Lernen will gelernt sein

March 14, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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dein weg in studium und beruf Ich will etwas machen mit … Sport

Handfeste Chancen: Branchenreport Bauwirtschaft

Juni 2013 | 37. Jahrgang | Heft 3

Was macht eigentlich ein Headhunter?

go

abi.de

Hirn-Doping mit Strategie

Lernen will gelernt sein

abi.de orientieren

im fokus

Nichts für Bewegungsmuffel

Lernen mit allen Sinnen

„Irgendwas mit Sport“ würden viele Abiturienten gerne machen – sozusagen das Hobby zum Beruf. Möglichkeiten gibt es viele. ���������������������������������������6

go

abi.de

dein weg in studium und beruf Ich will etwas machen mit … Sport

Handfeste Chancen: Branchenreport Bauwirtschaft

Juni 2013 | 37. Jahrgang | Heft 3

Was macht eigentlich ein Headhunter?

go

abi.de

Hirn-Doping mit Strategie

Lernen will gelernt sein

Büffeln mit System: Welche Lernformen und -typen gibt es? Wie kann man sich Inhalte am besten merken? Und welche Rolle spielt der Lernort?�������10

editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

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ugegeben: Nicht alles, was man sich im Lauf der Schulzeit an Unterrichtsstoff so aneignet, ist für das weitere Leben unerlässlich. Ein erfolgreicher Maschinenbauer kann man zweifellos auch werden, ohne zu wissen, wann der Dritte Punische Krieg stattgefunden hat. Und wer sich für ein Germanistikstudium entscheidet, wird sich vorerst nicht mehr so schnell mit den Problemen der Stochastik konfrontiert sehen. Gelohnt hat sich das Pauken von Jahreszahlen und Vokabeln, Formeln und Diagrammen in der Regel dennoch; schließlich haben so die meisten bis zum Ende ihrer Schulkarriere zumindest eines herausgefunden: wie sie selbst am besten lernen. Das ist umso wichtiger, als mit dem Wechsel an die Hochschule auch in Sachen Lernen ein neuer Abschnitt beginnt: Stoffmenge und -komplexität nehmen zu, gleichzeitig muss man sich als Studierender selbst organisieren und aufpassen, dass man – besonders im Anfangstrubel – den Anschluss nicht verliert. Nicht zuletzt eröffnet sich eine neue Lehr-Vielfalt: Das Wissen wird sowohl in klassischen Vorlesungen oder Seminaren vermittelt als auch in praxisorientierten Übungen, Laboreinheiten oder Exkursionen. Und als Lernorte bieten sich neben dem eigenen Schreibtisch nun auch die Bibliothek oder der Gemeinschaftsraum im Wohnheim an. Daher kann es durchaus hilfreich sein, sich zum Übergang an die Hochschule mit dem Thema Lernen ein wenig intensiver auseinanderzusetzen und verschiedene Lern­formen und -methoden auszuprobieren. Unser Fokus gibt dir hierzu interessantes Hintergrundwissen, Tipps und Beispiele an die Hand – und macht es dir hoffentlich etwas leichter, dich für die nächste Lernrunde hinter deine Bücher zu klemmen. Viel Spaß beim Lesen wünscht dir die abi>> Redaktion!

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abi>> 3 | 2013

I n h a lt

I orientieren I studium I ausbildung I beruf & karriere I interaktiv

abi.de

arbeitsmarkt

was macht ein …?

Stein auf Stein Karriere machen

Auf der Suche nach ihr

Die Bauwirtschaft brummt und sucht nach Fachkräften – vor allem Bauingenieure und andere „handfeste“ Kollegen sind gefragt. ���������������������� 22

orientieren Nichts für Bewegungsmuffel Fußball, Fahrrad, Fitnessstudio: Sport finden viele toll. Wie wäre es, das Hobby zum Beruf zu machen?�������6

im fokus Lernen mit allen Sinnen Menschen lernen auf unterschiedliche Art und Weise, und mit der Zeit ent­ wickelt jeder gewisse Tricks, um sich Stoff anzueignen. Dennoch lohnt es sich, auch mal neue Lernformen auszuprobieren.����������������������������������10

Der Headhunter Christian Böhnke hat sich spezialisiert: Seine Agentur „Hunting her“ sucht ausschließlich weibliche High-Potentials.���������� 26

Sprachwissenschaft“ und erzählt, wie das Lernen in einem typisch geistes­ wissenschaftlichen Fach abläuft.�������18 Lernen nach Feierabend Dina Hildebrandt macht an der Fernuni Hagen in Teilzeit ihren Master in Wirtschaftswissenschaften. Lernen in Eigenregie ist für sie kein Problem.����19 Lernen mit Maus und Tastatur Webkonferenz statt Hörsaal: Das Online-Studium Medieninformatik ist genau das Richtige für Friedrich von der Waydbrink.�����������������������������������20 Und wie lernst du so? abi>> hat sich unter Studierenden nach Lernstrategien und Tipps für Erstsemester umgehört.��������������������21

Seminar, Vorlesung & Co. Mit dem Übergang von der Schule an die Hochschule nimmt auch die Anzahl der Lernformen zu. abi>> gibt einen Überblick.�������������������������������������������16

arbeitsmarkt

Zuhören und diskutieren Elisabeth Gehlert studiert „Anwendungs­orientierte Interkulturelle

Stein auf Stein Karriere machen Die Bauwirtschaft boomt: Vor allem Bauingenieure sowie Absolventen abi>> 3 | 2013

anderer Fachrichtungen, die zupacken können, werden gesucht.�������������������22 „Bauprojekte werden immer komplizierter“ abi>> fragte Dr. Hans-Josef Krämer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie nach den Trends und Beschäftigungschancen in der Baubranche.���25

Was macht ein …? Auf der Suche nach ihr Christian Böhnke ist hauptberuflich auf der Suche nach der perfekten Frau: Er leitet eine Headhunting-Agentur, die sich auf die Vermittlung weiblicher Spitzenkräfte spezialisiert hat.�����������26

weitere rubriken Editorial�����������������������������������������������2 News����������������������������������������������������4 Fun, Impressum�������������������������������27 Vorschau, Leseraktion��������������������28 3

news Fotos: Martin Rehm

Foto: Walter Schmidt

News

Auszeichnung

Umfrage

Neuer Studiengang

Vier neue Technische Hochschulen

Attraktive Arbeitgeber 2013

Vier bayerische Hochschulen haben sich beim Wettbewerb um den Titel „Technische Hochschule“ durchgesetzt.

Das Karriereportal „Berufsstart.de“ hat in einer Studierendenumfrage die beliebtesten Arbeitgeber 2013 gekürt.

Master in Wirtschaftsinformatik

In der zweiten und letzten Runde des landesweiten Wettbewerbs um den Titel „Technische Hochschule“ setzten sich die OHM Hochschule Nürnberg, die Hochschule Deggendorf, die Hochschule Ingolstadt sowie die Kooperation der Hochschulen Regensburg/AmbergWeiden durch. Die Bewerbungen wurden von drei externen Wissenschaftlern begutachtet, die ihre Empfehlungen an das bayerische Kabinett weitergaben. Die wichtigsten Kriterien, nach denen die neuen Technischen Hochschulen ausgewählt wurden, waren das Fächerspektrum, die Leistungsfähigkeit in den technischen Fächern, die Kooperationen mit anderen Hochschulen, Wissenschaftseinrichtungen und der Wirtschaft, die Drittmittelstärke der Hochschule und ein Entwicklungskonzept, das die neue Bezeichnung präzisiert. Der Freistaat Bayern unterstützt die Maßnahmen der neuen Technischen Hochschulen finanziell. >>mehr Infos: www.hochschule-bayern.de/positionen/ neuigkeiten 4

Die Umfrage „Attraktive Arbeitgeber“ richtet sich hauptsächlich an Studierende der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften im Alter von 18 bis 25 Jahren. Sie wurden unter anderem nach ihren persönlichen drei Arbeitgeber­ favoriten befragt. Wie im vergangenen Jahr liegen vor allem Unternehmen aus der Automobilbranche auf den vorderen Plätzen: Dieses Jahr teilen sich Bosch und BMW mit gleicher Stimmenanzahl Platz 1, gefolgt von AUDI, Volkswagen und Daimler. In der Studie wurden außerdem die attraktivsten Eigenschaften eines Unternehmens erfragt. Laut Angabe der Studierenden gelten vor allem Weiterbildungs- und Aufstiegschancen, sowie Image, Branche, Bezahlung und Jobsicherheit als wichtigste Kriterien. Deutlich wurde zudem, dass die Befragten wissen, dass von ihnen Flexibilität und Mobilität gefordert werden: Über die Hälfte der Befragten orientiert sich bei der Jobsuche bundesweit. >>mehr Infos: www.berufsstart.de/klaus-resch-­ verlag/2013/ abi>> 3 | 2013

Die Fachhochschule Münster bietet zum Wintersemester 2013/14 den Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik an. Die Anmeldung ist ab sofort möglich. Studieninhalte sind unter anderem „Scientific Computing“, „Mobile Engineering“, „Model Driven Development“ und „E-Services“. Voraussetzung für die Bewerbung ist ein erfolgreicher Abschluss in den Studiengängen Wirtschaftsinformatik, Informatik oder Betriebswirtschaft mit einer Note von mindestens 2,5. Die vier Semester sind eingeteilt in die Vertiefungsstufe (erstes und zweites Semester) sowie das Forschungs- und Entwicklungsprojekt (drittes Semester). Das vierte Semester gilt der Master­thesis und dem Kolloquium. Als Abschluss erhalten Studierende dann den Titel „Master of Science“. Die Anmeldung ist online auf der Webseite der FH Münster möglich. Weitere Zulassungsvoraussetzungen sind ebenfalls dort zu finden. >>mehr Infos: www.fh-muenster.de/wirtschaftsinformatik/studieninteressierte/master/

News

Info-Wochen der Universität Bielefeld

Stellen­suche 2.0: Die JobbörsenApp der Bundesagentur für Arbeit macht’s möglich.

