Mitteilungen der - Universität Würzburg

March 3, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Mitteilungen der

Nr. 8 / 1. Mai 2011 Vorwort

Inhalt

„Die Leute streiten im allgemeinen nur deshalb, weil sie nicht diskutieren können“ (Gilbert Keith Chesterton). Aus diesem Spruch läßt sich ableiten, daß ein Streit meist ein feindseliger, auf Persönliches gerichteter Schlagabtausch ist, während eine Diskussion eine fair ausgetragene Auseinandersetzung zweier oder mehrerer Positionen darstellt, die mit Argumenten pro und contra einen Gegenstand sachlich behandelt. Wo diskutiert und nicht gestritten wird, herrscht im allgemeinen Dialogfähigkeit, d.h. es wird (nötigen) Diskussionen nicht aus dem Weg gegangen und dabei stets lauter gekämpft – natürlich, wenn es sein muß, durchaus mit harten Bandagen, aber immer mit Achtung und Respekt vor der gegnerischen Seite. Eine solche Diskussionskultur scheint in unseren Breiten momentan immer mehr verloren zu gehen. Sei es in Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft – nur noch wenige sind offenbar willens und bereit, im Austausch sachlicher Argumente für die jeweilige Sache zu kämpfen, um die es eigentlich geht. Stattdessen wird rhetorisch polemisiert, dem Gegner Unfähigkeit oder Niveaulosigkeit vorgeworfen oder der Gegenseite gleich gar nicht mehr zugehört – getreu dem Motto: wer als erstes und dazu am lautesten schreit, wird am meisten gehört. Und wenn alles nichts mehr hilft, fühlt man sich auf den berühmten Schlips getreten und die Argumentation wandert von der Sache zur Person. Ende der Diskussion, Anfang des Streits (vgl. wieder Chesterton). Dabei sind beständiger Austausch und konstruktive Diskussion unerläßlich. Es geht darum, daß verschiedene Positionen immer wieder gemeinsam um Fragen und Antworten ringen, statt daß die Welt in eine Schwarz-Weiß-Optik getaucht und in „Hier ist gut“, „Dort ist schlecht“ eingeteilt wird. Wie schon gesagt: es darf auch mit harten Bandagen gekämpft werden, es sollte dabei aber immer fair, achtsam und respektvoll zugehen. Das gilt auch für Theologie und Kirche.

„Konfliktfähigkeit ist auch eine theologische Kompetenz“ - Studienabschlussfeier 2

Würzburg, im April 2011

Für den Vorstand Astrid Schilling

Endspiele: Apokalypse in der Bibel und in der Kunst 4 Würzburger Alttestamentler Matthias Helmer mit Förderpreis der Universität Regensburg ausgezeichnet 4 "Theologen Zutritt verboten!" - Schließung der Fakultät vor 75 Jahren 4 Gedenkfeier am Fakultätsgrab auf dem Würzburger Hauptfriedhof 6 Auf den Spuren unserer jüdischen Wurzeln im Shalom Europa - Ein Abend für die „Jungen Freunde und Förderer“ 6 „Abkehr – Einkehr – Aufstieg“: Augustins Weg zu Gott - Lektüreseminar des Zentrums für Augustinus-Forschung (ZAF) an der Universität Würzburg 7 Von der Trennung zur Einheit: Das Bemühen um die Pius-Bruderschaft 8 Liturgiereform: Kolloquium und Vortrag 9 Die „Entwicklungslinien der Pfarrseelsorge“ 10 Macht Religion den kulturellen Unterschied? Religionssysteme in den USA und Deutschland 11 „Vom Völkerbund zur regionalen Integration. Europa als Anstoß arabischer Integrationstheorie“ 11 Staatsleistungen an die Domkapitel in Bayern 12 Veranstaltungen des Ostkirchlichen Instituts 13 Vorankündigungen Neu an der Fakultät: Andrea Betz

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„Konfliktfähigkeit ist auch eine theologische Kompetenz“ „Die Theologie ist wieder Tagesgespräch, und das ist gut so“, mit diesen Worten eröffnete Erich Garhammer, Dekan der Würzburger KatholischTheologischen Fakultät, die Studienabschlussfeier des Wintersemesters. Mehr als 200 Gäste waren der Einladung zur traditionellen Zeugnisverleihung an die Absolventinnen und Absolventen gefolgt, darunter Universitätsvizepräsident Professor Wolfgang Riedel und zahlreiche Vertreter des Bistums. In seiner Ansprache ging Garhammer ausführlich auf die aktuellen Auseinandersetzungen im Kontext des so genannten „Theologen-Memorandums“ ein. Der Pastoraltheologe, selbst einer von vier Würzburger Unterzeichnern, bedauerte die bisweilen polemischen Reaktionen auf diese Erklärung, die inzwischen mehr als 240 Theologieprofessorinnen und Professoren unterschrieben. Manche Stellungnahme, auch von hohen Würdenträgern der Kirche, bediene sich einer Jahrhunderte alten Methode der Kirche im Umgang mit Kritikern: „Reformvorschläge einfach mit dem Ketzerstigma zu versehen und Maulkörbe zu verhängen.“ Dies aber sei heute nicht mehr akzeptabel. „Es darf keine Denkverbote geben, keine Maulkörbe. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die aber doch immer wieder einzufordern ist“, so Garhammer. In der gegenwärtigen Situation lägen bisweilen die Nerven blank. Umso wichtiger sei es, Denkblockaden aufzubrechen und neue Denkräume zu schaffen. Dazu könne auch der Blick zurück in die Kirchengeschichte helfen. Am Beispiel der Auseinandersetzungen in Deutschland in den 1940-er Jahren um die damals aufkommende Liturgische Bewegung skizzierte der Dekan der Würzburger Theologie grundlegende Muster und wiederkehrende Reflexe solcher innerkirchlichen Konflikte. In jeder Epoche der Geschichte seien notwendige Wandlungen von übersteigerten Angstreaktionen begleitet gewesen. Wo Veränderung eingefordert werde, entstehe immer auch Sorge, die eigene Identität zu verlieren. „Die Vermittlung von Alt und Neu, Tradition und Fortschritt ist jeder Generation aufgegeben“, so Garhammer weiter. Garhammer mahnte eine bessere und fairere Gesprächskultur in der Kirche an. Streit und Auseinandersetzungen seien nicht der Ruin der Kirche. „Viel ruinöser ist es, wenn unter dem Deckmantel der Einheit bestimmte Richtungen, bewaffnet mit dem Schild der Geheimhaltung und der selbstfabrizierten Lanze der Rechtgläubigkeit, andere als Ketzer diffamieren.“ Verweigerte Diskussion und Unterdrückung von Konflikten seien viel gefährlicher als offen und fair ausgetragener Streit. Deshalb trügen auch die kirchlichen Amtsträger eine besondere Verantwortung. Diese seien bisweilen einseitig theologisch beraten und manchmal gar unter Druck gesetzt. „Entscheidend ist, von wem sich Bischöfe beraten lassen“, so die Mah-

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nung des seit dem Jahr 2000 an der Universität lehrenden Pastoraltheologen. Garhammer ging auch kurz auf die am selben Tag von Kardinal Walter Kasper geäußerte Kritik am Memorandum ein. Dieser hatte den Unterzeichner vorgeworfen sie übersähen, dass die gegenwärtige Krise weniger eine Kirchen- als vielmehr eine Gotteskrise sei. „Ich gebe Kardinal Kasper recht, widerspreche ihm nur in einem Punkt: ein Memorandum ist keine Monographie, sondern eine Intervention“, gab Garhammer zu bedenken. Die kommenden Monate müssten zeigen, was diese Intervention auslöse und wie sich die Kräfte formierten. Allerdings sei schon jetzt zu beklagen, dass manche Reaktionen, insbesondere auf Internetforen wie kath.de oder kreuz.net, das angemessene Niveau unterschritten, so der Dekan weiter. „Wuchern Sie mit Ihren Fähigkeiten!“ Mit den Glück- und Segenswünschen an die 44 Absolventinnen und Absolventen des Diplomstudiengangs und der Lehramtsstudiengänge verband Garhammer die Aufforderung, ihre im Studium erworbenen Kenntnisse in der Praxis einzusetzen. „Konfliktfähigkeit ist auch eine theologische Kompetenz. Und so ermuntere ich Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen, wuchern Sie mit den Fähigkeiten, die Ihnen die Fakultät während Ihres Studiums nahe bringen wollte: Wissenschaftlichkeit, Kritikfähigkeit, Offenheit, Glaubensstärke und Loyalität gegenüber der Kirche. Ein Zeichen dieser Loyalität kann auch der Widerspruch sein“, so Garhammer am Ende seiner mit großem Beifall bedachten Rede. Neben den Absolventen der regulären Studiengänge wurden auch die neu promovierten Theologen Ignace Bisewo Pesa aus der DR Kongo (Moraltheologie), Florian Kluger (Liturgiewissenschaft) und Thomas Meckel (Kirchenrecht) sowie die im Fach Altes Testament habilitierte Exegetin Stephanie Ernst feierlich verabschiedet. Den akademischen Festvortrag hielt Thomas Meckel. Er beschäftigte sich mit der Frage, ob der konfessionelle Religionsunterricht an öffentlichen Schulen ein Privileg der Kirchen sei, das zudem die Neutralität des Staates verletzen würde. Die Konfessionalität des Religionsunterrichts sei nicht nur Anliegen der jeweiligen Religionsgemeinschaft, sondern ureigenes Interesse des religionsneutralen Staates, der von Werten lebe, die er weder schaffen noch garantieren könne. Religionsunterricht sei daher eine gemeinsame Angelegenheit von Staat und Religionsgemeinschaft, für die beide im Sinn des kooperativen Verhältnisses von Staat und Religion in der Bundesrepublik bei bleibender Unterschiedenheit in Beziehung treten. Vor diesem Hintergrund hielt Meckel fest, dass der konfessionelle Religionsunterricht weder besonderes Privileg der Kirchen noch ein Verstoß gegen die staatliche

