Im Osten viel Neues - Harz Guss Zorge GmbH

April 1, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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glückauf

Die Zeitung für Freunde, Kunden und Mitarbeiter der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe

1/2010

EDITORIAL 1

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn es mal gar nicht gut läuft, ist „Dranbleiben!“ das Gebot der Stunde. Sie haben im Moment keine Ideen mehr, um Arbeitsabläufe zu optimieren? Dranbleiben! Ein potenzieller Kunde ist schwierig zu überzeugen? Dranbleiben! Die Kolleginnen und Kollegen lassen sich nicht für Gesundheitsprojekte begeistern? Dranbleiben! Ihre Energiesparreserven scheinen ausgereizt? Dranbleiben! Denn manchmal führt eben nur Beharrlichkeit zum Ziel. Ihr Redaktionsteam

I N H A LT HOL DING _________________________

Stützpunkte. Die Unternehmen der GMH-Gruppe können sich bei ihren Exportbemühungen auf zwei weitere Auslandsbüros stützen. Wer für die neuen Repräsentanzen in St. Petersburg und Sao Paulo verantwortlich ist, berichtet Iris-Kathrin Wilckens auf Seite 3 STAHL _____________________________

Klebehauben. Einen echten Qualitätssprung hat das Stahlwerk Bous zu verzeichnen. Denn dank neuer Haubenklebetechnik lassen sich Blockköpfe leichter und kostengünstiger isolieren denn je. Wie leicht, weiß Dr. Arne Treppschuh auf Seite 16 SCHMIE DE _______________________

Schützenhilfe.

Wer mehr Gesundheit für die Belegschaft will, muss systematisch etwas dafür tun. Diese Erfahrung macht derzeit die Energietechnik Essen. Dabei hilft ihnen ein Programm der NRW-Landesregierung. Was es damit genau auf sich hat, beschreiben Projektmitglieder auf Seite 21

GUSS ______________________________

Lobeshymne. In ihrer Wärmebehandlung hat Pleissner Guss einen „neuen“ Vergüteofen in Betrieb. Der Neue beherrscht nicht nur diverse Wärmebehandlungstechniken, sondern ist auch extrem umweltfreundlich – lobt Pleissner-Mitarbeiter Magnus Duda auf Seite 26

ENGINEERING ___________________

Messeauftritt. Russland hat bis zum Jahr 2030 allerhand vor. Es will seine Bahninfrastruktur ausbauen und deshalb 310 Mrd. Euro investieren. Grund genug für Windhoff, sich auf der Exporail zu präsentieren. Über die Messe berichtet Georg Lohle auf Seite 33 RE CY CLING _______________________

Erholung.

Eine Prognose kann man zwar noch nicht abgeben. Aber eins ist sicher: Der Schrottmarkt hat seinen Tiefpunkt hinter sich. Was Dr. Knut Schemme (Rohstoff Recycling Osnabrück) darüber hinaus auf dem Schrottforum referierte, lesen Sie auf Seite 35

SERVICE ___________________________

Feinschliff.

Die Schleiferei des Edelstahl Service Centers Burg kann stolz zurück- und optimistisch nach vorne schauen. Noch vor Jahren war sie der Konkurrenz aus den westlichen Bundesländern hoffnungslos unterlegen. Jetzt mischt sie ganz vorne mit. Wie sich alles entwickelt hat, berichtet Ralf Lapke auf Seite 38

Im Osten viel Neues

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Unternehmen der GMH-Gruppe präsentieren sich auf der Technical Fair in St. Petersburg.

N

eue Märkte erschließen und Vertriebschancen nutzen – unter dieser Maßgabe haben vierzehn Unternehmen der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe Mitte März an der Technical Fair in St. Petersburg teilgenommen. Diese technische Industriemesse gilt als internationale Fachmesse und wendet sich an Kunden aus den Bereichen Metallverarbeitung, Maschinenbau, Gießerei, Werkzeuge, Metallurgie und Automatisierungstechnik. Und genau dieser Zielgruppe stand das Messeteam der GMHGruppe drei Tage lang Rede und Antwort zu Fragen nach Werkstoffen, Produktentwicklung, Produktion und Wertschöpfungskette, Zertifizierungen und Vertriebskompetenz. Diverse ausgestellte Exponate aus den Bereichen Stahlherstellung und -verarbeitung, Schmiede und Guss untermauerten die Leistungsfähigkeit der Unternehmen auf dem Stand. „Unsere Messeteilnahme in St. Petersburg folgt der langfristigen Unternehmensstrategie, dort vor Ort Präsenz zu zeigen, wo wir durch Marktentwicklung und -zuwachs langfristig neue Kunden und Vertriebschancen sehen“, untermauert Hartwig Kockläuner, Geschäftsführer Markt der Georgmarienhütte Holding, das Engagement. „Unsere Märkte sind längst nicht mehr auf Westeuropa begrenzt: Als global agierende Unternehmensgruppe entwickeln wir zusammen mit unseren Kunden

Foto: Jörg Meinhardt

Eyecatcher: der Messestand der GMH-Gruppe auf der Technical Fair in St. Petersburg.

intelligente Lösungen, wo immer sie dies von uns erwarten.“ Russland ist eines der Länder mit einem großen Entwicklungspotenzial in diversen Segmenten. So auch in der Automobil- und Zulieferindustrie, dem Anlagen- und Maschinenbau. Diese strategischen Wachstumsbranchen Russlands haben die besondere Aufmerksamkeit der russischen Regierung.

Die nordrussische Metropole St. Petersburg – sie ist direkt an dem Fluss Newa gelegen – ist eine der wachstumsstärksten Regionen Russlands. So ist die Wirtschaft in und um St. Petersburg in den letzten Jahren im Durchschnitt um rund 10 Prozent gewachsen. Zudem gehört die Region zu den Gebieten Russlands mit einem besonders guten Investitionsklima.

Mit über 300 ansässigen Forschungsinstituten hat sich die alte Zarenstadt auch als Wissenschaftszentrum etabliert. Grund genug für 14 Unternehmen der Georgsmarienhütte Gruppe, sich auf der Technical Fair auf einem Gemeinschaftsstand zu präsentieren. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie auf den Seiten 4 und 5. ikw

Gesunder Ansatz

Gesunder Ehrgeiz

Rasten heißt rosten – gerade auch, wenn man

Stillstehen heißt den Anschluss verlieren –

zu den älteren Mitarbeitern des Betriebs zählt.

gerade auch, wenn es um neue Märkte geht.

D

E

er Begriff klingt unspektakulär: Betriebliches Gesundheitsmanagement. Der Ansatz, der dahintersteckt, hat es allerdings in sich. Denn Ziel der Initiative ist es, Gesundheit und Arbeitskraft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten. Inzwischen wird das Projekt in der gesamten GMH -Gruppe gelebt: In der GMHütte beispielsweise absolvierten Azubis BKK -Gesundheitstage (Seite 12: Jungsein schützt vor Krankheit nicht). Bei der Energietechnik Essen wurde nach einer langen systematischen Vorbereitung

als erste Stufe ein Gesundheitstag durchgeführt (Seite 21: Gesundheit auf hohem Niveau). Die RAFIL will mit dem Gesundheitsprogramm ihre Gesundheitsquote verbessern (Seite 23: Gesundheit fängt im Kopf an). Bei Walter Hundhausen stand diesmal rückengesundes Arbeiten im Fokus (Seite 28: Rückenschule). Und bei RRO und Ellermann versuchte man, mit Hilfe eines Familientages und eines AktivCenters die Belegschaft in Schwung zu bringen (Seite 35: Gesundheit gibt es fast zum Nulltarif). pkm

s verleiht dem Unternehmertum einen Schuss Abenteuer und weckt den sportlichen Ehrgeiz der Vertriebsleute: das Erobern neuer Märkte. Wenn man überzeugende Protdukte und Dienstleistungen mit im Gepäck hat, fällt das Akquirieren natürlich leichter. Dennoch ist es Schwerstarbeit und erfordertt eine ausgeklügelte Strategie. Dies zeigt sich auch bei dem Bemühen vieler Unternehmen der GMH-Gruppe, neue Geschäftspartner aus dem Osten für GMH -Produkte zu gewinnen. Die Messen im rus-

sischen St. Petersburg (Seite 4/5) und in Moskau (Seite 33: Russland will bis 2030 310 Mrd. Euro investieren) zeigen: Ohne das Engagement der Mitarbeig g ter läuft nichts. Und K Kranbau Köthen hat eerlebt, dass selbst g gute Kontakte aus ver vergangenen Tagen nic nicht automatisch zu Aufträgen führen (Seit 31: Zeichen ste(Seite gu Dagegen konnhen gut). ten der Bochumer Verein in China (Seite 14: Im Rausch der Geschwindigkeit) und die Friedrich Wilhelms-Hütte in Usbekistan (Seite 29: Goldene Zeiten) bereits punkten. pkm

HOLDING Neue Erkenntnisse, neue Freunde und neue Horizonte GMH-Gruppe · Abenteuer MBA: Wie die GISMA Beruf und Privatleben auf den Kopf stellt. Torsten Niemann

Henrik Schönstedt (Personalabteilung) und Torsten Niemann (Markt) von der Georgsmarienhütte Holding durchlaufen derzeit das MBA -Programm der GISMA . Während Henrik bereits voll im Studium steckt, hat Torsten gerade erst mit dem Zusatzstudium begonnen. Hier ihre Erfahrungsberichte:

Der Jetlag steckt mir noch in den Knochen. Vor zwei Tagen erst bin ich von der einwöchigen Einführungsveranstaltung an der Krannert School of Management in West Lafayette, Indiana in den USA zurückgekommen. Sie ist neben der GISMA in Hannover eine von sechs Hochschulen, an denen die Präsenzveranstaltungen des „International Master’s in Management“-Programms stattfinden. Darüber hinaus wird das Programm mich und meine 30 Mit-

Henrik Schönstedt Volodymyr, Peter, György, Olesya und David. Ebenso wenig wie ich einige der oben stehenden Namen vor einem Jahr hätte aussprechen können, hätte ich etwas zu sagen gewusst über Themen wie Financial Accounting, Managerial Accounting, Finance, International Economics oder auch Micro- oder Macroeconomics. Das hat sich schlagartig im März 2009 geändert. Denn seitdem bin ich Student des berufsbegleitenden MBA -Programms der GISMA , habe vier zweiwöchige Präsenzzeiten in vier Ländern auf zwei Kontinenten hinter mich gebracht, mein Bücherregal komplett ausgetauscht, mein Telefonverhalten vollkommen verändert und eine neue innere Uhr. Nachmittägliche Telefonate wurden in meinem GISMA -Leben durch Conference Calls zu nächtlichen Zeiten ersetzt, um die verschiedenen Zeitzonen meiner Teammitglieder unter einen Hut bringen zu können. Kurz gesagt: Die GISMA hat mein Leben auf den Kopf gestellt und die Frequenz gewaltig erhöht. Seit einer Woche habe ich nun die erste fünf Wochen lang dauernde Unterbrechung ohne Hausaufgaben, ohne Conference Calls und Ähnlichem. Endlich heißt es mal: abschalten, Zeit mit der Fa-

streiter aus aller Welt in den nächsten 18 Monaten an Business Schools ins niederländische Tilburg, nach Budapest sowie nach Mexico City und Shanghai führen. Was bei meinem Kollegen Henrik Schönstedt bereits zur Routine geworden ist, steht mir nun bevor: Am Ende eines Arbeitstages oder einer Arbeitswoche den Schalter umzulegen und sich – allein oder zusammen mit meiner internationalen Arbeitsgruppe – dem Verfassen von Hausaufgaben und Klausuren oder dem Studium von Fachliteratur zu widmen. Mitstudierende vieler Kulturen und sehr unterschiedlicher Ausbildungshintergründe sorgen für einen einzigartigen Wissensaustausch und ein Netzwerk, das mir auch bei der Erledigung meiner alltäglichen Aufgaben in der Holding zugute kommen wird. Insgesamt also eine sehr arbeitsintensive, aber gewiss auch sehr aufregende Zeit. Ich freue mich, dass ich diese Chance bekomme.

MBA-Programm gibt es in drei Varianten

Foto: vl

Henrik Schönstedt (links) und Torsten Niemann

milie verbringen, die Bundesliga mit dem HSV verfolgen und nichts vom Studium hören. Aber Moment mal, da war doch noch was? Richtig. Am Wochenende wollen ja Peter und David zu

Besuch kommen, damit sich unsere Familien kennenlernen! Neben einem unvorstellbaren Wissenssprung hat die GISMA mir noch etwas beschert: neue Freunde von überall auf der Welt.

Die GISMA Business School in Hannover ging 1999 aus einer Initiative von Unternehmen und der niedersächsischen Landesregierung hervor und ist privatwirtschaftlich organisiert.  Führungskräfte, die in internationalem Umfeld arbeiten, können zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihrer Karriere eine Managementausbildung an der GISMA absolvieren. Die Programme orientieren sich an den höchsten Anforderungen global operierender Unternehmen. Zahlreiche Partner und Sponsoren aus Politik und Wirtschaft stehen hinter diesem Konzept und haben dazu beigetragen, dass die GISMA zu den führenden Business Schools in Europa gehört. Das Angebot umfasst drei „Master of Business Administration“-Programme (MBA): ein 11-monatiges Vollzeit-Programm, ein 22-monatiges berufsbegleitendes Executive-Programm und ein 24-monatiges berufsbegleitendes Programm für Young Professionals. Darüber hinaus bietet die GISMA Business School firmenspezifische Managementseminare an. Für ihre Programme kooperiert die Schule mit der Krannert School of Management der Purdue University (USA) und der Leibniz Universität Hannover. Weitere Kooperationen bestehen mit der TiasNimbas Business School, Tilburg University & Technischen Universität Eindhoven (Niederlande) und der CEU Business School der Central European University (Ungarn). Bis heute haben mehr als 800 Menschen aus 68 Nationen an der GISMA ihren MBA gemacht.

R E I S E T I P P S – V O R G E S T E L LT V O N A N T J E K U N I S C H

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USA-Reisende müssen sich in Geduld üben HH · Mehr Sicherheit in den USA, mehr Ansprüche bei der Bahn und mehr Service in London DB: Prozente bei Verspätung.

USA-Einreise:

Bahnreisende können neue Ansprüche geltend machen: Wenn absehbar ist, dass der gewählte Zug eine Verspätung von mehr als 60 Minuten haben wird, können Sie von der Reise zurücktreten und sich den gesamten Fahrpreis erstatten lassen oder zu einem späteren Termin die geplante Reise nachholen. Bei einer Ankunftsverspätung von 60 bis 119 Minuten erstattet Ihnen die Bahn 25 Prozent des Fahrpreises (für eine einfache Fahrt), bei Verspätungen ab 120 Minuten sogar 50 Prozent des Fahrpreises. Ist eine Fortsetzung der Fahrt am selben Tag nicht zumutbar, werden Ihnen angemessene Übernachtungskosten erstattet. Diese Ansprüche gelten im gesamten Eisenbahnverkehr (also von S-Bahn bis zum ICE) – aber nur, wenn die Verspätung von dem Bahnunternehmen verschuldet wurde. Um Ihre Ansprüche geltend zu machen, müssen Sie (natürlich) ein entsprechendes Formular ausfüllen (erhältlich im verspäteten Zug, am DB-Service Point, in den DB-Reisezentren und den entsprechenden Fahrkartenverkaufsstellen der teilnehmenden Bahnen).

Nicht vergessen: ESTA ist Pflicht. Ob geschäftlich oder privat: Wenn Sie per Flugzeug oder Schiff in die USA einreisen wollen, müssen Sie ab sofort spätestens 72 Stunden vor Abflug eine elektronische Einreisegenehmigung einholen. Sie ist maximal zwei Jahre gültig (vorausgesetzt ist die Gültigkeit des Reisepasses) und erlaubt in dieser Zeit mehrmaliges Einreisen in die USA . Wir raten: Notieren Sie sich die zugeteilte Registrierungsnummer. Aktualisieren Sie die hinterlegten Daten vor jeder neuen Reise über das ESTA Formular.

USA-Einreise:

Werksfoto

Flughafen London: Check-in am Bahnhof. Wenn Sie vom Flughafen Heathrow abfliegen und mit dem Heathrow-Express zum Airport fahren, können Sie schon im Bahnhof Paddington Station einchecken. Die Check-in-Automaten finden Sie in der Nähe des Ticket-Schalters für den Flughafenzubringer. Falls Sie mit Gepäck reisen: am Flughafen einfach nur am Gepäckschalter Ihrer Airline abgeben und dann direkt zum Gate gehen.

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Noch mehr Sicherheit. Wer in die USA einreisen will, muss nochmals verschärfte Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen (Grund dafür ist der vereitelte Anschlag auf eine Northwest-Maschine in Detroit). Planen Sie deshalb längere Wartezeiten an den Flughäfen ein. Und achten Sie darauf, in Koffer und Handgepäck keine verbotenen Gegenstände mitzunehmen. Wir informieren Sie gerne ausführlich und freuen uns auf Ihren Anruf! SENATOR Reisen GmbH, Gertrudenstraße 3, 20095 Hamburg, Tel.: 040-32 32 070, Fax: 040 – 33 13 47, [email protected], www.senatorreisen-hamburg.de

HOL DI NG 4

L E I TA R T I K E L

Stillstand geht nicht Gerade auch in schwierigen Zeiten gilt: Die Unternehmenskultur ist der Schlüsselfaktor für den Unternehmenserfolg. Liebe Leserinnen und Leser, war die Krise schon gestern oder sind wir noch mittendrin? Zumindest scheint der freie Fall beendet. Die Anzeichen der wirtschaftlichen Erholung mehren sich zwar, ob sich der Aufwärtstrend stabilisiert, ist allerdings noch ungewiss. Die Wirtschaft wird in diesem Jahr nur sehr langsam wieder Fahrt aufnehmen und sich auf einem weitaus geringeren Niveau einpendeln als in den Vorjahren. Nach wie vor beherrschen die Folgen des beispiellosen Absturzes der Weltwirtschaft unser Tagesgeschäft – auch im Personalbereich. In der Krise stellen sich höchste Anforderungen: Flexibilität, Qualität und Kostenbewusstsein. Dazu sind qualifizierte und motivierte Belegschaften unabdingbar. Die Kurzarbeit ermöglicht uns, Personalkosten zu senken, ohne Mitarbeiter zu verlieren. Eingespielte Teams bleiben an Bord. In einigen Betrieben, die nicht nur von der Konjunktur gebeutelt sind, sondern Strukturprobleme lösen müssen, wird über Vereinbarungen mit den Betriebsräten und der IG Metall erreicht, dass verbleibende Arbeitsplätze abgesichert werden und ausscheidenden Mitarbeitern eine neue Perspektive eröffnet wird. Es beißt die Maus keinen Faden ab: Die Krise greift tief in die Einkommen der Beschäftigten ein. Ein abgesicherter Arbeitsplatz bietet aber die für unsere Unternehmensgruppe selbstverständliche Perspektive, dass die Belegschaften am zukünftigen Gewinn beteiligt werden. Der spektakulär lautlose Tarifabschluss in der Metallindustrie wird sicher dazu beitragen, schnell wieder nach vorne kommen. Im Vordergrund steht auch hier die Sicherung von Arbeitsplätzen. Das Krisenmanagement bindet Kräfte, aber es bedeutet nicht, dass wir unsere Personalstrategien über Bord werfen: Uns bieten sich auch Chancen, besser aus dem Tal herauszukommen als wir hineingegangen sind. Wer die Zeit der Kurzarbeit für Qualifizierungsmaßnahmen und Qualitätsoffensiven nutzt, ist besser gerüstet, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Unsere Wettbewerbsvorteile sind Flexibilität, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und hohe Qualität. Jeder trägt an seinem Platz Verantwortung dafür, dass dies auch so bleibt. Diese Werte sind auch die Richtschnur einer zukunftsorientierten Personalpolitik. Wollen wir in einem globalen Wettbewerb weiter in der ersten Liga mitspielen, brauchen wir vor allem qualifizierte, leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter. Und die fallen bekanntlich nicht vom Himmel.

Foto: Axel Zajaczek

Harald Schartau

Menschen handeln kreativ, wenn sie es können, wollen und dürfen. Wo Verantwortung und Freiraum für die Gestaltung der Arbeitsabläufe zugelassen werden, da werden sie auch wahrgenommen. Das entfaltet erst recht Dynamik, wenn sie auf Mitarbeiter treffen, die für verschiedene Arbeitsplätze im Team qualifiziert sind. Hier sind die Führungskräfte besonders gefragt. Gute Arbeitgeber bieten nicht nur Sicherheit, sondern Zukunftsperspektiven. Investitionen in die Aus- und Weiterbildung sind für uns von wettbewerbsentscheidender Bedeutung. Sie dürfen während einer Rezession nicht aus dem Blick geraten und erst recht nicht danach. Der demografische Wandel macht in der Krise keine Pause. Der Fachkräftemangel wird kommen. Unsere Antwort darauf ist eine hohe Ausbildungsquote. Mit Stand Ende des letzten Jahres hatten wir 722

Auszubildende unter Vertrag. Das entspricht einer Quote von acht Prozent und ist ein Wert, der sich allemal sehen lassen kann und den wir auch halten wollen. Gerade in Unternehmen der klassischen Schwerindustrie sind eigene Ausbildungsanstrengungen überlebensnotwendig. Nachhaltige Nachwuchsförderung kann gar nicht früh genug beginnen. An vielen Standorten sind die Kontakte zu Schulen in der Region intensiviert worden, oft münden sie in Kooperationsvereinbarungen. Auch das ist ein wichtiger Beitrag, für die Zukunft vorzusorgen. Ein weiteres Aktionsfeld sind die Hochschulen. Hier gilt es, sich gezielt und systematisch als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Der Wettbewerb um die besten Talente ist in vollem Gange. Kontinuierliche Zukunftssicherung verfolgen wir auch mit unserem eigenen Nachwuchskräfteprogramm: Seit 2005 haben insgesamt 83 Teilnehmer aus 25 Gruppenunternehmen diese Chance zur persönlichen Weiterentwicklung genutzt, darunter waren 42 Ingenieure und Techniker. Wir werden auch das Weiterbildungsprogramm für unsere Führungskräfte in Zusammenarbeit mit unserer Berufsbildungsgesellschaft und der GISMA Business School in Hannover weiter ausbauen. Eine besondere Seite des sich abzeichnenden Fachkräftemangels ist die Knappheit an Ingenieuren beziehungsweise praxisorientierten Naturwissenschaftlern. Hier bemühen wir uns, mit antizyklischer Einstellungspolitik und langfristig angelegten Hochschulkontakten gegenzusteuern. Im Gesundheitsmanagement wird die Projektphase 2010 abgeschlossen. Es muss jetzt laufen lernen und als selbstverständlicher Bestandteil einer nachhaltigen Personalpolitik praktiziert werden. Nicht alle im Geleitzug sind mit derselben Geschwindigkeit unterwegs. Dort, wo es noch Nachholbedarf gibt, werden die guten und erfolgreichen Beispiele in der Gruppe Ansporn sein, aufzuschließen. Die Unternehmenskultur ist der Schlüsselfaktor für den Unternehmenserfolg. Offene Kommunikation, Kooperation, Beteiligung und ein wertschätzender Umgang müssen weiter gestärkt werden. Das ist auch die zentrale Botschaft in allen Unternehmensleitbildern unserer Gruppe. Das geht auch in schwierigen Zeiten, weil wir das Leitbild ernst nehmen, uns nicht von Krisen lähmen lassen und jeder etwas bewegen kann und soll.

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Noch mehr Kundennähe D

as Leitbild der Georgsmarienhütte Holding nimmt auch Stellung zu den internationalen Interessen der GMH-Gruppe. So heißt es unter der Überschrift „Verantwortung übernehmen“: „Unternehmerisches Engagement im Ausland betrachten wir als sinnvolle Ergänzung zur Produktion in Deutschland.“ Es ist also nicht erstaunlich, dass die GMH-Gruppe zwei weitere Repräsentanzen eröffnet hat: ein Büro in St. Petersburg (Russland) und ein Büro in Sao Paulo (Brasilien). Beide Standorte werden unter Koordination der GMHHolding neue Marktchancen vor Ort aufbauen und die Exportbemühungen der GMH-Gruppenunternehmen wirkungsvoll unterstützen. Dass ein Engagement im Ausland auch ethische Verpflichtungen mit sich bringt, ist für die GMHGruppe selbstverständlich. Wie heißt es in dem Leitbild weiter? „Die respektvolle Zusammenarbeit mit Menschen anderer Nationen betrachten wir als kulturellen Gewinn.“

Foto: vl

Werksfoto

einer Neuausrichtung ihrer Repräsentanz in Brasilien. Mit Brasilien will sich die GMH-Gruppe den Wachs-

auch im Osten neue Märkte zu erschließen Russland. Um und bestehende Vertriebsaktivitäten weiter aus-

tumsmarkt Südamerika weiter erschließen. Die GMH do Brasil Ltda. wird zum 1. April 2010 gegründet. Ihr Leiter wird Jan Veltel. Seit sechs Jahren ist der 39-jährige Jurist bereits in Brasilien tätig – die letzen zwei Jahre im Stahlwerk der ThyssenKrupp CSA Companhia Siderúrgica in der Bucht von Sepetiba. Mit diesem Hintergrund und seinen Erfahrungen aus verwandten Industrien will er bestehende Geschäftskontakte festigen und neue Geschäftsfelder eröffnen und entwickeln. Sein Büro hat Veltel bereits im Haus der deutschbrasilianischen Industrie- und Handelskammer in Sao Paulo bezogen. Nach einer Reise durch verschiedene Unternehmen der Gruppe in Deutschland und Österreich macht er sich nun vor Ort an die Arbeit. Die Marktchancen in Brasilien für Produkte aus der Unternehmensgruppe sehen nicht schlecht aus: 2014 richtet das Land die Fußballweltmeisterschaft aus, 2016 finden dort die Olympischen Spiele statt. Alleine der Bedarf zum Ausbau der entsprechenden Infrastruktur ist hoch. ikw

zubauen, entschied die Holding im vergangenen Jahr, eine Repräsentanz in St. Petersburg aufzubauen. Eröffnet wurde sie im Dezember 2009. Repräsentant ist Klaus Dill, ehemaliger Mitarbeiter der Schmiedewerke Gröditz. Hintergrund für die Entscheidung waren die guten Erfahrungen, die man bisher mit den bereits existierenden Repräsentanzen der GMHGruppe gemacht hat. Der russische Markt gilt als Wachstumsmarkt und bietet insbesondere Chancen für diejenigen Gruppenunternehmen, die der Automobilindustrie und dem Energiemaschinenbau zuliefern. Aber auch für andere Geschäftsbereiche können sich dort Chancen eröffnen. Klaus Dill, der schon seine Studienjahre an der Moskauer Universität verbrachte, lebt seit neun Jahren mit seiner russischen Frau in St. Petersburg. Er spricht die Sprache fließend und ist nicht nur mit russischen Gepflogenheiten vertraut. Durch seine bisherige berufliche Tätigkeit kennt er sich auch bestens in der Schwerindustrie aus. ikw

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HOLDING

Gemeinsamer Schritt in die richtige Richtung 6

takt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu finden. Und die zweisprachig gestalteten Informationstafeln sorgten für einen regen Austausch über Sprachbarrieren hinweg. Apropos Sprachbarrieren: Englisch als Geschäftssprache hat sich in Russland noch nicht durchgesetzt. Glücklicherweise war Klaus Dill mit auf dem Stand, der neue Repräsentant der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe in St. Petersburg. Er dolmetschte ebenso bei Bedarf wie drei weitere russisch sprechende Kollegen der GMHGruppe. Sie alle waren nicht nur tagsüber während der Messe unentbehrliche Ansprechpartner. So unterschiedlich die Produkte der einzelnen Unternehmen sind, so unterschiedlich waren auch ihre Erwartungen an die Messe. Nicht alle konnten letztlich erfüllt werden. Doch für einen ersten gemeinsamen Schritt in Richtung Osten war die Teilnahme sicherlich das geeignete Mittel. Nun gilt es, die entstandenen Kontakte zu festigen und die möglichen Geschäftsbeziehungen auszubauen. Hierfür wird nicht zuletzt auch Klaus Dill in St. Petersburg vor Ort sorgen. Marcus Wolf

GMH-Gruppe · 14 Unternehmen zusammen auf Technical Fair 2010 in St. Petersburg

D

ie Vielfalt der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe repräsentierte der Messestand 1 in Pavillon IV auf der Technical Fair 2010 in St. Petersburg. 14 Unternehmen der Gruppe waren in Russland mit dabei, um einen ersten Auftritt auf dem dortigen Markt gemeinsam zu nutzen. Ihr gemeinsamer Messestand zählte mit zu den größeren der Veranstaltung. Unter einem sich drehenden Signet präsentierten sich Unsere Messeerfahrungen lassen vermuten: die Unternehmen unter GMHütte-Produkte sind für klassische russische den Rubriken Automotive, Pkw-Hersteller noch „überqualifiziert“. Das Energy, Railway systems Verhältnis zwischen Kunden und Lieferanten ist und Crane systems. Jedes dort so eng, dass es nicht leicht ist, Kontakte von ihnen informierte mit aufzubauen. Aber wir haben ja bereits russische kurzen Fakten auf einer Kunden. Diese Beziehung werden wir intensiInformationstafel über Leivieren. Und wir setzen auf Joint Ventures, die stungsspektrum und Prowestliche Zulieferer in Russland eingerichtet dukte – ergänzt durch grohaben oder einrichten werden. ße und kleine Exponate. Die offene StandgestalJÖRG MULTHAUPT, GMHÜTTE tung machte es den Besuchern einfach, den Kon-





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Weshalb sich ein Engagement lohnt

Akquisitionsschwerpunkte für die Schmiedag bzw. Wildauer Schmiedewerke sind die Märkte für Großmotorenkomponenten (Pleuelstangen und Kurbelwellen für Diesellokmotoren, Schiffsmotoren bzw. stationäre Anlagen), Oberbaumaterialien und Nutzfahrzeug-Industrie (Achs-/Lenkungsteile und Getriebeteile). Olaf Wiertz von der Schmiedag beschreibt, weshalb auch die anderen Unternehmen der GMH-Gruppe gute Gründe haben, sich in Russland zu engagieren: Kontinuierliches und überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum in den letzten sieben Jahren macht Russland zu einem der attraktivsten Märkte weltweit. Die hohen Rohstoffpreise sorgen dafür, dass dieser Trend sich auch noch fortsetzt. Russland gehört teilweise zu Europa. Das macht die Entfernungen, sowohl die geografischen als auch die kulturellen, für Europäer leicht überbrückbar. Die politische und wirtschaftliche Situation des Landes hat sich erheblich stabilisiert. 144 Millionen konsumfreudige Einwohner wollen nachholen, was sie in 70 Jahren Mangelwirtschaft verpasst haben. Die Nachfrage nach Gütern ist enorm und wird weiter steigen. Die Sanierung der Infrastruktur und der Industriestrukturen erzeugen eine hohe Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen. Dabei sind deutsche Qualität und Know-how besonders geschätzt. Dies gilt auch beim Vergleich zu den bestehenden russischen Gesenkschmieden und Gießereien. Geschäftschancen eröffnen die anstehenden Milliarden-Projekte beim Bau von Häfen und Airport-Terminals, Logistikzentren, Schienen und Straßennetzen sowie der allgemeinen Versorgungssysteme. Günstig dürfte sich auch auswirken, dass sich Russlands Wirtschaft noch im Transformationsprozess befindet und Branchenstrukturen nebst Wettbewerb noch nicht so ausgeprägt sind. Auch für den russischen Automotive-Markt von Interesse: Pleuel.

Foto: Udo Rick

Die Messebesucher informierten sich auf dem GMH-Stand über die Gruppe und knüpften erste Kontakte.

Erwartungen mehr als erfüllt GVG Kladno · Sehr viele Anfragen und ein exzellenter Kontakt

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er „Markt Russland“ ist für die Gröditzer Vertriebsgesellschaft in Kladno ein potenzieller Zukunftsmarkt. Denn die Produkte und Dienstleistungen aus den Schmiedewerken Gröditz sind für viele russische Branchen attraktiv: Automotive-Industrie, Energetik, Maschinenbauindustrie usw. Versprochen hatten sich die Vertriebsspezialisten von der Technical Fair Sankt Petersburg vor allem neue Kontakte auf dem russischen Markt. Und obwohl die Messebeteiligung – sowohl was die Ausstellerals auch was die Besucherzahlen betrifft – nicht so groß wie erhofft war, haben sich diese Erwartungen erfüllt. Denn die Vertriebsgesellschaft konnte viele interessierte



In Russland muss immer jemand vor Ort sein, der die persönliche Verbindung zu den Einkaufsentscheidern hält.



ˇ EJ KOS NOVSKÝ ˇ OND R

Gespräche führen und viele potenzielle Kunden für die Produkte aus Gröditz interessieren. Interessant und aufschlussreich war vor allem das Gespräch mit Mjasitov Migdat Miasarowitsch. Ein Hauptgrund dafür war, dass er sehr gute persönliche Kontakte zu den meisten Einkaufsbüros aus der Automotive-, Energie- und Maschinenbauindustrie hat. Der Russland-Experte präsentierte vor Ort eine Marketingstudie

für ganz Russland. Und er konnte Hartwig Kockläuner (Geschäftsführer Markt der GMH -Holding) erläutern, wie man den Verkauf von SWG- bzw. GMH-Produkten zukünftig fördern könnte – was auf sehr positive Resonanz stieß. Deutlich wurde auch, wie wichtig es ist, dass man in Russland vor Ort verlässliche Ansprechpartner hat – eine Notwendigkeit, auf die man bereits mit dem neuen Büro in St. Petersburg reagiert hat. Fazit: Die Messe war hervorragend organisiert und sehr gut vorbereitet. Die neu gewonnenen Kontakte sind sehr interessant und wichtig für die zukünftigen Lieferungen. Ondˇrej Kosˇnovský



Auf der Messe konnte wir unter anderem wichtige Marktdaten sammeln. Im Fokus hatten wir Zulieferer Automotive im speziellen Lenkungsbereich – also westliche Hersteller in Russland, Bedarf russischer Lenkungs/Automobilhersteller, Kontakt- und Akquise-Möglichkeiten und so weiter. Auf dieser Basis werden wir jetzt eine kurz-, mittel- und langfristige Marktstrategie ausarbeiten.



GERNOT TRAUSNER, METALLVERARBEITUNG OSTALB

Foto: Gernot Trausner Foto: Gernot Trausner

In Reih’ und Glied: Zahnstangen von der Metallverarbeitung Ostalb

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HOL DI NG

Messe als Türöffner GVG · Es gab reichlich Kontakte mit ernst zu nehmenden Gesprächspartnern.

Nicht allein die Menge macht’s

Jetzt muss man sehen, wie man die Kontakte weiterentwickeln kann.

WH · Gussmarkt Russland: Schwerter hatten

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ie Gröditzer Kurbelwelle Wildau und die Schmiedewerke Gröditz hatten ihre Spezialisten auf die Technical Fair nach St. Petersburg geschickt: die Gröditzer Vertriebsgesellschaft mbH. Sie sahen die Messeteilnahme als „Door opener“ für eine ganz spezielle Region des russischen Marktes.

Was sind eigentlich … die B R IC -Staaten? BRIC steht für Anfangsbuchstaben der vier Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Wirtschaftlich interessant sind diese Staaten vor allem deshalb, weil sie lange Zeit jährliche Zuwachsraten von 5 bis 10 Prozent hatten (zum Vergleich: EU etwa 2 Prozent). In den BRIC Staaten leben etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Ihr Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt von etwa 33 Billionen Euro beträgt derzeit etwa 10  10 Prozent.

„Die Messe entsprach meinen

Erwartungen. Ich sehe sie als fruchtbaren Einstieg in einen Teil der BRIC-Staaten, der in naher Zukunft auch für deutsche Exporteure sehr an Bedeutung gewinnen wird.



KARL-HERMANN LAU

Denn Sankt Petersburg ist eine Küsten- und Hafenstadt mit zahlreichen schifffahrtsnahen Produktionsbereichen, die mittelfristig interessieren müssen. Dazu zählen Werften und ein beträchtlicher Anteil der Motorenindustrie – mit der Verbindung zu Generatoren und Nebenaggregaten der Energie erzeugenden Sparten. Um diese Potenziale näher aus auszuloten, bot die Messe erste ernst zu nehmende Kontaktmöglichkeiten, auch wenn das Messegelände deutlich kleiner war als erwartet. Ohne russische Sprachkenntnisse lief allerdings nichts (was auch für zukünftige Kontakte gelten wird). Umso erfreulicher war,

erstmals die Möglichkeit, Chancen auszuloten. dass Klaus Dill und weitere Kollegen russisch sprachen und auch die kyrillischen Buchstaben von Beschriftungen und Schildern entziffern konnten. Ganz besonders angenehm empfanden die Gröditzer Vertriebsspezialisten die kollegiale Stimmung der Messemannschaft. Sie trug erheblich zum Gelingen der Messe bei. Zudem konnten nach Feierabend Themen kollegial diskutiert werden, für die im normalen Geschäftsalltag leider oft zu wenig Zeit bleibt. Und wie sind die Gespräche mit den Messebesuchern einzuschätzen? Welche den Anfang einer zukünftigen Kooperation markierten, muss sich noch herausstellen. Denn was für Werbung gilt, gilt auch für Messen, wenn es darum geht, deren Erfolg zu bewerten: „Ich weiß, dass die Hälfte meiner Messekosten zum Fenster hinausgeworfen sind. Ich weiß nur nicht, welche Hälfte.“ Karl-Hermann Lau

Faszinierendes Objekt: eine Kurbelwelle der Gröditzer Kurbelwelle Wildau.

Foto: Gernot Trausner

F

ür Walter Hundhausen war der russische Markt bislang Neuland. Deshalb kam die Messe gerade recht. Denn der Gemeinschaftsstand der GMH-Gruppe bot die ideale Gelegenheit, sich professionell zu präsentieren und diesem riesigen Land zu zeigen, was man alles leisten kann. Als  „größte Industriefachmesse im Nordwesten Russlands“  war sie angekündigt. Dass sie hinter diesem Anspruch etwas zurückblieb, war den Gussspezialisten nicht so wichtig. Denn bekanntlich ersetzt Quantität nicht immer Qualität. Gespräche mit Interessenten gab es dennoch reichlich, gedol-

Was heißt eigentlich … Local Sourcing? Beim Local Sourcing bezieht ein Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen auf dem Heimatmarkt – also aus unmittelbarer Nähe und nicht von weit entfernt liegenden internationalen Quellen. Dieser Beschaffungsprozess ist überschaubarer, ermöglicht sicherere Just-in-time-Lieferungen, erzeugt weniger Transportkosten, erleichtert die Lieferanteneinschätzung und reduziert das Beschaffungsrisiko.



Auch wenn wir die Messe im Vorfeld etwas „überschätzt“ hatten: Gießer und GMH-Gruppe haben sich gut verkauft und Aufmerksamkeit erregt. Das war ein guter Einstieg!



AXEL GÖLLNITZ

metscht von Mitarbeitern der GMH-Gruppe, die des Russischen mächtig waren. Dabei wurden die WH-Mitarbeiter manchmal zu potenziellen Kunden. Denn einige Interessenten wollten ihre eigenen, russischen Produkte oder Dienstleistungen an den Mann bringen. Im Gegenzug gab es Interesse an den Schwerter Produkten und auch Nachfragen zu einer Kooperation in Form eines Joint Venture. Dennoch: Ein „Gussmarkt Russland“ existiert. Schließlich siedeln sich in Russland (auch rund um St. Petersburg) immer mehr potenzielle Automotive-Kunden an. Sie benötigen qualitativ hochwertige Gussteile – was Marktkennern zufolge ansässige Gießereien noch nicht leisten können. So gesehen bestehen für Hundhausen und andere GMH-Unternehmen gute Absatzchancen. Allerdings: Dauerhaft wird man diese Kunden nicht von Deutschland aus bedienen können. Gefragt sind dann „Local sourcing“-Strategien. Axel Göllnitz

Vergangenheit könnte Zukunft erleichtern KBK · Große Erwartungen an den russischen Markt

Aller Anfang ist schwer

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GMH-Ringvertrieb · Newcomer knüpft interne und externe Kontakte.

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islang war Russland für die „Ringwalzer“ der Unternehmensgruppe von wenigen Ausnahmen abgesehen  ein weißer Fleck auf der Landkarte. Umso mehr wussten der Bochumer Verein Verkehrstechnik, die Schmiedewerke Gröditz und die Bahntechnik Brand-Erbisdorf zu schätzen, dass sie bei ihren „ersten Schritten“ in Richtung Russland von den Ringvertriebs-Mitarbeitern begleitet und unterstützt wurden. Für die GMH Ringvertriebs GmbH wiederum war die Messe in St. Petersburg ihr erster „offizieller“ Auftritt. Dies erklärt auch ihre „Doppelstrategie“: Zum einen kontaktierten sie ihre Kollegen aus den verschiedenen Unternehmensbereichen inklusive der Vertriebsbüros St. Petersburg und Kladno (Tschechien), um Informationen und Erfahrungen auszutauschen. Zum anderen führten sie Vertriebsgespräche mit interessierten Unternehmen bzw. potenziellen Kunden.

Darunter war auch die Ata Gears Ltd aus Finnland. Das Unternehmen hat bereits von der Bahntechnik Brand-Erbisdorf nahtlos gewalzte Ringe und Freiformschmiedestücke bezogen. Zudem konnten einige Kontakte zu kleineren Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau geknüpft werden. Ein weiterer potenzieller Kunde ist die Straßenbahn St. Petersburg.

Sie wurde bereits mit Radreifen der Schmiedewerke Gröditz beliefert. Die Vertriebsgesellschaft will so schnell wie möglich Kontakt zu dem Unternehmen aufnehmen. Fazit: Die Messe hat gezeigt, dass Potenziale in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau und Bahnindustrie stecken. Jetzt muss man die Kontakte ausbauen. Dominik Butter

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ranbau Köthen hat in Russland gute Referenzen vorzuweisen – wenn auch größtenteils aus längst vergangenen sozialistischen Zeiten. Damals war das Unternehmen in das DDR-Kombinat TAKRAF eingebunden, das für Tagebau-Ausrüstungen, Krane und Förderanlagen stand (siehe auch Seite 30).

Der Aufwand ist mehr als gerechtfertigt. Denn Kranbau Köthen schätzt den russischen Markt ausdrücklich als einen Zielmarkt mit guten Chancen ein. Potenzielle Kunden sind vor allem international ausgerichtete Unternehmen aus der Stahlindustrie, Werftindustrie und Logistik. Diese Unternehmen haben Zugang zu Förderprogrammen, verfügen in Die Messe war von der GMH-Gruppe der Regel über hohe Qualitätsperfekt organisiert und der Messestand standards und suchen internatioder Eyecatcher. Auch wenn sich keine nal renommierte Kranhersteller. konkreten Projekte ergeben haben: Auch die Strategie der KranUnser professioneller Auftritt wird den bauer steht: Man will den EinBekanntheitsgrad der GMH-Gruppe stieg in den russischen Markt erhöhen. mit den projektabhängig besten UWE HARNACK lokalen Partnern vorantreiben. Wenn es um die Suche nach adäquaten Projekten geht, wird die neue Vertretung der GMH-GrupKontakte zur und Projekte für pe in St. Petersburg eine große Hildie russische Stahlindustrie gibt fe sein. es immer noch. Sie werden seit Wie hoch das Marktvolumen geraumer Zeit auch intensiviert. sein könnte, ist noch unklar. DesBereits im vorigen Jahr war Kran- halb werden sich die Kranbauer bau Köthen beispielsweise in die mittelfristig vor allem projekt-oriVorplanung einer Schiffswerft im entiert engagieren. Die InfrastrukRaum St. Petersburg involviert, de- turentwicklung Russlands und das ren Finanzierung aber noch nicht momentane Investitionsklima ergesichert ist. Zudem hat man bei fordern jedoch einen langen Atem. Besuchsreisen Kontakte zu Firmen Uwe Harnack in der Ural-Gegend wiederbelebt.





Neues „Familienmitglied“ Am 1. Januar 2010 wurde die GMH Ringvertriebs GmbH mit Sitz in Willich gegründet. Sie ist für den Vertrieb nahtlos gewalzter Ringe der GMHGruppe zuständig – ein Produkt, das die Schmiedewerke Gröditz, der Bochumer Verein Verkehrstechnik und die Bahntechnik Brand-Erbisdorf herstellen. Die Ringvertriebsmitarbeiter konzentrieren sich darauf, die Vertriebsaktivitäten noch effizienter zu gestalten. Zudem versucht man, die naheliegenden Synergie-Potenziale zwischen den einzelnen Werken intensiver zu nutzen. So sind bereits die ersten Aufträge gebucht worden, die einzig darauf zurückzuführen sind, dass man besagte Synergien zwischen den Standorten bzw. Vertriebsaktivitäten bündeln konnte.

