“ ist der Name eines neu-

ches Bemühen erfolglos. Seit Einfüh-

5 bis 8 durchgeführt. Die Schulen

en Gewalttäterkonzepts der Hambur-

rung dieser Maßnahme hat sich die

schließen zu diesem Zweck einen Ko-

ger Staatsanwaltschaft. Im Rahmen

vertrauensvolle Zusammenarbeit zwi-

operationsvertrag mit der Polizei über

dieses Konzepts werden einhundert

schen Schule und Polizei wesentlich

den Einsatz der Präventionsbeamten.

mit schweren Straftaten aufgefallene

verbessert. Der „Cop4U“ hat sich als

Die Anzahl der Polizeibeamten, die für

Jugendliche und Heranwachsende

Bestandteil des schulischen Alltags

das Präventionsprogramm tätig sind,

durch ein neues Sonderdezernat der

etabliert. Mit dem Handlungskonzept

wird erheblich aufgestockt. Insge-

Staatsanwaltschaft betreut, wodurch

„Handeln gegen Jugendgewalt“ wur-

samt wird jährlich ein Betrag von fast

eine besonders schnelle und effizi-

de die Zahl der „Cop4U“ nochmals

240 000 Euro für dieses Programm

ente Bearbeitung der Ermittlungsver-

um zehn Polizeibeamte auf 236 er-

zur Verfügung gestellt.

fahren gewährleistet wird. Denn nur

höht.

wenn die staatliche Sanktion in einem Gemeinsame behördenüber-

engen zeitlichen Bezug zur Straftat

Optimierung und Ausweitung

greifende Fallkonferenzen

steht, kann der Täter in seinem zu-

des polizeilichen Präventions-

Wird ein Kind oder ein Jugendlicher

künftigen Verhalten tatsächlich beein-

unterrichts an Schulen

erheblich straffällig, so sind in der

flusst werden.

Die Hamburger Polizei führt bereits

Regel neben der Polizei eine Vielzahl

1 Stand: Januar 2008

Der Informationsfluss und die be-

von Behörden (z. B. die Staatsan-

hördenübergreifende

waltschaft, die Jugendbehörden, die

werden durch eine intensivere Betei-

Schule, die Ausländerbehörde) mit

ligung der Jugendgerichtshilfe, ggf.

Kooperation

POLIZEIBERICHT 2007

1

29

der Ausländerbehörde und der Jus-

Stärkung der Verbindlichkeit

tizvollzugsanstalt Hahnöfersand deut-

erzieherischer Maßnahmen in

lich verstärkt.

der Schule Regelverletzungen,

Kinder und Jugendliche, die in Ham-

lischen Bereich über erzieherische

burg wohnen, sind nach dem Ham-

und Ordnungsmaßnahmen geahn-

burger Schulgesetz zum Schulbe-

det. Das Konzept sieht vor, die Ver-

such verpflichtet. Wird diese Pflicht

bindlichkeit der erzieherischen Maß-

kann dies ein Anzeichen für eine dro-

nahmen zu erhöhen. Ferner wird die Palette der möglichen Angebote

Gewalt auf dem Schulhof

hende Kindeswohlgefährdung bzw.

ergänzt, z. B. durch soziale Aufgaben,

dahinter liegende Probleme innerhalb

erzieherische Auflagen, „Coolness-

der betroffenen Familie sein. In die-

bisher Gebrauch gemacht werden.

gruppen“, soziale Trainingskurse und

sem Bereich sind in erster Linie die

In geeigneten Fällen können mittellose

Ausgleichsgespräche.

Schulen und Jugendämter gefordert.

Beschuldigte in begrenztem Umfang

Die betroffenen Schüler werden in

Darlehen aus einem Opferfond erhal-

Wie geht es weiter?

pädagogischen Projekten betreut.

ten. Dadurch werden sie in die Lage

Die genannten Maßnahmen stellen

Die Polizei hat beispielsweise die

versetzt, die Opfer ihrer Straftaten im

zunächst das Gerüst des Handlungs-

Möglichkeit, Kinder und Jugendliche,

Rahmen eines Schadensausgleichs

konzeptes „Handeln gegen Jugend-

die vormittags in ein der Computerab-

materiell zu unterstützen. Für die

gewalt“ dar. Diese Handlungsansätze

teilung eines Kaufhauses angetroffen

Verrechnung dieser Darlehen müs-

werden in diesem Jahr kontinuierlich

werden, über das Zentrale Schülerre-

sen die Täter gemeinnützige Arbeit in

ergänzt, überprüft und weiterentwi-

gister zu überprüfen. Hierüber kann

entsprechendem Zeitumfang leisten.

ckelt. Die Projektarbeit soll bis Ende

sie feststellen, ob an diesem Tag eine

Der Opferfond wird von 40 000 Euro

2009 abgeschlossen sein und in

Schulpflichtverletzung oder sogar ein

auf insgesamt 100 000 Euro aufge-

die Regelaufgaben der zuständigen

Schulschwänzen vorliegt. In Einzelfäl-

stockt.

Behörden überführt werden. Die

len werden die Kinder und Jugend-

anstehende Weiterentwicklung der Gewaltprävention im Kindes-

bestehenden, erfolgreichen Konzep-

alter

te zur Gewaltprävention stellt für die

Verbindliche Richtlinie zur An-

Ziel dieser Maßnahme ist es, frühzei-

beteiligten Behörden eine der zen-

zeigepflicht an Schulen

tig Gefährdungen von Kindern bis 14

tralen Aufgaben der nächsten Jah-

Eine neue Handlungsrichtlinie für Leh-

Jahre zu erkennen, die gewalttätiges

re dar. Alle staatlichen Bemühungen

rer regelt verbindlich, dass Gewaltvor-

Verhalten zeigen. Dadurch soll in ei-

können jedoch nicht die Aufgabe

fälle an Schulen der Polizei zu melden

nem möglichst frühen Lebensalter

und Verpflichtung der Eltern, der

sind. Damit werden sofort Sanktionen

interveniert werden, um der Verfes-

Familie und der Gesellschaft erset-

gegen die Täter eingeleitet und Opfer

tigung von gewalttätigem Verhalten

zen, Kindern frühzeitig Normen und

und Zeugen besser unterstützt.

und somit kriminellen Karrieren ge-

Werte sowie soziale Kompetenzen

zielt

zu vermitteln.

lichen zur jeweiligen Schule gebracht.

POLIZEIBERICHT 2007

und

Gewalthandlungen werden im schu-

wiederholt oder massiv verletzt, so

30

Übergriffe

Durchsetzung der Schulpflicht

entgegenzuwirken.

Zunächst

Ausgleich mit Geschädigten –

einmal werden spezielle Fachkräfte

Aufstockung des Opferfonds

in den regionalen Jugendämtern mit

Lebensperspektiven

Um die berechtigten Interessen der

dem Schwerpunkt Gewaltprävention

Chancengleichheit herzustellen und

Opfer von Straftaten zu stärken,

fortgebildet.

Kindern,

Integrationsmaßnahmen sowie Aus-

soll von der Möglichkeit einer Scha-

Jugendlichen und ihren Eltern sollen

bildungsplatzinitiativen voranzutreiben.

denswiedergutmachung oder eines

parallel zielgerichtete Angebote und

Hier sind wir alle gefordert, unseren

Täter-Opfer-Ausgleichs häufiger als

Hilfestellungen unterbreitet werden.

persönlichen Beitrag zu leisten.❚

Aggressiven

Es

gilt,

jungen

Menschen aufzuzeigen,

Hamburgs jüngste Hochschule Sicherheitsmanagement als Studiengang

m Anfang standen Fragen:

A

Infolge veränderter Gefahren für

Hamburg Airport verzeichnet

die öffentliche und private Sicherheit

11,9 Millionen Fluggäste jähr-

und veränderter Sicherheitsbedürfnis-

lich. Wer schützt sie vor terroristischen

se werden zunehmend höhere An-

Straftaten? Der neuntgrößte Contai-

forderungen an die Qualifikation der

nerhafen der Welt wickelt 12 373 an-

Mitarbeiter von Polizei und privaten

Ein innovatives Projekt: Im Januar

kommende Schiffe im Jahr ab. Wer

Sicherheitsunternehmen gestellt.

2007 wurde die Hochschule der

sichert die Fracht? Hamburg ist einer

Sie müssen sicherheitsrelevante

Polizei Hamburg (HdP) gegründet.

der größten Standorte der Luftfahrtin-

Aspekte unterschiedlicher Bereiche

Sie ist zuständig für die Ausbildung

dustrie sowie ein Zentrum der deut-

des Unternehmens erkennen und

des gehobenen Polizeivollzugs-

schen Medienwirtschaft mit 14 272

notwendige Konsequenzen daraus

dienstes der Hansestadt, zusätzlich

Firmen. Das bekannteste Volksfest

ziehen können. Ferner ist es erforder-

bietet sie ein Studienangebot für

im Norden, der Dom, zählt jedes Jahr

lich, dass sie ihren Arbeitsbereich un-

die private Sicherheitswirtschaft.

acht bis neun Millionen Gäste. Wer

Angehende Polizisten sowie Si-

garantiert die Sicherheit dieser hoch

cherheitsmanager

technisierten Firmen, wer den Schutz

Nikola Anne Mehlhorn, HdP, Hochschule der Polizei

absolvieren

ein gemeinsames Grundstudium. Dieses Konzept ist in Deutschland

der Menschen auf dem Dom?

Studenten des Studiengangs Sicherheitsmanagement

POLIZEIBERICHT 2007

bisher einmalig.

31

ter betriebswirtschaftlichen Gesichts-

Sicherheitsmanagement

ment“ privat und nicht öffentlich finan-

punkten führen.

Nach dem achtmonatigen gemeinsa-

ziert. Dazu wurde eine gemeinnüt-

So war die Einrichtung des Studi-

men Grundstudium schließt sich ein

zige Gesellschaft, die „Studiengang

enganges „Sicherheitsmanagement“

spezialisiertes Hauptstudium an. Die

Sicherheitsmanagement

an der HdP ein logischer, zeitgemä-

Inhalte des Studiums „Sicherheits-

(SSM)

ßer Schritt.

management“ wurden gemeinsam

die einem Mitarbeiter die Qualifizie-

mit der Universität Hamburg – For-

rung über das Studium ermöglichen

der Weg, Polizeikräfte und angehen-

schungsstelle Sicherheit (FORSI) ent-

möchten, oder auch Bewerber, die

de Führungskräfte privater Sicher-

wickelt. Außerdem wirkten Experten

einen Studienplatz eigenverantwortlich

heitsunternehmen in einem achtmo-

aus Verbänden der privaten Sicher-

belegen wollen, schließen mit dieser

natigen Grundstudium gemeinsam

heit, wie dem Verband für Sicherheit

Gesellschaft nach einem Auswahlver-

auszubilden. „Mit Sicherheits-Profis

in der Wirtschaft Norddeutschland

fahren einen entsprechenden Vertrag

zusammen studieren“ lautet das Mot-

(VSWN) und dem Bundesverband

über einen Studienplatz ab. Die SSM

to, mit dem bereits in den Medien

Deutscher Wach- und Sicherheits-

wiederum schließt einen Gesamtver-

über diese einzigartige Konzeption an

unternehmen (BDWS), tatkräftig mit.

trag mit der Hochschule und stellt so

der neugegründeten Hochschule der

Die Erarbeitung der Lehrinhalte orien-

die Finanzierung des Studienganges

Polizei Hamburg berichtet wurde.

tierte sich an dem von der Universität

sicher. Ein Weg, über den der Steuer-

Hamburg definierten Berufsbild des

zahler „keinen Cent dazu bezahlt“.

Sicherheitsmanagers. Akkreditierung

Es ist deshalb nur konsequent, die

Im Hauptstudium werden folgen-

nötigen Grundlagen bereits bei der

de Inhalte gelehrt: Administratives

der Studiengänge

Ausbildung zu schaffen. Durch das

Management,

Sicherungsaufgaben

Der Einrichtung des Studienganges

neue gemeinsame Grundstudium

und Sicherungstechnik, Sicherheits-

ging ein umfangreicher Entwicklungs-

wird die Zusammenarbeit professi-

management bei Bedrohungslagen,

prozess voran. Aufbauend auf dem

oneller. Auch die Fachsprachlichkeit

Zusammenarbeit und Führung, Ge-

an der Universität Hamburg erarbeite-

wird gefördert. Wer sich verstehen

fahrgut- und Umweltsicherheit, Infor-

ten Kompetenzprofil für den Studien-

möchte, muss erst einmal dieselbe

mationssicherheit, Hafen- und Luftsi-

gang „Sicherheitsmanagement“ hat

Sprache sprechen. Dies gilt beson-

cherheit.

die HdP die Module der beiden Stu-

ders für taktische Einsatzlagen.

POLIZEIBERICHT 2007

gGmbH“

Unternehmen,

Völlig neu und einzigartig ist dabei

Innere Sicherheit

32

gegründet.

Auch in der Finanzierung des

diengänge „Sicherheitsmanagement“

In der Vergangenheit wurden die

Studienganges werden neue Wege

und „Polizei“ entwickelt. Im März 2007

Führungskräfte der privaten Sicher-

gegangen. Im Gegensatz zu vielen

wurde die Akkreditierung beider Stu-

heitswirtschaft oft aus dem polizeili-

anderen Studienplätzen werden die

diengänge bei der Agentur Acquin

chen Bereich rekrutiert. Auch wenn

Studienplätze

beantragt. Dazu waren die Beschrei-

„Sicherheitsmanage-

hier Profis in Sachen Sicherheit einge-

bung der Studieninhalte und eine

kauft wurden, waren sie doch eigent-

Selbstdokumentation

lich für andere Inhalte ausgebildet.

Nach den Rahmenvorgaben des Ak-

Luftbild der Hochschule der Polizei

einzureichen.

Mit dem neuen Bachelor-Studium

kreditierungsrates sind darin Aussa-

„Sicherheitsmanagement“ haben Un-

gen zu machen zur Begründung des

ternehmen wie Absolventen die Mög-

Studienganges, zur Struktur des Stu-

lichkeit zur passgenauen Qualifizierung

diums und den fachlich-inhaltlichen

im Bereich Unternehmenssicherheit.

Anforderungen sowie zur Ausstattung

Das gemeinsame Grundstudium von

für Lehre und Forschung, zu Quali-

Polizei und Sicherheitsmanagement

tätssicherungsmaßnahmen und stu-

gibt die Möglichkeit, frühzeitig ein Ver-

dienbezogenen Kooperationen.

trauensverhältnis zu entwickeln und die Zusammenarbeit zu verbessern.

Im September 2007 teilte die Akkreditierungskommission der HdP

mit, dass beide Studiengänge – vor-

thematisch und zeitlich aufeinander

seit 1975 bei der Polizei Hamburg.

erst befristet – akkreditiert werden

abgestimmte Stoffgebiete, die meh-

1992 wurde er an der Führungsaka-

konnten.

rere Lehrveranstaltungen umfassen.

demie der Polizei für den höheren

Dem Gutachterbericht ist zu ent-

Module können sich aus verschie-

Dienst ausgebildet. Danach hatte er

nehmen, dass „die Studiengänge

denen Lehr- und Lernformen zusam-

Führungsfunktionen im höheren Po-

wohl durchdacht und zielorientiert

mensetzen. Die einzelnen Lehrveran-

lizeivollzugsdienst inne und war als

konzipiert sind.“

staltungen eines Moduls sind in der

Lehrbeauftragter an der Fachhoch-

Regel fächerübergreifend organisiert.

schule für Öffentliche Verwaltung/

Die Hochschule der Polizei Ham-

Fachbereich Polizei tätig. 2001 wech-

zeit studiert werden. Sie erstrecken

burg hat – wie alle anderen Hoch-

selte er zum Bundesgrenzschutz,

sich über einen Zeitraum von drei

schulen in Deutschland und Europa

heute Bundespolizei. Dort war er als

Jahren. Das zweite und dritte Stu-

– ihre Studienangebote auf die neue

Polizeidirektor Dozent für Kriminalistik

dienjahr beginnt jeweils mit einem

Struktur umgestellt und sich damit in-

an der Fachhochschule des Bundes

sechsmonatigen Praktikum. Die fach-

ternational ausgerichtet.

und Fachkoordinator für Polizeifüh-

theoretischen Anteile umfassen insgesamt 24 Monate. Beide Studiengänge schließen mit dem sowohl national als auch international anerkannten akademischen Grad „Bachelor of Arts“ ab.

Zum 1. Oktober 2007 wurden an der HdP die modularisierten Bachelor-

rungswissenschaften. Seit Januar 2007 ist er Präsident der HdP.

Studiengänge „Polizei“ und „Sicherheitsmanagement“ gestartet. Über die bisher eingerichteten Stu-

Was ist der Vorteil der neuen Hochschule?

diengänge „Polizei“ und „Sicherheits-

Feldmann: „Mehr Sicherheit. Die Poli-

management“ hinaus, besteht für die

zei hat mit das höchste Ansehen aller

Das neue Studium: Bachelor

HdP die Option weitere Studiengänge

Einrichtungen überhaupt. Ich glaube,

Auf einer Konferenz in Bologna 1999

zu entwickeln und einzurichten.

dass dieses positive Ansehen durch

vereinbarten die europäischen Bil-

ein gemeinsames Studium auch auf

dungsminister die Schaffung eines

Fakten

private Sicherheit abfärben könnte.

zweistufigen Systems von Studienab-

Mit der Gründung der HdP wurde

Und es kann ein Aushängeschild für

schlüssen. Es soll durch Einführung

eine rechtsfähige Körperschaft des

ein Unternehmen sein, wenn das

eines Leistungspunktesystems und

öffentlichen Rechts und zugleich Ein-

Führungspersonal an der Hochschule

begleitet

Qualitätssicherungs-

richtung der Freien und Hansestadt

der Polizei einen Bachelor-Abschluss

maßnahmen – dem Akkreditierungs-

Hamburg geschaffen. Aufsichtsbe-

gemacht hat. Man kann deutlich ma-

gedanken – zu einem europaweit

hörde ist die Behörde für Inneres. Am

chen: Wir sind nicht irgendeine Si-

gültigen einheitlichen System bis zum

22. Dezember 2006 wurde das Ge-

cherheitsfirma, wir haben qualifiziertes

Jahr 2010 führen. Eine Neuerung ist,

setz zur Errichtung der Hochschule

Personal.“

dass die Grundeinheit des Studiums

von der Hamburgischen Bürgerschaft

nicht mehr die Vorlesung, sondern

beschlossen.

von

das Modul ist. Module sind in sich geschlossene

Gründungs-Präsident der Hochschule ist Jörg Feldmann. Er arbeitete

Weitere Informationen zum Studium an der Hochschule der Polizei Hamburg (HdP) erhalten Sie unter www.hdp-hamburg.de.❚

POLIZEIBERICHT 2007

„Polizei“ und „Sicherheitsmanagement“ sind Studiengänge, die in Voll-

33

Die Polizeieinsatzzentrale Hamburgs Das Herzstück der Polizei

Thomas Woitanowski, FLD 313, Führungs- und Lagedienst

Peter Habig, FLD 313, Führungs- und Lagedienst

D

ie Polizeieinsatzzentrale (PEZ)

lich ca. 500 000 Einsätze resultieren.

ist die Schnittstelle zwischen

Dazu kommen noch weitere Hilfeer-

den Bewohnern und Gästen

suchen von anderen Behörden.

unserer Stadt und ihrer Polizei sowie

In der PEZ werden die gesamten

den einzelnen polizeilichen Einsatz-

Einsätze der Streifenwagen, Hub-

dienststellen untereinander. Über die

schrauber, Kräder, Polizeiboote pp.

Rufnummer 110 gehen täglich bis

koordiniert, begleitet und zusammen-

zu 3 000 Notrufe ein, aus denen für

geführt. Dabei ist es egal, ob Beamte

die Hamburger Streifenwagen (um-

der Kriminal-, Schutz- oder Wasser-

gangssprachlich Peterwagen) jähr-

schutzpolizei eingesetzt werden. Die

Heiko Hause, FLD 313, Führungs- und Lagedienst

POLIZEIBERICHT 2007

Falk Kretschmer, FLD 313, Führungs- und Lagedienst

34

Die Polizeieinsatzzentrale: Von hier erhalten die Funkstreifenwagen Informationen zum Einsatz

Polizeieinsatzzentrale ist zudem der

Die Polizeieinsatzzentrale besteht

deren aktuellen Tätigkeitsstand oder

erste Ansprechpartner für die Polizeien

aus einem modernen Großraumbüro

die aktuelle Einsatzsituation dar. Damit

unserer benachbarten Bundesländer

von ca. 500 Quadratmetern Größe,

wir schnell arbeiten und Ihnen helfen

Schleswig-Holstein und Niedersach-

unterteilt in die so genannte Aufnahme

können, verwenden wir im System

sen, wenn diese Hilfe oder Unterstüt-

mit 15 Plätzen, an denen Ihre Notrufe

sehr viele Kürzel wie z. B. VUF für

zung benötigen, zum Beispiel bei der

eingehen und 17 Arbeitsplätzen im

Verkehrsunfall mit Flucht oder VUV für

Fahndung nach vermissten Personen

sog. Funkbereich. An diesen 32 Ar-

Verkehrsunfall mit verletzter Person.

oder flüchtigen Straftätern. Im Gegen-

beitsplätzen stehen den hier tätigen

Schnelles und genaues Arbeiten hat

zug nehmen wir natürlich auch die

Beamten jeweils vier Monitore und

bei uns absoluten Vorrang, damit wir

Hilfe unserer Nachbarn in Anspruch

zwei Computer mit verschiedenen

Ihnen schnellstmöglich zur Hilfe eilen

und steuern entsprechende Einsatz-

Anwendungen und Programmen zur

können.

anfragen.

Verfügung, um die zahlreichen Einsät-

Wir arbeiten zudem in einem Sys-

ze und Streifenwagen erfolgreich zu

temverbund eng mit der Feuerwehr

koordinieren.

Hamburg zusammen, die das gleiche

Wir sind Teil des Führungs- und

Im Jahr 2007 erreichten uns über

Einsatzleitsystem verwendet. Durch

Lagedienstes der Polizei Hamburg,

eine Million Anrufe. Das entspricht in

dieses Computernetzwerk mit einem

und als eine der größten Einzel-

24 Stunden ca. 2 740 Anrufen. Da-

gemeinsamen Datenbestand wird der

dienststellen mit ca. 160 Beamten

raus resultierten in 2007 insgesamt

gegenseitige Informationsaustausch

im Schichtdienst an 365 Tagen und

491 100 Polizeieinsätze mit 579 708

intensiviert und die oftmals notwendi-

Nächten im Jahr für Sie da.

eingesetzten Polizeifahrzeugen.

ge Zusammenarbeit zwischen Polizei

In einer Großstadt wie Hamburg

und Feuerwehr insgesamt erleich-

mit dieser Vielzahl von polizeilichen

tert. Das ist deutschlandweit einzig-

Einsätzen und entsprechenden An-

artig. Immerhin gehört die Ham-

lässen wird natürlich ein sehr moder-

burger Polizeieinsatzzentrale zu einer

nes und leistungsfähiges Computer-

der Modernsten in Europa.

system benötigt, um eine schnelle und erfolgreiche Arbeit unserer Poli-

Unsere Technik

zisten gewährleisten zu können. Wir

Natürlich benötigen wir für die Umset-

nutzen dazu das Hamburger Einsatz-

zung unserer zahlreichen Aufgaben

Leit-System, kurz HELS. In dieser An-

auch eine zuverlässige Unterstützung

wendung sind sämtliche Hamburger

auf technischer Seite. Dazu arbeiten

Straßen, Autobahnen, Wege und

für Ihre Sicherheit insgesamt sieben

Plätze aber auch bedeutende Ob-

Computer-Server rund um die Uhr

jekte wie Geldinstitute, Schulen und

auf Hochtouren.

Krankenhäuser eingepflegt und mit

Zudem bereiten wir uns gera-

Straßenkarten hinterlegt. Weiter sind

de auf die Einführung des digitalen

im System wichtige Informationen wie

Funkverkehrs vor, welche uns auch

Telefonnummern,

Erreichbarkeiten

im Hinblick auf die dazu benötigten

und Anfahrtswege für die Streifenwa-

Technologien vor besondere Heraus-

gen gespeichert. Sämtliche Hinweise

forderungen stellt.

und Informationen, die sie oder die tätigen Streifenwagen uns geben,

Aufgaben und Arbeitsweise der

werden mit Uhrzeit dokumentiert und

Polizeieinsatzzentrale

sind jederzeit abrufbar. Dazu stellt

Nach einem Anruf über die Notruf-

das HELS in einer Übersicht auch

nummer 110 wird Ihr Sachverhalt

alle verfügbaren Streifenwagen und

zunächst von Beamten in der „Auf-

POLIZEIBERICHT 2007

Die PEZ stellt sich vor

35

nahme“ entgegengenommen. Wir

Wir haben bei zahlreichen Banken

Kriminalitätsbrennpunkten in unse-

filtern dabei alle für den jeweiligen

und Sparkassen die Möglichkeit, im

rer Stadt. Wir besetzen dazu in un-

Anlass relevanten Informationen her-

Falle eines Überfallalarms, direkt auf

serer Einsatzzentrale ständig zwei

aus, um Ihnen schnell und effektiv zu

die Videobilder der in den Banken

Videowandplätze mit insgesamt 17

helfen. Diese Informationen werden

installierten

Überwachungskameras

Kameras. Diese stehen entlang der

als Einsatz an einen Funksprecher

zurückzugreifen. So können wir zum

Reeperbahn und rund um den Han-

im Funkbereich weitergegeben, der

Beispiel die Beschreibung oder das

saplatz. Zwei Beamte beobachten

diese schließlich an die Beamten vor

Verhalten eines Bankräubers direkt

rund um die Uhr die Kamerabilder,

Ort per Funk weitergibt. Hamburg

an die anfahrenden Streifenwagen

um sofort Polizeikräfte vor Ort einset-

ist dabei in verschiedene regiona-

weitergeben.

zen zu können.

le Funkkreise aufgeteilt. Das Ihnen

Eine weitere Aufgabe der Polizei-

Schon zahlreiche sich anbahnen-

bereits vorgestellte System HELS

einsatzzentrale ist die Umsetzung der

de Straftaten, wie Schlägereien und

ordnet den jeweiligen Einsatz auto-

Videoüberwachung an bestimmten

Körperverletzungen, konnten auf die-

matisch dem richtigen Funksprecher

sem Wege bereits früh erkannt und

zu. Während des Einsatzes begleitet der Funksprecher den oder die eingesetzten Streifenwagen, überwacht den Einsatz, leitet Informationen weiter und benachrichtigt erforderlichenfalls weitere Polizeidienststellen oder andere Behörden oder Ämter, wie die Feuerwehr. Aus ihrem Anruf muss sich aber nicht zwangsläufig immer ein Polizeieinsatz ergeben. Im Gegenteil, wir sind mit allen Behörden und Hilfsdiensten in Kontakt und werden Ihre Anliegen an die richtige Stelle leiten. Beachten Sie dabei aber bitte, dass die 110 eine Notrufnummer und keine allgemeinpolizeiliche Auskunft ist und denjenigen vorbehalten sein sollte, die sofortige, dringende Hilfeleistungen benötigen. Weiterhin sind bei uns verschiedene Objekte mit Alarmanlagen direkt angeschlossen. So bearbeiten wir zusätzlich zu Ihren Anliegen noch ca. 10 000 Alarmauslösungen im Jahr. Bei den alarmgesicherten Objekten

POLIZEIBERICHT 2007

handelt es sich zum Beispiel um:

36

n

Geldinstitute

n

Juweliere

n

Gaststätten,

aber auch n

Privathäuser.

verhindert werden. Mit modernster Technik werden Einsätze koordiniert

Sie haben den

ihr zuständiges Polizeikommissariat,

zusammengeschaltet und jeder zur

Notruf der Polizei gewählt

sondern Sie sprechen mit der PEZ im

Verfügung stehende Streifenwagen

Im Folgenden möchten wir Ihnen an

Polizeipräsidium in Alsterdorf.

kann nach dem flüchtigen Fahrzeug

Hand eines konkreten Beispieles auf-

Sie schildern, dass Sie als Zeuge

fahnden. Wir koordinieren Ihren Ein-

zeigen, was passiert, wenn Sie den

beobachteten, wie ein PKW beim

satz solange, bis dieser durch die

Notruf 110 wählen. Wir möchten

Ausparken ein anderes Fahrzeug

sachbearbeitende

erklären, wie sich der aufnehmende

erheblich beschädigte und anschlie-

besatzung abgeschlossen wird. Ab-

Beamte verhält und darstellen, wie

ßend flüchtete. Sie können unsere

geschlossene Einsätze gehen bei

Sie uns helfen können:

Arbeit wesentlich erleichtern, wenn

uns übrigens nicht verloren, sie wer-

Sie einige Dinge beachten.

den einige Zeit archiviert. So können

Notruf 110 und wollen einen Verkehrs-

wir bei berechtigten Fragen diesen

unfall mit Fahrerflucht melden. Bei uns

Im Regelfall erfragen wir

in der Einsatzzentrale meldet sich ein

Folgendes:

Kollege mit „Polizeinotruf Hamburg“

n

Einsatz immer wieder aufrufen. Scheuen Sie sich nicht den

Wer ruft an? Name, Anschrift, per-

Notruf 110 zu wählen, wenn Sie ein

– denken Sie daran, Sie erreichen

sönliche und telefonische Erreich-

polizeiliches Anliegen haben. Unser

unter der Notrufnummer 110 nicht

barkeit

oberstes Ziel ist es dabei immer,

Was ist passiert? Sachverhalts-

Ihnen zu helfen.

n

schilderung n

n n

Wir helfen Ihnen gern, so bei-

Wo ist es passiert? Die genaue

spielsweise

Örtlichkeit

n

nach einem Einbruch

Wer ist beteiligt?

n

bei einer vermissten Person

Darüber hinaus benötigen wir

n

bei Verkehrsdelikten

auch Informationen über Art und

n

bei Nachbarschaftsstreitigkeiten.

