Festschrift 150 Jahre Bettinaschule

March 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Share Embed


Short Description

Download Festschrift 150 Jahre Bettinaschule...

Description

Festschrift 150 Jahre Bettinaschule Frankfurt am Main

2005

Inhalt Grußworte J. Ullrich-Borrmann, Schulleiterin K. Wolff, Hessische Kultusministerin J. Ebeling, Dezernentin und Stadträtin der Stadt Frankfurt am Main H. R. Eifert, Leiter des Staatlichen Schulamtes für die Stadt Frankfurt am Main S. Bouffier-Spindler, Leitende Schulamtsdirektorin im Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main M. Remke, Stellv. Schulleiterin der Elsa-Brändström-Schule

3 5 7 9

11 13

Die Geschichte der Schule BettinavonArnim 1785-1859 Kronprinzessin Victoria Kaiserin Friedrich 1840 - 1901 Viktoriaschule 1898 - 1945 Erinnerungen an meine Schulzeit 1931-1940 Bettinaschule 1946 -1962 Die neue Bettinaschule Mutter und Tochter eri nnem sich Bettinaschule 1962 -1982 Der Fall Bienenkorb-Gazette Erinnerungen an meine Lehrerinnen 1962 -1971 70er bis 90er Jahre

G. v. Pallandt H. Zacharia~ M. Bahr H. Zacharias, T. Picard u.a. G. Boda G. Wittekindt P. C. Schmal T. Kamp, A. Seidler G. Wittekindt A. Schmackert V. Jung V. Dingeldey

15 17 19 29 31 39 41 43 52 55 57

N. Leitermann, H. Zacharias

60 62 63 66 67 67 69 70 73 76 78 80 82 85 86 87 89 91 93 94 98 100 101 102 103 105 106

Die Schule heute Gedenkstätte Wettbewerb "Schule kann gelingen· Die neue Schulbibliothek Das europäische Comenius-Schulprojekt Physik-Leistungskurs 12, 2003/2004 Umwelt-Projekte Kursfahrt der Leistungskurse 2004 Musik liegt in der Luft Die Freunde der Musik an der Bettinaschule Schülererinnerungen Make My Day - Ein innovatives Medienprojekt Eine Hommage an Bettina Schüleraustausch Frankreich und Italien Meine Bettinaschule Jugend debattiert .Dann bis Montag!· - Die Einführungswoche Mentorenarbeit und Mediation Von der Schulsozialarbeit zur NaSchu Was gibt es heute zu essen? BEITON - Die Schulzeitung 1994-2005 Theater-AG Schülervertretung Eltern-Engagement Der Plan der neuen Cafeteria Futur I Dank an die Mitarbeiter Klassen- und Kursfotos mit Namen

H. Voigt-Münch, Dr. J. Gehrs, K. Heitmüller G. Wittekindt M. Duyster R. Michelsky M. Rapphahn, S. Tix 0. Deller, C. Färber, C. Schumacher Th. Sonnen-Aures M. Schneider, Abiturient 2004 I. Seiler-Tavakoli I. Seiler-Tavakoli, M. Völker G. Wittekindt F. Witte, ehern. Schulsprecher J. L Thürmer, ehern. Schulsprecher S.Bär Dr. P. Rosenkranz V. Rapp, IB Frankfurt N. Graf, Koordinatorin NaSchu J. Dörfel J. Reiss J.-T. Bender, Schulsprecher C. Effinger, Vorsitzende des Elternbeirats J. Ullrich-Borrmann

Liebe Bettinaschule, einhundertfünfzig Jahre wirst Du am 18. Juni 2005 alt - ein stattliches Alter, circa 16 Generationen von Schülerinnen und Schülern hast Du gelebt. Seitdem warst Du vielfachem Wandel und Veränderungen unterworfen: 1855 wurdest Du am 18. Juni in Bockenheim an der Schlossstrasse als Städtische höhere Bürgerschule für Knaben und Mädchen gegründet. Deine Trennung von der Knabenschule erfolgte nach 22 Jahren: Herzliche Gratulation auch an Deinen männlichen Partner, die Liebigschule, die wie Du - heute - am 18. Juni 2005 ihr 150-jähriges Jubiläum begeht. Ein neuer Name wurde Dir nach der Eingemeindung Bockenheims durch den Frankfurter Magistrat gegeben: Viktoriaschule wurdest Du getauft. Ein Name aus der damaligen Zeit: aristokratisch, glänzend, stolz. Als Viktoria-Höhere Mädchenschule fandest Du 1907 Deinen neuen Standort an der Senckenberganlage, neben dem großen Naturkundemuseum und der Johann Wolfgang von Goethe-Universität - welch' würdige und zum Lernen anregende Nachbarschaft. Das 20. Jahrhundert bedeutete einen schmerzlichen Bruch mit Deiner bislang offenen Pädagogik: Ab 1933 wurden 183 Deiner Schülerinnen wegen ihres jüdischen Glaubens von der Viktoriaschule ausgeschlossen. Auch wenn es das Unrecht nicht ungeschehen machen kann, so ist es Dir durch die Errichtung der Gedenkstätte auf dem Schulhof im Jahr 2002 gelungen, alle ausgeschlossenen Schülerinnen wenigstens symbolisch wieder in die Schulgemeinde zurückzuholen. Eine ganz neue Zeit begann für Dich nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein neuer Name war gefunden: Bettinaschule, genannt nach Bettina von Arnim, geborene Brentano, Frankfurterin, jugendliche Freundin Goethes, enfant terrible, politisch und sozial engagierte Schriftstellerin, eine zu Deinem Stil und pädagogischem Ethos passende Patron in. Nach dem neuen Namen folgte 1961 der Umzug an einen neuen Standort: das Westend, innenstadtnah, inmitten von Wohnstraßen - das neue Gebäude modern, licht, farbenfroh. Mit diesem Umzug hast Du Dich in der Mitte des Frankfurter Lebens etabliert, Deine Schülerschaft war und ist der jeweilige Spiegel der gesellschaftlichen und demografischen Entwicklung Frankfurts. Du bist - wie Deine neue Namensgeberin - immer von weiblich geprägtem, liberalem Geist, sozial und emanzipatorisch, engagiert auf der Seite der weniger Geförderten. Deine Lehrerinnen und Lehrer orientierten

3

sich zu (fast) allen Zeiten an reformpädagogischen Zielen, versuchten diese in die Strukturen eines allgemeinbildenden Gymnasiums zu integrieren und wurden dadurch allen Anforderungen des gesellschaftspolitischen Wandels vorbildlich gerecht. So bist Du auch jetzt, bei Deinem 150. Geburtstag, auf einem neuen Weg: zur offenen Ganztagsschule. Für ihre vollständige Entfaltung brauchen Deine heutigen Kinder und Jugendlichen, dass Du sie nicht mehr um 13:15 Uhr entlässt, sondern länger bei Dir behältst für Mittagessen, Betreuung, die Förderung ihrer Neigungen, Fähigkeiten und Interessen - für lebendiges Lernen in einem ganztägigen Angebot. Du stellst Dich dieserneuen Herausforderung, die dem gesellschaftlichen Wandel folgt und entspricht, und hast erste Schritte für Deine Veränderung vorbereitet: Eine Schulbibliothek, der ganztägig geöffnete, lang ersehnte Arbeitsraum für die Schulgemeinde, wird während der Festwoche eingeweiht. Damit werden sich die Arbeitsmöglichkeiten Deiner Schülerinnen und Schüler und des Kollegiums verändern. Die Bibliothek wird nicht nur durch ihren Standort zur Mitte des schulischen Lebens werden. Als weiteren Schritt lässt Du Dir einen großen Aufenthaltsraum mit ganztägigem Cafeteriabetrieb bauen. Du befindest Dich auf einem neuen Weg, der konstruktiv in die Zukunft weist. Als Schulleiterin begleite ich voller Stolz Deine Ideale, Deine Lebendigkeit und Kreativität und folge mit Empathie Deinen pädagogischen Leitlinien. Happy birthday, Bettinaschule, ad multos annos!

Judith Ullrich-Borrmann, Schulleiterin

4

Kunst auseinander zu setzen oder sich mit Umweltfragen und Biologie zu befassen. Für eine ihrer vielen Aktivitäten jenseits des Unterrichts erhielt die Bettinaschule 2001 den Friedenspreis für Frankfurter Schulen. Unter dem Motto „Erinnern für die Zukunft“ errichteten die Schülerinnen und Schüler eine Gedenkstätte für ehemalige jüdische Mitschülerinnen. An dieser Stelle möchte ich der Schulleitung, dem Kollegium sowie der Eltern- und Schülerschaft meinen herzlichsten Dank aussprechen: Ohne ihr Engagement und ihre Mitarbeit wäre die hervorragende Entwicklung der Bettinaschule nicht möglich gewesen. Ich wünsche mir, dass die konzeptionelle und praktische Arbeit auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird. Die Bettinaschule erfüllt den Auftrag, eine über Jahrzehnte gewachsene Tradition zu bewahren und weiterzugeben, Entwicklungen zu begleiten und für neue Aufgaben offen zu sein. Der Schulgemeinde wünsche ich, dass sie in der Spannung zwischen Bewahren und Erneuern den richtigen Weg findet, junge Menschen zur verantwortlichen aktiven Teilhabe an unserer Gesellschaft zu bilden und zu erziehen.

Karin Wolff Hessische Kultusministerin

Wiesbaden, im Januar 2005

6

HESSISCHES KULTUSMINISTERIUM

Gru wort der Hessischen Kultusministerin Karin Wolff Zu Ihrem 150-jährigen Bestehen übermittle ich der Bettinaschule in Frankfurt am Main meine herzlichsten Glückwünsche. Ich verbinde damit den Dank an alle, die sich in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten mit guten Ideen und Konzepten an der Fortentwicklung des Gymnasiums beteiligt haben. Die Bettinaschule hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Sie wurde 1855 als höhere Bürgerschule für Mädchen und Jungen gegründet, aber schon 1877 umgewandelt in eine reine Mädchenschule. Ihren Namen erhielt sie 1947 von der berühmten Frankfurter Dichterin Bettina von Arnim. Heute werden in der Bettinaschule annähernd 1000Jungen und Mädchen unterrichtet. Wer heutzutage die mitunter emotional geführte öffentliche Diskussion um den Auftrag schulischer Bildung beobachtet, stellt eine kontinuierliche Ausweitung der Erwartungen fest. Manchmal hat man den Eindruck, als erwarte unsere Gesellschaft immer dann, wenn sie ein Defizit feststellt, Abhilfe von der Schule. Rufe nach einer neuen Pädagogik des Informationszeitalters sind zu vernehmen. Globalisierung, Innovation, Kreativität und Vernetzung sind Schlagworte einer Zeit, in der man durch die Weit des Wissens surft, aber kaum noch blättert. Goethes Grundsatz, den er in seinen "Maximen und Reflexionen" aufstellte, bringen diese Grundbegriffe der neuen Dynamik nicht ins Wanken: "Der echte Schüler lernt aus dem Bekannten das Unbekannte entwickeln und nähert sich dem Meister." Denn lernen ist auch heute noch ein Schritt zur Selbstverwirklichung des Menschen, die schließlich der Demokratie, der Entwicklung unseres Gemeinwesens dient. Doch lernen folgt keinem Raster. Es ist eine Binsenweisheit, dass eben nicht alle Kinder auf dem gleichen Weg zum gleichen Ziel gelangen können. Wir brauchen Differenzierung; es gilt, ein den Begabungsunterschieden und der Begabungsvielfalt entsprechend vielfältiges Angebot von Schulformen zu schaffen bzw. zu erhalten, aus dem die ausgewählt werden kann, die für das einzelne Kind, den einzelnen Jugendlichen die richtige ist. Das ist genau der qualitative Maßstab, den das Kultusministerium anlegt: Was hilft am besten bei der Entwicklung des Einzelnen, wie wird er am stärksten gefördert? Die Bettinaschule ermöglicht Entfaltung: So bietet die Schule in den Jahrgangsstufen 5 und 6 Schwerpunktklassen in Musik und Biologie, in denen sich die Schülerinnen und Schüler verstärkt mit diesen beiden Themengebieten auseinander setzen können. Für die Klassen 5 bis 10 wird täglich freiwilliger Nachtmittagsunterricht angeboten. Die Angebote umfassen verschiedene Arbeitsgemeinschaften, Hausaufgabenunterstützung, Gestaltung der Schülerzeitung und unterschiedliche Projekte der Schulsozialarbeit In der neunten und zehnten Klasse bekommen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeiten, sich in Kursen mit Informatik zu beschäftigen, Italienisch, Russisch oder Latein zu lernen, sich mit Tanz, Musik und

5

Kunst auseinander zu setzen oder sich mit Umweltfragen und Biologie zu befassen. Für eine ihrer vielen Aktivitäten jenseits des Unterrichts erhielt die Bettinaschule 2001 den Friedenspreis für Frankfurter Schulen. Unter dem Motto "Erinnern für die Zukunft" errichteten die Schülerinnen und Schüler eine Gedenkstätte für ehemalige jüdische Mitschülerinnen. An dieser Stelle möchte ich der Schulleitung, dem Kollegium sowie der Eitern- und Schülerschaft meinen herzlichsten Dank aussprechen: Ohne ihr Engagement und ihre Mitarbeit wäre die hervorragende Entwicklung der Bettinaschule nicht möglich gewesen. Ich wünsche mir, dass die konzeptionelle und praktische Arbeit auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird. Die Bettinaschule erfüllt den Auftrag, eine über Jahrzehnte gewachsene Tradition zu bewahren und weiterzugeben, Entwicklungen zu begleiten und für neue Aufgaben offen zu sein. Der Schulgemeinde wünsche ich, dass sie in der Spannung zwischen Bewahren und Erneuern den richtigen Weg findet, junge Menschen zur verantwortlichen aktiven Teilhabe an unserer Gesellschaft zu bilden und zu erziehen.

KarinWolff Hessische Kultusministerin

Wiesbaden, im Januar 2005

6

Grußwort Zum 150-jährigen Jubiläum der Bettinaschule übermittle ich den Schülerinnen und Schülern, dem Kollegium und der gesamten Schulgemeinde meine herzlichsten Glückwünsche. Wenn eine Schule auf 150 Jahre zurückblicken kann, werden viele Erinnerungen geweckt, getragen von Generationen von Jugendlichen, Eltern und Kollegium mit der ganzen Vielfalt an Schicksalen und Begegnungen. Die Geschichte der Schule ist wechselvoll. Wie die Westhausener Liebigschule entstand die Bettinaschule aus der 1855 gegründeten Bürgerschule in Bockenheim. Zunächst hieß sie Viktoriaschule, erst 1946 erhielt sie ihren heutigen Namen. Auch der Standort der Schule wechselte. So zogen Lehrer und Schülerinnen – bis 1967 war das Gymnasium eine reine Mädchenschule – 1960 aus dem alten Gebäude an der Senckenberganlage in den Neubau an der Feuerbachstraße. In den vergangenen Jahren hat die Bettinaschule Generationen von Kindern und Jugendlichen für ihre Selbstentfaltung vielleicht entscheidende Impulse vermittelt. Kindliche Freude und kindliches Leid mögen da oft dicht nebeneinandergelegen haben, ebenso Erfolg und Misserfolg. Letztlich ist jede Generation von Lehrern und Schülern aufs Neue herausgefordert, am Projekt Schule zu arbeiten, die richtigen pädagogischen Antworten auf die von der Zeit gestellten Fragen zu finden. Die heutige Lebenswelt ist in einem raschen Wandel begriffen. Die 2-Generationen-Familie herrscht vor, die Familien werden zahlenmäßig kleiner, die Scheidungszahlen sind hoch, es gibt mehr und mehr Alleinerziehende, Bindungen bekommen andere Wertigkeiten, vermehrte Erwerbstätigkeit der Eltern führt zu neuen Zeit- und Lebensplanungen. Eine Veränderung der Lernbedingungen scheint notwendig, doch diese lassen sich in der Schule nur dann erreichen. wenn sich die Schule mit realen Lebensbedingungen im Umfeld auseinandersetzt. Immer mehr Schulen sehen sich deshalb vor die Aufgabe gestellt, eigene Initiativen und Angebote zur Mitgestaltung jugendlicher Lebensräume zu entwickeln. Und hier fällt mein Blick auf Ihre Schule. Die Schwerpunkte der Schule liegen im Musik- wie im naturwissenschaftlichen Bereich. Drei Chöre, eine JazzBand, eine Jazz-AG sowie ein Orchester zeigen, dass hier Schüler/innen den Ton angeben. Insbesondere das breite Nachmittagsangebot der Schule spielt eine besondere Rolle: Verschiedene Stützkurse für Sprachen und Naturwissenschaften und Angebote für musische und sportlichen Interessen – die Palette von Angeboten am Nachmittag ist riesig. Jenseits von Fächern werden Schüler/innen hier zu Teamfähigkeit, eigenständigem Lernen, Ich-Stärke und gegenseitiger Rücksichtnahme erzogen. Der Friedenspreis der Frankfurter Schulen wurde der Bettinaschule vor 2 Jahren aus gutem Grund verliehen: Eine Gedenkstätte für ehemalige jüdische Schülerinnen entstand, im Comeniusprojekt wird Europa live erlebt, Mentoren kümmern sich um die Jüngeren, alles in allem: Eine lebendige Schule, die voll im Leben steht, an der Lernen und Spaß keine Gegensätze sind. 150 Jahre sind ein Grund zum Feiern und zur Fröhlichkeit. Ich freue mich über die Lebendigkeit der Bettinaschule und möchte die gesamte Schulgemeinde bitten, weiterhin so gut wie bisher die gewachsene Tradition zu bewahren und für neue Entwicklungen offen zu sein. Für die geleistete Arbeit aller an der Schule spreche ich meinen Dank und meine aufrichtige Anerkennung aus. Der gesamten Schulgemeinde wünsche ich weitere 150 gute, interessante und friedliche Jahre. Ihre Jutta Ebeling Dezernentin und Stadträtin der Stadt Frankfurt am Main

7

Grußwort

Wie gratuliert man angemessen einer Schule, die 150 Jahre alt wird und in ihrer jüngeren Geschichte nicht durch Verweise auf ihr Alter und ihre Tradition auf sich aufmerksam gemacht hat, sondern viel eher als eine nach vorne gerichtete, zukunftsorientierte Institution wahrgenommen wurde? Will die Bettinaschule eigentlich, dass ihr Alter Anlass öffentlicher Jubiläumsansprachen ist und in Festschriften diskutiert wird? Schon nach kursorischer Lektüre von Festschriften früherer Jubiläen der Bettinaschule entwickelt sich eine solche Faszination dieses Kapitels von Schulentwicklung, dass mir die Schulentwicklungsdebatte unserer Tage nahezu unbedeutend erscheint. Die Geschichte der Bettinaschule spiegelt die Entwicklung unseres Staates und bietet umfassende Einblicke in grundsätzliche gesellschaftspolitische Entwicklungen jener Zeit. Dies allein wäre Anlass, mit der Schulgemeinde zu feiern und ihr eine gute Zukunft zu wünschen. Ein besonderer Grund zu gratulieren ist für mich, dass die Bettinaschule auch heute noch mutig aktuelle Herausforderungen erkennt und eine beachtliche und vorbildliche Integrationsleistung vollbracht hat. Die Bettinaschule ist ein beeindruckender Beleg dafür, dass die Schulen einen unverzichtbaren Beitrag in der Stadt leisten. Dies ist auch das Ergebnis einer Tradition, die sich gesellschaftlicher Probleme annimmt und an zukunftsweisenden Lösungen arbeitet. Die Bettinaschule hat Grund, auf ihre Geschichte stolz zu sein und zu feiern. Die Zukunft unserer Schulen setzt diese Bereitschaft zum Diskurs und zur Entwicklung ihrer Qualität voraus. Hohe Qualitätsstandards zu vermitteln und deren Erreichen in zentralen Prüfungen und Evaluationsprozessen nachzuweisen, wird nur bei intensiver Diskussion und erfolgreicher Realisierung angemessener, individueller Lernwege gelingen. Die Bettinaschule hat eine Tradition, die ihr Mut machen sollte, unerschrocken neue Entwicklungen aufzugreifen, die ihr dauerhaft eine wichtige pädagogische und gesellschaftliche Rolle in Frankfurt sichern.

Hans Rolf Eifert Leiter des Staatlichen Schulamtes für die Stadt Frankfurt am Main

9

Grußwort

Liebe Schulgemeinde der Bettinaschule, zum 150-jährigen Schuljubiläum übermittle ich den Schülerinnen und Schülern, der Schulleitung und dem Kollegium, der Elternschaft sowie allen Personen, die sich zur Schulgemeinde gehörig fühlen, meine herzlichsten Glückwünsche. Anderthalb Jahrhunderte Schulgeschichte zeugen von pädagogischer Innovation und großem Engagement der Schulleiterinnen und Schulleiter im Einklang mit der gesamten Schulgemeinde. Aus der „Städtischen höheren Bürgerschule für Knaben und Mädchen zu Bockenheim“ wurde schon 13 Jahre später die „Höhere Töchterschule zu Bockenheim“, die 30 Jahre später zu Ehren der Kaiserin in Viktoriaschule umbenannt wurde. Unter diesem Namen schrieb die Schule ein halbes Jahrhundert Frankfurter Schulgeschichte, geprägt von ihrem Engagement für Mädchen- und Frauenbildung zur Überwindung des gesellschaftlich relevanten Rollenbildes der beiden Geschlechter. An der Entwicklung und Umsetzung von Schulreformen, neuen Lehrplänen und pädagogischen Konzeptionen war die Viktoriaschule stets beteiligt. Als Zukunftsaufgabe wurde im Jahre 1930 definiert: „Die Erziehung zum Verständnis mit fremden Völkern und zum Gedanken des Friedens“. Ein für die heutige Zeit immer noch gültiges Erziehungsziel. Vor nun fast 60 Jahren wurde die Viktoriaschule in Bettinaschule umbenannt. Die Namenspatronin Bettina von Arnim gilt als emanzipierte, viel begabte und neugierige Frau, die sich erfolgreich für persönliche Unabhängigkeit und geistige Freiheit einsetzte, in gleichem Maße für sich, wie auch für andere Menschen. Das Leitmotiv dieser politisch und sozial engagierten und an ästhetischen Werten orientierten Frau, nämlich „alle Kraft ist man der Welt schuldig, und dem, der uns am nächsten steht, am ersten“, zieht sich wie ein Leitfaden durch die bewegte Geschichte Ihrer Schule. Dieser Vorsatz wird heute auch in der Präambel Ihres Schulprogramms deutlich, er prägt die Leitgedanken des Schullebens und drückt sich in den zentralen Anliegen der pädagogischen Arbeit und der ästhetischen Praxis aus. Ich wünsche der Schulgemeinde der Bettinaschule auch weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer pädagogischen Ziele, um im Geiste dieser Schule die Schülerinnen und Schüler des 21. Jahrhunderts zu befähigen, persönliche Identität und Engagement für andere Menschen zu entwickeln. Silvia Bouffier-Spindler Leitende Schulamtsdirektorin im Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main

11

Grußwort

Liebe ,.BETTINA", ganz herzlich gratulieren wir unserer nahen Nachbarin zu ihrem ehrwürdigen Geburtstag: Die Nähe zwischen ,.ELSA" und ,.BEmNA" ist nicht nur eine geographische. Vielmehr ist sie geprägt von diversen Facetten, die eine gute Nachbarschaft auszeichnen. Eine gute Nachbarin hat immer ein offenes Ohr. So kann man sagen, dass die gute Kooperation zwischen unseren beiden Schulen schon lange Tradition hat und hervorragend funktioniert. Bei einer guten Nachbarin kann man sich mal etwas borgen, ob es sich dabei um Bühnenteile handelt, die wir uns nicht nur einmal entleihen durften oder um Räumlichkeiten in Form von Sporthalle und Klassenräumen, die wir der BETIINAschule überlassen. Die Schülerinnen und Schüler der BETTINAschule sind in unserem Schulhaus selbstverständliche Gäste. In einer so netten Nachbarschaft hilft man sich eben gerne aus. Im Laufe der Jahre wurden viele der ehemaligen ELSA-Schülerinnen und Schüler zu BETTINA-Schülerinnen und Schülern, es freut uns, dass unsere ,.große" Nachbarin noch immer für sehr viele unserer Kinder da ist. Wenn unsere ,.Großen" zu Ihren ,.Kleinen" werden, schätzen wir den konstruktiven Dialog und gegenseitigen Austausch. So wird den Kindern der geographisch kurze und biographisch entscheidende Weg erleichtert. Im Namen des gesamten Kollegiums der ,.ELSA" wünschen wir der BETTINAschule ein ereignisreiches Fest und uns weiterhin eine gute Nachbarschaft.