Neutralität in Religionsfragen sei. Vielmehr unterstütze er den schulischen Bildungsauftrag, begründe sich von diesem her und garantiere so die individuelle und korporative Religionsfreiheit der Religionsgemeinschaften. „Der konfessionelle Religionsunterricht ist ein wichtiges Mittel zur Verwirklichung der positiven Religionsfreiheit im neutralen Staat“, so das Fazit des frisch promovierten Würzburger Kanonisten. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von einem Bläser-Trio mit Lena Dinkel (Flöte), Benjamin Leven

AbsolventInnen der Lehramtsstudiengänge

(Flöte) und Korbinian Müller (Fagott). Mit einem Grußwort der Alumni-Beauftragten der Universität, Michaela Thiel, und Glückwünschen der Fachschaftsvertreterin Anna Krähe endete der offizielle Teil. Der gewohnt stimmungsvolle Empfang im Lichthof der Universität schloss sich an. Er bot ausreichend Gelegenheit zu Begegnung, Feier und weiterer Diskussion. Claudio Ettl

AbsolventInnen des Diplomstudienganges

v.l.n.r.: Dekan Prof. Dr. Erich Garhammer, Dr. Florian Kluger, Dr. habil. Stephanie Ernst, Dr. Ignace Bisewo Pesa, Dr. Thomas Meckel, Studiendekan Prof. Dr. Wolfgang Weiß

Wir gratulieren herzlich und wünschen Gottes Segen! Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer zum 60. Geburtstag am 8. Oktober 2010 Prof. em. Dr. Dr. Walter Simonis zum 70. Geburtstag am 5. November 2010 Prof. Dr. Heribert Hallermann zum 60. Geburtstag am 9. März 2011 Prof. Dr. Erich Garhammer zum 60. Geburtstag am 14. Mai 2011

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Endspiele: Apokalypse in der Bibel und in der Kunst Durch die Jahrhunderte hindurch hat die Offenbarung des Johannes Künstler und Denker beschäftigt. Dass dabei nicht nur die apokalpytischen Endzeitvisionen, sondern auch andere Motive aufgegriffen wurden, zeigte die Vorlesungsreihe der Universität, die unter dem Titel „Endspiele. Apokalypse in der Bibel und in den Künsten“ von der Katholisch-Theologischen Fakultät organisiert wurde. Zum Auftakt am 6. Oktober bot Professor Dr. Bernhard Heininger eine theologische Einführung in die Johannesapokalypse. Dabei nahm der Würzburger Neutestamentler besonders die zeitgeschichtlichen und politischen Hintergründe des Textes in den Blick. Daran anschließend widmeten sich drei Vorträge der künstlerischen Rezeption des biblischen Textes. Am 20. Oktober beschäftigte sich der Würzburger Musikwissenschaftler Professor Dr. Ulrich Konrad mit der

Offenbarung aus musikalischer Sicht. Einen literarisch orientierten Blick auf Endspiele und Untergänge warf am 3. November der Germanist und Vizepräsident der Universität Professor Dr. Wolfgang Riedel. Den Abschluss bildete am 17. November Dr. Thomas Schauerte, Leiter des Nürnberger Albrecht-Dürer-Hauses und der Grafischen Sammlung der Stadt, der sich mit Dürers Holzschnittfolge zur Apokalypse und ihrer historischen Entstehungssituation auseinandersetzte, die dieses Werk in einem neuen Licht erscheinen lässt. Die Ringvorlesung wurde in Kooperation mit dem Projekt „Endspiel. Würzburger Apokalypse 2010“ angeboten und stieß auf großes Interesse: insgesamt ca. 400 Zuhörer besuchten die vier Abende. Eine Publikation der Beiträge ist in der Reihe "Würzburger Theologie" geplant. Claudio Ettl

Würzburger Alttestamentler Matthias Helmer mit Förderpreis der Universität Regensburg ausgezeichnet Der Würzburger Nachwuchswissenschaftler Dr. Matthias Helmer wurde mit dem Armin-Schmitt-Preis für biblische Textforschung der Universität Regensburg ausgezeichnet. Helmer, derzeit wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Fakultät Fulda, erhielt den mit 3000 EUR dotierten Preis für seine im Fach Altes Testament bei Professor Theodor Seidl in Würzburg verfasste Dissertation „Pharaos vergängliche Pracht: Analyse und Exegese der Ägyptenorakel in Ez 31-32“. Der Armin-Schmitt-Preis wird für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten zur Textforschung vergeben, die aus den Bereichen Altes und Neues Testament, Apokryphen und Pseudepigraphen, Qumrantexte oder der patristischen Bibelauslegung

stammen können. Die überkonfessionell und interreligiös ausgelegte Auszeichnung wird jährlich von der Armin-Schmitt-Stiftung verliehen. Die von dem früheren Regensburger Alttestamentler Armin Schmitt begründete Einrichtung fördert begabte Nachwuchswissenschaftler, die sich mit den biblisch-orientalischen Grundsprachen und Grundtexten beschäftigen. Armin Schmitt stammte aus Eußenheim (Landkreis Main-Spessart), wurde 1960 in Würzburg zum Priester geweiht und war viele Jahre Professor für Altes Testament in Osnabrück und Regensburg. Er starb am 18. Oktober 2006 im Alter von 72 Jahren in Würzburg. Schmitt hatte die Stiftung als sein Vermächtnis hinterlassen und sie mit einem Grundstockvermögen von 300.000 Euro ausgestattet. Weitere Informationen unter: www.armin-schmitt-stiftung.de Claudio Ettl

Dr. Matthias Helmer

"Theologen Zutritt verboten!" Am 18. November 1935 wurde durch den damaligen Rektor der Würzburger Universität die Schließung der Theologischen Fakultät verfügt. Auslöser dürften zunehmende Spannungen zwischen Bischof Matthias Ehrenfried und den Nationalsozialisten gewesen sein. Doch währte die Schließung nicht lange, bereits eine Woche später konnten die Theologen an den Sanderring zurückkehren.

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Vordergründig wurde die Schließung vom damaligen Rektor der Universität, dem Zahnmediziner Johannes Reinmöller, damit begründet, dass die Fakultät angeblich keinen Fachschaftsleiter habe. Tatsächlich dürften jedoch andere Gründe eine Rolle gespielt haben. Die so genannte Sistierung der theologischen Fakultät war der vorläufige Höhepunkt einer bereits länger andauernden Auseinandersetzung zwischen der katholischen

Kirche bzw. dem Würzburger Bischof, der von den NS-Machthabern eingesetzten Universitätsleitung und einer nationalsozialistisch kontrollierten Studentenvertretung. Trotz zahlreicher Bemühungen war es den Nationalsozialisten bis 1935 nicht gelungen, die seit der Machtergreifung vollzogene Gleichschaltung und ideologische Kontrolle der Würzburger Studenten auch bei den Theologen durchzusetzen. Dies lag nicht zuletzt an der klaren, ablehnenden Haltung des Würzburger Bischofs. Immer wieder widersetzte sich Matthias Ehrenfried derartigen Versuchen des Regimes. Erst im September 1934 einigten sich Bischof, Hochschulleitung und Studentenschaft schließlich auf ein Regulativ, das die Einrichtung einer vollständig von den Nationalsozialisten kontrollierten und an die NSDAP angebundenen theologischen Fachschaft verhindern konnte. Machtdemonstration gegenüber Theologen und Bischof Seit Fronleichnam 1935 hatte sich die Situation jedoch wieder verschärft. Am 14. November schließlich wurde der bisherige theologische Fachschaftsleiter abgesetzt und ohne Zustimmung des Bischofs kommissarisch durch den NS-Studentenschaftsführer der Universität, Otto Kreppel ersetzt. Dies widersprach dem Regulativ, weshalb Bischof Ehrenfried massiv dagegen protestierte. Am 18. November 1935 schloss Rektor Reinmöller dann kurzerhand die Fakultät. Am Haupteingang wurde morgens ein Schild mit der Aufschrift „Theologen Zutritt verboten“ angebracht, außerdem für 14 Uhr ein Pflichtappell der Hochschulgruppe Würzburg des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes angekündigt. Diese Veranstaltung, die auf der Freitreppe der Neuen Universität am Sanderring abgehalten wurde und von der sich drei Fotografien im Archiv des Bistums Würzburg erhalten haben, geriet zur Machtdemonstration und Agitation gegen die Theologen und den Würzburger Bischof. Nach den polemischen Ansprachen des NSStudentenschaftsführers Kreppel und des Gaustudentenführers Wahl erschien auch Reinmöller auf

