Makkabi spielt in Wembley - TuS Makkabi Frankfurt eV
March 25, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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MITTENDRIN
Frankfurter Rundschau
Montag, 9. September 2013
69. Jahrgang
Nr. 209
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Nr. 209
Frankfurt europäisch Nicht nur die Profis der Eintracht spielen in dieser Saison international. Die D-Jugend des TuS Makkabi Frankfurt ist gerade erst vom Danone Nations Cup zurükgekehrt. Aus dem ehrwürdigen Wembley-Stadion in London.
Spendenrekord unter grauem Himmel 155 000 Euro für die Aids-Hilfe Frankfurt Von Eva Schneider
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Abenteuer Wembley TuS Makkabi spielte in London Von Jakob Blume
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ür die Jungs von TuS Makkabi Frankfurt ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Im Alter von elf bis zwölf Jahren haben sie zum ersten Mal vor etwa 25 000 Zuschauern gespielt. Noch besser: auf dem heiligen Rasen des englischen Fußballs, im Wembley-Stadion, dem zweitgrößten Stadion Europas, in dem sonst die englische Nationalmannschaft spielt. Es ist die D-Jugend des Frankfurter Vereins, dem die Fußballer-Weihe widerfährt. Die Kicker sind beim Weltfinale des Danone Nation Cups, einem internationalen Jugendturnier. „Als wir mit dem Bus auf das Stadion zugefahren sind, sind alle aufgestanden und haben gestaunt“, beschreibt Coach Sandro Huberman die ersten Eindrücke. „Da haben die Jungs gemerkt, was sie erreicht haben“, ergänzt sein Trainer-Kollege Max Eilingsfeld. Der Weg nach Wembley war lang. Zunächst setzte sich Makkabi beim Stadtentscheid in Frankfurt durch. Auch beim Deutschlandfinale des Danone Nation Cups waren die MakkabiJungs nicht zu stoppen. So durften sie am vergangenen Mittwoch zum Weltturnier nach England reisen, das die Veranstalter als inoffizielle Jugendweltmeisterschaft der unter Zehn- bis Zwölfjährigen bezeichnen. Die Mannschaft spielt zwar für einen jüdischen Verein – doch das zwölfköpfige Team ist eine bunte Truppe: Ein Spieler ist jüdischen Glaubens, die anderen sind Protestanten, Katholiken, oder Moslems. In England lief Makkabi als Team Deutschland auf. In der Gruppenphase ging es gegen Belgien, Indonesien und Irland. Den ersten Schock musste die Mannschaft jedoch schon bei der Eröffnungsfeier am Mittwochnachmittag verdauen: Bei einer Tanzeinlage verletzte sich Antonio am Knie, das erste Spiel gegen Irland am Donnerstag verfolgte er von der Bank aus. Was er dort sah, konnte seine Stimmung nicht aufhellen. Die Deutschen spielten zwar dominant und gingen früh durch ein Tor von Spielmacher Oscar in Führung. Doch immer wieder erwischten die langen Bälle der Iren die Makkabi-Abwehr auf dem falschen Fuß: Am Ende hieß es 3:1 für Irland. Auch beim 1:1 im zweiten Gruppenspiel gegen Belgien wäre mehr drin gewesen. In der dritten Partie, gegen die überraschend starken Indonesier sprang zwar ein 1:0 heraus. Das reichte aber nicht mehr für die A-Final-
Runde – wegen der Tordifferenz. So mussten die Trainer am Donnerstagabend einige Tränen trocknen. Die Trauer war jedoch schnell wieder verflogen, im B-Finale am Freitag schlugen sich die Jungs hervorragend. Nach zwei souveränen Siegen gegen Ukraine und Weißrussland musste sich das deutsche Team erst gegen ein starkes Südkorea im Neunmeterschießen geschlagen geben. „Das war eine gute Leistung heute. Wir sind alle zufrieden“, resümiert Malte. „Vor allem weil wir kein einziges Tor kassiert haben“, ergänzt Mannschaftskollege Oscar. Ein Höhepunkt am Freitag war das Treffen mit der FußballLegende Zinedine Zidane: „Das war richtig cool, er hat uns allen die Hand geschüttelt“, erzählt Tomi. Außerdem konnten alle noch ein Autogramm ergattern. Abseits des Fußballplatzes entwickelte sich derweil eine Freundschaft mit den Kickern aus Irland. Die zeigten sich als faire Gewinner und munterten die Jungs von Makkabi nach ihrer Niederlage auf. Die Deutschen revanchierten sich, indem sie die Iren in den übrigen Spielen anfeuerten. „Später haben wir zusammen auf dem Bus gewartet und gemeinsam gesungen“, berichtet der elfjährige Keith aus Irland. „Wir haben ihnen das Humba-Lied beigebracht sie uns ein irisches Lied“, erzählt Oscar. „Die Deutschen waren unser Lieblingsteam“, sagt der 12-Jährige Luke. Auch sonst verhielten sich alle Beteiligten auf und Abseits des Platzes sehr fair. „Es gab keine bösen Fouls und keine Trainer, die ausrasten“, sagte Coach Sandro Huber. Das letzte Platzierungsspiel ging dann wieder gegen Belgien. Doch nach einem 0:0 nach 20 Minuten hatten die Deutschen erneut Pech im Neunmeterschießen und belegten damit den 20. Platz. In der Fair-Play-Wertung kamen sie sogar auf den vierten Platz. „Sie haben ihr Bestes gegeben und müssen nicht traurig sein. So weit zu kommen ist schon toll“, sagt ein stolzer Vater nach dem Spiel. Er ist extra zum Final-Tag zusammen mit etwa 50 Makkabi-Fans angereist. Die Enttäuschung währte auch nicht lang und so feierten die Jungs ausgelassen bei der Players Party am Samstagabend, zusammen mit Cup-Gewinner Frankreich und den 30 anderen Nationen. Die Trainer Huberman und Eilingsfeld stehen nun vor der Herausforderung, die Jungs wieder zurückzuholen: Vom Wembley-Stadion zurück auf die Betramswiese.
