Download K3 8/2012 - Kreisjugendring München...
15. Jahrgang • No. 8 • Dezember 12
Schwerpunktthema
EXTREM
www.kjr-m.de
Startrampe ins Leben
... wir haben schon mal angefangen
Roboter im Kreisjugendring
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Inhalt Aktuell 4
Zukunftswerkstatt Hochschule
Ausgabe 8/2012 | erschienen am 14.12.2012
Campus International – Exzellent! Oder nicht?
Verleger:
KJR-Seifenkisten-Cup 2012
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Impressum
Rasante Herbstferien Modellprojekt der Arbeitsgemeinschaft Spiellandschaft Stadt
11 Spielen, Leben, Lernen in Waldperlach Ein Tag für die Liebe – Oder:
14 „Kann man Liebe lernen?“ Berliner Mädchenwochenende im Jugendtreff am Biederstein
15 Respekt! Übernachtung ohne Strom im Intermezzo
17 Mach‘s Licht aus! Berufsorientierung für Mädchen
19 Lötstation und Lidschatten
Angebote Pädagogischer Interaktiv-Preis
29 PÄDI zum 15. Mal verliehen JIZ-Medienwoche
31 Depp 2.0?? Tipps + Tricks für Fans + Freunde
Kalender
Kreisjugendring München-Stadt im Bayerischen Jugendring, Paul-Heyse-Str. 22, 80336 München Telefon 089 / 51 41 06-978, Fax 089 / 51 41 06-45 E-Mail:
[email protected], Internet: www.kjr-m.de
Verantwortlich: Tom Rausch, Vorsitzender Redaktion: Angelika Baumgart-Jena (verantwortlich), Michael Graber, Herbert Hartinger, Erika Hennig, Marko Junghänel, Claudia Lässig, Manuela Sauer, Armin Schroth, Gecko Wagner, Tanja Wirth, Ingrid Zorn. Unterstützung bei der Themenfindung im Schwerpunktteil durch Gerhard Wagner. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Heraus gebers wieder. Titelbild: KJR-Seifenkistencup 2012, Foto: KLOTZI.de Verwaltung: Jana Beyreuther Layout: Fa-Ro Marketing, München Druck: GPP Engelhardt GmbH, München Auflage: 3.000 Exemplare Abonnementpreis: Der Bezug ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Erscheinungsweise: 8 Ausgaben jährlich Nächste Ausgabe Erscheinungsdatum: 4.2.2013 Redaktionsschluss: 7.1.2013 Schwerpunktthema: Jugendarbeit international Gefördert aus Mitteln der Landeshauptstadt München
Galerie 90
32 Kreative Bilder und Fotos
Schwerpunkt: E X T R E M Fans zwischen Leben, Liebe und Leiden
20 Unsere Heimat ist die Kurve
Die Medien-Öffentlichkeit nimmt Fans meist als grölend und betrunken wahr. Das Handeln der Fans ist tatsächlich oft irrational und von puren Emotionen getrieben – wie das Spiel auf dem Platz auch. Und Emotionen führen schnell zur Leidenschaft. Von Toni Meyer Ausbeutung von Tieren zerstört Lebensgrundlagen
21 „Vegxtrem!?“
„Immer die Mitte nehmen, extrem ist nie gut“. Dahinter stecken meist billige Ausreden. Wenn man seine Verhaltensmuster reflektiert und präventiv agiert, stellt man fest, dass es extrem wäre, einfach so weiterzumachen wie bisher. Von Viktor Gebhart
Kostenlose Aufklärung zur Lawinengefahr
24 Check Your Risk
Wer selbst einmal einen Lawinenabgang erlebt hat, ist für immer geheilt und vorsichtig. Wichtig ist, sich gar nicht erst in Gefahrensituationen zu begeben. Passiert dann doch etwas, hilft eine fundierte Ausbildung in der Alpenvereinsjugend. Von Florian Bischof Extreme Hobbys
25 Spaß macht, was extrem ist
Der Puls steigt, das Adrenalin schießt durch den Körper, die Sinne sind scharf. Spaß, Action, Risiko, Erfolgserlebnis. Schneller, höher, tiefer, abgefahrener: Extremen Hobbys sind buchstäblich keine Grenzen gesetzt. Einige aktuelle Trends. Von Tanja Wirth Eine persönliche Abrechnung mit dem „Extremen“
Wave-Gotik-Treffen in Leipzig
22 Mein „Schwarzes Pfingsten“
Wie aus einer spontanen Verabredung zu „Schwarzen Pfingsten“ ein echtes kulturelles Highlight für mich wurde. Bis zu 20.000 Anhänger/innen aus dem In- und Ausland treffen sich jährlich in Leipzig, um für vier Tage ihre Fantasien auszuleben. Von Astrid Weindl
26 Außergewöhnlich, sagenhaft, extravagant
Wenn der Body-Mass-Index (BMI) jenseits der 30 liegt, ist man grundsätzlich misstrauisch. Erst recht, wenn man den Auftrag erhält, einen Artikel zum Thema extremes Gewicht zu schreiben. Zeit, das Wort „extrem“ auf den Prüfstand zu stellen? Von Marko Junghänel Hilfe zu einem selbstbestimmten Glauben
Zwischen Statuskonsum und dem Ringen um Anerkennung
23 Identifikation an der Ladenkasse
Kinder und Jugendliche gelten gemeinhin als kaufsüchtig und markengeil. Das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit, sagt Axel Dammler, Geschäftsführer iconkids & youth – einem renommierten Jugendforschungsinstitut in München. Von Marko Junghänel
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28 Extrem glauben ...
Immer wieder ist von Gruppen und Organisationen zu lesen, die als „extreme Glaubensgruppen“ oder „extreme Sekten“ bezeichnet werden. Dabei wird oft von Menschen berichtet, die in diesen Gruppe verletzende Erfahrungen machen mussten. Von Rudi Forstmeier
Aktuell
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Herbstvollversammlung des KJR
Wahlen, Samenbomben und Konsum Zur Herbstvollversammlung des KJR waren die Delegierten ins KorbiniansHaus des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) geladen. Neben Nachwahlen zum Vorstand stand das Thema „Kritischer Konsum“ auf der Tagesordnung. KJR-Vorsitzender Tom Rausch begrüßte die 58 Delegierten und die vielen Gäste, unter ihnen auch Christian Müller, der in Vertretung des Oberbürgermeisters die Grußworte der Stadt überbrachte. Er dankte der Jugendarbeit für ihr großes Engagement, München als vielfältige und bunte Stadt weiterzuentwickeln. Dass der Stadt dieser Einsatz auch wichtig ist, zeigt sich u.a. in der Drei-Prozent-Steigerung für die Finanzen der Jugendarbeit, die aufgrund der Tarifsteigerungen gewährt wurden.
der Schulterschluss der Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, die gemeinsam ein Positionspapier erarbeitet und ihre Forderungen an die Kommunalpolitik zum Ausdruck gebracht haben. In dem Papier wird vor allem eine intensivere Kooperation von Jugendamt und dem Referat für Bildung und Sport angemahnt. Interessant ist ein Modellprojekt zum Gebundenen Ganztag, das der KJR mit der Grundschule an der Helmholtzschule durchführt. Aufgrund des stark gewachsenen und weiter expandierenden Bereichs
und dann auch noch essen, damit lassen sich Kinder begeistern. Guerilla Gardening, Samenbomben bauen und „verteilen“ hat eine Abenteuerkomponente und interessiert eher Jugendliche. Die Outdoor-Küche im 3300 qm großen Gemeinschaftsgarten (übrigens ohne Strom und fließend Wasser, „denn die Stadtwerke wollen 4000 Euro für einmal Schalter umlegen“) dient auch dazu, aktuelles Überangebot von Gemüse und Obst haltbar zu machen und z.B. einzukochen. Spannend auch das Thema Postkonsum. Unvorstellbar die Menge an Lebensmitteln, die täglich weggeworfen wird. Das ist vielen Jugendlichen nicht bewusst und für die, die das „Containern“ - das Stöbern nach wegge-
NS-Dokumentationszentrum Der Bericht des Vorstands war den Delegierten diesmal bereits mit den Vollversammlungsunterlagen zugeschickt worden, so dass sich der Vorstand auf zwei Themen konzentrieren konnte, die seit der Frühjahrsvollversammlung besonders intensiv behandelt worden waren. Tom Rausch und Sylvia Schlund (Fachstelle Zeitgeschichtliche Projekte) berichteten von den Aktivitäten rund um das NS-Dokumentationszentrum. Sylvia Schlund entführte die Delegierten in die Geschichte des Königsplatzes, erzählte von dem Park, den Ludwig I dort anlegen ließ, den Granitplatten, mit denen die Nationalsozialisten den Platz pfl asterten und deren Maße einem Soldatenschritt entsprachen, von den historischen Gebäuden rund um den Königsplatz und dem künftigen Standort des NS-Dokumentationszentrums. Die beiden Referenten berichteten von den intensiven Bemühungen, junge Menschen bei der Gestaltung des pädagogischen Konzepts aktiv zu beteiligen und zu ermöglichen, dass sie eigene Idee einbringen können. Ein kurzer Ausblick auf das für Juli 2013 geplante Sommercamp unter dem Motto „Jugend bildet Jugend“ stieß auf Interesse. Andy Mayer (BDKJ-Stadtvorsitzender) appellierte an die Delegierten, sich doch aktiv im AK NS-Dokumentationszentrum einzubringen, damit sich die Vielfalt der Verbände auch bei der Entwicklung eines Konzepts der außerschulischen Bildung widerspiegeln könne: „Jugendverbände haben mehr drauf, die können nicht nur Kinder bespaßen, sondern auch Erinnerungsarbeit leisten.“
Jugendarbeit und Schule Den zweiten Schwerpunkt, die Kooperation von Jugendarbeit und Schule, präsentierte Vorstandsmitglied Korbinian Ballweg. Er berichtete vom Sonderförderprogramm „Alles Schule oder was!?“, dessen Ergebnisse den Jugendverbänden voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres vorgestellt werden. Sehr wichtig in den letzten Monaten war auch
der Schulkooperationen ist für 2013 im KJR eine Organisationsentwicklung für diesen Arbeitsschwerpunkt geplant.
Kritischer Konsum Inhaltliche Schwerpunkt der Herbstvollversammlung war das Thema „Kritischer Konsum“. Bereits im Herbst 2011 hatten die Delegierten den KJR-Vorstand beauftragt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Im KJR entstand eine Nachhaltigkeitsstrategie, die mit einer Fachstelle, die seit 1.10.2012 besetzt ist, auch mit Leben gefüllt werden soll. Infos dazu gibt es unter www. kjr-m.de/nachhaltigkeit. Die Delegierten erhielten durch die Referentin Carolina („mein Nachname ist völlig unwichtig“) vom Gemeinschaftsgarten „O’pflanzt is“ jede Menge Infos zum Thema Kritischer Konsum. Die Referentin beeindruckte die Delegierten mit einem rasanten Vortrag von Präkonsum über Postkonsum, von Bienenvölkern und Minen, von Hochbeeten und Containern, von Guerilla Gardening bis hin zu Recycling und Reusing. Ein großes Problem sieht Carolina in der fehlenden Wertschätzung für Essen gerade bei Kindern und Jugendlichen und das mangelnde Wissen, wenn es um Lebensmittel geht. Ein wichtiger Ansatz ist also, die Produktion von Lebensmitteln sichtbar zu machen: Beete anlegen (auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände nur in Hochbeeten, wegen der Gefahr von Minen), Selbstangebautes wachsen sehen und ernten
worfenen Lebensmitteln in den Müllbehältern von Lebensmittelgeschäften - wagen, meist ein eindrückliches und nachhaltiges Erlebnis. Der kurzweilige Vortrag begeisterte die Delegierten, die sich über mögliche Aktionen und Aktivitäten für Kinder und Jugendlichen informierten, bevor es ans fleischlose BioAbendessen ging.
Neue Vorstandsmitglieder Bei den Nachwahlen zum Vorstand, die nach der Antragsnachbesprechung und dem Wirtschaftsplan 2013 anstanden, wurde die 25-jährige DGB-Jugendsekretärin Laura Pulz zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Tom Rausch gratulierte sehr herzlich und überreichte eine kleine Krone. Neu im Vorstand sind die 29-jährige Sozialpädagogin Stefanie Lux vom BDKJ sowie der 25-jährige Fotodesigner Julian Schulz vom Münchner Schülerbüro. Die Nachwahl war nötig geworden, nachdem Markus Schön (BDKJ) und Katharina Joho (DGB-Jugend) im Sommer aus beruflichen Gründen zurückgetreten waren. Die nächste Vollversammlung findet am 11. Juni 2013 statt. Hier werden die Delegierten bei den turnusgemäß geplanten Wahlen einen neuen Vorstand bestimmen, der dann eine zweijährige Amtszeit vor sich hat. Angelika Baumgart-Jena, Öffentlichkeitsarbeit, KJR 8|12
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Aktuell Zukunftswerkstatt Hochschule
Campus International – Exzellent! Oder nicht? In Deutschland gibt es dieses Jahr mehr internationale Studierende als je zuvor - doch vor welchen Hürden sie stehen, wie sie gefördert werden und wie sie sich vernetzen, verschwindet oft aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Obwohl Internationalität und europa- und weltweiter Wettbewerb um die besten Köpfe doch prominente Themen sind. Grund genug für die Zukunftswerkstatt, zusammen mit der studentischen Vernetzungsinitiative get2gether dieses Thema zu diskutieren. Dazu eingeladen wurden Dr. Stefan Lauterbach (Leiter International Office LMU), Marta Fetings (Interkulturelle Beratungsstelle LMU), Piotr Posluszny (International Office TU), Lucia Hegenbartova (Masterstudentin mit DAAD-Stipendium, aus der Slowakei), Mohamed Amine Mansouri (Vertretung der Tunesischen Studierenden) und Rong Wang (Chinese Students and Scholars Association). Die Diskussion moderierte Eliza Skowron (Working Between Cultures). Lauterbach wies eingangs darauf hin, dass man bereits ein internationaler Campus sei. Internationalität sei in Anbetracht der Anzahl internationaler Studierender ein Fakt, dem begegnet werden müsse. Dennoch sei die bloße Anzahl internationaler Studierender nur ein Indikator unter anderen dafür, wie international eine Hochschule ist. Internationalisierung sieht er als Antwort der Hochschulen auf die Globalisierung - es gehe darum, Studierenden die interkulturellen Kompetenzen, die sie in einer globalisierten Welt brauchen, mitzugeben: dadurch, dass Studentinnen und Studenten ins Ausland gehen, aber auch dadurch, dass sie mit internationalen Studierenden an der Heimuniversität in Kontakt stehen. Es sei daher wichtig, auf internationale Studierende zuzugehen und sie aktiv ins Hochschulleben einzubinden. Auch wenn Posluszny diese
Ansichten weitgehend teilte, widersprach er doch der Forderung, auf internationale Studierende verstärkt zuzugehen. Seiner Ansicht nach seien internationale Studierende selbst in der Pflicht sich zu erkundigen und einzugliedern, wenn sie hier studieren wollten. Fetings wies demgegenüber darauf hin, dass bei internationalen Programmstudierenden - also solchen, die etwa über ERASMUS kamen - jeder verstehe, dass Unterstützung und Förderung in einem anderen Land nötig sei; dass eine ähnliche Förderung aber für internationale Studierende, die ihr gesamtes Studium hier absolvieren, dennoch nicht existiere. Als eine Möglichkeit, die Betreuung zu verbessern, schlug Rong Wang vor, ein Buddy- oder Mentoringprogramm zu etablieren, in dem deutsche und Studierende aus anderen Ländern zusammenkommen. So würden auch deutschen Studierenden an der Heimuniversität internationale und interkulturelle Erfahrungen ermöglicht. Posluszny wies darauf hin, dass dies bereits mit TUMI erfolgreich praktiziert würde. Wang nimmt Internationalität als einen „state of mind“ und als Ressource wahr, von
Come In gewinnt bei Respect 2012 Strahlenden Gewinner nach der Preisverleihung beim diesjährigen Ideenwettbewerb „Respect 2012 - Respectaktivisten/Innen gesucht“ im Kulturhaus Neuperlach am 16. November. „Setzt ein Zeichen für Gemeinschaft und gegen Diskriminierung in unserem Stadtteil“ - unter diesem Motto hatte die Kooperationsgemeinschaft Colors of Respect 2012 zum siebten Mal alle Menschen in Ramersdorf/Perlach aufgerufen, sich an einem Ideenwettbewerb zu beteiligen. Die ersten beiden Plätze belegten zwei Gruppen aus dem KJT Come In mit Filmprojektideen zum Thema „Mobbing“. 8|12
der beide Seiten profitieren könnten. Internationale Studierende benötigten keine Hilfe oder Fürsorge, sondern sollten stärker als eine Bereicherung des Campus wahrgenommen und auch in dieser Form eingegliedert werden. Die Diskussion wurde von Berichten über Erfahrungen und Erlebnisse aus dem studentischen Leben von Lucia und Mohammed abgerundet; während Mohammed die Studienbedingungen in Deutschland sehr gut findet und keine Verbesserungsvorschläge für nötig hält, sieht Lucia noch einen Mangel an Möglichkeiten, sich mit anderen zu vernetzen. Während der Diskussion haben wir von der Zukunftswerkstatt den Eindruck gewonnen, dass die Förderung internationaler Studierender oft zu sehr in karitativer Absicht geschieht. Es scheint dann so, als ob international zu sein, die Studierenden vor besondere Hürden stellt. Sicherlich ist das zu einem gewissen Grad auch richtig - die alltäglichen Probleme außerhalb des Campus sind nicht von der Hand zu weisen. Dies gilt allerdings nicht unbedingt für das Leben innerhalb der Hochschule. Eine problemfokussierte Sicht auf internationale Studierende würdigt nicht ihr Potential, mit dem sie den Campus bereichern könnten. Vielleicht heißt Internationalität auch, nicht zwischen deutschen und ausländischen Studierenden zu unterscheiden - sondern sich schlicht als eine internationale Community wahrzunehmen, in der es keine Minder- und Mehrheiten gibt. Dass die Universität vom Einzelnen viel Eigeninitiative erwartet, wäre dann eine Anforderung, die an alle gleichermaßen gestellt ist. Vielleicht ist das auch das eigentliche Kernproblem in der Debatte. Die Zukunftswerkstatt sieht deshalb drei Lösungsansätze, die auf www.zukunfths.de erläutert werden. Marina Lessig, Zukunftswerkstatt Hochschule
Aktuell
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MKJZ-Kinder bei Jugendfilmwettbewerb ausgezeichnet
Eine filmreife Leistung
Mit ihrem Film über den biologischen Obst- und Gemüsegarten vor dem MKJZ überzeugten die Kids die Jury, die die besten Filme aus über 75 Einsendungen prämierte. Der Jugendfilmwettbewerb wurde heuer zum zweiten Mal vom Familienunternehmen Hofpfisterei veranstaltet, die Schirmherrschaft übernahm das Bayerische Kultusministerium. Die feierliche Preisverleihung fand im Nymphenburger Schloss statt. Unter dem Motto „Wir sind die Regisseure unserer Zukunft“ waren Kinder und Jugendliche von 11 bis 18 Jahren aufgerufen, im Frühjahr und Sommer einen maximal fünfminütigen Film entstehen zu lassen, der sich mit den Themen Naturerlebnis, Umwelt, Ernährung, Öko-Engagement oder Schönheit der Natur beschäftigt.
