Nebennieren-Krise: Richtig erkennen - Richtig
February 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Nebennieren-Krise: Richtig erkennen - Richtig behandeln Dr. Dr. med Urs Lichtenauer Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie Medizinische Klinik und Poliklinik IV LMU München
Campus Innenstadt Medizinische Klinik – Schwerpunkt Endokrinologie
Anatomische Lage der Nebennieren
Adrenalin Cortisol
Nebenniere
Adrenalin Cortisol
Nebenniere
Adrenalin Cortisol
Nebenniere
Campus Innenstadt Medizinische Klinik – Schwerpunkt Endokrinologie
Hypothalamus-HypophysenNebennieren-Achse
Zirkardiane Rhythmik 750 600
Serum cortisol (nmol/L)
Hypothalamus
CRH Hypophyse
ACTH
450 300 150
0
0
04
08
12
Normal physiologisch
Nebennierenrinde
Cortisol Physiologische Regulation
16
20
24
Campus Innenstadt Medizinische Klinik – Schwerpunkt Endokrinologie
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse
Hypothalamus
CRH
CRH
CRH
Hypophyse
ACTH
ACTH
ACTH
Nebennierenrinde
Cortisol Physiologische Regulation
Cortisol
M. Addison= Primäre NNR-Insuffizienz
Cortisol
Sekundäre/Tertiäre NNR-Insuffizienz
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Zona glomerulosa Zona fasciculata
CRH
Aldosteron
Cortisol
Zona reticularis
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse
DHEA
ACTH
Cortisol
Sekundäre/Tertiäre NNR-Insuffizienz
Morphologie
Campus Innenstadt Medizinische Klinik – Schwerpunkt Endokrinologie
Zona glomerulosa Zona fasciculata
CRH
Aldosteron
Cortisol
Zona reticularis
Hormonproduktion der Nebennierenrinde
DHEA
ACTH
Cortisol
M. Addison= Primäre NNR-Insuffizienz
Morphologie
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Ersatztherapie Glukokortikoide Hydrocortison Tagesdosis (Hydrocortison) 15-25 mg Verteilung auf zwei bis drei Tagesdosen
Ersatztherapie Mineralokortikoide Fludrocortison (Astonin H®) nur bei primärer NNRI 0.05-0.2 mg pro Tag als einzelne morgendliche Dosis
Ersatztherapie Androgene DHEA-S (keine Standardtherapie) 25-50mg pro Tag als einzelne morgendliche Dosis
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Limitationen der Hydrocortison-Substitution 750
600
450
300
150
0
00
04
08
Normal physiologisch
12
16
20
Hydrocortison Substitutionstherapie
00
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Präparate der Glukokortikoid-Substitution Wirkstärke
Halbwertszeit Dosierung/Tag Pharmakol. (biol.)
