Januar 2015 - Stiftung der Vertriebenen in Sachsen

February 19, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V.

Vertriebene und Spätaussiedler in Sachsen

Das Waldenburger Bergland im Winter – Blick auf den Heidelberg/Waligóra. Foto: Ejdzej/PL

Diese Ausgabe Generationswechsel an BdV-Spitze Bundesverdienstkreuz für zwei Vertriebene Neue Wanderausstellung Wolfskind sucht Aufklärung Als Freiwillige in Rumänien Ost-und Westpreußen feiern Jahresabschluss Mundarten zum Heimatnachmittag Luther und Ostpreußen Die Liegnitzer Ritterakademie Mein Leipzig lob ich mir Zum 99. von Ruth Geede

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Liebe Heimatfreunde, liebe Leserinnen und Leser! Im Namen des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler Sachsen/Schlesische Lausitz übermittle ich Ihnen herzliche Grüße und Wünsche für ein erfolgreiches und glückliches Jahr 2015. Gleichzeitig gedenken wir gemeinsam der Landsleute, die fern ihrer Heimat die letzte Ruhe fanden. Allen Erkrankten wünschen wir von Herzen alles Gute und baldige Genesung. Gestatten Sie mir, an wichtige Ereignisse des vergangenen Jahres zu erinnern. Im letzten Jahr wurde am zweiten Sonntag im September der erste sächsische Gedenktag gegen Flucht und Vertreibung in Freiberg begangen. Damit haben wir ein wichtiges Ziel unserer Arbeit erreicht. Es ist ein Verdienst der zahlreichen Helfer, der Kreisverbände und Landsmannschaften. Für ihr Engagement sei Ihnen an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gedankt. Auch an das jährliche Treffen der Chöre in Reichenbach/OL können wir als eines unserer schönsten Feste erinnern. Es ist bereits eine wichtige Tradition, in jedem Jahr Chöre in ihrer bunten Vielfalt zu erleben. Für jeden Chor gab es größtes Lob, Dank und stürmischen Beifall. Ebenso möchte ich an unseren Tag der Heimat in Leipzig erinnern. Das Leitwort „Deutschland geht nicht ohne uns“ verdeutlichte, dass Vertriebene und Aussiedler Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig geprägt und gemeinsam mit den Einheimischen wiederaufgebaut haben. Zusammen mit dem sächsischen Gedenktag daran zu erinnern ist ein wichtiges Zeichen, denn Deutschland ging damals und geht heute nicht ohne die Heimatvertriebenen und Aussiedler, wie auch unsere neue sachsenweite Wanderausstellung „Integration durch Leistung - Vertriebene, Spätaussiedler und Zuwanderer als Unternehmer in Sachsen“ eindrucksvoll dargelegt. Mit Zuversicht blicken wir aufdas Jahr 2015, aufdie Fortsetzung unserer kontinuierlichen Arbeit, bei der wir aufIhre zahlreiche Beteiligung und Unterstützung hoffen dürfen. Gottes Segen im neuen Jahr, viel Freude und herzliche Grüße auch an Ihre Familien

Ausgabe 1/2015

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Aktuell

Generationswechsel an BdV-Spitze

Die Bundesversammlung des Bundes der Vertriebenen wählte im November den CSU-Politiker Bernd Fabritius zum Präsidenten des BdV. Fabritius folgt damit auf Erika Steinbach, die sich nach 16 Jahren als BdV-Präsidentin zurückzog.

Es ist ein Generationswechsel für den Bund der Vertriebenen. Fabritius ist der erste Chef des Dachverbandes, der nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde. Der 49-Jährige sagte, er werde sich künftig noch stärker um die Belange der im Osten Europas verbliebenen deutschen Minderheiten kümmern. Er will auch das angespannte Verhältnis des Verbandes zu Polen verbessern. „Voraussetzung ist die ehrliche und kritische Betrachtung der jeweils eigenen Geschichte“, sagte Fabritius. Der Siebenbürger Sachse Bernd Fabritius wurde 1965 in Agnita/Agnetheln (Kreis Sibiu/Hermannstadt – Rumänien) geboren. Nach dem Abitur am BrukenthalGymnasium in Hermannstadt kam er zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern 1984 nach Deutschland. Er ist Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und Präsident des Weltverbandes der Siebenbürger Sachsen. In den Bundestag zog der promovierte Jurist nach der Wahl im vorigen Herbst ein. Er ist Mitglied im Europaausschuss und im Menschenrechtsausschuss. Da er als Kind und Jugendli-

cher die Ceausescu-Diktatur in Rumänien miterlebte, betrachtet er sich als Angehöriger der Erlebnisgeneration. Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der Unions-Fraktion im Bundestag, Klaus Brähmig (CDU), sagte, Fabritius werde nicht nur die Interessen der Vertriebenen erfolgreich vertreten, sondern „verstärkt die Interessen der Spätaussiedler und die in den Herkunftsgebieten lebenden deutschen Minderheiten mit in den Blick nehmen“. Landesvorsitzender Frank Hirche gratulierte Bernd Fabritius zur Wahl und freut sich auf eine gute Zusammenarbeit. Fabritius versprach in einem Schreiben an unseren Landesverband baldmöglichst einen Besuch zu einer öffentlichen Veranstaltung. Ins BdV-Präsidium wurden weitere zwölf Mitglieder gewählt, unter ihnen der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer. Erstmals kam mit dem tschechisch-deutschen Bürgerrechtler Milan Horáček ein Grünen-Politiker in das Gremium. Der nach der Niederschlagung 2

des Prager Frühlings in die Bundesrepublik emigrierte Horáček wurde im Sommer letzten Jahres mit dem Europäischen Karlspreis ausgezeichnet. Text: mm/ Foto: Privat

Geburtsurkunden aus den Heimatgebieten

Immer wieder wenden sich Vertriebene und Spätaussiedler auf der Suche nach Geburtsurkunden aus den Heimatgebieten an unsere Kanzlei. Wir sind Ihnen gern behilflich. Sie können sich aber direkt an die folgende Adresse wenden: Standesamt Berlin I, Schönstedtstrasse 5, 13357 Berlin, Tel.: 030/902695000. Um einen langen Schriftwechsel zu vermeiden, empfehlenwir, sichimInternetüberdie Antragsvoraussetzungen zu erkundigen. Wer selber keinen Internetzugang hat, sollte sichandiejüngereGenerationwenden. BeischwierigenRechtsfragensolltensie oder ihre Kinder sich natürlich an eine Anwaltskanzlei wenden. Wir haben uns aufdas Arbeitsrechtspezialisiert. Rechtsanwälte Neie und Zempel, Herderstrasse 7, 04277 Leipzig, Tel.: 0341/3067306 Ausgabe 1/2015

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Verbandsarbeit

Bundesverdienstkreuz für zwei Vertriebene

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (6.v.r.) überreicht das Verdienstkreuz an Elfriede Rink (4.v.r) und Hubertus Unfried (1.v.r.).

Foto: Privat

In einem Festakt in der Staatskanzlei am 26. November 2014 überreichte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich zehn Persönlichkeiten aus Sachsen den von Bundespräsident Joachim Gauck verliehenen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz). Zwei der Geehrten sind Mitglieder unseres Verbandes: Frau Elfriede Rick und Herr Hubertus Unfried. Hiermit erhielt ihre langjährige ehrenamtliche Arbeit auch über Ländergrenzen hinweg eine würdige Anerkennung. Zugleich zeigt diese Ehrung, dass das Wirken des Landesverbandes an hoher Stelle wahrgenommen wird.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten wurde Hubertus Unfried ausgezeichnet.

Im Januar des vergangenen Jahres erhielt der BdV-Freiberg in Gegenwart von Ministerpräsident Stanislaw Tillich und vielen anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens den Bürgerpreis der Stadt Freiberg. Dies war nicht nur eine Auszeichnung für den BdV-Kreisverband, sondern auch für seinen 1. Vorsitzenden Hubertus Unfried. Im November folgte nun die zweite Ehrung. Ministerpräsident Tillich überreichte im Auftrag des Bundespräsidenten an Hubertus Unfried das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. In seiner Laudatio hob der Ministerpräsident hervor, dass Hubertus Unfried nicht nur den Kreisverband des BdV gegründet habe und seit vielen Jahren leite, sondern das viele Projekte der Vertriebenen durch ihn maßgeblich organisiert und gestaltet worden seien. Besonders hervor hob er die Sicherung und Neugestaltung des Vertriebenen-

friedhofs in Freiberg, des größten deutschen Vertriebenenfriedhofs, die Herausgabe einer Broschüre über die Heimatstuben, die Durchführung eines Schülerwettbewerbes, die Einrichtung des Hauses der Heimat sowie die Gründung der Vertriebenenstiftung. Der Ministerpräsident erinnerte daran, dass Hubertus Unfried mehr als 100 Spendenfahrten nach Pommern, Ostpreußen und Schlesien durchgeführt und bei der Verteilung der Spenden nicht nur die dort verbliebenen Deutschen, sondern auch die neuen Bewohner bedacht habe. (Für unsere Leser ergänze ich, dass der umfangreichste und schwierigste Teil der Spendenfahrten natürlich nicht die Fahrten an sich sind, sondern das Sammeln der Spenden.) Hubertus Unfried trage in entscheidendem Maße zu einer Versöhnung der Völker bei. Bei der Einrichtung des Hauses der Heimat habe Hubertus Unfried zusammen mit anderen Mitgliedern seines 3

