Gesundes Arbeiten im Münsterland

March 12, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Modellprojekt „Gesundes Arbeiten im Münsterland” ”Gesundes Arbeiten” ist ein zentraler Beitrag zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit der MitarbeiterInnen und darüber hinaus eine wichtige Voraussetzung für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Mit der konkreten Umsetzung präventiver und gesundheitsfördernder Maßnahmen tun sich jedoch vor allem kleinere Betriebe schwer, da sich die gesundheitlichen Risiken von Arbeit heutzutage nicht mehr so ohne weiteres durch – in der Regel hochstandardisierte – Arbeitsschutzvorschriften regulieren und minimieren lassen. Gerade kleinere Betriebe haben infolge begrenzter Ressourcen nur eingeschränkte Möglichkeiten, Modelle für gesundes Arbeiten selbst zu entwickeln.

Verkehrs- und Logistikwirtschaft Das Thema Prävention und Gesundheitsförderung ist eines der großen Zukunftsthemen für den Verband und das Bildungswerk Verkehr Wirtschaft Logistik NRW e.V. In Nordrhein-Westfalen gibt es über 10.000 Verkehrs- und Logistikunternehmen, die rund 280.000 Personen beschäftigen. Im Münsterland zählt die Branche zu den regionalen Wachstumsfeldern mit großen Zukunfts- und Beschäftigungschancen. Die Verkehrs- und Logistikwirtschaft ist daher eine regionale Schlüsselbranche, wenn es darum geht, Maßnahmen zur Prävention und betrieblichen Gesundheitsförderung in der mittelständischen Wirtschaft des Münsterlandes breiter zu verankern. Das Bildungswerk Verkehr Wirtschaft und Logistik NRW wird diesen Prozess aktiv unterstützen und mit einer systematischen Beratungs- und Bildungsarbeit flankieren.

”Von anderen lernen” ist daher ein wichtiger Leitgedanke eines modernen betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes, der es ermöglicht, dass auch kleinere Unternehmen in eigener Regie passgenaue Gesundheits- und Präventionsmaßnahmen auf den Weg bringen können. Um vor allem kleinere Unternehmen aus dem Münsterland bei ihren Präventionsaktivitäten zu unterstützen, wurden in dem Projekt Ansätze, Ideen und gute Beispiele recherchiert und dokumentiert, mit denen Risiken für die Gesundheit und somit auch für die Arbeitszufriedenheit, Motivation und Einsatzbereitschaft von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern frühzeitig entschärft werden können. Dazu hat das Projektteam viele Unternehmen im Münsterland besucht und nach Ideen und Konzepten gefragt, die vor Ort schon erfolgreich eingesetzt wurden. Bewertet wurden die Praxisbeispiele anhand eines Kriterienkataloges, den Gesundheitsexperten im Rahmen des Projekts ausgearbeitet haben. Dabei herausgekommen ist eine Sammlung von Präventionsbausteinen, mit denen kleine und mittelgroße Unternehmen ihre Belegschaften vor Gesundheitsgefährdungen und spezifischen Arbeitsbelastungen im Sinne aktiver Prävention schützen können. Alle hier beschriebenen Präventionsansätze sind bei kleinen oder mittelgroßen Unternehmen aus dem Münsterland im Einsatz und haben sich in der betrieblichen Praxis bewährt. Die so gewonnenen Präventionsbausteine können in anderen Unternehmen eingesetzt, verändert und beliebig zusammengestellt werden – je nach den Anforderungen und Möglichkeiten des Unternehmens sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für das Projektteam: Helmut Meyer, BVWL Rainer Ollmann, gaus gmbh

Mit finanzieller Unterstützung des Europäischen Sozialfonds und des Landes Nordrhein-Westfalen. EUROPÄISCHE UNION Europäischer Sozialfonds

Inhalt im Überblick:  Seite 2:Wichtige Handlungsfelder für Prävention  Seite 3:“Gesundheitssensibilisierung”  Seite 6:“Stressbewältigung”  Seite 10:“Bewegung”  Seite 15:“Gesunde Ernährung und Pausengestaltung”

In Kooperation mit Aktion Münsterland e.V. www.aktion-muensterland.de

Wichtige Handlungsfelder für Prävention 1. Gesundheitssensibilisierung „Gesundes Arbeiten“ kostet oftmals nur wenig Geld, dafür aber „Nachdenken” und Zeit für Gespräche. Beides investieren gerade die Führungskräfte und Beschäftigten in kleineren Unternehmen noch zu wenig. Aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit werden Gefahren in Kauf genommen oder ignoriert. Ein wichtiger Schritt zu gesundheitlicher Prävention ist daher die Sensibilisierung für gesundheitliche Belastungen. Unternehmen aus dem Münsterland haben gute Erfahrungen mit der Thematisierung von Prävention gemacht – unsere Beispiele zeigen, was man tun kann.

lauf, Fettverbrennung und Bewegungslust zu aktivieren – hier stellen wir einige gute Ideen vor.

Diese vier Handlungsfelder zeigen, welche gesundheitlichen Gefahren die Leistungsfähigkeit von Beschäftigten beeinträchtigen können. Sie zeigen aber auch, dass Prävention nicht allein Sache von Arbeitgebern oder Beschäftigten ist, sondern sinnvolle Prävention erst funktioniert, wenn beide Seiten Ideen, Arbeitszeit, Motivation und auch finanzielle Ressourcen einbringen. Eine häufige Lösung ist dabei, dass das Unternehmen Prävention finanziell unterstützt und die Beschäftigten Zeit und persönliches Engagement einbringen. Auch für dieses „Kooperationsmodell” finden sich in dieser Broschüre viele Beispiele aus der Praxis kleiner und mittelständischer Unternehmen. Besonders wichtig dabei ist: Gute Prävention muss nicht teuer sein!

4. Gesunde Ernährung 2. Stressbewältigung In vielen Branchen ist in der Arbeit Stress aus den unterschiedlichsten Gründen zu einem großen gesundheitlichen Risiko geworden und hat längst „klassische“ Belastungen überholt. Andauernder Stress kann zu spürbaren Leistungseinschränkungen und langen Ausfallzeiten bis hin zur Erwerbsunfähigkeit führen. Doch Stress lässt sich auch mit einfachen Mitteln bekämpfen. Unsere Beispiele zeigen, wie das geht.

Ernährung ist Privatsache. Kein Unternehmen darf seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorschreiben, wie sie sich ernähren sollen. Und doch kann eine falsche Ernährung gravierende Auswirkungen auf Gesundheit und Arbeitsfähigkeit haben. Unternehmen können ihren Beschäftigten bei einer gesünderen Ernährung ebenso helfen wie bei einer „gesunden” Arbeitsplatzgestaltung. Einige Beispiele zeigen, wie dies gleichzeitig mit Spaß bei der Arbeit umgesetzt werden kann.

Belastungsdreieck „Bewegungsmangel, Fehlernährung, Stress”

3. Bewegungsmangel Bewegungsmangel ist eine „Kulturkrankheit“: Weil körperlich anstrengende Tätigkeiten zunehmend von Büroarbeitsplätzen verdrängt werden, fehlt vielen Beschäftigten ein Ausgleich zu sitzenden Tätigkeiten. Die sogenannten mobilen Beschäftigten verbringen einen großen Teil ihrer Arbeitszeit sitzend hinter dem Steuer ihres Autos oder ihres Lastkraftwagens. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daher Bewegungsalternativen an, um Kreislauf

Quelle: Rüdiger Klatt/Rainer Ollmann; in: Diabetes Stoffwechsel und Herz, Kirchheimverlag, Heft 4/ Juli 2007, S. 267 Mitarbeiter-Workshop: „Entwicklung eines Maßnahmeplans zur Gesundheitsförderung”

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 Bettenhaus Wehmeyer, Rheine

Handlungsfeld: „Gesundheitssensibilisierung“

Von vielen Menschen wird Gesundheitsschutz immer noch mit der Vermeidung von Unfällen gleichgesetzt. Viele Beschäftigte sehen nur Unfälle, die durch Maschinen, im Verkehr oder während der Arbeit passieren als gesundheitliche Gefahr an. Dabei gehen die größten Gefahren für die Gesundheit heute von langfristigen Erkrankungen aus – Unfälle stellen längst nicht mehr die Bedrohung dar, die die Arbeiter der Industrialisierung fürchteten.

Vor allem Beschäftigte in wissensintensiven Branchen sind sehr viel stärker durch schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und Stress bedroht als durch Unfälle. Ihre häufigsten Krankheitssymptome sind Diabetes Mellitus, Magen- und Darmprobleme, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, aber auch Kopfschmerzen, Rückenprobleme und Müdigkeit. Diesen Erkrankungen muss ganz anders entgegen gewirkt werden als den „klassischen“ Gesundheitsgefährdungen. Ein Schwerpunkt moderner Gesundheitsprävention liegt daher auf der Sensibilisierung der Beschäftigten für ihre eigene Gesundheit sowie mögliche Gefährdungen im Arbeitsalltag. Solche Gefährdungen sind keine akuten Gefahren, sondern wirken häufig erst über Jahre als Gefahr. Unternehmen und deren Belegschaften müssen sehr individuelle Präventionsformen entwickeln, um ihren unterschiedlichen Gefährdungssituationen begegnen zu können. Im Folgenden werden Beispiele beschrieben, in denen auch kleine Unternehmen den langfristigen Bedrohungen durch Stress, Bewegungsmangel und falsche Ernährung entgegen wir-

ken. Sie bauen vor allem auf die Sensibilisierung ihrer Beschäftigten als „Experten für die eigene Gesundheit“.

„Prävention ist teuer und funktioniert nur in großen Betrieben.“ Diesem Vorurteil treten zwei Unternehmer aus Rheine entschieden entgegen. HansJoachim Wehmeyer ist einer der beiden Inhaber des Bettenhauses und hält für seine fünf Beschäftigten eine breite Vielfalt von Präventionsangeboten bereit. Ein Beispiel für Prävention in Kleinunternehmen, bei der es mehr auf gute Ideen als auf Geld ankommt.

Dazu müssen diese Gefahren erkennen und in einem Klima des Vertrauens kommunizieren können. Die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist für Hans-Joachim Wehmeyer ein wichtiges Thema. Geprägt durch Erkrankungen in der eigenen Familie liegt ihm und seinem Bruder Volker, der ebenfalls im Unternehmen arbeitet, das Wohlergehen und die Gesundheit der Beschäftigten sehr am Herzen. Entsprechend engagiert sind die Brüder, wenn es darum geht, Präventionsmaßnahmen anzubieten. Das 1922 gegründete Familienunternehmen hat seinen Hauptsitz in Rheine sowie eine weitere Filiale in Steinfurt und hat sich durch die kompetente und engagierte Beratung und Betreuung seiner Kunden einen Namen gemacht. Eine Kundengruppe sind Menschen mit Behinderung, für die das Bettenhaus Weymeyer spezielle Angebote bereit hält. Dass auch ein Unternehmen dieser Größe viele Präventionsangebote realisieren kann, haben die beiden Brüder bewiesen. Die einzigen Voraussetzungen: Engagement und Kreativität. So hörte Hans-Joachim Wehmeyer vom Wunsch einer Mitarbeiterin, privat an einem Fitness-Rad zu trainieren. Kurzerhand „sponsorte“ er daher die Anschaffung des Gerätes, weil er es für eine sinn3

Prävention im Kleinunternehmen – auf die Ideen kommt es an! sinnvolle Maßnahme gesundheitlicher Prävention hielt. Ein Mitarbeiter bekam vom Unternehmen gebrauchte Fitness-Geräte für das Training zuhause geschenkt. Eine Aushilfe besuchte gemeinsam mit Volker Wehmeyer ein Seminar zum Thema „Der gesunde Rücken“. Auch der Besuch weiterer Seminare zu Gesundheitsthemen wird vom Unternehmen unterstützt. „Wir haben uns der Interessengemeinschaft für Rückenschullehrer/innen e.V. angeschlossen und damit ein Kompetenzzentrum für Ergonomie hier im Bettenhaus eingerichtet“, erklärt Hans-Joachim Wehmeyer sein Interesse an Präventionsmaßnahmen. Dadurch hat sich das Bettenhaus gleichzeitig zu bestimmten Maßnahmen wie Weiterbildungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie den Austausch mit Experten verpflichtet.

