Naturraum - Steinberg

February 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Naturraum Mag. Markus A. Strodl

Allgemein Der Naturraum von Steinberg-Dörfl beinhaltet, trotz intensiver land- und forstwirtschaftlicher Nutzung, eine Vielzahl von natürlichen Lebensräumen, die ein Rückzugsgebiet für eine interessante und schützenswerte Tier- und Pflanzenwelt darstellen. Nicht nur die ausgedehnten Waldgebiete und reich strukturierten Wiesenund Ackerflächen gehören dazu, sondern auch die Flüsse und Bäche unserer Gemeinde, die Rabnitz, die Edlau und der Neuwiesenbach. Maßgeblich beeinflusst werden diese Lebensräume durch das besondere Klima und die Geologie unserer Region. Das warme, trockene pannonische Klima und das feuchtere, kontinentale Klima treffen hier aufeinander und bieten Lebensformen beider Klimate eine Heimat. Während der nordöstliche Teil Dörfls, der „Hotter“, vor allem von quartären Sedimentablagerungen (ca. 11-7 Mio. Jahre) gebildet wird, treten im westlichen Teil zusätzlich Hüllschiefer- und Granitgneis Formationen auf, in die sich Rabnitz, Edlau und Neuwiesenbach in Millionen von Jahren eingeschnitten haben. Das Rabnitztal, sowie die Edlau, sind auf Gemeindegebiet sehr stark vertieft. Die Höhenunterschiede zwischen Ortsmitte (Kreuzung) und „Hotterplateau“ beträgt etwa 50 Meter, zwischen Ortsmitte und Burgstallkreuz etwa 100 Meter. Das Landschaftsbild der Gemeinde teilt sich in einen bewaldeten Westteil und die nordöstliche Kulturlandschaft. Die Grenze der beiden Landschaftsformen bilden die Rabnitz und die Edlau.

Wald Steinberg-Dörfl zählt zu den waldreichsten Gemeinden des Burgenlandes. Auch wenn die Wälder im Laufe der letzten Jahrzehnte stark verändert wurden, findet man noch Gebiete, die ihre Ursprünglichkeit erhalten haben. Hier ist besonders der Burgstallberg hervorzuheben, der durch seine knorrigen, kleinwüchsigen Eichenbestände beeindruckt. Dieser so genannte Drahtschmielen-Eichenwald ist besonders erhaltenswert und im Naturwaldreservate-Programm des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft seit 1995 erfasst.

Ein ebenfalls erwähnenswertes Waldgebiet, das nicht nur bei Wanderern und Schwammerlsuchern beliebt ist, ist das „Dörfler Biri“. Vor allem die den Bach begleitenden Wälder, entlang der Edlau und des Gfangenbaches, sind teilweise unberührt und naturnah. In der Mündung von Gfangenbach und Edlau befinden sich auch auwaldähnliche Areale. Die ökologische Qualität von Wäldern zeigt sich maßgeblich durch ihren Totholzanteil – also abgestorbene Bäume und Baumteile, die im Waldökosystem verbleiben. Zum Beispiel ist das Überleben der meisten Waldinsekten eng an das Vorkommen von Totholz gebunden. So findet man in unseren Wäldern einige geschützte Arten aus dem Insektenreich beispielsweise den Hirschkäfer, viele Bockkäfer, die im Holz lebenden Rossameisen und diverse Großlaufkäfer. Diese Strukturen nutzen auch der Feuersalamander und die Erdkröte als Versteck und zur Überwinterung. Auch sie gehören zu den geschützten Arten in Österreich. Hier kann man auch den immer seltener werdenden Trauermantel, einen der wenigen im Wald lebenden Groß-Schmetterlinge, beobachten. Seine Raupen fressen die Blätter von Birken und Weiden. Zu den besonderen Waldvögeln gehören beispielsweise der Schwarzspecht und der seltene Schwarzstorch. Beide sind Indikatorarten für naturnahe, großflächige Waldgebiete. Den Schwarzstorch kann man manchmal auf den feuchten Wiesen entlang der Edlau beim Jagen beobachten. Zu den kleineren Vögeln, die man in unseren Wäldern beobachten kann gehören die Meisen – Kohlmeise, Blaumeise, Tannenmeise, Haubenmeise, Weiden- und Sumpfmeise – sowie die Schwanzmeise, Kleinspecht und der Waldbaumläufer. Die kleinsten Waldvögel Europas sind das Winter- und Sommergoldhähnchen. Die größeren Vögel sind jagende Greifvögel, wie der Mäusebussard, Habicht, Sperber und Waldohreule. Besonders erwähnenswert ist die Sichtung einer Waldschnepfe, in einem kleinen Waldsteifen am Hotter, im Jahr 2001. Natürlich kommen in den weitläufigen Wäldern auch größere, jedoch scheue Säugetiere vor, die man selten zu Gesicht bekommt – Rothirsch, Reh, Fuchs, Dachs und Marder.