Kreisverbandes auch aktiv Hand angelegt. Anlässlich einer Arbeitstagung des LVS haben Landesvorsitzender Frank Hirche und Friedrich Zempel, Vorsitzender des EuB, Hubertus Unfried herzlich gratuliert. Durch diese Auszeichnungen werde deutlich, dass die ehrenamtliche Arbeit der Vertriebenen anerkannt und geschätzt werde. Axel Schubin

Ausgabe 1/2015

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Verbandsarbeit

Elfriede Rick verbindet aus tief christlicher Grundhaltung das Bewahren ostpreußischen Kulturgutes mit grenzübergreifender Tätigkeit im Sinne der Versöhnung.

bettelte. Dort fand sie tatsächlich Hilfe, die sie nie vergessen hat. Nach ihrer Vertreibung absolvierte sie im Dresdner Diakonissenkrankenhaus eine Ausbildung zur Krankenschwester. Dort konnte sie in der Paramenten-Werkstatt auch Techniken des textilen Gestaltens erlernen. So wurde sie eine versierte Textilgestalterin. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellte sie nicht nur dem Haus der Heimat in Reichenbach/OL zur Verfügung, sondern sie übergab, in dankbarer Verbundenheit mit Litauen, wertvolle Antependien an dortige Kirchen, aber auch an Kirchen in Polen und im Königsberger Gebiet. Im Jahre 1996 initiierte sie im staatlichen Museum für Volkskunde Dresden eine Ausstellung über ostpreußische Volkskunst. Frau Rick gibt ihre reichen Erfahrungen auch an die folgenden Generationen weiter, indem sie als Zeitzeugin in Schulen, als Rednerin in öffentlichen Veranstaltungen und in der MDR-Sendung „Dresdner Gespräche“ wirksam geworden ist. Außerdem hat sie zehn bundesoffene Kirchentage evangelischer Ostpreußen organisiert. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass Die Freude über die hohe Ehre ist Elfriede Rick deutlich anzusehen. der russische Kantchor aus Gumbinnen Elfriede Rick wurde 1931 in Schelecken, mee besetzten Ostpreußen umher. Unter (Königsberger Gebiet) fünf gelungene Kreis Labiau/Ostpreußen, geboren. Von unsäglichen Bedingungen musste sie Konzerte in der Christuskirche in DresJanuar 1945 bis April 1948 irrte sie mit Zwangsarbeit leisten. Um nicht zu ver- den geben konnte. ihrer kranken Mutter und jüngeren Ge- hungern, unternahm sie lange FußmärText/Foto: Familie Schirotzek schwistern in dem nun von der Roten Ar- sche nach Litauen, wo sie um Brot

Neue Wanderausstellung zur Integrationsgeschichte in Sachsen

Die Ausstellung „Integration durch Leistung - Vertriebene, Spätaussiedler und Zuwanderer als Unternehmer in Sachsen“, spannt den Bogen von den Flüchtlingen und Vertriebenen am Ende des Zweiten Weltkrieges über die Spätaussiedler nach der friedlichen Revolution und

der deutschen Wiedervereinigung 1989/90 bis hin zu aktuellen Zu- wanderern. 23 Schautafeln und drei Hörstationen mit Ausschnitten aus Zeitzeugeninterviews geben erstmals einen Einblick in die jüngste Geschichte der Aufnahme der Vertriebenen und Spätaussiedler, der Zuwanderung und der Integration in den Freistaat Sachsen unter dem Blickpunkt der Aufnahme einer eigenen unternehmerischen Tätigkeit. Aus ihren Lebensgeschichten lassen sich wertvolle Erfahrungen ableiten, wie künftig die Integration von Zuwanderern in Sachsen im Rahmen einer Willkommenskultur gelingen kann. Die Ausstellung entstand in Trägerschaft 4

des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbundes mit dem Landkreis Görlitz und der Stadt Reichenbach/O.L. in Kooperation mit der Stiftung Erinnerung, Begegnung, Integration, dem Verein Erin- nerung und Begegnung und dem Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz. Als nächstes wird die Ausstellung vom 26. Januar bis 7. Februar 2015 in der Wilhelm-Adolph-von-Trützschler Oberschule Falkenstein, Pestalozzistr. 31, 08223 Falkenstein zu sehen sein. Die Ausstellung kann kostenfrei gebucht werden. Wenden Sie sich dazu bitte an die Redaktion. mm Ausgabe 1/2015

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Verbandsarbeit

Vertreibungen sind Unrecht - gestern wie heute Leitwort 2015 verurteilt Menschenrechtsverletzungen

Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2014 erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB: Die aktuelle Nachrichtensituation ist von Flucht und Vertreibung geprägt. Menschenrechtsverletzungen, wie wir sie aus unserer eigenen deutschen Vergangenheit kennen, wiederholen sich derzeit in großem Stil. Niemals zuvor waren weltweit so viele Menschen gleichzeitig aufder Flucht wie heute. Vertreibungen und Terror richten sich erneut willkürlich gegen Menschen anderer Volks- und Religionszugehörigkeit. Mit unserem Leitwort für 2015 „Vertreibungen sind Unrecht – gestern wie heute“ stellen wir uns an die Seite aller Opfer von

Vertreibungen und anderen Menschenrechtsverletzungen weltweit. Vor fast 70 Jahren fanden die furchtbaren, menschenrechtsverachtenden Verbrechen ein Ende, die von Deutschen im Namen der perfiden nationalsozialistischen Ideologie begangen wurden. Fast zeitgleich aber hatten weitere Menschenrechtsverletzungen begonnen: die millionenfache Vertreibung der Deutschen aus ihren Heimatgebieten im Osten und Südosten Europas. Hunderttausende von deutschen Zivilisten – Männer, Frauen und Kinder – wurden enteignet, entrechtet, abtransportiert, körperlich und seelisch misshandelt und in Lager gesperrt, wo viele verhungerten. Vertreibung, Verfolgung und Deportation

richteten sich unterschiedslos gegen die gesamte deutsche Zivilbevölkerung dieser Länder. Es erfolgten ethnische Säuberungen ganzer Regionen. Hinzu kam die Zeit der kommunistischen Unrechtsregime in Europa, in denen noch mehrere Jahrzehnte Menschen- und Volksgruppenrechte massiv eingeschränkt und verletzt wurden. Jahr für Jahr ist der Tag der Menschenrechte für die deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler gleichermaßen ein Tag der Erinnerung an das eigene, schwere Schicksal wie ein Ansporn, sich aus der persönlichen Erfahrung gegen Vertreibungen und sämtliche Menschenrechtsverletzungen einzusetzen.

Direktor der Vertriebenenstiftung muß gehen

Professor Dr. Manfred Kittel, der seit Errichtung der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung im Jahr 2009 als Direktor amtiert, ist von seinen Aufgaben entbunden worden. Das gab der Stiftungsrat in Berlin nach seiner turnusmäßigen Sitzung am 15. Dezember 2014 bekannt. Der Stiftungsrat habe Kittels eigenem Wunsch, von seinen Aufgaben entbunden zu werden, entsprochen, teilte das Gremium mit. Nun soll – so hat es der Stiftungsrat beschlossen – das Verfahren „zur Gewinnung einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers“ eingeleitet werden. Einen Zeitplan hat der Stiftungsrat dabei nicht festgelegt. Der Stiftungsrat unterstrich allerdings, dass die bisherige Konzeption „auch weiterhin die verbindliche Grundlage der Stiftungsarbeit“ bilde. Stiftung/mm

Zwei Schulklassen besichtigen das Haus der Heimat

Partnerschulen der Gerhart-Hauptmann-Oberschule Limbach-Oberfrohna sind das Gymnasium Zlin in Tschechien und das Gymnasium Nr. 3 aus Kluczbork/Kreuzburg O.S. in Polen.

Reichenbach/OL - Am 24. September 2014 war Leben im Haus der Heimat! Zwei Schulklassen der Gerhart-Hauptmann-Oberschule aus Limbach-Oberfrohna mit insgesamt 46 Schülern und ihren Lehrern waren angereist, um das Haus zu besichtigen. Initiiert hatte diesen Besuch der unermüdliche Heimatfreund Kurt Weihe, der einen regen Kontakt zu Schulen in Limbach-Oberfrohna pflegt.

Bereits im April dieses Jahres hatte er die Präsentation der Ausstellung „Unsere neue Heimat – Sachsen“ am AlbertSchweitzer-Gymnasium der Stadt organisiert. Die finanzielle Grundlage für den Besuch schuf Herr Dr. Baumann im sächsischen Innenministerium. Zu Beginn führte das Ehepaar Schirotzek mit kurzen Vorträgen in die Geschichte der deutschen Ostsiedlung und in das 5

Thema Flucht und Vertreibung ein. Hierfür hatte die Stadtverwaltung Reichenbach freundlicherweise das Via-Regia- Haus zur Verfügung gestellt. Anschließend führten Herr Zempel und das Ehepaar Schirotzek die Schüler durch die Räume des Hauses der Heimat. An ausgewählten Exponaten und ihrer Beziehung zu konkreten Menschen wurde versucht, den Schülern die historischen Ereignisse nahezubringen. Dabei zeigte sich, dass dieser Themenkomplex den Schülern im Wesentlichen unbekannt ist. Deshalb wurde ihnen empfohlen, ihre Großeltern darauf anzusprechen. Rein statistisch könnte jeder Vierte überrascht feststellen, dass seine Oma oder sein Opa in Eger, Königsberg oder Hermannstadt geboren wurde – Namen, die er zuvor noch nie gehört hatte. Vermittelt von Herrn Zempel, nahm die polnische Germanistik-Studentin Karolina Trzyna an der Veranstaltung teil; dazu war sie extra aus Posen angereist. Sie will eine Masterarbeit über die Erinnerungskultur von Polen und Deutschen verfassen. Text/Foto: Familie Schirotzek Ausgabe 1/2015