Manuela Remke Stellv. Schulleiterin Elsa-Brändström-Schule

Frankfurt am Main, im März 2005

13

Bettina von Arnim 1785 - 1859 „Ich selber zu bleiben, das sei meines Lebens Gewinn.“ Dieses Zitat von Bettina von Arnim aus einem Brief an ihren Bruder Clemens könnte als Motto für ihr Leben, aber insbesondere für ihre Jugendzeit stehen. Sie wurde am 4. April 1785 als dreizehntes Kind des Kaufmanns Peter Anton Brentano, das siebte seiner zweiten Ehe, geboren und am 5. April getauft: „Ich heiße Catarina Elisabetha Ludovica Magdalena und werde vulgairement genannt Bettina.“ Sie selbst nannte sich meistens Bettine und unterstrich damit ihr ständiges Bestreben nach innerer Unantastbarkeit, der Entfaltung des innersten Selbst – sie nannte es „Eigen-Sinn“ oder auch „Eigenmacht“.

nicht, aber mein Herz schlägt ihr entgegen, ein solches Gesicht hab ich schon im Traum geliebt, in diesem Blick liegt etwas, was mich zu Tränen bewegt, diesem Wesen muss ich nachgehen, ich muss ihr Treue und glauben zusagen; [...] ich kann's nicht länger bezweifeln, dass ich mein Bild im Spiegel erblicke./ Ach ja, diese Prophezeiung ist mir wahr geworden, ich habe keinen anderen Freund gehabt als mich selber... (F)inde dich, sei dir selber treu, lerne dich verstehen, folge deiner Stimme, nur so kannst du das Höchste erreichen, du kannst nur dir treu sein in der Liebe, was du schön findest, das mußt du lieben, oder du bist dir untreu.“

Die Brentanos stammen aus Tremezzo am Comer See, der italienische Vater von Bettina war in den siebziger Jahren in Frankfurt am Main zugewandert und besaß schließlich eines der größeren Handelshäuser der Stadt. Die Mutter war die älteste Tochter des kurtrierischen Statthalters in Koblenz, Georg Michael von La Roche, eines Sohnes des Grafen Heinrich von Stadion und der Sophie von La Roche, der von Wieland, Goethe und Lenz verehrten Verfasserin des Romans „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ (1771), ein Roman, der von belohnter Mädchentugend handelt. Die Mutter von Bettina, Maximiliane Brentano, verstarb im Alter von siebenunddreißig Jahren. Mit ihren drei Schwestern Gunda, Lulu und Meline wurde Bettina in das Pensionat der Ursulinen in Fritzlar aufgenommen. 1797, nach dem Tod des Vaters, verfügte ihr ältester Halbbruder Franz als neues Familienober-haupt, dass die Erziehung der drei Mädchen – die ältere Schwester Gunda war bereits nach Hause zurückgekehrt – bei ihrer Großmutter Sophie von La Roche vollendet werden sollte. Hatte das Leben im Kloster insbesondere „Knospen [...] angesetzt, Ahnungen, die zur Wahrheit müssen reifen“, so waren die Jahre bei der Großmutter ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der „Eigenmacht“ der Bettina. „Es war mir eine große Überraschung, wie ich im dreizehnten Jahre zum ersten Mal mit zwei Schwestern, umarmt von der Großmutter, die ganze Gruppe im Spiegel erblickte. Ich erkannte alle, aber die eine nicht, mit feurigen Augen, glühenden Wangen, mit schwarzem, fein gekräuseltem Haar; ich kenne sie

Bevor Bettina 1811 Achim von Arnim heiratete, durchlebte sie eine bewegte, von der Be-gegnung mit bedeutenden Persönlichkeiten getragenen Phase ihres Lebens, die ihr Denken, Handeln und Fühlen nachhaltig beeinflussten. Ihr sieben Jahre älterer Bruder Clemens, der mit ihr erst 1801 Kontakt aufnahm, wurde einer ihrer ersten wichtigen Briefpartner und Freunde. „Als du hereintratest und ich sah Dich an und kannte dich nicht, und hielt dich für einen fremden Mann, der mir aber so wohlgefiel mit seiner blendenden Stirne und Dein schwarz Haar war so dicht und so weich, und Du setztest Dich auf den Stuhl, und nahmst mich auf einmal in deine zwei Arme und sagtest, weißt du wer ich bin? ich bin der Clemens [...] Ach – das war eine große Wendung in meinem Schicksal.“ Durch Clemens und durch den Umgang mit Dichtern im Hause von Sophie La Roche lernte Bettina sich mit den Romantikern wie Tieck oder Novalis auseinander zu setzen. Goethes „Wilhelm Meister“ und „Die Leiden des jungen Werther“ gehörten ebenso selbstverständlich zu ihrer Lektüre wie Hölderlins „Hyperion“. Die wichtigste Freundin in dieser Zeit war ihr Karoline von Günderrode, die ihr die Erfahrung einer neuen Religion, der „Schwebereligion“ vermittelte. Kennzeichen dieser Religion sollten Freiheit, Ablehnung fremdbestimmter Normen und Akzeptanz des eigenen Selbst sein. Aus den Briefen von Goethe, die er von 1772 bis 1776 an Sophie von La Roche geschrieben hatte und die sie im Hause ihrer Großmutter fand, erfuhr Bettina von der Verliebtheit Goethes in ihre Mutter 15

entsprechend gewählt wurden, was letztendlich ihre Ent-scheidung beeinflusste mit den Kindern in Berlin und nicht in Wiepersdorf auf dem Lande zu leben, wie es Achim von Arnim gerne gesehen hätte. Achim von Arnim verstarb 1831.

Maximiliane. Diese Entdeckung und ihre tiefe Verehrung für den Dichter führten sie in das Haus der Rätin Goethe, mit der sie bald eine tiefe Freundschaft verband. „Liebe – liebe Tochter! Nenne mich ins künftige mit dem so teuren Namen Mutter – und Du verdienst ihn so sehr, so ganz und gar mein Sohn sei Dein innig geliebter Freund – der Dich gewiss liebt und stolz auf deine Freundschaft ist ...“, so schrieb die Mutter von Goethe ein Jahr nach ihrer Bekanntschaft in einem Brief an Bettina.

Die in das öffentliche Leben politisch aktiv eingreifende Bettina trat in ihrer dritten Lebensphase mit der Veröffentlichung von „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ hervor. Wenn auch der Briefroman in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wurde, so setzte doch in ihrem „Salon“ in Berlin ein reger Besuch von Bewunderern ein. Bettina wurde eine „Institution“. In ihrem Haus verkehrten „preußische Prinzen und demokratische Schriftsteller“. Im Tagebuch der Tochter Maxe findet sich folgende Eintragung:„[...] im Hause Arnim gab es zwei Salons, einen demokratischen und einen aristokratischen. Links vom Saal in unseren Räumen empfingen wir unsere Freunde, rechts in ihren Zimmern Bettina ihre 'edlen' Weltverbesserer.“ Thema der politischen Diskussion seit 1838 war die Wiedereinstellung der Brüder Grimm, für die sich Bettina sehr intensiv einsetzte. Als ihre Bemühungen 1840 mit dem Regierungsantritt von Friedrich Wilhelm IV. von Erfolg gekrönt waren, verstand sie sich von da an als politische Schriftstellerin. In ihren Vorstellungen vom Königtum ergänzten sich Bettina und Friedrich Wilhelm IV., der des Öfteren feststellte: „Zwischen mir und meinem Volke soll keine Mauer sein.“ Für das Buch, das sie dem König widmen wollte, bekam sie, das Wohlwollen des Königs genießend, eine Lizenz, obwohl der Inhalt des Buches noch nicht feststand. Bettina nutzte das „Königsbuch“ (1843), um ihre Kritik nicht am König, aber am preußischen Staat zu verdeutlichen.

Der Selbstmord von Karoline von Günderrode machte Bettina sehr betroffen: „Unser Zusammenleben war schön, es war die erste Epoche, in der ich mich gewahr ward. [...] Bei ihr lernte ich die ersten Bücher mit Verstand lesen. Ich werde den Schmerz in meinem Leben mit mir führen.“ Als 1806 die Mutter von Goethe starb, bat der Dichter, der an seinen „Bekenntnissen“ arbeitete, Bettina, die ihn inzwischen in Weimar mehrfach besucht hatte, um „Märchen und Anekdoten“ aus seiner Kindheit, die sie durch die Rätin in den zwei Jahren ihrer Freundschaft in Erfahrung gebracht hatte. Viele Szenen und Erinnerungen in „Dichtung und Wahrheit“ entstammen Bettinas Berichten. Bettinas Erstlingswerk, der Briefroman „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“, (1835) hat ihren Briefaustausch mit Goethe zum Gegen-stand. Der Briefroman „Die Günderrode“ (1840) basiert auf dem Briefwechsel mit ihrer Jugend-freundin, Clemens Brentanos „Frühlingskranz“ (1844) auf dem Gedankenaustausch mit ihrem Bruder Clemens. Im Alter von 25 Jahren heiratete Bettina Achim von Arnim, den Freund ihres Bruders Clemens. Vier Söhne und drei Töchter gingen aus der Ehe hervor. „Arm und Beine müde, die Augen voll Schlaf, die Kehle voll Wiegenlieder, werde ich selbst zum Kind, das sich wundert in dieser geheimnisvollen Welt zu sein“, so äußerte sich Bettina nach der Geburt des letzten Kindes mit 42 Jahren in einem Brief an ihre Schwester Gunda. Die Erfahrung ihrer eigenen Soziali-sation mit den mühsamen, durch die von der Großmutter und Clemens unterstützten Vorstöße in eine selbst bestimmte Entwicklung der Persönlichkeit brachte eine pädagogische Grundhaltung Bettinas gegenüber ihren Kindern hervor, die von der Überzeugung ausging, dass diesen ein Recht auf die Entfaltung ihrer persönlichen Anlagen einzuräumen sei. Bettina sorgte dafür, dass die Schulbildung und die späteren Tätigkeits-bereiche den Anlagen der Kinder

In den letzten Jahrzehnten ihres Lebens kämpfte

Bettina, gemalt von ihrem Enkel nach einer Miniatur, 1890

16

Kronprinzessin Victoria Kaiserin Friedrich 1840 - 1901 Die erste Namenspatronin unserer Schule

Platz für mächtige Monarchen sah. Diese müssten sich persönlichen Einfluss verschaffen und dadurch geachtet und verehrt werden. Ihre Eltern, die englische Königin Victoria und Prinz Albert von Sachsen-Gotha, dienten ihr bei diesen Gedanken als Vorbild.

Die Höhere Töchterschule zu Bockenheim erhielt 1898 den Namen einer Kaiserin, die zu der Zeit bereits keine Kaiserin mehr war und von ihrem Sohn, Kaiser Wilhelm II., aus Berlin nach Kronberg abgeschoben wurde, um sie politisch zu isolieren.

England war eine konstitutionelle Monarchie, in der die Königin repräsentative Aufgaben hatte, die Regierung dem Parlament gegenüber verantwortlich war und die Königin die Mehrheitsverhältnisse im Parlament respektieren musste. Eine solche Parlamentsherrschaft bedeutete für Bismarck „den Untergang des Reiches“ und natürlich auch das Ende seiner Macht.

Warum? Zeit ihres Lebens hatte sie dem liberalen Gedanken einer Verantwortlichkeit von Ministern und Kanzlern dem Parlament gegenüber angehangen und war erklärte Gegnerin Bismarcks, den sie in einem Brief an ihren Mann, den damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, folgendermaßen beschrieb: Er sei für sie „ein Aventurier“, der „die schönen Prinzipien von Gottes Gnaden, Königstreue, starkes Königtum in Preußen, Gehorsam etc.“ missbrauchte, „um selbst zu regieren, um den König zu terrorisieren und zu beherrschen und um alles nützliche und gute niederzutreten, um ein schwaches, unharmonisches, ohnmächtiges und lächerliches Preußen zu erhalten und alle freie Entwicklung unserer inneren und äußeren Kräfte zu hemmen.“1

Folglich versuchte Bismarck den Einfluss des Kronprinzenpaares möglichst gering zu halten, ließ es bespitzeln, und er intrigierte gegen „die Engländerin“. Nachdem der Kronprinz in Danzig sehr verhalten, aber dennoch offen gegen eine Presse-zensur das Wort ergriffen hatte, unterstellte Bismarck der Kronprinzessin, dass sie hinter dieser Rede steckte, dass sie Staatgeheimnisse an England verraten habe. Von dem Zeitpunkt an wurden ihr und ihrem Mann alle wesentlichen politischen Nachrichten und Dokumente vorenthalten. Als Wilhelm I. 1888 starb, hätten Victoria und Friedrich Wilhelm vielleicht die Politik des deutschen Kaiserreiches ändern und dieses Reich von seinem „Sonderweg“ abhalten können, der zum Ersten und letztlich auch zum Zweiten Weltkrieg führte. Dieses reine Ge-dankenspiel reißt auch Mommsen in einem Artikel zum 100. Todestag der „Kaiserin Friedrich“ an;2 aber der baldige Krebstod des Kaisers Friedrich – nach nur dreimonatiger Herrschaft – im Juni 1888 verweist diese Gedanken in den Bereich der Spekulation.

4

Victoria Kaiserin Friedrich 1866

Diese Zeilen zeugen aber auch davon, dass Victoria nicht als eine Vorkämpferin der parlamentarischen Demokratie, die auf einem freien, geheimen und gleichen Wahlrecht basiert, gelten kann. Aber ihr Blick richtete sich durchaus auf die gesellschaftlichen Umbrüche des neuen Industriezeitalters, in dem sie keinen .Platz für mächtige Monarchen sah.

Warum wählte man diese Frau zur Namenspatronin einer Frankfurter Höheren Mädchenschule? Es hätte einen Affront für Wilhelm II. in Berlin bedeuten können, da es allenthalben bekannt war, dass Victoria die Politik ihres Sohnes scharf ablehnte und sich von seinem Verhalten 17

Kronprinzessin Victoria, die royal princess, war in England aufgewachsen, erhielt eine fundierte Ausbildung und hatte gute Kenntnisse im Bereich

Kaiserin Victoria starb 1901 im Alter von 61 Jahren auf Schloss Friedrichshof in Kron-berg/Ts., ebenfalls an einer Krebserkrankung. Hannelore Zacharias, Michael Bahr

Anmerkungen 1

2

3

4

Kronprinzessin Victoria an Kronprinz Friedrich Wilhelm 1864, zit. nach: M. Epkenhans, Victoria und Bismarck, in: R. von Hessen, Victoria Kaiserin Friedrich (1840-1901), Mission und Schicksal einer englischen Prinzessin in Deutschland, Frankfurt a. M. 2002, S.156 „Bismarck ließ verbreiten, die Engländerin habe eine Meise“, FAZ vom 04.08.2001 Zit. nach Frankfurter Zeitung vom 4.Oktober 1895 R. von Hessen, Victoria Kaiserin Friedrich (1840-1901), Mission und Schicksal einer englischen Prinzessin in

Schloss Friedrichshof, Kronberg 4 Gouache von Kaiserin Friedrich 1899

der Politik, des Staatsrechts, der Volkswirtschaft und der europäischen Ge-schichte. Sie konnte sich in vier europäischen Sprachen fließend mündlich und schriftlich ausdrücken. Sie engagierte sich sehr für Mädchen- und Frauenbildung, u.a. für den Letteverein, der sich die Berufsausbildung von Frauen der Mittelschichten zur Aufgabe gemacht hatte. Nicht nur finanziell unterstützte sie verschiedene Frauenbildungsvereine, sondern steuerte für diverse Wohltätigkeits-basare auch eigene künstlerische Arbeiten bei, als „eine begeisterte und auch durchaus begabte Malerin.“ Dieses Engagement für Frauen- und Mädchenbildung führte sie auch in Kronberg im Taunus und Bad Homburg weiter, wo sie nach dem Tod ihres Mannes bis 1901 lebte. So ließ Victoria es sich auch nicht nehmen, an der 18. Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins in Frankfurt teilzunehmen. Dort verfolgte sie die programmatische Rede Helene Langes, deren Arbeit auf eine Überwindung des gesellschaftlich vorherrschenden Rollenbildes ausgerichtet war, nach welchem „die Frau im Hause als Planet den Mann umkreisen“ müsse,“ während um sie herum als Trabanten muntere Kinder rotierten.“ 3

4

Foto der Kaiserin

18

Viktoriaschule 1898 - 1945 Die „Höhere Töchterschule zu Bockenheim“ bekommt eine Namenspatronin und zieht in einen Neubau ein. Es ist Sommer 2005. Ich lade Sie zu einem gemeinsamen Spaziergang in die Senckenberganlage ein. Die Rasenfläche vor dem Museum regt nicht unbedingt zu einem längeren Verweilen an, zu störend ist der starke Autoverkehr zu beiden Seiten des Anlagenstreifens. Aber ich möchte Sie ja nur zu dem Gebäude neben dem Museum führen, dem AFE Turm der Johann Wolfgang Goethe-Universität und Sie dann 99 Jahre zurückblicken lassen.

Hohenzollernanlage im Winter

Hier stand die Viktoriaschule: „Die Schule hat von allen Frankfurter Schulen wohl die schönste Lage. Sie liegt in den Anlagen des Hohen-

Postkartenmotiv Frankfurts bis zum Zweiten Weltkrieg. Auch im Winter bot sich hier ein Bild bunten Treibens, wenn der Weiher zugefroren war und als Schlittschuhbahn diente. Einige Schülerinnen der Viktoriaschule haben hier bestimmt auch ihre ersten Lernversuche auf dem Eis gemacht, direkt vor ihrer Schule, mit der wilhelminischen Schaufassade, die an eine „Ritterburg“, ein Schloss oder mit den gotischen Fenstern der Aula gar an eine Kirche erinnern konnte. Aus jeder historischen Epoche hat der Architekt ein bisschen Deutschtum genommen, aber hinter der Fassade verbarg sich ein durchaus modernes funktionales Schulhaus, mit großen Fenstern, das den Anforderungen an eine höhere Mädchenschule, die Mädchen den Schulabschluss des Abiturs ermöglichen wollte, entsprach.

Hohenzollernanlage im Sommer 1929

zollernplatzes. Nach der Rückseite liegt ein großes noch unbebautes Gelände, sodass der Blick nach den Höhen des Taunus frei ist. Sie selbst bietet mit ihrem hohen Turm einen malerischen Anblick, wenn sie auch eher den Eindruck einer langsam verfallenden Ritterburg oder eines Klosters als den einer Schule macht“,1 so beschrieb 1929 der damalige Direktor Dr. Reinhold das Gebäude, das 1906 mit großer Freude bezogen worden war, da es endlich den Anforderungen einer modernen Mädchenschule entsprach, was dann 27 Jahre später nicht mehr zutraf, da naturwissenschaftliche Räume, Lehrerbücherei, Arbeits– und Besprechungszimmer fehlten. Déjà vu?

Hannelore Zacharias

Doch bleiben wir im Jahre 1902. Die Hohenzollernanlage ist eine herrliche parkähnliche Anlage mit hohem Baumbestand, gepflegten Blumenrabatten, einem hohen Springbrunnen und einem Teich. Sie war das meist verkaufte

Viktoriaschule mit Zeppelin

19

an dem häuslichen Herde gelangweilt und in seiner Hingabe an höhere Interessen gelähmt werde, dass ihm vielmehr das Weib mit Verständnis dieser Interessen und der Wärme des Gefühls für dieselben zur Seite stehe.“3

Der schwierige Weg zum Abitur: Höhere Mädchenschulen im Kaiserreich 1871 - 1918 Vor etwa einhundert Jahren wurden in Deutschland erstmals Mädchen zum Abitur zugelassen. Damals fragte man: Brauchen Mädchen eine besondere „weibliche Bildung“ oder soll ihr Bildungsweg an den der Jungen angeglichen werden? Uns beschäftigt diese Frage kaum noch – aber im deutschen Kaiserreich war sie ein wichtiges Thema, wurde lebhaft diskutiert und schließlich auch entschieden. 2

Eine solche Hilfsrolle war auch den weiblichen Lehrern zugedacht, denn der Unterricht in den höheren Klassen sowie die Direktorenstellen sollten Männern vorbehalten bleiben. Auch bei der Forderung nach Gleichstellung der höheren Mädchenschulen mit den entsprechenden Knabenschulen im Hinblick auf Schulaufsicht, Lehrerbesoldung und öffentliche Finanzierung dachten die Lehrer durchaus an ihre eigene Karriere.

Zu Beginn dieser Epoche galt es bereits als fortschrittlich, überhaupt für eine höhere Bildung von Frauen einzutreten. Dafür sprach sich zum Beispiel der „Allgemeine Deutsche Frauenverein“ aus. Er bestritt aber nicht, dass auch die höhere Mädchenbildung dem Ideal der „geistigen Mütterlichkeit“ folgen solle, orientiert an den „weiblichen“ Eigenschaften (Gefühl, Hingabe, Herz, Innerlichkeit, Opfermut und Duldung). Der Frauenverein wurde von solchen Männern unterstützt, die zwar die vielen privaten Mädchenpensionate als eine Art erweiterte Familie akzeptierten, staatliche höhere Mädchenschulen indes eher ablehnten.

Danach geschah längere Zeit kaum etwas. Erst 1887 richteten einige Berliner Frauen eine Petition an den preußischen Landtag. Beigelegt war eine Broschüre der Frauenrechtlerin Helene Lange, die in Lichtenberg als Ausbilderin an einem Lehrerinnenseminar arbeitete. Die Verfasserin setzte auf eine stärkere Präsenz von Frauen an Mädchenschulen, da diese sich besser in das Wesen der Mädchen einfühlen könnten. Als Mittel dazu forderte sie die Einrichtung von Ausbildungsanstalten für wissenschaftlich gebildete Lehrerinnen. Religion und Deutsch sollten grundsätzlich von Frauen unterrichtet werden. Hier ging es also noch gar nicht um eine Angleichung höherer Mädchenschulen an die Knabenschulen, und die Ausbildungsforderungen für Lehrerinnen bedeuteten noch keine Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium. Es zeichnete sich eher ein Sonderweg für Frauen ab: eine spezifisch weibliche Bildung und ein Reservat für Frauen als Lehrerinnen.

Es gab aber auch schon einzelne Feministinnen. Für sie war der „Geschlechtscharakter“ der Frau nicht naturgegeben, sondern geformt durch Geschichte und Gesellschaft. Die große Mehrheit allerdings war sich einig, dass jede höhere Mädchenbildung geprägt sein sollte von der besonderen Bestimmung der Frau und den Vorstellungen christlichen Familienlebens. Bildungsziel war es, die mütterlichen Triebe zu einem aus der Erkenntnis kommenden Wollen zu steigern.

Trotzdem nahm die Schulverwaltung diese Forderungen kaum auf. Wieder kam es auf private Initiativen an: Am Berliner Viktoria Lyceum wurden Kurse für Mädchenschullehrerinnen eingerichtet, die nach sechs Semestern mit einer wissenschaftlichen Prüfung abschlossen. (Das Lyceum war 1869 mit Unterstützung von Kronprinzessin Viktoria – spätere „Kaiserin Friedrich“ und engagierte Förderin der Frauenbildung – eingerichtet worden; nach ihr erhielt 1898 auch die Frankfurt Bockenheimer Mädchenschule den Namen „Viktoria-Schule“). 1890 wurde der „Allgemeine Deutsche Lehrerinnenverein“ gegründet, und im selben Jahr rief Helene Lange die so genannten „Realkurse für Frauen“ ins Leben. Diese Kurse schlossen sich an die zehnjährige höhere Mädchenschule an und sollten Frauen auf das Abitur in der Schweiz vorbereiten.

Wie wirkte sich das alles auf die Schule aus? Als erste machten die Lehrer an höheren Mädchenschulen einen Vorstoß: Auf einer Versammlung in Weimar (1872) forderten sie staatliche Kriterien für die Unterscheidung zwischen niederen, mittleren und höheren Mädchenschulen. Letztere sollten zehn Schuljahre umfassen, in zwei Fremdsprachen unterrichten und in den höheren Klassen solche Lehrer einsetzen, die ihr Examen an einer Hochschule abgelegt hatten. Außerdem traten die Lehrer für einen Standardlehrplan ein, der auch für private Mädchenschulen gelten sollte, sofern diese öffentlich unterstützt wurden. Ziel jeder höheren Mädchenbildung sollte es sein, dem „Weibe eine der Geistesbildung des Mannes… ebenbürtige Bildung zu ermöglichen, damit der deutsche Mann nicht durch die geistige Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit seiner Frau

20

Schulform des „Lyceums“ begründet. Dort konnten Mädchen vom sechsten bis zum sechzehnten Lebensjahr in zehn Jahrgängen eine abgeschlossene höhere Bildung erwerben. Die Hälfte aller Lehrerinnen eines Lyceums musste akademisch gebildet sein.

