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April 27, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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IM FOKUS: LERNRÄUME – STÄRKE VON BIBLIOTHEKEN

Lernraum Öffentliche Bibliothek: „Ich bibliotheke, du bibliothekst, …“ IM FOKUS  Stadt- und Landesbibliothek Dortmund – vom Medienkaufhaus zum Lernort IM FOKUS  Die Hochschule zum Lernraum entwickeln: Empfehlungen, Trends, Statistik IM FOKUS  Die O.A.S.E. der ULB Düsseldorf ist Lernort und Erlebnisraum IM FOKUS 

Die allgemeine Bildungs- und Wissenschaftsschranke – realistische Chance oder Mythos? VERBAND  6. „Nacht der Bibliotheken“ bot bewegendes Programm KONZEPTE  Von klein auf – Leseförderungsprogramme der Stadtbüchereien Hamm ENTDECKUNGEN  Kolumne „Neues vom Alten Buch“ DENKANSTÖSSE 

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EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser von ProLibris,

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ProLibris, dessen neuestes Heft Sie in Händen halten, ist die Zeitschrift des Verbands der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen (vbnw). Sie wird vom Verband in langjähriger und geglückter Kooperation mit den für das Öffentliche Bibliothekswesen zuständigen Stellen der Landesverwaltung herausgegeben.

lange gestiegen, man denke nur an den in keiner Weise abgeschlossenen Prozess der Digitalisierung unseres Metiers. Daher bedarf es einer sowohl quantitativ wie auch qualitativ ausgeformten, an Stärken und Interessen orientierten Arbeitsteiligkeit, um die vielen Bälle in der Luft zu halten und nicht vor der Themenvielfalt kapitulieren zu müssen.

Daher finden Sie hier nicht nur Artikel, die sich mit fachlichen Fragen, neuen Bibliotheken und Entwicklungen beschäftigen, sondern auch solche, die Selbstorganisation, Planung und Repräsentanz unseres Verbandes betreffen. Blickt man zurück, was man allerdings nicht zu lange und zu intensiv betreiben sollte, dann ist auch die Geschichte unseres Verbandes nicht frei, sondern durchaus reich an innerverbandlichen Diskussionen um Ausrichtung und Schwerpunkte. Dies darf und muss so sein, spiegeln sie doch auch die Lebendigkeit des Verbandes und die Bedeutung, die ihm als Interessenorgan der Bibliotheken aller Sparten und Größenklassen beigemessen wird. Neben der Selbstorganisation eines Interessenverbandes, die nie zur ausschließlichen und weltvergessenen Beschäftigung mit sich selbst regredieren darf, ist sein Verhältnis zu den legislativen und exekutiven Instanzen und anderen Institutionen, Vereinen und Verbänden in unaufhörlicher Bewegung, wenn auch meist – jedoch nicht immer – nur mit geringer Fließgeschwindigkeit. Aber immer von höchster Bedeutung!

Vor wenigen Jahren haben wir das Amt einer Präsidentin bzw. eines Präsidenten in der Satzung unseres Verbandes verankert, was uns dank zweier engagierter Persönlichkeiten ein deutliches Plus an Aufmerksamkeit gebracht hat. Mit den Formaten »Politisches Frühstück« und »Nacht der Bibliotheken« nutzen wir zwei aktuelle Instrumente einer spezifischen und allgemeinen Verbandskommunikation; der Relaunch von ProLibris und der Webseite verschaffen dem vbnw einen modernen Auftritt. Jetzt haben Sie sich auf der im Dezember 2014 in Hamm durchgeführten Mitgliederversammlung für eine Doppelspitze entschieden, die die gleichberechtigte und kooperative Repräsentanz der Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken im Vorsitz herstellt. Wir möchten gern den Beweis antreten, dass es möglich ist, das Bibliothekswesen des Landes in kooperativer Weise situations- und bedarfsgerecht im Interesse einer demokratischen Informationsversorgung weiterzuentwickeln und zwar nicht auf Kosten der einen oder anderen Sparte. Davon profitiert auch das Auftreten unseres Verbandes gegenüber unseren Partnern innerhalb und außerhalb der Bibliotheksszene.

Die Welt, die nicht still steht und wartet, bis die Bibliotheken und der vbnw sich sortiert haben, erfordert einen kollektiven, flexiblen, lernfähigen Organismus, wenn man den vbnw einmal so bezeichnen darf. Die Vielgestalt der Handlungsfelder hat nicht abgenommen, sondern ist in allen Be-

In diesem Sinne werben wir, gerade ins neue/alte Amt gelangt, um Ihre Unterstützung und Ihre Mitwirkung in den kommenden drei Jahren. Wir sind zuversichtlich, die anstehenden Aufgaben nicht nur gemeinsam angehen, sondern auch gemeinsam erfolgreich bewältigen zu können.

HARALD PILZER Vorsitzender vbnw

UWE STADLER Vorsitzender vbnw

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INHALTSVERZEICHNIS /

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IMPRESSUM prolibris Mitteilungsblatt hrsg. vom Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. und den Bezirksregierungen, Dez. 48.08 – Öffentliche Bibliotheken * V. i. S. d. P.: vbnw-Vorsitzende Harald Pilzer, Uwe Stadler. * issn 1430-7235 * Jahrgang 20, Heft 1-2015 herausgebergremium Irmgard Harmann-Schütz Dr. Alwin Müller-Jerina Uwe Stadler Andrea Stühn layout Nieschlag + Wentrup, Münster

redaktion und anzeigen Susanne Larisch t 02102 /70 54 19 m [email protected]

druck und verlag Druckerei und Verlag Peter Pomp, Bottrop

abonnementbestellungen, reklamationen, adressenänderungen Druckerei Peter Pomp, Jasmin Kikillis t 02041 /747120 * f 02041 /747160 * m [email protected] Für vbnw-Mitglieder ist ein Jahres-Abonnement kostenfrei; jedes weitere kostet 20 Euro/Jahr. Der Preis für ein Jahres-Abonnement (auch Ausland) für Nicht-Verbandsmitglieder beträgt 55 Euro (incl. MwSt. und Versandkosten). Das Abonnement ist zum 31. Oktober des laufenden Jahres kündbar. Bei namentlich gezeichneten Artikeln liegt die inhaltliche Verantwortung beim Verfasser bzw. der Verfasserin. © vbnw und Bezirksregierungen, Dez. 48.08 – Öffentliche Bibliotheken. Alle Rechte vorbehalten; Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Fotos wurden, wenn nicht anders angegeben, von der entsprechenden Bibliothek zur Verfügung gestellt. Links werden bei Erstellung des Heftes geprüft. autorenhinweise 1. ProLibris veröffentlicht in der Regel Originalbeiträge. Bis zum Erscheinungstermin sollten diese nicht anderweitig veröffentlicht werden. Jede ProLibris-Ausgabe wird zeitversetzt auf der vbnw-Homepage veröffentlicht. Mit dem Überlassen ihres Printbeitrags erklären sich Autorinnen und Autoren mit der digitalen Veröffentlichung einverstanden. 2. Formalia ››Texte werden in neuer deutscher Rechtschreibung abgefasst (Duden 25. Aufl. 2009) ››Bei der ersten Möglichkeit in einem Text wird die maskuline und feminine Personenbezeichnungen gewählt. Im Folgenden wird das generische Maskulinum verwendet, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten. Gemeint sind aber immer beide Geschlechter. ››Längere Beiträge sind mit Zwischenüberschriften zu versehen. ››Abkürzungen im Text sind zu vermeiden bzw. bei der ersten Nennung aufzulösen. ››Zitationsstellen sind im laufenden Text zu belegen. ››Inhaltliche Beiträge sollen 20.000 Zeichen incl. Leerzeichen in einer unformatierten Word-Datei nicht überschreiten (ohne Abbildungen). Jedem Beitrag sollte ein Abstract in deutscher Sprache mit max. 500 Zeichen beigefügt werden. ››Abbildungen sind sehr erwünscht und sollten mindestens 300 (besser 600) dpi-Auflösung haben (raw-, jpg-, gif-, tif-Format). Die Abbildungen sind durchzunummerieren und mit Bildunterschriften unter Angabe der abgebildeten Personen sowie der Rechteinhaberin bzw. des Rechteinhabers zu versehen, ggf. ist eine Abdruckgenehmigung beizufügen. Platzierungswünsche im Text sollten dort kenntlich gemacht werden. ››Die Autorin oder der Autor stellt sich mit vollem Namen, Titel sowie ggf. mit Position und Anschrift der Institution vor. Für längere Beiträge wird ein Foto erbeten. 3. Die Redaktion behält sich kleinere Korrekturen und Kürzungen vor, grundlegende Änderungen sind nur im Einverständnis mit der Autorin oder dem Autor möglich. 4. Nach Erscheinen erhalten Autorin oder Autor ein Belegexemplar. 5. Redaktionsschluss für die Hefte ist jeweils 6 Wochen vor dem Erscheinungstermin: der 15. 02. für Heft 1, der 15. 05. für Heft 2, der 15. 08. für Heft 3 und der 15. 11. für Heft 4. Mit Ihrer Hilfe kann ProLibris noch attraktiver werden! Senden Sie uns Ihre Artikel, Ihre Anregungen, Ihre Kritik.

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 Die UB Paderborn ist vielbesuchter Arbeits- und Lernort.

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 Tausende Besucher ließen sich vom bewegenden Programm mitreißen.

DENKANSTÖSSE 4 Die allgemeine Bildungs- und Wissenschaftsschranke – realistische Chance oder Mythos? Oliver Hinte, Vorsitzender der Rechtskommission des Deutschen Bibliotheksverbandes, stellt den derzeitigen Stand der Diskussion dar.

IM FOKUS: LERNRÄUME – STÄRKE VON BIBLIOTHEKEN 6 Lernraum Öffentliche Bibliothek: »Ich bibliotheke, du bibliothekst, wir bibliotheken« Richard Stang, Professor für Medienwissenschaft an der Hochschule der Medien Stuttgart und Leiter des »Learning Research Centers«, gibt einen kritischen Überblick über die Entwicklung von Lernräumen in Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland, auch im Vergleich zu einigen europäischen Nachbarn. 11 ekz-Ideenwettbewerb – Visionen von Lernräumen der Zukunft

14 Münster – Q-thek-Bereich zum zentralen Lernort entwickelt 16 Stadtbibliothek Siegburg nutzt ihren Schulungsraum intensiv 17 Die Hochschule zum Lernraum entwickeln: Empfehlungen, Trends, Statistik Uwe Stadler, Leiter der Bibliothek der Bergischen Universität Wuppertal, erläutert u. a. anhand der Empfehlungen der »Deutschen Initiative für Netzwerkinformation«, was moderne Universitätsbibliotheken bei der Entwicklung vom Leseplatz zum flexiblen, multimedialen Arbeitsplatz leisten können und müssen. 19 Lesesaal der UB Wuppertal – Qualität der Arbeitsplätze zählt 22 Die O.A.S.E. der ULB Düsseldorf ist Lernort und Erlebnisraum 24 Neuer Arbeits- und Lernort Universitätsbibliothek Paderborn

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VERBAND

KURZ & KNAPP

26 6. »Nacht der Bibliotheken« bot bewegendes Programm Ein eindrucksvolles Medienecho fand das Programm, das rund 200 Bibliotheken anlässlich der vom vbnw alle zwei Jahre organisierten Veranstaltung boten. Im parallel produzierten Imagefilm präsentieren sich Öffentliche Bibliotheken in NRW als attraktiver Treffpunkt mit Erlebnischarakter.

40 Eine besondere Deutschstunde oder die späte Geburtstagslesung

 »Lesestart« wurde für Dreijährige konzipiert.

41 Ergreifende Lesung mit der Autorin Jennifer Teege 42 An »Werne liest« beteiligt sich tatsächlich ganz Werne

PERSONALIEN KONZEPTE

43 Dr. Neuhausen, Direktor der USB Köln, über Ziele und Projekte

30 Von klein auf – Leseförderungsprogramme der Stadtbüchereien Hamm Am Beispiel der Stadtbüchereien Hamm wird erläutert, wie die verschiedenen Leseförderungsprogramme miteinander verzahnt Kinder vom Babybis zum Schulalter begleiten.

ENTDECKUNGEN 34 Kolumne »Neues vom Alten Buch«

12 Stadt- und Landesbibliothek Dortmund – vom Medienkaufhaus zum Lernort

 Die Karte Tilsits ist handkoloriert.

45 Nachruf – Franz Rakowski, eine große Persönlichkeit des deutschen Bibliothekswesens 47 Meldungen

AUSBLICK Heft 2-2015 IM FOKUS Aus- und Weiterbildung der FaMis

39 Alles andere als veraltet: Altkarten als historische Quellen »Nacht der Bibliotheken« in der Stadtbibliothek Hattingen, Foto: Kosjak

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DENKANSTÖSSE /

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›› DENKANSTÖSSE

DIE ALLGEMEINE BILDUNGS- UND WISSENSCHAFTSSCHRANKE – REALISTISCHE CHANCE ODER MYTHOS? Unter dem Begriff »allgemeine Wissenschaftsschranke« werden seit einigen Jahren Ansätze diskutiert, die Ausnahmen vom Urheberrecht im Bereich Bildung und Wissenschaft zu erweitern und zu vereinfachen. Die Allgemeine Bildungs- und Wissenschaftsschranke – so ist auch die zurzeit aktuellste, 320 Seiten starke Studie von Prof. Dr. Katharina de la Durantaye, Juniorprofessorin für Bürgerliches Recht an der Humboldt-Universität Berlin und Expertin für Urheberrecht, zu diesem Thema überschrieben. Sie hat dieses Werk mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung verfasst und im Mai 2014 der Öffentlichkeit präsentiert.(1)

Wissenschaftsschranke vorgelegt, der »die bisherigen kleinteiligen und höchst komplizierten Schrankenlösungen in einem neuen § 45b Urheberrechtsgesetz (UrhG) bündeln soll«.(3) Ein aktualisierter Vorschlag wurde im Dezember 2014 vorgestellt.(4)

OLIVER HINTE Vorsitzender der Rechtskommission des Deutschen Bibliotheksverbands

Die Erleichterung bestünde zunächst einfach darin, dass man die Voraussetzungen für den Erhalt und die Nutzung der Information einfacher finden und verstehen könnte.

Erstmalig erregte der Begriff der Bildungs- und Wissenschaftsschranke im Zusammenhang mit dem zwischen CDU, CSU und SPD geschlossenen Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2013 größere Aufmerksamkeit. Der Vertrag trägt den Titel »Deutschlands Zukunft gestalten«.(2) Auf Seite 134 heißt es dort vielversprechend: »Wir werden den wichtigen Belangen von Wissenschaft, Forschung und Bildung stärker Rechnung tragen und eine Bildungs- und Wissenschaftsschranke einführen.«

SCHRANKE BEZEICHNET AUSNAHMERECHTE Was ist also Inhalt und Sinn und Zweck einer solchen Regelung? Zunächst ein paar Worte zum Begriff der Schranken im Urheberrecht. Sie bezeichnen Ausnahmerechte der Nutzer gegenüber den Rechteinhabern und sind in den §§ 44a – 63a UrhG geregelt. Schranken werden in diesem Kontext entsprechend bezeichnet, weil sie das Ausschließlichkeitsrecht des Rechteinhabers

Bereits im Jahre 2010 hatte das Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft einen Entwurf für eine Allgemeine

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Bildungs- und Wissenschaftsschranke entgegenstehen, da Bildung zum Bereich der Kultur zählt und diese von den Ländern geregelt wird. Bei der Einrichtung einer Bildungsschranke geht es jedoch nicht um inhaltliche Vorgaben, wie Bildung bundesweit gestaltet werden soll. Die Bildungsschranke würde lediglich den mit Bildung befassten Menschen die gleichen Möglichkeiten wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eröffnen, die eine Wissenschaftsschranke mit sich bringen würde.

einschränken. Wenn die tatbestandlichen Voraussetzungen einer entsprechenden Ausnahmeregelung erfüllt sind, tritt die Rechtsfolge ein, dass Urheber oder andere Rechteinhaber, soweit es in der jeweiligen Schranke vorgesehen ist, andere nicht von der Verwertung im Sinne von § 15 UrhG ausschließen dürfen.(5) Für den Bereich von Bildung und Wissenschaft bedeutet dies vor allen Dingen, dass mit diesen Gebieten befasste Personen einen leichteren Zugang zu Informationen und bessere Möglichkeiten zu deren Verbreitung erhalten würden. Die Erleichterung bestünde zunächst einfach darin, dass man die Voraussetzungen für den Erhalt und die Nutzung der Information einfacher finden und verstehen könnte, weil sie nur noch in ein bis zwei Regelungen des Urheberrechts verortet wären. Die momentan für Bildung und Wissenschaft relevanten urheberrechtlichen Schranken erfassen dagegen in der Regel nur eng umrissene Sachverhalte, die wenig technologieoffen und nicht allgemein verständlich formuliert sind.(6)

Es sollte eine Wissenschaftsschranke eingeführt werden, die einen Zugang zum Wissensbestand praxistauglich regelt. Wenn man eine wirkliche Vereinfachung des Urheberrechts anstrebt und keine künstliche Trennung von Bildung und Wissenschaft in diesem zusammenhängenden Komplex verfestigen möchte, ist die Etablierung einer Allgemeinen Bildungs- und Wissenschaftsschranke daher der einzig konsequente und gangbare Weg. Diese

Katharina de la Durantaye schlägt dem entgegen eine Generalklausel für Bildung und Wissenschaft und eine Schrankenregelung für Bibliotheken, Museen und Archive vor.(7) Ob dieser Vorschlag eine realistische Chance auf eine Umsetzung hat oder zu einem Mythos wie beispielsweise der Entwurf zu einem einheitlichen Umweltgesetzbuch(8) wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall bietet ihre Studie eine hervorragende Grundlage für eine weitergehende Diskussion. Ihr entscheidender Vorteil ist, dass sie auf der aktuellen europäischen und nationalen Rechtslage basiert und dementsprechend formal juristisch leicht umsetzbar wäre.

einheitliche Schranke stellt somit eine echte und realistische Chance für unsere auf Bildung und Wissenschaft angewiesene Gesellschaft dar und sollte deshalb nicht zu einem Mythos verkommen.

ENDNOTEN

EXPERTEN FORDERN VEREINFACHUNG Zusätzlichen Auftrieb hat die Diskussion durch das jüngst von der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) vorgelegte Jahresgutachten 2015 erhalten.(9) Darin fordert die von der deutschen Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission unter anderem: »Der Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen sollte vereinfacht werden. Daher sollte eine Regelung in Form einer allgemeinen Wissenschaftsschranke eingeführt werden, die einen möglichst umfassenden Zugang zum Wissensbestand praxistauglich regelt. Diese sollte mit einer Vergütungspflicht einhergehen. Die derzeit komplexen Bestimmungen des deutschen Urheberrechts für den Wissenschaftsbereich sind zu vereinfachen.«(10)

1. Die Studie ist abrufbar unter http://durantaye.rewi.hu/doc/Wissenschaftsschranke.pdf 2. www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2013/2013-12-17-koalitionsvertrag.pdf?__ blob=publicationFile 3. www.urheberrechtsbuendnis.de/pressemitteilung0610.html.en 4. www.urheberrechtsbuendnis.de/abws-text-2014-12.html.de 5. Hinte, Oliver: Wissenschaftliche Bibliotheken und das unzeitgemäße Urheberrecht. In: Ein Bibliothekar mit Informationskompetenz, Festschrift zum 60. Geburtstag für Rolf Thiele, Elektronische Schriftenreihe der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Band 5, Köln 2012, S. 51ff., hier S. 51; http://kups.ub.uni-koeln.de/4727 6. Vgl. Anm. 1, S. 1 7. Vgl. Anm. 1, S. 214ff. und S. 245ff.

Dass die EFI hier nur von einer allgemeinen Wissenschaftsschranke und keiner Bildungs- und Wissenschaftsschranke spricht, ist ihrem Auftrag als wissenschaftliche Expertenkommission geschuldet. Auch die Kulturhoheit der Länder könnte einer einheitlichen

8. www.bmub.bund.de/themen/strategien-bilanzen-gesetze/gesetze-verordnungen/ kurzinfo-umweltgesetzbuch 9. www.e-fi.de/fileadmin/Gutachten_2015/EFI_Gutachten_2015.pdf 10. Vgl. Anm. 9, S. 16

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›› IM FOKUS: LERNRÄUME – STÄRKE VON BIBLIOTHEKEN­­

ressourcen sind die Bibliotheken längst zu wichtigen Akteurinnen bei der Vermittlung von Grundbildung geworden. Besonders bei Alphabetisierung sowie Medien- und Informationskompetenz in der interkulturellen Bildung und nicht zuletzt als wichtige Ergänzung des formalen Bildungssystems spielen sie eine bedeutende Rolle.

LERNRAUM ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK: „ICH BIBLIOTHEKE, DU BIBLIOTHEKST, WIR BIBLIOTHEKEN!“

Das erweiterte Angebotsspektrum haben Bibliotheken inzwischen zu einem wichtigen Ort des lebenslangen Lernens gemacht. Mit Kursangeboten zur Einführung ins Internet und zur Informationsbeschaffung sowie der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz bieten Bibliotheken schon lange wichtige Bausteine der Kompetenzentwicklung an. Hier wurde auch die Zusammenarbeit mit Schulen intensiviert. Lernberatung und Lernbegleitung sind neue Elemente, die in den letzten Jahren vermehrt von Bibliotheken angeboten werden. Verstärkt wurden auch die Aktivitäten bei der Einrichtung von Lernräumen für das individuelle Lernen und das Lernen in Gruppen in Bibliotheken.

Je mehr Information und Generierung von Wissen zu zentralen Ressourcen einer modernen Gesellschaft werden, desto stärker rücken auch die Institutionen, die Informationen vermitteln und die Generierung von Wissen fördern, in den Fokus bei der Gestaltung gesellschaftlicher Entwicklung. Der aktuelle Diskurs über den Fachkräftemangel, die prognostizierten Effekte des demografischen Wandels und nicht zuletzt immer komplexer werdende Anforderungen einer dienstleistungsbasierten Wirtschaft lassen erahnen, wie wichtig diese Ressourcen in den nächsten Jahren werden.

Die Entwicklungen im Bereich der technischen Informations- und Kommunikationsoptionen erfordern eine verstärkte Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen, soll die kulturelle Entwicklung nicht nur Medienkonzernen überlassen werden. Diese Herausforderungen erfordern komplexe Bewältigungsstrategien. Zentrale Herausforderungen werden dabei durch vier Paradoxien der digitalen Gesellschaft gekennzeichnet:(1) ››Informationsparadoxie: Einer immensen Zunahme kontextfreier Information steht der erhöhte Bedarf an kontextgebundenem Wissen gegenüber. ›› Ortsparadoxie: Je stärker alle Lebensund Wirtschaftsbereiche einer globalen Orientierung unterworfen sind, desto

Die Kompetenzen, die zur Bewältigung dieser Herausforderungen für den Einzelnen notwendig sind, lassen sich heute nur bedingt umfassend in den klassischen Bildungseinrichtungen wie der Schule erwerben. Die Bildungsbiografie ist längst dem Diktat des »lebenslangen Lernens« unterworfen, das die Lernanforderungen auf den ganzen Lebenslauf erweitert. Dies hat zur Folge, dass die Bildungsschere immer weiter auseinandergeht, da die gut Gebildeten von den neuen Möglichkeiten überproportional profitieren, während die weniger Ge-

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bildeten mit Zugangsbarrieren zu Information und Bildung zu kämpfen haben. Vor dem Hintergrund dieser Situation ist es nur konsequent, dass neben dem Lernen in formalen und nicht-formalen Lernkontexten das Augenmerk zunehmend auf das Lernen in informellen Kontexten gerichtet wird. Der Alltag und die damit verbundenen Lernanlässe und Lernmöglichkeiten rücken immer stärker in den Blick. Dies hat auch zur Folge, dass Einrichtungen wie Bibliotheken mit ihrer sehr offenen Zugangsstruktur als Lernorte in den Fokus rücken.

