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Sonne, Staub, Fliegen?

31. Mai 2015 Leserservice 08 00/222 42 24 02 · www.der-sonntag.de

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Der Sonntag im nördlichen Breisgau

Wer ist der angebliche Terrorist?

Der SC als Baustelle

Im Oktober letzten Jahreswurde Tomás Elgorriaga Kunze, ein engagierter Mitarbeiter der Universität Freiburg, als mutmaßlicher ETA-Terrorist festgenommen. Wer ist der Mann undwie kam er zu seiner Biografie? Eine Spurensuche. SEITE 3

Nach dem Abstieg läuft beim SC Freiburg die Kaderplanung für die nächste Saison. Sportdirektor Jochen Saier (Foto) hat alle Händevoll zu tun. SEITE 10

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Ehe-Schützer geraten in die Defensive Dürfen HOMOSEXUELLE heiraten? Nach dem irischen Volksentscheid kommt sogar innerhalb der CDU Bewegung in die Debatte schritten haben. In Portugal, Spanien, Frankreich, Großbritannien, den skandinavischen und den Benelux-Ländern können Homosexuelle inzwischen heiraten.

Das katholische Irland hat Gegner der Homo-Ehe in Erklärungsnot gebracht. Während Schwule und Lesben nun in einem weiteren europäischen Land heiraten dürfen, blockiert dies in Deutschland nach wie vor die CDU. Doch langsam scheint sich etwas zu ändern.

– Rot-grüne Bundesrats-

initiative angekündigt

–

DANIEL GRÄBER KATHRIN GANTER

Thomas Dörflinger aus Waldshut-Tiengen zählt zu jenen CDUAbgeordneten im Bundestag, denen die eigene Partei nicht mehr konservativ genug ist. Doch zum Thema Homo-Ehe wollte er diese Woche nichts mehr sagen. Eine Gesprächsanfrage des Sonntag lehnte er ab. Dafür verwies Dörflinger auf seiner Facebook-Seite kommentarlos auf einen Artikel der FAZ. „Wer Fortschritt will, braucht Vater, Mutter, Kinder“, heißt es darin. Und: „Die Samenbank ist nicht die Keimzelle der Gesellschaft.“ Nachdem sich einige FacebookFreunde darüber empörten, meldete sich Dörflinger doch noch zu Wort: „Versteht eigentlich irgendjemand, dass gleichgeschlechtliche keine Kinder zeugen können???“ Unions-Politiker wie Dörflinger hat das deutliche Ja der irischen Bevölkerung zur Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in die Defensive gedrängt. Vergangenen Samstag stimmten dort 62 Prozent für die Öffnung der bürgerlichen Ehe. Irland ist katholisch und ländlich geprägt, also mit jenen Milieus zu vergleichen, in denen die CDU meint, mit der Verteidigung der heteroexlusiven Ehe Stimmen zu gewinnen.

Kämpft dafür, „dass sich die Partei von innen heraus ändert“: Der Stuttgarter CDU-Abgeordnete Stefan Kaufmann (Mitte) ließ seine Partnerschaft kirchlich segnen. Zu den Gästen zählte auch Homo-Ehen-Gegner Guido Wolf. FOTO: DPA Michael Kimmig aus Offenburg ist der südbadische Vertreter der „Lesben und Schwulen in der Union“ (LSU), einer Nischengruppierung innerhalb der CDU, die bislang nicht als offizielle Parteivereinigung anerkannt ist. „Die Landbevölkerung ist nicht so rückständig, wie manche Konservative glauben“, sagt LSU-Mitglied Kimmig. „Die CDU wird über kurz oder lang erkennen, dass sie ihren Widerstand gegen ANZEIGE

die Ehe für alle nicht aufrechterhalten kann.“ Er und seine Mitstreiter fühlen sich seit dem irischen Volksentscheid im Aufwind. Der habe gezeigt, dass konservative Überzeugungen und die volle Anerkennung homosexueller Lebensformen kein Widerspruch seien, sagt Kimmig. „Die Ehe ist etwas Konservatives, unabhängig vom Geschlecht. Wenn zwei Menschen füreinander einstehen wollen, soll das staatlich unterstützt werden.“ Die meisten CDU-Politiker versuchen allerdings noch, die offizielle Parteilinie zu verteidigen. Demnach soll die von RotGrün eingeführte eingetragene Lebenspartnerschaft für Homosexuelle aufrechterhalten werden. Benachteiligungen werden schrittweise abgebaut und meist erst dann, wenn das Bundesverfassungsgericht dies verlangt. Aber die Ehe soll Heterosexuel-

len vorbehalten bleiben, vor allem die gemeinsame Adoption von Kindern. An der Parteibasis führt diese Haltung zu argumentativen Verrenkungen. Die Ehe sei eben an der „klassischen Familiensituation“ orientiert, sagt etwa Daniela Rümmele aus Zell im Wiesental. Die 38-Jährige wurde zur Zweitkandidatin der CDU im Landtagswahlkreis Lörrach gekürt. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und tritt an, frischen Wind in die Partei zu bringen. Sie kenne selbst homosexuelle Paare, bei denen sie sich vorstellen könne, dass sie tolle Väter wären, meint Rümmele. Aber man müsse mit Bedachtvorgehen. „Es geht dabei um das Wohl des Kindes. Kinder reagieren sehr sensibel auf ihr Umfeld.“ Auch ihr Parteikollege im europäischen Parlament lehnt Ehe und volles Adoptionsrecht für

gleichgeschlechtliche Paare ab. Die Ehe zwischen Mann und Frau müsse unter besonderem Schutz stehen, denn sie sei die Keimzelle für Familien und daher „besonders zukunftsstiftend“, sagt Andreas Schwab, Europaabgeordneter der CDU für Südbaden. Wodurch die MannFrau-Ehe bedroht wäre, wenn es neben ihr auch Mann-Mannoder Frau-Frau-Ehen gäbe, erklärt er jedoch nicht. Dass diese Woche das Bundeskabinett beschlossen hat, mal wieder ein paar Diskriminierungen der Homo-Lebenspartnerschaft mit umständlichen Gesetzesänderungen abzuschaffen, hält Schwab für den richtigen Weg. „Auf der einzelgesetzlichen Ebene müssen wir die Ungerechtigkeiten abschaffen“, sagt er. Dabei wäre der einfachste Weg dahin der, den vor Irland schon einige europäische Staaten be-

In Deutschland könnten die Bundesländer die Homo-Ehe demnächst auf die politische Tagesordnung bringen. Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, beide grün-rot regiert, haben diese Woche einen neuen Anlauf im Bundesrat angekündigt. Baden-Württembergs Regierungssprecher Rudi Hoogvliet sagte, Grün-Rot werde sich nach den Pfingstferien am 9. Juni mit der Bundesratsinitiative befassen. Guido Wolf, CDU-Herausforderer des grünen Ministerpräsidenten, lobt hingegen die Trippelschritt-Politik der Merkel-Regierung: „Für mich ist die differenzierte Auffassung der CDU Deutschlands und der Bundesregierung richtig.“ Das bedeutet: Wolf lehnt die Homo-Ehe samt Adoptionsrecht weiterhin ab. Wobei es sich der CDU-Spitzenkandidat nicht nehmen ließ, Anfang Mai einer viel beachteten Feier beizuwohnen. In Stuttgart ließ Stefan Kaufmann, Bundestagsabgeordneter der CDU, seine eingetragene Partnerschaft kirchlich segnen. Diese Woche war Kaufmann nach der irischen Volksabstimmung ein begehrter Interviewpartner. Die vollständige Gleichstellung in Sachen Ehe wäre ein Zeichen für Toleranz, sagte er dem Deutschlandfunk. Im Moment gebe es innerhalb der Union zwar noch viele Vorbehalte, doch die Gruppe der Befürworter wachse jeden Monat. Er kämpfe dafür, „dass sich die Partei von innen heraus ändert“.

Von der Schweiz abgehängt Der Ausbau der RHEINTALBAHN zwischen Basel und Offenburg verzögert sich abermals – Gegenseitige Schuldzuweisungen Das Bundesverkehrsministerium rechnet nicht damit, dass der Rheintalbahnausbau zwischen Basel und Offenburg bis 2030 fertig wird. Die Schweiz wird ihren Teil der Alpentransversale nach heutigem Stand 2020 abgeschlossen haben. Die Zahl 2035 geistert seit Januar rum. Ein Vertreter der Bahn hatte sie in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung in Offenburg als „Grobschätzung“ für den Fall genannt, dass beim Ausbau der Rheintalbahn in Offenburg der Tunnel gebaut und südlich davon die Gleise parallel zur Autobahn verlegt werden. Also anders als es die Bahn geplant hat. Schon damals gab es einen

entsetzten Aufschrei in der Region – vor allem in Offenburg. Die Stadt müsste sich in den kommenden 20 Jahren mit wachsendem Güterzuglärm mitten durch die Stadt arrangieren. Dass es tatsächlich so kommen könnte, legt jetzt eine Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf Anfrage der Grünen im Bundestag nahe: Nur bei Verzicht auf die Umsetzung der Kernforderung 1 und 2 (Tunnel in Offenburg und Gleise an der Autobahn) sei eine Fertigstellung bis 2030 noch möglich, teilt Staatssekretär Enak Ferlemann mit. Etwas unsensibel schiebt Ferlemann dann den Bürgerinitiativen gegen den Bahnlärm

den Schwarzen Peter zu: Wegen des Widerstands in der betroffenen Region habe sich der Ausbau der Rheintalbahn stark verzögert. Das will die Freiburger Grünen-Abgeordnete Kerstin Andreae so nicht stehen lassen. „Hätten DB und Bund von Anfang an bürgerfreundlich geplant, wären wir beim Ausbau der Rheintalbahn schon viel weiter“, kommentiert sie.

– Langer Lernprozess –

Gewissermaßen haben sogar beide recht. Der Streit um den Ausbau der Rheintalbahn war ein langer Lernprozess, bei dem sich die Bürgerinitiativen erst

allmählich in der Politik Gehör verschafften. Das lässt sich sogar an den bereits ausgebauten Abschnitten zeigen. Hätte der Lärmschutz 2002 den Stellenwert vom Jahr 2015 gehabt, dann hätte die Bahn auch den Abschnitt Schliengen – Eimeldingen neu planen müssen. Die Bahn hat geplant und gebaut wie sie es immer tat – bis die Politik unter dem Protest der Bürger neue Prioritäten gesetzt hat. Die Geschichte der Verzögerungen ist ebenfalls lang. Mal hatte die Politik andere Prioritäten (1994 bis 2001), mal fehlte das Geld (2004). Als die Arbeiten am Ausbau der Rheintalbahn 1987 mit einem Spatenstich in Achern be-

gonnen hatten, gab es das Ziel 2008. Heute ist das Datum 2035 wahrscheinlicher als 2030. Parallel dazu stiegen die Kosten. 2001 ging man von 4,6 Milliarden aus, 2010 waren es bereits 5,7 Milliarden Euro. Aktuell liegt die Schätzung bei 6,1 Milliarden – allerdings ohne Offenburger Tunnel und Autobahnparallele. Letztere soll durch den leichteren Anschluss an den Tunnel aber 215 Millionen Euro sparen. In der Schweiz geht es zügiger voran. Genau in einem Jahr will das Bundesamt für Verkehr in Bern den Gotthardtunnel für den Bahnverkehr frei geben. Morgen werden Details zu den Feierlichkeiten mitgeteilt. Der

Cenery-Tunnel – das zweite Mammutstück der Alpenstransversale in der Schweiz – folgt 2019. 2020 schließlich will die Schweiz mit ihrem Ausbau fertig sein – ein Jahr bevor die Umfahrung der Freiburger Bucht angegangen wird. Weil es in Italien lange Zeit auch nicht so recht voran ging, greift Bern den Italienern finanziell unter die Arme. Mit 120 Millionen Euro beteiligt sich die Schweiz an der Fortsetzung der Strecke bis Mailand. „A fonds perdu“, nennt man das in der Schweiz – ein „verlorener Zuschuss“. Die Verzögerungen in Deutschland bedauert das Bundesamt für Verkehr in Bern. KLAUS RIEXINGER

2 LOKALES

Der Sonntag · 31. Mai 2015

„Wir sind schon multikulti“ Die Beschäftigungsgesellschaft 48 GRAD SÜD möchte Flüchtlinge in Arbeit bringen Die im Kreis Emmendingen tätige Beschäftigungsgesellschaft 48 Grad Süd mit Sitz in Herbolzheim möchte ein Arbeitsprojekt für junge Flüchtlinge starten. Doch noch wartet sie auf die Zusage aus Berlin. MICHAEL HABERER

Letzter Einsatz mit Farbe und Pinsel: Am Donnerstag eröffnet Sybille Kleinschmitt das Weimarer Liebhabertheater unter den Arkaden des Stuck’schen Hauses in Emmendingen. FOTO: TJA

Wenn der Dichterfürst zu versagen droht GOETHEFESTSPIELE

in Emmendingen ab 4. Juni

Auch wenn es nirgendwo konkrete Hinweise gibt, ist anzunehmen, dass Universalgenie Johann Wolfgang von Goethe als Schauspieler nicht überdurchschnittlich begabt war. Denn vermutlich nur zwei Mal stand der so vielseitig Talentierte als Mime auf einer Bühne – das erste Mal in der Weimarer Uraufführung seines selbst geschriebenen Stücks „Die Mitschuldigen“ im Herzoglichen Liebhabertheater. Dass der mitspielende Prominente noch dazu ihr künftiger Direktor sein sollte, hat es für die mit ihm agierenden Bühnenprofis wohl unmöglich gemacht, auch nur ansatzweise Kritik an den Schauspielkünsten des Dichters zu üben. Wie mag die Premiere des stets Hochgelobten anno 1777 abgelaufen sein? Sybille Kleinschmitt, Regisseurin und Schauspielerin, kann es sich mit viel Fantasie vorstellen. Die Geschäftsführerin von Freiburg Living History, bekannt durch historische Schauspielführungen in und um Freiburg, hat vor zwei Jahren im Freiburger Wallgrabentheater bereits ein Stück über das Leben von Goethes Schwester Cornelia Schlosser inszeniert, die mit ihrem Mann einige Jahre in Emmendingen lebte. Kleinschmitts Produktion wurde in Kooperation mit der Stadt Emmendingen im vergangenen Jahr als Freiluftspiel unter den Arkaden des Stuck’schen Hauses aufgeführt. Eine Idee, die auf große Resonanz in der Bevölkerung stieß: „Nach fünf festen Terminen gab es sogar noch vier Sondervorstellungen, weil das Interesse so groß war“, berichtet Sybille Kleinschmitt. Mit sieben Theaterabenden und 140 nummerierten Plätzen hat man sich diesmal auf eine stärkere Nachfrage eingestellt. Neben zwei Akteuren aus dem Living-History-Ensemble sind in diesem Jahr auch Kollegen von anderen Freiburger Bühnen mit von der Partie: Sebastian Menges (Goethe) spielt im Theater im Marienbad, Chris-

toph Hüllstrung ist Mitglied im Improvisationstheater „Freistil“, Tenor Wolfram Meyer bei der Musiktheatergruppe „Die Schönen“. Gesungen werde aber nicht, dämpft Sybille Kleinschmitt mögliche Erwartungen an musikalische Beiträge der Schauspieler ebenso wie Vorfreude auf gediegene sächsische Mundart: „Wir bleiben beim Hochdeutsch, es darf aber munter gereimt und sicher unerwarteter Musik gelauscht werden.“

– Komisch und verzweifelt –

Geprobt hat das Ensemble an Ort und Stelle schon in historischen Kostümen, gespielt wird im Stil der Commedia dell’ Arte diesmal auf einer echten Bühne, die Handwerker des städtischen Bauhofs ebenso liebevoll gebaut haben wie einen Alkoven; Requisiten, die es braucht, um Premieren-Bühnenatmosphäre (und auch Hinter-der-Bühne-Flair mit Eifersüchteleien, Streit und Pannen) wie zu Zeiten Goethes zu kreieren. Der ist – endlich – einmal kein Superstar: „An seinen literarischen Qualitäten wollen wir natürlich keinesfalls zweifeln, nehmen ihn aber aus dem üblichen tradierten Kontext und lassen ihn als Schauspieler komplett versagen“, sagt Sybille Kleinschmitt und ergänzt: „Das Stück lebt von den komisch-verzweifelten Versuchen der Schauspieler, die Vorstellung zu retten.“ KATJA RUSSHARDT

> DIE

MITSCHULDIGEN. Ein Lustspiel von Johann Wolfgang von Goethe in einer Bearbeitung von Sybille Kleinschmitt unter den Arkaden des Stuck’schen Hauses, Landvogtei 10, Emmendingen. TERMINE: 4. Juni bis 7. Juni und 12. Juni bis 14. Juni. Täglich ab 20 Uhr, Sonntag ab 19 Uhr. Dauer: 2mal 45 Minuten mit Pause. Eintritt 18 Euro, ermäßigt 15 Euro. KARTENVORVERKAUF: Buchhandlung Sillmann, Theodor Ludwig Straße 24, Emmendingen, Telefon 0 76 41/85 63.

