imZentrum.04 - Helmholtz Zentrum München

May 3, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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das Mitarbeitermagazin

imZentrum.04 Sommer 2010

Gesundheitsforschung in Deutschland

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Interview zur Gesundheitsforschung Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe

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Ansichten eines Humboldt-Preisträgers Prof. Dr. Gottfried Otting

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Rätsel Gerätselt

Wissen Sie, wo dieses Foto aufgenommen wurde? Dann tragen Sie Ihre Lösung unter nip.helmholtz-muenchen.de/imzentrum ein. Drei Mitarbeiter mit der richtigen Lösung gewinnen!

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Liebe Leserinnen und Leser, „Helmholtz Zentrum München – Forschung, die bewegt“ – das war unser Motto beim Firmenlauf B2RUN und rund hundert Mitarbeiter liefen mit. Eine derart bewegungsfreudige Community verwirklicht den Leitgedanken auch im Forschungsalltag: Dank innovativer Konzepte, exzellenter technischer Ausstattung und einem breiten Angebot an Fortbildungen (S. 24) ist das Deutsche Forschungs­zentrum für Gesundheit und Umwelt stets in Bewegung – und bietet dadurch ein zukunftsweisendes, inspirierendes Forschungsumfeld. Ein herausragendes Beispiel für Fortschritt in diesem Sinne ist die Gradu­ierten-Schule HELENA. Mit der Helmholtz Graduate School Environmental Health bietet das Zentrum Doktoranden die Möglichkeit, sich strukturiert und fachspezifisch auf höchstem Niveau auszubilden und von dieser „Poleposition“ aus direkt durchzustarten (S. 14). Doch nicht nur das persönliche Vorwärtskommen ist garantiert: Die Graduierten-Schule richtet sich auch nach den Bedürfnissen der Gesellschaft und stellt sich zudem den Anforderungen der Industrie, wie der Wissenschaftliche Geschäftsführer Prof. Dr. Günther Wess im Interview (S. 15) erklärt. „HELENA“, sagt Wess, „bricht Elfenbeintürme auf“. Heraus aus dem traditionellen „Denken in Säulen“ – dafür spricht sich auch unsere neue Aufsichtsratsvorsitzende Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe aus (S. 8). Das am 12. Juli eröffnete Comprehensive Pneumology Center (S. 6) ist für sie ein Musterbeispiel für die erfolg­ reiche Vernetzung sowohl von universitärer und außeruniversitärer als auch klinischer und experimenteller Forschung. Um diese neuen Wege zu gehen, sind auch Aufsteiger wie Dr. Dr. Melanie Königshoff nötig (S. 20). Leute wie sie wagen „den entscheidenden Schritt“ in die Zukunft und ermöglichen dadurch Forschung, die wirklich etwas bewegt. Dass wir schon heute gut unterwegs sind, zeigt nicht zuletzt die Feststellung des renommierten Humboldt-Preisträgers Prof. Dr. Gottfried Otting: Während seines Forschungsaufenthalts am Bayerischen NMRZentrum bewunderte der Wahl-Australier, dass an dieser vernetzten Institution „Know-how wie nirgendwo sonst auf der Welt“ vereint ist (S. 26). Sie sehen: Am Zentrum ist viel in Bewegung. Die Redaktion imZentrum möchte Sie, liebe Leser, auf dem Laufenden halten, indem sie Ihnen Neuigkeiten, Hintergründe und Bemerkenswertes übersichtlich und unterhaltsam präsentiert. Das Forum Corporate Publishing e. V. hat dieses Konzept kürzlich mit dem Silber-Award des Best of Corporate Publishing 2010 ausgezeichnet. Das Redaktions-Team weiß, dieser Erfolg konnte nur durch die Unterstützung vieler Mitarbeiter erzielt werden und sagt deshalb an dieser Stelle jedem Einzelnen: Herzlichen Dank!

Ihr

Sven Winkler, Leiter Abteilung Kommunikation [email protected] Unter www.helmholtz-muenchen.de/imzentrum haben Sie die Möglichkeit, Anregungen zum Mitarbeitermagazin an die Redaktion weiterzuleiten.

INHALT

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rum Im Zent be: usga dieser A

t si e h d n G es u ch u n g fors land ch in Deuts

Gerätselt

2 Unbekannter Campus Stattgefunden

6 Eröffnung des Comprehensive Pneumology Center Wegweiser

8 Interview mit Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe 12 Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung 13 Aufsichtsrat: Drei Fragen an Martin Reichel Durchstarter

14 Ausbildung am Zentrum 16 HELENA 18 Aus- und Fortbildung Gezählt

19 Die Zahl im Zentrum Aufsteiger

20 Einfach schwimmen Bemerkt

23 Von luftigen Höhen und irdischen Gegebenheiten Schon gewusst

24 Angebote zur Aus- und Fortbildung Globetrotter

26 Ansichten eines Humboldt-Preisträgers Hingucker

30 Kunst schafft erweiterte Wahrnehmung 34 Veröffentlicht Netzwerker

36 Isodetect: Die Grundwasserdetektive Über die Schulter geschaut

38 Der Lauftreff 39 Aufgefallen 39 Impressum

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stattgefunden

Eröffnung des Comprehensive Pneumology Center Prof. Dr. Annette Schavan und der bayerische Wissenschaftsminister, Dr. Wolfgang Heubisch, gaben am 12. Juli 2010 den offiziellen Startschuss für das Com­pre­ hensive Pneumology Center (CPC). Viel laufen mussten die Minister bei Ihrem Rundgang nicht, denn Kenn­ zeichen und wesentlicher Pluspunkt des CPC sind die extrem kurzen Wege: In einem Gebäude und aufs Engste verknüpft, arbeiten die vier Partner – neben dem Helmholtz Zentrum München sind das die Ludwig-Maxi­ milians-Universität München und ihr Klinikum sowie die Asklepios Fachkliniken München-Gauting – daran, Diagnose, Therapie und Prävention der häufig lebensbedrohenden Lungenerkran­kungen zu verbessern. Gruppenbild mit Ministern, Partnern des CPC und Geschäfts­ führern des Helmholtz Zentrums München (v.l.n.r.): Prof. Dr. Stefan Endres, Klinikum der Ludwig-Maxi­milians-Universität, Dr. Nikolaus Blum, Kaufmännischer Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor des Klinikums der Universität München, Prof. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, Dr. Wolfgang Heubisch, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Tobias Kaltenbach, Vor­ sitzender der Geschäftsführung Asklepios Fachkliniken, Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Leiter des Comprehensive Pneumology Center.

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Nach der Pressekonferenz (1) besichtigten die Minister die Patienten-Ambulanz im Erdgeschoss und die experimentellen Labore im ersten Stock (2, 3). In anschließenden Fachvorträgen betonten die Minister (9: Prof. Dr. Annette Schavan, 10: Dr. Wolfgang Heubisch), Prof. Günther Wess (6), die Partner des CPC (5: der Leiter des CPC, Prof. Dr. Oliver Eickelberg), die Leiterin der Stiftung AtemWeg, Kerstin Freifrau von Aretin (8), und die Patientin Susanne Link (7) die Bedeutung der Lungen­forschung für die Gesundheit der Bevölkerung. Auf der von der ZDF-Moderatorin Kay-Sölve Richter moderierten Podiumsdiskussion sprachen die Partner über die exzellenten Möglichkeiten, die durch die Vernetzung am CPC entstehen (4).

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Stattgefunden 1. Halbjahr 2010 Aufsichtsratsvorsitzende besucht den Standort Großhadern

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Die neue Aufsichtsratsvorsitzende Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe informierte sich am 10. Mai über die Forschungsschwerpunkte Diabetes und Lungenerkrankungen am Zentrum. Sie betonte, dass „die Erforschung großer Volkskrankheiten eine zentrale Herausforderung für unsere Gesellschaft ist, der 3 sich das Helmholtz Zentrum mit Erfolg insbesondere in den Bereichen Lungenund Diabetesforschung stellt.“ Mit Prof. Dr. Oliver Eickelberg besichtigte die Aufsichtsratsvorsitzende die Räume des Comprehensive Pneumology Center (CPC).

Französische Forschungsministerin zu Gast im Zentrum Die französische Forschungsministerin Valérie Pécresse informierte sich am 18. Mai über die Forschungsinhalte und über die Vernetzung des Zentrums in der Region München. Sie wurde von einer hochrangigen Delegation aus Vertretern von Ministerien, Universitäten und weiteren Forschungseinrichtungen begleitet. Pécresse zeigte sich von der Forschungsdichte und der exzellenten Forschungs­ qualität am Standort München beeindruckt: „München gilt zu Recht als einer der führenden Biotechnologiestandorte Europas. Das Helmholtz Zentrum München leistet hierfür einen entscheidenden Beitrag.“

Wissenschaftsreferenten informieren sich über Ziele des Zentrums Eine Delegation von 22 Wissenschaftsreferenten ausländischer Botschaften informierte sich am 10. Mai über Organisation und Forschungsschwerpunkte des Zentrums sowie dessen Vernetzung am Standort München. Der Besuch war Auf­takt einer vom Internationalen Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung organisierten Informationsreise an den Wissenschafts- und Forschungs­­­­­­­standort München. Ministerialrätin Andrea Noske aus dem BMBFGeschäftsbereich Euro­päische und internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung (Referats­leitung Grundsatzfragen, Internationalisierungsstrategie) begleitete die Delegation.

Tag der offenen Tür im Gästehaus Am 23. Juni 2010 präsentierte sich das Gästehaus des Helmholtz Zentrums München in Unterschleißheim: Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen besichtigten die komfortablen Wohnmöglichkeiten, die allen Gästen des Zen­trums gegen eine geringe Miete zur Verfügung stehen. Das Gästehaus verfügt über 22 Wohn­ ein­­­heiten (eine Familienwohnung, drei Ein-Zimmer-Appar­tements sowie 18 Einzelzimmer mit Zusatzbett) mit Internetanschluss. Waschmaschinen und Trockner stehen den Gästen kostenlos zur Verfügung, die wöchentliche Reinigung ist kostenlos. Interessenten können sich informieren unter Tel.: 089 3187  -  2738, E-Mail: [email protected]

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Wegweiser

Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe ist die neue Aufsichtsratsvorsitzende des Helmholtz Zentrums München. Im Interview mit imZentrum erläutert sie, welche Impulse unser Zentrum der Gesundheitsforschung in Deutschland gibt, warum ein klares Forschungsprofil so wichtig ist und welche Ziele das Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Zukunft der Gesundheitsforschung in Deutschland verfolgt

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Interview Bärbel Brumme-Bothe

„Den Weg konsequent weitergehen“

imZentrum: Frau Brumme-Bothe, seit April 2010 sind Sie Aufsichts-

ratsvorsitzende des Helmholtz Zentrums München. Was bedeutet diese Tätigkeit für Sie? Brumme-Bothe: Ich freue mich darüber, Aufsichtsratsvorsitzende des Helmholtz Zentrums München zu sein! Ich kenne das Zentrum schon sehr lange: Bereits in den 80er und 90er Jahren habe ich mit der GSF beim Thema Umweltforschung und mit dem Projektträger beim Thema Klimaforschung eng zusammengearbeitet. In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Das Zentrum hat neue, spannende Aufgaben übernommen. Ich will mich dafür einsetzen, dass die Wissenschaft möglichst optimale Arbeitsbedingungen hat und möchte die Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Forschungseinrichtungen fördern. Als Aufsichtsratsvorsitzende vermittle ich auch zwischen den unterschiedlichen Auf­gaben von Politik und Wissenschaft.

„Die Zusammenarbeit mit den Zentren geht über die zwei gemeinsamen Aufsichtsratssitzungen weit hinaus.“ imZentrum: Welche Erfahrungen haben Sie mit der Helmholtz-

Gemeinschaft? Schon bevor ich die Abteilung 6 im BMBF [ siehe Kasten S. 11  ] und den Aufsichtsratsvorsitz der Helmholtz-Gesundheits­ zentren übernommen habe, habe ich einen Großteil meiner Arbeitszeit der Helmholtz-Gemeinschaft gewidmet. In meiner vorherigen Abteilung habe ich den Aufsichtsgremien der Helmholtz-Zentren in Jülich (FZJ), Karlsruhe (FZK), Potsdam (GFZ), Bremerhaven (AWI) und Hamburg (DESY) vorgestanden. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist wichtig für die deutsche Forschungslandschaft und in der Lage, aktuelle Themen mit besonderer Bedeutung für unsere Gesellschaft schnell aufzugreifen; Brumme-Bothe:

so kamen beispielsweise die Allianzen für Klima und Energie zustande. Innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft hat der Forschungsbereich Gesundheit eine Vorreiterrolle, was die Abstimmung der Zentren untereinander anbelangt: Das Management Board Gesundheit, in dem sich die Vorstände der Gesundheitszentren regelmäßig austauschen, sollte den anderen Forschungsbereichen Vorbild sein. imZentrum: Wie arbeiten Sie mit den Zentren zusammen? Brumme-Bothe: Die Zusammenarbeit geht über die zwei gemein-

samen Aufsichtsratssitzungen im Jahr weit hinaus. Mir persönlich ist ein enger Kontakt wichtig. Deshalb habe ich mich über die Arbeit jedes Gesundheitszentrums schon vor den ersten Aufsichtsrats- beziehungsweise Kuratoriumssitzungen vor Ort informiert, in München war ich am 10. Mai. Hier hat mich die Neuausrichtung mit dem Diabeteszen­ trum und dem Translationszentrum CPC sehr beeindruckt. Ich möchte mich mit den Geschäftsführern regelmäßig austauschen. Dazu ergeben sich innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft viele Gelegenheiten: Bei der Zeugnis-Übergabe für die Führungskräfte-Akademie im Juni waren beispielsweise Vorstände aus allen Gesundheitszentren anwesend. Darüber hinaus telefonieren und mailen wir. Ich nehme meine Funktion für die Zentren sehr ernst und widme ihnen einen großen Teil meiner Arbeitszeit. Viel Energie verwende ich derzeit auch auf die künftigen Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. imZentrum: Warum werden die Deutschen Zentren der Gesundheits-

forschung gegründet? … um die großen Volkskrankheiten – Lungen­ erkrankungen, Diabetes mellitus, Krebs, Infektionen, Herz-Kreislaufund neurodegenerative Erkrankungen – effizient bekämpfen zu können. Dafür ist Erfolg in der Translation elementar, also: die Forschungsergebnisse zu den Menschen zu bringen. Die Medizin muss stärker auf den Brumme-Bothe:

Wegweiser

Deutsche Forschungslandschaft Die deutsche Forschungslandschaft gliedert sich in universitäre und außeruniversitäre Forschung. Außeruniversitär bestehen vier Organisationen: die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V., der das Helmholtz Zentrum München angehört, die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e. V., die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. und die Fraunhofer-Gesellschaft. Zahlen außeruniversitärer Forschung Helmholtz-Gemeinschaft: 16 Forschungszentren, ca. 30 000 Beschäftigte, Gesamt-Jahresbudget ca. 3 Mrd. € (90 % Bund, 10 % Land) Fraunhofer-Gesellschaft: über 80 Forschungseinrichtungen, ca. 17 100 Mitarbeiter, Gesamt-Jahresbudget ca. 1,6 Mrd. € (90 % Bund, 10 % Land) Leibniz-Gemeinschaft: 86 Einrichtungen, ca. 16 100 Beschäftigte, Gesamt-Jahresbudget ca. 1,3 Mrd. € (50 % Bund, 50 % Land) Max-Planck-Gesellschaft: 80 Institute und Forschungseinrichtungen, ca. 13 300 Mitarbeiter, Gesamt-Jahresbudget ca. 1,3 Mrd. € (50 % Bund, 50 % Land) Quellen: www.helmholtz.de, www.leibniz-gemeinschaft.de, www.mpg.de, www.fraunhofer.de

Erkrankungen (DZNE). Es besteht aus einem Kernzentrum und Außenstellen. Außenstellen sind bei Helmholtz nicht neu: Das Helmholtz­ zentrum für Schwerionenforschung hat Außenstellen in Mainz und Jena, das Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung eine in Saarbrücken. imZentrum: Welches ist das zweite Modell und wie unterscheidet es

sich vom DZNE? Patienten zugeschnitten werden. Dazu bringen wir alle Beteiligten zusammen: die außeruniversitäre Forschung ebenso wie die medi­ zinischen Fakultäten und die Universitätsklinika. Auch die Arbeitsgruppe des Gesundheitsforschungsrats, die wir zu diesem Thema einberufen haben, vertritt die Ansicht, dass wir nur mit vereinten Kräften Erfolge erzielen können. Nachhaltige Strukturen dieser Art gibt es bisher nicht, deshalb will das BMBF jetzt die bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen und die Erforschung der großen Volkskrank­ heiten voranbringen. imZentrum: Wie arbeiten die Deutschen Zentren der Gesundheits­

forschung? Innerhalb der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) forschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam an neuen Erkenntnissen zur Vorbeugung sowie an Diagnoseund Therapiemöglichkeiten für die großen Volkskrankheiten. Die DZG sind der Bundesministerin Frau Professor Schavan ein wichtiges An­ liegen. Also überlasse ich nichts dem Zufall: Ich habe mich intensiv um die Ausschreibungstexte gekümmert, als nächstes kommt das mehr­ stufige Auswahlverfahren für die Partnerstandorte auf uns zu. Brumme-Bothe:

Das zweite Modell ist das DZD, das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e. V., das vom Helmholtz Zentrum München koordiniert wird und als Verbund angelegt ist. Das Helmholtz Zentrum München leitet die Mittel als Projektförderung an die Partner weiter. Es hat hier Vorbildfunktion für den Aufbau der Deutschen Zentren: Weil bereits Erfahrungen mit dem zweiten Modell bestehen, kann es für die Organisation der neuen Zentren Pate stehen und sie unterstützen.

Brumme-Bothe:

imZentrum: Nach welchen Gesichtspunkten wird das Modell für das

jeweilige Deutsche Zentrum der Gesundheitsforschung ausgewählt? Das jeweilige Modell wird in der Ausschreibung vorgegeben: Das Deutsche Konsortium für translationale Krebsforschung wird dem DZNE-Modell folgen, die übrigen dem DZD-Modell.

Brumme-Bothe:

„Das Helmholtz Zentrum München hat für den Aufbau der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung Vorbildfunktion.“ imZentrum: Wie verändern die Deutschen Zentren der Gesundheits-

imZentrum: Wie werden die Deutschen Zentren der Gesundheits­

forschung aufgebaut? Brumme-Bothe: Es gibt bereits zwei rechtlich und organisato­risch unterschiedliche Modelle: Das erste Modell ist das zur HelmholtzGemeinschaft gehörende Deutsche Zentrum für Neurodegenerative

forschung unsere Forschungslandschaft? Sie wirken der Versäulung, also der Trennung von außeruniversitärer und universitärer Forschung, entgegen und bündeln die national vorhandenen Kompetenzen aller an der Forschung beteiligten Partner. Dazu brauchen wir neue Formen der Kooperation, die in

Brumme-Bothe:

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den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung etabliert werden: institutionalisierte, einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit. imZentrum: Welche Rolle spielt dabei die Helmholtz-Gemeinschaft? Brumme-Bothe: Die Helmholtz-Gemeinschaft kann neue Koopera-

tionsformen zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung schaffen und strukturelle Veränderungen positiv begleiten. Das hat sie schon im Rahmen der bereits bestehenden Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung und bei der Exzellenzinitiative bewiesen: Die Jülich Aachen Research Alliance (JARA) ist eine Kooperation zwischen Forschungszentrum Jülich und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, in Karlsruhe haben das dortige Helmholtz Zentrum FZK und die Universität Karlsruhe sogar fusioniert zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Wir können in der HelmholtzGemeinschaft längerfristig an wichtigen Forschungsthemen arbeiten und große Infrastrukturen aufbauen und nutzen. Auch die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung sollen deutlich über den üblichen Förderhorizont von fünf Jahren hinaus bestehen.

Die Helmholtz-Zentren bieten gute Arbeitsbedingungen und eine hervor­ragende Infrastruktur. Das gilt nicht nur für den Arbeitsplatz des oder der Berufenen, sondern auch für die sogenannten Soft Skills: Die Partner werden durch Dual Career Programme unterstützt, den Familien wird bei der Suche nach Kinderbetreuungsplätzen oder nach internationalen Schulen geholfen. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Nicht zuletzt ist aber für die Gesundheitsforschung in Deutschland die Förderung der Nachwuchswissenschaftler entscheidend: Auch die nächste Generation der Wissenschaftler soll international nicht nur mithalten können, sondern führend sein. Mit der neuen Helmholtz Graduate School Environmental Health (HELENA) und dem Lungenkolleg ist das Helmholtz Zentrum München auch hier vorne mit dabei.

imZentrum: Zurück zum Helmholtz Zentrum München: Wie war Ihr

erster Eindruck? Sehr positiv! Das Zentrum leistet zur Erforschung der großen Volkskrankheiten schon heute einen wichtigen Beitrag, insbesondere im Bereich der Lungen- und der Diabetesforschung. Dafür war die Neuausrichtung der letzten Jahre wichtig, denn im Wettbewerb um die internationale Führungsposition ist neben exzellenter Forschung ein gutes Profil entscheidend. Verzetteln lohnt sich nicht. Deswegen möchte ich das Helmholtz Zentrum München ermutigen, den Weg konsequent weiter zu gehen.

Brumme-Bothe:

„Diabetes und Lunge sollen im Mittelpunkt stehen und ganz klar auf Translation ausgerichtet sein.“ imZentrum: Was erwarten Sie vom Helmholtz Zentrum München? Brumme-Bothe: Ich erwarte, dass die Entwicklungen der letzten

Jahre verstetigt werden. Diabetes und Lunge sollten im Mittelpunkt stehen und ganz klar auf Translation ausgerichtet sein. Das Helmholtz Zentrum München ist der zentrale Partner beim Aufbau der Deutschen Zentren für Diabetes- und Lungenforschung. Dazu soll es seine eigene Kompetenz weiter ausbauen, sich aber auch mit Hilfe von regionalen und internationalen Kooperationen gezielt stärken. imZentrum: Wie sehen Sie die Gesundheitsforschung im internationa-

len Wettbewerb? Bei allen Gesundheitszentren der HelmholtzGemeinschaft beobachte ich, dass der Standort Deutschland attraktiv ist und konkurrenzfähige Rahmenbedingungen für die Forschung bietet: Hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen im Rahmen gemeinsamer Berufungen mit den Universitäten nach Deutschland. Dies gilt sowohl für Wissenschaftler anderer Nationalitäten als auch für deutsche Wissenschaftler, die zurück kommen. Brumme-Bothe:

Bärbel Brumme-Bothe wurde zum 13. April 2010 als Vertreterin des Bundes und als Vorsitzende in den Aufsichtsrat des Helmholtz Zentrums München entsandt. Sie folgt damit Dr. Peter Lange, der in Pension gegangen ist. Brumme-Bothe ist Diplom-Meteorologin. Nach kurzer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Wetterdienst arbeitete sie als Referentin im damaligen Bundesministerium für Verkehr (BMV). 1988 wechselte sie in das spätere Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Dort bekleidete sie Positionen in verschiedenen Referaten. Ab Oktober 1999 war Brumme-Bothe für die CDU / CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag tätig. Ende 2005 kehrte sie als Leiterin des Ministerbüros und des Leitungsstabes in das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zurück. Im Mai 2007 übernahm Brumme-Bothe die Leitung der Abteilung „Zukunftsvorsorge – Forschung für Kultur, Grundlagen und Nachhaltigkeit“. Seit 15. März 2010 leitet sie die Abteilung 6 „Lebenswissenschaften – Forschung für Gesundheit“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Das Gespräch führten Sven Winkler und Dr. Brigitte Keller

Wegweiser

Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung Sechs Deutsche Zentren für Gesundheitsforschung werden sich auf die großen Volkskrankheiten konzentrieren. Zwei bestehen bereits: das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e. V. als deutschlandweiter Verbund

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankugen (DZNE): Außenstellenmodell

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e. V. (DZD): Verbundmodell

Die Forschung im DZNE betreiben folgende Kooperationspartner:

Die Forschung im DZD betreiben folgende Kooperationspartner:

Bonn-Köln-Jülich • Rheinische Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn ­• Universitätsklinikum Bonn • Stiftung caesar • Forschungs­zentrum Jülich • Kompetenznetz Degenerative Demenzen (KNDD) • Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns Köln Göttingen • Universitätsmedizin Göttingen

Rostock / Greifswald

Magdeburg • Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg • Universitätsklinikum Magdeburg • Leibniz-Institut für Neuro­biologie Magdeburg München • Ludwig-Maxilimians-Universität • Technische Universität München • Klinikum rechts der Isar der TU München • Klinikum der Universität München • Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt Rostock / Greifswald • Universität Rostock • Universitätsklinikum Rostock • Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald • Universitätsklinikum Greifswald Tübingen • Eberhard-KarlsUniversität Tübingen • Universitätsklinikum Tübingen • Gemeinnützige Hertie-Stiftung

Potsdam Magdeburg

Düsseldorf

Bonn-Köln-Jülich

Paul Langerhans Institut Dresden, Universitäts­ klinikum C.G.C. Dresden Erforschung der Patho­ physiologie des Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2. Schwerpunkt: Mechanismen der Zerstörung und /  oder eingeschränkten Funktion pankreatischer Betazellen und unzureichender Insulinausschüttung

Witten • Private Universität Witten /Herdecke

Forschungsschwerpunkte des DZNE

• Das Zusammenspiel zwischen neuronalen Schäden und deren Reparatur erforschen

DIfE – Deutsches Institut für Ernährungsforschung PotsdamRehbrücke, Mitglied der LeibnizGemeinschaft Untersuchung ernährungs­bedingter Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, um neue Strategien zur Prävention und Therapie zu entwickeln. Mausmodelle, prospektive Kohorten, Interventionsstudien als Präven­ tionsnachweis

Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Dresden Gesundheit und Umwelt Diabetes als Schwerpunkt im Aufbau. Integrativer Ansatz, der Grundlagenforschung und translationale Forschung bis hin zu klinischen Studien verbindet

Göttingen

Witten

•N  eue Krankheitsmechanismen aufklären und experimentelle Krankheitsmodelle entwickeln

Deutsches Diabetes-Zentrum DDZ – Leibniz-Zentrum für Diabetes­­forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Beiträge zur Reduzierung der individuellen und gesellschaftlichen Belastung durch Diabetes. Vernetzung molekularer, zellbiologischer, klinischer und epidemiologischer Ansätze

Tübingen

• Neue Risikofaktoren der Neurodegeneration identifizieren • Die Rolle gemeinsamer Risikofaktoren wie Altern, Diabetes und Depression erforschen

München

Paul Langerhans Institut Tübingen, Eberhard-Karls-Universität Tübingen Pathogenese des Diabetes mellitus Typ 2. Molekulare Mechanismen der zellulären Insulinresistenz, insbesondere in Skelettmuskel, Leber und Gehirn

• Neue Strategien entwickeln, um die Pflege und die Information von Familien und Pflegern zu verbessern

Weiterhin sind die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e. V. und die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e. V. Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung soll mittelfristig erweitert werden und wird weitere Partner einbeziehen. Die wissenschaftliche Exzellenz wird durch ein internationales Scientific Advisory Board gewährleistet. Sitz des Vereins ist Berlin, die Geschäftsstelle ist am Helmholtz Zentrum München angesiedelt.

Quelle: www.dzne.de

Quelle: DZD-Flyer „Diabetes erfolgreich bekämpfen“

• Klinisch relevante Biomarker identifizieren • Die Gene für Prädispositionen in wichtige biochemische Stoffwechselwege einordnen

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Martin Reichel: „Im Aufsichtsrat werden Weichen gestellt“ Im Juli und im Dezember jedes Jahres tagt der Aufsichtsrat des Helmholtz Zentrums München. Martin Reichel, Prokurist und Leiter der Abteilung Recht & Technologietransfer, skizziert Zusammen­ setzung, Aufgaben und Betreuung dieses Gremiums – und macht deutlich, dass hier Weichen für die Zu­kunft gestellt und Ideen auf den Weg gebracht werden können Martin Reichel kennt die juristischen „Spielregeln“ – und setzt sie für die Zentrumsziele ein

Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe ist unsere neue Aufsichtsratsvorsitzende. Wer sitzt noch im Aufsichtsrat? Neben Frau Brumme-Bothe ist auch Dr. Michael Mihatsch vom Baye­ri­schen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst neu in den Aufsichtsrat (AR) als stellvertretender Vorsitzender entsandt worden. Unser AR hat laut Gesellschaftsvertrag zwölf Sitze: vier wer­den durch den Bund, zwei durch den Freistaat Bayern, drei extern aus Wissenschaft oder Industrie und drei von unserem Zentrum selbst vergeben. Von den vier Sitzen des Bundes werden derzeit drei, und zwar je einer vom Forschungsministerium (BMBF), vom Umweltministerium (BMU) und vom Gesund­heitsministerium (BMG) besetzt. Ein weiterer Vertreter wird vom BMBF noch benannt. Die Funktion des oder der Vorsitzenden, derzeit Frau Brumme-Bothe, stellt der Bund, entsandt vom BMBF. Der Freistaat Bayern bestimmt die Stellvertre­tung. Vorsitz und Stellvertretung haben je zwei Stimmen – also haben die zwölf Mitglieder insgesamt 14 Stimmen, mit denen durch ein­fache Mehrheit entschieden werden kann. Im Falle der Stimmengleichheit gibt die Stimme des oder der Vorsitzenden den Ausschlag. Welche Funktion hat der AR? Als Überwachungs- und Kontrollorgan wacht der AR über die Tätigkeiten des Zentrums und der Geschäftsführung. Beide Geschäftsführer berichten regelmäßig aus wissenschaftlicher und kaufmännischer Sicht – schriftlich vor und mündlich während der Sitzung. Der AR will wissen, ob das Zentrum seine Zuwendungen sinnvoll einsetzt – gemessen wird dies an Publikationszahlen, eingeworbenen Drittmitteln, Patenten und wissenschaftlichen Erfolgen. Die Geschäftsführer berichten aber auch über die Planung und Überlegungen für die Zukunft. Ist der AR mit den getroffenen Entscheidungen und Plänen einverstanden, bringt er das durch einen Beschluss zum Ausdruck – die Geschäftsführung wird „entlastet“. Zwei Aspekte sind aus meiner Sicht am AR besonders

interessant: Zum einen genehmigt und unterstützt er die wissenschaftliche Weiterentwicklung des Zentrums. Beispielsweise, indem er der Ausrichtung der Programmorientieren Förderung, der Einrichtung und Auflösung von Geschäftsbereichen oder Instituten oder der Berufung neuer Institutsleiter zustimmt. Der zweite interessante Aspekt ist, dass im AR die Zuwendungsgeber – also Bundes- und Landesministerien – vertreten sind: Wichtige Themen und Ideen können ihnen vorgestellt werden, das Gremium also für Lobbying und Agenda Setting genutzt werden. Warum betreuen Sie als Leiter der Abteilung Recht & Technologie­ transfer den AR und wie sieht diese Gremienbetreuung aus? Die Aufgaben des AR sind im Gesellschaftsvertrag, der juristischen Grundlage unseres Zentrums, verankert. Die internen Regularien fallen in den klassischen Aufgabenbereich einer Rechtsabteilung. Aufsichtsratsbetreuung heißt, die notwendigen Beschlüsse für die Weiterentwicklung des Zentrums zu identifizieren und auf dieser Grundlage die Tagesordnung für die halbjährlichen Sitzungen zu erstellen und abzustimmen, die entsprechenden Sitzungsunterlagen – Hintergrundinformationen und den jeweiligen Beschlussvorschlag – anzufertigen und zu versenden. Die Arbeit geht aber über die zwei regulären Sitzungen im Jahr hinaus: Bei Entscheidungen, die nicht bis zur nächsten Sitzung warten können, wird ein schriftliches Umlaufverfahren ini­tiiert, in dem die Aufsichtsräte oder, wenn es ganz eilig ist, der ARVorsitzende und sein Stellvertreter um schriftliche Zustimmung ge­beten werden. Es gibt aber auch Entscheidungen, die einen Dialog zwischen den Aufsichtsratsmitgliedern untereinander und mit der Geschäftsführung erfordern. Dann wird eine Sondersitzung anberaumt – das war zum Beispiel der Fall, als wir über die Umbenennung entschieden haben. Neben dem AR betreuen wir auch die Gesellschafterversammlung, die wiederum den AR entlastet.

Durchstarter

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Strukturierte Ausbildung ermöglicht SpitzenleistungEN Das Helmholtz Zentrum München forscht auf höchstem Niveau und auf dem neuesten Stand. Um den „state of the art“ weiterhin zu gewährleisten, fördert es gezielt die Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeiter. Eine lohnende Investition – sowohl für die Mitarbeiter als auch fürs Zentrum

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HELENA: die Antwort auf Fragen, die sich Doktoranden stellen. Die Helmholtz Graduate School Environmental Health bietet eine strukturierte und anwendungsorientierte Ausbildung mit dreifachem Betreuungsschlüssel.

Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer

Prof. Dr. Günther Wess erklärt im Gespräch mit imZentrum, warum HELENA Elfenbeintürme aufbricht

imZentrum: Herr Wess, die Helmholtz Graduate School Environmental

Health (HELENA) wurde im April 2010 bewilligt. Was wird für die Doktoranden am Zentrum jetzt anders? Wess: Der positive Bewilligungsbescheid ist ein großer Erfolg für unser Zentrum. Wir können die Doktoranden jetzt noch zielgerichteter auf ihre zukünftige Tätigkeit hin ausbilden und ihre späteren Beschäftigungschancen erhöhen: Die Graduierten-Schule bricht Elfenbeintürme auf. imZentrum: Was bedeutet das konkret? Wess: Der akademischen Wissenschaft, auch der Gesundheitsfor-

schung, wird häufig vorgeworfen, realitätsfern in einem Elfenbeinturm zu existieren – also: sich nicht um die Bedürfnisse der Gesellschaft oder die Anforderungen der Industrie zu kümmern. Natürlich ist Wissenschaft erst mal dem Erkenntnisgewinn gewidmet. Unser Ziel als Zentrum ist es aber gleichermaßen, im Sinne der translationalen Forschung konkrete Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln, um die großen Volkskrankheiten in Zukunft behandeln und heilen zu können. HELENA setzt dieses Ziel in der Ausbildung um: 400 Doktoranden erhalten eine exzellente Ausbildung in je einem der acht EnvironmentalHealth relevanten Themen des Zentrums. imZentrum: Was hat HELENA, was andere Graduierten-Schulen nicht

haben?

hinaus bietet unser Graduate Student Office der Abteilung Programmplanung und Management persönliche Betreuung und individuelle Unterstützung bei der Karriereplanung. imZentrum: Eine Promotion ist sehr zeitaufwendig. Haben Doktoran-

den überhaupt noch Kapazitäten für zusätzliche Kurse? Wess: Die Doktoranden lernen ja nicht fürs Zentrum: HELENA bietet ih-

nen einzigartige Möglichkeiten, um ihrer eigenen Karriere auf die Sprünge zu helfen! Das Kursangebot ist so breit, dass jeder Doktorand Teile des Programms nach seinen eigenen Interessen und Bedürfnissen auswählen kann. Und ein paar Wochenstunden über drei Jahre ver­teilt sind doch eine zeitlich überschaubare Investition in die eigene berufliche Zukunft. imZentrum: Was bringt HELENA dem Zentrum? Wess: HELENA wird exzellente, karriereorientierte Studenten aus der

ganzen Welt nach München locken und viele werden sicherlich später an unserem Zentrum forschen. Das Zentrum wird also vom überdurchschnittlichen Know-how der HELENA-Absolventen profitieren. Außerdem fördert sie Vernetzung – das Lungenkolleg beispielsweise kooperiert neben der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie auch mit ERS (European Respiratory Society) und Inserm (Institut nationale de la santé et de la recherche médicale) und fördert so die Internationalisierung des Zentrums.

Wess: Die Ausrichtung unserer Graduierten-Schule und die Kombi­

nation der Themen sind weltweit einzigartig. Durch die Zusammen­arbeit mit beiden Münchner Universitäten sorgen wir dafür, dass die Doktoranden sich optimal vernetzen können. Durch diese Kooperationen bietet HELENA den Teilnehmern den Zugang zu exzellenten, hoch­modernen Technologieplattformen. Außerdem fördern wir Management-, Führungs- und Kommunikationskompetenz. Die Lehr­inhalte sind nicht nur auf wissenschaftliche Karrieren, sondern auch auf die Anforderungen der Industrie und der wissenschaftlichen Administration genau ausgerichtet – das erhöht die ‚Employability’ der Abgänger ungemein. Darüber

imZentrum: HELENA fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Wie unterstützt das Zentrum den Nachwuchs in Ausbildungsberufen? Wess: Das Zentrum bietet 40 Ausbildungsplätze in sieben Berufen.

Wenn möglich, wollen wir unser Angebot hier weiter ausbauen, aber im ersten Schritt verbessern wir die Rahmenbedingungen: Durch den Austausch innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft bieten wir den Azubis zum Beispiel einzigartige Vernetzungsmöglichkeiten. Viele bleiben nach bestandener Prüfung am Zentrum. Mitarbeiter und Arbeitsumfeld passen dann perfekt zusammen – ein Gewinn für beide Seiten.

Durchstarter

HELENA

Helmholtz Graduate School Environmental Health Grundausbildung

HELENA ist eine Investition in die Zukunft: Die Graduierten-Schule Environmental Health ist

Systembiologie, Imaging und Strukturbiologie

durch exzellente Wissenschaft, Ausbildung und Vernetzung das

Diabetes und metabolische Erkrankungen

optimale Karriere­sprungbrett für Doktoranden. Wissenschaft und Industrie profitieren im Gegenzug

Neuro- und Stammzell­biologie

Strahlen­ forschung

Interdisziplinäre Aktivitäten und Technologien

vom Know-how der Absolventen Infektions-, Immun- und Tumorbiologie

Epidemiologie, Gesundheits­ ökonomie und Humangenetik

HELENA Ausbildung in einem von acht thematischen Feldern. Interdisziplinäre Aktivitäten und Technologien fördern die Vernetzung der Doktoranden.

Füh ru

Optimale Vorbereitung auf die spätere Karriere erfolgt durch die Grundausbildung in Führung, Management und Kommunikation.

Doktoranden sind die Zukunft – für Forschung, Klinik, Industrie und Management. Um ihr Potenzial optimal zu fördern, eröffnet das Helmholtz Zentrum München am ersten November gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Technischen Universität München (TUM) die erste Helmholtz Graduate School Environmental Health, kurz HELENA. HELENA hat ihr Programm auf die Entstehung großer Volkskrankheiten wie chronische Lungen­ erkrankungen, Diabetes und Alzheimer ausgerichtet und untersucht in diesem Kontext das Zusammenwirken von individueller genetischer Prädisposition, Umweltfaktoren und Lebensgewohnheiten. HELENA bietet in den Bereichen Forschung, Betreuung und internationale Vernetzung optimale Voraussetzungen für eine exzellente, interdisziplinäre wissenschaftliche Nachwuchsförderung. Und punktet mit diesem Konzept auf zweifache Weise: Sie dient jungen Nachwuchswissenschaftlern als Karrieresprungbrett und sichert gleichzeitig die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Zentrums. Die spezifische wissenschaftliche Ausbildung erfolgt in HELENA über drei Jahre innerhalb eines von acht thematischen Feldern, die durch interdisziplinäre Aktivitäten und Technologien vernetzt werden. Aus einem Angebot an Vorlesungen, Kursen, Seminaren,

Biologie und Erkrankungen der Lunge

Ökosystemare Biologie

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Retreats, Summer Schools und der Teilnahme an wissenschaftlichen Tagungen können die Doktoranden ihr individuelles Curriculum selbst zusammenstellen. Eine intensive Betreuung durch ein persönliches „Thesis Committee“, Vertrauenspersonen und das  Graduate Student Office ermöglicht es den Doktoranden, sich ganz auf ihre Promotion und Ausbildung zu konzentrieren und diese zügig auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau abzuschließen. Die Doktoranden arbeiten am Helmholtz Zentrum München in inter­ disziplinär ausgerichteten Wissenschaftsteams und sind durch ihre Forschungsarbeit am Zentrum direkt in internationale und nationale wissenschaftliche Kooperationen eingebunden. Optimale Voraussetzungen also, um interdisziplinäres Denken und ein tiefgreifendes wissenschaftliches Verständnis in der umweltbezogenen Gesundheitsforschung zu entwickeln. Darüber hinaus haben sie Zugang zu modernsten Forschungsplattformen und können in Seminaren Kernkompetenzen im Bereich Kommunikation, Führung und Management entwickeln. Ein weiteres Plus für ihre zukünftige Karriere: Die Doktoranden promovieren an einer der beiden renommierten Münchner Exzellenz-Universitäten.



www.helmholtz-muenchen.de/helena

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Dreifacher Betreuungsschlüssel Thesis Committee Promotionsarbeiten am Helmholtz Zentrum München werden von einem persönlichen Thesis Committee begleitet. Es trifft sich jährlich und hat neben der wissenschaftlichen Betreuung der Arbeit auch Mentoringfunktion. Es besteht aus dem direkten Betreuer am Zentrum, dem Doktorvater an der Universität und einem externen Experten.

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Wissenschaftliche Ausbildung

Helmholtz-Kolleg „Biologie und Erkrankungen der Lunge“ Das Helmholtz-Kolleg „Lung Biology and Disease“ geht Ende Oktober an den Start. Es bildet Doktoranden auf höchstem Niveau für eine interdisziplinäre und erfolgreiche Karriere im Bereich Lungenbiologie und Lungenerkrankungen aus und bezieht sie auf allen Ebenen – bei Seminaren, Konferenzen oder bei der Be­treuung jüngerer Studenten – ein. „Das Zitat von Benjamin Franklin ‘Tell me and I forget. Teach me and I remember. Involve me and I learn’, entspricht unserem Leitmotiv”, erklärt die Kollegdirektorin Dr. Dr. Melanie Königshoff. Neben der grundlagenorientierten Forschung ist der transla­ tionale An­satz, Erkenntnisse in die Klinik und Industrie zu trans­ferieren, zu gleichen Teilen in der Ausbildung vertreten. Ein Konzept, das optimale Voraussetzungen für spätere interdiszi­­pli­näre Karrieren in der biomedi­zinischen Forschung bietet.

Vertrauenspersonen für Doktoranden Die Vertrauenspersonen sind Ansprechpartner für Doktoranden, sie beraten und vermitteln in Konfliktfällen. Die Doktoranden schlagen jeweils zwei Vertrauenspersonen für die Standorte des Zentrums in Neuherberg und Großhadern vor. Graduate Student Office Das Graduate Student Office in der Abteilung Programmplanung und Management ist mit Dr. Monika Beer als Wissenschaftlerin und Gaby Hellmann als Assistenz seit März 2009 direkter Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Doktorandenausbildung. Es koordiniert die Aktivitäten der Helmholtz Graduate School Environmental Health und unterstützt die Zusammenarbeit mit den Partneruniversitäten.

Doktorandenvertreter DINI, die Doktorandeninitiative am Helmholtz Zentrum München, ist ein Zusammenschluss interessierter Doktoranden. Ihr Ziel ist es, gemeinsame Aktionen der Doktoranden zu organisieren und den Kontakt zur Geschäfts­führung zu vermitteln.

www.helmholtz-muenchen.de/dini

Sprecher der Graduierten-Schule HELENA ist Prof. Dr. Hans-Werner Mewes. Mewes ist Leiter des Instituts für Bioinformatik und Systembiologie sowie des Lehrstuhls für Genomorientierte Bioinformatik an der Technischen Universität München. Sprecher des Helmholtz-Kollegs „Lung Biology and Disease“ ist Prof. Dr. Oliver Eickelberg. Eickelberg ist Leiter des Instituts of Lung Biology and Disease am Helmholtz Zentrum München, Leiter des Comprehensive Pneumology Center (CPC) sowie Leiter des Lehrstuhls für experimentelle Pneumologie an der Ludwig Maximilians Universität München. Kollegdirektorin des Helmholtz-Kollegs „Lung Biology and Disease“ ist Dr. Dr. Melanie Königshoff. Königshoff ist Leiterin der Nachwuchsgruppe „Lung Epithelial Cell Plasticity“ am CPC.