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HOLDING 9

HIER SPRICHT DER GESELLSCHAFTER

Auch die GMH-Gruppe muss in die Welt hinaus Der Aufbruch in internationale Märkte beginnt im Kopf. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe, liebe Leserinnen und Leser der glück auf, in der Krise gab es zwar mal kurze Pausen, in denen für den Kauf nationaler Produkte geworben wurde oder sogar – wie in Frankreich und den USA – nur für heimische Produkte Förderungen bezahlt wurden. Dennoch: Die Welt wächst weiter zusammen. Diese Erkenntnis ist ebenso simpel wie zutreffend. Jeder von uns kann das nachvollziehen. Das T-Shirt aus China, die Hose aus Ungarn, die Schuhe aus Italien. Fotofreunde beispielsweise wissen: War einst Japan das Produktionsland Nummer eins für die Kameras, lassen die japanischen Weltmarktführer längst in China und anderswo fertigen. Und weiter: Wo „Made in Germany“ draufsteht, ist häufig Internationalität drin: Autos, Maschinen, Lokomotiven – die Reihe ließe sich fortsetzen. Auch Informationen, Know-how, Bildung und Weiterbildung finden ihre Wege – sogar über die Weltmeere hinweg. Diese Entwicklung ist nicht zurückzudrehen. Deshalb müssen wir schauen, das Beste daraus zu machen und neue Chancen zu nutzen. Nach wie vor stehe ich persönlich zum Industriestandort Deutschland – wir brauchen Produktion, wir brauchen Energieerzeugung, wir brauchen eine industriefreundliche Politik an unserem international vergleichsweise teuren Standort. Aber: Auch die Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe muss in die Welt hinaus, wollen wir in Deutschland Erfolg und

damit Arbeitsplätze sichern. Die ersten Schritte in die richtige Richtung sind in den vergangenen Jahren schon gegangen worden: mit der Produktion in Österreich und Belgien, mit den Vertretungen in vielen weiteren Ländern. Jetzt kommen Russland und Brasilien als neue Repräsentanzen dazu. Das macht Sinn, denn auch die GMH -Gesellschaften müssen neue Abnehmer auf der Welt finden und für die Produkte begeistern. Der Aufbruch in diese Märkte beginnt im Kopf. Und die eigenen Widerstände sind meist schwerer zu überwinden als Handelshemmnisse, Logistikprobleme und unsinnige Zollabkommen. Es geht ums Wollen – nicht ums Können. Ich freue mich deshalb, dass sich unsere Unternehmensgruppe weiter auf den Weg der Internationalität macht – nicht vorschnell, aber auch nicht mit der roten Laterne in der Hand. Alle können dabei nur lernen – und müssen das auch. Vor Jahren titelte die glück auf einmal so schön, und das gilt für Sie wie für mich, das galt gestern genauso wie heute: „Alter schützt vor Bildung nicht.“ Ihr

Werksfoto

Kurzarbeit will man weiterhin kreativ und produktiv nutzen GMH-Holding/GMHütte · Expertentreff von GMH-Gruppe und Arbeitsagentur

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Foto: vl

Zusammenarbeit zwischen WirtKooperation. Die schaftsunternehmen und Schulen hat für die Unternehmen der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe eine enorme Bedeutung. Dies belegen unter anderem die zahlreichen Kontakte und der häufig enge Informationsaustausch zwischen den Unternehmen und den jeweiligen ortsansässigen Bildungseinrichtungen. Von Interesse sind dabei vor allem sowohl Grundschulen und weiterführende allgemeinbildende Schulen als auch technische Fachschulen. Mitte Januar kamen zwölf Lehrerinnen und Lehrer, drei Elternvertreter und zwei Schülervertreter des Osnabrücker Gymnasiums Carolinum zur GMH ütte, um weitere Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Sie wurden von Felix Osterheider (GMH ütte-Geschäftsführer Personal) in Empfang genommen. Nach einem Betriebsrundgang trafen sie sich mit weiteren Geschäftsführern aus der GMH -Gruppe zur Diskussion. Mit dabei waren Harald Schartau (GMH-Holding), Frank Koch (GMH ütte), Christian Bloom (Berufsbildungsgesellschaft Georgsmarienhütte), Dr. Wolfgang Zimmermann (Rohstoff Recycling Osnabrück) und Jan-Peter Nissen (IAG MAGNUM ). Ziel des Gedankenaustauschs war, weitere Möglichkeiten zu finden, die enge Zusammenarbeit zwischen der Schule und den drei Gruppenunternehmen in und um Osnabrück voranzutreiben. Aus ersten Ideen sind bereits konkrete Projekte geworden. So sollen zukünftig gemeinsam praxisorientierte Facharbeiten, Praktika, in den Schulunterricht eingebettete Betriebsbesichtigungen, Workshops zur Berufsorientierung und anderes mehr umgesetzt werden. Bei der Werksbesichtigung hatten die Gäste Gelegenheit, erste praktische Eindrücke zu sammeln: Wilfried Anders (3. von links) aus der Werkstoffprüfung der GMH ütte führte die Besucher/-innen durch das Werk. Wiebke Budde

ei dem Expertentreff wollte man sich nicht nur persönlich kennenlernen, die guten Kontakte vertiefen und Erfahrungen austauschen. Es ging vor allem auch darum, die Weiterbildungsförderung bei Arbeitsausfall zu diskutieren, die die Bundesagentur für Arbeit und der Europäische Sozialfonds bieten. Mit dabei waren Harald Schartau (Arbeitsdirektor GMH -Holding), Prof. Dr. Felix Osterheider als Arbeitsdirektor der GMHütte und deren verantwortliche Personalmitarbeiter bzw. -fachleute. Ihnen gegenüber saß ein Team der Agentur für Arbeit der Stadt Osnabrück unter der Leitung von Heiko Peters, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur. Vor allem die Unternehmen der GMH -Gruppe am Standort Georgsmarienhütte/Osnabrück haben im letzten Jahr sehr erfolgreich Mittel zur Qualifizierung in der Kurzarbeit eingesetzt. Dabei standen bedarfsgerechte Schulungen im Vordergrund, natürlich zugeschnitten auf die speziellen Anforderungen der Stahlindustrie. Die Qualifizierung zur „Fachkraft für Stahlbau“ hatte es zum Beispiel den Mitarbeitern des Stahlwerks ermöglicht, weiterhin im Werk zu arbeiten – und gleichzeitig die Anforderungen zu erfüllen, die ihre teilweise neuen Arbeitsplätze stellten. Die Beantragung der Maßnahmen inklusive Schriftverkehr

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Werksfoto

Zum gemeinsamen Abschlussfoto stellten sich gut gelaunt (von links nach rechts sitzend): Heiko Peters (Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit, Osnabrück), Gisela Lünnemann (Geschäftsführerin operativ, Agentur für Arbeit, Osnabrück), Johannes Sudhof (Teamleiter Arbeitgeberleistungen, Agentur für Arbeit, Osnabrück) und Matthias Sall (Teamleiter Arbeitgeberservice, Agentur für Arbeit, Osnabrück). Von links nach rechts stehend: Harald Schartau (Arbeitsdirektor, Geschäftsführung Personal GMH-Holding), Bernhard Lüttmann (Personalleiter GMH-Holding), Henrik Schönstedt (Personalreferent GMH-Holding), Christian Bloom (Geschäftsführer BGG Berufsbildungsgesellschaft), Ralf Cordes (Leiter Personalservice GMHütte) und Felix Osterheider (Arbeitsdirektor, Geschäftsführung Personal GMHütte).

ging aufgrund der guten Kontakte reibungslos über die Bühne. Und das Thema bleibt aktuell. Denn auch 2010 müssen die Unternehmen der GMH -Gruppe die Kurzarbeit und deren Qualifizierungsmöglichkeiten nutzen. Wie, wurde im Detail ebenfalls auf dem Arbeitstreffen erörtert. Schon im Februar 2009 hatte Harald Schar-

tau die Personalverantwortlichen der GMH -Gruppe zu einem Arbeitstreffen eingeladen, um über „Kurzarbeit und Qualifizierung“ zu diskutieren. Man sprach nicht nur über Förderungsmöglichkeiten, sondern auch darüber, wie die verschiedenen Standorte sie optimal nutzen (Stichwort: Best practise). Bernhard Lüttmann

HOL DI NG

Mit viel Liebe fürs Detail

kunstimwerk

In unserer Serie kunstimwerk wollen wir Künstler vorstellen, deren Arbeiten in den Unternehmen der GMH -Gruppe ausgestellt oder auf andere Weise präsent sind – und dabei nicht nur Kolleginnen und Kollegen, sondern auch Kunden und andere Werksbesucher erfreuen. Zu diesen Kunstschaffenden zählen wir allerdings nicht nur Kunst-Profis, sondern auch Mitarbeiter der GMH -Gruppe mit künstlerischen Ambitionen. In dieser Ausgabe porträtieren wir den passionierten Fotografen Matthias Krych (RRO ). Blick fürs Detail: Matthias Krych fotografiert analog mit einer Leica M6, digital mit einer Leica M8.

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ie Leidenschaft für die Fotografie muss Matthias Krych wohl schon in die Wiege gelegt worden sein. Denn bereits als Knirps bekam er seinen ersten Fotoapparat geschenkt. Schon mit sechs Jahren faszinierte ihn die Möglichkeit, seine Umwelt in Bildern festzuhalten. Seitdem ist – und das ist kein Klischee – der Fotoapparat sein fast ständiger Begleiter. Kein Kleid: Die Schrottfotos von Matthias Krych sprechen eine ungewohnte Bildsprache. Weil nur noch Form, Farbe, Proportion, Kontrast und Struktur herrschen. Weil Ausschnitte, Vergrößerungen, Verfremdungen den eigentlichen Gegenstand nicht mehr erkennen lassen. Weil das Gefühl für Proportion, Größe und Maßstab verloren geht. Weil plötzlich Scharten, Kratzer, Beulen, Muster, Ecken und Flecken in den Vordergrund treten. Weil das Auge auf seiner immerwährenden Suche nach Bedeutung in die Irre geführt wird.

Foto: Anton Krych

Früh übt sich: Die Leidenschaft für die Fotografie packte bereits den 6-Jährigen. Als Jugendlicher begann Matthias Krych, sich intensiv mit dem Entwickeln und Vergrößern von Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu befassen.

Als Mitglied des Fotoklubs Essen-Borbeck bekam er in den 80er Jahren erstmals Gelegenheit, seine Fotos auszustellen. Auch lokale Zeitungen veröffentlichten einige seiner Motive. 1989 zog er von Mülheim an der Ruhr nach Frankfurt am Main. Dort belegte er Kurse bei Victor von Brauchitsch. Das für ihn eindrucksvollste Thema hieß: „Weg vom schönen, hin zum interessanten Bild“. Sein fotografischer Blick wurde dadurch nachhaltig geschult; zudem förderten die Kurse die Beschäftigung mit ausgewählten Themen. Anfang der 90er Jahre sammelte er erste Erfahrungen mit der Schrottfotografie. Als Angestellter von Thyssen Sonnenberg unternahm er gemeinsam mit Victor von Brauchitsch Exkursionen auf dem größten Schrottplatz Frankfurts. Schon 1992 kam es zu kleineren Ausstellungen, wo er seine Ergebnisse präsentierte, unter anderem im Verwaltungsgebäude von Thyssen Sonnenberg. „Faszination Schrott“ hieß die erste große Ausstellung, in der er 1994 Schrottfotos gemeinsam mit zwei befreundeten Fotografen präsentierte. Die Eröffnungsrede hielt ein Mitarbeiter des Landesfilmdienstes Hessen e. V., der damals Krychs eigenwillige Arbeiten ebenso eigenwillig kommentierte:

„Matthias Krych – wie ich höre mitgeprägt von Victor von Brauchitsch – übersetzt seine Faszination für Schrott, glaube ich, durch den Kreis. Sämtliche seiner Bilder – ich frage: Ist das Zufall? – haben den Bogen und den Kreisausschnitt und den Abschnitt, das heißt die Faszination der Mitte im zentrischen Weltbild. Man kann es an entsprechender Stelle nachlesen: Kreise sind archetypische Symbole von Mitte – Mutter – Kraft. Das wird dann besonders klar, wenn noch die Zahnräder dazukommen, das heißt sein energetischer Ansatz in der symbiotischen Situation als Fotograf schafft bei mir den Begriff

der Konstruktion als Autor.“ Im Laufe der Jahre haben sich die Motive, die Matthias Krych mittlerweile meist bei der RRO am Osnabrücker Hafen findet, verändert: Er lichtet auch mal was Eckiges ab. Immer nur harmonisch runde Dinge zu fotografieren, entspricht ja auch nicht unbedingt dem wahren Leben – das ja auch nicht immer rund und harmonisch verläuft. 1995 wurde Krych Mitglied des „Fotografie Forums International, Frankfurt“. Trotz seines Umzugs von Frankfurt nach Spenge bei Bielefeld im Jahr 2001 hält er dem Fotografie-Forum bis heute die Treue.

1998 gründete er gemeinsam mit Dr. Heidrun Schröder-Kehler und Wolfgang Schug den „Frankfurter Photo Kreis – FPK “. Wenn es die Zeit zulässt, bildet er sich immer ein Stückchen weiter. Unter anderem nahm er an Workshops von Anders Petersen, einem schwedischen Fotografen („InsideSpontaner Bildjournalismus“), und von Bruce Gilden, einem amerikanischen Fotografen („Streetphotography“), teil. Neben der Schrottfotografie kristallisierte sich ein zweites Lieblingsthema heraus. Seit 2004 besucht er jeweils vier Tage im November eines jeden Jahres die

„PARIS PHOTO “ – ein Zusammentreffen internationaler Fotogalerien im Carrousel du Louvre. Dort wird der „Fotografenblick“ beim Betrachten Hunderter exzellenter Fotos geschult. Diese Parisaufenthalte nutzt er, um mit seiner Leica – wie einst Henri-Cartier Bresson – durch die Straßen von Paris zu schlendern und die Pariser Atmosphäre auf Schwarz-Weiß-Film oder neuerdings auch auf Speicherchips einzufangen. Aber wann geht er seiner Leidenschaft nach? Krych: „Im beruflichen Alltag als RRO -Einkäufer, wo ich viele Schrottplätze unserer Lieferanten sehe, wird diese Leidenschaft nicht geweckt. Da ist Schrott für mich eine Ware, die hinsichtlich der Tauglichkeit für das Einschmelzen im Stahlwerk oder in den Gießereien der Georgsmarienhütte begutachtet wird. Schrott inspiriert mich nur, wenn ich mir am Wochenende mehrere Stunden am Stück dafür Zeit nehme und wenn ich die unendlichen Facetten der verschiedenen Farben und Formen des Schrotts auf mich wirken lassen kann.“ Wolfgang Schug

DER KÜNSTLER

Matthias Krych Geboren 1962 in Lünen, Abitur in Mülheim/Ruhr, Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei Thyssen Sonnenberg in Duisburg. Nach der Ausbildung Umzug nach Frankfurt am Main. Bei Thyssen Sonnenberg zunächst tätig als Händler im Bereich Schrottexport nach Frankreich, später Betriebsleiter Kühlgeräteentsorgung und Foto: mk Elektronikschrottverwertung. Studium zum Betriebswirt an der VWA , Frankfurt. Mitte der 90er Jahre Wechsel zur R-plus GmbH in Eppingen. 2001 Umzug von Frankfurt nach Spenge bei Bielefeld. Seit 2004 Angestellter bei RRO im Bereich Ein- und Verkauf Stahl- und Gießereischrotte.

Einzel- und Gruppenausstellungen 1983 1992 1992 1994 2000 2002 2003 2003 2004 2007 2007

Wanderausstellung im Ruhrgebiet „Fotografien des Zerfalls“, Verwaltung Thyssen Sonnenberg, Frankfurt/Main „Menschen – betrachtend, tanzend, porträtiert“, Rotlint-Café, Frankfurt/Main „Faszination Schrott“, Deutscher Gewerkschaftsbund, Frankfurt/Main „orte – momente“, Dresdner Bank, Offenbach „orte – momente“, Ladenlokal, Spenge „orte – momente“ IIa“, Rathaus Werther „Architektur – Natur“, Rathaus Spenge „blickpunkte“, Galerie Moosgasse, Kempten „1/3 Sekunde Paris“, Rathaus Spenge „Schrott en détail“, „Tag des offenen Hafens“, RRO

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Idee dazu kam am Doppelbelichtung. Die „Tag des offenen Hafens“ 2007. Damals präsentierte Matthias Krych gemeinsam mit seinem Kollegen Felix Treppschuh Schrottfotos. Aufgrund der guten Resonanz fragten sich die beiden: Weshalb nicht einen Kalender mit Schrottfotos für Kunden und Lieferanten drucken? Gemacht, getan. Da das Echo auf den ersten Kalender 2009 so positiv ausfiel, veröffentlichten sie in diesem Jahr bereits den zweiten. Bei dem Gemeinschaftsprojekt gibt Matthias Krych seine jahrelangen Erfahrungen mit viel Enthusiasmus an den „Nachwuchs“ weiter. Wer mehr davon sehen möchte: Anfang 2010 wurde im Verwaltungsgebäude der Rohstoff Recycling Osnabrück eine „Dauerausstellung“ mit Schrottfotos der beiden eingerichtet. pkm

STAH L

Stahlerzeugung: Georgsmarienhütte GmbH · Stahlwerk Bous GmbH · ESB SPRL Engineering Steel Belgium · Mannstaedt GmbH · J. Adolf Bäuerle GmbH & Co. KG · GMH Blankstahl GmbH Stahlverarbeitung: Heinrich Geissler GmbH Blankstahlwerk · WISTA Stahlhandel Witten GmbH · Stahl Judenburg GmbH · VTK Krieglach GmbH · SAW Blankstahl GmbH · MVO GmbH Metallverarbeitung Ostalb

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GESCHÄFTSJAHR 2009 UND AUSBLICK 2010

Vorerst kein nachhaltiges Wachstum zu erwarten GMHütte · Die Georgsmarienhütte hat sich im Krisenjahr 2009 trotz Absatz- und Umsatzeinbruch gut behauptet. Verbesserung der Nachfrage im 1. Halbjahr.

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Versand in 1.000 t

ie Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers hat im Herbst 2008 die internationalen Finanzmärkte erschüttert und damit die schwerste Rezession der Nachkriegszeit ausgelöst. Flankierende Maßnahmen der Notenbanken und unterschiedliche Konjunkturprogramme in den Ländern wurden zur Stützung der Wirtschaft herangezogen. Fallende Rohstoffpreise (insbesondere der Rohölpreis) sorgten dafür, dass die Produktionskosten nicht weiter anstiegen. Ab Mitte 2009 kam es zu einer leichten Erholungsphase mit unterschiedlichen Ausprägungen auf den Weltmärkten. In den süd- und ostasiatischen Ländern setzte bereits frühzeitig im Sommer eine starke Aufschwungphase ein. Auch die deutsche Wirtschaft musste diesen scharfen Einbruch Ende 2008/Anfang 2009 verkraften. Staatliche Stabilisierungsmaßnahmen in verschiedenen Konjunkturpaketen sorgten dafür, dass dem Abwärtstrend der Wirtschaft Einhalt geboten werden konnte. Bereits im 2. Quartal kam es zu Aufhellungen in der wirtschaftlichen Entwicklung. Nach Aussagen des Statistischen Bundesamtes ist die gesamtwirtschaftliche Leistung in Deutschland im Jahre 2009 um etwa 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Das wirtschaftliche Krisenszenario ließ die Nachfrage nach Stahlprodukten abrupt abbrechen. Diese Entwicklung ist eine Folge des Einbruchs der wichtigsten Branchen wie Automobilindustrie, Maschinenbau und Bauindustrie. Weltweit sank die Stahlproduktion von 1.326 auf 1.220 Mio. t. Einzige Ausnahmen waren China und Indien. Beide Länder konnten trotz Rezession die Jahresstahlproduktionen steigern – China von 502 auf 568 Mio. t. In Deutschland führte der massive Einbruch der Auftragseingänge zu einer starken Rücknahme der Stahlerzeugung von 45,8 auf 32,7 Mio. t. Die Wirtschaftskrise prägte 2009 auch die wirtschaftliche Lage der GMH ütte. Die stark rückläufigen Produktionsmengen in der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie wirkten sich

700

Produktion in 1.000 t 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0

600 500 400 300 200 100 Rohstahl

2008

0 Walzstahl

Rohstahl

Walzstahl

2009

katastrophal auf Produktion und Absatz aus. Besonders stark betroffen war das erste Halbjahr. Obwohl bereits deutliche Mengenabschläge im Budget vorgenommen worden waren, reichten diese bei Weitem nicht aus. So blieben Produktion und Versand im ersten Halbjahr um etwa 50 Prozent zurück. Leichte Erholungstendenzen zeichneten sich erst in der zweiten Jahreshälfte ab, womit wir aber immer noch deutlich unter unseren kapazitativen Möglichkeiten lagen. Es galt, den veränderten Marktbedingungen durch verschiedene Maßnahmen entgegenzuwirken und die Produktion der Nachfrage anzupassen. Das bedeutete, dass Produktionsschichten nicht verfahren werden konnten und die Personalkosten entsprechend angepasst werden mussten – über den Wegfall von Mehrarbeit, den Abbau von Arbeitnehmerüberlassung und die Nutzung der flexiblen Arbeitszeitkonten. Darüber hinaus wurde für 2009 Kurzarbeit angemeldet und verstärkt in Anspruch genommen. Die Anpassung auf der Kostenseite erfolgte weiterhin über ein restriktives Ausgabencontrolling verbunden mit einem Investitionsstopp für Neuprojekte. Deutlich konnte eine Anpassung des working capital an das niedrigere Versandniveau vorgenommen werden. Die zu Beginn des Jahres weltweit starke Unterauslastung der Stahlindustrie

Mit Schnelligkeit punkten

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2009 mit einer guten, motivierten Belegschaft, wichtigen und richtigen Entscheidungen und letztlich daraus resultierenden positiven Entwicklungen gemeistert haben. Dennoch müssen wir wachsam bleiben, dürfen uns nicht zu früh in Sicherheit wiegen – es gibt zu viele Einflüsse, die 2010 speziell in der zweiten Jahreshälfte noch zu einem anspruchsvollen Jahr werden lassen können. Nachfrage 2010: Wie sahen die ersten Monate des Jahres aus? Frank Koch: Die GMHütte hatte grundsätzlich einen guten Start, besser als wir es im letzten Quartal noch eingeschätzt haben. Dennoch müssen wir die Nachfrage mit mindestens zwei Kriterien bewerten: Die generelle Nachfrage nach Kraftfahrzeugen – speziell in Deutschland – entwickelt sich durch die eben genannten Effekte negativ. Stabilisierend wirkt sich jedoch der Effekt des Exports von Fahrzeugen und Komponenten aus. Das zweite Kriterium ist die sogenannte „technische“ Erholung oder Stabilisierung: Hier müssen vorher entleerte Lager der Wert-

Kunden: Wie hat sich (neben der gesunkenen Nachfrage) deren Verhalten verändert? Frank Koch: Grundsätzlich haben sich für alle Zulieferer der Automobilindustrie die Rahmenbedingungen der Geschäftstätigkeit massiv verändert! In Zeiten wie diesen kann sich kein Unternehmen der Wertschöpfungskette zu viel gebundenes Kapital durch Bestände leisten. Jeder Beteiligte der Produktionskette muss das alte Schlagwort der „Just-in-time“-Lieferung für sich und sein Unternehmen neu definieren. Nur wer heute in der Lage ist, kurzfristig und mit hoher Flexibilität die stark schwankenden Abrufveränderungen der Auto-

auf die Krise: Die Hütte muss sich den neuen Herausforderungen stellen.

Nachfrage 2009: Wie hatte sich die Nachfrage krisenbedingt verändert? Frank Koch: Die Nachfrage unserer Kunden fiel 2009 erheblich geringer aus als in den Vorjahren. Hatten wir im Vergleich zu 2008 in den ersten Monaten des Jahres einen Rückgang um fast 70 Prozent, zog die Nachfrage ab Jahresmitte wieder etwas an. Im Schnitt halbierte sich 2009 der Auftragseingang. Dies hat vor allem mit dem Nachfragerückgang in der Automobilindustrie zu tun, an deren Zulieferer 80 Prozent unserer Produkte gehen. Nach Boomjahren sind die Neuzulassungszahlen in Deutschland und Europa deutlich eingebrochen. Die Abwrackprämie hat diese Negativentwicklung zwar deutlich positiv beeinflusst – allerdings sind zunächst die Läger der gesamten

Wertschöpfungskette vom Stahl über die Komponenten bis hin zum fertigen Pkw geleert worden. Eine deutlich erhöhte Stahlnachfrage äquivalent zu den hohen Neuzulassungen ist dadurch bei der GHütte leider ausgeblieben. Der Effekt der Abwrackprämie ist zudem ein Vorzieh-Effekt: Dass gerade im stückzahldominanten Kleinwagensegment Pkw-Neuanschaffungen vorgezogen wurden, ist aktuell an den gesunkenen Neuzulassungen im deutschen Markt zu sehen. Man darf auch nicht vergessen: Die Lkw-Produktion 2009 ist um zwei Drittel zurückgegangen. Dies liegt zum einen an dem geringen Transportaufkommen und damit verbunden einer geringeren Nachfrage für Neufahrzeuge. Zum anderen ist zu bedenken, dass es im Lkw- im Gegensatz zum PkwBereich keine Stützung der Nachfrage durch Subventionen gab. Die allgemeinen Finanzierungsprobleme für neue Nutzfahrzeuge kamen neben den genannten Aspekten noch hinzu. Für die Lkw-Produktion sind weiterhin wenige positive Impulse spürbar. Ich bin froh, dass wir das immens schwierige Jahr

Glückauf!

schöpfungskette zum etwas erweiterten Produktionsaufkommen wieder aufgefüllt werden. Wir sollten mit einer Portion gesundem Optimismus davon ausgehen, dass die aktuelle Nachfrage- und Beschäftigungssituation mit den bekannten typischen Schwankungen wenigstens für die ersten beiden Quartale 2010 anhält. Die zweite Jahreshälfte ist schwer einzuschätzen, weil wir für eine weitere positive Entwicklung der Beschaffung auf positive Einflüsse außerhalb Deutschlands angewiesen sind. Noch ist kein nachhaltiges Wachstum zu erkennen. Wir dürfen aber annehmen, dass wir den Tiefpunkt der Rezession speziell in der Automobilindustrie hinter uns haben. Wir arbeiten alle daran, 2010 positiver zu gestalten als 2009.

GMHütte · Für Geschäftsführer Frank Koch gibt es nur eine einzige Antwort

Die Wirtschaftskrise zwang viele Unternehmen, ihren alten Kurs aufzugeben und einen neuen einzuschlagen. Frank Koch, Geschäftsführer Vertrieb und Logistik der GMHütte, beschreibt, wie die Hütte auf die Krise reagiert hat und wie es weitergehen soll.

brachte eine Beruhigung der Rohstoffmärkte. Folge: Bei den Rohstoffen wie Erzen, Koks, Schrott und Legierungen kam es zu hohen Preisabschlägen. Mit 157,20 Euro/t erreichte der Schrottpreis der Richtsorte 2 den niedrigsten Wert seit Juni 2005. Bis Mitte des Jahres war auch im Legierungsmarkt dieser Abwärtstrend zu beobachten. Mit der Erholungstendenz im zweiten Halbjahr, insbesondere durch das starke Anziehen des chinesischen Marktes, erfolgte eine Trendumkehr der Preise auf den Rohstoffmärkten. Für 2010 rechnet der EZB -Rat (Europäische Zentralbank) mit einem moderaten Wachstum, das jedoch weiterhin mit Unsicherheiten behaftet ist. Die Entwicklung auf den globalen Stahlmärkten wird auch 2010 durch den Wachstumsmotor China bestimmt werden. Entsprechend sind Einflüsse auf den Rohstoffmärkten zu erwarten. Nach Einschätzung der Wirtschaftsvereinigung wird sich die Stahlproduktion gegenüber dem Vorjahr zwischen 10 und 15 Prozent erhöhen. Das hohe Niveau der Vorjahre von über 40 Mio. t. wird bei Weitem nicht erreicht werden. Die Beschäftigung der GMH ütte wird durch die Entwicklung auf dem Straßenfahrzeugmarkt bestimmt werden. Der Verband der Automobilindustrie prognostiziert für 2010 einen Rückgang der Pkw-Zulassungen. Auch für den Nutzfahrzeugsektor und für den Maschinenbau wird für 2010 kein nachhaltiges Wachstum erwartet. Unsere Kunden werden sich an dem jeweiligen Bedarf orientieren. Die leichte Erholung in den ersten Monaten ist wahrscheinlich in erster Linie „technisch“ bedingt durch Lagerveränderungen bei unseren Kunden. Wir gehen für das bereits begonnene Geschäftsjahr von einer unveränderten Nachfrage nach unseren Produkten aus und haben entsprechend vorsichtig das neue Geschäftsjahr budgetiert. Die eingetretenen positiven Effekte in den ersten Monaten werden wir nutzen. Das zweite Halbjahr wird im Wesentlichen durch die Konjunktur und die Entwicklung auf dem Fahrzeugmarkt bestimmt. Wir gehen davon aus, dass wir auch 2010 unter unseren kapazitativen Möglichkeiten produzieren werden und unsere Beschäftigung den veränderten Marktbedingungen anpassen müssen. Sämtliche Möglichkeiten sind zu nutzen, um das Ergebnis für 2010 durch Senkung von Verbräuchen an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Energien sowie durch Effizienzsteigerungen zu verbessern. Wir werden wie 2009 höchst flexibel für unsere Kunden agieren und produzieren und weiterhin unserem hohen Qualitätsanspruch gerecht werden. Der Erfolg unserer Hütte gründet auf Solidarität, Flexibilität und hohem persönlichen Einsatz jedes Einzelnen.

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mobilindustrie zu begleiten, kann in dem ohnehin sehr wettbewerbsintensiven Umfeld bestehen. Das bestätigt noch einmal nachdrücklich unseren langjährigen Weg, alle Prozessabläufe in unserem Werk permanent zu optimieren und zu hinterfragen. Die Vision „morgens schmelzen, mittags gießen, nachmittags walzen, abends konfektionieren und am nächsten Tag versenden“ wird fast schon geforderte Realität. Schnelligkeit, verbunden mit präzisem Agieren ist heute für uns Voraussetzung, um bestehen zu können – und schafft in unserem Wettbewerbsumfeld ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Zukunft: Wie reagiert die GMHütte intern auf diese Anforderungen? Frank Koch: Unser Anspruch ist, unseren Kunden ihren Stahl in der geforderten Qualität zum gewünschten Zeitpunkt zu liefern – und zwar permanent. Dies erfordert eine enge Verzahnung von Produktion, deren Planung und allen zum Markt gerichteten Aktivitäten. Um uns den weiter gestiegenen Anforderungen zu stellen, haben wir im letzten Jahr die Bereiche Technische Kundenberatung, Produktionsplanung und -steuerung, Verkauf und Marketing restrukturiert, indem wir sie in einem Ressort gebündelt haben. Mit weiter verkürzten Entscheidungswegen und deutlichen Effizienzsteigerungen über alle Prozesse agieren und reagieren wir kurzfristiger auf die Bedürfnisse unserer Kunden.

STAHL

Ein völlig neues Gesicht GMHütte · Will auch visuell Zeichen setzen: Stahlwerk setzt als erstes Unternehmen vollständig das neue Corporate Design der GMH-Gruppe um.

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ichts ist beständiger als der Wandel“ – das wusste schon der griechische Philosoph Heraklit. Auch bei der GMHütte hat sich einiges gewandelt. Als eines der ersten Unternehmen setzt das Stahlwerk das neue Corporate Design der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe komplett um. Die Gründe für die schnelle Übernahme liegen allerdings nicht nur in der Optik. Das Stahlwerk reagiert damit auch auf die Anforderungen des Marktes und kommuniziert seine entsprechend ausgerichtete Unternehmensphilosophie.

Die vergangenen eineinhalb Jahre hat die GMH ütte die Wirtschaftskrise mit einem kompetenten Team gut durchschritten. Gerade in diesen schwierigen Zeiten war es besonders wichtig, über die aktuellen Probleme hinauszuschauen, neue Strategien zu entwickeln und sich für die Zukunft zu positionieren. Abgeschlossene Investitionen, neue Techniken, Umweltansprüche, steigende Anforderungen an Werkstoffe – diese und andere Faktoren verändern die Ansprüche der Kunden und somit auch die Möglichkeiten des Stahlwerks. A Als Erstes wurde die Produktbrosch schüre der GMH ütte aktualisiert und an das neue Corporate Design ang angepasst. Dieses Printmedium ist nach wie vor ideal geeignet, um im nac Kun Kundenkontakt bzw. bei der Akquise von Neukunden (zum Beispiel auf Messen) das gesamte Leistungsund Produktspektrum der GMHüt-

PRODUKTIONSANLAGEN PRODUKTION NSAN NLA AGEN N

ELEKTROLICHTBOGENOFEN ELEKTROLICHTBOGENO OFEN ■ ■

SEKUNDÄRMETALLURGIE SEKU UNDÄRM

STRANGGIESSANLAGE

WALZWERK

Einsatz 100 % Schrott



2 Pfannenöfen



6 Stränge



160-t-Hubbalkenofen

Abstichgewicht von 140 t



Vakuumanlage



10 m Radius



130 MVA UHP



Feinkonditionierun Feinkonditionierungsanlage

Halbkontistraße mit Präzisionswalzblöcken nach dem Kocks-Verfahren für Rundstahl mit Walztoleranzen bis zu 1/4 DIN EN 10060 Tabelle 1 Normal



Knüppel 70 bis 120 mm vkt





240 x 240 mm und 165 x 165 mm



Wassergekühlte Wände



Binäres Kühlsystem



Sauerstoff-Gas-Brenner (Jet-stream)



Elektromagnetische Rührtechnik



Kohle-/Staub-Injektion



Schlackenfrüherkennungssystem

BLOCKGIESSANLAGE ■

Rohblöcke für Freiformschmieden von 3,5 t bis zu 44 t



54 bis < 70 mm vkt nach Vereinbarung



Sondermaße nach Vereinbarung



Temperaturgeregeltes Walzen



Integrierte Fließadjustage

FINALBETRIEB

BLANKSTAHLFERTIGUNG

Integrierte Richt- und Prüfstrecken Prüfung auf:

Unsere Blankstahlfertigung erfolgt in der GMH Blankstahl GmbH in Georgsmarienhütte.



Spektrometermessungen



Schleiffunkenprüfungen

ST TABST TAH HL, H ALBZ STABSTAHL, HALBZEUG UND BLANKSTAHL AU US QU UAL LITÄT TS- U AUS QUALITÄTSUND EDELBAUSTÄHLEN.



Ultraschallmessung

Oberflächenfehler durch ■

Hochenergiestreuflussverfahren



Magnetpulverfahren



4 Rollenherddurchlauföfen



2 Anlassöfen

2 Spitzenlos-Rundschleifmaschinen (20 bis 125 mm)



Weiterhin: Sägeanlagen, Fasanlage, Identitätsprüfung

Weitere Informationen zu unseren Blankstahlprodukten finden Sie in unserer separaten Produktbroschüre.

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SICHERHEIT, DIE ANKOMMT Stahl aus Georgsmarienhütte wird überall dort eingesetzt, wo die Belastung am größten ist, wo Kraft erzeugt oder übertragen wird und wo es auf sicheren und verschleißfesten Betrieb ankommt. Unsere Kunden verarbeiten den Stahl zu Motor-, Getriebe-, Fahrwerks- und Lenkungsteilen, zu Kugel- und Flanschlagern sowie zu Stabilisatoren. Rund 80 Prozent des Umsatzes erzielen wir heute mit der Automobilindustrie und ihren Zulieferern. Darüber hinaus liefern wir den Stahl für Ketten, Maschinenbauteile und Hydraulikkomponenten.

STAHL NACH MASS

Die neue Produktbroschüre der GMHütte wirkt hell, freundlich und übersichtlich. Oben: Titelseite. Rechts: Auszug aus dem Innenteil.

2 Fertigungslinien mit Schäl-, Polier-, Richt- und Prüfmaschinen (20 bis 125 mm)



Innenflächenfehler durch

ZÄHLT ZÄ ÄHLT L ZU ZU DEN N FÜHRENDEN FÜH EU UROPÄ ÄIS SCHE EN AN EUROPÄISCHEN ANBIETERN FÜR



Materialidentität durch

WÄRMEBEHANDLUNG

GEORGSMARIENHÜTTE GE EOR RGS SMARI GMBH

te kompakt, übersichtlich und verständlich zu präsentieren. Auch die neue Homepage der GMH ütte ist unter www.gmh.de online. Dort finden Kunden, Lieferanten und Interessenten zahlreiche Informationen rund um das Stahlwerk, den Produktionsprozess und die Produkte des Unternehmens. Der Onlineauftritt erscheint aber nicht nur im neuen Look. Er bietet auch neue Informationsquellen, darunter ein Downloadcenter, in dem der Nutzer Broschüren und Informationsmaterial als PDF -Datei auf seinen Rechner laden kann. Zudem wurde die Funktionalität der einzelnen Seiten optimiert. Ein Beispiel dafür ist die überarbeitete Navigation. Sie ist übersichtlicher als zuvor und auf kurze Mauswege hin ausgerichtet. Zudem erlaubt die übersichtliche und informative Startseite einen schnellen Einstieg in untergeordnete Themen. Das neue Design strahlt nicht nur Offenheit und Modernität aus. Es zeigt auch, dass sich das Unternehmen auf die Bedürfnisse der Kunden einstellt. Auf die neuen Herausforderungen des Marktes geht die GMH ütte mit ihrem neuen Anzeigenmotiv ein: „Schnelligkeit ist die Fähigkeit, in maximal kurzer Zeit mit höchster Präzision zu agieren“, lautet der Slogan und „Fordern Sie uns“ die Botschaft an die Leserinnen und Leser.

Ihre Anforderungen an unsere Produkte sind vielfältig. Entsprechend differenziert sind die Verarbeitungstiefen, die wir Ihnen anbieten: Gezielte Behandlung des Vormaterials oder Wärmebehandlung und Oberflächenverfeinerung des Fertigmaterials – beides führt zu Produkteigenschaften, die eine optimale Weiterverarbeitung sicherstellen: ■

gute Oberflächenbeschaffenheit und enge Abmessungstoleranzen



enge Grenzen bei der chemischen Zusammensetzung und der Härtbarkeit



sehr gute Mikro- und Makroreinheitsgrade

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Bei Silikose greifen weltweite Standards GMHütte · Internationale Bewertungsmaßstäbe gelten auch für GMHütte.

A

us einem Kasten mit der Aufschrift „ILO “ holt Oliver Müller, Betriebsarzt der GMHütte, einige Röntgenaufnahmen und hängt sie an das Sichtgerät. Was für den Laien kaum erkennbar ist, ist für den Mediziner eindeutig: Das Bild zeigt die Lunge eines Patienten mit Silikose – umgangssprachlich auch Staublunge genannt. Die Aufnahmen entstammen aber nicht einer Krankenakte. Es sind Vergleichsbilder, die von der International Labour Organization (ILO ) kommen, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Mit ihrer Hilfe kann Müller Krankheitsstadien der Silikose klassifizieren und bewerten. „Allerdings ist die Krankheit heute bei Weitem nicht mehr so verbreitet wie noch vor Jahren“, erklärt der Mediziner. „Ursache ist das Einatmen quarzhaltigen Feinstaubes. Im Gegensatz zu grobem Staub wird der nicht von den Bronchien abgehalten und wieder ausgehustet. Er lagert sich in der Lunge ab, speziell in den Lungenbläschen.“

Foto: vl

Fingerzeig: GMHütte-Werksarzt Oliver Müller vor einer Vergleichsaufnahme des ILO: Links ist die gesunde Lunge, rechts die kranke Lunge zu sehen.

Im Laufe der Zeit wird das befallene Gewebe zerstört. Das Röntgenbild zeigt dann punktförmige Schatten, sogenannte Tüpfelschatten. Je stärker sie sind, desto fortgeschrittener ist die Krankheit. Und wie man den aktuellen Krankheits-

stand einschätzen und klassifizieren muss, zeigt dann ein Vergleich mit den ILO -Muster-Röntgenaufnahmen. Die werden übrigens weltweit für einen Vergleich herangezogen. Oliver Müller: „Egal ob Arbeiter in

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Auch die Website der GMHütte hat das neu entwickelte Corporate Design der GMH-Gruppe übernommen. Sie wirkt offener und kommunikativer als zuvor.

Diese Schnelligkeit erwarten die Kunden heute von der GMH ütte, das heißt: höchste Flexibilität und tatsächliche Schnelligkeit in den Produktionsprozessen bei vorausgesetzten hohen technischen Anforderungen an das Produkt. Denn langfristige Lagerhaltung ist passé. Was zählt, sind kurze Bestellzeiten und schnellste Lieferung. Dieser Herausforderung stellt sich das Stahlwerk bei jedem Auftrag. Die GMH ütte zählt heute zu den führenden europäischen Anbietern für Stabstahl, Halbzeug und Blankstahl. Daran lässt auch das neue Corporate Design keine Zweifel aufkommen. Die Kunden können sicher sein: Sie beziehen hochwertige Werkstoffe und Produkte, gefertigt auf modernsten Anlagen und Maschinen von qualifizierten Mitarbeitern in kürzester Zeit. Marcus Wolf

den Diamantminen Südafrikas, den Erzbergwerken Australiens oder bei meinen Untersuchungen auf der Hütte: Überall gelten die gleichen Standards.“ Im schlimmsten Fall sind sie Grundlage für die Beurteilung der Leistungseinschränkung, der Minderung der Erwerbsfähigkeit und damit für die Höhe der Berufskrankheitenrente des Versicherten. „Bei uns im Unternehmen sind heute im Wesentlichen nur noch die Feuerfestmaurer gefährdet, denn sie arbeiten mit entsprechendem Material“, berichtet der Betriebsarzt. Aber auch beim Umgang mit Gießpulver werden quarzhaltige Stäube freigesetzt. Da man möglichst grobkörniges Material verwende und selbstverständlich Schutzmasken trage, sei das Gesundheitsrisiko auf ein Minimum reduziert: „In Sachen Arbeitsschutz hat sich eben einiges getan.“ Da eine Staublungenkrankheit erst nach jahrelangem Kontakt mit dem Gefahrstoff schleichend beginnt, ist eine regelmäßige Kontrolle zur Früherkennung wichtig. Alle drei Jahre kommen die gefährdeten Mitarbeiter zur Untersuchung. Dann werden Lungenfunktion, Kondition und der allgemeine Gesundheitszustand überprüft. Oliver Müller betont, wie wichtig diese Untersuchungen sind: „Regelmäßige Vorsorge und gelebte Arbeitssicherheit sind immer noch der beste Schutz.“ Marcus Wolf

LEISTUNGSSPEKTRUM

Zum ersten Mal ist eine Broschüre der GMH Blankstahl GmbH erschienen. Sie präsentiert die komplette Produktpalette des Unternehmens. Der interessierte Kunde kann sich damit gezielt einen schnellen Überblick verschaffen.

Energiefresser.

Besuch für GMHütte-Mitarbeiter Stephan Kleinert. Vor seiner Haustür standen Jens Hübschmann von den Stadtwerken Georgsmarienhütte und Ralf Kübeck, Ideenmanager der GMHütte. Kleinert hatte eine kostenlose Energieberatung gewonnen, weil sein Vorschlag im Rahmen der Sonderaktion „Energiefresser gesucht“ prämiert worden war. Energieberater Jens Hübschmann nahm nicht nur Bauphysik, Anlagentechnik und Heizung des Hauses unter die Lupe, sondern auch Haushaltsgeräte, Weißgeräte, Unterhaltungselektronik und Beleuchtung. Tipps zum sparsamen Energie- und Wasserverbrauch gab es gratis mit dazu. Zudem überreichte er Infomaterial und stellte für 14 Tage ein Energiekostenmessgerät zur Verfügung. Auf Wunsch wollen die Stadtwerke die Messergebnisse auswerten. Die Sonderaktion „Energiefresser gesucht“ wird übrigens in diesem Jahr verstärkt fortgesetzt. Die Geschäftsführung ruft alle Mitarbeiter auf, sich weiterhin fleißig daran zu beteiligen. Im vergangenen Jahr waren über 90 Vorschläge eingereicht worden. Ein Großteil der Ideen ist noch in der Umsetzungsphase. Ralf Kübeck

STAHL

Aufstieg in die A-Klasse

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A-Lieferanten B-Lieferanten C-Lieferanten

GMHütte · Was vor Jahrzehnten noch undenkbar war, ist heute in Unternehmen gang und gäbe: dass Lieferanten von ihren Kunden beurteilt werden. Die meisten sehen es als Chance, wenn sie auf dem Prüfstand stehen. Denn sie können mehr über ihre Schwachstellen erfahren und besser werden.

D

ie GMHütte beurteilt im Zweijahres-Rhythmus ihre Lieferanten qualitätsrelevanter Produkte. Dieses Jahr war es wieder

so weit. Insgesamt 65 Lieferanten wurden für die Jahre 2008 und 2009 auf Herz und Nieren geprüft. In die Bewertung ging nicht nur

ein, inwieweit die vereinbarten Termine, bestellten Mengen und vorgegebenen Versandvorschriften eingehalten worden waren. Wich-

Lieferanten mit Maximalpunktzahl 300 48 %

% 50

Der Trend ist unübersehbar: A-Lieferanten sind im Kommen.

40 % 40 34 % 30

27 %

20

16 %

5%

1997

5%

1999

10

2001

2003

0 2005

2007

2009

6% 9%

tig war vor allem auch, ob und wie vom Lieferanten eReklamationen abgeese wickelt wurden. Diese ppelt Messgröße wird doppelt gensatz gewichtet im Gegensatz nderer Bezu der Kennzahl anderer urteilungskriterien. Erfreulich war die Entwicklung der Anzahl der A-Lieferanten mit der Maximalpunktzahl. Diese Zahl stieg in den letzten Jahren stetig. Diesmal konnten 48 Prozent der bewerteten Lieferanten in diese Kategorie eingeordnet werden. Wie immer gibt es auch branchenabhängige Unterschiede. Die punktbesten Partner kommen aus den Bereichen Feuerfest, Grafitelektroden, Kokillen, Kohle, Messtechnik, Sägeblätter, Rollen und Walzen. Leider haben sich aber auch einige Lieferanten in der Klassifizierung verschlechtert. Sie rutschten von Status A oder Status B in den

85 %

Auch wenn sich einige Lieferanten bei der Beurteilung 2008/2009 verschlechtert haben: Die überwiegende Mehrheit konnte nach wie vor als A-Lieferant eingestuft werden.

