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AUF DEM WEG DER DRITTEN EUROPÄISCHEN ÖKUMENISCHEN VERSAMMLUNG 2006 / 2007
Das Licht Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa
In deinem Licht sehen wir das Licht Gottesdienste, Predigten, thematische Vertiefungen
INHALTSVERZEICHNIS
Zu diesem Heft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Gottesdienstliche Entwürfe – Gottesdienstfeier für die Tage der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung 5. – 9. September 2007 (Pastor Fritz Baltruweit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 – 8 Minuten für Gerechtigkeit. Zum G8-Gipfel in Heiligendamm (Pfarrer Jürgen Reichel, Heinz Fuchs und Pfarrer Werner Gebert, eed) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 – „Gottes Geist bewegt uns.“ Ökumenischer Pfingstgottesdienst auf dem Weg der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (Pastor Dr. Klaus Peter Voß) . . . . . . . . . . 16 – Konzept für einen interaktiven und multimedialen Pfingstgottesdienst (Mark Reichmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 – Gottesdiensteröffnung in mehreren Sprachen (Ökumenischer Vorbereitungskreis Wittenberg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Predigten – Kurzpredigt über Apostelgeschichte 2 (Bischof em. Dr. Franz Kamphaus) . . . . . . 22 – Predigt zu Numeri, 4. Mose, 11 (Landessuperintendent Dr. Burghard Krause) . . . 23 – „Verwöhnt von Gottes Liebe“, Psalm 36, 10, Predigt im Eröffnungsgottesdienst am 15. Februar 2007 in Wittenberg, Stadtkirche, während der 3. Station der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (Bischof Axel Noack) . . . . . . . . . . . . 25 – Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Predigt zur Dekade zur Überwindung von Gewalt: Europa Fokus in der Sendungsfeier am 18. Februar 2007 in Wittenberg, Schlosskirche, während der 3. Station der Dritten Europäischen Öku-
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menischen Versammlung (Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann) . . . . . . . 27 Predigt zu Apostelgeschichte 6 (Dr. Randi Weber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Predigt zu Genesis 28 (Pfarrer Norbert Roth) . . . . . . . . . . . . . . . 31
Bibelarbeiten – Meditationen – „Ich glaube an den Heiligen Geist “ Pfingstliches Mosaik zum 3. Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses (Landespfarrerin Christa Göbel) . . . . . . . . 34
Thematische Vertiefungen Das Licht Christi und die Kirche – „Mit einem Geist getauft…“ Bausteine und Anregungen für einen ökumenischen Gesprächsabend zum Thema Taufe (Pastor Dr. Klaus Peter Voß) . . . . . 56
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Mit Liedern durch Europa (Pfarrerin Barbara Rudolph) . . . . . . . . . . . 71
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Mit dem Kochlöffel durch Europa (Weltgebetstag der Frauen) . . . . . . . . . . . 74
Das Licht Christi und Europa – Der Beitrag der Kirchen für den Europäischen Einigungsprozess (Oberkirchenrätin Antje Heider-Rottwilm) . . . . . . . . . . . . . . 58
Dokumentation – Säkularisation als eine Herausforderung für Europa (Erzbischof Dr. Jeremiasz, Orthodoxe Kirche in Polen) . . . . . . . . . .76
Das Licht Christi und die Welt – Geistliche Aktivitäten zum G8-Gipfel in Heiligendamm, Juni 2007 (Pastor Tilmann Jeremias) . . . . . . . . . . . . 62
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Der Beitrag der römisch-katholischen Theologie zur ökumenischen Bewegung (Kardinal Jean-Pierre Bernard Ricard, Bordeaux) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
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Die Bedeutung des Protestantismus für Europa (Pfarrer Thomas Wipf, Genf) . . . . 80
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Geist der Freiheit – Ökumene der Zukunft. Bibelarbeit zu Galater 5 (Bischof em. Dr. Walter Klaiber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
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„Christus wird dein Licht sein – Christus wird dich erleuchten – erstrahlen wird dir der Messias.“ Bibelarbeit zu Epheser 5,14 (Offizial Heinz Gunkel) . . . . . . . . . . . . . . . 39
Ökumenische Impulse aus Rumänien – Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland – Ökumenische Ikonographie in Nürnberg (Dr. Jürgen Henkel) . . . 63
„Der Heilige Geist, der die Koinonia schafft“. Gedanken zu 2. Korinther 13,13 (DDr. J. Georg Schütz) . . . . . . . . . . . . . . . 42
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Die Dreifaltigkeits-Ikone von Andrej Rubljow. Bildbetrachtung (Pfarrer Norbert Roth) . . 45
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Sibiu/Rumänien: Vertrauter ökumenischer Boden – Erfahrungen des Weltgebetstags der Frauen (Petra Heilig) . . . . . . . . . . . . . . . . 67
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Es ströme aber Recht wie Wasser. Bibelmeditation für die Frauenarbeit (Dr. Christiane Markert-Wizisla) . . . . . . . 48
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„Healing of Memories.“ Brücke zwischen Kirchen, Kulturen und Religionen (Dieter Brandes) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
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Licht – Wasser – Geist. Eine Meditation über Männer und ihre Spiritualität … (Martin Rosowski) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Pilgerwege – Glaubenswege. Eine Gemeindeveranstaltung (Pfarrer Norbert Roth) . . 54
Einladung für den 8. September in die rumänische-orthodoxe MetropolitanKathedrale Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Europäische Nachbarschaften – „Healing of Memories“ – Versöhnen und Überwinden. Kirchen am Rhein (Pfarrer Dr. Johannes Ehmann) . . . . . . . . . . . . . . . 70
Anhang – Liste der deutschen Delegierten für Sibiu – Europäische Versammlung – Zeitraster . . – Botschaft aus Loccum für die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung . . . . – Botschaft aus Wittenberg für die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung – Gemeinde-/Pfarrbriefvorlage. . . . . . . . . . – Mitgliedskirchen in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Materialien zur Weiterarbeit . . . . . . . . . . – Kollektenabkündigung. Fürbittengebet . . – Wichtige Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Ökumenische Vorbereitungsgruppe für Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – CD mit Texten und Bildern
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ZU DIESEM HEFT LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, aller guten Dinge sind drei. So heißt es. Sie halten also nun – nach dem Basisheft und den Predigten zum Advent – das Materialheft Nummer 3 auf dem Weg der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in den Händen. Auf dem Weg nach Sibiu – sozusagen auf der Schlussetappe – bietet Ihnen dieses Heft Material für die Gemeindearbeit. Rom, Loccum und Wittenberg waren bisher Stationen auf dem Weg der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung. Jetzt richtet sich der Blick ganz nach Rumänien, auf Hermannstadt/Sibiu. Von den Tagen im Spätsommer – 5.–9. September 2007 – erwarten sich die Christinnen und Christen in Europa wegweisende ökumenische Impulse. Die Themen der Charta Oecumenica stehen nach wie vor ganz oben auf der Agenda der Kirchen in Europa. Das haben die Tage der bundesweiten Tagung in Loccum vom 4. – 6. Dezember 2006 gezeigt, auf der sich Menschen aus den verschiedenen Kirchen Deutschlands getroffen haben, um für Deutschland den Prozess nach Sibiu vorzubereiten. Aber nicht nur Loccum, sondern auch die vielen kleinen und großen Veranstaltungen in Deutschland, die im Zusammenhang mit der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung von unterschiedlichster Seite organisiert worden sind und noch stattfinden werden, sprechen dafür. Das Motiv „Licht“ – die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung steht unter dem Motto „Das Licht Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa“ – und auch besonders das Motiv „Einheit“ sollen Ihnen als
Schlüsselworte eine Fülle von Möglichkeiten des Nachdenkens eröffnen. Dies mag mit den Inhalten dieser Materialsammlung angestoßen werden.
„In deinem Licht sehen wir das Licht“ (Psalm 36,10). Mit diesem Wort aus der Schrift als Begleiter soll der Weg nach Sibiu weiter beschritten werden. Denn nicht zuletzt deswegen, weil von Gott her verstanden werden muss, was wahre Einheit und was wahre Hoffnung ist, sind die verbleibenden Wochen und Monate auf dem Weg nach Sibiu, unter das Wort aus Psalm 36 gestellt. Denn auch nur von Gottes Handeln her ist verstehbar, was es für die Menschen in Europa bedeutet, wenn sein Licht ihnen allen leuchtet. Dieses Heft erscheint zu Pfingsten. Auch das ist ein Fest, das auf das Licht, das Feuer, verweist. Die Texte hier sollen allerdings nicht allein auf das Pfingstfest fokussiert sein, sondern das Heft ist inhaltlich so ausgerichtet, dass Sie in Ihren Gemeinden, Ihren Projekten und Initiativen den Weg der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung bis in den September hinein und darüber hinaus begleiten können. In diesem Heft sind wieder Predigten und Gottesdienstentwürfe gesammelt, die Ihnen eine Hilfe sein wollen, die Themen der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung zur Sprache zu bringen. Die Verfasser und Verfasserinnen der hier veröffentlichten Texte, Andachten, Bibelarbeiten und Predigten leben und wirken in unterschiedlichen Kirchen in unserem Land. Unter anderem finden Sie auch wichtige Beiträge von der Tagung in Wittenberg, die vom 15. – 18. Februar 2007 mit 150 Delegierten aus ganz Europa stattfand, dokumentiert. Eine komplette Sammlung der Beiträge aus Wittenberg ist in epd-Dokumentation Nr. 9/2007 veröffentlicht.
Im Dokumentationsteil ist auch eine Liste von den Delegierten aus Deutschland, die an der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu teilnehmen, zu finden, an die Sie sich bei Interesse wenden können. Durch die beigelegte CD-ROM haben Sie die Möglichkeit, die hier abgedruckten Texte und einige Bilder in digitaler Form abzurufen. Daneben stehen Ihnen auch zwei kurze Clips zur Verfügung. Ein besonderer Dank gilt allen, die einen Beitrag für dieses Heft geschrieben und es möglich gemacht haben, dass die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in einer ökumenischen Weite vorbereitet und begleitet werden kann. Wir wünschen Ihnen mit dem breiten Spektrum der Anregungen innerhalb dieses Heftes viel Freude und in Ihren Gemeinden gute Impulse für die letzte Etappe auf dem Weg der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung.
Pfarrer Norbert Roth, Ökumenische Centrale, Frankfurt am Main, im April 2007
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GOTTESDIENSTLICHE ENTWÜRFE
GOTTESDIENSTFEIER FÜR DIE TAGE DER DRITTEN EUROPÄISCHEN ÖKUMENISCHEN VERSAMMLUNG 5. – 9. SEPTEMBER 2007
In vielen Gemeinden und lokalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen sind Gottesdienste parallel zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Hermannstadt vom 5. – 9. September 2007 geplant. Der nachfolgende Gottesdienstentwurf nimmt Elemente der gottesdienstlichen Feier aus Sibiu für ökumenische Gottesdienste in Deutschland auf.
Eröffnung Liturg/in: Die Liebe Gottes, unseres Vaters, sei mit euch allen. Alle: Amen. Liturg/in: Friede Jesu Christi sei mit euch. Alle: Friede sei auch mit dir. Liturg/in: Komm, Heiliger Geist. Alle: Erleuchte und bewege uns.
Gottesdienstfeier für die Tage der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung 5. – 9. September 2007
Liedruf: Come, Holy Spirit (Iona) Come Holy Spirit. Come Holy Spirit. Maranatha. Come Lord come.
Gottesdienst für Gemeinden, die zeitgleich zur 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung einen „Sibiu-Gottesdienst“ feiern wollen, mit Elementen aus dem Eröffnungsgottesdienst (5. September 2007) und der gemeinsamen Schlussfeier (9. September 2007) in Sibiu/Hermannstadt Liedruf: Come, Holy Spirit (Iona) Come Holy Spirit. Auf deutsch: Come Holy Spirit. (singbar) Maranatha. Come Lord come.
Komm, Heiliger Geist, komm.
Psalm 36 Alle:
Frauen:
Männer: Frauen:
Komm, Heiliger Geist, komm. Maranatha. Komm, Gott, komm. Männer:
Zu dem Gesang ziehen die Mitwirkenden ein. Mit dem Einzug wird eine große (Sibiu-)Kerze hereingetragen. Alle:
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Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht. Amen.
Lied: Come, Holy Spirit (Iona)
Bußwort und Gnadenzuspruch Eine/r:
Jesus Christus hat uns am Kreuz seine Liebe und das Geheimnis der Versöhnung offenbart.
Alle:
Als die, die ihm nachfolgen, bekennen wir: Wir haben noch nicht alles uns Mögliche getan, die Hindernisse zu überwinden, die die Kirche immer noch teilen. (Charta Oecumenica, 1)
Liedruf: Eine/r:
Alle:
Liedruf: Eine/r:
Alle:
Liedruf: Eine/r:
Alle:
Liedruf: Eine/r:
Wir bitten dich um Erbarmen, Gott. Kyrie eleison (orthodox) Wir leben davon, Gottes Wort gemeinsam zu hören und den Heiligen Geist in uns und durch uns wirken zu lassen. Wir bekennen: Wir waren zu sehr auf uns selbst bezogen und haben unsere Verpflichtung vernachlässigt, füreinander und für eine sichtbare Einheit der Kirche zu beten. (Charta Oecumenica, 5) Wir bitten dich um Erbarmen, Gott. Kyrie eleison Wir schätzen die Würde eines jeden Menschen – alle sind als Gottes Ebenbild geschaffen. Wir bekennen: Wir haben nicht unseren vollen Beitrag geleistet zur Versöhnung der Völker und der Kulturen. (Charta Oeumenica, 8) Wir bitten dich um Erbarmen, Gott. Kyrie eleison Wir schätzen das spirituelle Erbe des Christentums, das eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas darstellt. Wir bekennen jedoch: Wir haben es nicht geschafft, Leiden und Zerstörung zu verhindern, die von Europäern anderen zugefügt worden sind. Wir haben zu dem wachsenden Bruch zwischen Ost und West in Europa und zwischen Europa und dem Rest der Welt beigetragen. (Charta Oecumenica, 7) Wir bitten dich um Erbarmen, Gott. Kyrie eleison Wir glauben an die Liebe Gottes, der alles geschaffen hat, und wir danken
Alle:
Liedruf:
für das Geschenk seiner Schöpfung und für die wunderbare Schönheit der Natur. Aber wir bekennen: Wir schauen untätig zu, wie die Güter dieser Erde ausgebeutet werden ohne Rücksicht auf das Wohl zukünftiger Generationen. (Charta Oecumenica, 9) Wir bitten dich um Erbarmen, Gott. Doamne miluieste oder Gloria
und auf unsere Traditionen der Kirchen in all ihrer Verschiedenheit – und es ruft uns dazu auf, Akteure der Erneuerung und der Einheit Europas zu sein.
Bitte um „Erleuchtung“ Eine/r :
Die Musik des letzten Kehrverses geht instrumental weiter, wandelt sich. In sie hinein wird gesprochen: Eine/r:
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Und über denen, die da wandeln im finstern Land, scheint es hell. (Jesaja 9,1) Wir freuen uns: Denn wir sind aus der Finsternis gerufen in Gottes wunderbares Licht. Einst waren wir nicht Volk Gottes, nun aber sind wir Gottes Volk. Einst waren wir gnadenlos, nun aber sind wir gehalten in Gottes Gnade. (1. Petrus 2,9f) Das Licht Christi scheint auf alle. Aus allen Teilen Europas sind Menschen nach Sibiu gekommen als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung – und das Licht Jesu, Gottes Wort, leuchtet ihnen und uns. Das Licht Christi scheint auf alle. Es scheint auf all unsere Völker
Liedruf:
Gott, du hat uns dein Wort gegeben als Licht, das uns den Weg weist. Erfülle uns mit deinem Wort, lass uns darüber nachdenken, dass wir Christi Lehren befolgen und in ihm dein Licht finden, das durch dein Wort hindurchscheint mehr und mehr, bis zum Tag der Vollendung durch Jesus Christus, unseren Herrn. Come Holy Spirit (Iona Kommunität)
Die Kerze wird zum Lesepult getragen und gehalten. (Nach der biblischen Lesung wird die Kerze auf den Kerzenständer zurückgestellt.)
Biblische Lesung: aus Johannes 1 (aus dem Eröffnungsgottesdienst – sie kann mehrsprachig gelesen werden.) Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. („Am Anfang war das Wort...“ kann hier in verschiedenen Sprachen wiederholt werden.) Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. („In ihm war das Leben...“ wird in verschiedenen Sprachen wiederholt.)
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen. Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes. Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht. Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. („Und das Wort ward Fleisch...“ wird in verschiedenen Sprachen wiederholt) – Stille – Antwortgesang – erst summen, dann Singen – einstimmig/mehrstimmig „Dein Licht leuchte uns“
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Predigt Alternative: (In der Schlussfeier werden einzelne Verse aus biblischen Lesungen gelesen, die die Delegierten an den verschiedenen Tagen erlebt haben:) Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (aus Johannes 1) Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria Jesus wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. ...und er trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! (aus Matthäus 17) Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria Früher wart ihr in Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (aus Epheser 5)
Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. (aus Römer 8) Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria
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Licht ist ein Symbol für den Heiligen Geist, der Gottes Wärme ausstrahlt, die die Welt umfängt – sie erneuert und heilt.
Lichtmeditation Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott, die hatte die Herrlichkeit Gottes; ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall. Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. (aus Offenbarung 21) Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria
Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria Die ganze Schöpfung wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.
Sie kann auch aus mehreren Beiträgen Einzelner bestehen – unter der Fragestellung: Was erwarte ich für Auswirkungen von der Versammlung in Sibiu? In dem Fall kann einleitend (oder am Schluss) eine Lichtmeditation stehen, die das Logo der Versammlung interpretiert:
Er ist in die Welt gekommen damit wir nicht in der Finsternis bleiben.
Heiliger Gott, heiliger Mächtiger, heiliger Unsterblicher, erbarme dich unser. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Ein Licht leuchtet in unserer Mitte – ein Zeichen für das Licht, das unseren Tag erhellt. Es leuchtet auch in Hermannstadt/Sibiu, wo sich Christinnen und Christen aus ganz Europa versammeln. Es ist zu uns gekommen – von weit her. Das Licht, das unseren Tag erhellt, liegt weit außerhalb unseres Wirkungsbereichs, ja: außerhalb unserer Erdkugel. Aber es hat sich aufgemacht, unsere Erde, alle, auch unser Leben, unseren Tag zu erhellen. So schauen wir auf dieses Licht in unserer Mitte. Es verbindet uns. Es ist ein Symbol für Gott, der am Anfang der Schöpfung sprach: „Es werde Licht!“ Er schuf die Erde so, dass wir auf ihr wohnen können. Licht ist ein Symbol für Christus, der von sich gesagt hat: Ich bin das Licht der Welt.
Christus spricht: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das Licht, das von Christus kommt, tragen wir in uns. Das Licht, das von Christus kommt, verbindet uns. Das Licht, das von Christus kommt, tragen wir in die Welt. Lied: Strahlen brechen viele aus einem Licht Bekenntnis
Entweder das nizänische Glaubensbekenntnis aus der Schlussfeier – oder das Bekenntnis aus dem Eröffnungsgottesdienst: Eine/r:
Alle: Eine/r:
Alle: Eine/r:
Wir glauben, Herr Jesus: Du bist das wahre Licht. Es erleuchtet alle, die in diese Welt kommen. Wir glauben und wir bekennen. Wir glauben, Herr Jesus: Du bist das Licht der Welt. In dir entdecken wir das Licht des Lebens. Wir glauben und wir bekennen. Wir glauben, Herr Jesus: Wie wir im Licht wandeln, so haben wir Gemeinschaft miteinander und du wäschst uns rein von allen Sünden.
Alle:
Wir glauben und wir bekennen. (Joh 1,9; Joh 8,12; 1 Joh 1,7) Amen.
Fürbitten (mit den 9 Themen der Foren in Sibiu) Lasst uns beten: Gott, wir bitten um die Einheit deiner Kirche – Schenk uns Kraft für sie. Liedvers:
Dein Licht leuchte uns
Liedvers:
Dein Licht leuchte uns
Wir bitten für alle, die sich für ein gemeinsames Europa einsetzen, damit es zu einem gemeinsamen Zuhause wird für Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur und Religion. Liedvers:
Dein Licht leuchte uns
Wir bitten um Frieden in der Welt – dass wir und alle sich dafür einsetzen. Wir bitten besonders für die Regierenden. Liedvers:
Dein Licht leuchte uns
Wir bitten für alle, die sich menschenverachtenden Strukturen in unserer Welt nicht beugen, sondern sich für Gerechtigkeit einsetzen. Lass uns zu ihnen gehören.
Lied: Nun danket alle Gott... Gott, himmlischer Vater, wir danken dir, dass Menschen aus allen Teilen Europas in Sibiu/Hermannstadt zusammen sein können. Wir danken dir für alle Situationen, in denen die Begegnungen miteinander sie bewegen. Lass sie und uns Schritte tun, die uns der Einheit der Kirche näher bringen. Lass uns die Vision einer Kirche, wie du sie gewollt hast, nicht aufgeben. Und lass uns in diesem Geist gemeinsam für unseren Ort/unsere Stadt da sein – und für ein Europa eintreten, das zu einem gemeinsamen Zuhause wird für alle – für Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur und Religion. Liedvers:
Wir bitten um gemeinsame Ausdrucksformen unseres Glaubens im Gottesdienst und im Alltag. Liedvers:
Dein Licht leuchte uns
Gott, dein Licht scheine hell in unserer Mitte, dass wir dich und deine Werke bezeugen und viele Menschen in dir Hoffnung finden. Liedvers:
Dein Licht leuchte uns
Lass uns Menschen anderen Glaubens mit Respekt begegnen und den Dialog mit ihnen suchen und vertiefen.
Liedvers:
Dein Licht leuchte uns
Vater unser...
Alternative:
Herr, erleuchte meinen Geist mit dem Licht des Verstehens deines heiligen Evangeliums, meine Seele mit der Liebe deines Kreuzes, mein Herz mit der Klarheit deines Wortes, meinen Körper mit deiner Leidenschaft. Bewahre mein Denken in deiner Demut und erhebe mich zur rechten Zeit, um dich zu rühmen. Denn du bist erhoben über alle mit deinem ewigen Vater und dem Heiligen Geist in Ewigkeit. (St. Antioch-prayer, 5th century)
Zunächst wird der Liedvers gesungen Liedvers:
Dein Licht leuchte uns
Lass uns in den Fremden dein Angesicht sehen und uns für Menschen einsetzen, die in Europa ein Zuhause suchen.
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.
Alternative: Gott, unser Vater, hat uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen. Er segne uns und stärke uns zum Zeugnis füreinander.
Dein Licht leuchte uns
Lass uns mahnende Stimme für deine Schöpfung sein – und mit den Ressourcen deiner Erde verantwortlich umgehen. Liedvers:
Dein Licht leuchte uns.
Sendung/Segen Gott sende seine Engel mit dir und gebe dir seine Gnade.
Liedvers:
Dein Licht leuchte uns.
Jesus Christus ist als Licht in der Finsternis erschienen. Er erleuchte unsere Herzen und mache unser Leben zum Licht für die Menschen. Der Heilige Geist ist ausgegossen in unsere Herzen. Er lenke unsere Schritte auf dem Weg des Friedens. Amen.
Pastor Fritz Baltruweit, Loccum
Vater unser ...
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GOTTESDIENSTLICHE ENTWÜRFE
8 MINUTEN FÜR GERECHTIGKEIT ZUM G8-GIPFEL IN HEILIGENDAMM
Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung bewegt die Frage nach einer den Menschen dienenden Wirtschaft. In Deutschland wird schon Mitte des Jahres durch den G8-Gipfel in Heiligendamm dieses Thema in den Mittelpunkt rücken. Die Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern haben mit kirchlichen Entwicklungsdiensten einen Gottesdienstentwurf vorbereitet, der weit über Deutschland und Europa hinaus die ganze Welt ins Gebet nimmt.
Beim Kirchentag in Köln kommen über 100.000 Menschen zusammen. „Lebendig und kräftig und schärfer“ wollen sie ihren Glauben zum Ausdruck bringen. Wir fühlen uns denen verbunden, die sich nach Köln, Heiligendamm und Rostock aufgemacht haben und wollen dafür beten, dass wir das Beste für die Eine Welt finden.
• Lied: EG 432, 1-3, Gott gab uns Atem, damit wir leben
Andacht zum G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni 2007 in Heiligendamm und zum Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 6. bis 10. Juni 2007 in Köln
• Gruß
• Gebet
So lasst uns diese Andacht feiern im Namen Gottes, unseres Schöpfers, der Quelle unseres Lebens,
Alte Ordnungen werden vergehen, Gott, du Anfang und Ende, aber deine neue Ordnung hat bereits begonnen, und wir sind gezählt zu ihren Zeichen.
global & gerecht • Musikalisches Vorspiel und Einzug der an der Feier Mitwirkenden • Begrüßung Liebe Gemeinde, am heutigen Tag beginnen zwei große Veranstaltungen, die sich zum Teil mit den gleichen Themen beschäftigen, wie z. B. der drohenden Klimakatastrophe oder der wachsenden Verarmung großer Teile der Weltbevölkerung: Die Regierungsverantwortlichen der acht wirtschaftsmächtigsten Staaten USA und Kanada, Japan und Russland sowie aus der EU Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien beraten von heute an in Heiligendamm bei Rostock über zentrale Fragen der Weltwirtschaft und der internationalen Politik. Die deutsche Präsidentschaft legt den Schwerpunkt darauf, wie die globalen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen entfaltet werden können. 10
und im Namen Jesu Christi, dem Grund und Ziel unserer Hoffnung, und im Namen des Heiligen Geistes, der uns belebt und begeistert. Amen
Du hast uns frei gemacht durch deinen Geist, der in unsere Herzen gegeben ist. Du hast unsere Augen geöffnet und hast uns Hoffnung gegeben, damit wir in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes leben sollen. Doch nicht nur wir, Vater, nicht solange Andere arm bleiben, zerbrochenen Herzens, gefangen, blind und zerschlagen sind. So beten wir für unsere Schwestern und Brüder, Deine Familie, gefangen in einem Netz von Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit, getrennt voneinander durch Sprache, Farbe, Kultur, Klasse, Geschlecht und Bekenntnis, niedergehalten durch Unwissenheit und Armut. Gib Deiner Kirche eine Vision von Freiheit, zu der Du sie befreien willst. Gib uns die Weisheit, auf die Stimmen der Törichten dieser Welt zu hören, und die Kraft, den Schwachen zu lauschen, damit wir durch jene, die nichts sind, das Wort Christi neu verstehen mögen. Gott, du Leben der Welt, der du uns frei machst und einst, lass uns den Sinn deines Weges erkennen, indem wir ihn gehen. Amen (Auszüge aus einem Gebet, das bei der ÖRK-Vollversammlung 1975 in Nairobi gebetet wurde; aus: Gebete aus der Ökumene 3, Lege Dein Herz in Deine Gebete, EMW 1998, Nr. 54) • Anrufung Lasst uns nun Gott anrufen:
Pfarrer/in: Du, unser Gott, Anfang und Ende, wie Vater und Mutter gibst du uns, was wir zum Leben brauchen: Leben in seiner ganzen Güte –
Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!
Pfarrer/in: Jesus Christus, eines Zimmermanns und Gottes Sohn, Bruder von uns und Freund der Armen; einer von uns und doch eins mit Gott; gekreuzigt und auferstanden. Leben inmitten des Todes –
nommen haben. Auch das ist mittlerweile allen bewusst. Aber wir wehren uns noch dagegen, uns die Konsequenzen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise allzu deutlich vor Augen zu führen.
Pfarrer/in: Schon seit vielen Jahren ist uns die Erwärmung des Weltklimas bewusst.
Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!
Pfarrer/in: Heiliger Geist, Feuer und Hauch der Liebe, die Brücken schlägt und Augen und Hände öffnet; Lebenskraft, die die Müden mit Kraft begabt; Gott der Überraschung, der Lebensmacht – Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!
1. Sprecher/in: Die Gletscher in den Alpen schmelzen im Rekordtempo ab. Höchststände bei Überflutungen wie seit Menschengedenken nicht mehr. Unberechenbare Verläufe heftiger Orkane oder schwere Dürrezeiten „wie bisher noch nicht da gewesen“. Von derart traurigen „Rekorden“ lesen wir immer wieder. Es wird gern so getan, als seien Fragen des Weltklimas für einfache Sterbliche viel zu kompliziert. Oder eine Angelegenheit für die ewig Grünen. Dabei gibt es, bei aller Komplexität in Einzelfragen, einige wenige Daten, an denen die Brisanz des Klimawandels für uns alle unmittelbar deutlich wird. Der Internationale Rat für Klimawandel hat festgestellt, dass aufgrund der steigenden Temperaturen – zwischen 1,8 und 5,8 Grad Celsius – die Meeresspiegel ansteigen werden. Das Expertengremium kommt zu der Vorhersage, dass es zur Jahrhundertmitte etwa 150 Millionen Klimaflüchtlinge geben wird.
• Was uns betrifft
Pfarrer/in: Normalerweise folgt an dieser Stelle eine biblische Lesung. Wir wollen uns heute vor Augen führen, dass im Blick auf Elend und Unrecht Verdrängung, Verniedlichung und Selbstrechtfertigung stattfindet. Die Regierenden beim G-8-Gipfel wissen um das große Elend in der Welt. Milliarden Menschen kämpfen täglich ums Überleben, während der Wohlstand von Millionen zunimmt. Die Regierungen der reichsten Staaten wissen auch, dass diese Kluft die Menschheit spaltet und zu gefährlichen Entwicklungen führt. Es wird unbequemer auf unserem Planeten, weil die Eingriffe in Gottes Schöpfung überhand ge-
Pfarrer/in: Da sind die schlechteren Bedingungen für Arme in den reichen Gesellschaften. 2. Sprecher/in: In der Süddeutschen Zeitung stand im Februar 2007 zu lesen: In Bayern gibt es nach Erkenntnissen der evangelischen Diakonie immer mehr Armut. Mehr als eine halbe Millionen Menschen erhalten Leistungen nach Hartz IV und rund 130.000 Kinder leben auf Sozialhilfe-Niveau. „Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst auch in Bayern deutlich, das ist unsere tagtägliche Erfahrung“, sagt der Präsident des Diakonischen Werkes, Ludwig Markert. Dabei geht es nicht nur um materielle Armut,
sondern auch um Bildungsarmut und unzureichende gesundheitliche Versorgung.
Pfarrer/in: Krankheiten, die vor allem Arme betreffen, werden von der medizinischen Forschung vernachlässigt. 3. Sprecher/in: In der Stuttgarter Zeitung stand zu lesen: Bei einer Pressekonferenz einer Allianz von Hilfswerken und medizinischen Forschungsinstituten wurde jetzt in Nairobi eine weltweite Initiative für „Medikamente für vernachlässigte Krankheiten“ vorgestellt. Und dabei wurden Lichtbilder von erschreckenden Krankheitsbildern gezeigt, die in Europa kaum einer kennt: Im Sudan gebe es das Buruli-Geschwür, das ganze Partien von Armen und Beinen wegfrisst und schwärende Wunden hinterlässt … Es gebe keine Heilung und keine Medikamente gegen Buruli. Da Afrika lediglich einen Anteil von gut einem Prozent am Pharmahandel habe, sei das Interesse der Pharmaindustrie an der Erforschung tropischer Krankheiten gering. • Lied: EG 262, 1-4, Sonne der Gerechtigkeit • Predigt über 5. Mose 24,10-15 • Predigt Predigtvorschlag zu 5. Mose 24,10-15: Heilige Dämme gegen die Flut des Unrechts Liebe Gemeinde, Dämme ziehen sich durch die Küstenebenen. Sie schützen einen großen Teil der Küsten, die sonst überflutet wären. Abertausende von Helfern haben in einem einzigen Wettlauf gegen die Zeit beim großen Hochwasser 1997 die Dämme an der Oder verstärkt, um vor den Wasserfluten zu retten, was noch zu retten war. Überall entlang des Rheins sind Dämme nötig, um bewohnte Gebiete zu schützen, wenn der Strom sich nach heftigen Schnee- oder Regenfällen in die Breite ergießen möchte. Dämme schützen. Sie müssen fest stehen, bevor sich das
Unheil in Form der gewaltigen Fluten naht. Das Recht bildet im Alten Testament so einen Damm: Ein Damm, der die Armen schützen soll. Die Armen, die etwas schuldig sind, die Tagelöhner, die Witwen und Waisen, die Fremden im Land – sie laufen Gefahr, auch ihr Letztes hergeben zu müssen, wenn ein Reicher sie bedrängt. Das soll im Volk Gottes nicht geschehen. Gott will es nicht. Er will, dass ihre Rechte gewahrt bleiben. Sie sollen menschenwürdig leben. Er ist ihr Schutz und ihr Schirm, und als ihr Schutz und ihr Schirm errichtet er Dämme gegen mögliche Übergriffe. Hören wir dazu den Predigttext aus dem 5. Buch Mose, 26, 10-15: 10 Wenn du deinem Nächsten irgendetwas borgst, so sollst du nicht in sein Haus gehen und ihm ein Pfand nehmen, 11 sondern du sollst draußen stehen, und er, dem du borgst, soll sein Pfand zu dir herausbringen. 12 Ist er aber bedürftig, so sollst du dich nicht schlafen legen mit seinem Pfand, 13 sondern sollst ihm sein Pfand wiedergeben, wenn die Sonne untergeht, dass er in seinem Mantel schlafe und dich segne. So wird deine Gerechtigkeit sein vor dem HERRN, deinem Gott. 14 Dem Tagelöhner, der bedürftig und arm ist, sollst du seinen Lohn nicht vorenthalten, er sei von deinen Brüdern oder den Fremdlingen, die in deinem Land und in deinen Städten sind, 15 sondern du sollst ihm seinen Lohn am selben Tag geben, dass die Sonne nicht darüber untergehe – denn er ist bedürftig und verlangt danach –, damit er nicht wider dich den HERRN anrufe und es dir zur Sünde werde. Was zuerst auffällt an diesem Textabschnitt ist der rücksichtsvolle Umgang mit dem Bedürftigen, der hier gefordert wird. a) Das Leihen wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Wenn ein Volksgenosse etwas braucht, kann er sich an den wenden, der das Nötige hat. Der Leihende wird aber gebeten, nicht die Wohnung des Leihenden zu betreten. Er könnte ja se11
hen, wie schrecklich arm der Bedürftige ist, und dafür könnte der sich schämen. Das muss man ihm nicht antun. Der Gläubiger darf ein Pfand für seine Leihgabe nehmen, aber er darf nichts nehmen, was die Grundbedürfnisse des Schuldners betrifft. Es darf nicht sein, dass der nachts frieren muss. Und der Lohn eines Tagelöhners muss noch am selben Tag ausbezahlt werden. Es darf nicht sein, dass der sich hungrig schlafen legen muss. Kurz zusammengefasst: Der Leihende darf dem, der leihen muss, nicht seine Würde nehmen. Hier wird sozusagen ein heiliger Damm gegen die Entwürdigung der Armen aufgebaut. Denn es ist der Wille Gottes, der sich in diesen Gesetzen manifestiert. b) Ein zweiter Aspekt: Hier wird nicht Mildtätigkeit gepredigt, hier wird keine Almosenmentalität propagiert. Hier wird nicht an die Reichen appelliert: Seid mal etwas großzügig und lasst die Armen auch leben! Der Zusammenhang zeigt, dass hier die Anfänge einer Sozialgesetzgebung zu Papier gebracht wurden; hier werden Rechtsansprüche formuliert. Der Arme kann seine Rechte einfordern, ja einklagen.
12
Hier wird ein weiterer heiliger Damm errichtet, der die Macht und Willkür der Reichen eindämmt. Sie sind dem Gesetz unterworfen wie der Reiche auch. Wer das nicht achtet, missachtet Gott. c) Und noch etwas: Diese Sozialgesetzgebung macht keine Unterschiede zwischen Einheimischen und Ausländern. Die Ausländer brauchen nicht weniger Schutz vor Unterdrückung und Ausbeutung, vor Willkür und Herabwürdigung als die Einheimischen, sie brauchen mindestens genau so viel Schutz, wenn nicht mehr. Somit wird noch ein heiliger Damm errichtet und zwar gegen ethnische und rassische Diskriminierung. Vielleicht waren zu den Zeiten des alten Israels mit Fremdlingen nur die Israeliten gemeint, die es in einen anderen Stamm verschlagen hat. Aber damit ist ein Anfang gemacht: Rechte gelten nicht nur für diejenigen, die einer bestimmten Gruppe oder einer bestimmten Nation angehören. d) Hören wir auch auf die Feinheiten des Textes über das Zusammenleben zwischen Armen und Reichen. Das Leihen bzw. das Sorgen für die Grundbedürfnisse der Armen wird klar mit dem heiligen Willen Gottes begründet und ist insofern
eine hohe ethische Verpflichtung. Asoziales Verhalten der Reichen wird dazu führen, dass sich die Armen bei Gott über die Reichen beklagen. Die Armen könnten damit den Zorn Gottes über die Reichen auslösen. Gott könnte den Reichen seinen Segen entziehen, sie vielleicht von ihrem hohen Thron herab ins Elend stoßen. Hinter der biblischen Gerechtigkeitsvorstellung steht immer, dass Gott entschieden ist. Asoziales Verhalten, Habgier und Selbstsucht sind ein Vergehen gegen Gott. Es richtet sich nicht nur gegen den Armen, sondern gegen Gott selbst. Dagegen wird ein Verhalten, das als sozial gerecht bezeichnet werden kann, von Gott anerkannt. In dem Vers, in dem es heißt, dass der wärmende Mantel des Armen nicht über Nacht dem Armen weggenommen werden darf, heißt es ja: „Und es wird für dich als Gerechtigkeit gelten vor dem HERRN, deinem Gott.“ e) Und dann ist in diesem Text noch ein verblüffender Gedanke verborgen: Da ist die Rede davon, dass der Arme den Reichen segnet. Wenn der wärmende Mantel zurückgebracht ist, wenn also der Arme das bekommen hat, was er zum Leben in Würde braucht, dann segnet der Arme den Rei-
chen. Damit wird der Arme sehr stark aufgewertet. Da wird nicht abgehoben auf Versagen, Leistungsunfähigkeit oder -unwilligkeit oder Sozialschmarotzertum – das Gegenteil ist der Fall. Der Arme kann Segen spenden. Ist das nicht wie ein „heiliger Damm“ um seine Person? Müsste das nicht dazu führen, dass man ihm mit Respekt begegnet? Von Jesus wird das später sogar noch viel weiter geführt: „Was ihr einem von diesen Geringsten getan habt“, sagt Jesus, „das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40). Der Arme und Gott sind sich sehr nahe. Wie ist das nun heute mit den Dämmen, die zum Schutz der Armen errichtet werden sollten? Noch immer haben Millionen von Menschen täglich nicht einmal genug zum Essen. Eltern müssen mit ansehen, wie ihre Kinder ständig Hunger haben. Wen sollen sie segnen, wenn sie sich abends schlafen legen? Dabei haben praktisch alle Regierungen der Welt die Verpflichtung unterschrieben, dafür zu sorgen, dass alle in ihrem Land ausreichend Nahrung haben. Noch immer leben Menschen in echter Schuldknechtschaft. Geldverleiher haben ihnen – Bauern
und Bäuerinnen z. B. in indischen Dörfern – umgerechnet vielleicht einmal 20 Euro zu extrem hohen Zinssätzen geliehen. Die nächste Ernte war schlecht, ein Kind wurde krank und brauchte Medikamente. Sie werden dem Geldverleiher bis zum Ende ihres Lebens nicht mehr entkommen und vielleicht sogar ihre Kinder verkaufen müssen. Und das, obwohl fast überall internationale Konventionen, die die Schuldknechtschaft verbieten, ins nationale Recht überführt worden sind. Wer greift ein und befreit sie aus dieser entwürdigenden Abhängigkeit? Bruchbuden aus Pappe, Blech und Abfallmaterialien sind noch immer das Zuhause für zahllose Menschen. Fast alle Staaten erkennen das Menschenrecht auf „angemessenes Wohnen“ an. Wer sorgt dafür, dass dieser „heilige Damm“ der Menschenrechte tatsächlich aufgerichtet wird? Warum besteht das alles fort? Warum gewinnen wir den Eindruck, dass es den Reichen vor allem daran liegt, ihre Privilegien zu verteidigen und sogar auszubauen? Wie kann es sein, dass in vielen Ländern der Welt allerschlimmste Armut neben protzig zur Schau gestelltem Reichtum fortbesteht? Seit den ersten Gipfeln, die der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt und der französische Staatspräsident Valerie Giscard d’Estaing 1976 einmal als „Kamingespräche“ im Schloss Rambouillet begonnen haben, haben die reichen Staaten versichert, dass Armutsbekämpfung zu den wichtigsten Zielen der Politik gehört. Zahlreiche Programme sind gestartet worden. Manche erinnern sich vielleicht noch an die große Weltversammlung der Vereinten Nationen in New York im Jahr 2000, dem „Millenniumsgipfel“. Bis 2015, so haben es praktisch alle Staaten der Welt zugesichert, soll die Anzahl der Allerärmsten halbiert sein. Alle Kinder sollen dann eine Schule besuchen. Sehr viel weniger Mütter sollen bei der Geburt ihrer Kinder sterben, sehr viel mehr Kinder die ersten fünf Lebensjahre überleben. Ist es nicht eine heilige Pflicht für Christen und Christinnen in allen Ländern, sich dafür mit allen Kräften einzusetzen? Wir sollen nicht ablassen, dafür zu beten, dass den Armen Gerechtigkeit widerfährt. Gott als der
Schutz der Armen ist der Erste, der erfahren muss, dass uns das quält. Ihn müssen wir bitten, uns zu zeigen, wo wir besonders gebraucht werden. Die Partnerschaften unserer Gemeinden (Dekanate/ Kirchenkreise) helfen uns, immer besser zu verstehen, wie andere leben. In Begegnungen mit unseren Partnern aus … (jeweilige Partnerschaft/en) erfahren wir, dass die schlimme Not in manchen Teilen der Welt bestimmt keine Folge von Faulheit ist. Wir verstehen, was es bedeutet, wenn Bäuerinnen in Westafrika ihr Geflügel nicht mehr verkaufen können, weil tief gefrorene Hühnerteile aus Europa trotz der Transportkosten billiger sind. Wir lernen in der Begegnung auch immer besser, wo die Projekte unserer Gemeinden von Brot für die Welt oder dem EED ansetzen müssen, um den Menschen wirksame Hilfe zu bringen. Wir sollen auch den Regierungen in den Ohren liegen und sie daran erinnern, was ihre vornehmste Aufgabe sein müsste: sich für das Recht der Armen einzusetzen. Sie haben das ja auch alles zugesagt – in den Millenniumsentwicklungszielen, in den Menschenrechtspakten, die seit 40 Jahren gelten. Wir wollen aufmerksam sein, ob jetzt die reichen Staaten in Heiligendamm Ernst machen: weiter Schulden erlassen, Hilfe steigern, Wirtschaftsbeziehungen so gestalten, dass sie den armen Ländern zugute kommen. Eine Welt, die durch die Entfaltung der Wirtschaft, Bildung für viele und gut ausgestattete Forschung einen geradezu sagenhaften Reichtum entwickelt hat, wäre durchaus in der Lage, ein menschenwürdiges Leben in sozialer Sicherheit für alle zu schaffen. Regierungen, die im Jahr mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar für das Militär und alleine ca. 350 Milliarden US-Dollar jährlich für die Subventionierung der Landwirtschaft ausgeben, wären in der Lage, Hunger und Elend zu besiegen, und gute Gesundheits- und Bildungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen – für alle. „Heilige Dämme“ – das klang vielleicht am Anfang etwas pathetisch, und natürlich ist das Bild durch den Ortsnamen Heiligendamm angeregt worden. Aber es trifft doch: Als Christen und Christinnen erkennen wir in Gott den Gott, der sich um die Armen
sorgt und der zu ihrem Schutz das Recht aufrichten will: Ein Damm gegen die Verletzung ihrer Würde. Das ist eine heilige Aufgabe, weil Gott sie will. Amen
• Lied: EG 428, 1-3, Komm in uns’re stolze Welt
(Predigt: Werner Gebert und Jürgen Reichel mit Gedanken von Christian Reiser und Johann Schneider)
Während des ca. 8-minütigen Vaterunsers „8 Minuten für Gerechtigkeit“ sollten die Glocken läuten und sich mit allen denen verbinden, die in Mecklenburg, ganz Deutschland und darüber hinaus zu dieser Stunde um Gerechtigkeit beten.
• Lied: EG 295,1-3, Vertraut den neuen Wegen • Was wir tun können
Die Pastorin oder der Pastor/die Pfarrerin oder der Pfarrer eröffnet ein 5-minütiges Gespräch darüber, wo sich die Gemeinde besonders engagieren könnte: • Das Leben feiern • Über einen nachhaltigen Lebensstil nachdenken • Soziale Werte höher achten als Besitz und Einkommen • Armen begegnen; von Armen lernen • Politik mit dem Einkaufskorb machen • Faire Produkte kaufen, einfacher leben • Uns besser informieren, wie die Verteilung der Güter in Deutschland und weltweit geschieht • Partnerschaftsarbeit der Gemeinden ausbauen • Gelder bei oikocredit anlegen • Appelle an Politiker für gerechte Verhältnisse unterschreiben • Den Reichen drastisch ins Gewissen reden • Sich für den Kirchlichen Entwicklungsdienst in der Landeskirche einsetzen • Die Aktion „Brot für die Welt“ stärker unterstützen • Organisationen beitreten, die sich für Gerechtigkeit einsetzen • Schuldenstreichung für arme Länder fordern • Die sog. Tobinsteuer fordern • Durchsetzung der bürgerlichen und sozialen Menschenrechte einfordern • Maßnahmen gegen die Privatisierung von Gesundheit und Bildung unterstützen • Verbot der Patentierung von Pflanzen und Lebewesen fordern • Sich für zivile Konfliktlösungen einsetzen
• Vaterunser: „8 Minuten für Gerechtigkeit“
„Wenn aber ein Gebet recht sein soll, so muss es damit ernst sein, dass man seine Not fühlt, und zwar eine solche Not, die uns drückt und zum Rufen und Schreien treibt“, erklärt uns Martin Luther zum Vaterunser. Wenn jetzt die Regierungen Kanadas und der USA, von Russland und Japan, Großbritannien, Frankreich und Italien unter deutscher Leitung zusammentreffen, wollen wir für sie und uns beten und für alle Menschen, auf deren Leben die Entscheidungen, die in Heiligendamm fallen, Auswirkungen haben:
Pfarrer/in: Vater unser im Himmel, mit deiner väterlichen und mütterlichen Liebe umsorgst du uns. 1. Sprecher/in: Doch viele Menschen verweigern deinen kleinen und großen Kindern, was Du ihnen zugedacht hast: Liebe und Fürsorge. Millionen Kinder werden ausgebeutet in Steinbrüchen, Fabriken und Haushalten; sie werden eingesperrt, geschlagen und missbraucht, sie werden um ihre Kindheit gebracht. 2. Sprecher/in: Wir bitten um eine gute Zukunft für alle Kinder in dieser Welt. 3. Sprecher/in: Wir bitten darum, dass deine Kirche überall dazu beiträgt, dass Kinder Schutz und Geborgenheit erfahren. 13
4. Sprecher/in: Wir bitten dich für die Mächtigen dieser Welt, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind, dass sie für die Welt von morgen entscheiden. Pfarrer/in: Herr, wir bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)
2. Sprecher/in: Wir bitten für uns, dass wir aufmerksamer darauf achten, wo Menschen um uns herum in Not und Bedrängnis geraten,
Pfarrer/in: Geheiligt werde dein Name, Gott, nach dessen Namen wir genannt sind, seitdem wir Christen geworden und getauft sind und von dem wir alle Güter empfangen.
3. Sprecher/in: für deine Kirche, dass sie für die spricht, die die Armut sprachlos gemacht hat,
1. Sprecher/in: Deinem Namen wird gespottet, wenn Menschen meinen, sie hätten alles zur Genüge, wenn sie nur ihren Besitz mehren und ihn schützen und alles darauf ausgerichtet wird, Gut und Geld zu mehren. 2. Sprecher/in: Wir bitten Dich für die Reichen in aller Welt, dass sie Besitz als Verpflichtung verstehen lernen, 3. Sprecher/in: für uns in den Kirchen, dass wir uns an deinen Namen erinnern, wenn wir Geschäfte abschließen und Geld verwalten, 4. Sprecher/in: und für unsere Regierungen, dass sie darauf achten, dass nicht Sonn- und Feiertage dem Konsum geopfert werden. Pfarrer/in: Herr, wir bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)
Pfarrer/in: Dein Reich komme, Gott, der du Recht und Gerechtigkeit liebst. 1. Sprecher/in: Wir kennen die scheinbar unaufhaltsamen Kräfte, die die Einen ins Elend stürzen und den Andern ein 14
Leben im Luxus ermöglichen. Du hast genug für alle geschaffen. Also müssen die Güter dieser Welt gerecht verteilt werden.
4. Sprecher/in: und für diejenigen, die die großen Entscheidungen fällen, dass sie dessen eingedenk sind, dass es ihre erste Aufgabe ist, für Gerechtigkeit zu sorgen.
Pfarrer/in: Herr, wir bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12) Pfarrer/in: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden, Gott, der sich in Christus Jesus seiner Macht entäußert hat, und seinen Willen kundgetan hat, indem er demütig und gewaltlos zu uns Menschen gekommen ist. 1. Sprecher/in: Und doch glauben Menschen, dass sie deinen Willen erfüllen, wenn sie sich von Andersgläubigen abgrenzen und andere bekämpfen und wenn sie Kreuzzüge und Heilige Kriege führen. 2. Sprecher/in: Wir bitten dich für alle gläubigen Menschen auf dieser Welt, dass der Glaube an dich sie in die Liebe führt, 3. Sprecher/in: für die Predigerinnen und Priester aller Religionen, dass sie zum Frieden anhalten,
4. Sprecher/in: für die Regierungen der Staaten, dass sie der Versuchung widerstehen, in Auseinandersetzungen und Konflikte religiöse Verschiedenheiten zu missbrauchen. Pfarrer/in: Herr, wir bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12) Pfarrer/in: Unser tägliches Brot gib uns heute, der du uns unsere Nahrung und Kleidung und alles, was wir zum Leben benötigen, zukommen lassen willst. 1. Sprecher/in: Du weißt, wie oft und schwer die Würde vieler Menschen verletzt wird, weil man ihnen elementare Menschenrechte verwehrt: das Recht auf Nahrung, auf Gesundheit, auf Bildung, auf Selbstbestimmung, auf die eigene Kultur. 2. Sprecher/in: wir bitten dich für uns, dass wir auch morgen haben, was wir zum Leben brauchen, 3. Sprecher/in: für alle, die nicht wissen, wie sie morgen ihre Reisschale oder ihren Teller füllen, dass ihre Not zum Himmel schreit, weil sich kein Helfer für sie findet, 4. Sprecher/in: und dass ihr Schreien von den Regierenden gehört wird, dass sie sie sich daran erinnern, wie sehr sie sich vor dir schuldig machen. Pfarrer/in: Herr, wir bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12) Pfarrer/in: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
Gott, der unsere Sünde nicht ansieht und uns nicht vorhält, was wir täglich verdienen, sondern uns täglich zu neuem Leben aufrichtet.
1. Sprecher/in: Und doch leben Menschen in vielen Ländern der Welt in Schuldknechtschaft und verkaufen sich und ihre Kinder, weil es kein Entrinnen gibt. Und doch sitzen so viele Länder in der Schuldenfalle und tragen an Zinsen und Zinseszinsen von Krediten, die oft unter fragwürdigen Bedingungen gegeben worden sind. 2. Sprecher/in: Wir bitten dich für uns, dass wir noch besser verstehen, wie der Glaube an deine Gnade uns zu Menschen machen soll, die andere nicht bei dem verhaftet, was sie schuldig geblieben sind. 3. Sprecher/in: Wir bitten dich für alle, die heute in sklavenähnlichen Bedingungen leben, dass sie Menschen finden, die sich für ihre Befreiung einsetzen. 4. Sprecher/in: Wir bitten für die Regierungen dieser Welt und diejenigen, die die Schuldscheine der armen Länder in ihren Händen halten, dass sie den Neuanfang ermöglichen, der so dringend nötig ist. Pfarrer/in: Herr, wir bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12) Pfarrer/in: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, Gott, der du dich in Jesus Christus der Versuchung der Macht ausgesetzt hast: 1. Sprecher/in: Denn deine Schöpfung wird verschmutzt und beschädigt durch die Bosheit des menschlichen Herzens, durch Habgier und Korruption, durch die erbarmungslose Jagd auf Brennstoffe, durch den rücksichtslosen Abbau von Rohstoffen, durch den
hohen und schnellen Verbrauch deiner für alle geschaffenen Güter.
2. Sprecher/in: Wir bitten dich für uns, dass wir die Augen öffnen und ermessen lernen, wie unser Lebensstil Erde, Luft und Wasser belastet, 3. Sprecher/in: Wir bitten dich für die Menschen, deren Böden vertrocknen oder überschwemmt werden. 4. Sprecher/in: Wir bitten dich für die Regierungen unserer Länder und die, die sie beraten und beeinflussen, dass sie umsteuern und alles tun, dass diese Erde ein freundlicher Ort für unsere Nachkommen wird.
higen, dir zu dienen und dich anzubeten in der Gemeinschaft mit unseren Schwestern und Brüdern auf dem ganzen Erdkreis jetzt und immerdar. Durch Jesus Christus. Amen • Musikalisches Nachspiel und Auszug der an der Feier Mitwirkenden
Das Gottesdienstmaterial kann bestellt werden. Hinweise siehe unter „Material zur Weiterarbeit“. Evangelischer Entwicklungsdienst, Bonn, Pfarrer Jürgen Reichel, Heinz Fuchs und Pfarrer Werner Gebert
Pfarrer/in: Herr, wir bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12) Pfarrer/in: In der Stille legen wir vor Gott, wofür ihn bitten wollen:
Stilles Gebet
Pfarrer/in: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen (Gebet: Jürgen Reichel) • (eventuell Bekanntmachungen) • Lied: EG 171,1, Bewahre uns Gott • Segen
Pfarrer/in: Gott der Stärke, möge die Kühnheit deines Geistes uns verwandeln, möge die Güte deines Geistes uns führen, mögen die Gaben deines Geistes uns befä15
GOTTESDIENSTLICHE ENTWÜRFE
GOTTES GEIST BEWEGT UNS
In vielen Orten ist es gute Tradition, ökumenische Pfingstgottesdienste zu feiern. Auf dem Weg der Vorbereitung für die 3. Europäische Ökumenische Versammlung ist das Pfingstfest eine besondere Zeit des Innehaltens und gemeinsamen Feierns. Zu diesem Gottesdienst können Delegierte nach Sibiu/ Hermannstadt aus der Region (siehe Delegiertenliste in diesem Heft) eingeladen werden.
Eingangslied
Komm, o komm, du Geist des Lebens EG 134/GL 863
Psalm
Ps 36, 6-10
EG -Evangelisches Gesangbuch, GL-Gotteslob, TM-Thuma Mina (Ökumenisches Liederbuch)
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen
L
Wie köstlich ist deine Güte Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben.
G Sie werden satt von den Gütern deines Hauses und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Orgel/Einzug der Mitwirkenden L
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht.
Begrüßung und Eingangsworte L
Das Licht Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa. Unter diesem Motto sind wir eingeladen auf den Weg der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung. In diesem Gottesdienst wollen wir uns mitnehmen lassen auf diesen Weg und uns von Gottes Geist bewegen und ermutigen lassen.
Gebet
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Lied
L
Wie Bäume auf festem Grund so strecken wir unsere Wurzeln zu dir, Gott. Du nährst uns. Du stärkst uns. Die Frucht unseres Lebens wächst aus deiner Kraft. Lob und Dank sei dir in Ewigkeit. Amen. Strahlen brechen viele aus einem Licht
Lesung 1. Kor 12, 4-11 16
heilige, katholische (christliche) und apostolische Kirche. / Wir bekennen die eine Taufe / zur Vergebung der Sünden. / Wir erwarten die Auferstehung der Toten / und das Leben der kommenden Welt. Amen.
Glaubensbekenntnis L
G Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Ökumenischer Pfingstgottesdienst auf dem Weg der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung
Liedruf Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht EG 572/TM 76
EG 268
L
Mit den Worten des Ökumenischen Glaubensbekenntnisses wollen wir unseren gemeinsamen Glauben bekennen:
G Wir glauben an den einen Gott, / den Vater, den Allmächtigen, / der alles geschaffen hat, / Himmel und Erde, / die sichtbare und die unsichtbare Welt. / Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus, / Gottes eingeborenen Sohn, / aus dem Vater geboren vor aller Zeit: / Licht vom Licht, / wahrer Gott vom wahren Gott, / gezeugt, nicht geschaffen, / eines Wesens mit dem Vater; / durch ihn ist alles geschaffen. / Für uns Menschen und zu unserem Heil / ist er vom Himmel gekommen, / hat Fleisch angenommen / durch den Heiligen Geist / von der Jungfrau Maria / und ist Mensch geworden. / Er wurde für uns gekreuzigt / unter Pontius Pilatus, / hat gelitten und ist begraben worden, / ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift / und aufgefahren in den Himmel. / Er sitzt zur Rechten des Vaters / und wird wiederkommen in Herrlichkeit, / zu richten die Lebenden und die Toten, / seiner Herrschaft wird kein Ende sein. / Wir glauben an den Heiligen Geist, / der Herr ist und lebendig macht, / der aus dem Vater hervorgeht, / der mit dem Vater und dem Sohn / angebetet und verherrlicht wird, / der gesprochen hat durch die Propheten, / und die eine,
Lied
O Heilger Geist, kehr bei uns ein EG 130, 1-3 (ö)
Symbolhandlung „Zeichen des Geistes – Hoffnung auf Erneuerung“ L
Gottes Geist will Neues schaffen. Er setzt Zeichen der Hoffnung auf Erneuerung und Versöhnung, auf ein neues Miteinander über Grenzen und Kulturen hinweg. Er öffnet uns die Augen für den Reichtum seiner Gaben und die Früchte seiner Kraft. Auf dem Weg der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung wollen wir für das danken, was Gottes Geist an Gutem unter uns wirkt. Gemeinsam wollen wir teilen, wie und wo Gottes Geist das Licht Christi zum Leuchten bringt.
Jede Gemeinde bringt ein Symbol mit, das unter Bezugnahme auf einen Leitsatz bzw. ein Themenfeld der Charta Oecumenica an ein ermutigendes Beispiel bzw. einer Erfahrung aus dem lokalen und ökumenischen Kontext erinnert und mit einem konkreten Bereich (Projekt/Aktion/Gruppe) einzelner Gemeinden verknüpft ist. Der Vertreter/die Vertreterin der Gemeinde bringt es nach vorne und stellt es auf einem Tisch im Choraum/Altarraum ab. Dabei sagt er/sie:
Ich komme von der Evangelischen Kirchengemeinde (von der Katholischen Pfarrgemeinde, von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde, der Orthodoxen Gemeinde…) und bringe mit …. . Dies soll ein Zeichen sein für….
serer geistlichen Traditionen schöpfen und miteinander im Gebet vereint sein. Wir bitten:
Frieden L
G Christus, Dein Licht scheine auf alle.
Gemeinsames Zeugnis, Mission Nach jedem Votum bekräftigt die Gemeinde: L G Gott, du setzt Zeichen der Hoffnung mitten unter uns. Wir danken dir. Lied
Meine Hoffnung und meine Freude TM 92
G Christus, Dein Licht scheine auf alle.
Beitrag der Kirchen zum Aufbau der Zukunft Europas
Predigt (Fokus: „Die der Geist Gottes leitet, die sind Gottes Kinder“ (Röm 8,14) oder „Lebt als Kinder des Lichts“ (Eph 5,8) Lied
Christus, Du bist das Heil der Welt. Lass die Kirchen gemeinsam einladende und glaubhafte Boten und Zeugen Deines befreienden Evangeliums sein. Wir bitten:
Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn
L
Christus, Du überwindest Mauern und Grenzen. Lass das Reden und Handeln der Kirchen in Europa dazu dienen, dass Solidarität und Menschlichkeit das politische und gesellschaftliche Klima Europas prägen. Wir bitten:
Fürbitten/Litanei zu den 9 thematischen Foren der 3. EÖV, nach jeder Fürbitte wird ein Sibiu-Licht entzündet und auf den Boden (oder einem Tisch) im Chorraum abgestellt.
