FRM-GESPRäCH Mit Architekt

March 17, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Share Embed


Short Description

Download FRM-GESPRäCH Mit Architekt...

Description

Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain

Ideen

Spitzenplatz der internationalen Kreativwirtschaft

netzwerke Exkursionen Christoph H. Mäckler

Stiftungen in FRM

Exzellenz

Entdeckungen

Unterwegs in Loudoun County, USA

Science-City Riedberg

Regionalpark RheinMain

FRM-Gespräch

Mit Architekt

Plus FRM-pocket-Guide Ausstellungen, Kongresse, Events und mehr Sommer 2010

Faszinierende Kunst

//

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

Lassen Sie sich inspirieren von Farben, Formen oder musikalischen Interpretationen und begeben Sie sich auf kunstvolle Entdeckungsreisen in die Rhein-Main-Region. Ob klassisches Konzert oder Kunstausstellung: Kulturelle Vielfalt macht unsere Region noch lebenswerter – dafür setzen wir uns ein.

>

Diese Ausgabe von FRM – Das Magazin für die Metropolregion

FrankfurtRheinMain legt den Themenschwerpunkt auf die Kreativ-

wirtschaft. Der Art-Directors Club hat nach 19 Jahren Berlin den Rücken gekehrt und wird für die nächsten drei Jahre seinen jährlichen Wettbewerb in Frankfurt veranstalten. Vom 12. bis 16. Mai verwandelt der Verband der führenden Kreativ-

Aktiv für die Region. Fraport. Die Airport Manager.

köpfe Deutschlands die Mainmetropole in seine Hauptstadt. FrankfurtRheinMain ist die „Mutter“ der deutschen Agentur-Regionen. Große

www.aktivfuerdieregion.fraport.de

Werbeetats werden hier entschieden, und bedeutende Kreativpreise werden in der Region vergeben. Die Kreativszene ist jedoch noch viel breiter aufgestellt. Hätten Sie gewusst, dass einer der weltweit führenden Games-Entwickler in Frankfurt zu Hause ist? Oder dass der amerikanische Star der letztjährigen Biennale von Venedig in Offenbach arbeitet? Begleiten Sie uns durch Studios und Ateliers, und lassen Sie sich überraschen. Ebenfalls im Mai ist FrankfurtRheinMain Gastgeber eines weiteren Großereig-

nisses, dem Deutschen Stiftungstag. Er steht unter dem Motto „Stiftungen in der Stadt – Impulsgeber für das Gemeinwesen vor Ort“. Frankfurt liegt auf Platz 2 der Städte mit den meisten Stiftungen pro Einwohner, die Stiftungsdichte in der Region FrankfurtRheinMain ist ungewöhnlich hoch. Dies hat seine Ursache in der Geisteshaltung der Bürgerinnen und Bürger, die schon früh Engagement förderten und ein Klima für freies Denken und eigenständige Ideen schufen. „Tue Gutes und rede darüber“, heißt es. Wir beschreiben, wie Stiftungen in FrankfurtRheinMain arbeiten und wirken. Außerdem in dieser Ausgabe: Die Science City Riedberg, ein weltweit einmaliges

Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftszentrum, das im Norden Frankfurts entsteht, und der Regionalpark RheinMain. Der Grüngürtel, der die gesamte Region umspannt, lädt ein zu Erkundungen – ob mit dem Rad oder zu Fuß, beim Joggen Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain

Ideen

Spitzenplatz der internationalen Kreativwirtschaft

netzwerke exkursIonen Christoph H. Mäckler

Stiftungen in FRM

exzellenz

entdeckungen

Unterwegs in Loudoun County, USA

Science-City Riedberg

Regionalpark RheinMain

FrM-gespräch

Mit Architekt

plus FrM-pocket-guIde Ausstellungen, Kongresse, Events und mehr

oder entspannten Flanieren. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre der neuesten Ausgabe von FRM.

Sommer 2010

Herzlichst Ihre

Der Titel zeigt eine 3-D-Kollage des jungen, preisgekrönten Frankfurter Designbüros „Pixelgarten“ zum Thema FRM-Kreativ

Petra Roth

Oberbürgermeisterin Frankfurt am Main

//

Inhalt Andreas Maier Nidda literarisch

Mart Mos in ebac

Wettbewerb „Die Schönsten Deutschen Bücher“

er ks­

g

g

)

nber

2010

on g

CoC Verla

kam Axel

Suhr

Verla

Gute

(bis p

ann

Literaturm 2010

ffling

g

nis

Vitto Klos Verla rio term

ann

&

Bücherfest Rhein­Main

Kling Mus eumspor ­

kfur mes ter se

s Pres

de

t y

ren

ergil

born

Johann­ Jakob­Chri­ stoffel­von Grimmels­ hausen­Preis Brüder­ Grimm­ Preis

Romanfabrik

Literaturhaus

Zsuzsa Bank

Co

Grimmelshau­ sen­Geburts­ haus (Hotel)

Stadtschreiber von Bergen (2009/ 10: Ulrich Peltzer)

Büch

Fran Univ kfur ersit

Eich

Pete Mey Verla r er g

Dietmar Dath

Schö

ga

atur g ca

on

Zwe taus eins i­ end­

ati s-L

Jan Seghers/ Matthias Altenburg

sin

Alina Bronsky

ini

Karl­Dedecius­Preis für polnische Übersetzer deutscher Literatur Gabriele Wohmann

haft llsch liche

e

ensc gese

Georg­ Büchner­ Preis

Wiss Buch

Kranich­ steiner Literatur­ preis Hermann­ Kesten­Preis

Johann­Hein­ rich­Merck­Preis für Literarische Kritik und Essay

Literatur­ preis des Bundes Deutscher Schrift­ steller

Ricarda­ Huch­ Preis

Darmstädter Dichterschlacht Litera­ rischer März

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

Bun Schr Diet d iftstDeut zenb

s-L

Paul­ Celan­ Preis

Peter­Härtling­Preis für Kinder­ und Jugendliteratur

uppe

Johann­Hein­ rich­Voss­Preis für Übersetzung Büchnerhaus P.E.N.­Zentrum Deutschland

Zentrum für junge Literatur

Karrillon­Zimmer im Alten Rathaus

Verla Belt z gsgr

Im Zeichen von Goethe, Gutenberg und den Brüdern Grimm sorgen die Buchmesse, Verlage und Autoren für viel Bewegung in einem der stärksten Epizentren der Literatur VON MATTHIAS BISCHOFF (TEXT) uNd CAEPSELE (ILLuSTRATION)

ellersche ach , r

es

Peter Härtling

NächsteR halt LITERATURCLUsTER FRM Literatur ist überall in frankfurtrheinMain

aft

e

Bu

ini

KL assiK-Linie

Liter Verla

e vent-Linie SWR „Literatur im Foyer“­Sendung

Hessische Leseförderung

Hess Bibli preis isch othe

Fran Buch

Frankfurter Autoren­ stipendium

Verla der g Auto

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Preis-Linie Kre ativ-Linie

Akademie der Wissenschaften und der Literatur

Stoltze­Museum

Peter Suhrkamp Stiftung

Alfred­Kerr­ Preis für Literaturkritik

Dielm

Slam Café der ffm: FH an

Goethe­Institut Alissa Walser Eckhard Henscheid

Theodor­W.­ Adorno­Preis

weis book

e

Literaturgesellschaft Hessen e.V.

s­ s.w

g ld Soci Verla etät g s­ Suhr Verla (bis kam g 2010 p

ter S. Verla Fisc gsan her Verla Stro stalt Verla emfe g

haus entin

pus

g i

Clematur

Gese für Spra deutllsch che scheaft

Tre VerlaTorr

VillaLiter

Cam e

n) 9:

ann

haft

Stad r (200 Maro t­

Main schr Mon zer eibe ika

kfur

Allge atur leich wiss mein ende ensc

Poet Insti ikdo Buch scha tut zent wiss für ft ur en­

Fran

sen­

Aspekte­Literaturpreis des ZDF

SWR­ Literatur­ festival

Brüder Grimm­ Haus

Stiftungs­ gastdozentur Poetik

Heinrich­Hoffmann­Museum, Struwwelpeterhaus

Bodo Kirchhoff

Ludwig­ Börne­Preis

Robe Gern Förd rt hard erpr eist

Goethehaus

Schulen des deutschen Buchhandels

Friedenspreis des deutschen Buchhandels

Messe-Linie

Insti und tut Liter Vergfür



Verla Schm Main g Mini idt Herm Mes zer pres se

ung

Gute Mus nber eum

Jens Schumacher

Deutsche National­ bibliothek

Eva Demski Deutscher Buchpreis

Börsenverein des deutschen Buchhandels

P oe try sL aM-Linie

Where the wide words are

)

Poet doze

ik­ ntur

Wissenschaf ts- Linie

Hessischer Verleger­ und Buchhändler­ Verband e.V. Hessischer Literaturrat e.V.

Poetry Slam Mainz

Institut für Jugenbuch­ forschung

Friedrich­Hölderlin­Preis

Wiesbadener Literaturtage

Josef­ Breit­ bach­ Preis

h

Sinclair­Haus Junges Literatur­ forum Hessen­ Thüringen

Limburger Lesedom

Rheingau Literatur Preis

n

24

literaturszene

Hans­im­Glück­Preis für Jugendliteratur

or

06

//

Bren­ tano­ Haus

Stift Lese

//

//

GEODATEN

IdeenschmIede offenbach

1

5 0°0 9' 9 9.78"N 0 8 ° 7 5 ' 6 2 . 1 1" E

2

5 0 ° 0 9 ' 9 1 . 1 1" N 08°78'8 6.76"E

3

5 0 ° 1 0 ' 6 9 . 0 1" N 0 8 ° 74 ' 9 0 . 6 5 " E

4

5 0 ° 1 0 ' 7 6 . 7 1" N 0 8 ° 7 6 '47. 9 4 " E

5

50°10'16. 57 "N 0 8 ° 7 5 ' 3 7. 2 2 " E

6

5 0 ° 1 0 ' 7 6 . 7 1" N 0 8 ° 7 6 '47. 9 4 " E

F 1/2/3/4/5/6

Denk-Fabriken Die Kreativen erobern die alten Produktionshallen in Offenbach. Hier: das Loft von Sensory Minds, einem überaus erfolgreichen Start-up, in einer ehemaligen Lederwarenfabrik

vON MARTIN ORTh uND MIchAEl huDlER (FOTOs)

FRM 02 I 09

Ideen > FRM kreativ

Exzellenz > Science City Riedberg

Wo Ideen entstehen und sich Netzwerke bilden

Wo die Zukunft des Lebens erforscht wird

36

//

42

Wissenschaft

FrankfurtRheinMain ist ein europäisches Drehkreuz. Mit dem House of Logistics and Mobility (HOLM), das zwischen Flughafen und Frankfurter Kreuz entsteht, rückt die Logistik-Region an die Weltspitze vor von Martin orth und Michael hudler (Fotos)

Geodaten 1

49 ° 3 8 '32.93 "N 08 ° 38 '18 .93"E

F

1

Die Macher Stefan Walter und Jack Thoms treiben das Projekt „House of Logistics and Mobility“ in den Gateway Gardens voran

40 41

FrM 02 i 09

Entdeckungen > Regionalpark RheinMain

//

//

Es ist ein Text, so klein und Text folgt zart. Er ist von ganz besondrer Art. Unglaublich ist er anzusehn. So fließend und so wunderschön.

Lebensqualität

SO VIEL BIO steckt in der region Vom Biohof bis zur Öko-Supermarktkette: In FrankfurtRheinMain konzen­ trieren sich mehr Bio­Unternehmen und Öko­Verbände, als man denkt. Eine Rundreise zu den Orten, an denen FRM sich von seiner natürlichsten Seite zeigt von Marc-Stefan andreS und MarkuS Hintzen (fotoS)

>

Lebendige Ökobranche Kuh „Andorra“ mit Kälbchen auf dem Dottenfelder Hof und glückliche Schweine auf der Domäne Mechtildshausen „Trinkt sie noch nicht?“, fragt Margarethe Hinterlang

Fläche lag im vergangenen Jahr bei 9,1 Prozent; nur Berlin und

und schaut in die Eckbox im großen Kuhstall des

Brandenburg bieten noch mehr Bioanbaufläche. Allerdings

Dottenfelder Hofs. Auf dem Stroh steht Kuh Andorra mit ihrem vor zwei Stunden geborenen Kälbchen. Leicht tapsig bewegt sich das Jungtier durch die Box, saugt am Hals der Mutter – aber nicht dort, wo es soll. Margarethe Hinterlang beobachtet die Szene

sind nicht nur die rund 1600 landwirtschaftlichen Bio-Betriebe erfolgreich, sondern auch die übrigen 600 Bio-Unternehmen in Hessen. Das in Fulda gegründete und heute im südhesssischen Bickenbach ansässige Bio-Lebensmittelunternehmen Alnatura

noch ein wenig, öffnet das Gatter und springt in die etwas tiefer

etwa, das mit 50 Biosupermärkten deutschlandweit vertreten

liegende Box. „Jetzt werden meine ganzen Sachen dreckig“, ruft

ist. Tegut aus Fulda wiederum hat in den vergangenen 30 Jahren

sie lachend, während sie mit beherztem Griff das Kalb zum Euter mit 300 Filialen eines der größten Bio-Sortimente unter den führt. Margarethe Hinterlang kennt sich aus mit Tieren, denn sie ist nicht nur Öffentlichkeitsarbeiterin des Demeter-Hofs in Bad

Supermarktketten aufgebaut. Für weiteres Knowhow sorgen in der Region die Öko-Test-Redaktion in Frankfurt, das Öko-

Vilbel, sondern neben dem Schulbauernhof auch für die Kälber Institut, das neben Freiburg und Berlin auch in Darmstadt zuständig. Die freundliche und zupackende Landwirtin ist ein forscht und berät, oder der Demeter-Bund, ebenfalls in Darmgutes Beispiel für viele engagierte Bioarbeiter in Frankfurt

stadt.

RheinMain. Die bundesweit 5000 Bioland-Mitgliedsbetriebe kommen ebenHier lebt die Biobranche – und das nicht erst seit dem Boom

der vergangenen Jahre, in denen sich der Bio-Lebensmittelum-

46 47

falls über ihren Verband in FrankfurtRheinMain zusammen. Dessen Sprecher Gerald Wehde sitzt in Mainz unweit des Bahn-

satz in Deutschland von 3,5 (2004) auf 5,8 Milliarden Euro

hofs mit seinen Kollegen auf einer Etage eines hübschen Altbaus.

(2008) steigerte. Hessen nimmt dabei eine Spitzenposition ein:

Wehde und weitere rund 120 Mitarbeiter beraten die Bioland-

Der Bio-Anteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten

Unternehmen und machen Lobbyarbeit für Bio-Produkte, die

frM 02 i 09

Menschen > Architekt Christoph H. Mäckler Wie Stadt und Region ihr Gesicht verändern

Wo Natur und Kultur zum Rendezvous bitten

Es ist ein Text, so klein und zart. Er ist von ganz besondrer Art. Unglaublich ist er anzusehn. So fließend und so wunderschön.

Kreativwirtschaft

Die ehemalige Fabrikstadt entwickelt sich zum Kreativ-Zentrum am Main. In alten Hallen und Schuppen entstehen schicke Lofts und Ideen-Werkstätten. Jetzt kommt der neue Hafen

20 21

Über FRM

//

+ Dodona Manor war der Ruhesitz von George C. Marshall (1880-1959) – und der einzige Luxus des bescheidenen

– Anzeige –

03 Editorial > Petra Roth 06 Ideen: FRM kreativ 24 Exzellenz > Science City Riedberg 34 FRM-News 35 FRM-Pocket-Guide 36 Entdeckungen > Regionalpark RheinMain

42 Menschen >

GIESSEN

FULDA

LIMBURG

Architekt Christoph H. Mäckler

48 Netzwerke: Hochburg der

KRONBERG

Stiftungen

56 Exkursionen >Unterwegs in Loudoun County

66 Vorschau

Impressum

SCHWALBACH HOFHEIM

Wiesbaden

BAD HOMBURG

FRANKFURT

NEU ISENBURG

HANAU

OFFENBACH

FLÖRSHEIM

MAINZ

ASCHAFFENBURG GROSS-GERAU

DARMSTADT

BICKENBACH

Klimaschutz ist unbezahlbar. Aber nicht teuer. Ökostrom und klimaneutrales Erdgas von ENTEGA.

WEINHEIM

4    5

FRM 01 I  10

WALD MICHELBACH

Informieren Sie sich über unseren Weg in eine CO2-neutrale Zukunft und wechseln Sie jetzt zu unseren nachhaltigen Produkten.

entega.de

//

Ideen

FRM     Kre   ativ > 6    7

FRM 01 I  10

Zum Gipfel der Kreativität trifft sich der Art Directors Club (ADC) auf dem Frankfurter Messegelände

Neues schaffen, gute Ideen nutzen, kreative Netzwerke knüpfen. In FrankfurtRheinMain hat die Kultur- und Kreativwirtschaft Zukunft. Die Branche wirkt wie ein Magnet auf Impulsgeber aus Design, Kunst, Werbung, Architektur oder Games-Industrie. Ein Ausrufezeichen ihrer kreativen Kompetenz: Der Gipfel des Art Directors Club findet zum ersten Mal Frankfurt statt.

//

Ideen

Kunst: Wie ein Kalifornier aus Offenbach in Venedig Karriere machte.

//

>

Mike Bouchet lacht. Andere hätten geweint. Gerade ist sein Einfamilienhaus unterge-

gangen. Untergegangen? Ja. Der amerikanische Künstler Mike Bouchet hatte für die

letztjährige Biennale in Venedig ein typisch US-amerikanisches Einfamilienhaus konstruiert. Es

GEODATEN 1

50°06'08.95"N 0 8 °4 5 '4 9 . 6 8 " E

sollte im Kanal am Arsenale schwimmen und den Traum von Eigenständigkeit und Individualität symbolisieren – als kommerzielle Illusion. Aber bei der Installation sank das Objekt „Watershed“ – zu sehen als Youtube-Video unter dem Titel „Venice Biennale’s floating house shipwrec“. Die italienische Marine deklarierte das Haus nach einigen Diskussionen als Schiffswrack – mit der Auflage

F

allerdings, es schon bis zum kommenden Tag zu bergen. Und das gelang. „Ich war begeistert von dem Haus und wie es aussah, als es aus dem Wasser kam“, sagt Bouchet. „Wow, it’s done! Das Haus hat durch die Aktion erst meine Signatur erhalten.“ Er hat es bewusst nicht wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt. Mike Bouchet amüsiert sich noch immer über die Umstände, die ihm weltweite Aufmerksamkeit

gebracht und ihn zum Star der Biennale di Venezia gemacht haben. Jetzt sitzt er mit der für ihn charakteristischen Kopfbedeckung, der Schiebermütze, in seinem großräumigen Offenbacher Atelier – zwischen Holzskulpturen, Ölgemälden und einer Palette Kataloge. Hier arbeitet er, in Frankfurt lebt er. Ein ehemaliger Kunststudent der University of California in Los Angeles (UCLA) Schirn Kunsthalle

in FrankfurtRheinMain. Er hatte in der Werbung gearbeitet und sich nach 1999 in New York auf Performance und Objekte konzentriert, als er auf einer Ausstellung seine heutige Frau, eine Frankfurter Galeristin, kennenlernte. 2004 zog es den 1970 geborenen Kalifornier dann an den Main. Inzwischen haben die beiden zwei Söhne. Was ist in der „alten Welt“ anders für den Kunstschaffenden? „Bis auf wenige Menschen in ein paar großen Städten interessiert sich in den USA niemand für Kunst“, sagt Bouchet. „Wenn ich bei einer Firma wegen Material angerufen habe, meldete ich mich immer als Filmemacher oder Designstudent. Wenn ich gesagt hätte, ich sei Künstler, hätten sie sofort aufgelegt. Das ist hier anders.“ Selbst die ausgefallensten Materialien wie Fiberglas für

Projekt Watershed   Der Beitrag von Mike Bouchet zur Biennale in Venedig 2009 zeigt ein typisch amerikanisches Einfamilienhaus. Es schwamm im Hafenbecken – bis es sank …

BMW und Ferrari.“ Darüber hinaus sei die Kunstszene in FrankfurtRheinMain sehr international, die Ateliers seien billig und das Leben mit der Familie wesentlich einfacher als in amerikanischen Großstädten. Man merkt, der Mann fühlt sich wohl. Ein weiterer Pluspunkt für ihn als Vielreisenden: die gute Infrastruktur. Bouchet ist ein Fan von

Hauptbahnhof und Flughafen. Sein nächster großer Auftritt findet allerdings fast vor seiner Haustür statt. Die Kunsthalle Schirn zeigt vom 1. Juli bis zum 12. September 2010 die Ausstellung „Mike Bouchet – Neues Wohnen“. Dort stellt der Künstler Bauteile des untergegangenen Hauses in einer neuen Konstellation als Skulpturengruppe aus – schwimmend oder im Raum schwebend. Danach geht’s auf Tour, nach Wien, Paris und München.