„Da geht einem das Herz auf“ Vier Hauptakteure und mehrere Schauspieler/innen haben am MKJZ-Film mitgewirkt,
Die glücklichen Gewinnerinnen: Selini und Georgia nahmen stellvertretend für alle Akteure den Sonderpreis für „Gute Idee und Engagement“ an. Ihre Eltern freuten sich mit ihnen. federführend die beiden Jungregisseurinnen Selini (12) und Georgia (12), die stellvertretend für ihre Gruppe bei der festlichen Preisverleihung die Urkunde und den Hugendubel-Gutschein in Empfang nahmen. Im Film zeigen die Mädchen und Jungen, dass das Motto „Kinder bringen die Natur
Foto: Sabrina Eisele
Es war der verdiente Lohn nach harter Arbeit: Für ihren Dokumentarfilm „Kinder bringen die Natur in die Stadt“ wurde das Filmteam des Multikulturellen Jugendzentrums Westend (MKJZ) beim Jugendfilmwettbewerb „(D)Ein Blick in die Natur“ mit dem Sonderpreis für „Gute Idee und Engagement“ ausgezeichnet.
in die Stadt“ keinesfalls nur heiße Luft ist: Erdbeeren, Sonnenblumen, Mais und auch Schwarzkohl aus der Türkei wachsen in dem kleinen Obst- und Gemüsegarten vor dem MKJZ. „Wenn man hier vorbeikommt, dann geht einem einfach das Herz auf“, erzählt eine Nachbarin im Film, die sich für ein Interview zur Verfügung gestellt hat. Vögel, Bienen, Würmer und andere Tiere tummeln sich auf der kleinen Grünfläche mitten in der Stadt. Im Film sieht man aber auch, dass ein solcher Garten mit viel Arbeit verbunden ist: Aussaat im Frühjahr, Unkraut jäten, Früchte ernten, das alles muss erledigt werden. Die Kinder und Jugendlichen seien durch das Projekt richtig auf den Geschmack gekommen, was das Filmen betrifft, erklärt Ismail Sahin, Leiter des MKJZ. „Unsere Filmgruppe hat im Sommer zur Vorbereitung ja auch an einem Filmworkshop der Hofpfisterei teilgenommen und in dieser Richtung wollen wir auch zukünftig weitermachen.“ So soll beispielsweise ein Besuch in einem professionellen Filmstudio organisiert werden: „Vielleicht ist für die Mädels ja sogar ein Praktikum möglich“, hofft Sahin. Diese würden nämlich sehr gerne mit dem Filmen weitermachen. Sabrina Eisele (Erstveröffentlichung im Werbe-Spiegel Westend, 46. Woche 2012)
Jugendkorbinianswallfahrt 2012
„Seid ein AufRufeZeichen“ Mehrere Tausend Jugendliche und junge Erwachsene sind am Sonntag, den 18. November zur Jugendkorbinianswallfahrt auf den Freisinger Domberg gepilgert. Zu diesem 70. Jubiläum gingen mehr als 50 Wallfahrergruppen aus allen Teilen der Erzdiözese zu Fuß nach Freising. Bereits am Samstag pilgerten 130 Jugendliche und junge Erwachsene auf den Spuren der ersten Wallfahrer von 1942 vom Münchner Liefrauendom zum Freisinger Dom. „Der mit Jugendlichen volle Dom, die Begegnungen und Gespräche danach machen die besondere Atmosphäre von Jugendkorbinian aus“, erklärt Projektleiterin Maria Kunschert. Im Jubiläumsjahr gab es mehr Workshops und Aktionsstände als üblich. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof der Erzdiözese München und Freising, feierte am Sonntagmorgen mit den Jugendlichen im überfüllten Mariendom den Eröffnungsgottesdienst. In seiner Predigt forderte Kardinal Reinhard Marx die Teilnehmenden auf, in Familie und Freundeskreis, aber auch in po-
litischen und gesellschaftlichen Fragen aktiv zu werden. „Unsere Lebensweise ist nicht zukunftsfähig. Wir brauchen eine andere Lebensweise und eine andere Vorstellung von materiellem Wert. Sonst wird dieser Planet nicht überleben können.“ Kardinal Marx
ermutigte die jungen Menschen, ihr Denken und Handeln an Jesus Christus auszurichten. „Dann seid ihr ein AufRufeZeichen“, bezog sich Marx auf das Motto der Wallfahrt. Alois Obermaier, BDKJ-Diözesanvorsitzender 8|12
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Aktuell Brigitte Schimmer verabschiedet
Jugendtreff Adieu! Nach 38 Jahren im Jugendtreff Neuhausen wurde Brigitte Schimmer am 26. Oktober im Rahmen einer gelungenen Feier in den Ruhestand verabschiedet. Nicht nur die Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen (NA 9) Ingeborg Staudenmeyer, Wolfgang Schwirz (ebenfalls BA 9), KJR-Geschäftsführer Franz Schnitzlbaumer und die Abteilungsleiterin der Region N/W Claudia Caspari wollten sich von Brigitte Schimmer gebührend verabschieden, sondern auch ehemalige Stadträtinnen, zahlreiche aktuelle und ehemalige Jugendliche, Kolleginnen und Kollegen, Freunde und Bekannte waren gekommen, um Brigitte Schimmer für ihr jahrelanges Engagement im Jugendtreff Neuhausen zu danken. Bei einem leckeren Buffet konnten die Gäste ihre Erinnerungen auffrischen und austauschen. Auch die Diashow mit vielen Bildern aus früheren Zeiten versetzte die Gäste in eine nostalgische Stimmung und man konnte viele schmunzelnde Gesichter beobachten. Als Highlight spielte die Band
Brigitte als Mosaik „Chidley Group“, die schon „damals“ in den Räumlichkeiten des Jugendtreffs geprobt und dort auch zahlreiche Auftritte hatte. Neben jeder Menge individueller Geschenke und Blumen überreichte das Team des Jugendtreff Neuhausens als Abschiedsgeschenk ein Mosaikbild von Brigitte Schimmer, das aus den Bildern der aktuellen Besucherinnen
und Besucher besteht. Nach einigen rührenden Momenten und viel Händeschütteln verließ Brigitte Schimmer den Jugendtreff weit nach Mitternacht in ihren verdienten Ruhestand. Eva Staudinger, Jugendtreff Neuhausen, KJR
KJR-Seifenkisten-Cup 2012
Rasante Herbstferien
Zur Vorbereitung besuchten die sieben teilnehmenden Einrichtungen am ersten Tag der Ferien das Verkehrszentrum des Deutschen Museums an der Alten Messe. Ausgerüstet mit spannenden Fragebögen zu den Themengebieten der drei Ausstellungshallen, erkundeten die rund 70 Kids das Museum. Durch ihre gewonnenen Erkenntnisse zu Aerodynamik, Bremstechnik und Fahrverhalten waren sie die folgenden drei Tage bestens für den Seifenkistenbau vorbereitet. Alle legten sich mächtig ins Zeug, um ihre Seifenkisten bis zum Tag des Rennens perfekt einzustellen und zu tunen. Am Samstagmittag fand dann das große Rennen im Westpark statt. Die Sonne wärmte glücklicherweise die Rennstrecke, so dass zum Qualifying beste Bedingungen herrschten. In einer ersten Runde konnten alle Konstrukteurinnen und Konstrukteure die von ihnen gebauten Flitzer testen und sich auf das große Abschlussrennen vorbereiten. Die etwa 100 mitgebrachten Fans fieberten entlang der Strecke mit und feuerten ihre Favoritinnen und Favoriten an. In der Pause vor dem Final Race fand noch die Beurteilung für die Kon8|12
Foto: KLOTZI.de
In den Herbstferien fand mit freundlicher Unterstützung des Stadtjugendamts zum ersten Mal der KJR-Seifenkisten-Cup statt.
struktionsmeisterschaft statt. Anschließend war es dann so weit: die Rennfahrerinnen und Rennfahrer bereiteten sich mental auf ihren Einsatz vor. Es folgte ein spannendes Zeitfahren, bei dem um jede Hundertstelsekunde gekämpft wurde. Die Zeitmessanlage verzieh keinen Fahrfehler und so stand schließlich ein verdienter Sieger fest. Bei der abschließenden Siegerehrung wurden nochmal alle Kinder und Jugendlichen bejubelt und die Haupt- und Trostpreise überreicht. Die Seifenkisten traten ihren Rückweg in die Einrichtungen an und warten
nun auf ihren nächsten Einsatz beim 2. KJRSeifenkisten-Cup 2013! Elias Eberl, Ferienangebote, KJR
Sieger Abschlussrennen: 1. SBZ Fideliopark 2. SBZ Sendling 3. frei.raum Trudering Sieger Konstruktionsmeisterschaft: Kindertreff Bogenhausen
Aktuell
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Ein Gastspiel des ODOS-Theater in München
„Fluchtpunkt: Israel“
Schade, dass das sehenswerte Zwei-Personen-Stück in München nur wenig Publikum fand. Wer nicht da war, hat allemal etwas verpasst, denn Schauspieler Konrad Haller und Musiker bzw. Autor Heiko Ostendorf haben die unbequeme Thematik glänzend aufbereitet und in eine moderne, mitreißende Form gegossen. Das ODOS-Theater nimmt sich häufig historischer und wenig bekannter Geschichten an. Eine dieser Geschichten ist das Schicksal der „Struma“, ein klappriges Flüchtlingsschiff, das nach einer Odyssee durch Mittel- und Schwarzes Meer von einem sowjetischen UBoot torpediert wurde. Die „Struma“ sank im Februar 1942 mit 769 jüdischen Flüchtlingen aus Osteuropa an Bord, es gab keine Überlebenden. Die Passagiere hatten dem von NaziDeutschland eroberten Europa den Rücken kehren und nach Israel auswandern wollen. Doch politische Bedenken der Engländer und Türken sowie ein defekter Motor hielten das Schiff über zwei Monate in Istanbul auf. Die
Foto: Angelika Osthues
Am 24. Oktober trat das ODOS-Theater aus Münster mit dem Stück „Fluchtpunkt: Israel“ im Theater am Sozialamt (TamS) auf. Es ging um das tragische Schicksal jüdischer Flüchtlinge auf dem maroden Kahn „Struma“, der während des Zweiten Weltkriegs im Schwarzen Meer versenkt wurde. Eine spannende, traurige und lehrreiche Geschichte.
Menschen mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen ausharren und wurden nicht an Land gelassen. Letztlich schleppte das türkische Militär die „Struma” zurück ins Schwarze Meer, wo sie manövrierunfähig ihrem Schicksal überlassen wurde. Das scheinbar erforderliche Material- und Schauspieleraufgebot mutet eher nach einem Monumental-Streifen wie „Exodus“ an. Haller und Ostendorf haben es dennoch geschafft, mit wenigen bühnenbildnerischen Mitteln und großem schauspielerischen Talent die Bedrängnis der Flüchtlinge und ihre verzweifelte Situation darzustellen. Der Zuschauer durchlebt die klaustrophobische Isolation und das Wechselspiel zwischen Hoffnung und
Agonie gemeinsam mit dem Protagonisten des Stücks – einem jüdischen Passagier, der sich erst am Ende seines Lebens seiner jüdischen Identität bewusst wird. Heiko Ostendorf untermalt die Handlung mit seiner E-Gitarre und verzerrt im besten Sinne des Wortes jeden Anflug von Behaglichkeit. Ein gelungener Theaterabend mit einem kleinen Ensembles, das eine große Wirkung erzielt. Nach der Aufführung boten Haller und Ostendorf an, mit dem Publikum zu diskutieren. Es entwickelte sich ein intensives Gespräch über Kontext und Entstehung des Stücks. Es ist schwer einzuschätzen, warum sich der interessanten und bewegenden Thematik von „Fluchtpunkt: Israel“ in München nur wenige Menschen ausgesetzt haben. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten glauben, genug über das Schicksal der Juden in Deutschland und Europa gehört zu haben. Vielleicht liegt es auch daran, dass seit seiner Gründung im Jahr 1947 Israel eine Heimstätte und Fluchtburg für Juden aus der ganzen Welt geworden ist – und wir uns nur ungern daran erinnern lassen, wie wichtig und richtig die Existenz dieses Landes ist und wie oft sich die Weltgemeinschaft dem Leid jüdischer Menschen verschlossen hat. Michael Graber, JIZ, KJR
Kinder- und Jugendforum
„Sagen wo’s lang geht“ Auch beim 56. Münchner Kinder- und Jugendforum im Münchner Rathaus standen die Wünsche und Anträge von Kindern und jungen Jugendlichen im Vordergrund. Diesmal ging es schwerpunktmäßig um einen kinderfreundlicheren Verkehr in München. Etwa 150 Kinder aus unterschiedlichen Stadtteilen waren im Klassenverbund, als Kleingruppe und aus KJR-Einrichtungen gekommen, um ihre Anliegen vorzutragen, mit anderen Kinder zu diskutieren oder einfach zuzuhören und mit abzustimmen. Der Große Sitzungssaal war damit bis auf den letzen Platz belegt und manche Kinder teilten sich sogar einen der großen Stühle. Erwachsene potentielle Pateninnen und Paten saßen diesmal - durch die noch von einer anderen Veranstaltung gebliebene Bestuhlung - ohne Tische mitten unter den Kindern, was auch zu einer lockeren Atmosphäre beitrug. Trotzdem ging es zügig und ohne Umschweife zu den Anliegen der Kinder. Zu volle Busse während der Schulwegzeiten, fehlende
Zebrastreifen, mangelnde Schulweg-Helfer/ innen, auf der Straße endende Fahrradwege. Aber auch umweltfreundlichere Elektrobusse, Schilder um Igel und Kleintiere besser zu schützen, mehr grüne Wiesen in ganz München und Parkgebühren für stadtteilfremde Autos wurden beim Schwerpunktteil gefor-
dert. Eine ganze Klasse formierte sich gleich mit drei unterschiedlichen Anträgen. Keine leichte Aufgabe für Steffi Kreuzinger von MobilSpiel Ökoprojekt e.V., die diesmal die Moderation übernommen hatte. Zweieinhalb Stunden inklusive einer Verschnaufpause waren fast zu kurz, um der Flut der Anträge der Kinder gerecht zu werden. Viele Kinder hatten gerade bei den Anträgen zu fehlenden Zebrastreifen, Ampeln, Schulweghelfer/ inne/n und vollen Bussen Erlebnisse, die sie in der Diskussion äußern wollten. Für die Erwachsenen gibt es jedoch klare Vorgaben und politische Handlungsstränge. 200 Autos, 50 Fußgänger in der Stunde, Befragung von Statistiken ,wie die Unfallquote ist ... Kinder lassen sich davon allerdings meist nicht beirren. Sie möchten ernst genommen werden mit ihren Ängsten und zumindest darüber reden dürfen. Alle Anträge gibt es unter www.kinderundjugendforum.de Erika Hennig, KJR-Kinderbeauftragte 8|12
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Aktuell Motivation und Qualifikation durch MoQua
Startrampe ins Leben Auf Händen getragen wurden die jungen Menschen nicht, wenn sie hierher kommen. MoQua hilft jenen, die ohne Hilfe nicht weiterkommen, beim Schulabschluss, bei der Bewerbung, bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Vor allem finden sie hier Halt und Orientierung in einem Leben voller Niederlagen. Und manchmal wird eine Erfolgsgeschichte daraus. Gerade eben war die Polizei da. Den Mann, der Jenny schon seit geraumer Zeit auflauerte, haben sie mitgenommen. Jenny aber auch. Die junge Frau muss auf der Wache wegen Stalkings gegen ihn aussagen. Polizei im Haus ist nicht alltäglich, auch hier nicht, im Hinterhof der Heßstraße 72. Doch Ursula Pulz überrascht der Besuch nicht. Sie erwartet bei „ihren“ Jugendlichen gar nicht, dass alles glattläuft. Nichts, was im Leben schiefgehen kann, ist ihr fremd. Schulabbruch, ungewollte Schwangerschaft, Flucht und Vertreibung, Armut, Gewalt, Sucht, Kriminalität, Knast - alles hat sie bei den jungen Menschen hier schon erlebt. Seit 2009 leitet sie das Projekt MoQua, dessen Kurzname ihre wichtigsten Aufgaben beschreibt: Motivation und Qualifikation. Mit vier Kolleginnen versucht sie, was andere aufgegeben haben: jungen Erwachsenen bis 25 Jahren die Tür in eine eigenständige Zukunft aufzustoßen. Die Mittel dafür stammen vom Europäischen Sozialfonds ESF und aus Zuschüssen der Landeshauptstadt München für berufsbezogene Jugendhilfe. Logistische Unterstützung leistet der Kreisjugendring München-Stadt, der über seine gemeinnützige GmbH Jugend-Arbeit-Perspektiven (JAPs) seit 2012 alleiniger MoQua-Träger ist. 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer betreut das MoQua-Team derzeit und eigentlich immer. „Wir haben nie freie Plätze, im Gegenteil“, sagt Pulz, „derzeit stehen 17 auf der Warteliste“. Dabei kann sich bei MoQua niemand bewerben, die „Bewerbung“ schreibt das Leben. Und das Jobcenter. Denn nur, wer „nicht maßnahmefähig“, also für eine Ausbildung nicht vermittelbar ist, wird vom Jobcenter hierher geschickt. Darunter Migrant/inn/en mit schlechten Deutschkenntnissen, Schulabbrecher, Delinquenten. Oder Flüchtlinge wie Baiz. Der 20-Jährige ist Jeside – eine Volksgruppe im Nordirak, die zur Zielscheibe fundamentalistischer Moslems geworden ist und auch von Al-Quaida bekämpft wird. Mit 17 flüchtet er aus seiner Heimat, über die Berge in die Türkei und von dort in wochenlangem Fußmarsch bis nach Deutschland. Hier lebt er in diversen Flüchtlingslagern, ergattert irgendwann einen Deutschkurs und kommt dann zu MoQua, wo er seinen Schulabschluss nachholen kann. Hier kümmern sich Pulz und ihr Team um junge Menschen wie Baiz. Sie begleiten sie 8|12
Büffeln für den Abschluss: Die 40 Jugendlichen haben hier durch die intensive Betreuung die Chance auf einen Schulabschluss – die Voraussetzung für den Berufseinstieg bei der beruflichen und persönlichen Entwicklung, helfen bei der Bewerbung, beim Gang zum Jobcenter, bei der Wohnungssuche. Einige von ihnen sind selbst noch fast Kinder und doch schon Eltern, andere trinken zu viel - „klassische Sozialarbeit“, sagt Pulz. Für alle heißt das erste Ziel, den Hauptschulabschluss zu schaffen. Wer hierher kommt, hat gar keinen Abschluss – oder einen schlechten. Dozenten auf Honorarbasis füllen die größten Wissenslücken in Deutsch, Mathe, Geschichte, Sozial- und Erdkunde, in Arbeitslehre, Wirtschaft und Technik. Natürlich darf die EDV ebenso wenig fehlen wie das Sozialkompetenz-Training. „Ohne erfolgreichen Hauptschulabschluss geht gar nichts“, weiß Pulz. Also ebnen sie und ihr Team den Weg dorthin. Die Guten unter ihnen haben die Chance auf den Quali, den bestehen zwar nur wenige, aber überhaupt einen Abschluss zu schaffen ist für viele das erste Erfolgserlebnis im Leben. „Oft starten sie danach richtig durch!“, berichtet Pulz. MoQua ist die Startrampe und hilft, eine Praktikumsstelle oder einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Dazu kooperiert das Projekt mit Partnern wie Kaufhof, Vinzenz Murr und freien Handwerksbetrieben, außerdem mit vielen geschützten Ausbildungs- und Sozialbetrieben wie dem Stadtwerke-Projekt, der gemeinnützigen Kfz- und Zweirad-Werkstatt A24 oder dem Schneideratelier „La Silhouette“. Auch der Kreisjugendring selbst kann viele Arbeitsfelder anbieten, darunter Kinderpflege oder Hauswirtschaft in neun KiTas, Malerin oder Lackierer beim JAPs-Malerprojekt sowie Bürokauffrau oder -mann in der KJR-Geschäftsstelle. Bis es so weit ist, muss MoQua alle Register ziehen. Denn der beste Abschluss hilft nichts, wenn die Absolventin keine Wohnung hat und ihr niemand eine vermieten will. Eine Arbeitsstelle alleine bedeutet eben noch kein
geregeltes Leben. Bei praktisch allen jungen Menschen, die zu MoQua kommen, müssen Pulz und ihr Team noch viel früher ansetzen. Die pädagogische Grundlage heißt „Bindung vor Bildung“. Nach und nach gewinnen die Pädagoginnen das Vertrauen der jungen Menschen, nehmen sie ernst, lassen sie mitreden und schaffen so eine Bindung auch an das Projekt, daraus entsteht erst Motivation für Teilnehmende, dranzubleiben. Viele fühlen sich erstmals im Leben respektiert und ernst genommen, erleben, dass ihre Meinung zählt. Partizipation heißt das Schlüsselwort, ist manchmal aber gar nicht so einfach. „Der große Wunsch in diesem Jahr ist eine Weihnachtsfeier“, sagt Pulz, „also versuchen wir, das gemeinsam hinzubekommen.“ Aber es fehlt an allem, die Mittel sind äußerst knapp, sie reichen nicht für Lehrbücher, von erlebnispädagogischen Unternehmungen mit der ganzen Gruppe ist gar nicht zu träumen. Steht Pulz also auf verlorenem Posten? „Nein!“, sagt sie energisch, „auf keinen Fall!“. Irgendwie werden sie das schon schaffen mit der Weihnachtsfeier, davon ist sie überzeugt. Vielleicht ist es dieser unbedingte Wille, etwas zu erreichen, den das MoQua-Team auf die Teilnehmenden überträgt. Neben der Weihnachtsfeier für alle steht derzeit vor allem Praktisches auf dem Wunschzettel der Pädagoginnen. Darunter weitere Kooperationspartner in der Wirtschaft, die Praktika oder Ausbildungsstellen für die jungen Menschen von MoQua anbieten, derzeit ist besonders eine Metallwerkstatt oder ein Elektrobetrieb dringend gesucht. Auch ehrenamtlich Engagierte empfängt Pulz mit offenen Armen, sei es für Nachhilfe oder für Sport und Freizeit. Und natürlich Geld und Ausstattung und eben auch Wohnraum. Für Baiz, den Flüchtling aus dem Nordirak, ist eigentlich alles gut gelaufen. Er hat den Abschluss geschafft, hat gute Aussichten
Alle Namen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in diesem Artikel sind geändert.