Dosierungsbeispiel
Hydrocortison
1
1-2 h
3-4x/d
Prednisolon
4-15
2-3 h (12-36h)
1-2x/d
5-0-2,5 mg
Prednison
3,5-15
2-3 h (12-36h)
1-2x/d
5-0-2,5 mg
Dexamethason
30-70
3,5 h (36-72h)
1x/d
0,5 mg
1x/d
20-0-0 mg
Plenadren
1
1-2 h und 12-24h
15-5-5 mg
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Kortisolspiegel unter Plenadren® (nach Johannsson et al. JCEM 2011) 10 mg
5 mg
5 mg
Kortisolspiegel im Blut (µg/dl)
30
Gesunde Personen NN‐Insuff Patient mit bisherigem HC NN‐Insuff Patient mit 20mg Plenadren®
20
10
0 8
00
12
00
16
00
20
00
Tageszeit
24
00
4
00
8
00
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Probleme der aktuellen Therapie Hydrocortison: kurze Halbwertszeit, Einnahme 3-4x pro Tag (Ausnahme Plenadren), aber am „physiologischsten“ Prednison/Prednisolon/Dexamethason: Vorteil der längeren Halbwertszeit, aber häufig Überdosierung und keine feine Dosisabstimmung möglich Probleme bei allen: frühmorgendlicher Cortisolanstieg schwierig und aufwändig nachzuahmen
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Symptome/Folgen der Substitutionstherapie
zu wenig Cortisol
• • • • • •
Müdigkeit, Leistungsmangel, Anorexie, Gewichtsverlust Übelkeit, Erbrechen, abdominale Schmerzen Myalgien, Gelenkschmerzen Hypoglykämieneigung ADDISON KRISE
zu viel Cortisol
• • • • • •
Glukoseintoleranz Abdominaler Adipositas Koronarer Atherosklerose Schlaflosigkeit und beeinträchtigter Schlafqualität Osteoporose Cushing Syndrom
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Nebennierenkrise (Addison-Krise)
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Ein Fallbeispiel 24-jähriger junger Mann mit bekannter Nebenniereninsuffizienz Mittwoch bis Freitag Halsschmerzen, Husten, Grippegefühl, Leistungsverlust. Kein Fieber, kein Durchfall, kein Erbrechen Deutliche Besserung der Beschwerden nach 8 – 10 Tagen Ab Dienstag der Folgewoche erneutes Grippegefühl mit Leistungsverlust und Übelkeit Donnerstagmorgen Übelkeit, 1 x Erbrechen (auch der „Cortison“Morgentablette), extreme Schlappheit/Müdigkeit, Luftnot nach wenigen Metern -> Notarzt durch Freundin V.a. Nebennierenkrise -> ca. 1 h nach 100 mg Hydrocortison i.v. Beschwerdefreiheit - Die Nebennierenkrise entwickelt sich schleichend und kann innerhalb weniger Tage lebensbedrohlich werden! - In ca. 20% der Fälle ist kein auslösendes Ereignis erurierbar!
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Was ist eigentlich eine Nebennierenkrise? Es gibt keine offizielle Definition. Verhältnis von Angebot an Nebennierenhormon Bedarf des Körpers infolge einer „Stress-Situation“ zu niedrig. Verschlechterung des Allgemeinzustandes bei chronischer Nebennierenunterfunktion, oftmals Symptome wie Schwäche, sehr niedriger Blutdruck, Übelkeit, Unterzuckerung, hohes Kalium im Blut, niedriges Natrium im Blut. Potentiell lebensbedrohlich.
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Serum-Cortisol Spiegel bei einem größeren operativen Eingriff
nach Plimpton et al, Anesthesia 1969
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Häufigste auslösende Faktoren einer Nebennierenkrise
Würzburger NNRI-Register
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Therapie der Addison-Krise (meist auf Überwachungs-/Intensivstation) Glukokortikoidsubstitution –100 mg Hydrocortison im Bolus i.v., dann 150 mg Hydrocortison über 24h i. v. (bei Erstmanifestation nach Blutentnahme zur Bestimmung des basalen ACTH und Cortisol) Reichliche Flüssigkeitszufuhr (NaCl 0.9% i.v.) Kreislaufmonitoring (je nach Klinik ggf. Intensiv-Monitoring)
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Vermeidung von Krisen bei Nebenniereninsuffizienz „Normaler psychologischer“ Stress (Prüfungen, Streit etc.): keine Dosiserhöhung nötig, aber auch keine wissenschaftlichen Untersuchungen vorliegend „Körperlicher“ Stress (fieberhafte Erkrankung, Unfall, Operation): Steigerung der „Cortison“-Therapie auf Stressdosen
DARAN DENKEN !!! grundsätzlich: im Zweifel großzügige, kurzfristige Erhöhung der Tagesdosis NOTFALLAUSWEIS Substitutionsdosis belastungsabhängig erhöhen Bei Diarrhoe/Erbrechen: Zäpfchen oder i.v./i.m./s.c. Applikation
Was ist im Notfall zu tun?
