Festschrift - Paul Gerhardt

April 25, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Festschrift 50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt Hochfeld und Univiertel

1964 - 2014 50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt

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50 Jahre Paul-Gerhardt 30. Mai 2014 bis 1. Juni 2014

Jahreslosung für 2014 Gott nahe zu sein ist mein Glück. Psalm 73,28 (E)

Festprogramm Grußworte Geschichte der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt Eine Pfarramtssekretärin erinnert sich Fotografien aus mehreren Jahrzehnten Erinnerungen an die Gemeinde Paul-Gerhardt Straßennamen unserer Kirchengemeinde und ihre Bedeutung Der Kindergarten Paul-Gerhardt Chronik Litauerkreuz Brief an Paul-Gerhardt Wer hat dem Engel die Lilie geklaut? Ode an Paul Gerhardt Zwei Buchstaben Gemeindeleitung im Jahr 2014, Impressum, Redaktionelles

50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt

3 4 - 20 21 - 30 31 - 33 34 - 37 38 - 39 40 - 45 46 - 50 51 52 53 - 54 55 56 57 - 58 59 2

„50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt“ Freitag, 30. Mai 18:00 Uhr Cellokonzert mit Familie Chappot in der Paul-Gerhardt-Kirche, danach gemütlicher Sommerabend im Pfarrhof mit Bewirtung

Samstag 31. Mai 13:00 Uhr Zirkusvorführung der Kindergartenkinder zum Auftakt Clownereien in Kindergarten und Pfarrhof mit Maria Kilian Spielstraße im Kindergarten Trommelgruppe Bauchtanzvorführung. Offenes Singen im Pfarrhof mit Liedern von Paul-Gerhardt und vieles mehr um 13:00 Uhr beginnt die große Tombola zugunsten des Kindergartens mit 950 Gewinnen –nur 100 Nieten! - Wer 3 Nieten zieht, bekommt einen Sonderpreis! 19:00 Uhr Rockkonzert im Pfarrhof mit den „silk devils“ 22:00 Uhr Feuershow mit „domini ignis“ auf der Wiese hinter Paul-Gerhardt anschließend Sommernacht in Paul-Gerhardt

Sonntag, 1. Juni 10:00 Uhr Festgottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche - gleichzeitig Kindergottesdienst die Festpredigt hält Rektor Götz, Diako Augsburg, Musik von unserem Chor MARANATHA ab 11:00 Uhr Weißwurstfrühstück im Pfarrhof 11.45 Uhr Kindertanzgruppe im Pfarrhof 12.15 Uhr Kasperletheater in der Turnhalle ca. 13:00 Uhr Luftballonsteigen auf der Wiese gemütlicher Ausklang unseres Festes Kulinarische Genüsse: „Paul-Gerhardt-Burger“ am Freitagabend und Samstag Käsesemmeln – wahlweise mit Radi. Unser berühmtes Kuchenbuffet am Samstag und Sonntag mit Kaffeeausschank, Putenwienerle in der Semmel, Weißwurstfrühstück am Sonntag, Pommes rund um die Uhr, Slush-Eis und natürlich gibt es gegen (fast) jeden Durst an unserer Getränketheke das Richtige! Als besonderes „Schmankerl“ gilt unser Bücherflohmarkt mit Lesefutter für klein und groß....

50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt

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Liebe Gemeindeglieder der Paul-Gerhardt-Kirche, wenn man 50 Jahre miteinander verheiratet ist, feiert man das Fest der Goldenen Hochzeit. Und zu seinem 50. Geburtstag feiert man meist ein großes Fest mit vielen Gästen. Auch die PaulGerhardt-Kirche hat allen Grund zum Feiern. Seit 50 Jahren ist sie mit ihrem Pfarrhaus, Gemeindezentrum und Kindergarten für viele Menschen ein wichtiger Ort im Hochfeld. Aus der ehemaligen dritten Pfarrstelle von St. Ulrich ist inzwischen eine große, selbständige und vielfältige Gemeinde geworden. Kirche sein im Hochfeld und im Univiertel ist Kirche sein mitten in der Welt. Von Anfang an hat sich ihre Gemeinde den besonderen sozialen Herausforderungen vor Ort gestellt und ihre Türen für Menschen in allen Lebenslagen weit auf gemacht. Auch für viele zugezogene Menschen aus aller Welt ist die Paul-Gerhardt-Kirche zu einer neuen Heimat geworden: Heimatvertriebene, Flüchtlinge, Aussiedlerinnen und Aussiedler. Es ist daher kein Zufall, dass Jesu Worte aus dem Matthäusevangelium „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“ als kostbarer Blickpunkt für alle gut sichtbar direkt an der Wand hinter dem Altar ihrer Kirche prangen. Und so wünsche ich Ihnen, dass Sie immer wieder die Erfahrung machen, dass Gott in allen Höhen und Tiefen des Lebens bei Ihnen ist und Ihnen die Stärkung gibt, die Sie unterwegs brauchen. Möge die Paul-Gerhart-Kirche mit ihrem Gemeindezentrum und ihrem Kindergarten weiterhin ein lebendiger Ort sein, wo diese Zuversicht Hände und Füsse bekommt. Ihr

Michael Grabow Regionalbischof

50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt

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Grußwort unserer Stadtdekanin Die Kirchengemeinde Paul- Gerhardt im Hochfeld wird 50 Jahre alt. Das ist noch kein Alter. Für einen Menschen nicht und für eine Kirchengemeinde schon gar nicht. Und doch ist die Gemeinde PaulGerhardt etwas Besonderes und hat wahrhaftig Grund zum Feiern. In zweierlei Hinsicht ist sie für mich besonders: Da ist einmal ihr Name. Sie ist die einzige Gemeinde im Dekanat die nach einem Liederdichter benannt ist. Alle anderen Gemeinden tragen den Namen von Jüngern Jesu, von Heiligen der alten Kirche oder sind auf Christus selbst oder die Dreifaltigkeit geweiht. Nur die Gemeinde im Hochfeld hat sich einen Liederdichter gesucht – ein Pfarrer und Sänger, der in der Not des 30 jährigen Krieges Menschen mit seinen Liedern und seinem Glauben Zuversicht und Lebensfreude geschenkt hat. Das ist Programm: im Alltag der Menschen fröhlich und zuversichtlich das Lied des Glaubens und der Hoffnung singen. Das geschieht in Paul Gerhardt. Und dann ist da das andere, das die Gemeinde prägt: die Kirche mit Pfarrhaus, Kindergarten und Gemeinderäume wächst nicht steil in den Himmel. Sie ist nicht hochmütig. Im Gegenteil – die sie umgebenden Gebäude sind alle größer und mächtiger. Sie ist mitten unter die Menschen gebaut, lässt auf sich herunterschauen und lädt ein, gerade auch Alltagssorgen und Nöte in ihr abzuladen. Gott segne die Gemeinde Paul Gerhardt und gebe ihr weiterhin die Kraft und Stärke, die Menschen im Hochfeld zu begleiten und das Lied des Gottvertrauens und der Zuversicht zu singen. Ihre Susanne Kasch Stadtdekanin

50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt

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Grußwort für Festschrift der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Paul-Gerhardt Liebe Mitglieder der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt, es ist mir eine große Freude anlässlich des 50-jährigen Bestehens ein paar Worte an alle Mitglieder der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Paul-Gerhardt richten zu dürfen. 1964 wurde das Hochfeld zum eigenständigen Kirchensprengel und seither ist die Paul-Gerhardt-Kirche für viele protestantische Bürgerinnen und Bürger dieses Stadtteils verlässliche Anlaufstelle, ist spiritueller und sozialer Ankerpunkt in ihrem Leben. Der Frieden einer Stadt, auch unserer Stadt, ist eng verknüpft mit dem Wirken einer Gemeinde wie der von Paul-Gerhardt. Ihr Namensgeber hatte vor dem Hintergrund der Schreckensereignisse des Dreißigjährigen Krieges erkannt, wie wichtig ein spirituelles Fundament für die Menschen ist. Daran hat sich auch in unserem oft von Schnelllebigkeit und Hektik gekennzeichneten 21. Jahrhundert nichts geändert; auch heute bieten uns spirituelle Angebote sicheren Halt in unserem Leben. Wie lebendig die Kirchengemeinde von Paul-Gerhardt ist, belegen ihre vielfältigen Aktivitäten von der Betreuung des Kindergartens über die Jugendarbeit, der Gruppe „Lebenslinien“ bis hin zur Seelsorge. Gemeinsam mit der Stephanuskirche im Univiertel strahlt die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Paul-Gerhardt damit nicht nur an ihrem 50-jährigen Jubiläum, und bereichert somit das geistig-kulturelle Leben von ganz Augsburg. Dr. Kurt Gribl Oberbürgermeister

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Grußwort von Pfarrer Frank Kreiselmeier Liebe Gemeindeglieder der Paul-Gerhardt-Gemeinde, hat eine Kirchengemeinde eine Mutter? Einen Gründer oder eine Gründerin vielleicht, aber eine Mutter? Wenn eine Gemeinde eine Mutter hätte, dann wäre St. Ulrich die Mutter Ihrer Paul-Gerhardt-Gemeinde. Das Gemeindegebiet, das 1964 als Paul-Gerhardt-Gemeinde selbstständig wurde, gehört bis dahin zur Ulrichsgemeinde und wurde von den Pfarrern von St. Ulrich betreut. Auch die Idee, ein Gemeindezentrum für das Hochfeld zu bauen und im Gemeindezentrum eine Kirche, wurde noch im Kirchenvorstand und von den damaligen Pfarrern von St. Ulrich entwickelt. Pfarrer Schiller, Pfarrer Henzler und Pfarrer Heckel, der spätere erste Pfarrer der Paul-Gerhardt-Gemeinde hatten erkannt, dass in den wachsenden Wohngebieten auf dem Hochfeld auch die Evangelische Kirche ein eigenes Zentrum bekommen muss. Dieser Gemeindeteil war nun so groß geworden, dass er nicht mehr von St. Ulrich aus einfach mit zu betreuen war. Und in diesem neuen Gemeindeteil, lebten viele aktive Gemeindeglieder, die Kirche für ihr Stadtviertel mitbauen wollten. In einer gelungenen Eltern-Kind-Beziehung erkennen Eltern irgendwann den Zeitpunkt, wo es wichtig ist, die Kinder los zu lassen und groß werden zu lassen. So war es auch zwischen Mutter-Gemeinde St. Ulrich und Tochter-Gemeinde Paul-Gerhardt: Wenn ich die Geschichte richtig gelesen und gehört habe, gab es einige Diskussionen, ob es eine neue und eigene Gemeinde Paul-Gerhardt geben soll. Es waren nicht zuletzt die Vertreter der Mutter-Gemeinde St. Ulrich, die in diesen Diskussionen mancher Skepsis entgegengetreten sind und der neuen Gemeinde Paul-Gerhardt ihren Segen gaben. Jetzt ist die „Tochter“ fünfzig Jahre alt geworden und wir Ulricher freuen uns mit Ihnen, dass Sie dieses Fest feiern können und gratulieren herzlich zum Geburtstag. Und wir wünschen der Gemeinde Paul-Gerhardt und Ihnen allen Gottes Segen für die Zukunft! Mit herzlichen Grüßen aus St. Ulrich auch im Namen des Kirchenvorsands Frank Kreiselmeier, Pfarrer

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um 50 jährigen Jubiläum der Kirchengemeinde Paul Gerhard gratuliere ich Euch als Pfarrer im Namen der ganzen Pfarrei Zum Guten Hirten im Univiertel ganz herzlich. Natürlich sind wir mit Eurer Gemeinde durch die Stephanus Kirche eng verbunden. Unsere Nachbarschaft ist etwas besonderes und wir freuen uns immer auf die Zusammenarbeit und gemeinsame Osterfeiern. Aber auch Eure Mutterkirche Paul Gerhardt ist uns trotz der kleinen Entfernung nicht fremd. Im Hochfeld haben ich und einige Mitglieder unserer Gemeinde z.B. den Neujahrsempfang mitgefeiert oder Pfarrfeste miterleben können. Eure Offenheit und Gastfreundschaft hat uns immer beeindruckt. 50 Jahre! Bei der Ehe sprechen wir über das Goldene Jubiläum, an dem die meisten Ehepaare stolz und zufrieden auf die Vergangenheit zurückschauen, weil sie wissen, dass diese 50 Jahre etwas Wertvolles waren, genau wie Gold. Das Gold ist auch deshalb so wertvoll, weil es besonders widerstandsfähig ist. Es rostet nicht, ist stolz glänzend und strahlt hell. Eure Gemeinde ist auch nicht „eingerostet“, sondern strahlt. Stolz schaut ihr auf diese 50 Jahre zurück, aber auch mit freudiger Spannung und Offenheit auf die nächsten Jahre und mit Zuversicht weiterhin dem Ruf Gottes folgend. Wir freuen uns mich Euch und wünschen Euch Gottes Segen für die weiteren Jahre. Ihr Jaroslav Gutowski Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde „Zum guten Hirten“

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Grußwort der Sozialstation Grußwort zum 50ig jährigen Jubiläum der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt im Hochfeld Augsburg Liebe Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Paul Gerhardt zum 50ig-jährigem Jubiläum der evangelischen Kirchengemeinde Paul Gerhardt im Hochfeld grüße ich Sie im Namen der ökumenischen Sozialstation Haunstetten und Univiertel gGmbH ganz herzlich. Wir, die ökumenische Sozialstation Haunstetten und Univiertel gGmbH, sind seit vielen Jahren aufs engste mit Ihrer Kirchengemeinde verbunden. Daher möchten wir dieses Jubiläum nutzten um Ihnen für Ihre große Unterstützung, ihr Vertrauen und ihre Wertschätzung zu Danken. Unser Dank gilt dabei der ganzen evangelischen Kirchengemeinde Paul Gerhardt im Hochfeld und im Univiertel, die uns bei unserem Ziel unterstützt mit einer Rundumversorgung es dem einzelnen Menschen im Hochfeld, Univiertel und Haunstetten zu ermöglichen, solange wie es geht in den eigenen vier Wänden leben zu können. Für Ihre Jubiläumsfeier wünschen wir Ihnen ein fröhliches, segensreiches und gutes Miteinander. Ihre Dr. Silvia Agnoli-Weichmann (Geschäftsführerin ökumenische Sozialstation Haunstetten und Univiertel gGmbH) Ihre Dr. Silvia Agnoli-Weichmann (Geschäftsführerin Ökumenische Sozialstation Haunstetten und Univiertel gGmbH)

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50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt – das sind auch 50 Jahre, in denen verschiedene Menschen mit ihren Gaben und Begabungen segensreich am Bau unserer Gemeinde mitgewirkt haben. Alle wurden gebeten, einen kleinen Beitrag zu unserer Festschrift aus ihren Erinnerungen beizusteuern und es ist wunderschön, dass unserer Bitte von vielen entsprochen wurde und diese Festschrift mit ganz persönlichen und lebendigen Erfahrungen bereichert! Pfarrer/in 1960 – 1975 Pfarrer Karl Heckel (+) 1975 – 1987 Pfarrer Rudolf Ahnert 1988 – 1995 Pfarrer Siegfried Bernard 1995– 2001 Pfarrer Fritz Graßmann 2001 – 2004 Pfarrer Wilfried Lippe seit 2005 Pfarrerin Jutta Kirmm

Studentenpfarrer/in 1975 – 1982 Pfarrer Dr. Rainer Henning 1983 – 1987 Pfarrer Heiner Götz 1987 – 1994 Pfarrer Rudolf Ahnert seit 1996 Pfarrerin von Regina Haller-Beckmann

Diakon/in 1992 – 1996 Diakonin Karin Burger-Seelig 1997 – 2010 Diakon Thomas Pötschke seit 2011 Diakon Hans Riegel

Vikar/in 1975 – 1978 Rudolf Schmidt 1978 – 1979 Gabriele Burmann 1979 – 1981 Herbert Baranski 1981 – 1983 Werner Thießen 1984 – 1985 Claus Bergmann 1985 – 1988 Susanne Hiller-Richter 1989 – 1992 Susanne Thorwarth 1999 – 2002 Barbara Dietrich

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Grußwort von Pfarrer Rudolf Ahnert

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m Sommer 1975 zog ich - zusammen mit meiner Frau Ilse und unseren beiden Töchtern Christine und Susanne – ins Hochfeld und begann im September die Arbeit in der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Wir wurden freundlich empfangen vom Kirchenvorstand, von Frau Ebert im Büro und von vielen Gemeindemitgliedern. Schon im Oktober gesellte sich der erste hauptamtliche Studentenpfarrer Dr. Rainer Hennig dazu. (Auf Ihn folgte acht Jahre später Heinrich Götz) Und schon im November begann der erste Lehrvikar Rudolf Schmidt seine Ausbildung in der Gemeinde. (Fünf weitere kamen in meiner Zeit noch dazu: Gabriele Burmann, Herbert Baranski, Werner Thiessen, Claus Bergmann, Susanne Hiller-Richter.) Mit viel Energie versuchten wir, neue Ideen einzubringen und die vor uns begonnene Gemeindearbeit weiter zu entwickeln. Mit Freude erinnere ich mich an viele lebendige Gottesdienste mit Erwachsenen, mit Familien, mit Kindern. Dankbar bin ich für die offenen Begegnungen bei Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Beerdigungen. Oft denke ich an die Unternehmungen mit den „Jungen Erwachsenen“, an die berührenden Hauskreise der Aussiedler und an die abwechslungsreichen Seniorennachmittage und Feste. Erleichtert hat mir die Arbeit die Hilfe aktiver Frauen, die einfach da waren, wenn sie gebraucht wurden; die Unterstützung von Frau Ebert und Frau Braun im Büro, die freundlichen Mesnerinnen Frau Eberle und Frau Janotta, die engagierten Kindergottesdienstleiter Frieder Harz und Gudrun Mathieu. Gerne arbeitete ich mit den Erzieherinnen des Kindergartens zusammen. Spaß und Erholung hatte ich beim Musizieren mit einigen Gemeindegliedern und beim Indiaca-Spielen im Kirchhof. Nicht alles ist so gelungen wie ich es mir vorgestellt hatte. Und ich habe der Gemeinde sicher manches zugemutet mit meinen Ideen. Doch hoffe ich, dass es für alle dennoch eine gute Zeit war. Glücklich war ich über die Zusammenarbeit mit den Kollegen von St. Canisius und vom „GutenHirten“. In der dortigen provisorischen katholischen Kirche feierten wir die ersten evangelischen Gottesdienste im Univiertel bis wir die eigene Stephanuskirche 1987 bauen konnten. Damit kam dann mein Abschied als 1. Pfarrer von Paul-Gerhardt und ich wurde 2. Pfarrer und Studentenpfarrer. Einmal im Monat predigte ich weiterhin in beiden Kirchen. Die Arbeit in der Gemeinde übernahm mein Nachfolger. Wir denken dankbar an unsere Augsburger Zeit. Einige Freundschaften sind geblieben. Unsere Töchter haben inzwischen ihre eigenen Familien. Ich lebe jetzt im Ruhestand – zusammen mit meiner Frau – in Wertingen. Wir wünschen der Gemeinde Gottes Segen. Pfarrer Rudolf Ahnert

