February 18, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Download Konzertreihe „KUNST!RASEN“ - IHK Bonn/Rhein-Sieg...
REPORTAGE
Die Bonner Konzertreihe
„KUNST!RASEN“ Herrn Hartz‘ und Herrn Nötzels Gespür für Musik Der „KUNST!RASEN“ – das sind Ernst Ludwig Hartz und Martin J. Nötzel. Ersterer sorgt mit seiner ELH Promotion GmbH fürs Programm und das Marketing der Veranstaltungsreihe, letzterer kümmert sich mit seinem Unternehmen KultMeile UG (haftungsbeschränkt) um den Betrieb, vom Bühnenbau über die Einlasskontrollen bis zur Gastronomie. Für die Fans sind die Open-Air-Konzerte längst Kult, und die Stadt Bonn profitiert vom Engagement der Veranstalter. Dennoch haben die „KUNST!RASEN“-Macher immer wieder mit Widerständen zu kämpfen – das Konzertgeschäft, zumal in Bonn, ist schwieriger geworden.
Die Wirtschaft März 2014
27
REPORTAGE
Ernst Ludwig Hartz sitzt wieder dort, wo alles anfing. Sein Büro: das Wohnzimmer seiner vor drei Jahren verstorbenen Mutter. Der Besprechungsraum: das frühere Esszimmer. Das alte, elegante Holzbüfett erinnert noch daran, während die Wanddekoration den vielen Regalmetern weichen musste, in denen Hartz einen Teil seiner immensen CD-Sammlung aufbewahrt. Hartz ist in sein Elternhaus in Bad Godesberg zurückgekehrt. Hier hat vor knapp 37 Jahren alles begonnen. Die Keimzelle seines heutigen Unternehmens, sozusagen seine „Gründungsgarage“, liegt freilich im ersten Stock. Von seinem Jugendzimmer aus – heute als Gästezimmer genutzt – organisierte der damals 17-Jährige seine erste Musikveranstaltung: ein Konzert mit Bonner Bands in der Aula eines Godesberger Gymnasiums, am 14. Oktober 1977. Seitdem hat ihn die Musik nicht mehr losgelassen. Er schmunzelt: „Zum Leidwesen meiner Mutter habe ich nach dem Besuch der Höheren Handelsschule keine Lehre gemacht, sondern im Elternhaus mein eigenes Veranstaltungsbüro gegründet.“ Seit vielen Jahren gehört sein Unternehmen, die ELH Promotion GmbH, zu den bekannten Namen in der Konzertveranstalterszene. Es gibt kaum eine namhafte Band, mit der Hartz als Veranstalter vor Ort nicht gearbeitet hat. Vor 34 Jahren führte er das erste Deutschlandkonzert von Chris de Burgh in Bonn durch. In den Achtzigern Konzerte mit Peter Gabriel
11. Juli: Simple Minds
KUNST! RASEN bonn gronau
Programm 2014 Bei Redaktionsschluss standen folgende Konzerte auf dem „KUNST!RASEN“ fest: 11. Juli:
Simple Minds
12. Juli:
Chick Corea & Stanley Clarke Duet „The Songs of Return to Forever“
23. August: Unheilig – „Alles-hat-seine-Zeit-Tournee“ 24. August: Parov Stelar Band – „The Art of Sampling“ Insgesamt soll es auf der großen Bühne zehn Konzerte in zwei Blöcken zu je drei Wochen geben.
Veranstalter und Betreiber sind Ernst Ludwig Hartz mit seinem Unternehmen ELH Promotion GmbH und Martin J. Nötzel mit seinem Unternehmen KultMeile UG (haftungsbeschränkt).
28
Die Wirtschaft März 2014
Martin J. Nötzel und Ernst Ludwig Hartz mit Wolfgang Niedecken (M.), Sänger der Gruppe BAP oder Genesis, in den Neunzigern mit Pink Floyd, U2 oder Michael Jackson, im neuen Jahrtausend mit Santana, Crosby Stills & Nash oder Jan Delay.