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Neujahrswunsch: Wolfskind sucht Aufklärung

Keine Eltern, kein Zuhause, keine Identität: Kurz nach Kriegsende wurde Hildegard S. als Zehnjährige von ihrer Mutter getrennt und musste alleine überleben - eines von bis zu 20.000 „Wolfskindern“, die durch das zerstörte Osteuropa irrten. Noch heute fällt es ihr schwer, über ihr Schicksal zu sprechen, sie schämt sich und möchte ihren heutigen Familiennamen nicht veröffentlichen. Dennoch sucht sie Aufklärung über das Schicksal ihrer Mutter und bat unsere Zeitung um Hilfe. Nach der Kapitulation Königsbergs entlädt sich der Vergeltungswille der Besatzer in Gewaltorgien. Hunger und Tod bestimmen das „Leben“ der Deutschen in der Stadt. Immer wieder verfrachten die Sowjets deutsche Zivilisten als Arbeitskräfte an andere Orte. Bei einem dieser Zugtransporte verliert Hildegard ihre Mutter und ihren Bruder Manfred aus den Augen. Von einem Moment auf den anderen ist sie allein und wurde ein „Wolfskind“. So nannte man die Kinder aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die ihre Familien verloren und sich als Waisen durchschlagen mussten. Etwa 20.000 sollen es allein in Ostpreußen gewesen sein, rund 5000 dieser "Vokietukai", kleinen Deutschen, gelangten, wie Hildegard, nach Litauen. Wochenlang streift die gerade Zehnjährige durch Dörfer und Wälder, bevor sie von einem litauischen Pfarrer über den Winter aufgenommen wird. In den nächsten Monaten dort lernte sie Litauisch, denn Deutsch durfte sie nicht mehr sprechen – zu gefährlich. Wenn russische Soldaten die kleinen Deut-

schen entdeckten, wurden sie gnadenlos zusammengetrieben und zurückgeschickt. Den Helfern drohten erhebliche Strafen. Der katholische Pfarrer fand eine Familie für Hildegard. Die schickte sie sogar in die Schule. Anfang der 1950er Jahre geschah das Unfassbare. Der Pfarrer bekam einen Brief von Hildegards Mutter. Eine Bekannte, die den Aufenthaltsort von Hildegard kannte, traf die Mutter nach ihrer Vertreibung und berichtete ihr. In Borna bei Leipzig lebe sie und habe einen Mann kennengelernt. Nach ihrer Heirat wolle sie nach Litauen kommen und ihre Tochter holen. Ein weiterer, ein letzter, Brief mit einigen Fotos folgt. Monate und Jahre wartete Hildegard vergeblich auf eine weitere Nachricht. Nach der Unabhängigkeit Litauens von der Sowjetunion 1991 gründeten Betroffene den Verein „EdelweißWolfskinder“. Über diese Organisation erfuhr sie, dass ihr Bruder Manfred noch lebe, er aber keinen Kontakt zu Hildegard wünsche. Spärlich unter-

richtete er sie vom Tod der Mutter. Sie sei Mitte der fünfziger Jahre verhaftet worden und habe im Gefängnis (welches ist unbekannt) Selbstmord begangen. Ohne jemals wieder mit der Schwester Kontakt zu haben, verstarb Manfred. Im Jahre 2001 beantragte Hildegard S. die deutsche Staatsbürgerschaft und übersiedelte nach Deutschland. Über unsere Zeitung hofft sie etwas aus dem Leben ihrer Mutter, Grete Elisabeth Hildegard Linde geb. Langhans, erfahren zu können. Geboren wurde die Mutter am 19. Februar 1917 in Königsberg. Ihr Tod im Gefängnis wird auf den 4. Januar 1956 datiert. Ihre letzte Anschrift vor ihrer Verhaftung war die Grabengasse 18 in Borna. „Vielleicht kannte jemand meine Mutter oder ihren Freund Heinz Sachse, den sie heiraten wollte“, fragt Hildegard Linde in ihrem Brief an uns, den eine Freundin vom Verein „EdelweißWolfskinder“ für die fast Erblindete schrieb. Hinweise richten Sie bitte an die Redaktion zur Weiterleitung.

mm

Wer kennt Grete Elisabeth Hildegard Linde geb. Langhans?

Dies sind die einzigen Fotos, entstanden in den 1950er Jahren, von Grete Elisabeth Hildegard Linde geb. Langhans aus Königsberg, zuletzt wohnhaft in Borna. Das rechte Bild zeigt sie mit ihrem damaligen Freund Heinz Sachse. 6 Ausgabe 1/2015

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Verbandsarbeit

Zum Basteln fehlen Scheren - Als Freiwillige in Rumänien

Blick nach Oberwischau

Seit September bin ich jetzt im Rahmen des „kulturweit“ Freiwilligendienstes (org. vom Auswärtigen Amt und der UNESCO NatCom) für ein Jahr in Rumänien. Ich wohne und arbeite in der Kleinstadt Viseu de Sus (dt. Oberwischau) ganz im Norden des Landes, mitten in den Karpaten. Nur noch hier in Oberwischau gibt es eine kleine deutsch-österreichische Minderheit, die Zipser, deren Vorfahren im 18. Jhd. als Waldarbeiter hierher kamen. Meine Arbeit an der Schule besteht größtenteils aus Assistenz im Deutschunterricht und bei der Pro-

Die Waldbahn im Wassertal

Foto: hzav-WordPress

Im Unterricht

jektarbeit. Aber ich arbeite auch im örtlichen Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) mit, das sich um viele Angelegenheiten der deutschen Minderheit kümmert. Zum Beispiel organisieren wir in dem lokalen Jugendzentrum Deutschunterricht für Grundschüler. Es fehlen nämlich Lehrkräfte, um in der Mittel- und Oberstufe ausreichend Deutschunterricht anzubieten. Das ist problematisch; denn die Schüler des deutschsprachigen Zweiges müssen ein deutsches Abitur schreiben. Aus diesem Grund versuchen die Grundschullehrer,

Foto: D. Secarescu

Foto: Johanna Zempel

die Kinder schon früh in der deutschen Sprache zu fördern. In dem Jugendzentrum spielen und basteln wir auch mit den Kindern und veranstalten eine Sommerschule, um die 3 Monate langen Sommerferien zu überbrücken. Das Jugendzentrum ist sehr hübsch herund eingerichtet, es fehlt allerdings doch gelegentlich an Materialien wie Scheren und Leimstiften oder Papier. Auch wäre ein kleines Fußballtor für den Garten schön, weil es hier keine öffentlichen Fußballspielplätze gibt. JohannaZempel

„Droben im Wassertal“ heißt das jährlich stattfindende Brauchtumsfest der Zipser. Foto: DFDR

Wer die Jugendarbeit in Oberwischau unterstützen will, wird um eine Spende aufdas Konto des Vereins Erinnerung und Begegnung bei der HypoVereinsbank IBAN: DE 51 850 200 860 605 537 472 unter dem Stichwort "Zipserei" gebeten. Johanna wird über das Ergebnis dieses Aufrufes in dieser Zeitung berichten.

Die Bezeichnung Zipser stammt von ursprünglich süddeutschen und österreichischen Siedlern aus der Zips (heute Slowakei), die später als Einwanderer im Norden Rumäniens (Kreis Maramureş) sowie in Teilen der Bukowina (Kreis Suceava) ansässig wurden. In Viseul de Sus/Oberwischau leben heute noch über 800 Zipser. 7 Ausgabe 1/2015

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Landsmannschaft Ost- und Westpreußen Landesgruppe Freistaat Sachsen e.V.

Landesvorsitzender: Alexander Schulz, Willy-Reinel-Str. 6, 09116 Chemnitz

Jahresabschlussveranstaltung der Landesgruppe

Zur Jahresabschlussveranstaltung am 15. und 16. November 2014 im Landhotel „Trakehnerhof“ in Großwaltersdorf trafen sich auf Einladung des Landesvorsitzenden der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen e.V., Alexander Schulz, die Vorsitzenden und aktiven Mitarbeiter aus den Städten Leipzig, Torgau, Dresden, Hoyerswerda, Limbach-Oberfrohna sowie Dr. Gerd Berger von der Kreisgemeinschaft Insterburg Stadt und Land. Besonders herzlich wurde Marcus Röthig aus Dresden begrüßt. Als Ostpreuße der Bekenntnisgeneration möchte er eine Gruppe des Bundes Junger Ostpreußen in Sachsen aufbauen. „Unsere Landsleute stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite. Durch jahrelange Erfahrungen, sind sie bereit, ihm dabei zu helfen. Es ist unsere Pflicht, die jüngere Generation zu unter-

stützen, damit unsere Heimat Ost- und Westpreußen weiter lebt und Kultur und Brauchtum erhalten bleiben“, sagt Alexander Schulz. Nach den Berichten der Kreisgruppenvorsitzenden zur geleisteten Arbeit des vergangenen Jahres wurden die neuen Veranstaltungstermine bekanntgegeben. Aufgrund der nachlassenden Mobilität unserer älteren Landleute wurden Vorschläge unterbreitet, wie diese trotzdem die einzelnen Veranstaltungen erreichen können. Alexander Schulz, der über seinen Besuch der Ländervertretung in Bad Pyrmont berichtete, forderte noch einmal zur nachhaltigen Unterstützung der Landsmannschaft auf. Dies könne beispielsweise über ein Abo der „Preußische Allgemeine Zeitung –Das Ostpreußenblatt“ erfolgen.