Durchstarter

Ausbildung: Frühzeitiges Engagement zahlt sich aus Das Helmholtz Zentrum München ist ein zertifizierter Ausbildungsbetrieb der Industrie- und Handels­kammer und hat im Jahr 2008 die bayernweit beste Biologielaborantin ausgebildet. Hier wird in die Zukunft investiert – in die der Auszubildenden und die des Zentrums

Der optimale Mitarbeiter kennt sich bestens am Zentrum aus, verfügt über ausgezeichnetes technisches Know-how und umfangreiches Fachwissen, ist mit den Zentrumszielen vertraut und passt von seiner Persönlichkeit perfekt ins Team. „Einen solchen Mitarbeiter muss man sich backen!“, schießt einem bei dieser Charakterisierung durch den Kopf? Richtig! Und genau das machen die Ausbilder am Helmholtz Zentrum München, indem sie junge Auszubildende in acht Ausbildungsberufen fit für den Arbeitsmarkt machen und ihnen spezielle Expertisen für die Arbeit am Zentrum mit auf den Weg geben. Statt aus vielen Bewerbern sich einen mehr oder weniger geeigneten Kandidaten herauszusuchen, bildet Angelika Appold, Leiterin der Ausbildungsstelle, zusammen mit einer weiteren hauptamtlichen Ausbilderin und acht nebenamtlichen Ausbildern sowie vielen Ausbildungsbeauftragen vor Ort junge Leute selber nach den speziellen Bedürfnissen des Zentrums aus. Ein Prinzip, von dem alle profitieren: Der fertige Absolvent, der eine exzellente Ausbildung genossen hat, das zukünftige Team, das seinen „neuen“ Mitarbeiter vom ersten Tag an voll einsetzen kann, und das Zentrum, das gut ausgebildete Mitarbeitern und leistungsfähige Teams braucht, um sein Ziel one²⁰¹³ – führend in Environmental Health zu erreichen. Ein wichtiger Bestandteil des Erfolgsrezepts der Ausbildung ist, dass neben der dualen Ausbildung, die aus dem theoretischen Teil an einer

Berufsschule und dem praktisch-theoretischen Teil auf dem Campus besteht, Teamtrainings, speziell auf Azubis ausgerichtete Fachenglischund Computerkurse und ein Austausch innerhalb der Helmholtz-Zentren angeboten werden. „Vor allem der Austausch erweitert den eigenen Horizont und fördert die Selbstständigkeit der jungen Leute“, erklärt Angelika Appold. Sie weiß, dass sich jede sinnvolle Investition in die Ausbildung später mehrfach auszahlt.

Ausbildungsberufe Biologielaborant / in

21 Ausbildungsplätze

Tierpfleger / in

10 Ausbildungsplätze

Bürokaufmann /  -frau

10 Ausbildungsplätze

Bachelor of Science Fachrichtung Umwelt- und Strahlenschutz 6 Ausbildungsplätze Bachelor of Science 1 Ausbildungsplatz Fachrichtung Arbeitssicherheit Fachlagerist / in 2 Ausbildungsplätze Landwirt / in 2 Ausbildungsplätze Fachinformatiker / in in Systemintegration

2 Ausbildungsplätze

Fortbildung: Employability fördern Das Helmholtz Zentrum München hat motivierte Mitarbeiter, exzellente Technologien, ein Leitbild und ein Ziel: im Jahr 2013 führend in der Environmental Health-Forschung zu sein. Die Personalabteilung begleitet diesen Weg, indem sie ein umfassendes Weiterbildungsprogramm, ergänzt durch Workshops, Team­trainings, Coachings und zahlreiche externe Fortbildungen, anbietet – und gerne bei der Auswahl berät

Ein Forschungszentrum, das eine weltweite Spitzenposition einnehmen will, braucht hochqualifizierte Mitarbeiter. Um langfristig ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten und um Internationalisierung, Serviceorientierung und unternehmerisches Handeln zu verbessern, werden zum Beispiel Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie Führungskompetenzen besonders gefördert. Seit 2009 gibt es auch erstmals das Angebot von Online-Kursen in Zusammenarbeit mit dem Malik Managementzentrum St. Gallen (Effective Managing and Performing mit 13 Modulen für Nachwuchsführungskräfte und die weniger umfangreiche Version Effective Performing für verschiedene andere Zielgruppen). Nach einem Präsenz­

tag eignen sich die Teilnehmer die Lerninhalte im sechsmonatigen Selbst­­studium an und besprechen sie bei monatlichen Online-Konferen­­­ zen mit dem Tutor. Das interne Weiterbildungsprogramm wird jedes Jahr über­arbeitet und bedarfsgerecht geplant. Dabei orientiert sich die Personal­abteilung sowohl am Leitbild und an den strategischen Zielen des Zen­trums als auch an den Rückmeldungen aus den Mitar­bei­ter­ gesprächen, in denen die Erörterung des Entwicklungs- und Förder­ bedarfs ein wichtiger Bestandteil ist. Das Resultat ist eine Personal­ entwicklung, die Mitarbeiter optimal fördert und damit gleichzeitig das Zentrum auf dem Weg zu one²⁰¹³ unterstützt.

Auf den Seiten 24 / 25 gibt Ihnen „schon gewusst“ einen Überblick über die Aus- und Fortbildung am Zentrum

gezählt

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Die Zahl im Zentrum In einem Forschungszentrum bedarf es vieler Sonderanfertigungen, die im ­normalen Handel nicht erhältlich sind. Dass diese dennoch schnell und detailgenau jedem Wissenschaftler zur Verfügung stehen, dafür sorgt am Zentrum die Zentrale Werkstatt der ­Abteilung Zentrale Technische Einrichtungen. Und selbst beim Lösen ganz alltäglicher Probleme sind diese Mitarbeiter oft Retter in letzter Sekunde Spitzenforschung wie am Helmholtz Zentrum München zu betreiben, bedeutet mit Spezialgerät Details zu erkunden. Oft sind für diese Arbeit Maßanfertigungen nötig. Egal, ob Spezialfilter, Gelkämme und Stechringe für Messungen im Gletscherbereich geordert werden oder Arbeiten an der Lysimeteranlage zu verrichten sind, die Zentrale Werkstatt hilft schnell und präzise. Die Zentrale Werkstatt ist eine Schaltstelle zwischen Forschung und Betrieb: Das zwölfköpfige Team um den Leiter Martin Scherer bearbeitet Aufträge von Mitarbeitern – sowohl aus dem wissenschaftlichen als auch aus dem administrativen Bereich – und externen Kunden. Und arbeitet im Zuge dessen eng mit dem Einkauf, der Lagerhaltung und natürlich auch mit der Finanzabteilung zusammen: Für jeden Auftrag müssen die besten Konditionen gefunden werden und die monetäre Machbarkeit mit der Finanzabteilung abgesprochen werden. Verhandlungen, die Fachkenntnis und Diplomatie verlangen: „Wir sehen uns nicht nur als Fertigungsbetrieb, sondern als Service-Einrichtung für die Kunden; in erster Linie sind wir Problemlöser“, beschreibt Scherer das Ethos seines Teams. Die Zentrale Werkstatt ist eine Service-Einrichtung, die viele Mitarbeiter nutzen: Pro Jahr gehen rund 1400 Aufträge von 53 verschiedenen Auftraggebern ein – und zwar aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Gut, dass in Scherers Team Schreiner, Feinmechaniker, Schlosser und Kons­trukteure sind, jeder ein Spezialist auf seinem Gebiet. So stellen weder schnell notwendige Reparaturen von Elektrophoresekammern, noch Sonderanfertigungen für Labortische ein Problem für die Zentrale Werkstatt dar. Durchschnittlich sind 40 Prozent der Aufträge Wartungen

und Instandhaltungen, 60 Prozent zu konstruierende Neubauteile für wissenschaftliche Apparaturen. Vor allem für letztere ist neben Knowhow auch eine große Portion Kreativität gefragt. Wie kreativ und mit welch großer Liebe zum Detail gearbeitet wird, erkennt man sofort, wenn man die zur Geldkasse umgearbeitete Kaffeemühle im Doktorandencafé betrachtet. Dass es bei so viel Sorgfalt dennoch lustig zu gehen kann, kann man sich denken, wenn man beispielsweise erfährt, dass einmal „10 Schlitzohre“ bestellt wurden. Tatsächlich gemeint waren zwar 10 Rohre mit Schlitz, aber der Schreibfehler sorgte für Heiterkeit. „Richtig ernst“ wurde es dagegen beim Eilauftrag für den Panzerschrank-Knacker Zoltan Berente: Eine Sekre­ tärin hatte beim Umdrehen mit dem Bürostuhl den Schlüssel vom Schrank abgebrochen. Im Schrank lagen die Flugtickets des Chefs. Geplanter Abflug: in 1,5 Stunden! Wenn es nicht wie damals um Minuten geht, sollte jeder Mitarbeiter, sein Anliegen an die Zentrale Werkstatt in einen AVIS-Auftrag formulieren. Komplizierte Sachverhalte und Zeichnungen sollten im Vorfeld besprochen und dann extra auf Papier skizziert werden. So kann man sicher sein, dass die „Retter in allen Lebenslagen“ zuverlässig zur Tat schreiten. Und dabei jede Menge Material verarbeiten: Für durchschnittlich 14 bis 16 Aufträge pro Tag verbraucht die Zentrale Werkstatt jährlich rund 1,5 Tonnen Buchen- und Eichenholz, 1 Tonne Fichte, 10 Tonnen Spanplatten, 4 Tonnen Labortischplatten, 4,4 Tonnen Edelstahlbleche und – damit die Forschung im Fluss bleibt – 7,3 Kilometer Edelstahlrohre. „Eine Menge Holz“, das aber nötig ist, um am Zentrum Forschung auf höchstem Niveau zu betreiben.

Aufsteiger

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Karrierepfad Dr. Dr. Melanie Königshoff

Einfach schwimmen

„Dorie“ Melanie Königshoff und die Paletten-Doktorfisch-Dame: Ein Team, das für Optimismus, Mut und gute Laune steht

Sie studierte Medizin, und einer Karriere als Lungenfachärztin stand nichts im Weg. Doch nach zwei Jahren Klinikalltag siegte ihr Wissensdurst nach neuen Erkenntnissen: Die zweimal mit „summa cum laude“ promovierte Wissenschaftlerin Dr. Dr. Melanie Königshoff beschloss, die Ursachen von Lungenerkrankungen zu erforschen, um bisher fehlende Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Und macht nun Karriere als Lungenexpertin am Helmholtz Zentrum München

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Wege entstehen dadurch, dass man sie geht – frei nach dem Motto von Franz Kafka hat sich Dr. Dr. Melanie Königshoff während ihres Medizinstudiums in Gießen einen ganz eigenen Weg in die Biochemie gebahnt: Das bestehende Lehrmaterial zu ihrem Lieblingsfach fand sie „einfach schrecklich“, und so tat sie sich mit einem Koautor zusammen, nahm Kontakt mit dem Thieme-Verlag auf und versprach: „Wir können das besser“. Parallel zu ihrem Studienabschluss entstand so das 450 Seiten starke Lehrwerk „Biochemie“. Es trägt das rote „Medi-Learn“-Gütesiegel, ist kürzlich in zweiter Auflage erschienen und gilt für Mediziner bereits als Grundlagen-Standardwerk der Biochemie.

Den entscheidenden Schritt tun Mit Freude und aus innerem Antrieb heraus den entscheidenden Schritt nach vorne zu tun, charakterisiert Königshoff. Und führt dazu, dass sie innerhalb von sechs Jahren zwei Promotionen mit „summa cum laude“ abschloss, ein Graduiertenprogramm absolvierte, die klinische Ausbildung durchlief und erste eigene Erfahrungen in der Lehre sammelte. Seit August leitet die 34-Jährige ihre erste unabhängige Nachwuchsgruppe am Comprehensive Pneumology Center (CPC). Experimenteller Leiter des CPC ist Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Leiter des Instituts für Lungenbiologie am Helmholtz Zentrum München und Leiter des Instituts für Experimentelle Pneumologie der Ludwig Maximilians-Universität. Mit ihrer Nachwuchsgruppe „Lung Epithelial Cell Plasticity“ untersucht Königshoff, inwieweit die Schädigung von Lungenepithelzellen an der Krankheitsentstehung beteiligt ist und über welche speziellen Reparaturmechanismen diese verfügen. Zentrales Forschungsobjekt sind primäre Epithelzell-Kulturen und sogenannte 3D ex vivo-Modelle, bei denen Gewebeschnitte kultiviert und analysiert werden. Mit ihnen will das fünfköpfige Team neuartige Therapieformen für schwere chronische Lungenerkrankungen entwickeln. Zusätzlich treibt Königshoff noch eine weiteres Forschungsziel an: Sie versucht Proteine zu identifizieren, die Medikamente an ihren vorgesehenen Wirkort, die Lungen­ epitheloberfläche, transportieren und hier binden. „Das CPC bietet für

solche Ansätze optimale Voraussetzungen: Hier arbeiten Kliniker und experimentelle Forscher unter einem Dach zusammen und die Gewebeproben stammen direkt aus den Kliniken der Kooperationspartner“, freut sich Königshoff über die ausgezeichnete Vernetzung am CPC. Königshoff ist eine Aufsteigerin. Doch sie kokettiert weder mit ihrem Wissen, noch mit ihren Fähigkeiten oder ihren ehrgeizigen Zielen. Im Gegenteil: Auf dem Schreibtisch steht eine Postkarte mit dem PalettenDoktorfisch Dorie aus dem Zeichentrickfilm „Findet Nemo!“. Freunde haben ihr den Spitznamen „Dorie“ verpasst, weil sie ähnlich begeistert und schnell spricht wie die hilfsbereite, stets optimistische Fischdame. Ein bisschen auch, weil sie in nebensächlichen Alltagssituationen genauso zerstreut wirken kann wie Dorie – wenn sie mal wieder ihren Schlüssel oder das Handy verlegt hat. Anders aber als Dorie, die immer am Ende des Satzes dessen Anfang vergessen hat, ist Königshoff in wichtigen Angelegenheiten sehr strukturiert. Und weiß daher auch, was sie sich von ihrer beruflichen Zukunft wünscht: zunächst die erfolgreiche Etablierung ihrer Nachwuchsgruppe und internationale Sichtbarkeit. Später dann kann sie sich eine Professur vorstellen.

Bewusst treiben lassen Einen solch rasanten Aufstieg ließ der Anfang ihrer Laufbahn nicht gleich erkennen: In anfänglicher Bescheidenheit wollte die gebürtige Wilhelmshavenerin nach dem Abitur Medizinisch Technische Assistentin werden, bis Freunde sie überredeten, Medizin zu studieren. Und auch während des Studiums beeinflusste einige Male der Zufall ihren Weg: Als sie ein Appartement in Gießen suchte, wollte Dr. Meinhard Hahn von der biologischen Fakultät gerade seines vermieten und hatte darüber hinaus ein Thema für eine Doktorarbeit zu bieten, wonach Königshoff „nebenbei“ auch Ausschau hielt. So wurde Königshoffs Vermieter gleichzeitig ihr Doktorvater und sie promovierte – als einzige ­Medizinerin unter Biologen und Biochemikern – über die Rolle von Wachstumsfaktoren bei Brustkrebs. Mit der Einstellung, „sich nicht im Voraus zu viele Gedanken zu machen, sondern einfach mal loszulegen

Aufsteiger

Dr. Dr. Melanie Königshoff hat im Juni einen Starting Grant des European Resarch Council (ERC-Starting-Grant) bekommen. Das Talentförderprogramm der EU unterstützt Spitzenforscher mit jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro beim Aufbau eines neuen unabhängigen Forschungsteams.

