Jazz für die Welt Deutsche Jazz

March 11, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Das Magazin der GEMA · Ausgabe März 2010

Rainer Tempel

Jazz für die Welt Deutsche JazzKomponisten erobern alle Kontinente

Der große Preis GEMA verleiht erneut den Deutschen Musikautorenpreis in Berlin

Klares Bekenntnis Staatssekretär Hans-Joachim Otto im Interview

Pflichtmitteilungen Ausschüttungsdaten Abrechnung Ausland

Editorial

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Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA

D

as Jahr hat ereignisreich begonnen, und so gibt es bereits in der ersten von insgesamt vier virtuos-Ausgaben 2010 zur Genüge Interessantes zu berichten: beispielsweise über die MIDEM, das traditionelle Jahrestreffen der internationalen Musikbranche in Cannes oder über den Deutschen Musikautorenpreis, der am 22. April 2010 in Berlin zum zweiten Mal verliehen wird. Politische und juristische Themen sorgen in diesem Frühjahr ebenfalls für Gesprächsstoff. Beispiel hierfür ist das sogenannte „Heye-Urteil“ des Bundesgerichtshofs zur Rechtewahrnehmung im Werbebereich, das Ende November 2009 veröffentlicht wurde. Um allen Musik-Urhebern hinsichtlich der Verwendung von Musikwerken zu Werbezwecken schnellstmöglich wieder Rechtssicherheit geben zu können, haben wir eine außerordentliche Mitgliederversammlung für den 12. März 2010 in Berlin anberaumt. Aktuelle Informationen zum Gerichtsurteil und seinen Auswirkungen finden Sie in der Rubrik „Einspruch“ in diesem Magazin. Ich wünsche Ihnen eine spannende und abwechslungsreiche Lektüre.

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Ihr Dr. Harald Heker virtuos Ausgabe März 2010

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inHalt

Themen & Töne

Auf in die zweite Runde: Der Deutsche Musikautorenpreis wird im April erneut in Berlin vergeben.

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Wie gewinnt man einen der weltbesten Filmkomponisten für sein neuestes Projekt? Musikverleger, Produzentin und Regisseur erzählen, wie die Zusammenarbeit mit Hans Zimmer zustande kam.

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Einst eroberte der Jazz von den USA aus die Welt. Heute schicken sich deutsche Jazz-Musiker an, mit ihren Kompositionen die Welt zu verzaubern.

Vogelgezwitscher klingt nach Frühling. Für Olivier Messiaen klangen sie so schön, dass er die Vogelstimmen in seine Kompositionen aufnahm.

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Computerhersteller und Verwertungsgesellschaften haben sich auf eine Vergütung bei PCs geeinigt. virtuos erklärt die Details.

MoMEnt Mal

Politik

nacHruFE

trEnds

06 DAS FOTO DER AUSGABE: Mahlers Achte: Zum hundertjährigen Jubiläum im September 2010 ist eine gigantische Aufführung geplant.

18 inTERViEw MiT hAnS-jOAchiM OTTO, MDB: „Ein klares Bekenntnis.“ 20 VORSORGE FüR DiE zUkUnFT: Brotlose Kunst? 22 REchTEwAhRnEhMUnG in EUROpA: Gemeinsam in die Zukunft.

36 Ein wAhRhAFTiGER TAUSEnDSASSA: Zum Tod von Egon L. Frauenberger. 37 MiT SO ViEl lEBEnSFREUDE: Ein Nachruf auf Hans Hee.

48 MUSikSchAFFEnDE iM inTERnET: Ins Netz gegangen. 50 DER TOnjäGER: Inspiration von oben.

VEranstaltungEn

rEsonanz

38 DER GROSSE pREiS VOn BERlin: Der Deutsche Musikautorenpreis 2010 der GEMA am 22. April 2010. 40 MUSik VERBinDET: Interview mit Dieter Moor, Moderator beim Deutschen Musikautorenpreis 2010 der GEMA. 41 wAS wURDE EiGEnTlich AUS…?: virtuos fragte nach: Wo stehen wohl die Preise aus dem Jahr 2009? 42 DiE jURy DES DEUTSchEn MUSikAUTOREnpREiSES 2010 43 Ein pREiS zUR REchTEn zEiT: Interview mit Henning Sieverts, Jury-Vertreter der Kategorie Jazz beim Deutschen Musikautorenpreis 2010. 44 MiDEM 2010: Am Stand von Cannes – Interview mit Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien. 46 MiT 60 TOllEn jAhREn: GEMA unterstützt Jugend-Wettbewerb „Herzlichen Glückwunsch, Deutschland“.

52 lESERBRiEFE

aktuEllEs 08 ViRTUOSES: Frühlingserwachen wird immer mit besonderer Kreativität und Schaffensprozessen verbunden. 09 iniTiATiVE MUSik: zieht Zwischenbilanz. 09 kOnzERTVERAnSTAlTER VS. GEMA: Streit beigelegt. 09 UniSOnG cOnTEST: Klaus Brendel gewinnt erneut.

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Von der Musik leben: Für viele Urheber zerplatzt dieser Traum jeden Monat, wenn die Rechnungen eintrudeln. virtuos zeigt auf, wer hilft.

HintErgrund

PFlicHtMittEilung 24 zAhlUnGSplAn: Die nächsten Zahlungstermine für das Geschäftsjahr 2009. 25 AUSSchüTTUnGSDATEn: Abrechnung Ausland.

intErn 26 DiE „cOMpUTER-VERGüTUnG“: Die Zukunft der Privatkopievergütungen. 28 GEMA: Unsere Abteilung Dokumentation.

EinsPrucH

10 ExpORTSchlAGER jAzz AUS DEUTSchlAnD: Jazz für die Welt.

30 AlphAlOAD VS. GEMA GEMA VS. hEyE & pARTnER

FilMMusik

gEBurtstagE

16 klAppE AcTiOn: „Henry 4“ – Melodien fürs Geschichtsbuch.

32 piERRE BOUlEz FEiERT SEinEn 85. GEBURTSTAG: Außerdem Gratulationen an: Walter Haupt (75), Gregor Rottschalk (65) und Georg Deuter (65). 34 VORBilD UnD lEhRMEiSTER: Prof. Reinhold Kreile zum 80. Geburtstag. Eine Verneigung von Freunden und Weggefährten.

gEMa-WissEn 55 DAS EinMAlEinS DER GEMA: Die Verteilung, Teil I: allgemeine Informationen.

scHlussakkord 58 wUSSTEn SiE EiGEnTlich, DASS …?: … die Mundharmonika der deutsche Exportschlager Nummer eins unter den Musikinstrumenten ist? 58 VORSchAU, iMpRESSUM, BilDnAchwEiS

Seid Ihr auch bei Facebook? Urheber erzählen, wie sie „Social Media“ für ihr Marketing nutzen.

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Hier muss man sein: Natürlich war auch die GEMA beim Branchentreff MIDEM in Cannes vor Ort.

MoMEnt Mal Das Foto der Ausgabe

sinFoniE dEr (zWEi-)tausEnd

Die Sinfonie Nr. 8 von Gustav Mahler trägt den Beinamen „Sinfonie der Tausend“ – weil eine so große Zahl von Musikern zur Aufführung benötigt wird. Ob die Zahl von 1.000 Mitwirkenden bei der Uraufführung am 12. September 1910 in München (Foto) tatsächlich erreicht oder knapp verfehlt wurde, ist umstritten. Fest steht aber, dass für die Aufführung von Mahlers 8. Sinfonie anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums am 12. September dieses Jahres im Landschaftspark Duisburg-Nord zurzeit etwa 2.000 Mitwirkende fleißig proben. Die Veranstaltung ist einer der Höhepunkte der Feierlichkeiten rund um die Kulturhauptstadt Europas 2010 im Ruhrgebiet (www.ruhr2010.de)

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virtuos Ausgabe März 2010

virtuos Ausgabe März 2010

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aktuEllEs

Namen & Nachrichten

TM

cleAr-BerufunG ABGelehnt – GeMA BeKoMMt vor Gericht erneut recht

Virtuoses

FrühlingserwAchen wird immer mit besonderer KreAtivität und grossen schAFFensprozessen verbunden. TExT: bm

K

ein Zufall also, dass auch der Deutsche Musikautorenpreis im Frühjahr angesiedelt ist. Unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“ werden mit dem von der GEMA initiierten Preis Komponisten und Textdichter für ihre außergewöhnlichen Leistungen geehrt. Der Deutsche Musikautorenpreis findet sich daher bereits in dieser „virtuos“-Ausgabe wieder: mit einem vorausschauenden Blick auf die Preisverleihung am 22. April in Berlin und einem Rückblick auf die erfolgreiche Premiere in 2009. Unsere Preisträger des vergangenen Jahres verraten zudem, welchen Ehrenplatz die Trophäe bei ihnen gefunden hat. Dabei ist durchaus der ein oder andere außergewöhnliche Ort mit dabei … Der deutsche Jazz hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wahren „KulturExportschlager“ entwickelt. Wir haben sechs Komponisten und Jazz-Musiker getroffen, die in ganz unterschiedlichen Kulturen leben, arbeiten und sich hiervon inspirieren lassen – mit internationalem Erfolg. Auch beim Deutschen Musikautorenpreis werden in der Kategorie „Jazz“ in diesem Jahr Autoren geehrt und ausgezeichnet. Mehr als ausreichende Gründe für unsere Redaktion, die virtuos-Titelgeschichte dem Jazz zu widmen. Noch ein weiteres Frühlingsthema: Die Trophäen von Komponist Olivier Messiaen waren Vogelstimmen. Der Komponist machte

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daraus etwas ganz Besonderes, das man nun digital aufbereitet genießen kann. Für Sie haben wir schon einmal reingehört. Genießen Sie den kommenden Frühling und die bunte Themenauswahl der aktuellen „virtuos“ – wir freuen uns auf alle vier Jahreszeiten mit in diesem Jahr erstmalig vier Ausgaben unseres Magazins.

Bettina Müller, Chefredaktion

nah am mitglied

Sie haben Fragen oder Anregungen? Dann schreiben Sie uns an E-Mail: [email protected]

„GEMA vs. Barbara Clear“ hieß es am 21. Januar 2010 vor dem Oberlandesgericht München: die Berufungsverhandlung der im Juni letzten Jahres in vollem Umfang abgewiesenen Widerklage der Veranstalterin gegen die GEMA. Das Ergebnis war in Form eines sogenannten Stuhlurteils schnell verkündet: Die Berufung gegen das Urteil des LG München wird unmittelbar zurückgewiesen und kein neuer Termin zur Verkündung einer Entscheidung anberaumt. Damit hat die GEMA auch in zweiter Instanz Recht erhalten. Die Historie des Falls: Barbara Clear war als Veranstalterin ihrer Verpflichtung, Rechnungsbeträge auszugleichen, nicht nachgekommen. Dadurch sah sich die GEMA im Jahr 2009 veranlasst, vor dem Amtsgericht Passau Klage zu erheben. Im Rahmen dieses Verfahrens reichte Frau Clear eine Widerklage gegen die GEMA ein, mit der sie eine höhere Ausschüttung erreichen wollte. Diese scheiterte, woraufhin es zur Berufung kam, die nun auch abgelehnt wurde.

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virtuos Ausgabe März 2010

KlAus BrenDel Gewinnt erneut Bei unisonG contest

Die GeMA zwitschert

Moderne und direkte Kommunikation mit Mitgliedern und Interessierten bietet die GEMA – und geht dabei neue Wege! Neuigkeiten aus der GEMA und relevante Themen für die GEMA werden seit Jahresbeginn auch über die Echtzeit-Kommunikations-Plattform Twitter kommuniziert. „GEMADialog“ heißt der sogenannte Tweet, über den es täglich aktuelle Informationen gibt. Folgen Sie doch einfach dem Tweet und diskutieren Sie mit! www.twitter.com/GEMADialog

initiAtive MusiK zieht zwischenBilAnz

Der 12. UNISONG International Songwriting Contest in Los Angeles endete für Komponist Klaus Brendel mit dem zweiten Platz für seine Komposition „On Wandering Waves“. Der Erfolg ist beinahe schon lieb gewonnene Gewohnheit: Bereits zum 4. Mal landete eine Brendel-Komposition auf dem Siegertreppchen des UNISONGWettbewerbs in Los Angeles. www.klausbrendel.com

Blick nach Brüssel

Der designierte EU-Kommissar für Binnenmarkt Michel Barnier fordert „zeitgemäße Rahmenbedingungen zum Schutz geistigen Eigentums“, um Autorenrechte und Informationsfreiheit gleichermaßen zu gewährleisten. Der Franzose bestand am 14. Januar 2010 erfolgreich die Befragung durch das EU-Parlament als letzte Hürde vor seiner Amtsübernahme.

virtuos Ausgabe März 2010

1,5 Jahre; 200 Projekte; 1,5 Millionen Euro Fördergelder – dies ist die Essenz der Zwischenbilanz der Initiative Musik zum Jahresbeginn 2010. Die Initiative Musik sieht sich damit in ihrem Anspruch bestätigt, die Förderung von populärer Musik in und aus Deutschland – für Newcomer, für Export und für Musiker mit Migrationshintergrund – erfolgreich vorangetrieben zu haben.

ausgewählte termine 2010 12. März 2010 Außerordentliche Mitgliederversammlung in Berlin 24.-27. März 2010 Musikmesse 2010 Unter dem Motto „Musikmesse 2010 – mission for music“ steht die diesjährige Ausgabe der weltweit bedeutenden Messe für Musikinstrumente und Live-Musik. Auch die GEMA ist in den Hallen der Messe Frankfurt wieder mit dabei: Halle 3.1, Stand F52. www.musikmesse.de 22. April 2010 Deutscher Musikautorenpreis Die Premiere im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg – jetzt tagt die Jury des von der GEMA initiierten Preises wieder. „virtuos“ berichtet ausführlich über alles Wissenswerte zum Deutschen Musikautorenpreis. www.musikautorenpreis.de

Einen Großteil der Fördermittel erhält die Initiative Musik dabei basierend auf einem Beschluss des Deutschen Bundestages vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – aber auch die GEMA und die GEMA-Stiftung zählen 2010 weiterhin zu den Unterstützern. www.initiative-musik.de

KonzertverAnstAlter vs. GeMA streit BeiGeleGt

28.-30. Juni 2010 Mitgliederversammlung Die Mitgliederversammlung der GEMA findet in diesem Jahr turnusgemäß in Berlin statt. Nehmen Sie teil und beeinflussen Sie die zu treffenden Entscheidungen – persönlich oder durch Unterstützung Ihrer Delegierten! Alle Informationen zur Mitgliederversammlung, Anmeldung, Antragseinreichung & Co. finden Sie unter www.gema.de 6.-12. September 2010 Berlin Music Week Berlin soll wieder die Hauptstadt der Musik-Branche werden – und nach einem Jahr Pause geht auch die Popkomm erneut an den Start. Eingebettet in die „Berlin Music Week“ findet sie vom 8.-10. September statt. Informationen und Anmeldung unter www.berlin-music-week.de

Es war ein Verhandlungsmarathon mit einem erfolgreichen Zieleinlauf: Rückwirkend zum 1. Januar 2010 tritt der neue Tarif für Veranstaltungen von Gastspielunternehmen, Tourneeveranstaltern und Großhallen (U-K) in Kraft. Das neue Tarifmodell basiert weitgehend auf dem Einigungsvorschlag der Schiedsstelle des Deutschen Marken- und Patentamts: Nach einer vierjährigen Übergangsfrist beträgt die Vergütung für Veranstaltungen bis 2.000 Besucher 5 %, für Veranstaltungen mit über 2.000 und bis zu 15.000 Besuchern 7,2 % und für Veranstaltungen mit über 15.000 Besuchern 7,65 % der jeweiligen Bruttoeinnahmen. Bei Abschluss eines Jahrespauschalvertrags mit mehr als 15 Veranstaltungen gelten folgende Nachlässe: bis vierzig Veranstaltungen 10 %, bis achtzig Veranstaltungen 12,5 %, ab einundachtzig Veranstaltungen 15 % und ab zweihundertein Veranstaltungen 17,5 %. Eine der Kernfragen der Verhandlungen stellte die Vergütung für kleine Konzerte bis 2.000 Besucher dar. Für diese Veranstaltungen hat die GEMA der geringeren Steigerung der Vergütungssätze auf nur 5 % der Einnahmen zugestimmt. Die Verhandlungen sind damit jedoch noch nicht abgeschlossen. Weiter verhandelt wird in diesem Jahr die Berücksichtigung der Sponsoring- und Werbeeinnahmen als Berechnungsgrundlage.

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HintErgrund Exportschlager Jazz

deutsche JAzzmusiKer sind im AuslAnd immer geFrAgter. sie ziehen hinAus, um ideen zu Finden, und Kommen mit FreundschAFten und AuFträgen zurücK. diese sechs beispiele zeigen: unsere JAzz-Künstler spielen weltweit in der ersten ligA.

10 BlitzkarriErE

FÜR DIE

Nach seinem Studium brachte es Rainer Tempel in nur zwei Jahren zum Dozenten

scHWEiz TExT: BURKHARD MARIA ZIMMERMANN FOTOS: RALPH HORBASCHEK, FRANCESCA PFEFFER, MARVIN ZILM, BETTINA MECKEL, LUTZ VOIGTLäNDER, GORAN POTKONJAK, LARISSA LACKNER, DOMINIK HEER

Hochmoderne Konzertsäle, großzügige Subventionen und unzählige Jazzclubs machen die Schweiz für den Jazz so attraktiv.

rAiner tempel: schweiz eidgenossen mit liebe zum JAzz

R die JAzzszene in der schweiz ist sehr lebendig und die ››mentAlität der schweizer mAcht dAs lAnd behAglich ‹‹ 10

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ainer Tempel hatte die eine Hochschule gerade verlassen, da saß er schon in der nächsten – als Dozent. „Nach meinem Klavierstudium am Konservatorium Nürnberg hatte ich zwei Jahre in verschiedenen Bands gespielt“, erklärt der 39-Jährige. „Als eine Stelle an der Musikhochschule in Luzern frei wurde, habe ich mich beworben und wurde tatsächlich genommen.“ Das ist neun Jahre her, seit drei Jahren leitet er zusätzlich das Zürich Jazz Orchestra. „Die Jazzszene in der Schweiz ist sehr lebendig“, sagt Tempel erfreut. „Einerseits wird die Livemusik großzügig subventioniert, andererseits hat Luzern den Konzertsaal, in dem jedes Jahr das Lucerne Festival stattfindet – dort wollen viele Bands spielen, weil der Klang so unglaublich gut ist.“ In Zürich sind es Läden wie das Moods, das Mehrspur und das Helsinki, die Jazzkünstler aus der ganzen Welt anziehen, und die Mentalität der

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Schweizer macht das Land für Musiker noch behaglicher. „Die Schweizer sind ausgesprochen freundlich und diplomatisch“, sagt Tempel, der gebürtig aus Tübingen stammt. „Wenn bei den Proben jemand nicht gut in Form ist, dann sagt man nicht, Mensch, das geht ja gar nicht, sondern man ist da behutsamer und sagt, na, an der Stelle könntest du noch ein wenig nachjustieren. Das macht das Miteinander sehr angenehm.“

tempeleKtrisch (Jazz 'n' Arts, 2009) Das Komponieren und Arrangieren hat Rainer Tempel sich selbst beigebracht, und das klappt ziemlich gut. Zwar wirkt "Tempelektrisch" gar nicht richtig elektrisch, dafür aber sehr schwungvoll; Tempels Liebe zum BigBand-Arrangement ist unüberhörbar: www.rainertempel.de

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Achim KAuFmAnn: niederlAnde sYnKopen Aus AmsterdAm

peter FuldA: indien mit vibe und seele

nils wogrAm: usA hoch hinAus

D Vor dEr Haustür

Achim Kaufmann war von der Jazzszene Amsterdams fasziniert – und zog dort hin.

niEdErlandE

Improvisieren: Musiker aus Amsterdam gehen freier mit geschriebenem Material um.

D

ie Niederlande lagen so nahe, nicht nur räumlich. „Während meines Musikstudiums in Köln habe ich oft Musiker aus Amsterdam gehört“, erinnert sich der 47-jährige Pianist Achim Kaufmann heute. „Die haben mich sehr überrascht – der Umgang mit Musik, besonders mit geschriebenem Material, erschien mir viel freier und vielschichtiger.“ So zog Achim Kaufmann Mitte der Neunzigerjahre nach Amsterdam, um diese schöpferische Szene direkt vor seiner Haustür zu haben. „Damals gab es gerade für improvisierte Musik viele gute Möglichkeiten zum Spielen, und bald hatte ich regelmäßig Gelegenheit, mit hervorragenden Musikern auf der Bühne zu stehen“, sagt Kaufmann. „Es hat mich sehr beeindruckt, Misha Mengelberg am Klavier mit dem Instant Composers Pool Orchestra improvisieren zu hören. Intensiv gearbeitet habe ich dann mit dem Saxofonisten Michael Moore und dem Bassisten Wilbert de Joode. Ich habe das Gefühl, dass ich jedes Mal etwas lerne, wenn ich mit ihnen spiele.“ Vor kurzem ist Achim Kaufmann nach Berlin gezogen, aber seine Kontakte nach Amsterdam werden nicht einschlafen: „Ich habe zwei Alben mit dem Gueuledeloup Quartet eingespielt, mit dem ich auch in Zukunft arbeiten werde, genau wie mit Wilbert de Joode und dem Saxofonisten Frank Gratkowski. Die Stadt wird immer eine zweite Heimat für mich sein.“

ie Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ So hat es der Philosoph Ludwig Wittgenstein ausgedrückt, und damit meinte er: Neue Ausdrucksformen verfeinern die Wahrnehmung – im Stofflichen wie im Seelischen. Der Pianist Peter Fulda, 41, hat Klavier in Würzburg studiert und Komposition in Köln, damit wurde er zu einem Experten im klanglichen Vokabular des Abendlandes, das doch viel zu begrenzt blieb für die Erforschung des inneren Raums. „In der indischen Musik habe ich einen rhythmischen und melodischen Variationsreichtum entdeckt, den es in unserer Kultur nicht gibt“, erläutert Fulda. „Dadurch, dass ich Musizierweisen anderer Kulturen zu verstehen versuche, erweitert sich auch mein Verständnis für meine eigene Perspektive.“ Diese Expansion ist jedoch kein Selbstzweck, sondern sie dient der Wachsamkeit für die Bewegungen der Seele, wie der Künstler sie während eines zweimonatigen Aufenthalts in Indien bei der Arbeit mit seinem Tabla-Lehrer Sajal Karmakar erlebt hat. So bleibt Fuldas Musik nie vordergründig, sondern ist in der Vielfalt ihrer kulturellen Bezüge immer eine Reise des Geistes zu den Grenzen der Sprache, dorthin, wo das Denken anfängt.

