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204. Ausgabe
3/2012 www.kindernothilfe.de
magazin Arbeit raubt Kindheit
Indonesien: Kinderarbeitern neue Perspektiven ermöglichen
Horn von Afrika: Katastrophenhilfe im Wandel Indiens Grüne Botschafter: Kinder kämpfen für intakte Umwelt Mit Leserbefragung Ihre Meinung ist uns wichtig!
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INHALT 3/2012
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KINDERNOTHILFE WELTWEIT
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AKTIV FÜR KINDER
04 Arbeit raubt Kindheit
10 Nachrichten
12 Spielzeug darf kein Luxus sein
16 Transparent
18 Katastrophenhilfe gestern und heute
17 Mitarbeiter im Profil
24 Die Grünen Botschafter
20 Engagement
Indonesien: Perspektiven für arbeitende Kinder
Südafrika: Bildung fängt mit Spielen an
Horn von Afrika: Humanitäre Hilfe im Wandel
Indien: Kinder kämpfen für eine intakte Umwelt
Aktuelles aus der Arbeit der Kindernothilfe
Warum Patenkinder wechseln
Christian Herrmanny, stellvertretender Pressesprecher
Eine Frau für alle Fälle: Karin Best gibt immer 150 Prozent
EDITORIAL > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
„Heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“...
Arbeit raubt Kindheit Yeni ist 13. Ihre Schulbildung musste sie bereits schweren Herzens abbrechen, nun droht ihr die ganze Kindheit abhandenzukommen. Denn täglich muss sie Steine klopfen, damit ihre Familie überleben kann. So wie ihr geht es auch über 200.000 weiteren Mädchen und Jungen auf der indonesischen Insel Nias. Über Leben, Leiden und Perspektiven der Kinder erfahren Sie mehr auf den Seiten 4 bis 9.
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SERVICE 11 Termine
... hat Martin Luther vorgeschlagen, wenn uns die Angst vor der Zukunft überfällt und die Welt erscheint, als ginge sie unter. Die Zukunft beschäftigt uns ständig. Sie soll besser werden. Es ist gut, vorauszudenken und zu planen. Gefährlich kann es werden, wenn wir dabei die Gegenwart aus dem Blick verlieren. Die Ziele der von uns geförderten Projekte sollen nicht erst später im Leben der Kinder Wirklichkeit werden, sondern heute schon ihr Leben verändern. In der Gegenwart muss sich zeigen, was später werden soll. Janusz Korczak, der polnische Kinderarzt, Wegbereiter der Kinderrechte und Märtyrer im KZ Treblinka, hat 1928 das „Recht des Kindes auf den heutigen Tag“ gefordert. Das öffnet den Blick auf die Zukunft. Kindheit ist eine eigene Zeit und mehr als die Vorbereitungszeit auf das spätere Leben. Der oft zitierte Satz, „Kinder sind unsere Zukunft“ entpuppt sich oft als Projektion von Erwachsenen und bürdet den Kindern die Last der Zukunft auf. Daher ist es dringlich, das Recht der Kinder auf das Heute zu betonen. In Indien entwickelt sich eine Bewegung von Kindern, die heute dafür eintreten, in einer gesunden Umwelt aufwachsen und leben zu können. Sie fangen bei sich selbst, ihren Familien und Dörfern an und verändern ihre Lebensbedingungen. Kinder auf Nias werden ihrer Kindheit beraubt, weil sie wie Erwachsene schwer arbeiten müssen. Die Chancen ihrer Kindheit zerbrechen darunter. Hier wie in Indien stehen unsere Partner an der Seite der Kinder und planen, was sich jetzt verändern lässt auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Lesen Sie dazu die beiden bewegenden Artikel. Die Gegenwart als Hoffnung und Verantwortung anzunehmen, klingt in der Bitte des Vaterunsers an: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Jesus vertröstet nicht auf eine ferne Zukunft, sondern macht Mut zu handeln und darauf zu vertrauen, dass Gott heute für uns sorgt. So schauen wir mit Ihnen, den Paten, Spendern und den Kindern in aller Welt, zuversichtlich nach vorne. Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre Freude, Nachdenklichkeit und neues Vertrauen in das Leben. Mit herzlichem Dank und Grüßen
28 Pinnwand 31 Rufnummern / Konten
Bild des Quartals / Impressum
Titelbild: Christian Herrmanny
Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender PS: Ihre Meinung ist uns wichtig! Wir möchten unser Magazin noch mehr auf Ihre Interessen und Wünsche abstimmen – dazu brauchen wir Ihre Hilfe: Machen Sie mit bei unserer Leserbefragung! Die Unterlagen finden Sie im beiliegenden Umschlag. Herzlichen Dank!
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INDONESIEN > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
PROJEKT-NR.: 28719/AA/13
Arbeit raubt Kindheit Yeni ist 13. Ihre Schulbildung musste sie bereits schweren Herzens abbrechen, nun droht ihr noch die ganze Kindheit abhandenzukommen. Denn täglich muss sie Steine klopfen, damit ihre Familie überleben kann. So wie ihr geht es auch über 200.000 weiteren Kindern auf der indonesischen Insel Nias. Die Action!Kidz wollen ihnen neue Perspektiven geben. Ein rhythmisches Klacken beherrscht die Szenerie. Metall schlägt auf Stein, dutzendfach, ohne Unterbrechung. In unterschiedlichem Tempo bearbeiten Hämmer große wie kleine Kieselsteine, die von Kindern aus dem Fluss geholt wurden. Schon Sieben- oder Achtjährige ziehen schwer beladene Schubkarren in Richtung Ufer. Dann werden die harten Brocken zu Schotter zerkleinert – große Steine zerhauen die Eltern, kleinere ihre Kinder. Stundenlang, Tag für Tag. Außer dem Klopfen ist kaum etwas zu hören – obwohl hier am Ufer des Sinoto River, im Norden der indonesischen Insel Nias, rund 50 Kinder arbeiten, erschallt kein Lachen. Die Gesichter wirken manchmal
kommen der Familie reicht gerade so zum Überleben – aber nur wenn die ganze Familie mitarbeitet. „Ich bin bis zur vierten Klasse in die Schule gegangen“, berichtet Yeni, und ein Lächeln huscht über ihr von Steinstaub und Schweiß verschmiertes Gesicht. „Ich musste aufhören, weil mein Vater krank wurde. Aber ich würde gern wieder in die Schule gehen.“ Und selbstbewusst fügt die 13-Jährige hinzu: „Ich war fleißig in der Schule!“ Doch Unterricht ist auf Nias ein Privileg. Zwar wurden die für viele Familien unerschwinglichen Schulgebühren Anfang des Jahrtausends abgeschafft, doch die lokalen Schulbehörden erfanden mit Buchgeld und hohen Prüfungs-
Bildung hat hier keine Priorität, Kinderarbeit hingegen eine lange Tradition konzentriert und viel häufiger müde. Seit dem frühen Morgen sitzen die Kinder in der Sonne und zertrümmern mit ihren schwieligen Händen die Flusskiesel. Es ist heiß, Moskitos warten im Schatten der Bäume auf die Dämmerung. Erst bei einsetzendem Sonnenuntergang, gegen halb sechs am Nachmittag, ist das Tagwerk geschafft. Einige Kinder haben dafür nicht einmal Werkzeug, sondern nutzen einen schweren Stein als Hammer. Nicht jeder Schlag sitzt. „Manchmal treffe ich auch meine Hand, und es blutet“, erzählt die 13-jährige Yeni. Wenn es sehr schlimm ist, dann darf sie nach Hause gehen. Das bedeutet aber auch einen Verdienstausfall für ihre Familie. „Mein Vater ist schwer krank, der ist zu Hause“, sagt Yeni. Früher saßen beide Eltern hier am Fluss und produzierten Schotter für den Straßenbau und die Zementherstellung. Heute kann der Vater nur noch im Bett liegend Fischernetze knüpfen. Das Ein-
gebühren neue Einnahmequellen. Dazu kommen die obligatorischen Schuluniformen. Auch sie kosten Geld, das die meisten Familien auf der von Landwirtschaft und Fischerei geprägten Insel im Westen Indonesiens nicht haben. Und: Solche Kosten werden auf Nias, dem ärmsten Bezirk Nord-Sumatras, vielfach auch als überflüssig angesehen: Trotz einer staatlichen Schulpflicht von neun Jahren hat Bildung in der Bevölkerung keine Priorität, Kinderarbeit hingegen eine lange Tradition. Indonesien, der Inselstaat mit rund 245 Millionen Einwohnern, ist eines der kinderreichsten Länder der Erde. Doch Kinder werden vielfach vor allem als wirtschaftliche Kraft der Familien angesehen. Eigene Bedürfnisse müssen den ökonomischen Erfordernissen weichen. Für die Kinder ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie zum Familieneinkommen beitragen und helfen, das tägliche Überleben ihrer Gemeinschaft zu sichern.
Fotos: Christian Herrmanny
Medan Nias Padang
Jakarta
Pontianak Surabaya
Biak
Makassar
Indonesien
Nicht jeder Schlag sitzt: Yenis Arbeit endet oft auch mit blutigen Fingern.
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Nur weil Citra im Steinbruch täglich ihre Gesundheit riskiert, können ihre jüngeren Geschwister zur Schule gehen.
Yenis Familie erhält zwar nur wenig Geld für den kleinen Steinhaufen, den die Mutter mit ihren Kindern an diesem Tag geschafft hat, doch ob ein Erwachsener oder ein Kind die harten Steine mühevoll aus dem Fluss geschleppt und anschließend zerschlagen hat, spielt bei der Abrechnung für den Besitzer des Stein-
dizinische Versorgung des Vaters. Auch wenn ein Kind an Malaria, Durchfall oder einem der weit verbreiteten Infekte erkrankt, bleiben Arztbesuche und Medikamente unerschwinglich. Die Kindersterblichkeit auf Nias ist hoch. Citra ist 15 Jahre alt. Sie arbeitet schon seit Jahren mit ihrem Vater im Stein-
ist hart, mit den Steinen zu arbeiten, sie sind schwer und spitz“, sagt sie. „Aber ich helfe meinen Eltern trotzdem gern. Ich koche morgens und abends, wasche die Teller ab und fege das Haus. Meine Mutter kümmert sich um meine kleinen Geschwister.“ Zehn Kinder müssen Citras Eltern versorgen. Die beiden ältesten
Die Arbeit ruiniert ihre Gesundheit und verletzt ihre Seele bruchs keine Rolle. Die Kleinen verdienen also das Gleiche wie die Großen – auch wenn es gerade fürs Überleben reicht. Yenis Ernährung ist einseitig, besteht vor allem aus Kochbananen, Reis und Kokosnüssen. Nur selten wird eines der um die karge Holzhütte laufenden Hühner geschlachtet. Den Schulbesuch der Kinder kann sich Yenis Familie vom geringen Lohn ebenso wenig leisten wie eine me-
bruch. Nur ein paar hundert Meter hinter der Hütte schlägt der drahtige Mann mit Spitzhacke und Vorschlaghammer große Brocken aus dem Berg. Das Gestein ist hier vergleichsweise weich, doch die Kanten sind messerscharf. Citra wirft die herausgebrochenen Steine den Berg hinunter, wo das Mädchen sie später zu Schotter zerschlagen wird. An den Füßen trägt sie ein ausgetretenes Paar Badeschlappen. „Es
Brüder wohnen inzwischen in der Nähe der Inselhauptstadt Gunung Sitoli und arbeiten dort. Weil Citra täglich fleißig mit anpackt, können drei ihrer jüngeren Geschwister zur Schule gehen. Die kleine Schwester bekam Citras Schuluniform, das Einkommen reicht exakt für die Prüfungsgebühren von drei Kindern. Citras Vater macht eine kurze Pause, die Mittagssonne hat den Steinbruch enorm
PROJEKT-NR.: 28719/AA/13 aufgeheizt. Das Mädchen setzt sich in den Schatten und klopft die großen Steine in möglichst kleine Stücke. Die geografische Lage der Insel Nias ist einerseits ein Fluch: Drei große Teile der Erdkruste stoßen hier, zwischen Asien und Australien, aufeinander, was immer wieder zu schweren Erd- und Seebeben führt. Andererseits ist Citras Vater dankbar, dass die Steine aus seinem Steinbruch für ständige Ausbesserungsarbeiten im Straßenbau dringend benötigt werden. Schwere Lkws quälen sich pausenlos die holprigen Pfade hoch in die Berge, um neues Baumaterial für Straßen und Häuser abzuholen. Von einer Lkw-Ladung mühsam zerkleinerter Steine kann die Familie eine ganze Woche leben. Fast zwei Millionen Kinder arbeiten in Indonesien wie Citra und Yeni unter unzumutbaren Bedingungen, nicht nur in Steinbrüchen. Die Kinder müssen in der Fischerei oft wochen- oder gar monatelang auf hoher See bleiben – außerhalb ihres Hoheitsgebiets, wie die Staatsmacht Indonesiens betont. Deswegen könne man nichts dagegen unternehmen. Kinder werden in Haushalten als billige Arbeitskräfte eingesetzt, nicht selten werden sie geschlagen, misshandelt, missbraucht. Doch da sie im schwer kontrollierbaren „privaten Bereich“ arbeiten, interveniert die Regierung auch hier nicht. Kinder arbeiten in der Landwirtschaft, in der Industrie, in der Gastronomie, als Straßenverkäufer. Sie müssen zu lange und zu schwer arbeiten. Die Arbeit ruiniert ihre Gesundheit, verletzt ihre Seele, verhindert, dass die Kinder Zeit finden fürs Lernen und Spielen. Und immer wieder sterben Kinder sogar während ihrer Arbeit: Sie werden von herunterfallenden Steinen erschlagen oder im Urwald, wo sie bei der Kautschukernte eingesetzt werden, von Wildschweinen und giftigen Tieren angegriffen. Eine staatliche Aufsicht bekommt von diesen dramatischen Auswirkungen der Kinderarbeit meist gar nichts mit. Denn geschätzte 60 Prozent der Geburten in Indonesien werden gar nicht registriert. Auf der Insel Nias leben sogar rund 80 Prozent der Kinder ohne offizielle Identität – und oft auch ohne jedwedes Recht. Hier ist ein wichtiger Ansatzpunkt der Arbeit der Kindernothilfe: Gemeinsam mit dem lokalen Partner PKPA (Pusat Kajian Dan Perlindungan Anak; zu Deutsch: Zentrum für Kindesstudien und Kindesschutz) wurden auf Nias bereits ein großes Zentrum für schutzbedürftige Mädchen und Jungen und sogenannte „Kinderfreundliche
Fast zwei Millionen Kinder arbeiten in Indonesien unter unzumutbaren Bedingungen.