8    9

FRM 01 I  10

\\

Mike Bouchet Der Biennale-Star

Tim Wegner

seine Arbeiten und Installationen findet er in FrankfurtRheinMain. „Hier bin ich ein Kunde wie

Mike Bouchet Der US-Künstler ging in FrankfurtRheinMain vor Anker. Er schätzt die kreative Atmosphäre

//

Ideen

SHANTEL Der musik-erfinder

>

Stefan Hantel läuft oft durch das Frankfurter Bahnhofsviertel. Aber er wird nicht

erkannt, obwohl er alias „Shantel“ seit Jahren einer der erfolgreichsten deutschen

Musiker ist. Zumindest im Ausland, vielleicht liegt’s daran. Shantel hat zahlreiche Alben veröffent-

GEODATEN 1

5 0°0 6'30. 51"N 0 8 °4 0 ' 0 7. 9 4 " E

licht, unter anderem erhielt er zweifach Platin in der Türkei. Auf MTV Balkanika sind seine Songs wie „Bucovina“ oder „Disko Partizani“, ein Mix aus Electro und Folklore, wahre Hymnen. Kein anderer deutscher Musiker ist so oft auf Tour wie er. Über 250 Shows zwischen Istanbul und Helsinki stehen pro Jahr in Shantels Kalender. 2006 wurde er als erster und einziger deutscher

F

Künstler mit dem BBC Award for World Music ausgezeichnet, einer der wichtigsten Preise für Weltmusik. Was ist das für eine Musik, mit der Shantel so erfolgreich ist? „Stefan Hantel hat eine neue paneuropäische Popmusik geschaffen, die überall auf der Welt verstanden wird“, sagt Jean Trouillet, ausgewiesener Experte und Leiter von Shantels Label „Essay Recordings“, das im Frankfurter Bahnhofsviertel zu Hause ist. Zum Interview in den Räumen seiner Plattenfirma kommt Stefan Hantel mit Batschkapp und Schal.

Essay Recordings Essay Recordings

Bucovina Club Stefan Hantel (Mitte) und seine Band sind Stars der Weltmusik und 250 Tage im Jahr auf Tournee

Im Gespräch wirkt er ganz anders als der Shantel, der das Publikum mitreißt. Eher wie ein Designer oder Grafiker – der er eigentlich werden wollte. Leise, ruhig, nachdenklich erzählt er seine Geschichte. „Ich habe in Darmstadt Kommunikationsdesign studiert und wollte Kreativ-Direktor werden. Gewohnt habe ich Ende der 1980er-Jahre in einer großen Altbauwohnung am Kaisersack direkt gegenüber vom Frankfurter Hauptbahnhof. Weil ich Geld fürs Studium brauchte, habe ich in meiner Wohnung Parties organisiert und Musikstücke produziert. Am Anfang in meinem Schlafzimmer. Wir haben gefeiert, bis das Ordnungsamt kam.“ Das war einkalkuliert. Der Erfolg in diesem Maße nicht. Die erste CD lief gut, schnell kamen viele Einladungen ins Ausland. „Das ging bis 2001 so. Dann wurde es Zeit für etwas anderes.“ Stefan Hantel reiste in die Heimat seiner Großeltern, in die Bukowina, einen Landstrich zwischen der Ukraine und Rumänien. Im Kopf hatte er mythische Geschichten dieser Vielvölkerregion. Aber in der postsozialistischen Welt fand er nur verwaiste Städte vor. Der Mythos existierte nur noch in seiner Imagination. „Das war die Initialzündung“,

Musik: Wieso der Musiker mit dem Bucovina Sound aus Frankfurt international gefeiert wird. 10    11

//

FRM 01 I  10

sagt Stefan Hantel – er fuhr zurück mit der Inspiration für seinen eigenen Stil, den Bucovina Sound. „Wo sonst, wenn nicht in dieser internationalen Stadt Frankfurt, hätte eine paneuropäische Popmusik entstehen können?“ Seine Geburtsstunde erlebte das Projekt 2002 im Schauspiel Frankfurt. Dort organisierte Shantel den ersten „Bucovina Club“ – seitdem sein Klangzeichen. Im Frühjahr tourte er als DJ durch europäische Clubs, im Sommer bespielt er mit dem Bucovina Club Orkestar die großen Festivals auf dem Kontinent: Montreux, Roskilde, La Rochelle. Das Heimspiel findet am 19. August 2010 im Amphitheater Hanau statt. 

\\

Shantel „Authentic“ ist im Sommer auf allen großen Festivals zu hören

//

Ideen

Typografie: Warum der Amerikaner in Bad Homburg preisgekrönte Schriften gestaltet.

>

Dan Reynolds Der Schriften-Designer

Man sah ihm ein wenig an, dass der Anzug nicht sein bevorzugtes Kleidungsstück ist.

Aber natürlich trug Dan Reynolds ihn gerne, als er im Februar 2010 bei einem Festakt

in Frankfurt am Main den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland in Gold erhielt. Es war eine kleine Sensation. Erstmals wurde eine Schrift mit dem „Preis der Preise“ ausgezeichnet. Der Amerikaner hat die Schrift „Malabar“ entwickelt. „Den Deutschen Designpreis als Schriftdesigner zu erhalten“, sagte Reynolds bei der Preisverleihung, „ist etwas ganz Außergewöhnliches, denn mit dem Preis wird weit mehr ausgezeichnet als nur die Schrift. Durch den Award wird Schriftgestaltung in das Zentrum der Designwelt gerückt.“ Tatsächlich treten mit dem Preis Produkte in den Fokus, mit denen fast jeder Mensch täglich zu tun hat, über die sich aber kaum jemand Gedanken macht, geschweige denn sie als käufliches Produkt wahrnimmt. Außer Dan Reynolds und einigen wenigen anderen Menschen. Reynolds arbeitet als Schriften-Designer und Typografie-Experte für Linotype, einen weltweit füh-

renden Anbieter von Schriften und Schriftenlösungen. Die Firma mit Hauptsitz in Bad Homburg ist ein Tochterunternehmen der US-amerikanischen Monotype Imaging Inc. Zu den Klassikern von Linotype zählen so bekannte Schriften wie Univers, Frutiger oder Helvetica, eine der am meisten verbreiteten Schriftarten. Stolze 12 000 Schriftfamilien zählt die unternehmenseigene Datenbank. Dan Reynolds hat in monatelanger Feinarbeit die „Malabar“ entwickelt, eine Schrift, die für die Verwendung in modernen indischen Tageszeitungen zugeschnitten ist. „Die Arbeit“, erzählt er, „fängt mit der digitalen Gestaltung eines Buchstabens an – meist ein ,a‘ oder ein ,n‘.“ Auch der Weißraum der Buchstaben muss definiert werden, damit sie in jeder Kombination harmonisch aussehen. Und dann kommen noch die Schriftschnitte wie Fett, Mager und Kursiv hinzu. Parallel entwickelte Reynolds für „Malabar“ auch die 600 Zeichen, die für den Zeitungssatz des indischen Schriftsystems Devanagari notwendig sind. Eine aufwendige, zeitintensive Feinarbeit. Dan Reynolds’ Arbeitsplatz ist heute in Bad Homburg, Grafikdesign hat er in den USA und Kom-

munikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung Offenbach studiert. In Großbritannien, an der renommierten Universität in Reading, absolvierte er ein Masterstudium für Typeface Design und spezialisierte sich auf die Entwicklung von nicht-lateinischen Schriften. Mittlerweile gehört

GEODATEN

Reynolds zu den Jungstars der Typo-Szene. In Bad Homburg entwickelt er – in Jeans und Kapuzenstellung sich ausgerechnet in FrankfurtRheinMain konzentriert? „Erstens wurde der Druck mit beweglichen Lettern in Mainz erfunden“, sagt Reynolds. „Frankfurt ist die Stadt der Buchmesse. In Offenbach haben die bedeutenden Schriftgießereien Gebr. Klingspor und die D. Stempel AG Typografiegeschichte geschrieben. Klingspor wurde später von Stempel übernommen, die Stempel AG ging in Linotype auf.“ Übrigens: Dan Reynolds stammt aus Baltimore, der amerikanischen Ostküstenstadt, in der Ottmar Mergenthaler 1886 die Linotype-Setzmaschine erfand. 

12    13

FRM 01 I  10

\\

50°1 2'59.8 8"N 0 8 ° 3 6 '4 1 . 9 8 " E

Tim Wegner

pulli – eigene Schriften und ergänzt Kunden- und vorhandene Schriften. Warum die Schrifther-

1

F

Der Designpreis   2010 ging eine Auszeichnung in Gold des wichtigen Designpreises an Linotype für die Schrift „Malabar“ von Dan Reynolds

Dan Reynolds  Der Jung-Star der TypoSzene ist international ausgebildet und arbeitet in Bad Homburg

//

Ideen

Crytek

>

Die Spiele-Entwickler

Cevat sprintet den Gang entlang. Nicht hektisch, aber doch mit Blick auf die Uhr.

Gleich geht sein Flieger in die USA. In Kalifornien trifft er seine Partner von Electronic

Arts (EA), einem der weltweit größten Unternehmen für Computer- und Videospiele. Die Verabschiedung des globalen Marketingplans für „Crysis 2“ steht auf der Tagesordnung. Dann geht es weiter nach New York. Dort wird Cevat der internationalen Entertainment-Presse das neue Spiel vorstellen – und erklären, warum es der „Hit des Jahrtausends“ wird. Cevat Yerli, im Polohemd und mit einer kleinen Cola-Flasche in der Hand, wirkt jugendlich, sympathisch und ansteckend enthusiastisch. Nicht ohne Grund. Er ist CEO von Crytek. Die Firma mit Sitz an der Hanauer Landstraße gehört in der Games-Welt zu den ganz Großen. Mit „Crysis 2“ ist ihr wieder ein Coup gelungen, eine neue Dimension in der angesagten 3-D-Welt der virtuellen Spiele, schwärmt Cevat. „Das Spiel stellt grafisch alles bisher Dagewesene in den Schatten und verleiht dem Begriff Fotorea­ lismus eine völlig neue Bedeutung.“ Die Entwicklung hat das Potential, die Entertainment-Branche zu revolutionieren.

Angefangen hat die Erfolgsgeschichte der drei Brüder Cevat, Avni und Faruk Yerli in Coburg.

Würden sie nicht so unverschämt gut aussehen, hätte man die Söhne türkischer Eltern als Computernerds bezeichnen können. Am liebsten spielten sie den ganzen Tag am PC. Damals nicht gerade die aussichtsreichste Grundlage für eine große Karriere. Aus ihrer Leidenschaft wird ihre Ge­ schäfts­idee: Spiele entwickeln. 2004 kommt der Durchbruch für die Autodidakten. Ihr erstes Produkt, „Far Cry“, verkauft sich 2,7 Millionen Mal. Die Branche wird hellhörig. Und die Yerli-Brüder legen nach, entwickeln für „Crysis“ und „Crysis Warhead“ überzeugende Cutting-Edge-Technologie und grafische Innovationen. 2006 der Umzug nach Frankfurt. Cevat, dem kreativen Kopf des Trios, war das Pendeln vom Flughafen in die oberfränkische Provinz zu viel geworden. „Hier haben wir die Verkehrsinfrastruktur und den Internetknotenpunkt“, sagt Cevat. Der ist wichtig, denn die von

GEODATEN 1

Crytek entwickelte CryEngine wird zunehmend von der Industrie für Simulationen, Filme oder

50° 7'52.93"N 0 8 °4 5 '4 8 . 6 3 " E

Lernumgebungen genutzt. Es handelt sich um eine eigenständige Software auf Basis derer man ein komplettes Spiel entwickeln kann. Sie ist das Herzstück eines Spiels, vergleichbar mit dem Motor eines Autos. Crytek in der ehemaligen Jade-Fabrik an der Hanauer Landstraße ist das Spitzenunternehmen der Games-Szene in FrankfurtRheinMain. Auf zwei Etagen arbeiten 300 Entwickler,

F

Grafiker und Programmierer aus mehr als 30 Nationen in abgedunkelten offenen Räumen. Weitere 300 Mitarbeiter beschäftigen die Tochterstudios in Kiew, Budapest, Sofia, Seoul und Nottingham. Faruk koordiniert die Standorte, Avni kümmert sich ums Geschäft. Dieses Jahr soll der Umsatz trotz der schwierigen Lage auf dem Spielemarkt weiter steigen. Cevat hat die Zukunft im Blick: „Wir haben noch fünf Projekte in der Pipeline.“

\\

Crytek

Bestseller Crysis ist das CrytecErfolgsspiel, die Szene wartet auf Crysis 2

14    15

FRM 01 I  10

Die Yerli-Brüder Faruk, Cevat und Avni (v. l.) sind Crytek, das Flaggschiff der deutschen Games-Industrie

Games-Industrie: Wie drei junge Männer aus der Provinz in Frankfurt zu Stars der Spielebranche wurden.

//

//

Ideen

Oliver REESE

ALBERT SPEER

Schauspielintendant, Regisseur

STADTPLANEr, Architekt

>

„Frankfurt als Herz der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main verfügt wie keine

„Ab und zu werde ich gefragt, wie ich denn bloß freiwillig Berlin verlassen und

andere Stadt in Deutschland über die Fähigkeit, sich innerhalb kürzester Zeit und

nach Frankfurt gehen konnte. Ich kann nur sagen, ich habe mit Wonne den

mit einer unglaublichen Vehemenz immer wieder neu zu erfinden. Ob im Städte-

umgekehrten Suhrkamp gemacht. In Frankfurt geht viel, und das erstaunlich

bau oder im Geistesleben, in der Wirtschaft oder in der Kultur – das Neue findet

schnell. Alle wissen, dass hier Power – um das beängstigende Wort Macht zu

seinen Weg nach Deutschland oft über die Region FrankfurtRheinMain, die eine

vermeiden – vorhanden ist, dass Leute da sind, die entscheiden können und

Drehscheibe und ein wichtiger Marktplatz für Waren, Ideen und Kapital ist. Was

deren Herzen höher schlagen, wenn es gute neue Ideen gibt. Die Wege sind

unsere Region von anderen Regionen unterscheidet? Kreative sind in Frankfurt­

kurz. Alle beeilen sich, wenn es darum geht, die Neuen in den Kontext der Ge-

RheinMain unter Zugzwang: Wer hier seine Geschäftsidee umsetzen will, braucht

sellschaft, der Stadt, des kreativen Zentrums einzuführen. Stadt und Region

starke Nerven und baldigen finanziellen Erfolg. Auf der einen Seite kann das von

sind überschaubar und konzentriert genug, dass sich neue Impulse unheimlich

Vorteil sein, denn nur wirtschaftlich tragfähige Ideen überstehen die Startphase.

schnell verbreiten. Gute Leute an der Uni, in den Agenturen, in der Museums-

Auf der anderen Seite sollte die Region dafür Sorge tragen, dass es Angebote gibt,

und Kunstszene, Architekten und schließlich Leute in Oper und Theater haben

räumliche und institutionelle „Inkubatoren“, die auch Experimente zulassen, da-

Lust, ein phantasievolles, überraschendes, sinnliches Gegengewicht zu Denken

mit das spielerische Element der Kreativität nicht verlorengeht.“

und Kraft der hohen Türme und ihrer Bewohner zu bilden. Die Stadt(-gesell-

Warum FrankfurtRheinMain ein kreativer Ort ist.

schaft) ist ein begieriges Publikum, Frankfurt und die Region unsere Bühne. Ein paar Neubauten sind eingestürzt. Es ist noch Luft nach oben.“

JOHN BIELENBERG

Designer, Initiator von „project m“ „Ich habe Frankfurt früher immer nur als Banken- und Businessstadt wahrge-

nommen. Aber dann habe ich festgestellt, dass man nur etwas tiefer eintauchen muss, um auf sehr kreative Menschen zu treffen, die sich mit wirklich interessanten Projekten beschäftigen. Frankfurt hat sehr viel kreatives Potenzial – es verbirgt sich direkt unter der Oberfläche. Diese Magie des Ortes offenbart sich aber nicht ohne Weiteres für Außenstehende.“

MAx HOLLEIN

Museumsdirektor, Kurator „Kultur und Kreativität werden zunehmend als ökonomisch verwertbare Stand-

ortfaktoren betrachtet. Gerade in einer Wirtschaftsmetropole mit internationaler Strahlkraft wie Frankfurt spielen die sogenannten „weichen Faktoren“ eine wichtige Rolle im Konkurrenzkampf zwischen den Städten und Regionen. Mehr als das jedoch bilden sie eine Grundlage für Lebensqualität und das sozi-

SUSANNE GAENSHEIMER

Direktorin des MMK, Biennale-Kuratorin

ale Miteinander. Frankfurt besitzt eine beeindruckende Dichte an Museen, Ga-

16    17

lerien und Kulturinstitutionen. Werke von internationalen Künstlerinnen und

„Den kulturellen Nährboden Frankfurts bilden die Menschen in Frankfurt selbst.

