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March 10, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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S T E I E R M A R K

Nr. 4 / 2005

© Lebenshilfe GUV, Schiffer

Jahrgang 17

GLEICH

BERECHTIGUNG STELLUNG

„Endlich gleichberechtigt?“

Das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz. Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung.

Lebenshilfe Steiermark | Foyer Inhalt

Editorial

INHALT

Liebe Leserin, lieber Leser!

>>

„,Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.’ – Dieser Artikel der Menschenrechtskonvention gilt uneingeschränkt für Menschen mit Behinderung; sie sind gleichberechtigte und gleichwertige Mitglieder unserer Gesellschaft und haben ein Recht auf Lebensqualität, wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger auch.“ So steht es im Leitbild der Lebenshilfe Steiermark, die in all ihren Handlungen auf die Umsetzung dieses Grundrechts abzielt. Aus diesem Grund präsentiert Ihnen „Lebenshilfe“ in dieser Ausgabe Stellungnahmen und Erfahrungsberichte zum Thema „Gleichstellung und Gleichberechtigung“. – Ein Schwerpunkt mit Brisanz und wichtigen Impulsen für eine gleichberechtigte Zukunft von Menschen mit Behinderung, der selbstverständlich auch das mit erstem Januar 2006 inKraft-tretende Bundesbehindertengleichstellungsgesetz nicht außer Acht lässt. Für viele Menschen ist mit diesem Gesetz der erste Schritt in die richtige Richtung erfolgt; es hat Kritiker und Befürworter hervorgebracht. Aber eines ist allen bewusst: Bis zur tatsächlichen Gleichstellung von Menschen mit Behinderung bleibt noch vieles zu tun. Im Namen der Lebenshilfe Steiermark und der Redaktion wünsche ich Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest. Herzlichst, Nicole Rubisch

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FOYER Vorwort Seite 4 Seite 5

Normale Arbeit für ein Taschengeld? Von Mag. Thomas Wögerer Gleichstellung durch Sozialpolitik. Von Franz Wolfmayr

THEMA Gleichstellung & Gleichberechtigung Seite 6

Job Nummer 18. Claudia Scherübl ist Transitarbeitskraft im Gästehaus „Murgassl“ und sehnt sich nach einem fairen Job in der Privatwirtschaft. Seite 7 Behindertenpolitik neu denken. Der Nationalratsabgeordnete Franz-Joseph Huainigg über den Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik. Seiten 8 bis 11 Zum Thema. Fachleute und Politiker beziehen Stellung zum Bundesbehindertengleichstellungsgesetz. Seiten 12 bis 14 Gleichberechtigung hat viele Gesichter. Menschen mit Behinderung und Mitarbeiter der Lebenshilfe schildern was sie unter Gleichberechtigung verstehen. Seite 15 Ein Vorbild für alle. Hugo Jörgl hat eine Behinderung und lebt dennoch ein Leben wie andere Menschen auch.

MAGAZIN People First Steiermark Seite 16 Selbstvertretung. Ein Artikel zum Thema von Werner Berghofer, Kassier des Selbstvertretungsvereines People First. Seite 17 Partnersuche. Die Partnerbörse der Lebenshilfe Steiermark für Menschen mit Behinderung.

Lebenshilfe Steiermark | Foyer Inhalt

MAGAZIN Sport Seite 18

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Special Olympics Österreich. Die nationalen SpecialOlympics-Sommerspiele 2006 finden in der steirischen Sportstadt Kapfenberg statt. Ein Kunstwerk für Special Olympics. Der Leobener Künstler Herbert Lerchegger stellt für die Sommerspiele ein Kunstwerk zur Verfügung. Ein Porträt.

Lebenshilfe im Porträt Seite 20 Tageswerkstätte Gratkorn. Die Einrichtung der Lebenshilfe Graz und Umgebung - Voitsberg im Porträt. Seite 21 Jubiläumsfeier der Tageswerkstätte Gratkorn. Ein Grund zum Feiern.

LEBENSHILFE AKTUELL Berichte der Lebenshilfe Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite

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Lebenshilfe Feldbach Lebenshilfe Fürstenfeld Lebenshilfe Graz und Umgebung - Voitsberg Lebenshilfe Hartberg Landesverband der Lebenshilfe Steiermark Lebenshilfe Leibnitz Lebenshilfe Radkersburg Lebenshilfe-Rechtsberatung. Information zum BHG neu.

Vorwort Das Thema Gleichstellung hat in diesem Sommer durch die Verabschiedung des Bundesbehindertengleichstellungsgesetzes wieder besondere Bedeutung erlangt. Große Hoffnungen und Erwartungen wurden in dieses neue Gesetz gelegt, große Kritik hat der nun vorliegende Inhalt geerntet. Die Philosophien gingen in der Entstehungsphase des Gesetzes auseinander: Einerseits wurde im Forum Gleichstellung, dem viele betroffene Personen angehörten, ein Vorschlag für ein umfassendes Gesetz mit konkreten Vorgaben für die Lebensbereiche und zeitlichen Fristen in der Umsetzung erarbeitet. – Von diesen Inhalten findet sich nur manches im vorliegenden Gesetz wieder und so wurde der 6. Juli 2005, der Tag der Beschlussfassung im Nationalrat, nur ein eingeschränkter Freudentag. Andererseits wurde aber auch die Meinung vertreten, es sei wichtig, endlich ein Gesetz zu haben, an dem weitergearbeitet werden kann, um es zu einer wichtigen Grundlage für Chancengleichheit und Gleichberechtigung zu machen. Wie bisher werden Menschen mit Behinderung und Organisationen wie die Lebenshilfe gefordert sein, Überzeugungsarbeit zu leisten. Und auch künftig werden wir in unserer täglichen Arbeit ein gleichberechtigtes Miteinander leben und Rahmenbedingungen entwickeln, die uns der Chancengleichheit immer näher bringen. – Eine ganz besondere Herausforderung im Hinblick auf den Personenkreis, dem sich die Lebenshilfe verpflichtet fühlt. In diesem Prozess spielen ebenso die Landesgesetzgebungen eine wesentliche Rolle, da viele lebensbegleitende Maßnahmen in die Kompetenz der Länder fallen. Hierbei finden wir im steirischen Behindertengesetz wesentliche Unterstützung, da es das Ziel hat, „Menschen mit Behinderung zu unterstützen, damit sie an der Gesellschaft in gleicher Weise wie nicht behinderte Menschen teilhaben können“. Ursula Vennemann

Freizeit Seite 30 Lebenshilfe Judenburg. Urlaub in Tunesien. Seite 30 Lebenshilfe Knittelfeld. Urlaubshighlight 2005. Seite 30 Lebenshilfe Knittelfeld. Weihnachten steht vor der Tür.

Ursula Vennemann ist Präsidentin des Landesverbandes der Lebenshilfe Steiermark.

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Mehr zum Thema dieser Ausgabe finden Sie im Internet unter www.gleichstellung.at/rechte

Lebenshilfe Steiermark | Foyer Vorwort

Normale Arbeit für ein Taschengeld? © Lebenshilfe GUV, Schiffer

Wie ernst nehmen wir den Slogan „Arbeiten wie andere auch“? – Ein Vorwort zum Thema von Mag. Thomas Wögerer.

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artina G. hatte ein Leben ohne Zukunft vor sich. Aufgrund einer von Ärzten diagnostizierten, schweren „oligophrenen1 Störung“ war sie gefangen im Gitterbett und oft auch mit einer Zwangsjacke zum Stillsitzen gezwungen. Sie war 18 Jahre alt, als sie das erste Mal die geschlossene Abteilung des Landesnervenkrankenhauses (heute LSF) Graz verlassen durfte. Damals – es war das Jahr 1992 – übernahm alpha nova die Betreuung von 24 jungen Menschen mit Behinderung, um ihnen im Auftrag des Landes ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben außerhalb der Psychiatrie zu ermöglichen. Heute arbeitet Martina G. fünf Tage die Woche bei bauMax, schlichtet Waren in Regale, arbeitet im Lager oder reinigt den Parkplatz. Ihr macht die Arbeit große Freude, eigentlich fühlt sie sich als ganz normale Arbeiterin: „Ich bin ein ‚baumaxler‘“, meint sie stolz.

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Martina G. ist mit intellektueller Behinderung eine kein Einzelfall. Arbeit in Betrieben zu ermöglichen. So wie sie arNoch ist dieser Weg die Ausnahme – beiten derzeit von etwa 3.000 Menschen, die nach mehr als 20 dem Steiermärkischen BehindertengeMenschen mit setz (BHG) Beschäftigungstherapie erteils schwerer halten, arbeiten nicht einmal 100 in intellektueller Betrieben. Aber die Erfolge und posiEinschräntiven Erfahrungen – auch in anderen 2 kung , die zuLändern – weisen die Richtung. vor im Rahmen der so Gleichgestellt? „Leben und arbeiten genannten wie andere auch“ lautet seit einigen „BeschäftiJahren der Slogan der Steirischen Begungstherahindertenhilfe. Martina G. arbeitet etpie“ in einer wa 30 Wochenstunden. Auch wenn ihTa g e s w e r k re Produktivität nur gering ist und stätte betreut auch nicht annähernd die einer „Norwurden, in Betrieben in malarbeitskraft“ erreicht – Martina G. und rund um Graz. „Inteihre Arbeitsleistung entgrierte Arbeitsgruppen“ erhält für ihre spricht dem, was sie aufnennt alpha nova dieses ihrer Fähigkeiten Arbeit 47 Euro grund Modellprojekt, welches und Kenntnisse derzeit zu Menschen mit zum Teil als monatliches leisten im Stande ist. Marschwerer intellektueller „Taschengeld“. tina G. erhält für ihre ArBehinderung ein normabeit 47 Euro als monatliles Arbeiten in Betrieben ermöglicht. ches „Taschengeld“ – eine Summe, die im BHG in Paragraf 16 definiert ist Beschäftigungstherapie ist ein gesetz– plus eine „Arbeitsprämie“ von alpha lich geregeltes Hilfeangebot für Mennova, auf die sie keinen Rechtsanschen, deren Leistungsfähigkeit auf spruch hat. Martina G. ist – so wie alGrund einer Behinderung so weit herle anderen, die die Behindertenwerkabgesetzt ist, dass eine Erwerbsarbeit stätte verlassen haben und nun voll im traditionellen Sinn nicht möglich im Betrieb integriert arbeiten – nirist. Selbstbestimmung, Empowergendwo angestellt, es gibt für sie keiment, Normalisierung, Gleichstellung nen Kollektivvertrag, keine Sozialverund Integration kennzeichnen seit den sicherung, keine Arbeitszeitregelung, 1990er-Jahren den Paradigmenwechsel keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch, auch in der österreichischen Behinderkeine Arbeitnehmerschutzbestimmuntenarbeit. Einige Lebenshilfen haben gen, keine Vertretung durch einen Bedaher begonnen, Beschäftigungsthetriebsrat. Weder Gebietskrankenkasse, rapie nicht mehr nur in TageswerkstätArbeitsmarktservice, Unfallversicheten anzubieten, sondern Menschen rungs- oder Pensionsversicherungsan-

Lebenshilfe Steiermark | Foyer Vorwort

Gleichstellung durch Sozialpolitik Von Franz Wolfmayr

>> Die Kellnerin beschreibt dem blinden Gast die Speisekarte. Dann kann er selbst entscheiden. Sie führt seine Hand zum Teller mit dem Essen, damit er sich orientieren kann und wünscht guten Appetit ...