Beziehungen zu den Religionen L
Dialog, Einheit der Kirchen Christus, Du bist die Quelle unserer Einheit. Lass die Kirchen nicht nachlassen in dem Bemühen, die Einheit in Dir zu suchen und sie in ihrem Miteinander sichtbar werden zu lassen. Wir bitten:
Spiritualität, Gemeinsames Beten Christus, in Dir liegt die Weite und Tiefe unseres Glaubens. Lass uns aus dem Reichtum un-
Christus, Du gewährst Raum für Menschen in ihrer Verschiedenheit und Andersartigkeit. Lass uns das Gespräch über Religionsgrenzen hinweg suchen, um Entfremdungen zu überwinden und Feindschaften entgegenzuwirken. Wir bitten:
G Christus, Dein Licht scheine auf alle.
Gerechtigkeit G Christus, Deine Gerechtigkeit überwindet unsere Ungerechtigkeit. Lass das Handeln der Kirchen darauf gerichtet sein, dass die wirtschaftlichen Reichtümer gerecht verteilt werden und allen Menschen gleiche Lebenschancen offen stehen. Wir bitten: L
Bewahrung der Schöpfung L
Christus, in Dir spiegelt sich die Fülle und die Schönheit der ganzen Schöpfung. Lass uns das bedrohte Leben auf unserer Erde schützen und verantwortlich mit den Grundlagen und Gütern der Schöpfung umgehen. Wir bitten:
G Christus, Dein Licht scheine auf alle.
Christus, Du vereinst Menschen aus allen Völkern und Kulturen. Lass unsere Kirchen dazu beitragen, dass sich Menschen in ihrer unterschiedlichen Herkunft und Kultur achten und wertschätzen. Wir bitten:
Nun singe Lob, du Christenheit EG 265/GL 638
Sendung und Segen Lied
Vertraut den neuen Wegen
Orgel/Auszug
Gebet aus der Sammlung des Weltgebetstages
Erfüllt von Ruach, Pneuma, Geistkraft gehalten von Gottes Schöpfungsodem umfangen von Gottes Liebeszusage gestärkt von Gottes Geistkraft möchte ich Mitschöpferin Gottes sein Lebensgebärerin Gottes sein Geistkraft Gottes über mich hinauswachsen lassen
Vaterunser Lied
Pastor Dr. Klaus Peter Voß, Frankfurt am Main
„Heiliger Geist, erfülle uns“ Schlank wie die Zeder des Libanon Leicht wie der Flaum einer Feder Lebendig wie die Flamme des Feuers – sich wiegen im Windhauch des Geistes.
Christus, Dein Licht scheine auf alle.
Versöhnung von Völkern und Kulturen, Migration L
G Christus, Dein Licht scheine auf alle.
L
G Christus, Dein Licht scheine auf alle.
TM 245 G Christus, Dein Licht scheine auf alle.
L
Christus, Du schenkst uns Deinen Frieden. Lass die Kirchen in Europa dem Hass und der Gewalt mutig entgegentreten und dem Frieden und der Versöhnung den Weg bereiten. Wir bitten:
EG 395
Eingespannt zwischen Himmel und Erde möchte ich tanzen wie eine Zeder des Libanons wie eine Feder wie eine Flamme im Windhauch des Geistes gehalten von den Händen Gottes.
Hildegard Müller-Brünker
G Christus, Dein Licht scheine auf alle. 17
GOTTESDIENSTLICHE ENTWÜRFE
KONZEPT FÜR EINEN INTERAKTIVEN UND MULTIMEDIALEN PFINGSTGOTTESDIENST
Als Christen leben wir mit der Gewohnheit des persönlichen Gebetes. Wir sind davon überzeugt, dass Gott hört. Das Pfingstfest erinnert uns daran, dass wir in Jesus und durch den Heiligen Geist eine Stimme vor Gott haben. Er hört und erhört uns. Diese Wahrheit möchte der hier beschriebene Gottesdienst neu bewusst machen.
wird jeder Besucher aufgefordert, sich mit einem starken Klebeband den Mund zuzukleben und dieses erst auf Anweisung wieder zu entfernen. Außerdem wird jedem ein kleines Paket, bestehend aus einer kleinen Tafel mit Schnur zum Umhängen, einem Stück Kreide und einer Ration Brot und Traubensaft ausgehändigt. In den ersten Minuten werden die Besucher einfach mit dieser Situation alleine gelassen und können sich nur mit Hilfe von Tafeln und Kreide verständigen.
Vielleicht wird dem Leser bzw. der Leserin dieses Materialhefts das Konzept auf den ersten Blick befremdlich scheinen. Deshalb sollen hier noch einige erklärende Worte über den Hintergrund dieses Entwurfes gegeben werden. Als Gemeinschaft von Künstlern und Kreativen suchen wir seit längerer Zeit Wege, geistliche Wahrheiten multimedial zu kommunizieren und für junge Menschen zugänglich zu machen. Die Botschaft soll dem Besucher erlebbar werden, ja geradezu zum Anfassen nahe kommen. Dabei geht es jedoch nicht einfach um einen stark pädagogisierten, rationalen Verkündigungsansatz. Die Entwicklung der Inhalte wird von den einzelnen Kreativen als Ausdruck des persönlichen Lobpreises empfunden und auch als solche im Gottesdienst eingesetzt. Die vorliegenden Texte und Materialien können im Gesamten oder auch in Auszügen in verschiedensten Kontexten Verwendung finden. Fühlen sie sich frei, sie auf die lokalen Gegebenheiten anzupassen. Benötigte Personen: Moderator, 2 Sprecher, Helfer Setting: Der Gottesdienstraum ist abgedunkelt und wird mit meditativer Musik bespielt. Vor dem Betreten 18
Tipps zur Herstellung – Um Tafeln zu fertigen, gibt es in jedem Bastelladen selbstklebende Tafelfolie (bzw. Tafelfarbe zum Streichen) die man entweder auf Pappe oder Holz auftragen kann. – Die Gedenkmahlrationen lassen sich gut mit Brotwürfeln und leeren Fläschchen realisieren, die man in kleine Papierbutterbrottüten steckt.
Moderator: freie Begrüßung und Überleitung, eventuell Gebet. Vor langer Zeit fiel der Mensch aus Gottes Ordnung. Die Folge war der Verlust des Paradieses, eine unüberwindbare Trennung zwischen Gott und Mensch. Es war hinfort nicht mehr möglich, mit Gott in direktem Kontakt zu stehen. Es gab lediglich einzelne Auserwählte, Priester, Propheten, aber auch Richter und Könige, die als Repräsentanten und Stellvertreter Gottes zu seinem Volk sprachen. Einer von ihnen war Zacharias:
Sprecher 1: Geschichte von Zacharias Langsam entfernten sich die Schritte der anderen hinter ihm. Zacharias war allein. Allein an diesem heiligen und ehrfurchtgebietenden Ort. Er holte tief Luft und schritt im gedämpften Licht des Tempels langsam auf den Räucheraltar zu. Dieser Tag war der Höhepunkt seiner Karriere als Priester. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zu getan, und schon seit Tagen an nichts anderes mehr denken können. Das Los war auf ihn gefallen! Unter 18.000 Priestern war er ausgewählt, heute das Rauchopfer darzubringen. Viele seiner Kollegen warteten ihr Leben lang vergeblich auf dieses Privileg. Beim Darbringen des Rauchopfers kam man näher an das Allerheiligste, Gottes irdisches Zuhause, als irgendwo sonst. Schon oft hatte er sich gefragt, wie es sich anfühlen müsste, IHM so nah zu kommen. Doch jetzt und hier kam ihm dies alles sehr unwirklich vor. Er hätte sich gewünscht in diesem erhabenen Moment intensiv zu fühlen, aber ihm war, als würde er gar nicht wirklich verstehen, was er hier gerade tat. Es hatte sich in seinem Heimatort wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass er heute das Räucheropfer durchführte. Seine Frau hoffte insgeheim, dass dies ihm und seiner Familie wieder neu zu Ansehen verhelfen würde. Normalerweise waren Priester Respektspersonen, aber die Nachbarn waren misstrauisch und machten einen Bogen um Elisabeth und ihn, da sie keine Kinder hatten. Kinder galten als Zeichen des Segens von Gott, und ein Priester ohne Segen schien den Leuten nicht vertrauenswürdig. Mittlerweile war er beim Altar angekommen. Seine Hände zitterten vor Aufregung. Er sah die Tür zum
Allerheiligsten. Hinter dieser Tür stand die Bundeslade, und nur einmal im Jahr am Versöhnungstag war es dem Hohenpriester erlaubt hineinzugehen. Er war dabei mit einer Schnur gesichert, um ihn notfalls herausziehen zu können, denn man wusste nie, was dort geschah. Dies schließlich war die Wohnung Gottes, des Schöpfers des Universums! Er legte sein Räucherwerk auf den Altar und entzündete es wie in seiner Priesterordnung vorgeschrieben. Qualm stieg auf und verbreitete einen angenehmen Duft im ganzen Tempel. Das Rauchopfer symbolisierte die Gebete des Volkes. Es war früh am Morgen und hunderte von Gläubigen standen vor dem Tempel und warteten auf Zacharias. Er war ihr Priester an diesem Tag, ihr Stellvertreter. Er trat für sie alle vor Gott! Als das Rauchopfer richtig brannte, verneigte er sich kurz, drehte sich um und ging auf den Ausgang zu. Das war es also? Das war also der Moment gewesen, auf den er seit Jahrzehnten gewartet hatte? Zacharias war enttäuscht! Doch plötzlich bemerkte er, wie sich der Raum hinter ihm erhellte und ein gleißendes Licht lange Schatten an die Tempelwände warf. Was war das? Er hielt im Lauf inne und drehte seinen Kopf langsam über seine Schulter... Auf der rechten Seite, zwischen dem Räucheraltar und den goldenen Leuchtern stand eine weiß schimmernde Gestalt. Angst durchfuhr Zacharias, er drehte sich erschrocken dem Lichtwesen zu. Was sollte er tun? Sollte er versuchen, los zu rennen und den Ausgang zu erreichen? Er blieb wie gelähmt stehen. Der Engel kam ein paar Schritte auf ihn zu und sprach mit einer sanften Stimmte: „Zacharias, fürchte Dich nicht! Ich bin hier, um Dir
zu sagen, dass Deine Gebete erhört wurden. Deine Frau wird ein Kind bekommen, einen Jungen. Gebt ihm den Namen Johannes. Gott hat Großes mit ihm vor. Er wird die Kraft und die Art des Elia besitzen und viele im Volk zurück zu Gott führen.“ Zacharias fasste all seinen Mut zusammen und sprach: „Aber meine Frau und ich sind mittlerweile viel zu alt, um Kinder zu bekommen. Wie kann ich glauben, dass diese Verheißung wahr ist? Woran soll ich dies erkennen?“ Der Engel entgegnete: „Gott hat mich geschickt, um Dir diese Botschaft zu überbringen, doch Du glaubst nicht? So sollst du zum Zeichen bis zur Geburt Deines Sohnes nicht mehr sprechen können.“ Dann verschwand der Engel, so schnell wie er gekommen war. Zacharias stand noch einen Moment da. War es Realität gewesen, was er eben gesehen hatte? Es dauerte einen Moment bis sich die Augen wieder an das schummrige Licht gewöhnt hatten. Dann ging er langsam nach draußen. Er blinzelte, als er in die Sonne trat. Das Volk wartete schon auf ihn. Doch als er seine Stimme erheben wollte, verließ kein Laut seine Lippen. Er war stumm!
Moderator: An diesem Tag verlor Zacharias seine Stimme. Was für eine Symbolik: Der Fürsprecher vor Gott verliert seine Stimme, als Zeichen dafür, dass eine Stimme geboren werden wird in der Kraft des Elia, die den Messias ankündigt. Zacharias konnte tatsächlich so lange nicht mehr sprechen, bis Johannes der Täufer geboren war. In der Zwischenzeit schrieb er alles, was er sagen wollte, auf eine kleine Tafel. Start des Videoclips 1 (von der beiliegenden CD) „Reden gegen die Wand“: Der Clip kann in ständiger Wiederholung im Hintergrund laufen und die Texte und Interaktionen visuell untermalen. Wie wichtig etwas ist, das wir für selbstverständlich nehmen, merken wir oftmals erst, wenn wir es verlieren. Vielleicht findest Du es schwierig im Moment, wie Zacharias keine Stimme zu haben. Doch
hier geht es heute nicht einfach nur um unsere physische Stimme. Es geht auch darum, deutlich zu machen, wie selbstverständlich es für uns ist, eine Stimme vor Gott zu haben. Doch es gab eine Zeit, in der ein Stellvertreter nötig war, um mit Gott in Kontakt zu treten.
Noch wirkungsvoller ist es, wenn man ein Pocket PC Handy zur Hand hat, das die Texte per Sprachwiedergabe mit Computerstimme vorliest.
einen Rohrstock und wollte Jesus zu trinken geben. Doch die anderen riefen: „Lass das! Hilf ihm nicht! Wir wollen sehen, ob Elia kommt und ihn rettet.“ Jesus aber schrie lauf auf und ist gestorben.
Clip 1 stoppen! Sprecher 2: Poetischer Text
Wie fühlt es sich an, wenn jemand anderes für dich spricht, wenn ein Fürsprecher stellvertretend für dich betet?
Sprecher 1 (lesen im Stil von Klingeltonwerbung) Hast du Sehnsucht nach Gott? Drücke deine Sehnsucht in einer SMS aus. Schicke sie an (Tel.-Nr. einsetzen). Deine SMS wird umgehend an Gott weitergeleitet werden! Wünschst du dir eine Begegnung mit Gott? Drücke deinen Wunsch in einer SMS aus. Schicke sie an (Tel.-Nr. einsetzen). Deine SMS wird an Gott weitergeleitet werden! Brauchst du Gottes Reden in deinem Leben? Drücke dein Bedürfnis nach Gott in einer SMS aus. Schicke sie an (Tel.-Nr.). Deine SMS wird an Gott weitergeleitet werden!
Interaktion: Die Besucher (immer noch mit dem Klebeband über dem Mund) sollen im nächsten Teil erleben, wie es ist, wenn unsere Gebete über einen Mittler an Gott weitergeleitet werden. Dazu können sie per Mobiltelefon eine anonyme Gebets-SMS an eine bestimmte Nummer (bsp. Nummer der Helfer) weiterleiten. Die entsprechende Person, bei der die Gebetsnachrichten eingehen, ist nicht sichtbar und liest diese dann bewusst monoton und herzlos vor. Mit technischen Mitteln lässt sich die Wirkung noch verstärken. Am einfachsten ist die Verwendung eines Effektgerätes, mit Hilfe dessen man die Stimme des Sprechers verfremdet.
Sprecher 1 Bibellesung, Kreuzigung nach Walter Jens Über seinem Haupt aber hatten sie eine Tafel befestigt, auf der seine Schuld stand: Dies ist Jesus, der König der Juden, und neben ihm – der eine zur Rechten, der andere zur Linken – hingen zwei Räuber, die sie zusammen mit ihm hatten kreuzigen lassen. Die Menschen kamen und gingen, sie schlenderten vorbei, schüttelten den Kopf, verspotteten ihn und riefen ihm zu: „Hilf Dir doch selbst, wenn Du Gottes Sohn bist, du reißt ja auch den Tempel ab und baust ihn in drei Tagen wieder auf! Komm, steig herunter vom Kreuz!“ Auch die großen Priester, die Mächtigen und Schriftausleger verspotteten ihn: „Andere hast du gerettet, aber dich selbst rettest du nicht! Komm herunter vom Kreuz, König von Israel, und wir glauben an dich!“ Er hat auf Gott vertraut, er hat gesagt, er sei sein Sohn: Mag Gott ihn doch retten, wenn er ihn will!“ So verhöhnten ihn alle, selbst die beiden Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren, lachten ihn aus. Um die sechste Stunde aber breitete sich über dem ganzen Land eine Finsternis aus und blieb bis zur neunten: Das war die Stunde, als Jesus zu schreien begann. „Eli, eli, lama sabachthani“ rief er, und seine Stimme war laut – das heißt: „Mein Gott! Mein Gott! Warum hast du mich allein gelassen?“ Einige in der Nähe, hörten den Schrei: „Er ruft nach Elia“, und schon lief einer von ihnen hinzu, ergriff den Schwamm, tauchte ihn in Essig, steckte ihn auf
Ein Wort Und der Schmerz endet Ein Wort Und das Blatt wendet sich Ein Wort Und der Mob, der verblendet, Sieht Dein wahres Gesicht Steig herab, wenn Du bist, was Du sagst! Man sagt: deine Stimme stillte Stürme, gab Stummen Stimmen, Blinden Blicke, Lahmen Schritte. Also bitte, hilf dir selbst dieses Mal! Die Qual könnte enden mit einem Wort! Wenn Du rufst, tragen Engel dich auf Händen fort und tauchen diesen Ort in gleißend weißes Licht, oder nicht? Ein Wort Und der Schmerz endet Ein Wort Und das Blatt wendet sich Ein Wort nur einen Atemzug weit weg Doch du sagst es nicht! Du schweigst. Bleibst stumm. Kein wortgewaltges Wort, nur ein: Es ist vollbracht! Bevor der Tag zur Nacht wird Und das Wort stirbt... Das Fleisch war, ganz und gar Mensch. Einer von uns wandelte Wasser zu Wein, 19
kein Stein zu Brot, Tod zu Leben ! Doch schwieg zuletzt, um uns eine Stimme zu geben! Deshalb kann ich hier und jetzt reden an jedem verdammten Tag. Sagen, was ich mag und hasse, mir wünsche, mich frage, nicht schaffe, nicht raffe. Und Du hörst mir zu, als gäbe es nur Dich und Mich. Du gabst mir eine Stimme unabänderlich... Ein Wort Und der Schmerz wär geendet Ein Wort Und das Blatt hätt sich gewendet Ein Wort Nur einen Atemzug weit weg.
Entfernen der Klebestreifen.
Er schwieg und starb, damit wir heute eine Stimme vor Gott haben. Das Abendmahl wird meistens als ein Gemeinschaftsmahl gefeiert. Heute wollen wir seinen Schwerpunkt auf die persönliche Erinnerung legen. Jesus Christus ist für dich gestorben! Du hast eine Stimme vor Gott! In euren Tütchen findet ihr kleine Abendmahlsportionen und eine kurze Liturgie. Nimm dir Zeit, um ganz persönlich deinen Gott zu treffen. Feiere das Mahl mit ihm. Die Liturgie kann dir dabei helfen.
Abendmahlsliturgie (zusammen mit kleinen Portionen Brot und Wein in dem persönlichen Päckchen enthalten, das die einzelnen Besucher am Eingang ausgehändigt bekommen haben)
• Nimm den Wein! Der Wein soll dich daran erinnern, dass Gott ganz Mensch wurde. Der Wein soll dich daran erinnern, dass in seinen Adern menschliches Blut floss. Der Wein soll dich daran erinnern, dass Jesu Blut auf dem Weg zum Tod vergossen wurde. • Bekenne: Mein Gott wurde verwundet. Mein Gott wurde durchbohrt. Mein Gott wurde gequält. • Bete: Ich erinnere daran, dass dein Blut vergossen wurde. Du musstest viel Leid ertragen, um mich neu mit dir zu vereinen. Ich danke dir, dass du dein Blut vergossen hast, um meine Distanz zu dir zu überwinden! Ich trinke den Wein, um dir nahe zu sein. • Trink den Wein!
Moderator Gott sei Dank, schwieg Jesus am Kreuz! Gott sei Dank, erduldete er alles!
Start des Videoclips 2 (von der beiliegenden CD) „Münder“. Der Clip kann in ständiger Wiederholung im Hintergrund laufen und die Texte und Interaktionen visuell untermalen. Durch Jesus haben wir eine Stimme vor Gott bekommen. Durch Jesus können wir heute direkt mit Gott kommunizieren. Wir brauchen keinen Mittler mehr, denn Jesus Christus ist unser Mittler. Wir brauchen keinen Computer mehr, der unsere SMS vorliest, denn Gott hört unsere Stimme. Wir können reden und Gott hört. Sein Ohr lauscht auf unsere Stimme. Wir wollen jetzt ein Erinnerungsmahl feiern, um uns an den Tod Jesu Christi zu erinnern. 20
Ich bin mir sicher, dass jeder der hier Anwesenden, ob er schon mit 2 Jahren in einer Kinderbibel las oder heute den zweiten Gottesdienst seines Lebens besucht, irgendeinen Vers aus der Bibel kennt. Gott sagt, dass sein Wort lebendig ist und Leben weckt. Paulus sagt: Lasst das Wort Gottes reichlich unter euch wohnen. Was wir nun tun werden, ist, einfach überall im Raum Bibelverse laut auszusprechen. Jeder von euch ist gefordert, denn jeder hat eine Stimme. Lasst die Verse auf euch wirken. Manche werdet ihr vielleicht schon nach Sekunden wieder vergessen haben, andere werden vielleicht lebendig für euch und sprechen zu euch. Merkt euch diese Verse, denkt darüber nach und nehmt ihre Bedeutung tief in euch auf. Los geht’s!
Moderator: Abschluss, freies Gebet, Segen Einsetzungsworte Jesus sprach: „Dieses tut zu meinem Gedächtnis!“ (Lukas 22,19) • Nimm das Brot! Das Brot soll dich daran erinnern, dass Gott ganz Mensch wurde. Das Brot soll dich daran erinnern, dass Gott anfassbar war wie dieses Brot. Das Brot soll dich daran erinnern, dass Gott in einem menschlichen Körper gequält wurde. • Bekenne: Mein Gott wurde verspottet. Mein Gott wurde geschlagen. Mein Gott wurde getötet. • Bete: Ich erinnere daran, dass dein Leib gebrochen wurde. Du musstest viel Leid ertragen, um mich neu mit dir zu vereinen. Ich danke dir, dass du Mensch wurdest, um meine Distanz zu dir zu überwinden! Ich esse das Brot, um dir nahe zu sein. • Iss das Brot!
Weil Jesus schweigend ertrug, hast du eine Stimme vor Gott! Weil du Brot und Wein nahmst, hast du Gemeinschaft mit Gott! • Rede persönlich mit deinem Gott! Er ist jetzt hier und hört dir zu! (Finde deine eigenen Worte! Erzähle ihm, wie es dir gerade geht! Sag ihm, was dich beschäftigt und worüber du nachdenkst! Sprich zu ihm über deine Bedürfnisse und Sorgen! Erzähle ihm, worüber du dich freust! Sag ihm, wer er für dich ist!)
Moderator: Wir haben durch Jesus nicht nur eine Stimme vor Gott, sondern auch eine Stimme von Gott! Gott möchte jeden Einzelnen von uns benutzen, um anderen Menschen auf ihrem Weg weiter zu helfen. Wir sind berufen, uns gegenseitig zu ermutigen, zurechtzuweisen, zu ermahnen, uns neue Hoffnung zu geben und uns an die Worte Gottes zu erinnern.
Mark Reichmann, Karlsruhe
GOTTESDIENSTERÖFFNUNG IN MEHREREN SPRACHEN: DEUTSCH, ITALIENISCH, ENGLISCH (ÖKUMENISCHER VORBEREITUNGSKREIS WITTENBERG)
Lord Je-sus Christ, your light shines with-in us. Let not my doubts norm a darkness speak to me. Lord Je-sus Christ, your light shines with-in us. Let my heart always welcome your love. Christus, dein Licht verklärt unsere Schatten, las-se nicht zu, dass das Dun-kel zu uns spricht. Christus, dein Licht er-strahlt auf der Erde, und du sagst uns: Auch ihr seid das Licht. Taizé Liturg/in: Alle:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen
Einer/uno/ Am Anfang, ganz am Anfang, als alles one noch dunkel war, sprach Gott: Es werde Licht. Alle: Und es ward Licht – è stata luce – and there was light (deutsch, italienisch, englisch oder andere Sprachen) Einer/uno/ Am Anfang, als alles noch lautlos war, one war das Wort bei Gott. Alle: Und was Gott war, war im Wort. – Che era Dio, diventa la parola – And that which God was, was in the Word Einer/uno/ Als die Zeit erfüllt war, one sandte Gott seinen Sohn.
Alle:
Er kam zu uns. Er wurde einer von uns. Lui viene da noi. Lui diventa un di noi. He came to us. He became one of us. Liturg/in : Der Herr sei mit euch Alle: Und mit deinem Geist Lesung / Lecture – Die Gemeinde erhebt sich / si alza / stand – Chor / alle-all-tutti Christus, dein Licht / Jésus le Christ / Lord Jesus Christ / Cristo Jesus Matthäus 17,1-9 Erzähler: Jesus nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg.
Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti insieme nelle varie lingue / simultaneously in various languages: Jesus führte sie auf einen hohen Berg. Gesù li condusse sulla cima di un alto monte. Jesus led them up a high mountain. Erzähler: Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti insieme nelle varie lingue / simultaneously in various languages: Und er wurde verklärt vor ihnen, Davanti ai loro occhi, egli cambio d’aspetto. And he was transfigured before them, Erzähler: Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Petrus: Herr, hier ist gut sein! Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti insieme nelle varie lingue / simultaneously in various languages: Herr, hier ist gut sein! Signore, com’è bello stare qui! Lord, it is well that we are here Petrus: Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Erzähler: Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach:
GOTTESDIENSTLICHE ENTWÜRFE
Stimme:
Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!
Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti insieme nelle varie lingue / simultaneously in various languages: Dies ist meine lieber Sohn, den sollt ihr hören! Qesto è il moi amato Figlio, Ascoltatelo! This is my beloved Son, listen to him. Erzähler: Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Jesus: Steht auf und fürchtet euch nicht! Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti insieme nelle varie lingue / simultaneously in various languages: Steht auf und fürchet euch nicht! Alzatevi. Non abbiate paura! Rise, and have no fear. Erzähler: Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Jesus: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. Chor / alle-all-tutti Christus, dein Licht / Jésus le Christ / Lord Jesus Christ / Cristo Jesus (auch in anderen Sprachen erweiterbar) 21
PREDIGTEN
KURZPREDIGT ÜBER APOSTELGESCHICHTE 2
Weltweiter Horizont
damit, ihn zu buchstabieren. Aber nur so lernen wir verstehen, was Kirche ist.
ren verschiedenen Sprachen gemeinsam die Großtaten Gottes.
„Katholisch“ Die Pfingstlesung zeigt uns die Kirche in ihrer Geburtsstunde: Vom ersten Augenblick ihres Daseins spricht sie in allen Sprachen und ist doch eins in demselben Geist. Sie ist nicht universal geworden, indem sie sich im Laufe der Zeit von Stadt zu Stadt, von Land zu Land ausgebreitet hat. Sie ist es kraft des Heiligen Geistes vom Ursprung her. Sie ist „katholisch“, oder sie ist nicht sie selbst. Darum bringt Lukas die vielen Ländernamen (zwölf zunächst aus seiner damaligen Welt) zum Zeichen der Universalität, von Ost nach West, von Nord nach Süd. Und dann geht er über diese Koordinaten hinaus bis nach Rom und zu den Inseln (Kreta). Kein Land soll vergessen sein. Der Geist erfasst alle Völker. Er eröffnet der Kirche einen weltweiten Horizont. Er führt sie über die politischen und kulturellen Grenzen hinaus. Und er wirkt in der Vielfalt der Sprachen die Einheit im Verstehen. Das ist wie ein Wunder.
Vielfalt in Einheit Einheit des Geistes in der Vielfalt der Sprachen, das ist Pfingsten, pfingstliche Kirche. Gleichschaltung, Gleichmacherei, Uniformität, das ist Babel. Wir sind nicht davor bewahrt, ins babylonische Muster zurückzufallen. Uniformität bedeutet Unterwerfung des ganzen unter eine bestimmte, menschliche Gestalt. Die Originalität einer einzelnen Kultur oder eines Stammes wird unterdrückt. Solche Uniformität verbindet nicht, sondern trennt. Die Kirche darf sich nicht auf einen Staat oder eine bestimmte Kultur festlegen, auch nicht auf Europa. Sie darf nicht nach den Erfahrungen und Vorstellungen, dem Kirchenmodell eines Landes ausgerichtet werden. Die Kirche erfüllt ihre einende Sendung nur, wenn sie allen Völkern geöffnet bleibt. Wir haben nicht eine Kirche in der so genannten Dritten Welt (als hätten wir dort Kolonien oder einen Ableger), wir sind Weltkirche. Europa ist nicht der Nabel der Welt. Wenn es schon einen Nabel der Kirche gibt, dann Jerusalem, wie die Pfingsterzählung zeigt. Weltkirchesein erfordert Mut zur Vielfalt in der Einheit. Wenn die Kirche in allen Völkern lebt und alle Sprachen spricht, wird sie von selbst farbig, bunt. Das muss sie sein und bleiben, um ihrer selbst willen. Es kann und darf in ihr keine Ausländer geben. Einheit und Vielfalt, das ist die große Herausforderung unserer Weltenstunde im Zusammenleben der Völker. Einheit und Vielfalt sind keine Alternativen, sie gehören zusammen, wie in einer Familie jeder anders ist und doch alle miteinander verbunden sind. Die Kirche soll Zeichen der Einheit unter den
„Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden“ (Apostelgeschichte 2,1-11). Mancher Lektor, manche Lektorin tut sich schwer mit der Pfingsterzählung. Sie haben alle Mühe, die vielen Ländernamen richtig auf die Reihe zu bekommen. Und Pfarrer sagen dann oft: „Ach, lassen Sie die Namen doch einfach weg, die kennt ja doch niemand ...“ Das ist leicht gesagt. Damit wäre ein ganz zentraler Inhalt von Pfingsten gestrichen. Die Kirche, wir alle tun uns nicht so leicht 22
Gegen Gleichmacherei Wir kennen das Gegenbild. Auf den ersten Seiten der Bibel ist es dargestellt: Babel! Das Programm Babels ist ebenfalls Vereinigung: Eine Sprache, gemeinsam will man sich ins Werk setzen und die monumentale Einheit schaffen. Aber diese selbst produzierte, technische Einheitskultur führt nicht zusammen, sondern auseinander. Gleichmacherei verbindet nicht, sondern trennt. Die Leute von Babel reden in einer Sprache (unisono) nur noch von ihren eigenen Großtaten und verstehen sich nicht mehr. Die Leute von Pfingsten hören in ih-
Völkern sein, so hat es das II. Vatikanische Konzil gesagt. Das kann sie nur, wenn sie selbst weiträumig genug ist, wenn sie „katholisch“ ist und bleibt.
Bischof em. Dr. Franz Kamphaus, Limburg
PREDIGT ZU NUMERI, 4. MOSE, 11
„Das Licht Christi scheint auf alle.“ Das Motto für die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung lässt sich einreihen in den Klang der Verheißungen aus der Bibel, die von der umfassenden Zuwendung Gottes an diese Welt handeln: „Gehet hin in alle Welt, predigt das Evangelium!“ „Ich gieße meinen Geist über alles Fleisch.“ Diese Zusagen stärken den Kirchen in Europa den Rücken, um die Nöte und Sorgen, die Beschwernisse und ökumenischen Stolpersteine auszuhalten und zu überwinden. Der Weg des Volkes Israel durch die Wüste in die Freiheit hilft beschreiben und verstehen, was den Weg der Kirchen heute miteinander und aufeinander zu mitunter etwas mühsam erscheinen lässt. Doch der Exodus lehrt auch, dass er an das Ziel führt. Die Verheißung steht, so ist es deutlich zu hören. Der Blick nach vorne, nicht der nach hinten, bietet sich an – mit dem Ziel vor Augen lässt sich wandern. Gott führt eben auch auf Umwegen weiter. Es scheint, als wolle er neue Wege gehen, die ausgetretenen Pfade verlassen. Der Landessuperintendent in Göttingen, Dr. Burghard Krause, predigt ermutigend gegen die Resignation der Erschöpften.
Predigt zu Numeri/4. Mose, 11, 1a, 4b – 6, 10 – 17, 24 – 25b
Und das Volk klagte vor den Ohren des HERRN, dass es ihm schlecht gehe. Da fingen auch die Israeliten wieder an zu weinen und sprachen: Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, und an die Kürbisse, die Melonen, den Lauch, die Zwie-
beln und den Knoblauch. Nun aber ist unsere Seele matt, denn unsere Augen sehen nichts als das Manna. Als nun Mose das Volk weinen hörte, alle Geschlechter miteinander, einen jeden in der Tür seines Zeltes, da entbrannte der Zorn des HERRN sehr. Und auch Mose verdross es. Und Mose sprach zu dem HERRN: Warum bekümmerst du deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volks auf mich legst? Hab ich denn all das Volk empfangen oder geboren, dass du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast? Woher soll ich Fleisch nehmen, um es all diesem Volk zu geben? Sie weinen vor mir und sprechen: Gib uns Fleisch zu essen. Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen, denn es ist mir zu schwer. Willst du aber doch so mit mir tun, so töte mich lieber, wenn anders ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, damit ich nicht mein Unglück sehen muss. Und der HERR sprach zu Mose: Sammle mir siebzig Männer unter den Ältesten Israels, von denen du weißt, dass sie Älteste im Volk und seine Amtleute sind, und bringe sie vor die Stiftshütte und stelle sie dort vor dich, so will ich hernieder kommen und dort mit dir reden und von deinem Geist, der auf dir ist, nehmen und auf sie legen, damit sie mit dir die Last des Volks tragen und du nicht allein tragen musst. Und Mose ging heraus und sagte dem Volk die Worte des HERRN und versammelte siebzig Männer aus den Ältesten des Volks und stellte sie rings um die Stiftshütte. Da kam der HERR hernieder in der Wolke und redete mit ihm und nahm von dem Geist, der auf ihm war, und legte ihn auf die siebzig Ältesten.
Liebe Gemeinde, das ist nun wirklich eine sonderbare Pfingstgeschichte. Sie beginnt nicht mit dem Brausen des Heiligen Geistes, sondern mit dem Aufbrausen von Menschen. Ein handfester Ärger steht ins Haus. Das Volk Israel ist stinksauer. Und Mose hat auch die Nase voll. Zu lange dauert die Wüstenwanderung nun schon. Und immer noch kein gelobtes Land in Sicht. Das Volk Israel jammert und sehnt sich zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens. Der monotone Manna-Speiseplan Tag für Tag weckt kulinarische Gelüste. Und so liegen die Israeliten Mose in den Ohren wie Kinder ihrer genervten Mutter. Sie nörgeln von morgens bis abends. Die Frustrationstoleranz des wandernden Gottesvolkes ist äußerst gering. Ja, man hat den Eindruck, als ob sich hier ein ganzes Volk ins Kleinkindstadium zurückfallen lässt. Es will gestillt, will auf den Schoss genommen werden wie der Säugling von der Amme. Papa Mose soll gefälligst besser für die Seinen sorgen, wenn er möchte, dass sie aufhören zu quengeln. Es sieht ganz danach aus, als wollten die Kinder Israels nicht erwachsen werden! Wir kennen das: Unsere ganze Konsumgesellschaft lebt von solchen regressiven Wünschen. Bloß nichts durchkämpfen, nur nichts aushalten müssen! Hauptsache, der Hunger nach Bedürfnisbefriedigung wird sofort gestillt – und man muss nicht erwachsen werden. Drogenberater sagen uns: Der Einstieg in eine Drogenkarriere droht besonders Menschen, die nicht gelernt haben, etwas zu erleiden und auf etwas zu verzichten. Und Mose? Dem kraftvollen Begleiter seines Volkes gehen die Kräfte aus. Mose sitzt zwischen allen
PREDIGTEN
Stühlen. Auf der einen Seite das nörgelnde Volk – auf der anderen Gott mit einem Auftrag, der Mose zu schwer wird. Er sieht sich überfordert mit der Last des Wüstenweges, mit dieser riesigen Verantwortung für ein Volk, das ständig nur mault. Mose hat einfach keine Lust und Kraft mehr, dauernd das Kindermädchen für Israel spielen zu müssen. Es überrascht mich, dass Mose nicht einfach weiterfunktioniert bis zum Umfallen wie andere gestresste Führungskräfte. Und es ist schon erstaunlich, mit welcher Kühnheit sich dieser Mann seinem Gott zumutet, ohne Beschönigung, ohne Verdrängung. Er wirft Gott seine Last vor die Füße. Mit angriffigen Worten schiebt er die Verantwortung für das Volk seinem Gott wieder zu: „Schließlich bin ich doch nicht seine Mutter, die es geboren hat!“ Gottes pfingstlicher Geist, liebe Gemeinde, gibt uns die Freiheit, uns Gott in aller Ehrlichkeit zuzumuten. Er befreit zum Reden in allen Sprachen – auch in der Sprache der Klage und Anklage. Mose spürt: So kann es nicht weitergehen. So sitzt er zwischen allen Stühlen und wird dabei völlig aufgerieben. Zwischen allen Stühlen, zerrissen zwischen verschiedenen Ansprüchen – die Erfahrung ist uns auch vertraut. Ich denke an Frauen zwischen Beruf und Familie: zu Hause soll alles funktionieren, Zeit für die Kinder muss bleiben, der Mann wünscht sich eine attraktive Ehefrau, und der Beruf greift mit Polypenarmen nach den letzten Freiräumen. Zwischen allen Stühlen – ich denke an die Pflegekräfte in Krankenhäusern, Altersheimen, Diakonie23
Sozialstationen. Sie sollen mit Geduld und Liebe Zeit für die Menschen haben, zugleich aber kostenbewusst wirtschaften und konsequent die Vorgaben der Verwaltung umsetzen. Zwischen allen Stühlen – ich denke an Pastorinnen und Pastoren, zerrissen zwischen der Erwartungshaltung derer, die nur betreut und versorgt, besucht und gesehen werden wollen, und dem Wunsch nach einer mittragenden, mündigen Gemeinde, die selbstbewusst ihren Weg geht. Ein Gedicht, das ich vor Jahren fand, beschreibt die Pfarrersituation zwischen den Stühlen so: Ein Pfarrer muss sein ganz groß und ganz klein, vornehmen Sinnes wie aus Königsgeschlecht, einfach und schlicht wie ein Bauernknecht, ein Held, der sich selbst bezwungen, ein Mensch, der mit Gott gerungen, ein Quell vom heiligen Leben, ein Sünder, dem Gott vergeben, ein Herr dem eignen Verlangen, ein Diener der Schwachen und Bangen, vor keinem Großen sich beugend, zu den Geringsten sich neigend, ein Schüler vor seinem Meister, ein Führer im Kampf der Geister, ein Mann an den Kampfesstätten, ein Weib an den Krankenbetten, ein Greis im Schauen, ein Kind im Trauen, nach Höchstem trachtend, das Kleinste achtend, gestimmt zur Freude, vertraut dem Leide, weitab vom Neide. Im Denken klar, im Reden wahr, feststehend in sich – ganz anders als ich. Aber zurück zu unserer Geschichte. Zwischen allen Stühlen – so erlebt sich Mose. Und wie reagiert Gott auf die angespannte Situation? Nicht mit falschem Trost, auch nicht mit Beschwichtigungen und Durchhalteparolen. Gott reagiert pfingstlich – und sehr originell. Er schafft Abhilfe, schnell und konsequent.
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Gott hat Mose seinen Geist gegeben. Den braucht es schon, wenn Gottes Volk geleitet werden soll. Aber bisher hat dieser Geist Gottes auf einem Menschen allein gelegen. Und mit diesem Geist-Monopol – das sieht Gott offenbar auch so – ist Mose überlastet. Gott stattet seinen Mose deshalb nicht mit noch mehr Kraft aus, um seine Allmachtsphantasien zu beflügeln und ihn zu provozieren, seine Grenzen zu überschreiten. Das hätte sich das Volk Israel sicher gewünscht: einen noch stärkeren Mose. Das wünschen sich fast alle Gemeinden: einen noch kreativeren, mit noch mehr Gaben und Zeit begnadeten Pastor. Nein, Gott geht einen völlig anderen Weg. Er nimmt einen Teil des Geistes, den er Mose gegeben hat, und legt ihn auf 70 bewährte Menschen aus dem Volk. Nun werden es 70 Schultern mehr sein, die die Last und Verantwortung mittragen. Ein seltsamer Vorgang: Der Geist Gottes, Gott selbst, erweist sich als teilbar, als mitteilbar. Geistbegabung als Lastenausgleich, Überschuss an Gottes Energie und Lebendigkeit, Geistesfülle, die das kleine Gefäß eines einzelnen Lebens sprengt. Damals hat sich diese Ausbreitung des Geistes Gottes auf 70 Personen beschränkt. Aber Mose träumt bereits von mehr: „Wenn doch der Herr seinem ganzen Volk seinen Geist gegeben hätte!“. Gut geträumt, Mose! Gottes Geist fürs ganze Volk! Ein pfingstlicher Traum ist das, liebe Gemeinde. Denn Pfingsten ist das Fest der Demokratisierung des Heiligen Geistes. Gottes Geist ist für alle da. Er bleibt nicht besonderen „Geistlichen“ vorbehalten, sondern will das ganze Volk Gottes erfüllen. Er macht alle Christen zu „Geistlichen“, zu geistbegabten Menschen, die aus seiner Kraft leben und das gemeinsame Leben mitverantworten. Zwischen den Stühlen – das ist nicht der Ort des Geistes Gottes. Er drängt zu den Menschen, verteilt sich auf viele Schultern. Das eint und erneuert, das verständigt und versöhnt, das befreit und beunruhigt. Seit Pfingsten ist genügend Geist Gottes vorhan-
den. Wir brauchen nicht zum Himmel zu starren und auf neue Feuerzungen zu warten. Der Heilige Geist ist längst da. Wir dürfen ihn nur nicht pastoral einsperren und seine vielfältigen Gaben und Möglichkeiten im Pfarramt beerdigen. Gottes Geist wartet darauf, dass wir alle ihm Raum geben. Genau das meint Pfingsten: Wir sind füreinander da – und Gottes Geist ist für uns alle da. Für uns als Gemeinde ist das Anlass zur Freude und eine spannende Herausforderung zugleich. Anlass zu dankbarer Freude, weil wir es ja auch schon erfahren haben, was Gottes Geist unter uns frei setzt. Viele in unserer Gemeinde denken mit und beten mit, entfalten ihre Gaben und setzen sie ein, tragen Mitverantwortung und engagieren sich. Im Thomasmesse-Team haben wir entdeckt, wie Gottes Geist aus sog. „Laien“ wirklich „Geistliche“ macht, wie bereichernd es ist, wenn Verkündigung nicht nur aus Pastoren-Mund kommt, wie sich Segen Gottes ausbreitet, wo wir es wagen, einander zu segnen und füreinander zum Segen zu werden. Aber dass Gottes Geist für uns alle da ist, liebe Pfingstgemeinde, dass dieser Geist uns alle meint und beansprucht – das ist und bleibt auch eine spannende Herausforderung für uns als Kirche. Pfingsten ist nämlich die Einladung Gottes an seine Kinder, erwachsen zu werden. Das Volk Israel ist damals ins Kleinkindstadium zurückgefallen, hat sich den starken Papa Mose gewünscht – ohne selbst stark werden zu wollen. Sicher: Wir alle sind und bleiben Gottes Kinder. Aber wir müssen keine geistlichen Säuglinge bleiben. Wir brauchen nicht ständig einen Mose, der uns wie eine Amme auf seinen Armen trägt. Wir leben nicht nur von der pastoralen Nuckelflasche, die uns ernährt. Wir haben Gottes Geist, der aus Unmündigen Mündige, aus Abhängigen Selbständige, aus kirchlich Betreuten mutige Christenmenschen macht, die für ihren Glauben selbst einstehen. Gottes Geist ist für uns alle da. Also: Geben wir ihm Raum! Amen.
Gebet Lebendiger Gott, du willst die Fülle des Lebens nicht für dich behalten. Du willst deinen guten Geist mit uns teilen. Darum bitten wir dich: Mach aus uns pfingstliche Menschen. Öffne uns für dein Wirken. Kehr bei uns ein mit deinem Geist und kehr bei uns aus, was dir entgegensteht. Füll unsere leeren Herzen mit der Freude daran, dass du für uns da bist und wir füreinander da sein können. Amen.
Landessuperintendent Dr. Burghard Krause, Göttingen
„VERWÖHNT VON GOTTES LIEBE“, PSALM 36,10
Predigt im Eröffnungsgottesdienst am 15. Februar 2007 in Wittenberg, Stadtkirche, während der 3. Station der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung
Predigtwort: Psalm 36,10: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.“ Wir haben miteinander den Psalm gebetet und haben den Gesang „Christus, dein Licht“ noch im Ohr. Lassen Sie uns auf das Psalmwort miteinander und mit ganzem Ernst hören. 1. Zunächst gilt die Feststellung: Wer diesen Psalm verstehen will, muss selbst die Position der Dankbarkeit einnehmen. Die Köstlichkeit der Güte Gottes gilt es zu preisen wie auch die Freude darüber, unter seinen Flügeln wohnen und leben zu können und von den reichen Gütern seines Hauses satt gemacht zu werden und „getränkt“ zu werden wie von einem überfließenden „Strom“. Das müssen wir übersetzen in unsere Situation heute hier in Wittenberg. Ja, es ist Ausdruck seiner Güte, dass wir die Ökumenische Versammlung halten können, unbeschwert und frei und ohne die Behinderungen, die die Älteren unter uns noch so gut kennen. Wir sind vor Gott zu großer Ehre gekommen, gnädiger und unverdienter Weise. Darin haben wir es leichter als unsere Väter und Mütter. 2. Diese Dankbarkeit hilft dazu, uns zu konzentrieren und bei Gott nach Licht, nach Erleuchtung und Orientierung zu suchen. Denn das muss ja deutlich
bleiben: Mit den Möglichkeiten und Freiheiten ist auch die Zahl der möglichen Irrwege gewachsen. In dieser bunt flackernden und glitzernden Welt gibt es so viele Lichter, die uns von der Konzentration auf Gott als die Quelle des Lebens ablenken und möglicherweise auch verführen wollen. Wenn wir ehrlich sind, werden wir zugeben müssen: Darin haben wir es heute schwerer als unsere Väter und Mütter.
a) Wir wollen selbst möglichst strahlend dastehen und selber Licht sein, wo wir doch in seinem Licht das Licht sehen sollen und nicht in der Beleuchtung unserer trüben Funzeln.
3. Wenn wir uns unter das Licht Gottes stellen, dann hat das ganz viel mit Klarheit und Wahrheit zu tun. Es zeigt uns auch, wie es um uns steht. Es beleuchtet unsere Eitelkeiten und unseren Egoismus und unsere Kleingläubigkeit. Gar nicht selten wollen Menschen das lieber nicht allzu genau sehen und wissen. Darin unterscheiden wir uns vermutlich kaum von unseren Vätern und Müttern.
6. Welche Versuchung und Gefährdung heute im Jahre 2007 die größere ist, ist schwer auszumachen. Wir kennen sie beide gut genug und manchmal liegen Überheblichkeit und Kleinmut ganz dicht beieinander.
4. Es kommt darauf an, diese Situation, die neu geschenkten Möglichkeiten und die gewachsenen Freiräume, dankbar aus Gottes Hand anzunehmen und verantwortlich zu gebrauchen. Gott will leuchten und erleuchten, aber auch zurecht bringen und leiten. 5. So gilt es auch hier und heute darum, uns von Gottes gutem Geist befreien und in den Dienst nehmen zu lassen, wie immer und an allen Orten, wo Gott gelobt und gepriesen wird und auf sein Wort gehört und geantwortet wird. Wie immer und an allen Orten gibt es für die Christen zwei grundlegende Gefährdungen und Herausforderungen:
b) Wir stellen unser kleines Licht lieber unter den Scheffel und lassen Gott allein leuchten, wo wir doch als Kinder des Lichtes leben sollen und das Licht Gottes in die Welt widerspiegeln sollen.
7. Wir sollen klares und glaubensstarkes Zeugnis geben vom Licht Gottes, ohne selbst Licht sein zu müssen oder sein zu können. Ein Vorbild dafür haben wir in der Heiligen Schrift: Johannes den Täufer. Von ihm heißt es: Er war ein Mensch, von Gott gesandt, der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht. Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. 8. Sind wir Johannes? Dass wir selbst nicht das Licht sind, das wissen wir hoffentlich gut genug. Aber dass die Welt darauf immer wieder wartet, dass Zeugen aufstehen, die von Gottes Licht reden und dass von diesem Licht „alle Menschen erleuchtet werden, die in diese Welt kommen“. Das ist doch eine ziemlich schwierige Aufgabe. Kleiner ist sie nicht zu machen. Johannes steht dafür.
PREDIGTEN
9. Wie soll das praktisch gehen? Manche meinen, wir Christen seien so etwas wie Spiegel, die Gottes Licht reflektieren. So wie schon von Vater Mose gesagt wurde, dass sein Gesicht glänzte, als er von der Herrlichkeit Gottes beschienen worden war. Es glänzte so sehr, dass er sich eine Decke überhängen musste, um die Leute nicht zu blenden. So müssten wir glänzen, nicht mit unseren Verdiensten, sondern im Widerschein der Herrlichkeit Gottes auf unserem Angesicht. 10. Dennoch denke ich, dass der Vergleich mit einem Spiegel etwas hinkt, wie die Vergleiche es zu tun pflegen: Einem Spiegel ist es ziemlich egal, was er widerspiegelt. Er verändert sich dadurch nicht. Wenn aus uns heraus Gottes Licht in die Welt scheinen soll, dann geht das nicht, ohne dass wir selbst von diesem Licht durchdrungen und verändert worden sind. 11. Die Heilige Schrift gebraucht vielmehr das Bild der Weintraube, die, wenn sie am Weinstock bleibt, reif und saftig wird. Im Südwesten Deutschlands, an der Grenze zu Frankreich gibt es guten Wein, weil es dort viel Licht und besonders viel Sonne gibt. Die Weinbauern dieser Gegend vermarkten ihren Wein unter dem Slogan: „Von der Sonne verwöhnt!“ Das müsste man auf die Christen in Europa übertragen: Von Gottes Liebe durchdrungen und verwöhnt und deshalb so empfehlenswert für Europa. 12. Also, uns allen muss klar und deutlich sein: Ohne Gottes Liebe und Barmherzigkeit können wir als Christen und Kirchen nicht sonderlich viel beitragen zur Gestaltung Europas. So doll werden wir 25
da nicht leuchten. Aber als solche, die von dieser Liebe durchdrungen und erleuchtet sind, kann Europa sich auf uns Christen freuen. Wir werden nämlich mit anderen Augen auf diese Welt blicken, nicht etwa naiv aber doch sehr hoffnungsvoll und voller Vertrauen auf Gottes Güte. 13. Wir sind hier in Wittenberg, in der Kirche Martin Luthers. Er hat sich bemüht, den einfachen Leuten schwierige theologische Themen und Fragen nahe zu bringen. Er hat das vor allem auch mit Liedern getan, die leicht zu lernen waren und die unter der Hand komplizierte Theologie transportierten. Im Blick auf das Thema der Ökumenischen Versammlung hat er in einem weihnachtlichen Lied das entscheidende in wenigen Zeilen ausgesagt:
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„Das ewig Licht geht da herein, / gibt der Welt ein’ neuen Schein; / es leucht’ wohl mitten in der Nacht / und uns des Lichtes Kinder macht. / Kyrieleis.“ Gott hat mit seinem ewigen Licht in unsere kleine Welt geleuchtet. Sehen wir das nicht? Uns, die wir das wissen, erscheint sie damit in einem neuen Licht. Wir sehen diese Welt mit allen ihren Brüchen und Verwerfungen als eine von Gott geliebte Welt. Das gilt auch und gerade dann, wenn es uns ganz finster zu sein scheint, also auch mitten in der tiefen Nacht. Gott gebe, dass wir uns von diesem Licht erleuchten, begeistern und anstecken lassen, dass wir also Kinder des Lichtes werden und die Welt sehen lassen, dass wir Kinder des Lichtes sind. Zu alledem gebe Gott sein Erbarmen: Kyrieleis.
14. Deshalb lasst uns auch bei dieser Versammlung um Gottes guten Geist bitten: „O komm, du Geist der Wahrheit, / und kehre bei uns ein, / verbreite Licht und Klarheit, / verbanne Trug und Schein. / Gieß aus dein heilig Feuer, / rühr Herz und Lippen an, / dass jeglicher getreuer / den Herrn bekennen kann.“ Ich wünsche der heute beginnenden ökumenischen Versammlung in Wittenberg Gottes reichen Segen und dass wir „verwöhnt von Gottes Liebe“ wieder nach Hause kehren und dass die Menschen in Europa uns dieses abspüren. Amen.
Bischof Axel Noack, Magdeburg
ICH MÖCHTE NICHT IN EINER WELT OHNE KATHEDRALEN LEBEN. PREDIGT ZUR DEKADE ZUR ÜBERWINDUNG VON GEWALT: EUROPA-FOKUS
Predigt in der Sendungsfeier am 18. Februar 2007 in Wittenberg, Schlosskirche, während der 3. Station der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung Liebe Gemeinde, „Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche ihre Schönheit und Erhabenheit. Ich brauche sie gegen die Gewöhnlichkeit der Welt. Ich will zu leuchtenden Kirchenfenstern hinaufsehen und mich blenden lassen von den unirdischen Farben. Ich brauche ihren Glanz. Ich brauchte ihn gegen die schmutzige Einheitsfarbe der Uniformen. Ich will mich einhüllen lassen von der herben Kühle der Kirchen. Ich brauche ihr gebieterisches Schweigen. Ich brauche es gegen das geistlose Gebrüll des Kasernenhofes und das geistreiche Geschwätz der Mitläufer. Ich will den rauschenden Klang der Orgel hören, diese Überschwemmung von überirdischen Tönen. Ich brauche ihn gegen die schrille Lächerlichkeit der Marschmusik. Ich liebe betende Menschen. Ich brauche ihren Anblick. Ich brauche ihn gegen das tückische Gift des Oberflächlichen und Gedankenlosen. Ich will die mächtigen Worte der Bibel lesen. Ich brauche sie gegen die Verwahrlosung der Sprache und die Diktatur der Parolen. Eine Welt ohne diese Dinge, wäre eine Welt, in der ich nicht leben möchte.“ – Das sagt ein Jugendlicher, der mit dem Glauben ringt und sich von Gott abwenden will, in dem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ des Schweizer Philosophen und Schriftstellers Peter Bieri (unter dem Synonym Pascal Mercier). Ja, Europa lebt von der Erfahrung der Kathedralen, der betenden Menschen, der Orgeln, der biblischen
Geschichten. Die Vielfalt der christlichen Tradition, ob orthodox oder reformiert, baptistisch oder römisch-katholisch, methodistisch, anglikanisch oder lutherisch, sie prägt die Seele Europas! Das haben wir in diesen Tagen in Wittenberg erlebt. Wir sind auf einer Pilgerreise von Rom über Wittenberg nach Hermannstadt und machen dazwischen Station an verschiedenen Orten Europas. Begleitet hat uns die Geschichte von der Verklärung Jesu. Auf dem Berg sind sie, auf dem Gipfel. In der Einheit angekommen mit Mose und Elia. „Hier ist gut sein“, sagt Petrus, da möchte er bleiben. Und dort, in den Kathedralen, auf den Gipfeln unseres Glaubensleben, da würden auch wir gern verweilen. Aber wir können nicht auf dem Gipfel bleiben, wir müssen zurück in die Ebene der Mühen. Wir müssen einander zumuten, dass wir verschieden sind. Immer wieder ist das in diesen Tagen in Wittenberg auch deutlich geworden: Wir sind getrennte Kirchen. Es gibt viel Verschiedenheit zwischen uns, die nicht immer bereichernd wirkt, ja manches Mal auch Fremdheit oder gar Konflikt und Ablehnung erzeugt. Wir wissen doch, es reicht nicht länger, dass wir uns freundlich begegnen. Die Menschen in unseren Gemeinden, ja die Menschen in Europa und der Welt haben Sehnsucht nach einer Kirche, die ihre Vielfalt und Verschiedenheit fröhlich bejaht und doch gemeinsam Zeugnis gibt von dem Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten. Auf dem Berg beginnen die Jünger, das zu begreifen. Wir müssen am Ende dieser Tagung eingestehen: Es ist uns bisher nicht gelungen, in Europa ein überzeugendes Signal zu setzen, durch das die
Menschen erkennen: Die Kirchen sind die entscheidende Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Es ist uns bisher nicht gelungen, überzeugend deutlich zu machen, dass diese Themen nicht einfach „nur Ethik“ betreffen, sondern das „esse“ unserer Kirchen berühren. Unser Kirchesein ist angefragt, wenn wir nicht glaubwürdig handeln in der Welt, das hat der konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung betont. In dieser Tradition stehen wir. Bei den Berichten über die so genannte zweite Station, die regionalen Ereignisse, wurde von vielen ermutigenden Erfahrungen berichtet, etwa aus Bulgarien, Irland, der Tschechischen Republik und Italien. Und gleichzeitig wurde zum Teil schmerzlich klar, dass die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung öffentlich nur wenig wahrgenommen wird, sie ist keine breite ökumenische Bewegung geworden. Mag das daran liegen, dass eine Ökumene der Kirchenleitenden noch lange nicht die Herzen der Menschen bewegt? Muss nicht Partizipation der Schlüssel sein für eine ökumenische Pilgerreise? Auf einer Pilgerreise kann nicht einer voran gehen, da sind alle gemeinsam auf dem Weg ohne Hierarchie und ohne Privilegien, Männer und Frauen, Junge und Alte, Ordinierte und Nicht-Ordinierte. Teilweise hat uns Wittenberg auch ernüchtert in der Erkenntnis: Einheit ist nicht billig zu haben. Nein, sie ist teuer, es geht um „costly unity“ wie das eine Studie des Ökumenischen Rates der Kirchen formuliert hat. Ökumene ist nicht für den Austausch von ein paar Nettigkeiten zu erlangen. Es geht darum, uns die Differenz gegenseitig zuzumuten. Damit eine solche Zumutung nicht verlet-
PREDIGTEN
zend wirkt, brauchen wir Respekt voreinander. Vermutlich ist Respekt der Anfang des Dialogs. In der Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt haben die Kirchen in Deutschland eine Kampagne zum Thema Respekt initiiert (eine Postkarte dazu halten Sie in Händen). Wir müssen darüber reden, wo unsere Verletzungen liegen, was unsere Differenzen sind, wie wir wirklich zu einer heilenden Gemeinschaft werden können, wenn wir wirklich etwas zum Frieden in der Welt beitragen wollen. Wir können nicht andere, Juden und Muslime, Inländer und Ausländer, Junge und Alte auffordern, sich zu respektieren, wenn wir das als Kirchen und Christen nicht gegenseitig tun. Die Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt, die 2001 in Potsdam begann und 2011 mit einer großen Friedenskonvokation enden soll, hat in diesem Jahr das Schwerpunktthema Europa. Bewusst hat der Ökumenische Rat der Kirchen diesen Schwerpunkt gewählt, weil von Sibiu ein Signal erwartet wird. Ein Signal, das die Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika als Hoffnungszeichen wahrnehmen können in einer globalisierten Welt der Gewalt, der Ausbeutung und der Unterdrückung. Diese Dekade ist ein konkretes Beispiel, wie wir von unseren Glaubensüberzeugungen her als Kirchen in der Welt aktiv handeln können. Uns ist gesagt: „Selig sind die Friedfertigen!“ Deshalb treten wir gegen Gewalt ein. Gegen Gewalt in Familien, gegen Gewalt gegen Frauen und Flüchtlinge und Minderheiten. Deshalb treten wir ein für friedliche Lösung statt militärische Intervention. Europa darf sich nicht an Rüstungsexporten bereichern und anschließend bewaffnete Konflikte beklagen. Deshalb treten wir ein für eine Globalisierung, die soziale Gerechtigkeit für alle zum Ziel 27
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wie das Ende des Rassismus und der Verelendung großer Teile der Bevölkerung. Respekt hat er erwartet vor jedem Mann, jeder Frau jedem Kind, vor jedem Menschen gleich welcher Hautfarbe und Herkunft. Als Menschenwürde können wir das übersetzen. Als Achtung der Gottebenbildlichkeit jedes Menschen. Aber auch Martin Luther King musste den Gipfel verlassen, am nächsten Tag wurde er ermordet. Costly unity....teure Einheit... chère unite. Ja, in manchem waren diese Tage in Wittenberg ernüchternd. Wir finden nicht so schnell den großen Durchbruch. Aber sie waren auch ermutigend im Zeugnis der vielen, die auf dem Weg sind. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Kirchen in Europa zu Zeuginnen der Gemeinschaft über die Grenzen von Nation und Kultur, Geschlecht, Rasse, sozialem Status und Alter hinweg werden. Wir müssen den Mut haben, die Kosten dafür auf uns zu nehmen und ringen um den richtigen Weg. Der Respekt, den wir einander in unserer konfessionellen und kulturellen Verschiedenheit entgegen bringen, entscheidet über den Respekt, den die Menschen in Europa vor dem Zeugnis der Kirchen
haben werden. Es geht um die Glaubwürdigkeit unserer Kirchen. Wir müssen die Offenheit haben, viele zu Wort kommen zu lassen, Junge und Alte, Gruppen und Bewegungen, Bequeme und Unbequeme, Kirchenleitende wie Gruppen und Bewegungen. Wir werden dazu die Konferenzräume verlassen müssen, um die Ökumene der Menschen zu erleben, die miteinander leiden und feiern, ihren Glauben leben und beten, die Kathedralen bauen, auch heute, zur Feier der Liebe Gottes. Gottes Liebe zu spiegeln in unserem Reden und Handeln, das ist unser Auftrag. Ich wünsche mir, dass die Menschen nach Sibiu sagen: Ich möchte nicht in einem Europa ohne Kirchen leben. Denn sie schenken uns Räume der Freiheit, Räume des Widerstands und des Widerspruchs, Räume voller Leben, Räume der Meditation und Kontemplation, durchbetete Räume, Räume voller Gesang und Klänge. Oder noch einmal mit Pascal Mercier: „Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche den Glanz ihrer Fenster, ihre kühle Stille, ihr gebieterisches Schweigen. Ich brauche die Fluten der Orgel und die heilige Andacht betender
Menschen. Ich brauche die Heiligkeit von Worten, die Erhabenheit großer Poesie. All das brauche ich. Doch nicht weniger brauche ich die Freiheit und die Feindschaft gegen alles Grausame. Denn das eine ist nichts ohne das andere. Und niemand möge mich zwingen zu wählen.“ In diesem Sinne erbitten wir Gottes Segen auf dem Weg nach Sibiu. Amen. Foto: Mediengruppe Main-Post Würzburg
hat und nicht die Bereicherung einiger weniger. Deshalb treten wir ein für einen Lebensstil, der die Schöpfung bewahrt und nicht zur Zerstörung beiträgt. Die Delegierten für Sibiu, sie müssen sich bewusst sein, wie viele auf ein solches Zeichen hoffen aus den Kirchen, von den Christinnen und Christen in Europa. Die Quelle für eine solche Lebenshaltung, für ein solches Zeichen ist unser Glaube. Ja, wir waren mit auf dem Gipfel, denn wir dürfen immer wieder Gottes Gegenwart erfahren. Wir haben miteinander Gottesdienst gefeiert und mit allen Sinnen erlebt, wie Gott uns stärkt, uns Brot und Wein mit auf den Weg gibt, uns in eine Gemeinschaft der Zeuginnen und Zeugen des Glaubens stellt. Martin Luther King sagte in seiner letzten großen Rede: „I just want to do God’s will. And He’s allowed me to go up to the mountain. And I’ve looked over and I´ve seen the promised land. I may not get there with you. But I want you to know tonight, that we as a people will get to the promised land.“ Er hatte Gottes Zukunft gesehen, in der alle Tränen abgewischt werden. Er hatte aus diesem Zukunftstraum ganz reale diesseitige Hoffnungen abgeleitet
Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann, Hannover
PREDIGT ZU APOSTELGESCHICHTE 6
Eine kleine religiös-bewegte Gruppe hatte einen fulminanten Start – zu Pfingsten. Von keiner Agentur so geplant, konzipiert, gemanagt. Das war unglaublich – unvergleichlich.