Yeni und ihre Schwester laden Steine aus dem Fluss und transportieren sie ans Ufer.
Erschöpft nach einem harten Arbeitstag: Citra.
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INDONESIEN > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012 Dörfer“ gegründet. In diesen Dörfern verpflichten sich die Familien, dass jedes Kind eine Geburtsurkunde erhält, es besucht einen Kindergarten und erhält medizinische Versorgung, natürlich wird auch der kostenfreie Schulbesuch ermöglicht. Darüber hinaus aber veranstaltet PKPA Aufklärungskampagnen und Veranstaltungen zum Thema Kinderrechte. Die ganz neue Sicht auf Kinder strahlt mit großer Kraft in benachbarte Dorfgemeinschaften. So sollen viele Familien dafür gewonnen werden, ihre Kinder keinen gefährlichen Arbeiten mehr auszusetzen. Außerdem sollen sie die tägliche Arbeitszeit der Minderjährigen zumindest so begrenzen, dass Bildung möglich bleibt oder wird. Die von der Kindernothilfe unterstützte Arbeit des Partners PKPA geht aber noch deutlich weiter: Politiker werden für das Thema Kinderrechte ebenso sensibilisiert wie Verantwortliche in Wirtschaft und Schule. Faire Löhne, die es den Eltern erlauben, ihre Kin-
„Ich möchte Lehrerin werden – um Kinder schlau zu machen“ der von gefährlichen und schädlichen Tätigkeiten fernzuhalten, sind ein weiterer wichtiger Faktor, für den PKPA kämpft. Darüber hinaus bietet die Organisation älteren Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, versäumten Schulstoff nachzuholen oder eine Ausbildung zu machen. Citra erinnert sich gerne an die Zeit zurück, in der sie jeden Tag Unterricht erhielt. „In die Schule würde ich gerne wieder gehen. Die Schule mag ich sehr gern“, sagt die 15-Jährige. „Aber wir sind arme Leute und jeder muss mithelfen. Ich will unbedingt meinen Eltern bei der Arbeit helfen.“ Der lange Weg hin zu einem kinderfreundlichen Leben, das die Gesundheit schützt, die Armut vermindert und Bildung ermöglicht, kann durch das Engagement der Kindernothilfe jetzt endlich beginnen. Dann erfüllt sich vielleicht auch Yenis großer persönlicher Wunsch: „Ich möchte später gerne Lehrerin werden. Weil ich Kinder schlau machen möchte.“ Yenis und Citras Geschichte in bewegten Bildern: www.actionkidz.de Christian Herrmanny, stellvertretender Pressesprecher
[email protected]
Auf Kautschukplantagen besteht die Gefahr, dass die Kinder von Wildschweinen oder giftigen Tieren angegriffen werden.
Der Einsatz der Action!Kidz In diesem Jahr setzt sich die Kindernothilfe-Kampagne „Action!Kidz – Kinder gegen Kinderarbeit“ für Mädchen und Jungen wie Yeni und Citra ein, die in Indonesien schwer schuften müssen. Kinder und Jugendliche aus Deutschland arbeiten bei Freunden, Nachbarn oder Unternehmen, im Tausch erhalten sie eine Spende für das Projekt. 2011 galt das Engagement Gleichaltrigen in Sambia und am Horn von Afrika. 6.200 Kinder sammelten dabei über 90.000 Euro. Die Action!Kidz der Duisburger Grundschule Albert-Schweitzer-Straße gehörten nicht nur zu den erfolgreichsten Gruppen, sondern hatten auch noch großes Glück: Sie gewannen den Hauptpreis der Kampagne: ein exklusives Konzert der Band Culcha Candela. Mehr Infos: www.actionkidz.de
Foto: Christian Herrmanny
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NACHGEFRAGT> KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
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Nachgefragt bei Mirsan Lubis
Kindernothilfe-Partner PKPA
Starke Kinder gestalten Zukunft! Für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention
UN-Kinderrechtskonvention, Artikel 9: Kinder haben das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein. Mirsan Lubis vom Kindernothilfe-Partner Pusat Kajian Dan Perlindungan Anak (PKPA)
Rund 400.000 Kinder leben auf der indonesischen Insel Nias. 60 Prozent von ihnen müssen arbeiten wie erwachsene Vollzeitkräfte: auf Reisfeldern, Gummibaumplantagen, in Steinbrüchen, in Geschäften, auf dem Meer – und viele zusätzlich noch im eigenen Haushalt. Für Schule bleibt manchmal noch Zeit, für ihr Recht zu spielen aber so gut wie nie. Wir sprachen über dieses Problem mit Mirsan Lubis vom Kindernothilfe-Partner PKPA.
Gibt es Kindergärten auf Nias? Die Zahl der Kindergärten ist sehr, sehr gering. Es gibt bestenfalls eine Spielgruppe pro Unterdistrikt, aber längst nicht in jedem Dorf: Nur sieben Prozent der Kinder zwischen zwei und fünf Jahren haben Zugang zu einem Kindergarten oder einer Spielgruppe. Alle anderen bleiben zu Hause oder gehen mit ihren Eltern auf die Reisfelder, die Plantagen oder in die Steinbrüche.
Herr Lubis, wie sieht die Freizeit von arbeitenden Kindern auf Nias aus? Die meisten Kinder haben keine Freizeit, besonders jene nicht, die vormittags zusätzlich zur Schule gehen. Ihre tägliche Routine ist geprägt vom Arbeiten vor dem Unterricht, wenn sie das Vieh füttern oder im Haushalt helfen. Nach der Schule und einem schnellen Mittagessen ziehen sie dann die Schuluniformen aus und arbeiten bis etwa 18 Uhr. Wenn ein Kind nicht oder nicht mehr zur Schule geht, arbeitet es normalerweise von morgens bis abends. Nur an den wöchentlichen Markttagen, wenn es die Produkte verkauft hat, die seine Familie anbaut oder die es im Dschungel erntet, dann hat das Kind vielleicht etwas früher frei.
Sehen die Eltern denn die Notwendigkeit von Freizeit als Kinderrecht? Nein, die meisten Eltern kennen dieses Recht nicht. Die Tradition, aber auch fehlende Erziehungskonzepte führen dazu, dass Eltern denken, Kinder arbeiten zu lassen sei ein gutes Mittel, mit dem sie Unabhängigkeit und Verantwortung erlernen. Zu spielen und mit Gleichaltrigen einfach nur zusammen zu sein, wird vielfach als Zeitverschwendung angesehen.
Kinder brauchen Zeit zum Spielen, Singen, Tanzen und Toben. Welchen Ausgleich haben denn die arbeitenden Kinder? Diese Kinder haben oft nur am Sonntag nach dem Gottesdienstbesuch die Möglichkeit sich zu erholen und mal ein bisschen zu spielen, Sport zu treiben oder, wenn sie nicht zu ländlich wohnen, auch lokale Touristenziele zu besuchen.
Was kann Ihre Organisation PKPA gegen diese Zustände tun? Seit wir vor sieben Jahren auf Nias mit unserer Arbeit angefangen haben, machen wir auf die Rechte der Kinder aufmerksam. Wir haben damit begonnen, in den Dörfern Kinderhäuser und Spielplätze einzurichten. Hier können die Kinder ihre Talente ausleben, kreativ werden und mit Gleichaltrigen spielen. Und sie entwickeln auch Ideen, um Politiker und andere Verantwortliche in der Gesellschaft auf ihre fundamentalen Kinderrechte aufmerksam zu machen. Was sind Ihre langfristigen Vorstellungen von einer Kindheit in Indonesien?
Wir wollen, dass alle Kinder alle ihre Rechte wahrnehmen können. Und unsere sogenannten „Child Friendly Villages“ (Kinderfreundliche Dörfer) bieten einen Lösungsweg zu diesem noch weit entfernten Ziel. Vier Probleme müssen besonders dringend gelöst werden: Die Geburtenregistrierung, der Zugang zu – finanziell erschwinglicher – Bildung, eine bessere Gesundheitsversorgung einschließlich der sicheren Ernährung aller Kinder und eine Gesetzesreform zum Schutz jener Kinder, die Opfer von Misshandlungen wurden oder mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Christian Herrmanny, stellvertretender Pressesprecher
[email protected]
Spielen kam in Yenis Leben bisher viel zu kurz.
Foto: Christian Herrmanny
Foto: Christian Herrmanny
ke Kinder gestalten Zukunft!
Starke Kinder gestalten
die Umsetzung UN-Kinderrech Für die Für Umsetzung der der UN-Kinderrech
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NACHRICHTEN > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
NACHRICHTEN
Aktuelle Meldungen finden Sie täglich unter www.kindernothilfe.de
Mach deinen Treffer gegen Kinderarbeit!
Fotos: Bastian Strauch
Fußball-Promis unterstützen Action!Kidz
Auch die Fußball-Promis Olaf Thon, Linda Bresonik, MSVMaskottchen Ennatz und die Action!Kidz haben ihn gemacht: ihren Treffer gegen Kinderarbeit. Am Tag gegen ausbeuterische Kinderarbeit (12. Juni) gaben wir Passanten in der Duisburger Innenstadt die Möglichkeit, mit uns ein Zeichen zu setzen gegen die dramatischen Arbeitsbedingungen, unter denen 115 Millionen Kinder weltweit leiden. An einer Torwand landeten Passanten und Promis über 50 Treffer gegen Kinderarbeit, zudem nahmen sie an einer großen Aufklärungsaktion teil.
