Kamera-Ikonen: Rolleiflex 3003, Pentax 67II, Master Technika Die

March 13, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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2.2013

D 9,80 EUR A 10,90 EUR L 10,90 EUR CH 18,90 CHF

Jens Waldenmaier, Duration – In Australia Nr. 15, 2008

www.photoklassik.de

Das Magazin für aktuelle analoge Fotografie

Kamera-Ikonen: Rolleiflex 3003, Pentax 67II, Master Technika Die Zeit sichtbar machen: Fotografien von André Wagner Durch ein winziges Auge: Das Prinzip Lochkamera Faszination Fotofehler: Vom Makel zum Meisterwerk 1

Der Fernrohrsucher hat ein Okular mit Dioptrienausgleich und eine große Augenmuschel, die störendes Licht abschirmt. Bei umgestülpter Augenmuschel kommen auch Brillenträger gut mit dem Suchereinblick zurecht, lediglich die beidseitigen Anzeigeskalen sind u. U. nicht komplett sichtbar. Die Mattscheibe ist leicht und ohne Werkzeug wechselbar und wird in beide Suchersysteme eingespiegelt. Anstelle des klappbaren Lichtschachtsuchers konnte auch ein Prismen-Sportsucher eingesetzt werden.

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er geringe Erfolg, der ihr beschieden war, lag wohl auch am Preis. Anfang 1981 wurden rund 2.000 DM für die damals eingeführte SL 2000 F (motor) aufgerufen; die 3003 kostete bei ihrer Markteinführung im Juli 1984 erkleckliche 2.800 DM. Allein das Wechselmagazin kostete knapp 300 DM – für das Geld gab es schon komplette Kameras; die SL 35 E etwa aus dem eigenen Hause kostete kaum mehr. So wurden bis 1984 nur rund 4.800 Stück von der SL 2000 F und von der 3003 bis 1994 gar nur rund 2.800 Stück produziert. Diese geringe Stückzahl und auch die technische Einzigartigkeit sollten sie wenigstens für Sammler interessant machen – doch selbst das scheint nicht der Fall zu sein, denn eine gut erhaltene 3003 mit Objektiv(en) ist für um die 500 € zu bekommen, ein Wechselmagazin kostet um 70 €. Nun stellen wir in PhotoKlassik keine Sammlerkameras vor, sondern Arbeitsgeräte für hier und heute. Und was das angeht, kann die Rolleiflex 3003 durchaus als Geheimtipp gelten, denn sie bietet einmalige Kleinbildkameratechnik für vergleichsweise wenig Geld.

Der Kleinbild-Würfel Sie war ein letzter Höhepunkt des deutschen Kleinbildkamerabaus und doch offensichtlich am Markt vorbeientwickelt, denn kaum einer wollte sie haben, die Rolleiflex SL 2000 F bzw. das verbesserte Nachfolgemodell Rolleiflex 3003. Was schade war und ist, denn diese Rolleiflex war damals und ist heute eine hochinteressante Kleinbildkamera. Christoph Jehle / Jan Böttcher / thoMas

Zauberwürfel Der »Zauberwürfel aus Braunschweig« (Der Spiegel 9/81 zur SL 2000 F) ist eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit Zeitautomatik, deren Besonderheit sich schon in der äußeren Form niederschlägt, sieht sie doch ganz anders aus. Das ist den beiden eingebauten Suchern (Fernrohrsucher und Lichtschacht), dem integrierten Motor und den Wechselmagazinen geschuldet. Musste die SL 2000 F noch entweder in der offenen Handfläche liegen, um die Auslöser rechts und links an der Seite zu erreichen, oder aber mit einem Pistolengriff wie eine Schmalfilmkamera gehandhabt werden, so wurde die Handhabung bei der 3003 dank eines verstellbaren Schlaufengriffs und eines dritten Auslösers auf der Oberseite signifikant verbessert. Die Bedienelemente sind groß und griffig und gut zu bedienen, auch im Winter mit Handschuhen. Der Lichtschachtsucher mit Klapp-Lupe erlaubt die Beurteilung eines Motivs direkt auf der (wechselbaren) Mattscheibe. Das seitenverkehrte Bild erscheint flächiger und entspricht so besser dem Eindruck des späteren Fotos. Praktisch ist er auch für Aufnahmen am Reprostativ, in Bodennähe und überkopf – wobei das Austarieren des seitenverkehrten Bilds überkopf nicht ganz so einfach ist. Ganz unpraktisch ist er bei Hochformataufnahmen.