Status C. Ursache waren Lieferungen, die nicht dem Qualitätsstandard der GMHütte entsprachen. Die Einkäufer der GMHütte sind aber zuversichtlich, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist – und dass man in gemeinsamer Arbeit mit den Partnern diesen Trend wieder umkehren kann. Zudem: Die Zuwächse in der A-Kategorie machten diese Ausrutscher mehr als wett. Christian de Veen

Leichtsinn kommt vor dem Fall GMHütte · Ob zu Hause oder im Betrieb: Leitern sind äußerst tückisch.

K

ennen Sie das auch? Man muss „mal eben schnell“ eine Glühlampe wechseln oder an eine Stelle, die ohne Hilfsmittel nicht zu erreichen ist. Ob im Betrieb oder zu Hause – die Versuchung ist groß, auf eine Getränkekiste, einen Stuhl oder einen alten, wackeligen Hocker zu steigen. Die Bilanz: Fast 90.000 Personen verunglücken in Deutschland jedes Jahr bei riskanten Aufstiegsmanövern dieser Art. Geprüfte, funktionstüchtige Leitern zu nutzen, ist Grundvoraussetzung, um unfallfrei an exponierten Stellen zu arbeiten. Aber auch die sichere Benutzung einer Leiter will gelernt sein, damit Unfälle vermieden werden. Deshalb hat die GMH ütte im Dezember 2009 in den Räumen der BGG ein Seminar für Leiternbeauftragte durchgeführt. Dozent der Inhouse-Schulung war Dipl.-Ing. Wolfgang John von der Berufsgenossenschaft Metall Nord Süd. Teilnehmer waren 19 Mitarbeiter, die zuvor von ihren Betriebsleitungen als Leiternbeauftragte ausgewählt worden waren. Bekanntlich führt erst das räumliche und zeitliche Zusammentreffen von Mensch und Energie in Verbindung mit einem technischen, organisatorischen und/oder persönlichen Mangel zu einem Unfall. Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnis wurde ein Leiterunfall analysiert, bei dem sich der Verletzte eine komplizierte Fersenbeinfraktur zugezogen hatte. Unfallkosten: etwa 250.000 Euro. Was war die Ursache für den Sturz? Fazit der Teilnehmer: wie in fast allen Fällen das persönliche Fehlverhalten – im konkreten Fall der falsche Anstellwinkel einer Anle-

Foto: Norbert Kölker

Leiternkunde im Detail: Sascha Klare (links) und Wolfgang Schröder.

geleiter. In einer kleinen Leiterkunde wurden dann die Bestandteile von Leitern thematisiert. Der Dozent hatte einige Leiterabschnitte/-teile mitgebracht, um verschiedene Arten von Mängeln, Beschädigungen und Unzulänglichkeiten aufzuzeigen, die an Leitern vorkommen können. Natürlich spielt auch der verwendete Werkstoff eine bedeutende Rolle. Schon der Vergleich von Holz und Aluminium zeigte die Vor- und Nachteile des jeweiligen Werkstoffes. Eine Leiter – so die Vorschrift – darf immer nur von einer Person

Sicher ist sicher Die erforderliche Beschaffenheit und technische Ausführung von Leitern und Tritten wird in einschlägigen Normen näher beschrieben (DIN EN 131 , Teil 1 und 2 – Leitern –, und DIN EN 14183 – Tritte).

bestiegen werden. Und die Belastung ist auf 150 kg je besteigbarem Leiterschenkel begrenzt. Aber wie feststellen, ob das Arbeitsgerät der Belastung noch gewachsen ist? Dazu hatte die Abteilung Arbeitssicherheit je zwei Steh- und Anlegeleitern beschafft und zu Übungszwecken mit einer Vielzahl von Mängeln versehen. Die Teilnehmer mussten mit Hilfe eines Kontrollblatts die Leitern begutachten (Sicht- und Funktionsprüfung) und danach ihr Urteil fällen: „Kann noch benutzt werden“ oder „Muss aus dem Verkehr gezogen werden“. Die Entscheidung darüber, ob eine Leiter noch benutzt wird oder nicht, liegt aber letzten Endes beim betrieblichen Vorgesetzten. Er entscheidet anhand des Prüfergebnisses, was damit geschieht. Er muss auch – abhängig von der betrieblichen Beanspruchung der Leiter – im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung die Prüffristen festlegen. Und er muss die Ersatzteilbeschaffung bei defekten und nicht mehr benutzbaren Leitern regeln. Die zukünftigen Leiternbeauftragten waren mit der Schulungsveranstaltung sehr zufrieden. Sie fühlen sich für ihre zukünftige Aufgabe gut vorbereitet. Die Abteilung Arbeitssicherheit hat ihnen bereits Kontrollblatt, Prüfaufkleber und die berufsgenossenschaftlichen Informationen (z. B. „Leitern sicher benutzen“) zugestellt. Ihre Arbeit kann damit beginnen. Fazit der Abteilung Arbeitssicherheit: Die Schulung kann man allen Unternehmen der GMH -Gruppe wärmstens empfehlen. Norbert Kölker

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Foto: Axel Wesselmann

sofort werden die WerksRadreparaturen. Abfahrräder der GMHütte in der Ausbildungswerkstatt instand gesetzt. Ein festes Team von Azubis kümmert sich um die Beschaffung der Ersatzteile und eine zügige Reparatur. Ansprechpartner sind Wolfgang Beushausen und Axel Wesselmann, die bei der Reparatur auch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Arbeit für die Azubis gibt es reichlich, denn Ende November 2009 hatten Heinz und Ralf Calmer von der Zweiradtechnik Calmer alle 134 Werksfahrräder der GMHütte systematisch überprüft. Arbeitssicherheitsfachkraft Markus Beckmann dokumentierte dabei die Mängel in einem Prüfprotokoll. Im Rahmen der Aktion erhielten alle Räder Speichenreflektoren, zur Hälfte gesponsert von der 3M Deutschland GmbH und PIEL – Die Technische Großhandlung GmbH. Zudem wurden sie mit einem gelben Aufkleber nummeriert zwecks Zuordnung und Nachverfolgung auf dem Prüfprotokoll. Übrigens: Defekte Lichtanlagen und abgenutzte Bremsen waren die häufigsten Mängel. Die Prüfprotokolle wurden schließlich an die jeweiligen Betriebsleitungen verschickt mit der Bitte, die Mängel beheben zu lassen. Inzwischen wurde ein großer Teil der Defekte repariert, und im Werk sind wieder sichere Fahrräder unterwegs. Die Fahrradprofis Heinz und Ralf Calmer haben übrigens auch die beiden Azubis Christian Baasch (links) und Marcel Rolf eingewiesen. Die wissen inzwischen genau, wie man defekte Räder mit dem Spezialwerkzeug reparieren muss. Norbert Kölker

STAHL

Winterfreuden, Winterleiden

Ministerbefragung

GMHütte · Den Mitarbeitern bringt der Winter mehr Leid als Freud. Denn beim

GMHütte · Zu dem Thema „Frauen und Technik“

Thema Sicherheit und Transport hört der Spaß auf – und fängt die Arbeit an.

haben auch die Azubis der Hütte etwas beizutragen.

Foto: Markus Schulte to Bühne

Völlig legale Schiebung: Verlader Christian Jeschke (Finalbetrieb) bereitet mit dem Schneeschieber einen DB-Waggon für die Verladung vor.

S

o einen frostigen Winter mit viel Schnee, Eis und Kälterekorden hat die Region schon lange nicht mehr gesehen und erlebt. Was Kinderherzen erfreut und Jung und Alt auf die Rodelpisten treibt, birgt im Alltag so manche Unannehmlichkeit. Ob der Wagen vor der Fahrt zur Arbeit enteist oder die Einfahrt vom Neuschnee befreit werden musste: Die eine oder andere halbe Stunde eher aufstehen war schon angesagt.

Auch die Kollegen der GMHütte stellte der Winter vor so manche Bewährungsprobe. Denn bevor sie ihre Arbeit aufnehmen konnten, mussten sie zunächst mal Schnee räumen. Viele Transporte finden im Außenbereich statt. Da müssen Staplerstraßen und Transportwege im Werk schnee- und eisfrei sein. Ein gut organisierter Winterdienst ist da Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Betriebsablauf. Schon ein vereistes Stabstahlbund

birgt Gefahren beim Transport und bei der Einlagerung – und fordert alle Konzentration des Transporteurs. Anderes Beispiel: Bundesbahnwaggons. Um sie für die Verladung vorzubereiten, war erst einmal Schneeschieben angesagt. Denn vor allem die Flächen des Waggonbodens, auf denen die Unterlagen für die Ladungssicherung ausgelegt werden, müssen eis- und schneefrei sein. So gehörten in diesen Tagen Schneeschieber und Eiskratzer zum täglichen Handwerkszeug. Ein weiteres Problem: das Aufbringen von Klebeetiketten auf vereisten Stirnflächen von Blöcken und Stabstahlstäben. Unter solchen Bedingungen können sie nur mit kleinen Tricks und Kniffen sicher und haltbar fixiert werden. Doch mit viel Erfahrung und entsprechender Vorsicht haben die Kollegen diese und andere Situationen, die der Winter in diesen Tagen als Überraschung parat hielt, gemeistert. Überhaupt – sie nahmen es gelassen. Die meisten haben schon den einen oder anderen Winter auf der Hütte miterlebt und wissen: Mit den ersten kräftigen Sonnenstrahlen schmelzen frostige Temperaturen und weiße Pracht schnell dahin. Dann können sie wieder unter Normalbedingungen das Material auf den Weg zu den GMHütte-Kunden bringen. hgr

BK K – DER PART NER

Keine Zuzahlung für Vertragsarzneimittel Ab sofort entfällt für sogenannte Generika, die aufgrund eines mit Apotheken geschlossenen Rabattvertrages abgegeben werden, die Zuzahlung.

S

eit 2007 bestehen für die BKK DER PARTNER Verträge, die die Apotheke dazu verpflichten, ein sogenanntes Vertragsarzneimittel abzugeben. Bedingung: Es ist eindeutig gegen das bisherige Arzneimittel austauschbar, und der Arzt hat den Austausch nicht aus medizinischen Gründen ausdrücklich ausgeschlossen. Die Austauschbarkeit wird ständig behördlich überwacht und gesetzlich festgelegt.

Was ist eigentlich … ein Vertragsarzneimittel? Bei den Vertragsarzneimitteln handelt es sich um sogenannte „Generika“. Generika befinden sich auf dem Markt, wenn der Patentschutz für das ursprüngliche Originalpräparat ausgelaufen ist, und müssen dieselben therapeutischen und qualitativen Voraussetzungen wie das Original erfüllen. Lediglich der Preis ist niedriger, da nach Auslaufen des Patentschutzes ein intensiver Wettbewerb besteht.

Die aktuelle Rechtslage hat die BKK DER PARTNER nun dazu verpflichtet, einzelne Wirkstoffe auszuschreiben. Durch derartige Verträge erhält die BKK DER PARTNER einen günstigeren Preis. Sie kann die dabei erzielten Einsparungen nutzen, um neue Angebote für ihre Kunden zu entwickeln und Zusatzbeiträge zu vermeiden – und dies trotz jährlich steigender Kosten für Arzneimittel. Bislang erhielten Sie als Patient überwiegend Medikamente der Firmen Ratiopharm, Dura (vormals Merck, Darmstadt), Wörwag und Krewel-Meuselbach. Ab dem 1. März kann es vorkommen, dass das Arzneimittel, das Sie in der Apotheke erhalten, anders aussieht als gewohnt. Die therapeutische Gleichwertigkeit und Qualität ist jedoch in jedem Falle sichergestellt und wird behördlich überwacht.

Die Vorteile der Neuregelung liegen auf der Hand: Sie sparen die Zuzahlung für alle Vertragsarzneimittel: Ab dem 1. März sind alle Vertragsarzneimittel der BKK DER PARTNER von den gesetzlichen Zuzahlungen befreit. Überwiegend vier verschiedene Hersteller stehen zur Wahl. Ihre Arzneimittel sind lieferbar. In eiligen Notfällen kann der Apotheker aber auch auf andere Hersteller ausweichen. Eine wirtschaftliche Verwendung Ihrer Beitragszahlungen wird durch bevorzugte Verordnung von Vertragsarzneimitteln gewährleistet. Nähere Infos erhalten Sie unter www.bkk-der-partner.de (Rubrik: Leistungen\PILLEN & PARTNER ) oder von Ihrem persönlichen Kundenberater. Dr. Thorsten Wolf

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INTERVIEW

Werksfoto

Abschiedsgeschenk: Zum Abschluss übergab Laura Sander Wirtschaftsminister Lutz Stratmann eine selbst gefertigte Tischuhr aus der Azubi-Werkstatt der GMHütte.

Sie standen auf dem Bahnsteig in Osnabrück und warteten auf den ICE , der sie nach Hannover bringen sollte: Gunda Rachut, Geschäftsführende Gesellschafterin der gemeinsam mit Agnes Bünemann gegründeten cyclos GmbH, Prof. Dr. Sandra Rosenberger, Professorin für Nachhaltige Energietechnik und Verfahrenstechnik an der Fachhochschule Osnabrück, und Laura Sander, Azubi im 1. Ausbildungsjahr als Mechatronikerin bei der GMH ütte. Und obwohl die Bereiche des Wirtschaftsleben, aus denen die drei Damen kommen, so unterschiedlich sind, hatten sie eins gemeinsam: eine Verabredung mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Lutz Stratmann. Der wollte nämlich im Rahmen des Projektes „Technik ist weiblich. Karriere in Wirtschaft und oder Wissenschaft“ Genaueres über die Entwicklungschancen von Frauen in Männerberufen wissen. Laura Sander berichtet im glückauf-Interview, was sie dabei erlebt hat. glückauf: Wie war es beim Minister? Laura Sander: Sehr aufregend. Zunächst wurden wir natürlich von ihm begrüßt. Danach haben wir uns kurz vorgestellt, woher wir kommen und was wir so machen. Mit dabei war auch ein Kamerateam, das alles aufgenommen hat. Haben Sie sich speziell auf das Gespräch vorbereitet? Sander: Wir bekamen vorher eine Liste mit Fragen, die der Minister uns stellen wollte. Die habe ich mir natürlich angeschaut. Und was hat er Sie gefragt? Sander: Eine der Fragen war, wie ich auf die Idee gekommen bin, eine Ausbildung als Mechatronikerin zu absolvieren? Das wollen wir jetzt auch wissen. Sander: Das fing eigentlich schon in der Schule an. Im Physikunterricht haben wir mit Stromkreisen experimentiert. Das fand ich schon ganz toll, das alles selbst zu bauen und auszuprobieren, ob es auch funktioniert. Damals wäre ich gerne Elektrikerin geworden. Aber es kam noch was anderes hinzu: Mein Vater arbeitet in einer Werbemittelfirma. Die haben eine eigene

Schweißerei, und da durfte ich mal was schweißen. Das hat mich für Schlosserarbeiten begeistert. Also Elektriker oder Schlosser? Sander: Da ich mich nicht entscheiden konnte, kam der Beruf des Mechatronikers gerade recht, weil der eben beides verbindet. Also habe ich ein Praktikum bei KME Kabel Metall gemacht. Und danach stand mein Entschluss fest: Ich wollte Mechatronikerin werden. Wie ich gehört habe, war das nicht Ihre erste Ausbildung? Sander: Ich habe schon eine Ausbildung als gestaltungstechnische Assistentin abgeschlossen. Das ist eine Art Grafikerin. Aber wie sich herausstellte, war das leider doch nichts für mich. Ich wollte nicht im Büro vor dem Computer enden, sondern irgendetwas mit meinen Händen machen und bauen. Zurück zu Ihrem Besuch in Hannover: Welchen Eindruck hatten Sie vom Wirtschaftsminister? Sander: Also der war während des gesamten Gesprächs total freundlich und locker. Und Sie? Sander: Na ja, vor allem die Kamera war unangenehm. Ich wusste nie, wohin ich gucken sollte. Zudem hatte ich Angst, beim Sprechen zu stammeln oder immer „Hmmm“ zu sagen. Was passierte eigentlich mit den Filmaufnahmen? Sander: Daraus wurde ein 5-Minuten-Kurzfilm. Er wurde Anfang Februar auf dem Workshop „Technik ist weiblich“ in Osnabrück gezeigt. Wie lange dauerte das Treffen? Sander: Alles in allem etwa eine Stunde. Aber das ging schnell vorbei. Zudem benötigte das Filmteam schon jede Menge Zeit mit der technischen Vorbereitung, also bis Kamera, Ton und Licht so weit waren, dass gedreht werden konnte. Und was gibt es sonst noch Besonderes zu berichten? Sander: Am Ende des Treffens habe ich dem Minister ein Geschenk überreicht: eine in unserer AzubiWerkstatt gefertigte Tischuhr. Vielen Dank für das Gespräch.

STAHL AZUBI-ECKE

Frühe Einsicht: Jungsein schützt vor Krankheit nicht

Neue Horizonte

GMHütte · Jugend und guter Wille reichen nicht aus, um gesund zu bleiben.

Drei Auszubildende der GMHütte hatten das große Glück, einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland zu absolvieren: Daniel Borgelt im Rahmen des Leonardo-da-VinciProgramms der Europäischen Union sechs Wochen bei der Firma Linak in Dänemark, Lukas Altevogt vier Wochen bei der ESCO Salt Company in den Niederlanden und Lisa Schulte – ebenfalls im Rahmen des Leonardo-da-VinciProgramms – drei Wochen in Eastbourne in England:

Man muss auch wissen, wie. Die Azubis des 2. Lehrjahres haben dazugelernt.

GMHütte · Auslandsaufenthalte sind anzuraten.

Daniel Borgelt, Linak, Dänemark Foto: Magnus Blömer

Foto: Peter Leimbrink

Muskelkater: Die Step-Aerobic-Übungen hatten es in sich und setzten den Azubis ganz schön zu.

W

ie ernähre ich mich richtig? Wie halte ich mich fit? Wie lebe ich gesund? Diese Fragen und mehr beantworteten die „Gesundheitstage“, die die BKK DER PARTNER für die Azubis (2. Lehrjahr) der GMHütte Ende November 2009 organisiert hatte. Schon zum Auftakt erwartete die Azubis ein reichliches, aber ebenso gesundes Frühstück mit Obst, Vollkornbrötchen, Müsli und unterschiedlichen Getränken. Danach ging es in medias res. Eine Studentin der Universität Osnabrück machte in Kurzvorträgen deutlich, was es heißt, sich gesund zu ernähren, wie man Stress vermeidet oder in stressigen Situation die Ruhe bewahrt, wie Alkohol und Nikotin die Gesundheit beeinträchtigen und welche Sportarten zu einem gesunden Leben beitragen können.

Natürlich gab es nicht nur Theoretisches, sondern auch viel Praktisches. Beispielsweise einen Lungenfunktionstest. Dabei konnten die Azubis selbst erproben, welches Lungenvolumen sie haben und was ihre Lungen leisten können. Wie es um das Idealgewicht steht, beantwortete ein BMI-Test (Body Mass Index), bei dem der Körperfettanteil gemessen wird. Und ein Rauchertest ergab Aufschlüsse darüber, welche Folgen Zigarettenkonsum mit sich bringt. Alles in allem absolvierten die Azubis damit einen kleinen Fitness-Check. Wichen die Ergebnisse von der Norm ab, händigte man den Azubis Informationsmaterial aus. Dort konnten sie nachlesen, wie sie ihre Werte optimieren oder wo sie sich beraten lassen können.

Zum Abschluss ging es für die fast 40 Azubis in die glückauf-Sporthalle. Angeleitet von einer Trainerin des SF Oesede standen FitnessÜbungen auf dem Programm. Und die hatten es in sich. Denn bei der Step-Aerobic-Gymnastik wurde jeder einzelne Muskel trainiert – sehr anstrengend, konditionsfördernd und gesund. Kein Wunder, dass dem einen oder anderen Azubi die Zunge aus dem Hals hing. Darüber hinaus gab es einen kleinen Einblick in das Sportangebot des SF Oesede. Am Ende war allen klar: „Gesundheitstage“ können kein gesundes Leben ersetzen, sondern nur (Denk-) Anstöße geben. Denn um gesund zu bleiben, muss man Tag für Tag daran arbeiten – mit Sport, gesunder Ernährung und klarem Kopf. Tobias Schoo

„Die Firma Linak stellt Linearantriebe her, die unter anderem in Krankenhausbetten und höhenverstellbaren Schreibtischen bzw. Werkbänken verbaut werden. Mein Arbeitsplatz war in der Instandhaltung der ‚Bearbeitung’, wo Gehäuse und Spindeln maschinell gefertigt werden. Dort wurde ich in Wartungs- und Reparaturarbeiten und in den Umbau einiger Maschinen mit einbezogen. Dazu gehörten neben elektrischen auch mechanische Arbeiten – was für mich aber kein Problem war. Mit den Mitarbeitern konnte ich mich auf Englisch und sogar auf Deutsch verständigen. Ich habe gelernt, selbstständiger zu arbeiten, weil ich bei kleineren Projekten vollkommen freie Hand hatte. Ich kann einen Auslandsaufenthalt nur empfehlen.“

Lukas Altevogt, ESCO, Niederlande „In den ersten zwei Wochen arbeitete ich bei den Elektrikern. Anfangs war ich für den Austausch von Leuchtstofflampen, später für das Umlegen von Zuleitungen für einen Roboter zuständig. Ich durfte auch

Werksfoto

einen S5-Programmierer bei seiner Arbeit unterstützen, da die Schaltpläne der Anlagen größtenteils auf Deutsch waren. Anschließend war ich zwei Wochen bei den Mechanikern. Hauptaufgabe war, alte Pumpen auszutauschen, zu reinigen, zu demontieren, Lager auszutauschen und die Pumpen wieder zusammenzusetzen. Im Großen und Ganzen habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Arbeitsklima war ein ganz anderes als auf der Hütte, und die holländische Mentalität ist auch nicht zu vergleichen mit der deutschen. Ich würde so ein Angebot jedem anderen empfehlen. Nur der Arbeitsweg – es waren 45 km pro Weg – war ein bisschen lang.“

Lisa Schulte, Charity-Shop, England „Wir waren insgesamt zehn Azubis. Unsere Gasteltern entpuppten sich als Glücksgriff, da unsere Zimmer super und teilweise sogar mit Meerblick waren. Der einwöchige Sprachkurs fand in einer kleinen, aber schönen Schule statt. Dort wurden wir von ,very British teachers‘ auf die englische Kultur und unser zweiwöchiges Praktikum vorbereitet. Beim Praktikum erlebten wir einen kleinen ,Kulturschock‘, denn wir verbrachten es in einem Keller, der zu einem der zahlreichen CharityShops in Eastbourne gehörte. Er stellte sich aber als guter Arbeitsplatz heraus. Unsere Arbeit war, dort Schaufenster zu dekorieren, Secondhand-Kleidung ein- und auszusortieren und zu verkaufen. Durch die Arbeit der Charity-Shops werden in England viele soziale Projekte unterstützt und finanziert. Die Zeit in Eastbourne wird uns als ein super Erlebnis und eine tolle Erfahrung in Erinnerung bleiben.“

Foto: Marcus Wolf

Abschluss ihrer Ausbildung erwartete 28 Azubis der GMHütte eine besondere Rückblick. Zum Lehrstunde: Auf Einladung des Museums Villa Stahmer erhielten sie Einblicke in die Geschichte der Stadt Georgsmarienhütte – und damit auch in die Vergangenheit des Stahlwerks. „Das Wissen über die Geschichte der Stadt, in der man lebt, und das Werk, in dem man arbeitet, halte ich für junge Menschen für besonders wichtig“, erklärte Museumsleiterin Inge Becher. „Zukunft braucht Herkunft. Nur wer seine Geschichte kennt, kann auch seine Zukunft positiv gestalten.“ Und Betriebsratsvorsitzender Wilfried Brandebusemeyer betonte: „Viele Kolleginnen und Kollegen stammen aus Familien, in denen bereits Vater und Großvater auf der Hütte gearbeitet haben. Die meisten wohnen maximal zehn Kilometer von der Hütte entfernt. Grund genug, einen Blick auf die Historie von Stadt und Werk zu werfen.“ Die Industriemechaniker Produktion und Instandhaltung, Mechatroniker, Elektroniker, Zerspanungsmechaniker und Werkstoffprüfer – hier mit Inge Becher (vorne), Wilfried Brandebusemeyer (links) und Ausbildungsleiter Christian Bloom (rechts) – erhielten zunächst ein befristetes Arbeitsverhältnis. Marcus Wolf

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Ausflug nach London (von links nach rechts): Lisa Mäscher (Stadtwerke OS), Carina Hoppe (RWE Osnabrück), Anna Albers (Stadtwerke OS), Lisa Elena Saure (Elster Kromschröder), Barbara Schaefer (RWE Osnabrück) und Lisa Schulte (GMHütte).

STAHL

„Unglück für die Gegend“ erwies sich als Glücksfall

hat es nach der Hannoverschen Landgemeindeordnung das alleinige Stimmrecht. Nun sind Werk und Gemeinde nicht nur untrennbar verbunden, sie sind eigentlich eins.

Wer mag schon auf einen Uhrmacher verzichten

Als 1856 das Eisenhüttenwerk auf Malberger Gemeindegrund gebaut wird, herrscht Chaos. Denn in die 400 Einwohner zählende Gemeinde Malbergen strömen zu Beginn der Bauarbeiten etwa 1.000 Handwerker – und in die umliegenden Gemeinden noch einmal 600 bis 800 Bergleute.

D

ie Einheimischen sind überhaupt nicht glücklich über König Georgs Idee, ausgerechnet hier die „vaterländische Industrie zu heben“ und Arbeitsplätze zu schaffen. Sie bezeichnen das Werk als „Unglück für die Gegend“. Und renitente Oeseder versuchen sogar, einen Schornstein umzuwerfen. Den aus dem Harz stammenden Fremden gewähren sie zwar Kost und Logis – aber nur zu völlig überzogenen Preisen. Denen bleibt nichts anderes übrig, als den Wucher zu akzeptieren, denn der Bau werkseigener Wohnungen verzögert sich. In Hannover hat man vergessen, den Ausbau der Arbeiterkolonie im Finanzplan einzukalkulieren. Lediglich eine Hauszeile auf dem Osterberg, auf Oeseder Gemeindegrund, wird in aller Eile hochgezogen. Als König Georg einen weiteren Zuschuss für den Aufbau des Werkes gewährt, kann auf der anderen Seite der Anlagen weitergebaut werden. Es entstehen 32 Häuser mit 98 Wohnungen. Dort finden die ersten Arbeitskräfte der Georgsmarienhütte eine Bleibe. Doch es kehrt keine Ruhe ein. Bei den Gemeindevorstehern von

Malbergen, Oesede, Kloster Oesede, Hasbergen, Hilter und Hagen gehen pausenlos Beschwerden ein. In Hagen bleibt die (evangelische) Leiche des Bergmanns Arndt über der Erde. Die Hagener weigern sich, ihn in katholisch geweihter Erde zu bestatten. Auch die Wegeund Wassernutzung führt zu Konflikten. Es werden Holzdiebstahl, Bettelei und Hausiererei gemeldet. In Malbergen kommt es zu Beschwerden über die Störung der Sonntagsruhe. Denn die Hochöfen dürfen nicht ausgehen und arbeiten bei Tag und bei Nacht und an allen Sonn- und Feiertagen – eine Zeiteinteilung, die bei der katholischen Landbevölkerung auf Unverständnis stößt. Ehemaliges Krankenhaus

Wer mag schon sitzen gebliebene Frauen heiraten Überhaupt: diese protestantischen Arbeiter! Dass sie über Land ziehen und Mädchen von den umliegenden Höfen zur Frau nehmen, die nicht erbberechtigt und daher sitzen geblieben sind, macht sie auch nicht beliebter. Menschen ohne Land, die nur von ihrer Hände Arbeit leben, traut man nicht zu, eine Familie zu ernähren.

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Alte Kolonie

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Das sehen die Gemeindevorsteher genauso. Sie erteilen den Arbeitssuchenden nur ungern das Wohnrecht. Der Verwaltungsrat des Werkes muss mehrfach einschreiten. Denn Arbeitskräfte werden in der Aufbauphase händeringend gesucht. Noch öfter verweigern sie aber Heiratswilligen den Trauschein, ohne den kein Paar die Ehe eingehen konnte. Zu groß ist die Sorge, sich Menschen in die Gemeinde zu holen, die später der Armenkasse zur Last fallen. Schließlich könnte eine Kündigung wegen Unpünktlichkeit, Trunksucht oder Arbeitsunfähigkeit hohe Kosten für die Gemeindekasse nach sich ziehen – Kosten, an denen sich das Werk nicht beteiligt. Die Angst der umliegenden Gemeinden ist nicht unbegründet und ihre finanzielle Belastung während der Gründungsphase nicht von der Hand zu weisen. Das Werk wirft nämlich während der Aufbauphase keinerlei Gewinne ab. Aber selbst wenn es schwarze Zahlen geschrieben hätte, es „lebt“ Mitte des 19. Jahrhunderts in einem wahren Steuerparadies. Da das Steuerrecht den Typ Industrieunternehmen noch nicht kennt, wird es nach Fläche veranlagt. So zahlt es bis zur Gemeindegründung 14 Reichstaler, 3  Groschen und 7  Pfennige pro Jahr. Dies entspricht dem Brotbedarf einer fünfköpfigen Familie im Monat. Als der Verwaltungsrat des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins am 10. Juli 1857 ein „Gehorsamstes Gesuch auf Bildung einer eigenen Gemeinde“ stellt, sind sich in der Sache alle einig: Um die zahlreichen Konflikte leichter lösen zu können, muss eine eigene Gemeinde her. Aber die Sache zieht sich hin. Ämter, Landdrostei, Gemeinden und das Werk legen ihr Interesse an der Gemeindebildung vor dem Innenministerium mehrfach dar. Aber nichts geschieht. Möglicherweise wartet man in Hannover auch nur ab, bis das Werk auf einigermaßen sicheren Füßen steht.

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Doch dann bringt ein Brief Bewegung in die Sache.

Wer mag schon „unzüchtigen Verkehr“ fördern Am 21. September 1859 schreibt der Iburger Schlossprediger Schmerfeld an das königliche Konsistorium, das die Gemeindebildung bearbeitet: „Unter den moralischen Uebelständen, welche bei den protestantischen Arbeitern des Georgs-Marien-Hütten- und Bergwerksvereins sichtbar hervorgetreten sind, ist die Unzucht eine der vorzüglichsten.“ Dahinter steckte Folgendes: Bekamen zwei von der zuständigen Gemeinde keinen Trauschein, weil die Gemeinde Angst hatte, dass Verdienst und Arbeitsfähigkeit des Arbeiters nicht ausreichten, um eine Familie zu ernähren, dann gingen die beiden eben eine außereheliche Verbindung ein. Das hieß: Sie trieben „unzüchtigen Verkehr“ und heirateten später, sobald die Gemeinde bereit war, den Trauschein auszustellen. Nicht selten traten Paare dann aber mit Nachwuchs vor Schmerfelds Traualtar. Der „moralische Uebelstand“ verlangte sofortige Abhilfe – und trieb die Sache voran: Entwürfe für ein Gemeindestatut wurden über Land geschickt, verbessert, ergänzt und schließlich verkündet. Am 1. Mai 1860 trat das Statut in Kraft. Nun hatte das Werk ein eigenes Industriedorf. Aber mit den steuerparadiesischen Zuständen war es vorbei. Steuerrechtlich wird es ab jetzt veranlagt wie ein „Gutsbezirk“. Das heißt, es hatte alle Pflichten und finanziellen Lasten der Gemeinde zu tragen. Die belaufen sich auf etwa 1.500 bis 1.800 Reichstaler, die direkt aus der Werkskasse beglichen wurden. An Einnahmen verzeichnet die junge Gemeinde etwa 90 Reichstaler aus der Hundesteuer und den Gebühren für den Tanzschein des Gastwirtes. Aber das Werk hatte auch alle Rechte. Da ihm Grund und Boden und bis auf zwei Privathäuser auch alle Immobilien gehören,

Der vergleichsweise (noch) kleine Ort entwickelt sich nach den Bedürfnissen des Werkes und seiner Arbeitnehmer. Zahlreiche Gewerbe werden zugelassen: zwei Ärzte, eine Apotheke, sieben Schankwirtschaften (zwei davon mit Bäckerei), vier Schneider, vier Schuster, zwei Anstreicher, ein Uhrmacher (für die Schichtarbeiter besonders wichtig), ein Maurermeister, ein Schlachter, ein Barbier, ein Sattler, zwei Bäcker, ein Holzhändler und ein Kaufmann. Viele Vereine werden gegründet. Sie kümmern sich vor allem um eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung der Menschen im Ort. Von diesen Vereinen existieren heute noch der TVG aus dem Jahre 1870, der Männergesangverein Liedertafel, der Orchesterverein von 1862 und der Verschönerungsverein. Das Schulwesen wird ausgebaut. Noch vor 1900 entsteht sogar ein Verein, der sich um Zusatzunterricht für Kinder kümmert, die auf eine weiterführende Schule gehen wollen. Aus diesem Verein entsteht 1914 die Mittelschule, aus der später die Realschule am Carl-Stahmer-Weg hervorgeht.

Wer mag schon auf einen Pastor verzichten Ein eigener evangelischer Pastor wird eingestellt, 1873 eine eigene Kirchengemeinde ins Leben gerufen. Die Beerdigungen muss nicht länger Hauptlehrer Brandt vornehmen. Der neue Pastor will natürlich auch eine neue Kirche. Sie wird 1878 geweiht. Der Knappschaftsarzt Dr. Wimmer sorgt 1872 für die Einrichtung eines kleinen Krankenhauses mit 18 Betten. Es ist heute das Diakoniekrankenhaus mit Spezialaufgaben im Suchtbereich. 1872 wird der Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt. Die beiden Teiche haben allerdings mehr als nur dekorative Funktion: Sie werden als Kühlwasserreservoir benutzt. Dass man sie auch als Karpfenzuchtbecken für das Restaurant im ebenfalls 1872 gebauten Gesellschaftshaus nutzen konnte, tut dem ursprünglichen Zweck keinen Abbruch. Um die Jahrhundertwende ist Georgsmarienhütte ein vitaler Ort mit einer gut funktionierenden Infrastruktur. Die Konflikte mit dem Umland lösen sich in dem Maße, wie das Werk Arbeitgeber auch für die einheimische Bevölkerung des verarmten Gebietes wird. Damit erlischt zunehmend das Interesse des Werkes an der Gemeinde. Als 1918 die Gemeindeordnung geändert wird, entlässt das Werk die Verwaltung in die Selbstständigkeit. Allerdings bleibt eine enge Verbindung bestehen, denn die Verwaltung bezieht als erstes Quartier ein werkseigenes Gebäude. Ob mit der Gründung der Gemeinde dem „moralischen Uebelstand“ ein Ende bereitet wurde, sei dahingestellt. Aber dass aus der kleinen Arbeiterkolonie heute eine Stadt mit fast 34.000 Einwohnern geworden ist, das steht fest. Inge Becher

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Sinnvolle Erweiterung Die Kooperation mit der Sophie-Scholl-Hauptschule wird um Grundschulen und einige Unternehmen erweitert. Damit wollen die Beteiligten den Schülerinnen und Schüler den Wechsel in die Hauptschule erleichtern.

Foto: Michael Münch

Besiegelten das Projekt mit großer Freude und ihrer Unterschrift: die Kooperationspartner und Förderer der Schul- und Unternehmenszusammenarbeit.

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m Schülerinnen und Schülern den Übergang von der Schule ins Berufsleben zu erleichtern, besteht bereits seit rund anderthalb Jahren die Kooperation zwischen der Sophie-Scholl-Schule Kloster Oesede und der GMHütte – ein Projekt, das die Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte bisher mit rund 50.000 Euro gefördert hat. Jetzt wurde das erfolgreiche Bildungsprojekt in zwei Richtungen erweitert: Zum einen schlossen Hauptschule und Stahlwerk eine Kooperationsvereinbarung mit den

regionalen Grundschulen; zum anderen beteiligen sich zukünftig neben der GMHütte auch andere Unternehmen an dem Projekt. So können die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt und die Aktivitäten ausgebaut werden. Es gibt gute Gründe, Grundschulen mit einzubeziehen: „Nicht nur der Wechsel ins Berufsleben, sondern auch in eine neue Schule ist für Schülerinnen und Schüler ein gewaltiger Schritt. Deshalb wollen wir den Übergang von der Grundschule zur Hauptschule erleichtern“, so

Schulleiterin Dr. Anne Ferié von der Sophie-Scholl-Schule. Zudem solle deutlich werden, dass die Hauptschule keine „Restschule“ sei. Und so kooperiert ihre Schule zukünftig mit der Dröperschule, der Freiherrvon-Stein-Schule, der Graf-LudolfSchule, der Grundschule Harderberg und der Michaelisschule. Eine Reihe flankierender Maßnahmen soll helfen, die Übergänge noch effektiver zu gestalten: Lehrerinnen und Lehrer der abgebenden und der aufnehmenden Schule hospitieren gegenseitig im Unterricht, Lerninhalte des 4. Schuljahres werden auf die Anforderungen des 5. Schuljahres abgestimmt, ElternInformationsabende und ein „Tag der offenen Tür“ sollen Viertklässlern und ihren Eltern Einblicke in die Hauptschule und Ganztagsschule geben, Entwicklungen der Schüler sollen für den Unterricht ausgewertet werden und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sollen Sozialkompetenz, Selbstbewusstsein, Lernund Arbeitshaltung der Jugendlichen stärken. Die bisherigen Erfahrungen der Stiftung zeigen: Eine enge Kooperation im Vorfeld der betrieblichen Ausbildung wirkt sich für alle Beteiligten positiv aus. Sie erleichtert den Schülerinnen und Schülern den Start in der neuen Schule und den Start ins Berufsleben. Marcus Wolf

Foto: vl

Freude bei der Stiftung Stahlwerk Club-Beitrag. Große Georgsmarienhütte. Als großzügiges Dankeschön für eine ausgedehnte und lehrreiche Werksführung für 47 Mitglieder des Osnabrücker Clubs übergab Dr. Fritz Brickwedde, Präsident des Clubs und Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, einen Scheck über 2.000 Euro. Der Osnabrücker Club ist der älteste Verein im über 1.200 Jahre alten Osnabrück. Ihm gehören alle wichtigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur der Region an. Hermann Cordes, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, dankte für die Spende. Sie wird für Förderschwerpunkte eingeplant, die darauf abzielen, die Vernachlässigung junger Menschen zu mildern, deren Bildung zu fördern und sie sozial stärker zu integrieren. Bei der Scheckübergabe (von links nach rechts): Dr. Henning Schliephake (Geschäftsführer Technik GMHütte), Hermann Cordes und Dr. Fritz Brickwedde. bmz

Videobotschaften aus Sibirien Die Globalisierung bringt die Menschheit näher – wirtschaftlich. Aber was wissen Jugendliche aus Osnabrück schon über Jugendliche aus Sibirien?

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ie Jugendliche mit ihrer globalen Umwelt verknüpfen? Dieser Frage widmet sich das Medienkunstprojekt „lokal-global: Die Lebenswelt der Jugendlichen“ des European Media Art Festivals. Unterstützt mit 4.000 Euro der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte, werden sich zwei Schulklassen miteinander austauschen: die Johannes-VinckeSchule in Belm und eine Schulklasse aus der sibirischen Stadt Murawlenko – und zwar per Video. Die Jugendlichen sollen selbst kurze Videofilme über sich und ihre Fähigkeiten drehen. Mit dabei sind die Lehrer/-innen Sonja Wielebinski, Marianne Hellmann, Bernd Sieker und Irina Schönfeld, die lange in Murawlenko tätig war. Sie wird den Schülern über den Ort berichten und für die Übersetzung sorgen. Ihr ist es auch zu verdanken, dass der Kontakt zu einer sibirischen Schule geknüpft werden konnte. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler an allen Projektphasen beteiligt sind. Über die Ausarbeitung der Filmideen, den Umsetzungsprozess und das Filmschneiden bestimmen sie selbst die Themen der Videobotschaft. Dabei werden sie darüber informiert, welche Dinge sie zu ihrem eigenen Schutz im Internet

beachten sollten. Dass die beiden Schulen nicht nur geografisch, sondern auch kulturell sehr weit voneinander entfernt sind, liegt ganz in der Absicht des Projektes. Denn Ziel ist, dass die Schüler/-innen interkulturelle Kompetenz erlernen. Für die Jugendlichen, die in einer immer stärker globalisierten Gesellschaft leben, wird es immer wichtiger, sich mit fremden Kulturen auseinanderzusetzen. So können sie ihre eigene Alltagskultur direkt mit der Alltagskultur Gleichaltriger vergleichen, die aus einem ganz

anderen Kulturkreis kommen. Nur dadurch lernt man, sich in andere hineinzuversetzen. Spannend wird sein zu erleben, was die unterschiedlichen Lebenswelten der Jugendliche verbindet oder trennt, was sie voneinander wissen (wollen) und was sie einander zu sagen haben. bmz Gedankenaustausch: Schüler/-innen der Johannes-Vincke-Schule in Belm dokumentieren per Video, wie sie leben und was ihnen wichtig ist.

Foto: Corinna Laumeyer

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Foto: vl

entspricht das Schullandheim MenTeam-Work. Endlich trup-Hagen den ökologischen und modernen Erfordernissen eines Hauses für Kinder und Jugendliche. Gelungen ist dies mit Hilfe der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte – sie hatte 50.000 Euro beigesteuert –, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU ), der Sparkassenstiftung, der Stadt Osnabrück, der Gemeinde Hagen a.T.W. und weiteren Förderern. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit der Bausubstanz wurden vier neue Räume mit Nasszellen geschaffen. Der Spitzboden beherbergt einen zusätzlichen Tagesraum, der Platz für Seminare, Workshops und Projektgruppen von Schulen bietet. Bei allen Arbeiten wurden umweltschonende und energiesparende Maßnahmen verwirklicht. Verglichen mit 2006 konnte der Jahresprimärenergiebedarf von 420 auf 120 kWh/m²a gesenkt werden – was einer Einsparung von 72 Prozent entspricht. Viele Arbeiten hatten Vereinsmitglieder und Freunde in Eigenleistung übernommen, was die Baukosten in Grenzen hielt. Zeigten sich nach der Ortsbesichtigung sehr zufrieden (von links nach rechts): Dr. Beate-Maria Zimmermann (Geschäftsführerin Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte), Wilhelm Steinkamp (Förderverein Schullandheim), Boris Pistorius (Oberbürgermeister Osnabrück), Dr. Fritz Brickwedde (DBU), Hermann Cordes (Vorsitzender Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte), Christel Pohlmann (Förderverein), Dieter Eickholt (Bürgermeister Hagen) und Johannes Heinrich Rahe (Sparkassenstiftung). pkm

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Sturmerprobter Steuermann GMHütte · Hans-Jürgen Reddehase geht von Bord: über 40 Jahre erfolgreiche Personalarbeit.

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ans-Jürgen Reddehase – gelernter Industriekaufmann – begann seine berufliche Laufbahn in der Stahlindustrie im Juli 1968 bei den Klöckner-Werken in Osnabrück. Bereits nach einem halben Jahr – am 1. Januar 1969 – wechselte er zur GMHütte und wurde hier nach drei Monaten als Lohnschreiber in die Personalabteilung für Lohnempfänger übernommen. Ab diesem Zeitpunkt, das heißt: Mit seinem Wechsel in den Personalbereich, hatte HJR dann die Tätigkeit gefunden, die ihm wie auf den Leib zugeschnitten war – und die er fortan bis zu seinem Ausscheiden ausübte: „Personaler für die Hütte“. 1973 wurde er zum Gruppenleiter in der Personalabteilung und im Juli 1984 zum Abteilungsleiter für die Personal- und Sozialabteilung ernannt. Im Oktober 1991 übernahm er zunächst kommissarisch die Leitung des gesamten Personalwesens, ehe er für diesen Bereich mit Wirkung vom 1. Januar 1992 zum Hauptabteilungsleiter berufen wurde. Als im Juli 2003 für die GMHütte und die GMH-Holding jeweils die Geschäftsführungen neu bestellt und der Arbeitsdirektor in Doppelfunktion für beide Gesellschaften zuständig wurde, kam weitere Verantwortung hinzu. Unter anderem war die Entlastung des Arbeitsdirektors vom „Personal-Tagesgeschäft“ vonnöten, das dadurch noch mehr von HJRs Handschrift mitgeprägt wurde. Um die „arbeitsdirektoralen“ Aufgaben effektiver wahrnehmen zu können, nahm er fortan auch an den turnusmäßig einmal pro Woche stattfindenden Geschäftsführungssitzungen teil. Ab 31. Januar 2010 genießt Hans-Jürgen Reddehase nunmehr die Ruhephase der Altersteilzeit. Damit ist ein „sturmerprobter Steuermann“ von Bord gegangen, der sich während seines gesamten Berufslebens engagiert für die Hütte eingesetzt hat. Seine geplanten Aktivitäten im Ruhestand: Reisen durch die weite Welt, mehr Zeit für Familie und Enkel, sportlichen Ausgleich beim Radfahren … glückauf wünscht alles Gute. hg Zeitzeugen – Hier einige Stimmen von Kollegen, die HansJürgen Reddehase auf seinem beruflichen Lebensweg begleitet haben:

Foto: Roman Mensing

Foto: pkm

Hans-Jürgen Reddehase

Peter van Hüllen Vorsitzender der Geschäftsführung der GMH-Holding: Hans-Jürgen Reddehase war lange Zeit der heimliche Arbeitsdirektor der Hütte. Er ist ein Urgestein der Hütte, der alle Krisen die letzten 40 Jahre mithalf zu bewältigen. Seine Kenntnisse über einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren so detailliert, dass ich immer wieder nur darüber staunen konnte. Hans-Jürgen Reddehase ist ein Freund klarer Worte, auch wenn es mir nicht immer passte. Er war einer der wenigen Mitstreiter, die auch heftige Auseinandersetzungen mit dem Gesellschafter nicht scheuten. Einen besseren Personalkollegen habe ich mir in meiner Zeit als Betriebschef und auch danach als Geschäftsführer nicht wünschen können. Meistens

Foto: Axel Zajaczek

wusste er mehr als ich, da seine Antenne für den „Hüttenfunk“ wohl besser als meine war.