Künstlern sind hier in regem Wechsel zu sehen, zahlreiche Ausstellungen zie-

Sie setzen sich kritisch mit ihrer Stadt und deren Entwicklung auseinander. Durch

hen ein bundesweites Publikum an. Stadt und Region bilden mit ihren hochak-

diesen Diskurs kann viel Neues entstehen. Die Mischung aus Überschaubarkeit

tiven Kulturinstitutionen, ihrer lebendigen Musik-, Theater- und Opernszene,

und hoher Internationalität führt zu gut vernetzten Freiräumen. Zudem ist das

der Universität und den Hochschulen, den Medienhäusern, Verlagen, Werbe-

private Engagement der Bürger dieser Stadt sehr groß. Die Fördermittel als Basis

unternehmen und vielem mehr äußerst attraktive Plattformen der Begegnung

jedes Schaffens sind beachtlich. Und nicht zuletzt ist die Offenheit des Frankfur-

und des kreativen Austauschs. Hier werden Dialoge initiiert, die das kreative

ter Publikums ganz außergewöhnlich hoch. All diese Faktoren führen zu einer

Potenzial der Region bestimmen.“

beeindruckenden kreativen, kuturellen Dichte.“

FRM 01 I  10

//

Ideen

>

Andrej Kupetz und Lutz Dietzold (l.) vom Rat für Formgebung. Er verleiht den Deutschen Designpreis

Claus Fischer holte den ADCGipfel nach Frankfurt. Markus Weisbeck (oben) übernimmt die Art Direction für den Event

ADC-Gipfel Art directors club deutschland in FRM Claus Fischer ist ein Coup gelungen. Er hat den jährlich stattfindenden Gipfel des Art Directors Club für Deutschland (ADC), das größte Branchentreffen dieser Art im deutschsprachigen Raum, für vorerst drei Jahre nach Frankfurt geholt. 19 Jahre lang fand das Treffen der Top-Kreativen in Berlin statt. Jetzt setzte er sich mit seinem Konzept gegen die Mitbewerber Hamburg, Düsseldorf, München und Berlin durch. Claus Fischer ist Geschäftsführer der Marketing- und Event-Agentur Voss+Fischer und im ADC-Vorstand zuständig für Ausstellungen und Kongresse. Für die Bewerbung hatte er sich die Unterstützung von Politik und Wirtschaft eingeholt, ein Konzept für eine hochkarätige diskursive Veranstaltung in der Stadt vorgelegt und mit dem Kreativstandort FrankfurtRheinMain geworben. Der Art Directors Club für Deutschland ist eine der weltweit ersten Adressen für Ideen. 577 Kreative aus den Bereichen Werbung, Wort, Bild, Design, Editorial, Fotografie, Illustration, Funk, Film, Interaktive Medien und räumliche Inszenierung haben sich in ihm zusammengeschlossen. „FrankfurtRheinMain ist zwar nur die drittgrößte Sektion im Art Directors Club nach Berlin und Hamburg. Sie ist aber sehr stark diversifiziert und bildet den gesamten ADC mit allen Kommunikationsformen ab“, sagt Fischer. Eine Stärke liege in

18    19

FRM 01 I  10

der digitalen Kommunikation und in der Kommunikation im Raum. Diesen Trumpf spielt Fischer in Frankfurt aus. Mit dem den ADC-Mitgliedern Markus Weisbeck und seinem Design-Büro Surface haben sie die Art Direction für den Event übernommen. Frank Brammer von Franken Architekten verantwortet die Architektur und gemeinsam haben sie eine Installation für die Halle 5.0 auf dem Messegelände geschaffen, die ein bleibendes Bild im Kopf hinterlässt. Auf dem Messegelände finden der Wettbewerb, die Ausstellung und der Kongress statt. Die besten Arbeiten werden auf der Awards Show mit den berühmten Nägeln in Gold, Silber und Bronze geehrt. Die eigens für die Jury angelegte Ausstellung, die größte Kreativshow der Welt, zeigt auch die Beiträge zum Nachwuchswettbewerb. Über 50 Kreative werden auf dem Kongress einen Einblick in ihre Ideen gewähren. Das wirklich Neue sind die „Stadtgespräche“. Der Gipfel (12. bis 16. Mai 2010) geht mit hochkarätigen Veranstaltungen in die Stadt. Im Museum für Angewandte Kunst, im Schauspiel und in den Greentowers der Deutschen Bank gehören der Modemacher Paul Smith, der Architekt Albert Speer und Design-Legende Dieter Rams zu den Top-Sprechern. Fischer hofft auf reges Interesse. „6000 Besucher sind Benchmark“, sagt er. „Diesen Rekord wollen wir knacken.“

Holger Kube Ventura hatte die Idee zu „New Frankfurt Internationals“

Rat für Formgebung

Frankfurter Kunstverein

Jedes Jahr im Februar richten sich die Augen der Designer national und international auf Frankfurt. Denn dann wird der Deutsche Designpreis, die höchste offizielle deutsche Auszeichnung in diesem Bereich, vom Rat für Formgebung anlässlich der Eröffnung der internationalen Messe Ambiente feierlich vergeben. Dieses Jahr waren 1200 Produkte nominiert – darunter etwa ein Viertel aus dem Ausland. 45 Leistungen aus den Bereichen Produkt- und Kommunikationsdesign wurden ausgewählt. Zehn Gewinnern sprach die unabhängige Jury die Auszeichnung in Gold zu. Die „Preisliste“ liest sich wie das Who’s Who des deutschen Designs – mit einigen Überraschungen

Die Idee ist so einfach wie überzeugend. Warum nicht Künstler, die einen biografischen Bezug zu Frankfurt haben, in regelmäßigen Abständen unter einem bestimmten Motto ausstellen, fragte sich Holger Kube Ventura, seit einem Jahr Direktor des Frankfurter Kunstvereins. Daraus entstanden ist das Projekt „New Frankfurt Internationals“. Unter diesem Label werden der Frankfurter Kunstverein, das MMK Zollamt und die Städelschule erstmals vom 11. Dezember 2010 bis zum 20. Februar 2011 etwa 40 Künstlerinnen und Künstler ausstellen, die hier studieren oder studiert haben oder in der Region leben. Das Thema: Neue Erzählformen.

Deutscher Designpreis

Der Deutsche Designpreis gilt als „Preis der Preise“. Kein anderer Designpreis stellt ähnlich hohe Anforderungen. So kann ein Designer nur dann am Wettbewerb teilnehmen, wenn sein Produkt bereits national oder international ausgezeichnet wurde. Unter dem Namen „Bundespreis Gute Form“ wurde der Designpreis 1969 erstmals vergeben – damals noch in Darmstadt. Heute sitzt der Rat für Formgebung in der Dependance auf dem Frankfurter Mes­ se­gelände. „Der Designpreis ist wie eine TÜV-Plakette, ein Qualitätsmerkmal für ein Produkt oder einen Designer“, sagt Andrej Kupetz, Geschäftsführer des Rats für Formgebung. „Gerade in schwierigen Zeiten ist er ein wichtiges Marketinginstrument.“

neue initiative

„Die Kunst und die mehr als 1000 in der Stadt lebenden Künstlerinnen und Künstler sind ein wichtiger Bestandteil der Identität Frankfurts“, sagt Kube Ventura. „Mit über 200 Atelierräumen, einer breiten Landschaft aus Museen, Ausstellungsorten und Kunstförderern sowie der international profilierten Städelschule ist Frankfurt ein Hot Spot des Betriebssystems Kunst. Nur leider ist das viel zu wenig bekannt.“ Eine Long­list mit 400 Namen steht bereits. Derzeit sind drei Kuratoren auf Atelierbesuch. Die Ausstellung soll der Pilot einer künftigen Triennale in Frankfurt­RheinMain sein. „New Frankfurt Internationals“ könnte zukünftig alle drei Jahre ein weithin sichtbares Schaufenster des Kunstschaffens sein.

Hess. Staatstheater Wiesbaden (2)

Ideen

TANZ Jörg Baumann

Gemeinsam in Bewegung

Darmstadt Direktorin Mei Hong Lin aus Taiwan ist klassisch aus­ gebildet, aber stark vom Tanztheater der Pina Bausch geprägt Wiesbaden Stephan Thoss setzt auf einen Mix aus Klassik und Ausdruckstanz. Im Mai führt er seine Fassung von „Schwanensee“ auf Barbara Aumüller (2)

//

GEODATEN 1

50°07'30.66"N 0 8 °4 0 ' 0 3 . 5 7 " E

1

50°07'30.66"N 0 8 °4 0 ' 0 3 . 5 7 " E

1

50°07'30.66"N 0 8 °4 0 ' 0 3 . 5 7 " E

1

50°07'30.66"N 0 8 °4 0 ' 0 3 . 5 7 " E

>

FrankfurtRheinMain ist in Bewegung. Das gilt natürlich immer, besonders aber in

diesem Mai: Frankfurt, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden bieten zusammen einen

aufregenden, anregenden, beeindruckend vielfältigen Blick auf den zeitgenössischen Tanz. „Tanz Frankfurt Rhein-Main“ heißt der Event, der bewusst kein Festival sein will und doch einen Monat lang den Tanz feiert. Einfach, indem die großen Tanz-Institutionen der Region sichtbar machen, was sie an hochkarätigen Tanz-Projekten ohnehin in diesen vier Wochen zu bieten haben: rund 20 eigene und internationale Aufführungen von Avantgarde bis Klassik – auf höchstem Niveau.

Motor des städteübergreifenden Tanz durch den Mai ist die vom Kulturfonds geförderte „TanzofF

fensive Frankfurt RheinMain“, ihre Kraftmaschine, das Künstlerhaus Mousonturm und sein Intendant Dieter Buroch. Er, der unermüdlich Begeisterungsfähige, war es auch, der die kreativen Köpfe der Region für „Tanz Frankfurt Rhein-Main“ an einen Tisch brachte: die Tanzdirektorin des Staatstheaters Darmstadt, Mei Hong Lin, den Ballettdirektor des Staatstheaters Wiesbaden, Stephan Thoss, den neuen Direktor und Chefchoreografen des Balletts Mainz, Pascal Touzeau, und natürlich William Forsythe, Godfather und Epizentrum des zeitgenössischen Tanzes weit über FrankfurtRheinMain hinaus. So international, vielseitig und lebendig war die Tanzszene in der Region noch nie. „Die

Dean Buscher

Stärke dieses neuen Netzwerks ist gerade, dass uns künstlerisch fast nichts verbindet“, freut sich Buroch über den Coup – „außer natürlich Qualität.“ Die ästhethische Formensprache aber zeige die ganze Palette des Tanzes – von Performance und Konzepttanz über Tanztheater bis Neoklassik. „Es

Dominik Mentzos

gibt kein Festival in Deutschland, das in diesem Jahr mit unserem Mai-Programm mithalten könnte.“ Mainz Pascal Touzeau aus Bordeaux wechselte von Madrid als neuer Ballettdirektor nach Mainz. Im Mai zeigt sein Ensemble „Raymonda“

Buroch war es, der die Tanzoffensive vor zwei Jahren startete und der Auflösung des Balletts

Frankfurt so neue Impulse entgegensetzte. Die Tanzoffensive verfolgt drei Strategien: Sie bietet professionelle Ausbildung und schafft Freiräume für die Künstler, dafür stehen das „Tanzlabor 21“ und der neue interdisziplinäre Produktions- und Spielort „Frankfurt Lab“ an der Schmidtstraße. Sie holt hochkarätige Gastspiele und damit die Welt des aktuellen Tanzes in die Region. Und sie will

Frankfurt Bill Forsythe steht für die Tanz-Avantgarde der Region. Anregende Konkurrenz macht ihm Crystal Pite mit der neuen Company am Mousonturm – Kidd Pivot Frankfurt RM

umgekehrt auch nach draußen zeigen, wie lebendig die Tanzszene in FrankfurtRheinMain ist – zum Beispiel mit der „Forsythe Company“ und mit der neuen eigenen Company am Mousonturm „Kidd Pivot Frankfurt RM“ der Kanadierin Crystal Pite. Die frühere Forsythe-Tänzerin feiert im Mousonturm Europa-Premiere mit ihrem Stück „Dark Matters“. Ende Mai 2010 trägt sie dann schon den Namen FrankfurtRheinMain an keinen geringeren Festspielort als zur Biennale nach Venedig. Dort erhält auch William Forsythe einen Goldenen Löwen für sein Lebenswerk, das so eng mit Frankfurt verbunden ist. Zwei ideale Botschafter. Buroch aber plant schon längst weiter. In seiner Schublade liegt das Konzept für ein internationales Festival, das Kunst und Tanz verbindet, die

20    21

FRM 01 I  10

Wolfgang Runkel (2)

ganze Region einschließt und so spannend und neu klingt, dass es hoffentlich bald auf den Besprechungstisch kommt. Damit die Region in Bewegung bleibt. 

www.tanzfrankfurtrheinmain.de

//

Ideen

KREATIV IN FRM

preise, netzwerke, hochschulen – eine auswahl

> Preise ADC-Wettbewerb Der Art Directors Club für Deutschland e.V. veranstaltet in den kommenden drei Jahren seinen jährlichen ADC-Gipfel in Frankfurt. Das Festival, auch das Mekka der Kreativen genannt, ist das größte Branchentreffen dieser Art im deutschsprachigen Raum. Vergeben werden im Rahmen des ADC-Wettbewerbs die berühmten „Goldenen Nägel“. European innovative Games Award (Eiga) Spieleentwickler, Verlage, Freiberufler und Young Professionals aus allen Mitgliedstaaten der EU können ihre Spiele ins Rennen um den begehrten EIGA-Award schicken, den das Land Hessen zusammen mit der Europäischen Kommission ausschreibt. Der EIGA wird in den drei Kategorien T – Innovative Technology, GD – Innovative Game Design und AME – Innovative Application Methods and Environments verliehen. Horizont Award Die im Deutschen Fachverlag (Frankfurt) erscheinende Fachzeitung „Horizont“ gilt als das Leadmedium der Werbe-, Marketing- und Agenturbranche in Deutschland. Zudem verleiht Horizont jährlich den „Horizont Award“. Zu den Preisträgern 2010 gehört „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann. VDW-Award Der Verband deutscher Post- und Werbefilmproduktionen/VDW e.V. zeichnet jährlich die besten und künstlerisch wertvollsten Werbefilmproduktionen aus. Vergeben werden die legendären „Hattos“ in 18 Kategorien. Anspruch der Jury „Board of Ideas“ ist es, „ die Männer und Frauen ins Rampenlicht zu rücken, die für ihre Ideen durchs Feuer gegangen sind“. Deutscher Buchpreis Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den besten Roman in deutscher Sprache aus. Die Partner des Deutschen Buchpreises sind die Paschen & Companie, die 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse, die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Frankfurter Musikpreis Der mit 15000 Euro dotierte Frankfurter Musikpreis wird jährlich am Vorabend der Musikmesse vergeben. 2010 erhielt der britische Keyboarder Keith Emerson (Emerson, Lake & Palmer) die Auszeichnung. Die Schönsten deutschen Bücher Alljährlich prämiert die Stiftung Buchkunst Bücher, die vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung sind. eDIT – The Filmmaker’s Festival Die internationale Festival-Konferenz für digitale Filmproduktion in Kino, TV und Werbung findet seit 1998 jährlich in Frankfurt statt und dient drei Tage lang als Plattform für Filmschaffende aus verschiedenen Bereichen der Filmproduktion. Designpreis der Bundesrepublik Deutschland Der in Frankfurt ansässige Rat für Formgebung vergibt den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie für gutes Design. Visual Music Award Der „Visual Music Award“ ist ein Wettbewerb für Kreative im Bereich Film und Animation. Gefragt sind Interpretationen von Musik durch künstlerische Visualisierungen, deren Gesamtkompositionen dem Geist einer „Malerei mit Zeit“ oder einer „Augenmusik“ der visionären Filmexperimente der Avantgarde zum „Absoluten Film“ nahekommen. Organisiert wird der Visual Music Award vom Institut für Neue Medien (INM), das sich als offene „Plug-In“-Plattform organisiert, an die Personen, Institutionen und Unternehmen mit ihren individuellen Projekten andocken können. Gute gestaltung Der Deutsche Designer Club (DDC) hat seinen Sitz in Frankfurt und organisiert seit zehn Jahren den Wettbewerb „Gute Gestaltung“. Arbeiten aller Gestaltungs-Disziplinen werden in sieben Kategorien vergeben.

> NETZWERKE Marketingclub Frankfurt Rhein-Main Der Marketing Club Frankfurt, 1954 gegründet, ist der älteste und mit rund 1000 Mitgliedern größte Marketing Club Deutschlands. Er ist Marktführer unter den 66 Clubs, die sich im Deutschen Marketing-Verband, Düsseldorf, zusammengeschlossen haben. Medienmittwoch Am zweiten Mittwoch eines jeden Monats lädt die seit Anfang 2002 aktive Initiative MedienMittwoch zu einer Veranstaltung mit Informationen, Networking und Gedankenaustausch zwischen Medienschaffenden, der Finanzwirtschaft und der Politik ein. Ein Branchentreff, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an sehr unterschiedliche Orte führt. hfMA Dreizehn Universitäten, Fachhochschulen sowie Kunst- und Musikhochschulen des Landes Hessen bilden das Netzwerk der hFMA. Ziel ist die Qualitätssteigerung der Medienausbildung in Lehre, Forschung und Produktion. Die hFMA verstärkt zudem die Sichtbarkeit des hessischen Hochschulpotenzials und steht mit der Film- und Medienbranche im Dialog.

22    23

FRM 01 I  10

Frankfurter Presseclub (FPC) Im FPC sind über 400 Einzelpersonen aus allen Medien organisiert. Zusätzlich sind 121 korporative Mitglieder im FPC aktiv. Zudem vergibt der FPC den International Media Award Frankfurt/Internationaler Medienpreis Frankfurt. Gesamtverband Kommunikationsagenturen (GWA) Der GWA spricht für die Agenturbranche gegenüber Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit. Er verdeutlicht die Funktion von Wirtschaftskommunikation, Werbung und Agenturen in der Marktwirtschaft, national und international. Gamesarea FrankfurtRheinMain Die Initiative fördert und unterstützt die Entwicklung von digitaler Unterhaltung in der Region als „hot spot“ der deutschen Gameszene. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Branche zu vernetzen und die Kommunikation zu verbessern. Hessische Filmförderung (HFF) Die Hessische Filmförderung (HFF) – die Kulturelle Filmförderung des Landes Hessen (HFF-Land) und die Hessische Rundfunk Filmförderung (HFF-hr) – unterstützt alle Schritte bei der Herstellung und Auswertung von Filmen mit Zuschüssen: vom Drehbuch über die Produktion bis zum Verleih. Sie vergibt Stipendien, unterstützt Filmfestivals und kofinanziert Filmreihen und Projekte. RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. Das Kompetenzzentrum in Eschborn versteht sich als bundesweiter Mittler zwischen kreativ Tätigen mit ihren besonderen Bedürfnissen und wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern. Es ermittelt, wo Handlungsbedarf besteht, und entwickelt Lösungsansätze.

> AUSBILDUNG Hochschule für Gestaltung Offenbach (HFG) Die HFG ist seit 1970 eine Kunsthochschule mit Universitätsrang. Ihre Tradition reicht zurück bis ins Jahr 1832. Die HFG zeichnet sich durch Offenheit aus: freie Kunst, Medien und angewandtes Design werden gleichberechtigt gelehrt und miteinander entwickelt. Die Hochschule hat 600 Studierende, 22 Professoren und 15 Lehrkräfte. Hochschule RheinMain Wiesbaden Das Studium Kommunikationsdesign an der Hochschule RheinMain bietet eine intensive Ausbildung und soll zu selbstständigem, strategischem Denken, zu kreativem Gestalten und zu gesellschaftlich verantwortlichem Handeln anregen. h-da. Hochschule Darmstadt Der Fachbereich Gestaltung an der Hochschule Darmstadt bietet eine Designausbildung auf höchstem Stand. Angeboten werden die Studiengänge Industrie- und Kommunikationsdesign auf der traditionsreichen Mathildenhöhe. Fachhochschule Mainz Die Fachhochschule Mainz ist eine Hochschule des Landes Rheinland-Pfalz. Der Fachbereich Gestaltung gliedert sich in die drei Studiengänge Kommunikationsdesign, Mediendesign, Innenarchitektur. Der Masterstudiengang Gutenberg-Intermedia fördert begabte Bachelor- und Diplomabsolventen. Fachhochschule GieSSen-Friedberg Die FH Gießen-Friedberg bietet am Standort Friedberg mit ihrem regelmäßig ausgebuchten Bachelor-/Masterstudiengang Medieninformatik einen interessanten Studiengang an der Schnittstelle von Medien- und Informationstechnik. Staatliche Zeichenakademie Hanau Die Staatliche Zeichenakademie Hanau ist eine Berufs-, Berufsfach- und Fachschule für edelmetallgestaltende Berufe und eine der ältesten Goldschmiedeausbildungsstätten. Einer der bekannesten Absolventen ist der Bildhauer Prof. Claus Bury. Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) Frankfurt am Main ist Hessens einzige Hochschule für Musik, Theater und Tanz. Sie bildet Instrumentalisten und Musiklehrer, Sänger, Komponisten und Dirigenten, Tänzer, Regisseure und Schauspieler aus. 60 Professoren und 350 Lehrbeauftragte unterrichten etwa 800 Studierende. Städelschule Staatliche Hochschule für Bildende Kunst Die Städelschule ist eine Institution mit Weltruf. Mehr als 60 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland. Die relativ geringe Anzahl von etwa 130 Studierenden im Bereich Bildende Kunst und etwa 30 Studierenden im Bereich Architektur ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit den 12 Professorinnen und Professoren. Zum internationalen Renommee trägt auch die Kunsthalle Portikus bei, die seit 1987 Teil der Städelschule ist. Rektor der Städelschule ist Prof. Dr. Daniel Birnbaum, Prorektor Prof. Tobias Rehberger erhielt 2009 den Goldenen Löwen der Biennale Venedig. Internationale Ensemble Modern Akademie (IEMA) Ziel der IEMA ist die Förderung von Nachwuchskünstlern. Dazu gehören die Vergabe von Stipendien, Meisterkurse und Weiterbildungsprogramme für Lehrende sowie die Veranstaltung von Symposien. Games Academy Frankfurt Die Games Academy wurde 2000 als erste Spezialschule für den Bereich der Computer- und Videospielproduktion im deutschsprachigen Raum gegründet. Sie hat ihre Ausbildungsstätten in Berlin und Frankfurt und bildet derzeit rund 150 Studierende praxisnah aus.