Aktuell auf eine Ausbildungsstelle, auf einen Beruf, auf ein geregeltes Leben. Aber antreten wird er die Ausbildung nicht, weil er ungelernt arbeiten will. Seine Familie ist in der Heimat zurückgeblieben und ist auf seine Unterstützung angewiesen. Er schickt ihnen Geld, so oft es geht. Eine dreijährige Ausbildung mit 600 Euro monatlich oder weniger - das kann
er sich nicht leisten. Doch für die meisten ist MoQua die Startrampe ins Berufsleben. Mesut zum Beispiel, auch er Iraker, ist gerade im ersten Lehrjahr als medizinischer Fachangestellter in einer Radiologischen Fachpraxis, Anica wird Arzthelferin, Marco lernt Koch im Sheraton am Arabellapark und Stephanie hat eine Ausbildung zur Friseurin angetre-
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ten. Leonora dagegen muss noch warten. Hochschwanger hat sie die Quali-Prüfung bestanden, wenige Tage später kam ihr Baby zur Welt. Jetzt kümmert sie sich zuerst um ihren Nachwuchs und nach der Babypause wieder um sich. Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR
Land Art im Tasso
Auf den Spuren von Andy Goldsworthy Seit diesem Schuljahr gibt es im Kinder- und Jugendtreff Milbertshofen „Tasso33“ eine Mittagsbetreuung für Grundschulkinder der 1. bis 4. Klasse der Torquato-Tasso-Grundschule. Dafür wurden im Keller des KJT Räume neu gestaltet und eingerichtet. Die Kinder fühlen sich wohl und die Eltern sind froh, einen Betreuungsplatz gefunden zu haben. 20 Jungen und Mädchen im Alter von 6 bis 10 Jahren kommen an jedem Schultag von 11.30 bis 15.30 Uhr ins Tasso zur verlängerten Mittagsbetreuung mit warmem Bio-Mittagessen, Unterstützung bei den Hausaufgaben und vielfältigen Freizeitangeboten. Eines
terial, Herbstblätter, Holz und Steine, alleine oder in der Gruppe kleine Kunstwerke bauen konnten. Die Kinder bekamen eine Einführung und Bücher von Andy Goldsworthy zur Ansicht. Dann legten sie los. Es entstanden einige interessante Kunstwerke, meist in Miniatur. Da die Kunstwerke vergänglich sind, haben wir sie fotografiert und jedes Kind konnte sein Werk – oder auch eines der anderen Kindern - als Foto gegen einen kleinen Unkostenbeitrag erwerben. Der Bedarf an einer qualitativen Mittagsbetreuung ist nach wie vor hoch. Für nächstes Schuljahr gibt es bereits jetzt eine Warteliste mit 15 Kindern. davon war ein Land-Art-Projekt im Garten, bei dem die Kinder aus dem vorhandenen Ma-
Marion Halbreiter, KJT Tasso 33, KJR
Der KJR wird nachhaltiger
… wir haben schon mal angefangen Der Kreisjugendring München-Stadt setzt sich seit Jahren für eine nachhaltige Entwicklung ein: Sei es durch die ÖKOPROFIT-Zertifizierung von mittlerweile 14 Einrichtungen oder eine Vielzahl von Bildungsprojekten, die den schonenden und verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt mit den Kindern und Jugendlichen thematisieren. Als Arbeitsgemeinschaft der Münchner Jugendverbände und Träger von Kinderund Jugendeinrichtungen ist sich der KJR seiner Verantwortung bewusst und möchte sein Engagement für eine lebenswerte Zukunft verstärken. Die Delegierten der Herbstvollversammlung 2011 hatten den KJR aufgefordert sich mit der Thematik Kritischer Konsum und Nachhaltigkeit auseinanderzuset-
zen. Mit externer Unterstützung wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die im Frühjahr vom Vorstand verabschiedet wurde und mit einem Maßnahmenplan versehen wurde. Das Papier wurde am 21. November im Rahmen des Führungskräftetags des KJR vorgestellt. Sowohl die pädagogische Arbeit als auch sämtliche Betriebsabläufe sollen in Zukunft an der Nachhaltigkeitsstrategie ausgerichtet werden. Daher umfasst die Strategie neben ökologischen Ansätzen, die die Umwelt und das Klima schonen auch soziale Aspekte sowie Maßnahmen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). In einem ersten Schritt werden zunächst alle bereits laufenden Maßnahmen gesammelt und „Best Practice“-Beispiele veröffentlicht. Darauf aufbauend werden Nachhaltigkeitsstandards und -leitlinien entwickelt, die unterstützt durch konkrete Beratungs- und Schulungsangebote umgesetzt werden.
Mit dem Slogan „Wir haben schon mal angefangen … und wollen noch viel mehr“, ist der KJR-Start beim Führungskräftetag gut geglückt. Die KJR-Nachhaltigkeitsbeauftragte Verena Jörg und Claudia Seidel, die die Einrichtungen im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung unterstützt, können sich – mit viel positivem Rückenwind – gemeinsam mit KJR-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft machen. Mehr Infos zu Nachhaltigkeit im KJR unter www.kjr-m.de/nachhaltigkeit Verena Jörg, Beauftragte für Nachhaltigkeit, KJR
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Aktuell München erneut ausgezeichnet
Qualitätssiegel „Soziale Stadt“ Das Bündnis „München sozial – wir halten die Stadt zusammen“ hat die Landeshauptstadt München erneut mit dem Qualitätssiegel „Soziale Stadt“ ausgezeichnet. Mit der Verleihung des Siegels würdigt das Bündnis, in dem sich mehr als 50 Akteure des Sozialbereichs zusammengeschlossen haben, „den hohen Leistungsstandard im Bemühen um soziale Gerechtigkeit in München“. Im Jahr 2010 hatte das Bündnis der Stadt München das Siegel „Soziale Stadt“ erstmalig verliehen – befristet auf zwei Jahre, um damit einen Ansporn für weiteres Engagement zu geben. Mit der erneuten Verleihung für weitere zwei Jahre – bis 2014 – würdigt das Bündnis nun erneut das intensive Bemühen der Stadtpolitik um soziale Gerechtigkeit. Bürgermeisterin Christine Strobl, die die Auszeichnung vom Sprecher des Bündnisses, Caritas-Geschäftsführer Norbert Huber, entgegennahm, freute sich über diese Anerkennung des Engagements von Politik und Verwaltung. Dass die Stadt 61 Prozent ihrer Haushaltsmittel für Bildung und Soziales ausgebe, mache deutlich, dass diese Bereiche höchste Priorität in der Stadtpolitik hätten, betonte sie. Politik und Verwaltung könnten nur die nötigen
Rahmenbedingungen schaffen und finanzielle Unterstützung bieten. Als Kennzeichen einer sozialen Stadtpolitik hatten Mitglieder des Bündnisses „München sozial“ eine Vielzahl an Beispielen aufgeführt. KJR-Vorstandsmitglied Buket Sahin, die die Aktivitäten der Stadt beim Thema Bildung lobte, freute sich, dass die Stadt viele Initiativen, Gruppierungen und Verbände fördert, in denen junge Menschen sich auch außerhalb von Schule engagieren können. Auch das hohe finanzielle Engagement, das die Stadt
im Bereich von Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen zeigt, wertete Sahin als großen Pluspunkt. Herausragend auch andere Bereiche: in München gibt es ein bundesweit beispielhaftes Netz an Kinder- und Jugendfreizeitstätten, ein vielfältiges Übergangs- und Unterstützungssystem zwischen schulischer und beruflicher Bildung, eine vergleichsweise gut ausgestattete Schulsozialarbeit, ein sehr dichtes Netz an Stadtbibliotheken und die größte Volkshochschule Europas. Auch für das Engagement gegen Armut und Ausgrenzung, für die gesundheitliche und pflegerische Versorgung und für die Weiterentwicklung sozialpolitischer Maßnahmen für mehr Arbeit und Beschäftigung gab es von den Bündnispartnern viel Lob. Im Bündnis „München sozial“ hatten sich 2009 unter dem Eindruck der Finanzkrise Sozialverbände, Wohlfahrtsorganisationen und karitative Einrichtungen zusammengeschlossen, um gemeinsam für den Erhalt und die Weiterentwicklung des sozialen Netzes in der Stadt einzutreten. Mittlerweile zählt das Bündnis mehr als 50 Mitglieder, darunter Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Innere Mission, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Kreisjugendring, Mieterverein und die Gewerkschaft Verdi. Mehr Info unter www.sozialpolitischerdiskurs-muenchen.de
Fachtag
Kinder, Jugendliche und Mobilität Unter dem Motto „Was bewegt uns morgen?“ fand am 27. November im Ökologischen Bildungszentrum der diesjährige BNE-Fachtag statt. In Kooperation mit Ökoprojekt MobilSpiel wurde hier das Thema der deutschen UN-Dekade der Bildung für Nachhaltige Entwicklung für das darauffolgende Jahr vorgestellt. Die Teilnehmenden sollten theoretische und praktische Anregungen bekommen, das Jahresthema Mobilität in ihren Einrichtungen gezielt umzusetzen. So referierte Prof. Dr. Claus Tully vom DJI über das Mobilitätsverhalten von Jugendlichen im Wandel der Zeit. Er stellte heraus, dass eigene Autos in der Stadt immer mehr an Bedeutung verlieren werden, während die virtuelle Mobilität kontinuierlich zunehmen wird. Bevor Steffi Kreuzinger in einem weiteren Referat Hintergründe und Zusammenhänge z.B. zwischen Mobilität und Klimawandel erörterte und auf mögliche Inhalte der Bildung für Nachhaltige Entwicklung einging, hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre eigenen Einschätzungen und Standpunkte in Kleingruppen zu diskutieren. 8|12
Nach einem leckeren, vegetarischen Mittagessen konnten am Nachmittag in drei Workshops Mobilitätsprojekte aus der praktischen Arbeit für unterschiedliche Altersklassen kennengelernt und ausprobiert werden. Das war zum Einen eine gezielte Bewegungsförderung für jüngere Kinder, die Spaß an Bewegung vermitteln soll und vom IBP in Gröbenzell erläutert wurde. Zum Anderen stellte Greencity laufende und
neue Mobilitätsprojekte an Schulen vor und Ökoprojekt MobilSpiel berichtete von ihrem Fahrradprojekt „kids on bike“. Wir hoffen, durch diese Veranstaltung viele Ideen und ausreichend Motivation gesät zu haben, die im nächsten Jahr in innovativen Aktionen Früchte tragen werden. Claudia Seidel, Fachstelle BNE, KJR
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Aktuell Modellprojekt der Arbeitsgemeinschaft Spiellandschaft Stadt
Spielen, Leben, Lernen in Waldperlach
Foto: Spiellandschaft Stadt
Im beschaulich wirkenden Münchner Stadtbezirksteil Waldperlach tut sich allerhand: bereits von 2009 bis 2011 wurde dort beispielhaft und innovativ ein städtisches Abrissobjekt (ein ehemaliges Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr) durch Spiellandschaft Stadt e.V. mit Kooperationspartnern aus dem Stadtteil als temporärer Ort für Spielund Kulturprojekte für Kinder und Familien und bürgerschaftliches Engagement genutzt. Dieses Projekt wurde im Herbst 2012 mit dem 1. Platz des Innovationspreises der BAG Spielmobile e.V. unter dem Motto „Zusammen geht’s besser!“ ausgezeichnet. Funktioniert die Murmelbahn? Doch bereits mit dem Auslaufen des Mietvertrags Ende 2011 stellte sich den Projektbeteiligten Anfang 2012 ein neues Ziel: unabhängig vom Standort Feuerwehrhaus mobile Aktivitäten weiterzuführen und den Wissens- und Materialpool für Spiel- und Bewegungsangebote im Stadtteil zu erweitern. Als Aktionsort wurde der Grünzug Im Gefilde gewählt, wo in neu entstandenen Wohnhäusern viele Familien mit Kindern wohnen und wo mit der vor Ort ehrenamtlich als Spielplatzpaten engagierten Bürgerinitative WAPE bereits gute Kooperationserfahrungen bestanden. Als neuer Partner kam der Kinder- und Jugendtreff Come In des KJR hinzu. Die Einrichtung liegt fußläufig nicht weit entfernt vom Gefilde, ist allerdings dem Sozialraum Neuperlach zugerechnet und damit teilweise noch zu wenig in den Köpfen der Waldperlacher Kinder und Familien ver-
ankert. Dies war mit ein Grund, warum das Come In 2012 erstmalig mobile Aktionen in der neu entstandenen Spiel- & Skateanlage „Im Gefilde“ startete. Spiellandschaft Stadt e.V. wiederum hat jahrzehntelange Erfahrung mit spiel- und kulturpädagogischen Projekten und in Netzwerkarbeit zur Schaffung von Spielräumen für Kinder und Familien - eine ideale Ausgangssituation. Den Auftakt 2012 bildeten Spielbeiträge auf dem Kinderfest des BA 16 und der Waldperlacher Runde im Rahmen der Feierlichkeiten zu 100 Jahre Waldperlach. Daran anschließend wurden an Freitagen die Projektbausteine Bewegungs- und Ernährungsmobil, Fadenspiele, Frisbee-Golf und Murmelbahn von Spiellandschaft Stadt umgesetzt. Das Team vom Come In unterstützte
Spende der GWG für Kinderhaus Harthof
Mobile Arbeit geht weiter!
Dank der GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH und ihrer Spende von 3.500 Euro kann ein Erfolgsmodell fortgeführt werden: die Mobile Arbeit vom Kinderhaus Harthof - in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendraum RIVA NORD - in der Nordhaide-Ost-Siedlung. Das ganzjährig stattfindende Angebot hat sich im Laufe der Jahre zu einem fixen Termin für die Kinder aus der Siedlung etabliert und ist aus dem gesellschaftlichen Leben im Sozialquartier gar nicht mehr wegzudenken. Es dient auch dazu, Beziehungen zu den Eltern aufzubauen und Familien untereinander zu vernetzen. Ein wichtiger nicht zu unterschätzender Aspekt für ein verträgliches Leben in der Wohnsiedlung.
diese Angebot unter anderem mit einer Chill-out-Saftbar, Karaoke, Inliner-Training und einer Spielrallye, welche zwischen dem Gefilde und der einen Kilometer entfernten Einrichtung verlief. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung des BA 16 und des hohen ehrenamtlichen Engagements der Spielplatzpaten der WAPE konnte Spiellandschaft Stadt e.V. im Herbst an 6 Tagen eine Spielgerätebau-Werkstatt durchführen, in der mit Kindern und Familien Spielgeräte für eine Spielplatzpaten-Spielzeugkiste am Spielplatz Im Gefilde hergestellt wurde. An 14 Aktionstagen wurden so knapp 1500 Kinder sowie 1000 Erwachsene erreicht. Die Kooperationspartner des Projekts profitierten gegenseitig von ihrem fachlichen und sozialräumlichen Wissen. Der Kinder- und Jugendtreff Come In konnte in der Kooperation weitere praktische Erfahrungen in mobiler Arbeit sammeln. Gleichzeitig brachte das Come In gezielt Aktivitäten für eher ältere Kinder und Jugendliche ein und bot so die Möglichkeit, verschiedene Jugendkulturen miteinander in Kontakt zu bringen. In Waldperlach besteht auch weiterhin ein hoher Bedarf an fußläufig erreichbaren Spiel-, Bildungs- und Bewegungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Familien, die großes Bedauern über den Wegfall der Angebote im ehemaligen Feuerwehrhaus äußerten. Nur mit ehrenamtlichem Engagement ist diese Arbeit nicht zu leisten. Darum soll ein Teil des eingangs erwähnten Preisgeldes, das Spiellandschaft Stadt e.V. erhalten hat, für eine Fortsetzung des Modellprojekts 2013 genutzt werden – alle Projektbeteiligten planen bereits die Weiterführung der mobilen Aktionen im kommenden Jahr. Mehr Informationen zum Projekt und eine ausführliche Projektdokumentation sind erhältlich bei Spiellandschaft Stadt e.V.,
[email protected] Janine Lennert, Spiellandschaft Stadt e.V. Andreas Hiemer, KJT Come In, KJR 8|12
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Aktuell Bildung kann auch Spaß machen
Roboter im Kreisjugendring Dass Wissensvermittlung rund um das Thema Technik nicht immer langweilig sein muss, zeigen gerade die Roboter-Pilot-Projekte im Laimer, im Club im Hasenbergl und im Intermezzo. In verschiedenen Projekten kommen in den drei Freizeiteinrichtungen des KJR Lego-Mindstorms-Kästen zum Einsatz. Darin befinden sich alle Teile, die man benötigt, um einen Roboter oder ähnliche Geräte zu bauen. Dabei ist das wesentliche Teil der Computerbaustein NXT, der frei programmiert werden kann. Mit der Frage „Ist das Licht im Kühlschrank wirklich aus“ begann im Intermezzo das erste Ausprobieren des Roboterkastens. Mit Hilfe der fest in den NXT programmierten Testprogramme begannen die Jugendlichen nach sehr kurzer Anleitung, die verschiedenen Sensoren auszuprobieren. Vor allem der Ultraschall- und der Lichtsensor erfreuten sich sofort großer Beliebtheit. Nachdem ein NXT mit letzterem Sensor im Kühlschrank platziert und dann konzentriert an der Türe gelauscht wurde, war klar: das Licht ist aus. In den Herbstferien fand an zwei Tagen im Laimer das Ferienprogramm „Dr. B. Öse sucht den Nachwuchs-Schurken-Roboter-Erfinder“ statt, mit dabei auch die Jugendlichen aus dem Intermezzo. Am ersten Tag konnten die Jugendlichen aus beiden Einrichtungen in lockerer Werkstattatmosphäre das Grundmodell eines mobilen Roboters bauen und unter Anleitung die Grundlagen der Programmierung erkunden. Am zweiten Tag trat dann Dr. B. Öse „selbst“ auf den Plan und stellte den Jugendlichen die Aufgabe, ihren Roboter so zu programmieren, dass er selbständig einen Hindernisparcours abfahren kann. Beim Ab-
schluss-Wettbewerb wurde dann nicht nur die Zielgenauigkeit des Roboters, sondern auch die kreative und „schurkische“ Gestaltung bewertet. So konnte ein feuriger gehörnter Roboter samt Flügeln und punktgenauer Ankunft den Sieg erringen. Mit dem Satz „Die Zeit ist leider vorbei!“ enden immer die Einheiten der Roboterworkshops des Intermezzo mit der AG Medien der Mittelschule an der Walliser Straße zum Bedauern der Jugendlichen. In den bisherigen Einheiten haben die Jugendlichen den Roboter gebaut und die Sensoren getestet. Die ersten kleinen Funktionen wurden dem Roboter mit Hilfe der eingebauten Programmierfunktion von den Schülern und Schülerinnen beigebracht und werden in den noch kommenden Einheiten durch die Programmierung am Computer erweitert. Vor allem das selbständige Ausprobieren und nicht das Nacharbeiten eines vorgegebenen Lösungsweges unterscheidet das Projekt vom normalen schulischen Lernen.