Foto: WillmyCC Studios

Jobbörse

Per App zum neuen Job Mit der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit können Job­suchende eine Stelle oder einen Ausbildungsplatz finden. Neben der Browserversion, die auch für mobile Endgeräte optimiert wurde, gibt es jetzt auch eine kostenlose Smartphone-App. >>download Jobbörsen-App im PlayStore (Android):

bei iTunes (Apple):

Wie von der Browserversion gewohnt, können Nutzer der Jobbörsen-App schnell und einfach nach aktuellen Stellenangeboten ­recherchieren. Auch ohne Registrierung liefert die App Ergebnisse zu Arbeitsplätzen, Ausbildungsstellen, Praktika, Traineeships, Künstler-Engagements oder selbstständigen Tätigkeiten. Die gefundenen Angebote können die User mithilfe der App an Freunde und Bekannte oder an die eigene E-Mail-Adresse weiterleiten. Zudem können sie sich aktuelle Stellenangebote in einer Schnellansicht anzeigen lassen, und die Ergebnisse der letzten Suche werden gespeichert, sodass darauf schnell erneut zugegriffen werden kann. Die kostenlose App der Jobbörse gibt es sowohl für Android-Geräte (im Google PlayStore) als auch für das iPhone (im App-Store). abi>> 3 | 2013

Die Universität Bielefeld veranstaltet ein zweiwöchiges, täglich wechselndes Programm, um Studieninteressierten die Studienorientierung zu erleichtern. Wie funktioniert ein Studium überhaupt und was ist das passende Studienfach für mich? Diese Fragen und viele mehr will die Universität Bielefeld den Besuchern bei den Info-Wochen beantworten. Jeden Tag werden dabei einige der insgesamt 30 Bachelorstudiengänge vorgestellt. Studieninteressierte haben außerdem die Möglichkeit, sich Vorträge der Studien­ beratung anzuhören, Gespräche mit Studierenden zu führen, Schnuppervorlesungen zu besuchen oder eine Campusführung mitzu­ machen. Zusätzlich kann man sich noch Tipps rund um das Studium wie beispielsweise zur Bewerbung, Einschreibung oder zur Studien­ finanzierung holen. Das genaue Programm der Veranstaltung kann man auf der Internetseite der Uni­ver­ sität Bielefeld einsehen. >>mehr Infos: www.uni-bielefeld.de

21 . b i s 2 6 . J u l i 2 013 in Dortmund

Zelten auf dem Campus der TU Dortmund Eine Woche auf dem Dortmunder Campus ­zelten, dabei an einem spannenden Projekt teilnehmen und nebenbei einen Einblick in ein ingenieurwissenschaftliches Studium bekommen? Die Technische Universität Dortmund bietet genau das vom 21. bis 26. Juli 2013 für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe an. Während der Projektwoche treffen die Schülerinnen und Schüler auf Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter und berufs­ tätige Ingenieure und können an einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm teilnehmen: Freizeitangebote wie eine CampusRallye, Sportangebote, Musik und Feten stehen für die Teilnehmer auf dem Programm. Die gesamte Woche kostet inklusive Verpflegung 100 Euro pro Person. Die Teil­ nehmerzahl ist begrenzt, eine Anmeldung ist über die Homepage möglich. >>mehr Infos: www.do-camp-ing.de

V E R A N S T A L T U N G E N

1 . b i s 12 . J u l i in Bielefeld

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Orientieren

Ich will was machen mit Sport

Nichts für Bewegungsmuffel Wer liebend gerne Fußball spielt, Ski fährt, klettert, im Urlaub wandert oder auch Sport­ereignisse mit Leidenschaft in den Medien verfolgt, der hat nicht selten auch im

Foto: adidas

­Berufsleben Lust, einer Tätigkeit mit oder rund um Sport nachzugehen.

Foto: Privat

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„Wer ein Studium der Sportwissenschaft aufnimmt, hat die Möglichkeit, im Laufe des Studiums Schwerpunkte zu setzen und bestimmte Bereiche für sich zu erschließen.“ 6

m Bereich Sport kennen die meisten Abiturienten nur den Beruf des Sportlehrers. Dabei gibt es hier eine Vielzahl unterschiedlicher Berufsbilder, zu denen auch Themenkomplexe wie Gesundheit, Ernährung, Management oder Kommunikation gehören“, erklärt Petra Schneider, Berufsberaterin im Team akademische Berufe bei der Agentur für Arbeit Köln. „Wer sich für den Bereich Sport interessiert, sollte zunächst überlegen, ob er einen Beruf sucht, in dem er sportlich aktiv ist, oder einen Beruf, in dem er mit Sport zu tun hat.“ Wer auch während der Arbeit in Bewegung sein und sich sportlich betätigen will, für den kommen zum Beispiel Berufe wie Sportlehrer, Sportpädagoge oder Physiotherapeut infrage. Wer sich mit Sport als Thema befassen möchte, für den können Berufsbilder wie Sportwissenschaftler, Sportmanager oder Sport- und Fitnesskaufmann interessant sein. abi>> 3 | 2013

Sport: Studium und Ausbildung Gibt man in der Studiengangsuche des Hochschulkompasses den Begriff „Sport“ ein, erhält man rund 260 Treffer an grundständigen Studiengängen. Die meisten Angebote sind im Bereich Sport auf Lehramt zu finden. „Sportlehrer unterrichten an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen. Neben Sport schreibt man sich für ein weiteres Fach ein, zusätzlich besucht man während des gesamten Studiums Lehrveranstaltungen der Pädagogik“, erklärt Petra Schneider. Häufig vertreten sind auch Studiengänge im Bereich Sportwissenschaft. „Wer ein Studium der Sportwissenschaft aufnimmt, legt sich in der Regel nicht gleich zu Beginn fest, sondern hat die Möglichkeit, im Laufe des Studiums Schwerpunkte zu setzen und bestimmte Bereiche für sich zu erschließen“, zeigt die Berufsberaterin auf.

Foto: Tilman Weishart

Orientieren

Grundsatzentscheidung: Will ich in meinem späteren Beruf selbst aktiv Sport treiben – oder mich mit Sport beschäftigen? Je nach Schwerpunktsetzung können die Absolventen in den Feldern Sportunterricht und -training, Gesundheitsberatung, -förderung und -management, Pädagogik, Therapie und Reha­ bilitation, Sport- und Veranstaltungsmanagement oder Sportmarketing arbeiten. Wer sich von vornherein auf ein bestimmtes Themenfeld festlegen möchte, kann auch spezifischere grundständige Studiengänge wie „Sporttherapie und Prävention“, Gesundheitsförderung, Sportmanagement oder Sportjournalismus wählen. Allerdings ist die Zahl der Angebote hier eher begrenzt. Eine gute Anlaufstelle für Sportbegeisterte sämtlicher Themenfelder ist die Deutsche Sporthochschule (DSHS) in Köln, eine der größten Sporthochschulen weltweit und die einzige deutsche Sportuniversität. Hier werden ausschließlich Studiengänge aus dem Bereich Sport angeboten; jeder hat einen anderen Schwerpunkt. >>

Akademische Berufe mit Sport • Sportwissenschaftler/in • Sportlehrer/in • Sporttherapeut/in • Sportpädagoge/-pädagogin • Sportmanager/in • Sportökonom/in • Sportjournalist/in • Sportingenieur/in • Sportarzt/-ärztin (Weiterbildung) Mehr Infos zu den einzelnen Berufen im BERUFENET unter: www.berufenet.arbeitsagentur.de abi>> 3 | 2013

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Foto: Tilman Weishart

Orientieren

Plan B: Auch Profi-Sportler sollten sich rechtzeitig Gedanken über ein zweites berufliches Standbein machen. Im Ausbildungsbereich können sich Abiturienten für duale Ausbildungsberufe wie Sport- und Fitnesskaufmann oder Sportfachmann entscheiden. Unter den schulischen Ausbildungen sind etwa der Sportassistent, der Physiotherapeut und der Gymnastiklehrer zu finden.