> Kreativwirtschaft in Frankfurt 2010* BRANCHE IHK UNTERNEHMEN Soz.-vers.-pfl. Beschäftigte 2009 Verlagsgewerbe 445 4287 Filmwirtschaft 273 663 Tonträgerindustrie/Musikverlage 221 107 Rundfunkwirtschaft 20 2271 Kulturelle Wirtschaftszweige 574 1421 Bibliotheken, Museen 31 741 Handel mit Kulturgütern 414 743 Architektur 118 1408 Design 618 1587 Werbung 3­913 5329 Software, Games 620 5778 SUMME 7247 24 335

Rund 13, 7% der IHK-Mitgliedsunternehmen werden der Kreativwirtschaft zugerechnet, sie stellen 4,9% der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Frankfurt * Stadtgebiet Frankfurt am Main

//

Exzellenz GEODATEN 1

SCience City

F

Frankfurt Riedberg

Ob Nobelpreisträger oder Professor des Jahres, Studierende oder Unternehmerin – sie alle treffen sich in Science City, Frankfurts neuem Wissenschaftsviertel. Im Nordwesten der Stadt wird die Zukunft des Lebens erforscht von Johannes Göbel und Dieter Schwer (Fotos)

24    25

FRM 01 I  10

50°10'18.09"N 08°37'52.87"E

Lockere Campus-Atmosphäre   Im Innenhof des Biozentrums auf dem Riedberg können Studierende ebenso entspannen wie in der neuen Mensa. Die Forschungsbedingungen in der Science City sind exzellent, etwa im Neubau des Frankfurt Institute for Advanced Studies (unten rechts)

//

Exzellenz

>

Mit federndem Schritt schaut Pharmazie-Professor Theodor Dingermann bei einer

Praktikumsgruppe vorbei, wünscht schnell noch einer Studentin viel Glück fürs

Staatsexamen und schon steht er auf dem Dach des Biozentrums der Goethe-Universität. „Hier entspannen unsere Studenten gerne.“ Und das inmitten der Science City Frankfurt Riedberg, die eher für rastlosen Aufbruch steht. Im Nordwesten Frankfurts wächst ein einzigartiger Stadtteil. In direkter Nachbarschaft zum neuen Wohnviertel Riedberg blüht die Wissenschaft. Restaurants, Geschäfte, Parks entstehen neben Hörsälen, Büros, Laborräumen. Wo einst Ackerland war, legt die Universität ihre Naturwissenschaften zusammen. 5000 Studenten genießen auch die Nähe erstklassiger außeruniversitärer Institute. Nobelpreisträger Hartmut Michel forscht am Max-PlanckInstitut für Biophysik, ein weiters MPI für Hirnforschung wird auf der anderen Straßenseite gebaut. Wolf Singer, Hirnforscher mit Weltruf, arbeitet keine fünf Minuten Fußweg weiter im Frankfurt Institute for Advanced Studies, kurz FIAS. Im Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie, dem FIZ, wird wissenschaftliches Know-how zu wirtschaftlichem Wachstum: Firmen entwickeln hier medizinische Lösungen für die Zukunft. Was hilft gegen Alzheimer? Welchen Nutzen bringt die Genforschung? Was passiert in unseren Körperzellen? Fragen, denen sich nicht nur das FIZ, sondern die ganze Science City stellt. Den akademischen Elfenbeinturm findet man hier nicht. Dafür Netzwerke über Institutsgrenzen hinweg, den engen Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Wissenschaft unter internationalen Top-Bedingungen.

Die Goethe-Universität  Die Naturwissenschaften konzen­ trieren sich seit 2002 auf dem Riedberg. Auch die Fachbereiche Informatik und Mathematik werden bis 2014 noch kommen, die Studie­ rendenzahl auf 8000 steigen. Das Land Hessen investiert über 500 Millionen Euro

„Die Science City ist wie ein naturwissenschaftlicher Think Tank, in dem sowohl extrem theoretisch

als auch extrem praxisorientiert gearbeitet wird. Das FIZ bietet ideale Möglichkeiten für Gründer“, sagt Theodor Dingermann. Er setzt auf Anbindung an die Wirtschaftswelt. Seine besonders berufsorientierte Lehre honorierte auch das Magazin „Unicum Beruf“, das ihn 2009 zum Professor des Jahres in der Kategorie „Naturwissenschaften/Medizin“ kürte. Studenten auf dem Riedberg profitieren vom herausragenden akademischen Personal wie von der lockeren Campus-Atmosphäre. Der sonnendurchflutete Innenhof des Biozentrums ist ein beliebter Treffpunkt. Ebenso die neue, in kräftigen Grün- und Orangetönen gehaltene Mensa „Pi mal Gaumen“. Hier stärken sich gelegentlich auch Forschende des nahen MPI für Biophysik. Wenn sie nicht gerade Membranproteine analysieren. Diese ganz besonderen Eiweiße werden in dem Max-Planck-Institut auf Weltklasseniveau er-

forscht. Institutsdirektor Hartmut Michel erhielt 1988 den Chemie-Nobelpreis für die erste Struktur­ bestimmung eines Membranproteins. In unseren Zellen steuern die Membranproteine Prozesse wie Atmung, Nahrungs- und Arzneimittelaufnahme. „Gerade für die Medizin sind sie extrem wichtig.“ Professor Michel wirkt auf eine ruhige Art begeistert, wenn er über sein Lebensthema spricht. Und er ist stolz auf die Bedingungen, die ihm der Standort am Riedberg bietet. „Die Entwicklung der Science City ist außerordentlich positiv.“ Michel ist auch Mitglied im Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) intensiv fördert. Das Gemeinschaftsprojekt von MPI und Goethe-Universität beschäftigt sich ebenfalls mit den lebenswichtigen Zellprozessen und bezieht noch 2010 einen Neubau auf dem Riedberg. Und im Keller des MPI für Realer „Traum-Campus“ Theodor Dingermann und seine Studenten schätzen die Möglichkei­ ten der Science City. Perspektiven, die Daniela Steinberger während ihres Studiums noch vermisste. Dafür reüssiert sie jetzt auf dem Riedberg als Unternehmerin

26    27

FRM 01 I  10

Biophysik steht seit Februar eine „europaweit einmalige Anlage. Mit dem Core Center können wir Membranproteine deutlich genauer untersuchen als bisher.“ Vor allem dank der zentralen Kris­ tallisationsanlage. Hinter unscheinbaren Metallkästen kann Hightech vom Feinsten bereits ein milliardstel Liter Proteinlösung kristallisieren. Als Kristalle lassen sich Membranproteine wesentlich besser untersuchen. Die Anlage schafft 1000 Kristallisationsprozesse in 80 Minuten‚ per Hand brauchte man 53 Stunden. Technik, die auch Studierende der Goethe-Universität nutzen. „Wenn

//

Exzellenz

Internationale Teamarbeit  Hao Xie aus Tianjin in China forscht als Doktorand an der Kristallisations­ anlage des Max-Planck-Instituts für Biophysik. Betreut wird das HightechInstrumentarium von seiner deut­ schen Kollegin Yvonne Thielmann

28    29

FRM 01 I  10

Der Nobelpreisträger  Hartmut Michel analysiert als Direktor am Max-Planck-Institut für Biophysik Membranproteine. Ihre Struktur ist außerordentlich komplex, die Bedeu­ tung für die menschlichen Körper­ funktionen immens

//

Exzellenz

Science City im Überblick

FIZ

FIAS MPI für Biophysik

Studierendenwohnheim

Physik

Biozentrum

Geowissenschaften

jemand ein wissenschaftliches Problem hat, findet er in der Science City schnell Hilfe.“ Michel schätzt die kurzen Wege – und er bringt sich beim FIAS und beim FIZ als wissenschaftlicher Beirat ein. „Wer ins FIZ will, muss ein wirtschaftlich wie wissenschaftlich tragfähiges Konzept vorlegen. Unser Beirat aus Natur- und Wirtschaftswissenschaftlern prüft die Substanz der Geschäftsideen.“ Initiiert hat den Beirat Dr. Christian Garbe. Als der hünenhafte Agrarökonom 2002 von den Gesell-

Das FIZ  Gesellschafter der FIZ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie GmbH sind das Land Hessen, die Stadt Frankfurt und die IHK Frank­ furt. 13 Unternehmen konnten im FIZ angesiedelt werden – vom Start-up bis zum Mittelständler

schaftern der FIZ GmbH zum Geschäftsführer berufen wurde, stand das Domizil des Innovationszentrums noch nicht einmal. Heute genügen wenige Schritte aus Garbes Büro und schon blickt man in einen weitläufigen Innenhof, den zehn Gebäudemodule umschließen. 300 Menschen arbeiten hier, die Büro- und Laborräume sind zu hundert Prozent ausgelastet „Wir sind hochzufrieden, auch weil wir hier noch keine Insolvenz hatten“, sagt Christian Garbe. Ausgewählt werden die Unternehmen nach drei Indikationsgebieten: Entzündungserkrankungen, Erkrankungen des Zentralen Nervensystems und Proteinforschung. So entstehen Synergieeffekte innerhalb und außerhalb des FIZ. Das reizte auch die Merz Pharma. Der Mittelständler ist weltweit führend in der DemenzForschung, hat mit Memantine das erste Medikament zur Behandlung fortgeschrittener AlzheimerStadien entwickelt. Seit 2006 hat Merz seine präklinische Forschung nach und nach ins FIZ verlagert. 120 Mitarbeiter sind heute am Standort Riedberg tätig. Sie werden auch vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung profitieren, das seine Türen 2012 auf dem Riedberg öffnet. Wie schnell sich hier die Dinge entwickeln, weiß Daniela Steinberger. Vor ein paar Jahren kurvte

die Professorin und Fachärztin für Humangenetik noch mit dem Mountainbike an der Großbaustelle Riedberg vorbei. Jetzt sitzt sie in ihrem Büro im Erdgeschoss des FIZ-Gebäudes und spricht über die Zukunft der Genforschung. Als Geschäftsführerin der bio.logis GmbH bieten Steinberger und ihre 24 Mitarbeiter Medizinern kostengünstige und schnelle Analysen von Genproben. So erhalten die Ärzte und ihre Patienten bessere Entscheidungsmöglichkeiten, etwa bei der Behandlung von Diabetes und Mukoviszidose. In den nächsten Monaten will bio.logis seinen Service Privatkunden direkt anbieten. Erst im August 2009 ist die Firma ins FIZ eingezogen, zuvor wurde Steinberger

30    31

FRM 01 I  10

Der Wirtschaftsexperte  Christian Garbe ist der Hausherr im Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie. Im FIZ können sich die Unternehmen unterschied­ licher Größe austauschen. Auch im Innenhof, den eine DoppelhelixSkulptur ziert

//

Exzellenz

intensiv von Christian Garbe und seinem Team beraten. Daniela Steinberger schwärmt von dem „inspirierenden Umfeld“, das FIZ und Science City bieten. „Hier ist Realität geworden, was ich mir zu meiner Studienzeit als Traum-Campus vorgestellt habe.“ Die Studentinnen und Studenten der Frankfurt International Graduate School for Science müssen

es unser Gehirn schafft, Myriaden von Informationen und Signalen zu verarbeiten. Es geht um nicht

Der Hirnforscher  Wolf Singer ist Gründungsdirektor des FIAS auf dem Riedberg. In dessen Nachbarschaft befindet sich auch das Max-Planck-Institut für Biophysik (rechtes Bild)

weniger als die Frage, wie unsere Gefühle und Gedanken entstehen. „Wir haben grundsätzlich in den Naturwissenschaften enormes Detailwissen angesammelt. Wir müssen aber nicht zuletzt in der Erforschung des Gehirns komplexe mathematische Verfahren anwenden, um in den riesigen Datensätzen überhaupt noch Muster zu finden.“ Die FIAS-Wissenschaftler helfen sich mit Rechnerleistung und nutzen bei ihrer interdisziplinären Arbeit auch das Können der ebenfalls im Institut

nicht mehr träumen. Im leuchtend roten, von der Stiftung Giersch finanzierten Bau des FIAS reflek-

ansässigen Computerwissenschaftler. „Die extrem datennahe Beschäftigung mit biologischen Sys-

tieren sie gemeinsam mit hochkarätigen Dozenten über Fragestellungen von Biologie, Chemie, Neuro­ wissenschaften und Physik. Für jeden der derzeit 43 Doktoranden ist jeweils ein Wissenschaftler von FIAS und Goethe-Universität zuständig. „Die Nachwuchsförderung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit“, sagt FIAS-Gründungsdirektor Wolf Singer. In seinem Büro im alten MaxPlanck-Institut für Hirnforschung am Mainufer stapelt sich die Fachliteratur. Ein klassisches Gelehrtenzimmer. Aber Professor Singer ist Avantgarde, treibt auch mit dem FIAS die Hirnforschung zu neuen Höhen. In dem innovativen Institut will er mit System-Neurowissenschaft ergründen, wie

32    33

FRM 01 I  10

Das FIAS  Das Frankfurt Institute for Advanced Studies widmet sich den theore­ tischen Naturwissenschaften mit sorgsam ausgesuchten Lehrenden und Studierenden. Als halbuniversi­ täre Einrichtung wird es wesentlich durch Sponsoren gefördert

temen ist in meinen Augen ein weltweites Alleinstellungsmerkmal des FIAS“, betont Singer – und hofft, dass der hohe Standard gehalten werden kann. Bereits 2003 als Stiftung von der GoetheUniversität gegründet, finanziert sich das FIAS nach wie vor in einem hohem Maß durch die Unterstützung privater Gönner. Doch Singer ist guter Dinge, was den Standort Frankfurt anbelangt: „Die großzügige, private Förderung der Wissenschaft hat hier Tradition. Ich kann mir auch vor diesem Hintergrund keinen besseren Ort als Frankfurt für das FIAS vorstellen.“

\\

// FRM News

NEWS

A380 im Anflug

Erster Riesenflieger der Lufthansa heiSSt „Frankfurt am Main“ Wenn Lufthansa-Flug LH2010 am 6. Juni abhebt, ist das für den Frankfurter Flughafen eine große Ehre: Der erste Airbus A380 im Dienst der Lufthansa startet zu seinem Jungfern­flug. Benannt ist der A380 nach der Stadt Frankfurt am Main. An Bord des größten

Pocket-Guide

Passagierflugzeugs reisen an diesem Tag prominente Passagiere: Die

für FrankfurtRheinMain

deutsche Fußball-Nationalelf fliegt mit dem neuen Flaggschiff der Lufthansa zur Weltmeisterschaft nach Südafrika. Damit der

2010

RestauRants, ausFlüge, events und MehR

Linien­betrieb des A380 am Frankfurter Flughafen im Juni reipicture-alliance/dpa

Sommer

bungslos starten kann, fand im April die Generalprobe statt. Zum dritten Mal nach 2005 und 2007 landete ein A-380-Prototyp aus Toulouse zu umfangreichen Tests auf dem Airport. Andocken am Gate, Beladen, Entladen, Reinigen, Betanken, Enteisen, Warten: der Flughafenbetreiber Fraport und die Lufthansa spielten die

Polieren für die Premiere   Der erste Airbus A380 der Lufthansa hat den Namen „Frankfurt am Main“

Feinheiten der Abfertigung am Boden im Detail durch – mit Ergerüstet: „Der Super-Airbus kann kommen.“ 

www.fraport.de; http://a380.lufthansa.com Fotos:

Lufthansa

folg. Fraport-Chef Stefan Schulte sieht den Flughafen bestens

1

Frankfurt in der Weltspitze Mainmetropole hat hohe Lebensqualität

picture-alliance/Wolfram Steinberg

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

Business und Lebensqualität  Die Skyline spiegelt sich im Main

34    35

FRM 01 I  10

Paris Berlin Toronto Frankfurt Tokyo London Zürich München New York Los Angeles

Viele sehen Frankfurt am Main zuerst als dynamisches Finanzzentrum. Doch die Stadt hat mehr zu bieten – vor allem ausgezeichnete Lebensqualität. Wie konkurrenzfähig die Mainmetropole weltweit ist, unterstreicht der aktuelle „Wealth Report 2010“, den die internationale Immobilienberatung Knight Frank und die Citi Private Bank in diesem Jahr zum vierten Mal veröffentlicht haben. Unter den Städten mit hohem Lebensstandard belegt Frankfurt wie bereits im vergangenen Jahr den vierten Platz – direkt hinter den Metropolen Paris, Berlin und Toronto und vor den Weltstädten New York, London und Tokio. Auch im internationalen Vergleich der 40 wichtigsten Städte schneidet Frankfurt beachtlich ab. In dem Ranking, das die zusätzlichen Faktoren Wirtschaftaktivität, politisches Gewicht sowie Wissen und Einfluss berücksichtigt, liegt Frankfurt als zweitbeste deutsche Stadt erneut auf Platz 15. Nur Berlin ist mit Rang acht besser plaziert.

www.knightfrank.co.uk

Für die After-Work-Logistik! Mit vielen Empfehlungen und Infos

//

Entdeckungen

NATUR

Limes Limes-Rhain  oute

oo  Opel-Z g er Kronb

Im regionalpark RheinMain

Ein Rendezvouz mit Natur und Kultur: Ob Naturschutzgebiete, historische Stätten oder Kunstwerke – ein Netz von Wegen lädt ein, die vielfältige Landschaft zu Fuß oder auf dem Rad zu entdecken

llee   itzky-A El Liss albach w Sch

Hohe S

traße

spark  Schlos heim n Rumpe

Niddap Praunh ark  eim

park  Wetter ch a b n Offe

Von Oliver Sefrin

Bansa Neu-Is park  enburg

aum  Eisenb im e Flörsh Stange npyra Dreieic mide h

Naturs biet M chutzgeönchb ruch

ark  Burgp urg sb v a t s u G

36    37

FRM 01 I  10

  alpark Region oute r t p u a H

Andrey Tiyk/Shutterstock

Rheing au

Der Regionalpark   RheinMain Die „grüne Oase“ der Region umfasst ein Wegenetz von mehr als 400 Kilometern. Die Hauptroute wird im Frühjahr 2011 abgeschlossen und führt über 190 Kilometer durch den Ballungsraum

//

Entdeckungen 8 Stangenpyramide

Regionalpark Ballungsraum RheinMain GmbH (6)

Zoonar.com/Michael Moxter

1 Hohe Straße 6 Schlosspark Rumpenheim

7 El Lissitzky-Allee 3 Niddapark

picture-alliance/dpa

>

2) Wetterpark/Offenbach In der Stadt des „Deutschen Wetterdienstes” erklärt der Park verschiedene Aspekte des Wetters wissenschaftlich fundiert und erlebnisorientiert.

Die sanften Hügel von Taunus, Vogelsberg und Spessart erstrecken sich am Horizont.