8 rituAls (Konnex, 2008) Den acht Tonritualen des Albums gehen fünf Klanglandschaften voran, gemeinsam skizziert von Gitarre, Vibrafon, Klavier, Schlagzeug und Bass; sie sind bereits Teil des großen Handlungsablaufs, zulaufend auf die gemeinsame Introspektion. Diese Musik ist ein Annähern, das kein Ankommen sucht; sie verlässt vertraute Muster, um Gefühle im Hörenden zu provozieren, die ihm Geheimnisse verraten. Vielleicht über ihn selbst. www.peterfulda.de ExPansion

Peter Fulda erweiterte durch die Musik Indiens seine kulturelle Perspektive.

A

ls Nils Wogram mit 19 Jahren nach New York ging, um an der New School for Music sein Posaunenstudium zu beginnen, hatte er sehr genaue Vorstellungen davon, wie sein Leben in dieser Stadt aussehen würde – großartige Konzerte, erstklassige Musiker, begeisterte Mitschüler, kein Tag ohne neue Erkenntnisse. „Das Schöne daran war: All das ist eingetreten“, erinnert sich der 37-Jährige heute. „Besonders fruchtbar war für mich der Unterricht bei Kenny Werner, der viele Elemente aus klassischer Musik und Jazz miteinander verwoben hat.“ Zwei Jahre blieb Nils Wogram in New York, wo er 1994 auch sein erstes

usa

Die Heimat des Jazz: New York brachte viele der berühmtesten Jazz-Legenden hervor.

Album „New York Conversations“ aufnahm. Danach kehrte er nach Deutschland zurück und begann sein Studium an der Hochschule für Musik in Köln, doch seine Anbindung an die USA blieb bestehen: 1997 wurde er für eine Komposition beim International Julius Hemphill Competition ausgezeichnet, im selben Jahr spielte er auf dem Musikfestival zum 25-jährigen Bestehen von Enja Records in New York. Dieses Jahr wird Nils Wogram ein eigenes Plattenlabel gründen, ein Bluesalbum aufnehmen und mit seiner Band Root 70 auf Tournee gehen. Wäre er als Musiker dort, wo er heute steht, wenn er die zwei Jahre nicht in New York verbracht hätte? „Bestimmt nicht“, sagt Nils Wogram ohne zu zögern. „Ich habe damals alle Einflüsse aufgenommen wie ein Schwamm, und diese Impulse trage ich noch heute in mir.“

WiE Ein scHWaMM

Nils Wogram sog in New York alles auf, was er erlebte – und lässt sich heute noch von seiner Zeit dort inspirieren.

prettY good news (Unit, 2009) Nils Wograms aktuelles Album hat er mit seinem Projekt Lush eingespielt, und das englische Wort "lush" bedeutet üppig, überbordend, gleichzeitig wohlig, luxuriös. Tatsächlich besteht "Pretty Good News" aus sechs überaus vielseitigen Stücken, zitierend aus Jazz, Pop, Rock und Funk, und über den immer neuen Ideen in Komposition und Arrangement hält die Sängerin Simone Vollenweider mit ihrer hellen, aber durchsetzungsfreudigen Stimme all diese Nuancen im Zaum. www.nilswogram.com

KYrill (Pirouet, 2008) Achim Kaufmanns Musik braucht Platz,

seine Einfälle sind zu ausufernd für das Bewährte, und diesen Raum findet Kaufmann immer wieder bei dem Bassisten Valdi Kolli und dem Schlagzeuger Jim Black, auf der Bühne wie im Studio. "Kyrill" ist ungestüm und zärtlich, polternd und schleichend, verwegen und verträumt, ein Album zum Erforschen und Nachspüren. www.achimkaufmann.com

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indiEn

Der Subkontinent verfügt über ganz eigene rhythmische und melodische Varianten.

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hAns lüdemAnn: AFriKA neues vom schwArzen Kontinent

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ollte es das jetzt gewesen sein? „Im Jazz geht es häufig darum, sich Dinge von anderen Musikern anzueignen, und irgendwann habe ich mich gefragt, wann denn eigentlich etwas Neues kommt“, erinnert sich Hans Lüdemann, 49, der sich seit den Neunzigerjahren mit afrikanischer Musik auseinandersetzt. „Sie bot mir damals neue Möglichkeiten, denn sie nutzt Rhythmen und Klangfarben, die im Westen nicht gebräuchlich sind.“ 1999 führte den Pianisten eine Konzertreise auf Einladung des Goethe-Instituts nach Westafrika, er spielte im Senegal, an der Elfenbeinküste, in Burkina Faso, Ghana und Mali. Auf dieser Reise lernte Hans Lüdemann zwei Musiker kennen, mit denen er noch heute arbeitet: Tata Dindin, der die Kora-Harfe spielt, und Aly Keita, bekannt als Virtuose des Balafons. Gemeinsam veröffentlichten sie als Trio Ivoire mehrere Alben, immer wieder fuhr Hans Lüdemann für Tourneen nach Afrika, siebenmal in den letzten

FloriAn ross: europA spielen ohne grenzen

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zwei Jahren, für dieses Jahr sind Tourneen in Europa und Nordamerika geplant. Mittlerweile ist seine Expertise auch in den USA gefragt, zurzeit hält Hans Lüdemann eine Gastprofessur am Swarthmore College in den USA. Doch bei aller Lust auf die Ferne hat Hans Lüdemann nie seine Faszination für eine abendländische Musik verloren, die schon von zahllosen Künstlern geschätzt wurde: „Ich muss jeden Tag ein wenig Bach spielen“, verrät er. „Das ist die großartigste Musik, die es gibt, und ich will sie mir immer wieder vor Augen halten.“

ier Songs von Florian Ross stehen im European Real Book, einer Sammlung der wichtigsten und eindrucksvollsten Jazzkompositionen des Kontinents – Standards und Stücke, die Standards werden können. Der 38-jährige Pianist hat an der Guildhall School of Music and Drama in London studiert, ist in Österreich, England, Schottland, Kroatien und Finnland aufgetreten, hat den ersten Preis beim Danish Radio Big Band Competition gewonnen und hat für den irischen Radiosender RTE Dublin und das Brussels Jazz Orchestra komponiert und arrangiert. Woher rührt diese weite Vernetzung? „Viele Kontakte entstanden im Studium und bei manchen Einrichtungen habe ich einfach mal angeklopft: Dem Brussels Jazz Orchestra habe ich ein paar Stücke geschickt, und die haben ihnen gefallen“, erklärt Florian Ross gelassen. „Danach wurde ich mit neuen Arbeiten beauftragt, lernte immer mehr Leute kennen und so entstand im Laufe der Zeit ein Schneeballeffekt.“ Eines seiner Stücke für das European Real Book heißt „Getting There Is Half the Fun“: Macht ihm das Reisen noch Spaß? „Ich lebe jetzt mit meiner Familie in Köln und freue mich, öfter zu Hause zu sein“, antwortet Florian Ross. „Trotzdem genieße ich weiterhin die Arbeit mit Musikern in anderen Ländern. Das hält mich wach und öffnet meinen Geist.“

trio ivoire: Across The Oceans (Enja, 2009) Das dritte Album

der drei Menschen aus zwei Kontinenten – aus dieser Begegnung entstehen Exotik und Vertrautheit, Reibung und Erde, Spannung und Glanz. Dies ist keine Weltmusik, dies ist eine eigene Welt: Musik. www.hansluedemann.de

EuroPa

Der „alte Kontinent“ bietet eine Vielfalt an unterschiedlichen Kulturen – auch in der Musikszene.

WEstaFrika

Afrikanischer Jazz benutzt Rhythmen und Klangfarben, die man im europäischen und amerikanischen Jazz kaum kennt.

eight bAll & white horse (Intuition, 2007) Florian Ross zeigt sich ganz als Komponist und Arrangeur: Er spielt die Tasteninstrumente, aber die Hauptrollen spielen die Bläser. Entstanden sind dabei Stimmungen zwischen Filmmusik und Klangexperiment, vom verspielten „Cull Or Keep“ bis zum überraschenden „Quahog Wayland“. Stellen Sie sich vor, Alan Rickman würde den nächsten James Bond spielen: Dies wäre der Soundtrack dazu. www.florianross.de

zuHausE in dEr WElt

Gastprofessor in den USA, gern gesehener Gast in Afrika: Hans Lüdemann ist gern und viel unterwegs.

nEtz oHnE BodEn

Florian Ross (re.) genießt es, mit Musikern aus anderen Ländern zu arbeiten.

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e p p a l k action

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ein solches epos bringt dAs deutsche Kino nur selten hervor: Am 4. märz stArtete „henri 4“ in den deutschen Kinos. die musiK dAzu Komponierte hAns zimmer, der Für seine musiK zu „sherlocK holmes“ erneut Für einen oscAr nominiert wAr. musiKverleger proF. dr. rolF budde, produzentin reginA ziegler und regisseur Jo bAier erzählen exKlusiv, wie es zu dieser zusAmmenArbeit KAm.

Auch dAs historische drAmA „die päpstin“ wAr ein voller erFolg. Komponist mArcel bArsotti im interview.

Worauf kommt es beim Komponieren für einen Historienfilm an? Wichtig ist, die Emotion der Bilder zu übertragen und die Geschichte damit direkter zu vermitteln. Es ist nicht ausschlaggebend, mit historischen Musiken zu arbeiten. Ich habe zwar gregorianische Chöre verwendet, allerdings nur als Klangfarbe. Entscheidend sind immer die richtige Melodie zum Stoff und die richtige Instrumentierung, und das sind oft sehr komplexe Musiken. Dafür benötigt man Zeit und Geduld mit sich selbst, was nicht immer eine selbstverständliche Angelegenheit ist.

M

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Melodien fürs Geschichtsbuch

Marcel Barsotti wurde für seine Musik zu „Die Päpstin“ u.a. mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

TExT: ROLF BUDDE FOTOS: ZIEGLER FILM/EVENTPRESS, REINER BAJO

anchmal klingelt das Telefon und man weiß schon beim angezeigten Anrufernamen: „Das wird ein spannendes Gespräch.“ So geschehen auch vor einem Jahr, während der MIDEM 2009, als „Regina Ziegler“ auf meinem Handy angezeigt wurde. Per se nicht verwunderlich, da der „Rolf Budde Musikverlag“ ihre Musikedition vertritt. Gespannt war ich, da Regina Ziegler zu dieser Zeit gerade mitten in einem ihrer größten Projekte steckte, der Verfilmung von „Henri 4“, das ich interessiert verfolgte. Dann ging alles ganz schnell, Regina Ziegler fackelte nicht lange: Sie würde für „Henri 4“ die Musik von Hans Zimmer brauchen, seinen Stil, nur diesen könne sie sich für dieses Mittelalter-Epos vorstellen. Ob ich denn nicht mal meine Kontakte, die ich doch als Subverleger von Zimmers Musikverlag hätte, spielen lassen könnte, um den erfolgreichen Hollywood-Komponisten auch für eine deutsche Produktion zu gewinnen? Zu einem bezahlbaren Preis natürlich! Und wie das MIDEMLeben eben so spielt, saß der Originalverleger von Hans Zimmer nur wenige Tische von mir entfernt in dem Hotel, in dem ich mich gerade aufhielt. Er gab mir die Kontaktdaten Zimmers und so setzte ich mich nach der MIDEM mit seinem Team in Verbindung und blieb auch über die nächsten Monate hartnäckig, sodass wir am Ende sagen konnten: Hans Zimmer komponiert für Regina Zieglers „Henri 4“. Kann man sich ein schöneres Ergebnis wünschen, bevor man ein Telefonat entgegennimmt? Als Musikverleger wohl kaum …

FilMMusik

regina ziegler

Jo Baier

Was verbinden Sie mit diesem Filmprojekt? In den letzten 35 Jahren habe ich in kein Projekt mehr Leidenschaft und Energie, aber auch mehr Bereitschaft zum Risiko gesteckt. Ich habe das getan, weil es sich um einen der großen deutschen Stoffe der Weltliteratur handelt, der nie die gebührende Aufmerksamkeit gefunden hat.

Hatten Sie klare Vorstellungen für die „Henri 4“-Musik oder hatte der Komponist freie Bahn? Zunächst hat man Vorstellungen im Kopf. Sobald man schneidet, sucht man nach Layout-Musiken, die passen könnten. Bei „Henri 4“ ergab es sich fast wie von selbst, dass relativ viel Musik von Hans Zimmer dabei war, ohne dass ich je an ihn als Komponisten gedacht hatte. Als Regina Ziegler ihn gewonnen hatte, haben er und Henry Jackman „Suiten“ geschrieben, in denen Themen vorgeschlagen wurden. Dann wurde nachkorrigiert und verändert.

Was ist das Besondere an diesem Stoff? Als die Nazis Deutschland beherrschen, setzt Heinrich Mann sein Menschenbild dagegen. Für ihn gewinnt es Gestalt im geliebten Frankreich, in der noch immer lebendigen Legende von König Henri Quatre. Krieg im Namen des Glaubens – da kennt die Geschichte viele Beispiele. Dabei zeigt sich in allen diesen Fällen: Der Glaube wird auch als Instrument politischer Macht eingesetzt. Sie wollten unbedingt Hans Zimmer als Komponisten für „Henri 4“ gewinnen … Ich möchte immer die Besten in meinem Team haben. Für Jo Baier und mich ist Hans Zimmer der Richtige für „Henri 4“, weil unser Film ein großes Sittengemälde einer Zeit ist, deren positive Ideen mich zutiefst überzeugt haben. Hans Zimmers und Henry Jackmans Komposition unterstreicht in ihrer Sensibilität, ihrem Optimismus und ihrer Intensität unsere Intention, eine außergewöhnliche Geschichte mit allen Mitteln des internationalen Kinos zu erzählen.

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Welchen Stellenwert nimmt Filmmusik für Sie persönlich und in Ihren Werken ein? Einen sehr großen! Ich bin absolut sicher, dass Filmmusik nicht nur emotional, sondern auch „nachhaltig“ sehr viel zu einem Film beitragen kann – denken Sie nur an so berühmte Beispiele wie Mozarts Klarinettenkonzert-Satz bei „Out of Africa“. Wie war die Kooperation mit Hans Zimmer? Ausgezeichnet. Zunächst zeigten wir ihm den Film. Schließlich flog ich mit meinem Cutter für eine Woche nach Los Angeles und entwickelte mit Henry und Hans in langen Sitzungen die Grundzüge der Musik. Wir trafen uns jeden Tag, das war ein sehr enger, sehr kreativer und sehr uneitler Austausch von Ideen und Möglichkeiten. Und bei den Musikaufnahmen in London war ich auch dabei.

virtuos Ausgabe März 2010

Ihr schönstes Erlebnis rund um „Die Päpstin“? Wenn man fast zwölf Monate an einem Film arbeitet, hat man das Gefühl, in die Geschichte des Films immer weiter einzutauchen. Das schönste Erlebnis waren die Orchester-, Chor- und Solistenaufnahmen. Erst hier konnte ich begreifen, wie die Musiken auf die Bilder wirkten. Doch man muss zugeben, die Enttäuschung wäre groß, sollte der Film dann floppen. Danke an den Kinogott, der die Zuschauer für uns entscheiden ließ. Somit war auch der Tag nach Kinostart ein schöner. Wo liegen die Unterschiede beim Komponieren für Kino und TV-Filme und -Serien? Fürs Kino arbeitet man fast ausschließlich mit einem echtem Orchester. Natürlich gibt es auch aufwendigere TV-Produktionen, bei denen dies gemacht wird, aber in der Regel wird im TV-Geschäft sehr kurzzeitig gedacht – zumal die Budgets für Aufwendigeres oft nicht ausreichen. Kino sollte immer noch das große und unvergessliche Erlebnis sein: keine Pausen, kein Küchengang, kein Anruf dazwischen, also maximale Konzentration auf den Film und die Musik, da muss der Score einfach stimmen.

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Politik

kultur iM Blut

Hans-Joachim Otto im Gespräch

Hans-Joachim Otto war von 2005 bis 2009 Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages

Ein klarEs BEkEnntnis

inTERViEw: ip FOTOS: PRESSE, DENISE DEMARZIANI

H

err Otto, im Koalitionsvertrag sprechen sich CDU/CSU und FDP für eine „moderne Medien- und Informationsgesellschaft“ aus. Im Wirtschaftsministerium obliegt dieses Thema Ihrem Zuständigkeitsbereich. Was haben Sie sich für die laufende Legislaturperiode hierzu vorgenommen? Kommen die Anliegen der GEMA-Mitglieder darin vor? Wir haben uns eine ganze Menge vorgenommen, denn uns ist bewusst, dass die Stärkung des Urheberrechts und des geistigen Eigentums zentrale Punkte sind, um kulturelle Vielfalt zu sichern und um Künstlern und Verwertern Zukunftschancen zu bieten. Dies ist der Grund, weswegen wir ein durchsetzungsstarkes und praktikables Urheberrechts-Reglement entwickeln wollen. Es gibt bereits konkrete Überlegungen, die wir bald präsentieren werden. Darüber hinaus ist das Wirtschaftsministerium auch federführend bei der „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“, die mittelständischen Unternehmen z.B. im kaufmännischen Bereich kompetente Hilfestellung anbietet. Dies ist auch für GEMA-Mitglieder sehr interessant: Wir haben beispielsweise ein Kompetenzzentrum eingerichtet, das für GEMAMitglieder, die ja oftmals kleine und mittelständische Unternehmen sind, sehr hilfreich sein kann.

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hAns-JoAchim otto, mdb und pArlAmentArischer stAAtsseKretär des bundesministeriums Für wirtschAFt und technologie, sprAch AuF der midem mit virtuos. es ging um die ziele der bundesregierung zum schutz des geistigen eigentums, um die beKämpFung der internetpirAterie und um seine wünsche Für die gemA. Die Bundesregierung ist ja ohnehin mit der Prämisse angetreten, den Mittelstand zu stärken. Da in der Musikindustrie viele mittelständische Unternehmen angesiedelt sind, werden diese im Hinblick auf Finanzierungsmodelle oder ähnliches von Initiativen der Regierungskoalition profitieren. Bezüglich der „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“: Was ist der aktuelle Stand mit Blick auf die Musikwirtschaft? Es gibt einige Neuigkeiten seit Jahresbeginn. Wir haben zum einen das Kompetenzzentrum eingerichtet, das in Zukunft auch regionale Vertretungen haben soll. Derzeit beschäftigt das in Eschborn angesiedelte Zentrum sechs Mitarbeiter, die von Unternehmen bei unterschiedlichsten Belangen in Anspruch genommen werden können: Das gilt für Fragen und Hilfestellung bei der Unternehmensgründung oder Unterstützung auf juristischem, steuerrechtlichem oder arbeitsrechtlichem Gebiet. Um den Blick hierbei auf die Musik zu lenken: Wir wissen seit langem, dass viele

Kreative ihren Schwerpunkt natürlich auf kreative Leistungen legen und weniger auf betriebswirtschaftliche Themen. Deswegen sind sie oft mit der Schwierigkeit konfrontiert, ihre hervorragenden Leistungen auch in wirtschaftlichen Erfolg umzumünzen. Und dann gibt es noch einen Punkt, den ich mit Blick auf die Musikbranche hervorheben möchte: Das Wirtschaftsministerium unterstützt den Auftritt Deutschlands beim „South by Southwest“Festival vom 17. bis 21. März in Austin/ Texas. Exportförderung ist hierbei das Stichwort, das wir uns groß auf den Schirm geschrieben haben. Dieses Festival ist eine der ersten Maßnahmen. Förderung auf wirtschaftlicher Ebene ist vonnöten. Wenn man den Koalitionsvertrag liest, dann haben Sie sich aber auch darauf verständigt, dass in unserer Gesellschaft der Respekt gegenüber kreativen Leistungen gefördert werden müsse. Wie wollen Sie das erreichen? Zunächst mal ist es wichtig, dass in der Koalitionsvereinbarung ein ganz klares

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Bekenntnis gemacht wurde zur Stärkung des geistigen Eigentums, das genauso geschützt werden muss wie das dingliche Eigentum. Wir haben auch ein klares Bekenntnis in der Koalitionsvereinbarung gemacht, dass Sanktionsmechanismen geschaffen werden müssen, um das geistige Eigentum zu schützen, wenn es angegriffen wird. Dabei ist es sehr hilfreich, dass von der Bundeskanzlerin über den Staatsminister für Kultur und Medien bis hin zu Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums bei jeder Gelegenheit betont wird, dass wir gegen Internetpiraterie vorgehen, dass wir aber auch keine Sympathie für das Modell einer sogenannten Kulturflatrate empfinden, da dies unseres Erachtens eine Enteignung der Künstler bedeuten würde. Dadurch möchten wir immer wieder betonen, wie wertvoll kreative Leistungen sind. Die einen reden über die Kulturflatrate, die anderen wie Frankreich und Großbritannien sprechen über Internetsperren bei den sogenannten ISPs (Internet Service Providern) – unterschiedlich weit fortgeschritten sind auch die Diskussionen. Deutschland tut sich mit dem Thema schwer. Aus welchem Grund? Deutschland bekennt sich klar zum digitalen Ausbau unseres Landes. Der Zugang zum Internet bildet für zahlreiche Menschen die berufliche Grundlage: Deswegen müssen wir sehr vorsichtig sein, wenn wir auf der einen Seite einen flächendeckenden Zugang propagieren, auf der anderen Seite aber Maßnahmen ergreifen würden, die genau dies konterkarieren. Persönlich halte ich beim französischen Modell die Grundidee für unterstützenswert: Ich könnte mir vorstellen, dass die Grundlagen der ersten beiden Schritte vom französischen Modell übernommen werden, d.h. die Möglichkeit einer Warnmeldung des ISP an den Kunden geschaffen wird. So könnte man unter Umständen auch dem durchaus auftretenden sogenannten Abmahn-Missbrauch bzw. Massenabmahnungen entgegentreten. Dazu müsste natürlich eine datenschutzrechtlich saubere gesetzliche Grundlage geschaffen werden. Dies ist mein Vorschlag, aber ich möchte an dieser Stelle deutlich hervorheben, dass es ein Modell ist, das ich persönlich vorschlage und über das wir auch derzeit diskutieren. Es ist aber noch kein offizieller Plan der Bundesregierung.

Wenn wir schon beim Thema Internet und Musikdownloads sind: Laden Sie persönlich auch Musik aus dem Internet? Ich persönlich kaufe nur offline Musik, aber ich kann Ihnen versichern, dass meine beiden Töchter auf legale Weise in sehr großem Umfang Musik downloaden – ich weiß dies, da sie meine Kreditkarte zur Abbuchung nutzen. Und ich profitiere indirekt vom Herunterladen, da ich natürlich dauerberieselt werde. Meine Töchter sind begeisterte Downloader, ich persönlich bin begeisterter CD-Käufer – ich denke, die Musikindustrie kann sehr zufrieden mit unserer Familie sein.

wir weiterarbeiten, denn ich bin davon überzeugt, dass ein Weg für die Bekämpfung der Internetpiraterie auch in benutzerfreundlichen Angeboten liegt. Zehn Millionen Titel sind schon legal verfügbar, aber es müssen noch mehr werden.