In allen drei Projekten waren oder sind die Jugendlichen mit großem Eifer dabei, spielerisch den Umgang mit den Robotern zu erlernen. Vor allem das Experimentieren und Suchen nach eigenen Lösungen tragen zur Motivation bei. Gerade dieser selbstbestimmte Umgang mit der Technik ist das Ziel der Projekte. Die technischen Geräte, die heute die Welt der Jugendlichen bestimmen, sind durch ihre Bedienoberflächen kaum noch geeignet, ihnen das Erlernen oder gar Verstehen der technischen Zusammenhänge zu ermöglichen. Dass gerade dies aber Spaß macht und in kürzester Zeit zu erfolgreichen Ergebnissen führt, haben die Projekte mit den Lego-Roboterkästen gezeigt und gilt es in weiteren Projekten fortzuführen. Wolfgang Haberl, Intermezzo, KJR Benedikt Kämmerling, Das Laimer, KJR
3. KJR-Hallenfußballcup 2012
Fairplay mit Überraschungen Auch dieses Jahr konnten der KJT Trudering - frei.raum und der Jugendtreff Neuaubing voller Stolz sagen: Herzlich willkommen zum KJR-Hallenfußballcup! Trotz einer spontanen Umgestaltung des Turnierablaufs - nachdem weniger Anmeldungen als erwartet eingegangen waren - wurde das Turnier zu einem großen Erfolg. Insgesamt waren neun Teams aus sieben Einrichtungen vertreten, sechs davon vom KJR. Die 44 Jugendlichen der Spielgruppe U16 machten am Freitag, den 16. November, den Anfang. Ins Halbfinale schafften es die Teams vom Zeugnerhof, vom Dülfer und beide 8|12
Mannschaften des Gastgebers frei.raum. Im Finale setzte sich der frei.raum mit seiner
Holten den Hallenfußballcup 2012 in der Spielklasse Girls: Die Mädchen von der LOK Freimann
ersten Mannschaft souverän gegen den Zeugnerhof durch. Den dritten Platz belegte die zweite frei.raum-Mannschaft. Und auch das Dülfer ging nach den Finalspielen nicht ohne Trophäe nach Hause, sie erhielten den Fair-Play-Pokal. Dieses Jahr wurden zum ersten Mal die besten Spieler/innen prämiert. Die Entscheidung bei den Jugendlichen fiel schwer und so wurde der Preis an zwei Spieler vergeben: Abdullah (frei.raum) und Ardit (Zeugnerhof). Am Samstag, den 24. November fanden die Turniere der Girls und der Teenager U12 statt. Die Mädchen machten vormittags den Anfang, vier Teams aus vier verschiedenen KJR-Einrichtungen kämpften um den ersten
Aktuell Platz. Nach einer Vorrunde und den Finalspielen konnte das Team der LOK Freimann den Pokal stolz in den Händen halten. Den zweiten Platz belegten die Mädchen vom frei.raum, den dritten Platz erspielte sich das Team des RIVA NORD. Der Fairnesspokal ging ganz klar an die Teams Westend Powergirls und das RIVA NORD. Die beste Spielerin des Turniers wurde Seda (LOK Freimann), die durch ihre spielerischen Fähigkeiten herausragte. Nachmittags nahmen insgesamt 30 Spieler/innen und etliche Zuschauer/innen die Räume des frei.raum ein und verfolgten die spannenden U12-Begegnungen. Eine Überraschung war die Mannschaft der frei.raumMittagsbetreuung. Die Grundschulkinder waren im Schnitt fünf Jahre jünger als ihre Gegner in der Spielklasse Teenager. Dennoch erkämpften sie sich unter tosendem Beifall den 3. Platz, angesichts der körperlichen Unterlegenheit ein sehr großer Erfolg, dem alle gehörig Respekt zollten. Im Finale trafen JT Neuaubing und aqu@rium aufeinander und nach einem spannenden Spiel stand fest: das Team aus Neuaubing hat den ersten Platz verdient gewonnen. Sasa, ebenfalls aus Neuaubing, wurde durch seine präzise gelassene Spielweise Spieler des Turniers. Die Fair-Play-Pokale
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Überraschung in jeder Hinsicht: Das sehr junge Team der Mittagsbetreuung frei. raum Trudering war körperlich deutlich unterlegen, erkämpfte sich aber dennoch den 3. Platz in der Spielklasse Teenager erhielten die Club Tiger und die Mittagsbetreuung frei.raum. Die Schiedsrichter/innen, ohne die das Turnier so nicht hätte stattfinden können, wurden zum Schluss mit je einem Pokal in Form einer goldenen Pfeife überrascht. Ein herzliches Dankeschön an alle teilnehmen-
den Teams, deren Betreuer/innen, allen Organisator/inn/en, den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern und den zahlreichen Sponsoren. Veronika Manetstätter, JT Neuaubing, KJR
Gütesiegel der LAG Jugendsozialarbeit Bayern e.V.
JAPs gGmbH erhält Gütesiegel „Soziale und Berufliche Integration“ Am 15. November 2012 wurde der JAPs gemeinnützige GmbH des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) das Gütesiegel „Soziale und Berufliche Integration“ der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern (LAG JSA) verliehen. JAPs (Jugend - Arbeit - Perspektiven) ist ein berufs- und arbeitsweltbezogenes Projekt, das Jugendlichen und jungen Erwachsenen verschiedene Maßnahmen und Angebote zur Verbesserung ihrer Zugangschancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bietet. JAPs bildet im Rahmen einer außerbetrieblichen Maßnahme Maler/innen und Lackierer/innen aus und im Lehrgang „MoQua“ erhalten Jugendliche und junge Erwachsenen (unter 25 Jahren) die Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren und zugleich auch schulisch für eine Berufsausbildung zu qualifizieren. Im Rahmen einer kleinen Feier in der Geschäftsstelle des KJR überreichte Klaus Umbach, Geschäftsführer der LAG JSA, das Gütesiegel an den Geschäftsführer der JAPs gGmbH Gerhard Mayer und die pädagogische Mitarbeiterin Eva Strobl, die als Qualitätsbeauftragte für den Gütesiegelprozess zuständig war.
macht“. So werden beispielsweise zukünftig regelmäßig nach Abwicklung einer Baustelle Kundenbefragungen durchgeführt. Die Gesamtauswertung wird zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahrs erstellt und an den Geschäftsführer weitergeleitet.
Hintergrund: Gütesiegel „Soziale und Berufliche Integration“ v.l.n.r.: Gerhard Mayer, Klaus Umbach, Eva Strobl Klaus Umbach betonte in seiner Rede, wie wichtig die Einführung eines Qualitätsmanagement-Systems ist, um die Arbeitsqualität zum Nutzen der Zielgruppe zu verbessern und weiterzuentwickeln. Er lobte das gute Abschneiden der JAPs gGmbH in verschiedenen Zertifizierungsbereichen, so z.B. den professionell aufgestellten Projektrahmen und die gute Kooperation mit wichtigen Partnern. Gerhard Mayer bedankte sich für die gute Betreuung durch die Mitarbeiter der LAG JSA. Der Kreisjugendring sei darin bestärkt worden, mit der JAPs gGmbH auf dem richtigen Weg zu sein. Und: „Die Außensicht von Fachleuten ist äußerst hilfreich, um Verbesserungspotentiale zu erkennen. Erste wichtige Schritte haben wir bereits ge-
Angelehnt an das Modell der European Foundation for Quality Management (EFQM) hat die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern in Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedern dieses Gütesiegel entwickelt. Damit verfügt die Jugendsozialarbeit in Bayern nun über ein differenziertes Instrument zur Verleihung eines Gütesiegels mit feldspezifischen Qualitätsstandards. Das Verfahren eignet sich für Einrichtungen in allen Handlungsfeldern der Jugendsozialarbeit. So können die Einrichtungen ihren Entwicklungsstand und Entwicklungsbedarf realistisch einschätzen und gezielt weiterentwickeln. Nicht das formale Erreichen der Zertifizierung ist das Ziel, sondern die dadurch ausgelöste fachliche Weiterentwicklung. Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit, KJR 8|12
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Aktuell Andreas Giebel nimmt Spende für „Hilfe für Kids“ entgegen
Blaue Ritter unterstützen Nordstern KIDDIES Anlässlich eines internationalen Polizeimotorradtreffens sammelten die Blue Knights Germany VI u.a. Geld für das KJR-Spendenprojekt „Hilfe für Kids“. Die Spende der schnellen, motorisierten Polizisten nahm Andreas Giebel, Schirmherr von „Hilfe für Kids“, aber auch „Sheriff vom Viktualienmarkt“ in der Serie München 7, am Mittwoch, den 28. November, in Form eines Schecks entgegen. Mit den 500 Euro machten 100 Kinder der KJR-Einrichtung Nordstern KIDDIES am Nikolaustag eine Fahrt mit dem langsamen, entschleunigenden Dampfzug rund um München. Der „Blue Knights® International Law Enforcement Motorcycle Club“ wurde 1974 in den USA von Polizeibeamten als Gegenstück zur kriminellen Rockerszene gegründet. Es handelt sich um den größten Motorradclub der Welt. In Deutschland bestehen mittlerweile 32 Clubs (Chapters), davon fünf in Bayern. Der Chapter Germany VI hat seinen Sitz in München. „Hilfe für Kids“ unterstützt seit über 10
Jahren von Armut betroffene und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, die die Freizeitstätten und Kindertageseinrich-
tungen des Kreisjugendring München-Stadt besuchen. Mehr Infos unter www.hilfe-fuer-kids.de
Ein Tag für die Liebe – Oder:
„Kann man Liebe lernen?“ Wie ist das mit der großen Liebe? Und mit dem ersten Kuss? Und welches Kompliment kommt gut an?
Foto: Tobi Lieb
Am 17. November sind ca. 80 Jugendliche ab 12 Jahren der Einladung gefolgt, an der Veranstaltung „Liebe ist …“ teilzunehmen, die von den vier KJR-Freizeiteinrichtungen JT AKKU, JT Au, KJT Fezi und KJT Zeugnerhof
durchgeführt wurde. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern wie der Münchner Aidshilfe und dem Aufklärungsprojekt des schwul-lesbischen Jugendzentrums Diversity wurde im KJT Zeugnerhof ein Stationenlauf der besonderen Art für die Besucherinnen und Besucher angeboten. So konnten sie zum Beispiel an einer Station den „Kondomführerschein“ erwerben,
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an einer anderen mit einer Frauenärztin sprechen (ein Arzt für die Jungs war selbstverständlich auch anwesend!) oder über das Thema gleichgeschlechtliche Lebensweisen diskutieren. Aber es sollte an diesem Fachtag nicht nur „technisches“ Wissen vermittelt werden, sondern auch das Zarte, Romantische und Gefühlvolle sollte seinen Platz finden. Die Station „Spoken Words“, an der die Jugendlichen im Tonstudio einen Liebes-RapSong aufnehmen konnten, war der Renner, und wer am Wettbewerb „Mein schönstes Kompliment“ teilgenommen hatte, konnte sich auf „herzige“ Gewinne freuen. Auch das interaktive Spiel „Was wäre wenn…“ , bei dem die Jugendlichen sich spielerisch mit verschiedenen Situationen und Problemstellungen, die in einer Beziehung so entstehen können, auseinandersetzen konnten, machte den Jugendlichen großen Spaß. Schön, lustig und aufregend war‘s, fanden alle. Zum Schluss noch was Herziges fürs Herz? Hier eines der prämierten Komplimente: „Ich habe gerade den Himmel angerufen und gefragt, ob sie einen Engel vermissen. Denn so etwas Liebes wie dich kann es auf Erden nicht geben!!!“ Vielen Dank fürs Mitmachen: Diversity, Münchner Aidshilfe, Projekt ÄGGF, Dr. Papo, Psychosoziale Aidsberatung Caritas. Sieglinde Felixberger, JT AKKU, KJR
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Aktuell Berliner Mädchenwochenende im Jugendtreff am Biederstein
Respekt!
In München läuft seit fast einem Jahr die Kampagne des Münchner Fachforums für Mädchenarbeit „Uns geht’s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ gegen Schönheitswahn, Sexualisierung von Frauenbildern und Pornofizierung. Der KJR unterstützt die Kampagne personell und finanziell.
Fernandez im KOFRA. Mit rund 40 Fachfrauen und den Mädchen aus Berlin und München wurde es „gemütlich eng“. Im Anschluss an den sehr beeindruckenden Vortrag darüber, wie Sexualisierung und Pornografisierung sich in unserem Alltag eingenistet haben, demonstrierten die Mädchen die Bearbeitung des Themas, indem sie ihre Tanzchoreographien vorführten und ihren eigenen RAP dazu vortrugen. Ein weiterer Höhepunkt an diesem Abend! In der anschließenden Diskussion wurden die Unterschiede zwischen Berlin und München deutlich. Alle waren sich einig,
dass ein Mädchensportzentrum in München wünschenswert wäre. Eine Wiederholung vor größerem Publikum ist in Planung. Das Projektetreffen wurde von Mädchen auch filmisch begleitet, das Ergebnis wird nach Bearbeitung und Schnitt veröffentlicht. Eine DVD „Show Time 2012“ mit den wichtigsten Passagen von „Respect Girls“ ist beim des Berliner Mädchensportzentrum erhältlich:
[email protected] Heidi Kurzhals, KJR-Mädchenbeauftragte
KJR-Studienfahrt nach Finnland
Den PISA-Ergebnissen auf der Spur …
Foto: Heiko Neumann
Neben vielen anderen Aktionen - u.a. Teilnahme mit einem Stand beim Streetlife-Festival, Bericht und Vorstellung in der Gleichstellungskommission, Vorbereitung eines Hearings im Stadtrat - sollte es in diesem Rahmen ein Angebot für Mädchen und junge Frauen geben. In Kooperation mit KOFRA (Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeits- und Lebenssituation e.V.) und Dr. Anita Heiliger luden wir die Leiterin des Mädchensportzentrums Berlin Bettina Lutze-Luis Fernandez ein, zum Thema „Pornografisierung des Alltags und Gegensteuerung in der Mädchenarbeit“ zu referieren. Diese Themen bearbeitet sie seit Jahren im Rahmen ihres Projekts „Respect Girls“. Songtexte und Videoclips – vor allem HipHop – werden übersetzt, und so wird deutlich, was in den Songs von Sido, Bushido und Rihanna tatsächlich gesungen wird. Das Frauenbild wird kritisch analysiert, und gemeinsam wird ein Gegenentwurf zum propagierten Geschlechterbild erarbeitet. Die Mädchen haben ihr eigenes provokantes Logo entwickelt, das sie auf T-Shirts bei ihren Auftritten tragen. Mit ihren eigenen Songs und gemeinsamen HipHop-Choreographien drücken die Mädchen ihre Kritik und ihren Widerstand aus und problematisieren die Konsumhaltung “tanzen ohne hinzuhören“. Die Idee war, dass Bettina Lutze-Luis Fernandez in München nicht nur über Mädchenarbeit sprechen, sondern mit den Mädchen aus Berlin kommen sollte, um das „Respect Girls“-Projekt hier zu präsentieren und mit Mädchen des Münchner Projekts „Girlz4Girlz“ aus dem Jugendtreff am Biederstein (JTB) zusammenzutreffen. Ein Wochenende mit Workshop-Angeboten für Münchner Mädchen, Vorstellung der Projekte, Austausch, Empowerment und Spaß. Am Samstag, den 6. Oktober kamen 32 Berliner Mädchen - sehr müde nach 11-stündiger Fahrt - in den laufenden Tanz- und WorkshopBetrieb im JTB und zum gemeinsamen Tanzen, Reden und Essen. Am Sonntag wurden die Kampagne „Uns geht’s ums Ganze“ und die Projekte „Girlz4Girlz“ und „Respect Girls“ vorgestellt. Die Mädchen aus Berlin beeindruckten mit ihrem professionellen, witzigen, selbstbewussten Gesang und Tanz. Am Montag gab es nach einem Stadtrundgang bei strahlendem Sonnenschein unter kundiger Führung von Patricia Herzog abends den Vortrag von Bettina Lutze-Luis
30 KJRler – Vorstand und Beschäftigte – machten sich von 21. bis 25. Oktober auf die Reise nach Finnland. Auf dem Programm der Studienfahrt standen Besuche beim Jugendamt und beim Dachverband der Jugendorganisationen ebenso wie Besuche von Schulen, Kindertageseinrichtungen und Jugendzentren. Dabei konnten viele Informationen und Erkenntnisse gesammelt werden. Besonders neidvoll blickten die Teilnehmenden auf die finnischen Schulen, die finanziell und
personell erheblich besser ausgestattet sind als deutsche Schulen und die auch Unterrichtsfächer wie Werken, Musik oder Sport nicht vernachlässigen. Beim Thema „Kooperation Kinder- und Jugendarbeit mit Schule“ stehen die Finnen allerdings vor ähnlichen Fragestellungen wie wir. Näheres zu inhaltlichen Themen im nächsten K3 (Nr. 1/2013) Michaela Scheel, Referentin des Geschäftsführers, KJR 8|12
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Aktuell Die Aktion! Jugendbeteiligung München!
„Grünes München – Aktive BürgerInnen gestalten Freiflächen“
Ziel dieser losen Veranstaltungsreihe ist es, an praktischen Beispielen verschiedene Formen von früher Bürgerbeteiligung in der Stadtgesellschaft aufzuzeigen. Wir wollen verdeutlichen, wie sich junge Münchner/ innen ihre Stadt aneignen, Freiflächen und öffentliche Räume nutzen und gestalten, und wie verschiedene Aspekte von Jugendkultur in München gelebt werden. Durch das Zusammenkommen der Jugendbeauftragten der Bezirksausschüsse, relevanter Repräsentanten der Stadtverwaltung und Akteurinnen und Akteure aus den verschiedenen Szenen sollen Anregungen für den eigenen Stadtteil gegeben werden und neue Ideen und Netzwerke entstehen. Nach den jungen Kreativen kamen dieses Mal die „Urbanen Gärtner/innen“ zu Wort. Nicht zuletzt aufgrund der Aktualität des Themas: In München wird immer häufiger eifrig gesät, angepflanzt, kompostiert und geerntet. An vielen Orten sprießen „Urbane Gärten“ aus dem Boden oder es wird auf Freiflächen in der Stadt angepflanzt – dabei gibt es unterschiedliche Formen: Interkulturelle Gärten, Guerilla Gardening, Stadtteilgärten, Frauengärten, Permakulturgärten, Firmengärten oder Grünpatenschaften. Mitmachen, anpacken, miterleben ist hier die Devise – und so begann die Veranstaltung mitten im Grünen – in dem Gemeinschaftsgarten „o‘pflanzt is!“ an der Schweren-Reiter-Straße. Nach einem Rundgang - von der Gartenküche über die Wurm-Farm bis hin zu den Bienenstöcken und Beeten - stellten die Initiatorinnen ihr Projekt vor und berichteten auch von den Schwierigkeiten, Flächen für ein solches Projekt in München zu finden. Umso erfreuter waren sie, wie viele Gärtner/innen sich nun schon beteiligen und wie wichtig die soziale Komponente des Zusammenkommens und -arbeitens ist. Auch Jugendliche sind im „o‘pflanzt is“-Garten immer willkommen, und für nächstes Jahr ist schon ein umweltpädagogisches Kinderprogramm geplant. Weiter ging es dann in der „KreativGarage“, die von der NachbarschaftsBörse Ackermannbogen e.V. organisiert wird. Im Warmen empfing Dr. Christa Müller, Geschäftsführerin der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis, die Teilnehmenden mit einem interessanten Vortrag über „Urban + Guerilla Gardening 8|12
Dr. Christa Müller von der Stiftungsgemeinschaft begeisterte mit einem interessanten Vortrag. – (Frei)Raumaneignungen als Ausdruck gesellschaftlicher Teilhabe“. Sie zeigte aktuelle Entwicklungen, gesellschaftliche Hintergründe, verschiedene Ausprägungen und gemeinsame Merkmale dieser Bewegung auf: Das Ende des Fortschrittglaubens und des Konsums als Ausdruck des Wohlstands; vielmehr nun die Rückbesinnung auf das „Selbermachen“, das eigene Produzieren. Dazu fährt man nun nicht mehr aufs Land, sondern schafft sich Freiraum in der Stadt und erfüllt sich so den Wunsch nach Refugien und Entschleunigung. Tauschen, teilen, gemeinsam anbauen und essen werden zum politischen Statement - Selbstermächtigung und öffentliche Zeichen gegen eine
Auch gemeinsames Zubereiten und Essen des Geernteten gehört zum Garteln: Kürbissuppe aus dem „o‘pflanzt is“-Garten.
durchgeplante Stadt und fremdbestimmtes urbanes Leben. Im Anschluss berichtete Heidrun Eberle von der NachbarschaftsBörse über die Planung ihres „StadtAckers“: eine Initiative für einen interkulturellen Nachbarschaftsgarten am Ackermannbogen, der zum einen Familien ohne eigenen Garten zur Verfügung stehen und zum anderen als Kommunikations- und Gemeinschaftsort dienen soll. Abschließend erzählte Sebastien Godon von Greencity von den Anfängen des Vereins, der schon so manchen Grünstreifen verschönert hat. Zu Beginn fanden „Pflanz-Aktionen“ spontan und ohne Ankündigung statt, später wurden sie geplant und waren nicht selten auch medial begleitet. Beim „Guerilla-Gardening“, also dem eigenmächtigen Anpflanzen auf Freiflächen im öffentlichen Raum, wurden immer mehr Ideen - z.B. „Moosgraffiti“ oder „Samenbomben“ - geboren. Das neueste Projekt von Green City sind die „Grünpaten“: eine Kooperation der Gärtner/inne/n von Green City e.V. mit dem Baureferat Gartenbau. Bei diesem Projekt werden Bürger/innen offizielle Paten von selber gestalteten „Straßenbegleitgrünflächen“. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es dieses Projekt unter den Namen „Grünpaten KIDS“. So konnten beispielsweise die Kids aus der KJR-Einrichtung Intermezzo selber eine Grünfläche nahe der Einrichtung planen, gestalten und pflegen – ein Projekt zur ökologischen Bildung, das Spaß macht und ein positives Miteinander über das gemeinsame Tun fördert - „München wächst zusammen!“ Kathrin Bautz, „Die Aktion! Jugendbeteiligung München“, KJR
Fotos: Marco Zerjav
Am 15. November veranstaltete „Die „Aktion! – Jugendbeteiligung München“ zusammen mit dem AK Jugendbeteiligung die 3. Infoveranstaltung für die Jugendvertreter/innen der Bezirksausschüsse und Multiplikator/ inn/en der Jugendarbeit zum Thema Jugendpartizipation in München.