Die Action!Kidz putzten eifrig Schuhe der Passanten und sammelten so Geld für ein Projekt in Indonesien (S. 4-9). An einem „Kinderarbeit-Parcours“ konnte man ganz plastisch erfahren, wie hart und gefährlich etwa die manuelle Produktion von Streichhölzern ist, die viele Kinder verrichten müssen. Weltmeisterin und Kindernothilfe-Botschafterin Linda Bresonik, Weltmeister von 1990 Olaf Thon und MSV-Maskottchen Ennatz waren sich einig: Die Aktion war ein Volltreffer!
Mit ästhetischem Protest haben Schüler des Berliner Andreas-Gymnasiums Anfang Juni tiefe Abgründe aufgedeckt: Direkt vor dem Brandenburger Tor kreierten sie mit der Straßenmalerin Marion Ruthardt ein tiefes Loch, um die bis dahin noch nicht gesicherte Finanzierung des „Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria“ zu symbolisieren. Mit dieser Aktion unterstützten sie die Kindernothilfe und das Aktionsbündnis gegen Aids, die die Bundesregierung aufgefordert hatten, mindestens 200 Millionen Euro für den Globalen Fonds in den Bundeshaushalt 2013 einzustellen. Genau das tat sie dann auch endlich am 29. Juni. Ein Ausbleiben der Zahlungen hätte fatale Folgen gehabt: In Malawi, Südafrika und Kenia etwa hätten bereits geplante therapeutische Programme gegen die lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten Aids, Tuberkulose und Malaria auf Eis gelegt werden müssen. www.aids-kampagne.de
Foto: Frank Mischo
Versprechen halten – Finanzloch füllen!
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Seit vier Jahrzehnten arbeitet Rolf-Robert Heringer für die Kindernothilfe – und kann auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken: 1972 begann der Duisburger als Sachbearbeiter in der Buchhaltung, seit 1989 ist er im Vorstand und seit 1995 dessen stellvertretender Vorsitzender. Zum Dienstjubiläum am 23. Mai gratulierten nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch Freunde, Familie und Gremienvertreter. „Du bist ein Mann der Zahlen, weil man auf dich zählen kann“, so Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandvorsitzender der Kindernothilfe, bei seiner Festrede: „Deine Arbeit wird angetrieben von der Wertschätzung für Kinder.“ Und mit Blick auf die vielen anwesenden Mitarbeiter fügte er hinzu: „Du wurdest und wirst nicht nur gebraucht, sondern auch gemocht. Du bist die Seele der Kindernothilfe.“ Mehr als 200 Gäste hatten sich in der Duisburger Jesus-Christus Kirche eingefunden, um Rolf-Robert Heringer ihre Glückwünsche zu überbringen. Der Jubilar selbst betonte: „Die Kinder nothilfe ist für mich Heimat geworden, und ich bin allen hier sehr dankbar, dass sie sich so sehr für die Kinder in der Welt einsetzen.“
Foto: Ralf Krämer
„Die Kindernothilfe ist für mich Heimat geworden“
Rolf-Robert Heringer (r.) mit dem Duisburger Pfarrer und Verwaltungsratsmitglied Dietrich Köhler-Miggel
Pakistan will Kinderarbeit für Unter-14-Jährige verbieten
Foto: Ralf Krämer
Die pakistanische Regierung plant, Kinderarbeit generell für Unter-14-Jährige zu verbieten. Bislang sahen die Gesetze des Landes nur ein Verbot von Kinderarbeit in bestimmten Sektoren wie etwa Minenarbeit vor. „Das ist zwar eine kleiner Schritt in die richtige Richtung“, kommentiert Zarina Jillani, Direktorin der lokalen Kinderrechtsorganisation Sparc, die sich mit der Kindernothilfe schon seit vielen Jahren für ein komplettes Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit in Pakistan einsetzt. „Ausreichend ist dieser Vorstoß aber noch längst nicht, um fundamentale Rechte für Kinder in Pakistan zu verwirklichen.“ Die Kinderrechtskonvention schreibt ein Recht auf Bildung für alle Kinder vor – also für Mädchen und Jungen bis 18 Jahren. „Allein das könnte Pakistan mit seinem geplanten neuen Gesetz nicht gewährleisten“. Der Handlungsbedarf ist derweil riesig: Von 2000 bis 2008 ist die Zahl der arbeitenden 10- bis 14-Jährigen in Pakistan von 10,9 auf 13,6 Prozent gestiegen. Der ganze Kommentar von Zarina Jillani: www.blog.kindernothilfe.org/de/
TERMINE
Siehe auch www.kindernothilfe.de/Rubriken/Service/Termine
Weltkindertagsaktionen unserer Arbeitskreise München Sa 22.9., 13-18 Uhr
Infostand mit Aktionen für Kinder, Fußgängerzone vor Hettlage,
Berlin So 23.9., 13-18 Uhr ganztägig: Info-Stand, Potsdamer Platz Wiesbaden So 23.9., 13-18 Uhr
Info- und Aktionsstand, Schlossplatz
Bundesweit: Klima-Aktionstag 22.09.2012: „Wir sind Energiewende!" Unter dem Motto „Wir sind Energiewende“ findet der diesjährige KlimaAktionstag am 22.9.2012 statt. Auf www.klima-bewegen.de können eigene Aktionen eingetragen werden. Dort gibt es auch Aktionstipps und einen Rückblick auf die „klimabewegten“ Projekte der vergangenen Jahre. Deutschlandweit wird es bunte und vielfältige Aktionen für einen ambitionierteren Klimaschutz geben.
SÜDAFRIKA > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
Foto: Kindernothilfe
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Spielzeug darf kein Luxus sein Im südafrikanischen Grahamstown stellt eine Hilfsorganisation Kindern in Pretoria
Townships Spielzeug zur Verfügung. So erlernen sie wichtige Fähigkeiten, die sie
Johannesburg
brauchen, um später in der Schule Erfolg zu haben. Durban
Im Spielzentrum ist jede Menge los: In der einer Ecke legen zwei Kinder ein Puzzle zusammen, in der anderen stürzt gerade ein Turm aus Bauklötzen zusammen, und mitten im Zimmer wird eine Puppenfamilie bekocht. Die jüngsten Kinder sind gerade mal ein Jahr alt, die ältesten kommen bald in die Schule. Drei Vormittage in der Woche hat das Spielzentrum in dem Township vor den Toren der südafrikanischen Universitätsstadt Grahamstown geöffnet. In dem bunt bemalten, großen Raum finden Townshipkinder Spielsachen, die sich ihre Eltern niemals leisten könnten. Denn für so einen „Luxus“ wie Spielsachen haben die meisten Menschen in den Townships einfach kein Geld – hier ist jeder froh, wenn er überlebt. Dabei sind Spielsachen kein Luxus, sondern sehr wichtig: „Die Kinder entwickeln beim Spielen die Fähigkeiten, die sie später brauchen, um in der Schule Erfolg zu haben. Wer als kleines Kind nicht lernt, seine Finger zu koordinieren, wird es später schwer haben, einen Stift zu halten und damit zu schreiben“, erklärt Cathy Gush, die die kleine Hilfsorganisation Centre for Social Development (CSD) leitet. CSD hat für die AusGrahamstown
Südafrika
stattung des Spielzentrums gesorgt und will vor allem Vorschulkinder unterstützen. „Dies ist die frühstmögliche Stufe, um mit Bildung anzufangen. Und es ist die wichtigste Stufe, denn in dieser Phase werden die Grundlagen gelegt.“ Vatiswa Jony zeigt gerade einer jungen Mutter, wie sie ihrer zweijährigen Tochter helfen kann, dreieckige Spielsteine durch entsprechende Löcher zu schieben. Die 35-Jährige hat selber drei Kinder und ist die Vorsitzende der achtköpfigen Frauenselbsthilfegruppe, die das Spielzentrum betreibt. „Wir haben an unseren eigenen Kindern gesehen, wie viel sie über das Spielen gelernt haben und wie viel leichter ihnen nachher in der Schule alles fiel“, erzählt sie. „Deshalb fanden wir die Idee, ein Spielzeugzentrum zu betreiben, großartig.“ Untergebracht ist das Projekt in einem hübschen bunten Haus, das in dem grauen Township nicht zu übersehen ist. Das Geld für die Errichtung des Zentrums kommt von Spendern der Kindernothilfe, die Arbeit darin leisten die Frauen ehrenamtlich. Die Frauen der Selbsthilfegruppe wurden vom Centre for Social Development geschult und übernehmen inzwischen die Verantwortung für das Spielzeugzentrum weitgehend selbst. Vatiswa Jony und den anderen ist das Projekt ein großes Anlie-
Foto: Christian Nusch
Foto: Christian Nusch
Foto: Christian Nusch
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Spielend lernen die Kinder des Townships nun, was wichtig für ihre Entwicklung ist.
gen: „Wir wollen den Kinder die Chance geben, in der Schule und damit auch später im Leben erfolgreicher zu sein, als wir es je werden konnten. Deswegen tun wir alles, um sie so gut wie möglich zu fördern.“ Mit dieser Einstellung sind die Frauen in ihrem Township Pioniere. Sie leben in einer Welt, in der viele durch Arbeitslosigkeit und Alkohol abgestumpft sind. Es ist hier alles andere als selbstverständlich, dass sich Eltern intensiv mit ihren Kindern beschäftigen. Außerdem wissen viele Eltern gar nicht, wie wichtig es ist, dass Kinder mit anregenden Sachen spielen und Dinge ausprobieren können – viele glauben, die Kinder würden später schon alles Wichtige in der Schule lernen.
nehmen und dann zurückbringen, wenn sie für ihre Kinder uninteressant werden. So können sehr viele Kinder von den Spielsachen profitieren.“ Die Frauen opfern dem Spielzeugzentrum einen Großteil ihrer Freizeit. Es gibt viel zu tun: Die Spielsachen müssen bei all der intensiven Beanspruchung in Schuss gehalten, der Raum aufgeräumt und geputzt werden, diejenigen, die lesen können, führen Buch darüber, wer gerade welches Spielzeug ausgeliehen hat. Und eine Mutter, die nicht lesen kann, ist fest entschlossen, es gemeinsam mit ihren Kindern zu lernen. Die ehrenamtliche Arbeit der Frauengruppe zeigt erste Erfolge:
Auch Eltern können hier etwas lernen: dass Spielen wichtig für ihre Kinder ist Deshalb richtet sich das Spielzentrum ausdrücklich nicht nur an die Kleinen, sondern auch an ihre Eltern. „Wir ermutigen die Eltern, mit ihren Kindern zu spielen und zu reden, um ihre Sprachfähigkeit zu verbessern“, erzählt Vatiswa Jony. „Und wir zeigen den Eltern, wie sie kreativ mit den Kindern spielen und wie ihre Kinder spielend wichtige Dinge lernen können.“ Außerdem werden Workshops veranstaltet, in denen den Eltern gezeigt wird, wie sie selber mit einfachen Mitteln Spielzeug basteln können. Die Kinder können mit den Sachen aber nicht nur im Zentrum spielen. „Weil es sich hier niemand leisten kann, für zu Hause Spielzeug zu kaufen, kamen wir auf die Idee, es zu verleihen“, erklärt Vatiswa Jony.„Das funktioniert wie in einer Bücherei. Die Eltern können die Puzzles und Geschicklichkeitsspiele mit nach Hause
Rund 500 Kinder aus 75 Familien kommen regelmäßig hierher. Sie lernen zählen und malen Bilder, ziehen Puppen an und aus und lassen kleine Autos Wettrennen fahren. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir so vielen Kindern helfen können“, meint Vatiswa Jony und kann selber kaum glauben, dass sie, einfache Frauen aus dem Township, so etwas zustande gebracht haben. So hilft das Zentrum nicht nur den Kindern. Es stärkt auch die Mitglieder der Frauengruppe, indem es ihnen das Selbstbewusstsein vermittelt, etwas Wichtiges zu leisten.