Nach all den Ausblicken und Plänen für die Musikwirtschaft abschließend nochmals zurück zur GEMA. Wenn Sie der GEMA einen Rat geben und ihr etwas wünschen dürfen für das Jahr 2010, was wählen Sie? Wenn ich der GEMA einen Rat geben darf, dann ist es folgender: geschlossen auftreten, intern nicht streiten, Mittel, die Bei diesem Kaufverhalten sicher – die GEMA erhält, sehr effizient und kosaber Sie haben einen Aspekt angespro- tengünstig einsetzen und auch manche chen, der oft vorgebracht wird: die Diskussionen, die es in der Vergangenheit fehlende Kreditkarte bei Jugendlichen. gegeben hat, glätten. Diese sagen oft: „Ich würde ja gerne Mein Wunsch für die GEMA ist, dass legal Musik herunterladen, aber da es ihr gelingt, mit Hilfe einer neuen EUich noch keine Kreditkarte habe, gibt Richtlinie faire Wettbewerbsbedingungen es für mich keine Bezahl-Möglichkeit.“ in Europa zu schaffen. Die GEMA ist Ist dies auch ein Feld, in dem man Mög- noch strukturell benachteiligt, da sie viele lichkeiten schaffen muss, um den Weg kulturelle Leistungen wie eine umfangfür diese Zielgruppe reiche Nachwuchszu erleichtern? förderung erbringt. wir möchten im- Jetzt muss sie aber Ich appelliere an mer wieder betonen, mit anderen Verweralle Verantwortlichen, Business-Modelle zu wie wertvoll KreAtive tungsgesellschaften entwickeln, die praktikonkurrieren, die leistungen sind kabel sind – gerade das nicht leisten. Ich auch für Kinder und wünsche der GEMA, Jugendliche, die noch keine Kreditkarte dass eine Stärkung der Verwertungsgehaben können. Es hat ja bereits eine phä- sellschaften auf europäischer Ebene in nomenale Steigerung von 34 Prozent bei einem produktiven Wettbewerb stattfinlegalen Downloads gegeben, die darauf det und dass die GEMA als größte Verzurückzuführen ist, dass in der Tat tragfä- wertungsgesellschaft in Europa aufgrund hige, praktikable Geschäftsmodelle ent- ihrer Leistungsfähigkeit daraus gestärkt wickelt wurden. In dieser Richtung müssen hervorgeht.

››

‹‹

VIrtuoS Vor ort in cannEs: Redakteurin Isabel Palmtag im Gespräch mit

Staatssekretär Hans-Joachim Otto.

ich wünsche der gemA eine stärKung der verwertungsgesellschAFten ›› AuF europäischer ebene – in einem produKtiven und FAiren wettbewerb ‹‹ virtuos Ausgabe März 2010

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Brotlose Kunst ?

urheber erleben eine neue wirKlichKeit: die durchschnittlichen JAhreseinKommen stAgnieren in vielen bereichen, Fördergelder brechen vielerorts weg. die neue situAtion Fordert neue geschäFtsmodelle, Aber Auch soziAlKAssen und stiFtungen sind geFrAgt. diese helFen nicht nur mit FinAnzieller unterstützung, sondern Auch mAl mit einem musiKinstrument. TExT: KRISTINA BALBACH FOTOS: KONZERTAGENTUR FRIEDRICH, MORTEZA MOJTAHEDY

E

s war nicht das erste Sommerloch für Markus R. (Name von der Redaktion geändert). Aber 2009 war das erste, das handfeste Konsequenzen hatte. Dabei ist R. längst nicht nur Komponist: Auftritte als Pianist, als Schauspieler und Stunden als Klavierlehrer bringen zwar zusätzlich Geld in die Kasse – aber eben nicht genug. Der 61-Jährige aus Bonn musste im Herbst seine Wohnung kündigen und beantragte Arbeitslosengeld II. Jetzt wohnt der Künstler am Stadtrand in einer Sozialwohnung. Der Staat übernimmt einen Teil der Miete, ebenso die Krankenversicherung. „Ich hatte richtig gute Jahre, Auftritte in Israel und Indien“, erzählt Markus R. Und heute? Als älterer Freischaffender führe er einen Kampf, der immer weniger zu gewinnen sei – besonders, ohne vorgesorgt zu haben.

zu. Aber es hat Zeit gebraucht. Ringlstetter musste den Markt und der Markt musste ihn finden. Der Bayer bedauert, dass sich viele Künstler zu passiv verhalten: „Man muss sich ein Geschäftsmodell überlegen“, ist sich Ringlstetter sicher. Heute kann das Multitalent gut von seinen Einnahmen leben. Die Anfangsjahre hat der Künstler dennoch nicht vergessen – auch nicht die ängste. „Die gehen auch später nicht ganz weg“, sagt er und erinnert sich an eine heftige Stimmbandentzündung, die ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Lange habe er nicht an Vorsorge gedacht. Heute ist er privat abgesichert und hat sich gegen Berufsunfähigkeit versichert – aber er plant, so lange wie möglich auf der Bühne zu stehen. „Man sollte sich eine Basis schaffen, um den Kopf freizukriegen“, sagt Ringlstetter. An das romantische Bild geschäFtsmodelle geFrAgt des brotlosen Künstlers, der aus seiner Armut Die Zeiten sind schwierig für Urheber. Immer heraus erst so richtig kreativ werde, glaube er nicht. mehr Kreative arbeiten in Berufsfeldern, die immer Eine, die mithilft, dieses Klischee zu brechen, weniger gefördert und bezuist Sabine Schlüter. Die Leiterin aBgEsicHErt schusst werden. Besonders auffälder Künstlersozialkasse (KSK) Das Rezept des erfolgreichen lig ist die Entwicklung des Jahresund ihr Team halten besonders Kabarettisten und Musikers einkommens, wie Zahlen der bei jungen angehenden KünstHannes Ringlstetter: „Man sollte Künstlersozialkasse (KSK) belelern den Finger in die Wunde – sich eine Basis schaffen, um den gen: So haben zum 1. Januar 2009 mit Erfolg: „Wir haben verhältnisKopf freizukriegen!“ alle bei der KSK gemeldeten mäßig viele Berufsanfänger als Künstler im Bereich Musik im Mitglieder“, sagt sie. Das Thema Durchschnitt 11.174 Euro pro Jahr Vorsorge werde immer bekannverdient. Damit sind sie Schlusster, an den Hochschulen werde licht – hinter der darstellenden gezielt aufgeklärt. Kunst, der bildenden Kunst und Es war das Gesetz über die dem Bereich Wort. Dieser führt Sozialversicherung der selbstdie Riege an mit 16.232 Euro. ständigen Künstler und PubliKulturpolitiker von Bund und zisten, das sogenannte KünstlerLändern sind sich einig, dass die sozialversicherungsgesetz (KSVG), wirtschaftliche Lage von Urhebern das 1983 das Thema Vorsorge zum oftmals besorgniserregend ist. ersten Mal in den Fokus rückte. Kurze Sind Urheber vom wirtschaftlichen Zeit später nahm die KSK ihre Arbeit auf. Erfolg abgehängt? Hannes Ringlstetter kann „Längst überfällig war das“, sagt Schlüter. das nicht behaupten. Im Gegenteil: Der Mün- Seit zwei Jahren, erzählt sie nicht ohne Stolz, gebe chener Kabarettist und Musiker schreibt mehr es die ersten Altersgeldempfänger. Und der Brandenn je Texte, und er komponiert. Neben seinem che gebe das zusätzlich Aufwind. Sie habe viele Musikkabarett-Programm, mit dem der 39-Jährige junge Urheber und Musiker getroffen, die das Anerfolgreich durch die Lande tourt, moderiert er, tritt gebot der KSK als Ermutigung sehen, den Schritt in auch mal in kleineren Rollen im Fernsehen auf – die Selbstständigkeit zu wagen. eine „Rampensau“, wie er sich auf seiner HomeWer auf diesem Weg ins Straucheln gerät, finpage nennt. „Es läuft super“, gibt der Entertainer det in Deutschland neben Versorgungswerken und

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sozialeinrichtungen für künstler in deutschland (Auswahl)

Künstlersozialkasse (KSK) bei der Unfallkasse des Bundes (UKB) in Wilhelmshaven www.kuenstlersozialkasse.de GEMA-Sozialkasse (Berlin) www.gema.de

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Politik

Vorsorge für die Zukunft

-kassen unterschiedlichste Formen an Hilfe. Bund dienstkreuzes für Künstler ein, die in Not geraten und Länder bieten Ehren- und Hilfsfonds, private sind – mal schreibt er einen Brief an Behörden, ein und behördliche Stiftungen kümmern sich von andermal lindert er kurzfristig die Not. Wie kürzMünchen bis Hamburg auch um Notfälle. Wie im lich, als eine junge Musikgruppe bei ihm auf dem Fall eines Urhebers, der sich eine schwere Verlet- Sofa saß. Es fehlte an einem Schlagzeug. „Ich hatte zung zugezogen hatte und nicht arbeiten konnte. zufällig eines gespendet bekommen“, erzählt BräuFriedlinde Siems, Abteilungsleiterin der GEMA- ker. Auch unkomplizierte finanzielle Unterstützung Sozialkasse in Berlin, erinnert sich noch gut an leistet das KSW, als Hilfe zur Selbsthilfe, wie er die tragische Geschichte. Die Zwangsbetont. Zudem hat Bräuker Künstlertreffs pause des ordentlichen GEMA-Mitund Hilfsdienste für ältere Freischafglieds konnte mit einer einmaligen fende ins Leben gerufen. finanziellen Unterstützung überLängst im Ruhestand, führt er brückt werden. Neben akuter noch immer die Geschäfte des Hilfe bietet die GEMA-SozialkasKSW. Ehrenamtlich, versteht sich. se eine einkommensabhängige An Bedeutung hat diese Aufgabe Zahlung im Alter an. Allerdings für ihn nie verloren. Bräuker erinkönnen nur ordentliche GEMAnert sich noch gut an eine TourMitglieder die Leistungen in Annee. 40 Jahre alt war er damals. „Ich spruch nehmen. „Wir werden unbefragte mich: Was ist eigentlich, wenn dingt gebraucht“, sagt sie angesichts ich mal 65 bin?“ So begann der Kampf der vielen Anträge. Oft bis in den des Wiesbadeners und seine MitHElFEndE Hand Tod: Die Sozialkasse ist laut Siems „Ich fragte mich damals: Was streiter für ein Künstlersozialversieinige der wenigen Versorgungs- ist eigentlich, wenn ich mal cherungsgesetz. stellen, die einen Zuschuss zur Be- 65 bin?“ Rudolf Bräuker vom Für Rudolf Bräuker wird es auch erdigung eines ordentlichen Mitin Zukunft viel zu tun geben. Künstlerhilfe-Sozialwerk glieds leisten. „Das sind zum Teil „Die Wirtschaftslage bringt das mit echte Schicksale, die mir begegsich“, sagt er. Viele der älteren nen“, sagt Friedlinde Siems. Schicksale kennt auch Künstler wüssten nicht, ob sie morgen noch genug Rudolf Bräuker. Der 83-Jährige hat vor 36 Jahren das zu essen hätten. „Und junge Künstler müssen vorKünstlerhilfe-Sozialwerk (KSW) gegründet. Seit- sorgen“, appelliert Bräuker. „Wehe denen, die das dem setzt sich der zweifache Träger des Bundesver- nicht tun!“

hilfs- und ehrenfonds Von Bund und ländern: (Auswahl)

Deutsche Künstlerhilfe beim Bundespräsidialamt in Berlin www.bundespraesident.de Bayerischer Ehrensold für verdiente ältere Künstler beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in München www.stmwfk.bayern.de Ehrensold für verdiente ehemalige Mitglieder der Bayerischen Staatstheater beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in München www.stmwfk.bayern.de Ehrenrenten des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg www.hamburg.de Ehrensold des Landes NordrheinWestfalen in Düsseldorf www.staatskanzlei-nrw.de

weitere hilfs- und ehrenfonds: (Auswahl)

Pensionskasse für freie Mitarbeiter der deutschen Rundfunkanstalten (Frankfurt/Main) www.pensionskasserundfunk.de

Anni-Taube-Stiftung in Hamburg, Fördergemeinschaft Kunst e.V. in Karlsruhe, Julius-Langenbach-Stiftung in Bonn, Künstlerhilfe-Sozialwerk e.V. (KSW) in Wiesbaden, Marie-Seebach-Stiftung in Weimar, Paul und Käthe Kick-Schmidt-Stiftung in Berlin, Paul-Woitschach-Stiftung (Förderungs- und Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbandes) in Berlin, Stiftung Eduard Arnhold und Max Taut Hilfsfonds für Künstler in Berlin, Versorgungsstiftung der Deutschen Komponisten in Berlin (bei der GEMA-Sozialkasse), Versorgungsstiftung der Deutschen Textdichter in Berlin (bei der GEMA-Sozialkasse), Werner-Friedmann-Stiftung in München

Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen bei der Bayerischen Versorgungskammer in München www.buehnenversorgung.de Versorgungsanstalt der deutschen Kulturorchester bei der Bayerischen Versorgungskammer in München www.orchesterversorgung.de Versorgungswerk der Presse GmbH in Stuttgart www.presse-versorgung.de Versorgungswerk der Deutschen Medien und Veranstaltungswirtschaft GmbH in Hannover www.vdmv.de

im Durchschnitt 11.174 Euro. Schauspielern, Bildenden Künstlern und Textdichtern geht es im Schnitt besser.

virtuos Ausgabe März 2010

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aBgEHängt? Ein Musiker verdient laut KSK pro Jahr

Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum (miz) in Bonn

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Politik

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Rechtewahrnehmung in Europa

geMeInSaM In dIe ZuKunFt

wie sieht die zuKunFt der verwertungsgesellschAFten Aus? wie vielFältig ist die europäische KulturlAndschAFt in einigen JAhren? diese FrAgen werden intensiv disKutiert. die gemA und sieben weitere verwertungsgesellschAFten hAben nun KlAr Formuliert, wAs die politiK schAFFen muss: einen einheitlichen rechtsrAhmen in gAnz europA. dAvon proFitieren gesellschAFten, urheber und nutzer gleichermAssen. TExT: mp

die Forderung:

Die acht Verwertungsgesellschaften fordern einheitliche Regeln für die kollektive Verwaltung von Urheberrechten in Europa. Und sie fordern nicht nur, sie handeln auch: Die zuständigen Entscheidungsträger der Europäischen Union haben erste Ideen bereits erhalten. Nun stehen Beratungen auf nationaler und EUpolitischer Ebene an, um das gemeinsame Ziel für eine erfolgreiche Zukunft aller zu erreichen.

die hintergründe:

Für die Wahrnehmung und Durchsetzung urheberrechtlicher Nutzungsrechte, insbesondere an Musikwerken, sind Verwertungsgesellschaften aus wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Gründen unerlässlich – darüber herrscht in Wirtschaft und Politik ein breiter Konsens. Ebenso groß ist die Einigkeit bei der Frage, dass neben den Rechteinhabern vor allem auch die Nutzer von Musikwerken von der kollektiven Rechtewahrnehmung profitieren.

die herAusForderung

Die bisherigen Richtlinien der Europäischen Union regeln nicht die Bedingungen der kollektiven Rechtewahrnehmung im Europäischen Wirtschaftsraum. Dadurch entwickeln sich Gesetzgebung und Praxis in den Mitgliedstaaten auf unterschiedliche Weise. Resultat: Die Entstehung eines europäischen Binnenmarktes für Verwertungsgesellschaften wird hierdurch beeinträchtigt – denn für einen solchen EU-Binnenmarkt bedarf es einer gemeinsamen rechtlichen Basis.

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Beispielgebend hierfür und zugleich richtungweisend für die Verwertungsgesellschaften und ihre Mitglieder ist die Entwicklung des Onlinesektors auf dem Gebiet der Musik. Diese könnte durch die Harmonisierung des Wahrnehmungsrechts deutlich gefördert werden und dadurch den Rechteinhabern zugutekommen.

die gemeinschAFt:

„Die einzelnen Verwertungsgesellschaften wollen nicht zerrieben werden auf dem sich rasant entwickelnden europäischen Informations- und Musikmarkt. Wir halten deshalb einen einheitlichen Rahmen zur kollektiven Rechtewahrnehmung gemeinsam mit unseren europäischen Partnern für dringend notwendig. Die GEMA hat bewusst auch kleinere Schwestergesellschaften in diese Initiative mit einbezogen, weil ihr die kulturelle Vielfalt in Europa wichtig ist.“ (Dr. Harald Heker, GEMA) „Die Anwendung des derzeitigen europäischen Wettbewerbsrechts wird den Besonderheiten des geistigen Eigentums kaum gerecht. Wir freuen uns daher sehr, dass wir, die ungarische artisjus, der Initiative europäischer Verwertungsgesellschaften angehören, die sich für die Schaffung einheitlicher Bedingungen zur Lizenzierung kreativer Inhalte einsetzt.“ (András Szinger, artisjus) „Auch die STIM möchte den Prozess zur Angleichung der Wahrnehmungsrechte aktiv unterstützen und deshalb die EU-Kommission gemeinsam mit unseren Partnern dazu ermutigen, das Projekt zur Erreichung einer europäischen Richtlinie aufzugreifen und voranzutreiben.“ (Kenth Muldin, STIM)

für rechteharmonie: AKM Österreich artisjus Ungarn AUME Österreich GEMA Deutschland KODA Dänemark STEF Island STIM Schweden TONO Norwegen

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PflichtmitteilungEN Zahlen und mehr

Neue DirektionsBezeichnungen Die im Juli 2009 angekündigten administrativen Strukturänderungen in den Bereichen Inkasso Online, Tonträger und Verteilung in der GEMA hatten einige interne organisatorische Anpassungen zur Folge. Diese konnten zum Ende des Jahres 2009 erfolgreich abgeschlossen werden. Diese Maßnahmen haben Änderungen in den Direktionsbezeichnungen, die zum 01.01.2010 in Kraft treten, zur Folge: Die ehemalige Direktion Rundfunk und Neue Medien wurde um den Bereich der Online-Lizenzierung und des Online-Inkassos erweitert. Sie trägt nun den Namen Sendung und Online (S/O) und wird nach wie vor von Dr. Urban Pappi geleitet. Die vormaligen Direktionen Industrie bzw. Abrechnung II/ Ausland wurden zum 1.8.2009 zu einem Direktionsbereich zusammengefasst. Die Direktion steht unter der Leitung von Thimo Prziklang und trägt die Bezeichnung Vervielfältigungsrechte und Ausland (VR/A). Auch für die Direktion Abrechnung I ergibt sich eine Namensänderung: diese Direktion heißt künftig Direktion Abrechnung Aufführungsund Senderechte und wird, wie bisher, von Norbert Timm geleitet.

Zahlungsplan

Ausschüttungsdaten Abrechnung Ausland

Die nächsten Zahlungstermine für das Geschäftsjahr 2009 sind folgende (Beschluss des Aufsichtsrats vom 6. / 7. Mai 2009)

A-AR 4. Quartal 2009 – Ausschüttung per 01.01.2010

A-VR 4. Quartal 2009 – Ausschüttung per 01.01.2010

Zahlungstermin Sparten

Abrechnungszeitraum

1. April 2010 1. Juli 2010

E, ED, EM, BM Ki U (einschl. VK), UD M DK WEB, WEB-VR MOD, MOD-VR VOD, VOD-VR PHO-VR A-AR A-VR PHO-VR BT-VR KMOD, KMOD-VR R, R-VR FS, FS-VR T-FS T, TD, TD-VR A-AR A-VR

2009

2. Halbjahr 2009 4. Vierteljahr 2009 ZL 2. Halbjahr 2009 2. Halbjahr 2009 2009 2009 * *

ARGENTINIEN DÄNEMARK ESTLAND FINNLAND ISLAND JAPAN LITAUEN NIEDERLANDE NORWEGEN POLEN SCHWEDEN

1. Oktober 2010

R (Großes Recht) FS (Großes Recht) WEB, WEB-VR MOD, MOD-VR VOD, VOD-VR Wertungsverfahren E Wertungsverfahren U Schätzungsverfahren PHO-VR A-AR A-VR

2009 2. Halbjahr 2009 2. Halbjahr 2009 2. Halbjahr 2009 2009 2009 2009 Überhang 2. Halbjahr 2009 1. Vierteljahr 2010 ZL * *

GRIECHENLAND DVD 2003 - 2004 PHO/ZL 2. HJ 2003 - 2004 PHO/ZL/R/TV 1998-2002 NV GROSSBRIT. BT: A: 7/06, 1/07, 2/07, 4/07, 7/07, 10/07, 2/08 MUSIC QUIZ GAMES: A: 7/07, 10/07, 2/08 ONLINE: A: 7/07, 10/07, 2/08 PHO: A: 7/07, B: 4/07, 7/07, 10/07 R/TV: A: 1/07, 4/07 RADIO: A: 7/06, 7/07 RINGTONES: A: 7/07, 10/07, 2/08 TV: A: 7/06, 2/07, 7/07, 2/08 B: 10/07 WEB MM LIBRARY: A: 7/07, 10/07, 1/08, 2/08 JAPAN 04.-06.2008 ONLINE KARAOKE NV BT 2008 ONLINE 2008 PHO 2008 R/TV 2008 ÖSTERREICH BT 07.-12.2008 I-TUNES 01.-06.2008 ONLINE 07.-12.2008 PHO 07.-12.2008 PHO 2003-2007 NV/RV SPEZIALPRODUKTE 07.-12.2008 WERBEFENSTER 2005 NV/RV ZL 07.-12.2008 ZL 1999-2007 NV/RV PHILIPPINEN PHO 2004+1/2005 POLEN ONLINE 2006 - 2008 PHO 2006 Teil 2 PORTUGAL PHO 2004 RADIO 2004 ZL 2004 RUMÄNIEN PHO 2002-2005 RUSSLAND PHO 2. HJ 2003 - 2004 SCHWEIZ 1999-2007 DIV. WEITERVERR. 2001-2008 NV BT-WERBUNG 2003 BT-WERBUNG 2005 FILM 2002 NV PHO 2001-2008 DIV. WEITERVERR. PHO 2003-2005 NV/RV PHO/ZL 2002-2006 NV R/TV 2004-2006 NV R/TV 2008 ZL 2008 TSCHECHIEN PHO bis 12.2004 USA PHO/ONLINE/BT bis 03.2009

Neue Musikfolge-Formulare Bitte beachten Sie: Ab dem Geschäftsjahr 2010 gelten verbindlich die neuen Musikfolge-Formulare. Es betrifft - die Musikfolge für eine Einzelveranstaltung, - die Musikfolge für eine Einzelveranstaltung bei Netto-Einzelverrechnung (Direktverrechnung), - die Musikfolge für regelmäßige Veranstaltungen innerhalb eines Monats mit Live-Musik,

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2009 1. Halbjahr 2009 1. Halbjahr 2009 1. Halbjahr 2009 Überhang 1. Halbjahr 2009 3. Vierteljahr 2009 ZL * *

IndeX zum Zahlungsplan ZL: Zentrale Lizenzierung * Die Erträge aus dem Ausland (beide Rechte) werden nach Eingang laufend zum 1. eines jeden Quartals ausgeschüttet. Informationen zu den Abrechnungen mit Länderangaben finden Sie auch auf der GEMAHomepage www.gema.de/ auslandsabrechnungen Nachverrechnungen erfolgen jährlich zum 1. November für U (einschl VK), UD, M 1. Januar für E, ED, EM, BM, Ki Die Nachverrechnungen erfolgen aufgrund von Reklamationen gemäß Abschnitt IX, Ziffer 5 der Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan A. Sie erfolgen wegen der maschinellen Abrechnung jeweils ausschließlich zu diesen Stichtagen. Dies ist auch deshalb notwendig, da in der Sparte U bei einer Nachverrechnung jeweils die Bildung neuer Matrixkennzahlen erfolgt.