Die Herzkammer ihres Schaffens: Bonn Hartz‘ Aktionsradius reicht von den Westfalenhallen in Dortmund und der früheren Philipshalle in Düsseldorf über die Lanxess-Arena in Köln bis zur Loreley am Mittelrhein. Doch die Nadel des Zirkels, mit dem er sein Geschäftsgebiet umreißt, steckt nicht zufällig in Bonn. Die Bundesstadt ist sozusagen die Herzkammer seines Tuns. „Wir sind Bonner mit Leib und Seele, wir lieben Bonn, wir wollen den Bonnern gute Musik bieten“, betont Hartz. Er sagt „wir“ und meint damit sich und seinen langjährigen Weggefährten Martin J. Nötzel. Hartz organisierte ab 1996 Jahr für Jahr Konzerte auf dem Bonner Museumsplatz; in den letzten Jahren mit der Aufgabenteilung, dass Nötzel als Geschäftsführer der KULT Event GmbH den Platz betrieb, Hartz ihn als Veranstalter bespielte. Bis vor drei Jahren das Aus kam. Für die Konzertreihe, nicht für den Ideenreichtum ihrer Macher. Sie hoben stattdessen den „KUNST!RASEN“ aus der Taufe und rollten ihn erstmals im Sommer 2012 in der Gronau aus. 30.000 Besucher kamen zu den acht Konzerten. Ein Jahr später war bereits ein Großereignis daraus geworden: drei Monate, drei Bühnen, 100.000 Besucher. 16 Konzerte allein auf der großen Bühne – mit Stars wie Santana, Katie Melua und BAP. Dazu einen Monat lang kleinere Konzerte im „KUNST!PALAST“, einem Zelt mit Platz für 2.000 Personen. Und Veranstaltungen im „KUNST!GARTEN“, einer kleinen Bühne für die freie Bonner Kulturszene. 300-
REPORTAGE
400 Besucher pro Event konnten dort kostenlos Lesungen, Comedy und Konzerte erleben. Damit nicht genug, gab es Sommerkino – in Zusammenarbeit mit der Kinemathek der Brotfabrik – und einen Biergarten. Hartz kümmerte sich um Programm und Marketing – sozusagen die „Software“ –, Nötzel mit seinem Unternehmen KultMeile stellte die „Hardware“ bereit, etwa Bühne, Technik, Catering und Toiletten. Außerdem betrieb er mit seinem Unternehmen die Gastronomie. Besonders am Herzen lag den Machern, dass die Bühnen von jedem bespielt und genutzt werden können.
Die Konzerte in den Rheinauen: Großereignis und Wirtschaftsfaktor Endlich gab es in Bonn – nach dem Ende von „Rheinkultur“ und Museumsplatzkonzerten – wieder große Freiluftkonzerte. Qualitativ hochwertige Musikereignisse, die eine Strahlkraft weit über die Stadt hinaus entfalten und damit auch einen ernstzunehmenden Tourismusund Wirtschaftsfaktor darstellen. Denn Konzert- und Musikveranstaltungen wie das jährliche Beethovenfest oder der „KUNST!RASEN“ tragen zu einer positiven Imagebildung bei und bieten einen Wiedererkennungswert für Bonn. „Darum freue ich mich umso mehr, dass eine weitere Konzert- und Eventreihe diesen Prozess unterstützt und Bonn als Musikstadt stärkt“, unterstreicht Udo Schäfer, Geschäftsführer der Tourismus & Congress GmbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler. Auch an der Stadtspitze ist man froh über die Entwicklung. „Die Konzerte auf dem ‚KUNST!RASEN‘ sind zweifellos eine Bereicherung für Bonn“, findet Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, „ich bin den Initiatoren dankbar, dass sie das Projekt auf die Beine gestellt haben.“ Und zwar ohne Subventionen, wie Hartz und Nötzel betonen. Dabei ist das Geschäft immer schwieriger geworden. Einerseits steigen etwa die Künstlergagen oder GemaGebühren immer stärker an, andererseits können die Veranstalter die Kostenzunahme nicht unbegrenzt über höhere Ticketeinnahmen kompensieren. Während 1994 eine Karte für Pink Floyd im Müngersdorfer Stadion 40 Mark kostete, muss man heute für Neil Young in der Lanxess-Arena 90 bis 100 Euro hinblättern. „Da ist eine Schmerzgrenze erreicht“, findet Hartz. Weil der Open-Air-Betrieb in der Gronau zudem einen aufwändigen Bühnenbau er-
Carlos Santana, einer der musikalischen Höhepunkte im Jahr 2013, begeisterte junge und „ältere“ Fans.
Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch freut sich über die Konzerte auf dem „KUNST!RASEN“.
Die Wirtschaft März 2014
29
REPORTAGE
fordert, muss Hartz in Bonn ohnehin mit erheblichen Mehrkosten planen – ein Konzert etwa im Kölner Tanzbrunnen ist 15.000 Euro billiger. Kann er aber genügend große, zugkräftige Konzerte anbieten, rechnet sich der „KUNST!RASEN“.
