Hygiene und Infektionsschutz auf Schiffen der Kaiserlichen Marine

February 17, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Institut für Geschichte der Medizin Medizinische Fakultät

Hygiene und Infektionsschutz auf Schiffen der Kaiserlichen Marine Sarah B. Kavajin, Alfons Labisch

Zusammenfassung / Abstract im Kontext des wissenschaftlichen Fortschritts sein. Welche Maßnahmen wurden an Bord ergriffen, um Krankheiten vorzubeugen? Was wurde bei Krankheitsausbruch unternommen? Als Grundlage dienen offizielle Verordnungen sowohl der Marine, als auch der Armee. Die drei genannten Bereiche sind in ihrer Bedeutung für ein Schiff nicht zu unterschätzen. Sie bestimmten das gesundheitliche Umfeld, in dem die Soldaten täglich Dienst verrichten mussten. Die bisherigen Nachforschungen haben ergeben, dass eine stete Verbesserung angestrebt und dokumentiert wurde. Gerade die jährlichen Sanitätsberichte erscheinen als Kommunikationsmedium, mit dessen Hilfe Erfahrungen der Schiffsärzte aus eigenen Versuchen oder bei der Erprobung neuer Techniken oder Verfahren ausgetauscht wurden.

Der historische Rahmen der Arbeit wird durch das deutsche Kaiserreich (1871 - 1918) und die aufgrund von Flotten- und Kolonialpolitik aufstrebende Kaiserliche Marine gebildet. In wenigen Jahrzehnten erfolgte der Wandel von der hölzernen Segelfregatte zum maschinengetriebenen Panzerschiff. Die Heimatgewässer wurden, besonders mit Einrichtung der Kolonien, immer häufiger verlassen. Gesundheit und Hygiene auf Schiffen gleich welcher Epoche gründen auf vier Eckpfeilern der Versorgung - Belüftung, Trinkwasserversorgung, Reinigung des Schiffes und Behandlung bzw. Prävention von Krankheiten. Gerade die ersten drei Punkte bestimmen bis heute das bordeigene Mikroklima und damit die Gesundheit der Mannschaft. Ziel der Arbeit soll ein Überblick über die spezifischen Hygienevorschriften der Marine

Keywords: Kaiserliche Marine; Kriegsschiffe; Bordleben; Hygiene; Vorschriften; water-born, air-born, contact-dependent diseases

Allgemeine Problemstellung

Ergebnisse

War bis zum Ausbau der Marine das Sanitätswesen des Militärs allein geprägt durch den Krieg an Land, so ergaben sich im Zuge des Flottenausbaus mit zunehmender Bedeutung und Zahl der Seestreitkräfte spezielle Anforderungen an den Sanitätsdienst, denen nur durch ein Marinesanitätswesen angemessen nachgekommen werden konnte. In wenigen Jahrzehnten erfolgte der Wandel von der hölzernen Segelfregatte zum gepanzerten Eisenschiff. Mit Einrichtung der deutschen Kolonien ab den 1880er Jahren befanden sich Schiffe und Mannschaften dauerhaft in ihren Wirkungen auf Mensch und Material weitestgehend unbekannten tropischen Klimaten. Diesen besonderen Gegebenheiten musste sich die junge deutsche Schiffsmedizin laufend anpassen, ohne dabei auf Erfahrungen aus der Vergangenheit zurückgreifen zu können.

Desinfektion und Reinigung des Lazaretts unterlagen besonders den Neuerungen des Hygienegedankens, der sich allmählich wandelte - von der reinen „Umgebungshygiene“ hin zur Bakteriologie. Dies spiegelte sich z.B. im Ausbau der Lazarette, der Sanitäreinrichtungen oder der Pflicht zur Händedesinfektion, generell vor den Mahlzeiten oder bei Durchfallerkrankungen, wider.

Lazarett

Spezielle Fragestellung Ein Sachgebiet des Marinesanitätswesens umfasst Hygiene und Infektionen an Bord der Schiffe. Es ist das Zusammentreffen von Enge, Dunkelheit, mangelnder Lüftung und einer großen Menschenzahl, die einen hygienischen Zustand, sowohl des einzelnen Menschen als auch des Materials, erschweren. Gleichsam sind günstige Voraussetzungen gegeben, dass Infektionen entstehen und sich leicht über die Mensch-zu-MenschÜbertragung verbreiten können. Daraus ergeben sich die Kernfragen der Arbeit: Wie veränderten sich die Belüftungsanlagen im Zuge der schiffsbaulichen Innovationen, wie wurde die Trinkwasserversorgung garantiert und welche Aspekte bezog das „Reinschiff“, mit besonderem Augenmerk auf das Schiffslazarett, mit ein?

