Pilgerreise 2007 PDF

March 26, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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„Johannes und die Johanniter“ In der Tradition von Johannes dem Täufer Zweite Pilgerreise der JiO nach Israel vom 27. Oktober bis 4. November 2007

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Inhalt

Grußwort des Ordensstatthalters .......................................................................................... 3 Programmübersicht .............................................................................................................. 4 Tag 1: Altstadt und Grabeskirche.......................................................................................... 5 Tag 2: Yad Vashem & Davidsstadt ....................................................................................... 7 Tag 3: Patriarch, Bethlehem & Heriodion............................................................................ 10 Tag 4: Tempelberg, Jericho & See Genezareth ................................................................. 13 Tag 5: Golan-Höhen, Betsaida & Kapernaun...................................................................... 16 Tag 6: Akko & Caesarea..................................................................................................... 18 „Johanniter in Jerusalem“ ................................................................................................... 23 Nachwort des Organisators ................................................................................................ 21 Anhang: Israelkarte............................................................................................................. 25

Diese Zeitschrift steht zum Download bereit unter www.jio.johanniterorden.de.

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„Johannes und die Johanniter“ In der Tradition von Johannes dem Täufer Zweite Pilgerreise der JiO nach Israel vom 27. Oktober bis 4. November 2007

unter der Leitung von Pfarrerin Dr. Petra Heldt und RR Dr. Jörg Bremer

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Grußwort des Ordensstatthalters In einem Jerusalemer Tagebuch liest man: „Ist das wirklich der Fussabduck von Jesus?“, fragt mich mein Sohn. Wir besuchen jeden Tag eine andere Heilige Stätte.“ Hat Jesus echt auf dem Felsen da vorne, den die Frau gerade küsst, gebetet?“, fragt das Kind weiter und bringt seinen Vater in Gewissensnöte. Bejahe ich, wird er fragen woher ich weiß, dass es genau da war. Symbolische Antworten sind feige und gelten nicht. Nein sagen kann ich als väterliche Autoritätsperson und noch Pfarrer dazu auch nicht. Das würde in den Augen des Kindes die Menschen, die hier beten, und mich unglaubwürdig machen. Was tun? Als Mitglieder des Johanniterordens, mit seinen langen und intensiven Verbindungen in das Heilige Land, haben wir eine sehr viel direktere Beziehung zu all dem, was uns dort begegnet. Der Psalmist sagt: Lasset uns in das Haus des Herrn gehen. Unsere Füße stehen in deinen Toren, Jerusalem. Jerusalem ist gebaut, dass es eine Stadt sei, da man zusammenkommen soll. Wünschet Jerusalem Glück. Es möge wohl gehen denen, die dich lieben. Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen. Wir kommen als Suchende, wir brauchen Beweise für die Grundelemente unseres Glaubens, für das Fundament, auf das wir von Kind an gebaut haben. Hier im Heiligen Land sind wir, die wir ja als religiös interessierte Touristen die Stätten unseres Glaubens aufsuchen, überwältigt von der Vielfalt der Angebote. Angebote der Religionen und Kulturen. Die Eindrücke scheinen über uns zusammen zu schlagen, aber die Heilige Schrift leitet uns. Sie sollte

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uns bei diesen Erkundungsreisen, als ein Baedecker dienen, als ein Handbuch für Christen beim Versuch unsere Geschichte zu verstehen, um unseren Glauben zu festigen. Wir Johanniter treffen uns in Jerusalem, in Bethlehem, am See Genezareth. Wir fahren durch die Westbank und versuchen, die politischen Gegebenheiten zu verstehen. Auch unsere eigene deutsche Geschichte holt uns ein, wenn wir im Holcaust-Museum „Yad Vashem“ um Vergebung bitten. Diese Reise mit ihren unterschiedlichen Stationen machen wir freiwillig, trotzdem sollten wir Johanniter sie fast als ein Pflichtprogramm und als Verständnishilfe für die Botschaft unseres Herrn Jesus Christus annehmen. Der Besuch in Israel und Palästina 2007 war die zweite Reise der Johanniter im Rahmen der JiO. Die Resonanz war sehr positiv. Den Organisatoren sei herzlich gedankt. Frau Dr. Petra Heldt und RR Dr. Jörg Bremer haben den Besuchern eine Welt eröffnet, die man nur vor Ort erleben kann. Der Johanniterorden hofft, dass dieses Angebot im Heiligen Land auch in Zukunft von vielen Ordensrittern wahrgenommen wird. Wilhelm Graf v. Schwerin v. Schwanenfeld Ordensstatthalter

Programmübersicht Tag 1: Sonntag, den 28. Oktober 8.30 Frühstück im Hotel, Petra Held und Jörg Bremer stellen das Programm vor. 10.30 Gottesdienst in der Erlöserkirche Predigt Pastorin Petra Heldt. 12.15 Mittagessen im Restaurant Nafura an der Altstadtmauer 13.00 Führung durch die Anastasis 17.00 Dormitio – Zion AwardPreisverleihung an das Französische Sterbehospiz 18.30 Besuch der Auguste Viktoria Kirche. Gespräch mit Pfarrerehepaar Wohlrab, Ausklang im „Cafe Auguste“ Tag 2: Montag, den 29. Oktober 9.00 Yad Vashem 15.00 Führung durch die Davidstadt, Prof. Gabriel Barkay 18.00 Besuch des Johanniterhospiz 20.00 Besuch bei Dr. Jörg und Christiane Bremer, Gespräch über die Jerusalem-Ökumene, Vortrag Pastorin Dr. Petra Heldt

Tag 4: Mittwoch, den 31. Oktober 8.30 Tempelberg 10.30 Abfahrt zum Kloster der Versuchung, Quarantal in Jericho 13.00 Weiterfahrt über die Festung Belvoir zum See Genezareth 16.00 Tabgha 20.00 Kreuzfahrer im Heiligen Land, Dr. Jörg Bremer Tag 5: Donnerstag, den 1. November 9.00 Tagestour zu den Stätten am See Genezareth: u.a. Kapernaum, Beit Saida, Kursi, Gamla, Berg der Seligpreisungen 20.00 Gespräch über Johannes 21: Der Auferstandene am See Genezareth, Beiträge aus dem Teilnehmerkreis. Tag 6: Freitag, den 2. November 9.00 Abfahrt zur Besichtigung von Akko und Caesarea 20.00 Johanniter-Abschiedsreden am See Genezareth

Tag 3: Dienstag, den 30. Oktober 9.30 Besuch der Johanneskirche und des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats 11.00 Abfahrt vom Jaffa Tor nach Bethlehem. Mittagessen in Bethlehem und Besuch Geburtskirche. 14.00 Führung durch das Herodion 18 00 Abendessen im Hotel Gloria 20.00 Religion und säkulare Gesellschaft, Vortrag von Prof. Gabriel Motzkin

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Tag 1: Altstadt und Grabeskirche Erste Eindrücke und Gottesdienst in der Erlöserkirche Nach einer kurzen Nacht – für manche von uns dauerte sie flugplanbedingt nur zwei Stunden – begrüßt uns unser Chef – Organisator und – wie sich später noch herausstellen sollte – strenge und bibelfeste Präzeptor, Ritterbruder Dr. Hubertus Nölting, herzlich und gibt seiner Freude Ausdruck, daß sich alle 19 Teilnehmer der Pilgerreise so fröhlich, ausgeschlafen und vor allem pünktlich zum Frühstück eingefunden haben.

evangelisch – lutherische Kirche wurde 1898 in Gegenwart von Kaiser Wilhelm II und seiner Frau Auguste Victoria feierlich geweiht. Das Grundstück wurde vom Sultan Abdulhamit dem deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm schon im Jahre 1868 geschenkt. Als wir kurz vor 10.30 Uhr eintreffen, ist die Kirche schon gut besucht. Wir finden in der linken Apsis Platz und bewundern die großartige Schlichtheit des Innenraumes und die sonnendurchfluteten, farblich gut abgestimmten, modernen Bleiglasfenster.

Es ist ein strahlender Morgen, der den Blick über die Stadtmauern und die Neustadt Jerusalems zu einem ersten Erlebnis macht. Hubertus gibt einige reisetechnische Hinweise und heißt dann Frau Pastorin Dr. Petra Heldt, Direktorin der Ökumenischen Forschungsgemeinschaft Israel und Ritterbruder Dr. Jörg Bremer, Journalist, Historiker und FAZ-Korrespondent willkommen. Beide werden uns schnell zu außerordentlich kompetenten, Israel erfahrenen, kirchen- und geschichtskundigen sowie vor allem sehr sympathischen “Reiseführern“. Alle Teilnehmer – unter ihnen auch von drei ungarischer Nationalität – stellen sich kurz der Reihe nach vor, informieren über ihre Verbindung zum Orden und formulieren ihre Erwartungen, die sie mit der Reise ins Heilige Land verknüpfen.

Der Abendmahlsgottesdienst wird mit einem kraftvoll gesungenen“ Lobe den Herren“ eingeleitet. Die gute Akustik der Kirche verstärkt den Gesang der großen Gemeinde. Als Lektor fungieren die Ritterbrüder Bremer und Nölting, die im Ordensmantel mit Epheser 6, 10-17 und Mathäus 5, 38-48 einführen. Beide Texte sind für uns Ritterbrüder, wie auch wohl schon für die Kreuzfahrer damals so beziehungsreich. Liturgie und Predigt werden von Pastorin Dr. Heldt gehalten. Der Predigttext steht bei Johannes 15, 9-12 : “Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich auch euch..... Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe“. Gebot aber auch Verheißung zugleich – wie in der Predigt deutlich wird. Im Halbkreis um den schlichten Altar stehend, feiern wir - uns die Hände reichend – das Heilige Abendmahl.

Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es dann los. Vor uns liegt ein kurzer Gang vom Hotel durch die engen Gassen der Altstadt zur Erlöserkirche. Es ist schon ein merkwürdiger Kontrast: Die bunte Vielfalt des quirligen Basars einerseits und die ihn zügig durcheilenden Ritterbrüder im dunklen Anzug andererseits. Wir erreichen die Erlöserkirche. Stolz erhebt sich ein schlanker Glokkenturm über die dreiapsidiale Basilika. Die

Nach dem Gottesdienst besichtigten wir unter der fachkundigen Führung von Dr. Bremer und seiner Frau den historischen Kreuzgang sowie die “Johanniterkapelle“, die dank großzügiger Spender vor wenigen Jahren vollständig restauriert wurde. Das über der Apsis befindliche Bleiglasfenster zeigt dominant unser Johanniterkreuz auf rotem Grund.