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MITTENDRIN
Frankfurter Rundschau
Völkerverständigung: Gruppenfoto mit den chinesischen Spielern.
Gleich am Ball: Florian Deletioglu mit der 12.
DANONE GMBH (4)
Elf bis 15 Freunde sollt ihr sein: Frankfurter Kicker im Wembley-Stadion.
on einem bisschen Nieselregen, dunkelgrauem Himmel und glitschigem Boden lassen sich die Frankfurter nicht irritieren. Seit 14 Uhr am Sonntagnachmittag ist der Opernplatz gut gefüllt, genau 3543 Anmeldungen hat es schon im Vorfeld des „Laufs für mehr Zeit“ gegeben. Überall sind Stände aufgebaut – Essen, Trinken, Infos und T-Shirts gibt es dort. Dazwischen tummeln sich Läufer und jede Menge Zuschauer, die am Sonntag ein- und derselbe Zweck ins Nasse treibt: der gute. Es ist bereits das 18. Mal, dass Frankfurts Innenstadt zur Strecke für den Spendenlauf zugunsten der Aids-Hilfe umfunktioniert wird. „Der Lauf ist längst ein fester Termin im Kalender der Stadt. „Er ist eine richtige Demonstration der Solidarität und will sagen, dass hier niemand alleingelassen wird“, sagt Frankfurts Sportdezernent Markus Frank (CDU). Hier ist den ganzen Tag Programm. Diesmal gibt es für alle Läufer eine elektronische Zeiterfassung. Dazu muss man bei Start und Ziel auf eine Matte treten, so erhält jeder sein persönliches Ergebnis. „Ich achte auf meine Zeit, weil ich gerade mitten im Training für einen Marathon bin. Diese Strecke heute ist eine Herausforderung, da sie sehr kurvig ist. Da wird einem nie langweilig“, sagt Falko Görres. Nicht nur wegen der Kurven ist es ein spannender Streckenverlauf. Die Läufer passieren in weniger als einer halben Stunde so manche Sehenswürdigkeit der Stadt. Alte Oper, Börse, Eschenheimer Turm, Zeil, Konstablerund Hauptwache, Fressgass – das alles liegt an der fünf Kilometer langen Strecke, die auch verdoppelt werden darf. „Wir bleiben lieber bei der einfachen Strecke“, sagt Katri Stenger und lacht. Schon das fünfte Mal ist sie mit dabei und hat ihre Kinder Jonas, Timo und Elina gleich als Läufer mitgebracht. „Für uns ist das im-
mer ein schönes Familienevent.“ Julian und Maximilian laufen zusammen mit 220 Schülern, Lehren und Eltern des Heinrich-vonGagern-Gymnasiums mit. Die Schule hat sich extra knallgelbe T-Shirts besorgt. Das Vorstandsmitglied der Frankfurter Aids-Hilfe, Christian Setzepfandt, freut sich über die vielen Anmeldungen. „Heutzutage ist es möglich, mit Aids und HIV zu leben. Voraussetzungen hierfür sind ein funktionierendes Netzwerk und ineinandergreifende Hilfe für die Betroffenen. Um das zu schaffen, sind wir auf die Spenden angewiesen“, so Setzepfandt. Unterstützt wird die AidsHilfe in diesem Jahr wieder von vielen Firmen und von 150 ehrenamtlichen Helfern, die rund um den Lauf im Einsatz sind. „Von 6 bis 22 Uhr inklusive Feierabendbier geht für uns der Tag. Aber der Spendenlauf ist für die Helfer der Aids-Hilfe ganz selbstverständlich ein fixer Termin jedes Jahr“, sagt Tanja Charrier.