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Aktuell Klausurtag OKJA Süd und Nord-Ost in Augsburg
KJR beim SJR
Im Rahmen eines gemeinsamen Klausurtags der Abteilungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Nord-Ost und Süd des KJR am 14. November besuchten die Einrichtungsleitungen den Stadtjugendring Augsburg (SJR). Vom Info-Point am Münchner Hauptbahnhof ging es zunächst mit Bahn und ÖPNV nach Augsburg in das neue Jugendzentrum Kosmos im Uni-Viertel, wo ein Austausch mit den Leitungen des SJR stattfand. Christine Paula und ihre Kolleginnen und Kollegen vom SJR beantworteten geduldig die Fragen, welche die Profis der Münchner Kinder- und Jugendarbeit im Vorfeld für die Augsburger Profis formuliert und an sie geschickt hatten, und die Diskussion nahm ihren Lauf. Nach einer Führung durch die Räume und einem gemeinsamen Mittagessen im Café Kosmos begab sich die Gruppe inspiriert und gestärkt zur nächsten Station - die b-box. Auch hier wurden wir sehr herzlich empfangen und waren beeindruckt von den Leistungen eines
doch sehr kleinen pädagogischen Teams. Noch ein kurzer Blick auf die tolle Sportanlage, die zur b-box gehört, und weiter ging es ins Zentrum von Augsburg in die Projekteinrichtung K15. Hier wird gerade Offene Kinder- und Jugendarbeit neu gedacht und eine umfassende Sozialraumanalyse „mischt die Karten neu“. Auf der Rückfahrt wirkten die Eindrücke, und es wurde viel diskutiert und Vergleiche wurden angestellt. Fazit: ein
gelungener Tag mit viel Abwechslung, fachlichem Austausch und neuen Eindrücken für die Arbeit „daheim“. Nach so viel erfahrener Gastlichkeit hat der KJR München-Stadt natürlich auch die Kolleginnen und Kollegen vom SJR Augsburg zum Gegenbesuch herzlich eingeladen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen 2013. Armin Schroth, Abteilungsleiter OKJA Süd, KJR
Übernachtung ohne Strom im Intermezzo
Mach‘s Licht aus!
Gemeinsam wurden zu Beginn der Aktion alle Sicherungen ausgeschaltet, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, unerlaubt Strom zu nutzen. In drei Gruppen bereiteten die Jugendlichen anschließend die Übernachtung vor. Es wurden Teelichter und Petroleumlampen aufgestellt, das Lagerfeuer angeheizt und Gemüse geschnipselt. Die Zeit verging wie im Flug, als schließlich alle am Feuer vor dem Haus saßen, Stockbrote grillten und dem Eintopf am mittelalterlichen Dreibein beim Köcheln zusahen. Keine Frage, dass alle begeistert zugriffen, als des Essen dann fertig war. Für eine musikalische Untermalung mussten die Teilnehmenden fest in die Pedale treten. Ein Energiefahrrad bot die einzige Möglichkeit, Strom zu erzeugen, und veranschaulichte ihnen eindrucksvoll, wie viel Energie im Leuchten einer Glühbirne oder im Betrieb des CD-Players steckt. Trotz der Anstrengung erklärten sich alle bereit, immer wieder ein Lied lang durchzustrampeln. Von der ungewohnt frühen Dunkelheit völlig aus dem Zeitrhythmus gebracht, wollten es
Foto: Claudia Seidel und Wolfgang Haberl
Im Rahmen des pädagogischen Begleitprogramms zur ÖKOPROFIT-Zertifizierung, beteiligte sich das Intermezzo in diesem Jahr zum ersten Mal an der „Nacht der Umwelt“. Mädchen und Jungen von 10 bis 13 Jahren ließen sich auf das spannende Experiment ein, eine Nacht ohne Strom in der Freizeitstätte zu verbringen.
sich einige schon bald auf ihren Schlafplätzen gemütlich machen, schließlich konnten sich aber doch noch alle zu einer gemeinsamen Nachtwanderung aufraffen. Obwohl sich ein paar handbetriebene Taschenlampen eingeschlichen hatten, war der Wald bei Dunkelheit für einige doch sehr angsteinflößend. Gut,
KJR goes Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sind wichtige Zukunftsaufgaben für den KJR, denen er sich verstärkt zuwendet. Im K3 berichten wir regelmäßig über Erfahrungen und Ideen zum Thema Nachhaltigkeit/BNE.
dass wir schon bald wieder im sicheren Haus zurück waren. Nach so viel Aufregung wurde es dann auch ziemlich schnell leise. Zum Frühstück am nächsten Tag trafen sich alle wieder am Lagerfeuer und ließen sich den heißen Kakao schmecken, bevor sie sich ans Abspülen machen mussten, denn die Spülmaschine funktioniert ohne Strom natürlich auch nicht. Neben den Erinnerungen an eine außergewöhnliche Übernachtungsaktion nahmen die Teenies auch viele persönliche Erfahrungen zum Thema Strom und neue Einsparideen mit nach Hause, die sie jetzt in ihren Familien erproben und weiter ausbauen können. Claudia Seidel, Intermezzo, Fachstelle BNE 8|12
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Aktuell Generationenübergreifende Stadtteilrallye
Jung und Alt – gemeinsam durch Laim!
Vom Senior/innenbeirat von Laim und dem Unterausschuss Soziales des Laimer Bezirkausschusses gefragt, ob wir uns mit dem Alten- und Service-Zentrum an einer gemeinsamen Aktion beteiligen würden, war schnell klar, dass hier eine Kooperation zustande kommt. Nach einigen Treffen stand die Rallye: Mit einem Quiz, in dem der Stadtteil in Kleingruppen erkundet werden sollte und Rätsel gelöst werden mussten, sollten jugendliche und ältere Laimer/innen sich annähern. Die interessierten Jugendlichen und Senior/inn/en machten sich am 11. Oktober auf den Weg. Treffpunkt war das Alten- und Service-Zentrum am Kiem-Pauli-Weg, wo die Jugendlichen eine Führung bekamen und begeistert waren von der Größe des Hauses mit Kegelbahn im Keller – und beeindruckt davon, dass die Ausleihe in der hauseigenen Bücherei auf Vertrauen basiert und nicht mit Ausweisen geregelt ist, wie im Jugendzentrum. Dann ging es auf drei verschiedenen Routen durch den Stadtteil. Diese waren ehrenamtlich von Norbert Winkler vom Historischen Archiv gemeinsam mit der Historikerin und Stadtführerin Barbara Reis entwickelt worden. Teil der Spazierwege waren unter anderem Gebäude und Institutionen, die für die Jugendlichen oder die Senior/inn/en von Bedeutung sind. So lag auf einer der Strecken die Stadtbibliothek,
Foto: Beatrix Köber
An der Initiative „Europäisches Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen“, die von der Europäischen Union in diesem Jahr ins Leben gerufen wurde, wollten wir partizipieren. Städte, Gemeinden und Bezirke waren aufgefordert, das generationenübergreifende Miteinander zu fördern und Gemeinschaft zwischen Jung und Alt zu beleben.
wo die Jugendlichen den Senior/inn/en ihr facebook-Konto zeigen konnten. Schnell erkannte ein Herr, dass man so sinnlose Sachen schreiben kann wie „dass man sich gerade auf der Toilette befindet.“ Eine weitere Station war die Freibank in Laim. Das wussten nur die Älteren, dass man hier bis Ende der 50er Jahre günstig Fleisch kaufen konnte und dass hier noch geschlachtet wurde. Den Weg erarbeiteten sich die Teilnehmenden. Es war schön mitanzusehen, wie die Jugendlichen sich der Geschwindigkeit der Senior/inn/en anpassten und im Straßenverkehr auf sie achteten. Nach etwa anderthalb Stunden erreichten die Gruppen das Ziel: das Laimer Jugendzentrum. Hier wartete ein MVG-Bus mit den Jugendbeamt/inn/en und anderen Zivilpolizist/inn/en, die ein paar Sequenzen ihrer diversen Zivilcourage-Programme „live“ darstellten. Eine übergriffige Szene wurde,
erst scheinbar zufällig, inszeniert und nach großer Betroffenheit aufgelöst, dann wurde auf die Kurse der Polizei für Jugendliche und Senior/inn/en hingewiesen. Im Saal vom Laimer konnte man anhand von ausgestellten Schautafeln die Lösungen zum Quiz nachschauen. Eine deftige Brotzeit krönte den Abschluss. Eine Führung durch das Jugendzentrum stieß bei den Senior/ inn/en auf großes Interesse, und unsere Arbeit wurde entsprechend gewürdigt. Weitere Aktionen zwischen Jung und Alt sind geplant, die ausgearbeiteten Routen und Schautafeln liegen bereit für weitere Stadtteilerkundungen. Und was war das Fazit eines Jugendlichen? „Die Alten machen das Gleiche wie wir, in ihrem Zentrum!“ Alexandra Krohn, Das Laimer Jugendzentrum, KJR
Jutta Koller und Johannes Singhammer lesen Kindern vor
Vorlesetag in der KoRi Schneckenstein Über prominenten Besuch freuten sich die kleinen Mädchen und Jungen der Kindertageseinrichtung KoRi Schneckenstein im Hasenbergl am 15. und 16. November. Im Rahmen des bundesweiten Vorlesetags hatten sich Stadträtin Jutta Koller und der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer angemeldet. Gebannt lauschten die Kinder den „Abenteuern des kleinen Eisbären Lars“ und der Geschichte von „Conny beim Laternenumzug“. Die Kinder hatten großen Spaß mit der prominenten Vorleserin und dem prominenten Vorleser und würden sich freu8|12
en, öfter mal Vorlesebesuch zu bekommen. „Literaturzeit“ gibt es für die Kindergartenkinder in der KoRi Schneckenstein jeden Tag zwischen 13 und 14 Uhr, denn die Sprachförderung ist ein Schwerpunkt der Einrichtung. Dazu gehören verschiedene Angebote, die sich alle mit Sprache beschäftigen, z.B. auch regelmäßige Besuche in der Bücherei. Eine Stunde, die die Kinder jeden Tag aufs Neue genießen. Der 9. bundesweite Vorlesetag, initiiert von der Wochenzeitung DIE ZEIT, der Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn, hatte heuer eine Rekordbeteiligung von 40.000 Mitmachenden.
Aktuell
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Berufsorientierung für Mädchen
Lötstation und Lidschatten Der 13. Berufsorientierungstag für Mädchen war ein Erfolg: Mehr als 100 Mädchen nutzten die Chance, ihren Traumberuf zu finden. Sie fragten den mehr als 40 Expertinnen Löcher in den Bauch. Auch praktisches Geschick war gefragt, so beim Handwerken, Lidschattenherstellen und Roboterprogrammieren. Die Türen sind noch nicht lange geöffnet, da strömen die ersten Mädchen herein. Sie wollen ihre Berufswahl nicht dem Zufall überlassen. Doch an der Schwelle zu den Expertinnen, gleich hinter dem Eingang, steht ein „Hindernis“: Ein Tisch, auf dem Karten mit Nummern von 1 bis 35 liegen – so viele „Berufefrauen“ stehen den Mädchen heute Rede und Antwort. Und hier regiert der Zufall. Die ersten drei Beratungsgespräche werden zugelost. „Das hat sich bestens bewährt“, erklärt Claudia Lässig vom Kreisjugendring, die den diesjährigen Berufsorientierungstag koordiniert. „So kommen die Mädchen mit Berufsbildern in Kontakt, die sie vielleicht noch gar nicht kannten.“ Das kann die Fachkraft für Abwassertechnik sein, die Schreinerin, die Fachinformatikerin oder die Bauzeichnerin. Danach haben die Mädchen freie Wahl unter den fast vierzig Ausbildungsberufen. Darunter sind vermeintliche „Frauenberufe“ ebenso vertreten wie bislang eher männlich dominierte Branchen. Aber ist die Diätassistentin, Hebamme oder Kinderpflegerin immer noch klassisch weiblich? Gilt das auch für die Goldschmiedin, die Polizistin oder die Reiseverkehrskauffrau? Und was ist mit der Steinmetzin, der Servicekauffrau im Luftverkehr oder der Industriemechanikerin?
„Auch wenn die unsichtbaren Geschlechtergrenzen der Berufswelt nach und nach durchlässiger werden, gibt es noch viel zu tun“, sagt Lässig. „Traditionelle Rollenklischees sind mächtig, mehr als die Hälfte der Mädchen konzentriert sich auf nur 10 von fast 400 Ausbildungsberufen.“ Ein Befund, der für die Jungs übrigens genauso zutrifft – nur eben bei anderen Berufen. Deshalb veranstaltet der Kreisjugendring schon seit vielen Jahren getrennte Berufsorientierungstage für Mädchen und für Jungen. Neu in diesem Jahr war der Partner. Nach dem Ausstieg des Stadtjugendamts, der Agentur für Arbeit und des Kreisjugendring MünchenLand war erstmals die DGB-Jugend Koope-
Übernachtung im Deutschen Museum
Wenn eine große Gruppe von Kindern und Betreuer/inne/n mit Schlafsäcken, Isomatten und sonstigem Gepäck die Eingangshalle des Deutschen Museums bevölkert, ist es mal wieder so weit: die Nacht im Museum für Kinder von KJR-Einrichtungen steht an. Regelmäßig im Herbst, vom Dienstag vor Buß- und Bettag bis zum Mittwochmorgen gibt es für ca. 50 Kinder ein umfangreiches Programm, eine erlebnisreiche Nacht, einige wenige Stunden Schlaf und danach viel zu erzählen.
rationspartner beim kurz „BOT“ genannten Berufsorientierungstag. Neben der Konzentration auf Ausbildungsberufe gehört ein umfangreiches Rahmenprogramm zum BOT-Konzept. In der Bewerbungsstraße des Bayerischen Roten Kreuzes zum Beispiel erhalten die Mädchen Tipps für Vorstellungsgespräche. Dazu gehört natürlich auch Auftreten und Erscheinungsbild. Und welche Garderobe ist passend? Wie wirken Blazer, Piercing oder Minirock? Dazu haben die Beraterinnen eine Auswahl an Garderobe mitgebracht und bieten gleich noch die Schminkberatung dazu. Um Styling und Beauty geht es im Chemielabor der TU München (TUM), genauer um Haargel und Lidschatten. Allerdings stehen hier keine schicken Tiegel und Spiegel, denn die Kosmetik ist noch gar nicht da. Unter Anleitung der Expertinnen von AuTUM, dem Ausbildungszentrum für die nichtakademische Berufsausbildung an der TUM, können die Mädchen hier Gels und Pulver zusammenrühren und Make-up selbst herstellen. Fingerfertigkeit verlangen auch die anderen Stationen, so etwa das Talentpuzzle mit Holzarbeiten und Bastelstation, die Lötstation oder das Roboterlabor, in dem die Mädchen die Maschinen über Laptop programmieren. Dass viele Mädchen die Praxisangebote wirklich nutzen können, liegt neben dem neuen Veranstaltungsort im DGB-Haus auch am etwas geringeren Andrang. So können die Teilnehmerinnen ohne Gedrängel die Angebote nutzen und ohne langes Anstehen mit jenen sprechen, die von ihrem Beruf mehr verstehen als irgendwer sonst: die Berufefrauen. Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR 8|12
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EXTREM Gut, dass wir darüber gesprochen haben
extrem kurz …
Bei sogenannten Extremsportarten ist die riskante Situation entweder in der Sportart selbst enthalten oder wird durch den Verzicht sonst üblicher Hilfsmittel, durch Ausübung in ungünstigen Klimazonen oder durch die Steigerung der Belastungsdauer und Massivität (Höhe, Geschwindigkeit)
hervorgerufen und verstärkt. Letztlich kann alles extrem sein, wenn es über ein gängiges Maß hinausgeht … Die Zitate im Schwerpunktteil sind von Jungs und Mädchen aus den SBZ Sendling und aus dem frei.raum, die wir gefragt haben, was für sie „extrem“ ist
Die aktuelle Debatte um Fan-Kultur wird leider von wenigen aber massiv sichtbaren gewaltbereiten Zuschauern geprägt.
Fans zwischen Leben, Liebe und Leiden
Unsere Heimat ist die Kurve Die Medien-Öffentlichkeit nimmt Fans meist so wahr: grölend und betrunken, mit Pyrotechnik bewaffnet und jederzeit bereit zur (verbalen oder gar handgreiflichen) Auseinandersetzung mit anderen Fans. Es ist schon richtig; das Handeln der Fans ist oft irrational und von puren Emotionen getrieben – wie das Spiel auf dem Platz auch. Und Emotionen führen schnell zur Leidenschaft, die manchmal maß- und grenzenlos sein kann. Wann man in den 1970er Jahren zu einem Fußballspiel ging, fand man sich als Fan meist unter seinesgleichen wieder – in der Öffentlichkeit wurde man als Exot wahrgenommen. Das Münchner Olympia-Stadion war damals nur dann ausverkauft, wenn die Bayern gegen Gladbach oder den HSV spielten. Lawinen von angeblich fußball-beseelten Müttern, Vätern, Familien und Jugendlichen oder Kolonnen von Pseudo-V.I.P.s, die rund um die Uhr den „Mega-Store“ in der Arena fluten, gab es nicht. Die Fans waren unter sich und keiner nahm Notiz von dieser Fan-Kultur. Die gängige Beschreibung eines Fußballfans lautete „asozialer Rowdy“. Langhaarig, betrunken 8|12
und mit damals topmodischen Schlaghosen torkelten sie durch die Innenstädte.
Leben – lieben – leiden Die Fans besaßen aber eines: Leidenschaft, Hingabe für dieses Spiel – meist schon seit dem Vorschulalter. Die Faszination der Stadion-Atmosphäre, die Begeisterung für die Fan-Gesänge und die farbenfrohe Süd-Kurve kannte schier keine Grenzen. Fußball war und ist Magie. Alles drehte sich um das Spiel mit dem Ball auf dem Rasen, das ebenso aufregend, schnell und dynamisch wie langweilig und ermüdend sein konnte. Glück und Leid
liegen auch heute noch dicht beieinander – eben ein Tor geschossen, am Ende doch verloren. Denn es geht immer um seine eigene Mannschaft, zu der es fast eine Art Liebesbeziehung gibt. Wochenende für Wochenende – während der sogenannten englischen Wochen sogar alle drei Tage – begleitet man sein Team quer durch die Republik oder gar ins „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Wenn man mit Freunden Fußball spielt, sich umhaut und so. Das ist extrem, weil es lustig ist.“ (m, 13) Ausland. Bei so viel Nähe und Begeisterung für diese Kicker verhallt jedes rationale Argument: Stehen sündhaft teure Eintrittskarten, immense Fahrtkosten und beträchtliche Investitionen für die eigene Verpflegung dafür, dass man einer Mannschaft zujubelt, die den einzelnen Fan weder persönlich kennt noch ihn vermutlich wirklich wertschätzt?
Foto: Daniel Hannes, pixelio.de
… „extrem“ bedeutet unübertrefflich, außerordentlich, besonders – als das Gegenteil von normal und durchschnittlich. Etwas Extremes impliziert eine Herausforderung, die oft mit Risiko, Gefahr und Nervenkitzel verbunden ist.
EXTREM Im schlimmsten Fall ist dem Spieler „XY“ der Fan in der Kurve gleichgültig. Hier wird deutlich, dass sich das Wort „Leidenschaft“ nicht nur phonetisch nah am Verb „leiden“ wiederfindet. Aber auch wenn die eigene Mannschaft verliert, überwiegt das positive Erlebnis im Stadion und bleibt haften.
Zwischen Fanatisierung und Gewaltbereitschaft Die sogenannten „Ultras“ – fanatische Anhänger einer Mannschaft, deren oberstes Ziel es ist, ihren Verein immer und überall bestmöglich zu unterstützen –, leben diese Leidenschaft in allem, was sie tun. Im Gegensatz zu Hooligans tun sie dies meist gewaltfrei. In den 1950er und 1960er Jahren in Italien als lose, unorganisierte Fangruppen
entstanden, verkörpern die Ultras heute eine extrem leidenschaftliche und dabei gut strukturierte Fan-Kultur. Genau diese Ultras prägen aber das (negative) Bild des Fußballfans in den Medien. Ultras stehen sowohl der Vereinsführung als auch den Ordnern bzw. der Polizei kritisch gegenüber, weil es ihnen vor allem um den Erhalt der eigenen Fan-Kultur und um die Vermeidung einer grenzenlosen Kommerzialisierung des Sports geht. Innerhalb der Ultra-Kultur gibt es – wie in jeder anderen Jugendbewegung auch – gemäßigte aber auch radikalere Gruppen. Medien bedienen oft und gern die Klischees von randalierenden Fans – zeichnen dabei ein Szenario, dass Fans stigmatisiert und ein falsches Bild eines durchschnittlichen Stadion-Besuchers bzw. Besucherin vermittelt. In der Folge wächst der Handlungsdruck auf Politik, Verbände und die Vereine. Als „Schnellschuss“
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werden Sicherheitsbestimmungen verschärft und die Fankurven zu Käfigen ausgebaut. Der Radikalisierung einiger Zuschauer/innen liefert das eher Vorschub. Dabei sind die aktuellen gesetzlichen Regelungen ausreichend, um straffällige Fans aus dem Verkehr zu ziehen. Die Fußball-Stadien der ersten und zweiten Bundesliga sind meist auf modernstem Stand und die Polizeipräsenz ist absolut ausreichend. Im Umgang mit extremen – will heißen gewaltbereiten – Fans lautet die Zauberformel „Kommunikation auf Augenhöhe“. Wenn Verbände und Politik allerdings nur über Fans statt gleichberechtigt mit ihnen sprechen, wird es in wenigen Jahren leer sein auf den Rängen – das leidenschaftliche Stadion-Erlebnis könnte dann der Vergangenheit angehören. Toni Meyer
Ausbeutung von Tieren zerstört Lebensgrundlagen
„Vegxtrem!?“
Ist man schon extrem, wenn man sich gegen ein allgemein akzeptiertes Verhalten stellt und eben nicht mal schnell einen Burger kauft? „Das muss doch schwierig sein?“, „Was kann man denn dann überhaupt noch essen?“, lauten die Fragen, die nicht zwingend negativ intendiert sind, sondern oft von Überforderung und Unwissenheit zeugen. Wann ist also das eigene Ernährungsverhalten extrem? Industrielle Tierhaltung verschlingt etwa ein Drittel der gesamten Land oberfläche der Erde, ist für über 50 Prozent der weltweiten CO 2 -Emissionen verantwortlich (mehr als der gesamte weltweite Verkehr), benötigt enorme Mengen an Wasser (für ein Kilogramm Rindfleisch so viel, wie man in etwa einem Jahr fürs Duschen verbraucht). Dabei essen wir längst nicht alles selbst, sondern exportieren zudem Schlachtabfälle zu Dumpingpreisen in afrikanische Länder. Dort zerstören diese Exporte die heimische Produktion und verschärfen ohnehin schon bestehende Abhängigkeitsverhältnisse.