Musik ist laut – zwangsläufig. Nicht alle Menschen mögen das Doch genau an diesem Punkt gibt es ein Problem: LiveMusik ist laut. Beim „KUNST!RASEN“ sind es in der Spitze bis zu 95 Dezibel. Das ist irgendwo zwischen einem Dieselmotor in zehn Meter Entfernung und einer Disco nahe am Lautsprecher. Ganz normal für ein Popoder Rockkonzert. Aber nicht alle Menschen mögen das. Einer hat geklagt. Ein Anwohner. Wobei das Wort „Anwohner“ in diesem Fall befremdlich wirkt, denn der Kläger wohnt in Beuel, auf der anderen Rheinseite also. Weit weg, sollte man meinen. Dennoch hat er vor dem Verwaltungsgericht (VG) Köln Recht bekommen.
Zusätzlich zum „KUNST!RASEN“ gab es den „KUNST!PALAST“ ein Zelt mit Platz für 2.000 Personen, in dem kleinere Konzerte stattfanden. Weitere Veranstaltungen gab es im „KUNST!GARTEN“, einer kleinen Bühne für die freie Bonner Kulturszene. 300-400 Besucher pro Event konnten dort Lesungen, Comedy und Konzerte erleben.
„KUNST!RASEN“-Verein Seit Ende vergangenen Jahres setzt sich ein Verein für die Förderung und Unterstützung des „KUNST!RASEN“ ein. Ziel ist es, die Idee langfristig auf ein sicheres und breites Fundament zu stellen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben den „KUNST!RASEN“-Initiatoren Martin J. Nötzel und Ernst Ludwig Hartz auch IHK-Präsident Wolfgang Grießl, Haus-&Grund-Vorstand Pitt Hoffmann und der Geschäftsführer des Beethovenhauses, Malte Boecker. Der Verein richtet sich an alle Musikinteressierten und Freunde des „KUNST!RASEN“, die ihr Engagement einbringen möchten. Für einen Beitrag von 30 Euro jährlich kann man Unterstützer werden. „Darauf und auf das Sponsoring durch Unternehmen sind wir angewiesen“, betont Nötzel, „es ist ganz wichtig zu verstehen, dass ein solches Kulturangebot nur funktioniert, wenn es von den Bürgern und Unternehmen der Region genutzt und unterstützt wird.“
Informationen und Satzung: KUNST!RASEN e.V., Kaiserstraße 237, 53113 Bonn
[email protected]
30
Die Wirtschaft März 2014
IHK Bonn fordert mehr Planungssicherheit für Veranstalter
KUNST! RASEN
Bei Redaktionsschluss lief vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG NRW) in Münster noch das Berufungsverfahren. Würde das Urteil der ersten Instanz bestätigt, hätte dies zur Folge, dass die Veranstaltung künftig nicht mehr in gleicher Weise wie vergangenen Sommer durchgeführt werden könnte. Denn das VG Köln hatte Bedenken in Bezug auf das Planungsrecht, die Bestimmtheit der Baugenehmigung, die Einstufung der Schutzbedürftigkeit des Grundstücks der Kläger sowie die Nachvollziehbarkeit der gutachterlichen Prognose geäußert. In ihren „Worten zum Jahreswechsel 2013/14“ beklagten der Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, Wolfgang Grießl, und ihr Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille die anhaltenden Diskussionen um größere Veranstaltungen wie „Klangwelle“, „KUNST!RASEN“ oder weitere Konzerte in der Rheinaue. Das sei ein ernstes Problem. „Veranstalter benötigen Planungssicherheit – Politik und Verwaltung sind stärker gefordert, ihr Bekenntnis zu diesen Veranstaltungen abzugeben“, betonen die beiden. „Bonn kann nur mit einem attraktiven
REPORTAGE
Kultur- und Veranstaltungsangebot seine Beliebtheit bei Einwohnern und Touristen aufrechterhalten.“ Hartz und Nötzel planen trotz fehlender Planungssicherheit längst für den Sommer 2014 – Künstler müssen schließlich langfristig gebucht werden. Mitte Februar gaben sie die bis dahin feststehenden Konzerte auf der großen Bühne bekannt, die zwischen 6. Juli und 8. September bespielt wird (siehe Kasten). Ende Mai bis Ende September soll es zudem wieder den „KUNST!GARTEN“ geben, für den schon sehr viele Anfragen aus der Bonner Musikszene vorliegen. Die beiden Veranstalter wollen den Bonnern und Musikfans von außerhalb so viele kleine und große Konzerte wie möglich bieten. Das Gerichtsverfahren zwischen dem privaten Kläger und der Stadt Bonn bereitet ihnen jedoch Kopfzerbrechen. Denn