Insgesamt hat die Mitgliedschaft im Verein das Präventionsinteresse im Unternehmen deutlich erhöht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diskutieren mit der Geschäftsführung, welche Angebote sinnvoll sind und setzen sich aktiv mit Gesundheitsthemen auseinander. Dieses Wissen und diese Sensibilität kann natürlich im Beratungsgespräch mit Kunden genutzt werden. Somit ist das Thema Prävention für das Bettenhaus Weh-

meyer nun auch ein alternatives Geschäftsfeld. Aus dem privaten und unternehmerischen Interesse an der Gesundheit der Beschäftigten wurde für das Unternehmen ein viel versprechender Markt.

Das Thema Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz ist nicht zuletzt durch dieses Angebot mittlerweile allgegenwärtig.

 Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden am Prozess der Gesundheitsförderung beteiligt, wodurch nicht nur das spezielle betriebsinterne Wissen der Beschäftigten als „ExpertInnen in eigener Sache“ aktiv genutzt wird. „Betroffene zu Beteiligten“ zu machen, bedeutet auch, die Eigenverantwortlichkeit der Beschäftigten zu fördern und letztlich die Akzeptanz für die gute Sache zu erhöhen (Partizipation).

Bausteine gesundheitlicher Prävention im Betrieb und zu Hause zu Hause

im Betrieb

Impulse aus Weiterbildung Gesundheits- dem Betrieb zum Gesundsensibilisierung wirken auch heitstrainer im Privatleben Stressbekämpfung

Sport als Ausgleich

Sport als Ausgleich

Bewegung & Rücken

Heimtrainer Sportgeräte

Besuch eines Seminars „Der gesunde Rücken”

Ernährung

gesunde Ernährung auch Küche zu hause Obstkorb durch Ernäh- Mineralwasser rungstipps

Als auch für die Kunden sichtbares Symbol für das gesunde Arbeitsumfeld in dem Bettenhaus wurde ein Obstkorb eingeführt, aus dem sich die Beschäftigten und Kunden stets bedienen können. Außerdem stehen den Beschäftigten Mineralwasser und „gesunde Snacks“ kostenlos zur Verfügung. Um die Ernährung weiter zu verbessern, richtete das Unternehmen eine Küche ein, in der in der Mittagspause Gerichte zubereitet werden können.

Wie funktioniert ganzheitliches Gesundheitsmanagement?

„Man muss einfach mal mit den Beschäftigten zusammen überlegen, was sich verbessern lässt“, fasst Hans-Joachim Wehmeyer seine Erfahrung zusammen. „Wir waren erstaunt, wie viel man mit einfachen Mitteln bewirken kann.“

Bettenhaus Wehmeyer Emsstraße 80 und 88-90 48429 Rheine Tel: 05971/64408 Gegründet: 1922 Geschäftsführer: Hans-Joachim Wehmeyer Beschäftigtenzahl: 5

 Die Förderung von Gesundheit wird in allen wichtigen Entscheidungen und in allen Bereichen des Unternehmens systematisch und zielorientiert berücksichtigt (Integration).  Alle Maßnahmen und Programme zur Förderung der Gesundheit sind auf die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugeschnitten, wobei der Gesundheitsmanagementprozess wie die -ergebnisse einer kontinuierlichen erfolgssichernden Kontrolle und Bewer tung unterliegen (Projektmanagement).  Wer Gesundheit fördern will, muss sowohl bei den Personen (Verhalten) als auch bei den Arbeitsbedingungen (Verhältnissen) ansetzen (Ganzheitlichkeit).  (Quelle: Bundesverband der Betriebskranken kassen)

Ein weiteres Angebot, das Herr Wehmeyer einem Mitarbeiter finanziert hat, war die Ausbildung zum Gesundheitstrainer. Diese Weiterbildung wurde vollständig vom Unternehmen gezahlt und dient nicht nur dem neuen G e s u n d h e i t s t ra i n e r s e l b s t , s o n d e rn auch seinen Kolleginnen und Kollegen. Diese werden nämlich jetzt von dem Gesundheitsfachmann bei ihrer Ernährung mit entsprechenden Vorgaben und bei der Sressbewältigung gecoacht. 4

 Druckhaus Hüntemann GmbH & Co. KG, Schöppingen

Als in einem Jahr gleich vier Mitarbeiter mit Bandscheibenproblemen erkrankten, musste Dagmar Hüntemann reagieren. Die Geschäftsführerin einer mittelständischen Druckerei im Münsterland erkannte: Rechtzeitige Prävention spart Geld und hält gerade die erfahrenen älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fit. Denn mit den Erkrankten fielen gleichzeitig wichtiges Wissen und wertvolle Arbeitskraft in ihrem Betrieb für einen längeren Zeitraum aus. Eine Arbeitsplatzbegehung mit einer Expertin für Rückenleiden brachte Präventionsmöglichkeiten ans Licht. Das Druckhaus Hüntemann im münsterländischen Schöppingen hat sich auf das Bedrucken von Verpackungen spezialisiert. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei dem bereits 1906 gegründeten Unternehmen beschäftigt und stolz auf ihren europaweiten Kundenkreis.Vor allem bei umweltverträglichen Verpackungen hat sich das Unternehmen einen guten Namen gemacht. Einige der bedruckten Kartons, Schachteln und Kuverts sind in einer Vitrine im Empfangsbereich des Familienbetriebs ausgestellt. „Was einzeln so leicht und zier lich aussieht, kann in der Masse ganz schön Gewicht annehmen“, erklärt Dagmar Hüntemann mit einem Blick in die Vitrine. Genau dieses Gewicht der Papier- und Pappmassen, die täglich bewegt werden müssen stellt daher eine Gefahr für Rücken und Gelenke dar, wenn Mitarbeiter falsch heben. Bei der Arbeit mit Verpackungen ist darum eine gesunde Körperhaltung besonders wichtig. Als vier Mitarbeiter über Bandscheibenprobleme klagten und nach und nach für längere Zeit ausfielen, schaltete Dagmar Hüntemann darum eine fachlich ausgewiesene Physiotherapeutin ein. Die besuchte das Unternehmen und beobachtete die Arbeitsabläufe und Arbeitsplätze aus medizinischer Perspektive. Bei der Arbeitsplatzbegehung beobachtete die Exper-

tin die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze und Arbeitsabläufe und achteten auf ungesunde Bewegungsformen und mögliche Gefahren für Rücken und Bandscheiben. Sie sprach mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ließ sich häufig ausgeübte Tätigkeiten zeigen. Dabei erkannte sie kleine, vor allem aber auch größere Probleme. So hoben beispielsweise viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Rücken, statt über die Knie. „Eine Gefahrenquelle erster Ordnung“, erinnert sich Dagmar Hüntemann. Durch die vielen Hebetätigkeiten kann es zu einseitigen Belastungen und vielfach zu Überlastungen kommen. Also star tete das Unternehmen ein Präventionsprogramm: Die Beschäftigten erhielten Anleitung zum „richtigen Heben“. Neue Hubwagen, die Material einfacher auf die Arbeitshöhe befördern können und so das Heben erleichtern, wurden angeschafft. Außerdem wurde eine Mitarbeiterrotation an der Schneidemaschine eingeführt, denn diese Tätigkeit erfordert besonders viel Kraft. Nun wechseln sich die Beschäftigten mehrfach täglich an der Maschine ab.

Arbeitsplatzbegehung zeigt Präventionspotenziale zusammen. Durch Unterstützung der Expertin konnten die Beschäftigten auch davon überzeugt werden, sich anders als bisher, nämlich gesund zu verhalten. Den wichtigsten Erfolgsfaktor für das Gelingen von gesundheitlicher Prävention sieht die Unternehmerin daher in der Mitarbeiteransprache: „Man kann seine Beschäftigten nicht zu gesundem Arbeiten zwingen. Man muss ihre Köpfe erreichen. Wenn man das geschafft hat, ist der halbe Weg einer sinnvollen Prävention bereits gegangen.“

Präventionsangebote der Krankenkassen Viele Krankenkassen bieten ein breites Angebot von Präventionsmaßnahmen an. Dazu zählen beispielsweise Kurse zur Rückenschule, zur gesunden Ernährung oder zum Kennenlernen von Sportarten. Im Angebot sind aber auch häufig „Sporturlaube“ – preiswer te einwöchige Urlaubsangebote, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene „gesunde“ Sportarten ausprobieren und sich über ausgewogene Ernährung informieren können.

Hüntemann GmbH & Co. KG Münsterstr. 51 48624 Schöppingen Tel: 02555/93 92-0 Bei einem weiteren Präventionsangebot konnte das Unternehmen auf die Mitarbeit einer Krankenkasse bauen. Diese bietet allen Angestellten einen Kurs mit Übungen an Kraftgeräten an. 18 Wochen lang dürfen sie je eineinhalb Stunden pro Woche trainieren. „Durch die Arbeitsplatzbegehung haben wir viele Probleme erkannt. Das wichtigste für mich war jedoch, dass einige Probleme ganz gezielt angesprochen wurden und kurzfristig behebbare kostengünstige Lösungen vorgeschlagen wurden“, fasst Dagmar Hüntemann ihre Erfahrungen 5

Gegründet: 1906 Geschäftsführerin: Dagmar Hüntemann Beschäftigtenzahl: 40

 START Zeitarbeit NRW GmbH, Duisburg/Coesfeld

Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist für das Zeitarbeitsunternehmen START Zeitarbeit NRW GmbH wichtig – so wichtig, dass das Unternehmen mit den Beschäftigten Gespräche führt, in denen ausschließlich über Gesundheitsprävention gesprochen wird. So sollen gesundheitliche Risiken erkannt und bekämpft werden, bevor sie zu Problemen werden.

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nicht bei uns im Betrieb tätig, sondern werden von uns in Entleihbetrieben eingesetzt“, fasst Vertriebsdisponentin Birgit Missalla das Prinzip der Zeitarbeit zusammen. Zeitarbeiter werden – zumindest in Deutschland – vom Zeitarbeitsunternehmen fest oder befristet eingestellt und auch tariflich bezahlt. Nach dem vorab vereinbarten “Zeiteinsatz” bei dem einen Kunden, wird der Zeitarbeiter an den nächsten Kunden verliehen. Ein „typischer“ Einsatz dauert rund drei Monate. Diese spezifischen Arbeitsbedingungen in der Zeitarbeit verlangt von der Personalabteilung besondere Lösungen der gesundheitlichen Prävention, denn wegen der unterschiedlichen Einsatzorte besteht zwischen Personalabteilung und Zeitarbeitern kein täglicher Kontakt. Außerdem bringt das häufige Einarbeiten in neue Arbeitsstellen auch eine spezielle Belastunge für die Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter mit sich.

beitnehmerinnen und -arbeitnehmer Themen ansprechen, die ihnen besonders unter den Nägeln brennen: „Manche wollen abnehmen“, erklärt Birgit Missalla, „andere etwas für den Rücken tun oder generell ihre Ernährung umstellen.“ Damit sie auf diese Fragen eingehen kann, hat Birgit Missalla mehrere Fortbildungen besucht. Das Unternehmen START Zeitarbeit schulte die Disponenten, die für den Kontakt mit den Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern verantwortlich sind, in Seminaren zu unterschiedlichen Themen der Gesundheitsförderung. Dabei wurde auch privates Know-how der Disponentinnen und Disponenten einbezogen und individuelles Interesse an Gesundheitsthemen berücksichtigt. Außerdem baute START ein Kontaktnetz zu Krankenkassen, Therapiepraxen und Beraterinnen und Beratern auf. So kann Birgit Missalla am Ende jedes Gesundheitsgespräches verschiedene Vorschläge unterbreiten. „Häufig stelle ich für die Beschäftigten Kontakt zu Experten her“, erklärt sie. Vielfach reicht auch der Verweis auf Angebote von Krankenkassen, Fitness-Studios oder Seminarangebote zur Nikotinentwöhnung. Bei gesundheitlichen Problemen verweist sie meist auf Hausärzte, denn medizinische Beratung kann das Gesundheitsgespräch nicht leisten. Doch Unterstützung zur gesunden Lebensführung kann Birgit Missalla anbieten: So sponsort START schon mal den Besuch im Fitness-Studio, gibt Informationen von Krankenkassen weiter oder verweist auf interessante Seminare und Vorträge.