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Danach bewegt sich die dunkelgewandete Ritterkorona mit Anhang wiederum durch die wuseligen Basargassen zum Restaurant “Nafousa“, welches mit einem lauschigen Innenhof direkt an der alten (neuen) Stadtmauer liegt. Wir stärkten uns für die Aktivitäten des Nachmittags mit arabischer Küche, bestehend aus landestypisch vielen Vorspeisen. Ein emotionaler, ein starker Auftakt für eine vielversprechende Pilgerreise findet damit seinen Ausklang. ER Gernandt Graf v. Bassewitz Anastasias, Dormito & Himmelsfahrtskirche Am Sonntag nach dem Gottesdienst in der Erlöserkirche, bei dem Pastorin Petra Dr. Heldt gepredigt hat, gingen alle Pilger zum Restaurant „Nafura“ gegangen. Wir sind durch die Hauptstrasse und danach weiter durch enge Nebenstrassen des Basars gegangen. Die großen Unterschiede zwischen moderne Technik (Überwachungskameras oben an den Wänden) und nicht mit europäischen Maßstäbe meßbar Sauberkeit und Organisation waren bemerkenswert. Das Restaurant Nafura ist ein arabisches Restaurant an der Altstadtmauer, in dem wir zum ersten mal die verschiedensten Gerichte der arabische Cuisine Jerusalems probiert konnten. Im Garten gingen Katzen spazieren und Frau Dr. Heldt berichtete uns über den palästinensischen evangelischen Bischof und die Beziehung zwischen E.K.D. und den lokalen kirchlichen Organisationen. Nach dem Essen sind wir wieder durch enge Strassen zur Anastasis gegangen. Pastorin Heldt erklärte uns, daß Anastasis der Name der Grabeskirche ist. Diese Kirche wurde von Konstantin dem Grossen über der vermuteten Kreuzigungs- und Grabesstätte Jesu Christi errichtete. Viele Dokumente und Daten zeigen, daß dies der wirkliche Ort ist. Es war sehr interessant zu sehen, wie relativ kurz die Entfernung zwischen Golgota, dem Hügel der Kreuzigung, und dem Heiligen Grab ist. Golgota selbst ist ein niedriger Hügel, auf und um dem die Basilika gebaut wurde. Die vielen Besucher der Basilika und die vielen kulturellen Einflüsse haben es

nicht einfach gemacht, die religiöse Stille an diesem Ort zu finden. Nach der Führung durch die Anastasis hatten wir ein bißchen Zeit für Rekreation oder Altstadtbummel. Einige haben zum ersten Mal den später noch sehr geliebten Granatapfelsaft probiert. Dieser Saft wird vom Verkäufer vor den Augen des durstigen Touristen aus dem Granatapfel gepreßt und schmeckt sehr erfrischend. Am späten Nachmittag besuchten wir die Dormitio, eine Benediktinerabtei. Dort nahmen wir an der Mount Zion AwardPreisverleihung teil. Der Mount Zion Award ist ein Preis, der alle zwei Jahre an Personen verliehen wird, die sich im jüdischchristlichen Dialog oder im Trialog von Judentum, Christentum und Islam Verdienste erworben haben Abt Fr. Benedikt M. Lindemann OSB begrüßte die Gäste, welche viele religiösen und politischen Gruppierungen in Jerusalem repräsentierten. Dieses Jahr wurde der Preis das Franziskanische Sterbehospiz (Sr. Monika Düllmann SJA) verliehen, in dem die Mitarbeiter des Hospiz HIV infizierte Menschen aller Konfessionen, d.h. Christen, Juden, Moslems auf ihrem letzten Weg begleiten. Am Abend besuchten die Pilger die Evangelische Himmelfahrtkirche Auguste Viktoria Kirche am Ölberg, welche früher eine Johanniter Einrichtung war und jetzt als ein Palästinensisches Spital mit Unterstützung der Vereinte Nationen arbeitet. Nach dem Abendessen im „Cafe Auguste” klärten unsere Gastgeber, das Pfarrerehepaar Wohlrab uns über die Geschichte der Auguste Viktoria Kirche auf. Im Anschluß konnten wir die Lichter Jerusalems von dem Kirchenturm genießen. Nach einer Andacht ging es zurück zu „Hauptquartier” Gloria Hotel am Jaffa Tor, wo die stärkste Pilger es noch schafften einen Drink zusammen zu trinken. „Auch morgen ist noch ein Tag!” Nach der lange Reise und vielen interessanten Erfahrungen des ersten Tages haben alle den verdienten Schlafen genossen. ER Dr. Adam Lelbach

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Tag 2: Yad Vashem & Davidsstadt Yad Vashem „Yad Vashem“, die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, wurde 1953 durch einen Beschluß des israelischen Parlaments (Knesset) gegründet und mit den außerordentlichen Aufgaben betraut, die Geschichte der Juden im Holocaust zu dokumentieren, das Andenken an jedes einzelne der sechs Millionen Opfer zu bewahren und durch Projekte und Aktivitäten des Archivs, der Bibliothek, der Museen sowie durch die Anerkennung„der Gerechten unter den Völkern“ das Vermächtnis des Holocaust den nächsten Generationen zu übermitteln.“ – Soweit die Einleitung der offiziellen Web-Site von Yad Vashem. Montag, der zweite Tag in Israel: wir verlassen Jerusalem erstmals. Angekommen in Yad Vashem müssen wir zunächst warten. Warten auf die Führerin, warten auf den Knopf im Ohr, dessen Sender zunächst verstellt ist, der aber dann doch geht. Dieser dient dazu, möglichst zügig durch die wirklich umfangreiche Sammlung zu kommen, die von vielen internationalen Gruppen – verpflichtend oder aus Interesse – besucht wird. Unsere Führerin, Karin Dengler lebt schon lange Jahre in Israel. Sie arbeitet in der Gedenkstätte nicht nur als Fremdenführerin, sondern vornehmlich als Bibliothekarin. Gleichzeitig betreut sie die Bibliothek in der Jerusalemer Erlöserkirche. Sie erklärt uns zunächst die gesamte Anlage, die wunderschön auf einer Anhöhe gelegen ist. Im Entree des A-förmig angelegten und sehr, sehr langen Museumsgebäudes sehen wir zunächst einen Zusammenschnitt aus Filmen über jüdisches Leben in den zwanziger Jahren, das schon wenige Jahre später so nicht mehr existierte. Geschichte auf Augenhöhe, so die Intention. Als roter Faden durch die Ausstellung führt das Schicksal von Charlotte Salomon (19171943), einer deutschen Jüdin und Künstlerin, die in einer typisch deutsch-jüdischen Familie aufgewachsen war. Am Anfang der Ausstellung sehen wir einen Haufen Bücher namhafter deutschsprachiger Schriftsteller die Juden oder Kommunisten waren, die der Bücherverbrennung anheim gefallen sind darunter Erich-Maria Remarque, Franz Meh7

ring und Arthur Schnitzler. Auch werden in der Ausstellung nationalsozialistische Propaganda-Plakate gezeigt, welche man z. B. aus dem Deutschen Historischen Museum in Berlin kennt. Bemerkenswert erschien mir, daß im selben Atemzug auch nicht-jüdischer Opfer des Holocaust gedacht, etwa Homosexuellen und Behinderten. Auch das Nichtaufnehmen jüdischer Deutscher durch Australien wird thematisiert. Das Museum versucht, ein möglichst umfassendes, objektives Gedenken an den Holocaust, die Shoa, aufrechtzuerhalten. Die meisten Führer haben direkte Vorfahren, die in Konzentrationslagern umgekommen sind und können somit die dargestellte Geschichte mit persönlichen Familiengeschichten illustrieren. Interessant ist die Architektur des 2005 eingeweihten Moshe Safdie-Gebäudes. Am Ende des Museums steht ein wunderbarer Blick über die gar nicht karge Landschaft. Licht am Ende des Tunnels. Etwas Versöhnliches. Die „Halle der Erinnerung“, die man aus dem TV kennen könnte, ist nicht zu ebener Erde gebaut, weil hier Asche von im Holocaust umgekommenen Juden liegt. Nach jüdischem Ethos darf man die Toten nicht berühren. Daher ist eine Art Steg auf den Boden gebaut. Daß männliche Besucher in dieser Halle eine Kippa tragen müssen, überrascht nicht. Besonders beeindruckend fand ich das „Denkmal für die Kinder“: eine Halle, in der eine einzige Kerze durch Spiegel und Glas so reflektiert wird, daß sie wie ein Sternenhimmel wirkt. Vom Band werden die Namen von umgebrachten Kindern verlesen. Nach einem koscheren Essen in der Gedenkstätten-Kantine, in der ein Tisch für John Nitter reserviert war, ging es weiter zurück nach Jerusalem. Constanze Freiin v. Kettler

Davidstadt Es ist Montag Nachmittag und wir gehen durch den Suq zur “Western Wall“. Suq?! Westmauer von was?! Der Suq ist der orientalische Bazar, auf dem sich Laden an Laden reihen, und auf dem – besonders in Jerusalem – das Feilschen einfach dazugehört. Überall im jüdischen Viertel weisen Schilder zur „Western Wall“. Westmauer hört sich wenig spektakulär an, wenn sie aber Klagemauer genannt wird, dann nickt jeder wissend und sieht die tausendmal gedruckten Bilder von orthodoxen Juden in ihren traditionellen schwarzen Anzügen und Gewändern vor sich. Die sog. Klagemauer ist die westliche Mauer des alten salomonischen Tempels über dem später der Tempelberg errichtet wurde. Was man auf diesen Bildern meist nicht sieht, das sind Frauen. Man sieht Männer an der Wand stehen und beten in ihren schwarzen Anzügen und traditionellen orthodoxen Gebetsgewändern. Nur hatte ich mich nie gefragt ob die Frauen nicht beten und wie sie die kleinen Wunschzettel in die Wandstecken? Und so fällt mir auf, daß es hier etwas an eine westfälische Messe erinnert. Links stehen die Männer und beten und rechts die Frauen, fein säuberlich von einander durch ein kleines Mäuerchen getrennt. Dieser Bereich vor der Klagemauer ist als Freiluft-Synagoge ausgewiesen - daher die strikte Geschlechter-Trennung. Doch nicht die Westmauer sollte heute nachmittag unser Ziel sein, sondern die Davidstadt, „King-David-City“. Sie liegt einige hundert Meter südlich des Tempelberges und einige zig Höhenmeter tiefer. An diesem Ort befand sich Jerusalem zur Zeit von König David. Und wenn man nun von dieser archäologischen Ausgrabungs-Stätte hinaufschaut zum Tempelberg, dann erhebt er sich tatsächlich wie ein Berg und nicht – wie von der heutigen Altstadt aus gesehen – wie ein Hügel.

Prof. Gabriel Barkay führte uns in einer ausgedehnten Wanderung durch die unterirdischen Ausgrabungen der historischen Wassersysteme. Die zentrale Bedeutung von Wasser für eine Zivilisation wird in der kargen Steinwüste von Judäa rund um Jerusalem klar. Es erschließt sich auch die strategische Bedeutung des Wassersystems, wenn man weiß, daß aus der wiederum zig Höhenmeter tiefer liegende Quelle Siloam die gesamte Wasserversorgung für das prähistorische Jerusalem erfolgte. Nur durch Wasser wurde Jerusalem zu der blühenden Stadt, von der die ganze damalige Welt als das goldene Jerusalem sprach und der Mittelpunkt der damaligen Welt war. Der Reichtum dieses Jerusalems wurde uns daran erläutert, daß man eine Toilette ausgegraben hat und Möbel aus Buchsbaum gefunden wurden, die importiert worden sind. Zu Zeiten Christi hatte Jerusalem also eine ganz andere Gestalt als heute. In 2000 Jahren kann sich einiges verändern, und so war das, was wir heute Altstadt nennen, noch nicht einmal angelegt. Wasser war auch nach der langen Führung unser größter Wunsch und gekühlte Volvic-Flaschen die Erfüllung. Das allerdings wurde von Dr. Bremer nur mit dem Satz kommentiert: „Muß denn wirklich bei Siedlern kaufen?“ Schlagartig erklärte sich so auch die schwere Bewaffnung der Wächter, die Wachposten und hohen Mauern. Das Ausgrabungsgelände wurde von Siedlern annektiert. Zurück ging es wieder die vielen Höhenmeter hinauf, diesmal aber nicht zur Klagemauer. Auf dem Weg erläuterte Dr. Bremer, daß die al-Aqsa-Moschee früher die Basilika St. Maria war und ein Flügel des Palastes von König Balduin die frühere Templerkirche war. Beim Sturm der Kreuzfahrer auf Jerusalem waren die Johanniter als einzige in der Stadt und durften dort auch bleiben, da sie dort ein sehr angesehenes Hospital betrieben, das allen Menschen gleich welcher Religion offenstand. Ein Paar Stufen weiter die 8