sie benötigen auch für diesen Sommer wieder eine Baugenehmigung, da eine umzäunte Veranstaltungsfläche als bauliche Anlage zu werten ist. Wie die Genehmigung angesichts des laufenden Verfahrens am OVG NRW genau aussehen könnte, ist aber noch unklar. Immerhin gab es dazu Vorgespräche zwischen Hartz und der Stadt. Klar ist hingegen: Als sogenannte „seltene Ereignisse“ könnten bis zu zehn „KUNST!RASEN“-Konzerte auch dann stattfinden, wenn die Klage in zweiter Instanz erfolgreich sein sollte. Landes-Immissionsschutzgesetz und Freizeitlärmerlass erlauben nämlich eine bestimmte Zahl von lärmintensiven Veranstaltungen, welche die ortsüblichen maximal zulässigen Immissionswerte in einem bestimmten Maß überschreiten dürfen. Die Stadt weist allerdings darauf hin, dass die dazu erforderliche Beurteilung und Interessenabwägung von der kompletten Begründung des OVG-Urteils abhängt. Um künftig weniger von diesen und anderen Unwägbarkeiten abzuhängen, erarbeitet die Verwaltung derzeit einen Bebauungsplan für das „KUNST!RASEN“-Gelände. Damit sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, das Plangebiet dauerhaft ganzjährig oder zumindest in einigen Monaten des Jahres als Veranstaltungsfläche nutzen zu können. Den gesetzlich normierten Schutz der Nachbarn vor Veranstaltungslärm muss aber auch dieser Bebauungsplan berücksichtigen. Für den Sommer 2014 ist Bonns Oberbürgermeister optimistisch: „Wir arbeiten intensiv an einer Lösung, die die Balance zwischen dem Wunsch nach einem abwechslungsrei-
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille ehrte Martin J. Nötzel und Ernst Ludwig Hartz (r.u.) als „Ausgezeichnete Ideenbringer“.
Ausgezeichnete Ideenbringer Beim 1. Bonner Ideenmarkt, veranstaltet von der IHK Bonn/Rhein-Sieg und „podium49“ im Sommer 2013 wetteiferten 35 kreative Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen um die Gunst der über 300 Besucher sowie einer Jury aus Partnern und Förderern, der unter anderem Vertreter der Wirtschaftsförderungsgesellschaften Bonn und Rhein-Sieg, der Sparkasse KölnBonn und der Agentur für Arbeit angehörten. „Der Ideenmarkt hat bewiesen, dass Bonn und sein Umland eine lebenswerte und vor allem kreative Region ist“, sagte Ralf Karabasz vom Mitveranstalter „podium49“, „wo Frauen und Männer unkonventionell denken, sich inspirieren lassen und ihren Ideen auch Taten folgen lassen.“ So wie Ernst Ludwig Hartz und Martin J. Nötzel. Sie erhielten den zweiten Publikumspreis – und wurden von der Jury sogar auf Platz 1 gewählt. Seitdem dürfen sie sich „Ausgezeichnete Ideenbringer“ nennen. Die Plakette hängt an der Wand in Hartz‘ Besprechungszimmer in Rüngsdorf. www.kunstrasen-bonn.de / www.noisenow.de
Anzeigen IHK 1/16 Seite (3 Sp. x 30 mm)
chen Angebot der Pop-Kultur ebenso berücksichtigt wie die Interessen der Anwohner“, erklärt Nimptsch. „Der Rahmen, den uns Recht fi Innovativer HALLEN& ist MODULBAU vom nicht Großflüberall ächen-auf Pro und Gesetz dabei setzen, eng und stößt Verständnis. Wir haben aber keine Alternative, als uns innerhalb dieses Rahmens zu bewegen.“ Designer Büro-und & Seecontainer - Jahresgebäude unter NP! ErnstPavillons LudwigHartz Martin Nötzel haben schon40% viele Widerstände überwunden. „Wir haben viel Geld und Herzblut investiert“, betonen die beiden, „und werden auch über 2014 hinaus in Bonn gute Lothar Schmitz,Tel.freier Bonn Musik anbieten!“ Lippstadt/Geseke 0 29 41 /Journalist, 97 65 0 www.deu-bau.de
Innovativer HALLENIHK-Präsident Wolfgang Grießl fordert mehr Planungssicherheit für Veranstalter damit in Bonn auch zukünftig attraktive Kulturveranstaltungen und Events stattfinden können.
geschaltet März 2013
& MODULBAU vom Großflächen-Profi
Büro-Hallen-Kombinationen - Modulbau - Containergebäude - Pavillons
Vorschlag NEU
TOP Jahres-MIETRÜCKLÄUFER 40 % unter NP ! Lippstadt/Geseke Tel. 0 29 41 / 97 65 0 www.deu-bau.de
Alternativ Hchformat 1/16 Seite (1 Sp. x 60 mm)
Die Wirtschaft März 2014
31