Am Nachmittag sahen wir den Film „Der Rufder Zarin!“ von Harald Henn, der sich mit den Schicksalen ausgewanderter deutschen Familien nach Russland und der Rückkehr ihrer Nachkommen beschäftigt. Die anschließende Diskussion gab die verschiedensten Meinungen wieder und zeigte, wie wichtig die Kenntnis historischer Zusammenhänge zum besseren Verstehen beträgt. Die Zusammenkünfte unserer ost- und westpreußischen Landsleute, die sich aktiv für unsere Heimat einsetzen, sind immer lehrreich und interessant. Wir danken dem Vorsitzenden Alexander Schulz für die herzliche Einladung und gute Organisation der Zusammenkünfte und die gute Möglichkeit des Erfahrungsaustausches. Hannelore Kedzierski/mm

Jahresplanung der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen Landesgruppe Sachsen 2015

11. April 2015 20. Juni 2015 26. September 2015 Oktober 2015 21.-22.1 November 2015

Kirchentag der evangelischen Ost- und Westpreußen in Chemnitz Kreistreffen der Ost- und Westpreußen in Leipzig Tag der Heimat in Chemnitz Unsere Ankunft vor 70 Jahren in Leipzig Jahresabschluß in Großwaltersdorf

Kreisgruppe Limbach-Oberfrohna

Vorsitzender: Reinhard Gerulis, Albert-Einstein-Str. 37, 09212 Limbach-Oberfrohna

Neuer Vorsitzender

Personelle Veränderungen gab es im Vorstand der Kreisgruppe Limbach-Oberfrohna. Wie die Gruppe mitteilte, übernahm mit Wirkung vom 1. Januar 2015 Herr Reinhard Gerulis den Vorsitz. Der Verein bittet, alle Angelegenheiten mit dem neuen Vorstand (Reinhard Gerulis, Albert-Einstein-Str. 37, 09212 Limbach-Oberfrohna, Telefon: 03722-92579) abzustimmen. mm

Jahresabschluss der Kreisgruppe

Zum traditionellen Jahresabschluss trafen sich die Landsleute der Ost- und Westpreußen mit ihren Gästen Anfang Dezember im Esche Museum Limbach-Oberfrohna. Schon in der Vorbereitung wurde wieder mit viel Liebe zum Detail gebastelt, geschmückt und zahlreiche kleine Geschenke verpackt und so empfing der festliche Saal seine Gäste im Glanze vieler bunter Kugeln und strahlender Kerzen. Alle Mitglieder des Vorstandes beteiligten sich an den Vorbereitungen und auch die Enkel der Familie Weihe halfen wie immer tatkräftig mit. Die Frauen der Handarbeitsgruppe hatten die Tische dekoriert, Kurt Weihe zeigte seine Arbeiten aus Holz und Bernstein und Irmgard Gläser

präsentierte ihre Handarbeiten. Nach der Begrüßung durch Reinhard Gerullis stimmte uns Elli Springwald mit der Weihnachtsgeschichte und dem Gedicht „Zauber der Weihnacht“ auf die Adventszeit ein. Auch Irmgard Gläser verzauberte uns mit ihrer Rezitation des Gedichtes „Advent“. Nachdenklich machte uns die Geschichte von Hannelore Kedzierski über ein besonderes Weihnachtsgeschenk, das sie einst als Kind von ihrer Lehrerin bekam. Besonders gespannt verfolgten wir einen 8

Bericht des Ehepaars Humitzsch von der Kirchgemeinde Niederfrohna über ihre Sozialarbeit im Königsberger Gebiet. Seit vielen Jahren arbeiten sie dort als Projektleiter erfolgreich. Die Projektierung und der Bau einer Gemeinschaftseinrichtung, Frau Humitzsch ist Bauprojektantin, gehört zu den größten Erfolgen. Voller Begeisterung sprach sie über diese Arbeit aber auch von den vielen aufgetretenen Schwierigkeiten. Anhand von Bildern konnten wie den Baufortschritt verfolgen - Fortsetzung nächste Seite Ausgabe 1/2015

Informationsblatt des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. - Fortsetzung die Nase fallen kann, erklärte uns die Geschichtsunterricht durch. Das Interesse und am Ende, nach Fertigstellung, in die kleine Urenkelin der Familie Weihe in ei- sei riesig gewesen und viele Fragen strahlenden Gesichter der Menschen bli- nem Gedicht und Manja Büchner erin- mussten beantwortet werden. „Unsere cken. Demnächst organisiert die Kirchge- nerte in ihrer Rezitation an unsere Reise zeigte das Interesse der Jungend meinde ein Fest, dessen Erlös in die Heimat Ostpreußen. Beide Kinder erhiel- am Schicksaal der Menschen, aber auch weitere Arbeit fließen soll. Wir alle sind ten einen unglaublichen Beifall. an der Kultur und am Brauchtum unseherzlich eingeladen. Über seine Arbeit mit Schülern der Ger- rer Heimat“, so Kurt Weihe (siehe Seite 4). Nach dem Kaffeetrinken besuchten uns hard-Hauptmann-Schule und einer Ex- Viel Weihnachtliches wurde noch vorgegleich zwei Weihnachtsmänner mit ihrem kursion in das Haus der Heimat be- tragen, es wurde viel gesungen und so Schlitten. Reinhard Gerullis und Jürgen richtete Kurt Weihe. Mit einem Bus reis- war der Zauber der Weihnacht deutlich Scheffler verteilten zur Freude aller kleine ten die Jugendlichen nach Reichen- zu spüren. Herzlichen Dank dafür an die Geschenke und Naschereien. bach/OL und führten dort mit den Leitern vielen helfenden Hände. Dass man bei viel Schnee auch schnell auf des Hauses, der Familie Schirotzek, ihren Hannelore Kedzierski/mm

Veranstaltungstermine der Kreisgruppe Limbach- Oberfrohna 2015 17. Januar 2015 16. Mai 2015 6.-13. September 2015 25. Oktober 2015 17. Oktober 2015 12. Dezember 2015

Heimatnachmittag Heimatnachmittag Fahrt zur Nordsee Tagesfahrt nach Meißen Erntedankfest Heimatnachmittag

Termine der Kreisgruppe Zwickau für das Jahr 2015 23. Mai 2015 13. September 2015 14. November 2015

Heimatnachmittag Fahrt nach Dresden zum 2. Gedenktag Heimatnachmittag

Kreisgruppe Chemnitz e.V.

Vorsitzende: Sieglinde Langhammer, Arthur-Strobel-Straße 90, 09127 Chemnitz

Mundarten zum Heimatnachmittag

Die Veranstaltung begann mit dem Ostpreußenlied: „Land der dunklen Wälder“, danach begrüßte die Vorsitzende alle Anwesenden und gab Informationen zum Gedenktag in Freiberg und zur nächsten Veranstaltung. Anschließend begann Frau Labuhn mit den Mitgliedern des Kulturkreis` ihren Vortrag, bereichert durch Lieder und Gedichte. Dabei wurden auch die Zuhörer einbezogen, indem sie ostpreußische Wörter übersetzen mussten. Vorgetragen wurde der Erlkönig in sächsischer Mundart, das Gedicht „Der Fischer“ in missigsch von Dr. Alfred Lau. Gesungen wurde: „Land der Väter“, „Anne Mämel, Anne Mämel“ ostpreußisch von Charlotte Keyser und die „sächsische Loreley“. Die Sprache der Ostpreußen geht auf den baltischen Stamm der Indogermanen zurück. Eingewanderte Salzburger, Flamen, Holländer und Franzosen brachten ihre eigenen Mundarten mit. Aus diesen verschiedenen Mundarten entwickelte sich die Sprache der Ostpreußen, die meist durch neue Wortbildungen der Eingewanderten ergänzt wurde. In Königsberg sprach man Hochdeutsch, doch in den

Küstenregionen, auf den Werften und in den ländlichen Gegenden sprachen die Arbeiter das gemütliche, breite ostpreußische Platt. Es gab Landarbeiter, die überhaupt kein Hochdeutsch sprachen. Den Kindern gab man in Ostpreußen besonders hübsche Ausdrücke. Kleinkinder wurden betuddert (verwöhnt). Mit Marjellchen bezeichnete man ein dralles, druggliges Mädchen. Je nach Lust und Laune konnte das Marjellchen mit den Augen plinkern (blinzeln), manchmal auch glubschen. Falls der Marjell etwas nicht gefiel, zog sie eine Flunsch, griente und plinste (heulte) dazu. Der Lorbaß ist ein ungezogener Junge bzw. ein kleiner Rumtreiber. Mit Bowke meinte man einen Straßenjungen, einen noch liebenswerten kleinen Spitzbuben, der Rabauke jedoch ist eine Steigerung und bezeichnet einen Flegel. Eine weitere Eigenart der ostpreußischen Mundart war die verkleinernde Silbe „che“ und „chen“, so sagte man: Schürzche, Tellerche, Löffelche, Schluckche, Tropfche. Sagte aber jemand „nuscht“ war das noch kein nein. Erst wenn es hieß: „nuscht nich“ war nein gemeint.