Berufliche Einsatzfelder rund um den Sport Meist erlebt Petra Schneider, dass Ratsuchende, die etwas mit Sport machen wollen, weniger bestimmte Ausbildungswege und Berufe im Kopf haben, sondern berufliche Einsatzfelder, die sie interessieren. „Entsprechend zeige ich auf, welche Zugangsmöglichkeiten es gibt“, erklärt sie. Im Bereich Gesundheit, Prävention, Therapie und Rehabilitation geht es um das Erstellen individueller Bewegungskonzepte und um die Beratung sowie Betreuung bestimmter Zielgruppen wie zum Beispiel Kinder, Senioren oder Menschen mit Gewichtsproblemen. Hier kommen außer Sportwissenschaftlern etwa auch Sportpädagogen, Sport- und Physiotherapeuten oder Gymnastik­ lehrer zum Zuge. Geht es spezieller in Richtung Ernährung, sind beispielsweise Ernährungs- und Fitnessberater mit abgeschlossenem Studium in Gesundheitsförderung, Ernährungswissenschaft oder Ökotrophologie gefragt. Wer in den Bereich Freizeit, Tourismus und Erlebnissport gehen will, sollte Spaß daran haben, verschiedene Sportarten zu vermitteln. Manch einer in diesem Bereich entwickelt später Animationsprogramme, andere planen Funsport-Events oder organisieren Sportturniere für Unternehmen, wieder andere konzipieren Sportstätten wie zum Beispiel Hochseilgärten. Fachleute, die hier gesucht werden, sind etwa Sportwissenschaftler, Sportmanager, Erlebnispädagogen oder Eventmanager mit dem Schwerpunkt Sport. Wer sich konkret für organisatorische und betriebswirtschaftliche Aufgaben in der Sportbranche interessiert und die Trainingshose gegen einen Anzug tauschen will, für den könnten Studiengänge im Bereich Sportmanagement und Sportökonomie das Richtige sein. Sportmanager 8

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und auch -ökonomen übernehmen etwa Aufgaben im Vereinsmanagement, im Sponsoring, aber auch in Marketing und Vertrieb, im Personal­ management oder in der Öffentlichkeitsarbeit. Arbeit­geber können Sportverbände, -vereine und -veranstalter sein, aber auch etwa Sportartikelhersteller. Ebenso bieten betriebswirtschaftliche Studiengänge mit einem Schwerpunkt im Bereich Sportmanagement oder Ausbildungsberufe wie Sport- und Fitnesskaufmann Zugangswege in diesen Bereich. In den Sportjournalismus wiederum führen neben dem Studiengang Sportjournalismus an der DSHS vor allem geisteswissenschaftliche und speziell auf den Journalismus zugeschnittene Studiengänge. „Wer als Sportredakteur oder Sportmoderator arbeiten möchte, braucht neben dem Journalismus oder Kommunikationsprofil auch Kenntnis des Sportfachbereiches. So spielen während des Studiums beispielsweise auch Sportgeschichte, Recht oder das Sportregelwerk diverser Sportarten eine Rolle“, führt Petra Schneider an. Wichtig ist es, am besten schon während des Studiums in Praktika oder als freier Mitarbeiter die journalistische Praxis kennenzulernen.

Voraussetzungen für ein Sportstudium „Entscheidet man sich für ein Sportstudium, ist in der Regel eine sportpraktische Eignungsprüfung zu bestehen, bei der man seine körperliche Fitness unter Beweis stellen muss“, macht Petra Schneider klar. Das gilt in der Regel sowohl für Sport auf Lehramt und Sportwissenschaft als zum Teil auch für Studiengänge im Bereich Sporttherapie oder Sportmanagement. „Manchmal ist auch eine ärztliche Bescheinigung über die gesundheitliche Eignung vorzulegen.“ Besonders berüchtigt ist die Prüfung an der Deutschen Sporthochschule Köln, bei der die Teilnehmer an nur einem Tag in 19 von 20 Einzelleistungen wie Leichtathletik, Schwimmen, verschiedenen Mannschaftssportarten und Rückschlagspielen bestehen müssen. Die Durchfallquote liegt häufig über 50 Prozent. „Auf keinen Fall sollte man hier nach dem Motto antreten

Foto: Tilman Weishart

Orientieren

‚Ich bin sportlich und geh da mal hin‘“, warnt die Berufsberaterin. „Zwar kann die Sporteignungsprüfung beliebig oft wiederholt werden, dennoch sollte man sich gezielt darauf vorbereiten.“ Sportvereine beispielsweise bieten spezielle Trainings an, auch manche Sportlehrer bereiten auf Nachfrage im Unterricht darauf vor.

Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv Klappt es dann schließlich mit einem Sportstudium oder einer Ausbildung im Bereich Sport, so stimmen auch die Arbeitsmarktchancen verhalten optimistisch „Der Arbeitsmarkt im Bereich Sport hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt“, sagt Ralf Beckmann, Arbeitsmarktexperte der Bundesagentur für Arbeit. Bei den Sportlehrern, Trainern, Sportmanagern oder Sport- und Fitnesskaufleuten ist die Zahl der Arbeitslosen 2012 um fünf Prozent auf 4.600 gesunken, gleichzeitig stieg die Zahl der sozial­ versicherungspflichtig Beschäftigten um vier Prozent auf rund 75.000 Arbeitnehmer. „Zudem wirkt sich das Wachstum des Gesundheits­ sektors positiv auf den Arbeitsmarkt der Physiotherapeuten aus“, erklärt Ralf Beckmann. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der sozialver­ sicherungspflichtig beschäftigten Therapeuten um ganze 45 Prozent auf 178.000 angewachsen; die Zahl der Arbeitslosen sank 2012 im Vorjahresvergleich um zehn Prozent auf 4.600. 3200 freie Stellen für Physiotherapeuten wurden der Bundesagentur für Arbeit 2012 gemeldet – ein Plus gegenüber dem Vorjahr. Auch bei den Sportberufen stieg die Zahl der gemeldeten Stellen um sieben Prozent. „Mit 600 Stellenangeboten war deren Zahl allerdings relativ klein im Vergleich zu den Arbeitslosen. Trotz der positiven Entwicklung ist es für Bewerber also nicht unbedingt leicht, eine sozialversicherungspflichtige Anstellung zu finden“, sagt der Arbeitsmarkt­experte.

Bewegung in die richtige Richtung: Der Arbeitsmarkt im Bereich Sport hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt.

Traumberuf Profisportler? Manche Abiturienten träumen noch von etwas anderem: einer Karriere als berühmter Fußballspieler oder Leichtathlet. „Was die jungen Leute nicht bedenken: Hierbei handelt es sich um einen Berufsweg, der kaum planbar ist und für den die Weichen in der Regel in frühester Kindheit gestellt werden“, sagt Petra Schneider. Was zunächst toll klingt, bringt auch einen hohen Leistungsdruck mit sich. Man braucht eine hohe Frustrationstoleranz, um mit Niederlagen klarzukommen und bei einer Verletzung kann die Sportlerkarriere vom einen auf den anderen Tag beendet sein. „Darum müssen auch Profisportler für die Zeit danach vorsorgen und sind gut beraten, einen Schulabschluss zu machen und eine Ausbildung oder ein Studium anzuschließen, was auch berufsbegleitend möglich ist.“ > 3 | 2013

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Im Fokus

So lerne ich richtig: Lerntypen und -formen

Lernen mit allen Sinnen Seminare, Vorlesungen und Laborpraktika, Präsenz- oder Onlinestudiengänge – mit dem Übergang an die Hochschule eröffnen sich neue Formen des Lernens. Hilfreich für den Studienerfolg ist es, die eigenen Vorlieben genau zu kennen. Manchmal lohnt es sich aber

Foto: Martin Rehm

auch, beim Lernen neue Wege auszuprobieren, um den für sich besten zu finden.

m

enschen lernen auf unterschiedliche Art und Weise. Gerade im Studium sind viele Lernwege möglich. Beispiel 1: Johann Töpfer kommt mit dem Stoff besonders gut klar, wenn Lernen mit prak­ tischen Erfahrungen verbunden ist. Der 25-Jährige studiert an der Freien Universität Berlin im vierten Semester Pharmazie. „Wir unternehmen beispielsweise Exkursionen in den Bota­ nischen Garten, um Pflanzen zu bestimmen“, berichtet er. 10

Wissen, das er sich auf diese Weise aneignet, behält er besonders gut im Gedächtnis. Johann Töpfer würde sich am ehesten dem visuellen Lerntyp zuordnen. „Lernstoff kann ich mir auch dann gut merken, wenn er zum Beispiel mit Diagrammen oder Zeichnungen illustriert wird“, sagt er. Ganz anders Beispiel 2: Markus Meurer, der an der RWTH Aachen im neunten Semester Maschinenbau studiert, bereitet sich unter anderem auf Klausuren vor, in denen er seine Kenntnisse über die Funktionsweise von Maschinen oder