Würfelspiel Das Magazin kann nur mit eingesetztem Schieber abgenommen, die Kamera nur bei gezogenem Schieber ausgelöst werden. Die Filmempfindlichkeit von ISO 15/25° bis 39/6400° wird am Magazin eingestellt und von der Kameraelektronik übernommen. Das Zählwerk reicht bis 72 Aufnahmen, dabei ist jede beliebige Filmlänge möglich, also auch Meterware aus eigener Konfektion (wobei nur wenige Filme dünn genug sind, um auch die 72er Länge in die Filmpatrone gespult zu bekommen). Bei Filmende stoppt die Kamera selbsttätig. Es ist empfehlenswert, sich zu jedem Magazin einen eigenen Akkusatz zuzulegen. So ein Akkupack ist mit fünf Mignonzellen bestückt und sitzt eingerastet hinten am Magazin. Der Wechsel geht so wesentlich schneller vor sich, da die gesamte Einheit mit einem Griff abgenommen ist. Zur Rolleiflex wurden Brennweiten zwischen 14 mm und 1000 mm angeboten. Neben den Objektiven mit Blendenübertragung, die teils von Carl Zeiss in Oberkochen, aus Zeiss-Lizenzproduktionen in Braunschweig und Singapur sowie von Mamiya in Japan und später auch von Tokina, Kino Precision (Kiron) und Sigma kamen, waren auch die von Schneider-Kreuznach gefertigten Objektive mit Arbeitsblende nutzbar. Die Belichtungsmesscharakteristik der 2000 / 3003 ist selektiv: Das Messfeld erfasst mehr als bei einer Spotmessung, aber deutlich weniger als bei einer Integralmessung. Das Messfeld ist in beiden Suchern deutlich als Rechteck gekennzeichnet. Liegt ein bildwichtiges Detail außerhalb des Messfeldes, kann es anvisiert, gemessen und der Messwert mit dem Memoschalter fixiert werden. Der ermittelte Wert bleibt solange gespeichert, wie der Memoschalter eingeschaltet ist. Die Belichtung wird wahlweise automatisch bestimmt: Zu der Blende, die entsprechend der gewünschten Schärfentie-

Navina Reus, Für F, 2009 12

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zen trennte, waren die Ergebnisse gut und marktgerecht. Die Trennung der Substanzen brachte eine längere Haltbarkeit der Chemie und eine bessere Stabilität der fertigen Bilder mit sich. Selbstfixierende Chemie war zu diesem Zeitpunkt keine echte Neuheit, da bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hauptsächlich Großformatfotografen mit dieser Möglichkeit experimentieren. Die Innovation des von Edwin Herbert Land entwickelten Verfahrens bestand darin, die Entwicklerkomponenten in die besagten Chemiekissen zu packen, die ihren Inhalt erst freigaben, wenn sie durch eng zusammenliegende Walzen in der Kamera zerquetscht wurden.