Katharina Nickoleit, freie Journalistin
[email protected]
BILDUNG > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
Globale Partnerschaft für Bildung
Zehn Jahre ist sie schon alt, doch das Licht der großen Öffentlichkeit hat sie noch nicht erblickt: die Global Partnership for Education. Dabei hat diese globale Partnerschaft für Bildung jede Menge Aufmerksamkeit verdient – denn sie ist ein großer Hoffnungsschimmer, dass bis 2015 alle Kinder kostenfreie Grundbildung erhalten. Kostenfreie Grundbildung für alle Kinder dieser Welt. Das ist eines der UN-Millenniums-Entwicklungsziele, die bis 2015 erreicht sein sollen – und wichtige Schritte dorthin sind sogar schon gemacht: Seit 2003 ist die Zahl der Kinder, die Zugang zu Bildung haben, um 19 Millionen gestiegen. Zu verdanken ist das zum großen Teil auch der Global Partnership for Education (GPE): 3,5 Milliarden US-Dollar hat sie bisher für ihren Fonds zur Verbesserung von Bildung „gesammelt“, wodurch unter anderem die Ausgaben für Bildung in den beteiligten Entwicklungsländern jährlich um rund sechs Prozent gesteigert werden konnten. 46 Entwicklungsländer und mehr als 30 Geber-Akteure wie etwa Industriestaaten, Entwicklungsbanken, private Stiftungen, Lehrergewerkschaften sowie die internationale und lokale Zivilgesellschaft – sie alle sind Teil der GPE. Ihr Ziel: Sie will die Bestrebung, weltweit allen Mädchen und Jungen gute Bildung zu ermöglichen, koordinieren und schlagkräftig machen. Das Besondere an der GPE: Sie ist die einzige multilaterale Initiative im Bildungsbereich. Während ansonsten oft nur ein Land einem anderen Land Geld und Beratung gibt, um etwa Schulen aufzubauen oder Lehrer auszubilden, hat die GPE einen zentralen Fonds angelegt, sucht gemeinsam nach umfassenden Lösungen und setzt auf ein großes Maß an Partizipation und Eigenverantwortung. Die Regierungen in den Entwicklungsländern erstellen mit lokalen Akteuren eigene Strategien, um die Bildungssituation im Land zu verbessern. Zunächst versuchen die Regierungen, die Bildungspläne mit eigenen Mitteln umzusetzen. Wenn die nicht ausreichen, können sie Gelder aus dem Fonds der GPE beantragen. Zudem ist die GPE ein einmaliges Forum, in dem alle Beteiligten
ein gemeinsames Verständnis von den größten Herausforderungen im Bildungsbereich entwickeln. Kürzlich tagten die höchsten GPE-Repräsentanten in Berlin und trafen wegweisende Entscheidungen – etwa dass Mädchenförderung und Bildungsunterstützung in fragilen Staaten Priorität bei der Vergabe von GPE-Geldern haben. Zudem konnten die Vertreter der Zivilgesellschaft einer ihrer zentralen Positionen mehr Gewicht geben: Rechen- und Lesekompetenzen reichen nicht aus, sondern auch sogenannte Life Skills müssen gefördert werden, wie etwa Motorik und Diskussionsfähigkeit. Dies ist auch ein Erfolg der Kindernothilfe. Denn sie ist ebenfalls Teil der globalen Partnerschaft und erarbeitet mit anderen Organisationen die Positionen der Zivilgesellschaft. Es gibt aber auch noch einigen Verbesserungsbedarf bei der GPE, etwa bei ihrer Neutralität und Effizienz. Die GPE-Verwaltungsstelle, die etwa für die Evaluierung der Projekte zuständig ist, ist nämlich Teil des riesigen Bürokratie-Apparates der Weltbank, wodurch stets Unbeweglichkeit und Parteinahme drohen. Die Kindernothilfe setzt sich stark für einen unabhängigen Fonds ein. Zudem betreibt die Kindernothilfe jede Menge Lobbyarbeit für die Global Parternship for Education. Denn nicht nur die deutsche Öffentlichkeit weiß bislang wenig von ihr, sondern auch die Bundestagsabgeordneten. Und sie sind es, die mitverantwortlich sind, dass der Fonds mit Geld und somit die GPE mit Leben gefüllt wird. Denn noch immer können 67 Millionen Kinder keine Schule besuchen. Mehr Infos: www.globalpartnership.org Dorothea Schönfeld, Bildungsexpertin der Kindernothilfe
[email protected]
Foto: Frank Rothe
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Vorhang auf für Kinderrechte „Ansteckend, mitreißend und ergreifend" – so der enthusiastische Kommentar eines Zuschauers, der die Premiere des Kindernothilfe-Kindermusicals „Robinson“ in Blankenfelde miterlebt hatte. 15 junge Darsteller der Regenbogen Musik- & Kunstschule verwandelten sich in Figuren aus drei Robinson-
Fotos: Wolfgang Schönebeck
Abenteuern, bekannt aus den Kindernothilfe-Heften „Kinder, Kinder“.
Mit Begeisterung und Professionalität brachten die Blankenfelder das Stück auf die Bühne.
Robinson, der elfjährige Protagonist des Musicals, landet bei einer Familie in einem abgelegenen Dorf in Äthiopien, in einer Teppichwerkstatt in Indien und schließlich bei Straßenkindern in Brasilien. In insgesamt vier Vorstellungen reist er mithilfe seines Zauberbuches durch die Welt und lernt das harte Leben von Kindern kennen. Mit bunten Kostümen, raffinierter Bühnentechnik und erstaunlichen sängerischen Leistungen gelingt es den Darstellern, die Zuschauer für kurze Zeit in eine andere Welt zu entführen. „Die Begeisterung der jungen Sänger und Tänzer wirkte ansteckend auf das Publikum“, berichtete Wolfgang Schönebeck vom Kindernothilfe-Arbeitskreis Berlin, „es gab keine Szene ohne Applaus. Es war nicht nur schauspielerisch, tänzerisch und musikalisch eine faszinierende Darstellung, man spürte auch die Identifikation der Mädchen und Jungen mit ihren Rollen und den schweren Lebensumständen ihrer Altersgenossen in Äthiopien, Indien und Brasilien. Als sie beim großen Finale alle noch einmal auf die Bühne kamen und ‚wir müssen was tun, wir dürfen nicht ruh’n, wir können und wir wollen und wir werden was tun’ sangen, war die Begeisterung nicht mehr zu bremsen, und man bekam richtig Gänsehaut.“ Mit den Musical-Aufführungen beteiligte sich die Regenbogen
Musik- & Kunstschule in Blankenfelde auch zum ersten Mal an der Kindernothilfe-Kampagne „Action!Kidz – Kinder gegen Kinderarbeit“ – mit Erfolg: Sie belegte gleich den zweiten Platz in der Kategorie „Höchste Pro-Kopf-Spende bei den Über-12Jährigen“ und gewann 350 Euro. Nach der Premiere stärkten sich Darsteller, Lehrer, Freunde und Familien mit landestypischen Gerichten aus Äthiopien, Brasilien und Indien. Im Foyer der Schule konnten sie eine Ausstellung zum Thema Kinderarbeit besichtigen. Während die Musikschüler die Lieder einstudiert hatten, hatten die Kunstschüler zu Pinsel und Farbe gegriffen, um ihre Ideen und Gedanken bildhaft umzusetzen. Informationen zum Robinson Kindermusical finden Sie unter www.kindernothilfe.de/robinson_kindermusical Bezug von CD und Begleitbuch: KONTAKTE Musikverlag, Windmüllerstr. 31, 59557 Lippstadt, Telefon: 02941.14513 ,
[email protected] Gunhild Aiyub, Redakteurin
[email protected]
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TRANSPARENT
Fragen und Antworten rund um die Arbeit der Kindernothilfe unter www.kindernothilfe.de/fragen
Eine Frage, Herr Heidchen...
Warum wechseln Patenkinder? Viele Paten haben es schon erlebt: Sie erhalten die Mitteilung, dass ihr Patenkind plötzlich aus dem Patenschaftsprogramm ausgeschieden ist. Das
Foto: Petra Liedtke
kann enttäuschend sein, hat aber immer gute Gründe. Was aber genau steht hinter einer solchen Abmeldung der Patenschaft, Herr Heidchen? Gerd Heidchen ist Leiter des Referates Spenderservice
Gerd Heidchen: Zunächst einmal ist wichtig zu wissen: Kein einziger Tag, den ein Kind durch eine Patenschaft und das damit verbundene Projekt gefördert wurde, ist vergebens! Dabei können auch Teilerfolge entscheidend sein, und buchstäblich jeder einzelne Tag kann für die Zukunft eines Kindes den entscheidenden Unterschied machen. Ein Kind, das etwa rechnen und schreiben gelernt hat, hat bessere Chancen auf dem weiteren Lebensweg. Ein Kind, das ernst genommen wurde und Selbstwertgefühl aufgebaut hat, wird sicherer überleben können. Ein Kind, das seine Rechte kennengelernt hat, kann besser für sich sorgen. Das Gelernte kann zu einer Lebensversicherung werden, die sich dann auszahlt. Was ist denn der häufigste Grund für die Abmeldung einer Patenschaft? Heidchen: Der häufigste Grund ist ein Umzug der gesamten Familie des Patenkindes, meist in die nächstgrößere Stadt, auf der Suche nach besseren Arbeitsmöglichkeiten. Ein solcher Entschluss ist schnell gefasst, auch mitten im Schuljahr. Tiefe Wurzeln haben die Familien an ihrem Wohnort oft nicht. Sie besitzen fast nichts. Ihre Behausung besteht häufig aus einer Hütte aus Abfallmaterialien auf einem Grundstück, das niemandem gehört. Nur ein paar Habseligkeiten müssen sie zu-
sammenpacken. Ein Umzug ganzer Familien ist dadurch sehr häufig. Aber die Projekte, die hinter jeder Kinderpatenschaft stehen, sollen doch gerade die Menschen stärken, also etwa armutsbedingte Umzüge vermeiden. Heißt also die Abmeldung einer Patenschaft, dass das ganze Projekt gescheitert ist? Heidchen: Keineswegs. Es heißt nur, dass sich eine Familie aus dem Projekt ausgeklinkt hat. All unsere Projekte sind auf nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation ausgerichtet – und die lässt sich leider nicht auf einen Schlag erreichen. Bevor die Projekte spürbare Früchte tragen, müssen die beteiligten Familien auch viel mitarbeiten. Es gibt dabei immer wieder Familien, die die Geduld nicht aufbringen und andere Wege aus der Armut suchen. Das kann leider auch das beste Projekt nicht verhindern. Gibt es noch weitere Gründe für die Abmeldung einer Patenschaft? Heidchen: Ja, etwa den Umbau der Programme. Der wird in der Regel vorgenommen, wenn es einschneidende wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Umbrüche im Projektumfeld gibt. Zum Beispiel stellt der südafrikanische Staat zunehmend Mittel für Kindertagesstätten bereit. In Sri Lanka hingegen er-
fordern die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Bürgerkrieges einen ganz neuen Schwerpunkt der Arbeit, während der Staat gleichzeitig den Spielraum für institutionelle Programme einengt. Jegliche programmatische Änderung ist dabei sorgfältig geplant, in der Auswirkung auf die geförderten Kinder gut durchdacht und von langer Hand vorbereitet. Zudem gibt es noch den schönsten Grund für das Ende einer Patenschaft: den erfolgreichen Abschluss eines Projektes – wenn die Teilnehmer es geschafft haben, sich und das Projekt komplett langfristig selbst zu finanzieren. Wie informieren Sie über das Ende einer Patenschaft, und was können Sie dem Paten dann anbieten? Heidchen: Wenn Programme umgebaut werden, informieren wir die Paten frühzeitig und ausführlich über die Abmeldung und deren Gründe. Wenn Familien selbst aussteigen, erfährt die Kindernothilfe erst im Nachhinein vom Wegzug einer Familie und von der Abmeldung eines Patenkindes. Sobald wir aber vom Ende der Patenschaft wissen, informieren wir auch die betroffenen Paten. In jedem Fall aber bieten wir unseren Förderern an, eine neue Patenschaft zu übernehmen – und somit einem weiteren Kind und seinem Umfeld ein besseres Leben zu ermöglichen.