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Foto: Martina Striegl

Im Fokus

Öfter mal was Neues: Es lohnt sich, immer wieder Alternativen zum bislang verfolgten Lernweg auszuprobieren. Fertigungsverfahren ­darlegen muss. „Meist eigne ich mir den Stoff an, indem ich das Wissen für mich selbst schriftlich zusammenfasse“, sagt der 25-Jährige. Wie Menschen lernen, interessiert auch die Wissenschaft. Dabei unterscheidet die Lernpsychologie vier Lerntypen: den visuellen (Lernen über die Betrachtung von Bildern, MindMaps, Zeichnungen etc.), den auditiven (Gehörtes wird leicht aufgenommen und behalten), den haptisch-motorischen (Lernen funktioniert am besten, wenn es mit Handlung und Bewegung verbunden ist) und den kommunikativen Lerntyp (Diskussionen und Austausch mit anderen sind gut für den Lernvorgang). Doch in der Regel lassen sich Menschen nicht nur einem Typ zuordnen. „Das Lerntypen-Konstrukt ist umstritten“, erklärt Brigitte Reysen-Kostudis, die an der Zen­ tral­einrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung der Freien Universität Berlin arbeitet. „Denn unterschiedliche Lernpräferenzen lassen sich nicht eindeutig voneinander abgrenzen. Der kommunikative Lerntyp muss zum Beispiel auch

gut zuhören, da diese Fähigkeit die Basis der Kommunikation ist. Und meist haben sich bei einer Person nicht nur eine, sondern mehrere Lernvorlieben herausgebildet.“

Neue Lernformen für sich entdecken Idealerweise sollte das Lernen also mit allen Sinnen erfolgen. „Je mehr Kanäle genutzt werden, desto mehr kann sich Wissen festigen und ist später besser abrufbar“, sagt die Psychologin. „Ungeachtet der individuellen Vorlieben spielt auch immer der Zweck, für den gelernt wird, eine Rolle: Wer sich auf eine schriftliche Prüfung vorbereitet, sollte sich unbedingt Notizen machen. Wenn demnächst eine mündliche Prüfung ansteht, ist es ratsam, vorab das Reden zu üben.“ Normalerweise wissen Studierende, welcher ihr bevorzugter Lernweg ist. Dennoch rät die Psychologin, zu experimentieren, um neue Lernformen für sich zu entdecken. „Wer bisher vor allem über das Zuhören gelernt hat, kann zum Beispiel >>

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Im Fokus

An den eigenen Schreibtisch oder doch lieber in die Bib? Auch der passende Lernort spielt eine wichtige Rolle.

a­ usprobieren, wie es ist, Lerninhalte als Mind-Map zu veranschaulichen. Das A und O für erfolgreiches Lernen ist jedoch immer die eigene Motivation“, fasst Brigitte Reysen-Kostudis zusammen. „Man sollte sich nicht zwingen, Punkt 9 Uhr am Schreibtisch zu sitzen, wenn man sich eigentlich abends am besten konzentrieren kann. Auch der Lernort ist wichtig: Manche Studierende sind blockiert, wenn sie zu Hause allein lernen. Sie gehen lieber in die Bibliothek oder in ein Café.“ Das kann Christiane Meiser, unser Beispiel 3, nur bestätigen. Die ­21-Jährige studiert an der Ludwig-Maximilians-Universität München im fünften Semester Germanistik im Bachelor­ 12

studium mit ­Nebenfach Kunst/Musik/Theater. „Wenn ich zum Beispiel eine Hausarbeit schreiben muss, gehe ich gern in die Bibliothek. Während ich arbeite, setze ich mir oft Kopfhörer auf und höre klassische Musik. Das hilft mir, mich zu konzentrieren. Zuhause würde ich mich leicht ablenken lassen.“

Lernen aktiv gestalten Im Studium werden unterschiedliche Formen der Wissensvermittlung angeboten. In einer Vorlesung hört man dem Vortrag eines Lehrenden zu, in einem Seminar arbeiten die

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Foto: Axel Jusseit

Im Fokus

„Lernen ist ein aktiver, selbstgesteuerter Prozess. Das Lernen ist erfolgreicher, wenn der Lernende selbst etwas tun kann.“ Prof. Heinz Mandl, LMU München

­ tudierenden aktiv mit und präsentieren selbst Referate. S In ­naturwissenschaftlichen Fächern beispielsweise führen die Studierenden Versuche und Experimente in Eigenregie im Labor durch. Was aber ist die optimale Form, um möglichst gut zu lernen? „Lernen ist ein aktiver, selbstgesteuerter Prozess. Das Lernen ist erfolgreicher, wenn der Lernende selbst etwas tun kann. Lernformen wie Exkursionen oder Laborpraktika sind daher gut geeignet. Im Vergleich dazu ist eine Vorlesung als passive Lernform weniger effizient. Auch das Schreiben von Hausarbeiten und das Ausarbeiten von Referaten tragen dazu bei, sich selbstständig mit dem Lernstoff auseinander­

zusetzen“, erklärt Professor Heinz Mandl von der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Univer­ sität München, der sich mit Fragen des Lernens und des Transfers von Wissen befasst. Doch nicht nur die Lehrveranstaltungen an der Hochschule weisen ein breites Spektrum unterschiedlicher Möglichkeiten auf, auch die Studienformen unterscheiden sich: Neben dem klassischen Präsenzstudium gibt es Fernstudien- und Onlinestudiengänge. Sie sind besonders geeignet, wenn eine persönliche Anwesenheit auf dem Campus schwierig ist – zum Beispiel, weil man neben dem Beruf studiert oder aus familiären >>

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Foto: WillmyCC Studios

Foto: Axel Jusseit

Im Fokus

Foto: Stefan Malzkorn

Foto: Verena Müller

Alles eine Frage des (Lern-)Typs: Manche Studierende greifen lieber auf Online-Angebote und virtuelle Lerngruppen zurück ...

... andere verinnerlichen den Stoff besser, wenn sie ihn in gedruckter Form vor sich haben.

Gründen zeitlich flexibel sein muss. Statt an der Hochschule vor Ort zu sein, erhalten die Studierenden eines Fernstudiengangs die Lernmaterialien üblicherweise in gedruckter Form zugeschickt, in einem Onlinestudium werden sie überwiegend online zur Verfügung gestellt. Beide Formen können durch Präsenz­phasen an der Hochschule ergänzt werden. Mittlerweile werden Lehrveranstaltungen im Rahmen von Präsenz­ studiengängen immer häufiger mit internetbasierten Lernformen angereichert: So kann eine verpasste Vorlesung zum Beispiel als Videostream heruntergeladen werden oder zur Prüfungsvorbereitung steht eine Audiodatei mit einem Expertenvortrag zur Verfügung. „Der Vorteil dieser Studienformen 14

ist, dass man zeit- und ortsunabhängig lernen kann“, sagt Professor Mandl. Ob ein Studierender ein Seminar besucht oder online mit seinen Kommilitonen problemorientiert eine konkrete Fragestellung bearbeitet oder eine Gruppenlösung diskutiert – ein Austausch mit anderen ist im Studium wichtig. „Manchen Studierenden fällt es leichter, sich virtuell einzubringen als im direkten Face-to-face-Kontakt“, sagt Professor Mandl. Wer den direkten Kontakt zu Kommilitonen favorisiert, kann sich einer Lerngruppe anschließen. Sie bietet die Möglichkeit, den Lernstoff gemeinsam zu erarbeiten, Themen für Referate vorzubereiten oder Gelerntes zu wiederholen, etwa um sich auf eine anstehende Klausur vorzubereiten.

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Foto: Martina Striegl

Foto: Uwe Zucchi

Im Fokus

Foto: Ingo Wagner

Foto: Martina Striegl

Tutorien helfen Studienanfängern meist in mehrfacher Hinsicht: Sie erklären den Stoff der ersten Seminare, ...

... bringen die Erstsemester zusammen und helfen auch bei allen anderen Fragen rund um das Hochschulleben.

Einführungsveranstaltungen besuchen Doch egal, für welche Art des Studiums man sich entscheidet – eines steht fest: „Das Lernen an der Hochschule unterscheidet sich vom Lernen in der Schule vor allem durch die Stofffülle und den höheren Schwierigkeitsgrad“, sagt Paul Rapp, Berater für akademische Berufe bei der Agentur für Arbeit Potsdam. Damit der Übergang von der Schule ins Studium reibungslos klappt, bieten die Hochschulen Unterstützung an. Studienanfänger können an Bibliotheksführungen teilnehmen, Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten besuchen und zum Beispiel in Seminaren Präsentationstechniken trainieren. „Es ist grundsätzlich sinnvoll, an solchen Ver-

anstaltungen teilzunehmen. Gerade im ersten Semester bietet sich dabei auch die Gelegenheit, andere Studierende kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen“, sagt der Berater. Empfehlenswert ist auch die Teilnahme an Tutorien – besonders zu Beginn des Studiums. Hier kann man Fragen stellen, Gelerntes vertiefen und Wissenslücken unter Anleitung von Studierenden höherer Semester schließen. Last but not least kommt es auch auf das richtige Equipment an: „PC und Internet sind ein alltägliches Medium zur Recherche und Kommunikation geworden. Die Anmeldungen für Seminare beispielsweise oder das Abrufen von Klausurergebnissen erfolgt heute an vielen Hochschulen via Internet“, sagt Paul Rapp. > 3 | 2013

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Im Fokus

Lernformen im Überblick

Seminar, Vorlesung & Co. Von Exkursion bis Repetitorium: Welche Lernformen gibt es im Studium? abi>> gibt einen Überblick.