Ende des „weiter so“ Zur Bilanz der (Massen-)Tiernutzung zählen darüber hinaus zahlreiche Krankheiten, Antibiotika-Resistenzen, Epidemien und
Foto: Uschi Dreiucker, pixelio.de
„Immer die Mitte nehmen, extrem ist nie gut.“ Ein Satz, den man schon zu oft gehört, vielleicht selbst schon formuliert hat. Dahinter stecken meist billige Ausreden im Kampf gegen das schlechte Gewissen. Wenn man hin- statt wegsieht, wenn man sich informiert, seine Verhaltensmuster reflektiert und präventiv agiert, mag man als extrem in seinen Ernährungsgewohnheiten gelten; extrem ist allerdings eher, einfach so weiterzumachen wie bisher.
Lust auf Putenschnitzel? jährlich über 50 Milliarden geschlachteter Tiere (ohne Meerestiere). Diese Tiere erleiden nach einem meist sehr kurzen Leben – oder besser Dasein, denn ein Leben ist es nicht – einen gewaltsamen Exodus, denn auch in der Bio-Branche singt und streichelt man Tiere nicht in den Tod. Diese gesamte damit verbundene Industrie tut dies alles eines vergänglichen kulinarischen Genusses wegen. Extreme Vorwürfe – für eine ebenso „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem heißt für mich, verrückte Sachen machen, zum Beispiel Chilis essen – immer eine höhere Stufe.“ (m, 12) extreme Realität. „Warum aber gleich vegan und nicht vegetarisch?“ wird in diesem Kontext schnell nachgeschoben. Eine durchaus berechtigte Frage mit einer verblüffend einfachen Antwort: Eine Milchkuh wird etwa fünf Jahre lang unter schlimmsten Bedingungen und auf engstem Raum gehalten, gegen ihren
Willen künstlich befruchtet, nach der Geburt ihrer Kälber beraubt, die dann als zartes Kalbfleisch auf unseren Tellern landen. Lässt diese überzüchtete „Leistungsmaschine“ nach, werden ihre ausgemergelten Überreste geschlachtet und sie folgt ihren Kindern in unsere Mägen. Trotz dieser (bekannten) Umstände und der ökologisch unausweichlichen Folgen wird den Konsument/en/innen die ewige Milchlüge aufgetischt, werden Milchprodukte als „gesund“ verkauft, negative Folgen verschleiert, Milch als notwendig und natürlich für den menschlichen Körper vermarktet. Dabei trinkt kein anderes Lebewesen über die Kindheit hinaus Milch – schon gar nicht artfremde.
Widernatürliche Ernährung Auch der Konsum von Eiern hat dramatische Folgen: So gibt es heute zwei unterschiedliche Hühnerrassen; eine zum Eierlegen, eine fürs Fleisch. Bei der erstgenannten Rasse sind 50 Prozent unbrauchbar, weil männlich. Sie werden lebendig geschreddert, vergast oder 8|12
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EXTREM landen im Müll. Die übrigen Hühner, auch die zur Fleischproduktion gezüchteten, fristen bis zu ihrem Tod auf engstem Raum ein grausames Dasein. Aber Veganismus bedeutet mehr als das Ablehnen tierischer Produkte. Als Lebenseinstellung meint er den gänzlichen Boykott jeglicher Ausbeutung von Tieren, sei es für Nahrung, Kosmetik, Mode oder zu Arbeitsund Unterhaltungszwecken. Denn auch hier werden Tiere gegen ihren Willen misshandelt und oft getötet.
Von der Kenntnis zur Erkenntnis ist es kein leichter Schritt; zum tatsächlichen Handeln ein vielfach schwererer. Es genügt nicht, sich über die bekannten Fakten hin und wieder bestürzt zu zeigen, um beim nächsten Einkauf erneut gegen besseres Wissen zu entscheiden. Es genügt nicht, die Wahrheit unbequem zu nennen, man muss ernsthafte Veränderungen anstreben. Wie und wo ginge das leichter als im eigenen Verhalten!? Die Nachfrage bestimmt das Angebot, unsere täglichen Entscheidungen
sind daher von Gewicht. Vegan sein bedeutet keinesfalls Verzicht und Mehrkosten, sondern eine Bereicherung. Menschen sind offensichtlich zu selten einsichtig und erheben sich nur zu gern über Tiere, obwohl sie doch – biologisch gesehen – eben solche sind. Wäre der Mensch so lernfähig, wie er dies immer hervorhebt, würde er nicht durch den Konsum tierischer Produkte mittel- und langfristig die Erde zugrunde richten. Ist extrem also wirklich nie gut ..? Viktor Gebhart, AnimalsUnited e.V.
Wave-Gotik-Treffen in Leipzig
Mein „Schwarzes Pfingsten“
Ich wollte auf keinen Fall als Voyeur auffallen, wollte nur die Stimmung erleben – vielleicht ein paar Fotos machen. Leipzig Hauptbahnhof. Schon auf unserem Weg in die Innenstadt trafen wir auf kleinere Gruppen unterschiedlich „verkleideter“ Menschen: Schwarze und weiße Bräute mit Spitzen verzierten Sonnenschirmen, Latex bekleidete, auf roten Plateaustiefeln balancierende junge Männer und Frauen, schwarz gekleidete Leute, blass geschminkt – in langen Mänteln mit Nieten und Ösen – boten ein Bild, das ich so noch nie gesehen hatte.
Laufsteg der Eitelkeiten Die Leipziger Innenstadt verwandelt sich während der jährlich stattfindenden WaveGotik-Treffen zu einem gigantischen Laufsteg, auf dem sich allen Stilrichtungen dieser Bewegung mischen. Vom Baby im Fledermaus-Strampelanzug und von Eltern in Latex mit Schweißerbrillen im Kinderwagen geschoben bis zu Gruppen, die im Modestil des 19. Jahrhunderts gekleidet sind. Daneben Mittelalterfreunde, Menschen in militärisch anmutendem Outfit und Stachel durchbohrten Stahlhelmen und Tierschädel am Gürtel. Dass sich nicht alle immer ganz ernst nehmen, zeigt mir beispielsweise ein rosa Pandabär-Rucksack, der das martialische Gehabe konterkariert. Schüchterne Emos inszenieren sich gleichzeitig im Schottenrock und kunstvoll zerrissenen Strümpfen. Wohin man schaut – immer neue Gestalten und faszinierende Outfits: Eine schwarze Krankenschwester mit rotem Rettungsköfferchen, schwarze Geishas, Jugendliche im Manga-Stil verkleidet, eine Gruppe die einen 8|12
Keine Berührungsängste – letztlich ist die ganze Sache ein riesiger Spaß. Sarg mit ihrer Brotzeit durch die Stadt zieht, ein Vampir, der Stofffledermäuse verkauft und mir dabei in breitestem Berliner Dialekt zuflüstert: „Weste, normal bin ick Schreiner. Et jibt hier och Rechtsanwälte und Ärzte. Goth bleibt man, dit hätte ich früher och nich jeglobt“. Die ganze Vielfalt zeigte sich in aufwendig angefertigten Kostümen, die mit ihren Träger/innen durch die gesamte Stadt ziehen. Die Stimmung verblüfft mich, sehr relaxt, freundlich und offen. Ein Foto zu machen, ist kein Problem. Man posiert gern für die Kamera. Aber nicht nur die Szene freut sich, mindestens einmal im Jahr zusammenzukommen, auch die Leipziger Bevölkerung mischt sich dazwischen. Ein Foto mit Omi im Arm eines schwarzen Priesters ist keine Seltenheit.
So viele Kulturen – und kaum Konflikte Das bunt gemischte Publikum spiegelt das gesamte Spektrum der schwarzen Szene – von Goths über Elektro- und Neofolk bis zu BDSM- und Fetisch-Anhängern – wider. Punks, Metaller und Angehörige der Cyberkultur mischen sich ganz selbstverständlich
mit Leuten aus der Mittelalter-, der Steampunk- oder Visual-Kei-Szene. Vielleicht funktioniert das alles so gut, weil sich alle Szenen als unpolitisch verstehen – so gibt es keine ideologischen Gräben. Leipzig ist mittlerweile zum Mekka dieses Treffens geworden. Aber warum nur? Ein Vorläufer des heutigen Treffens fand bereits 1988 in Potsdam statt. Anlass war die Walpurgisnacht – 20 Leute waren damals angereist. Hinzu gesellten sich Anhänger der schwarzen Szene, sodass die Veranstaltung schließlich sogar 150 Teilnehmende zählte. „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Horrorfilme wie Scary Movie sind extrem, weil‘s gruselig ist und weil es Spaß macht.“ (w, 13) Für die DDR-Führung ein unkalkulierbares Risiko und höchst unerwünschter Ausdruck von Jugendkultur. Das Regime unterband das Treffen. Erst nach 1989 kam es zur Fortsetzung. Das erste Wave-Gotik-Treffen fand 1992 im damaligen „Eiskeller“ (heute Jugendkulturzentrum „Conne Island“) statt. Bereits zu diesem Treffen kamen über 1.500 Besucher/innen, im Jahr darauf gar 2.000. Das
Fotos: Karin Malorny
Den Begriff „Schwarzes Pfingsten“ hatte ich bis dato noch nie gehört. Eine befreundete Künstlerin und Fotografin, erzählte mir davon. Kurz entschlossen verabredeten wir uns in Leipzig zu einem echten kulturellen Highlight. Bis zu 20.000 Anhänger/innen aus dem In- und Ausland treffen sich jährlich in der Sachsen-Metropole, um für vier Tage ihre Fantasien auszuleben. Ein Erfahrungsbericht.
EXTREM beständig wachsende Festival fand allerdings im Jahr 2000 ein jähes Ende: Insolvenz des Veranstalters. Seit 2001 wird das WaveGotik-Treffen unter neuer Leitung und mit Unterstützung der Stadt Leipzig organisiert; ist sogar Teil des offiziellen Kulturprogramms der Stadt. Die zahlreichen Konzerte während der Pfingsttage umfassen das gesamte musikalische Spektrum der schwarzen Szene. Mittlerweile ist die Zahl der auftretenden Musikgruppen von acht auf 200 gestiegen, verteilt auf Bühnen im gesamten Stadtgebiet. Ein Mittelaltermarkt, heidnisches Dorf, Kino, Lesungen, eine Szenemesse, Kirchen mit Requiem-Konzerten, sogar Veranstaltungen im Leipziger Gewandhaus, im Schauspielhaus, im Parkschloss und im berühmten „Auerbachs Keller“ zählen zu den Programm-
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Highlights. Übrigens: Nachdem ich mich damals entschlossen hatte, eine nach Weihrauch duftende Stofffledermaus zu kaufen, um sie an meinen Rucksack zu hängen, sprach mich ein Tourist an und fragte mich, ob er ein Foto von machen dürfte. Ich habe natürlich zugestimmt und mich in Pose gestellt … Astrid Weindl, Färberei, KJR
Literatur
Von albern über unpraktisch bis fantasievoll – Hauptsache es gefällt einem selbst.
Alexander Nym, Jennifer Hoffert (Hrsg.) Black celebration, 20 Jahre / 20 years WaveGotik-Treffen, Plöttner Verlag, Leipzig 2011, ISBN 978-3-86211-037-7
Zwischen Statuskonsum und dem Ringen um Anerkennung
Identifikation an der Ladenkasse
Wann spricht man von einem problematischen Konsumverhalten bei Kindern und Jugendlichen? Axel Dammler Problematisch wird es, wenn mehr Geld ausgegeben wird als vorhanden ist. Auch ein fehlendes Budgetmanagement kann zu Verschuldung führen. Manche Heranwachsende neigen dazu, das Geld, das ihnen beispielsweise in Form von Taschengeld zur Verfügung steht, sofort auszugeben. Es ist allerdings nicht notwendig, dass Kinder und Jugendliche etwas vom Taschengeld zur Seite legen – wenn sie es sofort und ganz ausgeben, ist das dann in Ordnung, so lange sie Dinge dafür kaufen, die sie brauchen. „Ich kaufe – also bin ich.“ Hat Konsum etwas mit Identitätsfindung zu tun? Ja und nein. Kinder haben eigentlich noch keine eigene Identität und definieren sich auch deswegen gerne über den Besitz von Dingen. Man kann das beispielsweise gut am Thema Sammelkarten beobachten. Sie glauben, erst dann zu einer Gruppe zu gehören, wenn sie möglichst viele Star-Wars-Karten haben. Sie konsumieren, um zur Gemeinschaft zu gehören. Leben im Gegensatz dazu Jugendliche eher ihr Streben nach Individualität aus? Im Jugendmarkt gewinnt Individualität tatsächlich stärkere Bedeutung. Es geht zwar gleichfalls um Integration in die Gemeinschaft – aber eben auch um eine Individuali-
Kant als Absatzargument: Statuskonsum ist weit verbreitet – ein echter Kaufrausch kommt eher selten vor. sierung im Rahmen dessen, was mir die Clique zulässt; Dinge zu besitzen, die sie als Person beschreiben. Bei Jugendlichen kann man den Satz „Ich kaufe, also bin ich“ letztlich gelten lassen. Besitz von Dingen ist übrigens kulturübergreifend sinnstiftend. Dem Wunsch nach Individualität durch Konsum steht der Gruppenzwang entgegen. Wie wird das aufgelöst? Indem man sich im groben Rahmen gruppenkonform verhält und sich dann in den Details differenziert. Wenn man Sachen bei H+M kauft, ist man z.B. immer auf der sicheren Seite, hat aber doch viel Auswahl für den
Foto: Stihl024, pixelio.de
Eltern und Medien scheinen sich in der Debatte gegenseitig zu befeuern: Kinder und Jugendliche seien heute vor allem eines – kaufsüchtig und markengeil. Das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit, sagt Axel Dammler, Geschäftsführer iconkids & youth – einem renommierten Jugendforschungsinstitut in München.
persönlichen Stil. Und viele Jugendliche tragen adidas und Nike, aber eben jeweils andere Modelle. „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Englisch ist EXTREM schwer.“ (m, 13) Dabei wählen die meisten Jugendlichen sehr pragmatisch die Dinge aus, für die sie Geld ausgeben wollen. Den oft in den Medien zitierten Kaufrausch sehe ich also nicht. Aber es gibt so etwas wie Status-Konsum. Davon sind eher Jugendliche aus sozial schwachen Milieus betroffen. Bei ihnen muss es eine 8|12
EXTREM
Foto: G, pixelio.de
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Rabatt-Aktionen gaukeln vor, dass sich jeder alles leisten kann – oft mit fatalen Folgen. bestimmte Marke bei Sportschuhen oder das iPhone sein. Mangels anderer Möglichkeiten der Partizipation oder Beachtung flüchten sie sich in den Kauf cooler Markenprodukte und wollen sich darüber die Anerkennung sichern. Kinder und Jugendliche, die über ein normal ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügen, brauchen dieses kompensatorische Handeln hingegen nicht. Ich bin deshalb auch ein vehementer Gegner des Betreuungsgeldes, weil meine Erfahrung zeigt, dass zusätzliches Geld zu oft in StatusKonsum fließt und nicht in die Erziehung. Familien in diesem Umfeld suggerieren sich dann selbst das Gefühl, Teil der Gemeinschaft zu sein, weil sie ihre Freunde am Wochenende – dank des Sky-Abos – nach Hause einladen können, um gemeinsam Fußball zu schauen. Was kann getan werden? Zwei Ebenen sind zu beachten. Punkt eins – Gelderziehung. Kinder müssen lernen, mit Taschengeld umzugehen, Konsumfehler zu vermeiden und dass jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann. Punkt zwei
– Selbstvertrauen; wie bringe ich Jugendliche dazu, dass sie sich nicht über gekaufte Produkte definieren, sondern über ihre Person. Beide Dinge haben zwar nicht direkt miteinander zu tun – müssen aber parallel vermittelt werden.
habe fehlen, hat das auch Folgen für das Konsumverhalten. Weil immer mehr Menschen von Entscheidungsprozessen und aktiver Teilhabe ausgeschlossen sind, wird Ersatzbefriedigung im (sinnlosen) Konsum gesucht. Diese Tendenz wird eher zunehmen. „Was ist für dich extrem? Und warum?“
Ist den Eltern oder der Schule die Dimension des Problems bewusst? Gelderziehung geschieht im Alltag. Aber genau deshalb vermute ich, dass das Problem nicht ausreichend im Blick ist. Dabei prägen vor allem Eltern mit ihrem Konsumstil die Kinder. Auch Status-Konsum der Eltern als Ersatz für gesellschaftliche Teilhabe wird so auf die Kinder weitergegeben.
„Bei mir ist alles normal, nicht extrem. Aber wenn ich in einem anderen Land wäre und niemanden kennen würde, das wäre für mich extrem langweilig.“ (w, 14) Andererseits – das Phänomen der massiven Verschuldung von Jugendlichen betrifft nach wie vor nur eine Minderheit. Trotzdem müssen wir uns diesem Problem immer wieder annehmen. Hier müssen alle Akteure und Akteurinnen der schulischen und außerschulischen Bildung aktiv werden. Letztlich helfen nur mehr Selbstbewusstsein und die Einbindung aller gesellschaftlicher Instanzen aus dem Dilemma.
Letztlich ist also nicht der Konsum selbst problematisch, sondern eine mangelnde Anerkennungskultur ..? Richtig, es geht hier zunächst um die Ursache. Bestimmte Einstellungsmuster werden nicht durch die Medien produziert, sondern kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Das unmittelbare Umfeld prägt. Und wenn hier die Anerkennung und Möglichkeiten zur Teil-
Interview: Marko Junghänel
Kostenlose Aufklärung zur Lawinengefahr
„Bitte! Ich bin noch so jung, ich will nicht sterben.“ Es ist mucksmäuschenstill, als Silke, eine junge Frau die von einer Lawine begraben wurde, von ihrem dramatischen Erlebnis berichtet. Die ganze Schulklasse schaut gebannt auf die Leinwand und erfährt, dass Silke nur überlebt hat, weil ihr Freund schnell und systematisch mit seiner Lawinen-Notfallausrüstung umgehen konnte. Das Interview ist Teil der Unterrichtseinheit von „Check Your Risk“ (CYR), einer Initiative der Jugend des Deutschen Alpenvereins, die seit 2007 schon über 37.000 Schülerinnen und Schüler auf die Gefahren beim Freeriden aufmerksam gemacht hat. Der 8|12
Überleben in der Lawine – durch professionelles Training erlernbar
Foto: Jugend des Deutschen Alpenvereins
Check Your Risk
Deutsche Alpenverein (DAV) reagiert damit auf einen Trend, dass das Fahren abseits gesicherter Pisten immer beliebter wird. Animiert durch einschlägige Videos und Zeitschriften und unterstützt durch die immer besser werdende Ausrüstung trauen sich vermehrt junge Menschen ohne alpine Erfahrung einen Ausflug ins sogenannte „backcountry“ zu. Dabei kommt es immer wieder zu schweren Lawinenunfällen, die vielleicht verhindert hätten werden können.
Damit aus Spaß kein Leichtsinn wird „Check Your Risk“ verfolgt das Ziel, junge Schneesportlerinnen und -sportler für die Gefahren von Lawinenabgängen zu sensibi-
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lisieren – ohne ihnen dabei Angst vor dem einmaligen Erlebnis von Abfahrten in unberührtem Pulverschnee zu machen. Vielmehr wird anschaulich und verständlich gezeigt, wie viel Kompetenz die Beurteilung des winterlichen Gebirges benötigt. Der Name „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Ich finde Bungeespringen extrem, weil man sich das nicht einfach so traut und es etwas Besonderes ist, wenn man es dann schafft.“ (m, 12) „Check Your Risk“ ist in diesem Zusammenhang wörtlich zu verstehen: Prüf dein Risiko, begib dich nicht ohne Gefahrenbewusstsein in eine Situation, die dich unter Umständen dein Leben kosten kann! Die Sensibilisierung durch CYR ist dabei nur ein erster Schritt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen in einem zweiten Schritt nach dem Motto „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ motiviert
werden, eine Lawinenausbildung im Rahmen des DAV oder einer Bergschule zu absolvieren. „Check Your Risk“ folgt in seinen Einheiten einem erlebnispädagogischen Ansatz, um den Schüler/inne/n auf angemessene aber doch spielerische Art die notwendigen Inhalte zu vermitteln. Es ist wichtig, auf der Höhe der Zeit zu sein, um die jungen Freerider für „Check Your Risk“ zu gewinnen.