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Liebe Gemeinde, für uns waren die nicht ganz 6 Jahre bei Ihnen eine schöne Zeit. Unsere Kinder erinnern sich noch oft an ihre glückliche Kindheit im Hochfeld. Im Innenhof und im Park um Paul-Gerhardt, mit vielen Nachbarskindern war mitten in der Stadt eine Kindheit wie auf dem Dorf möglich. Überhaupt war das Hochfeld manchmal wie ein Dorf. Einmal kam meine Frau von Stegmann nach Hause und brachte einen Mann mit und sagte: „Er stand gerade an der Kasse hinter mir, als ich erzählte, dass wir mal wieder keinen Hausmeister haben. Er würde es machen.“ Mein aktuelles Personalproblem war gelöst. Für mich selbst war Paul-Gerhardt die erste Gemeinde, in der ich richtig Verantwortung übernehmen musste. Da ich zugleich Jugendpfarrer war, musste die Gemeinde oft zurückstecken. Umgekehrt führte das dazu, dass wir zu den ersten Gemeinden gehörten, die aufs Konfi-Camp fuhren. Wenn ich sehe, wie viele von denen, die heute Verantwortung für die Gemeinde übernehmen, damals und in den Jahren danach als Konfis oder Jugendmitarbeiter aufs Camp fuhren, dann war das erste Camp 1998 ein guter Start. Ich selbst aber habe weder vorher noch nachher so anstrengende 11 Tage erlebt wie dieses Camp mit 50 Konfis und 12 Jugendlichen aus Paul-Gerhardt, aber zum Glück mit Karl-Heinz Burger als erfahrenem Lehrer an meiner Seite. Meine Gemeinde damals, das war die starke „Gottesdienst-Leben“-Gruppe, die aus der Zeit meines Vorgängers weiter bestand und einmal im Monat einen besonderen Gottesdienst feierte, aber auch von Stephanus aus an einer modernen Gemeinde arbeitete. Meine Gemeinde waren die vielen russlanddeutschen Aussiedler im Univiertel, die nicht nur so zahlreich zum Gottesdienst kamen, sondern mich auch mit ihren Lebens- und Glaubensgeschichten tief bewegt haben. Und meine Gemeinde waren die tapferen Frauen im Hochfeld. Diese Frauen hielten die Gemeinde um Paul-Gerhardt zusammen und trugen dabei den jungen, oft unerfahrenen Pfarrer mit. Ich erinnere mich an ganz viele von ihnen. Nie vergessen werde ich Frau Janotta, unsere Mesnerin, die nur wenig bei uns verdiente, aber fast jeden Tag da war, organisierte, die Gemeinde zusammenhielt und immer irgendetwas putzte. Einmal im Jahr verlangte diese überragende Dienerin des Herrn und der Gemeinde, dass sich der Pfarrer für sie und für ein Gespräch Zeit nahm. Danach, sagte sie, war sie wieder gestärkt für ein weiteres Jahr des Dienstes. Ich wusste danach aber nie, wer in diesem Gespräch eigentlich wen gestärkt hat. Eigentlich war ich der Beschenkte. Danke Paul-Gerhardt! Pfr. Fritz Graßmann

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Grußwort von Rektor Heinrich Götz Liebe Gemeindeglieder in Paul-Gerhardt, gerne blicken meine Familie und ich zurück auf unsere wunderbare Zeit mit Ihnen, als ich Studentenpfarrer an der Universität und Fachhochschule in Augsburg war. Besonders die Gemeindefeste im Innenhof sind mir in lebendiger Erinnerung. Studentinnen und Studenten der Evang. Studentengemeinde halfen beim Eintopfkochen. Unser Kabarett erfreute die Festgäste mit hintergründigen, humoristischen Aufführungen. Sonnenschein, Gesang, Jung und Alt in froher Stimmung unter dem Glockenturm. Selbstgebackene Spezialitäten auf dem Kuchenbüffet. Die Gemeindeglieder, die aus der ehemaligen Sowjetunion zu uns kamen, lernten uns ein Segenslied, das zu Herzen ging. Gerne erinnere ich mich auch an die Grundsteinlegung zur Stephanuskirche, mitten im Sommer bei großer Hitze. Die Hammerschläge mit Segensworten von vielen neuen Gemeindegliedern hallten weit in das noch wenig bebaute Univiertel und der Chor der Bleriot-Schule brachte ein Ständchen. Kirchenvorstand und Mitarbeiterkreis der ESG überlegten die Gestaltung der Räume und die gemeinsame Nutzung. Viele positive Begegnungen und Gespräche sorgten für ein aufgeschlossenes, diakonisches, spirituelles Klima zwischen allen Beteiligten, das hat gut getan. Ich grüße Sie zu Ihrem Fest aus dem diako mit Worten des Apostels Paulus: „Seid wachsam, steht im Glauben, seid mutig und seid stark. Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen.“ 1. Kor. 16/13+14 Mit allen guten Wünschen Ihr Heinrich Götz, Rektor

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„Der Herr segne dich und behüte dich und Freude leuchtet über deinen Wegen...“

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it dem Beginn von Lied 570 im evangelischen Gesangbuch möchte ich der PaulGerhardt-Gemeinde die besten Geburtstagswünsche zum 50sten übermitteln und danke gleichzeitig für die schöne Zeit, die ich in dieser Gemeinde verbringen durfte. Am 1. September 1999 war für mich Dienstantritt als Vikarin im Hochfeld und Univiertel. Schon ein paar Tage zuvor ging es tatsächlich los: frühmorgens in einem Bus voller Konfirmandinnen und Konfirmanden Richtung Italien zum Konfi-Camp. Ich weiß nicht, wer aufgeregter war: die Konfis oder ich – hatte ich doch kaum eine Ahnung davon, was mich erwarten würde. Und als sich dann noch mein Konfi-Nachbar mit seinen Hintermännern über mich unterhielt („Ich glaub, das ist irgendso eine Aufseherin…“), war mir doch etwas mulmig. Wie komm ich bei den Jugendlichen an? Wie nimmt mich die Gemeinde auf? Kann ich irgendwas aus dem Studium denn überhaupt in der Praxis brauchen? --- Zum Glück hatte ich einen sehr guten und verständnisvollen Mentor, Herrn Pfarrer Fritz Graßmann. Von ihm, aber vor allem von Ihnen, liebe Menschen aus der Gemeinde Paul-Gerhardt, habe ich sehr viel für meinen weiteren Weg als Pfarrerin gelernt. Sie haben mich offen empfangen, haben mir die ersten „Gehversuche“ im Pfarrdienst leicht gemacht und ich denke oft und gern an die Zeit in meiner Heimatstadt Augsburg und vor allem an die Menschen in „Paul-Gerhardt“ zurück. Mittlerweile bin ich in Niederbayern in der schönen Stadt Abensberg gelandet (die immer einen Gemeindeausflug wert ist). Meine Gemeinde profitiert von dem, was ich durch Sie alle in meinen Anfangsjahren lernen durfte. Ich danke Ihnen für die gemeinsame Zeit und wünsche der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt ein wunderbares Jubiläum! Ihre ehemalige Vikarin Barbara Dietrich

(vielleicht kennen Sie mich noch als Barbara Zobel)

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Grußwort von Dekanin Gabriele Burmann Liebe Gemeindemitglieder und Freunde von Paul-Gerhardt,

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m 1. Mai 1978 habe ich in Ihrer Kirchengemeinde mein Vikariat angetreten. Vier Jahre zuvor hatte die bayrische Landessynode die Ordination von Frauen im Pfarramt beschlossen. Das war eine neue Situation für Ihre Gemeinde und für mich in doppelter Hinsicht. Ich war neu und noch dazu weiblich. Damals wohnte ich mit meinem Mann Ernst Burmann bei St. Anna, wo mein Mann auf der 2. Pfarrstelle Dienst tat. Tochter Antonia war 2 Jahre alt und unser Sohn Simon war am 1. Januar 1978 als Augsburger Neujahrskind geboren. Ich denke gerne an die Gottesdienste in Ihrer modernen, angenehm überschaubaren PaulGerhardt Kirche zurück. Am Eingang erwartete mich Ihre freundliche Mesnerin Irene Ebert, die mich willkommen hieß. Das war wichtig und tat mir gut! Und willkommen fühlte ich mich auch, wenn ich Besuche machte und zum ersten Mal von den schweren Schicksalen der Rußlanddeutschen aus eigenen Erzählungen erfahren habe. Mein hoch geschätzter Mentor Rudi Ahnert trug wesentlich dazu bei, dass ich Lust bekam, diesen Beruf auch weiterhin auszuüben. Bei ihm konnte ich meine Erfahrungen reflektieren. Er nahm sich viel Zeit für das Gespräch. So fand ich zu meiner eigenen Art, Pfarrerin zu sein. Es gab ja kaum weibliche Vorbilder in diesen ersten Jahren. Wer hatte schon vorher eine Frau im Talar gesehen oder hatte eine Frauenstimme den Introitus singen hören? Ich wünsche der ganzen Gemeinde weiterhin ein fröhliches, gesegnetes Miteinander, Ihre Gabriele Burmann,

(Mutter von drei erwachsenen Kindern und Oma von siebeneinhalb Enkelkindern), Dekanin in Neu-Ulm

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Verehrte Mitchristinnen und Mitchristen der „Jubilarin“, der Paul- Gerhardt Kirchengemeinde, Zuerst mein Glückwunsch!

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un wird die Dame Paul-Gerhardt 50 Jahre alt. Doch ist sie keine alte Dame, denn mit ihr verbinde ich Erinnerungen an Menschen, die jünger, ebenso alt und mittlerweile verstorben sind. Eigentlich habe ich mich nie im Schatten von Sankt Ulrich gefühlt. Persönlichkeiten mit ihrer ganz eigenen Biographie haben meine Zeit als Gemeindepfarrer im Hochfeld und Univiertel geprägt. Als erste fällt mir Wilhelmina Janotta ein, jene Mesmerin, die mit großer Souveränität für ereignisreiche Gottesdienste in Paul-Gerhardt gesorgt hat. Sie hatte ein wachsames Auge darauf, sodass alles, was gefeiert wurde, passend für eine Augsburger Innenstadtgemeinde blieb. Unvergessen nach einer Osternacht mit Aktionen sagte sie mir: „Herr Pfarrer! Das nächste Mal sollte es etwas anders sein, denn wir sind als Augsburger Innenstadtgemeinde der Tradition verpflichtet.“ Frau Janotta war eine Institution im Hochfeld, deren Einschätzungen mir immer wichtig waren. Zweitens kommt mir Louise Boehlke in den Sinn: die damalige Organistin in Paul-Gerhardt. Ja, schrullig war sie, aber auch liebenswert mit ihren Jutetaschen, mit denen sie in die Kirche zum orgeln kam. Treu nahm sie ihren Dienst wahr. Ich erinnere mich an Gespräche mit ihr und wir „entdeckten“ unsere gemeinsame Herkunft: München. Zur Dritten und letzten meiner Erinnerungen gehen meine Gedanken an konfirmierte Jugendliche, mit denen ich einen Segeltörn nach Dänemark unternommen habe. Obgleich ich zuvor gewarnt wurde, mit den wilden Hochfelder Jugendlichen so einen Törn durchzuführen, war es eine wunderschöne Woche und viele Gespräche an Bord zeigten mir, dass die Jugendlichen, heute erwachsen und selber wohl Väter und Mütter geworden, mit einer bisweilen stachligen Schale, aber mit einem stets weichen Kern waren und sind – eben echte Hochfelder Gewächse. Viele Menschen kommen mir in meine Erinnerung. Eine möchte ich namentlich noch erwähnen: Emmi Braun, damalige Sekretärin und die Seele im Pfarramt. Noch von einer Begegnung will ich erzählen. Anlässlich eines Festes beschrieb mir Pfarrer Karl Heckel die Absicht des Architekten, der das Gemeindezentrum erbaut hatte. Er wollte an die Arche Noah erinnern, in der sich viele Menschen treffen können. Mit dem Eckstein Jesus Christus soll das Gemeindezentrum mit den Menschen darum ein Haus lebendiger Steine sein und bleiben… Der gegenwärtigen Crew im Pfarramt und in der Kirchengemeinde wünsche ich weiter gutes Gelingen und segensreiches Wirken Ihr Pfarrer Bernard aus Alerheim im Ries

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Grußwort Claus und Helga Bergmann Liebe Freunde in Paul-Gerhardt und Stephanus,

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uch nach den vielen Jahren sind meiner Frau und mir die Paul-Gerhardter (Stephanus gab es ja noch nicht, für die Kirche habe ich damals beim ersten Spatenstich mitgewirkt) immer noch gegenwärtig. Gerade haben wir hier im Gunzenhäuser Pfarrgarten gearbeitet – mit Geräten, die uns damals zum Abschied geschenkt wurden. Hervorragendes Handwerkszeug, genauso wie alles, was ich von meinem Mentor Rudi Ahnert mitbekommen habe. Den Schnellkochtopf, den uns die Gemeinde zur Hochzeit überreicht hat, hat meine Frau ebenfalls immer noch in Gebrauch – Erinnerung an ein wunderschönes Fest, gerade wenn wir demnächst den 30. Hochzeitstag feiern. Und noch ein drittes schönes Geschenk begleitet uns und erinnert uns an Ihre Gemeinde: Ein herrlicher Leuchter aus Peru – von einer starken Augsburger Abordnung mitgebracht zu meiner Ordination in Lauben bei Memmingen. Er hat bis heute seinen Ehrenplatz, weil er uns eine wirklich gute Zeit immer wieder ins Gedächtnis ruft: So viele freundliche Menschen, die mir den Einstieg ins Pfarrersein erleichtert haben, Rudi Ahnert und Heiner Götz als Pfarrer, aber auch im Pfarrbüro, die Mesnerinnen, die vielen besonderen Menschen. Gerne denken wir auch an die „Spätaussiedler“ aus der damaligen Sowjetunion mit ihrem tiefen Glauben und ihren beeindruckenden Lebensgeschichten, oder auch an Herrn Bockemeier mit seiner singenden Säge … Im Rückblick noch einmal von uns ein ganz herzliches „Dankeschön“! Inzwischen bin ich hier in Gunzenhausen der Nachfolger meiner Nachfolgerin im Vikariat, Susanne Thorwart. Der ganzen Paul-Gerhardt-Gemeinde wünschen wir von Herzen weiterhin Gottes reichen Segen und viele gute Erfahrungen mit ihm, Ihre Claus und Helga Bergmann

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Liebe Gemeindeglieder von Paul-Gerhardt!

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ch grüße Sie herzlich zum 50. Jubiläum der Paul-Gerhard-Kirchengemeinde im Hochfeld und Universitätsviertel, genannt nach dem Liederdichter Paul Gerhardt, der von 1607- 76 gelebt hat und im 30jährigen Krieg Leidvolles und Tröstendes erlebt hat und uns eine Reihe von wunderbaren Kirchenliedern hinterlassen hat. Als LehrVikar kam ich im Juni 1979 in Ihre Gemeinde, als Pfr. Rudolf Ahnert damals Pfarrer der Gemeinde und Mentor für die Vikare war. Es war die erste Gemeinde, in der ich Dienst tat und vieles kennen lernen und praktische Erfahrungen machen konnte. Ich wohnte in einer Mietwohnung am Universitätsgelände, dem alten Flugplatz in der Zeppelinstrasse32 und später Nr 38 mit ihren eng aneinander gebauten Wohnblocks, in denen viele der Rußland-deutschen Aussiedler wohnten, die sonntäglich treu den Weg zu Fuß zum Gottesdienst in die Paul Gerhard Kirche ins Hochfeld fanden, wo sie mit den einheimischen Gemeindegliedern den Sonntagsgottesdienst feierten mit der Organistin an der Orgel und der Mesnerin am Eingang. Wochentags durfte ich anfangs im Religionsunterricht bei Pfr. Ahnert zuhören und später in der Von-Richthofen-Hauptschule in der 5./ 6. Klasse und vertretungsweise in der 9.Klasse selbst Religionsunterricht halten. Gerne erinnere ich mich an diese Zeit zurück und die Erfahrungen bei Besuchen und Gesprächen und in Bibelkreisen, Kinder- und Konfirmandengruppe, die ich als junger Pfarrer in Ihrer Gemeinde machen konnte und die dankbaren Rückmeldungen , die ich auf Predigten von Ihnen erhielt und von Schülern im Unterricht und danke Ihnen und Gott dafür, wenn ich jemanden zum Segen werden konnte.