Ausgerechnet die Pfingstgeschichte zeigt unangenehm deutlich unsere konfessionelle und spirituelle Segmentierung. „Die Ökumene ist in den Kirchen gestorben“ – sagt traurig ein Fachmann.
Menschen wurden erfasst von großen Gefühlen eines Anfanges, vom Wirken Gottes durch die Auferstehung von Jesus Christus. Sprachenwunder, Heiliger Geist als Glut im Kopf, Flamme im Herzen. Dieser Überschwang! Denken, Danken, Fühlen, Beten, alles gemeinsam! Gemeinschaft war das Markenzeichen und das Miteinander teilen: Zeit, Zuwendung und Nahrung. Umso erstaunlicher, denn diese erste Gemeinde in Jerusalem war eine anstößige Mixtur von Sippen, Völkern, Kulturen, Sprachen, Mentalitäten, – und sehr verschieden geprägt oder nach Herkunft, Stand, Bildung, Besitz, Schicht, religiöser Prägung. Dennoch nicht fremd, sondern vertraut. Also: Beginn einer Ökumene, ehe an Konfessionalisierung zu denken war.
Dabei haben viele schon einmal pfingstliche Gottesdienste erlebt.
Uns macht Pfingsten eher sprachlos. Je wunderlicher Erfahrungen werden, desto schweigsamer oder ärgerlicher oder ratloser ist das Staunen. Die Schere ist einfach zu groß zwischen damals und heute. Das Lamento kann angestimmt werden: Leiden die Einen heute unter der Hitze von Sprachengebet und Heilungen der Charismatiker, stöhnen Andere unter der Kühle von konfessionellem Starrsinn oder Profilierungssucht, Finanznöten, Fusionszwang und so weiter.
Es war allerdings Ende April. Ob die 3 – 4000 Christen, die dabei waren, es auch so bezeichnen würden, ist fraglich. Natürlich hinkt der Vergleich. Denn für ein inhaltliches Konzept für diesen Gottesdienst hatten wir pflichtgemäß gesorgt. Es sollten von Delegierten einer Ökumenischen Versammlung hart erarbeitete Dokumente an kirchenleitende Persönlichkeiten übergeben werden. Spannung lag in der Luft – weder Überschwang noch Glaubensglut. Das Unerwartete war die prall gefüllte Kirche mit Personen jeden Alters, die in das Gotteshaus ihre Überzeugung mitbrachten, dass alle Kirchen – wer denn sonst? (und jetzt – wann denn sonst? und klar – wie denn sonst?) in der Lage sein können, mit gemeinsamer Sprache zu sprechen und zu handeln. Denn was als nüchterner Ablauf geplant war, wurde zum unerhört befreienden Gesang, nicht nur, weil alle 19 Kirchen der DDR den Texten zustimmten, sondern auch, weil sie verstanden wurden als Aufbruch für Kirchen und die Gesellschaft. Es war 1989 in der Kreuzkirche in Dresden. Wirkung des Heiligen Geistes – das war die nachträgliche Interpretation. So etwas bleibt unvergesslich – obschon kaum noch vermittelbar.
Und nicht alle Vereinbarungen hatten ökumenische Langzeitwirkung – im Gegenteil. Alte und neue Konflikte ließen mir später eher Skepsis mit diesem „Pfingsten“ übrig. Zu viel Illusion und Unerfahrenheit war dabei. Dennoch hielt diese geistliche Erfahrung allen berechtigten und unberechtigten Zweifeln zum Trotz für Jahre einen Energievorrat bereit. Eine schöne biblische Geschichte (Acta 6, 1-7) zeigt, dass es bei den unvermeidlichen Konflikten auch nach Pfingsten erfindungsreiche Lösungen geben kann, die gewiss zur unvergänglichen Pfingsterfahrung gehören.
PREDIGTEN
Es ist schon ungewöhnlich, dass sie furchtlos gegen antike Sitte und üblichen Brauch reden, in der das Weib in der Gemeinde zu schweigen hatte. Vielleicht wurde versucht, die Frauen zu beschwichtigen, etwa so: Keine Neid-Debatte! Schwestern, bleibt bescheiden... Aber die Brüder entsprechen nicht dem Klischee, sie hören aufmerksam zu, sie wussten, auf Dauer können Benachteiligungen die Ohren und das Herz für Jesus versperren. Alles kam auf den Tisch mit Stimme und Redezeit.
– Vorschläge werden geprüft.
Ein unvermuteter Konflikt kommt zutage. Einige Frauen kommen zu kurz! Witwen und ausgerechnet Ausländerinnen. Benachteiligung ist auch heute ein ernstes Thema. Benachteiligung hat Folgen. Zu Vieles ist knapp in einem reichen Land: günstige Mieten, Arbeitsplätze, Lehrstellen, Kinderkrippen, es reicht nicht. Selbst in den Kirchen; entweder fehlen Mitarbeiter oder Geld oder die Menschen. Konflikte sind vorprogrammiert.
Gute Vorschläge haben erfreuliche Folgen, es kommt zu Entscheidungen. Konzepte und Organisationsentwicklung in der Gemeinde – das ist kein Gegensatz zu Glauben, Beten und Hoffen. Das ist auch Qualitätserweis eines lebendigen Glaubens. Freilich braucht Verständigung und Ausgleich von verschiedenen Interessen und gegensätzlichen Standpunkten Zeit und Mühe sowie Verzicht auf autoritäre Entscheidungen.
In Jerusalem der ersten Stunde hatte der Konflikt segensreiche Wirkung. Woran der „Segen“ erkennbar ist?
– Das Kriterium: Passende Personen für die Aufgabe.
– Der Konflikt verschwindet nicht unterm Teppich. Eine Versammlung wird einberufen, es wird tacheles geredet. Die griechischen Witwen trauen sich, von ihrer Not zu sprechen.
Von Weisheit der Personen ist die Rede, wenn das Vorhaben gelingen soll. Dazu einen extra Blick und ein großes Herz für die zu kurz Gekommenen. Gesegnet sei der Konflikt, der zu solchen Lösungen führt! Das segensreiche Ende eines profanen Konfliktes sehen wir auch am Fortgang: 29
Dienen ist eine hohe Ehre in der Gemeinde, denn diese Mitarbeiter werden alle mit Namen genannt. „Dienen“ das große, leicht schillernde Wort. Wie auch genannt, ob Einsatz, Engagement oder Dienst, es sind die gleichen Voraussetzungen und ganz bestimmte förderliche oder hinderliche Beifügungen. Ohne den Heiligen Geist – unmöglich. Diese Geschichte ist leider zu stark in den diakonischen Bereich gedrängt worden, sie gehört aber in die Mitte der Kirche. Und insofern ist die gewagte Zinzendorf’sche Deutung des Heiligen Geistes als „Mutteramt“ in der Gemeinde einleuchtend. Aber die Frage bleibt: Können solche wunderbaren Sondergeschichten unsere komplizierten konfessionellen und gesellschaftlichen Systemzwänge menschenförderlich aufweichen?
Diese wirken weiter, regen an, hinterfragen, decken auf, schlagen vor, reizen zum Widerspruch, treiben zum Bibelstudium und probieren den nächsten Schritt. ... Das ist wenig und viel zugleich. All das, was wir in den vergangenen Jahren trotz der Unstimmigkeiten und des Gegenwindes versucht haben, sind möglicherweise geeignete Voraussetzungen, dass der Geist Gottes weiterhin kreative Unterbrechungen ökumenischer Störungen bereithält. Und wenn dann viele Delegierte der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung auch wirklich diese Erwartung haben – warum nicht?
Und Ökumene könnte wieder einmal neu in den Gemeinden beginnen. „Komm heiliger Geist...“
Der Heilige Geist lässt sich von keiner Konfession eine Dienstanweisung geben und gestattet keinem Amt eine Vereinnahmung, Gott sei Dank. Und er kann sich äußern in den einfachsten und schwierigen Situationen, er ist bekannt für seine Interventionen und für Überraschungen. Das hat auch mit uns zu tun – ob wir zur Beteiligung bereit sind. Es mag beginnen mit den unangenehmen Fragen nach der Übereinstimmung von theologischen Leitsätzen und der geistlichen Wirklichkeit. Es mag weitergehen mit überschwänglichen Gottesdiensten, den Mühen um Organisation und mit der Durchführung von Projekten und beharrlichem Gebet.
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Dr. Randi Weber, Radebeul
Predigt für Sonntag, 9. September 2007 Predigttext Genesis 28, 10 – 19a (evangelische Perikopenordnung)
darauf. 19 Dann gab er dem Ort den Namen Bet-El (Gotteshaus).
PREDIGT ZU GENESIS 28
PREDIGTEN
Sicherheit gerissen sind und ohne Halt durch ihre scheinbar zertrümmerte Welt gehen müssen. Ein Auf und Ab, Berg und Tal. Erfolg und Niederlage. Wer kennt das nicht?
bekannt. Jeder weiß das. Manche Menschen etwa verstehen den zwar ärgerlichen, aber eher kurz andauernden Stress mit dem Chef als dieses Auf und Ab. Anderen sind die Sorgen um die Kinder oder um den Unterhalt eine Last und die großen Stolpersteine des Tales. Dem Jakob ging es in seiner Situation darum nicht. Das, was er durchmachte, war eine wirklich existenzielle Krise. Es stand alles auf dem Spiel. Seine Herkunft, seine Geschichte, seine Würde und seine Zukunft. Schlicht alles. Das ist mal ein Tal. Die moderne Psychologie verwendet auch gerne diese Bilder. Berg und Tal. Aufstieg und Abstieg. Krise und Neuanfang. Seit Jahren spricht man noch davon, dass der Mitfünfziger in seine „MidlifeCrisis“ komme. Heute erkennt man auch schon bei jungen Menschen am Ende der Ausbildung so etwas wie einen Bruch – das nennt man dann die „Quarterlife-Crisis“. Ein katholischer Theologe, Romano Guardini, hat ein kleines Buch geschrieben: „Die Lebensalter“, in dem er dieses Phänomen beschreibt. Das Leben und Älterwerden, das Reifen ist unweigerlich mit Brüchen verbunden, mit einigen Brüchen. Und nicht selten auch mit Schuld. Doch ich möchte Jakobs Biographie und seine Begegnung mit Gott nicht zu sehr psychologisch strapazieren. Ich möchte in dem Bild bleiben. Berg und Tal.
Liebe Gemeinde, Epistel – Lesung: Römer 8, 12 – 17 Evangelium: Lukas 17, 11 – 19
10 Jakob zog aus Beerscheba weg und ging nach Haran. 11 Er kam an einen bestimmten Ort, wo er übernachtete, denn die Sonne war untergegangen. Er nahm einen von den Steinen dieses Ortes, legte ihn unter seinen Kopf und schlief dort ein. 12 Da hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. 13 Und siehe, der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. 14 Deine Nachkommen werden zahlreich sein wie der Staub auf der Erde. Du wirst dich unaufhaltsam ausbreiten nach Westen und Osten, nach Norden und Süden und durch dich und deine Nachkommen werden alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. 15 Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land. Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe. 16 Jakob erwachte aus seinem Schlaf und sagte: Wirklich, der Herr ist an diesem Ort und ich wusste es nicht. 17 Furcht überkam ihn und er sagte: Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels. 18 Jakob stand früh am Morgen auf, nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt hatte, stellte ihn als Steinmal auf und goss Öl
da geht’s ganz schön rund im Leben von Jakob. Das war schon ein Auf und Ab immer wieder. Ein Rauf und Runter, ein Hin und Her, viele Höhen und Tiefen in seinem Leben. Er hat so einige Siege davon getragen. Hat sich das Erstgeborenenrecht ergaunert. Hat sich den Segen des greisen Vaters Isaak erschlichen. So war er, der Ganove – wie man den Namen Jakob auch übersetzen kann – schlecht hin und er hat es auch zu was gebracht. Eigentlich. Jetzt scheint er aber genau deswegen in Schwierigkeiten zu stecken. Denn durch die einsame Steppe im Norden Palästinas wandert dieser junge Mann nun. Ringsum grauenvolle Öde: kein Haus und kein Mensch, so weit das Auge schaut. Hier zieht nicht ein gerissener und erfolgreicher Stratege, kein kühner und mutiger Forscher mit starkem Herzen in unbekannte Länder. Hier ist auch nicht ein junger Mann, der gern Freiheit und Abenteuer kosten möchte. Von diesem Jakob heißt es in Kapitel 25: „Er war ein sanfter Mann und blieb gern in den Zelten“ (Gen 15,27). Dieser junge Mann war plötzlich herausgerissen aus seiner sicheren Welt. Ihm war gleichsam der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Denn er musste fliehen, weil er die Rache seines betrogenen Bruders fürchtete. Gehetzt und angetrieben irrte er durch die Einsamkeit. So kann der Jakob als ein Abbild von den Menschen unserer Tage verstanden werden. Menschen, die aus aller
Aber warum war der Jakob aus den Zelten des Vaters ausgezogen? Er hatte seinen Bruder betrogen. Nun musste er vor dessen Rache fliehen. Seine Schuld war das unsichtbare, schwere Gepäck, das Jakob mitzuschleppen hatte. Darin gleicht er auch anderen biblischen Gestalten, und nicht nur denen. So also zog nun auch Jakob durch die Einsamkeit. Und dann brach die Nacht herein. Die Bibel spricht von dem „Grauen der Nacht“ (Psalm 91,5). Jakob macht Pause, legt sich hin und bettete sich auf einen Stein. Über ihm leuchteten und funkelten kalt die Sterne. Doch der Himmel war so fern! So fern! Jakob hat lange in den fernen, verschlossenen Himmel aufgeschaut. Schließlich fielen ihm die müden, brennenden Augen zu. Im Tal saß er, besser: lag er. Jakob schlief vor Erschöpfung ein. Trotz der Sorgen, trotz der vielen offenen Fragen, trotz der Einsamkeit. Er schläft ein. Und gerade in dieser Nacht möchte Gott ihm begegnen. Will Gott in die Situation Jakobs hinein sprechen, hinunter rufen, zu Jakob, der durchs sprichwörtlich finstere Tal muss. Gott wählt dafür einen ungewöhnlichen Weg. Gottes Klavier hat eben mehr Tasten, als man bisweilen meint. Gott wählt einen Traum. Einen sehr bildhaften und einprägsamen Traum. Ein Traum, bei dem es regelrecht aufwärts geht. Liebe Gemeinde, dieses Auf und Ab, die Höhen und Tiefen des alltäglichen Lebens sind wohl allgemein
Das Leben, Berg und Tal. Auf und Ab. Es geht darum, diese Erfahrungen in den Horizont Gottes zu stellen, ja gewissermaßen geformt zu werden. Sich zu verändern in den Menschen, den Gott ausformen möchte. Im Predigttext wird deutlich, dass Gottes Handeln an Jakob trotz – ja sogar vielleicht wegen seiner Schuld bis in die tiefsten Wünsche 31
und Ängste eines einsamen Menschen reicht. Gott handelt an Jakob. Gott formt den Jakob. Später werden sie sogar miteinander kämpfen, und Gott wird Jakob einen neuen Namen geben. Israel – der Gottesstreiter (Genesis 32). Soweit zunächst Jakobs Situation, in der er diesen Traum von Gott geschenkt bekommt. Heute will ich einen weiteren gewagten Schritt gehen und Jakob mitnehmen in den Weg unserer Kirche oder besser gesagt in den Weg unserer Kirchen. Denn liebe Gemeinde, während wir hier Gottesdienst feiern, versammeln sich in Sibiu/Hermannstadt, in Rumänien, ca. 2500 Delegierte aus fast allen Kirchen ganz Europas. Für viele Menschen wirkt es so, als ob die Ökumene zurzeit durch ein orientierungsloses finsteres Tal wandere. Die Ökumene hat sicherlich hinab steigen müssen von den Gipfeln der früheren und viel versprechenden Erfolge in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, nach dem Aufbruch der ökumenischen Bewegung und der Öffnung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Kirche Roms. Das war besonders wichtig für Deutschland, wo die beiden großen Kirchen eine 450 Jahre lange Geschichte mit- und auch gegeneinander haben. Ja, auch noch die Erste Europäische Ökumenische Versammlung 1989 in Basel lebte im Schwung einer sich anbahnenden Veränderung: den Fall des Eisernen Vorhanges, der Europa teilte. Diese verheißungsvolle Situation gehört nun der Vergangenheit an. Die ökumenischen Empfindlichkeiten nehmen bisweilen Züge an, die für die jeweils andere Seite nicht nachvollziehbar sind. Die Herzlichkeit früherer Begegnungen ist leider mitunter einer etwas unterkühlten Protokollökumene gewichen. Und, liebe Gemeinde, da sind nicht immer nur „die Anderen“ schuld. Aber ganz abgesehen davon, möchte ich die Schuldfrage hier nicht gestellt haben wollen. Schuld liegt allein schon darin, dass es überhaupt eine ökumenische Verweigerung gibt. Die Brüderlichkeit zwischen Esau und Jakob war auch dem Misstrauen gewichen. Das daraus folgende Wandern, Umherirren und die 32
Einsamkeit des Jakob sprechen für sich. Dieses ganze Geschehen aber erlaubt gerade der heutigen ökumenischen Situation hoffnungsvolle Perspektiven. Der Weg Gottes mit Jakob eröffnet auch jetzt, für heute – für uns – neue Räume. Denn zwei Dinge lassen es zu, dass in dieser Situation die Hoffnung auf die Einheit der Kirche Gottes in den Herzen der Christinnen und Christen nicht erlöschen muss. Das Erste ergibt sich aus dem, was bisher gesagt wurde. Die Talsohle scheint wohl erreicht zu sein. Nun, ich weiß nicht, ob Gott die Ökumene und die Kirchen noch tiefer führen wird. Doch ist auch klar, dass Er das, was er begonnen hat, auch zu Ende bringen wird, bis an den Tag, an dem Christus wieder kommt (Phil 1,6). Das heißt, dass das nächste Stadium darauf wartet, von jungen aber auch erfahrenen Ökumenikerinnen und Ökumenikern, von Pfarrerinnen und Pfarrern, Theologinnen und Theologen, Priesterinnen und Priestern und Bischöfinnen und Bischöfen erklommen zu werden. Auf diesen Weg kann aber nur Christus führen. Werden wir es schaffen, die Gelegenheit zu nutzen? Können wir als Kirchen und als Ökumene in Deutschland unseren eigenen Trend schaffen? Ich glaube, dass wir die Chance haben, zu zeigen, dass eine Institution ihrer Furcht ins Auge sehen kann und sich dazu stellt, dass sie im Tal ist. Ja, dass sie den Schritt hinunter ins Tal wagt. Jakob erlebte, dass er nicht aus seinem Betrug oder seiner Gerissenheit heraus leben konnte. Er musste begreifen, dass er allein aus Gottes Reden und Dienen Kraft und Zuversicht schöpfen kann. Es war in Bet El unwichtig, wie sehr er sich als gerissener Stratege und Taktiker erwiesen hatte. Sein Profil, der neue Erstgeborene zu sein, spielte jetzt keine Rolle mehr. Vor Gott zählt das nicht! Gott spricht zu ihm dort, wo er am schwächsten ist: im Schlaf, träumend. „Wenn der Herr die Gefangen heimführen wird – wie die Träumenden werden wir sein“ (Psalm 126,1). Eigentlich ist er gerade jetzt recht hilflos.
Dort unten, ohne alle gewohnten Sicherheiten, ohne die technischen Auguren und ohne das unbeholfene Profilieren gegen seinen Bruder und vor Gott, hat er auf den zu warten, der ihm zuflüstert, was Gott auch uns mit der Jahreslosung zusagt: „Siehe, ich will Neues schaffen, schon wächst es auf! Erkennt Ihr’s denn nicht?“ (Jes 43,19). Das mag vielleicht etwas poetisch klingen, aber es nimmt erst einmal den Zwang, ja die Last ab. Das alles geht nämlich nur, wenn wir still werden. Nur wenn wir unsere Arbeit beiseite legen und einfach zuhören. Wenn wir mal für einen Moment unseren Mund halten, eine Art geistlichen Atemstillstand wagen und warten. Nur diejenigen, die mutig genug sind und aufhören, die alten Schritte zu tanzen, werden die neuen Schritte entdecken. Es wird nur denen dämmern, die bereit sind, eine Pause einzulegen, still zu sein. Sich den Himmel anzusehen und den Stein unter den Kopf zu rollen. Auch wenn der Himmel unerreichbar scheint. Es werden nur die begreifen, die sich getrauen, ihre Erschöpfung wahrzunehmen und vor Gott still zu werden. Auch wir haben unsere Brüder betrogen, wie es Jakob getan hat. In der Ökumene läuft es mitunter nicht anders, als in den Vätergeschichten. Daran ändert zunächst auch eine Europäische Ökumenische Versammlung noch nichts. Und trotzdem: Es ist wahrlich ein Segen, dass sie stattfindet. Dass Menschen sich versammeln, auf Gottes Wort hören, beten, den Blick in den Himmel wagen. Es ist sehr wichtig, uns dies heute bewusst zu machen, dass zur gleichen Stunde, in der wir hier versammelt sind, in Sibiu Menschen aus ganz Europa auch Gottesdienst feiern. Es geht um sehr viel mehr als um eine Versammlung. Es geht darum, wirklich stille zu werden vor Gott, das kann heißen: hinab steigen. Mag sein, dass die Medien dann nicht viel zu berichten haben, weil wir es wagten, für einen Moment lang still zu halten. Jakobs Weg zeigt, dass er auf dem Weg durch die Wüste Gott neu begegnet, dem Gott, der größer ist als er selbst, dem Beginner und Vollender des Glaubens (Hebräer 12,1).
Das ist das erste Hoffnungszeichen – dass es mit diesem Gott nicht zu Ende ist, auch wenn Jakob, auch wenn wir am Ende sind. Das Zweite, was die Zuversicht für die Ökumene nicht erlöschen lassen wird, schöpft aus dem Wort Gottes. Es wird durch den Traum Jakobs selbst deutlich. Die Leiter aus seinem finstern Tal steht bereit. Er müsste nur hochsteigen, sich etwas anstrengen. Aber! Er darf liegen bleiben. Denn für fromme Anstrengungen ist er zu erschöpft, zu gehetzt, zu verfolgt. Engel kommen und dienen ihm. Gott selbst handelt. Gott spricht zu Jakob. Und das lassen Sie sich, lass ich mir und können sich auch die Kirchen und die Ökumene gesagt sein lassen: „Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land. Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe“ (Vers 15). Wer kennt diese Geschichte nicht aus dem Kindergottesdienst oder aus der Schule? Die Bilder dieser Erzählung sind wahrscheinlich Ihnen allen aus den eigenen Schulheften, bunt gemalt mit Wachsmalkreide und Holzstiften vor Augen. Vermutlich ist sie deshalb eine der bekanntesten Episoden aus dem Alten Testament, weil es nicht darum geht, immer Oberwasser zu haben. Sondern dass Gott eben andere Wege geht. Und der Weg Gottes mit Jakob malt uns vor, dass wir später nicht daran gemessen werden, ob wir gerissen oder scharfsinnig genug gewesen sind, sondern ob wir uns das Sprechen Gottes zugemutet haben. Und das auch in Situationen, in denen es schwierig ist und in denen man fast ausschließlich auf Ihn, auf Gott angewiesen war und ist. Liebe Gemeinde, ich bin ehrlich gesagt versucht, mir die Worte des Predigers Martin Luther King zueigen zu machen und laut zu rufen – „I have a dream!“ Ich träume von einer Kirche, in denen Gott den Menschen dient. Ich träume von einer Kirche, die die eine ist. Die die einfältige ist. In der Gott gegenwärtig handelt. Und ich will mir und allen, Pfarrerinnen und Pfarrern, allen Ökumenikerinnen und Ökumenikern und auch allen Bischöfen
und Bischöfinnen ja jedem Christen, jeder Christin, ich will Ihnen Gottes Weite vor Augen halten: Die Konfessionen sind eine Übergangslösung! Die Konfessionskirche ist nicht die Kirche Jesu Christi. Denn hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Vielleicht liegt die harte Schule Jakobs noch vor uns, der alles loslassen musste. Die Wärme seiner Mutter, die Liebe seines Vaters, die Nähe seines Bruders, die Sicherheit seines Zeltes und vor allem das selbstbewusste Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Da ist er im Tal! Das ist die Konsequenz seines Betruges, die Folge seiner Selbstgenügsamkeit. Das ist die Furcht vor der eigenen Vergangenheit. Ich fürchte dort hin hat er hinabsteigen müssen, um sich von Gott ganz neu ansprechen zu lassen. Was das für die Kirche bedeutet, wage ich nicht zu formulieren.
Bisher ist die Tatsache der Konfessionen aber noch gültig. Daher findet die Versammlung in Rumänien auch zwischen Konfessionskirchen statt – es gibt sie leider noch nicht anders. Sie stellt sich seit ihrer ersten Etappe in Rom unter das Motto: „Das Licht Christi scheint auf alle, Hoffnung auf Einheit und Erneuerung in Europa.“ Beten wir für die Versammelten, dass sie dieses Licht nicht so umlenken, dass es seine Kraft verliert. Sondern dass das Licht Christi es ist, das scheint – uns allen. Keine selbst entzündeten Fackeln, Leuchtfeuer oder dergleichen. Gott muss handeln. Er wird es tun. Wir haben still zu werden. Gott spricht dem Jakob seinen allumfassenden Segen zu, damit sein Auf und Ab, sein Hin und Her aufhört und er zur Ruhe kommt. Das ist der Traum. Das ist das Morgen der Kirche.
Mit der Blindheit geschlossener Augen sieht Jakob das Gutwort des Herrn. Der Himmel steht offen, ersteigbar, und Licht zerreißt Nächte und Fluchten. Dunkle Geschichte zerbricht. Durch aufgerissenen Himmel erblickten Hirten einst himmlische Sänger. Durch diese Wunde fällt schreiend Gott – der Herr – ins Heu. Spricht: „Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe.“ Die Astronomen durchforschen die Weltraumtiefen und folgen dem leuchtenden Geschoss, wodurch getrübte Atmosphäre in Rauch aufgehen muss. Nur das kalte Nichts widersteht Gottes Kommen und Handeln und erfriert. Ob Berg, ob Tal: sie werden fallen. Wenn der da kommt, der spricht: Ephata! Amen
Pfarrer Norbert Roth, Frankfurt am Main
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BIBELARBEITEN – MEDITATIONEN
Gebet aus der Sammlung des Weltgebetstages
Heiliger Geist, erfülle mich Rot flammt das Feuer der Begeisterung. Blau strahlt das Licht der Weisheit. Alles ist in Bewegung. Drei machtvolle Flammen, drei zarte Flammen, drei Flämmlein: sie züngeln und tanzen. Drei Strahlen gehen von der Taube aus, durchleuchten die Zedernflamme und berühren mich. Heiliger Geist, erfülle mich! Ich bin bereit, dich aufzunehmen, mich von dir begeistern und bewegen zu lassen. Wenn die Zeit reif ist, gebe ich das weiter, so wie Wellen sich ausbreiten, so wie Feuer seine Funken versprüht. Dreieiniger Gott, du nimmst mich in deine Liebe hinein Und lässt mich leben und Leben geben. Meine Freude wird niemand von mir nehmen.
Gerhild Cosoroaba 34
„ICH GLAUBE AN DEN HEILIGEN GEIST“
Pfingstliches Mosaik zum 3. Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses Heiliger Geist: Wer oder was ist das? Theologisch gebildeten Menschen fällt dazu manches ein, wie Trininität, Ruach und Pneuma, Filioque, Epiklese, Charisma und Amt... Kompliziert. Viele andere haben Probleme, sich da überhaupt etwas Sinnvolles vorzustellen. 1 550 000 Eintragungen bei Google, die Vielfalt verwirrt – was bezeugt hier der Glaube? Chiffre oder Bewegung? Er, sie, es? Mit wem wirksam, und wie? Schöpferische Kraft Gottes, lebendiger Herzschlag der Ökumene, vielleicht sogar: „Das Licht Christi, das auf alle scheint“? Dieses globale Thema der bevorstehenden 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung provoziert, denn: Wo erfahren wir das? „Ich glaube“: Um Glauben geht es, um Hoffnungspotenzial von Gott her, nicht einfach aus eigener Kraft. Menschen werden dazu durch andere ermutigt, die Gottes Geist erfüllt (Mose, David, Propheten, Maria etc.). Jesus, für den dies in einzigartiger Weise gilt (siehe Markus 1,11 f, Matthäus 1,18; Lukas 4,18 ff) ist Gottes Ruf zum Glauben in Person. Darum bindet der Heilige Geist unser Bekennen und Hoffen an ihn, den Gekreuzigten (siehe 1. Korinther 12,3). Das heißt: Unverständnis, Enttäuschung und Todeserfahrungen sind kein Gegenbeweis. Auch Grenzen hindern sein Wirken nicht, weder politisch oder geschichtlich bedingte, noch Barrieren aus verfestigter Frömmigkeit oder erstarrter Tradition. Als Theologiestudentin besuchte ich zeitweise eine evangelikal geprägte Gemeinde. Was ich zu ler-
nen begann, war den Geschwistern unheimlich. „Glaubst du denn noch an die Jungfrauengeburt“ (biologisch verstanden) – oder sogar „an die Wolke bei der Himmelfahrt“? Sie beteten um meine Errettung; wie sollte da Dialog möglich bleiben? Diese schmerzliche Erfahrung führte mich tiefer in den Glauben hinein, „an den Heiligen Geist“, weit über eigene Kräfte hinaus (siehe Römer 8,26). Ökumene braucht solche Hoffnungsenergie. Verdankt sie sich doch Gott selbst, der uns – bestenfalls –auf seinen Weg mitnimmt. 10 Jahre hat es bei mir damals gedauert, dann hieß es: Du bist ja doch ein Kind Gottes! Ja – „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Römer 8, 16). Der Heilige Geist lässt mich beharrlich das Licht Christi glauben, in mir und anderen. Er schafft bleibende Gemeinschaft. „Die heilige christliche/katholische Kirche“: Vielgestaltig ist die Kirche Christi, sein Leib, Schöpfung des Geistes Gottes. „Ein Geist...ein Glaube, eine Taufe“ (Epheser 6,4 f)? Kirche ist nicht „Einheitspartei“. Ihr Einssein ist Gottes Tun; wir erfahren es nur gebrochen. Fragen um Ämter, Sakramente und Schriftverständnis, um Friedensfragen oder andere politische bzw. ethische Entscheidungen drohen uns manchmal zu zerreißen. Vieles davon hängt gerade an unseren unterschiedlichen Geisterfahrungen und -interpretationen. Doch „der Schatz der Wahrheit“ im Geist Christi ist nicht statisch. Wir „haben“ diese Wahrheit nicht, weder handgreiflich (auch nicht im Ritus) noch einfach alternativ zu anderen. Wir suchen sie und werden hineingeführt (siehe Johannes 16,13). Für die Unterscheidung der Geister auf diesem Weg (siehe
1. Korinther 12,10) braucht es die Hermeneutik des Heiligen Geistes, die in das Licht Christi ruft – zu befreiendem Vertrauen und grenzüberschreitendem Verstehen. Pfingsten heißt es: „Sie hörten sie in ihren eigenen Sprachen von den großen Taten Gottes reden“ (nach Apostelgeschichte 2,11). Dafür lebt die vielgestaltige und weltweite Kirche, als Zeugin der Liebe Gottes für alle. Das eröffnet neue Horizonte. „Gemeinschaft der Heiligen“: Wer darf teilhaben „am Heiligen und bei den Heiligen“? Mit wem sitzen wir an einem Tisch (beim Abendmahl?) und in einem Boot? Unsere Schranken begründen wir sorgfältig, aber: „Der Wind bläst, wo er will“ (Johannes 3,8), und der Geist? Januar 2007, im Greifswalder Rathaus: Da sitzt eine bunte Schar – Frauen und Männer – aus Schule, Universität, Bürgerschaft und Vereinen, einige aus Kirchgemeinden. Viel Leidenschaft ist im Raum; für die Millenniumsziele der Vereinten Nationen wollen sie vor dem kommenden G8-Gipfel eine Kampagne starten, an die Ärmsten der Welt erinnern in einem ostdeutschen strukturschwachen Gebiet. Eine Art Glaube? Woran? Christus? ein Wirken über Kirchengrenzen hinaus – oder einfach „Humanität“? Oder? Vielleicht sind auch dies „Feuerzungen des Geistes“ (nach Apostelgeschichte 2,3), die einer mit sich selbst beschäftigten Christenheit in Europa erscheinen – damit wir gemeinsam fragen, wie zu Pfingsten: „was sollen wir tun?“ (Apostelgeschichte 2,37) Dann braucht es nicht nur Ermutigung zur Taufe, sondern göttliche Kraft zur Wandlung des Lebens – Buße (siehe Matthäus 28,19; Apostelgeschichte 2,38).
„Vergebung der Sünden“: Erschreckend oft sind wir blind für Gottes Willen, in Geschichte und Gegenwart der Völker und Kirchen. Sünde und „Lästerung wider den heiligen Geist“ (siehe Markus 3,29)? Oder handeln wir da eher sehend? Wenn wir uns resigniert, wider besseres Wissen, Predigen und Beten – quasi vernünftig – abfinden? Mit Vorurteilen und Spaltungen, mit unversöhnter Vergangenheit und tiefer Glaubensferne, mit wirtschaftlicher Ausbeutung und struktureller Gewalt? Wie wir es auch deuten: wenn es für uns in Christus keine Vergebung der Sünden gibt, sind wir verloren. Doch „wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2. Korinther 3,17), so heißt es. Hoffen wir noch auf das Wunder, „von neuem geboren“ zu werden (siehe Johannes 3,3-5). „Auferstehung der Toten“: Gottes heilige Schöpferkraft gebiert Leben über dem Chaos (siehe 1. Moses 1,2). Wie es war im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit, wenn Gott spricht: „Siehe, ich will eure Gräber auftun...ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt“ (Hesekiel 37,12.14). Am Nullpunkt eröffnet Gottes Wort in seinem Geist die Alternative des Lebens, und die Mauer des Todes zerbricht. Noch sterbend dürfen wir bitten: „nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir“ (Psalm 51,13). Dann ist, trotz allem, das Hoffen nicht vergebens – für dich und mich, und nicht zuletzt für jedes Mühen
um die Ökumene, um Frieden und Gerechtigkeit. Auch charismatische Bewegungen erinnern daran: Der Heilige Geist lebt in uns und unter uns, und geht uns voran. Das dürfen wir fröhlich feiern! Durch seinen Geist hat Gott Christus durch den Tod hindurch zur Auferstehung geführt (siehe Römer 1,4); das verheißt er in ihm auch uns. „und das ewige Leben“: „Lumen Christi – deo gratias“, so erklingt es in der Liturgie der Osternacht. In der Auferstehung strahlt das Licht Christi für alle auf. Enger braucht unsere Perspektive nicht mehr zu sein. Mit seinem Geist als „Beistand und Tröster“ (siehe Johannes 14,26) könnten wir klarer erkennen, bezeugen – und vielfältig leben! –, „ was uns von Gott geschenkt ist“ (1. Korinther 2,12). Die Welt braucht Gottes Liebe, und alle Gaben seines Heiligen Geistes (siehe 1. Korinther 12-14, aktualisiert), durch die schon jetzt sein Reich kommt. So sollen wir gemeinsam zu erfüllen trachten, wozu wir berufen sind, zur Ehre Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (ÖRK- und ACK-Basis). Noch sind wir in dieser Mission unterwegs. Am Ende werden wir das Licht Christi in Gottes ewiger Lebensfülle schauen; das erbitten wir für uns und alle Welt. Darum rufen wir: Veni, Sancte Spiritus.
Komm, Heiliger Geist. Komm, tröstendes Feuer im Dunkel der Ängste, erleuchte uns alle durch Christus, das Licht. Komm, Jawort der Liebe im Wirrwarr der Stimmen, befreie die Kirche zur Einheit in dir. Komm, sprudelnde Quelle in Wüsten des Todes, erneure die Welt mit Leben aus Gott.
Landespfarrerin Christa Göbel, Greifswald
Amen.
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BIBELARBEITEN – MEDITATIONEN
GEIST DER FREIHEIT – ÖKUMENE DER ZUKUNFT
Bibelarbeit zu Galater 5
Trotz allen Missbrauchs, der mit dem Wort Freiheit getrieben worden ist und noch wird – das Wort Freiheit ist kein schmutziges Wort geworden, es bleibt ein Hoffnungsträger für Menschen, die das wahre Leben suchen, und offensichtlich ist gerade Paulus der Meinung, dass Kirche Jesu Christi Kirche der Freiheit sein und bleiben muss; ansonsten ist seiner Meinung nach ihre Zugehörigkeit zu Christus gefährdet.
Kirche der Freiheit – so lautet der Titel des Impulspapiers des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, das „Perspektiven für die Evangelische Kirche im 21. Jahrhundert“ aufzeigt. Der reformatorische Impuls, den dieser Titel anklingen lässt und den Bischof Dr. Wolfgang Huber in seinem Eröffnungsreferat zum Zukunftskongress der EKD in Wittenberg entfaltet hat, könnte auch ein Impuls für die Christenheit in Europa für ihren – hoffentlich gemeinsamen – Weg in die Zukunft sein. Denn das Stichwort Freiheit kann ja neutestamentlich gesehen nicht ein konfessionsspezifisches Identitätsmerkmal sein, sondern ist eine Herausforderung und eine Verheißung für die christliche Kirche als ganze. Zur Freiheit hat uns Christus befreit! – Das schreibt Paulus an die Gemeinden in Galatien (Galater 5,1). Es klingt wie ein Fanal im Ringen des Apostels mit seinen Gemeinden um das rechte Verständnis des Evangeliums: Ziel des Wirkens Christi ist Freiheit für die, die sich ihm anvertrauen. Damit gibt Paulus noch einmal eine profilierte Erklärung für das, was in der Rechtfertigung aus Glauben geschieht, von der er in den vorhergegangenen Kapiteln so intensiv geredet hat: Rechtfertigung ist Freiheit zum Leben. Freigesprochen von dem drohenden Schuldspruch über die Verfehltheit unseres Lebens, freigelassen aus der Tretmühle aller untauglicher Versuche, unser Leben selbst zu rechtfertigen, befreit von der Sorge um uns selbst und dem bitteren Hader über das, was in unserem Leben schief gelaufen ist, sind wir frei, wirklich zu leben! 36
Warum ist Paulus das so wichtig? In welchem Zusammenhang sagt er das? Lesen wir, was der Apostel weiter schreibt:
Steht also fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Sklaverei auflegen! 2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen. 3Ich versichere noch einmal einem jeden, der sich beschneiden lässt: Er ist verpflichtet, das ganze Gesetz zu halten. 4Ihr habt Christus verloren, wenn ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen. Das Problem, das Paulus veranlasst, diese Zeilen bzw. den Galaterbrief als ganzen zu schreiben, ist relativ klar zu erkennen. Paulus hat bei seinem – nicht ganz freiwilligen (Apg 16,6) – Aufenthalt in Galatien, dem Gebiet um das heutige Ankara, Menschen zum Glauben an Jesus Christus geführt und einige Gemeinden gegründet. Sie bestanden zur Mehrheit aus Leuten, die vorher nicht dem Judentum, sondern heidnischen Religionen angehört hatten. Nach einiger Zeit tauchten in diesen Gemeinden Christen jüdischer Herkunft auf, die
den dortigen Christen sagten, sie hätten dadurch, dass sie zum Glauben an Jesus Christus und den Gott Israels gekommen seien, zwar einen wichtigen ersten Schritt getan, um aber wirklich zum Volk Gottes zu gehören und an der Verheißung Abrahams teilzuhaben, müssten sie sich wie dieser durch die Beschneidung in Gottes Bund aufnehmen lassen. Aus der paulinischen Argumentation ist zu entnehmen, dass diese Leute nicht so sehr das Halten des ganzen Gesetzes in den Vordergrund gestellt hatten, sondern einige grundlegende Identitätsmerkmale für das Judesein eingefordert hatten, vor allem die Beschneidung, das Halten des Sabbats und ein Mindestmaß an Beachtung der jüdischen Speisevorschriften. Dies nachträglich von nichtjüdischen Christen zu fordern, sieht Paulus als Verrat am Evangelium, der Botschaft von Gottes bedingungsloser Gnade in Jesus Christus, an. Denn damit wird das, was die Gemeinschaft mit Gott begründet, wieder im menschlichen Tun gesehen. Paulus scheut sich darum nicht, hier und an anderer Stelle ein solches Verhalten als einen Rückfall in eine angstbesetzte religiöse Sklaverei zu sehen, in der Menschen immer neu von der Frage gequält werden: Habe ich denn wirklich genug getan? Wer sich auf diesen Weg begibt, verlässt den Weg mit Christus und in der Freiheit, die er schenkt. Die Fragestellung in Galatien gibt es für heutige christliche Gemeinden nicht mehr. Schon in der Reformationszeit haben Luther und andere reformatorische Verkündiger die aktuelle Bedrohung des christlichen Glaubens vielmehr in einer popularisierten Fassung der spätmittelalterlichen theologischen Bewertung der „guten Werke“ gesehen.
Nicht durch die Forderung der Beschneidung oder andere mosaische Gebote schien die Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, gefährdet, sondern durch Ablasspredigt und die Auffassung, der Mensch müsse zunächst von sich aus tun, was ihm möglich sei, um der Gnade teilhaftig zu werden. Wie immer das historisch zu beurteilen sein mag, auch diese Front ist spätestens seit der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre nicht mehr das Gegenüber, demgegenüber die Freiheit in Christus verteidigt werden müsste. In meiner Jugend war es dann die „Gesetzlichkeit“ des pietistischen Milieus, in dem ich aufgewachsen bin, die hier Anlass zur Aktualisierung des Rufs zur Freiheit zu bieten schien. Die vielen Verbote, die bestimmten, was ein Christ (und vor allem auch eine Christin) nicht dürfe, waren in Gefahr, zu zusätzlichen Aufnahmebedingungen ins Reich Gottes zu werden. Sie gewannen allerdings nie den gleichen theologischen Rang wie die Beschneidungsforderung der Gegner des Paulus in Galatien, und heute haben nicht wenige Christen den Eindruck, dass die Gnaden- und Freiheitsbotschaft des Paulus eher zu selbstverständlich genommen wird und die christliche Verkündigung Gefahr läuft, – wie Bonhoeffer das formuliert hat – billige Gnade zu predigen. Die eigentliche Gefahr für die Botschaft der Gnade scheint nicht mehr aus dem religiösen Bereich zu kommen, sondern von einer Art säkularer Leistungsreligion, die den Wert, die Würde und das Gelingen eines Lebens davon abhängig macht, was ein Mensch verdient, darstellt oder hat. Nicht mehr religiöse „Eigenleistungen“ sind gefordert, sondern materiell verwertbare wie Besitz, Schönheit oder Macht.
Es stellt sich also die Frage: Wo sehen wir als Christen in einem sich frei nennenden Europa die dringlichste Aufgabe die Freiheit, zu der Christus befreit, zu leben, zu verkündigen und zu verteidigen? Um diese Frage zu beantworten, mag es hilfreich sein, nun auch aufmerksam die positive Beschreibung der Position des Paulus zu lesen:
Wir aber erwarten im Geist aus Glauben die erhoffte Gerechtigkeit. 6 Denn in Christus Jesus gilt weder beschnitten oder unbeschnitten zu sein etwas, sondern Glaube, der in Liebe wirksam wird. 5
Paulus macht in diesen kurzen Sätzen zwei grundsätzliche Feststellungen: 1) Gottes endgültiges Ja zu unserem Leben steht noch aus. Wir können es auch nicht durch irgendwelche Formen von Selbstrechtfertigung oder durch selbst- oder fremdattestierte Zwischenbilanzen für unser Leben absichern und herbeizwingen. Dieses Ja – und das meint das paulinische Stichwort Gerechtigkeit – bleibt etwas, was wir für unser Leben erhoffen. Aber wenn Gott durch seinen Geist im Leben eines Menschen gegenwärtig wird und ihm das tiefe Vertrauen schenkt, durch Christus von ihm angenommen und bei ihm gut aufgehoben zu sein, dann ist diese Hoffnung Gewissheit. Das meint nicht die trügerische Sicherheit eines papierenen Vertrags, den wir im Safe aufbewahren können, um uns anderen Dingen zuzuwenden; es ist die Gewissheit einer tiefen Liebe, die aus der Zusage der Liebe Gottes und der Gemeinschaft, die sie schafft, lebt. Jede weitere „Sicherungsmaßnahme“ würde diese Gemeinschaft nicht festigen, sondern zerstören. 2) Was in der Gemeinschaft in Jesus Christus gilt und worauf es in ihr ankommt, ist nicht, ob man aus dem Judentum kommt oder ob man Heide war; was zählt und was trägt, das ist Glaube, der in Liebe wirksam wird. Der Zusammenhang macht deutlich, dass Paulus, wenn er von Glaube und Liebe spricht, nicht zwei getrennte Bedingungen für die Gemeinschaft mit Christus und für das Leben, das
er schenkt, aufstellt. Glaube und Liebe sind für Paulus eine untrennbare Einheit, die beiden Seiten des Lebens mit Christus, die nicht voneinander zu trennen sind. Er spricht also nicht davon, dass man als Christ zunächst glauben müsse – etwa im Sinne des gehorsamen Fürwahrhaltens der kirchlichen Lehre – und dann dazu noch die tätige Liebe kommen müsse, wenn man vor Gott bestehen wolle. Dieses Verständnis würde sowohl Glaube als auch Liebe zum Werk machen! Paulus beschreibt vielmehr, was das Leben mit Christus ausmacht: das eigene Leben im Glauben an Jesus Christus, sein Leben und Sterben für uns und seine Auferweckung, vertrauensvoll für Gott zu öffnen und von ihm alles Heil und alles Gelingen zu erwarten, das öffnet das Leben auch für Gottes Liebe, die sich uns in Jesus Christus hingibt, und macht uns fähig und bereit, selber in Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen zu leben. Was könnte das für uns heute bedeuten? Könnte es sein, dass wir uns wieder ganz neu bewusst machen müssen, dass es in Christus nicht darauf ankommt, aus welcher kirchlicher Tradition wir kommen – so wertvoll diese für die Ausgestaltung unseres Lebens mit Gott auch sein mag – ja dass auch nicht entscheidend ist, ob wir ein reiches christliches Erbe mit bekommen haben oder auf eine nichtchristliche Vergangenheit zurückblicken, sondern dass es allein darauf ankommt, ob ein Mensch sich für die Liebe Gottes im Glauben öffnet und sie in seinem Leben wirken lässt? In den nächsten Versen spricht Paulus dann noch einmal sehr persönlich mit den Christen in Galatien (V. 7-12). Seine Zuversicht im Blick auf ihren Weg kommt ebenso zum Ausdruck wie seine Sorge um sie und sein Ärger über die Leute, die die Gemeinden verwirren. Für uns ist die Fortsetzung seiner Argumentation wichtig. Zunächst bekräftigt Paulus noch einmal seinen Grundsatz: 13
Ihr seid zur Freiheit berufen, liebe Brüder und Schwestern.
Aber dann bringt er auch die Gefährdung christlicher Freiheit zur Sprache, die von ganz anderer Seite, droht, nämlich die Gefahr, dass das Schlagwort Freiheit zum Vorwand für schrankenlose und rücksichtlose Selbstverwirklichung missbraucht wird.
Nur lasst die Freiheit nicht zum Einfallstor für das Fleisch werden, sondern dient einander in Liebe! Möglicherweise spielt Paulus hier auf ein Argument seiner Gegner in Galatien an: Wenn das Gesetz nicht mehr gelten soll, ist dann nicht der Willkür der Einzelnen Tür und Tor geöffnet? Paulus schließt die Augen nicht vor dieser Gefahr. Sie besteht darin, dass die Freiheit zum Vorwand, genauer übersetzt: zur Einfallspforte und zum Anlass für das Wirken des „Fleisches“ wird. Fleisch ist einer der paulinischen Begriffe, den wir, wenn wir ihn einfach wörtlich ins Deutsche übersetzen, nicht ohne weiteres verstehen. Einerseits meint Fleisch bei Paulus und in der Bibel ganz neutral den Bereich des Irdischen, Menschlichen und Leiblichen und die Menschen als vergängliche Geschöpfe (vgl. Jesaja 40,5f: „Alles Fleisch ist wie Gras“; oder Johannes 1,14: „Das Wort wurde Fleisch“). Andererseits wird Fleisch dann, wenn das Irdische, Leibliche und Menschlich-Allzumenschliche unser Denken, Wollen und Handeln bestimmt, zu einem negativen Begriff: das Fleisch tritt in Gegensatz zu Gott und seinem Geist und wird als egoistische Selbstsucht zur Macht, die den Menschen in die Sünde treibt. Wo Freiheit dazu führt, dass sich diese Macht etablieren kann, wird sie missbraucht. Christliche Freiheit ist Freiheit zum Dienst an anderen und zur Liebe, die sich anderen öffnet. Paulus führt diese Gedanken weiter: 14 Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ 15Wenn ihr euch aber einander beißt und fresst, dann passt auf, dass ihr nicht von einander aufgefressen werdet.
Das Gesetz als Ausdruck des Willens Gottes wird durch das Liebesgebot erfüllt, das ist eine Grundaussage in allen Schichten des Neuen Testaments, von der Verkündigung Jesu über das Christuszeugnis des Johannes, die Botschaft des Paulus bis zur Lehre des Jakobusbriefes. Wo aber die Auseinandersetzungen in Gemeinde und Kirche nicht von gegenseitiger Liebe getragen sind, führen sie zur Selbstzerstörung. Man kann nur hoffen, dass die Christenheit in Europa diese Lektion verstanden hat und nach Jahrhunderten der Selbstzerfleischung begriffen hat, dass auch der Streit um die Wahrheit des Evangeliums in Liebe ausgetragen werden kann und muss. Denn auch Christen und Kirchen stehen nicht automatisch unter der bewahrenden Führung des Heiligen Geistes; auch sie sind von dem Regiment einer für andere blinden Selbstsucht, d.h. des Fleisches bedroht: 16 Darum sage ich: Lebt im Geist, dann werdet ihr nicht ausführen, was das Fleisch begehrt. 17 Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf und der Geist gegen das Fleisch; beide stehen gegeneinander, sodass ihr nicht tut, was ihr wollt. 18Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.
Christen sind ja, als sie zum Glauben kamen, nicht einfach mit einem neuen Programm für ihren Lebensstil programmiert worden, sodass sie gar nicht anders können, als das Richtige zu tun. Das Leben im Geist, und damit ein Leben in der Liebe, ist ein Leben in Beziehung. Es gilt, sich immer wieder neu in diese Beziehung hineinstellen und von ihr bestimmen zu lassen, wenn man im Streit der Mächte um das eigene Leben auf der richtigen Seite bleiben will. Wo aber der Geist der Liebe das Sagen hat, da sind die Sanktionen des Gesetzes nicht mehr nötig. Paulus möchte das noch einmal ganz praktisch darstellen, indem er die Auswirkungen der beiden Lebensstile plakatartig beschreibt. Er beginnt mit dem Negativbeispiel: 37
19 Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, 20Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, 21Neid und Missgunst, Trinkund Essgelage und Ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben.
Das klingt fast wie die Skandalchronik eines „freiheitlichen“ Europas, das z. B. nach der Wende kaum fähig war, an die Stelle eines repressiven Systems ein gedeihliches Miteinander der Menschen zu gestalten, sondern vielfach den Raum für die Zersetzung von Verhältnissen geöffnet hat. Was da geschieht gleicht dem, wie Paulus hier die Werke des Fleisches beschreibt, also das, was ein schrankenloser Egoismus bewirkt. Aber Paulus schreibt das nicht, damit sich die Christen über die böse Welt entrüsten, sondern um nachdrücklich dafür zu werben, das eigene Leben in der richtigen Weise zu führen. Auch dafür gibt er Beispiele:
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22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, 23 Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht. 24 Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.
Auffallend ist: Paulus spricht hier nicht von Werken des Geistes, sondern von der Frucht des Geistes. Der Lebensstil des Glaubens hat also etwas Organisches, zeichnet sich durch ein Verhalten aus, das aus der Gemeinschaft mit Gott durch den Heiligen Geist erwächst. So werden auf dieser Seite auch nicht eine Vielzahl „guter Taten“ genannt, sondern Grundhaltungen, die letztlich alle Entfaltungen der Liebe sind. Dabei spricht Paulus von der Frucht des Geistes, also von einem Lebensstil, der dem Glauben an Jesus Christus entspringt. Das bedeutet nicht, dass nur Christen zur Liebe, Freude oder zum Frieden fähig sind. Aber es bedeutet auch, dass man solches Verhalten nicht einfach per Verfassung verordnen oder per Curriculum den Kindern
beibringen kann. Es kann nur wachsen, wo ein Leben in der Liebe Gottes verwurzelt ist. Die christlichen Kirchen haben in Europa also vor allem die Aufgabe, Gottes Liebe glaubhaft zu leben. Als Kirche Jesu Christi sind sie Kirche der Freiheit. Ihre Freiheit ist eine Freiheit, die von Gottes Geist und damit von seiner Liebe geleitet ist. Das muss sich zuerst am Umgang der Kirchen miteinander und am Leben derer zeigen, die sich zu Christus bekennen. Es erweist sich insbesondere auch an ihrer Freiheit, sich für andere einzusetzen, vor allem für die, die in Europa keine Lobby haben, und auch für die, die noch draußen vor den Türen sind. Das Licht Jesu Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa, so heißt das Motto der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung. Europa braucht das Licht einer Freiheit, die in der Liebe gelebt wird. Ist es in der Kirche Jesu sichtbar?
Bischof em. Dr. Walter Klaiber, Tübingen
CHRISTUS WIRD DEIN LICHT SEIN — CHRISTUS WIRD DICH ERLEUCHTEN – ERSTRAHLEN WIRD DIR DER MESSIAS
Bibelarbeit zu Epheser 5, 14 Alles Erleuchtete aber ist Licht. Deshalb heißt es: Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein.
Wie wird das Geschehen von Taufe und Rechtfertigung gesehen? Es ist immer ein gemeinschaftsbezogenes Geschehen, denn schon sprachlich wird deutlich: nicht von „mir“ und „dir“ ist die Rede, sondern von „wir“ („uns“) und „ihr“ („euch“). Es geht um den „einen Leib“, um die neue Gemeinschaft in Christus.
Ankommen Wir, als Gruppen oder Einzelne in unseren Kirchen unterwegs zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung. Verschiedene Ausgangspunkte, unterwegs zu einem Ziel und wieder zu Hause. Mit uns geht Christus, der uns immer schon vorausgegangen ist. In der Osternacht erschallt der Ruf „Lumen Christi – Licht Christi“. Pfingsten wird dieser Ruf inmitten von geisterfüllten Menschen aus vielen Nationen Wirklichkeit. Nur eine historische Erinnerung, nur ein Traum? Ein Bild für ein ökumenisches Miteinander in Europa? Lassen wir uns erinnern: „Ich bin Gott niemals so nahe wie dann, wenn ich unterwegs bin“ (Kleine Schwester Magdeleine).
Ansagen – Anfragen Die ökumenische Botschaft des Epheserbriefes Die Einheit der Kirche gründet nicht im freiwilligen Zusammenschluss Gleichgesinnter, sondern im Heilswerk Jesu Christi. Dass die Kirche eine ist, ist eine durchgehende Überzeugung des Neuen Testamentes. Die Einheit der Kirche ist Programm des Epheserbriefes.
Im Epheserbrief im 5. Kapitel heißt es in der Einheitsübersetzung:
8 Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts! 9 Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor. 10 Prüft, was dem Herrn gefällt, 11 und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie auf! 12 Denn man muss sich schämen, von dem, was sie heimlich tun, auch nur zu reden. 13 Alles, was aufgedeckt ist, wird vom Licht erleuchtet. 14 Alles Erleuchtete aber ist Licht. Deshalb heißt es: Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein. 15 Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. 16 Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse. 17 Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist. 18 Berauscht euch nicht mit Wein – das macht zügellos –, sondern lasst euch vom Geist erfüllen! 19 Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn! 20 Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!