Doppelbelichtung, aufgenommen mit Polaroid Land automatic 320

CharmANT Peel-apart-Filme Denkt man an Polaroid, so fallen einem als erstes jene Szenen ein, in denen nach dem Auslösen der Kamera automatisch ein Bild ausgespuckt wird, das nach einer kurzen Entwicklungszeit betrachtet werden kann. Diese Bilder werden auf dem so genannten Integralfilm gemacht, und den gab es erst ab 1972. Die Geschichte der Sofortbildfotografie begann jedoch schon erheblich früher und mit ganz anderem Filmmaterial. Bereits 1947 stellte Edwin Herbert Land eine von ihm neu entwickelte Kamera vor, die es ermöglichte, bereits nach wenigen Sekunden ein fertiges Bild als Positiv zu präsentieren. Das Erstaunliche daran war nicht primär die Kamera, sondern das Aufnahmematerial. Die ersten Sofortbildkameras arbeiteten mit einer Art Rollfilm. Im Bauch der Kamera waren eine Rolle Filmmaterial und eine Rolle mit selbstfixierender Entwicklerchemie untergebracht. Anfangs handelte es sich dabei noch um Trockenchemie, die allerdings nicht die gewünschten Resultate brachte. Erst als Land die Entwicklerchemie in pastöser Form in Kissen verpackte und dabei die verschiedenen, zur Entwicklung benötigten Substan-

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Zum Weihnachtsgeschäft 1948 kam mit der Polaroid Land 95 die erste Polaroid-Kamera in den Verkauf; der passende Film hieß Typ 40 und produzierte sepiafarbene Bilder. Der Rollfilm bestand aus zwei Rollen – eine trug das Filmmaterial, die andere einen Papierträger, der mit aufgereihten Chemiekissen bestückt war. Nach der Aufnahme zog man das latente Bild zusammen mit seinem Chemiekissen durch die Walzen aus der Kamera. Dabei wurde das Chemiekissen zerquetscht und die Chemie gleichmäßig auf dem Film verteilt. Die Entwicklung startete also erst in dem Moment, in dem man das Bild aus der Kamera zog. Nach etwa einer Minute trennte man das Bild vom anhaftenden Papier und hielt das entwickelte Positiv in Händen. So entstand der noch heute gebräuchliche Name »Trennbildfilm« (»peel-apart-film«). Vom Wedeln der Bilder Lands Schnellentwicklungsverfahren wurde ein voller Erfolg – trotz zahlreicher Unkenrufe von Fachkollegen, die seine Kamera als überflüssigen Unfug und Spielerei verlachten. Der Anfang war gemacht, und ab diesem Zeitpunkt wurden die Filme immer weiter fortentwickelt. Dem Typ 40 folgte Typ 41, der machte schwarzweiße Bilder statt des bräunlichen Sepiatons. Bald kamen jedoch die ersten Reklamationen. Die Kunden beschwerten sich, dass Bilder nach relativ kurzer Zeit verblassten. So musste Edwin Herbert Land zurück in die Chemieküche. Zusammen mit einem Kollegen entwickelte er eine Art Schutzlack, mit dem der Anwender sein Bild behandeln und vor dem Verblassen schützen konnte. Dieser Schutzlack rettete wahrscheinlich das Unternehmen, denn hätte Land ihn nicht auf den Markt gebracht, so hätte Polaroid die Reklamationswelle wohl nicht überlebt. Dabei war die Lackierung nicht angenehm. Der Lack stank nach Essig, und damit die frisch lackierten Bilder schnell trockneten und der penetrante Geruch verflog, nahmen die Leute sie an einer Ecke und wedelten damit durch die Luft. So entstand der berühmte »Polaroid wave«. Diese typische Handbewegung, das Wedeln eines Polaroid-Bildes in der Luft, fand später sogar Eingang in die Polaroid-Werbung. Unsinnigerweise wurde in den entsprechenden Werbefilmen für die Integralfilme geworben, die eine Trocknung an der Luft ja gar nicht benötigten.