Auch die Nähe zur Universität empfand ich wohltuend und die schöne Innenstadt in Augsburg mit ihren historischen Gebäuden und Kirchen, in deren einer ich 1981 meine Examenspredigt halten konnte und von einem Gottesdienstbesucher die ermutigende Rückmeldung bekam : „Sie haben in mir neue Lust geweckt, im unerschöpflichen Bibelwort zu forschen, zu meditieren. Das ist in menschlichen Bewertungen nicht auszudrücken. Dafür danke ich Ihnen. Die Gott Vertrauen, die erfahren, dass er Treue hält, und die treu sind in der Liebe, lässt er sich nicht nehmen, Weisheit Salomo 3,9“. Viele ältere Menschen, denen ich in Ihrer Gemeinde damals vor ca 35 Jahren begegnete, werden vielleicht schon von dieser Erde abgerufen und hoffentlich bei Gott im Himmel sein , aber vielleicht werde ich viele an Ihrem Festtag am 1.Juni in AugsburgPaulGerhard, wieder treffen oder neu begegnen. Pfarrer Herbert Baranski

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Grußwort von Pfarrerin Susanne Thorwart Vor 25 Jahren, von Herbst 1989 bis Frühjahr 1992 habe ich in der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt als Vikarin gelernt und gearbeitet und auch sehr gern gelebt. Im Rückblick sehe ich die Ex-Studentin aus Heidelberg mit stets einem großen Ohrring, einer schwarzen, recht großen Mischlingshündin und einem krankenhausgrünen, an der Tür etwas eingedellten Opel Ascona mit FellLenkrad, die in ihren Beruf, aber auch in die Berufsrolle hinein finden musste. An was ich mich erinnere? An die warme, freundliche Stimmung im Pfarramt in Paul-Gerhardt, die Frau Braun einbrachte. An die Chance damals für mich, mit einer religionspädagogischen Kollegin zusammenzuarbeiten und etwas von ihr abzuschauen. Herzlichen Gruß an Sonja! An meinen Mentor Siegfried Bernard, der mir Raum gelassen hat, vieles in der Gemeinde kennen zu lernen und zu gestalten. An Pfarrer Rudi Ahnert, der als Studierendenseelsorger an Stephanus hochwertige Angebote machte, die ich nutzen durfte. An die Organistin Frau Boehlke, die Vögel liebte, und um des Futters willen oft schwer bepackt war und schon auch mal von der Orgelempore mitten im Gottesdienst runterschimpfte, wenn sie mit etwas nicht einverstanden war: Fladenbrot als Abendmahlsbrot war so ein Aufreger. Das Vikariat in Paul-Gerhardt war für mich auch Lehrzeit, was die Ökumene betraf. Aus dem Westmittelfränkischen kommend mit dem Eindruck, es gibt fast nur Evangelische auf der weiten Welt, hatte ich plötzlich als Religionsunterricht gebende das Ausweichzimmer mit Kindern aus unterschiedlichen Klassen und Jahrgangsstufen und die katholische Lehrkraft blieb selbstverständlich im Klassenzimmer. Gleichzeitig war die persönlich und inhaltlich feine Zusammenarbeit zwischen Stephanus und dem Guten Hirten etwas, was mich und meine Auffassung von Ökumenischer Zusammenarbeit nachhaltig geprägt hat. Seit zwei Jahren bin ich als Klinikseelsorgerin am Klinikum Coburg; die früher getrennt als evangelische und katholische Seelsorge geführte Arbeit hat sich verändert: Ökumenische Klinikseelsorge steht nun auf unseren Namensschildern. Hoffentlich steht es nicht nur drauf. Die Gestaltung von Krabbelgottesdiensten mit einem engagierten, kreativen, fröhlichen Team ist mir auch nah geblieben. Kein Wunder, wenn man schon mal als Jesus einreiten durfte nach Jerusalem auf einem Steckenesel, den Edeltraud Burger gezaubert hatte und der danach viele Jahre mit mir umgezogen ist. Für das Examen war damals ein gemeindepädagogisches Projekt einzubringen, auf deutsch: rausfinden, was in der Gemeinde gebraucht wird und aufbauen. Mein „uneigennütziger“ Wunsch war, eine Junge-Erwachsenen-Arbeit für Paul-Gerhardt zu starten. Cindy und Hans, Claudia und Christian und noch einige andere haben anfangs in der Gruppe etwas für sich getan: gemeinsam Zeit verbringen, diskutieren, Glaubensthemen aufgreifen und irgendwann – das habe ich dann dem Gemeindebrief entnehmen können, den mir Frau Braun freundlicherweise weiterhin zuschickte - haben sie sich und ihre Impulse in die Gemeinde eingebracht, z.B. in die Jugendarbeit. Die nächste Stelle nach dem Vikariat war mal grade 10 km entfernt in Königsbrunn. Ein Klacks über die B 17. So blieb ich gern noch ein Jahr als Gemeindeglied in der Professor-Messerschmitt-Straße im Univiertel wohnen und habe in der Zeit manche Gemeindemitglieder noch mal näher kennen lernen dürfen. Für mich war es eine gute Zeit in Paul-Gerhardt. Nun wünsche ich der Kirchengemeinde Gottes Segen, dass sie freier und schützender Raum bleibt, in dem Menschen ihr Leben miteinander teilen und Gott begegnen. Ihre Susanne Thorwart

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Liebe Gemeinde, wenn eine Kirchengemeinde 50 Jahre alt wird, dann gibt es eines nicht: es heißt nie, das machen wir schon seit 100 Jahren so...! erst recht nicht in unserer Kirchengemeinde, zu deren Besonderheiten es gehört, dass seit nunmehr 50 Jahren Menschen aus allen Himmelsrichtungen hier Heimat gefunden haben – viele oft nur für einige Jahre, weil sie dann weitergezogen sind. Die einen kamen nach dem Krieg als Flüchtlinge oder Vertriebene, andere sind als Spätaussiedler in unsere beiden Stadtteile, ins Hochfeld oder Univiertel, zugezogen, und manche sind für die Studienjahre hier – aus den unterschiedlichsten Ländern dieser Erde. Ob die Lesungen in unseren Gottesdiensten mit bayerischem, russischen oder französischem Akzent gehalten werden – wir freuen uns über die bunte Vielfalt und das Engagement so vieler – vor allem auch junger - Menschen! Und dass die „Jungen“ das Gemeindeleben maßgeblich verantworten und tragen, das gibt es vielleicht auch nur da, wo Wechsel, Aufbrüche und Neuanfänge zu der Lebensgeschichte der Gemeindeglieder gehören. So sind die 50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt eine bewegte und bewegende Geschichte und eine Geschichte, in der die Lieder von Paul Gerhardt gerne, bewusst und fröhlich angestimmt werden – das ganze Kirchenjahr hindurch! Gottes reichen Segen für die nächsten 50 Jahre, liebe Kirchengemeinde Paul-Gerhardt! Eure Jutta Krimm, Pfarrerin

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Geschichte der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt Texte aus alten Dokumenten - den Verfassern nicht mehr zuzuordnen Für das im Stadtbezirk Hochfeld geplante und genehmigte Gemeindezentrum werden demnächst die Bauaufträge vergeben. Das Projekt umfasst einen Gottesdienstraum, einen Jugendsaal, Jugendräume, einen Kindergarten mit 40 Plätzen und die Pfarrwohnung. Es soll am südlichen Ende der von-Parseval-Straße entstehen. Der Entwurf stammt vom landeskirchlichen Baurat Architekt WalDekan Lindermeyer bei der Festpredigt zur Grundsteinlegung demar Luther, München und von Architekt Dipl.-Ing. Manfred Pittroff, Augsburg, der auch die örtliche Bauleitung hat. Die Schwierigkeit des Planes lag darin, dass das Grundstück zwischen sehr hohen Häusern liegt, mit denen der geplante Bau nicht an Größe konkurrieren kann. Er wurde extra niedrig gehalten. Durch diesen Gegensatz erfährt er die nötige Betonung. Die Außenhöhe beträgt 4m, der Gottesdienstraum ist 2m höher. Das Bauwerk hat Atriumsform; nur von dem viereckigen Innenhof ist mit Ausnahme des Kindergartens alles zugänglich. Der Gottesdienstraum hat 280 Sitzplätze. Er bekommt Licht durch je fünf hochliegende Fenster an seinen beiden Längsseiten. Der Altar soll ein freistehender Natursteinblock werden. Bei Bedarf kann der danebenliegende Jugendraum mit seinen etwa 40 Sitzplätzen zum Gottesdienst mitverwendet werden. Die umfasste Fläche beträgt 1700qm. Für Kinderspielplatz, Grünfläche und Parkplätze sind weitere 1100qm vorgesehen. Die Gemeinde Hochfeld zählt etwa 2000 Evangelische und ist der 3. Pfarrsprengel von St. Ulrich, der von Pfarrer Karl Heckel betreut wird. Ein großer Teil der Gemeindeglieder sind Heimatvertriebene, die früher in Flüchtlingslagern untergebracht waren. Die Gemeindestruktur ist geprägt durch das Übergewicht von Arbeitern und Angestellten. Angehörige anderer Berufe sind im Verhältnis sehr wenig vorhanden. Mit großer Treue beteiligen sich viele seit einigen Jahren an der Finanzierung durch monatliche Abgaben an den Kirchenbauverein, dessen Aufkommen vor allem für die Inneneinrichtung verwendet werden soll. Der Kindergarten wird von der Firma Siemens mitfinanziert. Mit dem Bau soll nach Möglichkeit den nächsten Wochen begonnen werden.

Das Gemeindezentrum Paul Gerhardt-Kirche

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a sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Hochfeld eine starke Bautätigkeit entfaltete und die Bevölkerung rasch zunahm, wurde der 2. Pfarrsprengel an Ausdehnung und Seelenzahl groß. Auch war der Weg zur Ulrichskirche und zum Kindergarten am Kitzenmarkt sehr weit. Nach einer Fahrt durch das Hochfeld sprach daher Kreisdekan Schabert sich dafür aus,

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dass das Hochfeld eine eigene Kirche bekomme und dort eine selbstständige Pfarrei entstehe. Daraufhin wurde 1954 ein Kirchbauverein Hochfeld gegründet und die Gesamtkirchenverwaltung gebeten, einen geeigneten Bauplatz von der Stadt käuflich zu erwerben. Einen solchen zu finden, war äußerst schwierig, da das Hochfeld westlich des Alten Postwegs bereits bebaut war, für das östliche Gebiet aber noch kein Modell der Kirche Paul-Gerhardt Bebauungsplan vorhanden war. Es war aber bereits vorauszusehen, dass ein größeres Industrieunternehmen sich dort niederlassen werde, was dann auch geschehen ist. Schließlich wurde der Gesamtkirchenverwaltung als einziger Bauplatz das Grundstück angeboten, auf dem heute das Gemeindezentrum steht. Obwohl es wegen der es umgebenden hohen Häuserreihen als sehr ungünstig empfunden wurde, wurde es mangels eines anderen Grundstücks gekauft. Nun gab es schwierige Verhandlungen zwischen den Bauausschüssen der Gesamtkirchenverwaltung und des Kirchenvorstands St. Ulrich darüber, ob das Gemeindezentrum eine Kirche oder nur einen Gemeindesaal für die Gottesdienste bekommen solle, bis vielleicht doch einmal an anderer Stelle eine Kirche gebaut werden könnte. Der Kirchenvorstand konnte sich mit seiner Meinung, dass sogleich eine Kirche mitgebaut werden sollte, durchsetzen. Noch während des Baues erklärte der Vorsitzende der Gesamtkirchenverwaltung, der Grundriss der Kirche zeigte, dass aus dem, was dort entstehe, keine Kirche werden könne. Erst bei der Einweihung des Gemeindezentrums zeigte er sich auch über die Kirche sehr erfreut. Nachdem heute prunkvolle Kirchen mit hohen Türmen nicht mehr als zeitgemäß gelten, scheint die Art, wie das Gemeindezentrum auf dem Hochfeld gebaut wurde, nun allgemein anerkannt zu werden. Mit der Planung sollte der Architekt Waldemar Luther vom Technischen Referat des Landeskirchenrats, mit der Ausführung Architekt Manfred Pittroff, Dipl. Ing. in Augsburg, beauftragt werden. Das Gemeindezentrum sollte außer der Kirche eine Pfarrwohnung, einen Gemeindesaal, Jugendräume und einen Kindergarten für 40 Kinder umfassen. Der Kindergarten wurde von vorneherein so projektiert, dass eine Erweiterung nach Osten zu in späterer Zeit möglich sein sollte. Eine weitere Schwierigkeit entstand dadurch, dass Pfarrer Karl Heckel, der künftige Pfarrer des Hochfeldes, erst im Oktober 60 nach St. Ulrich kam, als die Baupläne bereits die Billigung von Kirchenvorstand und Gesamtkirchenverwaltung gefunden hatten. Mit klarem, prakti-

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schem Blick erkannte er verschiedene Mängel, die einige Änderungen in den Bauplänen notwendig machten. Die Verhandlungen hierüber wurden auf beiden Seiten mit ungewöhnlicher Heftigkeit geführt. Doch erklärte Pfarrer Schiller, der bei diesen Auseinandersetzungen der Hauptleidtragende war, bei der Einweihungsfeier öffentlich: “Pfarrer Heckel ist gerade noch zur rechten Zeit nach St. Ulrich gekommen“. Infolge der eingetretenen Verzögerung konnten die Bauaufträge an die verschiedenen Firmen erst im Mai 1962 hinausgegeben werden. Am 27. Juli 1962 wurde durch Dekan Dr. Lindenmeyer und die Pfarrer Heckel, Henzler und Schiller sowie Vertreter der Gemeinde und der Gesamtkirchenverwaltung der Grundstein zu dem Gemeindezentrum gelegt. Eine große Gemeinde, darunter viel Jugend, hatte sich zu der Feier eingefunden. Die Weihe der Kirche und des ganzen Baues fand am 21.06.1964 statt. In Vertretung des verhinderten Kreisdekans wurde auch sie von Dekan Dr. Lindenmeyer vollzogen. Der zunächst vorgesehene Kirchentrum, der die Höhe der umliegenden Häuserreihen erreichen sollte, wurde nicht gebaut, sondern erst später durch einen niedrigen Glockenträger ersetzt. Das Orgel-Positiv, das nicht nur für den Gottesdienst, sondern auch für Konzerte sehr geeignet ist, stand zuvor in der Münchner St. Markus-Kirche.

Die Kirche schenkt Heimatrecht bei Gott

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m Hochfeld wurde der Grundstein für die Paul-Gerhardt-Kirche gelegt Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung im Hochfeld, die den Zaun um die Baustelle umringt und von Fenstern und Balkonen aus zusah, wurde am Freitagabend der Grundstein für das neue evangelische Gotteshaus in der Von-Parseval-Straße gelegt. Die Kirche, künftiger Mittelpunkt des dritten Pfarrsprengels von St. Ulrich, soll nach dem großen evangelischen Liederdichter PaulGerhardt-Kirche heißen. Viele Grundsteinlegung auf dem Hochfeld evangelische Geistliche aus dem Dekanat Augsburg bekundeten durch ihre Anwesenheit die Mitfreude am festlichen Ereignis. Dekan Kirchenrat Dr. Helmut Lindenmeyer nahm die feierliche Grundsteinlegung vor. Er stellte seine Festansprache unter ein Wort aus dem Epheserbrief, in dem Paulus von Jesus Christus als dem Eckstein seiner Gemeinde spricht. Es sei ein Zug unserer Zeit, sagte er, dass die großstädtischen Mammutgemeinden in kleinere Gemeindezentren unterteilt werden, um es den Menschen leichter zu machen, sich um ihre Kirche zu sammeln und in ihr heimisch zu werden. Wenn es den Anschein

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habe, man befinde sich in einer „Gründerzeit“ der Kirche, müsse man gleichzeitig an die Zeiten denken, wo Kirchen nicht gebaut, sondern zerstört wurden. Der Name Paul Gerhardt erinnere die Gemeinde an deinen Menschen, der erfahren musste, was es heißt, wandern zu müssen und Fremdling zu sein. Etwas von dieser Heimatlosigkeit erfahre jeder Mensch. In der Kirche werde ihm aber Heimatrecht und Heimatziel zuteil, hier erhalte er das Bürgerrecht Gottes. Pfarrer Heckel, der Seelsorger der Gemeinde im Hochfeld, verlas anschließend die Urkunde zur Grundsteinlegung. Zusammen mit der Bibel, dem Gesangbuch, einer Nummer des evangelischen Gemeindeblattes und der Tagesausgabe der „Augsburger Allgemeinen“ sowie einige Münzen wurde die Urkunde dann in den Grundstein eingemauert. Mit drei Hammerschlägen empfahl Dekan Dr. Lindenmeyer die neue Kirche dem Segen Gottes. Als Sprecher der Geistlichen des Grundsteinlegung auf dem Hochfeld Dekanatsbezirks und der Mutterkirche St. Ulrich, lasen Pfarrer Schiller und Pfarrer Henzler sowie Pfarrer Heckel Bibelworte. Lieder von PaulGerhardt werden auch in den katholischen Gemeinden gesungen, sagte der Pfarrherr der katholischen Nachbargemeinde in seinem Grußwort. Glückwünsche und Bibelworte sprachen ferner der Rektor der Roten-Tor-Schule, der Vertreter des Stadtbauamtes, der leitende Architekt Manfred Pittroff, ein Vertreter des Kirchenvorstandes, die Inhaberin der Baufirma Dill und andere Ehrengäste.