LERNORT BIBLIOTHEK Bibliotheken waren schon immer Lernorte, haben sich aber lange konzeptionell eher als kulturelle Einrichtungen denn als Bildungseinrichtungen verstanden. Doch spätestens mit der Proklamierung des »lebenslangen Lernens« als gesellschaftlichem Ziel haben sich hier seit Anfang der 2000er Jahre die Perspektiven verändert.(2) Neben der Bereitstellung von Literatur und Informations-

Fotos: Stang

RICHARD STANG Hochschule der Medien Stuttgart

stärker wächst die Bedeutung des Lokalen/Regionalen. ›› Raumparadoxie: Je mehr die Mediennutzung/Virtualisierung ansteigt, desto größer wird der Bedarf an physischen (Erlebnis- und Lern-)Räumen. ››Inklusionsparadoxie: Der Zugang zu Information durch technische Entwicklungen wird immer leichter, für weniger gebildete Gruppen wird er allerdings durch fehlende Kompetenz und finanzielle Mittel schwieriger.

Bei der Entwicklung von Angebotskonzepten und der Gestaltung von Lernarrangements stecken die Bibliotheken allerdings in einem Dilemma. Didaktisch-methodische bzw. pädagogische Kompetenzen sind die Voraussetzung für die konzeptionelle und räumliche Planung von Lernangeboten und Lernarrangements. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass man vor Ort manchmal das Gefühl bekommt, dass dabei öfter nach dem Prinzip »trial and error« verfahren wird. Besonders bezogen auf die Gestaltung von Lernräumen ist dies allerdings ein grundlegendes Problem.(3) Peschl und Fundneider sprechen in diesem Zusammenhang von der Notwendigkeit von »enabling spaces« (Ermöglichungsräumen), die den Nutzerinnen und Nutzern eine möglichst große Freiheit bei der Gestaltung ihres Lernprozesses lassen.(4) Unter dieser Perspektive sollen im Folgenden die derzeitige Situation in Öffentlichen Bibliotheken und mögliche Perspektiven in den Blick genommen werden.

Im Ausland wird die Schaffung von Lernmöglichkeiten für Einzelne, aber auch Gruppen noch stärker als zentrales Element von Bibliothek verstanden als hierzulande.

Vielfältige Angebote zum Lernen und Relaxen bietet die Bibliothek in Den Haag.

LERNRAUM BIBLIOTHEK Der Bedarf an Lernplätzen wächst in Öffentlichen Bibliotheken seit Jahren. Viele Bibliotheken – vor allem im Ausland – sind dazu übergegangen, die Medienbestände teilweise auszulagern bzw. zu reduzieren, um Möglichkeiten zu schaffen, Lernarrangements in Form neuer Lernareale zu gestalten. Dies auch, wenn Neubauten in der Planung sind. Während in Wissenschaftlichen

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Bibliotheken bei Neubauten teilweise noch der klassische Lesesaal als Lernraum konzipiert wird – aber auch hier gibt es immer mehr Ausnahmen, wie z. B. der Umbau der Universitätsbibliothek in Konstanz zeigt –, ist in den Öffentlichen Bibliotheken eine differenziertere Gestaltung von Lernräumen festzustellen.(5) Doch auch hier gilt, dass nicht alle Konzepte überzeugend sind. Die Orientierung an einer traditionellen

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nen, Kommunikation und Entspannung ermöglicht, wird besonderer Wert gelegt.

eröffnen. Durch ein flexibles Möbelangebot sollten eine lernförderliche Atmosphäre und Lernoptionen geschaffen werden, die unterschiedlichen Lerntypen entgegenkommen. Betrachtet man allerdings die räumliche Umsetzung des Konzepts, stellt sich auch hier die Frage nach dem pädagogischen Konzept. Die Möblierung scheint im Zentrum zu stehen, ohne dass sich deren Funktion immer erschließt.

Doch auch in Deutschland haben Öffentliche Bibliotheken in den letzten Jahren damit begonnen, dieser Profilierung der Bibliotheksarbeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken. So wurde im 2013 eröffneten Neubau der Stadtbibliothek Nürnberg die »Lernwelt« eingerichtet, die individuelles Lernen und Lernen in der Gruppe ermöglicht. Lernberater begleiten die Nutzer bei Bedarf. Die »Lernwelt« ist ein äußerst flexibler Raum, der sich in kürzester Zeit auch zum Veranstaltungsraum verändern lässt, da das Mobiliar mobil ist und die technische Infrastruktur auf Notebooks basiert.

Die Lernwelt im Bildungscampus Nürnberg ist ein Beispiel dafür, dass Lernräume von der Verknüpfung von Öffentlicher Bibliothek und Bildungseinrichtung profitieren.

Auf der Ebene der Möblierung ist auch eines der Hauptprobleme der Gestaltung von Lernräumen in Öffentlichen Bibliotheken zu sehen. Oft wirken diese wie aus dem Katalog zusammengestellt, und ein pädagogisches Konzept erschließt sich nur selten. Die Forschungen an der Hochschule der Medien im »Learning Research Center«(9) zeigen, dass bei der Gestaltung von multifunktionalen Lernräumen viele Elemente zu berücksichtigen sind.(10) Interessanterweise entstehen solche Lernräume in den letzten Jahren vor allem an der Schnittstelle von Öffentlichen Bibliotheken und Bildungseinrichtungen.

Auf die räumliche Gestaltung, die Lernen, Kommunikation und Entspannung ermöglicht, wird besonderer Wert gelegt.

Vorstellung von Lernen ist oft nicht zu übersehen. In Beratungsprozessen zeigt sich immer wieder, dass sowohl unter der Perspektive der Innenarchitektur als auch bezogen auf die Möblierung bei der Gestaltung von Lernräumen nur selten neue Wege eingeschlagen werden.(6) Im Ausland scheint hier die Entwicklung schon weiter.

Im Rahmen von Konzepten, wie sie in den Idea Stores in London(7) oder in den Niederlanden in vielen Bibliotheken (z. B. Den Haag, Amsterdam, Wassenaar) zu finden sind, wird die Schaffung von Lernmöglichkeiten für Einzelne, aber auch Gruppen als zentrales Element von Bibliothek verstanden. Auf die räumliche Gestaltung, die Ler-

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Ein interessantes Konzept von Lernarrangements verfolgte auch das Projekt »Lernort Bibliothek« des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Konzept »Q-thek – innovative Bibliotheksräume« sollte Perspektiven in Richtung eines offenen Lernarrangements

Im Lerntreff kann flexibel mit verschiedenen Lernprogrammen an einem Laptop gearbeitet werden. Die Mitarbeitenden der Stadtbibliothek helfen den Lernenden, das passende Programm für sich finden. Zu spezifischen Beratungszeiten werden vor allem Lernende mit Bedarf im Bereich Grundbildung unterstützt.(12) Die Lernräume spielen in dem Konzept eine besondere Rolle. Der Lerntreff wurde durchgehend mit mobilen Möbeln ausgestattet, die je nach Bedarf für Einzellern-/ Gruppenlernszenarien angeordnet werden

SCHNITTSTELLEN

Die Stadtbibliothek im RW 21 Bayreuth, die 2011 eröffnet wurde, hat das Thema »Lernen« in den Fokus gerückt und ein komplexes Arrangement von Lernräumen gestaltet.(8) Es wurden unterschiedliche Lernzonen eingerichtet. Neben Gruppenräumen und Carrels (Lesekabinen) zu individuellem Lernen gibt es ein Lernstudio sowie das Lesecafé »Samocca«, das durch eine mobile Möblierung erlaubt, den Raum für verschiedene Formate wie Lesungen, Diskussionsrunden usw. anzupassen. Das Element »Selbstlernzentrum« ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Element der Raumgestaltung in Öffentlichen Bibliotheken geworden.

Eine verstärkte Kooperation, Vernetzung sowie auch Integration von Bibliotheken und Bildungseinrichtungen hat dazu beitragen, dass die Infrastruktur für Lerninteressierte deutlich verbessert werden konnte. Diese Entwicklung lässt sich europaweit feststellen.(11) Beispiele wie der Wissensturm in Linz, das Zentrum für Information und Bildung in Unna, das RW 21 in Bayreuth, der Bildungscampus Nürnberg, Kultur 123 Rüsselsheim oder das Bildungs- und Medienzentrum in Trier zeigen, welche Potenziale für die Entwicklung von Lernräumen in der Verknüpfung der jeweiligen Kompetenzen in diesen Bildungs- und Kulturzentren liegen. Fotos: von Schwerin, Stang

Hell, freundlich und großzügig empfängt das Café »Samocca« der Stadtbibliothek Bayreuth seine Nutzerinnen und Nutzer.

risch zusammen. Das von Mitarbeitenden der Stadtbibliothek und des Projektes »Lernen vor Ort« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelte Selbstlernzentrum orientiert sich an folgenden Leitlinien: ›› Lernen initiieren ›› Lernbereitschaft fördern und zum Weiterlernen anregen ››Kompetenzerwerb fördern ›› Lernwege begleiten ››Vernetzung von Lernenden unterstützen ›› Lernen zum Erlebnis machen.

So wurde 2014 der Lerntreff des Bildungsund Medienzentrums Trier in der Stadtbibliothek eröffnet. Das Bildungs- und Medienzentrum fasst Stadtbibliothek, Volkshochschule und Musikschule organisato-

Oft wirkt die Möblierung wie aus dem Katalog zusammengestellt, und ein pädagogisches Konzept erschließt sich nur selten. können. Diese hohe Flexibilität eröffnet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten im Bibliotheksalltag. So können auch Lesungen und Veranstaltungen mit minimalem Aufwand auf der Fläche des Lerntreffs durchgeführt werden. Die breite Angebotspalette konnte nur durch die intensive Zusammenarbeit innerhalb des Bildungs- und Medienzentrums realisiert werden, was zu einer Aufwertung der Bibliothek führte.

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Neben dem Angebotsspektrum ist die deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität für die Nutzer ein entscheidender Faktor, die Informations- und Bildungsdienstleistungen intensiver in Anspruch zu nehmen. Neben den veränderten räumlichen Optionen ist es auch die höhere zeitliche Flexibilität, die durch die enge Verknüpfung der Einrichtungen ermöglicht wird. Dabei sind es nicht nur erweiterte Öffnungszeiten, die positiv zu Buche schlagen, sondern auch die Möglichkeit, während Wartezeiten vor Beginn eines Volkshochschulkurses die Angebote der Bibliothek zu nutzen. Insgesamt zeigen sich so auch eine Zunahme der gegenseitigen Aufmerksamkeit der Nutzer für das Gesamtangebot und »Mitnahmeeffekte«.(13)

LERNRÄUME NEU DENKEN In den letzten Jahren sind weltweit vielfältige Anstrengungen unternommen worden, den Raum und damit auch den Lernraum Bibliothek neu zu denken. Die »neue Öffentliche Bibliothek« wird zum Beispiel von Jochumsen, Skot-Hansen und HvenegaardRasmussen in ihrem »Vier-Räume-Modell« entwickelt.(14) Sie sehen für die Zukunft die Bibliothek als Integration von vier Raumkonzepten: ››Inspirationsraum ›› Lernraum ››Treffpunkt ›› performativer Raum. Betrachtet man Konzepte wie die Idea Stores in London oder das Dokk 1 (Urban Mediaspace) in Aarhus, wird deutlich, in welche Richtung die Entwicklung gehen kann. Ein Blick über die Grenze in die Niederlande zeigt, dass mit neuen Konzepten auch das Verständnis von Bibliothek neu gestaltet werden kann. Zu nennen ist das Konzept der Chocoladefabriek in Gouda.(15) Dort wurde ein neues Raumkonzept umgesetzt. Der Bestand (Inspiration) wurde in der Mitte des Gebäudes stark konzentriert. Dadurch Flächen für die Gestaltung (Schöpfung) und für die Kommunikation (Beteiligung) geschaffen. Die Bibliothek

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verbunden mit einem Restaurant bietet einen Raum, der sich im besten Sinne als Ermöglichungsraum für Lernen, Kommunikation und Information darstellt.

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ball ist ein langweiliges und totes Objekt. Es wird erst dann interessant, wenn man ein Verb daraus macht. Wenn ich Leute einlade, das Ding gemeinsam mit mir zu benutzen,

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EKZ-IDEENWETTBEWERB – VISIONEN VON LERNRÄUMEN DER ZUKUNFT

4. F undneider, Thomas; Peschl, Markus: Räume bilden Wissen. Kognitive und epistemologische Grundlagen der Ermöglichung von Wissensgenerierung in Enabling Spaces. In: Schröteler-von Brandt, Hilde u. a. (Hrsg.): Raum für Bildung. Ästhetik und Architektur von Lern- und Lebens-

Die Menschen in den Fokus stellen und nicht die Institutionen – dies dürfte einer der zentralen Orientierungswechsel bei der Gestaltung der Lernräume in Bibliotheken sein.

orten. Bielefeld 2012, S. 74 5. Vgl. Kohl-Frey, Oliver: Die Universitätsbibliothek als

Manchmal darf man träumen. Das taten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ideenwettbewerbs »Lern-Raum-Atmosphäre« der ekz.bibliotheksservice GmbH 2014. Architekten, Innerarchitekten, Designer und Studenten entwarfen innovative Lernlandschaften für die Bibliothek der Zukunft und kamen zu erstaunlichen Ergebnissen. Die Fotos zeigen die Ideen dreier Preisträger. Sina Graner und Anna Stark machten sich an die Beantwortung der Frage: Gibt es ein Möbelstück, das sowohl einen geschlossenen als auch einen offenen Raum bietet, einen Rückzugsort und einen Ort offener Kommunikation? Ein solches »Wunderding« schufen sie mit ihrem »Raummöbel

neuer Lernraum. Konzepte der Universität Konstanz. In: Eigenbrodt, Olaf; Stang, Richard (Hrsg.): (wie Anm. 1) S. 107–123 6. Diese Einschätzung gründet auf den Erfahrungen von Beratungen und Besuchen von Bibliotheken in den

Einen radikalen Schritt geht das Bildungshaus in Wolfsburg, in dem Stadtbibliothek, Volkshochschule, Medienzentrum und die Sekundarstufe I der Neuen Schule Wolfsburg unter einem Dach vereinigt werden.(16) Die zentrale Konzeptidee ist dabei eine inhaltliche Integration der einzelnen Bereiche. Die Räume der Volkshochschule und die Bibliotheksflächen werden nicht mehr voneinander separiert, sondern bilden eine Einheit. Die Teilnehmer der Volkshochschule werden die Kursräume in thematischen Arealen finden, in denen die Bibliothek ihre Medien präsentiert. Die Grenzen zwischen den Institutionen werden sich aus Perspektive der Nutzer auflösen. Damit wird das Haus als Einheit wahrgenommen. Informations- und Bildungsdienstleistungen orientieren sich an den Bedürfnissen der Bürger und nicht mehr an den Strukturen der Einrichtungen.

mit mir Fußball zu spielen, dann wird es lebendig, interessant und spannend. Daher ist die Tätigkeit Fußball spielen viel interessanter als das Substantiv Fußball. Das Gleiche gilt für die Bibliothek. Das Gebäude mit den Bücherregalen an sich sagt uns noch nichts. Wir brauchen dazu jemanden, der bibliothekt. Jemanden, der die Kollektion nutzt, mit ihr spielt und Verbindungen zu anderen Leuten sucht. Jemanden, der aus der Bibliothek ein Verb macht. Also: ich bibliotheke, du bibliothekst, wir bibliotheken!«

letzten zehn Jahren. 7. Vgl. Dogliani, Sergio: Innovation an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren. Die Idea Stores in London. In: Eigenbrodt, Olaf; Stang, Richard (Hrsg.): (wie Anm. 1) S. 124–137 8. B  enannt nach dem Standort: Richard-Wagner-Straße 21 9. www.learning-research.center 10. V  gl. Stang, Richard: Multifunktionalität als Option. Gestaltung von Lern- und Informationsräumen. In: Eigenbrodt, Olaf; Stang, Richard (Hrsg.): (wie Anm. 1) S. 81–93

Preisträger „Einzelmöbel“: Sina Graner und Anna Stark

11. Vgl. Hesse, Claudia; Stang, Richard (Hrsg.): Learning Centres. Neue Organisationskonzepte zum lebenslangen

In diesem Sinne gilt es auch, Lernräume nicht nur zur Verfügung zu stellen, sondern sie auch zu bibliotheken.

Lernen in Europa. Bielefeld 2006 12. Vgl. www.stadtbibliothek-walderdorff.de/Wir-ueber-uns/ Medienangebot/Lerntreff 13. Vgl. Stang, Richard: Strukturen und Leistungen von Lernzentren. Empirische Befunde und Perspektiven zur Entwicklung von kommunalen Lernzentren als innovative Institutionalformen für Lebenslanges Lernen. Bonn 2011; www.die-bonn.de/doks/2011-lernzentrum-01.pdf 14. Vgl. Hvenegaard-Rasmussen, Casper; Jochumsen, Henrik; Skot-Hansen, Dorte: Erlebnis, Empowerment, Beteiligung

Die Menschen in den Fokus stellen und nicht die Institutionen – dies dürfte einer der zentralen Orientierungswechsel bei der Gestaltung der Lernräume in Bibliotheken sein, der die Zukunft ganz entscheidend prägen wird. Die Entwicklungen weltweit zeigen dies. In Deutschland ist man gewohnt, sich auf Bedenken zu fokussieren, aber es scheint so zu sein, dass sich die Risikofreude auch hierzulande langsam durchsetzt. Rob Bruijnzeels hat es bei einem Vortrag an der Hochschule der Medien in Stuttgart mit Verweis auf die Aussage eines Studierenden auf den Punkt gebracht: »Ein Fuß-

ENDNOTEN

und Innovation. Die neue Öffentliche Bibliothek.

Dreidimensionale Strukturen laden in der „Medienlandschaft“ von Anneke Ehmsen, Julia Glugla und Louisa Schönfeld zum Lernen ein.

In: Eigenbrodt, Olaf; Stang, Richard (Hrsg.): 1. Vgl. Eigenbrodt, Olaf; Stang, Richard: Informations- und Wissensräume der Zukunft. Von Hochgefühlen und

(wie Anm. 1) S. 67–80 15. Vgl. Vortrag von Rob Bruijnzeels beim Bi-Symposium

lernenden Städten. In: Eigenbrodt, Olaf; Stang, Richard

„Forschung für die Praxis. Perspektiven für Bibliotheks-

(Hrsg.): Formierungen von Wissensräumen. Optionen

und Informationsmanagement“ am 05.12.2014 an der

des Zugangs zu Information und Bildung. Berlin/Boston

Hochschule der Medien (HdM) Stuttgart; http://bit.ly/1AfxDfH

2014, S. 233 2. Vgl. Puhl, Achim; Stang, Richard: Bibliotheken und

16. Vgl. Buntzoll, Petra; Gülzow, André; Jörke, Friederike;

lebenslanges Lernen. Lernarrangements in Bildungs-

Rabofski, Birgit: Information Innovation Inspiration.

und Kultureinrichtungen. Bielefeld 2001

Das Bildungshaus in Wolfsburg als Prototyp eines

3. Vgl. Stang, Richard: Räume als Rahmung. Konstitutionen

Zentrums für lebenslanges Lernen. In: Eigenbrodt,

von realen Informations-, Wissens- und Bildungsräumen.

Olaf; Stang, Richard (Hrsg.): (wie Anm. 1) S. 138–147;

In: Eigenbrodt, Olaf; Stang, Richard (Hrsg.):

http://microsite.stadt.wolfsburg.de/wirwollenwissen/

(wie Anm. 1) S. 50–63

bildungshaus

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Fotos: ekz

MENSCH IM FOKUS

Überraschend: die bis ins Detail durchdachte Märchenwelt von Raja Rydhem.

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mit Sitzkreisel«. Die »Medienlandschaft – Wissen entdecken« von Anneke Ehmsen, Julia Glugla und Louisa Schönfeld zeigt einen Lernraum der Zukunft, der dreidimensionale Strukturen bietet, die »scheinbar aus Boden, Wänden und Decke klappen und zum Lernen einladen – egal ob sitzend, liegend, stehend«, so die Jury. Fantasie anregend wirkt die »Märchenwelt« von Raja Rydhem. Der »Wald des Wissen«, der »InformationsFluss« oder die »Höhle der Weisheit« bieten Anregungen zum Entdecken und Verweilen.

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STLB DORTMUND – VOM MEDIENKAUFHAUS ZUM LERNORT HANS-CHRISTIAN WIRTZ Stadt- und Landesbibliothek Dortmund

mationsquellen zur Verfügung. Außerdem steht das geschulte Fachpersonal mit Rat und Tat zur Seite. Dies ist auch in der Stadtund Landesbibliothek so, wo täglich durchschnittlich 2.000 Kundinnen und Kunden aktiv sind, um die zahlreichen Angebote der Bibliothek zu nutzen.

Die vom Schweizer Architekten Mario Botta geplante Stadt- und Landesbibliothek Dortmund wurde 1999 eröffnet. Die Bau-Idee sollte den Platzforderungen eines modernen Bibliotheksbetriebes entsprechen und ein hohes Maß an Kommunikation und Flexibilität ermöglichen.(1) Die Rolltreppen, die alle Etagen des Freihandbereiches verbinden, und die Bestandaufstellung symbolisieren das damals gewünschte »Medienkaufhaus«.(2)

In der Zentralbibliothek stehen zurzeit 250 Arbeitsplätze zur Verfügung, davon 70 mit Rechnerausstattung. Im gesamten Haus ist ein freies WLAN verfügbar und an allen Arbeitsplätzen ist eine Versorgung mit Steckdosen für den Einsatz von Notebooks gewährleistet. Dies wird von unseren Kunden intensiv genutzt (im Durchschnitt gleichzeitig 100 Logins).

Bibliotheken waren und sind immer auch Orte des Lernens. In der Bibliothek kann in einer eigenen Atmosphäre gearbeitet und gelernt werden. Bei Bedarf stehen Fachliteratur und heute auch elektronische Infor-

Neben Druckern und Kopierern ist auch die hohe Auslastung der Aufsichts- und Flachbrettscanner in der Bibliothek bemerkenswert. Zudem stehen 30 E-Book-Reader für die Ausleihe bereit.