BEILAGEN Teile dieser Ausgabe enthalten Beilagen der Firmen real,-, ALDI Süd, Thomas Philipps, OBI, Medimax, Dänisches Bettenlager, KIK, Braun Möbel Center und Theater im Steinbruch.

„Dann reden wir eben mit Händen, Füßen und Bildern“, erklärt Patrick Krezdorn, Chef von 48 Grad Süd. Auch darin habe sein Team Erfahrung. In seinem Haus habe er eine Sozialarbeiterin, die Englisch spreche, und unter seinen rund 150 beschäftigten Arbeitslosen seien Menschen vom Balkan. „Wir sind schon multikulti“, erklärt Krezdorn. Doch wenn die Flüchtlinge, die er in Beschäftigung bringen möchte, nur Arabisch oder eine dervielen afrikanischen Sprachen sprechen und verstehen, wird es schwer. Deshalb ist das Programm, für das er zusammen mit anderen Caritas-Einrichtungen den Antrag gestellt hat, in erster Linie für junge Flüchtlinge gedacht, die bereits einen Integrationskurs hinter sich haben. Den Anstoß habe die Caritas-Einrichtung Neue Arbeit in Lahr gegeben. Die sei jetzt schon stark in die Flüchtlingshilfe der Stadt eingebunden, erklärt Krezdorn. Die geplante Hilfestellung für die Flüchtlinge ist nicht ganz selbstlos. Das Team von 48 Grad Süd muss sich ständig etwas einfallen lassen, damit die Beschäftigungsgesellschaft überlebt. „Wir verlieren jährlich etwa 100 000 Euro an öffentlichen Mitteln“, erklärt Krezdorn. „Wir können gar nicht so schnell Neues finden, wie das Geld wegbricht“, fügt er an. Mit dieser Bürde hat Krezdorn Anfang 2013 sein Amt angetreten. Damals hieß die Einrichtung noch ElrecKombeg. Sie war ein Zusammenschluss der Beschäftigungsgesellschaften der Caritas (Elrec) und jener der Kreisgemeinden (Kombeg). Die Elrec-Kombeg lebte vor allem vom Geld der Arbeitsagentur. Doch je besser die Beschäftigungslage wurde, des-

Beschäftigte von 48 Grad Süd beim Möbelschleppen im Kaufhaus Fairkauf in Emmendingen. to mehr schwand die BereitPatrick Krezdorn zog durch schaft des Staates, Geld für Fort- die Gemeinderatssitzungen, um bildungs- und Wiedereingliede- von den Gesellschaftergemeinrungsprogramme für Langzeit- den das Placet für mehr Kapital arbeitslose lockerzumachen. zu erhalten. Das braucht sein Deshalb war es die Aufgabe des Haus für mehr SelbstständigSozialarbeiters und Kfz-Mecha- keit. Die Gemeinderäte haben nikers Krezdorn, den Betrieb auch durchweg zugestimmt. umzukrempeln. Krezdorn konnte Die Beschäftiihnen klarma„Wir können gar gungsgesellschaft chen, dass trotz genicht so schnell sollte stärker auf fühlter Vollbeeigenen Füßen steschäftigung – die Neues finden, wie hen, also Geld ver- das Geld wegbricht.“ Arbeitslosenrate dienen. Wie das in im Kreis liegt bei Patrick Krezdorn, der Privatwirtetwa drei Prozent – Chef von 48 Grad Süd schaft üblich ist, die Zielgruppe brauchte es für die weiterhin vorhanneue Betriebsaufstellung einen den sei: 1 500 Menschen im neuen Namen. Krezdorn hat ge- Kreis nähmen wegen irgendwelrade ein paar Wochen hinter cher Handicaps nicht am Arsich, in denen er den Gemeinde- beitsleben teil. Um die kümmert räten im Kreis erzählte, wie der sich seine Gesellschaft. neue Name zustande kam: Sichtbarstes Zeichen für 48 Durch den Breisgau zieht sich Grad Süd sind die Fairkauf-Häuder 48. Breitengrad. Herbolz- ser mit Standorten in Emmenheim, wo sich der Hauptsitz der dingen, Endingen und HerbolzBeschäftigungsgesellschaft be- heim. Bevor Krezdorn nach Herfindet, liegt auf 48 Grad, 22 Mi- bolzheim kam, hat er in Freiburg nuten und sieben Sekunden – al- das Secondhandkaufhaus Fairlerdings Nord. „Das erschien uns kauf der Caritas geleitet. Hinter zu kalt“, meint Krezdorn. Also hat dem Verkauf von Gebrauchtwaman Süd daraus gemacht: Be- ren steht die Logistik, in der die schäftigungs- und Qualifizie- Beschäftigten für das Angebot in rungsgesellschaft 48 Grad Süd den Regalen und AusstellungsGmbH lautet der volle Name. räumen sorgen. Sie entrümpeln

JVA FREIBURG

WAR NOCH WAS?

Die Woche vom 25. bis 30. Mai

Montag Es ist Pfingstmontag, und etwa 200 Menschen machen sich auf zum MAURACHER BERG in Denzlingen, um in der Kirchenruine St. Severin einen ökumenischen Gottesdienst zu feiern, wie es seit 1997 Tradition ist. Pfarrer Hans-Günter Hartwig und Diakon Jochen Kandziorra stellen den Gottesdienst unter das Motto „Auf den Weg machen“ – mit Blick auf die vielen tausend Flüchtlinge, die im Mittelmeer unterwegs nach Europa sind. Mit dem traditionellen Feuerwerk geht am Abend die Freiburger FRÜHJAHRSMESS’ zu Ende. Und die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM) präsentiert ein vorläufiges Fazit – das wetterbedingt kein allzu gutes ist. Rund ein Viertel weniger Besucher habe die Zählung ergeben, das macht 120 000 anstatt 160 000 Gäste. Einige Schausteller wundern sich über diese arg schlechte Rechnung allerdings, denn sie sind ganz zufrieden. Einen Tag später wird es dann auch die Korrektur geben: Rund 140 000 Gäste sind auf der MESSE gewesen.

FOTO: HAB

Wohnungen und möbeln das Inventar auf. Auch das kommt Flüchtlingen zugute. Zurzeit richteten sie Küchen für die Einrichtung der Flüchtlingsunterkünfte her, erklärt Krezdorn. Im Tafelgarten in Sexau gärtnern die Beschäftigten für die Tafelläden und den Brotaufstrich im Fairkauf. Ein Malermeister und ein Kfz-Meister arbeiten mit ihren Teams für öffentliche Einrichtungen und für den privaten Markt. Landschaftspflege, Schadstoffsammlungen und Stromsparcheck gehören zum Angebot. „Wir sind breit aufgestellt“, erklärt Patrick Krezdorn. Deshalb sieht er sich auch gut gerüstet, Flüchtlingen die richtige Beschäftigung anzubieten. Migranten in Herbolzheim hätten bereits angefragt, wann es Arbeit gibt, sagt Krezdorn. Im April hätte das Programm mit 15 Plätzen, gedacht für etwa 30 Flüchtlinge im Jahr, auch starten sollen. Bislang fehlt aber die Zusage aus Berlin. Immerhin habe er gehört, dass jene Antragsteller, die nicht zum Zuge kommen, schon einen negativen Bescheid erhalten haben, meint Krezdorn. Deshalb ist er zuversichtlich, dass er bald mit seinem Flüchtlingsprojekt loslegen kann.

Freiburger Innenstadtverübt haben, in einigen Fällen sei der 50Jährige dabei als sogenannter ANTÄNZER aufgetreten, der Passanten ablenkt und ihnen dabei Geld oder Handys abnimmt.

Donnerstag Mit einem Flammenwerfer will ein Mann in Herbolzheim Unkraut vernichten und setzt dabei versehentlich die TUJA-HECKE seines Nachbarn in Brand. Die Feuerwehr rückt an und löscht das Feuer, die Hecke allerdings kann sie nicht retten.

Freitag

Rund ging’s auf der Freiburger Frühjahrsmess‘. Die Schausteller In der Freiburger Innenstadt sind zufrieden. FOTO: BAMBERGER kommen STREIKENDE der Post und des Einzelhandels zu einem Solidaritätstreffen zusammen, Mittwoch auf der Kaiser-Joseph-Straße Die Polizei nimmt in Freiburg ei- gibt es eine Kundgebung. nen 50-jährigen Mann fest, der In Endingen- Königschaffhauihrer Meinung nach für eine sen beginnt das 59. KAISERVielzahl an STRAFTATEN verant- STÜHLER KIRSCHENFEST. Es wortlich ist. Unter anderem geht gibt Musik und Tanz, Speis und es um Diebstahl von Handys, Trank. Am Sonntag soll dann um Geld und einen Gaststättenein- 15 Uhr als Höhepunkt des viertäbruch. Die meisten Straftaten gigen Festes die KirschenköniSIR/JKI soll der Mann in der nächtlichen gin gekürt werden.

Schwuler Koch erhebt Vorwürfe Nach dem Essensboykott in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Freiburg erhebt der betroffene Koch Vorwürfe gegen die Anstaltsleitung. In einem Brief an die Badische Zeitung schreibt er, die JVALeitung habe ihn „genötigt“, der Versetzung in die Bedienstetenkantine zuzustimmen. Rund 70 meist russlanddeutsche Gefangene verweigerten Anfang Mai eine Woche lang die Anstaltskost. Als Grund nannten sie die Homosexualität des in der Gefängnisküche arbeitenden Mitgefangenen. JVA-Leitung und Justizministerium betonten, der Betroffene habe daraufhin einer Versetzung in die Kantine freiwillig zugestimmt. Dem widerspricht der Koch: Ihm sei erklärt worden, dass er andernfalls „zwangsweise“ in eine andere Anstalt verlegt werde. Auch das bundesweite Homosexuellen-Magazin Männer erhielt einen Brief des Freiburger Gefängniskochs. „Mein Einverständnis wurde mir abgenötigt“, schreibt er darin. „Fakt ist (auch nach der Meinung vieler Bediensteter der JVA): Die Anstalt hat sich erpressen lassen“. DAG

DIE DRITTE SEITE 3

Der Sonntag · 31. Mai 2015

Von der Vergangenheit eingeholt Der Freiburger Tomás Elgorriago Kunze sitzt in U-Haft, seit er als ETA-TERRORIST verhaftet wurde – eine Spurensuche JENS KITZLER

S

eit langem befürchten Familie, Freunde und Sympathisanten seine Auslieferung, doch über Mannheim ist Tomás Elgorriaga Kunze in den letzten Monaten nicht hinausgekommen. Hier sitzt er seit November 2014 in Untersuchungshaft, eine Stunde Hofgang hat er am Tag, Sport- oder Bildungsangebote bleiben ihm als U-Häftling verwehrt. Kontakt zu Besuchern durfte er anfangs nur getrennt durch eine Scheibe aufnehmen, die sei inzwischen aber weg, sagt Rechtsanwältin Katja Barth. Ein Zeichen dafür, meint sie, dass der Staat seinen Gast nicht mehr als so schwergewichtigen Fall betrachte. „Ich glaube, die fahren das eher herunter.“ Als Tomás Elgorriaga Kunze im Oktober 2014 verhaftet wurde, war die Aufregung deutlich größer. „Kräfte des Hessischen Landeskriminalamts haben am heutigen Tag in Mannheim einen per internationalem Haftbefehl gesuchten, mutmaßlichen Terroristen der baskischen Untergrundorganisation ETA festgenommen“, lautete die Meldung vom 31. Oktober 2014, „mit dem Zugriff gegen 12:30 Uhr wurde die seit 2004 andauernde Flucht des 49-Jährigen beendet.“ Die vorerst letzte Station dieser Flucht war Freiburg. An der dortigen Universität hatte Elgorriaga Kunze zunächst studiert und schließlich auch gearbeitet, als wissenschaftliche Hilfskraft in einem bei der Soziologie angesiedelten Projekt, gefördert vom Bundesforschungsministerium. Seinen echten Namen kannten die Kollegen nicht – für sie hieß er José Gabriel Jiménez, so war er auch an der Uni registriert. „Die Identität des Mannes war professionell gefälscht“ schreibt die Universität in einer Stellungnahme vorsorglich, „so dass es an der Universität keinerlei Hinweise auf die Täuschung gab.“ Bis ihn seine Vergangenheit einholte, erwies sich Jiminéz alias Elgorriaga Kunze als sympathischer und engagierter wissenschaftlicher Mitarbeiter, der sich mit dem Forschungsvorhaben identifizierte, er verfasste Texte, recherchierte, organisierte Tagungen. Und wäre zu mehr berufen gewesen, für eine Promotionsstelle hatte der Spanier ein ansehnliches Exposé vorgelegt – doch mit über 40 Jahren war er älter, als es die Statu-

An der Universität Freiburg kannte man José Gabriel Jiménez als engagierten und fähigen Mitarbeiter, doch tatsächlich hieß er Tomás Elgorriaga Kunze (kleines Bild). Derzeit sitzt er in der JVA Mannheim, von seiner Gefährlichkeit allerdings ist nicht jeder überzeugt. FOTOS: DPA, ARCHIV ten des Nachwuchsforschungsprojekts für Doktoranden zuließen. Zum 31. Dezember 2014 lief das Forschungsvorhaben aus. „Wir haben ihm verdientermaßen ein tadelloses Arbeitszeugnis ausgestellt“, sagt Barbara Rie-

gesetzt hatte, beispielsweise. Oder die Lücke in seinem Lebenslauf, betitelt mit „kurzer Ausflug in die Privatwirtschaft“ – was das war, weiß niemand. Doch kann dieser Mann ein „hochrangiger Logistiker der baskischen Untergrundorganisation ETA“ gewesen sein, wie es in der Pressemeldung des hessischen Landeskriminalamtes hieß? Der Sprengstoff für Anschläge der „Euskadi Ta Askatasuna“ hergestellt und beschafft haben soll? Der in Verdacht steht, noch aus Freunde und Sympathisanten in Freiburg protestieren gegen die Verhaftung, für Dienstag ist eine Kundgebung geplant. FOTO: ZVG

del, Co-Leiterin des Projektes. Immer, bestätigt man in seinem Umfeld, hatte Tomás Elgorriaga Kunze wie jemand gewirkt, der seine wissenschaftliche Karriere weiterverfolgen will – und nicht etwa nur die Uni als Tauchstation nutzt. Auch wenn im Nachhinein manches Detail plötzlich ins Ganze passte. Warum José Gabriel Jiménez als Einziger nie ein Foto in die Projekthomepage

Freiburg für die ETA gearbeitet zu haben, womit die Polizei die Durchsuchung seiner Wohnung und der Uni-Räume in der Hansastraße begründete? Die deutsche Polizei übernehme unhinterfragt zweifelhafte Vorwürfe der spanischen Behörden, kritisieren Freunde und Sympathisanten von Tomás Elgorriaga Kunze in Freiburg. Schon zwei Mal haben sie sich zu einem von linken Gruppen organisierten Abend getroffen, kommenden Dienstag um 19 Uhr soll es eine Kundgebung am Bertoldsbrunnen geben. „Nach seiner Verhaftung konnten wir viele seiner sympathischen und aufgeschlossenen Freundinnen und Freunde kennenlernen, die ihn ganz anders beschreiben, als in den reißerischen Statements der spanischen, französischen und deutschen Behörden unterstellt wird“, erklärt die mit zur Kundgebung aufrufende Freiburger Antifa gegenüber dem Sonntag. Als Tomás Elgorriago Kunze in Verdacht geriet, der ETA anzugehören, war er, das stützen spanische Medienberichte, Gemeinderat in der Kleinstadt Hondarribia nahe der französischen Grenze. Um die Behörden auf sich aufmerksam zu machen, musste man zu dieser Zeit nicht gleich Anschläge begehen – es Seit Oktober 2011 hat die ETA bewaffnete Aktionen offiziell eingestellt, konnte auch reichen, die faldie Fahndung nach ihren Mitgliedern dauert an – hier eine Razzia Ende schen Personen zu kennen. In eiMai im französischen Biarritz unweit der spanischen Grenze. FOTO: DPA nem Fernsehausschnitt, der auf

den Info-Abenden gezeigt wurde, erzählt Kunze, wie er 1998 verhaftet und dann tagelang gefoltert wurde, zum Repertoire soll „La Bolsa“ gehört haben, eine Praxis, bei der man dem Delinquenten eine Plastiktüte über den Kopf zieht, um Erstickungsanfälle zu erzeugen, aber auch Schläge und Elektroschocks. Ein mögliches Szenario – in den Länderberichten von Amnesty International finden sich über Jahre hinweg Foltervorwürfe gegenüber spanischen Behörden im Rahmen von ETA-Ermittlungen. Nachdem er ein halbes Jahr später auf Kaution freigekommen war, tauchte Kunze unter. Aus Angst vor weiterer staatlicher Gewalt? Kurze Zeit später jedenfalls stand er dann weit oben in den Fahndungslisten der Spanier. Schlicht weil er abgehauen war, wie mancher Sympathisant

vermutet, oder wegen durch Folter erpressten Geständnissen? Dem gegenüber stehen in Berichten spanischer Medien voluminöse und detaillierte Anschuldigungen gegen den Geflohenen, die meist auf Berichten des spanischen Innenministeriums basieren. Demnach sei Elgorriaga Kunze unter dem Decknamen „Teo“ eine zentrale Figur in der Logistik der Untergrundorganisation ETA gewesen und zudem ein versierter Elektroniker, der Zeitzünder für Bomben entwickelt habe, operiert habe er nach seinem Untertauchen aus Frankreich. Wie das ermittelt wurde, ist nirgendwo beschrieben. Doch auch in der berühmten Geheimdokumente-Plattform Wikileaks steht ein Dossier, das die Spanier 2009 an den USGeheimdienst CIA geliefert haben sollen. Darin wird der da-