Harald Schartau Arbeitsdirektor GMH-Holding: Klare Kante, aufrechter Gang, bloß kein langes Brimborium. Hans-Jürgen Reddehase verabschiedet sich so in den wohlverdienten Ruhestand, wie wir ihn in seiner aktiven Zeit erlebt haben. Er war der Mann für alle Fälle im Personalbereich. In über 40 Jahren Arbeit für die Georgsmarienhütte hat er maßgeblich daran mitgewirkt, der Personalarbeit Ziel und Richtung zu geben. In seinen Anfangszeiten stand zunächst die Aufbauarbeit im Vordergrund. Dazu gehört auch, dass die Personalverwaltung reibungslos und effizient funktioniert. Nicht nur diese Aufgabe hat er hervor-

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ragend gemeistert. Es ist ihm viel mehr gelungen: Er hat auch eine Unternehmenskultur gelebt, die in der Montanindustrie eine gute Tradition hat. Mitbestimmung ist für Hans-Jürgen Reddehase keine leere Worthülse. Mitbestimmung heißt: gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern im Betrieb und im Aufsichtsrat nach zukunftsfähigen Lösungen zu suchen – in guten wie in schlechten Zeiten. Der fundamentale Wandel in der Georgsmarienhütte ist wegen und nicht trotz der Mitbestimmung sozialverträglich bewältigt worden. Hans-Jürgen Reddehase hat vieles in Bewegung gebracht, weil er die Durchsetzungskraft hatte, Stillstand und Beharrung zu überwinden. Mit klaren Worten und wenn nötig auch mit der gebotenen Deutlichkeit. Der Wille und die Fähigkeit zu konstruktiven Lösungen ist allerdings nicht mit einem Kuschelkurs zu verwechseln. In Unternehmen, die über eine partnerschaftliche Kultur verfügen, in der die Mitbestimmung als Chance gesehen und deshalb auch innerlich akzeptiert wird, sind die Möglichkeiten, auch Konflikte auf Augenhöhe auszutragen, einfach besser eingespielt. Hans-Jürgen Reddehase hat sich darauf bestens verstanden und ist damit auch Vorbild für die nachfolgende Generation von Personalverantwortlichen geworden. Der Neustart der Hütte ist auch deshalb gelungen, weil Management, Betriebsräte und Belegschaft eng kooperiert haben – und zwar ohne unterschiedliche Interessen unter den Teppich zu kehren. Am Ende stand ein glaubwürdiges Konzept, dessen Umsetzung von allen, auch von den Personalverantwortlichen, Kreativität und höchsten Einsatz abverlangte. Viele alte Zöpfe waren abzuschneiden und ein neues Wir-Gefühl zu entwickeln. Führungskraft zeigen und zugleich den Menschen Orientierung in Zeiten der Unsicherheit geben, das zeichnet Hans-Jürgen Reddehase aus. Er ist dabei bescheiden geblieben, eine ehrliche Haut. Verlässlich, pragmatisch und mit Bodenhaftung hat er personalpolitische Spuren hinterlassen. Sein Beitrag, eine beteiligungsorientierte, mitarbeiterbezogene Arbeitsorganisation aufzubauen, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Wir haben allen Grund, ihm für seine großartige Arbeit zum Wohle der Georgsmarienhütte zu danken.

Von links nach rechts: Peter van Hüllen Harald Schartau Wilfried Brandebusemeyer Hermann Cordes Roger Meurer

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Wilfried Brandebusemeyer Betriebsratsvorsitzender: Kollege Jürgen Reddehase war immer erster Ansprechpartner des Betriebsrates – der heimliche Arbeitsdirektor. • Ein Mensch mit sehr gutem Namensgedächtnis. • Hart, aber fair in den Verhandlungen. Ein Mann, ein Wort – es brauchte nicht immer die Schriftform zu sein. • Der Mitarbeiter beziehungsweise die Mitarbeiterin stand stets im Mittelpunkt. • Sozial eingestellter Mensch – Mitbestimmung war ihm sehr wichtig. Fazit: Für den Betriebsrat der Georgsmarienhütte geht ein Personalleiter in den verdienten Ruhestand, der immer gemeinsam mit dem Betriebsrat nach Lösungen gesucht hat. Vielen Dank und für die Zukunft alles Gute!

Hermann Cordes Ehemaliger Arbeitsdirektor und langjähriger Wegbegleiter: Personalwesen Georgsmarienhütte, das war über 40 Jahre auch Jürgen Reddehase. Jürgen Reddehase hat das Personalwesen in dieser Zeit ganz wesentlich geprägt. Über 30 Jahre lang hat er aus meiner Sicht in hervorragender Weise in verschiedenen Positionen Führungsverantwortung übernommen. Jürgen Reddehase steht für Selbstdisziplin, Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen und Einsatzwillen. Er hat sich in dieser Zeit nie und durch niemanden verbiegen lassen. Die Zusammenarbeit mit Jürgen Reddehase war für mich stets angenehm, intensiv und zielführend. Ich freue mich auf gemeinsame Stunden im „Unruhestand“.

Roger Meurer Personalleiter GMHütte: HJR hat nicht allein die GMHütte, sondern in den vier Jahren unserer Zusammenarbeit auch mich persönlich geprägt. Seine offene, ehrliche und gradlinige Art, verbunden mit großem Einsatz, hat mich beeindruckt und den richtigen „Hütten-Weg“ beschrieben. Immer in Hans-Jürgens Blick: Das Interesse der Hütte als Ganzes und die Mitarbeiter als Menschen. Dafür nochmals herzlichen Dank!

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Foto: Axel Zajaczek

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Hauben bekommen in Bous eine geklebt

SB · Neuer Ansatz zur Blockkopfisolierung: Statt mit Riegelketten und Schussnägeln zu hantieren, arbeitet das Stahlwerk mit geklebten Hauben.

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as Stahlwerk Bous fertigt eine Vielzahl von Blockformaten. Dazu werden Kokillen im steigenden Guss mit Flüssigstahl gefüllt. Wenn der Werkstoff erstarrt, schrumpft er um ein bestimmtes Maß. Dabei kann sich ein Hohlraum bilden. Das rührt daher, dass die Blockoberfläche bereits erstarrt ist, während im Inneren des Blocks die Schrumpfung durch die Erstarrung erst beginnt. Durch das Wasserdeckeln bzw. Blockkopfisolieren wird die Form und Lage des Hohlraums, genannt Lunker, wesentlich beeinflusst. Vor allem Schmiedekunden benötigen einen gut isolierten Blockkopf, damit der entstehende Lunker mit flüssigem Stahl ausgefüllt wird und möglichst viel vom Block als gutes Material verwendet werden kann. Bisher wurden zu diesem Zweck Riegelketten mit Hilfe von Schussnägeln in den Kokillen bzw. Aufsatzringen befestigt – was mit vielen Nachteilen verbunden war: • Die Riegelketten mussten beim Einbau teilweise mit einer Kreissäge zurechtgeschnitten werden. • Die Schussapparate waren wegen der benötigten Munition und ihrer Reparaturanfälligkeit kostenintensiv. • Die Reste der Hauben mussten aufwendig von den Blockköpfen entfernt werden, da sie das Feuerfestmaterial der Aufwärmöfen beim Kunden angreifen. • Die Befestigungsnägel mussten per Hand aus den Kokillen entfernt werden. • Die Riegelketten waren zudem empfindlich gegenüber mechanischer Belastung (Kokillenhandling) und nahmen Feuchtigkeit auf. Was tun? Temperaturfestes Fasermaterial wäre eine ideale Alternative gewesen – war aber lange Zeit gesundheitsschädlich. Das hat sich inzwischen geändert. Jetzt gibt es Fasern, die biolöslich und damit gesundheitsunbedenklich sind. Die daraus hergestellten Matten hat das Stahlwerk Bous versuchsweise eingesetzt. Die Matten werden einfach mit einem Klebstoff in den sauberen Kokillen befestigt. Die geklebten Hauben haben viele Vorteile. Beispielsweise ist der Zuschnitt auf die Kokille denkbar einfach – ein Messer reicht aus. Zu diesem Zweck wurde ein stahlwerksgerechter „Tapeziertisch“ gebaut, auf dem Halterungen für die verschiedenen Arbeitshilfen angebracht wurden. Durch die einfache Anwendung ist der Verschnitt deutlich geringer, da Reststücke ebenfalls verwendet werden können. Die Anzahl der benötigten Mattenformate wurde auf nur drei reduziert, was logistische Vorteile birgt. Weiterer Vorteil: Das neue Haubenmaterial zerfällt beim Strippen der Kokillen. Dadurch entfällt die Reinigung der Blockköpfe. Die Nagelgeräte müssen nicht mehr repariert und die Nägel nicht mehr aus den Kokillen entfernt werden. Da die geklebten Hauben einen halb so großen Wärmeleit-Koeffizienten haben wie die Riegelketten, fällt die Isolierwirkung deutlich besser aus. Zudem sind die Matten spaltfrei verlegt – ganz im Gegensatz zu den Riegelketten. Denn die haben aufgrund ihrer mechanischen Eigenschaften Spalten für das Verlegen in Rundkokillen, die wie Kältebrücken wirken. Nach einer kurzen Testphase hat das Stahlwerk Bous die geklebten Hauben in die normale Produktion übernommen. Die Vorteile im Werk und die Kundenrückmeldungen sind derart überzeugend, dass alle Blockkopfisolierungen – bis auf einige Sonderformate – mit Klebehauben gelöst werden. Vom ersten Versuch bis zur Produktionseinführung vergingen fünf Monate. Dr. Arne Treppschuh Vorher und nachher: Die Blöcke mit „eingefallenem“ Kopf und seitlichen Stahlstegen wurden mit Riegelketten isoliert (Foto oben). Der optisch saubere Block mit sehr flacher Ausbildung des Lunkers mit den neuen Klebehauben (großes Foto).

Am Safety Day steht allein die Sicherheit im Mittelpunkt ESB · Bereits zum zweiten Mal hat die ESB für ihre gesamte Belegschaft einen „Tag der Sicherheit“ organisiert. An diesem Tag bleibt die Arbeit außen vor.

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er Safety Day ist ein besonderer Tag, denn am Safety Day nimmt das Thema Sicherheit einen Ehrenplatz ein. Schließlich ist die Engineering Steel Belgium (ESB) ein Stahlwerk, in dem überall und allzeit Gefahren lauern. Die eigene Sicherheit und die Sicherheit der Kollegen sind äußerst wichtig. Und so konnte sich jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter einen Tag lang ohne Stress und ohne Arbeitsdruck unterschiedlichen Sicherheitsthemen widmen, Neues lernen, alte Kenntnisse auffrischen und sich darüber mit Kollegen austauschen. Die Belegschaft wurde in acht Gruppen nach Berufen eingeteilt. Jede Gruppe nahm nacheinander an „Schulungs-Workshops“ teil, die über die ganze Fabrik verteilt waren. Jeweilige Dauer: ungefähr eine Dreiviertelstunde. Die Workshops waren in erster Linie praktisch ausgerichtet, will sagen: Es gab nur ein Minimum an Theorie. Was an Informationen vermittelt wurde, sollte bei Übungen sofort umgesetzt werden. Dieses Jahr hatte man folgende Themenschwerpunkte: Lastenanschlag, Sauerstoffschneiden, Persönliche Schutzausrüstung, Beförderung, Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Verletzungen (Wiederholung) und Verbandskasten-Check. Während die eine Hälfte des Personals an den Workshops teilnahm, machte jeweils die andere Hälfte bei einer intern organisierten Evakuierungsübung mit. Hauptziel dieser Übung war, beim Evakuieren Schwachstellen im Evakuierungsplan und bei den Rettungshelfern aufzudecken und abschließend bessere Lösungen zu finden.

Foto: Bernard Marcin

Erste Hilfe mit dem Defibrillator: ein ESB-Mitarbeiter in Aktion.

Sobald das Warnsignal (Sirene des Ofens) ertönte, ordneten die Meister an, das Werk zu verlassen. Die Belegschaft musste sich zu den beiden Sammelpunkten begeben, wo ihre Vollständigkeit überprüft wurde. Parallel dazu wurde ein Unfall mit einer Opferpuppe simuliert. Die geschulten Rettungshelfer benutzten bei der Erste-Hilfe-Übung einen automatischen Defibrillator, den ESB Anfang 2009 angeschafft hatte. Der Gebrauch des Defibrillators ist übrigens sehr einfach. Das Gerät spricht und teilt dem Nutzer mit, was er zu tun hat: Als Erstes muss er die Elektroden des Defibrillators auf der Brust des Opfers befestigen. Der Defibrillator analysiert automatisch, ob eine Defibrillation geboten ist oder nicht. Wenn nicht, löst das Gerät keinen Stromstoß aus. Es gibt daher keinerlei Gefahr – weder für den Benutzer, etwas falsch zu machen, noch für das Opfer, falsch behandelt zu werden.

Lastenanschlag Täglich werden in den verschiedenen Bereichen des Werkes zahlreiche Lasten angehoben. Deshalb musste unter der Anleitung von Ausbildern mit einer Steuerbirne die Kranbrücke bedient werden. Bei diesen Übungen ging es um die Grundregeln für eine gute Befestigung von Lasten, um Schwerpunkt und Einhaltung von Hebewinkeln, um Gurte, Kabel und andere Hilfsmittel und wie man sie so wenig wie möglich belastet.

Sauerstoffschneiden Ein Ingenieur eines Zulieferers demonstrierte, welche Gefahren im Allgemeinen lauern, wenn man mit Sauerstoff hantiert. Zum Beispiel beim Sauerstoffschneiden. Jean-Claude Gosset und Philippe Rots, zwei erfahrene ESB-Mitarbeiter, führten dieses Verfahren vor. Freiwillige durften ebenfalls die Sauerstofflanze bedienen, um Bloomstücke zu zerschneiden. Dabei wurde darauf hingewiesen, welche persönliche Schutzausrüstung für diese Arbeit angemessen ist.

Persönliche Schutzausrüstung (PSA)

Fotos: Dr. Arne Treppschuh

ESB stellt zahlreiche Schutzausrüstungen, aber die Belegschaft kennt sie nicht immer gut. In der Tat kommt es bei ESB zum großen Teil zu Arbeitsunfällen, weil keine PSA verwendet oder die PSA falsch benutzt wird. Augenverletzungen zum Beispiel machten 2009

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Am Ende des Tages trafen sich alle Beteiligten in der „train à fil“ genannten Halle. Dort hatten die Organisatoren der Evakuierungsübung die Gelegenheit, den Ablauf zu kommentieren, Positives hervorzuheben und verbesserungswürdige Aspekte anzusprechen. Dank der Übung können jetzt Evakuierungsplan und Personalschulung verbessert werden. Alle Teilnehmer mussten zwecks Einschätzung am Ende des „Safety Day“ noch einen Fragebogen ausfüllen. Daraus ging hervor: Für 83 Prozent der Mitarbeiter war dieser Tag ein Gewinn. Der größte Teil fand den Tag zudem interessant und die Themen dem Betriebsalltag angemessen. Am Ende war aber auch klar: Sicherheit ist mehr als der Safety Day. Sicherheit ist eine Geisteshaltung bzw. Verhaltensdisposition, die jederzeit „aktiviert“ sein muss. Michel Baillet

allein schon 37 Prozent der Unfälle aus. Deshalb präsentierte ein Zulieferer die komplette SicherheitsProduktpalette. Dabei erläuterte er für jede Schutzausrüstung die empfohlene Verwendung. Jetzt weiß jeder Mitarbeiter, dass es bei ESB selbst für besondere Aufgaben eine passende Schutzausrüstung gibt, die im Magazin erhältlich ist.

Manuelle Beförderung von Lasten Zunächst wurde erklärt, wie die Wirbelsäule aufgebaut ist und welchen Belastungen sie beim Anheben von Lasten ausgesetzt ist. Danach kam der praktische Teil. Der Ausbilder übte mit den Teilnehmern, wie man Lasten korrekt hochhebt, trägt und absetzt. Besprochen wurde: Was passiert, wenn man dabei Fehler macht? Welche Verletzungen können entstehen? Der Ausbilder gab zudem Tipps, um zu Hause und bei der Arbeit beim Heben Verletzungen zu vermeiden.

Erste-Hilfe-Maßnahmen Ein Rettungsausbilder rief den Teilnehmern in Erinnerung, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen gefragt sind, wenn es zu einem Unfall kommt. Außerdem führte er vor, wie die einzelnen Bestandteile des Verbandskastens verwendet werden. Den Schwerpunkt setzte er dabei auf die Versorgung von Brandwunden nach Verbrennungen, die bei ESB zu den größten UnfallRisiken zählen.

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15 Monate im Orkan S

tanden in den Jahren 2004 bis 2008 die Erhöhung der Maßnahmen war nur bedingt erfolgreich, da es für einen Kapazitäten und die Flexibilität zur Versorgung des laufend Absturz von mehr als 50 Prozent bei Menge und Umsatz kein steigenden Kundenbedarfs mit allen Mitteln im Vordergrund, wirksames Mittel gibt, wenn man an die geordnete Fortfühso musste ab Oktober 2008 kurzfristig umgedacht werden. rung des Unternehmens denkt. Waren bis dahin neben Investitionen vor allem die Erhöhung Trotz der hohen Investitionsausgaben im Jahre 2009, die des Personalstandes, das Ausreizen der Schichten, Überstunvor allem das im Frühjahr 2008 beschlossene Ausbauproden und die Ausbildung zur Kapazitätserhöhung und die gesigramm des Walzwerkes betrafen, ist es durch den konsecherte Beschaffung von Rohmaterial auf der Tagesordnung, so quenten Bestandsabbau und die Absicherung der Kreditlinien musste ab dem 4. Quartal 2008 rasch umgedacht und reagiert gelungen, die Liquidität zu sichern. werden. Wir mussten Auftragsstornierungen und massive AbZum einen erfolgte eine Verringerung des Working Capisatzeinbrüche bewältigen. tals von rund 11,5 Mio. auf 3,0 Mio. Euro Die sich abzeichnende massive Konjunk– was überwiegend auf den Abbau der turkrise erfasste in Folge alle Produkt- und Vorräte zurückzuführen ist. Zum anderen Marktsegmente, in denen Stahl Judenburg erhöhten sich die Sachanlagen durch die tätig ist. Beginnend mit dem Bereich Investitionstätigkeit. Die Eigenkapitalquo„Nutzfahrzeug“ folgten die Bereiche „Pkw“ te konnte aber trotzdem über 50 Prozent und „Werkzeugstahl“. Im 1. Quartal 2009 gehalten werden. zeichnete sich dann auch ein Rückgang im Der Einbruch der Umsatzrendite resulBereich „Hydraulik“ ab. tiert vor allem aus dem Umsatzrückgang Der starke Einbruch des Absatzes erforaufgrund der Wirtschaftslage und der sinderte massive Maßnahmen im Fertigungskenden Produktions- und Absatzmengen. bereich. Es wurden die im zweiten Halbjahr Zusätzlich mussten wegen der sinkenden 2007 eingeführten neuen FertigungsweiSchrottzuschläge und der zu erwartenden sen (Schichtmodelle) sowohl im Walzwerk sinkenden Vormaterialpreise Abwertungen als auch im Blankbetrieb und in der Wärdurchgeführt werden. Trotz dieser dramamebehandlung zurückgenommen und tischen Situation wurde in Abstimmung die Schichten deutlich reduziert. Auf der mit Holdingvorstand und Aufsichtsrat an Walzstraße haben wir wieder die 5-Tageder eingeschlagenen Strategie in Juden8-Stunden-Schicht eingeführt. Im Wärmeburg und der Stahlverarbeitungsgruppe behandlungsbereich, im Blankbetrieb und festgehalten. Werksfoto in der Kolbenstangenfertigung wurden die Wir haben das Nutzwasserkonzept Geschäftsführer Ewald Thaller Schichten drastisch zurückgenommen und weitergeführt und die Kiesfilteranlage die Fertigung dem niedrigen Niveau angebestellt. Sie wird im 1. Halbjahr 2010 passt. geliefert und installiert. Damit kann das Überstundenstopp, Abbau von Zeitguthaben, Urlaub und Projekt abgeschlossen werden. Die im November 2008 gelieReduktion von Leihpersonal waren die ersten Maßnahmen. ferte automatische Richtanlage wurde im Blankbetrieb im Dann kamen erste einvernehmliche Auflösungen von DienstFebruar 2009 in Betrieb genommen. verhältnissen und Pensionierungen. Mit Zunahme der AusDie Erneuerung des Walzwerkes wurde mit der Investition wirkungen der Wirtschaftskrise mussten im 1. Quartal 2009 in einen neuen Hubherdofen und eine neue Knüppeltrennzusätzliche Maßnahmen eingeleitet werden. Im Wesentlichen anlage weitergeführt. Mitte des Jahres konnte diese Investition waren dies die Bildungskarenz und die Kurzarbeit, die das in Betrieb genommen werden und läuft seither ohne nennensUnternehmen im Zeitraum vom 1. März 2009 bis zum werte Probleme. Damit wurde ein sehr wesentlicher Beitrag 30. Dezember 2009 durchgeführt hat. Die sehr gute Zusamzur Sicherung des Walzwerkes und damit der Stahl Judenburg menarbeit zwischen Geschäftsführung, Belegschaftsvertretung geleistet. und Arbeitsmarktservice war für die Bewältigung dieser AufIm Mai 2009 fand die Fusion von Umformtechnik Bäuerle gaben von höchster Bedeutung. GmbH und Franz Maier Mechanische Werkstätte GmbH zur Obwohl die Zeichen der Krise bei Stahl Judenburg bereits Metallverarbeitung Ostalb GmbH (MVO) statt. In diesem zu Beginn des 4. Quartals 2008 erkennbar waren, konnte zu Zusammenhang wurden zwei Schleiflinien zur Herstellung diesem Zeitpunkt nicht abgeschätzt werden, wie lange und von präzisionsgeschliffenen Zahnstangenrohlingen für den wie intensiv sich diese auf das Unternehmen auswirken wird. Lenkungsbau nach Judenburg in die Kolbenstangenhalle überIntensität und Dauer waren größer und länger als angenomstellt. Sie haben dort Mitte 2009 den Betrieb aufgenommen. men. Die massive Gegensteuerung mit unterschiedlichen Im März ist die Entscheidung für die Ablöse des fast 20 Jahre

alten Produktions- und Auftragssystems JUPIS gefallen. Es wurde durch die SAP-Module SD und PP ersetzt. Zum 1. Januar 2010 ging das System nach umfassender Projektarbeit produktiv. Bereits Mitte 2009 zeichnete sich eine Bodenbildung beim Auftragseingang ab. Seit dem 4. Quartal 2009 ist wieder ein Aufwärtstrend festzustellen. Aufgrund der reduzierten Kapazitäten und des steigenden Kundenbedarfs wurde Ende 2009 die Kurzarbeit vorzeitig beendet. Ziel für 2010 ist es, auf die Volatilität des Marktes (kurzfristige Auftragseingänge) rasch reagieren und eventuell entstehende Produktionslücken ausgleichen zu können. Darum wurde im Januar 2010 die Arbeitszeitflexibilisierung im Rahmen der erweiterten Bandbreite eingeführt. Die Umstellung des Auftrags- und Produktionssystems JUPIS auf SAP wird weiter umgesetzt und die Performance erhöht. Im Bereich Forschung und Entwicklung wird 2010 schwerpunktmäßig an einem speziellen System des thermomechanischen Walzens gearbeitet und die Forschungsanlage installiert. Der vorhandene Finanzierungsrahmen und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Firmen der Stahlverarbeitungsgruppe sollten es ermöglichen, die noch anhaltende Krise zu überstehen. Neben der forcierten Projektarbeit im Rahmen der Marktbearbeitung wurde durch die Fusion von Umformtechnik Bäuerle und F. Maier zur MVO die Basis für einen noch schlagkräftigeren Partner der Stahl Judenburg gelegt. Damit ergeben sich für MVO und Stahl Judenburg zusätzliche Marktchancen. Sorge bereitet die entstehende Preis-Kosten-Schere aufgrund der Marktentwicklung einerseits und der Rohstoffpreisentwicklung andererseits. Weiter ist fraglich, ob wir derzeit mit einer dauerhaften oder nur temporären Erholung der Konjunktur konfrontiert sind. Rückblickend auf die letzen 18 Monate gibt es eine Fülle von Erfahrungen und Erkenntnissen. Von der Geschwindigkeit und der Größenordnung des wirtschaftlichen Einbruches wurden wir ziemlich überrascht, die Flexibilität in der Größenordnung von etwa 20 – 25 Prozent war dafür zu gering. Der Einbruch gepaart mit der Finanzkrise führte zu großen Problemen im Rahmen der außenstehenden Forderungen. Hier zeigte sich der Vorteil eines hocheffizienten Forderungsmanagements und des Informationsaustauschs innerhalb der Gruppe. Durch die Stärkung der Unternehmen in guten Jahren konnte aber dieser Tsunami einigermaßen gut überstanden werden. Überhaupt war die Zusammenarbeit innerhalb des Bereiches – aber auch mit der Holding insgesamt – geprägt durch raschen Informationsfluss, Offenheit und Vertrauen sowie hohe Professionalität und Souveränität im Umgang mit dieser Krise.

Sparen mit Köpfchen und System STJ · Angewandte Optimierung: Assessment soll Energiemanagement noch effektiver machen. INTERVIEW Energie sparsam einzusetzen, ist für Unternehmen doppelt bedeutsam: aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen. Und weil der Produktionsfaktor „Energie“ so bedeutsam ist, soll er mit einem Energiemanagement gesteuert werden: Es legt Abläufe, Verantwortlichkeiten, Strukturen und Mittel zum effizienten und effektiven Einsatz von Energieträgern fest. Es optimiert ständig das AufwandNutzen-Verhältnis (Verbesserung des spezifischen Energiebedarfs je Produkteinheit). Und es setzt kurz-, mittel- und langfristige Ziele hinsichtlich Art und Menge der eingesetzten Energien und der verwendeten Technologien. Die Stahl Judenburg geht dabei neue Wege, wie Thomas Krenn (Leitung Managementsysteme) weiß:

glückauf: Die Stahl Judenburg hat ein sogenanntes EnergiemanagementAssessment durchgeführt. Was muss man sich darunter vorstellen? Thomas Krenn: Bei dem Assessment ging es darum, unser Energiemanagement zu optimieren. Wir haben es im Übrigen zusammen mit dem Lehrstuhl für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften der Montanuniversität Leoben durchgeführt. Wie sind Sie dabei vorgegangen? Krenn: Das Projekt verlief in drei Phasen. Phase eins umfasste die Projektvorbereitung und die Erhebung der Ist-Situation. Dafür stellte uns die Uni einen Fragebogen zur Verfügung, mit dem wir unser energetisches Unternehmensprofil erstellen sollten. Wir haben ihn zunächst der spezifischen Situation des Standortes Judenburg angepasst. Dann organisierten wir einen Workshop. Vertreten waren Standortverwaltung, Beschaffung,

Controlling, Produktion, Instandhaltung und Personalwesen. Gemeinsam beurteilten wir die Ist-Situation und identifizierten mögliche Umsetzungshemmnisse. In der zweiten Phase organisierten wir einen weiteren Workshop …

ben wir festgelegt, bis wann eine Maßnahme umgesetzt werden soll und wer dafür verantwortlich ist.

… mit den gleichen Teilnehmern? Krenn: … mit den gleichen Teilnehmern. Sie erarbeiteten gemeinsam einen Soll-Zustand für unser Energiemanagement, das heißt: Für alle Aspekte jeder Managementdimension wurde der ideale Soll-Wert diskutiert und festgelegt – und wie man ihn erreichen will. Dann folgte in einem weiteren Arbeitskreis die Maßnahmenkonsolidierung …

Welche Maßnahmen stehen an? Krenn: Zunächst haben wir zweierlei eingerichtet: einen operativen Energiemanager und einen Planungsausschuss für strategische Energieplanung – was wir beides mit dem vorhandenen Personal abdecken. Der Energiemanager soll die Energieplanung koordinieren, Energieziele wie zum Beispiel spezifische Verbräuche, Medienströme etc. festlegen, den Planungsausschuss organisieren und koordinieren sowie sich um die Maßnahmenumsetzung kümmern.

… also die Bewertung der Ziele und Vorschläge. Krenn: Wir haben die Maßnahmen hinsichtlich ihrer Kosten, ihres Nutzens, ihrer Umsetzungsdauer und ihrer Amortisationszeit beurteilt und ausgewählt. Zudem ha-

Und wer sitzt im Planungsausschuss? Krenn: Geschäftsführung, Mitarbeiter des Energieeinkaufs und der Energieverteilung, Produktion, Standortverwaltung und Instandhaltung. Der Ausschuss stellt die strategische Koordination der

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Ewald Thaller

Energieplanung sicher – von der strategischen Beschaffung und Verteilung bis hin zur Verifizierung konkreter Projekte zur Energieeinsparung und Optimierung aller Medienströme. Was passierte im dritten Workshop? Krenn: Da stand die Produktion im Fokus, unser größter Energieverbraucher. Im Workshop saßen Abteilungsleiter der verschiedenen Produktionsbereiche, deren Instandhalter und Vertreter der Medienverteilung. Das Ergebnis: Bei unserem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess setzen wir den Schwerpunkt „Energiesparen“, und wir werden Mitarbeiter im effizienten Umgang mit Energie schulen. Zeitgleich haben wir zusammen mit der Montanuniversität eine Diplomarbeit ausgeschrieben. Thema: Erfassung und Auswertung unserer Medienströme. Gab es auch schnelle Ergebnisse? Krenn: Wir haben bereits Steuerung bzw. Einschaltdauer der Kompressoren zur Drucklufterzeugung optimiert. Das Einsparungspotenzial liegt bei etwa 15.000 Euro pro Jahr. Vielen Dank für das Gespräch.

STAHL

Offizieller Aufstieg in die Königsklasse

Fundierte Informationen und erstaunte Gesichter

STJ · Vorausgegangen war eine Prüfung auf Herz

MA · Vertreter von VDEh-Mitgliedsunternehmen diskutierten

und Nieren. Jetzt sind die Judenburger weltweiter

zwei Tage lang aktuelle Themen des Fachausschusses in Troisdorf.

Zulieferer des Volkswagen-Konzerns.

D

ie kürzlich aufgebauten (Präzisions-) Schleiflinien in der neuen Kolbenstangenhalle der Stahl Judenburg (siehe glückauf 4/2009) laufen auf Hochtouren. Produziert werden dort Präzisionswellen als Halbfabrikat für Zahnstangen der neuesten Generation der Elektrolenkung. Abnehmer sind die Volkswagen AG und die INA Schaeffler AG (A-Lieferant). Die jährliche Produktionskapazität der Fertigungslinien liegt bei etwa zwei Millionen angearbeiteten Zahnstangen. Nicht nur diese Stückzahl zu erreichen, ist für die Mitarbeiter eine große Herausforderung. Auch die Direktlieferung an die Kunden erfordert eine perfekte logistische Abwicklung.

Schwarz auf weiß: Die Urkunde beweist, dass Stahl Judenburg auf sehr hohem Niveau arbeitet.

Natürlich muss sich auch Stahl Judenburg einem Prozess-Audit ihrer Kunden stellen, um ihre Prozess- und Qualitätsfähigkeiten nachzuweisen. Dies ist Voraussetzung, um überhaupt die präzisionsgeschliffenen und mechanisch angearbeiteten Zahnstangen liefern zu dürfen. Das Audit der INA Schaeffler AG hatte man bereits erfolgreich absolviert. Im August letzten Jahres stand ein Prozess-Audit des VWKonzerns auf dem Programm. Zwei Tage lang ließen die Judenburger ihre gesamten Prozesse durchleuchten, um die Formel-Q-Fähigkeit zu erlangen. Die Messlatte hing hoch: Erfüllt werden mussten Anforderungen an die Fertigungs-, Qualitäts-, Umwelt- und Managementprozesse, die Volkswagen als weltweiter Garant für Prozessund Qualitätskonzern auch an sich selbst stellt. Doch dank hausinternem Qualitätsmanagement und stabiler systematischer Abläufe konnte Stahl Judenburg das Audit mit Bravour bestehen. Das Unternehmen erfüllt das FormelQ-Fähigkeitszertifikat zu 94 Prozent und darf nun weltweit Volkswagen beliefern. Beeindruckt war der Auditor vor allem von den hausinternen Qualitätsansprüchen und Anlagen sowie der Motivation und dem Qualitätsbewusstsein der Mitarbeiter. Fazit: Das neue und die bereits bestehenden Zertifikate (ISO 9001, TS 16949, ISO 14001) beweisen, dass die Kunden auf einen kompetenten Zulieferer vertrauen können. Dr. Jürgen Feyerl

Einer guten Tradition folgend lud Mannstaedt als Gastgeber am Abend zu einem „Fachschaftsabend“ ein. Dieser fand im Bürgerhaus Troisdorf bei einem Rheinischen Buffet statt. Dabei bot sich auch Gelegenheit, persönliche Kontakte zu vertiefen und das lokale obergärige Bier zu testen. Am zweiten Sitzungstag genossen die Teilnehmer bei einer ausgiebigen Werksbesichtigung eine detaillierte technische Vorstellung der Mannstaedt-Walzstraßen. Die große Zahl verschiedenster Geometrien und Kundenapplikationen von warmgewalzten Profilen, die Mannstaedt zu bieten hat, ist weltweit einmalig – und verursachte bei vielen Teilnehmern erstaunte Gesichter. Der beeindruckende Rundgang sorgte beim Abschiedssnack für reichlich positiven Gesprächsstoff.

Foto: Bernd Krist

Vor der Mannstaedt-Hauptverwaltung (von links nach rechts): VDEh-Vertreter Tilo Reichert mit den Mannstaedt-Mitarbeitern Andreas Falck und Tobias Lademacher. Beide hatten das VDEh-Treffen organisiert.

D

er Unterausschuss „Halbzeug und Profile“ des VDEh (Verein Deutscher Eisenhüttenleute) lädt seine Mitglieder halbjährlich zu einer Fachausschusssitzung ein. Zuletzt traf man sich Anfang November 2009 zu einem zweitägigen Fachaustausch bei Mannstaedt – und verzeichnete eine zahlreiche und rege Teilnahme. Am ersten Tag wurden abgeschlossene Forschungsprojekte des BFI (Betriebsforschungsinstituts des VDEh ) vorgetragen und diskutiert. Dabei ging es um „Effektive Walzenkühlung“ und „Einsatz effektiver Kühlschmierstoffe zur Standzeiterhöhung von Profilwalzen“.

Danach stellt die SMS GmbH das Mittelstahlwalzwerk vor, das man 2008 bei Steel Dynamics (USA) in Betrieb genommen hatte. Im Fokus standen die Vorteile der neuesten Compact-Stands-Gerüste und das sogenannte „roll kissing“ (erhöhte Anstellgenauigkeit). Eine weitere, sehr emotional geführte Diskussion löste das Thema „Neue Norm für die Sicherheitsanforderungen bei der Produktion von Langprodukten“ aus. Das Thema soll bei der Hoesch Schwerter Profile GmbH im Herbst 2010 zu Ende diskutiert werden – praxisbezogen am Beispiel der neuen Walzgerüste des Unternehmens.

Andreas Falck und Tobias Lademacher

Was ist eigentlich … der VD Eh? Der Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) will die technische, technisch-wissenschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit von Ingenieuren bei der Weiterentwicklung der Stahltechnologie und des Werkstoffs Stahl fördern. Mitgliedsunternehmen sind alle namhaften deutschen und österreichischen Stahlhersteller, Walzwerke und Lieferanten von Walzwerkstechnik. Ziel der Sitzungen ist neben der Behandlung von fachlichen Themen auch der Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen.

Optimal gerüstet für die nächsten Rüstprozesse MA · „Rationalisieren, was möglich ist!“ – Diese Maxime ist ständiger Begleiter jedes Unternehmens, das in der globalen Welt überleben will.

W

enn Spezialprofile auf den Walzstraßen von Mannstaedt gewalzt werden sollen, müssen in den benachbarten Umbauwerkstätten jeweils fünf Walzgerüste umgebaut werden. Das bedeutet für die Mitarbeiter: alle profilbezogenen Werkzeuge wie Walzen, Einführer, Abstreifer und Ausführer des gewalzten Profils demontieren und die gleichen Teile für ein neues Profil sorgfältig einbauen, montieren und ausrichten. Damit Mannstaedt auch kleinere Losgrößen kostendeckend produzieren kann, ist vor allem eins erforderlich: den Zeitaufwand für diesen Rüstprozess so gering wie möglich zu halten. Die Frage war

nur: Welche Mittel und Wege bieten sich dazu an? Ein Team aus Kollegen der Bereiche Produktion, Instandhaltung und Werkzeugbau nahm sich der Frage an. Sie hatten sich bereits im Rahmen des „Mannstaedt-Verbesserungs-Programms“ (MVP) dem Ziel verschrieben, in den Umbauwerkstätten beider Walzstraßen Zeitfresser aufzuspüren – und wenn möglich durch geeignete Maßnahmen auszuschalten. Ausgangspunkt war eine ausführliche Dokumentation des Ist-Zustandes. Dabei wurde jeder Handgriff jedes Mitarbeiters der Umbaumannschaft akribisch erfasst. Auch die Transporte aller

Teile mit verschiedenen Kranen und Staplern wurden aufgezeichnet – inklusive aller Wege, die dabei durch die Werkshallen zurückgelegt werden mussten. Jetzt hatte man die erforderliche Grundlage erarbeitet. In den darauf folgenden Workshops wurden die aufgezeichneten Arbeitsschritte und Wege analysiert. Dabei ergaben sich eine Vielzahl von Ideen, wie man zukünftig beim Umrüsten Zeit sparen oder auch Arbeitsschritte eliminieren oder verlagern könnte. Diese Ideen wurden in kleineren Teams ausgearbeitet und bewertet. Das Ergebnis war eine Sammlung von konkreten kleinen und gro-

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Foto: Marcel Grooters

Den Zeitfressern auf der Spur: Georgios Chatzikonstantinidis (links) und Frank Ufer auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten.

ßen Maßnahmen – von der Schaffung zusätzlicher Ablageflächen für Werkzeuge über Umkonstruktionen der Walztische bis hin zur Beschaffung zusätzlicher Säulenschwenkkrane, um Parallelarbeiten zu ermöglichen. Als Nächstes wird Mannstaedt die besten Maßnahmen umsetzen.

Doch damit nicht genug: Danach sollen in angemessenem Abstand weitere Workshops dieser Art folgen. Schließlich wollen die Mitarbeiter auch zukünftig dem Mannstaedt-Verbesserungs-Programm gerecht werden. Dr. Franz-Dieter Philipp

STAHL

100 Jahre heißes Eisen an der Sieg

AZUBI-ECKE

MA · Eine Neuerscheinung erzählt die spannende Entwicklung Mannstaedts bis zum Jahre 1923. Eine Fortsetzung bis heute ist in Vorbereitung.

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atthias Dederichs ichs ist der Geiber der Stadt schichtsschreiber n war er präTroisdorf. Insofern destiniert, die spannende nnende Gegen Mannschichte der heutigen inem Buch staedt GmbH in einem n. Es kam zusammenzufassen. im vergangenen Dezember rkt. auf den Büchermarkt. hte Buch und Geschichte m beginnen mit einem Mann, der auszog, um mit viel Mut, Selbstbewusstsein und gesundem Ehrgeiz am Siegbogen eine Eisenhütte zu bauen: Johann Wilhelm Windgassen. 265 Seiten später weiß man, was die ehemalige Eisenhütte mit der Zuckerfabrik Pfeiffer und Langen aus Köln zu tun hatte. Außerer dem wird dem Leser der Namensgeber Louis Mannstaedt cht. etwas näher gebracht. Seite für Seite wird dem Leser deutlich, wie sich die Produktion auf dem ndert Werksgelände verändert

hat – aber auch, wie sich Mannstaedt für das Wohl seiner Belegschaft einsetzte. Am Ende des Geschichtsabschnittes gibt es einen kurzen Anriss

über die Übernahme durch Peter Klöckne Klöckner im Jahre 1923. Im Folgeband w will Matthias Dederichs ausführlicher über die Klöckner-Ära führlich berichte berichten: vom Zweiten Weltkrieg über die ereignisreiche Zeit danach bis in d die heutigen Tage. Matthias Dederichs wurde 1927 Matt in Trois Troisdorf-Spich geboren. Als Zeitzeuge h hat er einen großen Teil der Entwick Entwicklung des Troisdorfer Unternehmen nehmens, aber auch der einschneidenden Ereignisse der deutschen Geschic Geschichte miterlebt. Sein leidenschaftli schaftliches Interesse an Stadt- und Heimatgeschichte wurde bereits Heimat im Alter Alte von 13 Jahren geweckt. Se Seitdem hat er schon viele Schriften und Bücher über die verschiedensten historischen Themen der Region verfasst. Nach seiner Amtszeit als Beigeordneter der Stadt Troisdorf war er Mitgründer des Heimat- und G Geschichtsvereins und arbeit beitet noch heute einige Stunden d die Woche ehrenamtlich im Stadtar Stadtarchiv.

Foto: Monika Hansen

Matthias Dederichs: Der 82-Jährige mit der jugendlichen Ausstrahlung präsentiert sein jüngstes Werk: die Geschichte der Mannstaedt GmbH.

MA · Wie man selbst in der Krise Chancen beim Schopf packt. as Wort „Krise“ setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen: Das eine Zeichen bedeutet „Gefahr“ und das andere „Gelegenheit“ oder auch „Chance“. Dass diese Bedeutungs-Interpretationen keine reinen Wortspielereien, sondern durchaus brauchbar für die Praxis sind, zeigte sich bei Mannstaedt in Troisdorf. Denn in der Tat bieten sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten immer wieder Chancen, Wege aus der Krise zu finden. Man muss sie nur am Schopf zu packen wissen. So befassten sich Meister und

Investition in Wissen bringt noch Azubi-Award. „Eine immer die besten Zinsen“, wusste schon Benjamin Franklin. Elena Weber, die derzeit eine duale Ausbildung (Studium „Industriemanagement“ plus Ausbildung zur Industriekauffrau) bei Mannstaedt absolviert, ist ein gutes Beispiel dafür. Als beste Auszubildende der GMH-Gruppe im Bereich Stahlerzeugung schloss sie den Ausbildungsteil zur Industriekauffrau mit der Traumnote „sehr gut“ ab. Als erste Verzinsung durfte sie auf der letzten Betriebsversammlung von Geschäftsführer Dieter Wilden den begehrten „Azubi-Award“ der GMHGruppe entgegennehmen. Belohnt wurde sie zudem mit einem Wochenendtrip nach München. Ute Pellenz

Monika Hansen

Das Beste herausholen D

Foto: Dieter Bergmann

Schichtverantwortliche unter Mithilfe eines externen Trainers sehr erfolgreich mit der Frage, wie man die reine Produktionszeit der KGMWalzstraße signifikant erhöhen könne. Eingedenk der Zielsetzung „Heute walzen, morgen richten, übermorgen versenden“ entwickelten die Teil-

nehmer sehr vielschichtige, äußerst pragmatische Lösungsansätze. Bei der Präsentation ihrer Ergebnisse ließen sich neben Geschäftsführer Dieter Wilden auch der Leiter Produktion und die Betriebsleitung von diesen Vorschlägen überzeugen. Fazit: höher, schneller, weiter – da geht noch was! Ute Pellenz

Foto: Monika Hansen

Gemeinschaftsgefühl innerhalb der GMHTeamgeist. Das Gruppe hautnah erleben – diese Möglichkeit hatten Morten Barfels (links) und Sebastian Thron, zwei hoch engagierte Mannstaedt-Azubis (Werkstoffprüfer). Sie absolvierten im November 2009 bei der GMHütte ein eigens für sie konzipiertes mehrtägiges Ausbildungsund Unterweisungsprogramm in Sachen Werkstofftechnik. Neben einer Besichtigung standen Blaubruchproben, das Arbeiten mit dem Rasterelektronenmikroskop und ein Blick über den Tellerrand auf dem Programm. Nicht zu vergessen: die „Völkerverständigung“ zwischen Rheinländern und Niedersachsen. Mit vielen tollen Eindrücken und einem gigantisch guten Gemeinschaftsgefühl kamen die beiden zurück: „Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen!“ – und das eben nicht nur auf fachlicher Ebene. Ihre Erkenntnis: Gemeinschaftsgefühl kommt nicht von selbst, es muss gehegt und gepflegt werden. Ute Pellenz

PERSONALIA

Betriebsjubiläen, 1. Quartal 2010 Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren den Jubilaren und sagen Dank für die langjährige Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für die Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.

Georgsmarienhütte GmbH 25 Jahre: Hans-Joachim Buss (Finalbetrieb), Andreas Balzerowski (Walzwerk), Martin Töffling (Stahlwerk), Ramazan Togan (Finalbetrieb) und Norbert Wallenhorst (Stahlwerk) 35 Jahre: Leo Nöhring (Finalbetrieb), Helmut Lamkemeyer (Finalbetrieb), Heinrich Schnieders (Finalbetrieb) und Herbert Schlag (Stahlwerk)

Stahlwerk Bous GmbH 45 Jahre: Wolfgang Schemel (Labor) und Franz Winter (Stahlwerk/ Nebenbetriebe)

Mannstaedt GmbH Foto: gettyimages/Simon Bruty

Foto: Monika Hansen

Usain Bolt hat vorexerziert, wie man Erfolge gestisch für jedermann sichtbar kommuniziert. Die Mannstaedt-Projektmitglieder traten zumindest in dieser Hinsicht in die Fußstapfen des dreifachen Olympiasiegers und Weltrekordhalters über 100 m und 200 m (von links nach rechts): Georgios Chatzikonstantinidis, René Sistig, José Palma und Günther Schoof freuen sich über die Ergebnisse. Nicht auf dem Foto: die Projektmitglieder Bernd Andersen und Miguel Fernandez.