Foto: Martin Rehm

Alles dabei? Dann ab ins Tutorium! Oder war’s doch das Repetitorium?

Blended Learning Kombination von Präsenzveranstaltungen mit Formen des Lernens über digitale Medien. Häufig werden auf Lernplattformen im Internet Lernmaterialien, Aufgaben, Literatur- und Linklisten, Video-Streams und/oder AudioFiles zugänglich gemacht, die eine zeitlich und räumlich unabhängige Aneignung von Lerninhalten ermöglichen. Darüber hinaus spielen interaktive Formen, wie der Austausch in Chats oder in Foren, eine wichtige Rolle.

Blockveranstaltung Lernveranstaltung, die an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen oder Wochen stattfindet.

E-Learning (electronic learning; „elektronisch unterstütztes Lernen“); Oberbegriff für alle Formen des Lernens, die mit Unterstützung digitaler Medien erfolgen. Beispiele für E-Learning sind etwa: Diskussionen von Lerninhalten in einem Chat, das Schreiben eines Wiki-Beitrags zu einem Thema oder die Nutzung von Skripten aus dem Internet sowie Lern­ programme.

Bodenproben zu entnehmen, Gesteine zu bestimmen, die Pflanzenwelt zu analysieren oder die Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen vor Ort zu untersuchen. Eine Exkursion wird in der Regel von einem oder mehreren Lehrenden begleitet.

Laborpraktika Lernform, die besonders in den Naturwissenschaften verbreitet ist. Studierende nehmen unter Anleitung in der Kleingruppe Untersuchungen oder Experimente im Labor vor und fertigen dazu ein Protokoll an.

Lerngruppen Lernform, in der mehrere Kommilitonen den Lernstoff gemeinsam erarbeiten, diskutieren und/oder ein Referat oder eine Präsentation gemeinsam ausarbeiten.

Praktikum Praktische Anwendung bereits erlernter Kenntnisse und Fähigkeiten, zum Beispiel durch Mitarbeit in einem Unter­ nehmen. Praktika gehören an Hochschulen häufig zum Pflichtprogramm.

Exkursion

Projektarbeit

Ausflug, der mit einem wissenschaftlichen Ziel verbunden ist, um zum Beispiel in einem bestimmten Gebiet

Bearbeitung einer in der Praxis auftretenden Problem­ stellung auf der Basis des theoretischen Wissens.

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abi>> 3 | 2013

Foto: Schwelle

Im Fokus

Zuhören, nachfragen, referieren, diskutieren: In Seminaren ist die aktive Teilnahme der Studierenden gefragt.

Repetitorium

Tutorium

Wissensvermittlung oder Wiederholung von Wissen in gestraffter Form. Wird meist zur effizienten Prüfungs­ vorbereitung insbesondere im Fach Jura genutzt.

Lehrveranstaltung, die von einem Studierenden aus einem höheren Semester geleitet wird und Studierende dabei unterstützt, Grundkenntnisse eines Fachs zu festigen und zu vertiefen.

Selbststudium Jede Form der selbstständigen Erarbeitung und Aneignung von Studieninhalten, zum Beispiel durch die Lektüre von wissenschaftlichen Fachbüchern, Studienbriefen, Seminarunterlagen etc.

Übung Nachbereitung des Stoffs aus einer Vorlesung anhand konkreter Aufgaben. Typische Lernform überall dort, wo es um Mathematik oder generell Falllösung (z.B. in Jura) geht.

Seminar

Vorlesung

Lehrveranstaltung, in der Studierende aktiv mitarbeiten, indem sie Diskussionsbeiträge oder Referate einbringen. Semi­nare finden in Seminarräumen statt, die von der Größe her mit einem Klassenraum vergleichbar sind.

Vortrag eines Lehrenden im Hörsaal; der Klassiker unter den akademischen Lehrformen. Inzwischen werden auch einzelne Vorlesungen als Video- oder Audiodatei aufgezeichnet, ins Internet gestellt, um sie für das E-Learning zu nutzen. > 3 | 2013

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im Fokus

Präsenzstudium in den Geisteswissenschaften

Zuhören und diskutieren Referate und Vorlesungen hören, Thesen und Inhalte gemeinsam diskutieren – das ist eine Lernform, die Menschen anspricht, die auch zum auditiv-kommunikativen Lerntyp zählen. Elisabeth Gehlert (23), die an der Universität Augsburg im siebten Semester „Anwendungsorientierte Interkulturelle Sprachwissenschaft“ studiert, ist so ein Mischtyp. Sie profitiert am meisten von Seminaren, in denen es besonders interaktiv zugeht.

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enn sie ein Thema vorbereitet hat, nutzt die Studentin wahlweise technische Mög­lich­keiten wie Beamer und PowerPointPräsenta­tionen oder einen Overhead-Projektor, um die wichtigsten Inhalte zu visualisieren. Nach dem Vortrag führen die Studierenden ein gemeinsames Gespräch. Oft greifen die Dozenten moderierend ein, spitzen Thesen zu und stellen kritische Fragen. „Da die Seminare in kleineren Gruppen stattfinden, ist der Kontakt zum Dozenten viel enger als in einer Vorlesung. Sind die Referate gut vorbereitet, ist die anschließende Diskussion meist besonders spannend“, erzählt die 23-Jährige.

„Sind die Referate gut vorbereitet, ist die anschließende Diskussion meist besonders spannend.“

Handouts für die Zuhörer Für jedes Referat erstellt Elisabeth Gehlert ein Handout, das sie als Kopie an ihre Kommilitonen verteilt. „In einem Proseminar in den ersten Semestern umfasst das Handout nicht mehr als drei Seiten. Darin sind die wichtigsten Aspekte und die verwendete Literatur zusammen­gefasst“, erklärt sie. Wird ein Referat als Gruppen­vortrag abgehalten, trifft sich die Gruppe vorab, um zu besprechen, wer welchen inhaltlichen Teil bearbeitet. „Natürlich gibt es auch inoffizielle Lerngruppen, um Studieninhalte gemeinsam nachzubereiten oder sich auf Klausuren vorzubereiten. Allerdings passiert es oft, dass man bei solchen Treffen vom eigentlichen Thema abschweift und über andere Dinge als die Studieninhalte redet. Daher habe ich nur selten daran teilgenommen“, sagt Elisabeth Gehlert. In Seminaren hat die Studentin andere Erfahrungen gemacht: Wenn Themen diskutiert 18

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werden und sie aufmerksam zuhört, fällt ihr das Lernen normalerweise leicht, wie es dem auditivkommunikativen Lerntyp entspricht. Die Studentin erinnert sich noch gut an die Tutorien, die sie in den ersten beiden Semestern besucht hat. „Diese freiwilligen Zusatzveranstaltungen wurden von Studierenden aus höheren Semestern geleitet. Dort wurden Inhalte aus den Grundkursen genauer besprochen, die wir noch nicht richtig verstanden hatten. Wir konnten viele Fragen stellen.“ Elisabeth Gehlert ist aus dem sächsischen Plauen für das Studium nach Augsburg gezogen. „Für den Studiengang habe ich mich aufgrund seiner Vielseitigkeit entschieden: Man kann zwei Fremdsprachen vertiefen und eine weitere erlernen. Außerdem war mir der Aspekt der Inter­ kulturalität sehr wichtig“, sagt die junge Frau, die sich für die Sprachen Englisch, Französisch und Portugiesisch entschieden hat. Da sie inzwischen ihre Bachelorarbeit schreibt, verbringt die Studentin viel Zeit in der Bibliothek. Sie untersucht unter anderem eine Rede des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, die er 2012 im amerikanischen Wahlkampf gehalten hat, um daran dessen sprach­ liche Selbstdarstellung und die Wirkung auf das Publikum zu zeigen. „Die Arbeit in der Bibliothek ist aus mehreren Gründen sehr bequem. Zum einen habe ich die Bücher, aus denen ich zitiere, griffbereit. Zum anderen kann ich über das UniNetzwerk kostenlos auf Datenbanken und elektronische Bücher und Zeitschriften zugreifen, für die ich eine Nutzungsgebühr zahlen müsste, wenn ich sie privat abrufen würde.“ Ein Traumjob für Elisabeth Gehlert wäre es, später im Bereich der interkulturellen Bildung mit Jugendlichen und Erwachsenen zu arbeiten. > 3 | 2013

Neben dem Selbststudium hat Dina Hildebrandt auch die Möglichkeit, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen, die an einem der Regionalzentren der Fernuni Hagen angeboten werden und jeweils am Wochenende stattfinden. „Die Präsenzveranstaltungen werden stark durch den Vortrag eines Dozenten bestimmt. Dabei wird Wissen kompakt vermittelt“, sagt die Studentin, die aus der Nähe von Hannover stammt. Bei der letzten Veranstaltung dieser Art stand das Thema Dienstleistungsmanagement auf dem Programm. „Meist ist ein starker Bezug zu Fragestellungen aus dem Berufsalltag vorhanden, komplexe Zusammenhänge werden oft an Praxisbeispielen verdeutlicht.“