Bausteine als Hilfe zum Verstehen In welchem Zusammenhang finden wir unseren Textabschnitt? 1,1 – 2 Präskript – Eingangsgruß 1,3 – 3,21 Gottes Segen über die Kirche – heilsdogmatischer Teil 1,3 – 14 Die große Eulogie 1,15 – 23 Dank und Bitte des Apostels 2,1 – 22 Juden und Heiden in der Kirche 3,1 – 21 Das Amt des Apostels 4,1 – 6,9 Leben in der Kirche – ethischer Teil des Briefes 4,1 – 16 Die Einheit des Geistes – die Bewahrung der Einheit im „Leib Christi“ 4,17 – 32 Der alte und der neue Mensch 5,1 – 20 Leben im Licht – neue Motivation 5,21 – 6,9 Leben in der Familie 6,10 – 24 Postskript – Briefschluss Die Exegeten sprechen bei einem solchen Text des Neuen Testamentes von einer Paraklese. Der Begriff macht die innere Verbindung zwischen Heilsverkündigung und Ethik deutlich. Zur Mahnung und Forderung gehört immer auch das Tröstende und Ermutigende. Die Ethik des Briefes verlangt ein „Handeln aus Glauben“ (O. Merk). „In einer Zeit auflösender Tendenzen, der Krise, des religiösen Individualismus, der Geschichtslosigkeit stellt der Epheserbrief den Versuch dar, das Heil Gottes, das sich in der universalen Kirche in geschichtlicher Form darstellt, und die konkrete Verantwortung der Christen abzusichern“ (J. Gnilka).
BIBELARBEITEN – MEDITATIONEN
Die theologischen Grundlinien (1) Gott hat die Christen „mit allen Gaben seines Geistes gesegnet“ (Epheser 1,3). (2) Die Kirche aus Juden und Heiden ist das Ziel der Heilsgeschichte. (3) Entscheidend ist das Glaubensleben in Wahrheit und Liebe. Der Leib der Kirche soll dadurch wachsen, dass die Getauften im Glauben und der Liebe wachsen (Epheser 4,15ff). Christliche Ethik zeichnet sich nicht durch Rigorismen, sondern durch klare Standpunkte und soziale Tugend aus. Hinweise zum Nachdenken anhand der einzelnen Verse V 8: Paulus geht bei seiner Mahnung aus von dem, was durch Christus geschehen ist. Als Kinder Gottes zu leben, ist die Konsequenz (vgl. Matthäus 5, 14f; Kohelet 1,12f; 1Petrus 2,9). Die Verse 9 – 14a geben dazu konkrete Hinweise. Anfragen an uns: Wovon gehen wir bei unseren Überlegungen zur Veränderung aus? Ist unser erster Gedanke Christus, das Licht der Welt? V 9: Wir kennen das Wort Jesu: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Matthäus 7,16) Anfrage: Haben wir genügend Geduld? Was tun wir für das Wachstum? V 10: Die Heilige Schrift benennt viele Situationen, in denen Menschen Gott auf die Probe stellen wollten; hier die Aufforderung zu prüfen, was dem Herrn gefällt. Anfrage: Wo geschieht in unseren Gemeinden und bei mir diese Prüfung? 39
V 11: Die „Werke der Finsternis“ sind „frucht-los“ (gr.); sie bringen gar nichts oder im besten Fall Unheil hervor (ähnlich wie die Werke des Fleisches, Galater 5, 19ff). Das Böse muss also nicht nur gemieden, es muss aufgedeckt, als Böses „ans Licht gebracht“ werden. Anfrage: Etwas ans Licht bringen, bedeutet, es in die Nähe von Jesus Christus bringen. Haben wir schon einmal daran gedacht? V 13, 14a: „Unterm Licht kommt es zum Vorschein“ (F. Stier). Anfrage: Geben wir dem Licht, geben wir Christus, eine Chance in unserem Leben, in unserer Welt? V 14b erinnert an einen Weckruf, der möglicherweise bei der Taufe ausgesprochen wurde. Anfrage an uns: Wer ist das Licht, das alles offenbart und den Christen erleuchtet? V 15 – 20 Die Rede erfolgt hauptsächlich durch Imperative und angeschlossene Partizipien, welche die Mahnungen verdeutlichen und fortführen. Hauptmahnung in V 15: genau auf die Lebensführung achten („Blickt scharf darauf, welchen Weg ihr geht“ (F. Stier). Beachte den Kontraststil: „nicht wie Toren, sondern wie Weise“; deshalb „Kauft die Zeit aus“. Die Aufforderung wird begründet: „Denn diese Tage sind böse.“ V 17 mit neuem Imperativ die gleiche Mahnung V 18 eine neue Mahnung, die wiederum antithetisch formuliert ist: Dem Weinrausch wird das Erfülltsein mit (heiligem) Geist gegenübergestellt, beides im Imperativ – eine echte Opposition (nicht nur eine rhetorische), deutlich gemacht durch den angefügten Relativsatz: darin liegt die Liederlichkeit, das macht zügellos, in dem liegt Heillosigkeit. Nach den Antithesen die Mahnung, sich vom Geist erfüllen zu lassen; drei Partizipalsätze entfalten, was von geisterfüllten Christen zu erwarten und zu fordern ist: 1. einander zusprechen mit Psalmen, Hymnen, geisterfüllten Liedern (V 19a), 40
2. mit dem Herzen dem Herrn singen und lobsingen (V 19b), 3. allzeit danken für alles (V 20). Anfrage: Erkennen wir in den Mahnungen Christi und der Apostel die Güte und Barmherzigkeit Gottes? Mit welcher Intention ermahnen wir? Können wir uns in der Ökumene einander in Liebe etwas sagen oder vermuten wir sofort eine Herabsetzung?
Anregungen Zu den Versen 13-15 Anregungen aus der Orthodoxie: Die Symbolik des Lichts spielt im griechisch-byzantinischen Bereich eine große Rolle. In immer neuen Hymnen wird Christus als Licht der Welt gepriesen, aber auch Maria als schimmernder Leuchter bezeichnet oder die Heiligen und Engel als Gefäße des Lichtes besungen. Für Symeon, dem Neuen Theologen (949-1022), ist die Erleuchtung von jedem Menschen zu erreichen. Sie sollte das Ziel eines jeden Menschen sein, denn sie führt zur Selbsterkenntnis und zur Demut, der Grundtugend geistlichen Lebens. Die Erleuchtung selbst liegt in der Schau Gottes. Sie ist das „geistliche Innewerden der ständigen Nähe und Liebe Gottes im Menschen“. Der Mensch wird damit sozusagen mit göttlichem Licht erfüllt.
Starez Theophan (1815-1894), Schule des Herzensgebetes (In: Die Weisheit des Starez Theophan, Salburg 1985). „Nun möchte ich euch erklären, wie ihr in eurem Herzen eine immerbrennende Flamme entzünden könnt. Stellt euch vor, wie in der Physik Wärme erzeugt wird: Man reibt zwei Holzstücke gegeneinander; dabei entsteht zuerst der Funke, dann das Feuer. Oder noch einfacher: man setzt einen Gegenstand der Sonne aus: er erwärmt sich bei genügender Konzentration der auffallenden Sonnenstrahlen, und schließlich entzündet er sich. Auf
gleiche Weise entsteht die geistliche Wärme: Kampf und asketisches Bemühen bringen die nötige Reibung hervor; das innere Gebet setzt die Seele dem Einfluss der göttlichen Sonne aus. Das Feuer kann durch asketisches Bemühen in unserem Herzen entzündet werden; aber dieses Bemühen allein bringt das Herz nicht leicht zum Brennen. Zu viele Hindernisse verdunkeln den Weg.“
Brennend als Feuer (In: Geistliche Gedichte von Andreas Knapp, Echter Verlag 2004, S. 55).
Aber das hilft nicht viel: Wenn man (sagen wir einmal) diese Taschenlampe nach soundso vielen Jahren anknipsen will kommt kein Atemzug Licht mehr heraus und wenn du sie aufmachst findest du nur deine Knochen und falls du Pech hast auch diese schon ganz zerfressen
die Heiligen
Da hättest du genauso gut leuchten können!
die von Liebe erfüllt wurden fließen ihrer über und versiegen nie
Anregungen aus dem Bereich der Kunst:
die dem Lichte begegnet sind das Leuchten bleibt in ihren Augen die Feuer gefangen haben stecken auch noch andere an in Brand die von innen durchglüht sind sie strahlen die Wärme auf alle aus die aber ihren Leuchtspuren folgen holen sie nicht ein und gehen doch ins Licht
Erich Fried, „Kleines Beispiel“ (In: E. Fried, Das Nahe suchen, Berlin 1982). Auch ungelebtes Leben geht zu Ende zwar vielleicht langsamer wie eine Batterie in einer Taschenlampe die keiner benutzt.
Bilder von Rembrandt und Caravaggio anschauen: „Was Rembrandt und Caravaggio in ihren so unterschiedlichen Welten im protestantischen Holland und in Italien der Gegenreformation vereinigt, ist ihre erfolgreiche Suche nach Bildlösungen, um die großen Themen der Menschheit auszudrücken (Ausstellungsband Amsterdam 2006). „Die Bemühung, trotz aller üblen Erfahrung die Menschen immer wieder im Lichte dieser Strahlen zu sehen, hat Rembrandt in die unmittelbare Nähe des Evangeliums gebracht. Auch für den Betrachter seiner Bilder kommt alles darauf an, dieses Licht zu sehen, es nie mehr aus dem Auge zu verlieren und zu spüren, wie es überall da ist, auch inmitten allen Leidens und aller Not, aller Sünde und aller Schuld. Nur diese Einstellung entspricht einer lebendigen Anwendung von Rembrandts Kunst auf das menschliche Dasein. Das Leben im Lichte Gottes zu sehen, dies muss man aus seiner Malerei lernen“ (In: W. Nigg, Rembrandt, Maler des Ewigen, Zürich 2006, 59).
Anteil geben – Den Text mit Nachbarn und Freunden einer anderen Sprache lesen und einander erklären,
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warum dieses Wort gewählt wurde; in meiner Sprache sagen wir zu Licht .... Ein Satz, der mich besonders angesprochen hat, auf einen kleinen Zettel schreiben und ihn in meiner Familie bedenken, ihn mit zu meiner Arbeit nehmen, ihn mit in meine Freizeit nehmen, ihn beim Gang zum Arbeitsamt oder in ein Krankenhaus mitnehmen. Mit Kindern diesen Satz malen und das Bild dann in einem Gemeindenachmittag mit Getauften und Ungetauften einander vorstellen. Den Reichtum der verschiedenen Liturgien und Gottesdienstformen in unseren Kirchen einander bekannt machen. Einem Delegierten zur europäischen Versammlung (siehe Anhang in diesem Materialheft) meinen Satz aus der Heiligen Schrift mitgeben; ich möchte mit meinem mir wichtigen Satz und damit selber dabei sein. Bewusst mit Kindern z. B. eine Telenovela im Fernsehen anschauen und über die handelnden Personen, ihre Absichten und die Aussagen der Sendung sprechen. In Thüringen feiern in diesem Jahr katholische und evangelische Christen eine Lichtgestalt der Geschichte, die Hl. Elisabeth; an dieser Person kann man sich reiben und ermutigen lassen. Einen Taufgedächtnisgottesdienst in ökumenischer Gemeinsamkeit begehen und so sich dankbar der Liebe Gottes in unserer Taufe erinnern. Einladen zu einer Bildbetrachtung eines Kirchenfensters und erinnern, dass die Fenster von außen grau und unscheinbar sind, in der Kirche aber ihre ganze Schönheit und Farbe zeigen. Bevor wir einander begegnen, bringen wir den „Anderen“ im Gebet vor Gott; so können wir uns als Kinder des einen himmlischen Vaters begegnen.
Anschauen „Im Erfurter Dom steht eine altehrwürdige romanische Figur, ein Leuchterträger, der sogenannte Wolfram. Er hebt seit über 800 Jahren seine bronzene Arme mit den beiden Kerzen empor und hält das Licht hinein in das Dunkel der Domhalle. Manchmal stehe ich nachdenklich vor dieser Figur und lasse mich beim Betrachten an meine Aufgabe als Bischof erinnern. Was soll und kann ich anders sein – und mit mir zusammen alle Christgläubigen – als ein Zeuge jenes Lichtes, das uns von oben geschenkt wird?“ (Bischof Dr. Joachim Wanke)
Offizial Heinz Gunkel, Erfurt, ACK Thüringen
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BIBELARBEITEN – MEDITATIONEN
DER HEILIGE GEIST, DER DIE KOINONIA SCHAFFT
Gedanken zu 2. Korinther 13,13
Für die Christen und Christinnen ist diese Gemeinsamkeit im Bekenntnis zum dreifaltigen Gott die Bedingung und die Grundlage zur Einheit der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, auch wenn sie in unterschiedlichen Traditionen leben. Dieser gemeinsamen Basis müssen sich die Menschen, die sich auf Gottes Wort eingelassen haben, bewusst werden; sie sollen die Kirche als Gemeinschaft der Menschen mit Gott erleben, weil Gott sie als sein Volk berufen hat („ecclesia“). In ihrer sakramentalen Verbindung mit Christus im geschwisterlichen Umgang miteinander soll erfahrbar werden, dass diese Kirche nicht von Menschen gemacht, sondern Werk des Heiligen Geistes („gemeinschaftstiftende Kraft des Heiligen Geistes“, 2. Kor, 13,13) ist. Er führt unterschiedliche Menschen zusammen, eint sie und sendet sie als Zeugen der Liebe Gottes in die Welt.
Christen leben in Gemeinschaft, in „Koinonia“/in „communio“: „… ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige, katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen …“ (Apostolisches Bekenntnis) – „… Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, …“ (Nizäa/Constantinopel 381). Kein Bekenntnis der Alten Kirche spricht so ausführlich vom Wesen und Wirken des Heiligen Geistes wie dieses Bekenntnis aus dem Jahre 381, das an die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen um die Gottheit des Geistes in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts zwischen Bischöfen und Gemeinden, charismatischen und asketischen Gruppen erinnert (vgl. Eine Einführung in das Gespräch über das Ökumenische Glaubensbekenntnis von 381, Eichstätt 1997, S. 63). Deutlich verweist die „Charta Oecumenica“ (ChOe) im 1. Kapitel auf den Glauben an den Dreieinigen Gott, wie er im Evangelium bezeugt und im Ökumenischen Glaubensbekenntnis der Kirche (NC 381) zum Ausdruck kommt. Mit diesem Credo besteht die unerlässliche Aufgabe für die Christen und Christinnen, diese Einheit als Gottes Gabe sichtbar werden zu lassen. „Noch verhindern wesentliche Unterschiede im Glauben die sichtbare Einheit. Es gibt verschiedene Auffassungen, vor allem von der Kirche und ihrer Einheit, von den Sakramenten und den Ämtern. Damit dürfen wir uns nicht abfinden.“ (ChOe 1) 42
Anfragen: – Was meinen Christen, wenn sie vom dreifaltigen Gott sprechen? – Wer oder was wird an Pfingsten gefeiert? – Was ist das für ein Geist? Was sind die Gaben des Heiligen Geistes? – Geht es um den Geist Gottes oder um die Kirche? – Wie ist überhaupt das Verhältnis von beiden? – Wirkt der Geist Gottes nicht auch außerhalb der Kirche? – Wie wirkt Gottes Geist in den verschiedenen Menschen, Traditionen, Gemeinschaften? Feststellungen – Brainstorming – einführendes Gespräch: Zwischen Heiligem Geist und Kirche besteht eine unmittelbare Verbindung.
– Viele Menschen klagen darüber, dass in den Kirchen so wenig von diesem „guten Geist“ zu spüren sei. – Viele vermissen auch den Mangel an Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Hilfsbereitschaft, Liebe, von den guten, gemeinschaftsfördernden Kräften, von den besonderen Gaben (Geist der Weisheit, der Einsicht, des Rates, der Stärke, der Erkenntnis, der Gottesfurcht und der Frömmigkeit), die nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift mit diesem Geist verbunden sind. – Menschen fragen nach dem Geist und der Gabe der Prophetie und des Zungenredens, nach wunderbaren Heilungen und anderen Zeichen seiner Gegenwart, wie sie z. B. von den Pfingstkirchen und den charismatischen Gemeinschaften bezeugt werden. – Weht nicht der Geist Gottes in jedem Menschen? Wie offen muss man dafür sein? – Wie steht es mit dem Ungeist in dieser Welt, der Gemeinschaft zerstört: der Hass, die Feindschaft, die Lüge, die Überheblichkeit, der Egoismus? – Wie steht es mit der Unterscheidung der Geister und der „Sünde gegen den Heiligen Geist“, die nicht vergeben wird (Mt 12,31)? – Und wie steht das mit dem Geist Gottes in der Ökumene? Müsste er nicht hier deutlicher erfahrbar sein? Christen und Christinnen verbinden mit „Koinonia“ den Reichtum, der sich in unserem gemeinsamen Leben in Christus ausdrückt: Communio, Anteilhaben, Anteilgeben, Gemeinschaft, Gemeinde, Kirche, Miteinanderteilen, Teilhabe, Solidarität, Subsidiarität, u. a., aber besonders in den zwi-
schenmenschlichen Verhaltensweisen: in der Liebe, durch Vertrauen, in Gerechtigkeit, im Frieden, in der Versöhnung, in Barmherzigkeit, im Angenommensein, in der Ehrlichkeit, u. a.. – Gott will Einheit für die Kirche, für die gesamte Menschheit und für die Schöpfung. – Gott ist eine Koinonia der Liebe, die Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist, – Koinonia ist ein Geschenk. – Unsere Koinonia ist im Heiligen Geist begründet, der uns zum Handeln bewegt. – Koinonia drängt uns, nach der sichtbaren Einheit zu streben. – Unsere Koinonia umfasst die Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Der Heilige Geist, der die Koinonia schafft (2. Kor 13,13) erfüllt die, die immer noch getrennt sind, mit Hunger nach Gemeinschaft. Es ist die Herausforderung für alle Christen und Christinnen, wenn wir auf dem Weg zur 3. EÖV „für die Einheit beten, arbeiten, kämpfen. Der Heilige Geist tröstet uns in unserem Schmerz, fordert uns heraus, wenn wir uns mit unserer Trennung abfinden, führt uns zur Buße und erfüllt uns mit Freude, wenn unsere Gemeinschaft wächst.“ (ORK, Canberra 1991) Mit Gemeinschaft verbinden wir in unserem alltäglichen Sprachgebrauch unser konkretes Leben: Die Familie, Ehe, Freunde, Zusammenleben, Gastfreundschaft, Arbeit, Kommunikation, Urlaub, Freizeit, Sprache, Gruß, Zusammenhalt, Verbundenheit, Vertrauen, Glauben, Versöhnung, Zurechtweisung, Trost, Orden, Kommunitäten, Fanclubs, Vereine,
Feste feiern, Gottesdienst, Brauchtum, Streit, Trennung, u.v.a. Der 1. Korintherbrief des Apostels Paulus enthält einige Grundsatzüberlegungen zum Thema „Christliche Gemeinschaft aus der Erfahrung des Geistes“. Paulus hat dieses „Programm“ in der Auseinandersetzung mit Konflikten entwickelt, die die Gemeinde schwer erschüttert haben. 1. Er deckt die Grundlagen echter christlicher Gemeinschaft/Zusammengehörigkeit auf; 2. er hilft der Gemeinde, die Gegenwart des Heiligen Geistes zu erkennen, und 3. er formuliert Leitlinien zur Integration der vielfältigen Geistesgaben, ohne der Gefahr einer Vereinheitlichung zu erliegen. Die Praxis des Miteinanders ist in vielen biblischen Stellen hinreichend gekennzeichnet, z. B.: – gegenseitig in vorkommender Weise ehren (Röm 12,10) – Einmütigkeit/Einigkeit untereinander suchen (Röm 12,16) – einander annehmen (Röm 15,7) – einander zurechtweisen (Röm 15,14) – gegenseitig mit dem Friedenskuss grüßen (Röm 16,16) – aufeinander warten (1 Kor 11,33) – einträchtig füreinander sorgen (1 Kor 12,25) – einander in Liebe dienen (Gal 5,13) – einander die Lasten tragen (Gal 6,2) – einander trösten (1 Thess 5,11) – einander erbauen (1 Thess 5,11) – in Frieden miteinander leben (1 Thess 5,13) – einander Gutes tun (1 Thess 5,15) – einander in Liebe ertragen (Eph 4,2) – gütig und barmherzig zueinander sein (Eph 4,32) – sich einander unterordnen (Eph 5,21) – einander verzeihen (Kol 3,13) – einander die Sünden bekennen (Jak 5,16) – füreinander beten (Jak 5,16) – einander von Herzen lieben (1 Petr 1,22)
– gastfreundlich zueinander sein (1 Petr 4,9) – einander in Demut begegnen (1 Petr 5,5) – miteinander Gemeinschaft haben (1 Joh 1,7) Die Bibel geht mit dem Thema sehr realistisch um, d. h. ohne Schönfärberei und mit Nüchternheit. Schwierigkeiten kennzeichnen von Anfang an das Miteinander in den christlichen Gemeinden. Trotzdem macht die Bibel auch keinerlei Abstriche an der Verheißung eines geistgewirkten Miteinanders. Die Gemeinschaft der Glaubenden lebt aus der Erfahrung der Gegenwart Gottes. Nichts erscheint notwendiger und problematischer im Blick auf die Situation von Kirche/Koinonia und Welt. 1. So kann Gemeinschaft als Bereicherung und Mehrwert für alle gesehen werden, die sich mit Sympathie/Antipathie, mit Liebe/Gegenliebe auf eine „verschworene Christus-Gemeinschaft“ einlassen, in der Geist immer wieder neu entflammt. 2. Gemeinschaft ist als Kommunikation zu verstehen, die durch gemeinsame Bemühungen im Dialog/Gespräch in ihrem Wert und ihrer Qualität zunimmt. 3. Gemeinschaft hat mit Mit-/Verantwortung zu tun, wie sie im Beschluss „Verantwortung des ganzen Gottesvolkes für die Sendung der Kirche“ der Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland (3. Kap.) formuliert ist. 4. Gemeinschaft ist Bereitschaft zur Auseinandersetzung, die in unserer modernen Kommunikationsgesellschaft mit Aktionen/Events/Werbespots etc. eine geistig-geistliche Entscheidungskultur herausfordert und nach neuen Formen von Mitwirkung und Mitentscheidung sucht. So könnte sich in der Gemeinschaft ein ökumenischer Lernprozess in Verantwortung vor Gott und den Geschwistern in Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit entwickeln. 5. Gemeinschaft hat mit Versöhnung zu tun, denn Gott hat sich mit uns versöhnt. Die Bibel gebraucht
die Erfahrungswirklichkeit „Licht“ als Metapher. Gott schafft das Licht (Gen 1,3). Wer Christus annimmt und ihm nachfolgt, wandelt im Licht. Der Mensch kann die Kraft zum Annehmen nicht selbst erzeugen. Er braucht die von Gott zugesprochene Versöhnung. Dieses „Licht des Glaubens“ in uns ist ein vom Licht des Heiligen Geistes ausgehender Strahl. In der Pfingstsequenz beten wir. „Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.“ 6. Gemeinschaft bedeutet, auf Zukunft hin leben. Kirche/Gemeinschaft ist immer im Aufbruch, eine Kirche der Erneuerung, eine auf Transzendenz hin lebende Gemeinschaft, zu derem Wesen die eucharistische Gemeinschaft gehört; ebenso gehört zum Wesen der Eucharistie/des Abendmahls die Gemeinde. 7. Gemeinschaft ist Zulassung zur Individualität und Zulassung der Vielfalt: Die sichtbare Einheit der Kirche ist in ihrem innersten Kern eine Gemeinschaft im Bekenntnis des apostolischen Glaubens, d. h. der schenkende und verpflichtende Wille Christi bildet den tragenden Grund und das bleibende Motiv für jeden Christen wie für die gesamte ökumenische Bewegung. – Die Kirche ist dann gleichsam die Vorwegnahme dieser Gemeinschaft mit Gott und miteinander, wobei die Gnade und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes die eine Kirche befähigen, als Zeichen der Herrschaft Gottes und Dienerin der Versöhnung mit Gott zu leben. Die Kirche ist berufen, Menschen mit Christus in der Kraft des Heiligen Geistes zu vereinen, die Gemeinschaft im Gebet und im Handeln sichtbar zu machen (vgl. Ökumenische Texte aus Canberra 1991 und Santiago de Compostela 1993). Das ökumenische Gespräch kann zeigen, dass das Bekenntnis zur Trinität in den verschiedenen kirchlichen Traditionen und ihren Gemeinschaften unterschiedliches Gewicht hat und auch unterschiedlich interpretiert wird. Auf dem Weg nach Sibiu sind die Kirchen/Gemeinden eingeladen, das Geschenk der „dreifaltigen Gemeinschaft“ wieder
stärker bewusst zu machen und den Heiligen Geist als die wirkmächtige Kraft, als den Gestalter der Kirche wieder als Geschenk neu anzunehmen. Dies könnte als generelle Handlungsempfehlung in verschiedenen Elementen in den Kirchen/Gemeinden wieder sichtbar gemacht werden:
– in dem gesamten liturgischen Geschehen, z. B. im Kreuzzeichen, im Feiern des Kirchenjahres, im Bekenntnis des einen Glaubens, wie er im Ökumenischen Glaubensbekenntnis von 381 zum Ausdruck kommt, – in der gegenseitigen Anerkennung der Taufe durch offizielle Vereinbarungen, – in geeigneten Zwischenschritten auf dem Weg zur vollen eucharistischen Gemeinschaft, – bei der Suche nach Wegen zur Überwindung der noch trennenden Fragen im Amts-, Kirchen- und Sakramentsverständnis, – mit den Evangelischen Räten (Armut, Keuschheit, Gehorsam) als Früchte des Geistes (als ein im Heiligen Geist geeintes Leben) in den Orden, in der Familie/Gemeinde …, – mit charismatischen Elementen, d. h. sie erkennen, sie transparent machen und ins Spiel bringen (z. B. im Kontext der Konfirmation/ Firmvorbereitung), – im Feiern von Festen und Begegnungen zwischen den Gemeinden, – mit Pfingsten, das sich als das Fest des Heiligen Geistes und des „Geburtstages“ der Kirche anbietet, bes. der Pfingstmontag für ökumenische Gottesdienste, – in der Wiederentdeckung der Anwesenheit und Wirksamkeit des Heiligen Geistes, der Gaben des Heiligen Geistes in den Gemeinschaften, in Familien, Kommunitäten, Institutionen,… – in den sozialen Diensten der Caritas, der Diakonie u. a. in den Gemeinden, – bei Kontakten mit den geistlichen, charismatischen Gemeinschaften, – bei Glaubensseminaren/Veranstaltungen zu Hl. Geist, Kirche, Gemeinschaft, Taufe 43
– Informationstage zur Unterscheidung der Geister, zu pseudoreligiösen Gemeinschaften etc. – mit dem Heiligen Geist, der als Motor der Neuevangelisierung zu entdecken ist, z. B. in Projekten wie die Gemeindeerneuerung, „neu anfangen“ u. a.
„Der Geist ist auch eine Kraft, die das Herz der kirchlichen Gemeinschaft verwandelt, damit sie in der Welt ein Zeugnis für die Liebe des Vaters ist, der die Menschheit in seinem Sohn zu einer einzigen Familie machen will“ (Papst Benedikt XVI., Enzyklika „Deus Caritas est“, 28 f).
DDr. J. Georg Schütz
Gebet aus der Sammlung des Weltgebetstages
Heiliger Geist öffne mich für dich öffne mich für dich fülle mich erfülle mich wärme mich mit deinen Liebesflammen schenke Weisheit und Erkenntnis Du heilige Kraft Gottes verbinde, was trennt heile, was verletzt ermutige, die niedergeschlagen belebe, die tot Geist des Lebendigen Gottes wirke in mir wirke durch mich
Annerose Stober
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DIE DREIFALTIGKEITSIKONE VON ANDREJ RUBLJOW BILDBETRACHTUNG
Die Ikone ist ein Geschenk der Orthodoxie an die gesamte Christenheit. Der Versammlungsort der EÖV 3, Sibiu, ist bewusst in einem orthodoxen Land gewählt worden, um die orthodoxe Tradition tiefer kennen zu lernen. Dazu dient auch die folgende Betrachtung.
Die Dreifaltigkeitsikone (russisch mpouˆa, troica) Andrej Rubljow Gastgeber in Sibiu sind die rumänischen Kirchen, Gäste sind die Kirchen Europas. Aber wer Gastgeber und wer Gast ist, kann von der biblischen Botschaft (Gen 18), wie sie in der Ikone von Rubljow dargestellt ist, neu gefragt werden: Wer ist der eigentliche Gastgeber und wer sind die Beschenkten? In der Hoffnung, dass Gott seiner Kirche und den Christinnen und Christen in Europa begegnet, werden die Kirchen zu Gästen Gottes. Der Glaube erlaubt es uns, darauf zu warten, dass Gott selbst Gastgeber ist und die Kirchen überrascht. Sein Tisch ist reich gedeckt. Er lädt sich bei uns ein, damit Neues geschehen kann.
Einführung
Bibeltext
Die Ikone der „Heiligen Trias“ gilt als eines der größten Meisterwerke der russischen Malerei und ist vielleicht die schönste, jedenfalls aber die bekannteste und berühmteste unter den russischen Ikonen. Sie nimmt auch insofern eine Sonderstellung ein, als wir die Zeit und den Ort ihrer Entstehung und sogar den Namen des Malers kennen. Sie ist in der Zeit zwischen 1411 und 1425 entstanden. Das gleiche Motiv findet sich auch auf zahllosen weiteren Ikonen in der ganzen Orthodoxie. Dieses Meisterwerk der Ikonenmalerei ist sozusagen Theologie in Gold und Farbe. Die Darstellung der Dreifaltigkeit durch Rubljow wurde 1551 von einer Moskauer Synode als dogmatisch vorbildlich bezeichnet. Heute ist die Ikone in der TretjakowGalerie in Moskau ausgestellt.
Gott zu Gast bei Abraham Genesis 18, 1 – 15 Der Herr erschien Abraham bei den Eichen von Mamre. Abraham saß zur Zeit der Mittagshitze am Zelteingang. Er blickte auf und sah vor sich drei Männer stehen. Als er sie sah, lief er ihnen vom Zelteingang aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, geh doch an deinem Knecht nicht vorbei! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen und ihr könnt dann nach einer kleinen Stärkung weitergehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast. Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Rühr es an und backe Brotfladen! Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Jungknecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da sprach der Herr: In einem Jahr komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben. Sara hörte am Zelteingang hinter seinem Rücken zu. Abraham und Sara waren schon alt; sie waren in die Jahre gekommen. Sara erging es längst nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt. Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll noch das Glück der Liebe erfahren? Auch ist mein Herr doch schon ein alter Mann! Da sprach der Herr zu
Schon seit der Mitte des ersten Jahrtausends haben christliche Theologen die Meinung vertreten, dass in den drei Engeln der dreifaltige Gott selbst dem Abraham und der Sara erschienen sei. Besonders in der Ostkirche fand diese Auffassung weite Verbreitung. Nicht nur die Dreizahl der „Männer“ oder Engel, die Abraham besuchen und nicht nur der Wechsel zwischen „Du“ und „Ihr“ in der Anrede Abrahams an die Männer, der bisweilen durch Quellenscheidung zu erklären versucht wird, gibt dem in Genesis 18 berichteten Geschehen seine theologische Bedeutung. Die Geburt des „Sohnes der Verheißung“, die Abraham und Sara hier angekündigt wird, weist über Isaak hinaus auf den einen fernen Nachkommen Abrahams, Christus (Gal 3,16).
BIBELARBEITEN – MEDITATIONEN
Abraham: Warum lacht Sara und sagt: Soll ich wirklich noch Kinder bekommen, obwohl ich so alt bin? Ist beim Herrn etwas unmöglich? Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich wieder zu dir kommen; dann wird Sara einen Sohn haben. Sara leugnete: Ich habe nicht gelacht. Sie hatte nämlich Angst. Er aber sagte: Doch, du hast gelacht. Die drei Engel auf der Ikone bilden mit ihren Körpern einen Kreis, die Körper und Häupter wiederum gleichschenklige Dreiecke. Der Kreis ist der Inbegriff der Einheit und Ewigkeit und auch das Symbol Gottes. Das Dreieck ist das altchristliche Symbol der Dreifaltigkeit. Inmitten dieses Kreises und Dreieckes steht ein Kelch. Mit der Darstellung dieser Szene ist etwas vom Wesen der göttlichen Trinität mitgeteilt, was auf das Wesen der Gottheit, auf die Einheit der drei Gestalten hinweist. Darum fehlen auf der Ikone Abraham und Sara. Aus den „Männern“, die das leibliche Auge Abrahams gesehen hat, sind auf dem Bild Engel geworden, die nur das Auge des Glaubens sieht. Die Ikone bildet daher die Dreifaltigkeit nicht direkt und unmittelbar ab. Denn direkte bildliche Darstellungen von Gott, dem Vater, sind in der Orthodoxie unüblich. Vielmehr symbolisiert sie anhand der Szene aus dem Alten Testament, in der die „drei Männer“, also drei Engelsboten, Abraham und Sara bei den Eichen von Mamre besuchen, das Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes. Es handelt sich also um ein Bild, das ein alttestamentliches Geschehen trinitätstheologisch füllt, aber auch die theologischen Inhalte des Bekenntnisses vom dreieinen Gott aus der Heiligen Schrift begründet sieht. 45
Auf der Ikone ist dargestellt, wie drei Engel um einen Tisch sitzen. Der Tisch ist aber nicht für ein wirkliches Gastmahl gedeckt, wie aus dem Text der Genesis zu vermuten wäre. Auch unterhalten sich die Engel nicht mit Abraham, wie in der Bibel erzählt wird. Sondern sie reden miteinander im stummen Gespräch der Augen und der Hände. Die drei Figuren bilden zusammen einen Kreis als Zeichen der Einheit, gleichzeitig ist ein Kreuz dargestellt, gebildet aus den drei Köpfen in der Waagrechten und dem Vater, dem Kelch und der Welt in der Senkrechten. Die Ewigkeit der dreieinigen Gottheit findet Ausdruck in der geometrischen Figur des Kreises, die auf der Ikone vielfach abgewandelt vorhanden ist: in den wie mit dem Zirkel gezogenen Heiligenscheinen der Engel, in der halbkreisförmigen Öffnung der Flügel nach oben hin und vor allem in dem unsichtbaren Kreis, in den alle drei Engel eingeschrieben sind. Die drei Gestalten sind sich sehr ähnlich, aber nicht gleich. Es sind keine Rang- oder Altersunterschiede zu erkennen. Dennoch sind die drei Engel aber voneinander unterschieden: durch ihr Gewand, durch die Bewegung der Köpfe und der Augen, durch die Haltung und Bewegung der Hände und der Finger, durch die Anordnung der Sitze und durch die Gegenstände, die hinter und über den Gestalten gezeichnet sind. Diese Unterscheidungsmerkmale sind bewusst gewählt, ohne Zweifel soll das, was die Engel voneinander unterscheidet, dargestellt oder mindestens angedeutet werden, um die Besonderheit der entsprechenden Gestalt der Gottheit ausmachen zu können. Jede der drei Personen hält einen Stab, das Sinnbild des Schutzes und der Autorität, allen dreien eignet demnach die gleiche göttliche Autorität. Der Vater, in der Mitte, deutet mit zwei Fingern auf den Tisch mit dem Kelch; ein Altar und die Gaben der Eucharistie. Durch die Gaben, aber auch durch die Haltung der zwei Finger weist er auf die gött46
liche und menschliche Natur des Opferlamms Christus hin. Dass der mittlere Engel Gott-Vater symbolisiert, geht für den unbefangenen Betrachter schon aus der Anordnung der Sitzenden hervor. Immer wird auf dreigliedrigen Ikonen der Höchstgeehrte in die Mitte gesetzt. Und dass Gott-Vater unter den drei Gestalten der Trinität – bei aller Betonung ihrer Gleichheit – der Höchstgeehrte ist, das wird in der Ostkirche sehr betont. Der mittlere Engel ist die Quelle der inneren Bewegung, die – bei aller Ruhe, die über der Szene liegt – spürbar durch das Bild hindurchgeht: Von ihm geht der Blick zu dem rechts von ihm sitzenden Engel, dessen Blick geht weiter zu dem ihm gegenüber sitzenden und der schaut auf den Tisch mit dem Kelch und weist mit der rechten Hand an den Fuß des Tisches. Der Engel auf der linken Seite stellt Gott den Sohn dar. Vom Betrachter eben links vom Vater (der Sohn sitzt zur Rechten des Vaters). Er hat die Hand in einer Segensgeste erhoben und zeigt damit, dass er die Sendung, die ihm bestimmt ist, annimmt. Er ist der Pantokrator, wie er in der Ikonographie immer dargestellt ist. Der Christus, mit der zum Segen erhobenen rechten Hand. Auch ist er in Rot gekleidet. Die Farbe der Liebe, die Farbe des Opfers. Das rote Gewand des Leides in und für die Welt, die durch die Häuser hinter der Engelsgestalt angedeutet ist. Auch sind Vater und Sohn durch Blickkontakt und Berührung der Flügel mit einander verbunden. „Der Vater und ich sind eins“ (Joh 10,30). Der Heilige Geist, rechts vom Vater, zeigt auf eine rechteckige Öffnung im Tisch, die die Welt symbolisiert und weist dadurch darauf hin, dass die Sendung des Sohnes in die Welt und zur Errettung der Welt geschieht. Auch wird deutlich, dass der Vater sich wohl mit seinem Blick dem Sohn zuwendet, seine Brust und somit sein Herz der Person zu seiner Linken zugewandt ist. Der Heilige Geist ist die Gabe Gottes an die Menschen, durch welchen sie erkennen können, was sie von Gott in Christus empfangen haben (1. Kor 2,12). Der Blick des En-
gels, der den Heiligen Geist darstellen soll, blickt auf den Kelch – die Eucharistie. Dort, in Brot und Wein, wird für die Menschen sichtbar, was die Gabe Gottes ist, in dem Mahl, zu dem er einlädt. Auf dem Tisch steht lediglich ein Kelch. Kein Festmahl, wie es die Genesis berichtet. Der Tisch ist das Symbol für den Altar, der Kelch ist das Symbol für das göttliche Opferlamm der Eucharistie, und jede der drei Personen zeigt mit einer Handbewegung ihre Beziehung zu ihm an. Der Vater, der Schöpfer, bereitet es und gibt es. Der Sohn zeigt durch die Segensgeste die erneuernde Kraft des Mahles und der Heilige Geist weist auf die Empfänger: die Welt. Was mag der Inhalt des stummen Gesprächs sein, das die drei Engel miteinander führen? Wir hörten ja schon, dass es in der Erscheinung der drei Männer bei Abraham in Mamre im Grunde um den Beginn der Inkarnation, um die Sendung des ewigen Sohnes in die Welt geht. Der Betrachter ist stiller Beobachter der Szene. Wie Abraham sitzt er oder sie nicht sichtbar auf dem Bild mit an dem Tisch. Der einladende Abraham und seine Frau Sara werden zu den Eingeladenen. Die Gastgebenden werden zu den wahrhaft Beschenkten. Die Gäste erweisen sich als die eigentlichen Gastgeber. Gastgeber des Lebens. Im Hebräerbrief lesen wir: Bleibt in brüderlicher Liebe fest miteinander verbunden. Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben; denn ohne es zu wissen, haben manche auf diese Weise Engel bei sich aufgenommen. Und vergesst nicht, Gutes zu tun und allen zu helfen, die in Not sind. An solchen Opfern hat Gott Freude (Hebr 13, 1-3). Fremde aufzunehmen und zu beherbergen gehört zu den „Werken der Barmherzigkeit“ (Mt 25,35). Neben den Hungrigen, den Durstigen, den Nackten, den Kranken und den Gefangenen sind die Fremden in dieser Rede Jesu die, welche uns Gottes Bild in dieser Welt vor Augen halten. Ihre Not zu lindern, heißt Gott zu begegnen.
Auf der Ikone und in der Erzählung aus der Genesis wird aber sehr deutlich, dass die Begegnung von Gott selbst ausgeht. Er ist es, der die Not Abrahams und Saras lindert. Saras Herzensnot, keinen eigenen Sohn zu haben. Die Herzensnot, auf die Erfüllung der Verheißung noch immer warten zu müssen. Die Herzensnot, fern der Heimat ohne eigenen Nachkommen sterben zu sollen. Die Herzensnot, kein Vater und keine Mutter zu sein. Gott begegnet beiden und verheißt ihnen diesen Sohn. Auch durch allen Unglauben hindurch und allen berechtigten Zweifel. Er will die Not lindern. Das gilt auch für heute. Abraham und Sara stellen sich ihrer Not. Sie warten. Sie warten geduldig auf Gottes überraschendes Handeln. Die Kirche hat sich ebenfalls ihrer Not zu stellen – sie ist gespalten, sie ist innerlich wie äußerlich zerrissen und sie ist nicht von sich aus fähig, Berge und Schluchten aus Geschichte und Vorbehalten zu überwinden. Ihre Not verweist sie an Gott. Er will auch ihre Not lindern. Es ist nicht aussichtslos. Auch wenn manch einer still in sich hinein lachen mag, wenn von der Sehnsucht nach der sichtbaren Erfüllung des Gebets Jesu her, um die Einheit aller Jüngerinnen und Jünger Jesu gerungen wird. Mag manch eine leicht mitleidig lächeln, wenn die Notwendigkeit einer gemeinsamen Zeit der Buße in Stille und Demut vor Gott gefordert wird, um seine Worte zu hören. Mag mancher dem Schmerz und dem Skandal einer getrennten Kirche durch das Bemühen theologischer Winkelzüge oder schlicht durch institutionelle Selbstgenügsamkeit den Stachel ziehen. Wie auch immer: die Einheit wird von Gott her beginnen. Gegen allen Unglauben und gegen alle menschliche Unwahrscheinlichkeit, ja gegen alle künstliche Verweigerung. „Ist denn beim Herrn etwas unmöglich?“ (Gen 18,15)
Warten Wie Sara wartet – 90 Jahre auf einen Sohn, der Gottes Verheißung erfüllte,
so warten auch wir, hoffend auf die Dinge, von denen wir glauben, dass Gott sie uns zugesagt hat. Wie Mose wartete – 40 Jahre in der Wüste, mit unvergesslicher Gewissheit: Er befreit; so warten auch wir auf Stille und auf Demut. Wie die Propheten warteten – 1 000 Jahre auf die Verheißung der Erlösung, so warten auch wir auf Anzeichen seiner Gegenwart.
Pfarrer Norbert Roth, Frankfurt am Main
Wie Johannes der Täufer wartete – und die Menschenmenge absuchte nach wissenden Augen, und fragte: bist du der, der kommen soll? so sehnen auch wir uns nach einer göttlichen Begegnung. Wie Christus wartete – 30 Jahre dahin schleichende Zeit, 40 Tage gepeinigt von Versuchung, 3 Jahre eingetaucht in Missverstehen, 3 Tage in den Tiefen der Hölle. Und nun – warten wir. Nun sind wir an der Reihe, dafür zu sorgen, dass die Berge eben und die Wege begradigt werden. Es ist unsere Aufgabe, den Horizont der Zeit im Auge zu behalten. Wir müssen die Hoffnung hochhalten, dass der, der die Verheißung gegeben hat, treu ist und zurückkehren wird. Wenn er betet: Auf dass sie alle eins seien…
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BIBELARBEITEN – MEDITATIONEN
ES STRÖME ABER RECHT WIE WASSER BIBELMEDITATION FÜR DIE FRAUENARBEIT
Bibelarbeit zu Amos 5,24 Die Bibelarbeit zu Amos 5,24 soll zeigen, dass Glaube/Spiritualität oder Frömmigkeit und Einsatz für Menschenrechte nicht zwei voneinander unabhängige Bereiche sind, sondern zusammen gehören und schon in der Bibel aufeinander bezogen sind.
schen zu Objekten des wirtschaftlichen Aufschwungs degradiert werden und nicht wahrhaft Menschen sein können, wird dieser Staat zum Untergang verurteilt sein. Noch besteht jedoch die Chance umzukehren: „Suchet mich, so werdet ihr leben“, heißt es in Amos 5,4, „Hasset das Böse und liebet das Gute, richtet das Recht auf im Tor“ in Amos 5,15 oder „Es ströme aber Recht wie Wasser und Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ in Amos 5,24. Amos Eintreten für die Menschenrechte und seine soziale Anklage bedeuten gleichzeitig Engagement für Gott und sein Recht. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen.
Vorüberlegungen zur Vorbereitung „Es ströme aber Recht wie Wasser und Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ Diese berühmte Aufforderung stammt aus dem Buch des Propheten Amos, des ältesten der uns bekannten Schriftpropheten. Amos lebte im achten Jahrhundert vor Christus in Tekoa – das liegt auf einem Berg, 8 km südlich von Bethlehem – als Viehbesitzer und Maulbeerfeigenzüchter. Amos wird von Gott als Prophet in das Nordreich Israel gesendet, das unter König Jerobeam II. (782-747 v.Chr.) eine wirtschaftliche Blütezeit erlebt. Der Wohlstand ist jedoch zustande gekommen durch die Ausbeutung von Menschen und die Verletzung ihrer Rechte: „Sie treten den Kopf der Armen in den Staub und drängen die Elenden vom Wege. Sohn und Vater gehen zu demselben Mädchen, um meinen heiligen Namen zu entweihen. Und bei allen Altären schlemmen sie auf den gepfändeten Kleidern und trinken Wein vom Gelde der Bestraften im Hause ihres Gottes.“ (Amos 2, 7-8). Als Missstände werden benannt Rechtsbeugung, Korruption, Bereicherung auf Kosten anderer. Das widerspricht dem Gottes-Recht in Israel. So ist die Botschaft, die Amos der Oberschicht auszurichten hat, wenig erfreulich: Weil in Israel Men48
Recht und Gerechtigkeit Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei, lautet ein Sprichwort. Ich vermute, dass mit Recht „Recht haben“ gemeint ist und mit Gerechtigkeit „Recht bekommen“. Was sagt das hebräische Wörterbuch? Das Wort Recht heißt im Hebräischen Mischpat. Es ist abgeleitet vom Verb schafat – richten, Recht schaffen und kann übersetzt werden: 1. Recht im Sinne von gesetzlich geregelt, 2. Handlung des Richtens, 3. Gerichtsverhandlung oder Rechtssache. Das Wort Gerechtigkeit heißt im Hebräischen Sedaka. Es ist abgeleitet vom Verb sadak – gerecht sein, vollkommen sein und kann übersetzt werden: 1. Gerechtigkeit, 2. das Richtige, das Gebührende, 3. das Recht, das jemandem zukommt, 4. das rechte Verhalten von Menschen, das von Gott anerkannt wird, 5. das Richtigstellen eines Verhältnisses (Genugtuung, Rechtfertigung). Gerechtigkeit gibt es nicht abstrakt, sondern ereignet sich zwischen Personen: Gerechtigkeit ist also
immer ein Beziehungsgeschehen. Recht und Gerechtigkeit sind aufeinander bezogen. Recht ist das konkrete Gesetz, und Gerechtigkeit meint die Umsetzung eines Gesetzes: wie Menschen zu ihrem Recht kommen. Recht und Gerechtigkeit begegnen als Paar mehrfach im Amosbuch: „Die ihr das Recht in Wermut verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden stoßt“ (Amos 5,7). Es geht hier nicht um die beglückende Erfahrung, wie unter Recht und Gerechtigkeit alles gedeiht. Vielmehr ist der Text eine Forderung, entsprungen der bedrückenden Erkenntnis, dass Recht und Gerechtigkeit abwesend sind. Was meint Amos mit Recht und Gerechtigkeit? Zunächst denke ich an die Thora, an die Gebote, die den Willen Gottes bekunden und eine gute Lebensordnung für die Menschen sind. Aber hier ist noch mehr gemeint: „Recht und Gerechtigkeit gehören so sehr zu Gott, wie das Gesetz vom Sinai Gottes Gesetz ist. Recht und Gerechtigkeit stehen jedoch nicht allein für Gottes Anspruch an Israel, sondern für Gottes Anspruch an die ganze Welt ... Deshalb zieht Gott Israels Nachbarvölker, die gar nicht an den Gott Israels glauben, ebenso für ihre Untaten zur Rechenschaft wie Israel selbst. Gott lässt sich die Geltung von Recht und Gerechtigkeit nicht klein machen. Sie sind sein Grundgesetz für die Welt. Dazu muss man nicht das Gesetz vom Sinai kennen. Im Alten Testament erhebt Gott durch Recht und Gerechtigkeit Anspruch auf die ganze Welt – um der Welt willen, zum Wohle der Menschen.“1
Bilder vom strömenden Wasser (Jesaja 44,3; 48,18.21; Psalm 78,20) und nie versiegenden Bach deuten darauf hin, dass Recht und Gerechtigkeit nicht nur vom Menschen herzustellende Leistungen und Gemeinschaftsgüter sind, sondern göttliche und damit gültige Gaben. Wer in einem orientalischen Land das Recht mit Wasser vergleicht, stellt sich vielleicht Wüstenland vor. Mittendrin eine grüne Zone: Da muss Wasser sein. Es ist nicht anders möglich. Wo Wasser ist, kann sich Leben entfalten: das Recht ist eine Gabe Gottes für das Leben. So wurde die Thora auch gefeiert als ein guter Lebensraum. Beten und Tun des Gerechten Der Kontext Amos 5,21-24 ist eine schroffe Kultkritik. „Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich keinen Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lippen.“ Hier redet Gott unmittelbar. Beklemmend ist die Botschaft. „Ich hasse.“ „Ich verwerfe.“ Gerade da, wo Israel Gottes Nähe sucht und hofft – im Gottesdienst – weist Gott zurück. Gott will sich in den Gottesdiensten nicht dienen lassen und nicht dienen, wenn wir Gebet und Gebot auseinanderfallen lassen. Das bedeutet nicht, dass Gott in diesem Text den Kult, also den Gottesdienst an sich ablehnt. Abgelehnt aber wird die Trennung von Gebet und Ge1 Hermann Spiekermann, in: Bittgottesdienst für den Frieden in der Welt 2004, Materialien zur Vorbereitung, Hannover (Kirchenamt der EKD) 2004, S. 25f.
bot. Anders gesagt: Wenn Menschenrechte verletzt werden und das nicht zur Sprache kommt im Gottesdienst oder diejenigen nicht bekümmert, die Gottesdienst feiern, dann ist dieser Gottesdienst, der die Menschenrechte ausblendet, Gott ein Ärgernis. Recht und Gerechtigkeit sind Gottes ureigene Sache. Wenn Menschen sich zu Gott bekennen, dann gehört untrennbar das Engagement für die Menschenrechte dazu. Im Gottesdienst suchen Menschen Gemeinschaft, Trost, Ermutigung. Es ist jedoch ein Irrtum zu meinen, der Gottesdienst habe mit der Welt, in der wir leben, nichts zu tun. Gott will Recht. Gott will, dass wir Recht schaffen. Gott liebt Gerechtigkeit, und das soll sich zeigen in den Gottesdiensten, die wir feiern. Glaube meint nie individualistisch das Verhältnis der Seele zu Gott, sondern Glaube geschieht in der Welt und fragt danach, ob die Welt dem Willen Gottes entspricht. Frömmigkeit und Ethik sind zwei Seiten einer Medaille. Dietrich Bonhoeffer hat es in seiner berühmten Formulierung auf den Gottesdienst zugespitzt: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.“ 1944 schreibt er aus dem Gefängnis an sein Patenkind: “... unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.“2 Amos 5,24 in der Menschenrechts-Tradition Amos meint, wenn er von Recht und Gerechtigkeit spricht, nicht nur das Gesetz vom Sinai, sondern so etwas wie allgemeine Menschenrechte, auch wenn dieser Begriff in der Antike nicht vorkommt. In der Menschheitsgeschichte werden erst seit ca. 50 Jahren Menschenrechte anerkannt. Sie formulieren Rechtsansprüche jeder und jedes Einzelnen, die durch staatliches Recht nicht geleugnet werden dürfen. Diese Rechte kommen den Einzelnen nicht kraft der Zugehörigkeit zu einem Staat, einer Volksgruppe, einem Geschlecht, einer Religion oder Kultur zu, sondern allein aufgrund des Menschseins. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 stellt den Grundstein für den 2 Widerstand und Ergebung, Gütersloh, 12. Auflage 1983, S. 152.
internationalen Menschenrechtsschutz dar, auch für die Frauenrechtskonvention von 1979. Frauen besitzen ein Recht auf Nicht-Diskriminierung, das nunmehr auch einklagbar ist. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung war auch die Weltfrauenkonferenz in Peking 1995. Auch die Kirchen haben ihre Verantwortung für die Menschenrechte erkannt. „Die Mitverantwortung der Christen für die Verwirklichung der Menschenrechte hat ihre Grundlage darin, dass Gott den Menschen bedingungslos annimmt, und im Gebot der Liebe. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich der besondere Auftrag der Kirche zum Einsatz für die Menschenrechte“, so der damalige Ratsvorsitzende der EKD, Manfred Kock, 1997.3 Berühmt geworden ist Amos 5,24 im Kampf gegen den Rassismus: Martin Luther King hat Amos 5,24 aufgegriffen in seiner Ansprache am 5. Dezember 1955 zum Auftakt des Busboykotts in Montgomery. Vier Tage zuvor hatte sich die schwarze Näherin Rosa Parks geweigert, ihren Sitzplatz für einen Weißen freizumachen. Ihre Festnahme wurde zur Initialzündung für den ein Jahr dauernden Busboykott. Pfarrer King sagte angesichts des Kampfes gegen die Rassendiskriminierung: „Sind wir im Unrecht, war Jesus von Nazareth nur ein utopischer Träumer und ist nie zur Erde gekommen? Sind wir im Unrecht? Ist Gerechtigkeit eine Farce? Wir sind entschlossen, hier in Montgomery zu arbeiten und zu kämpfen, bis das Recht strömt wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein mächtiger Strom!“ („until justice rolls down like waters and righteousness like a mighty stream!“)4 Martin Luther King hat Amos ausgelegt für seine Zeit. Ebenso wie Korruption und Rechtsbeugung hätte Amos Rassismus oder Sexismus angeprangert. So könnte Amos 5,24 neu entdeckt werden von Frauen, denen der Einsatz für die Menschen3 Materialien für die Vorbereitung der Friedensdekade 2004, S. 13. 4 Materialien für die Friedensdekade 2004, dort Bittgottesdienst für den Frieden in der Welt 2004, S. 36 f.
rechte – also auch für die Geschlechtergerechtigkeit – eine Glaubensangelegenheit ist. In der Grundordnung der Evangelischen Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz zum Beispiel steht die Geschlechtergerechtigkeit im Vorspruch, also bei den Sätzen, die Bekenntnisrang haben. Damit ist festgestellt, dass die Geschlechtergerechtigkeit keine Erscheinung des Zeitgeistes ist, sondern eine theologische Frage. Für die Arbeit in der Gruppe
Je nach Größe der Gruppe 60-80 Minuten (bei 10 bis ca. 25 Teilnehmerinnen) Stuhlkreis mit zu gestaltender Mitte; eine Kerze; gut lesbar für alle die Begriffe „Recht“ und „Gerechtigkeit“; zweimal der Text Amos 5,24 für alle gut lesbar; zwei leere A3-Bögen (wo A3 nicht zur Hand ist, zwei A4-Blätter zusammenkleben); ein Stift; der Text Amos 5,21-24 für alle (entweder in der Bibel oder als Kopie); Artikel 1 und 2a der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte und § 18 aus der Erklärung der Wiener Menschenrechtskonferenz 1993. Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit (Geschwisterlichkeit) begegnen. Artikel 2a: Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. § 18: Die Menschenrechte der Frauen und der minderjährigen Mädchen sind ein unveräußerlicher, integraler und unabtrennbarer Bestandteil der allgemeinen Menschenrechte.
Entzünden der Kerze in der Mitte; Begrüßung Wir wollen uns auf die Bibelarbeit zu Amos 5,24 einstimmen mit dem Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ (EG 262) oder „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen“. (3 Minuten) Amos 5,24 wird von der Leiterin einmal vorgelesen. Danach werden in die Mitte die Begriffe Recht und Gerechtigkeit gelegt sowie die beiden leeren A3Bögen. Ich habe Ihnen die beiden zentralen Begriffe aus Amos 5,24 aufgeschrieben. Wir wollen nun zunächst sammeln, was uns zu diesen beiden Begriffen in den Sinn kommt. Wir beginnen mit dem Begriff Recht. Bitte sagen Sie, was Ihnen dazu einfällt: welche Assoziationen, welche Fragen, welche Sprüche, welche Bilder – das, was bei Ihnen obenauf liegt. Die Teilnehmerinnen sagen, was ihnen einfällt. Die Leiterin schreibt alles mit auf einem A3-Bogen. Zum Begriff Gerechtigkeit wird gesammelt auf dem anderen A3-Bogen. Vermutlich kommt bei dieser Sammlung heraus, dass Recht so etwas wie Gesetz ist und Gerechtigkeit die Umsetzung von guten Gesetzen, also die Beziehung zwischen Menschen meint. Wenn die Sammlung nicht so recht in Gang kommen sollte, kann die Leiterin mit dem Sprichwort „Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei“ einen Impuls setzen. Zu erwarten sind dann allerlei Geschichten von erfahrener Ungerechtigkeit und unsinniger Bürokratie. Beide Sammlungen werden am Ende von der Leiterin noch einmal vorgelesen und in die Mitte gelegt neben den jeweiligen Begriff – sozusagen als Ergebnissicherung. (8 Minuten) Auf dem entstandenen „Begriffsteppich“ wird nun noch einmal der Text Amos 5,24 vorgelesen und in die Mitte gelegt. „Es ströme aber Recht wie Wasser und Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“: 49
Welche Vorstellung lösen die Bilder vom Wasser und vom nie versiegenden Bach bei Ihnen aus – verbunden mit Recht und Gerechtigkeit? Kurzer Austausch darüber, eventuell mit dem Hinweis auf die Bedeutung vom Wasser in der Wüste, in einem orientalischen Land. Wer von den Frauen schon einmal in Israel gewesen ist, kennt die Bilder von den grünen Flecken in der Wüste, die dort entstehen, wo Wasser ist: Recht und Gerechtigkeit sind die Bedingungen für gutes Leben. (5 Minuten) Informationsblock über Amos und seine Zeit: Amos ist der älteste der uns bekannten Schriftpropheten. Seine Worte klingen schroff und schonungslos. Er lebte im achten Jahrhundert vor Christus in Tekoa – das liegt auf einem Berg, 8 km südlich von Bethlehem. Er war Viehbesitzer und Maulbeerfeigenzüchter. Israel ist in dieser Zeit geteilt in ein Südreich und ein Nordreich. Amos aus dem Süden wird von Gott als Prophet in das Nordreich Israel gesendet. Hier regiert König Jerobeam II. (782-747 v. Chr.). Das Land erlebt eine wirtschaftliche Blütezeit. Den Reichen geht es so gut wie nie. Ihr Wohlstand ist jedoch zustande gekommen durch die Ausbeutung von Menschen. Die Rechte der Armen, Witwen und Waisen sind außer Kraft gesetzt. In Amos 2,7-8 lesen wir: „Sie treten den Kopf der Armen in den Staub und drängen die Elenden vom Wege ... Und bei allen Altären schlemmen sie auf den gepfändeten Kleidern und trinken Wein vom Gelde der Bestraften im Hause ihres Gottes.“ Amos sieht Rechtsbeugung, Korruption, Bereicherung auf Kosten anderer. Das widerspricht dem Gottes-Recht in Israel. So ist die Botschaft, die Amos der Oberschicht auszurichten hat, wenig erfreulich: Dieser Staat wird unter-
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gehen, weil die Reichen auf Kosten der Armen leben, weil Menschen zu Objekten des wirtschaftlichen Aufschwungs degradiert werden. Noch besteht jedoch die Chance, umzukehren: „Suchet mich, so werdet ihr leben“, heißt es in Amos 5,4. Amos wird sich mit seiner schonungslosen Anklage kaum Freunde im Nordreich gemacht haben. Seine Spur verliert sich im Dunkeln; möglicherweise ist er umgebracht worden wie viele Propheten nach ihm. (5 Minuten – eventuell Rückfragen, dann 8 Minuten) Die Teilnehmerinnen werden gebeten, den Bibeltext Amos 5,21-24 aufzuschlagen bzw. sie bekommen eine Kopie des Textes. Wir wollen nun sehen, in welchen Kontext Amos sein Wort von Recht und Gerechtigkeit stellt. Bitte lesen Sie den Text jede für sich allein. Danach wollen wir den Text noch einmal hören. Alle lesen den Text still für sich. Danach wird eine Teilnehmerin gebeten, den Text Amos 5,21-24 vorzulesen bzw. vier lesen je einen Vers. (5 Minuten) Gespräch über den Text: „Tu weg von mir das Geplärr deiner Lippen.“ Was Gott hier sagt, ist kaum zu ertragen. Was meint Gott damit? Gespräch: Kultkritik – aber nicht Kultkritik an sich, sondern Kritik an der Auflösung des Zusammenhangs von Gebet und Gebot. Mögliche Fragen: 1. Inwiefern lehnt Gott die Gottesdienste ab? 2. Welche Bedingungen nennt Amos für angemessene Gottesdienste? 3. Was geht uns Amos an? Was könnte Amos heute bei uns kritisieren?
