34 35 :: :: Frühling Herbst 2011 Studentenzeitschrift des Studienganges Buchhandel|Verlagswirtschaft der HTWK Leipzig
Leipziger Lerche Der junge Blick auf die Branche
Spot an, Buch auf!
Inhalt :: 3
Inhaltsverzeichnis
Editorial .................................................................................................... 4 Themen die uns bewegen Nachgefragt: Lesegewohnheiten ................................................................ 7 Aktuell Von Singvogel bis Leckerei ............................................................................... 10 Mit allen Sinnen ................................................................................................ 13 Frauen im Chefsessel ........................................................................................ 16 Tauschbörsen .................................................................................................... 18 Das gute Gewissen beim Lesen ........................................................................ 28 Der Bücherwurm .............................................................................................. 32 Branche Le Bleuet ........................................................................................................... 6 Was macht eigentlich ...? .................................................................................. 9 Literaturagenturen ............................................................................................ 30 Buchmarktforschung My Slovenia ....................................................................................................... 8 Spezial „Spot an, Buch auf!“ Vom Olymp bis in die Hölle ............................................................................. 20 15. Literarischer Herbst ..................................................................................... 22 Der Leipziger Hörspielsommer ........................................................................ 24 Schaurig schöne Unterhaltung ......................................................................... 26 HTWK In a City Fast and Big ....................................................................................... 12 Ein „HTWK-Urgestein“ geht ............................................................................ 35 Rezensionen – Aufgeschlagen Erinnerungen einer Muse ................................................................................ Necropolis ......................................................................................................... Im Jenseits ist die Hölle los .............................................................................. Sag es mir .........................................................................................................
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Quiz ............................................................................................................. 38 Impressum ................................................................................................... 38
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Editorial Leipziger Lerche Herbst 2011
Liebe Leserinnen, liebe Leser, pünktlich zur Frankfurter Buchmesse halten Sie die neue, acht Seiten stärkere Ausgabe der Leipziger Lerche in den Händen. Wie immer warten spannende Themen rund um die Buchund Verlagsbranche auf Sie. Haben Sie schon mal auf einer Bühne gestanden? Nein? Müssen Sie auch nicht. Aber zu einer hingehen sollten Sie. Neben Theatern und Konzerten haben sich in den letzten Jahren diverse „Randgruppen“ herausgebildet, die für jede künstlerische Neigung etwas bereithalten. Auch auf literarischer Ebene finden solche Veranstaltungen statt. Sofort denkt der ein oder andere an den Poetry Slam. Es gibt aber auch eine andere Form des Vortragens, welche sich immer größerer Beliebtheit erfreut – die Lesebühnen. Ursprünglich aus Berlin kommend, haben sie jetzt auch in anderen Städten Einzug gehalten. Wir haben uns in Leipzig umgeschaut und ein paar Lesebühnen besucht. Die Erfahrungsberichte dazu finden Sie in unserem Spezial. Sollten Sie dann Lust bekommen selbst zum Stift zu greifen und einen Text zu schreiben, der auch verlegt werden soll, hilft Ihnen der Artikel über Literaturagenturen weiter. Diese unterstützen unbekannte Autoren dabei, in der riesigen Welt der Verlage Fuß zu fassen. Welche Vor- und Nachteile das Einschalten einer solchen Agentur mit sich bringt, haben wir für Sie herausgefiltert und analysiert. Unser Bericht über das Kimifestival in München soll speziell den Lesern Lust auf mehr machen, die den Kriminalromanen verfallen sind. Das Team von der Buchmarktforschung war wieder für Sie unterwegs und traf diesmal eine Mitarbeiterin der Slovenian Book Agency, um mit ihr über die Entwicklung des Buchmarktes in Slowenien zu reden. Braille, die Schrift der Blinden, ist vielen mittlerweile ein geläufiger Begriff. Doch wie sieht es mit der Zukunft des Buchmarktes für Blinde aus? Die Lerche sprach mit Dr. Thomas Kahlisch unter anderem darüber, warum von 100.000 Neuerscheinungen lediglich 1.700 bis 2.000 Bücher in einer blindengerechten Ausgabe veröffentlicht werden können. Diese und noch viel mehr Themen erwarten Sie in dieser Ausgabe. Im Namen der Redaktion wünsche ich allen treuen und neuen Lesern eine genüssliche Lektüre. Ihre Marianne Jende
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6 :: Branche
Le Bleuet Bücherparadies im französischen Nirgendwo
© Wiebke Weber
Auf einem kleinen Hügel, umgeben von Lavendelfeldern, liegt Banon, ein mittelalterliches Dorf in der Region Alpes-deHaute-Provence in Frankreich. Der abgelegene Ort zählt knapp 1.000 Einwohner und wenn man so durch die leicht urigen Gassen spaziert, fällt die Vorstellung schwer, dass sich nur wenige Ecken weiter eine der größten Buchhandlungen ganz Frankreichs befindet. Die Erfolgsgeschichte „Die Bewohner fragten sich, wer dieser Verrückte sei und die Verlage musterten mich mit seltsamen Blicken.“ Als Joël Gattefossé im Jahr 1990 nach Banon kam und seinen Laden eröffnete, hatte er neben Papeterieund Geschenkartikeln nur 77 Titel auf Lager. Doch die Idee war da: er wollte Buchhändler sein. Und so überstand er die harten Anfangsjahre, in denen er sich nebenher als Schreiner über Wasser hielt. „Le Bleuet“ – die Kornblume – zieht heute viele Leser an, nicht nur aus der Region, sondern aus ganz Frankreich und sogar dem Ausland. Wahrscheinlich hat dazu vor allem der besondere Charme des Geschäfts beigetragen. Vom Keller bis zur dritten Etage – jeder freie Zentimeter ist hier mit Büchern gefüllt. Und da Joël Gattefossé aus Prinzip jedem Buch seine Zeit lässt und es nicht wie andere Buchhändler schon nach wenigen Monaten an den Verlag zurückschickt, findet man hier auch Bücher, die anderswo schon längst nicht mehr erhältlich sind. Ein wahrer Platz für Entdecker also. Große Zukunftspläne Heute sind in dem ehemals kleinen Geschäft bereits über 107.000 Titel verfügbar. Doch dabei soll es nicht bleiben. Ein riesiges Lagerhaus im Gewerbegebiet von Banon befindet sich bereits im Bau. Aus Holz, mit begrüntem Dach und durch Solarenergie versorgt – so sieht das Traumprojekt von
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Gattefossé aus, der damit auch in den Versand- und Internetbuchhandel einsteigen möchte. Wenn es nach ihm geht, ist „Le Bleuet“ im Jahr 2015 die Buchhandlung mit der größten Titelanzahl in ganz Frankreich. Mindestens 300.000 Titel sollen dann in Banon verfügbar sein. Für die Besucher vor Ort soll sich allerdings nicht viel ändern, denn die Buchhandlung selbst zieht nicht um. Falls jedoch zukünftig ein Kunde nach einem Buch sucht, das nicht im Laden, dafür aber im Lager vorrätig ist, kann er sich vergnügt auf eines der extra bereitgestellten Elektrofahrräder schwingen und auf dem Weg zum Lager die ruhige, ländliche Atmosphäre der Provence genießen. Wiebke Weber
Themen die uns bewegen :: 7
Nachgefragt „Mein leidiges Problem ist es immer, dass ich dummerweise anfange mehrere Bücher auf einmal zu lesen. Das artet dann immer in einer absoluten Katastrophe aus. Meistens entdecke ich ein tolles und dann noch ein tolleres. Ja dann dauert’s immer ein paar Monate bis ich die drei, vier durchhabe. “ Matthias, Museologie
„Suchtartig! Also ich kann eigentlich nicht ohne etwas zu Lesen aus dem Haus gehen, dann fühle ich mich nicht wohl.“ Antje, Museologie
Was habt ihr für Lesegewohnheiten?
„Ich lese immer mehrere Bücher zur selben Zeit. Mindestens zwei: ein schweres, das ich zu Hause lese und ein leichtes, das ich unterwegs dabei habe.“ Lydia, Soziale Arbeit
„Ich lese eigentlich jeden Tag. Überall. Im Bett, auf der Couch, am Schreibtisch, in der Bahn. Überall. Also mehrmals täglich. Verschiedene Tageszeitungen, Zeitschriften, dann natürlich Bücher über den Studiengang, Sach-, Wissensbücher und Literatur.“ Claudia, Betriebswirtschaftslehre
„Im Bett, in der Badewanne, auf dem Sofa, im Park, in der Bahn … überall. Also außer auf dem Klo.“ Gesa, Buchhandel / Verlagswirtschaft
„Ich lese vorzugsweise im Zug und da meistens Nachrichten auf dem Handy oder Zeitungen. Bücher immer mal, wenn ich was Interessantes in die Hände kriege, aber sonst eher weniger.“ Konrad, Architektur
„Ich lese gern in der Badewanne, aber im Moment nicht so oft, weil ich keine habe. Nicht so gut ist, dass ich beim Fernsehen lese. Also wenn irgendetwas Langweiliges kommt, lass ich das so laufen und lese, damit ich nicht dabei einschlafe. Manchmal lese ich das Ende schon vorher.“ Anja, Bibliothekswissenschaften
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8 :: Buchmarktforschung
My SLOVEnia Mit Vlasta Vičič im Gespräch über den slowenischen Buchmarkt
© Helena Putsch
Die Slovenian Book Agency wurde 2008 durch das slowenische Kulturministerium ins Leben gerufen, um Autoren und Bücher aus Slowenien bekannter zu machen und zu unterstützen. Die Agentur organisiert die Übersetzung von Titeln ins Slowenische sowie Messeauftritte in Leipzig, Frankfurt, Bologna und im nächsten Jahr auch Prag und Paris.
Sprache: Slowenisch, Italienisch, Ungarisch
Am Messestand auf der Leipziger Buchmesse kam das Buchmarktforschungsteam der Leipziger Lerche, das in jedem Semester den Buchmarkt eines anderen Landes untersucht, mit Vlasta Vicic, einer Mitarbeiterin der Agentur, ins Gespräch.
Hauptstadt: Ljubljana
Ein kurzer Einblick:
Einwohnerzahl: 2.019.614
Der Slowenische Markt ist klein, für zwei Millionen Einwohner in Slowenien werden jährlich rund 4.000 Bücher veröffentlicht. Dennoch sind Slowenen Buchliebhaber – es gibt viele Autoren und Lyriker. Eine Buch-
Vlasta Vicic, Mitarbeiterin der Slovenian Book Agency
Unabhängigkeit von Jugoslawien am 25. Juni 1991
preisbindung existiert derzeit noch nicht, trotz Bemühungen vieler Verlage, Einzelhändler und Kultureinrichtungen. Wichtigster Partner im Lizenzgeschäft ist Deutschland, gefolgt von Italien. Mit Kroatien und Serbien bestehen eine kulturelle Verbundenheit und gute Handelsbeziehungen. Leipziger Lerche:
Wie entwickelt sich der Buchmarkt? Frau Vicic: Derzeit leider negativ. Bücher werden bei uns sehr hochwertig hergestellt und haben einen entsprechenden Preis. Ein Hardcover kostet im Schnitt 25 bis 30 Euro. Bei besonders niedrigen Auflagen, wie sie in einem Land mit so wenigen Einwohnern wie in Slowenien sehr häufig vorkommen, liegen die Kosten teilweise noch höher. Zudem hat Slowenien ein sehr gutes Bibliothekssystem. Jedes noch so kleine Dorf hat eine eigene. Deswegen werden Bücher zumeist geliehen und selten gekauft. Was fehlt, sind leistungsstarke Einzelhändler. Wie gelangen die Bücher zum Kunden? Die Verlagshäuser beliefern die Einzelhändler direkt – ein immenser logistischer Aufwand, den sich kleine Verlage kaum leisten können. Das ist ein großes Problem. Es bräuchte einen zwischengeschalteten Großhändler. Zur Finanzierung eines solchen Großprojektes fehlt es aber an den nötigen Geldern. In diesem Bereich gibt es derzeit keine staatlichen Subventionen. Welche Ziele verfolgt die Slovenian Book Agency in den nächsten Jahren? Wir wollen slowenische Autoren im Ausland bekannter machen. Es soll zudem mehr Übersetzungen in andere Sprachen geben. Helena Putsch und Lydia Kraske Das vollständige Interview finden Sie auf www.buchmarktforschung.wordpress.com. Bitte beachten Sie auch die Buchrezension auf Seite 36.