„Arbeiten wie andere auch“ – das klingt gut und selbstverständlich. Wie ernst aber nehmen wir diese Forderung? Hat jemand, der normale Arbeit leistet, nicht auch ein Recht auf normalen Lohn – und nicht bloß auf ein „Taschengeld“? Und ist es in einem Rechtsstaat überhaupt denkbar, dass Menschen mit Behinderung arbeiten sollen wie andere auch, aber vollkommen außerhalb des Arbeitsrechts bleiben? Es ist hoch an der Zeit darüber nachzudenken, wie wir diesen Menschen die gesetzlich verankerte „volle Teilhabe“ in allen Lebensbereichen tatsächlich ermöglichen. Sonst wird aus dem Slogan „Leben und arbeiten wie andere auch“ irgendwann eine hohle, inhaltsleere Phrase.

Der Autor ist Geschäftsführer von alpha nova und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes der Lebenshilfe Steiermark.

1 Oligophrenie (griechisch Schwachsinn) ist ein veralteter medizinischer Terminus für intellektuelle Behinderung. Obwohl es sich um eine diskriminierende Bezeichnung handelt, wird er noch immer häufig in psychiatrischen Diagnosen verwendet. 2 Wir vermeiden den geläufigen Begriff „geistige“ Behinderung, weil diese wissenschaftlich unkorrekt ist und auch von den betroffenen Menschen als diskriminierend empfunden wird.

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wei alltägliche Szenen. Die erste habe ich in englischen Restaurants mehrmals erlebt. Geschulte Kellnerinnen sorgen dafür, dass blinde Gäste selbstverständlich ihre Wahl treffen können. Gute Ausbildung und persönliche Haltung sind mitunter das Ergebnis aktiver Sozialund Gesellschaftspolitik. Die zweite Situation mit einer österreichischen Gruppe ist ebenfalls alltäglich: Jeder Nachteilsausgleich wird neidisch bemerkt und die Personen werden abgewertet. Dahinter steht politisches Laissez-faire. – So sind sie eben die ÖsterreicherInnen ... Gleichstellung im Alltag braucht gesellschaftliche Entwicklungsprozesse. Rechtliche Gleichstellung ist eine Voraussetzung dafür: Ohne das Antidiskriminierungskonzept der EU und die ergänzenden Gleichstellungsgesetze wäre Österreich noch weit von rechtlicher Gleichstellung der Personen mit Behinderung entfernt. Auf Gleichbehandlung besteht nun ein Rechtsanspruch. Für Rechte einzutreten und sie durchzusetzen, ist ÖsterreicherInnen aber oft noch fremd. Gute Ausbildung sowie Beratungs- und Vertretungsstrukturen sind hierfür hilfreich. Sozialpolitik ist mehr. Gesetzliche Gleichstellung allein greift aber zu kurz. Sozialpolitik ist angesagt. Das Beispiel der Steiermark zeigt, dass das Ziel der Politik mit dem Behindertengesetz „Rechtsansprüche herzustellen“, der Zielgruppe nicht

© Lebenshilfe GUV, Schiffer

stalt, noch Arbeiterkammer oder Arbeitsinspektorat sind für ihre Rechte und Anliegen zuständig.

>> Der Rollstuhlfahrer aus unserer Gruppe wird als erster abgeholt und in das Flugzeug gehoben. Ein Zuseher: „Was muss denn der Trottel fortfahren!“ ...

unbedingt Vorteile bringt. Wie Personen mit Behinderung und ihre Organisationen ihre Rechtsansprüche durchsetzen, liegt ja großteils bei ihnen. Wie diese Rechtsansprüche die Möglichkeiten der Teilhabe und die Bewältigung des Alltags verbessern, dafür braucht es ebenfalls den Einsatz der politischen Landesparteien. Sozialpolitik muss auch die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse betreiben, um die Teilhabemöglichkeiten von Personen mit Behinderung in allen gesellschaftlichen Bereichen zu sichern. Gesetzliche Gleichstellung ist notwendig. Wir brauchen aber auch wieder eine Sozial- und Gesellschaftspolitik, die Diskriminierungen aufgreift, sie aufzeigt und für eine Lebenswelt ohne Benachteiligungen von Personen mit Behinderung eintritt.

Der Autor ist Präsident des Dachverbandes „Die Steirische Behindertenhilfe“.

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Lebenshilfe Steiermark | Thema Gleichstellung & Gleichberechtigung

Job Nummer 18 Claudia Scherübl ist Transitarbeitskraft im Gästehaus „Murgassl“ der Lebenshilfe Radkersburg und sehnt sich nach einem fairen Job in der Privatwirtschaft und einem wirklich gleichberechtigten Leben. ersehnte Stelle erst gar nicht, da ja genügend gesunde und belastbare ArbeitnehmerInnen in der Warteschleife stehen. Ich spreche aus eigener Erfahrung, da ich mittlerweile schon Job Nummer 18 habe. Die „gestützte Arbeit“ vom Land Steiermark wurde mir zuerkannt, jedoch habe ich keinen Kündigungsschutz.

einer Meinung nach ist es noch ein weiter Weg bis zur realen Gleichstellung von behinderten und nichtbehinderten Menschen. Die Gleichberechtigung klappt zwar bei der Lebenshilfe, aber wenn ich an die Privatwirtschaft denke, packt mich das Grauen ...

Derzeit arbeite ich im Qualifizierungs- und Transitprojekt Gästehaus „Murgassl“ in Bad Radkersburg. Mein Vertrag läuft zwei Jahre. Das Gästehaus ist ein Projekt der Lebenshilfe Radkersburg und mir geht es sehr gut. Leider verfliegt die Zeit wie im Nu, und ein Jahr im „Murgassl“ ist schon vorbei. Es bleibt mir also noch etwas Zeit und dann soll ich mir wieder einen Job in der „freien Wildbahn“ (Privatwirtschaft) suchen. Wie stehen die Chancen? Zusätzlich werde ich auch immer älter statt jünger. Und erzähle einem Personalchef einmal, dass du in der Psychiatrie warst, auch wenn es schon länger her ist. Glaubst du, dass deine Chancen steigen? Deine Bewerbung landet vermutlich im Mistkübel, auch wenn du dir noch so viel Mühe gegeben hast.

Viele Betriebe zahlen lieber die Ausgleichstaxe, bevor sie jemanden mit Behinderung einstellen. Es gibt so viele Arbeitslose wie kaum je zuvor, und diejenigen, die nicht so stark und belastbar sind, also „Menschen mit Beeinträchtigungen“, verlieren als erste ihren Job. Oder sie bekommen die

Aber man muss das Leben nehmen wie es kommt. Vielleicht passiert doch noch ein Wunder und ich finde meinen Traumjob! Es sollte ein kleines Geschäft mit Büchern, Spielzeug, eine Geschenksboutique oder ähnliches sein. Das Geschäft sollte einem netten Menschen gehören. Und mein Ver-

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dienst für 30 Wochenstunden soll höher sein als jetzt: Weil ich mir mein Auto, meine Wohnung, meine fast wöchentlich durchgeführten Kaffeehausbesuche und manchmal ein schönes Kleidungsstück auch weiterhin leisten möchte ... Ich glaube nicht, dass meine Wünsche sehr weit hergeholt sind. Auch wir „Menschen mit Beeinträchtigungen“ wollen ein menschenwürdiges Dasein führen. Wir sind stets bemüht, gemäß unseres Könnens eine Leistung zu erbringen; wir wollen respektiert, anerkannt und geliebt werden. Die Möglichkeit einer Erwerbstätigkeit ist besonders wichtig für uns – von Liebe und Luft alleine können wir in finanzieller Hinsicht nicht leben. Gleichstellung und Gleichberechtigung wären das oberste Ziel. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Machen wir heute den ersten Schritt für eine bessere Welt von morgen. Unsere Kinder werden es uns danken. P.S.: Falls Sie, liebe Leserin oder lieber Leser, diesen oben angeführten „Traumjob“ für mich haben, rufen Sie mich an: 03476 / 410 92. Ich würde mich jedenfalls riesig darüber freuen!

Claudia Scherübl arbeitet derzeit im Gästehaus „Murgassl“ der Lebenshilfe Radkersburg.

Lebenshilfe Steiermark | Thema Gleichstellung & Gleichberechtigung

Behindertenpolitik neu denken Behinderte Menschen stellen Gewohntes in Frage. Durch sie wird, was es heißt glücklich zu sein, völlig neu definiert. Von Dr. Franz-Joseph Huainigg

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ie Bundesregierung vollzieht einen Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik. Dazu braucht es Maßnahmen, die jedem Einzelnen ein weitgehend selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben ermöglichen. Behinderung liegt nicht am Menschen selbst, sondern an den sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Wir wollen weg vom behinderten Menschen als Objekt der Fürsorge, hin zu einem selbstbestimmten Leben. Weg von der „wohlgemeinten“ Entmündigung, hin zum gleichberechtigten Miteinander. Weg vom Aussondern und Verstecken, hin zur Integration in allen gesellschaftlichen Bereichen und Präsenz im öffentlichen Raum. Weg von kontraproduktiven Schutzbestimmungen, hin zu Gleichstellung und Menschenrechten.

Chance haben, ihr Einkommen zu verdienen und selbstbestimmt zu leben.

Der Arbeitsmarkt. Im Sinne des Strebens nach einem solchen Leben kommt der Integration in den Arbeitsmarkt besondere Bedeutung zu. Arbeit verschafft nicht nur finanzielle Mittel zur Lebensführung, sondern auch Anerkennung und das Gefühl, gebraucht zu werden. Das ist für jeden Menschen wichtig. Es gibt bereits zahlreiche Unterstützungsmechanismen, die eine Integration in den Arbeitsmarkt fördern und erleichtern. Diese Modelle – wie die Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz, Clearing, LohnBarrierefreiheit. Mit dem Bundesbekostenzuschüsse, Arbeitsplatzadaptiehindertengleichstellungsgesetz, das rungen etc. – sind zielorientiert und am 6. Juli 2005 vom Parlament verabeffizient auszubauen. Mit der Beschiedet worden ist, wird hier ein schäft i g u n g s o ff e n s i ve wichtiger Schritt ge„Menschen mit der Bundesregierung gesetzt. Barrierefreiheit wird in allen Lebensbe- Behinderung sind lang es, behinderte Menschen in den ersten Arreichen gesetzlich vorKämpfer für beitsmarkt zu integrieren, geschrieben und wird durch Schlichtungsver- Menschenrechte die nicht als arbeitslos gefahren, Einzel- und Ver- und das Leben.“ meldet waren, da sie für sich zuvor keine Chancen bandsklagerecht umgedafür sahen. Im Jahr 2003 gelang es, setzt. Für bestehende Gebäude und 7.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen Verkehrsmittel gibt es zumutbare beziehungsweise zu erhalten. Trotz Übergangsbestimmungen. Gleichzeitig der angespannten Wirtschaftssituawurde die Gebärdensprache als eigention sank die Arbeitslosigkeit bei beständige Sprache im Verfassungsrang hinderten Menschen in den letzten anerkannt. Weitere Schritte werden beiden Jahren um sieben Prozent. folgen; so sollen die BerufszugangsDurch die Einführung der Integrativen beschränkungen für behinderte MenBerufsausbildung wurde ein effizienschen zu Lehrer- und Richterberuf aufter Übergang von Schule in den Beruf gehoben werden. Möglichst alle Mengefunden. Weitere bedarfsgerechte Inschen mit Behinderung sollen die

© Lebenshilfe GUV, Schiffer

tegrationsmodelle sind zu entwickeln und umzusetzen. Für die Weiterführung der Schulintegration – vor allem in den berufsbildenden Schulen – kann die Integrative Berufsausbildung wertvolle Anhaltspunkte bieten. Ethisch-moralische Fragestellungen. Wer den Wert behinderten Lebens in Frage stellt, stellt die Gesellschaft und letztlich sich selbst in Frage. Der Wunsch nach einem genetisch perfekten Menschen, ist nicht nur absurd, sondern verstößt auch gegen die jedem Menschen eigene und unantastbare Würde.