Eine besondere Antwort auf diese Problemkonstellation hat START mit dem „Gesundheitsgespräch“ eingeführt. „Wir bieten allen Mitarbeitern an, dass wir uns ganz gezielt über gesundheitliche Probleme oder Ziele wie etwa Raucherentwöhnung unterhalten“, erklärt Birgit Missalla, die als Vertriebsdisponentin Zeitarbeiter betreut. In diesen Gesprächen, die in der Regel zwischen 30 Minuten und eineinhalb Stunden dauern, können die Zeitar-

Um das neue Angebot der Gesundheitsgespräche in der Belegschaft bekannt zu machen, schickte die Lohnabteilung mit jeder Lohnabrechnung eine Informationsbroschüre an die Beschäftigten. Darin wurde auf das Gesundheitsgespräch hingewiesen und die Vorteile beschrieben. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat seitdem Anspruch auf ein solches Gespräch. „Wichtig ist vor allem, dass das Gespräch freiwillig ist”, sagt Birgit Misalla. Gerade bei einem 6

Gesundheit der Mitarbeiter ist ein eigenes Gespräch wert! so sensiblen Thema wie der persönlichen Gesundheit muss das Gespräch vom Mitarbeiter gewollt sein. Dazu müsse eine besondere Vertrauensbasis zwischen Mitarbeitern und dem Unternehmen bestehen. Auf Seiten des Unternehmens sollten außerdem motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Führen der Gespräche beauftragt werden. Birgit Missalla: „Es ist wichtig, interessierte Leute einzubinden, denn die legen sich richtig für ein Thema ins Zeug.“ Als weiteren Erfolgsfaktor nennt sie schließlich ein gutes Durchhaltevermögen, denn das Vertrauen der Angestellten zu diesem Instrument muss mit der Zeit reifen, weil mit der körperlichen Fitness auch sehr sensible Themen angesprochen werden. „Wenn diese Regeln beherzigt werden, ist das Gesundheitsgespräch sicher ein gutes Instrument, um das Wohlbefinden und die Einsatzfähigkeit der Belegschaft zu verbessern“, ist sich Birgit Missalla sicher. Außerdem erhöht das Interesse des Unternehmens an der Gesundheit der Beschäftigten auch deren Arbeitszufriedenheit und Identifikation mit dem Betrieb – ein Effekt, der besonders in personalintensiven Branchen kaum hoch genug bewertet werden kann.

START Zeitarbeit NRW GmbH, Niederlassung Coesfeld Weßlings Kamp 19 48653 Coesfeld Tel.: 02541 9482-0 [email protected] Gegründet: 1995 Geschäftsführer: Wilhelm Oberste-Beulmann, Dr. Ulrich Jansen, Michael Jeske Beschäftigtenzahl: 150 interne, 1800 externe (Zeitarbeitnehmer)

 mediaBEAM GmbH,Ahaus Was ist eigentlich Zeitarbeit? Zeitarbeit, auch „Leiharbeit“, „Personaldienstleistung“ oder „Arbeitnehmerüberlassung“ genannt, ist der Einsatz von Personal in Fremdbetrieben. Das Zeitarbeitsunternehmen, häufig als „Personaldienstleister“ bezeichnet, stellt Mitarbeiter ein, um sie anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Zeitarbeiter erhalten ihr Gehalt vom Zeitarbeitsunternehmen, die Arbeitsaufträge mit den entsprechenden Anweisungen aber vom Entleihbetrieb. Sie beziehen ein sozialversicherungspflichtiges Einkommen und werden seit 2004 nach Tariflöhnen entlohnt. Der Vorteil von Zeitarbeitsunternehmen für Entleihbetriebe liegt in der Flexibilität: Bei unvorhergesehenen Auftragsspitzen, in Urlaubszeiten oder bei Arbeitskraftausfällen bei Krankheit, Mutterschaft oder Bundeswehr-/Zivildienstze i t können kurzfristig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutiert werden, die das Unternehmen wieder verlassen, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Zeitarbeiter profitieren von der Möglichkeit, verschiedene Unternehmen kennen zu lernen sowie von der hohen Übernahmequote in den Entleihbetrieben. Rund jeder dritte Zeitarbeiter wird vom Entleihunternehmen übernommen. In Deutschland sind rund 600.000 Menschen oder zwei Prozent aller Arbeitnehmer bei Zeitarbeitsunternehmen angestellt. Logistik-Unternehmen stellen vor allem Buchhaltungsfachkräfte, Gabelstaplerfahrer, Kommissionierer, Lager- und Transportarbeiter sowie Verpackungshelfer über Personaldienstleister ein.

Handlungsfeld: „Stressbewältigung“ Stress ist nach einer Studie der EUKommission die zweitgrößte Gesundheitsgefahr am Arbeitsplatz. Geschätzte 63 Millionen Arbeitstage gehen in Europa jedes Jahr durch Erkrankungen verloren, die auf Stress zurückzuführen sind. 28% der beschäftigten Europäer sehen Stress als Gefahr für ihre Gesundheit – besonders in den Branchen „Transport und Kommunikation“, „Bildung“ und „Gesundheits- und soziale Berufe“. Auch deutsche Studien kommen zu diesem Ergebnis: Nach Angaben der AOK kletterte die Zahl der Arbeitsausfälle durch psychische Belastungen von 1995 bis 2002 um 74 Prozent. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin beziffert die Kosten für Arbeitsausfall durch psychische Arbeitsbelastungen in Deutschland pro Jahr auf 24,5 Milliarden Euro – 13,4 Milliarden Euro davon tragen die Unternehmen, wenn kranke Mitarbeiter nicht zur Arbeit erscheinen. Stress ist schon fast etwas Alltägliches. Jeder weiß, was es bedeutet unter Stress zu leiden. Doch in einigen Branchen gibt es sehr häufig Stress. Immer dann, wenn mehrere Stressauslöser, so genannte „Stressoren“ aufeinander treffen, wird der Druck auf die Beschäftigten besonders groß. Stressoren sind zum Beispiel: Termin- und Erfolgsdruck, Unterbrechungen durch Kollegen oder Kunden, das Klingeln des Telefons und Ausfälle von Maschinen oder Arbeitsgeräten. Stress kann ernsthaft krank machen, wenn man ihn nicht bewältigen kann. Das Immunsystem wird etwa durch Stress negativ beeinflusst. Man vermutet, dass Stress einen sehr großen Anteil an der Entstehung und am Verlauf von Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Asthma, allergischen Reak-tionen, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und dermatologischen Erkrankungen hat. Stress kann durch geeignete Maßnahmen reduziert werden. In den folgen7

Stressabbau am Arbeitsplatz folgenden Beispielen werden einige Ansätze dazu genannt. Über kaum einen Besucher freuen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma mediaBEAM so sehr wie über Tanja Lucassen.Wenn die Physiotherapeutin die Firma in Ahaus betritt, trägt sie eine mobile Massagebank unter dem Arm und wird freudig begrüßt. „’20 Minuten Wohlfühlen’ nennen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Streicheleinheit“, schmunzelt Jochen Meyer. Der Geschäftsführer des Anbieters von Kommunikationslösungen erklärte sich in seinem Unternehmen persönlich für die Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz verantwortlich.

„15 Minuten Wohlfühlen“ – Massage am Arbeitsplatz Jede Branche kennt unterschiedliche gesundheitliche Gefahren. „Bürojobs“ bringen ein geringes Risiko in Bezug auf Verletzungen und Berufsunfälle mit sich, dafür finden sich hier häufiger Gefährdungen durch Stress. Gerade in der schnelllebigen Software- und Medienbranche hat Stress längst „klassische“ Gefährdungen überholt. Ein Unternehmen aus dem Münsterland hat einen innovativen Ansatz gegen den Stress eingeführt. Die Beschäftigten erhalten entspannende Massagen.

„In anderen Branchen kämpft man gegen Unfälle oder Erkrankungen der Atemwege“, erklärt Jochen Meyer seine Motivation. „Aber bei uns ist halt der Stress die Gesundheitsgefahr Nummer Eins. Das ist schlecht für die Motivation, das Betriebsklima und die Identifikation der Beschäftigten mit dem Unternehmen. Also tun wir etwas dagegen.“ Die Idee des Unternehmers: Alle 14 Tage besucht eine Physiotherapeutin das Unternehmen und massiert jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter 20 Minuten lang. Das entspannt nicht nur die Muskulatur, sondern auch die Massierten. Sie legen eine Ruhepause ein, die bewusst genossen wird – denn die 20 Minuten sollen als „Auszeit“ genutzt werden. Die Beschäftigten können den betrieblichen Alltagsstress für einen Moment vergessen und das Weiterarbeiten fällt danach viel leichter. Doch die Massage unterstützt nicht nur die psychische Entspannung. Sie regt auch das Nerven- und Kreislaufsystem an, so dass die Organe und Muskeln optimal durchblutet werden. Eine bessere Durchblutung sorgt für mehr Energie am Arbeitsplatz.

Entspannung durch Anspannen:Was ist progressive Muskelrelaxation?

mediaBEAM GmbH Parallelstraße 38 48683 Ahaus Tel: 02561/695-0 www.mediabeam.de Gegründet: 1999 Geschäftsführer: Jochen Meyer Beschäftigtenzahl: 15

Die progressive Muskelrelaxation, kurz PMR, beruht auf zwei Grundlagen: Zum einen auf der Tatsache, dass ein maximal angespannter Muskel sich nach dem „Loslassen“ auch maximal entspannt. Zum anderen spiegelt der Muskelzustand bei vielen Menschen die Seelenlage wider. Wenn jemand innerlich angespannt ist, sind es oft auch die Muskeln. So kann umgekehrt muskuläre Entspannung dabei helfen, insgesamt ruhiger zu werden. Bei der PMR werden nacheinander verschiedene Muskelgruppen einige Sekunden lang angespannt und dann wieder losgelassen. Während der Phasen der Anspannung und Entspannung sollte man genau darauf achten, wie sich die betreffenden Muskeln anfühlen, um die Wahrnehmung für den eigenen Körper zu schulen. Die PMR bietet keine Soforthilfe! Sie muss erlernt werden, und bis die Wirkung spürbar wird, kann es einige Wochen dauern, in denen man täglich üben sollte. Autogenes Training Das autogene Training ist ein Verfahren zur „konzentrativen Selbstentspannung”. Es basiert im Gegensatz zur Hypnose ausschließlich auf der eigenen Vorstellungskraft und wird zumeist in kleinen Gruppen in wöchentlichen Sitzungen vermittelt. Jede Übung dauert drei bis fünf Minuten und wird im Sitzen oder Liegen bei geschlossenen Augen durchgeführt. In der Regel wird in jeder Sitzung eine Formel eingeübt z. B. „Mein rechter Arm ist ganz schwer“ oder „Mein Körper ist angenehm warm“. Die Übenden konzentrieren sich dann auf die Wahrnehmung dieser Schwere oder Wärme und sollten die Übungen zu Hause mehrfach wiederholen.