ROSENSCHAU jetzt Riesenauswahl

mals 46-Jährige als ElektronikExperte beschrieben, dessen Passion es sei, die Effizienz der ETA-Bomben weiter zu steigern. Ist Elgorriaga Kunze diese „Karriere“ in der undokumentierten Zeit zwischen seinem Untertauchen und seinem späteren Studium in Freiburg gelungen? Erstaunlich allerdings dann, dass kein spanischer Auslieferungsantrag in Deutschland vorliegt. Der EU-Haftbefehl, dessen Prüfung Kunze in U-Haft abwarten muss, komme von den Franzosen, bestätigt Richter Ralf Kraus vom Oberlandesgericht Karlsruhe. Und offenbar bezieht er sich nur auf Urkundenfälschung im Zusammenhang mit Zugehörigkeit zur ETA. Inhaltlich prüfen dürfen die deutschen Behörden einen EU- Haftbefehl nicht, nur die Einhaltung der Formalien wird gecheckt. Beim Bundesgerichtshof heißt es, die Ermittlungen liefen noch, man sehe die eigenen Vorwürfe mit dem EUHaftbefehl aber als abgegolten. Ermittelt hatte man hier vor allem zum Paragraphen 129a/b, kurz „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“, der zu RAF-Zeiten in Kraft gesetzt wurde. Sein Ansatz ist umstritten. „Es reicht, dass sich jemand in inkriminerten Strukturen bewegt“, sagt Anwältin Katja Barth. Bei der Durchsuchung von Kunzes Räumen in Freiburg fand die Polizei falsche Papiere, von Sprengstoff oder Waffen allerdings keine Spur. Und Hinweise, wonach Tomas Elgorriaga Kunze von Freiburg aus weiter für die ETA gearbeitet hat? Die Bundesanwaltschaft sagt dazu nichts. In den nächsten Wochen soll nach Schätzung der Behörden die Entscheidung über die Auslieferung fallen. Freunde und Familie von Tomás Elgorriaga Kunze fürchten, dass die Franzosen ihn dann postwendend an Spanien ausliefern – und „El Bolsa“ wieder zur Anwendung kommt.

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4 LOKALES GESICHT DER WOCHE SELBSTMORDATTENTÄTER AUS FREIBURG

„Labilundentwicklungsgestört“

E

in junger Mann aus Freigendelikten und Körperverletburg ist bundesweit in die zungen aufgefallen war. Die Schlagzeilen geraten. Der Informationen, die die ErmittAnlass ist ein überaus trauriger: ler der Öffentlichkeit preisgeDer 23-jährige Yannick N. soll ben, sind spärlich. Die Täteram 17. Mai im Irak schaft des Yannick mit einem LastwaN. ist offiziell noch gen in einen Konnicht bestätigt, altrollpunkt der lerdings haben die Streitkräfte gefahBehörden keinen ren sein. Auf dem Zweifel daran, dass Lkw seien, so wird das Foto des Manberichtet, 1,5 Tonnes auf Propagannen Sprengstoff da-Mitteilungen geladen gewesen des IS Yannick N. sein. Bei der Aktion ist. Vor allem bedes Selbstmordat- In der Montur der ISschäftigt die Ertentäters sollen Miliz: Yannick N. aus mittler die Frage, Yannick N. selbst Freiburg. FOTO: DS wie ein junger und zahlreiche anMann, der kaum dere Menschen getötet worden das Internet benutzt haben soll, sein. Hinzu kämen noch mehr in die IS-Fänge geraten konnte. Verletzte. Die Badische Zeitung, die in dieWer war dieser Yannick N.? Eiser Woche zuerst über Yannick nem kleineren Kreis war er in N. berichtete, erhielt InformaFreiburg als Obdachloser betionen von einer Bekannten des kannt, von 2013 bis 2014 wurde vermeintlichen Selbstmord-Ater von der hiesigen „Straßententäters, die ihn als „labil“ und schule“, einem Ableger der SOS- „entwicklungsgestört“ beKinderdörfer, betreut. Deren schrieb. Der junge Mann habe Mitarbeiter registrierten zwar verzweifelt Anschluss gesucht – im vergangenen Jahr eine Radi- bei den Islamisten könnte er kalisierung, doch war es ihnen ihn auf tragische Weise gefunnicht gelungen, Yannick N. von den haben. dem Weg abzubringen, der ihn Wie der Kontakt des Yannick N. offenbar schließlich in ein Trai- zum IS zustande kam, bleibt ningscamp der Terrormiliz „Is- vorerst ein Rätsel. Als Islamislamischer Staat“ (IS) führte. ten- oder Salafisten-Hochburg Nun beschäftigen sich das Poli- gilt Freiburg dem Verfassungszeipräsidium Freiburg, das Lan- schutz keineswegs. Nichtsdesdeskriminalamt in Stuttgart totrotz sickert durch, dass und vor allem der Verfassungs- Staats-und Verfassungsschutz schutz des Landes mit der Bio- zumindest ein Freiburger Gegrafie eines Mannes, der polibetshaus nun verstärkt ins Vizeilich bisher nur wegen Drosier nehmen. TN

Der Sonntag · 31. Mai 2015

„Man kann alles erklären“ Burgenforscher Thomas Biller über neue Erkenntnisse zur HOHKÖNIGSBURG Er ist einer der bekanntesten deutschen Burgenforscher. Die alten Bauwerke haben ihn vor einigen Jahren sogar nach Freiburg gelockt – weil es in der Region deutlich mehr davon gibt als in seiner Heimat Berlin. Morgen stellt er seine Forschungsergebnisse zur Hohkönigsburg bei Orschwiller im Elsass vor. Woher stammt Ihr Interesse für Burgen, Herr Biller? Wie bei allen Burgenfans, die ich kenne, kommt es aus der Kindheit: Man ist auf Burgen herumgelaufen und fand es einfach schön und romantisch und geheimnisvoll. Das setzt sich fest. Heute ist es aber – weil man viel mehr weiß – nicht mehr ge- Wo hatte Graf Oswald von Thierstein, Bauherr der Hohkönigsburg, seiheimnisvoll, man kann sich alles ne Gemächer? Das und mehr will Thomas Biller enthüllen. FOTOS: KNG erklären. che um 1500 – zum Beispiel weil Und was bedeutet dieses ErgebKönnen Sie schon verraten, wel- man im Spätmittelalter Feuernis für Sie? che Ergebnisse Sie am Montag waffen hatte. Es gibt auch spanvorstellen werden? nende Einzelergebnisse, wie die Es macht Spaß, das herauszufinPlanung eines Burgtors an einer den. Und ich denke, dass jede Ein Bauforscher legt farbige Plä- ganz anderen Stelle, als es heute Form von Geschichtsforschung ne vor, in denen er zeigt, welche ist. Da hat es eine sehr kühne Pla- der Gesellschaft dient. Es nützt Teile aus welcher Zeit sind. So et- nung gegeben, die ich erklären den Leuten, zu begreifen, dass was hat es für die Hohkönigs- werde. Bis vor wenigen Wochen die Welt nicht immer so war wie burg bisher nicht gegeben, es ist wusste ich selbst auch nicht, wo heute. Die meisten Leute leben auch sehr mühsam. Aufgrund der Bauherr, Graf Oswald von heute, im Vergleich zu damals, der Forschungsergebnisse kann Thierstein, genau gewohnt hat. ein Luxusleben. Sie machen zum man aufzeigen, wie sich der Bau Mittlerweile habe ich es anhand Beispiel Urlaub an der Adria und entwickelt hat, also warum die von Inventaren aus dem 15. und sind innerhalb eines Tages da – romanische Burg sehr viel einfa- 16. Jahrhundert herausgefun- früher hat man dafür Wochen cher aussah, als die mittelalterli- den. gebraucht und ist dabei manch-

mal umgekommen, weil die Alpen so gefährlich waren. Diese Unterschiede, und wie es sich entwickelt hat, das ist das Interessante daran. Wie haben sie damals gelebt? Zum Beispiel getrennt nach Status. Das kann man an der Hohkönigsburg sehr schön aufzeigen. Und wenn man zum Nachdenken über Gesellschaftliches neigt, dann kann einem dabei klar werden, wie sich die Welt verändert hat und wie gut es uns geht. DAS GESPRÄCH FÜHRTE SAVERA KANG

> NEUE

FORSCHUNGEN AUF DER HOHKÖNIGSBURG – Ein innovativer Bau zwischen Mittelalter und Neuzeit: Institutsgespräch in der Bibliothek des Alemannischen Instituts Freiburg, Bertoldstraße 45, Rückgebäude. Am Montag, 1. Juni, um 18. 15 Uhr mitThomas Biller. Weitere Informationen auf www.alemannisches-institut.de

Das „Glühwürmchen“ fliegt ... Heinz-Julius Thoma ist mit seinem SELBSTGEBAUTEN FLUGZEUG jetzt in der Luft

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Er hat es geschafft. Schon mehrmals war Heinz-Julius Thoma jetzt mit seiner MC 30 Luciole in der Luft. Das Besondere daran: Der 74-jährige Freiburger hat das Ultraleichtflugzeug nach Plänen eines französischen Luftfahrtkonstrukteurs selbst gebaut. Auf dem Flugplatz in Bremgarten hob Thoma vor ein paar Wochen das erste Mal vom Boden ab, ein bisschen nur. Aber die wenigen Meter, die er mehrfach ein längeres Stück über der Piste schwebte, um den Flieger dann langsam wieder aufsetzen zu lassen, bedeuteten doch einen entscheidenden Durchbruch. Bald danach folgte der erste „richtige“ Flug, eine Platzrunde in Freiburg, später dann ein Flug von Freiburg nach Bremgarten. Und zur Zeit ist Thoma, wenn es das Wetter zulässt, mit seinem kleinen Flugzeug gleich mehrere Male pro Woche am Himmel. Im Juli will er die endgültige Verkehrszulassung von der Deutschen Aeroflug erlangen, noch startet er mit einer vorläufigen. Und um die zu bekommen, hat er diverse Messergebnisse vorzulegen, die er sich derzeit erfliegt. Wie lange braucht seine Maschine von 0 auf 300 Meter über Grund, wie langsam kann er mit ihr fliegen, wie ist der Spritverbrauch? „Außerdem geht es darum, das Verhalten des Fliegers besser kennen zu lernen“, sagt Thoma. „Wie steigt er am besten, wie verhält er sich beim Landen?“ Im Sommer 2013 hatte Der Sonntag Heinz-Julius Thoma bereits für einen Artikel in seiner Werkstatt bei den Experimentalfliegern besucht. „Eigentlich ist es wie Modellflieger bauen, nur einfach eine Nummer größer“, sagte er damals über seine

Der Freiburger Heinz-Julius Thoma in der von ihm gebauten MC 30 FOTO: ZVG/BERNHARD SCHNEKENBURGER Luciole kurz nach einem Start. MC 30 Luciole, das große Projekt seines Rentnerdaseins. MC steht für Michel Colomban, den französischen Konstrukteur. Luciole heißt auf deutsch Glühwürmchen, der Name stammt von Colomban. Schon 2010 hatte Thoma mit dem Bau begonnen, Anfang 2014 hatte er damals noch als Ziel für den ersten Test ausgegeben. Das war zu optimistisch. Die Beschaffung und Installation der Elektrik dauerte länger als geplant, den Propeller musste er nochmals austauschen, um eine höhere Standdrehzahl zu erreichen. „Das machte mir nichts aus, ich habe mich von niemandem treiben lassen“, meint Heinz-Julius Thoma. November 2014 ist es schließlich geworden, ehe Thoma erstmals mit größerer Geschwindigkeit über die Piste in Bremgarten rollte, aber nicht abhob. „Es hat sich damals gezeigt, dass ich noch einiges machen muss“, blickt er zurück. Die Vergaservorwärmung hatte nicht richtig funktioniert und für eine Vergaservereisung gesorgt, außerdem

hatte die Maschine einen unruhigen Geradeauslauf. Thoma musste abbrechen, entscheidend nachbessern und sein Vorhaben auf „nach dem Winter“ verschieben. „Es war ein ganz besonderes Gefühl, als klar war, dass es funktioniert“, erinnert sich Thoma. „Zu merken, dass ich es bei allen Anlaufschwierigkeiten und Veränderungen, die ich vornehmen musste, jetzt geschafft habe.“ Es hat sich also gelohnt. „Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich mir da angetan habe“, sagt Thoma. „Ich hatte oft auch Zweifel, ob und wann ich fertig werden würde. Aber hinschmeißen wollte ich nie.“ „Ein reines Spaßflugzeug“ soll die MC 30 Luciole für ihn sein. Eines, mit dem er sich an einem schönen Tag gelegentlich in die Luft begibt. Und auch bei den „Tagen der Offenen Hangartore“, die am 20. und 21. Juni auf dem Freiburger Flugplatz stattfinden, wird er mit seinem Flugzeug zu sehen sein. OTTO SCHNEKENBURGER

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6 LOKALES

Der Sonntag · 31. Mai 2015

Umstrittene Zeugenaussagen Im NEUENBURGER MORDPROZESS werfen die Verteidiger der Angeklagten Polizei und Justiz Vernehmungspannen vor Haben Kriminalbeamte und Haftrichter die Verdächtigen im sogenannten Neuenburger Mordprozess bei der ersten Vernehmung korrekt behandelt? Die Verteidiger bezweifeln das und fordern Konsequenzen. TONI NACHBAR

Der mit großem Interesse verfolgte Prozess vor dem Freiburger Landgericht wird nach einer Verhandlungspause Anfang nächster Woche fortgesetzt. Die von dem Vorsitzenden Richter Stefan Bürgelin geführte Jugendstrafkammer, die entscheiden muss, ob die drei Hauptan-

geklagten Akram und Moustapha Y. sowie Timo P. des gemeinschaftlich begangenen Mordes schuldig sind, sieht sich nun mit Anträgen von deren Verteidigern konfrontiert, wichtige Zeugenaussagen bei der Urteilsfindung nicht zu berücksichtigen. Am frühen Abend des 18. Juni 2014 sollen die Angeklagten auf einem Neuenburger Parkplatz den 28-jährigen Patrick H. getötet haben, weil sie davon ausgegangen waren, dieser habe ein paar Tage davor die Tochter des aus dem Libanon stammenden Moustapha Y. vergewaltigt. Als Hauptbeschuldigter gilt Akram Y., der damals noch minderjährige Sohn des 46-jährigen Moustapha Y. Er soll mit mehr als 20

Messerstichen den Tod des Patrick H. verursacht haben. Als der festgenommene und unter Mordverdacht stehende Akram Y. in der Nacht vom 18. auf den 19. Juni von mindestens einem Kriminalpolizeibeamten vernommen wurde, soll er gleich zu Beginn der Vernehmung geäußert haben, er bitte um anwaltlichen Beistand. Dies steht angeblich auch in den Vernehmungsakten. Obwohl kein Anwalt herbeigeholt werden konnte, wurde er vernommen. Der Freiburger Strafverteidiger Sebastian Glathe, der den damals 17-

Rechtsanwalt Klaus Malek beantragt, das Gericht dürfe die Aussagen des im Prozess vernommenen Haftrichters nicht berücksichtigen. FOTO: ZVG

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jährigen Akram Y. im Prozess verteidigt, fordert nun, dass die Zeugenaussagen des vom Gericht vernommenen Kripobeamten nicht verwertet werden. Dieser habe die Vernehmung ohne Anwalt vorgenommen und auch nicht berücksichtigt, dass ein beschuldigter Minderjähriger vor der Vernehmung ein Konsultationsrecht mit Erziehungsberechtigten besitzt. Als Akram Y. und Moustapha Y. am 19. Juni 2014 – es war ein kirchlicher Feiertag – dem Haftrichter vorgeführt wurden, waren ihnen ebenfalls keine Anwälte zur Seite gestellt worden.