Altstadt hinauf und man kommt an einer ganz unscheinbaren Mauer vorbei. Dies war das Hospiz Sankta Maria, das dem Deutschen Orden gehörte. Es ist nur noch eine Ruine, die aber durch die Unterstützung von Axel Springer vor dem Verfall gerettet wurde, nun aber gegen die Okkupation durch die daneben liegende Thora-Schule kämpfen muß. Es sollte auf dieser Reise nicht das letzte mal sein, daß unser Blick für Steine durch Dr. Bremers sehr lebendigen Erzählungen geschult wurde. Der geneigte Pilger konnte sich hier die typische Dreiteilung Krankenhaus, Kirche, Wohntrakt vorstellen. Mit diesem Wissen ging es zur achten Station des Kreuzweges, zum Johanniter Hospiz. Es wird momentan von einer ökumenische Gemeinde, einem Ableger des ChristusTreff-Marburg betrieben und bietet Johannitern inzwischen wieder für längerer Studienaufenthalte Gästezimmer. Für uns waren Tee und Kekse vorbereitet und wir konnten eine kurze Andacht halten, das Ordensgebet sprechen und „Großer Gott wir loben Dich!“ singen. Der Rückweg führte wieder durch den Suq mit seinen vielfältigen Angeboten. Diesesmal durch die Gasse der Lebensmittelhändler, die für den nächsten Tag gerade frische Ware geliefert bekamen. Vorbei an Gewürzständen und Gemüse hinein in die Metzgergasse. Mitten in der engen Gasse versperrt ein Traktor mit Anhänger den Weg. Es wird ausgeladen. Hier ist der Suq am orientalischsten. Überall im Suq dominieren bunte Farben, überall Stoffe und Kleider. Doch hier liegen fein säuberlich gestapelte Lebensmittel aus. Eingelegtes Gemüse in interessanten Farben, bunte Gewürze in offenen Säkken weshalb hier auch die Gerüche bunt sind. Wie wir uns so an dem Anhänger vorbeischlängeln riecht man rohes Fleisch. Es wird gerufen und geschleppt. Plötzlich stehen da zwei Kisten mit Schafsköpfen. In einer Kiste haben die Schafsköpfe noch Fell in der anderen sind sie schon skelletiert. Hier in der Gasse der Fleischverkäufer ist der Bazar ganz ursprünglich. So habe ich ihn mir auch in 1001 Nacht vorgestellt: orientalisch, bunt, überraschend; nicht so touristisch wie weiter oben im Christlichen Viertel am Jaffa-Tor, nahe unserem Hotel mit seinem billigen Tant und den lauten Händlern, die auf Touristen warten und dem unbedarften wenn er mal 9

fragt noch viel mehr andrehen, als er eigentlich wollte. Nach einem Abendessen im Hotel befahl Hubertus pünktlichsten Abmarsch. Wir mußten aber feststellen, daß der Bus es nicht so mit der Pünktlichkeit hatte. Irgendwann kam wir dann bei Familie Bremer an. Die Wohnung liegt hoch über der Stadt in den obersten Stockwerken eines großzügigen modernen Gebäudes und man hat einen herrlichen Blick über Jerusalem, aber auch auf die hell erleuchtete Mauer, die Jerusalem von den palästinensischen Gebieten trennt. Wir waren zum Gespräch über die Jerusalem-Ökumene eingeladen. Es sollte ein intellektueller Abend werden und das gelang auf ganzer Linie. Mit Frau Pastorin Dr. Heldt wurde das Thema der Länge nach vermessen und auch die Tiefe kam nicht zu kurz. Neben dem guten Wein blieb in Erinnerung, daß man Ökumene in Jerusalem weitergehender verstehen muß als wir es in Deutschland mit unseren vergleichsweise kleinen Zwistigkeiten ist zwischen Katholiken und Protestanten uns vorstellen können. Hier in Jerusalem müssen 16 christliche Kirchen miteinander auskommen. Der katholischen Kirche fällt es besonders schwer, da der Papst hier nur der Bischof von Rom ist, denn der Vertretungsanspruch für alle christlichen Kirchen liegt seit dem Jahr 451 beim Griechisch-Orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, bei dem wir am nächsten Morgen eine Audienz hatten. Israel ist so vielschichtig und interessant, Ökumene, Straßen-Bazar, Kirchen neben Moscheen und was wir vorher nicht wußten, neben Wein gibt es auch hervorragendes Bier. Taybeh-Bier, das von palästinensischen Christen gebraut wird, war das beliebteste Bier der Pilgerreise. Zurück im Hotel Gloria begossen wir die vielen Erlebnisse des Tages mit diesem „Pilgerbier“ und so konnte die Hotelbar auch an diesem Abend wieder all ihr Taybeh-Bier an uns ausschenken, während wir einen schönen Tag vergnügt ausklingen ließen. ER Georg Frhr. Cotta v. Cottendorf

Tag 3: Patriarch, Bethlehem & Heriodion Besuch des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats & der Johanniskirche Der dritte Tag der Reise begann mit einem Empfang beim 97. Griechisch-Orthodoxen Patriarchen von Jerusalem Seine Seligkeit Theophilos III. Er studierte Theologie an der Universität Athen und in London. Von 1991 – 1996 war er Pfarrer in Kanaa und Galiläa, anschließend, als erster christlicher Priester nach Jahrhunderten in der geschlossenen islamischen Welt von Qatar, Exarch des Heiligen Grabes ebendort. Nach einer Verwendung als Kirchenvertreter beim Patriarchat von Moskau wurde er 2005 Erzbischof von Tabor und im selben Jahr von der Jerusalemer Heiligen Synode ohne Gegenstimme zum Nachfolger des amtsenthobenen Irenaios I. gewählt. In der Rangfolge der Griechisch-Orthodoxen Kirche folgt er unmittelbar auf die Patriarchen von Konstantinopel, Alexandria und Antiochia. Nach der Überreichung des Gastgeschenks, einem Bildband zur 900Jahr-Feier des Johanniterordens in Berlin, entwickelte sich ein reger gedanklicher Austausch, in dessen Mittelpunkt der Begriff der Ökumene stand. Seine Seligkeit stellte die ursprüngliche Bedeutung der Ökumene als Leben aller im Einklang mit Gott und seiner Botschaft dar, wohingegen Ökumene heute lediglich als Dialog der Religionen untereinander verstanden wird. Die Geschichte Jerusalems kann als Spiegelbild der Geschichte der Menschheit gesehen werden, Ökumene kann hier an den Heiligen Stätten physisch erfahren werden. Nach Auffassung des Patriarchen sind die Kirchen heute oftmals mehr oder weniger Wohltätigkeitsorganisationen. Da der Mensch jedoch nicht nur ein biologisches Behältnis ist, sondern eine Seele besitzt, wird auch die Kirche erst durch Besinnung

auf Liturgie und Spiritualität zum Tragkörper Christi. Seine Seligkeit unterstrich die Wichtigkeit der Demut als Mittel des Einzelnen zu sich selbst zu gelangen und als Grundlage des Handelns. Theophilos III. lebt diese Demut täglich, so verzichtete er u.a., wie Pfarrerin Dr. Heldt uns im Anschluß an den Besuch berichtete, nach seiner Wahl auf den Umzug in das ihm zustehendes herrschaftliche Quartier, sondern lebt nach wie vor in einer einfachen Mönchszelle. Dem Empfang beim Patriarchen folgte ein kurzer Rundgang durch den weitläufigen Außenbereich des Patriarchats. Beim Blick von einer Terrasse auf den Vorplatz der Grabeskirche wies Dr. Bremer auf die direkt gegenüberliegende Omar-Moschee hin. Hier begann das Gelände des ersten Johanniter – Hospizes, das sich also in direkter Nachbarschaft zu einer der zentralen Pilgerstätten Jerusalems befand. Der Weg zur Johanneskirche vermittelte einen Eindruck von der ehemaligen Ausdehnung des Hospizgeländes, wie so oft während der Reise wurde die Ordensgeschichte anschaulich und lebenZunächst betraten dig. wir die griechischorthodoxe Oberkirche, reich ausgestattet und ausgemalt, u.a. mit der Kreuzigungsszene in Richtung der Grabeskirche, sowie mit Darstellungen der Auferstehung und der Enthauptung des Johannes. In starkem Kontrast steht die Unterkirche, die lange Jahre als Abstellraum benutzt wurde. Unscheinbar wirkt ein Tisch mit Tischdecke, auf dem ein Kruzifix steht, ungewöhnlich, da derartige dreidimensionale Darstellungen in der griechisch-orthodoxen Kirche unbekannt sind. Das Kruzifix stammt aus Südtirol und befand sich im Privatbesitz eines Ritterbruders, bevor es von Mitgliedern des Johanniterordens hierher gebracht wurde. Die Tatsache, daß es heute auf dort einem mit einer Tischdecke 10

bedeckten Tisch steht, stellt eine Würdigung seitens der griechisch-orthodoxen Kirche dar. Die Unterkirche wurde nach und nach aufgeräumt und behutsam eingerichtet. Man kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, daß in den Räumen der Unterkirche Bruder Gerhard geistlich und pflegerisch wirkte, um so eindruckvoller war es, an dieser Stelle gemeinsam das Ordensgebet zu sprechen und sich jenes Zitat Bruder Gerhards, das man so oft in unterschiedlichen Schriften des Johanniterordens gelesen hat: „Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze wurzelt, das Elend der Welt ist und weil, so Gott will, es immer Menschen geben, die daran arbeiten wollen, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.“ ER Martin Lehmann Bethlehem & die Geburtskirche Im Anschluß an dem Besuch der Johanneskirche fuhr die Pilgergruppe nach Bethlehem. Dabei mußte die Gruppe zum ersten Mal die im Jahr 2003 gebaute Grenz-mauer passieren, welche Israel von den palästinensischen Gebieten trennt. Die Grenzmauer im Gebiet zwischen Jerusalem und Bethlehem besteht aus einer bis zu acht Meter hohen Betonmauer. Diese Mauer muß man mit gemischten Gefühlen betrachten. Auf der einen Seite trennt Sie zwei Bevölkerungsgruppen und unterbindet somit jeglichen Austausch und Kommunikation zwischen den Völkern, welches Voraussetzung für ein friedvolles Miteinander ist. Auf der anderen Seite ist die Zahl der Selbstmordanschläge seit dem Bau der Mauer drastisch gesunken. In Bethlehem angekommen, ging es sofort zum Restaurant von Herrn Hazboun, der uns

mit besten Palästinensischen Speisen beglückte. Frisch gestärkt ging es in die Geburtskirche. Frau Dr. Heldt führte uns durch die Geschichte und stellt uns den Hintergrund dieser Kirche dar. Die Geburtskirche gehört zu den ganz wenigen Beispielen von erhaltenen Bauten aus frühchristlicher Zeit. Die moderne Geburtskirche ist eine fünfschiffige Kirche mit Atrium und Vorhalle. Im Mittelschiff und in der nördlichen Chorpartie befinden sich unter dem jetzigen Fußboden Reste von Bodenmosaiken aus dem 5. Jahrhundert, die mit Holzdeckeln geschützt sind. An den Wänden des Schiffes sind die Mosaike aus dem 8. Jahrhundert zu sehen, welche Konzilien darstellen. Bemerkenswert ist der Eingang zur Kirche. Das Portal ist bis auf eine kleine Öffnung von ein Meter Breite und 1,5 Meter Höhe zugemauert. Die Kirche wird sowohl von der griechisch-orthodoxen, der armenischen und ein kleiner Teil von der katholischen Kirche verwendet. Allgemeines Erstaunen setzte in der Gruppe ein, als Frau Dr. Heldt erzählte, das Jesus wohl in einer Grotte zur Welt kam, auf der nun die Geburtskirche steht und nicht, wie aus unserer Weihnachtsgeschichte gekannt, im Stall. Die Geburtsgeschichte in der Bibel läßt den Ort der Geburt offen. In der Darstellung der Geburt Jesus in Bildern des 4. Jahrhunderts wird erstmals der Stall als Ort der Geburt aufgeführt. Die Grotte unter Geburtskirche wurde aber schon im 2. Jahrhundert von den damaligen Christen als der Ort der Geburt Jesu verehrt. Somit ist der Stall eine Abwandlung der Geburtsgeschichte und eine gewisse Anpassung an die geographischen Gegebenheiten Europas, bei der die Grotte als Geburtsort etwas zu kalt gewesen wäre. ER Vincent v. Walcke-Wulffen