1963 erschien der erste Farbfilm als Trennbildfilm. Im gleichen Jahr brachte Polaroid dann auch die ersten Packfilm-Kameras mit den dazugehörigen Filmen auf den Markt. Man produzierte den Trennbildfilm jetzt auch in Einzelblättern, die jeweils zu zehn Stück in eine Kassette gepackt waren. Die komplette Kassette wurde in die Kamera eingesetzt, und die Bilder wurden nach der Belichtung einzeln herausgezogen. Diese Packfilmkassetten mit frisch produzierten Trennbildfilmen gibt es heute noch von Fujifilm; allerdings nicht mehr von Polaroid: Das Unternehmen, so wie wir es kennen, gibt es seit 2008 nicht mehr, es ging pleite. Die Trennbildfilmproduktion ist Geschichte, allein Impossible Project hat mit den Produktionsanlagen für Integralfilme in Enschede noch einen winzigen Teil der Legende erhalten und reaktiviert. Patente, Patente Dabei war Polaroid erstaunlich lange der einzige Riese im Markt der Sofortbildfotografie. Erst 1976 versuchte Kodak ein eigenes Segment in diesem Bereich zu etablieren. Dabei verstieß der »gelbe Riese« gegen insgesamt acht Polaroid-Patente, und nach zehn Jahren Rechtsstreit entschieden die Gerichte zu Gunsten von Polaroid. Neben einem Schadensersatz von fast einer Milliarde Dollar, den Kodak an Polaroid zahlen musste, sollte das Unternehmen auch alle seine bereits im Markt befindlichen Sofortbildkameras zurückrufen. Dabei handelte es sich immerhin um die stattliche Zahl von 16 Millionen Kameras. Einige davon findet man heute noch im Gebrauchtmarkt – Filme gibt es dafür allerdings schon lange nicht mehr. So nehmen die Kodak-Sofortbildkameras einen Platz in der Kuriositätenecke der Sammmlervitrinen ein. Auch Agfa hat damals Interesse am Sofortbildmarkt gezeigt, nach der gerichtlichen Niederlage von Kodak jedoch alle Aktivitäten in diese Richtung eingestellt. Der japanische Filmhersteller Fuji hatte bereits 1981 die Lizenz für die Herstellung von Sofortbildfilm von Kodak erworben. Nachdem Kodak den Prozess verloren hatte, einigte sich Polaroid allerdings sehr friedlich mit Fuji: Die Japaner versprachen, sich mit den Sofortbildfilmen auf den japanischen Markt zu beschränken. Nach dem Tod von Edwin Herbert Land im Jahr 1991 erloschen die Basispatente seiner Sofortbildverfahren. Jetzt kam Fuji zum Zuge und kopierte das Patent eines der meistverkauften Profifilme von Polaroid (Typ 669). Aus dieser Geschichte heraus gibt es heute noch Trennbildfilme aus dem Hause Fujifilm. PolaroidPackfilmkameras können mit diesen Fuji-Filmen bestückt werden, da die Kassetten von Fuji nur unwesentlich von denen Polaroids abweichen. Das erste Bild aus einer neuen Kassette lässt sich meist schwerer herausziehen, bei den folgenden geht es um einiges leichter. Etwas ganz Besonderes Wo liegt nun die Faszination im Umgang mit Trennbildfilmen? Zuallererst müssen wir uns an dieser Stelle über die Faszination des schnell verfügbaren Positivs unterhalten. Ein Sofortbild ist nicht nur sofort verfügbar, sondern auch immer ein Unikat.