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Branche :: 9
Was macht eigentlich ...? Uwe Kalkowski – Absolventenjahrgang 2001
Leipziger Lerche: Warum haben Sie sich nach Ihrer Ausbildung zum Buchhändler für das Studium Buchhandel/Verlagswirtschaft entschieden? Uwe Kalkowski: 1995 hatte ich meine Ausbildung beendet und war danach mit Leib und Seele als Buchhändler tätig. Nach einiger Zeit wollte ich einen Schritt weitergehen, ohne dabei die Buchbranche zu verlassen. Was lag da näher als das Studium in Leipzig? Zwei Jahre später bin ich dann nach Leipzig gezogen. Während des Studiums habe ich dann wieder nebenbei als Buchhändler gearbeitet – erst in der Spezialbuchhandlung Reisefibel, dann bei Hugendubel. Sie sind derzeit beim RWS Verlag als Marketingleiter tätig. Inwiefern beeinflusst der Trend zu neuen Medien Ihre Arbeit im Fachverlag? Der RWS Verlag ist ein juristischer Fachverlag, der sich auf wirtschaftsrechtliche Themen, insbesondere das Insolvenz-, Gesellschafts- und Bankrecht spezialisiert hat. Einige marktführende Titel dazu erscheinen bei uns, unter anderem unsere Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (ZIP). Gerade im (Fach-) Zeitschriftenbereich ist die Arbeit ohne neue Medien undenkbar. Alle unsere Zeitschriften sind online verfügbar, die Abonnenten haben freien Zugriff auf die Inhalte. Wer kein Abonnent ist, kann die Beiträge einzeln auch per Click&Buy erwerben. Hier kommt dann auch Social Media ins Spiel: Wir sind beim RWS Verlag ein Team begeisterter Twitterer – die Redaktionen twittern Zeitschrifteninhalte, Gerichtsentscheidungen, weisen auf aktuelle Aufsätze hin, das Marketing würzt die Twitter-Meldungen mit Buchtipps oder
Empfehlungen zu unseren Seminarveranstaltungen. Der Click&Buy-Umsatz unserer Zeitschrifteninhalte ist seitdem deutlich gestiegen. Auch bei Facebook sind wir aktiv und nutzen die dortigen Möglichkeiten – sei es eine Fotostrecke vom letzten Buchhändlertag, den wir jedes Jahr veranstalten, Rezensionen, Hinweise zu Neuerscheinungen, interessanten BGH-Urteilen und ähnliches. Auch hier steigen unsere Zugriffszahlen kontinuierlich. Natürlich bin ich nicht den ganzen Tag wie wild am Twittern. Im gesamten Marketing- bzw. Kommunikations-Mix machen die Social Media-Aktivitäten nur einen kleinen Teil meiner Tätigkeiten aus, die – neben konzeptioneller Arbeit – vom Erstellen klassischer Anzeigenwerbung, Vermarkten unserer Seminarangebote per Direktwerbung bis hin zur Pressearbeit reichen. Sie nehmen regelmäßig an den Alumnitreffen der HTWK Leipzig teil. Warum ist der Austausch mit den Branchenkollegen für Sie wichtig? Das Schöne an unserer Branche ist, dass sie so überschaubar ist. Man verliert sich nicht aus den Augen. Daher sind die beiden Buchmessen für mich feste Termine im Kalender. Klatsch und Tratsch, Nachrichten über berufliche Veränderungen im Bekanntenkreis, fachlicher Austausch – darauf will ich nicht verzichten. Sie haben jetzt schon einige Jahre Berufserfahrung in der Verlagsbranche. Was können Sie den jetzigen bzw. künftigen Buchhandel/ Verlagswirtschaft-Studenten mit auf den Weg geben? Mir haben die Praktika während des Studiums sehr viel gebracht, um herauszufinden, was ich danach machen möchte. So kam ich durch sie zu der Entscheidung, den Weg in Richtung Werbung/Unternehmenskommunikation einzuschlagen. Auch die Kontakte, die dort geknüpft werden, sind unbezahlbar. Das Interview führte Julia Seitz
© Uwe Kalkowski
Die neuen Medien machen es vielen Verlagen, insbesondere Fachverlagen, nicht leicht, auf dem Markt erfolgreich zu bestehen. Die LEIPZIGER LERCHE sprach mit Uwe Kalkowski, Marketingleiter beim RWS Verlag in Köln, unter anderem darüber, welche Möglichkeiten der Verlag nutzt, um mit der Zeit zu gehen und erfolgreich zu bleiben.
Uwe Kalkowski 1969 geboren in Radolfzell am Bodensee 1993–1995 Buchhändlerlehre in Freiburg 1995–1997 Buchhändlertätigkeit in Freiburg 1997–2001 Studium Buchhandel/Verlagswirtschaft an der HTWK Leipzig 2001–2006 Marketingassistent beim Carl Heymanns Verlag in Köln 2006–2009 Marketingmanager bei Wolters Kluwer Deutschland in Köln Seit April 2009 Marketingleiter des RWS Verlags in Köln
Leipziger Lerche 35 | Herbst 2011
10 :: Aktuelles
Von Singvogel bis Leckerei Die Vielfalt der Leipziger Lerche
Quelle für das Rezept „Leipziger Lerchen“: BF 08 der SusannaEger-Schule, Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig, zusammengestellt im Rahmen einer Umfrage zum Thema „Gose, Lerchen, Allerlei – wie begehrt sind die Leipziger Spezialitäten?“ unter 1.000 Leipzigern und einer Präsentation auf dem 148. Tourismusfrühstück der LTM GmbH am 30.09.2009
Sie kämpft ums Überleben, landet im Kochtopf und in Backstuben, wird zur Muse von Studenten und endet schließlich als Preis in einem Messingbehälter. Was haben all diese Dinge gemeinsam? Die Bezeichnung Leipziger Lerche. Vögel Die kleinen bis mittelgroßen Singvögel besitzen eine unscheinbare bräunliche Gefiederfärbung und ernähren sich von Insekten, grünen Blattteilen und Sämereien. Weltweit existieren etwa 85 Lerchenarten in 15 Gattungen. In Leipzig und Umgebung leben Feldlerchen (Alauda arvensis), Haubenlerchen (Galerida cristata) und Heidelerchen (Lullula arborea). Genau diese Arten sind bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Deutschlands vertreten. Besorgniserregend ist der immer noch aktiv betriebene europäische Vogelfang, davon sind vor allem in Frankreich heimische Lerchen betroffen. Laut dem „Komitee gegen den Vogelmord“ werden dort jährlich rund 1,8 Millionen Feldlerchen durch Artgenossen angelockt, mit Netzen gefangen und verzehrt.
Gericht Verfolgt, erschossen, gebraten und gegessen. Da Lerchen einst zu den Leipziger Spezialitäten zählten, konnte ihr Leben ein schnelles Ende nehmen. Wobei Vogelfänger die einzelnen Arten kaum voneinander unterscheiden konnten, da Feldlerchen mit aufgestellter Haube sehr den Haubenlerchen ähneln. Der sächsische König Albert I. verbot jedoch nach Bürgerunruhen 1876 die Lerchenjagd. Damit landete kein Singvogel mehr in der Pfanne und der Bestand konnte sich vorerst erholen. Für Liebhaber dieser Delikatesse war das ein herber Schlag. Zeitschrift Die Zeitschrift des Leipziger Studienganges Buchhandel/Verlagswirtschaft erscheint seit 1994 zweimal jährlich und richtet sich an die gesamte Medienbranche. Die buchaffinen Studenten planen Themen und erstellen die Zeitschrift vom Entwurf bis zur Herstellung eigenständig.
Das Lerche-Abo
Informativ, regelmäßig, kostenlos Ja, hiermit abonniere ich die Leipziger Lerche. Ich erhalte zwei Hefte pro Jahr pünktlich zu den Buchmessen kostenlos zugeschickt. Ich kann das Abonnement jederzeit kündigen. Einrichtung/Firma: _____________________________________________________________ Name: ____________________________________________________________________________ Straße: ____________________________________________________________________________ PLZ, Ort: __________________________________________________________________________ Telefon: ________________ Fax: _______________________________________________________ E-Mail: ____________________________________________________________________________ Ort, Datum: ______________________ Unterschrift: ______________________________________ Karl-Liebknecht-Straße 145, 04277 Leipzig:: Fax 0341 / 3076-5455
Leipziger Lerche 35 | Herbst 2011
Preis Ehrenwerte Persönlichkeiten wie „Die Prinzen“, Bernd-Lutz Lange und Wolfgang Tiefensee erhielten diese Auszeichnung für ihre Leistungen. Der Preis wird an Menschen verliehen, durch die das Ansehen von Leipzig national und international wächst. Die vom Bildhauer Hartmut Klopsch entworfene Messingskulptur besteht aus einem geflügelten Hut, der sich auf einer Kugel befindet. Als besonderes Highlight enthält die Kugel das Leipziger Lerche Gebäck. Gebäck Das Mürbeteiggebäck entstand als Ersatz für das Lerchengericht. In einigen Leipziger Konditoreien und Bäckereien können Feinschmecker in den Genuss des süßen Gebäcks kommen. Wer neugierig auf die Marzipan-Lerche geworden ist, findet das Rezept zum Nachbacken auf dieser Seite. Tina Kutzschebauch
Leipziger Lerchen (Gebäck)
Mürbeteig:
© Tina Kutzschebauch
Rezept
• nach Grundrezept Füllung:
• 100 g Mehl • 125 g Zucker • 80 g Margarine • 2 Eier • Erdbeerkonfitüre • 5 geriebene bittere Mandeln • 4 Esslöffel Milch • 3 Esslöffel Rum oder Cognac • Salz • 125 g gehackte Mandeln, Nüsse oder Kokosraspeln
Leicht gefettete Förmchen mit dünn ausgerolltem Mürbeteig auslegen und jeweils einen Klecks Konfitüre darauf geben. Die schaumig gerührte Margarine mit allen Zutaten (1 Eigelb zurückbehalten) vermengen. Die Masse in die Förmchen füllen, obendrauf kreuzweise zwei schmale, abgerädelte Teigstreifen legen und mit dem verquirlten Eigelb bepinseln. Bei mittlerer Hitze etwa 25 Minuten backen. Als Gipfel der Verfeinerung gilt eine in die Marzipan-MandelFüllung eingebettete Maraschino-Kirsche.
12 :: HTWK
In a City Fast and Big Impressions of the 2011 London Book Fair (LBF)
Itinerary point: Reisepunkt Ornate staircase: verziertes Treppenhaus Haunted: heimgesucht Chosen in advance: im Voraus ausgewählt Anticipate: erwarten Overwhelming: überwältigend
© Katja Rohde
Sophisticated: hochentwickelt
London – a five-day journey of nine HTWK Publishing Management students with their tutor Regina Bruch proved to be interesting, funny and highly informative. We arrived on a Friday in sunshine. So London was obviously very happy to have us here. Our hostel “The Green Man‘‘ was very London-like. If it was their plan to bring people closer together it worked. After all, their motto was “Everyone‘s welcome who wel-comes everyone!“ The second day in town was also sunny. So much for “rainy Britain“. We used the day to walk through the city to discover various museums and experience the British way of life and a cup of tea. The first itinerary point of the weekend was London‘s oldest bookshop, Hatchard‘s. The ancient furniture and ornate staircase were particularly charming. It‘s no surprise that Hatchard‘s is one of the most beautiful bookshops in the world. We hardly wanted to leave the place. On Sunday we went on a little guided tour which had been excellently prepared by some of our students. At the end of the tour came the highlight of the day; the visit to the BBC Broadcasting house. We were informed about the history and the current activities of the BBC and we learned that the studios are still haunted by John Reith, the founder and very first general manager of the British Broadcasting Company. Two students of our group even had the chance to participate in an amusing audio play. Two days full of London Book Fair experiences Our first impression was that the exhibition area was much smaller than Frankfurt and even smaller than the Leipzig Book Fair. The atmosphere was
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brilliant though. At the London Book Fair you really meet the British book world as most publishing houses, bookshops, literary agencies and professional organisations send their representatives to London. We had all chosen in advance which presentations we were going to listen to, so that after our visit to London we could exchange what we learned with each other and our fellowstudents. At LBF you can get to know how the British book world anticipates the future of their line of business. Topics from “Why publishers need a reading revolution“ to “The great debate: Will publishers soon be irrelevant“ as well as “Cloud publishing” or “Transmedia and enhanced publications” were included in the range of the LBF specialist programme.On LBF day two we met with students from Oxford Brookes University, one of the HTWK Leipzig‘s partner universities. We talked about what studying abroad would be like, discussed the advantages and got helpful advice. On the last day we went to the British Library, one of the largest libraries worldwide holding about 150 million items from every country in the world. Not only the exterior and interior architecture was overwhelming but also the mix of computer workplaces right in front of ancient books, a highly sophisticated book delivery system, the patent library’s exhibition and of course famous users like Johnny Depp and Stephen Fry, who both like to do research for their roles there, grabbed our attention. After five days we got back safely having survived our cabin fever and knowing that at least one of us is going to return very soon to do a five-month internship that she got confirmed at LBF.