Markieren und zusammenfassen Wie sie am besten lernen kann, hat die 26-Jährige längst herausgefunden. Ihr Lernprozess besteht in einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Wissen, das sie sich mithilfe von Büchern und Skripten selbst aneignet. „Während ich lese, markiere ich das Skript mit verschiedenen Farben und schreibe mir Notizen an den Rand. Die bunten Markierungen dienen dazu, mir selbst begreiflich zu machen, wie Dinge zusammenhängen. Wenn ich verstanden habe, wie etwas funktioniert, fasse ich den Lernstoff zusammen. Manchmal mache ich mir Notizen, die ich hinter Spiegelstrichen anordne, manchmal fertige ich eine Mind-Map an.“ Dina Hildebrandt, die das Lernen also wie der haptisch-motorische Lerntyp gern mit praktischem Tun verbindet, nutzt virtuelle Lernformen, die von der Fernuni ebenfalls angeboten werden, kaum. „In meinem Berufsalltag arbeite ich so viel mit dem Rechner, dass ich es lieber mag, nach Feierabend Papier in der Hand halten zu können“, sagt sie. > 3 | 2013

Um ­solche Projekte zu präsentieren, die als Leistungsnachweis gelten, ist die persönliche Anwesen­heit an der Hochschule nötig. Das gleiche gilt, wenn eine Klausur ansteht. Den Kontakt zu den Dozenten seines Studiengangs beschreibt Friedrich von der Waydbrink als intensiv. „Zu jedem Modul gibt es einen wöchent­ lichen Chat. Dort hat man eine Stunde lang Zeit, seine Fragen zu stellen. Natürlich kann ich sie auch in ein Forum schreiben, das zu jedem Modul eingerichtet wird, oder sie per E-Mail stellen. Die Antworten treffen fast in Echtzeit ein.“ Das Interesse an Technik hat sich bei Friedrich von der Waydbrink, der bereits ein Studium der Landespflege abgeschlossen hat, allmählich entwickelt. „Für meine Diplomarbeit habe ich eine 3-D-Echtzeit-Visualisierung eines Schlossparks angefertigt. Seitdem bin ich von den technischen Möglichkeiten fasziniert“, sagt er. Friedrich von der Waydbrink, der zu Beginn seines Studiums noch Vollzeit berufstätig war, kommt mit der haptisch-motorischen Lernform gut zurecht. Bei dieser Lernform geht es um das unmittelbare Tun, wie etwa beim Programmieren einer Website.

Traumjob in Aussicht Die Flexibilität, die ihm das Online-Studium erlaubt, hat Friedrich von der Waydbrink auch für verschiedene Praktika genutzt. Ein drei­monatiges Pflichtpraktikum hat er im vergangenen Jahr in Stockholm absolviert. „Mir war es wichtig, Auslandserfahrung zu haben und durch die Mitarbeit in Projekten meine Berufschancen zu verbessern.“ Für ihn hat sich das Engagement bereits gelohnt: In zwei Wochen wird er eine Halbtagsstelle antreten, die seinen beruflichen Vorstellungen entspricht. Bei einem forschungsnahen Hamburger Unternehmen wird er sich um die Sicherheit des elektronischen Kommunikationsnetzes kümmern. > hat sich unter Studierenden nach ihren Lernstrategien und nach Tipps für Erstsemester umgehört.

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Jana Schmidt-Enzmann, 25 Jahre, studiert Harfe und Elementare Musikpädagogik Am meisten lerne ich alleine, aber es kommt schon auch öfter vor, dass wir uns in größeren Gruppen treffen, um uns auszutauschen. Das ist dann sozusagen ein Nachlernen oder Prüfen, ob auch wirklich alles Gelernte da ist – und was die anderen so gelernt haben. Studienanfängern empfehle ich, sich von vornherein ein Fach auszusuchen, von dem man weiß, dass man es gerne macht. Das ist einfach die beste Motivation: zu wissen, dass man wirklich das lernt, was man lernen muss, um später zum Beispiel ein guter Musiker – oder was auch immer man machen möchte – zu sein. > 3 | 2013

Arbeitsmarkt

Bauwirtschaft

Stein auf Stein Karriere machen Massenhaft Baustellen in Deutschland zeigen: Der Bauwirtschaft geht es derzeit nicht schlecht. Gesucht werden vor allem Bauingenieure, aber auch Absolventen anderer Fachrichtungen sowie Abiturienten, die während einer Ausbildung gern mit anpacken. Denn die Bauwirtschaft ist „handfester“ als die meisten anderen Branchen.

Gleichzeitig gilt es, auch die technische Seite eines Bauprojekts zu verstehen. Und nicht zuletzt ist es wichtig, sich in der Männerdomäne Bau durchsetzen zu können: „Es herrscht schon ein rauer Ton auf den Baustellen, aber das hat mir nie etwas ausgemacht.“

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irekt nach ihrem einjährigen Traineeprogramm war ­Stephanie Förstl als Bau- und Projektkauffrau viel auf Baustellen unterwegs: Sie kümmerte sich etwa um Abrechnungen mit dem Bauherrn oder Lieferanten und stand in ständigem Kontakt zu den technischen Bauleitern. Diese Baustellen-Erfahrung hilft der 33-Jährigen auch bei ihrer aktuellen Arbeit im Controlling: Für das Bau­unternehmen Max Bögl ist sie am Standort Frankfurt beschäftigt. „Ich bin damit das Bindeglied zwischen dem kaufmännischen Regional­ leiter und den Projektkaufleuten auf den Baustellen.“ Der Einstieg in das Bauunternehmen gelang Stephanie Förstl 2005, nach ihrem Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Bau und Immobilien an der Fachhochschule Biberach. Zuvor hatte sie eine Lehre als Bankkauffrau absolviert und in der Immobilienabteilung gearbeitet. „Dort habe ich meine Liebe zur Baubranche entdeckt“, erinnert sie sich. Den Großteil ihrer Arbeitszeit verbringt die Diplom-Betriebswirtin (FH) mittlerweile im Büro, „doch hin und wieder fahre ich raus zu den Projekten, um die anstehenden Probleme besser zu verstehen. Grundsätzlich muss man bereit sein zu reisen, wenn man in der Baubranche arbeiten will.“ Für ihre Arbeit muss Stephanie Förstl außerdem sicher mit Zahlen umgehen können.

Mehr Frauen auf dem Bau Stephanie Förstl gehört zu einer wachsenden Gruppe von Mitarbeitern in der Baubranche – den Frauen. „Unter den Bauingenieuren finden sich mittlerweile 25 Prozent Frauen“, berichtet Prof. „Hin und wieder Dr. Hans-Josef Krämer, Vorsitzender des Berufs- fahre ich raus zu den ausbildungsausschusses beim Hauptverband der Projekten, um die Deutschen Bauindustrie. „Das ist uns aber noch anstehenden Probleme zu wenig.“ Insgesamt verließen 5.644 Absolven- besser zu verstehen. ten im Jahr 2011 laut Statistischem Bundes­amt Grundsätzlich muss man bereit sein zu die Universitäten und Hochschulen mit einem reisen, wenn man Abschluss in Bauingenieurwesen – mit diesem in der Baubranche Fach sind sie die meistgefragten Absolventen arbeiten will.“ in der Baubranche. Daneben ist die Branche unter anderem interessiert an Architekten, Statikern, Bauphysikingenieuren, Betriebswirten für Bauwirtschaft, Bauzeichnern, Baustoffprüfern, Beton- und Stahlbetonbauern sowie Tischlern. Aber auch Berufe, die nicht zum klassischen Baugewerbe zählen, sind in der Branche zunehmend gefragt. Industrieunternehmen, die sich stärker in Richtung Service orientieren, beschäftigen >> abi>> 3 | 2013

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beispielsweise Ingenieure für Gebäudetechnik, Immobilienkaufleute oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Zwar ist der Anteil an Abiturienten in vielen handwerklichen Ausbildungsberufen auf dem Bau eher gering, dennoch kann dieser Weg viele Vorteile haben. So können Abiturienten die Ausbildungszeit laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in der Regel auf zwei Jahre verkürzen – und praktische Erfahrung vor dem Studium kann in vielen Fachbereichen von Vorteil sein. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Berufsausbildung im Rahmen eines dualen Studiums mit einer Hochschulausbildung zu kombinieren – etwa Maurer, Stahlbetonbauer oder Fliesenleger mit Bauingenieurwesen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie bezeichnet die Baubranche als Baugewerbe und unterteilt dieses in Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe. Zum Bauhauptgewerbe zählen dabei vorbereitende Baustellenarbeiten sowie der Rohbau von Gebäuden einschließlich der Dachdeckerarbeiten und des kompletten Tiefbaubereichs. Bestandteile des Ausbaugewerbes sind Bauinstallationen und der sonstige Ausbau. Dazu gehören zum Beispiel Elektroinstallationen, Gas-, Wasser-, Heizungs- und Klimainstallationen, Malerei und Glaserei. Gemäß dem Verband entfallen knapp 30 Prozent der Bauinvestitionen von insgesamt 250 Milliarden Euro auf das Bauhauptgewerbe. Hier sind rund 90 Prozent der über 73.000 Unternehmen Kleinbetriebe mit weniger als 20 Beschäftigten. Sie erwirtschaften insgesamt 82 Milliarden Euro. 36 Prozent des Umsatzes stammen dabei aus dem Wirtschaftsbau, jeweils 32 Prozent entfallen auf den Wohnungsbau und den Öffentlichen Bau.