Der Autor ist Nationalratsabgeordneter der ÖVP und Mitglied der „SelbstbestimmtLeben-InitiativeÖsterreich“.

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Lebenshilfe Steiermark | Thema Gleichstellung & Gleichberechtigung

Zum Thema Professor Dr. Germain Weber, Präsident der Lebenshilfe Österreich

Das Gleichstellungsgesetz bringt eine Wende mit sich Am 6. Juli 2005 wurde das Behindertengleichstellungsgesetz vom Parlament angenommen. Hohe Erwartungen waren an diese Gesetzesinitiative gestellt. Die genannten Zielvorstellungen, wie seit Jahren von der „Selbstbestimmt-Bewegung“ gefordert, werden im vorliegenden Gesetz allerdings nicht in dem Ausmaß berücksichtigt, wie von vielen Stimmen gewünscht. Zu groß waren Unterschiede in den Positionen der verschiedenen Akteure und Interessenvertreter. Insbesondere für Menschen mit intellektueller Behinderung dürfte die praktische Umsetzung des Gesetzes vorerst dünn und dürftig bleiben. Dennoch bringt das Gleichstellungsgesetz eine Wende mit sich. Die eingeschlagene Richtung ist stimmig mit den grundsätzlichen Anliegen behinderter Menschen. – Anliegen die in den Menschenrechten ihre starke Verwurzelung finden. Es wird künftig die Aufgabe von Vereinen und Interessenvertretungen wie der Lebenshilfe sein, den Motor der Weiterentwicklung des Gleichstellungsgedankens am Laufen zu halten. Bedenkt man, dass 1993 erstmals in einem größeren Rahmen vom Europäischen Behindertenparlament die Aufnahme einer „allgemeinen NichtDiskriminierungsbestimmung“ in die Europäischen Verträge gefordert wurde, eine entsprechende Bestimmung 1997 in die Österreichische Verfassung aufgenommen werden konnte, 1998 der Vertrag von Amsterdam im Artikel 13 die Nicht-Diskriminierung auf Grund einer Behinderung festschrieb, – alles Sätze mit eher „moralischem“ Charakter – dann steht nun mit dem Gleichstellungsgesetz erstmals ein Instrument zur Verfügung, mit dem Diskriminierung bekämpft werden kann. Es liegt an uns, aufzuzeigen, wo das Gesetz im Sinne der Nicht-Diskriminierung und der Gleichstellung nicht wirkt, und es liegt an uns, zur kohärenten Weiterentwicklung dieses Gesetzes zu ermutigen.

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Es ist längst an der Zeit Als ersten Schritt in die richtige Richtung bezeichnet die AK das im Januar in-Kraft-tretende Bundesbehindertengleichstellungsgesetz. Von Stephan Hilbert, Pressereferent der Arbeiterkammer Steiermark.

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ach einer Schätzung der EU haben in Österreich rund 800.000 Menschen eine Behinderung, was einem Anteil von zehn Prozent der Bevölkerung entspricht. Es war also längst an der Zeit, die Gleichstellung behinderter Menschen bundeseinheitlich zu regeln. Das neue Gesetz soll Diskriminierungen sowie Belästigungen behinderter Menschen – und auch deren Angehöriger – sanktionieren. Positiv zu werten ist die Installierung eines Behindertenanwalts; eine Ausweitung der Kompetenzen über reine Beratungsrechte hinaus wäre aber wünschenswert. Positiv erscheint auch die Möglichkeit der Einbringung einer Verbandsklage, da dadurch das Kostenrisiko nicht mehr auf einem Einzelnen lastet. Kritik übt die Arbeiterkammer daran, dass eine klare Definition von Barrierefreiheit fehlt. Die im Gesetz genannte Verpflichtung, die Förderungspolitik des Bundes diskriminierungsfrei zu gestalten, muss noch genau formuliert werden. Wichtig erscheint auch, dass die Anerkennung der Gebärdensprache in bereits bestehende Gesetze aufgenommen wird.

>> Lange und hart haben die VertreterInnen von Behindertenorganisationen für das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz kämpfen müssen. Es ist leider weit schwächer ausgefallen, als erwartet und hat daher in vielen Bereichen mehr Symbolwert als Durchschlagskraft. Der nächste Schritt muss der Beschluss einer Vielzahl von Bündelgesetzen sein, die alltägliche Diskriminierungen in anderen Gesetzen beseitigen. > Ziel unserer Arbeit für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben muss sein, dass Menschen ohne Behinderung die Erfüllung der Forderung nach Gleichstellung als ebenso selbstverständlich betrachten, wie dies Menschen mit Behinderung tun. KONTAKT: Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) 1010 Wien, Stubenring 2/4 Telefon: 01 / 51 31 533-119

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Lebenshilfe Steiermark | Thema Gleichstellung & Gleichberechtigung

Gleichberechtigung hat viele Gesichter Interessenvertretungen setzen sich für die Anliegen der Menschen mit Behinderung ein; Regierende erstellen die Rahmenbedingungen. Personen, die mit Menschen mit Behinderung arbeiten, unterstützen sie auf ihrem Weg zu mehr Selbst- und Mitbestimmung. Und Menschen mit Behinderung kämpfen darum, so leben zu dürfen „wie andere auch“. Auf den folgenden Seiten schildern Menschen mit Behinderung und Mitarbeiter der Lebenshilfe was sie unter Gleichberechtigung verstehen.

Mahnwache Die „Grüne Gruppe“ Meine Reise nach Wien zur Teil nahme an einer Protestkundgebung gegen das Behindertengleichstellungsgesetz. Von Iris Udl

Wir haben versucht, vor der ÖVPZentrale unsere Meinung über das Behindertengleichstellungsgesetz zu vertreten und haben gegen das Gesetz protestiert, da es nicht unseren Vorstellungen entspricht.

Was haben wir am Gesetz auszusetzen? 1. keine Gleichstellung 2. keine Garantie, dass behinderte Menschen die Assistenz, die sie für ein selbstbestimmtes Leben brauchen, bekommen und die AssistentInnen selbst wählen können. Das war am 5. Juli, als wir bei Regen mit Menschen mit Behinderung aus ganz Österreich, Selbstvertretungsaktivisten und Sympathisanten unseren Unmut kundtaten. Doch es war enttäuschend: Von der ÖVP war keiner zu Gesprächen bereit. Es hat sich niemand blicken lassen. – Wien ist trotzdem immer eine Reise wert. Iris Udl ist Kundin der LH Mürzzuschlag, Tageswerkstätte Kindberg.

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Seit April 2004 arbeitet die „Grüne Gruppe“, eine integrative Arbeitsinitiative der Tageswerkstätte Weiz, für die Stadtgemeinde.

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n Kooperation mit dem Dienstleistungsunternehmer Walter Fink pflegen Menschen mit Behinderung einen Bereich der Grünanlage des Weizer Hauptplatzes. Die „Grüne Gruppe“ – Elfie, Margit und Gitti – wird von einem pädagogischen Mitarbeiter der Lebenshilfe Weiz begleitet. Gemeinsam setzen sie Blumen, düngen, gießen, gestalten, und leisten so ihren Beitrag für das öffentliche Leben. „Durch das Projekt entwickelten sich bei unseren KundInnen großes Verantwortungsgefühl und ein kräftiger Teamgeist. Darüber hinaus entstanden auch tragfähige, persönliche Partnerschaf-

ten und die Mitglieder der ,Grünen Gruppe’ vollzogen spannende und notwendige Entwicklungsprozesse“, sagt Ernst Kreimer, Leiter der Tageswerkstätte der Lebenshilfe Weiz. Anerkennung & Wertschätzung. Dabei sind für Menschen mit Behinderung die öffentliche Wertschätzung, das Knüpfen neuer Kontakte und die Anerkennung der Arbeitsleistung von größter Bedeutung. „Und sich auf dieses Projekt einzulassen, ist stets auch eine tolle Herausforderung für unser gesamtes pädagogisches Team“, so Kreimer.

Margit: „Meine Arbeit gefällt mir! Ich habe viel gelernt und es freut mich, wenn die Leute mich ansprechen und wir von der Lebenshilfe helfen, damit der Hauptplatz schön bleibt und alle ihre Freude daran haben!“

Die „Grüne Gruppe“ und Vizebürgermeister Walter Neuhold erfreuen sich an der Pracht des Weizer Hauptplatzes. Foto: Stadtgemeinde Weiz, Gütl

Lebenshilfe Steiermark | Thema Gleichstellung & Gleichberechtigung

© H. Schiffer

„Wann werden wir endlich wirklich gleichberechtigt sein?“ Kundinnen und Kunden der Lebenshilfe Feldbach beziehen Stellung zum Thema. Markus Opferkuch: „Ich verdiene nichts! Mit dem Taschengeld kann ich mir nie einen Führerschein leisten und wie soll ich ohne Auto zur Arbeit kommen? Mit meinem Taschengeld bekomme ich weniger als die ‚Joblos‘-Jugendlichen.“ Elisabeth Gutmann: „Ich finde es unfair, dass ich in der EGH nur ein Taschengeld bekommen habe und zusätzlich noch 105 Euro bezahlen musste. Ich finde es unfair, dass meine Freundinnen soviel dürfen und ich nicht. Außerdem ist es eine Katastro-

phe, dass ich nicht mit dem Zug fahren kann! Auch sollten gewisse Voraussetzungen in öffentlichen Gebäuden oder Firmen speziell für behinderte Menschen gegeben sein. Es gibt noch immer viele Unternehmer, die mit uns nicht konfrontiert werden wollen und lieber die Ausgleichstaxe zahlen, bevor sie einen ‚Behinderten‘ anstellen.“ Andrea Maier: „Gleichberechtigung heißt für mich, dass ich mit meinem Geld und mit meiner Freizeit machen kann was ich will; dass ich wohnen

Gedanken zum Thema

kann wo und mit wem ich will. Was mich enttäuscht und wütend macht: Ich weiß eigentlich nicht wie viel Geld ich auf meinem Sparbuch habe, ich darf es nicht sehen. Warum?“ Hannelore Scheucher: „Gleichberechtigung heißt, dass jeder eine Beschäftigung beziehungsweise Arbeit hat und nicht zu Hause ‘rum sitzen muss. – Ich würde dabei verzweifeln. Manche Menschen sind unfreundlich zu uns und akzeptieren uns nicht, das ist ungerecht und unangebracht.“