Rektor Johannes Reinmöller bei seiner Ansprache (Foto: Diözesanarchiv Würzburg)

der Treppe. Seine Ansprache war zwar allgemein gehalten und griff die Konflikte um die theologische Fakultät nicht direkt auf; durch seine Anwesenheit in offizieller Funktion, angetan mit Uniform und Amtskette der Universität, signalisierte der Rektor dennoch seine Zustimmung zum Verhalten der NSStudentenführer. Scharfe Proteste Bischof Ehrenfrieds Bereits unmittelbar vor und vor allem in den Tagen der Schließung der Fakultät legte Bischof Ehrenfried schärfsten Protest gegen diese Maßnahmen ein, sowohl vor Ort in Würzburg als auch durch Schreiben und Eingaben an die zuständigen Reichs- und Landesminister in Berlin und München. Auch der emeritierte Kirchenhistoriker Sebastian Merkle schaltete sich ein und nutzte offenbar seine Kontakte nach Berlin. Auf Intervention des Reichserziehungsministeriums und durch Vermittlung verschiedener Personen konnte schließlich eine Einigung erzielt werden, die beiden Seiten Zugeständnisse machte und zur Wiedereröffnung der Fakultät und einige Tage später zur Ernennung eines Fachschaftsleiters führte, der für beide Seiten akzeptabel war. Bis heute lässt sich nicht eindeutig klären, was der eigentliche Auslöser für die Schließung der Fakultät war. Der Wunsch, den Einfluss des Würzburger Bischofs auf Universitätsbelange zu brechen, dessen vehementes Auftreten von den Nationalsozialisten als Einmischung und Bedrohung gesehen wurde, dürfte ebenso eine Rolle gespielt haben wie Macht- und Karrierestreben des Rektors und die kirchenfeindliche Haltung der nationalsozialistisch kontrollierten Studentenvertretung. Ausweichquartier im Augustinerkloster Die Schließung der Würzburger theologischen Fakultät dauerte nicht lange. Bereits eine Woche später, am 25. November 1935, konnte die Fakultät zu ihrem regulären Vorlesungsbetrieb zurückkehren. Auf den laufenden Studienbetrieb hatte sich die Maßnahme des Rektors ohnehin kaum ausgewirkt: Denn schon am zweiten Tag der Schließung hatten die Theologen ihre Veranstaltungen kurzerhand in das Augustinerkloster verlegt. Claudio Ettl

Die zum Appell angetretenen Studenten und Professoren (Foto: Diözesanarchiv Würzburg)

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Gedenkfeier am Fakultätsgrab auf dem Würzburger Hauptfriedhof Erstmals fand am Mittwoch, 24. November 2010, auf dem Würzburger Hauptfriedhof eine Gedenkfeier der Katholisch-Theologischen Fakultät für ihre verstorbenen Dozenten statt. Dekan und Fachschaft der Fakultät hatten dazu eingeladen, zahlreiche Studierende, Mitarbeiter und Dozenten waren der Einladung gefolgt. Nach Totengedenken und Gebeten durch Dekan Erich Garhammer gab Wolfgang Weiß, Professor für Fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der neuesten Zeit, einige biographische Erläuterungen zu den auf dem Hauptfriedhof begrabenen Theologieprofessoren. Ergänzt wurden sie durch Erinnerungen des emeritierten Einleitungswissenschaftlers Karlheinz Müller an den Neutestamentler Rudolf Schnacken-

burg, den bislang letzten dort bestatteten Theologen. Das so genannte Fakultätsgrab auf dem Würzburger Hauptfriedhof war 1906 zunächst als Grabmal für den Theologen und Philosophen Herman Schell (18501906) errichtet worden. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wurden dort weitere verstorbene Dozenten der Fakultät bestattet. Neben Herman Schell fanden im Fakultätsgrab die sterblichen Überreste der Professoren Josef Zahn (1862-1945), Berthold Altaner (18851964), Fritz Hofmann (1902-1977), Theobald Freudenberger (1904-1994), Heinz Fleckenstein (19071995) und Rudolf Schnackenburg (1914-2002) ihre letzte Ruhestätte. Künftig soll jedes Jahr im November eine solche Gedenkfeier abgehalten werden. Claudio Ettl

Alexander Gießen / Josef Gründel / Melanie Helm / Andreas Hölscher / Bernd Elmar Koziel / Gertrud Lange (Hg.) Fußnoten zu Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer 297 Seiten 5,- EUR (ausschließlich zu beziehen über das Sekretariat des Lehrstuhls für Fundamentaltheologie) Verlag Sankt Michaelsbund, München 2010 Nur wenige werden es sein, die den Jubilar an allen Orten, in allen Wirkungsfeldern, in all seinen Berufen und Berufungen erlebt haben und erleben. Diese Geburtstagsgabe unternimmt den Versuch einer kleinen Zusammenschau; ihr liegt daran, wenigstens einige Facetten ansichtig zu machen, ja möglichst viele Momente dessen zusammenzutragen, was das bisherige, bemerkenswert vielfältige und vielschichtige Lebenswerk ausmacht. Unterschiedliche Weggefährten aus sehr verschiedenen Schaffensbereichen haben es daher unternommen, aus ihrer Warte ein Stichwort aufzugreifen, das jeweils einen charakteristischen Zug Wolfgang Klausnitzers andeuten kann.

Auf den Spuren unserer jüdischen Wurzeln im Shalom Europa Ein Abend für die „Jungen Freunde und Förderer“ Eine kleine, aber beschwingte und angeregte Gruppe „Junger Freunde und Förderer“ machte sich zu Beginn des Wintersemesters auf den Weg, die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Würzburg zu erforschen und sich dem jüdischen Brauchtum in Wort und Tat anzunähern. Unsere Begehung des Shalom Europa begann. Nachdem wir die Torarolle ausgerollt und Einiges über ihre langwierige Entstehung erfahren sowie uns dem jüdischen Gebetsleben gewidmet hatten, beschritten wir unter ausführlichster Anleitung unseres Museumsführers die verschiedenen Stationen eines jüdischen Lebensweges: von den Ritualen einer Beschneidung am achten Tag nach der Geburt über die Bar Mitzwah mit 13 Jahren bis hin zu einer typisch jüdischen Trauung. Letztere Zeremonie demonstrierte unser Museumsführer spontan mit einer Studentin aus der Gruppe. Der „Antrag“ kam für die Braut aber wohl etwas zu

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unmittelbar, sodass sie sich schnellstmöglich wieder unter die heitere Truppe „flüchtete“. Auch das praktische Leben heutiger Juden und ihr Umgang mit den zahlreichen Speisegeboten und der religiösen Tradition wurden uns beim Rundgang in Wort und Bild nähergebracht. Anschließend erwarben wir noch einen tiefen Einblick in den Ablauf eines jüdischen Gottesdienstes, der für einige von uns auch Grundlage für den Fachschaftslehrauftrag des vergangenen Semesters „Wende die Tora hin und wende sie her… (mPirke Abot) – die Lebensdienlichkeit der Tora im Judentum und Christentum“ mit Prof. Schöttler darstellte. In die Feierlichkeit eines jüdischen Gottesdienstes und seiner für uns doch ungewohnten Eigentümlichkeiten konnten wir uns, in der Synagoge sitzend, ein wenig einfühlen. Aus studentischer Sicht war es auch angenehm, nachspüren zu können, wie es sich anfühlt, mit Schul-

klassen gleich unter fachkundiger und engagierter Führung ein solch eindrucksvolles Objekt zu begehen. Unter diesem Aspekt fühlte man sich vielleicht auch leicht wieder in die eigene Schulzeit zurückversetzt. Aufgrund leicht unbeständigen und trüben Wetters musste der anschließende Gang zur Festung leider entfallen, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Glücklicherweise fanden wir Zuflucht in den heimeligen Räumen der Pastoraltheologie. Mit Dr. Bernhard Spielberg gingen wir der These „Die jungen Er-

wachsenen sind auch nicht mehr die alten“ nach. Beispiele aus der Musikwelt und die Sinus-Milieu-Studie lieferten uns dabei einen interessanten und etwas anderen Zugang zur Lebenswelt junger Erwachsener. Wohlverdient genossen wir schließlich den Abschluss dieses gelungenen Abends in gemütlicher Runde mit Weinverköstigung und Knabbereien, der mit einer „leichten Malakoff-Tortn“ (Wiener O-Ton) abgerundet wurde. Unser Votum: Wiederholungsbedürftig! Anna Krähe und Br. Marcel Holzheimer OSA

„Abkehr – Einkehr – Aufstieg“: Augustins Weg zu Gott Lektüreseminar des Zentrums für Augustinus-Forschung (ZAF) an der Universität Würzburg Wie sehr die Confessiones / Bekenntnisse des Augustinus von Hippo bis heute Leser in ihren Bann zu ziehen vermögen, zeigte einmal mehr das Blockseminar, zu dem das Zentrum für Augustinus-Forschung (ZAF) im vergangenen Wintersemester – wie es inzwischen gute Tradition ist – in Verbindung mit Instituten aus Theologie, Philosophie und Philologie eingeladen hatte. Von den 35 TeilnehmerInnen war am 15. Januar ein gutes Drittel sogar von auswärts angereist, um sich in Lektüre und Diskussion mit Augustins Schilderung seines Weges zu Gott auseinanderzusetzen. „Geh nicht nach draußen, zu dir selbst kehre zurück, denn im inneren Menschen wohnt die Wahrheit. Und findest du deine Natur als wandelbar, so schreite über dich hinaus. Sei aber dessen eingedenk, dass du, wenn du über dich hinausschreitest, die vernünftige Seele dies ist, die über dich hinausschreitet. Dorthin also trachte, von wo die Vernunft ihr Licht empfängt. Wohin denn sonst gelangt, wer seine Vernunft recht gebraucht, wenn nicht zur Wahrheit?“ – An dieses vielzitierte Dictum aus Augustins Frühschrift De vera religione erinnerte Professor Dr. Cornelius Mayer, der wissenschaftliche Leiter des ZAF, in seinem Einführungsvortrag. Den hier bereits formulierten Weg des Aufstiegs von der sinnlich erfassbaren Außenwelt über die Innenwelt der Geistseele hin zu Gott als dem Inbegriff des Wahren und Schönen schildert Augustinus en detail im zehnten Buch seiner Bekenntnisse. Professor Mayer erläuterte, dass dieses Buch im Aufbau der Confessiones, die als „Protreptikos“, als „Werbeschrift für das Christentum“ konzipiert seien, eine Schlüsselstellung einnehme, insofern Augustinus darin „seinen gegenwärtigen Stand als Christ, seine Kreatürlichkeit und die damit gesetzten Bedingungen seiner Existenz vor seinen Zeitgenossen, seinen ‚Mitbürgern und Weggefährten in der Fremde‘ mustergültig zur Sprache bringt“. In das Proömium, das dem zehnten Buch bemerkenswerterweise vorangestellt ist, und dessen stilistische Besonderheiten führte der Latinist Professor Dr.