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Der Ostpreuße nahm es mit der Grammatik nicht so genau. Ein kleines Beispiel: "Mammsall nimm dem Kodder und je auf dem Lucht, der Schmand ist ieberjeschwaddert“. Das heißt: Mädchen nimm den Putzlappen und gehe auf den Boden, die Sahne ist übergelaufen. Die bekannteste ostpreußische Mundartdichterin ist Ruth Geede. Sie wurde 1916 in Königsberg geboren (mehr auf Seite 15). Hier ein Vers von ihr: De kleene Bank am Oawe wär unser scheenster Platz, da huckd wie ook tosamme, wie du noch wärscht min Schatz. Da huckd wi ook tosamme, wi erst dat Hanske käm, on so nach Fieroawend, wie enne Mödd em nähm. Da käm ook all de Grete, on denn de Karlemann, on wedder noah paar Jahrkes käm ons kleen Lottke an. Es war für uns Ostpreußen nicht leicht, die sächsischen Worte zu verstehen, doch den Sachsen ging es mit unserer Mundart auch nicht besser. Durch die tägliche Be- Fortsetzung nächste Seite -

Ausgabe 1/2015

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Kreisgruppe Chemnitz e.V.

gegnung während der Arbeit, in der Schule und beim Einkaufen änderte sich das schnell. Dadurch verschwand aber nach und nach die ostpreußische Mundart aus unserem Sprachgebrauch. Neben vielen eigenen Wortschöpfungen ist im sächsischen Dialekt meist nur die Aussprache anders. Von Sachsen ist selten „ch“ zu hören, denn der Sachse sagt meistens „sch“. Die Endung „ig“ wird häufig zu „sch“, ein „t“ wird zum „d“ sowie „k“ als „g“ gesprochen.

Die bekannteste sächsische Mundartso feixen richt`che Sachsen. dichterin ist Lene Voigt. Mit 15 Jahren Was andre forchtbarschwergenomm`, begann sie zu dichten. Unter der Nazidem fiehln se sich gewachsen. herrschaft geriet sie in Misskredit und ih- Un schwimm de letzten Felle fort, dann re Werke wurden vernichtet. Die Lene schwimm`se mit undlanden dort, wo die Voigt Gesellschaft pflegt und erhält das emalans Uferdrei`m. Erbe der Lene Voigt weiter. Hier ein Gedicht von Lene Voigt Mit dem Lied „Kein schöner Land“ verWas Sachsen sin von echtem Schlaach, abschiedeten wir uns voneinander. Wir die sinn nich dodzu griechen. danken den Mitarbeitern vom SMI, beDrifft die och GummerDaach fierDaach, sonders Herrn Dr. Baumann, für die gute ihrfroherMut wärdsiechen. Unterstützung.

Das gonnte noch vielSchlimmergomm`,

Siglinde Langhammer

Weihnachten und das Turmblasen in Königsberg

Das Königsberger Schloss als Modell. Foto: S. Langhammer Der beeidigte Türmer der Schlosskirche zu Königsberg war schon seit 1525 verpflichtet, am Vormittag 11 Uhr und am Abend 21 Uhr vom Turm zu blasen und jedes Feuer zu melden. Mit der Zeit vergrößerten sich die Aufgaben des Türmers, der nach einer Verfügung aus dem Jahr 1626 die Aufgabe hatte, morgens um 4 Uhr das Tor „aufzublasen“ und am Abend 21 Uhr das Tor „zuzublasen“. Gleichzeitig war er verpflichtet, Feuer zu melden oder hohen Besuch anzukündigen. Doch damit

Frauenzirkel: Termine

Spielezirkel:

nicht genug, denn 1627 bekam er noch den Auftrag, am Nachmittag 16 Uhr einen Choral zu blasen. Im 17. Jahrhundert wurde Ostpreußen kurfürstlich–brandenburgisch. Das hatte die Entlassung der Hofmusiker aus Sparsamkeitsgründen zur Folge. Festbesoldete Stadtmusiker übernahmen seitdem das Turmblasen. So mussten zweimal am Tag fünf Bläser der Stadtkapelle 240 Stufen bis zum Rundgang des Turmes hinauf steigen. Oben angekommen, erklang am Vormittag 11 Uhr der Choral: „Ach bleib mit deiner Gnade“, vom Turm der Schlosskirche; je ein Vers in alle vier Himmelsrichtungen. Am Abend 21 Uhr erklang ebenfalls je ein Vers in alle vier Himmelsrichtungen des Chorals: „Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt und Wälder“. Seit 1740 blieb das Turmblasen mit zwei Chorälen dauerhaft erhalten. Zur Weihnachtszeit zogen außerdem Stadtmusiker in kleinen Gruppen durch Königsberg und spielten: „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Diese gewachsene Tradition blieb über Jahrhunderte erhalten und überdauerte die russische Besatzung im siebenjährigen Krieg, auch die Zeit Napoleons, die Revolution 1848 und die Aufstände 1918. Nach den Luftangriffen der Engländer 1944 brannte der Turm aus. Während der Eroberung durch die Rote Armee im April 1945 wurde das Schloss durch

Artilleriefeuer schwer beschädigt und 1955 gesprengt. 1968 auf Befehl der sowjetischen Staatsführung unter Leonid Iljitsch Breschnew wurde die komplette Schlossruine beseitigt. Das Andenken an eine Königsberger Tradition konnte er dadurch aber nicht zerstören. Auch wir möchten sie in Erinnerung behalten, ist sie doch erfreulicher als die Erinnerung an die Schrecken von Krieg, Zerstörung und Vertreibung. Der Kulturkreis „Simon Dach“ erfreute zu unserer Weihnachtsfeier mit Weihnachtsliedern und Gedichten. Besonders die Darbietungen der beiden Kinder fanden großen Gefallen. Alwin im Alter von sechs Jahren spielte am Keyboard das Lied: „Jingle Bells“ und Godwin, neun Jahre, spielte ebenfalls am Keyboard die Weihnachtsfiguren „Weihnachtsengel“, „Weihnachtsmann“ und „Schneeflocke“. Die fleißigen Frauen vom Frauenzirkel hatten wieder viele praktische und mit ostpreußischen Mustern gestaltete Handarbeiten ausgestellt. Viel zu schnell verging die Zeit der Erinnerung an Bräuche und Traditionen in Ostpreußen. Wir danken den Mitarbeitern vom SMI und Herrn Dr. Baumann für die geleistete Unterstützung 2014 und wünschen alles Gute im Neuen Jahr. Sieglinde Langhammer

AWO Leipziger Straße 167 - Beginn 13.00 Uhr 20.02.. 17.04. 19.06. 21.08. 16.10. 08.12.

AWO Leipziger Straße 167 - Beginn: 13.00 Uhr Termine 16.01. 20.03. 22.05. 17.07. 18.09. 20.11. Der Vorstand bittet alle Mitglieder, ihren Jahresbeitrag im ersten Quartal zu entrichten. Jahresbeitrag ab 2013 – 15,00 Euro, Unkostenbeitrag für Veranstaltungen: Mitglieder 3,00 Euro/Gäste 5,00 Euro. 10 Ausgabe 1/2015

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Luther und Ostpreußen

Pfarrer Frauenlob

Zur Erklärung, welche Bedeutung Luther, der von 1483 bis 1546 lebte, für Ostpreußen hatte, bat die Kreisgemeinschaft Chemnitz Herrn Pfarrer Frauenlob, einen Gottesdienst in Chemnitz durchzuführen. Herr Pfarrer Frauenlob schilderte in seiner Predigt die damaligen Lebensverhältnisse der Bauern und Landarbeiter, die keineswegs mit den heutigen vergleichbar sind. Luther kämpfte gegen Ablasshandel und die Abhängigkeit von Rom. Notwendig war eine grundlegende Reform aufder Grundlage der Bibel. 1517 veröffentlichte Luther seine 95 Thesen in Wittenberg. Luther verweigerte auf dem Reichstag zu 06.02.15

Worms den Widerruf seiner Thesen, woraufüber ihn die Reichsacht verhängt wurde. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise bewahrte ihn vor weiterer Verfolgung, indem er ihn auf die Wartburg bei Eisenach entführen ließ. Als Junker Jörg verkleidet fand er dort Zuflucht und übersetzte während seines 10 Monate dauernden Aufenthalts das Neue Testament aus dem von Erasmus herausgegebenen, griechischen Urtext. Hierbei bediente sich Luther einer volkstümlichen, lebensnahen und bildhaften, für alle verständlichen Sprache, die für lange Zeit Maßstab für deutsche Bibelübersetzungen wurde. Die Herausgabe der ersten Gesamtausgabe der Bibel erfolgte 1534. Mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde in Deutschland neben dem Katholizismus als zweite Konfession der lutherische Protestantismus auf der Basis des Augsburger Bekenntnisses reichsrechtlich anerkannt. Über die Konfession entschied nun der jeweilige Landesherr. Wer die Konfession nicht akzeptieren wollte, konnte in ein Gebiet seines Bekenntnisses auswandern. Durch Luthers Reformation im Juni 1525 wandelte sich der Ordensstaat Preußen zum Herzogtum Preußen. Luther verdan-

ken wir „Ostpreußen als weltweit erstes protestantisches Staatswesen“ vor Sachsen. Nach dem Gottesdienst dankten die Anwesenden Herrn Pfarrer Frauenlob für seine erklärenden Worte im Gottesdienst. Luthers Familienbeziehungen reichten bis nach Ostpreußen. Die Tochter Margarete heiratete 1555 Georg von Kunheim und zog nach Mühlhausen. Sohn Hans wurde in Königsbergbestattet. Luthers Ausspruch: „Es ist wahrlich ein Wunder, in vollem Lauf, mit angespannten Segeln eilt das Evangelium gen Preußen“. Mit Liedern und Gedichten unterstrich der Kulturkreis „Simon Dach“ die BedeutungLuthers. Denn nicht nur die Bibelübersetzung gehört zu Luthers bemerkenswerten Leistungen, auch eine Vielzahl an Kirchenliedern sind Zeugnis seines Wirkens für die Reformation der Kirche. Sein wichtigstes Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Der Vorstand der Kreisgruppe Chemnitz bedankt sich bei Herrn Dr. Baumann für die gute Unterstützung unserer Vereinsarbeit.