Von Konrad Hirschegger

Die KundInnen der Tageswerkstätte Kindberg wollen alle gleichberechtigt leben und Menschen ohne Behinderung gleichgestellt sein. Sie werden von den BetreuerInnen der Lebenshilfe dazu angeleitet. Es werden alle Personen entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert und unterstützt, sodass niemand benachteiligt oder bevorzugt wird. In unserer Einrichtung wird auch eine Freizeitassistenz für Menschen mit Behinderung angeboten. Nach der Arbeit haben die KundInnen zum Beispiel die Möglichkeit, mit einer Betreuerin oder einem Betreuer ihre Freizeit zu verbringen. Dann können sie auch ins Kino oder zu Konzerten gehen und ihre Einkäufe erledigen – so wie alle anderen Menschen auch! Konrad Hirschegger ist Kunde der Lebenshilfe Mürzzuschlag, Tageswerkstätte Kindberg

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Lebenshilfe Steiermark | Thema Gleichstellung & Gleichberechtigung

„Feel Free“ Leben zu wollen wie andere auch, gilt nicht nur für Menschen mit Behinderung sondern auch für ihre Angehörigen. Familienentlastung aus der Sicht einer Entlasterin. Ein persönlicher Bericht von Eva Sporer.

eit März dieses Jahres bin ich als Familienentlasterin für die Lebenshilfe Feldbach tätig und sehe wie bedeutsam meine Arbeit für alle Beteiligten ist. Meine große Bewunderung gilt den Eltern, die voller Liebe und Hingabe ihre Liebsten pflegen. Dass eigene Interessen oder die Wünsche der gesamten Familie auf der Strecke bleiben, ist verständlich. Die Beanspruchungen, sowohl körperlicher als auch seelischer Art, sind enorm. – Heißt es doch, sein hilfsbedürftiges Kind zu umsorgen; Tag für Tag, und dies ein Leben lang. Ein normales Leben zu führen gestaltet sich durch den hohen Zeit- und Energieaufwand äußerst schwierig.

Wann war der letzte Kinobesuch? Wann ein schönes Essen mit dem Partner? Wann hatte man einfach mal Zeit für sich selbst? ... Es ist notwendig, (die Not wenden), abzuschalten und Kraft zu tanken. Kein Mensch kann auf Dauer nur geben. Durch meine Arbeit können Eltern kurzfristig aus ihrer Belastungssituation aussteigen. Ihre „Batterien“ aufladen, sich entspannen oder einfach wichtige Termine wahrnehmen. In dieser Zeit übernehme ich die Betreuung und Versorgung der Familienangehörigen, gehe auf die spe-

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© Lebenshilfe GUV, Schiffer

S

ziellen Bedürfnisse meiner KlientInnen ein und unterstütze sie, soweit sie wollen.

erreicht, was ich mir für meinen Beruf wünsche: Licht und Wärme in diese Welt zu bringen.

Neue Erfahrungen. Das familiäre Umfeld schenkt zwar Sicherheit und Geborgenheit, und dennoch ist es so förderlich für die Entwicklung jedes Menschen, neue Erfahrungen zu machen und soziale Kontakte zu pflegen. Oft sind es auch Kleinigkeiten, die ein Leben interessanter gestalten. Zum Beispiel ein gemeinsamer Spaziergang, ein Kinobesuch oder einfach das Gefühl, dass jemand für einen da ist, bewirken Wunder. Die Wahrnehmung wird geschult, die Selbstbestimmung gestärkt und die Fähigkeit, sozial zu handeln verbessert.

Familienentlastung ist neben Wohnassistenz, Freizeitassistenz und Frühförderung eines der mobilen Angebo te der Lebenshilfe Feldbach.

Meine Tätigkeit empfinde ich als Bereicherung. Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich sehe, welche Auswirkungen mein Tun auf das Leben einer Familie hat. Wenn Eltern plötzlich wieder lachen und die Augen meiner KlientInnen strahlen, dann habe ich

> KONTAKT: Lebenshilfe Feldbach Hannelore Mohnke Telefon: 03152 / 42 35-33 [email protected]

Lebenshilfe Steiermark | Thema Gleichstellung & Gleichberechtigung

Ein Vorbild für alle Hugo Jörgl hat eine Behinderung – und dennoch lebt er ein Leben wie andere Menschen auch: Er hat eine Beschäftigung, einen großen Freundeskreis, ist politisch interessiert und Mitglied im Sportverein. Von Nicole Rubisch

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© H. Schiffer

Schmidbauer für das Goldene ine Infektion im Mutterleib sollEhrenzeichen des Landes Steierte sein Schicksal bestimmen mark vorgeschlagen, weil er und als er am 20. Juni 1946 geboren sich so für uns eingesetzt hat. wurde, begann das außergewöhnliUnd er hat es auch bekommen, che Leben eines besonderen Mendas war eine Freude!“, so Jörgl. schen: „Hugo war schon immer ein Seither hält er regelmäßigen liebenswerter Mann; nicht nur ein Kontakt zu Behörden und EinGentleman, sondern auch stets ein richtungen des öffentlichen Leguter Freund, der seinen Mitmenbens und setzt sich auch für die schen hilfreich zur Seite steht“, weiß Anliegen von Menschen mit Besein langjähriger Betreuer der hinderung ein. Lebenshilfe, Hans Schmidbauer. 1973 „Hugo lebt sein Leben, Hugo Jörgl ist sehr b e l e s e n ; wurde Hugo Jörgl in so wie er es sich e r kennt alle das Wohnhaus der vorstellt.“ Lebenshilfe Graz und Bürgermeister A n g e l a h a u s e r der Steiermark Umgebung - Voitsnamentlich, weiß immer was in berg in Söding aufgenommen und Österreich und der Welt gelebte sich schnell ein. Heute ist er ein schieht. Politik, Wirtschaft und unverzichtbarer Teil der GemeinSport sind sein Steckenpferd schaft: „Ich bin stolz auf die Lebensund seine größte Leidenschaft hilfe, auf meine Mitbewohner, auf ist das Lesen der Kleinen Zeimeine Betreuer. Aber ganz besonders tung. „Die lese ich seit über 30 stolz bin ich auf Hans Schmidbauer“, Jahren jeden Tag! Und meistens ererzählt Hugo Jörgl, während ein symzähle ich dann meinen Betreuern, pathisches Lachen sein Gesicht erhellt. was es Neues gibt“, lacht der 59-Jährige. Dieses Ehrgefühl wollte er auch mit Seine Freizeit verbringt Hugo Jörgl jenen, die ihm nahe stehen, teilen gerne im Sportverein, dem ESV - Alte und so griff er vor einigen Jahren Maut Seiersberg. Gemeinsam mit kurzerhand zu Stift und Papier und seinen Sportsfreunden stellt er sich schrieb einen Brief an die ehemalige Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. Wettkämpfen und nimmt alljährlich an „Ich habe meinen Betreuer Hans den österreichischen Stocksportmeis„Hugo Jörgl ist eine große Hilfe und Stütze für die anderen Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses. Er setzt sich für die Anliegen der Menschen ein. – Das war schon von Anfang an so.“ Gertraud Fließer, Lebenshilfe GUV „1993 gab es erste Versuche, das soziale Umfeld von Herrn Jörgl über den Stocksport zu erweitern. Er lebt und arbeitet bei der Lebenshilfe in Söding und es wurde da-

terschaften sowie an den Special Olympics teil. „Ich habe schon viele Medaillen gewonnen und einmal sind wir sogar Staatsmeister geworden; der Sport ist ein großer Bereich meines Lebens!“ Und auch diese Erfolge teilt er gerne mit seinen Freunden und Betreuern der Lebenshilfe, die ihm einen selbstbestimmten Alltag und ein Leben wie anderen auch ermöglichen.

mals etwas gesucht, dass sein Interesse wecken sollte. Der ESV - Alte Maut Seiersberg war bereit, dieses integrative Modell zu wagen. Mittlerweile ist der Verein Hugo Jörgls großes Hobby; er weiß über alle Ereignisse Bescheid und kommt regelmäßig zu den Veranstaltungen. Darüber hinaus haben sich zahlreiche private Kontakte mit Vereinsmitgliedern gebildet.“ Ludmilla Remler, Sportbetreuerin, Lebenshilfe GUV

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Selbstvertretung Es sollte für uns Menschen mit Beeinträchtigung beziehungsweise Lernschwierigkeiten selbstverständlich sein, dass wir Selbstvertretung im Beruf und im Wohnen haben. Viele Einrichtungen haben zwar schon diese Selbstvertretungen, aber es ist noch viel zu tun. Von Werner Berghofer

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chließlich leben wir alle in einer Demokratie und demokratische Spielregeln sollten in allen Lebensbereichen gelten. Es wäre gut, wenn Menschen mit Beeinträchtigung auch mehr über demokratische Spielregeln reden. Das bedeutet, dass uns auch klar wird, dass wir Pflichten und Rechte haben. Welche Pflichten und Rechte es gibt und an welche wir uns zu halten haben, das wollen wir gemeinsam mit den Einrichtungen, in denen wir arbeiten und leben, erarbeiten. Selbstvertretung bedeutet schließlich auch, dass wir unsere Anliegen den Einrichtungen gegenüber stär-

ker vertreten können. Wenn wir Selbstvertreter/innen wollen, sollen wir auch darauf hören, was unsere Kollegen/innen uns sagen. Wenn sie Anliegen, Anregungen oder Beschwerden haben, ist es für uns wichtig, sie zu kennen. Als Selbstvertreter/in muss ich gemeinsam mit allen Betroffenen entscheiden, welche Anliegen umgesetzt werden können und welche nicht. Wir Menschen mit Beeinträchtigung haben auch das Recht (soweit wir dazu in der Lage sind), unser Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Telefon: 0664 / 20 17 662 E-Mail: [email protected]

Partnersuche Ich heiße Manfred Nagl und möchte gerne mit einer Frau Bekanntschaft schließen. In mir schlummert ein kleiner Gentleman, aber oft fühle ich mich nicht ernst genommen. Deshalb hätte ich gern eine liebe Freundin, die mich so nimmt, wie ich bin. Sie sollte ein Herz für meine Sorgen haben und verständnisvoll sein. Das würde mir gefallen und mich im siebenten Himmel schweben lassen. Ruf mich an unter 03865 / 24 77 19 oder schreibe an: Manfred Nagl, Lebenshilfe Mürzzuschlag, Friedhofgasse 6, 8650 Kindberg

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Lebenshilfe Steiermark | Magazin People First Steiermark

Hallo! Ich heiße Oliver Heim und bin 30 Jahre jung. Ich wohne in einer WG in der Waldertgasse-Graz. Ich gehe gerne auf den Fußballplatz, weil ich Sturmfan bin. Ich mag es, gut essen zu gehen und schaue mir gerne Kinofilme an. Mein Wunsch ist, eine Freundin zu finden, die diese Dinge mit mir machen möchte. Sie sollte zwischen 20 und 30 Jahre alt sein. Wenn du mich besser kennen lernen magst, melde dich bei mir! Ich freue mich, von dir zu hören! Oliver Heim, Waldertgasse 11, 8020 Graz

Ich suche eine Brieffreundin. Ich heiße Maria Saurugg und bin 34 Jahre alt. Meine Hobbys sind Reiten und Radio hören. Ich arbeite in der Lebenshilfe Feldbach in der Kunsthandwerkgruppe. Ich wohne in 8333 Riegersburg 22.