Christian Tornau ein. Er verwies unter anderem auf die meisterhaft eingesetzten Bibelzitate, mittels derer – ähnlich einer musikalischen Ouverture – Leitmotive wie „gaudium“ und „veritas“ angespielt werden. Augustins Weg des Aufstiegs zu Gott beginnt mit der „Abkehr“ von der Sinnenwelt; leitend ist hier der Gedanke, dass die Schönheit der Schöpfung auf den Schöpfer selbst verweist – wobei für Augustinus am Anfang dieses Erkenntnisweges – dies zeigte Dr. Andreas Grote, Redaktor des „Augustinus-Lexikons“ – freilich die Initiative Gottes stehen muss. Die „Einkehr“ in die Innenwelt des Geistes führt Augustinus zum Staunen über die Tiefe der „memoria“ – seine Analyse wird bis in die Gegenwart für ihre phänomenologische Brillanz gerühmt. PD Dr. Christof Müller, Mitherausgeber des Augustinus-Lexikons, stellte Augustins Sicht der „memoria“ als eines „Mikrokosmos“ heraus und betonte die hier zutage tretende innere Unendlichkeit des menschlichen Geistes, der – in den Worten der Confessiones – „sich selbst nicht zu fassen vermag“. Neben den bleibenden Abdrücken der sinnlich wahrgenommenen Dinge verorte der Kirchenvater in der „memoria“ auch die Gehalte und Gesetze der Wissenschaften, die nicht aus der Außenwelt gewonnen sind. Der „memoria“ komme, so Dr. Müller, eine Vermittlerrolle zwischen Außen- und Innenwelt zu. Als eine dritte Kategorie von Gedächtnisinhalten beschäftigt sich Augustins Analyse mit den Stimmungen. Hierzu verwies Professor Dr. Karl Mertens, Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Philosophie, auf die phänomenologisch interessante Differenz etwa von ursprünglicher Freude und erinnerter Freude, die von einer völlig gegensätzlichen Gestimmtheit geprägt sein könne. Ebenso griff Mertens das Paradox auf, dass selbst das Vergessen vom Gedächtnis festgehalten werde. Doch rein innerhalb der Selbstbeziehung des Geistes ist nach Augustinus Gott nicht zu finden, dazu ist vielmehr ein weiterer Akt des Überschreitens gefordert. Dieser Schritt des „Aufstiegs“ zu Gott gelingt, wie PD Dr. Jörn Müller vom Institut für

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Philosophie formulierte, durch eine „Substitutionsstrategie“. Das Verlangen des Menschen nach Glück, Weisheit und Wahrheit – für Augustinus apriorische Gehalte – werden, insofern nach christlichem Verständnis deren Quelle Gott ist, zu „Markern, die in die Transzendenz verweisen“: alles Streben nach Weisheit sei für Augustinus eine Form der anonymen Gottsuche. Im Blick auf den Schlussabschnitt der Lektüre hob der Kirchenhistoriker Professor Dr. Dominik Burkard den für Augustinus charakteristischen Zusammenhang von Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis heraus. Augustins Weg des Aufstiegs zu Gott klingt aus in den hymnischen Worten: „Sero te amavi, pulchritudo tam antiqua et tam nova, sero te amavi! –

Spät hab ich dich geliebt, du Schönheit, so alt und so neu, spät hab ich dich geliebt!“Anknüpfend an das Lektüreseminar steht der 9. Augustinus-Studientag in diesem Sommersemester unter dem Thema „‘Redi … ad pulchrum ut ad pulchritudinem redeas’ (Aug. s. 177,9): Das Schöne in Theologie, Philosophie und Kunst“. Die Tagung findet am 16. und 17. Juni 2011 statt und wird am Donnerstagabend um 19.30 Uhr mit dem Festvortrag „Theologie und Ästhetik“ von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann im Toscana-Saal der Residenz eröffnet. Programm und weitere Informationen unter: www.studientage.augustinus.de Guntram Förster

Von der Trennung zur Einheit: Das Bemühen um die Pius-Bruderschaft Die Aufhebung der Exkommunikation für die vier im Jahr 1988 unerlaubt geweihten Bischöfe der PiusBruderschaft durch Papst Benedikt XVI. im Januar des vergangenen Jahres hat nicht nur für ein großes mediales Echo gesorgt, sondern auch die verstärkte Beschäftigung der Theologie mit der PiusBruderschaft ausgelöst. Die Fachtagung „Von der Trennung zur Einheit: Das Bemühen um die PiusBruderschaft“ auf Schloss Hirschberg mit ca. 60 Teilnehmern, die vom Würzburger Kirchenrechtler Prof. Dr. Heribert Hallermann organisiert wurde, griff dieses aktuelle Thema auf und nahm die Einheitsbemühungen Roms um die Pius-Bruderschaft aus der Perspektive mehrerer theologischer Disziplinen wie des Kirchenrechts, der Liturgiewissenschaft und der systematischen Theologie in den Blick. Die Tagung brachte die verschiedenen Disziplinen miteinander ins Gespräch, was sich am regen Austausch und der engagierten Diskussion der teilnehmenden Professoren, Dozenten und Studenten zeigte. Die Kirchenrechtler Prof. Dr. Stephan Haering (München) und Prof. Dr. Markus Graulich (Rom) zeichneten den Konflikt und die Verhandlungen zwischen der Pius-Bruderschaft und Rom in seinen geschichtlichen Etappen und seiner aktuellen Problematik nach. Bei der Auseinandersetzung geht es nicht nur vordergründig um unterschiedliche Formen der hl. Messe, sondern vielmehr um die volle Anerkennung des II. Vatikanischen Konzils. Das betrifft vor allem das Verständnis von der Kirche als Volk Gottes, das Verhältnis von Kirche und Welt, die Anerkennung der Religionsfreiheit und der Gewissensfreiheit, die Ökumene, den interreligiösen Dialog etc. Wie Papst Benedikt XVI. schreibt, kann man die Tradition und „die Lehrautorität der Kirche nicht im Jahr 1962 einfrieren – das muss der Bruderschaft ganz klar sein.“ Die PiusBruderschaft bekundet zwar verbal immer wieder ihre Treue zum Papst, akzeptiert aber im gleichen Zug die Lehrautorität des Papstes und der Bischöfe nicht.

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Der Fundamentaltheologe Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer (Würzburg) schilderte die Entwicklung des Papstamtes und seine zentrale Aufgabe, Garant der Einheit zu sein, und zeigte entsprechende Gestaltungsmöglichkeiten für den päpstlichen Dienst an der Einheit auf. Die Pius-Bruderschaft selbst ist nach dem Urteil von Papst Johannes Paul II. eine schismatische Gemeinschaft. So stellt sich in der Praxis des kirchlichen Lebens immer wieder die Frage nach der rechtlichen Stellung der Mitglieder der Pius-Bruderschaft. Von diesen müssen die Sympathisanten und Anhänger unterschieden werden. Dr. Bernd Dennemarck (Eichstätt/Benediktbeuern) diskutierte vor diesem Hintergrund, ob die in der PiusBruderschaft gespendeten Sakramente, wie zum Beispiel die Taufe oder die Eucharistie, gültig sind oder ob es Katholiken erlaubt ist, Sakramente in dieser schismatischen Gemeinschaft zu empfangen. Der Eichstätter Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Bärsch zeigte auf, dass die Liturgie immer auch eine Feier des jeweiligen Verständnisses von Kirche ist und dass es insofern zu Spannungen zwischen der ordentlichen Form des römischen Ritus und der außerordentlichen Form dieses Ritus kommt, da in der so genannten „tridentinischen Messe“ ein anderes, nämlich ein rein klerikales Verständnis von Kirche gefeiert werde. Prof. Dr. Wilhelm Rees (Innsbruck) hob in seinem Vortrag zur strafrechtlichen Bewertung der Aufhebung der Exkommunikation hervor, dass dies ein reiner Gnadenakt des Papstes war, der nicht auf Vorleistungen beruhte, sondern vielmehr positive Schritte der Pius-Bruderschaft auf dem Weg zur Einheit hervorrufen wollte. Bis jetzt scheint diese Hoffnung jedoch vergeblich zu sein. Rees stellte zudem klar, dass die vier Bischöfe weiterhin suspendiert sind und in der katholischen Kirche weder ein Amt bekleiden noch einen Dienst versehen können. Auch hat die Pius-

Bruderschaft innerhalb der katholischen Kirche keinerlei rechtlichen Status. Prof. em. Dr. Peter Krämer (Trier) zeigte, dass die Leugnung des Holocaust, wie sie von Bischof Willamson wiederholt erfolgt ist, bereits mit dem geltenden Strafrecht der Kirche sanktioniert werden kann, ohne dass dieser Tatbestand eigens in das kirchliche Strafrecht aufgenommen werden müsste. Abschließend fragte Prof. Dr. Christoph Böttigheimer (Eichstätt) nach den erforderlichen Bedingungen kirchlicher Einheit und lenkte den Blick dabei nicht nur auf die Pius-Bruderschaft, sondern auch auf die Ökumene mit anderen christlichen Kirchen. Jenseits aller verletzenden Polemik, die Papst Benedikt

in seinem Brief vom 10. März 2009 beklagt, hat die Fachtagung in Schloss Hirschberg zu einer vertieften Sicht der Problematik beigetragen: Es geht im Bemühen um die Pius-Bruderschaft um die Einheit der katholischen Kirche; es geht aber auch um die Frage, ob die Kirche ihre durch das II. Vatikanische Konzil geprägte Identität preisgibt und somit ihrem Bemühen um die Ökumene, um den interreligiösen Dialog und um die Mitgestaltung der Welt den Boden entzieht. Alle Vorträge der Fachtagung werden in einem Tagungsband publiziert, damit so ein noch weiter reichender Beitrag zum Ringen um die Einheit der Kirche geleistet werden kann. Prof. Dr. Heribert Hallermann