Gewässer Auch wenn die beiden wichtigsten Gewässer unserer Gemeinde, Rabnitz und Edlau, nicht vor Regulierungsmaßnahmen verschont blieben, findet man außerhalb des

Ortsgebietes noch naturnahe Streckenabschnitte. Vor allem die Edlau, die im Ortsgebiet eher einen trostlosen, kanalisierten Eindruck vermittelt, zeigt sich im Bachabschnitt beim „Biri“ in einem anderen Bild. Hier fließt sie weite Strecken unreguliert bis nahe ans Ortsgebiet. Dabei passiert sie am Fuße des Kogelbergs idyllische Wälder und Wiesen. Das schönste Ereignis in diesem Abschnitt ist das Paarungsspiel der geschützten Blauflügeligen Prachtlibelle. Das Balz- bzw. Werbeverhalten der metallisch-blau gefärbten Männchen, die den metallisch-braun gefärbten Weibchen imponieren wollen, ist einzigartig. Wie die meisten Libellenarten ist auch die Prachtlibelle streng geschützt und kommt nur in Gewässern mit Gewässergüte I und II vor. Das Vorkommen von verschiedenen Köcherfliegen, Eintagsfliegen und Steinfliegen lässt ebenfalls auf eine gute Wasserqualität schließen. An den Ufern der Rabnitz und Edlau ist auch das bevorzugte Jagdrevier der Ringelnatter, wo man sie bei der Jagd nach Laubfrosch, Grasfrosch und Fischen beobachten kann. Hier findet sich auch der Graureiher und seltener der Silberreiher zur Jagd ein. Ein weiteres Highlight sind die vom Aussterben bedrohten Flusskrebse. Konnte ich selbst nur zwei Exemplare in der Edlau finden (2000), wird sich die Situation der Flusskrebse in den nächsten Jahren sicher merklich bessern. In einer Initiative von Viktor Emmer und DI Christian Holler, wurden im Oktober 2007 5000 Edelkrebse im Neuwiesenteich ausgesetzt. Diese werden hoffentlich über den Neuwiesenbach die Rabnitz wiederbesiedeln und stabile Populationen bilden. Die Rückeroberung der Edlau durch Flusskrebse aus der Rabnitz, wird wohl an der extremen Regulierung scheitern und es wären Renaturierungsmaßnahmen zu begrüßen.

Wiesen, Brachen und Äcker Das prägende Bild im Nordosten von Dörfl sind die Wiesen, Brachen und Äcker am „Dörfler Hotter“. Hier macht sich das pannonische Klima besonders bemerkbar und ermöglicht es einer Vielzahl von wärmeliebenden Tierarten zu überleben. Mitten in der Kulturlandschaft sind es die langjährigen Brachen, Hecken und Raine, die diesen Tieren als Refugium und Lebensraum dienen. Leider wurden viele Hecken in den letzten zwei Jahren unverständlicherweise entfernt. Ausgedehnte Heckenstreifen sind jedoch überlebenswichtig für das Kleine Nachtpfauenauge und den Segelfalter. Ihre Larven ernähren sich von den Blättern des Schlehdorns und des Weißdorns. Für