Rechtsanwalt Glathe und sein Kollege Klaus Malek, der Moustapha Y. verteidigt, beantragten, das Gericht dürfe somit auch nicht die Aussagen des im Gerichtssaal vernommenen Haftrichters berücksichtigen. Ihre Argumentation lautet: Die Justiz sei ihrer Verpflichtung, den Beschuldigten bei der Suche nach einem geeigneten Anwalt behilflich zu sein, nicht ausreichend nachgekommen. Bei einem Verdacht auf ein so schweres Delikt wie Mord, so Malek, sollte schon von Amts wegen ein Pflichtverteidiger bei Vernehmungen beigeordnet werden. Dies entspreche, so die beiden Verteidiger, dem Grundsatz eines fairen Verfahrens.

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Die pure Lebensfreude E-Bike-Tage bei Hild-Radwelt am 5. und 6. Juni in der Engesserstraße in Freiburg

G

ute Tradition mit innovativer Note: Nach dem großen Erfolg der vergangenen Jahre präsentiert HildRadwelt bei den E-Bike-Tagen am 5. und 6. Juni die Trends in Sachen „Fahren mit Rückenwind“. Wieder mit dabei: drei Showtrucks mit Expertenteam, etliche Neuheiten und Aktionen. Waren E-Bikes vor einigen Jahren noch viel bestaunte und manchmal belächelte Ausnahmen auf Südbadens Straßen und Wegen, ist die Begegnung heute selbstverständlich: Menschen, die auf ein Rad mit individuell zuschaltbarem Motor setzen, beweisen ein Gespür für sportliche Lebensfreude. Vergnügt und stressfrei erfahren sie die neue Freiheit auf zwei Rädern. Bei Hild-Radwelt hat man diesen Trend frühzeitig erkannt und setzt seit Jahren auf die Lust am Entdecken der Region per E-Bike. Nach Umbau und Erweiterung der Ausstellungsräume an der Engesserstraße im vergangenen Jahr ist die Auswahl bei Hild-Radwelt groß: Mehr als 150 Modelle von zwölf namhaften Herstellern finden auf 400 Quadratmetern Platz. Für jedes Alter gibt es in der nach Unternehmensangaben größten EBike-Abteilung der Region das richtige Fahrzeug: Ob Einsteiger- oder Profirad, ob familientauglich mit Kinderanhänger oder sportliches Transportmittel für Berufspendler – Hild-Radwelt hat sie alle im Programm.

Aufspringen auf die aktuelle Welle: Bei Hild-Radwelt in der Engesserstraße gibt es bei den E-Bike-Tagen (5. und 6. Juni) wieder viel zu entdecken. KTM NEUHEI T EN Neu im E-Bike Sortiment sind vollgefederte Mountain-E-Bikes, Fatbikes und E-Bikes mit elektrisch gesteuerten Schaltungen in Kombination mit einem Mittelmotor (etwa von Shimano). Mit Brose kommt ein neuer Motorhersteller auf den E-Bike-Markt, dessen Räder mit besonderer Laufruhe punkten. Weitere Neuheiten sind Modelle mit Automatik-Gangschaltung und jetzt Modelle mit Bosch-Nyon-Display, einem integrierten Navigationsgerät. Auch 24-Zoll-Jugend-E-Bikes sowie Modelle im Retro-Look und Lastenräder-E-Bikes kann man sich bei Hild-Radwelt anschauen, erklären lassen und natürlich auch ausprobieren.

S O ND ER AKT I O NEN Wer seinen alten Fahrradhelm gegen einen neuen eintauscht, erhält eine Gutschrift von zehn Euro. Beim Kauf eines E-Bikes während der beiden Aktionstage legen Thomas Merkel und sein Team ein Sicherheitspaket (Helm und Schloss) im Wert von insgesamt 100 Euro gratis dazu, dieses Angebot gilt bei allen nicht bereits reduzierten Modelle. Mit den speziellen Angeboten der E-Bike-Tage punktet Hild-Radwelt auch in diesem Jahr: Neben einem Null-Prozent-Finanzierungsangebot gibt es günstige Leasingmodelle mit attraktiven Raten für ungebremsten Fahrspaß und spezifischen NullStress-Versicherungsschutz. Der zuverlässige Hild-Leasingpartner Euro-

rad garantiert darüber hinaus besondere Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber über Bike-Leasing mit Gehaltsumwandlung. ENT D ECKUNGEN Neu und exklusiv bei den E-Bike-Tagen: Die Upcycling-Künstlerin Lisa Vöhringer stellt aus Fahrradschläuchen und -reifen Accessoires wie Gürtel und Schlüsselanhänger her. Und wer sich umschaut, entdeckt weitere Angebote – wie immer bei Hild-Radwelt. SHOF –

E-Bike-Test- & -Spartage, Freitag, 5. Juni, 10 bis 20 Uhr, und Samstag, 6. Juni,10 bis 16 Uhr, bei Hild-Radwelt, Engesserstraße 9, t0761/282950, www.hild-radwelt.de.

MENSCHEN UND MÄRKTE 7

Der Sonntag · 31. Mai 2015

„Berlin traut sich nicht“

BÖRSE REGIONAL

ISE-Chef EICKE WEBER wirft der Bundesregierung Untätigkeit bei der Energiewende vor Energiedienst 1 bleme, was Industriebeteiligungen betrifft. Wie kann es auch anders sein, wenn ein Betrieb nach dem anderen zumacht. Obwohl wir Federn lassen müssen, kommen wir insgesamt einigermaßen gut durch. Ich habe das Ziel für dieses Jahr ausgegeben, dass minus fünf Prozent keine Katastrophe wären. Momentan sieht es aber so aus, dass wir auf dem Niveau von 2014 landen könnten. Wir bieten unsere Technik nicht nur in Deutschland an, sondern weltweit – wie etwa jetzt in Chile, wo wir am Donnerstag ein Forschungszentrum eröffnet haben, um mit unseren Techniken im dort schnell wachsenden Markt präsent zu sein.

Die Solarkrise hat Freiburg voll erwischt. Eicke Weber (65), Leiter des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme, über Fehler in der Wirtschaftspolitik und seine persönliche Zukunft. Herr Weber, am Solarindustriestandort Freiburg ist es düster geworden: Solarstrom AG, Solar-Fabrik und Soitec sind von der Krise voll erfasst – die SolarMarkt AG ist verschwunden. Was läuft falsch? Im Prinzip läuft bei der Bundesregierung alles falsch – gerade durch die letzte Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Die Bundesregierung zeigt damit, dass sie Photovoltaik (PV) nicht weiter fördern möchte. Das Schlimmste an der Novelle war der Aufschlag für selbst erzeugten Solarstrom. Das hatte zur Folge, dass im März nur noch 66 Megawatt PV installiert wurden. Wenn Sie das aufs Jahr hochrechnen, dann landen wir bei weit unter einem Gigawatt ... ... also zu wenig, um die Vorgaben für die Energiewende zu schaffen.

Gibt es Erfolg versprechende Neuentwicklungen?

Kurs heute (EUR)

Vorwoche (EUR)

Änderung (in Prozent)

52-Wochen Hoch

52-Wochen Tief

26,54

26,54

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30,50

24,09

5,66

5,66

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6,60

4,65

0,44

0,47

-6,38%

2,14

0,18

159,10

161,20

-1,30%

164,95

117,05

97,88

98,10

-0,22%

102,70

76,05

19,04

18,39

3,53%

19,71

8,32

280,30

277,90

0,86%

295,80

238,80

425,50

422,00

0,83%

435,20

273,20

Laufenburg

Micronas Freiburg

Solar-Fabrik Freiburg

Sto AG Stühlingen

Novartis 2 Basel

Peugeot S. A. Mulhouse

Roche GS 2 Basel

Syngenta 2 Basel

Alle Werte Xetra. Ausnahmen: 1Berlin, 2Zürich (in CHF) − Stand KW 22

SOLAR-FABRIK

Auszug aus dem Solar-Gebäude

Die insolvente Freiburger Solar-Fabrik hat ihr prestigeträchtiges Solar-Gebäude im Industriegebiet Haid verlassen. Dies berichtet die Badische Zeitung. Unternehmenssitz ist nun am Produktionsstandort in Freiburg-Hochdorf. Das Unternehmen hat inzwischen eine von zwei Produktionslinien aufgegeben. DS

Wir haben viel im Ärmel. Nicht nur bei PV auch bei Themen wie Wasserstofftechnik, Brennstoffzellen, Leistungselektronik – ei- ANZEIGE ne Technik, die für die Erdverkabelung interessant wird. Und wir halten am ISE den Weltrekord für Solarzelleneffizienz mit 46 ProBadeferien Spanien – Sonne – Strand und Meer zent sowie für WechselrichterJeden Freitag, in schönen Hotels: Costa Brava – Costa Doradaab HP 303,– effizienz mit 99,03 Prozent. Eicke Weber will dem ISE verbunden bleiben.

Fronleichnam

FOTO: INGO SCHNEIDER

sind weiter oben – das fängt bei nicht nur als Bürde, sondern vor der Kanzlerin an. Sie bestimmt allem als Chance sieht. Ja. Die Bundesregierung hatte die Richtlinien der Politik. als verbindlichen Korridor 2 bis Wie stark ist die Abhängigkeit 2,5 Gigawatt angegeben. Daher Verliert Deutschland das Solardes Fraunhofer ISE von der Entfrage ich die Regierung: Welche Know-how – ähnlich wie zuvor wicklung der Industrie? Gegenmaßnahmen gibt es? Ich bei der Handy-Technik? vermisse ein deutliches, politiZum Glück hat sich das ISE schon sches Zeichen aus Berlin. So lässt Heute, im Mai 2015, haben wir bei der Gründung durch Adolf sich die Energiewende nicht um- noch die Technologieführer- Goetzberger breit aufgestellt. setzen. Ein starkes und leicht schaft. Wir haben bessere und Unser Institut heißt bewusst „für umsetzbares Zeichen wäre es, billigere Solarzellen in Vorberei- Solare Energiesysteme“ und die Abgabe auf selbst erzeugten tung. Wenn es aber so weiter- nicht „für Solartechnik“. In der und verbrauchten PV-Strom zu geht, besteht die Gefahr, dass die Systemtechnik steckt eine Menstreichen. Finanziell wäre das Anlagenbauer zu ihren Märkten ge Forschung jenseits der Photoleicht zu stemmen. Das dröh- ins Ausland gehen. Wir können voltaik. Selbstverständlich hanende Schweigen aus Berlin auf froh sein, dass wir noch Solar- ben wir in der PV-Forschung Prodie katastrophalen Zubauzahlen world in Bonn haben. für PV zeigt, dass sich die RegieZUR PERSON rung nicht traut. BundeswirtSie kommen gerade aus Chile schaftsminister Sigmar Gabriel – wie sieht man den Umbau der EICKE WEBER, 1949 im fränschaffte es nicht einmal, KohleEnergieversorgung in Deutschkischen Münnerstadt gebokraftwerke stärker zu belasten. land von außen? ren, leitet seit 2006 das Der Niedergang der SolarindustFraunhofer Institut für Sorie in Freiburg ist ein Mikrokos- In Chile haben wir eine vollkomlare Energie Systeme (ISE) mos für ganz Deutschland. men andere Stimmung. In Chile in Freiburg mit 1 200 Besind die Umstellung auf Solarschäftigten. Zugleich hat WeSind Sie auch von Gabriels Staats- energie und die Energiewende ber eine Professur für Physik sekretär Rainer Baake entabsolut positiv besetzt. Dort hat an der Universität Freiburg. täuscht, der im Herbst in Freiburg man noch nicht mitbekommen, Zuvor lehrte Weber an der versprach, die Energiewende dass der Ausbau in Deutschland Universität in Berkeley. Derökonomisch abzusichern? ins Stocken geraten ist. Es war für zeit wird ein Nachfolger für mich mental auffrischend, in eiWeber am ISE gesucht. DS Ich vermute, dass Herr Baake nem Land zu sein, das die Umtut, was er kann. Die Schuldigen stellung des Energiesystems

Wie sieht es bei der Speichertechnik aus? Da sind wir auch dabei – in Technologien wie Redox-Flow-Batterien. Der Speichermarkt ist momentan völlig aus dem Häuschen durch die Ankündigung von Tesla, Batterien für 10-Kilowatt-Speicher für umgerechnet 4 000 Euro zu verkaufen. Wenn man für 5 000 Euro dazu ein 5Kilowatt-PV-System kauft, hat man 90 Prozent seines Strombedarfs selbst hergestellt. Zum Vergleich: Heute zahlt man in Deutschland für einen 1-Kilowatt-Speicher 3 000 Euro. Zum Glück zahlt man für Systeme unter 10 Kilowatt keine Abgabe für selbst erzeugten PV-Strom. Früher oder später wird der Markt in Deutschland wieder in die Gänge kommen. Wie sieht Ihre Planung aus, nachdem jetzt ein Nachfolger für Sie am ISE gesucht wird? Ich habe viele interessante Optionen – von einer werden Sie sehr bald hören. Ich werde mit Sicherheit dem ISE und der Energiewende verbunden bleiben.

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DAS GESPRÄCH FÜHRTE KLAUS RIEXINGER

Adieu, Schweizer Bankgeheimnis Für die Schweiz ist das neue INFORMATIONSABKOMMEN nur ein Imagegewinn Das Ende des Bankgeheimnisses in der Schweiz ist besiegelt. Die Eidgenossen und die EU unterzeichneten in dieser Woche ein Abkommen, das einen umfassenden Informationsaustausch von Kontodaten regelt. Die Schweiz konnte dabei keine entscheidenden Vorteile für sich herausschlagen. Auch wenn es nicht überraschend war, kann es doch als historisches Ereignis bezeichnet werden: Die Schweiz und die EU haben das Abkommen für automatischen Informationsaustausch (AIA) in Steuersachen unterzeichnet. Ab 2017 sollen die Daten erhoben werden, die ab 2018 automatisch ausgetauscht werden sollen: Name, Anschrift, Steueridentifikationsnummer, Geburtsdatum und -ort der Konteninhaber, Kontonummer,

Kontostand und zum Beispiel auch die Zinsen, Dividenden und andere Einkünfte bei bestimmten Konten. „Damit ist die Schweiz ein ganz normales Land in Europa“, bilanziert der südbadische CDU-Europaabgeordnete Andreas Schwab. In einem erläuternden Bericht des Schweizer Bundesrates ist festgehalten, dass nicht nur Steuerbehörden auf die Daten zugreifen dürfen: „Die ausgetauschten Informationen können auch anderen Behörden für ihre Zwecke (beispielsweise für die Bekämpfung von Geldwäscherei, Korruption oder Terrorismusfinanzierung) überlassen werden.“ Dass nun noch einmal Abermillionen an hinterzogenen Steuern nach Deutschland fließen werden, glaubt Schwab

nicht. Denn durch die Selbstanzeigen, die Ermittlungen und Amtshilfegesuche, aber auch die Auswertung der angekauften Steuer-CDs flogen bereits zahlreiche Schwarzgeld-Konten auf. Es sei jetzt schon schwierig, unversteuertes Geld auf ein Schweizer Bankkonto einzuzahlen, sagt Mario Tuor, Sprecher des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen in Bern: „Schon seit anderthalb Jahren geht ohne Steuernachweis nichts mehr.“

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Die Schweiz tat sich lange Zeit schwer –

Der Bundesrat und die Schweizer Regierung müssen das Abkommen noch ratifizieren. Derzeit läuft die Vernehmlassung, in der zweiten Septemberhälfte

soll es endgültig genehmigt werden. Ihre ureigene Diskretion aufzugeben, damit taten sich die Schweizer lange Zeit schwer. Während der AIA in den meisten Staaten der Europäischen Union schon 2005 startete, akzeptierten die Schweiz, Luxemburg und Österreich erst 2009 den OECDStandard für Amtshilfe. Vor einem Jahr stimmte der Bundesrat im Grundsatz dem neuen globalen AIA-Standard der OECD zu, den das Fiskalkomitee im Januar 2014 verabschiedet hatte. Mit der Unterzeichnung verpflichte sich die Schweiz nun, die globalen Standards umzusetzen, erläutert Andreas Schwab. Das Zögern habe der Schweiz keine Vorteile gebracht, kommentierte in dieser Woche die Neue Züricher Zeitung: „Hätte

die Schweiz einen Wechsel zum AIA vor Jahren wohl für ‚Gegengeschäfte‘ mit der EU nutzen können, war dies kaum mehr möglich, nachdem dieser zum globalen Standard geworden ist und Bern dessen Übernahme im OECD-Rahmen zugesichert hat.“ Gewünscht hätten sich die Schweizer zum Beispiel einen Zugang für Finanzdienstleistungen zum EU-Binnenmarkt – um mögliche Rückgänge durch das AIA und den eventuellen Rückzug von ausländischen Kunden bei Schweizer Banken zu kompensieren. „Der hauptsächliche Nutzen für die Schweiz und ihren Finanzplatz als Folge der Einführung des AIA-Standards dürfte die Verbesserung ihrer Reputation [...] darstellen“, bilanziert der Bundesrat in seinem Bericht

zum Abkommen nüchtern. Und zwar läuft der Austausch der Kontodaten in beide Richtungen, aber für die Schweiz sind dadurch kaum zusätzliche Steuereinnahmen zu erwarten. Dem gegenüber stünden hohe Kosten, befürchtet der Schweizer Bundesrat: „Die Branche schätzt, dass der AIA den Bankensektor zwischen 300 und 600 Millionen Franken kosten könnte respektive zwischen drei und 15 Millionen Franken pro Institut.“ Und eben ein Kundenrückgang: „Es ist nicht auszuschließen, dass die von den Schweizer Finanzinstituten in der Schweiz verwalteten Vermögenswerte ausländischer Kunden im Zuge der steuerlichen Regularisierung tendenziell abnehmen.“ KATHRIN GANTER

8 NACHRICHTEN

Der Sonntag · 31. Mai 2015

Ärger über Schwarze Liste

Neue BZ-Serie „Tierisch leben“ 13. – 27. Juni

Steinmeier kritisiert russische EINREISEVERBOTE für EU-Politiker Den Haag (AFP). Die von Russland verhängten Einreiseverbote für 89 europäische Politiker verschärfen die diplomatischen Spannungen zwischen der EU und Moskau. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bezeichnete die Verbote als „nicht besonders klug“.