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Palast des Herodion & Diskussion mit Prof. Motzkin Nachmittags machten wir uns auf dem Weg zum Herodion südlich von Bethlehem. Das Herodion stellte einen üppigen Festungspalast dar, welcher aus zwei Anlagen bestand. Der eine Teil wurde auf einem massiven Bergkegel inmitten des kargen judäischen Berglands errichtet. König Herodes der Große ließ dort eine Burg errichten, die er später zu seinem Mausoleum bestimmte. Herodes ist ein Zeitgenosse Jesu und Präfekt der römischen Provinz Galiläa gewesen. Nach biblischer Überlieferung ließ er nach dessen Geburt aus Angst vor einem Konkurrenten, den der Prophet Micha im Alten Testament als Messias angekündigt hatte, alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem töten. An den Grenzen seines Reiches schuf Herodes ein Netz von Festungen, zu welchen auch das Herodion zählte. Der obere Teil der Festungsanlage besitzt einen kreisförmigen Grundriß und wurde von einer Mauer mitsamt vier Türmen umschlossen. Noch heute zu besichtigen sind eine Zisterne und zwei Getreidesilos im Inneren des Berges, welche es Herodes ermöglichten, auch unruhigere Zeiten durchzustehen. Mit ein wenig Phantasie konnte man sich gut die Palastbauten vorstellen, welche Teile des früheren Burghofes darstellten. Im Gegensatz dazu waren die Thermen in einem noch überraschend guten Zustand. Unser Ausflug zur Festungsanlage, welche teilweise nur noch in ihren Grundmauern bestand, hätte von den Ausführungen von Herrn Prof. Netzer, einem Gelehrten der Archäologie, abgerundet werden sollen. Unglücklicherweise jedoch war Herr Prof. Netzer verhindert, so daß wir den Erläuterungen eines Mitarbeiters des Herodion folgten, welcher auch hübsche Postkarten und Waffeleis verkaufte. Anhängern der christlichen Archäologie wird bekannt sein, daß Herr Prof. Netzer bereits seit Jahrzehnten am Herodion auf der Suche nach dem Mausoleum des römischen Königs buddelte. Als hätte es nicht besser geplant werden können, ist er schließlich im Sommer dieses Jahres zwischen den Überresten der beiden Palastanlagen erfolgreich gewesen. Aus diesem Grund haben wir im Gegensatz zum letzten Jahr auch das Herodion in unser Exkursionsprogramm aufgenommen, um jenen sen-

sationellen Fund aus nächster Nähe zu begutachten. Die Spannung, einen Blick in den frisch freigelegten Sarkophag inmitten der Ausgrabungsstätte werfen zu können, wurde letztendlich ein wenig davon getrübt, als daß dieser von einer leuchtenden und sehr großen Regenplane überspannt (und somit für uns nicht wirklich sichtbar) war. Nach unserer Rückkehr nach Jerusalem und einem stärkenden Abendessen im Gloriahotel begaben wir uns zu Fuß zum Van Leer Institut. Dort erwartete uns Herr Prof. Motzkin, welcher mit einem Impulsreferat zum Thema Religionsphilosophische Überlegungen starten sollte. Prof. Motzkin berichtete zunächst in ausgezeichneter deutschen Sprache über die verschiedenen Forschungsrichtungen innerhalb des Instituts: Bildung der bürgerlichen Gesellschaft, zeitgenössische jüdische Kultur und Identität sowie Israelische und palästinensische Kooperation im Mittelmeerraum. Rasch wurde deutlich, daß der Referent seine Ausführungen auf das Zusammenwirken und damit verbundene mögliche ethnische wie kulturelle Probleme zwischen Juden und Arabern konzentrierte. Am Beispiel von wissenschaftlichen Forschungsprojekten erläuterte Prof. Motzkin die Diskrepanzen, welche mögliche Kooperationsbemühungen auf Wissenschaftsebene erschweren könnten. Als solche könnten hier primär nationale Strömungen auftreten, welche einen interkulturellen Dialog im Sinne der Ökumene erschwerten. Prof. Motzkin verwies auf die hohe Akzeptanz der Hamas trotz ihres Bekenntnisses zur gewalttätigen Politik. Eine notwendige Voraussetzung der Versöhnung zwischen beiden Völkern könne ausschließlich mit dialogbereiten Parteien auf beiden Seiten erfolgen. Dem Institutsdirektor gelang es dank seiner zum Grübeln anregenden Impulse sowie seiner empathischen Art, seine Zuhörer mitzureißen, und so überrascht es nicht weiter, daß wir den Abend im Van Leer Institut mit einer lebhaften, viel zu kurzen Diskussion zwischen ihm und uns beschlossen. Zurück im Hotel tauschten wir uns angeregt über die gewonnenen Eindrücke aus und ließen den Tag mit dem einen oder anderen köstlichen Taybeh Bier aus Ramallah nochmals Revue passieren. ER Dr. Julius Frhr. Grote 12

Tag 4: Tempelberg, Jericho & See Genezareth Tempelberg und Reise nach Jericho Für Frühaufsteher geht es an diesem Tag vor der Abreise in den Norden noch auf den Tempelberg. 15 unerschrockene Mitreisende begleiten mich um 7.30 h auf den Tempelberg. Ein zügiger Gang durch den noch geschlossenen Basar im christlichen Viertel und das jüdische Viertel, vorbei an den Ruinen des alten Hospizes des Deutschen Ordens führt uns direkt zum einzigen Aufgang auf den Tempelberg, der für Nicht-Muslime zugelassen ist. Dieser Aufgang ist nur zwischen 7.30 h und 9.30 h geöffnet, wenn er nicht spontan doch geschlossen ist. Nachdem wir am Aufgang zum Tempelberg, wie am Flughafen Sicherheitsschranken, passiert haben, geht es auf die Rampe zum Tempelberg. Von der Rampe aus sehen wir an der Westmauer des Tempelberges Juden feiern und beten. Auf dem Tempelberg empfängt uns dann eine beeindruckende und feierliche Stille. Wir gehen direkt auf die Alaksa Moschee zu und haben auch gleich schon die überwältigende Kuppel des Felsendoms im Blick. Nach einer kurzen Einführung verteilen wir uns dann, ein jeder bekommt Zeit und Ruhe zum Erleben dieser einzigartigen heiligen Stätte, zum Gucken, zum Staunen, zum Sammeln, zum Meditieren, zum Beten.... Vorbei am Goldenen Tor, durch das der Messias kommen wird, zieht ein Teil der Gruppe in Kreisen um den Felsendom, um sich ihm dann in voller Pracht zu nähern. Leider sind diese beiden Moscheen auf dem Tempelberg seit der Intifada für NichtMuslime geschlossen, so daß wir nicht ins Innere kommen können. Der Rückweg führt einige Unentwegte noch zur Anastasis, die wir heute einmal in Ruhe erleben können, Zeit und Ruhe zum Sammeln und zum Gebet. Zurück am Hotel geht es dann auch schon gleich in den Bus, wir verlassen Jerusalem und fahren über Jericho und Belvoir nach Tabgha an den See Genezareth. Unser Weg führt uns über die Autobahn östlich aus Jerusalem heraus. Gleich, nachdem wir den Tunnel unter dem Ölberg passieren, kommen wir in die judäi13

sche Wüste, u.a. vorbei an der jüdischen Siedlung Ma’ale Adummim, die politisch zu Jerusalem geschlagen werden soll, gleichwohl dazwischen palästinensische Gebiete liegen. In diesem Ort gab es im 4. bis 7. Jahrhundert ein riesiges griechisch orthodoxes Kloster mit bis zu 1.500 Mönchen. Damals waren dort bereits Schwimmbäder, Saunen etc. vorhanden. Im alten Refektorium des Klosters sollen riesige beeindrukkende Mosaike zu finden sein. Wir passieren weiter die sogenannte „Blutsteige“, den Ort der Taten des Barmherzigen Samariters (Luk 10, 25 ff.). An Hand der Markierungen neben der Autobahn können wir mitverfolgen, wie wir von gut 800 Meter über NN in Jerusalem ins Jordantal auf gut ca. 400 Meter unter NN hinab gefahren sind. In Jericho erreichen wir dann die älteste Stadt Israels. Jericho ist eine Oase mitten in der Wüste. Jericho liegt in der sogenannten A-Zone des Osloer Abkommen, d.h. Jericho untersteht vollständig der palästinensischen Verwaltung. Daher passieren wir auch israelische und palästinensische Grenzposten, die sich für uns jedoch nicht interessieren. Nachdem die dortige Spielbank ihren Betrieb einstellen mußte, das große Interconti-Hotel fast komplett leer steht und der Regierungssitz der Palästinenser von Jericho nach Ramallah verlegt wurde, sind inzwischen auch die von den Israelis noch eingeführten Ampeln in der ganzen Stadt vollständig abgeschaltet. Die Stadt ist inzwischen eingeschlafen. In Jericho findet man die älteste ausgegrabene Stadt der Welt aus der Zeit von 7000 vor Christus. Man kann sowohl ein kanaanitisches, ein römisches ein byzantinisches als auch ein osmanisches Jericho unterscheiden. Das osmanische Jericho hat sich bis heute gehalten und weiterentwickelt. Unser Ziel in Jericho ist das in den judäischen Bergen oberhalb von Jericho liegende Kloster der Versuchung Christi (Lk 4, 1 ff.), zu dem aus Jericho eine Seilbahn hinauf führt. Wir pilgern jedoch in glühender Sonne den Berg bis zur Klosterpforte hoch. In den

kurzen Pausen erklärt uns Jörg Bremer die frühe Geschichte der Entstehung von Klöstern. Die Mönche und Nonnen lebten früher in Höhlen in der Wüste als Einsiedler, auf der Suche nach Einsamkeit. Diese Höhlen sind der judäischen Wüste noch an vielen Stellen sehr gut auszumachen, insbesondere in der Nähe von Klöstern. Am Freitag jedoch kamen sie in ihre jeweiligen Klöster und gaben die Arbeiten ab, die sie unter Woche hergestellt hatten. Es wurde gemeinsam Gottesdienst gefeiert, gegessen, getauft etc. Am Sonntag bekamen Sie dann Proviant für die nächste Woche mit, bis man sich wieder zum Kloster zurückkehrte. Der Bedarf nach mehr Priestern und der Bedarf junger Anwärter machten es erforderlich, die klösterliche Gemeinschaft gegenüber der Einsiedelei in den Fordergrund zu stellen und die Entwicklung zum Kloster in der uns bekannten Form nahm ihren Lauf. Im Kloster der Versuchung empfängt uns ein alter Mönch, der nur auf Voranmeldung die Pforte öffnet. Wir erleben ein ganz schmales Kloster, das wirklich am Berg „klebt“. In engen Gängen zwischen Felswand und Zellen gehen wir in die Klosterkirche, die Jesus Christus und Johannis dem Täufer geweiht ist. Wir lesen hier Lk 4, 1ff. und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Auch halten wir an der Stelle inne, an der Jesus gesessen haben soll, als der Teufel ihn versuchte. Bevor wir jedoch weiterfahren können, hat unser auch diesjähriger Busfahrer beschlossen, daß wir in einer bestimmten Lokalität Mittag essen sollen/müssen. Gestärkt machen wir uns auf den Weg in den Norden, vorbei am Gerassimos Kloster, gleich neben der Taufstelle Christi am Jordan (Mark 1, 910). Hier erzählt uns Jörg Bremer die Geschichte des Gerassimos, der eines Tages mit seinem Esel zum Jordan ging, um Wasser zu holen. Dort trafen sie auf einen Löwen, der einen Dorn in der Pfote hatte. Gerassimos entfernte diese, aus Dankbarkeit zog der Löwe mit den beiden. Esel und Löwe verstanden sich prächtig. Eines Tages jedoch war der Esel fort, Gerassimos verdächtigte den Löwen, ihn getötet zu haben. Der Esel war jedoch nur von einer Karawane mitgenommen worden, die ihn dann auch wieder zurückbrachte. ER Dr. Hubertus Nölting