Viele Spenden Als um kurz nach 16 Uhr dann der Startschuss für die 5000-Meter-Strecke fällt, ist die Stimmung ausgelassen. An den Zuschauern zieht ein nicht abreißender Strom lächelnder und motivierter Gesichter vorbei. Schon nach knapp 15 Minuten erreichen die ganz Schnellen das Ziel vor der Oper. „Ich habe mir vorgenommen, als Erster anzukommen“, sagt Lienhard Hersel. Mission erfüllt. Doch ganz so verwunderlich ist es nicht – der 33-Jährige ist Vize-Europameister im Duathlon, also Laufen und Radfahren. Wenig später erreichen dann immer mehr Läufer die Ziellinie. Der Jüngste ist gerade mal sieben Jahre alt. Neben tollen Laufzeiten sind es am Ende allerdings andere Zahlen, die beeindrucken. Dank rund 4400 Teilnehmern und vielen Spenden von Sponsoren geht diesmal eine Summe von 155 000 Euro an die Aids-Hilfe-Frankfurt. Das ist Rekord.
Begehrt: Autogramme von Zinedine Zidane (rechts).
„Auf und neben dem Platz eine große Familie“ Der TuS Makkabi legt Wert auf guten Umgang, muss aber um bessere Bedingungen kämpfen / Viel Zulauf bei den Fußballern Von Jakob Blume
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in jüdischer Verein, in dem sich jeder wohlfühlt – egal welcher Religionsgruppe er angehört oder aus welchem Land er stammt: So beschreibt Max Eilingsfeld den TuS Makkabi. Der 24-Jährige ist dort seit mehr als acht Jahren Jugendtrainer im Bereich Fußball, obwohl er selbst nicht jüdischen Glaubens ist. Für die meisten im Verein ist das kein Problem. „Wir sind ein Religionsverein, kein Ortsverein“, betont Club-Präsident Alon Meyer. Der Verein wolle Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Frankfurt die Möglichkeit geben, Sport in einem jüdischen Verein zu
treiben. „Aber wir sind offen für alle Frankfurter.“ Diese Offenheit gilt allerdings nicht seit jeher, und auch heute noch gibt es Gemeindemitglieder, die die Öffnung des Vereins kritisch sehen.
Der 1965 gegründete Verein bietet Dutzende von Sportarten an Die sich etwa darüber wundern, dass eine Makkabi-Mannschaft zur Zeit des jüdischen Neujahrsfest an einem Samstag in London an einem internationalen Jugendfußballturnier teilnimmt. „Diese Leute sagen: Wir
verfehlen unser Ziel, das kann nicht Makkabi sein“, berichtet Meyer. Ihm jedoch gehe es darum, das Thema Glaube im Alltag zu normalisieren, die Religion jedoch nicht zu verlieren. Der 1965 gegründete Makkabi Frankfurt bietet Dutzende Sportarten an, von Basketball über Judo bis Schach. Doch mit etwa 20 Mannschaften ist die Fußballabteilung mit Abstand die größte und neben den Basketballern wohl auch die ambitionierteste Abteilung. In den letzten Jahren konnten immer wieder Mannschaften ihren Aufstieg feiern. In diesem Jahr gelang es der D-Jugend-Mannschaft von Sandro Huber
und Max Eilingsfeld, den Deutschland-Entscheid des Danone Nations Cup für unter Zwölfjährige zu gewinnen und zum Weltfinale nach London zu reisen. Einige Talente schaffen von Makkabi aus den Sprung zu den Profi-Vereinen der Region, wie der Eintracht, dem FSV und Mainz 05. Kein Wunder also, dass insbesondere die Fußballabteilung immer mehr Zulauf bekommt. Zwischen 70 und 80 Prozent der Vereinsmitglieder sind Jugendliche, berichtet Meyer. Trotz der Ambitionen achte man vor allem auf einen sozialen Umgang innerhalb der Mannschaften. „Das ist besonders in Frankfurt nicht selbst-
verständlich.“ Und auch Coach Max Eilingsfeld bestätigt: „Wir sind wie eine Familie – auf und abseits des Platzes.“
Die Makkabi-Sportler fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen Getrübt wird die Stimmung nur von den Trainingsbedingungen auf den Bertramswiesen im Stadtteil Dornbusch: „Wenn ich den Platz sehe, bekomme ich schlechte Laune“, sagt Max Eilingsfeld. Der NaturrasenPlatz nahe des Hessischen Rundfunks ist nicht umzäunt, es gibt we-
der Flutlicht noch ein Kunstrasenfeld. „Es gibt einfach keine Veränderungen“, klagt der langjährige Jugendleiter Huberman. In diesem Februar hat sich die Stadt zudem geweigert, den Platz nach dem Winter zu sanieren. „Ich weiß nicht warum uns von Seiten der Stadt Frankfurt solche Steine in den Weg gestellt werden“, wundert sich Meyer. „Es wird null investiert!“ Auf Mails und Anrufe reagiere das Sportamt nicht mehr. Für Makkabi steht damit die Zukunft der Jugend-Fußballarbeit auf dem Spiel, wie Eilingsfeld verdeutlicht: „Es gibt Spieler, die uns wegen des Platzes verlassen.“
Auf geht’s: das dichte Feld der Läufer für mehr Zeit.
MARTIN WEIS
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