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Foto: Bildschön
Foto: Ralf Krämer
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Christan Herrmanny ist auch der Mann für die Action!Kidz. Mal als Moderator, mal als Organisator, eben vielseitig einsetzbar.
„Die meinen ja dich!“ Name:
Christian Herrmanny
Alter:
40
Position: stellvertretender Pressesprecher
Herr Herrmanny, was haben Sie gemacht, bevor Sie im Herbst 2011 zur Kindernothilfe gekommen sind? Ich habe Publizistik-Wissenschaften studiert, aber schon während der Uni fing ich beim Fernsehen an. Ich war viele Jahre bei der Sendung mit der Maus und dort Autor und Regisseur für Sachgeschichten. Zuletzt habe ich als freier Journalist vor allem für den WDR im Bereich Fernsehen, Hörfunk und Internet gearbeitet. Dabei hatte ich hauptsächlich soziale und politische Themen auf der Agenda. Welcher Weg hat Sie dann zur Kindernothilfe geführt?
Ich kenne die Kindernothilfe schon sehr lange, weil ich als freier Journalist ständig mit ihr in Berührung gekommen bin – mit Pressemitteilungen und anderen Veröffentlichungen. Als ich von der Stelle erfuhr und die Ausschreibung las, dachte ich: Die meinen ja dich! Da musste ich mich einfach bewerben. Journalismus und Pressearbeit – gibt es da viele Unterschiede im Arbeitsalltag? Unterschiede gibt’s auf jeden Fall. Als freier Journalist ist man viel unterwegs und selten am Schreibtisch. Außerdem bearbeitet man die verschiedensten Themen – Beiträge übers Wetter muss ich jetzt nur noch bei Katastrophen machen. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten: Ich recherchiere immer noch sehr intensiv. Ich schreibe viele Texte und mache Filme. Ehrlich gesagt: Ich hatte mir die Arbeit deutlich unterschiedlicher vorgestellt. Ich bin zwar mehr im Büro als früher, aber die Arbeit ist genauso spannend wie das freie Journalistendasein.
Ganz konkret: Was gefällt Ihnen an der Arbeit bei der Kindernothilfe? Vor allem die Thematik und das Kollegium: Unheimlich viele Leute bringen unheimlich viel Wissen, Erfahrung und Expertise mit. Das ist super: Früher musste ich Informationsgeber mühsam suchen – das ist jetzt viel einfacher. Gleichzeitig ist die Arbeit sehr vielfältig: Ich betreue spannende Inlandsaktionen wie die Action!Kidz, schreibe Pressemitteilungen, plane und begleite aber auch Journalistenreisen. Hier gibt es viel zu lernen und kennenzulernen. Das ist großartig! Bleibt da noch Zeit für Hobbys? Bis meine drei Kinder abends im Bett sind, sind sie mein großes Hobby. Darüber hinaus höre und mache ich Musik – ich singe und spiele Gitarre. Außerdem treibe ich Sport – Fahrradfahren besonders gern. Ab und zu kann ich mich zum Laufen motivieren, aber da bin ich ein echter Gut-Wetter-Läufer (lacht).
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Foto: Kindernothilfe
Katastrophenhilfe gestern und heute
Am Horn von Afrika haben die Menschen immer wieder mit Dürren und Hungersnöten zu kämpfen. In den Jahren 2011 und 1984 hat es die Region besonders hart getroffen. In beiden Fällen war die Kindernothilfe als Katastrophenhelferin aktiv. Die Art der Hilfe hat sich inzwischen stark verändert. Verdorrtes Land bis zum Horizont, hunderttausende Familien auf der Flucht, ausgezehrte Körper, verzweifelte Gesichter: Die Dürrebilder, die uns im Juli 2011 vom Horn von Afrika erreichten, machten fassungslos – und sie weckten Erinnerungen: Bereits 1984 blickte die Welt schockiert auf die gleiche Region und die gleichen Szenen. Vor allem in Äthiopien waren die Ernten fast vollständig ausgefallen, bis zu einer Million Menschen erlagen dem Hungertod. Damals wie heute hat die Kindernothilfe nicht gezögert, als Katastrophenhelferin aktiv zu werden. Wie sie das tut, hat sich indes stark verändert. Die Dürre 1984 war der erste Katastrophen-Einsatz des Hilfswerks in Afrika: „Bis dahin hatten wir in unseren dortigen Projektländern hauptsächlich Kinder über Patenschaften unterstützt“, erklärt Ute Luhr, heute Kindernothilfe-Referentin für das östliche Afrika, damals Projektkoordinatorin für Äthiopien. Das Ausmaß der Krise und die Hilferufe der zwei äthiopischen Partnerorganisationen veranlassten die Kindernothilfe dann aber, auch hier das Terrain der Humanitären Hilfe zu betreten. Mit den Partnern ging man in die Notaufnahme-Lager, bot Speisungsprogramme für Kinder an, medizinische Versorgung und Kleidung. „Was sich zunächst sehr ähnlich zur heutigen Soforthilfe anhört, lief damals aber anders ab“, so Luhr. „Nahrung beispielsweise musste mit gecharterten Flugzeugen von Deutschland aus eingeflogen werden. Die Infrastruktur in Äthiopien und das Netzwerk der Kindernothilfe haben damals
nichts anderes erlaubt.“ Und das bezog sich sogar auf Baumaterial: Im Rahmen der Dürrehilfe 1984 nahm die Kindernothilfe insgesamt 2.200 neue Patenkinder auf, deren Eltern verhungert waren. Um diese unterbringen zu können, wurden Gebäude erweitert und neu errichtet. „Den Stahl dafür musste die Kindernothilfe unter anderem aus Indien einfliegen“, erinnert sich Luhr, in Äthiopien sah man keine Möglichkeit, sie so zügig zu besorgen. All das kann die Kindernothilfe heute anders machen: Nahrungsund weitere Versorgungsmittel werden in der Region besorgt und über lokale Transport-Anbieter in die betroffenen Gebiete geschafft. So werden nicht nur die Menschen mit dem Nötigsten ausgestattet, sondern auch die lokale Wirtschaft wird gestärkt. „Dank unseres mittlerweile großen Netzwerks an Partnern ist diese Vorgehensweise nun leicht für uns zu bewerkstelligen“, sagt Wiebke Weinandt, die die aktuelle Dürrehilfe am Horn von Afrika koordiniert. „Zudem errichten wir in Katastrophenfällen nun schon seit vielen Jahren Kinderzentren“, so Weinandt, „das ermöglicht uns, wie jetzt in Somalia, eine effizientere Betreuung und Versorgung von Mädchen und Jungen.“ ( www.kindernothilfe.de/kinderzentren) Wie viel umfassender und komplexer die Humanitäre Hilfe zudem geworden ist, lässt sich an den aktuellen Maßnahmen der Kindernothilfe am Horn von Afrika sehen: „Neben der Verteilung von Wasser und Nahrung bauen wir etwa mit den
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Bisherige Aufwendungen Dürrehilfe:
4,5 Millionen Euro (Stand 30.04.2012) Soforthilfe: 2,6 Millionen Euro Kinderzentren: 0,7 Millionen Euro Längerfristige Projekte: 1,2 Millionen Euro
Einnahmen: 9,2 Millionen Euro (Stand 31.12.2011)
Hilfe 1984 (l.): Die vergessenen Kinder von Makalle. Die Kindernothilfe hat die Waisen in ihre Patenschaftsprogramme aufgenommen. Hilfe 2011 (r.): Familien bekommen dürreresistentes Saatgut und Landwirtschafts-Workshops. So können sie selbst in kargen Zeiten Ernten erzielen.
Das Horn von Afrika
Garadag
Äthiopien Laga Hida
Guji Bench Maji
Oromia
Dolo Ado
Somalia
Kenia
Afgoye
Rift Valley Wajir Country Laikipia Isiolo Nairobi
Mogadishu
Kitui Makueni
Bewohnern in den betroffenen Gebieten Wasserauffangbecken, unterstützen den Ausbau von Wasserpipelines und geben Schulungen für den effizienteren Anbau und die nachhaltige Lagerung von Getreide“, erklärt Weinandt, „alles damit sich die Menschen besser gegen kommende Dürren schützen können.“ Insgesamt wurden mit dieser Arbeit bislang 200.000 Menschen erreicht, davon 137.000 Kinder. Als besonders fruchtbar im Kampf gegen den Hunger hat sich die langfristige Entwicklungszusammenarbeit der Kindernothilfe herausgestellt: „In vielen Regionen, die von der Dürre betroffen waren und sind, fördern wir seit vielen Jahren sehr erfolgreich Selbsthilfegruppen“, so Weinandt, „und dort können wir klar feststellen: Die Menschen sind hier viel besser gegen Dürren gewappnet“. „Es ist großartig, wie wir unsere Humanitäre Hilfe in all den Jahren weiterentwickeln konnten“, ergänzt Rolf-Robert Heringer, heute stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kindernothilfe und auch damals schon dort tätig. „Das schmälert aber in keiner Weise den riesigen Einsatz der Kollegen, die 1984 in Äthiopien halfen. Denn auch ihre Arbeit war richtig und vor allem: überlebenswichtig.“ Wie überlebenswichtig – das zeigt etwa der Einsatz für die „vergessenen Kinder von Makalle“. In Makalle, nahe der eritreischen Grenze, stand eines der größten Flüchtlingslager während der Dürre 1984. Ende 1985, wenige Wochen nachdem es aufgelöst war, machte Dieter Kohl, damaliger Leiter des Kindernothilfe-Referats für Öffentlichkeitsarbeit, einen gespenstischen Fund: „Aus den Gassen dieser Zeltruinenstadt kommen plötzlich Kinder hervor“, berichtete er im KindernothilfeMagazin. „Kein Lärmen, kein Schubsen, kein Drängeln, kein Lachen. Ihre Blicke sind leer, ihre Gesichter finster. Am Schluss sind es 2.000. Diese Kinder sind Waisen, ihre Eltern starben auf dem Weg ins Lager oder im Lager.“ Mit einem beispiellosen Hilfsaufruf gelang es der Kindernothilfe, knapp 1.000 der Kinder in Patenschaftsprogrammen unterzubringen, für das Überleben der weiteren Kinder sorgte die äthiopische Koordinierungsstelle für Hilfsmaßnahmen und eine österreichische Hilfsorganisation. Video: www.kindernothilfe.de/humanitäre_selbsthilfe Mehr Infos: www.kindernothilfe.de/duerrehilfe
Samburu
Die Standorte der aktuellen Dürre-Projekte am Horn von Afrika (Auswahl)
Bastian Strauch, Redakteur,
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ENGAGEMENT
Foto: Ralf Krämer
Ideen und Aktionen auch unter www.kindernothilfe.de/engagement
Eine Frau für alle Fälle Karin Best mag keine halben Sachen. Deshalb ist sie gleichzeitig Patin, Mitglied im Arbeitskreis München, Stifterin und Testamentsspenderin. Wenn sie von etwas überzeugt ist, engagiert sie sich nach eigenen Angaben „150-prozentig“ – wie für die Kindernothilfe. Diese Frau kann nicht stillsitzen. Karin Best ist immer in Bewegung, will etwas bewegen, viel bewegen. Für das Interview hat sie sich losgerissen von einer anstrengenden Wohnungsrenovierung und „unzuverlässigen Handwerkern“. Die 66Jährige versprüht große Begeisterung, wenn sie über die Kindernothilfe redet, sie gestikuliert und lacht viel und steckt alle mit ihrer guten Laune an. Bei einigen Fotos soll sie sich ruhig verhalten, was ihr sichtlich schwerfällt. „Ein Wunder, dass sie noch stillsitzt“, meint Uschi Pilipp vom Arbeitskreis München grinsend, in deren Wohnung das Interview stattfindet. Karin Best hörte zum ersten Mal vor acht
Jahren von der Kindernothilfe. Frau Pilipp berichtete damals in der Münchener Auferstehungskirche von ihrer SüdamerikaReise und dem Besuch bei den Patenkindern. „Uschi konnte die Leute mitreißen“, meint Karin Best, „und ich hab’ ihr am Schluss gesagt: Die Organisation gefällt mir, da will ich auch was machen.“ Uschi Pilipp erinnert sich: „Der Vortrag war zu Ende, da ist Karin spontan aufgestanden, hat mir zehn Euro in die Hand gedrückt und als Erste in der Runde energisch gesagt: ‚Ja, da müssen wir doch was tun!’“ Wer Karin Best kennenlernt, ahnt schnell: Diese Frau macht keine halben Sachen.