das Tagpfauenauge, den Admiral, den Kleinen Fuchs und den Distelfalter sind Brennnesseln ebenso wichtig, wie die Hagebutte für viele Nachtfalter. Ohne ausgeprägte Hecken, würden viele dieser Arten nicht mehr auf unseren Wiesen vorkommen. Weitere Juwelen aus dem Insektenreich sind die Gottesanbeterin, die Blauflügelige Ödlandschrecke, der Schillerfalter, der Kaisermantel, sowie die Wespenspinne und der Dornfinger. Eine Amphibienart, die offene, trockene Lebensräume bevorzugt und vor allem in Ostösterreich vorkommt, ist die stark gefährdete Wechselkröte. Sie profitiert von der steigenden Anzahl von Biotopen und Kleingewässern und ist auch in unseren Gärten nicht selten. Typische Vögel offener Lebensräume sind das Schwarzkehlchen, das Braunkehlchen, die Hauben- und Feldlerche, die Wachtel, die Kornweihe und der Neuntöter. Vor allem in den Wintermonaten kann man am „Hotter“ verschiedene nicht heimische Vogelarten beobachten. Diese, als Wintergäste bezeichnete, Vögel sind der Raubwürger, der Raufußbussard und der Seidenschwanz. Letzterer flüchtet manchmal invasionsartig vor den strengen Wintern der sibirischen Taiga zu uns.

Gärten und Streuobstwiesen

Unsere Gärten sind die am stärksten veränderten Lebensräume und zumeist im Ortsgebiet angelegt. So überrascht es, dass hier besonders viele Tiere, vor allem Vögel, zu finden sind. Verantwortlich dafür ist der Strukturreichtum, die Vielzahl an Obstbäumen und beerentragende Sträucher, sowie die fast ganzjährige Verfügbarkeit an Futter. Durch das reichhaltige Angebot an den vielen Futterhäuschen, lassen sich Vögel besonders im Winter gut beobachten. Von den bisher ca. 90 in Dörfl von mir nachgewiesenen Vogelarten, habe mehr als die Hälfte in den Gärten der Berggasse, Grabengasse und Oberen Hauptstrasse gesehen. Am leichtesten erkennt man die verschiedenen Meisen, die Mönchsgrasmücke, den Grünfink, Buchfink, Girlitz, Star, Hausrotschwanz, Haussperling, die Amsel, den Buntspecht und die Elster. Doch bei genauerem Hinsehen findet man auch die weniger häufigen Vogelarten, wie den Kernbeißer, Zaunkönig, Hänfling, Erlenzeisig, die Heckenbraunelle, Grünspecht, Sing- und Misteldrossel, sowie den Sperber und

den Turmfalken. Besondere Vogelarten, die selten, oder nur im Winter unsere Gärten aufsuchen, sind Bergfink, Birkenzeisig, Feldsperling, Gartenrotschwanz, Fichtenkreuzschnabel, die Rot- und Wacholderdrossel und der Blutspecht. Der letzte, scheue Wiedehopf wurde von mir vor zehn Jahren am Dörfler Friedhof gesichtet. Zuletzt seinen noch drei Vogelarten erwähnt, die man vor allem in luftigen Höhen bei der Jagd beobachten kann. Die Rauchschwalbe, die aufgrund der Abnahme von Rinderställen immer seltener wird, die Mehlschwalbe, die oftmals durch ihre Nester für Verdruss sorgt und der Mauersegler, der sich erst in den letzten Jahren bei uns angesiedelt hat. Mauersegler sind nicht mit den Schwalben verwandt und halten sich außerhalb der Brutzeit monatelang ununterbrochen in der Luft auf.

Abbildung 1: Ostexponierten Eichen-Hainbuchenwald am Kogelberg

Abbildung 2: Nordexponierter Eichen-Hainbuchenwald am Kogelberg mit aus dem Boden ragenden Schieferköpfen.

Abbildung 3: Blick vom „Hotter“ auf den Kogelberg („Biri“)

Abbildung 4: Streuobstwiese im „Dörfler Biri“

Abbildung 5: Magerrasen am „Dörfler Hotter“; Lebensraum der wärmeliebenden Ödlandschrecke.

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