Einigen Organisationen genügte das nicht. Der „Frauenverein Reform“ forderte eine generelle Zulassung von Mädchen zu Abitur und Hochschule. 1893 errang der Verein einen großen Erfolg mit der Einrichtung des ersten deutschen Mädchengymnasiums in Karlsruhe. Hier wurden elfjährige Schülerinnen aufgenommen und in sechs Jahren zum Abitur geführt.

Nach der Neuordnung 1908 wurden von den rund 950 Mädchenschulen, die über die Volksschule hinausgingen, gut 300 als höhere Schulen im amtlichen Sinn anerkannt. 1912 waren es bereits 470 – ein klares Zeichen für das steigende Bildungsverlangen der Mädchen und wichtige Voraussetzung für die Ausdehnung des staatlichen Bildungssektors. Noch 1906 hatte über die Hälfte aller Schülerinnen höherer Mädchenschulen eine private Anstalt besucht.

Wie aber sollte dieses Mädchenabitur genau aussehen? Gemäßigte Frauen blieben dabei, dass der Lehrplan am weiblichen Geschlechtscharakter ausgerichtet sein müsse. Fortschrittliche Frauenvereine, denen sich jetzt auch Helene Lange anschloss, forderten dagegen eine Angleichung des Lehrplans an den der Jungen. Für eine zehnjährige Mädchenschule mit dreijährigem Aufbaukurs traten nur noch die Männer des „Vereins für das höhere Mädchenschulwesen“ sowie konservativchristliche Frauenorganisationen ein. Weil man den Mädchen den Zugang zur Universität erstreiten wollte, wurde die Forderung nach Gleichheit der höheren Bildung jetzt wichtiger als die Betonung des Unterschieds der Geschlechter.

Die Viktoria-Schule erfüllte mit ihrer schon 1904 eingerichteten zehnten Klasse auch die neuen, strengeren Richtlinien für eine Anerkennung als höhere Mädchenschule. Mit dem Besuch eines Lyceums waren einige Berechtigungen verbunden: Nach Absolvierung der vorletzten Klasse (heute: die Neunte) konnte man Post- oder Telegrafengehilfin werden. Das Schlusszeugnis berechtigte zur Lehrerinnenausbildung am Oberlyceum und zum Eintritt in den mittleren Bibliotheksdienst. Damit waren zwar Berufsmöglichkeiten geschaffen, aber den Mädchen fehlte, was die Jungen mit der Obersekundareife durften, der Eintritt in den mittleren Dienst bei Verwaltung, Steuer und Bahn, wo man Frauen offenbar nicht gerne sah.

Die Schulverwaltung war in dieser Frage lange unentschlossen geblieben. Die 1873 geforderte gesetzliche Anerkennung der höheren Mädchenschule als höhere Lehranstalt im amtlichen Sinne wurde in Preußen erst 1894 in Angriff genommen. Als kleinsten gemeinsamen Nenner fand man eine Dauer von neun Jahren und das Erlernen zweier Fremdsprachen. (In diesem Sinne war auch die Viktoria-Schule eine höhere Mädchenschule). Wichtig wurde die Bestimmung, dass ein Drittel der Oberlehrerstellen Frauen offen stehen sollten. Damit nahm sich das Ministerium selbst in die Pflicht, denn um Oberlehrer zu werden, brauchte jeder Lehrer den Nachweis, sich in zwei Fächern wissenschaftlich weitergebildet zu haben. Insgesamt entsprachen die Neuordnungen von 1894 am ehesten den Wünschen der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung.

Der Besuch eines Lyceums allein bedeutete aber noch nicht die Hochschulreife! Schülerinnen, die das Abitur machen wollten, wechselten mit etwa dreizehn Jahren auf die neu eingerichteten „Studienanstalten“; wie bei den Jungen gab es die drei Schwerpunkte altsprachlich, neusprachlich und naturwissenschaftlich. Damit war der Zugang der Mädchen zur Hochschulreife zwar endlich klar geregelt, aber trotzdem nicht überall möglich: Studienanstalten durften nämlich nur dort errichtet werden, wo es auch eine so genannte Frauenschule gab. Diese Bedingungen erfüllte die Viktoriaschule, der von 1914 – 1918 eine Frauenschulklasse angegliedert wurde. Diese Frauenschulen bauten gleichfalls auf dem Lyceum auf, aber sie vermittelten keine wissenschaftliche Bildung, sondern Themen wie Kindererziehung, Hauswirtschaft, Bürgerkunde und soziale Hilfstätigkeit.

Eine Anerkennung der höheren Mädchenschule als höhere Schule im amtlichen Sinne fehlte aber immer noch. Allerdings wurden immer mehr Mädchenschulen den Provinzialschulkollegien unterstellt (so auch die ViktoriaSchule 1899). Das bedeutete langfristig die Einbindung in das höhere Schulsystem und bereitete eine allgemeine Normierung vor. Die völlige Gleichstellung der höheren Mädchenschulen mit denen für Jungen erfolgte in Preußen erst 1908. In diesem Jahr wurden Mädchen zum Abitur zugelassen und die

21

Daneben gab es weiterhin die „wissenschaftlichen Klassen“, die die Aufgabe eines höheren Lehrerinnenseminars fortführten. Wer ein solches Lehrerinnenseminar absolviert hatte, konnte zwar zur philosophischen Fakultät einer Universität zugelassen werden, aber die meisten Frauenrechtlerinnen erkannten in dieser Einschränkung eher eine Abwertung der wissenschaftlichen Befähigung von Frauen.

Wie stark sich die höhere Mädchenbildung zwischen 1871 und 1918 an die der Jungen annäherte, sieht man auch an den Lehrplänen. 1882 hatten die Mädchen weniger Wochenstunden als die Jungen, und der Schwerpunkt lag eher auf Deutsch und Nadelarbeit als auf Fremdsprachen oder Naturwissenschaften. Auch 25 Jahre später gab es an höheren Mädchenschulen noch eineinhalb mal so viel Unterricht in Deutsch, Geschichte und Erdkunde wie an vergleichbaren Jungenschulen. Außerdem stand bei den Jungen formale Bildung im Mittelpunkt, bei den Mädchen ethische Aspekte sowie die Umsetzung des Gelernten in die spätere Rolle als Frau und Mutter. Im Sprachunterricht ging es vor allem um Konversation, Kulturverständnis und Sprachgefühl.

Auf Widerstand stieß auch die neue Regel, dass an höheren Mädchenschulen Männer und Frauen in gleicher Zahl unterrichten sollten; damit werde die Mitarbeit der Männer an Mädchenschulen für obligatorisch erklärt, die von Frauen an Jungenschulen aber nicht. Zustimmung fanden die Abiturregelung und die Abspaltung der Studienanstalten. In der zehnjährigen höheren Mädchenschule sah man allerdings eine Halbheit und eine Konzession an den alten Bildungswert der weiblichen Eigenart.

Die Gleichstellung höherer Jungen- und Mädchenschulen 1908 beschleunigte dann auch die Angleichung der Lehrpläne: Im Sprachunterricht der Mädchen traten grammatische Regelwerke in den Vordergrund, in den Naturwissenschaften ging es stärker um ursächliche Zusammenhänge und planmäßige Beobachtungen und Nadelarbeit wurde fakultativ. Insgesamt gewannen in den Lyceen diejenigen Bildungsinhalte an Bedeutung, die sich in der Lehrplandiskussion für Jungenschulen durchgesetzt hatten.

Viel wichtiger aber war, dass Frauen seit 1908 in Preußen mit dem Abitur auch die Universitäten besuchen konnten. Trotzdem blieb die Zahl der Mädchen, die das Abitur anstrebten, gering: 1912 besuchten nur 3,6% aller „höheren“ Schülerinnen eines Jahrgang eine Studienanstalt, dagegen 17% die „wissenschaftlichen Klassen“ und 6% eine Frauenschule. Dem entsprach die Verteilung der Schulformen: 1912 gab es in Preußen nur 34 Studienanstalten – die allermeisten waren wie bei den Jungen neusprachlich („realgymnasial“) ausgerichtet – aber 129 wissenschaftliche Klassen zur Lehrerinnenbildung (an der Viktoria-Schule seit 1905) und siebzig Frauenschulen (an der Viktoriaschule 1914 - 1918).

Damit hatten die Mädchen die Wahl: An den Oberlyceen (mit Frauenschule und Lehrerinnenseminar) konnten sie nach wie vor eine spezifisch auf Frauen bezogene Bildung erhalten; in den Studienanstalten aber kam es zu einer Angleichung der Lehrinhalte an die der entsprechenden Jungenklassen. Nur manchmal noch schimmern hier weibliche Aspekte durch, etwa wenn es heißt, dass im Religionsunterricht die Beteiligung an christlichen Liebeswerken gefördert werden oder in den Sprachen das ästhetische Gefühl auf das Wertvolle und die Kunstform gelenkt werden solle.

Den Frauenschulen kam neben dem gesetzlichen Vorteil auch der Umstand zugute, dass nur wenige Städte sich gleichzeitig eine lyceale und eine gymnasiale Mädchenbildung leisten konnten. Viele Frauenverbände traten daher für eine Koedukation ein, wie sie in Baden, Württemberg, Hessen, Elsass–Lothringen, Bremen und Sachsen bereits üblich war. Preußen und Bayern verweigerten sich der Koedukation; damit konnten sie die Universitäten trotz Freigabe der Immatrikulation noch eine Weile als Männerdomäne bewahren.

Diese besondere Rolle der Frau als Trägerin von Wohltätigkeit und Kultur ist teilweise bis heute von Bedeutung geblieben. Tobias Picard, Institut für Stadtgeschichte

22

Fremdsprache war Französisch und in der 10. Klasse trat eine zweite Sprache – wahlweise Englisch oder Lateinisch hinzu. Ostern 1929 klagte der Schulleiter über einen Rückgang der Schülerinnenzahl und führt dafür folgende Gründe aus: “1. Die Lage der Schule im Westend bedingt einen hohen Prozentsatz jüdischer Schülerinnen (29%). Die Folge davon ist, dass viele wohlhabende christliche Familien ihre Töchter lieber in die Schillerschule schicken. 2. Die Viktoriaschule steht im Rufe, dass sie hohe Anforderungen stellt. 3. Die Deutsche Oberschule ist keine Schulart, die sehr anlockt. Die meisten Eltern sehen mehr auf den praktischen Nutzen des Gelernten als auf den persönlichkeits-bildenden Wert. Latein und Englisch sind daher den meisten wichtiger als Deutsch und Geschichte.“5

Die Republik ebnet den Mädchen den Weg zum Abitur schneller? Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der „schwierige Weg“ wieder aufgenommen und der Aufbau zur Studienanstalt mit Oberrealrichtung begann, nachdem der Magistrat die anderen Schulen, die sich ebenfalls um eine Angliederung einer Studienanstalt beworben hatten, abschlägig beschieden hatte. Doch bald erschienen die „Belastungen der Schülerinnen durch die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer, die jetzt schon groß sind, nach der Meinung des Direktors der Viktoriaschule und seines Kollegiums untragbar. Besonders trat diese Einstellung in der ersten Reifeprüfung (Ostern 1923) zu Tage. Damals konnten die Leistungen im deutschen Aufsatze und in den beiden Fremdsprachen sehr anerkannt werden, während eine große Zahl der Mathematik- und Physikarbeiten als nicht genügend bezeichnet werden.“4

Wenden wir uns den Punkten der Klage von Direktor Reinhold im Einzelnen zu: Das Sozialprestige eines Stadtteils lässt sich u.a. an dem Anteil der Kinder, die städtische höhere Schulen besuchen, festmachen. So lag bereits vor dem Ersten Weltkrieg ihr Anteil im Westen und Nordwesten der Stadt bei 60% , im Nordend bei 30%, in der westlichen Neustadt bei 25%, im Südwesten bei 17%, in Sachsenhausen bei 4% und Bornheim bildete mit 2% das Schlusslicht.6 Auch lässt die Art der Bebauung durchaus einen Schluss auf die soziale Zusammensetzung eines Stadtteils zu: Bis 1866 waren Westend, Nordend und das Ostend ähnlich strukturiert. Ab 1866 wurde mit einer einheitlichen preußischen Staatsangehörigkeit auch die Freizügigkeit des Zuzugs nach Frankfurt erleichtert. So wurden die Stadtteile durch Baugesellschaften sehr ungeregelt auch mit Mietshäusern bebaut, lediglich das Westend bleibt in der Bebauung der Gartenhäuser und repräsentativer Villen bestehen. Seit 1880 zogen „reiche und angesehene Juden in das Westend, das feine, exklusive Viertel Frankfurts…, was auch auf eine Integration der Juden in die jeweilige soziale Schicht hinweist“ 7.

Mit dieser Argumentation entschied sich das Kollegium, die Studienanstalt der Oberrealschulrichtung – anscheinend mädchengerechter – in eine Deutsche Oberschule umzuwandeln. Dieser Schultyp legte einen besonderen Schwerpunkt auf Deutsch, Geschichte und Fremdsprachen. Allerdings behielten Mathematik und Naturwissenschaften durchaus einen breiten Platz in der Stundentafel der Deutschen Oberschule. Die erste

„Verfolgt man die Umzüge einzelner jüdischer Familien, so zeigt sich sehr deutlich, dass es trotz der Integrationstendenzen in andere soziale Schichten ein Interesse gab, in der Nähe oder im gleichen Haus mit anderen jüdischen Familien zu wohnen. So gab es in allen Stadtteilen in einzelnen Straßen eine auffallend hohe Konzentration jüdischer Familien.8 Hier gibt es einen Zusammenhang mit der jahrhundertealten Erfahrung von Ausgrenzung und Verfolgung, schleppender gesellschaftlicher Integration, seit Anfang der achtziger Jahre

23

wieder zunehmendem Antisemitismus und überhaupt einem Minderheitenbewusstsein“9.

Das Landheim Im Jahre 1924 führte Direktor Reinhold über die Herkunft der Schülerinnen folgendes aus: „Die Viktoriaschule liegt im Westen der Stadt Frankfurt. Die Schülerinnen stammen daher aus sehr verschiedenen Kreisen, nämlich zum Teil aus den wohlhabenden, ja reichen Familien des besten Wohnviertels der Stadt, zum anderen

Zum Zeitpunkt der Entscheidung für einen Neubau der Viktoriaschule betrug der Anteil der Juden an der Bevölkerung demnach im Westend ca. 30% und in Bockenheim lediglich 1-5%. Die Entscheidung, den Neubau der Viktoriaschule an die Schnittstelle zwischen Bockenheim und dem Westend zu legen, kam also nicht von ungefähr und trug der Veränderung in der Bevölkerungsstruktur Rechnung. Von da an stiegen die Schülerinnenzahlen stetig und ab dem Schuljahr 1906 sollten die 5. und 6. Klassen der höheren Mädchenschule zweizügig ausgebaut werden. Bei dem beklagten Schülerinnenrückgang 1929 handelte es sich um etwa 30 Schülerinnen, wobei der Anteil der katholischen und jüdischen Schülerinnen konstant blieb, die der evangelischen sich fast zur Hälfte durch Umzug und Schulwechselform reduzierte. Ein massiver Rückgang der Schülerinnenzahl ergab sich dann 1935, als die Gesamtzahl der Schülerinnen von 475 auf 350 fiel und der Anteil der ausgewiesenen jüdischen Schülerinnen nicht mit Schülerinnen anderer Konfessionen ausgeglichen werden konnte.

Im Landheim beim Schuheputzen

und größeren Teil aber aus Bockenheim, dem Bahnhofsviertel und dem äußersten Westen, Gegenden, die meist von kleinen Gewerbetreibenden und Beamten bewohnt sind. Diese Zusammensetzung macht natürlich erzieherische Schwierigkeiten, gibt uns aber auch Gelegenheit, das Unsere dazu zu tun, dass die Wohlhabenden und die Ärmeren sich daran gewöhnen, miteinander zu leben.” Wo konnte dies besser praktiziert werden, als im Landheim?

Die Zahl der Besucherinnen der Deutschen Oberschule blieb relativ gering, erst als die Nationalsozialisten die Deutsche Oberschule zu ihrer bevorzugten Schulform machten, konnte die Oberschule der Viktoriaschule ca. 30 Schülerinnen mehr verzeichnen als 1937.

Dort verbrachten die Klassen zwischen 2 und 3 Wochen mit ihren Klassenlehrer/innen und wurden am Wochenende von den Eltern besucht. Sie erhielten Unterricht, waren aber für Zimmer- und Küchendienste selbst verantwortlich und wurden im angeschlossenen landwirtschaftlichen Betrieb mit in die anfallenden Arbeiten einbezogen. Dieses Landheim wurde 1920 in Eppenhain im Taunus als erstes deutsches Landheim, das im Privatbesitz einer Schule bzw. eines Schulvereins war, eröffnet. Dieser Verein hatte z.B. im Jahre 1928 8900 Mark an Sonderspenden und Jahresbeiträgen aufgebracht; ein Landheimfest im Herbst des gleichen Jahres brachte einen Reingewinn von 7700 Mark. Für diese Summe von 16.600 Reichsmark konnte man sich 1928 fast 17 komplette Schlafzimmer aus polierter Birke oder 19 Zündapp-Motorräder kaufen.

Das Landheim in Eppenhain

24

Man könnte noch weitere Rechenbeispiele anstellen, wenn man weiß, dass ein Konfirmandenanzug mit weißem Überkragen in der Preisspanne von 16,50 bis 43,00 Mark zu haben war, 25 Zigaretten 5 Pfennige und ½ Pfund Rama 50 Pfennige kosteten.10

Lehrertätigkeit: Mitarbeit an der Umsetzung neuer Lehrpläne und Lehrmethoden, Umsetzung von Schulreformen, Vorträge bei der städtischen Berufsberatung und Mitglied des pädagogischen Prüfungsamtes. Allerdings weisen die Anzahl der Wanderfahrten – 2-3 wöchige Landheimaufenthalte, Skifreizeiten über Sylvester (!), 5-6 Tage Besuch der Schillerfestspiele in Weimar – erhebliche Unterschiede zur heutigen Praxis auf.

Von einer solchen Spendenfreudigkeit kann der Förderverein der Bettinaschule nur träumen, aber damit legte der damalige Schulverein den Grundstock für das heutige Vermögen des Fördervereins der Bettinaschule.

1929 wurde die Stelle der Leitung der ViktoriaSchule ausgeschrieben, da der langjährige Schulleiter Dr. Reinhold im Jahre 1930 in den Ruhestand gehen sollte. Auf die Anzeige bewarben sich 58 Männer und Frauen aus der gesamten Republik. Auch Anna Hoffa war darunter und sie erhielt starke Unterstützung. Ihren Unterricht bezeichnete Dr. Reinhold als „recht klar, wissenschaftlich und gründlich“. Auch vom Elternbeirat, von Frauenvereinen, von dem Philologinnenverband und dem Akademikerinnenbund bekam sie durch diverse Schreiben Unterstützung. Sie alle wiesen darauf hin, dass „die Frau als Leiterin der Schule bei ihrem natürlichen Verständnis für die Eigenart der Mädchenseele eigene Wege in der geistigen Heranbildung der weiblichen Jugend finden wird und sie frauliche und mütterliche Werte zu pflegen wissen wird“11. „Die Frage der Frauenquote in Schulleitungsstellen wurde dabei ebenso angesprochen und es wurde konstatiert, dass Frankfurt keinesfalls den Spitzenreiter unter den preußischen Städten einnehme, denn mit Ausnahme von Frankfurt a. M. haben sämtliche preußischen Großstädte über 400.000 Einwohner höhere Mädchenschulen mit weiblicher Leitung.“12

Hannelore Zacharias

Frau Anna Hoffa – die erste Direktorin der Viktoriaschule 1930 wurde Frau Anna Hoffa Nachfolgerin von Direktor Dr. Reinhold. Sie hatte vorher als Lehrerin an der Viktoriaschule viele Landheimaufenthalte als Klassenlehrerin gestaltet. „Die Erziehung zum Verständnis mit fremden Völkern und des Friedensgedankens“ hielt Anna Hoffa für eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben der Viktoriaschule. Diese Passage ihres Bewerbungsschreibens vom 19.8.1929 wurde später (1933) wieder zitiert, um Anna Hoffa als „Pazifistin“ und „Judenfreundin“ zu denunzieren. Sie war eine gebildete Frau, deren Vernunft und große Güte bei ihren Mitmenschen bekannt war. Anna Hoffa wurde am 30. Mai 1876 im heutigen Südafrika geboren. Ihr Vater, Dr. med. Jakob Cohn, war praktischer Arzt jüdischen Glaubens, die Mutter evangelisch-reformiert. Nach dem Tode der Eltern nahmen Anna und ihre fünf Geschwister den Familiennamen der Mutter Hoffa an und wanderten nach Deutschland aus. Anna Hoffa studierte in Göttingen und in Genf und erlangte 1911 die Fakultas in den Fächern Französisch und Deutsch für die Oberstufe sowie philosophische Propädeutik und Mathematik für die Mittelstufe. Am 28. April 1911 wurde sie als Oberlehrerin an höheren Mädchenschulen an der Viktoriaschule eingestellt.

Die Eingaben schienen Erfolg gehabt zu haben, wie man der Ausschreibung entnehmen kann, und Anna Hoffa wurde mit Wirkung vom 1. April 1930 vom Magistrat der Stadt Frankfurt zur Oberstudiendirektorin der Viktoriaschule gewählt. Allerdings betonte der Magistrat nach der Wahl, dass man aus der Besetzung der Stelle mit einer Frau auf keinen Fall ableiten dürfe, dass nun immer einer Frau die Leitung der Schule übertragen werden müsse. Es ist kaum zu glauben, dass dies bereits vor mehr als 70 Jahren diskutiert wurde und keinesfalls ein heutiges Statement ist, wie man annehmen könnte.

Sie hospitierte vor dem ersten Weltkrieg an mehreren französischen Schulen in Paris, nahm an philologischen Tagungen in Europa teil und bekam noch im Frühjahr 1914 einen Antrag auf einen Auslandsaufenthalt in Frankreich genehmigt. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges musste sie nach Deutschland zurückkehren. Die weiteren Stationen ihres Berufslebens gleichen in vieler Hinsicht der heutigen

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten machte dieser Karriere ein abruptes Ende. Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde schnell umgesetzt und Anna Hoffa fiel unter den § 3, den so genannten

25

Arierparagraphen. Außerdem wurden Passagen ihres Bewerbungsschreibens nun gegen sie verwendet und sie wurde von einem Mitglied der Schulgemeinde, einem Konsul Panizza, denunziert.

politischen Macht ausschließen. Damit wurden neue Maßstäbe für Aufstieg und Vermögensverteilung (Arisierung) geschaffen. Die Juden wurden zunächst schrittweise aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, bis dann über die Phase der „biologischen Segregation und umfassenden Diskriminierung, über forcierte Vertreibung und völlige Entrechtung die Ermordung der europäischen Juden durchgeführt wurde“.15

Sie sah sich gezwungen, die Versetzung in den Ruhestand zu beantragen und zog im April 1934 aus ihrer Dienstwohnung am Platz der Republik in die Corneliusstraße 9 um. Sie erhielt – bis zu ihrem Tod ihre Pension, die aber ab 1940 auf ein nur noch beschränkt verfügbares Sicherungskonto eingezahlt wurde.

Die ersten Maßnahmen auf der schulpolitischen Ebene waren das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“, das „Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ und der „Erlass zu Vererbungslehre und Rassenkunde“. Alle drei Maßnahmen wirkten sich natürlich auch an der Viktoriaschule aus, die traditionell einen hohen Anteil an jüdischen Schülerinnen hatte. So ging der Anteil an jüdischen Mitschülerinnen von 161 im Februar 1933 auf 22 Schülerinnen im Herbst 1935 zurück. Ostern 1933 wurden lediglich 8 jüdische Schülerinnen und ein Jahr später nochmals 3 neu in die Viktoriaschule aufgenommen.

Frau Hoffa starb noch vor den großen Deportationen und wurde am 11.12.1941 auf dem Hauptfriedhof beerdigt. Hannelore Zacharias, Vanessa Roth, Céline Kremer

Viktoriaschule von 1933 – 1945 „Deutsche Oberschule” – die bevorzugte Schulform der Nationalsozialisten Diese Schulform wurde von den Nationalsozialisten zur einheitlichen „Deutschen Oberschule“ gemacht und Frankfurt verlor seine Typenvielfalt an Schulen, lediglich die beiden humanistischen Gymnasien blieben geduldete Ausnahmen.

Die Direktorin Frau Anna Hoffa sowie vier weitere Mitglieder des Kollegiums16 fielen unter das Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” und mussten bis Anfang 1934 die Viktoriaschule verlassen und den vorzeitigen Ruhestand beantragen.