4. Wie beurteilen Sie den Satz: Die Politik soll aus dem Gottesdienst herausgehalten werden? 5. Wie beurteilen Sie den Satz: Handeln ist wichtiger als Beten? 6. Was meint Dietrich Bonhoeffer 1944 mit dem Satz: Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen? 7. Wo zeigt sich bei uns der Zusammenhang von Spiritualität und politischem Handeln? (Beispiele: Weltgebetstag: informiertes Beten, betendes Handeln; Südfrüchteboykott EFD: Kauft keine Früchte der Apartheid; Friedensbewegung in der DDR: Schwerter zu Pflugscharen; Politisches Nachtgebet) (20 Minuten) Amos redet schon über Menschenrechte, auch wenn der Begriff damals nicht vorkam. Geistliches und politisches Engagement gehören zusammen: Information über Amos 5,24 in der Antirassismusbewegung (Martin Luther King), Information über die Frauenrechtsbewegung; In die Mitte wird Artikel 1 und 2a der Erklärung der Menschenrechte und § 18 (gekürzt) der Erklärung der Wiener Menschenrechtskonferenz gelegt5 (s. Seite 49). Fragen: 1. Wo werden heute Frauenrechte eingeschränkt?
5 Der Paragraph fährt fort: „Die volle und gleichberechtigte Teilnahme der Frau am politischen, bürgerlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene und die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sind vorrangige Zielsetzung der internationalen Gemeinschaft. Geschlechtsspezifische Gewalt und alle Formen sexueller Belästigung und Ausbeutung, einschließlich solcher, die auf kulturelle Vorurteile und den internationalen Menschenhandel zurückzuführen sind, sind mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar und müssen beseitigt werden. ...“
2. Wo ist unsere Solidarität als Christinnen gefordert? 3. Welche Aktionen wollen wir unterstützen? (15 Minuten) Der Text Amos 5,24 wird noch einmal vorgelesen. Die Bibelarbeit wird beendet mit dem Lied zu Amos 5,24 „Recht ströme wie Wasser“. (5 Minuten)
Dr. Christiane Markert-Wizisla, Berlin, Geschäftsführende Pfarrerin der Ev. Frauen- und Familienarbeit Berlin-Brandenburg
Aus: Arbeitshilfe zum Weitergeben (ahzw) der Evangelischen Frauenhilfe 2/2005. Literaturhinweise: Marie Theres Wacker, Das Buch Amos, in: Kompendium Feministische Bibelauslegung, Gütersloh 1998, S. 320-326 Alfons Deissler, Zwölf Propheten. Hosea, Joel, Amos, Leipzig 1985 (Lizenzausgabe DDR) Bittgottesdienst für den Frieden in der Welt 2004, Materialien zur Vorbereitung, Kirchenamt der EKD, Hannover 2004 Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Gütersloh, 12. Auflage 1983
LICHT – WASSER – GEIST EINE MEDITATION ÜBER MÄNNER UND IHRE SPIRITUALITÄT
„Das Licht Christi scheint auf alle!“ Das macht Mut – das schließt ein, nicht aus – das nimmt mit und lässt nicht stehen! Eine wunderbar ermutigende Botschaft, die sich die 3. Ökumenische Versammlung als Leitmotiv für ihren Weg nach Sibiu erwählt hat. Das Licht Christi scheint auf uns alle. Der helle Schein seiner Gnade dringt in das Leben selbst derer, denen die Sonne nicht so häufig scheint oder die blind geworden sind für die Strahlen der Liebe. Dieses Licht des lebendigen Gottes ist stärker als die Dunkelheit der in Orientierungslosigkeit, Unsicherheit, Verzweiflung, Not oder Angst gefangenen Seele – es ist ein Licht, das Leben verheißt. Mir als jemandem, der mit vielen Männern innerhalb und außerhalb unserer Kirche zu tun hat, scheint es fast so, als sei eben diese Botschaft auch in besonderer Weise uns Männern zugesagt. Das Licht Christi scheint auch auf uns!
Licht Christi Nun stehen Männer allerdings oft gerade im Schatten unseres kirchlichen Lebens, vielleicht weil sie das Scheinwerferlicht des bekennenden und aktiven Christentums eher scheuen – vielleicht aber auch, weil sie sich von einer Kirche, die in ihren alltäglichen Kommunikationsformen zunehmend weiblich geprägt ist, nicht mehr wahrgenommen fühlen. Frauen sind auf allen Ebenen aktiv, sie geben der Kirche in vielen verschiedenen Erscheinungsformen das lebendige Antlitz. Männer sind noch in den Entscheidungsgremien vorhanden, in den Bereichen, in denen Menschen der Kirche die-
nen und in denen Menschen Kirche leben und Kirche in Anspruch nehmen, werden sie immer häufiger gesucht. Wenn man in der kirchlichen Arbeit mit Männern steht, stößt man oft auf die Schwierigkeiten der Männer, über Transzendenz, Gott und Glaube sprechen zu können. Doch diese Schwierigkeit sollte nicht allzu schnell bewertet werden. Sie ist zunächst einmal nicht mehr und nicht weniger als der Beleg für die Tatsache, dass sich männliche und weibliche Lebenswelten unterscheiden. Der Unterschied in den Erfahrungen von Männern und Frauen bestimmt auch ihr Verhältnis zu Glaube, Spiritualität und Transzendenz. Für die Distanz der Männer gibt es vielschichtige Gründe. Religiöse Praxis, wie sie durch Kirche, Eltern, Religionsunterricht oder Jugendgruppe vermittelt wird, ist in ihrer Wirkung auf Frauen und Männer unterschiedlich. Männer scheinen schneller geneigt, negative Lebenserfahrungen und religiöse Prägung in einen unmittelbaren Zusammenhang zu setzen. Die Folge ist zumeist der Bruch mit der traditionellen Religion oder zumindest eine radikale Veränderung ihrer bisherigen religiösen Lebenswelt. Frauen erweisen sich an dieser Stelle als weitaus „leidensfähiger“. Männer mögen, einfach ausgedrückt, im herkömmlichen kirchlichen Verständnis weniger religiös erscheinen als Frauen. Doch wir sollten das Schweigen der Männer in Fragen des Religiösen nicht gleichsetzen mit spiritueller Armut oder Unfähigkeit zur Transzendenz. Viele Gespräche mit Männern haben uns gezeigt, von welch tiefer Sehnsucht auch Männer beseelt sind, Sinn und Orientierung für ihr Leben spirituell zu be-
stimmen. Es gibt viele und gute Gründe dafür, warum die europäische ökumenische Bewegung der letzten Jahre auch in hohem Maße eine Frauenbewegung ist. Die besondere Spiritualität der Frauen hat ökumenisches Leben an der Basis in Ritus, Liturgie, Tanz oder Gesang geprägt und bereichert. Auch Männer sind spirituell kompetent – doch sie legen hohen Wert darauf, ihre religiösen Erfahrungen selbst bestimmt zu gestalten und ihnen ihre eigene männliche Stimme zu geben. Wer solche Männer-Stimmen hören will, muss ihrer Suche nach dem Heil ihrer Seele Raum geben – vor allem aber muss er wirklich hören wollen … Es wäre sehr schön, wenn wir den Weg nach Sibiu und darüber hinaus gemeinsam gehen würden, als Frauen und Männer in Achtung und Respekt vor dem/der jeweils „anderen“. Solche Gemeinschaft in der Verschiedenheit entspricht dem Gebot der Gerechtigkeit und der Partnerschaft unter denen, auf die das Licht dessen fällt, der da sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ und die, wie Johannes, zeugen wollen von diesem Licht!
Lebendiges Wasser Im vergangenen Jahr beging die Männerarbeit der Ev. Kirche in Deutschland ihren 60. Jahrestag. Das Bemühen um die Selbstvergewisserung in Verantwortung vor der Tradition und im Bewusstsein der Notwendigkeit des Aufbruches stand unter dem Bibelwort eben dieses Johannes, bei dem es im 7. Kapitel, Vers 37-39 heißt:
„Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der
BIBELARBEITEN – MEDITATIONEN
komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Joh 7,37-39) Dieser Text steht in thematischem Zusammenhang mit dem jüdischen Laubhüttenfest, in dessen Mittelpunkt eine Wasserprozession der Priester steht und das ein Fest der Lebensfreude ist. In Anknüpfung an die Tradition dieses Festes ruft Jesus alle die auf, denen es nach Leben dürstet, sie mögen kommen und diesen Durst stillen. Der Geist des bejahenden Lebens wird in der Metapher des lebendigen Wassers zum Bild für die Sehnsucht nach gelingendem Leben in der Gemeinschaft mit und im Glauben an die Quelle des Lebens selbst: Jesus Christus. Mit den „Strömen lebendigen Wassers“ beschreibt Jesus in diesem Wort von Johannes die Wirkung des Geistes Gottes in Menschen, die sich vom Glauben an Jesus Christus anstecken lassen. Er tut dies mit einem sehr starken Bild, das uns sofort an die Natur, an Flüsse und Wasserfälle denken lässt. Aber entspricht das auch der Realität? Erfahren Menschen in der Begegnung mit uns Christen und unserem Glauben denn tatsächlich etwas von dem Geschmack frischen Wassers und erleben sie seine Wirkung als die Energie eines lebendigen Stromes? Männer sind von diesem Bild zunächst einmal sehr angetan. Das entspricht ihrem starken Bezug zwischen Spiritualität und Natur, Kontemplation und Kampf. Ich habe zum Männersonntag 2006 mit 51
Männern einen Gottesdienst zu dieser Bibelstelle gestaltet. Die Männer, die diesen Gottesdienst vorbereitet haben, schauten sich einige Wochen vorher dazu einen Film an, in dem dieses Bild von den Strömen des lebendigen Wassers sehr anschaulich und erfahrungsnah umgesetzt wird. Es handelt sich um den oscarprämierten Film „The Mission“ aus den 80er Jahren mit Robert de Niro und Jeremy Irons in den Hauptrollen. Der Film führt in entlegene Gebiete des Lebens: im äußeren Sinne in das Grenzgebiet Brasilien, Argentinien, Paraguay und an die gewaltigen Wasserfälle von Iguassu; im inneren Sinne führt er in die entlegenen Regionen der Seele, er stellt die Frage nach befreitem Leben, das aus der Lösung von falschen Bindungen und der Last unverarbeiteter Vergangenheit erwächst:
„Der Film erzählt die Geschichte eines Sklavenjägers und Brudermörders; er hat die Ureinwohner oberhalb des Wasserfalles gejagt und nach Europa verkauft, und er hat in einem Anfall von rasender Eifersucht seinen eigenen Bruder erstochen. Zuerst sucht er für sein böses Tun selbst eine angemessene Strafe, er hungert, er schweigt, er will sterben. Aber wie immer im Leben, wenn wir zugleich Richter und Angeklagte zu sein versuchen, misslingt diese Bußübung; Selbsterlösung ist auch in strafender Gestalt nicht möglich. Schließlich findet endlich ein Jesuitenpater Zugang zu seiner Seele; und er legt ihm eine andere Buße auf: Der Brudermörder muss ein riesiges Netz hinter sich herziehen, die Wasserfälle des Iguassu hinauf, bis zu den Indianern, die er einst jagte; die Ströme des lebendigen Wassers sind hier zu gewaltigen Kräften geworden. In dem großen Netz ist sein altes Leben: er zieht alle Insignien seines vergangenen Lebens hinter sich her, seine Rüstung, seinen Panzer, sein Schwert, seine Pistole und sein Helm zerren und ziehen an ihm, wollen ihn zurückreißen und festhalten am Boden unterhalb der Wasserfälle. Und niemand darf ihm helfen, keiner aus dem Kreis der Jesuiten darf anfassen, keiner darf das Gewicht erleichtern. 52
Dann, oben auf dem Hochplateau angekommen, begegnet er den Indianern, die ihn als den ehemaligen Sklavenjäger wieder erkennen. Einer von ihnen zieht ein Messer, rennt auf den ehemaligen Sklavenjäger zu und – befreit ihn von dem Netz seines alten Lebens. Es sind die Opfer, die ihm ein neues, befreites Leben schenken.“ 6 Das Bild des lebendigen Wassers symbolisiert Gottes Geist, „der die Menschen durchströmt – den Geist Jesu Christi, den Geist der Auferstehung, des Anbruchs eines neuen Lebens. Das Wasser ist reinigend und klärend, aber auch mitreißend und begeisternd.“7 Es steht für eine Bejahung des Lebens und somit für das Abenteuer Glaube und das Projekt Gemeinschaft. Christus selbst ist die Quelle dieser Lebensenergie, die auf die Menschen übergeht, sie erlöst und sie von dieser Erlösung zeugen lässt. Die Energie des lebendigen Wassers setzt Menschen in Bewegung – in Bewegung aufeinander zu! Wenn Menschen – vor allem die skeptischen Männer – bei Christen, denen sie begegnen, diese Energie spüren, wenn sie die Bereitschaft zu offenem Gespräch und respektvollem Austausch der gegenseitigen Erfahrungen erleben, dann werden sie etwas schmecken können von dem lebendigen Wasser dieser Quelle und ihrer heilenden Wirkung.
Geist des Heiligen Die Zeit zwischen Ostern und Weihnachten wird vielfach in unserer Gesellschaft als eine Zeit des kirchlichen Alltags wahrgenommen, die rituellen Höhepunkte des Weihnachts- und Osterfestes sind vorbei – Pfingsten? Ein Frühsommerfest für Fami-
6 Vgl. Thies Gundlach, „Ströme lebendigen Wassers – wo Glaube und Freiheit wachsen…“, Predigt zum Männersonntag 2006, in: Arbeitsgemeinschaft der Männerarbeit der EKD, Werkheft zum Männersonntag, Kassel 2006. 7 Zur Exegese des Johannestextes vgl. auch Klaus Schäfer, „Schmeckt wie köstlich und erquickend…“, Textmeditation zu Joh 7,38b, ebd.
lien … Der Heilige Geist – eine vergessene Seite Gottes?8 Jenes Bild vom lebendigen Wasser beschreibt eine neue Qualität des Geistbegriffes – es führt weg von der Vorstellung eines lauen Lüftchens, oder beschaulicher Pietät. Der Geist wird zur verändernden Kraft. In der Pfingstgeschichte geht diese Kraft auf die Menschen über, sie werden „begabt“ mit einer Dynamik, die nach Frei- und Umsetzung drängt. Eine Kraft, die gerade in den Phasen des Alltages motivieren kann und zu neuer Energie gelangen lässt. Nun wissen wir aus unseren Studien allerdings, dass Männer in der säkularen Welt längst begonnen haben, die Präsenz dieser Kraft in ihrem persönlichen Glauben, in der Religion und vor allem in der Institution Kirche zu hinterfragen. Auf ihrer Suche nach Sinn und Orientierung in ihrem Leben räumen sie der Kirche kaum noch Kompetenz ein. Als moralische und sinngebende Instanz hat sie ihre Bedeutung eingebüßt. Und doch suchen die Männer nach Freiräumen und Orientierungen, in denen sie ihr Leben mündig gestalten können. Ihre Suche richtet sich dabei sowohl auf die Antworten hinsichtlich ihrer Lebensfragen wie zugleich auf Begleitung und spirituelle Heimat. Gerade hier ist die Kraft des neuen Geistes gefragt. Eines Geistes, der sich im Leben Christi offenbart und in seiner Heiligkeit Orientierung gibt für das Leben. Ein solcher Geist lässt in dem Menschen Jesu Gottes Macht offenbar werden – in ihm, dem Zweifel, Angst, Not und Leid selbst nicht fremd waren. Doch zugleich eröffnet sich in dieser Menschwerdung Gottes der Blick auf das Leben, auf Gerechtigkeit, auf Liebe und Barmherzigkeit. Unser Glaube ist von solchem Geist beseelt und deshalb hält er Antworten bereit auf die Fragen, die das Leben stellt – auch die Fragen der Männer an ihn 8 Vgl. Martin Hochholzers Meditationen zu Himmelfahrt und Pfingsten, in: T. Kugler/M. Hochholzer (Hg.), Werkbuch Männerspiritualität. Impulse, Bausteine, Gottesdienste im Kirchenjahr, Freiburg 2007.
selbst. Es ist ein Geist des Diskurses, der Reflexion und des Respekts. Im Hören des Evangeliums Jesu Christi und in der Auseinandersetzung mit ihr erschließen sich der Freiraum und Halt, den auch Männer für ihr Leben brauchen:
„Jesu Leben bringt das Heil, das von Gott kommt zu den Menschen in die Welt, damit sie heil wird und mit ihr alle Menschen Heilung erfahren. Jesus macht den Menschen deutlich: Gott begleitet euch, er ist bei euch. Das ist der Anfang der einzigartigen Geschichte der Begegnung von Glaube und Freiheit, oder vom Suchen und Finden und von Freiraum und Halt. Die Suche geschieht nicht ohne Ziel und Orientierung. Sie folgt den Spuren, die aus der Bibel zu uns führen. Die Spuren stehen dabei nicht für ein Dogma, sondern für einen lebendigen Menschen.“9 Für diese Geschichte Gottes mit den Menschen gilt eben gerade, dass wir nicht an sie glauben müssen, sondern dass sie selbst den Glauben weckt – dass ihr Geist wirksam wird! Gott hat von Beginn an den Dialog mit den Menschen gesucht. Diesen besonderen Charakter unseres Glaubens müssen wir die Männer spüren lassen, indem wir selbst den Dialog mit ihnen führen. Wenn wir im Wissen um unsere jeweils eigene Unvollkommenheit und in Anerkennung der Erfahrungen des anderen vom Glauben reden und ihn leben, dann werden wir auch von den Männern verstanden und ernst genommen. Was als gemeinsame Suche nach den Antworten auf die Fragen nach der Wahrheit beginnt, wird sich so im Gegenüber vollenden.10 Der Ursprung des Dialoges Gottes mit den Menschen ist seine Liebe. Wir sollten uns vom Geist dieser heiligen Liebe anrühren lassen und sie zur Grundlage des Umganges mit unseren spirituellen Erfahrungen und Bedürfnissen machen: in strittigem Diskurs aber auch in notwendiger Achtsam9 Gerd Kiefer, Wie missionarisch kann und darf Männerarbeit sein? in: Werkheft zum Männersonntag, a. a. O. 10 Ebd.
keit! Denn das Licht Christi leuchtet auf uns alle. Es ist das Licht Gottes für die Welt, in dessen Schein sich Freiheit und Verantwortung als Strahlen seiner Liebe brechen.
Material In mir ist es finster Gott, zu dir rufe ich in der Frühe des Tages. Hilf mir beten Und meine Gedanken sammeln zu dir; Ich kann es nicht allein. In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht; ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht; ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe; ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede; in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld; ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich. Amen
Ich bin nichts … Eine Einbildung bin ich… Was will ich denn überhaupt von mir und von den Dingen auf dieser Welt? „Und hätte der Liebe nicht“ … Das erhabene Licht entsendet, von der Höhe der Zeiten, die große Botschaft, die der Seele die Freiheit schenkt … „Und hätte der Liebe nicht“ … O Gott, und ich habe die Liebe nicht! … Fernando Pessoa (zitiert nach: M. Rosowski/A. Ruffing (Hg.), Krafträume. Gedanken und Gebete für Männer, Kevelaer 2006)
Körperübung •
Dietrich Bonhoeffer (aus: Widerstand und Ergebung)
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Dort hatten sie kein elektrisches Licht So las ich im Licht einer matten Kerze, ins Bett verkrochen, was zum Lesen zur Hand war – die Bibel auf Portugiesisch (wie seltsam!), für Protestanten bestimmt. Und wieder las ich den „Ersten Brief an die Korinther“. Die übergroße Stille dieser Nacht auf dem Lande wirkte widersprüchlicher Weise laut, brachte mich an den Rand der Tränen vor Trostlosigkeit. Der „Erste Brief an die Korinther“. Ich las ihn erneut im Licht einer Kerze, die plötzlich uralt schien, und ein großes Gefühlmeer rauschte in mir …
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Martin Rosowski, Kassel, Geschäftsführer der Männerarbeit der EKD und Generalsekretär des Europäischen Forums Christlicher Männer
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Ich stehe. Hole vor mein geistiges Auge Bilder vom Kommen. Wer ruft mich? Wer will mich? Kann ich gehen? Was hält mich immer wieder fest? Sicherheitswahn? Erfolg im Beruf? Mutlosigkeit? Ich straffe meinen Körper: Stehe fest auf beiden Füßen. Belaste abwechselnd den rechten und linken Fuß. Spüre in meinen Rücken hinein. Meditiere wieder, was mich festhält zu gehen. Stricke ziehen mich nach hinten. Ich benenne still diese. Gehe ins Hohlkreuz im Wechsel mit dem Katzenbuckel. Ziehen und entlasten, immer im Wechsel. Bis ich weich bin. Ich bewege meinen Kopf, nach rechts und links. Vorsichtig. Schaue über meine Schultern. Was hält mich dort? Wen oder was sehe ich da. Ich benenne auch das still. Wer schaut alles auf mich. Ich benenne Traditionen, Erziehung, Eltern, Karrieredruck... Meine Stimme bekommt Nachdruck. Wenn ich will, rufe ich das, was mich hält, immer lauter aus. So laut wie ich es will. Endlich, wenn ich freier bin, in Stimme und Haltung, wage ich einen Schritt nach vorne – ich meditiere dabei Menschen, Situationen, denen ich vertraue und die mich bitten zu kommen. Ich setze – so wie ich kann – entschlossen oder vorsichtig – entschlossen – einen Schritt nach vorne oder zwei.... Die Stricke im Rücken, die kontrollierenden Blicke links und rechts zerreißen. Ich straffe mich, bin frei und mache weitere klare Schritte nach vorne. Meine Sinne gehen zu dem hin, dem ich vertraue. Weiter mache ich erhobenen Hauptes klare Schritte nach vorne. Habe ein klares Ziel vor Augen. Benenne es stumm oder auch laut, wenn ich es will. Ich bleibe stehen, wo es mir gefällt. Genieße die Freiheit. Und schaue nicht zurück.
Eckhard Käßmann (aus: Werkheft zum Männersonntag 2006) 53
BIBELARBEITEN – MEDITATIONEN
PILGERWEGE – GLAUBENSWEGE
Eine Gemeindeveranstaltung
Biblische Zugänge
Dieser Entwurf kann in der Gemeinde für eine Veranstaltung etwa im Rahmen der Frauenhilfe, des Kirchenvorstandes, des Gemeinderates, des Presbyteriums, des Seniorenkreises, der Erwachsenenbildung, eines Hauskreises oder auch der Jugendarbeit verwendet werden. Die Texte sind als Impuls gedacht, Themen des eigenen individuellen Glaubensweges, der Gemeinde und der Ökumene unter dem Aspekt „Verwirklichung“ anzuschauen. Das Wort Verwirklichung ist hier verstanden wie in Hebräer 11,1. Dort wird der Glaube als eine „Verwirklichung“ dessen beschrieben, was Christen und Christinnen erhoffen. Die Hoffnung des christlichen Glaubens richtet sich einerseits auf das, was dem glaubenden Menschen verheißen ist: Ewiges Leben, Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit. Andererseits richtet sich aber die Hoffnung des christlichen Glaubens auch auf eine lebendige Person: Jesus Christus. Daher ist das Glaubensleben in die Dynamik der Liebe zwischen Gott und Mensch gestellt. Das ist nichts Statisches. Gerade deshalb wird die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung auch als Pilgerweg beschrieben. Glaubende Menschen erleben den Verlauf ihres Weges mit Gott, ähnlich wie die Menschen der Bibel als Wanderung durch Berg und Tal. Im Nachdenken über diesen Weg sollen die angegebenen und abgedruckten Texte behilflich sein, der Verwirklichung sowohl der persönlich individuellen aber auch der gemeindlich-kirchlichen und der ökumenischen Glaubenshoffnungen nachzugehen. 54
Psalm 121 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Der Herr behütet dich; der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Weitere Texte zur Lektüre, die das Bild von Berg und Tal aufnehmen: Mose auf dem Sinai: Exodus (2. Mose) 19,1 – 20,26 Elija am Horeb: 1. Könige 19, 1 – 15 Das finstere Tal: Psalm 23 Der kommende Trost: Jesaja 40, 1 – 5 Die Gnadenzeit Gottes: Jeaja 54, 5 – 10 Die Verklärung Jesu: Markus 9, 2 – 13 Die Kreuzigung Jesu: Matthäus 27, 31 – 66 Die Himmelfahrt: Apostelgeschichte 1,1 – 14
Anregungen für das Gespräch Wählen Sie sich einen Text aus! Wie wird Berg bzw. Tal in dem Text beschrieben? Wofür stehen Berg und Tal? Welche Aussagen erhalten wir über die Menschen auf dem Berg/im Tal? Welche Aussagen für den Glauben – zum Glauben werden in dem Text gemacht? Welchem Text fühlen Sie sich besonders verbunden? Und warum? Das Phasen-Modell von James Fowler Das Leben des Christen verläuft nicht linear gradlinig, sondern ist einer Dynamik unterworfen, wie sie sich nur in einer Beziehung ausweiten kann. Die Bibel spricht in vielen Bildern davon. Die Apostel und die Jüngerinnen und Jünger Jesu haben dieses Auf und Ab erlebt. Aber nicht nur die. Auch von den Menschen aus dem Alten Testament sind die Höhen und Tiefen eines Glaubenslebens bekannt. Der englische Schriftsteller, James Fowler, beschreibt in seinem Buch „Stufen des Glaubens“ aus seiner Sicht, wie Menschen, aber auch die Gesellschaften, die sie bilden, sich verändern. In seinem Buch spricht J. Fowler von 6 Stadien, in denen das Leben eines Christen und auch einer Gemeinde (bzw. einer Kirche) verlaufen kann. Es ist klar, dass es dabei um erwachsene Menschen geht, auch wenn die ersten beiden Stadien als durch ein eher kindliches Verständnis von Gott geprägt, beschrieben werden.
Es beginnt im Tal. Für den Menschen in der Phase 1 nach Fowlers Stadien, ist Gott nicht fassbar. Er ist ein „Etwas“, was man nicht wirklich benennen kann, und doch beschreibt man es irgendwie. Das geschieht aber eher unbeholfen an Hand von Wörtern oder Sätzen, die man aus dem Fernsehen, aus der Schule, aus der Zeitung oder wo auch immer her aufgeschnappt hat. In der Phase 2 geht man aber schon etwas weiter. Nach Fowler fangen Menschen in der Phase 2 an, die Geschichten und den Glauben der Gemeinschaft, in der sie aufgewachsen sind oder zu der sie gehören, anzunehmen. Man ist in der Lage, den Glauben in Geschichten zu verstehen aber auch zu erzählen. Es ergibt sich etwas wie eine eigene Identifikation mit dem Erleben der eigenen Geschichte. Nun geht es hinauf auf den Berg – zu Phase 3. Die Phase 3 ist die, in der viele Christen und Gemeinden (auch Kirchen) ein erstes lokales Maximum – einen ersten Gipfel – erreicht haben. Sie fühlen sich auf dem Berg – sie sind für sich auf dem Zenit der Erkenntnis. Deswegen ist für viele Erwachsene genau das der permanente Ort eines inneren Gleichgewichts. „Hier ist gut Hütten bauen“ (Markus 9). Doch genau dort kann der Einzelne aber dem Trugschluss erliegen, dass von nun an jede Veränderung im Glauben unnötig sei. An diesem Punkt finden es Menschen sehr wichtig, Teil einer Gemeinschaft oder einer festen Gruppe zu sein. Menschen, die sich hier verankern, beschreibt Fowler als Menschen, die mitunter dazu neigen können, auf externe Autoritäten zu verweisen, und sie sind oft nicht in der Lage zu erklären, woher sie
wissen, dass das wahr ist, was sie glauben. Man hört oft: „Das steht so in der Bibel“ oder „Der Pfarrer sagt das so“. Viele Christen, vor allem in der Großkirche, haben sich aus dieser Phase 3 verabschiedet und fortbewegt und sind in Phase 4 angekommen. Runter von der Höhe, wieder hinab in das Tal. Hier hinterfragen Menschen die Glaubensüberzeugungen, Lehren und Praktiken ihrer Gemeinde und Kirche. Ein Verlust von Unschuld setzt ein, und es wächst die Erkenntnis, dass die Wahrheit komplexer ist, als bisher angenommen. Es geht darum, unter den Inhalten des althergebrachten Glaubens die wirkliche Vielschichtigkeit Gottes zu erahnen. Menschen in dieser Phase können sich und anderen in bestimmten Gruppen das Leben sehr schwer machen. Nicht zuletzt, weil sie auch unter der Einsamkeit leiden, die mit der Phase 4 einhergehen kann. Denn sie wollen nicht – im Gegensatz zum Stadium 3 – ein Teil der „Clique“ sein. Daher sind Menschen in Phase 4 für Kirchen und Gemeinden, die in Phase 3 stehen geblieben sind, oftmals untragbar. Aber auch eine Kirche oder Gemeinde, die sich nicht ändert, wird für diese Menschen untragbar, und nicht selten verlassen sie sie daher ganz. Phase 4 kann man mit dem unumgänglichen Abstieg vom Gipfel der Phase 3 deuten. Es geht hinunter in das Tal. Einsamkeit, die Identitätsfrage und die Frage nach der Wahrheit werden existenziell. Johannes vom Kreuz nennt diesen Abstieg „Die dunkle Nacht der Seele“. Das beschreibt einen harten und schmalen Weg. Doch alle Großen im Glauben – sind es die biblischen Zeugen oder die heiligen Männer und Frauen der Kirche – beschreiben genau diesen Abstieg einstimmig als wesentlichen Teil des Weges, der zu einem reifen Glauben führt. Nur wer die Dunkelheit und die Schwierigkeiten durchlebt hat, hat überhaupt die Chance die Phase 5 zu erreichen. Doch Vorsicht: Die Phase 4 kann auch zu einer überkritischen Phase 3 erstarren. Das Ziel ist nicht die Kritik, das Ziel ist Christus.
Fowler spricht nun davon, dass die Phase 5 die Phase der Demut ist. Das scheint sich zunächst mit dem zu widersprechen, dass Phase 5 wiederum eine Höhe ist. Ein neues lokales Maximum. Doch die vorlaute Überheblichkeit aus Stadium 3 ist nicht mehr zu hören. Es ist die Zeit, in der zwar noch nicht die Fragen und die Kritik aus Phase 4 völlig verschwunden sind, aber der Mensch ist in der Lage, Spannungen auszuhalten und Gottes Geheimnisse stehen zu lassen, sodass sie geheimnisvoll bleiben. Während die Höhe des Berges in Phase 3 recht eindimensional und manchmal plump daher kommt, so ist der Berg der Phase 5 der Ort, wo der Glaube schon eine zweite Naivität erlangt, aber auch die Wahrheit in ihrem Reichtum nicht als Gefahr, sondern als Geschenk verstanden wird. In diesem Stadium wächst eine neue Bereitschaft, sich zu beteiligen und Gemeinde mit zu bauen. Wenn das – die Phase 5 – auch noch nicht der höchste aller Berge ist, sozusagen der Berg der Himmelfahrt, so ist zumindest der Anfang eines neuen Anfangs getan, der diesmal aber die Einsicht beinhaltet, dass noch einige Täler und Berge zu bewältigen sind. Die Phase nach der 5., so stellt Fowler klar, wird wohl eher selten, wenn überhaupt, vor dem mittleren Lebensalter erreicht. Denn schließlich sind dieser Phase 6 Menschen wie Nikolaus Graf von Zinzendorf, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King, Mutter Teresa, Frère Roger von Taizé, Patriarch Athanagoras oder Papst Johannes Paul II. zuzuordnen. Diese Menschen sind nicht vollkommen gewesen, das behauptet niemand. Aber sie stellten eine Bedrohung für die festgelegten Standards von Gerechtigkeit, Klugheit, politischer und ökumenischer Korrektheit dar. So ist die Phase 6 auch eine der menschlichen Einsamkeit, des Unverstandenseins – und der Verlassenheit. Aber die Menschen in dieser Phase haben die zwanghafte Fixierung auf das Überleben, die Sicherheit und die Anerkennung anderer durchbrochen. Sie leben in alleiniger Anhängigkeit zu Christus. Und es sollte deutlich
gesagt werden: Nicht viele schaffen es, bis in dieses Stadium zu kommen.
e) Welche Phase würden Sie für eine ökumenische Gemeinde erhoffen?
Soweit die Gedanken des Pädagogen aus England.
2) Kirchlich-global a) In welcher Phase erleben Sie die Kirche, zu der Sie gehören? b) Ist diese Sicht eindeutig, oder gibt es andere Deutungsmöglichkeiten? c) Erleben Sie zwischen sich und Ihrer Kirche schmerzliche Spannungen oder wohltuende Übereinstimmungen? d) Was wünschen Sie sich für Ihre Kirche? e) Hat die Ökumene ihre eigenen Phasen? Wie beurteilen Sie sie?
Für das folgende Gespräch sind verschiedene Möglichkeiten gegeben. Dass die vorgestellten Phasen leicht auf das individuelle Leben schon beim ersten Hören angelegt werden, ist verständlich. Bei den durchaus persönlich gelagerten Gesprächen ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Gesprächsatmosphäre nicht in ein urteilendes oder gar verurteilendes Polemisieren abrutscht. Diese Gefahr besteht! Vielmehr sollte das Gespräch so geführt werden, dass die eigene Glaubenshaltung und die Situation in der Gemeinde in den Blick genommen werden. Es wäre möglich, einen Dreiklang des Nachdenkens zu vollziehen. 1) Persönlich-individuell a) Leuchtet Ihnen das Modell der beschriebenen Phasen ein? b) In welcher Phase befinden Sie sich wohl gerade? c) Welche Phase weckt bei Ihnen die meisten Fragen? d) Wie würden Sie Ihren Weg mit Bergen und Tälern beschreiben? e) Kennen Sie Bilder – ja Vorbilder im Glauben? Was beeindruckt Sie an den Vorbildern? f) Was verstehen Sie für sich unter „Verwirklichung“ im Glauben? 2) Gemeindlich-lokal a) In welcher Phase würden Sie Ihre Gemeinde sehen? b) Wo sehen Sie Stärken in Ihrer Gemeinde, was gefällt Ihnen besonders? c) Wo sehen Sie Entwicklungspotenzial für Ihre Gemeinde? d) Erleben Sie Ihre Gemeinde offen für Veränderung?
Das sind Vorschläge, die Gemeindesituation etwas analytisch anzugehen. Es ist natürlich ein Wagnis, das System, das Fowler für das Individuum entwickelt hat, auf Gruppen und Gemeinden anzulegen. Dieses Identifizieren hinkt. Aber es ist nicht unmöglich. Selbst diese Fragestellung könnte Gegenstand des Gespräches sein, ob denn solche „Kategorisierungen“ hilfreich sind.
Pfarrer Norbert Roth, Frankfurt am Main
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THEMATISCHE VERTIEFUNGEN
DAS LICHT CHRISTI UND DIE KIRCHE
3 x 3 Foren wird es in Sibiu während der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung geben, aufgeteilt in 3 übergeordnete Themenbereiche: „Das Licht Christi und die Kirche“, „Das Licht Christi und Europa“, „Das Licht Christi und die Welt“. Zu den 3 Themenbereichen sind im Folgenden Weiterführungen zu finden, die Bezug zu Ereignissen in Deutschland haben.
bzw. als eine fundamentale Zeichenhandlung. Vielfach wird sie als ein unstrittiges „Band der Einheit“ betrachtet. Gelegentlich wird gesagt: Die Taufe eint die Kirchen, im Unterschied zu anderem, was sie noch trennt (Eucharistie/Abendmahl und Amt). Eine solche, immer wieder anzutreffende Feststellung entspricht jedoch (noch) nicht der ökumenischen Wirklichkeit. Auch wenn für viele Kirchen eine weitgehende Übereinstimmung vorausgesetzt werden kann, gibt es bis heute zwischen einigen Kirchen tief greifende und noch nicht überwundene Unterschiede im Verständnis und in der Praxis der Taufe. Dies betrifft insbesondere die Kirchen, die vornehmlich die Säuglings- bzw. Kindertaufe und die, die ausschließlich die Glaubens- bzw. Bekenntnistaufe vollziehen11.
Die ersten drei Foren sind im Themenbereich „Das Licht Christi und die Kirche“ zu den Stichworten 1. Einheit, 2.Spiritualität, 3. Mission. Zum ersten großen Themenbereich ist hier ein Gesprächsvorschlag zur „Taufe“ ausgewählt. Anlass ist die wechselseitige Taufanerkennung von insgesamt 11 Kirchen in Deutschland (Magdeburg, 29. April 2007). Kirchen der täuferischen Tradition haben sich nicht der Taufanerkennung angeschlossen, nichtsdestotrotz sind sie fest eingebunden in das ökumenische Gespräch, wie es im nachfolgenden Entwurf deutlich wird.
Das Licht Christi und die Kirche „Mit einem Geist getauft…“ Bausteine und Anregungen für einen ökumenischen Gesprächsabend zum Thema Taufe
In fast allen christlichen Kirchen hat die Taufe einen konstitutiven Platz. Sie gilt als ein für die christliche Identität grundlegendes Sakrament 56
Die vorhandenen Differenzen verhindern bis heute eine allgemein gültige Taufanerkennung und bewirken, dass ökumenische Taufgedächtnisgottesdienste meist ohne Einbeziehung und Beteiligung der so genannten „täuferischen“ Kirchen stattfinden. Damit fällt aber eine wichtige Tradition aus, was ein ökumenisches Defizit darstellt. Ohne die bisher noch nicht überwundenen theologischen Differenzen leugnen und schmälern zu wollen, ist zu fragen und zu prüfen, ob die bestehenden Divergenzen zwangsläufig dazu führen müssen, auf gemeinsame Taufgedächtnisformen zu verzichten oder ob nicht Modelle denkbar sind, 11 Eine kompakte Übersicht über die unterschiedlichen Praxisformen und die dafür leitenden Taufverständnisse in den Kirchen vermittelt: Michael Kappes/Eberhard Spiecker (Hg.), Christliche Kirchen feiern die Taufe. Eine vergleichende Darstellung. Kevelaer 2003.
die trotz der Unterschiede eine gemeinsame Feier möglich machen. ACK-Satzungen klammern die Taufthematik meist aus. Nur wenige versuchen, „Konvergenzen in den Divergenzen“ zu formulieren. Als prägnantes Beispiel dafür sind die Richtlinien der AcK in Bayern zu nennen. Zur Taufe heißt es dort in der Theologischen Grundlegung: „Durch ihren Glauben und ihre Taufe auf den Dreieinen Gott wissen sich die Glieder der christlichen Kirchen mit Christus verbunden und zur persönlichen Nachfolge und zum gemeinsamen Zeugnis verpflichtet. Dies gilt unbeschadet bestehender Unterschiede im Verständnis der Taufe.“12 Könnte hier eine Perspektive angelegt sein, die Brücken baut und auf ein jetzt schon mögliches gemeinsames gottesdienstliches Handeln verweist? Der folgende Gesprächsentwurf ist als Wegstation für die Vorbereitung eines ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes von Christinnen und Christen aus unterschiedlichen Tauftraditionen konzipiert.13 1. Einstieg (Varianten) • Die Teilnehmer/innen bringen Bilder von einem Taufgottesdienst in ihrer Kirche oder bestimm12 Richtlinien der AcK Bayern. In: Was hat Platz unter dem Dach der ACK? Hg. von der AcK Bayern. 2. erw. Aufl. München 2001. S. 43. 13 Der Entwurf basiert auf einem Vorschlag aus der Arbeitshilfe „Taufgedächtnis und Glaubenserneuerung. Anregungen für gemeinsame Gottesdienste von Christinnen und Christen aus unterschiedlichen Tauftraditionen“ (Texte aus der Ökumenischen Centrale Nr. 8). Frankfurt/Tauberbischofsheim 2005. Dort findet sich auch ein Modell eines ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes, gestaltet als Feier der Glaubenserneuerung.
te Symbolgegenstände (Kerze, Taufurkunde mit Taufspruch etc.) mit, die an die Taufe erinnern. Anhand der Bilder und Symbole berichten sie über ihre Taufe bzw. die Taufpraxis in ihrer Kirche. • Falls vorher ein Besuch von Taufgottesdiensten in den verschiedenen Kirchen vereinbart wurde, tauschen sich die Teilnehmer/innen über ihre Eindrücke, Beobachtungen und Erfahrungen aus. Die Teilnehmer/innen überlegen anhand der Mitgliederliste der ACK (s. Anhang dieses Materialheftes), welche Taufpraxis in den jeweiligen Kirchen vorherrscht und welche Mitglieds- und Gastkirchen sich (mit welchen Gründen) an der im Jahr 2007 von einigen Kirchen unterzeichneten Vereinbarung zur wechselseitigen Taufanerkennung beteiligt haben und welche nicht.14
14 Der Taufanerkennung zugestimmt haben: Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden, Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche, Evangelisch-altreformierte Kirche, Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine, Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Evangelisch-methodistische Kirche, Katholisches Bistum der Alt-Katholiken, Orthodoxe Kirche in Deutschland (OKiD), Römisch-katholische Kirche, Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche. Nicht zugestimmt haben: Apostelamt Jesu Christi (im Entscheidungsprozess), Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden, Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Bund Freier evangelischer Gemeinden, Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Heilsarmee, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden, Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien.
2.
Vertiefung
2.1 Vergleich von typischen Taufliedern aus den unterschiedlichen Traditionen Einzelne Lieder werden vorgestellt und gemeinsam gesungen.
Gesprächsimpulse: Welchen Platz haben die Lieder im Taufgottesdienst? Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede gibt es? Welche Aussagen und Motive stehen im Vordergrund? Was sagen die Lieder über das Taufverständnis aus?
15 Textauszüge aus neueren Dialogen mit den so genannten täuferischen Kirchen sind in der Arbeitshilfe der Ökumenischen Centrale zu finden. Ebd., S. 41ff.
2.2 Taufe im Dialog der Kirchen
Variante 2
3.
Variante 1
Gemeinsame Betrachtung und Erschließung eines zentralen Bibeltextes zur Taufe (z. B. Röm 6,1-11). Der Text sollte möglichst in verschiedenen Übersetzungen vorliegen und gelesen werden (Arbeitsblatt mit Textsynopse).
Sammlung von Voten auf einer Wandzeitung (Flipchart) als Material und Anregungen für die Gestaltung eines möglichen gemeinsamen Taufgedächtnisgottesdienstes.
Kurze Einführung zum gegenwärtigen Stand der ökumenischen Taufdiskussion, Erläuterung der Gemeinsamkeiten und Differenzen anhand eines Arbeitsblattes mit zentralen Stichworten und einigen markanten Kernaussagen aus jüngeren Dialogdokumenten.15
Gesprächsimpulse: Wo sehen wir die Stärken und die Schwächen der jeweiligen Tauftraditionen? Welche Annäherungen gibt es? Welche Unterschiede bleiben? Wie gehen wir mit den Unterschieden um? Welche Akzente in einer anderen Tradition haben mein eigenes Verständnis erweitert und vertieft? Wie können Brücken zueinander gebaut werden? Was trägt zu einer Erneuerung der Taufe in den Kirchen bei?
Abschluss/Resümee
Gesprächsimpulse: Gesprächsimpulse: Was ist für mich die zentrale Aussage? Was überlese ich leicht? Was wird mir auf dem Hintergrund der zwischenkirchlichen Gespräche und in der Begegnung mit anderen Traditionen neu bewusst? Inwieweit verändert und vertieft dies mein eigenes Verständnis der Taufe?
Welche Aspekte und Elemente könnten bzw. sollten bei der Gestaltung eines gemeinsamen ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes im Vordergrund stehen?
Pastor Dr. Klaus Peter Voß, Frankfurt am Main
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THEMATISCHE VERTIEFUNGEN
DAS LICHT CHRISTI UND EUROPA
Der zweite Themenbereich in Sibiu: „Das Licht Christi und Europa“, hat 3 Foren zu den Themen 1. Beitrag der Kirchen für den Aufbau Europas, 2. Religionen, 3. Migration. Die EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands im 1. Halbjahr 2007 gibt den Kirchen Anlass zur Rechenschaft über ihr politisches Engagement in Europa. Darum ist aus dem Themenbereich dieser Schwerpunkt gewählt.
So heißt es im 3. Kapitel der Charta Oecumenica. Damit wird sowohl das jahrzehntelange Engagement der Kirchen in Europa für den europäischen Einigungsprozess zusammengefasst wie auch die Selbstverpflichtung formuliert, der sie sich weiterhin gemeinsam stellen wollen.
Der Beitrag der Kirchen für den Europäischen Einigungsprozess I. Die Selbstverpflichtung
„Die Kirchen in Europa fördern eine Einigung des europäischen Kontinents. Ohne gemeinsame Werte ist die Einheit dauerhaft nicht zu erreichen. Wir sind überzeugt, dass das spirituelle Erbe des Christentums eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas darstellt. Aufgrund unseres christlichen Glaubens setzen wir uns für ein humanes und soziales Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung kommen. Wir betonen die Ehrfurcht vor dem Leben, den Wert von Ehe und Familie, den vorrangigen Einsatz für die Armen, die Bereitschaft zur Vergebung und in allem die Barmherzigkeit. Als Kirchen und als internationale Gemeinschaften müssen wir der Gefahr entgegentreten, dass Europa sich zu einem integrierten Westen und einem desintegrierten Osten entwickelt. Auch das Nord-Süd-Gefälle ist zu beachten. Zugleich ist jeder Eurozentrismus zu vermeiden und die Verantwortung Europas für die ganze Menschheit zu stärken, besonders für die Armen in der ganzen Welt.“ 58
Dies geschieht in Brüssel und Straßburg gemeinsam: durch die Büros der Mitgliedskirchen der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen in der EU (COMECE) in enger Zusammenarbeit mit dem Brüsseler Büro des Bevollmächtigten der EKD bei der Bundesregierung und der EU und Vertretungen orthodoxer Kirchen. Dies geschieht in den einzelnen Mitgliedsländern der EU durch die dortigen Kirchen, oft in guter ökumenischer Gemeinsamkeit, indem sie den Menschen in ihren Ländern die Chancen der Versöhnung und des Zusammenwachsens deutlich machen, sie mitnehmen auf ihrem ökumenischen und europäischen Weg. Und dies geschieht vor allem zwischen den Menschen über die Grenzen hinweg. Jede Gemeindepartnerschaft, jede Städtepartnerschaft, jeder Austausch war und ist ein Baustein, der die tiefen Gräben der Vergangenheit – die Gräben durch den Zweiten Weltkrieg, die Gräben durch den OstWest-Konflikt – überbrückt und zum Zusammenwachsen Europas beiträgt. Ohne dieses einander kennen lernen, einander verstehen lernen und miteinander Wege suchen, um die Wunden der Vergangenheit zu heilen, wäre der europäische Einigungsprozess der letzten 50 Jahre nicht möglich gewesen.
II. Die Kirchen und der Verfassungsvertrag Zeitgleich dazu, dass die Kirchen sich daran machten, in Aufnahme der Beschlüsse der 2. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz die Charta Oecumenica zu erarbeiten, entstand die Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Beide Dokumente belegen, dass „gemeinsame Werte“ eine grundlegende Bedeutung für den europäischen Einigungsprozess haben. Das Gespräch darüber, woher diese Werte abgeleitet sind, wie sie zu beschreiben und wieweit sie festzuschreiben sind, ist innerhalb der Kirchen, unter ihnen, wie auch im Gespräch mit den Partnerinnen und Partnern in den europäischen Institutionen ein zentrales Thema. Am 18. Juni 2004 haben sich die Regierungschefs der damals 25 Länder der Europäischen Union auf einen Verfassungsvertrag geeinigt und ihn am 29. Oktober unterzeichnet. Die Mehrheit in Frankreich und in den Niederlanden hat dagegen gestimmt, während 17 Staaten ihn inzwischen ratifiziert haben. Während der deutschen Ratspräsidentschaft soll zumindest das weitere Verfahren geklärt werden, um die notwendige Rechtsgrundlage für die erweiterte Union zu schaffen. KEK und COMECE und ihre Mitgliedskirchen haben den Verfassungsprozess intensiv begleitet. Warum interessiert die Kirchen der Verfassungsvertrag so sehr?
Basis Europas. Und dazu gehört die Frage nach dem Stellenwert der religiösen Wurzeln Europas. Religion kommt im Europäischen Verfassungsvertrag an drei Stellen vor: in der Präambel, im so genannten „Kirchenartikel“, dem Art. 52, und im Art. 10 der Charta der Grundrechte, die als Teil II in den Verfassungsvertrag aufgenommen wurde. a.) Der so genannte „Kirchenartikel“, Artikel 52 Die europäische Verfassung enthält den sog. „Kirchenartikel“, den Artikel 52. Die ersten beiden Absätze dieses Artikels lauten:
(1) Die Union achtet den Status, den Kirchen und religiöse Vereinigungen und Gemeinschaften in den Mitgliedsstaaten nach deren Rechtsvorschriften genießen, und lässt ihn unangetastet. (2) Die Union achtet den Status von weltanschaulichen Gemeinschaften in gleicher Weise. Diese Absätze gewährleisten, dass durch europäisches Gesetz nicht in die nationale Gestaltung des Verhältnisses Staat – Kirche eingegriffen wird, solange die individuelle und kollektive Religionsfreiheit aller Menschen in einem Mitgliedsstaat respektiert wird. In allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ist die Religionsfreiheit in den Rechtsordnungen garantiert. Das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften ist ein wesentliches Merkmal der Freiheit im Verhältnis zum Staat. Artikel 52 hat noch einen dritten Absatz:
Ganz sicher wäre sein Zustandekommen ein deutliches Zeichen für das Zusammenwachsen Europas – auch in Bezug auf die ideelle Grundlegung, auf die
(3) Die Union pflegt in Anerkennung der Identität und des besonderen Beitrags dieser Kirchen und
Gemeinschaften einen offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog mit ihnen. Absatz 3 trägt dem Rechnung, dass die Europäische Union eine breitestmögliche Partizipation der Bürgerinnen und Bürger anstrebt. Zu diesem Zweck steht sie im Dialog mit der Gesellschaft und entwickelt diesen weiter. Kirchen und Religionsgemeinschaften bringen in diesen Dialog ihre besonderen Erfahrungen aus ihrem Wirken auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene ein, die so unterschiedliche Felder wie Sozialpolitik, Migration, Entwicklungspolitik, Erziehung und Seelsorge betreffen. Absatz 3 erkennt die besondere Identität von Kirchen und Religionsgemeinschaften und ihre besonderen Beiträge, also ihr öffentliches Wirken, an. Bisher gab es diesen Dialog zwischen der EU-Kommission auf der einen und KEK und COMECE auf der anderen Seite als unverbindliche, halbjährliche Konferenzen zu Themen der jeweiligen Ratspräsidentschaft, als Besprechungen auf Arbeitsebene und Begegnungen mit der jeweils neuen Ratspräsidentschaft. In dem Vertragsentwurf für einen strukturierten Dialog besteht also eine Chance, aber auch eine weitere Herausforderung für die Kirchen und Religionsgemeinschaften in Europa. Und sie nutzen sie. So hat im Dezember eine Konferenz mit 60 europäischen Kirchenleitenden in Brüssel zu dem Thema ‚Europäische Werte’ und Identität formuliert, was den Kirchen gemeinsam wichtig ist und was sie im europäischen Integrationsprozess an Klärungen erwarten. b.) Präambel und Gottesbezug Ein besonders engagiert diskutiertes Thema war und ist, ob die Präambel einen Bezug auf die Verantwortung vor Gott und einen Bezug auf die christlichen Wurzeln Europas enthält. Die irische Ratspräsidentschaft hatte wenige Tage vor der Entscheidung für den Vertrag einen Vorschlag für die Präambel vorgelegt. Dieser beinhaltete zwar weder einen Bezug auf
Gott noch die ausdrückliche Nennung des christlichen Erbes Europas, aber er nahm einen Argumentationsstrang auf: von Seiten der Kirchen war eingewandt worden, dass eine ausführliche Präambel, die differenziert zurückblickt auf die Jahrhunderte, wie bisher im ersten Abschnitt formuliert war, und bei der Nennung des Humanismus endete, das Christentum nicht unterschlagen dürfe. Dieser erste Abschnitt wurde nun gestrichen – die Bezugnahme auf die Europa prägenden Traditionen also sehr viel kürzer. So lautet der Beginn: Schöpfend aus den kulturellen, religiösen und humanistischen Überlieferungen Europas, deren Werte in seinem Erbe weiter lebendig sind....“ Die KEK hat die Tatsache, dass es 2004 zu einer Einigung über den Verfassungsvertrag kam, begrüßt und folgende Aspekte unterstrichen: – Die Europäische Union bekennt sich zu den Werten, wie sie in der Charta der Grundrechte ausformuliert sind; – diese haben rechtlich bindende Kraft, etwa im Blick auf den Schutz der Menschenwürde und der Menschenrechte; – die Verfassung definiert genauer die Kompetenzen der EU-Institutionen und der Mitgliedsstaaten, stärkt die Rechte des Europaparlaments und der Zivilgesellschaft und kann so zu mehr Partizipation der Bürgerinnen und Bürger im europäischen Integrationsprozess führen; – die soziale Dimension der Europäischen Union ist gestärkt; – die Kirchen begrüßen den Artikel I.52, in dem die Union ihren Status und ihre besondere Identität respektiert und sich zu einem offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog verpflichtet. Die KEK kündigt an, weiterhin das Ihre dazu zu tun, dass dieser Dialog mit Leben gefüllt wird; – angesichts der Verpflichtung auf Frieden und Sicherheit (Art. I.3) ist bedauerlich, dass die Verfassung nur die Verstärkung der militärischen Kapazitäten benennt (Artikel I.41) statt auch die Beschlüsse zu Konfliktprävention, wie
sie der Europäische Rat in Göteborg 2001 gefasst hat; – der Ausgang der Europawahlen hat gezeigt, dass es noch nicht gelungen ist, Europa den Menschen näher zu bringen. Umso wichtiger ist nun, die Annahme der Verfassung zu nutzen – und die Kirchen bedauern, dass es in der Präambel keinen Bezug auf die christlichen Wurzeln Europas gibt. Damit wird gewürdigt, dass der Verfassungsvertrag ein Kompromiss ist: entstanden aus dem Ringen von Menschen unterschiedlicher kultureller, politischer und verfassungsrechtlicher Traditionen, angreifbar, verbesserbar, weiter zu entwickeln. Ob eine neue Öffnung des Verfahrens und damit der erneuten Debatte um ein zukünftiges Rechtswerk der EU eine befriedigendere Lösung ergibt, steht noch aus.
III. Frieden durch Versöhnung Ein Thema, an dem die europäischen Kirchen von ihrem Auftrag her, Kirche in der Nachfolge Jesu Christi zu sein, engagiert sind, ist die Friedens- und Versöhnungsarbeit (s. Charta Oecumenica III.8). Zum einen sind sie daraufhin zu befragen, was sie selbst zu Versöhnung beitragen – aber auch, wie sie die friedenspolitischen Entwicklungen auf europäischer Ebene mitgestalten. So soll hier beispielhaft dieses Thema im Blick auf den Verfassungsvertrag aufgegriffen werden.
Darüber hinaus ist in Art. 40.3 erstmals in einem Verfassungstext (!!) zivile Konfliktschlichtung als Handlungsalternative in Konfliktsituationen benannt. Einen anderen Akzent setzen Tendenzen in der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik, die im Zusammenhang stehen mit einem neuen, globalen Sicherheitsverständnis, welches auf militärische Stärke setzt. Dieses wird im Verfassungsentwurf in Art. 40 unter der Überschrift „Besondere Bestimmungen für die Durchführung der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ deutlich. Hier gibt man militärischen Lösungsansätzen den Vorrang gegenüber nichtmilitärischen Mitteln. So heißt es in Art. 40.3: „Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern. Es wird eine Agentur für die Bereiche Entwicklung der Verteidigungsfähigkeiten, Forschung, Beschaffung und Rüstung (Europäische Verteidigungsagentur) eingerichtet, deren Aufgabe es ist, den operativen Bedarf zu ermitteln und Maßnahmen zur Bedarfsdeckung zu fördern, zur Ermittlung von Maßnahmen zur Stärkung der industriellen und technologischen Basis des Verteidigungssektors beizutragen und diese Maßnahmen gegebenenfalls durchzuführen, sich an der Festlegung einer europäischen Politik im Bereich der Fähigkeiten und der Rüstung zu beteiligen sowie den Rat bei der Beurteilung der Verbesserung der militärischen Fähigkeiten zu unterstützen.“
a.) In Art. 3.1 des Verfassungsvertrages heißt es: „Das Ziel der EU ist es, den Frieden (...) zu fördern.“ Aus dieser Aussage geht eine eindeutige Positionierung für den Frieden hervor, Frieden wird als vorrangiger Wert angesehen.
Auf vielen Ebenen ist dieser Artikel heftig kritisiert worden, u. a. weil ein entsprechendes Instrument zur Bündelung der nichtmilitärischen Kompetenzen auf europäischer Ebene nicht im Verfassungsvertrag enthalten ist. Friedenskonsultationen, Synoden, die Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) forderten eine umgekehrte Schwerpunktsetzung.
In Art. 3.4 ist die Unterstützung und Umsetzung der Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen verankert. Damit wird implizit der Vorrang von ziviler Konfliktschlichtung vor militärischen Maßnahmen (UN-Charta Kap. 7) anerkannt.
Die Kommission Kirche und Gesellschaft der KEK beriet im Mai 2006 in Sigtuna über die Kirchen und die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die EKD-Synode nahm das Anliegen im November auf und stellte fest: 59
I. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bekräftigt ihr Engagement für die Gestaltung eines gerechten, friedlichen und solidarischen Europas. Sie wird auch weiterhin in ihrer theologischen Arbeit wie in ihrem konkreten Engagement nach Kräften dazu beitragen. Die Kirchen Europas haben sich 2001 in der Charta Oecumenica verpflichtet: „Wir engagieren uns für eine Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier Konfliktlösungen.“ Die europäischen Kirchen in der Kommission Kirche und Gesellschaft der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) haben am 3. Mai 2006 in Sigtuna/ Schweden die Einrichtung geeigneter europäischer Instrumente gefordert, um die Forschung und aktive Einmischung in Konfliktprävention und die friedliche Lösung von Konflikten voranzutreiben. Diese sollen im Verbund mit nationalen Instituten der Konflikt-, Präventions- und Friedensforschung die zivile Krisenbewältigung koordinieren, fördern und sichtbarer machen, und so das in der EU dafür vorhandene Potential effizienter nutzen. Dazu wollen die Kirchen ihre eigenen Erfahrungen mit Versöhnung und Heilung von Erinnerungen (healing of memories) in verschiedenen Regionen Europas vernetzen, als politisches Potential einbringen und beharrlich fortsetzen. Sie wollen von Friedenskirchen und Kommunitäten, christlichen Netzwerken und Trägerorganisationen ziviler Friedensdienste, die über lange Zeit das christliche Friedenszeugnis konsequent leben, die Friedensdienste entwickelt haben und Experten in gewaltfreier Konfliktlösung sind, lernen und mit ihnen intensiv zusammen arbeiten. Sie haben sich ebenfalls verabredet, die ökumenische Reflexion darüber, welches Verständnis von menschlicher Sicherheit und Verletzbarkeit aus dem Glauben an Jesus Christus erwächst, zu vertiefen und in die öffentliche Debatte einzubringen – 60
auch und gerade angesichts der Erfahrungen mit Terror und den Ängsten davor.
vorliegenden Machbarkeitsstudie vom November 2005 zu veranlassen.