Wenn sie von etwas überzeugt ist, setzt sie sich mit Haut und Haaren dafür ein und reißt auch Leute in ihrem Umfeld mit. Für das Interview war sie bei ihrem türkischen Friseur, den sie auch schon für die Kindernothilfe gewonnen hat. „Dem hab’ ich immer was vorgeschwärmt. Irgendwann wollte ich zahlen, da hat er gesagt: ‚Ich geb’ dir noch ’nen Zwanziger, und dann zahlst du 50 Euro bei der Kindernothilfe für mich ein.’“ Mittlerweile hat der Friseur seiner großen Tochter eine Patenschaft geschenkt. „Ich wollte eine Organisation unterstützen, hinter der ich wirklich stehen kann.“ Die Münchnerin hat die Kinder-
nothilfe getestet und für gut befunden – und dann gab es kein Halten mehr: Sie wurde Patin zweier brasilianischer Kinder, die sie bereits besucht hat, sie wurde Mitglied im Münchener KindernothilfeArbeitskreis, wo sie bei fast allen Veranstaltungen, egal wann, wo und bei welchem Wetter, mitmischt. Sie hat vorher nie ein neues Auto besessen – um die Bücher für den sehr erfolgreichen Bücherflohmarkt des Arbeitskreises besser transportieren zu können, kaufte sie einen nagelneuen Kombi. Sie sagt von sich selbst: „Von der Kindernothilfe bin ich 150-prozentig überzeugt, mich muss man immer stoppen!“ Und bei allem Engagement war es für sie nur folgerichtig, dass sie auch einen Teil des Nachlasses der Kindernothilfe vermachte – als Stiftung von Todes wegen. Ihre Stiftung in der Verwaltung der Kindernothilfe, so hat sie verfügt, soll benachteiligte Mädchen und Frauen in Lateinamerika und Indien unterstützen. „Ich bin gesund und hoffe natürlich, dass ich noch einige Jahre lebe, aber“ – und das sagt sie mit einem Augenzwinkern, „man soll ja nicht seinen letzten Willen machen, wenn man aus dem letzten Loch pfeift!“ Und darüber redet sie auch mit anderen. Bei einer Kindernothilfe-Veranstaltung zur Nachlass- und Vorsorgeplanung in München war sie gerne bereit, Rede und Antwort zu stehen. Ein Rechtsanwalt beantwortete die rechtlichen Fragen der Besucher – wie regelt man das mit der Patientenverfügung, wie macht man ein
Foto: Ralf Krämer
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Für den Arbeitskreis München bei Wind und Wetter im Einsatz: Karin Best
Testament usw. Karin Best übernahm den mehr emotionalen Part und erzählte von ihrer Motivation, die Kindernothilfe-Stiftung in ihrem Testament zu bedenken. „Ich bin nicht reich, aber ich hab’ ein bisschen Geld auf die Seite gelegt und ich hoffe, dass am Ende einiges überbleibt. Da ist auch ein bisschen Eitelkeit im Spiel, dass ich denke: Etwas lebt von dir weiter! Du hast keine Kinder, aber es ist schön zu wissen, es wirkt etwas von dir nach, nachdem du weg bist. “ Das Leben ist nicht immer gut mit ihr umgegangen. Für einen großen Traum gab sie vorzeitig ihren Job auf. Als der Traum zerplatzte, stand sie vor dem Nichts. Zwei lange Jahre war sie ganz tief unten, aber sie hat sich wieder an die
Oberfläche gestrampelt. Und zu ihrem Alltag gehört das Duisburger Hilfswerk dazu. „Die Kindernothilfe ist wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden. Es wär’ viel ärmer, wenn ich sie nicht hätte, wenn ich nicht dazugehören würde.“ Gunhild Aiyub, Redakteurin
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Stiften kann auch mit einem Testament beginnen: Über die Möglichkeiten, bei der Kindernothilfe als Stifter aktiv zu werden – zu Lebzeiten oder von Todes wegen – berät Sie gerne Ihre Ansprechpartnerin: Christine Taylor Tel.: 0203.77 89-167
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Kämmerer kassiert für Kindernothilfe Bürsten, Seife, Müsli, Mülltüten – die Kunden des dm-Marktes Heiligenhaus kauften körbeweise für die gute Sache ein. Eine halbe Stunde hatte Stadtkämmerer Michael Beck Zeit, um abzukassieren und das eingenommene Geld der Kindernothilfe zu überreichen. Drei Action!Kidz der Realschule Heiligenhaus halfen den Kunden beim Verpacken der Einkäufe. Am Ende rundete die Marktleitung den Betrag großzügig auf 1.200 Euro auf. Stolz nahmen die Action!Kidz den Spendenscheck entgegen. Bürgermeister Dr. Jan Heinisch unterstützte das Engagement der Schüler als Schirmherr. Seit 2007 haben sich rund 27.200 Kinder und Jugendliche an der Kindernothilfe-Kampagne „Action!Kidz – Kinder gegen Kinderarbeit“ beteiligt. Mit dem bisherigen Erlös von 430.000 Euro wurden Projekte gegen ausbeuterische Kinderarbeit in Indien, Bolivien, Haiti, Sambia und am Horn von Afrika unterstützt. In diesem Jahr geht das Geld an ein Projekt in Indonesien. Weitere Infos unter www.actionkidz.de
Foto: Lennart Wallrich
dm-markt in Heiligenhaus spendet für Action!Kidz-Projekt
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ENGAGEMENT > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
„Sturmfreie Bude“ auf der Bühne „Sturmfreie Bude und ein Schokoladenkeks“: Mit turbulentem Theater hat die Kinderflötengruppe der Weinbergkirchengemeinde nicht nur schauspielerische Klasse bewiesen, sondern auch großes Engagement. Das Stück, das sie in der Spandauer Laurentiuskirche aufführten, dreht sich um Kinder einer Großfamilie, die durch ein Missverständnis plötzlich allein sind. Sie meistern einen aufregenden Tag und sind dann heilfroh, als die Eltern endlich wieder zurück sind. Das lustige Stück hat einen ernsten Hintergrund, auf den die Kinderflötengruppe aufmerksam machen wollte: Denn viele Kinder in Afrika sind durch die Arbeit der Eltern oder deren frühen Tod völlig auf sich gestellt. Das Publikum zeigte sich begeistert vom Können der Theatergruppe und spendete großzügig rund 300 Euro für Kinder in Simbabwe. Organisiert hat die Veranstaltung der KindernothilfeArbeitskreis Potsdam. Das erfolgreiche Schauspielerteam der Weinbergkirchengemeinde
Zwei neue Arbeitskreise
Gleichgesinnte gesucht in Leipzig und Düsseldorf In gleich zwei Städten wurden neue Arbeitskreise gegründet. Die Düsseldorfer legten vor: Im Mai beschlossen zehn Kindernothilfe-Freunde, mit gemeinsamen Aktionen die Arbeit des Hilfswerks tatkräftig und dauerhaft zu unterstützen. „Unsere Kinder sind erwachsen, und wir haben Zeit und Kapazitäten, uns über die Grenzen unserer Kirchengemeinde hinaus zu engagieren“, so Arbeitskreis-Sprecherin Margarete Preis. Geplant sind Info-Stände bei Straßen- bzw. Gemeindefesten oder saisonalen Stadtteil-Märkten sowie Benefizveranstaltungen.
Im Juni zogen die Leipziger nach: Sie sind zurzeit noch zu fünft. Ihre Pläne: Ein Gospel-Benefizkonzert, ein Kindernothilfe-Gottesdienst oder auch ein Aktionsstand am Weltkindertag. „Wir möchten die Kindernothilfe in Leipzig und Umgebung bekannter machen und weitere Unterstützer gewinnen“, sagt Arbeitskreis-Sprecher Hubert Späth. Kontakte: Margarete Preis,
[email protected] Hubert Späth,
[email protected]
Bewegen statt bedauern
15-Jährige sammelt 329 Euro für hungernde Kinder
Foto: privat
„Ich weiß, dass ich mit meiner Aktion nicht die Welt verändern kann, aber wenn ich nur einigen hungernden Kindern damit helfen kann, hat es sich schon gelohnt", sagte sich Junia Münker. Die 15-jährige Schülerin der Siegener Bertha-von-Suttner-Gesamtschule wollte Kinder in Ostafrika nicht nur bedauern, sondern selbst etwas für sie etwas bewegen. So knüpfte und webte sie Armbänder, um sie in der Schule, im Freundes- und Bekanntenkreis gegen eine Spende für die Kindernothilfe abzugeben. 329 Euro brachte diese Aktion ein. „Darauf kannst du sehr stolz sein“, gratulierte ihr Kindernothilfe-Arbeitskreismitglied Wolfgang Hobinka, der die Spende entgegennahm.
Junia Münker und Wolfgang Hobinka freuen sich über die prall gefüllte Spendendose.
Foto: privat
Spandauer Kinder klären spielerisch auf
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Kraxeln und Gutes tun Dornstetter berichtet über seine Besteigung des Muztagh Ata
Foto: privat
Über 5.000 Kilometer weit flog er und 7.546 Meter kraxelte er in die Höhe: Gotthilf Sturm, langjähriges Mitglied der Flohmarktgruppe Dornstetten, bestieg den Muztagh Ata in China und tat sogar noch Gutes damit. Als er zurückkehrte, organisierte die baden-württembergische Gruppe, die schon seit 30 Jahren die Kindernothilfe unterstützt, einen Vortrag über die Expedition. Die Dornstetter Bevölkerung folgte der Einladung in Scharen. Die 500 Euro Eintrittsgelder erhielt die Kindernothilfe für Wiederaufbau-Projekte in Haiti. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat die Flohmarktgruppe fast 60.000 Euro überwiesen!
Gotthilf Sturm ist seit Jahren passionierter Bergsteiger.
Trödeln für Kinder in Afrika
Ulmer Schüler verwandeln Flure in Flohmarkt „In den langen Fluren der Spitalhofschule Ulm herrscht geschäftiges Treiben“, schrieb uns Johannes Krauter aus der Klasse 4a. „Wo sonst Jacken und Sportbeutel hängen, haben die Kinder der dritten und vierten Klassen Verkaufstische für einen Trödelmarkt aufgebaut.“ Dort wurde eifrig gehandelt
und gefeilscht, zahlreiche Spielsachen, Bücher, Comics und andere ‚Schätze’ wechselten ihre Besitzer. Mit dem eingenommenen Geld unterstützen die Schüler ein Projekt für Kinder am Horn von Afrika. Reiner Kazmeier, der den Flohmarkt organisiert hat, konnte 360 Euro an die Kindernothilfe überweisen.
1.221 Stimmen gegen Aids
Bundesweiter Aufruf an die Bundesregierung 1.000 hatten sie angepeilt, dann wurden es sogar 1.221. So viele Unterschriften gegen Aids haben Schüler des Gymnasiums Voerde gesammelt. Damit unter-
stützten sie das Aktionsbündnis gegen Aids, dem auch die Kindernothilfe angehört. Wer bei der Kampagne „In 9 Monaten“ unterschreibt, fordert die
Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass bis 2015 keine Neugeborenen mehr HIV-positiv sind. Jedes Jahr infizieren sich weltweit knapp 400.000 Babys während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit. Erhält eine HIV-positive Schwangere frühzeitig Medikamente, sinkt das Risiko einer Übertragung des Virus auf das Baby auf unter fünf Prozent. Aber noch immer erhalten weniger als die Hälfte der Schwangeren solche antiretroviralen Präparate. www.aids-kampagne.de
Foto: privat
Übertrumpften ihr selbst gestecktes Ziel von 1.000 Unterschriften: Gymnasiasten aus Voerde
INDIEN > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
Foto: Reuters
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Die Grünen Botschafter 1.000 indische Kinder, die noch nie aus ihrer Heimatregion herausgekommen sind, gehen auf Tour – bis zu 1.200 Kilometer weit. Sie kommen aus verschiedenen Bundesstaaten, sprechen unterschiedliche Sprachen, kämpfen aber für dieselbe Sache: ihr Recht auf eine intakte und saubere Umwelt. Sie informieren, demonstrieren und überreichen am Ende ihrer Reise dem indischen Arbeitsminister ihre Forderungen an die Politik.