INFRASTRUKTUR

Von Anfang an waren in der Bibliothek Arbeitsplätze mit leichtem Mobiliar geplant, um eine schnelle Veränderung der Arbeitsoder Kommunikationsformen zu ermöglichen.(3) Auf Lesesäle wurde dabei bewusst verzichtet. Die Veränderung der Lerngewohnheiten und die stetig steigende Nutzung durch Gruppen in den letzten Jahren führten allerdings zu einer größeren Nachfrage nach ruhigen Arbeitsplätzen. Um diesen dringenden Bedarf besser decken zu können, wurde 2013 mit Fördermitteln des Landes eine strukturelle Veränderung vorgenommen. Im 2. Obergeschoss konnten die Zeitschriftenregale der Verwaltungsbibliothek abgebaut werden, weil diese Medien teilweise durch elektronische Ressourcen ersetzt worden waren oder ihre Nutzung stark zurückging. In dem hier neu entstandenen Lesesaal wurden Einzelarbeitsplätze mit WLAN und Stromanschlüssen geschaffen. Für Gruppen ist dieser neue Stillarbeitsbereich nicht mehr zugelassen. Es war überra-

Der Bedarf an Arbeitsplätzen wächst stetig, ebenso die Nutzung von Angeboten wie Kopierern und vor allem Scannern.

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Die Bibliothek wird intensiv als Lernort genutzt. Häufig sind schon morgens alle 290 Arbeitsplätze besetzt.

schend zu beobachten, wie die Tische und Stühle nach dem Auspacken sofort von den Kunden genutzt wurden. Mittlerweile wurden in der Zentralbibliothek weitere Zonen für Stillarbeitsplätze und Gruppenarbeitsplätze eingerichtet. Eine Einteilung, die sich bewährt hat, und bei sehr hoher Nutzerfrequenz auch immer wieder vom Bibliothekspersonal durchgesetzt werden muss.

In den letzten zehn Jahren wurden in der Stadt- und Landesbibliothek jährlich immer mehr Schulungen in diesem Bereich durchgeführt. 2014 wurden über 3.500 Teilnehmern in 160 Schulungen die verschiedenen Angebote insbesondere elektronischer Art

INFORMATIONSKOMPETENZ Bibliotheken geben in der Regel für elektronische Medien viel Geld aus. Die Anzahl von elektronischen Angeboten in Form von E-Books, E-Zeitschriften und anderen E-Ressourcen wird auch in Dortmund mit jedem Jahr größer. Dies ist insbesondere durch die Förderung mit Landesmitteln möglich. Gleichzeitig steigen bei diesen Medien die Nutzungszahlen, ganz im Gegenteil zu den stagnierenden Ausleihzahlen von konventionellen Medien. Die Beratung und das Training von Zielgruppen rund um das Lernen gehören genauso zum Angebot der Stadt- und Landesbibliothek wie die Förderung der Lese- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Allerdings stehen die fachliche Recherche und das wissenschaftliche Arbeiten im Vordergrund.

dare, Lehrer und nicht zuletzt die Teilnehmer im Bereich der Berufsbildung. Kooperationsvereinbarungen mit 26 Bildungseinrichtungen in Dortmund sind hier besonders hilfreich und führen zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit diesen wichtigen Zielgruppen der Bibliothek. Dabei erhalten die Teilnehmer einen Überblick über die zahlreichen elektronischen Angebote, die ihnen als Googlenutzer bis dahin meist unbekannt waren. Die Kolleginnen und Kollegen der Informationsvermittlung betreuen natürlich nicht nur die verschiedenen Einführungen in die Literaturrecherche. Vielmehr sind sie auch täglich im Einsatz an den Informationstheken, um den Lernenden und anderen Kunden der Bibliothek bei den unterschiedlichsten Fragestellungen weiterzuhelfen.

Für den Einsatz von Notebooks ist an allen Arbeitsplätzen die Versorgung mit Steckdosen gewährleistet.

ENDNOTEN 1. Moeske, Ulrich: Die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund. In: Bibliothek Forschung und Praxis 27 (2003)

nahegebracht. Diese Einführungen in die Literaturrecherche sind an die jeweiligen Zielgruppen angepasst und didaktisch in Zusammenarbeit mit dem Studienseminar Dortmund entwickelt worden: Für Schüler der Sekundarstufe II, Studenten, Referen-

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S. 42–44, Nr. 1/2, S. 42; http://t1p.de/uc6y 2. Seitz, Renate: Der Botta-Bau der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund. Stadt- und Landesbibliothek Dortmund (Hrsg.), Dortmund 2009, S. 33; www.seitz-text.de/Dateien/PDFs/Botta.Broschuere.pdf 3. Moeske, Ulrich, ebd. S. 43

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MÜNSTER – Q-THEK-BEREICH ZUM ZENTRALEN LERNORT ENTWICKELT MARIA DITTBERNER Stadtbücherei Münster

KULTURETAGE GEPLANT Im 1. Obergeschoss wird demnächst eine Kulturetage entstehen. Dieser Bereich wird bewusst keine Arbeitstische aufweisen, sondern nur Leseplätze, um einen durch murmelnde Arbeitsgruppen hervorgerufenen Geräuschpegel niedrig zu halten. Für geschlossene Gruppen stand von Anfang an ein Veranstaltungsort zur Verfügung, der sich immer mehr zu einem Lernstudio entwickelt hat. Mittlerweile bietet er außer einem Laptop mit Beamer auch 25 mit Laptops ausgestattete Schulungsplätze mit Internetzugang. Dieser Raum wird vor allem für Recherche-Schulungen und Klassenführungen genutzt, gelegentlich auch für weitere Veranstaltungen unserer Kooperationspartner, bei denen einer größeren Teilnehmerzahl Präsentationen und Vorträge geboten werden.

Als zentraler Lernort wurde die Q-thek entwickelt.

Ab 2009 nahm die Stadtbücherei Münster an dem NRW-weiten Projekt »Lernort Bibliothek – zwischen Wunsch und Wirklichkeit" teil. Ziel war es, neben den zahlreichen dezentralen Arbeitsplätzen und Lernangeboten im Hause auch einen zentralen »Lernort" innerhalb der Stadtbücherei zu akzentuieren, um neue Möglichkeiten des Lernens und Arbeitens zu bieten.

Der Q-thek-Erker ist für Präsentationen oder als Arbeitsplatz flexibel nutzbar.

MOBILE LERNNISCHEN Sichtbares Resultat ist seit dem Frühjahr 2011 die Q-thek, ein Raum für Lernen und Arbeiten, Kommunikation, Information, Entspannung, Präsentation und Veranstaltung. Ein farbenfrohes Lichtobjekt signalisiert: Hier ist die Zukunft! In der Q-thek stehen den Kunden 20 PC-/Internetplätze zur Verfügung. Alle PCs sind reservierbar und haben Zugriff auf Drucker, um in DIN A 4 schwarz/ weiß oder auch in DIN A 3 und DIN A 4 in Farbe auszudrucken. Zwei der Plätze sind zudem mit einem Scanner ausgestattet. Auf bequemen Sitzpolstern lässt sich im attraktiven Zeitschriftenangebot stöbern, mit mobilen Wänden können Lernnischen gestaltet werden. In diesem Zusammenhang wurden auch zwei »Lernräume« geschaffen, die für Gruppen von zwei bis zehn Personen geeignet sind. Sie können auf Anfrage von unseren Kunden für die Gruppenarbeit reserviert werden. Die Belegung ist auf maximal vier Stunden pro Tag begrenzt. Das Angebot ist sehr beliebt und wird von Schülern, Studenten aber auch von anderen Gruppen intensiv genutzt.

Die Lernräume können Kunden sich reservieren lassen.

Die Bibliothek ist auch ein Ort des konzentrierten Arbeitens.

Auch Weiterbildungsangebote wie Internetsprechstunden oder -kurse unserer Kooperationspartner können hier stattfinden. Darüber hinaus existieren fast überall im Haus weitere Arbeitsplätze, die sowohl von Einzelnen als auch von Kleingruppen gern genutzt werden. Hier wird mitunter die Lautstärke ein Problem, wobei es eine Erleichterung darstellt, auf die geschlossenen Lernräume hinweisen zu können. WLAN ist für unsere Kundinnen und Kunden im ganzen Hause verfügbar.

Fast überall im Haus wurden Arbeitsplätze geschaffen, die sowohl von Einzelnen als auch von Kleingruppen gern genutzt werden.

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Das Lernstudio bietet u. a. Laptop-Schulungsplätze mit Internetzugang.

An den Arbeitstischen für Gruppen wird die Lautstärke schon mal zum Problem.

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STADTBIBLIOTHEK SIEGBURG NUTZT IHREN SCHULUNGSRAUM INTENSIV Empore, auf der bei Bedarf individuell an mehreren PCs gearbeitet werden kann.

CHRISTIANE BONSE Stadtbibliothek Siegburg

Außerhalb der Schulungszeiten steht die Fachkollegin den Schülern nach Terminabsprache zur Verfügung, um am Telefon oder vor Ort Fragen zu beantworten. Dieser Service wird von den Schülern als besonders gewinnbringend angesehen. An schulungsfreien Tagen steht dieser Bereich allen Kunden zur freien Nutzung zur Verfügung. Ob dies der Fall ist, erkennt der Kunde an der außen hängenden elektronischen Buchungstafel, die über Belegungstermine informiert und zudem auch Buchungen vorgenommen werden können.

Die Stadtbibliothek in Siegburg ist von jeher eine Einrichtung mit überregional großer Anziehungskraft. Schon vor der Neugestaltung des Gebäudes, bei der der lang geplante Durchbruch zum angrenzenden Stadtmuseum realisiert wurde, kamen rund 40 Prozent der fast 200.000 Besucher/Jahr von außerhalb, darunter auch Pendler aus Köln und Bonn. Mitte Mai 2014 wurde die Stadtbibliothek nach Umbau und Komplettsanierung, die ein halbes Jahr dauerten, wiedereröffnet und ist nun noch attraktiver als zuvor. Die Highlights: der offene Durchgang zum Museum, das neu gestaltete Literaturcafé, aus dem Nutzerinnen und Nutzer Kaffee und Kuchen mit zu den Bücherregalen nehmen dürfen, Sessel, um es sich bequem zu machen, eine Stuhlgruppe um einen großen Tisch extra für Zeitungsleser, Rückgabeautomaten, kostenlose Nutzung des WLANs und mehr.

Da das Kulturhaus, zu dem die Bibliothek gehört, das ganze Wochenende geöffnet hat, nutzen viele Schüler und Studenten gerade samstags und sonntags die Chance zum ungestörten Arbeiten in angenehmer Atmosphäre. Das bibliothekseigene Literaturcafé ist der ideale Pausentreff. Der Schulungsbereich ist somit ein echter Zugewinn für die Bibliothek und zahlreiche Kunden, nicht nur für die, die sich noch in der Ausbildungsphase befinden.

Foto: Albert Gehret

Viel getan hat man, was die Lernräume angeht. Beispiel: Schulungsraum. Denn, so weiß Christiane Bonse, Leiterin der erfolgreichen Einrichtung: »Heute ist nicht mehr die primäre Frage: Was kann ich wie lange ausleihen, sondern: Wie lange kann ich hier arbeiten?« Die Stadtbibliothek Siegburg ist Kooperationspartner in Sachen Medienkompetenz für alle weiterführenden Schulen der Stadt. Die Bibliothek bietet Schulungen an, in denen Schülerinnen und Schüler lernen, analoge sowie Internetbestände gewinnbringend für sich zu nutzen. Facharbeiten, Vorbereitungen für das Abitur, den Wechsel zur Universität: In all diesen Bereichen und noch vielen mehr unterstützt die Bibliothek ihre Nutzer fachkompetent. Die Schulungen finden in der Bibliothek im eigens dafür hergerichteten Schulungsraum statt. Hier haben 25 bis 30 Personen Platz, bekommen Laptops zur Verfügung gestellt. Die Präsentation der Schulung kann über ein interaktives Whiteboard laufen. Aber auch ein Flipchart und entsprechende Fachbücher sind vor Ort nutzbar. Über dem Schulungsraum befindet sich eine kleinere

Bei Schulungen steht für Präsentationen auch ein interaktives Whiteboard zur Verfügung.

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DIE HOCHSCHULE ZUM LERNRAUM ENTWICKELN: EMPFEHLUNGEN, TRENDS, STATISTIK UWE STADLER Bibliothek der Bergischen Universität Wuppertal

anderem auf der DINI-Jahrestagung 2001 in Bonn und auf dem Augsburger Bibliothekartag im Jahr 2002 berichtet wurde. (1)

UNTERSCHIEDLICHE NUTZUNG

Die in den Achtziger und Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts zunächst punktuelle, später massenhafte Einführung von Computerarbeitsplätzen in Bibliotheken führte zwangsläufig zu erheblich veränderten Nutzungskonzepten in Bibliotheken. Die Entwicklung vom reinen Leseplatz hin zum flexiblen, multimedialen Arbeitsplatz in modernen Hybridbibliotheken trug auch und vor allem den technischen Veränderungen Rechnung. Diese hatten mit dem Einsatz von Mikrofiche-Lesegeräten begonnen und fanden ihre Fortsetzung in CD-ROMEinzelplätzen, PC-Netzen, der Nutzung des Internet, der Einführung von WLAN sowie der Verwendung mobiler Geräte in jeglicher Form. Dies alles hat, wie auch die Erneuerung pädagogischer Konzepte, nicht unwesentlich zum Paradigmenwechsel hin zur sog. Lernraumbibliothek beigetragen. Kurz nach dem Millenniumwechsel hatte sich die neu gegründete »Deutsche Initiative für Netzwerkinformation« (DINI) erstmals mit Öffentlichen Computerarbeitsplätzen in Hochschulbibliotheken und deren Auswirkung auf den Bibliotheksalltag befasst. Neben der weiter unten noch kurz zu beleuchtenden Erfassung der neuen Gegebenheiten in der Deutschen Bibliotheksstatistik wurden bundesweite Umfragen durchgeführt, über deren Ergebnisse unter

Etwa zur gleichen Zeit erschienen die »Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung an Hochschulbibliotheken« des Wissenschaftsrats, aus denen bezüglich unserer Fragestellung insbesondere das Kapitel »Bauliche Anforderungen an Hochschulbibliotheken« erwähnenswert erscheint. Der Wissenschaftsrat definiert hier »Bibliothek als ‚Ort der Kommunikation‘ innerhalb der Hochschule« und fordert von der Hochschulbibliothek der Zukunft unter anderem: ››»Flexibilität in der Errichtung« und »Flexibilität im Betrieb, um das Gebäude einfach an sich verändernde Nutzerbedürfnisse oder den technologischen Wandel anpassen zu können.« ››»Differenzierte Angebote von Bibliotheksflächen für Einzel- und Gruppenarbeitsplätze (…), Selbstbedienungsbereiche abgestimmt auf die Bedürfnisse der Studierendengeneration, nicht direkt unterrichtsbezogene Flächen wie komfortable Leseflächen.« ››»Zonierung der Flächen innerhalb des Gebäudes« und »attraktive innenräumliche Atmosphäre.« ››»Die Bibliothek muss ein sehr differenziertes Angebot an Arbeitsplätzen bieten – vom OPAC-Rechercheplatz im Stehen bis zur Multimediapräsentation in der Gruppe bei der Projektarbeit. Jeder Arbeitsplatz sollte vernetzt sein.« ››»Die Anzahl der Arbeitsplätze soll anhand der Nutzungsfrequenz und Ver-

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weildauer der Studierenden nach Fächern ermittelt werden.« (2) Bereits in diesen Empfehlungen wurden wesentliche Aspekte und Fragestellungen aufgeführt, die auch heute noch die Planung und den Betrieb von wissenschaftlichen Gebrauchsbibliotheken bestimmen. Zonierung, Gruppen- und Einzelarbeit, differenziertes Angebot für unterschiedliche Nutzungsbedarfe: Dies alles sind nach wie vor noch die relevanten Fragestellungen.

DINI-AG LERNRÄUME In den Jahren 2010 und 2011 wurden von der zuständigen und inhaltlich neu aufgestellten DINI-Arbeitsgruppe studentische Ideenwettbewerbe unter den Titeln »Lebendige Lernorte« und »Studentische Netzwerke: kreativ – mobil – kooperativ« durchgeführt und deren Ergebnisse veröffentlicht.(3) Schließlich wurden ebenfalls von der DINIAG Lernräume im Jahr 2013 die Empfehlungen »Die Hochschule zum Lernraum entwickeln« veröffentlicht, auf die hier etwas näher eingegangen werden soll.(4) In dieser Publikation werden in modernisierter und teils bebilderter Form die Topoi der früheren Empfehlungen und Abhandlungen aktualisiert dargestellt. Best-Practice-Beispiele veranschaulichen die in den sechs wesentlichen Kapiteln vorgestellten Konzepte und Lösungen. Diese hier nun im Einzelnen: ››»Lernraumentwicklung als Hochschulstrategie und Managementaufgabe«: Die Empfehlungen heben hervor, dass moderne Hochschulen die Entwicklung

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von Lernräumen als »strategisch bedeutsame Managementaufgabe« und als »imagebildendes Element einer Hochschule« begreifen und entsprechend hoch gewichten sollten.

Die Entwicklung von Lernräumen ist eine »strategisch bedeutsame Managementaufgabe«. ››»Informationskompetenz«: In diesem Kapitel werden die kooperativen und integrativen Aspekte einer inneruniversitär abgestimmten Vermittlung von Schlüsselkompetenzen im Kontext wissenschaftlichen Arbeitens betont. ››»Arbeitsplätze«: Unter Bezugnahme auf frühere Empfehlungen und den sog. DIN-Fachbericht 13 aus dem Jahr 2009 werden die Anforderungen an Einzelund Gruppenarbeitsplätze in Bibliotheken vor dem Hintergrund unterschiedlicher Ruhe- und Schutzbedürfnisse formuliert und dargestellt. ››»Schulungsräume«: Neben den wesentlichen Fragen zur Raumgestaltung und IT-Ausstattung wird auch der Sonderfall sog. E-Prüfungen, der computergestützten Leistungsnachweise, behandelt. Je nach Zugänglichkeit und Zweckorientierung der Räumlichkeiten sind hierbei Sicherheitsaspekte besonders zu beachten. ››»BYOD-Arbeitsplätze«: Hinter der Phrase »Bring your own device« verbirgt sich die zukünftig vielleicht größte Herausforderung an die Planung und Gestaltung von Lernraumumgebungen in Hochschulen und deren Bibliotheken. Die vermutlich weiter steigende Vielzahl unterschiedlicher Geräte und Applikationen in uneinheitlichen Systemumgebungen fordert die Hochschulverantwortlichen ebenso wie die scheinbar uneingeschränkte Mobilität, die ihre Grenzen nur noch in Akkulaufzeiten findet. Die Empfehlungen nennen als

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Herausforderungen die Nutzbarmachung weiterer Flächen (nicht Räume), die vielfältig zu beachtenden Sicherheitsbelange sowie die Schaffung neuer »Einstiegspunkt(e) für weitere Services«. ››»Virtuelle Lernräume«: Anhand von Beispielen aus sehr unterschiedlichen Anwendungsbereichen (u. a. virtuelle Rundgänge und 3-D-Informationsangebote, prüfungsrelevante Online-Kurse, Lern- und Diagnose-Apps) wird die Bandbreite möglicher Lösungen veranschaulicht.

EMPFEHLUNGEN KOMPAKT Die der Ausarbeitung vorangestellten »Empfehlungen kompakt« sind kurz und prägnant gehalten, so dass sie hier noch einmal vollständig wiedergegeben werden sollen: ›› Let‘s talk about »Lernraum Hochschule«: Die Hochschulen müssen das Thema Lernraum als Strategie und Managementaufgabe aufnehmen. Aspekte wie Konzeption, Steuerung, Profilierung, Organisations- und Entwicklungsplanung sowie Ressourcenfragen gehören ebenso dazu wie der explizite Forschungsbedarf im Themenfeld der Lernräume.

Lernräume ermöglichen und unterstützen die Entwicklung von Informationskompetenz. ›› Kompetenzentwicklung fördern: Informationskompetenz ist eine zentrale Schlüsselkompetenz in der hochschulischen Ausbildung. Lernräume ermöglichen und unterstützen die Kompetenzentwicklung, indem sie die inhaltliche Perspektive erweitern und wichtige Kooperationen im Hochschulkontext ermöglichen. ›› Konzeption statt Einzellösungen: Die konkrete Planung und Gestaltung von Arbeitsplätzen in Lernräumen beginnt

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mit der Konzeption, in der die Nutzerbedarfe eine zentrale Rolle spielen. Dafür ist eine zunehmende Zonierung und Differenzierung der Arbeitsplatzbereiche notwendig. ››Keine Stereotype: Aufgrund der Vielfalt von Lernszenarien werden Einzel- und Gruppenarbeitsplätze mittlerweile in vielen Variationen und sehr unterschiedlichen Ausstattungen angelegt. Auch Schulungsräume bieten eine wichtige Infrastruktur, deren Ausstattung konkret am Nutzungsbedarf orientiert werden sollte. BYOD (Bring Your Own Device)Arbeitsplätze sind notwendig, um den Anforderungen der »Digital Natives« gerecht zu werden. ›› Lernräume 2.0: Technik im Lehr- und Lernkontext zu nutzen, ist für die medienaffine, Web-2.0-erfahrene Generation der Studierenden selbstverständlich. Virtuelle Angebote ergänzen und bereichern reale Lernräume, in technischer wie in pädagogischer Hinsicht.(5) Bei der Planung zukünftiger Maßnahmen mag es manchmal hilfreich sein, einen Blick in einschlägige Statistiken und Vergleichsdaten zu werfen, in unserem Fall in die Deutsche Bibliotheksstatistik (DBS). Wie nicht anders zu erwarten, lässt sich an den diesbezüglichen DBS-Kategorien letztendlich auch die veränderte Realität in den Bibliotheken recht gut darstellen. ››Bis zum Berichtsjahr (BJ) 2001 wurden Lese- und Benutzerarbeitsplätze weder unter dem Aspekt Benutzung noch unter Bau erfasst, allerdings bis zum BJ 2004 in diversen Zusatzfragebögen. ››Erst ab dem BJ 2002 wurden im Hauptfragebogen für Wissenschaftliche Universal- und Hochschulbibliotheken die Fragen 14 (Zahl der Benutzerarbeitsplätze, später Frage 16), 15 (darunter: Computerarbeitsplätze, später Frage 17) und 16 eingeführt, ab dem Jahr 2007 schließlich auch ohne die gesonderte Aufführung von internetfähigen Geräten und Plätzen. ››Zuvor, also seit Beginn der DBS im Jahr

1979 bis zum BJ 1998 wurden nur die sog. »Lesesaalbenutzungen« erhoben.(6) ››In den BJ 1999 und 2002 wurden in einem Zusatzfragebogen unter anderem die »Publikumsfläche« und die »Fläche der Arbeitsräume« erfragt. ››In den BJ 2000 und 2003 wiederum wurden im Zusatzfragebogen »Angebote und Nutzung« unter anderem die Zahl der »Plätze zur CD-ROM-Nutzung« und die Zahl der »Internetplätze« erhoben. ››Im BJ 2001 wollte man im Zusatzfragebogen »Erreichbarkeit, Ausstattung, Gebäudesituation« etwas über die Zahl der »PC- und Bildschirmplätze«, zusätzlich die mit Internetanschluss sowie über die »Gesamtzahl der zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze« wissen.