Die 14-tägliche Massage wurde bei mediaBEAM durch ein Stressbewältigungsseminar, ergonomische Beratung und einen individuellen ArbeitsplatzCheck abgerundet. Dabei sah sich Tanja Lucassen jeden Arbeitsplatz genau an und gab den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch gleich Bewegungstipps und Entspannungsübungen für das Büro mit an die Hand. „Durch die mobile Massage hat sich das Betriebsklima verbessert, die Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Unternehmen erhöht und unsere Fähigkeit, Stress zu bewältigen verbessert“, ist sich Jochen Meyer sicher und fügt schmunzelnd hinzu: „Außerdem hat sich der SpaßFaktor der Arbeit erhöht – zumindest alle 14 Tage.“

(Quelle: BKK Bundesverband)

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 d.velop AG digital business solutions,

Gescher

Eine Umfrage brachte es ans Licht: Nach ihren größten Problemen im Arbeitsalltag befragt, gab eine Vielzahl der 160 Beschäftigten der Firma d.velop aus Gescher Stress als größte Belastung im Büro an. Das börsennotierte Unternehmen richtet für die Angestellten jetzt einen Ruheraum ein, zu dem der Alltagsstress keinen Zugang hat. Ein Werkstattbericht. d.velop ist ein erfolgreicher Anbieter von innovativen Lösungen für digitale Geschäftsprozessoptimierung; Schwerpunkte sind Archiv-, Dokumenten- und Workflow-Management-Systeme. Seit Gründung im Jahr 1992 optimiert die d.velop AG mit ihren branchenunabhängigen Produkten die dokumentengestützten Arbeitsabläufe ihrer Kunden.

„Dadurch nehmen wir unseren Kunden viel Stress in Sachen Dokumentenmanagement ab“, erklärt d.velopMarketingleiter Frank Schnittker. Doch gleichzeitig baute sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des weltweit tätigen Unternehmens selber Stress auf. „Das Unternehmen musste handeln“, stellt Frank Schnittker fest, denn: „Das Kapital unseres Unternehmens steckt in den Köpfen der Mitarbeiter. Wenn sie durch Stress gehemmt werden, dann ist das schädlich für unser Unternehmen. Unsere Konsequenz daraus: Wir müssen unseren Angestellten bei der Stressbewältigung helfen!“

gewährleistet. Die Beschäftigten sollen sich hier zwanglos und gerne zurückziehen können, aber sich auch zum informellen Meinungsaustausch mit Kollegen treffen und so den Informationsfluss und die Projektorganisation im Unternehmen verbessern. Gleichzeitig soll damit der in den letzten Jahren entstandenen „Grüppchenbildung“ entgegengewirkt werden. Denn seit dem Neubau eines weiteren Gebäudes hat jedes Haus seinen eigenen Treffpunkt für soziale Kontakte. Die Geschäftsleitung verspricht sich von der Einrichtung des Rückzugsraumes, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Abteilungen an einem zentralen Ort treffen und die Kommunikation untereinander wieder reger wird. Schon vor Fertigstellung des Raumes lassen sich seine ersten positiven Auswirkungen greifen. So loben die Beschäftigten, dass sich das Unternehmen ihrer Probleme annimmt und mit dem Ruheraum eine innovative Lösung anbietet. Einige fassten die Idee des Rückzugsraumes sogar so positiv auf, dass sie spontan eine Gruppe von freiwilligen Helfern bildeten, die den Raum an Wochenenden und nach Feierabend mitgestalteten. Durch die aktive Beteiligung der Belegschaft an der Gestaltung des Raumes werden die Akzeptanz und die Nutzung des Raumes weiter erhöht.

Wir bauen Stress ab – im Ruheraum! Stress – eine häufige Belastung im Medienalltag Arbeitsbedingter Stress wird verstanden als „emotionale und psychophysiologische Reaktion auf ungünstige und schädliche Aspekte der Arbeit, des Arbeitsumfelds und der Arbeitsorganisation. Stress ist ein Zustand, der durch hohe Aktivierungs- und Belastungsniveaus gekennzeichnet ist und oft mit dem Gefühl verbunden ist, man könne die Situation nicht bewältigen.“ (Europäische Kommission, Generaldirektion V, 1997) In einer Forsa-Befragung aus dem Jahr 1997 nannten 1.000 befragte Personen folgende Stressoren als belastend:  Zeit- und Termindruck (50%)  Zu viel Arbeit (39%)  Doppelbelastung durch Beruf und Haushalt (29%)  Angst vor Arbeitsplatzverlust (25%)  Schwierige Arbeitsaufgaben (21 %)  Probleme mit den Vorgesetzten (20%)  Einführung neuer Arbeitsmethoden und Techniken (17%)

d.velop AG digital business solutions Schildarpstraße 6-8 48712 Gescher Tel: 02542-93 07-0 www.d-velop.de

 Probleme mit den Kollegen (16%)  Schichtarbeit (15%) (Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, „Stress im Betrieb? Handlungshilfen

Als Gegenmaßnahme gegen betrieblichen Stress entwarfen Frank Schnittker und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von d.velop die Idee eines Rückzugsraumes. Innerhalb der nächsten Monate soll ein Raum entstehen, in dem eine ruhige und entspannte Atmosphäre herrscht und der einen hohen Erholungs- und Wohlfühlfaktor

Gegründet: 1992

für die Praxis“)

Vorstand: Christoph Pliete Beschäftigtenzahl: 120

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 Caritas Pflege & Gesundheit, Borken

Der Berufsalltag in der Seniorenpflege ist hektisch und sehr anstrengend. Die Sorge um die Gesundheit und Pflege ihrer Patienten lässt den Pflegenden kaum Zeit, sich über eigene gesundheitliche Belastungen Gedanken zu machen oder sogar aktiv zu werden. Beim Caritas Pflege & Gesundheit in Borken wurde daher folgendes Konzept entwickelt: An regelmäßig stattfindenden Präventionswochenenden werden alle wichtigen Informationen und Tipps sowie alternative Verhaltensstrategien rund um betriebliche Gesundheitsprävention gebündelt und mit kleinen Trainingseinheiten zu geeigneten Präventionsmaßnahmen kombiniert. Das „Präventionswochenende“ kommt bei den Beschäftigten sehr gut an. Seit 2004 bietet Caritas Pflege & Gesundheit eine Fortbildung zum Thema „Gesundheitsförderung – Pflegeprävention“ an. Der Fachbereich Caritas Pflege & Gesundheit (Caritas Senioren Service bis zum 31.12.2006 ) ist eine Abteilung des Caritasverbandes für das Dekanat Borken e.V. Der Fachbereich Caritas Pflege & Gesundheit hat als Schwerpunkt die ambulante Versorgung von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen in der häuslichen Umgebung. Neben fünf Stationen der Mobilen Pflege gibt es noch weitere Angebote, welche die Versorgung zuhause unterstützen. Dazu zählt auch die Beratungsstelle für ältere Menschen und pflegenden Angehörigen, in der Anja Palesch hauptsächlich tätig ist. Bereits im Studium zur Diplompflegewissenschaftlerin an der FH entdeckte sie auch die Gesundheitsförderung als besonderes Arbeitsgebiet. Mit diesem Interesse lief sie beim Fachbereichsleiter Herr Matthias Mört offene Türen ein. Gemeinsam wurde überlegt und für die Mitarbeiter ein ansprechendes Angebot entwickelt. Längst werden die Mitarbeiter bei der Caritas als wichti-

ges Glied in einem reibungsarmen Arbeitsprozess erkannt. Es entstand die Idee, ein Wochenende zum Thema anzubieten.

Präventionsbeauftragte: Anja Palesch, Caritas Borken

Matthias Mört als Fachbereichsleiter der Caritas Pflege & Gesundheit möchte mit diesem Angebot mehrere Aspekte verknüpfen. Zunächst sollen die TeilnehmerInnen mit dem Thema Gesundheitsförderung vertraut gemacht werden. Außerdem werden zum Thema „Verbesserungspotenzial für die betriebliche Gesundheitsförderung“ aktiv Vorschläge erarbeitet. Die Ergebnisse werden dann später anonym zusammengefasst und in den einzelnen Teams bekannt gegeben. Soweit wie möglich werden einzelne Vorschläge (Ergebnisse des ersten Tages), die auf eine breitere Problemlage reagieren „institutionalisiert“. So bietet die Caritas ihren Beschäftigten nun gemeinsame Fitnessstudiobesuche (dazu wurden Sonderkonditionen für Beschäftigte ausgehandelt), einen Walking-Treff, einen Workshop „Rückenschonendes Arbeiten“ und die so genannte „Befindlichkeitsrunde“ an, in der die Mitarbeiter sich zu aktuellen Problemen äußern können. Ziel dieses Präventionswochenendes ist es nicht nur die persönliche Einstellung zur eigenen Gesundheit zu optimieren, sondern diesen Gedanken auch weiter zu tragen. Auch pflegende Angehörige stellen sich einer großen Herausforderung. Gerade Mitarbeiter der Mobilen Pflege sind ständig mit diesen Menschen in Kontakt und können so den Gedanken 10

Zeit für Prävention – an Präventionswochenenden Gedanken der persönlichen Gesundheitsförderung weiter tragen, bis in die kleinste Zelle der Gesellschaft, die Familie. Das Wochenende findet 1 Mal pro Jahr statt. Es ist ein kostenfreies Angebot, das von den Mitarbeitern gern genutzt wird.Acht TeilnehmerInnen nehmen jeweils an diesen zwei Tagen eine Auszeit, denn „Gesundheitsförderung beginnt im Kopf“. Um den TeilnehmerInnen Zeit zum Kennen lernen zu geben, geht es am ersten Tag um allgemeine Themen der Gesundheitsförderung. Beispielsweise um die Rolle der Politik, die Rolle des Arbeitsgebers und den Einfluss des Teams, in dem man arbeitet.

Präventionswochenende „Gesundheitsförderung beginnt im Kopf“

Mit unterschiedlichen Methoden, auch mit Vermittlung von Informationen, versucht Anja Palesch, die TeilnehmerInnen für das Thema zu sensibilisieren. Schnell wird klar, das eigentlich schon vieles bekannt ist, jedoch oft nicht erkannt und umgesetzt wird. Man muss nicht nur reden, sondern auch tun. Dabei ist auch für Matthias Mört und Anja Palesch klar, kontinuierliche Verbesserung ist notwendig, um die eigene Qualität zu optimieren. So wurde beispielsweise im letzten Jahr erstmals abends noch eine Bewegungseinheit mit einer Physiotherapeutin eingeschoben, wo vorher der gemeinsame Abendspaziergang statt fand. Dies kam bei den TeilnehmerInnen sehr gut an.

Am zweiten Tag geht es dann hauptsächlich um die ganz persönliche Situation der einzelnen TeilnehmerInnen. Immer fließen auch Tränen, aber die Gruppe arbeitet gemeinsam an neuen individuellen Zielen für die persönliche Gesundheitsförderung. Der intensive Austausch mit allen Anwesenden stärkt jeden Einzelnen. Wieder führt die Anwendung unterschiedlicher Methoden, aber auch die guten Rahmenbedingungen und eine einfühlsame, neutrale Leitung zu sehr unterschiedlichen Strategien und individuellen persönlichen Zielen. Grundlegend ist zum Angebot zu sagen, dass der Reflexion genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, wie der Vorbereitung des Angebotes. Erfahrungswer te und Wahrnehmungen der Mitarbeiter fließen in den Ablauf und die Struktur mit ein, ein weiteres Treffen wird ebenfalls in der Arbeitszeit angeboten. Die Themen werden von der Gruppe je nach Bedarf selbst bestimmt. Bisher gewählt wurden z.B. Kommunikationsstrategien oder Entspannungstechniken. Ganz wichtig ist auch die Auseinandersetzung mit den erreichten Zielen. So wird auch in der Gruppe beim ersten Nachtreffen besprochen, wer seine Ziele umsetzen konnte. Auch die genutzten und ungenutzten Strategien werden thematisiert. Da diese Ziele gemeinsam erarbeitet wurden, nimmt jedes Mitglied der Gruppe Anteil und wirkt somit motivierend, auch außerhalb der geplanten Treffen. Außerdem lernt man viel von den anderen Gruppenmitgliedern, es wird vieles deutlich, was vorher als nicht wichtig erschien.

Der Fachbereiches Caritas Pflege & Gesundheit ist in Planung Gesundheitswochenenden für andere Gruppen zur Verfügung zu stellen. Interessierte Unternehmen oder auch Gruppen von Menschen könnten somit von den Erfahrungswer ten profitieren.

