Interview mit Claudia Schärer von der Arche Noah Schweiz Rubrik
March 9, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Interview mit Claudia Schärer von der Arche Noah Schweiz Rubrik Persönlich 26.04.2012
HN: Wie kamen sie zum Tierschutz? CS: Wenn man die Augen offen hält und und ein Herz für Tiere hat entdeckt man überall Fälle, in welchen Hilfe nötig ist. Es sprach sich auch schnell herum, dass ich aktiv werde, wenn ein Tier in Not geraten ist. So kamen bald vom unmittelbaren Umfeld Anfragen und es wurden mir die ersten Findeltiere gebracht. So ging es dann ungebremst weiter.
Mittlerweilen bin ich schon über 10 Jahren aktiv im Einsatz für Tiere in Not und werde es wohl für den Rest meines Lebens auch bleiben. Den Entscheid, einen Tierschutz Verein zu gründen fasste ich erst 2005 nach meiner Rückkehr von einem längeren Tierschutz Einsatz auf der Insel Kreta in Griechenland. Während meines Aufenthaltes führte ich ein privates Online-Tagebuch und berichtete über die Zustände vor Ort. Die Resonanz und das Interesse waren unerwartet gross. Dies ist bis heute so geblieben und wir berichten regelmässig und ausführlich online über unsere Arbeitseinsätze.
HN: Wo ist die Arche Noah Schweiz sonst noch aktiv? CS: Unser Tierschutz Verein arbeitet in drei Ländern. In der Schweiz, in Griechenland und in der Ukraine. Denn Tierschutz kennt für uns keine Grenzen. Wir unterstützen ausgewählte Projekte aber auch engagierte Privatpersonen, welche ohne Unterstützung ihre wertvolle Arbeit nicht weiterführen könnten.
HN: Was sind ihre Hauptanliegen? CS: Wir setzen auf Prävention und finanzieren vor allem Kastrationen. Dies ist auch weiterhin hier bei uns in der Schweiz ein wichtiges Thema, gerade bei Bauernhofkatzen. Katzenpopulationen verwildern schnell und vermehren sich unkontrolliert. Tierschutz beginnt nämlich auch schon vor der eigenen Haustüre. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die langfristige Unterstützung durch Futter-, Sach- und Geldspenden, damit die Auffangstationen ihre Tiere weiterhin versorgen können. Öfters muss auch mal ein Zaun erneuert, Dächer gedeckt oder ein Boden betoniert werden. Wir sind Allrounder und packen dort an, wo gerade Hilfe nötig ist.
HN: Wer arbeitet bei der Arche Noah Schweiz? CS: Wir sind ein gemeinnütziger, steuerbefreiter Tierschutz Verein und alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Wir sind ein buntgemischtes aufgestelltes Grüppchen, hauptsächlich Frauen im Alter von 20 – 60 Jahren.
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HN: Wieviel Freizeit bleibt da eigentlich noch? CS: ‚lacht‘ – nun, das ist ganz unterschiedlich. Nicht alle Aktiven beteiligen sich an Arbeitseinsätzen. Dafür übernehmen sie aber zum Beispiel mehrmals im Jahr die Durchführung von Flohmärkten in der ganzen Schweiz. Wir finden für jeden, der will, eine passende Aufgabe. Ich hingegen kann mir gar nicht mehr vorstellen, meine ‚Ferien‘ passiv in einem Liegestuhl zu verbringen. Es macht mich ganz kribbelig, wenn ich freie Zeit ungenutzt verstreichen lasse, in welcher geholfen werden kann. Und Hilfe ist immer und überall nötig, glauben sie mir. Auch die ganzen Korrespondenzen und die Büroarbeit alleine verschlingt schon einen grossen Teil meiner Ressourcen. Aber das entspricht zum Glück meinem Naturell - ich bin ein Workaholic und für die Tiere mache ich das gerne.
HN: Woher kommen denn all die Sachen für die Flohmärkte? CS: Die ganzen Waren sind liebe Sachspenden von unseren Mitgliedern und Tierfreunden. Nur dank deren Unterstützung können wir regelmässig mit unserem Arche Stand an Flohmärkten teilnehmen. Mittlerweilen haben wir schon mehr als genug an Waren. Unsere Garagen und Dachböden sind gerappelt voll. Wir haben aber auch schon negative Erfahrungen machen müssen. Zum Beispiel wenn ein Wohnungsumzug ansteht, wurden wir als vermeintlich gratis Räumungstrupp gerufen und dann geschimpft, wenn wir zu schwere, alte oder defekte Ware nicht mitnehmen wollten. Wir sortieren ganz genau aus, damit wir schlussendlich nicht unnötig Waren entsorgen müssen. Grundsätzlich machen wir aber nur positive Erfahrungen und erhalten wunderschöne Flohmi-Artikel.