Liturgiereform: Kolloquium und Vortrag Einen „Rückblick auf die Liturgiereform“ bot Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz, am Samstag, 4. Dezember 2010 bei einem Vortrag im Würzburger St.-Burkardus-Haus. Anlass war der 47. Jahrestag der Veröffentlichung von „Sacrosanctum Concilium“. Mit diesem Dokument stellte das Zweite Vatikanische Konzil im Jahr 1963 die Weichen für die Erneuerung des Gottesdienstes in der katholischen Kirche. Nach einer feierlichen Vesper in der Neumünsterkirche zusammen mit dem Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann würdigte Kardinal Lehmann vor vollbesetztem Saal die Reform als „großes Werk“. Das Zweite Vatikanische Konzil habe „die Bedeutung der Liturgie für das Leben der Kirche“ gestärkt. Der Kardinal reagierte auf Kritiker, die an „altehrwürdigen, unveränderlichen Formen“ hängen. Diese durchschauen nicht „deren geschichtliche Bedingtheit“, meinte Lehmann. Andererseits habe das Konzil auch keinen „Freibrief zum eigenen Gestalten“ ausgestellt. „Willkür und Beliebigkeit sind nicht das Ziel der Reform“, betonte der Kardinal, der während des Konzils in Rom studierte, dann als Professor die Reform theologisch begleitete und bis heute als Bischof für eine würdige Feier der Liturgie sorgt. Liturgie zu feiern sei eine „Kunst“, betonte Kardinal Lehmann in seinem Vortrag. Es gelte, eine „Synthese zwischen Subjektivem und Objektivem“ zu schaffen. „Es ist gut, wenn im Gottesdienst unser Leben vorkommt“, so der Kar-

dinal. Gleichzeitig müsse man bei der Liturgie „ganz und gar Jesus Christus Raum geben“. Eingeladen hatte den Kardinal der Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Würzburg, Martin Stuflesser: „Zusammen mit dem Liturgiereferat des Bistums organisieren wir jedes Jahr Vorträge wichtiger Kirchenvertreter zur Liturgiereform“, erklärt der Theologe. „Besonders wichtig ist uns dabei die Verbindung mit der gefeierten Liturgie. Wir freuen uns deshalb, dass Bischof Dr. Friedhelm Hofmann mit uns die Vesper gefeiert hat.“ Im Vorfeld der Veranstaltung hatten sich junge Theologen aus dem deutschen Sprachraum zu einem Kolloquium getroffen, um über die Umsetzung der Reform zu diskutieren. Mit Fragen der Liturgiereform beschäftigen sich Nachwuchswissenschaftler an der Universität Würzburg auch im Rahmen eines Forschungsprojekts. Martin Stuflesser und sein Team richten den Blick schon auf den 50. Jahrestag der Liturgiekonstitution im Jahr 2013. Dann ist ein großer, internationaler Kongress geplant. „Die Societas Liturgica trifft sich in Würzburg. Das ist die größte ökumenische Vereinigung von Liturgiewissenschaftlern“, berichtet Stuflesser. Theologen aus aller Welt wollen sich 2013 in Würzburg mit der Liturgiereform in ökumenischer Perspektive beschäftigen. Benjamin Leven M.A.

Wolfgang Klausnitzer Kirche, Kirchen und Ökumene. Lehrbuch der Fundamentaltheologie für Studierende, Religionslehrer und -lehrerinnen 430 Seiten; 22,- EUR; Pustet Verlag, Regensburg 2010 Was ist Kirche? – Wie schwer diese Frage zu beantworten ist, zeigt die Debatte um das Wesen der Kirche in der Ökumene. Wolfgang Klausnitzer bietet zu diesem Thema den verpflichtenden Prüfungsstoff für Lehramtsstudierende in Katholischer Religionslehre. Für Diplomstudierende und die Masterstudiengänge enthält das Buch den Inhalt des fundamentaltheologischen Traktates „Kirche“. Das Thema „Kirche“ wird übersichtlich, verständlich, auf dem neuesten Diskussionsstand und durchgängig am ökumenischen Dialog ausgerichtet präsentiert.

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Die „Entwicklungslinien der Pfarrseelsorge“ Den langen Weg „Von der Eigenkirche zur Pfarreiengemeinschaft“ nahm die in Zusammenarbeit der Katholischen Akademie Domschule, des Archivs und der Bibliothek des Bistums Würzburg, des Würzburger Diözesangeschichtsvereins, der Professur für Fränkische Kirchengeschichte der Universität Würzburg und des Historischen Seminars der Universität Leipzig am 26./27. November 2010 veranstaltete Tagung in den Blick. Prof. Dr. Wilfried Hartmann (Tübingen) spannte den Bogen „Vom frühen Kirchenwesen (Eigenkirche) zur Pfarrei (8.-12. Jahrhundert)“ und schloss dabei – so der Untertitel – „strukturelle und kirchenrechtliche Fragen“ ein. An diese Ausführungen knüpfte der Vortrag von Prof. Dr. Enno Bünz (Leipzig) zum Thema „Kirchliche Blüte oder Krise? Pfarreien, Seelsorger und Gemeinden im Bistum Würzburg um 1500“ an. Auf die umfassenderen Grundlagenreferate zur mittelalterlichen Entwicklung folgten jeweils halbstündige Kurzreferate zu zentralen frühneuzeitlichen Themen. Ausgangslage der Tagungskonzeption war hierbei die Situation, dass große Teile des Bistums Würzburg im 16. Jahrhundert von der Reformation erfasst wurden, was in den weltlichen Territorien die Einrichtung eines evangelischen Kirchenwesens zur Folge hatte. Dagegen konnte im Hochstiftsgebiet die katholische Konfession durch die Gegenreformation Fürstbischof Julius Echters gesichert werden und sich durch Aktivitäten in Sinne der katholischen Reform, die bis in die Schönbornzeit festzustellen sind, festigen. Der Schweinfurter Stadtarchivar Dr. Uwe Müller beleuchtete als Beispiel für einen evangelischen Reichsstand das Verhältnis von „Geistlichkeit und Rat in der protestantischen Reichsstadt Schweinfurt“. Veronika Heilmannseder M.A., die an einer historischen Dissertation arbeitet, die vergleichend den Würzburger und Freisinger Geistlichen Rat in der Zeit der Gegenreformation und Katholischen Reform behandelt, konnte anhand des Fallbeispiels der würzburgischen Landstadt und Pfarrei Seßlach zeigen, wie sich im frühneuzeitlichen Bistum Würzburg die diözesanen Kommunikationskanäle zu einem engmaschigen Netz der Informationsübermittlung und Kontrollnahme verdichteten. Chronologisch schloss Dr. Winfried Romberg in seinem Referat über das Würzburger „Pfarrwesen vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Aufklärungszeit (1617/18-1803)“ an. Einen Hauptgegenstand seiner Überlegungen bildeten die Kirchenordnungen (1670/1693) und die Impulse der Aufklärung ab den 1750er Jahren.

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In Fragestellungen der Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert führte eine Reihe von Statements ein. Dabei griff Prof. Dr. Wolfgang Weiß (Würzburg) die von Olaf Blaschke geprägte Kennzeichnung der Pfarrer bzw. der Geistlichen als „Milieumanager“ auf. Weiß warnte vor der Neigung der Sozialgeschichte zu vereinfachenden Forschungskonstrukten und mahnte an, die innere Differenzierung des Katholizismus auch und gerade im 19. Jahrhundert ernst zu nehmen. Zum Thema „Entwicklungen der Seelsorgeplanung im Bistum Würzburg seit den 1970er Jahren“ referierten Christiane Stock M.A. und Matthias Finster M.A. (beide Würzburg). Frau Stock thematisierte hierbei die Errichtung der Pfarrverbände. Herr Finster stellte die Motive und Kriterien bei der Neugliederung der Dekanate in 1970er Jahren vor. Mit den „Seelsorglichen Strukturen innerhalb des Bischöflichen Kommissariats Meiningen nach 1945“ beschäftigte sich Katrin Schwarz M.A. (Würzburg). Die beiden letzten Referate wandten sich Gegenwartsfragen zu. Prof. Dr. Heribert Hallermann behandelte aus kanonistischer Sicht den gegenwärtigen Umbruch „Von der Territorialpfarrei zur Pfarreiengemeinschaft“. Der Würzburger Domkapitular Christoph Warmuth, innerhalb der Diözesanleitung hauptverantwortlich für die aktuelle Pastoralplanung, referierte über das Thema „Die Errichtung der Pfarreiengemeinschaften im Bistum Würzburg als Antwort auf die aktuellen pastoralen Herausforderungen“. Im Anschluss daran entstand eine interessante Diskussion zwischen Christoph Warmuth und Heribert Hallermann zu den rechtlichen Grundlagen der Pfarreigemeinschaften. Der Blick in die einzelnen Epochen verdeutlichte, dass die Organisierung der Seelsorge vor Ort unterhalb der Diözesanebene ständigen Anpassungsprozessen ausgesetzt war. Sie stand jeweils unter besonderem Bewährungsdruck. Immer wieder war es notwendig, die verschiedenen Interessen der Beteiligten bzw. Betroffenen (Diözesanleitung, theologische Leitlinien, weltliche Obrigkeit, Laien) oder soziologische Veränderungen zu berücksichtigen. Nicht zu verkennen ist auch, dass der obrigkeitliche Zugriff in der Neuzeit wuchs, dass besonders der Bischof, seine Diözesankurie sowie seine Pfarrer ausschlaggebend wurden und selbst in der Gegenwart wirkliche Mit- oder gar Eigenverantwortung der Laien nur eine untergeordnete Rolle spielt. Prof. Dr. Wolfgang Weiß