© Katja Rohde
Vocabulary
Katja Rohde
Branche :: 13
Mit allen Sinnen Gegenwart und Zukunft des Buchmarkts für blinde Menschen
Ein Verlag, eine Druckerei und Buchbinderei, ein Tonstudio, eine Begegnungsstätte: Die DZB Leipzig ist mehr als nur eine Bibliothek für blinde und sehbehinderte Menschen. Seit über einhundert Jahren widmet sich die Leipziger Einrichtung der Her- und Bereitstellung von Literatur und Informationen für blinde und sehbehinderte Menschen. Im Gebäude im Leipziger Waldstraßenviertel, das ehemals die „Höhere Israelitische Schule Leipzig“ beherbergte, arbeiten heute knapp 80 Mitarbeiter, die sich bemühen, dem explodierenden deutschen Buchmarkt gerecht zu werden. Doch die Kapazitäten sind begrenzt. Lediglich 1.700–2.000 Bücher von jährlich 100.000 Neuerscheinungen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt können von der DZB Leipzig und den weiteren Blindeneinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in einer blindengerechten Form zugänglich gemacht werden. Deswegen erscheint ein Großteil der Bücher entweder nur als Hörbuch im DAISY-Format oder als Buch in Brailleschrift. Auflagen, die im Verlagswesen der Schwarzschrift unter Print on Demand laufen würden, sind bei Punktschriftbüchern völlig normal. Nur acht bis zehn Exemplare werden von den meisten Titeln hergestellt. Verständlich, denn die Kosten für die Übertragung liegen je nach Umfang zwischen 1.000 und 10.000 Euro. Vom Buch zur blindengerechten Ausgabe In der DZB Leipzig kann jeder Schritt auf dem Weg zu einer Braille-Ausgabe, von der Auswahl über die technische Aufarbeitung bis zur Herstellung, mitverfolgt werden. Auch die Hörbuchproduktion findet im
Haus statt. Zudem werden in der Relieftechnik – mit viel Kreativität und Liebe zum Detail – Grafiken, Kalender und Landkarten reliefartig und kontrastreich für blinde und sehbehinderte Menschen aufgearbeitet. Gut ein Fünftel der Mitarbeiter der DZB Leipzig ist blind oder sehbehindert, eine Notwendigkeit für viele der täglichen Aufgaben. Zum Korrekturlesen der Braille-Bücher beispielsweise arbeiten sehende und blinde Menschen gemeinsam. Gegenseitig lesen sie sich die Bücher passagenweise inklusive aller Satzzeichen vor – abwechselnd aus dem Originaltitel und der Braille-Version, die für sehende Menschen nur sehr mühsam zu ertasten ist. Die angeschlossene Bibliothek umfasst mittlerweile mehr als 15.000 Braille-Bücher, 17.000 Hörbücher und 6.000 Noten, die ausschließlich für blinde und sehbehinderte Menschen ausleihbar sind. Bücher mit sieben Siegeln – warum Braille? Neuerungen wie das DAISY-Format gestalten das Hören von Büchern immer barrierefreier und angenehmer. Wer zum Frühstück gern eine Zeitschrift hört, kann mit demselben Abspielgerät am Abend problemlos an der Stelle im Krimi weiterhören, an der er am Tag zuvor aufgehört hat. Warum also noch Bücher in Brailleschrift? Besonders für junge Menschen scheint diese Form des Lesens zunächst nicht mehr besonders relevant. Dr. Thomas Kahlisch betont allerdings die Wichtigkeit der Punktschrift: „Rechtschreibung kann man nur durch die Aneignung von Schrift erlernen. Da reicht es nicht, Bücher zu hören. Man tut gut daran, Kinder zum Lesen zu animieren, weil sie in der beruflichen Welt ohne das Lesen und ohne die Kompetenz, sich mit Texten auseinanderzusetzen, nicht weiterkommen.“ Auch für das tägliche Leben – vom Ertasten von Wegweisern an öffentlichen Orten bis zum Lesen der Packungsbeilagen von Medikamenten – bleibt die Brailleschrift unerlässlich. Und auch Braille geht mit der »
© Dr. Thomas Kahlisch
Klein, anders, außergewöhnlich und wenig präsent in der Öffentlichkeit – der Buchmarkt für Blinde. Ein Besuch in der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) und ein Gespräch mit dem Direktor Dr. Thomas Kahlisch gaben Antworten auf Fragen, die es sich lohnt, zu stellen.
Dr. Thomas Kahlisch, selbst blind, studierte Informatik, promovierte und arbeitete in einem Forschungsteam der TU Dresden an Möglichkeiten der Medienaufbereitung für blinde und sehbehinderte Studierende. Seit 1999 ist er Direktor der DZB Leipzig und seit kurzem Honorardozent mit dem Schwerpunkt barrierefreie Mediengestaltung an der Uni und der Fachhochschule Leipzig.
DAISY–FORMAT „Digital Accessible Information System“, ein digital zugängliches Hörbuchformat SCHWARZSCHRIFT Schrift für Sehende zur Abgrenzung von der Punktschrift für Blinde, der Brailleschrift
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14 :: Branche
BRAILLEZEILE Ergänzung der Computertastatur für Blinde, die Textzeilen in Dokumenten in Brailleschrift darstellen kann LEIBNIZ Projekt zur Entwicklung von IT-Verfahren für individuelle Übertragungsdienstleistungen von Sach- und Fachbüchern für blinde und sehbehinderte Menschen. Ziel ist eine Software, die in der Lage ist, Text, Bilder, Diagramme, Tabellen – also auch graphische Details – automatisiert und effektiv zu übertragen.
Zeit. Die Braillezeile beispielsweise stellt eine praktische und auch mobile Möglichkeit dar, Texte am Rechner für blinde Menschen lesbar zu machen. Bedrohung eBook? Wer an die Preise zur Produktion eines einzigen Buches in Brailleschrift denkt, könnte schnell vermuten, dass das eBook eine große Bedrohung für den Buchmarkt für blinde und sehbehinderte Menschen darstellt, schließlich sind in absehbarer Zukunft qualitativ hochwertige und kostengünstige Vorlesefunktionen für Lesegeräte denkbar. Dr. Thomas Kahlisch sieht Entwicklungen auf diesem Gebiet sehr zuversichtlich entgegen: „eBooks sind keine Konkurrenz, sondern eher eine Bereicherung für Blinde und Sehbehinderte. Jedes Buch, das schon barrierefrei und damit auch für blinde Menschen zugängig ist, müssen wir nicht mehr übersetzen. Es gibt so viele andere Bücher, die wir bereitstellen wollen, ohne derzeit die Kapazitäten zu haben. Das ist eine große Chance.“ Wen interessiert‘s?
© Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB)
Der DZB Leipzig ist es ein großes Anliegen, das Thema Blindheit immer wieder in die Öffentlichkeit zu tragen. Wenn es auch sicher kein Tabuthema darstellt, so ist es jedoch nicht präsent im täglichen Leben der meisten sehenden Menschen. Deshalb leistet die DZB Leipzig bei Messen oder mit
eigenen Veranstaltungen wie dem Weltkongress „Braille21 – Innovationen in Braille im 21. Jahrhundert“, der im September in Leipzig stattfand, wichtige Informations- und Aufklärungsarbeit. Die drei Ziele von Braille21 lauten größere Verfügbarkeit, Sichtbarkeit und Bezahlbarkeit von Brailleschrift. „In der Gesellschaft muss ein stärkeres Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie wichtig Braille für die Kommunikation blinder Menschen ist“, hält Dr. Kahlisch fest, der weiter erläutert: „Das fängt damit an, dass ich die Punktschrift im Fahrstuhl oder an der Behördentür finde. Es hört damit auf, dass ein älterer Mensch, der mit zunehmendem Alter immer schlechter sehen kann, kostenlos einen Braille-Kurs absolvieren kann, um mit seinen Enkeln Karten zu spielen und seine Medikamente zu erkennen.“ Auch im Buchmarkt für Blinde tut sich viel, das zeigen Projekte wie Leibniz. An Entwicklungsprojekten der DZB wirken übrigens immer wieder Studenten der Fakultät Medien der HTWK Leipzig mit. Viel muss aber auch noch getan werden. Auf die Frage nach Zielen, die die DZB Leipzig verfolgt, antwortet Dr. Kahlisch: „Wir würden uns wünschen, dass die Verlagswelt die Chancen des digitalen Wandels erkennt und mit uns gemeinsam handelt. Ziel sollte es sein, das Angebot in vielfältiger Form und besonders auf mobilen Medien zugänglich zu machen. Das ist genau das, worüber wir uns bereits seit ca. 20 Jahren Gedanken machen. Auch für blinde und sehbehinderte Menschen sollte jedes Buch zu jeder Zeit verfügbar sein.“ Nach einem Besuch vor Ort wünscht man der DZB, dass die Verlagswelt den Mut aufbringt, das Interesse am Neuen und die Innovationsfreude, die hier jeden Tag gelebt wird, zu teilen. Lydia Kraske
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16 :: Aktuell
Frauen im Chefsessel
© Margit Ketterle
Trotz guter Qualifikation eine Ausnahme
Margit Ketterle, Verlagsleiterin Sachbuch bei Droemer Knaur
Heutzutage machen mehr Frauen als Männer Abitur. Es gibt mehr Hochschulabsolventinnen als -absolventen und die weiblichen Studenten erzielen im Durchschnitt bessere Ergebnisse als ihre männlichen Kommilitonen. Viele Frauen verfügen über ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeit, sind teamfähig und sehr motiviert. Jedoch hat das selten Einfluss auf ihre Karriere oder die Gehaltsstufe. Nach wie vor sind Frauen in Führungsebenen deutlich weniger vertreten als Männer.
Margit Ketterle, Verlagsleiterin Sachbuch bei Droemer Knaur.
Circa 28 Prozent der leitenden Positionen in privaten Unternehmen sind von Frauen besetzt. 1996 lag dieser Anteil noch bei 22 Prozent. Frauen schaffen es laut dem statistischen Bundesamt aber eher in kleinen Betrieben in die Führungsebenen. Die Vorstandsposten der 200 größten Unternehmen in Deutschland werden fast ausschließlich von Männern eingenommen. Der Frauenanteil liegt hier bei 3,2 Prozent. Derzeit ist die Frage nach der Einführung einer Frauenquote häufiges Gesprächsthema. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen will bis 2013 eine gesetzlich festgelegte Frauenquote auf den Weg bringen, steht damit aber bisher noch allein da. Laut Familienministerin Kristina Schröder sollen freiwillige Lösungen Veränderungen in den Unternehmen herbeiführen. Wirft man einen Blick auf unsere Branche, bietet sich eine ähnliche Situation. Die Buch- und Verlagsbranche ist weiblich. Der Frauenanteil beträgt 80 Prozent. Doch auch hier nehmen häufiger Männer Führungspositionen ein als Frauen. Zudem verdienen sie bei gleicher beruflicher Tätigkeit mehr als ihre Kolleginnen. Trotzdem sind die meisten Mitarbeiterinnen mit ihrer beruflichen Situation zufrieden und arbeiten gerne in der Buchbranche. Was hindert Frauen auf dem Weg nach oben? Fehlt es an Ehrgeiz und Selbstbewusstsein? Wo sind die Stolpersteine, die Frauen überwinden müssen, um in die Chefetagen zu gelangen? Über diese und andere Fragen sprach die Leipziger Lerche mit
Wie wichtig ist Karriereplanung für Frauen – wie viel war bei Ihnen geplant, wie viel Glück? Wenig geplant, ja, auch Glück gehabt, das gehört immer dazu, aber auch Engagement. Ich bin Überzeugungstäterin.
Leipziger Lerche 35 | Herbst 2011
Frau Ketterle, wie sind Sie zu Ihrer ersten Stelle gekommen, wie ging es dann weiter? Klassischer Einstieg: Ich habe mich nach dem Studium um ein Volontariat im Lektorat beworben, von dem ich gehört hatte. Stabile Grundlage: über zehn Jahre im Lektorat bis zur Cheflektorin, und dann wird man irgendwann auch in anderen Verlagen wahrgenommen und abgeworben.
Müssen Frauen mehr arbeiten als Männer um in Führungspositionen zu gelangen? Ja, vermutlich schon. Der Aufstieg ist für Männer einfach immer eine Selbstverständlichkeit, während man sich bei Frauen immer noch wundert, wie „die“ das geschafft hat. Was sind die Stolpersteine auf dem Weg nach oben für Frauen in der Buchbranche? Männer, was sonst? Nein, im Ernst, stolpern kann man über alles Mögliche, auch über die eigenen Füße. Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sind wichtig, um es als Frau in der Buchbranche ganz nach oben zu schaffen? Leidenschaft und Ausdauer. Bekommen Frauen die gleichen Chancen wie Männer? Nutzen sie die gleichen Netzwerke? Die gleichen Chancen bekommen alle, was sie daraus machen, ist der Unterschied. „Netzwerken“ ist keine weibliche Stärke. Da haben wir schnell Angst uns zu verheddern in Abhängigkeiten. Wir wollen uns im Zweifel lieber auf unsere eigenen Meriten verlassen.