Etwas ganz Besonderes also. Natürlich kann man das auf diese Weise entstandene Bild scannen und vervielfältigen, aber das einzelne Bild, das man aus seiner Kamera zieht, für das man aufregend wenige Sekunden warten muss, bis man es vorsichtig vom Papierträger trennen und betrachten kann, das ist einzigartig und so nicht reproduzierbar. Dabei ist es egal, ob es künstlerisch wertvoll, ästhetisch ansprechend oder als rein private Aufnahme geplant war. Auch das Festhalten eines emotionalen, unwiederbringlichen Moments ist in dieser Form etwas ganz Besonderes. Der Legende nach hat Edwin Herbert Land den Sofortbildfilm erfunden, weil seine kleine Tochter zu ungeduldig war, um auf die Ergebnisse herkömmlicher Fotografie warten zu wollen. Sie wollte sofort ein Bild sehen, nachdem die Kamera ausgelöst hatte. Und so geht es doch auch vielen von uns: Wir wollen das Ergebnis des gerade vergangenen Moments gern sofort sehen. Die einen, um ihn noch ein bisschen festhalten zu können, die anderen, um ein einzigartiges Bild sofort verschenken zu können, die nächsten, weil sie die künstlerischen Aspekte in ihrem Bild sofort prüfen wollen. Eben ist er gefallen, der Begriff, mit dem die Sofortbildfotografie so oft in Verbindung gebracht wird: der künstlerische Aspekt. Nicht ohne Grund, denn viele Künstler haben sich mit dieser Art der Fotografie ausgiebig und in zahlreichen Nuancen beschäftigt. Ganze Bildbände und Ausstellungen wurden mit Sofortbildern bestückt. Berühmte Namen kann man da aufzählen. Angefangen bei Ansel Adams, der bereits 1949 von Land als Berater angestellt wurde, über Andy Warhol, Helmut Newton bis hin zu Robert Mapplethorpe und vielen anderen. »The purpose of inventing instant photography was essentially aesthetic: to make available a new medium of expression to numerous individuals who have an artistic interest in the world around them.« (Edwin Herbert Land, 1947) Es war also nicht nur die kleine Tochter, die Edwin Herbert Land dazu brachte, das Sofortbildverfahren zu erfinden. Er hatte auch das Bestreben, all jenen, die ein künstlerisches Interesse an ihrer Umgebung hatten, ein Material an die Hand zu geben, mit dem sie umgehend festhalten und zeigen konnten, was ihnen in ihrer Umwelt begegnete. Unikate Man fragt sich an dieser Stelle, welchen Vorteil der Trennbildfilm gegenüber anderen Filmen hatte. Abgesehen von der schnellen Verfügbarkeit der Ergebnisse war es natürlich die Möglichkeit, quasi »aus dem Stand«, ein Unikat zu produzieren. Fotografiert man auf üblichem Filmmaterial, so hat man mit der Negativentwicklung und der weiteren Verarbeitung in der Dunkelkammer noch zahlreiche Möglichkeiten, das Bildergebnis zu beeinflussen. Hängt die fertige Vergrößerung an der Wand, so kann man mit dem Negativ immer noch weitere Bilder produzieren, die in ihrer Ausarbeitung zahllose Varianten zulassen. Ein Bild auf einem Trennbildfilm dagegen ist fertig, sobald man Film und

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Lichtsammler Fotografen mit Camera obscura

Hanns Zischler, Selbstportrait vor rauher See

Hanns Zischler, Hummelflug Meerwärts

Zähmung des Zeitbildes Der Schauspieler und Autor Hanns Zischler fotografiert seit Jahren mit einer Rigby-Lochkamera, um »das chaotische Spiel von Wind, Welle und Wolke zu überlisten und zu einem einzigen Zeitbild zu zähmen«. So gelingen ihm dynamische, leuchtkräftige Farbfotografien von großer poetischer Kraft. Im Frühsommer widmet ihm die Alfred Ehrhardt Stiftung in Berlin eine Ausstel-

lung: »Hanns Zischler: Nach der Natur (Camera obscura)«; ein gleichnamiger Band ist beim Kehrer-Verlag in Vorbereitung. 25. Mai bis 30. Juni 2013 Alfred Ehrhardt Stiftung Berlin Auguststr. 75, 10117 Berlin www.alfred-ehrhardt-stiftung.de Hanns Zischler, Das Blitzen der Blüten

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Der Bilder raue Seele Der Fotokünstler Werner Kiera hat seine hier gezeigten Arbeiten analog aufgenommen und diese Aufnahmen dann digital nachbearbeitet – auf einem iPhone. Nicht das polierte Bild ist sein Anliegen, sondern das ausdrückliche. Seine Mittelformataufnahmen entstehen mit Agfa Isola, Tengor Box oder Pouva Start auf Rollfilm Kodak T-Max 100. Die Mittelformatnegative werden eingescannt und dann vom Notebook zum iPhone gemailt und dort nachbearbeitet.