Ritterburg Belvoir und die Reise am Jordan entlang Nach einem stärkenden Mittagessen in einem fragwürdigen Touristentreff, abgerundet durch einen wagemutigen Kamelritt unserer frisch verheirateten Julie, verlassen wir das autonome Jericho wieder auf demselben Weg, wie wir gekommen waren. Vorbei am verloren wirkenden Hotel Interconti passieren wir den israelischen Checkpoint, obwohl ein direkter Weg durch Jericho gen Norden viel praktischer gewesen wäre, wenngleich auch politisch nicht erwünscht. Auf unserem Weg dem Jordan Richtung Quelle folgend passieren wir das griechischorthodoxe Gerassimoskloster, nach streng asketisch ausgerichteten Regeln 450 n. Chr. von Gerasimos aus Lykien gegründet. Dieser hatte als Platz für sein Kloster die räumliche Nähe zur Taufstelle Jesu im Jordan gewählt (Mt 3, 13-17). Auf seinen Fastenwanderungen wurde er dabei von einem zahmen Löwen sowie einem Esel begleitet; noch heute erinnert uns an ihn die Ermahnung, keine falschen Beschuldigungen abzugeben. Vorbei an fruchtbaren Ländereien, Bananenplantagen und Fischteichen arbeiten wir uns weiter vor. Den Abzweig zur AllenbyBrücke passierend, dem nicht-diplomatisch legitimierten Flüchtlingsübergang nach Jordanien, gesperrt für westliche Besucher und Israelis, seines Zeichens jedoch der einzige direkte Weg der Palästinenser in das arabische Nachbarland, durchfahren wir schließlich Bet Shean, eine der ältesten Städte des Jordantals. Im Norden der archäologisch interessanten Siedlung erhebt sich der Hügel Tell el-Husn, von dem aus die Ägypter, Kanaaniter und Philister einst den Zugang zum Jordantal sowie die Karawanenstrasse beherrschten, später als Teil der römischen Via Maris, die Ägypten mit den nördlicheren römischen Provinzen verband. Noch heute zeugt das römische Theater, gebaut im 1 Jhdt. v. Chr. und vergrößert unter Kaiser Septimus Severus (193-211 n. Chr.) von der großartigen römischen Baukunst jener Zeit. Nun geht es steil hinauf: Wir verlassen die Jordanebene und erklimmen immer weitere Höhen, bis wir schließlich 550 Meter höher die alte Johanniterfestung Belvoir erreichen. 14

Von hier hat man einen gewaltigen Blick bis weit nach Jordanien hinein. Am Horizont ist Amman gut erkennbar. Tief unten fließt sanft der Jordan, wenngleich die ganze Region tektonisch durch starke Verwerfungen des großen afrikanischen Grabens geprägt ist, die immer wieder zu kleineren und größeren Erdbeben führen. Dies bedroht uns jedoch nur am Rande. Wir erobern schließlich die 1168 von den Kreuzrittern errichtete Festung auf einem imposanten, drei Hektar großen Gelände. Mit inneren und äußeren Befestigungsanlagen gesichert und strategisch gut gelegen diente die Festung mehr als zwanzig Jahre als sicherer Stützpunkt im Heiligen Land. Durch die Truppen Saladin’s umzingelt halten die Johanniter-Ritter einer mehrjährigen Belagerung tapfer stand, bis sie schließlich 1189 die Festung aufgeben und nach Tyrus fliehen müssen. 1220 wird die Festung endgültig zerstört und erst im 18. Jhdt. wieder mit einem arabischen Dorf besiedelt. Im Unabhängigkeitskrieg 1948 wird die Festung erneut von israelischen Truppen eingenommen, nachdem zuvor die irakischen Truppen am Fuße des Berges vernichtend geschlagen wurden. Wir verlassen Belvoir und fahren hinab ins Jordantal weiter gen Norden. Endlich erreichen wir in der Abenddämmerung das Galiläische Meer, besser auch bekannt als See Genezareth. Wir tauchen ein in die biblischen Städte Jesu, seine Wirkungsorte und Wunder. Der See zieht uns sofort in seinen Bann. Auch landschaftlich ist die Weite und Stille des Sees sehr beeindruckend. Mit 212 Metern u.d.M. ist das Gewässer der tiefstgelegene Süßwassersee der Welt, ein unverzichtbares Wasserreservoir für Israel und Jordanien. Mittels eines 1964 errichteten Wassernetzes wird das Wasser landesweit verteilt. So dient der See Genezareth sowohl der Versorgung Tel Avivs als auch des Gaza-Streifens. Ein stetes Absinken des Was15

serpegels verdeutlicht jedoch auch die heutigen Probleme: die zahlreichen Zuflüsse aus Syrien, Libanon und Jordanien sind nicht mehr so ergiebig, der Verbrauch zu hoch. Wasser, obwohl sehr knapp in Israel, ist im Vergleich zu Deutschland äußerst günstig, sodaß Verschwendung wirtschaftlich kaum sanktioniert wird. Auch verbraucht die Landwirtschaft immer größer werdende Mengen, da immer weitere Flächen urbar gemacht werden. Zurück zum biblischen Zeitalter: Dem Ufer des Sees folgend, stellen wir uns vor, wie Jesus mit Fischern über das Wasser zog und seine Botschaft verkündete (Mk 4, 1-2). Wie er mit Simon Petrus und Andreas seine ersten Jünger beruft und zu „Menschenfischern“ macht (Mt 4, 18-19). Wie er in Beth Saida einen Blinden heilt (Mk 8, 2225). Wie er all seine anderen Wunder vollbringt und Gleichnisse erzählt. Vorbei an Kursi, dem ehemaligen Wohnort der Gerasener, an dem Jesu einen in einer Grabeshöhle lebenden und von der Bevölkerung gemiedenen Besessenen geheilt hat (Mk 5, 1-17), fahren wir weiter am Nordufer des Sees am Fuße des Golans dahin. Schließlich haben wir unsere Runde beendet und erreichen das Pilgerhaus von Tabgha unweit des Berges der Seligpreisungen (Mt 5. 1-12), unserer beseelten Schlafstätte für die nächsten Tage. Auf der Terrasse schließlich angekommen genießen wir, den Blick zu den funkelnden Lichtern von Tiberias gewandt, einen beruhigenden Gin Tonic nach einem erlebnisreichen Tag. ER Dr. Friedrich Jacobi

Tag 5: Golan-Höhen, Betsaida & Kapernaun Golan-Höhen Wir verlassen unser Quartier für eine wunderschöne Tagestour. Immer weiter schraubt sich unser Bus auf die Golan-Höhen. Auf unserem Weg sehen wir israelische Militärlager mit vielen Panzern. Auf der Höhe an der Dreiländergrenze - angekommen genießen wir die Ruhe und einen wundervollen Blick. Wir schauen auf das vor uns liegende, schon syrische Dorf Crusitrea. Auf den Golan-Höhen – erklärt uns Jörg Bremer – sei seit 40 Jahren kein Schuß mehr gefallen, es herrscht Ruhe. Dennoch verbinden die meisten von uns die Golan-Höhen mit Gewalt und kriegerischen Auseinandersetzungen. Wir erleben das Gegenteil. Dennoch bleiben die Höhen von Golan für den angestrebten Friedensprozeß wichtig und werden immer wieder in die Friedensverhandlungen einbezogen. Auch jetzt kurz vor Annapolis zeigt sich die politische Dimension der Golan-Höhen für Syrien und Israel gleichermaßen. Unsere Reise führt uns weiter durch Quazrim. Quazrim ist die Hauptstadt des Golan. In Quazrim leben vor allem russischstämmige und säkularisierte Juden. Wir passieren Quazrim und erreichen Gamla. Gamla, das Massada des Nordens. Gamla war einst jüdische Festungsstadt. Flavius Josephus berichtet über den Kampf dieser Stadt gegen die Römer 66 n. Chr. Es handelte sich eigentlich um einen unbedeutenden Ort, der seine Bedeutung erst erlangte, als er zur Verteidigung gerüstet wurde. Viele Tausende Flüchtlinge und Juden beherbergte die Stadt. 5000 sollen den freiwilligen Todessprung gesprungen sein, als die Römer einziehen. Heute sehen wir bei unserem Abstieg und mühevollen Aufstieg Reste einer Synagoge, auch Privathäuser, Ritualbäder und Wirtschaftsgebäude sind noch zu erkennen, während uns die dort heimischen und geschützten Geier bei unserer Wanderung begleiten. Wir verlassen Gamla und fahren nach Kursi, 5 km nördlich von En Gev, an der Abzweigung nach Afiq. Dort haben Archäologen eine byzantinische Klosterkirche ausgegraben.