Ebenso wurde deutlich, dass in einer Zeit, in der Religion immer wieder als Konfliktursache wahrgenommen wird, die Kirchen ihre Erfahrungen und Kompetenzen im Bereich Konfliktvorbeugung und Mediation über religiöse, kulturelle und ethnische Grenzen hinweg einbringen und ausbauen müssen.
b.) Bei der bundesweiten ökumenischen Tagung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung haben sich in der Evangelischen Akademie Loccum vom 4. bis 6. Dezember 2006 insgesamt 150 Vertreter und Vertreterinnen der Basisgruppen und Kirchen aus Deutschland und Gäste aus Europa getroffen und formulierten:
II. 1. Die Synode stellt fest: Aufgrund der Vielschichtigkeit heutiger Konflikte müssen alle Politikbereiche der Europäischen Union unter dem Aspekt überprüft werden, welche Bedeutung sie für ein integriertes Konzept der Krisenprävention und -bewältigung haben. Die Unabhängigkeit ziviler von militärischen Mitteln sowie zugleich eine Kohärenz der Instrumente zur Krisenbewältigung ist sicherzustellen.
Um das in der Charta Oecumenica benannte Ziel einer „Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier Konfliktlösungen“ zu erreichen, sehen wir die Notwendigkeit, das in der europäischen Sicherheitsstrategie verwendete Verständnis von Sicherheit kritisch zu befragen. Handlungsempfehlung
Die Synode begrüßt, dass die EU Schritte unternommen hat, um die gemeinschaftliche Außenpolitik auf eine neue Grundlage zu stellen, darunter erstmals eine Peace Building Partnership zwischen der Kommission und zivilgesellschaftlichen Akteuren der Friedensarbeit. Die EU hat bisher jedoch nicht alle Möglichkeiten der zivilen Krisenvorsorge und -bearbeitung ausgeschöpft. Die Synode unterstreicht die Ergebnisse von Sigtuna. Angesichts des Aufbaus einer „Europäischen Verteidigungsagentur“ zur Koordinierung der militärischen Mittel fordert sie die Europäische Kommission auf: • den Aufbau und die Institutionalisierung eines effektiven Instruments zur Koordinierung der zivilen Mittel zügig voranzutreiben. Damit kann die EU zu einem zentralen Akteur europäischer und weltweiter Sicherheitspolitik werden und mit zivilen Mitteln und im Sinne eines umfassenden Sicherheitsbegriffes ressortübergreifend nachhaltige Entwicklungen fördern. • eine Pilotstudie zum Europäischen Zivilen Friedenskorps auf der Grundlage der dafür
Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden, – die ökumenische Reflexion darüber, welches Verständnis von menschlicher Sicherheit und Verletzbarkeit aus dem Glauben an Jesus Christus erwächst, zu vertiefen und in die öffentliche Debatte einzubringen, – sich bei der Europäischen Kommission für den Aufbau und die Institutionalisierung eines effektiven Instruments zur Koordinierung ziviler Mittel der Konfliktbearbeitung einzusetzen und Schritte zur Kernwaffenabrüstung einzuleiten, – sich für die Stärkung internationaler Institutionen einzusetzen, die dazu beitragen, Krisen vorzubeugen und in Konflikten zu vermitteln, – der europäischen Sicherheitsstrategie in Bezug auf Bestrebungen zur Absicherung politischer Einflussbereiche entgegen zu treten, – es als ihre Aufgabe anzusehen, einen Beitrag zu langfristigen Friedensprozessen im Sinne von Armutsbekämpfung, sozialer Entwicklung und Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Diese Empfehlungen sollen nach Hermannstadt/ Sibiu mitgenommen und dort eingebracht werden.
Sie basieren auf den Erfahrungen und dem Engagement der vielen Menschen, die in Friedensdiensten, in Projekten, in Gruppen, in der politischen Arbeit auf nationaler und europäischer Ebene zur Versöhnung konkret beitragen wie auch derer, die sich dafür engagieren, dass die „vorrangige Option für die Gewaltfreiheit“ endlich zur leitenden sicherheitspolitischen Maxime wird. Zum Abschluss der ökumenischen Versammlung in Wittenberg wurde die Phase der weltweiten Dekade zur Überwindung von Gewalt eröffnet, in der Europa und die Verantwortung Europas für die Überwindung von Gewalt im eigenen Kontext wie in anderen Regionen der Erde im Zentrum steht. So greifen die ökumenischen und politischen, die europäischen und die weltweiten Entwicklungen ineinander, sind nicht voneinander zu isolieren und fordern uns als Christinnen und Christen heraus. Der europäische Einigungsprozess ist als ein Friedensprojekt entstanden. Die Kirchen haben dazu beigetragen und sie können dankbar die Errungenschaften dieses Prozesses würdigen und nutzen. Aber daraus erwächst zugleich die Verpflichtung, mit allen Kräften dazu beizutragen, dass Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung dieses Europa prägen, nach Innen wie nach Außen.
Anhang: Kirchliche Beiträge im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft In Deutschland wie in ganz Europa haben sich seit langem Gemeinden, Gruppen, Synoden und Kirchenleitungen engagiert, um die Wunden der Vergangenheit zu heilen und zur Versöhnung beizutragen. In Begegnungen, Partnerschaften, Dialogen, Projekten leisten sie vielfältige Beiträge zum Zusammenwachsen Europas. Seit Jahrzehnten sind die Landeskirchen wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in diesen Bereichen aktiv und zugleich eingebunden in kirchliche europäische Netzwerke, insbesondere als Mitgliedskirche der
Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) mit ihren Büros in Genf, Brüssel und Straßburg, wie auch der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). In einer Zeit, in der Religion immer wieder als Konfliktursache wahrgenommen wird, wollen die Kirchen ihre weit gespannten Verbindungen, ihre Erfahrungen und ihre Kompetenzen im Bereich von Konfliktvorbeugung und Mediation über religiöse, kulturelle und ethnische Grenzen hinweg einbringen. In diesem Kontext stehen auch die folgenden Aktivitäten, die im Umfeld der deutschen EURatspräsidentschaft stattfinden: Die Synode der EKD hat bei ihrer Tagung im November 2006 einen Beschluss gefasst, der sich direkt auf die deutsche Ratspräsidentschaft bezieht (Zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 – Die Europäische Union als Friedens- und Versöhnungsprojekt stärken). Andere landeskirchliche Synoden (z. B. Lippische Landeskirche, Synode der Kirchenprovinz Sachsen) sind ihr darin gefolgt. Der Rat der EKD hat aus Anlass der Ratspräsidentschaft am 29. Dezember 2006 eine Erklärung veröffentlicht, die die Menschenwürde als Maßstab europäischer Politik in den Mittelpunkt stellt. Am 25. März findet anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge um 18.00 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der St. Marienkirche statt, an dem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, und der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Huber, mitwirken. Neben der Bundeskanzlerin und ihrem Kabinett und weiteren politisch relevanten Persönlichkeiten der Bundesregierung wie der EU sollen auch die in Deutschland vertretenen Partnerkirchen aus der EU und die in Berlin ansässigen Auslandsgemeinden eingeladen werden. (Stand 28.2.07) Versöhnung in Europa ist der Leitgedanke einer Veranstaltung der EKD in Brüssel. Organisiert
durch das dortige EKD-Büro wird mit einem Dokumentarfilm und Vortrag zum Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden und mit einem festlichen Konzert in der Kathedrale von Brüssel dieses bewegende Beispiel für Versöhnung in den Mittelpunkt gerückt. Diese Veranstaltung findet am 27. März 2007 statt und ist Teil des kulturellen Rahmenprogramms der deutschen Ratspräsidentschaft. Parallel zum G8-Gipfel wird am 6. und 7. Juni in Köln als Projekt der EKD ( in Kontinuität mit entsprechenden Aktivitäten der jeweiligen Kirchen anlässlich der G8-Gipfel in Schottland und Russland in den Vorjahren) eine Konferenz leitender Personen von Kirchen und Religionsgemeinschaften anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm stattfinden. Dazu werden ca. 50 Repräsentanten/ -innen der G8-Länder und afrikanischer Länder verschiedener Religionen nach Köln eingeladen werden und eine gemeinsame Erklärung im Rahmen des Kirchentages vorstellen. Auf dem Kirchentag wird u. a. vom 6. bis 9.6.07 in einer großen Veranstaltungshalle „Europa in der Welt“ ein dreitägiges durchgehendes Programm zum Thema Europa angeboten. Zu den Themen (Der europäische Traum – Visionen für Europa, Europa einig Vaterland – was verbindet, was trennt uns? Europa – Festung oder Forum, Europa braucht ein Maß – Armut eine Grenze, Europa in der Welt – Entwicklung, Sicherheit, Frieden, Globalisierung gestalten – die EU als soziales und sicheres Modell) gibt es Bibelarbeiten, Vorträge, Foren und andere Veranstaltungen mit Vertreterinnen und Vertretern des kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Lebens Europas. Gestaltet wird die Halle als Weg der EÖV3 von Rom über Wittenberg nach Hermannstadt/Sibiu. Die Konferenz Europäischer Kirchen hat am 12.13. Dezember 2006 mehr als 60 kirchenleitende Persönlichkeiten ihrer Mitgliedskirchen in Vorbereitung des 50-jährigen Jubiläums der Römischen Verträge zu einem „Church Leaders’ Meeting“ ver-
sammelt. Ein „Offener Brief kirchenleitender Persönlichkeiten Europas an die Politikerinnen und Politiker in Europa“ fasst die gemeinsamen Überlegungen der protestantischen, orthodoxen, anglikanischen und alt-katholischen Mitgliedskirchen zur Zukunft Europas zusammen. Weitere Informationen: www.cec-kek.org Im Rahmen der regelmäßigen Gespräche von Vertretern der KEK und der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) fand auf Vermittlung und unter Einbeziehung der EKD und der DBK am 15. Januar 2007 ein Gespräch mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier statt. In dessen Mittelpunkt standen die Zukunft des Europäischen Verfassungsvertrages und die „Berliner Erklärung“, die aus Anlass des 50. Jahrestages der Unterzeichnung der Römischen Verträge bei dem Treffen am 25. März in Berlin verabschiedet werden soll. Weitere Themen des Treffens waren die Erwartungen der Kirchen zur Friedens- und Sicherheitspolitik, zur Energiepolitik und zum Klimaschutz sowie die europäische Migrationspolitik während der deutschen Ratspräsidentschaft.
Auch der Prozess der Dritten Europäischen Ökumenische Versammlung (EÖV3) über Wittenberg (15. bis 18.2.07) nach Hermannstadt/Sibiu ist ein Beitrag der Kirchen zu europarelevanten Themen: Einheit der Kirchen, Spiritualität, gemeinsames Zeugnis der Kirchen, Zusammenleben in einem multireligiösen Europa, Europa im Zeichen der Migration, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung (www.oekumene3.eu). Das Präsidium der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) verfasst eine Stellungnahme zu 50 Jahren Römische Verträge und zum weiteren Prozess des Verfassungsvertrages. Das Präsidium der GEKE hat sich in einer Handreichung an die Gemeinden für eine Unterstützung des Verfassungsvertrages ausgesprochen und beabsichtigt, auf dieser Grundlage weiterhin Stellung zu nehmen. Weitere Informationen: http://lkg.jalb.de/lkg/ documents/lkg_doc_de_537.pdf (aus einer Vorlage für die Kirchenkonferenz der EKD vom 28./29. März 2007)
Während des Verfassungskonventes wurden die Eingaben der KEK-Mitgliedskirchen über die Kommission Kirche und Gesellschaft (KKG) der KEK koordiniert. Es ist geplant, auch im Hinblick auf die weitere Diskussion des EU-Verfassungsvertrags so vorzugehen. Arbeitsschwerpunkte der KKG im 1. Halbjahr 2006 sind die Förderung ziviler Konfliktbearbeitung, die Zukunft der sozialen und Gesundheitsdienstleistungen in der EU, Menschenrechtsfragen (vor Allem im Dialog mit den Kirchen der Russischen Föderation), die Situation in Serbien (Kosovo) und ein Projekt zu „Werte, Identität und Religion“ in Europa. Die KKG plant außerdem die Beteiligung an der geplanten europäischen „Allianz für die Familie“. Am 25. 3. 2007 ist in Brüssel eine Veranstaltung, eventl. ein ökumenischer Gottesdienst vorgesehen.
Oberkirchenrätin Antje Heider-Rottwilm, Hannover, Leiterin der Europaabteilung im Kirchenamt der EKD, Mitglied des Präsidiums der KEK, Co-Moderatorin der Kommission Kirche und Gesellschaft der KEK 61
THEMATISCHE VERTIEFUNGEN
DAS LICHT CHRISTI UND DIE WELT
Der 3. Themenbereich in Sibiu lautet: „Das Licht Christi und die Welt“. Er umfasst 3 Foren mit den Themen 1. Frieden, 2. Gerechtigkeit, 3. Bewahrung der Schöpfung. Angesichts des G8-Gipfels sind in Deutschland viele – auch kirchliche – Aktivitäten geplant. Dazu hier ein Beitrag.
Einzelne sein, sich zu Wort zu melden für eine gerechtere Welt. Auch die Stimme der Kirchen darf da nicht fehlen. Die Landessynode der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs hat eine Koordinierungsgruppe berufen, die kirchliche Aktivitäten zum G8Gipfel auf lokaler und auf Bundesebene vernetzt. Sie bekommen heute Post von der Arbeitsgruppe „Gottesdienst und Spiritualität“.
G8-Gipfel in Heiligendamm, 6. bis 8. Juni 2007 An Kirch(en)gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern, deutschlandweit und in Ostseeanrainerländern Rostock, 29. Januar 2007 Geistliche Aktivitäten zum G8-Gipfel 2007 Sehr geehrte PastorInnen (PfarrerInnen), sehr geehrte Mitglieder im Kirchgemeinderat, Gemeindekirchenrat, Presbyterium oder Kirchenvorstand, vom 6. bis 8. Juni 2007 versammeln sich in Heiligendamm die Staats- und Regierungschefs der „G8“ zu ihrem jährlichen Treffen. Das wird wieder Anlass für viele Nichtregierungsorganisationen und
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Gottesdienst am 3. Juni 2007 in Bad Doberan Diese Gruppe plant am Sonntag, den 3. Juni, einen Gottesdienst im Münster von Bad Doberan (fünf Kilometer von Heiligendamm entfernt), der hoffentlich medial übertragen wird. In diesem Gottesdienst sollen 30.000 Kerzen entzündet werden für die Kinder, die an diesem Tag aufgrund ihrer Armut sterben müssen, weil sie unterernährt sind, kein sauberes Trinkwasser haben oder an vermeidbaren Krankheiten leiden. Wir wünschen uns, dass 100 Gemeinden um Heiligendamm herum (etwa Lübeck bis Greifswald und Ostseeanrainer) je 300 Kerzen aus diesem Gottesdienst mitnehmen und um Heiligendamm einen „Heiligen Damm des Gebets“ für die arm gemachten Menschen der Welt bilden.
Andachten zum Thema am 6. Juni 2007 Am Mittwoch, den 6. Juni, dem ersten Gipfeltag, sollen dann um 18.00 Uhr in den Kirchen dieser Gemeinden, aber auch deutschlandweit und um die Ostsee herum, die Glocken läuten und anschließend eine Andacht zum Thema stattfinden (die bundesweite Aktion dazu nennt sich „Acht Minuten für Gerechtigkeit“, Ansprechpartner ist hier der Evangelische Entwicklungsdienst,
[email protected], www.G8Minuten.de). Parallel dazu erklingen auch die Glocken zu den Eröffnungsgottesdiensten des Kirchentages in Köln, die ebenfalls dieses Thema aufgreifen. Gebetskette vom 6. bis 8. Juni 2007 Außerdem ist in der Marienkirche in Rostock eine „Gebetskette“ zu den Gipfeltagen geplant. Zu diesem immerwährenden Gebet (tags und nachts) suchen wir in vielen Gemeinden erarbeitete Gebete zum Thema und viele Mitbeterinnen und Mitbeter am Altar in Rostock! Unsere Bitte an Sie Beteiligen Sie sich an diesen Aktionen! Nehmen Sie den G8- Gipfel in Deutschland zum Anlass, in Ihren
Gemeinden über die Globalisierung ins Gespräch zu kommen. Laden Sie zum 6. Juni 2007 ein, weisen Sie die Öffentlichkeit breit darauf hin, warum an diesem Tag die Glocken läuten! Gewinnen Sie Ihre Partnergemeinde für eine solche Andacht. Wenn Sie bereit sind, an dieser Stelle ein Zeichen zu setzen, besonders aber dann, wenn Sie am „Heiligen Damm des Gebets“ mitwirken möchten, melden Sie sich bitte bei Ralf Göttlicher in der Koordinierungsstelle „Kirche und G8“ (s.u.). Dort gibt es auch weitere Informationen. Im Namen der Arbeitsgruppe grüßt Sie herzlich gez. Tilman Jeremias, Pastor, Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
Koordinierungsstelle „Kirche und G8“ der Ev.Luth. Landeskirche Mecklenburgs Arbeitsgruppe „Gottesdienst und Spiritualität“ Bei der Nikolaikirche 1, 18055 Rostock, Tel.: 0381 - 37 57 093, Fax: 0381 - 37 57 137, eMail:
[email protected], Internet: www.kircheundg8.de, Bürozeiten (i.d.R.): Mo. & Do. 10-15.30 Uhr
DIE RUMÄNISCH-ORTHODOXE KIRCHE IN DEUTSCHLAND – ÖKUMENISCHE IKONOGRAPHIE IN NÜRNBERG
Aus dem Gastgeberland der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung leben viele Christinnen und Christen in Deutschland. Die RumänischOrthodoxe Kirche in Deutschland hat eine besondere ökumenisch interessante Metropolitankirche. Für den 8. September (parallel zur Versammlung in Sibiu) lädt die Metropolie in diese Kirche ein.
Einführung: Die rumänisch-orthodoxe Metropolie in Deutschland 1993 beschloss die Heilige Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche, eine Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa mit Sitz in Bayern aufzubauen. Sie erstreckt sich jetzt über Deutschland, Österreich, Luxemburg, Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland; „Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa“ ist die offizielle Bezeichnung. Rumänisch-orthodoxe Christen in Deutschland mit ihren Zentren in München, Nürnberg und Düsseldorf (meist Emigranten aus den Jahren des Kalten Krieges) hatten nach der Wende ausdrücklich um Gründung eines eigenen Bistums gebeten. Die mit Bukarest in Kircheneinheit befindlichen Emigranten unterstanden bis dahin kirchenrechtlich dem rumänischen Erzbistum zu Paris. Es gab aber auch rumänisch-orthodoxe Christen, die sich aus Protest gegen den in kommunistischer Zeit zu regimefreundlichen Kurs ihrer Heimatkirche dem (griechischen) Ökumenischen Patriarchat Konstantinopel angeschlossen hatten. 1994 entsandte das Rumänische Patriarchat Dr. Serafim (Joanta˘, *1948), Vikarbischof der Metropolie Siebenbürgen/Sibiu, als Metropoliten nach
Deutschland, wo seine Hauptaufgabe der Gemeindeaufbau ist. Anfangs fand er in Deutschland neun Gemeinden vor. Heute sind es rund 40. In den anderen Ländern seiner Metropolie ist ein ähnlicher Aufbruch festzustellen. Das hat mit der charismatischen Art des Bischofs zu tun, der ein Anhänger des Hesychasmus und begnadeter Prediger ist. Insgesamt zählt die Metropolie heute 52 Gemeinden. Zunächst residierte Metropolit Serafim am katholischen Ostkirchlichen Institut des Bistums Regensburg. 1999 konnte die Metropolie von der Ev.-Luth. Kirche in Bayern die Nürnberger Epiphanias-Kirche nebst Anwesen erwerben, die nach einem Neubau nicht mehr genutzt wurde. Die Kirche wurde zur Kathedrale und das Anwesen zum Sitz der Metropolie umgebaut. Dann begannen die Ausmalungen mit Fresken im byzantinischen Stil. Insgesamt kosteten Kauf, Umbau und Bemalung der Kirche und des Komplexes rund 2 Mio. Euro. 2006 hatte die Metropolie doppelten Grund zu feiern: Patriarch Teoctist und Metropolit Serafim weihten mit zahlreichen Hierarchen die Kathedrale in Nürnberg ein; und das bayerische Kultusministerium verlieh der Metropolie den Status einer Körperschaft des Öffentlichen Rechts (vgl. G2W 9/2006). Damit gilt die Kirche als staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Die Kirche wurde nun verlängert und baulich aufgestockt (Seitenemporen entfernt, eine Kuppel neu errichtet). Dem orthodoxen Kirchenbau entsprechende Gestaltungsmerkmale besonders im Hinblick auf die Raumaufteilung wurden einbezogen, um die Kreuzform byzantinischer Kirchen zu erreichen. Die Kirche hat nun tatsächlich den Charakter einer orthodoxen Kirche. Dazu kommt die Innenbemalung im Stile der orthodoxen Ikonographie. Als
Ikonenmaler verpflichtete der Metropolit den rumänischen Künstler, Professor Grigore Popescu, aus Bukarest. Er lehrt an der dortigen Orthodoxen Fakultät Kunstgeschichte und ist Leiter der Patriarchats-Kommission der orthodoxen Kirchenmaler. Die 2006 fertig gestellte Bemalung entspricht zwar orthodoxen Vorgaben, gleichzeitig aber weist die neue Kathedrale eine Reihe von Besonderheiten auf.
Ikonenbemalung in der Nürnberger Kathedrale Ein Register mit großen Fresken zeigt verschiedene Wunder aus den Evangelien. Jesus Christus tritt hier als der Messias der Tat in Erscheinung, der dem ganzen Menschen das Heil bringen will und sich nicht nur an die gläubige Seele richtet. Ein ganzheitlicher Ansatz, den die orthodoxe Spiritualität und Theologie immer vertreten hat. Die dargestellten Wunder sind die Hochzeit zu Kana, die Auferweckung des Jünglings zu Nain, die Heilung eines Blinden, die Heilung der blutflüssigen Frau und die Auferweckung des Jaïrus, die Heilung des von Geburt an Blinden, die Auferweckung des Lazarus, die Heilung der Aussätzigen, das Wandeln auf dem See und die wundersame Brotvermehrung. Die Symbolik der hier ausgewählten Wunder Christi erschließt sich dem Betrachter als eine Art Symbiose des Wirkens des irdischen Christus: Er bringt Licht, Brot und Leben; er ist Herr über die Elemente und die Krankheiten, die er heilt; und er gibt den Menschen Freude in Fülle. Christus erscheint hier als der Heiland, der den Menschen das Leben schenkt oder neu ermöglicht. Das letzte Fresko dieses Registers zeigt jedoch den Undank der Menschen: die Verhaftung und die Kreuzigung.
ÖKUMENISCHE IMPULSE AUS RUMÄNIEN
Die Menschen verwerfen gerade den, der das Heil bringt und Leben schenkt. Traditionell ist die Darstellung des Himmels und der Himmlischen Liturgie in der Kuppel. Dort tauchen als Gruppen die Patriarchen und Propheten des Alten Testaments, die Apostel, Jünger und Märtyrer sowie die Hierarchen, Mönche und die Heiligen der Kirche auf.
Ökumenischer Lebensbaum An der Nordseite der Kathedrale sehen wir einen „ökumenischen Lebensbaum“, der nun wirklich die manchmal engen Grenzen der orthodoxen Ikonographie sprengt. Da begegnen sich Orthodoxie, fränkisches Lokalkolorit und die europäische Ökumene. Hier sind die Kathedralen Notre Dame in Paris und die zu Ravenna ebenso zu sehen wie die Hagia Sophia in Konstantinopel und ein Klosterbild vom heiligen Berg Athos. Daneben typische rumänische orthodoxe Kirchen aus Siebenbürgen, der Moldau und der Walachei. Aus der Verkündigung des Evangeliums sind die verschiedenen Kirchen erwachsen. Sie alle haben Christus zur Wurzel. Deutlich wird dies auch daran, dass Missionare und Heilige verschiedener Völker abgebildet sind. Dazu zählen der Apostel und Märtyrer Andreas, der in der Dobrudscha (Scytia Minor) auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens missioniert hat, aber auch Gregor der Erleuchter als Missionar der Armenier (4. Jh.), Benedikt von Nursia und Franz von Assisi, der deutsche Missionar Bonifatius (8. Jh.) und der russische Großfürst Vladimir (10. Jh.). Die Abbildung des heiligen Sebaldus als Schutzpatron von Nürnberg und ein mittelalterliches Bild der Stadt verorten die neue rumänische Kathedrale in 63
ihrer Stadt und Region. Das alles will dem Betrachter zeigen, dass das Wort Christi die ganze Welt erreicht hat. Das soll auch die Ökumene symbolisieren. Die Verbundenheit mit der Kirche zu allen Zeiten zeigen Bilder europäischer Heiliger und Hierarchen aus der Neuzeit. So sind Märtyrer und Heilige u. a. aus Russland, Bulgarien, Polen, Serbien und Böhmen zu sehen, etwa Patriarch Tichon von Moskau († 1925), der serbische Metropolit Nikolai (Velimirović, † 1956) oder der tschechische Bischof Gorazd (Pavlik, † 1942), ein Opfer des Naziregimes.
Der Ökumenische Lebensbaum in der Nürnberger Kathedrale 64
An der Westseite finden sich ebenfalls ungewöhnliche Bilderkombinationen, die die Verbundenheit der rumänischen Orthodoxie mit anderen Kirchen zum Ausdruck bringen wollen. So gibt es eine Darstellung der „Bekenner des 20. Jahrhunderts“. Hier sind europäische Märtyrer verschiedener Kirchen zu sehen, unter anderem die evangelischen Pfarrer Dietrich Bonhoeffer († 1945) und Paul Schneider († 1939), die Katholiken Pater Maximilian Kolbe († 1941), Schwester Edith Stein († 1942) und Franz Jägerstetter († 1943). Daneben sind natürlich viele rumänische Märtyrer und Opfer des Kommunismus abgebildet. Dazu zählen in Lagern umgekommene Theologen und Laienchristen wie Valeriu Gafencu († 1952), Galaction Munteanu und Ilarion Felea (beide † 1961) oder der Einsiedlermönch Daniel Sandu Tudor († 1962), aber auch Priester, die viele Jahre in kommunistischer Haft verbracht haben: Zosim Oancea († 2005): 16 Jahre, Dimitrie Bejan († 1995): 28 Jahre – er war 1941 als Militärpriester von der Roten Armee gefangen genommen und sieben Jahre in sowjetischer Haft gehalten worden; 1948 wurde er zwar nach Rumänien überstellt, blieb dort aber weiter in Haft; bis 1989 stand er in Bukarest unter Hausarrest. Zeitgenossen wie Metropolit Serafim berichten von seiner Güte und einem strahlenden Gesicht wie bei Stephanus dem Märtyrer. Als ihn Revolutionäre 1989 befreiten, wollten sie seine Wächter, die ihn jahrelang drangsaliert hatten, lynchen. Doch Dimitrie Bejan schützte sie: Sie kamen mit dem Leben davon.
Auch Bischöfe, die sich offen gegen den Kommunismus und die Diktatur gewandt haben, sind zu sehen – etwa Bischof Nicolae Popovici († 1960). Er hatte sich 1948 der Abschaffung des Religionsunterrichts widersetzt und war deswegen amtsenthoben und in einem Kloster unter Hausarrest gestellt worden. Oder Metropolit Visarion Puiu († 1964): Als Metropolit von Chis¸ina˘u (russ.: Kisˇinëv) hatte er in einem Brief an Stalin gegen die sowjetische Annexion des rumänischen Bessarabien und gegen die daraus resultierende Auflösung der rumänischen Metropolie protestiert. Dafür wurde er „wegen antikommunistischen Widerstands“ zum Tode verurteilt, konnte aber nach Paris fliehen. Auch standhafte Laienchristen, die sich dem Kommunismus widersetzten und dafür langjährige Haft oder gar den Tod in Kauf nahmen, sind hier zu sehen: der Bauer Silvestru Bolfea aus dem Kreis Alba Iulia/Karlsburg (1949 von den Kommunisten ermordet) und die viele Jahre inhaftierte Elisabeta Rizea († 2003). Stellvertretend für das Leid aller Pfarrfrauen, deren Männer oft über Jahrzehnte im kommunistischen Kerker verbringen mussten, ist Maria Sta˘niloae zu sehen († 1993), Gattin des bedeutendsten rumänischen Theologen des 20. Jahrhunderts, Dumitru Sta˘niloae († 1993). Alle hier Abgebildeten sind als „Bekenner Christi“ leuchtende Beispiele des Glaubens und der Bereitschaft zum Märtyrium, wahre Heilige des 20. Jahrhunderts. Metropolit Serafim spricht in diesem Zusammenhang von der „Ökumene der Märtyrer und des Leidens für Christus“, die angesichts der Diktaturen des 20. Jahrhunderts besondere Bedeutung für das Zusammenleben der Christen besitze. Das Leiden und Sterben dieser Märtyrer für Christus eint – über die Unterschiede in Lehre sowie in Amts- und Kirchenverständnis hinaus – Christen im 20. Jahrhundert. Diese Bildkomposition in Nürnberg führt uns das sinnbildlich vor Augen. „Die großen geistlichen Väter“ Eine weitere Bilderfolge mit zeitgenössischem Bezug stellt schließlich die Komposition „Die großen geistlichen Väter“ dar, die neben der BekennerDarstellung zu sehen ist. Dieses Fresko würdigt die
Zeuginnen und Zeugen in den Kirchen, Darstellung der Nürnberger Ikone der Rumänisch-Orthodoxen Metropolie
besonders charismatischen geistlichen Väter der Rumänischen Kirche im 20. Jahrhundert: Prediger und Mönchsväter, die besonders als Seelsorger im Kommunismus wirkmächtig waren und die Kirche mit ihrer Verkündigung und ihren Gebeten durch diese Zeit getragen haben. Dazu gehört Ilie Cleopa vom Kloster Sihastria († 1998). Er hat rund zehn Jahre im Untergrund gelebt und zählte vor und nach 1989 zu den Mönchsvätern mit größter geistlicher Ausstrahlung in die rumänische Theologie wie in Laienkreise hinein. Dieser Einfluss ist nicht immer unproblematisch, finden sich doch im Schrifttum von Mönchsvätern wie Cleopa ausgesprochen radikale anti-europäische, anti-ökumenische und anti-westliche Haltungen. Das sind nicht zuletzt Reaktionen auf Säkularisierungserscheinungen in westlichen Gesellschaften und Kirchen und auf das (in orthodoxen Augen) katholische Vordringen nach Osten seit 1989. Doch die Rolle solcher Mönchsväter als moralische Autoritäten der Gesellschaft zu Zeiten des Kommunismus steht außer Zweifel, zumal etliche damals inhaftiert waren – wie die Mönchsväter Arsenie Boca († 1989, auf dessen Grab im Kloster Prislop auch im kältesten Winter Blumen blühen), Hilarion Argatu und Archimandrit Sofian Boghiu aus Bukarest (beide † 2003), aber auch Priester wie Constantin Galeriu († 2003) und der große rumänische Theologe Dumitru Sta˘niloae (1903-1993), der von 1958 bis 1963 im Gefängnis war. Die rumänische Kathedrale in Nürnberg führt dem Betrachter also nicht nur die traditionelle ostkirchliche Ikonographie vor Augen. Sondern sie ergänzt diese klassischen Darstellungen um Fresken mit
ganz eigener theologischer Aussage und um zeitgeschichtliche und ökumenische Bezüge und Referenzen. Es ist zu wünschen, dass die hier sichtbar demonstrierte Offenheit im Blick auf Vergangenheitsbewältigung und Ökumene auch in anderen Kontexten spürbar wird. Für die Kultur der Ökumene und die gemeinsame Spiritualität der Christen ist diese Kathedrale jedenfalls ein Meilenstein.
Dr. Jürgen Henkel, Bukarest und Sibiu/Hermannstadt, beurlaubter Pfarrer der Ev.-Luth. Kirche in Bayern; Publizist. Leiter der Evangelischen Akademie Siebenbürgen; betreut sieben Kirchengemeinden im siebenbürgischen Kirchenbezirk Mühlbach/Sebefl.
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ÖKUMENISCHE IMPULSE AUS RUMÄNIEN
EINLADUNG FÜR DEN 8. SEPTEMBER NACH NÜRNBERG
Einladung in die rumänisch-orthodoxe Metropolitan-Kathedrale, Nürnberg Tag der Ökumene Samstag, 8. September 2008
Seine Eminenz, Metropolit Serafim, lädt anlässlich der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) in die Metropolie nach Nürnberg ein. Am Samstag, dem 8. September 2007, wird – parallel zur Versammlung in Rumänien – in der Metropolie in Nürnberg ein „Tag der Ökumene“ stattfinden. Der Metropolit, der aus Sibiu stammt, wird persönlich an der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung teilnehmen und hat seinen Weihbischof Sofian beauftragt, Gastgeber der Ökumenischen Versammlung in Nürnberg zu sein. Die 2006 geweihte Kathedrale mit einer wunderschönen, ökumenisch hoch interessanten Ausmalung bietet einen guten Rahmen für einen Tag der Begegnung, des Feierns und Lernens. Gemeinsam mit der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (KOKiD) und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern (AcK Bayern) wird dieser Tag vorbereitet. Vorläufiges Programm 9.30 – 11.30 Uhr Göttliche Liturgie zum Fest der Geburt Marias 11.30 – 12.30 Uhr Vortrag: Orthodoxie und europäische Visionen 12.30 – 14.00 Uhr Mittagessen, Ausstellung und Begegnung Orthodoxes Leben in Deutschland 14.00 – 14.45 Uhr Ökumenischer Gottesdienst 14.45 – 15.30 Uhr Die Ausmalung der Metropolitan-Kathedrale: eine ökumenische Ikonographie 15.30 – 16.00 Uhr Dritte Europäische Ökumenische Versammlung Nachrichten, Botschaft, Weiterarbeit in Deutschland Schlusssegen
Metropolitankirche der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Nürnberg 66
SIBIU/RUMÄNIEN: VERTRAUTER ÖKUMENISCHER BODEN ERFAHRUNGEN DES WELTGEBETSTAGS DER FRAUEN
Weltgebetstagsfrauen und -männer bewegen sich zum Abschluss der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung im rumänischen Sibiu auf vertrautem Boden, denn die Gottesdienstordnung für den Weltgebetstag 2002 wurde von Frauen des Ökumenischen Weltgebetstagskomitee in Rumänien geschrieben, dem zum damaligen Zeitpunkt dreizehn Frauen aus sieben verschiedenen Konfessionen und unterschiedlichen Landesteilen angehörten. Ökumenische Vielfalt und Fülle schon damals – wo in anderen Zusammenhängen der rumänischen Kirchenlandschaft das konfessionsübergreifende Miteinander noch längst nicht vorhanden oder gar so positiv belegt war. Da haben die Frauen der internationalen Basisbewegung des Weltgebetstags guten Boden bereitet, Samen gelegt und Pflänzchen gezogen, die jetzt – herangewachsen – Frucht bringen. Gott sei Dank.
Der bezeichnende Titel der Liturgie lautete: „Zur Versöhnung herausgefordert.“ Uns mit Gott zu Versöhnen und untereinander – das war Hauptthema des feierlichen Gottesdienstes. Ein neues Herz und einen neuen Geist braucht es dazu – wie Ezechiel uns zuspricht. Und mit der Geschichte der mutigen Abigaijl (1Sam 25-35), die durch ihr kluges und zeitgenaues Handeln Mord und Totschlag verhindert und prophetisch von David als künftigem König spricht, werden wir erinnert, dass Gott uns alle zum Dienst an der Versöhnung ruft. Die Schwestern aus Rumänien haben uns mit ihrem Gottesdienst ihre spirituellen Schätze geschenkt: kraftvolle Bibelworte, bewegende Lieder und Symbolhandlungen. Mit ihrem Gottesdienst habe ich damals noch einmal tiefer verstanden, welches dynamische Verständnis von Ökumene den „Geist“ der internationalen Weltgebetstagsbewegung ausmacht: Beim Weltgebetstag gibt es eine „Ökumene der Zumutung des gegenseitigen Reichtums“. Diese unterscheidet sich wesentlich von dem, was ich als die weit verbreitete „Ökumene des kleinsten gemeinsamen Nenners“ bezeichne. Hier wird – gerade im Hinblick auf die Liturgie oft nur danach gefragt, was kann gemeinsam gefeiert werden, wie kann gemeinsam gefeiert werden, ohne dass es einem der Beteiligten weh tut. Der Weltgebetstag verspricht und hält einen anderen Zugang zum ökumenischen Miteinander: Wir muten uns gegenseitig den liturgischen Reichtum zu. Das heißt, ich bekomme zum Beispiel von orthodoxen oder freikirchlichen Frauen ein Gebet in einer Gottesdienstordnung als Geschenk, das vielleicht nicht unbedingt meiner eigenen Spiritualität entspricht, aber es ist ihnen etwas sehr Wertvolles. Ich kann es gut
mitbeten und kann an ihrer Freude teilhaben und muss es nicht zerreden. Das ist eine wichtige Chance beim Weltgebetstag. Für die römisch-katholischen Frauen kann dies zum Beispiel bedeuten, sich auch neugierig und unbefangen auf eine Spiritualität einzulassen, die aus den reformatorischen Traditionen schöpft und dabei auch Frauen selbstverständlich Charismen zuspricht zur machtvollen Mitgestaltung von Kirche, Theologie und Gottesdienst. Überall werden wir von der Rhetorik der Verknappung der Mittel geplagt – der Weltgebetstag setzt hier ein erfrischend anderes Signal: in der Ökumene herrscht großer Reichtum! Sibiu setzt ebenfalls ein erfrischend anderes Signal: Menschen verschiedener christlicher Konfessionen und verschiedener ethnischer Gruppen, gezeichnet von den Problemen eines sozialpolitischen und wirtschaftlichen Transformationsprozesses, laden ein, gemeinsam mit ihnen die Herausforderungen der Zeit mit Glaubenskraft und Glaubensüberzeugung zu gestalten – für ein Europa, für eine Welt, in der immer mehr Menschen in Frieden und Gerechtigkeit leben können. Entsprechend lautete denn auch das Gebet des Zuspruchs und der Erneuerung in der Gottesdienstordnung der Frauen aus Rumänien für den Weltgebetstag 2002:
ÖKUMENISCHE IMPULSE AUS RUMÄNIEN
() Im Frieden lasst uns zu Gott beten: Gott, wir danken Dir für alle guten Gaben. Du bist derselbe – gestern, heute und morgen. Du reißt die Mauer der Feindschaft nieder und bringst den Menschen Frieden. Pflanze tief in uns ein die Ehrfurcht vor Deiner Größe. Stärke die Liebe unter uns. Lösche alle Feindschaft aus und befreie uns von dem Hang, zu spalten und auszugrenzen. Denn Du bist unser Friede und Dich preisen wir. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. () Amen.
Petra Heilig, Stein (Mittelfrranken), Geschäftsführerin und theologische Referentin, Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e. V. 67
ÖKUMENISCHE IMPULSE AUS RUMÄNIEN
HEALING OF MEMORIES
Brücke zwischen Kirchen, Kulturen und Religionen
Prozess zur kreativen Aufarbeitung von Verletzungen zwischen Konfessionen, Kulturen/Völkern und Religionen (vgl. www.healingofmemories.co.za). In Europa wird in Nordirland seit mehreren Jahren an einem Prozess „Healing through Rembering (HTR)“ gearbeitet (vgl. „Reconciling Memories, Alan D. Falconer and Joseph Liechty, Columba Press Dublin 1998) und auch die drei Warschauer Konsultationen zur Versöhnung in Nord-Mittel/OstEuropa 1996 bis 1998 sowie die „Anhörung“ im Rahmen der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung 1997 in Graz (vgl. „Versöhnung in Europa – Aufgabe der Kirchen in der Ukraine, in Belarus, Polen und Deutschland“, hrsg. v. Kontaktausschuss des Polnischen Ökumenischen Rates und der Evangelischen Kirche in Deutschland, Warszawa/Hannover 1998) sind als Healing of Memories-Prozesse ebenso zu nennen wie die Interkonfessionellen Versöhnungsgespräche der EKD in Serbien.
2004 wurde in Rumänien unter dem Leitwort „Healing of Memories“ ein Versöhnungsprojekt begonnen, das auch in die Versammlung in Sibiu einfließt. Getragen wird es von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und dem Evangelischen Bund (Bensheim). Wir sind bereit, ... an der Heilung des Gedächtnisses mitzuwirken Zur Balkan-Konferenz der Außenminister/innen der Europäischen Union und der Balkan-Staaten am 10. und 11. März 2006 in Salzburg hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich den EU-Mitgliedsstaaten und den Balkanstaaten vorgeschlagen, in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien eine Kampagne zur Heilung der Erinnerungen durchzuführen und empfiehlt : „Um die Jahrhunderte alte Spirale von Vorurteilen, Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen, ist es notwendig, sich um die Reinigung und Heilung des Gedächtnisses zu bemühen; ohne sie ist eine Versöhnung nicht denkbar. … Wir sind bereit, gemeinsam mit anderen Religionsgemeinschaften an der Heilung des Gedächtnisses mitzuwirken, Dialoge vorzubereiten und zu veranstalten“ (CPCE-EUROPA-INFO aus BRÜSSEL Nr 1/2006, CPCE-Büro Brüssel).
Healing of Memories findet nun seine Fortführung in Rumänien als einem Grenzland zwischen historisch-oströmischer und -weströmischer Konfessions- und Kulturgeschichte sowie südosteuropäischer christlicher, jüdischer und türkisch-islamischer Prägung.
chen aufarbeiten, die durch viele gute Erfahrungen, aber auch durch Spaltungen (und) Verfeindungen …geprägt ist“. Healing of Memories in Rumänien Mit Rumänien ist ein Land ausgewählt worden, das in seiner Geschichte reich an Kulturen ist. Über Jahrhunderte haben viele verschiedene Kulturen und Ethnien eine Heimat gefunden und bilden ein in dieser Form in Europa einmaliges Zusammenleben. Rumänien kann so als Vielvölker-Staat ein Brückenland sein und zu einem Bild werden für Toleranz und gegenseitige Akzeptanz der Kulturen, Religionen und Völker in einem in der Zukunft vereinten Gesamteuropa. Jedoch bildet Rumänien als Grenzland zwischen den alten Kulturräumen Ost- und Westeuropa auch viele konfessionelle und kulturelle Spannungsfelder ab. Solche Spannungsfelder kulturgeschichtlich aufzudecken und als Teil der jeweils eigenen Kirchen- und Kulturgeschichte zu analysieren und Wege zu ihrer Überwindung aufzuzeigen, ist eine Versöhnungsaufgabe christlicher Kirchen in Europa.
Das Projekt Healing of Memories realisiert das kirchliche Amt der Versöhnung in der Nachfolge Christi, wie uns der heilige Paulus sagt nach 2. Kor. 5,18.
Dieses kann zukunfts- und richtungweisende Formen kreativen Zusammenlebens für Gesamteuropa eröffnen.
Es wird konkretisiert als Aufgabe aller christlichen Kirchen nach der Charta Oecumenica 3: Wir wollen „gemeinsam die Geschichte der christlichen Kir-
Nach der Charta Oecumenica heißt dieses: „Angesichts zahlreicher Konflikte ist es Aufgabe der Kirchen, miteinander den Dienst der Versöhnung auch
Healing of Memories (HoM) Healing of Memories (HoM) ist ein erstmalig in Südafrika in kirchlicher Verantwortung gestalteter 68
für Völker und Kulturen wahrzunehmen. Wir wissen, dass der Friede zwischen den Kirchen dafür eine ebenso wichtige Voraussetzung ist“ (Charta Oecumenica 8). Seit Oktober 2005 beteiligen sich Vertretungen verschiedener historischer Minderheitskulturen am Prozess. Nach einer wechselvollen Geschichte ist 1856 das Königreich Rumänien aus den beiden Fürstentümern Moldau und Walachia hervorgegangen. In seinen heutigen Grenzen existiert es seit Ende des Ersten Weltkrieges mit Veränderungen noch einmal 1945. Es bildet neun historische Regionen ab (Banat, Bihor, Sathmar, Maramuresch, Siebenbürgen, Bukowina, Moldau, Walachia, Dobrogea), die in den vergangenen Jahrhunderten ihre jeweils eigene nationale, kulturelle, religiöse Geschichte hatten – aber auch ihre Geschichte der Kriege und Vertreibungen. Die Heilung der Erinnerungen setzt deshalb an bei einer interdisziplinären Erforschung und Konsultation vergleichender Geschichtsdarstellung zwischen Kirchen, Religionen und Kulturen differenziert nach diesen einzelnen Regionen. Dieser im Oktober 2004 begonnene erste Teilprozess A liegt in der Federführung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa – Leuenberger Kirchengemeinschaft (GEKE). HoM ist gestaltet als interdisziplinärer Prozess theologischer, historischer, soziologischer und sozial-psychologischer Fakultäten. Daran arbeiten seit Beginn des Prozesses mehr als 100 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an 16 theologi-
schen Fakultäten, 7 historischen und 2 soziologischen Fakultäten mit, sowie Historiker/innen von 6 wissenschaftlichen Instituten in Rumänien. Beteiligt am Prozess sind Fakultäten aller historischen Kirchen Rumäniens mit der Zustimmung ihrer Bischöfe und Metropoliten: die orthodoxe, die apostolisch-armenische, die römisch-katholische, die beiden lutherischen, die reformierte und die griechisch-katholische Kirche. Außerdem sind beteiligt die Federatiei Comunitatii Evreiesti din Româná, die Muftiatul Cultului Musulman din Româna sowie Vertretungen der Minderheiten Roma, Slowaken, Huzulen, Ruthenen,
Tataren, Türken, Albaner, Polen, Deutsche, Bulgaren, Griechen, Italiener. Seit 2004 haben 8 Konferenzen in 8 historischen Regionen stattgefunden: Mai 2005 in Cluj Napoca, Mai 2006 in Ias¸i und Suceava, Juni 2006 in Timis¸oara und Oradea, November 2006 in Bukarest und Constant¸ a, November 2006 in Baia Mare. Für den 26. bis 29. Juni 2007 ist eine gesamtrumänische Konferenz in Bukarest geplant, die hinführen soll zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Hermannstadt/Nagyszeben. In einem Teilprozess B sind ab 2008 mit verantwortlicher seelsorgerlicher Begleitung aus den be-
teiligten Kirchen in Federführung der Konferenz Europäischer Kirchen dann regionale interkonfessionelle Seminare geplant nach dem Vorbild des Healing of Memories-Prozesses in Nordirland. Dafür hat die Irish School of Ecumenics in Dublin und Belfast ihre Zusammenarbeit angeboten. Zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung selbst ist die Eröffnung eines permanenten kirchlichen Versöhnungszentrums europäischer Kirchen geplant sowie zwei Hearings und eine Präsenz im Forum 9 Frieden und Versöhnung. HoM tritt gemeinsam auf mit anderen europäischen kirchlichen Versöhnungsprozessen in Nordirland, Serbien, Polen und Belorussland.
Dieter Brandes, Beauftragter der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa und der Konferenz Europäischer Kirchen
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EUROPÄISCHE NACHBARSCHAFTEN
HEALING OF MEMORIES – VERSÖHNEN UND ÜBERWINDEN KIRCHEN AM RHEIN
Deutschland hat mit vielen Ländern nicht nur Grenzen, sondern auch grenzüberschreitende Nachbarschaften, die auf regionaler Ebene das Zusammenwachsen Europas voranbringen. Ein Beispiel von vielen ist die deutsch-französische Zusammenarbeit am Oberrhein. Für Kirchen und Gemeinden in grenznahen Regionen ist die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung Anlass, die Kontakte zu vertiefen.
drückung, Verfolgung und Ausbeutung. Wir denken vor allem an das Unrecht von Christen gegenüber den Juden. Wir bekennen, dass wir im Abendland nach der Spaltung vor 1000 Jahren unsere Geschwister im Osten vergessen haben. Wir wollen begreifen, dass die östlichen Kirchen Teil der Christenheit dieses Kontinents sind. 3. Wir sind dankbar für die Beziehungen und Freundschaften zwischen vielen Menschen unserer Völker; wir wollen das gewachsene Vertrauen weiter pflegen und die Partnerschaften zwischen Kirchengemeinden intensiver leben. ... [4. ...] Etliche Passagen dieses weithin unbekannten Textes klingen wie ein Vorspiel: einerseits zu den Formulierungen der nur knapp ein Jahr später folgenden Charta Oecumenica, die ja auch in Straßburg unterzeichnet wurde; andererseits zu den Absichtserklärungen der Vorberichte und -verlautbarungen zur 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Rumänien. Es scheinen tatsächlich verschiedene Aspekte ökumenischer Arbeit glücklich ineinander zu fließen und sich gegenseitig zu bereichern. Die Organisation und Formulierung für den Pfingstmontag 2001 lag bei der deutsch-französischen Arbeitsgruppe, die in Nacharbeit zur Charta Oecumenica und in Vorbereitung (oder jetzt auch begleitend) zur 3. Europäischen Versammlung ein Projekt ins Leben gerufen hat, das unmittelbar vor der konkreten Umsetzung steht, das Projekt einer ökumenischen Kirchengeschichte des Oberrheins.
Healing of Memories – Versöhnen und Überwinden Unter dem Motto „Avec le Christ franchir les frontières – Mit Christus Grenzen überschreiten“ fand am 12. Juni 2000, dem Pfingstmontag, in Straßburg ein sog. „Ökumenisches Treffen der Kirchen“ statt, an dem sich ca. 6500 Menschen von links und rechts des Rheins beteiligten. In der bei der Schlusskundgebung verlesenen Botschaft heißt es (u. a.): 1. Als Angehörige verschiedener Völker und Kirchen sind wir heute in Straßburg zusammengekommen. Dafür danken wir Gott und preisen seinen Namen. ... Wir glauben, dass Christus unser Friede ist. Durch sein Leben, Sterben und seine Auferstehung hat er die trennenden Barrieren zwischen den Völkern beseitigt und uns zu Botschaftern der Versöhnung gemacht. ... Gottes Geist ermutigt uns, dass wir mit dem Ringen um Einheit einen glaubwürdigen Beitrag zur Gemeinschaft der Völker in Europa leisten. 2. Wir blicken auf das zu Ende gehende Jahrtausend zurück. Wir sind dankbar für das Evangelium und seine Früchte. Wir haben aber auch Grund zur Buße: Im Namen des Christentums gab es Unter70
Geboren wurde die Idee im Rahmen einer Fachtagung der o.g. Gruppe im Frühjahr 2005, die sich der Umsetzung der Straßburger Erklärung und der Charta Oecumenica widmete – dies unter dem Motto:
Ökumene gestalten in einer europäischen Grenzregion. Auf der Suche nach Konkretionen grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Eine Arbeitsgruppe dieser Tagung war dabei mit dem ökumenisch und friedenspolitisch sicherlich anspruchsvollen Thema „Geschichtliches Unrecht“ befasst. Zweifellos ist das deutsch-französische Verhältnis nicht nur unter rein historischen Hypotheken zu sehen, sondern sind die historischen Belastungen immer auch konfessionell bestimmt (gewesen). Gerne nahm die Arbeitsgruppe deshalb auch die Anregungen Elisabeth Parmentiers, frühere Präsidentin der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), auf, Anregungen des Projekts „healing of memories“ konkret auf die Region am Oberrhein zu beziehen. Aus dieser Idee ist mittlerweile das Projekt Ökumenische Kirchengeschichte des Oberrheins erwachsen. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten der Geschichte zu ergründen, Konfessionalismus als Faktor des Völkerunfriedens zu erfassen und Ökumenismus und Versöhnungswille wissenschaftlich zu erforschen und zu dokumentieren. Am Ende des Projekts soll eine Buchveröffentlichung stehen – d.h. jeweils ein in deutscher und französischer Sprache vorliegendes Buch, das im ureigensten Sinn des Wortes grundlegend sein soll. Historischen Grund legend und ökumenisch begründend, warum es gut und sinnvoll ist, die Zusammenarbeit am Oberrhein zu suchen und zu pflegen. Ende März 2007 findet erneut ein Fachtag statt, den die deutsch-französische Gruppe verantwortet. Auf diesem Fachtag soll Wesentliches geschehen: • Mit ca. 40 historischen und ökumenischen Fachgelehrten will die Gruppe, die mittlerweile eine Art „wissenschaftlichen Beirat“ unter Leitung von Oberkirchenrat i. R. Dr. Klaus Bümlein
(Speyer) berufen hat, das vorläufige Inhaltsverzeichnis der geplanten Publikation erarbeiten. • Als Moderator des wissenschaftlichen Projekts wird als „Geschäftsführer“ Dr. Albert de Lange (Karlsruhe) vorgestellt werden, der (einstweilen und befristet) dankenswerterweise von der Evangelischen Landeskirche in Baden finanziert wird. • Die Gruppe wird prüfen (dürfen), inwieweit der Prozess dieses spezifischen Projekts hilfreicher Ansporn für andere sein kann, die sich (an ihren jeweiligen Grenzen!) ebenfalls um ökumenische und grenzüberschreitende Arbeit bemühen. Delegierte und Vorbereitungsgruppen haben für die 3. Europäische Ökumenische Versammlung um Vorberichte und Ideen gebeten. Die deutsch-französische Gruppe, die bezl. der deutschen Seite von der ACK in Baden-Württemberg und der ACK Südwest beschickt wird, hofft, den Delegierten für Hermannstadt/Sibiu einen detaillierten Bericht über Sinn, Zweck und Stand eines Projektes mitzugeben, das hinsichtlich belastender Fakten, belasteter Geschichte und befreiender Erinnerungsarbeit einen west-/mitteleuropäischen Beitrag zum healing of memories darstellen soll.
Pfarrer Dr. Johannes Ehmann, Stuttgart, ACK BadenWürttemberg
Entwurf für eine Gemeindeveranstaltung, einen Nachmittag in der Frauenhilfe, einen Abend im Erwachsenenkreis u. ä., auch verwendbar als Grundlage eines Singgottesdienstes In den Gesangbüchern vieler Kirchen finden sich Lieder und musikalische Einflüsse aus anderen europäischen Ländern. Lieder sind mit Auswanderern in neue Länder gekommen, haben in Länder übergreifenden Kirchen sich allmählich ausgebreitet oder waren in Text oder Melodie so tragend, dass sie auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Durch die ökumenischen Versammlungen sind Lieder aus anderen Kirchen und Ländern weit über ihren Ursprungsort hinaus bekannt geworden. Ökumene lebt in den Gemeinden Deutschlands von Liedern aus anderen Kirchen und Ländern, in ihren Originalsprachen und in Übersetzungen. Ökumenische Versammlungen waren auch immer Anlass für neues ökumenisches Liedgut. Für die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) im September 2007 hat eine liturgische Werkstatt Gebete, liturgische Texte und Lieder verfasst, die in den Gemeinden Einzug halten können (teilweise in diesem Materialheft schon abgedruckt). Die folgenden Lieder sind dem Stammteil des Evangelischen Gesangbuches entnommen. Ähnliche „Entdeckungsreisen“ lassen sich sicher auch mit Gesang- und Gebetsbüchern aus anderen Traditionen machen. So soll die kleine Zusammenstellung Anregung sein, mit Gemeindegruppen und Gottesdienstgemeinden auf europäische Spurensuche zu gehen. In Jugendgruppen können Jugendliche auch selbstständig Lieder aussuchen und zu einer Reihenfolge zusammenstellen.
MIT LIEDERN DURCH EUROPA
EUROPÄISCHE NACHBARSCHAFTEN
dem 19. Jahrhundert. Er legte mit einem Liederzyklus das Apostolische Glaubensbekenntnis aus. Aus England kam bei der letzten Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen in Trondheim (2003) die erste und bis jetzt einzige Vertreterin einer Migrationskirche. Immer mehr Kirchen und Gemeinden entstehen aber in Europa, die einen Migrationshintergrund haben, viele von ihnen sind asiatische und afrikanische unabhängige Kirchen. Die Kirche Jesu Christi in Europa und auch in Deutschland wird bunter und vielfältiger. Die neuen engagierten und missionarisch ausgerichteten Migrationskirchen sind ein fester Bestandteil der europäischen Ökumene geworden. Sie bringen ihre eigenen Frömmigkeitsstrukturen mit, die häufig charismatisch geprägt sind, einen starken missionarischen Elan und ethische Vorstellungen, die sich mitunter mit westlichen Vorstellungen reiben. Nicht umsonst wird in der anglikanischen Kirchengemeinschaft die Diskussion um die Ordination von Frauen oder auch die Akzeptanz von homosexuellen Pfarrern besonders intensiv diskutiert. Die Frage der Migration wird in einem der 9 Foren in Sibiu verhandelt.
Einfluss aus anderen christlichen Traditionen gering, aber viele Lieder sind auch dort durch ökumenische Gottesdienste bekannt geworden wie umgekehrt Lieder der orthodoxen Tradition in die Gesangbücher anderer Kirchen eingewandert sind. In Deutschland vertritt die Griechisch-Orthodoxe Metropolie die größte Gruppe orthodoxer Christen, mit anderen orthodoxen Kirchen (aus Rumänien, Russland, Serbien, etc.) bilden sie eine gemeinsame Bischofskonferenz, die etwas mehr als 1 Million Orthodoxe umfasst.