- die Musikfolge für regelmäßige Veranstaltungen innerhalb eines Monats mit Live-Musik zur Netto-Einzelverrechnung und - die Musikfolge für mehrere Veranstaltungen. Sie finden sie im Internet unter www.gema.de/veranstaltungen in der Rubrik „Formulare“.

2004 - 2008 FILM / TV 2005 - 2008 2007 2007 - 2008 MPRT 2007 FILM / TV 1998 - 2006 FILM / TV 2004 - 2008 2007 2007 FILM / TV 2007-2008 MPRT 2008 1. HJ 2008 1.HJ FILM / TV 2007 2007 4.Q. Film / TV 2004 -2007 FILM / TV 2005-2007 + MPRT 2007 2007 FILM / TV 2008 MEGA LIVE 2007 - 2008 2007 - 2008 FILM/ TV 1997 - 2008 FILM / TV 2007 - 2008 2007 - 2008 MPRT 2007 2. HJ. - 2008 1. HJ. FILM / TV 2007 2.HJ. - 2008 1. HJ.

Über die Wiedereinführung der Musikfolge für mehrere Veranstaltungen wird in der nächsten virtuos-Ausgabe detaillierter berichtet.

virtuos Ausgabe März 2010

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intErn

Computer-Vergütung

die zukunft der Pri PriVatkoPieVergütungen

zwei JAhre ist die „novellierung des urheberrechtsgesetzes“, der sogenAnnte „Korb 2“ der urheberrechtsreForm, schon beschlossene sAche. nun Folgte die einigung zwischen computerherstellern und den verwertungsgesellschAFten bei pcs. TExT: mp

L

ange verhandelten die in der ZPÜ zusammengeschlossenen Verwertungsgesellschaften mit dem „Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.“ (BITKOM) und zuletzt mit dem „Bundesverband Computerhersteller e.V.“ (BCH) über die angemessene Vergütung für private Vervielfältigungen, die mit PCs vorgenommen werden. Grundlage der Diskussionen: Der Gesetzgeber hat die gesetzlich festgelegten Tarifsätze aufgehoben und den Verwertungsgesellschaften und den Verbänden der Hersteller und Importeure im „Korb 2“ mit auf den Weg gegeben, sich künftig über die Vergütungen für die private Vervielfältigung zu einigen. Es handelt sich um die erste Einigung dieser Art seit dem zweiten Korb. Zusätzlich zu der Einigung bezüglich PCs für die Gegenwart seit Korb 2 wurde auch eine Vereinbarung über die PC-Vergütungen für die Jahre 2002 bis 2007 getroffen. Zuvor hatten die Unternehmen und Verbände die Position vertreten, dass für diesen Zeitraum für PCs nichts gezahlt werden müsste. Mit anderen Worten: Die finanzielle Gegenleistung, die für die Erstellung von Privatkopien mit dem PC pauschal an die in der ZPÜ zusammengeschlossenen Verwertungsgesellschaften gezahlt werden muss, um die damit eingenommenen Gelder dann an die Urheber und Leistungsschutzberechtigten von Musik, Texten, Bildern oder Film-

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werken weiterzugeben, ist für die Vergangenheit und dieses Jahr einvernehmlich geregelt. Für 2011 stehen neue Verhandlungen an. „Diese Einigung ist ein Durchbruch bei der Regelung der Vergütungen nach neuem Recht. Wir hoffen, auf dem Verhandlungswege auch für andere Produkte, mit denen private Vervielfältigungen vorgenommen werden, entsprechende Lösungen zu erzielen. Wir sind jedenfalls verhandlungsbereit“, so die ZPÜ nach erzielter Einigung mit dem BCH. Für den Bereich Leermedien und Verbraucherelektronik kann bislang kein entsprechender Verhandlungserfolg verkündet werden. Derzeit befinden sich die Verhandlungspartner bei der Schiedsstelle. Die ZPÜ hat nun aufgrund von Studien, die im Auftrag der Schiedsstelle unternommen wurden, nach den gesetzlichen Vorgaben Tarife insbesondere für CD- und DVDRohlinge aufgestellt. Die „gute alte Leerkassette“ macht nur noch einen geringfügigen Teil des ZPÜ-Spektrums aus. Die Konsumenten von heute nutzen digitale Medien wie USB-Sticks, CD-Rohlinge und andere multimediale Möglichkeiten, um Musik, Filme, Texte und Bilder zu speichern und für ihre privaten Zwecke zu kopieren. Und daran orientieren sich auch die neuen ZPÜ-Tarife für all diese sogenannten Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte.

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die neuen tAriFe im überblicK: was ist die zPü?

Pcs:

Die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) wurde 1963 gegründet und ist damit die älteste und aus wirtschaftlicher Sicht bedeutendste Form der Zusammenarbeit der deutschen Verwertungsgesellschaften.

Im Zeitraum vom 01.01.2008 bis zum 31.12.2010 beträgt die Vergütung für PCs mit eingebautem Brenner auf der Grundlage eines Gesamtvertrages EUR 13,65, für PCs ohne Brenner EUR 12,15, jeweils zuzüglich gesetzlicher Umsatzsteuer.

Die ZPÜ hat die Aufgabe, die Vergütungsansprüche gegenüber Geräteherstellern, -importeuren sowie gegenüber Leermedienherstellern und -importeuren geltend zu machen und das Vergütungsaufkommen an ihre Gesellschafter zu verteilen.

diese gesellschafter der zPü sind: GEMA

VFF (Verwertungsgesellschaft der Film und Fernsehproduzenten)

GÜFA (Gesellschaft zur Übernahme und Wahrung von Filmaufführungsrechten mbH)

VG Bild-Kunst

GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH)

VGF (Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken mbH)

GWFF (Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten mbH)

VG Wort

Für Unternehmen, die den Verträgen nicht beitreten (werden), veröffentlichen die Verwertungsgesellschaften Tarife, die um 25 % über diesen Vergütungssätzen liegen. Gleichzeitig haben sich die Parteien in einem Vergleich über eine Vergütung für PCs für den Zeitraum vom 01.01.2002 bis 31.12.2007 geeinigt.

die zPü macht Vergütungen insBesondere für die folgenden Produkte geltend: PCs Brenner (CD-Brenner, DVD-Brenner) Video-Rekorder, Festplatten-Rekorder, DVD-Rekorder CD-Rekorder, Kassetten-Rekorder MP3-Player

„korB 2“ und zPü: noVellierung des urheBerrechtsgesetzes Unter Korb 2 versteht sich, wie der Name schon sagt, ein Zweites Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft, das vor zweieinhalb Jahren vom Bundestag verabschiedet wurde.

Multimedia-Handys Unbespielte Tonträger (analog/digital), unbespielte Bildtonträger/DVD-Rohlinge (analog/digital), Data CD-R/-RW USB-Sticks, Speicherkarten, externe Festplatten und Festplatten zum Einbau

Es sollte das Urheberrecht insbesondere an den Stellen weiterentwickeln, die im Rahmen des „Korb 1“ zurückgestellt worden waren. Zu den wichtigsten Inhalten des „Korb 2“ gehört die Anpassung des pauschalen Vergütungssystems an die technischen Entwicklungen und die flexiblere Gestaltung im Hinblick auf die neuen Vervielfältigungstechniken. Anders gesagt: Die „Leerkassetten“ (Audio-Leerkassette, VHS) und der Kassetten- und VideoRekorder, die der Gesetzgeber 1985 im Blick hatte, als die Höhe der Vergütungen für die private Vervielfältigung festgesetzt wurden, sind in den vergangenen Jahren fast ausschließlich durch digitale Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte ersetzt worden.

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intErn

Die Menschen bei der GEMA

dr. ulrich sieBert

unsErE dokuMEntation

Abteilungsleiter der Abteilung Internationale Dokumentation Mitarbeit in internationalen Arbeitsgruppen e-Mail: [email protected]

die doKumentAtion der gemA: dAs rücKgrAt Für die lizenzierung und verteilung

dorothea alBrecht Abteilungsleiterin der Abteilung Originalrepertoire Abtretungen

FOTOS: PETRA SCHNEIDER, CAROLIN LUDWIGS

U

Ansprechpartnerin für Fragen zur Dokumentation von Subverlagsverträgen für GEMA-Originalwerke

m Verwertungen lizenzieren und abrechnen zu können, braucht die GEMA detaillierte Kenntnisse über die genutzten musikalischen und audiovisuellen Werke und deren Aufteilungen. Die Dokumentationsabteilungen liefern diese Informationen und bilden durch diese Arbeit das Rückgrat der GEMA.

e-Mail: [email protected]

stefan wohlgemuth Abteilungsleiter der Abteilung Dokumentation Service

dr. JacoB de ruiter

Erstellung des GEMA-Jahrbuchs e-Mail: [email protected]

Abteilungsleiterin der Abteilung Werkeanmeldung Ansprechpartnerin für Fragen zur Dokumentation von neuem und bestehendem GEMAOriginalrepertoire

Ansprechpartnerin für Fragen zu General- und Optionsverträgen sowie zu internationalen Urhebern und Verlagen im internationalen Beteiligtenverzeichnis IPI

e-Mail: [email protected]

e-Mail: [email protected]

Gruppenleiter in der Abteilung Internationale Dokumentation Ansprechpartner für Fragen zu Verfahrensweisen bei Subverlegerwerkeanmeldungen, insbesondere zu den elektronischen Anmeldeverfahren für Subverlage

carmen ehrenreich Abteilungsleiterin der Abteilung Dokumentation Film und Fernsehen

e-Mail: [email protected]

Ansprechpartnerin für Fragen zur Verwendung von Musik in audiovisuellen Produktionen

e-Mail: [email protected]

thomas wimmer Teamleiter in der Abteilung Werkeanmeldung

e-Mail: [email protected]

Ansprechpartner für Fragen zur Online-Werkeanmeldung

dagmar rosenBerger Sachbearbeiterin in der Abteilung Dokumentation Service Ansprechpartnerin für Repertoireanfragen, z.B. zu Rechtsinhabern von Werken; Auskünfte, ob Werke geschützt oder bereits frei sind; Ermittlung der Urheber e-Mail: [email protected]

e-Mail: [email protected] 28

Abteilungsleiterin der Abteilung Dokumentation Generalverträge

Mitglied im Beirat des Deutschen Musikarchives der Deutschen Nationalbibliothek, Internationale Kooperationen

lars Jantke liane fürst

elke rothe

Direktor der Direktion Dokumentation

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EinsPrucH

Aktuelle Rechtsfälle verständlich erklärt

zugAngsAnbieter im internet müssen sicherstellen, dAss nutzer über ihren dienstAtionum nicht AuF ipAt wisl dignA conseQu urheberrechtswidrig Angebotene ilit, seQuis AdionullAore tetue musiKwerKe zugreiFen mAgnis Adipis Augueriusci Können. blA Feu FAcilit et utpAtin ullAortion hen

ALphALoAD Vs. GEMA

TExT: mp TExT: mp

TExT: mp

– der FAll –

Der sogenannte Usenet-Zugangsanbieter Alphaload hatte wiederholt damit geworben, dass Nutzer kostengünstig, sicher vor Rechtsverfolgung sowie schnell und anonym Zugriff auf Filme, MP3Dateien, Software oder Spiele bekämen – darunter auch Musikwerke aus dem GEMA-Repertoire. Bereits am 26. Oktober 2007 hatte das Landgericht Hamburg zugunsten der GEMA geurteilt, dieses Urteil war in zweiter Instanz am 28. Januar 2009 vom Oberlandesgericht Hamburg bestätigt worden. Mit der in zweiter Instanz bestätigten Unterlassungsverpflichtung ordnet das Gericht an, dass Alphaload unterbinden muss, dass Nutzer über den Dienst auf konkrete, im Usenet urheberrechtswidrig angebotene Musikwerke zugreifen können. Zudem wurde das Unternehmen dazu verurteilt, sämtliche Werbeaussagen einzustellen, mit denen die Nutzung des Dienstes zu illegalen Zwecken propagiert wurde. In der Folgezeit befolgte der Betreiber des Dienstes zwar die gerichtliche Anordnung: Die gerügten Werbemaßnahmen wurden eingestellt, die streitgegenständlichen Werke waren nicht mehr über Alphaload aufzufinden. Weitergehende Maßnahmen, um das Repertoire der GEMA zu schützen, traf der Betreiber jedoch nicht. Deshalb wandte sich die GEMA am 14. September 2009 erneut an das Landgericht Hamburg, um die Nutzung von weiteren, bestimmten Werken ihres Repertoires über den Dienst zu untersagen. Mit Erfolg: Das Landgericht Hamburg erließ am 21. September 2009 den von der GEMA beantragten Beschluss.

§ dAs urteil §

Das Oberlandesgericht Hamburg hatte zunächst mit seinem Urteil vom 28. Januar 2009 den Weg für eine grundsätzliche Haftung von Zugangsanbietern geebnet: Stellt ein Dienst illegale Nutzungsmöglichkeiten seines Angebotes in seiner Werbung besonders heraus, so trifft ihn auch eine besondere Pflicht, die Rechte der betroffenen Urheber gegen unerlaubte Nutzungen zu schützen. Dass ein solcher Dienst sich nicht nur damit begnügen kann, einfach die Werbeaussagen abzuändern, zeigt der weitere Beschluss des Landgerichtes Hamburg vom 21. September 2009: Kommt es nach der änderung der Werbeaussagen nach wie vor zu illegalen Nutzungen (wenn auch von anderen Werken), dann ist der Betreiber auch für solche Nutzungen verantwortlich. Im konkreten Fall: Um seine Verantwortlichkeit zu beenden, hätte Alphaload eben mehr tun müssen, als nur die Werbeaussagen einzustellen, so die Begründung des Gerichts. Deswegen wird durch Beschluss des LG Hamburg vom 21. September 2009 im Wege einer einstweiligen Verfügung Alphaload untersagt, die relevanten Musiktitel aus dem GEMA-Repertoire über den Dienst Alphaload öffentlich zugänglich zu machen oder machen zu lassen. Für den Fall einer erneuten Zuwiderhandlung drohte das LG Hamburg ein Ordnungsgeld oder entsprechende Ordnungshaft an, ebenso muss der Dienstbetreiber die Prozesskosten begleichen.

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gema vs. heye und Partner

urteil mit grosser trAgweite: nAch AuFFAssung des bundesgerichtshoFs zählt werbung im Allgemeinen nicht zu Jenen bereichen, in denen die gemA ihre mitglieder vertreten dArF.

die meinung des experten: dr. Kerstin bäcKer, lAusen rechtsAnwälte

Welche Bedeutung haben die Alphaload-Entscheidungen für die Bemühungen der GEMA gegen Internet-Piraterie? Mit diesen Entscheidungen ist ein ganz wichtiger Schritt im Hinblick auf die Haftung von sog. Zugangsvermittlern getan worden. Denn sie zeigen, dass auch ein Dienst, der zwar keine Inhalte selbst abspeichert oder anbietet, sondern einfach nur den Zugang zu einem Netzwerk (hier dem Usenet) vermittelt, dennoch für Rechtsverletzungen, die in diesem Netzwerk stattfinden, unter bestimmten Voraussetzungen zur Verantwortung gezogen werden kann. Bislang hatten sich die Betreiber stets darauf gestützt, dass Zugangsvermittler unter keinen Umständen für illegale Inhalte haften. Das ist nun gerichtlich widerlegt worden. Die Alphaload-Betreiber haben ihren Geschäftssitz in der Schweiz – hat dies Auswirkungen auf die Entscheidungen? Gerichtliche Entscheidungen können auch im Ausland vollstreckt werden; insoweit gibt es zwischen den Staaten entsprechende Übereinkommen. Auf die praktische Umsetzung der Entscheidungen hat der Geschäftssitz daher keine Auswirkungen – insbesondere wurden bislang etwa auch die Prozesskosten erstattet. Die deutschen Gerichte konnten hingegen mit der Sache befasst werden, weil es sich um einen „Online-Tatbestand“ handelt, denn der Dienst ist weltweit aktiv und eben auch in Deutschland nutzbar. Manch außenstehender Betrachter des Verfahrens mag sich fragen, warum die Bestätigung des Urteils aus 1. Instanz zwei Jahre auf sich warten lässt. Liegt die Verfahrensdauer an den Inhalten des Falls oder gibt es andere Gründe? Es handelt sich zwar um eine grundlegend neue Rechtsfrage, darauf lässt sich die lange Verfahrensdauer jedoch nicht zurückführen. Dies liegt einfach daran, dass es zwischenzeitlich wesentlich mehr gerichtliche Streitigkeiten im Bereich des sog. geistigen Eigentums gibt und die auf solche Streitigkeiten spezialisierten „Urheberrechtskammern“ bei den Gerichten besonders stark mit Arbeit belastet sind.

– der FAll –

Die Werbeagentur Heye und Partner GmbH hatte gegen die GEMA Klage auf Feststellung erhoben, dass sie für die Eigenwerbung mit von ihr selbst produzierten musikunterlegten Werbefilmen auf der Unternehmenswebsite keine Vergütungen an die GEMA zahlen müsse. Der Ausgangspunkt des Verfahrens reicht bis ins Jahr 2006 zurück: Damals hatte die GEMA vor dem Landgericht München Recht bekommen. Auch das Oberlandesgericht München wies die Klage der Werbeagentur im Berufungsverfahren zurück. Im Revisionsverfahren haben die Richter des Bundesgerichtshofs („BGH“) nun im vergangenen Jahr das endgültige Urteil in dieser Sache gesprochen.

§ dAs urteil §

Der Tenor des unter dem Titel „Nutzung von Musik für Werbezwecke“ veröffentlichten Urteils des BGH (Aktenzeichen I ZR 226/06) lautet wie folgt: „Die GEMA ist aufgrund der mit den Berechtigten geschlossenen Berechtigungsverträge in der Fassung der Jahre 2002 und 2005 nicht berechtigt, deren urheberrechtliche Nutzungsrechte hinsichtlich der Verwendung von Musikwerken zu Werbezwecken wahrzunehmen.“ Mit seinem Urteil hob der BGH das Urteil der Vorinstanz auf. Diese hatte noch in vollem Umfang bestätigt, dass bei der Rechtewahrnehmung im Werbebereich wie folgt zu unterscheiden ist: Auf der einen Seite entscheidet der Berechtigte individuell, ob seine Werke zu Werbezwecken genutzt werden dürfen. Auf der anderen Seite nimmt die GEMA die Rechte für die weitere Verwertung der Werbung wahr (z.B. Sendung eines Werbespots im Hörfunk oder Fernsehen). Nach der Entscheidung des BGH ist die GEMA aufgrund der bisherigen Fassung des Berechtigungsvertrags jedoch insgesamt nicht berechtigt, Rechte ihrer Mitglieder für die Verwendung von Musik zu

Werbezwecken wahrzunehmen. Dies bedeutet, dass die GEMA die Rechte für die Verwendung von Musik zu Werbezwecken derzeit nicht wirksam an Nutzer lizenzieren und hierfür auch keine Ausschüttungen an ihre Berechtigten vornehmen kann.

mAssnAhmen der gemA:

Aus Sicht der GEMA widerspricht dieses Urteil nicht nur der bislang von allen Beteiligten anerkannten Praxis, sondern auch den Interessen der GEMA-Mitglieder und des Marktes. Die GEMA hat daher folgende Maßnahmen ergriffen, um eine für alle Seiten verträgliche Lösung für die Vergangenheit und Zukunft umzusetzen: Zum einen hat sich die GEMA an die betroffenen Berechtigten wegen einer Genehmigung der in der Vergangenheit vorgenommenen Lizenzierungen gewandt. Zum anderen hat der GEMA-Aufsichtsrat beschlossen, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen. Diese wird in Kürze über die zukünftige Wahrnehmung der Rechte zur werbemäßigen Nutzung durch die GEMA entscheiden.

die meinung der experten Aus dem gemA-JustiziAriAt:

Bedeutet das Urteil, dass man Musik in Werbespots nun „umsonst“ einsetzen kann? Um Missverständnissen vorzubeugen, ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass Musik in Werbung aufgrund des BGH-Urteils nicht „umsonst“ zu haben ist. Grundsätzlich ist jede Nutzung nach dem Urheberrechtsgesetz angemessen zu vergüten – auch die werbemäßige Nutzung von Musik. Wenn die Lizenzierung für diese Nutzung nicht über die GEMA erfolgt, dann müssen die individuellen Rechteinhaber oder deren Vertreter direkt angefragt und entsprechend vergütet werden.

EinE wEiTERE wichTiGE EnTSchEiDUnG

wAs ist dAs usenet?

urteil des KAmmergerichts berlin zur verrechnung von werbemusiKen im Fernsehen

Das Usenet bestand bereits vor dem World Wide Web. Seine Funktionsweise ist mit einem Meinungsforum vergleichbar: Jemand schreibt eine Nachricht und veröffentlicht sie, sodass sie für jeden Interessierten abrufbar ist. Im Usenet sind die veröffentlichten Nachrichten jedoch nicht nur auf einem Server abrufbar, sondern werden auf zahlreiche Server weiterkopiert und so weltweit verbreitet. An die Nachrichten, die ursprünglich nur aus Text bestanden, können beliebige Dateien angehängt und damit von den Nutzern des Netzwerkes abgerufen werden. In den vergangenen Jahren wurde das Usenet daher zunehmend für den kostengünstigen und illegalen Bezug geschützter Inhalte verwendet.

Die Mitgliederversammlung der GEMA hat im Jahr 2003 beschlossen, den zuvor für alle Formen der Fernsehwerbung geltenden Koeffizienten 3 lediglich für „Werbespots (Wirtschaftswerbung)“ beizubehalten und für „Musik in sonstigen Werbefilmen (Sender-Eigenwerbung, Direct Response TV, Erotik-Telefondienste, Teleshopping, Dauerwerbesendungen)“ den Koeffizienten auf den Wert 1 abzusenken (Abschn. XIV Ziff. 3 Koeffizient 3 Abs. 2 der Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan A). Das Kammergericht Berlin hat diese Regelung in einem Urteil vom 08.07.2009 in folgendem Umfang für nichtig erklärt:

virtuos Ausgabe März 2010

virtuos Ausgabe März 2010

„(Wirtschaftswerbung); Koeffizient 1 für Musik in sonstigen Werbefilmen (Sender-Eigenwerbung, Direct Response TV, ErotikTelefondienste, Teleshopping, Dauerwerbesendungen); Koeffizient 1 gilt auch für Musik in Sender-Eigenwerbung, sofern es sich um Auftragskompositionen für Eigen- und Auftragsproduktionen handelt.“ Dies bedeutet, dass die betroffenen Werbemusiken bis auf Weiteres ebenfalls auf Basis des Koeffizienten 3 zu verrechnen sind. Die weitere Handhabung wird nach der grundsätzlichen Klärung der künftigen Rechtewahrnehmung im Werbebereich Gegenstand der ordentlichen Mitgliederversammlung im Juni 2010 sein.