Seine Blütezeit erlebte das Kloster, das aus einem befestigten Hospiz für die vielen Pilger jener Zeit und einer großen Kirche bestand, Ende des 5. bis Mitte des 6. Jahrhunderts. In den 70er Jahren begannen Archäologen mit den Ausgrabungen. Die Klosterkirche erinnert an die Heilung eines Besessenen durch Jesus. Wir lesen dazu – bevor wir den Ort wieder verlassen gemeinsam in Markus 5,1 von der Heilung des besessenen Geraseners: „Und sie kamen ans andre Ufer des Sees in die Gegend der Gerasener. Und als er aus dem Boot trat, lief ihm alsbald von den Gräbern her ein Mensch entgegen mit einem unreinen Geist, der hatte seine Wohnung in den Grabhöhlen. Und niemand konnte ihn mehr binden, auch nicht mit Ketten; denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen und hatte die Ketten zerrissen und die Fesseln zerrieben, und niemand konnte ihn bändigen. Und er war allezeit, Tag und Nacht, in den Grabhöhlen und auf den bergen, schrie und schlug sich mit Steinen. Als er aber Jesus sah von Ferne, lief er hinzu und fiel vor ihm nieder und schrie laut: Was willst du von mir Jesus, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott: Quäle mich nicht! Denn er hatte zu ihm gesagt: Fahre aus, du unreiner Geist, von dem Menschen. Und er fragte ihn: Wie heißt du? Und er sprach: Legion heiße ich, denn wir sind viele. Und er bat Jesus sehr, daß er sie nicht aus der Gegend vertreibe. Es war aber dort an den Bergen eine große Herde Säue auf der Weide. Und die unreinen Geister baten ihn und sprachen: Laß uns in die Säue fahren! Und er erlaubte es ihnen. Da fuhren die unreine Geister aus und fuhren in die Säue, und die Herde stürmte den Abhang hinunter in den See, etwa zweitausend, und sie ersoffen im See. Und die Sauhirten flohen und verkündeten das in der Stadt und auf dem Lande. Und die Leute gingen hinaus, um zu sehen, was geschehen war, und kamen zu Jesus und sahen den Besessenen, wie er dasaß, bekleidet und vernünftig, den, der die Legion unreiner Geister gehabt hatte; und sie fürchteten sich. Und die es gesehen hatten, erzählten ihnen, was mit dem Besessenen geschehen war, und das von den Säuen. Und sie fingen an und baten Jesus, aus ihrem Gebiet fort zu gehen. Und als er in das Boot trat, bat ihn 16

der Besessene, daß er bei ihm bleiben dürfe. Aber er ließ es ihm nicht zu, sondern sprach zu ihm: geh hin in dein Haus zu den deinen und verkünde ihnen, welch große Wohltat dir der Herr getan und wie er sich deiner erbarmt hat. Und er ging hin und fing an, in den Zehn Städten auszurufen, welch große Wohltat ihm Jesus getan hatte; und jedermann verwunderte sich.“ ER Dr. Stefan Julius Voßbeck Die Dörfer Betsaida & Kapernaun Am Nachmittag besuchten wir – diesmal im Schatten von Eukalyptusbäumen – Betsaida, das „Haus des Fischers“. Im Neuen Testament wird Betsaida mehrmals direkt erwähnt. Hier haben sich die Wunder „Die Speisung der Fünftausend (Lukas 9,10ff)“ und „Die Heilung eines Blinden (Markus 8,22ff)“ ereignet. Jesus Jünger Andreas, Petrus und Philippus stammten aus Betsaida. Der Siedlungshügel Betsaida liegt heute nicht mehr am Ufer des Sees Genezareth. Der Jordan hat mit seinen Schlammassen die Bucht in den letzten 2000 Jahren versandet und das Ufer um ca. 2km zurück gedrängt. Die mittelbraunen Steinhaufen der archäologischen Ausgrabungsfläche entschlüsselten sich uns (zum Glück) durch die Erklärungen Jörg Bremers in ein eisenzeitliches Befestigungssystem mit einem Vierkammertor. Vor dem Stadttor gab es einen Kultplatz, der zur Rechtsprechung (Thron), zum Marktgeschehen (Tränke) und zur Gottesanbetung (Steinstehlen) genutzt wurde. Die Kammern dienten als Lagerraum. Auch ein Wohnviertel mit zwei Hofstellen (Winzer und Fischer) aus der Zeit des zweiten Tempels sind in Betsaida entdeckt worden. Entlang des Nordufers des Sees Genezareth fuhren wir weiter nach Kapernaum (hebr. Kefar Nahum - Dorf des Nahum – Verehrung des Grabes des jüdischen Propheten Nahums). Zur Zeit Jesus war Kapernaum mit Fischerhafen, Zollstation und Militärposten ein relativ großer Ort. 17

Ruinen einer prächtigen Synagoge und einer Kirche stehen hier nebeneinander und bezeugen, daß zur römisch-byzantinischen Zeit Christen und Juden Kapernaum bewohnten. Die Synagoge ist aus kunstvoll behauenem Kalkstein, dessen kreideweiße Farbe auf den schwarzen Basaltfelsen ringsum besonders eindrucksvoll wirkt. Die breite Fassade des Gebäudes ist sehr schön mit geometrischen Formen, Tieren und Pflanzen dekoriert. Drei Eingänge führten in den Synagogensaal. Säulenreihen mit Kapitellen in korintischem Stil stützten Decke und Galerien. Auch ein schönes Relief der Bundeslade ist dort vorhanden. Auf den Mauerresten der Synagoge sitzend lasen wir die Bibelstellen „Die Heilung eines Gelähmten (Markus 2,1ff)“, „Jesus in Kapernaum (Lukas 4,38ff)“ und „Der Hauptmann von Kapernaum (Matthäus 8,5ff)“. Jesus verbrachte viel Zeit in Kapernaum bei seinem Jünger Petrus und dessen Familie. Das Haus des Petrus liegt südlich der Synagoge. Um 450 entstand über dem ehemaligen Wohnhaus eine achteckige Gedächtniskirche indem Jesus die fieberkranke Schwiegermutter Petrus heilte. Bemerkenswert ist das Bodenmosaik im Zentrum mit einem Pfau. Die im Verputz der Vorgängerbauten gefundenen Jesus- und Petrus-Inschriften deuten darauf hin, daß das Haus des Petrus schon bald nach dem Kreuztod Christi eine sakrale Funktion erhalten hatte. Die heutige Kirche der Franziskaner wurde 1990 über der Stätte der insula sacra (Komplex kleiner, einstöckiger Wohnräume und Höfe) errichtet, um die archäologischen Funde zu schützen und den Besuchern und Gläubigen einen Blick auf die verschiedenen architektonischen Elemente und Schichten zu ermöglichen. ER Andreas Dietel

Tag 6: Akko & Caesarea Johanniterburg in Akko Es ist Freitag sechs Uhr morgens – ein wunderschöner Sonnenaufgang - als Georg, mit dem ich das Zimmer während unserer Reise teile, erst aus dem Bett und dann in den See Genezareth springt. Um sieben Uhr nehmen einige von unserer Gruppe an einer Frühmesse der benachbarten Benediktinermönche teil. Spätestens zum Frühstück um kurz nach acht, sind wir alle anwesend wenn gleich auch teilweise noch sehr müde dreinschauend. Um Punkt neun ist Abfahrt nach Akko. Hubertus kann sich freuen: alle sitzen pünktlich im Bus – fast alle. Na ja ich habe noch etwas im Zimmer vergessen. Die Busfahrt nach Akko, eine geschichtsträchtige Kreuzfahrerstadt im Nordwesten von Israel, dauert ungefähr eine Stunde und dreißig Minuten. Es ist eine Fahrt vorbei an karger ausgedörrter Landschaft, die unter der Trockenheit sehr zu leiden scheint. Nicht weit von der Straße entfernt sind einige kleine Buschfeuer zu sehen. Wir kommen an einem Industriegebiet und Häuseransammlungen ohne großen Reiz vorbei - mit unzähligen unfertigen Gebäuden. Viele von uns sind von den Eindrücken der letzten Tage etwas erschöpft und so mancher schließt bei leichtem Gebläse der Klimaanlage für eine Weile die Augen. Abrupt schrecke ich hoch als Dr. Jörg Bremer uns mit einem „Aufwachen!“ aus den Träumen holt, um uns einige geschichtliche Hintergründe zu erzählen, die ich in diesem Bericht noch mit anderen Quellen ergänzt habe. So wurde Akko schon vor ca. 4000 Jahren als bronzezeitliche Siedlung - in ägyptischen Schriften erwähnt. In einem entdeckten Brief des Königs von Akko aus dem Jahre 1500 v. Chr. stellt dieser dem König von Jerusalem 50 Streitwagen zur Verfügung. Wohl aus

strategischer Loyalität. Es heißt Salomo sei ebenfalls Herrscher von Akko gewesen, zumindest soll er Akko an Hiram, den phönikischen König von Tyrus, abgetreten haben (1. Kö 9,12). Es gibt allerdings keine archäologischen Funde die das belegen könnten. In der byzantinischen Zeit war Akko eine blühende Stadt. 636 nach Chr. wird sie allerdings von den Arabern erobert. Am 26. Mai 1104, fünf Jahre nach der Eroberung von Jerusalem, wird Akko nach monatelanger Belagerung, von den Kreuzrittern eingenommen. Der strategischen Bedeutung von Akko bewußt wurde ein weites und komplexes System von Befestigungsanlagen aus Mauern Türmen und unterirdischen Gängen gebaut, um sich zu schützen aber gleichzeitig durch Tunnel Zugang zum Meer zu haben. In Akko besuchen wir als erstes die ausgegrabene Festungsanlage der Johanniter. Für einen groben Überblick über die Stadt und seine Geschichte sehen wir uns einen kurzen aufheiternden Film an, bevor wir uns die Anlage genauer ansehen. Das ursprünglich ca. 4500qm große Quartier der Johanniterritter wurde erst in den letzten Jahrzehnten wieder ausgegraben. Wo sich Rittersäle, ein Kapitelsaal mit Kreuzgewölben und eine Krypta, die als Zeremoniensaal diente, befanden, hatte der osmanischen Herrscher nach der Rückeroberung der Stadt Ende des 13. Jahrhunderts die Johanniterbauten mit Erde zuschütten und dort eine Zitadelle und einen Palast errichten lassen. Ein langer enger und flacher Tunnel führte uns zum Ausgang. Erstaunt über die erhaltene ausgegrabene Substanz fragt sich Dr. Bremer laut „warum stehen aus der Kreuzfahrerzeit nur oder überhaupt noch Mauern der Gebäude der Johanniter während alle anderen Kreuzfahreranlagen dem Erdboden gleich gemacht wurden?“

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Nach der Besichtung der Bauwerke der Johanniter schlendern wir durch die bleichen mittelalterlich wirkenden Gassen von Akko. Auf dem Weg zum Hafen besichtigen wir erhaltene Teile der unterirdischen Tunnelanlagen, die den Kreuzfahrern auch zur Wasserversorgung und als Abwasserentsorgung gedient haben. Der Khan el-Umdan ist eine Säule Karawanserei aus dem ausklingenden 18. Jahrhundert. Der zentral gelegene Platz wird heute, wo wir da sind, nur von einem einzigen Granatapfelsaftverkäufer benutzt. Früher waren rund um den Platz in den frequentierten doppelstöckigen Gebäuden unten die Geschäfte und oben die Warenlager. Vom alten Hafen aus erblicken wir das Mittelmeer. Man kann die geschützte Lage von Akko gut erkennen. Gen Horizont sind die Türme der Universität von Haifa zu erspähen. Eine kurze Strecke am Hafen entlang, ein Blick auf die Fassade der St. John Church und wir begeben uns zum Mittagessen in eines der zahlreichen Fischrestaurants. Im Abu Christ’o gibt es für uns Hungrige die Auswahl zwischen Fischfilet, kleinen Fischen und Schnitzel. Wir entscheiden uns alle für die fischige Variante und genießen beim Blick auf das Meer. Nach etwas länger andauernder Aufschlüsselung der Gesamtrechnung begeben wir uns Richtung Bus. Allerdings mit einem kleinen Abstecher zur El Jazzar-Moschee, die als eine der schönsten in Israel gilt und die wir auch alle von innen besichtigen durften. Anschließend geht die Fahrt weiter über Haifa nach Cäsarea. Max v. Grone