PROJEKT-NR.: 2022/AA/20
Delhi Gujarat Pune
Jharkhant
Semiliguda
Chennai Kanyakumari
Indien
Children’s Movement for Climate Justice CMCJ ist ein von Kindern geleitetes Netzwerk, das sich seit 2008 für den Umweltschutz und die Etablierung der ökologischen Kinderrechte in Indien einsetzt. Landesweit zählt CMCJ knapp 20.000 Mitglieder. Gegründet wurde das Netzwerk durch die KindernothilfePartner RCPDS und SPEECH.
Der endlos scheinende Bus-Konvoi schiebt sich durch die engen Straßen auf das Stadtzentrum von Mahabalipuram im Bundesstaat Tamil Nadu zu. Wie überall, wo er auftaucht, verursacht er ein ziemliches Verkehrschaos. Passanten bleiben am Straßenrand stehen. Autofahrer hupen, versuchen sich zwischen die Busse zu drängeln. Schwerer Dieselgeruch liegt in der über 40 Grad heißen Luft. In den 20 Bussen drücken sich hunderte von Kindern die Nase an den Fensterscheiben platt. Sie sind „Green Ambassadors“, Grüne Botschafter, Teilnehmer des Children’s Movement for Climate Justice, einer Kinderbewegung, die für Klimagerechtigkeit in ihrem Land kämpft. Viele von ihnen sind am 21. Mai in Kanyakumari im Süden Indiens aufgebrochen. Unterwegs sind immer weitere Busse zum Konvoi hinzugestoßen. Drei weitere Konvois sind im Nordwesten und Nordosten des Landes gestartet. Sogar von den Andamanen-Inseln wurden Teilnehmer eingeflogen. Ihr Ziel: die Hafenstadt Chennai, in der es eine große Abschlusskundgebung geben wird. An Bord einer der Busse: Guido Falkenberg, Indienreferent der Kindernothilfe: „Eine solch große Kampagne ist für Indien schon außergewöhnlich, erst recht mit Kindern als Protagonisten.“ Jeden Tag machen die Busse Halt in zwei bis drei Ortschaften, in denen die Mädchen und Jungen die Bevölkerung zum Schutz der Umwelt aufrufen. Heute ist der fünfte Tag der Yatra, der großen Kampagne der Green Ambassadors. Der Konvoi aus Kanyakumari hat sich bis zum Veranstaltungsort in Mahabalipuram vorgekämpft. Dort steht ein Zelt mit einer Bühne, und eine Menschenmenge wartet schon neugierig auf das, was hier passieren wird. Ein Team des lokalen Fernsehsenders drängelt sich vor, um die Ankunft der Busse zu filmen. Die 13- bis 18-Jährigen sind hier ganz Profis: Routiniert, aber mit viel Herz und Überzeugungskraft spulen sie ihr Programm ab. Sie halten flammende Reden zum Umweltschutz, formieren sich zum Protestmarsch durch die Straßen, verteilen Flyer und tragen mit Tänzen und Liedern etwas von der Tradition und Kultur ihrer Heimatorte in die Städte. Sie fordern die Stadtbewohner auf, ihren Müll nicht einfach auf die Straße zu werfen, weniger Plastik zu verwenden, die Luftverschmutzung zu reduzieren, das Abholzen von Wäldern zu stoppen. Sie erzählen von ihren eigenen Erfahrungen, die sie und ihre Familien mit
Foto: Guido Falkenberg
1.000 Kinder werben für den Umweltschutz
Grüne Botschafter verteilen Setzlinge gegen Dürrefolgen.
organischer Landwirtschaft gemacht haben, mit Wiederaufforstung und Mülltrennung. „Bei Vielen stießen sie auf großes Interesse und Anerkennung für ihren Einsatz“, berichtet Guido Falkenberg. „Indien hat umfangreiche Umweltschutzgesetze, sie werden aber oft nur mangelhaft umgesetzt, und es ist großartig, dass junge Menschen dies nicht tatenlos hinnehmen.“ Häufig sind Straßen und Flüsse mit Abfällen verstopft. Rund 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen sind geschädigt – zum Beispiel durch Erosion oder Überdüngung. Der Grundwasserspiegel ist mancherorts dramatisch gesunken, weil Felder zu viel und unsystematisch bewässert werden. In den Slums gibt es keine Kanalisation. Die Luftverschmutzung ist insbesondere in den
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INDIEN > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
Foto: Guido Falkenberg
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Groß-Demonstration in Mahabalipuram: Dass Kinder auf die Straße gehen und protestieren, ist für die Bevölkerung neu.
Metropolen bedenklich – Neu Delhi gehört zu den Städten mit der schlimmsten Luftverschmutzung weltweit. Die jungen Umwelt-Aktivisten machen auf Probleme aufmerksam, die jeder in Indien kennt, und sie geben praktische Lösungsvorschläge, die sie bei sich zu Hause ausprobiert haben. Fünf Monate lang haben zwölf Kindernothilfe-Partner unter der Regie von Dr. John Devavaram, Direktor von RCPDS (Resource Centre for Participatory Development Studies), diese Tour geplant. Die Kosten teilen sich die Kindernothilfe, der Christian Children’s Fund Canada und die Kindernothilfe-Partner. Letztere
leisteten erfolgreiche Überzeugungsarbeit. Rund 70 Betreuer würden sich rund um die Uhr um die jungen Leute kümmern. Für Verpflegung und Übernachtung war gesorgt. Jeder Teilnehmer erhielt eine Segeltuchtasche mit allem Notwendigen für unterwegs, darunter T-Shirts, Schlafmatte, Handtuch, Seife, Zahnbürste, Löffel und sogar ein Paar Schuhe. Am überzeugendsten jedoch waren die jungen Rallye-Teilnehmer selbst – sie kämpfen für ihr von den Vereinten Nationen verbrieftes Kinderrecht, in einer gesunden Umwelt aufzuwachsen. Sie haben verstanden: Wenn sie und ihre Kinder
Jeder in Indien kennt die Probleme, die Kinder kennen Lösungen haben Großartiges geleistet. Sie haben die Orte unter sich aufgeteilt, haben sich um Verpflegung und Unterbringung gekümmert, Erlaubnisse von Polizei und Stadtverwaltung für die Kundgebungen und Demos eingeholt, das Bühnenequipment besorgt, Flyer gedruckt, die Medien informiert, Spendengelder gesammelt. Außerdem erstellten sie von jedem Tag eine Dokumentation mit Wort und Bild. Viele Eltern hatten anfangs Bedenken, ihre Kinder auf so eine weite Reise zu schicken. „Aus unserer Familie ist noch nie jemand irgendwo hingereist“, meinte ein Vater, „wir kennen gerade mal den Nachbarort.“ Aber die Kindernothilfe-Partner
später eine Zukunft haben wollen, müssen sie selbst etwas zum Schutz ihrer Umwelt und gegen den Klimawandel unternehmen und andere mitreißen. Seit Jahren engagieren sie sich im Children’s Movement for Climate Justice. Diesem Feuereifer hatten auch ihre Eltern nichts mehr entgegenzusetzen. Also haben sie ihre Töchter und Söhne auf die weite Reise geschickt – „eine einmalige Chance für diese jungen Leute!“, so Guido Falkenberg. Als alle wieder die Busse besteigen, steigt die Spannung: Die letzte Etappe bis zum Zielort Chennai liegt vor ihnen. Die Einfahrt in die Großstadt wird am Abend zum Spektakel. Vor
Beeindruckt: Minister Kharge lobt das Engagement der Kinder.
Foto: Guido Falkenberg
allem, als sie hier auf die anderen Buskonvois mit Green Ambassadors aus dem Norden Indiens treffen. Junge Leute, die einander völlig fremd sind, noch nicht einmal dieselbe Sprache sprechen, fallen sich um den Hals. Das gemeinsame Ziel vereint, und mit Händen und Füßen klappt auch die Verständigung. „Kinder aus dem Süden zu treffen war eine tolle Erfahrung!“, schwärmt der 15-jährige Artha Horo aus Jharkhand. „Ich werde die Leute in unserem Dorf überzeugen, dass sie genau wie sie gegen die Abholzung der Bäume kämpfen.“ Nithya, 14, aus Sivakasi teilt ihre Erfahrungen mit organischer Landwirtschaft, wie sie die Kinder-Umweltgruppe in ihrem Dorf praktiziert, mit Aktivisten aus anderen Staaten. „Sie waren neugierig, wie wir das machen, und jetzt wollen sie es auch in ihren Heimatorten einführen.“ Abbas Hanji ist 14 und kommt aus Gujarat: „Die Botschaft, die ich den Leuten in meinem Heimatort von dieser Yatra mitbringen werde, ist: Lasst uns dürreresistente Bäume und Gemüse anbauen, dann können wir mit einem Minimum an Wasser maximale Ernten erzielen.“ Die Abschlussveranstaltung findet in einer großen Halle statt. Die Kindernothilfe-Partner hatten den Umweltminister eingeladen, teilzunehmen, doch der war verhindert. Stattdessen erscheint als Regierungsvertreter aus Neu-Delhi Arbeitsminister Mallikarjun Kharge sowie einige Parlamentsabgeordnete mit einem großen Tross Journalisten und Kamera-Teams im Schlepptau. „Die Fotografen haben versucht, die Kinder zu verscheuchen“, so Guido Falkenberg. „Sie wollten nur den Minister auf dem Foto haben, aber der hat die Kinder zu sich auf die Bühne geholt und gesagt, dass sie heute im Vordergrund stehen und dass ihre Stimme gehört werden soll.“ Die Kinder überreichten dem hohen Politiker eine Petition mit ihren Forderungen, die sie vorher erarbeitet haben. Sie verlangen zum Beispiel, dass Indien sich an seine internationalen Verpflichtungen hält, nämlich das Kyoto-Protokoll* und die Kinderrechtskonvention. Der Staatsmann ist sichtlich beeindruckt von Engagement dieser jungen Aktivisten. „Ich bin sicher, diese bundesweite Yatra zum Klimawandel wird unter Kindern im ganzen Land ein Bewusstsein für den Umweltschutz schaffen“, lobt er die Kampagne. „Kinder müssen eine sehr große Rolle dabei spielen, Mutter Natur für zukünftige Generationen zu schützen. Indien hat das Kyoto-Protokoll zum Klimawandel unterschrieben, und wir müssen in diesem Sinne handeln.“ Neben weiteren Vertretern der Regierung und der beteiligten Kindernothilfe-Partner spricht auch Guido Falkenberg zu den Kindern: „Obwohl ihr noch so jung seid, könnt ihr euch aktiv am Umweltschutz beteiligen und in euern Heimatorten die Entscheidungen der Erwachsenen beeinflussen. Eure Stimme hat man bis nach Delhi gehört – das beweist die Teilnahme des Arbeitsministers. Diese Kampagne ist jetzt vorbei, aber überall in Indien müssen das Lernen und die Bewusstseinsbildung zum Thema ökologische Kinderrechte weitergehen!“
Foto: Kindernothilfe-Partner
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Beeindruckend: Kinder erheben ihre Stimme für den Umweltschutz.
Bildung: Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel
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Die Kindernothilfe und das Deutsche Jugendrotkreuz fordern in einem gemeinsamen Positionspapier, die ökologischen Rechte für Kinder und Jugendliche im Zeitalter des Klimawandels zu stärken. Ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist Bildung: Wenn Kinder schon früh lernen nachhaltig zu denken, dann übernehmen sie auch Verantwortung für sich selbst und ihre Umwelt. Wird gleichzeitig wirksame Katastrophenvorsorge in die Bildungsprogramme integriert, kann dies Leben retten und Gesellschaften widerstandfähiger machen.