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NOTDIENSTE Notdienste aus Freiburg

THW Freiburg: erreichbar über Feuerwehrleitstelle Freiburg 112

Polizei Notruf: 110 Feuerwehr/Notarzt/Rettungsdienst: 112 Freiburger Notfallpraxis: (Erwachsene) durchgehend geöffnet, Hugstetter Straße 55, 0761/8 09 98 00 für Kinder von 9 bis 6 Uhr, Sautierstr. 1, 0761/80 99 80 99 Krankentransporte: 19222 Faxnotruf für Hörgeschädigte: Freiburg: 0761/88 50 88 78 Informationszentrale für Vergiftungen: Mathildenstraße 1, 0761/1 92 40 Zahnärzte: Notfalldienst Praxis-Sprechstunden 10 bis 11 und 17 bis 18 Uhr: 0761/8 85 08-2 31 Zahnärztlicher Notdienst: Freiburg-Stadt: 01 80/3 222 555 - 42 Freiburg-Land: 01 80/3 222 555 - 41 Augen-Notfallpraxis: Universitäts-Augenklinik, Killianstr. 5 0761 / 270 400 10 Apotheken-Notdienst-Infotelefon: Festnetz: 0800/00 22 8 33 (kostenfrei); Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute); Im Internet: mehr.bz/apotheken Badenova: 0 18 02/767767 Privatärztl. Notdienst: 01 80/3 83 00 00 Privater Orthopädischer Notdienst: 0 18 03/26 36 36 Frauenhorizonte – gegen sexuelle Gewalt: durchgehend erreichbar; Basler Straße 8, 0761/2 85 85 85 Frauen- und Kinderschutzhaus: 0761/3 10 72 Rechtsanwalt Notdienst: Bereitschaftsdienst täglich von 18 bis 8 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen rund um die Uhr, 01 72/745 19 40 Bundeswehr Standortarzt: Müllheim, 0 76 31/90 17 15 Tierärztlicher Bereitschaftsdienst: 0761/7 22 66 Bereitschaftsdienst der Tierschutzvereine: Tierschutzverein Freiburg, 0761/8 44 44 Tierbestattungen: Tierfriedhof Eschaton Frbg., 0172/7416002

DRK-Staffel „Freiburger Rettungshunde“: 19222 Pannendienst: ADAC-Service (rund um die Uhr). 01802/22 22 22 Elektro-Innung: 0761/806806 Innung Sanitär-Heizung-Klima: 0761/790921-0 Bergwacht: 0761/493333 Bestattungsinstitute: Stadt Freiburg, Friedhofstraße 8, 273044 K. B. Müller, Tennenbacher Straße 46, 282930 L. Schneider, Tennenbacher Straße 51, 273344 Horizonte, Haierweg 23 a, 4014896 Horizonte Dreisamtal, Kunzenweg 5, 4014898

Das Vorgehen Russlands trage nicht dazu bei, den „hartnäckigen, gefährlichen Konflikt in der Mitte Europas zu entschärfen“, sagte Steinmeier gestern nach Angaben des Auswärtigen Amtes bei einem Besuch im ostukrainischen Dnipropetrowsk. Abgesehen von der grundsätzlichen Kritik an den Einreiseverboten wandte er sich auch dagegen, dass die betroffenen Politiker nicht darüber informiert wurden. „Es wäre das Mindeste gewesen, dass man den Betroffenen Mitteilung macht, welche Vorbehalte gegenüber ihrer Person eigentlich bestehen, oder solche Listen mindestens öffentlich zu machen“, sagte der Minister. Genau wie andere EU-Staaten verlangte die Bundesregierung Aufklärung über die Betroffenen und die Gründe für die verhängten Sanktionen. Medienberichten zufolge stehen auch acht Deutsche auf der Liste. Nach Informationen der BildZeitung sind es neben dem CDUAußenpolitiker Karl-Georg Wellmann auch die Fraktionschefin der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, und der

Bundeskanzlerin Merkel weist Vorwurf der BERLIN (DPA) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat erstmals persönlich Vorwürfe zurückgewiesen, das Kanzleramt habe im Zusammenhang mit einem geplanten No-Spy-Abkommen mit den USA gelogen. Auf eine entsprechende Frage der Süddeutschen Zeitung antwortete Merkel: „Natürlich nicht. Es gab zwischen der amerikanischen Seite und uns Gespräche, die es möglich erscheinen ließen, ein solches Abkommen zu vereinbaren.“ Die SPD forderte Merkel auf, beim G7Gipfel in Oberbayern am 7. und 8. Juni mit US-Präsident Barack Obama über die US-Spähaktivitäten und die Kooperation mit

24° 14° Emmendingen

24° 13° Rhe in

THW Emmendingen: 07641/2181

isam Dre

Breisach a. Rh.

Notruf-Fax: Rettungs- und Feuerwehrleitstelle: 07641/460177

Rettungshundestaffel Breisgau-Ortenau (BRH): 07641/19222

einschließlich Reiseverboten für russische Politiker. Auf der Liste stehen offenbar auch mehrere Politiker aus den Niederlanden, Schweden und Finnland. Auch der Fraktionschef der Liberalen im EU-Parlament und ehemalige belgische Ministerpräsident, Guy Verhofstadt, wurde nach Angaben seines Sprechers Jeroen Reijnen mit einem Einreiseverbot belegt. Die schwedische Außenministerin Margot Wallström erklärte, die Liste „verbessere leider nicht das Image Russlands“. Belgiens Regierungschef Charles Michel und Außenminister Didier Reynders protestierten laut Nachrichtenagentur Belga gegen die Liste. Sie forderten die russischen Behörden demnach auf, die Einreiseverbote zurückzunehmen.

JAPAN

Tokio von schwerem

über No-Spy-Abkommen zurück Erdbeben erschüttert

FOTO: DPA

dem Bundesnachrichtendienst (BND) zu sprechen. Im August 2013, wenige Wochen vor der Bundestagswahl, hatte der damalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla verkündet, die USA hätten nach massiven Spähvorwürfen den Ab-

Ettenheim

Polizei: 110 Feuerwehr/Notarzt/Rettungsdienst: 112 DRK-Rettungsdienste: 19222

Kreiskrankenhaus Emmendingen: Gartenstr. 44, 07641/4540

es aber als unerträglich, dass „Politiker auf diese Art und Weise mundtot gemacht werden sollen“. Harms warf Russland vor, sich für die EU-Einreiseverbote rächen zu wollen. „Die Verbote sind aber nicht vergleichbar. Moskau hat Völkerrecht gebrochen. Wir nicht“, sagte sie der Bild-Zeitung. Nach Angaben der niederländischen Regierung war die Liste am Donnerstag mehreren EUBotschaften übermittelt worden. Ministerpräsident Mark Rutte sagte in Den Haag, das Dokument stütze sich weder auf das Völkerrecht, noch sei die Liste „transparent“. Moskau reagiere damit offenbar auf die von der Europäischen Union im Zuge des Krim-Konflikts und der Ukraine-Krise gegen Russland verhängten Strafmaßnahmen,

schluss eines No-Spy-Abkommens angeboten. Wie NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung kürzlich berichteten, wusste aber auch Merkel schon zu diesem Zeitpunkt, dass die US-Regierung die Bitte nach einem solchen Abkommen lediglich zu prüfen bereit war. Eine Zusage habe es nicht gegeben. Später waren die Verhandlungen über einen gegenseitigen AusspähVerzicht ganz gescheitert. Merkel verwies nun in dem Interview darauf, dass alle konkreten Einzelheiten über die Abmachungen mit der US-Regierung nur in den zuständigen parlamentarischen Gremien erörtert werden könnten.

TOKIO (AFP). Ein Erdbeben der Stärke 7,8 hat gestern Gebäude in der japanischen Hauptstadt Tokio ins Wanken gebracht. Wie Augenzeugen berichteten, dauerte das Beben in den Abendstunden etwa eine Minute lang an. Eine Tsunamigefahr bestand nach Angaben des pazifischen Warnzentrums nicht. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Zentrum des Bebens etwa 870 Kilometer südlich von Tokio und in knapp 680 Kilometern Tiefe im Pazifischen Ozean. Erst am Montag vor einer Woche hatte ein Erdbeben das Ballungsgebiet von Tokio erschüttert und Gebäude in der Hauptstadt wanken lassen.

DA S W E T T E R

Notdienste aus Emmendingen

Tierärzte-Notdienst: 07684/90890 (Großtiere), 07641/54636 (Kleintiere)

LÜGE

Angela Merkel

24° 14° Lahr

Vertrauliche Geburt: 0800/4 04 00 20, www.geburt-vertraulich.de

Apotheken-Notdienst-Infotelefon: Festnetz: 0800/00 22 8 33 (kostenfrei); Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute); Im Internet: mehr.bz/apotheken

Unionsfraktionsvize im Bundestag, Michael Fuchs (CDU). Ebenfalls betroffen von dem Einreiseverbot sind demnach der ehemalige Grünen-Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit, der CSU-Politiker Bernd Posselt, die Staatssekretärin im Bundesverteidigungsministerium, Katrin Suder, sowie der Inspekteur der Luftwaffe, Karl Müller. Nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verweigert Moskau auch dem scheidenden Generalsekretär des Rates der EU, Uwe Corsepius, die Einreise. Der 54-Jährige soll Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) künftig in europapolitischen Fragen beraten. Unionsfraktionsvize Fuchs erklärte gestern, es gebe „Schlimmeres, als nicht nach Russland reisen zu dürfen“. Er bezeichnete

„Natürlich nicht“

Telefonseelsorge: 0800/1 11 01 11 und 0800/1 11 02 22

Örtlicher Notfalldienst und Zahnärzte: 01805/19292 320

Das Einreiseverbot für 89 europäische Politiker verschärft die diplomatischen Spannungen zwischen der EU und Moskau. FOTO: DPA

Elzach Elz

Waldkirch

Furtwangen

Freiburg

Titisee

F ELDBERG ELDBERG

Müllheim

Lörrach Bad Säckingen

morgen 24° 3

Neustadt

1493 1493 m m

Rheinfelden

Von Nordwesten her dichte Wolken und später vereinzelt Regen. Nach Südosten noch trocken und freundlich. Höchstwerte: 17 bis 24 Grad. Mäßiger bis frischer Südwestwind, teils böig.

heute 24°

11° Schluchsee 8° Bonndorf St. Blasien 19° 9° 23° Schopfheim WaldshutWeil a. Rh. 12° Tiengen Basel

DEUTSCHLANDWETTER

Durch schwachen Hochdruckeinfluss haben wir in Südbaden meist ruhiges und freundliches Wetter. Heute scheint für längere Zeit die Sonne. Zeitweise ziehen einige Wolkenfelder vorüber. Die Temperaturen erreichen dabei maximal 24 Grad. Der Wind weht mäßig und teils böig aus südwestlichen Richtungen. Morgen bleibt es zunächst trocken mit einem Mix aus Sonnenschein und Wolken. Dann bilden sich Schauer und Gewitter bei ähnlichen Temperaturen.

19° 9°

24° 13°

Bad Krozingen

REGIONALWETTER

22° 12°

0 l/m² Niederschlag

übermorgen 24°

3

3

5 l/m² Niederschlag

1 l/m² Niederschlag

20°

Kiel

17° 10° Bremen

Hannover

18° 11°

20° 14° Berlin

Essen 19° 22° 11° 13° Köln Frankfurt

Dresden 23° 13° Nürnberg

15° 10° 6 12 18 0

Rostock

Hamburg

6 12 18 0

6 12 18 Uhr

1 Windstärken in den Kreisen in Beaufort

05:31 / 21:20 Uhr

18:55 /04:29 Uhr

Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg

Saarbrücken Stuttgart 24° 13° Freiburg

22° 12° 23° 13° München

Schönen Sonntag! Sonntagslektüre, die Spaß macht. Abwechslungsreich, informativ, vielseitig, lebendig.

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Sport

Grönemeyer in Freiburg Mit seinem Album „Dauernd Jetzt“ im Gepäck kommt Herbert Grönemeyer am Donnerstag zu einem Open-Air nach Freiburg. Ein Porträt SEITE 11 des Sängers auf

31.Mai2015

Klopp-Abschied ohne Titel Der VfL Wolfsburg besiegt im DFB-POKALFINALE Borussia Dortmund mit 3:1 Der VfL Wolfsburg ist erstmals DFB-Pokalsieger. Gegen Borussia Dortmund feiern die Niedersachsen den größten Erfolg seit der Meisterschaft vor sechs Jahren. Der BVB bleibt ohne Titel - der so erhoffte CupCoup zum Klopp-Abschied klappt nicht. Mit seinem ersten DFB-Pokalsieg ist der VfL Wolfsburg endgültig die neue Nummer zwei im deutschen Fußball und hat die Abschiedsparty von Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp verdorben. Beim 3:1 (3:1) gestern im ausverkaufen Berliner Olympiastadion erteilte der deutsche Fußball-Vizemeister in einem mitreißenden Finale dem BVB eine Lehrstunde in Sachen Effektivität. Nach einem frühen 0:1-Rückstand durch PierreEmerick Aubameyang in der fünften Minute wendeten Luiz Gustavo (22.), Kevin De Bruyne (33.) und Bas Dost (38.) binnen 16 Minuten das Blatt. Für den VfL ist es der größte Erfolg seit dem Meisterschaftstriumph 2009, für Dieter Hecking der erste Titel in seiner Trainer-Laufbahn. Kollege Klopp muss dagegen den BVB ohne die erhoffte Sieger-Party auf dem Borsigplatz in Dortmund verlassen. Wie vor einem Jahr gegen Rekordchampion FC Bayern verlor seine Mannschaft das Finale bei der insgesamt siebten Teilnahme. Dabei sah es vor 75 815 Zuschauern zunächst so gut aus für den dreimaligen Pokalsieger aus Westfalen: Nach einem etwas nervösen Start flankte Shinji Kagawa von der rechten Seite in den Strafraum, mit dem Rücken zum Tor nahm Aubameyang den Ball volley: Unhaltbar für Wolfsburgs Torwart Diego Benaglio. Dessen Vorderleute ließen den Dortmunder Hauptdarstellern zuviel Platz. Ein Start nach Maß vor einer Kulisse größtenteils in gelb-schwarz. Angefeuert und angetrieben von der Mehrheit unter den Fans kontrollierte der BVB um Ilkay Gündogan bei dessen letztem Spiel im Dortmunder Dress und Sebastian Kehl bei dessen letztem rund 67-minütigen Profi-Auftritt überhaupt das Geschehen. Die Wolfsburger wirkten fast gehemmt, spielten zu verhalten.

DIE FIFA

Ein Fisch, der nicht nur von seinem Kopf her stinkt

S

Die Wolfsburger Spieler Bas Dost, Ivan Perisic und Kevin de Bruyne (von links) freuen sich über den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1. FOTO: DPA Nur mit Glück gerieten sie nach 18 Minuten nicht mit weiter in Rückstand: Marco Reus zielte nach erneuter Kagawa-Vorlage aber weit übers Tor. Nach einem Ausgleich der Wolfsburger sah es eigentlich nicht aus. Dann aber holte Naldo aus und wuchtete einen Freistoß aus rund 25 Metern aufs BVBTor. Mitch Langerak, der sich in der siebten Minute noch bei einem Flachschuss von Ivan Perisic hatte auszeichnen können, ließ den Aufsetzer nach vorn abprallen - vor die Füße von Gustavo. Der zog direkt ab und glich mit seinem vierten Tor im DFBPokal aus. ANZEIGE

kommen hatte, nicht gut aus. Aus rund 25 Metern hämmerte der überragende De Bruyne mit einem Dropkick den Ball aufs Tor - und traf. Binnen elf Minuten drehte Wolfsburg die Partie und sogar noch weiter auf. Auch weil die Dortmunder sie gewähren ließen: Auf der rechten Angriffsseite setzte sich Perisic problemlos gegen Marcel Schmelzer durch, in der Mitte verrechnete sich Neven Subotic. Dost nutzte das zum 3:1. An der Seitenlinie ballte Hecking voller Entschlossenheit die Faust, auf dem Rathausplatz in Wolfsburg wurden die grün-weißen Fahnen geschwungen.