››In der Rubrik »Gebäudesituation« wurde speziell die Zahl der sog. LeseCafés, Internet-Cafés, Lesesäle und Veranstaltungsräume erhoben. ››Die Zusatzfragebögen wurden mit Berichtsjahr 2004 eingestellt.

ENDNOTEN 1. Vgl. dini.de/fileadmin/jahrestagungen/2001/ stadler-vortrag.pdf; vgl. /www.bibliothekartag.de/2002/prog/prog_themen_ uebersicht.html#t24 2. Vgl. www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/

Spätestens mit der weiteren Entwicklung hin zu einer hauptsächlich durch die Nutzung portabler Geräte bestimmten BYODBibliothek wird die Frage nach einer statistischen Erfassung und deren Sinnhaftigkeit wieder neu zu stellen sein. Bleibt nur zu hoffen, dass den Benutzerarbeitsplatz nicht dasselbe Schicksal ereilt wie die Steinlaus (Kat. 815), die nach der einmaligen Erhebung im BJ 2002 plötzlich wieder von der Bildfläche verschwand.

4935-01.pdf (S. 46ff.) 3. Vgl. www.dini.de/wettbewerbe/lebendige-lernorte; vgl. http://dini.de/wettbewerbe/studentische-netzwerke 4. Vgl. http://d-nb.info/1043590714/34 5. Vgl. http://d-nb.info/1043590714/34 (S. 3) 6. Deutsche Bibliotheksstatistik 1979 – Teil B Wissenschaftliche Bibliotheken. Berlin, Deutsches Bibliotheksinstitut, 1980, S. 50ff. und S. 86; Deutsche Bibliotheksstatistik 1998 – Teil B Wissenschaftliche Bibliotheken. Berlin, Deutsches Bibliotheksinstitut, 1999, S. 98ff. und S. 300

LESESAAL DER UB WUPPERTAL – QUALITÄT DER ARBEITSPLÄTZE ZÄHLT Sieben Jahre nach ihrer Gründung studierten im Wintersemester 1980/81 an der damaligen Gesamthochschule Wuppertal 9.192 Studierende, zudem waren etwa 1.200 Menschen hier tätig. Die Bibliothekszentrale am Grifflenberg verfügte über einen Bestand von 530.000 Bänden, rund 900 Leseplätze und zusätzlich 60 Carrels, die sich über die gesamte Bibliothek verteilten.(1) Gut 30 Jahre später, im Jahr 2010, verzeichnete die Bergische Universität Wuppertal (BUW) etwas mehr als 14.000 Studierende, und es waren rund 1.500 Personen (VZÄ) beschäftigt.(2) Gleichzeitig war die Zahl der Arbeitsplätze für Nutzer in der Hochschulbibliothek auf 547

TOBIAS SCHWARCK Bibliothek der Bergischen Universität Wuppertal

Im Folgenden wird die Entwicklung der Lese- und Arbeitsplätze im Laufe der letzten 30 Jahre an der Universitätsbibliothek Wuppertal nachgezeichnet. Die Entwicklung im Spannungsfeld zwischen wachsenden Beständen, steigenden Studierendenzahlen und 1980 1990 2003 2010 2015 den damit einhergehenden sich wandelnStudierende 9.192 16.542 14.860 14.308 20.141 den Anforderungen an die Bibliothek ist kein Wuppertaler Phänomen und auch keiBestand 530.000 899.095 1.146.385 1.205.707 1.214.657 ne Besonderheit von einschichtigen BiblioArbeitsplätze 960 Nicht erhoben 368 547 747 theksystemen. Somit ist die Entwicklung in Wuppertal durchaus beispielhaft für andere Hochschulen und ihre Bibliotheken. Abb. 1: Entwicklung von Studierendenzahl, Bestandsentwicklung und Arbeitsplätzen (Quelle: DBS)

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geschrumpft (die Carrels waren inzwischen ganz entfallen), wähH UNI-Halle rend der Bestand auf etwas mehr als 1,2 Millionen Bände gewachsen war. Der Zusammenhang zwischen wachsendem Bestand und H schrumpfenden Arbeitsplätzen lag auf der Hand (s. Abb. 1). Der ße a r t Rektoratsbericht 1992 skizzierte den Ausweg aus dem Dilemma: KIGA tts lroist schon absehbar, dass ohne Neubaumaßh »Für die nächsten Jahre Fu nahmen ganz erhebliche Probleme entstehen werden«.(3) rk

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schaffen. Dieser war von vornherein als ein »ruhiger« Bereich konzipiert, in dem nach wie vor ausschließlich Einzelarbeitsplätze angeboten werden.

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Der bei weitem größte Standort (mit mehr als 80 Prozent des gesamten Bestandes) der Universitätsbibliothek (UB) befindet sich am Campus Grifflenberg, dem Hauptstandort der BUW, im GebäuI Abb. 2). de BZ (s.MI P

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Gaußstraße

Der Gebäudeteil BZ ist mit den umliegenden Gebäuden verbunden und befindet sich »mitten im Geschehen«, was für alle Beteiligten I von großem Nutzen ist, allerdings nur wenig Möglichkeiten zum Anbauen bietet. Anfang der 1990er Jahre wurde daher beschlossen, eine Dachfläche auf der Ebene BZ.09 zu überbauen und als Lesesaal zu nutzen. Dadurch war es möglich, auf einer Fläche von U 284 Quadratmetern einen Lesesaal mit etwa 60 Arbeitsplätzen zu

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Zentrale Studienberatung

Bereits 1992 hatte der damalige Bibliotheksdirektor Dr. Dieter Stäglich auf die Möglichkeit hingewiesen, weitere Dachflächen zu bebauen.(5) Planungen, die in den folgenden Jahren erfolgten, konnten nicht umgesetzt werden. 2010 dann war das Rektorat in der Lage, einen Betrag von rund 3 Millionen Euro bereitzustellen, mit dem ein neuer Lesesaal auf der Ebene BZ.10 errichtet werden konnte. Die Fläche grenzt an die Gebäude F und G (s. Abb. 2) und H ist über das Treppenhaus der UB erschlossen. So kann die gesamte Infrastruktur des Gebäudes BZ mitgenutzt werden.

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Bergisches Zimmer

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Abb. 2: Lageplan der Bergischen Universität Wuppertal

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Verbindungstürme mit Treppen

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Fußwege auf Gebäudeflächen

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Bibliothekszentrale

ENDNOTEN 1. Stäglich, Dieter: Planung und Entwicklung 1972–1980. In: DFW Dokumentation Information, Sonderheft Bibliothekartag, 1980, S. 13ff. 2. Rektoratsbericht 2010. Wuppertal, Bergische Universität Wuppertal, 2011, S. 104f.

Der Lesesaal ist flächendeckend mit WLAN versorgt. Die Stromversorgung ist ebenfalls (nahezu) flächendeckend. So verfügt der Lesesaal über ein dichtes Netz von Bodensteckdosen, zudem ist ein großer Teil der Möbel mit Steckdosen versehen.

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Abschließend lässt sich festhalten, dass der Bereich Lernen und Lernräume trotz Internet und Virtualisierung an Bedeutung gewinnt. Längst zählt nicht mehr nur die Zahl der Arbeitsplätze, sondern auch ihre Qualität.

Die Strukturierung des Innenraums lag ausschließlich in der Hand der Bibliothek. Bei der Planung sollte insbesondere den Wünschen der Studierenden nach Räumen für gemeinsames Lernen Rechnung getragen werden. Diese Bedürfnisse waren beispielsweise in der Planungszelle »Kommunikative Räume an der Bergischen Universität Wuppertal« erarbeitet worden.(6) Nicht nur auf Grund dieser Ergebnisse wurde entschieden, den Lesesaal in unterschiedliche Bereiche zu untergliedern: einen ruhigeren, mit eher an klassische Lesesäle erinnernder Möblierung und einen mit loungeartig aufgelockerter Möblierung (s. Foto).

DER NEUE LESESAAL 2012

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Es liegt auf der Hand, dass eine Hochschule, die Anfang bis Mitte der 1970er Jahre geplant wurde, mit ihrer Gebäudetechnik hinsichtlich der infrastrukturellen Vernetzung nicht an die Bedürfnisse des »Netzzeitalters« angepasst war. Es gelang – unterstützt vom Dezernat Gebäudemanagment und dem Zentrum für Informationsund Medienverarbeitung der Bergischen Universität Wuppertal – die Stromversorgung deutlich auszubauen und das WLAN flächendeckend in der UB anzubieten.

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Foto: Hans Jürgen Landes

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Bibliothek, vielmehr geschah sie in einem Prozess, der von den Mitarbeitern der UB – mehr oder minder – begleitet wurde. Die einzige Konstante war der ruhige Lesesaal auf der Ebene BZ.09. Im Folgenden kristallisierten sich bestimmte Bereiche heraus, in denen Nutzer selbst auf Ruhe achten, wie beispielsweise in den Bereichen, in denen sich die geistes-, wirtschafts- und rechtswissenschaftliche Literatur befindet.

Entstanden ist ein zylindrischer Baukörper mit umlaufender Verglasung, der insgesamt rund 200 Arbeitsplätze bietet (Planung: Schamp & Schmalöer, Dortmund). Der Anbau hat eine Raumhöhe von etwa sechs Metern, so dass drei kleinere, zweigeschossige Zylinder in dem Raum stehen können (s. Foto). Der untere Bereich dieser Zylinder ist geschlossen und kann als Gruppenarbeitsraum genutzt werden, der obere Bereich ist offen und loungeartig ausgestattet.

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Gaußstraße

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Der zylindrische Baukörper in der Mitte des Lesesaals kann als Gruppenarbeitsraum genutzt werden.

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Einen Meilenstein in der Entwicklung der Lernraumsituation in der UB Wuppertal stellte die Einrichtung der Fachbibliothek 7 am Campus Freudenberg dar, einem ehemaligen Kasernengelände. Seit 2003 stehen dort auf einer Fläche von etwas mehr als 1.100 Quadratmetern zum einen die Bestände der Fächer Elektro-, Informations- und Medientechnik zur Verfügung sowie das Magazin für Monographien. In der Folge des Umzugs dieser Bestände zum Campus Freudenberg wurde es möglich, die Bibliothek am Campus Grifflenberg neu zu strukturieren. In diesem Zuge wurden die gebundenen Zeitschriften bis zum Erscheinungsjahr 1990 magaziniert. Insbesondere diese Entscheidung schuf die Voraussetzungen, um 2003 erstmals einen großzügigen PC-Lesesaal und einen eigenen IT-Schulungsraum einzurichten und so der wachsenden Bedeutung des Internets und der allgemeinen technischen Entwicklung Rechnung zu tragen.(4)Somit war es also gelungen (s. Abb. 1) den Abbau von Arbeitsplätzen in der UB Wuppertal zu stoppen bzw. in Ansätzen sogar umzukehren.

3. Rektoratsbericht 1992. Wuppertal, Gesamthochschule Wuppertal, 1993, S. 11 4. Stadler, Uwe: Die digitale Uni-Bibliothek. In: Wuppertaler Uni-Magazin 23 (2003) 5. Uni-Bibliothek zu klein für eine Million Bände. In: Westdeutsche Zeitung, Wuppertaler General-Anzeiger, 1. Februar 1992 6. Forschungsstelle Bürgerbeteiligung an der Bergischen Universität Wuppertal (Hrsg.):

Mit dem neuen Lesesaal kamen nicht nur rund 200 Arbeitsplätze neu hinzu. Zudem wurden seit dem Bezug Anfang 2012 die Arbeitsbereiche der Bibliothek neu strukturiert und zoniert, wie es in den Empfehlungen der DINI-AG Lernräume beschrieben wird.(7) Interessant: Die Zonierung vollzog sich weniger durch Vorgaben der

Planungszelle 2009. Kommunikative Räume an der Bergischen Universität Wuppertal. Wuppertal 2010 7. Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e.V., Arbeitsgruppe „Lernräume“ (Hrsg.): Die Hochschule zum Lernraum entwickeln. Empfehlungen der DINI-AG Lernräume. Kassel 2013, S. 34; http://d-nb.info/1043590714/34

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IM FOKUS /

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DIE O.A.S.E. DER ULB DÜSSELDORF IST LERNORT UND ERLEBNISRAUM

Im Mai 2008 musste das alte Gebäude der Fachbibliothek Medizin der Universitätsund Landesbibliothek Düsseldorf (ULB) Düsseldorf nach 40 Jahren Nutzungszeit wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Als Ersatz sollte, insbesondere auf Wunsch des Studierendendekanats der Medizinischen Fakultät, ein zeitgemäßes Lern- und Kommunikationszentrum mit Beratungsund Veranstaltungsräumen entstehen. Das Projekt war von aktuellen Lernortkonzepten geleitet und erhielt den Namen O.A.S.E., Ort des Austauschs, des Studiums und der Entwicklung. Damit wird das Gebäude deutlich als Lern- und Kommunikationsort im Sinne eines »Library and Learning Centers« positioniert. Die Architekten schufen durch gestalterische Elemente ikonographische Bezüge zum Wissenschaftsfach Medizin, etwa indem das weiße Glasmosaik der Fassade mit einer schimmernden Hautoberfläche, die grünen leicht geschwungenen Fensterbänder mit Adern, oder Betonkerne im Inneren des Gebäudes mit der Struktur von Knochen assoziiert werden können.

EIGENSTUDIUM, TEAMARBEIT In den oberen fünf von acht Etagen des Gebäudes wurde die neue Fachbibliothek Medizin realisiert, wobei die aktuellen Anforderungen aus Forschung, Lehre und Studium in die Neukonzeption der Bibliothek einflossen.(1) Bei der Einteilung der Fläche in Funktionszonen stand eine deut-

Auf jeder der fünf Etagen gibt es Angebote unter dem Aspekt des Lernorts und Erlebnisraums Bibliothek für die verschiedenen Lern- und Arbeitssituationen: In der 4. Etage befindet sich ein heller und modern ausgestatteter Schulungsraum, in der 5. und 6. Etage Einzelarbeitsplätze in verschiedenen ergonomischen Anordnungen sowie auf der 5. und 7. Etage je drei gut ausgestattete Gruppenar-

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beitsräume. In der 7. Etage wurde zudem ein durch hochwertigen Parkettboden und bequeme, Aufmerksamkeit erregende Sitz-

Die Architekten schufen durch gestalterische Elemente ikonographische Bezüge zum Wissenschaftsfach Medizin.

International anerkannte Experten bescheinigen der Fachbibliothek Medizin in der O.A.S.E. Bestnoten in Funktionalität und Design.

möbel gestalteter Loungebereich realisiert, durch dessen bodentiefe Fenster eine entspannende Aussicht ermöglicht wird. Die 8.

Flexible Möblierung bietet Gruppentische, die sich mit wenigen Handgriffen in Einzelarbeitsplätze verwandeln lassen.

Etage liegt als offene Galerie über dem letzten Vollgeschoss und beherbergt weitere Einzelarbeitsplätze, die aufgrund der luftigen Transparenz und des hellen Ambientes sowie des Ausblicks über die Hochschule und die Stadt zu den beliebtesten Arbeitsplätzen auf dem Campus zählen.

FUNKTIONALITÄT, QUALITÄT, DESIGN

Die O.A.S.E. ist nicht mehr Bibliothek im klassischen Sinn, sondern ein modernes „Library and Learning Center“.

Fotos: ULB Düsseldorf/Christof Neumann

MICHAEL PORZBERG Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

liche Vermehrung von Arbeitsplätzen im Vordergrund, denn durch die Arbeitsverdichtung der konsekutiven Studiengänge, die steigenden Studierendenzahlen und die von der Bibliothek angebotenen langen Öffnungszeiten war eine starke Nachfrage nach Arbeitsplätzen entstanden. Bei der Spezifikation des Funktionsprogramms hatten sich die Planungsverantwortlichen mit einer bedarfsgerechten Zonierung und der Differenzierung nach verschiedenen Arbeitsplatztypen zu beschäftigen, denn Eigenstudium, Teamarbeit und Peer-Teaching wurden im neuen Curriculum viel stärker als bislang betont. Die benötigte IT-Infrastruktur, räumliche Bezüge zwischen den einzelnen Zonen des Lernraums und den Servicebereichen der Bibliothek und die Anordnung von Bereichen mit unterschiedlichen Geräuschpegeln waren für die gesamte Bauplanung der Fachbibliothek Medizin bestimmende Einflussgrößen.

Anteil an elektronischen Medien Rechnung tragend wurde auf zwei der fünf Geschosse völlig auf Regalflächen für die Aufstellung gedruckter Medien verzichtet. Bei der Diskussion mit den Nutzerinnen und Nutzern der Fachbibliothek Medizin über das Konzept der Bibliothek überraschte, dass sie die Anwesenheit von Bücherregalen eher mit einem die Konzentration fördernden Ambiente und weniger mit einer erforderlichen Nähe zu für das Lernen und Arbeiten

International anerkannte Experten bescheinigen der Fachbibliothek Medizin in der O.A.S.E. Bestnoten in Funktionalität und Design.(2) Dazu trägt auch das sorgfältig ausgewählte Mobiliar bei: Mit Konsolentischen, Hockern, Lounge-Sofas und Sesseln mit und ohne akustische Abschirmung wurden unterschiedliche ergonomische Anforderungen gelöst. Bei der Planung wurden Funktionalität, Qualität und Design sorgsam unter einen Hut gebracht.(3)

Der Lernort ist durch viele verschiedene Arrangements auf den individuellen Bedarf zugeschnitten: von Offenheit bis Introvertiertheit, von stiller Lesesaalsituation bis zur Interaktion im Lernteam. Organische Formen und Kombinationen von Arbeitstischen und Möbeln unterstützen die vielfältigen Möglichkeiten, den Lernort und Erlebnisraum optimal nutzbar und erfahrbar zu machen. Seit ihrer Eröffnung im November 2011 erfreut sich die Fachbibliothek Medizin in der O.A.S.E. einer hohen Besuchsfrequenz, die Kombination aus Lernort und Erlebnisraum, die Arbeitsplätze, Arbeitsräume, Rekreations- und Veranstaltungsflächen kommen ausgesprochen gut bei den Nutzerinnen und Nutzern an.

erforderlichen Buchbeständen assoziierten.(4) Dass durch moderne Lernort-Konzepte gleichsam die Bücher aus der Bibliothek vertrieben oder bestenfalls als Staffage für einen lernfördernden Ort geduldet werden, mag durchaus kritisch gesehen werden. Denn Konzepte für den Lernort sollten stets auch mit dem Auftrag der Bibliothek als Gedächtniseinrichtung in Einklang gebracht werden.

ENDNOTEN 1. Vgl. Brunenberg-Piel, Ulrike; Werner, Klaus Ulrich: Die neue Fachbibliothek Medizin der ULB Düsseldorf in der O.A.S.E. In: ABI Technik 32 (2012) Heft 1, S. 2–13 2. Vgl. ebda. 3. Vgl. Willhardt, Rolf: O.A.S.E. – Lernort und Erlebnisraum. In: Uni-Magazin der Heinrich-Heine-Universität 2012-1, Düsseldorf 2012, S. 26–29 4. Vgl. Siebert, Irmgard: Entstehung und Entwicklung des inte-

Dem spezifischen Bedarf bei der Literatur- und Informationsversorgung des Wissenschaftsfachs Medizin mit seinem hohen

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grierten Bibliothekssystems der ULB Düsseldorf. In: Söllner, Konstanze; Sühl-Strohmenger, Wilfried (Hrsg.): Handbuch Hochschulbibliothekssysteme. Berlin 2014, S. 152f.

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NEUER ARBEITS- UND LERNORT UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK PADERBORN

Der Ansturm von Studierenden auf Wissenschaftliche Bibliotheken war selten größer als heute. Das gilt auch für Paderborn, wo die Universitätsbibliothek (UB) der beliebteste und – mit durchschnittlich über 4.700 Besuchern pro Tag – der meistbesuchte universitäre Lernort ist. Wie andernorts wird vermutet, dass die hohe Anziehungskraft mit den veränderten Studienbedingungen, dem spezifischen Mix der vielfältigen Dienstleistungen sowie mit der besonderen Atmosphäre der Bibliothek zusammenhängt. Die offensive Bereitstellung elektronischer Informationsmedien, für die die UB Paderborn aktuell 66 Prozent ihres Erwerbungsetats verwendet, scheint die Bedeutung des Ortes Bibliothek nicht zu verringern, sondern geradezu zu stärken.

Die Universitätsbibliothek Paderborn ist der beliebteste und meistbesuchte universitäre Lernort. Diese außerordentlich positive Entwicklung evozierte in Paderborn bauliche Veränderungsbedarfe in quantitativer und qualitativer Hinsicht: Das 1977 eröffnete Bibliotheksgebäude war mit gut 7.100 Quadratmetern Hauptnutzflächen (HNF) für etwa 8.000 Studierende geplant. Obgleich

lien und hohe Designqualität besticht: Die dezent anthrazitgrauen Regale der Firma Schulz Speyer Bibliothekstechnik AG haben bewusst eine bedienungsfreundliche Höhe von nur 2,25 m erhalten. Die neuen Arbeitsplätze wurden unter optimaler Nutzung der räumlichen Gegebenheiten entlang der Fensterfassade eingerichtet. Das Konzept für

sichtnahme der Nutzer untereinander wie auch die Achtsamkeit im Umgang mit dem Raum signifikant höher ist, als in den anderen Bereichen der UB. Basierend auf den seit 2013 gewonnenen Erfahrungen ist für die nächsten Jahre eine weitere räumliche Erweiterung für Buchstellflächen, Einzelarbeitsplätze und -räume geplant sowie ein sukzessiver Umbau des gesamten Benutzungsbereiches ins Auge gefasst. Ziel aller Maßnahmen ist es, durch eine hochwertige, ästhetisch ansprechende und zugleich funktionale Gestaltung den gesamten Benutzungsbereich der UB zu einem bedarfsgerechten und zukunftsfähigen Arbeits- und Lernort mit einem breit gefächerten Angebot an unterschiedlichen Zonen und Arbeitsplatztypen aus- und umzubauen. Die Bibliothek soll zu einem »landmark« des Wissens werden, der sich im wahrsten Sinne des Wortes »sehen lassen« kann.