Grundsteinlegung auf dem Hochfeld

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it dem Lied „Nun danket all und bringet Ehr…“ begann die feierliche Grundsteinlegung zur Paul-Gerhardt-Kirche, die am Freitag, dem 28. Juli, auf dem Hochfeld stattfand. Nach einem schwülen Tag, an dem wiederholt Gewitterwolken vom Himmel herab drohten, hatte uns Gottes Güte einen besonders schönen Sommerabend beschert. Viele Gemeindeglieder vom Hochfeld- unter ihnen nicht wenige Heimatvertriebene – hatten gewünscht, dass ihre Kirche nach Paul Gerhardt (1607 bis 1676) genannt werden solle. Darum kam dieser bei der Feier reichlich zu Wort. Die Lieder, die gesungen wurden (231, 1-6; 250, 1-3 u. 13; 197, 8) und die beiden Strophen, die eine Konfirmandin sprach (348, 8 und 9), stammen auch von ihm. Auch Kirchenrat Dr. Lindenmeyer, der seiner Ansprache das Wort Eph. 2, 19f zugrunde legte, erinnerte an Paul Gerhardt, der im 30-jährigen Krieg das Leid der Heimatlosigkeit erfahren hat. In einem seiner Lieder heiße es: „Ich bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen Stand.“ Zugleich sei Paul Gerhardt aber auch ein Künder des Heimatrechtes gewesen, das wir bei Gott haben. Der Dekan wünschte den Gemeindegliedern vom Hochfeld, dass sie in der Kirche, die ihnen nun gebaut werde, als „Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen“ heimisch

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Blick auf das Gemeindezentrum und die Kirche Paul-Gerhardt im Jahre 1965

werden mögen. Während die Urkunde samt einigen Beigaben in einer Kassette eingelötet wurde, sang eine Gruppe der Ulricher Gemeindejungend ein Bekenntnislied. Der Posaunenchor der Gemeinde St. Johannes leitete die Feier ein und begleitete die Choräle. Außer dem Dekan beteiligten sich an den Hammerschlägen Senior Pfarrer Schlier, die drei Geistlichen der St.-Ulrichs-Gemeinde Henzler, Schuller und Heckel, der katholische Geistliche des Hochfelds Stadtpfarrer Stur, Schulrektor Schaad, Oberbaurat Stab in Vertretung des Stadtbaurats, Architekt Pitroff, Frau Dill im Namen des Baugeschäfts Fritz Dill und Kirchenvorseher Mathieu. Die von dem Gemeindeglied Georg Mutzbauer auf Pergament geschriebene Urkunde verlas Pfarrer Heckel. Sie hatte folgenden Wortlaut: Im Jahr des Herrn 1962 am Abend des 27. Juli wurde im 3. Pfarrsprengel der St.-Ulrichs-Gemeinde der Grundstein für die Paul-Gerhardt Kirche sam Pfarrhaus und Kindergarten hier auf dem Hochfeld gelegt. Der Name der Kirche wurde gewählt in dankbarem Gedenken an den leidgeprüften, treuen Bekenner evangelisch-lutherischen Glaubens / hochbegabten Dichter von vierzig Liedern unseres Gesangsbuchs / und starken Tröster unseres Volkes seit über dreihundert Jahren. Wir bitten Gott, dass in der Kirche, die über diesen Grundstein erbaut wird, sich zu ihren Gottesdiensten stets eine Gemeinde versammle, die mit Paul Gerhardt bekennt.

Der Grund, da ich mich gründe, ist Christus und sein Blut

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Ruhe und Unruhe des Volkes Gottes

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eihe der Paul-Gerhardt-Kirche und des Gemeindezentrum auf dem Hochfeld Im Innenhof des neuerbauten Gemeindezentrums auf dem Hochfeld hat schon vor ein paar Wochen ein Vogel sein Nest gebaut und Junge darin ausgebrütet. Dies Nest erinnert an den 4. Vers des 84. Psalms, der bei der Weihe der Paul-Gerhardt-Kirche am Weihe der Kirche Paul-Gerhardt auf dem Hochfeld vergangenen Sonntag als erstes Schriftwort verlesen und gebetet wurde: „Der Vogel hat sein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge hecken: Deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott!“ Bisher glichen unsere Gemeindeglieder auf dem Hochfeld den Zugvögeln, weil es für sie fast ein Ausflug war, wenn sie am Sonntag bis nach St. Ulrich kamen. Nun haben sie ihr Nest gefunden. und was für ein Nest! Unser Dekan, Kirchenrat Dr. Lindenmeyer, begann seine Festpredigt mit den Worten: “Wir dürfen ein volles, ehrliches Ja sagen zu den Festlichkeiten und Freude dieses Tages, dankbar dem Herrn, der dieses Werk hat vollbringen lassen und dankbar den Menschen, die für diesen traulichen Ort geplant, gearbeitet, geopfert haben und Mitverantwortung trugen.“ Die Frage, ob das, was in dieser Kirche fortan geschehe, in einer echten Beziehung zur harten, nüchternen Wirklichkeit des heutigen Menschen stehe, oder ob es nur ein „Anbau an seinen Alltag sei, beantwortete er, indem er aufgrund seines Predigttextes – Hebr. 4, 9-12 – von der Ruhe des Volkes Gottes in der Unruhe der Welt sprach. An Beispielen aus dem Leben Paul Gerhardts und unter Anführung vieler Liedstrophen des Dichters zeigte er, wie dieser vor dreihundert Jahren in der Unruhe der Welt selbst zur Ruhe gekommen sei und seitdem viele Menschen zur Ruhe des Volkes Gottes geführt habe. Unter den Gliedern der Paul-Gerhardt-Gemeinde, so führte der Prediger aus, sind viele Heimatvertriebene – Paul Gerhardt musste auch den Wanderstab ergreifen und seine Berliner Gemeinde verlassen, weil er seinem Kurfürst ein von ihm abverlangtes Versprechen, das sein Gewissen verletzt hätte, nicht geben konnte. Damals entstand das Lied: „Ich bin ein Gast auf Erden…“ Andere Bereiche, die uns beunruhigen? Das Fernegerücktsein von Gott, die Unsicherheit des menschlichen Schicksals – P. Gerhardt:“Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt…“ Unruhe nicht nur durch Verkehr und Arbeitstempo, sonder auch durch verborgenes oder klares Wissen um die menschlich Schuld – P. Gerhardt:“Nichts, nichts kann mich verdammen, nichts nimmt mir meinen Mut; die Höll und ihre Flammen löscht meines

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Heilands Blut.“ Unruhe Dadurch, dass wir zum Tode gefordert sind – P. Gerhardt:“ Mach End, o Herr, mach Ende…“ und „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir.“ Es gibt auch eine falsche Art, die innere Unruhe zu überwinden. Sie Besteht darin, dass man sich an den wesentlichen Fragen des Lebens vorbeischleicht und „ Friede! Friede!“ ruft, wo doch kein Friede ist ( Jer. 6, 14); dass man sich, wie der bekannte Seemann, „durch nichts erschüttern“ lässt. Das Wort Gottes ist ein zweischneidiges Schwert: Es verursacht die Unruhe des Gewissens, bringt Unruhe in die unrealistische Ruhe der Welt und führt in diesen Realismus ganz neuer Art. Wer durch das Wort Gottes beunruhigt ist, ist bereit, zu dienen und Verantwortung auf sich zu nehmen. Erkaltet die Liebe unter uns (Mt. 24, 12) oder kommt es zu einem neuen diakonischen Aus dem Einweihungsheft - der Engel auf der Weststeite des Kirchendaches Aufbruch? Unsere Arbeit in dem Herrn ist nicht vergeblich (1. Kor. 15, 58). Paul Gerhardt:“Ich will dein Diener bleiben / und dein Lob herrlich treiben / im Hause, da du wohnest / und Frommsein wohl belohnest.“ Die Weihe des Gemeindezentrums hatte mit der feierlichen Übergabe des Kirchenschlüssels durch den Architekten und den Dekan an den Gemeindepfarrer begonnen. Der erste Gemeindegesang, der in der Kirche erklang, war Paul Gerhardts Loblied „Sollt ich meinem Gott nicht singen?“. Die Verbundenheit mit der Ulrichsgemeinde kam dadurch zum Ausdruck, dass die Pfarrer Henzler und Schiller dem Dekan assistierten und der Kirchenchor von St. Ulrich sang. Pfarrer Heckel hielt mit der Gemeinde den liturgischen Teil des Gottesdienstes. Anschließend an den Festgottesdienst fand im Kindergarten noch eine Nachfeier in einem kleineren Kreise statt. Auch hier erinnerte Dekan Dr. Lindenmeyer an Paul Gerhardt, der mit seiner Frau von fünf Kindern vier schon frühzeitig hergeben musste. Lied 453! Ihre Freude über das wohlgelungene Werk des Architekten Luther (Planung) und Pittroff (örtliche Bauleitung) und ihren von Herzen kommenden Wünschen gaben nach der Begrünung durch Pfarrer Heckel Ausdruck auch Regierungsvizepräsident Sievers, Oberbürgermeister Pepper – zur Beschleunigung des Turmbaus winkte er mit einer Kirchenuhr! - , Kaplan Gottwald von St. Canisius, Rektorin Ruf und Kirchenpfleger Hirner von St. Ulrich. Die Jüngsten der Gemeinde, die im Kindergarten bereits Nestwärme gefunden haben, verbreiten viel Freue und Heiterkeit durch ein Paul-Gerhardt-Lied („Geh aus mein Herz und suche Freud´…“) und durch Verse und selbstgebastelte Geschenke für die am Bau beteiligten Handwerker. Pfarrer Schiller richtete zum Schluss die Gedanken auf das Wort, das in großen silbernen Buchstaben die Kanzelwand der Kirche schmückt:“Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; Ich will euch erquicken… So werdet ihr Ruhe finden für euere Seelen“(Mt. 11, 28-29). Der ganze Tag, der wohl vielen unvergesslich bleiben wird, klang am Abend aus in einer festlichen Kirchenmusik, die unter Leitung von Helmut Haug von Edith Manlick (Sopran), Fried-

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rich Städtler (Orgel) und dem collegium musicum der Mozartgemeinde ausgeführt wurde und die Herzen noch einmal zu Lob und Dank erhob.

Zur Weihe der neuen Paul-Gerhardt-Kirche in Augsburg auf dem Hochfeld am 21. Juni 1964

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ie Erbauung des Gemeindezentrums der Paul-Gerhardt-Kirche auf dem Hochfeld hat eine lange Vorgeschichte. Sie hängt eng zusammen mit der Geschichte unseres Volkes vor und nach dem Zusammenbruch 1945. In einem Schreiben der evang.luth. Gesamtkirchenverwaltung vom 18. April im Jahre 1937 wurden umfangreiche Verhandlungen geführt. Aus den damals bekannten Gründen hat sich die Angelegenheit wieder zerschlagen . . .:“ Aus dem Einweihungsheft - der Gemeindesaal im Jahr 1964 Eigenartig, dass eine kurze, aber einschneidende Geschichtsepoche unseres Volkes, deren Führung die Kirche ablehnte, geradezu die Ursache wurde, dass die neue Paul-Gerhardt-Kirche heute steht. Auf jeden Fall ging der zündende Funke für den Bau des neuen Gemeindezentrums von der Ulrichsgemeinde aus. Durch das Wachstum der Stadt in den 30er Jahren und dann erst durch den außergewöhnlichen Zustrom von Flüchtlingen aus allen deutschen Gebieten nach 1945 wurde die Ulrichsgemeinde zur größten Augsburger Pfarrei, die zeitweise über 8000 Gemeindeglieder zu betreuen hatte. So blieb nicht aus, dass der Kirchenvorstand St. Ulrich sich eines Tages mit dem Problem befassen musste, für die Gemeinde des als Wohngebiet klar umrissenen Hochfeldes neue Räume zu schaffen, zumal dieses Wohngebiet schon seit den 30er Jahren zunehmend bebaut wurde. Als dann (besonders in den Jahren nach 1950) viele Wohnungen erstellt wurden, um die vielen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus dem deutschen Osten und aus Mitteldeutschland unterzubringen, ergriffen die Pfarrer von St. Ulrich mit dem Kirchenvorstand die Initiative und vagen die evang.-luth. Gesamtkirchenverwaltung, um den Erwerb eines geeigneten Kirchenbaugrundstückes besorgt zu sein. Nach jahrelangen Verhandlungen um ein Grundstück gelang es lediglich, ein von Hochhäu-

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sern umgebenes Gelände zu erwerben, das für einen Kirchenbau große Probleme für die Planung mit sich bringen musste. Einerseits schien durch die eingeengten Verhältnisse des Geländes zwischen den hohen Wohnblöcken ein Kirchenbau im herkömmlichen Sinn undurchführbar, so sehr dies wünschenswert gewesen wäre. Andererseits konnte den sechs bis neun Etagen hohen Blöcken niemals an Höhe Konkurrenz gemacht werden, so dass die Kirche als Symbol des Glaubens die Häuser überragt hätte. So wurde schließlich in anderer Weise „Konkurrenz“ gemacht, indem in betont schlichter und niedriger Bauweise geplant wurde. Es entstand auf dem Reißbrett des Architekten des evang.-luth. Landeskirchenrates, Baurat W. Luther, München, der Grundentwurf eines Aus dem einweihungsheft Gemeindezentrums, dessen einzelne Gebäudeteile sich um einen die orgel PaulGerhardtdem Hochfeld rechteckigen Innenhof legten. Im Osten kam der Kindergarten zu liegen, im Süden Pfarrer- und Kindergärtnerinnen-Wohnung, im Westen Amtsräume, die zweigeschossige Kirche und im Norden Jugend- und Gemeinderäume. Nach mancherlei Änderungen und Verbesserungen der Pläne konnte endlich im Frühjahr 1961 vom Kirchenvorstand St. Ulrich und von der evang.-luth. Gesamtkirchenverwaltung der endgültige Planungsauftrag an den Architekten vergeben werden. Das nach einem weiteren Jahr unendlicher Planungsarbeit an den Detailplänen nach Pfingsten 1962 die Baufirma Dill ihre Arbeit beginnen konnte, ist dem Fleiß und der Mühe des örtlichen Bauleiters, Architekt Dipl.-Ing. M. Pittroff, zu verdanken, der als örtlicher Architekt die meiste Arbeit an dem Fortgang der Bauplanung hatte. So konnte am 27. Juli 1962 feierlich der Grundstein gelegt werden. Im Herbst des gleichen Jahres erhielt die Kirche den Namen Paul-Gerhardt-Kirche. Im Sommer 1963 konnten wir unter Beisein von Pfarrern und Kirchenvorstehern „Hebauf “ feiern. Als Turm war von Anfang an ein Bauwerk in Gestalt einer stark zugespitzten Pyramide geplant worden. Zum Turmbau gehören außer den Mitteln auch Mut! Nun ist es bei dem von hohen Wohnblöcken eng umstandenen Baugelände immer eine Rätselfrage geblieben, welcher Art der Turm sein könne und wie er stehen müsste. Nach mancherlei Versuchen hat man den Turm zunächst ausgeklammert, um den Baubeginn nicht zu verzögern. Es wurden inzwischen viele andere Lösungen versucht. So müssen wir die Weihe zunächst ohne Turm und Glockengeläute vollziehen, aber die Zeit und geduldige Überlegungen werden auch hier eine gute Lösung bringen. So liegt die Kirche mit den Gemeinderäumen in ihrem niedrigen Erscheinungsbild, eingebettet in hohe Blöcke und in Grundflächen. Zwei Dachbekrönungen auf den Giebeln der Kirche fallen auf, die dem Bau die durch den noch fehlenden Turm zu vermissende sakrale Wurde ersetzen: Auf der Westseite ein als Wetterfahne gestalteter Engel, auf der Hofseite ein Kreuz mit blauemaillierter Inschrift „INRI“ und „A u. O“. Entworfen wurden diese Kunstwerke von Orgel im heutigen Prof. Göhlert, Augsburg, ausgeführt von Kunstschlossermeister M. Die Zustand nach der Restaurierung 2011 Rauschen.

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Wenn man die Gebäude durch das Eingangsgitter betritt, kommt man in den stimmungsvollen Atriumshof, in dem freilich ein Brunnen noch fehlt. Von diesem Hof aus führt der Haupteingang in das Innere der Kirche. Sie ist ein fast quadratischer Raum, hinten und seitlich mit einer Empore. Durch hochliegende Fenster erhält der Raum sein Licht. Auffallend ist die Anordnung der Bänke, die hinten in normaler Aufstellung, ab der Mitte aber rechts und links von Altar, Kanzel und Taufstein aufgestellt sind. Hier liegt der Versuch vor, die Gemeinde im Wort und Sakrament im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Das ist vielleicht den Kirchengängern der alten Augsburger Kirchen ungewohnt, weil sie Abstand gewöhnt sind, aber vielleicht sollte doch eine gewisse „Tuchfühlung“ nicht fehlen, wenn Gemeinde Gemeinschaft bleiben soll, die einander kennt, hilft und füreinander eintritt. Um den Mittelpunkt zu betonen, sind die eigentlichen künstlerischen Arbeiten in unmittelbarer Verbindung zwischen Kanzel, Altar und Taufstein gebracht. Besonders fallen ins Auge Leuchter und Altarkreuz, von Hermann Jünger, Taufkirchen bei München, entworfen und gestaltet. Besonders kostbar und als Blickpunkt gedacht ist das silberne Schriftgitter, mit vielen Edelsteinen besetzt, an der Wand hinter dem Altar. Es enthält das Wort des Herrn Jesus: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken…“ Somit ist die Beziehung zur Liturgie unmittelbar hergestellt. Es soll bewusst nicht deutlich zu lesen sein, um nicht abzulenken, aber es ist doch zugleich ein Blickpunkt, der ins Zentrum führt, zum Christus für uns! Es ist von H. Jünger entworfen, wie auch der Taufständer aus Bronzeguss. Dieser ist etwas leichter gehalten, um den Raum vor dem Altar nicht zu beschweren. Baldachin über Kanzel und Altar, gestaltet von Günther Danco, München, lenkt den Blick von den Sakramenten und vom Wort her hinauf zum himmlischen Zion nach den Gedanken der Offenbarung St. Johannes. Ebenso von Günther Danco sind 4 Schmucktafeln und eine Schrifttafel an der Empore gestaltet, die sich unmittelbar auf die Gnaden-Gaben der Taufe beziehen, ausgedrückt in Gleichnissen Jesus (10 Jungfrauen, Barmherziger Samariter, Reicher Kornbauer und Reicher Mann und armer Lazarus). Rechts oberhalb von Altar und Kanzel, auf der Empore, befindet sich der Barock-Prospekt einer kleinen Orgel mit 6 Registern, die trotz barocker Gestalt nicht aus dem Rahmen fällt, da sie dem Raum in Farbe und Ton weitgehend angeglichen ist. (Sie ist sogar inzwischen zu Berühmtheit gelangt, da sie auf manchen Oratorienwerken der Archiv-Produktion zu hören ist. Sie ist aus dem Besitz der Gemeinde St. Markus in München an uns übergegangen, wo Prof. Karl Richter die großen Bach-Oratorien aufgenommen hat.) Die übrigen Räume können hier nicht im Einzelnen beschrieben werden, jedoch sind sie nicht ohne eine gewisse Noblesse und doch Schlichtheit eingerichtet. Besonders Dank sei den Mitarbeitern und Amtsträgern der Ulrichs-Gemeinde der evang. Luth. Gesamtkirchenverwaltung gesagt, die den Bau unterstützt haben durch Beratung, Planung und Finanzierung. Besonders Dank geht aber auch den Spender, die immer wieder mit kleinen und großen Beträgen den Bau und seine Einrichtung mit finanziert haben. Ebenso muss der treue Dienst der Gemeindehelferinnen gewürdigt werden, die durch Jahre hindurch die Kirchenbauvereinsgaben in den Häusern gesammelt haben. Unvergessen sollen auch vor allem solche Spender sein, die in ihrer Bescheidenheit kleine und große Gaben ohne Namensnennung sandten und vielfach große Opfer brachten. Fertig wird die Kirche freilich erst dann sein, wenn auch die Gemeinde Heimat gefunden hat im neuen Gemeindehaus und wenn der einzelne zum lebendigen Glauben an Christus gekommen ist.