Die Schulzeit wurde ab 1937 um ein Jahr verkürzt, damit es zu keiner „unerwünschten Verlängerung der Ausbildung führt, da die rassische und erbgesundheitliche Gesamtlage unseres Volkes jede Hinausschiebung des Heiratsalters verbietet”.13

In dem Protokollbuch über die Gesamtbesprechungen des Kollegiums lassen sich viele Einträge zu der Durchführung des Erlasses zur Vererbungslehre und Rassenkunde finden, die aber auch eine Tendenz widerspiegeln, die sich in Frankfurter Schulkreisen zeigte, nämlich dass die Rassenideologie nicht unbestritten war.

Die Reichsregierung begann, die Schulen der Ideologie des Nationalsozialismus unterzuordnen. So formulierte der Reichsminister des Inneren im März 1933 „Leitgedanken zur Schulordnung: Die oberste Aufgabe der Schule ist die Erziehung der Jugend zum Dienst am Volkstum und Staat im nationalsozialistischen Geist. Alles, was diese Erziehung fördert, ist zu pflegen; alles, was sie gefährdet, zu meiden und zu bekämpfen. Richtunggebend für die volksund staatspolitische Erziehung sind die durch die deutsche Freiheitsbewegung bestimmten Ziele der Reichsregierung“.14 Zentrum des politischen Willens der Nationalsozialisten war, dass alle wesentlichen Probleme durch eine rassisch homogene Bevölkerung gelöst werden könnten. Der rassistische Diskurs über „Rassenprobleme“ und die „Judenfrage“ indoktrinierte die Bevölkerung und so konnten die Nazis u.a. alte nationalistische Kräfte von der

So notierte Frau Brenner (damals Lehrerin an der Viktoriaschule) unter Punkt 8 der „Gesamtbesprechung“ vom 03.07.1933: „8. Betr. Rassenfrage: zu viel Widersprüche und Standpunkte müssen verschwinden, soll einheitliche Grundlinie geschaffen werden. Engerer Ausschuß leistet die Vorarbeit: Dr. Pauli und Dr. Klarmann(Erdk.) Biologie (Dr. Bickler, Albrecht, Dr. Ernst, Deutsch/Geschichte Gerber /Kerber). Büchervorschläge über rassekundliche Fragen sind bis Freitag 5.7. abzuliefern.” Aber bereits 1935 zeigte sich, dass die Judenpolitik sich als Politikfeld17 auch in der Schule durchsetzte. Ab diesem Zeitpunkt wurde regelmäßig der Punkt „Judenfrage“ als Tagesordnungspunkt in den Schulkonferenzen aufgeführt und in der Konferenz vom 25. März

26

anwalt und Zeugen, die ihn als tolerant und gütig bezeichneten, ließen ihn dann 1948 in dem Wiederaufnahmeverfahren der Spruchkammer Gießen als „Mitläufer“ benannt werden.

1935 steht unter Punkt 1: „Judenfrage: Bewertung der Leistungen der jüd. Schülerinnen, die keine Nebenbelastung (BDM) haben, dagegen Mittel, sich sonstige Ausbildung zu beschaffen. Bewertung der arischen Schülerinnen: nicht der reine Intellektualismus sondern der ganze Mensch. Charakterliche und körperliche Ausbildung ist die Grundlage der Beurteilung besonders in Deutsch und Geschichte. Weitgehende Unterstützung der BDM Schülerinnen; doch event. Beurlaubung vom BDM für einige Zeit, bei schwächeren Leistungen fördern im Landheim und auf Fahrten. Landheim […]. Die jüd. Schülerinnen möglichst zuhause lassen. Die halbarischen Kinder besonders berücksichtigen, ohne sie mit den arischen gleichzustellen.”

In der Verhandlung vor dieser Spruchkammer gab er durchaus zu, dass er überzeugter Nationalsozialist war und eine „Aufgabe zu erfüllen“ hatte. War es diese Aufgabe, die er in einem Kommentar zu einer Hausarbeit einer Viktoriaschülerin mit dem Thema „Ein Versuch, deutsches Wesen an der Welt Utas von Naumburg darzustellen“ mit den folgenden Worten beschrieb: „Die deutschte Oberschule hat ein von der n.s. Regierung befohlenes Ziel zu erreichen. Dabei hat sie u.a. die Pflicht aufzuräumen mit der lächerlichen Lüge von „der Veredlung der Deutschen durch das Christentum”. Ich erfülle diese Pflicht aus Überzeugung. Danach habe ich auch pflichtgemäß über Ihre Reife zu urteilen. Diese Arbeit ist ungenügend, da Sie noch nicht einmal vertraut sind mit den elementarsten Erkenntnissen der n.s. Geschichtsbetrachtung.“(Akten der Spruchkammer Darmstadt, Hessisches Hauptstaatsarchiv, Abt. 520).

Hannelore Zacharias

Diese Diskussionen wurden nun unter einer neuen Schulleitung geführt Im Dezember 1934 wurde Dr. Gerber die Studiendirektorenstelle an der städtischen Viktoria-Schule übertragen.

Es bleibt noch zu sagen, dass Dr. Gerber bald pensioniert wurde, dass im Verlauf des Kalten Krieges seine Pension nach anfänglichen Kürzungen stetig anwuchs und er im Alter von 80 Jahren in Kassel starb.

Nach dem Krieg erklärte der unter den Nazis zuständige Stadtrat für die Stellenbesetzung, Dr. Keller, „bis zu einen gewissen Grade“ verantwortlich für die Berufung von Dr. Gerber gewesen zu sein, da er die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hatte, als dieser überraschenderweise 1933 auf der Vorschlagsliste der NSDAP für den Direktorenposten erschien. Dr. Keller war von Dr. Gerber nach seiner Berufung enttäuscht, da er in den Direktorenzusammenkünften als fanatischer Vertreter nationalsozialistischer Anschauungen auftrat.

Hannelore Zacharias, Vicky Kallinikou, Tatjana Soifer

Dr. Gerber war ein überzeugter Nationalsozialist und trat 1933 der NSDAP und dem NSLB bei und war häufig als Gauschulungsredner unterwegs. Im Juni 1933 trat er in die SA ein und wurde dort Trupp- und Oberscharführer. Im März 1939 wurde er Kreisbeauftragter des Rassenpolitischen Amtes und arbeitet nach altersbedingter Entlassung aus dem Wehrdienst 1942 wieder als Schulleiter. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde er zunächst am 18.4.1945 vom Dienst suspendiert und die amerikanische Militärregierung verfügte kurz darauf seine Entlassung. Vom Juni 1945 bis April 1948 saß er in den Internierungslagern in Nürnberg, Regensburg und Darmstadt ein und die Spruchkammer Darmstadt-Lager stufte ihn als „Minderbelasteten“ ein. Ein guter Rechts-

Links sitzend Dr. Gerber, 4. von rechts Frau Dr. Fucker, die sich als einzige im Spruchkammerverfahren gegen Dr. Gerber aussprach.

27

Anmerkungen 1

2

3 4 5

6

7

Viktoriaschule., Schulamtsakte, Sig. 75598 Jahresberichte Zur Mädchenbildung im Kaiserreich: Margret Kraul, Höhere Mädchenschulen, in: Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte IV (1870-1918), hg. v. Christa Berg, München 1991, S. 279-303; zur Frankfurter Schulgeschichte: Emil Ebert, Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Frankfurter Schulwesens, in: Frankfurter Schulzeitung 48 (1931), Heft 11, S. 116-124; zur Mädchenbildung in Frankfurt vor 1870: Petra Meyer, Höhere Mädchenbildung in Frankfurt am Main zwischen 1816 und 1848, Frankfurt a. M. 1979; Tobias Picard, Bürger-Kapital für Bürger-Erziehung. Frankfurter öffentlichen Schulen 1790-1824, in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 64 (1998), S. 9-99; zur Geschichte der Bettinaschule/Viktoriaschule: Hundertjahrfeier der Bettinaschule, Frankfurt a. M. 1955 und www.bettinaschule-frankfurt.de Zitiert nach Kraul (wie Anm. 1), S. 281. Magistratsakten vom 13.März 1925 Verwaltungsbericht über die Schuljahre 1924 bis Ostern 1929, S. 13f vgl. Studien zur Frankfurter Geschichte 37, Städtebau

8

9 10

11 12

13

14 15

16

Viktoriaschule vor der Zerstörung

28

und Stadtpolitik im wilhelminischen Frankfurt von Jörg Köhler Rachel Heuberger, Helga Krohn, Hinaus aus dem Ghetto, Juden in Frankfurt am Main 1800-1950, Ffm (1988), S. 93 Meine Statistik aus den Schülerinnenakten über die Adressen der Schülerinnen ergibt folgendes Bild: 16 x Schumanstraße, 13 x Mendelsohnstraße, 11 x Beethovenstraße, 9 x Kettenhofweg, jeweils 6 x die Arndtstraße und den Bettinaplatz sowie die Bettinastraße. Rachel Heuberger, Helga Krohn, a.a.O., S. 93 Alle Angaben aus dem Griesheimer Anzeiger vom Februar 1928 Schulamtsakten, Sig. 5887,©IST, Ffm dito W. Frick, Kampfziel der deutschen Schule, 1933 in: E. Nyssen, Schule im Nationalsozialismus, Heidelberg 1979, S. 84 Ebd., S. 84 Vgl. P. Longerich, Politik der Vertreibung, eine Gesamtdarstellung nationalsozialistischer Judenverfolgung, München 1998 Ein Kollege fiel unter § 6, da er als „politisch unzuverlässige Person“ galt, Stadtarchiv Frankfurt, PA 193.331

Erinnerungen an meine Schulzeit 1931 - 1940 „Kultur“ in der Schulerziehung drinsteckte. Es gab auch Gymnastik-Unterricht und Werkunterricht nachmittags. Das Schönste war natürlich das Landheim. Dahin gingen wir jedes Jahr 14 Tage lang. Wer nicht genug Geld dafür hatte, kein Problem. Der bekam es ganz billig und zwar sehr diskret; das merkte niemand. Wir Kinder wussten von dem finanziellen Teil gar nix; das machten die Lehrer und die Eltern ab. Man hatte dort täglich 2 Std. Unterricht. Aber das war auch oft Geographie im Wald oder Turnen mit Völkerball auf der Apfelwiese. Nahe bei der Apfelwiese war auch der Waldrand, wo der frühere Direktor Dr. Reinhold das Bäumchen gepflanzt hatte. Ich habe ihn noch gesehen, habe einen Bart und freundliche lustige Augen in Erinnerung. Vor unserer Zeit war er als Pensionär öfters im Landheim und dann weckte er die Kinder morgens, indem er mit seinem dunklen Bass sang: „Habt ihr nun genug geschlafen... die Uhr hat 7 Uhr geschlagen... Wacht auf, wacht auf!“ So in etwa war der Text. Man hatte viel Freude, musste aber auch Kartoffeln schälen, Stube putzen etc. ... Es war wunderbar (s. Foto S. 24, 4. v. rechts G. Boda beim Schuheputzen). Und förderte in unvergleichlicher Weise das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir waren zu Hause Vegetarier. Aber das war kein Problem, denn auch die Jüdinnen bekamen manchmal was extra. Als ich in der Quarta war, begann das 1000jährige Reich. Ostern 1933 beim Klassenwechsel bekamen wir einen neuen Direktor. Unsere alte so liebenswürdige Direktorin war auf einmal weg. Herr Dr. Gerber leitete nun die Schule. Der kulturelle und musische Touch in der Schule verschwand von heute auf morgen, und es begann wirklich eine vollkommen veränderte Zeit. Ich wusste von meiner großen Schwester, dass im Sommersemester in der Geschichtsstunde die Griechen dran kamen und im Wintersemester die Römer. Wir fingen also mit den Griechen an und hängten vor jeder Geschichtsstunde eine große Landkarte von Griechenland auf. Es war sehr interessant mit der griechischen Geschichte. Ein Dr. Bontes (oder so ähnlich), genannt Floh, erteilte uns den Unterricht. Der Unterricht war ausgezeichnet. Nach den Herbstferien wurde die Landkarte Italiens aufgehängt, und nun sollten die Römer dran kommen; aber nur 1 Schulstunde lang. Dann hieß es: nein, die Germanen kämen dran, und wir lernten bei einem anderen Lehrer von den Pfahlbauten am Bodensee. Von den Römern

Als ich 1931 in die Sexta kam, leitete Frau Direktorin Hoffa die Schule. Sie war einmal bei uns in der Klasse. Es war eine kleine, dicke, freundliche, sehr beeindruckende ältere Dame mit einer großen Halskette, die auf mich einen sehr Vertrauen erweckenden Eindruck machte. Sie ging so durch die Reihen und sprach sehr nett mit uns. Wir waren 48 Kinder in der 6a; es gab eine 6a- und eine 6b-Klasse. Von uns 48 Kindern waren 5 katholisch, 18 jüdisch und der Rest (also 25 Kinder) evangelisch. Ich weiß das so genau, weil ich schon immer ein Zahlenmensch war und mir die evangelischen Kinder Leid taten. Wir Katholiken hatten nämlich einen Kaplan mit einer langen Soutane, der zu uns zum Religionsunterricht kam; zu den Jüdinnen kam ein wunderschöner Rabbiner, aber die armen evangelischen Kinder hatten nur einen ganz gewöhnlichen Lehrer aus der Schule. Außerhalb dieser verschiedenen Religionsunterrichte nahmen wir Kinder keine Notiz von religiösen Unterschieden. Wichtig war nur, ob einer gut Völkerball spielte. Wir hatten als 1. Fremdsprache Französisch (die Eltern hatten vorher wählen dürfen, welche Sprache sie zuerst wollten). Beim Sommerfest führten wir bereits ein sehr nettes Stückchen auf: Alle Kinder waren beteiligt; man war Frühling, Sommer, Herbst oder Winter und lief dementsprechend gekleidet auf der einen Seite zur Bühne rauf und auf der anderen wieder runter. Es war prima. Man kam sich mit seinen paar Worten, die man sang, so vor, als könne man perfekt Französisch. Die Klasse meiner Schwester Heidi spielten als Quinta bereits ein herrliches Stück mit einem Marktplatz und dem schönen Lied: „Madame Gaspard va-t-au marché; c'est une poule qu'elle veut acheter...“ Bei einem anderen Fest spielten die Primaner den Urfaust. Ich weiß es so genau, denn eine Blondine aus meiner Klasse mit goldenen Locken und ich mit meiner dunklen Pony-Frisur waren die Pagen. Wir wurden oft zu den Proben aus dem Unterricht geholt, und es war höchst interessant. Auch gab es Privat-Musikunterricht. Ich lernte Geige in einer Gruppe von 4 Kindern. Dazu kam Herr Dr. Hoff, der Ehemann einer Lehrerin, in die Schule, und es war verhältnismäßig billig. Bald spielte man im Schulorchester mit. Ich spielte die zweite 2. Geige, vier 2. Geigen gab es. Weihnachten führten wir, die Sexta, das Weihnachtsstück auf. Alle, die keine besondere Rolle hatten, waren Engel oder Hirten. Ich war ein Engel. Ich schreibe das alles, um zu zeigen, wie viel

29

hat man nie mehr was gehört. Ich glaube, dass Herr Bontes auch von der Schule verschwand. Dass es auf einmal keine römische Geschichte mehr gab, hat mich damals sehr beeindruckt. Auch verschwand unsere sehr gute FranzösischLehrerin, Fräulein Strauss. Auch kamen manche der jüdischen Mitschülerinnen nach der Ferienreise nicht zurück in die Schule. Da wir Ostern 1934 in die Mittelstufe kamen und damit die Klassen anders zusammengestellt wurden, weil ein Teil Abitur machte und ein Teil nur die mittlere Reife, merkte man nicht so, wer wegging oder nur in eine der anderen Klassen kam, denn alles war so neu und so anders. Die Jüdinnen selbst redeten nicht darüber. Die Eltern hatten sie wohl dazu angehalten, damit es keine Schwierigkeiten gäbe, weder für sie, noch für die christlichen Freundinnen. Und unser Direktor war bestimmt froh um jede Jüdin, die wegging. Es kursierte später das Gerücht, dass er gesagt habe, jeder Deutschunterricht müsse so sein, dass jede Jüdin mindestens ein Mal in der Stunde weint, sonst wäre es kein guter Deutschunterricht. Übrigens: In unserer Straße wohnten mehrere jüdische Familien. Sie waren sehr diskret und zurückhaltend, auch bezüglich ihrer Schwierigkeiten. Ich habe Fälle miterlebt, wo sie es taten, um uns nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Fast alle Klassenkameradinnen gingen in den BDM, d.h. also zu den Jungmädels, aber es war noch keine Pflicht. Meine Schwester und ich hatten lieber unsere Freizeit. Wir hatten gehört, dass man dann keine „1“ mehr im Zeugnis bekommt. Aber das kümmerte uns nicht; wir hatten eh nur eine „1“ im Turnen zu erwarten, die dann halt nicht mehr kam. Man war übrigens zu jener Zeit sehr sportlich, etwas, was ich für sehr gut halte. Mit allen kulturellen Geschichten, das hörte restlos auf. Auch der Geigenunterricht hörte auf, d.h. ich hatte noch länger bei Herrn Dr. Hoff zu Hause Unterricht, denn in der Schule ging es ja nicht mehr, da seine Frau Jüdin war und die Schule verlassen musste. Aber es war eine so komische Stimmung, dass ich ein Jahr später auch aufhörte. Der Unterricht in der Schule ging normal weiter; nur im Geschichtsunterricht war es anders, da kam es nicht mehr auf die geschichtlichen Tatsachen an, sondern auf ihre Einordnung ins germanische Brauchtum und Verhalten. Was die jüdischen Mitschülerinnen betrifft, so waren in der Untertertia fast alle weg. Gerda Frohmann war noch da; wir gingen oft zusammen von der Schule nach Haus, denn sie hatte den gleichen Weg. Als ich zum ersten Mal zu ihr nach Hause kam, saß ihr Vater in seinem Büro und hatte nur ein Bein. Das andere hatte er im 1. Weltkrieg als Offizier an der Front verloren. Ich sehe es noch vor mir, wie ich nach Hause ging und so vor mich hin dachte: Also können doch nicht alle Juden so schlecht sein, wenn Gerdas Vater ein Bein im

Krieg geopfert hat. Aber irgendwann musste sie dann, ich glaube, von heute auf morgen weg. Wir haben heute noch einen lockeren Kontakt. Meistens merkte man das gar nicht, wenn sie weggingen, sondern sie waren auf einmal nicht mehr da. Eine Viertel-Jüdin war mit glühender Begeisterung als eine der ersten bei den Jungmädels, aber sie wurde nach knapp einem Jahr, ich glaube, von Schulkameradinnen wieder rauskatapultiert. Außer solchen politischen Dingen war die Zeit sehr ehrlich und sehr sportlich und korrekt. Was mich betrifft, so hatte Herr Dr. Gerber einen etwas schlechten Stand bei mir, denn ich hatte schon vor seinem Amtsantritt von einer früheren Schülerin von ihm gehört, dass er zuvor die nationalsozialistischen Mädels sehr schlecht behandelte – und das wurde dann ab 1933 umgekehrt. Er wurde halt sehr fanatisch. – Eines seiner Kinder, die Hede, war bei mir in der Klasse. Sie war sehr nett. Leider war sie die letzten Jahre sehr krank. Ich war von Sommer Obersekunda bis Ostern Unterprima in Schweden, denn ich wollte eigentlich ganz mit der Schule aufhören; kam aber doch wieder zurück um Abitur zu machen und wurde dann ebenso wie meine Schwester inzwischen Jungmädel-Gruppensportwartin. Das machte mir sehr viel Freude. Ich trieb also mit 160 Mädels zwischen 10 und 14 Jahren im Sommer Sport auf den Marbachwiesen und im Winter in unserer Schule. Und siehe da, meine „1“ im Turnen erschien wieder auf dem Zeugnis. Nach dem ¾ Jahr Schwedenaufenthalt in der Oberstufe war ich eine recht schlechte Schülerin, zumal bei unserem Direktor, der uns Geschichte gab, und ich hatte kein Ohr für diese politisierte Geschichtsbetrachtung. Da bekam ich im November eine schriftliche Aufforderung an einem 1-wöchigen Sportwartinnen-Fortbildungskurs teilzunehmen. Das musste von der Schule genehmigt werden. Naja, das war ja klar, dass ich diese Genehmigung nicht bekäme. Aber ich ging ins Sekretariat und siehe da, mit einem raschen Federzug genehmigte es der Direktor. Ich war äußerst überrascht, aber selig, denn ich wollte schrecklich gern in die Jugendherberge zu dem Sportkurs. Unser Abitur haben wir ja praktisch geschenkt bekommen, denn die Klasse unter uns machten es nach 8 Jahren, und wir als letzte Klasse mit 9 Jahren wurden zum Kriegsdienst geschickt und bekamen nach Ableistung eines halben Jahres Kriegseinsatz das Abiturzeugnis ausgehändigt. Die Schulzeit war schön und interessant, und in einem gab ich unserem Direktor, den ich gar nicht leiden mochte, Recht. Er sagte bei seiner Einführung: „Lernen sollt ihr hier lernen“. Das fand ich gut. Gisela Boda

30

Bettinaschule 1962 - 1982 Ein großer Teil der Reformen folgte Konzepten, die damals bundesweit (Deutscher Bildungsrat, 1965-1975) und international diskutiert wurden. Auffällig in Hessen waren jedoch Tempo und Anzahl der pädagogischen Experimente und, allgemein gesehen, die Überschätzung des Einflusses der Schule im gesellschaftlichen Prozess.

„Von dem, was heute gedacht, hängt ab, was morgen gelebt wird.“ (José Ortega Y Gasset, 1951)

Der Schulentwicklungsplan für Hessen, begonnen unter Kultusminister Prof. Ernst Schütte (Amtszeit 1959-1968), sah vor: - Schulformbezogene Gesamtschulen (seit 1959) - Ausbau der weiterführenden Schulen - Verdopplung der Abiturientenzahl durch Verbesserung der Erfolgsquote im Gymnasium - Zweiter Bildungsweg: 1. Hessen-Kolleg, 1959; später Abendgymnasien - Ausbau der Berufsfachschulen - Neubestimmung der Unterrichtsinhalte und Modernisierung der Lehr- und Lernverfahren; Verwendung von technischen Hilfsmitteln

Vorlesung von Prof. Alexander Mitscherlich in der Aula der Universität, 1970 (Barbara Klemm)

In allen Abschnitten ihrer Geschichte war die Bettinaschule als Arbeits- und Erziehungsgemeinschaft in die gesellschaftlichen und politischen Tendenzen involviert und spiegelt allgemeine pädagogische Ideen und deren Umsetzung durch die Schulverwaltung. Innenstadt- und Universitätsnähe und die besondere Mischung ihrer Lehrer- und Schülerschaft bedingen dabei Intensität und Charakteristik dieser Spiegelung. Dieser Bericht über die Schulgeschichte soll daher in den Rahmen von außerschulischen Entwicklungen zwischen 1962 und etwa 1982 eingeordnet werden.

Weitere Konzepte wurden entworfen, aber anders als die vorher genannten, auch unter Schüttes Nachfolger, Prof. Ludwig von Friedeburg (Amtszeit 1969-1974), nicht landesweit verwirklicht: - Durchlässiges Gesamtschulsystem - Einführung der Eingangsstufe für 5-Jährige, ab 1976 - Einführung der Ganztagsschule - Vollschulische Berufsgrundausbildung Das dreigliedrige Schulsystem blieb erhalten, aber die Übergänge wurden erleichtert; Förderstufen und wenige integrierte Gesamtschulen wurden eingerichtet. Das 1969, mit Zustimmung von SPD und FDP novellierte Schulgesetz formuliert als Zielsetzungen u.a.: „Demokratisierung der Bildung, Systemveränderung/ Emanzipation/ Antiautoritäre Erziehung/ soziales und kreatives Lernen”. Vgl. auch die Ideen der Odenwaldschule (seit 1910) und der „Pädagogik vom Kinde aus” von Alexander Neill, Schule von Summerhill (seit 1924); auch die spätere Laborschule in Bielefeld von Hartmut von Hentig (seit 1974).

Schon 1964 hatte Prof. Georg Picht vor der „deutschen Bildungskatastrophe“ gewarnt, d.h. dass die deutsche Quote von AbiturientInnen und Studierenden nicht für den zukünftigen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bedarf hinreiche. Unter anderem seien dafür eine viel bessere Ausstattung der Schulen und kleinere Klassen nötig. 1965 wird Bildung zum „allgemeinen Bürgerrecht“ (Prof. Ralf Dahrendorf) proklamiert und deshalb der Abbau des Bildungsgefälles in der BRD als Beitrag zu einer Gesellschaftsreform gefordert (Nord-Süd; protestantisch-katholisch; männlich-weiblich; Stadt-Land und schichtenbedingte Ungleichheiten). Chancengleichheit wurde zum zentralen Motiv von Reformen. Die Frage nach der Rolle von Erbgut oder sozialem Umfeld für die Entwicklung der Intelligenz galt als wissenschaftlich beantwortet. Mit Nachdruck initiierte man in den 60er Jahren kompensatorische Schulversuche und Modelle.