UMDENKEN Wie für viele der in den 1970er Jahren errichteten Bibliotheken lag auch in Paderborn der Schwerpunkt der Nutzerorientierung auf der raschen und umfassenden Bereitstellung von Literatur, möglichst in Freihandaufstellung und zu großzügigen Öffnungszeiten. Die Einrichtung eines umfangreicheren Büchermagazins erachtete man als entbehrlich. Einen intensiven Bedarf an Nutzerarbeitsplätzen sah man in der Regel nicht. Und dass die Bibliothek auch ein attraktives und animierendes Arbeits- und Lernumfeld bieten müsse, wurde nur vereinzelt gefordert. Ein Umdenken fand erst in den letzten Jahren statt. Mit Beginn des Wintersemesters 2013/14 konnte die UB Paderborn um gut 1.300 Quadratmeter HNF erweitert werden. Dies ermöglichte u. a. die Schaffung von 42 zusätzlichen Arbeitsplätzen und eines kleinen Lounge-Bereiches, eine Erweiterung der Regalflächen für die frei zugänglich aufgestellte Literatur der Fachgebiete Kunst-, Musikund Medienwissenschaften, die Einrichtung neuer Büroräume sowie von Räumlichkeiten für das in die UB integrierte Universitätsarchiv. Mit Blick auf die veränderten Arbeits- und Lerngewohnheiten der Studierenden entwickelte die UB eine neue innenarchitektonische Konzeption, die vor allem durch die Hochwertigkeit der verwendeten Materia-

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Im Ergebnis wurde eine überdurchschnittliche Aufenthaltsqualität geschaffen. die Informationstheke sowie den LoungeBereich wurde gemeinsam mit der Firma Walter Nagel GmbH & Co KG erarbeitet. Die puristische Form der neuen Arbeitsplätze wird durch dezente funktionale Elemente, wie eigens für die UB entwickelte LED-Arbeitsleuchten und Steckdosen/Schlossanker-Einheiten (zum Sichern von Notebooks) ergänzt und perfektioniert. Die Bestuhlung mit Freischwinger-Stühlen der Firma Vitra ermöglicht ein angenehmes längeres Sitzen in Schreibposition. Dazu passend finden sich im Lounge-Bereich Vitra-Sessel.

LITERATUR Antonius Jammers: Zum Bedarf an Leseplätzen in Hochschulbibliotheken. In: Vom Bauen neuerer Bibliotheken. Erinnerungen, Erfahrungen, Planungen. Hrsg. von Rolf Fuhlrott. Wiesbaden 1979, S. 163-178; elektronische

HOHE ACHTSAMKEIT Im Ergebnis wurde eine überdurchschnittliche Aufenthaltsqualität geschaffen, die die hohe Wertschätzung der Universität und der Bibliothek gegenüber den hier arbeitenden und lernenden Studierenden signifikant zum Ausdruck bringt. Festgestellt werden kann inzwischen, dass die Resonanz der Nutzerinnen und Nutzer auf die neuen Räumlichkeiten und Angebote uneingeschränkt positiv ist. Beobachtet werden kann zum Beispiel, dass die Rück-

Fotos: bereitgestellt durch Walter Nagel GmbH & Co. KG

DIETMAR HAUBFLEISCH Universitätsbibliothek Paderborn

der Literaturbestand seitdem stark anwuchs, und die Zahl der Studierenden bis zum Wintersemester 2013/14 auf knapp 20.000 stieg, wurden bis zu diesem Zeitpunkt keine nennenswerten räumlichen Erweiterungen vorgenommen.

Als moderne Universitätsbibliothek legt die UB Paderborn großen Wert darauf, ein attraktives und animierendes Arbeits- und Lernumfeld zu bieten.

Veröffentlichung. Hrsg. von Dietmar Haubfleisch. Paderborn: Universitätsbibliothek, 2012: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:466:2-10232 Helmut Bonheim: Die Traumbibliothek. In: Verband der Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt N.F. 23 (1973) S. 119–122; elektronische Veröffentlichung. Hrsg. von Dietmar Haubfleisch. Paderborn: Universitätsbibliothek, 2012: http:// nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:466:2-9921 Dietmar Haubfleisch: 40 Jahre. Von der Planung der Gesamthochschulbibliotheken zur Universitätsbibliothek Paderborn 2012. Paderborn 2012, S. 324–340 (40 Jahre Universität Paderborn, hrsg. von Peter Freese)

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6. „NACHT DER BIBLIOTHEKEN“ BOT BEWEGENDES PROGRAMM Weit mehr als 50.000 Besucherinnen und Besucher ließen sich bei der SUSANNE LARISCH »Nacht der BibliotheÖffentlichkeitsarbeit ken" am Freitag, 6. März vbnw 2015, bewegen – und das in mehrfacher Hinsicht. Crossboccia-Turniere, Tango-, Salsa-, Zumba-, Hip-Hop- und Bokwa-Workshops luden passend zum Motto »eMotion – Bibliotheken bewegen!« zum Mitmachen ein. Das Jubiläum – 10 Jahre »Nacht der Bibliotheken« – wurde in vielen der rund 200 Öffentlichen und Kirchlichen Bibliotheken, die in ganz Nordrhein-Westfalen teilnahmen, zum rauschenden Fest. Jongleure, Tänzer, Rhönradfahrer, Rollerskater und Artisten tummelten sich zwischen Bücherregalen und Verbuchungstheken. Tischtennis-Match mit ausrangierten Bü-

Attraktivität unserer Bibliotheken, ohne die die Bildungs- und Kulturlandschaft in NRW nicht vorstellbar ist.« Als vielfältig und attraktiv dürften die vielen tausend Gäste die Bibliotheken im Land tatsächlich erlebt haben. In der Berichterstattung über die »Nacht der Bibliotheken« wird die Überraschung darüber immer wieder deutlich. »Dass Bibliotheken mehr sein können, als eine ,Ausleihstation’ für Bücher, hat der Aktionstag am Freitag einmal mehr unter Beweis gestellt«, schrieb die WAZ Neuenrade. »Ruhe bitte – von wegen!« titelten die Westfälischen Nachrichten Gronau. Und weiter: »Die Organisatoren stellten passend zum Motto ein Programm auf die Beine, das mit viel Action und Bewegung gefüllt war und sämtliche Bücherei-Klischees über Bord warf: Zwischen den Bücherregalen durfte laut geredet, getanzt und sogar Sport getrieben werden.« Sei noch die WAZ Witten zitiert: »Fröhlich plaudernde Menschengruppen, spielende Kinder, Tänzer, Musik und Snacks! Der wahr gewordene Alptraum eines jeden Bibliothekars? Im Gegenteil!«

Dino-Alarm in der Stadtbibliothek Elsdorf: Die Bilderbücher des Digitalzeitalters faszinierten die Kinder.

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Fotos: Bourichter (l. oben)

vbnw-Vorsitzender, Harald Pilzer, Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, vbnw-Präsident Andreas Bialas, Dr. Norbert Kamp, Leitender Städt. Bibliotheksdirektor der Stadtbüchereien Düsseldorf, vbnw-Vorsitzender Uwe Stadler und Beate Möllers vom Kulturministerium NRW (v. l.) bei der Eröffnung in Düsseldorf.

Foto: sla (l. unten)

chern? Das war in Hattingen ein Knüller! Bewegend im Sinne von aufregend, anrührend, amüsant waren überall im Land die Veranstaltungen mit bekannten Autoren, Kabarettisten, Poetry-Slammern und Standup-Comedians, so u. v. a. Gisa Klönne, Lena Gorelik, Eugen Drewermann, Bastian Bielendorfer und Maxi Gstettenbauer. Spannung herrschte bei den Zockern: Games vom Konsolenspiel über die QR-Code-Rallye bis zu Hybrid- oder App-Games zogen ganze Familien in ihren Bann. Und auch Musik gab es reichlich, dazu Crossboccia-Turniere allerorten. Andreas Bialas, Präsident des Verbands der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. (vbnw), der die »Nacht der Bibliotheken« alle zwei Jahre organisiert, eröffnete die landesweite Veranstaltung in der Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf. »Wollen wir die Faszination von Vielfalt und Kulturen leben?« fragte er und betonte: »Die finden wir in Wörtern und Büchern. Und Bibliotheken sind es, die den freien Zugang dazu ermöglichen.« Kulturministerin Ute Schäfer, Schirmherrin dieser 6. »Nacht der Bibliotheken«, ließ Grüße überbringen. Sie hatte schon im Vorfeld gebeten: »Lassen Sie sich anregen, begeistern und auch überraschen von der Vielfalt und

Das Publikum war ganz dabei, ob beim Kinderprogramm in der Stadtbibliothek Herten oder den Fitness-Aktionen der Stadtbibliothek Hilden.

Die »Nacht der Bibliotheken« will nicht nur Dankeschön für die vielen Fans der Bibliotheken sein, sie will Neugierige anlocken und die besonderen Angebote der Bibliotheken bekannt machen. Dank des Einfallsreichtums der Bibliotheksteams und ihrem Mut, Neues auszuprobieren, gelang das mit der Veranstaltung 2015 voll und ganz. Dies bewies nicht nur die Resonanz der Besucher wie zum Beispiel in Witten – Lisa, 16: »Die ,Nacht der Bibliotheken’ ist eine wirklich coole Idee!« –, sondern auch das außerordentlich große Medienecho. Die Berichterstattung vor allem in den lokalen Tageszeitungen nahm breiten Raum ein. Die Lokalzeiten des WDR Fernsehens waren in den Bibliotheken unterwegs, ebenso Teams der lokalen Privatsender. Takt, das Kundenmagazin der Deutschen Bahn, Auflage 70.000 Stück, kündigte die »Nacht« in ganz NRW an. Überregional wurde mit Pressekonferenz und einem Hörfunkspot geworben, der eine gute Woche im Werbeblock von WDR 2 zu hören war. Auch Medienpartner WDR 5 bewarb die »Nacht« mit einem Spot. Die Webseite www.NachtderBibliotheken.de informierte über Konzept und Veranstaltungen und hatte allein am 6.3.2015 1.500 Besucher.

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Viel Bewegung gab's auch in der Stadtbibliothek Mönchengladbach, die diesmal die 1.000-Besucher-Marke knackte.

Mit Konzentration dabei: In Coesfeld führte das CrossbocciaTurnier treppauf und treppab.

VERBAND /

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MEDIOTHEK KREFELD MIT HOLLYWOOD-FLAIR

Regelmäßig wurden Tweets verschickt. Flyer und Plakate informierten auf lokaler Ebene. Die Vorbereitungen in vielen Bibliotheken konnten auf der Facebook-Seite der »Nacht« verfolgt werden, deren Besucherzahl stetig wuchs. Höhepunkt: Die Meldung zur Veröffentlichung des Imagefilms erreichte 4.592 Besucher. Eine landesweite Aktion ist nur mit Hilfe engagierter Förderer und Sponsoren zu verwirklichen. Neben dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW engagierten sich die Sparkassen NRW, die ekz.bibliotheksservice GmbH und der vbnw finanziell. Der Verband verloste u. a. drei Büffets unter den teilnehmenden Bibliotheken, die die Stadtbüchereien Bergheim und Elsdorf sowie die Bücherei St. Anna in Neuenkirchen gewannen. Medienpartner war WDR 5. Großer Dank gebührt den Mitgliedern der kleinen, überwiegend ehrenamtlich arbeitenden Planungsgruppe mit Karola Hüttenrauch, Martin Kramer, Jutta Schwichtenberg, Michael Schürmann, Stephan Schwering, Brigitte Tingelhoff und Susanne Larisch, zuständig für Organisation und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Arbeit Öffentlicher Bibliotheken (ÖBs) hat viele Facetten. Was also tun, wenn man Bibliothek in Bildern darstellen und trotzdem keinen Mehrteiler drehen will? Da bleibt nur, sich auf einen Aspekt zu beschränken. Das Motto der »Nacht der Bibliotheken« »e-Motion – Bibliotheken bewegen!« nahm die vbnw-Planungsgruppe »Nacht« zum Anlass, einen Imagefilm zu produzieren, den die Einrichtungen auch unabhängig von der Veranstaltung für ihre Eigenwerbung nutzen können. Zielgruppe: Menschen, die Bibliothek immer noch mit Lesestube assoziieren.

Magische Momente erlebten die Kinder in der Stadtbibliothek Emsdetten.

Westfalens Kulturministerin Ute Schäfer als Schirmherrin der »Nacht der Bibliotheken«: »Es ist nicht neu, dass die Bibliotheken – vor allem die kommunalen Bibliotheken – durch die neuen Informationstechnologien außerordentlich gefordert sind. Sie müssen den Spagat schaffen zwischen der Herausforderung, neue Angebote in der digitalen Welt zu etablieren und gleichzeitig ihren traditionellen Auftrag als Kultur-, Bildungs- und Informationseinrichtung so zu erfüllen, dass sie als Bibliothek erkennbar bleiStephan Schwering, Leiter der Zentralbibliothek der Stadtbüben.« Die Bibliotheken als chereien Düsseldorf, Dr. Norbert Kamp, Leiter der StadtbücheKultur- und Bildungseinreien Düsseldorf, Kulturministerin Ute Schäfer, vbnw-Präsident richtungen zu stärken und Andreas Bialas, Michael Breuer, Vorsitzender des Kuratoriums ihre Zukunftsfähigkeit zu der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und Präsident des fördern, liege der LandesRheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, und Harald Pilzer, regierung am Herzen. HaVorsitzender des vbnw (v. l.).

Anlässlich der überregionalen Pressekonferenz in der Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf betonte Nordrhein-

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rald Pilzer, Vorsitzender des Verbands der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. (vbnw), der die landesweite Veranstaltung alle zwei Jahre organisiert, nahm das 10-jährige Bestehen der »Nacht der Bibliotheken« zum Anlass für einen Rückblick. »Bibliotheken haben sich behauptet, verändert, modernisiert, sind ,aktiver’ und sichtbarer geworden«, erläuterte er. Ohne finanzielles Engagement der Sponsoren (vbnw, ekz.bibliotheksservice GmbH, Sparkassen NRW, MFKJKS) gäbe es keine »Nacht der Bibliotheken«. Michael Breuer, Vorsitzender des Kuratoriums der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, erläuterte stellvertretend für die Sparkassen in NRW: »Wir unterstützen vielfach herausragende Kulturprojekte, die für ganz NRW von besonderer Bedeutung sind, darunter zahlreiche Maßnahmen zur Leseförderung. Lesen ist eine der Grundvoraussetzungen, um Bildung zu erlangen. Die Bibliotheken spielen dabei eine zentrale Rolle.«

Fotos: Schwichtenberg

KULTURMINISTERIN SCHÄFER: „BIBLIOTHEKEN MÜSSEN SPAGAT SCHAFFEN“

Der Clip sollte die moderne, bewegende ÖB als einen Treffpunkt mit Wohlfühl- und Erlebnischarakter zeigen, die neuen Angebote der Bibliotheken ins rechte Licht rücken – und das alles in maximal 2,5 Minuten. Ein ambitioniertes Unterfangen! Dank der Beratung des Filmteams rund um Kameramann Peter Chlistowski – Perfektionist und Technikfreak, der u. a. ARD-Tatorte dreht – und Timo Beelow, Chef der Crossboccia GmbH in Wuppertal, der die Regie übernahm, entstanden Drehbuch und Storyboard. Die Akteure sollten authentisch sein. Deshalb und auch aus finanziellen Gründen wurde mit Laien gedreht. Die Mitglieder der Planungsgruppe überzeugten ihre Freunde, Familien-

mitglieder und Kollegen davon, dass diese sich schon immer mal als Schauspieler versuchen wollten. Und so fand sich an einem Sonntag Ende Januar, 8 Uhr, tatsächlich ein Grüppchen von Menschen in der Mediothek Krefeld ein, die neugierig die Verwandlung der Bibliothek in einen Drehort mit Hollywood-Atmosphäre beobachteten und gespannt auf ihren Einsatz warteten. Das Ergebnis dieses aufregenden Tages ist auf Youtube (»Bibliotheken NRW Imagefilm«) zu begutachten. NRW-Bibliotheken können den Clip auf den Webseiten des vbnw oder der »Nacht der Bibliotheken« downloaden. Ohne die vielen zuverlässigen Helfer hätte dieser Filmdreh niemals zum Erfolg geführt. Dank geht an das tolle Team der Bibliothek Krefeld und an Martin Kramer, der als Drehort-Verantwortlicher viel Arbeit hatte. Dank an Larissa, Lucas und Sonja vom »Jugendclub Theater Krefeld und Mönchengladbach«. Dank an Caroline Rullmann und Jutta Schwichtenberg (Stadtbibliothek Gelsenkirchen), die die Filmfamilie mitbrachten, die Kinder bei Laune hielten und für das Catering sorgten. Dank an alle Kolleginnen und Kollegen, die uns am Drehtag unterstützten: Manuela Atzor (Rheinberg), Evelyn Buchholtz, Barbara Dierkes, Katrin Hufschmidt, Tilo Mieth (Krefeld) und Brigitte Tingelhoff (Coesfeld). Und nicht zuletzt: Dank an die Sponsoren der »Nacht der Bibliotheken«, die auch das Filmprojekt möglich machten. Susanne Larisch

Uuund action! Eindrücke von einem aufregenden Drehtag in der Mediothek Krefeld mit Filmfamilie (oben) und dem Drehteam um Kameramann Peter Chlistowski.

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KONZEPTE /

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VON KLEIN AUF – LESEFÖRDERUNGSPROGRAMME DER STADTBÜCHEREIEN HAMM Es ist eines der Anliegen der Öffentlichen Bibliotheken, potentielle Leserinnen und Leser da abzuholen, wo sie sich befinden, und nicht einfach die Türen zu öffnen und zu warten, wer kommt. Aus dieser Überlegung heraus sind im vergangenen Jahrzehnt mehrere Programmreihen entwickelt worden, über die Kinder vom Kleinstkindalter an mit der Bibliothek, ihren Themen und ihren Angeboten in Berührung gebracht werden. Die folgende Darstellung orientiert sich am Entwicklungsstand der Kinder und berücksichtigt weniger die Chronologie in der Entwicklung der Programmreihen.

BOOKSTART

CHRISTIAN HÜTTEMANN, VOLKER PIRSICH, GUNDA WIRSCHUN, Stadtbüchereien Hamm

Am Beginn des Lebens setzt Bookstart an. Zum 1. Mai 2007 gingen die Stadtbüchereien Hamm mit diesem Programm an den Start. Mit einer attraktiven roten Papiertüte mit der Aufschrift »Bücher für Babies – lernen lebenslang« in neun Sprachen und Schriften (neben Deutsch, Englisch und Französisch auch Arabisch, Kroatisch, Polnisch, Russisch, Türkisch und Tamil), einem hochwertig aufgemachten Elternbrief in denselben Sprachen und einem Baby-Badebuch konnten wir sowohl die deutschen Eltern als auch diejenigen mit Migrationshintergrund ansprechen. Vor allem Letztere hatten wir bis dahin mit unseren Informationen und Angeboten noch nicht in ausreichendem Maße erreicht. Bookstart war und ist nur als Projekt in Public-Private-Partnership umsetzbar, was sich als sehr schwierig herausstellte, da andere Partner als bei zuvor eingeführten Programmen gefunden werden mussten. Unser logistischer Partner bei dieser Aktion war das Standesamt, dessen Kollegen durch die Verteilung der Tüten das Gelingen des Projekts überhaupt erst möglich machten. Bookstart ist zweifellos eines der ganz wichtigen Programme der Stadtbüchereien Hamm, dennoch musste es aufgrund fehlender Sponsoren einige Jahre lang zurückgefahren werden. Das Geld für die Buchgeschenke konnte eine Zeitlang nicht mehr akquiriert werden. Seit dem Frühjahr 2014 gibt es nun eine Neuauflage, dieses Mal in Verbindung mit dem Familienbüro. In den Begrüßungstaschen für die Eltern von Neugeborenen und von zugezogenen Familien mit kleinen Kindern ist wieder eine Lesetüte der Stadtbüchereien enthalten. Die Mitarbeiterinnen des Familienbüros weisen bei ih-

Die Programme für jüngere Kinder beziehen ganz intensiv deren Eltern ein und informieren diese über die Bedeutung von Vorlesen und Lesen.

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lauscht hatten, nahmen die Dreijährigen mit großen Augen ihre »gelbe Tasche« entgegen.

ren Willkommensbesuchen auch darauf hin, wie wichtig Lesen und Vorlesen für die Entwicklung von Kindern ist. Das Pixibuch und der inzwischen neugestaltete Flyer in neun Sprachen sollen Lust auf Lesen und Vorlesen machen und den Weg in die Bücherei weisen. Allein 2014 konnte das Büchlein schon fast 1.000 Eltern und Kindern überreicht werden. Neben der Freude über das Geschenk wollen wir das Interesse an Sprache wecken und den Zusammenhang zwischen (Vor-)Lesen und Bildung aufzeigen.

Weitere Kindertageseinrichtungen können individuelle Termine zum Lesestart-Besuch vereinbaren. Und natürlich erhalten Eltern dreijähriger Kinder das Lesestart-Set auch, wenn sie in den Stadtbüchereien danach fragen.

»Lesestart« will Eltern zum Vorlesen und mehr Kinder zum Lesen bringen und so ihre Bildungschancen konkret und nachhaltig stärken.

LESESTART – DREI MEILENSTEINE FÜR DAS LESEN »Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen« ist ein Programm für Dreijährige, bei dem u. a. mit einem kleinen Buchgeschenk die Vorleselust gesteigert werden soll. Ein Drittel aller Eltern liest ihren Kindern selten oder gar nicht vor. Zu diesem Ergebnis kommt die Vorlesestudie 2014 der Stiftung Lesen, die Ende Oktober veröffentlicht wurde. Dabei fördert das Vorlesen nicht nur Sprachkompetenz und Wortschatz, sondern stärkt auch den familiären Zusammenhalt: Die Atmosphäre von Geborgenheit und Zuwendung schafft Anknüpfungspunkte und Gesprächsanlässe weit über das Buch hinaus. Um die Bedeutung des Vorlesens in der Familie hervorzuheben, sind die Stadtbüchereien Hamm seit Herbst 2013 Partner der bundesweiten Aktion »Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen«. In der Zentralbibliothek und den Bezirksbüchereien erhalten dreijährige Kinder ihr persönliches Lesestart-Set: eine Stofftasche mit einem Bilderbuch, Vorlesetipps (auch mehrsprachig) und einem kleinen Bücherei-Wimmelposter. Der Weg in die Bücherei lohnt sich also, und dort gibt es auch gleich noch viel mehr zu entdecken!

Ein paar Worte zum Projekt: Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Stiftung Lesen im November 2011 gestartete Lesestart-Initiative will Eltern zum Vorlesen und mehr Kinder zum Lesen bringen und so ihre Bildungschancen konkret und nachhaltig stärken. Zu diesem Zweck begleitet das Lesestart-Projekt Kinder in den entscheidenden frühen Lebensjahren bis zum Eintritt in die Schule. In dieser Zeit erhalten Familien dreimal ein kostenloses Lesestart-Set, das aus je einem altersgerechten Buch sowie Tipps und Informationen zum Vorlesen und Erzählen besteht. Der Fokus der Initiative liegt auf Kindern, die in einem bildungsbenachteiligten Umfeld aufwachsen. Dr. Volker Pirsich, Leitender Städtischer Bibliotheksdirektor, ist sehr zufrieden damit, dass Hamm Partner des »Lesestarts« ist. »Unsere bereits bestehenden Angebote zur Förderung der Sprach- und Lesekompetenz von Kindern und die bundesweite Lesestart-Initiative setzen sich für

In Kooperation mit dem Elisabeth-Lüders-Berufskolleg wurden im November 2014 zum zweiten Mal Vorlese-Aktionstage »Lesestart« durchgeführt. 17 Hammer Kitas nutzten die Gelegenheit zu einem Büchereibesuch in ihrem Stadtteil, wo angehende Erzieherinnen des Berufskollegs den Kindern vorlasen. Nachdem sie der spannenden Bilderbuchgeschichte ge-

Das Lesestart-Projekt hat das Ziel, auch Familien und Kinder zu erreichen, die Bibliotheken bislang selten oder gar nicht besucht haben.