Hallo! Ich heiße Martin Weichhardt, bin 28 Jahre alt und wohne in einer Trainingswohnung in der Mariazellerstraße 52 in Kapfenberg. Meine Hobbys sind Laufen, Rad fahren, Schwimmen und Wandern. Ich suche ein nettes Mädchen zwischen 25 und 30 Jahren mit der ich meine Hobbies teilen kann. Du solltest Humor haben und einen Partner suchen. Meine Telefonnummer ist 0664 / 937 94 05. Auch eine E-Mail-Adresse habe ich: [email protected] Ich würde mich sehr freuen! Hallo ihr Damen! Ich, ein charmanter Mann namens Werner Obranovic, suche eine Freundin. In meiner Freizeit zeichne und bastle ich gerne, höre Hard Rock und schaue mir schöne Filme an. Ich spiele auch Schach und Karten. Mir gefallen schwarzhaarige Frauen mit längeren Haaren. Du solltest zwischen 35 und 40 sein, hilfsbereit, fleißig und witzig sein. Wenn du mich kennen lernen möchtest schreibe mir einen netten Brief (mit Computer oder in Blockschrift) und lege ein Foto von dir bei. Werner Obranovic, Friedhofgasse 6, 8650 Kindberg

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Nationale Sommerspiele 2006 von Special Olympics Österreich in Kapfenberg mit internationaler Beteiligung. > Kapfenberg vom 22. bis 27. Juni 2006

„Lasst mich gewinnen ...“ In Kooperation mit Special Olympics Österreich führen die Stadtgemeinde Kapfenberg, der ASKÖ-Landesverband Steiermark und der Landesverband der Lebenshilfe Steiermark die „Nationalen Sommerspiele 2006 von Special Olympics Österreich mit internationaler Beteiligung“ vom 22. bis 27. Juni in Kapfenberg durch. Von Gerhard Lukasiewicz

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emeinsam mit den SportvereiOlympics Österreich. „Die Lebenshilnen von Kapfenberg und Umfe bringt ihr Know-how im Bereich gebung werden Bewerbe in den der freiwilligen HelferInnen ein, von Sportarten Basketball, Boccia, Fußdenen 500 bis 600 in der Veranstalball, Handball, Kunsttungswoche tätig sein turnen, Leichtathletik, Sportlichkeit und werden“, bekräftigt Powerlifting, Rad fahUrsula Vennemann, Freude an der ren, Reiten, RollerskaPräsidentin der LeT e i l n a h m e . ting, Schwimmen, benshilfe Steiermark, Tennis, Tischtennis, ihre Unterstützung für Volleyball und MATP – ein spezielles die Spiele 2006. Auch die Stadt KapProgramm für Menschen mit erhöhfenberg stellt sich dieser großen Hertem Hilfebedarf – durchgeführt. ausforderung, bei der 200 TeilnehmerInnen aus dem Ausland erwartet Aus neun Bundesländern Österwerden: „Die Sportstadt Kapfenberg reichs und 22 Ländern Europas werverfügt nicht nur über die erforderden 2.000 SportlerInnen, BetreuerInlichen Infrastrukturen, sondern kann nen und Familienangehörige der mit ihren vielen, ehrenamtlichen Sportbegeisterten in Kapfenberg erFunktionären aus Sportvereinen wartet. „Damit haben wir 2006 das auch das notwendige, technische größte Starterfeld von allen bisher Personal für eine derartige Großverdurchgeführten Nationalen Sommeranstaltung zur Verfügung stellen“, so spielen in Österreich“, sagt Marc Ander Bürgermeister von Kapfenberg gelini, Nationaldirektor von Special und Präsident des ASKÖ-Landesver-

© specialolympics.picturemaxx

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bandes Steiermark, Manfred Wegscheider. Hermann Kröll, Präsident von Special Olympics Österreich, ergänzt, „dass wir mit der Stadtgemeinde Kapfenberg, dem ASKÖ-Landesverband Steiermark und der Lebenshilfe Steiermark drei starke Kooperationspartner für die Spiele 2006 bekommen haben“. Im Einklang mit der Tradition der Olympischen Spiele vertritt Special Olympics die Ansicht, dass alle Special Olympics-Wettbewerbe ein ganzheitliches Erlebnis für die SportlerInnen darstellen müssen. Aus diesem Grund müssen vier Mindestanforderungen bei den Spielen erfüllt werden: Sportlichkeit, Freude an der Teilnahme, ein abwechslungsreiches Programm aus verschiedenen Sportarten sowie ein tolles Rahmenprogramm, Unterhaltung und Feierlichkeiten.

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Ein Kunstwerk für Special Olympics Herbert Lerchegger ist geborener Leobener, Jahr gang 1949. Seine Ausbildung zum Kunsterzieher absolvierte er von 1983 bis 1987 an der „Akademie der Bildenden Künste“ in Wien in der Meisterklasse für Malerei bei Professor Anton Lehmden. Trotz der Vielzahl an freiwilligen Helfern ist ein Budget von 840.000 Euro erforderlich, welches zum Großteil durch Sponsoren, Kooperationen und Spenden abzudecken ist. Für den Generalsekretär der Spiele, Mag. Kurt Perner, ist die Organisation der Nationalen Sommerspiele 2006 eine große Herausforderung und eine schöne Aufgabe: „Die Bewerbe sollen nicht nur das Miteinander im Sport, sondern auch das Miteinander innerhalb unserer Gesellschaft zum Ausdruck bringen“, so Perner.

Sport & Kunst. Der Leobener Künstler Herbert Lerchegger stellt für die Special Olympics-Sommerspiele 2006 ein Bild im Wert von 7.000 Euro zur Verfügung. „Körper in Bewegung“ nennt Lerchegger sein Werk, das in Acryl und Alu gefertigt wurde und als offizielles Sujet der Spiele zum Einsatz kommt.

Ing. Manfred Wegscheider, Bürgermeister der Stadt Kapfenberg und designierter Sportlandesrat, Prof. Herbert Lerchegger, LHPräsidentin Ursula Vennemann, Marc Angelini, Nationaldirektor der Special Olympics Österreich und Mag. Kurt Perner, Generalsekretär der Sommerspiele 2006.

H

erbert Lerchegger führt seit 1975 Ausstellungen mit der zentralen Thematik „Mensch und Landschaft“ durch. Seine Bekanntheit erlangte er einerseits durch seine Tätigkeit als bildender Künstler und andererseits durch seine seit 1987 mit großem Engagement ausgeführte Arbeit als bildnerischer Erzieher am Bundesgymnasium Leoben. Ausdrucksformen. Als Künstler ist Herbert Lerchegger Botschafter einer geheimen Sprache. In seinen zahlreichen Ausstellungen beeindruckte er mit Landschaftsaquarellen, Ölbildern sowie Acrylmalereien mit ausdrucksvollen Körperformationen. Seine Werke sind gekennzeichnet von kräftigen, weit ausholenden Strichbündeln und Pinselspuren, die er auf unberührte, reinweiße Flächen oder auf abweisendes, glänzendes Metall setzt. Sein Kunstschaffen umfasst rauchige Grafiken ebenso wie knallbunte Farbigkeit. Lerchegger ist dabei immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, um in seinen Arbeiten seine Sicht der Welt zu schildern. Das für die Special Olympics 2006 angefertigte Bild in Acryl auf Alu „Körper in Bewegung“ (120 x 90 cm) umfasst alle Facetten des wechselnden Lichtes. Lerchegger arbeitete in seinem Kunstwerk Sportarten wie Leichtathletik, Reiten, Rad fahren und Volleyball heraus und präsentiert die Dynamik der Sportlerinnen und Sportler. „Für mich sind die Leistungen behinderter Sportler gleichzusetzen mit jenen von Sportlern ohne Handicap“, zeigt sich der Künstler beeindruckt. Herbert Lerchegger bewundert Menschen, die ihr Handicap vergessen lassen, denn „sie müssen eigentlich auch im täglichen Leben Höchstleistungen bringen, um ihr Leben meistern zu können“. Lerchegger wurde im Jahr 2000 mit dem Kulturpreis der Stadt Leoben ausgezeichnet. Ankäufe seiner Werke durch die Republik Österreich sowie Ausstellungen im Inund Ausland unterstreichen die Bedeutung seiner künstlerischen Arbeit. Gerhard Lukasiewicz

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LEBENSHILFE GRAZ UND UMGEBUNG - VOITSBERG

Tageswerkstätte Gratkorn Sinnvolles tun, etwas leisten und dafür Anerkennung zu erhalten sind wesentliche Aspekte des menschlichen Lebens. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse ist Voraussetzung für das psychische Wohlbefinden und ein positives Selbstwertgefühl – sowohl für Menschen mit Beeinträchtigung wie auch für nichtbehinderte Menschen. Von Mag. Doris Hahn

D

iese Gedanken motivierten vor rund zwölf Jahren Eltern behinderter Kinder sowie MitarbeiterInnen der Lebenshilfe Graz und Umgebung - Voitsberg. Und so stellten sie in Gratkorn ein Projekt für Menschen mit Behinderung auf die Beine. Den mühsamen Weg von der Idee bis zur tatsächlichen Umsetzung beschritten die Initiatoren mit vielen weiteren couragierten UnterstützerInnen und auch mit dem Bürgermeister der Marktgemeinde Gratkorn, Elmar Fandl.

© Lebenshilfe GUV, Schiffer

Am 1. Juli 1995 wurde schließlich die Tageswerkstätte Grat- „Der eine wartet, korn eröffnet. Was damals klein dass die Zeit begann – drei KundInnen und zwei BetreuerInnen „teilten“ sich wandelt, sich zwei Räume – hat sich zu der andere packt einer Einrichtung entwickelt, sie kräftig an und die mittlerweile mit acht Mitarhandelt.“ D. Alighieri beiterInnen rund 20 Personen beschäftigt und betreut: So unterschiedlich der Hilfebedarf der KundInnen ist, so differenziert haben sich auch die Angebote in den letzten Jahren entwickelt.

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Produktpalette. Im Bereich der produktiven Beschäftigung gibt es eine Industrie- und eine Kreativgruppe sowie eine Holzwerkstatt. Die Produktpalette, die hier von Menschen mit Behinderung gefertigt wird, reicht von Billetts, gefilzten Taschen und Dekorationsmaterial bis hin zu selbst gefertigten Trommeln und Saiteninstrumenten. Das Erlernen handwerklicher Fähigkeiten und die Befähigung zu größtmöglicher Selbständigkeit sind dabei zentrale Aspekte der Arbeit. Menschen mit hohem und höchstem Hilfebedarf werden mit einem speziellen Förderangebot unterstützt – persönliche Assistenz steht dabei im Vordergrund.

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Zehn Jahre Tageswerkstätte Gratkorn ...

Die Tageswerkstätte Gratkorn kann seit ihrer Gründung auf eine außergewöhnliche Geschichte zurückblicken. Davon legen die kontinuierliche Weiterentwicklung der pädagogischen Angebote, die laufende Verbesserung der räumlichen Standards und die gute Ausstattung Zeugnis ab. Der Mut und das Engagement der GründerInnen- Individuelle generation prägt unser Entwicklung Denken und unsere Arbeit: durch gemeinSoziale und individuelle Entwicklung durch gemein- schaftliches schaftliches Handeln. Handeln.