„Eng verknüpft mit der Baukonjunktur“ Im Bauhauptgewerbe – also vor allem bei den Unternehmen für Hoch- und Tiefbau sowie Straßenbau – waren laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie 2011 rund 734.000 Menschen beschäftigt. Addiert man alle Beschäftigten des Hoch-, Tief- und Ausbaugewerbes, kommt die Bundesagentur für Arbeit auf rund 1,7 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer im Juni 2012 – das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Hinzu kamen rund 370.000 Angestellte in Ingenieur- und Architekturbüros – ein Anstieg von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Die Beschäftigungssituation im Bausektor ist eng verknüpft mit der Baukonjunktur“, erklärt Ralf Beckmann, Arbeitsmarktexperte der Bundesagentur für Arbeit, die Entwicklung. „In den letzten Jahren konnte die Branche von Konjunkturprogrammen und niedrigen Darlehenszinsen profitieren. Dies hat sich positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt.“ 24

Foto: Axel Jusseit

Arbeitsmarkt

Zwischen Schreibtisch und Schwenkkran: Bauingenieure müssen zwar ab und zu selbst mit anpacken, sollten sich jedoch ähnlich engagiert um den Papierkram kümmern.

„Insgesamt lag die Nachfrage nach akademischen Fachkräften auf dem Bau mit jahresdurchschnittlich 2.400 gemeldeten Arbeitsstellen 15 Prozent über der des Vorjahres“, so Ralf Beckmann. Ein Unternehmen, das stetig neue Mitarbeiter sucht, ist etwa der internatio­nal tätige Konzern Hochtief in Essen, der mit mehr als 80.000 Mitarbeitern der siebtgrößte Baudienstleister der Welt ist. An Absolventen sind vor allem Bauingenieure, Ingenieure der Gebäudetechnik, Betriebswirte und Wirtschaftsingenieure gefragt. „Abiturienten können bei uns zudem ein technisches oder kaufmännisches duales Studium beginnen oder eine Ausbildung machen – zum Beispiel zum Elektroniker für Betriebstechnik, zum Stahlbetonbauer oder zum Zimmerer“, sagt Jochen Berg, Personalleiter bei Hochtief Solutions.

Hemdsärmelig, flexibel und mobil „Bauen und Betreiben sind die beiden Schwerpunkte unseres Unternehmens“, erklärt der Personalleiter. Das bedeutet: Auch nach dem Bau kümmert sich Hochtief um die Immobilien, zum Beispiel, indem Haustechnik gewartet oder die Einheiten vermietet werden. In einem Traineeprogramm durchlaufen Absolventen verschiedene Einheiten, um einen Überblick zu bekommen. „Künftige Mitarbeiter sollten Neugier, Flexibilität und ­Mobilität­ abi>> 3 | 2013

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Arbeitsmarkt

Dem stimmt auch Hans-Josef Krämer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zu: „Bauingenieure sind Menschen, die die Welt verändern wollen. Man findet Abenteurertypen, die gern auf größere Projekte im Inland, aber auch im Ausland gehen. Da braucht man ein gewisses Freiheitsdenken und die Fähigkeit, verantwortungsvoll zu arbeiten. Auf der anderen Seite müssen Bauingenieure sehr klar, strukturiert und organisiert denken, denn auf dem Bau kann man sich keine Zufälle leisten.“ >interview

Foto: Privat

mitbringen, denn man ist viel auf den Baustellen unterwegs“, so Jochen Berg. Einsteiger übernehmen schnell Verantwortung für erste Bauabschnitte oder einzelne Objekte. Da Hochtief auch im Ausland tätig ist und Mitarbeiter immer mal wieder für eine Weile entsandt werden, sind Sprachenkenntnisse vonnöten. „Insgesamt sind Bauleute hemdsärmeliger als Mitarbeiter anderer Branchen“, so die Beobachtung des Personalleiters. „Ein Ingenieur darf sich nicht zu schade sein, auch selber mal im Beton zu stehen.“

„Bauprojekte werden immer komplizierter“ abi>> Wie steht es derzeit um die Bauwirtschaft in Deutschland? Dr. Hans-Josef Krämer: Die Einstiegschancen sind heute und auch auf absehbare Zeit sehr gut – das gilt sowohl für Abiturienten, die eine Ausbildung oder ein duales Studium machen wollen, als auch für Hochschulabsolventen. Hier sind vor allem Bauingenieure gesucht. Die Zahl der Absolventen ist zwar in letzter Zeit stark angestiegen, aber die Unternehmen haben weiterhin Bedarf. Denn das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt mittlerweile recht hoch, sodass junge Leute nachrücken müssen. Außerdem gibt es in Deutschland derzeit viele Bauaufgaben, und das Beschäftigungsfeld für Bauingenieure wird immer breiter. Früher war man „nur“ Bauingenieur – heute gibt es unendlich viele Vertiefungsrichtungen, um sich zu spezialisieren.

Wie sind die Beschäftigungschancen in

abi>> Gibt es neben den Bauingenieuren andere ­Absolventengruppen, die für Ihre Branche interessant sind? Dr. Hans-Josef Krämer: Wir arbeiten natürlich auch eng mit Architekten zusammen. Außerdem sind Wirtschafts­ ingenieure in der Baubranche zu finden. Auf jeden Fall müssen junge Leute Ingenieurwissen mitbringen: Sie müssen Dinge berechnen und Probleme logisch begreifen können. Außerdem werden soziale Kompetenzen immer wichtiger.

­ au­projekte immer komplizierter werden. Es gibt immer B mehr Einflüsse von außen, die man beim Bauen beachten muss – sei es aus dem Umweltbereich oder durch gesetzliche Auflagen. Dafür braucht man mehr „Kopfleute“.

abi>> Nimmt die Zahl der Akademiker in der Branche zu? Dr. Hans-Josef Krämer: Im Vergleich zu den gewerblichen Mitarbeitern steigt die Zahl der Akademiker immer weiter an. Das hat vor allem damit zu tun, dass

der Baubranche? Welche Trends zeichnen sich ab? abi>> sprach mit Honorarprofessor Dr. Hans-Josef Krämer, Vorsitzender des Berufsausbildungsausschusses beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie.

abi>> Welche Trends gibt es derzeit in der Baubranche? Dr. Hans-Josef Krämer: Schon seit einiger Zeit gibt es die wichtigen Themen Klima und Umweltschutz. Hier liegt der Schwerpunkt nach wie vor auf energieeffizientem Bauen und energetischem Sanieren – also der Modernisierung alter Gebäude. Erneuerbare Energien spielen hier eine große Rolle. Ein weiterer Trend ist die Zunahme von Service­ leistungen: Bauunternehmen errichten nicht mehr nur Bauwerke, sondern betreiben sie anschließend auch. > 3 | 2013

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Was macht ein ...?

Headhunter

Auf der Suche nach ihr Sind hochkarätige Posten auf Führungsebene zu besetzen, dann kommt Christian Böhnke ins Spiel. Der Leiter einer Hamburger Headhunting-Agentur sucht die möglichst ideale Besetzung für eine Stelle. Seine Kandidaten sind allesamt Powerfrauen – denn mit der Personalberatung „Hunting her“

Foto: Privat

hat sich der 35-Jährige auf die Vermittlung weiblicher Spitzenkräfte spezialisiert.