Umfang von Verletzungen, Personen- und Fahrzeugbeschreibun-

Wir sind allerdings nicht der richtige

gen sowie die Fluchtrichtung!

Ansprechpartner beispielsweise für

Alle Informationen können wichtig

Nachfragen

sein.

n

zur Uhrzeit

Ihre Angaben werden durch den

n

zu Aktenzeichen

aufnehmenden Beamten während

n

zu Telefonnummern

des Gespräches in unser Compu-

n

zur Rechtsberatung.

tersystem HELS eingegeben. Dieses erkennt bei Eingabe des Einsatz-

Bitte denken Sie daran, Sie

ortes sofort, an welchen Funk-

blockieren mit einer solchen Nach-

sprecher der Einsatz weitergeleitet

frage

werden muss. Während der aufneh-

Wenden Sie sich bitte mit solchen

mende Beamte am Telefon noch mit

Fragen an Ihr Polizeikommissariat.

immer

eine

Notrufleitung.

Ihnen als Zeuge spricht, setzt der Funksprecher bereits den oder die

Sie wollen uns kennen lernen?

Streifenwagen zur Unfallaufnahme

Private Besuchergruppen sind uns

oder Fahndung ein.

nach Anmeldung herzlich willkom-

Da Sie sich das Kennzeichen

men. Sie erreichen unseren Besu-

und den Fahrzeugtyp merken konn-

cherdienst unter der Telefonnummer

ten, haben wir eine Sofortfahndung

040 4286-55504.

für ganz Hamburg erlassen. Dafür

Ihre Polizeieinsatzzentrale Hamburg.❚

werden alle regionalen Funkkreise

POLIZEIBERICHT 2007

Sie wählen mit Ihrem Handy den

Streifenwagen-

37

ASEM-Gipfel Demonstrative Aktionen zum Asia-Europe Meeting in Hamburg stand darin, die Durchführung des ASEM störungsfrei zu gewährleisten und die Durchführung der geplanten Andreas Buttmann, FLD 20, Führungs- und Lagedienst

Demonstrationen im rechtlich zulässigen Rahmen zu ermöglichen. Um dies zu realisieren, bedurfte es eines großen Abstimmungsauf-

I

m Rahmen der deutschen EU-

wandes, um das Zusammenspiel der

Ratspräsidentschaft

in

unterschiedlichsten Institutionen so

wurden

Deutschland zu einer Vielzahl von

zu gestalten, dass ein reibungsloser

Themen unterschiedlichste Veranstal-

Ablauf gewährleistet war. Diese Ab-

tungen durchgeführt. Eine davon war

stimmung bezog sich auf den Schutz

das Asia-Europe Meeting (ASEM) in

der Delegierten in den Hotels, die Ko-

Hamburg, an der insgesamt 43 De-

lonnenfahrten in Hamburg sowie die

legationen aus Asien und Europa auf

Sicherung der Teilnahme der Delega-

Einladung des Auswärtigen Amtes

tionen an den Treffen und Veranstal-

teilnahmen.

tungen u. a. im Rathaus.

POLIZEIBERICHT 2007

Ferner mussten die Fahrzeuge

38

Für die Polizei Hamburg stellte die-

der Delegationen in ein Schutzkon-

se Veranstaltung im unmittelbaren Vor-

zept einbezogen werden, Fragen des

feld des G8-Gipfels in Heiligendamm

Protokolls berücksichtigt, Zeitpläne

eine besondere Herausforderung dar,

eingehalten und Sonderwünsche ge-

weil die Gegner des G8-Gipfel erklärt

prüft und ermöglicht werden.

hatten, Hamburg zum Zentrum der

Insbesondere stellte das Vorha-

so genannten „warm up“ Phase für

ben, alle 43 Delegationen für eine

die unterschiedlichen Protestformen

zentrale Veranstaltung im Rathaus

zu machen. Diese Proteste sollten

in einem Zeitfenster von 30 Minuten

überwiegend friedlich durchgeführt

vorfahren und aussteigen zu lassen,

werden, wie es für eine Demokratie

hohe Anforderungen an die polizei-

wichtig ist. Es gab aber auch sehr

lichen Organisatoren, da die Teilneh-

früh deutliche Hinweise, dass eine

mer aus unterschiedlichsten Hotels im

größere Anzahl von Menschen diese

Stadtgebiet auf das Rathaus zufahren

Form des Protestes als nicht ausrei-

würden und dort in die Abwicklung

chend ansah und auch gewalttätige

integriert werden müssten.

Aktionen ausführen wollte. Die Rolle der Polizei Hamburg be-

Hierbei war davon auszugehen, Polizeibeamte mit Schutzbekleidung

dass Personen versuchen würden

Demonstrationsaufzug am Hafenrand

sofort gewillt waren, die Auflagen zu

sich zum Beispiel vor die Delegations-

befolgen. So musste der Aufzug be-

fahrzeuge auf die Straße setzten.

reits beim Verlassen des Antreteortes

Die polizeiliche Arbeit diente auch dem Zweck, den guten Ruf Hamburgs als Veranstaltungsort für inter-

aufgrund von Auflagenverstößen gestören. Dieses galt es zu verhindern. Im Rahmen der polizeilichen La-

nationale Treffen weiterhin positiv zu

gebeurteilung

pflegen.

Berücksichtigung

und

unter

konnten die ca. 4 000 Teilnehmer

starker

ihren Aufzug fortsetzen. Die Demons-

rechtlichen

traten konnten zu ca. 50 bis 60 Pro-

Begünstigt wurden die Bemühun-

Rahmenbedingungen wurden dem

zent dem linksalternativen bis linksex-

gen der Beteiligten dadurch, dass

Anmelder in der Anmeldebestätigung

tremistischen Spektrum zugeordnet

es sich um das Pfingstwochenende

klare Auflagen erteilt, die er bei der

werden.

handelte und sich somit die Wirkung

Durchführung des Aufzuges zu be-

Im Verlauf der Demonstration

auf die Bürger in der Innenstadt ein

achten hatte. Diese Auflagen wurden

wurde durch Teilnehmer wiederholt

wenig reduzierten.

höchstrichterlich überprüft und hatten

gegen die gerichtlich erteilten Aufla-

Bestand.

gen verstoßen, woraufhin der Aufzug

Dieses war am folgenden Werktag

der

stoppt werden. Erst nach Befolgung

natürlich anders, wurde aber durch

Die Befolgung dieser Auflagen

mehrfach von der Polizei angehalten

polizeiliche Maßnahmen auf ein unab-

stellte für den Leiter des Aufzuges

wurde. Die eingesetzten Polizeikräfte

wendbares Minimum reduziert.

eine Herausforderung dar, da Teile

wurden mit Feuerwerkskörpern und

Eine bedeutende Herausforderung

des Aufzuges immer wieder zur Be-

Glasflaschen beworfen. Die Täter

war die am 28. Mai 2007 durchge-

achtung angehalten werden mussten.

wurden fest- und anschließend in

führte Demonstration gegen den G8-

Hierbei stellte die Polizei klar heraus,

Gewahrsam genommen.

und den EU-Gipfel. Erwartet wurden

dass Sie Verstöße gegen geltendes

Um eine rechtstaatliche Durch-

hierfür ca. 3 000 bis 4 000 Teilneh-

Recht nicht dulden würde, sondern

führung des Aufzuges gewährleisten

mer. Es war früh deutlich geworden,

durch

Einschreiten

zu können, wurden Teile konsequent

dass größere Teile der Demonstrati-

Straftäter der Strafverfolgung zufüh-

von uniformierten Polizeikräften seitlich

onsteilnehmer versuchen würden an

ren und Störungen der öffentlichen

begleitet.

die Veranstaltungsorte des ASEM zu

Sicherheit und Ordnung verhindern

gelangen, um dort den Protest nicht

bzw. beseitigen würde.

konsequentes

Der Leiter des Aufzuges beendete unplanmäßig bereits um 16:14 Uhr

nur in friedlicher Form vorzutragen,

Bereits am Antreteort wurde deut-

am Rödingsmarkt den Aufzug. Ur-

sondern die Veranstaltung massiv zu

lich, dass nicht alle Aufzugsteilnehmer

sprünglich sollte der Aufzug erst um

POLIZEIBERICHT 2007

die Anfahrt zu verhindern, in dem sie

39

18:00 Uhr auf dem Theodor-HeussPlatz, also weiter von der Innenstadt

Teilnehmer der ASEM-Tagung im Innenhof des Hamburger Rathauses

entfernt, beendet werden.

werden, dass die Polizei Hamburg

nach Abschluss der Demonstration

wurden Einsatzkräfte mit einer chemi-

natürlich auch das normale Einsatz-

selbst den Beweis für die Notwen-

schen Substanz angegriffen. Hierbei

geschehen zu erledigen hatte, wel-

digkeit der polizeilichen Maßnahmen.

erlitten mehr als 170 Polizeibeamte

ches zu einem erheblichen Anteil aus

Beim Entfernen vom Demonstrations-

Augenreizungen.

der Nutzung des Notrufes 110 resul-

siv mit Gegenständen an. Ein großer Teil der ehemaligen De-

Bei

einer

Dies alles beweist, dass die Pro-

tierte. Gleiches gilt für die Arbeit der

gnosen der Polizei im Hinblick auf die

Kriminalpolizei in Hamburg, denn die

Gewaltbereitschaft zutreffend waren.

Alltagskriminalität gönnte der Polizei

monstrationsteilnehmer hatte sich in

Erst gegen 21:00 Uhr, also mehr

das Schanzenviertel begeben. Dort

als vier Stunden nach Ende des Auf-

Insgesamt wurde das ASEM ohne

dauerten

zuges, beruhigte sich die Lage im

Störungen durchgeführt. Das Aus-

Schanzenviertel.

wärtige Amt hat sich ausdrücklich für

die

Auseinandersetzun-

gen mit der Polizei bis in den späten

POLIZEIBERICHT 2007

Es darf hierbei nicht vergessen Auseinandersetzung

aufzug griffen sie Polizeibeamte mas-

40

Hinsicht eine logistische Herausforderung, die erfolgreich bewältigt wurde.

Eine große Anzahl der Teilnehmer der Demonstration lieferte unmittelbar

und verpflegt werden. Auch in dieser

auch in dieser Zeit keine Pause.

Abend an. Es mussten wiederholt

Dieser Einsatzanlass wäre ohne

die vorbildliche Unterstützung bei der

Wasserwerfer eingesetzt werden, um

Unterstützung aus anderen Bundes-

Durchführung bedankt und deutlich

brennende Barrikaden zu löschen,

ländern nicht zu bewältigen gewesen.

gemacht, dass sich Hamburg als

da ein Einsatz der Feuerwehr zu die-

Insgesamt wurden ca. 2 800 Beam-

Veranstaltungsort wiederum empfoh-

sem Zeitpunkt nicht möglich war. Es

te an diesem Tag eingesetzt, davon

len hat.

wurden mehrere Personen festge-

ca. 1 200 aus anderen Bundeslän-

Uns als Polizei Hamburg freut es,

nommen, die so genannte Molotow-

dern. Diese mussten teilweise meh-

hierzu einen Beitrag geleistet zu ha-

Cocktails herstellten.

rere Tage in Hamburg untergebracht

ben.❚

Verkehrsunfallstatistik 2007 Mehr Unfälle mit Sachschäden – weniger verunglückte Kinder 2007 bedingt. Die Zahl der Verkehrstoten (30) liegt über dem Ergebnis des Vorjahres und ist die historisch zweitniedHolger Mohr, VD 010, Verkehrsdirektion

rigste Zahl.

I

m vergangenen Jahr sind die Verkehrunfälle mit Sachschäden in Hamburg um 7,3 Prozent gestiegen. Gleichzeitig verzeichnet die Statistik einen Rückgang bei den

Schwerverletzten und bei Unfällen mit Kindern. Die zentrale Aussagen der Unfall-Bilanz 2007 lauten: n

Anstieg um 3 927 Unfälle (+ 6,7 Prozent)

n

Anstieg um 326 Verunglückte (+ 3,1 Prozent) Zugleich:

Auch die Gesamtzahl von insgesamt 10 751 Verunglück-

n

Weniger Schwerverletzte

ten stellt in der Langzeitbetrachtung den zweitniedrigsten

n

Weniger Kinderunfälle, weniger verunglückte Kin-

Wert seit Beginn der Unfallstatistik dar.

n

Weniger verunglückte Radfahrer

der Der Anstieg im Unfallgeschehen ist wesentlich durch Sach-

Insgesamt wurde das Unfallgeschehen im Wesentlichen

schadensunfälle sowie durch saisonale Einflüsse im Frühjahr

durch Verhaltensfehler der Verkehrsteilnehmer bestimmt. Als

POLIZEIBERICHT 2007

Hauptunfallursachen im Jahr 2007:

41

häufigste Ursachen für Verkehrsunfälle mit Personenschäden waren wieder besonders auffällig: n

Die Entwicklung in den Jahren 2002 bis 2007 stellt sich wie folgt dar:

Fehler beim Einfahren in den Verkehr, Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren

n

Zu schnelles Fahren

n

Ungenügender Sicherheitsabstand

n

Nichtbeachtung von Vorfahrt/Vorrang

n

Rotlichtmissachtung Darüber hinaus führten Alkohol und Drogen im Straßen-

verkehr immer wieder zu Unfällen mit schweren Folgen. Dementsprechend hat die Polizei im Jahr 2007 ihre Überwachungs- und Präventionstätigkeiten schwerpunktmäßig auf diese besonders risikoreichen Unfallursachen konzentriert.

Junge Erwachsene bleiben gleichwohl eine Risikogruppe, weil sie bei einem Anteil von 8,2 Prozent an der Gesamt-

Rückgang der Unfälle mit Kindern:

bevölkerung an 17,1 Prozent aller Unfälle und sogar 22,9

In diesem Bereich sind die Unfallzahlen im Jahr 2007 erneut

Prozent der Unfälle mit Personenschaden überproportional

weiter zurückgegangen.

häufig beteiligt sind.

Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Kinder (bis 14

Zu ca. 65 Prozent sind sie selbst Hauptverursacher. Die

Jahre) als Fußgänger oder Radfahrer beteiligt waren, ist um

Unfallursachen sind dabei überhöhte Geschwindigkeit, un-

30 auf 652 gesunken.

genügender Sicherheitsabstand sowie Wenden und Rück-

Insgesamt verunglückten auf Hamburgs Straßen 800

wärtsfahren. Junge Erwachsene unterliegen weiterhin einem

Kinder (-37), davon 222 als Fußgänger (2006: 238),

erhöhten Unfallrisiko und stehen deshalb im Blickpunkt

282 als Radfahrer (2006: 305). Weitere 296 Kinder ver-

polizeilicher Verkehrssicherheitsarbeit.

letzten sich bei Unfällen als Mitfahrer in Fahrzeugen (2006: 294). Unter den 800 verunglückten Kindern be-

Unfälle mit Senioren

findet sich ein 7-jähriges Kind, das mit seinem Tretroller

Der langjährige Trend steigender Unfallzahlen hat sich leider

beim Überqueren der Straße auf einer Fußgängerfurt

auch im Jahr 2007 fortgesetzt. Er geht einher mit der de-

unter einen abbiegenden Bus geriet und tödlich verletzt

mografischen Entwicklung und der zunehmenden Mobilität

wurde.

von Senioren.

Der Rückgang der Kinderunfälle ist sehr erfreulich und verläuft parallel zu der im Jahre 2002 begonnenen Verkehrssicherheitsaktion „Rücksicht auf Kinder … kommt an“. Diese Aktion wird jährlich über vier Wochen durchgeführt und hat zum Ziel, die Verkehrssicherheit für Kinder nachhaltig zu erhöhen. Unfälle mit Jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) überproportional auffällig Im Jahr 2007 hat es einen Anstieg der Unfälle mit Jungen

POLIZEIBERICHT 2007

Erwachsenen gegeben:

42

Senioren stellten 2007 18,6 Prozent der Gesamtbevöl-

n

Anstieg um 613 Unfälle (+ 6,1 Prozent)

kerung, sind jedoch nur an 14 Prozent aller Unfälle beteiligt

n

leichter Anstieg um 17 Verunglückte (+ 1,1 Prozent)

gewesen. Bei diesen Unfällen handelte es sich zu 83,3 Pro-

Insbesondere bei den Verunglückten bewegen sich die Zahlen des Jahres 2007 gegenüber den Werten früherer Jahre auf einem deutlich niedrigeren Niveau.

zent um Sachschadensunfälle. Die Häufigkeit der Unfallursachen unterschied sich deutlich von Unfällen anderer Verkehrsteilnehmergruppen, weil bei

Seniorenunfällen verstärkt Ursachen

lich, dass insbesondere Geschwin-

besonderen Risikos der Verkehrs-

i. Z. m. komplexen Verkehrsabläufen

digkeit und Alkohol als besonders

teilnahme unter Drogeneinfluss setzt

wie z. B. Abbiegen, Wenden und

risikoträchtige Unfallursachen auch

die Polizei hier seit mehreren Jahren

Rückwärtsfahren registriert werden.

künftig konsequent zu bekämpfen

einen besonderen Kontroll- und Prä-

Geschwindigkeitsbezogene

sind. Weitere Ursachen bezogen sich

ventionsschwerpunkt.

finden vergleichsweise seltener statt. Die Polizei hat sich mit derzeit 85 Bürgernahen Beamten, die speziell für

u. a. auf fehlerhaftes Überschreiten der Fahrbahn sowie falsches Verhal-

Ausblick für 2008

ten gegenüber Fußgängern.

Bei allen erreichten Rückgängen im

das Aufgabenfeld Seniorenberatung

Unfallgeschehen besteht jedoch keine

geschult wurden, auf die Zielgruppe

Unfälle unter Alkoholeinfluss

Veranlassung, die Anstrengungen zur

Senioren eingestellt. In Vortragsver-

Im Jahr 2007 wurden mit 961 Un-

Verbesserung der Verkehrssicherheit

anstaltungen und persönlichen Bera-

fällen unter Alkoholeinfluss 22 Unfälle

zu verringern. Die Schwerpunkte der

tungsgesprächen werden den Seni-

weniger (- 2,2 Prozent) registriert als

polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit

oren Hinweise zur Verminderung von

im Vorjahr. Die Zahl der bei diesen Un-

im Jahr 2008 beziehen sich deshalb

Verkehrsunfallrisiken gegeben.

fällen Verunglückten sank um 6 (- 1,4

auch weiterhin auf die weitere Redu-

Prozent) auf 429.

zierung der Unfallzahlen insbeson-

Verkehrstote

Trotz der erfreulichen Rückgänge

dere mit Verunglückten sowie einer

Im Jahr 2007 hat es insgesamt 30

geht von alkoholisierten Verkehrs-

weiteren Verringerung der Unfälle mit

Verkehrstote (2 Verkehrstote mehr

teilnehmern immer noch ein hohes

Kindern.

ggü. 2006) gegeben. Damit setzt

Unfallrisiko aus. So kam es in fast

Das bewährte polizeiliche Kon-

sich die mittelfristig tendenziell rück-

34,7 Prozent der Unfälle unter Alko-

zept einer konsequenten Repressi-

läufige Entwicklung fort.

holeinfluss zu Personenschäden. Bei

on in Verbindung mit Prävention und

4 Unfällen mit tödlichem Ausgang war

intensiver

Trunkenheit die Hauptursache.

fortgesetzt. Polizeiliche Maßnahmen

Von den 30 Unfalltoten starben 10 Personen als Fahrer/Mitfahrer eines motorisierten Fahrzeuges (PKW,

Öffentlichkeitsarbeit

wird

konzentrieren sich insbesondere auf

Motorrad, LKW), 14 als Fußgänger

Drogen im Straßenverkehr

die Unfallursachen mit hohem Risiko-

sowie 6 Personen als Radfahrer.

Im Jahr 2007 wurde bei 91 Un-

potential. Hierzu gehören überhöhte

Allein in 13 Fällen waren überhöhte

fällen Drogeneinfluss als Ursache

Geschwindigkeit genauso wie das

Geschwindigkeit bzw. Trunkenheit im

festgestellt; dabei verunglückten 50

Fahren unter Alkohol- und Drogen-

Straßenverkehr die Hauptursachen

Menschen. Bei einem Unfall mit töd-

einfluss sowie die Überwachung von

bei Unfällen mit tödlichem Ausgang.

lichem Ausgang war Drogenkonsum

Rotlichtverstößen

Schon diese Zahlen machen deut-

zumindest mitursächlich. Wegen des

Schwerpunkt im Jahr 2008.❚

als

besonderen

POLIZEIBERICHT 2007

Unfälle

43

JAHRESKALENDER 2007

JAHRESKALENDER 2007

JAN FEB MÄR

10.

Die Mordkommission klärt ein Tötungsdelikt aus dem Jahr 1985 auf. Ein unbekannter Täter hatte damals eine 36-jährige Prostituierte in ihrer Wohnung erstochen. Die inzwischen verbesserten Möglichkeiten der DNA-Untersuchung und weitere Ermittlungsansätze ergeben jetzt einen Tatverdacht gegen einen 59-jährigen Mann. Er wird an seinem heutigen Wohnort in Bayern festgenommen.

18.

Auf der Suche nach einem 10-jährigen vermissten Mädchen aus Hamburg-Altona fahndet die Polizei mit Hochdruck in mehreren Bundesländern. Das Kind – das auf dem Weg nach Bayern war – wird schließlich in Bonn gefunden.

POLIZEIBERICHT 2007

19.

44

Akribische Ermittlungen des Zentralen Ermittlungskommissariates 65 und Bilder der Videoüberwachung der öffentlichen Verkehrsmittel führen zur Aufklärung einer Serie von zehn Handtaschenrauben. Der 23-jährige Tatverdächtige hatte Frauen im Alter von 51 bis 85 Jahren überfallen. Am 13. Januar wird der Mann festgenommen und einem Haftrichter vorgeführt.

1.

14.

Nach einem Zeugenhinweis vollstrecken Beamte des Fachdienstes für Umweltdelikte (WSP 21) einen Durchsuchungsbeschluss bei einer Frau, die gefährliche Hunde züchtet. Eine American-StaffordshireTerrier-Hündin und neun Welpen werden sichergestellt und dem Tierschutzverein übergeben.

18.

In der Nacht fällt einem Zeugen auf der Autobahn ein Taxi mit riskanten Fahrmanövern und Schlangenlinienfahrten auf. Das Fahrzeug kommt von der Fahrbahn ab und schleudert mehrfach in die Leitplanken. Der Fahrer hat 2,97 Promille. Ein Fahrgast ist zum Glück nicht an Bord.

26.

Dem Zentralen Ermittlungskommissariat Süd gelingt es, eine Straftatenserie in Hamburg-Veddel aufzuklären. Es werden 17 Tatverdächtige ermittelt. Sie werden beschuldigt, derart auf ihre Opfer eingewirkt zu haben, dass diese nicht mit der Polizei zusammenarbeiten. Es werden mehrere Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt, umfangreiches Beweismittel sichergestellt und drei Haftbefehle vollstreckt.

Nachdem in Kopenhagen ein alternatives Wohnprojekt durch die dänische Polizei geräumt wurde, solidarisieren sich in Hamburg-St. Pauli rund 800 Personen mit den Betroffenen in einer demonstrativen Aktion. Hamburger Polizeibeamte können Ausschreitungen verhindern. Ein Beamter wird verletzt.

6.

Hamburger Kriminalbeamten gelingt es, zwei Rumänen festzunehmen, die über einen Zeitraum von einem Jahr mehrere Raubüberfälle begangen haben. Die 29 und 31 Jahre alten Männer lauerten ihren Opfern stets an Ampelanlagen auf; mussten Autofahrerinnen bei Rot anhalten, schlugen sie blitzschnell die Seitenfenster der Fahrzeuge ein und raubten die auf den Beifahrersitzen abgelegten Handtaschen.

17.

Auf dem Rasen einer Wohnanlage in HamburgOsdorf wird ein toter Säugling in einer Plastiktüte gefunden. Die Mordkommission findet nach umfangreichen Ermittlungen heraus, dass eine 26-jährige Polin das Mädchen gleich nach der Entbindung aus der zehnten Etage eines Hochhauses geworfen hat. Gegen die Frau ergeht Haftbefehl.

JAHRESKALENDER 2007

JAHRESKALENDER 2007

APR MAI JUN 4.

Die Sonderkommission Geländewagen klärt 17 Diebstähle hochwertiger Fahrzeuge auf. Die Täter hatten es überwiegend auf die Modelle Porsche Cayenne, VW Touareg, Audi Q7 und BMW X5 abgesehen und die gestohlenen Fahrzeuge in einer Autowerkstatt in den Niederlanden umgerüstet. In Zusammenarbeit mit der niederländischen Polizei erfolgen mehrere Festnahmen.

17.

Einen schnellen Fahndungserfolg erzielt die Polizei nach einem bewaffneten Banküberfall in Hamburg-Billstedt. Ein Fahndungsfoto des Täters führt noch am selben Tag in Hamburg-St. Georg zur vorläufigen Festnahme eines 28-jährigen Mannes, der die Tat gesteht.

24.

Personenfahndern des Landeskriminalamtes gelingt es, einen seit 16 Jahren gesuchten Mann in Polen aufzuspüren und zu verhaften. Michael M. wird verdächtigt, 1991 Auftraggeber für ein Tötungsdelikt an einem polnischen Geschäftsmann gewesen zu sein und die Tat vorbereitet zu haben.

7.

Die Mordkommission klärt ein Tötungsdelikt aus dem Jahr 2006 auf, indem sie rund 250 Personen Speichelproben entnimmt. Rückblick: Eine Tänzerin (29) wollte in den Urlaub fliegen und wurde von einer Freundin tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Durch am Tatort gefundene Spuren und entsprechende Vergleichsuntersuchungen konnte der Tatverdächtige, ein 35-jähriger Litauer identifiziert werden. Er wird festgenommen und sitzt seitdem in Haft.

13.

Vier Jahre nach dem Raubüberfall auf eine Sparkasse in Hamburg-Ottensen nimmt das LKA einen 46-jährigen Deutschen fest. Umfangreiche Ermittlungen und Abstimmungen mit dem LKA Berlin führen auf die Spur des Mannes, bei dem eine Waffe und Aufzeichnungen für einen geplanten Raub sichergestellt werden können.

25.

Der FC St. Pauli spielt gegen FC Dynamo Dresden 2:2 und sichert sich damit den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach Spielende werden Polizeibeamte am Bahnhof Feldstraße von etwa 500 Personen mit Flaschen, Steinen und Böllern beworfen.

POLIZEIBERICHT 2007

1.

Das Fachkommissariat für Falschgeld nimmt vier Bulgaren fest, die für die Verbreitung von gefälschten 200-Euro-Scheinen verantwortlich gemacht werden. Von den professionellen Druckfälschungen stellen die Ermittler 130 Exemplare sicher.

45

5.