© Lebenshilfe GUV, Schiffer

> KONTAKT: TWS Gratkorn Leitung: Mag. Doris Hahn Grazerstrasse 80, 8101 Gratkorn Telefon: 03124 / 222 75

... das war ein gebührender Grund zum Feiern: „Wir verlegten das traditionelle Sommerfest in einen anderen Rahmen und feierten es somit größer als sonst üblich“, erinnert sich Mag. Doris Hahn, Leiterin der Tageswerkstätte Gratkorn, an die Jubiläumsfeier. Festliche Ansprachen, Musik und Tanz machten den Abend zu einem unvergesslichen Ereignis; kulinarische Köstlichkeiten aus dem Kaffee „faMoos“ sorgten für wahre Gaumenfreuden. Während des Festes stellten sich zahlreiche Gratulanten ein. Unter ihnen auch langjährige und tatkräftige UnterstützerInnen der Einrichtung, die – einer „alten Tradition“ Grosszügige folgend – großzügige Spenden Spenden für die überreichten: So auch das Ehepaar Margit und Georg Hem- Tageswerkstätte mer, das seit mehr als zehn Gratkorn der Jahren den „Sandlerball“ in der Lebenshilfe GUV. Faschingszeit zugunsten der Tageswerkstätte Gratkorn organisiert, und Franz Schlögl, der der Tageswerkstätte Gratkorn seit 1999 ebenfalls jährlich eine namhafte Summe mit der „Benefizgala der volkstümlichen Musik“ zur Verfügung stellt. Als kleines Dankeschön wurden den SpenderInnen zu Ehren eine „Margit-und-Georg-Hemmer-Linde“ und eine „FranzSchlögl-Ulme“ im Garten der Tageswerkstätte Gratkorn gepflanzt. Walter Hiesel vom Club Steiermark überreichte als Veranstalter von Benefizfußballturnieren ebenfalls eine Spende in der Höhe von 3.000 Euro.

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LEBENSHILFE FELDBACH

„10 Jahre Megaphon – und wir waren dabei!“

E

in Lied für Christoph: Seit mittlerweile fünf Jahren verkaufen Klientinnen und Klienten der Tageswerkstätte Feldbach Woche für Woche die Zeitung „Megaphon“. Dabei entstand ein Lied für Christoph Pfister, einen unserer Megaphon-Verkäufer. Anlässlich der Feier zum zehnten Geburtstag des „Megaphon“, haben wir den Song vertont und einen Videoclip gedreht. Am 30. September gab es die Uraufführung in der Seifenfabrik in Graz vor tausenden Festgästen. Der Clip ist auf unserer Homepage (www.lebenshilfe-feldbach.at) abrufbar. Nochmals alles Gute an das „Megaphon“-Team!

© Peter Palme

Lebenshilfe Feldbach

Der Megaphon-Song 1. Der Christoph geht zum Thaller, a Sackerl in der Hand; denn in diesem Kaufhaus ist er recht guat bekannt. Beim Thaller san vü‘ Kunden und er steht mitten drin. Er wü‘ wos verkaufn, jetzt hörts do amol hin.

2. Es gibt jetzt ein Gedränge, er kennt si fost nit aus. Olle wulln die Zeitung und gebm 2 Euro aus. In der Zeitung steht vü‘ neues von der Wölt, und so a Wissen des kost natürlich Göld.

3. Die Zeitung´n san verkauft. Des Sackl is jetzt leer; Oba nächsten Freitag kommt er jo wieder her. Auf dem Weg nach Haus, zum Fitz auf a guat´s Eis; weil bei so a Arbeit do wird´s da ziemlich heiß.

REFRAIN Megaphon, Megaphon wer braucht no a Megaphon, Megaphon, Megaphon vom Christoph kannst die Zeitung hom.

REFRAIN Megaphon, Megaphon wer braucht no a Megaphon, Megaphon, Megaphon vom Christoph kannst die Zeitung hom.

REFRAIN Megaphon, Megaphon wer braucht no a Megaphon, Megaphon, Megaphon vom Christoph kannst die Zeitung hom. Text: Manfred Hörzer; Melodie: Cowboy-Lied

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LEBENSHILFE FÜRSTENFELD

LEBENSHILFE FELDBACH

„Wo kommen die Semmeln her?“

Sicherheit in der Erstversorgung

Wir, Bianca, Cornelia, Werner, Thomas, Bernhard, Bettina, Roswitha und Monika, von der Lebenshilfe Fürstenfeld machten uns am 22. Juni auf den Weg zur Bäckerei „Mild“ nach Riegersdorf, um zu erfahren welche Produkte dort hergestellt werden.

N

ach dem herzlichen Empfang der Bäckersleute begaben wir uns in die Backstube. Herr Mild erklärte uns die einzelnen Bereiche: Wo das Mehl gelagert wird, welche Aufgaben der Kühlraum und die einzelnen Backöfen haben und welche Maschinen verwendet werden. Damit wir morgens frische Semmeln, Weckerl, Brot und Leckereien kaufen können beginnt für Herrn Mild und seine Helfer nachts um 22 Uhr der Arbeitstag. Während wir also gemütlich in unseren Betten liegen, heißt es für die Bäcker, verschiedenste Teige zuzubereiten; sie zu formen, zu füllen und zu backen. Dabei entstehen in der Backstube sehr hohe Temperaturen und die Bäcker müssen viel trinken. Herr

Mild bereitete für uns einen Teig zu und führte vor, wie einige Maschinen funktionieren. Er zeigte uns aber auch wie man mit den Händen Kornspitz, Striezel und Weckerl formt. Bei ihm sah das alles sehr schnell, leicht und einfach aus. Anschließend hatten wir die Möglichkeit, Gebäck zu formen. Nach anfänglicher Scheu waren bald alle mit Begeisterung bei der Arbeit. Wir konnten natürlich unser Gebäck nicht so schnell und so schön formen, aber es machte uns großen Spaß. Nachdem die Teigstücke verarbeitet waren, kamen sie in den Backofen. Und währenddessen wurden wir mit herrlichen Köstlichkeiten – mit Golatschen, Kipferl und Getränken – verwöhnt. Als das Gebäck fertig war, wurde es für uns eingepackt und jeder durfte seine geformten Werke mitnehmen. Wir möchten uns auf diesem Wege noch einmal für die herzliche Aufnahme, die sehr interessante Führung durch die Bäckerei und die gute Bewirtung bedanken! Die Betreuer und Kunden der Lebenshilfe Fürstenfeld

Josef Rauch, Johann Schaffler und Erna Hirmann bei der Zertifikatsübergabe

Erste Hilfe. Da im Ernstfall jede Sekunde für den Erfolg der richtigen Versorgung zählt, fand bereits zum dritten Mal ein Erste-HilfeKurs in der Tageswerkstätte der Lebenshilfe Feldbach statt. Unsere KundInnen trainierten in mehreren Einheiten anhand von Übungsannahmen den korrekten Ablauf der richtigen Erstversorgung. In einem guten Mix aus Theorie und Praxis, durch unsere bereits bewährten TrainerInnen Johann Schaffler und Erna Hirmann von der Rot Kreuzstelle Feldbach, wurde wertvolles Wissen erworben. Alle TeilnehmerInnen schlossen den Kurs erfolgreich ab und erhielten ein Abschlußzertifikat. Lebenshilfe Feldbach

Teresa Handler und Maria Saurugg üben die stabile Seitenlage.

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LEBENSHILFE GRAZ UND UMGEBUNG - VOITSBERG

„Förderung einmal anders!“ Motopädagogik für Kinder mit Behinderung Motopädagogik ist ein Konzept zur Persönlichkeitsentwicklung durch die Motorik und Wahrnehmung. In der Pädagogik hat sich diese neue Form von „Bewegung und mehr“ bereits durchgesetzt. Nun ist es an der Zeit, die psychomotorische Erziehung auch für Kinder mit besonderen Bedürfnissen anzubieten.

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en Anfang machte die mobile Lernbetreuung der Lebenshilfe Graz und Umgebung - Voitsberg und bot während der Sommerferien einen Motopädagogik-Schnupperkurs für eine Gruppe von acht Kindern als ambulantes Zusatzangebot an. Ausgebildete Motopädagogen arbeiteten eine Woche intensiv mit Kindern mit höherem Hilfebedarf im Turnsaal der Volksschule Graz-Schönau. „Motopädagogik beinhaltet auch die Grundaussage, dass sich alle Kinder in einer bestimmten Entwicklungsstufe befinden und selbst bestimmen, welche Reize und Bewegungserfahrungen sie brauchen“, erklärt Thomas Schleich, Leiter der Lernbetreuung der Lebenshilfe GUV. Neben Dschungelschaukeln, Wasserrutschen und vielem mehr arbeiteten die Teilnehmer auch mit verschiedensten Materialen, wie beispielsweise Zeitungspapier. „Die Woche diente vorwiegend zur Erprobung der Förderung für Kinder mit hohem Hilfebedarf und nach dieser Woche kann man eindeutig sagen, dass es gerade für unsere Kinder das ideale Angebot ist und einer Weiterführung der Leistung nichts mehr im Wege steht“, freut sich Thomas Schleich über die gelungene Veranstaltung. „Das ist fantastisch! So etwas Tolles haben wir nicht erwartet! Schade, dass das nur eine Woche gedauert hat!“ Eltern und deren Kindern, die an der MotopädagogikSchnupperwoche im Juli 2005 teilgenommen haben. > Motopädagogik, auch psychomotorische Erziehung genannt, ist ein ganzheitliches und Lebensabschnitt übergreifendes Konzept, welches sich mit der Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung von Menschen beschäftigt. > Kontakt: Thomas Schleich Conrad-v.-Hötzendorfstraße 37a, 8010 Graz Tel.: 0316 / 71 55 06-805 E-Mail: [email protected]

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LEBENSHILFE HARTBERG

LEBENSHILFE HARTBERG

Ein kreatives Wohnhaus

„Die Bilder sprechen für sich“

Ende Juni wurde in Neudau das zweite Wohnhaus der Lebenshilfe Hartberg für Menschen mit Behinderung feierlich eröffnet.

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ie Wohnanlage umfasst 19 Wohneinheiten, die jeweils aus einem Zimmer, einem separaten Vorraum und eigenen Sanitäranlagen bestehen. Bei der Gestaltung des Wohnhauses wurde auf Eigenleistungen der Lebenshilfe großer Wert gelegt und deshalb wurden für Bäder und Toiletten selbst gestaltete Fliesen der Lebenshilfe Leoben verwendet. Der Außenfassade verliehen die KundInnen der Lebenshilfe Hartberg einen kreativen „Touch“: So wurde die Kunstschiene Neudau damit beauftragt, Fassadenbilder für das neue Wohnhaus zu gestalten. „Zuerst wurden die fünf einzelnen Platten grundiert. Danach wurde mit Schwämmen das Motiv aufgetragen. Die Vollendung des Kunstwerks beziehungsweise das Bemalen der Kanten erfolgte nach der Montage der Platten“, gibt Angela Steinhöfer Einblicke in die Kreativgestaltung. Die künstlerische Ausführung übernahm Manfred Pußwald, der die Bilder in Kooperation mit dem Architekten entworfen hatte.

Manfred Pußwald: „Da ich schon beim ersten Wohnhaus die Fassadenbilder gemalt habe, war es für mich beim zweiten Wohnhaus schon ein wenig einfacher, mit den großen Maßen umzugehen. Die künstlerische Arbeit hat mir große Freude bereitet. Das Bild soll Gleichheit und Freundschaft darstellen.“

Unter dem Motto „Kunst ist Sprache“ wurde am 7. Oktober im Marienkrankenhaus Vorau eine Ausstellung der Kunstschiene Neudau eröffnet. Gezeigt werden Bilder von den Künstlern Manfred Pußwald, Kurt Malik, Matthias Hörtner und David Schindler.