»Ich arbeite ganz bewusst nicht im High-End-Bereich (ich meine damit ›knackige‹ und ›polierte‹ Bilder), sondern ich mag es, wenn Bilder auch schon mal Unschärfe haben oder raue, körnige Oberflächen. Also nicht ›perfekt‹ sind.«

»Der ganze Auflösungswahnsinn geht mir gehörig auf den Wecker; das ist meiner Meinung nach eh ein MarketingQuatsch. Für gute Bilder braucht es keine tausende Euro teuren Kameras oder Objektive.«

Die Kleinbildaufnahmen sind mit Canon A1 respektive EOS-3 vorwiegend auf Kodak Ektar 100 gemacht. Sie werden auf ein via App zum Leuchttisch gewandeltes iPad gelegt und mit einer EOS 500D und einem 50-mm-Makroobjektiv abfotografiert. Die RAW-Bilddaten werden dann mit Apples Camera Connection Kit von der Speicherkarte ins iPad eingelesen und von dort via Mail ans iPhone gesendet, wo sie mit diversen Bildbearbeitungs-Apps nachbearbeitet werden. thoMas

Werner Kiera, Der Tagtraum

Werner Kiera, The Last Illusion

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Werner Kiera, The Black Mirror

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Mitarbeiter dieser Ausgabe Annabess Jiranek

Inspiriert vom Kamera-begeisterten Vater kam sie durch die Auflösung des Kamerawerkes Pentacon in den 1990ern zu einer »richtigen« Spiegelreflexkamera, einer Praktica MTL, die neben vielen anderen Kameras auf einem Haufen im Hof lag, weil die zur Entsorgung des Produktionsbestandes bereitgestellten Container nicht ausreichten. Mit dieser Kamera wurde anfangs recht sinnfrei geknipst, in der arroganten Annahme, eine gute Kamera mache von alleine gute Bilder. Leider war dem nicht so. Also gab sie das Fotografieren erst einmal auf; hatte genug mit Schule, Lehre, Weltentdeckung usw. zu tun. 2008 fand sie dann wieder zur alten Kameraausrüstung und damit zur Fotografie zurück. Mittlerweile fotografiert sie auch mit einer Mittel- und Großformatkamera, arbeitet regelmäßig in der Dunkelkammer und hat die historischen fotografischen Verfahren für sich entdeckt.

Manuel Hefti

Ist als Jahrgang 1976 in einer Zeit aufgewachsen, als die Pocketkamera mit 110er Kassettenfilm das Leben der breiten Masse fotografisch dokumentierte. Als typischer Quereinsteiger lernte er sein Handwerk 2001 als Assistent eines befreundeten Fotografen und durfte noch eine vollumfänglich analoge Schule genießen. Für einen gelernten Chemielaboranten ein Riesenspaß! Obwohl er mittlerweile hauptsächlich digital fotografiert, hat die analoge Fotografie für ihn immer noch einen sehr hohen Stellenwert. Auch das Labor-Gen hat er nicht verloren, so interessiert er sich sehr für alternative fotografische Verfahren und das Zusammenmischen von »fotogenem Hexengebräu«. Von Zeit zu Zeit lebt er sein Fernweh in mehrmonatigen Fotoreisen aus und ist dann halt einfach mal weg.

Marc Peschke

1970 in Offenbach am Main geboren – lebt in Wiesbaden und Hamburg. Studium der Kunstgeschichte, Komparatistik und Ethnologie. Seit 1993 Mitarbeit bei verschiedenen deutschen und internationalen Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien mit den Schwerpunkten Fotokunst, Literatur, Popmusik und neue Bildende Kunst. Katalog-Beiträge und eigene Buchveröffentlichungen. 1997 bis 2002 Kurator und Mitinhaber der Fotokunst-Galerie »kunstadapter«. Freie Kuratorenschaften. Eigene Ausstellungen.