Neu eingerichtet: Melanie Königshoff mit ihrem Team in den neuen Laboren des CPC

und dann zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln“, ähnelt Königshoff ein weiteres Mal der Paletten-Doktorfisch-Dame Dorie, wenn diese dem ängstlichen und frustrierten Clownfisch-Papa Marlin auf der Suche nach seinem Sohn rät: „Schwimmen, schwimmen, einfach schwimmen!“ Dass Königshoff trotz glücklicher Fügungen ihre Entscheidungen dennoch immer sehr bewusst trifft, zeigte sich beispielsweise, als sie Angebote für eine zweite Doktorarbeit aus Hannover und Hamburg ablehnte und sich stattdessen für die Dissertation bei Prof. Dr. Werner Seeger, diesmal an der Fakultät für Medizin der Universität Gießen, erfolgreich bewarb. Königshoff reizte die damals in Deutschland einmalige Chance, eine ausgezeichnete klinische Ausbildung zu bekommen und gleichzeitig am Graduiertenprogramm „Molecular Biology and Medicine of the Lung“, zu der Zeit von Eickelberg geleitet, wissenschaftliches Know-how zu erwerben. Nach Abschluss dieser zweiten „summa cum laude“-Dissertation ging sie als Postdoc zu Eickelberg und wirkte nun selber auch an der Gestaltung und Lehre des Graduiertenprogramms mit: Sie leitete Seminare, organisierte Konferenzen, unterrichtete und war Supervisorin für PhDStudenten. Heute setzt Königshoff diese Expertise als Direktorin des Lungen-Kollegs „Lung Biology and Disease“, einem zentralen Bestandteil der Graduierten-Schule HELENA des Helmholtz Zentrums München, ein: Sie ist verantwortlich für die akademische Ausbildung der Doktoranden am Lungen-Kolleg. Königshoff sieht HELENA als große Chance – für die Doktoranden und fürs Zentrum. Die große Bandbreite an Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten am Zentrum ist ihr sofort positiv aufgefallen, als sie vor rund eineinhalb Jahren hierher kam: „So vielseitig und strukturiert wie hier hat man an keiner Uni die Möglichkeit sich sowohl fachliches Knowhow als auch Soft Skills wie Führungsqualifikationen, Zeitmanagement und Kommunikationsfähigkeiten anzueignen“, resümiert Königshoff. Die neue Graduiertenschule und das Lungen-Kolleg ergänzen dieses Portfolio ihrer Meinung nach ideal.

Entscheidend ist der eigene Charakter Trotz der vielen Tipps, die man in diesen Kursen erhält, entscheide ihrer Meinung nach aber letztlich der eigene Charakter, wie man eine Arbeitsgruppe leitet. Ihr eigener Führungsstil jedenfalls ist geprägt von Offenheit und Transparenz, ihre Bürotür steht immer offen. Allerdings nicht für Mitarbeiter, die jeden Satz mit „Das Problem ist nur, …!“ beginnen und keine eigene Lösungsstrategie entwickeln. Denn aus dem Malik-Management-Programm der Helmholtz-Gemeinschaft hat Königshoff einen wichtigen Grundsatz mitgenommen: „Man kann einen Menschen nicht motivieren. Man muss ihm Möglichkeiten geben, seine Motivation zu leben.“ Wer dann nicht Selbstständigkeit und Neugier an den Tag legt, ist bei Königshoff falsch. Sie selber jedenfalls ist neugierig: auf neue Forschungsergebnisse, interessante Kollegen, andere Länder. Konferenzen rund um den Globus sind für sie eine ideale Gelegenheit, diesen Wissensdurst zu stillen. Zum Beispiel die alljährliche Lungenkonferenz der American Thoracic Society (ATS) in den USA, von der Königshoff schwärmt, sie sei „eine hervorragende Möglichkeit, um den neuesten Stand der Lungenforschung aus erster Hand zu erfahren und sich in den bizarren Sandlandschaften des Death Valley oder den Sweet Water Mountains beim Wandern zu erholen“. In der Natur entspannen kann sich „Dorie“ Königshoff aber auch anders: Sehr gerne geht sie im riff- und entsprechend fischreichen Roten Meer auf Tauchstation. Aber nicht um besonders tief zu tauchen oder verwinkelte Wracks zu erkunden. Sie will einfach nur „schöne Fische sehen“ – und braucht immer den freien Blick nach oben.

Bemerkt

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Von luftigen Höhen und irdischen Gegebenheiten Gerolf Schmidl gehört seit 20 Jahren der Finanzabteilung des Helmholtz Zentrums München an, seit acht Jahren leitet er sie als Prokurist. Dass er sich als harter Rechner nicht immer bei allen beliebt macht, nimmt er in Kauf. Sein Hobby, das Fliegen, ist das eines Einzelgängers, der genau weiß, woher der Wind weht und wie er seinen Treibstoffbedarf kalkulieren muss – wenn er eine Bruchlandung verhindern will Wer die Finanzabteilung eines Forschungszentrums mit einer Bilanzsumme von mehreren hundert Millionen Euro leiten will, muss vor allem kühl kalkulieren und den einzelnen Abteilungen sagen können: „So viel und nicht mehr!“ Gerolf Schmidl, bodenständiger Oberbayer aus Erding, ist seit 2002 Herr über die Finanzen des Helmholtz Zen­trums München. Als solcher maßt er sich zwar nicht an, zu wissen, wofür wie viel ausgegeben werden soll; er weiß aber, welche Mittel insgesamt bereit stehen und erstellt den Wirtschaftsplan des Zentrums. Inhaltlich einigen müssen sich die verantwortlichen Wissenschaftler dann selbst.

Gefragt sind Augenmaß und Kalkül Für Schmidl ist es in dieser Position wichtig, ab und zu auf Distanz gehen zu können. Nicht immer müssen es gleich 5000 Fuß sein – jene Höhe, in der sich Schmidl häufig befindet, wenn er im Cockpit seines Motorseglers sitzt. Dennoch sind viele Gegebenheiten und Befähigungen aus seinem Fliegeralltag auch in seiner Funktion als Leiter der Finanzabteilung wichtig: In beiden Fällen sind beispielsweise Augenmaß und Kalkül gefragt und die Fähigkeit, externe Einflüsse – beim Fliegen zum Beispiel das Wettergeschehen – richtig einschätzen und nutzen zu können. Was passiert, wenn er nicht die volle Verantwortung für sein Handeln übernimmt, hat Schmidl schon als Flugschüler vor rund dreißig Jahren erfahren. Zu jener Zeit hatte er sich auf seinen Lehrer verlassen und dieser sich auf ihn. Das Ergebnis: ein leerer Tank, hereinbrechende Dunkelheit

Wenn Gerolf Schmidl abhebt, dann nur für eine kurze Zeit – in einem Motor- oder Segelflieger

und kein Flugplatz in Sicht. Zwar konnte Schmidl damals ohne Schaden notlanden, in lebhafter Erinnerung ist dem 47-Jährigen aber bis heute, welch folgenschwere Konsequenzen es haben kann, wenn man nicht selbst für sein Tun einsteht. In brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, das ist auch eine Fähigkeit, die Schmidl sowohl im Job als auch bei seinem Hobby nützt. Obwohl er, wie er sagt, ein „Schönwetter-Kaffee-Flieger“ ist, ist auch er schon ein paar Mal beim Segelfliegen in eine Wolke geraten. „Panik ist da fehl am Platz. Nur Ruhe und die entsprechende Instrumentierung helfen einem weiter und zeigen, wo oben und unten ist“, erzählt der erfahrene Pilot, der schon mehrere hundert Stunden im Logbuch stehen hat. Glücklicherweise hielten sich solche Gefahrensituationen bisher in Grenzen. Überwogen hat der Genuss, „den es bereitet, mal eben in einen Motorsegler zu steigen, in eineinhalb Stunden die Zugspitze zu überfliegen und bei ein paar Runden über dem Voralpenland die irdischen Probleme eine Zeit lang ganz klein werden zu lassen.“ Am Helmholtz Zentrum München ist Schmidl nicht nur der Mann, der für die harten Finanzdaten verantwortlich ist, gerne hat er durch sein Hobby auch viele hervorragende Luftbildaufnahmen vom Zentrum ermöglicht. Ein Großbild-Exponat hängt beispielsweise im Gebäude 31 im Erdgeschoss. Und der Finanzchef kommentiert: „Mit Abstand relativiert sich einiges und man bekommt wieder den Blick fürs Ganze.“

Schon gewusst? Aus- und Fortbildung am Zentrum

Schon gewusst … … dass das Helmholtz Zentrum München über 80 interne Fortbildungen anbietet? Ein umfangreiches Programm an zielgruppenorientierten Weiterbildungs­angeboten sorgt dafür, dass in Zeiten schnellen technologischen und gesellschaftlichen Wandels alle Mitarbeiter am Zentrum auf dem neuesten Stand sind – um kompetent am Puls der Zeit zu forschen Veranstaltungen für neue Mitarbeiter Kontaktdaten Dr. Leslie Schwarz Fortbildungsbeauftragter Methoden-, Kommunikations-, EDV- und Fachseminare Weiterbildungsangebote für PhDs und Postdocs (erreichbar dienstags, mittwochs und donnerstags) Telefon: -2661 E-Mail: [email protected] Nadja Eisenschink Administration / Assistenz (erreichbar montags und freitags) Telefon: -2661 E-Mail: [email protected] Heidi Grohs Personalentwicklung Sprachkurse und Personalentwicklungsveranstaltungen (Sekretärinnenforum, Welcome Day u. a.) (erreichbar dienstags – freitags) Telefon: -3774 E-Mail: [email protected]

Alle neuen Mitarbeiter sollen am „Welcome Day“ und der Sicherheitsunterweisung teilnehmen. Darüber hinaus wird unter anderem eine spezielle Einführungsveranstaltung für Aus­zubildende angeboten.

Welcome Day Die Geschäftsführung begrüßt neue Mitarbeiter des Zentrums mit dieser Veranstaltung und informiert sie über Leitbild, Ziele, Strategien, Strukturen und Kommunikationswege. Beim anschließenden Marktplatz besteht die Möglichkeit, sich an den verschiedenen Ständen über Ansprechpartner, Förder­programme sowie Arbeits- und Alltagshilfen zu informieren. Zum Abschluss der Veranstaltung findet eine Campusführung statt.

Informationen zum Thema Sicherheit Stefan Hifinger, Infrastruktur und Sicherheit, weist auf gefährliche Situationen am Arbeitsplatz hin und erläutert wichtige Bestimmungen aus den Bereichen Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit.

Sabine Härtel Führungskräfteentwicklung Beratung zum Coaching und zu Malik-Kursen Telefon: -2266 E-Mail: [email protected]

„Was die Zukunft anbelangt, so haben wir nicht die Aufgabe sie vorherzusehen, sondern sie zu ermöglichen.“ Antoine de Saint-Exupéry

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Angebote für Auszubildende Ein Teamtraining zu Ausbildungsbeginn sowie speziell ausgerichtete Fach­englisch- und Computerkurse ermöglichen Auszubildenden, sich neben den vorgeschriebenen Lehrinhalten für die Arbeitswelt bestmöglich zu qualifizieren. Kommunikations- und Methodenkompetenz Team-, Kommunikations- und Führungskompetenzen werden gefördert, um Serviceorientierung und unternehmerisches Handeln zu verbessern. Seit 2009 gibt es erstmals auch das Angebot von Online-Kursen in Zusammenarbeit mit dem Malik Managementzentrum St. Gallen „Effective Managing and Performing“, kurz EMP, mit 13 Modulen für Nachwuchsführungskräfte und die weniger umfangreiche Version „Effective Performing“, kurz EP, für verschiedene andere Zielgruppen. Teilnehmer eignen sich hier nach einem Präsenztag sechs Monate lang im Selbststudium die Lerninhalte an und besprechen diese bei monatlichen Online-Konferenzen mit dem Tutor.

Sprachkurse Das Helmholtz Zentrum München ist ein international führendes Forschungszentrum mit weltweiten Vernetzungen. Gute Englischkenntnisse sind deshalb eine Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit am Zen­trum. Daher werden berufsspezifische Kurse wie „scientific writing“ und „successful intercultural communication“ angeboten.

EDV-Kurse

Helmholtz-Akademie für Führungskräfte Die Helmholtz-Akademie bietet neben Schulungen für Programmsprecher und Nachwuchsgruppenleiter auch eine 18-monatige, berufsbegleitende Ausbildung für Nachwuchsführungskräfte an. Die Teilnehmer werden von den Geschäftsführern und Vorständen der Zentren nominiert und durch einen Ausschuss ausgewählt. Wer seine Kenntnisse weiter vertiefen möchte, kann nach dem erfolgreichen Abschluss zusätzlich den Malik-Master of Management absolvieren. Alle Kurse der Helmholtz-Akademie werden derzeit vom Malik Management Zentrum St. Gallen (MZSG) als Dienstleister durchgeführt.

Damit jeder Mitarbeiter die ihm zur Verfügung ­stehenden Betriebssysteme und Softwarepakete optimal für seine Arbeit ­nutzen kann, bietet das Zentrum für das gesamte Portfolio Kurse an.

Labortechnik und -themen Das Angebot umfasst unter anderem Bereiche wie Durchflusszytometrie, Anatomie und Physiologie von Labortieren, Grundlagen der Statistik, und biowissenschaftliches Intensivtraining.

Wissenschaftliche Fachworkshops

Angebote für PhD-Studenten und Postdocs Um PhD-Studenten und Postdocs optimal auf ihre wissenschaftliche Karriere vorzubereiten, werden in speziell auf ihre Bedürfnisse aus­ gerichteten Seminaren unter anderem Kenntnisse in den Bereichen Präsentation, Rhetorik, Publizieren und BWL vermittelt.

Interne und externe Fortbildungen vor allem im Bereich Strahlen- und Umweltschutz stellen den fachkundigen Umgang mit gefährlichen Stoffen am Arbeitsplatz sicher. Eine externe Weiterbildung ermöglicht das Zertifikat zum Fachtoxikologen.