Veronika Wolter, examinierte Altenpflegerin, zieht nach dem Wochenende ein positives Fazit: „Mir hat die Teilnahme am Präventionswochenende nicht nur sehr gut gefallen, sondern auch nachhaltig sehr viel gebracht. Vor allem die sehr persönliche Atmosphäre hat es leicht gemacht, auch über meine persönlichen Probleme und Ziele zu sprechen.“

Caritas Pflege & Gesundheit Matthias Mört Turmstraße 14 46325 Borken Tel: 02861/9 45-810 www.caritas-borken.de Beschäftigtenzahl: 109

Was kostet Krankheit im Betrieb wirklich? Nach einer Berechnung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aus dem Jahre 2001 belaufen sich allein die hierzulande durch Fehlzeiten bedingten Kosten bei konservativer Schätzung auf jährlich über 35 Mrd. Euro. Darin noch nicht enthalten sind: Fehlzeiten unterhalb der Karenzzeit von 3 Tagen, die bei der Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung anfallenden Kosten vermeidbarer Unfälle, Berufskrankheiten, Behandlung und Frühberentung. Die Kosten krankheitsbedingter Produktionsausfälle lagen laut Berechnungen des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) bereits im Jahr 2000 bei 4,2% des Bruttoinlandsproduktes. Das entspricht einem Wert von umgerechnet 85 Mrd. Euro. Das Ergebnis eines Forschungsprojektes des BKK-Team Gesundheit zu den Folgekosten beruflicher Belastungen veranschaulicht noch mal eindrücklich das erhebliche Einsparpotenzial gesunder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: In Deutschland waren danach 1998 die Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen mit mindestens 28 Mrd. Euro zu veranschlagen. Diese ergaben sich aufgrund von körperlichen Belastungen und setzen sich aus 14,9 Mrd. Euro direkten Kosten und 13,5 Mrd. Euro indirekten Kosten zusammen. Psychische Belastungen führten zu 11,1 Mrd. Euro direkten und 13,4 Mrd. Euro indirekten Kosten. (Quelle: Bundesverband der Betriebskassen)

Annerkennenswert und fortschrittlich ist das Engagement der Caritas ohne Frage. Allerdings muss mit Blick auf die Kosten leider bei den offiziellen Nachtreffen ein Schnitt gemacht werden. Optimal wäre eine weitere kontinuierliche Weiterbegleitung der einzelnen Gruppen, um langfristig nicht wieder in den Alltagstrott zu verfallen. 11

 Bernd Münstermann GmbH & Co. KG,Telgte

Handlungsfeld:„Bewegung“ Ein Problem vieler Beschäftigter ist mangelnde Bewegung. Dies resultiert aus mehreren Faktoren. Man sitzt den ganzen Tag am Computer, hat alles griffbereit auf dem Desktop liegen und braucht sich kaum noch zu bewegen. Dazu kommt, dass in vielen wissensintensiven Branchen überdurchschnittlich viel gearbeitet wird. Somit reduziert sich zwangsläufig die Freizeit, die man für Bewegung und Sport investieren könnte. Ausreichende Bewegung ist ein starkes Präventionsmittel. Es bringt das Herz und die Organe in Schwung, stärkt die Muskulatur und hilft bei der Bekämpfung oder Vermeidung von Übergewicht. Bewegung in entsprechender Intensität kann zu einer Ausschüttung von Endorphinen, den so genannten Glückshormonen, führen, was zur Folge hat, dass man sich besser fühlt, zufriedener ist und belastbarer wird. Zudem wird durch Bewegung das Immunsystem angeregt und es werden vermehrt Abwehrzellen produziert. Ebenso wird der Fettstoffwechsel verstärkt, was zu einer Senkung der Cholesterin-Werte führt. Die Verbrennung von Kalorien wird durch Bewegung sowohl kurzfristig als auch langfristig durch das so genannte „Nachbrennen“ nach der Belastung gesteigert. Zudem steigert Muskelmasse den Grundumsatz. Unsere modernen Gesellschaften haben die körperliche Bewegung, die einen Ausgleich für lange sitzende Tätigkeiten herstellen könnte, abgeschafft. In vielen Unternehmen wird daher mit Ansätzen experimentiert, wie wieder mehr Bewegung in den Arbeitslalltag einfließen kann. Die folgenden Beispiele lassen sich in unterschiedlichen Branchen und Unternehmen verschiedener Größe realisieren.

Bewegung ist gesund. Trotzdem bewegen sich die Deutschen viel zu wenig. Schuld daran ist oft die eigene Faulheit, der berüchtigte „innere Schweinehund“. Diesem hat ein Unternehmer aus Telgte jetzt den Kampf angesagt. Mit einem „Prämiensystem“ werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur intensiven sportlichen Betätigung motiviert. Es winken sogar Unternehmensbeteiligungen als Bonus.

Prämiensystem für sportliche Betätigung körperliche Konstitution, Ablenkung von der Arbeit, Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit und nicht zuletzt Spaß am Spor t“. All dies wollte er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch vermitteln. Um Bewegungsmangel, Stress, Rückenschmerzen, Verspannungen und Gewichtszunahme mit allen negativen gesundheitlichen Folgen entgegenzuwir- ken, wollte er eine Aktion ins Leben rufen, die die Beschäftigten nachhaltig dazu bewegt, für einen Ausgleich zu der sitzenden Tätigkeit am Computer zu sorgen. Um dem „inneren Schweinehund“ einen Anreiz entgegenzustellen, hat Bernd Münstermann ein Prämiensystem entwickelt, das regelmäßigen Sport belohnt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können vier Prämien bekommen, die nach spor tlicher Leistung gestaffelt sind. Die Eckdaten:

Das Maschinenbauunternehmen Münstermann GmbH & Co. KG ist ein Traditionsunternehmen. Bereits 1845 wurde der Betrieb gegründet – damals als landwirtschaftlich orientierte Schmiede. „Zu der Zeit war Bewegungsmangel kein Thema“, sagt Bernd Münstermann, Geschäftsführer der fünften Generation. Schwere körperliche Arbeit dürfte in der Schmiede eher zu viel als zu wenig vorgekommen sein – natürlich verbunden mit enormen physischen Belastungen. Heute hat sich die Arbeit im Unternehmen völlig gewandelt: Computer gesteuerte Maschinen übernehmen die schwere Arbeit. Wo früher Schmiede hämmerten, wird heute fast ausschließlich am Computer gearbeitet.et. Bernd Münstermann ist selber begeisterter Ausdauersportler. Laufen, Radfahren und Schwimmen sind seine Lieblingssportarten. „Der Sport gibt mir viel“, sagt er und zählt auf: „eine bessere 12

Prämie 1: (ein Funktions-T-Shirt) erreicht man durch die Teilnahme an einem 5-kmLauf, der unter 35 Minuten durchlaufen werden muss. Prämie 2: (ein Trainingsanzug) gibt es für einen 10-km-Lauf in unter 70 Minuten oder für fünf 5-km-Läufe. Prämie 3: (eine Betriebsbeteiligung im Wert von 150 Euro) winkt nach der Teilnahme an einem Halbmarathon (21,1 km) oder fünf 10-km-Wettkämpfen. Prämie 4: (eine Betriebsbeteiligung im Wert von 300 Euro) wird nach der Teilnahme an einem Marathon oder nach fünf Halbmarathonläufen ausgeschüttet. Bernd Münstermann: „Die Prämie gibt häufig Anlass, mit dem Sport weiterzumachen und seinen inneren Schweinehund zu überwinden. Ohne einen solchen Anlass lässt man das Training öfter ausfallen, wenn man kein bestimmtes Ziel hat. Ich kenne das aus eigener Erfahrung.“

Das „Münstermann-Modell” Prämienstufen für sportliche Erfolge 300  Betriebsbeteiligung 150  Betriebsbeteiligung

Trainingsanzug Funktions-T-Shirt

5-km-Lauf unter 35 Minuten

10-km-Lauf unter 70 Minuten oder 55-km-Läufe

Halbmarathon (21 km) oder 5 10-km-Läufe

Marathon (42 km) oder 5 Halbmarathons

Man kommt im Büro vorbei und gratuliert.“

Welche Erfolge kann betriebliche Gesundheitsförderung haben?

Als weiteres Angebot übernimmt die Firma die Anmeldegebühren für Wettkämpfe, wenn mindestens fünf Firmenmitglieder daran teilnehmen. Das führ t dazu, dass sich oft mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest für die Teilnahme an bestimmten Wettkämpfen verabreden und gezielt daraufhin trainieren. Die Lauf-T-Shirts mit dem Münstermann-Logo sind mittlerweile auf allen Volksläufen im Münsterland bekannt.

 Verringerung der Arbeitsbelastungen

Durch die auf Vorschlag der Mitarbeiter eingeführte Erweiterung, dass fünfmaliges Erreichen einer Leistung die Prämie der nächst höheren Stufe mit sich bringt, wird Nachhaltigkeit in die sportlichen Aktivitäten gebracht. 41 Beschäftigte haben mittlerweile Prämien erhalten. Dabei sind 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Anfänger, die durch diese Aktion erst den nötigen Anschub erhalten haben, sich sportlich zu betätigen. Neben dem Prämiensystem macht Bernd Münstermann weitere Erfolgsfaktoren für das Gelingen des Sportprogramms verantwortlich. So wurde die Aktion mit der gemeinsamen Teilnahme am Firmenlauf in Münster gestartet. Dabei war die Resonanz überwältigend: 30 Mitläuferinnen und Mitläufer der Firma Münstermann gingen an den Start, alle erreichten das Ziel. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Organisation dieser Aktion. Ein Sportwart betreut die Sportlerinnen und Sportler und beantwortet Fragen rund um die Sportveranstaltungen, kontrolliert die sportlichen Leistungen und weist die Prämienausschüttung an. Und er sorgt für kleine „motivierenden Streicheleinheiten“, indem er nach der Teilnahme an Veranstaltungen die Urkunden der Sportlerinnen und Sportler ausdruckt und an der „Sport-Pinnwand“ aushängt. Bernd Münstermann: „Dadurch wissen alle, wenn ein Kollege oder eine Kollegin erfolgreich war.

 Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Erhalt der Arbeitsund Leistungsfähigkeit  Steigerung der Arbeitszufriedenheit und Mitarbeitermotivation  Senkung des Krankenstandes und des Absentismus  Verbesserung des Arbeitsklimas  Erhöhung der Mitarbeiterbindung und loyalität  Verringerung der Fluktuation  Verbesserung der Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität

Bernd Münstermann GmbH & Co. KG Lengericher Straße 22 48291 Telgte Tel: 02504/98 00-0 www.muenstermann-gmbh.de Gegründet: 1845 Geschäftsführer: Bernd Münstermann Mitarbeiter: 189

 Verbesserung der innerbetrieblichen Kooperation  Erhöhung der Kundenzufriedenheit und Kundenbindung  Verbesserung der Flexibilität und Innovationsfähigkeit  Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Produktivität  Förderung der Corporate Identity  Verbesserung des Unternehmensimages (inkl. der Beschäftigungsattraktivität)  Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit (Quelle: Bundesverband der Betriebskrankenkassen)

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 Rhenus AG & Co. KG, Dortmund

Die Logistik-Branche boomt. Beim Logistik-Unternehmen Rhenus AG kann man diesen Aufschwung sogar sehen, denn im Jahr 2006 erweiterte das Traditionsunternehmen bereits zum zweiten Mal in zwei Jahren sein Logistikzentrum – um über 8.800 Quadratmeter. Was man nicht sehen kann: Durch den Boom wächst auch die Arbeitsbelastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein Abteilungsleiter ergriff die Initiative und bekämpft jetzt Stress, Bewegungsmangel und Überstunden mit Sport. Thomas Krapf, Abteilungsleiter der EDV-Abteilung von Rhenus Logistics am Standort Dortmund, hatte vor vier Jahren die Idee: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen einen Ausgleich für die Büroarbeit. Als begeisterter Badminton-Spieler fragte er die Kolleginnen und Kollegen, welche Sportart sie am liebsten betreiben. Viele ließen sich von der Idee einer gemeinsamen Badminton-Gruppe begeistern.