Ringsum liegen die Wiesen und Felder der Wetterau und des Main-Kinzig-Kreises;

Kirchenglocken läuten im Dorf. Sie vermischen sich mit Vogelstimmen und dem Rauschen des Windes. Der Ausflug ins Grüne wird an diesem Frühlingstag zur Reise in die Vergangenheit – und

4 Limeshain/Limes-Route 2 Wetterpark

führt zurück bis in die Steinzeit. Damals war die Regionalparkroute Hohe Straße, im Nordosten von FrankfurtRheinMain gelegen, Teil der historischen „Via Regia“ von Santiago de Compostela nach Kiew und eine bedeutende Handelsstraße. Im frühen Mittelalter diente der südhessische Höhenweg als wichtige Verbindung zwischen den geistigen und politischen Zentren Mainz, Fulda und Erfurt. Er war Haupthandelsweg zwischen den Messestädten Frankfurt am Main und Leipzig und hatte eine militärische Bedeutung, etwa im Dreißigjährigen Krieg. Jetzt ist die geschichtsträchtige Straße als Rad- und Fußweg wiederbelebt – und zählt seit 2004

zu einer der Routen des Regionalparks RheinMain. Auf den rund 23 Kilometern der Hohen Straße begegnen Radfahrer und Spaziergänger 14 Stationen, die Einblicke in ihre Geschichte geben: Leseecken am Wegesrand erinnern an das Buch als wichtige Ware zwischen Frankfurt und Leipzig, Stehlen aus Stahl, die den auf Waren verzeichneten Strichcode symbolisieren, verweisen auf die früher transportierten Handelsgüter. Der Wartbaum, eine um 1600 gepflanzte Linde, stammt noch aus der Zeit der großen Truppenaufmärsche zur Befreiung Frankfurts und Hanaus. Ein Gefühl von

Landesgartenschau Bad Nauheim

5 Bansapark

163 Tage lang ist die Kurstadt Bad Nauheim in der Wetterau in diesem Jahr Gastgeber der 4. Hessischen Landesgartenschau (24. April bis 3. Oktober). Berühmt als Stadt der Rosen und seit 1990 mit eigenem Spezialmuseum für die Königin der Blumen, feiert Bad Nauheim Hessens größtes Gartenfestival 2010. Zentrale Schauplätze für die traumhaften Gärten liegen mitten im Herzen der Stadt: der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts von Heinrich Siesmayer geplante Kurpark und der neugestaltete Goldsteinpark.

Weite und Freiheit kommt auf, wenn man auf einer der drei großen Schaukeln oder einem der Rastplätze entlang der Strecke die Fernsicht genießt. Und wenn durch die Baumallee der „Kleinen Loh“ der Blick auf die Frankfurter Skyline mit dem Messeturm und den Bankenhochhäusern fällt, ist die pulsierende Großstadt zum Greifen nahe. Auf der Hohen Straße zeigt sich ein visueller Dialog zwischen Stadt und Land, wie ihn der Regionalpark an verschiedenen Orten bietet. Unter dem Motto „Der Landschaft einen Sinn – den Sinnen eine Landschaft“ umfasst das ambiti-

onierte Regionalpark-Projekt derzeit mehr als 400 Kilometer Regionalparkroute und nahezu 200 Einzelprojekte wie Parks und Naturschutzgebiete, Kunstwerke, Aussichtspunkte oder Spielplätze. Von den Hängen des Taunus im Norden bis zum Naturschutzgebiet Mönchbruch im Süden, vom Rheingau im Westen und bis zu dem Staatspark Wilhelmsbad bei Hanau im Osten: Zwischen Frankfurt am Main, Offenbach, Wiesbaden sowie den Landkreisen Wetterau, Main-Kinzig, Offenbach, Groß-Gerau, Main-Taunus, Rheingau-Taunus und Hochtaunus hat sich in 15 Jahren ein Netz von landschaftlich

38    39

FRM 01 I  10

1) Hohe Straße Früher wichtige Handelsroute der historischen Via Regia. Heute 23 Kilometer langer Rad- und Fußweg mit Leseecken, Schaukeln und Aussichtspunkten.

3) Niddapark/Praunheim Mit seinen Wiesen, kleinen Wäldchen, Spiel- und Sportplätzen auf 168 Hektar ist er der größte und beliebteste Park der Stadt Frankfurt am Main. 4) Limeshain/Limes-Route Die Route auf den Spuren des römischen Limes verbindet den Regionalpark-Abschnitt Hohe Straße mit dem Vulkan-Radweg. 5) Bansapark/Neu-Isenburg Im 18. Jahrhundert Landsitz der Frankfurter Bankiersfamilie Bansa. Heute ist der Park eine barocke Gartenanlage mit Teich und Skulpturen. 6) Schlosspark/Rumpenheim Das Schloss am Ufer des Mains ist Wahrzeichen des Offenbacher Stadtteils Rumpenheim und verfügt über eine weitläufige Parklandschaft. 7) El Lissitzky-Allee/  Schwalbach Begehbare Stelenskulptur des Darmstädter Künstlers Gerhard Schweizer mit einem Zitat des russischen Konstruktivisten El Lissitzky (1890–1941). 8) Stangenpyramide/  Dreieich Markantes und begehbares Kunstwerk aus 450 Holzstelen in Pyramidenform. Zugleich Aussichtpunkt mit Blick auf Frankfurt und den Taunus.

//

Entdeckungen

1 Eisenbaum

7 Kleine Loh

reizvollen Wegen und Anlagen entwickelt. Es besteht aus einer im nächsten Jahr vollendeten Hauptstrecke und weiteren Teilabschnitten, die verbunden sind mit bereits bestehenden regionalen

2 Burgpark

und überregionalen Rad- und Wanderwegen. „Die Menschen die Landschaft erleben lassen“, beschreibt Lorenz Rautenstrauch, Geschäftsführer der 2005 gegründeten und für die übergreifende Planung verantwortlichen Dachgesellschaft Regionalpark Ballungsraum RheinMain GmbH, die Kern­ idee der Initiative. Dynamisch, schnell, wirtschaftlich stark – als Bankenzentrum mit dem Flughafen als internationalem Drehkreuz: So werde FrankfurtRheinMain oft und zuallererst gesehen, sagt Rautenstrauch. Wirtschaftsmacht ohne Landschaftspracht? Der Regionalpark zeigt eine andere starke Seite: Er will die gemeinsame Identität fördern und Bewusstsein wecken für die „grünen Oasen“ im Landschaftsbild. Helfen sollen dabei künftig auch Gästeführer, die auf Wunsch Besucher bei Regionalparktouren begleiten und den Blick auf die naturkundlichen, kulturellen und historiOpel-Zoo Kronberg

schen Sehenswürdigkeiten lenken. „Es lohnt sich, die Ästhetik einer Stadtkulturlandschaft zu ent-

Regionalpark Ballungsraum RheinMain GmbH (6)

3 Opel-Zoo

decken, die in dieser Kombination etwas ganz Besonderes ist und auch von ihren Gegensätzen lebt“, sagt Rautenstrauch. Der Regionalpark – ein Spiegelbild für die Vielfalt der Region: Auf den Höhen der Flörsheimer

Schweiz, des artenreichen Naturschutzgebiets im Westen des Regionalparks, steht ein Baum, der Besuchern dazu seine eigene Geschichte erzählt. Der Eisenbaum aus 38 Tonnen Stahl und 18 Meter hoch bis zur Kronspitze soll zum Nachdenken anregen über das Verhältnis von künstlich-technischer und natürlich-lebendiger Gestaltung. Wer die 46 Stufen bis zur Aussichtsplattform hinaufsteigt, kann nicht nur die Aussicht auf die Gebirgszüge von Taunus und Odenwald und die Frankfurter Wolkenkratzer-Kulisse genießen. Oben angekommen, erzählt der Eisenbaum – ausgestattet mit einer aus Solarzellen betriebenen Ton- und Klanginstallation –, warum er anders ist als seine natürlichen Geschwister und wie ihn Techniker und Ingenieure errichtet haben. Flörsheim gehört zusammen mit Hattersheim und Hochheim zu den Mainstädten, wo 1995 die Idee des Regionalparks als Pilotprojekt Gestalt annahm. Heute sind das Hattersheimer Rosarium mit 6500 blühenden

4 Naturschutzgebiet Mönchbruch

Rosen, der Flörsheimer Eisenbaum und der Abenteuer-Spielpark in Hochheim gute Ausgangspunkte

6 Bad Homburg

für Entdeckungstouren in den südlichen und südöstlichen Teil des Regionalparks. Eine sehenswerte Station auf dieser mit dem roten Regionalpark-Pfeil beschilderten Route ist die Mainspitze. Wer die befestigte Landzunge am Zusammenfluss von Main und Rhein besucht, wird mit einem schönen Blick auf Mainz und die Türme des Doms belohnt. Von hier aus nicht weit entfernt sind das Naturschutzgebiet Mönchbruch, Hessens zweitgrößtes zusammenhängendes Naturschutzgebiet, und der Langener Waldsee. Mit 80 Hektar ist er der größte Badesee der Region. Ein weitere spektakuläre Blickachse, allerdings auf die Frankfurter Skyline, eröffnet die Stangenpyramide in Dreieich, ein begehbares Kunstwerk aus 450 Holzstelen. Alle diese Stationen sollen zusammen mit weiteren Abschnitten im Frühjahr 2011 die komplett

5 Rheingau

ausgeschilderte Hauptroute durch den gesamten Regionalpark RheinMain bilden, die 35 Städte und Gemeinden entlang der Strecke einschließt. Auf dem Parcours lässt sich dann eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft erleben – auf 190 Kilometern.

40    41

FRM 01 I  10

www.regionalpark-rheinmain.de

1) Eisenbaum/Flörsheim 18 Meter hoher Baum aus 38 Tonnen Stahl. Auf seiner Aussichtsplattform ist eine Ton- und Klanganlage installiert. 2) Burgpark/Gustavsburg Ehemalige Burg des schwedischen Königs Gustav Adolf. Sie wurde 1632 im Vorfeld der von Schweden besetzten Stadt Mainz errichtet. 3) Opel-Zoo/Kronberg Tierpark im Taunus. Zu den besonderen Attraktionen gehören das Schauhaus und die Freian­ lage für die einzigen Elefanten in einem Zoo in Hessen. 4) Naturschutzgebiet Mönchbruch Hessens zweitgrößtes zusammenhängendes Naturschutz­ gebiet und Lebensraum vieler seltener Tiere und Pflanzen. 5) Rheingau Ausflugsziel im westlichen Rhein-Main-Gebiet. Weltberühmt für seine Weißweine. 6) Bad Homburg Der Taunengrundweg bei Bad Homburg zählt zur Hauptroute des Parks. Bänke und ein Pavillon dienen als Rastplätze. 7) Kleine Loh Auf der Hohen Straße wird die Frankfurter Skyline eingerahmt durch die Baumallee der Kleinen Loh.

//

Menschen

GEODATEN 1

50°06'35.4 4"N 08°37'52.87"E

F

MAECKLER

WARUM ZUKUNFT Vergangenheit braucht Ein FRM-Gespräch mit Architekt Christoph Mäckler über Stadtarchitektur > Herr Mäckler, Sie haben vor 30 Jahren Ihr Büro in Frank-

Das ist wunderbar. Das ist das neue Image der Stadt. Wenn Sie

furt eröffnet. Wie hat sich das Stadtbild seitdem verändert?

auf der Alten Brücke stehen, sehen Sie die alten Türme vor den

Sehr zum Positiven. Es gibt Orte, die man gerne aufsucht. Man

neuen Türmen. Früher waren es die Alte Nikolaikirche, der

hat sich dieser Orte angenommen und sie in vielen Bereichen zu

Dom, die Paulskirche und die Leonhardskirche, die das Zentrum

einer hohen Qualität gebracht.

der Stadt bestimmten. Im 19. Jahrhundert waren es dann die Rathaustürme, der sogenannte „Lange Franz“ und der „Kleine

> Was ist denn so ein Ort, der Ihnen gut gefällt?

Cohn“, die leider nicht wiederaufgebaut wurden nach dem

Die Alte Brücke. Sie ist der Entstehungsort der Stadt Frankfurt.

Krieg. Und heute sind es eben die großen Verwaltungsgebäude

Sie war der zentrale Verkehrsweg. Der ganze europäische Waren­

der Banken und Versicherungen. An den Türmen kann man sehr

verkehr ging über diese Brücke. Die Alte Brücke hat Wirtschaft

schön die gesellschaftliche Entwicklung ablesen. Ein Kollege

und Politik nach Frankfurt gebracht, die Stadt als Handelsstadt,

nannte das einmal eine „wilde Ehe“ zwischen den alten und den

Messestadt und Freie Reichsstadt etabliert. Sie hatte damals eine

neuen Türmen. Das ist einmalig, das finden Sie nirgendwo, nicht

Funktion wie heute der Flughafen. Wir bringen sie jetzt in Ord­

in Mailand, nicht in Paris, nicht in London. Das gibt es tatsäch­

nung. Wir müssen diese Orte pflegen, weil die Stadt auch von

lich nur in Frankfurt.

ihrer Geschichte und von ihrer Tradition lebt. Das wurde über Jahrzehnte vernachlässigt, wird aber mittlerweile von der Gesell­

> Sie haben mit dem gerade fertiggestellten Opernturm

schaft eingefordert.

auch Ihren Beitrag zur Skyline geleistet. Welchem ästhetischen Gestaltungsprinzip sind Sie dabei gefolgt?

42    43

FRM 01 I  10

> Die bedeutendste Veränderung in den vergangenen 30

Es sind ja mittlerweile zwei Türme, und der dritte, der Tower 185,

Jahren war die Entstehung der innerstädtischen Skyline.

ist im Entstehen. Das alte Selmi-Hochhaus war der erste Turm,

Wie sehen Sie diese Entwicklung?

dem wir mit einer Glas-Aluminium-Fassade ein neues Aussehen

//

Menschen Prof. Christoph H. Mäckler Der Architekt und Städtebauer, Jahrgang 1951, hat in den vergangenen Jahren das „Gesicht“ von Frankfurt maßgeblich geprägt. Zu seinen Ar­beiten gehören u. a. der Neue Portikus und der vielbeachtete Opernturm. Zurzeit realisiert er den Tower 185 neben dem Messegelände.

gegeben haben. Der zweite Turm ist der Opernturm, der mit Stein verkleidet ist. Ich glaube, die positive Resonanz auf den Opernturm und die vergleichsweise geringe Resonanz, die das alte Selmi-Hochhaus erfahren hat, zeigt sehr deutlich, dass wir in der Architektur anfangen müssen, anders zu denken. Wir sind am Ende der Moderne angelangt. Es musste etwas Neues kommen. Der Opernturm hat eine große Selbstverständlichkeit. Interessant ist, dass diese Zustimmung entsteht, obwohl er in keiner Weise der Architektur entspricht, wie sie heute weltweit verkauft wird. Es ist eben keine Look-at-me-Architecture, es ist eben nicht ein zerbeultes, zerknittertes oder gefaltetes Fassaden­ werk. Ich bin sicher, dass sich die Architektur verändern wird. Und zwar nicht, weil wir Architekten das wollen, nicht weil der Herr Mäckler das will, sondern weil die Gesellschaft das will. Die Gesellschaft bäumt sich auf gegen zu viele Kunstwerke. Sie will einfach mehr Bauwerke. > Welche Rolle spielt die Höhe bei Hochhäusern? Die Höhe spielt überhaupt keine Rolle, die Höhe ist nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Lediglich der Standort spielt eine Rolle. Das heißt, Hochhäuser sollten nicht in Wohnvierteln stehen, sondern vor allem einen vernünftigen Verkehrsanschluss haben. Deswegen wäre so ein Hochhaus, wie es einmal südlich des Hauptbahnhofes entstehen sollte, eigentlich sehr ideal gewesen. Zentrale Lage, per­ fekter Verkehrsanschluss und kaum Wohnraum in der Umgebung. Dieses Haus hätte so hoch sein können, wie es wollte. > Es wird viel gebaut in Frankfurt, neue Viertel entstehen, und es wird auch darüber nachgedacht, wie die historische Innenstadt wiederaufgebaut werden könnte. Wie sollte sie denn Ihrer Meinung nach aussehen? Das Wichtigste ist: Es muss eine ganz normale Innenstadt sein. Es darf nichts Künstliches dort entstehen. Es muss sich vernetzen mit der Umgebung, mit der Braubachstraße, dem Main, dem Dom, dem Römer. Man muss die Geschichte des Ortes aufgreifen, da­ mit auch den Stadt- und den Platzraum wieder deutlich machen, wie er vor dem Krieg bestanden hat. Und das auf dem Weg vom

44    45

FRM 01 I  10

//

Menschen

Wir sind am Ende der Moderne angelangt. Die Gesellschaft bäumt sich auf gegen zu viel Look-at-me Architecture. Sie will einfach mehr Bauwerke. Die Architektur wird sich verändern.

Dom zum Römer, also entlang des Krönungsweges. Und dann

Frankfurt vorgelagert sind, aber ihre eigene Wirtschaft und ihre

geht es darum, Wohnhäuser zu errichten, die einer Gestaltungs­

eigenen kulturellen Zentren haben. Das bringt Konkurrenz ins

satzung entsprechen, wie sie die Stadt Frankfurt beschlossen

Geschäft und führt dazu, dass wir eine sehr hohe Qualität auf

hat. Es soll nichts Aufgeregtes, Extravagantes dort entstehen,

den verschiedensten Gebieten haben.

sondern eine sehr selbstverständliche Architektur, die aus ihrer Materialität, aus ihrer Proportion, aus ihrer Farbigkeit, aus ihrem

> Sie glauben also, dass FrankfurtRheinMain sich mit Städ-

Detail heraus lebt. Wir sollten nicht versuchen, dort wieder eine

ten wie London oder Paris messen kann?

Ansammlung von Kunstwerken aufzustellen.

Ja, natürlich. Nehmen Sie einen Banken-Arbeitsplatz in London und einen in Frankfurt. Sie zahlen in London in einem Bürohaus

> Welche Rolle spielen Städte wie Wiesbaden, Darmstadt,

ein Vielfaches an Miete von dem, was sie hier zahlen. Wir können

Offenbach oder Eschborn in der urbanen Metropolregion

Arbeitsplätze anbieten, die günstig und schnell erreichbar sind.

FrankfurtRheinMain?

Wir sind mit dem Fughafen und dem Hauptbahnhof international

Eine wichtige. Es sind kleine Persönlichkeiten, die ähnlich wie

gut vernetzt und sind damit sehr viel flexibler als in London.

im Zusammenhalt der Bundesrepublik Deutschland sozusagen in einer Föderation existieren. Das Interessante dabei ist, dass sie

> Letzte Frage: Sie haben vor 30 Jahren hier angefangen.

alle ihre Eigenheiten, alle ihren Charakter haben und damit zur

Wie wird Frankfurt in 30 Jahren aussehen?

Vielfalt der Region beitragen.

Es wird sicherlich aufgrund der genannten Vorteile eine weitere Konzentration von Wirtschaftsunternehmen geben und dadurch

> Und die eher peripheren, ja auch ländlichen Regionen wie

mehr Hochhäuser; immer allerdings unter der Voraussetzung,

Taunus, Rheingau, Odenwald …

dass sich die wirtschaftliche Entwicklung so fortsetzt. Ich bin

… sind ganz wichtige Gebiete, obwohl wir aufpassen müssen, dass

auch sehr sicher, dass wir bis dahin viele öffentliche Plätze in

sie nicht weiter zersiedelt werden. Das passiert leider an den Rän­

ihrer Qualität verändert haben werden, weil die Gesellschaft das

dern Frankfurts. Wenn Sie zum Beispiel hochfahren auf den Feld­

fordert. Es geht ja nicht darum, immer etwas Neues zu gestalten,

berg, finden Sie auf der rechten Seite ein spiegelverglastes Büro­

sondern es geht darum, anzusetzen an der Geschichte der Stadt.

haus. Das passt nicht dorthin. Das hat dort nichts zu suchen. Das

Nach dem Krieg haben wir einfach nur nach vorne und nicht

gehört in die Stadt und nicht auf die grüne Wiese. Vor diesen Aus­

mehr zurückgeschaut. Heute wächst eine Generation heran, die

wüchsen müssen wir uns schützen, um die charaktervollen Eigen­

ihre Wurzeln sucht, und weil das so ist, bin ich sehr sicher, dass

heiten der unterschiedlichen Städte und Gemeinden zu erhalten.

wir die Stadt im Sinne ihrer Geschichte gestalten werden. Nehmen

> Wie ist FrankfurtRheinMain Ihrer Ansicht nach als poly-

Platzraum, an dem sich die Bevölkerung zusammenfindet, heute

zentrische Region international positioniert?

eine Katastrophe. Den Wohnraum, in dem sich die Familie zu­

Frankfurts Schlagkraft ist die Wirtschaft und die nicht dazu

sammenfindet, gestalten wir wie selbstverständlich. Im Stadt­

passende Größe. Wir leben in einer überschaubaren Stadt, die sie

raum treten solche Vernachlässigungen auf. Das kann nicht sein.

in gar nicht so sehr vielen Minuten durchqueren können. Versu­

Denn die Schönheit eines Ortes ist eine Qualität, die auch eine

chen Sie das mal in London, Sie laufen Stunden. Das ist hier anders.