Umfassende Informationen zum Aus- und Weiterbildungsangebot am Zentrum finden Sie unter: http://nip.helmholtz-muenchen.de/weiterbildung Antrag auf externe Fortbildung: http://nip.helmholtz-muenchen.de/fortbildung_extern Antrag auf interne Fortbildung: http://nip.helmholtz-muenchen.de/fortbildung_intern

Globetrotter

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Ansichten eines Humboldt-Preisträgers

Stockholm

Heidelberg Freiburg

München Zürich

Canberra

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Gottfried Otting hat Weitblick – und zwar nicht nur über den Pazifik oder wie hier über den Starnberger See

Prof. Dr. Gottfried Otting von der Australian National ­University (ANU) in Canberra erforscht mittels magnetischer Kernspin­ resonanz (NMR) die Strukturen von Proteinen. Ende 2009 kehrte der renommierte Wissenschaftler mitsamt Familie für ein ­halbes Jahr zum fachlichen Austausch zurück nach Deutschland und lernte so auch das Helmholtz Zentrum München von innen kennen – und schätzen. Ottings Fazit: Die Ausstattung ist „Weltspitze“

Zwei Tipps hat Prof. Dr. Gottfried Otting für all jene, die eine ForscherKoryphäe werden wollen: Man finde – cum grano salis – als Doktorand einen Doktorvater, „der kurz davor ist, den Nobelpreis zu erhalten“, und gerade ein bahnbrechendes Buch schreibt – dann habe man wie in seinem Fall in einem exzellenten Umfeld viel Freiraum für selbst­ ständige Forschungsarbeit. Und: Man ziehe um. Ottings eigener akademischer Weg führte zunächst von Heidelberg über Freiburg nach Zürich – 18 Jahre bevor Professor Kurt Wüthrich für seine 3-D-Bestimmung der Raumstruktur von Biomolekülen den Nobelpreis erhielt – und von dort über Stockholm bis nach Canberra. In der australischen Hauptstadt lebt der Humboldt-Preisträger nun seit acht Jahren, leitet die Arbeitsgruppe für Strukturbiologie und Biophysik an der Australian National University (ANU) und erforscht mittels Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) die Strukturen von Proteinen. Er ist glücklich über die h­ ervorragenden Arbeitsbedingungen und das kollegiale Klima in Down Under. Von dieser Warte aus wirft er nun einen Blick auf den Forschungsstandort München.

Know-how wie sonst nirgendwo Otting kam Ende Dezember mit Frau und Söhnen erstmals für längere Zeit zurück nach Deutschland: In München wirkte er ein halbes Jahr lang im Hintergrund am Bayerischen NMR-Zentrum (BNMRZ). Das BNMRZ ist eine 2001 gemeinsam vom Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München (TUM) gegründete Einrichtung, deren Aufgabe es ist, eine „state-of-the-art NMR-Infrastruktur“ für biologische Makromoleküle zu schaffen. Der Biophysiker ist fasziniert: Das hier integrierte Institut für Strukturbiologie unter Leitung von Prof. Dr. Michael Sattler vereinigt zusammen mit dem ebenfalls von Sattler geleiteten Lehrstuhl für Biomolekulare NMR-Spektroskopie der Technischen Universität München „Know-how wie nirgendwo sonst auf der Welt“. Wenn Otting an einem frostigen Frühlingsmorgen am Rande eines ­Treffens der Humboldt-Gesellschaft am Starnberger See vom Aus-

Globetrotter

Gottfried Otting, Leiter der Arbeitsgruppe für Strukturbiologie und Biophysik an der Australian National University, trägt seit 25 Jahren maßgeblich zur Entwicklung von NMR-spektroskopischen Methoden bei und gilt als einer der weltweit produktivsten und einflussreichsten NMR-Spektroskopiker. Bekannt machten Otting seine bahnbrechenden Entdeckungen zur Bestimmung der Lebensdauer von Protein- und DNA-Hydraten. Seine Studien sind in der Medizin bei der Interpretation von kerntomografischen Bildern von grundlegender Bedeutung. Otting wurde 2009 für die Entwicklung zahlreicher neuer NMR-Methoden, unter anderem im Bereich Strukturbiologie, mit dem Humboldt-Preis ausgezeichnet.

Humboldt-Preis Der Humboldt-Preis zeichnet ausländische Wissenschaftler aus, die durch grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien das eigene Fachgebiet nachhaltig geprägt haben. Die Preis­träger sind eingeladen, in Deutschland ein selbst gewähltes länger­fristiges Forschungsvorhaben in Kooperation mit Fachkollegen durchzuführen.

Nuklear-Magnet-Resonanz-Zentrum Das Bayerische Nuklear-Magnet-Resonanz-Zentrum ist eine gemeinsame Einrichtung der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Zentrums München mit Sitz am Department Chemie der TUM. Die 2001 mit Unterstützung vom Land ­Bayern gegründete und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Einrichtung erforscht biologische Makromoleküle auf Basis der existierenden Hochfeld-NMR-Spektrometer (750 und 900 MHz).

tausch berichtet, gerät der sonst eher sachliche Mann ins Schwärmen: Auf den üblichen Konferenzen bekomme man doch nur mit, ­welche Probleme bereits gelöst sind – bei einer sechsmonatigen ­Begegnung könne man dagegen „noch mitgestalten“. Und das tut Otting: Er stellt mithilfe des 800-Megahertz-Geräts am BNMRZ bewegliche ­Strukturen von ­Biomolekülen in Lösung dar, um molekulare Grundlagen biochemischer Prozesse des Lebens, aber auch von Krankheiten besser verste­ hen zu können. Für Otting ist diese Forschung eine wichtige Basis für die Entwicklung neuartiger Medikamente. Denn: Die Pharmaindus­ trie habe bisher auf das Röntgen-kristallographische Verfahren gesetzt. Eine Methode, die – im Gegensatz zur NMR – nicht die Flexibilität der Moleküle berücksichtige, NMR sei hier überlegen. Ottings spezieller Part in München: „Wir können durch paramagnetische Metalle, sogenannte Metall-Tags, nicht nur zeigen, dass kleine Moleküle sich an Proteine binden, sondern auch, wie sie das tun.“ Die dafür notwendigen Tags lässt Otting in seinen Labors an der ANU synthetisieren und per Post an Sattlers Adresse liefern.

Die Helmholtz-Gemeinschaft ist optimal ausgestattet und bietet einmalige Vernetzungsmöglichkeiten Otting könnte sich vorstellen, ganz nach Deutschland zurückzuziehen – ihn persönlich reizen die Möglichkeiten am Helmholtz Zentrum München. Auch für Australien würde er sich die einmalige technische Ausstattung und die Vernetzungsmöglichkeiten wünschen, die das Helmholtz Zentrum München bietet. Doch er hat sich in Canberra gut ­eingelebt: „Man hat mir vor acht Jahren einen roten Teppich ausgerollt.“ Und auch seine Familie zieht es nach einem langen Winter und einem regenreichen Frühling in Deutschland zurück in die warme Klimazone. Und das, obwohl es dort manchmal „australische“ Probleme zu bewältigen gibt: Beispielsweise einen Buschbrand, der drei Wochen nach Ottings Einzug in Canberra wütete und nur dank des ­beherzten Eingreifens eines Nachbarn, im Nebenjob Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, wenige Meter vor Ottings Haus halt machte – der Garten brannte zum großen Teil ab. Er selbst war nicht zuhause, Frau und Kinder ergriffen mit dem Auto die Flucht. Heute kann Otting diese Katastrophe mit einem verschmitzten Lächeln als „Housewarming“ bezeichnen. Damals ist er lieber schnell selber in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten. Mit den weiterhin noch trockeneren Aussichten in Canberra kann sich Otting auch arrangieren: „Der Rasen ist im Sommer eben vertrocknet.“ Gegen Magpies, eine angriffslustige Elsternart, die sich zur Brutzeit ge-

Australian life: Fast hätte ein Buschfeuer Ottings Haus abgebrannt

imZentrum 28 | 29

zielt auf die Augen von Passanten stürzt, schützen Fahrradhelme mit oben aufgemalten Augen. Und auch mit giftigen Redback-Spinnen lebt Otting nach acht Jahren in Einklang: „Man schaut halt erst in die Schuhe rein, bevor wenn man sie anzieht.“ Der schwedische König Carl XVI. Gustaf überreicht Gottfried Otting 1996 den Wallmarkska-Preis der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften

Auch Einstein hätte Probleme gehabt Bevor Otting 2002 den Ruf nach Australien erhielt, hatte es den Weltenbummler nach Norden gezogen: Er war vom Karolinska Institut in Stockholm rekrutiert worden. Was zunächst als ehrwürdiges Nobelpreis-Institut schillerte, zeigte sich auf den zweiten Blick als wenig befriedigend: Finanzielle Zusagen galten nur für die Startphase, schon bald musste er mit einem Etat von 50 000 Euro pro Jahr forschen. Pro Jahr hatte er eine Reihe wissenschaftlicher Paper zu veröffentlichen, um im Gegenzug einen PhD-Studenten finanziert zu bekommen. „Auch Einstein wäre mit diesem System nicht zurechtgekommen“, resümiert Otting. Die guten Arbeitsbedingungen an der ANU in Australien schätzt er nach dieser Erfahrung umso mehr. Hier haben die Professoren alle Zeit, die sie brauchen, um zu forschen und sich um die einzelnen Mitarbeiter zu kümmern. Er selber pflegte während seines Austauschs in old Europe den Kontakt zu seinen Kollegen in Canberra via Skype – täglich zwischen halb sieben und neun Uhr. Während seines Aufenthalts in München logierte seine Familie in einem Wohnhaus des Internationalen Begegnungszentrums der Wissenschaft e. V. (IBZ) in der Amalienstraße mitten im Uni-

viertel Schwabings. Die beiden Söhne Markus (14) und Niklas (12) gingen in ­München zur Schule, der Ältere am naturwissenschaftlichtechnologischen Gisela-Gymnasium in der Innenstadt. Der „schlackerte mit den Ohren“, sagt Otting, „was die hier in den Naturwissenschaften alles machen“. Anders als in Australien nämlich sogar eigenständige Experimente. Und so kam es, dass Professor Otting nicht nur ein halbes Jahr Grundlagenforschung auf höchstem Niveau betrieb, sondern auch Nachwuchsförderung: „Ich habe jede Menge Nachhilfe gegeben.“ Auf die Frage, welche Kriterien weltweit gelten, damit gute Forschung betrieben werden kann, nennt der Globetrotter zwei Voraussetzungen: Kleine Arbeitsgruppen, die von Professoren mit Zeit für die Forschung geleitet werden, und Räumlichkeiten, die es erlauben, sich ständig über den Weg zu laufen. Denn Ottting hat festgestellt, dass nur die persönliche Nähe einen ehrlichen Austausch ermöglicht. „Man muss seine Kollegen sehr gut kennen und einschätzen können, um sich zu trauen, auch mal eine ‚dumme Frage’ zu stellen. Wenn dieses Vertrauen einmal da ist, kann man darauf jahrelang aufbauen und sehr gut auch per Skype und E-Mail kommunizieren.“ Otting ist sich sicher, dass er diese Basis während seines Besuchs in Deutschland geschaffen hat und freut sich nun auf gute transkontinentale Zusammenarbeit.

Hingucker

Kunst schafft ­ erweiterte ­Wahrnehmung Wissenschaftliches Arbeiten und die Beschäftigung mit Kunst ­erfordern eine ähnliche mentale Grundhaltung: hohe Konzen­tration und geistige Kreativität. Inten­sives Auseinandersetzen mit Kunst fördert diese Fähig­keiten zusätzlich und unterstützt ­darüber hinaus Offenheit und Neutralität. Weil davon wiederum wissenschaftliches Arbeiten profitiert, bietet eine zentrumseigene Artothek Mitarbeitern die Möglichkeit, sich Kunst auszuleihen. ­Hingucker ­präsentiert einige dieser Werke – als Vorgeschmack auf den im Herbst erscheinenden Katalog

Prof. Dr. Joachim Heyder habilitierte 1973 im Fachbereich Physik der Frankfurter Universität. 1986 baute er das „Projekt Inhalation“ auf dem Campus Neuherberg auf, von 1993 bis zu seiner Emeritierung 2004 leitete er das daraus entstandene Institut für Inhalationsbiologie. 1994 übernahm Heyder den Vorsitz der Kunstkommission am Zentrum. Ihn selber reizt die Symbiose, die Kunst und Wissenschaft eingehen: „Kunst erweitert unsere Wahrnehmung und stimuliert unsere Kreativität – Fähigkeiten, die dem wissenschaftlichen Forschen zugutekommen. Und dass Wissenschaft auch künstlerische Aspekte hat, zeigt nicht zuletzt die Rubrik ‚Hingucker’“.

imZentrum 30 | 31 Das Bild „epicenter“ zeigt das „Zentrum des Zitterns“: Blau und rot eingefärbt ist die „schwarze Substanz“ des Gehirns, in welcher im Verlauf der Parkinsonschen ­Erkrankung Dopamin produzierende Nervenzellen absterben. Ein gelb ­eingefärbter imaginärer Strahl richtet die Aufmerksamkeit auf dieses „Zentrum der Zerstörung". Vorlage der künstlerischen Interpretation war die Hälfte eines horizontalen Gehirnschnitts

Hommage à Uecker (Eugen Gomringer) wie weiss ist wie weiss ist wie weiss ist wie weiss ist wie weiss ist wie weiss ist

wissen die weisen wissen weisen die die weisen wissen die wissen weisen weisen wissen die weisen die wissen

Bildbeschreibung Tue eros augiam, quis nullute tie molor sustrud dolorerosto conse tat, sum in ute magnisl dit wis auguer aliqui tat, sequism odigna consequis dolesti ncidunt velis augait wis nim dolore venibh eu faccum doluptat. Günther Uecker: Reihung

Hingucker

Kunst und Wissenschaft als kreativer Akt Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Forschungszentrums im Jahr 2000 hatte Walter Grasskamp, Kunstkritiker und Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste München, festgestellt: „Kunst und Wissenschaft sind verwandte Spielarten der Neugier: Sie betrachten Ausschnitte und erforschen Zusammenhänge; sie zerstören Weltbilder und entwerfen neue Modelle; sie verfeinern die Wahrnehmung und vergrößern das Rätsel. Kunst und Technik sind ebenbürtige Macharten der Erfindung. Sie ergänzen das Vorhandene und verwerfen das Herkömmliche; sie erobern neue Räume und erhalten vergangene; sie schaffen die Herausforderungen, denen eine moderne Gesellschaft sich stellen muss.“

Leena van der Made „Das Bild ist ein Ganzes und gleichzeitig besteht es aus vier Teilen. Jede einzelne Farbe hat genauso viel Wichtigkeit und Bedeutung wie alle anderen. Jede ist unterschiedlich und hat doch den gleichen Wert. Eine jede hat nur Bedeutung, insofern sie zu den anderen Bezug nimmt und durch die anderen erkannt wird.“ Leena van der Made Wenn man vier durch 31 und Farbe durch Institute und selbstständige Abteilungen ersetzt, könnte das abstrakte Gemälde von Leena van der Made für das Selbstverständnis des Helmholtz Zentrums München stehen.

