Kettwig IZ 6_13_PDF
February 16, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Ein Beitrag aus der Immobilien Zeitung Nr. 6/13 vom 14.2.2013 www.immobilien-zeitung.de
ESSEN-KETTWIG
Ruhrufer lockt Betuchte und Kreative Essen-Kettwig will sich seiner Industriebrachen entledigen. Die alten Produktions- und Lagerstätten der Tuchfabrik wurden abgerissen. Jetzt entsteht ein Mix aus Wohnen und Arbeiten am Ufer des Stausees. Mit dem Projekt Seepromenade holt Kondor Wessels die Betuchten ans Ruhrufer, und die Kreativen sollen in den Scheidt’schen Hallen zusammengebracht werden. Zu dem eintönigen Tosen des fallenden Wassers am Stausee in Essen-Kettwig gesellt sich bald die abwechslungsreiche Geräuschkulisse wühlender Baumaschinen. Das schäumende Wasser hatte in letzter Zeit nur nachts Gelegenheit, hier den Ton anzugeben, denn es mussten die Gebäude einer ehemaligen Tuchfabrik abgerissen werden. 1962 bereits wurde in der Fabrik die Arbeit eingestellt, in der Kammgarnspinnerei 1974. Bis ins 17. Jahrhundert reicht die Tuchmacherei zurück
und ist untrennbar mit der Familie Scheidt verbunden. Jedoch konnte die Tuchproduktion die Textilkrise in den 1960er und 1970er Jahren nicht überstehen. Aber es gab ja noch die Grundstücke und Gebäude. Also gründete Friedrich Arnhard Scheidt die heutige Grundstücksgesellschaft Kettwig. Rund 25.000 m2 des Grundstücks zwischen Promenadenweg und Ringstraße hat sich Kondor Wessels gesichert. Die Wuppertaler Niederlassung des Unternehmens entwickelt hier im ersten Bauabschnitt 116 Miet- und Eigentumswohnungen nach dem Energiestandard KfW 70. Ein zentrales Blockheizkraftwerk soll den kompletten ersten Bauabschnitt versorgen. Ende Februar bzw. Anfang März wird mit den Erdarbeiten begonnen. Für die Bauausführung ist Kondor Wessels West zuständig. Sieben Häuser und ein Mietriegel werden errichtet. Nur eine schmale Uferstraße trennt die erste Baureihe von der zu einem See aufgestauten Ruhr. Entsprechend wurde das
Seepromenade: Zwischen den fünf Häusern in der ersten Reihe ist ausreichend Abstand, um auch die zweite Reihe mit Seeblick und Mittagssonne versorgen zu können. Bild: Kondor Wessels
Projekt Seepromenade getauft. Neben dem Standort am Wasser gibt es die Südausrichtung obendrein hier am Ruhrbogen, wo der Fluss das letzte Mal vor der Mündung in den Rhein gestaut wird. Es ist vorgesehen, dass alle etwas von der Mittagssonne und dem Seeblick haben, denn die Häuser in der ersten Seereihe sind mit großzügigem Abstand zueinander geplant. Die Wohnflächen liegen zwischen 60 und 210 m2. Und dafür müssen 2.600 bis 3.500 Euro/m2 gezahlt werden. Für ein Penthouse in erster Reihe liegt der Preis bei mehr als 5.000 Euro/m2, erklärt Klaus Eistert. Der Projektleiter sagt, dass derzeit 43 Wohneinheiten im Vertrieb seien und 48 Reservierungen vorlägen. Während der Arbeiten am ersten Bauabschnitt will Eistert mit dem zweiten Bauabschnitt loslegen. Dann werden nochmal 64 Wohneinheiten hinzukommen, die zu 80% als klassischer Geschosswohnungsbau realisiert werden. Nach zwei Jahren soll das Gesamtprojekt fertiggestellt sein. Die Investitionssumme für die rund 18.000 m2 große Wohnfläche liegt bei 50 Mio. Euro. Die Sparkasse übernimmt die Finanzierung und ist Vertriebspartner.