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Erinnerungen einer Pfarramtssekretärin Frau Irene Ebert Als ich am 27. Juli 1962 vom Laubengang unserer Wohnanlage aus die Grundsteinlegung der zukünftigen PaulGerhardt-Kirche verfolgte, konnte ich nicht ahnen, wie mein Leben mit der Kirche und der Gemeinde schon bald verbunden sein würde. Im Frühjahr 1963 fragte mich Pfarrer Heckel anlässlich eines Besuches, ob ich nicht Lust hätte, bei ihm im Pfarramt als Sekretärin zu arbeiten – aber das lehnte ich zuerst einmal ab, hatte ich doch keine Ahnung von der Tätigkeit in einem Pfarramt und dem Aufbau der Gemeinde. Doch im Laufe des Sommers habe ich mir überlegt, diese Herausforderung anzunehmen und ich sagte zu. Im Herbst 1963 begann ich meine Tätigkeit, damals noch in der Wohnung von Pfarrer Heckel. Erst im Dezember, als Pfarrer Heckel mit seiner Familie ins Pfarrhaus zog, konnte ich auch mein Büro beziehen. Nun war ich also Pfarramtssekretärin und hatte, wie man so schön sagt, „von Tuten und Blasen keine Ahnung“. Das änderte sich schnell, denn auch für Pfarrer Heckel war es die erste, eigene Gemeinde und so lernten wir gemeinsam, die neuen Aufgaben zu bewältigen. Wir waren ein gutes Team und die Arbeit hat mir von Anfang an Freude gemacht. Ich hatte ja auch viel mit Menschen zu tun, nicht nur mit Pfarrern und Bauleitern, sondern auch mit vielen Gemeindegliedern. Das Hochfeld war damals von vielen Flüchtlingen, Vertriebenen und Ausgebombten bewohnt und es galt, sich auf die verschiedenartigen Mentalitäten einzustellen, was ich gerne getan habe. Noch bevor die Kirche eingeweiht wurde, begann die Arbeit im Kindergarten. Helga Linsenmeyer war die erste Kindergartenleiterin und es gab auch nur eine Kindergruppe. Pfarramt und Kindergarten arbeiteten eng zusammen, und dieses Miteinander hat auch immer bestens geklappt. Bei aller Freude am Erfolg des Gemeindeaufbaus gab es natürlich auch manchmal „Pleiten, Pech und Pannen“, über die wir nachträglich aber lachen konnten. So hat sich unser erster Mesner, Herr Süß, sehr viel Mühe gegeben, die Kirche zur Einweihung am 21.06.1964 festlich zu schmücken. In seinem Eifer hat er auch das Taufbecken voll mit Blumen geschmückt, aber er bekam dafür kein Lob, sondern Tadel vom Herrn Dekan: „Ein Taufbecken ist keine Blumenvase!“ Da war er schon recht gekränkt. Oder die Sache mit der Glocke! Die Glocke hing schon im Glockenturm, war aber noch nicht an das Läutwerk angeschossen. Pfarrer Heckel hatte eine Hochzeit und der damalige Mesner, Herr Langer, wollte dem Brautpaar eine Freude machen und selbst

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läuten. Als Pfarrer Heckel das Brautpaar im Gemeindesaal abholen wollte, nahm er das Glockenseil und begann zu läuten. Erst ganz langsam, dann immer mehr – aber er hatte nicht damit gerechnet, wie lange der Pfarrer brauchte, das Paar abzuholen – und seine Kräfte ließen nach. Immer langsamer wurde das Geläut, Herr Langer hing mit letzten Kräften am Seil und konnte kaum noch atmen – aber er hat es geschafft. Aber auch er bekam kein Lob, denn eine Glocke darf erst geläutet werden, wenn sie geweiht ist. Schlimmer war da schon ein Wolkenbruch im Sommer, der das ganze Regenwasser von unten in den damaligen Kindergarten-Schlafsaal drückte. Das Wasser stand fast kniehoch. Da mussten alle verfügbaren Kräfte mit anpacken. Im Badeanzug, mit Gummistiefeln wurde das Wasser mit Eimern ausgeschöpft – und alles dauerte. Später wurde alles „trockengelegt“ und eine solche Überschwemmung gab es nie mehr. Aber ich erinnere mich auch noch an viel andere Dinge: An die Gemeindenachmittage, jedes Mal mit anderen Referenten, ob Arzt, Apotheker, Feuerwehr oder besondere Filme, im letzten Moment mussten wir oft noch bei der „Bäckerei Röthinger“ Kuchen nachbestellen, weil viel mehr Leute kamen, als erwartet. Damals gab es fast noch kein Fernsehen und die Gemeindenachmittage waren oft die einzige Abwechslung. Oder ich erinnere mich noch an die jährlichen Pfarrausflüge. Da standen schon Gemeindeglieder am ersten Tag vom Fahrkartenverkauf vor der Bürotür, weil alle in der ersten Reihe sitzen wollten. Und ich denke daran, wie Jugendliche unserem Engel auf dem Kirchendach eine Strickmütze aufgesetzt haben und wir niemanden fanden, der raufsteigen und die Mütze wieder abnehmen wollte. Eine ganz schöne Erinnerung ist unser Adventsbasar im Gemeindesaal. Mit Hilfe unserer Männer wurden richtige Verkaufsstände gebaut, die Waren angeboten, die wir im Laufe des Jahres gesammelt oder gebastelt hatten. Das war viele Jahre am ersten Adventssonntag ein großer Erfolg. Auch als Ehestifter hat sich die Paul-Gerhardt-Kirche bewährt: Als Marianne Schulz

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Kindergartenleiterin war, hielt an einem Sonntag Pfarrer Jochen Müller den Gottesdienst – Fräulein Schulz den Kindergottesdienst. Pfarrer Müller war Missionar in Tansania und auf Heimaturlaub. Herr Langer hat die beiden miteinander bekannt gemacht und da hat es wohl auch bald „gefunkt“. Geheiratet wurde in Rosenheim und danach haben sie sechs Jahre mit zwei Kindern in Tansania gelebt. Und ich hatte das große Glück, Hochzeit und später sogar Silberhochzeit mit feiern zu dürfen. Und unsere Kindergartenleiterin Gabriele Bulling heiratete später unseren Kirchenvorstand Manfred Floussek. Und auch da durften der Pfarrer und ich dabei sein. Nachdem Pfarrer Heckel im April 1975 nach Zürich ging, musste ich die „Stellung „ bis zur Einführung von Pfarrer Ahnert im September 1975 alleine halten. Ich hoffe, ich habe das damals gut hin bekommen, denn ein Gemeindemitglied hat später zu mir gesagt: „Jetzt haben Sie aber wirklich alles gemacht, nur das Predigen fehlt noch.“ Und das war wohl auch besser so! An einen neuen Chef muss man sich gewöhnen – und er sich an die neue Sekretärin. Aber das ging sehr gut und sehr schnell. Ich denke, wir haben uns gut ergänzt und gerne zusammengearbeitet. Während der Dienstzeit von Pfarrer Ahnert war Thomas Gottschalk im Bayrischen Rundfunk angestellt und hatte jeden Mittag eine Sendung „Tommy´s Klick-Parade“. Für diese Sendung konnten sich Betriebsgemeinschaften, Freunde, Firmen usw. melden, die jeweils an einem Wochentag im Radio von Gottschalk interviewt wurden. Sie sollten etwas über ihre Arbeit erzählen und durften sich dann Musikstücke wünschen. Nachdem das schon mal der Kindergarten gemacht hatte, wir entschlossen uns zu bewerben. Gesagt, getan, und so waren wir vom 25. bis 29.04.1983 auf Sendung: Pfarrer Ahnert, drei Mitarbeiter vom Gemeindebrief und ich. Gottschalk hat uns Fragen zu unserer Arbeit in Kirche und Gemeinde gestellt und wir konnten jeder ein bisschen was davon erzählen, bevor unser Musikwunsch erfüllt wurde. Und einen großen Artikel in der AZ gab es auch noch.

Mit Pfarrer Ahnert wurde auch die „Theologen-Band“ gegründet: Trompete, Klavier, Schlagzeug und Gitarre, manchmal sogar zwei Gitarren. Die Band spielte dann bei „besonderen Anlässen“, wer allerdings mehr Spaß an der Musik hatte, die Musiker oder sie Zuhörer, ist nicht mehr bekannt. Wie viele Pfarrer, Pfarrerinnen, Vikare, Mesner, Kindergärtnerinnen und Gemeindeglieder ich in meiner 22-jährigen Dienstzeit gekannt und erlebt habe, weiß ich nicht mehr, aber die Mesnerinnen Irma Eberle und Wilhelmine Janotta werde ich nicht vergessen. Es war eine sehr schöne Zeit für mich mit viel Arbeit und viel Freude. Und als ich dann im März 1985 verabschiedet wurde, war für mich trotzdem noch nicht ganz Schluss. Fast jede Woche einmal habe ich meiner Nachfolgerin Emma Braun ein bisschen geholfen, ich konnte mich einfach von Kirche, Gemeinde, Pfarramt und Kindergarten nicht ganz trennen. Und auch heute, nach 50 Jahren, bin ich wieder ein kleines bisschen dabei und ich tue es nach wie vor gerne. Und so wünsche ich der Paul-Gerhardt-Kirche, dem Kindergarten, der Gemeinde und allen Mitarbeitern, wo immer sie auch tätig sind, für die Zukunft alles Gute. Viel Glück und viel Segen, auf all Euren Wegen - Gesundheit und Freude sei auch mit dabei! Irene Ebert

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Fasching 1970, Kindergartenleiterin Marianne Müller

Fasching 1992 Kindergarten 1989 (Maria, Uschie, Karl)

T

Kindergarten 1990

Nikolausfeier 1988

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Taufe 1987, Linda Neueder, Vikarin Hiller -Richter

Maifest 1989

Taufe 1983,Anja Neueder, Pfarrer Ahnert

r

Einführung Pfarrerin Jutta Krimm, 2005 mit Fr. Dekanin Kasch (li.)

Jugendleiter 2005, von links: Katharina Grethlein, Michael Scherzer, Sandra Schreiber, Rudolf Schmidt, Linda Neueder, Maximilian Vilniskis, Anja Neueder, Victrtoria Panagiotopoulos

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Sommerserenaden 2006

Neue Heizanlage für das Gemeindezentrum Paul-Gerhardt, 2007

Neujahrsempfang 2007

Innenhof im Sommer

Erntedankfest 2009 Pfarrerin Jutta Krimm

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Jugendleiter feiern nach dem Konfi-Camp im Innenhof, 2011

Sommerserenaden 2006

Gemeindefest

Sommerserenaden 2006

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Kkonfirmantengruppe 2007 37

Erinnerungen an die Paul-Gerhardt-Kirche von Evi und Georg Pabst Die Paul-Gerhardt-Kirche feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Das ist ein guter Grund zurückzublicken und Frau Pfarrerin Krimm bat uns, ein paar Gedanken für die Festzeitschrift zu schreiben. Im Juli 1961 zogen meine Eltern nach Augsburg in den Alten Postweg 84. Meine Schwester und ich mussten täglich in die Rote-Tor-Schule laufen. Die nächstgelegene evang. Kirche war Evi Pabst als Konfirmantin vor der Kirche Paul-Gerhardt die Ulrichskirche, in der auch meine Schwester noch konfirmiert wurde. Es war schon immer ein ziemlich langer Fussweg. Dann wurde der Bau der Paul-Gerhardt-Kirche begonnen. Ich war eine der Ersten, die hier ihre Konfirmation feierten ( 11.04.1965 ). An meinen Konfi-Unterricht habe ich leider nicht viele Erinnerungen, er fand zwar regelmäßig statt, doch wurde ich vom Unterricht oft befreit. Unser damaliger Pfarrer Heckel wohnte mit seiner Frau und den Kindern ( ich weiß nicht mehr genau, waren es drei oder vier ) in der Pfarrwohnung. Von unserem Unterrichtsraum aus kam man durch einen Gang im Keller direkt in die Wohnung. Oft, wenn Frau Heckel nicht da war, sagte Pfr. Heckel:“ Evi, geh doch rüber und pass auf die Kleinen auf “. Für mich war es damals etwas Besonderes. Jahre später begriff ich erst, was ich versäumt habe. Auch wenn es heute den Konfirmanden manchmal lästig erscheint, zum Unterricht zu gehen, muss ich sagen: Ihr wisst gar nicht, wie gut ihr es heute habt. Ihr bekommt im Unterricht und auf den Freizeiten viel mehr von unserem Glauben mit und könnt den Sinn der Konfirmation viel besser verstehen und begreifen. Es geht nicht um die materiellen Geschenke, viel wichtiger ist, was Gott uns täglich schenkt. Ich habe aber auch noch eine andere Erinnerung an ihre Kirche. Wir haben 1965 das erste Krippenspiel aufgeführt. Lange probten wir vorher und lernten die Texte auswenWeihnachten 1965. Krippenspiel in der Kirche Paul-Gerhardt mit dig. Ich spielte den Engel Gabriel, Evi Pabst als Engel.

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meine Schwester war der Josef. Ich musste dreimal sagen: Nun musst du aufstehen, Josef, und …… Es ist eine schöne Erinnerung und noch heute, wenn wir manchmal über unsere „alte Zeit im Hochfeld“ sprechen, fällt uns dieses Krippenspiel wieder ein. Wir waren eine größere Gruppe Jugendlicher, die viel Freizeit miteinander verbracht haben und die Konfession spielte damals keine Rolle. Es ist schon merkwürdig, wie Gottes Wege uns oft zusammen führen. Ca. 30 Jahre später lernte ich meinen Mann Georg kennen. Er war bei der Polizei und ….. das erzählt er selbst

Ein Zeitzeugnis aus den Anfängen der Paul-Gerhardt-Kirche Mein Beruf war Polizeibeamter, den ich nach meiner Ausbildung in Augsburg ausübte. Damals habe ich meinen Dienst im 1. Polizeirevier geleistet. Diese Dienststelle war im Rathaus untergebracht, das damals gerade wiederhergestellt wurde, weil es in der Bombennacht vollständig zerstört worden war. Polizeibeamte waren in dieser Zeit hauptsächlich zu Fuß unterwegs. Die Streifenzeit war für mindestens zwei Stunden und manchmal auch für drei oder vier Stunden angesetzt. Ganz schön lang, besonders in kalten Wintertagen und nachts bei Regen und Sturm. Unser Streifenbezirk umfasste unter anderem das Gebiet Hochfeld, das heutige Univiertel, das noch gar nicht bebaut war und endete an den Stadtgrenzen der Vorstädte Haunstetten und Göggingen. Einen großen Vorteil hatte das „zu Fuß gehen“ für die Wohnbevölkerung. Wir hörten und sahen viel mehr, wir konnten mit den Menschen auf der Straße sprechen. Dabei haben wir viel erfahren über Missstände und ärgerliche Zustände. Aber die Menschen freuten sich auch, weil sie sich sicherer fühlten, wenn die Polizei in ihrem Wohnviertel unterwegs war. So auch Pfarrer Heckel und seine Ehefrau, deren Pfarrei gerade aufgebaut wurde und das im wahrsten Sinn des Wortes. Es wurde nämlich die neue Kirchengemeinde aufgebaut und der schön und modern erscheinende Kirchenbau errichtet. Die Paul Gerhardt Kirche war längere Zeit eine Baustelle, um die wir uns kümmerten und die wir regelmäßig aufsuchten, um Diebstähle und Beschädigungen am Bau und den Baumaschinen zu verhüten. Ich erinnere mich gerne an die Anfangsjahre des Hochfeldes, an die Paul Gerhardt Kirche, den Kindergarten in der Nachbarschaft der Kirche, die Hochfeldschule, die vielen neuen Häuser, die dort gebaut wurden. Vor allem aber war es schön als Polizeibeamter mit den Menschen auf der Straße zusammen zu treffen, sie kennen zu lernen und von ihren Sorgen zu hören. Damals wohnte ich als junger, lediger Polizist auch noch ganz in der Nähe in der Haunstetter Straße. Evi und Georg Pabst

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Die Straßennamen unserer Kirchengemeinde Was steht dahinter? Unsere beiden Stadtteile, das Hochfeld und das Univiertel spiegeln in den Straßennamen die frühere Nutzung des Geländes als Alter Flugplatz wieder. So erinnern die Straßenbezeichnungen in beiden Stadtteilen an bedeutende Persönlichkeiten der Fluggeschichte, an Piloten und Techniker die mit ihrem Wirken an der Historie der technischen Entwicklung mitgeschrieben haben. In jüngerer Zeit fiel wohl auf, dass unter den vielen Namensgebern keine Frau vertreten war – und so wurde bei der Neuvergabe von Weg- und Straßennamen auch – erfolgreich - nach Frauen gesucht, die sich in Wissenschaft und Forschung verdienst gemacht haben. Der Rahmen unserer Festschrift erlaubt nur einen kurzen Blick auf den Lebensweg der Namensgeber/innen und macht vielleicht Lust, sich selber mit den einzelnen Biographien zu beschäftigen.