Termine 2015

Sieglinde Langhammer

Die Elchniederung gestern und heute Chemnitz/Platner Hof Referent: Herr Prof. Hertel 21.03.15 Muttertag auch in Ostpreußen Chemnitz/Platner Hof 05.06.15 Technik in Ostpreußen Chemnitz/Clausstraße 27 Gestaltung: Frau Labuhn 04.09.15 Erinnerung ans „Blutgericht“ in Königsberg Chemnitz/Clausstraße 27 Gestaltung: Frau Labuhn 23.10.15 Preußische Zinnfiguren Chemnitz/Clausstraße 27 Referent: Herr Christian Wienceck 11.11.15 Gedenkveranstaltung, anschließend Reichenbrand- Friedhof plachandern bei Kuchen und Kaffee am Gedenkstein 05.12.15 Musikalische Winterreise durch Ostpreußen Chemnitz/Platner Hof Gestaltung: Männerchor Rottluff Zu den Veranstaltungen im Platner Hof erfolgt der Einlass ab 11 Uhr. Beginn: 14 Uhr Ende der Veranstaltungen jeweils 16 Uhr. Evtl. Änderungen vorbehalten.

Unser Spendenkonto:

14.00 Uhr 14.00 Uhr 14.00 Uhr 14.00 Uhr 14.00 Uhr 14.00 Uhr Einlaß: 11.00 14.00 Uhr

Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz Ostsächsische Sparkasse Dresden

IBAN: DE10 8505 0300 0221 0036 57

BIC: OSDDDE81XXX 11

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Schlesische Landsmannschaft

Landesverband Sachsen/Schlesische Lausitz

Landesvorsitzender: Friedemann Scholz, Wöhlerstraße 22, 01139 Dresden

Liebe Mitglieder der Orts- und Kreisgruppen des Landesverbandes Sachsen/ Schlesische Lausitz! Lasst uns gehen mit frischem Mute in das neue Jahr hinein! Alt soll unsere Lieb und Treue neu soll unsre Hoffnungsein!

Hoffmann von Fallersleben (Ausschnitt) Der Vorstand des Landesverbandes wünscht Ihnen allen ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Neues Jahr. Ich hoffe, Sie hatten ein paar erholsame und gemütliche Feiertage, konnten Kraft für 2015 tanken. 70 Jahre ist es her, daß Sie durch Flucht und Vertreibung die Heimat verloren. Das Erinnern an dieses Ereignis sollte einen Schwerpunkt unserer diesjährigen Arbeit bilden. Am 28. März findet unser Landesverbandstag in Freiberg statt. Eine offizielle Einladung mit den erforderlichen Daten und Unterlagen erhalten Sie rechtzeitig nach unserer Vorstandssitzung, die am 6. Februar in Dresden geplant ist. Der Höhepunkt für uns Schlesier wird das Deutschlandtreffen am 20./21. Juni in Hannover sein. Dort sollten wir zeigen, daß wir noch eine große Zahl unseres Volksstammes aufdie Beine bringen können. Bitte nehmen Sie die Gelegenheit wahr, der Politik zu zeigen, daß sie auch weiterhin mit uns Schlesiern rechnen muß, daß die Arbeit auch mit bekennenden, jüngeren Menschen fortgeführt wird. Das Treffen findet diesmal nicht aufdem Messegelände statt, sondern im Zentrum, im Kongress- Center. Bernd Felsch aus Dresden wird wieder eine Busreise nach Hannover organisieren. Wenn Sie keine eigene Reise für Ihre Gruppe planen, aber gern mit nach Hannover fahren möchten, setzen Sie sich bitte mit Heimatfreund Felsch in Verbindung (Tel. 0151-18427951 EPost: [email protected]). Sicher ergibt sich eine Möglichkeit, unterwegs zuzusteigen. Bitte sprechen Sie auch interessierte Schlesier an, die bisher noch nicht organisiert sind. Ich freue mich aufein Wiedersehen mit Ihnen und verbleibe mit heimatlichen Grüßen Ihr Friedemann Scholz

Die Liegnitzer Ritterakademie

Das diesjährige Volkskunstfestival der nationalen und ethnischen Minderheiten im schlesischen Liegnitz fand im Innenhof der dortigen Ritterakademie statt. Hier soll die Geschichte dieser bedeutenden Bildungsanstalt kurz skizziert werden. Im Jahre 1708 proklamierte Joseph I., habsburgischen Politik der Rekatholisie- streben und pflegte andererseits ritterliKaiser des Habsburgerreiches (zu dem rung Schlesiens nach dem Dreißigjähri- che Traditionen. Die Bezeichnung Schlesien damals gehörte), die Gründung gen Krieg. Doch Anfang des 18. „Ritterakademie“ reflektiert diese zweider „Josephinischen Königlichen Ritter- Jahrhunderts griff Schweden zugunsten seitige Ausrichtung der Anstalt. Nachdem akademie in Liegnitz“. Ihre Entstehungs- der Protestanten in die Reichspolitik ein. Schlesien ab 1740 von Preußen in Besitz geschichte spiegelt die konfessionelle Die Altranstädter Konvention von 1707 genommen wurde, erhielten in den StuSituation in Schlesien im 17. und 18. zwischen dem schwedischen König Karl dien die Naturwissenschaften eine größeJahrhundert sehr gut wider. Im Jahre XII. und Kaiser Joseph I. bestimmte un- re Bedeutung. Einer der Direktoren der 1646 hatte Georg Rudolf, Herzog zu Lieg- ter anderem die Rückgabe der den Pro- Ritterakademie war Karl Abraham Freinitz, Brieg und Wohlau, die St.-Johannis- testanten in Schlesien weggenommenen herr von Zedlitz, der als preußischer KulStiftung gegründet. Neben der namenge- Kirchen und den Bau von sechs protes- tusminister 1788 das Abitur als Zugangsbenden St.-Johannis-Kirche gehörten tantischen sog. Gnadenkirchen. Im Zuge voraussetzung zum Universitätsstudium mehrere Gebäude und Landgüter sowie dieser Entwicklung wurde 1708 schließ- einführte. eine umfangreiche Bibliothek zu der Stif- lich entschieden, die St.-Johannis-Stiftung Ab 1809 wurden auch bürgerliche Jutung. Deren Erträge dienten der Erhal- für eine Ritterakademie zu verwenden, in gendliche immatrikuliert, und 1811 wurtung protestantischer Kirchen und der adlige Zöglinge – paritätisch aus bei- de die Ritterakademie in ein königlich-prSchulen. Im Jahre 1648 wurde eine fürst- den Konfessionen – ausgebildet wurden. eußisches Gymnasium umgewandelt, das liche Schulanstalt hinzugefügt, an der Der Unterricht fand zunächst in Gebäu- – ab 1903 unter dem Namen „GymnasiKnaben aller Stände unentgeltlich in den der Stiftung statt, bis in den folgen- um Johanneum“ –bis 1944 bestand. Deutsch, Latein, Griechisch, Rechnen und den Jahrzehnten die heute noch In der Ritterakademie und dem benachSingen unterrichtet wurden. Als mit dem vorhandene Vierflügelanlage entstand. barten Leubuser Hof wird gegenwärtig Tod von Herzog Georg Wilhelm das Ge- Der Unterricht gliederte sich in Studien einer der drei Teile der deutsch-polnischen schlecht der schlesischen Piasten 1675 in und Exerzitien. Zu den Studien gehörten Gemeinschaftsausstellung „Adel in männlicher Linie erlosch, ging die Stif- Geschichte, die Rechte, Geografie, Mathe- Schlesien“ gezeigt. Die beiden anderen tung an Kaiser Leopold I. über. Dieser matik, Mechanik, zu den Exerzitien ins- Teile werden in Görlitz (im Kaisertrutz verwendete die Erträge zur Unterstüt- besondere Fechten, Reiten und Tanzen. und im Schlesischen Museum) sowie in zung von Mönchen, Nonnen und katholi- Mit diesem Programm reagierte der Adel Breslau (im Museum der Universität) schen Studenten. Das entsprach der einerseits auf das bürgerliche Bildungs- präsentiert. Winfried Schirotzek 12 Ausgabe 1/2015

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Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Landesvorsitzender: Florian Braun, Bernhardstraße 30, 09126 Chemitz

Mein Leipzig lob ich mir!

Der Chor „Lied der Heimat“ unter Leitung von Rosa Wegelin. Auszeichnung von Peter Wegelin (1.v.l.) und Florian Braun (3.v.l.) mit der goldenen Ehrennadel des BdV durch Peter Wolf(rechts) und Manfred Hellmund (2.v.l.).