Ein toter Wal wird in der Elbe gefunden. Der Pottwal mit einer Länge von etwa acht Metern wurde am Revierponton des WSPK 1 vertäut und später in das Institut für Hygiene gebracht. Das Tier verstarb vermutlich bei einer Kollision mit einem größeren Schiff und wurde dann in die Elbmündung getrieben.

20.

In der Vergangenheit wurden wiederholt Elektronikgeräte aus einem Lager im Hamburger Hafen gestohlen. Wasserschutzpolizisten nehmen vier Hafenarbeiter auf frischer Tat vorläufig fest. Sie sind geständig. Der Verbleib von 33 DVD-Autoradios kann aufgeklärt werden.

JAHRESKALENDER 2007

JAHRESKALENDER 2007

JUL AUG SEP 7.

3.

Zielfahnder des Landeskriminalamtes verhaften einen jungen Deutschen in Stettin. Der 25-Jährige betreibt in einem Gewerbegebäude eine professionelle Cannabisplantage mit einer Grundfläche von 100 Quadratmetern. Neben dem technischen Equipment wie Lüftungen, Pflanzkästen, Speziallampen und Zeitschaltuhren stellen die Ermittler 48 Großpflanzen, 646 Setzlinge und 117 kleine Pflanzen sicher. Zudem entdecken die Fahnder in einem Schrank eine scharfe Schusswaffe Browning. Der Beschuldigte sitzt in Haft.

14.

POLIZEIBERICHT 2007

22.

46

Mit einem gemessenen Atemalkoholwert von 3,16 Promille verursacht eine 31-jährige Autofahrerin im Eppendorfer Weg mehrere Verkehrsunfälle. Mit ihrem Daimler-Chrysler beschädigt sie auf einer Länge von etwa 150 Metern insgesamt 14 Fahrzeuge sowohl auf der linken als auch auf der rechten Fahrbahnseite und verursacht einen Sachschaden von über 20 000 Euro.

Umfangreiche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hamburg sowie der Raubdezernate der Polizei Bremen und Hamburg führen zur Aufklärung einer Serie von 15 Raubüberfällen auf Tankstellen in Bremen und Hamburg. Der Täter bedroht bei seinen Taten den Angestellten mit einem Messer, einer Pistole oder Reizgas, raubt anschließend das Bargeld (gesamt 10 000 Euro) und flüchtet zu Fuß. Das Mobile Einsatzkommando verhaftet den 20-jährigen Bosnier in Sittensen.

Passanten entdecken im März 2007 Knochen in einem Alsterfleet. Die Leichenteile können zweifelsfrei einem 31-jährigen Chinesen zugeordnet werden, der seit Januar vermisst wird. Die Mordkommission ermittelt einen 36-jährigen Tatverdächtigen. Er ist auf der Flucht und wird per Haftbefehl gesucht.

11.

Das Zentrale Ermittlungskommissariat 63 klärt eine Serie von neun Blitzeinbrüchen in der Hamburger Innenstadt auf. Drei Tatverdächtige werden verhaftet. Sie hatten es auf hochwertige Elektronik- und Optikerwaren sowie Schmuck abgesehen und erbeuteten Ware im Wert von rund 150 000 Euro.

18.

Geldforderungen waren das Motiv für einen bewaffneten Überfall auf den Betreiber eines Saunaklubs. Die beiden 27 und 37 Jahre alten Tatverdächtigen können zunächst flüchten. Beide werden schließlich Ende September verhaftet.

JAHRESKALENDER 2007

JAHRESKALENDER 2007

OKT NOV DEZ

4.

5.

Hamburgs Polizisten erhalten gute Noten. Bei einer Kundenbefragung in Zusammenarbeit mit einem Markt- und Meinungsforschungsinstitut bewerten die Hamburger die Arbeit ihrer Polizei mit einem Notendurchschnitt von 1,8.

Werbung für ein Polizeimuseum für Hamburg. Die seit 1893 bestehende polizeihistorische Lehrmittelsammlung war bisher nur einem Fachpublikum zugänglich. In einer Sonderausstellung werden besonders spannende und interessante Exponate der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Das Museum wird im Stadtteil Alsterdorf eingerichtet.

10.

In einem Restaurant in Hamburg-St. Georg verhaften Zielfahnder des Hamburger LKA ein international gesuchtes Mitglied des Camorra-Clans von Neapel. Der 48-Jährige wird dem Untersuchungsgefängnis zugeführt.

9.

Kripobeamte stoppen eine seit Juni andauernde Einbruchserie. Sie nehmen einen 40-jährigen Deutschen fest, dem 36 Einbruchdiebstähle im Hamburger Westen vorgeworfen werden können. Der 40-Jährige macht keine Aussage. Er wird dem Amtsgericht vorgeführt. Ein Haftbefehl wird erlassen.

12.

Reeperbahn und Hansaplatz werden Waffenverbotsgebiet. Besucher der „Amüsiermeile“ und des Hansaplatzes dürfen ab sofort keine Waffen, Messer, Knüppel und andere gefährliche Gegenstände mitführen.

15. Das Hamburger LKA zerschlägt einen Hehlerring serbischer Tatverdächtiger, die einen betrügerischen Handel mit Wohnmobilen betrieben haben. Unter falschen Namen angemietete Fahrzeuge wurden ins Ausland verbracht, mit „neuen Papieren“ versehen und anschließend über das Internet verkauft. Die Haupttäter können verhaftet werden.

25.

Auf einem Parkplatz in Hamburg-Niendorf wird ein 27-jähriger Mann durch Schläge und Tritte tödlich verletzt. Nach umfangreichen Ermittlungen und einer Öffentlichkeitsfahndung kann aufgrund von Zeugenhinweisen bereits wenige Tage nach der Tat ein 21-jähriger Tatverdächtiger festgenommen und dem Haftrichter zugeführt werden.

POLIZEIBERICHT 2007

25.

Beamte der Zentraldirektion (ZD 66) können eine Tätergruppe dingfest machen, die für eine Serie von Geldautomatendiebstählen im norddeutschen Raum verantwortlich gemacht wird. Für ihre Taten konstruierte die Gruppe spezielle Sackkarren, um die bis zu 600 Kilogramm schweren Automaten abzutransportieren. Der Ermittlungsgruppe „Sackkarre“ gelingt es während des Verfahrens, einer zweiten Gruppe auf die Spur zu kommen, die sich auf Tresordiebstähle spezialisiert hat. Insgesamt klären die Kripobeamten 63 Straftaten auf.

47

40 Jahre Aus- und Fortbildung Landespolizeischule Hamburg 1967 bis 2007

rern vom Dienst enthoben und später nach § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Wolfgang Kopitzsch, LPSL, Leiter der Landespolizeischule

(keine Garantie für eine nationalsozialistische Weltanschauung) entlassen. Die „Polizeischule“ bestand formell

Vorgeschichte

weiter, verlor aber massiv an Be-

Die Aus- und Fortbildung in der Polizei

deutung. Die polizeiliche Ausbildung

Hamburg blickt auf eine lange Tradi-

konzentrierte sich im Dritten Reich

tion zurück. Mit der Gründung der

vorwiegend auf eine sehr kurze, stark

„Sicherheitspolizei Hamburg“ im Jah-

militärisch geprägte Variante und ver-

re 1919 (seit 1920 „Ordnungspolizei

lor während des Zweiten Weltkrieges

Hamburg“) als kasernierte Polizeitrup-

fast völlig die polizeilichen Inhalte.

pe war die Entwicklung des „Polizei-

Der hohe Standard der polizeili-

schulwesens“ eng verbunden. Die

chen Aus- und Fortbildung, der in der

damalige Regelung der grundsätzlich

Weimarer Republik erreicht worden

zwölfjährigen Dienstzeit in der „Ord-

war, war nach dem Zusammenbruch

nungspolizei“ machte es notwendig,

des Dritten Reiches die Grundlage

die Beamten für spätere Verwendun-

für den Aufbau einer demokratischen

gen in der Polizei und in anderen Be-

Polizei.

rufen zu qualifizieren.

Herbst 1945 unter sehr schwierigen

dung der „Polizeiunterbeamten“ war

Rahmenbedingungen wieder aufge-

Aufgabe der „Stammabteilung“ der

nommen. Der sozialdemokratische

Ordnungspolizei, zunächst in Bah-

Polizeisenator Lothar Danner, der

renfeld, dann in Wandsbek. Die „Po-

von 1923 bis 1933 Polizeioberst und

lizeischule“, deren Schwerpunkt in

Chef der Ordnungspolizei Hamburg

der Vermittlung einer umfassenden

war, trat sein Amt 1950 wieder an

Allgemeinbildung lag, wurde 1920

und übte es bis 1953 aus. Wesent-

eingerichtet.

liche Elemente der Ausbildung der

POLIZEIBERICHT 2007

Nach der Machtübergabe in Ham-

48

Die Polizeiausbildung wurde im

Die einjährige polizeiliche Ausbil-

burg am 5. März 1933 an die Nati-

Weimarer Republik wurden wieder aufgegriffen.

onalsozialisten wurde Polizeischul-

Die Ausbildung erfolgte durch die

direktor Boehden gemeinsam mit ei-

„Schutzpolizeischule“, die auch die

ner Reihe von sozialdemokratischen

Einstellungen durchführte. Die weitere

und demokratischen Polizeischulleh-

Ausbildung erfolgte dann in der Be-

Seminar an der Landespolizeischule

reitschaftspolizei und in der „Polizei-

die Kriminalpolizei in der Kriminallehr-

war die neugeschaffene Aufgabe ei-

übergangsabteilung“ (PÜA). Beendet

abteilung und im Bereich der Wasser-

nes „Wissenschaftlichen Direktors der

wurde die Ausbildung durch den so

schutzpolizei zum Teil an der bereits

Landespolizeischule“. Intensive Ar-

genannten Festanstellungslehrgang.

bestehenden – länderübergreifenden

beiten des so genannten „Bildungs-

– Wasserschutzpolizeischule.

beirates“ führten zur Gestaltung einer

durch die „Polizeifachschule“ durch-

außerordentlich modernen, weiterfüh-

geführt, die dem Polizeipräsidenten

Die Einrichtung der „Landes-

renden und bundesweit einmaligen

direkt unterstellt war. Sie wurde durch

polizeischule“ 1967

Ausbildungskonzeption, die sich bis

einen Berufspädagogen geleitet.

Unter dem Innensenator Helmut

heute als tragfähige Grundlage erwie-

Die Schutzpolizeischule führte ne-

Schmidt (1961-1966), dem späteren

sen hat.

ben der Fortbildung, unter anderem

Bundeskanzler der Bundesrepublik

Zu den begleitenden Maßnah-

im mittleren Dienst, auch die Ausbil-

Deutschland (1974-1982), gab es

men gehörten unter anderem die

dung der „Oberbeamtenanwärter“

erste Überlegungen zu einer weitge-

Novellierung des Laufbahnrechts, die

(OBA) und der „Oberbeamten“ durch.

henden Reform der Polizeiaus- und

Formulierung eines „Berufsbildungs-

Die Ausbildung und Fortbildung in

fortbildung.

plans“ und die Übertragung der Aus-

den anderen Bereichen erfolgte für

Schmidts Nachfolger als Innense-

bildung für den gehobenen Dienst an

nator, Heinz Ruhnau (1966-1974),

die Landespolizeischule. Diese sog.

begann unmittelbar nach seinem

„Kommissarsausbildung“

Amtsantritt mit umfangreichen Pla-

nun drei Jahre – unterbrochen von

nungen, deren erste Ergebnisse der

einem halbjährigen Praktikum. Re-

Öffentlichkeit bereits im November

formiert wurde auch die zweijährige

1966 vorgestellt wurden:

Ausbildung für den höheren Dienst

n

der Polizei.

Trennung der Ausbildung vom Exekutivdienst

n

n

n

dauerte

Ein deutlich sichtbares Zeichen

Bildung einer einheitlichen Lan-

der zahlreichen Veränderungen in

despolizeischule mit einem Ausbil-

der Aus- und Fortbildung wurde mit

dungszentrum in Alsterdorf

der Errichtung des Hörsaalgebäudes

Änderung der Ausbildungsinhalte

am Braamkamp (dem Polizeiausbil-

(weg vom „Halbjuristen“, Ausbil-

dungszentrum) gesetzt. Die feierliche

dung in der Bereitschaftspolizei

Grundsteinlegung am 6. März 1970

entsprechend den Anforderun-

durch den damaligen Bundespräsi-

gen einer Großstadtpolizei)

denten Gustav W. Heinemann mach-

Intensivierung und Ausbau der

te den hohen gesellschaftlichen und

Weiterbildung.

politischen Stellenwert der Reformmaßnahmen deutlich.

Mit der Einrichtung des „Polizei-

In seiner Festrede führte Bundes-

ausbildungsamtes“ am 2. Januar

präsident Heinemann unter anderem

1967 wurde der erste Schritt der

aus:

Reformen eingeleitet, dem am 2. Juni

„...Zu den unerfreulichsten Tra-

1967 mit der Gründung der „Landes-

ditionen

polizeischule“ der zweite Schritt der

es, dass – im Gegensatz etwa

Reformmaßnahmen folgte.

zu Großbritannien – das Verhält-

unseres

Staates

gehört

Ein deutlich sichtbarer Schritt der

nis zwischen Bürger und Polizei bei

beabsichtigen Veränderungen und

uns nie spannungslos gewesen ist.

der wissenschaftlichen, vor allem

Das lag gewiss nicht an den ein-

aber pädagogischen Orientierung,

zelnen Bürgern und Polizeibeamten,

POLIZEIBERICHT 2007

Die allgemeine Bildung wurde

49

sondern im wesentlichen daran,

amten als einen sozialen Dienst am

Aus- und Fortbildung zur Verfügung.

dass sich ein obrigkeits-staatliches

Bürger zu verstehen.

Die ersten umfangreichen Sparmaß-

Denken bei uns mit großer Zähigkeit behauptete.

...Hamburg nennt sich mit Stolz

nahmen in der Hamburger Politik Mitte

ein ‚Tor zur Welt’. Diese besondere

der siebziger Jahre und die stärkere

Die Funktion der Polizei ist bei uns

Funktion unserer großen Hafenstädte

Konzentration auf die „mittlere Reife“

lange Zeit darin gesehen worden, den

Hamburg und Bremen verpflichtet sie

als Voraussetzung für die Berufsaus-

Willen der Staatsführung zu vollziehen

auch nach innen zu freiheitlichem und

bildung führten 1976 zu Veränderun-

und die von ihr gewollte Ordnung zu

fortschrittlichen Geist...“.

gen, unter anderem zu einer Überar-

schaffen und durchzusetzen.

Im November 1970 erteilte der Senat den Auftrag zu einer gründli-

Für Hauptschüler ohne Berufs-

en demokratischen Rechtsstaat nicht

chen Analyse der Polizei. In diesem

ausbildung dauerte die Ausbildung

angemessen. Die Bundesrepublik

Zusammenhang wurde auch die

nun drei Jahre mit einer Fachschul-

Deutschland will ihre Bürger aus der

Aus- und Fortbildung der Polizei,

reifeprüfung (mittlere Reife), Anwärter

Rolle der Untertanen herausholen;

deren umfangreiche Veränderungen

mit mittlerer Reife bzw. Hauptschüler

sie betrachtet sie nicht als Objekt

noch längst nicht abgeschlossen wa-

mit abgeschlossener Berufsausbil-

der Staatsführung. Bei uns nimmt

ren, erneut überprüft.

dung absolvierten eine Ausbildung

jeder Bürger teil an der Souveränität

1973 wurde das „Polizeiausbil-

von zweieinhalb Jahren und Anwärter

des Volkes. Seine Freiheit kann da-

dungsamt“ als Zwischeninstanz auf-

mit Hochschul- oder Fachhochschul-

her auch um der Ordnung willen nicht

gelöst und die „Landespolizeischule“

ausbildung konnten die Ausbildung in

beliebig eingeschränkt werden. Die

übernahm am 17. September 1973

zwei Jahren durchlaufen.

Freiheit soll nicht der Ordnung zum

die alleinige Verantwortung für die

Opfer fallen, vielmehr soll die Ordnung

Aus- und Fortbildung.

der Freiheit aller Bürger dienen.

einer Reform der Ausbildung für den gehobenen Dienst mit der Gründung

...Es ist nicht leicht, Polizist in einer

Jahre ausgeweitete Ausbildung der

der „Fachhochschule für Öffentliche

aktiven Demokratie zu sein...Der Po-

Polizeianwärter wurde mit Wirkung

Verwaltung“ (FHÖV) mit den Fachbe-

lizeibeamte braucht eine Ausbildung,

vom 1. April 1973 auf drei Jahre ver-

reichen Allgemeine Verwaltung, Steu-

die diesen veränderten Erkenntnissen

kürzt. Für Polizeianwärter mit Berufs-

erverwaltung und Polizei abgeschlos-

angemessen ist. Sie muss gründliche

ausbildung und Abiturienten wurde

sen. Der Aufgabenbereich wechselte

Fachkenntnisse, aber auch gute All-

eine auf zwei Jahre reduzierte Ausbil-

von der LPS in die neue Bildungsein-

gemeinbildung einschließen.

dung eingeführt. Mit der Einweihung

richtung. Die Ausbildungsdauer von drei Jahren veränderte sich nicht.

Ein selbständig denkender und

des Hörsaalgebäudes I im August

handelnder, dem demokratischen

1973 stand endlich auch das so not-

Fast zeitgleich fiel auch die Ent-

Staat innerlich verpflichteter Beamter

wenige Ausbildungszentrum für die

scheidung, den Anteil von Frauen in

Das

Ausbildungszentrum,

der Polizei deutlich zu erhöhen, zufür

nächst noch im Wege einer Quotie-

das wir heute den Grundstein ge-

rung. Ab Anfang der achtziger Jahre

legt haben, soll dazu beitragen, das Verständnis vom Beruf des Polizeibe-

POLIZEIBERICHT 2007

1978 wurden die Überlegungen zu

Die ursprünglich auf dreieinhalb

ist das Ziel der Ausbildung.

50

beitung des Berufsbildungsplans.

Diese Auffassung ist in einem frei-

Tag der offenen Tür an der Landespolizeischule lockte zahlreiche Besucher an

im Wege der so genannten „Bestenauslese“. Als einzige Landespolizei

hatte Hamburg seit 1945 durch-

Inhalten, z. B. in der Waffen- und

nach Ungarn, Polen und Tschechien,

gehend eine uniformierte weibliche

Schießausbildung und beim „einsatz-

gewonnen. Im Rahmen von Förder-

Schutzpolizei. Die Polizei Hamburg

bezogenen Training“ sowie die ständi-

programmen der Europäischen Union

beschritt damit zum wiederholten

ge Anpassung an die Entwicklungen

wurden bereits mehrere Projekte für

Male einen neuen Weg, der sich her-

haben die Ausbildung und die Fort-

die neuen EU-Partner durchgeführt.

vorragend bewährte.

bildung zu bundesweit anerkannten hohen Standards geführt.

Seit 2001 führt die Landespolizeischule in jedem Jahr eine „Gedenk-

auch die Dauer der Ausbildung für

Nach dem Regierungswechsel in

stättenfahrt“ nach Polen mit den Aus-

den mittleren Dienst auf nun zweiein-

Hamburg im Herbst 2001 beschloss

zubildenden durch. Dabei werden

halb Jahre festgelegt.

der Senat eine „Einstellungsoffensive“

u. a. die Konzentrations- und Vernich-

Auf die Einstellung von Haupt-

für die Polizei, die dazu führte, dass

tungslager in Lublin und Auschwitz

schülern ohne Berufsausbildung wur-

allein im Jahre 2002 588 Auszubil-

sowie Gedenkstätten in Zamosc,

de seit Mitte der achtziger Jahre ganz

dende eingestellt wurden.

Krakau und Tatorte Hamburger Po-

verzichtet.

Mit „PAZ-online“, einem internen

lizeieinheiten im Zweiten Weltkrieg

1986/87 wurde mit dem „Medi-

Netzwerk von LPS und FHÖV, wur-

besucht. Auch diese Möglichkeit ist

en- und Didaktikzentrum“ ein neuer

de seit 2002 ein Meilenstein auf dem

bundesweit in der Aus- und Fortbil-

zentraler Bereich in der Landespolizei-

Weg zu einer effektiven Anwendung

dung bisher einmalig.

schule eingerichtet, der insbesondere

des Prinzips „E-Learning“ angeregt

Seit Ende der neunziger Jahre

die Pädagogik, Didaktik und Methodik

und umgesetzt. Seit mehr als zehn

wurde intensiv über eine Veränderung

umfassend unterstützen und verbes-

Jahren verfügt die Polizei Hamburg

der polizeilichen Ausbildung, insbe-

sern sollte. Mit dieser – auch bundes-

durch die Arbeit der Landespolizei-

sondere für den gehobenen Dienst,

weit – wegweisenden Entscheidung

schule über ein „Medienportal“ für

nachgedacht. Nach umfassenden

wurde ein Prozess der inhaltlichen

die Aus- und Fortbildung, auf dessen

Überlegungen wurde mit der Grün-

und methodischen Neuorientierung

Inhalte jederzeit zugegriffen werden

dung der „Hochschule der Polizei

begonnen, der bis heute andauert.

kann.

Hamburg“ zum 1. Januar 2007 ein neuer Weg beschritten.

Aufgrund einer Führungsentschei-

Die Landespolizeischule hat gera-

dung des damaligen Amtsleiters der

de durch das Medienportal umfang-

Nach vierzig Jahren Tätigkeit kann

Polizei, Landespolizeidirektor Heinz

reiche Kontakte ins Ausland, z. B.

die Landespolizeischule auf eine

Krappen, wurden 1994/1995 in

erfolgreiche Arbeit im Dienste der

einem umfassenden Prozess die

Bürger der Freien und Hansestadt

Strukturen und Inhalte der Ausbildung überprüft und verändert. Die Ent-

Bestandteil des Ausbildungsplans: ABC-Schutz-Übung

Hamburg und der Polizei Hamburg zurückblicken. Die Innovationskraft

scheidung von Heinz Krappen, die

der Landespolizeischule ist beacht-

Ausbildung in 60 Prozent Theorie und

lich. Inhalte, Pädagogik, Didaktik

40 Prozent Praxis zu teilen, hat sich

und Methodik sind auf einem hohen

bis heute bewährt.

Stand, auch bundesweit und im eu-

Die Ausgestaltung dieser Grun-

ropäischen Vergleich. Dies bestätigen

dentscheidung, u. a. die Einführung

die umfangreichen nationalen und in-

eines „Reviertages“ an einem Polizei-

ternationalen Kontakte immer wieder.

kommissariat pro Monat in der Aus-

Die Arbeit der Landespolizeischule

bildung vom ersten Semester an, die

ist allgemein anerkannt. Sie hat sich

Einführung eines „Sozialpraktikums“

als die Stätte der Aus- und Fortbil-

von zunächst drei – heute zwei –

dung der Polizei Hamburg im besten

Wochen, Einführung von Seminaren

Sinne der Tradition einer demokra-

und Übungen, eine enge Verbindung

tischen Polizeiaus- und -fortbildung

von theoretischen und praktischen

bewährt.❚

POLIZEIBERICHT 2007

Anfang der achtziger Jahre wurde

51

Waffen verboten! Auf der Reeperbahn nachts um halb eins …

Nächtliche Kontrollen im Bereich Reeperbahn/St. Pauli Enno Lagemann, PSt 213, Präsidialstab

Eindrücke eines Mitarbeiters des Einsatzzuges Ost

S

D

ie berühmteste Straße Hamburgs im Vergnügungsviertel des Stadtteils St. Pauli er-

freut sich durch die vielen Rotlichtbetriebe, Kleinkunsttheater, Restaurants, Musikclubs und Diskotheken besonders an den Wochenenden bei Tausenden einer besonderen Beliebtheit. Zugleich ist der Stadtteil jedoch auch lieb gewonnene Heimat für ca. 27 000 Anwohner. Bereits Anfang der 90er Jahre reagierte die Polizei Hamburg mit einem besonderen Sicherheitskonzept auf Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppierungen. Dieses Konzept wurde in den folgenden Jahren konsequent fortgeführt und weiterentwickelt. Im Zuge gesetzlicher Veränderungen richtete die Polizei im

POLIZEIBERICHT 2007

Jahr 2005 im Bereich der Reeperbahn

52

wegen der andauernden Gewaltdelikte ein Kontrollgebiet ein. Ein erhöhter Personaleinsatz, die Möglichkeit von lageabhängigen Kontrollen sowie die Videoüberwachung sind Teile des

amstagabend, 23:00 Uhr. An der Davidwache erfolgte die Rüdiger Ibrom, ZD 514, Einweisung für die 22 Beamten des Einsatzzug Ost Einsatzzuges, die in dieser Nacht zur Unterstützung eingesetzt waren Unmittelbar danach rückten die Einsatzkräfte ab, um sich unter die St. Pauli-Besucher zu mischen. Schon auf dem Weg zur Großen Freiheit der erste kurze Einsatz. Ein junger Mann streckte den Beamten lachend den ausgestreckten Mittelfinger entgegen. Sofort wurde er überprüft. Da er stark angetrunken war und angeblich keinen Ausweis bei sich hatte, sollte er zur Wache gebracht werden. Zur Sicherheit erfolgte vorher eine Durchsuchung seiner Bekleidung. Dabei wurden zwei Messer und ein Korkenzieher gefunden. Alle Gegenstände wurden sichergestellt, den Rest der Nacht verbrachte der Mann im Polizeigewahrsam und eine Anzeige wegen Beleidigung folgte. Kurz nach Mitternacht versuchte eine gerade siebzehn Jahre alte Schülerin mit dem Ausweis einer älteren Freundin in eine Diskothek auf der Großen Freiheit zu gelangen. Bei der Einlasskontrolle fiel sie auf und die Polizeibeamten wurden gerufen. Zum ihrem eigenen Schutz wurde die Jugendliche zur Davidwache gebracht. Von hier aus wurden ihre Eltern angerufen, ihre Tochter abzuholen. Neben einem eindringlichen Appell und dem Hinweis auf das Jugendschutzgesetz gab es noch eine Anzeige wegen Missbrauch von Ausweispapieren für die junge Dame. Sie ist die Erste von drei Weiteren in dieser Nacht. Die Große Freiheit war mittlerweile voller amüsierwilliger Menschen. Einige bayerische Touristen waren fasziniert von den blauen Uniformen und wollten unbedingt zusammen mit einer Beamtin fotografiert werden. Warum nicht … Und immer wiederkehrend die Fragen: Wo ist der nächste Geldautomat? Wo geht es zur Herbertstraße? Wann macht der Fischmarkt auf? Wie komme ich zu meinem Hotel? Sechs Beamte nahmen am Nobistor die Personen in Augenschein, die aus Richtung S-Bahnhof Reeperbahn kamen. Mit geübtem Blick

Konzeptes der Polizei. Dennoch er-

gelang eine Änderung im Waffenge-

nommen wurden, nach deren Aus-

eigneten sich weitere Gewalttaten mit

setz (Bundesgesetz). Diese ermöglicht

nüchterung wieder auszuhändigen.

gefährlichen Gegenständen.

es den einzelnen Landesregierungen,

Sanktionen gab es nicht.

Daraufhin intensivierte die Innen-

in bestimmten Gebieten das Führen

Hamburg steht als erstem Bun-

behörde im Jahr 2006 ihre Bestre-

aller Waffen, insbesondere von ge-

desland mit der Waffenverbotsver-

bungen im Rahmen einer Bundes-

fährlichen Messern, zu verbieten.

ordnung seit dem 12. Dezember

ratsinitiative, ein generelles Waffenver-

Zuvor hatte die Polizei Hamburg

2007 ein weiteres wirksames Mittel

bot im Bereich Reeperbahn durchset-

Messer, die z. B. alkoholisierten Be-

zur Verfügung, um die Sicherheit für

zen zu können. Im September 2007

suchern zur Gefahrenabwehr abge-

die Bürger und Touristen im Bereich der Reeperbahn verbessern zu kön-

Ein aufmerksamer Passant fand währenddessen zehn Meter vor der Kontrollstelle hinter einem Papierkorb einen Schlagring, den er den Polizisten übergab.

nen. Welche Waffen sind im Einzelnen verboten? Das Waffenverbot zielt im Wesentlichen auf Schusswaffen, Reizstoffsprühgeräte sowie Knüppel und

Plötzlich Unruhe „Große Freiheit/Ecke Schmuckstraße“. Ein junger Mann, bei dem eine stark blutende Wunde am Hals zu erkennen war, kam zu den hier postierten Polizeikräften und bat um Hilfe. In unmittelbarer Nähe waren er und sein Freund von einer größeren Gruppe überfallen worden. Er selbst konnte flüchten, sein Freund nicht. Sofort liefen die Beamten in Richtung des Tatortes, zeitgleich wurde über Funk ein Krankenwagen für den Verletzten angefordert. Beim Anblick der Uniformen überquerten drei junge Männer etwa 50 Meter vor den Beamten eilig die Fahrbahn und flüchteten in eine Nebenstraße. Nach kurzer Verfolgung konnten sie gestellt und festgenommen werden. Alle drei hatten frisches Blut an ihrer Bekleidung. Der zweite Überfallene hatte sich schwer verletzt vom Tatort weggeschleppt und wurde von den eingesetzten Polizeibeamten in unmittelbarer Nähe gefunden. Bis zum Eintreffen des Krankenwagens wurde das Opfer, das eine schwere Kopfverletzung und einen Messerstich im Rücken davontrug, von den Beamten versorgt. Die Kriminalpolizei übernahm die weitere Beweissicherung.