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25 Jahre: Ioannis Christoforidis (Service & Versand) 35 Jahre: Gerd Düvelmeyer (Informationstechnologie) und Rainer Schmitz (Walzwerk)

Heinrich Geissler GmbH 25 Jahre: Werner Fischer und Erol Sener

SCHMIEDE

Schmiedetechnik: Schmiedewerke/Elektrostahlwerke Gröditz GmbH · Gröditzer Kurbelwelle Wildau GmbH · Gröditzer Werkzeugstahl Burg GmbH · Energietechnik Essen GmbH · Schmiedag GmbH & Co. KG · Wildauer Schmiedewerke GmbH & Co. KG Bahntechnik: Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH · Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH · Bahntechnik Brand-Erbisdorf GmbH

Besucherzahlen lassen keine Krisenstimmung aufkommen SWG/GWB · Auch wenn viele Unternehmen direkt und spürbar von der Krise betroffen sind – wenn die Teilnahme an Messen ein verlässlicher Konjunkturbarometer wäre, müsste es bald wieder kräftig aufwärts gehen.

Foto: Walter Grimm

Blickfang: Stoßfänger des Porsche Panamera, in Gröditzer Werkzeugstahl geformt.

D

ie Schmiedewerke Gröditz ( S W G ) und die Gröditzer Werkzeugstahl Burg (GWB ) präsentierten sich in den vergangenen Monaten gleich auf zwei Messen mit einem Gemeinschaftsstand: auf der EuroMold in Frankfurt und der EUROGUSS in Nürnberg.

EuroMold: Positiver Auftritt Die EuroMold ist die weltweit größte Messe für den Werkzeugund Formenbau. Ausgerechnet im Krisenjahr 2009 erlebte sie einen

unerwarteten Besucheransturm. Annähernd 60.000 Fachbesucher aus 86 Ländern waren in der ersten Dezemberwoche nach Frankfurt gekommen. Mit im Gepäck hatten sie ihre Neugier auf neu entwickelte Technologien, mit denen immer anspruchsvollere Bauteile aus Kunststoff hergestellt werden können. Messe-Schwerpunkt war die „Automobilindustrie“. Ihrer stark gewachsenen Marktstellung angemessen, präsentierten sich SWG und GWB auf ihrem bislang größten Messestand

– zentral und auffällig in der Haupthalle 8.0. Der attraktive Stand war mit zwei Großexponaten bestückt: einem schwarzen Porsche Panamera und einem 3-Dvorbearbeiteten Schmiedeblock für eine PkwInstrumententafel. Beide Exponate waren vielfach bestaunte Eyecatcher. Und sie symbolisierten eindrucksvoll die Kernkompetenz der GMH -Werkstoffspezialisten, die sich als Stahlpartner für den Großformenbau profilieren konnten. So haben die Gröditzer beispielsweise den Werkzeugstahl für den großen Stoßfänger des neuen Porsche Panamera geliefert. Dieser aussagekräftige Leistungsbeweis stieß bei den Besuchern auf viel Anerkennung. Die Standbesetzung aus Gröditz, Burg und Willich hatte zu den Hauptbesuchszeiten alle Hände voll zu tun. Trotz des Besucheransturms haben sie es geschafft, einen nachhaltig positiven Messeauftritt zu absolvieren. Dazu trugen nicht nur die kompetente Beratung, sondern auch guter Service am Stand und Gastfreundschaft bei. Man hat es zudem geschafft, auf dem Markt für den Großformenbau Präsenz

Foto: Walter Grimm

Talkrunde: Gröditzer Werkzeugstahl war auch in Nürnberg Hauptgesprächsthema.

zu zeigen, seinen internationalen Bekanntheitsgrad auszuweiten und Werkstoffkompetenz zu demonstrieren. Wieder einmal hat sich die EuroMold für den Werkzeugstahl aus Gröditz als wichtigste Fachmesse erwiesen. Deshalb wird man auch dieses Jahr dabei sein – und hoffentlich wieder Exponate präsentieren können, die ein erfolgreiches Geschäftsjahr widerspiegeln.

EUROGUSS: Gelungene Premiere Zur größten europäischen Fachmesse rund um LeichtmetallDruckguss-Erzeugnisse traf sich die Fachwelt vom 19. bis 21. Januar in Nürnberg. Unter den 364 Ausstellern der im Zweijahresrhythmus stattfindenden Veranstaltung waren erstmals auch die Gröditzer Werkzeugstahl Burg und die Schmiedewerke Gröditz. Sie präsentierten sich auf einem Gemeinschaftsstand mit Fachberatern aus

Gröditz, Burg und Willich. Die Kundschaft aus Formenbau und Druckguss-Industrie hatte vor allem eins im Blick: hochwertigen, umgeschmolzenen Werkzeugstahl für Gießwerkzeuge und vorvergütete Stähle für Formenrahmen. Der größte Markt für den überwiegend aus Aluminium bestehenden Druckguss ist die Automobilindustrie. Die durchgängige Forderung, leichtere Autos zu bauen, gibt der Branche wieder verstärkt Aufwind – was auch die gestiegene Zahl der Messebesucher widerspiegelte. Der erste Messeauftritt war für SWG und GWB eine gelungene Premiere. Er hat dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, Kundenkontakte zu stärken und neue Geschäftsbeziehungen erfolgreich anzubahnen. Deshalb wird man sicherlich auch 2012 als bedeutender Stahlpartner der Druckguss-Industrie auf der EUROGUSS präsent sein. Walter Grimm

Endlich Industriemeister SWG/ESG · Durchhaltevermögen und Energie Im September 2007 war bei den Schmiedewerken/Elektrostahlwerken Gröditz ein Auswahlverfahren zur Ausbildung zum Industriemeister Metall angelaufen. 30 Mitarbeiter hatten ihr Interesse bekundet, 19 begannen schließlich im Oktober mit der berufsbegleitenden Ausbildung. Wie es ihnen dabei ergangen ist, schildert Ronny Gute: Erster Prüfstein war die im Dezember 2007 abgelegte Ausbildereignungsprüfung. Dabei wurde den Meisterschülern schon einiges an Prüfungsmut abverlangt. Umso erfreulicher: Alle Teilnehmer konn-

ten nachweisen, dass sie zum Ausbilder befähigt sind. Nun begann die Basisqualifikation. Die Prüfung, die man sechs Monate später bei der Industrieund Handelskammer Dresden ablegen musste, warf allerdings von Anfang an ihre Schatten voraus. Das kann man verstehen, wenn man bedenkt, dass so mancher Kollege seit der Lehrzeit keine Schulbank mehr gedrückt hatte. Im Juni 2008 nahmen 18 Teilnehmer erfolgreich auch diese Hürde. An zwei Prüfungstagen mussten sie ihr Können unter Beweis stellen. Im August 2008 folgte dann der letzte Abschnitt der Ausbildung.

Emsig bereiteten sich alle Teilnehmer auf die Abschlussprüfung vor. Während dieser Zeit wurde unter anderem ein eigenes Tabellenbuch (spezielle Formelsammlung) mit viel Fleiß erarbeitet. Mit einem dreitägigen Prüfungsmarathon beendeten 17 Meisterschüler den Meisterlehrgang – und das mit einem beachtlichen Klassendurchschnitt: Prädikat „gut“. Die gemeinsame Zeit des intensiven Lernens schweißte uns zu einem Superteam zusammen. Dazu haben sowohl unsere Lerngemeinschaften als auch einige gemeinsame Kegelabende beigetragen.

Foto: Axel Kaminski

24. Januar fand das 11. Knappes Finish. Am Benefizschwimmen zum Erhalt

Foto: Kerstin Gute

Die neuen Industriemeister (von links nach rechts): Thomas Winkler, Enrico Zanetti, Reik Mönner, Thomas Schneider, Lutz Zimmermann, Stefan Schoof, Thomas Jacobi, Doreen Hausmann, Thomas Börner, Stefan Kreher, Mirko Bierbaum, Ronny Gute, Marco Thielemann, Ralco Voigt, Rico Sibilitz und Peter Schade (nicht auf dem Foto wegen Krankheit: Knut Grafe).

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der Gröditzer Schwimmhalle statt. Unter dem Motto „Gröditz schwimmt für Demokratie und Vielfalt“ wetteiferten 23 Staffeln um Preise und Medaillen. Dabei wurde bereits zum vierten Mal auch der Wanderpokal für Firmenmannschaften vergeben. Nachdem die Mannschaft der Schmiedewerke Gröditz diesen Pokal dreimal in Folge erschwommen hatte, musste sie sich diesmal knapp der Mannschaft der Schwimmhalle geschlagen geben. So kamen Frank Kotscha (Betriebsrat), Franziska Jahn (Auszubildende), Felix Pötsch (Auszubildender) und Uwe Jahn (Betriebsrat) als Zweite ins Ziel – ganz knapp vor der Mannschaft der Salzgitter Mannesmann Rohr GmbH Sachsen. Neben der Freude über diese Platzierung machte sich auch Zufriedenheit breit, etwas für den Erhalt der Schwimmhalle getan zu haben, die für Gröditz überaus wichtig ist. Der Erlös von über 700 Euro kommt wie in den Vorjahren deren Unterhaltung zugute. Unterstützt wurde der Wettkampf zudem mit Geld- und Sachspenden von einer Vielzahl Gröditzer Unternehmen. Uwe Jahn

SCH M I EDE 16

Gesundheitsinitiative auf höchstem Niveau

Werksfoto

ETE · Wie können kleine und mittelständische Unternehmen die Arbeitsfähigkeit ihrer älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig sichern? Die ETE profitiert von einem breit angelegten Projekt.

Arrbe A beitsf sfäh sf hig i ke k itt Arbeitsorgaanisa sat sa ation on & FFührun run ung un

sich sechs der Antworten ergaben erg man sich Handlungsfelder, denen d zukünftig widmen will: individuberufeller Gesundheitsstatus, Gesundheitss Arbeitsorgaliche Kompetenz, A Arbeitsplatzsichernisation, Arbeitsp Arbeitsplatzergonomie heit, Arbeitsplatz und Betriebsklima. Aber was kann man in den Handlungsfeldern einzelnen Hand Arbeitsfähigkeit zu tun, um die Arbeit fördern? Welche Maßnahmen bieten sich an? Wer kann sie umsetzen? Wie W schätzen Mitarbeiter/-innen die Mitarb Handlungsfeld ein? das Handl Maßnahme hat Welche M Priorität? Was oberste P will man ma kurz-, mittellangfristig erreiund la chen? Die Ergebnisse dieser Überlegungen diese wurden in Aktionswurd und Zeitplänen un festgehalten. fes In einem nächsten Treffen hat st d der Steuerungskreis erarbeitet, k was beim Topw 1-Thema „Individueller Gesundheitsstatus“ zu tun ist. Hier waren auch eine Reihe von AnalyseErgebnissen sehr hilfreich, die bereits vorlagen. Die Ergebnisse dieser Sitzung sind in den Gesundh heitstag eingefl flossen (siehe: Ge Gesundheitstag). Als Nächstes hat

Berufliche Kompe om te omp tenz e en

Begriff Arbeitsfähigkeit entwickeln. Einer klassischen Definition nach ruht die Arbeitsfähigkeit auf vier Säulen: individueller Gesundheit – Arbeitsinhalten und Arbeitsumgebung – be ruflicherr Kompetenz – Arrbeitsorganisation on und Führung. Über die Fragestellung llung „Was beeinflusst st die Arbeitsfähigkeitt jedes Einzelnen bei der er ETE?“ wurde geprüft, inwieweit diese vier Aspekte te sich auf die Arbeitsfähigkeit keit der Belegschaft auswirken. irken. Hier gebnisse eiflossen auch Ergebnisse ner vorausgegangenen ngenen Mitarbeiterbefragung ng ein. Nach d Sortierung Auswertung und

Arbeitsinhal a t & -umg -um ebun unng

er die Arbeitsfähigkeit seiner Mitarbeiter sichern will, benötigt kompetente Partner. Da man bereits beim betrieblichen Gesundheitsmanagement gut zusammengearbeitet hatte, beschlossen Energietechnik Essen (ETE ) und ktpBKK , bei diesem Projekt ebenfalls zu kooperieren. Mit im Boot war noch ein bewährter Partner der ktpBKK: die Team Gesundheit GmbH. Im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW hatte man bereits vereinbart, wie das Projekt grundsätzlich ablaufen sollte (siehe: Zum Hintergrund). Jetzt ging es darum, das Projekt inhaltlich vorzubereiten und an die ETE anzupassen. Thematisiert und diskutiert wurde dies von einem Steuerungskreis. Von Unternehmensseite nahmen die Geschäftsführer, der Betriebsrat, die Personalabteilung, die Fachkraft für Arbeitssicherheit und die Arbeitsmedizinerin teil. Für die ktpBKK brachte sich die stellvertretende Abteilungsleiterin für Gesundheitsförderung ein. Zunächst musste der Kreis ein gemeinsames Verständnis für den

Individuelle Ges Gesundh undheit eit

W

man vor, eine Arbeits-SituationsAnalyse durchzuführen. Hier spielen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Arbeitsbereiches die Hauptrolle. Angeleitet von einem Moderator der Team Gesundheit GmbH werden sie versuchen he-

Was ist eigentlich ... der ES F ? Der ESF ist der Europäische Sozialfonds und einer der Strukturfonds der Europäischen Union. Er dient dazu, die Beschäftigung in der EU zu fördern, und steht den Mitgliedsstaaten zur Seite, wenn es darum geht, Europas Arbeitskräfte und Unternehmen für die neuen und globalen Herausforderungen zu rüsten.

und die ktpB KK? Die ktpBKK ist der Zusammenschluss der BKK Krupp Thyssen Partner und der KarstadtQuelle BKK . Das ktp im Namen stammt aus Krupp Thyssen Partner.

Links: die vier Säulen der Arbeitsfähigkeit. Oben: Was beeinflusst die Arbeitsfähigkeit bei der ETE?

rauszufinden, welche betrieblichen Faktoren (zum Beispiel Lärm, Klima, körperliche Belastungen) die Gesundheit eines Mitarbeiters negativ beeinflussen – und was man tun könnte, um diese negativen Faktoren zu entschärfen. Im nächsten Schritt werden diese Verbesserungsvorschläge im Arbeitskreis Gesundheit diskutiert. Der Arbeitskreis legt zudem fest, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen, um die Arbeitsfähigkeit nachhaltig zu sichern. (Hier sollen auch bestehende Ansätze zum Beispiel zum demografischen Wandel oder zur Arbeitssicherheitsstrategie mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement synergistisch verzahnt werden.) Noch bleibt viel zu tun. Aber eins steht schon jetzt fest: Von einer verbesserten Gesundheit und erhöhten Arbeitsfähigkeit werden Belegschaft, Unternehmen und Krankenkasse gleichermaßen profitieren. Carsten Gräf (Team Gesundheit GmbH) und Barbara Pöhlmann (ktpBKK )

Foto: Photodisc

Zum Hintergrund „Integration der Arbeitsfähigkeitsberatung für KMU in bestehende Beratungsstrukturen “ – so lautet der etwas rätselhafte Titel des Projektes, das vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW und vom Europäischen Sozialfonds (ESF-Mittel) gefördert wird. Zentrale Frage dabei ist: Wie können Unternehmen die Arbeitsfähigkeit ihrer älteren Arbeitnehmern sichern? In Kooperation mit Krankenkassen und Potenzialberatern wird eine neue Beratungsform entwickelt, die auf Kleinunternehmen und mittelständische Unternehmen übertragen werden soll. Praktisch geht es darum, zwei Dinge zusammenzuführen: Beratungsansätze der Krankenkasse aus dem Bereich der Gesundheitsförderung und die vom Land bereits geförderte Potenzialberatung (bei der geht es darum, Unternehmen und Beschäftigte bei der Sicherung und dem Ausbau von Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zu nehunterstützen). Mit der ktpBKK (und deren Trägerunternehndheit men), der Energietechnik Essen GmbH, der Team Gesundheit GmbH und dem BKK Landesverband NRW beteiligen sich gleich vier Essener Einrichtungen bzw. Unternehmen an dem Projekt. arinen, Siehe dazu auch ein Interview mit Professor Juhani Ilmarinen, einem Vorreiter der Arbeitsfähigkeits-Forschung, unter en.html. www.arbeitnehmerkammer.de/politik/interview-ilmarinen.html.

Der ETE-Gesundheitstag Projekta Projektauftakt bei der Energietechnik Essen war ein Gesundheitstag. Auswertungen der ktpBKK hatten gezeigt: Ein Schwachpunkt der Belegschaft ist die „Rückengesundheit“. Aber auch andere Gesundheitsaspekte wollte man thematisieren. Und nachdem man die Belegschaft bei einer turnusmäßigen heitsasp Betriebsve Betriebsversammlung darüber informiert hatte, konnte es losgehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Produ Produktion und Verwaltung stürmten geradezu die extra für diesen Zweck hergerichteten Räumlichkeiten. Zuerst wurden Blutdruck-, Zucker- und Cholesterinwerte bestimmt, danach die Kraft der Rücken- un und Bauchmuskulatur ermittelt. Wenn irgendwelche Werte von der Norm abwichen, nahmen die Trainer die Abweichungen zum Anlass, um mit den entsprechenden Testpersonen Beratungsgespräche zu fführen. Körperf Die Körperfettmessung (Body-Mass-Index) führte direkt in die Kantine, die ebenfalls in den Gesundheitstag ein eingebunden war. Dort hatte man ein spezielles Aktionsessen zubereitet, das man gezielt weiterentwick terentwickeln will. Zudem hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gelegenheit, an sogenannten „motiviere „motivierenden Gesundheitsgesprächen“ teilzunehmen. In diesen Gesprächen – sie sollen im weiteren Projektver Projektverlauf wiederholt werden – konnten sie gemeinsam mit einem Coach über ihr Gesundheitsverhalten n nachdenken. Und sie konnten einen individuellen Gesundheitsplan erstellen, zugeschnitten auf realisier realisierbare Ziele. Mehrere ktpBKK -Gesundheitskurse rundeten das Angebot des Gesundheitstages ab. Der De Auftakt war mehr als gelungen. Jetzt will man auf spezifische Gesundheitsprobleme in einze einzelnen Unternehmensbereichen eingehen. So wird für die etwa 20 Mitarbeiter des Schmelzbetrieb triebes ein Arbeitsplatzprogramm „Wirbelsäule“ angeboten. Es zielt darauf ab, den Mitarbeitern direk direkt am Arbeitsplatz zu vermitteln, wie sie ihren Rücken bei der Arbeit schonen können. Ein Trainer T wird in einem Seminar zunächst erläutern, wie der Rücken aufgebaut ist und funktioniert (Anatomie und Physiologie). Danach geht er zu jedem einzelnen Mitarbeiter an den Arbeitsplatz. Dort will er mit ihm gemeinsam vor Ort dessen Rückenbelastung analysieren und entsprechende Bewegungsmuster trainieren. Katja Pardey und Volker Mielke

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Neuland auch für Auditoren

AZUBI-ECKE

ETE · Ihr Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitsschutzmanagement einzeln zu auditieren, war für die Essener wie für andere auch Usus. Aber alle drei auf einmal unter die Lupe zu nehmen, eine mit Spannung erwartete Premiere.

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uch für die drei Auditoren der DNV (Det Norske Veritas) war das dreitägige Audit neu. Denn die Energietechnik Essen war das erste Unternehmen seiner Branche, dessen ArbeitsschutzmanagementSystem nach der Norm OHSAS 18001 ein akkreditiertes Zertifikat im Rahmen eines Integrierten Managementsystems erhalten sollte. Schwerpunkt war das Thema „Energiemanagement“. Die Essener hatten sich dafür entschieden, weil die Zertifizierung ihres Energiemanagement-Systems ebenfalls demnächst ansteht. Das bedeutete allerdings keineswegs, dass die Qualitäts-, Umweltund Arbeitssicherheitsaspekte der auditierten Prozesse außen vor blieben. Die energiebezogene Frage, die sich stellte, war vielmehr: Wie sind die Elemente des Energiemanagements in den verschiedenen Prozessen verwirklicht? Hier einige Beispiele: Für das Qualitätsmanagement ist die Überwachung und Dokumentation der Messmittel geradezu ein klassisches Arbeitsfeld. Sowohl im Management-Handbuch als auch in Verfahrens- und Arbeitsanweisungen sind die spezifischen Abläufe zur Kalibrierung, Wartung und Aufbewahrung von Mess- und Prüfgeräten genauestens vorgeschrieben. Die Auditoren prüften nun, inwieweit diese Regelungen in der betrieblichen Praxis auch für energiebezogene Mess- und Prüfeinrichtungen gelten. Bei der Auditierung des Bereichs Logistik/Einkauf wurde überprüft,

ob bei der Beschaffung von elektrischen Maschinen und Geräten systematisch die Energieeffizienz berücksichtigt wird. Und im Bereich Technische Dienste / Werkserhaltung stand – ergänzend zur planmäßigen Wartung von Maschinen und Anlagen – die detaillierte Erfassung und Analyse der Energienutzung im Fokus. Was den Auditoren besonders gefiel: Die Mitarbeiter hatten dort ein System zur Erfassung außerplanmäßiger Reparaturen entwickelt. Es ermöglicht, Wartungsintervalle und Ersatzteilbeschaffung bzw. Neuanschaffungen zu optimieren. Da wir schon bei den positiven Aspekten sind: Punkten konnte die Energietechnik u. a. mit der FMEA (Fehler-Möglichkeits- und -Einfluss-Analyse), die sowohl im Qualitäts- als auch im Umweltbereich durchgeführt wird. Aktuelles

Was ist eigentlich ... ein akkreditiertes Zertifikat? Zertifizierungsstellen müssen akkreditiert sein. So hat die DNV für die Arbeitsschutznorm OHSAS 18001 : 2007 eine von der TGA (Trägergemeinschaft für Akkreditierung) ausgestellte Akkreditierung. Bei der Erstzertifizierung des Integrierten Managementsystems im Jahre 2006 war die DNV für eine Zertifizierung gemäß OHSAS 18001 noch nicht akkreditiert.

Beispiel ist eine bereichsübergreifende Abfall-FMEA , mit deren Hilfe das gesamte Abfallgeschehen bei der Energietechnik analysiert und verbessert werden soll. Die FMEA erfasst die gesamte Abfallpalette – vom anfallenden Altöl bei der Maschinenwartung über die Sammlung und Entsorgung von Brennund Filterstäuben bis hin zum Recycling von Reinschrotten. Einen guten Eindruck auf die Auditoren machten auch laufende Projekte zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter. Beispielhaft steht dafür ein zusammen mit der Betriebskrankenkasse angebotenes Rückentraining. Auch die Zusammenarbeit von Betriebsrat und Geschäftsführung in allen Belangen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes fand Gefallen. Die Auditoren lobten zudem, wie die Energietechnik einschlägige Rechtsvorschriften ermittelt und die Rechtskonformität überprüft (Legal Compliance). Beispiel dafür ist die Umsetzung der elektronischen Nachweisführung für gefährliche Abfälle, auf die man die Mitarbeiter durch entsprechende Schulungen vorbereitet hatte. Kurz: Das Rezertifizierungsaudit war ein großer Erfolg – und wurde mit einem akkreditierten Zertifikat belohnt. Es bestätigt die Übereinstimmung des Integrierten Managementsystems der Energietechnik mit dem Qualitäts- (ISO 9001), Umwelt- (ISO 14001) und Arbeitsschutzmanagement-System ( OHSAS 18001). Hermann Skotz

Foto: Ute Leifert

ohne Grund gehören AuszubildenPreiswürdig. Nicht de des Bochumer Vereins immer wieder zu den Prüfungsbesten im Kammerbezirk. Denn seit Jahren stellt der BVV im Rahmen einer Verbundausbildung mit dem Technikzentrum der Thyssen Krupp Steel AG eine qualitativ hochwertige Ausbildung sicher. So konnte es nicht überraschen, dass ein Auszubildender des BVV erneut mit dem Azubi-Award als Prüfungsbester im Geschäftsbereich Schmieden/ Rollendes Bahnmaterial ausgezeichnet wurde. Um dem Stellenwert der Auszeichnung gerecht zu werden, wurde die Urkunde im Rahmen der letzten Belegschaftsversammlung an den Preisträger Christian Lehmann (Zerspanungsmechaniker) überreicht. (Von links nach rechts): Dr. Günter Köhler (Geschäftsführer), Norbert Klein (Geschäftsführer), Werner Schiecke (Betriebsratsvorsitzender), Heinz-Jürgen Wolf (Betriebsrat und zuständiger Meister), Michael Thamm (Geschäftsführer) und Christian Lehmann. Robert Bienert

Licht und Schatten BTBED · Nicht alles auf aktuellem Stand

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Gratulation zur bestandenen Prüfung (vorn von links nach rechts): Oliver Schmidt, Ronny Schernitz (Ausbilder) und Sebastian Haubold. Hinten von links nach rechts: Bernd Vogel (Leiter Produktion und Instandhaltung), Frank Andreas (Meister) und Klaus Nagel (Betriebsratsvorsitzender).

Oliver Schmidt und Sebastian Haubold hatten bei der Bahntechnik Brand-Erbisdorf ihre Lehre als Zerspanungsmechaniker am 1. September 2006 begonnen. Sie dauerte dreieinhalb Jahre. Partner bei der praktischen Ausbildung (ab dem zweiten Lehrjahr) war die Berufsausbildungsstätte LTB Leitungsbau GmbH. Für die theoretische Ausbildung besuchten die beiden die Berufsschule in Freiberg (ein Jahr lang) bzw. Mittweida (die restliche Ausbildungszeit). Hier schildern sie, wie sie ihre Ausbildungszeit erlebt haben:

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auf, Ohren zu, Kittel an!“ hieß es für 15 Brandenburger Jugendliche Ende Aufgeweckt. „Helm Januar bei einer Betriebs- und Berufserkundung. Eingeladen hatten die Wildauer Schmiedewerke im Rahmen des Projekts „Unternehmen: Jugend“. So schnupperten die Neuntklässler echte Arbeitsluft in der 135 Mitarbeiter starken Gesenkschmiede. Berufsausbilder Fritz Leszczynski und Detlef Beier (Arbeit und Umweltschutz) führten durch die Werkhallen. Dabei wurden sie nicht müde, die Fragen der aufgeweckten Teilnehmer zu beantworten. Höhepunkt war die Besichtigung eines der größten Gegenschlaghämmer Europas. Die Vielfalt der ausgeübten Berufe in den Wildauer Schmiedewerken ist groß. Ob Schmied, Schlosser, Dreher, Fräser, Werkstoffprüfer, Konstrukteur, Programmierer oder Laborant – in Gesprächen mit Azubis erfuhren die Jugendlichen auf Augenhöhe alles rund um die Ausbildungsinhalte. Abschließend trugen sie ihre Eindrücke in Teamarbeit zusammen und werteten sie gemeinsam mit Mitarbeitern der Wildauer Schmiedewerke und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft aus. Die Stiftung hat das Modellprojekt „Unternehmen: Jugend“ initiiert. Das Projekt will junge Menschen auf dem schwierigen Weg in den Beruf unterstützen und ihre Talente und Chancen fördern. Foto: Fritz Leszczynski stellt den Jugendlichen die Wildauer Schmiedewerke vor. Frank Ledderbohm

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Die Ausbildung war anspruchsvoll und vielseitig. Wir erwarben Fachwissen bzw. Grundkenntnisse auf den Gebieten Metallkunde, mechanische Bearbeitung und Zerspanungsverfahren (im CNC -Bereich). Praxiserfahrungen konnten wir in unserem Ausbildungsbetrieb sammeln. Positiv ist anzumerken: Unser Ausbildungsbetrieb hat uns während der ganzen Ausbildungszeit sehr gut betreut und tatkräftig unterstützt. Das war sehr hilfsreich, da wir anfangs vom Ablauf im Betrieb oder vom Zusammenspiel der Ausbildungsstätten keine Ahnung hatten. Meister und Betreuer gaben uns immer das Gefühl, ein Teil des Ausbildungsbetriebes zu sein. Dafür möchten wir allen Beteiligten danken. Jetzt, am Ende der Ausbildungszeit, können wir einschätzen, wie gut wir gerüstet und ausgebildet wurden. Uns ist aber auch bewusst, dass wir unser Grundwissen in den nächsten Jahren ergänzen bzw. perfektionieren müssen. Trotzdem gibt es einige Aspekte, die das Bild trüben. Beispielsweise dass Berufsschule und Ausbildungsbetrieb nicht immer auf dem aktuellen Stand der IHK-Prüfungsanforderungen waren. So wurden mitunter in der CNC -Ausbildung Programme gefordert, die uns entweder gar nicht oder zu spät zugänglich gemacht worden waren. Hinzu kam: Waren Ausbilder krank, gab es keine qualifizierte Vertretung. Trotzdem gilt unser Dank allen Ausbildern. Zukünftig möchten wir natürlich in unserem gelernten Beruf arbeiten. Aber wenn nötig, lernen wir gerne dazu und setzen uns dort im Betrieb ein, wo wir gebraucht werden.

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Gesundheit fängt im Kopf an RAFIL · Vor zweieinhalb Jahren ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Gang gekommen – ein Prozess, der von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nur eins fordert: die Bereitschaft, etwas für die eigene Gesundheit zu tun. INTERVIEW Seit Herbst 2007 verfolgt die Geschäftsführung der Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH (RAFIL) – neben der Umsetzung des Integrierten Qualitätsmanagements – auch das Projekt des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Was mit ersten Informationen in der Leitungsebene mit Unterstützung der AOK SachsenAnhalt begann, wurde dann im Januar 2008 in einem Workshop vertieft. Wie sich das Projekt seitdem entwickelt hat und wo man heute steht, schildert der Geschäftsführer Jörg Villmann im glückauf-Interview: glückauf: Herr Villmann, worum ging es bei dem Workshop? Jörg Villmann: Um zwei Dinge. Man wollte zum einen den Projektverantwortlichen, dem Betriebsrat und den Mitarbeitern, die Ziele und Aufgaben des Betrieblichen Gesundheitsmanagements erläutern. Und man wollte zum anderen verdeutlichen, welch breiter und durchaus messbarer Nutzen sich zum einen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zum anderen für das Unternehmen ergibt.

War für die RAFIL diese Art der Selbstreflektion neu? Villmann: Im Gegenteil. Wir haben zu diesem Zeitpunkt bereits sehr aktiv das Leitbild der GMH -Bahntechnik diskutiert. Dabei wurde auch schnell klar, was eine aktive betriebliche Gesundheitspolitik nützen kann. Und wie viel sie – wenn die Belegschaft die vielfältigen Angebote rege nutzt – auch zur Leistungsstabilisierung und Leistungssteigerung beitragen kann. Aber auch die RAFIL hat in Sachen „Mitarbeitergesundheit“ doch nicht bei null angefangen? Villmann: Ganz und gar nicht. Das haben auch unsere ArbeitsplatzAnalysen und die Schlussfolgerungen gezeigt, als es darum ging, die Belastungen am Arbeitsplatz zu minimieren. Wir hatten die Zeit davor keineswegs verschlafen. Arbeitsmedizinische Bewertungen sind in der Vergangenheit regelmäßig eingeflossen, um Arbeitsplätze zu optimieren. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen: Eine so komplexe Bewertung wie durch das Betriebliche Gesundheitsmanagement gab es noch nicht. Entscheidend ist bekanntlich, was hinten rauskommt. Welche Ziele hat sich die RAFIL gesetzt?

tistik natürlich kritisch zu beurteilen. Denn ein paar Langzeiterkrankungen oder eine saisonale „Virenattacke“ reichen aus – und der Aussagewert der Statistik ist nicht mehr gegeben. Wichtiger ist deshalb unser zweites Ziel: Wir wollen letztendlich die breite Zustimmung der Belegschaft zum Gesundheitsmanagement. Und wie steht es um diese Zustimmung? Villmann: Unsere Eingangsanalysen 2008 haben gezeigt: Die Belegschaft interessiert das Thema brennend. Immerhin haben über 80 Prozent bei einer Befragung geantwortet, was man aus gesundheitlicher Sicht verändern sollte und welche thematischen Schwerpunkte sie sehen. Diese Themen waren Ausgangspunkt aller Maßnahmen, die zusammen mit Experten der Krankenkasse dann erarbeitet wurden.

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Geschäftsführer Jörg Villmann

Villmann: Eines unserer formalen Ziele ist es, bis Anfang 2010 eine Gesundheitsquote von vier Prozent zu erreichen. Das kommt nicht von allein, für dieses Ziel müssen sich alle Mitarbeiter gemeinsam engagieren. Sagt so eine Zahl wirklich alles aus? Villmann: Sie haben recht. Bei einem mittelständischen Unternehmen wie RAFIL mit etwa 225 Mitarbeitern einschließlich der Auszubildenden ist solch eine Sta-

Welche Schwerpunkte waren das? Villmann: Wir können auf vielen Feldern etwas tun: Technik, Arbeitsschutz, Arbeitsbedingungen, Gesundheitsangebote, Gesundheitserziehung und Gesundheitsverhalten, Kommunikations- und Informationsmanagement sowie Führungskräfte- und Personalentwicklung. Und was wurde bislang in Angriff genommen und umgesetzt? Villmann: Beispielsweise haben wir unsere Bildschirmarbeitsplätze analysiert und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Änderungsempfehlungen zukommen lassen – verbunden mit ergonomischen Hinweisen für ein entspre-

RAFIL · Immer wieder ein besonderes Ereignis

Foto: Hagen Döbelt

Eine Feierstunde, über die sich alle freuen konnten (von links nach rechts): Gunar-Erik Schreier, Ulrich Unbehaun, Christoph Hinneburg, Holger Mex, David Rinke, Jürgen Brückner, Jörg Villmann und Ernst Ruhe.

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onnerstag, 4. Februar. Offizielle Freisprechung der Auszubildenden bei der Radsatzfabrik Ilsenburg. Ein besonderes Ereignis, bei dem sich alle Eingeladenen für die Azubis freuen. Mit gutem Grund, denn dreieinhalb Jahre Berufsausbildung sind eine lange Zeit. Diesmal standen Christoph Hinneburg und David Rinke im Mittelpunkt der Feier. Die beiden hatten Mitte Januar ihre Abschlussprüfung

vor der IHK Magdeburg erfolgreich absolviert. Bei der praktischen Prüfung gelang David Rinke ein besonders guter Abschluss – eine außerordentliche Leistung, die bereits gewürdigt wurde. Der Rahmen dafür war eine Feierstunde anlässlich der Freisprechung der gewerblichen Auszubildenden des TeutloffBildungszentrums in Wernigerode. Dort durchlaufen auch RAFIL -Azu-

Haben Sie auch Misserfolge zu verzeichnen? Villmann: In der Tat: Nicht alles, was angedacht war, ließ sich immer so umsetzen, wie gedacht und erhofft. Beispielsweise das Schwimmen zur Stärkung des Gelenksystems. Maßgeblich bleibt jedoch: Wir müssen das gewonnene Wissen aus den Analysen in die betrieblichen Arbeitsabläufe einbeziehen und der gesamten Belegschaft vermitteln. Denn das Gesundheitsmanagement lebt erst, wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Gesundheitsbewusstsein entwickeln. Und aktiv etwas für ihre Gesundheit tun können sie nur, wenn sie auch entsprechende Angebote vorliegen haben und nutzen. Ihr Zwischenfazit? Villmann: Der Prozess, der im Kopf begann, trägt langsam organische Früchte – auch wenn dieses neue Bewusstsein mitunter nicht bei Eis und Schnee helfen konnte. So manch einer fiel der Glätte zum Opfer und auf die Nase – was natürlich die Statistik belastete. Aber so ist das halt mit der Aussagekraft von Statistiken … Vielen Dank für das Gespräch.

Foto: em

AZUBI-ECKE

Doppel-Freispruch

chend entspanntes rücken- und augenfreundliches Arbeiten. Mehr als 50 Arbeitsplätze in Fertigung und Verwaltung haben bereits davon profitiert. Dabei wurden auch viele „betagte“ Rechner ausgetauscht. Ein anderes Beispiel ist das arbeitsplatzbezogene Rückentraining. Immerhin 40 Mitarbeiter haben sich bereits beteiligt. Sie wissen jetzt: Wenn’s hinten zwickt, ist es Zeit, wieder etwas zu tun.

bis innerhalb des Ausbildungsverbundes ihre Grundausbildung. Ein Blick auf den Ausbildungsstart zeigt: Ursprünglich hatten am 1. September 2006 drei Azubis ihre Berufsausbildung zum Zerspanungsmechaniker (Drehmaschinensysteme) aufgenommen. Der dritte Azubi warf bedauerlicherweise kurz vor Schluss die Flinte ins Korn – und kündigte seinen Ausbildungsvertrag. Die Freisprechung in der Radsatzfabrik Ilsenburg hat eine sehr lange Tradition mit Symbolkraft. Denn die Azubis erhalten ihren Facharbeiterbrief aus den Händen des Geschäftsführers. Diesmal war es Jörg Villmann (Technik, Personal), der die beiden anschließend offiziell dem Bereich Fertigung „übergab“. Ob Geschäftsführer, Fertigungsleiter, Personalleiter oder Ausbilder: Sie alle meldeten sich zu Wort, ließen die Ausbildungszeit Revue passieren, erzählten Anekdoten und gaben dem Nachwuchs Ratschläge mit auf den Weg. Ihre einmütige Meinung: Die beiden haben sich während ihrer Lehrzeit bestens entwickelt. RAFIL kann also sicher sein, einen Grundstein für erfolgreichen Berufsnachwuchs gelegt zu haben. Freudig und stolz nahmen die Jung-Facharbeiter jede Menge Glückwünsche und einen zunächst befristeten Arbeitsvertrag entgegen (gemäß Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie Sachsen-Anhalt). Bei einem gemeinsamen Mittagessen klang die Feierstunde aus. Sabine Dannhauer

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Schützenhilfe.  Die Feuerwehr mit Martinshorn und Blaulicht ist seit jeher der Traum vieler Jugendliche. Schließlich dürfen sie schon ab 16, die Zustimmung der Eltern vorausgesetzt, mit den älteren Kameraden zum Einsatz, um Brände zu löschen, Unfallhilfe zu leisten und anderes mehr. Auch die Ilsenburger Freiwillige Feuerwehr ist gefragt. So gehören zu der Jugendfeuerwehr gegenwärtig 14 Jungen und Mädchen, die sich regelmäßig engagieren – eine Freizeitbeschäftigung, die viele Pflichten mit sich bringt und von anderen manchmal belächelt wird. Für Ilsenburg und die angeschlossenen Gemeinden Drübeck und Darlingerode ist die Freiwillige Feuerwehr (Einsatzbereich: 30 km im Umland) nicht nur in Bezug auf die Brandbekämpfung wichtig. Auch bei Hochwasser im Harz oder Verkehrsunfällen ist sie zur Stelle, beispielsweise mit ihrer hydraulischen Rettungsschere, um eingeklemmte Unfallopfer zu befreien. Wer Nachwuchs fördern will, muss allerdings auch Wissen vermitteln. Mit einer Spende von 750 Euro hat jetzt die Radsatzfabrik Ilsenburg dazu beigetragen, dass man moderne Medien einsetzen kann. Mit dem Geld sollen für Schulungszwecke ein Beamer und eine Fotoleinwand angeschafft werden. Jugendwart André Münzberg: „Gerade in Zeiten knapper Kassen ist natürlich jeder Euro sehr willkommen.“ Bei der Spendenübergabe Ende Februar (von links nach rechts): Uwe Oehlmann, RAFIL -Geschäftsführer Jörg Villmann, André Münzberg, Fabian Gaede, Fabian Röder und RAFIL Geschäftsführer Michael Thamm. em

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Im Rausch der Geschwindigkeit BVV · Die chinesischen CRH3 -380-Züge werden in neue Geschwindigkeitsdimensionen vorstoßen – mit Radsätzen „made by BVV “. Damit bietet sich eine weitere Chance, den asiatischen Markt zu erschließen.

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ereits Ende Oktober vergangenen Jahres wurde es in Peking mit den Unterschriften der Vertragspartner offiziell besiegelt: Der Bochumer Verein (BVV ) wird an die Changchun Railway Vehicles Co. LTD . Radsätze für 50 Hochgeschwindigkeitszüge liefern. Dabei geht es um den CRH3-380 , eine Weiterentwicklung des ICE 3. Seine Höchstgeschwindigkeit wird 380 km/Std. betragen. Verkehren werden diese Züge auf der Strecke Peking–Shanghai, deren Trasse derzeit gebaut wird. Bereits Ende 2006 hatte der BVV an einer ähnlichen Ausschreibung teilgenommen, um auf dem chinesischen Markt für Hochgeschwindigkeitszüge Fuß zu fassen. Dabei ging er aber leer aus. Jetzt zahlte sich aus, dass man dennoch am Ball geblieben war – und aus der zweiten Reihe Markt und lokale Problematiken vorsichtig beobachtet hatte. Bei dem Auftrag kommen die Kernkompetenzen des BVV voll zum Tragen. Denn während in Europa Radsätze nach Vorgaben der Fahrzeughersteller gefertigt werden, vertrauen das Ministerium

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Vertragsunterzeichnung in Peking (erste Reihe von links nach rechts): Norbert Klein (BVV-Geschäftsführer), Mr. Ding Riguo (Procurement Director Changchun Railway Vehicles Co. LTD.) und Yunsong Yang (Vize-Präsident XY-Group).

für Eisenbahnen (MOR ) und die chinesischen Partner auf das Können der Bochumer: Sie bestellten Radsätze, die vom BVV konstruiert und berechnet werden. Die Entscheidung des MOR hat viele Gründe. So hat der BVV seit 1991, dem Beginn des Hochgeschwindigkeits-Zeitalters, diese technisch anspruchsvolle Radsatztechnologie federführend entwickelt. Weiterer Wettbewerbsvorteil: Der BVV hat in langjähriger Partnerschaft mit der Zulieferindustrie auch besondere Beschichtungssysteme zu bieten. Last, but not least: Speziell entwickelte und patentierte B V V -Hochgeschwindigkeitsräder werden bereits in deutschen und spanischen HS-Zügen eingesetzt. Für die chinesische Regierung hat die fristgerechte Fertigstellung dieser Züge Priorität. Deshalb müssen sich alle Zulieferer an einen – nach europäischem Verständnis unglaublichen (fast irreal erscheinenden) – Lieferzeitplan halten: Bis Ende 2012 sollen diese Züge auf den neuen Trassen verkehren. Derzeit arbeiten die dafür zuständigen Abteilungen des BVV mit Hochdruck an der Umsetzung des anspruchsvollen Auftrages. Schließlich will man nicht nur fristgerecht, sondern auch in bekannter Qualität ausliefern. Folgeprojekte für weitere Hochgeschwindigkeitszüge sind bereits absehbar. Schon jetzt arbeitet man daran, auch hier der Technik aus Bochum zu Einsatz und Erfolg zu verhelfen. Thorsten Schürmann

Ein Glockenstreit in Es-Dur BVV · Vor dem Rathaus der Stadt Bochum steht eine Glocke. Sie steht für ein Stück Wirtschafts- und Technikgeschichte, die Bochum wesentlich geprägt hat.

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ie Düsseldorfer Provinzial- und Gewerbeausstellung 1852 hatte es in sich: Ausgestellt waren sechs Glocken aus Stahlguss, gestimmt in Es-Dur. Hersteller: die Gußstahlfabrik von Mayer & Kühe aus Bochum, der Vorläufer der Bochumer Vereins Verkehrstechnik. Die Glocken waren ihrer Technik wegen eine absolute Sensation. Denn der Stahlguss eröffnete eine völlig neue Dimensionen. Selbst für die Herstellung komplizierter Stahlteile, die bislang ein mühseliges und langwieriges Ausschmieden von Gussstahlblöcken erforderte, gab es jetzt eine weitaus schnellere Alternative: die Gussfertigung mit geringer Nachbearbeitung. Das Dumme war nur: Die Branche war nicht begeistert, sondern empört. Von „Täuschung des Publikums“ war die Rede. Der Vorwurf: Die Glocken seien nicht aus Stahl, sondern nur aus Eisen. Kein Körper von abwechselnden Dimensionen könne aus Gussstahl kompakt gegossen werden. Drei Jahre später, auf der Pariser Weltausstellung 1855, kam es erneut zum Eklat. Alfred Krupp – selbst dem Geheimnis des Stahlgusses auf der Spur – hatte die Stahlqualität der dort ausgestellten, neu gegossenen Glocken anfechten lassen. Jetzt hatte Jakob Mayer genug. Er war bereit, eine seiner Glocken zu opfern, um der Wahrheit ans Tageslicht zu verhelfen. Und so kam es, dass im Beisein des „königlich-württembergischen Herrn Oberregierungsrates“ Dr. von Steinbeis eine der Glocken

zerschlagen und untersucht wurde. Das Ergebnis: vollkommener Gussstahlbruch. Mayers Erfindung, „ g , kam einer der „Facon-Stahlguss“,

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In memoriam: Machte die epochale Erfindung des Stahlgusses und wird von der Geschichte dennoch stiefmütterlich behandelt: Jakob Mayer. Werksfoto W erksfoto

technischen Revolution gleich. Er ermöglichte, bereits ab 1859 Lokomotivräder, Eisenbahnreifen und Eisenbahnscheibenräder aus Stahl herzustellen. Stellte sich nur noch die Frage: in welcher Qualität? Eine 25-köpfige Kommission, gespickt mit Experten aus dem Eisenbahn-, Bergbau- und Stahlbereich, nahm die Räder besonders genau unter die Lupe. Ihr Resultat: Es seien die stärksten Räder, die ihnen bislang bekannt geworden seien. Kein Zweifel: Jakob Mayer hat – der Konkurrenz Alfred Krupps zum Trotz – ein wichtiges Kapitel deutscher Technikgeschichte geschrieben.