„D

er Titel der Vernissage ‚Kunst ist Sprache’ wurde bewusst gewählt, da durch die Malerei viele Menschen eine neue Ausdrucksform finden – und das trifft auch auf die Künstler der Lebenshilfe Hartberg zu“, erklärt Angela Steinhöfer, Leiterin der Kunstschiene Neudau. Besonders jene Menschen, die sich verbal nur eingeschränkt verständigen können, haben durch die Kunst eine neue Form der Kommunikation gefunden. „So spiegeln sich Stimmungen und Gefühle in der Gestaltung und insbesondere in den Farben der Bilder wieder“, so Steinhöfer. Zu sehen sind die ausdrucksstarken und farbintensiven Werke noch bis 9. Jänner 2006 in der medizinischen Abteilung im Parterre des Marienkrankenhauses Vorau.

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LEBENSHILFE HARTBERG

LANDESVERBAND DER LEBENSHILFE STEIERMARK

„Ein tolles Benefizkonzert“

Pressekonferenz

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m 10. September fand in Ehrenschachen ein Benefizkonzert statt. Veranstaltet wurde es von unserem Ex-Zivildiener Harald und dem Verein „peer sozialevents 04“, deren Obfau Karina eine ehemalige Betreuerin der Lebenshilfe Hartberg ist. Eröffnet wurde das Konzert durch die Volksmusikgruppe „Ciderheads“. Danach spielte die Hausmusik der Lebenshilfe Hartberg, die nach ihrem tollen Auftritt mit köstlichen Speisen und Getränken belohnt wurde. Auch den vielen anwesenden Gästen hatte es sehr gut gefallen. Um 21 Uhr ging das Programm mit den Gruppen „OK Kings“, „Millsbomb“, „Comah“ und „Tripzoo“ weiter. Es war ein sehr gelungenes Konzert. Und wir hatten alle unseren Spaß!

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Kostenersatz der Behindertenhilfe für Hilfeleistungen (§ 39 BHG) wird nicht vollzogen. Beim „Runden Tisch zum BHG neu“ im September informierte Landesrat Dr. Kurt Flecker auf Anfrage von Präsidentin Ursula Vennemann darüber, dass der im steirischen Behindertengesetz (BHG) verankerte Kostenrückersatz in der vorgesehenen Form nicht vollzogen werden kann. Der Landesrat stellte eine Novellierung des Gesetzes für Mitte 2006 in Aussicht, bei der diese Erkenntnis Berücksichtigung finden soll.

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nter dem Titel „Die Lebenshilfe Steiermark: 45 Jahre im Dienste des Menschen“ präsentierte die Präsidentin des Landesverbandes der Lebenshilfe Steiermark, Ursula Vennemann, Medienvertretern eine Veranschaulichung des Leistungsspektrums der Lebenshilfe-Organisation sowie eine inhaltliche Vorstellung der Dienstleistungen und eine Auflistung der Angebote in allen steirischen Regionen. 168 Dienstleistungen in allen Lebensbereichen für über 2.200 Menschen mit Behinderung machen die Lebenshilfe zur größten Dienstleistungsorganisation der Behindertenhilfe in der Steiermark. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen das uneingeschränkte Wohl und die umfassende Betreuung und Begleitung der KundInnen: „Als Interessenvertretung sehen wir uns verpflichtet, Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen bei der Bewältigung des Alltages mit ganzer Kraft zur Seite zu stehen, um ihnen ein Leben frei von Benachteiligungen zu ermöglichen“, bekräftigte Ursula Vennemann und formulierte die Zielvorgaben für die kommenden Jahre: „Für die Zukunft ist es uns ein großes Anliegen, auch die

mobilen Dienste für Menschen mit Behinderung auf- und auszubauen, um noch besser auf individuelle Bedürfnisse eingehen zu können und eine noch stärkere Teilhabe am öffentlichen Leben zu erreichen“, freut sich Vennemann auf die weitere Herausforderung.

© Die Steirische, Liebmann

Ein Bericht von Helga Schneeberger, Kundin der Tageswerkstätte Vorau, über das Benefizkonzert zugunsten der Lebenshilfe Hartberg.

Am 28. September 2005 lud der Landesverband anlässlich des 45-jährigen Bestehens der Lebenshilfe Steiermark zu einer Pressekonferenz sowie zur Präsentation der Jubiläumsausgabe der Zeitung „Lebenshilfe“ in das Kaffee faMoos.

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LEBENSHILFE LEIBNITZ

Die Cobra in der Tageswerkstätte Am 27. Juni war ein Team des Einsatzkommandos „Cobra Süd” bei der Lebenshilfe in Leibnitz zu Gast.

D

ie Polizisten des Sondereinsatzkommandos boten uns Kundinnen und Kunden der Tageswerkstätte der Lebenshilfe Leibnitz in der Grazer Gasse eine tolle Darstellung ihrer Arbeit. Erst hat uns das Team einige Kurzfilme vorgespielt und uns dann Bereiche der schwierigen Ausbildung und Arbeit preisgegeben. Wir waren alle sehr beeindruckt; sogar ein Sprengstoffexperte war dabei. Der Theorie folgte schließlich der praktische Teil der Vorführung: Es war der lustigste und aufregendste Teil des Tages. Die Polizisten hatten auch einen Diensthund dabei, einen belgi-

schen Schäferhund. Der Hundeführer von der Cobra hat uns einige Tricks mit dem Hund vorgeführt: Dieser ist über Tische gesprungen, über Bänke gelaufen, ist in eine Scheibtruhe gehüpft und hat sich herumführen lassen ... Eine Festnahme. Auch hat das Einsatzteam der Cobra eine gestellte Verhaftung durchgeführt: Sie sind mit einem Auto von hinten und einem von vorne an ein weiteres Auto herangefahren und haben so die zwei Insassen entwaffnet und festgenommen. Sie haben uns ihre Ausrüstung gezeigt und einen Teil davon durften wir selbst anziehen. Andi und Hansi zogen eine kugelsichere Weste an, setzten einen Helm auf und rüsteten sich mit einem Schlagstock. – Das war ein Riesenspaß! Günther, Andi, Martina und Regina durften in den beiden Einsatzwagen sitzen und per Funkgerät miteinander sprechen. Die Polizisten von der Cobra waren überaus nett und höflich zu uns und haben sich auch für unsere Arbeit sehr interessiert. Es war für uns ein einzigartiges Erlebnis und deshalb wollen wir uns nochmals beim Team von der EKO Cobra Süd vielmals bedanken! Die KundInnen der TWS Grazergasse

LEBENSHILFE MÜRZZUSCHLAG

In der Straußenfarm Unser Ausflug anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Tageswerkstätte Kindberg.

M

it dem Bus fuhren wir zuerst zur Straußenfarm. Dort hatten wir eine Führung bei der wir die Tiere auch füttern konnten. Strauße fressen Gras und Weizen und sind sehr schnelle Läufer. Sie können bis zu 70 km/h schnell laufen. Zum Mittagessen fuhren wir zum „Harmonikahansl“. Der Wirt sorgte auch für musikalische Unterhaltung und zu der Musik konnten wir super tanzen ... Anlässlich des Jubiläums unserer Lebenshilfe fertigte unsere Organisationsgruppe eine Festschrift, welche uns unsere

Obfrau Margaretha Schaffenrath und unser Leiter Heinz Schlagbauer überreichten. Außerdem bekamen wir KundInnen Urkunden verliehen, die zeigten, wie lange wir schon bei der Lebenshilfe sind. Für diejenigen, die schon 25 Jahre bei der Lebenshilfe sind, hat es auch Ehren-Anstecknadeln gegeben. Es war ein schöner Ausflug trotz des schlechten Wetters! Wir waren sehr müde als wir nach Hause gekommen sind. Bernhard Zach

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LEBENSHILFE RADKERSBURG

Tischlerei INTARSIA In dieser Ausbildungseinrichtung der Lebenshilfe Radkersburg kann man vieles für das spätere Berufsleben lernen. Die Ausbildner sind sehr bemüht, uns das Handwerk des Tischlers in Theorie und Praxis beizubringen .

U

feld, um einen Eindruck von der Schule zu bekommen. Drei unserer Kollegen von INTARSIA besuchen gerade die erste Klasse der Berufsschule für Tischler. Wir machen auch oft Ausflüge und besuchten kürzlich das Projekt „T“ der Lebenshilfe in Judenburg. Im Sommer nahmen wir in Halbenrain an einem Tanz-Workshop teil. Dieses Projekt fand bei „Licht ins Dunkel“ Anklang und deshalb hatten wir im November einen kurzen Tanz-Workshop mit den „Dancing Stars“ – Mari-

© IG Soziale Medien, Rubisch

nsere Woche verläuft nach einem konkreten Stundenplan: Montagmorgen haben wir eine einstündige Besprechung, wo jeder von uns Lehrlingen vom Wochenende erzählen kann. Drei Stunden in der Woche haben wir Fachkunde sowie zwei Stunden Fachrechnen und Fachzeichnen. Montessori, soziales Lernen und allgemeine Bildung helfen uns auch bei Alltagsproblemen. Einmal in der Woche haben wir Sport, wo wir meistens Fußball spielen. Vor kurzem waren wir in der Berufsschule in Fürsten-

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ka Lichter und Andy Kainz. Dabei wurden wir gefilmt und sind demnächst bei der „Licht ins Dunkel“-Gala zu sehen! Derzeit sind wir neun Lehrlinge, von denen fünf bereits im zweiten Lehrjahr sind. Seit August „Bald sind wir haben wir mit den ‚Dancing auch von Stars‘ bei der der Polyt e c h n i - ‚Licht ins Dunkel‘s c h e n Gala zu sehen!“ Schule von St. Peter am Ottersbach einen neuen Kollegen, der in der Probezeit ist. Auch er möchte bei uns in der Tischlerei aufgenommen werden. Er ist sehr gerne hier. Heuer im Februar war ein Lehrling von unserer Werkstatt bei Special Olympics dabei und hat im Eisschnelllauf den dritten Platz in seiner Klasse für Österreich belegt. Unser persönlicher Anspruch ist, dass wir alle den Lehrabschluss im Beruf Tischler schaffen – und dass es weiterhin so viel Spass macht. Die Lehrlinge von INTARSIA

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LEBENSHILFE RECHTSBERATUNG

Recht kritisch betrachtet In unsere Ausgabe 2/2005 haben wir Ihnen einen allgemeinen Überblick über Ihre Rechte und das Verfahren nach dem neuen Steiermärkischen Behindertengesetz geboten. Heute möchten wir Ihnen die einzelnen Hilfeleistungen näher vorstellen und auf die Vollzugpraxis der Verwaltungsbehörden besonderes Augenmerk legen. Von Dr. Wolfgang Sellitsch