„Hessen vorn!“ Ein Schulversuch folgte dem anderen, z.B. Mengenlehre, Sexualerziehung, Frühenglisch an Grundschulen, generative Transformationsgrammatik, lernzielorientierte Rahmenrichtlinien, Förderstufen, Einführung von Stufenlehrern (vgl. Führ, S. 164f.). 43

Diese Reformen hatten nicht mehr einen traditionellen Wissenskanon zum Ziel, sondern Bildung als exemplarisches Lernen, d.h. die Entwicklung von Lernfähigkeit als Voraussetzung für lebenslanges Lernen. Ein lernzielorientierter Unterricht sollte mit Evaluation begleitet werden.

Zum Beispiel wurde die Förderstufe zwischen 1961 und 1985 sukzessive für 62% aller hessischen SchülerInnen der 5. und 6. Klasse eingeführt. Gerade als dieses Konzept, auch für die Bettinaschule in zweijähriger Arbeitsgruppe vorbereitet, flächendeckend verbindlich gemacht werden sollte, kam es nach der Landtagswahl Juni 1987 zum Wechsel der Regierungskoalition und wurde u.a. diese umstrittene Reform rückgängig gemacht; die Wahlmöglichkeit der Eltern war damit wieder verstärkt.

Die Unzufriedenheit und Aufbruchstimmung der Studenten in den Jahren 1967/68 hatte vielfältige Gründe und Anlässe: Vorläufer waren die Studentenunruhen in Paris, in der BRD die Kampagnen gegen Atomkraftwerke und Notstandsgesetze und die breite Protestbewegung gegen den Vietnam-Krieg. 1966/67 brachte die erste deutliche wirtschaftliche Rezession. Im Rückblick, z.B. 1993 nach 25 Jahren, ließen sich leichter Vision und Scheitern dieser selbsternannten „Revolution” analysieren, ihr Narzissmus und regressives Spielen, ihre Anteile von Wahn und der irrationale Drang etlicher junger Leute zum Kämpfen. Eine Generation, die den Krieg nicht mehr erlebt hatte, stellte Ideologien und Herrschaft von Parteien in Frage mit der Forderung nach Liberalität, Gleichheit und Sozialität. Konkreter Auslöser war ein Ereignis in Berlin: der Tod des Studenten Benno Ohnesorg während einer Demonstration gegen den Besuch des persischen Schahs (2.6.1967) durch Schüsse eines Polizeimeisters. Es folgten, nach dem Vietnam-Kongress in Berlin (17./18.2.1968) eine Solidarisierung mit Befreiungsbewegungen in Lateinamerika (Ché Guevara) und Ostasien (Ho Tschi Minh); einer der Initiatoren des Kongresses, Rudi Dutschke, wurde am 11.4.1968 durch ein Attentat schwer verletzt. Ein Bewusstsein von Stärke (Massen), Internationalität (Grußbotschaften) und Feindbildern (z.B. USA, Kapital, das System) verband die Demonstrierenden (vgl. auch Sammlung Ortsgeschichte, 1967-1969).

Für besonders langwierige öffentliche Kontroversen sorgte der Planungsprozess um die Rahmenrichtlinien (RRL), 1968-1978. Die RRL galten für viele, besonders in den Fächern Deutsch, Gesellschaftslehre, auch Biologie („Politisierung und Sexualisierung des Unterrichts“) und Religion als inhaltlich zu radikal, einseitig in theoretischen Maximen von Sozialisation und Kommunikation und schwer verständlich in der Formulierung (vgl. Führ,

Förderung der mathematischen Fähigkeiten und Ideen bei Kindern, FAZ 1998

In der Öffentlichkeit der deutschen Großstädte erweiterte sich rasch der Kreis der Lebensbereiche, die diskutiert oder verändert werden sollten und nicht mehr tabu waren: Familie, Sexualität, später: § 218 (Verbot der Abtreibung), entfremdete Arbeit, Autorität in jeder Form, Kulturbetrieb/ Kulturrevolution. Man begann neue Lebens- und Protestformen zu erproben und darüber im „Kursbuch” oder in „konkret” zu publizieren.

S.166 ff.; Akten Ortsgeschichte). Erst eine 1978 an alle Schulen verschickte Allgemeine Grundlegung zur Arbeit mit den RRL in allen Fächern sorgte für gewisse Beruhigung. Ähnlich schwierig gestaltete sich die Oberstufenreform: - 1972: Rahmenvereinbarung der Kultusministerkonferenz, 1976 in Hessen verwirklicht - Juni 1977: Gesetz über die Neuordnung der gymnasialen Oberstufe, 1981 vom Hessischen Staatsgerichtshof angefochten als mit der Verfassung nicht vereinbar - 1982: Geänderte Novelle, die Februar 1983 zur Verordnung für die gymnasiale Oberstufe und Abiturprüfung führte.

„Aktion sofort!“ „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ „Schafft alles ab!“ Die Universitäten boten schon länger Zündstoff und wurden als Vertretungen des Establishments zum Feind. In Frankfurt protestierten die Studenten der Abteilung für Erziehungs44

wissenschaften (AFE) gegen Pläne des Kultusministers Schütte, das Studium zu kürzen und die politische Grundausbildung zu streichen. Der Staat wolle hier eine „eine reibungslos verwertbare, pädagogische Intelligenz, die Wissen aufspeichern, aber nicht kritisch denken soll“, ausbilden (Flugblatt des SDS, Dez. 1968; in: Novak/Karasek, S. 27). Der Plan beweise die Rechtlosigkeit der Studenten. In verschiedenen Vollversamlungen wird beschlossen, Vorlesungen und Übungen zu boykottieren oder umzufunktionieren zu Diskussionsforen oder „die Lehr- und Lernprozesse in die eigene Hand zu nehmen“: “Die Universität sind wir“ (in: FAZ, 2.7.2001, S.7). In Arbeitskreisen übt man kollektives Lernen, besetzt auch das externe Institut für Sozialforschung, und als die Studenten in Polizeibussen abtransportiert werden, ruft Hans-Jürgen Krahl (SDS) den irritierten Professoren Adorno, Habermas und von Friedeburg zu : „Scheißkritische Theoretiker“ (vgl. Stern Nr. 7, 1969; in: Novak/Karasek, S. 44).

Zehntklässlerin: „Rudi Dutschke diskutierte hier mit uns“ oder „Enzensberger und Alexander Kluge waren gestern hier“. Häufig machten Demonstrationszüge von Studenten auf ihrem Weg in die Innenstadt einen kleinen Zwischenstopp in Hof und Gebäude der Bettinaschule. Schon vor der zu Karl-Marx-Universität umbenannten Uni (Okt. 1968) hieß die Bettinaschule für einige Wochen „Rosa-Luxemburg-Schule“ (Juni/Juli 1968). Lange Transparente hingen an der Fassade. Lustig, ernsthaft oder etwas gewaltsam inszenierte man go-ins, teach-ins, sit-ins und sleep-ins, z.B. auch in der Schulaula, wo bis zum Morgengrauen diskutiert wurde. Symbolisch wurde Krieg geführt gegen Hausbesitzer, die Häuser leerstehen und verfallen ließen, teils durch Überbelegung und Kaputtwohnen bis zum Spekulationsabriss: Am 18./19. Sept. 1970 erfolgte die erste Hausbesetzung von zimmersuchenden Studenten (Eppsteiner Str. 44; „Wir nehmen uns, was uns gehört“, vgl. T. Schulz, Nachlass, Stadtarchiv), der 1970-74 etliche andere folgten, ebenso die Prozesse wegen Hausfriedensbruch. Auch an der Bettinaschule gab es 1972 einen Häuserrat. Diese Protestform spaltet zunächst die Frankfurter Bevölkerung, gab aber Impulse zu verschiedenen nachhaltigen Bürgerinitiativen und positiven amtlichen Reaktionen.

Th. W. Adorno in der Universität, Mai 1968 (FR)

Überall erkennen diese Studenten „Faschisierungstendenzen des autoritären Staates“, gar „Gleichschaltung“ der Universität (vgl. Novak/ Karasek, S. 51). Harmloser, aber näher an der Bettinaschule waren Zwischenfälle im Café Laumer: Eine Gruppe von Jugendlichen provozierte mit salopper Kleidung und langem Haar und wurde nicht bedient; nach einer kurzen Schlägerei in der Küche erschien die Polizei. In das nun von Sympathisanten und Polizei belagerte Café durften nur noch ausgewählte Gäste eintreten. Fritz Teufel stand im Smoking auf der Treppe, Torten flogen gegen die Polizei, die zuschauenden Studenten und Schüler johlten und feixten; einige wurden geprügelt (vgl. FR und FAZ, 16.9.1968; in: Novak/Karasek, S. 17-26; Interview mit J. T., damals 11 Jahre, in: Betton Nr. 11, S. 46 f.).

Räumung des besetzten Hauses Grüneburgweg 113, 1971 (Barbara Klemm)

Die Proteststimmung („Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt“) erfasste auch die Schulen. Gefordert wurden immer wieder: mehr Lehrer, kleinere Klassen, viel mehr Geld für Lehr- und Lernmittel, Abschaffung der Noten, Abschaffung von Tabus, fundierter Unterricht über die deutsche NS-Geschichte und die Schuld der Väter, Teilnahme der Schüler an Anti-AtomAktionen. Einige Aktionsformen waren unter den Schülerinnen der Bettinaschule durchaus

Auch das Spartakus-Seminar der Soziologen in der Myliusstraße war nahe. Eine Lehrerin von damals erinnert sich an Entschuldigungen einer 45

eine AG Frauen-Emanzipation gegründet, die sehr lebhaft angenommen wurde, aber intern als „Sex-AG“ beschimpft wurde.

umstritten, aber das Gros der Oberstufe beteiligte sich an Demonstrationszügen. Im Juni 1962 hatte Frau Dr. Hilde Spickernagel (1916-2003; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte; SPD) zunächst kommissarisch, 1964 offiziell ernannt, die Schulleitung übernommen, eine moderne Frau, erfahren im niedersächsischen und hessischen Schuldienst, auch dem Aufbaugymnasium in Bensheim/ Berg-

Sehr kontrovers diskutierte das Kollegium in diesem Sommer die Einführung der Koedukation (Magistratsbeschluss u.a. zur Entlastung der Goetheschule mit Wirkung zum 1.9.1967). Es gab nun in Frankfurt 4 Gymnasien für Jungen, 3 für Mädchen und 10 mit Koedukation. Man hatte praktische Einwände: „Wo sind Toiletten für Jungen? Mit einer gemischten Klasse kann man nicht ins Landheim fahren.“ oder polemische: „Bin ich eine Puffmutter?”, „Die Jungen drücken uns an die Wand“. Das Kollegium war gespalten in eine zurückhaltend bis ablehnend argumentierende Gruppe meist Älterer und die so genannten jungen Linken, samt der Direktorin. Die neuen Jungen in der 5. Klasse von 1967 störten oft wirklich, weil sie, eine Minderheit, vielen Mädchen intellektuell und sozial unterlegen, den Mahnungen der älteren LehrerInnen ausgesetzt, sich nur aggressiv oder laut behaupten konnten (vgl. späterer Eindruck von Direktor Dingeldey, in: Interview in Betton Nr. 7, 1998, S. 48).

Klasse 12 mit Frau Dr. Zander, 1965

straße. Sie sah als ein Ziel schulischer Erziehung die „Entwicklung der zur Mitgestaltung der Zukunft beitragenden Fähigkeiten“ (vgl. Interview in der Schülerzeitung Bienenkorb-Gazette Nr. 1, 1963). Von Anfang an stützte sie die Arbeit der SV, wünschte ein besseres Gemeinschaftsgefühl der Schülerschaft, kümmerte sich engagiert um Schülerprobleme. Sie organisierte die damals noch seltene Aufnahme von Realschülern in die Klasse 11, ab 1969. April 1966 bis Juli 1967 fanden zwei Kurzschuljahre statt, um den Schuljahrsbeginn auf August/September umzustellen. Dr. Spickernagels Arbeitsjahre bis Juli 1970 waren nicht nur einfach: Die Abiturientinnen von 1963 hatten sich noch artig dafür bedankt, dass die Schule sie als „ganzen Menschen“ erzogen habe, „an Leib, Verstand und Seele“ geformt habe, damit er fähig werde, „ein der menschlichen Würde gemäßes Leben zu führen“ (H. Thielen, in: Bienenkorb-Gazette Nr. 1, 1963).

1975 kam es zum Konferenzbeschluss, das Landheim in Eppenhain (Taunus) zu schließen, da die meisten LehrerInnen es ablehnten dorthin zu fahren mit Schülern, „die sich jeglicher Ordnung und Aufsicht entzögen, nur auf nächtliche Rendezvous ausseien“ und die sich wie „im antiautoritären Kinderladen benähmen“ (vgl. FNP 5.9.1975; Sammlung Ortsgeschichte). Im Frühjahr 1968 kam es verstärkt zu politischen Aktionen: Die Bettinaschule nannte sich die erste „Kritische Schule” und am Tag vor Pfingsten wurden acht Arbeitskreise gebildet, die „mit hohem Niveau“ diskutierten. Nachts sollte die Schule besetzt werden, war jedoch schon ab 23.30 h vom Hausmeister verschlossen, sodass die Polizei überflüssig war, aber das Gebäude am Morgen „von innen schützte“. Im

Ein gewisses Brodeln unter den Schülerinnen fand seit 1963 in dieser Schulzeitung ein Ventil, auch im Schultheater und in Kabarett-Aufführungen, z.B. „Germania, quo vadis” oder in Podiumsdiskussionen, z.B. zur Bundeswehr (1965). Für öffentliche Aufregung sorgte eine Initiative der Schülerzeitung im Februar 1967, die Fragebögen zum Thema Sexualität und Aufklärung ankündigte, welche dann in den Klassen 8-13 verteilt wurden (vgl. Artikel unten, S. 52 ff.: „Der Fall Bienenkorb-Gazette”). Eine junge Französisch-Kollegin hatte damals vorher

Klasse 9c mit Frau Lauerbach, 1971

46

Juli war die Schule etwa eine Woche besetzt, und normaler Unterricht war ab Klasse 9 nicht möglich (vgl. Sammlung Ortsgeschichte). Die Mehrheit besonders der Schülerinnen der Klassen 5 bis 8 bekam von den Aktivitäten der Arbeitsgruppen nur wenig mit, fand es aber spannend, dem Gerangel von eigenen mit fremden Flugblattverteilern zuzuschauen (vgl. Interview J. T., in: Betton Nr. 11, S. 46-50). Anderen war dies alles unverständlich bis lästig: „Das ständige Schreien: Freiheit für..., Solidarität mit..., mehr Lehrer...“; und sie gingen zu keiner Demo „geschlossen“ /„ im Sternmarsch“ mit (vgl. Interview V. M., in: Betton Nr. 6, S. 20). Mit Geschick und Wohlwollen für die Bewegung manövrierte die Schulleitung in Krisenmomenten. Im Kollegium gab es besorgte andere Meinungen, einmal erwog man z.B. den Schutz der Türen mit Sandsäcken.

In der Bettinaschule war man jedoch offen für Neues: Seit 1967 wurden, für je zwei Klassen der Jahrgänge 5/6, Vorformen einer Tagesheimschule erprobt, mit Mittagessen, Aufgabenbetreuung und Förderunterricht am Nachmittag. 1967-69 gab es die Sommerschule in den großen Ferien, zur Vorbereitung von Nachversetzungsprüfungen. Im Herbst 1970 fand ein Aktionstag statt mit Schülerarbeitsgruppen, die z.T. von Studenten, z.T. von Schülern geleitet wurden und Texte von Sigmund Freud und Erich Fromm, frühe Schriften von Marx lasen und eine Marx/ Engels-Schulung betrieben. In der Erinnerung ehemaliger SchülerInnen gruppierte sich die Oberstufe in eine Mehrheitsgruppe der politisch Aktiven, eine Gruppe von Unpolitischen oder anders Interessierten und einigen „Szene-Gängern/Hippies“, die sich in den vielen legal möglichen Freistunden am Marshall-Brunnen am Opernplatz mit Drogen versorgen konnten. In verschiedenen Bereichen der Schule durfte man rauchen, aber das Gebäude wirkte sauber.

1970 wurden das Wahlrecht und die Volljährigkeit auf 18 Jahre herabgesetzt. November 1969 wurde an der Bettinaschule als einer der ersten Schulen in Hessen ein eigenes Kurssystem in der Oberstufe eingeführt: Die Stufe 11 wurde noch im Klassenverband, die 12/13 je in Tertialkursen unterrichtet, mit einem Leistungskurs, limitierter Kursgröße und Anwesenheitspflicht in ¾ der Stunden. 1973 ging man auf Halbjahreskurse über und seit 1976 galt das für Hessen einheitliche KMKModell für die Oberstufe erlassen: Kurssystem ab Jahrgang 11, zwei Leistungskurse, festgelegter Kanon von Pflichtkursen, Anwesenheitspflicht, neue Versetzungsbestimmungen von 11 nach 12, eine obligatorische mündliche Prüfung im Abitur u.a..

Seit 1966 waren viele junge Lehrer eingestellt worden („Lehrerschwemme” bis etwa 1972), der Lerndruck war geringer als früher; im Abitur wurden drei Arbeiten geschrieben, eine mündliche Prüfung wurde nur in Zweifelsfällen angesetzt. Während 1968/69 viele Diskussionsanstöße von außen, von den Studenten kamen, forderten 1970 bis etwa 1975 die SchülerInnen selbst bestimmte Lektüren, Kursthemen und Diskussionen, besonders in Gemeinschaftskunde. Indem sie sich selbstständig vorbereiteten, gaben sie dem Lehrer eine neue Rolle und erwarteten nicht, motiviert zu werden. Ein Physik-LK 13 (Kreß, 1970) wollte wissen, wie ein Computer arbeitete, und die Mädchen bauten daraufhin über ein halbes Jahr den ersten Schulcomputer „Logitron”, der tatsächlich funktionierte! Manchmal halfen ein Referendar, befreundete Studenten und ein im Löten versierter Achtklässler. Viele Schaltungen wurden zu Hause fertig gestellt und ausprobiert und am Ende bekamen, bis auf eine Note 1, alle die Einheitsnote 2.

Schüler und die meisten Eltern ahnten nicht, was Frankfurter Schulleiter und Kollegien sorgte: der Schulentwicklungsplan (I-III = Vorlage M 59), der unter Federführung von Stadtrat Willy Cordt und Magistratsoberschulrat Enderwitz von 1966 bis Juni 1968 entwickelt worden war. Er enthielt den dringendsten Bau- und Investitionsbedarf im Schulwesen und entwarf, ausgehend von der Schülerprognose für 1972 eine Gesamtplanung für Schulzentren, Gesamtschulen, Oberstufengymnasien, Förderstufen, Klassenfrequenzen und Lehrerbedarf im Frankfurter Stadtgebiet. Nur mühsam erreichte die Direktorenversammlung, dass sie und die betroffenen Schulen miteinbezogen wurden. Für die Bettinaschule hätte die Realisierung des Plans möglicherweise das Aus bedeutet, beziehungsweise ein Fortbestehen nur als Sek.I-Schule, in einem Schulzentrum Bockenheim Süd (vgl. Akten der Stadtverordnetenversammlung).

Nachdem Frau Dr. Spickernagel in das Kultusministerium gewechselt hatte, leitete Dr. Pfister zusammen mit Frau Schmidt-Gloger vertretend die Schule, bis im November 1971 Herr Volker Dingeldey (geb. 1933; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte) die Leitung „probeweise“ übernahm. Von der ersten Vorstellungskonferenz an zielte sein Handeln auf Kooperation und Kommunikation ab: Sein bevorzugter Aufenthaltsort war das Lehrerzimmer, sein Medium 47

gern das Mitteilungsbuch. Auch die Flügelgruppierungen im Kollegium wollte Dingeldey gewinnen, und Gespräche bestimmten seinen Stil und Erfolg. Dem Personalrat schlug er damals, am Anfang, vor, ihn zu akzeptieren und er versprach, bei Nichtgefallen spätestens in einem Jahr zurückzutreten (vgl. Darstellung dieses Beginns im Interview, in: Betton Nr. 7, S. 48ff.). Es wurden 27 Jahre. Frei nach Theodor Fontane und seiner Charakteristik des Stechlin könnte man über Dingeldey sagen: Er hat das, was über alles Zeitliche hinaus liegt, was immer gilt, ein Herz. Er ist recht eigentlich frei. Weiß es auch. Er ist „das Beste, was wir sein können, ein Mann und ein Kind“.

Dingeldey bei einem Kollegiumfest 1975

Als Kreisvorsitzender in der GEW und ab 1973 Mitglied der SPD geriet Dingeldey mitunter in Interessenkonflikte, auch solchen zwischen Mensch und Schulleiter, die er ganz offen selbst Fünftklässlern vermittelte.

Sowohl durch bewusste Personalpolitik als auch durch geschicktes Verhandeln und Berichten gegenüber den vorgesetzten Behörden lenkte Dingeldey, mit ironischer Rhetorik, selten laut, die Schule durch die Jahre. Besonders berühmt wurde eine Episode zwischen ihm und dem Schulamt: Obzwar der Direktor angesichts der fast zu Teichen anschwellenden Regenpfützen auf dem welligen Tennissportplatz der Schule erfolglos mehrere Anträge auf Reparatur an das Schulamt geschickt hatte, dann die Schadensmeldung ergänzte mit der Bitte um Zusendung von zwei für den Schulteich passenden Schwänen, bedurfte es noch zweier Kilogramm Schlammproben aus dem Teich, welch selbige in die Klassenräume gelangt waren, um dann, sogar überraschend kurzfristig, einen neuen Bodenbelag zu erhalten (vgl. auch FR,1.7.1998).

Wichtig war ihm als ein dritter Bereich seines Amtes die gezielte Aufnahme von SchülerInnen, die in den 50er Jahren völlig, in den 60er noch mehrheitlich nicht im Gymnasium vertreten waren: Arbeiterkinder, Kinder aus bestimmten Stadtteilen (z.B. Gallus- und Bahnhofsviertel), Problemschüler und die zunehmend in Frankfurt lebenden Migrantenkinder. Die Bettinaschule erreichte in den späten 80er Jahren als erstes hiesiges Gymnasium einen Ausländeranteil von 33%, aus mehr als 40 Nationalitäten; besonders groß war anfangs die Gruppe der Jugoslawen. Zum Vergleich: In Hessen stieg der Anteil der ausländischen Schüler, in allen Schulformen zusammen, von

Kollegium 1979

48

0,5%, 1965, auf 8,2%, 1980 (vgl. Führ, S. 170). An Frankfurter Gymnasien betrug der Anteil der ausländischen oder nicht herkunftsdeutschen Schüler 4%, 1971, und 6%, 1980 (vgl. Statistisches Jahrbuch der Stadt Frankfurt). Seit 1972/73 wurden auch geeignete Schulabgänger von Gesamt- und Realschulen in die Stufe 11 aufgenommen, so dass bald ein größeres Kursangebot möglich war und die Anzahl der Oberstufenschüler und der AbiturientInnen sich in etwa 12 Jahren mehr als verdoppelte. Die besondere Mischung der Schülerschaft und der pädagogische Anspruch sie zu fördern änderte und prägte rasch das Image der Bettinaschule.

schuhe. Die Erwachsenen übernahmen teilweise die Mode der Jugend. Aber noch 1970 wurde eine junge Kollegin an der Bettinaschule gerügt, weil sie als Zuhörerin beim mündlichen Abitur ein helles Sommerkleid trug, anstatt des üblichen dunklen Kostüms. Seit 11.1.1973 wurde der erste Samstag im Monat unterrichtsfrei, seit September 1980 auch der dritte. Die Schülerzahl an der Bettinaschule, zwischen 1962 und 1967 etwa konstant um 740, stieg nach der Einführung der Koedukation bis 1980 auf 1130 und 1988 auf ein Maximum von fast 1200 SchülerInnen. Die höchste Lehrerzahl betrug etwa 95, inklusive der Teilzeitkräfte und 12 ReferendarInnen. Der Raummangel im Haus bedingte, dass sechs relativ dunkle Räume im Keller ständig als Unterrichtsräume genutzt werden mussten und dass man im 2. und 3. Stock einige Querwände einzog, um mehr Kursräume zu gewinnen. Da ein KlassentraktNeubau damals nicht mehr finanzierbar war, wurde seit 1979 in einigen Räumen des ehemaligen Rothschildschen Pferdestalls in der Ulmenstraße Unterricht gehalten, später in sechs Räumen der nahen Elsa-Brändström-Schule. Auch externe Turnhallennutzung war nötig.