Bereits seit 50 Jahren beflügelt Kunst wissenschaftliches Arbeiten am Zentrum. Begonnen hatte alles mit „Kunst am Bau“, einer Maßnahme der öffentlichen Hand, die bis zu zwei Prozent der Kosten bei Neubauten für Kunst vorsieht. In diesen Genuss kam auf dem Campus als eines der ersten Bauten das zentrale Rechenzentrum: Hier wurde eine überdimensionale Lochkarte als Symbol für die Frühzeit der Datenverarbeitung aufgestellt (Ben Muthofer: Stele). Es folgten Ausstellungen am Zentrum unter anderem mit Werken von Eberhart Lorenz und Folker Lerche. Der Kunstfundus vergrößerte sich – und eine Kunstkommission wurde gegründet, um die Sammlung zu verwalten und auszubauen. Später erhielten Kunststudenten die Möglichkeit, ihre Werke auf dem Campus auszustellen und gleichzeitig Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten zu erhalten. Ihre Antworten auf Fragen und Standpunkte der Wissenschaft wandelten sie in die Sprache der Kunst um und erweiterten dadurch den Kunstfundus des Zentrums. Mitte der 90er Jahre stand, nach Einstellung der biologischen Strahlenexperimente, mit dem oktogonalen Raum des Biologikums eine hervorragende Möglichkeit für raumspezifische Installationen – beispielsweise von Benedikt Birckenbach oder Dirk Rathke – zur Verfügung. Das Oktogon wurde bei diesen Werken Teil der künstlerischen Arbeit.

Karel Appel: Köpfe

Folker Lerche: Schwarze Landschaft / Diptychon

imZentrum 32 | 33

Dirk Rathke: Raumzeichnung für Neuherberg

Benedikt Birckenbach: Borobudur

Kunst befähigt, neue Blickwinkel einzubeziehen Als Prof. Dr. Joachim Heyder 1994 den Vorsitz der Kunstkommission übernahm, gab es bereits einen beträchtlichen Fundus zu verwalten. Den emeritierten Wissenschaftler fasziniert diese Aufgabe damals wie heute: Einerseits kann er jungen Künstlern eine Plattform bieten, auf der sie ihre Werke in einem wissenschaftlichen Umfeld präsentieren können und mit ihnen einen Dialog über die unterschiedlichen Wege der Aus­ einandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Themen führen. Andererseits stellt er den Mitarbeitern eine zentrumseigene Artothek zur Verfügung. Ein Angebot, das sehr gerne angenommen wird: Dauerhaft sind mehr als 90 Prozent der zur Verfügung stehenden Kunstwerke von den Mitarbeitern ausgeliehen. Ben Muthofer: Stele

Veröffentlicht

Forschungshighlights APRIL 2010 – JULI 2010

ruar Feb

März



Ap ril

Jan ua r



Dezember

i Ma

Terrestrische umwelt Terrestrial Environment

e emb Nov

r

Juni

Umweltbedingte Störungen der Gesundheit Environmental Health

Jul i

Systemische Analyse multifaktorieller Erkankungen Systemic Analysis of Multifactorial Diseases





ust Aug

Ok tob

er

Septembe r

Drei Programme tragen das Helmholtz Zentrum München: ­ Umweltbedingte Störungen der Gesundheit, Systemische Analyse Multifaktorieller Erkrankungen und Terrestrische Umwelt. Hier die wissenschaftlichen Highlights der letzten Monate aus dem ­Helmholtz Zentrum München

imZentrum 34 | 35 +++ 13. April 2010 +++ Diabetes Korrelation zwischen niedrigem Geburtsgewicht und Typ-2-Diabetes EPI | Eine große internationale Forschergruppe hat unter Beteiligung des Teams um Dr. Joachim Heinrich herausgefunden, dass das Gen ADCY5 sowohl mit einem niedrigen Geburtsgewicht korreliert als auch in Zusammenhang mit Diabetes-Typ-2 steht. Dies ist eine mögliche Erklärung dafür, dass Neugeborene mit niedrigem Geburtsgewicht später im Alter von 50 bis 60 Jahren eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an Typ-2Diabetes zu erkranken.

+++ 16. April 2010 +++ Lunge Einblick in Mechanismen von Entzündungsvorgängen +++ 13. April 2010 +++ Stoffwechsel Genvarianten zur Regulation der Nierenfunktion EPI | PD Dr. Thomas Illig identifizierte mit seinem Team und Partnern aus zwölf Ländern 13 neue Genvarianten, die die Nierenfunktion und das Risiko für eine dauerhafte Niereninsuffizienz in der Allgemeinbevölkerung beeinflussen. Aus der groß angelegten internationalen Studie mit rund 90 000 Teilnehmern aus Europa und den USA können sich in Zukunft neue Ansätze in der Erforschung von Nierenkrankheiten ergeben.

+++ 18. Mai 2010 +++ Neurobiologie Therapie für geschädigte Hirnzellen ISF | Einem Team um Prof. Dr. Magdalena Götz und Forschern der LMU ist es gelungen, Stützzellen des Gehirns in zwei verschiedene funktionelle Hauptklassen von Nervenzellen umzuwandeln. Dies ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Therapie neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Schlaganfall. Die Umprogrammierung gelang durch das selektive Einschleusen einzelner Proteine, sogenannter Trans­kriptionsfaktoren, die das Ablesen der Erbsubstanz regulieren. Während der Transkriptionsfaktor Neurogenin 2 die Bildung von erregenden

iLBD | CPC | Ein Team um Dr. Marion Frankenberger und Prof. Dr. Loems Ziegler-Heitbrock zeigten zusammen mit Wissenschaftlern der Mount Sinai School of Medicine, New York, dass die immunologisch besonders aktiven Monozyten bei Mensch und Maus zwar grundsätzlich ähnlich sind, sich aber hinsichtlich wichtiger Oberflächen­ rezeptoren stark unterscheiden. Die Wissenschaftler erhoffen sich von den Erkenntnissen ein besseres Verständnis von Entzündungsprozessen, die auch bei Lungenerkrankungen eine wichtige Rolle spielen.

+++ 21. Juli 2010 +++ Immunsystem Molekularer Mechanismus für Autoimmunität entschlüsselt IMI | Ein Wissenschaftlerteam unter Leitung von Dr. Vigo Heissmeyer hat den molekularen Mechanismus für die Entstehung von Lupus–ähnlicher Auto­ immunität entschlüsselt. Die Forscher konnten belegen, dass im Gegensatz zur bisherigen Annahme das Protein Roquin und nicht microRNAs die entscheidende Rolle spielt.

München und des Klinikums der LMU zeigen, dass die Kombination Regionaler Tiefenhyperthermie (RHT) und systemischer Chemotherapie bei der Behandlung bösartiger Weichteiltumore der alleinigen Chemotherapie klar überlegen ist. Die RHT macht sich zunutze, dass Temperaturen zwischen 40° C und 43° C Tumorzellen bilden Hitzeschockproteine aus, die in das körpereigene Immunsystem eingreifen. Dadurch werden die Zel-

+++ 21. MAI 2010 +++ Diabetes Kurzzeit-Immuntherapie wirkt langfristig

len angreifbarer für natürliche Abwehr-

+++ 21. MAI 2010 +++ Diabetes Passivrauch erhöht Risiko für Typ-2-Diabetes

prozesse, Chemo- oder Strahlen­therapie.

Institut für Diabetesforschung Typ-1 |

EPI | In der bevölkerungsbezogenen

Eine kurzzeitige Immuntherapie kann

KORA-Studie unter Leitung von Prof.

bei Patienten mit Typ-1-Diabetes den oft

Dr. Dr. H.-Erich Wichmann wurde fest-

rasanten Rückgang der körpereigenen

gestellt, dass neben Aktivrauchen auch

Insulinproduktion auch langfristig brem-

Passivrauchen zu einem erhöhten Risiko

sen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Wis-

für Typ-2-Diabetes führt. An der Studie

senschaftlerteam mit Beteiligung von

war neben dem Helmholtz Zentrum

Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Leiterin

München das Deutsche Diabetes Zent-

des vor kurzem neu gegründeten Insti-

rum in Düsseldorf beteiligt.

+++ 28. Juni 2010 +++ Diabetes Zwölf neue Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes EPI | Ein internationales Konsortium unter Beteiligung des Helmholtz Zentrums München hat zwölf neue Genvarianten entdeckt, die einen Einfluss auf das individuelle Risiko für eine Typ-2-Diabetes-

tuts für Diabetesforschung am Helmholtz

Erkrankung haben. Elf der identifizieren

Zentrum München.

Gene beeinflussen die Insulinproduktion beziehungsweise -wirkung. Erstmals

gleichen Astroglia-Zellen nach Einin hemmende Neuronen um.

IMI | Prof. Dr. Rolf Issels konnte mit einem Team des Helmholtz Zentrums

Tumorzellen in Stress versetzen. Die

Neuronen aktiviert, wandeln sich die schleusen des Transkriptionsfaktors D1x2

+++ 7. Mai 2010 +++ Krebs Hyperthermie verbessert Therapie von Weichteiltumoren

wurde außerdem eine genetische Assozi-

+++ 21. Juli 2010 +++ Stammzellen Entstehung von Ziliopathien ISF | Dr. Heiko Lickert hat mit seinem

+++ 27. Juli 2010 +++ Mikrobiologie Neuer Abwehrmechanismus bei Pflanzen

Team eines der ersten Gene gefunden,

IBÖ | Ein Team um Dr. Karin Schreiner

das entscheidend für den physiologisch

und Prof. Dr. Michael Schloter fand

korrekten Abbau von Zilien ist. Ist das

gemeinsam mit Kollegen der Universität

Gen defekt, entstehen doppelte und ge-

Lyon heraus, dass Pflanzen in der Lage

gabelte Zilien – daher sein Name Pitch-

sind, sich gegen Krankheitserreger zu

fork (Heugabel). Folgen sind eine für

schützen, indem sie biokontrollaktive

viele Ziliopathien typische Störung der

Mikroorganismen fördern. Sie zeigten

Links-Rechts-Symmetrie des Körpers oder

am Beispiel der Schwarzbeinigkeit,

Herzversagen.

einer folgenschweren Getreideerkran-

ation von Typ-2-Diabetes mit dem X-Chromosom nachgewiesen: Ein erster möglicher Hinweis auf geschlechts­spezifische Unterschiede beim Diabetes-Risiko.

kung, dass eine bestimmte Mikroflora im Boden auf natürlichem Weg die Aus­breitung von pflanzenpathogenen Mikroorganismen verhindert.

www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien

Netzwerker

workshop

Isodetect – die Grundwasser­ detektive

Drei junge Forscher reisten einst gemeinsam durch die Wüste Sinai. Sie ­ritten auf Kamelen von Wasserstelle zu Wasserstelle, tranken Tee mit Beduinen, bewunderten deren sparsamen Umgang mit Wasser als Kostbarkeit – und sprachen in langen Nächten am Lagerfeuer über ihre Zukunftspläne

Wieder in Deutschland, verloren sie sich aus den Augen. Zwei verfolgten ihre wissenschaftliche Karriere. Dr. Heinrich Eisenmann, der Dritte im Bunde, kam seiner Leidenschaft für das Theater nach: Er arbeitete an mehreren Häusern als Assistent – unterbrochen von Ausflügen zurück in die Forschung. Heute bildet er zusammen mit Prof. Dr. Rainer Meckenstock, Leiter des Instituts für Grundwasser­ ökologie und Inhaber des Lehrstuhls für Grundwasserökologie an der Technischen Universität München, und Dr. Hans Richnow vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung das Herz der Firma Isodetect – ein Spin-off des Helmholtz Zentrums München und des UFZ. Mit Isotopen­verfahren analysieren sie den natürlichen Schadstoffabbau von Altlasten. Geschäftsführer Eisenmann sitzt in einem Café im Münchner Stadtteil Nymphenburg und erinnert sich: „Wir besuchten 1998 gemeinsam eine Tagung und Meckenstock und Richnow waren ganz euphorisch. Beide waren damals junge Postdocs und hatten gerade ein Patent angemeldet.“ Meckenstock, der Mikrobiologe, und Richnow, der Isotopenspezialist, hatten herausgefunden, wie sich in einer Grundwasser-Schadstofffahne die biologische Selbstreinigung nachweisen und quantifizieren lässt. Experimentierfreudige Tüftler waren sie damals, die das Anwendungspotenzial ihrer Arbeit sofort erkannten.

Mikroorganismen reinigen kostenlos Einsatzmöglichkeiten für so ein Verfahren gibt es mehr als genug: Bis in die 80er-Jahre gelangten aus Deponien, Kokereien, Tankstellen, Lackierereien und anderen Industriebetrieben Giftstoffe ins Grundwasser und verursachten gewaltige Umweltschäden. Mehr als 300 000 Areale deutschlandweit sind heute im Altlastenkataster registriert und gefährden potenziell unser Trinkwasser. „So eine Altlas-

tensanierung ist kein Pappenstiel“, sagt Eisenmann. Um kontaminierte Standorte zu sanieren, wird meist das Wasser aus dem Boden gepumpt, mit Aktivkohlefiltern gereinigt und zurück in den Boden geleitet – eine teure und umweltbelastende Methode. Schadstoff­ abbauende Organismen knacken die schädlichen Moleküle dagegen dort, wo sie sind, und entfernen die Kontamination kostenlos und umweltverträglich. Anhand der Anreicherung von schweren stabilen Isotopen in den Schadstoffen lässt sich ableiten, wie weit ein Abbauprozess schon fortgeschritten ist. Das entdeckten Meckenstock und Richnow in ihren ersten Arbeiten. Sie validierten ihre Forschungsergebnisse in den nächsten Jahren und zeigten, dass die Quantifizierung des Schadstoffabbaus über Isotope unter verschiedenen Bedingungen, mit unterschiedlichen Stoffen und an verschiedenen Standorten funktionierte. Nur leider waren das immer noch Laborergebnisse: Grundlagenforschung – verständlich für Wissenschaftler, Fachchinesisch für die meisten Ingenieure und Behörden. Eine Firma musste her, die das neue Verfahren vermarkten und den Anwendern in ihrer Sprache vermitteln konnte. Auf einer Nikolausfeier trafen sich Eisenmann und Meckenstock 2004 wieder. Da hatte Meckenstock gerade die Leitung des Instituts für Grundwasserökologie am Helmholtz Zentrum München übernommen. Richnow leitete die Abteilung Isotopenbiogeochemie am UFZ in Leipzig. Ein Jahr später gründeten die drei Wissenschaftler die Firma Isodetect. „Der Markt war zu diesem Zeitpunkt reif für die neue Technologie“, sagt Eisenmann. Der Allrounder war allerdings schon eine Weile aus dem Wissenschaftsbetrieb ausgestiegen und deshalb nicht sicher, ob sein wissenschaftliches Know-how für eine erfolgreiche Firmengründung ausreicht. Doch Meckenstock und Richnow vertrauten auf seine kommunikativen Fähigkeiten und die „Power des alten Wüstenteams.“

imZentrum 36 | 37

Meilenweit für einen Tropfen Wasser: Heinrich Eisenmann (l.), Rainer Meckenstock (vorne) und Hans Richnow (nicht auf dem Foto) schweißten gemeinsame Wüstenerfahrungen zusammen

Und die Isodetect-Gründer hatten gut entschieden. Denn während seiner Arbeit bei Theaterproduktionen hatte Eisenmann eine Reihe wichtiger Qualifikationen erworben, die ihm jetzt zugute kamen: „Wenn ein Theaterstück zur Premiere kommen soll, muss man unterschiedlichste Leute miteinander arrangieren, Programmhefte schreiben, Öffentlichkeitsarbeit machen, Krisen managen. Das ist eine gute Schule für eine Spin-off-Firma.“

Austausch beim Mittagessen Nachdem die Helmholtz-Gemeinschaft den Businessplan begutachtet und durch Fördermittel aus „Helmholtz Enterprise“ finanziell unterstützt hatte, konnten die Isodetect-Gründer mit dem guten Gefühl ans Werk gehen, dass ihre Unternehmensstrategie Hand und Fuß hat. Bis heute profitiert Isodetect auch von der räumlichen Nähe zum Helmholtz Zentrum München. Gegen eine entsprechende Gebühr können die Ressourcen des Zentrums und die teuren Analysegeräte genutzt werden. Die insgesamt fünf Mitarbeiter sitzen in Räumen des Helmholtz Zentrums München sowie am Leipziger UFZ und haben unmittel­baren Kontakt zu den dortigen Wissenschaftlern. Man tauscht sich beim Mittagessen in der Mensa oder bei der Arbeit im Labor über die aktuellen Wissensfortschritte aus. Doktoranden und Postdocs können einfach mal vorbeischauen und so den Alltag einer Spin-off-Firma miterleben. Das Helmholtz Zentrum München erzielt mit seiner Ausgründung wissenschaftliche Synergien, eine wirtschaftliche Geräteauslastung und auch einen indirekten finanziellen Gewinn. Die Ascenion GmbH, spezialisiert auf Technologietransfer, half bei der Ausarbeitung von Gründungsverträgen, in Patentfragen – und hält Anteile an der Firma. In absehbarer Zeit will Isodetect un­abhängig von der großen

Mutter Helmholtz werden. „Es dauert aber, bis eine neue Technologie den Markt erobert, und sei sie noch so toll“, sagt Eisenmann.