„Wir grenzen unsere Idealvorstellung immer weiter ein – bis wir ein genaues Bild von der Wunschbesetzung für die Stelle vor Augen haben.“

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ber „Nine to five“-Arbeitszeiten kann Christian Böhnke herzlich lachen. Sein Arbeitstag beginnt bereits kurz nach dem Aufstehen: „Meine ersten Mails checke und beantworte ich meistens noch im Bett. Erst danach mache ich mich auf ins Büro.“ Die Zentrale von „Hunting Her“ liegt an der Hamburger Binnenalster. Weitere Dependancen hat das Unternehmen in Stuttgart, Köln, München und Zürich. „Unsere Firma ist vor allem auf Deutschland, Österreich und die Schweiz fokussiert, da ist es nur sinnvoll, dass wir überall persönlich vertreten sind.“

Statusanalyse und Zieldefinition Für Christian Böhnke war früh klar, dass er Personalberater werden wollte. Die Karriere war zum Teil auch familiär vorbestimmt: Sein Vater besaß eine eigene Personalberatungsfirma mit dem Fokus auf „Executive placement“, also der Vermittlung von Führungskräften. Nach dem Abitur machte Christian Böhnke zunächst im Betrieb seiner Eltern eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation, anschließend studierte er Wirtschaftsrecht und BWL. Nach dem Abschluss und einigen ersten Berufsjahren im Familienunternehmen gründete er bald seine eigene Tochterfirma: Zunächst eine Beratung, die sich auf „umgekehrtes“ Headhunting spezialisiert hatte und frei werdenden Spitzenkräften neue Posten vermittelte, sogenanntes Outplacement. „Doch dann brachte mich die zunehmende gesellschaftspolitische Diskussion um Frauen in der Chefetage auf die Idee, eine Personalberatung nur für Frauen zu gründen.“ 2007 wurde „Hunting her“ aus der Taufe gehoben, die weltweit erste internationale Headhunting-Agentur für weibliche High-Potentials. abi>> 3 | 2013

Die Suche nach der richtigen Kandidatin beginnt in der Regel mit einer Statusanalyse und Zieldefinition. Wie stellt sich der Kunde die gewünschte Kandidatin vor? Welchen Werdegang und Hintergrund soll sie im Idealfall haben, welche Zusatzqualifikationen? „Wir grenzen unsere Idealvorstellung immer weiter ein – bis wir ein genaues Bild von der Wunschbesetzung für die Stelle vor Augen haben.“ Anhand eines genau erarbeiteten Anforderungsprofils beginnt die Recherche: Unternehmen, in denen man geeignete Kandidatinnen vermutet, werden ebenso gescannt wie Pressebeiträge in Wirtschaftsmagazinen, Internetportale, auch soziale Netzwerke und eigene Datenbanken. „Wir schreiben auch Stellenanzeigen in großen Tageszeitungen oder auf unserer eigenen Homepage aus.“ Nachdem bestimmte in Frage kommende Kandidatinnen identifiziert werden konnten, erfolgt der Erstkontakt meist übers Telefon.

Gespräche nach Dienstschluss Die meisten dieser Gespräche können erst nach dem klassischen Dienstschluss geführt werden. „Die Führungskräfte, für die wir uns interessieren, gehen in der Regel schließlich ganz normal ihrem Job in einem anderen Unternehmen nach. Da können wir sie tagsüber schlecht für eine neue Stelle begeistern.“ Bei beiderseitigem Interesse vereinbaren wir einen Termin für ein persönliches Gespräch. War die Recherche und Vorauswahl noch Aufgabe der Researcher und Juniorberater, übernehmen diese Besuche die Seniorberater und -partner. Ihr Urteilsvermögen und ihre Branchenkenntnis entscheiden dann darüber, ob die Kandidatin dem Kundenunternehmen vorgestellt wird. „Diese Berufserfahrung kann man sich erst nach vielen Jahren im Job aneignen“, so Christian Böhnke. > Quiz

Was hast du alles gelernt? Mal sehen, wie gut du beim Lesen zum Thema Lernen aufgepasst hast: Wie gut kennst du dich mittlerweile mit den Lerntypen und -formen aus?

Herausgeberbeirat Petra Beckmann, Wolfgang Biersack, Dr. Oliver Fischer, Heike Hessenauer, Yvonne Hollmann, Nils Kämpfer, Nicole Künzel, Stefanie Langen, Georg Leibold, Sabine Peters, Natascha Rediske, Katarina Stein, Judith Wüllerich

Frage 1: Wie viele Lerntypen unterscheidet die Lernpsychologie? 1  (X) 2  (U) 3  (P) 4  (M)

Redaktion/Verlag abi>> dein weg in studium und beruf Willmy Consult & Content GmbH Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg Telefon: 0911 937739-0 Fax: 0911 937739-99 E-Mail: [email protected] Geschäftsführer: Rainer Möller

Frage 2: Welchen Lerntyp gibt es nicht? Visueller Lerntyp  (T) Auditiver Lerntyp  (I) Haptisch-motorisierter Lerntyp  (A) Kommunikativer Lerntyp  (N) Frage 3: Was meint der Begriff „Blended Learning“? Den Zustand, dass man beim Lernen von der Sonne geblendet und dadurch abgelenkt wird.  (R) Die Kombination von Präsenzveranstaltungen und digitalem Lernen.  (D) Die Vermischung von unterschiedlichen Lerntypen, zum Beispiel wenn der kommunikative Typ seine Gesprächspartner berühren muss (haptischer Typ).  (W) Frage 4: Wovon profitiert der auditiv-kommunikative Typ beim Lernen am meisten? vom Zuhören und Diskutieren  (P) von schneller und vor allem lauter Elektro-Musik  (E) von gleichzeitigem Fernsehen und Surfen im Internet  (B) Frage 5: Welche Lernform gibt es im Studium nicht? Repetitorium  (R) Tutorium  (O) Inventorium  (N) Frage 6: Welche Aussage über das Lernen stimmt nicht? Das Lernen sollte mit allen Sinnen erfolgen.  (A) Beim Lernen ist auch der Lernort wichtig.  (C) Lernen kann man nicht lernen. Man kann es – oder eben nicht!  (M) Frage 7: Wie nennt man es, wenn man das Lernen immer wieder aufschiebt und sich mit weniger Wichtigem beschäftigt? Prokrastination  (I) Exkursion  (Y) Meditation  (T) Wenn du die Fragen korrekt beantwortet hast, dann ergeben die Buch­staben in den Klammern dahinter – in der richtigen Reihenfolge – das Lösungs­wort: – Lösungs­wort: MIND-MAP

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Redaktion Chefredakteur: Andreas Bund Chefin vom Dienst: Meike Schädlich Textchefin: Heike Reinhold Redaktion: Katharina Bill, Susanne Böhm, Andreas Dittmann, Julia Grimminger, Alexander Reindl, Falk Steffen, Larissa Stempel Redaktionsassistenz: Manuela Meier Autoren Mascha Dinter, Christian Hardinghaus, Sabine Olschner, Sabine Schrader Gestaltung und Layout Art Direktor: Nero A. Kaiser Stellvertr. Art Direktorin: Viviane Schadde Layout: Claudia Costanza, Anne-Katrin Hilbert, Guido Naujoks, Monika Orend Titelbild: Martin Rehm Druck Westermann, Braunschweig Copyright 2013 für alle Inhalte © Bundesagentur für Arbeit Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Nutzung der Inhalte mit Ausnahme der Herstellung einzelner Vervielfältigungsstücke zum Unterrichtsgebrauch in Schulen bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine genaue Quellenangabe erforderlich. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder. Keine Gewähr für unverlangte Ein­ sendungen und Besprechungsstücke. Gesamtauflage: 285.000 Erscheinungsweise 6 Ausgaben im Jahr Bestellungen www.ba-bestellservice.de Einzelexemplare sind im Berufsinformations­zentrum (BiZ) der Agenturen für Arbeit erhältlich. 27

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abi>> Por tal

Das nächste Heft

Warum BWL?

Die abi>> Ausgabe 4/2013 erscheint am 12. September. Im Schwerpunkt wird es darum gehen, wie man Über­ brückungszeit zwischen Abi und Studium effektiv nutzen kann. Wir erklären dir beispielsweise, welche Freiwilligendienste, Job­ möglichkeiten oder Hochschulangebote es gibt, wie du her­ ausfindest, was davon gut zu dir passen könnte, und wie du an eine Stelle oder einen Platz kommst.

Die meisten Studienanfänger schrei­ ben sich für Betriebswirtschaftslehre ein. Und obwohl es so viele von ihnen gibt, haben sie nach ih­ rem Abschluss gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Doch als was arbeitet man eigentlich, wenn man seinen ­Bachelor oder Master in diesem Fach gemacht hat? abi>> schafft in einem Thema der Woche ab dem 24. Juni 2013 Klarheit und stellt eine Reihe von „Berufen mit BWL“ vor.

Zum Überbrücken: Nach dem Abi noch schnell ins Ausland?

Ob als Berater oder Banker: BWL eröffnet viele Berufswege.

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Vo r s c h au

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Was soll das bloß heißen?! Neulich trudelte neben­ stehende SMS in der abi>> Redaktion ein. Aber Moment mal – da hat wohl jemand noch ein klassisches Handy mit Tasten und vergessen, die automatische Worterkennung zu aktivieren – und nun können wir den Inhalt nicht entziffern. Kannst du uns helfen? Wenn du den Inhalt der SMS herausfindest und uns schickst, gehörst du mit ein bisschen Glück zu den glücklichen Gewinnern! Wir verlosen ins­ gesamt drei iTunes-Geschenkkarten im Wert von je 50 Euro. Sende deine Lösung bis zum 10. September 2013 an [email protected] oder schicke eine Post­ karte an: Willmy Consult & Content GmbH, abi>> Redaktion, Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg. Bitte vergiss nicht, deine Adresse anzugeben! Teilnahme und Gewinnchance ist pro Person nur ein­malig möglich. Mitarbeiter des Verlags und der Bundesagentur für Arbeit dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg oder eine Bar­auszahlung des Gewinns sind ausgeschlossen. 28

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