Lebens- und Arbeitsplatzqualität ist.

\\

Unser Ballungsraum besteht daraus, dass wir eine relativ kleine Großstadt haben und darüber hinaus noch Städte und Orte, die

46    47

FRM 01 I  10

Das gespräch führte martin orth, Fotos: Tim Wegner

Dieter Schwer

Sie mal den Bahnhofsvorplatz. Der ist als öffentlicher Raum, als

Der Opernturm bei Nacht,  fotografiert von Bernd Schwer während der „Luminale“ 2010. Der Opernturm besteht aus einem Hochhaus mit 170 Metern Höhe und 42 Stockwerken. Er wird durch eine 18 Meter hohe Lobby erschlossen.

// Hochburg der Stiftungen Netzwerke

>

Engagement für die Bürgergesellschaft. eIN Top-Thema in FRM IEL K

von Matthias Bischoff

> _  50

> _  40

> _  30

> _  20 > _  10

1822-Stiftung Adolf Christ Stiftung Adolf Gutknecht-Stiftung Adolf und Emmy Schmoll-Stiftung Adolf- und Luisa Haeuser-Stiftung für Frankfurt am Main - Höchst Akademie der Arbeit in der Universität Albert und Barbara von Metzler-Stiftung Albig-Stiftung Alexander - Stiftung Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung Alfred und Angelika Gutermuth-Stiftung Alfred und Lore Nungesser-Stiftung Allgemeine Fürsorge-Stiftung Allgemeiner Almosenkasten Anna Ruths-Stiftung Anna Wenz-Bethanien-Stiftung Anneliese und Heinz Frisch-Stiftung Anneliese und Walter Christmann Stiftung Anni und Keyvan Dahesch-Stiftung (unterstützt Menschen mit schwerer Behinderung) Arche Zukunft-Stiftung Arno Burckhardt German Student Scholarship-Stiftung ArteMusica - Stiftung für Kunst und Kultur Arthur und Margarete Ebert-Stiftung Athlon Place Stiftung Ausbildungsstiftung Autorenstiftung Aventis Foundation Axel Benkner - DWS - Sozialstiftung Beilstein-Institut zur Förderung der Chemischen Wissenschaften Bernd-Rosenheim-Stiftung Berufshilfe Stiftung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt BHF-BANK-Stiftung Binding-Kulturstiftung BLEIB GESUND STIFTUNG Blindenbund in Hessen e.V. Stiftung Bruno H. Schubert-Stiftung Bundesliga-Stiftung Carl & Irene Scherrer Stiftung Carl Wilhelm Fück-Stiftung Caroline Hansellmann-Stiftung Chemotherapeutisches Forschungsinstitut Georg-Speyer-Haus Chor-Stiftung Philipp Reich Christen helfen Christian-Ludwig- und Franziska-Heister-Stiftung Christophorus-Haus-Stiftung Gesundheitszentren Clementine Kinderhospital Dr. Christ'sche Stiftung Crespo Foundation Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung zu Frankfurt am Main Dagmar-Westberg-Stiftung Dan Nacht-Stiftung Deutsche Annington Stiftung Deutsche Bank Stiftung Deutsche Filmkünstlernothilfe Deutsche Hautkrebs-Stiftung Deutsche Kinderturn-Stiftung Deutsche Krebsstiftung Deutsche Stiftung für Herzforschung Deutsche Stiftung Sklerodermie Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) Diakonie-Stiftung-Weißfrauen (Helene-Müller-Fonds) DMS-Stiftung Dr. Albert Hloch-Stiftung Dr. Annemarie Schlüter-Stiftung Dr. Annemarie Walter Stiftung Dr. Arthur Pfungst-Stiftung Dr. Beyer'sche Stiftung Dr. h.c. Hugo Zinsser-Stiftung Dr. H.u.M. Gundermann Stiftung Frankfurt Dr. Helmut Rothenberger - Tools for Life - Foundation Dr. Herbert Lürmann und Elisabeth Lürmann Stiftung Dr. Josef und Janina Haubenstock-Stiftung Dr. Marschner Stiftung Dr. Paul und Cilli Weill-Stiftung Dr. Senckenbergische Stiftung Dr. Walter und Luise Freundlich-Stiftung Dr. Wolfgang und Sigrid Berner-Stiftung Dr.- Ing. E.H. Hubert H.A. Sternberg-Stiftung Dres. Frederich-Rabbow-Stiftung DST - Noack'sche Michael August Schichtl-Stiftung Edmund Vey-Stiftung Elfriede und Hans Jürgen Walter-Stiftung für Tierschutz Elisabeth und Horst Weyrauch-Stiftung Ellinore und Herbert Vogel-Stiftung Else Kröner-Fresenius-Stiftung Eppensteiner Stiftung für Jugend- und Altenhilfe Erich-Becker-Stiftung - Eine Stiftung der Fraport AG zur Förderung von Wissenschaft und Forschung Einwohnern Evangelische Zukunftsstiftung Frankfurt am Main Evangelischer Almosenkasten Familie Bottling-Stiftung Familie Schambach-Stiftung Farben Jenisch-Stiftung FAZIT-STIFTUNG Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH

Warum genau Johann Christian Sencken-

Zweck der „besseren Gesundheits-Pflege hiesiger Ein-

berg am 15. November 1772 vom Baugerüst

wohner und Versorgung der armen Kranken“. Zunächst

des noch unvollendeten Bürgerhospitals stürzte, wird

dienten die Zinsen des 95 000 Gulden betragenden Stif-

wohl niemals ganz ermittelt werden. Als gesichert je-

tungskapitals dem Unterhalt des umgewidmeten Wohn-

doch darf gelten, dass die traurigen Lebensumstände des

hauses Senckenbergs, doch wurde das zentral gelegene

1707 geborenen Mediziners für seine Heimatstadt Frank-

Stiftshaus durch ein Gebäude mit Gartengelände am

furt ein Glücksfall waren: Dreimal war er verheiratet,

Stadtrand mit einem anatomischen Theater, einem che-

dreimal wurde er Witwer, und auch seine Kinder starben

mischen Laboratorium und einem botanischen Garten

im Säuglingsalter. In „Ermangelung ehelicher Leibes-

mit Gewächshaus ersetzt. So errichtete er der „Wissen-

Erben“ stiftete Senckenberg 1763 sein Vermögen zum

schaft einen Tempel“ und eröffnete zugleich dem zuvor

CK BE

LÜ RG BU

G UR NB

M HA

DE

OL

Stiftungen in Deutschland

17 372

R

E OV

N AN

H

Deutschland verzeichnete 2009 einen Zuwachs um sechs Prozent

R

E ST

N MÜ

Die Stiftungs-Hotspots Stiftungen je 100 000 Einwohner

Hessen ist das Flächenland mit der höchsten Stiftungsdichte

RT

AN FR H AC B FEN F O T TAD S RM DA

NN

N DE A B ES I W INZ A M

*) mit mehr als 100 000

48    49

FRM 01 I  10

71

Stiftungsdichte in Frankfurt

U KF

BO

Top 50 – Stiftungsdichte in Großstädten*  2. Frankfurt am Main 6. Mainz  10. Darmstadt  37. Wiesbaden  42. Offenbach

1564 Stiftungen in Hessen

U ST

T AR G T T

Frankfurt belegt im Städteranking Platz 2, hinter Würzburg. Bewertet wird die Anzahl der Stiftungen je 100 000 Einwohner

EN

CH

N MÜ

Die größten Stiftungen in FRM nach Vermögen  Else Kröner-Fresenius-Stiftung Bad Homburg 1 800 000 000 Euro  Gemeinnützige Hertie-Stiftung Frankfurt am Main 798 603 000 Euro  Software AG-Stiftung Darmstadt 689 000 000 Euro

//

Netzwerke

Ferdinand-Möller-Stiftung Fini Pfannes-Stiftung zur Förderung des hauswirtschaftlichen Fachbereiches Frankfurt School of Finance & Management Stiftung Frankfurter Bürger-Stiftung im Holzhausenschlößchen Frankfurter Bürgerhilfe - Stiftung der Frankfurter Sparkasse Frankfurter Handwerksstiftung Frankfurter Sportstiftung Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (Polytechnische Gesellschaft) Frankfurter Stiftung für deutsch-italienische Studien Frankfurter Stiftung für Gehörlose und Schwerhörige (vorm. Stiftung Taubstummenanstalt) Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder Franz Anton Gering-Stiftung Franz Herrlein Stiftung Frauen in Europa Freiherr Carl von Rothschild'sche Stiftung Carolinum Freiherrlich Wilhelm Carl von Rothschild'sche Stiftung für mildtätige Zwecke Friedrich Schorling Stiftung Friedrich und Birgitte Stummel Stiftung Fritz Bauer Institut Fritz und Elisabeth Kempf-Stiftung Fritz und Margot Faudi-Stiftung FTV 1860 - Stiftung Gabriel-Stiftung für Menschen mit Behindeurng Gabriele Lux Stiftung Gemeinnützige Hertie-Stiftung Georg und Marie Kalischer-Stiftung Gerald Asamoah Stiftung Gertrud & Ewald Herzog Stiftung Gertrud Funken - Rudolf Koch Stiftung Gertrud-Assmann-Stiftung Dr. Hoch's Stipendienfonds Gerty-Strohm-Stiftung Gontard & MetallBank Stiftung Gottfried Michelmann-Stiftung H. & E. Kleber-Stiftung Hahn-Hissinksche Frobenius-Stiftung Hans Reichardt-Stiftung Hans Strothoff-Stiftung Hans und Ilse Breuer Stiftung Hans Werner und Luise Kolb-Stiftung Harald-Genzmer-Stiftung Hauck & Aufhäuser Kulturstiftung hauser, furch & partner Stiftung Heinrich und Erna Schaufler-Stiftung Heinrich-Kraft-Stiftung Heinz und Gisela Friederichs Stiftung Helga Ravenstein-Stiftung Hella Lichau-Stiftung Helmut Mader Stiftung Henrich-Funke-Pschorr-Stiftung Henry und Emma Budge Stiftung Herbert Balzer-Stiftung Herbert und Hedwig Eckelmann-Stiftung Herbert-Quandt-Stiftung Hermann und Katharina Gassen-Stiftung Hermine Weidner Nachlaß-Stiftung Hessische MS-Stiftung Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) Heussenstamm-Stiftung Hilfe für die bedrohte Tierwelt - Förderstiftung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. Höchster Wohlfahrtsstiftung Holz'sche Stiftung für das Sarah-Herzog Memorial Hospital, Jerusalem HORIZONT-Stiftung Horst Kliemann Stiftung für Geschichte des Buchwesens Humanistische Stiftung IMPULS-Stiftung für den Maschinenbau, den Anlagenbau und die Informationstechnik Ina und Gustav Lenzewski-Stiftung Inge Breitan-Stiftung Inge und Rudi Jordan Stiftung Ingrid zu Solms-Stiftung Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Institute for Law and Finance Johann Wolfgang Goethe-Universität Isolde Johanna Nies-Stiftung J. Wilhelm Schreiber-Stiftung Jakob Moneta Stiftung Johanna Samel-Stiftung Johanna-Kirchner-Stiftung der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Frankfurt am Main e.V. Josef Popper-Nährpflicht-Stiftung Jubiläumsstiftung der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main Jubiläumsstiftung der Volksbank Höchst am Main eG Jugendfürsorge-Stiftung Jupp und Margot Abels-Stiftung Jürg Breuninger Stiftung Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler Jürgen und Krista Sarrazin-Stiftung Karg-Stiftung für Hochbegabtenförderung Karl Gerold-Stiftung Karl Leo Schneeweis-Stiftung Karl und Marie Schack-Stiftung Kinder der Welt Stiftung Kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main und Berlin Klaus Kanter Stiftung zur Förderung der meisterlichen Ausbildung und Qualifikation im Zahntechniker-Handwerk Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank Kurt und Irene Krüger-Stiftung Lebenshilfe Stiftung Frankfurt Leonhard Kalb'sche Stiftung Leopoldina Stiftung (vormals Harry Maximilian Buchberger-Stiftung zur Förderung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Universität Wroclaw e.V. Linnemann-Stiftung Lorenz Buchberger-Stiftung Louis Marburg'sche Familien - Stiftung Louise und Stephan von Guaita-Stiftung Ludwig Edinger-Stiftung Ludwig und Gustel Stein-Stiftung Ludwig-Börne-Stiftung Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung Luisa Haeuser-Frauen-Stiftung Lutherkirchenstiftung Frankfurt maecenia - Frankfurter Stiftung für Frauen in Wissenschaft und Kunst Manja und Ernst Mordhorst-Stiftung für Jung und Alt Margareta Hugelschaffner-Stiftung Margarete Hasse-Bek Vermächtnis-Stiftung Margarete und Herbert Puschmann-Stiftung Margarete und Peter Noss-Stiftung Markus-Stiftung

In Frankfurt kann man gut beobachten, wie Stiftungen in einer Stadtgesellschaft wirken können.

Roland Kaehlbrandt Stiftung Polytechnische Gesellschaft

Die 14 großen Stiftungen: Wofür sie sich engagieren 1

*1

Deutsche Bank Stiftung

// Bildung, Hilfe zur Selbsthilfe, Musik und Kunst 2

Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region

N DE BA S E WI INZ DT MA 71 STA 5 1 M 1 R DA 5 7

474 T R 27 FU NK BACH A FR FEN OF

// Wissenschaft, Kultur und Soziales, insbesondere Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege 3

1) Anzahl der Stiftungen

Peter Fuld Stiftung

// Erziehung und Ausbildung von Jugendlichen

Gemeinnützige Hertie-Stiftung

32]

ng [1

Stiftung Polytechnische Gesellschaft

Pestalozzi-Stiftung

// Ausbildung 14

Karg-Stiftung

// Hochbegabtenförderung

50    51

FRM 01 I  10

Erzie hu

[131]

ig Rel

h yc Ps

g olo

i

11 e[

9]

ma lsc hu

g/A usbild Bildu n

Architektur [6]

klu

ic ] tw 82 n g[ E n u sch For n [4] Friede

Gesu

ndhe

it [58

auf soziale Bereiche festgelegten Stiftungswesen ein

verschrieben, 53 der Bildung und Erziehung. Die älteste

neues Betätigungsfeld. Wie viele der großen historischen

Frankfurter Stiftung, das Hospital zum Heiligen Geist,

Stiftungen wirkt Senckenbergs Lebenswerk bis heute

geht auf das Jahr 1208 zurück; auch Stiftungen wie das

fort: „Meine Stiftung wird von hier aus gute Leute ma-

Weißfrauenstift oder St. Katharinen sind nahezu 800

chen, auch gute auswärtige herbeiführen und hiesige

Jahre alt. Die sechs großen „öffentlich-mildtätigen“ Stif-

zum Nacheifern bringen, mir zur Freude, da alles darauf

tungen Frankfurts, der Allgemeine Almosenkasten, das

abzielt, dass der Stadt in medicis wohl gedient werde.“

Hospital zum Heiligen Geist, das St. Katharinen- und Weißfrauenstift, die Stiftung Taubstummenanstalt, das

Gedenkstätte [2]

im

]

]

sh ng

He

]

44]

ion

[20

5]

s Soziale

Medien [13]

13

WOFÜR SIE STIFTEN

Sport [13]

k[

// Kulturprogramm, insbesondere für Kinder, Erforschung Frankfurter Stadt- und Bürgergeschichte, Denkmalschutz

]

Po liti

Frankfurter Bürgerstiftung

z [15

]

9 e[ ilf

]

atp fleg e[

] 67 r[ ltu ] Ku 48 [ nst Ku e [7] spfleg chaft Lands

12

]

// Naturschutz

ft [118

Stiftung Hilfe für die bedrohte Tierwelt

2]

11

Tiers chut

[16

7]

// Wissenschaft und Forschung, insbesondere Medizin, Kunst und Kultur

utz

[2

Stiftung Giersch

rsc h

1 ft [

10

atu

ng

// Förderung klinisch orientierter, biomedizinischer Forschung und Unterstützung medizinisch-humanitärer Hilfsprojekte

ha tsc Wir

Else Kröner-Fresenius-Stiftung

/N

igu

9

utz

nd

Stiftung Waisenhaus

// Kinder und Jugendliche ohne Eltern

ä st er rv

8

Um we lts ch

lke

// Alleinstehende und bedürftige Frauen

izin [

St. Katharinen- und Weißfrauenstift



7

scha Wissen

// Stärkung und Fortentwicklung des freiheitlichen Gemeinwesens

ung /

Herbert Quandt-Stiftung

Med

6

De nk

5

// Bildung, Wissenschaft, Technik, Kunst, Kultur, Pflege des kulturellen Erbes, Soziales, Karitatives, Humanitäres

tz [

4

// Neurowissenschaften, Europäische Integration, Erziehung zur Demokratie

5]

*) Stiftungszwecke Frankfurter Stiftungen; Mehrfachnennungen möglich

Das Beispiel Johann Christian Senckenbergs zeigt, wie

Wiesenhüttenstift und die Stiftung Waisenhaus von 1679

unverzichtbar Stiftungen für eine funktionierende, le-

sind rechtlich selbständig, aber personell mit der Stadt

bendige Stadtgesellschaft waren und sind. Die Geschichte

verbunden. Lange bevor staatliche und städtische Insti-

der Freien Reichsstadt Frankfurt ist ohne das vielfältige

tutionen diese Aufgaben wahrnahmen, haben sich diese

Wirken zahlloser Stifter nicht denkbar. In nur wenigen

Stiftungen, zu denen auch noch die 1753 errichtete

anderen Städten haben Bürger das Gedeihen ihrer Stadt

Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung so-

so aktiv gestaltet wie in Frankfurt, wo derzeit Stiftungen

wie die Stiftung für Blinde und Sehbehinderte von 1837

mit einem Stiftungsvermögen von mehr als 5 Milliarden

zählen, der Hilfe für Arme, Kranke und Schwache der

Euro und Ausschüttungen von über 130 Millionen Euro

Stadtgesellschaft gewidmet. „Wir ruhen auf dieser Ge-

aktiv sind. Frankfurt ist neben Hamburg die Stadt mit

schichte“, sagt Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsit-

den meisten Stiftungen, was in beiden Fällen vom hohen

zender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, über

Anteil durch Handel zu Vermögen gekommenem Bürger-

die reiche Stiftungstradition.

tum herrührt. Über 160 Stiftungen in Frankfurt widmen sich Wissenschaft und Forschung, mehr als 100 sind auf

Oftmals waren, wie auch im Falle Senckenbergs, die Le-

sozialem Gebiet tätig, 60 haben sich der Kulturförderung

benserfahrungen und Lebensumstände, Anlass für die

//

Arn sb [10 erg00

P 0 E reis u ro ]

Literatur- un d Übersetzu ngspreis „Brücke Ber lin“ [10 000 Euro]

Paul E hr Darms lich- und Lu d taedte r-Preis wig [100 0 He 00 E u ro ] [50 rber 00 t Qu 0 Eu and ro ] t Me die n-P rei s

Pa ul

wig -Bö [20 rne-Pr eis 000 Eu r o]

Lud

Bind in [50 0 g Kultu

[5

Ad o

24,13 Mio. Euro gab die Software AG Stiftung im Jahr 2008 für 294 Projekte aus.

is

Mitglieder hat die Polytechnische Gesellschaft, ein 1816 gegründeter Verein von Bürgern zur Förderung „fortschrittlicher Ideen“. Sie gründete die   Frankfurter Sparkasse von 1822 und brachte nach dem Verkauf der Sparkasse 2005 an die Landesbank Hessen-Thüringen den größten Teil der Erlöse   in die Stiftung Polytechnische Gesellschaft ein.