Macht Religion den kulturellen Unterschied? Religionssysteme in den USA und Deutschland Auf wissenschaftlicher und politischer Diskursebene ist die öffentliche und private Signifikanz von Religion in der modernen Gesellschaft umstritten. Der amerikanische Religionssoziologe Peter L. Berger hat mehrfach betont, dass die Theorie der Säkularisierung für Europa einige Plausibilität habe, jedoch nicht für die USA. Zwar ist die Trennung von Staat und Religion in den Vereinigten Staates strikter als in Deutschland, aber die religiöse Szene scheint vitaler zu sein. Während der moderne Europäer Religion scheinbar „überwunden“ hat, nimmt in den Vereinigten Staaten die Zahl der Religionen, christlichen Kirchen und religiösen Bewegungen stetig zu und die kulturelle wie mediale Präsenz von Religion ist beträchtlich. Um die gegenläufige Situation in den USA und Europa genauer in den Blick zu nehmen, kamen am 11. Januar 2011 auf Einladung von Professor Hans-Georg Ziebertz (Lehrstuhl für Religionspädagogik) und dem Kompetenzzentrum der Universität „Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz“ (GSiK) Dr. Marcia Pally (Professorin für Multikulturalität an der New York State University und Mitglied des Wissenschafts-

kollegs Berlin) und Dr. Rolf Schieder (Professor für Praktische Theologie und Sprecher des Forschungsbereichs Religion und Politik an der HumboldtUniversität zu Berlin) nach Würzburg, um von ihren Forschungen zu berichten. Ihre sachverständige Situationsanalyse half dem Auditorium, ein Verständnis für die Hintergründe der markanten Unterschiede zu entwickeln. Weil man beispielsweise in den USA staatlichen Institutionen zutiefst misstraut, ist ein StaatKirchen-Verhältnis wie in Deutschland dort undenkbar. Die Präsentation exemplarischer Ergebnisse aus aktuellen Forschungsprojekten zu verschiedenen evangelikalen Bewegungen in USA und Europa machte den transatlantischen Vergleich beider Religionskulturen griffig und für Fachfremde und -vertraute anschaulich. Die Brisanz des Themas und der Erfolg der Tagung lassen sich nicht zuletzt am großen Interesse der Studierenden, Universitätsmitarbeiter und externen Besuchern ablesen, so dass an diesem Vormittag fast 100 Zuhörerinnen und Zuhörer am Sanderring begrüßt werden konnten. Daniela Popp M.A.

„Vom Völkerbund zur regionalen Integration. Europa als Anstoß arabischer Integrationstheorie“ Am 15. Dezember 2010 hatte der Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft für einen Vortrag zu diesem Thema Herrn Friedhelm Hoffmann M.A. vom Zentrum Moderner Orient (ZMO) eingeladen. Der Vortrag hatte zum Ziel, die parallelen Entwicklungen von Regionalisierungskonzepten in Europa und der arabischen Welt darzustellen. Dabei wurden Kontinuitätslinien von der Zeit des Völkerbundes in der Zwischenkriegszeit bis in die jüngste Vergangenheit der europäischen Integration aufgezeigt. Die Darstellung gliederte sich in einen ersten Teil, der die gemeinsamen Ursprünge regionaler internationaler Organisation im Völkerbundskontext verortete, und einen zweiten Teil, der das europäische und das arabische Integrationsprojekt nördlich und südlich des Mittelmeers, wie sie sich seit dem Zweiten Weltkrieg herausbildeten, in Verbindung setzte. Dabei lag das Augenmerk auf der Verbreitung neuer normativer Konzepte regionaler Integration von Staaten. Das Völkerbundsystem krankte von Beginn an am Spannungsverhältnis zwischen universalem Anspruch und regionalen Erfordernissen. Die universale Zuständigkeit überforderte die Kapazitäten des Völkerbundes mit der Folge, dass er bei der regionalen Konfliktbeilegung oft versagte. Insbesondere in Europa hatten regionale Konflikte jedoch das Potenzial, den

ganzen Kontinent und damit die ganze Welt in kriegerische Auseinandersetzungen zu stürzen. Als Gegengewicht zur universalen Zuständigkeit des Völkerbundes schlugen Intellektuelle, wie Graf CoudenhoveKalergi, und Politiker, wie Aristide Briand, eine regionale europäische Organisation vor, die den Frieden und die Kooperation zwischen den europäischen Staaten garantieren sollte. Ähnlich wie in Europa der Zusammenbruch der alten Imperien zu einer Vielzahl neuer Nationalstaaten geführt hatte, so war auch in der arabischen und islamischen Welt mit dem Ende des osmanischen Kalifatsstaates die Ebene des supranationalen Zusammenhalts beseitigt worden. In dieser Situation staatlicher Zersplitterung wurden die europäischen Regionalisierungsdebatten schon in der Zwischenkriegszeit aufgegriffen und auf die Situation der arabischen Länder übertragen. Dabei tat sich der bekannte ägyptische Jurist `Abdarrazzâq Ahmad asSanhûrî (1895-1971) hervor, der schon 1925 einen Entwurf zur Neubelebung des Kalifats als Regionalorganisation im Rahmen des Völkerbundssystems vorlegte und dabei ausdrücklich auf die Inspiration durch Coudenhove-Kalergi hinwies. In der Tat gründeten die arabischen Staaten schon am Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgreich ihre Regionalorganisation, die Liga der Arabischen Staaten

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(1944), die sie in das UN-System einfügten. Als Muster diente ihnen dabei der Völkerbund mit seiner Betonung einzelstaatlicher Souveränität. Trotz des zeitlichen Vorsprungs und trotz der politischen Teilung des europäischen Kontinents mussten die arabischen Staaten mit ansehen, wie die europäische Integration mit Gründung der Europäischen Gemeinschaften Mitte der 1950er Jahre in Schwung kam und langsame aber stetige Fortschritte zu verzeichnen hatte, die schon bald die arabische regionale Zusammenarbeit in den Schatten stellten. Anfänglich hatten arabische Beobachter der europäischen Integration wegen der Heterogenität Europas keine hohen Chancen eingeräumt und waren zuversichtlich, dass die sprachliche, historische und religiöse Einheit der arabischen Welt viel schnellere Fortschritte zuließen. Seit den 1960er, spätestens aber seit den 1970er Jahren richtete sich der Blick arabischer Integrationsexperten verstärkt nach Europa, wo sie Muster und Lösungswege ausmachten, die für die arabischen Staaten Vorbildcharakter haben könnten. Seither ist es in der Fachliteratur zur arabi-

schen Einheit und Integration zur Regel geworden, das europäische Beispiel zur Kritik und als Vorbild der arabischen Integration zu zitieren. Europäische Regionalisierungskonzepte haben also nicht nur eine gemeinsame Vorgeschichte mit den arabischen, sondern strahlen auch kontinuierlich auf die innerarabischen Debatten aus, selbst wenn sich dies auf der Ebene der praktischen Politik bisher nur zögerlich auswirkt. An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an, in der u.a. auch Fragen des Rechtssystems und der Stellung der Scharia in den arabischen Einzelstaaten angesprochen wurden. Diskutiert wurde auch, ob eine größere religiöse Kohäsion in den arabischen und islamischen Staaten nicht ein Vorteil auf dem Weg zur angestrebten Integration sei, und in welchen Bereichen der Arabischen Liga sich ein Integrationsfortschritt feststellen lasse, wenn denn überhaupt. Prof. DDr. Gerhard Droesser

Staatsleistungen an die Domkapitel in Bayern Am 26. Januar 2011 hielt Dr. iur. can. Bernd Dennemarck, Lehrbeauftrager für Kirchenrecht an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benediktbeuern, an der Katholisch-Theologischen Fakultät Würzburg einen Gastvortrag über die Staatsleistungen an die Domkapitel in Bayern. Der gut besuchte Vortrag – unter den Zuhörern der Würzburger Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und der ehemalige Eichstätter Generalvikar Johann Limbacher – stellte klar, dass die Staatsleistungen keine unbegründeten Geschenke an die Kirche darstellen, sondern Ausgleichsleistungen für den Entzug von Kirchengütern in der Zeit der Reformation im 16. Jh. und insbesondere der Säkularisation Anfang des 19. Jh. sind. Mit der staatlichen Übernahme von Kirchengütern hat der Staat gemäß dem Reichsdeputationshauptschluss auch die mit diesen ehemaligen Kirchengütern verbundenen Abgaben und Lasten übernommen. Ohne diesen historischen Kontext lassen sich sowohl die positiven Staatsleistungen als auch die negativen Staatsleistungen wie etwa bestimmte Steuerbefreiungen nicht verstehen. Im Bayerischen Konkordat von 1817 wurde geregelt, dass