Oben: Lokomotivrad aus FaconStahlguss. Rechts: Sie steht vor dem Bochumer Rathaus, ist 3,13 m „dick“ und 15.000 kg schwer. Die Glocke wurde für die 2. Pariser Weltau Wel tausst sstell ellung ung Weltausstellung gegossen en. (1867) gegossen.

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Informationsquelle: Otto-Schott-Arbeitskreis zur Industriegeschichte Wittens

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Für die GMH-Gruppe einen eigenen Standard entwickelt BTBED · Gemeinsam mit der GMH Systems wurde in langer und harter Entwicklungsarbeit eine Personalzeit- und Betriebsdatenerfassung entwickelt. Der besondere Clou: Die von Theoretikern und Praktikern gemeinsam erarbeitete Software ist neuer Standard für die gesamte GMH-Gruppe. INTERVIEW Der Begriff hört sich hochwissenschaftlich und kompliziert an. Und er kommt – wie könnte es anders sein – aus dem Englischen: Manufacturing Execution System, kurz MES. Theoretisch gesprochen: MES bezieht sich in der Regel auf ein Gesamtsystem, das den Bereich zwischen der Enterprise Ressource Planning (ERP) der Unternehmensleitebene und dem eigentlichen Fertigungsprozess abdecken soll. Praktisch gesagt: Es geht um Personalzeit- und Betriebsdatenerfassung und deren Integration in das SAP-System. Was es damit bei der Bahntechnik Brand-Erbisdorf auf sich hat, schildert Leiter IT und Controlling Andreas Sobotta im glück auf-Interview: glück auf: Manufacturing Execution System in Brand-Erbisdorf, heißt das nicht, ein wenig mit Kanonen auf Spatzen zu schießen? Sie haben doch noch nicht einmal 100 Mitarbeiter im Stammpersonal? Andreas Sobotta: Das ist eine sehr provokante Frage. Aber wie so oft ist nicht alles so, wie es scheint. Die Bahntechnik ist ein hochrationalisiertes und -automatisiertes Unternehmen. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir auch mit wenig Personal ein enormes Leistungsvermögen entwickeln können. Da werden erfasste Personalzeit- und Betriebsdaten zu einem immens wichtigen Instrument. Wir können zum Beispiel damit direkt Fertigung und Ne-

benprozesse steuern und sehr flexibel reagieren. Das hat sich im letzten Geschäftsjahr ausgezahlt. Denn trotz eines sehr großen Auftragsrückgangs haben wir immer noch Gewinn erwirtschaftet. Gerade in solchen Situationen sind alle zufrieden, wenn man aufgrund verlässlicher Daten entscheiden und treffsicher Korrekturen einleiten kann. Ein riesiger Vorteil für alle Mitarbeiter. So viel zu den Kanonen und Spatzen. Weshalb wurde überhaupt eine neue Personalzeit- und Betriebsdatenerfassung erforderlich? Sobotta: Es gab mehrere AspekFoto: em te. Zum Beispiel immer wieder die Frage: Wie viel kann der Be- Andreas Sobotta, Leiter IT und Controlling trieb wirklich leisten – messbar?! Der wirtschaftliche Boom zwischen weiten Erfassungsstandard für die 2007 und 2008 hatte ja dazu verlei- Stahlbranche und insbesondere für tet, manchen betriebswirtschaftli- die GMH-Gruppe entwickeln. Mit chen Kompromiss zu machen, der denen taten wir uns zusammen. sich in Abschwungzeiten nachteilig auswirken konnte. Zudem Da trafen sich sozusagen Theorie und war die Betreuung für unser Brut- Praxis bzw. Software-Entwickler und tolohnprogramm weggebrochen. Software-Anwender. Wir brauchten Ersatz. Da das SAP- Sobotta: Sozusagen. In der UmsetSystem das führende System blei- zung war es harte Projektarbeit: Es ben sollte, fiel die Entscheidung wurden Teams gebildet, Etats festfür den Personalbaustein. Die Fra- gelegt, Terminschienen erstellt, ge war nur: Woher die Lohndaten Inhalte der Arbeitsschritte und Ernehmen, wenn man weiterhin gebnispunkte definiert, Verträge Leistung und Qualität honorierend geschlossen. lenken und die Frage nach der Leistungsfähigkeit nicht außer Acht Und wie lief die konkrete Projektlassen wollte. arbeit? Sobotta: Wie in jedem EntwickUnd wo wurden Sie fündig? lungsprojekt dieser GrößenSobotta: Bei der GMH Systems ordnung gab es ein Ringen um GmbH. Sie wollte nämlich zur glei- Wunsch und Realisierbarkeit, um chen Zeit einen neuen gruppen- Machbarkeit, um Abstimmungen

zu betrieblich sinnvollen Abläufen. Es wurde um Inhalte und Praktiken gestritten, es gab Höhen und Tiefen und ein Geben und Nehmen. Man verlor sich zwischendurch in Details oder im großen Ganzen, argumentierte rational oder emotional, erarbeitete gute und schlechte Kompromisse, ging bis an seine Belastungsgrenzen und durchlebte fruchtbare und frustrierende Phasen. Bei Projekten über einen längeren Zeitraum gehört das einfach auch dazu. Aber letzten Endes ging es allen um die Sache und den Erfolg. Ihr Projektfazit? Sobotta: Viele Erkenntnisse aus der Praxis fanden sich in der Programmierung wieder, und so mancher rationale Gedanke der Programmierer und Betreuer setzte Akzente. Beide Seiten haben vieles über sich und den anderen gelernt. Das Projekt hat bei allen Beteiligten eine nachhaltige und erkenntnisreiche Wirkung hinterlassen. Und unterm Strich? Sobotta: Die Prozesse laufen. Damit ist ein Erfolg belegt. Das Projekt ist also abgeschlossen? Sobotta: Diese Frage ist eindeutig mit einem „Ja“ und einem „Nein“ zu beantworten. Sie sprechen in Rätseln. Sobotta: Die Arbeit an diesem Projekt hat viele begleitende Prozesse ausgelöst. Ob es um Zeiterfassung ging, Schichtberichte, schnelle und aussagefähige Auswertungen

für die Fertigungsleitung, die Darstellung und Funktionalität an den Terminals oder die Bereitstellung der Daten für die Lohnabrechnung. Immer wieder wurden zusätzliche Prozesse angestoßen, die ebenfalls Veränderungen unterlagen und teilweise auch aktualisiert werden mussten. Das ist noch nicht vollständig gelöst. Ich vermute, das strapaziert die Geduld in einigen Bereichen. Sobotta: Das bleibt nicht aus. Hinzu kommt, dass auch äußere Einflüsse Nachbesserungen erzwingen – zum Beispiel der Zusammenschluss von Krankenkassen oder die Änderungen der tariflichen Vereinbarungen. All dies muss verlässlich definiert und im Programm abgebildet werden. Diese Restarbeiten vermischen sich zudem mit bereits funktionierenden „lebenden“ Bestandteilen. Die wiederum benötigen noch eine Feinjustierung, die sich aus der Beobachtung der neu installierten bzw. abgebildeten Abläufe ergibt. Zudem müssen wir noch ergänzende Softwareleistungen – zum Beispiel auch in Excel oder Access – optimal dem ganzen System anpassen. Damit werden wir uns im ersten Halbjahr auseinandersetzen. Da gibt es offensichtlich noch eine Menge zu tun. Können Sie dennoch ein Zwischenfazit ziehen? Sobotta: Für ein fundiertes Fazit ist es zu früh. Aber subjektiv gesehen: Es war ein schwieriges und sehr komplexes Entwicklungsprojekt. Die Betonung liegt dabei auf Entwicklung. Wir haben sehr viel mehr Zeit benötigt als vorgesehen, weil wir von Standardlösungen ausgegangen waren. Und eine entwickelte Lösung ist damit nicht zu vergleichen. Hat sich der Aufwand dennoch gelohnt? Sobotta: Auf jeden Fall – weil nicht nur wir, sondern die gesamte GMH-Gruppe davon profitiert. Immerhin steht nun am Ende unter Mitwirkung der Bahntechnik ein Gruppenstandard. Vielen Dank für das Gespräch.

PERSONALIA

Betriebsjubiläen 1. Quartal 2010 Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren den Jubilaren und sagen Dank für die langjährige Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für die Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.

Elektrostahlwerke Gröditz GmbH 20 Jahre: Peter Fischer Foto: vl

ihre Frühjahrsausgabe traf sich die Basisarbeit. Für glück auf-Redaktion in der Radsatzfabrik Ilsenburg. Bei dem Treffen ging es vor allem darum, Inhalt und Gestaltung der Ausgabe zu besprechen. Zuvor warfen die Redaktionsmitglieder einen Blick in die Produktion. Schließlich ist die Bahntechnik der GMHGruppe regelmäßig Thema in glück auf. Und so verfolgten sie neugierig, wie Räder und Achsen gedreht, gefügt und Radsatzlager montiert werden. In der Redaktionskonferenz sitzen Bereichskorrespondenten (BK) und Autoren, die unterschiedliche Geschäftsbereiche der GMH-Gruppe repräsentieren. Unterstützt werden sie von einer externen Text-Grafik-Redaktion. Hier erläutert Eberhard Mehle einigen Gästen die Fertigung (von links nach rechts): Matthias Krych (BK Recycling), Hartmut Gattmann (BK Stahl), Eberhard Mehle (BK Bahn), Marcus Wolf (Autor GMHütte), HansGünter Randel (Autor GMHütte), Thomas Hesselmann-Höfling (Grafik), Peter Karl Müller (Textredaktion) und Norbert Hemsing (BK Guss). vl

Schmiedewerke Gröditz GmbH 20 Jahre: Dirk Raschke (Werkserhaltung) und Hartmut Stumpp (Ringwalzwerk) 40 Jahre: Erika Enk (Werkserhaltung) und Bernd Meyer (Finanzen/Controlling)

Gröditzer Vertriebsgesellschaft mbH 10 Jahre: Cecile Maret

Energietechnik Essen GmbH 25 Jahre: Jürgen Gehrsitz (Warmbehandlung) und Herbert Wyes (Mechanische Bearbeitung) 35 Jahre: Paul Schmitz (Qualitätswesen)

Schmiedag GmbH & Co. KG, Homburg 35 Jahre: Klaus-Dieter Hans (Instandhaltung)

Wildauer Schmiedewerke GmbH & Co. KG 20 Jahre: Gabriele Bauer (Personal)

Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH 25 Jahre: Ralf Loehr und Werner Finke (beide Warmformgebung) 35 Jahre: Norbert Baumann (Mechanische Bearbeitung Rollendes), Lothar Goertzen (Werksentwicklung/ Investitionen), Rolf-Peter Messerschmidt (Personal und Soziales) und Aziz Tarkhani (Mechanische Bearbeitung Rollendes)

Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH 10 Jahre: Jörg Haberland und Ive Halbauer (beide Fertigung) 15 Jahre: Knut Dinesen (Technologie) 20 Jahre: Gerald Böttcher (Werkerhaltung), Ulrich Fest (Vertrieb) und Andreas Schmidt (IT und Organisation) 30 Jahre: Manfred John (Fertigung), Ernst Kuhnert (Fertigung), Karin Schilling (Auftragsmanagement) und Volker Weitze (Fertigung) 35 Jahre: Olaf Wöhler (Werkerhaltung)

Schmiedag GmbH & Co. KG, Hagen 25 Jahre: Roland Himstedt (Endfertigung) und Daniel Schwarzer (Endfertigung) 45 Jahre: Peter Schürmann (Schmiede)

glück auf · 1/2010 ......... 25

Bahntechnik Brand-Erbisdorf GmbH 35 Jahre: Beate Vogel (Labor)

GUSS

Eisenguss Automotive: Walter Hundhausen GmbH · Dieckerhoff Guss GmbH · Harz Guss Zorge GmbH · BA LO-MO TOR TEX GmbH Eisenguss Maschinenbau: Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH · Pleissner GmbH Stahlguss Maschinenbau: Friedrich Wilhelms-Hütte Stahlguss GmbH · Pleissner Guss GmbH · Stahlguss Gröditz GmbH Aluminiumguss: MWK Renningen GmbH · MWK Schwäbisch Gmünd GmbH

Umweltfreundlich und effizient wie noch nie PG · Feuerprobe bestanden: Der Kammer-Vergüteofen zur Wärmebehandlung von Stahlguss hat die Erwartungen der Verantwortlichen mehr als erfüllt. Werksfoto

war also hochgradige Flexibilität. Schließlich muss die Pleissner-Produktpalette in allen Punkten den Anforderungen und Qualitätsstandards entsprechen, die aus so unterschiedlichen Wirtschaftsräumen wie Europa, Amerika und Asien kommen. Der Ofen ist 5,5 m lang, 3,5 m breit und 2,5 m hoch. Seine Nennbeladung liegt bei bis zu 15 t. Besonderes Augenmerk richteten die Planer und Entwickler auf das Thema Energie und Umwelt. Mit gutem Resultat. Denn im Vergleich zu seinen Vorgängern hat der neue Ofen einen um fast 50 Prozent geringeren Wärmeverlust – bei einem bis zu 30 Prozent verbesserten Wirkungsgrad. Eingesetzt wurde auch die neueste FLOX -Brennertechnik. Lohn der vorausschauenden Investition: eine Reduzierung der NOx-Emissionen von bis zu 90 Prozent. Dies ist ein beachtlicher Fortschritt im Vergleich zu den Öfen älteren Datums. Sie können solche Bestmarken aus technologischen Gründen noch nicht erreichen. Mit dem neuen Kammer-Vergüteofen ist Pleissner Guss nun in der Lage, einen größeren Anteil an wärmebehandlungsintensiven – und damit an höherwertigen – Produkten zu fertigen. Magnus Duda

Der ganze Stolz der Projektbeteiligten: der neue Vergüteofen zur optimalen Wärmebehandlung der Gussteile. Im Vergleich zu den bereits im Einsatz befindlichen Öfen ein Meilenstein in puncto Umweltwerte und Energie-Effizienz!

D

er neue Ofen steht in der zentralen Wärmebehandlung bei Pleissner Guss. Dort reiht er sich nahtlos in die Anordnung der drei bereits bestehenden Kammer-Vergüteöfen ein. Seine zentrale Lage ermöglicht den direkten Zugang zu diversen Abkühlmedien/Anlagen

– was erlaubt, über die moderne Steuerung fast alle denkbaren Wärmeführungen abzuwickeln. Die Planung des Ofens erwies sich als Spagat: Zum einen musste er für bereits bestehende Produkte, zum anderen für zukünftige Bauteile geeignet sein. Gefordert

Wärmebehandeln – wozu? Die Wärmebehandlung von Stahlguss dient in erster Linie dazu, bestimmte mechanisch-technologische Eigenschaften des Materials zu erzielen. Hintergrund: Heutzutage sind die Anforderungen an diese Eigenschaften recht hoch. Je nach Einsatzbedingung (zum Beispiel wechselnde Belastung und Belastungsrichtung in unterschiedlichen Temperaturbereichen) muss das Gefüge des Stahls speziell ausgebildet oder in einem speziellen Eigenspannungszustand sein. Das ist für die Lebensdauer dieser Bauteile von entscheidender Bedeutung. Erzielen kann man diese Ergebnisse nur mit einer präzisen Wärmebehandlung.

Werksfoto

Lehrstück. Mitte Januar waren Schüler der Haupt- und Realschule Hattorf bei Pleissner Guss zu Gast, begleitet von Linus Rudolph, Fachberater für Berufsorientierung. Sie wollten sich einen Eindruck von der Arbeitswelt und den Ausbildungsmöglichkeiten einer Gießerei verschaffen. Der Besuch begann mit der Vorstellung des Unternehmens und der dort möglichen Ausbildungsberufe. Anschließend führte Magnus Duda (Werkstofftechnologe) die Gruppe durch den Betrieb, unterstützt von mehreren Azubis. Schüler und Lehrer waren von der Größe der Gussstücke beeindruckt. „Es ist kaum zu glauben, welches Know-how hinter der Herstellung der Gehäuse und Armaturen steckt“, resümierte Linus Rudolph und schloss mit der Aussicht: „Wir werden in der Schule die Funktionsweise eines Lichtbogenofens nacharbeiten.“ Der Kontakt zwischen Schule und Betrieb geht auf die Ideen-Expo 2009 in Hannover zurück. Dank finanzieller Hilfe von Pleissner Guss hatten 123 Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Realschule nach Hannover reisen können, um dort das vielfältige Angebot zur Berufsfindung studieren zu können. Dort waren sie auch auf dem Stand der GMH-Holding zu Gast. Bei Pleissner holten sie sich jetzt weitere Anregungen für ihre Berufssuche. Ulrike Libal

Werksfoto

Modul-Krümmer (Auspuffkrümmer mit angegossenem TurbolaAbgestimmt? Hochkomplexe der) sind die Hauptgussteile, die bei Dieckerhoff Guss in Gevelsberg hergestellt

ist bekanntlich die Mutter der PorzelAbgehakt? Vorsicht lankiste: Schweinegrippe-Impfung bei Diecker-

werden. Dafür benötigt man sogenannte Kernpakete: sechs Einzelkerne, die wiederum aus unterschiedlichen Rezepturen hergestellt werden. Mit Hilfe einer Montagelehre werden diese sechs Kerne zu einem einheitlichen Kernpaket zusammengeschraubt und geklebt – wobei Genauigkeit und Sorgfalt gefragt sind. Sonst kommt es zu fehlerhaften Gussteilen, die der Kunde nicht abnimmt. Deshalb muss alles Hand in Hand gehen. Und immer wieder werden Präzision und Konzentration von den Mitarbeitern gefordert. Nur so ist machbar, was den Erfolg im Automobil-Zuliefergeschäft ausmacht: Qualität und Liefertreue. Das weiß auch Kernmacherei-Mitarbeiter Mükkerem Topcu (links). Hier erhält er Instruktionen von Karl Heinz Riemenschneider, dem Leiter der Kernmacherei. Achim Röder

hoff Guss in Gevelsberg. Hartmut Bechhaus (links) war einer von 38 Mitarbeitern, die sich von Werkarzt Dirk Martin gegen das H1N1-Virus hatten impfen lassen. Gott sei Dank blieb die angekündigte „Pandemie“ (bislang) aus. Auch wenn heute viele Gesundheitsexperten so tun, als wäre dies für alle Welt absehbar gewesen: Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, ist nachzuvollziehen. Denn schließlich waren es gerade jene Experten, die dringend dazu geraten hatten. Achim Röder

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GUSS

Migrationshintergrund erschwert Berufsstart WH · Chancengleichheit zu verwirklichen ist gar nicht so einfach. Dies bewies der Besuch einer Projektgruppe türkisch-stämmiger Jugendlicher aus Lünen. INTERVIEW 15 türkisch-stämmige Jugendliche aus Lünen waren Rosenmontag bei Walter Hundhausen zu Gast. Zusammen mit ihrem Projektleiter Ramazan Uygun absolvierten sie eine etwa zweistündige Werksbesichtigung in der Gießerei. Zuvor hatte ihnen Kai Kmieciak im Konferenzraum anschaulich Unternehmen und Gussherstellung präsentiert – und dabei mit viel Sachverstand und Humor die vielen Fragen der jungen Teilnehmer beantwortet. Nach dem Werksrundgang fand man sich wieder im Konferenzraum ein, um bei Kaffee und Kuchen vor allem über die Möglichkeiten eines Praktikums bzw. einer Ausbildungsstelle bei Walter Hundhausen zu sprechen. Mit dabei war auch Norbert Hemsing (Leiter Personal & Kommunikation). glück auf: Herr Hemsing, Rosenmontag ist ein ungewöhnlicher Besuchstag. Norbert Hemsing: Das kann man wohl sagen. Aber Projektleiter Ramazan Uygun stimmte dem Terminvorschlag sofort zu. Er machte deutlich, dass alle Jugendlichen eine Werksbesichtigung in der Gießerei dem Besuch eines Rosenmontagszuges vorziehen würden. Für mich war das das erste Indiz dafür, dass das Interesse an der Werksbesichtigung wirklich sehr groß war.

Audit. 

Ende vergangenen Jahres wurde Dieckerhoff Guss nach der ISO TS 16949 und DIN EN ISO 14001 zertifiziert. Diese Norm umfasst sowohl das Qualitätsmanagement- als auch das Umweltmanagement-System. Das Audit führte die Deutsche Gesellschaft für Qualitätssicherung (DQS ) durch. Dieses Unternehmen besteht bereits seit 55 Jahren und ist in ganz Deutschland mit Landesgeschäftsstellen vertreten. Gemeinsam mit den Auditoren Matthias Weiler und Kurt Herskamp wurden die Systeme von Dieckerhoff Guss drei Tage lang gründlich unter die Lupe genommen und bewertet. Bereits am Ende des dritten Tages zeichnete sich ab, dass das Audit erfolgreich verlaufen würde. Am Ende stand fest: Dieckerhoff Guss erfüllt die entsprechenden Umwelt- und Qualitätsmanagement-Normen. Lars Burbulla (QualitätsmanagementBeauftragter), der stolz und ein wenig erleichtert die Zertifizierungsurkunde entgegengenommen hatte: „Das Ergebnis wäre ohne abteilungsübergreifende Zusammenarbeit allerdings nicht möglich gewesen.“ Achim Röder

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Besonders beeindruckt waren die Gäste von den zahlreichen Arbeitsschritten, die erforderlich sind, um aus dem Ausgangsmaterial „Eisenschrott“ ein Gussteil für die Automobilindustrie und die Maschinenbau-Produzenten zu fertigen. Zuvor wurden sie von Gießerei-Ingenieur Kai Kmieciak (links), dem Leiter Personal & Kommunikation Norbert Hemsing (Zweiter von links), den Betriebsräten Tasin Sancak (Dritter von links) und Imdat Yilmaz (hintere Reihe, Fünfter von links) sowie dem Betriebsratsvorsitzenden Reinhard Pilk (hintere Reihe, Sechster von links) begrüßt.

Das war auch an den Fragen zu erkennen, die die Jugendlichen im Verlauf der Veranstaltung gestellt haben. Um welches Projekt geht es überhaupt, an dem die Jungs teilnehmen? Hemsing: Das Projekt „reGeneration now!“. Das ist ein Programm für türkisch-stämmige Jugendliche, die sich nach der Schule dem rauen Wettbewerb um Praktikums- und

Ausbildungsplätze stellen müssen. Viele haben Minderwertigkeitsgefühle wegen ihrer Herkunft und fühlen sich oft deutschen Schulabgängern gegenüber benachteiligt. An dieser Stelle setzt das Projekt an. Es versucht, durch interessante Projektarbeit den Jugendlichen bei ihrer Identitätsfindung zu helfen. Wie groß ist der politische Stellenwert des Projektes? Wie wird es gefördert?

Hemsing: Das Projekt wird mit Bundesmitteln und aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Hinzu kommen am Projekt beteiligte Erwachsene, die – den Projektleiter eingeschlossen – ehrenamtlich arbeiten und sich tatkräftig für die Unterstützung dieser Jugendlichen einsetzen. Im Konferenzraum haben Sie ja über diese Integrationsprobleme mit den Jugendlichen diskutiert. Welchen Eindruck haben Sie dabei gewonnen? Hemsing: Die Sorgen und Nöte der Jugendlichen sind groß, da sie im Grunde zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sind. Häufig fühlen sie sich weder in der Türkei noch in Deutschland so richtig integriert und zu Hause. Das kann natürlich wiederum deutliche Nachteile für ihre persönliche und schulische Entwicklung mit sich bringen. Und so hilft es, wenn sie in Betriebe gehen, in denen schon ihre Väter und Großväter gearbeitet haben bzw. noch arbeiten. Das vermittelt ihnen das Gefühl, dass auch sie in Deutschland eine berufliche Chance haben und Anerkennung durch deutsche Arbeitgeber bekommen. Sie selbst und der Betriebsrat konnten sicherlich viel zu diesem Thema beitragen. Schließlich arbeiten viele türkisch-stämmige Kollegen bei Walter Hundhausen. Hemsing: Vor allem unsere beiden Betriebsräte Tasin Sancak und Imdat Yilmaz. Sie konnten natürlich einiges über die Integration von türkischen Mitarbeitern bei Walter Hundhausen berichten. Sie haben den jungen Menschen auch Mut gemacht, über Praktika und Ferienarbeit erste Kontakte zu deutschen Betrieben aufzubauen. In vielen Fällen hilft schon ein erster positiver Eindruck, den der Arbeitgeber von Praktikanten oder Ferienarbeitern gewinnt, wenn man beispielsweise pünktlich, zuverlässig und fleißig war. Das kann den Weg in ein Ausbildungs- bzw. Beschäftigungsverhältnis ebnen.

Idee des Jahres 2009 ie erste Belegschaftsversammlung, die bei Walter Hundhausen im Jahr 2010 stattfand, bot für Andreas Beck (Geschäftsführer/ Technik & Vertrieb) und Joachim Speh (Werksleiter) die ideale Kulisse: Sie ehrten gemeinsam den stolzen Gewinner der „Idee des Jahres 2009“ – Markus Schickentanz aus dem Schmelzbetrieb. Geehrt wurde er für einen Verbesserungsvorschlag, der sich gleich doppelt auszahlt: Er erhöht die Arbeitssicherheit und reduziert maßgeblich die Kosten, die das häufige Austauschen defekter Frontscheiben des Hyster-16-Tonner-Staplers schafft, der im Schmelzbetrieb zum Einsatz kommt. Markus Schickentanz hatte die Idee, einfach eine zweite Plexiglasscheibe vor die eigentliche Frontscheibe des Staplers zu setzen – und zwar so, dass sie jederzeit mit einfachen Handgriffen wieder herauszuschieben ist. Ergebnis: Man kann die Plexiglasscheibe leicht von Staub und Schmutz reinigen, schafft einen besseren Durchblick und erhöht die Arbeitssicherheit. Darüber hinaus schützt man die

eigentliche Frontscheibe vor Schäden. Der Vorschlag kam bei der Bewertungskommission und Werksleitung sehr gut an und wurde zur es 2 200 009“ 00 9“ g ekü kürtt. „Idee des Jahres 2009“ gekürt. ntanz freute Markus Schickentanz ber den Tisich nicht nur ü über ürlich auch tel, sondern natürlich über die Prämiee von 2.000 Euro, die damit verbunden war. Geschäftsfüh-k rer Andreas Beck g nahm die Ehrung zum Anlass, alle n Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzufordern, verstärkt am „IdeenmanagementProgramm“ teilzunehmen. Er regte an, sich vor allem zum Thema „Enerm gie-Effizienz“ im Kleinen wie im en Großen Gedanken zu machen.

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Und wie haben die Jugendlichen darauf reagiert? Hemsing: Sie haben gespannt zugehört und danach lebhaft darüber diskutiert. Das war für beide Seiten sehr aufschlussreich und spannend. Am Ende der Veranstaltung wusste man gar nicht mehr, wo die Zeit geblieben war. Wie geht es weiter für die Projektgruppe „reGeneration now!“? Hemsing: Wir haben zum Abschied vereinbart, weiter in Kontakt zu bleiben. Eine Integration von ausländischen Jugendlichen und Mitarbeitern ist schließlich eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe. Dabei wollen wir uns gegenseitig und im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel unterstützen. Und wie schätzen Sie das Projekt persönlich ein? Hemsing: Ich hoffe sehr, dass es gelingt, den jungen Menschen neue Perspektiven, neues Selbstbewusstsein und neue Motivation zu geben. Das könnte ihnen mit Unterstützung durch die Arbeitgeber in der Wirtschaft und wichtigen Personen aus der Gesellschaft neue Lebenschancen eröffnen. Deshalb wünsche ich dem Projekt alles Gute und viel Erfolg. Vielen Dank für das Gespräch.

Geschäfts- und Werksleitung hoffen sehr, dass in den nächsten Wochen das IdeenmanagementProgramm intensiver genutzt wird als in den zurückliegenden Monaten. nh

WH · Geschäftsführung ehrt Gewinner des Ideenwettbewerbes.

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Gilt das denn auch für andere Nationalitäten? Hemsing: Aber natürlich. Unsere beiden Betriebsräte haben auch die vielen anderen ausländischen Kollegen aus Italien, Spanien, Tunesien, Afrika und vielen weiteren Ländern erwähnt. Sie alle haben ein berufliches Zuhause bei Walter Hundhausen gefunden. Tasin Sancak meinte sogar, mittlerweile habe sich eine richtige WalterHundhausen-Identität entwickelt. Das käme besonders in dem jedem Mitarbeiter bekannten Slogan „Wir sind Walter Hundhausen“ zum Ausdruck und werde gerade in Krisenzeiten auch hier so gelebt.

Überall finde man zu diesem Thema Ansatzpunkte. Nicht nur im technisch-betrieblichen Bereich, auch in der Verwaltung gebe es Einsparpotenziale, die man mit Cleverness und Cl und d Kreativität Kre K ati tivit ität it ät heben heben b könne. Andreas Beck: „Lieber eine Idee zu viel als eine Idee zu wenig einreichen!“

Die „Idee des Jahres 2009“ kam von Markus Schickentanz (links) aus dem Schmelzbetrieb. Er freute sich nicht nur über die Ehrung, sondern auch über einen Scheck von 2.000 Euro. Dieser wurde ihm während währen wäh rend d der der Bel Belegs Belegschaftsversammlung egscha chafts hafts ftsver versam ver sammlu sam mlung mlu ng von Geschäftsführer Andreas Beck (Mitte) und Werksleiter Joachim Speh (rechts) feierlich überreicht.

Foto: Katrin Hamann

GUSS AZUBI-ECKE

Mit viel Eigeninitiative knappe Kassen überlistet HGZ · Neues Ausbildungszentrum für Azubis eröffnet

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Werksfoto

Glatteis, Schneeverwehungen oder Fahrsicher. Ob Dunst und Nebel: Es gibt viele Gründe dafür, weshalb sich gerade im Winter Wegeunfälle mit dem Auto häufen. Dies nahmen acht Mitarbeiter von Walter Hundhausen zum Anlass, in ihrer Freizeit an einem von dem Unternehmen und der Berufsgenossenschaft „gesponserten“ ADAC-Fahrsicherheitstraining in Recklinghausen teilzunehmen. Innerhalb von acht Stunden lernten sie unter der kompetenten Anleitung von ADAC-Instrukteur Thomas Burger, bei witterungsbedingt schwierigen Verkehrssituationen und schlechten Straßenverhältnissen ihr Fahrzeug zu beherrschen. Vor der Fahrt auf der Teststrecke ging es um die ideale Sitzhaltung und Lenkradeinstellung, auf der Teststrecke um Vollbremsungen, Ausweichmanöver und das Verhalten auf glatten Fahrbahnoberflächen – ob mit oder ohne ABS (Anti-Blockier-System) und ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm). So war bei manchem Teilnehmer bei einigen Aktionen der Adrenalinspiegel in die Höhe geschnellt, als sein Fahrzeug plötzlich ausbrach und er es ruhig und gekonnt wieder abfangen sollte. Am Schluss des Trainingstages waren sich alle einig: ein sehr nützliches Training, bei dem man praktisch und theoretisch viel lernen konnte. Zum Abschluss erhielt jeder Teilnehmer ein ADAC-Zertifikat. Für April ist ein Training für Motorradfahrer geplant. Spannung vor dem Start: Thomas Burger bespricht mit den Teilnehmern, was sie auf der Teststrecke erwartet. nh

ie betriebliche Ausbildung hat bei Harz Guss Zorge traditionell einen hohen Stellenwert. Das Unternehmen ist mit derzeit etwa 420 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Osterode. Und jedes Jahr bildet es zahlreiche Industrie-, Gießerei- bzw. Modellbau-Mechaniker, Elektriker und Industriekaufleute aus. Dabei hat sich die Anzahl der Azubis, denen man den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht, in den letzten fünf Jahren in etwa verdoppelt. Diese sehr positive Entwicklung brachte allerdings auch ein Problem mit sich: Die Platzkapazität in der Ausbildungswerkstatt der Industriemechaniker stieß langsam, aber sicher an ihre Grenzen. Umso gelegener kamen Ende 2008 die Pläne eines Zulieferers, der auf dem Gelände der Harz Guss Zorge ansässig war. Er entschloss sich, die angemieteten Räumlichkeiten zu verlassen. Nach kurzer Überlegung war klar, wie man die geräumige und fast neuwertige Halle sinnvoll nutzen könnte: Es sollte dort eine neue Ausbildungswerkstatt entstehen. Gegen Mitte des letzten Jahres wurde schließlich mit dem Umbau begonnen. Aber bekanntlich sind in Zeiten der Wirtschaftskrise finanzielle Mittel nicht unbegrenzt verfügbar. Deshalb war den Betriebsmittelbauern unter der Leitung von Vorarbeiter Heiko Zimmer schnell klar: Beim Umbau müssen auch die Mitarbeiter mit anpacken. Mit welch außergewöhnlichem Enthusiasmus dies allerdings geschah, war beeindruckend: in vielen ungezählten Stunden, selbst in der Freizeit, voller Engagement und Idealismus! So gelang es dem Team um Heiko Zimmer, das Projekt trotz knapper Geldmittel erfolgreich abzuschließen. Der Einsatz hat sich gelohnt. Harz Guss Zorge hat nun ein modernes, geräumiges Ausbildungszentrum. Glanzpunkte sind die Schweißlehrwerkstatt, der neue Schulungsraum für den innerbetrieblichen Werksunterricht und die Lehrwerkstatt der Steuerungstechnik für Elektronik, Pneumatik, Hydraulik und E-Pneumatik. Auch Harald Schartau, Geschäftsführer Personal der

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Sind stolz auf das neue Trainingszentrum (von links nach rechts): Arbeitsdirektor Harald Schartau, Benjamin Adam (Azubi), HGZ-Geschäftsführer Carsten Weißelberg und Vorarbeiter Heiko Zimmer.

GMH-Holding, konnte sich davon überzeugen, als er zu einer Betriebsbesichtigung nach Zorge kam. Er war mit dem Ergebnis der monatelangen Arbeit sichtlich zufrieden. Als er das Ausbildungszentrum seiner offiziellen Bestimmung übergab, dankte er allen Beteiligten für ihren unermüdlichen Einsatz. So kann die Ausbildung der derzeitigen und zukünftigen Auszubildenden in den neuen Räumlichkeiten beginnen. Dank der regen Nachfrage sind alle Ausbildungsplätze für das Jahr 2010 bereits besetzt. Wie in jedem Jahr wird Harz Guss Zorge im Spätsommer die nächsten Ausbildungsplätze vergeben. Das mehrstufige Auswahlverfahren für den Jahrgang 2011 beginnt bereits im Herbst. Markus Hoffmann

zweiten Mal Azubi-Award. Zum in Folge ging der

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junge Menschen n Bestanden. Fünf 0 haben im Januar 2010 Werksfoto

Arbeiten“ ist Rückenschule. „Rückengesundes bei Walter Hundhausen weiter auf dem Vormarsch. Bereits im vergangenen Jahr hatte man damit begonnen, betriebliche Führungskräfte zum Thema „Rückengesundes Verhalten am Arbeitsplatz“ zu schulen. Sie sollten ihre neuen Kenntnisse dann an ihre Mitarbeiter weitergeben. Nachdem eine Pilotgruppe aus der Endfertigung gute Erfahrungen gemacht hatte, wurde die Fortbildung im Dezember 2009 auf Führungskräfte von Formanlagen und Trennband ausgeweitet. Demnächst sollen sich die beteiligten Führungskräfte darüber austauschen, wie man seine neu gewonnenen Informationen noch besser am Arbeitsplatz vermittelt. Man denkt sogar daran, die Beschäftigten selbst in die Workshops einzubeziehen. So würde man gleichzeitig die Anzahl der Mitarbeiter erhöhen, die ihren Kollegen zeigen können, wie man beim Arbeiten den Rücken schont. Das Foto zeigt Führungskräfte aus den Betrieben Formanlagen und Trennband zusammen mit Ute Heitzer von „Gesund Arbeiten“. Jörg Schneider

bei Walter Hundhausen ihre Ausbildung erfolgreich beendet: Andre Richter, Mahmut Turan und Sven Sengteller erlernten den Beruf des Gießereimechani-kers, Jan Poggel wurde zum Elektroniker und Janik Molkenthin zum Industriemechaniker ausgebildet. Sie alle werden von Walter Hundhausen übernommen. Auf ihren Lorbeeren ausruhen sollten sie sich allerdings zukünftig nicht. Denn die Erfahrung zeigt, dass sich Weiterbildung beim Aufstieg in der Berufswelt lohnt. Deshalb sollten sie ihr Wissen stets auf dem neuesten Stand halten. Zur bestandenen Prüfung gratulierten Geschäftsführung, n Belegschaft und Betriebsrat ganz herzlich. Die neuen ): Facharbeiter mit Gratulanten (von links nach rechts): Joachim Walas (Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender), Jan Poggel, Mahmut Turan, Andre Richter, g Sven Sengteller und Personalleiter Norbert Hemsing (Janik Molkenthin fehlt auf dem Foto).

Azubi-Award für die Unternehmen der Guss-Gruppe an einen Auszubildenden von Walter Hundhausen. Als Prüfungsbester des Jahres 2009 wurde Tim Hamann ausgezeichnet, (nunmehr ehemaliger) Azubi zum Gießereimechaniker. Mit einem Prüfungsergebnis von 90 Punkten reichte es allerdings nicht ganz zu einem sehr guten Abschluss. Dennoch konnte er über die Auszeichnung stolz sein, die von der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe bereits zum vierten Mal vergeben wurde. Seine guten Leistungen haben sich für ihn übrigens gleich doppelt ausgezahlt: Mit dem Award war auch ein Gutschein für ein Wochenende in München verbunden. Und sein MaschinenbauGießereitech Studium (Fachrichtung Gießereitechnik), das er A nach seiner Ausbildung h wird von begonnen hat, der Stiftung Stahlwerk Georgsm Georgsmarienhütte mit ein einem Stipendium unterstützt. Im Rahmen Ra von Prakt Praktika ist Tim Hama Hamann außerdem auch weiterhin Ze zu Zeit von Zeit bei Walte Walter Hundhausen tätig – wie auf dem Foto unschwer erkenn ist. Hier zu erkennen überreicht ihm Norbert Kauf Klaas, Kaufmännischer Geschäftsfü Geschäftsführer bei Walter Hundhausen, Hund Hu dha ter offiziell den Azubi-A Azubi-Award.

Jörg Schneider

Jörg Schneider Foto: Andrea Redman

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GUSS

Goldene Zeiten

Ein neuer Arbeitsplatz für Lars

FWHS · Der FC Bunyodkor ist das Top-Team der

HGZ · Soziale Verantwortung ist kein leeres Wort – jedenfalls nicht in Zorge.

1. Usbekischen Fußballliga, wird von Luiz Felipe

Dort hat man einen durch Arbeitsunfall behinderten Kollegen nicht nur fest

Scolari (!) trainiert und baut ein neues Stadion.

angestellt, sondern hat ihm auch einen völlig neuen Arbeitsplatz eingerichtet.

O

Werksfoto KASACHSTAN

herei zur Modelle aus der Kernmacherei nannten Gussvorbereitung der sogenannten tadion„Ringseilknoten“ für die Stadiont. Konstruktion in Taschkent.

USBEKISTAN TURKMENISTAN

Taschkent

IRAN AFGHANISTAN

ktober 2007. Ein Arbeitsunfall verändert das Leben von Lars Reichelt von einer Sekunde auf die andere. Die Ärzte diagnostizieren eine schwere Quetschung seiner linken Hand. Sie versuchen alles, doch sie können die Hand nicht mehr retten. Für den jungen Mann, der gerade erst seine Ausbildung zum Industriemechaniker beendet hatte, bricht eine Welt zusammen: „Das war ein unglaublicher Schock.“ Januar 2010. Heute ist Lars Reichelt wieder zuversichtlich und schaut voller Optimismus in die Zukunft. Auch dank der Unterstützung durch Harz Guss Zorge. Seine Firma hat ihn während der fast zweijährigen Genesungsphase begleitet einen neuen Arbegl be glei eite tett un und d ih ihm m ei eine nen n ne neue uen n Ar beitsplatz eingerichtet. Eine Halle auf dem Firmengelände wurde frei, weil ein externer Mieter sie nicht mehr benötigte. Ideal für ein Hochregallager, um Kernkästen, Formplatten oder sonstige Werkzeuge zu deponieren. Was bislang an vielen verschiedenen Orten auch außerhalb des Firmengeländes zwischengelagert wurde, ist nun zentral auf 2.400 Stellplätzen in fünf „Stockwerken“ bestens sortiert – 1.600 Quadratmeter groß

ist das neue „Reich von Lars Reichelt“. Es war ein langer Weg, den er gemeinsam mit dem Unternehmen zurückgelegt hat. „Wir hatten sofort nach dem Unfall engen Kontakt zum Krankenhaus und zu den behandelnden Ärzten aufgenommen“, sagt Günter Störmer, Schwerbehindertenbeauftragter bei der Harz Guss Zorge. „Die Berufsgenossenschaft schlug vor, dass Lars umschulen sollte und notfalls einen Arbeitsplatz in einer anderen Region annehmen müsse. Doch das kam für uns nicht in Frage. Uns war sofort klar, dass wir für Lars einen Arbeitsplatz bei uns im Unternehmen einrichten werden.“ Als erste vertrauensbildende Ma Maß aßnah ßnahme me wurde wur wurde de sein ssei ein n bis bis dahin dahi da hin n Maßnahme noch befristeter Arbeitsvertrag in einen unbefristeten umgewandelt. Einige Monate suchte Günter Störmer nach einer Arbeit, die er der Behinderung von Lars Reichelt an-

in Stadionneubau war dringend nötig. Denn der FC Bunyodkor ist seit 2008 zum Spitzenteam der usbekischen und Asien-Liga gereift – dank der Verpflichtung von StarTrainer Luiz Felipe Scolari und den brasilianischen Auswahlspielern Rivaldo, Victor und Ramos. Dem Ansturm der vielen neuen Fans war das alte Stadion nicht mehr gewachsen. Mit einem Fassungsvermögen von nur 10.000 Zuschauern hatte es allenfalls Drittliga-Niveau. Das neue wird 50.000 Zuschauern Platz bieten, verteilt auf 44 Ränge. Der Neubau wurde von dem Architektenbüro gmp von Gerkan, Marg und Partner konzipiert und von der Werner Sobek Stuttgart GmbH & Co. KG geplant. Es hat ein 50 m breites, frei schwebendes Membrandach mit 64 Achsen. Die Kräfte werden über untere und obere Ringseile von 100 mm bzw. 120 mm Durchmesser und außen liegenden Druckstabdiagonalen auf einen gebogenen Hohlzugblechkasten übertragen. Für den nötigen Dach-Lift-Up müssen die Druckstäbe abklappbar sein. Alle dafür benötigten Gussteile fertigt die Friedrich Wilhelms-Hütte Stahlguss. Das Gesamtgewicht der eingesetzten Teile beträgt 270 t. Gefertigt werden sie aus dem Werkstoff g 10 Mn 5 V (Mindeststreckgrenze 550 MPa). Er zeichnet sich durch

Voller Name Gegründet Vereinsfarben Präsident Trainer Homepage Liga 2008

KURZ NOTIERT … Haiti-Spende. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten beweisen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Walter Hundhausen Solidarität und Herz. Denn trotz Kurzarbeit und angespannter Wirtschaftslage spendeten sie 3.060 Euro für die Erdbebenopfer auf Haiti. Aufgerufen zu der Aktion hatte der Betriebsrat. Die Mitarbeiter der Personalabteilung (Entgeltabrechnung) unterstützten die Aktion ebenfalls. Sie bereiteten die Spendenlisten vor, auf denen die Spender den Betrag eintragen konnten, der am Monatsende von ihrem Entgelt einbehalten und auf das Spendenkonto von „terre des hommes“ überwiesen wurde. Bislang wurden allein in Deutschland über 30 Mio. Euro für die Erdbebenopfer auf Haiti gespendet.

Bunyodkor Professional rofessional Futbol Klubi 6. Juli 2005 blau, schwarzz Isoq Akbarov colari Luiz Felipe Scolari dkor.com www.fcbunyodkor.com Usbekische ga Profi-Fußballliga Werksfoto

Meister

hohe Zähigkeitswerte (Kerbschlagarbeit von 120 J) und exzellente Schweißeigenschaften (CEV -Wert: 0,20) aus. So können alle Querverbinder bei Raumtemperatur angeschweißt werden. Eine ähnliche Konstruktion wurde bereits im Frankfurter Commerzbankstadion (ebenfalls mit FWH -Guss) von der Firma Max Bögl verbaut. Auch bei diesem Projekt hat FWH Stahlguss alle 3-D-Daten gusstechnisch aufbereitet, mit dem Kunden abgestimmt und sowohl für die Modellerstellung als auch für die Gussteil-Maßüberprüfung verwendet. Die dazugehörige Formfüllung- und Erstarrungssimulation ist inzwischen Standard. Sie wird mit dem Planungsbüro und der Ausführungsfirma zur Gütesicherung benutzt.

VERBAND DER METALLINDUSTRIE VE NIEDERSACHSENS

Lars Reichelt auf seinem Gabelstapler

Oben: Die Gussteile aus der Friedrich Wilhelms-Hütte müssen bis zu ihrem Bestimmungsort in Taschkent eine lange Reise zurücklegen. Rechts: Bislang ein Nobody auf der Fußball-Landkarte – der FC Bunyodkor. Unter dem weltberühmten Trainer Luiz Felipe Scolari soll sich das ändern.