– De Bruyne war überragend –

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Und auch beim zweiten Treffer der „Wölfe“ sah Langerak, der von Klopp den Vorzug vor Routinier Roman Weidenfeller be-

Es war vor allem die individuelle Klasse eines De Bruyne, die gegen eine oft unaufgeräumte Borussen-Defensive immer wieder für Gefahr sorgte. Daran änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts. Sein Pendant auf Dortmunder Seite enttäuschte dagegen weiter. Einen Tag vor seinem 26. Geburtstag konnte Nationalspieler Marco Reus keine Akzente setzen, Klopp nahm ihn in der 79. Minute vom Platz. Kagawa war da deutlich aktiver, verpasste aber den An-

schlusstreffer (50.) um Zentimeter. Einen Schuss von Henrich Mchitarjan (71.) parierte VfL-Keeper Diego Benaglio ohne Probleme. Mit jedem der nun zunehmenden Angriffsversuche der Borussen eröffneten sich Räume für die Wolfsburger zum Kontern. So wie in der 65. Minute, als Erik Durm mit letzter Mühe für den schon geschlagenen Langerak einen Schuss von Daniel Caligiurivor der Linie klärte. Der BVB versuchte es danach weiter, doch vor allem eines fehlte den KloppSchützen an diesem Abend: Die Effektivität des neuen DFB-Pokalgewinners.

BORUSSIA DORTMUND: Langerak - Durm (68. Blaszczykowski), Subotic, Hummels, Schmelzer - Kehl (68. Piszczek), Gündogan - Mchitarjan, Kagawa, Reus (79. Immobile) - Aubameyang VFL WOLFSBURG: Benaglio Vieirinha, Naldo, Klose, Rodriguez - Luiz Gustavo, Arnold (81. Schürrle) - Perisic (74. Guilavogui), De Bruyne, Caligiuri (85. Träsch) - Dost SCHIEDSRICHTER: Brych (München) ZUSCHAUER: 75 815 (ausverkauft) TORE: 1:0 Aubameyang (5.), 1:1 Luiz Gustavo (22.), 1:2 De Bruyne (33.), 1:3 Dost (38.)

Nur Görges erreicht das Achtelfinale Die deutsche Tennisspielerin trifft bei den FRENCH OPEN nun auf Sara Errani Julia Görges hat die deutschen Tennis-Frauen in Parisvor einem Drittrunden-Debakel bewahrt und erstmals bei den French Open das Achtelfinale erreicht. Die 26-Jährige gewann gestern in der Runde der letzten 32 gegen Irina Falconi aus den USA mit 6:4, 6:1 und trifft nun auf die Italienerin Sara Errani. Die Finalistin von 2012 hatte sich zuvor gegen Andrea Petkovic überra-

STANDPUNKT

schend deutlich mit 6:3, 6:3 durchgesetzt und damit ein deutsches Achtelfinale im Stade Roland Garros verhindert. Bereits vorgestern hatten Angelique Kerber, Sabine Lisicki und Annika Beck den Einzug ins Achtelfinale verpasst. „Wenn man sich die Auslosung vor dem Turnier angeschaut hat, dann ist es schon ein bisschen überraschend, dass ich im Ach-

telfinale stehe. Vom Spielerischen her aber nicht“, sagte Görges nach ihrem Erfolg selbstbewusst. Bislang hatte die einstige Nummer 15 der Welt auf der großen Bühne lediglich bei den Australian Open dreimal die dritte Runde überstanden. „Es macht mich natürlich glücklich, dass ich das jetzt auch bei einem anderen Grand Slam geschafft habe.“ Im ersten Duell mit der 25

Jahre alten Amerikanerin erwischte Görges einen schlechten Start und lag nach zwei Aufschlagverlusten schnell mit 0:3 zurück. Doch dann fand sie ihren Rhythmus und machte vom 2:4Rückstand an zehn der letzten elf Spiele in Serie. Die Wende gelang ihr auch, weil sie trotz des Fehlstarts die Ruhe bewahrte und anders als früher nicht ins DPA Negative verfiel.

epp Blatter besteht daran, dass konnte sich auf er einem Laden vorseine Stimmensteht, der sein Gegeber verlassen, bei schäftsgebaren all dem Gegenwind, ziemlich intranspader ihm ins Gesicht rent hält. Dass in dieblies. Von der groser Organisation ßen Zahl der VertreKorruption gang OTTO ter außereuropäiund gäbe ist, kann SCHNEKENBURGER ihm nicht entganscher Länder sahen sich viele Blatter gen sein. Die Nachschlicht zu Dank verpflichtet. wehen der Verhaftungen werSeine Amtszeit mag eine sein, den so womöglich auch noch in der der Fußball globaler Blatter aus dem Amt jagen. geworden ist. Bessere StrukEine genauere Betrachtung turen in vielen Entwicklungsder Geldflüsse zeigte aber ländern sind entstanden, das schon in der Vergangenheit, Weltturnier war zu Gast in dass die Fifa ein Fisch ist, der Afrika und Asien. Aber sicher zwar auch, aber bei weitem mehr als die jetzt verhafteten nicht nur von seinem Kopf aus Funktionäre haben sich in die- stinkt. Um ihr wieder ein besser Zeit bereichert an der seres Image zu verschaffen, „schönsten Nebensache der bräuchte es so mehr als nur Welt“. Sie taten dies in einer die Personalie Blatter. HalbOrganisation, die immer noch herzig wirkten in dieser Woche ein „eingetragener Verein“ ist, auch die Bemühungen der aber schon weit vor Blatter Uefa. Es blieb bislang bei Droherkannt hat, welche finanzigebärden, zu einem wirklichen ellen Vorteile sich aus dem Protest wie etwa einem FernFußball pressen lassen. Wenn bleiben von der Wahl konnte die Fifa eine Weltmeisterschaft man sich nicht aufraffen. Wohl austrägt, besetzt sie ein Gastweil bei allem verständlichen geberland richtiggehend. Alles Reiben an der Person Blatters ist geregelt, wer wie viel auch die Vertreter der euroSchnipsel von einem Turnier päischen Fußballnationen, in senden darf, welche Tafel in denen die reichsten Vereine Stadionnähe welcher Sponsor der Welt sitzen, vor allem an für sich in Beschlag nehmen einem reibungslosen weiteren darf. Ganz zu schweigen daFunktionieren des Geschäftsvon, dass die Eintrittskarten modells interessiert sind. Dargerade in ärmeren Ländern über, wie sie wieder ein wenig ohnehin nur mit dem entspre- zu den Fans ihrer Sportart herchenden Geldbeutel zu bezah- absteigen könnte, wird sich len sind. Korruption wird Blat- die Fifa aber in der näheren ter selbst vielleicht nie nachZukunft Gedanken machen gewiesen werden. Kein Zweifel müssen.

KURZ GEFASST RADSPORT

Contador vor dem Giro-Gesamtsieg

Der spanische Radprofi Alberto Contador hat auf der vorletzten Etappe des Giro d’Italia sein Rosa Trikot verteidigt und steht vor dem Gesamtsieg. Den Tageserfolg auf dem 20. Teilstück über 199 Kilometer von Saint-Vincent nach Sestriere feierte gestern wie bereits am Vortag der zweitplatzierte Italiener Fabio Aru. DPA on gefunden? rzeug sch schfah Wun

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10 SPORT

Der Sonntag · 31. Mai 2015

Die gute Ausgangslage der Bahlinger PILIPOVIC-ELF

ewartet heute den TSV Lehnerz

Der Bahlinger SC hat heute vor heimischem Publikum die Chance, dem Aufstieg in die Regionalliga Südwest einen großen Schritt näher zu kommen. Um 14 Uhr gastiert der TSV Lehnerz aus Osthessen zum zweiten Relegationsspiel auf der „Ponderosa“. Im ersten Aufstiegsspiel am Mittwoch trennten sich der TSV Lehnerz (Hessenliga) und der SC Hauenstein (Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar) 1:1. Die Ausgangslage für den BSC ist demnach ideal. Mit einem Sieg gegen Lehnerz würde den Bahlingern an Fronleichnam in Hauenstein ein Unentschieden für den Aufstieg reichen. Doch der Bahlinger Coach Milorad Pilipovic hält nicht viel von Rechenspielchen. Er wird aber mit seiner Mannschaft auf Sieg spielen, so viel ist klar. Pilipovic war beim Aufstiegsspiel zwischen Lehnerz und Hauenstein anwesend und beschreibt beide Teams als sehr kampfstark und robust. Er baut darauf, „die groß gewachsenen Kerle durch spielerische Überlegenheit in Bewegung zu bringen“. „Es liegt an uns, den Schlüssel zu finden, diesen robusten Mannschaften beizukommen, und da setze ich auf unsere Fähigkeit, Situationen spielerisch zu lösen.“ Pilipovic sieht diesen gewissen Vorteil auf Seiten seines BSC. Der Kaiserstühler Trainer streut aber immer wieder bescheidene Aussagen ein. Man merkt dennoch deutlich, dass er und sein Team nach dieser „sensationellen Saison“ vor Selbstbewusstsein strotzen: „Wir haben die Meisterschaft um Haaresbreite verpasst, haben aber jetzt die Möglichkeit, diese überragende Saison, in der wir 75 Punkte in der Oberliga geholt und den Pokal gewonnen haben, aus eigener Kraft zu krönen.“ Die Voraussetzungen dafür stimmen: „Die Spieler sind in gutem körperlichem Zustand und auch die mentale Geschichte passt“. Pilipovic weiß um die Stärke seiner Mannschaft. „Wir sind gut“, sagt er schlicht. Verschiedenen Einschätzungen nach ist die Oberliga Baden-Württemberg im Vergleich zur Hessenliga und zur Oberliga RheinlandPfalz/Saar mit Abstand die stärkste. Dennoch ist der BSCTrainer sich bewusst, dass die

Optimistisch: BSC-Trainer Milorad Pilipovic. FOTO: SEEGER Aufstiegsspiele kein Zuckerschlecken werden. „Dass unsere Liga stärker ist, heißt noch lange nicht, dass wir auch besser sind als Lehnerz oder Hauenstein.“ Der TSV Lehnerz sieht sich nach Aussagevon Trainer Harald Lesser als krasser Außenseiter in der Gruppe. „Die Karten sind klar verteilt“, stellt Lesser die Kräfteverhältnisse klar. „Wir haben eine extrem junge Mannschaft, sind im Schnitt 23 Jahre alt und die meisten von uns spielen erst das zweite Jahr Hessenliga.“ Für Lehnerz ist die Vizemeisterschaft in der Hessenliga und das Erreichen der Relegationsrunde deshalb ein absolutes Highlight. Trotz der klaren Rollenverteilung sieht Lesser Chancen für sein Team. „Die Spiele haben Pokalcharakter, da kann alles passieren.“ Wenn der BSC seine Saisonleistung auch heute abrufen kann, sollte ein Sieg jedoch „eine machbare Aufgabe“ sein – zumal beim TSV Lehnerz ein großes Fragezeichen hinter Torjäger Dominik Rummel steht, der für 20 von insgesamt 43 Lehnerzer Toren verantwortlich zeichnete. Auf Bahlinger Seite fehlen Marco Waldraff und Pierre-Christoph Göppert. Der Bahlinger SC hat über die Saison hinweg gezeigt, dass er sehr guten Fußball spielen kann und „das ist der Türöffner für den Aufstieg“, ist Pilipovic optimistisch. „Wer bessere Ballstafetten zu bieten hat, besser kombiniert, genauere Pässe spielt, mehr Doppelpässe spielt und den Ball besser laufen lässt, der gewinnt das Spiel.“ Pilipovic wünscht sich einen großen Zuschauerzulauf für das enorm wichtige Spiel am Sonntag. „Es wäre schön, wenn zwischen 2 000 und 3 000 Zuschauer kommen würden.“

Die große Herausforderung Warum in diesem Sommer die Saisonvorbereitung des SC FREIBURG so kompliziert ist Die Spieler haben sich in den Urlaub verabschiedet, die Vereinsverantwortlichen arbeiten fieberhaft. Beim SC Freiburg fehlt die Zeit, um der Katerstimmung nach dem Abstieg zu verfallen. Die Kaderplanung für die nächste Spielzeit ist eine große strategische Herausforderung. TONI NACHBAR

Derzeit den SC-Sportdirektor Jochen Saier ans Telefon zu bekommen, ist nicht einfach. Wer seine Nummer wählt, bekommt immerzu das Besetztzeichen zu hören. Dem 37-Jährigen ist zusammen mit seinem Kollegen Klemens Hartenbach die Mammut-Aufgabe zugefallen, einen von Fliehkräften heimgesuchten Kader zusammenzuhalten sowie binnen kürzester Zeit nach Alternativen und Verstärkungen zu suchen. Eine der brennendsten Fragen, die Saier beschäftigt, lautet: Wann steht fest, wo die derzeitigen Leistungsträger des SC-Kaders in der nächsten Saison spielen? Denn schon am 22. Juni beginnt beim Sportclub die Vorbereitung auf die kommende Zweitliga-Saison, doch die Transferperiode endet erst am 31. August. Das große Problem ist somit die Gefahr, mit einem Kader die Vorbereitung zu beginnen, mit einem anderen den Start in der 2. Liga am vorletzten Juliwochenende zu bestreiten und noch einmal mit einem wesentlich veränderten nach fünf oder sechs Spieltagen dazustehen. Das ist das Einmalige: Bis zur letzten Sekunde der vergangenen Saison wusste man beim

Jochen Saier (links) fällt die schwierige Aufgabe zu, dem SC-Trainer Christian Streich eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen. FOTO: SCHÖN Sportclub nicht, wohin der Weg führt, nun muss man eine Situation bewältigen, die von vielen Unklarheiten bestimmt ist. Noch steht kein einziger Abgang eines Leistungsträgers fest. Lediglich schwirrt das Gerücht durch die Gegend, Jonathan Schmid – er hat den gleichen Berater wie Oliver Baumann – könnte es zu 1899 Hoffenheim ziehen. In dieser Woche meldete zudem der kicker, der ZweitligaKonkurrent RB Leipzig sei an einer Verpflichtung des SC-Verteidigers Marc-Oliver Kempf interessiert. Schwierig gestaltet die SaisonVorbereitung, dass der Sportclub noch Nationalspieler für die EMQualifikationsspiele im Juni abstellen muss, die somit entweder wenig Urlaub hätten oder verspätet ins Training nach Freiburg zurückkehren würden.

Marc-Oliver Kempf nimmt zudem bei der U-20-WM in Neuseeland teil, Christian Günter und Felix Klaus sind in den DFBKader für die U-21-EM vom 17. bis 30. Juni in Tschechien berufen. Es würde somit niemand verwundern, wenn die SC-Sportdirektoren während der nächsten Tage viel daransetzen, um einige Neuzugänge verkünden zu können. Bisher steht lediglich fest, dass von Energie Cottbus Tim Kleindienst verpflichtet wurde. Der 19-jährige Stürmer erzielte in der vergangenen Saison zwölf Treffer in der 3. Liga. Allerdings wurde er wegen einer Außenbandverletzung, die er vor wenigen Tagen erlitten hat, aus dem deutschen U-20-WM-Kader für Neuseeland gestrichen. Diese Woche verpflichtete der Sportclub Lukas Kübler. Der 22jährige Rechtsverteidiger

kommt ablösefrei vom SV Sandhausen und absolvierte in der abgelaufenen Spielzeit 32 Zweitligapartien. „Lukas Kübler ist ein zweikampfstarker Rechtsverteidiger mit viel Drang nach vorne“, sagt Saier: „Er hat in der vergangenen Saison eine interessante Entwicklung genommen.“

> Der SC FREIBURG startet am 19 Juni seinen Dauerkarten-Verkauf. Die Dauerkarte kann per Post, online oder direkt erworben werden in der Dreisamlounge im Verwaltungsgebäude hinter der Haupttribüne in der Zeit vom 19. bis 27. Juni, Montag bis Freitag jeweils 9 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. Dauerkarteninhaber genießen innerhalb dieser Frist ein Optionsrecht auf ihre bisherigen Plätze, nicht wahrgenommene Optionen werden nach dem 27. Juni 2015 erlöschen.