In der Erinnerung der damals jungen LehrerInnen waren die Jahre 1967-1977 eine positive eigene Zeit, lebendig, befreiend, auch voller Experimente und Selbstbezogenheit. Ein Grundtext für das Lebensgefühl dieser Zeit erklang 1971 John Lennons „Imagine, there's no heaven... Imagine all the people, living life in peace…“ Mit diesen Visionen konnte sich eine Jugend identifizieren, sah Sinn und Zukunft, engagierte sich und wollte lernen. Für Kinder ist diese Botschaft z.B. bei Bettina Wegner (1973) gefühlvoll konkretisiert in: „Sind so kleine Hände, winzige Finger dran... sind so klare Augen...“ ein Lied, das nicht in den umstrittenen RRL stand, das aber Kinderzimmer, Kitas und Kinderläden erreichte und manchmal auch Gymnasien. Mehr auf kognitives Lernen zielte die Fernsehserie Sesamstraße ab, die seit 1973 in der BRD ausgestrahlt wurde, auch weil man eine kompensatorische Wirkung annahm.

Gruppenunterricht, Projektarbeit und Teamvorbereitung gaben Lehrern und Schülern neue Formen des Lernens. Hinzu kam allmählich eine bessere technische Ausstattung der Schule: Filmapparate, Videorekorder, Fernsehgeräte, Overhead-Projektoren und als Beginn des Kopienzeitalters Vervielfältigungsgeräte, seit 1969 mit Matrizen, später Kopiergeräte. Keck fragt Januar 1973 die Fachkonferenz Deutsch beim Hessischen Kultusminister an, ob und wann die für die Erprobung der neuen RRL empfohlenen Tonbandgeräte für jede Klasse geliefert würden. Die ausführliche und korrekte, ironische Antwort endet mit dem Verweis auf die Nicht-Zuständigkeit des Ministeriums nach § 30...

Mädchen und Jungen ließen die Haare länger wachsen, die Röcke hingegen wurden immer kürzer, Hosen waren weit, mit Schlag oder eng oder auch für Erwachsene als Latzhosen, und man liebte Folklore-Stoffe. Und für viele galt als Einheitskleidung: Jeans, Parka und Turn-

Einzelne LehrerInnen gaben z.B. im WPUUnterricht einheitlich Note 2, um Freude am Lernen, unabhängig von der Note, zu erhalten, oder sie duzten sich mit den Schülern ab Klasse 10. Einer jungen Kunstlehrerin gelang mit kompetentem Vorbild, Kunst zu einem Fach großer Erfolge zu machen, mit bleibenden Produkten, Büchlein und Büchern, Wandbildern und Ausstellungen. Seit 1977 war Kunst, auf ihre Initiative hin, auch Leistungsfach und ein Anziehungspunkt der Schule. Seit den 80er Jahren gestalteten Chor, Orchester und andere Musikgruppen regelmäßig Konzerte.

Ausflug der Klasse 6c Oktober 1971

49

Projektwoche 1982

Die Bettinaschule gehörte zu den ersten Gymnasien in Frankfurt, die seit 1981 ein dreiwöchiges Betriebspraktikum in Klasse 9 durchführten und seit 1980 in der 8. Klasse Skifreizeiten. Im jährlichen Wechsel fanden Schulfeste und Projektwochen für die gesamte Schule statt: In den 70er Jahren hatte jede Projektwoche ein Thema (z.B. Sucht, Frieden, Wald/Waldsterben), später ließ man die Schüler aus einer Vorschlagliste wählen. Hierin waren immer etliche, die soziales Engagement beinhalteten, und man knüpfte an frühere Traditionen der Schule an.

Feuerwehr und die Polizei bei der Durchsuchung Fehlalarm festgestellt hatten. In und an dem Gebäude waren Slogans gesprüht, die Tische verschmiert, die Toiletten noch mehr. War es noch 1974 gelungen, das Rauchen im Gebäude für Schüler und Lehrer zu verbieten (4

Skifahrt 8b und 8c 2002 nach St. Jacob, Ahrntal

Verdüstert wurde das politische Klima in der BRD in den späten 70er Jahren durch die Radikalisierung der APO zum Terror der RAF, durch politische Morde und Attentate einerseits und diffuse Angst der Bevölkerung andererseits. In der Bettinaschule spiegelten sich die Ereignisse in politisierten Diskussionen, grober Rhetorik der Negation und in primitiven Beleidigungen weniger SchülerInnen gegen einzelne MitschülerInnen und LehrerInnen.

Enthaltungen bei ca. 70 Ja-Stimmen), so veränderte sich nun das äußere Bild der Schule zum Negativen.

In mehreren Jahren, besonders 1979-1982 gingen immer wieder Bombendrohungen von Trittbrettfahrern gegen die Schule ein, woraufhin anfangs alle SchülerInnen nach Hause geschickt wurden, später, zumal bei Feueralarm, nur in die äußeren Hofbereiche, bis die

Seit etwa 1976 zeichneten sich Inflation und Wirtschaftskrisen ab, später kamen Ölkrisen hinzu, und die bildungspolitischen Reformpläne galten als nicht mehr finanzierbar: Die Summe von 27,6 Mrd. DM, die Bund, Länder und Gemeinden insgesamt 1970 für Bildung

Schülerzeitung Juli 1977

50

ausgegeben hatten, war 1975 auf 56,2 Mrd. DM, gestiegen, d.h. mit einer jährlichen Quote von 15%, was erheblich über der Zuwachsrate des Bruttosozialprodukts und anderer öffentlicher Ausgaben lag; und auf Dauer konnten solche Aufwendungen nicht erbracht werden (vgl. Informationen, S. 39). Es musste gespart werden. Wenige Jahre vorher waren noch alle jungen Lehrer eingestellt worden, seit 1976 wurde ihnen höchstens ein 2/3-Angestelltenvertrag angeboten. 1977 siegte in Frankfurt die CDU, Dr. Walter Wallmann löste Rudi Arndt als OB ab, das Kita-Konzept wurde beendet. Im Februar 1977, ebenso im November 1979 und Januar 1980 kam es zu Streikaktionen, an denen Schüler und Lehrer teilnahmen, mit Fernbleiben vom Unterricht und vom Dienst. Die Bettinaschule plante an diesen Terminen z.B. auch einen Verwaltungstag mit Elternberatung und Fachkonferenzen. Zu einer Protestkundgebung der GEW wegen Lehrermangels gingen am 26.5.1986 40 Lehrer der Bettinaschule auf die Straße, vorneweg der Direktor.

Quellen:

-

-

Schulamtsakten, Magistratsakten, Akten der Stadtverordnetenversammlung; Sammlung: Ortsgeschichte, S3 (Stichworte Bettinaschule, Schulentwicklungsplan, Rahmenrichtlinien, Studentenbewegung; alle in: Stadtarchiv Frankfurt/Main, Institut für Stadtgeschichte) Schulakten der Bettinaschule Statistisches Jahrbuch der Stadt Frankfurt /Main, 1962 1982 Schülerzeitung Bienenkorb-Gazette Nr. 1, 1963 und Nr. 1, 1967 Interviews in der Schulzeitung Betton, Nr. 3, 6, 7, 10, 11, 13, 14 Interviews mit ehemaligen LehrerInnen, Interviews mit ehemaligen SchülerInnen eigene Erinnerungen Christoph Führ, Schulpolitik in Hessen, in: Hessen. Gesellschaft und Politik, Stuttgart 1995, S. 157-177 Informationen zur politischen Bildung, Nr. 258, Bonn, München 1998 Novak/Karasek, Wohnhaft im Westend, Luchterhand Druck 10, Neuwied, Berlin 1970 Barbara Klemm, Unsere Jahre (Bilder aus Deutschland 1968 - 1998), München 1999

Diese Schule galt als ein Haus für eine lebendige, internationale und sozial gemischte Schülerschaft. Neben dem Regelunterricht gab es ungewöhnliche Projekte, Wettbewerbe, Veranstaltungen und Fahrten, welche, zusammen mit dem Vorbild durch Lehrerinnen und Lehrer, zum Wert einer Schulzeit beitragen. Die Schule für eine kleine Elite will die Bettinaschule nicht mehr sein, höher als die Auslese gilt das pädagogische Ziel der vielfältigen Förderung junger Menschen. Gisela Wittekindt

7b 1986

51

Der Fall Bienenkorb-Gazette Als die Redaktion der Schülerzeitung Bienenkorb-Gazette am 11. Februar 1967 einen selbst gestalteten Fragebogen zum Thema Sexualität und Erziehung an alle Schülerinnen und Schüler der Bettina- und der Liebigschule in den Klassen 9-13 verteilte, war ihr bewusst, dass sie damit „ein heißes Eisen“ anfassen würde. Nachdem aber die Wogen der Empörung, ausgelöst durch Artikel in der Bild und der FAZ, über der Bettinaschule zusammengeschlagen waren, rieben sich die Beteiligten dennoch verwundert die Augen (und Ohren). Beabsichtigt war die Vorbereitung der einen Monat später erscheinenden Ausgabe von „Bienenkorb-Gazette“, die den Umgang mit dem Thema Sexualität in Schule und Elternhaus in den Mittelpunkt stellen sollte. Durch die Fragebogenaktion wollten die Redakteure ihre eigene Informationsbasis erweitern und Anregungen für die weitere Diskussion bekommen. Eine statistische Auswertung im Sinne des Kinsey-Reports war nicht beabsichtigt, auch wenn die 1948 und 1953 erschienenen Untersuchungen des USWissenschaftlers Alfred C. Kinsey unbestritten eine Vorbildfunktion hatten. Verglichen mit dem Kinsey-Report war der Fragebogen geprägt von skrupulöser Zurückhaltung. Trotzdem stürzte sich die konservative Presse auf diese Story und auf die verantwortlichen Schülerinnen: „Am schlimmsten waren die Bild-Zeitungsreporter. Als ich Katharina Blum gesehen habe, kam mir das so bekannt vor, dass ich mich überhaupt nicht entsetzen konnte. Die Reporter von Bild waren wirklich so, sie saßen den ganzen Tag auf der Treppe, bis ich kam.“ (U. Heider, S.90) Die Schülerinnen wurden in Anrufen und Briefen wüst beleidigt. Schließlich sah sich Herr Appel, Vater der Bienenkorb-G.-Chefredakteurin Christa Appel, gezwungen die ausgefüllten Fragebogen in einem Banksafe zu deponieren, damit sie nicht in fremde Hände gelangten.

dass insbesondere die als liberal und fortschrittlich geltende Schulleiterin beschädigt werden sollte. Entscheidend dafür, dass fast ausschließlich die Bettinaschule alle öffentliche Entrüstung zu spüren bekam, war aber sicher, dass einem Jungengymnasium wie der Liebigschule ein solches Thema eher zugestanden wurde. Der Schulelternbeirat, wohl eingeschüchtert durch das Presseecho, bedauerte die Aktion. Auch von Seiten der Schülerinnen gab es nicht nur Zustimmung: In einer 12. Klasse lehnten es 14 von 17 Schülerinnen mit unverhohlenem Protest ab, den Bogen auszufüllen. Als die Schülerzeitung dann tatsächlich im März 1967 erschien, sandte das Jugendamt der Stadt Frankfurt die für den von ihr betriebenen Jugendkiosk vorgesehenen 100 Exemplare der Bienenkorb-Gazette als nicht für Schüler geeignet zurück. Weitere Maßnahmen wurden zum Bedauern mancher Verteidiger der öffentlichen Ordnung nicht ergriffen. Der damalige Kultusminister Schütte (SPD) sah sich zwar mit einer Kleinen Anfrage einiger Frankfurter CDUAbgeordneter im Hessischen Landtag konfrontiert, tastete aber die von ihm selbst per Erlass geregelte Zensurfreiheit für Schülerzeitungen (damals in Deutschland einzigartig) nicht an. „Heute muss man ja darüber lachen….“ so leiten viele ihren Rückblick auf die damaligen Ereignisse ein. Tatsächlich ging es für beide Seiten nicht nur darum, ob die aus der Gegenwartsperspektive belächelte allgemeine Prüderie nun rückständig oder Ausdruck sittlichen Anstands war. Für die Macher der Schülerzeitung ging es um ein für 14-17jährige Schülerinnen drängendes Problem, dass sich insbesondere an der Frage nach der Pille für Teenager kristallisierte. Unterschwellig war es, wie sich spätestens im darauffolgenden Sommer zeigen sollte, bereits im Februar 1967 auch eine Frage, wie repressiv eine demokratische Gesellschaft sein darf. Stellvertretend für viele zeigt dies eine 1969 erschienene Dokumentation zum „Fall Bienenkorb-Gazette” des damals 20jährigen Hanjo Breddermann: „Die Schüler befinden sich in der widersprüchlichen Situation aller Jugendlichen. Einerseits werden sie von der Wirtschaft umworben, die in ihnen ideale Konsumenten sieht, […] andererseits werden sie durch Familie, Schule und Rechtsprechung in Abhängigkeit, Unmündigkeit und Unterdrückung gehalten. Denn diese Institutionen haben die Aufgabe, die

Die Tatsache, dass in den Artikeln die Liebigschule gar nicht oder höchstens nur am Rande erwähnt wurde, kam einigen verdächtig vor: „In einer Stellungnahme zu dem Bericht der FAZ vom 21.2.1967 schrieb der stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirates der Bettinaschule, Herr Appel, er vermute, die Information über die Befragung von Schülerinnen sei an diese Zeitung mit der Absicht herangetragen worden, um Stimmung gegen die Einführung der Koedukation an der Bettinaschule zu machen, über die zur Zeit beraten werde” (FAZ vom 22.2.1967; in Bienenkorb-Gazette 1/67). Andere befürchteten,

52

Im Frühjahr 1967, als Schüler- und Studentenproteste im Wesentlichen noch bevorstanden, nahm die Bettinaschule eine Position an der Spitze der weiteren Entwicklung ein. Dies gilt vor allem, weil die Redaktionsmitglieder, die den Fragebogen erstellten und verteilten, keine isolierten Revoluzzer waren, sondern mit Wissen und ausdrücklicher Billigung ihrer Schulleiterin handelten.

Charakterstruktur der Schüler zu einer autoritären und somit brauchbaren für das Herrschaftsinteresse der Bourgeoisie zu erziehen. Familie und Schule als der Lebensbereich, in dem Schüler die meisten der ihr Verhalten bestimmenden Erfahrungen sammeln, sind sexuell abstinent und verlangen auch von ihren Zöglingen sexuelle Abstinenz.“ (in: G. Amendt, S. 138) Die an Karl Marx und Wilhelm Reich geschulte Rhetorik steht in bewusstem Kontrast zu einer Haltung, die einen freizügigeren Umgang mit Sexualität als Angriff auf die gesamte öffentliche Ordnung wahrnahm. Auf der anderen Seite ging man bald darüber hinaus, die Unterdrückung des Sexuellen als Symptom zu sehen. Die befreite Sexualität sollte für manche als Schlüssel zum Paradies einer aufgeklärten, friedlichen und gerechten Gesellschaft werden.

Die Publizistin Ulrike Heider bewertet den Fall Bienenkorb-Gazette in ihrem Buch „Schülerproteste in der Bundesrepublik” sogar als Auslöser der Schüler- und Studentenbewegung in Frankfurt und so war es für den Schulbuchautor Ludwig Helbig nahe liegend, ihn in sein 1973 erschienenes Schulbuch „Politik im Aufriß” (s.u.) aufzunehmen.

Dieser Traum hat sich als nicht realisierbar herausgestellt, nicht zuletzt deshalb, weil Sexualität heute, weniger psychoanalytisch gedeutet, als ein – wenn auch wichtiges Steinchen im Mosaik individuellen Glücks gesehen wird – oder des Unglücks bzw. als „Ausweitung der Kampfzone“, wie Michel Houellebecq den Zwang, in Zeiten instabiler Beziehungen attraktiv sein und bleiben zu müssen, nennt. Und so steht im Mittelpunkt der Sexualerziehung damals wie heute die Gefahrenabwehr.

Ansgar Schmackert

Literatur: Bienenkorb-Gazette, Nr. 1/1967 Günter Amendt (Hrsg.), Kinderkreuzzug, Hamburg 1968 Ulrike Heider, Schülerproteste in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt/Main 1984 Manfred Leibel/Franz Wellendorf, Schülerselbstbefreiung, Frankfurt/Main 1969

Ludwig Helbig: Politik im Aufriß. Ein Quellen- und Arbeitsbuch für das 7. - 11. Schuljahr und für Berufsschulen, 2. Auflage, Frankfurt am Main 1974

III. Mann und Frau 1. Der Fall „Bienenkorb-Gazette" in Frankfurt am Main (1967)

Zum Problem Die Redaktion der gemeinsamen Schülerzeitung der Bettina- und der Liebig-Schule in Frankfurt am Main faßte Anfang 1967 den Plan, sich in der nächsten Ausgabe der „bienenkorb-gazette" mit dem Thema „Sexuelle Aufklärung und Sexualerziehung in der Schule" zu befassen. Die Bettina-Schule ist ein Gymnasium für Mädchen, die Liebig-Schule ein Gymnasium für Jungen und Mädchen. Um eine Diskussionsgrundlage zu gewinnen, führten die Redakteure der Schülerzeitung eine Fragebogenaktion durch. Der ausgearbeitete Fragebogen wurde der Direktorin der Bettina-Schule und dem Direktor der Liebig-Schule vorgelegt und nach einigen Umformulierungen genehmigt. Am 11. Februar 1967 wurde der Fragebogen in den Klassen 9-13 verteilt. Die Ergebnisse sollten nicht veröffentlicht werden und wurden auch in der Folgezeit nicht veröffentlicht. Durch das Studium des Fragebogens der Schülerzeitung und der Reaktion der Öffentlichkeit sollen Sie kontroverse Auffassungen von der Sexualität kennenlernen und durch deren Analyse einen eigenen begründeten Standpunkt erwerben.

Der Fragebogen Die Schülerzeitung bienenkorb-gazette beabsichtigt, in der nächsten Nummer das Thema „sexuelle Aufklärung" zur Diskussion zu stellen. Zu diesem Thema möchten wir heute unter den Schülern der Mittel- und Oberstufe eine kleine Meinungsumfrage veranstalten. Die Redaktion bittet dich deshalb, die folgenden Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Dein Name aber soll auf dem Fragebogen nicht vermerkt werden. Es folgten Fragen, ob Schülerzeitungen sich mit diesem Thema befassen sollten, wer Jugendliche über den sexuellen Bereich aufklären sollte, wie alt man war, als aufgeklärt wurde u. a.

53

11. a) Wünschst Du Dir Intimverkehr? b) Von welchem Alter an hältst Du ihn für angemessen? 12. Möchtest Du mehr erfahren über a) Formen des Intimverkehrs? b) Zusammenhänge zwischen Intimverkehr und Gefühlsbindung? c) Rolle des Sexualbereichs in der heutigen Gesellschaft? d) andere Einzelfragen? 13. a) Würdest Du Deinen Eltern von gehabtem Intimverkehr erzählen? ja/nein b) Wenn nicht, aus welchen Gründen? Angst vor den Eltern/Schamgefühl/.. . c) Meinst Du, sie hätten – falls sie es wüßten – etwas dagegen? ja/nein. Begründung hierzu... 14. Würdest Du die Antibabypille benutzen, wenn sie ohne Schwierigkeiten vom Arzt zu bekommen wäre? Für die Liebig-Schule, die auch von Jungen besucht wird, wurden die Fragen etwas abgewandelt. Nach: Haug/Maessen: Was wollen die Schüler? Wie Nr. 46, S. 89ff.

Die Pressereaktion Wünschst Du Dir Intimverkehr? ...Eine Kluft trennt den Versuch von Amateuren, das Intimleben dreizehn-, vierzehn-, fünfzehnjähriger Mädchen in einer knappen Viertelstunde erforschen zu wollen, von offener wie taktvoller Aufklärung durch eine mütterlich empfindende Lehrerin. Die Gefragten sind Kinder. Sie wurden überrumpelt in einer Sache, in der Abwehrkräfte ihnen erst zuwachsen müssen… Wie kann eine Direktorin, der viele Hunderte von Mädchen anvertraut sind, das gutheißen? Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Februar 1967 Schlagzeile der Bild-Zeitung vom 22. Februar 1967:

13jährige Mädchen mußten Sexfragen beantworten Leserbriefe Als Mutter einer dreizehnjährigen Tochter bin ich über Ihren Bericht aus der Bettina-Schule in Frankfurt sehr erschrocken... Die zitierten Fragen setzen Normen voraus, die völlig unnatürlich sind, ganz bestimmt für dreizehnjährige Mädchen. Es wäre kein gutes Zeichen für unsere zukünftige Generation, und nicht anzustreben, wenn solchen Normen Allgemeingut der Jugendlichen wären. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. 2. 67

Selbstverständlich befürworte ich eine gute, dem Alter des Kindes entsprechende Aufklärung. Aber ich lehne es ab, daß ein Fragebogen ausgegeben wird, der Schülerinnen in mehreren Fragen Dirnenniveau unterstellt. Fest steht für mich, daß ich meine noch grundschulpflichtige Tochter niemals in den Händen einer Pädagogin wissen möchte, die solche Fragebogen zuläßt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. 2. 67

Hat die Schule nicht andere Aufgaben als die Beschäftigung mit dem Intimverkehr? Ist diesen vorwitzigen Schüler-Redakteuren der Sinn des Wortes „intim" unbekannt? Welche Notwendigkeit erlaubt ihnen, am Intimbereich so junger Menschen zu rühren? Mir scheint, sie wollten Sensatiönchen und, gleich was es kostet, trampeln wie junge Elephanten im Porzellanladen gewisse Grenzen bei ihren Mitschülerinnen nieder. Sie haben bei ihrer „Redaktionsarbeit" wohl nicht bedacht, daß der Sinn des Intimverkehrs noch immer der ist, einen neuen Menschen ins Leben zu rufen, und daß es sich bei den „Intimverkehrenden" dieses Alters zum Glück um Extremfälle handelt, die dann oft, mit dem Geld des Steuerzahlers, in Erziehungsheimen unterhalten werden müssen. Die Antwort wäre klar, wenn eine Frage gelautet hätte: „Möchtest du als fünfzehn-, sechzehn-, siebzehnjährige Mutter eines unehelichen Kindes in der Obhut eines Erziehungsheimes leben"? Sie wäre heilsamer gewesen... Ich finde, mit derartigen Belästigungen der Schülerinnen hat diese Schülerzeitschrift ihre Grenzen weit überschritten, und ich hoffe, daß in drei Jahren, wenn meine Älteste dreizehn Jahre alt sein wird, sich keine noch so fortschrittliche Schülerzeitung oder ähnliche Institution erlauben darf, meine bisherige Erziehungsarbeit zu unterminieren, die immer noch so altmodisch ist, darauf hinzuweisen, daß die gesunden Voraussetzungen für den Intimverkehr das Erwachsensein und die Ehe sind. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. 2. 1967

Arbeitsvorschläge 1. Sind die in dem Fragebogen (Nr. 47) aufgeworfenen Fragen für Schüler und Schülerinnen von Interesse? Wenn ja, warum? Hätten Sie – als Mädchen – den Fragebogen ausgefüllt und abgegeben? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht? 2. Worauf läuft die Kritik der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hinaus (Nr. 48)? Was ist mit der Schlagzeile der Bild-Zeitung beabsichtigt? Überlegen Sie dabei, wie alt Schülerinnen der 9. Klasse sind! 3. Stellen Sie die Argumente zusammen, die in den drei Leserbriefen (Nr. 49) formuliert werden, und überlegen Sie sich, welche Auffassung von der Sexualität in ihnen zum Ausdruck kommt! Wie begründen die Schreiber ihre Auffassungen? 4. Wir wollen zwei Leitfragen im Auge behalten, die am Ende dieses Kapitels sich vielleicht beantworten lassen: 1. Warum nimmt die Öffentlichkeit nur daran Anstoß, daß dieser Fragebogen Mädchen vorgelegt wurde, daß es sie aber offenbar nicht interessierte, daß er auch Jungen (in etwas veränderter Form) gegeben wurde? 2. Warum hat dieser Fall damals so viel Staub aufgewirbelt, d. h., welche Auffassungen sind offenbar zutiefst verletzt worden? Woher stammen diese Auffassungen? Warum befassen sich Schülerredakteure überhaupt mit diesen Problemen?

54

Erinnerungen an meine LehrerInnen 1962 - 1971 Herr Hilsberg war mein erster Deutschlehrer: Da meine Handschrift schlecht war, musste ich Enid Blyton-Bücher abschreiben. Die Bücher waren nett, meine Handschrift hat sich leider nicht verbessert. Wenn jemand gähnte, ohne die Hand vor den Mund zu halten, so sagte er: Tobias 6 Vers 3 (vielleicht war es auch eine andere Stelle, Tobias stimmt jedenfalls). Dort stand angeblich „Oh Herr, er will mich fressen, er reißt das Maul schon auf“. Der zweite Teil steht allerdings nicht in der Bibel, sondern war Herrn Hilsbergs eigene Version. Es freute ihn aber, dass ich es nachgeprüft hatte.