Messer jeder Art ab. Damit sind auch

Eine Stunde später am Nobistor. Zwei Beamte waren mit einer Personenüberprüfung beschäftigt, als es in 50 Meter Entfernung zu einer Schlägerei zwischen acht bis zehn Personen kam. Die Beteiligten flüchteten in alle Richtungen, als die beiden Beamten am Tatort eintrafen. Drei Männer konnten festgehalten und mit Hilfe eingetroffener weiterer Kollegen überprüft werden. Alle drei gaben an, nicht zu wissen, warum es zu der Auseinandersetzung gekommen war oder wer angefangen hätte. Sie wollten nur schlichten, geschädigt oder verletzt wurden sie nicht. Bei der Durchsuchung wurde bei einem der Beteiligten ein kleines Messer gefunden und sichergestellt. Mit der Strafanzeige erhielten alle drei für den Rest der Nacht einen Platzverweis für den Bereich des Vergnügungsviertels St. Pauli.

Seit Inkrafttreten der Waffenverbots-

Der Rest der Nacht blieb ruhig. Bilanz: 85 überprüfte Personen, 12 Platzverweise, fünf Ingewahrsamnahmen, drei Festnahmen, 12 Strafanzeigen.

Tafel- und Küchenmesser sowie kleine Taschenmesser (z. B. Schweizer Offiziersmesser) in den Verbotsgebieten nicht erlaubt. Lediglich das Mitführen von Reizstoffsprühgeräten mit einem amtlichen deutschen Prüfzeichen (z. B. BKA-Zeichen) ist weiterhin gestattet. Diese werden als Mittel der Selbstverteidigung gegen Angreifer insbesondere von Frauen verwendet. Diese Möglichkeit soll durch die Neuregelung nicht verwehrt werden. Wie wird kontrolliert? verordnung führt die Polizei Hamburg, neben den ohnehin fortlaufenden Sicherheitskonzeptionen für St. Pauli, seit Ende 2007 regelmäßig Schwerpunkteinsätze durch. Diese werden mit einer massiven Präsenzverstärkung durch bis zu 250 uniformierte Polizeibeamte durchgeführt. Die Einsatzkräfte halten gezielt auffällige Personen im Rahmen der lageabhängigen Kontrollen an. Sofern es konkrete Hineise auf einen Verstoß gegen das Waffentrageverbot

POLIZEIBERICHT 2007

wurden immer wieder kleinere Gruppen von Besuchern angehalten und kontrolliert. Viele der überwiegend jungen Männer sind der Polizei bekannt, weil sie bereits mit dem Gesetz in Konflikt gerieten. Ihnen allen wurde deutlich gemacht, welche Regeln sie auf dem Kiez einzuhalten haben, wenn sie feiern und sich vergnügen wollen.

53

gibt, werden die Betroffenen durch-

lichen Ausnahmeregelungen finden

sucht. Dabei werden auch Metall-

Sie im Internetauftritt der Polizei Ham-

sonden eingesetzt.

burg unter www.polizei.hamburg.de. Hier können auch die Hinweiszettel,

Wie werden Verstöße geahn-

die über die Verordnung und die ge-

det?

nauen Grenzen der Verbotsgebiete

Personen, die innerhalb der ausge-

informieren, eingesehen werden. Die

wiesenen Waffenverbotsgebiete mit

Hinweiszettel sind in den Polizeikom-

den nebenstehenden Gegenstän-

missariaten 11 (St. Georg) und 15

den angetroffen werden, müssen mit

(St. Pauli), im Rathaus, sowie den

empfindlichen Geldbußen rechnen.

Tourismuszentralen erhältlich.

Beim Erstverstoß „Führen eines gefährlichen Gegenstandes“ wird ein

Welche Erfahrungen hat die

Bußgeld in Höhe von 150 Euro ver-

Polizei bis heute gemacht?

hängt. Je nach Schwere und Häufigkeit der Ordnungswidrigkeiten sind Bußgelder bis zu 10 000 Euro mög-

Bis Ende März 2008 wurden 141 Dieses Schild weist auf das Waffenverbotsgebiet hin

Waffen bzw. gefährliche Gegenstände durch Einsatzkräfte sicherge-

lich. Der mitgeführte Gegenstand

stellt. Nachdem in den ersten 14 Ta-

unterliegt außerdem der Einziehung,

gen bereits 44 Messer und diverse

d. h. er wird durch die Polizei einbe-

andere Waffen und gefährliche Ge-

halten und vernichtet.

genstände einbehalten werden konnten, ging die Zahl der Sicherstellun-

Wo gilt das Waffenverbot und

der polizeilichen Überprüfungsmaß-

biet?

nahmen merklich zurück.

Waffenverbotsgebiete werden aus-

Im engen Kontakt mit den Besu-

schließlich in den Bereichen einge-

chern, Anwohnern und Gewerbe-

richtet, in denen in der Vergangenheit

treibenden erfahren die eingesetzten

wiederholt Gewaltdelikte begangen

Beamten größtenteils positive Rück-

worden sind und auch zukünftig mit

meldung zur neuen Waffenverbots-

der Begehung solcher Taten zu rech-

verordnung. Durch die Beschilderung

nen ist.

und Medienberichterstattung fühlen

Da dieser Umstand neben der

POLIZEIBERICHT 2007

gen trotz gleich bleibender Intensität

wie erkenne ich das Verbotsge-

Reeperbahn auch im Bereich des

54

Einsatz auf der Reeperbahn

sich die Betroffenen ausreichend informiert.

Hansaplatzes im Stadtteil St. Georg

Gemeinsam mit der Videoüber-

gegeben ist, wurde auch dort ein

wachung, den lageabhängigen Kon-

Verbotsgebiet eingerichtet. Am Ran-

trollen und der verstärkten Polizei-

de und innerhalb der Verbotsgebiete

präsenz scheint mit dem Waffen-

wird durch eine Beschilderung auf

verbot bereits zu diesem Zeitpunkt

das Waffenverbot und die Videoüber-

eine weitere Erhöhung der Sicher-

wachung hingewiesen.

heit auf der Reeperbahn gelungen zu sein. Dadurch ist die Verbesse-

Wo erfahre ich mehr über die

rung des Sicherheitsgefühls von Be-

Waffenverbotsverordnung?

wohnern und Besuchern möglich,

Umfangreiche Informationen zur Waf-

wodurch die Attraktivität des Stadtteils

fenverbotsverordnung und den mög-

gefördert wird.❚

International gefragt Hamburger Ansatz zur Korruptionsbekämpfung

P

burgs Stadtgrenzen hinaus gefragt

der

korrup-

und anerkannt. Im Jahr 2002 hat die

Innenbehörde

te Machenschaften in der

EU-Kommission den Hamburger An-

Hamburger Verwaltung und in Un-

satz als beste Möglichkeit in Europa

ternehmen im Visier haben? So eine

anerkannt, der Korruption die Stirn zu

Ermittlungseinheit gibt es in Hamburg

bieten.

schon lange: Das Dezernat Interne Ermittlungen (DIE).

Es geht dabei um korrespondierende

Maßnahmenbündel

aus

Vorbeugung und Strafverfolgung. In Seit Jahren sind die Experten des

den Behörden werden korruptions-

DIE neben der umfangreichen Ermitt-

resistente Abläufe wie „Mehr-Augen-

lungsarbeit zu Themen wie Korrupti-

Prinzip“, Transparenz in der Entschei-

onsbekämpfung und -prävention auf

dungsfindung oder Personalrotation

Vortragsveranstaltungen über Ham-

geschaffen, die durch geeignete in-

POLIZEIBERICHT 2007

Thorsten Rubbel, DIE, Zentrale Beratungsstelle Korruptionsbekämpfung des DIE

olizeibeamte, die im Auftrag

55

POLIZEIBERICHT 2007

56

nerbehördliche Kontroll- und Steue-

Prozess unterstützen Berater aus den

2007. Projektziel war die Entwicklung

rungsmechanismen

verankern

Verwaltungen der Mitgliedsländer die

eines Lehrplanes für tschechische

und ständig zu verbessern sind. Zu

zu

Beitrittsländer auf der Grundlage von

Polizeischulen

nennen sind hier etwa die Einrichtung

Projekten mit verbindlichen Zielstellun-

vention bei jungen Polizeibeamten.

von Innenrevisionen, die Durchfüh-

gen.

Außerdem sollte eine multimediale

zur

Korruptionsprä-

rung von Risikoanalysen (besonders

Die EU ist bemüht, alle Mitglieds-

in sensiblen Bereichen) sowie ein re-

staaten „auf Augenhöhe“ zu bringen –

Polizeilehrer zur Aus- und Fortbildung

gelmäßiges Controlling. Von wesent-

zum Beispiel in kultureller, wirtschaftli-

des mittleren und höheren Polizeima-

licher Bedeutung ist in diesem Zu-

cher aber auch in strafrechtlicher oder

nagements im Hinblick auf Umgang

sammenhang eine konsequente und

kriminalistischer Hinsicht. Die internati-

und Sensibilisierung für das Thema

effektive Dienst- und Fachaufsicht

onale Staatengruppe gegen Korrupti-

Korruption erstellt werden.

durch die jeweiligen Vorgesetzten.

on, Group of States against Corrup-

Die Projektleiter beider Länder und

Schulungs-DVD

für

tschechische

Neben einer konsequenten straf-

tion (GRECO), überprüft regelmäßig

ihre Delegationen trafen sich in Prag,

und disziplinarrechtlichen Verfolgung

alle Mitgliedsstaaten dahingehend,

lernten sich kennen und besprachen

setzt Hamburg auf eine effektive

ob vorgegebene Standards in der

die Abläufe. Hierbei merkten wir, auf

Korruptionsprävention durch ständi-

Korruptionsbekämpfung eingehalten

was wir uns eingelassen hatten, als

ge Sensibilisierung der Mitarbeiter in

werden. Das ist leider bei Neuländern

sich zeigte, dass Vorstellung und Re-

Aus- und Fortbildungsmaßnahmen

wie Polen, Tschechien, Bulgarien

alität von einander abwichen. Nicht

und Schulungen im Hinblick auf die

oder Rumänien nicht immer der Fall.

alles, was wir für gut hielten, war in

genannten Vorbeugemittel durch das

Also eilen die alten Mitgliedsstaa-

Dezernat Interne Ermittlungen, die

ten zur Hilfe. Für jedes Land darf sich

Die erste Phase war anschließend

auch den Schritt in Richtung Wirt-

nur eine Organisation bewerben. In

von einer Analyse des Ist-Zustan-

schaft nicht ausschließen.

Deutschland entscheidet das Bun-

des im Land geprägt. Es waren in

Prag auch gewünscht.

Eine Fachtagung bei der Bundes-

desinnenministerium hierüber. Auf die

der Regel zwei Experten, die zu ei-

agentur für Arbeit in Nürnberg be-

Bewerbung für ein Projekt in Tschechi-

nem bestimmten Thema für drei bis

gründete den Kontakt zwischen dem

en erhielt das DIE im Sommer 2006

vier Tage ins Land reisten und dort

DIE und einem Berliner Staatsanwalt,

von ihren künftigen tschechischen

„Wunschpartner“ trafen, also Vertreter

der im Herbst 2005 Projektleiter ei-

Partnern den Zuschlag. Erstmalig

von Einheiten oder Institutionen, die

nes Twinning-Projektes zwischen der

waren wir nicht nur Gastexperten,

man für aussagefähig hielt: interne

Bundesrepublik

und

sondern die Vertreter Deutschlands

Ermittlungsdienststellen, Nicht-Regie-

Polen in Warschau war. Daraus ent-

in einem internationalen Projekt. Die

rungsorganisationen wie zum Beispiel

stand eine Zusammenarbeit, die in

Durchführung eines solchen Projektes

Transparency International1, Staats-

der Unterstützung des Projektes „Kor-

ist mit einer intensiven Vorbereitung

anwälte, Mitarbeiter der verschiede-

ruption in der öffentlichen Verwaltung“

und einer umfangreichen Ausarbei-

nen Polizeischulen des Landes etc.

in Polen durch Mitarbeiter des DIE

tung verbunden. Diese muss neben

Wir haben intensive Gespräche mit

gipfelte. Das war unser erster Kontakt

dem alltäglichen Dienstgeschehen

dem Polizeipräsidenten der Republik

mit „Twinning“.

bewältigt werden.

Tschechien, hohen Vertretern des In-

Deutschland

Im Übrigen konnte das DIE auf die

nenministeriums und sogar Künstlern

Was ist Twinning?

freundliche Unterstützung und das

des Landes geführt. Nach Ende der

Interessierte Beitrittsländer der Euro-

Expertenwissen der Staatsanwalt-

Analyse begann die Phase der Vor-

päischen Union (EU) bauen in einem

schaft und der Landespolizeischule

bereitungen im Hinblick auf das ab-

Prozess moderne, effiziente Verwal-

Hamburg zurückgreifen.

tungen auf. Diese sollen in der Lage sein, die Gesetze und Verordnungen

Tschechien

der jetzigen Mitgliedsländer in dem-

Unsere Zusammenarbeit begann im

selben Maße umzusetzen. In dem

November 2006 und endete im Mai

1 Transparency International ist eine weltweit agierende nichtstaatliche Organisation mit Sitz in Berlin, die sich in der nationalen und internationalen volks- und betriebswirtschaftlichen Korruptionsbekämpfung engagiert.

Tschechische Polizeibeamte bei einem Vortrag über Korruption

gegenüber. Eine gewisse Problematik

tschechischen Kollegen einen aus-

im Bereich Korruption besteht, denn

gesprochen professionellen Lehrfilm,

das Ansehen und die Bezahlung der

stellten Materialien für die DVD zusam-

dortigen Polizeibeamten sind nicht

men und führten Probeseminare mit

annähernd mit deutschen Verhält-

tschechischen Polizeischülern durch.

Hamburger Polizeischule, die Polizei-

nissen vergleichbar. Gerade diese

Gleichzeitig begannen wir damit, das

einsatzzentrale, der Führungs- und

Kollegen müssen jedoch sensibilisiert

Medienzentrum unserer Hamburger

Lagedienst und die Verkehrsleitzentra-

und auf die Gefahren und Folgen der

Polizeischule mit erstem Material für

le vorgestellt wurden. Höhepunkt war

Korruption hingewiesen werden.

den Lehrfilm zu beliefern. Den Mitar-

ein Empfang beim damaligen Senator

Wir sind fest davon überzeugt,

beitern des Medienzentrums ist es

für Inneres, Udo Nagel, der es sich

dass es den Polizeilehrern gelingen

letztlich zu verdanken, dass die DVD

nicht nehmen ließ, trotz eines engen

wird, zukünftig schon in der Ausbil-

auch optisch einen so professionellen

Terminplanes ein Fachgespräch mit

dung der Korruption entgegenzuwir-

Anstrich bekommen hat.

der Delegation zu führen.

ken.

In der letzten Phase haben wir

Die Tschechische Republik steht

schließlich vier Workshops landes-

Was bleibt?

derzeit im Transparency International

weit mit tschechischen Polizeilehrern

Abgesehen von den zahlreich ge-

Korruptionswahrnehmungsindex

abgehalten und ihnen unsere Un-

knüpften menschlichen Verbindun-

Ländervergleich auf Platz 46 von 163

terrichtsmethoden anhand der DVD

gen haben wir die konkrete Hoffnung,

im Hinblick auf Korruptionsanfälligkeit

vorgestellt. Das Echo war erfreulich

bei unseren tschechischen Partnern

untersuchter Ländern. Wir sind guter

positiv.

im

einen Funken entzündet zu haben,

Dinge, dass sich auch hier Deutsch-

Den Abschluss bildete der Besuch

der vielleicht eines Tages einen Flä-

land und Tschechien positiv annähern

(„Study Visit“) einer tschechischen

chenbrand nach sich zieht. Gerade

und wir Tschechien bald auf einer

Delegation in Hamburg, bei dem den

die jüngere Generation steht in Tsche-

Platzierung in den Top 20 der korrup-

Kollegen das Medienzentrum der

chien der Korruption sehr abweisend

tionsfreien Länder wieder finden.❚

POLIZEIBERICHT 2007

zuliefernde Produkt. Wir drehten mit

57

25 Jahre Bekämpfung der Organisierten Kriminalität (OK) Hintergründe zu einem besonderen Hamburger Jubiläum November

Claudia Frohn, LKA 6, Landeskriminalamt

Thomas Menzel, LKA 6, Landeskriminalamt

Etliche

33 Polizisten sollten Licht ins Dunkel

Türen flogen auf bei Wilfried

bringen. Ihren Sitz hatten sie – ge-

„Frieda“ Schulz. Bei der legen-

trennt von anderen Polizeidienststellen

dären St. Pauli Größe und in ih-

– in einem Gebäude am Raboisen.

rem Umfeld wurden zahlreiche

Der damalige Intendant des Thalia-

Durchsuchungs- und Beschlag-

Theaters, Peter Striebeck, schaute

nahmebeschlüsse

vollstreckt.

häufig herüber. Offenkundig wunderte

Die Hauptverdächtigen wurden

er sich über das unheimliche Treiben

verhaftet.

hinter abgedunkelten Fenstern.

D

ie

1982:

Die Sonderkommission ermittelte erste

OK-Dienststelle

Deutschlands

ging

mit

diesem Großeinsatz offen

gegen das kriminelle Milieu vor. Für

in knapp 400 Verfahren quer durch das Strafgesetzbuch und legte Ende 1981 ihre Ergebnisse vor. n

Es gab zu diesem Zeitpunkt in

Wolfgang Sielaff, den ersten Leiter

Hamburg in verschiedenen Krimi-

der im Mai 1982 gegründeten

nalitätsbereichen Organisierte Kri-

Fachdirektion 65 (FD 65), war das

minalität; mit einer weiteren Zunahme musste gerechnet werden.

Ereignis ein doppelter Befreiungsschlag: Zum einen bewies es die

n

Organisierte Kriminalität zeigte sich

eingeschlagenen

als ein sehr heterogenes, dyna-

Weges, zum anderen ließ es die

misches Phänomen in verschie-

Zweifler und Kritiker – insbesondere

denen Kriminalitätsbereichen. Es

des Abschottungsprinzips – verstum-

durchläuft mehrere Entwicklungs-

men. Was war geschehen?

stufen bis hin zum Typus einer

Richtigkeit

des

mafiaähnlichen Parallelgesellschaft im Sinne des „organized crime“.

Die Einrichtung der OK-Dienststelle war die Konsequenz aus den

n

kenntnissen an Einfluss.

POLIZEIBERICHT 2007

Sonderkommission. Diese prüfte in

58

den Jahren 1980/81, ob es in Hamburg Organisierte Kriminalität gäbe und ob öffentlich Bedienstete mit An-

Ausländische kriminelle Gruppen gewannen nach damaligen Er-

Ergebnissen einer staatsanwaltlichen n

Eine Verflechtung zwischen krimineller Szene und Polizei konnte nicht festgestellt werden.

gehörigen der kriminellen Szene ver-

Da die „Soko“ nicht alle Ermittlungs-

strickt seien. Fünf Staatsanwälte und

verfahren abschließen konnte, wurde

in zwei Ermittlungsgruppen weitergearbeitet. Eine von ihnen kümmerte sich um die OK-Verfahren und war am Großneumarkt im Obergeschoss des damaligen Polizeireviers 14 untergebracht. Aus ihr wurde

nach

einem

Senatsbe-

schluss im Jahr 1982 die erste Dienststelle zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in Deutschland, die FD 65. Das 25-jährige Bestehen der OK-Dienststelle wurde im Juni 2007 im Rahmen einer Feierstunde gewürdigt. Vor zahlreichen Gästen aus Politik und Verwaltung, unter ihnen auch viele ehemalige und aktive OK-Ermittler, richteten neben Polizeivizepräsident a. D. Wolfgang Sielaff, der damalige Innensenator Udo Nagel, Vom damaligen Polizeirevier 14 aus bekämpfte die erste OK-Dienststelle die organisierte Kriminalität

Polizeipräsident

Werner

Jantosch

und der Leitende Oberstaatsanwalt Martin Köhnke Grußworte an die Gäste. Mit Einrichtung der FD 65 betrat die Hamburger Polizei damals Neuland.

Die

OK-Bekämpfungs-

strategie

war

folgende

Überlegungen

besonders

durch gekenn-

zeichnet: n

Aktion statt Reaktion

n

Offensive und systematische Informations-

Im Bild oben: Polizeipräsident Werner Jantosch, Leiter des LKA 6 (Organisierte Kriminalität) Thomas Menzel und der damalige Innensenator Udo Nagel. Im Bild unten: Leiter des Landeskriminalamtes Reinhard Chedor, Oberstaatsanwalt Martin Köhnke und der ehemalige Polizeivizepräsident Wolfgang Sielaff (v.l.n.r.)

winnung

und

Erkenntnisge-

auch im deliktischen

Vorfeld. Das Motto lautete: „OK zu bekämpfen, heißt zu allererst, sie zu erkennen.“ n

Deliktsübergreifende und personenbezogene

Ermittlungen

mit

„langem Atem“ Von Beginn an gemeinsame Ermittlungsführung mit der Staatsanwaltschaft n

Professionalisierung der verdeckten Beweisführung, insbesondere der Führung von Vertrauensperso-

POLIZEIBERICHT 2007

n

59

n

nen und des Einsatzes Verdeckter

lung, war die wichtigste und nach-

Machtkämpfen im Rauschgifthandel

Ermittler

haltigste Erfahrung die Intensität der

vermittelten. Die Befassung mit der

Abschottung; Geheimhaltung der

Zusammenarbeit

OK durch die Polizei Hamburg erfolge

Ermittlungen durch Schutz vor in-

Ermittlern von Polizei und Staatsan-

ternen und externen Einblicken.

waltschaft. Diese bezeichnete er

POLIZEIBERICHT 2007

bewusst

60

als

zwischen

OK-

„Teampartnerschaft“.

jedoch sehr viel nüchterner. Anders als bei der Diskussion um den Aufbau der Hamburger OK-

Zunächst 45 Männer und Frauen

Köhnke

die

Dienststelle vor 25 Jahren besteht

aus verschiedenen Bereichen der

Hamburger Staatsanwaltschaft ab

heute aber bundesweit kein Zweifel

Polizei stellten sich der bis dahin in

2008 – wie in der OK-Abteilung

über das Vorhandensein von OK-

Hamburg unbekannten Herausfor-

der Polizei – eine Abteilung für

Strukturen und die Notwendigkeit

derung. Die manchmal skeptischen,

„Organisierte

Wirtschaftskriminalität“

ihrer gezielten Bekämpfung. Daher

teils zweifelnden Blicke aus Polizei

einrichten wird. Auch dies sei als

wurde in Hamburg auch bis in die

und Justiz, Politik und Medien so-

Ausdruck dieser Teampartnerschaft

jüngste Vergangenheit weiter darin

wie das Unverständnis und die süffi-

zu verstehen.

investiert.

kündigte

an,

dass

santen Bemerkungen von Kollegen

Auf der Feierstunde im Juni 2007

Und das, obwohl es bis heute

verstummten nach dem einleitend

erinnerte Köhnke an einen Grün-

in Hamburg keine eigenständigen

beschriebenen Schlag gegen „Frie-

dungspionier,

hohen

OK-Strukturen gibt, wie man sie bei

da“ Schulz. Monate später erfolg-

Einsatz mit dem Leben bezahlte.

den bekannten ausländischen Grup-

te ein weiterer großer Polizeieinsatz

Staatsanwalt Wolfgang Bistry wurde

pierungen vorfindet: Der italienischen

der FD 65, diesmal gegen die

am 29. Juli 1986 bei einer Ver-

Camorra

„Hells Angels“. Er erfolgte nicht nur

nehmung im alten Polizeipräsidium

amerikanischen Cosa Nostra, den

in Hamburg, sondern zeitgleich in

am Berliner Tor von Werner „Mucki“

chinesischen Triaden oder der japa-

der Schweiz und den USA. Die Er-

Pinzner erschossen: „Dem Kollegen

nischen Yakuza. Es gibt auch nicht

mittlungen gegen die Hells Angels

und Freund Wolfgang Bistry hätte

„den Paten“, der Hamburg fest

begründeten auch den professionel-

es gefallen zu sehen, dass wir Mit-

im Griff hat. Wir haben keine all-

len Zeugenschutz in Hamburg.

der

seinen

oder

N´drangheta,

der

glieder der Pinzner-Soko nach dem

mächtige

Wolfgang Sielaff hat, wie er auf

tragischen Ereignis noch enger zu-

schaft – und werden sie auch nicht

der Jubiläumsfeier zum Ausdruck

sammengerückt sind und bis heute

bekommen.

brachte, weder früher noch später

den Kontakt halten“.

kriminelle

Parallelgesell-

Aber auch in Hamburg hat sich

eine solche Aufbruchstimmung, so

Der Leiter des Landeskriminal-

die OK-Lage in den vergangenen

viel Enthusiasmus und Euphorie er-

amtes, Reinhard Chedor, setzte sich

25 Jahren aufgrund der weltweiten

lebt wie in den Gründungsjahren der

anschließend in seiner Rede aus-

Entwicklungen deutlich verändert:

OK-Dienststelle. Neben der Bünde-

führlicher mit dem Thema ausein-

In den 80er Jahren wurden über-

lung der notwendigen Erfahrungen

ander. Er ging in seiner Ansprache

wiegend Verfahren gegen „Hambur-

und Fachkompetenzen in einem

auf Entwicklung und Wirkung der Or-

ger“ OK-Täter geführt: Meist waren

Team beeindruckte ihn vor allem die

ganisierten Kriminalität ein und wagte

dies Deutsche, die einen deutlichen

Art und Weise, wie Kriminalbeamte

Prognosen zu künftigen Anforderun-

Bezug zum Rotlichtmilieu hatten.

und Staatsanwälte miteinander har-

gen an ihre Bekämpfung.

Auch Gewalt bis hin zu Tötungs-

monierten: mit gegenseitigem Ver-

Er machte deutlich, dass Medien-

trauen, Achtung und Wertschät-

berichte, Filme oder Kriminalromane

In den 90er Jahren nahm der

zung.

im Zusammenhang mit OK oftmals

Anteil von Ausländern geprägter OK-

Auch für den heutigen Leitenden

delikten spielte eine wichtige Rolle.

Bilder von Rotlichtmilieu und Polizei-

Gruppierungen deutlich zu. Gewalt-

Köhnke,

razzien, skandalträchtigen Verwick-

same

1983 Leiter der kurz nach der FD

lungen von Kriminellen mit Politik und

Gruppen mit Milieubezug wurden in

65 auch bei der Staatsanwaltschaft

Verwaltung oder – jedenfalls im Aus-

Einzelfällen auch in der Öffentlichkeit

Hamburg

land – dutzenden Morden z. B. bei

ausgetragen.

Oberstaatsanwalt

Martin

gegründeten

OK-Abtei-

Auseinandersetzungen

von

Aktuell ist die gewaltsame Klärung

Zugleich wurden die schon in

Er machte dazu deutlich, dass ihn

von unterschiedlichen Interessen im-

den Gründerzeiten der OK-Dienst-

weniger die Anzahl der geführten

mer seltener feststellbar – was nicht

stelle erhobenen Forderungen nach

Verfahren als vielmehr ihre Qualität

heißen muss, dass es sie nicht mehr

einer Beweislastumkehr im Bereich

interessiere. Vor diesem Hintergrund

gibt. Demgegenüber ist aber ein an-

der Finanzermittlungen erneut be-

störe ihn manchmal schon der ge-

haltendes Bemühen von OK-Tätern

kräftigt. Vor dem Hintergrund der er-

legentlich

um geschäftsmäßiges Agieren und

warteten Entwicklung, dass auslän-

fetischismus in der politischen Dis-

Ausweitung ihrer Tätigkeiten in den

dische OK-Gruppierungen vermehrt

kussion. Dabei hingen Anzahl und

– legalen – Wirtschaftsbereich zu er-

international Gewinne aus kriminellen

Dauer von Ermittlungsverfahren von

kennen.