Im Schweinsgalopp durch Caesarea Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Mittagessen in einem Fischrestaurant (Abu Christo) an der Küste und einem anschließenden Kurzbesuch der Moschee verläßt unser Reisebus die Hafenstadt Akko gegen 13:30 in Richtung Caesarea, welches ca. 40 km in südlicher Richtung liegt. Die Fahrt führt u.a. durch die moderne Mittelmeerstadt Haifa, die mit ihren Industriegebieten einen starken Gegensatz zum historisch traditionellen Akko darstellt. Caesarea wird im Neuen Testament mehrfach erwähnt. Hier soll die erste Taufe eines Heiden bzw. Nichtjuden (die des römischen Hauptmann Kornelius) durch Petrus stattgefunden haben (Apostelgeschichte 10); außerdem berichtet die Bibel, daß Paulus hier zwei Jahre in Gefangenschaft war (Apostelgeschichte 23). Um 14:40 treffen wir am Eingang von Caesarea ein, wo uns sogleich mitgeteilt wird, daß wir die Ausgrabungsstätte bereits um 15:00 wieder verlassen müssen, da diese aufgrund des Sabbats schon eine Stunde früher als an gewöhnlichen Tagen schließt. Trotz der knappen Zeit – der im Führer angegebene kurze Rundgang ist auf 1-2 Stunden angesetzt, der lange Rundgang sogar auf 4-6 Stunden – entscheiden wir uns dennoch dafür, die Reste der direkt am Meer gelegenen Stadt im Schnelldurchlauf zu begutachten, was auch bestens funktioniert: Jörg Bremer gibt die vielen Informationen in dreifachem Tempo wieder und wird dabei tatkräftig von Hubertus Nölting unterstützt, der die Gruppe mit gewohntem Nachdruck antreibt. Die Gründung Caesareas geht auf Herodes den Großen zurück. Er ließ die bedeutende Hafenstadt zwischen 22 und 10 v. Chr. an der Stelle einer kleinen phönizischen Hafen-

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siedlung zu Ehren des römischen Kaisers Augustus anlegen und mit einer Vielzahl von Bauwerken luxuriös ausstatten. Bei den Grabungen, bei denen entlang des Meeres ein Streifen von mehreren hundert Metern Länge freigelegt wurde, wurden unter anderem ein Theater, ein Hippodrom, Geschäftsstraßen, große Bäder und Palastanlagen sowie der künstlich angelegte Hafen entdeckt. Nördlich des eigentlichen Stadtgebietes stehen die Überreste eines sechs Kilometer langen Aquädukts, das die Stadt mit Wasser aus dem etwa 10 Kilometer entfernten Karmelgebirge versorgte. Durch gezielten Ausbau wurde Caesarea innerhalb kürzester Zeit eine der wichtigsten Städte in der damaligen römischen Provinz. In ihrer Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert erreichte Caesarea während der oströmischen Herrschaft eine Einwohnerzahl von deutlich über 36.000 und war ein wichtiger Flottenstützpunkt. Noch zu dieser Zeit verfügte die Stadt über eine berühmte Bibliothek. Die Bedeutung der Stadt nahm seit der Eroberung durch die persischen Sassaniden um 619 und durch die dauerhafte Besetzung durch die Araber Mitte des 7. Jahrhunderts ab. Zunächst wurde der Hafen noch genutzt. Nach dem 9. Jahrhundert verfiel er jedoch, da einer Verlandung nicht mehr wirksam entgegengewirkt wurde, ehe er von den Kreuzfahrern erneut in Betrieb genommen wurde. Unter den Kreuzfahrern erlebte die Stadt nochmals eine kurze Blütezeit. Die Kreuzfahrer befestigten sie 1254 erneut, errichteten eine Kathedrale und legten große Wallanlagen an, die ebenfalls ausgegraben wurden und gut erhalten sind. Allerdings

nahm die Kreuzfahrerstadt nur noch einen Bruchteil der Fläche der antiken Stadt ein. Trotz der starken Befestigungen wurde Caesarea schon 1275 von Sultan Baibars erobert. Nach der Eroberung verfiel die Stadt. Auf der Rückfahrt nach Tabgha machen wir kurz auf dem Berg der Seligpreisungen halt, auch wenn uns zuvor von Jörg Bremer die Illusion genommen wird, daß Jesus genau an diesem Ort die Bergpredigt gehalten hat. (Die Bergpredigt ist vielmehr eine redaktionelle Zusammenstellung von Worten Jesu Christi; der Berg wurde im nachhinein als Ort des Geschehens bestimmt.) Zurück auf der Terrasse des Pilgerhauses wird die nun zu Ende gehende Reise bei dem einen oder anderen Taybeh-Bier nochmals besprochen. Alle sind sich einig, daß wir eine sehr erfüllende und unvergeßliche Woche hatten. Vielen Dank! Dr. Philipp Kudlich

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„Johanniter in Jerusalem“ zusammengestellt von Friedrich Jacobi nach einem Vortrag von Jörg Bremer Die Geschichte des Johanniterordens ist eng mit der Entstehung und Ausbreitung des christlichen Pilgerwesens verbunden. Sie nahm ihren Ursprung in Jerusalem, der Heiligen Stadt, die für die drei monotheistischen Weltreligionen stets von so großer religiöser und politischer Bedeutung war und bis zu unserer Zeit geblieben ist. Jerusalem, von dessen wechselvoller, vielfach auch schwieriger Geschichte der Orden fortwährend geprägt war, stellt dabei Ursprung und Zukunft zugleich dar: Mit der Entdeckung des Grabes Christi 326 durch Helena, der zum Christentum übergetretenen Mutter des römischen Kaisers Konstantin (306-377), waren die Ursprünge des christlichen Pilgerwesens begründet. Durch den von Konstantin angeordneten Bau der Grabes- und Auferstehungskirche in Jerusalem - in der griechisch-orthodoxen Welt als „Anastasis“ bezeichnet – wurde mit ihrer Fertigstellung 335 erstmals ein zentraler Wallfahrtsort im Heiligen Land geschaffen. Der Grabeskirche als dem Ort, an welchem Christus die Sünden der Menschheit übernommen hat, kommt hierbei bis zum heutigen Tage eine besondere Bedeutung zu. Mit der Geburtskathedrale in Bethlehem und der Himmelfahrtsbasilika auf dem Ölberg schuf Konstantin weitere bedeutende christliche Wallfahrtsstätten. Auf beschwerlichen Reisen von meistens zwei bis drei Jahren Dauer versuchten die ersten Pilger, neben auferlegter Buße und erhofftem Sündenerlaß Christus an den Orten seines Wirkens und Leidens nahe zu kommen. Im Jahre 333 wurde erstmals eine Pilgerreise von einem Pilger aus Bordeaux dokumentiert, auch fromme Frauen wie Melania oder die Nonne Egeria (380) entdeckten die heiligen Stätten neu. Die Zahl der Pilger stieg mit Beginn des 4. Jhdt. stetig an, Reisen zu den zahlreichen Kirchen und etwa 170 vornehmlich in der judäischen Wüste gegründeten Klöstern waren bald fester Bestandteil eines christlichen Idealbildes. Unter Kaiser Justinian (527-564) wurde das Pilgerwesen weiter gefördert und viele kirchliche Bauten erneuert. Dieser Trend wurde jedoch jäh unterbrochen, als Jerusalem 614 zunächst nur vorübergehend 21

von den Persern erobert und 638 endgültig unter muslimische Herrschaft geriet, ein Abebben des Pilgerstroms war die Folge. Der Bau des Felsendoms (691/692) sowie der Al Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg (705) demonstrierten weithin sichtbar die Herrschaft der Araber, verbunden mit der Dominanz des Islams. So wurde der Felsendom, einst als Ersatz für Mekka geplant, mit einer ebenso großen Kuppel wie die Grabeskirche ausgestattet – eine klare Provokation für die Christenheit. Erst langsam konnte sich das Pilgerwesen wieder erholen. So errichtete Karl der Große 797 in Jerusalem ein Hospiz für christliche Pilger, nachdem ihm zuvor Kalif Harun alRaschid für 200 Jahre zum Schutzherrn der Grabeskirche ernannt und Flächen in der Nähe der Basilika überlassen hatte. Ebenso ist auch die Gründung der Jerusalemer Johanniskirche auf Karl den Großen zurückzuführen, wie auch einer Abtei auf dem Ölberg sowie eines Frauenklosters beim Heiligen Grab. Die Zeit unter muslimischer Herrschaft war für das Pilgerwesen nicht spannungsfrei. Sie erlebte einen neuen Tiefpunkt, als 1009 Kalif al-Hakim (996-1021) die Grabeskirche, wie zuvor auch schon von den Persern 614, erneut zerstören und tausende von Kirchen plündern ließ. Ebenso wurden alle Pilgerfahrten verboten – Jerusalem drohte endgültig für die Christenheit verloren zu gehen. Diese Situation änderte sich erst wieder, als 1017 die Christen ihren Grundbesitz zurückbekamen und ihre Religion wieder ausüben durften – verbunden mit dem Beginn eines neuen Pilgerwesens, das nach den Grausamkeiten al-Hakims vielfach noch von den „Erzählungen des Schreckens“ gekennzeichnet war. Auch wurde 1048 die zerstörte Grabeskirche vom byzantinischen Kaiser Konstantin Monomachus abermals aufgebaut, eine zentrale Pilgerstätte stand erneut zur Verfügung. Viele der europäischen Pilger nahmen auf ihren Fahrten zum Heiligen Land den Weg über Amalfi, das sich bald als wichtiger Handelsplatz und Umschlagsort für die Seepassage entwickelte. Hier wurden den Pilgern Pakete offeriert, die neben dem Schiffstransfer die Begleitung zu den heiligen Stätten und die Betreuung im Hospiz beinhalteten. Nachdem die Besitzungen an der Grabeskir-

che sowie auf dem Ölberg wieder den Christen zur Verfügung standen, betrieben wahrscheinlich seit 1071 Kaufleute aus Amalfi unweit der Grabeskirche ein Hospital für christliche Pilger. Das Hospital war dem heiligen Johannes dem Täufer, das zugehörige Benediktinerkloster der heiligen Maria Latina geweiht. Im Johannes-Hospital wurden 700, gemäß anderer Quellen bis zu 2.000 kranke Jerusalempilger gepflegt. Es zeichnete sich als ein Krankenhaus mit fortschrittlichen Untersuchungsmethoden und einem hohen Standard aus, so wurden schon damals Urinbestimmungen durchgeführt, ebenso waren die Kranken in eigenen Betten auf frischen Laken gebettet. Das Ziel der Spitalbruderschaft war es, wie von ihrem Leiter Meister Gerhard definiert, den „Herren Kranken“ zu dienen und ihr Leid erträglicher zu machen – der Ursprung des Johanniterordens war gelegt. Seine Begleiterin, die fromme Römerin Agnes, leitete ein Johanniterinnenhospiz. Obwohl die türkischen Seldschuken, die zwischenzeitlich Jerusalem erobert hatten (1071-1098), alle Christen der Stadt verwiesen, durften Meister Gerhard und Agnes bleiben, da ihre Einrichtungen sowohl Christen als auch Muslimen und Juden offen standen. Mit dem 4. ökumenischen Konzil 451 und der darauf folgenden Kirchenspaltung in West- und Ostkirche begann eine zunächst schleichende, über die Jahrhunderte zunehmende theologische und auch politische Entfremdung, die insbesondere in Jerusalem sichtbar zu Tage trat. Durch die Kaiserkrönung Karls des Großen 800 und seinen Antritt eines imperialen fränkischen Königtums, das ihn zugleich an die Spitze aller Christen stellte, fühlte sich Byzanz usurpiert. Die Annäherung Karls des Großen an Kalif Harun al-Raschid wurde ebenfalls als Provokation aufgenommen. Politisch geschwächt und von den Seldschuken bedroht, die bereits weite Teile des byzantinischen Reiches erobert hatten, bittet Kaiser Alexios I. Komnenos schließlich den Papst um Hilfe. Während einer Synode in Clermont 1095 ruft Papst Urban II. Ritter, Bürger, Bauern und Knechte im Rahmen eines „Heiligen Krieges“ zu den Waffen und unter das Kreuz („Gott will es“) – die Einheit des Christentums und die Befreiung der christlichen Stätten waren das Ziel, ursprünglich jedoch nicht eine eigene Landnahme. Während des ersten Kreuzzugs wird