Check this list! In der kommenden Wintersaison bietet CYR die folgenden Angebote an: Level 1.0: Auf Anfrage kommen die CYRTrainer kostenlos ins Skilager. Die 90-minütigen Unterrichtseinheiten umfassen einen spannenden Film, Gruppenarbeit und Experimente zum Thema Lawinengefahr und Freeriden. Level 1.5: Der kostenlose CYR-Workshop besteht aus zwei Teilen. Zunächst wird drinnen das Level 1.0 durchgeführt. Draußen
Foto: Jugend des Deutschen Alpenvereins
Wer sein Leistungsvermögen kennt und richtig beurteilt, erlebt grenzenlosen Ski-Spaß in den Bergen
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vertiefen die Schülerinnen und Schüler im Anschluss spielerisch die wichtigsten Aspekte zum Thema Lawinengefahr (DAV SnowCard, Notfallausrüstung, Gruppendynamik). Level 2.0: Die CYR-Academy ist die optimale Verbindung von Theorie und Praxis. Das kostenlose Training mit der Notfallausrüstung, dem Lawinenlagebericht und der DAV SnowCard wird exklusiv für Skilageraufenthalte in der Jugendbildungsstätte der JDAV in Bad Hindelang angeboten. Level 3.0: Das CYR-Freeride-Camp wurde speziell für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt: Sie arbeiten eine Woche lang mit erfahrenen CYR-Trainern an ihrer Freeridetechnik und -taktik. Dazu gehören das intensive Training mit der Notfallausrüstung, die Vertiefung der modernen Lawinenkunde und die Optimierung des individuellen Risikoverhaltens. Florian Bischof, JDAV
Extreme Hobbys
Spaß macht, was extrem ist Der Puls steigt, das Adrenalin schießt durch den Körper, die Sinne sind scharf. Spaß, Action, Risiko, Erfolgserlebnis. Schneller, höher, tiefer, abgefahrener: Extremen Hobbys sind buchstäblich keine Grenzen gesetzt. Einige habe ich mir mal genauer angeschaut. „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem ist, wenn man vom Universum runter springt. So wie der Felix Baumgartner.“ (m, 10)
Apnoe-Tauchen – der Rausch der Tiefe Nur beim Anschauen der YouTube-Videos überkommt dem/der Betrachter/in das beklemmende Gefühl, vergebens nach Luft zu
ringen. Apnoe-Tauchen, auch Freitauchen genannt, ist die ursprünglichste Form des Tauchens: das Erkunden der Unterwasserwelt ohne Sauerstoffflaschen. Die Kunst des Apnoe-Tauchens besteht in einer speziellen Atemtechnik und -meditation, was der/dem Taucher/in ermöglicht, minutenlang ohne Sauerstoff unter Wasser zu bleiben. Apnoe-Tauchen unterteilt sich in Zeit-, Tiefen- und Streckentauchen, bei denen jeweils unvorstellbare Rekordleistungen erbracht werden. Antrieb für dieses extreme und risikoreiche Hobby ist vor allem die Begeisterung für die Unterwasserwelt, das Erleben von absoluter Ungebundenheit und Freiheit unter Wasser sowie die athletische Herausforderung – das Ertasten und Erreichen der persönlichen Leistungsgrenze. Der aktuelle Rekord beim Zeittauchen im Pool liegt bei 8:23 Minuten (Frauen) und 11:35 Minuten (Männer). Der Rekord beim
Tieftauchen ohne technische Beschränkungen liegt bei 160 Meter (Frauen) und 214 Meter (Männer) – extrem faszinierend! Weitere Infos: www.aidainternational.org
Sport Stacking Ein neueres extremes Hobby ist das sogenannte „Sport Stacking“ oder auch „Speed Stacking“: ein Geschicklichkeitssport, bei dem man mit zwölf speziellen Plastikbechern Pyramiden in bestimmten Mustern möglichst schnell auf- und wieder abstapelt. Die Sportart entstand in den 1980er Jahren in den USA und kam 2004 nach Deutschland. Inzwischen gibt es weltweit Wettkämpfe in allen Altersklassen, von unter vier bis über 70 Jahren. Antrieb für Sport Stacker ist vor allem der Spaß und der Ehrgeiz, die eigene Leistungsgrenze auszureizen. Sport Stacking ist eine große Herausforderung für die Hand8|12
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EXTREM Auge-Koordination und fördert Motorik, Geschicklichkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und Beidhändigkeit. Im SBZ Sendling gab es im Juni 2012 einen Sport-Stacking-Workshop. „Am Anfang waren viele interessiert und haben es ausprobiert, aber die Kids merkten schnell, dass es viel Übung bedarf, um richtig schnell zu werden“, erzählte Wolfgang Petzold, Einrichtungsleiter und Hobby-Sport-Stacker. Neben anderen Teilnehmenden zeigte der 13-jährige Obi dabei, wie gekonntes Stacking aussieht – so schnell konnten die Gäste nicht schauen: Becher hier, neue Pyramide da; innerhalb von „Was ist für dich extrem? Und warum?“
15 Sekunden stapelte er den „Cycle“ (eine spezielle Formation). Mit dieser Geschwindigkeit gehört er schon zu den fortgeschrittenen Speed Stackern. „Maaan Obi, du hast echt geschickte Finger“, bewunderte ihn ein Zuschauer, der mühsam versuchte mitzuhalten. „Es macht Spaß, wenn man das so schnell aufstapelt. Da kriegt man fast nix mehr mit, aber es ist auch sehr anstrengend“, betonte Obi aufgeregt und rieb sich die Arme. Der aktuelle Weltrekord (2012) für den „Cycle“ liegt bei der Altersgruppe 13 bis 14 Jahre bei 6:44 Sekunden (Mädchen) und 5:68 Sekunden (Jungen). Weitere Infos www.thewssa.com
Ein ganz anderes Extrem: „LAN Partys“ Ein Lichtermeer von Bildschirmen, Kabelsalat, laute Musik und bunte Scheinwerfer – willkommen auf der weltgrößten LANParty „DreamHack 2011“. 12.000 begeisterte PC-Spieler/innen jeden Alters besuchten 2011 die „Zocker-Party“ der Superlative in
Foto: Flash Cups GmbH
„Extrem finde ich, auf der Bühne stehen und rocken – da kriegt man so ein kribbelndes Gefühl.“ (w, 12)
So schnell ist kein Auge … Schweden, um sich vier Tage lang rund um die Uhr bei PC-Spielen wie „Counter-Strike“ und „StarCraft II“ zu messen. Eine LAN-Party ist ein Zusammenschluss von privaten Computern, die durch ein lokales Netzwerk (Local Area Network) verbunden werden. Dabei messen sich die Teilnehmenden in Computerspielen, bei denen Taktik, Strategie, Geschick und Teamwork gefordert werden. Der Ursprung der LAN-Partys liegt in den 1990er Jahren. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelte sich eine richtige LAN-Party-Szene mit immer größeren LANVeranstaltungen, bei denen bis zu Tausende miteinander bzw. gegeneinander Computer
spielen – wenn das nicht extrem ist!? Egal, um welches extreme Hobby es geht – es erfordert große Begeisterung, Ausdauer, Training und vielleicht ein wenig Verrücktheit, um sich zu den „Extremen“ zählen zu können. Den bunten Zauberwürfel (Rubik‘s Cube) in weniger als sieben Sekunden zu „lösen“, mit Schallgeschwindigkeit aus 39.045 Metern aus der Stratosphäre zu springen, über zehn Minuten ohne Atmen in die Tiefen zu tauchen, sich von Brücken, aus Flugzeugen oder von Klippen zu stürzen … „extrem“ fasziniert! Tanja Wirth, Öffentlichkeitsarbeit, KJR
Eine persönliche Abrechnung mit dem „Extremen“
Außergewöhnlich, sagenhaft, extravagant Wenn der eigene Body-Mass-Index (BMI) jenseits der 30 liegt, ist man grundsätzlich misstrauisch. Erst recht dann, wenn man den Auftrag erhält, einen Artikel zum Thema extremes Gewicht zu schreiben. Was tun: Die Empfehlungen einschlägiger Ärzte zitieren? Feierlich Besserung – respektive Abspecken zu geloben? Oder vielleicht doch das Wort „extrem“ an sich auf den linguistischen Prüfstand zu stellen. Erstes Aufatmen beim Nachschlagen im guten alten Wörterbuch der Brüder Grimm. Die Vokabel „extrem“ ist dort – zumindest im Nachdruck der Erstausgabe von 1862 – gar 8|12
nicht gelistet. Als Lehnwort findet sich dort maximal die Formulierung „extra“. Bin ich also gar nicht – ob des oben zitierten BMI – extrem dick, sondern nur extra geformt? „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem ist, vom Himmel fallen, wie Felix Baumgartner.“ (w, 12) Zweites Aufatmen: Der Artikel, so versichert man mir auf Nachfrage in der Redaktion, solle ganz allgemein Körperlichkeit und die dabei diagnostizierbaren (extremen) Auffälligkeiten beschreiben. Auf keinen Fall wolle man Pathologisches oder Krankhaftes zur Schau stellen und bewerten. Aber was bliebe dann, wenn nicht von Menschen zu
berichten ist, die zwei Meter dreißig und mehr messen, die durch Piercings so durchlöchert sind, dass chronische Inkontinenz zu befürchten ist, oder die, wie unlängst Ercan Demir in dem Film „Pumping Ercan“, zeigen, dass man auch jenseits der 40 noch ein Bodybuilder sein kann, der – würde man ihn mit einer Nadel pieken – wie ein leckender Ballon durch die Luft sauste. Ich beschließe, mich zunächst dem eigentlichen Wort linguistisch zu nähern und stelle bald fest, dass ich es mit einem wirklich unschönen – ja phonetisch fast unangenehmen – Wort zu tun habe. Es schwingt zwar darin etwas scheinbar Faszinierendes mit; für mich persönlich ist es allerdings mit einer Kette negativer Assoziationen verbunden: Extrem
EXTREM
Was heißt hier „zu viel“? Ist der BMI hinreichendes Kriterium für „extrem sein“? gültigen Indikator für ein langes (gesundes) Leben sehen. Ähnliche Analogien ließen sich leicht für die Anhänger der Körpermodellierung durch Tätowiernadel, Silikon-Implantate oder Hantelbänke herstellen. Denn die Bewertungen reichen auch dort von ästhetischer Meisterleistung bis zu Verbrechen am eigenen Körper – je nach Sichtweise und persönlichem (auch finanziellem) Interesse. Der Artikel könnte bis zu dieser Stelle als „extrem gelabert“ abgetan werden. Und es wäre nicht falsch. Will heißen: „extrem“ ist tatsächlich kein Adjektiv, dessen die deutsche Sprache bedarf. Es ist eine Phrase und verstellt den Blick auf Wesentliches, den Kern einer Person, einer Sache. Es erzeugt – um mit Thomas Bernhard zu sprechen – eine gekünstelte Spannung und traut dem Substantiv, zu dem es gehört, nicht zu, allein zu wirken. Wozu also sollte man es dann benutzen?
Unsere extremsten Links ■ Felix Baumgartner Stratos Sprung: www.youtube.com/watch?v=daVaC0chPOI ■ Wingsuit Base Jumping: www.youtube.com/watch?v=I4U6T_BB1N8, http://www.youtube.com/watch?v=ZHw7N8hhUMQ ■ Apnoetauchen in the Blue Hole: www.youtube.com/watch?v=uQITWbAaDx0 ■ Kajaking im Wasserfall Weltrekord (2009): www.youtube.com/watch?v=uNXh9gXDd2Y ■ Longboarding in München: www.youtube.com/watch?v=OX4o-ajcxL8 ■ Bike Jumps: www.youtube.com/watch?v=B3GribQCg6c ■ Buildering (Gebäudeklettern): www.youtube.com/watch?v=tlPk9Ykvz4w ■ Kajak (Rissbachfliegen 2009): http://www.youtube.com/watch?v=JGrIJYAR8Fo ■ Snowboarden: www.youtube.com/watch?v=kh29_SERH0Y ■ Mountainbiken in der Stadt: www.youtube.com/watch?v=Z19zFlPah-o ■ Slackline Worldcup München 2011: www.youtube.com/watch?v=U8v4_4eJaz4 ■ Cup Stacking: www.youtube.com/watch?v=zDjj2ArlIu4&feature=relmfu ■ Pen Spinning Weltrekord 2010: www.youtube.com/watch?v=mTIbc7WKoKs&feature=related ■ Zauberwürfel Rekord 2008: www.youtube.com/watch?v=h6GnxKGicyg&feature=fvwrel Zusammengestellt von Armin Schroth und Gerhard Wagner
Foto: Rainer Sturm, pixelio.de
ist gleich ungesund, ist gleich unvernünftig, ist gleich leichtsinnig oder ist gar krankhaft. Ich mag dieses Wort nicht und reihe es in meine individuell erstellte Liste verhasster Wörter neben „total“, „Ambiente“ oder „Begrüßungsgeld“ ein. Allerdings: Das Wort ist in der Welt – es zu leugnen scheint albern. Dann vielleicht eine Richtigstellung oder Kommentierung? Wohl an! Vielleicht gelingt sogar eine Auseinandersetzung entlang des schmalen Grats des vermeintlich normalen Körperlichen, ohne der Versuchung zu erliegen, Übergewicht, Tattoos oder auch plastische Chirurgie als extrem und damit anormal zu verteufeln. Was heißt also extrem dick, gar fettleibig? Was sagt es aus? Welcher Maßstab liegt zugrunde und wer hat diesen Maßstab als die gültige Richtschnur festgelegt? Der BMI scheint mir so willkürlich festgelegt wie die Reihenfolge der als Gewinnzahlen beim Samstagslotto ermittelten Kugeln. Andersherum – und das scheint der eigentliche Kern der Diskussion zu sein – führt der leichtfertige Umgang mit dem Wörtchen „extrem“ schnell zu Missbilligung, Ausgrenzung oder gar gewaltsam ausgetragenen Konflikten. Nein, keiner darf sich jetzt in Sicherheit wiegen, denn diese Ausgrenzung hat zwei Perspektiven. Derjenige, der beispielsweise als extrem übergewichtig beschrieben wird, damit sehr schnell als willensschwach, unterschichtzugehörig oder gar suizidal veranlagt stigmatisiert wird, ist ebenso Opfer wie derjenige, der aus der Perspektive des Extremsportlers herablassend auf die Normalen schaut. Gibt es dann überhaupt ein „gesundes Maß“? Ich tendiere in dieser Frage eher zu einem „Nein“. Nicht aus Selbstschutz, sondern ob des (Ver-)Zweifelns an wissenschaftlichen Expertisen, die heute mindestens ein Glas Rotwein pro Tag als gesund und empfehlenswert anpreisen und morgen davon sprechen, dass Alkohol per se zu verbieten sei. Die heute den Laborwert für Cholesterin als überschätzt abtun und morgen darin den einzig
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Sprache ist verräterisch – vor allem, wenn es um (Be-)Wertung geht. Kennzeichne ich eine Person als in irgendeiner Form extrem, spricht daraus nur selten Bewunderung und Anerkennung. Bezieht sich das Extreme auf Körperdetails, gerät die Beschreibung in der Regel zum Vorwurf, zur Besserwisserei, zur Abgrenzung. Ich mache mich davon nicht frei. „Schau mal, diese extrem dünne Frau“, höre ich mich sagen und meine wohl damit, dass sie sicher ein psychisches Problem hat, „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem!? Vorwärts- und Rückwärtssalto, weil es gefährlich ist – das ist extrem.“ (m, 13) das diese Magersucht hervorruft. „Hast du diese extremen Bodybuilder gesehen?“ und will damit eigentlich ausdrücken, dass diejenigen, die Bodybuilding exzessiv betreiben, in der Regel zur sozialen Unterschicht gehören. Und was hat das alles mit dem Schwerpunkt dieses Heftes zu tun? Vielleicht bleibt am Ende nur eine Botschaft übrig. „Extrem“ ist ein untaugliches – ich würde sogar sagen unerlaubtes – Mittel, Dinge, die jenseits des eigenen Erfahrungs- und Erlebnishorizonts liegen, zu charakterisieren. Denn es sagt alles und nichts – aber schafft persönliche und emotionale Distanz. Die sorgsam gepflegten Vorurteile tun das Übrige dazu. Das Wort aus dem Duden zu streichen (in dem wird es im Gegensatz zum Grimm übrigens erwähnt), scheint auch keine Lösung. Ich entscheide für mich, einzugestehen, dass ich zwar zugegebenermaßen mit einer gewissen Körperfülle ausgestattet bin, mir aber nicht suggerieren lassen will, dies sei extrem im Sinne von kompromisslos und radikal. Mir gefällt eine andere Übersetzung, die der Thesaurus anbietet: extravagant. Marko Junghänel 8|12
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EXTREM Hilfe zu einem selbstbestimmten Glauben
Extrem glauben ...
Religion extrem – was versteckt sich hinter diesem Begriff? Gibt es objektive Merkmale, die eine Organisation extremistisch erscheinen lassen? Ab wann ist diese Organisation dann extrem? Zunächst scheint ein Widerspruch aufzutauchen: Es geht bei diesem Thema um Religion, um Glaubensgemeinschaften, um Kirchen. Alle drei stiften ihren Sinn darin, dem Menschen bei der Gestaltung des Lebens eine Hilfe zu sein, Halt und Sinn zu geben, eine Perspektive über das Leben hinaus zu entwickeln. Glaube erfüllt eben diese Aufgaben. Glauben wird aber nicht so verstanden, dass ich etwas „für wahr halte“. Es geht nicht darum, Beweise oder Erklärungen zu finden. Glaube wird im religiösen Sinn als Vertrauen in eine göttliche Macht oder eine höhere Instanz verstanden. „Ich vertraue mein Leben einer höheren Instanz an, ich liefere mich in gewisser Weise einer Religion, einer Weltanschauung aus.“ Sicher geht es in den meisten Glaubensgemeinschaften in erster Linie genau darum. Menschen fühlen sich in einer Gemeinschaft, im Kreis von Gleichgesinnten, die alle (an) das Gleiche glauben, wohl. Sei es eine christliche Gemeinde in traditioneller Form der evangelischen, katholischen oder orthodoxen Kirche oder eine freie Gemeinde. Letztere hat oft eine eigene Prägung, spricht durch mitunter unkonventionelle Formen der Versammlungen ganz andere – oft junge – Menschen an. Oder die islamischen Gemeinden, in denen Menschen ihren Glauben und ihre Kultur pflegen können, oder die vielen anderen religiösen Gruppen und Angebote für die unterschiedlichsten Nationalitäten und spirituellen Bedürfnisse. Ein großer Reichtum für München, in der die gelebte Religionsfreiheit ein Abbild der multikulturellen Gesellschaft ist. Gewiss ist, dass die Auseinandersetzung, der Austausch und die Diskussionen über die jeweils andere Glaubensgemeinschaft dazugehören, dass der Dialog mit dem Andersdenkenden besonders in Glaubensfragen zu einer toleranten und offenen Gesellschaft gehört. Insbesondere deshalb, weil es in den Glaubensgemeinschaften um die Wahrheit geht, um das, was jeweils in einer Religion, in einer Gruppe als wahr erkannt worden ist. Allerdings ist es vom Wort „Wahrheit“ gedanklich nur ein kurzes Stück zum Wort „extrem“. „Wenn ich die Wahrheit habe, kann der mit der anderen Erkenntnis nur die 8|12
Die Evangelikalen (Massen-)Kirchen auf dem Vormarsch: ultrakonservativ, kommerziell, menschenverachtend Unwahrheit haben ...“, sagte ein Gesprächspartner während einer Diskussion. „Es kann doch nur eine Wahrheit geben!“ Was bedeutet das für den Umgang mit anderen? Menschen leiden extrem darunter, dass ihnen immer wieder deutlich gemacht wird: „Du musst genau das glauben, was wir dir sagen, was wir erkannt haben, was in unserer Gruppe als richtig gilt. Du musst funktionieren, du musst die Regeln beachten und dein Leben unter unsere Führung stellen. Wir wissen, was richtig für dich und für die Welt ist.“ Und damit diese Anforderungen erfüllt werden, gibt es die passenden Drohungen dazu: „Wir sind die Einzigen, die errettet „Was ist für dich extrem? Und warum?“
„Extrem heißt für mich, dass etwas brutal ist.“ (m, 13) werden / die das Paradies erreichen / die den Untergang der Erde überleben werden / die im Gericht überleben / die ihre Bestimmung leben können.“ Es ist eine Art „Arche-NoahBewusstsein“: Wir sind im rettenden Schiff, alle anderen sind draußen in der gefährdeten Welt, die demnächst untergehen wird. Angst, Schuldbewusstsein, Unzufriedenheit bzw. Unsicherheit werden angesprochen und es wird suggeriert, dass die Anhänger dieser Gruppe die Auserwählten sind, die mit den besseren Chancen in der Welt, die Überlebenden jeder Katastrophe. Extrem auserwählt, extrem richtig, extrem überzeugt ... Aber da gibt es noch die anderen: den Psychokult aus den USA, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird, weil er Ziele und Methoden propagiert, die gegen das Grundgesetz gerichtet sind. Wo Menschen erleben, dass sie zu funktionierenden Rädern
eines auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichteten Systems gemacht werden sollen, die die Verbreitung der Organisation durch hohe finanzielle Leistungen sicherstellen. Auch hier steht ein Elitebewusstsein der Mitglieder im Vordergrund: Fähige sollen die Bürgerrechte bekommen (... und die „Unfähigen“?), Tüchtige sollen Erfolg haben können (... und die „Schwachen“?). Letztlich ist es eine kleine Gruppe machthungriger Menschen, die ihre Opfer ausnutzen, um die eigenen Ziele zu verfolgen. Glaubensgemeinschaften, die ihre Mitglieder mit Angst und Drohungen an die Gruppe binden, die einen zornigen und strafenden Gott verkünden und eine ausweglose Situation außerhalb der Gruppe beschwört. Der oder das Böse lauert immer und überall und nur das Befolgen der Lebensregeln bis hinein in private und intime Lebensbereiche würde die Rettung bedeuten. Die Beispiele könnten erweitert werden. Wichtig ist jedoch: Jede Religion, jede Glaubensgemeinschaft birgt in sich das Potenzial, zu einer extremen Gruppe zu werden, eine extreme Form der Glaubenspraxis zu propagieren. Es geht um Menschen, die – wie anfangs beschrieben – auf der Suche nach Hilfe, Sinn und Perspektive für ihr Leben sind. Diese Menschen sind ansprechbar, sind im Zweifelsfall auch verführbar und können aufgrund von Angst und Unsicherheit für Machtphantasien missbraucht werden. Aufmerksam sein und Informationen einholen ist im Ernstfall die beste Möglichkeit, sich zu schützen, denn: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Rudi Forstmeier, Evangelische Beratungsstelle Neue religiöse Bewegungen
Foto: jesus.ch
Immer wieder ist in den Medien von Gruppen und Organisationen die Rede, die als „extreme Glaubensgruppen“ oder auch als „extreme Sekten“ bezeichnet werden. Dabei wird von Menschen berichtet, die in das Umfeld einer religiösen Gruppe geraten sind und dort verletzende Erfahrungen im weitesten Sinn machen mussten.