EG 272 Ich lobe meinen Gott Die Melodie dieses Liedes stammt aus Frankreich, von dem Musiklehrer und Posaunist Claude Fraysse aus Romans (geb. 1941). Er ist ein in Frankreich bekannter Sänger bei Jugendveranstaltungen und Evangelisationen. Das schwungvolle Lied ist in Deutschland weit verbreitet. Mit diesem Lied beginnt die Europareise im Westen des Kontinents, einem der Gründungsländer der Europäischen Union. Die Charta Oecumenica beschreibt Europa zwischen „Atlantik und Ural, zwischen Nordkap und Mittelmeer“, also weitaus größer als die Europäische Union. Trotzdem ist die EU ein wichtiges Gegenüber für die Kirchen. Heute haben die Kirchen Europas am Sitz der EU Büros, wie z. B. die COMECE der Römisch-katholischen Kirche und das Büro der KEK (Konferenz Europäischer Kirchen). Sie setzen sich nicht nur für Belange der Kirchen ein, sondern auch für Anliegen, die ihnen vom Evangelium her geboten sind, wie z. B. für gerechte Wirtschaftsformen, Menschenrechte, Flüchtlinge u. a. Auch die Frage des Gottesbezuges in der Europäischen Verfassung ist von den Kirchen vorgebracht worden. Frankreich, in dem es seit der Französischen Revolution eine strikte Trennung von Staat und Kirche gibt (laïcité), ist ein entschiedener Gegner dieses Gottesbezuges in der Europäischen Verfassung, im Gegensatz zu den deutschen Kirchen. EG 264 Die Kirche steht gegründet Aus England stammt das Lied von der Kirche als Braut Jesu Christi. Gedichtet wurde es von Samuel John Stone, einem anglikanischen Theologen aus
EG 185.4 Agios o Theos Ganz im Süden Europas liegt ein Land, das fast zu 100 % durch die Orthodoxie geprägt ist: Griechenland. Aus der orthodoxen Liturgie Griechenlands stammt das Lied, das die Heiligkeit Gottes preist. Das reiche liturgische Leben der orthodoxen Kirche hat es ihr möglich gemacht, die jahrhundertelange Herrschaft des osmanischen Reiches zu überleben. In den orthodoxen Traditionen, die durch eine über ein Jahrtausend alte Liturgie geprägt sind, ist der
EG 332 Lobt froh den Herrn Das Lied der jugendlichen Chöre kommt aus der Schweiz, sein Text stammt von Georg Gessner, geb. bei Zürich im Jahr 1765. Er war Pfarrer am Waisenhaus, dort entstand auch das Lied, das Einzug in viele Gesangbücher genommen hat. Später wurde er Pfarrer am Großmünster in Zürich und Professor der Theologie. Die Schweiz ist das Kernland reformierter Theologie, dort haben Huldreich Zwingli und Johannes Calvin gewirkt. Die Schweiz, genauer Basel, war 1989 auch Gastgeber der Ersten Europäischen Ökumenischen Versammlung. Die Versammlung war geprägt vom konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Ein halbes Jahr später veränderte die Wende in der DDR das Gesicht und die politische Ordnung in Europa. Das Ende des Ost-Westgegensatzes war der Anfang des Zusammenwachsens in Europa. Dieser Prozess ist noch längst nicht abgeschlossen. Kirchen haben dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet. Auf der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Österreich (Graz 1997) wurde deutlich, dass mit dem Ende 71
des Ost-Westkonflikts neue Konflikte zu bewältigen sind. Darum wurde beschlossen, in einer Charta Oecumenica die Leitlinien für ein Zusammenwachsen der Kirchen in Europa zu entwerfen. Sie wurde 2001 in Straßburg feierlich unterzeichnet und 2003 auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin von den deutschen Kirchen angenommen. EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr Huub Oosterhuis, der Verfasser dieses Liedes, ist 1933 in Amsterdam geboren. Als katholischer Geistlicher, Jesuit und Studentenpfarrer hat er für viele moderne Lieder Texte verfasst. Das kleine Land der Niederlande hat für das Zusammenwachsen der Kirchen eine entscheidende Rolle gespielt: hier trafen sich nach dem Wüten des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1948 Vertreter und Vertreterinnen aus der weltweiten Christenheit und gründeten den Ökumenischen Rat der Kirchen. Auch sein erster Generalsekretär Visser’t van Hooft kam aus den Niederlanden. Die Frage der Einheit bewegt die Kirchen auch heute. Die römisch-katholische Kirche ist darum in der vom ÖRK eingerichteten Kommission für Glauben und Kirchenverfassung Vollmitglied. Dort werden die Fragen der Einheit der Kirchen verhandelt. In der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung ist die Frage der Einheit die erste, die in einem der 9 Themenforen behandelt wird. Auch die Charta Oecumenica, nach deren Leitlinien sich die Foren in Sibiu orientieren, stellt in der 1. Leitlinie die Kirchen unter das Motto: „Gemeinsam zur Einheit im Glauben berufen“. EG 515 Laudato si Dieses schon bei Kindergartenkindern bekannte Lied stammt aus Italien. Bei Kirchenmusikern ist es wegen seiner musikalischen Schlichtheit mitunter weniger beliebt. Wer es gedichtet hat, ist nicht bekannt, nachempfunden ist es dem Sonnengesang des Franz von Assisi. Es beschreibt in seiner fröhlichen Einfachheit die Schönheit der Schöpfung, deren Bewahrung eine der wichtigsten Aufgaben der 72
Menschheit ist. Für die 3. Europäische Ökumenische Versammlung hat sich das Europäische Umweltforum damit befasst, wie die Versammlung in Sibiu/Hermannstadt unter ökologischen Gesichtspunkten verantwortlich gestaltet werden kann. Darüber hinaus hat es aber auch Vorschläge erarbeitet, wie die Kirchen in Europa sich für die Bewahrung der Schöpfung und Nachhaltigkeit einsetzen können. Eines der 9 Foren wird sich in Sibiu mit der Bewahrung der Schöpfung befassen. In Italien, aus dem das Lied „Laudato si“ stammt, begann im Übrigen im Januar 2006 die ökumenische Pilgerreise zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung. In Rom, gemeinsam mit Papst Benedikt XVI., wurde sie während der Gebetswoche für die Einheit der Christen eröffnet. Über eine weitere Station in der reformatorischen Lutherstadt Wittenberg im Februar 2007, an dem auch Bundespräsident Horst Köhler teilnahm, erreicht die Pilgerreise im September im überwiegend orthodoxen Sibiu ihren Höhepunkt. EG 383 Herr, du hast mich angerührt nach der Melodie: Meinen Jesus lass ich nicht (EG 402) Der Dichter und Maler Svein Ellingsen wurde 1929 in Kongsberg in Norwegen geboren. Mit diesem wunderschönen Lied eines Menschen, der aus der Finsternis heraus den neuen Tag der Hoffnung besingt, kommen wir in den Norden Europas. Der Norden ist in dieser Welt fast schon ein Synonym für reich geworden, und für Norwegen mit seinen reichen Ölquellen trifft das sicherlich zu. Gerade aus diesem Land kommen von jungen Leuten, die sich mit der Aufteilung der Welt in Nord und Süd, in reich und arm nicht abfinden wollen, Impulse zur wirtschaftlichen Gerechtigkeit. In Sibiu/Hermannstadt wird sich eines der 9 Foren mit den Fragen der wirtschaftlichen Gerechtigkeit auseinandersetzen. Was unter dem Schlagwort „Globalisierung“ an Fragestellungen aufgeworfen wird, kann in einem Land wie Rumänien nicht in einfachen Schwarz-Weiß-Schablonen diskutiert werden: viele neue Arbeitsplätze, die zum Teil aus dem Westen
verlagert worden sind, entstehen vor den Toren Sibius, auf der anderen Seite verarmen Menschen und fallen unter das Existenzminimum. Das norwegische Lied mit dem Text der 2. Strophe: „Du hörst auch den stummen Schrei“ ermutigt, dieses schwere Thema weiter zu verfolgen und nach verantwortlichen Schritten zu suchen. EG 178.9 Kyrie eleison Aus der orthodoxen Liturgie Russlands stammt dieser Kyrieruf, der in vielen Gottesdiensten in Deutschland inzwischen einen festen Platz hat. Weniger bekannt als dieses Lied ist die Situation der russisch-orthodoxen Kirche, die sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und nach 70 Jahren der Unterdrückung nur mühsam erholt. Mehrere Generationen haben keine Gelegenheit gehabt, den christlichen Glauben unbefangen zu leben. Mit den Vorzügen der Freiheit und dem Wiedererstarken der Kirchen sind auch die Nachteile der Freiheit nach Russland gekommen: wirtschaftlicher Liberalismus mit extremem Reichtum und extremer Armut, Verlust traditioneller Werte, Drogenkonsum und große Verunsicherung. Mitunter kann man schon wieder den Trend der Abschottung und Abgrenzung gegenüber Einflüssen von außen wahrnehmen. Wie sehr Europa noch zusammen wachsen, wie groß das gegenseitige Vertrauen der Kirchen noch werden muss, kann man in Begegnungen von Menschen aus West und Ost erkennen. Nicht umsonst ist die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in einem Land, das bis 1989 – aus der Perspektive Westdeutschlands – jenseits des Eisernen Vorhanges gewesen ist, um genau diesen Vertrauensprozess zu stärken und zu fördern. EG 284 Das ist köstlich, dir zu sagen Das weniger bekannte Lied zum Psalm 92 stammt von Mihaly Sztarai aus Ungarn. Ursprünglich war er Franziskanermönch in Padua, trat dann der reformatorischen Bewegung bei und gründete viele Gemeinden im südlichen Ungarn. Dieser Landstrich
gehört heute zu Rumänien, genauer Siebenbürgen, in dem die Gastgeberstadt der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung liegt: Sibiu (auf der ersten Silbe betont), wie die Ungarn sagen, oder Sibiu (auf der zweiten Silbe betont), wie die ansässigen Rumänen es aussprechen. Die Deutschen, die in Siebenbürgen bis heute leben, sagen Hermannstadt und beide Namen stehen auch am Ortseingang der Europäischen Kulturhauptstadt 2007. Sibiu/Hermannstadt ist seit Jahrhunderten eine kulturell, national und konfessionell gemischte und im Zusammenleben geübte Stadt. Reformierte Ungarn, lutherische Deutsche, orthodoxe und griechisch-katholische Rumänen leben in einer kleinen Stadt zusammen. Trotz aller Schwierigkeiten und mitunter Probleme hat sich ein lebendiges ökumenisches Miteinander entwickelt, wie nun auch die Einladung zur Ökumenischen Versammlung im September 2007 zeigt. Unter dem Leitwort: „Das Licht Christi scheint auf alle“ werden sich Delegierte aus allen europäischen Ländern, aus über 100 Kirchen der Konferenz Europäischer Kirchen und über 20 Bischofskonferenzen der katholischen Kirche für 5 Tage vom 4.-9. September versammeln. EG 268 Strahlen brechen viele aus einem Licht Fast könnte man das Lied von Anders Frostenson aus Schweden einen Ökumene-Schlager nennen, so oft wird es bei ökumenischen Gelegenheiten gesungen. Der Journalist und spätere Pfarrer wurde 1906 in Südschweden geboren und ist Dichter und Übersetzer vieler Lieder. „Das Licht Christi scheint auf alle“ ist das Motto der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung. Es ist in Anlehnung an einen Satz aus der orthodoxen Liturgie von Metropolit Daniel aus Rumänien vorgeschlagen worden und lädt ein, die vielfältigen Brechungen des Lichtes Christi in den christlichen Traditionen gemeinsam zu entdecken. Allein in Deutschland gehören 20 Kirchen zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, die auf ihre je eigene Art Zeugnis vom Licht Christi ablegen und es in ökumenischer Verbundenheit miteinander tun. Darüber hinaus ver-
weist das kleine Wort „alle“ auf die Menschen, die keiner Kirche angehören. In Europa, dem säkularisiertesten Kontinent der Welt, steht das gemeinsame Zeugnis aller Christinnen und Christen vor neuen Herausforderungen.
der Christen und Christinnen im eigenen Land. „Das Licht Christi scheint auf alle“, zu Beginn des dritten Jahrtausend ist diese Botschaft Trost und Herausforderung zugleich: „Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht. Lob ihn in Ewigkeit. Amen.“
EG 316 Lobe den Herrn (in verschiedenen Sprachen) Mit diesem Lied sind wir in Deutschland angekommen. Der Choral von Joachim Neander, geb. 1650 in Bremen, ist nicht nur in Deutschland eines der bekanntesten Kirchenlieder, sondern auch in viele Sprachen weltweit übersetzt. Neander lebte zur Zeit des Pietismus und war bekannt mit Philipp Jakob Spener, dem Gründervater des Pietismus, in Frankfurt am Main. 1674 wurde er Rektor an der Lateinschule der reformierten Gemeinde in Düsseldorf. In dem nach ihm benannten Tal bei Düsseldorf sind viele Lieder entstanden und gesungen worden. Mit diesem vielsprachigen Lobpreis endet die Reise durch Europa und kommt da an, worauf die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung hinzielt: an den Ort, in die Gemeinde, in das Leben
Pfarrerin Barbara Rudolph, Frankfurt am Main, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland
Gebet aus der Sammlung des Weltgebetstages Deine Strahlen sind es, die mich durchdringen sie sind so leicht und so zart sie erfüllen mich mit Weisheit und Einsicht. Ich tanze in Deinem Feuer mein Körper bewegt sich im Rhythmus der Flammen ich bin stark durch Deinen Rat.
Du bringst den Duft der Zeder mit die Du auf Deinem Weg zu mir liebevoll gestreift hast Du lässt mich empfangen und weitergeben. Du drängst Dich nicht auf Du überschüttest mich nicht Du lässt mich leben, Heiliger Geist.
Katharina Wehr 73
EUROPÄISCHE NACHBARSCHAFTEN
MIT DEM KOCHLÖFFEL DURCH EUROPA
Ein europäisches Menü
Aus dem Kohlblatt den Strunk herausschneiden. Auf die Mitte des Blattes ca. 1,5 Essl. der Hackfleischmasse legen. Das Blatt zusammenrollen und an den Enden in Richtung der Rolle eindrücken, so dass das Hackfleisch nicht herausfallen kann. Einzelne Kohlblätter in einen Topf auf den Boden legen. Darauf die Sarmale legen und wiederum mit Kohlblättern abdecken. Mit Wasser auffüllen, so dass alles bedeckt ist. Das Ganze muss nun bei mittlerer Hitze ca. 60 Minuten leicht köcheln. Ein Löffel Crème fraîche auf die fertigen Sarmale verfeinert die Note.
Aus Rumänien: Sarmale: Krautwickel auf rumänische Art Zutaten für 4 Portionen 500 gr. Hackfleisch 200 gr. Reis 2 Möhren 5 Zwiebeln 1 Kohlkopf (weiß) 3 TL Tomatenmark 2 TL Fett zum Anbraten 2 TL Salz 1 Pr. Pfeffer 1 Pkg. Crème fraîche Die Möhren fein raspeln, die Zwiebeln klein schneiden. Die Zwiebeln in einer Pfanne goldgelb mit ein wenig Bratfett andünsten, die Möhren hinzugeben und mit Tomatenmark verrühren. Das Ganze ca. 5-7 Minuten dünsten. Inzwischen aus dem Kohlkopf den Strunk herausschneiden. Die Blätter vorsichtig lösen, so dass sie nicht einreißen. Die einzelnen Blätter in kochendes (mit einer Prise Salz) Wasser legen. Wenn die Blätter einigermaßen weich sind, aus dem Wasser holen. Die etwas abgekühlte Zwiebel-Karottenmasse zu dem Hackfleisch geben, gemeinsam alles mit dem Reis vermengen und nach Belieben mit Salz und Pfeffer würzen. 74
Aus Ungarn:
Aus Schweden:
Székely Gulyas: Szegediner Gulasch
Sillpudding: Schwedischer Heringsauflauf
500 gr. Rindergulasch 250 gr. Zwiebeln 100 gr. Schmalz 1 TL Paprika etwas Kümmel gem. 1 Knoblauchzehe 500 gr. Sauerkraut 1 /4 l saure Sahne oder Schmand 1 EL Mehl
3 Salzheringe 8 gekochte, große Kartoffeln 3 Eier 1 1/2 Tassen Milch 1 EL geschmolzene Butter 1 Salzgurke Schnittlauf, Butter und Brösel für die Form
Das Fett erhitzen, die fein gehackten Zwiebeln darin hellgelb rösten. Paprika darüber streuen und sofort etwas Wasser aufgießen. Das Fleisch, Salz und Kümmel dazugeben, ebenso die fein gehackte Knoblauchzehe. Das Sauerkraut fein schneiden und unter das Fleisch mischen. Soviel Wasser aufgießen, dass das Kraut gerade bedeckt ist. Kartoffeln, klein geschnitten, können schon in das Kraut gegeben werden, etwa 30 Minuten kochen lassen. Dann die Sahne mit dem Mehl verquirlen und über das Ganze geben, wenn die Kartoffeln zu zerfallen beginnen.
Die Heringe werden gut gewässert, gehäutet, entgrätet und filetiert. In eine gefettete Auflaufform kommt eine Schicht Kartoffeln, dann Heringsstreifen, Gurkenwürfel und Schnittlauf. Die unterste und die oberste Schicht müssen Kartoffeln sein. Die Eier werden mit der Milch verquirlt und einem EL geschmolzener, abgekühlter Butter, das Ganze kommt über den Auflauf, der dann noch mit Bröseln und kleinen Butterflöckchen bestreut wird. Der Auflauf wird bei etwa 180 Grad 30 Minuten gebacken.
Aus Schottland:
Aus der Italienischen Schweiz:
Aus Russland:
Aus Frankreich:
Shortbread
Tessiner Risotto mit Steinpilzen
Soljanka
Potage Bonne Femme Kartoffel-Karottensuppe
250 gr. Butter 170 gr. Zucker 260 gr. Mehl 1 /2 Becher Reismehl 1 TL grober Zucker
400 gr. ital. Risotto-Reis (Arborio oder Vialone) 50 gr. getr. oder 500 gr. frische Steinpilze (getrocknete Pilze müssen vorher eingelegt werden) 1 /2 – 1 dl Weißwein ca, 1 1/2 heiße Bouillon 1 Zwiebel Safran geriebenen Parmesankäse
500 gr. Schweinekamm 200 gr. Jagdwurst 200 gr. Mettwurst 4 Zwiebeln 4 Gurken 1 /4 l Gurkensaft 1 große Flasche Tomatenketchup 1 1/2 Glas Weißwein 4 Kapern
Die Zwiebel fein hacken, in ein wenig heißem Öl andünsten, den Reis beigeben und noch kurz etwas weiterrühren. Dann werden die Pilze beigegeben und mit dem Weißwein abgelöscht. Den Reis auf mittlerem Feuer weiterkochen, dabei aber nach und nach immer wieder Bouillon zugießen. Das Ganze muss ständig mit einer Holz- oder Plastikkelle gut umgerührt werden. Nach Belieben kann noch eine Msp. Safran beigefügt werden. Das Gericht wird serviert, wenn der Reis noch leicht körnig ist und es soll noch ganz wenig Flüssigkeit vorhanden sein. Am Tisch wird geriebener Parmesan reichlich darüber gegeben.
Schweinekamm mit Zwiebeln anbraten, Wurststückchen dazugeben und miteinander verrühren, Ketchup und Kapern dazugeben und aufkochen lassen. Zuletzt die Gurken, den Gurkensaft und Wein hinein geben und aufkochen lassen. Zum Schluss wird das Ganze noch einmal mit 3/4 l Wasser aufgekocht.
Den Ofen auf 160 Grad vorheizen. Ein rundes Pizzablech von 28 cm Durchmesser mit zerlassener Butter oder Öl bestreichen. Mit Backpapier auslegen. Butter und Zucker schaumig rühren. Dazu kommen das gesiebte Mehl und das Reismehl. Mit einem stumpfen Messer zu einem weichen Teig vermischen und auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben. 30 Sekunden glatt kneten. Den Teig auf das vorbereitete Backblech legen, zu einem Kreis von 25 cm Durchmessern flachdrücken. Den Rand mit dem Finger dekorativ einkerben und zuspitzen. Die Oberfläche leicht mit einer Gabel einstechen und den Teig tortenförmig in 16 Stücke einteilen (die Linie nur einritzen). Das Ganze mit Zucker bestreuen, auf der mittleren Schiene 35 Minuten fest und goldfarben backen. Abkühlen lassen.
500 gr. Kartoffeln 5 Karotten 2 Stangen Porree 50 gr. Butter 1 1/2 l Hühnerbrühe oder Wasser 1 TL Zucker Salz, Pfeffer 200 gr. Sahne frischer Kerbel Das Gemüse putzen und in Würfel schneiden. Zunächst Karotten und Porree in Butter anbraten, bis sie gar sind, dann die Kartoffeln dazugeben. Das Ganze mit der Brühe auffüllen, salzen und pfeffern, und so lange köcheln lassen, bis das Gemüse gar ist. Die Gemüsemischung pürieren, wieder in den Topf geben und die Sahne unterrühren. Mit dem frischen Kerbel oder Petersilie garnieren.
Rezepte entstammen der Sammlung des Weltgebetstages der Frauen
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DOKUMENTATION
SÄKULARISATION ALS EINE HERAUSFORDERUNG FÜR EUROPA
Vortrag in Wittenberg am 15. Februar 2007
ist die Frage geboten: Was hat uns die Säkularisierung zu sagen? In ihrer Verneinung aller Autoritäten und sogar in einer atheistisch (euphemistisch genannt agnostisch) orientierten Weltanschauung, im ethischen Liberalismus kann die Säkularisation als ein extremer Ruf nach Autonomie und Freiheit des Menschen verstanden werden. Dieser Ruf hat sich – vielleicht – als notwendig erwiesen. Man muss die Frage zulassen, ob die herkömmliche Auslegung des christlichen Glaubens den Menschen um die Würde und die Autonomie in solchem Maß beraubt hat, dass eine Rebellion gegen den von Christen gepredigten Gott unausweichlich wurde. Wenn es so sein sollte, dann wäre die Erforschung des theologischen (im Sinne des Redens von Gott) und anthropologischen Ansatzes der Säkularisierungsvorgänge unserer Zeit notwendig. Die Antwort auf diese Fragen hat entsprechende Konsequenzen für die Ethik, denn von ihr hängt ab, inwieweit modernes menschliches Handeln dem Evangelium gerecht bzw. nicht gerecht wird.
1. Einleitende Bemerkungen Die Beurteilung der Säkularisierung hat eine lange Geschichte. Entsprechend gibt es Literatur zu diesem Thema. Die Bewertung der Säkularisation ist nicht eindeutig. Die Meinungen gehen weit auseinander. Es gibt Ansichten, die auf die positive Seite dieser Erscheinung des geistlichen Lebens hinweisen, und es gibt auch Meinungen, die in dieser Erscheinung die größte Gefahr für den christlichen Glauben sehen. Beide Standpunkte haben viel für sich. Beiden müsste man volles Recht einräumen. Von der phänomenologischen Seite her gesehen, ist die Säkularisation mit ihrer weitgehend liberal orientierten Kritik an jeder Religion zu einer Erscheinung des modernen Lebens geworden, die oft mit der Gottlosigkeit des Menschen und einer moralischen Haltung identifiziert wird, die – so meinen viele – direkt dem christlichen Glauben widerspricht. Gleich am Anfang sei hier die Hauptthese formuliert: die Säkularisation als geistige Bewegung der Moderne ist eine vielschichtige und vielseitige Erscheinung, die vom Standpunkt der orthodoxen Theologie sowohl positive als auch negative Elemente enthält. Die Säkularisation darf als eine Herausforderung verstanden werden, die dem christlichen Glauben einen guten Dienst erweisen kann.
2. Ausgangspunkte der Erörterung a) Die Botschaft der Säkularisation Als eine Tatsache der Gegenwart musste die Säkularisation vor allem erst zur Kenntnis genommen werden. Vom christlichen Gehorsam ausgehend, 76
b) Das historisch-theologische Problem Eines der Probleme unserer Zeit ist, dass sowohl bei den säkularisierten Menschen wie bei weiten Kreisen nicht säkularisierter Christen, so auch bei Agnostikern das Bewusstsein fehlt, dass es eine enge Verbindung zwischen den Vorstellungen von Gott und den Prinzipien des menschlichen Handelns gibt. Heutige Ethik wird vor allem durch die von den früheren Generationen ererbte Vorstellung von Gut und Böse bestimmt. Es gibt eine Tendenz, das enge Verhältnis von Gottesvorstellungen (Theologie) und Weltvorstellungen (Kosmologie) für die Be-
stimmung von Werten und Kriterien des menschlichen Handelns zu negieren. Oft gewinnt man den Eindruck, dass die „Idee Gott“ eher störend ist als hilfreich. Weit verbreitet ist die Überzeugung, dass in der Vergangenheit wegen theologischer Differenzen Gewalt angewandt und sogar viel Blut vergossen wurde. Das hat die Theologie faktisch kompromittiert. Außerdem sei niemand an theologischen Spitzfindigkeiten interessiert. Die Trinitätslehre, homousios, Zweinaturenlehre, Monotheletismus seien Themen, die heute keinen Wirklichkeitsbezug mehr haben. Der heutige Europäer könne ohne Kenntnis dieser Themen leben. Das seien Themen, die längst nichts mehr dem Menschen sagen, und würde man versuchen, sie zu beleben, würde man die Menschheit wieder in sinnlose Konflikte stürzen. Ohne auf die Polemik dieser Meinungen einzugehen, sei hier bemerkt, dass der durch die Theologie verlassene Platz im Bewusstsein des Menschen von Ideologien besetzt worden ist, die sehr oft eine Neigung zum Totalitarismus aufweisen. Der atheistische Kommunismus und der atheisierende Nationalsozialismus sollten auch in Zukunft als Warnsignale nicht vergessen werden. Es ist aber einseitig, nur auf die Erfahrung dieser beiden Ideologien hinzuweisen. Diese Ideologien waren Folgen einer langen Entwicklung, die sowohl mit dem Kolonialismus der Europäer wie auch mit den prägenden Ideen der so genannten „konstantinischen Wende“ eng verbunden sind. Der Versuch, einen christlichen Staat aufzubauen, war sehr verlockend und dauerte für Byzanz über tausend Jahre, im Fall der westeuropäischen Staaten waren es Jahrhunderte, in anderen Fällen waren es auch wesentlich kürzere Zeitabschnitte.
Die anziehende Kraft dieses Unternehmens bestand im edlen Versuch, den christlichen Glauben im Alltag und in allen Bereichen des menschlichen Lebens zu verwirklichen. Heute wird aber kaum mehr erinnert, dass im christlichen Denken der ersten drei Jahrhunderte und noch am Anfang des vierten Jahrhunderts dieses Thema viel komplizierter bedacht wurde. Der Staat mit seinen Strukturen wurde nur für eine begrenzte Zeit als existierende Institution angesehen. Wenn der Kaiser Christ werden sollte, hörte er auf, Kaiser zu sein. So haben die Christen in den ersten Jahrhunderten gedacht. Der Staat würde bzw. müsste absterben. Die Überlieferung über die Installation des Königs in Israel als Ausdruck des Unglaubens der Israeliten gemäß dem Ersten Samuelbuch (Kap. 8) war für diese Ansicht maßgebend. Die Freude an der Bekehrung des Staates in Person des Kaisers war so groß, dass diese nüchterne Sicht bald vergessen wurde. Die Christen im Osten wie im Westen konnten dieser Versuchung nicht widerstehen. In den theologischen Streitigkeiten des vierten Jahrhunderts haben beide Seiten gerne die Hilfe der staatlichen Macht in Anspruch genommen. Im Namen des christlichen Glaubens und des Staates waren Folter und manchmal sogar Völkermord erlaubt. Nationale Staaten Europas funktionierten in diesem Sinne bis zu der großen Erschütterung des Ersten Weltkrieges. Heute sollten wir Christen viel weniger Angst vor der Säkularisation haben und stattdessen viel mehr Kraft zur Umkehr und Reue, zur Metanoia, einsetzen. Letztendlich entsteht hier die große Frage nach dem konkreten Ausdruck dieser Metanoia im Bereich des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebens. Sind die Europäische Union und andere Staaten, die sich gerne für christlich halten möchten, bereit, den
anderen, darunter vielen noch vor kurzer Zeit ausgebeuteten Völkern und Staaten helfen zu wollen und zwar so, dass sie auf eigene Gewinne verzichten? Die Wahrnehmung und Erfüllung dieser Aufgabe, ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, braucht eine Rückkehr zur biblischen und patristischen Gotteslehre. Wenn es nicht gelingt, im theologischen Denken die universale Bedeutung der Trinitätslehre als wichtig und lebendig darzustellen und dementsprechend das Leben zu gestalten, wird Europa diese Zeit verpassen. Für uns Christen lautet die Frage noch dringlicher: Inwieweit sind wir fähig, mit unserem Leben zu bezeugen, dass wir an Einen Gott glauben, der Vater aller Menschen ist, dass Er wegen der Sünde der Menschen leidet und dass Er uns alles gibt, was zum Aufbau der Gemeinschaft aller Menschen und Gemeinschaft mit der ganzen Schöpfung nötig ist. Dieses Leben beginnt mit der metanoia (Umkehr), d.h eine Verklärung, „theosis“, des Menschen ist erforderlich. Veränderung heißt, fähig zu sein, die eigenen leiblichen Bedürfnisse zu kontrollieren und zu begrenzen; Egoismus zu überwinden, sich von der Selbstsicherheit und vom Hochmut zu befreien.
c) Das Bild des Menschen Mit dem Gesagten wird die Frage nach dem Menschen gestellt. Die Säkularisation stellt diese Frage ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie geschieht eigentlich im Namen der Befreiung des Menschen. Nicht nur das Christentum, auch andere Religionen werden der Unterdrückung oder der Versklavung des Menschen angeklagt. Menschenrechte in der modernen Zeit wurden mehrheitlich von den Bewegungen formuliert, die sich oft ohne Beteiligung der etablierten Kirchen durchgesetzt haben. Erstaunlich lange herrschte in kirchlichen Kreisen des Mittelalters und der Neuzeit eine Vorstellung vom Menschen, die mit der biblisch-christlichen Anthropologie nicht übereinstimmte. Die Aufklärung und die französische Revolution haben trotz ihres gewaltvollen Verlaufes paradoxerweise den biblischen Begriffen von Freiheit und Gleichheit aller Menschen neu Geltung verschafft. Die Anthropologie, die von Freiheit und Verantwor-
tung des Menschen spricht, ist zu einem großen Teil in Opposition zu den damals herrschenden „christlichen“ Vorstellungen entwickelt worden. Nicht nur in der römisch-katholischen Kirche hat die Anthropologie unter dem Druck einer pyramidalen Ekklesiologie gelitten. Diese Tatsache muss in Betracht gezogen werden. Auf der anderen Seite ist jedoch auch deutlich, dass rein säkulare oder offen atheistische Vorstellungen vom Menschen noch viel stärker als entstellte christliche Vorstellungen zur Versklavung des Menschen geführt haben. Ohne auf die primitive Vorstellung vom Menschen als konsumorientiertem Wesen einzugehen, muss meines Erachtens klar gesehen werden, dass säkulare Vorstellungen den Aufbau der Gemeinschaft der Menschheit verhindern, weil sie letzten Endes die Partnerschaft der Menschen unterwandern und dem Ethos des Existenzkampfes unterliegen. Die Leidenschaften des Menschen werden nicht durch das Nachgeben überwunden. Die Gleichheit kann zur Uniformität ausarten. Die Freiheit kann als Menschen bedrohende Anarchie praktiziert werden. Der Mensch kann ohne Gott nicht existieren. Die Partnerschaft zwischen Mensch und Mensch ist auf die Partnerschaft Gottes mit dem Menschen gegründet. Die Erniedrigung (kenosis) des Sohnes Gottes, seine Fleischwerdung und sein Sterben am Kreuz, d.h. die volle Hingabe dem Partner gegenüber ist der unerschütterliche Grund jeder Gemeinschaft. Die Menschheit ist schon verschiedene Wege gegangen. Sie kann auch noch andere gehen. Die Geschichte lehrt uns, dass ohne Liebe, die opferbereit ist, alle Wege zur Zerstörung des Menschen und der ganzen Schöpfung führen.
d) Der Umgang mit der Heiligen Schrift. Die Geschichte lehrt uns auch, dass jede Generation Wissen braucht, wie man die Irrwege vermeidet. Die Bibel ist für Christen das wichtigste Orientierungssystem. Für die Bücher des Alten Testaments gilt das sowohl für Juden wie für die Christen. Die Rolle der Bibel als eines Wegweisers wurde im Laufe der Geschichte von zwei Seiten äußerst be-
droht, manchmal fast zunichte gemacht. Diese Gefahr könnte man mit einigem Vorbehalt als sturen Verbalismus, die andere als äußersten Liberalismus bezeichnen. Die erste betrachtet die Heilige Schrift als ein mit Angst und Strafe operierendes Gesetzbuch, das zusätzlich mit vielen Widersprüchen belastet ist. Gott wird als ein Tyrann konzipiert und der Mensch als ein widerstrebender Diener. Die materiell existierende Welt gilt als böser Feind Gottes und des Menschen, belastet mit der Sünde, die deshalb letzten Endes zerstört werden müsste. Der konsequente Liberalismus im Verständnis der Heiligen Schrift bewegt sich in die Richtung, das Dasein Gottes faktisch zu ignorieren und die Freiheit des Menschen mit einer faktischen Verwerfung eines Lebens in Christus gleichzusetzen. Die Vorstellung über die Welt neigt dazu, das materielle Dasein an Gottes Stelle zu rücken. Beide Standpunkte können verschiedene Formen annehmen. Es gibt eine ganze Reihe von Vorstellungen, die sich zwischen diesen beiden extremen Haltungen bewegen. Es scheint, dass die Wurzel von beiden Standpunkten in einer Unfähigkeit liegt, das Prinzip – oder besser gesagt – die Wirklichkeit der Gottmenschlichkeit für die Ausbildung von Theologie und Anthropologie anzuwenden. Der Dreieinige Gott als Partner des Menschen und der Mensch als Partner Gottes – so könnte man in aller Einfachheit die These formulieren, die der biblischen Sicht Gottes und des Menschen gerecht wird. Die Gottmenschlichkeit, angewandt auf alle Bereiche des menschlichen Denkens und des Handelns, kann vor Wiederholung der alten Fehler schützen. Es ist kein theoretischer Begriff, sondern Beschreibung dessen, was das Leben eines Menschen vor Gott bestimmt.
3. Säkularisation als eine Chance auf Umkehr (metanoia)
Gottes, das zweite ist Ausdruck des Kleinglaubens. Das darf auf die Bewertung der Säkularisation übertragen werden. Die Säkularisierungsvorgänge sollten vielmehr als Folge des Versagens der Christen verstanden werden. Dieses Versagen darf weder als absolut noch als bedeutungslos betrachtet werden. Die Geschichte von Europa und der ganzen Menschheit führt auch genügend Beispiele vor, wie tief der Glaube vieler unserer Vorfahren war und wie viel Mut, Treue, selbstlose Liebe, Weisheit sie gezeigt haben. Die heutige Generation ist nicht weiter von Gott entfernt als die uns vorangegangene. Der Mensch ist von Gott, dem Schöpfer, zum Herrn über die Erde gestellt. Das heißt aber nicht, dass Gott ins Abseits gerückt ist. Der gekreuzigte Gott bleibt allmächtig. Der Mensch als Herr über die Erde, als Partner Gottes ist ein Mensch, der seine Verantwortung kennt. Der Apostel Paulus ruft die Korinther auf, ihn nachzuahmen wie er Christus nachahmt (1. Korinther 4,16; vgl. auch Galater 2,20; 6,14). Das wäre die Antwort eines Christen auf die Säkularisation. Wenn dies gelingt, dann wäre jede geistige Epoche, auch die der Säkularisierung, ein schöpferischer Ruf nach Korrektur des Lebens, eine Chance zur Umkehr, sowohl im Leben des einzelnen Menschen wie in allen Bereichen der Schöpfung.
Erzbischof Dr. Jeremiasz, Orthodoxe Kirche in Polen
Weder der Geist des Triumphes noch das ängstliche Zittern dürfen das Handeln eines Christen bestimmen. Das erste ist Zeichen der Verwerfung 77
DOKUMENTATION
DER BEITRAG DER RÖMISCH-KATHOLISCHEN THEOLOGIE ZUR ÖKUMENISCHEN BEWEGUNG
Vortrag in Wittenberg am 16. Februar 2007
aufbaut. Trotzdem ist dieser Begriff Herzstück des konziliaren Gedankens. 1985, zwanzig Jahre nach dem Ende des Konzils, hält die außerordentliche Bischofssynode in Rom, die zusammengekommen war, um die Konzilstexte und ihre Umsetzung in der Kirche neu zu reflektieren, in ihrem Abschlussdokument fest: „Die communio-Ekklesiologie ist der zentrale und grundlegende Gedanke der Konzilsdokumente.“ (II, C, 1)
Ich wurde gebeten, Ihnen heute Abend etwas über den Beitrag der „römisch-katholischen“ Theologie zur ökumenischen Bewegung zu erzählen. Natürlich ist es nicht möglich, im Rahmen einer Viertelstunde einen ausführlichen und präzisen Vortrag zu halten. Ich möchte mich deshalb dem Thema von einer Seite her nähern, die mir grundlegend scheint und die ich hier kurz skizzieren möchte: die Reflexion der Kirche als Gemeinschaft. Gleich zu Anfang können wir festhalten, dass auch andere christliche Kirchen diese theologischen Gedanken kennen (ich denke dabei insbesondere an Zizioulas und Moltmann). Im Hinblick auf die katholische Kirche ist allerdings erstaunlich, welche Wirkung diese theologische Reflexion auf die Gemeinschaft hatte: in der Erneuerung ihrer eigenen Ekklesiologie und ihrem ökumenischen Engagement.
Die Bedeutung des communio-Gedankens in der römisch-katholischen Kirche Die Reflexion über die Kirche als Gemeinschaft wurde von zahlreichen Theologen verfolgt. Es seien hier nur die bekanntesten unter ihnen genannt: de Lubac, Congar, Hamer, Tillard, Kasper und – in der einen oder anderen seiner Schriften – selbst Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI. Auch in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils ist dieser Gedanke oft anzutreffen. Das Konzil zitiert den Begriff „Gemeinschaft“ rund achtzig Mal, das ist selbstverständlich kein klares Indiz für eine Theologie, die auf der Gemeinschaft 78
Dieses Konzept bietet also einen Interpretationsschlüssel für die konziliaren Texte, insbesondere für die Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“ und das Dekret über den Ökumenismus „Unitatis Redintegratio“. Vor dem Konzil war die Lehre der Kirche vor allem durch einen juristischen und institutionellen Ansatz geprägt, der die hierarchische Struktur und die Ausübung ihrer Autorität betonte. Der Begriff der Gemeinschaft lässt einen anderen Zugang zu – einen Zugang, der verstärkt biblisch, theologisch, spirituell, missionarisch ist. Kurz: Communio steht für eine dynamische, sich in Bewegung befindende Wirklichkeit.
Die verschiedenen Schwingungen einer Kirche als Gemeinschaft Was möchten wir ausdrücken, wenn wir in der Betrachtung von Gottes Plänen bekräftigen, dass die Kirche Gemeinschaft ist? Welche Veränderungen, welche Haltung hat dies zur Folge? Und welches sind die Auswirkungen auf die Ökumene?
Folgende vier grundlegende Punkte gibt es: 1) dass die Kirche ihren Ursprung in der dreifaltigen Gemeinschaft selbst hat. Der Vater, durch seinen Sohn und im Geist, möchte sein Leben den Menschen mitteilen. Er lädt sie ein, in die Gemeinschaft der Liebe einzutreten, an seinem Tisch Platz zu nehmen, an der Hochzeit des Lammes teilzunehmen. Das dreifaltige Leben ist ihrem Wesen gemäß Gemeinschaft (communio) und Austausch (Kommunikation): Gemeinschaft der drei göttlichen Personen, die die Einheit in der göttlichen Natur und die Verschiedenheit zwischen den Personen vereint; und Austausch mit den Menschen dieser Gemeinschaft. Oder wie Johannes in seinem ersten Brief schreibt: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“ (1. Johannes 1, 3) Die Gemeinschaft aller Menschen mit Gott und in Gott entspricht der tiefen Natur des Menschen, der nicht dafür geschaffen ist, alleine zu leben. Dieser menschlichen Natur entsprechend wird das Heil in der Gemeinschaft weitergegeben. Das Zweite Vatikanische Konzil schreibt: „Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll. (…) Gott hat die Versammlung derer, die zu Christus als dem Urheber des Heils und dem Ursprung der Einheit und des Friedens glaubend aufschauen, als seine Kirche zusam-
mengerufen und gestiftet, damit sie allen und jedem das sichtbare Sakrament dieser heilbringenden Einheit sei.“ (Lumen Gentium, Nr. 9) Die Kirche ist also der Ort, wo das Leben als Söhne und Töchter, dieses Geschenk Gottes, für all jene, die bereit sind, es aufzunehmen, Gestalt annimmt. Selbstverständlich kann man die Kirche unter menschlichen, sozialen, historischen und kulturellen Gesichtspunkten analysieren, aber man erfasst sie nicht in ihrer ganzen Wirklichkeit (in ihrem „Mysterium“), wenn man sich auf diese Kriterien beschränkt. Die Kirche hat auch eine spirituelle und sakramentale Wirklichkeit. Das Zweite Vatikanische Konzil drückt es so aus: „(…) Die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche sind nicht als zwei verschiedene Größen zu betrachten, sondern bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst“ (Lumen Gentium, Nr. 8). Es ist wichtig, diesen Aspekt des Glaubens immer auf die kirchliche Wirklichkeit zu übertragen. 2) dass diese Gemeinschaft eine Gabe Gottes ist, die es anzunehmen gilt, und eine Aufgabe, die erfüllt werden will. Wenn also das göttliche Leben der kirchlichen Gemeinschaft zugrunde liegt, dann ist die Kirche nicht ein Werk der Menschen, das steht und fällt mit guter Disziplin, qualitativ hoch stehenden Veranstaltungen, klug ausgehandelten Kompromissen; die Kirche ist eine Gnade, die wir von Gott erflehen, ein Akt und eine Frucht des Geistes, den wir in unseren Gebeten inständig bitten, im aufmerksamen
Hören auf die Schrift, in der Feier der Sakramente und insbesondere der Eucharistie. In der Eucharistie kommt Christus zu uns, sammelt uns, spricht zu uns, er lädt uns ein, unser Leben wie er und in ihm hinzugeben. Und in dem Maße, wie wir mit ihm, mit seinem eucharistischen Leib, eins werden, macht er uns zu Gliedern seines Leibs, seiner Kirche. Es ist bemerkenswert, dass die eucharistische Gemeinschaft und die kirchliche Gemeinschaft bei Paulus eng zusammen gehören: „Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist’s: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben“ (1. Korinther 10, 16-17). Und Augustinus sagt zu den Neugetauften: „Wenn ihr also Leib und Glieder Christi seid, dann liegt euer Geheimnis auf dem Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr. Zu dem, was ihr seid, antwortet ihr Amen. Diese Antwort ist eure Unterschrift. Du hörst: Leib Christi, und antwortest: Amen. Sei ein Glied am Leib Christi, damit dein Amen wahr sei! (…) Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid“ (Sermon 272). Diese Gemeinschaft müssen wir uns jedoch zueigen machen. Sie muss in uns wohnen, uns verwandeln, uns jene Geschwisterlichkeit in Christus leben lassen, die uns offen und unvoreingenommen auf die anderen zugehen lässt, die uns wissbegierig und versöhnlich macht, die in uns den Wunsch weckt, die Angst vor dem Fremden zu überwinden. Die Gemeinschaft bringt uns dazu, uns gegenseitig zu entdecken, miteinander im Gespräch zu bleiben, zu reflektieren, Wunden in uns zu heilen, zu verzeihen. Die Gemeinschaft ist eine Aufgabe, die erfüllt werden will, ein Stoff, der immer weiter gewoben wird. Wenn wir diese Gabe annehmen und die Gemeinschaft verwirklichen, können wir uns vorstellen, welche Auswirkungen dies auf den geistigen Ökumenismus haben kann. Schließlich ist es der Herr der Meister der Gemeinschaft, wir sind nur Diener. Wir sollten uns nicht von Zweifeln oder Mutlosigkeit heimsuchen lassen,
wenn die Aussicht auf die vollkommene Einheit hinter dem Horizont zu verschwinden droht. Als Diener haben wir nur die Aufgabe, den Weg mitzugehen, den wir heute gemeinsam zu gehen gerufen sind. 3) dass die Kirche dazu gerufen ist, diese Dynamik der Gemeinschaft niemals auf sich selbst zu beschränken. Die Gemeinschaft, die von Gott kommt, ist offen für alle. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes „katholisch“, offen für das Universelle. Sie muss die Einheit in der Vielfalt verwirklichen, indem sie sich für alle öffnet. Diese Gemeinschaft wird im Schoß der lokalen Kirche gelebt – mit unterschiedlichen Aufgaben, Charismen, menschlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Unterschieden, die diese Kirche ausmachen. Diese Arbeit für die Einheit ist ohne Unterhalt und immer wieder aufs Neue zu tun – und zwar mit Blick auf die Menschen, die dieser Kirche an die Seite gestellt wurden. Eine lokale Gemeinde sollte sich niemals in sich selbst zurückziehen, sie soll vielmehr offen bleiben für andere Kirchen vor Ort, für die ganze Welt. In der katholischen Theologie ist es das Bischofskollegium – an der Spitze der Bischof von Rom, das die Anliegen dieser Gemeinschaft, dieser weltumspannenden Geschwisterlichkeit, dieser grenzenlos solidarischen Gemeinde, mit sich tragen oder besser: das darauf achtet, dass diese Anliegen von allen lokalen Kirchen getragen werden. Jede Kirche wird durch den Glauben und das Zeugnis der anderen Kirchen bereichert. Diese Dynamik der Gemeinschaft drängt die katholische Kirche, die volle Gemeinschaft mit den anderen Kirchen zu suchen. Selbst wenn sie denkt, dass sie in sich alle Mittel der Gnade trägt, die sie die Gemeinschaft in Christus wahrhaftig erfahren lassen, ist sie sich doch bewusst, dass ihre Wahrnehmung der Wahrheit durch andere bereichert werden kann; durch Schwestern und Brüder im Glauben, die aus derselben Taufe leben, in denen derselbe Geist wohnt, durch die anderen christli-
chen Kirchen, die manchmal besser als sie selbst den einen oder anderen Aspekt der Offenbarung oder der christlichen Erfahrung in ihren Glauben integriert haben. Wenn die Schwester oder der Bruder mir im Dialog nichts geben kann, besteht die Gefahr eines verdeckten Proselytentums. Wir befinden uns in einer Zeit, in der unsere Gesellschaften und unsere Kirchen die Notwendigkeit spüren, ihre eigene Identität neu zu definieren. In welchem Klima sollte diese Neuorientierung stattfinden? In einem Klima des Vertrauens oder des Misstrauens? Im Rahmen der Vollversammlung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen im November 2006 sprach Kardinal Kasper die Frage an, was unter Identität zu verstehen ist. Er sagte: „(Ist sie) eine ängstlich in sich verschlossene, defensive, auf Abgrenzung bedachte Einstellung oder eine offene Identität, die sich bewusst ist, dass man Identität grundsätzlich nur in Kommunikation, Begegnung, Austausch und d. h. im Dialog mit anderen haben kann. Dialog heißt ja nicht, die eigene Position aufzugeben, sich auf dem niedrigsten gemeinsamen Nenner zu treffen und so ärmer zu werden, sondern die eigene Identität im Austausch mit anderen bereichern, wachsen und reifen zu lassen. (…) Dialog will also nicht verarmen, er kann und will bereichern.“ 4) dass die Kirche grundsätzlich eine missionarische Gemeinschaft ist.
wir auf das Gebet Jesu antworten können: „Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.“ (Johannes 17, 21) In einer Welt, in der oft wenig Grund zur Hoffnung besteht, wo sich Gewalt durchzusetzen scheint, wo der europäische Prozess zu stagnieren droht, wo unzählige Jugendliche Orientierung suchen, sind die Christen und die europäischen Kirchen gerufen, durch ihr Wort und ihre Taten, durch ihre Arbeit für Versöhnung und Einheit, zu bezeugen, dass Christus Licht, friedvolle Macht und Kraft der Erneuerung für alle Menschen ist. Möge unser nächstes ökumenisches Treffen in Sibiu wirkungsvoll dazu beitragen.
Kardinal Jean-Pierre Bernard Ricard, Bordeaux
Die Kirche, die diese universelle Gemeinschaft Gottes mit den Menschen verkündet und die – weil wir alle Kinder des selben Vaters sind – zur Geschwisterlichkeit einlädt, muss etwas von dieser Gemeinschaft, die von Gott kommt, sichtbar und erlebbar machen. Ist sie nicht das Zeichen und das Sakrament dieser Einheit der Menschen? Ich denke, dass die ökumenische Geschwisterlichkeit im Streben nach der Wahrheit, im gemeinsamen Zeugnis des Evangeliums, im konkreten Engagement und Dienst am Mitmenschen, das Zeichen ist, das wir heute mehr denn je brauchen – das Zeichen, dass Gott in unserer Welt am Werk ist. Damit 79
DOKUMENTATION
DIE BEDEUTUNG DES PROTESTANTISMUS FÜR EUROPA
Vortrag in Wittenberg am 16. Februar 2007
2. Bedeutung des Protestantismus für Europa?
Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Rumänien soll nach den beiden ökumenischen Versammlungen in Basel und Graz ein weiterer Schritt der Versöhnung sein. Es wird darum gehen: „unsere bereits bestehende Gemeinschaft zu feiern und zu bezeugen, die Kenntnis und Wertschätzung unserer verschiedenen religiösen Traditionen zu vertiefen und das europäische ökumenische Netzwerk zu stärken und auszuweiten.“
Anlässlich einer ökumenischen Versammlung könnte dieser Titel irritieren: Geht es heute nicht darum, dass die christlichen Kirchen gemeinsam einen Auftrag für Europa haben? Wenn ich über die Bedeutung des Protestantismus für Europa spreche, so ist die Perspektive keine konfessionalistisch abgrenzende, sondern eine zutiefst ökumenische. Ökumenisch aber so, wie wir in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen echte Ökumene eben verstehen: Wir glauben die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche in der geschichtlichen Gestalt unterschiedlicher Kirchen. Jede dieser unterschiedlichen Kirchen mit ihrem eigenen Profil – sofern sie auf Gottes Wort hört und die Sakramente schriftgemäß feiert – ist im Vollsinn Kirche, ist eigenständige creatura verbi. „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ ist das Ökumenemodell der evangelischen Kirchen. In gegenseitiger Anerkennung stehen wir gemeinsam im Auftrag der Verkündigung des Evangeliums und streben nach der Einheit, die vor uns liegt und allein in Christus uneingeschränkte Wirklichkeit ist. Volle sichtbare Einheit ist und bleibt auch für uns der Auftrag. Volle sichtbare Einheit kann aber für uns um des Evangeliums willen nicht Uniformität bedeuten. Die Frage, die wir deshalb in die Ökumene einbringen, lautet: Könnte es nicht sein, dass das, was wir gemeinhin als konfessionelle Spaltung beklagen, auch als gute göttliche Vorsehung verstanden und gelebt werden könnte? Könnte es nicht sein, dass die Vielfalt das christliche Zeugnis nicht schwächt, sondern – im Gegenteil – stärkt? Das Evangelium ist das Geschenk Gottes an die Gemeinschaft der Kirchen, das uns alle zu einer Ge-
Dazu haben wir uns mit den „Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa“, der Charta Oecumenica, verpflichtet, und diesen Weg wollen wir miteinander weiter gehen.
1. Einleitung Auf dem Stationenweg nach Sibiu sind wir nun in Wittenberg angelangt, dem Geburtsort der Reformation. Hier hat der Mönch und akademische Lehrer Martin Luther vor allem eine Dimension des Evangeliums neu entdeckt: die Freiheit des Christenmenschen. Der Mensch ist gerecht vor Gott allein aus Glauben und allein aus Gnade. Jesus Christus ist der alleinige Mittler des Heils. Diese Dimension der Freiheit in Christus hat die Geschichte Europas zutiefst geprägt: nicht nur die Geschichte unserer Kirchen, sondern auch die Geschichte unserer Kulturen, Gesellschaften und Staaten. „Europa“ ist nicht denkbar ohne die reformatorische Botschaft von der Freiheit. Vor diesem Hintergrund habe ich meine Überlegungen überschrieben mit dem Titel: Die Bedeutung des Protestantismus für Europa. 80
meinschaft der Beschenkten verbindet. Die evangelischen Kirchen aber sind und bleiben diesem Evangelium in besonderer Weise verpflichtet. In dieser Perspektive spreche ich in unserer ökumenischen Begegnung von der Bedeutung des Protestantismus für Europa.
3. Europa braucht das Evangelium – als Botschaft der Versöhnung Gleichzeitig ökumenisch und evangelisch würde ich formulieren: Europa braucht nicht Religion, Europa braucht auch nicht das Christentum oder die Kirchen. Europa braucht das Evangelium. Denn Europa braucht Versöhnung. Und Hoffnung. „Europa ist aus dem Schmerz geboren“, so formulierte es der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer vor einigen Jahren bei seinem Besuch in der Schweiz. Europa hat in der Geschichte seine Probleme sehr oft mit Kriegen, mit Spaltungen, mit der Errichtung von Mauern gelöst. Daran waren auch die Kirchen nicht unbeteiligt. Wenn Europa nun versucht, gemeinsam in die Zukunft zu gehen, so können wir Kirchen nicht abseits stehen. Was aus dem Schmerz geboren ist, braucht in erster Linie die Hoffnung auf Versöhnung. Ich betrachte deshalb die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat als die wichtigste Aufgabe der Kirchen in Europa. Europa braucht die Hoffnung des Evangeliums. Europa braucht Zeichen einer in Christus versöhnten Menschheit. Die Kernaufgabe der Kirchen im neuen Europa ist also zuallererst eine ökumenische. Gemeinsam sind wir Europa das Evangelium als Botschaft der Versöhnung schuldig.
4. Die Bedeutung des Protestantismus für Europa! Europa braucht das Evangelium. Diese Aussage ergänze ich durch eine zweite: Europa braucht das evangelische Zeugnis des Evangeliums. Ich bin davon überzeugt, dass der Protestantismus – als Teil des gesamtchristlichen Zeugnisses und Dienstes – für Europa eine ganz spezifische Bedeutung hat. Man könnte hier verschiedene wichtige Aspekte entfalten: Der Protestantismus als Konfession der Freiheit, der Protestantismus als Konfession der Individualität und der Bildung, der Protestantismus als Konfession der Partizipation und der Demokratie, der Protestantismus als Konfession der die Weltlichkeit der Welt bejahenden Weltverantwortung. Mit Blick auf Europa und seine Herausforderungen will ich mich auf drei Aspekte beschränken. Die Bedeutung des Protestantismus für die Einheit (4.1), die Säkularität (4.2) und die Demokratie (4.3) Europas.
4.1 Die Bedeutung des Protestantismus für die Einheit Europas Europa ist mehr als die Europäische Union. Darin sind wir uns einig. Allerdings befinden wir uns zurzeit in einer fast paradoxen Situation: Durch die kontinuierliche Erweiterung der Europäischen Union wird das politische Europa immer größer. Andererseits – emotional – scheint Europa seit dem 11. September 2001 kleiner werden zu wollen. Es gibt Stimmen, auch in unseren Kirchen, die Europa auf einen Kreis von „geistig-kulturell“ verwandten Ländern zu beschränken vorschlagen. Dahinter steht die berechtigte Vorstellung, dass das
jüdisch-christliche Erbe die Werte Europas entscheidend mitgeprägt hat. Der Ruf nach einer Besinnungspause in der europäischen Erweiterung ist nur zu gut nachvollziehbar. Insbesondere für uns Schweizerinnen und Schweizer, die wir mit dem Europa der Union nach dem Willen des Souveräns erst mit Verträgen verbunden sind. Nach mehr als 700 Jahren empfinden wir das Zusammenleben zwischen vier Sprachen und Kulturen nach wie vor als dauernde Herausforderung. Nicht zu Unrecht spricht man von der Schweiz als einer Willensnation. Um wie viel größer ist die Herausforderung, wenn die Gemeinschaft 27 Staaten, 23 Amtssprachen und eine Vielzahl von Kulturen und Mentalitäten umfasst. Dazu kommen – und das ist noch viel entscheidender – schmerzvolle Erfahrungen und tiefe Wunden, die im kollektiven Bewusstsein der Völker dieser Gemeinschaft teilweise tief verankert sind. Die Frage, ob die Integrationskraft der Europäischen Union nicht ihre Grenze erreicht hat, ist vor diesem Hintergrund verständlich. Eberhard Jüngel hat in einem programmatischen Vortrag anlässlich der Europäischen Evangelischen Versammlung in Budapest 1992 auf einen entscheidenden Punkt hingewiesen: „Verheißung hat eine evangelische europäische Versammlung … nur, wenn sie zu einem Aufbruch führt, bei dem nicht irgendeine respektable Vergangenheit leitend ist, sondern allein die uns zuvorkommende Gnade Gottes.“ Müsste man dasselbe nicht auch für Europa sagen? Verheißung hat Europa nur, wenn es zu einem Aufbruch führt, bei dem nicht irgendeine respektable Vergangenheit leitend ist. Verheißung hat Europa nur, wenn es nicht geleitet ist von Heimweh zu dem, was scheinbar einmal gewesen ist. Mit der Leuenberger Konkordie haben die evangelischen Kirchen in Europa vor dreißig Jahren ihre seit der Reformation bestehenden konfessionellen Trennungen überwunden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Leuenberger Konkordie auch für das Zusammenwachsen der Völker und Kulturen Europas ein Modell sein, einen Impuls geben könnte: Einheit in versöhnter Verschiedenheit. So wie
die Einheit der Kirchen vor uns liegt, weil Christus auf uns zukommt und deshalb die Rückkehrökumene keine Option sein kann, so zukunftsoffen müsste auch die Suche nach der Einheit Europas sein. Die Einheit Europas wird nicht in der Wiederherstellung des christlichen Abendlandes liegen. Die Einheit Europas liegt vor uns, in einer Form, die wir zu suchen und Schritt für Schritt gemeinsam zu gestalten haben. Dabei wird das christliche Europa seine Werte und seinen geistig-kulturellen Reichtum zweifellos einbringen. Das christliche Europa wird auch auf Errungenschaften hinweisen, die nicht zur Disposition stehen dürfen, wie die unverlierbare Würde des Einzelnen vor Gott, die Menschenrechte, die Demokratie oder die Rechtsstaatlichkeit. Aber wir müssen auch dafür offen sein, dass Andere ihre Werte und ihren geistig-kulturellen Reichtum einbringen und Europa gestärkt aus diesem Austausch hervorgeht. Die Menschen anderer Religionen und Kulturen: Sie leben ja nicht nur im „europäischen Gürtel befreundeter Staaten“; sie sind schon da, als Migrantinnen und Migranten, mitten in Europa, sie leben unter uns. Die Suche nach der Einheit Europas muss gleichzeitig vergangenheitsbewusst und zukunftsoffen sein. Diese Zukunftsoffenheit auszuhalten und unter Einbeziehung der Vergangenheit in Freiheit zu gestalten, dazu können die evangelischen Kirchen beitragen.
4.2 Die Bedeutung des Protestantismus für die Säkularität Europas „Wir müssen Europa eine Seele geben“, hatte Jacques Delors einprägsam gefordert. Dahinter steht die Frage, was Europa im Innersten zusammenhält. Das Bild der Seele Europas: es hat etwas Bestechendes, Faszinierendes. Aber wir sollten dieses Bild hinterfragen. Ist es wirklich hilfreich, wenn wir unsere Vorstellungen von Europa leiten lassen von einem Bild, das unmittelbar Assoziationen wie Unsterblichkeit und Göttlichkeit weckt?
Ich erinnere an dieser Stelle an ein Wort von Wolfgang Huber, wonach uns der Glaube an Gott bewahrt vor der Versuchung, die Dinge des Diesseits jenseitig aufzuladen. Europa ist auch aus dem Schmerz geboren, weil Politik und Religion in der Vergangenheit auf unheilvolle Weise vermischt wurden. Ein wichtiges Kennzeichen reformatorischen Glaubens ist die Unterscheidung zwischen dem göttlichen und weltlichen Regiment Gottes. Oder wie Zwingli es formuliert hat: zwischen menschlicher und göttlicher Gerechtigkeit. Christinnen und Christen sind als im Christusgeschehen Befreite verwiesen auf die Weltlichkeit der Welt. Dies gilt auch für die Gestaltung von Kirche. Der Protestantismus unterscheidet klar zwischen der Kirche und dem Herrn der Kirche. Die Kirche ist nicht die Wahrheit, sie dient der Wahrheit. Heilig ist nicht die Kirche, heilig ist allein Jesus Christus als Ursprung und Grund der Kirche. Unser Kontinent ist ein Lebensraum, in dem Menschen unterschiedlichster Identitäten, Kulturen, Konfessionen und Religionen zusammenleben. Diesen Lebensraum weder religiös noch ideologisch zu überhöhen, sondern als gemeinsamen Raum der Freiheit, Gerechtigkeit und des Friedens zu gestalten, ist eine große Herausforderung. Die Säkularität Europas ist vor diesem Hintergrund kein Defizit, das überwunden werden müsste, sondern im Gegenteil: Voraussetzung für das Gelingen des Projekts. Europa hat starke christliche Wurzeln. Deshalb werden wir uns als Kirchen in diesen Gestaltungsprozess eingeben. Aber wir sollten es nicht tun mit dem – auch nur versteckten – Ziel, dieses Europa zu einem christlichen Europa zu machen. Es sollte uns um den Aufbau eines menschlichen, eines gerechten und eines friedlichen Europa gehen. Sonst steht zu befürchten, dass wir entgegen unseren Beteuerungen dennoch das Bild einer Festung Europa in uns tragen. Nicht einer wirtschaftlichen oder militärischen, aber einer geistig-kulturellen Festung. Evangelische Freiheit misst sich letztlich immer daran, ob die Freiheit als Raum zur Liebe verstan-
den wird. Johannes Calvin formulierte es in der Institutio sinngemäß so: Ein frommer Mensch ist ein Mensch, der sich in den äußeren Dingen von der Freiheit und in den inneren Dingen von der Liebe leiten lässt (Institutio III / 19,12). Müssen wir Europa eine Seele geben? Das war unsere Frage. Wir sollten pragmatisch denken. Europa muss weder unsterblich noch göttlich sein. Europa muss menschlich sein. Deshalb würde ich sagen: Wir müssen Europa ein Herz geben. Denn nur wenn unser Europa getragen ist in den Herzen der Menschen, wird es auch leben.