Alter Postweg Der Name erinnert an die frühere Weise, die Post mitteln Postreiter zu transportieren. In Augsburg lagen die Poststationen vor den nachts geschlossenen Stadtmauern, damit sich die Postreiter Tag und Nacht auf den Weg machen konnten, gegebenenfalls nach einem Wechsel der Pferde. Der Alte Postweg war die postalische Verbindung in den Süden.

Anna German Anna Viktoria German; 1936-1982, berühmte polnische Sängerin mit russlanddeutschen Wurzeln, geboren in Usbekistan. Sie sang zumeist in polnisch und russisch, aber auch englisch und anderen Sprachen und ist besonders unter Russlanddeutschen bekannt und geschätzt.

Bauernfeind, Karl Maximilian von 1818-1894, Brückenbauingenieur und Geodät, forschte an der Theorie der Brückengewölbe, entwickelte das Prismenkreuz „Bauernfeindprismen“ das für Vermessungsarbeiten unentbehrlich wurde. Sein Buch „Elemente der Vermessungskunde“ von 1856 war lange das Standartwerk der Vermessungstechnik.

Blériot, Louis 1872-1936 war ein französischer Luftfahrtpionier, der mit dem Flugzeug Blériot XI am 25. Juli 1909 als erster Mensch in einem Flugzeug den Ärmelkanal überquert hat. Sein Flug von Calais nach Dover dauerte 37 Minuten bei einer durchschnittlichen Flughöhe von 100 Metern. Dieser historische Flug leitete einen wahren Flugzeugboom ein. Über hundert Bestellungen für den Typ XI gingen unmittelbar nach dem Flug ein, hergestellt wurden letztlich insgesamt etwa 800 Stück. Blériot wurde somit zum ersten kommerziellen Flugzeughersteller. Später bezeichnete man ihn als „Vater der modernen Eindecker“.

Canisius, Petrus 1521-1597, Jesuit und Kirchenlehrer der katholischen Kirche, Domprediger in Augsburg in der Zeit der Gegenreformation 1559-1566, Namenspatron der katholischen Kirche St. Canisius im

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Hochfeld

Dornier, Claude Honoré Desiré 1884-1969, Flugzeugkonstrukteur, hatte die deutsche und französische Staatsbürgerschaft, Mitarbeiter des Grafen von Zeppelin, später Teilhaber und Geschäftsführer des Flugzeugbauzweiges, aus dem sich die Dornier-Werke entwickelt haben.

Dr. Lagai, Heinrich (Karl Wilhelm) 1826-1889, Redakteur in Trier und Frankfurt, ab 1861 im höheren Verwaltungsdienst des Königreichs Hannover. Am 2.8.1908 vermachte seine Witwe Johanna Katharina Emilie, geb. Roth der Stadt Augsburg, in der sie und ihr Mann geboren waren, 100.000 RM zur Errichtung einer Stiftung für wohltätige Zwecke.

Ernst Heinkel 1888-1958 Ingenieur und Flugzeugkonstrukteur, der in jungen Jahren an Flugapparaten experimentierte, einmal beinahe tödlich verunglückte, Begründer der Heinkel-Werke wurde und maßgeblich bei der Entwicklung der modernen Luftfahrt mitgewirkt hat.

Firnhaber, Friedrich August 1823-1887 Unternehmer und Kommerzienrat, übernahm 1867 von seinem Onkel die Leitung der Augsburger Kammgarnspinnerei. Zusammen mit seiner Frau Maria Magdalena, geborene Zäuner, engagierte sich Firnhaber zeit seines Lebens für bedürftige junge Augsburger und arbeitsunfähige Fabrikarbeiter. Das Gebiet der „Firnhaberau“ ging 1883 in seinen Besitz über, dieser damalige 189 Hektar große Auwald diente als Jagdgebiet. Über eine Stiftung ging das Gebiet später von der Friedrich Firnhaber Stiftung in den Besitz der Stadt Augsburg über und wurde Wohngebiet, die heutige Firnhaberau

Friedrichshafen Stadt am Bodensee, bekannt durch die Luftfahrtindustrie, u.a. der Zeppelinwerke

Fritz Wendel 1915-1975 Flugkapitän, Testpilot bei Messerschmitt und Weltrekordinhaber auf der Teststrecke zwischen Augsburg und Buchloe, wo er im Jahr 1939 die Geschwindigkeit von 755,138 km/h erreichte, dieser Rekord hielt 30 Jahre. Zeitweise war Wendel auch Präsident des AEV

Hanna Arendt 1906-1975, deutsch-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin, emigrierte als Jüdin aus dem nationalsozialistischen Deutschland, kam über Frankreich nach Amerika wo sie engagiert über gesellschaftspolitische Themen geschrieben hat, über Macht und Verantwortung, totalitäre Systeme, Ethik und politische Diskurse. Ihre Gedanken und Schriften sind bis heute ein wichtiger Beitrag in den Debatten zu gesellschaftspolitischen Themen.

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Heini Dittmar 1911-1960, Segelflieger dem 1936 die erste Alpenüberquerung im Segelflugzeug gelang. In einem Motorflugzeug gelang ihm 1941 als erstem Menschen die Überschreitung der Geschwindigkeit von 1000km/h in einem Flugzeug. Dittmar stürzte 1960 bei einem Flug tödlich ab.

Hennch, Georg 1839-1919, Abteilungsingenieur und Vorstand der Eisenbahnbausection Erlangen, u.a. mit dem Projekt Augsburger Localbahn und Ammerseebahn betraut

Hermann Köhl 1888-1938, Pilot, Flugpionier, startete 1928 zum Transatlantikflug von Ost-West und erreichte wegen Problemen mit dem Kompass nur die Insel greenly island vor Kanada. Mit Unterstützung kam er doch noch in New York an und erhielt im Rahmen einer Konfettiparade das „Flying Cross“, die höchste amerikanische Pilotenauszeichnung. Für die Lufthansa war er insbesondere für den Aufbau der zivilen Nachtflüge verantwortlich und war an der Weiterentwicklung der Luftfahrt beteiligt. 1935 wurde er von einem amerikanischen Journalist charakterisiert als einer „der wenigen Männer in Deutschland die den Mut besitzen, sich Göring und den Nazis nicht zu beugen“.

Hertha Sponer 1895-1968 Physikerin, 1925/26 Studienaufenthalt in Berkely, Privatdozentin und Professorin in Göttingen. 1934 emigriert sie nach Norwegen und bekommt dort eine Gastprofessur. Von 1936-1966 lehrt sie als Physikprofessorin an der Duke-Universtiy in North-Carolina. Der Hertha-Sponer-Preis wird bis heute an junge, wissenschaftlich erfolgreiche Physikerinnen verliehen.

Hochfeld Zwischen Lech und Wertach gelegene Hochebene vor den Toren des frühen Augsburgs. Fruchtbarer Landstrich, vor Überflutung geschützt, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg zunehmend bebaut um Wohnraum für Flüchtlinge und Vertriebene zu schaffen. Während man früher von „auf dem Hochfeld“ sprach, heißt es heute eher „im Hochfeld“

Hugo Eckener 1868-1954, Nachfolger von Graf Ferdinand von Zeppelin in den Friedrichshafener Zeppelinwerken, 1924 gelang ihm mit einem Zeppelin die Überquerung des Atlantik bis Lakehurst, er bekam den Spitznamen „Magellan der Lüfte“ . Nach der Katastrophe des Luftschiffes Hindenburg wurden die Atlantiküberquerungen per Zeppelin eingestellt, zumal das nicht brennbare Gas Helium für weitere Zeppelinfahrten nicht zur Verfügung stand.

Hugo Junkers 1859-1935, Ingenieur und Unternehmer, entwickelte die „Junkers-Thermen“ (Durchlauferhitzer) für Wohnungen, Gasdruckregler und forschte im Flugzeugbau nach Möglichkeiten, Langstreckenflugzeuge zu verbessern. Hugo Junkers wurde nach der Machtergreifung der Nati-

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onalsozialisten gezwungen, seine Mehrheit an der Junkers-Flugzeug- und Motorenwerke AG zu verkaufen und bekam in dem von ihm geründeten Werk Hausverbot, auch seine Heimatstadt Dessau musste er verlassen. An der Entwicklung und Produktion der Kampfflugzeuge „Ju 87“ oder „Ju 88“ war er nicht mehr beteiligt.

Immelmann, Max 1890-1916, Jagdpilot im ersten Weltkrieg, der für seine ungewöhnlichen Flugmanöver bekannt war. Nach ihm ist heute z.B. der Immelmann Loop benannt, eine Fahrfigur bei Achterbahnen. Immelmann wurde im ersten Weltkrieg bei Annay in Frankreich abgeschossen.

Johann Georg Halske 1814-1890 Unternehmer, gelernter Feinmechaniker, gründete 1947 zusammen mit Werner Siemens die Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske, später war er maßgeblich an dem Aufbau des Kunstgewerbemuseums Berlin beteiligt

Josef Priller 1915-1961 Luftwaffenoffizier und Jagdflieger im 2. Weltkrieg, nach der Hochzeit mit Johanna Riegele wurde er nach dem Krieg Direktor der Privatbrauerei Riegele

Kollmann Johann Jakob 1714-1778, Stadtphysikus in Deggendorf, forschte in Bereich der menschlichen Ernährung und der Arzneiwissenschaft. In Anerkennung für diese Untersuchungen nahm ihn die 1759 gegründete Bayerische Akademie der Wissenschaften 1765 als eines ihrer ersten Mitglieder auf.

Lilienthal, Karl Wilhem Otto 1848- 1896, Nach heutigem Wissen war er der erste Mensch, der erfolgreich und wiederholbar Gleitflüge mit einem Flugzeug (Hängegleiter) absolvierte und dem Flugprinzip schwerer als Luft damit zum Durchbruch verhalf. Die Gebrüder Wright bauten auf seinen Erkenntnissen auf. 1896 stürzte Lilienthal aus 15 m Höhe mit einem Hängegleiter tödlich ab. Zur technischen Entwicklung von Flugkörpern trug Lilienthal maßgeblich bei.

Mulzer, Maximilian 1893-1916, Jagdflieger der wegen seiner Tapferkeit ausgezeichnet und kurz vor seinem Tod zum Ritter Maximilian von Mulzer geadelt wurde. Fliegerkamerad von Max Immelmann, verunglückte tödlich in Valenciennes/Frankreich

Piccard, Auguste 1884-1962, Schweizer Wissenschaftler und Physiker, stellte 1931 von Augsburg aus einen Ballon-Höhenrekord von 15.785m auf. Neben der Erforschung der Stratosphäre war Piccard in der Atomforschung tätig und entwickelte zudem den damals genauesten Seismographen. Piccard war seit seiner Studienzeit mit Albert Einstein befreundet. Piccard gilt als Inspiration für die Figur des Professor Bienlein in dem Comic „Tim und Struppi“

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Prof. Messerschmitt, Willy 1898-1978, gilt als Pionier der Luftfahrt, Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer. 1927 verlegt er sein Unternehmen von Bamberg nach Augsburg. 1968 fusionierte die Messerschmitt AG zu MBB ( Messerschmitt-Bölkow-Blohm)

Robert Gerber Ein Pilot Robert J. Gerber gehörte zu dem mysteriösen „flight 19“ bei dem am 5. Dezember 1945 vor der Ostküste Floridas 5 Militärflugzeuge einer Trainingseinheit auf ungeklärte Weise verschwanden. Dieses Verschwinden wird seitdem gerne mit dem rätselhaften „Bermuda Dreieck“ in Verbindung gebracht. Ob es Robert J. Gerber war, nach dem die Robert Gerber Straße benannt ist, ließ sich bis Drucklegung nicht klären.

Rumpler, Edmund 1872-1940, war ein k.u.k. Luftfahrtruppen Flugzeug- und Automobilkonstrukteur. Seine berühmtesten Konstruktionen waren die Rumpler Taube, der Tropfenwagen und die späteren Rumpler C-Typen. Maßgeblich war er an der Konstruktion von LKW beteiligt, die damals schon eine Geschwindigkeit von 100km/h erreichten, 150 PS und einen 12-Zylinder-Motoren hatten. In der Zeit des NS-Regimes bekam Rumpler wegen seines jüdischen Glaubens Arbeitsverbot.

Salomon Idler 1610-1669 Schuster und gescheiterter Luftfahrtpionier Bei seinem ersten und zugleich letzten Flugversuch mit zwei selbstgebauten Flügeln an beiden Armen verlor er die Kontrolle über sein Fluggerät und stürzte auf eine Brücke, die durch die Wucht des Aufpralls zusammenbrach. Vier Hühner, die sich zu diesem Zeitpunkt unter der Brücke aufhielten, starben. Nach seinem erfolglosen Flugversuch verbrannte er seine Flugapparatur auf einem Feld in der Nähe des Stadtteils Oberhausen. Ursprünglich plante Idler vom 70 Meter hohen Perlachturm herunterzufliegen, ein Geistlicher konnte ihn doch schließlich überreden, von einer niedrigeren Höhe zu beginnen. Der missglückte Flugversuch brachte ihm schon zu Lebzeiten den Namen „der fliegende Schuster“ ein. Salomon Idler betätigte sich auch als Poet und Schauspieler. Bei seiner zweiten Heirat war der Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl Hochzeitsbürge.

Schertlin, Sebastian Schertlin von Burtenbach 1496-1577, Landsknechtführer, später Oberkommandant des gesamten Fußvolks des Reichsheeres, 1530 wurde Schertlin Stadthauptmann in Augsburg, 1546 schloss er sich den Augsburger Protestanten an. Im Schmalkaldischen Krieg war Schertlin Kommandeur der Infanterie der Oberdeutschen Städte, musste nach der Niederlage über Konstanz nach Basel fliehen, wurde später begnadigt und konnte nach Augsburg zurückkehren.

Ulrich Schiegg 1752-1810 war ein deutscher Benediktinerpater, Mathematiker, Physiker, Astronom und

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Landvermesser. Er führte 1784 den ersten Heißluftballonstart in Deutschland durch, war einer der Erstbesteiger des Großglockners, experimentierte mit Höhenmessungen, und wurde damit betraut, in Salzburg 140 Privathaushalte mit Blitzableitern auszurüsten. Nach einem Unfall mit der Pferdekutsche 1807 blieb er gesundheitlich schwer beeinträchtigt.

Von Parseval, August 1861-1942, Konstrukteur der „Parseval-Luftschiffe“, Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender des Augsburger Freiballonvereins, Forschung an Wasserflugzeugen

Von Richthofen, Manfred Albrecht Freiherr 1892-1918 Jagdflieger im ersten Weltkrieg („roter Baron“), mehrfach ausgezeichnet und zur Legende geworden, sein Leben wurde verfilmt, im April 1918 wurde er im Département Somme abgeschossen

Werner von Siemens 1816-1892, Erfinder, Begründer der Elektrotechnik und Industrieller der zusammen mit Johann Georg Halske die Telegraphen-Bau-Anstalt von Siemens und Halske gegründet hat. Das Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu einem der weltweit größten Elektrounternehmen, der Siemens AG

Willi Stör 1893-1977 Kampfpilot im ersten Weltkrieg, danach Kunstfluglehrer und Chef-Testpilot bei MBB

Wolfgang von Gronau 1893-1977, Seeflieger und Luftfahrtpionier dem 1932 von Sylt aus mit einem zweimotorigen Wasserflugzeug eine Weltumrundung gelang. Spektakulär war auch sein erster Transatlantikflug 1930, als er nach 47 Stunden Flugzeit auf dem Hudson-River gelandet ist – die Erlaubnis des Berliner Ministeriums zu diesem Unternehmen ließ er sich „nachträglich“ geben, als er schon über Island war.

Zeppelin, Graf Ferdinand von 1838-1917 Begründer des Starrluftschiffbaus, seine Entwicklungen sind als Zeppeline bekannt. Trotz vieler Rückschläge war Graf von Zeppelin von seinem Projekt überzeugt „Für mich steht naturgemäß niemand ein, weil keiner den Sprung ins Dunkel wagen will. Aber mein Ziel ist klar und meine Berechnungen sind richtig“. Von der – damals noch kaum vorhandenen – Fachwelt und der breiten Öffentlichkeit wurden Zeppelins Ideen überwiegend abgelehnt und verspottet: Kaiser Wilhelm II. bezeichnete den Grafen gar als den „Dümmsten aller Süddeutschen“ Später wurde Zeppelin mit Preisen und Ehrungen überhäuft, bis heute gibt es die Zeppelinwerke in Friedrichshafen am Bodensee und ein Rundflug in einem Zeppelin gehört heute noch zu den absoluten Besonderheiten.