Workshop schafft Vernetzung Bei einem Workshop im Oktober in München werden die Entwickler und Anwender von Isotopenverfahren im Grundwasserschutz aufeinander treffen. „Damit erreichen wir die ganze deutschsprachige Altlastenszene. Wir sind davon überzeugt, dass es einen echten Austausch gibt, der die Technologie wirtschaftlich und wissenschaftlich weiter voranbringt“, sagt Eisenmann. Isodetect ist dabei die Brücke zwischen Industrie und Forschung. „Wir sprechen einfach beide Sprachen.“ Die Anwender sollen sehen, dass Isotopenverfahren inzwischen keine absolute Neuheit mehr sind, sondern etablierte Standardverfahren mit einem hohen wirtschaftlichen Nutzen. So wird auf dem Workshop ein Sanierungsfall vorgestellt, bei dem die natürliche Selbstreinigung mit Isotopen nachgewiesen wurde und die Kosten dadurch um 90 Prozent gesenkt werden konnten. Mittlerweile hat Isodetect Aufträge aus ganz Europa. Dass sauberes Wasser eine Kostbarkeit ist, mit der man intelligent umgehen muss, wissen längst nicht mehr nur Wüstenbewohner.

Der Workshop „Isotopenschutz im Grundwasser – Anwendung und Forschung“ der Spin-off-Firma Isodetect findet am 20. und 21. Oktober 2010 auf dem Campus des Helmholtz Zentrums München statt. Anmeldung unter: EUROKONGRESS GmbH, Tel: +49 (0)89 210 9860, www.grundwasser-isotopen.de

Über die Schulter geschaut

Das Helmholtz Zentrum München ist quer durch alle Abteilungen vernetzt. Und auch auf sportlicher Ebene wird Networking betrieben. Diesmal:

Teamfeeling: Diese Kollegen haben Spaß daran, gemeinsam zu trainieren. Kleines Foto: Die Event-Koordinatorin, Julia Nagl, kurz vor dem Start des B2RUNFirmenlaufs am 22. Juli 2010 in München

Den Läufern über die Schulter geschaut Wenn Julia Nagl nach der Arbeit nach Hause kommt, schmeißt sie ihre Tasche in die Ecke, zieht ihr Lauf-Equipment an und rennt los: Seit etwa zehn Jahren trainiert die 33-Jährige regelmäßig eine Stunde. Laufen ist für die Veranstaltungskoordinatorin der Abteilung Kommunikation Teil des Alltags, es gehört dazu wie das tägliche Zähneputzen. Ihr Trick, den inneren Schweinehund zu überwinden: Loslaufen, ohne zu überlegen, was potenziell dagegen sprechen könnte. Und während sie zu Beginn noch den Arbeitsalltag Revue passieren lässt – und ihr dabei manchmal bessere Einfälle kommen, als zuvor am Schreibtisch – ist ihr Kopf nach dem Laufen frei und der Körper ausgeglichen.

Carboloading und das Nibbling-Prinzip Damit die Kohlenhydrat-Speicher auch für den nächsten Tag wieder auf­ gefüllt sind, trinkt Nagl im Anschluss eine Schorle, in dem Frucht und Wasser im Verhältnis eins zu zwei gemischt sind, und isst eine Banane, Pasta oder Reis mit Gemüse. Carboloading nennt die studierte Ernährungswissenschaftlerin eine solche Mahlzeit, die vor allem am Abend vor einem Wettkampf auf dem Speiseplan stehen sollte. Und erklärt, warum sie so wichtig für den Erholungsprozess ist: „Im Gegensatz zum unbegrenzten Fassungsvermögen der Fettdepots kann der Körper Kohlenhydrate nur in Form des relativ schnell aufgebrauchten Muskel- und Leberglykogens speichern. Um bei regelmäßigem Training leistungs­ fähig zu bleiben, ist die Menge des im Muskel mobilisierbaren Glykogens ausschlaggebend. Denn diese sogenannte tierische Stärke ist der Energielieferant der Muskeln, der verhindert, dass bei starker Beanspruchung die Beine schwer werden“. Leberglykogen hingegen dient der Blutzuckerregulation, versorgt also Gehirn- und Nervenzellen und befähigt zu einer guten Konzentrations- und Koordinationsfähigkeit.

Optimal ernährt sich ein Freizeitsportler, wenn er die Hauptnährstoffe Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße im prozentualen Verhältnis von 50 zu 35 zu 15 zu sich nimmt – am Wettkampftag bestenfalls nach dem „Nibbling-Prinzip“: Über den Tag verteilt werden viele kleine Happen gegessen beziehungsweise kleine Schlucke getrunken. So wird die Verdauung nicht überfordert und der Körper erhält trotzdem alle wichtigen Nährstoffe. Der Münchner Firmenlauf B2Run am 22. Juli stand für Julia Nagl nicht nur aus persönlichen Gründen auf der Agenda: In ihrer Funktion als Veranstaltungskoordinatorin organisierte sie in diesem Jahr gemein­­ sam mit Dr. Bettina Ruth Lauf-Shirts für den einheitlichen Look der 112 Zentrums-Teilnehmer und ein professionelles Laufcoaching. An den drei verein­barten Treffen klärte die Diplom-Sportwissenschaftlerin Karin Gmelch unter anderem über typische Anfangsfehler wie zu schnelles Loslaufen auf. Ihr Vergleich: „Auf einem wackligen Grund gerät jedes Haus ins Wanken. Auf einem soliden Fundament jedoch kann ein stabiles Haus gebaut werden.“ Aufs Lauftraining übertragen bedeutet das: Läuft man untrainiert zu schnell los, ist man entweder gleich nach ein paar Minuten kaputt, weil die Muskeln übersäuern, oder man schafft zwar ein paar Trainingseinheiten, schädigt aber – womöglich dauerhaft – die zu schwache Muskulatur, Gelenke und das Herz-Kreislauf-System. Wer zusätzlich noch Nagls finale Ernährungstipps befolgt – die obli­ gatorische Pasta-Party am Vorabend, die letzte Mahlzeit aus leicht­ verdaulichen Kohlenhydraten spätestens zweieinhalb Stunden vor dem Start zelebri­eren und ausreichend trinken – ist auf Dauer fit wie ein Turnschuh.

Aufgefallen Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe Leiterin der Abteilung 6, Lebenswissenschaften – Forschung für Gesundheit, im Bundesministerium für Bildung und Forschung, ist seit dem 13. April Vorsitzende des Aufsichtsrats. Sie übernimmt das Amt von Dr. Peter Lange.

Dr. Stefan Kunis Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Biomathematik und Biometrie, hat einen Ruf auf eine W2-Professur für Angewandte und Numerische Analysis an der Universität Osnabrück erhalten.

Dr. Christian Pötzsche Institut für Biomathematik und Biometrie, hat sich im Fach Mathematik an der Technischen Universität München habilitiert.

Prof. Dr. Werner Rühm Leiter der Arbeitsgruppe Personendosi­ metrie am Institut für Strahlenschutz, wurde in den Beirat von EURADOS gewählt. EURADOS, die European Radiation Dosimetry Group, fördert die Zusammenarbeit europäischer Einrichtungen auf dem Gebiet der Dosimetrie. Rühm leitet die EURADOS-Arbeitsgruppe „High Energy Radiation Fields“, in der Wissenschaftler aus 14 Ländern zusammenarbeiten.

Prof. Dr. Magdalena Götz Leiterin des Instituts für Stammzellforschung und des Lehrstuhls für Physiologische Genomik an der Ludwig-MaximiliansUniversität, wurde von Wissenschafts­ minister Dr. Wolfgang Heubisch das Verdienstkreuz am Bande verliehen.

Prof. Dr. Oliver Eickelberg Institut für Lungenbiologie / Comprehensive Pneumology Center, wurde in das Editorial Board des American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (IF 10,689) der American Thoracic Society berufen.

Prof. Dr. Jürgen Ruland Leiter der Arbeitsgruppe Signalleitung am Institut für Toxikologie und Lehrstuhlinhaber für Molekulare Immunologie an der Technischen Universität München, wurde mit dem mit 10 000 Euro dotierten Wilhelm-Warner-Preis 2009 und dem mit 25 000 dotierten Paul-Martini-Preis 2010 ausgezeichnet.

Dr. Christoph Hoeschen Leiter der Arbeitsgruppe Medizinphysik am Institut für Strahlenschutz, wurde zum Leiter der neu gegründeten selbstständigen Abteilung Medizinische Strahlenphysik und Diagnostik (AMSD) berufen. Stellvertreterin ist Maria Zankl.

Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber hat die Leitung des Zentrums Allergie und Umwelt (ZAUM) des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München von Prof. Dr. Heidrun Behrendt übernommen. Zugleich folgt SchmidtWeber dem Ruf auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Molekulare Allergologie und Umweltforschung an der Technischen Universität München.

Dr. Matthias Heikenwälder, Dr. Dr. Melanie Königshoff, Dr. Daniel Razansky, Prof. Dr. Dr. Fabian Theis Institut für Virologie, Institut für Lungenbiologie, Institut für Biologische und Medizinische Bildgebung, Institut für Bioinformatik und Systembiologie, haben den ERC-Starting-Grant – eine Forschungs­för­ derung des Europäischen Forschungs­rates (European Research Council – ERC) – in Gesamthöhe von vier Millionen Euro eingeworben. Das Talentförderprogramm der EU unterstützt Spitzenforscher beim Aufbau eines neuen unabhängigen Forscherteams. Heikenwälder konzentriert sich im Rahmen des ERC-Projekts auf Gewebeschäden und Krebs, die in Folge chronischer HepatitisInfektionen auftreten, und wie entzündliche Prozesse dazu beitragen. Königshoff wird im Rahmen des ERC-Grants die Mechanismen der Lungenregeneration untersuchen. Die Wissenschaftlerin ist außer­ dem in das Programm „Young Leaders in Science“ der Schering Stiftung aufgenommen worden. Königshoff leitet seit Juli die Nachwuchsgruppe „Lung Epithelial Cell Plasticity“ am Comprehensive Pneumology Center. Razansky hat sich die Darstellung molekularer Abläufe in Echtzeit zum Ziel gesetzt: Mithilfe eines neuen optoakustischen Verfahrens will er neurodegenerative und kardiovaskuläre Mechanismen nachvollziehen. Theis wird eine statistische Methode zur Erweiterung bestehender SystembiologieModelle entwickeln und dabei Entwicklungsbiologie als Anwendungsbeispiel nutzen.

PD Dr. Markus Brielmeier ist zum Leiter der selbstständigen Abteilung für Vergleichende Medizin berufen worden. Brielmeier hat einen Ruf auf eine W3-Professur in Ulm zugunsten der Position am Helmholtz Zentrum München ausgeschlagen. Er wird die Leitung der Abteilung, die er bereits seit 1999 stellvertretend inne hat, nach dem Ausscheiden von Prof. Jörg Schmidt voraussichtlich im April 2011 übernehmen.

Dr. Volker Stümpflen und Prof. Dr. Hans-Werner Mewes Institut für Bioinformatik und System­ biologie, erhalten aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft eine Ausgründungsförderung. Die Wissenschaftler wollen damit ihr Unternehmen InfoDabble, das Software lizenziert und Dienstleistungen zum Betrieb eines Wissensmanagementsystems bietet, ausbauen.

Impressum imZentrum, das Magazin für M ­ itarbeiterinnen und Mitarbeiter des Helmholtz Zentrums ­München, erscheint dreimal pro Jahr. Einzelhefte können bei der Abteilung Kommunikation angefordert werden. Herausgeber Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt Ingolstädter Landstr. 1 85764 Neuherberg Tel.: 089-3187-0 Fax: 089-3187-3324 nip.helmholtz-muenchen.de/imzentrum [email protected] Redaktionsanschrift wie Herausgeber Verantwortlich Sven Winkler, Leiter der Abteilung Kommunikation Chefredaktion Sonja Duggen Redaktion und Texte a-quadrat: corporate communications, ­ Christian Bleher, Sonja Duggen, Dr. Brigitte ­Keller, Michael van den Heuvel Wegen der leichteren Lesbarkeit umfassen Bezeichnungen von Personengruppen in der Regel weibliche und männliche Personen. Titelfoto Luise Heine Fotos Ulla Baumgart, Michael Haggenmüller, Jan Roeder Abonnement Brigitte Schmid, Tel. 089-3187-2711, [email protected] Gestaltung und Titel Fuenfwerken Design AG Druck Graphic Druck Bad Kreuznach Archiv Alle Ausgaben von „imZentrum“ sind auf ­unserer Homepage und im NIP intern abrufbar: www.helmholtz-muenchen.de/imzentrum

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Models des aktuellen Covers: Mitarbeiter des Helmholtz Zentrums München vor dem Start des diesjährigen B2RUN-Firmenlaufs am 22. Juli. www.helmholtz-muenchen.de

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