4.3 Die Bedeutung des Protestantismus für die Demokratie Europas Ein menschliches Europa muss von den Menschen getragen und gestaltet sein. Eine der großen Herausforderungen besteht deshalb darin, dass das Europa der Regierungen zu einem Europa der Bürgerinnen und Bürger wird. Wenn Europa ein säkulares, ein weltliches und menschliches Projekt ist, dann gehört doch wohl auch das dazu, was wir in der evangelischen Kirche als semper reformanda bezeichnen. Zur Säkularität gehört die Reformoffenheit Europas. Zur Reformoffenheit gehört die Demokratie. Wir haben dem Europa der Regierungen viel zu verdanken: 60 Jahre Frieden und Stabilität, seit 1990 auch die gemeinsame Erfahrung der Freiheit. Aber Friede ist ja bekanntlich mehr als die Abwesenheit von Krieg, Stabilität mehr als das Gleichgewicht der Kräfte und Freiheit mehr als offene Grenzen. Und so muss Europa – wenn es denn getragen sein soll in den Herzen der Menschen – mehr sein als das Europa Brüssels und Straßburgs. Ich darf das so offen ansprechen, weil wir zurzeit in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa Analoges erfahren. Mit der Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie im Jahr 1973 haben die evangelischen Kirchen untereinander Kirchengemeinschaft erklärt. Diese Erklärung der Kirchengemeinschaft war eine Erklärung von Kirchenleitungen. Wie die Europäische Union hat sich auch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa lau81
fend erweitert. Ursprünglich zählte die Leuenberger Kirchengemeinschaft 69 Signatarkirchen (1976), heute sind es 105 (2007). Diese Gemeinschaft wird nur dann wirklich eine Bedeutung und eine Kraft entfalten, wenn die erklärte Gemeinschaft zwischen den Konfessionen bis zu den Kirchen vor Ort, den Kirchgemeinden und den Menschen vordringt. Bei der Konzeption ihrer konfessionellen Zusammenschlüsse müssen sich die evangelischen Kirchen also selbst auf eines der wichtigsten Elemente ihres Selbstverständnisses zurückbesinnen: die Partizipation des Einzelnen, das synodale und presbyteriale Prinzip. Wenn die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa nicht von den Kirchgemeinden und von den Menschen mitgetragen wird, wird sie nicht die Zukunft
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haben, die wir uns erhoffen. Kirche ist nicht die Gemeinschaft der Kirchenleitungen. Kirche ist die Gemeinschaft der Glaubenden. Gemeinschaft zwischen Institutionen zu erklären, ist die Sache von Regierungen oder Kirchenleitungen. Die Gemeinschaft zwischen den Institutionen verwirklichen, kann man nur mit den Menschen zusammen. Auch Europa muss von einer Gemeinschaft der Regierungen zu einer Gemeinschaft der Bürgerinnen und Bürger werden. Da liegt noch ein gutes Stück Weg vor uns. Die europäischen Kirchen als Gemeinschaften nahe bei den Menschen wollen zur Einigung des europäischen Kontinents beitragen. Dazu haben sie sich in der Charta Oecumenica selbst verpflichtet.
Die evangelischen Kirchen in Europa können auf diesem Weg einen besonderen Impuls geben. Die Aufwertung der Individualität ist ein wesentliches Merkmal des Protestantismus. Der einzelne Mensch ist unmittelbar zu Gott, coram Deo. Deshalb ist der Protestantismus zutiefst geprägt von der Skepsis gegenüber allem, was sich zwischen den einzelnen Menschen und Gott stellt. Die Europaskepsis: Könnte sie mit der konkreten Europa-Erfahrung der Menschen zusammenhängen? Könnte sie damit zu tun haben, dass – obwohl der Protestantismus in Europa nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmacht – doch sehr viele Menschen an dieser Stelle protestantisch denken? Das Volk hat vermutlich nicht immer recht. Aber was Recht ist und Recht wird, das muss vom Volk getragen sein.
Pfarrer Thomas Wipf, Bern, Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)
LISTE DER DELEGIERTEN AUS DEUTSCHLAND FÜR DIE 3. EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG IN SIBIU/HERMANNSTADT
ANHANG
(GEORDNET NACH POSTLEITZAHLEN)
Nr.
Anrede
Name
Vorname
PLZ
Ort
Email
1 2 3 4 5 6
Müller Oehme Dittrich Weber Mildner Asmus
Annemarie Friedemann Bernhard Randi Roswitha Heilgard
01069 01069 01309 01445 01471 03044
Dresden Dresden Dresden Radebeul Radeburg Cottbus
EKD/Ökumenisches Informationszentrum Dresden e. V./Sachsen EKD/Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens DBK/Bischöfliches Ordinariat Dresden Evangelische Brüder-Unität Herrnhuter Brüdergemeine EKD/Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens EKD/Ev.Kirche Berlin-Brandenburg u. Schlesische Oberlausitz
[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]
7 8 9 10 11
Frau Herr Pfarrer Herr Domkapitular Dr. Frau Dr. Frau Frau Generalsuperintendentin Frau Herr Frau Herrn Akademiedirektor Herr Propst
Busch Otto Ashim-Ulrich Marchio Kasparick
Anna-Maria Christoph Barbara Hans-Joachim Siegfried
04107 04109 04660 06108 06886
Leipzig Leipzig Altenburg Halle a.d. Saale Wittenberg
[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]
12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32
Frau Herr Prof. Dr. Herr Herr Prälat Herr P. Dr. Herr Pastor Herr Frau Frau Herr Dr. Frau Frau Dr. Herr Oberst Dr. Frau Generalsekretärin Herr Präsident Herr Pfarrer Herr Diakon Frau Vikarin Herr Herr Weihbischof Dr. Herr Prof. Dr.
Hoffmeier Meyer Streich Wakenhut Eggensperger OP Assmann Löffler Reinl Mensink Wazlawik Kind Thunig-Nittner Heinemann Claas Großmann Tuve Markmann Freudenberg Möhring Jaschke Beestermöller
Andrea Hans-Joachim Bernd Walter Thomas Reinhard P. Hans-Georg Britta Dagmar Klaus Ulrike Gerburg Winfried Regina Siegfried Matthias Axel Anne Heiner Hans-Jochen Gerhard
10115 10115 10117 10117 10119 10409 10719 10827 10963 12555 13189 14163 14411 14641 14641 17326 18437 18439 19065 20099 20459
Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Potsdam Wustermark Wustermark Brüssow Stralsund Stralsund Pinnow Hamburg Hamburg
EKD/Evangelische Jugend/ Sachsen EKD/Ev. Kirche Berlin-Brandenburg u. Schlesische Oberlausitz Evangelisch-methodistische Kirche DBK/Katholische Akademie des Bistums Magdeburg EKD/Ev.-luth.Kirche in Thüringen u. Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (EKM) DBK/BDKJ DBK/ZdK DBK/Diözesanrat im Erzbistum Berlin DBK/Katholisches Militärbischofsamt DBK/Institut M. Dominique Chenu - Espaces Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) DBK/Katholische Kirchengemeinde St. Ludwig Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) DBK/Parteivorstand der SPD, Willi-Brandt-Haus EKD/Köpenicker Initiativgruppe Eine Welt (KIGEW) EKD/More Ecumenical Empowerment Together (MEET) und ESG DBK/Ackermann-Gemeinde DBK/Militärgeschichtliches Forschungsamt Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) EKD/Pommersche Evangelische Kirche EKD/Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt/ Pommern EKD/Sassnitz-Initiative EKD/Evangelische-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs DBK/Weihbischof in Hamburg DBK/Institut für Theologie und Frieden
[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] 83
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Herr PD Dr. Herr Pfarrer Herr Herr Prof. Dr. Frau Dr. Herr OKR Frau Pastorin Frau Herr Frau Pastorin Herr Herr Pastor Herr Weihbischof Dr.
Justenhoven Anders Israel Hoppe Sahm Vogelmann Weiß Kleinhuis Ihssen Kortjohann Thesenvitz Stelter Schwerdtfeger
Heinz-Gerhard Christoph Klaus Thomas Astrid Wolfgang Jutta Jana-Trixi Uwe Marina Dirk Dirk Nikolaus
20459 20537 21335 22043 22166 24103 25821 26725 28215 28832 30159 30169 30880
Hamburg Hamburg Lüneburg Hamburg "Minsk Belarus" Kiel Breklum Emden Bremen Achim Hannover Hannover Laatzen
DBK/Institut für Theologie und Frieden Evangelisches Missionswerk, assoziiert mit KEK EKD/AG Konziliarer Prozess DBK/Helmut-Schmidt-Universität EKD/Leiterin der Internationalen Bildungs- u. Begegnungsstätte Minsk EKD/Nordelbische Evang.-Lutherische Kirche EKD/Nordelbische Evang.-Lutherische Kirche Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) EKD/Bremische Evangelische Kirche EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers EKD/Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugend (aej) EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers DBK/Weihbischof in Hildesheim
46 47 48 49
Herr Bischof em. Dr. Frau Herr Dr. Herr Landesbischof
Homeyer Meyer Anhelm Johannesdotter
Josef Margareta Fritz Erich Jürgen
31134 31177 31545 31675
Hildesheim Harsum-Hönnersum Rehburg-Loccum Bückeburg
DBK DBK/Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim Evangelische Akademien/assoziiert bei KEK EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe
50 51 52 53 54
Herr Pfarrer Herr Dr. Herr Herr Dr. Herr OKR Dr.
Balke Oeldemann Hunstig Möller Rosowski
Bendix Johannes Hans-Georg Ulrich Martin
32805 33098 33104 33602 34117
Horn-Bad Meinberg Paderborn Paderborn Bielefeld Kassel
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74
Herr OKR Dr. Herr Propst Frau Frau Studienleiterin Dr. Frau Frau Herr OLKR Frau Herr Bischof Dr. Herr Herr Herr Erzbischof Frau Landespfarrerin Herr Pfarrer Herr Frau Herr Herr Frau Frau
Richebächer Eibach von der Recke Lechner Borgers Göpel Kollmar Böcher Feige Stolze Wallenhorst Longin Busch Mauritz Tänzler Bogner Holz Plobner Lüders Brunotte
Wilhelm Klaus Marie-Noelle Silke Lena Ute Peter Mechthild Gerhard Jürgen Thomas
34131 35390 35641 36037 37124 37293 38300 38304 39104 39104 40213 40227 40476 40477 40477 41477 42030 44145 44359 47279
Kassel Gießen Schöffengrund Fulda Rosdorf Herleshausen Wolfenbüttel Wolfenbüttel Magdeburg Magdeburg Düsseldorf Düsseldorf Düsseldorf Düsseldorf Düsseldorf Düsseldorf Wuppertal Dortmund Dortmund Duisburg
EKD/Lippische Landeskirche DBK/Johann-Adam-Möhler-Institut DBK/Diözesanrat Erzbistum Paderborn EKD/Konferenz Europäischer Kirchen, Haushaltsausschuss Europäisches Forum Christlicher Männer/Männerarbeit der EKD (assoziiert mit KEK) EKD/Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck EKD/Evang. Kirche in Hessen und Nassau EKD/Church and Peace EKD/Deutscher Evangelische Kirchentag (DEKT) EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers EKD/Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig DBK/Bischof von Magdeburg Evangelisch-methodistische Kirche DBK/NRW-Ministerium für Familie Orthodoxe Kirche von Rußland, Patriarchat von Moskau EKD/Evangelische Kirche im Rheinland DBK/BDKJ DBK/BDKJ DBK/Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands DBK/Sachausschuss MEF im Erzbistum Köln EKD/Evangelische Kirche von Westfalen EKD/Evangelische Kirche von Westfalen EKD/Evangelische Kirche im Rheinland
Christine Andreas Dirk Magdalena Manfred Gerd Stephanie Renate
[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]
75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119
Frau Sr. Dr. Herr Weihbischof Dr. Frau Prof. Dr. Herr Prof. Dr. Frau Herr Prof. Dr. Herr Pastor Frau Herr Frau Herr Frau Herr Dr. Frau Frau Dr. Frau Herr Herr P. Dr. Herr Msgr. Frau Dr. Herr Militärdekan Frau Sr. Herr Herr Dr. Frau Dr. Herr Herr Diakon Herr Weihbischof em. Herr Superintendent Frau Herr Frau Dr. Herr Geistlicher Rat Frau Herr Dr. Frau Frau Pfarrerin Herr DDr. Frau Bischöfin Frau Pfarrerin Frau Pfarrerin Herr Dr. Frau Herr Weihbischof Herr
Reemts OSB Voß Sattler Schreiner van de Loo Stobbe Tuschling Heintz Höbsch Fischbach MdB Dittrich Heidemanns Marcus Kett Beykirch-Angel Casel Gasper Langendörfer SJ Miehle Rumbach-Thome Walter Höffmann SSpS Kiefer SAC Vesper Brinkmann Schärtl Kandels Schwarz Pistorius Franzen Schönhöffer Kurth Schlenzig Krämer Valentin Schnabel Rudolph Schütz Wenner Gunkel Nauck Voß Hüning Pieschl Schmitt
Christiana Josef Dorothea Peter Stefanie Heinz-Günther Steffen Ingrid Werner Ingrid Norbert Katja Franz Andrea Ursula Gertrud Hans Hans Wolfgang Heike Jürgen Cäcilia P. Rüdiger Stefan Herta Christian Stefan Leo Christoph Christa Peter Gisela Hans-Werner Renate Joachim Petra Barbara J. Georg Rosemarie Mechthild Mechthild Reinhard Veronika Gerhard Michael
47929 48143 48149 48149 48149 48153 49076 50259 50668 50677 52064 52064 52064 52078 53113 53113 53113 53113 53113 53113 53113 53115 53115 53175 53545 53604 53757 54290 54292 55116 55218 56503 56626 58730 60311 60318 60487 60487 60487 60488 60488 61118 61118 65549 67346
Grefrath Münster Münster Münster Münster Münster Osnabrück Pulheim Köln Köln Aachen Aachen Aachen Aachen Bonn Bonn Bonn Bonn Bonn Bonn Bonn Bonn Bonn Bonn Linz Bad Honnef Sankt Augustin Trier Trier Mainz Ingelheim Neuwied Andernach Fröndenberg Frankfurt am Main Frankfurt am Main Frankfurt am Main Frankfurt am Main Frankfurt am Main Frankfurt am Main Frankfurt am Main Bad Vilbel Bad Vilbel Limburg Speyer
DBK/Abtei Mariendonk DBK/Weihbischof in Münster DBK/Universität Münster Intereuropean Commission on Church and School/assoziiert bei KEK) DBK/Universität Münster/Abteilung II: Ökumenik und Friedensforschung DBK EKD/Evangelisch-Reformierte Kirche Evangelisch-methodistische Kirche DBK/Referat für den Interreligiösen Dialog Erzbistum Köln DBK/Katholischer Deutscher Frauenbund DBK/Bischöfliches Hilfswerk Misereor DBK/Missio Aachen DBK/Päpstliches Missionswerk der Kinder DBK/Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands DBK/Bereichsleiterin Glaube und Bildung Sekretariat DBK DBK/Geschäftsführerin der Deutschen Kommission Justitia et Pax DBK/Bereich Glaube und Bildung Sekretariat DBK DBK/Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz DBK/Nationaldirektor für die Ausländerseelsorge DBK/Bereich Weltkirche und Migration im Sekretariat der DBK EKD/Seelsorge in der Bundeswehr DBK/DOK Haus der Orden DBK/Haus der Orden DBK/Zentralkomitee der deutschen Katholiken DBK/Katholikenrat Trier DBK/KLJB Katholisches Bistum der Alt-Katholiken DBK/Präsident der Europäischen Justitia et Pax-Konferenzen EKD/Evangelische Kirche im Rheinland DBK/Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute Kairos Europa (assoziiert mit KEK) EKD/Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) Katholisches Bistum der Alt-Katholiken EKD/Evangelische Kirche von Westfalen DBK/Katholisches Zentrum „Haus am Dom“ EKD/Ecumenical Youth Council in Europa (EYCE) / Bayern ACK (assoziiert mit KEK) DBK/Ökumenische Centrale ACK Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland EKD/Offenes Forum Dekade Gewalt überwinden EKD/Evangelische Kirche in Hessen und Nassau DBK/Pax Christi DBK/Pax Christi DBK/Weihbischof in Limburg DBK/Bistum Speyer
[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] 85
120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137
Frau Herr Dr. Herr Dr. Frau Herr Herr Dr. Frau Pfarrerin Dr. Herr Dr. Herr Kirchenrat Herr Pfarrer Herr Frau Frau Dr. Herr Pfarrer Frau Diakonin Herr Vizepräsid.Dekan Herr Herr
Schäfer Oelschläger Diefenbacher Covolo Heidel Böhm Eichrodt-Kessel Kustermann Penzoldt Strauß Göbel Girlich Mayer Reichel Dieter Ehrmantraut Alborino Gerstner
Bärbel Ulrich Hans Catharina Klaus Hans-Hermann Hélène Abraham Peter Martin Volker Thorsten Renate Annemarie Christoph Sylvia Rudolf Roberto Wolfgang
67454 67547 69118 69123 69124 70174 70184 70184 70184 70192 71088 71522 72074 73087 74348 76829 79104 79104
Haßloch Worms Heidelberg Heidelberg Heidelberg Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart Holzgerlingen Backnang Tübingen Bad Boll Lauffen/N Landau Freiburg Freiburg
EKD/Evangelische Kirche der Pfalz EKD/Evangelische Kirche in Hessen und Nassau EKD/Beauftragter des Rates der EKD für Umweltfragen EKD/Evangelische Jugend/ Oldenburg EKD/Werkstatt Ökonomie e. V., Mitglied der 10. Synode der EKD EKD/Europäisches Christliches Umweltnetzwerk (ECEN) EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg DBK/Akademie Stuttgart-Hohenheim EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg Gustav-Adolf-Werk Leipzig (assoziiert bei KEK) Evangelisch-methodistische Kirche Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) DBK/Universität Tübingen Evangelische Brüder-Unität Herrnhuter Brüdergemeine EKD/Ökumenisches Netz Württemberg EKD/Evangelische Kirche der Pfalz DBK/DCV DBK/Maximilian-Kolbe-Werk
138 139 140 141
Herr Dr. Herr Herr Pastor Frau Dr.
Ruh Traut Renno Bücking
Ulrich Tobias Hans-Martin Elisabeth
79104 79104 79107 79294
Freiburg Freiburg Freiburg Sölden
142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152
Herr Pfarrer Frau Pfarrerin Frau Dr. Herr Dr. Herr Kirchenrat Frau Präsidentin Herr P. Herr Prof. DDr. Frau Herr Erzpriester Dr. Herr Apostolischen Exarchen Herr Pfarrer Frau Herr Prof. Dr. Herr Bischof Frau Herr Dr. Frau Dr. Herr Dr.
Widdess Fuhrmann Dieckmann Renz Huber Schülke Englert OSA Wallacher Willemsen Basarab Kryk
Peter Bettina Elisabeth Andreas Ivo Heidi Eric Johannes Antonia Mircea Petro
79689 79771 80063 80331 80333 80333 80336 80539 81369 81375 81679
Maulburg Klettgau München München München München München München München München München
DBK/Herder Korrespondenz EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg Evangelisch-methodistische Kirche EKD/ Ökumenisches Forum Christlicher Frauen in Europa (ÖFCFE) u. Christinnenrat EKD/Evangelische Landeskirche in Baden EKD/Evangelische Landeskirche in Baden DBK/Diözesanrat im Erzbistum München und Freising DBK/Erzbischöfliches Ordinariat EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern DBK/Missio München DBK/Hochschule für Philosophie DBK/Kirche in Not/ Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. Rumänisch-Orthodoxe Kirche DBK/Apostolische Exarchie
Machuzhak Steineck Vogt Hanke OSB Breher Albert Ballweg Pfeiffer
Ivan Gudrun Markus Gregor Maria Barbara Gerhard Gabi Gerhard
81679 82418 83671 85072 85276 85354 86316 86399
München Hofheim/Murnau Benediktbeuern Eichstätt Pfaffenhofen/Ilm Freising Friedberg Bobingen
DBK/Apostolische Exarchie für kath. Ukrainer Arbeitsgemeinschaft ökumenischer Kreise in Deutschland e. V. (AÖK) DBK/Clearingstelle Kirche/Umwelt DBK/Bischof von Eichstätt DBK/Vorsitzende des Kolpingwerkes Europa DBK/Renovabis Kardinal-Döpfner-Haus DBK/Fokolar-Bewegung International Association for Christian Education (assoziiert mit KEK)
153 154 155 156 157 158 159 160 86
[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]
161 Herr Metropolit Dr.
Serafim
Joanta
90429 Nürnberg
162 Frau 163 Frau Dr. 164 Herr
Stanullo Friedrich Schoenauer
Irmgard Andrea M. Hermann
90449 Nürnberg 91320 Ebermannstadt 91564 Neuendettelsau
Rumänisch orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) DBK/Katholisches Pfarramt St. Nikolaus Leiter der Diakonie Neuendettelsau
165 Herr Bischof Dr. 166 Herr Prof. Dr.
Müller Dirscherl
Gerhard Ludwig Erwin
93043 Regensburg 93053 Regensburg
DBK/Bischof des Bistums Regensburg DBK/Universität Regensburg
167 168 169 170 171 172
Rottenaicher Bieber OSB Bühl Scheele Schmidt Geffe
Joseph Marianus Susanne Paul-Werner Christian Wolfgang
94032 94557 97070 97070 97320 99096
173 Frau
Treu
Ulrike
99096 Erfurt
174 Frau Kirchenrätin 175 Frau
Skriewe Köhler
Katrin Ulrike
99817 Eisenach 99998 Volkenroda
DBK/Umweltbeauftragter der Diözese Passau DBK/Abtei Niederaltaich DBK/Gemeinschaft Sant`Egidio DBK/Diözese Würzburg EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern EKD/Ev.-luth.Kirche in Thüringen u.Ev.Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (EKM) EKD/Ev.-luth. Kirche in Thüringen u. Ev.Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (EKM) EKD/Ökumenischer Vorbereitungskreis EÖV3 / Thüringen EKD/Ev.-luth. Kirche in Thüringen u. Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (EKM)
Frau Landesbsichöfin Dr. Käßmann
Margot
30169 Hannover
[email protected]
Frau OKRin Herr OKR Dr. Herr Pastor Herr Herr Pfarrer Frau OKRin Frau Prof. Dr. Frau
Antje Martin Michael Ulrich Norbert Cordelia Friederike Almut
30419 30419 30419 53113 60487 64285 69177 99867
[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]
Herr Herr P. Dr. Frau Herr Bischof em. Dr. Herr Pfarrer Herr
Passau Niederaltaich Würzburg Würzburg Albertshofen Erfurt
[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]
zusätzlich
Heider-Rottwilm Affolderbach Riedel-Schneider Pöner Roth Kopsch Nüssel BretschneiderFelzmann
EKD/Mitglied im Zentralausschuss der KEK und im Planungskomitee von KEK/CCEE Hannover EKD/Mitglied im Zentralausschuss und Präsidium der KEK Hannover EKD/AG Islam in Europa, gemeinsames Komitee von KEK/CCEE Hannover EKD Bonn DBK Frankfurt am Main ACK (assoziiert mit KEK) Darmstadt EKD/Mitglied im Zentralausschuss der KEK Heidelberg Kommission ´Kirchen im Dialog` der KEK Gotha EKD/Jugenddelegierte im Zentralausschuss der KEK
(Stand 30. April 2007. Die Liste ist nicht vollständig und kann möglicherweise Fehler enthalten.)
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ANHANG
EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG IN SIBIU – ZEITRASTER
Die Europäische Ökumenische Versammlung behandelt an drei Tagen jeweils einen Themenbereich, vormittags im Plenum mit 2100 Delegierten, und nachmittags in 3 Foren mit jeweils 700 Delegierten.
2. Forum: Beziehungen zu den Religionen 3. Forum: Versöhnung von Völkern und Kulturen, Migration
Mittwoch, 5. 9. Das Licht Christi und die Kirchen 1. Forum: Dialog, Einheit der Kirchen 2. Forum: Spiritualität, Gemeinsames Beten 3. Forum: Gemeinsames Zeugnis, Mission Donnerstag, 6. 9. Das Licht Christi und Europa 1. Forum: Beitrag der Kirchen zum Aufbau der Zukunft Europas
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Freitag, 7. 9. Das Licht Christi und die Welt 1. Forum: Frieden 2. Forum: Gerechtigkeit 3. Forum: Bewahrung der Schöpfung Der erste Tag, Dienstag, 4. 9., ist der Anreise und Begrüßung vorbehalten, der Samstag, 8. 9., einer Feier zur Geburt Mariens, dem Abschlussplenum und einer Lichtfeier. Am Sonntag, 9. 9., wird nach konfessionellen Gottesdiensten die Versammlung mit einer Sendungsfeier schließen.
BOTSCHAFT AUS LOCCUM FÜR DIE DRITTE EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG
Auf der bundesweiten Tagung zur Vorbereitung der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung trafen sich im Dezember 2006 ca. 160 Personen aus fast allen Kirchen Deutschlands. Sie erarbeiteten zu den 9 thematischen Foren in Sibiu die nachfolgenden Thesen und Handlungsempfehlungen (1. Dialog/Einheit, 2. Spiritualität/Gemeinsames Beten, 3. Gemeinsames Zeugnis/Mission, 4. Beitrag der Kirchen zum Aufbau Europas, Zukunft Europas, 5. Religionen, 6. Versöhnung und Migration, 7. Frieden, 8. Gerechtigkeit, 9. Bewahrung der Schöpfung). Am Ende der Versammlung bekam jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer 3 Glassteine und konnte sie in Glasröhren, die den 9 Themenforen zugeordnet waren, füllen. Wie er oder sie die Steine verteilte, war dem eigenen Ermessen frei gestellt. So entstand ein ökumenisches Barometer, an dem abzulesen war, wo gerade das „ökumenische Herz“ in Deutschland besonders schlägt. Eine solche „Abstimmung“ lässt sich auch in einer ökumenischen Gruppe oder einem Gemeindekreis wiederholen. Die 160 Personen hoben besonders die Themen Einheit und Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung hervor. Anregungen für ein Gespräch zur Loccumer Botschaft
ANHANG
In vielen Gemeinden und ökumenischen Gruppen sind die Themen, die in Loccum diskutiert worden sind und in Sibiu diskutiert werden, schon lange im Gespräch. Frage: Zu welchen Themen haben wir uns in den letzten 10 Jahren besonders engagiert? Welche (Weiter-)Entwicklung haben wir erlebt? Welche Themenbereiche sind kaum oder gar nicht beachtet worden? Welche Erklärung haben Sie dafür?
Viele erhoffen sich von der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung starke ökumenische Impulse. Frage: Welche 3 Handlungsempfehlungen sind für Sie die wichtigsten? Kommen Sie darüber mit anderen aus der Gruppe ins Gespräch! Wenn möglich tauschen Sie Ihre Ergebnisse mit anderen ökumenischen Partnern aus. In Sibiu werden Christinnen und Christen aus allen Ländern Europas sein. Frage: Zu welchem Themenbereich können Delegierte aus Deutschland einen besonderen Beitrag leisten? Zu welchem Themenbereich sind Delegierte aus Deutschland besonders auf Impulse aus anderen Ländern angewiesen?
Frage: Welche Handlungsempfehlung ist Ihnen derzeit besonders wichtig?
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Impulse für die Delegierten in Sibiu/Hermannstadt, Gemeinden und ökumenischen Gruppen in Deutschland Loccum, 6. Dezember 2006 Auf der bundesweiten ökumenischen Tagung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung haben sich in der Evangelischen Akademie Loccum vom 4. bis 6. Dezember 2006 insgesamt 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und Gäste aus Europa getroffen. Ihr Treffen stand unter der Zusage des Themas der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung: Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa. Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) haben die Kirchen in Europa aufgerufen, die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung als Pilgerweg zu gestalten. Diesem Aufruf sind in Deutschland alle Kirchen gefolgt, die in der ACK ökumenisch verbunden sind. Grundlage der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung ist die Charta Oecumenica. Ihr haben sich die Kirchen der ACK verpflichtet. Dankbar blicken die Versammelten auf den gemeinsamen Weg der Kirchen in Europa zurück: – von der Aufnahme des in Vancouver (1983) beschlossenen „Konziliaren Prozesses“ für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, der in Deutschland auch in der politischen Wende 1989 wirksam wurde und weiter geführt wird, – über die Erste Europäische Ökumenische Versammlung in Basel (1989), – hin zum Ruf zur Versöhnung auf der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz (1997), – bis zur Charta Oecumenica (2001), die zu wachsender ökumenischer Gemeinschaft an vielen Orten und europaweit geführt hat. Die Versammelten in Loccum haben auf Stimmen aus katholischer, reformatorischer (landeskirchli90
cher und freikirchlicher) und orthodoxer Tradition gehört, wie sie auch in den Stationen der Europäischen Ökumenischen Versammlung sichtbar werden (Rom, Januar 2006, Wittenberg, Februar 2007, Sibiu/Hermannstadt September 2007). Aus dem europäischen Vorbereitungsprozess von KEK und CCEE berichtete im Namen beider Organisationen der Generalsekretär der KEK, Colin Williams. In Andachten unterschiedlicher Traditionen feierten sie Christus, das Licht der Welt. In Vorträgen fragten sie nach der Bedeutung des Evangeliums angesichts der Säkularisierung in Europa. In Arbeitsgruppen zu den neun Forenthemen und Diskussionen haben sich Delegierte für die Versammlung in Sibiu/Hermannstadt und Nicht-Delegierte, Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchenleitungen, Basisgruppen, ökumenischen Gemeinschaften, Gemeinden und Verbänden auf Themen und Handlungsempfehlungen verständigt. Sie bitten KEK und CCEE, diese Botschaft bei der Tagung in Wittenberg (Februar 2007) aufzunehmen. Sie bitten die Delegierten aus Deutschland, die ihre Kirchen in Sibiu/Hermannstadt vertreten werden, die Anliegen dieser Botschaft einzubringen. Vor allem bitten sie die Kirchen in Deutschland, Gemeinden, ökumenische Basisgruppen und Netze, Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen auf regionaler und lokaler Ebene, diese Botschaft zu diskutieren, in konkrete Schritte umzusetzen und mit Partnerinnen und Partnern in anderen europäischen Ländern weiter zu verfolgen.
Das Licht Christi und die Kirche
1. Forum: Dialog, Einheit Als Kirchen wollen wir Zeichen des Reiches Gottes in der Welt sein.
Handlungsempfehlung: Wir bitten Kirchen und Gemeinden, auf die sichtbare Einheit der Kirche Jesu Christi hinzuwirken, indem sie
– den einen Glauben, wie er im Ökumenischen Glaubensbekenntnis von 381 zum Ausdruck kommt, in den Kirchen liturgisch beheimaten, – die gegenseitige Anerkennung der Taufe durch offizielle Vereinbarungen zwischen den Kirchen anstreben und bestätigen, – auf dem Weg zur vollen eucharistischen Gemeinschaft geeignete Zwischenschritte gehen, – nach Wegen zur Überwindung der unsere Kirchen trennenden Fragen des Amtes und Kirchenverständnisses suchen. Wir bitten die Mitgliedskirchen von KEK und CCEE dringend, sich die in der Charta Oecumenica eingegangene Selbstverpflichtung zur sichtbaren Einheit der Kirche (Leitlinie 1) zu eigen zu machen und umzusetzen. Menschen brauchen eindeutige Zeichen. Europa und die Welt erwarten eine Stimme von den Kirchen. 2. Forum: Spiritualität, Gemeinsam Beten Wir bringen in vielfältigen Formen und gemeinsam vor Gott, was uns in Europa bewegt.
3. Forum: Gemeinsames Zeugnis, Mission Die gemeinsame Weitergabe des einen Glaubens an den Dreieinigen Gott soll Menschen befähigen, als Christinnen und Christen zu leben, das Evangelium zu bezeugen und sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.
Handlungsempfehlung: Wir bitten Kirchen und Gemeinden, – die Leitlinie 2 der Charta Oecumenica so fortzuschreiben, dass selbstverpflichtende Formulierungen gefunden werden, die Inhalt und Form der gemeinsamen Mission der Kirchen positiv beschreiben, – die Einheit von Glauben und Handeln, von Verkündigung und sozialethischem Engagement öffentlich zu betonen, – statt gegenseitiger Abgrenzung die Bedeutung gemeinsamer Mission als glaubwürdiges Bezeugen der Einheit zu unterstreichen.
Das Licht Christi und Europa
Handlungsempfehlung: Wir bitten Kirchen und Gemeinden, – neben Lobpreis und Dank gemeinsam vor Gott zu bringen, was sie an Zerstörungen und Bedrängnissen in Europa und der Welt bewegt, – verstärkt darauf hinzuwirken, dass die unterschiedlichen Formen geistlichen Lebens und Gottesdienstes als Kraftquelle des Glaubens wechselseitig kennen gelernt und wertgeschätzt werden (Charta Oecumenica, Leitlinie 5), – sich dafür einzusetzen, dass die traditionsübergreifenden Grundlagen christlichen Betens entdeckt werden und sie auf dieser Basis zu gemeinsamen Andachtsformen und gottesdienstlichen Feiern finden, – sich dabei von der Bibel, der Botschaft von Kreuz und Auferstehung und dem Zeugnis von Jesus Christus als dem Licht leiten zu lassen.
4. Forum: Beitrag der Kirchen zum Aufbau für Europa, Zukunft Europas Die Kirchen sollen aktiv zur Entwicklung der Zivilgesellschaft in Europa beitragen.
Handlungsempfehlung: Wir bitten Kirchen und Gemeinden, – als aktive Mitgestalterinnen der Zivilgesellschaft – in Gemeinschaft mit allen europäischen Kirchen, – in einer die Unterschiedlichkeiten der Erfahrungen und Kontexte respektierenden Haltung, – in einem achtsamen Dialog, ihren Beitrag zu leisten für ein gerechtes und solidarisches Europa (z. B. Intensivierung des Jugendaustausches, Verstärkung des Ost-West Dialogs, Arbeit an einem gemeinsamen Werteverständnis und einem verbindenden Gedächtnis als Grundlage der Identität Europas),
– wahrzunehmen, dass mit der Wahl des Ortes für die EÖV3 in der Mitte Europas und am Rande der EU diese Herausforderung und Selbstverpflichtung verbunden ist.
5. Forum: Religionen Religionsfreiheit in einem demokratisch verfassten, säkularen Staat ist für Christinnen und Christen heute eine wesentliche Voraussetzung für das friedliche Miteinander der Religionen und Kulturen.
Handlungsempfehlung: Wir bitten Kirchen und Gemeinden, – das Gespräch mit Menschen anderer Religionen als Bürgerinnen und Bürger Europas und als Glaubende zu suchen; im Sinne der Charta Oecumenica (Leitlinien 10 und 11) – allen Formen des Antisemitismus und Antijudaismus in Kirche und Gesellschaft entgegenzutreten, – auf allen Ebenen den Dialog mit unseren jüdischen Geschwistern zu suchen und zu intensivieren und ihn dabei vom „Missionsauftrag an alle Völker“ zu unterscheiden, – den Muslimen mit Wertschätzung zu begegnen und bei gemeinsamen Anliegen mit ihnen zusammenzuarbeiten, – für das Gespräch mit allen Menschen guten Willens offen zu sein, gemeinsame Anliegen mit ihnen zu verfolgen und ihnen den christlichen Glauben zu bezeugen,
6. Forum: Versöhnung und Migration Gelingende Versöhnungs- und Migrationsprozesse basieren auf gegenseitigem Respekt, leben von persönlichen Begegnungen und zielen auf die gemeinsame Verständigung über Grundwerte.
Handlungsempfehlung: Wir bitten Kirchen und Gemeinden, die Charta Oecumenica Leitlinie 8 „Völker und Kulturen versöhnen“ fortzuschreiben:
– CCEE und KEK dabei zu unterstützen, bestehende Prozesse der Versöhnung fortzuführen und neue zu initiieren, – in angstfreie Räume der Begegnung einzuladen, trennende Erfahrungen und Erinnerungen aufzuarbeiten und in gegenseitiger Lernbereitschaft ein versöhntes Miteinander zu leben, – die Verbesserung der Lebensbedingungen in den Herkunftsländern der Migrantinnen und Migranten durch partnerschaftliche Projekte und politische Intervention zu unterstützen, – sich vorurteilsfrei über das Phänomen Migration, seine Ursachen und Auswirkungen zu informieren, sich auf Begegnungen mit Migrantinnen und Migranten einzulassen und für die Wahrung ihrer Rechte einzutreten (z. B. Raum für Identitätspflege), – allen rechtsradikalen Aktivitäten gegen die Migrantinnen und Migranten entgegenzutreten.
Das Licht Christi und die Welt 7. Forum: Frieden Um das in der Charta Oecumenica benannte Ziel einer „Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier Konfliktlösungen“ zu erreichen, sehen wir die Notwendigkeit, das in der europäischen Sicherheitsstrategie verwendete Verständnis von Sicherheit kritisch zu befragen.
Handlungsempfehlung Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden, – die ökumenische Reflexion darüber, welches Verständnis von menschlicher Sicherheit und Verletzbarkeit aus dem Glauben an Jesus Christus erwächst, zu vertiefen und in die öffentliche Debatte einzubringen, – sich bei der Europäischen Kommission für den Aufbau und die Institutionalisierung eines effektiven Instruments zur Koordinierung ziviler Mittel der Konfliktbearbeitung einzusetzen und Schritte zur Kernwaffenabrüstung einzuleiten,
– sich für die Stärkung internationaler Institutionen einzusetzen, die dazu beitragen, Krisen vorzubeugen und in Konflikten zu vermitteln, – der europäischen Sicherheitsstrategie in Bezug auf Bestrebungen zur Absicherung politischer Einflussbereiche entgegen zu treten, – es als ihre Aufgabe anzusehen, einen Beitrag zu langfristigen Friedensprozessen im Sinne von Armutsbekämpfung, sozialer Entwicklung und Bewahrung der Schöpfung zu leisten.
8. Forum: Gerechtigkeit Wir plädieren für eine Solidarische Ökonomie, die dem Leben dient.
Handlungsempfehlung: Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden, – sich auf verbindliche Ziele für die Verringerung des CO2-Ausstoßes zu verpflichten; dies bedeutet die Einführung eines kirchlichen Umwelt-Managements; – in Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Akteuren auf allen Ebenen in einer Klima-Allianz für eine wirkungsvolle Klimaschutzpolitik einzutreten, – die Europäische Union darauf zu drängen, eine Vorreiterrolle im Klimaschutz zu übernehmen, – wegen ihrer besonderen Risiken die Atomenergie im Zusammenhang mit dem Klimaschutz abzulehnen, – die Schöpfung liturgisch zu feiern.
Handlungsempfehlung Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden, – die Forderung nach einer gerechten Wirtschaftsordnung mit einer dem Konziliaren Prozess entsprechenden Spiritualität zu verbinden – den Zusammenhang der ökonomischen Entwicklungen in Europa mit der globalisierten Entwicklung zu untersuchen und bekannt zu machen, – Netzwerke zu unterstützen und zu bilden, die Steuergerechtigkeit, Transparenz ökonomischer Beziehungen und die Durchsetzung politischer Regeln für gerechteres ökonomisches Handeln fördern, – sich für die Realisierung der Millenniumsziele der UN einzusetzen und die eingegangenen Verpflichtungen der Staaten einzufordern, – den Prozess zur Ausweitung ethischer Geldanlagen voranzutreiben und sich auf diesen Prozess zu verpflichten.
9. Forum Bewahrung der Schöpfung Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen für die Menschheit und für das Handeln der Kirche dar – lokal, global und in den Kirchen selbst.
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ANHANG
BOTSCHAFT AUS WITTENBERG FÜR DIE DRITTE EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG
Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung hatte 2 große Stationen: Rom (Januar 2006), Wittenberg (Februar 2007). Am Ende der Versammlung wurde jeweils ein Brief an die Christinnen und Christen in Europa formuliert. Der römische Brief ist im 1. Materialheft abgedruckt, hier findet sich der Wittenberger Brief.
Nachdem wir uns zu dieser gemeinsamen Reise verpflichtet haben, haben wir uns im Zusammenleben, -arbeiten und -beten um das Vertiefen unseres gegenseitigen Vertrauens und Verständnisses bemüht. Wir haben auch versucht, eine in dem Evangelium wurzelnde Spiritualität zu fördern. Durch Gebet und Handeln möchten wir erneut Begeisterung für unsere ökumenische Reise auslösen. Deshalb haben wir uns wieder der Quelle unserer Gemeinschaft und Nächstenliebe zugewandt, dem einen Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Ein Brief an die Christen Europas „Das Licht Christi scheint auf alle. Die Gabe des Lichtes wahrnehmen, die das Evangelium Christi Europa heute schenkt“ Liebe Schwestern und Brüder in Christus überall in Europa, Gnade und Friede sei mit Euch! Als Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen, Bischofskonferenzen, Bewegungen und ökumenischen Organisationen sind wir aus 44 Ländern in die Lutherstadt Wittenberg in Deutschland gereist, den Geburtsort der Reformation, die eine wichtige Rolle in der christlichen Tradition spielt. Vom 15. bis 18. Februar 2007 waren wir im gemeinsamen Gebet und der Reflexion vereint, um den Prozess der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV3) fortzusetzen, die im September 2007 in Hermannstadt/Sibiu, Rumänien, stattfinden wird.
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Indem wir gleichzeitig in den Kirchen des Ostens und des Westens die Fastenzeit beginnen, laden wir Sie alle, liebe Schwestern und Brüder, zu einer Pilgerreise des Lichts ein. Wir blicken auf das Licht Christi, das in der Dunkelheit scheint. Dieses Licht lädt uns dazu ein, unsere dunklen Seiten des Misstrauens, des Argwohns und der Feindschaft zu erkennen und versöhnt zu werden in der heiligen Gegenwart des Kreuzes Christi, das unsere Dunkelheit in das Licht der Auferstehung verwandelt. Aus dieser Erkenntnis heraus laden wir alle Christen und Kirchen überall in Europa dazu ein, sich uns im Gebet, in der Reflexion und in Busse anzuschließen, wenn wir uns darum bemühen, das Herz unseres Herrn Jesus Christus, der Gnade und Erneuerung schenkt, zu erkennen und danach zu leben.
Durch unser Thema „Das Licht Christi scheint auf alle. Die Gabe des Lichtes wahrnehmen, die das Evangelium Christi Europa heute schenkt“ werden wir zum Handeln angehalten. In Demut und Gebet ermutigen wir alle Christen und Christinnen dazu, mit uns ihre Herzen für das wahre Licht Jesu Christi zu öffnen und sich uns anzuschließen und darauf hinzuwirken, dass auf unserem Kontinent Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Das Licht Christi wird uns alle dazu anregen, mit unserem Einsatz Zeugnis von den Gaben des Friedens, der Versöhnung und der Einheit in unserer gespaltenen Welt abzulegen. Während wir in Lutherstadt Wittenberg tagten, wurden wir auf die Ergebnisse der verschiedenen nationalen und regionalen Veranstaltungen in ganz Europa aufmerksam gemacht, die zur EÖV3 in Hermannstadt/Sibiu beitragen. Wir haben Gott gedankt für die vielen Zeichen der Gemeinschaft und des fortgesetzten Eifers so vieler Menschen, die ihrer Berufung zum aufopferungsvollen Zeugnis folgen in den schwierigen Situationen, die es auf unserem Kontinent immer noch gibt. Wir waren ermutigt durch die ständige Bereitschaft so vieler Menschen, sich für Freiheit und Menschenwürde einzusetzen, um Angst und Verzweiflung in unseren Gesellschaften zu überwinden.
Wir bitten Sie, sich unserer Reflexion anzuschließen und in Christus für alle Kirchen und Christen auf dieser Pilgerreise zu beten. Auf diese Weise kann die ganze christliche Gemeinschaft jene begleiten, die nach Sibiu reisen werden. Das Licht Christi kann nicht eingeschränkt oder abgeschwächt werden. Es ist unser gemeinsames Gebet, dass der nach Sibiu führende Prozess ein neuer Ansatzpunkt für die Zusammenarbeit der Christen in Europa sein möge, während sich das Licht Christi über ganz Europa mit neuer Stärke in uns allen ausbreitet. ‚Heilige und vereinige uns mit deinem Heiligen Geist, damit wir in Dir eins sind, in der Erkenntnis und Anrufung deines Sohnes!’ (nach einem Gebet von Phillip Melanchthon)
Wittenberg, den 18.Februar 2007 Dritte Station der Europäischen Ökumenischen Versammlung
GEMEINDE-/ PFARRBRIEFVORLAGE
ANHANG Dritte Europäische Ökumenische Versammlung
Aus Kirchen und ökumenischen Gruppen in 44 Ländern Europas sind vor einigen Wochen Menschen in die Lutherstadt Wittenberg gekommen. Anfang 2006 waren sie in Rom zusammen, dort wurde mit Papst Benedikt XVI. gemeinsam gebetet. In Wittenberg ging es um die Bedeutung des Protestantismus für die Wurzeln und die Zukunft Europas. In Gebeten, Diskussionen und Beratungen haben sie den Prozess der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV3) fortgesetzt. In ganz Europa buchstabieren Menschen zur Zeit, was das Motto der EÖV3 für sie bedeutet: „Das Licht Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa.“ So wurde aus Bulgarien von einem Festival der Chöre verschiedener Konfessionen berichtet, in Serbien kamen Menschen aller Konfessionen zusammen, um die Umsetzung der Charta Oecumenica in ihrem Land zu beraten. In Sibiu/Hermannstadt sollen ausgeraubte Kirchenwälder wieder aufgeforstet und Solarzellen auf Kirchengebäuden installiert werden. Dort, in der ökumenisch geprägten Stadt im orthodoxen Rumänien wird vom 4. bis 9. September 2007 die Abschlussveranstaltung der EÖV3 mit 2.500 Menschen stattfinden. Es gibt viele Beispiele dafür, wie der Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung von Basel 1989, der 1. Versammlung, über Graz 1997, der 2. Versammlung, weiter getragen wird in Ost- und West-, Nord- und Südeuropa. Europa braucht uns Christinnen und Christen, braucht die frohe Botschaft, die Hoffnung macht dort, wo das Dunkel, wo Armut, Ungerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit ist. Europa braucht unser Engagement für ein Zusammenleben in Solidarität mit den anderen Kontinenten dieser Erde. Dazu haben sich die Kirchen in der Charta Oecumenica verpflichtet – und jede Gemeinde, die neu nachfragt, was für sie der nächste Schritt sein kann, trägt dazu bei, dass die Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa wächst. Die insgesamt 2500 Delegierten aus allen Ländern Europas werden in Gebeten und Gottesdiensten, in theologischen und gesellschaftspolitischen Fragen miteinander nach Wegen suchen, das Licht Christi für alle leuchten zu lassen und ihre Erfahrungen in ihre Gemeinden und Kirchen zurückzubringen.
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ANHANG
MITGLIEDSKIRCHEN IN DER ARBEITSGEMEINSCHAFT CHRISTLICHER KIRCHEN IN DEUTSCHLAND
Mitgliedskirchen in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (* KEK/CCEE Mitglied; ** KEK-Mitglied europaweit) 1) Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland 2) Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland ** 3) Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland 4) Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in Deutschland ** 5) Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) * 6) Die Heilsarmee in Deutschland ** 7) Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen 8) Evangelische Brüder Unität – Herrnhuter Brüdergemeine ** 9) Evangelische Kirche in Deutschland * 10) Evangelisch-methodistische Kirche * 11) Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland * 12) Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland 13) Orthodoxe Kirche in Deutschland – Verband der Diözesen ** 14) Römisch-katholische Kirche * 15) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche 16) Syrische Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland
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Gastmitglieder 1) Apostelamt Jesu Christi 2) Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland 3) Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland 4) Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden
Ständige Beobachter 1) Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) 2) Arbeitsgemeinschaft Ökumenischer Kreise (AÖK) 3) Evangelisches Missionswerk in Deutschland
Mitglied bei KEK aber nicht in der ACK 1) Lettische Evangelisch-Lutherische Kirche im Ausland
MATERIALIEN ZUR WEITERARBEIT
Bestelladresse für die nachfolgenden Materialien: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Ökumenische Centrale, Ludolfusstraße 2-4, 60487 Frankfurt am Main, Tel. 069-24 70 27-0, E-Mail:
[email protected] – Flyer zur EÖV3 (Bais-Information) – Materialheft „Auf dem Weg der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung 2006/2007“ 5,00 € – Materialheft „In deinem Licht sehen wir das Licht.“ Gottesdienste, Predigten, thematische Vertiefungen 7,00 € – Kerzen der EÖV3 – 30 cm: 18,00 € – 20 cm 10,00 € – 16 cm 8,80 € – kleine Kerze mit Becher mit Aufdruck 0,60 € – Charta Oecumenica (Einführung und Text) 0,70 € – Arbeitshilfe zur Charta Oecumenica 5,00 € – Postkarte und Meditation zur Christusikone aus Rumänien – Kloster Sambata de Sus bei Sibiu 0,30 € – Poster zur „Ikone der neuen Märtyrer“ 3,00 € – Postkarten der „Ikone der neuen Märtyrer“ 0,50 € – Power-Point-Präsentation zur „Ikone der neuen Märtyrer“ 2,00 €
Zum Verleihen – Ausstellung zur 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung (mit Rückblick auf die 1. und 2. Versammlung und die Unterzeichnung der Charta Oecumenica) – Große Altarkerze mit Lichtmeditation Adresse zum Verleih: Projektstelle der EKD Pfarrer Michael Riedel-Schneider Tel.: 0611-2796-129 E-Mail:
[email protected]
– Christusikone aus Rumänien Adresse zum Verleih: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland Ökumenische Centrale Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Tel.: 069-24 70 27-0 Fax: 069-24 70 27-30 E-Mail:
[email protected]
ANHANG
Materialien zur Weiterarbeit
Material zur Respekt-Kampagne
– Jürgen Henkel, Einführung in Geschichte und kirchliches Leben der Rumänischen Orthodoxen Kirche, Forum Orthodoxe Theologie, Münster 2007, 19,90 €
Das Wort „Respekt“ steht in verschiedenen Sprachen, stellvertretend für verschiedene Kulturen, immer gleichberechtigt nebeneinander. In diesem Plakat sind (von l.o. nach r.u.) folgende Sprachen vertreten: (Respekt: Deutsch, Dänisch / respekt: Kroatisch, Norwegisch, Polnisch, Schwedisch, Tschechisch) Griechisch / Kisuaheli / Arabisch / Russisch / Finnisch / Tamil / Englisch, Französisch, Niederländisch, Rumänisch / Ungarisch / Chinesisch / Spanisch / Türkisch / Hindi / Italienisch / Hebräisch / Serbisch / Kurdisch)
– Informationen zum G8-Gipfel – Sie können sich über die Aktion informieren und Referenten einladen • www.g8minuten.de • wwww.kircheundg8.de • beim Evangelischen Entwicklungsdienst: Jürgen Reichel, Heinz Fuchs und Werner Gebert
[email protected] 0228 – 8101-2108 • bei „Brot für die Welt“: Carolin Callenius
[email protected] 0711 – 2159 – 741 – Sie können anfordern • Andachtsentwurf „8 Minuten für Gerechtigkeit“ • Arbeitsmappe „global und gerecht“ – Ihre Gemeinde kann sich in die „Liste der 1000 Glocken“ eintragen lassen • www.g8minuten.de Anschrift: Evangelischer Entwicklungsdienst Ulrich-von-Hassell-Straße 76 53123 Bonn
Das Plakat und die Respekt-Postkarten können kostenlos bestellt werden bei
[email protected] Respekt – Youth For Peace „Eine andere Welt ist möglich!“ Mit der Jugendkampagne „Respekt!“ – Youth For Peace ruft das Offene Forum der Dekade zur Überwindung von Gewalt dazu auf, neue Wege zu gehen, „Respekt!“ zu wagen, „fremde“ Menschen kennen zu lernen und gemeinsam eine gerechte und gewaltfreie Gesellschaft zu gestalten. Kreativität, Partizipation und Empowerment ist gefragt, um die Welt zu entdecken, Grenzen zu überwinden und ein „respektables“ Zusammenleben einzuüben. 95
ANHANG
KOLLEKTENABKÜNDIGUNG FÜRBITTGEBET
Kollektenabkündigung (Langfassung)
menarbeit und zum Zeugnis der versöhnenden Kraft Christi verpflichten.
Europas Kirchen sind arm und reich, aber aus allen Ländern sollen Delegierte an der Versammlung teilnehmen. Dazu sind die Menschen auf betende und finanzielle Unterstützung angewiesen. Für eine Gottesdienstkollekte ist hier ein Vorschlag für die Abkündigung.
Viele kleine und große Schritte gehören dazu, um Menschen aus allen Regionen Europas auf diesem Weg zusammenzubringen, Versöhnungsschritte, gegenseitige Unterstützung, gemeinsame Projekte können helfen, dass Menschen in der erweiterten Europäischen Union wie in den Ländern, die außen vor sind, Grenzen überwinden und ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung werden.
Kollektenabkündigung (Kurzfassung)
Fürbitte für die 3. Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt
Liebe Gemeinde,
Anglikanische, orthodoxe, evangelische und katholische Christen Europas sind unterwegs zu einer Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung. „Christus ist das Licht der Zukunft“ – in dieser Gewissheit sollen bis zu einer Versammlung im Jahre 2007 auf lokaler, regionaler und europäischer Ebene Christen aller Konfessionen ihre Verantwortung für ein versöhntes Europa bedenken. Vielleicht erinnern sich manche an die großen Europäischen Ökumenischen Versammlungen: Die erste Europäische Ökumenische Versammlung für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ fand direkt vor der Wende im Jahre 1989 in Basel statt. Der Wille zum Aufbruch der Menschen in den Kirchen war dort eindrücklich spürbar. Die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung in Graz im Jahre 1997 sah angesichts der Kriege im ehemaligen Jugoslawien das Thema „Versöhnung – Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“ als ihren Auftrag an. Sie traf die Verabredung, die Charta Oecumenica zu schreiben, in der sich die Christen Europas zu einer glaubwürdigen Zusam96
Die Konferenz Europäischer Kirchen und der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen brauchen finanzielle Hilfe, um dieses Vorhaben umzusetzen – dafür erbitten wir Ihre Kollekte.
die Kollekte am Ausgang ist für die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung bestimmt. Vom 4.-9. September versammeln sich in Sibiu/Hermannstadt in Rumänien Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchen aller europäischen Länder, um gemeinsam unter dem Leitwort „Das Licht Christi scheint auf alle“ nach der Einheit der Kirchen und ihrer Verantwortung für Europa zu suchen. Damit die Stimme aller gehört werden kann, ist die Unterstützung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Ost- und Südeuropa nötig. Darum bitten wir Sie von diesem Gottesdienst der ökumenischen Gemeinschaft aus um eine großzügige Spende.
Gott, Dein Licht scheine auf alle. Mit allen Christinnen und Christen in Europa beten wir für die 3. Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu. Lass sie zu einer Erfahrung der Einheit in Dir und der gegenseitigen Ermutigung für das gemeinsame Zeugnis auf unserem Kontinent werden. Wir bitten Dich für Erneuerung durch Deinen Geist der Liebe und Wahrheit und Gerechtigkeit. Lass die Versammlung in Sibiu ein Ort sein, an dem sich die Kirchen in Europa gegenseitig helfen und befähigen, Friedensstifter und Brückenbauer sein. Das Licht Deines Evangeliums erleuchte alle und verbreite den Glanz Deines Reiches und Deiner Gegenwart. Amen.
WICHTIGE ADRESSEN
– Ökumenische Centrale, Pfarrer z. A. Norbert Roth, Ludolfusstraße 2-4, 60487 Frankfurt am Main, E-Mail:
[email protected] – Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Projektstelle EÖV3, Pastor Michael Riedel-Schneider, Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, E-Mail:
[email protected] – Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Dr. Heike Rumbach-Thome, Bereich Weltkirche und Migration, Kaiserstraße 161, 53113 Bonn, E-Mail:
[email protected]
ANHANG
– Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), 150 route de Ferney, CH-1211 Genf 2, E-Mail:
[email protected] – Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Gallusstraße 24, CH-9000 St. Gallen E-Mail:
[email protected] – Ökumenischer Rat der Kirchen, Dekade zur Überwindung von Gewalt, 150 route de Ferney, CH-1211 Genf 2, E-Mail über: www.gewaltueberwinden.org
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ANHANG
ÖKUMENISCHE VORBEREITUNGSGRUPPE FÜR DEN SIBIU–PROZESS DER EÖV 3 IN DEUTSCHLAND
1) Assmann, Reinhard Pastor des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), Berlin 2) Basdekis, Dr. Athanasios Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (KOKiD), Dortmund 3) Beykirch-Angel, Dr. Ursula Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn Leiterin des Bereiches Glaube und Bildung 4) Bretschneider-Felzmann, Almut Vikarin der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland, Gotha Mitglied des Zentralausschusses der KEK 5) Gazer, Dr. Hacik Rafi Diakon der Armenisch-Apostolischen Orthodoxen Kirche in Deutschland, Halle Professor an der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg 6) Gasper, Hans Dipl.Theol. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn Bereich Glaube und Bildung 7) Heider-Rottwilm, Antje Oberkirchenrätin im Kirchenamt der EKD, Hannover Leiterin der Abteilung „Europa“, Mitglied im Zentralausschuss der KEK
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8) Käßmann, Dr. Margot Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers, Hannover Mitglied im Zentralausschuss der KEK 9) Kasparick, Siegfried Propst der Propstei Kurkreis Wittenberg, Lutherstadt Wittenberg 10) Kopsch, Cordelia Oberkirchenrätin, Vertreterin des Kirchenpräsidenten in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Darmstadt. Mitglied im Zentralausschuss der KEK 11) Pöner, Ulrich Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn Leiter des Bereiches Weltkirche und Migration 12) Renno, Hans-Martin Pastor der Evangelisch-Methodistischen Kirche, Freiburg i.Br. 13) Riedel-Schneider, Michael Pastor, Projektstelle für die EÖV 3 im Kirchenamt der EKD, Hannover 14) Roth, Norbert Pfarrer z. A., Spezialvikar, Ökumenische Centrale, Frankfurt am Main
15) Rudolph, Barbara Pfarrerin, Geschäftsführerin der ACK, Ökumenische Centrale, Frankfurt am Main 16) Rumbach-Thome, Dr. Heike Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn Bereich Weltkirche und Migration 17) Schlenzig, Hans-Werner Geistlicher Rat, Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, Andernach 18) Skriewe, Kathrin Kirchenrätin in der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland, Weimar
IMPRESSUM
Herausgeber und Bezugsadresse: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland Ökumenische Centrale Ludoflusstrasse 2–4 60487 Frankfurt am Main Tel.: 069 – 24 70 27-0 Fax: 069 – 24 70 27-30 E-Mail:
[email protected] www.oekumene-ack.de
ANHANG
Redaktion Norbert Roth (V.i.S.d.P.) Barbara Rudolph Gisela Sahm
Bildnachweis Fotos: Herausgeber © Martin Gommel @ Chipas Kairos media
www.kairos-media.de
April 2007
Graphisches Konzept Schlütersche Druck GmbH & Co. KG, Langenhagen
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Komm, Heiliger Geist, Herre Gott, erfüll mit deiner Gnaden Gut deiner Gläub’gen Herz, Mut und Sinn, dein brennend Lieb entzünd in ihn’. O Herr, durch deines Lichtes Glanz zum Glauben du versammelt hast das Volk aus aller Welt Zungen. Das sei dir, Herr, zu Lob gesungen. Halleluja, Halleluja. Ebersberg um 1480