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gEBurtstagE Eine runde Sache

herzlichen

glÜcKwunsch!

GreGor rottschalk 65 jahre

FOTOS: COURTESY OF CHICAGO SYMPHONY ORCHESTRA, MEREDITH HEUER, GEMA, DIETRICH ALEXANDER VON PLETTENBERG, STEFAN MALZKORN, NEW EARTH RECORDS, LILO RINKENS, ULLA BAUMGART, JAKUB LUDVíK

W

as hat sich Ezra Pound nur dabei gedacht, als er schrieb: „Je älter man wird, desto mehr schätzt man die Kunst des konstruktiven Schweigens“? Mögen unsere Geburtstagskinder

pierre Boulez 85 jahre

diese „Kunst“ nie, nie, nie für sich entdecken und stattdessen mit der Kunst fortfahren, in der sie sich bereits als Meister erwiesen haben.

happy birthday dear pierre, what our friendship has meant to me is beyond description – from the boulez of baden-baden to paris and new York has always been a marvelous musical and personal revelation and stimulus to me.

Elliott cartEr

Komponist

best wishes, elliott

DiE GEMA GRATUliERT ihREn „RUnDEn“ GEBURTSTAGSkinDERn 90 jAhRE CURTH FLATOW GERHARD JAHNEN KURT REHFELD HEINRICH SCHACHTNER JOHANNES SCHADE

RUDOLF FRANZ WILLI SUTHOFF-GROSS HALMICH WERNER W. WALLROTH HERBERT JOOS KLAUS LENZ 75 jAhRE PETER MEYER KARL HANS BERGER HELMUT MUELLER RICHARD BERGMANN RUDOLPH 85 jAhRE REINHARD DEUTSCH SCHAMBECK PIERRE BOULEZ HANS HAIDER WOLFGANG HANS-GUENTHER BUNZ WALTER HAUPT THOMA ROY ETZEL REIMUND HESS WEBER EBERHARD HILDEGUND KIRMSSE INGFRIED HOFFMANN BERND WEFELMEYER KURT KUEMPEL MANFRED HUEBLER FRANZ MOECKL MARGARETE JEHN 65 jAhRE KARL MUELLER-SUHL GEORG KATZER CHRISTIAN ANDERS SIEGFRIED RABE GEORG SCHWENK JOHANNES BIEBL AMBROS SEELOS MICHAEL 80 jAhRE MANFRED WEISS CHAMBOSSE CRISTOBAL HALFFTER GEORG DEUTER HANS HAMMERSCHMID 70 jAhRE ULRICH GUMPERT WERNER HEIDER ALLAN BOTSCHINSKY SIEGWARD HORST MUEHLBRADT HELMUT FACKLER KASTNING ROBERT PAPPERT WOLFGANG HERMANN KELLER DIETER SCHNEBEL GOLDHUBER JUERGEN KUPFER

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GeorG Deuter 65 jahre

ROLAND LEISTNER-MAYER PETER EMIL LUEDEMANN DIETER LUENSTEDT ELMAR NODERER GREGOR ROTTSCHALK KRISTIAN SCHULTZE EWALD STUHLER RAIVO TAMMIK JAMES RICHARD TAYLOR-LORTY GERD WELKISCH PETER WILKE

ProF. Harald BantEr Die GEMA gratuliert ihrem Ehrenmitglied Prof. Harald Banter herzlich zum 80. Geburtstag!

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„Als alter drache will ich sachen machen, die ein junger nicht tut ...“ ich wünsche dir, lieber drittel-urvater von tabaluga, zu deinem 65. geburtstag, dass dir von nun an erst recht so manches aus dem Kopf sprudelt und in die Feder fließt, worüber du dich selber am meisten wunderst. nur wer über sich selber noch staunen und schmunzeln kann, bleibt Kind genug, um ungefährdet immer erwachsener zu werden. lass dir zeit damit, denn du weißt ja: in einen Kindertraum passen locker sieben drachenleben hinein. dein Freund und mit-urvater von tabaluga rolf zuckowski

rolF zuckoWski

Musiker und Komponist

Walter haupt 75 jahre ein leben geht in ordnung, wenn man zur rechten zeit die richtigen leute trifft und das nicht für einen zufall hält. so ging es mir und bernd brummbär, als wir uns 1972 mAschine nr. 9 (unsere opium-oper für das radio) ausdachten. von einer villa am genfer see, wo wir arbeiteten, fuhren wir nach münchen, um diesen uns persönlich unbekannten georg deuter zu treffen, dessen schallplatte wir auf einem meskalintrip gehört hatten. ich erinnere mich an sein kleines zimmer, das er bewohnte, an zwei hamster, die zwischen den elektrokabeln seiner instrumente herumliefen – und an den kahlköpfigen musiker, den gerade eine magenverstimmung plagte. georg deuter war für unsere Arbeit unverzichtbar, er brachte das weltall zum Klingen, denn von dort sendeten wir unsere mAschine nr. 9 zur erde. er war unser galaktischer musikant. danke, georg, dafür! WolF WondratscHEk Schriftsteller

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sehr geehrter herr haupt, ich wünsche ihnen von herzen alles gute zu ihrem wunderbaren geburtstag! ich bin froh, dass ich die möglichkeit hatte, sie kennenzulernen. die teilnahme an „carmen monumental opera“ war ein erlebnis und eine riesige erfahrung für mich. dank ihrer präzision, ihrem gefühl und ihrer Kunst habe ich carmen im neuen licht kennengelernt und andere ungeahnte töne des potenzials und der schönheit dieser rolle aufgedeckt. Als carmen habe ich mich mit ihnen und dank ihnen wirklich vortrefflich gefühlt! herzlich, ihre Andrea Kalivodová

andrEa kaliVodoVá

Mezzosopranistin

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VorBild und lehrmeister

proF. reinhold Kreile beging Jüngst seinen 80. geburtstAg. Freunde und weggeFährten grAtulieren dem ehemAligen gemA-vorstAnd und -generAldireKtor, der sich unter Anderem Als leidenschAFtlicher verFechter des schutzes geistigen eigentums einen nAmen gemAcht hAt. FOTOS: GEMA, SCHOTT PROMOTION/STEFAN FORSTER

lieber herr Kreile, es war erika pluhar, die sang: „es war einmal – … und es war einmal schön!“ gewiss meinte sie damit romantischeres als das urheberrecht und die politik. Aber zutreffend ist es dafür auch. denn „es war wirklich einmal schön“… als die Abgeordneten georg Kahn-Ackermann und ludwig stiegler, spd, detlef Kleinert, Fdp, und reinhold Kreile, cdu/csu, das urheberrecht im deutschen bundestag aushandelten – im Konsens zwischen den parteien, nahezu lautlos und ohne lobbygezänk. Auf diese weise erhielten wir in deutschland eines der besten urheberrechtsgesetze der welt. Aber, ich sagte schon: „es war einmal.“ denn 1989 schied reinhold Kreile aus dem deutschen bundestag aus, um sich als juristischer „musenwächter“ in der gemA den wirtschaftlichen und ideellen belangen der gemA-mitglieder zu widmen. Aber zuerst ist ihm noch ein besonderer eleganter gesetzlicher coup gelungen. mit dem „gesetz zur stärkung des schutzes des geistigen eigentums und zur bekämpfung der produktpiraterie“ haben sie in listiger weise den begriff des „geistigen eigentums“ in die deutsche urheberrechtsgesetzgebung eingeführt. ihr vorgehen ist ein beispiel dafür, wie sie auf ihre eigenste Art immer wieder die rechte der schöpferischen menschen im Auge hatten. ihre zeit als gemA-chef haben sie jüngst als den 34

vierten satz ihrer lebenssymphonie umschrieben. von ihnen stammt der hinweis, dass das urheberrecht die eine seite der medaille ist, deren andere seite inkasso heißt. eine treffende umschreibung unserer tätigkeit. wenn es um das geld der gemAmitglieder ging, haben sie keine Auseinandersetzung gescheut. persönliche Angriffe dabei vermochten sie nicht aus der ruhe zu bringen. sie parierten mit den wirkungsvollen worten: „ein gemAvorstand ist nicht beleidigungsfähig.“ ich persönlich danke ihnen sehr für dieses mantra. bei ihrem Ausscheiden konnten sie eine der größten Aufgaben, vor die die gemA seit ihrem bestehen gestellt wurde, für abgeschlossen erklären: die wiedervereinigung der ost- und westdeutschen urheber auf dem gebiet musik in einer gesamtdeutschen gemA. es gibt nur wenige andere bereiche, in denen die wiedervereinigung so lautlos und nahezu problemlos gelungen ist. mit diesem gelungenen prozess bleibt ihr name in der geschichte der gemA für alle zeiten verbunden. ihr harald heker

dr. Harald HEkEr Vorstandsvorsitzender der GEMA

gEacHtEt und gEliEBt

Oben: Prof. Reinhold Kreile (r.) mit Ex-Bundespräsident Prof. Roman Herzog und dessen inzwischen verstorbener Ehefrau Christiane. Reinhold Kreile ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes. Unten: Prof. Reinhold Kreile mit Ehefrau Dr. Eva Kreile

lieber reinhold, wenn eine harmonische Arbeitspartnerschaft Jahrzehnte wirken durfte und wenn dabei historische zeitgrößen wie Jahrhundert- und sogar Jahrtausendschwellen überschritten wurden und überdies geschichtliche gnadenakte wie die wiedervereinigung des vaterlandes miteinander erlebt und verarbeitet wurden, reichen 500 zeichen einschließlich punkten und Kommata nicht aus, um dem Freund und partner all das zu sagen, was bei seinem wechsel vom achten ins neunte lebensdezennium angemessen wäre. drum kurz und ohne punkt und Komma von herzen glück, gesundheit mit gottes gnade für die kommenden Jahre und dank, ganz großen dank für deine lebensleistung wie für deine Freundschaft. in verbundenheit und verehrung dein hans sikorski

„ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste, was es gibt auf der welt.“ dieser evergreen kommt mir immer dann in den sinn, wenn ich mich an die zeit mit reinhold Kreile in der gemA erinnere. in den vielen Jahren unseres gemeinsamen einsatzes für die gemA-mitglieder war reinhold Kreile für mich vorbild und lehrmeister für einsatz, Können, erfahrung, weisheit, verlässlichkeit, Konzilianz, stil, pädagogischen eros sowie musikalische und wissenschaftliche leidenschaft. diese liste von eigenschaften, die

ProF. WilHElM killMayEr

ProF. Hans W. sikorski

Komponist

Musikverleger

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Kunst jedweder Art kann sich nicht ohne intensive Förderung entfalten. vor allem die teilweise durchaus verständlichen irritationen, die avancierte neue musik auslöst, benötigen als Kompensation leidenschaftliches und zielgerichtetes ProF. Arrangement von persönlichsiEgFriEd keiten des öffentlichen lebens, MausEr um besonderheiten und Pianist, Qualitäten, die unter umstän- Musikwissenschaftler den später von vielen erkannt werden, nahezubringen und durchzusetzen. einer der großen mentoren in diesem sinne war reinhold Kreile, der nicht nur als direktor der gemA, sondern auch als privat agierende person unermessliche verdienste für die verbreitung zeitgenössischer musik erworben hat. sein einsatz war dabei völlig attitüdenfrei, mit einem fast nüchternen blick immer ganz im dienst der sache und jenseits profilneurotischen gehabes. die Klarheit und bescheidenheit PErsönlicHkEit einerseits und die unnachgiebige hartZentrale Figur im näckigkeit andererseits, immer gepaart mit Vermittlungsbetrieb einem sensiblen einfühlungsvermögen dem zeitgenössischer Musik: spezifisch neuen gegenüber, machen Prof. Reinhold Kreile reinhold Kreile zu einer zentralen Figur im vermittlungsbetrieb der zeitgenössischen musik. im wissen um die eine wahre Führungspersönlichkeit dauerhaftigkeit und Kontinuität auszeichnen, ließe sich bei reinhold dieses vorbildlichen verhaltens Kreile spielend verlängern. dass möchte ich mit großer ehrerbietung mich heute mit ihm eine herzliche und höchster dankesbezeugung Freundschaft verbindet, die hält, zum runden geburtstag gratulieren. auch „wenn die ganze welt zusammit herzlichen grüßen! menfällt“, das ist „das schönste, siegfried mauser was es gibt auf der welt“.

ProF. JürgEn BEckEr

Jurist, Ex-GEMAVorstandssprecher

lieber Freund reinhold Kreile, dass wir uns schon seit mehr als 50 Jahren freundschaftlich begleiten, ist für mich etwas sehr besonderes. sei also herzlich willkommen im Kreise der 80-Jährigen. nachdem du so viel für die musik und uns macher getan hast, verdienst du jetzt wirklich eine wunderbare zeit, die von unserem dank angefüllt ist. lass es dir bitte gut gehen und sei gegrüßt von deinem Freund wilhelm Killmayer

richard-strauss-medaille Die GEMA bezeichnet Richard Strauss gerne als Vater der GEMA. Seine Inspiration, seine Vision hat die GEMA„mit-geboren“. Reinhold Kreile hat sich dafür eingesetzt, dass die GEMA sich weiterentwickeln konnte. Er hat sich wie kaum ein anderer um das Urheberrecht, die Urheber und damit auch um die GEMA und um ihre Mitglieder verdient gemacht. Dafür kennt die GEMA als höchste Auszeichnung die „RichardStrauss-Medaille“. Vielen herzlichen Dank im Namen aller Mitglieder der GEMA! 35

eIn WaHrHaFtIger tauSendSaSSa

„Sierra Madre del Sur“: Mit diesem Hit ist Hans Hee bis heute in den Top 10 der GEMA-Charts vertreten.

egon l. FrAuenberger 14.11.1931 - 17.11.2009

TExT: FRANK DOSTAL

E

offenes ohr Er schuf Unterhaltung für viele Generationen von Kindern: Egon L. Frauenberger schrieb und produzierte auch die Hörspiele zu den Kinderbuchklassikern „Die kleine Hexe“ und „Der Räuber Hotzenplotz“ sowie „Das kleine Gespenst“ und „Urmel aus dem Eis“.

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in seiner trAuerAnzeige schrieb der deutsche textdichter-verbAnd: egon louis FrAuenberger schAtzmeister Freund boxer einer von uns Für uns er wird immer bei uns sein

in kluger Mann hat mal gesagt: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern.“ Egon L. Frauenberger hat sich und seine Welt sein Leben lang verändert. Ein entscheidendes Erlebnis widerfuhr ihm, als er gerade erst zwölf Jahre alt war. 14 Freunde und er waren auf dem Weg zum Schwimmen, als plötzlich ein Fliegerangriff über sie hereinbrach. Das Haus, in dem sie Schutz suchten, wurde von einer Bombe getroffen. Alle seine 14 Kumpels wurden erschlagen. Erst nach elf Stunden befreite man ihn als Einzigen lebend aus den Trümmern. Ich nehme an, spätestens dann weiß man, welch Geschenk das Leben ist. Als die Grauen des Dritten Reichs und seines Krieges vorüber waren, durchlebte Egon L. Frauenberger seine Pubertät, und ungeschützt traf ihn etwas direkt auf seinen Solar-Plexus: die JazzMusik. Mit ihrem ganzen Zauber beseelte ihn die Musik derer, die die einen als Befreier und andere als Eroberer ansahen. Diese „Dschungel“-Musik lehrte ihn am eigenen Leibe die magische Wirkung, die Kunst, insbesondere Musik, auf Menschen haben kann. Jazz wurde und blieb eine entscheidende Komponente im Treibstoff-Mix seines Lebens. Seine „größten Hits“ wurden seine zahllosen Erfolge in den Bereichen Kinderhörspiel und volkstümliche Musik. Was alles er aber sonst noch in seinen vielen Berufen, Haupt- und Nebentätigkeiten anderes und erfolgreich anders gemacht und getan hat, passt normalerweise nicht in ein Menschenleben. Aber Egon L. Frauenberger war dabei kein Hans Dampf, sondern ein wahrhaftiger Tausendsassa, der seine vielfältigen Talente, seine Neugier und Fantasie zusammen mit herzlichem Lebens-

wissen nicht nur dem eigenen Vorteil, sondern mit all der ihm eigenen Energie auch dem Wohlergehen seiner Berufsgenossen zugutekommen ließ. So hat er sein Leben stets mittendrin, mit und für andere gelebt. Ein loyaler Freund, ein Nahkämpfer und Steher ist aus dem Ring gegangen.

„Der Räuber Hotzenplotz“ war weltweit das erste Hörspiel, das eine Goldene Schallplatte erhielt. Insgesamt erreichten 50 Produktionen von Egon L. Frauenberger Gold-Status, viermal gab es Platin.

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MIt So VIel leBenSFreude hAns hee 30.01.1924 - 10.12.2009 TExT: FRANK DOSTAL

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ie GEMA hat im Dezember 2009 einen Mann verloren, der eigentlich schon immer da war. Sehr wenige Mitglieder und Mitarbeiter werden sich an eine Zeit vor Hans Hee erinnern können. Viele Jahre war er das Gesicht, die Stimme der Textdichter in der GEMA. Er war für sie Mitglied im Aufsichtsrat, ihr Sprecher, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats und Präsident des Deutschen Textdichter-Verbandes. Die Textdichter (und nicht nur sie) wussten, buchstäblich zu jeder Tages- und Nachtzeit konnte man sich an ihn wenden, wenn der berufliche oder private Schuh drückte. Es war nicht nur sein enormes Wissen über unsere Regularien, aus dem er jederzeit schöpfen konnte. Vor allem war es auch seine Fähigkeit, anderen zuzuhören, die ihn auszeichnete. Sein mit großem Herzen Für-andere-da-Sein machte ihn zu „unserem Hans“. Er hat zwar oft gewusst, was die Leute hören wollen – darum war er ein so erfolgreicher Textdichter. Aber nach dem Munde geredet hat er ihnen nie. Er war jedoch auch kein immer-netter AllesVersteher und Allen-Helfer. Zuallererst war er ein Naturereignis: ein Mann wie ein Baum. So sportlich, wie er sein ganzes Leben lang war, wäre mancher gern eine Woche lang. Wenn er den Raum betrat, hat man das gemerkt. Wenn er einen Standpunkt hatte, hat man ihn gehört. Eine Wonne, zu erleben, wie er auf wildfremde Menschen zuging und innerhalb von Sekunden in anregenden Gesprächen sprudelte. Aus dem zweiten Weltkrieg heimgekehrt, verschlug es den jungen Schwaben nach Bremen

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und er wurde Polizist. Bald schon war er zuständig für die Verkehrserziehung der Bremer Schulkinder. Nach Dienstschluss schrieb er Liedertexte für die neuen Schlager-Solisten und -Gruppen und fürs Kabarett sowie ganze Sendungen für die neu entstandenen freien Radio-Sender mit ihren neuen Moderatoren-Stars. Schon in den 60er-Jahren konnte man seinen Liedern nicht entkommen, wenn man in Deutschland das Radio oder eine Music Box einschaltete. Einige von ihnen wurden und blieben derartig bekannt, dass mancher sie für „freie“ Volkslieder hält. Hans Hees besonderes Interesse galt auch Büchern über Geschichte und Geschichten aus aller Welt und dem Reisen in seinem Wohnmobil, in dem so manche Ausschuss- oder Aufsichtsrats-Sitzung auf dem GEMA-Parkplatz ausführlich bis zum Morgengrauen weiter erörtert wurde. Stundenlang konnte man mit ihm immer wieder die Wunder der Sympathie, Freundschaft und Liebe ergründeln. Oder, dass wir unseren Kindern nie genug oder gar zuviel Liebe geben können. Da passierte es schon mal, dass dieser Gedanke ein paar Tränen in den Augen löste. Der Name Hans ist die Kurzform von Johannes, der latinisierten Form des hebräischen Namens Jochanan, was angeblich soviel heißt wie „Gott ist gnädig“. Es war wohl eine Gnade, dass Hans Hee mit so viel Talent ausgestattet war, mit soviel Kraft, Beharrlichkeit und Erfolg, mit so viel Lebensfreude und Mitgefühl. Übrigens: Das letzte Wort, das Hans Hee sagte, bevor er entschlief, war „Ja“.

ein gruss der celler schule 1995 trat Hans Hee im Namen der GEMA-Stiftung an uns heran mit der Idee, für den Textdichter-Nachwuchs in Deutschland Förder- und Ausbildungsangebote zu entwickeln. Dies war die Stunde Null der Celler Schule. Über all die Jahre ist uns Hans immer ein treuer Wegbegleiter geblieben, außerdem ein gern gesehener Besucher, streitbarer Diskussionspartner, verlässlicher Ratgeber und väterlicher Freund. Wir vermissen Dich, Hans. Danke für alles, was Du für die Celler Schule und den TextdichterNachwuchs getan hast! Behalt ein Auge auf uns! Im Namen aller Absolventen Edith Jeske Tobias Reitz

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VERANSTALTUNGEN

Berlin

Deutscher Musikautorenpreis 2010

DEr grOSSE prEiS von Am 22. April schAut die nAtionAle musikwelt erneut nAch Berlin: die GemA verGiBt 2010 zum zweiten mAl den deutschen musikAutorenpreis. TEXT: mp, bm FOTOS: ThoMAS RoSENThAL

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er rote Teppich vor dem axica-Bau in Berlin ist natürlich noch nicht ausgerollt, aber hinter den Kulissen liegt er schon bereit. Noch gehen Bankangestellte und Besuchergruppen durch die großen Türen des architektonischen Meisterstücks am Pariser Platz. In ein paar Wochen werden sie sich nur für Nominierte, Laudatoren, Gäste und Pressevertreter öffnen. Und auch der gedämpfte Geräuschpegel unter der Glaskuppel des axica-Atriums ist spätestens dann Vergangenheit, wenn Moderator Dieter Moor die Bühne betritt. Dann ist im wahrsten Sinne Musik drin – bei der Verleihung des 2. Deutschen Musikautorenpreises in Berlin. Am 22. April 2010 ist es soweit: Nach der gelungenen Premiere 2009 feiert die Musikbranche erneut den von der GEMA initiierten Preis. An der erfolgreichen Philosophie wird nichts geändert: Wieder stehen unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“ Komponisten und Textdichter für die herausragende Qualität ihrer Werke im Mittelpunkt, wieder entscheidet eine hochkarätig besetzte Fachjury über den Weg vom Nominierten zum Preisträger, wiederum überrascht so manch unerwarteter Laudator „seinen“ Preisträger mit einer ganz persönlichen Rede und auch in diesem Jahr sind Preisträger und Details des Abends bis zur Preisverleihung streng geheim. Genau diese Spannung machte im vergangenen Jahr den Charme der Veranstaltung aus: Etablierte und erfolgreiche Urheber saßen neben

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unbekannten Nachwuchskünstlern, Vertreter aus Musiksparten trafen aufeinander, deren Lebensund Arbeitswelten sich sonst nie überschneiden. Und alle warteten nervös auf die Bekanntgabe der Preisträger, um diese danach gemeinsam zu feiern. Aber es gab noch mehr, was überzeugte: Dieter Moor begeisterte das Publikum mit seiner unterhaltsamen Moderation, die modern-fantasievolle Atmosphäre des axica-Baus bot den passenden Rahmen. Aus diesem Grund sind Moderator und Veranstaltungsort dieselben geblieben – so viel wird vorab verraten. Und es ist ebenfalls kein Geheimnis, dass der Deutsche Musikautorenpreis auch im zweiten Jahr unter der Schirmherrschaft von Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, steht. Er begleitete die Auszeichnung vom Gründungsrat an und verleiht ihr politisch Bedeutung. Auf den folgenden Seiten finden Sie alles Wissenswerte, was schon bekanntgegeben werden kann, bevor am 22. April 2010 wieder die Trophäen überreicht werden: virtuos interviewte Dieter Moor, erkundigte sich bei den Preisträgern des Deutschen Musikautorenpreises 2009, welchen Platz sie für ihren Preis gefunden haben und stellt die Jury-Mitglieder vor. Und mit ein bisschen Glück sind auch Sie dabei: bei der Verleihung dieses in Deutschland einzigartigen Preises, beim Deutschen Musikautorenpreis 2010.