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für den Unterhalt der bayerischen Erzbischöfe und Bischöfe ein Fonds gegründet wird, der von diesen selbst verwaltet werden soll. Ferner wird den Bischöfen und mit der Wiedererrichtung der Domkapitel auch den Dignitären und den älteren Kanonikern und Vikaren eine ihrer Würde und ihrem Stand entsprechende Wohnung zur Verfügung gestellt. Dennemarck zeigte, dass in der weiteren Rechtsentwicklung dieser Rechtsstand über die Weimarer Reichsverfassung, das Bayerische Konkordat von 1924, das Reichkonkordat von 1933 bis hin zur heutigen Bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz nicht nur in der Sache erhalten blieb, sondern auch immer stärker im Verfassungsrecht verankert wurde. Seit der Weimarer Reichsverfassung war aber auch die Ablösung von Staatsleistungen geregelt, wofür die Grundsätze vom damaligen Reich aufgestellt werden sollten. Abschließend illustrierte Dennemarck einzelne Staatsleistungen und deren vertraglich vereinbarte Ablösung, wie etwa Ablösungen im Bereich der zur Verfügung gestellten Wohnungen. Dr. Thomas Meckel

Veranstaltungen des Ostkirchlichen Instituts Im Ostkirchlichen Institut fanden im vergangenen Wintersemester wieder mehrere wissenschaftliche Vortragsveranstaltungen statt, die auch von der interessierten Öffentlichkeit wahrgenommen wurden: Dr. Olga Sapožnikova (St. Petersburg), die seit September 2009 als Humboldt-Stipendiatin zu einem längeren Forschungsaufenthalt am OKI weilte, präsentierte ihr neu erschienenes Buch mit einem Vortrag am 19. Oktober 2010: „Sergij Šelonin – ein russischer Gelehrter und Theologe im Kloster Solovki zur Mitte des 17. Jahrhunderts“. In den 30er und 40er Jahren des 17. Jhd. beschäftigte sich Šelonin vorwiegend mit der Revision von bedeutenden monastischen Texten wie den Paterika, der Expositio fidei von Johannes von Damaskus und der Klimax des Johannes vom Sinai. Seit Herbst 2009 ist am OKI die Zweigstelle Würzburg der Südosteuropa-Gesellschaft (SOG) angesiedelt, deren Leiter Prof. Dr. Christian Hannick ist, der seit seiner Emeritierung im Jahre 2009 die Arbeit am Ostkirchlichen Institut ehrenamtlich unterstützt. Daher konnten noch zwei weitere Symposien veranstaltet werden, die durch die SOG finanziell ermöglicht wurden: Am 28. Oktober 2010 sprach Dr. Raffi Kantian (Hannover) über das Thema „Die Türkei und ihre Armenier. Hypotheken der Vergangenheit – Chancen der Zukunft“. Der Referent legte die Bedeutung der Armenier als Teil der kulturell und sozial herausragenden Bevölkerung im Osmanischen Reich und als Kulturmittler zu Westeuropa dar.

Am 16. Dezember 2010 hielt Dr. Pavel Ermilov (Orthodoxe Universität Hl. Tichon/Moskau) einen Vortrag „Zur spannungsreichen Geschichte der Kirche von Konstantinopel. Die Synoden von 1156-1157 – Wirklichkeit und Verzerrung in der byzantinischen und modernen Historiographie“. Die Thematik dieser Synoden betraf einen speziellen Aspekt der Deutung der Göttlichen Liturgie, nämlich den Opfercharakter im wirklichen bzw. im übertragenen Sinn. Die Akten dieser Synoden wurden in der äußerst komplizierten Überlieferung umgearbeitet. Am 25. Januar 2011 präsentierte Pfarrer Bogdan Puszkar (Bamberg) seine Neuausgabe der liturgischen Gesänge für die Entschlafenen nach dem Ritus der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche in ukrainischer Sprache (Zaupokijni bohoslužinnja u tryholosnomu vykladi, Bamberg/L’viv 2010). Hörbeispiele aus der beiliegenden CD illustrierten die heutige musikalische Gestalt der Begräbnisoffizien und des Gedenkgottedienstes für die Entschlafenen. Am 10. Februar 2011 stellte Sr. Jelena Herasym MSsR (Lemberg/München) die jüngere Geschichte und Gegenwart des neugegründeten ukrainischen Zweiges der „Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser“ vor. Ihr Vortrag bot Einblicke in das Klosterleben und die vielfältigen Aktivitäten der Schwesterngemeinschaft, die in der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche angesiedelt ist und dem byzantinischen Ritus folgt. DDr. Thomas Mark Németh

HeiligSEIN und SeligSPRECHEN Heilig-Sein und Heiligkeit sind Kategorien, die das Menschsein überschreiten und nicht in seiner Verfügbarkeit stehen. Sie verweisen auf Gott und lassen sich nur von ihm her verstehen. Selig-Sprechen ist dagegen ein kirchliches Handeln. Nach einem langwierigen Verfahren bestätigt der Papst als Haupt der Kirche, dass sich an einem Menschen die göttliche Heilszusage erfüllt hat, und erteilt die Erlaubnis, eine Person innerhalb einer Teilkirche öffentlich zu verehren. Erstmals wird eine solche Seligsprechung mit der des Märtyrerpriesters Georg Häfner in Würzburg selbst stattfinden. Dieses Ereignis nehmen die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg und die Katholische Akademie Domschule zum Anlass, Facetten um das Thema Heiligsein und Seligsprechen in einem gemeinsamen Studientag am 07. Mai 2011 zu beleuchten: der Postulator spricht zum Seligsprechungsprozess, der Bischof, der den Prozess eröffnet und lange

Jahre begleitet hat, stellt den künftigen Seligen als Märtyrer aus unserer Mitte vor. Der Liturgiewissenschaftler erschließt die Verehrung der Heiligen. Der Historiker stellt Georg Häfner in die Reihe der Seligen und Heiligen des Bistums. Der Einbezug anderer Konfessionen schärft den Blick für die Bedeutung des Heiligseins: der Ostkirchenexperte verbindet das Thema mit der langen und eigenen Tradition der Heiligen in der Orthodoxie. Und der Oberkirchenrat aus der Leitung der evangelischen Landeskirche in Bayern nimmt Stellung zu einem angeblich typischen katholischen Thema. Der Studientag reiht sich ein in die Vorbereitung auf das Ereignis der Seligsprechung am 15. Mai 2011. Er beleuchtet seine unterschiedlichen Aspekte und eröffnet auf diese Weise die Möglichkeit, die Bedeutung von Pfarrer Georg Häfner für die Gegenwart zu erschließen. Herzliche Einladung!

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Vom 12. bis zum 14. Mai 2011 veranstaltet der Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit im Tagungshaus Himmelspforten (Würzburg) die von der Fritz-Thyssen-Stiftung geförderte Fachtagung

„Der Jansenismus – Eine ‚katholische Häresie‘ der frühen Neuzeit?“ Als komplexes, vielschichtiges Phänomen hatte der sogenannte Jansenismus seinen Ursprung in den großen Gnadenstreitigkeiten des 16. und 17. Jahrhunderts, die innerhalb der katholischen Theologie auch nach dem Konzil von Trient andauerten. In dieser Diskussion suchte der Löwener Theologe Cornelius Jansenius eine Lösung. Dabei empfahl er, sich an einer unbestrittenen theologischen Autorität, an Augustinus, zu orientieren. Das Ergebnis seiner Studien legte Jansenius in seinem dreibändigen Werk „Augustinus“ nieder, das 1640 erschien. Weil er die Unwiderstehlichkeit der göttlichen Gnade und die Schwachheit des Menschen betonte, den Jesuiten aber vorwarf, in der Gnadentheologie dem Semipelagianismus, in der seelsorgerlichen Praxis einem leichtfertigen Laxismus zu huldigen, zog er sich deren erbitterte Gegnerschaft zu. Bald verlagerte sich die Diskussion aus den Niederlanden nach Frankreich und strahlte später auch auf andere Länder aus. Hintergrund war eine tiefgehende Spaltung der französischen Kirche im 17. Jahrhundert. Jetzt wurde der Begriff „Jansenismus“ auf reformorientierte Kreise und Gruppierungen bezogen, die mit der Gnadentheologie des Jansenius

wenig oder nichts zu tun hatten, aber von ihren (kirchen-)politischen Gegnern angefeindet wurden. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurden Katholiken zu „Jansenisten“ gestempelt, um sie in die häretische Ecke zu stellen. Dabei wies der Begriff eine ungeheure Bandbreite auf und barg durchaus Widersprüchliches in sich. Mehrfach beschäftigte man sich in Rom mit Jansenius und dem „Jansenismus“. 1641 und 1642 wurde Jansens Werk verboten, 1653 folgte eine Verurteilung von fünf Sätzen des „Augustinus“. Dies rief in Frankreich einen Sturm der Entrüstung hervor, sah man darin doch eine Verurteilung des Kirchenvaters selbst. Die Jesuiten hingegen argumentierten mit der angeblichen Identität von kalvinistischer und jansenistischer Gnadenlehre, womit die Furcht vor einer neuen Häresie bzw. vor einer Spaltung Frankreichs geschürt und der französische König zum Einschreiten veranlasst wurde. Über den Jansenismus als europäisches Phänomen der frühen Neuzeit mit seinen vielfältigen theologischen, historischen und politischen Implikationen referieren und diskutieren Experten aus verschiedenen Ländern und Wissenschaftsdisziplinen.