Leipzig - Auf Initiative des Kreisverbandes Leipzig Stadt und Land des BdV fand am 8. November 2014 im Klub „Gshelka“ des Deutsch-Russischen Zentrums Sachsen unter Mitwirkung des Landesverbandes, des Regionalverbandes Leipzig/Nordsachsen, der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und Teilnehmern des Jüdischen Forums beim DRZ das II. Integrationsnetzwertreffen der Vertriebenen und Spätaussiedlerunterdem Motto: „MeinLeipzig lob ich mir“ statt. Die Veranstaltung wurde gefördert vom Sächsischen StaatsministeriumdesInnern. Nach der Begrüßung durch Peter Wolf, den Vorstandsvorsitzenden des KV Leipzig des BdV, präsentierte der Leipziger Chor des BdV „Lied der Heimat“, verstärkt durch den „Grünauer Singkreis“, beliebte Volkslieder aus der alten und neuen Heimat, moderiert von Irmgard Schäfer. Dabei ist hervorzuheben, dass der „Grünauer Singkreis“ ein Ergebnis unserer Netzwerkarbeit, insbesondere der Chorleiterin und Spätaussiedlerin Rosa Wegelin, aus den monatlichen Veranstaltungen im Klub „Gshelka“ unter dem Motto „Alles singt!“ ist, der sich höchster Beliebtheit auch über Leipzig-Grünau hinaus erfreut. Das stellt unter anderem auch der beifallsüberströmte Auftritt anlässlich unseres sächsischen Tages der Heimat im Leipziger Neuen Rathaus am 6. September 2014 unter Beweis. Zu der sich anschließenden Leistungsschau des Kinderesembles „Sonnenschein“, seit über15 Jahrenehrenamtlich geleitet vonVe-

ra Eichler, übernahm Herr Dr. Manfred Hellmund, Mitglied des Landesvorstandes der LMDR, die Moderation. Zunächst verkündete er das Ergebnis der Neuwahl des Bundesvorstandes des BdV und die Wahl von Herrn Dr. Bernd Fabritius zum Bundesvorsitzenden. Dabei würdigte er insbesondere die Absichtserklärung zur stärkeren Hinwendung des BdV zu den Aussiedlern und Spätaussiedlern, das bei den Mitgliedern der LMDR und den Angehörigen der Kinder des Ensembles spontanen Beifall auslöste, verbundenmitderHoffnung, höhere Erfolgsaussichten bei der Bewilligung von Förderungen für unsere seit Jahren fast ausschließlich im Ehrenamt und nur durch Unterstützung der Netzwerkpartner engagiert geführten Projekte. Ein wahres Feuerwerk der guten Laune verbreitete sich im Saal, als die „SonnenscheinKinder“ von den Jüngsten und An- fängern bis zu den Gymnasiasten ihre instrumentalen und stimmlichen Fähigkeiten mit Klavier, Domra und Gitarre von Klassikern bis zum Volkslied, motiviert vom Moderator, präsentierten, und jeder für seinen Auftritt mit schallendem Beifall belohnt wurde. Zum absoluten Highlight schwang sich das kleine Finale empor, das der Chor mit bekannten deutschen und russischen Volksliedern krönte, die das Publikum spontan zum Mitsingen anregten und unter lang anhaltendem Beifall Zugaben fordern ließ. Verabschiedet wurden die jungen Künstler mit kleinen Geschenken sowie herzlichen Dankesworten auch an die Eltern und Frau Eichler, die ih13

rerseits einen großen Beitrag zum Ensemble leisten. Im Anschluss hatte der Moderator, gemeinsam mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler Sachsen/Schlesische Lausitz, Peter Wolf, und dem Mitglied des Landesverbandes der LMDR, Frau Vera Klass, die ehrenvolle Aufgabe, den Landesvorsitzenden der LMDR, Herrn Florian Braun, für sein langjähriges und engagiertes ehrenamtliches Engagement mit der „Goldenen Ehrenadel des BdV“ auszuzeichnen. Die gleiche Auszeichnung erhielt auch Herr Peter Wegelin für sein seit über 17 Jahren unermüdliches Wirken als „Botschafter der Spätaussiedler“ im KV des BdV und musikalischer Begleiter des Chores „Lied der Heimat“ sowie sein großes persönliches Engagement als musikalischer Leiter und Arrangeur des SalonMusik-Ensembles „Gshelka“ unseres Netzwerkes, das sich in der unmittelbaren Folge präsentierte. Das ProgrammbeinhalteteandiesemAbend einen bunten Blumenstrauß von konzertanten Melodien wie den „Tanz der Zuckerfee“ von Peter Tschaikowski oder das Zwischenspiel aus dem Goldenen Pavillon von Hans Hendrik Wehding über die Erkennungsmelodie des Senders Königsberg, das „Spatzenkonzert“ von Erich Börschel, das heute noch als Ohrwurm von renommierten Orchestern bejubelt wird, Operetten- und Filmmelodien von Walter und Willi Kollo sowie Theo Mackeben (Ostpreußen), Michael Jary - Fortsetzung nächste Seite Ausgabe 1/2015

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Landsmannschaft der Deutschen aus Russland

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Leipzigs, zu der wir der Stadt mit den Melodien ihrer Bürger, die teilweise vergessen schienen, aber an die sich jeder gleich wiedererinnert, gratulieren. Im Verlauf des Abends des 8. Novembers regten die Melodien bei Kaffee, Kuchen und Kerzenschein oder einem Glas Wein natürlich unser Publikum an, heftig das Tanzbein zu schwingen undbis in den Abendhinein in gemütlicher Runde zu feiern Ausstellung des Kaliningrader Museums für Kunst und zu plaudern. Ein Geund Geschichte „Die Wege des Ruhms und der sprächthema unter anderen war Ehre, Russland und Deutschland in den Jahren auch die vom DRZ initiierte ge1813 bis 1915“. lungene gemeinsame Eröffnung der Ausstellung des Kaliningrader Museums (Schlesien) bis hin zu Tanzmusik von Leipzifür Kunst und Geschichte „Die Wege des ger Komponisten bzw. des RundfunktanzorRuhms und der Ehre, Russland und chestersLeipzig. Das Repertoire des Ensembles erstreckt sich Deutschland in den Jahren 1813 bis 1915“ aufMelodien von Komponisten und Orches- mit dem Verein „Historisches Torhaus tern der Herkunftsgebiete der Vertriebenen Markkleeberg 1813“ im Schloss Markkleeund Spätaussiedler und reicht von Klassik, berg anlässlich des 201. Jahrestages der VölOperette Musical über Volksmusik bis hin zu kerschlachtbeiLeipzig. Schlager/Pop im Kaffeehausstil und wird auf Die meisten Besucher freuen sich schon auf den jeweiligen Charakter der Veranstaltun- die nächsten Veranstaltungen, wie z.B. am gen zugeschnitten, wobei es mit Ohrwür- 22. November 2014 von 14.00 bis 16.00 Uhr mern für einen breiten Zuhörerkreis gespickt im Haus der Demokratie Leipzig, wenn Faist. Von der Zusammensetzung her sind die milie Wegelin mit Oma, Opa, Töchtern, Sohn Mitglieder überwiegend Spätaussiedler, Mit- und Enkeln, verstärkt durch die Chöre „Lied glieder der LMDR sowie Juden und Einhei- der Heimat“, den Grünauer Singkreis, den mische. Mit dem Programm gab die Chor der Volkssolidarität und weiteren TeilVeranstaltungauch schon einen Ausblick auf nehmern unter dem Motto „Die Schönheit unsere Vorbereitungen zur 1000-Jahrfeier der Erde“ ein Konzert von Klassik bis Volklo-

re darbietet, bei dem sicher wieder die Plätze knapp werden. Auch der Advent steht schon vor der Tür. Da ist am 14. Dezember 2014 das Weihnachtskonzert des Ensembles „Sonnenschein“ in der Heilig-Kreuz-Kirche Leipzig-Neustadt geplant. Am 17. Dezember 2014 begehen wir im Klub „Gshelka“ im Kreise unserer Netzwerkpartner den Jahresausklang mit Sitten und Bräuchen aus der Heimat und am 18. Dezember 2014 treffen sich unsere Senioren zu ihrer Weihnachtsfeier im Café des Hauses der Demokratie. Für die Fragen und Probleme unserer Klientel sind wir montags bis freitags von 8.00 bis 12.00 Uhr und nach Vereinbarung auch zur Begleitung zu Behörden und Institutionen sowie Dolmetscherleistungen im Rahmen des gemeinsamen Sozialdienstes des DRZ, des BdV und der LMDR im Haus der Demokratie Leipzig, Zimmer 211, sowie dienstags zusätzlich zur gleichen Zeit im Klub Gshelka“ in Leipzig-Grünau, An der Kotsche 51, erreichbar. Zurzeit arbeiten dort allunsereMitarbeiterehrenamtlich. Darüber hinaus bieten wir für Kinder im Alter von 5 bis 8 Jahren sonnabends von 12.00 bis 15.00UhrimKlub „Gshelka“imRahmen der offenen Kinderfreizeitarbeit Veranstaltungen zur „Ganzheitlichen Entwicklungsförderung“ an, die sehr rege angenommen werden und dem Bedarf nach dringend auf weitere Wochentage ausgedehnt werden müssten. Text/Fotos:LMdR

Doppel-CD „Melodien der Heimat“ erhältlich Die Aufnahmen zum Chortreffen in Reichenbach/OL sind fertig CD 2

CD 1

Moderation: Gisela Lossack

Erhältlich in unserer Geschäftsstelle zum Preis von 6,- Euro!