Fräulein Bergmann war meine Religionslehrerin. Sie war eine der ersten Pfarrerinnen. Wir hörten und malten wunderschöne Geschichten, sangen viel und lernten massenweise Lieder auswendig, die ich heute noch singen kann, ohne ins Gesangbuch zu sehen. Herr Haase war mein Erdkundelehrer und auch Mathematiklehrer. Wir sahen Dias von seinen Reisen ans Nordkap zur Mitternachtssonne und schrieben uns Wörter im Dunkeln auf den Rücken. Im Krieg hatte er eine Notlandung im Hopfenfeld machen müssen, was wohl sehr traumatisch war. Wenn ich heute mit meiner Familie an einem Hopfenfeld vorbeikomme, ruft die Familie „Bitte nicht schon wieder Herrn Haases Landung im Hopfenfeld!“ Frau Dr. Boss gab bei uns Biologie. Ich habe nur das Skelett und die Tulpe in Erinnerung behalten, obwohl ich später Biologie studiert habe. Aber die Begeisterung für das Fach kam viel später.

Frau Schmidt-Clever begleitete mich durch alle Klassen. Trotzdem erinnere ich mich nur an die Geschichte mit dem Jesu-Bote Bus, für den die Nonnen beteten und der ihnen auf wunderbare Weise zu eigen wurde. Beten sollte man überhaupt häufig und in jeder Lebenslage. Das war in Ordnung. Frau Janson, meine erste Englischlehrerin, vermutete, dass ich möglicherweise das Abitur schaffen würde, aber natürlich nie Englisch studieren würde, was ich dann doch tat, weil ich Fräulein Dr.(?) Walther im Unterricht bekam und mir Englisch mehr Spaß machte. Fräulein Walther hatte immer, auch im Sommer, dicke Pelzmäntel um sich gekuschelt. Als Schülerin hat sie gern die Luft angehalten, ist dann ohnmächtig geworden und musste die dann anstehende Arbeit nicht mitschreiben.

Herr Kress gab Physik. Er prüfte, wer von uns zu Hause abwaschen musste, denn diejenige hielt lange heißes Wasser aus. Er brachte uns das Meditieren bei: Zuerst konzentriert man sich auf den Bleistift, dann auf die Bleistiftspitze und zuletzt auf nichts. Physik hat mir immer Spaß gemacht, auch an der Universität. Frau Dr. Homka gab Chemie. Ich wusste lange Zeit nicht, ob es Moleküle oder Moneküle sind. Aber, dass Natrium und Wasser heftig miteinander reagieren, habe ich mir gemerkt, denn das Wasserbecken explodierte und die Scherben flogen Frau Dr. Homka um die Ohren. Wir waren durch die Trennscheibe in Sicherheit. Frau Wirth brachte uns Musik bei und führte mich ins Orchester ein. Ich kann heute noch viele Lieder, aber auch den Quintenzirkel und Lieder zu den meisten Tonabständen (auf der Basis des Liedes: Die Prim, die Sekund, die Terz...). Eine Schülerin musste uns verlassen. Sie wünschte sich im Sommer das Lied: Es ist für uns eine Zeit angekommen... übers schneebedeckte Feld...). Frau Wirth hat mit uns dieses Lied zum Abschied gesungen. Es war sehr rührend. Mein erster Lateinlehrer war Dr. Jaenecke. Er

Frau Dr. Walther

55

sagte in der ersten Stunde, dass jemand, der Viola heiße, nicht Latein lernen könnte. So war es dann auch, bis Herr Dr. Best uns übernahm und in die Klasse gestürzt kam. „Mare“ brüllte er. Wir waren entsetzt. Er wollte Genitiv und Übersetzung hören. Später gingen wir für ihn durchs Feuer und er kroch auf dem Boden herum und suchte Haarspangen.

gut.“ Nie könnte ich mit einem Mantel oder einer Jacke auf dem Schoß im Theater oder Konzert sitzen.

An die Namen meiner KunstlehrerInnen erinnere ich mich nicht, aber viele Techniken, die wir gelernt haben, wende ich heute noch an. Kunst war wunderbar. Handarbeit war eine Qual für mich und für Fräulein Engelmann und Fräulein Reißner. Erst viel später habe ich zum Teil das gelernt, was ich lernen sollte, Stricken zum Beispiel. Ich stricke heute mit Begeisterung. Damals strickte meine Mutter zwei rechte Socken und ich bekam deshalb nur eine 3. Sport war besonders im Sommer während der Pubertät problematisch, da Fräulein Albrecht auf Duschen bestand, und zwar – natürlich nackt. Ich genierte mich so, dass ich hinfiel und heute noch zwei große Narben am Knie habe. Aber schluchzend und blutend musste ich unter der Dusche zugeben, dass es sehr erfrischend war. Insgesamt habe ich also recht positive Erinnerungen. Wirklich fürs Leben geprägt hat mich aber auch ein Lehrer, den ich nie im Unterricht hatte: Herr Dr. Bloch. Er nahm den Hut vor uns Sextanerinnen ab. Einmal, nach einer morgendlichen Vorführung in der Aula hatte ich meinen Anorak aus dem Ranzen geholt und zog ihn gerade an. Er sprach mich mit sanftem Erstaunen an. Ob ich etwa den Anorak in die Aula mitgenommen hätte. Das würde ja bei den vorführenden Kindern auf der Bühne den Eindruck erwecken, dass ich sofort wegrennen wollte, was doch sehr unhöflich sei. Ich erklärte aufgeregt, dass der Anorak nicht sichtbar im Ranzen gewesen sei. „Dann ist es ja

Herr Dr. Bloch

Zu guter Letzt erinnere ich mich gerne an die Schulgottesdienste in der Matthäuskirche. Ich fand es toll, dass die ganze Schule (vermutlich nur die evangelischen Kinder) gemeinsam zu dieser Veranstaltung ging. Und ebenfalls eindrucksvoll war die Sonnenfinsternis, zu der wir auf dem Dach durch getönte Glasscheiben die Sonne beobachten durften.

Viola Jung, geb. Riedel

56

Die 70er bis 90er Jahre Im Schuljahr 1971/72 besuchten 911 SchülerInnen die Bettinaschule, darunter 246 Jungen, von denen wenige bis in die Jahrgangsstufe 9 vorgedrungen waren. Die 219 Schülerinnen der Oberstufe besuchten in 12/13 Kurse nach einem von der Schule entwickelten System, das als Schulversuch genehmigt und in Trimestern, sogenannten Tertialen, organisiert war. Diese Struktur erforderte einen erheblichen Verwaltungsaufwand, führte sie doch zu drei Abiturprüfungsterminen im Schuljahr und einer Überlagerung des in der Mittelstufe geltenden normalen Halbjahrestaktes mit einem Dreierrhythmus, was einen planvollen Lehrereinsatz ungemein erschwerte. Deshalb regte die Schulleitung 1972 zwei wichtige Konferenzbeschlüsse an:

Der forcierte Zugang von Schülern in die Jahrgangsstufe 11 erhöhte in der Folgezeit nicht nur die Schülerzahl der Oberstufe, sondern erlaubte es, ein zunehmend breiter gefächertes Kursangebot zu machen, was wiederum die Attraktivität unserer Oberstufe so steigerte, dass die Flut der Anmeldungen eingedämmt werden musste. Im Schuljahr 1986/87 besuchten 496 Schülerinnen und Schüler die Oberstufe. Während 1971 insgesamt 54 Schülerinnen ihr Abitur bestanden, waren es 1986 144 Schülerinnen und Schüler. Insgesamt erreichte die Schülerzahl nahezu 1200. Nicht hingegen wuchs das Schulhaus. Bereits zehn Jahre nach seiner Einweihung waren in seinem Innern aus Raumnot zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden, Räume wurden geteilt, die Garderobe der Aula zu einem Unterrichtsraum (heute 2. Musiksaal), die schöne Lehrküche zum Gymnastikraum umgebaut und im Handarbeitssaal wurde 1975 das damals unumgängliche Sprachlabor installiert. Den einzigen Zuwachs an Unterrichtsfläche erbrachte 1973 die Umstellung der Heizanlage von Koks auf Erdgas. Aus dem Kohlenkeller entstanden neu Lernmittelbücherei und Werkraum, deren bisherige Quartiere zu Kursräumen wurden. Übrigens: Im Herbst 1961 hatte die Schulleiterin, Frau Dr. Fucker, dem Schulamt die Undichtigkeit des Auladaches gemeldet. Die Sanierung erfolgte schon zwei Jahrzehnte später.

Ab Sommer 1972 sollten gezielt oberstufengeeignete Abgänger von Gesamt- und Realschulen aufgenommen werden, möglichst Jungen. Eine entsprechende Absprache wurde zunächst mit der Deutschherrenschule in Sachsenhausen getroffen. Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Tertialstruktur aufgegeben und die gesamte Oberstufe auf Schulhalbjahre umgestellt, was den Übergang zur von der Kultusministerkonferenz im Juli 1972 beschlossenen „Neugestalteten gymnasialen Oberstufe (NGO)“ erleichterte.

Noch in den 70er Jahren wurden der Schule im „Pferdestall“ an der Ecke Ulmenstraße/Kettenhofweg 2-3 Räume am Vormittag für Unterrichtszwecke zur Verfügung gestellt, aber eine merkliche Minderung der Raumnot ergab sich erst später aus dem Rückgang der Schülerzahl an der Elsa-Brändström-Schule und der Schließung von deren Hauptschulteil. Sechs Unterrichtsräume wurden der Bettina-schule für den Oberstufenunterricht überlassen. Dass andere Gymnasien Erweiterungsbauten erhalten hatten und danach deutlich sinkende Schülerzahlen verzeichneten, tröstete wenig. Nicht nur die räumlichen, sondern auch die sächlichen Rahmenbedingungen blieben lange beklagenswert. Private Förderung erfuhr die Schule sporadisch vom „Landheim- und Förderverein“, der zunehmend durch die Unterhaltskosten des Schullandheims in Eppenhain belastet wurde. Schulelternbeirat und Schulleitung beschlossen deshalb die Gründung

Herr Dingeldey bei der Bekanntgabe der mündlichen Abiturnoten, Juni 1982

57

Die Schule bemühte sich um gymnasial geeignete Grundschüler solcher Eltern, die wegen ihrer Nationaliät oder Schichtzugehörigkeit eine Anfangsscheu vor dem Gymnasium hatten, und kümmerte sich intensiv um die Förderung dieser Kinder, so dass schon in den 80er Jahren der Anteil der Schülerinnen und Schüler ohne deutschen Pass 30% erreichte. In den 90ern wies die Schulstatistik stets ca. 40 Nationalitäten aus.

eines eigenen „Förderverein Landheim der Bettinaschule e.V.“, dessen Satzung im Wesentlichen auf die Initiative des damaligen Vorsitzenden des Elternbeirates, eines Richters am OLG, zurückgeht. Die Gründung fand 1976 statt. Der Landheimverein suchte das Heim besser auszulasten, indem er auch außerschulische Jugendgruppen warb. Schließlich aber wurden die Brandschutzauflagen für das Landheim (eines der ersten aus Skandinavien nach Deutschland importierten hölzernen Fertighäuser) finanziell untragbar, so dass der Verein Haus und Grundbesitz verkaufte, schließlich seine Selbstauflösung beschloss und sein Vermögen dem „Förderverein der Bettinaschule e.V.“ übereignete.

Die musische Arbeit beschränkte sich in den 70ern hauptsächlich auf den Kunstunterricht, da ein eklatanter Mangel an Lehrkräften für Musik bestand. So wurde das kreative Potenzial der Schülerschaft besonders in Kunst gefördert, und die Kunsterzieher begannen bald ein Konzept für die Einführung von Kunst auch als Leistungsfach in der Oberstufe zu entwickeln, das schließlich vom Hessischen Kultusministerium genehmigt wurde.

So viel zu den materiellen Rahmenbedingungen. 1971 war das Haus in weiten Teilen eine Raucherzone. Langsam bildete sich aus dem Unbehagen am herrschenden Zustand ein Grundkonsens, der 1974 bereits zu einem einstimmigen Beschluss der Gesamtkonferenz für ein Rauchverbot im ganzen Haus führte, für Lehrer und Schüler wohl gemerkt!

In den 80ern begann die aufopferungsvolle Arbeit neuer MusiklehrerInnen, die zur Bildung verschiedener Chöre und Orchester mit einer wachsenden Aufführungspraxis gedieh. Tatsächlich hatte die Schule Ende der 90er einen musischen Schwerpunkt. Parallel zum Aufstieg des Faches Musik vollzog sich die Etablierung einer Schultheater-AG, die mit ihren Produktionen große Erfolge errang. Schließlich führte die Schule das Fach „Darstellendes Spiel“ als Wahlpflichtfach in der Mittelstufe und als Grundkurs in der Oberstufe ein.

Die Bereitschaft Neues zu wagen war im Kollegium groß und wurde von der SV und zunehmend von den Elternbeiräten unterstützt. So nahm die Schule als einziges Gymnasium in Frankfurt an einem Polytechnikversuch teil, der die Zustimmung aller Eltern der Jahrgangsstufe 7 erforderte und fand, zwar nach einem Jahr beendet war, aber den Anstoß bildete für die Einführung des Betriebspraktikums in Klasse 9 wenig später.

Anfang der 80er begann die Schule Projektwochen durchzuführen und fand für einige Jahre zu einem jährlichen Wechsel zwischen

Kollegium 1985

58

eines Lehrers war die Schulzeitung, die unter dem Titel „Betton“ jetzt schon ein Jahrzehnt besteht. Aus ähnlichen Ansätzen entstanden Pläne zur Umgestaltung des tristen auf Beton und Bitumen reduzierten Schulhofes. Lehrer pflanzten einen Baum, Abiturienten ebenfalls, ein Kunstkurs steuerte etwas bei, eine AG unter einer Lehrerin begann gärtnerisch zu wirken, ein Vater ließ seine Fachhochschulstudenten eine ganze Palette gartenarchitektonischer Schulhofentwürfe gestalten, die manche Anregung boten, und schließlich bildete sich eine Gruppe, die die so beachtenswerte Gedenkstätte für die jüdischen Schülerinnen der 30er Jahre realisierte.

20 Jahre Direktor Dingeldey: Ein Fest in der Aula, Nov. 1991 mit einer Collage des Kunst Leistungskurses

Projektwoche und Schulfest. Die Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler aktiv in außerunterrichtlichen Situationen an außerschulischen Lernorten zu erleben, und die Kooperation mit Eltern bei Planung und Durchführung waren für viele Lehrerinnen und Lehrer ganz wichtige Erfahrungen.

Das wichtigste den Anregungen engagierter Eltern und Schüler entsprungene Projekt war das einer schulinternen Sozialarbeit, das mit Unterstützung des Fördervereins, der Stadt und des Landes unter Regie des Internationalen Bundes für Sozialarbeit (IB) im letzten Jahrzehnt realisiert wurde. Aus diesem Projekt ist die heutige Ganztagsbetreuung erwachsen. Die letzten Jahre der 90er waren bestimmt von der Erarbeitung des Schulprogramms der Bettinaschule, einem Prozess der mühsamen Selbstvergewisserung des Kollegiums unter Beteiligung und Beobachtung von Eltern und Schülern.

Neue SportlehrerInnen gaben dem Unterricht neue Perspektiven, weil nicht nur die Erfahrung und Entwicklung der individuellen physischen Möglichkeiten, sondern auch des Sozialverhaltens in der Gruppe in den Vordergrund traten. Die Einrichtung jährlicher Skifreizeiten für die Jahrgangsstufe 8 verfolgte neben vordergründig sportlichen ganz entschieden gruppendynamische Ziele. Nachdem es gelungen war, in Kooperation mit einem Verein Rudern als eine Disziplin des Sportunterrichts einzuführen, wurden auch Ruderwanderfahrten Bestandteil obigen Konzeptes.

Fazit: In diesen letzten drei Jahrzehnten des vorigen Jahrtausends hat die Bettinaschule sich gewandelt dank eines Kollegiums, das die Schülerinnen und Schüler mit ihren Problemen in ihrer sozialen Lage ernst und annahm, offen und kooperationsbereit gegenüber Eltern- und Schülerschaft agierte, die gemeinsame Sache gegenüber Widerständen auch der Behörden solidarisch vertrat und sich dabei auf die Unterstützung von Eltern und Schülerinnen und Schülern verlassen konnte.

Neue Arbeitsgemeinschaften entstanden, oft von Lehrerinnen und Lehrern zusätzlich zu ihrer hohen Pflichstundenzahl engagiert geleitet. Auch daraus erwuchsen besondere Aktivitäten. So führte die Umwelt-AG nicht nur Exkursionen durch, sondern jährlich eine 24stündige Luftschadstoffmessreihe, derentwegen die AG im Schulhaus übernachtete. Auch dies eine wichtige Gruppenerfahrung.

Volker Dingeldey

Bereits in den 70ern beteiligte die Schule Eltern- und Schülervertreter nicht nur an den Konferenzen, sondern auch an der Entwicklung innerschulischer Vorhaben. Ad-hoc-Arbeitsgruppen aus Eltern, Schülerinnen und Lehrern waren gängige Praxis. Die Institutionalisierung solcher Kooperation durch das Hessische Schulgesetz zu Beginn der 90er Jahre (Stichwort: Schulkonferenz) stellte deshalb für die Bettinaschule kein Problem dar. Produkt einer eher informellen Zusammenarbeit aus SchülerEltern-Lehrerschaft unter engagierter Leitung

Volker Dingeldey (Zeichnung: Erich Dittmann; FAZ 27.6.1998)

59

Die Gedenkstätte unmöglich alleine bewältigen konnten. Also suchten wir uns Rat und Unterstützung. Zunächst luden wir zu einem Runden Tisch ein, um unsere Idee den Vertretern des Jüdischen Museums, des Fritz Bauer Instituts, dem Kontor für Geschichte und dem Kollegium unserer Schule vorzustellen und zu diskutieren. Wir bekamen ein sehr positives Feedback und wurden ermutigt, die Idee umzusetzen.

Die Bettinaschule befasste sich schon seit langem mit dem Thema Nationalsozialismus: Zum 9.November organisierte die SV (Schülervertretung) jährlich einen Gedenktag, zu dem Zeitzeugen eingeladen wurden, die über ihre Erlebnisse während der NS-Zeit erzählten. Die SV und die Schule arbeiteten dabei eng mit der Lagergemeinschaft Auschwitz, dem Freundeskreis der Auschwitzer, mit der Anne Frank Begegnungsstätte, dem Fritz Bauer Institut und dem Jüdischen Museum zusammen. In mehreren Projektwochen wurde anhand von noch vorhandenen Akten die Geschichte der eigenen Schule aufgearbeitet.

Uns war aber auch an dem Runden Tisch klar geworden, dass die Umsetzung der Idee viel Zeit, aber auch viel Geld kosten würde. Wie aber sollten wir das viele Geld zusammenbekommen? Also stellten wir auf Elternabenden unser Projekt vor und sammelten Spenden. Das war erst der Anfang und es folgten noch viele weitere Spendenaktionen: der Erlös des Schulfestes; wir baten Banken und Unternehmen um ihre Unterstützung; an zwei Adventssamstagen sammelten wir in der Katharinenkirche; die Frankfurter Sparkasse spendete einen Ginkgo, der heute bereits den Sitzbänken Schatten spendet.

Bei dieser langen Vorarbeit war es nicht verwunderlich, dass auf einem der jährlichen Arbeitswochenenden der SV (1999) die Idee entstand, auf dem Schulhof der Bettinaschule eine Gedenkstätte für die ehemaligen jüdischen Mitschülerinnen zu errichten. Unser Ziel war es (und ist es immer noch), unsere ehemaligen Mitschülerinnen, die ab 1933 unsere Schule wegen der nationalsozialistischen antisemitischen Politik verlassen mussten, symbolisch wieder in unsere Schulgemeinde zurückzuholen.

Außerdem erhielten wir den Friedenspreis für Frankfurter Schulen und das Amtsgericht sprach dem Projekt Spenden zu. Im Mai 2005 bekamen wir zudem vom S. Fischer Verlag einen 1. Preis im Projektwettbewerb „Schule kann gelingen”, dotiert mit 10.000 € und zu verwenden für die Schulbibliothek. (s. unten S. 62)

Wir fingen also an, die alten Schulakten durchzulesen, und fanden so die Namen von insgesamt 183 jüdischen Schülerinnen und konnten auch die Adressen und Berufe ihrer Eltern zusammentragen. Wir stellten bald fest, welche großen Ausmaße dieses Projekt haben würde, und wussten, dass wir diese ganze Arbeit

Wir wussten, was wir wollten. Die Gedenkstätte sollte aus zwei Teilen bestehen. Der erste Teil war die Gedenkstätte auf dem Schulhof, der zweite Teil sollte ein Archiv werden, in dem wir alle Daten und Materialien sammeln, die wir zu den Namen der Mädchen finden können. Was wir nicht wussten: Wie sollte die Gedenkstätte aussehen? Wir konnten den damaligen Kunstleistungskurs dafür gewinnen, Modelle anzufertigen. Es entstand eine beeindruckende Vielfalt an Werken, die dann an einem Präsentationsabend der Schulgemeinde und einer Jury vorgestellt wurden. Die Jury entschied sich für die Kombination von mehreren Elementen aus drei Modellen, aus denen dann die heutige Gedenkstätte entstand. Um die Gedenkstätte jetzt endlich bauen zu können, beauftragten wir einen Steinmetz, der uns bei der Auswahl der Steine für unsere

Kieselstein-Aktion mit Frau Zacharias

60

tegrieren wollten. Die SchülerInnen, die sich für eine Patenschaft entschieden, sollten versuchen herauszufinden, welcher Mensch sich hinter dem Namensplättchen verbarg, und wenn möglich, sogar mit ihm Kontakt aufzunehmen. Da diese Arbeit eine kontinuierliche ist, konnten wir unmöglich die Form eines „abgeschlossenen Archivs” wählen. Außerdem wurde eine eigene Homepage erstellt, die unser Projekt vorstellt und auf der es ein Gästebuch gibt sowie Links zu anderen Datenbanken.

Gedenkmauer beriet. Das Stadtschulamt hatte mit einer Sonderaktion eine Mauer auf dem Schulhof einreißen lassen und so das Gelände auf dem Schulhof für die Gedenkstätte vorbereitet. Die beiden Mauern der Gedenkstätte bestehen aus verschiedenen Steinen: einem Basalt und einem hellen Sandstein. Von einer Sitzgruppe, die aus dem gleichen Basaltstein gestaltet wurde, führt ein Weg aus Kieselsteinen zu der Mauer hin. Dieser Weg soll den Lebensweg ganz unterschiedlicher Mädchen, die zunächst gemeinsam zur Schule gingen, zeigen. Die

Als nächstes großes Ereignis planten wir die Einweihungsfeier. Wir luden ehemalige Schülerinnen ein, mit denen wir Kontakt hatten. Sie brachten dann, mit ihren Paten zusammen, die Kupferplättchen an, auf denen ihr Name steht. Der Bettina-Chor sang und es wurden verschiedene Reden gehalten und Grußworte verlesen. Wir waren froh, unsere Arbeit endlich in voller Pracht präsentieren zu können. Die, nach kurzer Zeit entstandene GedenkstättenAG, hatte viel Mühe, aber vor allem Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Und heute? Die Recherchen in den Archiven sind weitgehend abgeschlossen und werden momentan in einer Datenbank gesammelt, die ein Kernstück einer Ausstellung im jüdischen Museum/Judengasse sein wird, die die Gedenkstätten-AG zum 150-jährigen Bestehen der Bettinaschule ausrichtet.

Die Gedenkstätte während einer Schulpause

kreisförmig angelegte Sitzgruppe symbolisiert die Schulgemeinde, aus der ein Element herausgedreht ist: Die jüdischen Mädchen wurden ausgegrenzt. Die Ausgrenzung ging über in umfassende Diskriminierung und führte zur Vertreibung, ins Exil, zur Deportation und Vernichtung. Der weiße Teil der Mauer stellt die unbeschwerte Kindheit der Mädchen dar, der Riss in der Mauer zeigt den endgültigen Bruch der gemeinsamen Schulzeit und der schwarze Teil der Mauer soll an die Zeit der Verfolgung, Emigration oder Deportation erinnern. Dieser Teil der Mauer trägt das Namensplättchen einer jeden vertriebenen jüdischen Mitschülerin und will ihr individuell einen Platz an ihrer alten Schule zurückgeben. Der Fußboden um die Gedenkstätte herum wurde von allen Schülern und Schülerinnen der Schule mitgestaltet. Wir riefen zu einer „Kieselstein-Aktion” auf, bei der mitgebrachte Kieselsteine in ein vorbereitetes, feuchtes Kiesbett gelegt wurden. Dieses Kiesbett bildet nun den festen Fußbodenbelag.