Veranstalter: Julius-Maximilians-Universität Würzburg Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit Prof. Dr. Dominik Burkard Sanderring 2 97070 Würzburg Anmeldungen sind nur beschränkt möglich: [email protected]

Cornelius Mayer (Hg.) Augustinus – Recht und Gewalt Beiträge des V. Würzburger Augustinus-Studientages am 15./16. Juni 2007. Mit einer kommentierten Quellensammlung zur Richtertätigkeit Augustins(Cassiciacum 39,7 = Res et signa. Augustinus-Studien 7) 291 Seiten; 30,00 EUR Echter Verlag, Würzburg 2010 Die staatsphilosophischen und sozialtheologischen Überlegungen des Augustinus von Hippo (354-430) zum Verhältnis Recht und Gewalt haben bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren, wie der V. Würzburger Augustinus-Studientag bestätigte, dessen Beiträge in vorliegendem Sammelband dokumentiert werden. Im Mittelpunkt stehen die von Augustinus entwickelten Kriterien zur Legitimität von staatlicher Gewalt. Verständlich sind die Aussagen des Kirchenvaters freilich nicht ohne den pagan-philosophischen Kontext der Antike, der ebenso dargelegt wird wie Aspekte des Fortwirkens im politischen Augustinismus des Spätmittelalters. Zur Sprache kommt ferner – gleichsam als Kontrapunkt zur augustinischen Tradition – der Staatsphilosoph der Neuzeit Niccolo Machiavelli, während der von Augustinus maßgeblich geprägte Begriff des „gerechten Krieges“ im Kontext aktueller Fragen des modernen Völkerrechts erörtert wird. Ergänzt wird die Dokumentation des V. Augustinus-Studientages durch eine kommentierte Quellensammlung zur Richtertätigkeit Augustins.

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Neu an der Fakultät: Andrea Betz, Wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik Mein Name ist Andrea Betz (Jahrgang 1985) und ich bin seit dem Wintersemester 2010/2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik. Aufgewachsen bin ich größtenteils in Eichstätt, wo ich 2004 am Willibald-Gymnasium mein Abitur ablegte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon länger, dass ich Gymnasiallehrerin für Theologie und Mathematik werden will und entschloss mich für ein Studium in Würzburg. Nach einem kurzen Gastspiel als Mathe-Übungsleiterin wurde ich zum Sommersemester 2006 Hilfskraft bei Prof. Rechenmacher. Zwei Jahre später belegte ich mein erstes Hauptseminar über empirische Forschung in der Religionspädagogik und „landete“ dadurch schließlich an meinem heutigen Lehrstuhl. Über verschiedene Haupt- und Oberseminare sowie durch die Arbeit als Hiwi konnte ich in den folgenden zwei Jahren weiter in die Materie eindringen. Meine Zulassungsarbeit, eine qualitativ-empirische Untersuchung von Geschlechterrollen unter christlichen und muslimischen Jugendlichen, wurde schließlich mein erstes eigenständiges Projekt. Nach meinem ersten Staatsexamen im Frühjahr 2010 stand einer Stelle am Lehrstuhl sowie einer Promotion schließlich nichts mehr im Wege. Bei letzterer werde ich mich vor allem mit der empirischen Erfassung und persönlichen Determinanten interreligiöser Kompetenz beschäftigen.

Erich Garhammer Zweifel im Dienst der Hoffnung. Poesie und Theologie 320 Seiten; 24,80 EUR Echter Verlag, Würzburg 2011 (erscheint im Mai) Reiner Kunze setzt Papst Johannes XXIII. ein lyrisches Denkmal. Felicitas Hoppe rückt die Beichte in ein neues Licht. Hanns-Josef Ortheil geht den Kindheitsspuren seines Glaubens nach. Peter Handke trägt die Bibel bei seinen Fußmärschen mit und übersetzt sie ungewohnt anders. Thomas Hürlimann beschreibt seine katholische Sozialisation im Stift Maria Einsiedeln literarisch. Petra Morsbach überrascht mit einem modernen Pfarrerroman und Ralf Rothmann buchstabiert das Thema „Schuld“ auf neue Weise. Poesie und Theologie berühren sich – einander weder vereinnahmend noch verharmlosend, sondern in einem produktiven Spannungsverhältnis. Diesen überraschenden Begegnungen geht Erich Garhammer nach, ein ausgewiesener Kenner auf dem Grenzgebiet von Literatur und Theologie.

Wolfgang Weiß (Hg.) Würzburger Diözesangeschichtsblätter, Band 72 738 Seiten Würzburg 2010 Der Jahresband 2010 der Würzburger Diözesangeschichtsblätter ist Dr. Dr. h.c. Adolf Bauer zu seinem 65. Geburtstag und dem damit verbundenen altersbedingten Abschied als Finanzdirektor des Bistums Würzburg gewidmet. In den Beiträgen spiegeln sich auch verschiedene Aspekte seines Lebens und Wirkens wider: zum einen beschäftigen sich zwei Beiträge mit seinem Geburtsort Thüngersheim und seiner Wirkstätte Würzburg, andere Beiträge setzen sich mit der Kunst und ihrer Förderung auseinander. Im Weiteren sind Artikel u.a. zu Bischof Adalbero zu dessen Jubiläumsjahr 2010, zum geistlichen Komponisten Valentin Rathgeber oder zur Entwicklung der „Theologie im Fernkurs“ an der Katholischen Akademie Domschule in den letzten 20 Jahren zu finden.

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Erich Garhammer (Hg.) Theologie, wohin? Blicke von außen und von innen (= Würzburger Theologie 6) 280 Seiten; 24,80 EUR Echter Verlag, Würzburg 2011 Die Theologie erlebt nicht nur von innen durch den Bolognaprozess an den Universitäten eine Umgestaltung. Auch von außen ist sie immer wieder gefragt, aber auch in Frage gestellt.Wolfgang Frühwald, der ehemalige Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Humboldtstiftung, skizziert die unverzichtbare Bedeutung der Theologie an der Universität. Dietmar Willoweit, der Präsident der Bayer. Akademie der Wissenschaften, konstatiert Tendenzen einer aggressiven Religionskritik und fordert von den Religionen, ihr Verhältnis zu den Wissenschaften neu zu klären.Die Vertreter der theologischen Disziplinen an der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Würzburg entfalten auf diesem Hintergrund ihr Fachverständnis. Theologie ist gefragt innerhalb und außerhalb der Universität – das ist das Ergebnis dieses Bandes, der aus einer Ringvorlesung der Fakultät erwachsen ist. Heribert Hallermann Katholische Theologie im Bologna-Prozess. Gesetze, Dokumente, Berichte (= Kirchen- und Staatskirchenrecht 13) 400 Seiten; 49,90 EUR Schöningh Verlag, Paderborn / München / Wien / Zürich 2011 (im Erscheinen) Der Bologna-Prozess ist auch bei Verantwortlichen für theologische Studiengänge auf eher verhaltene Begeisterung gestoßen: Umstrukturierungen beanspruchen personelle und finanzielle Ressourcen, Informationsdefizite verunsichern und führen zu Fehlentwicklungen. Das Buch will deshalb vor allem informieren.In vier Hauptteilen werden die Informationen zusammengestellt: Zuerst werden grundlegende Dokumente zum kirchlichen Hochschulrecht sowie zum Verfassungs- und Staatskirchenrecht in Deutschland versammelt. Im zweiten Teil werden Basisdokumente zum Bologna-Prozess präsentiert. Der dritte Teil betrachtet die Aktivitäten des Apostolischen Stuhls im Bologna-Prozess. Der vierte Teil ist der Umsetzung im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz gewidmet. Als methodische Hilfen werden zur Verfügung gestellt: Die Einleitungen zu den einzelnen Teilen, ein Glossar zu zentralen Begriffen des Bologna-Prozesses, ein ausführlicher Wortindex sowie Verweise auf weiterführende Literatur und Links. Stephan Ernst Anselm von Canterbury (= Zugänge zum Denken des Mittelalters 6) 176 Seiten; 14,80 EUR Aschendorff Verlag, Münster 2011 Anselm von Aosta (1033–1109), Mönch und Abt im Kloster Bec, später Erzbischof von Canterbury, gehört zu den prägenden Vordenkern der mittelalterlichen Philosophie und Theologie. In einer Zeit, in der – neben der Autorität – die menschliche Vernunft ihre eigenständige Bedeutung für die Begründung des Glaubens beansprucht, möchte Anselm dadurch „Einsicht in den Glauben“ (intellectus fidei) gewinnen, dass er die Wahrheit der zentralen Glaubensaussagen „allein mit der Vernunft“ (sola ratione) und „mit notwendigen Gründen“ (rationibus necessariis) aufzuweisen versucht. Der „ontologische“ Gottesbeweis, aber auch seine Satisfaktionslehre haben eine breite Wirkungsgeschichte bis in die Neuzeit hinein entfaltet und das Interesse der gegenwärtigen Philosophie und der systematischen Theologie gefunden. Die vorliegende Einleitung in Leben, Werk und Denken Anselms soll im Sinne der „Zugänge“ geeignete Hilfsmittel für das selbständige Studium und die eigene Erschließung der Schriften des „Vaters der Scholastik“ bereitstellen.

Impressum Herausgeber des Vereinsblatts: Verein der Freunde und Förderer der Katholisch-theologischen Fakultät der Julius-MaximiliansUniversität Würzburg e.V., gegründet am 28. Juli 2006, Sanderring 2, D-97070 Würzburg, Internet: www.freunde-theologiewuerzburg.de, E-Mail: [email protected] Erscheinungsweise: zweimal jährlich, jeweils zu Semesterbeginn. – Bankverbindung: Liga Bank (BLZ 750 903 00), Kto.-Nr.: 30 12 190. – Vorstand: Vorsitzender: Prof. Dr. Wolfgang Weiß, Sandering 2, 97070 Würzburg – 2. Vorsitzende: Astrid Schilling, Paradeplatz 4, 97070 Würzburg - Kassenführer: Prof. Dr. Stephan Ernst, Paradeplatz 4, 97070 Würzburg – Schriftführer: Prof. Dr. Heribert Hallermann, Paradeplatz 4, 97070 Würzburg – Druck: Vinzenz Druckerei und Schreinerei GmbH, Würzburg – Auflage: 200 – Verantwortlich: Prof. Dr. Stephan Ernst, Astrid Schilling, Andrea Lurz. Redaktionsschluss für das Vereinsblatt Nr. 9 ist der 31. August 2011.

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