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Kindergarten Paul-Gerhardt Wir können stolz auf 50 Jahre gelungene Kindergartenarbeit zurückblicken! Der neu erbaute gut ausgestattete evangelische Kindergarten der Paul-Gerhardt-Kirche wurde am 15. Januar 1964 in Augsburg auf dem Hochfeld eröffnet, der von Beginn an Kindern mit anderen Religionen offen stand. In einer Gruppe wurden bis zu 45 Kinder im Alter von 3-6 Jahren von einer Kindergärtnerin und einer Helferin betreut, bei Fehlzeiten der Mitarbeiterinnen unterstützten Ehrenamtliche. Unseren Paul-Gerhardt-Kindergarten besuchen 50 Kinder verschiedener Nationalitäten und Religionen, in zwei Gruppen (Mäuse- und Pumuckelgruppe). Die aktuelle Gruppenstärke beträgt 25 Kinder, im Alter von zweieinhalb Jahren bis zum Schuleintritt, die je von zwei Erzieherinnen und einer Kinderpflegerin liebevoll umsorgt werden. Am 18. November 1971 wurde mit dem Erweiterungsbau begonnen, um diesen am 25. Oktober 1972 in Betrieb zu nehmen. 1972 wurde erstmals ein Bildungsgesetz für den Elementarbereich geschaffen, das Bayerische Kindergartengesetz! Zu dieser Zeit besuchten Kinder halbtags oder ganztags die Einrichtung, einige verbrachten die Mittagszeit zuhause und kamen um 14.00 Uhr wieder. Im Besonderen kamen viele „Siemenskinder“, deren Eltern dort Mitarbeiter waren, somit öffnete der Kindergarten bereits um 6.30 Uhr und die Kinder blieben bis 17.00 Uhr. Das Mittagessen wurde in der Werkskantine von Siemens & Halske zubereitet und uns geliefert. Seit 1988 erhalten wir unser schmackhaftes Essen vom Förderwerk St. Elisabeth aus dem Univiertel. Heute haben die Kinder die Möglichkeit, je nach Befindlichkeit sich zur Ruhe zu begeben, somit entfällt der Ihnen bekannte Mittagsschlaf. Sie erinnern sich bestimmt an die Kinderbetten und an die karierten Bettbezüge im Turnraum, der auch als Schlafraum genutzt wurde. Für ungestörte Unterhaltungen mit den Eltern und für Vorbereitungen der Leiterin gab es ein kleines Büro. Heute steht die Einliegerwohnung, in den ersten Jahren noch Leiterinnenwohnung, uns für Entwicklungsgespräche, Team-und Elternbeiratssitzungen, Dienstbesprechungen, Elterngespräche und als Personalraum zur Verfügung. Früher wurden sogenannte „Mütterabende“ angeboten heutzutage sind es Elternabende. Die damalige Kindergärtnerin, oft von den Kindern mit Tante angesprochen, bekam das Berufsbild der Erzieherin und wurde das Fräulein. Am 01. August 2005 wurde an das Bay. Kindergartengesetz das BayKiBiG ( Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz) nach langer Tradition angeknüpft und weiter ausgebaut. Dieses Gesetz mit Ausführungsverordnung brachte zahlreiche Veränderungen, aber auch pädagogisch wertvolle Erneuerungen mit sich. Ein zentrales Augenmerk gilt der Qualität – und der Personalschlüssel wurde angehoben. Auch vor dieser Zeit leisteten die Erzieherinnen und Erzieher vorbildliche pädagogische Arbeit. Mit der Einführung der neuen Bildungsgesetze verbesserte sich auch der gesellschaftliche Status der Mitarbeiterinnen.

„Unser Kindergarten der Schatz der Gemeinde“ Als evangelische Einrichtung orientieren wir uns am christlichen Menschenbild. Wir möchten Verständnis und Neugier für den christlichen Glauben wecken. Wir nehmen Kinder so an wie sie sind: Sie alle sind einmalige und selbständige Persönlichkeiten. Wir haben Respekt vor jeder anderen Religion und laden auch Andersgläubige herzlich zu uns ein.

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„Wir alle gehören zusammen“ Das Feiern von christlichen Festen, das Erzählen von biblischen Geschichten, das Singen von modernen Kirchenliedern und die Gestaltung von Familiengottesdiensten und Andachten bieten Raum und Zeit für gemeinsame Begegnungen. Miteinander leben, lernen, lachen……….

„Ihr Kind ist der Akteur seiner Entwicklung und steht bei uns im Mittelpunkt.“ Unser zweigruppiger Kindergarten nimmt Ihr Kind in ein herzliches und familiäres Umfeld auf. Gemeinsames Erleben und begleitetes Lernen sind die Kernpunkte unserer Arbeit nach dem situationsorientierten Ansatz.

„Einsatz der Eltern und Mitarbeiterinnen“ Durch das große Interesse und die Verantwortlichkeit der Eltern und Kindergartenfreunde für „Ihren Kindergarten“ konnten unzählige gemeinsame Aktionen seit Bestehen vollbracht werden, nur um einige zu nennen: Organisation und Mithilfe bei vielen Festen und Veranstaltungen, Tapezier- und Streicharbeiten, Spielzeugreparaturen, Ballbadbau, ein Werktisch entstand, Anbringung von Holzverkleidungen, Gartenumgestaltungen…….Herzlichen Dank – durch die tatkräftige ehrenamtliche Unterstützung konnten wir vieles gemeinsam schaffen!

„Eltern sind Partner“ Die Eltern sind so wichtig, wie die Kinder. Sie bekommen die Zeit und den Raum, den sie brauchen, um sich in unserer Einrichtung sicher und vertraut zu fühlen. Durch einen offenen Umgang miteinander entsteht eine Atmosphäre von gegenseitiger Achtung und Anerkennung. Die gute Zusammenarbeit mit den Eltern ist ein wichtiger Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit. Unser Elternbeitrat 2013/2014: Vorsitzende Frau Miriam Voit, Stellvertreterin Frau Anja Klingelhöfer, Frau Tatjana Esch, Frau Ines Hepach, Frau Olga Mehlmann und Frau Anna Bess. Das Kindergartenteam im Jubiläumsjahr 2014

auf dem Foto, stehend von links: Frau Eva Baroch Castellvi, Frau Bettina Sacher, Frau Martina Vitzthum Sitzend von links: Frau Sonja Braun-Selmonaj, Frau Renate Braun , Frau Gabi Lang

Mit herzlichen Grüßen Ihre Renate Braun, Kindergartenleiterin

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Legende von der Erschaffung der Erzieherin Als der liebe Gott die Erzieherin schuf, machte er bereits den sechsten Tag Überstunden. Da erschien der Engel und sagte: „Herr, Ihr bastelt aber lange an dieser Figur!“ Der liebe Gott sprach: „Hast Du die speziellen Wünsche auf der Bestellung gesehen? Sie soll pflegeleicht, aber nicht aus Plastik sein; sie soll 160 bewegliche Teile haben; sie soll Nerven wie Drahtseile haben und einen Schoß, auf dem zehn Kinder gleichzeitig sitzen können und trotzdem muss sie auf einem Kinderstuhl Platz haben. Sie soll einen Rücken haben, auf dem sich alles abladen lässt; und sie soll in einer überwiegend gebückten Haltung leben können. Ihr Zuspruch soll alles heilen, von der Beule bis zum Seelenschmerz; sie soll sechs Paar Hände haben.“ Da schüttelte der Engel den Kopf und sagte: „Sechs Paar Hände, das wird kaum gehen!“ „Die Hände machen mir keine Kopfschmerzen“, sagte der liebe Gott, „aber die drei Paar Augen, die eine Erzieherin haben muss.“ „Gehören die denn zum Standartmodell?“ fragte der Engel. Der liebe Gott nickte: „Ein Paar, das durch geschlossene Türen blickt, während sie fragt: Was macht ihr denn da drüben? - obwohl sie es längst weiß. Ein zweites Paar im Hinterkopf, mit dem sie sieht, was sie nicht sehen soll, aber wissen muss. Und natürlich noch die zwei Augen hier vorn, aus denen sie ein Kind ansehen kann, das sich unmöglich benommen hat, und sie trotzdem sagen: Ich verstehe dich und habe dich sehr lieb – ohne, dass sie ein einziges Wort spricht.“ „Oh Herr“, sagte der Engel und zupfte ihn leise am Ärmel, „geht schlafen und macht morgen weiter.“ - „Ich kann nicht“, sagte der liebe Gott, „denn ich bin nahe daran, etwas zu schaffen, das mir einigermaßen ähnelt. Ich habe es bereits geschafft, dass sie sich selbst heilt, wenn sie krank ist; dass sie 30 Kinder mit einem winzigen Geburtstagskuchen zufriedenstellt; dass sie einen Sechsjährigen dazu bringen kann, sich vor dem Essen die Hände zu waschen; einen Dreijährigen davon überzeugt, dass Knete nicht essbar ist und übermitteln kann, dass Füße überwiegend zum Laufen und nicht zum Treten von mir gedacht waren.“ Der Engel ging langsam um das Modell der Erzieherin herum. „Zu weich“, seufzte er. „Aber zäh“, sagte der liebe Gott energisch. „Du glaubst gar nicht, was diese Erzieherin alles leisten und aushalten kann!“ - „Kann sie denken?“ – „Nicht nur denken, sondern sogar urteilen und Kompromisse schließen“, sagte der liebe Gott, „und vergessen!“ Schließlich beugte sich der Engel vor und fuhr mit dem Finger über die Wange des Modells. „Da ist ein Leck“, sagte er. „Ich habe Euch ja gesagt, Ihr versucht zu viel in das Modell hineinzupacken.“ - „Das ist kein Leck“, sagte der liebe Gott, „das ist eine Träne“ - „Wofür ist sie?“ - „Sie fließt bei Freude, Schmerz, Trauer, Enttäuschung und Verlassenheit.“ - „Ihr seid ein Genie!“ ,sagte der Engel. Da blickte der liebe Gott versonnen: „Die Träne“, sagte er, „ist das Überlaufventil.“

Frei nach Emma Brombeck: Als der liebe Gott die Mutter erschuf

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Kindermund „Schau mal, der hat eine Kwaratte an!“ (Krawatte) - Mädchen 4 Jahre „Ich war im Bambiwald und hab das Bambi mit einem Blätterbaum gefüttert!“ - Mädchen 4 Jahre „Als was verkleidest Du Dich im Fasching?“ - „Als Prinzesserin!“ - Mädchen 4 Jahre „Ich war im Zirkus und da war was ganz Schlimmes. Da mussten die Tiere ins Gefängnis. Ich weiß nicht warum!“ Mädchen 4 Jahre Kind kommt weinend zur Erzieherin: „Ich hab ein Holz in der Hand, das tut weh!“ (ein Spelter) – Mädchen 3 Jahre „Wer hat denn Deine Haare so schön gemacht?“ - „Das war die Frisurenfrau.“ Junge 4 Jahre „Gestern hatte ich einen Speck in der Hand!“ (einen Spelter) – Junge 5 Jahre Kind sitzt am Tisch und rülpst laut, es erntet entsetzte Blicke, zuckt mit den Schultern und sagt: „Ich bin Dornrülpschen!“ - Mädchen 5 Jahre „Wenn ich mal groß bin, will ich als Popstar arbeiten. Die fahren immer in der Limousine und singen und tanzen dann!“ Mädchen 5 Jahre „Darf ich in die Baumecke?“ (Bauecke) – Junge 4 Jahre „Welche Laterne sollen wir denn basteln?“ - „Ich möchte die Kreislige!“ (Laterne mit vielen bunten Kreisen) – Junge 5 Jahre „Wo ist denn der Aldi?“ (gemeint war Alim, unser Praktikant) – Junge 5 Jahre Kinder kommen mit nassen Handschuhen in den Garten. „Was habt ihr denn gemacht?“ - „Wir haben Hände gewaschen!“ - Jungen 4 und 5 Jahre „Wann kommt denn die Harmonika wieder? (gemeint war Monika) – Junge 5 Jahre Das Papier hat einen Riss, das Kind meint dazu: „Das macht nix, das kann man wieder zusammentesern.“ (kleben mit Tesa) – Mädchen 4 Jahre „Heute ist wieder Musik bei der Rabarbara!“ (Barbara) – Junge 5 Jahre Kinder winken einer Kollegin zu: „Halleluja“ (Hallo Julia) „Ich liebe schwarzes Tellereis!“ (Straciatellaeis) – Mädchen 4 Jahre Kollegin entfernt Spinnweben mit Staubwedel…Kind sagt dazu: „Oh, eine Spinnenfalle!“ – Mädchen 5 Jahre

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Chronik 27.07.1962 - Grundsteinlegung Dezember 1963 - Einzug in Pfarrhaus und Büro mit Pfarrer Heckel Februar 1964 - Der Kindergarten beginnt den Betrieb 21.06.1964 - Einweihung der Paul-Gerhardt-Kirche 31.03.1968 - Weihe der neuen Orgel und Ablösung der Behelfsorgel 1970 - Bau des Glockenträgers im Pfarrhof 18.11.1971 - Beginn des Erweiterungsbaus des Kindergartens 15.10.1972 - Inbetriebnahme des erweiterten Kindergartens 06.04.1975 - Abschied Pfarrer Karl Heckel 21.09.1975 - Einführung Pfarrer Rudolf Ahnert 26.10.1975 - Einführung Studenten-Pfarrer Dr. Rainer Henning 18.07.1982 - Abschied Studenten-Pfarrer Dr. Rainer Henning 25.09.1983 - Einführung Studenten-Pfarrer Heiner Götz 21.06.1986 - Grundsteinlegung Stephanuskirche 22.02.1987 - Verabschiedung Studenten-Pfarrer Heiner Götz 05.07.1987 - Einführung Studenten-Pfarrer Rudolf Ahnert 16.07.1987 - Verabschiedung Pfarrer Rudolf Ahnert als Gemeindepfarrer 20.03.1988 - Einführung Pfarrer Siegfried Bernard 20.03.1992 - Einführung Diakonin Karin Seelig 16.11.1994 - Verabschiedung Studenten-Pfarrer Rudolf Ahnert 19.02.1995 - Verabschiedung Pfarrer Siegfried Bernard 17.09.1995 - Einführung Pfarrer Fritz Graßmann 09.02.1996 - Einführung Studenten-Pfarrerin Regina von Haller-Beckmann 20.10.1996 - Verabschiedung Diakonin Karin Burger-Seelig 27.07.1997 - 10 Jahre Stephanus Gemeindezentrum 21.09.1997 - Einführung Diakon Thomas Pötschke 22.04.2001 - Verabschiedung Pfarrer Fritz Graßmann 23.09.2001 - Einführung Pfarrer Wilfried Lippe 12.09.2004 - Verabschiedung Pfarrer Wilfried Lippe 10.04 2005 - Amtseinführung Pfarrerin Jutta Kirmm 20.06.2010 - Weihe der neuen Kirchenorgel in Stephanus 18.07.2010 - Verabschiedung Diakon Thomas Pötschke 08.05.2011 - Einführung Diakon Hans Riegel 20.05.2012 - 25 Jahre Gemeindezentrum Stephanus 01.06.2014 - 50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt

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An der Kreuzung von Schertlinstraße und Altem Postweg steht ein hohes, ungewöhnliches und reichverziertes Holzkreuz. Das Kreuz ist mit einem niedrigen Zaun umgeben, es ist typisch für Kreuze in Litauen. Die Inschrift in Litauisch, Englisch, Französisch und Deutsch lautet: Gottes Segen herabbefehlend, ihren Wohltätern dankend und der Gefallenen gedenkend, errichteten die durch den Krieg nach Augsburg verschlagenen litauischen Flüchtlinge dieses litauische Kreuz, das davon zeugen soll, dass sie sich nach ihrem Vaterlande sehnten und dessen Freiheit erwünschten. Das Kreuz mit dem Strahlenkranz ist auf den 28. Oktober 1945 datiert. Auch in Augsburg waren in den Kriegsjahren viele Menschen, die zur Zwangsarbeit verdammt waren. Ein Teil von ihnen konnte nach Kriegsende nicht einfach in das Heimatland zurückkehren, so waren die Länder des Baltikums unter sowjetischer Regierung und den ehemaligen Zwangsarbeitern hätten bei ihrer Heimkehr u.U. hohe Strafen wegen Landesverrats gedroht. Mache wollten sicher auch nicht in die Gebiete, die von der Sowjetunion besetzt waren. Befreit von den Amerikanern waren die ehemaligen Zwangsarbeiter in Augsburg plötzlich „displaced persons“ Menschen, die nicht wußten, wohin sie gehen sollten. Sie waren heimatlos, mittellos und so wurde für die ehemaligen Zwangsarbeiter aus Litauen, Lettland, der Ukraine und Estland in den bestehenden Wohnblöcken des Hochfeldes, in der Firnhaberstraße und der von-Richthofenstraße Wohnraum geschaffen. In dem sogenannten „ Camp Baltic Hochfeld“ lebten bis 1951 in manchen Zeiten bis zu 2500 Menschen, bis diese in Länder wie in die USA oder nach Kanada, England oder Belgien ausgewandert sind. Jutta Krimm