Antonino Zambito und Andreas Pflaum

Haben 2009 die Fotokunstschule gegründet; ihr Ziel ist »das Bewahren und Aufrechterhalten der echten Fotografie«. Die Ambitionen der Fotokunstschule gehen über das reine Unterrichten hinaus, auch die Umsetzung und Betreuung von Kunstprojekten gehört zu ihrem Geschäft. Kleine Videos, ein regelmäßiger Podcast und ein eigener Shop runden das Angebot ab.

Dr. rer. nat. Christoph M. Jehle (CJ)

Seit 1976 (Merian-Heft »Irland«) als Autor zu regionalen Themen in Europa und Fernost sowie als Autor und Herausgeber in den Bereichen Erneuerbare Energien, Energieffizienz und Ökodesign aktiv. Weiß und berichtet zudem über die Hintergründe der Fotobranche.

Frauke Peltzer

Jahrgang 1963. Kaufmännische Ausbildung und Studium der angewandten Kulturwissenschaften. Langjährige Tätigkeit im Marketing und als freischaffende Fotografin. Heute ist sie geschäftsführende Gesellschafterin eines auf die analoge Fotografie spezialisierten Fotofachhandels. In ihrer nicht all zu reich bemessenen Freizeit setzt sie freie Projekte in der künstlerischen Fotografie um.

Michael Weyl

Jahrgang 1959. Mehrere Berufsausbildungen, unter anderem als Werbefotograf, Handelsfachwirt und Wirtschaftsinformatiker. Berufliche Stationen waren freischaffender Werbefotograf, Inhaber eines Werbestudios und Unternehmensberater. Heute ist er wieder dahin zurückgekehrt, wo alles begann: zur analogen Fotografie. Dort befasst er sich im Schwerpunkt mit der Entwicklung neuer Produkte, unterrichtet Fotografen im Rahmen von Workshops und übernimmt Kundenberatung und Coachings. Privat gilt sein Interesse der künstlerischen und surrealistischen Fotografie.

Nina Eibelshäuser

Die diplomierte Grafik-Designerin hatte neben der Typografie die Fotografie als Studien-Schwerpunkt. Vor dem Studium, später in den vorlesungsfreien Zeiten, hat sie im Fotogroßlabor gearbeitet und unter anderem für namhafte Fotokünstler großformatige Abzüge angefertigt. Ihre erste Kamera war eine Nikon F6, später eine Zenza Bronica 6x6. Seit 2007 arbeitet sie für Wolfgang Heinen als Projektmanagerin und ist neben der Gestaltung anderer Foto-Magazine für das gestalterische Konzept von PhotoKlassik verantwortlich.

Thomas Maschke (thoMas) Guido Krebs

Fotoingenieur, Jahrgang 1965. Fotografiert seit über 30 Jahren, digital und analog, Kleinbild, Mittelformat und Großformat bis 8x10". Der Laborator 184 und die ATL2 stehen betriebsbereit im Keller. Fotografiert lieber mit Polaroid oder Lomo statt mit Hipstamatic. Sieht digitale und filmbasierte Fotografie nicht als Entweder – Oder, sondern als Ergänzung der Stilmittel. Und wenn es ganz hart kommt, fotografiert er Dias und Negative mit der Digitalkamera ab.

Ilka Siegling

Stift und Papier, damit fing alles an, zunächst war es Zeichnen, trennte sich dann in Fotografieren und Schreiben. Die erste vom Taschengeld zusammengesparte Kamera konnte an sich nicht als solche bezeichnet werden, funktionierte aber zuverlässig 14 Jahre lang und machte einfach Spaß. Der Ausflug ins Digitale ermöglichte die erste Spiegelreflex, ein sehr digitaler Beruf führte dann im Privaten verstärkt zum Manuellen. Unterfüttert durch ein Studium der Technischen Redaktion mit heutiger Ausprägung als Autorin und Presseschreiberin ein guter Mix: Es ergänzt sich ebenso, wie es sich ausgleicht; Digital und Analog, Schrift und Bild. 96