00 E

u ro ]

0 0 lf-M 00 es Eu ser ro -P ] rei

e t-Pr

307

Ingmar Ahl   Karg-Stiftung

-

ung tift S s niu ro]

vative Praxis afte und inno lh el od m r Euro] fü Karg-Preis nder [50 000 g begabter Ki un er rd Fö r in de

er hub . Sc no H ro] Bru 000 Eu [4 0

is ikpre rmus Euro] e m am 000 nk-K [j e 1 5 rzba e nm ge ro] Com r ü u rJ E de 000 s i 5 re [1 rp ng e u rd t fö tif ur to-S t a er on Lit P

Wir sehen ein quantitatives und qualitatives Wachstum im Stiftungswesen.      

u e res 0 E r-F 50 00 e n [ rö e K reis Els derp För

PREISE

Museumspreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen [25 000 Euro]

nd

Martin-Elsaesser-Stiftung Max-Buchner-Forschungsstiftung Mechtold-Stiftung Frankfurt am Main Mediterran-Stiftung Minni Eckert-Stiftung Moessner-Stiftung Mozart-Stiftung von 1838 zu Frankfurt am Main Müller-Klein-Rogge-Stiftung Münig-Niedenburg Stiftung Nepalhilfe-Irmgard Schlaeger-Stiftung Nicolas-Benzin-Stiftung Norman Roberts-Stiftung O. M. H. Schmidt-Felsche-Stiftung Oswalt-Stiftung Institut für physikalische Grundlagen der Medizin Otmar-Alt-Stiftung Otto Brenner Stiftung Otto Georg Dinges-Stiftung Paul Ehrlich-Stiftung Paul und Ursula Klein-Stiftung Paul Ungerer-Stiftung Paula Müller-Kinderhilfe-Stiftung PESTALOZZI-STIFTUNG früher Arthur und Emil Königswarter'sche Unterrichts- und Studienstiftung (Stiftung des privaten Rechts) Peter Fuld Stiftung Peter Suhrkamp Stiftung Pfarrer Gehrmann Stiftung Preller Stiftung pro Museum Stiftung zur Förderung der zeitgenössischen bildenden Kunst Pro Region Flughafenstiftung zur Förderung der beruflichen Bildung Eine Stiftung der Fraport AG Pro Retina - Stiftung zur Verhütung von Blindheit Pro-Hominibus-Stiftung-Bickhoff Prof. Dr. Julius Wagner und Frau Irmgard-Stiftung Prof. Dr. Karl Friedrich Hagenmüller-Stiftung Prof. Dr. Walter Artelt und Prof. Dr. E. Heischkel-Artelt-Stiftung Prof. Martin Flämig Stiftung Professor Martha Peters-Stiftung ProWood Stiftung Reinhard von den Velden'sche Stiftung Robert Lösch-Stiftung Rudi Hörmann-Stiftung zur Unterstützung Obdachloser Rudolf und Anna Katharina Eichenauer-Stiftung Sankt Katharinen- und Weißfrauenstift Schopenhauer-Stiftung Arthur Angelika Hübscher in memoriam Christian Hübscher 1 Siegfried und Helma Jörend Stiftung Sieratzki-Stiftung Simon-Bender-Stiftung Sondershausen von Gläsernthal'sche Stiftung Sozialstiftung des hessischen Fußballs Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen St. Georgen-Stiftung Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie Steinhausen-Stiftung zu Frankfurt am Main Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen Stiftung "Frankfurter Musikpreis zur Internationalen Musikmesse Frankfurt" Stiftung Alten- und Pflegeheim Heinrich Schleich Haus Stiftung Baby Haven Stiftung Bahn-Sozialwerk (BSW) Stiftung Bredtmanns Spuren Stiftung Buchkunst Stiftung Centrale für private Fürsorge Stiftung Citoyen Stiftung Collegium Pharmazeuticum Frankfurt am Main Stiftung der Eheleute Wilhelm Philippi und Marie Philippi, gb. Wiertz Stiftung der Freien Christlichen Schule Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft Stiftung der Landmaschinen-Industrie Stiftung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. Stiftung DER ROTARIER Stiftung Deutsche Rheuma-Liga Hessen Stiftung Deutsche Sporthilfe Stiftung Deutsche Studentengeschichte Stiftung Deutscher Sport Stiftung Deutsches Albert Schweitzer-Zentrum Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv Stiftung Dr. Abel - Apis mellifica Stiftung Dr. Hoch's Konservatorium - Musikakademie Frankfurt am Main Stiftung Druck- und Papiertechnik Stiftung Evangelisches Vereinshaus Westend Stiftung Familie Klee Stiftung Frankfurter Künstlerhilfe Stiftung Frankfurter Schullandheim Wegscheide Stiftung Friedrichsheim Stiftung für den Evangelischen Verein Nord-Ost für Evangelisation und Gemeinschaftspflege zu Frankfurt am Main Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG) Stiftung für technische Weiterbildung Stiftung Gabriele6 Busch-Hauck Stiftung Giersch Stiftung Goldener Zuckerhut STIFTUNG HAUS der action 365 Stiftung Hessischer Wirtschaftsprüfer Stiftung Hilfe gegen Not - Werner und Hildegard Burkhard Stiftung Hirschberg Stiftung Hochschule Sankt Georgen (Kirchliche Stiftung des bürgerlichen Rechts) Stiftung Hospital zum heiligen Geist Stiftung Integration Stiftung Kapitalmarktforschung für den Finanzstandort Deutschland Stiftung Kapitalmarktrecht für den Finanzstandort Deutschland Stiftung Ludwig-Heidenhain Stiftung Mayday stiftung medico international Stiftung Niederländische Gemeinde Augsburgischer Confession (N.G.A.C.-Stiftung) Stiftung Pfadfinden Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main Stiftung Praunheimer Werkstätten Stiftung PRO ASYL Stiftung Reformhaus-Fachakademie Stiftung Sigmund-Freud-Institut Stiftung Städelschule für junge Künstler Stiftung Stipendien-Fonds des Verbandes der Chemischen Industrie Stiftung Technische Sammlung Hochhut Stiftung Unternehmensfinanzierung und Kapitalmärkte für den Finanzstandort Deutschland Stiftung Waldmühle Stiftung zur Förderung der internationalen wissenschaftlichen Beziehungen der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Stiftung zur Förderung der Schülerinnen und Schüler der Schillerschule Frankfurt Stiftung zur Förderung des Tierschutz

ela und Gis r Bernd 000 Euro] reis de 5 tung [ Kunstp if eim-St Rosenh eis Pr o] st- ur un 00 E -K nd [5 0 ge Ju

Ro sl u

Netzwerke

s

rpre

is

Die großen Stifter

Stifter, ihr ererbtes oder erarbeitetes Vermögen einem

und das bedeutet die Teilhabe möglichst vieler Menschen

guten Zweck zuzuführen. So erfuhr Peter Harry Fuld,

an der Stadtgesellschaft, die Stiftungen verstehen sich

Johann Christian Senckenberg

1921 in Frankfurt als Sohn des Gründers der Deutschen-

hier als Partner des Stadtraums. Dies gilt vor allem für

Privat-Telefongesellschaft Fuld geboren, während seiner

jene Stiftungen, die wie die Stiftung Polytechnische Ge-

Exilzeit in England und Kanada zahlreiche Diskriminie-

sellschaft lokal agieren.

// (1707–1772) war Arzt. Nach dem Tod seiner Mutter sowie seiner drei Ehefrauen und seiner Kinder entschloss er sich, sein Vermögen in eine Stiftung einzubringen. Sie errichtete das Bürgerhospital. 2

Johann Friedrich Städel

// (1728–1816) war Sohn eines Gewürzhändlers, kam aber als Privatbankier zu Reichtum. Er sammelte Kunst und verfügte, dass sowohl eine öffentliche Kunstsammlung als auch eine Kunstschule zu errichten seien: das Städel. 3

Herbert Quandt

// (1910–1982) erbte 1954 von seinen Vater Anteile an BMW und verhinderte 1959 die Übernahme durch Daimler-Benz. 4

Peter Fuld

// (1921–1962) ist der Sohn eines jüdischen Kaufmanns, der die spätere Telenorma (heute Avaya) gründete. 1939 musste er Deutschland verlassen. 1945 kehrte er nach Frankfurt zurück, um sein Erbe zu regeln. 5

Else Kröner

// (1925–1988) erbte mit 21 Jahren von Dr. Fresenius die Hirsch-Apotheke und die Firma Fresenius und baute das Unternehmen zu einem internationalen Pharmakonzern aus.

Georg Karg und Hans-Georg Karg

// (1888–1972 bzw. 1921–2003) bauten nach dem Krieg die HertieWarenhäuser wieder auf. Hans-Georg Karg verkaufte sie 1993 an Karstadt. 7

Bruno H. Schubert

// (*1919) baute Henninger zu einer der größten Brauereien in Europa aus, bevor er das Unternehmen 1979 verkaufte. 8

Carlo Giersch

// (*1937) machte aus dem Elektronikgroßhandel Spoerle den weltweiten Branchenführer und verkaufte das Unternehmen an Arrow. Er wurde 2009 auf dem Deutschen Stiftertag zum „Stifter des Jahres“ ernannt. 9

Die Polytechniker

// haben seit Gründung der Polytechnischen Gesellschaft im Jahre 1816 neben vielen anderen Instituten die Wöhler-Stiftung, die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte sowie die Stiftung Polytechnische Gesellschaft gegründet.

52    53

FRM 01 I  10

rungen als Jude und beobachtete zudem während seines Studiums das Schicksal farbiger Kommilitonen. Sensibi-

Regional tätig ist dagegen die 2004 gegründete Stif-

lisiert für menschliches Leid und Benachteiligung aus

tung Citoyen, die die Förderung von Jugend- und Alten-

ethnischen Gründen brachte er sein Vermögen in die Pe-

hilfe, Erziehung, Bildung, Wissenschaft, Forschung,

ter Fuld Stiftung ein, die diskriminierte und begabte

Umwelt- und Naturschutz in der Region zum Ziel hat.

Jugendliche in Frankfurt unterstützt. Auch die Frank-

Bundesweit ausgerichtet ist hingegen die Karg Stiftung

furter Sozialwissenschaftlerin Mechthild Veil setzt ihr

für Hochbegabtenförderung. Sie hat sich zum Ziel ge-

persönliches Engagement gegen die Benachteiligung von

setzt, Kindern und Jugendlichen, die zu den Hochbegab-

Frauen in der von ihr erst vor wenigen Jahren gegrün­

ten gehören, eine Ausbildung zu ermöglichen, die ihren

deten Stiftung Frauen in Europa um. Zweck der Stiftung

überdurchschnittlichen Fähigkeiten entspricht. Zur

ist es, die Forschung über die Rolle der Frau im

Verwirklichung ihrer Ziele realisiert sie einerseits eigene

zivilgesellschaft­l ichen Prozess der Einigung Europas zu

Konzepte und unterstützt andererseits Institutionen und

fördern. Die Stiftung fördert Symposien, Kolloquien und

Projekte Dritter. Die Karg-Stiftung will vor allem dazu

Seminare, fördert Forschungsarbeiten und vergibt Sti-

beitragen, dass Eltern, Erzieherinnen, Lehrkräfte und

pendien. Die Liste ließe sich fast endlos fortführen. Denn

Psychologen die Hochbegabungen ihrer Kinder so früh

Stiftungen haben, wie Roland Kaehlbrandt erläutert,

wie möglich erkennen und zielgerichtet fördern lernen.

„ein großes Gespür für die Grundprobleme der Gesell-

Die von dem Ehepaar Adelheid und Hans-Georg Karg

schaft entwickelt und gehen die Probleme an, die sie für

1989 ins Leben gerufene Stiftung ist zudem ein Beispiel

relevant halten“. Im Falle der Stiftung Polytechnische

dafür, wie private Initiative aktiv werden kann, wäh-

Gesellschaft, deren Kapital aus dem Verkaufserlös der

rend die Politik, wie im Falle der Hochbegabtenförde-

Frankfurter Sparkasse besteht, bedeutet dies die Förde-

rung, das Thema eher meidet.

rung von jungen Familien, von Mitbürgern mit Migra­ tionshintergrund sowie von Bildung, Wissenschaft und

Dr. Ingmar Ahl, bei der Karg-Stiftung für die Projekte

Verantwortung. Vor allem die Bildung haben die Stif-

verantwortlich, nennt eben deshalb vor allem „Unab-

tungen früh als eminent wichtiges Gegenwartsthema

hängigkeit, Flexibilität und finanzielle Möglichkeiten“

und förderungswürdige Gemeinschaftsaufgabe erkannt

als großen Vorzug von Stiftungen: „Stiftungen können

und mit ihren Mitteln zahlreiche Initiativen entfacht.

dort konkret, unbürokratisch und schnell aktiv werden,

Doch wäre es falsch, die Arbeit der Stiftungen auf den

wo Institutionen der Städte oder der Länder nicht oder

Ausgleich der Defizite zu reduzieren, die in Zeiten klam-

nur unter Schwierigkeiten vorankommen.“ Trotz der

mer kommunaler Kassen entstanden sind. Im Mittel-

bundesweiten Ausrichtung, bekennt sich jedoch auch

punkt steht die Fortentwicklung der Bürgergesellschaft,

Ahl zu Frankfurt und zur Region: „Auf allen Ebenen findet

Netzwerke

Wir arbeiten unabhängig, unkompliziert und schnell. Das sieht man am Holzhausenschlösschen.     Stiftung zur Förderung des Wissenschaftsrechts Stiftung zur Förderung von Ausbildung und Studium (SFAS Stiftung) StiHckK Stiftung Hilfe für chronisch kranke Kinder Tafelkultur-Stiftung TAXIstiftung Deutschland The Gingko Foundation Theodor Stern-Stiftung zur Förderung des Unversitätsklinikums Frankfurt am Main Trudelotte Thyssen-Stiftung UBS Optimus Foundation Deutschland Universitätsstiftung Frankfurt am Main Versehrten- und Hinterbliebenen-Stiftung Versorgungshaus und Wiesenhüttenstift Vertriebene in Hessen Vierte Karl und Else Seifried Stiftung Viola-Stiftung Walter Witte von Schad'sche Stiftung zu Frankfurt am Main Waisenhaus Walter Stauß-Stiftung Walter und Erika Wimmel-Stiftung Walter-Kolb-Stiftung e.V. Werner Sauer Stiftung Werner und Erna Sack-Stiftung für Tierschutz Wilhelm und Auguste Viktoria Stiftung für Säuglingsfürsorge in Frankfurt am Main Wilhelm, Heinrich und Otto Claudy-Stiftung Wilhelm-Lorch-Stiftung Wilhelmine Tausend-Stiftung Willi Buhlmann Stiftung Willy Scharnow-Stiftung für Touristik Wolf Wagner Stiftung wunder-Stiftung Youth for Understanding Stiftung Zweite Karl und Else Seifried Stiftung

consell.de

//

Entdecken Sie, wie unsere kurzen Wege Träume wahr werden lassen.

Clemens Greve Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen

Kooperation statt. Wichtig ist dabei: Wie kann man

im Vergleich der deutschen Städte über 100 000 Einwoh-

nachhaltig wirken? Das jeweilige Projekt ist dabei nur

ner sehr gut ab. Frankfurt, Mainz und Darmstadt sind

das Werkstück, es gibt den Themen ein Gesicht.“

unter den ersten zehn, Wiesbaden und Offenbach immerhin unter den fünfzig wichtigsten Stifterstädten der

Ein gelungenes und sehr greifbares „Gesicht“ hat das

Republik.

im Frankfurter Nordend gelegene Holzhausenschlösschen, das die Stadt Frankfurt der 1989 gegründeten

Neben der Quandt-Stiftung in Bad Homburg, der Soft-

Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen

ware AG-Stiftung oder der Schader-Stiftung in Darm-

für einen symbolischen Mietpreis zur Nutzung überließ.

stadt (wo zahlreiche Wissenschafts-Stiftungen ihren

Heute, zwanzig Jahre nach der Gründung, blickt Ge-

Sitz haben) sind in Mainz die bundesweit wirkende

schäftsführer Clemens Greve stolz auf das Geleistete

Stiftung Lesen ansässig sowie zahlreiche Dependancen

zurück. Das Holzhausenschlösschen ist zu einem leben-

der politischen Stiftungen wie die Friedrich-Ebert-Stif-

digen Ort der Kulturpflege geworden, dort finden Le-

tung, die Heinrich-Böll-Stiftung oder die Konrad-Ade-

sungen, Konzerte und Theateraufführungen sowie zahl-

nauer-Stiftung. Die vor wenigen Jahren gegründete

reiche Veranstaltungen für Kinder statt. Die Stiftung

Mainzer Bürgerstiftung finanziert gemeinnützige Vor-

vergibt Forschungsaufträge zur Erforschung der Stadtge-

haben im Bereich Denkmal- und Umweltschutz, Sport,

schichte und veranstaltet Ausstellungen, die sich mit der

Bildung und Erziehung, Wissenschaft, Kunst und Kul-

Stadt- und Bürgergeschichte befassen. „Wir sind mit 200

tur, wozu in Mainz traditionsgemäß auch die Erfor-

eigenen und 126 Gastveranstaltungen das ganze Jahr

schung und Bewahrung der Mainzer Fastnacht zählt.

über aktiv“, berichtet Greve. Alle zwei Jahre treffen sich

Auch die 2003 ins Leben gerufene Bürgerstiftung Wies-

die in der Initiative Frankfurter Stiftungen e.V. zusam-

baden-Stiftung ist eine Gemeinschaftsstiftung der

mengeschlossenen Stiftungen überdies zum Frankfurter

Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger für ihre Stadt und

Stiftungstag, einer Art „Leistungsschau“ der Stiftungen.

Region. Sie will dem Gemeinwohl dienen und das Ge-

Ohnehin aber wird Zusammenarbeit untereinander

meinwesen nachhaltig stärken.

großgeschrieben. Dies gilt für die Stiftungen untereinander wie aber auch für die zahlreichen Partnerschaften

Alle diese Stiftungen sind die höchst vitale Widerlegung

mit anderen Institutionen in der Stadt. „Man kennt sich,

des gängigen Vorurteils, die Gesellschaft falle auseinander

man vertraut sich“, bringt Kaehlbrandt diese von einem

und rufe bei jedem Problem nach „Vater Staat“. Die Zu-

großen Gemeinschaftsgefühl in einer „Stadt voller guter

nahme der Stiftungen im vergangenen Jahrzehnt, allein

Taten“ getragene Haltung auf den Punkt.

im Jahr 2003 gab es in Deutschland so viele Stiftungsneugründungen wie in den ganzen 1970er Jahren, be-

Doch obwohl Frankfurt als Stiftungsmetropole par ex-

richtet Roland Kaehlbrandt, beweist vielmehr ein hohes

cellence die vitale Stiftungslandschaft in der Region do-

Bewusstsein vieler Bürger für den Wert unseres Gemein­

miniert, müssen sich die anderen Städte und Landkreise

wesens und für die beständige Notwendigkeit, es zu

keineswegs verstecken. Die Großstädte in FRM schneiden

pflegen und weiterzuentwickeln.