© Friederike Czermack, Susanne Kuba
90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Arbeitnehmer in der Buchbranche
Berufseinsteiger
Position in der Unter- Position in der Unternehmensleitung nehmensleitung Frauen
Ohne Leitungsfunktion
Arbeitnehmer mit Kind
Männer
Anteil der Frauen und Männer in unterschiedlichen beruflichen Positionen
Viele Firmen beklagen zu wenig weibliche Bewerber um Führungspositionen. Glauben Sie, dass Frauen systematisch nicht eingestellt werden, oder gibt es tatsächlich zu wenige Bewerberinnen? Weder das eine noch das andere; auch dass es zu wenig Bewerberinnen gäbe, glaube ich nicht. Lieber wird den Firmen weisgemacht, dass wir zu „feige“ seien und uns nicht nach „oben“ trauten – wie bedauernswerterweise eine frühere Chefredakteurin in ihrem Buch behauptet. Laut einer Studie des Netzwerks Bücherfrauen haben 69 Prozent der Frauen in der Buchbranche keine Kinder. Sind Beruf und Familie schlecht zu vereinbaren? Ich weiß nicht, ob das in anderen Branchen sehr viel anders ist. Im Prinzip scheint mir unser Beruf sehr gut mit Kindern vereinbar zu sein. Sind Sie für die Einführung einer Frauenquote? Ja. Zum Abschluss ein paar Tipps für Frauen, die in der Buchbranche Karriere machen wollen! Neugierig sein, auf Texte, auf Menschen, auf das Leben. Denn das muss man in Büchern wiederfinden – sie müssen mit den Lesern „sprechen“. Das Team der Leipziger Lerche dankt für das Interview. Abschließend lässt sich sagen, dass Frauen mit Leidenschaft und Selbstbewusstsein gute Chancen zum Aufstieg haben. Manchmal gehört ein bisschen Glück dazu, aber wer sein Ziel nicht aus den Augen verliert, wird es ganz nach oben schaffen. Also Frauen: Rein in die Chefsessel! Das Interview führten FRIEDERIKE CZERMACK und SUSANNE KUBA
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Tauschbörsen Die (Online-) Basare der Zukunft?!
Hilfreiche Weblinks: www.tauschticket.de www.hitflip.de www.tauschzone.de www.meinbuch-deinbuch.com www.bookmooch.com
Das neue Semester hat begonnen, mit jeder Vorlesung wird die Liste an benötigter Literatur länger und das Portmonee fühlbar leichter. Ein Blick in mein Bücherregal bringt allerlei unnütze Lektüre hervor: Bücher, die nicht mehr gebraucht werden, nicht gelesen werden oder nicht mehr meinem Alter entsprechend sind. Eigentlich sind sie doch zu schade, um in den Tiefen des Mülleimers zu verschwinden. Bei Ebay bekommt man leider auch nie den Betrag, den man sich erhofft hat und der An- und Verkauf ist zu nervenaufreibend. Es muss doch auch eine gewinnbringende Alternative geben?! Oder eine, die nicht mit zu viel Verlust behaftet ist.
© Lydia Heise
Welche Tauschbörsen gibt es? Bei meiner Suche im Internet bin ich auf sogenannte Tauschbörsen gestoßen. Die wohl bekannteste und größte ist Tauschticket.de. Etwa 100.000 Mitglieder kann die OnlineTauschbörse verzeichnen (Stand 2009). Damals noch unter dem Namen Buchticket.de, startete im Jahr 2004 der Service durch die Firma Internext GmbH. Bereits ein Jahr später wurde das Sortiment durch Filme, Musik, Spiele und die Kategorie „Alles Mögliche“ (Kleidung, Elektronik, Foto etc.) erweitert. Neben Tauschticket.de gibt es natürlich noch unzählige andere Anbieter. Tauschbörsen wie meinbuch-deinbuch.de und BookMooch.de beschränken sich dabei nur auf Bücher, wohingegen bei Hitflip.de und Tauschzone.de ausnahmslos alles getauscht wird. Auch die Mittel wie getauscht wird und die Frage nach Gebühren und wie hoch diese sind, variieren. Das Prinzip von Tauschticket.de ist denkbar einfach. Zunächst registriert man
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sich, dabei geht man keine Verpflichtungen ein. Lediglich ein Mindestalter von 18 Jahren ist Voraussetzung. Ist man erstmal angemeldet, benötigt man die sogenannten Tauschtickets. Sie gelten als Währung. Diese bekommt man nur, wenn man auch selber anbietet und können käuflich nicht erworben werden. Außerdem ist es notwendig, sich ein Tauschkonto mit einem Mindestaufladebetrag von 5 Euro anzulegen, da pro erhaltenem Artikel eine einheitliche Gebühr von 0,49 Euro erhoben wird. Das heißt, nur der Empfänger des Artikels bezahlt diese Gebühren. Anbieten und Abgeben ist kostenlos. Das Tauschkonto wird online aufgeladen. Ähnlich wie bei Ebay entscheidet man zwischen den Zahlungsmöglichkeiten Banküberweisung, Kreditkarte, Sofortüberweisung, Lastschrift und Paypal. Dieses Guthaben verfällt nicht. Ist ein passendes Objekt gefunden, das zum Tausch angeboten werden soll, bestimmt man einen Wert zwischen einem bis fünf Tickets. Üblicherweise wird nur bei höherwertigen Artikeln (Konsolenspiele, DVD-Boxen, ...) der Höchstwert verlangt. Die angebotene Ware kann solange inseriert bleiben wie gewünscht. Artikel mit gleichem Wert tauschen Es spielt keine Rolle, welcher Artikel gegen einen anderen eingetauscht wird. So ist es auch möglich, zum Beispiel ein Buch gegen eine CD zu tauschen. Empfehlenswert ist es aber, immer Artikel mit gleichem Wert zu tauschen. So hat jeder dieselben Kosten und bekommt die gleiche Anzahl an Tickets gutgeschrieben. Die Versandkosten zahlt bei Tauschticket.de grundsätzlich der Anbieter des Artikels. Der Tauschvorgang hat sicher seine Vor- und Nachteile. Im Gegensatz zu Ebay muss man sich hier aber nicht ärgern, wenn der Artikel nicht dem Bild oder der Beschreibung entspricht. Immerhin hat man nichts bezahlt, also einfach weiter tauschen. LYDIA HEISE
SPEZIAL :: 19
Spezial
Spot an, Buch auf!
20 :: SPEZIAL
Vom Olymp bis in die Hölle Die Vielfalt der Leipziger Lesebühnen
Kommt man als junger literaturbegeisterter Student nach Leipzig, so wird man vom Angebot und der Vielfalt von Lesebühnen regelrecht überflutet. Um ein bisschen Ordnung in die Leseflut zu bringen, haben wir uns für euch auf den Weg gemacht und ein paar Leipziger Lesebühnen genauer unter die Lupe genommen. Kommt ein Pferdchen geflogen ...
Der durstige Pegasus MORITZBASTEI Universitätsstraße 9 04109 Leipzig www.facebook.com/ Der-durstige-Pegasus
Lesebühne Schkeuditzer Kreuz Wärmehalle Süd Eichendorffstraße 7 04277 Leipzig www.schkeuditzerkreuz.de
Ihnen dürstet nach Literatur und Sie wollen sich dieser im Rausch von Lesungen hingeben? Dann sind Sie beim durstigen Pegasus genau richtig. Die Veranstaltung findet seit 1974 monatlich in der Moritzbastei statt, was sie zur ältesten durchgehenden Literaturreihe Europas macht. Anders als bei den offenen Lesebühnen werden die Lesenden vom Moderator eingeladen und zu ihrer Person und den Texten befragt. So standen auch schon Jan Lindner und Die Radikale Literatur Fraktion, Jungautoren der Leipziger Literaturszene, den Fragen der zwei Moderatoren Rede und Antwort. Zunächst wurde sie von Jochen Wisotzki moderiert, der später den Film „Flüstern und Schreien‘‘ drehte. Von 1999 bis 2009 führte Volly Tanner, der unter anderem als Schriftsteller, Journalist und Veranstalter tätig ist, durch das Programm. Danach übernahmen Elia van Scirouvsky und Norbert Marohn die Zügel, und halten diese bis heute fest im Griff. Der Veranstaltungsort ist von Beginn an die Moritzbastei, genauer gesagt das Schwalbennest. Dieses bietet mit seinem altertümlichen Charme eine besondere Leseatmosphäre für die Auftretenden, aber auch durch die Rundbögen eine gute Akustik für das Publikum Versorgt werden zudem alle mit Schmalzbroten und sauren Gurken, welche auch nach der Veranstaltung dazu anregen, noch zu verweilen und sich mit den Moderatoren oder dem ein oder anderen Autoren zu unterhalten.
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„Stuhl ist heute alle“ bei der Lesebühne Schkeuditzer Kreuz Es ist 20:00 Uhr am dritten Freitag im Monat. Anstatt in die Clubs und Bars von Leipzig, zieht es viele Studenten in eine Location zwischen der Südvorstadt und Connewitz: in die Wärmehalle Süd. Hier findet sich ein buntgemischtes Publikum von Literaturfreunden zur „Lesebühne Schkeuditzer Kreuz“ ein. Bevor es losgeht, wird noch ein Bier an der Bar geholt und schnell ein Platz gesucht. Das Motto hier lautet nämlich: Wer zuerst kommt, bekommt auch einen bequemen Sitzplatz. Allerdings werden auch gern der Fußboden oder die Fensternische besetzt, um den Wortakrobaten und Textkünstlern der Lesebühne zu lauschen. Spätestens als das Lied vom „Schkeuditzer Kreuz“ von einem als Plattenspieler umfunktionierten alten Küchenofen erklingt, warten alle gespannt. Für zweieinhalb Stunden geben sich hier die Jungautorin Franziska Wilhelm, die Leipziger Lesergröße Hauke von Grimm, die totalen Zerstörer Julius Fischer und André Herrmann, der literarische Bäckermeister Michael Schweßinger und der Bewusstseinsrevolutionär Kurt Mondaugen sowie gelegentliche Gastautoren die Ehre. In einer locker lustigen Atmosphäre präsentieren sie die Gedichte, Kurzgeschichten und Anekdoten, die ihre Leben schreiben. Ironie, Witz und auch Gesellschaftskritik sind dabei keine Fremdwörter für die Künstler. Ab und an singen sie sogar den Zuhörern ein Ständchen! „Seit knapp drei Jahren gibt es bereits die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz.“, erzählt uns anschließend Hauke von Grimm bei einem gemeinsamen Bier. „Wir sind eine feste Crew, die sich aus unterschiedlichen literarischen Szenen zusammengefunden hat. Unsere Lyrix werden zu jeder Lesebühne neu und exklusiv präsentiert.“ Für jeden Literaturbegeisterten, der einen unterhaltsamen Abend genießen will, ist also ein Besuch der „Lesebühne Schkeuditzer Kreuz“ ein absolutes Muss.
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Texte an die Theke, bitte!
Mehr als Metal
Immer wieder am ersten und dritten Sonntag im Monat verwandelt sich der Studentenkeller Leipzigs (Stuk), der sonst durch Spiele- und Bierabende, Kellerpartys und Cocktailnächte bekannt ist, in eine offene Lesebühne. Neben dem Bartresen steht dann ein Lesepult. Zwar werden wie immer Bier und Longdrinks serviert, aber vor allem heißt es: „Texte an der Theke!“ Für zehn Minuten bekommt jeder die Möglichkeit, gehört zu werden. Das Besondere ist, dass man nie weiß, wer, was oder wie vorgetragen wird. Egal ob Literaturstudent oder Hobbyschreiber, hier können selbstgeschriebene Texte und Geschichten das erste Mal vor Publikum präsentiert oder einfach das Lieblingsbuch rezitiert werden. So unterschiedlich wie die Autoren sind auch die Texte. Die Bandbreite reicht dabei von poetisch bis bizarr. Speziell für Jungautoren und die, die es mal werden wollen, bietet die Lesebühne die Chance, sich Tipps und Tricks vom Profi zu ergattern. „Wir sind eine kleine Lesebühne – generationsübergreifend, familiär und locker. So brauchen sich auch Neuankömmlinge nicht zu fürchten, an das Mikrofon zu treten.“ sagt Henner Kotte, preisgekrönter Leipziger Krimiautor. Bereits seit fünf Jahren moderiert er die Lesebühne. Eine Anthologie der Werke seiner Lesebühnenschützlinge hat er bereits mit dem Taschenbuch „Vorsicht, Autor! Texte von der Theke“ herausgegeben. Alle zukünftigen Bestseller-Autoren und Literaten kommen bei dieser offenen Lesebühne definitiv auf ihre Kosten. Also ran an den Stift und dann nichts wie ab ins Stuk.
Das Helheim, nach der Göttin wie auch der Unterwelt selbst benannt (der altnordische Name Hel wird im Deutschen mit dem Wort Hölle übersetzt), ist Leipzigs einzige Metalkneipe. Eher düster eingerichtet, ganz dem Namen entsprechend, klingen härtere Töne aus den Boxen und man hat das Bedürfnis sich an die Bar zu setzen und den Tag bei dem einen oder anderen Bier ausklingen zu lassen. Doch auch hier findet, anders als erwartet, Literatur statt. Einmal im Monat ruft der Inhaber der Kneipe, Markus, der selbst seit seinem 18. Lebensjahr schreibt, zur offenen Lesebühne. Jeder, der meint sich der Welt mitteilen zu müssen, kann hier auftreten. Dabei ist es egal, ob der Mutige eigene oder fremde Texte vorträgt. Lediglich an die Vorgabe von zehn Minuten pro Auftritt muss sich gehalten werden. Zudem gibt es eine Belohnung. Jeder der liest erhält ein Freibier, was die Aufregung ein bisschen eindämmen und den Mut steigern soll sich auf die Bühne zu trauen. Nicht nur die Sekretär-Lampe, die mit ihrem schummrigen Licht alles irgendwie gemütlich und warm wirken lässt, ist eine Besonderheit. Auch behält sich Markus vor, immer den ersten Text zu lesen und damit die Leserunde zu eröffnen. Dieser stammt aus einem Buch, welches er als Leseempfehlung anpreist. Da lohnt doch ein Gang zur Kneipe, die mehr verspricht als Metal und Rock ’n’ Roll.