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KONZEPTE /

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Mit einem kleinen Geschenk im ersten Schuljahr wollen wir Kinder und Eltern erreichen. Unsere Lesetüte enthält Folgendes: ›› ein attraktives Erstlesebuch für Leseanfänger mit vielen Bildern und noch wenig Text ›› eine Information, warum Kinder lesen sollten; und dies mit möglichst viel Unterstützung ihrer Eltern (eine derartige Information sollte zumindest auch in türkischer Sprache vorgehalten werden) ›› ein Informations-Flyer über die Stadtbüchereien Hamm mit einer Anmeldekarte ›› ein kleines Geschenk für die Kinder (nicht in jedem Jahr realisiert).

mus – mit den Büchern auseinander. Das Prinzip ist denkbar einfach: In den Seiten der Bücher ist ein Code eingedruckt, der von den Stiften gelesen werden kann. Wenn die Kinder mit den Stiften auf besonders markierte Bereiche zeigen, geben die Stifte ein zu den Abbildungen passendes Geräusch wieder, oder ein Text wird vorgelesen.

Ting ist ein Hörstift, der Lesen und Hören miteinander kombiniert. Mit dem Sensor an der Stiftspitze wird ein Code auf Buchseiten ausgelesen, der mit unter­schiedlichen Audiodateien verknüpft ist, die zum Buch gehören.

das gleiche Ziel ein: Kindern und ihren Eltern schon frühzeitig Freude an Sprache, Büchern und (Vor)lesen zu vermitteln. Durch die aktive Teilnahme am Lesestart-Projekt haben wir die Möglichkeit, auch Familien und Kinder zu erreichen, die Bibliotheken bislang selten oder gar nicht besucht haben«, erläutert er.

Hinter dem Projekt steckt allerdings weit mehr, als nur Ting-Stifte und Bücher an Kita-Kinder auszuteilen. Diese Schlüsseltechnologie ist in ein umfangreiches Leseförderprogramm eingebettet, das vom Deutschen Bibliotheksverband und der Stiftung digitale Chancen gefördert wird. Auf lokaler Ebene kooperieren die StadtbüchereiDie erste Phase von »Lesestart«, in der Familien mit einjährigen Kindern im Rahmen der U6-Vorsorgeuntersuchung beim Kinder- en mit den Kommunalen Integrationszentren, die den Kontakt zu ehrenamtlichen Helfern hergestellt haben. Diese sind das Rückgrat arzt ein kostenloses Lesestartset erhalten, startete im November 2011. In der zweiten Phase ab 2013 erwartete die dann Dreijäh- dieses Projektes, das nach folgendem Schema geplant ist: Die Ehrenamtler besuchen eine Kita und führen dort ein Bilderbuchkino durch. Hierbei werden die Bilder eines Bilderbuches mithilfe eines Beamers Wenn die Kinder mit den Ting-Stiften auf markierte auf eine Leinwand projiziert und die passenden Bereiche zeigen, geben die Stifte ein zu den Abbildungen Textstellen vorgelesen. Danach wird thematisch zu dem Bilderbuch gearbeitet, zum Beispiel gepassendes Geräusch wieder, oder ein Text wird vorgelesen. bastelt. Bei einem zweiten Termin besucht dieselbe Kita-Gruppe die Bibliothek, und die Inhalte rigen und ihre Eltern ein altersgerecht zusammengestelltes Lese- werden mithilfe der sprechenden Bücher vertieft. Die Stadtbüchereien Hamm haben mit 18 Hammer Kitas Kooperationsvereinbarunstart-Set in den örtlichen Bibliotheken. Diese arbeiten dabei eng mit sozialen und kommunalen Einrichtungen wie zum Beispiel Kin- gen unterschrieben. Das Projekt läuft bis Ende 2015. dertagesstätten zusammen. Für die dritte Lesestart-Phase ab 2016 Ganz bewusst haben wir uns dazu entschieden, Ehrenamtler mit ist für jedes Kind mit dem Eintritt in die Schule ein Lesestart-Set vorgesehen, das die Kinder zum Selberlesen motivieren soll. Wäh- Migrationshintergrund anzusprechen. Wir hoffen, dass sie einen rend der ersten beiden Lesestart-Programmphasen stehen ausrei- besseren Zugang zu Kindern mit ebenfalls migrantischem Hinterchend Lesestart-Sets für mindestens die Hälfte der Familien bereit, grund haben, die in den Kitas zahlreich vertreten sind. Zusätzlich in der dritten Phase soll jedes Schulkind ein Lesestart-Set erhal- wurden durch einen Zeitungsartikel weitere Interessenten auften. Diese dritte Phase greift die Idee der Hammer ABC-Tüten-Ak- merksam, so dass wir insgesamt zwölf Freiwillige gewinnen konnten. Seitens der Stiftung Lesen wurde eine Fortbildung für die Ehtion auf, die schon in ihr zehntes Jahr geht, und transferiert sie auf renamtler organisiert. Inhalt: der Umgang mit TING-Stiften sowie die Bundesebene. Anregungen zur weiteren, vertiefenden Arbeit mit den Kindern.

„LESEN MACHT STARK“ Das Wort »Ting« soll für viele Kita-Kinder in Hamm bald mit zeitgemäßem Lesespaß und einem leichten Einstieg in die Welt der Bücher verbunden sein. Ting-Stifte ermöglichen den Gebrauch sogenannter »sprechender Bücher«. Die Kinder bekommen im Rahmen des Projektes Bücher und Stifte zur Verfügung gestellt und setzen sich dann – nach bisherigen Erfahrungen mit großem Enthusias-

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Um das Projekt durchführen zu können, ist natürlich eine gewisse technische Ausstattung nötig. Diese konnte von Projektmitteln gekauft werden, so dass nun zwei Beamer sowie drei Notebooks und eine Leinwand zur Verfügung stehen. Schon die Erfahrungen der ersten Monate zeigen, dass das Projekt ein voller Erfolg ist: begeisterte Kinder, hochmotivierte Freiwillige und zufriedene Projektteilnehmer machen Lust auf die weitere Arbeit.

In Hamm wurden 2004 ca. 2.000 Kinder eingeschult; es bedurfte anfangs also der beträchtlichen Menge von 2.000 Lesetüten. Inzwischen ist die Zahl der Einschulungen gesunken, liegt aber immer noch bei ca. 1.600. Rechnet man mit einem Durchschnittswert von 1.800 Erstklässlern pro Jahr, haben in zehn Jahren inzwischen 18.000 ABC-Tüten neue Besitzer gefunden.

Lesen macht stark und regt die Fantasie an. Das wird schnell deutlich, wenn die Kinder nach dem Anschauen eines Bilderbuchs gemeinsam basteln.

Lesen ist die Kulturtechnik, über die sich alle anderen erschließen. Grund genug also, ihr noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als bisher.

Auch die ganz Kleinen beweisen Sitzfleisch, wenn ihnen Geschichten in altersgerechter Form erzählt werden.

ABC-TÜTEN FÜR 18.000 KINDER Seit 2004 gibt es alljährlich die Aktion »ABC-Tüten der Stadtbüchereien Hamm«, dementsprechend geht dieses Projekt, das älteste vergleichbarer Art in Deutschland, im Schuljahr 2014/15 inzwischen in sein elftes Jahr. Von Beginn an war es sein Ziel, alle Schulanfänger und ihre Eltern auf die Bedeutung des Lesens hinzuweisen. Sicher war und ist es für viele Eltern selbstverständlich, sich mit ihren Kindern von klein auf mit Büchern und anderen Medien aktiv zu beschäftigen. Ganz sicher aber könnte diese Zahl höher sein, als sie es heute ist, denn Lesen ist die Kulturtechnik, über die sich alle anderen erschließen. Grund genug also, ihr noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als bisher. Die Ergebnisse der PISA-Studie sind sicher noch vielen präsent.

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Ein derartiges Projekt war von Anfang an nur im Sinne von PublicPrivate-Partnership realisierbar, da allein der Ladenpreis der Bücher weit über 10.000 Euro lag. Glücklicherweise konnte (und kann) mit Unterstützung der inhabergeführten Hammer Buchhandlungen von Luise Harms aufgrund der hohen Stückzahl ohne Umgehung der Buchpreisbindung alljährlich ein Sonderpreis vereinbart werden. Genauso glücklich fand sich mit der Sparda Bank West eG von Projektbeginn an ein Partner, der jedes Jahr nennenswerte Beträge in das Programm investiert, über mehrere Jahre die Buchbeschaffung sogar vollständig ermöglicht hat. Alle finanziellen Transaktionen liefen seit 2004 in bewährter Weise über den Freundeskreis Stadtbücherei Hamm e. V., der sich auch darüber hinaus mit der Verteilung der ABC-Tüten, Vorleseaktionen in Schulen u. a. für das Projekt engagierte. Die Bücherei leistet bei dieser Aktion die Beschaffung der Materialien, das Packen der Tüten und einen großen Teil der Verteilaktion (seit 2012/13 sei hier besonders das Team der Autobücherei hervorgehoben). Die verschiedenen Konzepte und Programme haben sich bewährt. In ihrem Rahmen begleiten viele Stadtbibliotheken in NRW ebenso wie die Stadtbüchereien Hamm Kinder ab dem Kleinkinderalter auf ihrem Weg, der ihnen über das Lesen Bildung ermöglicht.

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›› KOLUMNE: NEUES VOM ALTEN BUCH TAGUNG ZU RELIQUIENTRANSLATION UND HEILIGENVEREHRUNG IN KÖLN MICHAEL HERKENHOFF Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (1)

FORTBILDUNGEN Am 29./30. September 2014 fand eine vom Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung (ZBIW) getragene und sehr gut besuchte Fortbildung zum Thema »Historische Einbände in Bibliotheken« statt, die von Reinhard Feldmann (Münster) und Armin Schlechter (Speyer) geleitet wurde. Seminarort war

die USB Köln, die das nötige Anschauungsmaterial bereitstellte. An einen Überblick über die Einbandformen vom Mittelalter bis zur Neuzeit schloss sich die Vorstellung der konventionellen und elektronischen Hilfsmittel für deren Bestimmung an. Auf dieser Grundlage konnten die Teilnehmer Einbände aus dem Bestand der USB Köln näher bestimmen. Im Mittelpunkt des zweiten Teils des Seminars standen Bestandserhaltung, Konservierung und Restaurierung. Neben den Grundsätzen der Restaurierung und der Auftragsvergabe wurden moderne Materialien vorgestellt, die insbesondere für konservatorische Arbeiten zur Verfügung stehen. Zum Abschluss erarbeiteten die Teilnehmer Vorschläge für die Verga-

Im Bereich der Nachlässe und Sammlungen wurden große Fortschritte bei der Verzeichnung, Katalogisierung und Präsentation gemacht: Über 20, zum Teil umfangreiche Nachlässe, konnten erschlossen und die Findmittel im Netz präsentiert werden.(2) Besondere Erwähnung verdient der Teilnachlass des Carl von Clausewitz, der als »Preußens geistvollster Soldat« gilt. Der Nachlass wurde 1955 (!) von der ULB erworben und nun in HANS katalogisiert. Clausewitz’ Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie werden noch heute an Militärakademien gelehrt, finden aber auch in anderen Bereichen wie Marketing und Unternehmensführung Anwendung und haben nicht zuletzt auch das Denken von Friedrich Engels und Wladimir I. Lenin beeinflusst.

be von konservatorischen und restauratorischen Aufträgen auf der Basis schadhafter Objekte. Der Arbeitskreis Historische Bestände in Nordrhein-Westfalen und RheinlandPfalz bietet auch 2015 in Zusammenarbeit mit dem ZBIW Fortbildungen zu Altund Sonderbeständen an. Ende Januar 2015 fand in der Wolfsburg (Mühlheim/ Ruhr) eine zur Provenienzerschließung statt, für die zweite Jahreshälfte sind Fortbildungen zu Nachlässen sowie zu Bucheinbänden im 19. Jahrhundert geplant.

›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK MÜNSTER Weiterhin ist eine intensive Nutzung der mittelalterlichen Handschriften und Frühdrucke für Seminare der Westfälischen Wilhelms-Universität zu beobachten, vor allem zur Paläographie und Kodikologie. Insbesondere lateinische und niederdeutsche Gebetbücher, die Bearbeitung des »Liber unus Collectarius«, einer umfangreiche Geschichte und Beschreibung des Stiftes St. Mauritz in Münster und einer Sammelhandschrift der Kartause Marienburg, alle spätes 15. Jahrhundert, verdienen Beachtung, ebenso wie die Seminare zur Geschichte des Buches und des Bucheinbandes (Seminar »Materialität des Buches«).

ihre Nachbarn« (Jüdisches Museum für Westfalen, Dorsten) zeugen von der Attraktivität der Bestände für die Vermittlung von Kunst und Kulturgeschichte.

Darüber hinaus hält die Nachfrage nach Büchern oder Nachlassmaterialien als Leihgaben für externe Ausstellungen unvermindert an: Ausstellungen wie »Pilgerwelten« (RELiGIO Telgte), »Werdendes Ruhrgebiet« (Ruhrmuseum Essen), »Die sieben Todsünden« (Klostermuseum Dalheim) oder »Heimatkunde. Westfälische Juden und

Vom Starkregen im Juli 2014 war auch die ULB Münster betroffen. Während der Schaden im allgemeinen Magazin (relativ) rasch behoben werden konnte, schlägt der Einsatz im Außenmagazin mit langwierigen Folgearbeiten und -kosten zu Buche: Sortierung und Trennung der Bestände, Arbeiten in der Restaurierungswerkstatt,

Für 2015 befinden sich zwei eigene Ausstellungen in Vorbereitung: eine zur Plakatkunst im Ersten Weltkrieg zusammen mit dem LWLMuseum für Kunst und Kultur, eine weitere zum Thema »Betteln und Predigen – 400 Jahre Kapuziner in Münster« zusammen mit dem Kapuzinerkloster Münster. In beiden Ausstellungen werden die reichhaltigen Sammlungen der ULB gezeigt.

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Schimmelbeprobung der Bestände nach dem Biolumineszenverfahren – die eingesetzte ATP/AMP-Messung misst aktive und inaktive Sporen.

In mehreren Seminaren und Vorträgen widmete sich Reinhard Feldmann dem Thema »Bestandserhaltung«: An der Grand Peoples Study Hall in Pyongyang (Nordkorea), der National Library of Vietnam (Hanoi), der National Library of Laos (Vientiane) und an der Aquinas-University in Legaspi (Philippinen), aber auch beim 750-jährigen Domjubiläum Münster, wo er einen vielbeachteten Vortrag im Rahmen der »Kreuzgänge« im Hohen Dom zu Münster hielt.

Nach den Schäden durch Starkregen im vergangen Jahr werden jetzt einzelne Bestände auf Schimmelbefall geprüft.

›› LIPPISCHE LANDESBIBLIOTHEK DETMOLD Im Herbst 2014 konnte ein bislang unveröffentlichter Brief des Detmolder Dramatikers Christian Dietrich Grabbe (1801–1836) an seinen Freund und Verleger Georg Friedrich Kettembeil erworben werden. Grabbe schreibt darin über seine Arbeit am Kościuszko-Stoff. Ebenfalls erfreulich ist die Erwerbung eines Lemgoer Drucks, des »Thesaurus juris civilis« von Schütz/Lauterbach in der Ausgabe von 1717. Die zweite Jahreshälfte 2014 stand im Zeichen des 400-jährigen Jubiläums der Bibliothek, mit einem Sommerfest am 24. August sowie einem Festakt mit der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als Ehrengast und zahlreichen Vertretern aus Politik, Kultur und Gesellschaft am 23. Oktober. Den Festvortrag zum Thema »Von der fürst-

lichen zur Öffentlichen Bibliothek« hielt Prof. Dr. Wolfgang Schmitz (Köln), festlich untermalt von Musik des Lemgoer Hofmusikers Johann Grabbe (1585–1655), die von Studierenden der Hochschule für Musik mit Enthusiasmus vorgetragen wurde. Das Jubiläum fand seinen Niederschlag in zwei Veröffentlichungen zur Geschichte der Bibliothek: ››Hellfaier, Detlev: Die Lippische Landesbibliothek Detmold. Detmold 2014, Lippischer Heimatbund (Lippische Kulturlandschaften 27) ››Eberhardt, Joachim; Hellfaier, Detlev (Hrsg.): 1614–2014. 400 Jahre Lippische Landesbibliothek. Detmold, Lippische Landesbibliothek 2014. (Auswahl- und Ausstellungskataloge der Lippischen Landesbibliothek 38)

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Prof. Dr. Wolfgang Schmitz hielt den Festvortrag zum 400-jährigen Bestehen der Lippischen Landesbibliothek.

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›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK BONN Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen Antrag der ULB Bonn zur Erschließung und Teildigitalisierung des Nachlass von Karl Lamprecht (1856–1915) bewilligt, einem der bekanntesten, aber auch umstrittensten Historiker der Wilhelminischen Zeit. Im Rahmen des zweijährigen Projektes wird der umfangreiche Nachlass, der in den letzten Jahren noch durch signifikante Erwerbungen arrondiert worden ist, im HANS-Katalog der ULB Bonn erschlossen. Digitalisiert werden die Teile des Nachlasses, die sich mit Lamprechts Positionierung im sogenannten Methodenstreit, seiner Kulturgeschichtsschreibung, seinen Bemühungen um eine institutionelle Reform des deutschen Hochschulwesens und um die Ausgestaltung der deutschen auswärtigen Kulturpolitik am Vorabend des Ersten Weltkrieges befassen sowie die gesamte wissenschaftliche Korrespondenz und wichtige Lebensdokumente. Die Onlinestellung erfolgt in den Digitalen Sammlungen der ULB Bonn. Dort sind schon jetzt einige ausgewählte Dokumente vorab verfügbar.(3) Das Projekt wird voraussichtlich im 2. Quartal 2015 beginnen.

für ihre Infrastruktur (Scanner, Visual Library) zur Verfügung gestellt und die digitalisierten Titel in ihren Digitalen Sammlungen veröffentlicht. In dem Projekt soll untersucht werden, wie und in welchem Ausmaß in asiatischen Kulturen zwischen 1860 und 1945 europäische Konzepte und Schlüsselbegriffe diskutiert und übernommen worden sind. Die digitalisierten Zeitschriften sollten für diese Forschungen wichtiges Material online zugänglich machen. Das Projekt wird 2015 fortgesetzt. 2015 jährt sich der 200. Geburtstag des Bonner Gelehrten und Revolutionärs Gottfried Kinkel (1815–1882). Die ULB Bonn wird deshalb aus dem umfangreichen Nachlass, der sich in der Handschriftenabteilung befindet, Briefe und andere Dokumente zur Revolution von 1848 in Bonn digitalisieren. Diese Aktivität ist mit dem Bonner Stadtarchiv und anderen Kultureinrichtungen bzw. -vereinen abgestimmt.

damit sie dem Digitalisat des Druckes hinzugefügt werden kann. Nach der Restaurierung sollen die Wasserzeichen mittels Thermographie aufgenommen werden, um ihre Herkunft zu bestimmen. Zu Lebzeiten William Shakespeares (1564– 1616) wurden nur wenige seiner Stücke veröffentlicht. Die erste Gesamtausgabe seiner Werke kam 1623 in London heraus. Von den ursprünglich ca. 750 gedruckten Exemplaren existieren heute noch 229. Es gibt nicht weniger als 40 Varianten dieser ersten Folio-Ausgabe, da Korrekturen während des Druckes vorgenommen wurden. Die Ausgabe der Universitäts- und Stadtbibliothek weist weitere Exemplarspezifika auf: Der rote Maroquin-Einband wurde ca. 1860 von

Clarke and Bedford gefertigt. Beim Binden wurde aus Versehen die Abfolge der Vorreden und Widmungsgedichte vertauscht. Die Kassette entstand später in der Buchbinderwerkstatt Riviére & Son. Ungewöhnlich dicht lassen sich bei dem Kölner Exemplar die Provenienz- und Erwerbungsgeschichte nachvollziehen. Allein drei Exlibris weisen auf Vorbesitzer hin: William Proby, Earl of Carysfort, A. Edward Newton und Hannah D. Rabinowitz. Erst im letzten Jahr wurde das Exemplar der First Folio im Rahmen der Ausstellung »A Party for Will! Eine Reise in das Shakespeare-Universum« im Museum für Angewandte Kunst in Köln ausgestellt.

›› ERZBISCHÖFLICHE DIÖZESANUND DOMBIBLIOTHEK KÖLN

Die Ausstellung zur »Dreikönigstranslation und Dreikönigsverehrung im Spiegel der Reichspolitik« wird noch bis Ende März 2015 im Foyer der Diözesanbibliothek zu sehen sein. Am 24. Oktober 2014 fand aus dem gleichen Anlass – dem 850-jährigen Anniversarium der Dreikönigstranslation 1164 – eine Tagung statt, die das Thema »Reliquientranslation und Heiligenverehrung« unter verschiedenen Aspekten betrachtete. So wurden die hochmittelalterliche Dreikönigslegende und neulateinische Dichtungen um die heiligen Magier genauso in den Blick genommen wie liturgischer Buchschmuck zu ihrem Festtag. Die historisch wie literaturwissenschaftlich herausragende Tagung war 2014 eine der bestbesuchten Veranstaltungen der Bibliothek.

›› UNIVERSITÄTS- UND STADTBIBLIOTHEK KÖLN Die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln lässt sieben wertvolle Bücher aus ihren Beständen restaurieren. Es handelt sich um zwei Blockbücher und fünf Werke von William Shakespeare. Die USB Köln besitzt zwei Blockbücher aus dem 15. Jahrhundert: Johannes [Apostolus]: Apocalypsis, gedruckt ca. 1465–70 und eine »Biblia pauperum«, gedruckt ca. 1462–68. Beide Bücher stammen aus der Sammlung von Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824). Weltweit sind von den Blockbüchern nur etwa 100 Ausgaben von 33 verschiedenen Werken in etwa 600 Exemplaren nachweisbar. Die besondere Druckform im Holzschnittverfahren, die sich nicht durchsetzte, macht die-

se Bücher so selten. Da z. T. noch Text oder Malereien nachträglich per Hand hinzugefügt wurden, die Abbildungen oft handkoloriert waren und regional unterschiedliche Papiere Verwendung fanden (erkennbar am Wasserzeichen), unterscheiden sich Exemplare des gleichen Textes in den verschiedenen Bibliotheken deutlich und machen das jeweilige Exemplar so zu einem Unikat. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Blockbücher wird durch ihren problematischen konservatorischen Zustand erschwert. Die Schäden an den Kölner Exemplaren befinden sich überwiegend am Buchblock. Risse und Fehlstellen – zum Teil früher mit

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aus heutiger Sicht ungeeigneten Materialien ergänzt – schwächen die Papiersubstanz. Durch Bestandteile der Farbpigmente kam es zur Schädigung des Papiers (Kupferfraß). Bei der »Biblia« ist zudem der Pergament-Makulatureinband am Buchrücken stärker beschädigt und weist Fehlstellen auf, die ergänzt werden. Das Pergament ist geschrumpft, spannt dadurch und wölbt sich leicht nach oben, so dass eine Glättung des Einbandes nötig ist. Bei der Ablösung der Spiegel zeigte sich, dass die Buchdeckel in Gänze aus zusammengeklebter Papiermakulatur bestehen, vermutlich ein zeitgenössischer philosophischer Text. Die Makulatur wird einzeln gelöst und dokumentiert,

Im Zuge des Kaufes der First Folio 1960 konnten auch die ebenfalls seltenen zweiten bis vierten Folio-Ausgaben (1632, 1664, 1685) und die Poems-Ausgabe von 1640 erworben werden, an denen jetzt ebenfalls kleinere Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen werden.