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passen konnte. „Die Lagerhalle war ideal“, so Störmer heute. Fehlte nur noch ein Konzept. Zudem mussten die Investitionen mit der Geschäftsführung abgestimmt und die öffentlichen Mittel beantragt werden. Heute erstrahlt die frisch renovierte Halle in neuem Glanz. Für insgesamt 180.000 Euro wurden Hochregale installiert. Gekonnt steuert Lars Reichelt seinen Schubmaststapler mit einer Hand durch die schmalen Gänge. Der Computer sagt ihm, wo sein Ziel ist. Ein spezieller Kran hilft ihm, wenn er wegen seiner Behinderung etwas nicht alleine bewegen kann. Lars Reichelt wirkt zufrieden. Er hat sich schon nach wenigen Tagen ge n an seinem neuen Arbeitsplatz eingele eingelebt. Heute sagt er: „Das hätte ich mi mir vor zwei Jahren nicht träumen la lassen.“ Werner Fricke

PERSONALIA

Betriebsjubiläen, 1. Quartal 2010 Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren den Jubilaren und sagen Dank für die langjährige Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für die Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.

Walter Hundhausen GmbH 25 Jahre: Ulrich Dombrowski (Formerei) und Peter Milde (Kernmacherei) 35 Jahre: Detlef Bohr (Instandhaltung), Reiner Dominik (Qualitätssicherung) und Helmut Schmidt (Produktionsplanung)

Dieckerhoff Guss GmbH, Gevelsberg 25 Jahre: Domenico Farraguto und Ali Oengel (beide Endfertigung)

Karl-Josef Müller

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Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH 25 Jahre: Bruno Klumpers (Arbeitsvorbereitung) 35 Jahre: Udo Clees (Instandhaltung) und Ahmet Kücükbicakci (ATZ) 45 Jahre: Hans-Hermann Marks (Verfrachtung)

Pleissner GmbH, Elze 25 Jahre: Peter Beckmann (Putzerei), Ibrahim Elci (Putzerei) und Manfred Potthoff (Kernmacherei)

Pleissner Guss GmbH 25 Jahre: Uwe Dada (Putzerei GS), Haci Demirbas (Qualitätsstelle), Michael Rüdiger (Auftragszentrum) und Wolfgang Süß (Formanlage III) 40 Jahre: Wolfgang Huth (Instandhaltung) und HeinzDieter Kerl (Mechanische Bearbeitung)

ENGINEERING

Krantechnik: Kranbau Köthen GmbH · Alpha-Elektronik GmbH · KFT GmbH Kran- und Fördertechnik Nürnberg · Saalfelder Hebezeugbau GmbH Anlagenbau: IAG MAGNUM GmbH · WeserWind GmbH Offshore Construction Georgsmarienhütte · EICKHOFF IndustrieAnlagenbau & Montagen GmbH · Windhoff Bahn- und Anlagentechnik GmbH

Bestes Mittel für Ist-Analyse bleibt immer noch genaue Beobachtung KBK · Die Analyse des Ist-Zustandes steht oft am Anfang aller Bemühungen, einen Zustand, der als verbesserungswürdig gilt, zu verbessern. Was aber tun, wenn dieser Zustand komplex und selbst auf den zweiten Blick nicht zu durchschauen ist? Wie wär’s mit einer „bildbasierten Durchlaufzeitanalyse“?

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ie kann ich meine Kunden noch besser bedienen und noch schneller beliefern? Diese Frage stellte sich auch Kranbau Köthen. Antwort erhofften sich die Kranbauer von einem Projekt, das 2009 an den Start ging und drei Ziele im Visier hatte: die Durchlaufzeit nachhaltig zu reduzieren, verdeckte Reserven im Fertigungsprozess zu aktivieren und die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern zu verbessern. Daran beteiligt war die gesamte Fertigung, deren Führungskräfte und der Betriebsrat. Der Fertigungsleiter übernahm die Projektleitung. Die Geschäftsführung unterstützte das Projekt tatkräftig mit einem strukturübergreifenden Lenkungsausschuss. Als Projektpartner konnten die Kranbauer das Fraunhofer Institut Magdeburg gewinnen – und holten sich damit wissenschaftlichen Sachverstand ins Haus. Schützenhilfe war auch bitter nötig. Denn zunächst einmal ging es darum, Arbeitssituation und Arbeitsablauf so genau wie möglich zu analysieren. Das war keine leichte Aufgabe. Denn die Produktion lief auf Hochtouren und brachte entsprechend

Foto: Carsten Winkler

Info-Treff: Fertigungsleiter Lothar Schlünz (links) und Teamleiter Manfred Zabel begutachten die neu erstellten Teamtafeln.

komplexe Abläufe und vielfältige Probleme mit sich. Deshalb beschritt man gemeinsam mit den Wissenschaftlern einen völlig neuen Weg, und zwar mit einer „bildbasierten Durchlaufzeitanalyse“. Konkret: An 16 Stellen der Fertigung wurden täglich Daten und Fotos aufgenommen. Sie wurden einmal wöchentlich in einem kurzen Analysegespräch mit den Beteiligten ausgewertet. Da-

durch hatte man die Grundlage geschaffen, Optimierungspotenziale auszuloten und zu erfassen. Sinnvolle Verbesserungen, die kurzfristig realisierbar waren, wurden sofort umgesetzt. Wie wirksam sie waren, konnte in der Folgewoche beobachtet und bewertet werden. Veränderungen, die nur langfristig zu realisieren waren, kamen in ein Umsetzungskonzept. Das Ergebnis präsentierte der Fer-

tigungsleiter bei einer Betriebsversammlung der Gesamtbelegschaft. Im Vordergrund dabei stand, was zukünftig verändert werden sollte – Veränderungen, mit deren Umsetzung man inzwischen begonnen hat. Erster Schritt: Bildung von vier Stahlbauteams. Das jeweilige Team vereint in den jeweiligen Fertigungsabschnitten Stahlbauschlosser und Schweißer unter einem Teamleiter und bindet zudem jun-

ge Nachwuchskräfte ein. Es ist für Qualität, Termintreue und Budgeteinhaltung verantwortlich. Und es steht für seine entsprechende Baugruppe und die damit verbundene Kundenzufriedenheit ein. Alle Teams sind dem Fertigungsleiter direkt zugeordnet, unterstützt durch eine Fertigungssteuerung und der Planung der Arbeitsvorbereitung. Zweiter Schritt: Verbesserung des Austausches aktueller Informationen, Zielvorgaben und Ergebnissen in den Stahlbauteams. In diesem Zusammenhang wurde die Idee einer Teamtafel geboren. Diese Tafel soll die wichtigsten Informationen über das jeweilige Team zusammenfassen. Zu sehen sind die Fotos aller Teammitglieder, Kennzahlen, Infos zum aktuellen Stand des Auftrags und anderes mehr. Das Layout kam im Wesentlichen von den Teamleitern. Diese Teamtafeln stehen inzwischen an den Fertigungsorten in der Halle. Hier gibt es wöchentlich kurze Teamgespräche über Arbeitsfortschritte, Verbesserungsideen und teamübergreifende Vorschläge. Auch Kennzifferngestaltung und Erfüllung sind Gesprächsthema. Doch damit nicht genug. Der Fertigungsprozess soll noch weiter optimiert werden. Diese Veränderungen erfordern allerdings von allen Beteiligten die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Deshalb wurde das Motto „Das haben wir schon immer so gemacht!“ ad acta gelegt und kurzerhand auf den Kopf gestellt. Die neue Herausforderung heißt: „Für neue Lösungen offen bleiben – auch wenn wir das noch nie so gemacht haben!“ Lothar Schlünz

Von wegen stille Nacht

Zeichen stehen gut

KBK · Die Zeit des Jahreswechsels ist auch Umbau- und Instandhaltungszeit.

KBK · Alte „Druschba“ (Freundschaft) rostet nicht.

Foto: Ludger Billion

Kranmontage bei V & M Düsseldorf. Die Montage bei den beengten Platzverhältnissen gestaltete sich äußerst schwierig, wurde aber vom Montageteam mit Bravour gemeistert.

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lle Jahre wieder zur Weihnachtszeit sind die Kranbauer aus Köthen mit ihren Montageteams unterwegs. Denn ob Stahlherstellung, Verarbeitung oder andere produzierende Bereiche: Viele Kunden legen von Mitte Dezember bis Mitte Januar eine Pause ein, um Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten durchzuführen oder auch um neue Krane zu montieren oder alte umzubauen. Natürlich werden diese Umund Neubauten monatelang zuvor (oft über ein Jahr) geplant und sehr sorgfältig vorbereitet. Und so arbeiten auch in Köthen Projektierung, Konstruktion, Fertigung, Montage und Qualitätskontrolle

daran, das vom Kunden vorgegebene, oft sehr enge Zeitfenster einzuhalten – bei höchster Qualität, versteht sich. Abgeschlossen sind die Projekte erst dann, wenn die Um- oder Neubauten termingerecht übergeben, von Sachverständigen abgenommen, mit dem Prüfsiegel versehen und fester Bestandteil der Produktion sind. Auch zum vergangenen Jahreswechsel (Dezembertage 2009 bis in die dritte Januarwoche) traten die KBK -Montageteams auf mehreren Baustellen wieder in Aktion. Im Vorfeld hatte man mit den Kunden die nötigen Absprachen getroffen. So waren, wo erforderlich, Hebezeuge zur Stelle, Autokrane in

Wartestellung, Spezialleistungen gebucht oder auch Hallendächer abgedeckt. Erste Baustelle: Die Erneuerung der Antriebstechnik eines Krans der G. Siempelkamp GmbH & Co. KG in Krefeld. Zuständig waren Thomas Kockejai und Thomas Rese. Ingenieur Sturme (Fa. Siempelkamp) lobte besonders die termingerechte Abwicklung bei höchster Qualität. Zweite Baustelle: Die Lieferung einer Katze für einen Chargierkran an die ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH in Riesa. Montiert wurde sie in Teamarbeit mit ESF -Mitarbeitern und den Kranbauern Frank Worm und Thomas Jährling. Auch hier Anerkennung für die Kollegen und der Hinweis auf Neuinvestitionen, die im Dezember anstehen. Dritte Baustelle: Lieferung und Montage einer neuen, komplizierten Kranbrücke für einen Tiefofenkran bei der V & M DEUTSCHLAND GmbH, dem weltbekannten Hersteller von nahtlosen Röhren. Auch diese Arbeit wurde fach- und termingerecht beendet – unter anderem dank KBK -Bauleiter Reiner Kasperski, Herbert Schrammek und den mitwirkenden Teams. Zugegeben: Das Lob der Kunden und die Aussicht auf weitere Zusammenarbeit ersetzen keine „geruhsamen Festtage“. Aber sie sind Ansporn genug, sich auch zukünftig mit aller Kraft zu engagieren. Manfred Titze

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ie „CHTPZ Group“ ist einer der führenden russischen Hersteller von geschweißten und nahtlosen Rohren für die russische und internationale Öl- und Gasindustrie. Mehr als 70 Prozent der in Russland installierten Pipelines bestehen aus Rohren dieses Unternehmens. Gegründet wurde das Werk am südöstlichen Auslauf des Ural-Gebirges bereits 1942. Heute produziert es auf hochmodernen Anlagen etwa 800.000 t Rohre pro Jahr. Wer die wirtschaftlichen Verflechtungen aus der Nachkriegszeit kennt, weiß, dass dort auch Krane der ostdeutschen TAKRAF stehen (ehemals DDR -Kombinat. TAKRAF steht für Tagebau-Ausrüstungen, Krane und Förderanlagen). Die hatte 1962 zwölf Krane geliefert, die noch heute in einem ausgezeichneten Zustand sind, wie Kranfahrer, Instandhalter und Technischer Direktor des Werkes versicherten. Dass nach 48 Betriebsjahren eine Runderneuerung der Krane angesagt ist, kann niemanden verwundern. Auf der Wunschliste stehen neue Fahrantriebe und die Installation von Funkfernsteuerungen – eine Aufgabe, die Kranbau Köthen (als ehemaliges Mitglied der TAKRAF ) schnell und effizient umsetzen könnte.

St. Petersburg

Moskau

Chelyabinsk Omsk

Ob es gelingt, die wirtschaftlichen Bande aus der Vorwende-Zeit erneut zu knüpfen, muss sich noch zeigen. Bekanntlich haben nämlich die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt. So bemüht sich Kranbau Köthen derzeit darum, mit einem wettbewerbsfähigen Angebot den Auftrag an Land zu ziehen. Die Erwartungshaltung ist groß. Schließlich wäre ein Zuschlag ein wichtiger Schritt hin zum Export nach Russland und Osteuropa. Um die Krane zu begutachten und die für die Ausschreibung erforderlichen Informationen einzuholen, reisten KBK -Mitarbeiter im November 2009 nach Chelyabinsk. In der pulsierenden Stadt an der Westgrenze Asiens haben sie viele freundliche Menschen kennenlernen dürfen, die mit ihrer Herzlichkeit vor allem eins verkörpert haben: Druschba. Jörg Lange

ENGINEERING

Guter Nachwuchs bleibt Mangelware SHB · Geburtenrückgang macht sich bemerkbar.

Neue Fertigungsstätte für Gründungsstrukturen WW · Für tiefere Gewässer benötigt man komplexe Gründungsstrukturen. Wer sie in Serie fertigen will, benötigt spezielle Produktionsbedingungen. Deshalb errichtet WeserWind eine neue Fertigungsstätte in Bremerhaven.

Foto: Kirsten Müller

Hauptsache informativ (von links nach rechts): Torsten Schulze, Martin Mielke (BA -Studenten im 3. und 5. Semester) und Tim Macheleidt (Elektroniker im 1. Lehrjahr). Daneben: Standbesucher.

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ur diesjährigen 14. Berufsmesse in Saalfeld stellten Mitte Januar rund 60 ortsansässige Unternehmen Interessenten ihre Angebote für das kommende Ausbildungsjahr vor. Darunter war auch die Saalfelder Hebezeugbau GmbH. Das Unternehmen ist nahezu seit Gründung der Veranstaltung mit dabei und hat in den letzten Jahren sein Spektrum ständig erweitert. Während andere Anbieter aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage eher spärlich in die Zukunft investieren, plant die SHB vorausschauend. Sie will in vier Ausbildungsberufen und zwei Bachelor-Studiengängen der Metall- und Elektrotechnikbranche jeweils ein bis zwei Stellen besetzen. „Natürlich hängt dies von der Bewerberanzahl ab“, so Personal-

leiterin Kirsten Müller. Wie alle anderen Unternehmen beklagt auch sie, dass bei ihr immer weniger Bewerbungsmappen eingehen. Der Geburtenrückgang der 90er Jahre machte sich auch auf der Berufsmesse bemerkbar: „Die großen Menschenmassen blieben dieses Mal aus“, so Torsten Schulze, BA Student im 5. Semester – was allerdings auch einen großen Vorteil mit sich brachte. Denn die SHB -Mitarbeiter konnten mit den Interessenten individuelle und intensive Gespräche in ruhiger Atmosphäre führen und Lehrstellensuchende aus eigener Erfahrung über die Ausbildung im Saalfelder Hebezeugbau informieren. Martin Mielke (BA-Student)

INTERVIEW

dem erforderlichen Seetransport zum Installationsort Rechnung.

Aktuelle deutsche OffshoreWindparks und Parks in britischen Gewässern sehen Windenergieanlagen in tieferen Gewässern vor – zumeist in über 20 m Wassertiefe. Dort werden sogenannte aufgelöste OffshoreGründungsstrukturen benötigt – Strukturen, die sich aus mehreren miteinander verschweißten Rohren zusammensetzen. Sie erreichen Gewichte von 450 bis rund 700 t und werden je nach Installationsort bis zu 60 m hoch. Um sie zu fertigen, ist ein weitaus größerer Aufwand vonnöten als bei Monopiles (siehe Kasten). Deshalb baut WeserWind eine neue Fertigungsstätte. glückauf befragte dazu WeserWind-Mitarbeiter Remo Pelzer:

Der Bau der Halle wird mit öffentlichen Mitteln gefördert. Gibt es noch weitere öffentliche Hilfen? Pelzer: Das ist in der Tat so. Vorbereitet und begleitet wird das Projekt durch ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, das vom Bundesministerium für Umweltschutz und Reaktorsicherheit gefördert wird. Ziel ist, die Fertigungsprozesse und Fertigungsstrategien für geschweißte Konstruktionen bzw. Sonder-Konstruktionen zu optimieren und daraus Maßnahmen für den Aufbau einer Serienfertigung für Offshore-Gründungsstrukturen abzuleiten.

glückauf: Monopiles in Serie zu fertigen, war relativ einfach. Wie steht es um die Serienfertigung von aufgelösten Offshore-Gründungsstrukturen? Remo Pelzer: In unseren bisherigen Fertigungsstätten wäre das nicht möglich gewesen, solche Gründungsstrukturen zu fertigen. Deshalb bauen wir in diesem Jahr eine neue Fertigungsstätte in Bremerhaven. Dort soll die Endmontage der großvolumigen Bauteile in Serie erfolgen. Was hat WeserWind dazu bewogen, den Schritt zu wagen und eine Serienproduktion aufzubauen? Pelzer: Der politische Wille der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 bis zu 25 GW Windenergie offshore zu installieren. Der erste Schritt auf dem Weg zu diesem ambitionierten Ziel ist bereits getan: der Bau und die erfolgreiche Inbetriebnahme des Offshore-Testfelds alpha ventus in der deutschen Nordsee. Das war sozusagen der offizielle Startschuss. Diesem ersten deutschen Offshore-Windparkprojekt folgen jetzt weitere Parks. Sie sollen im Wesentlichen von namhaften Energieversorgern aus ganz Europa gebaut und betrieben werden.

Foto: Heinrich Reiter

19. Januar zeichnete die HandJungmeister. Am werkskammer im Bremer Rathaus die besten Nachwuchskräfte des Landes Bremen aus. Zu den drei besten Jungmeistern (Jahrgang 2008/2009) der Fachrichtung Feinwerkmechanik gehörte auch der 29-jährige Jörn Reymers von WeserWind. Nach dreieinhalbjähriger Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker (Abschluss: 2002) hatte er 2004 berufsbegleitend die Meisterausbildung in vier Teilen begonnen – eine Ausbildung, die er wegen Schichtarbeit bei seinem vorherigen Arbeitgeber zeitweise unterbrechen musste. Seit dem 3. Dezember 2007 ist Jörn Reymers für WeserWind tätig und entwickelt sich seitdem stetig weiter. Er begann als Schlosser bei den Projekten „Variobase®Jacket Prototyp“ und „Alpha Ventus Trafostation“. Von September 2008 an war er als Vorarbeiter bei der „Tripile-Fertigung“ und nach bestandener praktischer Meisterprüfung im März 2009 als Fertigungsmeister im Einsatz. Betriebsleiter Norbert Adamzyk (links) reichte die Glückwünsche von Geschäftsführung und Betriebsleitung an Jungmeister Jörn Reymers weiter. Norbert Adamzyk

Von welchen Zahlen in der Serienfertigung gehen Sie überhaupt aus, um dem jetzt stark aufblühenden Offshore-Wind-Markt gerecht zu werden? Pelzer: Mittelfristig gehen wir von einem Ausstoß von bis zu 100 Offshore-Gründungsstrukturen pro Jahr aus. Auf diese Weise könnten wir einen relevanten Marktanteil in der Branche erzielen. Das ist keine Kleinigkeit. Wie will WeserWind solche Stückzahlen überhaupt sicherstellen? Pelzer: Diese Stückzahl ist mit traditionellen Fertigungsstrategien und Fertigungsprozessen in keiner Weise zu realisieren. Es geht schließlich um Sonderkonstruktionen im Großanlagenbau. Erschwerend kommt hinzu: Bei Gründungen in flachen Gewässern hat sich sozusa-

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Werksfoto

Remo Pelzer

gen ein Bautyp durchgesetzt – der Monopile. Anders bei aufgelösten Gründungsstrukturen. Hier hat sich noch kein Konzept durchgesetzt. Hier haben wir es mit Jackets, Tripods und Bard-Tripiles zu tun. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass all diese Konzepte realisiert werden – und dass möglicherweise noch andere Konzepte folgen. Geht man in Großserie, muss man alle drei Typen bauen können – sofern nicht exklusiv für einen Anlagenhersteller gebaut wird. Pelzer: Richtig. Und auch dann ist nicht sicher, ob das Konzept später nicht wieder geändert wird. Wird diese Flexibilität in der Fertigung nicht von vornherein berücksichtigt, könnten später Kosten für eine Änderung des Fertigungsablaufs entstehen. Aber wie wollen Sie diese Flexibilität sicherstellen? Und welche Rahmenbedingungen müssen für eine Produktion dieser Art gegeben sein? Pelzer: Wir haben bereits verschiedenste Fertigungskonzepte mit Hilfe von Simulationen untersucht. Ausgearbeitet haben wir eine hinreichend flexible Lösung, die natürlich auch die örtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Installationslogistisch gesehen sind wir in Bremerhaven ebenfalls optimal aufgestellt. So haben wir einen Fertigungsstandort mit direktem Zugang zur See. Folgerichtig ist der Fertigungsfluss in Richtung Kaikante ausgerichtet. So tragen wir

Gibt es noch andere wichtige Punkte des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens? Pelzer: Neben den eigentlichen Fertigungsabläufen werden auch die zerstörungsfreie Prüfung, die Vermessung von großvolumigen Bauteilen und die Integration der dabei erzeugten Daten in eine fertigungsintegrierte Dokumentation untersucht. Dadurch wollen wir bei WeserWind der Anforderung gerecht werden, dass wir Bauteile und ausgeführte Arbeiten hundertprozentig zurückverfolgen können. Ziel ist, mit kleinstmöglichem Aufwand eine detaillierte, vollständige Dokumentation zu erzeugen. Zudem werden effiziente Strahlschweißverfahren untersucht, mit denen man mittelfristig die Fertigungskosten um bis zu 65 Prozent reduzieren könnte. Das klingt alles sehr interessant, aber auch nach Zukunftsmusik. Pelzer: Aber mit sehr realem Projekt-Hintergrund. Denn schließlich werden die erforderlichen verfahrenstechnischen Schweißuntersuchungen wissenschaftlich begleitet – von thermischen Simulationen, metallografischen Untersuchungen, Dauerschwingversuchen und Verfahrensprüfungen. Untersucht werden auch Verfahren der zerstörungsfreien Prüfung, die bislang in der Offshore-Technik noch nicht eingesetzt wurden. Gespannt warten wir darauf zu erfahren, ob diese Art der Prüfung als effizienteres Verfahren tauglich wäre. Vielen Dank für das Gespräch.

Serien-Routine Stehen Offshore-Windparks in relativ flachen Gewässern, „sitzt“ die Windkraftanlage zumeist auf einem sogenannten Monopile. Monopiles sind Stahlrohre mit einem Durchmesser von bis zu 6 m, die im Meeresboden verankert sind. Auf den Monopile wird ein sogenanntes Transition Piece aufgesetzt und mit hochfestem Mörtel, dem sogenannten Grout, vergossen. Das Transition Piece ist der Übergang zum Turm der Windenergieanlage. Für relativ flache Gewässer bis etwa 15 m Tiefe war diese Art der Gründung bislang die wirtschaftlichste Lösung. Deshalb sind für solche Strukturen bereits Serienfertigungen von Großrohren entstanden, die sich durchaus bewährt haben.

ENGINEERING

Trotz Startschwierigkeiten herrscht größte Zuversicht WW · Es hat lange gedauert, bis Politik und Wirtschaft das Potenzial der Windenergie für sich entdeckt hatten. Jetzt werden die ersten großen Offshore-Windparks gebaut. WeserWind hat darauf rechtzeitig reagiert und eine Betriebsstätte in Lubmin errichtet. Dort gehen Transition Pieces in Serienfertigung. INTERVIEW Der Auftrag war toll: Für den Walney-Offshore-Windpark an der Westküste Englands soll WeserWind insgesamt 51 sogenannte Transition Pieces fertigen. Die Frage war nur: wo? Denn die vorhandenen Fertigungskapazitäten reichten weder für die anliegende Serienfertigung noch für andere zukünftige Projekte aus. Also musste eine neue Fertigungsstätte her. Deshalb machte sich WeserWind gemeinsam mit dem Projektpartner Erndtebrücker Eisenwerk GmbH & Co. KG etwa vor einem halben Jahr auf die Suche. Was inzwischen daraus geworden ist, schildert WeserWind-Mitarbeiter Torsten Döhren in einem glückauf-Interview: glückauf: Wo sind Sie bei Ihrer Suche fündig geworden? Torsten Döhren: In Lubmin in der Nähe von Greifswald, auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerkes Greifswald, das heute Energiewerke Nord GmbH heißt. Welche Gegebenheiten gaben den Ausschlag, sich für den Standort zu entscheiden? Döhren: Zum einen der direkte Anschluss an den dortigen Industriehafen. Denn direkt an der Pier war ein attraktives, etwa 23.000 m2 großes Grundstück frei. Eine entscheidende Rolle spielte aber auch, dass dort die Lubminer Korrosionsschutz GmbH angesiedelt ist, die zur Unternehmensgruppe Krebs gehört.

Was ist eigentlich … ein Transition Piece? Übergangsstück in der Wasserwechselzone zwischen dem in den Meeresboden gerammten Monopile und dem eigentlichen Turm der Windenergieanlage.

Döhren: Mit dem sogenannten Secondary Steel, das sind diverse Plattformen, dem Boatlanding und weiteren Ein- und Anbauten. Nach der Fertigung beträgt das Gesamtgewicht jedes Transition Piece über 270 t. Danach werden die ausgerüsteten Transition Pieces in den Hallen der Lubminer Korrosionsschutz GmbH konserviert und so für die rauen Bedingungen ihres OffshoreStandortes in der Irischen See vorbereitet. Abschließend montiert WeserWind noch weitere Anbau-

Das Zeitfenster bis zum Produktionsbeginn war ja denkbar knapp bemessen … Döhren: Äußerst knapp. Uns blieben nur gut vier Monate Zeit, das Grundstück zu erschließen, die Baugenehmigung einzuholen und die komplette 50 x 72 m große Halle zu bauen. Sie haben es geschafft … Döhren: In Rekordzeit. Trotz einiger Schwierigkeiten. Aber alle beteiligten Planer, Behörden und Unternehmen haben ihr Bestes gegeben, das Bauprojekt erfolgreich abzuwickeln. Am 22. Dezember war die Produktionshalle fertig. Dann begannen wir auf der 3.600 m2 großen Fläche auch sogleich mit der Produktion.

Walney-OffshorehoreWindpark Der Windpark liegt an der Westküste Englands, etwa 15 km von der Insel Walney entfernt, ernt, auf der Höhe der Isle of Man. Insgesamt 51 Turbinen mit einer Gesamtkapazität von etwa 370 MW sollen dort errichtet werden.. WeserWind erlichen liefert die dafür erforderlichen Transition Pieces.

Foto: Andrej Reitenbach

Bei der Arbeit: Schweißer Olaf Hinrichs.

weitere Mitarbeiter aus der Region einstellen, um Lubmin als Betriebsstätte auszubauen und gut für die Anforderungen des Marktes aufzustellen.

War es nicht riskant, sich auf ein solches Projekt einzulassen? Döhren: Was die Vertragstermine mit dem Endkunden, der DONG Energy aus Dänemark, angeht, hatten wir uns natürlich abgesichert – und als Back-up-Lösung eine zusätzliche Hallenkapazität mit etwa 2.300 m2 angemietet. Dort haben wir bereits Anfang Dezember die Produktion gestartet.

Mit Mitarbeitern aus Bremerhaven? Döhren: Die Start-Belegschaft kam aus Bremerhaven. Zusätzlich haben wir aber auch viele lokale Arbeitnehmer ins Team geholt. Das wird sicherlich ein positiver Impuls für die ansonsten strukturschwache Region gewesen sein. Döhren: Und sicher auch nicht der letzte. Denn wir wollen noch

Foto: Andrej Reitenbach

Im Winterkleid: die neue WeserWind-Fertigungsstätte.

Was genau produzieren Sie jetzt in der neuen Betriebsstätte? Döhren: Das Ganze beginnt mit Großrohren mit 5 m Durchmesser und gut 24 m Länge. Das ist sozusagen unser Ausgangsmaterial. Hergestellt werden diese Rohre in Lubmin und Rostock von einem unserem Partner. Diese Rohre werden von uns dann in Lubmin komplettiert. Und womit genau werden diese Rohre komplettiert?

Foto: Andrej Reitenbach

Vor der Endmontage: External-Plattform auf dem schneebedeckten Gelände.

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ten. Dazu gehören zum Beispiel die etwa 9 x 11 m große ExternalPlattform und die Groutdichtung zum Monopile. Dann erst können die Transition Pieces ihre Reise zum Walney-Offshore-Windpark antreten. Bei den arktischen Temperaturen der vergangenen Wochen und Monaten dürfte die Produktion in der mit Folie bespannten Halle kein Honigschlecken gewesen sein. Döhren: Das war schon eine besondere Herausforderung für die Belegschaft. Wir hatten Außentemperaturen bis zu minus 15 Grad Celsius und extreme Schneestürme. Dennoch haben wir die Arbeit keineswegs eingestellt, sondern der Kälte getrotzt und das Projekt unbeirrt fortgesetzt. Unsere Devise war: „Wenn es einfach wäre, dann könnte es ja jeder.“ Und wie ist die derzeitige Stimmung? Herrscht eher Pessimismus oder Optimismus unter Ihnen und den Mitarbeitern vor? Döhren: Auf jeden Fall Optimismus – trotz der üblichen Startschwierigkeiten, die eine neue Betriebsstätte und ein neues Projektes unweigerlich mit sich bringen. Bei uns herrscht große Zuversicht. Wir werden die Anforderungen des Kunden an Qualität und Termine zur vollsten Zufriedenheit erfüllen. Und wir werden die hoffentlich zahlreichen Folgeprojekte in dieser Betriebsstätte ebenso erfolgreich abwickeln können. Vielen Dank für das Gespräch.

ENGINEERING

Russland will bis 2030 310 Mrd. Euro investieren Windhoff · Ausbau des Bahnverkehrs verspricht Branche lukrative Aufträge. oskau im März 2010. Vom 17. bis zum 19. März präsentierte sich die Windhoff Bahn- und Anlagentechnik auf der „4th International Railway Technology Exhibition-ExpoRail“ in Moskau. Die Exporail ist die führende internationale Fachmesse für Bahntechniker in Russland mit dem Themenschwerpunkt Bahntechnologie und stellt neueste Entwicklungen in den Mittelpunkt. Aussteller aus über 15 Ländern waren in das Expocentre Moscow gekommen, um ihre Produkte und Dienstleistungen dem Fachpublikum vorzustellen. Der Windhoff-Messestand hatte jede Menge Kompetenz zu bieten: Aus Rheine war Georg Lohle angereist. Unterstützt wurde er von Andrey Omelchuk, dem Windhoff-Repräsentanten für die Ukraine. Verstärkung erhielt das Duo von Klaus Dill, der dem neuen Vertriebsbüro der GMH -Holding in St. Petersburg vorsteht. So trafen Interessenten auf dem Stand nicht nur auf Sachverstand, sondern auch auf eine sehr internationale Atmosphäre. Nachdem die G M H -Gruppe 2009 mit einem großen Gemeinschaftsstand vertreten war, präsentierte sich in diesem Jahr Windhoff

als alleiniges Gruppenunternehmen auf einem 15-qm-Stand. Die ehemaligen „Mitaussteller“ hatten sich nämlich – zusammen mit ei-

ner Reihe weiterer Unternehmen der GMH -Gruppe – für einen gemeinschaftlichen Auftritt auf der Technical Fair entschieden, die ei-

Foto: Georg Lohle

Windhoff · Bei der Wartung von Bahntechnik stellt sich immer die Frage: wie Waggons oder auch Züge zielgenau bewegen? Ein neues Rangierkonzept für Waggon-Verschiebe-Einrichtungen eröffnet jetzt neue Perspektiven.

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in Standardprodukt von Windhoff in der Anlagentechnik ist die Rangiertechnik. Darunter fallen Rangierloks, Rangierfahrzeuge und Seilrangieranlagen – mit offenen Seilzügen oder mit geschlossenem Seilzug inklusive eingebundener Anschlagketten, Radsatzwagen und Mitnehmerwagen oder Pufferwagen. Für den Betrieb an UnterflurDrehbänken wurde jetzt ein System neu entwickelt. Bestimmt waren sie für zwei Betriebswerke der Société Nationale des Chemins de fer français in Lyon und Paris. Dort wird eine Rangiereinrichtung mit Radsatzwagen ohne Seilzug eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine Zugvorschubeinrichtung, die nur mit Eigenantrieb Waggons oder Züge bis 500 t Gesamtgewicht verfahren kann (Energieübertragung per Kabelschleppkette). Sie kann dabei unter dem Zug oder den Waggons durchfahren, da der Radsatzwagen nicht in das Lichtraumprofil hineinragt. Bei dem System wird eine Zugvorschubeinrichtung mit vier Rädern, die im Gleisbett auf einem separaten Hilfsgleis fahren, frequenzgeregelt angetrieben. Die Traktion des Radsatzwagens wird durch die Aufnahme einer Waggonachse erreicht, die über einen

Georg Lohle

Moskauer Treff: Auf der ExpoRail 2010 musste sich Windhoff ohne Schwesterunternehmen präsentieren.

System bewegt bis zu 500 t huckepack hydraulisch betätigten Stempel mit zwei Aufnahmeprismen von der Hauptfahrschiene abgehoben wird. Somit wird ausreichend Gewicht

auf die Antriebsräder gebracht, um einen ganzen Zug zu bewegen. Durch die Anordnung von zwei Radsatzwagen – jeweils einer vor

und einer hinter der UnterflurdrehFür eine Verwendung in bestebank – können Zugverbände im Pil- henden Gleisanlagen ist ein Radgerschrittverfahren getaktet und so satzwagen mit Eigenantrieb und große Hübe realisiert werden. Da es berührungsloser Energieübertrasich bei dem Werkstattbetrieb um gung in Vorbereitung. Diese Auseinen Neubau handelt, wurde im führung ist gedacht für den Einsatz Fahrbereich des Vorschubsystems ndament benöein spezielles Fundament tigt, sowohl für das Hauptfahrgleis als auch für das agen tzw a Vorschubsystem mit ds e eit Ra Energiekette. Dachs a inh n e o n mit konnten dann hr gg Fa Wa auch problemlos die erforderlichen Toleranzen zwischen den Gleisanlagen eingehalul ten werden. Hubmod

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Durchdachtes Konzept: Radsatz mit Eigenantrieb und Energieübertragung über Kabelschleppkette.

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Werkstattausrüstungen und Anbaugeräte zur Bahnbettbearbeitung und Gleispflege. Die Gesprächspartner kamen vorwiegend aus dem Projektierungsbereich für Vollbahnen und Industrieanschlussbahnen. Am ersten Messeabend, bei einem Ausstellerabend auf dem Messegelände, hatte man erstmals Gelegenheit, die anderen Messeteilnehmer kennenzulernen. Es war eine ideale Gelegenheit, sich in entspannter Atmosphäre über die Erfahrungen am russischen Markt auszutauschen. Etwa 310 Milliarden Euro sollen bis zum Jahr 2030 in Russland investiert werden, um das bestehende Bahnnetz zu verbessern und zu erweitern. Die Bahninfrastruktur wird dabei im großen Maßstab modernisiert. Unter anderem sollen 20.500 km neues Gleis verlegt werden, wovon 1.500 km für Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken vorgesehen sind. Alte Bahnstrecken werden für höhere Geschwindigkeiten ausgebaut und elektrifiziert. Windhoff-Mitarbeiter Georg Lohle war mit den Kontakten und Gesprächen während der Messe sehr zufrieden. Er sieht nicht nur in dem russischen, sondern auch auf dem gesamten osteuropäischen Bahnmarkt viel Handlungsbedarf und Potenzial. Nicht zuletzt deshalb hat auch Windhoff gute Chancen, von der Modernisierung und Neuplanung des Bahnnetzes zu profitieren.

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ne Woche zuvor in St. Petersburg stattgefunden hatte. Windhoff konnte sich daher alleine profilieren und präsentierte seine Produkte für die Fahrzeuginstandhaltung (z. B. Unterflurhebeanlagen, Dacharbeitsbühnen und Drehgestellmessstände), aber auch Schienenfahrzeuge zum Bau und zur Instandhaltung von Fahrleitungen und Gleisanlagen. Auf besonders großes Interesse stießen bei den Fachbesuchern Zwei-WegeRangierfahrzeuge, Lokomotiven,

in vorhandenen Gleisen, die auf Holzschwellen verlegt sind. Bei dem System handelt es sich um eine Zugvorschubeinrichtung, bei der die Räder mit Servomotoren angetrieben werden. Die Zugaufnahme erfolgt wie oben beschrieben. Die Stromversorgung zwischen stationärer Einspeisung und Vorschubsystem erfolgt berührungslos über im Gleis verlegte Energiekabel, die alle 50 m eingespeist werden. Die Bauhöhe des Radsatzwagens von nur etwa 200 mm ermöglicht den Einsatz in einer bestehenden Gleisanlage, ähnlich wie für seilgebundene Radsatzwagen. Auch dieser Radsatzwagen ist in der Lage, Züge bis 450 t Gesamtgewicht zu transportieren. Georg Lohle

ENGINEERING

Altes Schlachtross nochmals reanimiert IAG MAGNUM · Die Fusion liegt erst ein gutes Jahr zurück. Seitdem wurde jede Menge investiert. Einiges davon ist nicht zu übersehen.

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nde 2009 wurde auf der neu angelegten Außenfläche der renovierte Bockkran montiert. Die neue, 4.000 m2 große Fläche wird genutzt, um Großbauteile der Schweißtechnik, der Bearbeitung und des Service zu lagern. Das schafft Platz in den Werkhallen. Dass es vor langer Zeit Überlegungen gab, ihn zu verschrotten, sieht ihm heute keiner mehr an – nicht nur der neuen Farbe wegen. Auch Motoren und Getriebe wurden überholt und der Katzfahrantrieb von Winden auf Elektromoto-

ren umgestellt. Jetzt ist er technisch up to date und macht mit seinen 23 m Höhe und neuem Logo wieder eine gute Figur. Schon von der Autobahn aus ist er zu sehen. Der Kran ist Baujahr 1982 und hat Firmengeschichte geschrieben: Über Jahre hinweg wurde er für den Behälterbau auf Montage eingesetzt – anfangs noch mit geliehenen Stützen und Hubwinden. 1990 bekam er eigene Stützen. Ab 1996 wurde die Brücke um 5 m auf ein Spurmaß von 39,5 m verbreitert und eine zusätzliche Katze mit

Foto: Jörg Thesing

Montage des Bockkranes mit Hilfe von zwei Mobilkranen à 500 t

20-t-Hub eingebaut. Der Kran hat eine Traglast von 70/20 t. Hakenhöhe: 16,5 m. Er war auf vielen Baustellen zu Hause, z. B. in Köln (LPG -Lagerbehälter, Flüssiggas), Emden, Karlsruhe, Bielefeld, Schwedt, Hamburg und Gdansk (Polen). Wo immer er eingesetzt war: Er wurde nach jedem Einsatz demontiert, per Lkw zum nächsten Montageort transportiert und wieder aufgebaut. Jetzt, bei der vermutlich letzten Montage, kam diese Routine voll zum Tragen. Denn obwohl die meisten der beteiligten Kollegen zum ersten Mal dabei waren, leistete das Team gute Arbeit. Sie konnten sich nämlich auf die Erfahrungen von Dieter Wächter, Eberhard Wandelt und Nikolai Schumacher verlassen. Die haben in ihrem Berufsleben schon so einige Montage-Einsätze mitgemacht. Bei IAG MAGNUM hat es in den letzten Monaten viele Veränderungen gegeben, die nicht sofort zu sehen sind. Demnächst steht die Fertigstellung weiterer größerer Projekte an, die wieder ins Auge fallen werden: die Hallenerweiterung von Halle 4, die neuen Büros und die neuen Sozial- und Waschräume.

der EICKHOFF -Niederlassung (EIAB ) in Einspritzer. InBitterfeld wurden Ende letzten Jahres für einen langjährigen Kunden zwei Chemical Injection Packages gefertigt und montiert. Dabei handelte es sich um Kompakt-Rechtecktanks mit außen liegenden Hochdruck-Dosierpumpen inklusive Verrohrung. Die absoluten Abmessungen betragen 8 x 3 x 3 m bei einem Gesamtgewicht von etwa 13 t. Die Tanks werden in zwei Bohrplattformen eines Gasfeldes integriert, das etwa 100 km vor der iranischen Küste im Persischen Golf liegt. Die Anlage besteht aus einem Grundrahmen, auf dem ein Rechtecktank aus dem Werkstoff 1.4404 (316L) aufgesetzt ist. Der Tank ist in vier Kammern unterteilt, die später Korrosionsschutzmittel, Entschäumer, Emulsionsspalter und Umkehr-Emulsionsspalter aufnehmen sollen. Alle Einzelkammern mussten zu 100 Prozent den aufwendigen OffshoreRegelwerken entsprechen. So wurden sie zum Beispiel komplett auch von innen gegengeschweißt – was aufgrund der beengten Verhältnisse von den EICKHOFF-Schweißern großen körperlichen Einsatz abverlangte. Die komplette Verrohrung wurde anschließend ebenfalls aus dem Werkstoff 1.4404 (316L) erstellt. Zum Liefer- und Leistungsumfang gehörten auch die statische Berechnung der Rahmen- und Tankkonstruktion, alle erforderlichen Materialtests, der Tank-Dichtigkeitstest, der Drucktest der Verrohrung, der offshore-taugliche dreischichtige Oberflächenanstrich, die Verkabelung der Steuerschränke mit den Messstellen und die seemäßige Verpackung. Michael Ulepic

Joachim Hindersmann

Fertigung konnte bei Auftrag ihre Stärken voll ausspielen EIAB · Das, was in den Rohren als Medium fließt, ist von entscheidender Bedeutung für Material und Konstruktion einer Anlage. Dies gilt auch für das Hydraulik-Modul, das mit schwer brennbaren Flüssigkeiten befüllt sein wird.

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as lange währt, wird endlich gut: Fast zwei Jahre lang hatte der Kunde geplant. Jetzt konnte EICKHOFF mit dem Bau eines speziellen Moduls für den Betrieb mit Hydrauliköl beginnen. Die Fertigung saß bereits ungeduldig in den Startlöchern. Denn ob beim Stahlbau für Ölwanne und Gestell oder bei den Verrohrungsarbeiten der Leitungen aus 16Mo3 (Durchmesser: 15–170 mm): Sie konnte ihre Stärken einer qualitätsorientierten Schweißtechnik voll ausspielen. Die Rohre waren für ein besonderes Medium bestimmt: schwer brennbare Flüssigkeiten. Deshalb durfte nur ultraschallgeprüftes Vormaterial für alle Fittings wie T-Stücke, Rohrbögen oder Flansche verbaut werden. Auch was Geometrie und Materialgüte angeht, mussten die Fittings spezielle Kundenanforderungen erfüllen. Bei der Montage der Rohrleitungen war eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten: Auf den Einbau und die Schweißung des 170-mmRohrs (Durchmesser), das der Ölwanne die notwendige Steifigkeit verschaffte, folgten Ölfilter, Steuer-

Foto: Norbert Grund

raturvorgabe der Spezifikation von 50 °C während der Druckprobe zu erfüllen, hatten die Monteure die mit Öl gefüllten Leitungen mit Glühmatten umwickelt und erwärmt. Das Medium erfüllt im Rohrleitungspool unterschiedliche Aufgaben. Um Ordnung zu schaffen, sind die Leitungen mit unterschiedlichen Farben beschichtet – selbstverständlich unempfindlich gegen schwer brennbare Flüssigkeiten. Bevor die Anlage an den Kunden übergeben wurde, musste EICKHOFF die elektrischen Komponenten noch komplett verdrahten. Erst danach konnte das komplette Modul fristgerecht ausgeliefert und beim Kunden erfolgreich auf seine Funktion getestet werden. Mit dem Modul hat EICKHOFF seine Referenzliste um ein attraktives Objekt erweitert – und kann gelassen dem Produktionsstart der Folgeanlagen entgegensehen. Stefan Friedrichs

Foto: Werner Vanselow

Improvisation: Um bei der erforderlichen Druckprobe auf die Temperaturvorgabe von 50 °C zu kommen, griffen die EICKHOFF-Monteure in die Trickkiste. Sie umwickelten die mit Öl gefüllten Leitungen mit Glühmatten und brachten sie auf die geforderte Temperatur.

PERSONALIA

Betriebsjubiläen, 1. Quartal 2010 Foto: Werner Vanselow

Angewandte Farbenlehre: Bei dem Hydraulikmodul sollen unterschiedliche Farben unterschiedliche Funktionen verdeutlichen.

Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren den Jubilaren und sagen Dank für die langjährige Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für die Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.

Eickhoff Industrie-Anlagenbau und Montagen GmbH blöcke und Folgekolbenbatterien. Im nächsten Schritt wurden die Rohrleitungen eingepasst, wobei mit den größten Durchmessern begonnen werden musste. Nach dem Schweißen stand eine Oberflächen-

riss- und Durchstrahlungsprüfung auf dem Programm. Abschließend mussten die Rohrleitungen wieder ausgebaut werden, damit sie einer Druckprüfung mit Öl unterzogen werden konnten. Um die Tempe-

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30 Jahre: Alois Schady (Schlosser)

IAG MAGNUM GmbH 35 Jahre: Lothar Leimbrock (Betriebsrat) und Hans-Joachim Littmann (Instandhaltung + Reparatur)

RECYCLING

Rohstoff Recycling: RRO Rohstoff Recycling Osnabrück GmbH · Adolf Ellermann GmbH · RRD Rohstoff Recycling Dortmund GmbH

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Talsohle durchschritten

Schrottmarkt: Erhebliche Unsicherheiten erschweren es, Prognosen abzugeben.