„Unsere drei in Kanada“ Deutsches FRAUENFUSSBALLNATIONALTEAM strebt mit Freiburger Beteiligung nach der Weltmeisterschaft

Mit guten Chancen fliegt die deutsche Fußball-Frauennationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Kanada, die am nächsten Samstag startet. Und mit Spielerinnen und Ex-Spielerinnen des SC Freiburg. Von „unseren drei in Kanada“ spricht Birgit Bauer, AbteilungsLOUISA RAMSAIER leiterin des Frauen- und Mädchenfußballs des SC. Das gelte in zweierlei Lesart, fügt sie hinzu. Zum einen in Bezug auf den KaFUSSBALL der des Teams der abgelaufenen Saison. Da sind mit Torhüterin Laura Benkarth, MittelfeldspieVerbandsliga Landesliga lerin Sara Däbritz und Stürmerin heute Lena Petermann drei SC-SpieleRielasingen-Arl. - SV Waldkirch 2:6 VfR Hausen - FC Emmendingen rinnen von Bundestrainerin SilFC Teningen - Bahlinger SC 2 heute SV Linx - FC Bad Dürrheim 3:2 via Neid in den Kader für die WM SV Au-Wittnau - FSV Rheinfelden heute SC Offenburg - FC Singen 1:2 berufen worden. Nun wechselt SC Wyhl - SF Elzach-Yach heute aber Sara Däbritz, unumstritteSolvay Freiburg - FC Radolfzell 0:1 Lörrach-Bromb. - SV Munzingen heute ne Leistungsträgerin der SC-FußFC Denzlingen - FC Bötzingen 0:0 SV Laufenburg - FSV RW Stegen heute ballerinnen, zur neuen Spielzeit heute SV Kuppenheim - Offenburger FV 1:3 SF Oberried - FC Auggen zum FC Bayern. „Ich hatte vier Untermünstertal SV Weil heute SV Endingen - SV Oberachern 0:2 wunderbare Jahre in Freiburg, will nun aber den Schritt zu eiSV Bühlertal - Frbg.-St. Georg. 4:0 1. FC Auggen 31 23 5 3 95:33 74 nem Team gehen, das oben mit2. Lörrach-Bromb. 31 22 5 4 92:42 71 spielt“, sagt Däbritz. Dafür be1. SV Oberachern 30 18 5 7 55:27 59 3. SV Weil 31 19 6 6 86:47 63 kommt der SC mit der 17-jähri2. FC Radolfzell 30 18 5 7 59:36 59 4. FV Herbolzheim 32 15 8 9 57:49 53 gen Mittelfeldspielerin Cinzia 3. SV Linx 30 18 4 8 67:39 58 5. SV Laufenburg 31 15 6 10 73:64 51 Zehnder vom FC Zürich zur neu4. FC Singen 30 17 7 6 62:39 58 6. SV Au-Wittnau 31 15 6 10 65:59 51 en Spielzeit aber auch eine 5. FC Bad Dürrheim 30 13 5 12 46:37 44 7. SF Elzach-Yach 31 14 6 11 60:53 48 6. Rielasingen-Arl. 30 12 8 10 55:51 44 8. FSV RW Stegen 31 12 9 10 57:49 45 Schweizer Nationalspielerin, 7. Solvay Freiburg 30 12 5 13 46:43 41 9. FC Emmendingen 31 13 2 16 62:62 41 auch vom SC-Kader 2015/2016 8. Offenburger FV 30 12 5 13 53:51 41 10. FSV Rheinfelden 31 11 7 13 53:57 39 sind also drei Spielerinnen bei 9. FC Bötzingen 30 12 5 13 43:47 41 11. SC Wyhl 31 9 9 13 52:59 36 der WM dabei. 10. SV Endingen 30 10 7 13 47:54 37 12. VfR Hausen 31 9 9 13 46:55 36 Gegen die Elfenbeinküste 11. SV Kuppenheim 30 10 7 13 49:58 37 13. SV Munzingen 31 8 8 15 44:59 32 startet der Weltmeistervon 2003 12. SV Waldkirch 30 10 4 16 59:66 34 14. Bahlinger SC 2 31 7 7 17 58:86 27 und 2007 am nächsten Sonntag 13. SV Bühlertal 30 11 1 18 41:55 34 15. FC Teningen 31 6 7 18 44:76 25 um 22 Uhr mitteleuropäischer 14. Frbg.-St. Georg. 30 9 7 14 38:58 34 16. SF Oberried 31 6 6 19 42:80 24 Zeit ins Turnier, die weiteren 15. FC Denzlingen 30 8 6 16 33:52 30 17. Untermünstertal 31 4 6 21 43 :105 16. SC Offenburg 30 6 7 17 37:77 25 18 Gruppengegner sind Norwegen

Sara Däbritz (links), die den SC Freiburg Richtung München verlässt, FOTO: DPA im Zweikampf mit der Schweizerin Nicole Remund. und Thailand. Lösbare Aufgaben, zumal aus dem erstmals 24 Teams umfassenden Teilnehmerfeld auch noch die besten Gruppendritten das Achtelfinale erreichen. Das Achtelfinale hat Bundestrainerin Silvia Neid daher schon als Muss ausgegeben, wie immer gilt die deutsche Auswahl als einer der Top-Favoriten auf den Titel. „Auf einer Stufe mit den USA“ sieht Jens Scheuer, der als Nachfolger von Dietmar Sehrig in der neuen Saison als Trainer die SC-Spielerinnen übernimmt, die Deutschen beim Turnier in Kanada. Mitentscheidend für den Turnierverlauf werde aber sein, wie die Spielerinnen mit dem Kunstrasen in Kanada zurechtkommen. Die größten Hoffnungen, in der Startelf von Silvia Neid zu

stehen, dürfte die Freiburg verlassende Sara Däbritz besitzen. Im letzten Test vor der Abreise, bei der die Deutschen am Mittwoch im schweizerischen Baden die Schweiz nach mühevollem Start mit 3:1 (0:1) bezwangen, kam Däbritz zur zweiten Halbzeit und belebte das deutsche Spiel. Während Däbritz in Freiburg zuletzt im defensiven Mittelfeld agierte, könnte sie in der Nationalelf wie in diesem Test auf dem linken Flügel eingesetzt werden. „Wo mich die Bundestrainerin braucht, kann ich spielen“, gibt sich Däbritz flexibel. Schwerer hat es schon Lena Petermann. „Ich freue mich wahnsinnig über ihre Nominierung“, sagt Scheuer. Natürlich habe die Zentrumsstürmerin mit Celia Sasic und Alexandra Popp eine

Riesenkonkurrenz auf ihrer Position. Vielleicht könne ihr aber ihre Vergangenheit in den USA, wo Petermann zwei Jahre lebte, dabei helfen, mit dem Kunstrasen gut zurechtzukommen. „Vielleicht kann sie sich über Kurzeinsätze ins Team reinspielen“, hofft Scheuer, der zuletzt den FC Bötzingen betreute. Wohl nicht über die Reservistenrolle hinauskommen wird Torhüterin Laura Benkarth. Nadine Angerer gilt im Tor als gesetzt, zudem hat Benkarth noch Almut Schult als Konkurrenz. „Es wäre schön, wenn sie mal einen Einsatz bekommen würde“, meint Scheuer. Nach der WM würden die Karten für Benkarth aber besser: „Nadine Angerer will nach dem Turnier zurücktreten, dann werden die Karten neu gemischt.“ Die nach Freiburg wechselnde Schweizerin Cinzia Zehnder hinterließ derweil nach ihrer Einwechslung beim Testspiel schon einmal einen guten Eindruck, könnte auch zu Turniereinsätzen kommen. Noch mehr SC steckt im kommenden Weltturnier der Frauen, wenn man auch ehemalige Spielerinnen der Freiburger miteinbezieht. Auch Melanie Leupolz und Melanie Behringer vom FC Bayern trugen einst das SC-Trikot, bei der Schweiz sind die Hoffenheimerin Martina Moser und die Münchnerin Caroline Abbé als Ex-Freiburgerinnen am Start. OTTO SCHNEKENBURGER

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Der Sonntag

Kultur

Vielfalt im Salatbeet Langohrig, getüpfelt, knackig, zart und schmackhaft: Jürgen Wehrle liebt die Vielfalt. Der Emmendinger Gärtner baut Salate an undvermehrt SEITE 12 ihre Samen.

31.Mai2015

Rassismus und die erste Liebe In Freiburg finden die 25. LESBENFILMTAGE statt

Live ein Mann der guten alten deutschen Konzertschule: Herbert Grönemeyer.

Es ist das älteste lesbische Film- sowie Empfehlungen anderer festival im deutschsprachigen Frauen sind weitere Quellen. Raum und seit seiner Gründung Ob im Film oder im Leben: vor einem Vierteljahrhundert „Früher war es meist ein großes immer auch ein Spiegel gesell- Drama, wenn eine Frau erkannt schaftlicher Entwicklungen ge- hat, dass sie lesbisch ist“, sagt Petwesen: Mit 15 Spielfilmen und ra Lutterbüse. Und zumindest Dokumentationen, darunter im Spielfilm habe die Geschichte vier Deutschland-Premieren, oft mit dem Tod der Protagonisund neun Kurzfilmen finden tin geendet, in Form von Mord nächste Woche, 3. bis 7. Juni, die oder Selbstmord. „Eine glückli25. Freiburger Lesbenfilmtage che lesbische Liebe war die absoim Kommunalen Kino statt. lute Ausnahme,“ sagt die FreiDie Idee zum Festival ent- burgerin. Das hat sich geändert: stand in einer Freiburger Co- Heute seien die gezeigten Geming-out-Gruppe. „Es gab da- schichten deutlich leichter und mals so gut wie keine lesbischen heiterer. „Doch das Coming-out FOTO: DPA Filme im Kino zu sehen, das wird immer ein entscheidender wollten wir ändern“, berichtet Moment in der Biografie bleiPetra Lutterbüse, die seit 1994 ben“, so Lutterbüse. dabei ist und das Programm mit Im diesjährigen Programm einem Team von sechs Frauen finden sich so unterschiedliche zusammenstellt. In den ersten Streifen wie „Anita’s last ChaJahren mussten sie per Fax ei- Cha“ von den Philippinen über gens Kataloge anfordern, aus de- die erste Liebe eines Mädchens, nen sie die Videos auswählten, die hochaktuelle Dokumentatiheute macht das Internet die Su- on „Out in the Night“ über vier meyer. „Auf nach vorn, schau che leicht. Der Besuch einschlä- Lesben, die in den USA aufgrund auch zurück“ heißt es auch in giger Festivals – etwa in Ham- von Rassismus und HomophoGrönemeyers etwas anderem burg, Berlin, Zürich und Paris – bie unschuldig im Gefängnis Heimatlied. Die Zeile könnte silanden, und „Kein Zickenfox“ cher gut als Motto für die aktuelüber das in Berlin ansässige le Konzerttour durchgehen. So größte Frauenblasorchester der gab es auf den bisherigen KonWelt. Bei der Matinee am Sonnzerten natürlich zunächst einitag, 7. Juni, sind einige der Musiges vom neuen Album zu hören, kerinnen zu Gast. Fremdsprachiaber auch fast das komplette ge Filme werden mit deutschen Klassikerprogramm von „MänUntertiteln gezeigt. Einige haner“ und „Mensch“ bis zu „Alkoben die Macherinnen der Filmtahol“ und dem unvermeidlichen ge selbst übersetzt, die deut„Flugzeuge im Bauch“. Wer sich schen Texte werden im Kinosaal auf das Konzert angemessen in Echtzeit eingefügt. Und erstvorbereiten will, kann sich seit mals gibt es zwei Filmpreise, ein paar Wochen die „Extended über deren Vergabe das PubliLimited Edition“ von „Dauernd kum entscheidet. SIGRUN REHM Jetzt“ besorgen. Die bietet die teils recht ruhigen Songs des Al> FREIBURGER LESBENFILMTAbums, zudem als Bonus ExperiGE 3. bis 7. Juni mit Filmen, Lesung, mente, wie den stark auf Electro Als „Killerlesbe“ diffamiert und für Speeddating und Party im Komgetrimmten „Hoopieshnoopie Jahre unschuldig inhaftiert: Rena- munalen Kino im Alten WiehreRemix“ der Liebeshymne „Fang ta Hill, eine der Protagonistinnen bahnhof, Urachstraße 40, Freiburg. mich an“ – und eine DVD/Blu- des Dokumentarfilms „Out in the Programm & Karteninfos: www. Ray „Live in Hamburg“ die neue Night“. FOTO: DANIEL PATERSON/ZVG freiburger-lesbenfilmtage.de und alte Stücke bunt durcheinander mischt, darunter auch den Grönemeyer-Song mit seinem Heidi Kucher im Spritzenhaus vielleicht programmatischsten Titel: „Bleibt alles anders“.

Alles anders bleiben lassen

Superstar-Status und Liebhaber-Projekte: HERBERT GRÖNEMEYER mal wieder in Freiburg Eines dürfte sehr sicher sein: Bei seinem Konzert am Donnerstag wird Herbert Grönemeyer kein zweites Mal den „FC Freiburg“ preisen. Bis auf den kleinen Lapsus vor elf Jahren sind die Auftritte von Herbert Grönemeyer in Freiburg aber in bester Erinnerung geblieben. Am 4. Juni ist es wieder so weit. STEFAN ROTHER

2004 gab der Sänger beim Jubiläumskonzert zum 100. Geburtstag des SC Freiburg ein dreistündiges musikalisches Fest. Der 59Jährige stammt noch aus der guten alten deutschen Konzertschule von Bap bis Die Toten Hosen, bei der es als Ehrensache gilt, dem Publikum für sein Geld nicht nur quali- sondern auch quantitativ einen ordentlichen Gegenwert zu bieten. Auch die Liebe zum Fußball ist bei dem Bochumer ungebrochen, deren musikalische Umsetzung stößt aber nicht immer auf Gegenliebe. So steuerte er mit „Zeit, dass sichwas dreht“, die offizielle WM-Hymne zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 bei – ein durchaus eingängiger Song, der sich bei den Fußball-

fans aber nicht durchsetzen konnte. Auf seinem jüngsten Album „Dauernd Jetzt“ zollte er nun dem Bundestrainer Tribut: „Der Löw“ ist offenkundig aus der Euphorie über den deutschen Sieg bei der Fussball-Weltmeisterschaft heraus entstanden, erntete für Zeilen wie „Der Löw war los / Sie war’n grandios / Und endlich war ihre Zeit“ aber einiges an Spott. Grönemeyer dürfte es verschmerzen. Schließlich hat er schon längst einen Status erreicht, bei dem er so ziemlich alles machen kann, wonach ihm gerade der Sinn steht. Dazu zählen auch eine Reihe Liebhaberprojekte, mit denen er kein großes Publikum erreicht, für die er aber selbst von seinen Kritikern oft Wohlwollen erntet. So veröffentlicht er auf seinem eigenen Label „Grönland“ Neuauflagen von lange vergriffenen Platten, darunter die ersten Alben der Krautrock-Legende „Neu!“. Untypisch klingt auch die minimalistische Filmmusik, die der Schauspieler für Anton Corbijns Kinofilme „The American“ und „A Most Wanted Man“ komponierte – bei Letzterem spielte Herbert Grönemeyer sogar mal wieder eine kleinere Rolle. Für das Album „I Walk“ interpretierte der Wahl-Londoner schließlich nicht nur seine Hits wie „Flug-

zeuge im Bauch“ erstmals auf Englisch („Airplanes in my Head“) , sondern lud sich dazu auch illustre Gäste von Manic Streat Preacher-Frontmann James Dean Bradfield bis Bono ins Studio. Solche Ausflüge machen es für den Sänger dann wohl auch leichter, auf seinen regulären Alben die Fans wieder mit vielen Stücken im klassischen Grönemeyer-Sound zu erfreuen. Der schwankt zwischen stets im unverkennbarem Sprechgesang vorgetragenen Rocknummern, jetzt auch mal mit Schweineorgel, und nachdenklichen Balladen. Die handeln beileibe nicht nur von Liebe und Leid; ein zentrales Thema Herbert Grönemeyers ist auch das Hadern mit dem Heimatland. Wer aber das platte „Tanzen“ aus den 1980er Jahren mit dem vielschichtigen „Unser Land“, vergleicht, sieht, wie er sich als Texter weiterentwickelt hat. Ganz nebenbei überzeugt das Lied auch mit einem mitreißenden Refrain. Bevor es zu staatstragend wird, kann sich der Sänger einen Seitenhieb auf die politische Lage nichtverkneifen: „Schwarz Rot / Stimulierend wie Knäckebrot“. Die träge Behaglichkeit einer großen Koalition ist offenbar nicht nach dem Geschmack des früheren Theaterschauspielers Herbert Gröne-

> HERBERT

GRÖNEMEYER, Open Air, Donnerstag, 4. Juni, 20 Uhr, Messe Freiburg, HermannMitsch-Straße 3, Karteninformationen zum Konzert unter www.bz-ticket.de/karten oder unter der Nummer 0761 / 496 88 88.