Kulturkreis „Simon Dach“ Chor der LM Ostpreußen Chemnitz 01. Land der dunklen Wälder Chor „Heimatmelodie“ des BdV Dresden 02. Ännchen von Tharau 01. O Schlesien du geliebtes Land 03. Es dunkelt schon in der H. 02. Blaue Berge, grüne Täler 03. Wenn in stiller Stunde Chor „Freundschaft“ des DFK 04. Sudetenland, mein Heimatland Waldenburg/Wałbrzych 04. Ich bete an die Macht der Liebe Chor „Lied der Heimat“ des BdV Leipzig 05. O Täler weit, o Höhen 05. Mein Schlesierland 06. Heideröslein 06. Märkische Heide 07. Steigerlied – Glück Auf 07. Eine Hand voll Heimaterde 08. Mein Heimatland Chor der Volkssolidarität Hoyerswerda 08. Tief drin im Böhmerwald Mundartvorträge 09. Hohe Tannen weisen die Sterne 09. Sträselkucha - Wolfgang 10. Und in dem Schneegebirge Wagenknecht 11. Wo die Ostseewellen 10. Bärenfang - Elli Springwald Chor „Silberklang“ der LM der Deutschen aus Russland Dresden Kinderchor „Sonnenschein“ Ave Glöcklein des Deutsch-Russischen Zentrums Leipzig 12. 13. Heimat, wie bist du so schön 11. Der Kuckuck und der Esel 14. Meine Heimat 12. Die Vogelhochzeit 15. Wjun 13. Fädchen Feines

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Panorama

Zum 99. von Ruth Geede, der Grande Dame der Ostpreußen

Die älteste noch schreibende Journalistin der Welt feiert am 13. Februar ihren 99. Geburtstag.

Ruth Geede

Foto: IJH

Im Februar 1916 befand sich die Welt seit eineinhalb Jahren im Krieg und es tobte die Schlacht von Verdun, der 700.000 Soldaten zum Opfer fielen. In diesem Kriegswinter, der als sogenannter Steckrübenwinter in die Deutsche Geschichte einging, wurde am 13. Februar 1916 Ruth Geede in Ostpreußen, Königsberg, Dinterstraße 1, geboren. Ganze 2750 Gramm brachte das Frühchen auf die Waage.

Doch das „Marjellchen“ entwickelte sich rasch und entdeckte bereits in jungen Jahren sein schriftstellerisches Talent. In der „Königsberger Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichte das junge Mädchen mit gerade einmal 15 Jahren ihr erstes Gedicht. Bereits mit 16 Jahren ersuchte Ruth Geede die Aufnahme in den deutschen Schriftstellerverband, wurde aber Aufgrund ihres Alters abgelehnt. Die junge Frau behielt ihren Optimismus. Von Agnes Miegel, die sie seit ihrer Kindheit kannte, ermutigt, begann Ruth Geede 1934 ihre Karriere als Journalistin und Autorin. Sie schrieb ihre ersten Hörspiele für den Reichssender Königsberg sowie Reportagen, Erzählungen und Geschichten in Platt. Was 1935 mit “De Lävenstruuß”, ihrem ersten Buch mit plattdeutschen Märchen und Sagen aus Ostpreußen, begann, mündete in einem Gesamtwerk von bisher über fünfzig Büchern mit Lyrik und Prosa nebst Hörspielen und Bühnenstücken. Bis zu ihrer Flucht über die Ostsee, die in der Lüneburger Heide endete, arbeitete Ruth Geede in Königsberg. Die junge Frau fasste schnell wieder Fuß

und begann 1948 ein Volontariat bei der „Landeszeitung für die Lüneburger Heide“, deren Hamburger Redaktion sie später übernahm. Bis 1995 war sie für das Blatt tätig. Parallel dazu schrieb sie ab 1950 Artikel für das Ostpreußenblatt, der heutigen Preußischen Allgemeinen Zeitung, dessen wichtigste Chronistin sie bis heute geblieben ist. Woche für Woche erscheint ihre beliebte Kolumne. „Lewe Landslied“ und unterrichtet in der „Ostpreußischen Familie“ ihre Leser über das Schicksal ihrer in alle Winde verstreuten Landsleute. Kommen Anfragen aus dem In- und Ausland über den Verbleib einer Familie aus der Heimat, setzt sie - häufig mit Erfolg - alles daran, diese Menschen wieder zusammenzuführen. Ihr rastloses Schreiben und das Engagement für andere Menschen brachten ihr 1985 das Bundesverdienstkreuz am Bande aus der Hand des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ein, 1991 erhielt sie den Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen und 2000 den Preußenschild, die höchste Auszeichnung, die die Landsmannschaft Ostpreußen zu vergeben hat. mm

Zum Schmunzeln Das seltsame Weihnachtsgeschenk - 1945 Wenn Sie diese Zeitung erhalten, ist das Weihnachtsfest 2014 schon Geschichte. Aber da die Weihnachtszeit bekanntlich erst mit dem Fest „Mariä Lichtmess“ endet und man sich in vielen Heimatgebieten die Zeit nach Weihnachten mit der Weitergabe alter Geschichten vertrieb, möchte ich auch Ihnen eine komische Geschichte erzählen. Nach der Vertreibung wurden meine Eltern mit ihren drei kleinen Kindern bei einer Bauernfamilie in der Lüneburger Heide zwangsweise eingewiesen. Sie bekamen die Wohnung, in der bis zum Kriegsende Zwangsarbeiter gewohnt hatten. Für die Bauersleute als Arbeitgeber war das ein schlechter Tausch. Sie verloren mehrere kräftige junge polnische Arbeiter, denen sie glaubten kulturell überlegen zu sein. Sie erhielten einen Mann, der die 50 bereits überschritten hatte, seit dem 1. Weltkrieg kriegsversehrt war und als früherer Gutsbesitzer sich selbst für kulturell überlegen hielt. Auch meine Mutter eignete sich nicht als zukünftige Hausmagd. Sie verstand mehr vom Malen und Klavierspielen als vom Kartoffelschälen. Der wenige Hausrat, den meine Eltern mitbrachten, zeugte zudem von einem früheren Lebensstil, den sich ein Heidebauer nicht leisten konnte. Wahrscheinlich waren die vermuteten Schätze in den Kisten der Zempels bald Gegenstand des Dorfklatsches, denn mehrmals wurde unsere Familie ausgeraubt. Sogar die Pferdegeschirre unserer Kutschpferde schmückten bald das Gespann eines westdeutschen Bauern. Von Anfang an war daher der Grundstein für eine gegenseitige Abneigung gelegt. Selbst für Wucherpreise hätten meine Eltern bei „ihren“ Bauern keine Lebensmittel oder Brennmaterial kaufen können. Die Kontakte beschränkten sich auf gegenseitige Hassbezeugungen unter den Männern und beiläufige verächtliche Bemerkungen unter den Frauen. Jedoch am frühen Nachmittag des Heiligen Abend 1945, als die Kirchenglocken bereits das erste Mal geläutet hatten, betrat der Bauer unsere Küche. Da er meine Mutter nie direkt ansprach, machte sie auch keine Anstalten, ein Gespräch mit ihm zu beginnen. Ihr fiel nur auf, dass der Bauer, ein hagerer schlanker Mann, in seinem weiten Wintermantel ausgesprochen aufgedunsen wirkte. Sie ließ ihn stehen und ging nach draußen, um etwas vom dem für das Fest aufgesparten Brucholzes zu holen. Als sie wieder das Haus betrat, kam ihr der Bauer entgegen, nun wieder schlank und rank wie eh und je. Aber vor dem Herd lagen mehrere Stücke Torf. Friedrich Zempel 15 Ausgabe 1/2015

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Veranstaltungen des Landesverbandes 2015 Landesverbandstag/Wahl

Ansprechpartner: Termin: Ort:

63 JahreChartaderHeimatvertriebenen

WolfgangFiolka 28.03.2015 Dresden

Ansprechpartner: Termin: Ort:

DasBudesvertriebenengesetz -PodiumsdiskussionZuwanderung-

Ansprechpartner: Termin: Ort:

PeterWolf 07.05.2015 Leipzig

TreffenderChöre/25 JahreBdVSachsen

Ansprechpartner: Termin: Ort:

MarioMorgner 07.06.2015 Reichenbach/OL

Drei-Tage-Exkursion: HoyerswerdaundBreslau

Ansprechpartner: Termin:

SächsischeGedenktagfürdieOpfervon Flucht,VertreibungundZwangsumsiedlung

Ansprechpartner: Termin: Ort: Ansprechpartner: Termin: Ort: Ansprechpartner: Termin: Ort:

MarioMorgner 26. bis28.06.2015

WolfgangFiolka 05.08.2015 Dresden

FriedrichZempel 13.09.2015 Dresden

TagderHeimat

GiselaLossack 19.09.2015 Hoyerswerda

Jahresabschluss

MarioMorgner 28.11.2015 Chemnitz

Zu den einzelnen Veranstaltungen ergehen zeitnah Einladungen an unsere Mitgliedsverbände. Weitere aktuelle Informationen und Termine des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen / Schlesische Lausitz e. V., des Vereins Erinnerung und Begegnung e. V. (EUB) sowie des Hauses der Heimat erhalten Sie im Internet unter: www.vertriebene-in-sachsen.de.

Redaktionsschluss der kommenden Ausgabe: 1. Mai 2015. Die nächste Ausgabe erscheint am 7. Juni 2015! Impressum: Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Lausitz e.V. Geschäftsstelle: Lingnerallee 3, PSF 127 • 01069 Dresden Tel.: 0351 82 122 730 Fax: 0351 82 122 731 E-Mail: [email protected] Diese Zeitschrift lebt von Ihrem Engagement. Artikel und Beiträge senden Sie bitte an die Redaktion. Übernahme und Kürzungen behalten wir uns vor. Wir bitten um Ihr Verständnis. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht die Meinung des Herausgebers bzw. der Redaktion wiedergeben. Unverlangt eingesandte Manuskripte, für die keine Haftung übernommen wird, gelten als Veröffentlichungsvorschlag zu o.g. Bedingungen. Redaktion, Gestaltung und Leserzuschriften und Werbung: Mario Morgner Abhorner Straße 3 08228 Rodewisch Tel.: 0 37 44 - 3 10 86 E-Mail: [email protected]

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Ausgabe 1/2015

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