Und noch einen weiteren positiven Effekt erreichte die Abteilung durch ihre regelmäßigen Sporttreffen. Denn bedingt durch viele Termine außer Haus war die Kommunikation zwischen Abteilungsleiter Krapf und den Beschäftigten in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden. Da blieb vor allem für private Gespräche kaum Zeit. Die nehmen sich Krapf und die Kolleginnen und Kollegen jetzt am Rande der Badminton-Treffen. Eine gute Gelegenheit zum privaten Gespräch bietet auch die Sauna, in der sich die Sportler nach dem Spiel treffen.

Teamsport verbindet Kommunikation und Spaß mit Prävention Durch die gemeinsamen Sportaktivitäten wurde das Betriebsklima wärmer und das soziale Miteinander sowie die Kommunikation untereinander gestär-kt. Die Sportgruppe erfreut sich so großer Beliebtheit, dass auch Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen hinzukamen. Mit 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie einem Netzwerk von über 200 Standorten realisiert die Rhenus-Gruppe umfassende und innovative Konzepte für ihre Kunden. Rhenus bietet neben den Bereichen Contract Logistics, Freight Logistics, Port Logistics und Public Transport kundenspezifische Lösungen für spezielle Branchen und optimiert damit den gesamten Logistikprozess auf Basis individueller Wünsche.

Rhenus AG & Co. KG Niederlassung Dortmund Juchostraße 42 44143 Dortmund Tel.: 0231-5667 0 www.rhenus.com

Seitdem treffen sich die Beschäftigten der EDV-Abteilung regelmäßig einmal pro Woche zum gemeinsamen Spiel. „Vielleicht stehlen wir durch unsere gemeinsame Sportgruppe hin und wieder dem Unternehmen eine Stunde“, gibt Thomas Krapf zu. Aber das sei nur kurzfristig so. Denn mittelfristig gesehen helfe der gemeinsame Sport dem Unternehmen, da die Angestellten leistungsfähiger seien. Zudem könne man nur für eine bestimmte Zeit über dem normalen Level arbeiten und brauche dann irgendwann auch die Entspannung und den Sport. „Durch das regelmäßige BadmintonSpiel arbeiten wir nicht nur an unserer Fitness, sondern auch am Stressabbau und beugen so gesundheitlichen Schäden vor“, sagt Thoma Krapf.

Veranstaltung „Gesundes Arbeiten heute: Gesundheitsrisiken und Präventionsstrategien in der modernen Arbeitswelt” am 22.05.2007 beim AIW – Unternehmensverband in Stadtlohn.

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 Klaus Büscher Transporte, Hamm

Der Beruf des LKW-Fahrers wird oft mit ungesunder Lebensweise verbunden: Stress, ungeregelter Schlaf, kaum Bewegung und zwischen den Fahrten Schnitzel mit Pommes. Dass es auch anders geht, zeigt ein Brummi-Fahrer aus dem Münsterland. Er hat seine Ernährung umgestellt und nutzt in den Fahrpausen sein Fahrrad, das er immer mit dabei hat.

„Mit 41 hatte ich einen Schuss vor den Bug“, erinnert sich Klaus Büscher. Damals arbeitete der Münsteraner als Versand- und Lagerleiter bei einem mittelständischen Speditionsunternehmen. Hektik, permanenter Termindruck und eine große Verantwortung bestimmten seinen Tagesablauf. Doch dann kam der „Schuss vor den Bug“, wie Büscher seinen Herzinfarkt heute rückblickend nennt. Der Herzinfarkt bedeutete für ihn einen längeren Krankenhausaufenthalt, Rehabilitationskur, intensives Nachdenken über die eigene Gesundheit und eine gehörige Portion Furcht. Mit 41 machte sich der agile Schnauzbartträger plötzlich Gedanken über seinen Lebenswandel, über Ernährung und seine Gesundheit. Sein Arzt empfahl ihm, seine Ernährung umzustellen, sich weniger Stress auszusetzen und vor allem mehr Spor t zu betreiben. „Aber wie sollte ich das in meinem Job machen“, fragt Klaus Büscher und gibt die Antwort gleich mit: „Das passte nicht zusammen.“ Doch statt weiter zu machen wie bisher, entschied er sich für einen radikaleren Schritt: Klaus Büscher wechselte vom Lagerleiter zum LKW-Fahrer, um mehr Freiheit über die eigene Zeiteinteilung zu gewinnen. Als selbstständiger Fahrer mit eigenem LKW kann er nun seinen Zeitplan weit gehend selbst bestimmen.

und fügt hinzu: „Aber vor allem habe ich mit Sport angefangen.“ Doch welche Sportart eignet sich für einen BrummiFahrer, der zu unterschiedlichen Tageszeiten „auf Achse“ ist und keine festen Trainingszeiten einhalten kann? „Ich musste eine Sportart für die Entladepausen finden“, erklärt Büscher, denn während dieser Zeit stand er meistens unbeschäftigt neben dem LKW. Also kaufte sich Klaus Büscher ein Fahrrad und fing an, in den Entladezeiten in der Umgebung der Speditionen Rad zu fahren. Er drückte einem Mitarbeiter der Spedition seine Visitenkarte in die Hand, bat um einen Rückruf, wenn der LKW entladen war und machte sich auf eine ein- bis dreistündige Radtour.

Bewegung ist überall möglich – ein sportlicher LKW-Fahrer Für Klaus Büscher steht mit dem Winter eine neue Herausforderung vor der Tür: Bei Eiseskälte will er nicht mehr Rad fahren – zumindest nicht im Freien. Für die kalten Tage hat sich der Sportbegeisterte daher eine neue Trainingsmethode überlegt. Mit einem kleinen Umbau im Fahrerhaus will er Platz schaffen für ein Trimmrad. Dort kann er dann die Entladezeiten verbringen, ist für die Lagerarbeiter stets erreichbar und absolviert trotzdem sein Sportpensum. „Bewegung ist überall möglich“, sagt Klaus Büscher. „Man muss nur die richtige Motivation haben.“

Klaus Büscher Transporte Am Hülsenbusch 34 59063 Hamm

Was ist eigentlich der BMI?

„Manchmal erntet man schon ein Lächeln, wenn andere Fahrer oder die Lagerarbeiter sehen, dass ich Fahrrad fahre oder in der Mittagspause Salat esse“, sagt Klaus Büscher. Auch das hinter der Fahrerkabine aufgehängte Fahrrad sorge manchmal für Scherze von Kollegen. Die Speditionsbranche sei eben noch nicht sensibilisiert für gesundheitliche Risiken und deren Bekämpfung. Doch manchmal entdeckt er heute schon andere Fahrer, die sich auch ein Fahrrad an den Brummi hängen. Und immer öfter sieht er Gemüse in den Lunch-Boxen der Kollegen. Es ist ein langsamer Prozess zu einer gesunden Ernährung.

„Dann habe ich mit gesunder Ernährung begonnen und hauptsächlich Salat gegessen“, erinnert er sich heute

Der Body-Mass-Index (BMI) – oft auch: Körpermasseindex (KMI) – ist eine Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen im Verhältnis zum Quadrat seiner Größe. (Quelle: wikipedia)

BMI=

Körpergewicht in kg (Körpergröße in m)2

Die Bestimmung des Gewichts laut BMI BMI

Gewichtseinteilung

30

Starkes Übergewicht (Adipositas)

(Quelle: BKK Bundesverband)

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 Meuter & Team Werbeagentur, Borken

Mangelnde Bewegung wird in vielen Berufen beklagt – Erkrankungen an Herz-Kreislauf-System, Halteapparat und Muskulatur sind die oft zitierten Folgen. Dabei bieten auch Bürotätigkeiten genug Freiraum für Bewegung. Beruf und Bewegung müssen nur intelligent miteinander verknüpft werden. Eine Werbeagentur aus dem Münsterland hat mit innovativen Ideen Erfolg bei der Gesundheitsförderung. Wortwörtlich „Schritt für Schritt“ werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu mehr Bewegung motiviert.

„Wir arbeiten meist im Sitzen und wir arbeiten meist kreativ“, stellt Anja Meuter, Geschäftsführerin der Werbeagentur Meuter & Team, zwei Merkmale der Tätigkeit in ihrer Werbeagentur vor. Doch gerade langes Sitzen kann den Körper erschlaffen lassen und führt zu Müdigkeit. „Und Müdigkeit können wir uns nicht leisten“, sagt Anja Meuter. Die Unternehmerin, die auf langfristige Mitarbeiterbindung setzt, will daher Bewegung am Arbeitsplatz fördern: „Die Mitarbeiter fangen meist in jungen Jahren bei uns an und bleiben auch sehr lange in unserem Unternehmen. Damit sie die körperliche und geistige Fitness über die Jahre beibehalten, sich kreativ einbringen können und flexibel bleiben, müssen wir uns auch während der Arbeit mehr bewegen.“ Darum stellte die Geschäftsführerin eine Tischtennisplatte in der Agentur auf. Dort können die Kolleginnen und Kollegen jetzt in den Pausen oder zur Auflockerung zwischendurch spielen. Dadurch betätigen sie sich nicht nur sportlich, sondern sie entspannen kurzfristig, schalten für einen Moment ab und können danach mit neuer Energie weiterarbeiten. Regelmäßig finden jetzt Tischtennisturniere statt. Nach dem Erfolg dieser Maßnahme stellte sich Anja Meuter die Frage, wie

die Bewegung am Arbeitsplatz weiter verbessert werden kann: Ließen sich auch Wege im Büro zur Gesundheitsförderung nutzen? Anja Meuter: „Ich bevorzuge die Taktik der kleinen Schritte. Keiner soll sagen, in einem halben Jahr habe ich zehn Kilo abgenommen und bin rundum sportlich, sondern eins nach dem anderen muss geschehen. Zunächst muss sich im Kopf etwas ändern. Die Bedeutung von Gesundheit und Sport muss ins eigene Bewusstsein rücken. Das will ich erreichen.“ So nutzte die Unternehmerin eine Erfindung der Sportindustrie: Schrittzähler. An der Hüfte angebracht zählen die kleinen Geräte jeden Schritt, multiplizieren ihn mit der Beinlänge des Trägers und errechnen so die zurück gelegte Wegstrecke. Wenn sich alle Mitarbeiter des Bewegungspotenzials schon einfacher Spaziergänge bewusst sind – so das Kalkül der Unternehmerin – kann die tägliche Bewegung leicht erhöht werden.

Also schaffte die Firma Schrittzähler (14 Euro) an, die jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter eine Woche lang zur „Nullmessung“ trug. Dabei wird das Gerät auf den Körper des Trägers eingestellt. Nach dieser Eichung trugen alle Angestellten und mit ihnen die Geschäftsführerin den Schrittzähler, um die täglich zurückgelegte Wegstrecke zu messen. Zunächst wurde der Schrittzähler im Büro getragen, ohne dass die Träger etwas an ihrem üblichen Bewegungsverhalten ändern sollten. So konnte der durchschnittliche Bewegungsradius ermittelt werden. „Interessant wurde es dann natürlich, als wir uns 16

Mehr Bewegung bei der Büroarbeit - mit dem Schrittzähler! gefragt haben, wie wir diesen Wert erhöhen können“, erinnert sich Anja Meuter. Denn das Ziel des Schrittezählens ist eine Erhöhung der täglichen „Bewegungsportion“. In der zweiten Woche wurde der Schrittzähler daher wieder getragen, diesmal befolgten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber von Experten vorgeschlagene Tipps für mehr Bewegung im Alltag. Sie suchte sich „zusätzliche Wege“ im Alltag, legten Spaziergänge in der Mittagspause ein oder gingen ins Nachbarbüro, anstatt die Kollegen anzurufen. „Nach diesen beiden Wochen war eindeutig erkennbar, dass wir erheblich mehr Schritte zurückgelegt hatten als vorher“, sagt Anja Meuter. Es fand ein Austausch untereinander über erfolgreiche „Schrittbringer“ statt und es wurden Strategien für mehr Bewegung im Berufsalltag verglichen. „Insgesamt sind wir jetzt sehr viel sensibler für das Thema Bewegung“, fasst Anja Meuter die Ergebnisse des Schrittzähler-Projektes zusammen. „Wir wissen, wie wir unseren Bewegungsradius erhöhen und welchen Wert schon ein Besuch bei den Kollegen im Nachbarbüro hat.“ Natürlich sei das alles kein Ersatz für „richtigen“ Sport – aber den üben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ja an der Tischtennisplatte aus. Für ein Match braucht man übrigens zwischen 200 und 300 Schritte.