Zeichen einer beginnenden Notfallsituation • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen • Unterzuckerungen (Kaltschweißigkeit, Herzrasen, Hunger) • Niedriger Blutdruck, Schwindel • Antriebsarmut, Reizbarkeit oder Apathie • Gewichtsabnahme • Flüssigkeitsmangel • Langsamer Herzschlag • Kreislaufkollaps • Schock mit tiefer Bewusstlosigkeit • Verschiebung der Blutsalze
ACHTUNG: Erbrechen und Durchfallerkrankungen sind besonders gefährlich, ggf. muss das Cortisonpräparat als Zäpfchen oder als eine Injektion verabreicht werden! „Normales“ Hydrocortison wirkt nur 6-8 Stunden und muss deshalb bei länger anhaltenden Problemen mehrfach täglich eingenommen werden ! zum Beispiel: - übliche Hydrocortison Dosierung 10-0-0 mg bei Verdopplung der Dosis: 10-10-0 mg Bei Plenadren gilt ähnliches: - übliche Plenadren Dosierung 20-0-0 mg bei Verdopplung der Dosis: 20-20-0 mg
Fieber
> 37,5°C > 38,5°C > 39,5°C
doppelte Dosis dreifache Dosis vierfache Dosis, ARZT
Geringe Erkältung 1,5 – fache Dosis Belastung Körperliche Belastung (z.B. weiter Spaziergang) Zahnarztbesuch
Mittlere Schwere Infektionen Belastung Durchfall, Erbrechen
Doppelte Dosis
Körperliche Belastung (z.B. Bergwandern)
Starke Schwerer Unfall Belastung Geburt Schock Bewusstlosigkeit Sepsis Operationen Ambulant (z.B. Zahnarzt) Stationär (Vollnarkose)
fünf- bis zehnfache Dosis i.v. anschließend 100-200 mg Hydrocortison über 24h als Dauerinfusion, Intensivstation doppelte Dosis am OP-Tag
Hydrocortisongaben OP-Tag: 200 – 300mg i.v. 1. Folgetag: 150 mg i.v. 2. Folgetag: 100mg i.v. 3. Folgetag: 50 mg i.v./ oral 4. Folgetag: doppelte Dosis
© Herausgeber/ Autoren: PD Dr. Marcus Quinkler, Kathrin Zopf, (Klin. Endokrinologie; Charité Campus Mitte, Berlin) Version: November 2012
Krisen‐Prophylaxe bei NNR‐Insuffizienz
Glukokortikoid‐ Notfallausweis !!!
Krisen‐Prophylaxe bei NNR‐Insuffizienz Europäische Notfallkarte geplant:
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Besonderheiten Auslandsreisen: bei Fieber, Erbrechen, Durchfall Selbstmedikation mit Zäpfchen (Rectodelt®, i.m.- i.v.-Selbstmedikation Solu-Decortin®) Flugreisen (Jet-lag): bei Interkontinentalflügen Substitutionsdosis evtl. am Flugtag verdoppeln Hochgebirgstouren: bei Höhe ab 3000 Meter Substitutionsdosis verdoppeln, ab 4000 Meter verdreifachen Bei Leistungssport: individuelle Dosisschemata Bei sportlicherer Belastung Kohlenhydratzufuhr statt Glukokortikoiddosiserhöhung
Rücksprache mit behandelndem Arzt
Campus Innenstadt Medizinische Klinik – Schwerpunkt Endokrinologie
Clin Endocrinol (Oxf). 2014 Sep 8. doi: 10.1111/cen.12609. [Epub ahead of print]
Time lines in the management of adrenal crisis targets, limits and reality. Hahner S1, Hemmelmann N, Quinkler M, Beuschlein F, Spinnler C, Allolio B.
All patients were equipped with an emergency card but only 23 (62%) with an emergency kit. Seven patients (19%) were trained in GC self-injection. The median time interval between contacting a health professional and arrival was 20 min (range 2-2880min); ≤45 min: n=32 (86%),
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