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u den wesentlichen Errungenschaften dieses Gesetzes gehört der Rechtsanspruch auf eine finanzielle Existenzgrundlage für Menschen mit Behinderung. – Der Lebensunterhalt nach § 9 BHG: Anspruch besteht für jeden Menschen mit Behinderung, der das 18. Lebensjahr vollendet hat und nicht in einer Einrichtung der Behindertenhilfe stationär betreut wird, wenn sein Gesamteinkommen die Höhe des Richtsatzes nicht erreicht. Dieses „Existenzminimum“ beträgt im Jahr 2005 für Alleinstehende 486 Euro. Bei einer Hausgemeinschaft mit anderen Menschen 444 Euro monatlich, wobei das Einkommen des Betroffenen jeweils abzuziehen ist. Zum Gesamteinkommen eines Menschen mit Behinderung zählen seine gesamten Einkünfte (Geld- und Sachbezüge) sowie seine bis zum 27. Lebensjahr bestehenden Unterhaltsansprüche. Davon abzuziehen sind Lohn- und Einkommenssteuer, Sozialversicherungsbeiträge, gesetzliche Unterhaltsverpflichtungen sowie die tatsächlichen Wohnungskosten. Nicht zum Einkommen zählen: • Besondere Beihilfen, die aufgrund von Bundes- und Landesgesetzen gewährt werden, wie zum Beispiel die Familienbeihilfe • Pflegegeld • Freiwillige Unterstützungsleistun-

gen von Institutionen und Privatpersonen • Die Unterhaltsansprüche bis zum 27. Lebensjahr, sofern dies für den Betroffenen oder seine unterhaltspflichtigen und -berechtigten Angehörigen eine unzumutbare Härte bedeuten würde, oder den Zielen dieses Gesetzes widersprechen würde Zum Lebensunterhalt gehört auch der Wohnungsaufwand: Dieser wird mit 160 Euro monatlich begrenzt, bei Wohngemeinschaft mit einer Ehegattin werden 44 Euro zusätzlich verrechnet. Menschen mit Behinderung in vollstationären Einrichtungen, die sonst über kein Einkommen verfügen, wird ein monatliches Taschengeld von 48,60 Euro zuerkannt. Praxiserfahrungen. In der täglichen Beratungspraxis erleben wir immer wieder, dass die Anwendung dieser Gesetzesbestimmungen in der Steiermark mit großen zeitlichen Verzögerungen und auch uneinheitlich erfolgt, sodass keine Rechtssicherheit für die Betroffenen besteht. So werden beispielsweise die Familienbeihilfe und der Kinderabsetzbetrag im Widerspruch zu §11 Abs. 1 lit. a BHG zum Gesamteinkommen des Menschen mit Behinderung gerechnet. Oder auch bei der Berechnung der Unterhaltsansprüche der Betroffenen das Einkommen von Mitbewoh-

nern, die nicht unterhaltspflichtig sind, angerechnet. Auch bei der Berücksichtigung von „Härtefällen“ sind die Sozialbehörden äußerst zurückhaltend: Den Eltern behinderter Menschen wird zusätzlich zur Naturalunterhaltsleistung für ihr Kind die Erbringung eines Geldunterhaltes zugemutet – der als Einkommen des Betroffenen vom Lebensunterhaltsanspruch wieder abgezogen wird. Dass diese Vorgehensweise von den Betroffenen als blanker Hohn und Etikettenschwindel empfunden wird, darf nicht verwundern. In unseren Beratungsgesprächen empfehlen wir unseren KundInnen, sich gegen derartige Bescheide mit dem Rechtsmittel der Berufung zur Wehr zu setzen. Die Berufungsfrist ist sehr kurz und beträgt nur zwei Wochen! Bei der Formulierung sind wir Ihnen gerne behilflich. In exemplarischen Einzelfällen werden wir im Interesse unserer KundInnen auch den Weg zu den Höchstgerichten nicht scheuen. Damit wollen wir Rechtssicherheit schaffen und die vielen Stolpersteine für Menschen mit Behinderung auf dem Weg zum Recht ausräumen. Wir stehen Ihnen telefonisch unter 0650/ 81 25 754 in allen steirischen Bezirken zur Verfügung Dr. Wolfgang Sellitsch, Leitung Rechtsberatung C.-v.-Hötzendorfstr. 37a, 8010 Graz [email protected]

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Lebenshilfe Steiermark | FREIZEIT Berichte der Lebenshilfe

LEBENSHILFE JUDENBURG

Urlaub in Tunesien Die Urlaubsaktion der Lebenshilfe Judenburg führte in den Club Abou Nawas Cup Mahdia. Von Marc Köck-Steinberger

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achdem wir mit dem Flugzeug gelandet waren, holte uns ein Bus ab und ungefähr eine Stunde später waren wir im Hotel. Als wir dort ankamen, begrüßte uns ein Hotelpage und servierte einen Begrüßungscocktail. Danach mussten wir ein Formular ausfüllen. An der Rezeption bekamen wir ein Armband, damit die Hotelangestellten wussten, dass wir nichts mehr zu bezahlen hatten. Dann gab uns Herr Schmidinger den Zimmerschlüssel und jeder nahm sein Gepäck und brachte es aufs Zimmer. Wir schauten uns Bad, WC und den Balkon an. Mein erster Eindruck war gut, das Zimmer war sehr sauber. Dann packten wir die Koffer aus und erholten uns ein wenig. Später sollten wir uns in der Eingangshalle treffen. Wir schlenderten durch diese und warteten auf die anderen. In der Lobby waren zwei Geschäfte, in denen man Souvenirs kaufen konnte, aber die Preise waren sehr hoch. Es waren auch fünf Spielautomaten dort; einmal spielen kostete einen Dinar und es gab zwei Billardtische. Ungefähr um halb sieben machten wir einen Spaziergang am Strand und durch die Stadt. Die Leute, die dort leben, sind farblich ein wenig dunkler als wir. Nach unserem Orientierungsspaziergang ging jeder auf sein gediegenes Zimmer, um sich frisch zu machen. Das Zimmer war schön eingerichtet, für meinen Geschmack gab es zu wenige Bilder,

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aber im Großen und Ganzen war es ok. Dann trafen wir uns zum Abendessen. Der Speisesaal war immer gut besucht. Das coole war, dass wir essen konnten, so viel wir wollten – von der Vorspeise bis zur Nachspeise. Das Essen war sehr gut! Das Hotel hatte auch einen Swimmingpool. Darin konnte man immer Wasserball spielen – alleine aber auch mit den Animateuren. Das Wasser war angenehm kühl und das Becken war sauber. Die Kellner an den Bars rundherum waren sehr freundlich und sprachen auch ein wenig Deutsch. Es gab Bier, Wein, Schnaps, Kaffee und auch Cocktails. Die waren sehr süß, aber very good ... Animateure unterhielten uns Urlauber von morgens bis abends mit Spielen: Wasserball, Fußball, Beachvolleyball und vieles mehr. Später war Disco-Time: Diese begann um 21 Uhr und dauerte bis zwei Uhr. Dort gab es auch alle Getränke an der Bar. Der Eintritt war kostenlos, aber die Getränke mussten bezahlt werden. Ein Bier kostete drei Dinar. Die Musik war laut, die Leute tanzten beinahe bis zum Umfallen. – Und wir taten es ihnen gleich! Marc Köck-Steinberger ist Anlehrling des „Projekt T.“ der Lebenshilfe Judenburg.

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LEBENSHILFE KNITTELFELD

LEBENSHILFE KNITTELFELD

Urlaubshighlight 2005

Weihnachten steht vor der Tür

Ich heiße Birgit Sortmann und wohne und arbeite bei der Le benshilfe in Knittelfeld. Ich bin eine von 23 KlientInnen. Nach einem Unfall bin ich schwer behindert und sitze im Rollstuhl. Ich möchte kurz erzählen von einem großartigen Ereignis in diesem Jahr.

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ch konnte mit 16 weiteren KundInnen und vier BegleiterInnen eine Flugreise nach Tunesien unternehmen. Die Vorfreude war riesengroß und am 24. Juni ging es endlich los. Der Flug war für mich wirklich toll. Unser Zielort hieß Port el Kantaoui. Das Hotel war sehr groß und schön. Das Personal behandelte uns überaus freundlich und nett. Auch das Essen schmeckte uns allen wunderbar. Das Meer war angenehm und warm. Darum schwamm ich mit meinen Begleitern sehr gerne. Viel Spaß bereitete mir das „Bummeln“ und Einkaufen am Abend. Das schönste Erlebnis für mich aber war der Ausflug mit den Kamelen, Pferden, Eseln und zwei Pferdekutschen. Leider konnte ich nicht auf einem Kamel

reiten, dafür fuhr ich aber mit einer der Kutschen mit. Nach dieser wundervollen Woche ging es wieder zurück nach Knittelfeld, wo ich noch oft an Tunesien denken werde. Birgit Sortmann

Ich habe das Gefühl, wir waren gerade erst auf Sommerurlaub, aber in einigen Tagen ist schon der Heilige Abend. Wettermäßig mussten wir uns ja nicht mehr großartig umstellen ... Lebkuchen und Weihnachtskekse füllen schon seit Oktober die Regale der Supermärkte. Und auch in unserer Werkstätte der Lebenshilfe Knittelfeld laufen die Weihnachtsvorbereitungen seit Herbst auf Hochtouren.

Selbst wenn die Arbeit in Kreativwerkstätten oft belächelt wird, sehe ich, mit welcher Begeisterung unsere Kundinnen und Kunden Jahr für Jahr ihre Werkstücke fabrizieren. Es werden Zeitschriften „studiert“, viele neue Ideen geboren und auch heuer sind wieder wunderbare Gegenstände entstanden, die bereits mit großem Stolz bei einigen Advents- und Weihnachtsmärkten verkauft wurden. Lassen Sie sich in der Vorweihnachtszeit nicht zu sehr stressen! Es würde mich freuen, Sie auf ein paar ruhige und besinnliche Minuten in unserer Werkstätte begrüßen zu dürfen. Vielleicht bis bald. Daniela Gruber ist Leiterin der Tageswerkstätte der Lebenshilfe Knittelfeld.

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IMPRESSUM „Lebenshilfe“ ist eine Mitgliederzeitung des Landesverbandes der Lebenshilfe Steiermark und unabhängig von politischen Parteien und Kirchen. Medieninhaber und Herausgeber: Landesverband der Lebenshilfe Steiermark, Präsidentin Ursula Vennemann, Schießstattgasse 6, 8010 Graz, Tel.: 0316 / 81 25 75, Fax: Dw 4, [email protected], www.lebenshilfe-stmk.at · Chefredaktion: IG Soziale Medien Steiermark, Nicole Rubisch, Traungauergasse 8, 8020 Graz · Redakteure & AutorInnen: Daniela Gruber, Ernst Kreimer, Claudia Scherübl, Thomas Schleich, Dr. Wolfgang Sellitsch, Eva Sporer, Angela Steinhöfer, Ursula Vennemann, Mag. Thomas Wögerer · Gastautoren: Dr. Kurt Flecker, Bernd Hadler, Stephan Hilbert, Dr. FranzJoseph Huainigg, Ernest Kaltenegger, Gerhard Lukasiewicz, Dr. Christina Meierschitz, Dr. Peter Mühlbacher, Dr. Germain Weber, Franz Wolfmayr · Wir danken allen Autoren. · Gestaltung: JeneweinDesign, Pflanzengasse 5, 8020 Graz, www.jeneweindesign.com · Fotos: Lebenshilfe, Harry Schiffer, IG Soziale Medien Steiermark, Nicole Rubisch. Die Fotos der Lebenshilfe GUV und von IG Soziale Medien Steiermark wurden freundlicherweise kostenfrei zur Verfügung gestellt · Druck: Steurer-Medienhaus, Wels

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