Am tisch mit… – erleBen sie den deutschen musikAutorenpreis live!

Die festliche Preisverleihung, Gäste aus der gesamten Musikbranche, die Freude der Preisträger – dies können Sie alles live erleben! Zum Preis von 90,00 Euro pro Karte können Sie bei der Verleihung des 2. Deutschen Musikautorenpreises dabei sein. Das Kontingent ist aus Platzgründen begrenzt. Alle notwendigen Informationen zum Kartenkauf finden Sie unter www.musikautorenpreis.de.

Insgesamt werden beim 2. Deutschen Musikautorenpreis zehn Auszeichnungen in den folgenden Kategorien vergeben: Lebenswerk Nachwuchsförderpreis (dotiert mit 10.000 Euro) Dance Experimentelle Musik Instrumentalmusik Jazz Komposition Rock/Pop Text Rock/Pop Text Schlager Erfolgreichstes Werk des Jahres (Ermittlung über Media Control)

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virtuos und ein Bisschen Glück BrinGen sie zum deutschen musikAutorenpreis Seien Sie live dabei, wenn am 22. April 2010 in Berlin der Deutsche Musikautorenpreis verliehen wird – eine E-Mail oder eine Postkarte an die virtuos-Redaktion kann Ihre Tischkarte für den Festsaal sein. virtuos verlost zwei Einzelkarten für die Verleihung des 2. Deutschen Musikautorenpreises! Schicken Sie bis zum 6. April 2010 eine E-Mail an [email protected] oder eine Postkarte an GEMA, Redaktion

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virtuos, Stichwort Musikautorenpreis, Rosenheimer Straße 11, 81667 München. Erforderliche Angaben: Ihre Adresse und Ihre GEMA-Mitgliedsnummer. Teilnahmeberechtigt sind alle GEMA-Mitglieder. Die Gewinner werden nach der Auslosung informiert und erhalten jeweils eine Eintrittskarte (ohne Begleitung) zur Verleihung. Anreise und Übernachtung sind nicht im Gewinn enthalten. Viel Glück!

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Musik verbindet

dieter moor moderiert erneut den deutschen musikAutorenpreis inTErviEw: ANGELA PIETZSCh FOTO: ThoMAS RoSENThAL

Herr Moor, die GEMA schützt Kulturgut. Was bedeuten für Sie Kunst und Kultur? Das ist die Frage schlechthin. Ich habe sie mir irgendwann so beantwortet: Für mich ist Kultur alles, was nicht Natur ist. Die Natur ist unerreichbar – aber der Mensch möchte mithalten. Also schafft er Bilder, Plastiken. Der Mensch möchte also auch schöpfen. Das ist manchmal schon fast rührend. Beim Deutschen Musikautorenpreis geht es explizit um die Kunstform Musik. Wie stehen Sie als Schauspieler und Moderator zur Musik? Ich mag Musik sehr gerne und habe auch lange selbst Musik gemacht. Als junger Mensch habe ich Geige gespielt – und stand sogar fast vor dem Musikstudium. Ich war ein richtiger Instrumentenfetischist: Klavier, Ziehharmonika, Blockflöte, Saxofon. Dann habe ich mich allerdings für das Schauspielen entschieden. Doch bis heute hat Musik für mich etwas Unmittelbares: Jemand schreibt ein paar Noten auf und daraus ergeben sich Emotionen, eine Aussage. Das ist absolut faszinierend. War es also etwas Besonderes für Sie, im Mai 2009 den ersten Deutschen Musikautorenpreis moderieren zu dürfen – und jetzt den zweiten? Wissen Sie, Musik verbindet Völker und Kulturen. Das hat man auch an der Stimmung im Saal gemerkt: Jeder hat den anderen ernst genommen. Die Ehrung von Peter Thomas für sein Lebenswerk war übrigens mein persönliches highlight: Dass er in seinem fortgeschrittenen Alter eine solch spontane Dankesrede hält, war ein echter Mutmacher. Das war klug und spritzig – Musik hält also jung und wach. Welche Resonanz haben Sie von Ihren Medienkollegen auf den ersten Deutschen Musikautorenpreis bekommen? Es gab ein gutes Feedback. Von der GEMA denkt man ja eher, da sitzen doch die Millimeterpapier-Typen. Aber bei diesem Preis hat man gemerkt, dass es nicht nur ums Abrechnen und um Rechte geht. Es ging um Musik und Kreativität – um einen Wert. Hat sich der Deutsche Musikautorenpreis im zweiten Jahr denn bereits in der deutschen Kulturszene etabliert? Dafür braucht es Zeit. Aber der Deutsche Musikautorenpreis wird auch in diesem Jahr ein Signal aussenden: Da widmet eine objektive Instanz den Kreativen ihre Aufmerksamkeit. Bis das wirklich beim großen Publikum ankommt, wird es dauern. Dafür ist die Szene zu überfrachtet, es gibt ja rund 200 Musikpreise in Deutschland. In den vergangenen Jahren war deutsche Musik so erfolgreich wie seit der Begeisterung für Schlager in den 70er Jahren nicht mehr ...

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Was wurde eigentlich aus ...?

JUdiTh hoLofERNES

virtuos frAGte sich: wo stehen wohl die preise Aus dem jAhr 2009?

prof. Natürlich habe ich lange überlegt, an welcher Stelle meiner mAnfred völlig durchgestylten Wohnung dieses gelungene objekt einen finden könnte. Zunächst schien es in der Nähe der doch trojAhn Platz immer einbruchsgefährdeten Eingangstür den richtigen Platz zu

Mein Preis stand, wie angekündigt, am Anfang tatsächlich im Kinderzimmer, weil er so schön wippt und klingelt. Leider musste ich herausfinden, dass er trotz seines robusten Äußeren der Zuneigung eines Dreijährigen nicht standhalten kann. Jetzt steht er mit einer charmanten Macke im Arbeitszimmer. Judith Holofernes, Preisträgerin in der Kategorie Text Rock/Pop

geben, um das teure Stück gegebenenfalls als Schlagwaffe gegen ungebetenen Besuch nutzen zu können. Dann fiel die Entscheidung aber doch auf meine Trophäenvitrine, neben die Urkunde der Bundesjugendspiele 1962, die Anstecker von Micky Maus, hudora Schlittschuh und Rotary Club und die Auszeichnung für 30 Jahre rücksichtsvolles Autofahren. Dort steht er jetzt, der teure Preis, und mancher fragt sich, ob ich ihn nicht doch bei eBay ersteigert habe, denn mein Name findet sich ja nicht auf dem guten Stück. Zu Weihnachten wurde das objekt aber seiner endlichen Nutzung zugeführt: Am heiligabend habe ich mit dem zarten Glöckchen zur Bescherung geklingelt ... Prof. Manfred Trojahn, Preisträger in der Kategorie Komposition Sinfonik

Das Gesicht Der Kultur Jeden Sonntag ist er das Gesicht von „ttt – titel, thesen, temperamente“: Dieter Moor (51) moderiert das Kulturmagazin der ARD seit gut zwei Jahren. Der gebürtige Schweizer hat eine Schauspielausbildung und betreibt in der Nähe von Berlin einen Ökobauernhof.

SmUdo

Es gibt ein neues Selbstbewusstsein. In den 60er und 70er Jahren hat man sich sehr am angelsächsischen Raum orientiert. Bis auf die Schlager war deutsche Musik nach dem Zweiten Weltkrieg nicht salonfähig. heute sind junge Musiker freier. Es ist wie bei einem Baukasten: Sie fragen sich, was gibt es, was kann ich machen. So wird die Musik sehr authentisch. Der Niedergang der großen Labels hat auch etwas Gutes: Es gibt keine Vorgaben mehr, man kann wieder origineller sein. Man stellt seine Musik ins Netz und schaut erst einmal, ob die Leute sie mögen. Noch in den 80er Jahren hieß es: friss oder stirb, es wurden Geschäfte mit der Prominenz gemacht. Ist eine Auszeichnung wie der Deutsche Musikautorenpreis denn nicht gerade jetzt besonders wichtig: in einer digitalen Welt, in der die Urheber eine immer unwichtigere Rolle spielen? Natürlich, denn er hält die Sensibilität wach. Wir leben in einer Zeit der zivilen Überproduktion: Früher musste man sich Komponisten oder Musiker holen, wenn man Musik hören wollte. Sie war wertvoll – heute ist sie jederzeit abspielbar. Wenn das Bewusstsein für die Urheber wieder steigt, wird auch der Wert der Musik wieder steigen. Auf was freuen Sie sich besonders am 22. April? Ich freue mich auf den Abend. Darauf, dass ich ihn zum zweiten Mal moderieren darf – und darüber, dass es den Deutschen Musikautorenpreis überhaupt zum zweiten Mal gibt.

Der Preis steht in meinem Büro auf dem Schreibtisch, an dem ich aktuell sitze und meine Beiträge zum im Frühjahr erscheinenden Fanta-4-Album erarbeite. Ich bin stolz auf den Autorenpreis, denn ja, ein Autor, das bin ich. Smudo, Preisträger in der Kategorie Text Hip-Hop

Niels Frevert

„Ich bin abergläubisch ... sprich nicht laut über das Glück von gestern.“ Niels Frevert, Preisträger in der Kategorie Komposition Independent

martin Böttcher

Über den Preis habe ich mich riesig gefreut. Er steht bei mir im Studio auf dem Flügel zur Inspiration. Martin Böttcher, Preisträger in der Kategorie Filmmusik

Detlev Glanert

Der Preis steht in meiner Bibliothek zwischen den Büchern, „Abteilung‚ Belletristik/ Theater“. Detlev Glanert, Preisträger in der Kategorie Komposition Musiktheater

Peter

Der Preis steht: mit dem Blick auf den Lago di Lugano, jeden Morgen tipp’ ich ihn an …, er „s(ch)wingt“ mich in den Tag … – ich fühl mich sehr geehrt ob dieser Wertschätzung. Liebe GEMA: mille-fois merci. Peter Thomas, Preisträger in der Kategorie Lebenswerk

thomas virtuos Ausgabe März 2010

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Annette humpe Die Trophäe steht in einer Preis-Sammelecke im Regal, in allerbester Gesellschaft. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, nach 30 Jahren Songwriting einen Musikautorenpreis zu gewinnen, aber mir fallen sofort viele Kollegen ein, die ihn auch verdient haben. Annette Humpe, Preisträgerin in der Kategorie Erfolgreichstes Werk

Kai-Uwe KolKhorst Der GEMA-Preis wirkte für mich sehr lebensrettend! Bis vor ein paar Wochen stand er noch in Lüneburg in meinem Badezimmer, damit ich ihn jeden Morgen sehen konnte. Nun ist er in Cottbus gelandet, auf dem gemeinsamen Küchenschrank von meiner Freundin und mir – denn ich konnte endlich zu ihr ziehen! (Leider ist auch in der Zeit meine Mutter gestorben.) Das Geld dient sowohl als Rücklage als auch zum Anschub meiner neuen Arbeits- und Wohnsituation. Es verschafft mir die Unabhängigkeit, mal ein paar Auftritte weniger zu spielen und mich um die neue Platte zu kümmern! Erfreulicherweise haben sich durch diesen Preis auch ein paar alte Bekannte (darunter mittlerweile renommierte Produzenten und Künstler) bei mir gemeldet, um an der nächsten Platte mitzuwirken. Was daraus dann wird, sollte auf jeden Fall auch mit zu den Nachwirkungen dieses Preises zählen. Neues Spiel, neues Glück – so lässt es sich für mich zusammenfassen. 10.000-mal bedanken möchte ich mich nochmals dafür. Meine Mutter ersetzt der Preis nicht, aber wenigstens konnte sie zu ihrem Finale noch mal mächtig stolz auf ihren Sohn sein! Kai-Uwe Kolkhorst, Preisträger in der Kategorie Nachwuchs

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VERANSTALTUNGEN

Die Jury des Deutschen Musikautorenpreises 2010

Deutscher Musikautorenpreis 2010

FOTOS: FRANK RöThEL

thorsten brötzMann, KoMponist, proDuzent Der 48-Jährige saß bereits 2009 in der Jury: Thorsten Brötzmann weiß einfach, wie das Musikgeschäft funktioniert. Schließlich hat er als Produzent und Komponist bereits mehr als 60 Titel in den deutschen Single-Charts platziert. Die No Angels, Christina Stürmer, Ace of Base, Jeanette und viele mehr vertrauen auf das Gespür von Thorsten Brötzmann, der seit 1985 als Profi im Musikgeschäft arbeitet. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet: zum Beispiel mit mehr als 50 platinfarbenen und Goldenen Schallplatten sowie vier ECHO-Nominierungen.

henninG sieverts, KoMponist, MusiKer „Bass, Cello, Komposition“ – so fasst Henning Sieverts (geboren 1966 in Berlin) sein Schaffen zusammen. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Cello und gewann mit 17 Jahren erstmals bei „Schüler komponieren“. Sein Studium der Journalistik dient ihm mittlerweile bei den Moderationen von Jazzsendungen im Bayerischen Rundfunk, sein Hauptaugenmerk gilt aber als Musiker und Komponist dem Jazz: 85 CD-Produktionen belegen dies ebenso wie Konzertreisen rund um den Globus.

Moritz eGGert, KoMponist, MusiKer Er ist Fan des FC Bayern München und der Deutschen Nationalmannschaft – und kann Hobby und Beruf(ung) verbinden: Moritz Eggert komponierte zur Eröffnungsfeier der Fußball-WM 2006 die Musik. Wenn es nicht gerade um Fußball geht, konzentriert sich Moritz Eggert bei seiner Arbeit auf Orchester- und Kammermusik sowie auf das Musiktheater. Das Ergebnis: zehn abendfüllende Opern sowie weitere Werke für Tanztheater und Ballett. Grund genug, Moritz Eggert bereits zum zweiten Mal in die Jury des Deutschen Musikautorenpreises zu berufen.

ein preis zur rechten zeit

zum ersten mAl wird Beim deutschen musikAutorenpreis in diesem jAhr ein preis in der kAteGorie jAzz verliehen. henninG sieverts, selBst jAzz-musiker und -komponist, vertrAt diese kAteGorie in der jury. Ist der Deutsche Musikautorenpreis für den Jazz besonders wichtig? Ja, denn Jazz ist eine der kreativsten und lebendigsten Musikformen unserer Zeit, die genauso viel Aufmerksamkeit und Förderung verdienen würde wie etwa klassische Musik. Der Jazz hat es aber generell bei uns viel schwerer, es gibt keine so starke Lobby und strukturelle Förderung wie in der Klassik. Insofern ist es toll, dass eine Institution wie die GEMA diesen Preis auch für den Jazz auslobt.

luKas hilbert, textDichter, KoMponist, proDuzent, MusiKer Los ging alles mit Udo Lindenberg: Der Ausnahmerocker holte Lukas Hilbert und seinen Bruder in sein Panikorchester. Ein Jahr später fungierte Hilbert als Lindenbergs Texter und Produzent. Seitdem zeichnet Lukas Hilbert verantwortlich für die Texte zahlreicher Hits – zuletzt für Nenas „Wir sind wahr“. Außerdem arbeitete der 37-Jährige unter anderem für Annette Humpe, Die Prinzen und Dieter Thomas Kuhn. Lukas Hilbert war auch bei der Premiere des Deutschen Musikautorenpreises Mitglied der Jury.

ruDolF MÜssiG, textDichter, KoMponist, proDuzent

Der Musikprofi begann seine Karriere in der A&R-Abteilung der damaligen Teldec, wo er u.a. mit Peter Maffay an dessen damaligem Nr. 1-Album „Steppenwolf“ arbeitete. Seit 1983 ist Rudolf Müssig als freier Autor erfolgreich. Er schrieb Chansontexte für Salvatore Adamo, englische Texte für Frank Duval, zusammen mit Rolf Zuckowski den Titelsong für die Fernsehserie „Neues vom Süderhof“, komponierte und textete für zahlreiche Interpreten wie Peter Maffay, Roland Kaiser, Karel Gott, Peggy March, Tom Astor, Truck Stop, Brunner & Brunner, Semino Rossi, Claudia Jung, Yvonne Catterfeld und Barbara Schöneberger. Außerdem war Rudolf Müssig 17 Jahre lang als Songschreiber und Produzent für die großen Erfolge der Schürzenjäger verantwortlich. Aktuell hat er die Alben von Roger Whittaker und Wencke Myhre geschrieben und produziert.

Aber es gibt doch kommerziell sehr erfolgreiche JazzMusiker, zum Beispiel Till Brönner … Das Besondere am Jazz ist, dass er ein Riesenspektrum abdeckt. Till Brönner macht populär-verständliche Musik, die dennoch sehr hochwertig ist. Dann gibt es Musiker, die gar nicht auf den Kommerz schauen. Deren Musik ähnelt der zeitgenössischen Klassik: Sie ist komplex, das ist keine Berieselung, die man nebenbei hört. Man muss sich hinsetzen, sich bewusst Zeit nehmen. Für diesen Aufwand werden die Zuhörer aber auch durch äußerst anregenden Kunstgenuss entlohnt, der einem sonst entgehen würde!

proF. ManFreD troJahn, KoMponist Vom Preisträger zum Jury-Mitglied: Bei der ersten Verleihung des Deutschen Musikautorenpreises wurde Prof. Manfred Trojahn in der Kategorie Sinfonik ausgezeichnet. Nun hat er als Juror selbst die Qual der Wahl. Qualifiziert ist er dafür allemal: Trojahn zählt zu den profilierten Persönlichkeiten im deutschen Musikleben der Gegenwart. Der 1949 in Cremlingen bei Braunschweig geborene Komponist und Dirigent studierte Orchestermusik in Braunschweig und Komposition bei Diether de la Motte in Hamburg; für sein Schaffen wurde er mehrfach mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet. Er ist Professor für Komposition an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf und u.a. Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste und stellvertretender Direktor der Abteilung Musik der Akademie der Künste in Berlin. 2004 bis 2006 war er Präsident des Deutschen Komponistenverbandes.

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Bekannte Jazzinterpreten gibt es viele. Was bedeutet es in der Szene, dass die GEMA die Urheber ehrt? Das ist besonders wichtig, denn viele Leute denken, dass wir Jazzer vor allem Standards nachspielen. Aber es gibt eine Vielzahl an interessanten Jazzkomponisten in Deutschland, die in großer stilistischer Vielfalt hochklassige Werke schaffen. Ich moderiere ja beim Bayerischen Rundfunk Jazzsendungen und habe angesichts des riesigen outputs an neuen, hochklassigen CDs stets die Qual der Wahl: Was kann ich vorstellen, was muss ich weglassen? Wird der Deutsche Musikautorenpreis in der Kategorie Jazz Ihrer Musikrichtung einen kleinen Auftrieb verschaffen? Das Klischee, Jazzer dudeln nur so rum, ist weit verbreitet. Deswegen ist es gut, dass der Jazz beim Deutschen Musikautorenpreis gut repräsentiert wird. Wissen Sie, der Jazz sollte genauso gefördert werden wie oper oder Kammermusik. Die Richtung stimmt im Moment: eine überparteiliche Initiative im Bundestag setzt sich für Jazzclubs ein, die Messe „jazzahead!“ hat sich als wichtiger Treffpunkt etabliert und im Mai verleiht die Musikindustrie erstmals eigene „Echo Jazz“-Awards – in 13 Kategorien! Da ist der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA doch in bester Gesellschaft und kommt genau zur rechten Zeit!

alexanDer zucKoWsKi, KoMponist, MusiKer Der Sohn von Rolf Zuckowski hatte nach eigener Einschätzung keine andere Chance, als Begeisterung für die Musik seines Vaters zu empfinden – bereits mit fünf Jahren fand er sich in einem Tonstudio mit Mikrofon in der Hand wieder, von da an ließ ihn die Musik nicht mehr los. Nach dem Abschluss seines Biologie-Studiums schrieb (und schreibt) er unter anderem Lieder für Sasha, Udo Lindenberg und Patrick Nuo. Aktuell spielt „Ali“ Zuckowski (geboren 1974 in Hamburg) zudem in der Band von Sasha Gitarre und schrieb zusammen mit Robin Grubert und Sasha einen Großteil der Songs des Album „Good News on a Bad Day“.

virtuos Ausgabe März 2010

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Veranstaltungen MIDEM 2010

am stand von Cannes Besser lassen sich politiK unD savoir-vivre nicht verBinDen: Die miDem in cannes war auch in Diesem Jahr treffpunKt Der musiKBranche. ehrensache für Die Gema, traDitionsGemäss vor ort zu sein.

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lle Jahre wieder … beginnt das Musikbranchen-Jahr mit der MIDEM in Cannes. Und genauso traditionell ist der Eröffnungstag von der GEMA geprägt, selbstredend in den Hallen der bedeutenden Musikmesse aber auch da, wo jeder gerne seine Zeit verbringt: am Strand von Cannes. Entsprechend begehrt sind natürlich auch die Einladungen zum Lunch an der Croisette.