54    55

FRM 01 I  10

\\

Träume, Ideen und Visionen gibt es in den unterschiedlichsten Größen, aber sie in die Tat umzusetzen ist in jedem Fall großartig. Um Investoren in FrankfurtRheinMain hierbei zu helfen, bietet die Region eine erstklassige Infrastruktur mitten im Herzen Europas. Ob zu Lande, zu Wasser, in der Luft oder auf dem Daten-Highway – unsere Transportmittel sind so vielfältig wie die Pläne unserer Investoren und haben dennoch ein gemeinsames Ziel: den Erfolg. Wie wir Ziele verwirklichen? Sehen Sie selbst:

www.frm-united.de

//

Exkursionen

UNTERWEGS in Loudoun County

Transatlantische Nachbarn: Ein weiter Himmel, ein Flughafen als Wirtschaftsmotor, prosperierende Hightech-Firmen, sanfte Weinberge, hohe Lebensqualität: Vieles verbindet den Main-Taunus-Kreis mit seiner Partnerregion Loudoun County. Eine besondere deutschamerikanische Freundschaft, eine Reise durch Loudoun County von Ronald D. Gerste und Tobias Everke (Fotos)

56    57

FRM 01 I  10

//

Exkursionen GEODATEN 1

2

3 9 ° 0 6 ‘4 8 . 3 2 “ N 77°33‘34.80“W

5 0 ° 0 6 ‘4 1 . 4 4 “ N 0 8 °4 0 ‘4 9 . 8 2 “ E

L 6.557 km

F

>

Wenn George C. Marshall die Welt nicht gerade von

George C. Marshall großzügig unterstützt.“ Vor gut zehn Jahren

einer Diktatur befreite oder weite Teile Europas vor

kaufte eine Stiftung das Haus und wandelte es in ein Museum um.

der nächsten Zwangsherrschaft bewahren musste, zog es ihn ma-

Es ist restauriert und dank vieler Originalgegenstände in einen

gisch nach Dodona Manor. Das Landhaus in Leesburg im amerika-

Zustand versetzt worden, der die moderate Behaglichkeit der frü-

nischen Bundesstaat Virginia hatte Marshall im Frühjahr 1941 hen 1950er-Jahre widerspiegelt, in denen Marshall, inzwischen zusammen mit seiner Frau Katherine gekauft. Die Gemeinde

über 70 Jahre alt, hier lebte. Wenn man im kargen Schlafzimmer

machte einen ländlich-abgeschiedenen Eindruck und war doch des Secretary of State oder in der im Gegensatz dazu gut ausgestatnah genug der Hauptstadt Washington, wo Marshall seiner Beru-

teten Bibliothek steht, bekommt man einen Eindruck vom Wirken

fung zum Chef des amerikanischen Generalstabes entgegensah. Er

eines Mannes, dem persönliche Eitelkeit und das Streben nach

mochte geahnt haben, dass sommerliche Abende mit Katherine

weltlichen Gütern weitgehend fremd waren, sieht man von Dodona

auf der Veranda Seltenheitswert haben würden. Am 7. Dezember Manor, seinem einzigen Luxus, einmal ab. 1941 überfiel Japan Pearl Harbor, vier Tage später erklärte Hitler den USA den Krieg und George C. Marshall musste die größte

Marshall und seine Katherine blickten von ihrem Garten auf

Streitmacht aufbauen, welche die Welt je gesehen hatte. Das Farmland und eine Landstraße, die an Dodona Manor vorbei in Kriegsende in Europa brachte die Befreiung von der Nazi-Tyran-

den Ortskern von Leesburg hineinführte. Sein Haus würde Mar-

nei; die östliche Hälfte versank jedoch hinter dem, was Churchill

shall sofort wiedererkennen – die Umgebung hingegen kaum. Die

einen „Eisernen Vorhang“ nannte. Marshall, der General, wurde in

Stadt Leesburg ist bis an sein Grundstück und über dieses hinaus

seiner neuen Rolle als amerikanischer Außenminister der Kataly-

gewachsen; der Autoverkehr ist von ähnlichem Volumen wie in

sator des Wiederaufbaus. Der nach ihm benannte „Marshall-Plan“

jeder anderen blühenden amerikanischen Gemeinde. Leesburg,

sicherte vielen Menschen in der harten Nachkriegszeit nicht nur das

einst ein Refugium im tief ländlichen Amerika, ist eine ungeach-

materielle Überleben. Das massive Hilfsprogramm trug entschei-

tet der Wirtschaftskrise prosperierende Stadt im Umfeld von

dend dazu bei, dass die demokratische Staats- und Regierungsform

Washington, D.C. Die Hauptstadt ist abseits der Rushhour in

im zerstörten Europa einen fruchtbaren Nährboden fand – vor allem weniger als einer Stunde zu erreichen – der nach einem Nachfolin Deutschland, dessen westliche Hälfte zu einem stabilen Mit-

ger Marshalls im Außenministerium benannte Flughafen der

glied der demokratischen Staatengemeinschaft und eines neuen,

Metropole, Dulles International Airport, sogar in nur 15 Minuten.

die Rivalitäten der Vergangenheit hinter sich lassenden Europa

Leesburg ist für viele zudem ein attraktives Ziel für einen

heranwuchs. „Deutschland“, erzählt Rachel Thompson, Kuratorin

Wochenendausflug: Seine „Outlet Mall“ ist ein Shopping-Paradies

von Dodona Manor, „hat die Restaurierung des Anwesens von sondergleichen. Doch Leesburg hat ein weiteres Pfund, mit dem

58    59

FRM 01 I  10

Loudoun bezaubert  Traditionelle Spezialitäten im Red Fox Inn in Middleburg (oben), nächtlicher Blick in die City von Leesburg

//

Exkursionen

Loudoun ländlich  Jenni McCloud war Managerin in der Dot.com-Welt, dann machte sie ihr Weingut Chrysalis zu einer amerikanischen Erfolgsstory

Loudoun wächst   Seit elf Jahren ist Scott K. York (links) Chairman of the Board of Supervisors – seitdem hat sich die Einwohnerzahl von Loudoun fast verdoppelt. Handelskammerpräsident Tony Howard (oben) freut sich über ein neues ShoppingCenter, Elaine Walker (rechts), Bürgermeisterin von Lovettsville, über die Dynamik

60    61

FRM 01 I  10

//

Exkursionen

Loudoun historisch  Dodona Manor war der Ruhesitz von George C. Marshall (1880–1959) – und der einzige Luxus des bescheidenen Mannes. Das Haus ist heute Museum und spiegelt die Behaglichkeit der 1950er-Jahre

george-Marshallgesellschaft

General und Staatsmann  Vor Dodona Manor erinnert ein Denkmal an George C. Marshall, den „Architekten“ des Marshall-Plans

Der „Verein zur Förderung der deutsch–ameri­ ka­nischen Beziehungen und der Kreispartnerschaft Main-Taunus-Kreis-Loudoun“, gegründet 2009, erinnert an die historische Leistung George C. Marshalls beim Wieder­aufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg („Marshall-Plan“) und setzt sich für einen lebendigen Austausch zwischen den beiden Regionen ein – in Wirtschaft, Kultur und Bildung. Vorsitzender ist Landrat Berthold Gall, geschäftsführender Vorsitzender ist Dr. Johannes Latsch. www.george-marshall-gesellschaft.org

es wuchern kann: Im Gegensatz zu anderen „Boomtowns“ war High School (Leesburg), die Dominion High School (Sterling) und man hier weitgehend bausündenresistent und hat den historischen

das CS Monroe Technology Center (Berufsschule). Letztere ist

Ortskern akribisch bewahrt, ihn zu einem Eldorado für kleine Ga-

übrigens die erste Berufsschule in den USA mit einem Austausch

lerien, Antiquitätenläden und hübsche Restaurants gemacht – ein

ins Ausland; erst kürzlich waren Schülerinnen und Schüler an der

Weg der Erinnerung an eine Geschichte von der englischen Kolo-

Konrad-Adenauer-Schule Kriftel zu Gast.

nialepoche über den Bürgerkrieg bis zur Gründerzeit, den man mit Erfolg nicht nur in Leesburg, sondern im gesamten Loudoun Coun-

An Institutionen des Lernens und des Knüpfens neuer Freund-

ty beschritten hat, jenem Landkreis knapp von der Größe des Saar-

schaften besteht in Loudoun County kein Mangel – wovon Scott

landes, der hinter dem Dulles Airport beginnt und sich sanft an

K. York anschaulich berichten kann. In den elf Jahren seiner Tä-

den Potomac River im Norden Virginias schmiegt.

tigkeit als Chairman of the Board of Supervisors von Loudoun County habe er 46 neue Schulen bauen und eröffnen müssen, er-

Seit 2006 ist Loudoun County offizieller Partner des Main-Tau-

zählt York, dessen Posten dem eines deutschen Landrates ver-

nus-Kreises, eine transatlantische Kooperation, deren Schaffung

gleichbar ist. Er tut dies spürbar mit einem weinenden und einem

wesentlich von der George-Marshall-Gesellschaft in Hofheim ge- lachenden Auge. In dieser Zeit hat sich die Einwohnerzahl des fördert wurde (siehe Box). Ganz im Geiste des Generals und

Countys fast verdoppelt auf heute etwa 283 000 Menschen. „Vor

Staatsmanns aus Leesburg unterstützt die Gesellschaft die

allem die Jobs in den Hightech-Unternehmen haben Fachkräfte

deutsch-amerikanische Freundschaft im Allgemeinen und die nach Loudoun gezogen“, erzählt York, der von seinem Bürotrakt wirtschaftlichen sowie kulturellen Verbindungen zwischen den

im fünften Stock des Verwaltungsgebäudes von Loudoun County,

Regionen FrankfurtRheinMain und Greater Washington im Be- dem höchsten profanen Bauwerk in Leesburg, problemlos nach sonderen. Ein Schwerpunkt dabei: der Schüleraustausch. Jeweils

Dodona Manor schauen kann. „Viele neue Wohnsiedlungen sind

zehn junge Menschen aus dem Main-Taunus-Kreis verbringen

entstanden, aber es gab auch Belastungen durch Baumaßnahmen

jährlich zwei Wochen in Loudoun County, den 14-tägigen Gegen- und den zunehmenden Straßenverkehr.“ Die Krise hat das besuch statten ihnen die amerikanischen Teenager jeweils zu Be- Wachstum des Countys abgeschwächt und Scott York wirkt darginn der Adventszeit ab. Sie leben in Familien und erfahren so den

über nicht unglücklich – gestoppt hat sie es nicht.

ganz normalen Alltag im jeweils anderen Land. Daneben haben auch einzelne Schulen Kontakte in den Main-Taunus-Kreis,

Tony Howard, der Handelskammerpräsident, schreitet über ein

wenngleich nicht immer über formale Partnerschaften besiegelt: fast fertiggestelltes Shopping Center – eines von zwei derartigen die Briar Woods High School (Ashburn), die Loudoun County

62    63

FRM 01 I  10

Neubauprojekten in weniger als einem Kilometer Abstand. Krise

//

Exkursionen

Loudoun idyllisch  Weite Felder und sattgrüne Wiesen bei Lovettsville – auch wenn der Hightech-Sektor in Loudoun County boomt, ist die Region stark von der Landwirtschaft geprägt

sieht anders aus. Howard zeigt auf die oberen Etagen über dem

Eine Ahnung von der Qualität virginischen Weins vermitteln die

Starbucks, dem Mobiltelefonanbieter, dem Dentisten: „Dort sind

Weingüter in Loudoun County und die reiche Restaurantszene,

Wohnungen. Wir wiederholen nicht den alten Fehler, die Zentren

oft in denkmalgeschützten Häusern. Nirgends scheint es so viele

für Einkauf und Kommunikation in Distanzen von Wohngegen- konservierungswürdige Bauwerke zu geben wie in Middleburg, den zu legen, die nur mit dem Auto zu bewältigen sind. Wohnen,

dessen Ortskern drei Autominuten von Jenni McClouds Weingut

einkaufen, miteinander reden, oft auch arbeiten, mit einem Wort:

entfernt liegt. In dem Städtchen, in dem architektonisch die Zeit

leben – es soll alles in einer engen Community stattfinden, ein

um 1810 stehengeblieben zu sein scheint, findet man den ältesten

urbanes Konzept für Suburbia.“ Fragt man York und Howard

noch in Betrieb befindlichen Gasthof Nordamerikas: das Red Fox

nach den Ursachen des kaum gebrochenen Wachstums, verweist

Inn. Das Haupthaus, in dessen Gastraum ein warmes Kaminfeuer

der Handelskammerchef auf zwei wichtige Institutionen: „Die prasselt, stammt aus dem Jahr 1728. Die Gästezimmer strahlen Regierung im nahen Washington mit ihren vielen Arbeitsplätzen

den Charme einer längst vergangenen Epoche der Morgenröte

und der Flughafen. Unglaublich viele Firmen lassen sich im Um- über diesem Kontinent aus, im Restaurant werden Spezialitäten kreis von Dulles nieder und schaffen Jobs, weil sie wissen: Von

angeboten, die auch den Zeitgenossen, die das Haus gebaut ha-

diesem Airport aus gibt es Nonstop-Verbindungen in alle Welt.“

ben, bekannt vorgekommen wären: eine traditionelle Erdnusssuppe zum Beispiel, virginischer Schinken und nach Ahornsirup

Doch der Airport und die Hightech-Firmen, die Loudouns Wirt-

schmeckende Entenbrust. Wer sich im Inneren des Lokals an

schaft prägen, spiegeln nur teilweise das Lebensgefühl der Region.

einen englischen Country Club erinnert fühlt, liegt zumindest

Das hügelige Land ist ein zutiefst landwirtschaftlich geprägtes, kulinarisch nicht falsch: Es gibt auch in Guinesssud fritierte Fish über weite Strecken sehr traditionell wirkendes Stück Amerika

and Chips.

mit einer Agrarkultur, die auf zwei Dingen basiert: Pferden und Wein. Loudoun ist ein Land der Pferdezucht, der Pferderennen Elaine Walker ist zwar keineswegs so alt wie das Red Fox Inn, und seine sattgrünen Wiesen mit friedlich weidenden Huftieren

doch die Bürgermeisterin des kleinen Ortes Lovettsville ist den-

prägen die Region. Ebenso wie die Vineyards, die mit „Weinberge“

noch Loudoun-Urgestein. Die inzwischen elf Mal wiedergewählte

zu übersetzen dem sehr begrenzten Ansteigen der Rebhügel nicht

Dame präsidiert einen 1400-Seelen-Ort am nördlichen Ende von

gerecht würde. Jenni McCloud war als Managerin erfolgreich in

Loudoun County. Auch hier wird unverdrossen gebaut, die Ein-

der Dot.com-Welt unterwegs, bevor sie sich einen Lebenstraum

familienhäuser mehrerer „Developments“ fanden reißenden Ab-

erfüllte. Sie kaufte ein großes Stück Weideland unweit des histo-

satz – auch weil der Preis mit 300 000 bis 400 000 Dollar bei der

rischen Städtchens Middleburg und begründete ihr eigenes

Hälfte dessen liegt, was man 20 oder 25 Kilometer näher an der

Weingut Chrysalis. Die energische Frau, Mutter von sechs Kin-

Haupstadt zahlen muss. Elaine freut sich über die Entwicklung

dern und Herrin über 18 Hunde, machte die ursprünglich aus Vir-

des Ortes – und sieht sich als Bewahrerin seines Umfeldes: „Mei-

ginia stammende Rebsorte Norton, die einen Rotwein von großer

ne Devise: Pflege das Land, denn es gibt kein neues.“ Die ersten

Intensität liefert, wieder im „Commonwealth“ heimisch. Nach Siedler, die in Lovettsville Wurzeln schlugen, waren deutsche sieben, acht Jahren in den roten Zahlen ist Chrysalis heute ein

Einwanderer um 1730. Der Ort galt lange als „German settle-

Begriff auf der Karte amerikanischer Weinanbaugebiete, zahlreiche

ment“. Es war der Beginn einer die Zeitläufte überdauernden

Weine sind prämiert und an sonnigen Wochenenden gehen die

Freundschaft zwischen Loudoun County und der geografischen

Zahlen der Besucher, die zur Weinprobe kommen, in die Hunderte.

Mitte der Alten Welt.

64    65

FRM 01 I  10

\\

//

Vorschau

Ausgabe 04 Herbst 2010

Fraport AG

Die GroSSen Arbeitgeber

FrankfurtRheinMain ist ein Powerhouse der Republik. FRM stellt die größten Arbeitgeber der Region vor.

In eigener Sache Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain

Ideen

Spitzenplatz der internationalen Kreativwirtschaft

netzwerke exkursIonen Christoph H. Mäckler

Stiftungen in FRM

exzellenz

entdeckungen

Unterwegs in Loudoun County, USA

Science-City Riedberg

Regionalpark RheinMain

FrM-gespräch

Mit Architekt

plus FrM-pocket-guIde Ausstellungen, Kongresse, Events und mehr Sommer 2010

Das FRM Magazin erschien Ende Juni 2009 zum ersten Mal. Die Herausgeber haben sich zum Ziel gesetzt, Frankfurt­Rhein­ Main in seiner Selbstdarstellung innerund außerhalb der Region klarere Kon­ turen zu verleihen und zur Stärkung der Identität der Region beizutragen. Die Auf­ lage liegt bei 50 000 Exemplaren, davon 25 000 in englischer Sprache. Über die

Opel AG

Produkt­ design

Ob für klassisches Industriedesign oder innovatives Mobilitydesign – Entwürfe aus FRM sind erfolgreich.

Hälfte der Auflage geht an Unternehmen, Institutionen und Ver­ bände der Region, nationale und internationale Hochschulen und Kulturinstitutionen. Sie nutzen das Magazin, um interessierten Kunden, Partnern, Mitgliedern und Studenten ein differenziertes Bild von FrankfurtRheinMain zu vermitteln. Gut 30 Prozent der Auflage geht an Multiplikatoren und Interessenten innerhalb und außerhalb von FrankfurtRheinMain – darunter mehr als 3000 Medien im In- und Ausland. Das FRM Magazin erreicht damit mehr Redak­tionen als die meisten anderen Kommunikationsmittel der Region. 15 Prozent der Auflage wird direkt von Lesern bestellt, die mehr über FrankfurtRheinMain erfahren möchten. FRM koope­ riert mit dem regionalen Fernsehsender Rhein-Main TV, der die Magazin-Themen filmisch umsetzt. Im Frühsommer startet au­ ßerdem die neue FRM-Internetplattform unter www.xxxx.net

FRM Bestellen Ich möchte FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain kostenlos beziehen: Ausgabe sommer 2010 (aktuelle Ausgabe) regelmäSSig ab der kommenden Ausgabe

Bitte senden Sie FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain in deutscher Spache in englischer Sprache

an: Firma / Institution Name

IMPRESSUM Herausgeber FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain wird realisiert von der FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the Region in Zusammenarbeit mit dem Societäts-Verlag, Frankfurt am Main. Für die FrankfurtRheinMain GmbH: Dr. Hartmut Schwesinger Verlag Societäts-Verlag, Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH, Tel.: (069) 75 01-0, Geschäftsführer: Hans Homrighausen, Burkhard Petzold Mitteilung gemäß § 5, Absatz 2, Hessisches Gesetz über Freiheitund Recht der Presse: Gesellschafter des Unternehmens sind: Fazit-Stiftung, Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH; Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Anschrift von Verlag und Redaktion Frankenallee 71–81. 60327 Frankfurt am Main zugleich auch ladungsfähige Anschrift für alle im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungs­­berechtigten

StraSSe

Redaktion Chefredakteur: Peter Hintereder, Martin Orth (CvD), Janet Schayan, Julia Söhngen (Pocket-Guide) Tel.: (069) 75 01-43 52, Fax (069) 75 01-43 61

PLZ / Ort

Art-Direktion Dunja Metz, Stefanie Schwary

Land

Produktion Sandra Opper Distribution Klaus Hofmann, Tel. (069) 75 01-42 74, Fax (069) 75 01-45 02

E-Mail

Bestellung per Fax: +49 (0)69 75 01 45 02 Bestellung per E-Mail: [email protected] Bestellung online: www.fsd.de/frm-magazin

66    67

FRM 02 I  09

Hinweise FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain erscheint zweimal jährlich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Printed in Germany, Copyright © by Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH 2010 Das Papier der Zeitschrift ist umweltfreundlich. Es wurde unter Verwendung von chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt.

ZUSAMMEN GEHT MEHR. Mit vereinten Kräften arbeiten wir für ein Ziel: Ihren Erfolg. Dafür setzen wir uns als Spitzeninstitut gemeinsam mit über 1.000 Volksbanken Raiffeisenbanken im genossenschaftlichen FinanzVerbund ein. Denn zusammen geht mehr. www.dzbank.de

Deutsche Bank deutsche-bank.de

Wir unterstützen Deutschlands Spitzensportler. Machen Sie mit! Leistung aus Leidenschaft, das verbindet den deutschen Spitzensport und die Deutsche Bank. Daher engagieren wir uns gemeinsam mit der Deutschen Sporthilfe seit Jahren für Nachwuchstalente im deutschen Spitzensport. Machen Sie mit bei der Sporthilfe-Kampagne „Dein Name für Deutschland“! Für nur 3 € im Monat sind Sie dabei, wenn deutsche Sportler auch in Zukunft mit uns Erfolge feiern. Mehr Informationen unter www.sporthilfe.de

View more...

Comments

Copyright © 2020 DOCSPIKE Inc.