Geschäften investieren werden, kom-

zahlreichen Faktoren ab, die die Po-

me der Forderung neue Bedeutung

lizei selten allein beeinflussen könne.

zu.

Auch hohe Freiheitsstrafen seien nur

Entwicklungen: n

n

n

n

Zahlen-

Die Polizei Hamburg hat den ver-

ein begrenzter Erfolgsmesser. Wichtig

Grenzüberschreitende Aktivität von

änderten Anforderungen an die OK-

ist vielmehr, dass die kriminelle Orga-

internationalen OK-Gruppierungen

Bekämpfung bereits im Zuge der

nisation erkannt, belegt und öffentlich

werden sich im Zuge der EU Er-

Neuorganisation des Landeskriminal-

gemacht würde. Und natürlich sei es

weiterung bzw. der weltweiten

amtes im September 2005 in gro-

auch ein Erfolg, wenn möglichst hohe

Globalisierung weiter ausdehnen

ßem Umfang Rechnung getragen:

Summen den Tätern durch Vermö-

Auch

OK-Grup-

Die OK-relevanten Deliktsfelder und

gensabschöpfung wieder entzogen

pierungen werden vermehrt in

Querschnittsaufgaben wurden in der

würden.

Deutschland, also auch in Ham-

neuen Abteilung Organisierte Krimi-

Seit 25 Jahren haben die OK-

burg, „investieren“ – und dabei

nalität „LKA 6“ gebündelt, wodurch

Ermittler in zahlreichen Verfahren be-

Finanzmittel zweifelhafter Herkunft

nicht nur die OK-Auswertung und

wiesen, dass sie der Organisierten

einsetzen

die Schwerpunktsetzung bei der

Kriminalität ausgesprochen motiviert

Die Bedeutung der Organisierten

OK-Bekämpfung erheblich erleich-

und engagiert entgegentreten. Neben

Wirtschaftskriminalität wird weiter

tert wurden. Vielmehr wurde mit der

den Ermittlern in den OK-Abteilungen

zunehmen

Integration einer Dienststelle für Or-

von Polizei und Staatsanwaltschaft

Der anhaltend rasante, technolo-

ganisierte Wirtschaftskriminalität auch

wirken an den Erfolgen aber auch

gische Fortschritt wird sich auch

ein wesentlicher Schritt getan, um

die ungezählten Kollegen aus den

weiter auf die Bekämpfung der OK

sich den heutigen Anforderungen zu

verschiedensten Dienststellen mit,

auswirken.

stellen.

die mit ihren Leistungen ebenfalls zu

ausländische

Mit der Neuorganisation wurde

den Erfolgen beitragen. Hierzu zählt

Um diesen Trends zu begegnen,

das LKA 6 zur größten Abteilung im

die technische Unterstützung bei

muss

Informationsaustausch

LKA. Bedingt durch deutliche perso-

Telefonüberwachungen oder Daten-

und die Zusammenarbeit sowohl in

nelle Verstärkungen in den vergan-

systemen ebenso wie z. B. Observa-

Deutschland

Ländergrenzen

genen Jahren arbeiteten hier aktuell

tionen, Zeugenschutz oder der Zugriff

hinweg als auch international weiter

287 Beamte und Angestellte, darun-

durch Spezialeinheiten.

ausgebaut werden. Beispielhaft for-

ter 18 Angehörige der Bundespolizei

Die Hamburger Polizei hat das

derte Chedor die Nutzung einheitlicher

und des Zollfahndungsamtes Ham-

Jubiläum der ersten OK-Dienststelle

Datensysteme. Vor dem Hintergrund

burg. Auch mit der Steuerfahndung

Deutschlands angemessen gewür-

der internationalen Dimension von

ist eine enge Kooperation gewähr-

digt. Die Vorreiterrolle, die Hamburg

OK sei es immer weniger hinnehm-

leistet.

1982 hatte, wird auch zukünftig An-

der

über

bar, dass der Austausch von Daten

Zum

Ende

seiner

Ansprache

sporn und Verpflichtung bleiben, bei

in Deutschland technisch schon über

setzte sich Reinhard Chedor mit der

der Bekämpfung der Organisierten

Ländergrenzen hinweg nicht prob-

Frage auseinander, was eigentlich

Kriminalität nicht nachzulassen.❚

lemlos möglich sei.

Erfolg bei der OK-Bekämpfung sei.

POLIZEIBERICHT 2007

Für die Zukunft prognostizierte Chedor in der Feierstunde folgende

festzustellende

61

Kraftfahrzeugverschiebung Sonderkommission zerschlägt internationale Autobande

Peter Klink, LKA 433, Landeskriminalamt

POLIZEIBERICHT 2007

Die Ermittler stellten 500 Fahrzeugschlüssel der Marken Porsche, VW, Audi und BWM sicher

62

E

.ine kalte Nacht im Dezember

genheit zu überprüfen. Dabei fiel ihnen

.2006 in der Großstadt Ham-

ein weiteres Fahrzeug auf, das stetig

burg. In den frühen Morgen-

hinter dem Geländewagen herfuhr.

stunden entdeckten Zivilfahnder des

Die Zivilfahnder hatten den Eindruck,

Polizeikommissariats 17 (Rotherbaum)

dass die Insassen beider Fahrzeuge

einen Geländewagen der Marke Audi,

zusammengehören könnten. Eine

Typ Q7, mit Hamburger Kennzeichen,

Überprüfung des Kennzeichens des

der mit normaler Geschwindigkeit

nachfolgenden Fahrzeuges über Funk

eine Hauptstraße befuhr. Die Fahnder

ergab, dass dieses Fahrzeug am Vor-

kannten das Fahrzeug und wussten,

tag bei einer großen Autovermietung

dass es normalerweise von einer Frau

angemietet worden war. In diesem

benutzt wurde. Nun aber wurde der

Moment wurden die Zivilfahnder of-

Audi Q7 von einem Mann gefahren.

fensichtlich bemerkt. Die Täter rasten

Da in letzter Zeit viele Geländewa-

daraufhin mit hoher Geschwindigkeit

gen in Hamburg und Umgebung ent-

durch die Stadt und missachteten

wendet wurden, entschlossen sich

dabei gewissenlos diverse rote Am-

die Beamten, das Fahrzeug weiter zu

peln. Aufgrund ihrer rücksichtslosen

beobachten und bei günstiger Gele-

Fahrweise gelang ihnen die Flucht.

Die späteren Ermittlungen erga-

Erste Ermittlungen bei der Autover-

ben, dass der Audi Q7 tatsächlich

leihfirma ergaben, dass der polnische

gestohlen wurde. Zum Zeitpunkt der

Staatsbürger Robert K. das Fahr-

Feststellungen der Zivilfahnder hat-

zeug dort angemietet hatte. Robert

te der Fahrzeughalter den Diebstahl

K. ist dem LKA 43 nicht unbekannt.

noch gar nicht bemerkt.

Schon einmal vor Jahren gab es Hin-

Noch am selben Tag übernahm die

weise darauf, dass er im Zusammen-

Dienststelle LKA 43 des Landeskrimi-

hang mit Fahrzeugdiebstählen stehen

nalamtes Hamburg die Ermittlungen.

sollte.

Das LKA 43 beschäftigt sich u. a. mit

Da der Mietwagen noch am sel-

der Verschiebung von hochwertigen

ben Tag zurückgegeben werden

Kraftfahrzeugen1 ins Ausland. Dabei

sollte, entschlossen sich die Ermittler,

ist die Aufgabe dieses Sachgebie-

die Rückgabe observieren zu lassen.

tes weniger die Aufklärung einzelner

Diesen Auftrag erhielt das Mobile Ein-

Diebstähle von hochwertigen Kraft-

satzkommando (MEK), das sofort die

fahrzeugen, sondern vielmehr die

Beobachtung der in Frage kommen-

häufig dahinter liegenden Täter- und

den Filialen der Autovermietung über-

Absatzstrukturen aufzuklären, damit

nahm. Tatsächlich erschien gegen

die Erfolge auch nachhaltige Wirkung

20:40 Uhr eine männliche Person

entfalten können.

mit dem Mietwagen bei einer Filiale in der Holstenstraße in Hamburg. Als In dieser Halle wurden die gestohlenen Fahrzeuge manipuliert

Fahrer wurde Robert K. identifiziert. Er bestieg anschließend einen roten VW

POLIZEIBERICHT 2007

1 nicht älter als 2 Jahre, Zeitwert über 30 000 Euro

63

POLIZEIBERICHT 2007

Golf mit polnischen Kennzeichen und

64

Verschiedene sog. Polenschlüssel

Personen fuhren daraufhin in einer

fuhr davon. Zivile Fahrzeuge des MEK

Taxe nach Stettin. Der Audi verblieb

hefteten sich an den Golf und be-

zunächst an der Grenze, und die EG

gleiteten ihn bis nach Poppenbüttel.

Geländewagen wurde verständigt.

Hier wurde der Golf in einer kleinen

Spezialisten des MEK machten

Seitenstraße abgestellt und von den

sich auf den Weg zur Grenze und

Insassen verlassen.

fanden in dem Fahrzeug u. a. Fahr-

Inzwischen hatte das LKA 43

Leben gerufen. Sie erhielt den Auf-

zeugschlüssel für einen Porsche und

den Sachverhalt der Abteilung Or-

trag, die Diebesbande zu zerschla-

ein technisches Modul. Dieses Mo-

ganisierte Kriminalität der Staatsan-

gen.

dul versetzte die Täter in die Lage,

waltschaft Hamburg erläutert. Die-

März 2007 wurden an der pol-

die Alarmanlage von Fahrzeugen

se würde ein mögliches Verfahren

nischen Grenze die vier Insassen

der Marke Porsche Cayenne auszu-

leitend begleiten. Da seit Novem-

eines Audi kontrolliert. In dem Fahr-

schalten.

ber mehr als 25 Geländewagen

zeug saß neben dem bekannten Ro-

Die polnischen Behörden erhiel-

vom Typ Porsche Cayenne, VW

bert K. auch ein Richard D. Beiden

ten umgehend Kenntnis und wurden

Touareg, BMW X5, Audi Q7 in Ham-

wurde die Einreise nach Deutschland

über das Bundeskriminalamt (BKA) in

burg entwendet wurden, wurde die

verweigert, weil zu diesem Zeitpunkt

Wiesbaden um Hilfe ersucht.

Ermittlungsgruppe

Geländewagen

die Eigentumsverhältnisse des Audi

Am nächsten Tag erschien Robert

(EG Geländewagen), EG073, ins

nicht geklärt waren. Die überprüften

K. in Begleitung eines Marcin L. am

Grenzübergang, legte die Fahrzeug-

Ort nicht möglich war. Um die weite-

papiere vor und übernahm den zuvor

ren Ermittlungen nicht zu gefährden,

Der größte Erfolg stand jedoch

überprüften Audi. Die beiden Män-

wurde auf eine Verfolgung verzichtet.

noch aus, ließ aber nicht lange auf

Haftbefehle erließ.

ner fuhren auf direktem Weg nach

Eine Beamtin und ein Beamter der

Hamburg, entwendeten hier einen

EG Geländewagen machten sich so-

In der Wohnung des Marcin L.

BMW und einen VW Golf und fuhren

fort auf die Reise in die Niederlande.

in den Niederlanden wurde Ri-

mit den beiden Fahrzeugen über die

Parallel dazu stellte die Staatsanwalt-

chard D. angetroffen. Er verhielt sich

Grenze in die Niederlande. Die Ban-

schaft Hamburg ein Rechtshilfeersu-

zuerst großspurig und schien sich

denmitglieder verhielten sich äußerst

chen und erbat die Hilfe der nieder-

seiner Sache sicher zu sein. Erst

professionell und versuchten durch

ländischen Behörden.

als ihm von den niederländischen

zielle Verfolger abzuschütteln. Weitere

Ermittlungen

Diese Hilfe wurde unverzüglich be-

Polizisten erklärt wurde, dass auch

willigt. Bei der anschließenden Durch-

Polizisten aus Hamburg anwesend

ergaben,

suchung der Halle in Krabbendyke

seien, sah er seine Felle davon-

dass Marcin L. zwar polnischer Ab-

wurde der Touareg aus Hamburg ge-

schwimmen.

stammung war, aber mittlerweile die

funden. Man hatte bereits begonnen,

Kurze Zeit später hatte er sich aber

niederländische

Staatsbürgerschaft

diesen mit anderen „Fahrzeugdaten“

gefangen und ließ die Festnahme mit

besaß und auch seinen Wohnsitz in

zu versehen, um ihn anschließend

stoischer Ruhe über sich ergehen.

den Niederlanden hatte.

verkaufen zu können.

Bei der anschließenden Wohnungs-

Am 23. März 2007 wurde in Ham-

In der Halle wurden zwei Perso-

burg ein VW Touareg gestohlen. Nach

nen angetroffen und festgenommen.

intensiver Fahndung wurde das Fahr-

Richard D. hatte erneut Glück und

zeug entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt

wurde nicht angetroffen. Die beiden

saß in dem gestohlenen Touareg der

Festgenommenen gaben in Verneh-

n

ca. 30 Motorsteuergeräte

bekannte Richard D. Die Fahrt führte

mungen zu, von der „Bande“ Toua-

n

Wegfahrsperren

die „mitreisenden“ Beamten des MEK

regs und Porsche Cayenne erhalten

n

Tüten mit Transpondern (befinden

über die Bundesautobahn A1 zur nie-

zu haben. Die Fahrzeuge wiesen je-

sich „normalerweise“ in Fahrzeug-

derländischen Grenze. Zusammen

weils typische Spuren auf, die immer

schlüsseln)

mit Spezialeinheiten der niederländi-

dann entstehen, wenn die Täter die

n

schen Polizei ging die Reise weiter

Alarmanlagen der Fahrzeuge außer

gefunden.

in die Stadt Riland. Hier verharrte Ri-

Kraft setzen.

durchsuchung wurden n

ca. 500 Fahrzeugschlüssel der Marken Porsche, VW, Audi und BMW

4 Notebooks

chard D. in unmittelbarer Nähe eines

Drei Tage später streiften Zivil-

Die Gegenstände wurden von einem

abgestellten Audis mit Hamburger

fahnder des Polizeikommissariates

Kriminaltechniker des LKA Ham-

Kennzeichen. Der Audi war eben-

26 durch Blankenese. Ihnen fiel ein

burg untersucht. Den Tatverdäch-

falls gestohlen worden. Offensichtlich

Fahrzeug mit niederländischen Kenn-

tigen

wurde er nach dem Diebstahl hierher

zeichen auf. Im Fahrzeug befanden

Kfz-Diebstähle nachgewiesen wer-

verbracht, und Richard D. „überprüf-

sich zwei Männer. Sie verhielten sich

den.

te“, ob noch „alles in Ordnung“ war.

verdächtig und wurden anschließend

Nach den Festnahmen von Ro-

überprüft. Es waren Robert K. und

bert K., Marcin L. und Richard D. gab

Marcin L.

es Monate lang keine Geländewa-

Nachdem er sich sicher war, ging die Fahrt weiter und endete schließ-

konnten

daraufhin

weitere

lich in der niederländischen Stadt

Im Fahrzeug wurden Gegenstän-

gendiebstähle mehr in Hamburg. Die

Krabbendyke, dort fuhr er den Toua-

de gefunden, die es ermöglichen,

erfolgreiche Arbeit der EG Gelände-

reg in eine Halle.

Fahrzeuge zu stehlen.

wagen war beendet. Im Dezember 2007 wurden die

Im gleichen Moment fuhr ein Por-

Robert K. und Marcin L. wurden

sche Cayenne aus der Halle und

festgenommen und noch am sel-

Beschuldigten

entfernte sich mit hoher Geschwin-

ben Tag dem zuständigen Richter

zwischen drei und fünf Jahren ver-

digkeit, so dass eine Überprüfung vor

überstellt, der gegen beide Personen

urteilt.❚

zu

Freiheitsstrafen

POLIZEIBERICHT 2007

eine Vielzahl von Manövern, poten-

sich warten.

65

Sicherer Schulweg Vom Kleinkind zum Verkehrsfuchs

Holger Pohlmann, VD 6, Verkehrsdirektion

W

as verbindet ein Kleinkind und einen Fuchs miteinander? 1969 war die

Geburtsstunde der „Aktion Kleinkind“. Zur Vorbereitung auf den zukünftigen Schulweg bieten erfahrene Polizeiverkehrslehrer (PVKL) seit nunmehr 39 Jahren Wochenkurse in den Schulferien an. Ein Kurs dauert grundsätzlich fünf Tage. In diesen Kursen werden Kinder schrittweise an Verkehrssituationen herangeführt und üben täglich eine Stunde richtige Verhaltensweisen im Straßenverkehr. Im Vordergrund steht dabei das richtige Überqueren der Fahrbahn an den unterschiedlichsten Stellen. An einem Tag in der Woche kommt auch der „Verkehrskasper“, der die Kinder nicht nur unterhält, sondern das Erlernte auf seine ganz spezielle Art und Weise vertieft. Neben diesem Angebot für Kinder wird auch ein zielgerichtetes Elternprogramm angebo-

POLIZEIBERICHT 2007

ten. Mit täglich wechselnden Themen

66

zur Verkehrssicherheit informieren die PVKL über Verkehrsgefahren und geben Eltern wertvolle Tipps, die sie bei der Verkehrserziehung ihres Kindes unterstützen.

Übungen, um sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen

Zielgruppe dieser Verkehrssicher-

Polizeidienststellen, Schulen, Kinder-

dabei gelingt, neben Spannung und

heitsaktion sind Kinder im Alter von

gärten oder ähnlichen Einrichtungen

Aufregung

mindestens fünf Jahren, die im sel-

durchgeführt und natürlich auf der

vermitteln, erkennt den hohen Wert

ben bzw. im darauf folgenden Jahr

Straße.

dieser „polizeilichen Maßnahme“.

eingeschult werden.

„Verkehrserziehung“

zu

Worum geht es inhaltlich bei die-

Nach der Vorführung des Ver-

Ziel ist es, die zukünftigen Schul-

ser Aktion? Bei den Kindern steht

kehrskaspers gibt es noch eine ganz

anfänger auf den Schulweg vorzu-

das richtige Überqueren der Straße

besondere Überraschung für die

bereiten und deren Erziehungsbe-

im Vordergrund. Hierbei werden un-

Kinder. Sie bekommen einen „Ver-

rechtigte so zu sensibilisieren, dass

terschiedliche „Schwierigkeitsgrade“

kehrsfuchs-Pass“. Jedes Kind erhält

sie das Erlernte mit ihren Kindern

wie das Überqueren an einer Ampel

einen auf seinen Namen ausge-

wiederholen. Ein weiteres Ziel ist es,

oder einem Zebrastreifen bis zum

stellten Pass. Damit ist das Kind ein

die Erziehungsberechtigten auf ihre

„Überqueren einer Straße mit Sichtbe-

echter Verkehrsfuchs.

generelle Vorbildfunktion im Straßen-

hinderung“ intensiv geübt. Übrigens:

Dank der langjährigen finanziellen

verkehr hinzuweisen.

Der häufigste und unfallträchtigste

Unterstützung durch den Polizeiverein

Die einzelnen Aktionen werden

Fehler, den Kinder in Hamburg im

Hamburg e. V. ist es möglich, dass

durch die PVKL der Polizeikommis-

Straßenverkehr machen, ist das fal-

auch zukünftig jedes teilnehmende

sariate geplant und durchgeführt. Zur

sche „Überqueren der Straße!“. Allein

Kind „seinen“ Verkehrsfuchs-Pass

Unterstützung der Planungen wurden

aus diesem Grund kann das richtige

bekommt.

einheitliche Plakate und Elternbriefe

Verhalten nicht früh genug eingeübt

entwickelt, die von allen PVKL einge-

werden.

setzt werden. Die Informationen über Örtlichkeiten und Termine erfolgen durch

Nun ist die Verbindung von einem Kleinkind und dem Fuchs geklärt:

Das Elternprogramm besteht aus

Seit dem Jahr 2007 ist die „Aktion

einem vielfältigen Informationsange-

Kleinkind“ in „Aktion Verkehrsfuchs“

bot. Stichwortartig seien hier einige

umbenannt! Wir wollen, dass auch

n

die örtliche Presse,

Themen genannt:

in Zukunft jedes Kind zum Verkehrs-

n

Aushänge von Plakaten in Schu-

n

fuchs wird!❚

len, Kindergärten und anderen gen

Vermittlung der Lehrinhalte für die Kinder

eigneten Orten und

n

Wahrnehmung aus Kinderaugen

Auslage von „Elternbriefen“ in den

n

Mit dem Auto zur Schule/Kinder-

Schulsekretariaten zur Information der Eltern, die ihre zukünftigen

rückhaltesysteme n

zwischen „Autokindern“ und Fuß-

ABC-Schützen in den Schulen

gängern

anmelden. Eltern haben die Möglichkeit, ihr Kind

n

n

Wie kleiden sich Kinder verkehrssicher?

telefonisch verbindlich anzumelden. Die Nachfrage ist sehr hoch und Be-

Der Schulweg – Suche nach Gefahrenpunkten

und sich selbst an einem in ihrer Nähe gelegenen Polizeikommissariat

Wahrnehmungsunterschiede

n

Vorbildfunktion der Eltern

weis dafür, dass wir es hier mit einem wichtigen „Mosaiksteinchen“ der po-

Den Abschluss der Veranstal-

lizeilichen Verkehrserziehung zu tun

tungswoche bildet eine Vorführung

haben. Jährlich werden über 2 000

des

Kinder und über 1 000 Erwachsene

ist oft der Höhepunkt der ganzen

mit dieser Maßnahme erreicht und

Woche. Wer erlebt, wie Kinder sich

lernen dadurch, sich sicherer im Stra-

gefangen nehmen lassen von dieser

ßenverkehr zu bewegen.

ganz eigenwilligen Erlebniswelt der

Dies

Handpuppen und es den Spielern

Eine Polizeiverkehrslehrerin zeigt, wie das Kind sicher die Straße überquert

POLIZEIBERICHT 2007

Die Veranstaltungen werden in

Polizeiverkehrskaspers.

67

Hafensicherheit Maßnahmen der Wasserschutzpolizei

Nils Thomsen, WSP 031, Wasserschutzpolizei

der Wirtschaft u. a. von den Dienst-

und -systeme von Wirtschaft und

leistungen des Seetransports und

öffentlicher Verwaltung miteinander

des Umschlags zu. Vor diesem Hin-

vernetzt. Die Vereinten Nationen und

tergrund nimmt die Sicherheit natür-

die Europäische Gemeinschaft legten

lich einen steigenden Stellenwert ein.

Sicherheitsstandards fest, die ständig

Das gilt sowohl für die Sicherheit im

optimiert werden.

Sinne der Betriebs- und Anlagensi-

Die z. T. weltweit geltenden Nor-

er Hamburger Hafen prä-

cherheit (Safety) als auch im Sinne

men werden in Hamburg durch das

sentiert sich jedes Jahr aufs

der Sicherheit vor deliktischen Über-

Hafensicherheitsgesetz in Landes-

D

Neue mit Superlativen. Ham-

griffen, vom Diebstahl bis zum Ter-

recht übernommen. Neben der Um-

burg ist nach Rotterdam der zweit-

roranschlag (Security). Mehr denn je

setzung von Richtlinien und Verord-

größte Containerhafen in Europa und

sind heute Sicherheitsmaßnahmen

nungen zur Verbesserung der Abwehr

zurzeit auf Platz acht der zehn welt-

von terroristischen Angriffen werden

größten Containerhäfen. Durch seine

dort die für die Grenzsicherheit und

attraktive Lage hat sich der Hambur-

Sicherheit in der Gefahrgutbeförde-

ger Hafen zu einer Drehscheibe zwi-

rung notwendigen Ermächtigungen

schen dem skandinavischen, dem

für die Polizei geregelt. Unter anderem

osteuropäischen und dem asiati-

auch die anlassunabhängigen Kont-

schem Raum entwickelt.

rollen von Personen, Fahrzeugen und

Die Anzahl der umgeschlagenen

Ladungsbehältnissen im Hafen.

Container nimmt seit Jahren im zwei-

Die Wasserschutzpolizei nimmt

stelligen Prozentbereich zu und ein

im Hafen alle polizeilichen Aufgaben

Ende ist nicht in Sicht. Gegenüber

wahr. Sie leistet auf diese Weise einen

9,9

Standardcontainern

Beitrag zum wichtigen Standortfaktor

(TEU) im Jahre 2007 werden für das

Sicherheit. Drei dieser Aufgaben sind

Jahr 2015 bereits 18 Millionen TEU

in dem Bereich „WSP 03 Hafensi-

prognostiziert. Immer größere Schiffe

cherheit“ zusammengefasst.

Millionen

transportieren dieses ContainervoluWSP 031/Designated Authority

POLIZEIBERICHT 2007

men.

68

Die Kreuzschifffahrt, als eigener

für Hafensicherheit – weltweite

Zweig des Tourismus, boomt eben-

Schritte zur Abwehr von Terror-

falls und hat Hamburg als eine „Perle“

anschlägen in der Schifffahrt

in Nordeuropa entdeckt.

Nach den Terroranschlägen des

Mit dem Anstieg der Transport-

11. September 2001 auf das World

menge und -geschwindigkeit weltweit nimmt aber auch die Abhängigkeit

Trade Center in New York entschloss „Bürgermeister Weichmann“ fertig zum Auslaufen

sich die internationale Schifffahrtsor-

ganisation der UNO, die IMO (Interna-

den ISPS-Code durch eine Verord-

der

tional Maritime Organization mit Sitz in

nung in unmittelbar geltendes Recht

Werften wurden durch Mitarbeiter von

London), die bestehenden Vorschrif-

für die Mitgliedstaaten übernommen,

WSP 031 genehmigt und die betref-

ten zum Schutz der Seeschifffahrt

wobei einige Empfehlungen des

fenden Hafenanlagen anschließend

(SOLAS: Safety of Life at Sea) zu

Codes als Vorschrift übernommen

als ISPS-konforme Anlagen der IMO

erweitern, um auch die internationale

wurden (VO/EG 725/2004). Der

gemeldet. Dieses Ergebnis wird der

Seeschifffahrt vor Terroranschlägen

Code ist Anlage dieser Verordnung.

internationalen Seeverkehrs- und Ha-

Basis des ISPS-Codes ist die

und

fenwirtschaft in der ISPS-Database

Die Vorschriften sind im ISPS-Code

Feststellung von Schwachstellen bei

(International Ship and Port Facility Se-

der Eigensicherung von Schiffen und

Für die an der Seehafenwirtschaft

curity Code/Internationaler Code für

Hafenanlagen mit Hilfe von Risiko-

Beteiligten, insbesondere die Hafen-

die Gefahrenabwehr auf Schiffen und

analysen und die Durchführung von

anlagen, bedeutet die Umsetzung der

in Hafenanlagen) zusammengefasst.

Sicherungsmaßnahmen

EU-Verordnung mit dem ISPS-Code

Seeschiffe in der Auslandsfahrt mit

(Gefahren-

abwehrplänen).

der IMO zur Verfügung gestellt.

nicht unerhebliche Investitionen und

einer Bruttoraumzahl (BRZ) von mehr

In Hamburg ist die zuständige

Mehraufwand. Um sicherzustellen,

als 500 und Hafenanlagen, an denen

Landesbehörde – WSP 031/DA Ha-

dass alle Mitgliedstaaten der EU die

diese Schiffe festmachen, unterliegen

fensicherheit – eine Dienststelle der

Vorschriften gleichermaßen umsetzen

dem ISPS-Code.

Wasserschutzpolizei. Das Kürzel DA

und sich nicht einzelne Staaten bzw.

Die Wasserschutzpolizei wird in

steht für Designated Authority, was

Häfen Wettbewerbsvorteile durch eine

Kürze, nach Schaffung der recht-

soviel wie “zuständige Behörde“ be-

Nichtumsetzung verschaffen, wird die

lichen Voraussetzungen durch ein

deutet. Der Begriff wurde direkt aus

Durchführung der EU-Verordnung mit

Abkommen der Stadt Hamburg mit

dem ISPS-Code entnommen und hat

dem ISPS-Code durch Inspektionen

dem Bund, die Kontrollen auf diesen

sich weltweit etabliert.

der EU-Kommission überprüft.