DDEX: einheitlicher Standard für OnlineMusikvertriebe

standeröffnung (v.l.) Cornelia Much (Midem), Prof. Dieter Gorny (BVMI), Hans-Joachim Otto (FDP), Steffen Kampeter (CDU), Dagmar Sikorski (DMV), Dr. Harald Heker (GEMA) und Paul Zilk (Midem)

Gema-lunch am stranD von cannes Immer noch politisch, dabei aber auch genussvoll ging es beim GEMA-Lunch am Strand von Cannes weiter – zum dritten Mal im Restaurant „Plage Ondine“, leider bei strömendem Regen. Dennoch der richtige Rahmen, um in ungezwungener Atmosphäre die Gäste über die Belange der GEMA zu informieren. Dr. Harald Heker nutzte die Gelegenheit für die offizielle Vorstellung der HarmonisierungsKooperation: „Gemeinsam mit sieben unserer Schwestergesellschaften fordern wir eine einheitliche EU-Richtlinie, die insbesondere den kleineren Verwertungsgesellschaften die Rechtssicherheit gibt, die für den Erhalt der kulturellen Vielfalt in Europa dringend benötigt wird. Die MIDEM in Cannes bietet den optimalen Rahmen, das Ziel unserer Kooperation international zu positionieren.“ (siehe Artikel S. 22)

gute gesPrÄCHe Guido Evers (GVL), Maren Ruhfus (GEMA),

Vom faCH Rudy Holzhauer (Progressive Musikverlag) und Debbie Stones (PRS For Music)

Hans-Joachim Otto mit Dr. Harald Heker

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geselliger austausCH

MIDEM NEWS

Deutscher GemeinschaftsstanD Getreu der Philosophie eines Gemeinschaftsstandes begrüßten Dagmar Sikorski (DMV-Präsidentin) und Dr. Harald Heker (GEMA-Vorstandsvorsitzender) zunächst auf der Messe gemeinsam die (inter)nationalen Gäste. Gleich drei Vertreter der Bundesregierung, Staatsminister Bernd Neumann und die Parlamentarischen Staatssekretäre Steffen Kampeter und Hans-Joachim Otto, waren ebenfalls bei der Eröffnung mit dabei. Themen der Eröffnung: die Pläne der Bundesregierung zum Schutz des Urheberrechts und die Harmonisierung des Wahrnehmungsrechts in Europa.

staatsminister BernD neumann, BeauftraGter Der BunDesreGierunG für Kultur unD meDien, im interview

Linkes Foto: (v.l.) Jörg Evers, GEMA-Aufsichtsratsvorsitzender, und Bettina Müller (GEMA) Mitte: Siegfried Loch (ACT Music & Vision) mit Ehefrau Sissy beim Lunch im Plage Ondine

TEXT: mp FoTos: REED MIDEM, DENISE DEMARZIANI

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Im Umfeld der MIDEM gaben GEMA, CELAS GmbH, PAECOL GmbH, PRS for Music (Großbritannien) und SACEM (Frankreich) eine zukunftsweisende Übereinkunft bekannt: Mit dem DDEX ÜbermittlungsStandard kann jeder Online-Musikvertrieb mit der gleichen Technologie seine Verkaufszahlen für die Lizenzabrechnungen an die teilnehmenden Musikrechte-Organisationen melden. Das vereinfacht den Meldeprozess und spart Kosten. Digital Data Exchange (DDEX) wurde 2006 von Majorlabels, OnlineMusikvertrieben und Musikrechte-Gesellschaften gegründet. Die Mitgliedschaft bei DDEX steht jeder Organisation und Firma offen, deren geschäftlicher Schwerpunkt im Bereich der digitalen Medien liegt. www.ddex.net

Bernd Neumann: Schutz des geistigen Eigentums als größte kulturpolitische Herausforderung

Die GEMA fordert eine einheitliche europäische Richtlinie im Rahmen der Harmonisierung des Urheberrechts-Wahrnehmungsgesetzes. Was tut die Bundesregierung in dieser Beziehung? Der Koalitionsvertrag sagt dazu schon alles – den betreffenden Text habe ich selbst dort einfügen lassen: „Wir benötigen einen einheitlichen europäischen Rechtsrahmen für die Verwertungsgesellschaften.“ Es ist also unverzichtbar, dass wir in Europa zu mehr Vergleichbarkeit kommen, dass soziale und kulturelle Aktivitäten, die über den eigentlichen Auftrag der Verwertung der Lizenzen hinaus gehen, auch weiterhin möglich bleiben. Als Bundesregierung werden wir versuchen, dies zielführend umzusetzen, so schwer es auch sein mag. Planen Sie während dieser Legislaturperiode Arbeitsgruppen oder runde Tische, die unter Ihrer Leitung stehen werden? Der Schutz des geistigen Eigentums durch das Urheberrecht im digitalen Zeitalter ist für mich ohnehin eine der größten kulturpolitischen Herausforderungen und kann auch nicht nur alleine von Deutschland bewältigt werden. Hierzu wird es eine Reihe von Gesprächsrunden geben: Justiz- und Wirtschaftsministerium werden sicherlich einige durchführen. Auch in meinem Haus haben wir entsprechende Absichten, wir wollen die kulturelle Dimension besonders beleuchten. Was wünschen und raten Sie der GEMA für das Jahr 2010? Die Gema möge selbstbewusst sein, denn ihr Auftrag ist unverzichtbar und ihre Existenz ist, zumindest von vernünftigen Leuten, unbestritten. Sie möge sich konstruktiv auf Kritik einlassen und das, was zu verändern ist, verändern. Aber es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, da die GEMA eine der größten Verwertungsgesellschaften in Europa ist und dies zu Optimismus Anlass gibt.

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Veranstaltungen

anzeiGe

60 Jahre Bundesrepublik Deutschland, Observer

mit 60 tollen Jahren … Gema unterstützt JuGenDwettBewerB „herzlichen GlücKwunsch DeutschlanD“ TEXT: mp FoTo: BMI, HANS-JOACHIM M. RICKEL

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ieser Geburtstag ist ein Ständchen wert: 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland! Die GEMA war bei der Suche nach der musikalischen Gratulation natürlich mit dabei: Als Jury-Partner beim bundesweit größten Jugendwettbewerb „Zeigt uns Euer Deutschland: gestern – heute – morgen“ im Jubiläumsjahr. „Wir reißen Mauern ab“ lautet der Siegertitel von Christina Schorner, Anja Viehhauser und Felix Merl aus der Jahrgangsstufe 12 der Berufsoberschule Schwandorf. Ihr Preis: ein Tag im Tonstudio. So sieht Nachwuchsförderung zum runden Geburtstag der Bundesrepublik aus! V.l.n.r. Innenminister Thomas de Maizière, Christina Schorner und Anja Viehhauser (Gewinner), Moderatorin Palina Rojinski, Felix Merl (Gewinner), Joachim Harbich (Direktor Marketing, GEMA)

ErkENe:rVorM -Mitglied

GEMA mlung, versam ni 2010 Ju 28. - 30. erlin in B

Das Modell Zukunft

„eu oBserver“: Gema DisKutiert auf internationaler eBene TEXT: mp FoTo: ERIK LUNTANG-JENSEN

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rei Diskussionsrunden, 15 Teilnehmer, 170 engagierte Zuhörer – das sind die blanken Zahlen der „EU Observer“-Konferenz, die im Dezember 2009 Experten und Medienvertreter nach Brüssel lockte. Thema: „Online Contents and Creative Rights“. Für die GEMA war Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Evers bei einer der Diskussionsrunden mit dabei. Als einziger Vertreter einer europäischen Verwertungsgesellschaft platzierte er bei der Expertentagung die Belange und Forderungen der GEMA für die digitale Zukunft. Mit Jörg Evers diskutierten unter dem Motto „Get paid, when you get played“ mit Mary Honeyball (Großbritannien), Cecilia Wilkström (Schweden) und Jean-Eric de Cockborne (Frankreich) hochrangige EU-Parlamentarier mögliche Zukunftsmodelle – und die Verantwortlichkeiten von Politik und Verwertungsgesellschaften. Unterstützung erhielt Jörg Evers aus dem Plenum: Von dort aus betonte Aufsichtsratsmitglied Frank Dostal die Bedeutung des kulturellen Schaffens der Urheber in einer digitalen und für eine digitale Welt.

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„Train“-ing for

kids.

„get Paid, wHen you get Played“:

GEMA-Aufsichtsratvorsitzender Jörg Evers bei der Diskussion über Zukunftsmodelle des Urheberschutzes auf digitaler Ebene

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Ein Gespür für die Wärme des Holzes, für Farben und Formen und für die kleinen Dinge, die uns spielerisch fördern und begreifen lassen. Das zeichnet die Spielideen von Eichhorn aus.

www.eichhorn-toys.de

Das musiKGeschäft hat sich Durch Das weB 2.0 Dramatisch veränDert. „social meDia“ sinD in aller munDe: Dahinter verBerGen sich BeKannte namen wie myspace, XinG, twitter unD co. Doch welche Dieser online-netzwerKe eiGnen sich für musiKurheBer?

TEXT: BIRGIT MIRIAM HERING FoTos: HARALD HOFFMAN, EMI/GEORG ROSKE, CHRISTOPHER DIERKS, NILS RODEKAMP

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ie Philosophie des Web 2.0 bietet die idealen Voraussetzungen für Musikurheber, sich Social Media zu bedienen. Der Begriff Web 2.0 geht auf den US-Publizisten Tim O’Reilly zurück, der im Jahr 2003 ein neues Internetphänomen beschrieb: Der Internetnutzer ist heute nicht mehr nur Konsument, sondern generiert selbst Inhalte und tauscht sich mit anderen Internetnutzern aus. Kein Wunder also, dass immer mehr Social-Media-Seiten wie Pilze aus dem Boden schießen. Gemeinsam ist ihnen, dass man dort ein persönliches Profil anlegen und sich mit anderen Nutzern vernetzen kann, das heißt man sammelt „Kontakte“ oder „Freunde“ und hat meist die Möglichkeit, Nachrichten an sein Netzwerk zu versenden, Interessensgruppen beizutreten und ein OnlineTagebuch zu führen, einen Blog. Auf diese Weise können sich Nachrichten, aber auch die Entdeckung einer neuen Band wie ein Lauffeuer verbreiten.

mythos myspace-wunDer

Legendäres Beispiel hierfür ist die britische Musikgruppe Arctic Monkeys. Ihre Erfolgsgeschichte begann zu einer Zeit, als soziale Netzwerke gerade im Kommen waren. Die Band bot ihre Lieder auf ihrer Homepage zum Herunterladen an, verteilte kostenlose Demo-CDs auf Konzerten, wurde in ersten Blogs erwähnt, eine MySpace-Seite folgte – und löste eine re-

gelrechte Hysterie aus. Als ihre erste Single, „I Bet You Look Good on the Dancefloor“ dann am 5. Oktober 2005 veröffentlicht wurde, landete sie gleich auf Platz eins der britischen Single-Charts. Auch die Schottin Sandi Thom avancierte 2006 mit ihren selbstgemachten KellerVideos innerhalb kürzester Zeit zum MySpace-Wunder. Ebenso wie die britische Sängerin Lilly Allen, deren Lieder auf MySpace über 1,5 Millionen Mal angehört wurden. MySpace gilt als die größte MusikGemeinschaft weltweit und als Karrieresprungbrett. Daneben gibt es jedoch viele andere Plattformen, die Musikschaffende nutzen können, um mit ihren Fans zu kommunizieren, ihre Musik zu vermarkten, um bekannt zu werden, einen Produzenten zu finden oder Aufträge zu bekommen. Doch welche Netzwerke sind für den Erfolg im Musikgeschäft entscheidend? Die Antwort liegt bei einem Thema, bei dem es ums Netzwerken geht, auf der Hand: Die Mischung macht’s. Musikgruppen beispielsweise nutzen heute meist mehrere Plattformen und verlinken sich auf ihrer Homepage mit diesen. Interessant sind besonders die Seiten, auf denen sich die Fans vorwiegend aufhalten. Für junge Bands kommt beispielsweise die studentische Community StudiVZ infrage. Für Filmmusiker oder Komponisten ist eher das Business-Netzwerk Xing interessant, etwa um Aufträge zu akquirieren. Hilfreich kann hier www.cloudtracker.fm

sein, ein kostenpflichtiger Beobachtungsdienst für soziale Netzwerke, der transparent macht, wie viele Besucher auf den jeweiligen Profilen zum Beispiel bei Facebook oder Twitter unterwegs sind.

authentische KontaKte?

Ein weiteres Argument für Social Media: Authentizität ist en vogue. Musikgruppen, Textdichter, aber auch Komponisten sind heute viel stärker und persönlicher in die eigene Vermarktung eingebunden. Sie sind durch soziale Netzwerke viel greifbarer für Fans und näher dran an wichtigen Geschäftskontakten. Viele pflegen ihre Netzwerke persönlich, für manche Künstler übernehmen das Agenturen. Manch ein etablierter Künstler geht nicht mit der Zeit und verzichtet gar auf jegliche Social Media, so etwa Helge Schneider. Es existiert zwar ein Facebook-Profil auf seinen Namen, in dem regelmäßig etwas veröffentlicht wird. Von ihm stammt es aber nicht, sagt sein Management. Wer steckt dann dahinter? Wahrscheinlich genießt es ein Fan, virtuell in die Haut von Helge Schneider zu schlüpfen. An diesem Fall wird ganz schnell klar, dass im Internet nicht immer alles echt ist. Auch die GEMA twittert. Schauen Sie rein unter www.twitter.com/GEMADialog

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trends

MusIkschaffEnDE IM IntErnEt

ToM GAEBEl, SäNGEr, koMpoNIST uND TEXTDIchTEr DEr ToM-GAEBEl-BIGBAND Social Media sind für mich faszinierend, weil man sich direkt, ungefiltert und zu jeder Tages- und Nachtzeit über alles austauschen kann. Ich nutze seit langem und am intensivsten MySpace – dort ist mein Blog, den ich mit großer Freude schreibe, und dort habe ich 46.000 „Freunde“. Vor einiger Zeit habe ich aber auch Facebook und Twitter für mich entdeckt und Spaß daran entwickelt. Und bei beinahe jedem Konzert sind „Freunde“und „Follower“ aus verschiedenen Social Media, wie ich durch Gästebucheinträge, Comments und Tweets erfahre. Ich nutze MySpace, Facebook und Twitter zur Promotion für berufliche Dinge genauso wie zum Zeitvertreib. Jeder kleine, mittlere und große Baustein trägt zum Erfolg des Ganzen bei. Welcher wie viel genau, traue ich mich nicht zu beurteilen.

DANIEl SchMIDT, SäNGEr, koMpoNIST uND TEXTDIchTEr DEr BAND BAkkuShAN Für uns sind folgende Social Media nach ihrer Gewichtung besonders interessant: MySpace, Facebook, Twitter, StudiVz und Last.fm. Andere Plattformen bieten zwar ähnliche Funktionen, sind aber weniger gut vernetzt. MySpace nutzen wir wie eine Band-Homepage, da es viele Möglichkeiten der Präsentation und Vernetzung bietet. Dazu gehören ganz klar der Musicplayer und die Fotogalerie, aber auch die Statusmeldung: Alle „Freunde“ werden mittels kurzer Meldung auf ihrer Seite automatisch über neue Fotos oder Songs benachrichtigt und so auf dem Laufenden gehalten. Wir kommunizieren viel mit unseren Fans über die Plattform. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, Shopsysteme einzubinden. Twitter und Facebook nutzen wir für kurze „breaking News“. Teilweise lassen sich Plattformen auch untereinander verknüpfen. Dadurch kann man beispielsweise eine kurze Mitteilung auf Twitter schreiben, die dann automatisch überall erscheint. Die Eigenpräsentation bei MySpace hat gerade am Anfang einen sehr großen Beitrag zu unserer Bandkarriere geleistet.

chrISTophEr DIErkS, FIlMkoMpoNIST Zu meinem beruflichen Erfolg haben Social Media auf jeden Fall unterstützend beigetragen. Über Xing beispielsweise kam ein Treffen zustande, aus dem ein Auftrag entstanden ist. Auch habe ich schon Producer über Xing kontaktiert, die mir andere Kontakte vermittelt haben, beispielsweise zu Filmproduzenten oder Werbeagenturen. Das Gute daran ist, dass die Hemmschwelle, jemanden anzuschreiben, viel niedriger ist, als jemanden anzurufen. In allen Social Media unterwegs zu sein, geht mir aber zu weit, das kostet einfach zu viel Zeit. Xing ist derzeit am interessantesten. Bei LinkedIn bin ich eine Karteileiche. MySpace nutze ich zwar für meine Außendarstellung, trotzdem ist die Bedeutung von MySpace eher am Abklingen. Das merkt man an den Homepages von Musikern und Produzenten, die verlinken sich jetzt eher mit Facebook als mit MySpace. Da muss ich demnächst auch mal rein. Ansonsten nutze ich in erster Linie meine eigene Homepage, um News zu veröffentlichen.

MATZE hIElSchEr, BASSIST DEr BAND VIrGINIA JETZT! Social Media finden wir sehr spannend. Die Bedienung und Gestaltung von MySpace ist noch immer eine Katastrophe, daher nutzen wir es nur als bürokratische Pinnwand, veröffentlichen Tourdaten und Musik, das war’s. Einfach, toll und nachvollziehbar sind dagegen Twitter und Facebook. Man kann dort viel Quatsch machen und mit den Fans kommunizieren. Wir fragen Fans, auf welche Lieder sie live Bock haben, welche Farbe das Tourshirt haben soll oder wo man nach dem Konzert noch gut rumhängen kann. Dank Social Media bekommt man innerhalb kürzester Zeit hilfreiche Meinungen – oder auch mal einen Schlafplatz. Extrem hilfreich für uns war der Cloudtracker. Durch den konnten wir sehen, wo sich unsere Fans tummeln, denn man kann oder will ja nicht immer und überall sein. Ob Social Media zum Erfolg in unserer Bandkarriere begetragen haben, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass sie Spaß machen, ich interessante Menschen getroffen habe und dadurch kreative Dinge entstanden sind.

Virtuos hat einiGe Der wichtiGsten sozialen netzwerKe zusammenGestellt: lAST.FM

STuDIVZ

lINkEDIN

MySpAcE

TWITTEr

XING

FAcEBook

FlIckr

Riesiger Musikdienst mit Liedern, Videos, Bildern, Hitlisten, Künstlerbiografien, Konzerten und einem Radio. Erlaubt das Finden und Vernetzen mit Gleichgesinnten und bringt Vorschläge zu neuer Musik, die dem eigenen Geschmack entspricht. Bietet kaum professionelle Networking-Möglichkeiten.

Hat knapp sechs Millionen Mitglieder. Über ein Edelprofil haben Musiker auf den drei Plattformen StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ die Möglichkeit, sich vorzustellen und Konzerttermine, Fotos und Videos zu veröffentlichen. Portal besonders für junge Internetnutzer.

Ein Geschäftsportal zum Austausch von Informationen, Ideen und Karrierechancen. Seit Februar 2009 gibt es eine deutschsprachige Version. Inzwischen hat LinkedIn 55 Millionen Mitglieder weltweit, in Deutschland 850.000. Besonders sinnvoll für alle Profis in der Musikbranche.

Eine der größten Musik-Plattformen weltweit (rund 4,86 Millionen Nutzer in Deutschland). Dort lassen sich Playlists einbinden, Tourdaten veröffentlichen und Videos einstellen. Über fünf Millionen Bands und Komponisten haben ein MySpace-Profil, 450.000 allein in Deutschland.

Tagebuchartige Beiträge in SMS-Länge und Echtzeit für den direkten Kontakt beispielsweise zu den Fans. Man kann die „Tweets“abonnieren und selbst abonniert werden. Ihre Länge ist ideal, um sie unterwegs auf dem Handy abzurufen.

Mit acht Millionen Mitgliedern in Europa eines der führenden Portale für die berufliche Kontaktpflege. Bei Xing (früher OpenBC) kann man seinen Lebenslauf einstellen und updaten, ein Netzwerk aufbauen und pflegen. Gute Plattform für die Suche nach neuen Geschäftskontakten.

Mit 350 Millionen Nutzern die größte Internet-Community weltweit. Wird häufig privat genutzt, um sich mit Familie, Freunden und Kollegen auszutauschen und vor allem Fotos einzustellen. Anmeldung als Einzelperson oder auch als Band möglich.

Eine der weltweit führenden Foto-Gemeinschaften. Mit 3,8 Millionen Mitgliedern in Deutschland ist Flickr hierzulande die Nummer eins. Die Bilder können mit Suchbegriffen (Tags) versehen und so gefunden werden. Wird von Musikschaffenden und Fans genutzt.

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Der Tonjäger

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trends

Inspiration von oben

voGelstimmen waren seine trophäen: olivier messiaen finG ihre schönheit in seinen Kompositionen ein. eines seiner hauptwerKe, „livre Du saint sacrement“, wirD Jetzt in Der einspielunG von paul JacoBs erstmals DiGital veröffentlicht. TEXT: MARKUS LIPP

E olIVIEr MESSIAEN – SEIN lEBEN IN kürZE 1908 wurde Olivier Messiaen in Avignon geboren und genoss von 1919 bis 1930 eine Ausbildung am Conservatoire de Paris, der Stadt, in der er ab 1931 sechzig Jahre lang als Organist tätig wurde. Während seiner Kriegsgefangenschaft 1940 in Görlitz entstand „Quatuor pour la fin du temps“, bereits mit Vogelstimmen. Von 1941 bis 1978 unterrichtete er Komponisten wie Boulez, Stockhausen und Xenakis. Mit Yvonne Loriod heiratete er 1961 eine Pianistin, die ihn in seinem musikalischen Schaffen stark unterstützen sollte. Seine einzige Oper „Saint François d’Assise“ komponierte er 1975 bis 1983. Im Jahr 1992 starb er in Paris.

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in Morgen in der Camargue. Blühende Schwertlilien und Tamarisken. Im Schilf schmettern Singvögel, durchs Wasser waten Flamingos. Da stapft ein Mann durch das sumpfige Gelände. Er notiert mit Bleistift rasend schnell etwas auf einem Notizblock. Das muss er auch, denn seine Arbeit lässt ihm keine Zeit. Dieser Mann ist auf der Jagd. Es ist keine gewöhnliche Pirsch. Olivier Messiaen (1908 - 1992) fängt Töne ein. Vogelstimmen, die er akribisch in Echtzeit zu Papier bringt, analysiert und in seinen Kompositionen verarbeitet.

Die musiKGeschichte aus Der voGelperspeKtive

Vogelstimmen in der Musik, das ist grundsätzlich keine ganz neue Idee. Schon 1577 imitiert sie Clément Janequin in seinem „Chant des oiseaux“. Im FrühlingsTeil seiner „Vier Jahreszeiten“ lässt Vivaldi drei Violinen wie Vögel durcheinanderzwitschern. Auch Couperin, Haydn, Ravel und Prokofjew haben Vogelgesang hier und da einbezogen. All diese Komponisten benutzen Vogelstimmen jedoch bloß als wenig differenzierte, illustrative Einsprengsel oder Untermalungen. Was hingegen Messiaen tut, geht weit darüber hinaus. Messiaen ist der erste Komponist, der die Struktur der Vogelgesänge wissenschaftlich erforscht und sie zu „Hauptstimmen einer emanzipierten Polyphonie“ (Hans-Jürgen Schaal) werden lässt.

pilGerfahrt mit piep-show: „livre Du saint sacrement“

Was Messiaens Arbeit ausmacht, lässt sich besonders gut an seinem „Livre du Saint Sacrement“ für Orgel erkennen, das in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert. „Das Buch vom Heiligen Sakrament“ erzählt Messiaen in 18 anschaulichen, oft lautmalerischen Tableaus. Nummer VIII, „Institution de l’Eucharistie“, konzentriert sich auf Jesu Worte beim Letzten Abendmahl: „Dies ist mein Leib. Dies ist mein Blut.“ Erschreckende Worte, zugleich voller Hoffnung. Musikalisch könnte man nun diese Hoffnung etwa durch Dur-Akkorde versinnbildlichen, die Moll-Akkorde überstrahlen. Serielle Komponisten würden vielleicht den Buchstaben „HOFFNUNG“ Tonparameter zuordnen. Was aber tut Messiaen? Er lässt den Ruf der Nachtigall als Zeichen der Hoffnung erschallen. Eine Nachtigall, die Messiaen in Jerusalem hörte, als sie durchs Fenster in den Abendmahlssaal sang. Für das „Livre“ hatte der damals 76-Jährige die Reise ins Heilige Land unternommen, um die Vogelstimmen einzufangen, die wahrscheinlich schon Jesus gehört hatte. Beides ist typisch für Messiaen: erstens das akribische Nachforschen an „Originalschauplätzen“, zweitens die Verwendung des Vogelgesangs für frohe, transzendente Themen. Wie Messiaen dazu kam?