Das Kölner Exemplar gilt als eines der besterhaltenen. Doch schwächte auch hier der

Die ULB Bonn hat 2007, finanziert aus Bestandserhaltungsmitteln des Landes NRW, die Bibliothek Goussen, eine Spezialbibliothek zur orientalischen Kirchengeschichte, bei einem Dienstleister verfilmen und digitalisieren lassen. Aus urheberrechtlichen Gründen wurden damals Drucke nur bis zum Erscheinungsjahr 1900 digitalisiert. Die ULB stellt jetzt auch, sofern urheberrechtlich möglich, Titel des 20. Jahrhunderts ins Netz.(5)

Die Abteilung für Islamwissenschaft des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn hat 2014 im Rahmen eines Projektes, das vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW gefördert wurde, zwölf arabische, persische und türkische Zeitschriften aus dem ausgehenden und beginnenden 20. Jahrhundert digitalisiert.(4) Die ULB Bonn hat da-

Zahn der Zeit die historische Buchsubstanz: Risse im Maroquin-Ziegenleder an den Gelenkfälzen, Bereibungen des Ledernarbens mit partiellem Farbverlust, ein leichter, inaktiver Schimmelschaden am Buchblock, stärkerer Stockfleckenbefall, Verbräunungen durch eingebrachte säurehaltige Papiere und im Bereich des runden Lederexlibris.

Noch mehr Teilnehmer verzeichnete das 6. Symposion »Handschriften der Dombibliothek« Ende November 2014. Unter den 14 Beiträgen aus verschiedenen Teilbereichen der Handschriftenforschung waren Themen der Textedition und aus der Kunstgeschichte wieder stark vertreten. Erstmals wurde auch über den Altbestand der Benediktinerabtei St. Michael in Siegburg referiert, der 2012 von der Diözesanbibliothek übernommen worden war. Neben mittelalterlichen Fragmenten und Manuskripten kommen aus Siegburg auch vier Handschriften, die von einem künstlerisch wie kalligraphisch begabten Mönch um die Mitte des 20. Jahrhunderts

Der Codex 1555 zu den vier Siegburger Handschriften, die ein Mönch um die Mitte des 20. Jahrhunderts anfertigte.

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bequemeren Gebrauch während der Prozessionen in und außerhalb der Stiftskirche zusammengestellt wurden. Das Cantuale ist mit brauner und roter Tinte in einer gut lesbaren Antiqua-Minuskel geschrieben; die gregorianischen Gesänge wurden mit der in Köln verbreiteten Hufnagelnotation auf vier Linien notiert. Aus den Rubriken erfährt man, dass etwa der Weg der Fronleichnamsprozession die Stiftskanoniker hinter St. Maria im Kapitol am Dreikönigenpförtchen vorbeiführte – dem Tor, durch das die Reliquien der Drei Könige 1164 in die Stadt gebracht worden sein sollen.

angefertigt wurden. Sie haben letztlich ihre Wurzeln in der jahrhundertealten Tradition benediktinischer Skriptorien, die im Umkreis der sogenannten Beuroner Kunst noch einmal auflebte. Auf einer Auktion erwarb die Bibliothek eine Handschrift des späten 18. Jahrhunderts aus dem Stift St. Maria ad Gradus, das hinter dem Ostchor des Kölner Doms lag und 1817 abgerissen wurde. Bei dem »Cantuale« betitelten Bändchen handelt es sich um eine Sammlung von Gesängen, die aus verschiedenen Büchern zum

ALLES ANDERE ALS VERALTET: ALTKARTEN ALS HISTORISCHE QUELLE REINHARD FELDMANN Universitäts- und Landesbibliothek Münster

›› LANDESBIBLIOTHEKENZENTRUM

ENDNOTEN

RHEINLAND-PFALZ/PFÄLZISCHE LANDESBIBLIOTHEK

1. Die Kolumne ist von Dr. Michael Herkenhoff (ULB Bonn) im Auftrag des Arbeitskreises »Historische Bestände in Nordrhein-Westfalen und RheinlandPfalz« redigiert worden. Ständige Mitglieder des

Das LBZ / Rheinische Landesbibliothek Koblenz konnte antiquarisch ein Exemplar eines Inkunabeldrucks des »Speculum aureum decem praeceptorum dei« von Henricus Herp erwerben, gedruckt 1481 in Nürnberg von Anton Koberger (GW 12227). Der Band stammt ausweislich eines handschriftlichen Besitzeintrags aus der Bibliothek des Benediktinerklosters Laach (heute Maria Laach), das 1802 aufgehoben worden ist. Drucke aus der seinerzeit etwa 4.000 Einheiten umfassenden Klosterbibliothek sind sehr selten. Ende August 2014 wurde auf Schloss Villa Ludwigshöhe die Ausstellung »Aus Max Slevogts Briefkasten. Zeugnisse aus seinem schriftlichen Nachlass« durch Staatssekretär Walter Schumacher eröffnet. Gezeigt wurden in diesem Kooperationsprojekt von Landesbibliothekszentrum und Generaldirektion kulturelles Erbe/Landesmuseum Mainz 40 Exponate aus dem schriftlichen Nachlass von Max Slevogt, die Gemälde von seiner Hand aus dem Besitz des Landesmuseums ergänzten. Zur Ausstellung ist in der Reihe »Patrimonia« der Kulturstiftung der Länder, die den Ankauf des Nachlasses seinerzeit gefördert hatte, ein gleichnamiger Katalog erschienen.(6)

Auf dem unter Denkmalschutz stehenden Slevogthof über Leinweiler an der pfälzischen Weinstraße wird seit dem Tod von Max Slevogt 1932 seine Bibliothek mit einem Umfang von 4.300 Bänden aufbewahrt, die sich seit längerer Zeit in Landesbesitz befindet. Ende September 2014 hat das zuständige Ministerium dem Landesbibliothekszentrum/Pfälzische Landesbibliothek Speyer die Sach- und Fachaufsicht übertragen. Das Landesbibliothekszentrum will die Bibliothek konservatorisch sichern und erschließen; die wertvolleren Bestände sollen künftig in Speyer verwahrt werden.

Arbeitskreises sind zur Zeit: Irene Bischoff (USB

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Die handkolorierte Karte der preußischen Stadt Tilsit entstand um 1800.

Köln), Dr. Hans-Joachim Cristea (BPS Trier), Dr. Joachim Eberhard (LLB Detmold), Reinhard Feldmann (ULB Münster), Barbara Fischer (UB Trier), Dr. Michael Herkenhoff (ULB Bonn), Harald Horst (EDDB Köln), Dr. Stephanie Marra (UB Dortmund), Annelen Ottermann WStB Mainz, Martina Pauly (Martinus-B. Mainz), Dr. Armin Schlechter (LBZ/RLP), Dr. Eva Seidenfaden (StB Trier), Dr. André Welters (USB Köln). 2. U  LB Münster: Nachlässe www.ulb.uni-muenster.de/ sammlungen/nachlaesse 3. U  LB Bonn, Digitale Sammlungen: Nachlass Lamprecht http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/ nav/classification/1961936

Ende November 2104 wurde in der Landesvertretung von Rheinland-Pfalz in Berlin die 2013 vom Landesbibliothekszentrum erarbeitete Ausstellung »Bibliothecae beatae Mariae virginis ad Lacum. Zimelien aus der Bibliothek des Benediktinerklosters Maria Laach« eröffnet. Grußworte sprachen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles, Dr. Stephan Ackermann, Bischof von Trier, sowie Prior-Administrator Dr. Albert Sieger aus Maria Laach. Die Eröffnung war mit etwa 260 Gästen überaus gut besucht.

Der Begriff »Altkarten« verwundert zunächst: Was ist gemeint? Bei »Altkarten« handelt es sich um Karten, die vor der Mitte des 19. Jahrhunderts gezeichnet oder gedruckt worden sind. Sie stellen eine wichtige Quelle für Historiker aller Fachrichtungen dar. Gleichzeitig sind sie oftmals auch unter ästhetischen Aspekten ansprechende Artefakte

4. Translation. Die kognitive Aneignung europäischer Schlüsselkonzepte in asiatischen und nahöstlichen

Es gibt nicht viele Bibliotheken, die über große Sammlungen von Altkarten verfügen. Zum einen galten derartige Materialien in den Bibliotheken nicht immer als sammelwürdig, zum anderen sind sie sperrig und schwierig handhabbar. Auch die ULB Münster besitzt, trotz reicher Tradition, aus eigenem Besitz nur relativ wenige Altkarten. Umso erfreulicher ist es, dass sie auf die umfangreiche Sammlung eines Privatgelehrten zurückgreifen kann, welche sie im Jahre 1967 erwerben konnte. Denn damals erhielt sie den Nachlass, die Bibliothek und die Kartensammlung des Freiherrn August von Haxthausen. Wer war dieser August von Haxthausen? Zunächst ist er als Onkel der westfälischen Dichterin Annette von Droste Hülshoff bekannt. Er war aber weit mehr: Er war Schriftsteller, vor allem zu Agrarfragen, zur Agrargesetzgebung, zum Verfassungs- und Provinzialrecht. Er war Sammler und Herausgeber von Märchen und Volksliedern. Er war Ökonom, Jurist und Landwirt, er war auch Rei-

Gesellschaften (1860-1945) www.translatio.uni-bonn. de. Die digitalisierten Zeitschriften finden sich in den Digitalen Sammlungen der ULB Bonn: http://digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de/nav/ classification/3085779 5. ULBBonn, Digitale Sammlungen: Bibliothek Goussen http://digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de/ nav/classification/16431 6. Kulturstiftung der Länder (Hrsg.): Aus Max Slevogts Briefkasten. Zeugnisse aus seinem schriftlichen Nachlass. Berlin 2014 (Patrimonia 368)

Diese Karte von Persien und dem südlichen Russland, die um 1720 entstand, stammt aus der damals führenden Kartendruckerei Homann in Nürnberg.

sender, vor allem in Ostmitteleuropa, in Russland und im Kaukasus. Als solcher verfasste er eigene Werke, wie die »Studien über Russland« oder »Transkaukasia«. Von Haxthausen wirkte auch als Berater, unter anderem der russischen Zaren Nikolaus I. und Alexander II. Als solcher half er Letzterem 1861 bei der Bauernbefreiung in Russland. Die Kartensammlung Haxthausen umfasst über 1.800 Karten, Zeichnungen und Atlanten. Sie war bislang durch einen gedruckten Katalog erschlossen. Im Zuge der Digitalisierung wurden die einzelnen Werke im ULB-Katalog erfasst und sind damit leicht und komfortabel recherchierbar. Die hochwertig erstellten Digitalisate, die auch Details auf den Karten bequem sichtbar machen, werden nunmehr für Wissenschaft und Forschung sowie für die interessierte Öffentlichkeit leicht zugänglich gemacht.(1) So sind diese in der ULB aufbewahrten Altkarten, teils spektakuläre Kupferstichwerke mit aufwändiger Kolorierung, teils unscheinbar daherkommende alltägliche Gebrauchsobjekte, heute vor allem eins: Eine wichtige Quelle für die Siedlungsgeschichte, die politische Geschichte und die Wirtschaftsgeschichte, geben sie doch unmittelbar Zeugnis ab von den Geschehnissen vergangener Zeiten. Spannend wie am ersten Tag – jetzt auch bequem am Bildschirm zu lesen.

ENDNOTE 1. http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/nav/classification/2527307

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KURZ & KNAPP /

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›› KURZ & KNAPP EINE BESONDERE DEUTSCHSTUNDE ODER DIE SPÄTE GEBURTSTAGSLESUNG

Mitte Januar traf Inge Meyer-Dietrich, gerade 70 Jahre alt geworden, auf Einladung der Kinderbibliothek der Stadtbibliothek Gelsenkirchen den 6. Jahrgang der benachbarten Lessing- Realschule.(1) Der Anlass: eine knapp verspätete Geburtstagslesung der Gelsenkirchener Autorin, die seit Jahren ein gern gesehener Gast in ihrer »Heimat«Bibliothek ist. Dass die Kinder der benachbarten Bildungspartnerschule in den »besonderen Genuss einer Autorenlesung kamen«, stand am kommenden Tag in der Tagespresse. Genauso war es auch! Die Autorin las auf eigenen Wunsch aus zweien ihrer Bücher, die beide mit unserer Region, dem Ruhrgebiet, zu tun haben. »Plascha – von kleinen Leuten und großen Träumen« handelt von einem Mädchen aus einer polnischen Einwandererfamilie vor 100 Jahren. Ein gerade wieder aktuelles Thema, zu dem Inge Meyer-Dietrich auch persönlich klare Worte fand und auf die augenblickliche Situation von ausgegrenzten Zuwanderern hinwies. Nach der Lesung aus »Plascha« gab es erstmal eine große Frage-Runde, denn wann hat man im Schulalltag schon einmal die Gelegenheit, eine »echte« Schriftstellerin kennenzulernen? Im zweiten Teil las Inge Meyer-Dietrich aus »Die Hüter des Schwar-

zen Goldes«, einem Buch, geschrieben mit ihrer Tochter Anja Kiel. In ihm nahm sie die Zuhörer in die Sagenwelt des Bergbaus mit, die Welt unter Tage, die von Schwarzmännchen und Kobolden bevölkert wird. Bei der Entstehung dieses Buches, so erzählte sie, hatten beide Autorinnen mit großem Spaß zusammengearbeitet. Auch bei der zweiten Leserunde lauschten die jungen Zuhörer gebannt. Und noch einmal wurden Fragen gestellt. Es gab so viele Wortmeldungen, dass man fast den Überblick verlieren konnte. Die Kinder erfuhren viel über Themen, die die Autorin bewegen, aber auch ganz pragmatische Dinge, zum Beispiel zum Thema Geldverdienen als Kinderbuch-Autorin Inge Meyer-Dietrich kommt Autorin. Auch das wollten die Kinimmer gern in die Stadtbibliothek Gelsenkirchen. der wissen: Muss man studieren, wenn man Schriftstellerin werden will? Studiert habe sie, so Inge Meyer- Rund 100 aufmerksame und konzentrierte Zuhörer nahm Inge Meyer-Dietrich an dieDietrich, aber nötig sei das nicht, beruhigte sie den Fragesteller. Und: Woran sie augen- sem Vormittag mit auf eine ganz besondeblicklich arbeite? Zwei weitere Titel war- re Lesung. ten gerade darauf, veröffentlicht zu werden, und an einem neuen Manuskript arbeite sie augenblicklich auch. Wie wird man überhaupt Schriftstellerin? Inge Meyer-Dietrich ENDNOTE wurde bei einem Schreibwettbewerb vor 30 Jahren entdeckt, anschließend entstanden 1. Die Dokumentation zum 70. Geburtstag von Inge über 30 Bücher für unterschiedlichste Ziel- Meyer-Dietrich – zusammengestellt von Klaus Scheibe gruppen. Geschrieben hat sie aber schon als und Claudia Nobis‒– kann kostenfrei über die StadtKind. Ganz klar: Immer schon wollte sie Au- bibliothek bezogen werden. Sie gibt einen guten torin werden, auch wenn es in ihrem Leben Überblick über das Gesamtwerk der Gelsenkirchener erst einmal andere Berufswege gab. Kinder- und Jugendbuchautorin.

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Das tragische Geschehen: Mit 38 Jahren erfährt Jennifer Teege durch einen Zufall, wer sie ist. In einer Bibliothek findet sie ein Buch über ihre Mutter und ihren Großvater Amon Göth. Millionen Menschen kennen Göths Geschichte: In Steven Spielbergs Film »Schindlers Liste« ist der brutale KZ-Kommandant der Saufkumpan und Gegenspieler des Judenretters Oskar Schindler. Göth war verantwortlich für den Tod tausender Menschen und wurde 1946 hierfür gehängt. Seine Lebensgefährtin Ruth Irene, Jennifer Teeges geliebte Großmutter, begeht 1983 Selbstmord. Jennifer Teege ist die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers, wuchs bei Adoptiveltern auf und studierte in Israel. Sie wird mit einem Familiengeheimnis konfrontiert, das sie nicht mehr ruhen lässt. Wie kann sie ihren jüdischen Freunden noch unter die Augen treten? Und was soll sie ihren eigenen Kindern erzählen?

MICHAEL SCHÜRMANN Öffentliche Bücherei St. Georg Vreden

Unter dem Motto »Politische Bildung vor Ort: Es liest…« hat die Landeszentrale für politische Bildung NRW in Kooperation mit dem Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. (vbnw) im September und November 2014 die Schriftstellerin Jennifer Teege zu einer Lesungsreise durch Bibliotheken in fünf Regierungsbezirken des Landes eingeladen. Neben den Veranstaltungen in Bad Salzuflen, Kleve, Neuenkirchen-Siegerland und Nettersheim wurde Anfang November auch in Vreden eine Lesung mit der Bestseller-Autorin angeboten. Die örtlichen Veranstalter, die Öffentliche Bücherei Vreden, das »aktuelle forum – Volkshochschule«, die Stadt Vreden sowie die Buchhandlung Schaten konnten im restlos ausgebuchten Saal Meyerink 200 Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßen. Nach einleitenden Worten des Leiters der Bücherei Michael Schürmann sowie von Klaus Kaufmann von der Landeszentrale für politische Bildung stellte Jennifer Teege ihr Buch »Amon – Mein Grossvater hätte mich erschossen« vor.

Foto: Sascha Kreklau

VERA PIONTEK-KREBBER Stadtbibliothek Gelsenkirchen

ERGREIFENDE LESUNG MIT DER AUTORIN JENNIFER TEEGE

Nach kurzem Zögern nutzten viele Zuhörer die Gelegenheit, Fragen an Jennifer Teege zu stellen. Auch bei deren Beantwortung gab es kein Zaudern. Offen und kritisch ging die Autorin auf die Nachfragen ein. Zum Abschluss las sie einige Abschnitte aus ihrem Buch, welche insbesondere die Rolle ihrer Großmutter thematisierten. Jennifer Teege schloss diesen beeindruckenden Abend mit folgender Aussage: »Mein Großvater war auch ein Mensch. Dass er zum Täter wurde, war ein Produkt seiner Zeit«, so Teege. Weiter führte sie aus: »Das Toxische war für mich das Verborgene. Ich hätte gern einen anderen Großvater gehabt, aber ich hätte immer wieder diese Großmutter haben wollen.«

Mit Leseproben aus den verschiedenen Kapiteln des Buches gelang des der Autorin innerhalb kürzester Zeit, alle Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Ausgehend vom Zufallsfund eines Buches über ihre Mutter präsentierte sie schonungslos offen alle Facetten ihrer zutiefst bedrückenden Familiengeschichte. Nach der gut einstündigen Lesung herrschte ergriffene Stille, hatten die Zuhörer doch eine Frau kennengelernt, die trotz aller Belastungen selbstbewusst und authentisch zu ihrer Familiengeschichte steht.

Mit lang anhaltendem Applaus dankten die Zuhörer Jennifer Teege für die beeindruckende Lesung. Im Anschluss signierte sie ihre Bücher. Dabei hatten die Gäste Gelegenheit, mit ihr einige persönliche Worte zu wechseln.

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AN „WERNE LIEST“ BETEILIGT SICH TATSÄCHLICH GANZ WERNE »Alle (zwei) Jahre wieder…« stehen in Werne (30.000 EinGERLINDE SCHÜRKMANN wohner, Kreis Unna) Stadtbücherei Werne einen Tag lang das Lesen und das Vorlesen zeitgleich in allen Kindertageseinrichtungen und Familienzentren, in allen Grund- und weiterführenden Schulen, in der Förderschule, in Seniorenheimen, in der Stadtbücherei und vielen weiteren Einrichtungen öffentlichkeitswirksam im Mittelpunkt. »Werne liest« unterstützen nicht nur der Bürgermeister und seine Stellvertreter, sondern auch viele Personen des öffentlichen Lebens und gelegentlich prominente Persönlichkeiten, wie im November 2014 Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes NRW.

VORLESER SCHWÄRMEN AUS Die Stadtbücherei als Organisatorin setzt mit diesem Aktionstag ein Zeichen für das Lesen. »Werne liest«, mittlerweile ein fester Bestandteil im städtischen Kulturkalender, bringt Literatur zu einem bestimmten Thema und Vorleserinnen und Vorleser in die verschiedensten Einrichtungen. Die vielen Veranstaltungen dieses Tages ergänzen die zahlreichen Angebote zur Leseförderung, die im Laufe der vergangenen Jahre durch die enge Vernetzung der verschiedensten Institutionen und die prall mit Leben gefüllten Bildungspartnerschaften entstanden sind.

eins »Lesewelt Werne« sowie Schüler tragen mit ihrem persönlichen Engagement und ihrer (Vor-)Lesebegeisterung zum Gelingen des Aktionstages bei. Ein besonderer Schwerpunkt ist immer die Leseförderung von Jungen. Aus diesem Grund werden in den teilnehmenden Schulklassen generell männliche »Lesevorbilder zum Anfassen« eingesetzt. Die Planungen des Aktionstages beginnen etwa zehn Monate vorher. Das Motto wird festgelegt, potentielle Vorleser angesprochen, eine mögliche Teilnahme bei den verschiedensten Einrichtungen abgefragt, die Werbetrommel gerührt. Die Kitas melden die Anzahl und das Alter der teilnehmenden Gruppen, die Schulen legen die Jahrgänge fest, die sich an »Werne liest« beteiligen. Während 2010 die Grundschulen generell einen Jahrgang meldeten, änderte sich dies 2012 und 2014. Mittlerweile kommen alle Grundschulklassen und alle Klassen der Förderschule in den Genuss eines Ausflugs in die Welt der Bücher und in das Reich der Fantasie. Die weiterführenden Schulen wählen in der Regel den 5. oder 6. Jahrgang aus. Das Büchereiteam koordiniert die Einsatztermine, steht als Ansprechpartner für die Vorleser zur Verfügung und stellt eine Auswahl geeigneter Literatur zusammen.

VON 8.30 BIS 22 UHR Zu dem von der Stadtbücherei geschnürten Literaturpaket gehören stets auch öffentliche Veranstaltungen. So gab es im vergangenen Jahr nachmittags einen »Literarischen Spaziergang«, der zeitlich versetzte Vorleseaktionen in der Stadtbücherei, im Kapuzinerkloster, im Capitol Cinema Center und im Heimatmuseum miteinander verband.