Auch Ten Brinke baut am See Nicht nur Kondor Wessels baut hier am Wasser. Nur wenige Meter die Ruhr hinauf errichtet Ten Brinke auf dem Gelände einer ehemaligen Weichenbaufirma um die 200 Wohneinheiten. Kettwiger Ruhrbogen – Leben in der Auenlandschaft heißt das am Ruderclub gelegene Projekt. Im Sommer soll mit dem ersten von insgesamt vier Bauabschnitten gestartet werden. Das holländische Unternehmen hat in Kettwig bereits ein Info-Café für Interessenten eingerichtet. Für Kondor Wessels stellt das kein Problem dar, denn es gebe genug Nachfrage. „Wir haben unterschiedliche Produkte mit unterschiedlichen Standortfaktoren“, beruhigt Eistert. In Kürze werden für die Seepromenade die ersten Termine beim Notar sein. „Wir haben eine große Nachfrage nach Barrierefreiheit“, sagt Eistert bezüglich der Anfragen und ergänzt, dass zwischen 65% und 70% der Interessenten aus der direkten Umgebung kommen. Er betont das vielleicht mit Blick auf die Diskussionen in Kettwig. Der Lokalpresse ist zu entnehmen, dass das teure Wohnen nicht unumstritten ist. Der Diskurs hat aber lange nicht das Niveau der Gentrifizierungsdebatten in den Metropolen, was angesichts der Lage am äußersten Essener Stadtrand auch verwunderlich wäre. Wie immer ging es um Parkplätze und den Verkehr. Der erste Bauabschnitt wird eine eingeschossige Tiefgarage mit Zugang zu jedem Haus erhalten. Über mindestens einen optionalen Stellplatz soll jede Wohnung verfügen. Darüber hinaus werden auf dem Grundstück noch 50 weitere Stellplätze gebaut, die nach Fertigstellung der Stadt übertragen werden. Stadtrand bedeutet übrigens nicht, dass es in Essen-Kettwig still ist. Um die Freizeitgestaltung der künftigen Bewohner des
Ruhrufers kümmert sich Heinz Schnetger. Er ist allerdings kein Eventmanager, sondern Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft Kettwig. In dieser Funktion ist er für den anderen Teil des ehemaligen Fabrikgeländes verantwortlich. Es wird neu gebaut; aber auch die historische Substanz soll genutzt werden, denn die Abrissbagger waren hier nicht ganz so gründlich wie auf dem Grundstücksteil der Seepromenade, wo bis auf denkmalgeschützte Fassadenreste alles weggefegt wurde. Schnetger entwickelt das Kreativ.Quartier Scheidt’sche Hallen. Das Büro wird für 9 bis 10 Euro/m2 vermietet, Flächen für Ateliers werden natürlich günstiger sein. Es geht um kleinteilige Vermietungen, und das macht Arbeit, vor allem mit kreativen Mietern. „Der Bereich ist zwar volatil, hat aber Zukunft“, gibt sich Schnetger optimistisch. Bis das Quartier fertiggestellt ist, wird die Zwischennutzung ein wichtiges Thema sein, was noch mehr Verwaltungsarbeit bedeutet. „Aber ohne Zwischennutzung ist so ein Projekt tot“, erklärt Schnetger. Man müsse eben reagieren können. Insgesamt werden rund 10.000 m2 Nutzfläche entstehen. In den Neubauten können dann mehr als 3.000 m2 am Stück angemietet werden. Gerade wurde mit der Vermarktung der Alten Direction begonnen, wo 1.065 m2 Mietfläche zur Verfügung stehen. Die kleinste Bürofläche hat bereits einen Mieter.
Kettwiger Netzwerk für Kreative In der Kleinteiligkeit und Enge soll der Vorteil liegen. Schnetger denkt bei den Kreativen nicht nur an Künstler, Fotografen, Modeschaffende oder Architekten, sondern auch an alles, was mit wissensbasierter Dienstleistung zusammenhängt. Er begibt sich auf die Suche nach den Kreativen und ist deshalb nicht nur Projektentwickler, sondern auch Netzwerker. Zusammen mit der Nordis-Agentur für Kommunikation wurde kettwig.biz initiiert, ein Forum der Kettwiger Kreativunternehmen. „Wir versuchen schon mal die virtuelle Community abzubilden“, erläutert Schnetger. Vor allem bei den digitalen Aktivitäten profitiert er von dem EU-Projekt CURE (Creative Urban Renewal in Europe), an dem noch weitere europäische Kreativquartiere teilnehmen. Abgesehen von der finanziellen Förderung ist Schnetger begeistert von dem Erfahrungsaustausch, der für neue Anregungen sorge. Schnetger steht nicht unter Druck. Er gibt dem Projekt fünf Jahre. Bei der veranschlagten Investitionssumme von 16 Mio. Euro wird es nicht bleiben. Er rechnet mit 25 Mio. Euro. (fm)
Weitere Fotos und Visualisierungen zu den Projekten auf IZ.de/bilderstrecken
Projektentwickler und Netzwerker Heinz Schnetger im Kunstraum seines Kreativquartiers.
Bild: fm
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