Studentenkeller Leipzig (Stuk) Nürnberger Straße 42 04103 Leipzig www.stuk-leipzig.de
Helheim Metalkneipe Weißenfelser Str. 32 04229 Leipzig-Plagwitz www.helheim-leipzig.de
Marianne Jende und Mathias Giegling
Dankeschön. Die Leipziger Lerche dankt allen Anzeigenkunden und Sponsoren.
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15. Leipziger literarischer Herbst
Der 15. Leipziger literarische Herbst wird unter dem Titel „Mittelpunkt Literatur – Deutschland und seine Nachbarn“ vom 18. bis 22. Oktober 2011 stattfinden. Organisiert wird das Literaturfestival vom Verband deutscher Schriftsteller (VS) – Landesverband Sachsen und dem Kulturwerk deutscher Schriftsteller in Sachsen e.V. mit einer Finanzierung durch das Kulturamt der Stadt Leipzig und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Das Projekt leiten in diesem Jahr die in Leipzig lebende Schriftstellerin und Vizepräsidentin des Deutschen Kulturrates Regine Möbius und der ebenfalls in Leipzig lebende Schriftsteller Steffen Birnbaum. Deutschland und seine Nachbarn
Weitere Informationen: Kulturwerk dt. Schriftsteller in Sachsen e.V. Haus des Buches / Literaturhaus Leipzig Gerichtsweg 28 04103 Leipzig Tel./Fax: 0341 9954511
[email protected] Mischhaus Leipzig Breslauer Str. 37 04299 Leipzig Tel./Fax: 0341 8612203
[email protected] www.leipziger-literarischerherbst.de
Ein Grundprinzip für die Organisation der Veranstaltung war, die Literatur in Zusammenhang mit den anderen Kunstgenres, also mit Musik, Bildender Kunst und Theater darzubieten. Alle Leipziger literarischen Vereine wurden eingeladen, sich mit von ihnen konzipierten Veranstaltungen an dem Festival zu beteiligen. Entsprechend dem Thema wird die Literatur der Nachbarländer von Deutschland vorgestellt. Die Projektleitung war bemüht Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus den Ländern Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden einzuladen. Aber auch Leipziger und sächsische Autorinnen und Autoren werden ihre neuen Bücher dem Publikum vorstellen. Die Eröffnungsveranstaltung des Festivals wird in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels eine Festveranstaltung mit dem Preisträger des „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ am 18. Oktober im Festsaal des Alten Rathaus sein. Zur besseren Übersicht für die Besucher wird der 15. Leipziger literarische Herbst innerhalb des Schwerpunktthemas in die drei
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folgenden Reihen gegliedert: „Leipzig international“, „Novitäten nicht nur aus Leipzig“ und „Begegnung und Auseinandersetzung“. Innerhalb des Festivals werden zwei Schweizer Literaturtage in Leipzig stattfinden, bei denen unter anderen der bekannte Schauspieler Michael Mendl Texte von Robert Walser lesen wird. Aus Österreich werden in einer Veranstaltung mit dem Titel „Linzer Salon“ in der Buchhandlung am Thomaskirchhof die beiden Schriftsteller Walter Kohl und Richard Wall aus ihren Büchern lesen. Unter dem Titel „Kunst und Kommerz“ wird die Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik ihr neues Poesiealbum mit Texten von deutschen und internationalen Autoren in der Kunsthalle der Sparkasse präsentieren. Die „Lekkeren Compagnie“ aus den Niederlanden werden ein wahnwitzig, tragikkomisches Theaterstück mit dem Titel „Wo kein Wind weht“ von Valeri Habicht-Geels und Raschid D. Sidgi in der naTo zeigen. Ein „3-Länder-Poetry-Slam“ wird mit den Autoren Jan Jilek aus Tschechien, Gabriel Vetter aus der Schweiz und Julius Fischer aus Deutschland stattfinden. Aus Dänemark wird die Bestsellerautorin Helle Helle zu Gast sein und ihren Roman „Rødby – Puttgarden“ vorstellen. Der „Arbeitskreis für vergleichende Mythologie“ hat Georg Schuppener eingeladen, der Tschechische Elegien in der Originalsprache und in eigener Übersetzung präsentieren wird. Am 20. Oktober wird Volker Braun im Haus des Buches aus seinem neuen, im Suhrkamp Verlag erschienenen Buch lesen. Der Verlag „PaperONE“ hat die Autoren Klaus Märkert aus Bochum und Hannibal von Instetten aus Görlitz eingeladen. Leipzig, deine Autoren Wie schon erwähnt, sollen auch Leipziger und Sächsische Autorinnen und Autoren zu Wort kommen. Der „Leipziger BibliophilenAbend“ wird einen Text des in Dresden lebenden Schriftstellers Thomas Rosenlöcher in einem grafisch sehr schön gestalteten Buch
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herausbringen und hat Thomas Rosenlöcher für eine Lesung eingeladen. Der Poetenladen wird den „poet nr. 11“ mit zahlreichen Autorinnen und Autoren im „Telegraph“ präsentieren. Zu dieser Veranstaltung wird eine Band für die musikalische Umrahmung sorgen. Die „Lesebühne Schkeuditzer Kreuz“ wird mit Franziska Wilhelm, Julius Fischer, Hauke von Grimm, Michael Schweßinger, André Herrmann und Kurt Mondaugen die Bühne der „Wärmehalle Süd“ in Connewitz betreten und ihre neusten Texte ins Live-Mikrofon sprechen. Einige bekannte Leipziger Schriftstellerinnen und Schriftsteller begehen in diesem Jahr ihre runden Geburtstage. Aus diesem Anlass wird es eine Veranstaltung unter dem Titel „1989 – davor und danach“ geben mit Ingeborg Schröder, Günter Gentsch, Werner Heiduzcek, Adel Karasholi, Dieter Mucke und Andreas Reimann. Der „Mitteldeutsche Verlag“ hat den Autor Stefan Frank eingeladen, der in der „Kleinen Träumerei“ in der Münzgasse aus seinem in diesem Frühjahr erschienen Buch „Du musst immer gleich wieder schreiben. Eine Liebe in Briefen“ lesen wird. Der „fhl Verlag Leipzig“ wird im „Café Anton Hannes“ Frau Ursula Waage mit ihrem Buch „Kreuzwege am Oderstrom. Zwei Frauenschicksale in Breslau im Schatten des Zweiten Weltkrieges“ präsentieren.
von Claude und Emma Debussy beschrieben wird. Es wird aus dem Buch von Gerhart Pohl „Bin ich noch in meinem Haus? – Die letzten Tage Gerhart Hauptmanns“ gelesen. Clemens Meyer, der das Vorwort zu dem Essayband von Werner Heiduczek geschrieben hat, befindet sich an diesem Abend in New York und wird mit einem Beitrag in einer Live-Übertragung per Internet zugeschaltet. Einige weitere Überraschungen wird es zu dieser Abschlussveranstaltung geben. Bei Redaktionsschluss dieser Zeitschrift waren einige Veranstaltungen noch in der Vorbereitung. Über das genaue Programm, die Veranstaltungsorte und die Daten zu den Veranstaltungen informieren Sie sich bitte in unserem Programmheft, welches im Format DIN 6 in den Ständern von „culturtraeger“ für Sie bereit gestellt wurde. Wir laden Sie herzlich zu allen Veranstaltungen ein und freuen uns auf Sie. Ihr Organisationsteam
Der krönende Abschluss Die Abschlussveranstaltung am 22. Oktober wird wieder, und somit schließt sich ein örtlicher Rahmen um das Festival, im Festsaal des Alten Rathaus stattfinden. Zusammen mit dem „Plöttner Verlag“ wird ein „Fest der Literatur“ stattfinden. An diesem Abend wird der Leipziger Ehrenbürger Erich Loest zu Gast sein. Weiterhin wird Werner Heiduczek aus seinem zweiten Essayband „Vom Glanz und Elend des Schreibens“ lesen. Andrea Jennert wird ihren Debütroman „La Mer. Die Liebe der Emma Debussy“ vorstellen, in dem die bewegende Lebensgeschichte
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Der Leipziger Hörspielsommer Eine Wiese lädt zum Lauschen ein
© Hörspielsommer e.V.
dieses wird zelebriert, wie man es sonst vom Bücherlesen kennt. Die Bedrohung aus dem Radio
In diesem Jahr genoss Leipzig das 9. Hörspielsommer-Festival, das als das größte seiner Art in Deutschland gilt. Bereits im Frühjahr sitzen die Mitarbeiter des Hörspielsommers e.V. brav mit ihren aufgesetzten Kopfhörern und lauschen sich durch dutzende Hörspiele. „Am Anfang des Jahres gehen wir die Verlagsprogramme durch und gucken was die Sender neues produziert haben“, erzählt Tina, eine Hörspielsommer-Mitarbeiterin. „Im März gehen die Bestellungen raus und dann wird fleißig durchgehört.“ Die letzte Auswahl wird zu einem Programm von ungefähr 80 Stücken zusammengestellt. Dieses wird für zehn (hoffentlich sonnige) Tage im Juli auf der Wiese des Richard-Wagner-Hains in Leipzig vorgestellt. Jährlich kommen tausende Besucher aus Leipzig und Umgebung, um mit ihren Familien und Freunden die langen Abende und eine außergewöhnliche Unterhaltung zu genießen. Was dieses Festival so spannend macht, ist unter anderem die Rückkehr zum Ursprung des Hörspiels; das gemeinsame Anhören. Im iPod-Zeitalter werden Hörspiele, ob auf CD, als mp3 oder im Radio häufig alleine genossen; ob im Auto, am Strand oder zuhause an einem regnerischen Tag: Das Zuhören ist zu einem privaten Erlebnis geworden. Und
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Der Grundstein für eine deutsche Hörkultur wurde Anfang des letzten Jahrhunderts durch die Firma Telefunken gelegt, die Theaterstücke vertonte und für die Ausstrahlung per Funk aufbereitete. Die ersten Hörspiele, die man im Radio verfolgen konnte, waren „Zauberei auf dem Sender“ von Hans Flesch (1924 in Frankfurt/Main) und „Spuk“ von Rolf Gunold (1925 Breslauer). Im Oktober 1938 sorgte die Erstübertragung von „Krieg der Welten“ (nach H. G. Wells) für Panik in New York. Viele beunruhigte Bürger meldeten sich bei der Polizei in Sorge um einen Marsangriff. Eine solche Reaktion auf ausgestrahlte Erzählungen wäre heute mehr als unwahrscheinlich, nicht nur weil das Publikum deutlich abgeklärter geworden ist, sondern auch, weil sich die Massenunterhaltung mittlerweile auf das Fernsehen verschoben hat. Das Medium Hörspiel regt die Fantasie auf eine ganz andere Art und Weise an, als das Visuelle es kann. Durch bloßes Hören von Stimmen und Geräuschen im Kontext der Geschichte wird im Kopf eine eigene Welt erzeugt. Zudem ist das Erlebnis hier mehr als das einer reinen Lesung; mit geteilten Sprecherrollen, Geräuschen und Musik ist das Hörspiel ein eigenständiges literarisches Genre. Leipzig steht für gesellige Ohren Der Leipziger Hörspielsommer ist nicht der einzige seiner Art in Deutschland. Das Berliner Hörspielfestival bedient ein ähnliches Publikum über drei Tage im Winter. Auch die ARD-Hörfunktage bieten im November ein vielfältiges fünftägiges Programm in Karlsruhe. Hier werden Hörspielwettbewerbe, Konzerte, Workshops, Klanginstallationen und Vorträge vorgeführt – und das alles live im Radio. Der Hörspielsommer möchte das
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zusammensitzen, picknicken und zuhören. Gewiss wird nicht jedem Satz des laufenden Hörspiels gefolgt. Aber spätestens dann, wenn schallendes Lachen vom ganzen Publikum ertönt, ist der Reiz des gemeinsamen Lauschens deutlich erkennbar. Dieses Vergnügen dürfen auch die anwesenden Autoren genießen, vor allem weil sie die Reaktionen ihrer Zuhörer ansonsten nie sehen können. Helena Putsch
»Pf lichtlektüre«
Stephan Grabmeier, personalmagazin 3/11
Social Media Handbuch Theorien, Methoden, Modelle Herausgegeben von Prof. Dr. Daniel Michelis und Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer 2010, 327 S., brosch., 29,– €, ISBN 978-3-8329-5470-3 Das Handbuch liefert die derzeit umfassendste Sammlung aktueller Theorien, Modelle und Methoden im Bereich Social Media. Der erste Teil fasst die Werke international erfolgreicher Autoren zusammen und gibt so einen kompakten Überblick über die inhaltliche Entwicklung des Themenfelds. Im zweiten Teil werden die theoretischen und methodischen Grundlagen aus Teil 1 anhand von aktuellen Praxisfällen exemplarisch angewandt. »Wissenschaft und Social Media wirken auf den ersten Blick wie Phänomene aus sehr weit entfernten Galaxien. Michelis und Schildhauer führen sie klug zusammen. Und legen einen Sammelband vor, der jeden Leser binnen weniger Stunden auf Ballhöhe der Social-Media-Diskussion bringt. Das Social Media Handbuch ist ein wunderbar collaboratives, kollektiv gefiltertes, leicht navigierbares Produkt aus gutem alten Papier.« Thomas Ramge, brand eins