Angebote
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Neue KJR-Broschüre
Interkulturelle Arbeit und Integration München ist eine Stadt der kulturellen Vielfalt. Verschiedene Lebenslagen, Orientierungen, Zugehörigkeiten und Identitäten treffen hier zusammen. Alle gesellschaftlichen Organisationen müssen sich dieser kulturellen Vielfalt stellen und aktiv Schritte zum interkulturellen Miteinander unternehmen. Der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) hat sich dieser Aufgabe als einer der ersten Großstadtjugendringe in Deutschland gestellt. Aus der so genannten „Ausländerpädagogik“ in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in den 70er Jahren ist längst eine „Pädagogik der kulturellen Vielfalt“ geworden. Leitlinien zur interkulturellen Arbeit gibt es im KJR München-Stadt seit 1997. Regelmäßig werden sie evaluiert und fortgeschrieben. Diesmal wurden erstmalig „Qualitative Indikatoren“ formuliert, die es erleichtern,
unterschiedliche Ziele umzusetzen und messbar zu machen. Kompakt zusammengefasst gibt es die Ergebnisse des Prozesses jetzt in einer Broschüre, die als Download unter www. kjr-m.de/publikationen zur Verfügung steht. Die Broschüre ist auch gedruckt erhältlich, sie kann im Referat für Grundsatzfragen im KJR, bei Monika Wenzig (
[email protected]) kostenlos angefordert werden.
proJugend 4/2012 erschienen
Freiräume befähigen Jugendschutz möchte junge Menschen vor gefährdenden Einflüssen schützen und damit eine gesunde Entwicklung fördern. Wird Jugendschutz dabei nur als „Abwehr von Gefahren“ verstanden, animiert diese Sichtweise dazu, Schwierigkeiten zu regeln, zu kontrollieren und zu verhindern. Für Freiräume, in denen Schwierigkeiten eigenverantwortlich gelöst werden kön-
nen, bleibt dann wenig Platz. Erst wenn sich Jugendschutz auch damit befasst, wie Kinder und Jugendliche mit schwierigen Situationen gut umgehen können, wie sie es schaffen, verantwortungsvoll mit sich selbst und anderen umzugehen, dann wird der Blick frei für das Ziel des erzieherischen Jugendschutzes: die Förderung von gesunder Entwicklung. Diese proJugend ist ein Appell für eine pädagogische Haltung, die befähigt und
ermutigt. Eine Haltung, bei der Freiräume, die selbstorganisiertes Lernen ermöglichen und individuelle Handlungsspielräume einräumen, eine große Rolle spielen. Die Zeitschrift proJugend 4/12 ist zum Preis von 2,80 Euro (zzgl. Porto/Versand) unter der Artikel-Nr. 95511 direkt zu beziehen bei Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V.,
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Pädagogischer Interaktiv-Preis
PÄDI zum 15. Mal verliehen Der pädagogische Interaktiv-Preis „Pädi“, mit dem empfehlenswerte Spiele, Webseiten und Apps ausgezeichnet werden, wurde am 15. November im Münchner Kulturzentrum Gasteig vor 500 kleinen und großen Gästen vergeben. Die Computerspiele „Deponia“ (Deadalic Entertainment) und „FasterThan Light“ (Subset Games) wurden mit einem Pädi in Gold gewürdigt. Silberne Pädis erhielten die Kinder-Website „meine-forscherwelt.de“ (Stiftung Haus der kleinen Forscher) und das Jugendspiel „Zurück in die Zukunft“ (DeepSilver), mit dem Pädi in Bronze wurden
das Spiel „Botanicula“ (Deadalic Entertainment) und das Internetangebot „DataDealer. net“ (Cuteacute Media) gewürdigt. Weitere
neun empfehlenswerte Angebote wurden mit einem Pädi-Gütesiegel ausgezeichnet, zudem gab es einen Sonder-Pädi für das Informationsportal „klicksafe“. Mit dem Pädi werden multimediale Produkte ausgezeichnet, die Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit nutzen. Der Preis ist eine ideelle Auszeichnung für die Hersteller und gleichzeitig eine medienpädagogische Unterstützung für Eltern. Der „Pädi“ wird alljährlich von der medienpädagogischen Facheinrichtung „SIN - Studio im Netz e.V.“ verliehen. Weitere Informationen zum Pädi und dem SIN - Studio im Netz e.V. unter www.sin-net.de und www.pädi.de. 8|12
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Angebote JUGEND HILFT!
Junges Engagement in Deutschland
Einmal im Jahr zeichnet JUGEND HILFT! die besten sozialen Projekte von Kindern und Jugendlichen aus. Mit bis zu 2.500 Euro fördert JUGFEND HILFT! Projekte von jungen Engagierten zwischen 6 und 21 Jahren. Unter allen sozialen Projekten, die sich bis zum 15. März 2013 bewerben, ermittelt die Jury acht Siegerprojekte. Die Gewinner erwartet neben einer großen Preisverleihung ein mehrtägiges Workshop-Programm in Berlin, in dem sie mit Profis an ihren Projekten und Kompetenzen arbeiten. Mehr Informationen und den OnlineAntrag gibt es unter www.jugendhilft.de
Kinder- und Jugendschutz im Internet
Bundesfamilienministerin startet I-KiZ
Kinder und Jugendliche vor Risiken im Internet zu schützen, ist die Kernaufgabe des neuen „Zentrums für Kinderschutz im Internet“, kurz: I-KiZ. Mit dem I-KiZ (www.i-kiz.de) wird eine Denkfabrik eingerichtet, die sich mit den Rahmenbedingungen und Möglichkeiten eines zeitgemäßen Schutzes von Kindern und Jugendlichen im Internet befasst. Das I-KiZ fungiert zudem als Anlaufstelle, über die Kinder, Jugendliche und Eltern Hilfs-, Beratungs- und Meldemöglichkeiten erreichen.
Prävention von Glücksspielsucht
Im „Spielfieber“
Spielen macht Spaß. Allerdings bergen Glücksspiele neben dem Risiko, Geld zu verlieren auch ein erhebliches Suchtpotenzial. Glücksspiele sind „in“ und üben eine hohe Anziehungskraft auf Jugendliche aus. Diese lassen sich durch den erhofften Geldgewinn, die entwicklungsbedingte Risikofreude und die willkommene Zerstreuung leicht verführen. Auch wenn die meisten Jugendlichen in Glücksspielen eine harmlose Freizeitbeschäftigung sehen, kann es zu problematischem Verhalten führen und sich mit der Zeit zu einer Verhaltenssucht entwickeln. Das Browsergame „Spielfieber“, herausgegeben von der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V., dient der Prävention von Glücksspielsucht. Es ist für Jugendliche und für die Arbeit mit Jugendlichen konzipiert. Spielen und spielen lassen … und dabei spielerisch lernen. Das Spiel sowie weitere Informationen sind kostenfrei zu finden unter www.spielfieber.net
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Publikation
Wegweiser „Jugendarbeit gegen Rechtsextremismus“ Der im Wochenschau-Verlag erschienene Wegweiser „Jugendarbeit gegen Rechtsextremismus“ ist nun auch als inhaltsgleiche Lizenzausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich. Er kann dort gegen eine Bereitstellungspauschale von 4,50 Euro inklusive Versandkosten bestellt we rde n . D e r S a m me l band wurde von Stephan Bundschuh, Professor für Kinder- und Jugendhilfe an der Fachhochschule Koblenz, Ansgar Drücker, Geschäftsführer des IDA e. V., und Thilo Scholle, Vorsitzender des IDA e. V., herausgegeben. D e r We g we i s e r „ J u gendarbeit gegen Rechtsextremismus“ stellt die besonderen Zugänge der
Jugend(sozial)arbeit, zentrale Aspekte einer Pädagogik in Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und aktuelle Diskussionen um Demokratie- und Menschenrechtspädagogik vor. Praxisreflexionen und ein Planspiel leuchten das Spektrum dieser Jugendarbeit aus. Das Buch bündelt aktuelle Forschungsperspektiven und bietet eine reflektierte und praxisorientierte Handreichung für Akteure der Jugendarbeit und der politischen Bildung. Der Praxisteil enthält beispielsweise das von IDA e. V. entwickelte Planspiel „Braucht Cityville eine Bürgerwehr?“ mit Anleitungen und reflektierten Praxiserfahrungen. I n fo s : w w w. b p b. de / shop/buecher/schriftenreihe/140175/wegweiserjugendarbeit-gegenrechtsextremismus
Aufruf zum JuniorBotschafter-Wettbewerb
Aktiv werden für Kinderrechte Zum zehnten Mal startete mit dem diesjährigen Weltkindertag am 20. September der Wettbewerb um den UNICEF-JuniorBotschafter. Mitmachen können Kinder und Jugendliche, Schulklassen, Schulen und Kinder- und Jugendgruppen, die sich für die Umsetzung der Kinderrechte engagieren - mit Hilfsaktionen oder in langfristigen Projekten.
Mit einem Bericht über die eigene Aktion bewirbt man sich als UNICEF-JuniorBotschafter. Die besten Einsendungen werden jedes Jahr von einer Jury aus acht Kindern und acht Erwachsenen ausgewählt. Die Sieger werden am 10. Juni 2013 in der Frankfurter Paulskirche von prominenten Gästen geehrt. Einsendeschluss ist der 31. März 2013. Weitere Informationen unter www.juniorbotschafter.de
Verspielte Generation
Jugendliche zwischen Freizeitspaß und Onlinesucht In der Tagespresse ist immer wieder zu lesen, dass Jugendliche viel zu viel Zeit am Computer und mit Online-Spielen verbringen. Eltern und pädagogische Fachkräfte sind häufig verunsichert, wann aus der exzessiven Mediennutzung Sucht wird. In der Ausgabe proJugend 3/2012 wird über das tatsächliche Ausmaß der Proble-
matik genauso berichtet wie über die Motive der Jugendlichen, die digitalen Medien zu nutzen, sowie Möglichkeiten der Prävention. Außerdem werden verschiedene Projekte aus der Praxis vorgestellt, die Jugendliche bei einem verantwortungsvollen Umgang mit Computerspielen unterstützen. Die Zeitschrift ist bei der Aktion Jugendschutz unter www.bayern.jugendschutz.de zu beziehen.
Angebote
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JIZ-Medienwoche
Depp 2.0?? Tipps + Tricks für Fans + Freunde Auch 2013 dreht sich in der Medienwoche „Depp 2.0??“ vom 18. bis zum 22. Februar 2013 wieder alles rund um das Web 2.0 und Soziale Netzwerke. Vormittags erfahren Schüler/innen alles Wissenswerte über Facebook und was es zu beachten gibt, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Am Nachmittag können alle Interessierten kostenlos die multimediale Sonderausstellung „@HOME“ im Deutschen Museum - inkl. einer Führung - besuchen. Für diesen Museumsbesuch ist eine Anmeldung erforderlich, ebenso für die kostenlosen Schulklassen-Workshops am Vormittag. Von Montag bis Donnerstag werden außerdem vier kostenlose Info-Veranstaltungen angeboten: Am Montag, den 18. Februar gibt es im JIZ Infos und Tipps zu „Cybermobbing“, Dienstag können Erwachsene bei einer Spiele-LAN im Café Netzwerk die populärsten Spiele der Jugendlichen selbst ausprobieren, am Mittwoch findet im Gasteig der Elternabend „Fit for Facebook“ statt und am Donnerstag, den 21. Fe-
bruar werden wir den rechtsextremistischen Umtrieben im Web 2.0 auf den Grund gehen. „Depp 2.0??“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von „update - jung + erwachsen“ (Münchner
Stadtbibliothek), Café Netzwerk und dem Jugendinformationszentrum (JIZ). Das ausführliche Programm von „Depp 2.0??“ gibt es unter www.medienwoche.jiz-m.de
Fachtag
Aufwachsen unter erschwerten Bedingungen Ein Fachtag am Dienstag, den 22. Januar, von 9 bis 13 Uhr im DGBHaus (Schwanthalerstr. 64) informiert über die Ergebnisse des Münchner Armutsberichts, die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Armut und die Bedeutungen für Kinder und Jugendliche und setzt dies in einen überregionalen Zusammenhang. Es referieren Anne Hübner (Amt für Soziale Sicherung der LH München) und Dr. Christian Alt (Deutsches Jugendinstitut München). Die Veranstaltung ist eine Kooperation von KJR München-Stadt und DGB-Jugend München. Weitere Infos unter www.kjr-m.de
Offene Stellen beim Kreisjugendring München-Stadt Der KJR bietet in seinen Freizeiteinrichtungen, Kindertageseinrichtungen und in der Projektarbeit zahlreiche interessante Aufgabenbereiche für pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. • Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen (oder vergl. Qualifikation) in der offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen • Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen für die Schulsozialarbeit • Erzieherinnen und Erzieher sowie Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger in unseren Kindertageseinrichtungen • Studentinnen und Studenten der Sozialen Arbeit als päd. Hilfskräfte
Informationen und aktuelle Stellenausschreibungen: www.kjr-m.de Kontakt: Abt. Personalmanagement,
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Kalender KJR München-Stadt - Postfach 151 223 - 80047 München PVSt - Deutsche Post AG - Entgelt bezahlt - 13074
Galerie 90
Kreative Bilder und Fotos Zwei neue Ausstellungen zeigt die Galerie 90 ab 30. Januar. Dabei gibt es diesmal zwei Vernissagen: „KUKS“ wird um 11 Uhr eröffnet und „Was macht dein Leben lebenswert“ um 16 Uhr.
Im ersten Stock zeigen Kinder aus dem Projekt „KUKS: Kinder, Kunst und Schule“ ihre künstlerischen Werke. Bunt und kreativ geht‘s her bei den KUKS-Kindern. Bunte Bilder, lustige Skulpturen, Schaffen und Wirken, Bauen und Töpfern, Malen und Zeichnen. Organisiert wird das alles von der Bürgerstiftung München. Professionelle Künstler arbeiten über zwei bis drei Jahre einmal wöchentlich für eine Doppelstunde im Kernunterricht mit ca. 500 Kindern in 18 Klassen an bisher fünf Münchner Grundschulen. KUKS folgt keinem festgelegten Lehrplan. Die Künstler arbeiten im KUKSProjekt mit den Kindern in den Bereichen Bildende Kunst, Tanz, Theater und Musik. Frühe kulturelle Bildung ist das, worum es hier geht. Kinder dürfen ganz frei von schulischen und leistungsbedingten Vorgaben kreativ schaffen. Sie entwickeln dabei spielerisch soziale Kompetenzen, gegenseitige Akzeptanz, Stärkung ihres Selbstwertgefühls und nicht zuletzt ihre kreative Ausdrucksfähigkeit. Im vierten Stock zeigen Kinder und Jugendliche mit ihren Fotos, was das Leben für sie lebenswert macht. Der Freizeittreff Freimann hatte zu einem Fotowettbewerb für 6- bis 19-Jährige aufgerufen. Entstanden sind dabei 600 Fotos, von denen die Teilnehmenden selbst 53 zum Wettbewerb einreichten. Die 26 Bilder, die dann in der
Schlussrunde landeten, werden jetzt in der Galerie 90 gezeigt. Ziel des Fotowettbewerbs war es, deutlich zu machen, dass es oft schwer fällt, die schönen Seiten des Lebens zu erkennen. Manchmal wird einem erst durch schwierige Ereignisse klar, was im Leben wirklich wichtig ist. Bisweilen sind es fundamentale Dinge wie die eigene Gesundheit. Manchmal aber ist es schon das größte Glück, beim Fahrradfahren die Nase in den Wind zu halten, Eis zu essen, den roten Lieblingspulli anzuziehen, mit seinem Hund spazieren zu gehen oder fünfmal hintereinander das Lieblingslied anzuhören und den Alltag für ein paar Momente auszublenden.
Den jungen Fotokünstlerinnen und -künstlern ist eindrucksvoll gelungen zu zeigen, was das Leben lebenswert macht. Seit 1990 gibt es die Galerie 90 in der Geschäftsstelle des KJR München-Stadt (Paul-Heyse-Str. 22). Im 1. und 4. Stock zeigt die Galerie 90 Ausstellungen, die Aspekte der offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie soziale aktuelle Themen aufgreifen. Die Galerie 90 ist Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 17 Uhr (freitags nur bis 16 Uhr) geöffnet. Die Ausstellung ist bis zum 26.4.2013 zu sehen. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos unter www.kjr-m.de
Termine
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wann
was
wo
weitere Infos
Bis 11.1.13
Ausstellungen: „Was mir schön und wichtig ist“ und „Betrachte die Sache mal ganz anders!“
Galerie 90, Paul-Heyse-Str. 22
www.kjr-m.de
14.12., 20.30 Uhr
VOKAL TOTAL: Das GlasBlasSing Quintett
Spectaculum Mundi, Graubündener Straße 100
www.spectaculum-mundi.de
16.12.
“Über den Wolken” – Benefiz-Flugtag für “Hilfe für Kids”
City-Tower, Landsberger Str. 110
www.hilfe-fuer-kids.de, Anmeldung bis 13.12. unter Tel 51 41 06-12
18.12., 19.30 Uhr
Internationaler Tag der Migranten
Tollwood-Weltsalon
www.kjr-m.de und www.weltsalon.de/reservierung
12.1., 20.30 Uhr
Carolin No - sinnliche Musik, die alle Schubladen sprengt
Spectaculum Mundi
www.spectaculum-mundi.de
15.-17.1.
Münchner Ganztagsbildungskongress
Kongresshalle der Alten Messe
www.kjr-m.de
18.1., 20.30 Uhr
VoiceBreak - die besten A-Cappella-Newcomer aus dem Münchner Raum
Spectaculum Mundi
www.spectaculum-mundi.de
19.1.
SIMPLY SOUL – der Name ist Programm
Spectaculum Mundi
www.spectaculum-mundi.de
22.1., 9.15-13 Uhr
Fachtag: Armut bei Kindern und Jugendlichen in München
DGB-Haus, Schwanthalerstr. 64
www.kjr-m.de
25.-27.1., 20 Uhr
Singphonie in Concert ein Abend mit Musicalmagie
Spectaculum Mundi
www.spectaculum-mundi.de
30.1., 11 Uhr
Vernissage: „KUKS: Kinder, Kunst und Schule“
Galerie 90, Paul-Heyse-Str. 22
www.kjr-m.de
30.1., 16 Uhr
Vernissage: „Was macht dein Leben lebenswert?“
Galerie 90, Paul-Heyse-Str. 22
www.kjr-m.de
2.2., 20.30 Uhr
The René Walden BigBand presents „Great Jazz Classics“ featuring Nina Plotzki (Vocals)
Spectaculum Mund
www.spectaculum-mundi.de