Schiffen vornehmen. Die Europäische Gemeinschaft hat

Ein Beamter der Wasserschutzpolizei öffnet einen sichergestellten Container

Derzeit verfügt der Hamburger Ha-

In Hamburg wurde diese Inspek-

fen über 76 Hafenanlagen, bei denen

tion, die auch die Dienststelle WSP

durch WSP 031/DA Hafensicherheit

031 einschloss, im Mai 2006 ohne

eine Risikoanalyse durchgeführt wur-

Feststellung von Mängeln vorgenom-

de. Die auf diesen Risikoanalysen

men.

basierenden

Gefahrenabwehrpläne

Aber auch im Hinblick auf die Sicherheit des gesamten Hafens ist Hamburg gut aufgestellt. Die Richtlinie der EG 2005/65 zur Verbesserung der Gefahrenabwehr in Häfen sieht eine Ausdehnung der Schutz- und Sicherungsmaßnahmen

über

die

einzelnen Hafenanlagen auf den gesamten Hafen vor. Auch hier wurde von der Dienststelle WSP 031 eine Risikoanalyse für den Hafen vorgenommen und ein Gefahrenabwehrplan erstellt. Die Seeschifffahrt und die Hafenanlagen als Schnittstellen zum landgebundenen Verkehr sind nur ein Teil der Transportkette vom Versender zum Empfänger. Seitens vieler Orga-

POLIZEIBERICHT 2007

zu schützen.

Hafenumschlagsbetriebe

69

nisationen von den Vereinten Natio-

Abendstimmung im Hamburger Hafen

nen über die G8 bis zur Europäischen

fahrgutvorschriften an. Für die Verkehrsträger Straße,

Gemeinschaft oder die ASEAN-Staa-

Schiene

und

Binnenwasserstraße

ten aber auch seitens der USA gibt

Gefahrgut am Umschlag verpackter

traten mit einem halben Jahr Über-

es weitere Anstöße und Initiativen zum

Güter etwa 2,5 Prozent. Zu den ge-

gangsfrist zum 30. Juni 2007 eine

Schutz der Bevölkerung, der Weltwirt-

fährlichen Gütern zählen auch viele

Reihe von Verordnungen in Kraft.

schaft und wichtiger Infrastrukturen.

Gegenstände des täglichen Bedarfs,

Für verpackte gefährliche Güter

An diesen Initiativen ist gemein-

mit denen jeder von uns gelegent-

im Seetransport trat mit einem Jahr

sam, dass sie durch möglichst

lich umgeht. Als Beispiele wären hier

Übergangsfrist zum 1. Januar 2008

weltweite Anwendung Wirkung er-

Gasfeuerzeuge, Spraydosen oder lö-

das 33. Amendment (Änderung) des

zielen. Die Nationen schützen nicht

sungsmittelhaltige Farben zu nennen,

IMDG-Code in Kraft.

mehr nur sich selbst sondern auch

aber auch Feuerwerkskörper. Viele

Die Übergangsfristen sind in-

ihre Nachbarn und Handelspartner.

dieser Güter werden weltweit herge-

zwischen abgelaufen und man kann

Deutschland als Exportweltmeister

stellt und nach Europa importiert. Um

sich auf die Anwendung der „neuen“

und Hamburg als größter deutscher

Gefahren, die beim Transport dieser

Vorschriften konzentrieren. In den na-

Hafen werden bei diesen Entwick-

Güter bestehen, zu minimieren, sind

tionalen und internationalen Gremien

lungen auch in Zukunft eine wichtige

die nationalen und internationalen Ge-

wird jedoch bereits intensiv an den

Rolle spielen.

fahrgutvorschriften für die jeweiligen

nächsten Änderungen gearbeitet.

Verkehrsträger Schiene, Straße und WSP 032 Zentralstelle Gefahr-

POLIZEIBERICHT 2007

gutüberwachung – Sicherheit

70

See-/Binnenschiff einzuhalten.

Kontrollen der Transportvorschrif-

Durch die stetige Weiterentwick-

ten erfolgen durch Beamte der Was-

beim Transport gefährlicher

lung und Anpassung der Gefahrgut-

serschutzpolizei auf allen genannten

Güter

vorschriften an den Stand der Technik

Verkehrsträgern. In den örtlichen Zu-

Im gleichen Maße wie der Contai-

wird dem einzelnen Beamten ein ho-

ständigkeitsbereichen der einzelnen

nerumschlag im Hamburger Hafen

hes Maß an Flexibilität und Eigeninitia-

WSPK liegt der Kontrollschwerpunkt

wächst, ist auch eine Zunahme des

tive bei der Weiterbildung abverlangt.

bei den See- und Binnenschiffen so-

Umschlags gefährlicher Güter zu ver-

Gerade im Jahr 2007 stand wie-

zeichnen. Dabei beträgt der Anteil

der ein großer Umbruch bei den Ge-

wie den Containerkontrollen. Bei den Kontrollen wird vor allem

auf folgende Aspekte besonders ge-

gesetz erheblich beeinflusst. Mit der

geringeren Kontrollintensität zu unter-

achtet:

Umsetzung dieser Bestimmungen

ziehen als Personen aus Drittstaaten.

n

Sind Versandstücke beschädigt

konnte sich der Hamburger Hafen

Feststellung der Identität anhand der

oder ist bereits Gefahrgut ausge-

nicht nur gegenüber den USA, son-

Reisedokumente und Prüfung auf

treten?

dern auch im europäischen Vergleich

Gültigkeit und Fälschungsmerkmale

Ist die Ladungssicherung in Ord-

als einer der sichersten Häfen der

stellen jedoch den Mindeststandard

nung?

Welt erweisen. Durch die Umsetzung

für alle Personen dar.

Entsprechen die Verpackung, die

der Meldeverpflichtung für die Schiffs-

Für die Einschätzung, ob eine Ge-

Kennzeichnung und die Beschrif-

leitungen von Seeschiffen aus der

fahr für die öffentliche Sicherheit und

tung den Vorgaben der Transport-

Durchführungsverordnung zum Ha-

Ordnung zu befürchten ist bzw. wel-

vorschriften?

fensicherheitsgesetz wird ein weiterer

ches Gefährdungspotential vorliegen

Sind spezielle Stau- und Trennvor-

Baustein ergänzt.

könnte, werden die vorab übermit-

n

n

n

schriften beachtet worden? n

Im Hamburger Hafen wurden

telten Daten z. B. von Passagieren,

Liegen alle erforderlichen Beförde-

2007 über 425 000 Besatzungsmit-

rungsdokumente vollständig vor?

glieder und 126 000 Fahrgäste bei

Das vereinfachte Ablaufschema

der Ein- und Ausreise grenzpolizeilich

der Kontrolle ist der nachstehenden

überprüft.

Grafik zu entnehmen.

Werden Fahrzeuge kontrolliert, ist

Mannschaft usw. benötigt.

auch die Ausrüstung und die ausreichende Qualifikation des Fahr-

Lagebildbasierte Aufgaben-

zeugführers ein wichtiger Punkt. Auf

wahrnehmung

den Containerterminals kommt die

Mit der im Schengener Grenzkodex

Kontrolle auf Einhaltung der Vorschrif-

festgelegten Anmeldung von Kreuz-

ten der Landesgefahrgutverordnung

fahrtschiffen, ergänzt um die Vor-

Hafen Hamburg hinzu, z. B. bei der

anmeldungsregelung 24 Stunden

Bereitstellung gefährlicher Güter für

vor dem Einlaufen wird die Wasser-

die Verladung.

schutzpolizei erstmals in die Lage versetzt, das grenzpolizeiliche Lagebild

WSP 033 Grenzpolizeiliche

durch zeitgerecht verfügbare Daten

Aufgaben: Grenzpolizeiliche

zu optimieren. In Verbindung mit der

Voranmeldung der Seeschiffe –

Eingangskontrolle zur Überprüfung

„Agieren“ statt „Reagieren“

der übermittelten Daten am Liegeplatz

Für jedermann spürbar wird das seit

ergibt sich eine deutlich wirksamere

Fazit:

dem 11. September 2001 veränder-

Aufgabenwahrnehmung. Eigensiche-

Zusammenfassend bleibt festzustel-

te Sicherheitsbewusstsein bei den

rungsbedarfe und Risikoeinschätzung

len, dass sich die Anforderungen

Sicherheitskontrollen im Flugverkehr.

sind in der Folge nochmals verbessert

an die Sicherheit im Hafen aufgrund

Weniger offensichtlich sind die Ver-

möglich.

einer Vielzahl von politischen und

änderungen für die Verkehrsträger Ablauf der grenzpolizeilichen

haben und im Zusammenwirken von

Straße im Binnenverkehr.

Kontrolle

Wirtschaft, Politik und öffentlicher Ver-

Der für die Wasserschutzpolizei

Die grenzpolizeiliche Einreisekontrolle

waltung angepasst wurden. Dieser

wesentliche Teil – der Seeverkehr –

richtet sich nach den Anforderun-

Prozess ist nicht abgeschlossen und

wurde durch die veränderten Bestim-

gen des Schengener Grenzkodex

wird durch die Polizei weiterhin auf-

mungen der „International Maritime

(SGK). Grundsätzlich sind nach den

merksam verfolgt, um auch in Zukunft

Organisation“ (IMO), Regelungen der

dortigen Bestimmungen Personen,

mit dem Standortfaktor Sicherheit ei-

Europäischen Union sowie für Ham-

die das Gemeinschaftsrecht auf frei-

nen Beitrag zur positiven Entwicklung

burg durch das Hafensicherheits-

en Personenverkehr genießen, einer

des Hamburger Hafens zu leisten.❚

POLIZEIBERICHT 2007

technischen Entwicklungen verändert

Schiene, Binnenwasserstraße und

71

Neue Karriereperspektiven Polizei Hamburg reagiert auf die Herausforderungen der Nachwuchswerbung hoffen, dass das Wirtschaftswachstum auf lange Zeit anhält und die Früchte André Bertram, LPV 4, Landespolizeiverwaltung

gerecht

verteilt

werden;

aus Sicht eines Unternehmens wie der Polizei Hamburg wäre es fahrlässig, unter Missachtung der Gesetzmäßigkeit

von

Angebot

und

Entwicklung auf dem

Nachfrage die eigene Nachwuchs-

Arbeits- und Nachwuchsmarkt

planung aus den Augen zu verlieren

Die Medien berichten zunehmend

und die personalstrategischen Über-

über eine Entwicklung, die vorherseh-

legungen nicht kontinuierlich fort zu

bar den Arbeitsmarkt der künftigen

entwickeln.

Jahre bestimmen wird. Aufgrund der

Aktuell befindet sich die Polizei

demografischen Entwicklung kommt

Hamburg an einem strategisch be-

es bereits ab diesem Jahr zu einem

deutsamen Punkt: der Schaffung von

starken Rückgang von Schulabgän-

günstigen Startvoraussetzungen für

gern. Dieser Mangel an potentiellen

die künftige Personalgewinnung und

Berufseinsteigern wird in den kom-

gezielte Personalentwicklung.

menden Jahren auch kontinuierlich anhalten.

POLIZEIBERICHT 2007

Hieraus resultieren Herausforde-

72

Strukturanalyse in der Hamburgischen Verwaltung

rungen für die Wirtschaft und den

Eine

vergleichende

Untersuchung

öffentlichen Dienst. Die Arbeitgeber

zur Personalsituation im mittleren und

sind gehalten, ihre Arbeitsplätze und

gehobenen Dienst in verschiedenen

Karriereperspektiven werbend ein-

Hamburger Behörden kam zu dem

zusetzen, um die leistungsstärksten

Ergebnis, dass die Personalsituation

Schulabsolventen für sich zu gewin-

und Stellenstruktur der Polizei Ham-

nen.

burg verschiedener Modifizierungen

In Zeiten einer guten Wirtschafts-

bedurfte. Als problematisch wurde

lage und den damit verbundenen

insbesondere die Stellenstruktur im

Entwicklungsperspektiven gilt es, den

gehobenen

Beruf des Polizeibeamten ins rech-

laufbahn) bewertet, da es in abseh-

te Licht zu rücken: Die Arbeitsplätze

barer Zeit zu einem starken Anstieg

werden sicherer und auch die Ver-

der Verweilzeiten bis zur nächsten

dienstmöglichkeiten in der Wirtschaft

Beförderung gekommen wäre. Be-

sind durchaus beachtlich. Es bleibt zu

sonders kritisch war die Situation in

Dienst

(Kommissars-

Nur noch ein paar Jahre, dann kann‘s losgehen

den Eingangsämtern des gehobe-

und strukturellen Auswirkung einmalig

nen Dienstes, da es hier durch

in der Geschichte der Polizei Ham-

Überleitungsprogramme

vergange-

burg und bundesweit ein Novum.

ner Jahre zwar zu einer Vielzahl von

Zwar haben drei Bundesländer die

prüfungsfreien Überleitungen in den

so genannte zweigeteilte Laufbahn,

gehobenen Dienst kam, dann aller-

bestehend aus gehobenem und hö-

dings nicht genügend weiterführen-

herem Dienst, bereits realisiert – im

de Beförderungsmöglichkeiten vor-

Vergleich zu der weit überwiegenden

handen waren. Im Ergebnis führte

Mehrzahl von Länderpolizeien sowie

dieses dazu, dass der Anteil von

der Bundespolizei ist das neue Lauf-

Polizeibeamten im gehobenen Dienst

bahnverlaufsmodell aber derzeit kon-

zwar stieg, weitere Beförderungs-

kurrenzlos.

möglichkeiten in dieser Laufbahn aber Hier galt es, eine akzeptable und

Grundsätze des funktions- und leistungsorientierten Laufbahn-

gleichwohl finanzierbare Lösung her-

verlaufsmodells

beizuführen. Nach Abwägung ver-

Das funktions- und leistungsorientier-

schiedener Modelle fiel schließlich

te Laufbahnverlaufsmodell zeichnet

die Entscheidung zugunsten eines

den Karriereweg von der Beendigung

Laufbahnverlaufsmodells mit deut-

der Ausbildung an der Landespolizei-

lich ausgeprägtem Leistungsbezug.

schule im mittleren Dienst (Eingang-

Dieses „funktions- und leistungs-

samt Polizeimeister/A7) bzw. dem er-

orientierte Laufbahnverlaufsmo-

folgreichen Abschluss des Studiums

dell“ wurde zum 1. Januar 2008 bei

an der Hochschule der Polizei für den

der Polizei Hamburg eingeführt.

gehobenen Dienst (Eingangsamt Po-

Zur Verbesserung der Stellenstruk-

lizei-/Kriminalkommissar/A9) bis zum

tur wurden – quasi in Vorbereitung auf

Amt des Polizei- bzw. Kriminalhaupt-

das neue Laufbahnverlaufsmodell –

kommissars in der Besoldungsgrup-

zum 1. Juli 2007 insgesamt 50 Stellen

pe A11. Nach jeweils festgelegten

von A9 (Polizei- bzw. Kriminalkommis-

Verweilzeiten kann der Polizeibeamte

sar) nach A10 (Polizeiober- bzw. Kri-

bei kontinuierlich guten Leistungen in

minaloberkommissar) gehoben. Zum

das nächste Amt befördert werden.

1. Januar 2008 wiederum wurden

Der Weg in die Spitzenämter A12

50 Stellen von A11 nach A13 geho-

(Polizei- bzw. Kriminalhauptkommis-

ben, wodurch im Zuge der Nachfolge

sar) und A13 (Erster Polizei- bzw.

weitere 50 Ernennungsmöglichkeiten

Kriminalhauptkommissar) des geho-

in Ämter der Besoldungsgruppe A12

benen Dienstes erfolgt – wie in der

geschaffen wurden. Abgerundet wur-

Vergangenheit – durch Auswahlver-

den dieses „Stellenpaket“ durch 150

fahren.

Stellenhebungen von A11 nach A12.

Spätestens seit der Rechtspre-

Diese zahlreichen Stellenhebungen

chung

führten Ende 2007 zu einer Vielzahl

gerichts (BVerwG) zum Laufbahn-

von Auswahlverfahren, welche mitt-

verlaufsmodell

lerweile abgeschlossen sind. Das

wurde unmissverständlich deutlich,

Programm des neuen Laufbahnver-

dass die reine Verweilzeit in einem

laufsmodells ist in seiner finanziellen

Amt keinerlei Aussage zur Leistung

des

BundesverwaltungsSchleswig-Holsteins

POLIZEIBERICHT 2007

eher stagnierten.

73

rung verkürzen lässt oder verlängert wird. Das Instrument hierzu trägt den Namen Leistungsträgerfeststellungsverfahren und bedeutet, dass der Leistungsstand aller zu betrachtenden Polizeibeamten einmal jährlich erhoben wird und es dann zu einer Bestenauslese mit vorzeitiger Beförderungsmöglichkeit

kommt.

Leis-

tungsschwache Mitarbeiter hingegen müssen länger auf ihre nächste Beförderung warten. Ein weiterer Aspekt des funktionsund leistungsorientierten Laufbahnverlaufsmodells ist die Förderung der Mobilität von Mitarbeitern und die damit einhergehende Erweiterung der dienstlichen Qualifikation. Aus diesem Grundgedanken lässt sich auch der Funktionsbezug des neuen Modells ableiten. Sämtliche Arbeitsplätze des Polizeivollzugs wurden betrachtet und zu so genannten Funktionen gebündelt. Jeder Polizeibeamte bekleidet demzufolge auch eine Funktion im neuen Laufbahnverlaufsmodell. Die einzelnen Funktionen wiederum sind, entsprechend ihrer Wertigkeit, in so des Mitarbeiters am Arbeitsplatz beinhaltet. Nun war diese Erkenntnis nicht

Karriereperspektiven durch das neue Laufbahnverlaufsmodell

genannten

neu, das Grundgesetz führt in Artikel

tieren fünf aufeinander aufbauende

33 Absatz 2 aus, dass die Beförde-

Funktionskreise mit ansteigendem

rung nach Eignung, Befähigung und

Anforderungsniveau, die sich wie folgt

fachlicher Leistung zu erfolgen hat.

zusammensetzen:

Diesem Verfassungsgrundsatz trägt

n

Laufbahnverlaufsmodell konsequent

n

FK 2 = Polizei- bzw. Kriminalkommissar A9 bis Polizei- bzw. Krimi-

gaben des BVerwG ist die Mindest-

naloberkommissar A10

1

verweilzeit in einem Amt auf vier Jahre

FK 1 = Polizeimeister A7 bis Polizeihauptmeister A9

Rechnung. Entsprechend der Vor-

POLIZEIBERICHT 2007

(FK)

zusammengefasst. Insgesamt exis-

das funktions- und leistungsorientierte

74

Funktionskreisen

n

FK 3 = Polizei- bzw. Kriminalober-

festgelegt; danach entscheidet allein

kommissar A10 bis Polizei- bzw.

die Leistung darüber, ob sich der

Kriminalhauptkommissar A11

Zeitraum bis zur nächsten Beförde-

n

FK 4 = Polizei- bzw. Kriminalhauptkommissar A12

n

1 Die Bundesverwaltungsgericht

FK 5 = Erster Polizei- bzw. Kriminalhauptkommissar A13.

Bedeutsam für den Aspekt der Mobilität ist der festgeschriebene Funk-

Durchschnittliche Verweilzeiten in den Dienstzweigen Schutz-, Kriminal- und Wasserschutzpolizei

von 33 Jahren nach Ausbildungsende bis zum Erreichen der Besoldungs-

tionswechsel beim Übergang in die

gruppe A11 (Polizeihauptkommissar/

Funktionskreise 2 und 3. Hier ist der

Kriminalhauptkommissar), für die Wasser-

Mitarbeiter gehalten, seine dienstliche

schutzpolizei bereits nach 26 Jahren.

Vita um eine neue Funktion zu be-

Da der Dienstzweig der Kriminalpolizei

reichern und insoweit neues Wissen

bereits über eine realisierte zweige-

rund um die zahlenreichen Facetten

teilte Laufbahn verfügt, entfaltet das

des Polizeiberufs zu erlangen.

neue Laufbahnverlaufsmodell für die „Kripo“ erst ab dem Amt des Kriminal-

Regelverweilzeiten in den ein-

kommissars seine Wirkung.

Ein Laufbahnverlaufsmodell ist grund-

Fazit

sätzlich geeignet, den Karriereweg

Die gute Arbeit der Hamburger Polizei hat

eines Mitarbeiters verlässlich vor-

unter anderem in der Umsetzung des

zuzeichnen, wenn dieser seiner-

funktions- und leistungsorientierten Lauf-

seits über Jahre hinweg gute Arbeit

bahnverlaufsmodells ihre Anerkennung

leistet und dementsprechend be-

erfahren. Es war keineswegs selbstver-

urteilt wird. Die mit dem neuen Lauf-

ständlich, dass die zusätzlichen Finanz-

bahnverlaufsmodell

verbundenen

mittel bereitgestellt werden. Aktuell hat

Regelverweilzeiten in den einzelnen

bereits seine Einführung für eine Vielzahl

Ämtern sind aus der oben stehen-

von Beförderungen gesorgt und dem

den Tabelle ersichtlich.

Polizeiberuf neue Karriereperspektiven

Diese Zeiträume, welche auch

eröffnet. Das neue Laufbahnverlaufsmo-

als mittlere kalkulatorische Verweil-

dell ist ein wichtiger Schritt im Wettlauf

zeit bezeichnet werden, zeichnen

um die fähigsten Köpfe im Rahmen der

also für einen Polizeibeamten der

Nachwuchsgewinnung der Polizei Ham-

Schutzpolizei

burg.❚

Leistung

mit

einen

konstant

guter

Gesamtzeitraum

POLIZEIBERICHT 2007

zelnen Besoldungsgruppen

75

Prävention und Opferschutz Leitthemen einer modernen Polizei

Michael Jasper, LKA 12, Fachkommissariat Prävention und Opferschutz

mindest die Reduzierung von Strafta-

nächst auf eine Beratungstätigkeit,

ten und Tatgelegenheiten im Vorder-

die vornehmlich auf die Verhinderung

grund. Begleitet wird die Umsetzung

von Einbruch und Diebstahl mittels

unserer Projekte in der Regel von der

technischer oder mechanischer Si-

erforderlichen

cherheitseinrichtungen abzielte.

der Kooperation mit anderen Verant-

Öffentlichkeitsarbeit,

wortungsträgern sowie der Evaluie-

ein wenig rührend an. Allerdings war

rung der Konzepte und veranlassten

„Sei schlauer als der Klauer“ –

die Eigentumskriminalität in den „Gol-

Maßnahmen.

Erinnern Sie sich noch an diesen

denen Sechzigern“ tatsächlich das

Unsere aktuelle „präventive The-

eingängigen Slogan, mit dem

bedrohlichste Kriminalitätsphänomen

menpalette“ erstreckt sich über eine

in der prosperierenden bundesdeut-

Vielzahl von Deliktsbereichen: vom

schen Wohlstandsgesellschaft.

Taschendiebstahl über den Betrug an

Polizeiliche

Kriminal-

prävention in den 1960er Jahren bundesweit „an den Start“ ging?

A

ls

POLIZEIBERICHT 2007

steht dabei die Verhinderung oder zu-

Das mutet aus heutiger Sicht fast

die

76

Die Aktivität der Polizeilichen Kriminalprävention beschränkte sich zu-

„Kampagnen-Assistent“

Spätestens seit Beginn der 1990er

der Haustür bis hin zu Gewaltstrafta-

Jahre wurde das Thema „Prävention“

ten oder Sicherheitsrisiken im Zusam-

auch von der Politik entdeckt und als

menhang mit dem Internet. Entspre-

„ständige

gesamtgesellschaftliche

chend umfangreich präsentiert sich

diente die seinerzeit äußerst

Aufgabe“ begriffen. Hierdurch kam es

unser Angebot an kostenlosen Prä-

.populäre Comic-Figur Nick

innerhalb der Polizei zu einem enor-

ventions- und Informationsmedien.

Knatterton – der berühmte, Pfeife

men Bedeutungszuwachs, der mit

Die im Fachkommissariat Präven-

rauchende „Meisterdetektiv“, der sei-

einer erheblichen Verbreiterung des

tion und Opferschutz anfallenden

ne kniffligen Kriminalfälle mit Eleganz,

Themen- und Zielgruppenspektrums

Projekte werden von 25 Mitarbeitern

Spürsinn und Erfindungsgeist anging.

einherging. In der Folge vollzog sich

in drei nach thematischen Schwer-

Die abschließenden Ergebnisse sei-

ein Wandel von der allgemein-techni-

punkten gebildeten Sachgebieten

ner – selbstverständlich stets erfolg-

schen zu einer individuell-verhaltenso-

(LKA 121, 122 und 123) bearbeitet:

reichen – Ermittlungen pflegte er dem

rientierten Prävention. 1. „Allgemeine

gespannten Publikum mit der einlei-

Heute sind wir – ganz allgemein

tenden Bemerkung „Kombiniere: …“

ausgedrückt – zuständig für die Ent-

Kriminalprävention“ – LKA 121

zu präsentieren. Der einstige Kultstar

wicklung und praktische Umsetzung

Der Zuständigkeitsbereich des ersten

ist mittlerweile zwar in die Jahre ge-

von Strategien, Handlungskonzep-

Sachgebiets lässt sich am einfachs-

kommen, findet sich aber auch heute

ten sowie entsprechenden Aus- und

ten in Abgrenzung zu den beiden

noch gelegentlich als Symbolfigur für

Fortbildungsmaßnahmen in den Be-

anderen Sachgebieten bestimmen:

eine ebenso professionelle wie erfolg-

reichen der Polizeilichen Kriminalprä-

LKA 121 ist – von einigen wenigen

reiche kriminalpolizeiliche Ermittlungs-

vention und des Polizeilichen Opfer-

Ausnahmen abgesehen – für alle

arbeit.

schutzes. Als handlungsleitendes Ziel

Themen zuständig, die weder in den

Bereich des Polizeilichen Opferschut-

auf unterschiedlichen Wegen etwa

zes (LKA 122) noch in den Bereich

über folgende Themen informiert:

der technischen Kriminalprävention/

n

Kriminalberatung (LKA 123) fallen. n

121 verantwortlich für die Konzeption, Umsetzung und Unterstützung

n

unterschiedlichster Kampagnen und

die

gendlichen in Internet und Chat

Hamburger Vereins zur Verhütung

Sicherer Umgang mit EC- und

von Diebstahl e. V. (VVD) ermöglicht.

Kreditkarten

In diesem Verein haben sich Sachver-

Vermeidung von Diebstählen aus

sicherungen mit dem Ziel zusammen-

abgestellten Kraftfahrzeugen

geschlossen, die Präventionsaktivität

finanzielle

Unterstützung

des

Verhinderung von Sachbeschädi-

der Polizei Hamburg zu unterstützen.

nalprävention. Die begleitende Öf-

gungen durch Graffitischmiererei-

„Unser“ HVV-Bus ist seit dem 10.

fentlichkeitsarbeit sowie die Erstellung

en.

September 2007 auf den Hambur-

themenbezogener Präventionsmedi-

Auf welche Weise derartige Aktio-

ger Straßen unterwegs. Er wird in den

en (wie etwa Filme, Plakate, Informa-

nen durchgeführt werden, lässt sich

nächsten drei Jahren auf wechseln-

tionsbroschüren oder -faltblätter) ge-

am besten anhand von zwei Beispie-

den Linien im oder um das Stadtzent-

hören zum festen Aufgabenbereich.

len darstellen:

rum herum Fahrgäste befördern.