Polizisten, Feuerwehrmänner, Vorstandsmitglieder von Sparkasse und Volksbank, Vertreter aus Verwaltung, Stadtrat und dem Kreis Unna, Geschäftsinhaber, Redakteure der lokalen Zeitungen, Vertreter der Kirchen und des Kapuzinerklosters, Vorstandsmitglieder des Fördervereins Stadtbücherei, zahlreiche Vorleser des Ver-

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»Werne liest« begann 2014 um 8.30 Uhr mit der Vorlesestunde von Ministerin Sylvia Löhrmann und endete um 22 Uhr mit einer Abendveranstaltung in der Stadtbücherei. Die stolze Bilanz des Tages: 92 Vorlesetermine, 111 engagierte Vorleser und 2.249 Zuhörer.

›› PERSONALIEN DR. NEUHAUSEN, DIREKTOR DER USB KÖLN, ÜBER ZIELE UND PROJEKTE Dr. Hubertus Neuhausen ist neuer Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, der größten Zentralbibliothek Nordrhein-Westfalens, und seit gut hundert Tagen im Amt. Martina Windrath von der Kölnischen Rundschau sprach mit dem Altphilologen, der in der Domstadt studierte und promovierte, über erste Eindrücke und seine Pläne.(1)

Sie kommen nach Stationen an der Berliner Humboldt-Universität und dem Uniklinikum Hamburg-Eppendorf aus Marburg, wo sie die dortige Uni-Bibliothek leiteten. Wie ist Ihr erster Eindruck von der Kölner USB?

ten. Ich bin hier sehr herzlich empfangen worden, die Kollegen und die Hochschule begegnen mir sehr offen. Außerdem hinterlässt mein Vorgänger Professor Wolfgang Schmitz ein gut bestelltes Haus. Wir treffen uns weiter regelmäßig.

Die USB ist erheblich größer. Die Leitung der größten Zentralbibliothek NordrheinWestfalens ist eine ganz andere Dimension. Das hat mich auch gereizt, sie mitzugestal-

Was haben Sie sich für Ziele gesetzt? Ich möchte das Potenzial der USB weiter heben und noch besser machen. From good to great, sozusagen. Mit zwei konkreten Maßnahmen möchte ich beginnen. Zum einen mit dem Ausbau der Benutzerforschung. Wir brauchen mehr Kenntnisse darüber, was unsere Nutzer tatsächlich brauchen und wollen, um noch passgenauere Angebote zu entwickeln. Außerdem möchte ich einen Forschungs- und Entwicklungsbereich aufbauen und Kollegen mehr Zeit verschaffen, innovative Projekte zu erarbeiten. Zum Beispiel gibt es von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Gelder für Vorhaben zur Erprobung neuer Publikationsformen.

Zeit, nutzen viel mehr Technik wie das Smartphone. Wir wollen mehr elektronische Inhalte anbieten und sehen, dass sie auch auf Smartphones und Tablets gut lesbar sind. Man muss unsere Inhalte mittelfristig auch gut über Google finden können. Hier fangen wir mit der Diskussion über mögliche Wege an. Eine große Veränderung ist auch, dass es viele Wissenschaftler und Fächer wie etwa die Naturwissenschaften und Medizin gibt, die Bibliotheken als Service nutzen, auf den sie schnell über den Computer zugreifen wollen. Und was wird für Studenten verbessert? Mehr W-Lan-Plätze?

Wollen Sie den Bereich der elektronischen Medien weiter voranbringen?

Für Studierende muss es Lernorte geben, wo man gut und lange bequem lernen und sich aufhalten kann, mehr schöne Arbeitsplätze mit W-Lan, Gruppenräume, eine vernünftige Cafeteria. In diesem Bereich sehe ich das größte Entwicklungspotenzial.

Auf jeden Fall. Die Studierenden heute sind sehr anders als noch vor zehn Jahren, sie haben mehr Druck und weniger

Die Bibliothek ist in Teilen saniert und zum Beispiel der Servicebereich modernisiert, aber es gibt noch viel Erneuerungsbedarf …

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An der Uni gibt es viele Bauvorhaben, und das Ganze ist sehr teuer. Doch meine Aufgabe ist es, darauf hinzuweisen und den Finger zu heben, dass die USB auch eine hohe Priorität bekommt. Was steht sonst noch an Projekten an? Wir müssen auch mit den Fakultäten die Diskussion beginnen, wie die 146 dezentralen Bibliotheken zu guten Lernorten gebündelt werden können. Mit dem Rechenzentrum möchte ich stärker zusammenarbeiten und überlegen, wie man digitale Daten langfristig erhalten und wie man mit gespeicherten Forschungsdaten umgehen kann. Zudem ist es eine wichtige Aufgabe, die vielen wundervollen Büchersammlungen der USB zu

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pflegen und weitere einzuwerben, wie es Professor Schmitz gelungen ist. Es gibt sehr spannende Forschungsprojekte dazu, wie zur Herterich-Sammlung mit Werken zu Friedrich von Gentz, Sekretär von Metternich in der Zeit des Wiener Kongresses. Es ist auf 18 Jahre angelegt, mit vielen Doktorarbeiten.

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Ich bin in Neuss geboren und habe enge Verbindungen zu Köln. Ich bin zu Hause angekommen. In den letzten 16 Jahren, seit ich die Uni verlassen habe, hat sich hier vieles zum Positiven verändert. Besonders inspirierend finde ich diese Atmosphäre, Sachen voranzutreiben. Zur Aufbruchstimmung würde ich gern mit der Uni-Bibliothek beitragen.

NACHRUF – FRANZ RAKOWSKI, EINE GROSSE PERSÖNLICHKEIT DES DEUTSCHEN BIBLIOTHEKSWESENS

Haben Sie persönlich ein bibliophiles Steckenpferd? Ich habe in Köln Latein und Altgriechisch studiert und promoviert, das war auch eine große Liebe. Aber jetzt bin ich mit großer Freude im administrativen Bereich und habe wenig Zeit für anderes. Haben Sie sich in Köln schon eingelebt?

JAN-PIETER BARBIAN Stadtbibliothek Duisburg ENDNOTE 1. Das Interview wurde am 18.2.2015 in der Kölnischen Rundschau veröffentlicht.

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In seinem Roman »Das Vorbild« beschreibt Siegfried Lenz die Versuche dreier Pädagogen, für ein Schulbuch das Thema »Lebensbilder – Vorbilder« inhaltlich zu besetzen. »Wir sind hier, sagt Pundt, um zu erfragen, welche Vorbilder heute noch taugen (…). Jedenfalls (…) kann behauptet werden, dass die Jugend nach Vorbildern verlangt.« Wie der große Hamburger Schriftsteller gehörte auch der am 30. Januar 1927 in Oberhausen geborene Franz Rakowski einer Generation an, die nach der Barbarei der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs nach Vorbildern für die Neuorientierung suchten. Wobei eine Tatsache für Rakowski in diesem Findungsprozess feststand: Die Bibliotheken sollten eine zentrale Rolle spielen, hatte er doch nach der Mittleren Reife 1944 eine bibliothekarische Ausbildung begonnen. Ausgerechnet am 6. Juni 1944, dem DDay, wurde Rakowski erst in den Reichsarbeitsdienst, später zur Wehrmacht eingezogen. Ende April 1945 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst Mitte 1949 entlassen wurde. Nach mehr als vier verlorenen Jahren seines Lebens, an die er sich immer mit nachvollziehbarer Wehmut erinnerte, absolvierte Rakowski zunächst ein Praktikum in der Stadtbücherei in Duisburg, bevor er sich am Bibliotheka-

rischen Lehrinstitut in Köln zum DiplomBibliothekar ausbilden ließ. 1951 begann er in der Stadtbücherei Duisburg als Lektor für die Sachgebiete Theologie und Philosophie. Bereits ein Jahr später konnte der Neubau der Zentralbibliothek bezogen werden, die – nachdem ihre Vorgänger 1942 und 1944 bei Luftangriffen zerstört worden waren – im Herzen der Stadt ein funktional schönes Gebäude erhalten hatte. Dem kompetenten, engagierten und durchsetzungsfähigen Jung-Bibliothekar übertrug der damalige Direktor Wilhelm SchmitzVeltin die Erarbeitung eines Konzepts für eine neuartige Kinder- und Jugendbibliothek. Dieses wurde im Rahmen eines großzügigen Erweiterungsbaus 1955 realisiert, wobei Kinder und Jugendliche – im Gegensatz zu den Erwachsenen – ihre Bücher in Freihandaufstellung selbst auswählen durften und die gesamte Ausstattung als Maßanfertigung eines Duisburger Möbelbauers auf die Zielgruppe abgestimmt worden war. Die UNESCO zeichnete dieses in Deutschland seinerzeit einzigartige Konzept mit dem Prädikat »Modell-Bücherei« aus. In der Folge setzte Duisburg weitere Akzente für das deutsche Bibliothekswesen. 1961 wurde dem Rat der Stadt ein erster Bibliotheksentwicklungsplan vorgelegt. Neben der Zentralbücherei war ein Netz von 25 Zweigstellen vorgesehen. 1966 öffnete im Stadtzentrum eine neue, repräsentative Zentralbibliothek mit 135.000 Printmedien in vollständiger Freihandaufstellung. In ihr wurde erstmals in Deutschland auch die elektronische Datenverarbeitung für die Ausleihe und für statistische Auswertungen eingesetzt. Im gleichen Jahr legte

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die Stadtbibliothek eine eigene Sachsystematik für Bibliotheken (SSD) vor, nach der bis heute rund 80 Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten. 1968 richtete Duisburg als eine der ersten Öffentlichen Bibliotheken eine eigene Musikbibliothek mit Noten- und Schallplattenausleihe ein. Zur gleichen Zeit wurde die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle gegründet, die die Schulen bei der Einrichtung von Bibliotheken unterstützte. Ende 1971 fand in der Mercatorhalle die erste Internationale Kinder- und Jugendbuchausstellung (IKiBu) statt. Sie entwickelte sich rasch zu einem Markenzeichen mit bis zu 200.000 Besuchern und zu einem bundesweit beachteten Literatur- und Theaterfestival mit prominenten Gästen wie u. a. Janosch, Christine Nöstlinger, Paul Maar, Hans-Joachim Gelberg, Peter Härtling. Mit dem Modellprojekt einer Fahrbibliothek, die »Gastarbeiter« mit Medien in sieben Sprachen versorgte, stieg Duisburg bereits 1974 in die interkulturelle Bibliotheksarbeit ein. 1976 konnte die Zentralbibliothek im Europa-Haus erweitert werden. Hier fanden die Kinder- und Jugendbibliothek zusammen mit den neuen AV-Medien (ab 1987 auch Videos) und einer Discothek viel Platz zur Entfaltung. Ein Herzensanliegen für Rakowski war es, dass auch ein angemessener Präsentationsraum für die Sammlung »Historische und Schöne Bücher« mit 3.500 wertvollen Ausgaben und dem »Sachsenspiegel« (1385) eingerichtet werden konnte. Bereits 1957 war Rakowski Stellvertreter des seit 1942 amtierenden Schmitz-Veltin

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Franz Rakowski wirkte nicht nur in Duisburg. Er gab auch dem deutschen Bibliothekswesen neue Impulse. Zweigstellen und zwei Fahrbibliotheken, für die mehr als 300 Mitarbeiter und drei Millionen DM für Medienkäufe zur Verfügung standen. Da die Gesamthochschule/Universität Duisburg sich erst seit 1970 im Aufbau befand, erfüllte die Stadtbibliothek bis Ende der 1980er Jahre auch die Aufgaben einer Wissenschaftlichen Bibliothek.

geworden. Die hohe Fachkompetenz, das große Organisationstalent, die ausgezeichnete Vernetzung innerhalb der Stadtverwaltung und die hohen Qualitäten in der Personalführung hatte Rakowski schon seit den 1950er Jahren unter Beweis gestellt. Die für die Jahre 1971 bis 1976 und 1977 bis 1985 vorgelegten Bibliotheksentwicklungspläne konkretisierten den Ausbau des Zweigstellensystems. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung bot die Stadt Duisburg ihren Bürgern neben der Zentralbibliothek 27

Die Wertschätzung als ein »Mekka des Öffentlichen Bibliothekswesens«, das die Stadtbibliothek Duisburg in den 1960er und 1970er Jahren auszeichnete, kam auch in der vielfältigen Verbands- und Gremienarbeit Rakowskis zum Ausdruck. Sein Sachverstand war in der Jury des Deutschen Jugendbuchpreises und im Vorstand des Arbeitskreises Jugendliteratur, im Kuratorium und im Fachbeirat des Deutschen Bibliotheksinstituts, im Vorstand des Deutschen Bibliotheksverbands, dem er neun Jahre lang angehörte, und im Aufsichtsrat der ekz seit 1976 ebenso gefragt wie im Gutachterausschuss der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement, in der

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›› MELDUNGEN ›› „NETZWERK BIBLIOTHEK“:

Strukturplankommission für NRW und in der Bertelsmann-Stiftung. Über die nationalen Grenzen hinaus engagierte er sich auch in der International Association of Metropolitan City Libraries.

BIBLIOTHEKEN PRÄSENTIEREN DIGITALE ANGEBOTE

Mit Beginn der Struktur- und Finanzkrise Duisburgs musste Rakowski seit 1978 das von ihm aufgebaute Bibliothekssystem sukzessive zurückschneiden. Innerhalb von zwölf Jahren wurden acht Zweigstellen und die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle geschlossen, eine große Anzahl von Personalstellen abgebaut, der Medienetat halbiert, die IKiBu erheblich eingeschränkt. Diese schmerzhaften Einschnitte in Verbindung mit einer angeschlagenen Gesundheit veranlassten Rakowski dazu, am 1. Juli 1990 vorzeitig in den Ruhestand zu gehen – hoch geschätzt von seinem Kollegium, das er stets mit dem Grundsatz geführt hatte: »Ich möchte gut sein in einem Kollektiv, das gut ist.« Als »Leitender Bibliotheksdirektor i. R.«, als Vorsitzender des Vereins für Literatur und Kunst (bis 2003) und als Beiratsvorsitzender der Duisburger Bürgerstiftung Bibliothek (bis 2009) blieb er seiner geliebten Wirkungsstätte lange Zeit intensiv verbunden. Auch im hohen Alter schien in den Gesprächen, die ich mit ihm führen konnte, das reiche Maß an Hingabe für die Welt der Bibliotheken, an Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen in die Denkweise anderer Menschen auf.

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Der Berufsverband Information Bibliothek e. V. (BIB) hat seine Position zum Thema »Sonntagsöffnung in Öffentlichen Bibliotheken« von 2008 aktualisiert und spricht sich jetzt auch für die Möglichkeit zur Öffnung Öffentlicher Bibliotheken an Sonntagen aus, vorausgesetzt, die persönlich-privaten Bedürfnisse der Beschäftigten bleiben gewahrt. Der BIB hat sich damit der vom Deutschen Bibliotheksverband e. V. seit langem vertretenen Position angenähert. Foto: Britta Lauer

Anfang 2015 hat Dr. Dietmar Haubfleisch, Leitender Bibliotheksdirektor der UB Paderborn, den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft der Universitätsbibliotheken (AG UB) übernommen. In der Amtszeit 2015 bis 2017 gehören dem Vorstand außerdem Dr. Joachim Kreische (UB Dortmund) und Uwe Stadler (UB Wuppertal) an. Bis 2014 war Dr. Haubfleisch Vorsitzender des Beirats des hbz und Mitglied des DINIHauptausschusses sowie des DINI-Vorstands. Seit 2010 ist er Mitglied im Unterausschuss für elektronische Publikationen der DFG.

››Gemeindebücherei Simmerath [DE-1914] Bickerather Str. 1, 52152 Simmerath Telefon: 0 2473 - 66 80, E-Mail: [email protected] ››Bibliothek der Verbraucherzentrale NRW [DE-2216] Mintropstr. 27, 40215 Düsseldorf Telefon: 0211 - 3809-104, E-Mail: [email protected] ››- Bibliothek des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe [DE-Mue131] Piusallee 1-3 , 48147 Münster Telefon: 0251 - 591-5370, E-Mail: [email protected] Die Zulassung erfolgte auf Grundlage der Leihverkehrsordnung für NRW vom 8. März 2004. Die Amtliche Leihverkehrsliste ist einsehbar unter: www.hbz-nrw.de/angebote/online_fernleihe/leihverkehr/ leihverkehrsliste_nrw

›› BIB WIE DBV FÜR DIE MÖGLICHKEIT DER SONNTAGSÖFFNUNG

VORSITZ DER AG UB

In seiner ersten Sitzung des Jahres 2015 wählte der Vorstand des Verbands der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. (vbnw) satzungsgemäß zwei stellvertretende Vorsitzende. Die Ämter übernehmen künftig Prof. Dr. Gregor Hohenberg vom Zentrum für Wissensmanagement der Hochschule Hamm-Lippstadt als Vertreter der Wissenschaftlichen Bibliotheken und Bernd Jeucken, Leiter der Stadtbibliothek Hattingen, als Vertreter der Öffentlichen Bibliotheken.

Mit Wirkung vom 12. November bzw. 16. Dezember 2014 wurden folgende Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen zum deutschen Leihverkehr zugelassen:

Seit Oktober 2014 präsentieren Bibliotheken in Deutschland ihre digitalen Angebote und Netzwerke im Rahmen der Imagekampagne »Netzwerk Bibliothek« des dbv, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Mehr als 2.000 Veranstaltungen sind bereits unter www. netzwerk-bibliothek.de aufgeführt, eine bundesweite Aktion mit der Fragestellung »Wie digital ist Ihre Bibliothek?« ist gestartet, und Besucher, und Bibliotheken verbinden sich über soziale Medien. Plakate und Online-Angebote visualisieren das Motto der Aktion »Bibliothek neu erleben – auch digital«.

›› VBNW WÄHLT STELLVERTRETENDE ›› DR. HAUBFLEISCH ÜBERNIMMT VORSITZENDE

›› ZULASSUNGEN ZUM LEIHVERKEHR

Der Sonntagsöffnung der Bibliotheken stehen gesetzliche Regelungen im Weg. Das Bundesarbeitszeitgesetz enthält ein Beschäftigungsverbot, das sich an den Arbeit-

geber richtet. Die Sonn- und Feiertagsgesetze der Länder enthalten ein Arbeits- und Handlungsverbot. Während das Bundesarbeitszeitgesetz aber für Museen, Theater und Wissenschaftliche Präsenzbibliotheken Ausnahmeregelungen erlaubt, gilt dies bislang für Öffentliche Bibliotheken nicht. Der BIB spricht sich für folgende Erweiterung der Ausnahmetatbestände in § 10 Abs. 1 Nr. 7 des Bundesarbeitszeitgesetzes aus: »Sofern die Arbeiten nicht an Werktagen vorgenommen werden können, dürfen Arbeitnehmer an Sonn- und Feiertagen abweichend von § 9 beschäftigt werden beim Sport und in Freizeit-, Erholungs- und Vergnü-

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gungseinrichtungen, beim Fremdenverkehr sowie in Museen und Bibliotheken (...).« Neue Nahrung erhält die Diskussion um die Sonntagsöffnung durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, das im November 2014 entschied, dass die Hessische Bedarfsgewerbeverordnung insoweit nichtig ist, als sie eine Beschäftigung von Arbeitnehmern an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen in den Bereichen Videotheken und Öffentliche Bibliotheken, Callcentern und Lotto- und Totogesellschaften zulässt. Das Bundesverwaltungsgericht fordert den Gesetzgeber nachdrücklich auf, das Bundesarbeitszeitgesetz zu präzisieren.

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›› STADTBIBLIOTHEK KÖLN IN GELUNGENER WDR-DOKUMENTATION wichtig Bibliotheken den Bürgerinnen und Bürgern sind. Auch über die zukunftsweisenden Angebote der Kölner Bibliothek, wie zum Beispiel »Quellentaucher«, wird berichtet. Der Film ist im Internet zu sehen (http://0cn.de/n6u0).

Das WDR-Fernsehen hat für die Sendung »Hier und heute« in der Stadtbibliothek Köln eine knapp 15 Minuten lange, sehenswerte Dokumentation gedreht. »Zwischen Büchern – unter Menschen« unterstreicht mit vielen positiven Besucher-Kommentaren, wie

›› ULB DÜSSELDORF – FRAGMENT ZUM KÖLNER DOM ENTDECKT

Es ist eine kleine Sensation: Eigentlich gilt die Handschrift Ms. B 51 der Universitätsund Landesbibliothek Düsseldorf eher als unspektakulär, handelt es sich dabei doch »nur« um eine Abschrift von Werken des

frühchristlichen Autors Johannes Cassianus, verfertigt wahrscheinlich in der im Bergischen Land liegenden bedeutenden Zisterzienserabtei Altenberg im 12. und 14. Jahrhundert. Doch für den ursprünglichen Einband der Handschrift waren Pergamentfragmente verwendet worden, auf denen sich zwei Ausschnitte einer professionell, wohl im späten 14. Jahrhundert ausgeführten Architekturzeichnung befinden. Wie erst der Kunsthistoriker Prof. Dr. Norbert Nußbaum (Universität Köln) erkannte, der auf

›› ERSTES BOOKUPDE-TREFFEN IN

die Zeichnungen durch eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der ULB Düsseldorf aufmerksam gemacht wurde, geben diese ein nicht ausgeführtes Planstadium des dritten und vierten Turmgeschosses der Westfassade des Kölner Domes wieder. Gerade über diesen Aspekt der Bauplanung und Baugeschichte des Kölner Domes ist bislang noch sehr wenig bekannt. Umso kulturgeschichtlich gewichtiger ist das Fragment in Ms. B 51 zu werten. Es wird von Prof. Dr. Nußbaum im »Kölner Domblatt« umfassend wissenschaftlich vorgestellt.

Das Pergament zeigt einen Teil einer Architekturzeichnung aus dem späten 14. Jahrhundert.

 REALE, NICHT-MENSCHLICHE

DER STADTBÜCHEREI HILDEN

ENTITÄTEN

Bei Tweetups treffen sich twitternde Menschen anlässlich einer (Kultur-)Veranstaltung persönlich, kommen ins Gespräch und verbreiten News und Fotos des besuchten Events über Twitter, Instagram und Blogs. Ein #bookupDE-Treffen funktioniert ähnlich. Hier treffen sich Buchbegeisterte an Orten, die unmittelbar mit Büchern zu tun haben.

Erfassungshilfe der Deutschen Nationalbibliothek für »Personen und Familien« mit der Vorgabe »Kernelement« und »ein passender Ausdruck ist Teil des normierten Sucheinstiegs«: »Für reale, nichtmenschliche Entitäten wird ein passender Ausdruck für die Art, die Gattung oder die Rasse als Teil des normierten Sucheinstiegs in einem eigenen Unterfeld (PICA: $l, Aleph: $c) erfasst. Der Ausdruck wird möglichst zusätzlich als getrenntes Element Feld 550 mit dem Code ‚obin‘ erfasst.«

Als erste Öffentliche Bibliothek lud die Stadtbücherei Hilden Ende Oktober 2014 Social Media affine Menschen zum Blick hinter die Kulissen ein. Mit Hilfe von Smartphone und Tablet berichteten diese live oder zeitversetzt bei Facebook, Twitter sowie in dem Blog #bookupDE über alles, was sie in der Bibliothek neu und überraschend für sie war: die Q-thek, den Ohrenstöpsel-Automaten, die Schütte, die Vorräte im Sortierraum und auch den Strandkorb.

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