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© Helena Putsch
Medium Hörspiel nicht nur unterstützen, sondern auch in Leipzig „verankern“. Durch einen internationalen Wettbewerb, der unter anderem eine Ausstrahlung des Stückes im MDR Figaro verspricht, soll der Nachwuchs der Hörspieltalente gefördert werden. Ein weiteres Ziel ist es, ein vielfältiges Programm sowohl für die neue Generation von Hörern als auch für die alljährlich wiederkehrenden Hörspielkenner anzubieten. Bei der Ankunft auf der Hörspielwiese fällt auf, dass es vor allem Gruppen von Familien und Freunden sind, die im Sonnenuntergang
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Schaurig schöne Unterhaltung © textfactory / Hoh
Das Krimifestival München
Im März 2012 feiert eines der größten internationalen Festivals für Kriminalliteratur sein zehnjähriges Jubiläum: das Krimifestival München. Interessierte und sensationshungrige Krimifans können sich auf ein Ereignis der Extraklasse freuen. Seinen Ursprung hat das Festival in der Criminale, welche 2002 in München stattfand. Ein Jahr später gründeten Andreas Hoh und die Krimi-Autorin Sabine Thomas das Krimifestival München. Seitdem begeben sich jährlich über 10.000 Besucher zur Spurensuche an die Isar. Dieses Jahr konnte sich das Festival über einen Besucherrekord von 12.000 Schaulustigen freuen. Täter, Tatorte und Komplizen
© Fischer Verlag Fischer e-books Der Tod wartet im Netz 7,49 € ISBN 978-3-10-401335-0 Weitere Informationen: www.facebook.com/ Krimifestival www.krimifestival-muenchen.de www.fischerverlage.de/ seite/agatha_christie_krimipreis
Über 500 hochkarätige Autoren aus aller Welt verwandelten die bayerische Hauptstadt bereits in die Hauptstadt des Grauens. Jährlich versetzen über 100 Stars der Kriminalliteratur die Zuschauer in Angst und Schrecken. Dabei ist ihnen kein Schauplatz zu schaurig, ob Polizeipräsidium, Justizpalast oder das Institut für Rechtsmedizin. Die Quote der „Wiederholungstäter“ liegt bei ca. 20 bis 30 Prozent. Frank Schätzing, Henning Mankell und John Grisham sind nur einige der bekanntesten Namen. Das Festival war schon für viele Autoren ein Sprungbrett, beispielsweise für Jörg Maurer, der mit seinen Krimis sogar ein neues Genre mitbegründet hat: den Alpenkrimi. Die Allgäuer Krimistars Klüpfel & Kobr stellten zum Festivalfinale am 1. Juni 2010 ihren neuen Krimi „Schutzpatron“ vor und nur zehn Tage später landete dieser auf Platz 1 der Spiegel-HardcoverBestsellerliste. Das Festival steht unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Christian Ude. Weiterhin steht es in Kooperation mit vielen Organisationen, Vereinen, Verlagen und Rundfunkanstalten, beispielsweise dem Bayerischen Rundfunk, dem Fischer Verlag und dem Förderverein für Kriminalliteratur. Auch die „ARD-Tagesthemen“ und
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der „Spiegel“ berichteten bereits über das Festival. Der Agatha-Christie-Krimipreis Bei so viel Spitzenliteratur darf auch eine Preisverleihung nicht fehlen. Das Krimifeststival vergibt zusammen mit dem Fischer Taschenbuch Verlag, der Buchhandlung Hugendubel und FOCUS Online den AgathaChristie-Krimipreis für unveröffentlichte Kriminal-Kurzgeschichten. Zu jährlich vorgegebenen, wechselnden Themen dürfen Autoren maximal zehn Manuskriptseiten einreichen. Auch Krimifans, die eigene Werke in ihren verstaubten Schubladen liegen haben, dürfen an dem Wettbewerb teilnehmen. Die 25 besten Kurzgeschichten werden in einer Anthologie vom Fischer Taschenbuchverlag veröffentlicht, dieses Jahr erstmals nur als eBook („Der Tod wartet im Netz“). Die besten drei Storys werden mit wertvollen Sachpreisen geehrt. Dieses Jahr gewann u.a. Marcus Winter („Einmal ein Held sein“). 2012 werden Geschichten zum Thema „Ein Gefühl für Mord“ gesucht. Der erste Platz gewinnt ein Notebook. Wir jedenfalls dürfen auf das nächste Krimifestival und die Stars gespannt sein. Schon jetzt wird nach neuen Tatorten und nervenaufreibenden Krimis gefahndet. Wer nicht bis März 2012 warten will, kann sich auf den Krimi-Herbst des Festivals im September und Oktober freuen. Aufgrund der hohen Nachfrage werden Krimistars live in München auftreten, beispielsweise Jussi Adler Olsen, Kathy Reichs und Sebastian Fitzek. Auf dass uns schaurige Geschichten wieder vom Hocker reißen. Ilke Seiler
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Das gute Gewissen beim Lesen Versuch einer CO2-Bilanz von gedrucktem und digitalem Buch
© Remi Mathis
Sie sind klein, (fast) unsichtbar und der Albtraum der meisten Buchliebhaber: Die Rede ist von eBooks. Auch wenn die Verkaufspreise nur knapp unter denen für gedruckte Bücher liegen oder teilweise sogar mit ihnen übereinstimmen: Seit der Markteinführung der ersten massentauglichen eReader im Jahr 2010 erfreuen sich eBooks auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit.
Einige Berechnungen im Überblick: CO2-Emissionen des Kindle 2 pro Betriebsstunde: 1,53 Ah x 3,7 V = 5,661 Wh = 0,005661 kWh 0,005661 kWh x 563 g/kWh = 3,19 g
168 kg / 7,5 kg = 22,4 Entstehung von CO2 bei der Produktion eines Kindle 2 / eines Buches: 23 Bücher produzieren etwa denselben CO2-Ausstoß wie der Kindle 2.
Dafür sorgt neben der verbesserten Leistung der Lesegeräte auch die zunehmende Auswahl an digitalen Büchern. Der Vorteil liegt für die Nutzer auf der Hand: viel Buch auf wenig Raum. 3.500 Bücher passen zum Beispiel laut Angaben des Herstellers Amazon auf den Kindle. Und auch ein weiteres Argument wird in diesem Zusammenhang immer öfter genannt. Durch den Verzicht auf Papier sollen eBooks auch umweltfreundlicher sein. Immerhin werden allein in Deutschland pro Kopf rund 226 kg Papier im Jahr verbraucht. Zum Vergleich: in den USA sind es 335 kg; in Afrika durchschnittlich 6 kg. Dazu kommt der Einsatz von Chemikalien für die Druckfarben sowie diverser Hilfsstoffe. Doch ist das eBook tatsächlich umweltverträglicher? Wiegt die Einsparung von Ressourcen für Papierherstellung, Druck und Vertrieb den Energieverbrauch und die CO2Emissionen der eBooks auf? Durch einen Vergleich der CO2-Bilanz von gedrucktem und digitalem Buch soll versucht werden, diese Fragen zu beantworten. Das eBook als umweltfreundliche Alternative? Mit einem eBook alleine lässt sich noch nicht viel anfangen. Erst mit dem passenden Lese-
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gerät wird aus der kryptischen Datenmenge die gewünschte Lektüre. Obwohl sich eBooks, je nach Format, auch auf dem Computer, dem Smartphone und dem iPad lesen lassen, sind die sogenannten eReader auf die Wiedergabe der digitalen Bücher spezialisiert. Neben Amazon, Sony und Thalia haben inzwischen auch andere Elektronikhersteller den Markt für sich entdeckt und bieten Lesegeräte mit unterschiedlichen Features. Für die Betrachtung der CO2-Bilanz ist daher auch der benötigte eReader (in unserem Fall soll der Kindle 2 als Beispiel dienen) mit einzubeziehen. Ein eReader besteht hauptsächlich aus verschiedenen Kunststoffen für Gehäuse und ePaper sowie Metallen für die Elektronik. Da es kaum Angaben über die genaue Materialzusammensetzung gibt, lässt sich auf die Bestandteile nur über allgemeine Erkenntnisse schließen. Neben Gold und Kupfer finden in der Mikroelektronik auch seltene Metalle wie Tantal Verwendung. Zusätzlich werden für die Herstellung eines einzigen eReaders laut New York Times 300 Liter Wasser und rund 100 kWh Energie verbraucht. Das ergibt für den CO2-Emissionsfaktor des Jahres 2010 (563 g/kWh), eine Menge von 56,3 kg CO2. Das Umweltbundesamt geht dabei von einem Strommix aus fossilen, nuklearen und erneuerbaren Energieträgern aus. Hinzu kommen Emissionen, die beim Transport der Bauteile und des Endprodukts zur Verkaufsstelle und letztlich zum Kunden entstehen. Da diese Mengen schwer zu ermitteln sind und auch Amazon keine Daten diesbezüglich veröffentlicht, soll an dieser Stelle auf eine Studie der Cleantech Group vom August 2009 verwiesen werden: 168 kg CO2 würden demnach für einen Kindle im Laufe seines „Lebens“ anfallen. Darin sind allerdings noch nicht die Emissionen für die Nutzung enthalten. Hierfür ergeben sich ca. 3 g CO2 pro Betriebsstunde. Da allerdings nur beim Umblättern, also lediglich für ein bis zwei Sekunden pro Vor-
gang Strom verbraucht wird, erweist sich der Akku mit bis zu einem Monat Laufzeit als sehr langlebig. Wenn der eReader nach circa drei Jahren Nutzungsdauer allerdings durch ein aktuelleres Modell ersetzt wird, fallen wiederum Kosten für die (bei technischen Geräten besonders aufwendige) Entsorgung an. Doch auch ein Buch besteht aus mehr als nur dem Inhalt. Während ein eBook nicht im eigentlichen Sinne Material verbraucht, da verschiedene Inhalte auf dem gleichen ePaper dargestellt werden, muss für gedruckte Inhalte immer neues Papier verwendet werden. Obwohl laut Umweltbundesamt der Altpapiereinsatz zunimmt (1989: 49%, 2009: 71 %), ist der Einsatz von Frischfasern immernoch unverzichtbar. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch bei der Herstellung aber auch beim Recycling. Pro Kilogramm werden für Recyclingpapier zwischen 10 und 20 Liter Wasser, für Primärfaserpapier 30 bis 100 Liter Wasser benötigt. Inklusive Weiterverarbeitung und Transport ergibt sich ein Betrag von bis zu 7,5 kg CO2 für ein Buch, das aus recyceltem Papier hergestellt wurde; also 22,4 Mal weniger, als durch den eReader. 23 Bücher Durch das Lesen von circa 23 gedruckten Büchern fällt demnach genauso viel CO2 an, wie ein eReader während seiner Nutzungszeit produziert. Bei den angesetzten drei Jahren entspricht das um die acht eBooks im Jahr. Ab dieser Menge ist es also theoretisch ökologisch besser, die digitalen Bücher den gedruckten vorzuziehen. Ein wichtiger Aspekt sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden: Während eBooks durch Digital Rights Management gerätegebunden (und damit meist auch nutzergebunden) sind, lassen sich gedruckte Bücher leicht an andere Leser weitergeben. Man kann also durchaus davon ausgehen, dass ein- und dasselbe Buch von mehreren Lesern genutzt wird und zum Teil mehrere Jahre im Umlauf ist. Dafür kann der Inhalt von eBooks relativ unkompliziert erweitert oder bei Bedarf geändert werden, wohingegen bei erweiterten Auflagen von gedruckten Büchern oft nur ein geringer Teil neue Informationen enthält. Wer viel liest, kann mit einem eReader also durchaus Papier und CO2-Emissionen sparen. Sicherlich wird diese Tatsache den überzeugten Bücherwurm nicht vom gemütlichen Schmökern abhalten können. Aber gerade zum Lesen von ansonsten meist unhandlichen und umfangreichen Fachbüchern sind eBooks geeignet. Und in Zeiten des drohenden Klimawandels kann es kein allzu schlechter Gedanke sein, an manchen Stellen Papier und damit letztlich CO2 zu sparen. Nina Stark
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Literaturagenturen Bindeglied zwischen Autor und Verlag
Wer ein Manuskript verfasst hat, möchte es gerne irgendwann als ein fertiges Buch im Regal stehen sehen. Der Weg bis zum fertigen Buch allerdings war und ist schon immer ein schwieriger. Gerade dieser Umstand öffnete Ende der 1980er einen Markt vollends. Es waren die Literaturagenturen, die die Vermittlung von Manuskripten für den Autor übernahmen und mit den Verlagen verhandelten.