Meuter & Team Werbeagentur Raesfelder Str. 5 46325 Borken Tel.: 02861/92 13-0 Gegründet: 1997 Geschäftsführerin: Anja Meuter Beschäftigtenzahl: 10

 Druck- und Medienhaus Rademann GmbH,

Lüdinghausen Handlungsfeld: „Gesunde Ernährung und Pausengestaltung“ Rund ein Drittel ihrer Zeit verbringen Berufstätige im Unternehmen – und fast immer wird mindestens eine Mahlzeit dort eingenommen. Doch während bei Frühstück und Abendbrot auf ausgewogene Ernährung geachtet wird, regiert in der Mittagspause häufig „fast food“. Aus Sicht von Ernährungswissenschaftlern werden folgende Situationen als besonders ungünstig bewertet:  Wer „nebenbei“ am Arbeitsplatz isst, schließt die Mahlzeit nicht richtig ab. Dadurch geht das Gefühl dafür verloren, welche Mengen man bereits zu sich genommen hat. Das natürliche Sättigungsgefühl wird häufig übergangen.

Übergewicht, Krankheiten wie Diabetes Mellitus, Magen- und Darmprobleme, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, aber auch Kopfschmerzen, Rückenprobleme und Mangelerscheinungen sind nicht die einzigen Folgen solcher Ernährungsweisen. Oft vergessen die Beschäftigten, für eine ausreichende Wasserzufuhr zu sorgen. Ausreichende Mengen Flüssigkeit stellen sicher, dass Organe und Stoffwechsel optimal funktionieren. Wird die täglich abgegebene Menge Flüssigkeit nicht ersetzt, so hat das Auswirkungen auf den Kreislauf und den Blutdruck und führt zu Erschöpfungszuständen und Leistungsund Konzentrationsabfall. Auch starke Kopfschmerzen können die Folge von Flüssigkeitsmangel sein.

Beteiligungsorientiertes Gesundheitsmanagement Moderne Medienbetriebe müssen sich anderen Herausforderungen stellen als Druckereien traditionellen Zuschnitts. „Klassische“ Gesundheitsgefährdungen spielen eine geringere, neue Risikofaktoren dafür eine größere Rolle. Eine Druckerei aus Lüdinghausen erprobt daher moderne Konzepte, die Arbeitsschutz, demografiegerechte Mitarbeiterentwicklung und Motivation miteinander verbinden. Die Druckerei Rademann setzt erfolgreich auf beteiligungsorientiertes Gesundheitsmanagement.

Das Druck- und Medienhaus Rademann versteht sich als Innovationsführer in der Druckbranche: Moderne Technologien werden früh genutzt, der Weiterbildung der Mitarbeiter ein hoher Stellenwert zugemessen, Offenheit und Transparenz sind Geschäftsprinzip. Dieser Anspruch wird schon bei Betreten des Firmengeländes deutlich: Eine moderne Architektur im offenen und klaren Bauhaus-Stil bietet weite Einblicke an, eine Café-Ecke im Eingangsbereich strahlt Gemütlichkeit aus und auch die Produktionshalle ist sauber und ordentlich.

 Wer nicht regelmäßig isst, verliert leicht den Überblick. Heißhungerattacken sind nicht selten die Folgen übergangener Mahlzeiten.  Gerade wissensintensive Arbeit führt zu einem großen Bedarf an neuer Energie. Vorprogrammierte Leistungstiefs sollten jedoch nicht durch kurzfristige Energielieferanten in Form von Süßigkeiten überbrückt werden.

Um diesen Erkrankungen vorzubeugen, werden im Folgenden Beispiele von Unternehmen dokumentiert, die innovative Ideen zur Vermeidung dieser Krankheitsbilder sowie besonders ungünstiger Ernährungssituationen erprobt haben.

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Dieser Gesamteindruck ist das Ergebnis einer Unternehmenskultur, die auf Kommunikation und Motivation, eine positive Arbeitsatmosphäre und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen setzt. Ganz gezielt hat sich Geschäftsführer Andreas Schnieder für eine beteiligungsorientierte Unternehmensphilosophie entschieden, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen mitwirken können. Mittlerweile gehört es zum Arbeitsalltag,Vorschläge für eine Verbesserung des Gesundheitsschutzes zu diskutieren. Dazu werden regelmäßige Gesprächskreise mit den Beschäftigten veranstaltet.Vorschläge der Kolleginnen und Kollegen stellt der Betriebsrat in einem Führungskreis vor, der sich alle sechs Wochen trifft.Viele der Vorschläge sind rela-

tiv kostengünstig zu realisieren und zeigen das große Interesse der Beschäftigten an einem „gesunden Unternehmen“. So wurde auf Vorschlag der Belegschaft eine gemütliche Café-Ecke („Pixel-Corner“) eingerichtet, in der kostenlos Getränke zur Verfügung stehen. „Die Kollegen in der Design-Abteilung wünschten sich eine ruhigere Arbeitsumgebung“, erklärt Andreas Schnieder, geschäftsführender Gesellschafter, eine weitere Umgestaltung. „Da haben wir einfach die Decken in den Büros abgehängt und Teppich verlegt – schon hatten wir den Lärmpegel deutlich gesenkt.“ Es sind diese kleinen, aber sehr wirksamen Verbesserungen, die aus Mitarbeitervorschlägen entstehen und die Arbeitsatmosphäre, die Zufriedenheit der Mitarbeiter und ihre Identifikation mit dem Unternehmen enormen verbessern. Mit ähnlich geringem Aufwand wurde das MeisterBüro in der Produktionshalle vor Lärm geschützt und für mehr frische Luft in der Halle gesorgt. Hier hatten Beschäftigte den Einfall, die bislang unbeweglichen Oberlichter im Hallendach durch einen motorisierten Mechanismus in klappbare Fenster umzufunktionieren. Vor allem im Sommer herrschen nun wesentlich angenehmere Temperaturen im Betrieb. Allein durch die Verminderung von Lärm und anderen produktionsbedingten Belastungen sowie durch die Einrichtung der Ruhezonen konnten die Arbeitsbedingungen – und auch das Betriebsklima – wesentlich verbessert werden. Doch die Firma Rademann geht noch einen Schritt weiter und finanzier t ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zudem Untersuchungen beim Betriebsarzt, Berufskleidung und individuell angepassten Gehörschutz. Auch diese Maßnahmen verbessern das Betriebsklima, die Verständigung der Beschäftigten untereinander und die Identifikation der Menschen mit dem Unternehmen. „Jedes dieser ‚Mo-

saiksteinchen’ ist wichtig für unsere Vorstellung einer gemeinsamen Präventionskultur“, erklärt Andreas Schnieder. Wichtig dabei ist vor allem das Miteinander von Geschäftsleitung und Belegschaft: Man spricht miteinander, ist offen für Vorschläge und arbeitet gemeinsam an der ständigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Bausteine beteiligungsorientierten Gesundheitsmanagements Gesprächskreise mit allen Beschäftigten

Mitarbeitervorschläge für betriebliche Verbesserungen

Führungskreise

konkrete betriebliche Maßnahmen

Kleine Verbesserungen – große Wirkung Präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz im Betrieb ist nicht nur ein Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, sondern zahlt sich auch für das Unternehmen aus: Eine Studie zeigt, dass sich durch betriebliche Gesundheitsförderung die Fehlzeiten um bis zu ein Drittel senken lassen und sich in Bezug auf die Produktivität jeder investierte Euro vervierfachen bzw. versechsfachen kann. (Julia Kreis, Wolfgang Bödeker, Gesundheit und ökonomischer Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention 2003). Die Wirkungen der Präventionsmaßnahmen gehen dabei weit über den engeren Bereich der Gesundheit hinaus, wie auch das Beispiel Rademann zeigt. (Broschüre profil’05: Arbeitsbedingte Gesundheits-

Das Konzept des beteiligungsorientierten Gesundheitsmanagements sieht Andreas Schnieder heute als großen Erfolg, der sich auch finanziell auszahlt: „Die Mitarbeiter merken, dass das Unternehmen an ihnen interessiert ist und machen sich Gedanken, wie sie sich besser einbringen können. Dadurch haben sich Leistungsfähigkeit, Innovationskraft, Motivation und Gesundheit der Mitarbeiter verbessert. Und eine große Belohnung für unseren Aufwand haben wir ja auch schon bekommen“, freut sich Andreas Schnieder und deutet auf eine Urkunde an der Wand: 2004 erhielt die Druckerei den Innovationspreis der Deutschen Druckindustrie. H. Rademann GmbH Druck- und Medienhaus Baumschulenweg 1 59348 Lüdinghausen Tel: 02591-9174-0 [email protected] www.rademann.de Gegründet: 1848 Geschäftsführer: Dipl. Ing. A. Schnieder Mitarbeiter: 80 18

risiken und demografischer Wandel – Herausforderungen für betriebliche Personal- und Gesundheitspolitik).

 amexus Informationstechnik GmbH und Co. KG,Ahaus

Das Problem von Vertriebsmitarbeiter Andreas Schulze Wilmert kennen viele Berufstätige: „In Stresssituationen isst man häufig ungesunde Dinge. Das beruhigt und geht schneller als eine gesunde Mahlzeit.“ So wird Stress als Argument gegen eine ausgewogene Mahlzeit ins Feld geführt. „Doch das ist Quatsch“, hält Dr. Martin Lederle dagegen. Der Ernährungsmediziner hat für die Firma amexus, einem Anbieter von Informationstechnik aus Ahaus, ein Konzept für gesunde Ernährung im Büro entwickelt.

Das Projekt begann mit einer kleinen Revolution. Denn bei amexus hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die „Snack-Box“ lieben gelernt – ein Süßigkeitenfach, das das Unternehmen jede Woche aufs Neue für die Beschäftigten füllen ließ. Kostenlos standen dort Schokoriegel, Weingummi und andere Süßigkeiten bereit. Doch Dr. Lederle sah in der „Snack-Box“ den Gordischen Knoten für gesunde Ernährung im Betrieb – und durchschlug ihn prompt.

von amexus. „Man hat sich halt sehr an die Süßigkeiten gewöhnt.“Doch mit einem Blick auf den bunten Obstkorb fügt er hinzu: „Aber das hier ist natürlich viel sinnvoller.“ „Das hier“ – das ist auch das „Projekt 200“, das Dr. Lederle für das Unternehmen entwickelt hat. Durch gesunde Ernährung und mehr Bewegung sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich 200 Kalorien weniger zu sich nehmen oder mehr verbrennen. So kann nachhaltig und vor allem gesund eine Gewichtsabnahme mit gleichzeitiger Umstellung der Nahrungsmenge stattfinden, ohne dass der „Jojo-Effekt“ die Erfolge zu Nichte macht. Als „Jojo-Effekt“ bezeichnen Ernährungsberater den Effekt, dass ein Patient nach einer erfolgreichen Diät das abgebaute Gewicht schnell wieder zunimmt. Zum Start des Projektes zeigte Dr. Lederle an praktischen Beispielen, wie man täglich 200 Kalorien einsparen bzw. zusätzlich verbrennen kann. Doch auch nach dieser Einführung können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich in der Praxis von Dr. Lederle individuell über das eigene Ernährungsverhalten und zu einer Ernährungsumstellung beraten zu lassen.Als weitere Bausteine des Projektes wurden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Schrittzähler zur Verfügung gestellt, mit denen sie zu Fußgängen motiviert werden sollten. Eine Belastungsund Risikoanalyse durch externe Berater sowie ein ergonomischer Arbeitsplatzcheck rundeten das Beratungsangebot im „Projekt 200“ ab.