Material und Methode

Internationales Maritimes Museum Hamburg

© Sarah Kavajin

Methodisch erfolgt zunächst eine umfangreiche Literaturrecherche in Universitätsund Landesbibliotheken, (Staats-)archiven und Onlinediensten. Im Zuge der Quellenauswertung soll dargelegt werden, welche Maßgaben es zu Hygiene und Infektionsschutz in der Marine gab, welche Erfahrungen damit gemacht wurden und zuletzt inwieweit Verbesserungen, vor allem in Bezug zur damaligen (zivilen) Forschung, umgesetzt wurden. Das Augenmerk wird dabei auf (offizielle) Verordnungen und Reglements gerichtet. Von besonderer Bedeutung sind jedoch ebenso die jährlichen Sanitätsberichte der Kaiserlichen Marine.

Die Schiffsventilation als Bereich der Schiffstechnik wurde stetig verbessert und weiter technisiert, um auch entlegene Schiffsräume ausreichend mit Luft zu versorgen. Eine natürliche Ventilation der Schiffsräume wurde durch zunehmende Größe und Panzerung unmöglich. So häuften sich beispielsweise teils tödliche Zwischenfälle durch Überhitzung in den Heizer- und Maschinenabteilungen.

Frischwassererzeuger

Siroccolüfter

Trinkwasser - war zunächst nur das Wasserbunkern in Holzfässern und später in Tanks möglich, so bot die Seewasserdestillation ab den 1890iger Jahren Unabhängigkeit von Häfen und eine Verbesserung der Wasserqualität an Bord bei langen Seefahrten ohne Hafenaufenthalt.

© alle Abbildungen aus: zur Verth, Max et al., Handbuch der Gesundheitspflege an Bord von Kriegsschiffen, Bd. 1, Jena 1914

Buchdeckel: Veröffentlichungen aus dem Gebiet des Marine-Sanitätswesens Heft XVII

Forschungsstand

Diskussion

Bisher gibt es keine Gesamtübersicht zur Hygiene auf Schiffen der Kaiserlichen Marine. Die Autoren bereits veröffentlichter Beiträge (u.a. Uwe Frohberg, Volker Hartmann, Hartmut Nöldeke, Hans Schadewaldt, Rupert Busche) richten ihr Augenmerk auf einzelne Aspekte der Schiffshygiene und zwar sowohl der zivilen, als auch der militärischen Seefahrt.

Bei der Untersuchung der historischen Aspekte zur Schiffshygiene liegt die Frage zur Aktualität der Thematik nahe. Welche grundlegenden Vorschriften haben sich bis in die Gegenwart gehalten? Wie verfahren heutige Schiffsärzte in der Bundesmarine mit der Trinkwasserversorgung, Ventilation und der Reinhaltung bzw. Desinfektion an Bord?

Darstellungsform

Quellen und Literatur

Die Arbeitsergebnisse sollen in Form der Dissertationsschrift, als Buch bzw. Monographie, in Aufsatzform in Fachzeitschriften für Marinegeschichte und Wehrmedizin und als Vortrag einem interessierten Publikum zugänglich gemacht werden.

Marinesanitätsordnung an Bord: (M. S. O. a. B.). 3 Bände. (Berlin 1893). Nocht, Bernhard, Hrsg., Vorlesungen für Schiffsärzte der Handelsmarine über Schiffshygiene, Schiffs- und Tropenkrankheiten. (Leipzig 1906). Reichs-Marineamt, Sanitätsbericht über die Kaiserlich Deutsche Marine (Berlin diverse Jahrgänge). Reichs-Marineamt, Unterrichtsbuch für Sanitätsmannschaften der Kaiserlichen Marine U.f.S.d.M. (Berlin 21.09.1906). Zur Verth, Max et al., Handbuch der Gesundheitspflege an Bord von Kriegsschiffen. (Jena 1914).

Die Pommern, Linienschiff der Deutschland-Klasse © Greger, René, Schlachtschiffe der Welt, Stuttgart 1993

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