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Brief an Paul-Gerhardt Sehr geehrter Paul Gerhardt, mein Name ist Linda Neueder, ich wohne in Augsburg und lebe im Jahr 2014. Sie wundern sich gewiss, warum ich Ihnen einen Brief schreibe. Aber es gibt einen besonderen Anlass für mein Handeln. Sie weilen zwar schon seit längerer Zeit nicht mehr unter uns, aber Ihr Name ist auf keinen Fall in Vergessenheit geraten. In unserem Stadtteil wurde eine Kirchengemeinde gegründet. Und nun raten Sie mal, nach welchem besonderen Mann diese benannt wurde. Genau, sie trägt tatsächlich Ihren Nahmen „Paul Gerhardt“ . Das Jahr 2014 ist kein gewöhnliches Jahr für unsere Gemeinde. Wir feiern das 50-jährige Jubiläum und möchten hierzu eine Jubiläumszeitschrift schreiben. Da ich mittlerweile ein Mitglied des Kirchenvorstands bin, fühle ich mich in der Pflicht, einen Beitrag hierzu zu leisten. Ich würde daher gerne, einen kurzen Artikel über Sie schreiben, über ihre Lebensgeschichte und bitte Sie um Erlaubnis zu nachstehendem Text: Das Leben des Paul Gerhardt Liebe Gemeindemitglieder, vor mehr als 400 Jahren, am 12.03.1607, erblickte unser Namenspatron Paul Gerhardt in Gräfenhainichen das Licht der Welt, ohne zu wissen, was seine Zukunft bringen wird. Paul wuchs in einer Gastwirtfamilie auf, doch leider hatte er nicht das Glück, ein langes und erfreutes Leben mit seiner Familie zu führen. Auf Grund des 30-jährigen Krieges verstarben seine Eltern recht früh. Paul Gerhardt wurde zu einer beeindruckenden Persönlichkeit, was jedoch bedeutet, dass sein Lebenslauf enorm viele Daten beinhaltet. Um Sie nicht mit zu vielen Informationen zu überfordern, werde ich daher seinen beruflichen Werdegang stichpunktartig zusammenfassen: 1622 - 1627: Paul Gerhardt besucht die Fürstenschule in Grimma 1628: Immatrikulation zum Theologiestudium in Wittenberg Vermutlich 1634: Hauslehrer im Hause des Archidiakons Fleischhauer in Wittenberg 1643: Es wird Gerhardts erstes nachweisbares deutsches Gedicht gedruckt, entstanden anlässlich einer Hochzeit 1647: Nun erscheinen 18 geistliche Lieder von Gerhardt in Johann Crügers Berliner Gesangbuch „Praxis Pietatis Melica“ 1651: Ordination zum Pfarramt mit schriftlicher Verpflichtung auf die lutherischen Bekenntnisschriften; Einführung als Pfarrer und Propst in Mittenwald 1653: In der 5. Auflage von Crügers Gesangbuch erscheinen 64 neue Lieder von Paul Gerhardt (ein Teil von ihnen wurde vielleicht schon vorher in der heute verlorenen 3. und 4. Auflage gedruckt) 1657: Berufung durch den Berliner Magistrat auf eine der Pfarrstellen an der dortigen Nikolaikirche. Baldiger Umzug und Amtsantritt als Diaconus 1661: Es erscheint Johann Crügers Gesangbuch „Praxis Pietatis Melica“ in der 10. Auflage mit insgesamt 90 Liedern Gerhardts 1666: Amtsenthebung Paul Gerhardts Anfang Februar 1667: Amtsniederlegung durch Paul Gerhardt und endgültige Absetzung Paul Gerhardt durch den Kurfürsten

Hier haben Sie nun einen kurzen Einblick in die Karriere des Paul Gerhardt erhalten. Wie Sie sicher herauslesen können, hat unser Namensvetter einige Lieder verfasst und für die Nachwelt

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niedergeschrieben. Genauer gesagt ist Paul Gerhardt zu einem der berühmtesten deutschsprachigen Kirchenlieddichter geworden. Diese faszinierende Persönlichkeit beglückte die Welt mit insgesamt 139 deutschen Liedtexten und Gedichten sowie 15 lateinischen Gedichten. Die frühen Erfahrungen von Krieg, Krankheit und Tod prägten Paul Gerhardt und bilden den Hintergrund seiner Texte. Das spiegelt sich besonders in seinen Gedichten wieder, die in ihrer Schlichtheit, Gefühlswärme und Singbarkeit zu Volksliedern geworden sind. Gerhardts Lyrik behandelt besonders Themen wie die christliche Kirche, die Tages- und Jahreszeiten, das Eheund Familienleben, die Kriegsnot und die Sehnsucht nach Frieden. Meine lieben Gemeindemitglieder, Sie sehen, Paul Gerhardt war ein Meister in seinem poetischen Dasein. Und wir können uns sicherlich stolz schätzen, seinen Namen tragen zu dürfen. Ein einzigartiger Mann mit einem einzigartigen Talent Lieder zu schreiben ist absolut passend für eine einzigartige Gemeinde wie unsere. Herr Paul Gerhardt, ich hoffe, Sie sind mit diesem Artikel über Sie zufrieden. Wie Sie erkennen können, habe ich mich kurz gefasst. Ich wollte mit den wichtigsten Informationen hervorbringen, wie bedeutungsvoll Ihre Arbeit war und wie schön wir es finden, Ihren Namen für unsere Gemeinde erhalten zu haben. Ich bin überzeugt, dass Ihre Persönlichkeit mittels Ihres Namens auch noch weiterhin lange in der Zukunft bestehen bleibt. Linda Neueder

Festgottesdienst in der Kirche Paul-Gerhardt (2011)

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Wer hat eigentlich dem Engel die Lilie geklaut? Der Engel Gabriel auf dem Kirchendach Paul-Gerhardt In der Festschrift zum 25 jährigen Jubiläum unserer Kirchengemeinde aus dem Jahr 1989 ziert auf der letzten Seite unser Erzengel Gabriel noch mit seiner Lilie in der Hand den Westgiebel des Kirchdaches. Das ist typisch für den Erzengel Gabriel in der Kunstgeschichte, dass er eine Lilie in der Hand hat – das Zeichen der Verkündigung. So soll er zu Maria gekommen sein, um ihr die Geburt des Heilands anzukündigen. Gabriel, der Verkündigungsengel – auf unserem Kirchendach soll er erinnern und weithin sichtbar machen: Hier wird die frohe Botschaft von Jesus verkündigt – hierher sind alle eingeladen, die davon hören möchten. Erzengel Gabriel, wie er auf Unser Erzengel Gabriel ziert auch die letzte Seite Unser dem Kirchendach von Paul-Gerhardt angebracht ist. Auf S. 27 dieser Festder Festschrift zum 40. Geburtstag aus dem Jahr schrift noch mit der Lilie. 2004 – diesmal mit leeren Händen! Man hatte ihm die Lilie geklaut. Vermutlich in jugendlichem Überschwang, soll doch das Dach der Kirche in machen Jahren quasi als Treffpunkt gedient haben. Vielleicht liegt nun in irgendeiner Schublade ganz unten die Lilie von Gabriel? Schön, wenn sie auch dort den neuen Besitzer an die frohe Botschaft erinnert. Aber wenn er beim Gedanken an die Lilie ein bisschen ein schlechtes Gewissen hat – denn dann kann er sie jetzt einfach zurückgeben, als Geschenk zum 50. Geburtstag! Der 29. September würde sich dazu gut eignen, der Tag des Erzengels Michael und aller anderen Engel, aber eine Rückgabe der Lilie ist natürlich auch an jedem anderen Tag möglich, selbstverständlich auch anonym... Vielleicht ist Gabriels Lilie aber auch entsorgt worden – weil man nicht so genau gewusst hat, wohin damit und auf die vermeintlichen Trophäe nicht wirklich dauerhaft stolz sein konnte? Dann könnte der damals wohl jugendliche Blumenpflücker, zwischenzeitlich in Lohn und Brot und hoffentlich gut situiert, doch eine Lilie in Auftrag geben, gerne auch über uns – damit unser Gabriel in der nächsten Festschrift wieder komplett ist... Jutta Krimm

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Ode an Paul-Gerhardt Meine lieben Leser, unser Namenspatron Paul-Gerhardt hat für uns wunderschöne Kirchenlieder erschaffen. Seine Poesie steckt wahrlich an. So dachte ich bei mir, versuchen wir es doch auch. So schreibe ich ein Lobgedicht an ihn, von unserer Gemeinde. Paul-Gerhardt, oh Paul-Gerhardt mein, es ist so schön, ein Gemeindemitglied zu sein. Du schenkst uns Kraft, Mut und Gottes Segen, mit einem Lied, möchten wir dir Dank zurück geben. Aus unserer Gemeinde sprießt das Leben raus, viele Gruppen fühlen sich in ihr zu Haus. Ob jung, ob alt, alles ist bei uns zu finden, wie schön zu sehen, wie sich Menschen an unsere Gemeinde binden. Unsere Gemeinde wird mit einem Kindergarten beglückt, Kinderlachen das Gemeindeleben mit Freude entzückt. Das bunte Treiben, so erquickend und heiter, liebes Kindergartenteam, mach stets so weiter. Unsere Jugend ist ebenfalls überaus erwähnenswert, die sich immer nach neuen und interessanten Aufgaben verzehrt. Kindergruppen sind der Leiter Spezialität, doch auch bei Festen zeigen sie allen, wie es richtig geht. Der Kirchenvorstand besteht aus einem bunt gemischten Haufen und hält mit neuen Ideen das Leben der Gemeinde am Laufen. Vielfältiges Gedankengut zeichnet dessen Arbeit aus, Ein hohes Maß an Ehrgeiz sprudelt aus den Mitgliedern raus. Eine Seniorengruppe ist bei ihr ebenso zu Haus, auch ihr gebührt natürlich großer Applaus. Ein großes Lob gegenüber ihrer Beständigkeit, sie erfreuen sich stets an den Treffen mit großer Heiterkeit. Wundervolle Töne hallen aus den Räumen wieder, die Stimmen der Chöre bezaubern uns mit fantastischen Liedern. Ihre Melodien sind eine wahre Pracht, das Herz Gottes beim Zuhören sicherlich lacht! Wahrlich, laut und ehrfürchtig sagen wir, es ist wunderbar, wir sind ein Teil von dir! Die Gemeinde, sie prägt so viele schöne Leben, Halleluja, sie kann uns noch so vieles mehr geben.

Linda Neueder

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Zwei Buchstaben begleiten mein Leben K und J, zwei Buchstaben die mich so gut wie mein ganzes Leben lang begleiten. Wie ich das meine? Ich erkläre es Euch. Kindergarten, Jungschargruppe, Konfirmation, Jugendleiter, Kirchenvorstand... Diese Wörter stellen meine komplette Kirchenkarriere bis zum jetzigen Zeitpunkt dar. 1. Station Kindergarten: Eigentlich hat alles mit meiner Taufe in der Paul-Gerhardt-Gemeinde begonnen, doch daran kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Somit beginne ich mit dem Kindergarten. Ich wurde mit vier Jahren dort angemeldet und war zum ersten Mal ohne meine Eltern unterwegs. Bis zum Mittag musste ich die Zeit also allein mit meinen neuen Spielkameraden und den Erzieherinnen überstehen. War es schlimm? Ganz und gar nicht. Ich wurde in der Mäusegruppe sehr freundlich aufgenommen. Die Angebote fand ich auf Anhieb interessant und sie haben mir sehr viel Spaß bereitet. Speziell die Faschings- und Sommerfeste waren stets ein kleines Highlight. Bis zu meinem siebten Lebensjahr habe ich die Zeit in diesem Kindergarten genießen dürfen.

2. Station Jungschargruppe: Nach dem Kindergarten ging die Kirchenlaufbahn auch gleich weiter. Mit großer Begeisterung habe ich die damalige Jungschargruppe besucht. Das Programm war abwechslungsreich und mit viel Vergnügen verbunden. Wir haben die verschiedensten Spiele ausprobiert und uns in jeglichen Bastelkünsten versucht. Basteln war zwar nie meine große Stärke, doch in der Gruppe half man sich gegenseitig und die Ergebnisse fielen somit gar nicht so schlecht aus. Ich habe mich auf jedes Treffen sehr gefreut. Und da unsere Gruppe so talentiert war, wurden wir auch noch zu Hauptdarstellern für mehrere Krippenspiele an Weihnachten. Was war wohl meine Rolle – so gut wie immer? Klar, der blonde Rauschgoldengel.

3. Station Konfirmation: Nach der Jungschargruppe musste ich zunächst eine Pause einlegen. Zu viel des Guten ist ja schließlich auch nicht immer gut. Allerdings dauerte meine Pause nicht all zu lange an. Ehe ich mich versah, war ich auch schon im schönen Konfirmandenalter. Diese Zeit werde ich so schnell nicht vergessen. Ein paar der anderen Konfirmanden aus meinem Jahrgang kannte ich bereits von der Schule. Somit war es kein Problem, sich in die Gruppe einzufügen. Der Konfirmandenunterricht war zwar sehr aufschlussreich und interessant, doch das eigentliche Highlight stellte natürlich das sogenannte Konficamp dar. Zehn Tage Italien mit lauter Konfirmanden und Konfirmandinnen aus anderen Gemeinden und den Jugendleitern als Aufsehern. Was konnte es für einen Teenager besseres geben? Zehn Tage ohne Eltern, dafür mit viel Sonnenschein, neuen Leuten und einem super Tagesprogramm. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt und die Gruppe lernte sich richtig gut kennen. Selbst die Unterrichtsstunden, die uns auf die Konfrmation vorbereiten sollten, vergingen wie im Flug und konnten unterschiedlich gestaltet werden. Absolut beeindruckend waren der Taufgottesdienst und der Abschlussgottesdienst am Strand. Die Konfirmation an sich war natürlich der glanzvolle Abschluss von dieser prägenden Zeit. Ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung miterleben durfte.

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4. Station Jugendarbeit: Zwei Jahre nach der Konfirmantion verschlug es mich dann wieder zurück in die Kirche. Es geschah auch an einem Jubliäum – 40 Jahre Paul-Gerhardt-Gemeinde. Meine Mitarbeit für das Dekorieren des Gemeindesaals und beim Verkauf von Getränken war gefragt. Gesagt getan. Und ganz plötzlich, ohne es wirklich zu merken, gehörte ich auch schon zu der damaligen Jugendgruppe dazu. Ich wurde zu einem festen Bestandteil der Jugendarbeit. Ich durfte zu Jugendleiter- und Konfirmandenfreizeiten mitfahren, half beim Konfirmandenunterricht, gestaltete Veranstaltungen mit und fuhr als Leiter mit auf das Konficamp. Von Jahr zu Jahr habe ich mich besser in meine Rolle als Jugendleiterin einfügen können. Es bereitete mir viel Freude, mich in die Kirchenarbeit mit neuen Ideen einzubringen, mit Konfis zusammenzuarbeiten und neue Erkenntnisse über mich selbst herauszufinden.

5. Station Kirchenvorstand: Und es konnte ja nun kaum anders kommen. Nach über acht Jahren Jugendarbeit wollte ich mich weiterentwickeln und habe dann für den Kirchenvorstand kandidiert. Ich wurde anscheinend für gut genug eingestuft und sofort in das Gremium gewählt. Ich war stolz, diese Position erhalten zu haben und somit mehr Verantwortung für mich und meine Gemeinde zu übernehmen. Seit einem Jahr darf ich nun offiziell über das Leben in unserer Gemeinde mitbestimmen. Und es gefällt mir!!

Ergebnis: Während ich den Artikel geschrieben habe, ist mir bewusst geworden, dass mich die Kirche im Grunde mein ganzes Leben schon begleitet, als ob ich bereits zum Inventar gehören würde. Klar gab es Pausen, doch selbst in diesen habe ich mich nie komplett abgewandt. Ich war stets mit meiner Gemeinde verbunden, sonst hätte ich nicht immer wieder den Weg zurück gefunden. Und ich muss ehrlich zu geben, dass ich sehr froh darüber bin. Ich habe so viele schöne Erfahrungen, spannende Ereignisse und nette Menschen kennen gelernt, die ich nie missen möchte. Ich durfte Verantwortung übernehmen, für mich und für andere. Gemeinsam im Team wurden Entscheidungen über Einkäufe oder Aktionen getroffen, die sorgfältig diskutiert wurden. Dabei lernte ich, Kompromisse einzugehen und meinen Standpunkt zu vertreten. Doch genau dies half mir bei meinem Entwicklungsprozess zu einem reifen und vernünftigen Erwachsenen, mit dem schönen Gefühl, Gott als Begleiter gehabt zu haben. Ich kann nur allen raten, sich für die Kirchenarbeit zu begeistern. Ihr lernt viele Seiten des Leben mit anderen Augen kennen und beginnt, euch über euch selbst und euer Umfeld Gedanken zu machen. Meine Mitarbeit bei der Kirche ist noch nicht zu Ende und wird sicher noch lange anhalten. Wer weiß, wie meine Karriere noch weitergehen wird. Ich blicke mit Zuversicht in die Zukunft und bin gespannt, was sie noch alles mit mir vorhat. Linda Neueder

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Gemeindeleitung im Jahre 2014 Kirchenvorstand Pfarrerin Jutta Krimm Pfarrerin von Haller-Beckmann (ESG) Monika Fleischer Katharina Glaub Annette Held, stv. Vertrauensfrau des KV Arkadiusz Konieczny Elvira Laase Linda Neueder Lena Rapp Diana Riske Maximilian Vilniskis, Vertrauensmann des KV Markus Zick

Diakon

Hans Riegel

Lektor

Gerd Sontheimer

Kirchenpflegerin Elvira Laase

Sekretärin

Hanni Brüggemann

Organist

Markus Guth

Kindergartenleiterin Renate Braun

Mesnerinnen

Helene Bott in der Paul-Gerhardt-Kirche Elvira Laase in der Stephanuskirche

Hausmeisterin und Reinigung Inessa Damm

Impressum Verantwortlich für die Ausgabe dieser Festschrift, sowie des Gemeindebriefs, ist der Kirchenvorstand Paul-Gerhardt, vertreten durch Pfarrerin Jutta Krimm. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser wieder. Druck: Gemeindebriefdruckerei Groß-Oesingen Auflage: 3500 Stück. Unseren farbigen Monatsplänen in den Schaukästen und auf den Schriftentischen der beiden Kirchen können Sie neben den genauen Zeitangaben auch die einzelnen Themen unserer Veranstaltungen entnehmen. Weitere und aktuelle Informationen finden Sie auch auf unserer Internetseite: www.gemeinde-paul-gerhardt.de

Hinweis der Redaktion Der nächste Gemeindebrief erscheint am 26. September 2014. Redaktionsschluss ist der 10. September 2014. Bitte reichen Sie Ihre Beiträge rechtzeitig per Mail an: [email protected] ein. Vielen Dank.

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