Persönlichkeit unter den Autoren und Verlagen. Im selben Jahr listete „Die Feder“, ein Autorenverband, insgesamt 24 seriöse Vermittlungen auf. In dieser Zeit wurden zum Beispiel Karl May, Hans Hopfen, Bertha von Suttner und einige andere namhafte Autoren von Literaturagenturen, oder wie sie damals hießen, „Litterarischen Bureaus“, vertreten.
Für Viele ist die Literaturagentur hierzulande ein immer noch weitestgehend unbekannter Begriff. Ganz anders sieht es in den USA und England aus. Nahezu jeder Autor wird von einer Literaturagentur vertreten. Die Agentur als Bindeglied zwischen Autor und Verlag ist gar nicht mehr wegzudenken. Viele der dort ansässigen Verlage prüfen keine unverlangt eingesandten Manuskripte mehr, sondern nur jene, die sie über eine Agentur erhalten. Ist die Literaturagentur somit ein amerikanisches oder englisches Phänomen? Ein Blick auf die geschichtliche Entwicklung zeigt, dass auch in Deutschland frühzeitig Literaturagenturen aktiv waren.
So hat sich im Laufe der Jahrzehnte das Berufsbild des Literaturagenten nicht wesentlich verändert. Er ist immer noch der Interessenvertreter des Künstlers, betreibt die Vermittlung des Manuskriptes zum bestmöglichen Verlag, führt die juristischen Vertragsgestaltungen und bringt so Licht in die Gegebenheiten des Buchmarktes, die gerade für neue Schriftsteller unergründlicher denn je erscheinen. Darüber hinaus sind gute Agenten darum bemüht, das Autorenumfeld, die Verlagsmarke, die Programme, die Buchhandels- und Leserwerbung sowie Leseexemplare zu beachten.
Ein Blick in die Vergangenheit Die erste offizielle Literaturagentur der Welt, das Londoner Institut von A.P. Watt, wurde im Jahr 1875 gegründet. Doch die Geschichte der Agenturen auf deutschem Boden begann schon erheblich früher, vor der offiziell ersten Literaturagentur der Welt. Es war der Verleger Dr. Otto Loewenstein im Jahr 1868 in Berlin, der im Auftrag des Deutschen Schriftsteller Vereins „Loewenstein’s Bureau für Vermittelung litterarischer Geschaefte“ errichten sollte, um der Ausbeutung der Schriftsteller entgegenzuwirken. Von Erfolg gekrönt, gab es bereits zehn Jahre später sieben weitere Agenturen. Die Einrichtung Löwensteins war im Jahr 1902 noch aktiv und wurde durch eine Frau vertreten. Bemerkenswert für diese Zeit. Ihr Name war Luise Koch und sie war, trotz der männlichen Dominanz in diesem Beruf, eine anerkannte
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Literaturagenturen heute
Eine profitable Symbiose Nicht nur der Autor, sondern auch die Verleger profitieren von dieser Dienstleistung. Zwar sind einige Verleger der Meinung, dass die Arbeit des Agenten die Literatur unbezahlbar macht, aber die Mehrzahl schätzt die Arbeit. Neben einer ersten kritischen Prüfung, dem Einschätzen des Potenzials und der Optimierung des Manuskriptes, weiß der Literaturagent auch, welches Skript bei welchem Verlag richtig ist. Für gewöhnlich erhalten Verlage im Jahr unzählige unaufgeforderte Manuskripteinsendungen. Dies bedeutet nicht nur einen enormen Zeit- und Arbeitsaufwand, sondern auch damit verbundene, enorme Kosten. Somit bildet sich in dem Dreieck Autor, Literaturagent und Verlag eine profitable Symbiose und könnte in Zukunft wohl ähnliche Ausmaße annehmen wie auf dem amerikanischen Buchmarkt.
Branche :: 31
Die richtige Literaturagentur finden
Katarina Wölfer
© Sebastian Fitzek, Fotografin: Lucia Fuster
Bei der Auswahl der Literaturagenturen sollte genauestens sortiert werden. Nicht jede Agentur widmet sich jeder Art von Literatur. Genaue Informationen findet man auf den Onlineauftritten der Agenturen. Qualitätsmerkmale liefern der Blick auf die Autoren, die von der Literaturagentur vertreten werden, die Dienstleistungen und Vergütungsmodalitäten. Eine wichtige Momentaufnahme, denn auch hier gibt es die sogenannten „schwarzen Schafe“, die vor allem durch Vorkasse und überteuerte Lektorate gewaltige Summen aus den Taschen der Autoren ziehen wollen. Ein genauer Blick schützt daher vor Schaden, denn die übliche Vergütung eines
Literaturagenten beträgt zwischen fünfzehn und zwanzig Prozent vom Autorenhonorar. Dieses Honorar wird erst dann fällig, wenn das Manuskript erfolgreich vermittelt wurde und der Autor erste Einkommen erzielt. Abschließend bleibt zu sagen, dass ein Blick auf die Entwicklung der Literaturagenturen hierzulande sicher interessant bleiben wird. Der Markt ist voll mit Interessenten. Gesucht werden nur die besten Ideen und wer solch eine Idee besitzt, kann durch die Hilfe der Literaturagenturen auch den richtigen Verlag finden.
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32 :: Aktuell
Der Bücherwurm
© Julia Grote
Einem Phänomen auf der Spur
Die Buchbranche: Ziehmutter und Behüterin kultureller Schätze voll bahnbrechender Gedanken und rührender Poetik zwischen zwei Leinenwänden. Eine Branche errichtet aus Intellekt und Fantasie auf zartem Zellstoffgewebe. Welches Tier könnte sie besser verkörpern, sie stattlicher durch seine anmutige und weise Ausstrahlung zieren als – der Wurm? Nächtelanges Kopfzerbrechen ist hier reine Zeitverschwendung. Es gibt keines. Selbst die gemeine Leseratte, ihrerseits an Noblesse kaum zu übertreffen, erhangelt sich nur mit Mühe und Not einen zweiten Rang neben dem Wirbellosen. Doch wie trug sie sich einst zu, die Verschmelzung von Literat und Gliedertier und aus welchen Verhältnissen stammt der kleine Kerl eigentlich? Die Liga der Rivalen William Blades, ein inzwischen antiker Drucker und Buchkenner aus England, verfasste im Jahre 1880 ein Werk namens „The Enemies of Books“, eine sauber recherchierte Feindesanalyse, die den Liebhabern des gedruckten Wortes zur Schärfung der Obacht dienen soll. Denn Bücher existieren gefährlich. Kaum ein anderer Gegenstand ist so sensibel und so leicht von seinen Widersachern zu beuteln. Neben den Naturgewalten wie Wasser, Feuer und Staub, unangebrachten Verhaltensweisen wie Vernachlässigung, Ignoranz und Fanatismus wartet eine ganze Brigade von Gesindel darauf, dem Druckwerk den Garaus zu machen. Dazu gehören Beamte, Kinder, Buchbinder, Sammler und – unser falscher Freund der Bücherwurm. Unersättlich nagt er Gänge in den Buchblock und schafft gähnende Leere wo sich einst
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ein sorgfältig ausgewähltes Wort befand. Wie kommt es also, dass der gleiche Unhold nun grinsend und verniedlicht auf den Aushängeschildern von Kinderbuchhandlungen prangt? Lessing ist mal wieder schuld Schon im Mittelalter wurde damit begonnen, den Menschen wurmähnliche Tätigkeiten zuzuschreiben, indem man sie mit der Bücherstrafe belegte und so zum Verspeisen unschicklicher Schriften zwang. Letztendlich war es aber unser guter Gotthold Ephraim, der die Bedeutung des Tieres metaphorisch verdrehte und den Grundstein für unser heutiges Wurmverständnis legte. In seinem im Jahre 1747 verfassten Werk „Der junge Gelehrte“ wird ein viel belesener aber weitestgehend realitätsferner feiner Herr von seinem Diener neckisch als „Bücherwürmlein“ bezeichnet. Der Begriff prägte sich nach und nach in den Sprachgebrauch ein und fand schließlich seinen Platz als übliche Bezeichnung für Vielleser. Lessing selbst bemühte sich übrigens auch als einer der Ersten darum, es dem Wurm gleich zu tun und ausschließlich von der Schriftstellerei zu leben – was ihm mehr schlecht als recht gelang, doch das ist eine andere Geschichte. Dennoch bleibt die Frage: Lebt der Bücherwurm wirklich nur von und in Schriftstücken? Kinderbuchhandlung „Nagekäferlarve“ Bei all der Hassliebe, die wir dem seltsamen Wurm entgegenbringen, stellt sich am Ende auch noch Schockierendes über dessen Identität heraus: Es gibt ihn gar nicht. Das bedeutet mitnichten, dass er erstunken und erlogen ist, er wandelt sehr wohl auf unserem schönen Planeten. Aber er ist nicht imstande, eine eigene Gattung auszuzeichnen, vielmehr beschränkt sich seine Existenz auf das Larvenstadium verschiedener Nagekäferarten.
Aktuell :: 33
Diese winzigen gepanzerten Tierchen platzieren ihre Brut auf ihrer Nahrungsquelle, damit sie sich dort wie die Made im Speck gemütlich sattessen und verpuppen können. Die besagte Nahrungsquelle erschöpft sich jedoch nicht nur in Kulturgütern, bei weiten Teilen der Familie gehören auch plumpes Totholz, trockenes Brot, Lumpen, Tabak und sogar Drogen dazu. Neben diesen (als klassische Bücherwürmer einzustufenden) Larven lässt sich aber auch noch anderes Getier von Zeit zu Zeit zwischen den Zeilen entdecken. Darunter befinden sich zum Beispiel das wenig attraktive Silberfischchen und die bissige Bettwanze, wobei die Vermehrungsstrategie der letzteren nicht nur schlichtweg sadistisch ist,
sondern auch in Quantität und Partnerwahl jeglichen Anstand vermisst, weshalb der manierliche Leser an dieser Stelle mit weiteren Details verschont bleiben soll. Summa summarum gehört das Maskottchen unserer Branche also einer Bande von unansehnlichen und gefräßigen Schädlingen an, die keine literarische Wertschätzung empfinden, Kultur und Wissenschaft beeinträchtigen, fragliche Beziehungen eingehen und sich nebenher auch noch gewissenlos berauschen. Vielleicht wäre doch eine Seekuh besser geeignet. Julia Grote
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HTWK :: 35
Thomas Bez setzt einen Schlusspunkt
Er strahlt eine Gelassenheit aus, die ansteckend ist. Kein Wunder: als geschäftsführender Gesellschafter von G. Umbreit GmbH & Co. KG weiß Thomas Bez (62) „wie der Hase läuft“. Während seiner Zeit im Börsenverein hat er viel geleistet für die Aus- und Weiterbildung der Buchbranche am Standort Leipzig. Vor allem für die Universität und die HTWK Leipzig – den Studiengang Buchhandel/Verlagswirtschaft der Hochschule begleitete er über Jahre hinweg im Beirat und Kuratorium. Zudem hält er hier bereits seit 1992 Vorlesungen in Medienhandelsmanagement. Seine Leidenschaft für Bücher und Presseerzeugnisse ist ihm deutlich anzumerken. Das kommt gut an bei den Studenten – vor allem sein Bestreben, Theorie und Praxis gleichberechtigt zu vermitteln. „Ich mache gerne solche Seminare im Austausch mit den Studentinnen und Studenten. Das ist ganz spannend. Denn was man gehört hat, hat man erst wirklich verstanden, wenn man es anwenden kann. Deswegen endet mein Pressevertriebsseminar immer mit der Markteinführung eines Titels.“ Nach fast 20 Jahren als Lehrender an der HTWK Leipzig möchte Thomas Bez es nun langsamer angehen lassen. Spätestens ab 2012 wird er daher einen Schlusspunkt setzen. „Es hat mir die letzten Jahre immer Spaß gemacht mit den Studenten zu arbeiten – insbesondere mit denen, die gerne mitmachten. Ihre Eindrücke zu sehen, ihre Sichtweisen zu erleben – für mich sind all die Seminare, die ich an verschiedenen Hochschulen halte, einfach eine Herausforderung, die eigene Branche mit der Außensicht zu betrachten und nicht immer nur mit der Innensicht.“ „Einfach mehr Zeit haben“ Bei Umbreit ist die nächste Generation der Familie gut gerüstet, um in Thomas Bez´ Fußstapfen zu treten. „In der Firma steigt meine älteste Tochter Susanne ein, die gerade ihren European Master in Publishing