Weltmusik mit Legenden The Mahotella Queens und Äl Jawala kommen im August zum AFRICAN-MUSIC-FESTIVAL nach Emmendingen Die nächsten Acts des AfricanMusic-Festivals, das von 31. Juli bis 2. August auf dem Emmendinger Schlossplatz stattfindet, stehen fest: Am Sonntag, 2. August, sorgen The Mahotella Queens aus Südafrika und Äl Jawala aus Südbaden für einen echten Weltmusikabend. Beide Bands feiern dieses Jahr Bühnenjubiläen – genau wie das Festival selbst, das zum 15. Mal stattfindet. The Mahotella Queens sind echte Legenden: Seit 50 Jahren singen, tanzen und spielen sie in ihrer Heimat

vor ausverkauften Häusern, seit den 80ern sind sie international bekannt. Große Harmonien, A-Capella-Klänge und der fesselnde Township-Jive „Mbaqanga“, der ZuluTraditionen mit modernen Soul-, Jazzund Reggae-Einflüssen verbindet, kennzeichnen die Musik von Hilda Tloubatla, Nobesuthu Mbadu „Black Forest Voodoo“: Äl Jawala feiern dieses Jahr ihund Amanda Nkosi. ren 15. Bühnengeburtstag. FOTO: FELIX GROTELOH/ZVG

Die Gypsy-SaxofonBigbeat-Gruppe Äl Jawala, die dieses Jahr den 15. Geburtstag feiert, stellt ihr Emmendinger Konzert unter den Namen ihrer aktuellen Songserie: „Black Forest Voodoo“. Am Freitag, 31. Juli, spielen Septeto Santiaguero aus Kuba und der „musikalische Globetrotter“ Wally Warning. DS

> PROGRAMM

und Karten: www.afrikaba.com

STUDIUM BEIM KONSTRUKTIVEN PURISTEN Georg Karl Pfahler und K.H.R. Sonderborg an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart, großformatige Bilder mit vielschichtigen abstrakten Formen, öffentliche Kunst im Großraum Stuttgart: Heidi Kucher, langjähriges Jury-Mitglied der Kunstkommission BadenWürttemberg, ist mit ihren Werken bis zum 21. Juni im Alten Spritzenhaus in Bahlingen, Kapellenstraße 16, zu Gast. Dort zeigt der örtliche Kunstverein, dessen Programm von sieben ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern gestaltet wird, jedes Jahr vier bis fünf Ausstellungen von Malerei über Grafik bis zur Skulptur. FOTO/TEXT: ZVG/TJA

> VERNISSAGE heute, 11 Uhr, mit einer Einführung von Reiner Huschens, Kunstverein Bahlingen. Öffnungszeiten: Samstag 15 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0 76 63/91 21 91 (Konrad Wiedmann).

12 DREI GÄNGE NACHSCHLAG DECKER BIER GARAGE

Wider das Einerlei

W

er mal durch Colorado gereist ist, weiß, dass dort Kleinst-Brauereien so normal sind wie bei uns Biergärten. Die dortige junge Bierbrauerszene, die auf handwerklich hergestelltes Bier mit vielfältigen Geschmäckern setzt, hat einen Trend losgetreten, der über die amerikanischen Metropolen in unsere Großstädte geschwappt ist und nun auch in Freiburg ankommt. Seit Mittwoch hat Freiburg seinen ersten, kleinen Laden, der sich ausschließlich dem Thema Craft-Beer widmet. Die Decker Bier Garage direkt neben Schmitz Katze in Haslach ist winzig, in liebevollem Retro-Ambiente eingerichtet und verfügt über einen großen Kühlschrank. Darin wartet die Ware auf durstige Kehlen: Fünf Sorten, allesamt unfiltriert, die unter dem Label „Decker“ in 1Liter-Flaschen (6,90 Euro) verkauft werden. Dahinter stecken die Freiburger Startup-Unternehmer David Schneider und Daniel Johari sowie eine Handvoll bierbegeisterter Freunde. „Die Biere der großen Brauereien sind geschmacklich alle langweilig. Das hat uns irgendwann frustriert. Also haben wir uns auf die Suche nach gutem Bier mit echtem Geschmack gemacht“, berichtet Daniel Johari.

Daraus entwickelte sich die Idee, die besten handgemachten Biere aus der Region nach Freiburg zu bringen und ein Label zu kreieren, dass nicht mit der „miefig-gekünstelten Biertradition“ hausiert, wie Johari sagt. Fündig wurde man als erstes bei der Köndringer Dorfbrauerei. Von da an hat sich die Sache verselbstständigt. Zunächst gab es „Decker“ in ausgesuchten Szenekneipen, jetzt auch zum Selbstabholen. Mit südbadischen Mini-Brauereien werden Sorten wie „Derb“ (Pils), „Blondie“ (Helles) oder „Redneck“ (mit geröstetem Malz veredeltes Export) entwickelt und abgefüllt. „Frisch gebraut, mit viel Geschmack“, ist die Devise. Alle Sorten schmecken so süffig-frisch wie Fassbier, intensiv – teils gar exotisch („Banana Joe“). Da die Biere nicht haltbar gemacht werden, sollten sie rasch getrunken werden. Außerdem sind sie stark gehopft und so enorm aromatisch. Eine Abwechslung zum Mainstream sind sie allemal, wenn auch nicht ganz preiswert. SVEN MEYER

> DECKER BIER GARAGE, Haslacher Straße 25 (Hinterhof neben Schmitz Katze), Freiburg. Geöffnet: freitags, 17 bis 20 Uhr.Vorbestellungen: deckerbier.de

KURZ GEFASST MÜNSTERTAL

Damals auf dem Kaltwasserhof

Der Kaltwasserhof im Münstertal gilt spätestens seit der dort angesiedelten DokuSerie „Schwarzwaldhaus 1902“ als Ort, an dem Geschichte lebendig wird. Die heutigen Hofbesitzer, Marta und Peter Bert, bringen Besuchern das bäuerliche Leben und Brauchtum nahe, wobei Mitmachen ausdrücklich erwünscht ist. Besichtigungen sind samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, für Gruppen ab acht Personen sind Führungen möglich, so auch heute ab 14 Uhr. Eintritt: 4 Euro für Erwachsene, für Kinder ermäßigt. Anfahrt: Beim Rathaus Münstertal rechts ab in Richtung Münsterhalden, ab Gasthof Neumühle links ab, der Beschilderung „Besucherbergwerk“ folgen und parken. In etwa 15 Minuten Fußweg erreicht man den Hof. DS

Der Sonntag · 31. Mai 2015

Gelb mit roten Tupfen Gärtner Jürgen Wehrle aus Emmendingen sorgt für Vielfalt im

SALATBEET

Forellenschluß, Hirschzunge, Teufelsohr: In Südbaden gehören sie zu den Raritäten unter den Blattgemüsen. Gemüsegärtner und Saatgutvermehrer Jürgen Wehrle aus Emmendingen sorgt dafür, dass alte samenfeste Salatsorten wieder in die Gärten und Küchen gelangen. KATJA RUSSHARDT

„Es gibt so viele tolle und sehr schmackhafte Sorten. Wenn ich die haben will, muss ich sie selbst anbauen“, sagt Jürgen Wehrle, die Füße zwischen prachtvollen Teufelsohren, in der Hand einen gut gewachsenen Forellenschluß. Mit einem „scharfen S“ wird das alte Mitglied aus der Familie der Römersalate korrekt geschrieben. Wie es zu seinem Namen kam, kann man am Anschnitt des Kopfes sehen, den der Gemüsegärtner vor die Kamera hält. „Außen hellgrüne und innen gelbe Blätter mit roten Tupfen. Diese bewährte Sorte aus Österreich hat zarte Blätter mit typischer, knackiger Mittelrippe“: So wird der in Emmendingen vermehrte Forellenschluß im Katalog des Bio-Saatgut-Anbieters „Dreschflegel“ aus dem hessischen Witzenhausen beschrieben. Jürgen Wehrle ist einer von 14 bundesweit im Verein kooperierenden Gärtnern, die sich der biologischen Vermehrung von Saatgut nur noch selten angebauter Kulturpflanzen und der Züchtung neuer robuster Pflanzen verschrieben haben. Zielgruppe sind Hobbygärtner, Selbstversorger und Kleinverbraucher. „Ich bin der einzige im Süden und konzentriere mich aufgrund unseres milden Klimas neben Salaten besonders auf wärmeliebende Gemüsearten“, erzählt der in Simonswald im Elztal aufgewachsene Wehrle. Mit Tomaten, Paprika, Melonen, Auberginen, Okra und Hülsenfrüchten experimentiert der weitgereiste ehemalige Agrarberater auf seinen Versuchsfeldern im Gelände der Emmendinger Bio-Gärtnerei Witt. Dort vermehrt er auch Forellenschluß, Hirschzunge und Teufelsohr.

Langohrig, getüpfelt, knackig, zart und schmackhaft: Jürgen Wehrle liebt die Vielfalt. „Ich freue mich sehr, dass der Forellenschluß schon Eingang in den Handel gefunden hat und man ihn als Verbraucher mit etwas Glück am Bio-Stand auf dem

Markt oder in regionalen Biomärkten findet“, sagt Wehrle, dessen Favorit die dunkelgrüne und zart-knackige Hirschzunge ist. Sie kommt ursprünglich aus

FAKTEN ES IST SCHON so viel Altes verloren gegangen“, sagt Marianne Frielingsdorf. „Wir müssen aufpassen, dass nicht bloß ein paar Sorten übrig bleiben.“ Autorin Ina Sperl porträtiert nicht nur die leidenschaftliche Hobbygärtnerin aus dem Bergischen Land und den Emmendinger Saatgutvermehrer Jürgen Wehrle, sondern besucht 13 weitere Hüter grüner Schätze, die auch wertvolle Tipps und Rezepte preisgeben. Vom Allgäu über die Schweiz bis in den hohen Norden – die Lektüre macht Lust auf eigene Experimente und motiviert, sich für Geschmack und Qualität einzusetzen.

> DIE VIELFALT KEHRT ZURÜCK. Alte Gemüsesorten nutzen und bewahren, Ina Sperl, Ulmer Verlag, 24,90 Euro ADRESSEN UND LITERATUR: Jürgen Wehrle, Telefon 0 76 41/ 93 75 28, www.kiwano.de ++ Saatgutanbieter: Dreschflegel, www.dreschflegel-saatgut.de, Bingenheimer Saatgut AG, www.bingenheimersaatgut.de ++ Pro Specie Rara Deutschland (Gemeinnützige Gesellschaft für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren), Telefon 07 61/ 59 39 00 07, www.prospecierara.de ++ Buchtipps: Handbuch Samengärtnerei von Andrea Heistinger, Arche Noah, Pro Spezie Rara, Löwenzahn Verlag, 29,90 Euro. + Das Lexikon der alten Gemüsesorten – 800 Sorten – von Marianna Serena und Michael Suanjak, AT-Verlag, 69,90 Euro. TJA

FOTO: TJA

Amerika, wo sie die Amish People kultivierten. Bis Juli kann man sie wie Forellenschluß und Teufelsohr noch im eigenen Garten aussäen. Solange Vorrat reicht, sind Setzlinge in der Emmendinger Biogärtnerei Witt auf Nachfrage zu erwerben. Wer hier leer ausgeht, kann Salat aus Samen problemlos selbst ziehen. Eine Anzucht ist schon im Frühjahr auf der Fensterbank möglich. „Und der Kreislauf schließt sich, wenn man den Salat wachsen lässt und die kleinen Blüten wieder als Saatgut verwendet“, erklärt Wehrle. Da alle bei ihm vermehrten Sorten samenfest sind, hat die neue Generation die gleichen Eigenschaften wie ihre Eltern. So dienen sie auch der Erhaltung wertvoller genetischer Ressourcen – denn wer möchte schon perfekt an bestimmte Regionen angepasste und geschmacklich herausragende Gemüsesorten verlieren? Gutes und Einzigartiges zu vermehren und weiter zu geben – Feinschmecker wie Jürgen Wehrle träumen davon, dass Tütchen und Schraubgläser mit samenfesten Sorten immer öfter von Hand zu Hand über GartenGrundstücksgrenzen hinweg wandern und auf Tellern bunte regionale Vielfalt genossen werden kann.

Wenn Berberaffe Lausefritz gnädig die Hand aufhält Ausflugstipp: Der Affenberg und die Greifvogelwarte im elsässischen KINTZHEIM sind ein beliebtes Ziel für Familien Manchmal erscheint so ein Affenleben bequem und herrlich träge. Oben im Affenwald hat sich ein erwachsener Berberaffe auf einer Holzbank niedergelassen und verzieht keine Miene, als die Besucher in Wellen an ihm vorbeiströmen. „Hallo Lausefritz!“, tauft ein vorbeilaufendes Mädchen das Tier. Andere halten ihm Futter hin – Lausefritz hält gnädig die Hand auf und vertilgt das Popcorn, ohne den Kopf zu drehen. Er weiß ja: Wenn dieses Futter wegläuft, wird Nachschub durch das große Tor am Berg unten kommen. Dort teilen die Mitarbeiter des Affenparks eine Handvoll Popcorn an jeden Besucher aus – mehr oder eigenes Futter ist nicht erlaubt, denn das wäre ungesund für die Tiere – und erklären die Regeln: Immer eine Armlänge Abstand von den Affen halten und nicht den Bereich betreten, der mit Holzbalken vom Weg abgetrennt ist – dort dürfen nur Affen hin.

Mehr als 200 Berberafder 13 Jungen, die fen leben im 24 Hektar dieses Frühjahr hier großen Waldgebiet auf geboren wurden, todem Affenfelsen. Der ben quietschend Park im elsässischen umeinander, sprinKintzheim mit seinen genvom großen Felsdrei Ablegern am Bodenbrocken. Als das see, in England und im Menschenmädchen französischen RocamaSophie mit einem dour hat sich dem Schutz Stück Popcorn auf der vom Aussterben beden Berberaffen zudrohten Berberaffen verkommt, dreht er ihr schrieben. Verhaltensforlässig den Rücken zu scher beobachten die Tieund verschwindet re, die sich hier ungestört im Wald. von Raubfeinden beweIn unmittelbarer gen können. Alle 45 MiNähe zum Affenberg nuten findet inmitten befindet sich noch des Geländes am großen Freundliche Begegnung zwischen Mensch und Tier: eine Attraktion: In Wasserfall eine Fütte- Auf dem Affenberg dürfen die Berberaffen mit Popder Volaire des Aigrung statt – es gibt Obst, corn gefüttert werden. FOTO: RSO les, der GreifvogelGemüse und Infos auf warte unterhalb der Französisch und Deutsch. Die Die gibt es, und den Grund da- Hoch-Koenigsburg, gibt es nachWissenschaftler erklären dann für kann man an zwei Männchen mittags Flugschauen. Adler, GeiFragen, wie: „Warum wird dieses beobachten, die just bei dieser er, Milane, Schneeeulen – die Baby von einem Männchen ge- Frage eine Verfolgungsjagd be- meisten Vögel sind hier im Votragen?“ Und: „Gibt es Chefs bei ginnen. Auch hinter Lausefritz gelgehege aufgewachsen. Unter den Berberaffen?“ kommt jetzt Leben auf: Einige dem freudig-erregten Gekrei-

sche der Zuschauer fliegen sie mit viel Wind und wenigen Zentimetern Abstand über deren Köpfen hin und her, von Falkner zu Falkner, auch Zuschauer dürfen den dicken Lederhandschuh einmal anziehen und einen Adler oder Milan auf ihrem Arm landen lassen. „Die Schneeeule macht diese Show heute erst zum zweiten Mal“, erklärt der Falkner. Putzig tappt das Tier hin und her, kriegt bei einem Abflug den Dreh nicht hin, flattert und landet auf der Bank zwischen zwei verdutzten Zuschauern. Manche Kinder halten sich die Augen zu, andere würden die Eule am liebsten streicheln. Die Philosophie der Volerie des Aigles ist es, bei der Flugschau das natürliche Verhalten der Vögel im Flug und bei der Jagd zu zeigen – statt wesensfremde Kunststücke einzuüben. Als Zuschauerliebling entpuppt sich der Schmutzgeier, der eine

Straußenei-Attrappe aus Gips aufbricht – nicht mit dem Schnabel, sondern mit einem großen Stein, den er selbst vom Boden aussucht. Jeden Steinschlag quittieren die Zuschauer mit einem „Ahhhh!“ – wenn der Stein trifft – und einem enttäuschten „Ohhhh!“ – wenn er daneben geht. Doch dann ist es geschafft: Das Ei ist aufgebrochen und der Vogel pickt das Futter heraus. REBEKKA SOMMER

> DER AFFENBERG, Montagne de Singes, und die Greifvogelwarte, Volarie des Aigles, befinden sich 65 Kilometer von Freiburg entfernt im elsässischen Kintzheim. Der Affenberg hat von März bis Anfang November täglich geöffnet. Es gibt Snacks, einen Picknickplatz – und viele Einkehrmöglichkeiten im Städtchen Kintzheim. Flugschauen bei der Volarie des Singes gibt es mindestens zwei pro Tag. Info: www.montagnedessinges.com und www.voleriedesaigles.com/de

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