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er Tiefpunkt auf dem Schrottmarkt ist durchschritten!“ Zu dieser Einschätzung kamen die Teilnehmer des 2. Schrottforums des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. (bvse), das im Dezember 2009 in Düsseldorf stattfand. Mit dabei war auch Dr. Knut Schemme (Geschäftsbereichsleiter Rohstoff Recycling). In einem Vortrag referierte er über den Schrottmarkt aus Sicht der Stahlindustrie. Dabei wies er die Teilnehmer und Teilnehmerinnen darauf hin, dass Stahlschrott als definierter und qualitätsgesicherter Einsatzstoff eine besonders hohe Bedeutung für die Stahlindustrie hat. So wurden in Deutschland im Jahre 2009 immerhin 47 Prozent des gesamten Rohstahls auf Basis von Stahlschrott erzeugt. Im europäischen Vergleich lag diese Quote sogar bei 56 Prozent. Die infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise stark reduzierte Stahlproduktion hat entsprechend

Gesundheit gibt es fast zum Null-Tarif RRO/Ellermann · Mit ihrem Programm „RRO-

negativ auf die Schrottwirtschaft abgefärbt. Der Schrottzukauf der deutschen Stahlwerke brach 2009 um über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Der Schrottexport nach Asien konnte jedoch Schlimmeres – das heißt einen exzessiven Preisverfall – verhindern. Nach der Sommerphase hatte sich die Auslastung der deutschen Stahlwerke verbessert. Ab Oktober wurden wieder Größenordnungen von 80 Prozent erreicht. Nach Einschätzung von Dr. Schemme hängt ein nachhaltiger Aufwärtstrend jedoch von der Entwicklung des realen Stahlbedarfes ab. Zwar steige die Zahl der Auftragseingänge, es sei aber noch nicht abzuschätzen, wie sich der weitere Bestandsaufbau der Kundenbranchen entwickelt. Zudem gebe es noch erhebliche Unsicherheiten im Markt. So sei beispielsweise noch unklar, wie sich der Absatz in der Automobilindustrie nach Auslauf der Abwrackprämie tatsächlich entwickeln werund de u d ob das Bauhauptgewerbe au auptge e be dank der Konjunkturprogramme Rückenwind erhalte. Von daher sei eine Normalisierung der Stahlindustrie frühestens ab 2011 zu erwarten. Für das Jahr 2010 prognostizierte Dr. Schemme bereits wieder eine Verbesse-

Foto: bvse

Dr. Knut Schemme referierte beim 2. Schrottforum des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung über den Schrottmarkt aus Sicht der Stahlindustrie.

rung der Absatzmöglichkeiten für Stahlschrott auf dem deutschen Binnenmarkt. Zusätzlich sieht er Chancen für den Schrottabsatz auf dem Exportmarkt – stimuliert durch das anhaltende Wachstum der Stahlindustrie in Asien. Dies erfordere aber, dass die Schrottwirtschaft noch globaler als bisher agiert. Dieser Aspekt werde die Konzentrationsbestrebungen in der Schrottbranche weiter begünstigen – zum Leidwesen der Abnehmer in der Stahlindustrie, die in der Regel eine Multi-Sourcing-Strategie verfolgten. Im Hinblick auf die Preisentwicklung in Deutschland sei 2010 ein zunehmender Einfluss der internationalen Märkte zu erwarten. Nach dem Vortrag gab es eine Podiumsdiskussion mit Klaus Hennemann (bvse, Chairman), Dr. Karl Biedermann (Bundesumweltministerium), Dr. Christian Klinkenberg (SMS Siemag AG) und Dr. Knut Schemme. Thema war vorwiegend die von der EU-Kommission geplante Überführung der Stahlschrotte aus dem Abfallrecht in den Produktstatus. Dies wird nicht unerhebliche Verpflichtungen für die Schrottwirtschaft mit sich bringen, um die REACH-Verordnung zu erfüllen. Die Branche wird sich in Zukunft deshalb auf die rechtlichen Rahmenbedingungen sowohl für Produkte als auch für Abfälle einstellen müssen, was – und da waren sich alle Diskutanten einig – zwangsläufig zu einem erheblich höheren bürokratischen Aufwand führen werde. Zudem besteht aus Sicht der Stahlindustrie noch eine andere Gefahr, nämlich dass die Einfuhr von Stahlschrott in den EU-Raum erschwert werde, während der Export ungehindert möglich wäre. mk

Aktiv“ wollen beide Unternehmen mehr Schwung in ihre Belegschaft bringen und deren Gesundheit fördern. Die Aktion begann mit einem Familientag.

Foto: Jörg Boßmeyer

Individuelle Grenze: Friedhelm Möllenkamp testet die maximale Dehnbarkeit.

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RO und Adolf-Ellermann kooperieren seit Kurzem mit dem AktivCenter des Osnabrücker Sportvereins SSC Dodesheide. Ziel der Kooperation: Die Unternehmen wollen ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Rahmen ihres „Gesundheitsmanagements“ individuelle Gesundheitsangebote machen, die von Fachkräften betreut werden. Annähernd 40 verschiedene sportliche Aktivitäten sind im Angebot, darunter beispielsweise Wirbelsäulengymnastik, Fitnessund Gerätetraining, Yoga, Nordic Walking und Spinning. Aber auch Ernährungsberatung und Stressbewältigung gehören dazu. Wer das komplette Vereinsangebot inklusive AktivCenter nutzen will, muss zwei Dinge tun: einen Gesundheits-Check vornehmen lassen und einen kleinen Unkostenanteil leisten (RRO und Ellermann übernehmen die restlichen Kosten). Bei einer erfolgreichen Teilnahme am „RRO -Aktiv“-Programm ist sogar ein Null-Tarif möglich – wenn die Vorgaben der jeweiligen Krankenkasse eine Rückerstattung vorsehen. Ende Februar hatten alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Gelegenheit, Örtlichkeiten und

Angebot des SSC Dodesheide kennenzulernen. Bei einem Familientag waren sie mit ihren Partnern und Kindern ins AktivCenter eingeladen. Auf die mehr als 60 Gäste warteten unterschiedliche Aktivitäten in familiärer Atmosphäre, angeboten von den Fachkräften des AktivCenters, der BKK DER PARTNER und anderen Mitwirkenden. So hatten sie Gelegenheit, ein erstes Gerätetraining zu absolvieren. Wer wollte, konnte sich über gesunde Ernährung informieren oder sein Herz checken lassen. Für Kinder gab es unter anderem ein Quiz und Torwandschießen. Die Mitarbeiter des AktivCenters sorgten ferner für ein ausgiebiges, leckeres und natürlich auch gesundes Buffet. Und da die BKK ebenfalls mit einem Info-Stand vertreten war, konnte man beispielsweise gleich die Frage nach der Rückerstattung klären. Der Familientag war gut besucht – was alle Organisatoren freute. Umso mehr hoffen sie, dass zukünftig möglichst viele RRO - und Ellermann-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das Angebot nutzen werden. Denn nie war es einfacher, seine Gesundheit aktiv zu fördern. Steuerkreis Gesundheitsmanagement

Foto: Berufsbildungszentrum

Ausklang des Reloaded. Zum Krisenjahres 2009 nutzten die Mitarbeiter der Rohstoff Recycling Osnabrück die Gelegenheit, ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse aufzufrischen und zu vertiefen. Leiter des zweitägigen Seminars „Bilanzanalyse“ war Hartmut Broer von der GIMA Gesellschaft für innovatives Management mbH. Er veranschaulichte die Themen mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis. Dabei ging es um statistische Liquiditätsanalyse, Kapitalstruktur-/Finanzierungs-

Analyse, Selbstfinanzierungskraft und RentabilitätsAnalyse. Abgerundet wurde die Wissensauffrischung mit der Anwendung der entsprechenden Kennzahlen zu diesen Themen. So konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen viele neue Einsichten mit nach Hause nehmen. Von links nach rechts: Hartmut Broer, Ulrike Hittmeyer, Felix Treppschuh, Cecilia Hentrich, Claudia Marquardt, Petra Bartmann, Frank Koch, Sandra Papenbrock, Barbara Wellendorf und Waltraud Herrmann. mk

Foto: Friedhelm Möllenkamp

Falscher Eindruck: Hartmut Budde hatte keine Berührungsängste vor dem „Startrac“.

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RECYCLI NG

Berufswahl: Einblick bringt mehr Durchblick GMHütte/RRO · Für Osnabrücker Gymnasiasten gab es Nachwuchsförderung der besonderen Art. Sie konnten nicht nur zwei Präsentationen und zwei Werksbesichtigungen, sondern auch einen Besuch bei der IdeenExpo erleben. Über Berufschancen in der Stahlbranche dürften sie jetzt bestens informiert sein. Besser hätte es für die Schülerinnen und Schüler des Osnabrücker Gymnasiums „In der Wüste“ nicht kommen können. Denn nicht nur die Rohstoff Recycling Osnabrück, sondern auch die GMHütte und die GMHHolding setzten einiges in Bewegung, um ihnen Einblicke in ihre Unternehmen, was sie beruflich zu bieten haben und das Thema „Stahl“ zu ermöglichen. Als Erstes kamen Mitarbeiter von RRO und GMHütte ins Gymnasium, um dort ihr Unternehmen zu präsentieren. Als Zweites lud die GMH-Holding die Schüler zur IdeenExpo nach Hannover ein, wo sie unter anderem den Stand der GMHütte besuchen und sich genauer umsehen konnten. Und als Drittes wurden die Gymnasiasten eingeladen, Stahlwerk und Recyclingunternehmen bei einer Betriebsbesichtigung noch besser kennenzulernen. Auslöser, sich mit dem Thema Stahl zu befassen, waren Chemie-Intensivkurse unter der Leitung von Dr. Gisbert Döpke, Frau Jianfar und Herr Veith. Wie die Schülerinnen und Schüler die Betriebsbesichtigungen bei RRO und GMHütte erlebt und den Aufenthalt auf der IdeenExpo genossen haben, schildern Jana Steinmeier, Pauline Watermann und Dr. Gisbert Döpke:

Anschließend hatten wir die Möglichkeit, alleine oder in Gruppen über das IdeenExpo-Gelände und dabei auf Entdeckungsreise zu gehen. Denn viele Unternehmen waren präsent und hatten das, womit sie zu tun haben, spannend verpackt, sodass man in der Regel etwas ausprobieren, gestalten, experimentieren oder sonstwie mitmachen konnte. Darunter waren nicht nur Show-Experimente zu verschiedenen Themenbereichen, sondern auch sportliche Aktivitäten wie Klettern, Skateboarden und anderes mehr. Der Stand der GMHütte im Ausstellungsbereich „Produktion“ war unser gemeinsamer Treffpunkt im Messebereich. Er hat den Schülerinnen und Schülern sehr gut gefallen – weil er gut aufgebaut und eingeteilt war und interessante Erklärungen zu bieten hatte. Im Vergleich zu anderen Ausstellern hatte er auch viel Personal. Es kannte sich mit den jeweiligen Themenbereichen sehr gut aus und war in der Lage, selbst schwierigere Themen gut zu vermitteln. Ein Highlight des Standes: Wer wollte, konnte sich im Schweißen versuchen – und dadurch die Welt des Stahls im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen fassen.

Am Ende gab es jede Menge Bewerbungschancen

Foto: Felix Treppschuh

Erfahren aus nächster Nähe, wie wertvoll Schrott ist: Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums „In der Wüste“.

Ein Schrottplatz ist alles andere als Schrott „Stahl ist sexy“ – mit diesem prägnanten Slogan wurden wir bei unserem ersten Zusammentreffen von Vertretern der GMH ütte und RRO begrüßt. Um uns auf die Besichtigung gut vorzubereiten, haben Frau Budde (Personalreferentin GMH üt-

te) und Herr Treppschuh (RRO ) umfassend über die beiden Unternehmen referiert. Dabei ging es um den Aufbau der Unternehmen, die unterschiedlichen Berufe beziehungsweise Ausbildungszweige und natürlich die Herstellung von Stahl. Zudem erfuhren wir etwas über dessen Verwendung sowie die Vielseitigkeit und Verschiedenheit des Materials. So haben wir beispielsweise erfahren, dass in fast jedem Auto Bauteile mit qualitativ höchstwertigem Spezialstahl aus Georgsmarienhütte verbaut werden. Danach war die RRO an der Reihe, die ja das Stahlwerk mit dem Rohstoff „Schrott“ beliefert. Hier wurden zunächst einmal die vielfältigen Abläufe erläutert und Vorurteile gegenüber Schrott ausgeräumt. Dabei wurde auch klar, wie immens abhängig das Stahlwerk von der zuverlässigen Lieferung sortenreinen Schrotts ist. Weiter wurden wir über die verschiedenen Arten von Schrott aufgeklärt. Was die meisten Leute mit wertlosem „Müll“ assoziieren, ist ganz schön viel wert. Fazit: Ein Schrottplatz besteht weder aus Dreck, Schmutz und Abfall, noch ist er geringschätzig einzustufen. Solch ein Schrottplatz ist ein Zwischenlager zur Sortierung hochwertiger Wertstoffe mit dem Zweck des Recyclings.

Auf der IdeenExpo war Stahl mit Händen zu fassen

Foto: Felix Treppschuh

Alles andere als Dreck, Schmutz und Abfall: Schrott, der recycelt werden soll.

Ein weiteres Highlight war der Besuch der IdeenExpo im September letzten Jahres in Hannover. Als wir auf dem Expo-Gelände ankamen, wurden wir von Mitarbeitern der GMHütte begrüßt und zu einem Vortrag von Dr. Schliephake geführt. Titel: „Vom Schrott zum Stahl”. Dr. Schliephake befasste sich hauptsächlich mit den Berufs-

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chancen in der Stahlbranche, vor allem dem Ingenieurberuf. Dabei gab er uns immer wieder Hinweise auf Studienorganisation und verschiedene Hochschulen, auf Aufstiegschancen und Möglichkeiten internationaler Beschäftigungseinsätze. Um dies exemplarisch zu verdeutlichen, griff Dr. Schliephake oft auf seinen eigenen vielseitigen Berufsweg zurück. Ein Teil der Gruppe interessierte sich auch für den Folgevortrag zum Thema „Wie baue ich ein Rennauto?“, den Studierende der Fachhochschule Osnabrück vorbereitet hatten. Auch hier gab es viele Fragen und reichlich Diskussionsstoff.

Die gesamte IdeenExpo kam bei uns allen sehr gut an. Durch das umfassende Angebot verschiedenster Themen wurde uns ein abwechslungsreicher und spannender Aufenthalt geboten. Langeweile konnte dabei erst gar nicht aufkommen. Leider waren nicht alle Stände so gut wie der der GMHütte auf uns zugeschnitten. Es fiel auf, dass sich die IdeenExpo und manche Aussteller eher an jüngere Schüler im Alter von circa zwölf bis 14 Jahren richteten und die Mitarbeiter nicht ganz so kompetent auf unsere Fragen eingehen konnten. Dennoch: Die IdeenExpo war für uns ein tolles Erlebnis, und so mancher von uns hatte auf der Heimreise mehrere Aufforderungen in der Tasche, sich nach der Schule bei dem einen oder anderen Unternehmen zu bewerben.

Foto: mk

36 Jahren Tätigkeit bei der Rohstoff Abschied. Nach Recycling Osnabrück (vormals Klöckner Rohstoffhandel) verlässt Jürgen Heilmann „schweren Herzens“ das Unternehmen. Jetzt kann er den wohlverdienten Ruhestand genießen. Im Kolpinghaus Georgsmarienhütte gab es ihm zu Ehren Ende Februar eine bewegende kleine Feier. Das Foto zeigt ihn bei der Abschiedsrede von Dr. Knut Schemme (von links nach rechts): Jürgen Heilmann, Gustav Schreiber, Dr. Wolfgang Zimmermann und Thomas Schlösser. mk

SERVICE

Dienstleistung: Berufsbildungsgesellschaft Georgsmarienhütte mbH · GSG Georgsmarienhütte Service Gesellschaft mbH · GMH Engineering GmbH · GMH Systems GmbH · Wärmebehandlung Osnabrück GmbH · ESC Burg GmbH · GMH Prüftechnik GmbH

„Türchen auf“ für einen Hauptgewinn GSG · Ende 2009 kam die GSG auf eine findige Idee: Mit einem digitalen „Energie-Weihnachtskalender“ und einem Gewinnspiel wollte sie die Belegschaft der GMHütte fürs Energiesparen sensibilisieren.

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nspiriert wurde die GSG bei ihrer Idee von den SchokoladenWeihnachtskalendern, die alle Jahre wieder Kinderherzen erfreuen. Schokolade sollte allerdings nicht locken. Dafür nützliche Tipps und Motivationshilfen, die zum Energiesparen anhalten – und die Aussicht auf Preise bei einem Gewinnspiel. Aber wie den „Energie-Weihnachtskalender“ möglichst vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zugänglich machen? Die Lösung bot das Portal der GMH ütte, wo der Kalender eingestellt und täglich aktualisiert werden konnte. Umgesetzt haben die Idee Ramona Hiestand und Martin Frankenberg, abgestimmt mit Geschäftsführung und Betriebsrat. Sobald man das aktuelle Türchen des Kalenders geöffnet hatte, wurde man mit einem neuen Spruch übers Energiesparen konfrontiert: „Weniger Verbrauch geht auch“, „Energiesparen geht uns alle an“ oder „Energiesparen sichert die Umwelt und unseren Arbeitsplatz“ sind nur einige Beispiele. Sie alle wiesen darauf hin, dass Energiesparen ein globales und ernst zu nehmendes Thema ist.

Foto: vl

Glückliches Ende eines Weihnachtsrätsels (von links nach rechts): Reimund Laermann gratuliert den „bemützten“ Gewinnern Markus Köhne, Bernhard Flaspöler und Josef Rolf. Dahinter stehen „Glücksfee“ Alexandra Linnemann und Betriebsrat Heinz Lietmann.

In jedem Spruch war zudem ein Buchstabe markiert, der für das Lösungswort des Weihnachtsrätsels benötigt wurde. Apropos Lösungswort: Es war alles andere als leicht, den passenden Begriff zu finden. Schließlich musste er nicht nur zum Thema passen, sondern auch nicht mehr und nicht weniger als 24 Buchstaben haben. Aber die GSG wurde fündig. Das richtige Lösungswort lautete: Energiemanagementsysteme. Wer in die Lostrommel kommen wollte, musste bis Mitte Januar das Lösungswort bei der GSG eingereicht haben. Die Auswertung des Gewinnspiels hat gezeigt: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kommen aus allen Bereichen des Werkes. Das lässt darauf schließen, dass in allen Abteilungen und Bereichen der GMH ütte der Kalender bekannt war und genutzt wurde. Fazit für die GSG : Sie hat ihr Ziel erreicht, möglichst viele Beschäftigte für das Thema zu sensibilisieren. Ende Januar hat „Glücksfee“ Alexandra Linnemann im Beisein der Betriebsräte Heinz Lietmann und Ludwig Sandkämper die drei Gewinner gezogen. Freuen durften sich Josef Rolf, Bernhard Flaspöler und Markus Köhne. Gewonnen haben sie eine GMHütte-Tasche „Energiesparen“, gefüllt mit einem Energieverbrauchsmessgerät und einer Auswahl von Energiesparleuchten. Reimund Laermann

BGG: AUS- UND WEITERBILDUNG 18

Seminarangebote 1. Halbjahr 2010 Der stetige Wandel in Arbeitswelt und Gesellschaft führt täglich zu neuen Herausforderungen und erfordert permanentes Lernen. Deshalb bietet die Berufsbildungsgesellschaft Georgsmarienhütte (BGG) regelmäßig neue Fortbildungsprogramme an. Denn eine qualifizierte Erstausbildung und Weiterbildung der Fachkräfte ergeben Wettbewerbsvorteile, die Unternehmen zum Erfolg führen. Auch im 1. Halbjahr 2010 finden sich interessante Angebote im Programm. Fast alle Seminare führt die BGG auch als Inhouse-Training durch – natürlich an die jeweiligen betrieblichen Vorgaben angepasst. Wer sich für eine der Veranstaltungen interessiert, erhält unter der Telefonnummer (0 54 01) 39 47 51 oder 49 65 weitere Informationen. Im Mai gibt die BGG zudem das Aus- und Weiterbildungsprogramm für das 2. Halbjahr 2010 heraus. Sie finden es im Portal auf der Homepage der BGG (www.bgggmh.de) oder können es direkt über die Berufsbildungsgesellschaft anfordern.

Die Veranstaltungen im Einzelnen: SEMINARTHEMA

DATUM

Betriebswirtschaftliches Grundwissen Teil 1 (Achtung Terminänderung)

19. – 20.04.2010

Word 2007 Fortgeschrittene, Textverarbeitung

22. – 23.03.2010

Rechtliche Fallstricke im Verkauf

22. – 23.04.2010

Praxisorientiertes Projektmanagement

25. – 27.03.2010

Grundlagen der Führung Teil 1

07. – 08.04.2010

Power Point 2007 Grundlagen

12. – 13.04.2010

Excel 2007 Grundlagen, Diagramme

14.04.2010

Excel 2007 Fortgeschrittene, Listen

19.04.2010

Power Point 2007 Fortgeschrittene

21. – 22.04.2010

Mitarbeiterführung für Meister und Vorarbeiter Teil 2

04. – 05.05.2010

Rhetorik Teil 2

10. – 11.05.2010

Access 2007 Grundlagen

25. – 27.05.2010

Gesunder Rücken

08. – 09.06.2010

Betriebswirtschaftliches Grundwissen Teil 2

21. – 22.06.2010

Grundlagen der Führung Teil 2

21. – 22.06.2010

Übrigens: Die BGG bietet auch eine komplette berufliche Grundbildung für Unternehmen an, die in den industriellen Metall- und Elektroberufen ausbilden bzw. zukünftig ausbilden wollen. Nicht jeder Betrieb will oder kann aus den unterschiedlichsten Gründen alle Ausbildungsinhalte eines jeweiligen Berufsbildes vermitteln. Die Verbundausbildung hilft, zeitliche und fachliche Engpässe zu überwinden. Eine fachliche Qualifizierung in Modulen ist möglich. Der Ablauf der Ausbildung kann somit individuell auf die Möglichkeiten des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten werden.

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Foto: Rainer Schulz

Winter hielt „Väterchen Frost“ Frostschutz. Indiediesem Mitarbeiter der Medientechnik besonders auf Trab. Die hatten zwar alle Werksbereiche mit manuellen und automatisierten Maßnahmen gegen die Eiseskälte gesichert – aber dennoch kam es an verschiedenen Stellen im Werk zu Frostschäden: Rohrbrüche, geplatzte Schieber, festsitzende Ventile und anderes mehr. Um die Anlagen wieder funktionstüchtig zu machen, war vor allem schnelle Hilfe gefragt. Die tiefen Temperaturen, denen die Kollegen dabei ausgesetzt waren, haben die Arbeiten häufig erschwert und erzwangen eine besonders hohe Sorgfalt in puncto Arbeitssicherheit. Umso erfreulicher, dass bislang alles ohne Arbeitsunfall über die Bühne gegangen ist. Fachabteilungen, Betriebe und Verwaltungen haben das Thema Frostschutz sehr ernst genommen und gemeinsam dafür gesorgt, dass sich die Folgen in Grenzen hielten. Dass dabei auch Improvisation gefragt war, zeigt das Foto: Die oberirdische Trinkwasserleitung konnte mit dem Umblasen von heißer Luft wieder aufgetaut werden. Reimund Laermann

SERVICE

Schleiferei im Aufwind ESC · Neue und konkurrenzfähige Produkte bleiben nicht aus, wenn man sich ständig weiterentwickelt und effiziente Fertigungsmethoden schafft.

Foto: Ralph Baiker

Zuwachs: Der Auftragseingang hat sich bei der ESC Burg in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Allein im letzten Jahr hat die Schleiferei etwa 350 t gefertigt. Auch für Mitarbeiter Hans-Peter Langhammer gab es immer reichlich zu tun.

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ie Schleiferei im Edelstahl Service Center Burg (ESC ) besteht bereits seit 1969. Zu DDR -Zeiten wurden dort Präzisionsbleche und Pressbleche aus warmgewalzte Edelstahl für die Möbelindustrie und Konsumgüterproduktion gefertigt. Mit der Wende 1989 musste sich auch die Schleiferei neu orientieren. Denn die Wettbewerber in den alten Bundesländern hatten so gute Produktionsmöglichkeiten, dass der Betrieb nicht in der Lage war,

geschliffene Bleche von 0,8 – 8 mm wettbewerbsfähig anzubieten. Seitdem hat sich viel getan: In den folgenden Jahren wurden warmgewalzte Bleche in den Dicken von 8 bis maximal 15 mm in verschiedenen Körnungen (K60– K360 ) als Standardformat bis maximal 1.500 x 4.000 mm geschliffen. Gleichzeitig arbeitete man intensiv daran, die Produktpalette zu erweitern – angeregt durch stetige Marktanalysen, Fachgespräche und

Bedarfsanfragen bei den Kunden. Logische Entwicklung: In Verbindung mit dem Konturenzentrum hat man Möglichkeiten geschaffen, auch Plasma-, Laser- und Wasserstrahl-Zuschnitte zu schleifen und mechanisch zu polieren. Zudem wurde in eine Zweibandschleifanlage investiert. Dadurch kann die ESC Burg Bleche und Blechzuschnitte im Trockenschleifverfahren bis 50 mm Dicke anbieten. Hinzu kam eine Richtpresse, um die Ebenheit bei Quartoblechen sicherzustellen – Voraussetzung, um hochwertige Konturenzuschnitte in geschliffener Ausführung zu liefern. In den letzten fünf Jahren konnte sich die ESC Burg – dank dieser Investitionen – neue Absatzmärkte erschließen. So fragen Unternehmen aus dem Maschinenbau und Brückenbau spezielle Bleche nach, deren Oberflächen Schliffqualität und Ebenheit ganz spezielle Anforderungen erfüllen müssen. Heute liefert die ESC Burg nach Zeichnung gefertigte oberflächenveredelte Zuschnitte bis 50 mm Blechdicke an namhafte Unternehmen aus der Vakuum- und Brückengleitlagertechnik. Ralf Lapke

Stickstoffgas stoppt Luftverschmutzung ESC · Sauberer Verbesserungsvorschlag

Werksfoto

Er hatte die super Idee: René Friedrich an der Laserschneidanlage.

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in wichtiger Geschäftszweig des Edelstahl Service Centers Burg ist der Zuschnitt von Edelstahl und hitzebeständigen Blechen. Zwei sehr wichtige Aggregate sind dabei die beiden Laserschneidanlagen, die gebündeltes Licht als Schneidwerkzeug einsetzen. Darum ist es wichtig, dass alle optischen Bauteile in der Anlage sehr sauber sind und nicht ständig verschmutzen. Bislang wurden die Schneidanlagen unter Luft betrieben. Das führte zu Verunreinigungen, da die Luft nicht vollständig gefiltert und

gereinigt werden konnte. ESC-Mitarbeiter René Friedrich hatte die Idee, deshalb die Laserschneidanlagen unter sehr reinem Stickstoffgas zu betreiben. Dadurch hat sich die Laserbündelung verbessert und die Leistung erhöht. Denn da Linsen und Spiegel nicht mehr verschmutzen, müssen sie weniger gereinigt werden. Zudem vergrößern sich die Intervalle, an denen die gesamte Optik ausgetauscht werden muss. Der Verbesserungsvorschlag wurde mit 1.042 Euro prämiert. Jessika Wittwer

AZUBI-ECKE

No Smoking. 

Werksfoto Werksfoto

Nichtraucherschutz geht alle an – auch die Azubis Marco Gellert (links) und Marcus Schlüter vom Edelstahl Service Center Burg. Kürzlich haben sie dabei mitgeholfen, die Betriebsvereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat zum „Nichtraucherschutz“ umzusetzen. Die Aufgabe, die sie dabei im Rahmen ihrer Ausbildung erfüllt haben, beweist, dass es nicht darum geht, Raucher zu „verteufeln“. Denn damit diese Mitarbeiter/-innen auf sogenannten „Raucherinseln“ ihrem „Rauchgenuss“ nachgehen können, entwarfen und bauten die Azubis Aschenbecher – wie man sieht, natürlich aus Edelstahl inklusive Regendach. Lisa Sennhenn

Orientierung.  Mitte Januar fand in den berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“ die Berufsorientierungsmesse statt. 42 Betriebe aus der Region rund um Burg präsentierten dort 72 unterschiedliche Ausbildungsberufe. Marco Gellert (links) und Marcus Schlüter, Azubis des Edelstahl Service Centers, waren ebenfalls dabei, um Jugendlichen und Eltern ihren Betrieb und dessen Ausbildungsberufe zu präsentieren. Um sich optimal darauf vorzubereiten, hatten sie mit ihren Azubi-Kollegen zuvor Musterstücke in der Lehrwerkstatt gefertigt, z. B. einen Schlitten und einen Drachen. Bei den Besuchern stieß der Drache auf große Resonanz. Er spiegelt symbolisch das Leitbild des Unternehmens wider. Marco Gellert / Marcus Schlüter

glück auf · 1/2010 ......... 38

Werksfoto

Edelstahl Service Center Burg wurde die Logistisch. Iminnerbetriebliche Logistik optimiert. So hat man mit der logistik in XXL Kraftverkehr Burg GmbH vereinbart, Versand und Umschlaglager zu zentralisieren. Seit November 2009 werden alle Wareneingänge und -ausgänge in bzw. über eine zentrale Lagerlogistikhalle geregelt. Hinzu kamen flexiblere Arbeitszeiten. Resultat: eine sehr viel bessere Materialbereitstellung an den Produktionsanlagen. Ein Grund sind erheblich verkürzte Transportwege; vorher betrug die Entfernung zwischen den beiden Versandlagern 300 m. Regelmäßige Arbeitstreffen helfen dabei, die Kooperation kontinuierlich zu verbessern. Unverändert ist allerdings die Methode, Bleche und Materialien zu lagern. Hier holt ESC-Mitarbeiter Michael Tränkler eine leere Palette aus dem Hochregal. Michael Tränkler

PERSONALIA

Betriebsjubiläen, 1. Quartal 2010 Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren den Jubilaren und sagen Dank für die langjährige Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für die Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.

Edelstahl Service Center Burg GmbH 10 Jahre: Michaela Thiel (Qualitätswesen)

GSG Georgsmarienhütte Service Gesellschaft mbH 25 Jahre: Ulrich Bobbert (Zentrale Betriebe) und Peter Thiemeier (Änderungsdienst/Pauserei)

VERMISCHTES Wer ist eigentlich ELENA? ELENA soll zunächst Agenturen für Arbeit bei Antragsbearbeitung entlasten. Zum Jahreswechsel redeten vor allem Personaler und Betriebsräte von ELENA . Dahinter steckt kein hübscher Frauenname, sondern eine Abkürzung für ein neues gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren zur Übermittlung von Arbeitnehmerdaten. Um das Geheimnis endgültig zu lüften: ELENA steht für „Elektronischer Entgeltnachweis“. Mit diesem Verfahren sollen ab 1. Januar 2012 in Deutschland Entgeltnachweise elektronisch an empfangsberechtigte Behörden übermittelt werden – mit Hilfe einer Chipkarte, die die elektronische Signatur des jeweiligen Arbeitnehmers trägt. Noch füllt der Arbeitgeber für seine Arbeitnehmer ein Formular aus, das er bei der Agentur für Arbeit vorlegt. Mit ELENA werden diese Daten einfach, schnell und sicher elektronisch zur Behörde geleitet und dort entsprechend elektronisch weiterverarbeitet. 2012 soll ELENA komplett eingeführt sein. Deshalb melden Arbeitgeber seit dem 1. Januar 2010 bereits ihre Arbeitnehmerdaten an die Zentrale Speicherstelle (ZSS ). Das neue Verfahren verfolgt im Grunde zwei wichtige Ziele: Bürokratieabbau, vor allem durch Beschleunigung und Vereinfachung des Verfahrens; und eine KostenEntlastung für die Unternehmen (laut einer Untersuchung kostet die „Papier-Datenübermittlung“ mehr als 85 Mio. Euro pro Jahr). Aber wie den Missbrauch der zentral gespeicherten Daten ver-

hindern? Der Zugriff auf die Daten ist nur mit Zustimmung des betroffenen Arbeitnehmers möglich. Der soll seine Zustimmung „elektronisch“ geben – mit einer elektronischen Signatur (Unterschrift), gespeichert auf einer Chipkarte: der sogenannten Signaturkarte. Die Kosten für diese Karten soll der Arbeitnehmer selbst tragen (nach Aussage der Wirtschaft rund 3 Euro für drei Jahre). Auf Antrag sollen Bürgern, die bereits Anspruch auf Sozialleistungen haben, die Kosten erstattet werden. Werden Daten zur Bearbeitung eines Leistungsantrages abgerufen, benötigt man zwei „Schlüssel“: die Signaturkarte des Antragstellers/Arbeitnehmers und die Signaturkarte der bewilligenden öffentlichen Stelle (z. B. Agentur für Arbeit). Erst dann können die Entgeltdaten bei der ZSS abgerufen werden. Wird also ein Arbeitnehmer arbeitslos, so geht er mit seiner Signaturkarte zu seiner Agentur für Arbeit. Dort werden mit dieser Karte und der Signaturkarte des Agenturmitarbeiters seine Arbeitnehmerdaten bei der ZSS angefordert. Bevor die ZSS die Daten übermittelt, checkt sie die Karten auf berechtigte Stelle, berechtigter Sachbearbeiter, Einverständnis des Antragstellers etc. Übrigens ist die einmal angemeldete Chipkarte selbst kein Speichermedium. Sie trägt nur den Namen des Arbeitnehmers und die Kartenidentifikationsnummer. Was nützt aber den Arbeitnehmern das ELENA-Verfahren? Wegen der

glück auf unterwegs

schnellen Datenübermittlung sollen sie im Versicherungs- bzw. Leistungsfall schneller die ihnen zustehenden Leistungen erhalten. Man könnte im Übrigen ELENA stufenweise auch auf andere Bereiche ausdehnen (z. B. Wohngeld, Elterngeld). Dann wären nicht nur arbeitslose und arbeitssuchende Menschen, sondern alle sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer und Beamte betroffen. Aber birgt die millionenfache Sammlung von Arbeitnehmerdaten bei der ZSS auch Gefahren hinsichtlich Datenschutz/Datenmissbrauch? Kritisiert wird, dass es sich hier um eine mögliche unzulässige Datenspeicherung auf Vorrat handelt, da zunächst nicht abzusehen sei, ob wirklich alle Daten jemals benötigt werden. Ursprünglich sollte auch jeder Streikende in der Datenbank erfasst werden (egal ob genehmigter oder „wilder“ Streik). Ebenso, ob jemand vom Arbeitgeber ausgesperrt worden sei. Aber dies ist inzwischen vom Tisch. Trotzdem: Viele haben Angst, dass Unbefugte auf die gespeicherten Daten zugreifen könnten – auch wenn das ELENA -Verfahrensgesetz eindeutig regelt, dass die Daten nur für die im Gesetz genannten Anwendungsbereiche verwendet werden dürfen. Alles in allem kann es also nicht erstaunen, weshalb Personaler und Betriebsräte zum Jahreswechsel so sehr mit ELENA befasst waren. Weitere Hinweise zu ELENA unter: www.das-elena-verfahren.de. nh

Foto: vl

Stelen des Osnabrücker Menschlichkeit. 25Künstlers Volker-Johannes Trieb standen von Mai 2008 bis November 2009 in Osnabrück, um Toleranz, Menschlichkeit und Frieden anzumahnen. Jede Säule ist aus Stahl und 3 m hoch. Obenauf wächst ein Apfelbaum. In die Stelen sind – neben der Inschrift „2000 Jahre Schlachten“ – Texte zum Thema Krieg und Frieden mit dem Laser eingebrannt. Passagen aus Remarques Anti-Kriegsromanen „Im Westen nichts Neues“ und „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ stehen neben umstrittenen Zitaten aus römischer Zeit – und schlagen einen Bogen zwischen Krieg damals und heute. Nach dem Ende des Projektes, das die GMH -Gruppe gefördert hatte, steht jetzt eine der Stelen am Eingang der BGG (von links nach rechts): Volker-Johannes Trieb, Peter van Hüllen (Geschäftsführer GMH -Holding), Harald Schartau (Arbeitsdirektor GMH -Holding) und Wilfried Brandebusemeyer (Betriebsratsvorsitzender) mit Azubis, die sich um Stele und Apfelbaum kümmern werden. Marcus Wolf

Alles was Recht ist Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, lange haben wir gezögert, jetzt ist es so weit: Unsere Werks- und Kundenzeitung hat ein Gewinnspiel – unser Bilderrätsel „glückauf unterwegs“. Wir hoffen, dass Ihnen unser kleines Ratespiel gefällt. Und dass möglichst viele mitmachen – indem sie mitraten oder auch ein Bilderrätsel einschicken. Schließlich haben Sie die Chance, einen Artikel aus dem GMH-Fan-Shop zu gewinnen. Viel Spaß und viel Glück wünscht Ihnen Ihr glückauf-Redaktionsteam

Schauen Sie mal! Wo ist diese Aufnahme aufgenommen worden? Einige Details auf dem Foto verraten Ihnen, wo! Senden Sie Ihre Antwort einfach an [email protected] oder (mit einer Postkarte) an Matthias Krych, RRO GmbH, Rheinstraße 90 – 122, 49090 Osnabrück. Einsendeschluss ist der 30. Mai 2010. Gehen mehrere richtige Antworten ein, entscheidet das Los. Der Gewinner erhält ein T-Shirt aus dem GMHFan-Shop. (Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)

Foto: mk

Hatte nicht nur die Idee dazu, sondern auch das erste Bilderrätsel mit dem Selbstauslöser (!) inszeniert: glückauf-Bereichskorrespondent Matthias Krych (RRO).

Und wo bleibt Ihr Foto? Möchten Sie auch ein Bilderrätsel einreichen? Machen Sie einfach ein Foto mit der glückauf im Vordergrund. Im Hintergrund müssen genügend charakteristische Details zu erkennen sein, um herausfinden zu können, wo das Foto geschossen wurde. Mailen Sie Ihr Foto einfach an [email protected].

glück auf · 1/2010 ......... 39

Mietmängel verjähren nicht F

ür alle Mieter eine gute Nachricht aus dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe: Mietmängel verjähren nicht (Grundsatzurteil 17.02.2010 Az.: Viii ZR 104/09). In dem konkreten Fall ging es um eine Geräuschbelästigung. Zu hören waren Trittgeräusche und die Toilettenspülung aus einer vor Jahren ausgebauten Dachgeschosswohnung. Ursache: eine unzureichende Schallschutzdämmung. Die Mieterin, die bereits seit über 50 Jahren in der darunter liegenden Wohnung lebt, fühlte sich dadurch auf einmal belästigt. Doch ein Gutachter hatte ebenfalls festgestellt: Tritt- und WCGeräusche waren definitiv zu laut. Und obwohl dieser Mangel schon längere Zeit vorlag, gaben die Richter der Seniorin recht: Sie muss die daraus resultierende unzumutbare Lärmbelästigung nicht hinnehmen. Der Vermieter muss den Mangel beheben – auch wenn er schon lange besteht. Das heißt konkret: Ein Vermieter ist verpflichtet, den Wohnraum ohne Mängel zu vermieten, nicht nur zu Beginn, sondern während der gesamten Dauer des Mietvertrages. Ob er nun eine Wohnung oder ein Haus vermietet: Er ist

Was ist denn zu laut laut Gesetz? Für Wohnungen in Geschosshäusern, Einfamilien-Doppelhäusern und Einfamilien-Reihenhäusern gelten grundsätzlich die Regelungen der DIN 4109-Schallschutz – als Mindestanforderungen für den Gesundheitsschutz und das Wohlbefinden der Menschen. immer in der Pflicht. Nun ja, ob dies dem Hausfrieden dient, sei dahingestellt. Die Vermieter zumindest haben eindeutig schlechtere Karten. Denn während der Mieter gegenüber dem Vermieter etwas einfordern kann, laufen die Nachbesserungsforderungen der Vermieter oft ins Leere. Hintergrund: Die Ansprüche der Mieter gegenüber dem Vermieter verjähren nicht. Aber die Ansprüche des Vermieters gegenüber dem Architekten und dem Baugewerbe, die den Mangel verursacht haben könnten. Bleibt abzuwarten, wie sich das Urteil in der Praxis auswirkt. em

DIE LETZTE SEITE

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e iste rkoch empf f-M ieh au lt : k üc

Fleisch in seiner schärfsten Form Rasant angebratenes Roastbeef auf Kräuterbett an einbalsam(ico)ierter Rauke und geöltem Püree

Zutaten für 4 Personen:

Wussten Sie schon, dass man Ihrer Nasenspitze anfühlen kann, wie gar Ihr Steak ist? Also: Wie prüfen Sie während des Anbratens, wie gar Ihr Fleisch ist? Mit zwei Fingern auf das Fleisch drücken und „Widerstand“ ertasten: Fühlt es sich an wie Ihre Stirn, dann ist es durch; fühlt es sich an wie Ihre Nase, dann ist es medium; und fühlt es sich an wie Ihre Lippen, dann ist es roh (funktioniert nur, wenn Ihre Lippen nicht aufgespritzt sind). Jetzt brauchen Sie nur noch eine Edelstahl- oder Eisenpfanne – und es kann losgehen: Und so bereiten Sie es zu: • Teil der Kräuter in einer Auflaufform auslegen. Mit der Messerspitze platt gedrückte und halbierte Knoblauchzehen dazugeben. Mit etwas Olivenöl beträufeln. In den Ofen stellen. • Backofen auf 80 Grad vorheizen (Umluft). • Roastbeefs waschen und trocken tupfen. Unmittelbar vor dem Anbraten salzen und pfeffern. • In einer Pfanne einige Kräuter und eine halbierte Knoblauchzehe in

• 4 Scheiben Roastbeef (2–3 cm dick) • frische hitzebeständige Kräuter (z. B. Thymian, Rosmarin, Salbei) • 2–3 Knoblauchzehen • Olivenöl, Salz und Pfeffer Beilage: • mehlig kochende Kartoffeln • Zitronensaft, Milch, Olivenöl • Rauke • Essenz von Balsamico-Essig • Parmesankäse

Fotos: Thomas Hesselmann-Höfling

Krosse Schale, zarter Kern – Bevor Sie Ihr Roastbeef samt Beilage verspeisen können (großes Foto), müssen Sie ihm auf Kräuter und Knoblauch gebettet zweimal eins überbraten: In der Pfanne wird es scharf angebraten und im Backofen sanft zu Ende gegart.

Olivenöl Die R RoastOli öl stark t k erhitzen. hit Di t beefs von jeder Seite 1,5 bis 2 Min. scharf anbraten (je nach Dicke und Pfanne). Dann in die Auflaufform auf das Kräuterbett legen und im Ofen etwa 8 Min. nachgaren. • Aus dem Backofen nehmen und kurz ruhen lassen. • Dazu passt Kartoffelpüree (anstatt Butter Olivenöl und zusätzlich zur Milch den Saft einer halben oder ganzen Zitrone nehmen, mit Salz und Pfeffer würzen) mit Rauke und Parmesan-Spänen. Nach dem Anrichten mit Balsamico-Essenz und gutem fruchtigen Olivenöl beträufeln. Guten Appetit!

glück auf · Rätsel nach Art von (franz., 2 Worte)

kleiner Raum

poetisch: Insel

englische Schulstadt

aktiv, beweglich, munter

brauchbar, fähig

Südeuropäer Kfz-Z.: ElbeElsterKreis

Domizil regelmäßige Wetterlage mit Nadel und Faden arbeiten

eine Droge (ugs.)

Tag-Idyll. 

Fremdwortteil: entsprechend

geachtet Stern-, Himmelsforscher

V.i.S.d.P.: Iris-Kathrin Wilckens

Hoheitszeichen dt. Komponist † 1847

Foto: vl

Unmittelbar neben dem Werksgelände der GMHütte trieb das Winterwetter seltsame Schnee- und Eisblüten – zumindest so lange, bis die ersten Sonnenstrahlen durchkamen. pkm

Herausgeber: Georgsmarienhütte Holding GmbH Neue Hüttenstraße 1 49124 Georgsmarienhütte www.gmh-holding.de

an Jahren zunehmen

„hartes“ Tongeschlecht

Anschluss FernseherDVD-Player

Höhenzug im Weserbergland

Maßnahme

afrikanisches Runddorf

stark metallhaltiges Mineral kurzer Augenblick

chem. Zeichen: Technetium

Herstellung: STEIN BA CHER DRUCK GmbH, Osnabrück; auf 100% Recyclingpapier

USNovellist † 1849

Foto: vl

Mond ist aufgegangen ...“ Matthias Nacht-Idyll. „Der Claudius hätte seine helle Freude gehabt an der Mondnacht über Georgsmarienhütte. Mondsüchtige und Schlafwandler hofften eher auf das Ende des Gedichtes: „Verschon uns, Gott, mit Strafen, und lass uns ruhig schlafen – und unsern kranken Nachbar auch.“ pkm

glück auf · 1/2010 ......... 40

Textbearbeitung: Peter Karl Müller (pkm) Lektorat: Dorothea Raspe, Münster

Sittenlehre

Geldstück

Redaktionsteam: Hartmut Gattmann, Koordinator (hg), Ina Klix (ik), Matthias Krych (mk), Vera Loose (vl), Eberhard Mehle (em), Norbert Hemsing (nh), Hans-Günter Randel (hgr), Oliver Santelli (os), René Surma (rs), Hubert Unland (hu), Iris-Kathrin Wilckens (ikw), Dr. BeateMaria Zimmermann (bmz) Produktion und Grafik: elemente designagentur, www.elemente.ms

Gauner, Schurke

musikalisches Bühnenstück Arbeitskleidung

kleine Verunreinigungen übertriebene Hingabe

gegenwärtig

Denken Sie daran: Ihre Leserbriefe, Artikel, Anregungen und Kritik für die nächste Ausgabe müssen rechtzeitig bei Ihren Ansprechpartnern vorliegen. Letzter möglicher Termin ist der:

3.5.2010

Produkt der Bienen

Schmerzlaut

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Die glück auf erscheint viermal im Jahr

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