macht“, erklärt Thomas Bez. „Sie wird sich ab September einarbeiten und ab Januar nächsten Jahres in der Geschäftsleitung sein.“ Der Stolz auf seine drei Töchter steht ihm ins Gesicht geschrieben, denn die beiden Jüngeren besitzen ebenfalls ein Faible für Buch und Presse. So wird Daniela Bez beim dtv in München zur Medienkauffrau ausgebildet, während Katharina Bez bei Umbreit eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau absolviert. Der Übergang in den endgültigen Ruhestand wird sich voraussichtlich noch ein wenig hinziehen. Konkrete Pläne für „danach“ hat Thomas Bez jedenfalls nicht. Es sind eher die einfachen Dinge des Lebens, die bisher durch die enorme Arbeitslast zu kurz kamen: ungestört mit seiner Frau verreisen und Freizeit genießen oder in Ruhe ein gutes Buch lesen. „Einfach mehr Zeit haben“, möchte er künftig, „auch um das zu tun, was einem gerade gefällt und sich nicht immer wieder freistrampeln zu müssen vom Tagesgeschäft.“ Im Auge behalten will Thomas Bez die HTWK Leipzig nach seinem Abschied trotzdem. „Ich habe immer Spaß gehabt mit den Studenten und mich gut mit den Professoren verstanden. Und ich werde bestimmt nicht das letzte Mal an der HTWK sein, weil die Wiederbesetzung der Professur (für Pressewirtschaft) noch ansteht.“ Er schmunzelt: „Möglicherweise höre ich mir auch die Einführungsvorlesung an, damit ich weiß, ob wir den oder die Richtige ausgewählt haben.“ Nach 20 Jahren ganz los zu lassen, fällt eben doch nicht so leicht ... Katrin Kutsche Bez/Keiderling: Der Zwischenbuchhandel Begriffe, Strukturen, Entwicklungslinien in Geschichte und Gegenwart • KT , 525 S., mit zahlreichen Abbildungen, 3.8 x 21.5 x 15 cm , 806 Gramm • Auflage/Ersch.-Datum: 1. Auflage 2010, Ersterscheinungsdatum: 08.2010 • Hauswedell, Dr. Ernst Verlag, ISBN-10 3-7762-0510-5, ISBN-13 9783776205107
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© G. Umbreit GmbH & Co. KG, 2010
Ein HTWK-„Urgestein“ geht
36 :: Rezensionen
Aufgeschlagen Rezensionen
© Berlin Verlag
„Erinnerungen einer Muse“ von Lara Vapnyar
Berlin Verlag 22,00 € 256 Seiten, Gebunden ISBN: 978-3-8270-0552-6
„Willst du dein Schicksal hören, Tatjana? Du wirst die Gefährtin eines großen Mannes sein – und du wirst ihn zu großen Taten inspirieren.“ Was als plumper Flirtversuch eines nach sexueller Aktivität lechzenden Geschichtslehrers in den Wäldern vor Moskau beginnt, nistet sich in Tatjanas Kopf ein wie ein Parasit. Jahrelange Zweifel über die eigene Tauglichkeit und Ausstrahlung münden für das junge Mädchen in einem einzigen Lebensziel: Muse werden. Während sie sich stets mithilfe historischer Bücher und ihrer eigenen Fantasie träumerisch an der Beziehung zwischen dem großen russischen Schriftsteller Dostojewski und dessen Geliebter Polina entlang hangelt, arbeitet sie fieberhaft an der Verwirklichung ihres
Traumes. Als sie in die USA auswandert und dort prompt einen aufstrebenden Autor mit Bart in ihren Bann zieht, scheinen sich ihre Visionen zu bewahrheiten – wenn sich die Tätigkeiten einer Muse in Nicken, Lächeln und Kaffeekochen erschöpfen. Die selbst- und fremdironischen Darstellungen der charmanten Ich-Erzählerin eignen sich bestens als griffbereite Zweitgedankenwelt für den (weiblichen) Nachttisch. Julia Grote
© Dalkey Archive
„Necropolis“ by Boris Pahor
Dalkey Archive $13.95 182 Pages ISBN: 978-1-56478-611-1 Vocabulary
Denoting: anzeigend Atrocities: Gräueltaten Sisphean: Sisyphus arbeit Eaciated: abgemagert Deftly: geschickt
Twenty years after being a prisoner and medic in the Nazi camps in Belsen and Dachau, Boris Pahor visits a camp in the Vosges Mountains. He wonders through the camp, now a historical monument, with other tourists and begins to think back on the last and most gruesome months of the war. Necropolis, a fantastical name denoting a “death city” is an apt name for the amount of death the author has faced. Many novels have documented the atrocities of World War II, so much so that the topic seems to have lost its affect on modern audiences. This narrative managed to bring the bare horror of this unimaginable period in humanity back to me with fresh honesty. The strain of having survived while so many died daily right in front of him, lends this book an incredible weight. Brutality is indiscriminant and relief comes rarely, but it is this combination that drives home the reality of the events that Pahor relates from his life. In his time in the camps he was responsible for providing medical care to the
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other prisoners, a sisyphean task since the majority ended up being shot or gassed and their bodies burnt in the ovens. Pahor and his fellow medics attempted though to bring some relief to the emaciated bodies from the hard labor they faced daily and thus to also provide some small hope. A now celebrated Slovenian author, Pahor details the variety of European nationalities encountered in the camps. The effects of nationality and sense of identity surrounding it is also a fascinating dimension to this book. The translation by Michael Biggins into the English is commendable. It grasps the authorial voice deftly and manages to relate the idiomatic register of the original text. It is a great introduction to Slovenian literature for all who are interested. Helena Putsch
Rezensionen :: 37
Wer hat sich nicht schon einmal Gedanken über den Tod gemacht? Der Journalist, der beim Überqueren einer Straße sehr damit beschäftigt ist, die festen Waden einer jungen Frau zu bestaunen, jedenfalls nicht. Er wird dabei von einem Auto erfasst und steht im wahrsten Sinne des Wortes von einem zum anderen Moment neben sich. Er blickt auf seinen reglosen Körper, den er noch mit ins Krankenhaus begleitet, wo lediglich sein Tod festgestellt werden kann. Nachdem der Protagonist dieser Post-Mortem-Geschichte damit fertig ist, sich darüber zu echauffieren, dass es ein unmöglicher Zeitpunkt zum Sterben war – schließlich ist er noch ziemlich jung und hat sich gerade neue Schuhe gekauft – beginnt er die Vorzüge des Lebens nach dem Tode kennen zu lernen. Er trifft
auf seiner Reise, neben berühmten Schriftstellern, dem Papst, der immer wieder versucht, ihm ein Gespräch aufzudrängen und auch Jesus, auf eine Frau. Diese ist zwar noch nicht gestorben aber sehr krank. Da er sich auf den ersten Blick in sie verliebt, wünscht er sich nichts mehr als ihren Tod. Doch noch ist nicht sicher, ob sie den Weg zu ihm ins Reich finden wird. Arto Paasilinna verzichtet hier auf große Gefühlsduselei und lässt seinen Titelhelden die Höhen und Tiefen des Totseins genauso „durchleben‘‘, wie dieser es schon zu Lebzeiten musste. Für Fans des skurilen, finnischen Humors ein absolutes Muss! Marianne Jende
© Bastei Lübbe
„Im Jenseits ist die Hölle los“ von Arto Paasilinna
Bastei Lübbe 7,95 € 224 Seiten ISBN 978-3-404-92224-6
„Ich habe einen Platz für mich selbst in seiner Geschichte gefunden – in seinen Geschichten über das Leben und Tod, Vergangenheit und Gegenwart – und ich habe auch Fela gefunden und es ist ein Platz, der konkreter und realer, zugleich imaginärer ist als jeder andere Platz und es ist meiner und nur meiner!“ Fela ist eine junge Frau aus New York mit jüdischem Hintergrund. Sie beschließt mit ihrem Großvater „Mosha“ auf eine Reise nach Polen zu gehen, bei der sie nicht nur die Lebensgeschichte ihres Großvaters erfahren soll, sondern auch ihr eigenes Leben Revue passieren lässt: ihre Babyjahre in Deutschland, ihre Kindheit in Israel, ihre Jugend und Gegenwart als Scheidungskind in New York. Vor allem aber das Verhältnis zu ihrem Freund aus Kindertagen in Israel. Vanessa F. Fogel beweist mit ihrem Erstlingsroman „Sag es mir“ großes Talent, drei Generationen, vier Länder und Themen wie Religion und Zugehörigkeit so geschickt zu verknüpfen, dass der Leser in die Welt von
© weissbooks.w
„Sag es mir“ von Vanessa F. Fogel Fela, der Ich-Erzählerin, mitgerissen wird. Die Autorin verliert sich in ihrem Buch nicht in langen Umgebungs- oder Hintergrundbeschreibungen, sie gibt nur wieder, was unbedingt notwendig erscheint. „Sag es mir“ ist ein sehr wortgewandtes und bildreiches Buch, mit einer Thematik, die so grandios geschildert wird, dass es dem Leser schwer fällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen ohne betroffen und berührt zu sein. Nadine Brandt weissbooks.w 19,80 € 334 Seiten ISBN 978-3-940888-58-7
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38 :: Quiz
Quiz Viel Spaß beim Rätseln!
2. Wie hoch ist der Anteil der Frauen, die leitende Positionen in privaten Unternehmen besetzen? a. 28 % b. 32 % c. 18 % 3. Welche Lerchenart lebt in Leipzig und Umland? a. Seelerchen b. Baumlerchen c. Feldlerchen 4. Seit wann gibt es die Studentenzeitschrift Leipziger Lerche? a. 1990 b. 1994 c. 2004 5. Welches Ziel hat Joël Gattefossé mit seiner Buchhandlung Le Bleuet? a. Größte Titelanzahl b. Schrägste Buchhandlung c. Buchhandlung auf Rädern
6. Welche ist die größte und bekannteste Tauschbörse? a. Meinbuch-deinbuch.de b. BookMoch.de c. Tauschticket.de 7. Was beinhaltete die Bücherstrafe im Mittelalter? a. Schläge mit einem Buch b. Verspeisen eines Buches c. Lesen eines Buches 8. Das wievielte Jubiläum feiert das Krimifestival Müchen im März 2012? a. 10. b. 15. c. 20. 9. In welcher Schrift erscheinen Bücher für Blinde? a. Punktschrift b. Weißschrift c. Strichschrift 10. Der slowenische Buchmarkt ist relativ klein und beschaulich. Wie viele Bücher werden im Jahr veröffentlicht? a. 15.000 b. 9.000 c. 4.000 Lösungen: 1b, 2a, 3c, 4b, 5a, 6c, 7b, 8a, 9a, 10c
1. Welcher Faktor ist bei den Verlagen von besonderer Bedeutung, wenn sie mit Agenturen zusammenarbeiten? a. Hohe Qualität b. Zeitersparnis c. Extrem Kostenintensiv
Impressum Leipziger Lerche
Anzeigen: Helena Becker, Friederike Czermack, Julia Grote, Marian-
ISSN: 1430-0737
ne Jende, Lydia Kraske, Susanne Kuba, Tina Kutzschebauch, Helena
Auflage: 3.000 Exemplare
Putsch, Julia Seitz, Nina Stark, Maren Taubert, Wiebke Weber
Herausgeber: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leip-
Herstellung: Helena Becker, Lydia Heise, Katrin Kutsche,
zig, Fakultät Medien, Studiengang Buchhandel/Verlagswirtschaft,
Tina Kutzschebauch
Karl-Liebknecht-Str. 145, 04277 Leipzig
Layout: Lydia Heise, Katrin Kutsche, Helena Putsch, Katja Rohde,
Internet: www.fbm.htwk-leipzig.de
Ilke Seiler, Maren Taubert, Katarina Wölfer
E-Mail:
[email protected]
Titelfoto: © Katja Rohde
V.i.S.d.P.: Alexander Melzer
Titelfoto Cover Spezial: © Katja Rohde
Chefredakteurin: Marianne Jende
Reproduktion und Druck: Anke Schlegel, Roger Troks,
Redaktion: Helena Becker, Friederike Czermack, Mathias Giegling,
Hausdruckerei der HTWK, Gustav-Freytag-Str. 40, 04277 Leipzig
Julia Grote, Lydia Heise, Marianne Jende, Lydia Kraske, Susanne
Weiterverarbeitung: IGT Colordruck GmbH, Mommsenstraße 2,
Kuba, Katrin Kutsche, Tina Kutzschebauch, Helena Putsch, Katja
04329 Leipzig
Rohde, Ilke Seiler, Julia Seitz, Nina Stark, Maren Taubert, Wiebke
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung bei der
Weber, Katarina Wölfer
Papierfabrik Schleipen.
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40 ::
Studiengang Buchhandel / Verlagswirtschaft Fakultät Medien Regelstudienzeit: 6 Semester (inkl. Praxissemester) Voraussetzungen: allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife, Vorpraktikum Studienabschluss: Bachelor of Arts » Buchhandel / Verlagswirtschaft « HTWK Leipzig Dezernat Studienangelegenheiten Postfach 30 11 66 04251 Leipzig www.htwk-leipzig.de
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Studium Rund ums Buch Besuchen Sie den Gemeinschaftsstand der Hochschulen auf der Frankfurter Buchmesse 2011, Halle 4.
12. Oktober 2011 17:00 –18:00 Uhr
14. Oktober 2011 15:00 –16:00 Uhr
Alumnitreffen
Das Who is Who der Buchbranche – Ein Quiz zum Berufe-Raten