„ihm fällt nichts mehr ein“

Zunächst wird Messiaen bekannt als ein Vater der seriellen Musik. Damit ist er Mitte des 20. Jahrhunderts ganz auf der

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Höhe der Zeit. Als er sich jedoch bald mehr und mehr den Vögeln zuwendet, erntet er von seinen Kollegen Unverständnis: „Ihm fällt nichts mehr ein“, dieses nüchterne Urteil etwa soll Karl Heinrich Wörner gefällt haben. Messiaen war an einen Punkt gekommen, an dem ihn das strukturelle Puzzlespiel der seriellen Musik nicht mehr überzeugte. In seinen eigenen Worten: „Was blieb mir übrig als dies: das wahre, verlorene Gesicht der Musik irgendwo draußen zu suchen, in den Wäldern, in den Feldern, in den Bergen oder an der Küste, unter den Vögeln.“ Dieses Zitat lässt erahnen, worauf es Messiaen ankommt: Er sucht den Urgrund der Musik, den Widerklang der Schöpfung. Als solchen erkennt der tief religiöse Katholik den Gesang der Vögel. Und so nehmen in seinen Werken biblische Themen großen Raum ein.

„Das GeGenteil Der zeit“

Welche spirituelle Bedeutung Vögel für Messiaen haben, formuliert er so: „Die Vögel sind das Gegenteil der Zeit. Sie stellen unsere Sehnsucht nach dem Licht dar (...).“ Messiaen spielt darauf an, dass der Vogelgesang kompositorisch ohne Anfang und Ende sei, keiner festen Metrik folge und also quasi zeitlos sei.Vogelgesang also als Fingerzeig Gottes auf die Ewigkeit, als eine Art akustisches Konfetti, das der Herr vom Himmel fallen lässt als Zeichen seiner Herrlichkeit. Und Messiaen rekomponiert sozusagen die Musik des Himmels. Er ist somit auch „Apostel der Schönheit“, wie es die Schriftstellerin und MessiaenEnthusiastin Barbara von Wulffen in Worte fasst.

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ausBlicK von oBen

Und nach Messiaen? Wimmelt es nur so von Vögeln in der Musik. Namen wie Rautavaara, Schnebel oder auch Kate Bush wären zu nennen. Und doch: In dieser Konsequenz hat sich noch kein Komponist an Vogelstimmen herangewagt wie Olivier Messiaen. Bis jetzt.

hör-TIpp: Livre du Saint Sacrement. Paul Jacobs, Orgel. Naxos. Digital vorläufig nur per MP3-Download erhältlich, ab September 2010 auf CD.

DEr VoGElkuNDlEr üBEr VoGElGESANG Was halten Sie von Komponisten, die Vogelstimmen in ihren Werken verarbeiten? Ich bewundere Leute wie Messiaen, denn sie schaffen es durch ihre Musik, anderen zu vermitteln, dass da draußen etwas Wunderbares passiert. Warum singen Vögel? Zum einen, um ihr Revier zu markieren und dessen Grenzen gegen die innerartliche Konkurrenz zu sichern. Zum anderen für die Partnerwahl. Gesteuert wird der Gesang durch die Hypophyse, die die Länge des Tageslichts misst, und durch Sexualhormone. Macht Vögeln das Singen Freude? Ja, eindeutig. Denn Vögel singen mehr als erforderlich. Und man hört deutlich, wie sich beispielsweise die Amsel vor Begeisterung richtig in den Gesang hineinsteigert. Möglicherweise wird sie dabei vom Gesang der Konkurrenten angestachelt. Die Fragen beantwortete Manfred Siering, 1. Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. und seit 43 Jahren Leiter vogelkundlicher Exkursionen.

700 Vogelrufe konnte Olivier Messiaen unterscheiden. 51

resonanz Leserbriefe

FÜR WASSER-, SCHMUTZ- UND EINBRUCHSCHUTZ! Tauschen Sie jetzt Ihren alten Gitterrost aus!

was möGen sie an neue musiK in fotoGeheimnis virtuos, was wünschen ostDeutschlanD Gelüftet sie sich von Der reDaKIch schreibe Ihnen, da mir Ihr Artikel über Als gebürtiger und gelernter „Ossi“ kenne tion? schreiBen sie uns, die Komponisten der DDR im virtuos (ich ich einige Kollegen, die in Ihrem Artikel bin GEMA-Mitglied) sehr gefallen hat. „Neue Musik im Osten“ abgebildet wurwir freuen uns üBer Das Schicksal hat es gewollt, dass ich sehr den. Zum Beispiel kenne ich auf dem Foto ihre anreGunGen! viel im Osten tätig war, und so hat mir sehr auf Seite 13 (Geraer Ferienkurs 1982) den

was machen Die GeBurtstaGsKinDer? Guten Morgen liebe Redaktion, Sie suchen Anregungen, um Ihr Heft virtuos noch spannender zu gestalten? Vielleicht kann die nachfolgende Anregung etwas dazu beitragen: Bei den „runden“ Geburtstagskindern, die aber auch gerne ganz schlank sein können, würde ich es begrüßen, wenn dazu einige Bemerkungen gemacht werden könnten. Also z.B. 9o. Geburtstag von WERNER WEITZE, Tätigkeit: jahrelang die rechte Hand von Verleger Ralph Maria Siegel. Wäre doch schön, wenn da nun etwas stehen würde, was diese GEMA-Mitglieder komponiert, getextet oder musikalisch geleistet haben. Viele Grüße, Ihr Michael Wilke

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IhrE MEINuNG ZählT Sie möchten uns Ihre Meinung sagen? Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften – gerne auch zu einzelnen Artikeln. Bitte senden Sie Ihre Briefe, Faxe oder E-Mails an: GEMA-Kommunikation, GEMA-Generaldirektion, Rosenheimer Str. 11, 81667 München, Fax: 089 - 4 80 03 - 424, E-Mail: [email protected] Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.

neue musiK muss GeförDert werDen Ich habe wieder das neueste Heft von virtuos erhalten. Die Mischung von Information, Berichten und Notizen sowie das Layout gefallen mir sehr gut. Mit Aufmerksamkeit habe ich Ihren Bericht über die Neue Musik in Ostdeutschland studiert. Da lernt man, dass es in den gelobten westlichen Bundesländern noch erheblichen Nachholbedarf an Information gibt. Ohne die Förderung der Neuen Musik wird die Geschichte der Musik zu einer blutleeren, musealen Angelegenheit. Eine solche Entwicklung wäre verhängnisvoll. Haben Sie Dank für Ihre engagierte Arbeit. Mit freundlichen Grüßen, Hans Schmidt-Mannheim

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Ihnen unbekannten Mann zwischen Martin Hertel und Helmut Zapf. Das ist der Tonmeister Andreas Bracht. Und noch eine Anmerkung zu Ihrem Foto „Moment mal“: Der Kollege vorne, 2.v.r., der von Ihnen als „Tourmaster“ Siegbert Schneider bezeichnet wurde, heißt zwar so, aber das ist der Tonmeister von damals Amiga (VEB Deutsche Schallplatten). Mit freundlichen Grüßen, Matthias Stolte (der ansonsten Ihre Zeitschrift gut findet!)

Ihre Fragen beantworten wir gern telefonisch unter

Anm. d. Redaktion: Da haben Sie natürlich recht. Vielen Dank für Ihre Anmerkung.

+49(0)81 76/93 10-0 Oder per Mail an

[email protected]

weitere musiKKita in Berlin Ich bin Musikpädagogin der Leo Kestenberg Musikschule in Berlin TempelhofSchöneberg. Ich habe Ihren Artikel über den Musikkindergarten Daniel Barenboim gelesen und wollte Sie sehr gerne über die Existenz einer weiteren Musikkita in Berlin informieren. Ich arbeite in der Kita am Kleistpark, in der 130 Kinder aus über 30 Nationen täglich unter meiner Anleitung Musikunterricht erhalten. Mit professionellen Musikern und den Kindern sind zwei CDs entstanden, von denen die zweite („Wir Kinder vom Kleistpark machen Musik“) den Medienpreis Leopold 2009 des VdM erhalten hat. Näheres erfahren Sie unter www.wirkindervomkleistpark.de. Mit freundlichen Grüßen, Elena Marx

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Allerherzlichste Glückwünsche zum Gelingen Ihrer Zeitung, die wahrlich wahrhaft „rüberkommt“. Sie wird gelesen, hat Biss und Charakter, ist verständlich, informiert … – Sie ist gedanklich quadrophonisch installiert. Etwas, was es in der Musik nicht mehr gibt. Compliments, Ihnen und Ihrem Team. Super find’ ich die Vorstellung der „GEMA-Insassen“, endlich weiß man, mit wem man spricht … Ende des Lobes. Ciao, schöne Grüße, Ihr Peter Thomas

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schreib mal wieDer! das Verständnis der Autorin Anna Schürmer für die Situation der Musiker dort in den Zeiten des Umbruchs gefallen. Mit besten Grüßen Ihr Pierre-Dominique Ponnelle

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gema-wissen

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Das Einmaleins der GEMa

Die Verteilung Teil I: Allgemeine Informationen teil i: allGemeine informationen TEXT: JüRGEN BRANDHORST

Die Arbeit der GEMA besteht im Wesentlichen aus drei Bereichen: - der Dokumentation von Werken und ihrer Anteilsaufteilung auf die Berechtigten (Komponisten, Textdichter, Bearbeiter, Verlage) - dem Inkasso - der Verteilung, das heißt Abrechnung von Tantiemen an die bezugsberechtigten Urheber und Verlage.

Qualität schreibt man mit R. Brillen von Rodenstock.

Insbesondere der Bereich der Verteilung erscheint vielen Mitgliedern aufgrund der vielschichtigen Regeln als schwer verständlich. In der Tat stellen die Verteilungspläne der GEMA ein über lange Zeit gewachsenes Regelwerk dar, das durch die Mitgliederversammlung aufgrund der Vielfalt der unterschiedlichen Nutzungszusammenhänge ständig angepasst und differenziert wurde und damit auch einen gewissen Grad der Komplexität erreicht hat.

1.

welche verschieDenen verteilunGspläne werDen Bei Der Gema anGewenDet?

Die GEMA hat für die unterschiedlichen Nutzungsbereiche drei verschiedene Verteilungspläne aufgestellt: A. Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht B. Verteilungsplan für das Mechanische Vervielfältigungsrecht C. Vorläufiger Verteilungsplan für den Nutzungsbereich Online (befristet bis zum Jahr 2010)

Besser sehen.

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10. märz D in Koop ortmunD, e mit Demration weitere v informut. unter ationen www.G ema.De

info tarife teil ii

Die in der letzten Ausgabe begonnene Übersicht über die Tarife der GEMA wird in einer der nächsten Ausgaben von virtuos mit der Darstellung der aktualisierten Tarife im Bereich Online fortgesetzt.

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gema-wissen

Das Einmaleins der GEMa

2.

3.

wie sinD Diese Drei verteilunGspläne weiter aufGeGlieDert?

Um möglichst detailliert auf die besonderen Arten der Musiknutzung in diesen verschiedenen Musikverwertungsgebieten einzugehen und somit eine jeweils sachgerechte Verteilung vorzunehmen, gibt es bei der GEMA mehrere Verteilungssparten, in denen unterschiedliche Abrechnungsregeln gelten.

- KRA: - M:

Kabel-Tonrundfunk Ausland Aufführungen mittels mechanischer Vorrichtungen, ohne Fernsehen bzw. Bildtonträger - MOD: Musik-on-Demand – zum Herunterladen (Downloading) - PHONO VR: Vervielfältigungsrecht an Tonträgern - R: Tonrundfunk (Hörfunk) - T FS: Tonfilm im Fernsehen - T: Tonfilm - TD: Tonfilm-Direktverrechnung (Musik in Wirtschaftsfilmen, Tonbildschauen) - U: Veranstaltungen von Unterhaltungsund Tanzmusik - UD: U-Musik-Direktverrechnung (Nettoeinzelverrechnung) - VOD: Video-on-Demand - WEB: Websites (Streaming)

Die verschiedenen Abrechnungssparten sind mit den dazugehörenden Abkürzungen in untenstehender übersicht in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.

Die Verteilungssparten der GEMA - A: - BM: - BT VR: - DK: - E: - ED: - EM:

- FS: - KFSA: - KI: - KMOD:

Ausland Bühnenmusik und Bühnen-Aufführungen von vorbestehenden Werken des Kleinen Recht Vervielfältigungen an Bildtonträgern Mechanische Musikwiedergabe in Diskotheken Veranstaltungen Ernster Musik E-Musik-Direktverrechnung (Nettoeinzelverrechnung) E-Musik-Aufführungen mittels mechanischer Vorrichtungen (Nettoeinzelverrechnung) Fernsehrundfunk Kabel-Fernsehrundfunk Ausland Musik im Gottesdienst Zuspielung von Werken als Ruftonmelodien

Außerdem wird in einigen Sparten des Senderechts und der Online-Nutzung zusätzlich noch das Vervielfältigungsrecht (VR) abgerechnet: - A VR, - FS VR, - KMOD VR, - MOD VR, - R VR, - VOD VR und - WEB VR.

DarstellunG Der Drei verteilunGsarten: 1. Individuelle Verteilung (Direktverrechnung) Lizenzertrag

Tantiemen

2. Kollektive Verrechnung Berechtigte

Vergütung

Lizenzertrag

Ausschüttung

POOL

Berechtigte

3. Verteilung durch Zuschläge

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welche GrunDreGeln Der verteilunG werDen von Der Gema anGewenDet?

Bei der Verteilung von Tantiemen gibt es drei unterschiedliche Formen der Abrechnung, die alle auch in bestimmten Sparten von der GEMA praktiziert werden: - die individuelle Verteilung, d.h. die Direkt- oder Nettoeinzelverrechnung - die kollektive Verrechnung, d.h. die Verrechnung auf der Grundlage z.B. von „Punkt-“ oder „Minutenwerten“ - die analoge Verrechnung, d.h. die Verteilung durch Zuschläge zu anderen Sparten. Die „individuelle Verteilung“ (oder auch „Direktverrechnung“ genannt) führt zu einer Nettoeinzelverrechnung von Tantiemen. Dabei werden die Einnahmen, d.h. der Inkassobetrag für bestimmte Werknutzungen, direkt (nach Abzug von Kosten, ggf. 10%-Abzug etc.) an die jeweils beteiligten Berechtigten (Komponisten, Textdichter, Bearbeiter und Verlage) verteilt. Es besteht hier somit ein direkter Zusammenhang zwischen dem Inkasso für eine konkrete Werknutzung und dem betreffenden Ausschüttungsbetrag. Beispiele für die individuelle Verteilung, d.h. für eine Nettoeinzelverrechnung, sind die Tonträgerabrechnung in der Sparte PHONO VR oder auch bestimmte Fälle von Aufführungen, wie sie in Abschnitt XIII der Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht aufgelistet sind (GEMA-Jahrbuch 2009/2010, S. 306-307; unter www.gema.de/jahrbuch steht das Jahrbuch auch zum Download zur Verfügung.) Die „kollektive Verrechnung“ ist hingegen die Verteilung auf der Grundlage z.B. von „Punkt-“ oder „Minutenwerten“. Die Abrechnung der Nutzung ist hier somit unabhängig vom individuellen Inkasso für eine konkrete Werknutzung. Mit anderen Worten: Das Abrechnungsergebnis steht in keiner direkten Relation z.B. zum Veranstaltungsinkasso bei Konzerten. Die Erträge der GEMA in einer Nutzungsart – wie beispielsweise U- oder E-Musik oder im Rundfunk – werden zunächst in einer Verteilungssumme, bildlich gesprochen in einem „Abrechnungstopf“ gesammelt. Kriterien für die Verteilung sind dann z.B. die Anzahl der jeweiligen Aufführungen oder Sendeminuten pro Jahr und bestimmte Merkmale der einzelnen Musikstücke (wie z.B. Gattung, Besetzung und Spieldauer). Bei dieser kollektiven Verrechnung kommt aufgrund des einheitlichen Punkt- oder Minutenwertes das so genannte „Solidarprinzip“ der GEMA zum Tragen: Die Berechtigten, deren Werke z.B. in Konzerten mit höherem Inkasso – abhängig von der Größe des Veranstaltungsraumes und der Höhe des Eintrittsgeldes – gespielt werden, fördern jene Berechtigten, deren Werke in kleineren Veranstaltungen mit verhältnismäßig geringem Inkasso aufgeführt werden.

virtuos Ausgabe März 2010

Dieses Solidarprinzip hat allerdings seine Grenzen: so unter anderem bei Veranstaltungen im Bereich der U-Musik mit einem Inkassobetrag ab EUR 750,- pro Veranstaltung, die immer zu einer Nettoeinzelverrechnung führen. Die genauen Bestimmungen dazu finden sich ebenfalls in Abschn. XIII der Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht (siehe ebenfalls GEMA-Jahrbuch 2009/2010, S. 306-307). Als Beispiele für die kollektive Verrechnung können die Abrechnung von Veranstaltungen in der Sparte Unterhaltungsund Tanzmusik (U) oder der Sparte Ernste Musik (E) oder aber die Rundfunkabrechnungen in den Sparten Hörfunk (R) oder Fernsehen (FS) gelten. So liegen der Abrechnung in den Sparten E beziehungsweise U jeweils einheitliche Punktwerte zugrunde, und in den Sparten R und FS gibt es einen einheitlichen Minutenwert. Punktwert U 2008: EUR 0,4195 (2007: EUR 0,3895) Punktwert E 2008: EUR 0,3611 (2007: EUR 0,3513) Minutenwert R und FS 2008: EUR 3,0870 (2007: EUR 3,3474) Bei der „anlogen Verrechnung“ oder „Verteilung durch Zuschläge“ wird die Verrechnung analog zu einer anderen Sparte vorgenommen, d.h. ohne eigenständige Auswertung von Veranstaltungsprogrammen oder Sendemeldungen und somit ohne direkten Bezug zum Inkasso. Eine solche Verteilung durch Zuschläge geschieht beispielsweise in der Sparte M, in der die so genannte mechanische Musikwiedergabe von Unterhaltungsmusik z.B. in Gaststätten, Hotels, im Einzelhandel oder in Arztpraxen abgerechnet wird. Die Verteilungssumme, die für diese Wiedergabe von Tonträgern zur Verfügung steht, wird zu 60 % mit dem Minutenwert in der Sparte R (Hörfunk) und zu 40 % in der Sparte M verrechnet. Die Verrechnung in der Sparte M erfolgt nach den Aufführungszahlen, die bei der Abrechnung in der Sparte U im jeweiligen Geschäftsjahr festgestellt worden sind und ist somit ein Zuschlag zur Sparte U (vgl. die genauen Bedingungen in Abschnitt VIII Ziffer 4 d) der Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht). Die GEMA wählt hier diese Form der Abrechnung, da der Gesetzgeber in diesem Zusammenhang keine Programmabgabepflicht vorsieht. Die betreffenden Nutzer, wie z.B. ein Gastronom oder Einzelhändler, wären in der Praxis auch überfordert, wenn sie einen Nachweis über die wiedergegebenen Musikstücke führen müssten.

info aBrechnunG

Wie die drei unterschiedlichen Formen der Abrechnung, nämlich die individuelle Verteilung, die kollektive und die analoge Verrechnung in den einzelnen Sparten umgesetzt werden, wird in den kommenden Ausgaben von virtuos – auch anhand von konkreten Beispielen – erläutert werden.

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sCHlussakkord

anzeiGe

Business Akademie für Medien, Event & Kultur

VIrTuoS 2/2010 erscheint am 21. Mai 2010

ThEMEN urhEBEr TuN GuT

Das Engagement, die Projekte, die Macher – wofür sich GEMA-Mitglieder einsetzen.

DEuTSchEr MuSIkAuTorENprEIS

Die Auszeichnung, die Preisträger, die Feier – Berichte von der Verleihung in Berlin.

AuSSErorDENTlIchE MITGlIEDErVErSAMMluNG

Die Grundlage, die Versammlung, die Beschlüsse – detaillierte Informationen von der Versammlung am 12. März 2010.

MITGlIEDErVErSAMMluNG 2010 IN BErlIN

Die Vorschau, das Programm, die Antragsstellung – alles rund um die Mitgliederversammlung vom 28. bis 30. Juni.

Wussten sie eigentlich, dass …

... die Mundharmonika der deutsche Exportschlager Nummer eins unter den Musikinstrumenten ist? Mehr als 800.000 der kleinen, vielzüngigen Luftkanalsysteme mit einem Gesamtwert von rund 7,1 Millionen Euro gingen von Januar bis Oktober 2009 laut Statistischem Bundesamt aus der Bundesrepublik in alle Welt. Mit mehr als 252.000 Stück waren die USA der Hauptabnehmer, gefolgt von Frankreich und Spanien. Eigentlich Leichtgewichte, brachten die ausgeführten deutschen Erzeugnisse insgesamt doch fast 100 Tonnen auf die Waage. Die Geschichte der Mundharmonika lässt sich lediglich bis in die 1820er-Jahre zurückverfolgen. Etwa hundert Jahre später feiert das Bläsle oder der Goschenhobel, wie das Instrument auch genannt wird, seine größten Erfolge, angekurbelt vom neuen Massenmedium Schallplatte. Berühmte Interpreten: der Bluesmusiker Little Walter oder die lebende Legende Bob Dylan. Mit der erfolgreichste Mundharmonikaspieler dürfte jedoch ein namenloser Junge sein, der in dem von Arbex/Orloff geschriebenen und von Bernd Clüver interpretierten Hit „Der Junge mit der Mundharmonika“ besungen wurde und sich 1973 sieben Wochen auf Platz eins der deutschen Charts hielt. Herausgeber: Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) Berlin und München

Redaktion: bm Bettina Müller (Chefredaktion, V.i.S.d.P.) ip Isabel Palmtag (stv. Chefredaktion) mp Maria Pinzger

Redaktionelle Mitarbeit: Kristina Balbach, Dr. Jürgen Brandhorst, Rolf Budde, Frank Dostal, Birgit Miriam Hering, Markus Lipp, Angela Pietzsch, Burkhard Maria Zimmermann

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virtuos Ausgabe März 2010

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