HN: Somit ist die Vereinsarbeit mehr als nur ein Hobby? CS: Nun, für uns alle ist unsere Tierschutzarbeit eine Passion. Mit einem Hobby oder Zeitvertreib sind unsere Einsätze wahrlich nicht vergleichbar. Es geht uns darum, Leben zu retten und Unterstützung langfristig zu gewährleisten. Unsere Arbeit nehmen wir sehr ernst.
HN: Kann sich jeder für eine Mitarbeit bei Ihnen melden? CS: Ja, das ist richtig. Wir sind natürlich froh über jede zusätzliche, helfende Hand. Voraussetzung ist ganz klar ein Herz für Tiere, aber auch Durchhaltewillen, Zuverlässigkeit und Eigeninitiative. Einen gewissen ‚Biss‘ muss man schon mitbringen, denn gerade Auslands Tierschutz ist nichts für Zartbesaitete. Deshalb gibt es bei uns so etwas wie eine Probezeit. Die neuen Aktiven können erstmals begleitet mitarbeiten und dann zeigt sich schnell ob jemand zur Crew und zur Arbeit passt oder nicht. Viele haben oft ganz falsche Vorstellungen von dem, was sie tatsächlich erwartet.
HN: Und das wäre? CS: Gerade im Ausland sind wir hauptsächlich am Putzen, Waschen, Füttern und am Notfälle versorgen. Auch verbringen wir sehr viel Zeit im Auto. Tiere müssen zum Tierarzt gefahren, Medikamente und Material geholt und Futterpaletten abgeholt, auf- , abgeladen und eingelagert werden. Das sind wahrlich keine Ferien oder ein Ausflug in den Streichelzoo, das ist ein Knochenjob. Wir freuen uns auch nicht über einen Wurf Kätzchen, welchen wir entdecken. Natürlich sind alle Tierkinder ‚süss‘, aber wir sehen schon ihr kurzes, leidvolles Leben auf der Strasse vor uns und das kann wirklich niemanden freuen. 2
Deshalb stellen wir so viel an Kastrationsgeldern wie nur möglich zur Verfügung. Uns würde es viel mehr freuen, wenn jede Katze welche wir entdecken schon einen Spickel im Ohr* hat. *Kastrations-Kennzeichnung Auch kann es sein, dass man im Ausland auf Unverständnis trifft und muss zum Teil ebenso mit Kritik oder harten Worten umgehen können. Es gibt auch Einheimische, welche unsere Arbeit nicht verstehen. Ebenso gibt es viele Touristen, welche keinerlei Verständnis dafür haben, dass wir nicht jedes Tier aufnehmen können. Da bekommt man aber mit den Jahren eine harte Schale. Wir tun ohnehin schon, was wir können.
HN: Wie kommen sie eigentlich mit dem ganzen Elend zurecht? CS: Es hat Anfangs auch bei mir eine Weile gedauert, um einen Weg zu finden, die zum Teil schrecklichen Bilder welche man von Einsätzen mitbringt, zu verarbeiten. Aber man darf nicht an den traurigen Schicksalen, welche unabwendbar waren hängenbleiben. Es gibt so viel Positives und darauf muss man sich konzentrieren. Sei es ein Tier, welches nach furchtbaren Verletzungen wieder gesund wird oder auch einfach die unendliche Dankbarkeit welche einem von Tierschützern und den Tieren selbst entgegengebracht wird. Ein Grundsatz jedoch ist ganz wichtig: Wir können nur dort helfen, wo Hilfe auch angenommen wird. Tierschutz ist oft eine Gratwanderung zwischen helfen wollen und akzeptieren müssen!
HN: Wieviele Tiere haben sie selbst zuhause? CS: ‚lacht‘ – Es hält sich noch in Grenzen, falls sie vermutet haben, dass ich einen riesen Zoo zuhause habe. Da ich ja auch noch berufstätig bin, möchte ich jedem meiner Tiere auch gerecht werden. Mit mir lebt eine Hündin und drei Katzen. Die Hündin ist aus Athen, Griechenland und wurde schwerst misshandelt. Es hat Jahre gebraucht, bis sie wieder Vertrauen fassen konnte. Dies aber nur zu mir, das genügt mir aber auch. Alle meine Katzen hingegen stammen aus der Schweiz. Die eine stammt aus einer miserablen Zucht und war damals bei der Übernahme ein kleines Häufchen Elend. Mittlerweilen ist sie eine prächtige Katze geworden. Meine zweite Katze ist ein Rauswurf aus dem fahrenden Auto auf der Autobahn! Ja, so etwas gibt es auch in der Schweiz. Und die dritte stammt aus einer unserer Katzenkastrations-Aktion von einem Bauernhof. Sie war noch zu klein um operiert zu werden, ging aber schon in die Falle. So übernahm ich sie und als sie alt genug war, hat sie sich so gut bei mir eingelebt, dass sie natürlich auch bei mir bleiben konnte. HN: Danke für ihre Zeit und alles Gute weiterhin für die wertvolle Arbeit welche sie leisten.
Mehr Informationen auf der Webseite: www.arche-noah.ch
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