* Ein 1997 beschlossenes Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der Klimarahmen-
Download unter: wwwkindernothilfe.de/klimawandel_positionspapier
Gunhild Aiyub, Redakteurin
konvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) mit dem Ziel des Klimaschutzes
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PINNWAND > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
PINNWAND
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Kinder, Kinder 23
Robinson und der rutschende Berg Kinderarbeit in Indonesien ist das Thema des neuen „Kinder, Kinder“-Heftes. Es nimmt Bezug auf das Projekt unserer diesjährigen Action!Kidz-Kampagne, eignet sich aber auch generell für den Unterricht in den Klassen 1 bis 6. Das Zauberbuch bringt Robinson und Tina nach Indonesien auf die Insel Nias – und zwar ausgerechnet in ein Gefängnis! Das führt unter den jugendlichen Gefangenen, hauptsächlich Kinderarbeitern, zu einem ziemlichen Aufruhr. Als der zwölfjährige Nico entlassen wird, gelingt den Geschwistern die Flucht nach draußen. Sie folgen ihrem neuen Freund zu seiner Arbeitsstelle in einem Steinbruch. Stundenlang hocken sie in praller Sonne und unerträglicher Hitze am Fuße eines Berges und zertrümmern Steine, als plötzlich die Erde bebt und der steile Hang ins Rutschen gerät... Außerdem im Heft: - eine Indonesien-Länderinfo - ein Artikel über Kinderarbeit in Indonesien - die Vorstellung eines Kinderrechteprojekts auf der Insel Nias - ein Aktionsteil mit indonesischen Rezepten, Masken zum Basteln und einem kleinen Indonesisch-Sprachkurs 20 Seiten
Poster mit Kinderzeichnungen aus afrikanischen Projekten
Viele kleine Leute…
Grafikerin Susanne Wallemann hat aus Motiven, die äthiopische und ugandische Kinder in Kindernothilfe-Projekten gezeichnet haben, ein Poster gestaltet. DIN A2, gefalzt, Abgabe nur in kleinen Mengen
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Daten und Fakten aus unserer Arbeit
Jahresbericht 2011
Berichte und Fotos aus der Auslands- und Inlandsarbeit sowie Tabellen und Schaubilder geben ein umfassendes Bild über die Arbeit mit Mädchen und Jungen in aller Welt. Schwerpunktthema dieses Jahresberichtes sind Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Kindernothilfe-Arbeit. 56 Seiten
Unterrichtsmaterial für Sek. I
Straßenkinder in Entwicklungsländern Die vier Bausteine ermöglichen eine intensive Einbindung der Thematik in den Unterricht der Sekundarstufe I. Baustein 1: Warum leben Kinder auf der Straße? Baustein 2: Die Realität der Straße Baustein 3: Einsatz für Straßenkinder in Entwicklungsländern
Baustein 4: Straßenkinder haben Rechte Konkrete Fallbeispiele und Projektbeschreibungen bieten einen leichten Zugang zum Thema. Enthalten sind vielfältige Ideen für die Unterrichtsgestaltung sowie kopierbare Arbeitsblätter. 28 Seiten
Neues Unterrichtsmaterial von „Gemeinsam für Afrika“
Armut und Hunger beenden Materialheft für die Grundschule: Im Fokus stehen die Chancen, Potenziale und strukturellen Hemmnisse zur Bekämpfung von Armut und Hunger in Afrika. Fallbeispiele aus der entwicklungspolitischen Praxis beleuchten die Themen Armut, Ernährung und Hunger, Ressourcenreichtum und (Fairer) Handel. Die Schüler können sich spielerisch mit der Thematik auseinandersetzen, Handlungsmöglichkeiten erkennen und aktiv werden. Die didaktisch aufbereiteten Arbeitsblätter enthalten viele Aktionsideen und eignen sich für den Unterricht in verschiedenen Fächern und Klassenstufen.
Materialheft für Sek. I/II: Im Fokus stehen die komplexen Ursachen und Wirkungen von Armut und Hunger in Afrika. Fallbeispiele aus der entwicklungspolitischen Praxis beleuchten die Themen Armut, Ernährungssicherheit, Nahrungsmittelverschwendung, Ressourcenreichtum und internationale Handelsstrukturen. Arbeitsblätter zu den einzelnen Schwerpunkten richten sich an die verschiedenen Klassenstufen, sind fächerübergreifend und ermöglichen eine differenzierte und kritische Auseinandersetzung mit den globalen Zusammenhängen, die Armut und Hunger in afrikanischen Ländern bedingen.
Ökumenische Gottesdienstbausteine zur Fairen Woche 2012
Sehet die Lilien auf dem Feld … In der Fairen Woche vom 14. bis 28. September finden bundesweit Aktionen rund um den Fairen Handel statt. Thema sind unsere Konsumgewohnheiten und ihre Auswirkungen auf die weltweite Gerechtigkeit. Die kirchlichen Hilfswerke Evangelischer Entwicklungsdienst (EED), Aktion „Brot für die Welt“, Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR, Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Kolpingwerk Deutschland sowie die Kindernothilfe haben Gottesdienst-Bausteine erstellt, mit denen Sie während der Fairen Woche oder zum Erntedankfest in Gottesdiensten oder Andachten das Thema Fairer Handel aufgreifen können. 4 Seiten Es gibt außerdem einen Vorschlag für einen Jugend- und Schulgottesdienst, der auch im Kindergottesdienst eingesetzt werden kann. 2 Seiten
Material bestellen Kindernothilfe Tel. Spenderservice: 0203.7789-111 Fax: 0203.7789-118
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INTERAKTIV > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 3/2012
INTERAKTIV
Foto: Ralf Krämer
Das Social-Media Team (v.l.n.r.): Gunhild Aiybub, Antje Weber, Bastian Strauch, Julia Kleinfeld
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Einsatz im weltweiten Netz
Entwicklung erlebbarer machen, live von Aktionen in Deutschland berichten, fortlaufend über die Situation von Kindern weltweit aufklären – all das und noch vieles mehr haben sich vier Mitarbeiter als Ziel gesetzt. Wie sie das machen wollen: „Mit all den wunderbaren neuen Möglichkeiten, die die Sozialen Medien wie Facebook und Twitter uns bieten“, sagt Antje Weber vom Referat für Bildung und Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam mit drei Kollegen aus der Pressestelle betreut sie die Sozialen Medien. Seit 2006 ist die Kindernothilfe in Online-Netzwerken unterwegs, „und mittlerweile bekennen sich allein schon bei Facebook fast 6.000 Nutzer als Fan der Kindernothilfe“, freut sich Gunhild Aiyub, die als Redakteurin seit 24 Jahren für Kindermedien zuständig ist und zudem den Online-Bereich betreut. „Mit der Anhängerschaft wächst auch unser Einsatz auf den InternetPlattformen immer weiter.“ Täglich twittert und postet das Social-Media-Team über die Arbeit und Anliegen der Kindernothilfe – und tauscht sich mit den Anhängern darüber aus. „Viele Menschen kontaktieren uns heutzutage nicht mehr über Telefon oder Brief, sondern direkt über die Sozialen Medien“, berichtet Julia Kleinfeld, die gerade ein Volontariat in der Pressestelle absolviert. „Das kann ich gut verstehen“, sagt die 24-Jährige, „ich bin mit dem Internet groß geworden, und es ist einfach ein sehr schneller und schöner Weg, mit Menschen oder Organisationen ins Gespräch zu kommen.“ Schnell und schön kann die Kindernothilfe mit den Neuen Medien auch über ihre Arbeit berichten. „Dank vieler neuer Technologien eröffnen sich für unsere Öffentlichkeitsarbeit immer mehr Möglichkeiten“, sagt Bastian Strauch. Der Redakteur ist zuständig für das Kindernothilfe-Magazin und allerlei
Online-Aktivitäten. „Wir kommen etwa immer schneller an Informationen aus den Projekten und können immer leichter hochwertige Medien herstellen und verbreiten.“ Ein anschauliches Beispiel ist der Film über ehrenamtliche Arbeit in Deutschland, den das Referat für Öffentlichkeitsarbeit eigenhändig produziert hat. „Für uns ist besonders wichtig, dass die Nutzung der Neuen Medien vor allem auch den Not leidenden Kindern weltweit nutzt“, so Strauch. Das erreicht das SocialMedia-Team etwa dadurch, dass es über deren Situation aufklärt und die anwaltschaftliche Arbeit für sie unterstützt. „Wenn etwa Pakistan ein Gesetz plant, das die Arbeit für Kinder unter 14 verbietet, hinterfragen wir, ob ein solcher Vorstoß wirklich ausreicht“, erklärt Strauch. „Schnell wird ein sachkundiger lokaler Partner kontaktiert, dessen kritischen Kommentar wir dann im weltweiten Netz verbreiten.“ „Das besonders Tolle an den Sozialen Medien ist das Soziale an ihnen“, ergänzt Antje Weber, die für Ehrenamtliche und Lobbyarbeit zuständig ist. „Freundeskreise in Augsburg, Frankfurt und in der Region Hüttener Berge haben schon ihre eigenen Facebook-Seiten eingerichtet, sich darüber miteinander vernetzt und ihre eigenen Stimmen zum Engagement für Kinder gestärkt. Auch alle anderen können viel leichter mitdiskutieren und sich einmischen.“ Und genau das ist dem Social-Media-Team der Kindernothilfe auch wichtig: Besuchen Sie uns im Netz und bringen Sie sich ein! Die Internet-Adressen finden Sie im Impressum.
EDITORIAL > KINDERNOTHILFE BILDER DES QUARTALS MAGAZIN >> 3/2012 1/2012
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SERVICE
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Kampagnen
Antje Weber: Tel. 0203. 77 89-112 www.kindernothilfe.de/kampagnen
Schule
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Kirchengemeinden
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Regionaldienst: Tel. 0203. 77 89-275 www.kindernothilfe.de/aktiv
Testamentsspende
Christine Taylor: Tel. 0203. 77 89-167 Julia Dornhöfer: Tel. 0203. 77 89-178 www.kindernothilfe.de/testamentsspende
Unternehmen
Susanne Kehr: Tel. 0203. 77 89-155 www.kindernothilfe.de/unternehmen
Foto: Christian Nusch
Kindernothilfe Stiftung
Alltagsbild von einer Müllhalde in Mumbai: Eine Elfjährige durchsucht Unrat nach verwertbaren Resten. Vor drei Jahren entstand das Bild, noch immer bewegt es: Am Tag gegen ausbeuterische Kinderarbeit rief es große Resonanz in unseren Sozialen Medien hervor.
Christine Taylor: Tel. 0203. 7789-167 www.kindernothilfe.de/stifter
Förderstiftungen
Christian Frost: Tel. 0203. 77 89-104 www.kindernothilfe.de/foerderstiftungen Bank für Kirche und Diakonie eG – KD Bank Konto: 45 45 40 BLZ: 350 601 90
Impressum Auflage: 102.000, ISSN 0946-3992 Herausgeber: Kindernothilfe, Düsseldorfer Landstraße 180, 47249 Duisburg, Tel. 0203.7789-0, Fax: 0203.7789-118, Spender-Service: 0203.7789-111,
[email protected]; Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender, Rolf-Robert Heringer, stellv. Vorstandsvorsitzender Redaktion: Bastian Strauch (v.i.S.d.P.), Gunhild Aiyub, Julia Kleinfeld, Katharina Drzisga (Beileger) Gestaltung: Ralf Krämer Druck/Versand: Schaffrath, Geldern Hinweise: Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben nicht zwingend die Meinung des Herausgebers wider. Nachdruck nur mit Genehmigung. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit wird bei Substantiven auf die Unterscheidung in weibliche und männliche Form verzichtet. Gemeint sind in allen Fällen immer sowohl Frauen als auch Männer.
Im Rahmen des Transparenzpreises 2010 wird die Kindernothilfe e.V. für eine qualitativ hochwertige Berichterstattung ausgezeichnet
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