1096 Konstantinopel erreicht, 1098 Antiocheia befreit und schließlich nach fünfwöchiger Belagerung Jerusalem im Juli 1099 erstürmt und das „christliche Königreich Jerusalem“ errichtet. Das dabei angerichtete Blutbad, bei dem zeitgenössischen Berichten zufolge die Kreuzritter teilweise knöcheltief im Blut wateten, sollte der vermeintlich rituellen Reinigung Jerusalems von den Ungläubigen dienen, was die Kreuzfahrer nicht davon abhielt, im Anschluß in der Grabeskirche eine Wallfahrt abzuhalten. In den darauf folgenden Jahren erlebte die Grabeskirche zahlreiche bauliche Veränderungen und Ergänzungen, die – vornehmlich spendenfinanziert aus Europa – 1144 ihren vorläufigen Abschluß fanden. Mit Beginn der Kreuzzüge änderten sich auch die Aufgaben des Hospitaliterordens der Johanniter: Neben der Versorgung der Pilger wurde nun auch die Versorgung der Kreuzfahrer erforderlich. Hierbei ist festzuhalten, daß die Gemeinschaft unter Meister Gerhard schon Jahre vor Beginn der Kreuzzüge bestand und auch nicht selber an der Erstürmung Jerusalems beteiligt war – vielmehr konnte sie den Pilgern und Kreuzfahrern als bereits existierendes Hospital dienen. Mit dem päpstlichen Dekret im Jahre 1113 unter Papst Paschalis II. wurde Meister Gerhard die Selbständigkeit der Bruderschaft garantiert. Unter Raymund de Puy (1120-1160) gab sich die Bruderschaft eine eigene Ordensregel, die neben Armut, Keuschheit und Gehorsam auch die Krankenpflege gebietet und 1153 durch Papst Eugen III. bestätigt wird, wobei auch das Recht enthalten war, Steuern einzunehmen. Durch zahlreiche Schenkungen, u.a. durch König Balduin I., dem ersten König des von seinem Bruder Gottfried von Bouillon errichteten „Königreich Jerusalems“, erfährt das Johanniterhospiz eine Zeit finanzieller Blüte. Da die Sicherheit der christlichen Einrichtungen nicht mehr garantiert werden konnte, wurde der junge Orden nach dem Vorbild des 1119 gegründeten und zum Schutz des Heiligen Grabes abgestellten Templerordens mit Billigung Roms um militärische Kompetenzen ergänzt, deren Träger 1182 erstmals als „Waffenbrüder“ beschrieben werden. Diese waren zunächst externe Schwertträger, die erst später auch in den Orden aufgenommen wurden. Die Ritterorden der 22

Templer und Johanniter sowie des 1190 bei der Belagerung Akkos gegründeten Deutschen Ordens stellten dabei eine Verbindung von Rittertum und mönchisch-asketischer Lebensweise dar, die in erster Linie der Erreichung christlicher Ideale ausgerichtet war. Untergliedert in adelige Ritter, Kleriker und Laienbrüder, oblagen im Johanniterorden letzteren die Verrichtung militärischer Hilfsdienste und die Pflege der Kranken. Durch Schenkungen, Steuern sowie erbeuteter Schätze gelangten die Orden zu beachtlichem Reichtum. Obwohl militärisch aktiv, verstand sich der Johanniterorden im Gegensatz zu dem Templerorden oder Deutschen Orden nie als militärischer Orden. So erlaubte König Saladin nach seinem Sieg über die Christen bei der Schlacht an den Hörnern von Hattin (1187) und der anschließenden Eroberung Jerusalems dem Johanniterorden, sein Hospital noch für mehrere Jahre weiter zu betreiben – sowohl Templer als auch Deutscher Orden mußten die Stadt unverzüglich verlassen. Erst nach dem Fall Akkos 1291 und dem Ende der Kreuzzüge wird der Sitz des Ordens nach Zypern verlegt. Jerusalem als Ursprung des Johanniterordens ging diesem Jahrhunderte lang verloren. Erst mit der erneuten Eröffnung des Johanniter-Hospizes 1858 und seiner Verlegung 1866 an den heutigen Standort an der 8. Station der Via Dolorosa ist der Orden wieder in Jerusalem präsent. Das Hospiz, auf Weisung König Friedrich Wilhelm IV. als Unterkunftsstätte deutscher Handwerker errichtet, hat seine eigentliche Funktion als Hospital jedoch verloren. Erst durch den Besuch Kaisers Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Viktoria 1898 in Palästina, bei welchem sie den evangelischen Gemeinden ein Erholungsheim für Malariakranke sowie ein Hospiz für christliche Pilger versprachen, wird der Hospitalgedanke erneut aufgegriffen. Am 22. März 1909, zwei Jahre nach Grundsteinlegung der Himmelfahrtskirche und dem Hospiz auf dem Ölberg, richtet das Kuratorium der Auguste-ViktoriaPfingsthausstiftung ein Schreiben an den Herrenmeister des Johanniterordens, Prinz Eitel Friedrich von Preußen mit dem Ange-

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bot, die Stiftung zu übernehmen. Am 8. Juli 1909 faßt das Kapitel des Johanniterordens den einstimmigen Beschluß, das Hospiz dem Schutze des Johanniterordens zu unterstellen – wodurch der Orden zum rechtlichen Eigentümer bei gleichzeitiger Kostenübernahme wurde. Die verstärkte Präsenz des Ordens ging im Verlauf beider Weltkriege erneut verloren: 1949 eröffnet das Internationale Rote Kreuz auf dem Gelände des Ölbergs ein Krankenhaus für palästinensische Flüchtlinge, das 1950 dem Lutherischen Weltbund als Treuhänder der Grundstücke und Gebäude übertragen wird – formal ist der Johanniterorden noch immer Eigentümer. Das Krankenhaus wird schließlich 1996 umgebaut und spezialisiert sich seitdem auf die Behandlung von HNO- sowie Krebspatienten – trotz mittlerweile erschwerter Bedingungen für arabische Patienten, aufgrund der israelischen Einreisebeschränkungen den Ölberg zu erreichen. Es stellt sich somit die Frage, wie der Johanniterorden mit seiner über 900 jährigen Geschichte in Jerusalem auch zukünftig im Sinne der von Meister Gerhard begonnenen Aufgaben in der Heiligen Stadt wirken kann. Hierbei könnte neben der bereits erfolgten Nutzung des Johanniter-Hospizes in der Altstadt auch ein stärkeres Engagement auf dem Ölberg bis hin zu einer vollständigen erneuten Übernahme des Areals nebst Krankenhaus als Wahrnehmung einer historischen Verpflichtung gelten. Dieser politisch sensible Prozeß bedarf einer intensiven Vorarbeit und breiten öffentlichen Unterstützung. Um eine finanzielle Überforderung des Ordens zu vermeiden muß eine sich selbst tragende wirtschaftliche Einheit geschaffen werden, welche die ursprünglichen Intentionen Meister Gerhards aufgreift und an die Erfordernisse der heutigen Zeit adaptiert – Jerusalem könnte somit wieder stärker in das Zentrum des Ordens und selbiger auch in Jerusalem näher an die Fürsorge der Pilger und Kranken rücken. r

Nachwort des Organisators Ein Woche JiO Pilgerreise nach Israel, eine Woche voller Erlebnisse, Erfahrungen, Eindrücke, eine Woche Glaubenserfahrung, Spurensuche und Erschließung von Wurzeln, sowohl derjenigen unseres christlichen Glauben als auch derjenigen unseres Johanniterordens. Eine für alle deutschen und ungarischen Reiseteilnehmer tief bewegende Woche, die uns unheimlich schnell aus unserem Alltag herausholte, und nach der ein jeder gestärkt wieder in seinen Alltag zurückkehrte.

naum, Tabgha, Kursi oder Akko. Insbesondere die Vorstellung, an den Orten zu sein, an denen Jesus gelebt und gewirkt hat, ist immer wieder von neuem unfaßbar und doch so erfüllend, daß man es gar nicht beschreiben kann, man muß es erleben. Dazu zählt sicher auch das Bad im See Genezareth. Sowohl bei den Gottesdiensten in Jerusalem als auch bei den benediktinischen Stundengebeten in Tabgha kommen wir zur Ruhe, gehen in uns, kommen zur Ruhe und finden Zeit, das Erlebte neu zu bedenken und Gott dafür dankbar zu sein.

Die christlichen und johanniterlichen Wurzeln zu erkunden, fesselte einen jeden von uns. Seien es die Besuche der biblischen und johanniterlichen Stätten in Jerusalem mit der Grabes- und Auferstehungskirche, dem Tempelberg, dem Ölberg, der Via Dolorosa, die Johanniskirche, das Johanniterhospiz und Auguste Viktoria-Kirche oder aber die beeindruckenden Begegnungen mit Professor Motzkin anläßlich eines Vortrages oder Schwester Dielmann anläßlich der Verleihung des Mount Zion Preises an das französische Sterbehospiz. Bei unseren Besichtigungen und Begegnungen werden uns die Vielschichtigkeit dieses Landes deutlich vor Augen geführt, insbesondere das Miteinander, das Nebeneinander aber leider auch das Gegeneinander der verschiedenen Religionen und Konfessionen. Wir erfahren ferner das für uns neue faszinierenden byzantinische Verständnis von Ökumene.

Die Fülle und die Vielfalt des Programms, das Dr. Petra Heldt und RR Dr. Jörg Bremer auch dieses Jahr für uns ausgesucht hatten, haben uns schnell aus unserer Alltagswelt herausgeholt und uns tief in diese tolle Erfahrung eintauchen lassen. Beiden gilt auch dieses Jahr unser aller aufrichtiger Dank für die viele Arbeit und Mühe, die beide sich bei der Vorbereitung und der Durchführung dieser Reise gemacht haben. Wir können uns gar nicht glücklich genug schätzen, nicht mit „konventionellen“ Reiseveranstaltern unterwegs gewesen zu sein, sondern diese Reiseleiter und Organisatoren gehabt zu haben. Frau Monika Hazboun sind wir auch dieses Jahr wieder sehr sehr dankbar für Ihre Tätigkeit als „unser Reisebüro“.

Auf Schritt und Tritt begegnen wir den Wurzeln. Immer wieder wurde die Bibel aufgeschlagen und wurden die Bibelstellen zu den jeweiligen Orten vorgelesen, die wir passierten, oder es wurde über die Johanniter an den jeweiligen Orten berichtet. Sei es in Jerusalem, Belvoir, in Kaper-

Unser Dank gilt auch ganz besonders der Bayerischen Genossenschaft für die ideelle und finanzielle Unterstützung dieser Reise sowie Graf Dohna, daß er den Stein für die erste Reise vor zwei Jahren ins rollen gebracht hat sowie RR Christian Graf v. Bassewitz für die Übernahme des Drucks. ER Dr. Hubertus Nölting

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Anhang: Israelkarte

Akko Tabgha

Ceasarea

Jericho Bethlehem

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Impressum Herausgeber und Gesamtherstellung: Hamburgische Kommende des Johanniterordens e.V. Jugendarbeit im Orden, Hamburg c/o Dr. Hubertus Nölting Harvestehuder Weg 51 20149 Hamburg Redaktion: Vincent v. Walcke-Wulffen (verantwortlich für den Inhalt)

© Sämtliche veröffentlichte Beiträge und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Nachdrucke – auch auszugsweise –, Aufnahmen in Onlinedienste und ins Internet sowie Vervielfältigung auf Datenträger bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Hamburgischen Kommende des Johanniterordens e.V. Keine Gewähr für namentlich gekennzeichnete Beiträge. Kürzungen hat sich die Redaktion vorbehalten.

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Rückseite

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