Projekte rund um das Thema Krimi-

n

Die Realisierung wurde u. a. durch

Sicherheit von Kindern und Ju-

Außerdem wird hier das Programm

Während das Grunddesign des

Polizeiliche Kriminalprävention der Län-

„Linie 110“ – der „Präventions-

Busses mit der Werbung für die In-

der und des Bundes (ProPK) umge-

Bus“ der Hamburger Polizei

ternetadresse der Hamburger Polizei

setzt sowie die erforderliche fachliche

Vor dem Hintergrund einer zuneh-

über die Jahre unverändert bleibt,

Betreuung und Fortbildung der Be-

menden Bedeutung des Service-

wird die Heckfläche variabel für jeweils

amten an den einzelnen Hamburger

Gedankens entstand die Idee, unser

aktuelle Präventionsbotschaften und

Polizei- und Wasserschutzkommis-

Präventionsangebot – über den kon-

-themen genutzt.

sariaten oder im Landeskriminalamt

ventionellen Weg des direkten Bür-

gewährleistet (weitere Informationen

gerkontakts hinaus – auch im Internet

zum ProPK finden Sie im Internet

möglichst vielen Menschen bekannt

unter www.polizei-beratung.de).

zu machen. Um das Angebot der

Auch für die kurzfristige Erstellung

Hamburger Polizei im Internet (www.

beim

polizei.hamburg.de) mit einem größt-

Auftreten akuter Kriminalitätsphäno-

möglichen Effekt zu bewerben, haben

mene steht LKA 121 bereit. So wur-

wir beschlossen, einen Linienbus des

de die Öffentlichkeit im Jahre 2007

Hamburger Verkehrsverbundes (HVV)

von

Präventionskampagnen

Seit September 2007 ist der Präventionsbus der Polizei Hamburg unterwegs. Am Heck (kl. Foto) wird auf jeweils aktuelle Aktionen hingewiesen

POLIZEIBERICHT 2007

In diesem Rahmen ist das LKA

als Werbefläche einzusetzen.

77

Sicherheit in Internet und Chat

Da wir uns als Polizei verpflichtet

Internet und Neue Medien sind zum

sehen, auch auf diese Schattensei-

LKA 122

festen Bestandteil unseres Alltags

ten der Neuen Medien hinzuweisen,

Opferschutz ist ein wichtiger Bestand-

geworden und aus diesem praktisch

wurde durch das LKA 121 zunächst

teil der polizeilichen Arbeit, denn Po-

nicht mehr weg zu denken.

ein Informations-Flyer zum Thema „Si-

lizeibeamte sind in den meisten Fällen

Besonders Kinder und Jugendli-

cherheit in Chaträumen“ aufgelegt,

die ersten Ansprechpartner für Be-

che nutzen die sich daraus ergeben-

der auch auf der Internetseite der

troffene. Unverzügliche Hilfe für Opfer

den vielfältigen Kommunikationsmög-

Hamburger Polizei zum Download

von Wohnungseinbrüchen, Überfällen

lichkeiten.

bereitsteht. Junge Menschen sollen

und anderen Gewalttaten sowie Maß-

Aktuelle Untersuchungen belegen,

durch gezielte Aufklärung befähigt

nahmen zum Schutz der Opfer von

dass bereits 18 Prozent der sechs-

werden, sich kompetent und sicher

Gewalt in sozialen Beziehungen sind

bis siebenjährigen Kinder gelegentlich

im Netz zu bewegen.

nur einige der Themen, mit denen die

„online gehen“. Der prozentuale Anteil

Aber auch Erwachsene, insbe-

steigt mit zunehmendem Alter bis auf

sondere Eltern und Lehrer, sollen

Besonders im Kontext von Ge-

87 Prozent in der Altersgruppe der

dazu ermutigt werden, sich verstärkt

waltstraftaten sind Konsum bzw.

12- bis 13-Jährigen.

mit den technischen Möglichkeiten

Missbrauch von legalen wie illegalen

Die Praxis hat gezeigt, dass vor

und Gefahren des Internets zu be-

Rauschmitteln – allen voran der Alko-

schäftigen. Das Thema wurde auf der

hol – von zunehmender Bedeutung.

Gefahren ausgesetzt sind, die zu teils

Messe „Du und Deine Welt“ im No-

Nicht zuletzt aus diesem Grunde

schwerwiegenden und dauerhaften

vember 2007 eingehend dargestellt

engagieren wir uns im Bereich der

Traumatisierungen führen können. So

und diskutiert.

„Polizeilichen Drogen- und Suchtprävention“. Hier kooperieren wir mit den

der speziell für Kinder entwickelten Suchmaschine „Blinde Kuh“ 160 von 200 Kindern (80 Prozent!) von sexuellen Belästigungen berichtet.

POLIZEIBERICHT 2007

Polizei täglich konfrontiert wird.

allem junge Menschen im Internet

haben etwa in einer Online-Umfrage

78

2. „Polizeilicher Opferschutz“ –

für Drogenprävention und Suchthilfe Über 40 Organisation im Bereich Opferschutz folgten einer Senatseinladung in den Großen Festssal des Hamburger Rathauses anlässlich des 10. Opferschutztages

zuständigen Institutionen und führen auf der Grundlage unseres polizeilichen Expertenwissens auch Informa-

tionsveranstaltungen für interne und

lizeilichen Opferschutzes liegt derzeit

waren auf Einladung des damaligen

externe Zielgruppen durch.

im Deliktsbereich Beziehungsgewalt

Hamburger Innensenators Udo Nagel

Zur Dokumentation der beson-

bzw. Stalking (Nachstellung). Hinter-

im Rahmen eines Senatsempfangs

deren Bedeutung, die dem „Opfer-

grund für diese Schwerpunktsetzung

im Großen Festsaal des Rathauses

schutz“ bei der Hamburger Polizei zu-

ist zum einen die Tatsache, dass Ge-

erschienen und präsentierten dort

kommt, wurde im September 2005

walt im sozialen Nahraum (z. B. Fami-

ihre vielfältigen Hilfs-, Therapie- und

ein auf dieses Thema spezialisiertes

lie) nicht mehr tabuisiert wird, sondern

Präventionsangebote.

Sachgebiet (LKA 122) eingerichtet.

insgesamt eine größere gesellschaftli-

selbst war mit zahlreichen Vertretern

Polizei

Hier werden polizeiliche Opfer-

che Bedeutung erlangt hat und nach

aus den unterschiedlichen Organisa-

schutzkonzepte erarbeitet und alle In-

Lösungen verlangt. Zum anderen hat

tionsbereichen präsent.

formationen sowie Fragestellungen im

sich längst die wissenschaftliche Er-

Kontext des Polizeilichen Opferschut-

kenntnis durchgesetzt, dass gerade

3. Kriminalpolizeiliche Beratung

zes gebündelt, aufbereitet und dem

durch Gewalthandlungen in engen

und Öffentlichkeitsarbeit – LKA

Polizeivollzug zugänglich gemacht.

sozialen Beziehungen sehr häufig Kin-

123

Das LKA 122 ist die zentrale An-

der und Jugendliche als Opfer (mit)-

Für die Kriminalprävention steht na-

sprechstelle nach innen und außen,

betroffen sind, die dann ein erhöhtes

türlich weiterhin auch unsere Kri-

somit Partner im „Netzwerk Opferhil-

Risiko in sich tragen, später selbst zu

minalpolizeiliche Beratungsstelle im

fe“. Damit haben wir die Möglichkeit,

Gewalttätern zu werden.

Innenstadt-Polizeikommissariat 14 in

neue Erkenntnisse für die fortlaufende

Für die Bearbeitung aller Fälle von

der Caffamacherreihe Bürgern, Unter-

Konzeptentwicklung und, daraus re-

Beziehungsgewalt werden an den

nehmen und Behörden für alle Fragen

sultierend, die weitere polizeiliche Ar-

Hamburger

Polizeikommissariaten

zum Thema Sicherheitstechnik sowie

beit auf diesem Gebiet zu erlangen.

und beim Kriminaldauerdienst Beam-

zum richtigen Umgang mit individuel-

Weiterhin werden Menschen, die

te eingesetzt, die für Beziehungsge-

len Kriminalitätsrisiken zur Verfügung.

Opfer von Straftaten geworden sind,

waltdelikte speziell geschult sind. Die

Im dort eingerichteten „Haus im

beim LKA 122 professionell beraten

fachliche Aus- und Fortbildung sowie

Haus“ können modernste Sicher-

und über die ihnen zustehenden

die regelmäßige Betreuung dieser

heitsinstallationen für Wohn- und

Rechte aufgeklärt. Bei Bedarf werden

Beamten werden durch das LKA 122

Geschäftsräume direkt am Objekt

sie an eine der in Hamburg zahlreich

sichergestellt.

präsentiert werden.

vorhandenen Hilfs- oder Therapieein-

Darüber hinaus wird der jährlich

Das „Haus im Haus“ steht in erster

richtungen vermittelt. Dabei ist jedoch

stattfindende Opferschutztag vom

Linie für Beratungen von Privatleuten

zu berücksichtigen, dass die Polizei

LKA 122 organisiert. Wesentliche

zur Verfügung; Beratungen für den

bei ihren Maßnahmen zum Opfer-

Ziele dieser Veranstaltung sind eine

gewerblichen Bereich finden in der

schutz die gesetzlichen Rahmenbe-

stärkere Verknüpfung von Opferhilfein-

Regel beim Ratsuchenden vor Ort

dingungen zu beachten hat. Dem-

stitutionen und Polizei, Schaffung von

statt.

nach soll sie als neutrale staatliche

Räumen für Kontakt und Austausch

Im Jahr 2007 wurden durch das

Institution

Straftaten

zwischen den Beteiligten sowie eine

LKA 123 insgesamt 3 700 Beratun-

aufklären und Gefahren abwehren.

weitere Stärkung der Bedeutung des

gen durchgeführt, wodurch 4 026

Dabei muss die Polizei berechtigte

Opferschutzes in Hamburg.

Personen erreicht wurden. Auf Grund

insbesondere

Opfer- und Täterinteressen gleicher-

Die Erkenntnis, dass Opferschutz

ihrer fachlichen Qualität hält die Krimi-

maßen berücksichtigen. Außerdem ist

in Hamburg eine Lobby hat, bestätigte

nalpolizeiliche Beratung bei der Bevöl-

die Polizei gesetzlich dazu verpflichtet,

sich auf eindrucksvolle Weise anläss-

kerung seit Jahren eine hohe Akzep-

alle ihr bekannt werdenden strafbaren

lich des Zehnten Opferschutztages

tanz – durch die Qualitätsmerkmale

Handlungen zur Anzeige zu bringen.

am 5. September 2007. Über 40

der Kostenfreiheit und Produktneut-

Insofern kann und darf die Polizei kei-

Institutionen des Opferschutzes und

ralität verfügt sie darüber hinaus über

ne „Opferhilfeeinrichtung“ sein.

der Prävention, die zum Teil in enger

einen Vertrauensvorsprung.

Ein Arbeitsschwerpunkt des Po-

Kooperation mit der Polizei stehen,

Mit dem so genannten Errichter-

POLIZEIBERICHT 2007

Die

79

nachweis wird durch das LKA 123 eine Liste geführt, in die Unternehmen aufgenommen werden, die im Bereich der präventiven Haus- und Wohnungssicherung tätig sind, die erforderlichen formellen, personellen und fachlichen Voraussetzungen erfüllen und sich freiwillig folgenden Selbstverpflichtungen

unterworfen

haben: n

Vorhalten einer breiten Palette von Elementen der mechanischen Sicherungstechnik aus dem Bereich Schloss und Beschlag, insbesondere zum Nachrüsten von Türen

Im „Haus im Haus“ werden modernste Sicherheitsinstallationen präsentiert

und Fenstern sowie n

geführte

Wiedereingliederungsmaß-

fachgerechte Montage unter Be-

zent der Bausumme (ca. 7 000 Euro)

nahmen für Arbeitnehmer mit dem

achtung der Einbauvorschriften

ausgemacht. Eine Investition, die sich

Berufsziel „Hausbetreuer“.

der Hersteller sowie der geltenden

lohnt, denn ein nachträglicher Einbau

Vorschriften und Normen.

käme teurer und wäre nur mit einem

Wir wollen, dass Sie sicher leben

Neben der einzelfallbezogenen

höheren Aufwand zu realisieren. Das

Prävention und Opferschutz sind

Kriminalberatung wird die (technische)

Musterhaus kann im Garstedter Weg

wichtige und nicht mehr wegzuden-

Kriminalprävention durch LKA 123

208 in Hamburg-Niendorf besichtigt

kende Themen in der täglichen Arbeit

auch in längerfristig angelegten Pro-

werden.

der Hamburger Polizei. Mit unserem

jekten und Arbeitsgruppen vertreten.

Die technische Kriminalpräven-

breiten Informations- und Beratungs-

So wird das Know-how u. a. regelmä-

tion wird durch das LKA 123 auch

angebot helfen wir Menschen dabei,

ßig durch die Staatsschutz-Abteilung

auf Messen und Ausstellungen prä-

ihr Leben sicherer zu gestalten oder

der Hamburger Polizei abgefordert,

sentiert. So können interessierte

mit den Folgen einer Straftat besser

wenn es darum geht, Sicherungs-

Besucher etwa auf der jährlich statt-

umzugehen.

konzepte für Wohnungen oder Büros

findenden Verbrauchermesse „Du

Vieles haben wir bereits erreichen

besonders gefährdeter Personen zu

und Deine Welt“ erleben, um wie viel

können. Dennoch arbeiten wir an der

erarbeiten.

schwerer die Überwindung fachge-

Verbesserung unseres Angebotes für

recht gesicherter Fenster und Türen

die Menschen in Hamburg – denn:

ist.

Sicherheit ist Lebensqualität und wir

und Polizei findet ein regelmäßiger

POLIZEIBERICHT 2007

schaft der Agentur für Arbeit) durch-

kostenlose Kundenberatung und

Im so genannten Netzwerk Bau

80

im Auftrag der ARGE (Arbeitsgemein-

Austausch über wichtige technische

Neben ihren Aus- und Fortbil-

Neuerungen und neue, die Siche-

dungsverpflichtungen innerhalb der

rungstechnik betreffende Kriminali-

Polizei stehen die Spezialisten des

tätsphänomene statt. Als bundesweit

LKA 123 auch für Vorträge und Schu-

einmaliges Modellprojekt ist aus dieser

lungen in Unternehmen und anderen

Kooperation das erste zertifizierte Ein-

Behörden zur Verfügung. So werden

040 4286-71280

bruch hemmende Musterhaus ent-

beispielsweise Informationsveranstal-

vereinbart werden. In geeigneten

standen, das im August 2007 seiner

tungen zu den Themen „Inventurdif-

Fällen erfolgt hier auch eine

Bestimmung übergeben wurde. Hier-

ferenzen im Groß- und Einzelhandel“

sofortige telefonische Beratung.

bei haben die der Sicherheit dienen-

oder „Raubprävention im gewerbli-

den Bauelemente lediglich zwei Pro-

chen Bereich“ ebenso angeboten wie

wollen, dass Sie sicher leben.❚

Beratungstermine können unter der Telefonnummer

www.polizei.hamburg.de

In offizieller Mission … Hamburger Polizeibeamte in internationalen Polizeimissionen

F

riedenssichernde

und

scher Polizeiarbeit heranzuführen. Die Mission war von April 1996 bis De-

seit 1989 weltweit auch unter

zember 2002 aktiv.

Beteiligung deutscher Polizeibeamter statt. Aktuelle Mandatsträger sind die

Was wird im

Vereinten Nationen und die Europäi-

Auslandsdienst gefordert?

sche Union. Waren es zunächst An-

Es werden Beamte mit ausgepräg-

„Bist du verrückt?“ „Hast du

gehörige der Bundespolizei, so sind

ten persönlichen Kompetenzen wie

dir das wirklich gut überlegt?“

es nach den entsprechenden politi-

Team- und Konfliktfähigkeit, Stress-

Solchen und ähnlichen Fragen

schen Beschlüssen seit 1994 auch

resistenz, Flexibilität, kultureller Tole-

müssen sich die Hamburger

Angehörige der Länderpolizeien, die

ranz, sehr guten Englischkenntnissen

Polizeibeamten stellen, sofern

sich den Herausforderungen dieser

und natürlich mit einer ausgeprägten

sie sich zur Teilnahme an in-

internationalen Aufgabe stellen.

körperlichen Fitness gesucht. Die Be-

ternationalen

Polizeimissionen

werber müssen sich einem mehrstu-

entscheiden. Daran hat sich seit

Bosnien und Herzegowina

figen Auswahlverfahren stellen. Nach

1996, dem Jahr der ersten Ham-

Für

Polizeibedienstete

bestandenem Englischtest kommt es

burger Beteiligung an einer Poli-

begann die erste internationale Be-

unter Beteilung des polizeipsychologi-

zeimission, nicht viel geändert.

währungsprobe im April 1996 mit

schen Dienstes zu einem intensiven

der Mission der Vereinten Nationen in

Gespräch mit der Personaldienststel-

Bosnien und Herzegowina. Wir erin-

le über die jeweilige familiäre Situation

nern uns: Nach dem verheerenden

sowie über die individuelle Motivation.

Kriegsgeschehen auf dem Balkan und

Seit Ende 1998 verfügt Hamburg

den Verhandlungen von Dayton/USA

über einen Personalpool von etwa 20

vom 1. bis 21. November 1995 wur-

Mitarbeitern, die für den Dienst in in-

de am 14. Dezember 1995 das Frie-

ternationalen Polizeimissionen in Fra-

densabkommen von Dayton in Paris

ge kommen. Sie werden sowohl von

unterzeichnet und in Kraft gesetzt. Ein

Hamburg als auch von der Bundes-

Ergebnis dieses Abkommens war die

republik Deutschland in Seminaren

Errichtung einer internationalen Polizei-

und Lehrgängen intensiv auf ihre Mis-

truppe mit einer Größenordnung von

sionen vorbereitet. Ein internationaler

bis zu 1 700 Männern und Frauen.

Einsatz dauert in der Regel zwischen

Der Dienst erfolgte unbewaffnet und

sechs und zwölf Monate. Im Gegen-

hatte zum Ziel, durch Überwachung,

satz zu kasernierten Soldaten leben

Beobachtung, Inspizierung und Bera-

die Polizisten grundsätzlichen inmitten

tung der örtlichen Polizei diese an die

der Bevölkerung in privat angemiete-

internationalen Standards demokrati-

ten Unterkünften.

Hamburger

POLIZEIBERICHT 2007

Reinhold Osterhus, PSt 224, Präsidialstab

frie-

denserhaltende Einsätze finden

81

Doch zurück zur Mission in Bosnien und Herzegowina. Es waren

Ausgebrannte Fahrzeuge u. a. auch der Polizei im Kosovo

POLIZEIBERICHT 2007

völkerstaates Jugoslawien gewann

insgesamt 1 398 Polizeivollzugsbe-

die Kosovo-Frage erneut an Schärfe.

amte des Bundes und der Länder

Gewaltsame

beteiligt, darunter 19 aus Hamburg.

82

missionen. Mit dem Zerfall des Viel-

Auseinandersetzun-

gen zwischen Serben und Kosovo-

Hamburger Polizisten waren zum Bei-

entiert und wird nach dem Grundsatz

Albanern führten 1999 zum Angriff

spiel anwesend bei der Öffnung von

einer intensiven Präsenz auf allen hier-

der NATO auf Serbien und zum

Massengräbern, sie trainierten bos-

archischen Führungsebenen, von der

Einmarsch in den Kosovo. Seitdem

nische Polizeiführer, die als Serben,

Ministeriumsebene bis zur örtlichen

garantieren die internationalen Koso-

Kroaten und Bosniaken das erste Mal

Polizeidienststelle, durchgeführt. Bis

vostreitkräfte aufgrund einer Resolu-

nach Kriegsende gemeinsame Lehr-

zum September 2007 waren insge-

tion der Vereinten Nationen vom 10.

gänge besuchten. Sie waren Vorge-

samt 296 Polizeivollzugsbeamte des

Juni 1999 die militärische Sicherheit.

setzte von Polizisten aus aller Welt mit

Bundes und der Länder, darunter

Eine

dem gesamten Spektrum kultureller

fünf aus Hamburg, eingesetzt und

der Vereinten Nationen ist neben vie-

dienstlicher und privater Vielfalt. Sie

verrichteten ihren Dienst zum Beispiel

len anderen Aufgaben verantwortlich

überprüften das Gefängnis von Sara-

als Projektkoordinator für Bürgernahe

für die Aufrechterhaltung von „Gesetz

jevo und waren Vertrauensperson so-

Polizeiarbeit, als Programm-Manager

und Ordnung“. Im Gegensatz zu den

wohl von Gefängnisinsassen als auch

für Öffentliche Sicherheit und Ord-

Missionen in Bosnien und Herzego-

vom Gefängsnispersonal. Darüber

nung. Sie beobachteten Übungen

wina handelt es sich bei der friedens-

hinaus waren sie zu jederzeit hoch

geschlossener Polizeieinheiten, wa-

sichernden polizeilichen Komponente

geschätzte und kompetente Bera-

ren beteiligt bei den Einsatzvorberei-

im Kosovo um einen bewaffneten

ter der örtlichen Polizei. Ende 2002

tungen zur Wiedereröffnung der Brü-

Dienst mit dem gesamten Spektrum

übergaben die Vereinten Nationen

cke von Mostar am 23. Juli 2004 und

präventiver und repressiver Polizeiauf-

die Verantwortung für die polizeiliche

Verbindungsbeamte zu den europä-

gaben sowie zur Rekrutierung, Aus-

Beratung, Ausbildung, Überwachung

ischen Militäreinheiten sowie Berater

bildung und Organisation einer neuen

und Kontrolle in die Hände der Eu-

auf örtlicher und Ministeriumsebene.

lokalen Kosovo-Polizei, einschließlich

ropäischen Union. Im Januar 2003

Übergangsverwaltungsmission

einer Grenzpolizei, die es nach dem

begann die erste europäische Po-

Kosovo

Rückzug der serbischen Sicherheits-

lizeimission mit ihrer Arbeit. Diese übt

Der Kosovo bildet den zweiten

kräfte nicht mehr gab. Bis zum 5.

keine Eingriffsbefugnisse aus und ist

Schwerpunkt hamburgischen Enga-

September 2007 waren insgesamt

unbewaffnet. Ihre Arbeit ist projektori-

gements bei internationalen Polizei-

2 456

Polizeivollzugsbeamte

des

Bundes und der Länder im Kosovo eingesetzt, darunter 52 aus Hamburg. Wer in abgelegenen Bergdörfern eingesetzt wurde, musste unter den gleichen schwierigen Bedingungen leben wie die einheimische Bevölkerung. Im Sommer wird es bis zu 35 Grad heiß, während es im Winter bis zu minus 20 Grad kalt werden kann. Stromabschaltungen und Unterbrechungen bei der Wasserversorgung sind auch in den größeren Städten an der Tagesordnung und immer wieder Ursache von lokalen Demonstrationen. Armut ist weit verbreitet, das Anwachsen der Arbeitslosigkeit, insbesondere unter jungen Menschen, ist ein ungelöstes Problem. Wie zerbrechlich der Frieden im Kosovo ist, verdeutlichen die gewalttätigen Ausschreitungen, die sich am ereignet haben.

Ungewöhnliche Begegnung in Afghanistan

Unter extrem schwierigen Be-

Kontrolle der Durchsetzung des Waffenstillstandsabkommens

dingungen unmittelbar nach Ende

zwischen

Georgien und Abchasien beschlos-

der ethnisch bedingten Gräuel mit

sen worden war. Im Juli 2003 wurde

all ihrem Leid und ihren Zerstörun-

Albanien

dieser Mission eine internationale Po-

gen sorgten Polizisten aus Hamburg

Auch in Albanien war ein Hamburger

lizeieinheit zugeordnet, um unter an-

auch im Kosovo für Sicherheit und

Polizeibeamter ab August 2000 für

derem die Rückkehr von Flüchtlingen

Ordnung. Sie nahmen Straftäter fest

acht Monate an einer internationalen

zu ermöglichen. Örtliche Polizeiorga-

und ermittelten gegen Kriminelle, sie

Polizeimission beteiligt. Die Westeuro-

ne werden beraten, unterstützt und

schufen Vertrauen zur örtlichen Be-

päische Union unterstützte mit einem

ausgebildet. Bis zum 5. September

völkerung und bildeten einheimische

internationalen beratenden Polizeiele-

2007 waren insgesamt 16 Polizei-

Polizisten aus.

ment die lokale Polizei. Von Juni 1997

vollzugsbeamte des Bundes und der Länder in Georgien eingesetzt.

Zur Vorbereitung einer europäi-

bis September 2001 war diese Mis-

schen Rechtsstaatsmission für den

sion unter Beteiligung von insgesamt

Kosovo nahm ein Planungsteam

91 Polizeivollzugsbeamten des Bun-

Afghanistan

der Europäischen Union im Janu-

des und der Länder aktiv.

Noch entfernter von der Heimat ist seit

ar 2007 seine Arbeit auf. Nach der

diesem Jahr ein Hamburger Polizist

Statuslösung für den Kosovo soll eine

Georgien

in Afghanistan eingesetzt. Seit Juni

europäische Mission mit begrenzten

Am weitesten von der Heimat entfernt

2007 unterstützt die Europäische

exekutiven Befugnissen die Mission

verrichtete bis jetzt ein Hamburger

Union die afghanische Regierung

der Vereinten Nationen ablösen und

Polizist seinen Dienst in Georgien. Er

beim Aufbau der Polizei mit bis zu 60

den Kosovo bei der Fortsetzung des

war von Juli 2006 bis Oktober 2007

Polizeivollzugsbeamten des Bundes

Aufbaus von Polizei und Rechtsstaat

für die Beobachtermission der Verein-

und der Länder bei einer beabsich-

unterstützen.

ten Nationen tätig, welche 1993 zur

tigten internationalen Gesamtstärke

POLIZEIBERICHT 2007

17. und 18. März 2004 kosovoweit

83

von 205 Polizisten. Diese werden auf

POLIZEIBERICHT 2007

zentraler Ebene in Kabul sowie auf re-

84

Widrige Arbeitsbedingungen bei Staub und Hitze

tet die Bereitschaft, auch weiterhin Polizisten in internationale Polizei-

gionaler Ebene in den Provinzen als

missionen zu entsenden. Die Polizei

Berater von Entscheidungsträgern

Hamburg hat sich ihrer Verantwortung

afghanischer

gestellt und wird sich ihr weiter stellen.

Sicherheitsbehörden,

als Trainer und Ausbilder afghanischer

Gefahren weltweit. Förderung und

Bis zum 18. Dezember 2007 waren

Polizisten und als Koordinatoren für

Aufbau

Strukturen

67 Polizisten in Bosnien und Herze-

polizeiliche

Ausstattungshilfen

rechtstaatlicher

und

sichert Lebensbedingungen, fördert

gowina, im Kosovo, in Georgien und

-projekte eingesetzt. Auch in Zentrala-

Zukunftsperspektiven für die Bevölke-

Albanien eingesetzt, davon elf Beam-

sien wird die Polizei Hamburg somit

rung in Krisengebieten und verhindert

te zweimal.

ihren Beitrag zur Friedenssicherung

Flüchtlingsströme. Vor diesem Hinter-

Für Polizisten, die ihren ganz per-

leisten.

grund erklären sich die europäischen

sönlichen Beitrag im Rahmen einer

Was macht diese Auslandsein-

und deutschen Sicherheitsinteres-

internationalen Polizeimission geleis-

sätze für Polizisten so interessant?

sen. Für den Aufbau rechtstaatlicher

tet haben, wird die Begegnung mit

Und warum beteiligt sich Hamburg

Strukturen ist die Funktionalität einer

der dortigen Bevölkerung, unter wel-

an internationalen Polizeimissionen,

entsprechend handelnden örtlichen

chen Voraussetzungen auch immer,

wo doch alle Kräfte auch in Hamburg

Polizei von existenzieller Wichtigkeit.

aber auch die Zusammenarbeit mit

sinnvoll eingesetzt werden können

Die wachsende Bedeutung von Po-

Polizisten aus aller Welt mit all ihren

und gebraucht werden?

lizeikomponenten bei internationalen

unterschiedlichen Vorstellungen von

Wir erinnern uns alle noch an die

friedenssichernden Missionen zeigt

professioneller Polizeiarbeit eine un-

Flüchtlingsströme aus dem nicht

sich deutlich in deren gestiegenen

vergessliche Erfahrung bleiben.

mehr existierenden Jugoslawien ins-

Anzahl und qualitativen Weiterent-

besondere nach Deutschland, an die

wicklung.

In den Zeiten der Globalisierung und bei der Vielzahl von Krisensitua-

Not der in der Heimat verbliebenen

Hamburgs Bekenntnis zur Sicher-

tionen auf allen Kontinenten bestehen

Bevölkerung, aber auch an interna-

heitspolitik der Europäischen Union

letztendlich keine Alternativen zu inter-

tionale Kriminalität und terroristische

und der Vereinten Nationen beinhal-

nationalen Polizeimissionen.❚

Vor den Toren Hamburgs Die Arbeit der Hamburger Wasserschutzpolizei auf der Ober- und Unterelbe chen wasserschutzpolizeilichen Zu-

Peter Welchert, WSPK 3, Wasserschutzpolizeikommissariat

Die Hamburger Wasserschutzpolizeibeamten müssen sich also nicht

ständigkeiten geregelt. Im Verlauf dieses über 300 Kilo-

nur mit dem Landesrecht Hamburgs

meter langen Zuständigkeitsgebietes

sondern auch mit der Rechtslage

nimmt die Wasserschutzpolizei ihre

beider Nachbarn auskennen.