Gesunde Ernährung im Betrieb Die Ergebnisse des Projektes beeindrucken auch Vertriebsmitarbeiter Andreas Schulze Wilmert: „Wir haben gelernt, in Stresssituationen ungesunde Nahrungsmittel zu meiden. Die ersetzen wir heute durch Obst – und haben noch nicht einmal das Gefühl, auf etwas zu verzichten.“

Stefan Nacke, Geschäftsführer amexus GmbH & Co. KG im Gespräch mit dem Ernährungsmediziner Dr. Martin Lederle

amexus Informationstechnik GmbH und Co. KG von-Braun-Straße 34 48683 Ahaus Tel: 02561/695-0 www.amexus.de Gegründet: 1992 Geschäftsführer: Stefan Nacke, Jörg Tomse, Andreas Veltmann Beschäftigtenzahl: 19

Die „Snack-Box“ wurde durch Obstteller, das Soft-Drink-Angebot durch Mineralwasser und Saft ersetzt. Seitdem können alle Beschäftigten zu Obst und Sprudel statt Schokoriegeln und Cola greifen. „Das war natürlich nicht ganz einfach“, verrät Stefan Nacke, Geschäftsführer

Bei einer Evaluierung bestätigten viele Beschäftigte, dass sich auch in ihrer privaten Ernährung vieles verändert habe: So sei die gesunde Ernährung auch auf die Familie übergegangen.Auch die Kunden des Unternehmens werden in das Projekt einbezogen, denn bei Kundengesprächen steht nun nicht mehr ein Süßigkeitenteller auf dem Tisch, sondern auch ein Obstkorb. 19

 Autohaus Rosenthal & Rustemeier und Bauer & Bickmeier GmbH, Soest/Paderborn

„Unsere Kundenkommunikation ist komplexer und anforderungsreicher geworden“, sagt Bernhard Rosenthal und fügt nachdenklich hinzu: „Fast könnte man von der Kunst der Kundenkommunikation sprechen.“ Diese Kunst hat Rosenthal, Geschäftsführer der Autohaus-Gruppe „Rosenthal & Rustemeier und Bauer & Bickmeier“, vor vier Jahren in einem Call-Center gebündelt. Sechs Mitarbeiterinnen betreuen dort alle Kunden der Unternehmensgruppe. Ein spezielles Präventionskonzept hält die Mitarbeiterinnen dabei stimmlich fit.

Die Unternehmensgruppe Rosenthal & Rustemeier und Bauer & Bickmeier beschäftigt rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sechs Standorten zwischen Soest und Paderborn. Sie liefert die Marken Opel, Saab, Renault, Chevrolet und Alfa Romeo, ist Automobilhändler und -Servicepartner und verfügt über ein europaweit aufgestelltes Großkundengeschäft. „Vor allem mit unseren Großkunden stehen wir hauptsächlich telefonisch in Kontakt“, erklärt Bernhard Rosenthal. Denn währen die Privatkunden auch gerne im Autosalon vorbeischauen, wissen die Großkunden genau, was sie wollen. Alle Rahmenbedingungen sind vertraglich geregelt, die Details werden von Profis am Telefon abgewickelt. Deshalb setzt das Autohaus auch auf professionelle Kräfte am Telefon: An Stelle von Studenten sitzen im CallCenter Mitarbeiterinnen, die über technisches Fachwissen, Berufserfahrung und eine langjährige Zugehörigkeit zum Unternehmen verfügen. Das Durchschnittsalter der Agentinnen liegt mit rund 40 Jahren daher deutlich über dem anderer Call-Center. „Unsere Call-Center-Agentinnen sind Vollblutprofis“, ist sich Rosenthal daher sicher. Doch diese Mitarbeiterinnen benötigen auch einen besonderen Schutz, denn die Belastbarkeit der Stimme

lässt mit zunehmendem Alter nach. Außerdem sind ältere Mitarbeiter anfälliger für Stress als jüngere Kolleginnen und Kollegen – und Stress schlägt besonders auf die Stimme. „Die Stimmbänder verlieren mit den Jahren an Spannkraft“, erklärt Edith Hansmeier diese Phänomene. Sie muss es wissen: Als Geschäftsführerin und Trainerin des Münsteraner Gesundheitsdienstleisters Vistiana berät und therapiert sie professionelle Sprecher wie Verkäufer, Sänger, Lehrer und zum Beispiel Call-Center-Agenten. Zum Repertoire des Gesundheitsdienstleisters zählen Ergotherapie, Physiotherapie und Logotherapie, aber auch Stimmbildung und eben „Stimmhygiene“. „Unter Stimmhygiene fasse ich alle Elemente einer Verbesserung und Erhaltung der Qualität einer Stimme zusammen“, sagt Edith Hansmeier. Stimmhygiene verbindet also professionelle Stimmausbildung und präventive Gesunderhaltung miteinander – Ausbildung und Prävention gehen Hand in Hand. Dazu zählen die richtige Atmung, ein „weicher“ und Stimmband schonender Stimmansatz und harmonischer Stimmverlauf, aber auch die Gesunderhaltung der Stimme durch Vermeidung oder Behandlung von Erkrankungen, regelmäßiges Training der Stimme und „gesunde“ Verhaltensweisen in Bezug auf Rauchen oder den Einsatz der Stimme im Privatbereich. Ein Profifußballspieler betreibt auch keinen Extremsport und schont zum Beispiel den Meniskus – ein professioneller Sprecher sollte daher besonders auf seine Stimme achten und sie nicht durch lautes Rufen strapazieren. Denn die Stimme eines Call-Center-Agenten ist nicht nur sein „Arbeitswerkzeug“, sondern auch die Visitenkarte eines Unternehmens – sie bestimmt über den Eindruck, den ein Kunde vom Unternehmen gewinnt. Im Rahmen der „Stimmhygiene“ lernten die Call-Center-Agentinnen daher im Training, wie sie ihre Stimme im Beruf und Privatleben schonend einsetzen, Gefahren in Form von Stress, Erkältung oder Ermüdung erkennen und durch geeignete Gegenmaßnahmen bekämpfen können. 20

„Stimmhygiene“ unterstützt professionelle Kundenkommunikation Insgesamt zehn Tage trainierte Edith Hansmeier mit den Mitarbeiterinnen des CallCenters. Dabei lernten diese in einer ersten Phase ihre Stimme besser kennen. Theorie zur Stimmbildung und eine Arbeitsplatzbegehung standen dabei im Mittelpunkt. Dabei achtete Edith Hansmeier auf eine gesunde Körperhaltung, aber auch eine angenehme Atmosphäre im Call-Center, denn beides wirkt sich auf die Stimme der Agentinnen aus. In der zweiten Phase wurde praktisch trainiert: Die Stimme sollte genutzt werden, um Spannungen aus Gesprächen zu nehmen und Freundlichkeit zu signalisieren. Gleichzeitig lernten die sechs Teilnehmerinnen Übungen, mit denen sie ihre Stimme über die sechs bis acht Stunden eines Arbeitstages gleich stark erhalten können – ohne einen Leistungsabfall oder gar Heiserkeit am Abend. „Unsere Kunden wissen nicht, dass die Agentin vielleicht schon den ganzen Tag telefoniert und erwarten auch abends noch eine freundliche und zuvorkommende Ansprechpartnerin“, gibt Bernhard Rosenthal das Ziel dieses Trainings vor.

GesundheitszentrumVistiana Hafenweg 14 48155 Münster Tel: 02561/60 98 04-0

 Unternehmer und Gesundheitsexperten im Dialog

Nach dem praktischen Training unterstützte Edith Hansmeier den Transfer des Gelernten in die Praxis, denn allzu häufig wenden Schulungsteilnehmer neues Wissen nur eine Woche nach dem Training an, vergessen es dann aber im Arbeitsalltag. Durch Testanrufe, eine Erinnerungs-SMS oder eine EMail mit einem neuen Übungsvorschlag hielt Vistiana den Lernerfolg der Teilnehmerinnen hoch. Bernhard Rosenthal ist vom Erfolg dieser Kombination aus Stimmausbildung und Prävention überzeugt. Denn nach seiner Erfahrung macht die Stimme 80 Prozent des Eindrucks aus, den man von einem Gesprächs- partner am Telefon gewinnt. Und diesen Eindruck können die Call-Center-Agentinnen nun dauerhaft sichern.

Autohaus Rosenthal & Rustemeier Westenhellweg 52 59494 Soest Tel.: 0 29 21/686-0 www.rosenthal-rustemeier.de Autohaus Bauer & Bickmeier Detmolder Straße 120 33100 Paderborn Tel.: 0 52 51/1454-0 Geschäftsführer: Hans Rosenthal, Bernhard Rosenthal, Bettina Rosenthal-Zeisberg Beschäftigtenzahl: 170

Was ist ein „weicher“ Stimmansatz? „Jeder Mensch nimmt die Stimme eines Gegenüber subjektiv und unterschiedlich wahr“, erklärt Edith Hansmeier. Was dem einen angenehm ist, gefällt anderen nicht. Doch die meisten Menschen nehmen einen so genannten „weichen Stimmansatz“ als subjektiv besonders angenehm wahr. Daher trainieren viele professionelle Sprecher diesen Ansatz. Die Laute werden dabei mit geringerer Spannung in den Stimmbändern und eher hauchend gesprochen. Edith Hansmeier: „Am besten trainiert man den weichen Stimmansatz, wenn man sich vorstellt, man würde eine Seifenblase auf den Stimmbändern tragen und diese dürfe nicht durch zu viel Druck und Spannung zerplatzen. Die weiche Stimme setzt Atmung und Lippen stärker ein als die Stimmbänder und wirkt so unaufdringlicher. Eine weiche Stimme schont die Stimmbänder und erhält somit die Belastbarkeit. Nach dem praktischen Training unterstützte Edith Hansmeier den Transfer des Gelernten in die Praxis, denn allzu häufig wenden Schulungsteilnehmer neues Wissen nur eine Woche nach dem Training an, vergessen es dann aber im Arbeitsalltag. Durch Testanrufe, eine Erinnerungs-SMS oder eine eMail mit einem neuen Übungsvorschlag hielt Vistiana den Lernerfolg der Teilnehmerinnen hoch. Bernhard Rosenthal ist vom Erfolg dieser Kombination aus Stimmausbildung und Prävention überzeugt. Denn nach seiner Erfahrung macht die Stimme 80 Prozent des Eindrucks aus, den man von einem Gesprächspartner am Telefon gewinnt. Und diesen Eindruck können die Call-Center-Agentinnen nun dauerhaft sichern.

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In mehreren Workshops wurden Qualitätskriterien zur Bewertung der recherchierten Praxisbeispiele entwickelt. Die Präventionskonzepte wurden vorgestellt, diskutiert und von den beteiligten Gesundheitsexper ten und Unternehmern hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit in kleineren Unternehmen und hinsichtlich ihrer Wirskamkeit bewertet.

Von links nach rechts:  Markus Breul - Barmer Ersatzkasse  Rainer Ollmann - gaus gmbh  Hans-Georg Möllmann - Barmer Ersatzkasse  Dörte Hillebrand - Aktion Münsterland  Frank Schnittker - d.velop  Stefan Nacke - amexus  Dr. Martin Lederle - Ernährungsmediziner

Von links nach rechts:  Stefan Nacke - amexus  Stefan Schmeing - Bahn BKK  Susanne Noll-van Bevern - BVWL  Markus Rasche - BVWL  Dr. Martin Lederle - Ernährungsmediziner  Rainer Ollmann - gaus gmbh  Dr. Ralf Hagedorn - Aktion Münsterland  Anja Palesch - Caritas Pflege & Gesundheit

Transfer-Gesundheitstag am 08. November 2006 in Münster  Projektdurchführung  Bildungswerk Verkehr Wirtschaft Logistik NRW e.V. Haferlandweg 8 48155 Münster Kontakt: Susanne Noll-van Bevern eMail: [email protected] Fon: 0251.60 61.472 Gesamtkoordination: Helmut Meyer eMail: [email protected] Projektpartner  gaus gmbh medien bildung politikberatung Benno-Jacob-Str. 2 44139 Dortmund www.gaus.de

 Konzeption: gaus gmbh  Koordination  Rainer Ollmann  Recherchen und Text  Maren Eichert  Johannes Jahns  Susanne Noll von Bevern  Bastian Pelka  Grafik und Layout  Erbil Tongul

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