Fotografiert seit Jahrzehnten und seit dem elften Lebensjahr; beginnend mit einer gebrauchten Kleinbild-Balgen-Klappkamera von Zeiss Ikon (Typenbezeichnung vergessen, die Kamera auf einer Parkbank in Venedig vergessen). Das Konfirmationsgeld wurde in eine umfangreiche Spiegelreflex-Ausrüstung und ein komplettes Labor investiert. Unvergessen der Moment, als er mit dem 300er Tele am Balgengerät partout nicht scharfstellen konnte – bis unversehens ein Schlüsselchen in ca. fünf Metern Entfernung scharf im Sucher aufschien. Unvergessen auch, als sich das Bild der ersten eigenen Vergrößerung in der Schale aufbaute – magisch, diese Fotografie.

Wolfgang Heinen

Der Autor hat mit zwölf Jahren die Kamera seines Vaters (Zeiss Ikon) zerlegt – und niemand hat sie je wieder zusammen bekommen. Trotzdem mit 14 die erste eigene Kamera geschenkt bekommen – und seitdem ist Fotografie das Thema: eigene Dunkelkammer, Sehnenscheidenentzündung durch Kippentwicklung am laufenden Band. Das Studium Fotoingenieurwesen nur mit Hilfe des Nebenmanns in der Physik-Klausur geschafft, dann Kommunikationsdesign studiert – was für eine Erleichterung. Anschließend Aufbau einer eigenen Agentur für Kommunikation, Verlagsleitung PHOTO PRESSE, mit Partnern digit! gegründet. Nebenbei zahlreiche Fotoprojekte. Im Jahr 2000 mit Fotobuch »Ortszeitpunkte« den Kodak Fotobuchpreis gewonnen. Seitdem ist wieder viel passiert, unter anderem fotocommunity [plus] gegründet, photokina Daily und jetzt PhotoKlassik. Ganz zu Schweigen von diversen Online-Projekten. Aber das ist eine andere Geschichte. 97

Ausgabe 3.2013 erscheint am 11. Juni 2013 • Edeldrucke

• Junge Fotografie

• Stefan Milev + 8x10-Impossible

Foto: Andreas Obermann

IMPRESSUM Herausgeber Heinen&Maschke PhotoKlassik GbR In den Flachten 10, 53639 Königswinter www.photoklassik.de

Anzeigen Dipl.-Ing./Dipl.-Des. Wolfgang Heinen Tel. +49 173-7273580 [email protected]

Chefredaktion Thomas Maschke (DGPh), V.i.S.d.P, [email protected] Dipl.-Ing./Dipl.-Des. Wolfgang Heinen, [email protected]

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 4, Januar 2013

Gestaltung Dipl.-Des. Nina Eibelshäuser, [email protected] Druck D+L Printpartner GmbH Umschlag: Bilderdruck holzfrei glänzend gestrichen 250 g/qm Inhalt: Profisilk, silkmatt vollgestrichen holzfrei Bilderdruck 150 g/qm Gesetzt in ITC Weidemann und Myriad Pro Vertrieb IPS Pressevertrieb GmbH, Auflage 10.000 Erscheinungsweise viermal jährlich 98

Abonnement [email protected] Rechte Die Redaktion behält sich die Kürzung und Bearbeitung von Beiträgen vor. Für unverlangt eingesandte Fotos, Manuskripte und Dateien wird keine Haftung übernommen. Das Recht zur Veröffentlichung wird prinzipiell vorausgesetzt. Alle in PhotoKlassik veröffentlichten Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit vorheriger Absprache mit dem Verlag vervielfältigt werden. PhotoKlassik ist im ausgewählten Groß- und Einzelhandel sowie im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel erhältlich. Als Abonnement außerdem über www.photoklassik.de zu beziehen. Der Titel »PhotoKlassik« wurde in allen Schreibweisen und Darstellungsformen geschützt (§ 5 Abs. 3 MarkenG). 99

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