Aufgaben von vier Standorten aus Historisches vom Strom

D

ie

Wasserschutzpolizei

Für den Teil der stromaufwärts

Etwa 100 Kilometer westlich der

gelegenen Elbe (Mittelelbe) ist das

Hamburger Landesgrenze befindet

Wasserschutzpolizeikommissariat

3

sich das Hamburger Wasserschutz-

Hamburgs ist nicht nur in

(WSPK 3) mit seiner Außenstelle in

polizeirevier 4, inmitten der nieder-

Hamburg

und

Lauenburg (WSPK 35) verantwortlich.

sächsischen Hafenstadt Cuxhaven.

tätig, sondern weit darüber hinaus.

zuständig

Auf der Unterelbe, also dem Teil der

Eine über 500 Jahre gemeinsame

Auch auf der Elbe, stromauf- und

Elbe, der stromabwärts des Ham-

administrative Vergangenheit durch

stromabwärts vom Hamburger Hafen

burger Hafens liegt, teilen sich das

das hamburgische Amt Ritzebüttel

und auf der Nordsee sind die Was-

Wasserschutzpolizeikommissariat

verbindet

serschutzpolizisten eingesetzt.

(WSPK 1) in Hamburg-Waltershof

Nordzipfel mit der Freien und Hanse-

1

den

niedersächsischen

Bereits östlich von Schnackenburg

und das Wasserschutzpolizeirevier 4

stadt Hamburg. Erst 1937 tauschte

beginnt die wasserschutzpolizeiliche

(WSPR 4) in Cuxhaven die Zustän-

Hamburg das Amt Ritzebüttel mit der

Zuständigkeit von Hamburg. Diese ist

digkeiten. Das Revier in Cuxhaven

Stadt Cuxhaven gegen das preußi-

in einem Abkommen mit den Ländern

betreut auch den Hamburgischen Teil

sche Altona und Harburg-Wilhelms-

Niedersachsen und Schleswig-Hol-

des Küstenmeeres und den Bereich

burg ein. Lediglich der Amerikahafen

stein geregelt. Sie erstreckt sich auf

Neuwerk und Schahörn.

und die Exklave mit der Insel Neuwerk

der Elbe vom Hamburger Hafen bis

Die

Übernahme

der

wasser-

blieben hamburgisch. Während der

in den so genannten Elbmündungs-

schutzpolizeilichen

Zuständigkeiten

Besatzung durch die Briten zwischen

trichter bei Cuxhaven.

auf der Elbe durch ein Bundesland

1945 und 1949 wurde auf der Elbe

Die Inseln Neuwerk und Schar-

hat sich seit nunmehr 50 Jahren be-

von der Nordsee bis zur Zonengren-

hörn in der Elbmündung sind eben-

währt. Es gilt jedoch immer das jewei-

ze bei Schnackenburg wieder eine

falls Hamburgisches Staatsgebiet. In

lige Landesrecht unabhängig von der

Wasserschutzpolizei eingerichtet, die

dieser so genannten Exklave ist die

Zuständigkeit. Das bedeutet, auf der

von Hamburg aus geleitet wurde.

Hamburger Polizei unmittelbar zustän-

Nordseite der Elbe, die zu Schleswig-

Der Grundstein für die heutige Zu-

dig.

Holstein gehört, gilt Schleswig-Hol-

ständigkeit wurde also bereits damals

Da die Grenzen der Küstenländer

steinisches Landesrecht. Im Gebiet

gelegt.

im Küstenmeer von Nord- und Ost-

Niedersachsens auf der Südseite

Nach dem Fall des Eisernen Vor-

see nicht festgelegt sind, wurden in

gilt entsprechend niedersächsisches

hangs – Hamburg bekam sein altes

einem weiteren Abkommen die örtli-

Recht.

Hinterland zurück – erfolgte 1990

POLIZEIBERICHT 2007

wahr.

85

eine grundsätzliche Übereinstimmung

Die Aufgaben und Tätigkeiten

durch gleich lautende Vereinbarun-

mit der Freien und Hansestadt Ham-

auf der Ober- und Unterelbe

gen, die die Länder mit der Bundesre-

burg über den Übergang des Ameri-

Die Tätigkeiten der Wasserschutz-

gierung geschlossen haben, für ganz

kahafens an Niedersachsen, die am

polizei lassen sich vereinfacht in zwei

Deutschland definiert. Dabei geht es

5. Februar 1992 zu einem Staatsver-

Gruppen aufteilen: Die eine Grup-

vorrangig darum, Maßnahmen zu tref-

trag zwischen Hamburg und Nieder-

pe setzt sich aus den klassischen

fen, welche die Einhaltung der natio-

sachsen führte. Noch heute zählen

Polizeiaufgaben

die

nalen und internationalen Vorschriften

die vorgelagerten Inseln Neuwerk,

auch von der Schutzpolizei an Land

für die Sicherheit und Leichtigkeit des

Scharhörn und Nigehörn sowie das

wahrgenommen werden, z. B. die

Schiffsverkehrs gewährleisten.

dazu gehörige Hamburgische Wat-

Aufnahme

Verkehrsunfällen.

Diese Gesetze, Verordnungen und

tenmeer zum Territorium der Hanse-

Kurz gefasst handelt es sich um

Abkommen sind sehr umfangreich

stadt und werden vom Bezirksamt

die Aufgaben der Gefahrenabwehr

und beinhalten Verkehrsvorschriften

Hamburg Mitte verwaltungsrechtlich

und der Strafverfolgung.

wie Fahrregeln, Regeln zur Lichterfüh-

betreut. Das WSPR 4 ist auf der In-

von

zusammen,

Zur anderen Gruppe gehört die

rung1 und über Schallsignale2 sowie

sel Neuwerk sowie im umliegenden

Ausübung

schifffahrtspolizeili-

Kommunikationspflichten. Hinzu kom-

Nationalpark Hamburgisches Wat-

chen Vollzugsaufgaben auf See- und

men Vorschriften über den Betrieb ei-

tenmeer polizeilich originär zuständig.

Binnenschifffahrtstraßen. Diese sind

nes Wasserfahrzeugs wie Bau, Aus-

der

In den touristisch stark frequentierten

rüstung, Besetzung, Beförderung von

Sommermonaten werden dort an

gefährlichen Gütern oder den Schutz

bestimmten Wochenenden Beamte

der maritimen Umwelt. Während der Streifenfahrten wird

des Wasserschutzpolizeirevieres zur Betreuung der Sommergäste eingesetzt.

Liegeplatz am WSPK 1, Waltershofer Hafen

das Hauptaugenmerk auf die Einhaltung der Verkehrsvorschriften gelegt. Kontrollmaßnahmen an Bord der Berufsschifffahrt erfolgen dagegen primär in den Häfen. Werden Störungen oder Gefährdungen für die Schifffahrt oder die maritime Umwelt im Rahmen von Streifen bekannt, treffen die Schiffs-

POLIZEIBERICHT 2007

1 Die Verkehrsvorschriften für die Seeschifffahrt bestimmen, dass durch Wasserfahrzeuge z. B. zwischen Sonnenunter- und -aufgang bzw. bei verminderter Sicht bestimmte „Lichter“ geführt werden müssen. Nur die konkrete Anordnung von „Topp-, Seiten-, Heck- oder anderen Lichtern“ ermöglicht es den übrigen Verkehrsteilnehmern häufig, die Art eines anderen Fahrzeuges (z. B. Manövrierbehindertes Fahrzeug) bzw. die ggf. besondere Verkehrssituation (z. B. Fahrzeug in Fahrt) zu erkennen.

86

2 Schallsignale werden in der Schifffahrt mittels spezieller Schallsignalanlagen z. B. Tyfon gegeben. Präzise vorgegebene Tonreihenfolgen und -längen geben anderen Verkehrsteilnehmern Hinweise auf konkrete Verkehrs- oder sogar Gefahrensituationen. Ein kurzer Ton dauert ca. eine Sekunde, ein langer zwischen vier bis sechs Sekunden. So hat ein Schiffsführen z. B. das Manöver „Ich arbeite rückwärts“ durch drei kurze Töne anzuzeigen.

führer der Funkstreifenboote alle er-

Weichmann“ am Einsatzort verschaff-

Besatzungsmitglied mit einer bren-

forderlichen Maßnahmen, um diese

te sich die Besatzung ein Bild über

nenden Zigarette eingeschlafen war.

zu beseitigen.

die Lage. Währenddessen wurde die

Dabei arbeiten sie eng mit den

Feuerwehr über die Feuerwehrleitstel-

Alkohol am Ruder

weiteren auf der Elbe und im Bereich

le Stade alarmiert und ein Seenotret-

August 2007 – Die Oberelbe bei

der Schifffahrt tätigen Behörden, Ins-

tungskreuzer der Deutschen Gesell-

Stromkilometer 592 in der Nähe der

titutionen und Verbänden zusammen,

schaft zur Rettung Schiffbrüchiger

niedersächsischen Ortschaft Drage:

um eine maximale Aufgabenwahr-

(DGzRS) zum Einsatzort entsandt,

Es war eine der wenigen lauen

nehmung zu gewährleisten.

um eventuell, verletzte Personen zu

Sommernächte. Unzählige Menschen

bergen.

säumten die Deiche und schauten

Das Havariekommando in Cux-

gebannt in den Nachthimmel. Fackeln

Die folgenden drei Ereignisse sind

haven (gemeinsame Einrichtung des

und Laternen leuchteten, die Elbe war

Beispiele aus dem täglichen Dienst

Bundes und der Küstenländer zur

übersät vom Flimmern der Positions-

der Wasserschutzpolizei Hamburg.

Bekämpfung komplexer Schadensla-

laternen unzähliger Sportboote und

gen auf See) wurde mit der Gesamt-

die Luft erfüllt vom Tuten der Boots-

Brand auf dem Gütermotor-

einsatzleitung beauftragt. Mit dem

hörner und den Detonationen der

schiff „Antonia“

auf der „Bürgermeister Weichmann“

Feuerwerksraketen. Deren Leucht-

Das Gütermotorschiff „Antonia“ war

befindlichen Feuerlöschmonitor wur-

sterne und Glitzerschauer tauchten

auf der Elbe zwischen Wischhafen

den bis zur professionellen Brandbe-

die gesamte Szene in ein unwirkliches

und Freiburg in Brand geraten. Das

kämpfung die Bordwände des Güter-

Licht: „Die Elbe brennt“. Jedes Jahr

Schiff befand sich ohne Ladung auf

motorschiffes gekühlt. Aus Hamburg

im Sommer kommen Tausende von

der Reise nach Hamburg. Die zwei

wurde der Polizeihubschrauber „Li-

Menschen hier an und auf der Elbe

Mann starke Besatzung, Schiffsführer

belle 2“ angefordert, der über eine

zusammen zu diesem faszinierenden

(73) und Matrose (58), war nicht in

Wärmebildkamera verfügt, mit der der

Ereignis.

der Lage, das Feuer zu löschen. Es

Brandherd genauer lokalisiert werden

Doch in diesem Jahr wurde der

bestand nicht nur eine große Gefahr

konnte. Mit Hilfe der Kamera konnten

Zauber gestört: Plötzlich ertönte lau-

für die Besatzung, sondern auch für

der Feuerwehr wichtige Hinweise ge-

tes Rufen auf dem Wasser. In der

das Fahrzeug, das sich auf Grund

geben werden.

Nähe befindliche Personen konnten

der Rauchgase, die in das Steuer-

Unter schwerem Atemschutzge-

das Knirschen von Bootsrümpfen

haus drangen, nur unter Schwierig-

rät drangen die eingesetzten Feuer-

hören, die gegeneinander gepresst

keiten manövrieren ließ.

wehrmitarbeiter bis zum Brandherd

wurden. Das Ganze untermalt von

im Logisbereich vor und löschten das

Schreien der betroffenen Bootsbe-

Feuer mit Wasser und Schaum.

satzungen. Relingsstützen verbogen

Das auf Unterelbestreifenfahrt befindliche Polizeiboot „Bürgermeister Weichmann“ begab sich so schnell

Da für die Besatzung hiernach

wie möglich zum Havaristen. Gleich-

keine unmittelbare Gefahr mehr be-

zeitig

Verkehrszentrale

stand, nahm die Besatzung der „Bür-

Dann heulte ein Bootsmotor auf

Brunsbüttel das brennende Schiff

germeister Weichmann“ erste Ermitt-

und mit hoher Fahrt entfernte sich

über Funk zur Freiburg-Reede. Hier,

lungen vor, um die Ursache für den

ein Motorboot elbaufwärts Richtung

außerhalb des stark befahrenen Fahr-

Schiffsbrand zu klären. Wegen des

Geesthacht.

wassers, konnte das Schiff aus dem

Verdachts fahrlässiger Brandstiftung

Szenenwechsel – Eine kappe

Wind gedreht werden. Der Rauch

wurde der Logisbereich des Güter-

Stunde später in der Schleuse Geest-

war für die Besatzung nun nicht mehr

motorschiffs als Tatort gesichert. Die

hacht. Mehrere Sportboote lagen in

lebensbedrohlich. Mit wenig geeigne-

weitere Bearbeitung der Brandermitt-

der Schleusenkammer und wollten

ten Bordmitteln versuchte die Besat-

lung lag im Zuständigkeitsbereich der

nach der abendlichen Veranstaltung

zung erfolglos das Feuer zu löschen.

Kriminalpolizei Stade. Als Ursache für

zurück in ihre Heimathäfen oberhalb

Nach Eintreffen der „Bürgermeister

das Feuer wurde festgestellt, dass ein

der Schleuse.

leitete

die

und Außenbordmotoren wurden aus ihrer Halterung gehebelt.

POLIZEIBERICHT 2007

Einsätze auf der Elbe

87

Einer der Bootsführer erkannte plötzlich das Boot wieder, welches

Schweres Hafenstreifenboot auf der Elbe im Einsatz

traut sind.

vor knapp einer Stunde die oben be-

Als der Beamte kurz darauf die

schriebene Kollision verursacht und

Liegeplätze unterhalb der Schleuse

sich dann mit schäumender Bugwelle

erreichte, herrschte dort gähnende

aus dem Staub gemacht hatte. sich gerade vom Schleusenmeister

schiffe sich gemeinhin nicht in Luft

polizei und kurze Zeit später war die-

verabschiedet. Auf der Schleusen-

auflösen, musste das Schiff seine

se mit dem Streifenboot WS 22, Hei-

mauer kam ihm ein älterer Herr ent-

Reise nach Hamburg ohne Unter-

mathafen Hamburg, zur Stelle.

gegen. Noch ein bekanntes Gesicht.

brechung und vermutlich auch ohne

Der Sachverhalt wurde protokol-

Es war ein ehemaliger Binnenschiffer,

Lotsen fortgesetzt haben.

liert und die Personalien der Betei-

der seine kleine Rente mit Lotsen-

Am Wasserschutzpolizeikommis-

ligten wurden erfasst. Wie sich her-

diensten auf der Oberelbe aufbesser-

sariat 3 am Harburger Binnenhafen

ausstellte, war bei dem Verursacher

te. In einem kurzen Gespräch erfuhr

klingelte kurz darauf das Telefon:

auch noch eine gehörige Portion Al-

der Hamburger Wasserschutzpolizist,

Schiffsname, voraussichtliche Ankunft

kohol im Spiel, sodass gegen ihn ein

dass der Lotse gerade von einem

in Harburg und Grund für die Über-

Strafverfahren eingeleitet wurde, denn

Binnenmotorschiff abgestiegen war,

prüfung wurden durchgegeben.

auf dem Wasser gelten in diesem

dessen niederländischer Schiffsführer

Als das Fahrzeug wenige Stunden

Zusammenhang mittlerweile ähnlich

weiter nach Hamburg wollte, aber un-

später seinen Liegeplatz im südlichen

strenge Regelungen wie im Straßen-

terhalb der Schleuse wohl noch erst

Reiherstieg erreichte, standen bereits

verkehr. Diese abendliche Bootstour

einmal festmachen würde.

zwei Beamte an der Pier und gingen ent-

an Bord. Es stellte sich heraus, dass

schloss sich zu einer Überprüfung

die Vermutung des Kollegen aus Lau-

von Fahrzeug und Besatzung. Hin-

enburg begründet war. Seine Stre-

Der Lotse ging von Bord

tergrund war, dass ortsunkundige

ckenkunde für die Oberelbe konnte

Gleicher Ort, einige Monate später.

Schiffsführer für die Elbe zwischen

der Schiffsführer nicht nachweisen.

Ein nasskalter Februarmorgen in der

Geesthacht und Hamburg ein beson-

Das war Sparen am falschen En-

Schleuse Geesthacht. Ein Beamter

ders Streckenzeugnis benötigen, mit

de, denn die zu erwartende Geld-

der Außenstelle der Hamburger Was-

dem sie nachweisen müssen, dass

buße überstieg das eingesparte Lot-

serschutzpolizei in Lauenburg hatte

sie mit den schwierigen Fahrwasser-

sengeld um mehr als das Doppelte.❚

eher unerfreuliches Ende.

POLIZEIBERICHT 2007

Leere. Da ausgewachsene Binnen-

Ein Anruf bei der Wasserschutz-

nahm damit für den Betroffenen ein

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verhältnissen auf der Oberelbe ver-

Der

Wasserschutzpolizist

Serientaten Serienerkennung bei Einbruchdiebstählen und deren Bekämpfung

D

ie

Polizei

spricht

rung ganzer Serien wird nicht nur der

an einigen anderen Dingen erkennen

Täter seiner gerechten Gesamtstrafe

wir den Serientäter.

zugeführt, es werden auch weitere

Wer ist in der Lage, einen Serientä-

Taten verhindert. Welche Spuren,

ter zu erkennen? Das kommt auf sei-

Hinweise und Informationen uns da-

nen Handlungsradius an. Begeht er

bei im Einzelnen helfen, soll aus

immer

seine Taten nur innerhalb des Zustän-

nachvollziehbaren

dann von Serien, wenn

digkeitsgebietes eines Polizeikommis-

Geheimnis bleiben.

mehrere gleichartige Taten

sariates, sollte jeder Einbruchssach-

Mit unserer gezielten Auswer-

in zeitlichen Abständen von einem

bearbeiter beziehungsweise dessen

tung konnten in letzter Zeit diverse

oder mehreren selben Tätern began-

Sachgebietsleiter in der Lage sein,

Einbruchsserien erkannt und durch

gen werden. Woher wissen wir aber,

eine Serie zumindest im Ansatz zu

anschließende Ermittlungsarbeit auf-

dass mehrere Einbrüche von einem

erkennen.

geklärt werden:

und demselben Täter begangen wurden?

Gründen

unser

Sobald der Täter aber seine Taten

Da war zum Beispiel der 16-jähri-

im gesamten Stadtgebiet begeht,

ge Toni B., dessen Arbeitsweise doch

Zunächst müssen wir davon aus-

wird dieses schwieriger. Die Polizei

recht simpel war. Er hatte es sich

gehen, dass ein Einbrecher auch

reagierte darauf, indem sie das La-

zu Eigen gemacht, die Fenster von

nur ein Mensch ist, also ein „Ge-

gezentrum der Zentraldirektion (ZD

Häusern einfach nur einzuschlagen.

wohnheitstäter“. Er übt ein kriminelles

011) im Polizeipräsidium einrichtete.

Dabei wurde eine Menge Lärm ver-

„Handwerk“ aus, um seinen Le-

Diese Dienststelle wird über sämt-

ursacht. Er nahm alles von Wert mit,

bensunterhalt zu verdienen. Wie je-

liche Einbrüche in Hamburg in Kennt-

was er tragen konnte. Ihm wurden

der „Handwerker“ hat er seinen Job

nis gesetzt. Die dortigen Sachbear-

23 Taten nachgewiesen. Inzwischen

gelernt. Er probiert auf verschiedene

beiter vergleichen die jeweiligen Ereig-

sitzt er in Haft. Hoffen wir, dass dieses

Weisen aus, wie er sich am besten

nisse miteinander und werten sie in

zumindest verhindert, dass er seine

Zutritt zu dem Objekt seiner Begierde

Bezug auf die Arbeitsweise der Täter

Arbeitsweise weiter entwickelt.

verschafft. Er findet seine Art, wie er

aus. Wird eine Tatserie erkannt, erhal-

Ein weiterer Serieneinbrecher war

Hindernisse am besten überwindet,

ten die Leitung der Zentraldirektion,

der drogenabhängige Sascha P. Ge-

welche Objekte sich für ihn am besten

das zuständige Polizeikommissariat

trieben von seiner Sucht musste er

eignen und wo er das, was er sucht,

und die Dienststelle zur Bekämpfung

sich das nötige Geld verschaffen, um

am ehesten finden kann. Je mehr

spezieller Einbruchsdelikte (ZD 661)

die für ihn notwendigen Drogen zu fi-

Taten er begeht, desto mehr Übung

darüber Kenntnis. Die Dienststellen

nanzieren. Er ging schon etwas leiser

bekommt er. Er entwickelt Geschick.

werden so in die Lage versetzt, alle

zu Werke. Anstatt die Fensterschei-

Er spezialisiert sich. Und genau das

vorhandenen Einzelspuren zusam-

ben mit roher Gewalt einzuschlagen,

macht ihn aus, seine bevorzugte Ar-

menzufügen und einem Puzzle gleich

benutzte er ein bestimmtes Werk-

beitsweise, seinen Modus Operandi

die einzelnen Teile zu einem Ganzen

zeug, mit dem er die Fenster oder

(lateinisch: „Art des Handelns“ oder

zusammenzufügen. Mit der Aufklä-

Terrassentüren der bevorzugten Ob-

POLIZEIBERICHT 2007

Peter Hartkopp-Unger, ZD 6630, Zentraldirektion

„Art der Durchführung“). Daran und

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jekte aufhebelte, um an die Beute zu

nis. Auf diese Weise können auch

gelangen. Auch er wurde zu Freiheits-

bundesweite Zusammenhänge er-

entzug verurteilt, weil ihm neun Taten

kannt werden.

POLIZEIBERICHT 2007

nachgewiesen werden konnten.

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2007 wurde in Hamburg eine Er-

Dann war da noch der polizeibe-

mittlungsgruppe (EG) mit dem Namen

kannte Shefquet S. Sein Fachgebiet

„Sackkarre“ gegründet. Die EG setzte

war nicht nur der Einbruch. Er hatte

sich aus Hamburger Sachbearbeitern

auch schon diverse andere Straftaten

und Ermittlern anderer betroffener

begangen. Er hatte mehrere bevor-

Bundesländer

zugte Arbeitsweisen entwickelt und

grund war eine Serie von Geldauto-

ist von den zuvor genannten Tätern

maten-Diebstählen im norddeutschen

wohl der professionellste. Je nach

Raum. Die Täter stahlen jetzt kom-

Beschaffenheit der Fenster oder Tü-

plette Geldausgabeautomaten aus

ren hebelte er diese mit einem Werk-

Vorräumen von Banken und anderen

zeug auf oder bohrte ein kleines Loch

öffentlichen Gebäuden.

zusammen.

Hinter-

in den Rahmen. Hierdurch führte er

Das verbindende Element: Sie

einen Draht, mit dem er die Fenster

transportierten diese recht schweren

oder Türen entriegelte. Er hatte es

Geräte mit speziell umgearbeiteten

vorwiegend auf Bargeld, Schmuck

Sackkarren ab, bevor sie sich an den

und Kreditkarten abgesehen. Ihm

Inhalt heran machten.

wurden 42 Taten zugeordnet. Lei-

Die überführten Täter befinden sich

der konnten ihm zunächst nur sechs

in Haft. Neben den sieben Geldauto-

nachgewiesen werden, da er nicht

maten-Diebstählen, konnten ihnen

geständig und auch kein geeigne-

weitere 29 Geschäfts- und sieben

tes Beweismaterial vorhanden war.

Wohnungseinbrüche nachgewiesen

Das stand einer Verurteilung zu einer

men und anhand vorliegender DNA-

werden, die sie mit anderen Tätern

Haftstrafe nicht im Wege. Inzwischen

Spuren überführt. Er kommt für eine

zusammen begangen hatten.

können ihm weitere zehn Taten zur

Vielzahl von Einbrüchen im gesam-

Anhand vorliegender Beispiele ist

Last gelegt werden, weil er seine

ten Bundesgebiet und über dessen

erkennbar, wie wichtig es ist, eine

DNA-Spur an Tatorten hinterlassen

Grenzen hinaus in Frage.

Serie von Taten zu erkennen. Dieses

hatte. DNA ist der Träger der bei je-

Wie werden aber solche überre-

ist nur durch eine akribische Aus-

dem Menschen unterschiedlichen

gionalen Tatzusammenhänge oder

wertung möglich, die wiederum eine

Erbinformationen, dieser so genannte

Serien erkannt? Beim Bundeskrimi-

gute Tatortarbeit und eine detaillierte

„genetische Fingerabdruck“, ist auch

nalamt (BKA) in Wiesbaden gibt es

Beschreibung der Tatörtlichkeit und

hier ein hervorragendes Beweismittel.

ebenfalls eine Dienststelle, die sich

Handlungsweise erfordert.

Nun gibt es aber auch Täter, die

mit der Auswertung von Straftatmel-

Am erfreulichsten wäre es na-

überregional, ja sogar international

dungen befasst und überregionale

türlich, wenn es gar nicht erst zu

Einbrüche begehen. Da ist zunächst

Serien erkennen kann.

einem Einbruch kommen würde.

aus dem Jahr 2004 der tragische Fall

Darüber hinaus setzen die Dienst-

Dafür kann jeder selbst eine Men-

aus Hamburg-Blankenese. Der Ge-

stellen der Länder sich gegenseitig

ge tun: Schützen Sie sich und Ihr

schädigte überraschte den Einbre-

über ihre besonderen Fälle in Kennt-

Eigentum.❚

cher, konnte diesen nach Verfolgung stellen und wurde daraufhin von dem Täter erschossen. Der nun wegen Einbruch und Totschlags Gesuchte wurde später in Hessen festgenom-

Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle Caffamacherreihe 4, 20355 Hamburg steht Ihnen diesbezüglich gern mit Rat zur Seite. Sie erreichen sie von montags bis freitags zwischen 10:00 und 16:00 Uhr unter der Telefonnummer 040 4286-71280 oder 71381.



Polizei Hamburg in Zahlen



9 921 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon:

Personal





6 246 bei der Schutzpolizei, davon 1 361 Frauen





1 553 bei der Kriminalpolizei, davon 393 Frauen





522 bei der Wasserschutzpolizei, davon 13 Frauen





1 600 der allgemeinen Verwaltung, davon 738 Frauen

In der Polizei Hamburg arbeiten 25 Vollzugsbeamtinnen und Beamte, 11 Arbeitnehmer (Beschäftigte nach TV-L) im Polizeidienst sowie 21 Arbeitnehmer der allgemeinen

Ausrüstung



6 796 ballistische Unterziehschutzwesten





9 400 Reizstoffsprühgeräte





8 399 Pistolen SIG Sauer P 6





34 Pistolen Walther P 5





575 Pistolen Heckler und Koch P 2000 V 2





447 Maschinenpistolen Heckler und Koch MP 5

Einsatzkommunikation



5 803 Funkgeräte





1 667 Mobilfunktelefone (LPV 1116)



Computer



6 000 PC, davon 5 428 vernetzt



Fuhrpark



236 Funkstreifenwagen





114 Mannschaftswagen und Kleinbusse





493 zivile PKW





44 Motorräder





27 Nutzfahrzeuge und Anhänger





136 Sonder- und Spezialfahrzeuge



Gesamtjahresfahrleistung: 17,2 Millionen Kilometer





Dienstboote



2 Küstenstreifenboote mit Tochterboot





8 Hafenstreifenboote





1 Alsterstreifenboot





6 Hilfseinsatzboote





6 Mehrzweckboote (LBP)





14 Katastrophenschutzboote

Einsatzzahlen 2007



491 100 Einsätze, d. h. 1 345 pro Tag







Stand: 31.12.2007

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Verwaltung mit ausländischer Staatsangehörigkeit.

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