Natascha Leitermann, Hannelore Zacharias

Mrs. Elsbeth Wayne, geb. Bodenheimer, Juni 2002

Auch für unser Archiv holten wir uns Rat. Frau Sigurdsson veranstaltete mit uns einen Workshop, auf dem sie uns viele Arten von Archiven nahe brachte. Wir entschieden uns für ein „offenes Archiv”, da wir die Schulgemeinde durch Patenschaften in dieses Projekt in-

61

~ S.Fischer I •resse-rniHf'ltlun~

»Schule kann gelingen« ·drei Schulen siegen im Projektwettbewerb Oie Prt~isrriger d~!i Wettbewerbs ·•Schul-e ,t '~'llr" ffttl~Ju.n '"'tüdeTth('h.'!l';·

l •.f'_l

~

131

• 1



11 LOK Mathematik Herr Schröder

11 LOK Englisch Frau Wirwas

132

Albrecht, Bettina Arapovic, Marin Basaran, Emre Cifci, Sevda Georgi, Jan-Peter Krstic-Lourenco, Vanessa Lesegeld, Ben Moser, Janosch Petrik, Ljiljana-Lili Ram, Leona Razzaq, Munnam Richter, Lukas Roth, Vanessa Schmidt, Janina Shamsabadi, Schida Sucu, Okan Tolgou, (Tonia) Theano

Alcantara, Diseree Joy Amjahid, Zakaria Aslan, Damla Beck, Leonard Blank, Lara Blyumina, Julia Bosbach, Matthias Buchczik, Jan Floris Curstädt, Felix Dursun, Lütfi Faga, Davide Ferreira da Costa, Andreia Kainikara, Lizy Kittler, Soeren-Elias Koch-Grünberg, Max Krullikowski (USA), Julia Charlotte Ostersetzer, Moritz Prichodko, Diana Schulz, Daniel Weishaupt, Antonia Wendt, Benjamin

133

12 LK Kunst Herr Sterker

Akalin, Emel Akman, Tetyana Antal, Christina Buchanan, Gloria- Susanna Budija, Ines Edschmid, Sophia Erler, Daniel Frohneberg, Katharina Gocatek, Jeffrey Görgülü, Zeynep Günes, Melisa Jurela, Kristina Kaminer, Aviva Khan, Sabah Kosubek, Martin Kosubek, Michael Lengkong, Riany Moinuddin, Laila Muntau, Meriam Roth, Florian Schmid, Nadine Solmaz, Fatma Taccogna, Sandro Teckemeier, Jan-André Tesler, Shirley-Faye Vollbach, Nina Zamberk, Joseph

12 LK PoWi Herr Klamser

Barantin, Pacôme Bender, Jan-Timo Cherief, Fayza Deville, Dominik Engel, Bastian Erd, Daniel Jacob Faga, Agostino Friedrich, Julia Gast, Sascha Groh, Raphaela Härtter, Inga Hartung, Daniel Joskowitz, Norah Laukel, Amrei-Katharina Laukel, Eva-Johanna Sandberg, Johann Schulz, Laura Thomas, Helena Schirin Maya Tolo, Drazen Valadbeigi, Aida Winter, Julian Robert Zimmermann, Claudia Caroline

134

135

12 TUT Chemie Herr Kuhn

Bätzing, Paul Christoph Erdem, Dillan Ghebremeskel, Dermas Goldberg, Mariano Hallex, Florian Hartmann, Benedikt Leinweber, Felix-Timo Schulte, Miriam Isabel Coretta Sterker, Philipp

12 LK Biologie Frau Reiser

Gärtner, Felix Grimme, Julian Orszulka, Franziska Osman, Tagrid Plakkhina, Elena Sanli, Leyla Schnabel, Janine Sabrina Shamsabadi, Schiwa Shirakbari, Shabnam Szabadvari, Anna Thrash, Henry Verma, Neha Weber, Martina

136

I~~~ ~ · ~/'>

I

--

•-

I J



lll,

• >-

I

'

I

137

I

I I ,

I I

II

I

II I' I

12 LK Geschichte Frau Zacharias

13 LK PoWi Frau Czölsch

Bernstein, Aline Natalie Blyumina, Diana Böhme, Berit Buschmann, Stephanie Deutsch, Annabelle Fritsch, Hannah Luzia Garousi, Rita Glossat, Moritz Herzog, Julian Merz, Marius Passarge, Lea Pfitzner, Franziska Reiss, Mariel Riebel-Vosgerau, Maximilian Schwarz, Rita Seiffert, Ute Barbara Singh, Marvin Stockert, Larissa Judith von Storck, Klara

Abraha, Salomon Abraham, Robin Akzouli, Mohamed Amsalkhir, Imane Balducci, Loredana Bottenberg, Konstantin Bouyahyaoui, Khadija Catean, Bogdan Florin Cifci, Selma Cuticchio, Federica Alba El Asraoui, Abdel Hakim Hong, Chong-Chin Jan Kamp, Tanja Kapetanopoulos, Katharina Sarah Katanovic, Branko Kiraz, Elgin Pfitzner, Julia Schmitt, Elina Sergan, Nadia Streb, Felix Tesfaldet, Hermon Ünal, Esra Winter, Raphael Ziegler, Natalie

138

139

13 LK Biologie Frau Bauer

Ali, Zeshan Balducci, Antonella Bieramperl, Miriam Breuer, Friederike Dentico, Luciana Dietz, Allan Etemadi, Jasmin Garousi, Hanieh Gayretli, Pinar Gilani, Hibba Heinrich, Sabrina Hermann, Johanna Mehrinfar, Nader Orman, Emine Rahman, Shahsad Rick, Carla Stampasidou, Konstantina Stojkovski, Tatjana Unthan, Katharina Alexa Voth, Lidia Wüstehube, Nina-Isabell

13 LK Chemie Herr Michelsky

140

Akpinar, Abdullah Djahani, Jalil M. Ehrlich, Eugenia Eichenauer, Lena Friese, Moritz Hilgenstock, Isa Katharina Kotrba, Heidi Nadas, Daliah Leonie Patkos, Elisabeth Rapphahn, Michael Schröter, Benjamin Tix, Sascha Veyts, Dimitri

II

141

13 LK Deutsch Frau Lieber

Abraha, Saba Acimovic, Vesna Balthasar, Bianca Ehrlich, Irene Gudenau, Hanna Heine, Juliane Helbig, Nadine Hoss, Jana Isele, Katharina Jeger, Lani Lüttge, Nadine Munsche, Nancy Katrin Novakova, Jasna Omurtak, Umut Rendtorff-Goebbels, Rosa Schulz, Stefanie Stabel, Patricia

Die neuen SchülerInnen der 5. Klassen 2005/2006 Formoso Curado, Joelle Frühauf, Tobias Gergüs, Ilayda Gerrer, Heloise Geyikipek, Dilara Ghalizadeh, Massy Ghirmai, Yasmin Gioia, Gianluca Grimm, Alexander Güler, Esin Hammelmann, Jan Heinrich, Jonah Heister, Alisa Hellmanns, Licinia Hermanowski, Saskia Hilkene, Sherwin Hübner, Sophie Hugo, Christopher Iske, Philip Jakupi, Sidorela Jans, Anna Junghans, Rebecca Kaba, Mory Karahan, Fatih Kargus, Nina Kilic, Dilara Kiourtsi, Alexandra König, Bella Kopp, Marvin Korntner, Samuel

Abarkan, Mohamed Ahammar, Mohamed Akkaya, Neslihan Aktepe, Zeliha Aouragh, Asm Awan-Malik, Hena Aybas, Burak Aydogan, Giezm Balzer, Jonas Baric, Bettina Baudler-Voigt, Oliver Bay, Valentina Bayram, Behlül-Faruk Beck, Laura Beer, Marius Bernaroli, Carlotta Bielewski, Nico Bikakci, Gülperi Braitsev, Roman Brajanac, Adem Breder, Katja Buch, Saphira Bugday, Eda Butzbach, Marieke Carroux, Lauritz Cetin, Begüm Dittenberger, Judith El Moussaoui, Amin Elmas, Sidika Fidan, Emir Alp

142

Kottmeier, Lucas Kowalicki, Viktor Kratzsch, Lara Lang, Annika Lennert, Lisa Lesegeld, Robina Liller, Lea Marleen Löffler, Sabrina Luckhardt, Sofie Magalhoes, Matias Mikloska, Sebastian Movahedpour, Sara Müller, Johanna Nasiri, Ghazala Nti Mensah, Margret Odabasi, Öykümsu Ogiermann, Adele Özgönül, Merve Palys, Marcel Papayannis, Nicolas Parmar, Jaskarn Peter, Moritz Petrini, Carla Pfeiffer, Selina Rahimi, Jasmin Rajput, Mogheesa Reining, Dominik Ringel, Tom Rüdiger, Jane Runge, Kimon

Sannwald, Antonia Sarac, Selvi Saup, Felix Schimazek, Emil Schneider, Mandy Schokory, Ahmad Sabair Schulz, Til Seuffert, Philippe Singh, Ajay Solmaz, Aykut Stavrati, Alexandra Stoll, Clara Sutter, Larissa Thomaschki, Annabell Tilian, Cosma-Lena Toksoylu, Aylin Tran, Khanh Huyen Triebig, Marc-Maxim Tsitsikopoulou, Dimitra Turner, Kimberly Uljarevic, Ana Usedely, Alexandra Vajnorsky, Daliah von der Heydt, Chiara Welday, Wintana Werner, Anna Sophie Wiehrdt, Elena Zokai, Rana

143

Herr Frau Frau Frau Frau Herr Herr Herr Frau Herr Frau Herr Frau Frau Frau Herr Frau Frau Herr Frau Frau Frau Frau Herr Herr Frau Herr Herr Frau Herr Herr Frau Frau Herr Herr Herr Frau Frau

Aydt Bär Bauer Baumung Bessert-Reiß Bleul Block Böhler Czölsch Deller Drohla Duyster Ebrahimi Ernst Färber Feltin Dr. Gehrs Hartmann Heitmüller-Faltinat Hirth-Nagler Hohmann Ickler Inahkamen Jäger Kaufmann Kaulfuß Klamser Dr. Koc Kohse-Pietsch Konz Kuhn Lemcke Lieber Malkmus Michelsky Dr. Momberger Nieborowski Odey

Ma, Phy B, M B, Ek Ku, Sp B, Ch Ph, Sp Ek, Bio Mu, D G, Gm Mu, M It, E M, Ph M, Ch D, E, It Mu, It, E M, kath.R. Phil D, Phil, Eth, PoWi M, Ph G, Sp, Gm, Ek E, Gm D, E ev. Rel Ku Sp, Sk L, Bio E, F G, Gm, Sp Türkisch M, Sp Ma, Phy, Inf B, Ch F, B D, Gm E, F, PoWi Ch, Ek E, D M, Sp M, Sp

144

Oestmann von Pallandt Petzel Redwitz Rehagel Reiser Rommel Dr. Rosenkranz Roth-Höller Schinkel Schmackert Schneider Scholz Schröder Schumacher Seiler-Tavakoli Steinbrückner Sterker Straube Stoodt Ullrich-Borrmann Vaas-Henely Voigt-Münch Wirwas Zacharias

Herr Herr Frau Frau Herr Frau Herr Herr Frau Frau

Bahr Böhmer Bräuning Hille Koch May Müller Rosner Perugini-Stöckle Schwadtke

Referendare

Frau Frau Herr Herr Frau Frau Frau Herr Frau Frau Herr Herr Frau Herr Frau Frau Herr Herr Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau

D, G F, Phi D, Sp M, Bio D, Sp D, Ph M, Ph Phy, kR I, F D, G

F, Ge D, F, DS M, Phy D, Sp Ge, D, DS B, Ch F, Ku Ch, Ph B, ev. R, Eth E, F G, k.Rel. Ethik L, Gm F, D M, Ph, Inf Mu, E Ku E, D, Ge Ku, Gm F, Gm E, ev.R, Eth Ek, Gm E, F D, Gm E, Ru F, G

Das Kollegium 2005

145

Schulchronik 1855 - 2005

18. Juni 1855

1877/78 1880 - 82 November 1888 1895 1898 1899 - 1906 1904 1905 1906 1906 - 1930 1914 - 1918 1919 Mai 1920 1923 1925 1929 1933 - 1937

1930 - 1934

Jan. 1935 - 1945

1936 1940 - 1944

Gründung der Städtischen höheren Bürgerschule für Knaben und Mädchen zu Bockenheim. 103 Kinder in 5 Klassen: 2 Knaben-, 2 Mädchenklassen, 1 Elementarklasse für Knaben und Mädchen im Schulhaus Ecke Schlossstraße und Sterngasse (bzw. Mühlgasse) Eröffnung der Höheren Töchterschule zu Bockenheim. 173 Schülerinnen in 7 Klassen. 2-jähriger Kursus der 1. Klasse, daher 8jähriger Schulbesuch. Auszug der Knabenschule in ein neues Gebäude 9-jähriger Schulbesuch in 8 aufsteigenden Klassen. 215 Schülerinnen Umzug in ein Gebäude in der Falkstraße. 223 Schülerinnen Eingemeindung Bockenheims; die Schule wird der Städtischen Schuldeputation zu Frankfurt am Main unterstellt. 248 Schülerinnen Laut Magistratsbeschluss vom September 1898 und Verfügung der Städtischen Schuldeputation wird der Schule zu Ehren der Kaiserin der Name „Viktoriaschule“ beigelegt. Amtszeit von Direktor Dr. P. Schirlitz 10 Klassen: 9 aufsteigende Klassen und eine Selekta. 272 Schülerinnen Wissenschaftliche Fortbildungskurse für junge Mädchen (11.und 12. Schuljahr) werden der Schule angegliedert. 290 Schülerinnen Einzug in den Neubau am Hohenzollernplatz (heutige Senckenberganlage). 367 Schülerinnen Amtszeit von Direktor Dr. Ferdinand Reinhold (1865-1933; Fächer: Deutsch, Geschichte, Philosophie) Angliederung einer Frauenschulklasse Aufbau der Studienanstalt der Oberrealschulrichtung. 611 Schülerinnen Eröffnung des Landheimes der Viktoriaschule in Eppenhain/Ts.; Träger: Verein Landheim der Viktoriaschule; Mitglieder: Eltern und Freunde der Schule Erstes Abitur der Oberrealschulrichtung:17 Abiturientinnen, 592 Schülerinnen Umwandlung der Studienanstalt der Oberrealschulrichtung in eine Deutsche Oberschule (gemäß den Richtlinien von 1925). 562 Schülerinnen 29 Abiturientinnen. 460 Schülerinnen 183 Viktoriaschülerinnen mussten wegen der rassistischen, antisemitischen Politik der Nationalsozialisten die Viktoriaschule verlassen. Eine der Schülerinnen, Eva-Mary Hirschberg, wurde deportiert, ihr Sterbeort ist unbekannt. Eine zweite Schülerin wurde in eine Heil- und Pflegeanstalt für jüdische Nerven- und Gemütskranke eingewiesen und dann 1942 von der Gestapo verschleppt, ihr Todestag und Todesort sind unbekannt. Amtszeit von Direktorin Anna Hoffa (1876-1941; Fächer: Französisch, Deutsch, Mathematik, Philosophie); Lehrerin dort seit 1911. Januar 1934 wurde sie in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Auf sie und drei weitere Lehrerinnen fand der so genannte „Arierparagraph“ des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ Anwendung. Auf einen Lehrer wurde der §6 des gleichen Gesetzes angewandt, er galt „als politisch unliebsame Person" und wurde ebenfalls in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Amtszeit von Direktor Dr. Ludwig Gerber (1890-1970; Fächer: Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Französisch). Gerber war Mitglied der NSDAP und der SA seit 1933, Kreisbeauftragter des Rassenpolitischen Amtes seit 1939. Häufig war er vom Schuldienst abwesend wegen Militärdienst und Verpflichtungen als Gauschulungsredner. Städtische Oberschule für Mädchen, sprachliche Form, gemäß den neuen Bestimmungen. 350 Schülerinnen Verkürzung der Schulzeit der höheren Schule auf 8 Jahre. Häufiger Unterrichtsausfall durch Kriegseinsatz des Kollegiums und der Schülerinnen, Kohlenmangel, Fliegerangriffe, Partei- und Siegesfeiern

146

November 1943 Februar 1944 22. März 1944 April 1944 März/April 1945 Jan.-April 1946

1947

1947 - 1962 Sommer 1948

Herbst 1949

Mai 1950 Sept.-Dez. 1951

1952 1953 Nov. 1954 18. Juni 1955

Frühjahr 1959

1959/60 24.01.1961

Eröffnung eines geschlossenen Kinderlandverschickungslagers im Landheim der Schule für die 2. und 3. Klasse mit 40-50 Schülerinnen Schließung der Frankfurter Schulen wegen der Fliegerangriffe. Eröffnung eines 2. geschlossenen Kinderlandverschickungslagers in Eppenhain im Gasthaus Rossert mit weiteren 40-50 Schülerinnen Zerstörung des Ostflügels der Schule mit Aula, Singsaal, Zeichensaal, Biologie-, Physik- und Chemieräumen einschließlich der Sammlungen Eröffnung eines offenen Kinderlandverschickungslagers im Oberwesterwaldkreis. Unterkünfte und Unterrichtsräume in den Orten Erbach, Büdingen und Unnau für etwa 90 Schülerinnen Auflösung des Lagers im Westerwald und der Lager in Eppenhain. - Stilllegung des gesamten Schulbetriebs auf Anordnung der Amerikaner Wiedereröffnung der Schule im Restteil des Gebäudes mit einem halbjährigen Reifeprüfungslehrgang, Wiedereröffnung aller Klassen. 338 Schülerinnen. Die Klassenräume dienen 3 Schulen mit rund 1800 Kindern als Unterkunft: Viktoriaschule (Realgymnasium für Mädchen), Wöhlerschule (Realgymnasium für Jungen), Bezirksschule West (Volksschule). Sehr stark verkürzter Schichtunterricht Umwandlung des Namens Viktoriaschule auf Grund der behördlichen Bestimmung vom 26.10.1946 in Bettina-Schule, Städtisches Realgymnasium für Mädchen (9 Schuljahre). Benennung nach Bettina v. Arnim. In der Ruine werden rund 2200 Kinder von 3 Schulen in 3 Schichten unterrichtet. Amtszeit von Direktorin Dr. Gertrud Fucker (1896-1982; Fächer: Deutsch, Französisch, Englisch). Sie war dort Lehrerin seit 1925. Die Bezirksschule West zieht aus 5 Klassenräumen im 2. Stock mit dem Mobiliar aus. Provisorischer Ausbau von ausgebrannten Räumen im 1. Stock; 14 Räume stehen nun der Bettina- und Wöhlerschule für schichtweisen Unterricht (im wöchentlichen Wechsel von vor- und nachmittags) zur Verfügung. Baupolizeiliche Schließung der Schule für etwa 3 Wochen, da große Teile des Verputzes sich lösten und Einsturzgefahr bestand. Unterricht der Oberprima und Reifeprüfung in Räumen der Universität. Weiterhin Schichtwechsel mit der Wöhlerschule. – 486 Schülerinnen Auszug der Wöhlerschule. Dadurch zum ersten Mal nach dem Krieg voller Unterricht für alle Klassen, vorwiegend vormittags. 579 Schülerinnen Einsturz eines Mauerrestes an der Nordseite während des Nachmittagsunterrichtes; baupolizeiliche Schließung der Schule. Bauarbeiten bis Ostern 1952: Aufbau des Zeichensaals, Ersatz des Notdaches. Unterricht der Klassen ausschließlich nachmittags in zwei Bockenheimer Volksschulen, der Francke- und Sophienschule. Verlängerung der Weihnachtsferien wegen Kohlenmangels. Unterricht der Oberprima in einem Raum der benachbarten Church of Christ. 676 Schülerinnen Umfangreiche Instandsetzungsarbeiten, insbesondere Verputz und Anstrich, im Inneren des verwahrlosten Gebäudes. Dadurch von Herbst bis Weihnachten gekürzter Unterricht. 812 Schülerinnen Einführung einer Trennung der Oberstufe in sprachlichen und naturwissenschaftlichen Zweig. 824 Schülerinnen Wiedereröffnung des Landheims dank der Initiative und Spendefreudigkeit der Eltern sowie eines Zuschusses der Stadt. Träger des Heimes ist der Verein Landheim der Bettinaschule. 932 Schülerinnen Hundertjahrfeier: 26 Klassen; Unter- und Mittelstufe drei- bis vierzügig, Oberstufe zweizügig. 17 Klassenräume und 5 behelfsmäßige Fachräume. Es fehlen 9 Klassenräume, 2 Biologie-, 2 Musikräume, Werkraum, Nadelarbeitsraum, Aula, Turnhalle, Gymnastikraum, 3 Räume für die Bücherei, 4 für Sammlungen, 4 für Schulleitung und Verwaltung. - 962 Schülerinnen Obwohl konkrete Planungen für einen Neubau schon seit 1955 vorliegen und das leere Grundstück zwischen Feuerbach- und Brentanostraße von verschiedenen Eigentümern gekauft worden war, wird erst 1959 mit den Baumaßnahmen begonnen. Der Hintergrund für die Verspätung war, dass die Bettinaschule erst einen Neubau bekommen sollte, wenn die Universität deren Grundstück brauchte. Das Schulgebäude bekommt nur 4 Stockwerke, da es sich der bürgerlichen Wohnbebauung des 19. Jahrhunderts und den niedrigen Nachkriegshäusern im Westend anpassen soll. Einweihung der Neubaus. Die neue Schule war für ca. 800 Mädchen geplant, dafür waren 17 Klassenräume für je 36 Schülerinnen und 8 Klassenräume für je 30 Schülerinnen vorgesehen. 730 Schülerinnen 147

1962 - 1970

Amtszeit von Direktorin Dr. Hilde Spickernagel (1916-2003; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte). Sie übernimmt zunächst kommissarisch, 1964 offiziell ernannt, die Schulleitung 1964 Abriss der Ruine an der Senckenberganlage 1966 - ca.1972 Viele junge Lehrer werden eingestellt. Beginn zahlreicher pädagogischer Reformen und Experimente April 1966 - 1967 Es finden zwei Kurzschuljahre statt, um den Schuljahresbeginn auf August/September umzustellen. seit 1967 Vorformen einer Tagesheimschule werden erprobt, für je zwei Klassen der Jahrgänge 5/6, mit Mittagessen, Aufgabenbetreuung und Förderunterricht am Nachmittag. Februar 1967 Auf Initiative der Schülerzeitung „Bienenkorb-Gazette“ verteilen Schüler Fragebögen in den Klassen 9-13 zum Thema Sexualität und Aufklärung, was deutschlandweit zu beträchtlicher öffentlicher Aufregung führt. Sommer 1967 Nach heftigen Diskussionen im Kollegium wird die Koedukation zum Schuljahr 67/68 an der Bettinaschule eingeführt. Es gibt nun in Frankfurt 4 Gymnasien für Jungen, 3 für Mädchen und 10 mit Koedukation. 1967 - 1969 Schulversuch einer Sommerschule in den Sommerferien, zur Vorbereitung von Nachversetzungsprüfungen Mai - Juli 1968 Die Bettinaschule nennt sich für einige Wochen „Rosa-Luxemburg-Schule“ und häufig beteiligen sich Schülerinnen der Klassen 9-13 an Demonstrationen, gemeinsam mit Studenten. Sie bilden selbstständige Arbeitsgruppen und diskutieren über politische und psychologische Texte. Im Juli wird die Schule für etwa eine Woche besetzt und der normale Unterricht ist ab den 9. Klassen nicht mehr möglich. ab 1969 Frau Dr. Spickernagel organisiert die bis dahin noch seltene Aufnahme von Realschülerinnen in die 11. Klasse des Gymnasiums. November 1969 Als eine der ersten Schulen in Hessen führt die Bettinaschule ein Kurssystem ein. Die Jahrgangsstufe 11 wird noch im Klassenverband und die 12/13 je in Tertialkursen unterrichtet, mit einem Leistungskurs, limitierter Kursgröße und Anwesenheitspflicht in ¾ der Stunden. 1970 Frau Dr. Spickernagel wechselt in das Kultusministerium. Herr Dr. Pfister und Frau Schmidt-Gloger leiten vertretend zusammen die Schule. 1971 - 1998 Amtszeit von Direktor Volker Dingeldey (geb. 1933; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte) 1972 In der Bettinaschule gibt es einen „Häuserrat”. Diese Protestform, gegen leer stehende Häuser, spaltet die Bevölkerung Frankfurts, gab aber auch Impulse zu verschiedenen nachhaltigen Bürgerinitiativen und positiven amtlichen Reaktionen. seit 1973 Die Stufen 11-13 werden in Halbjahreskursen unterrichtet. Januar 1973 Der erste Samstag im Monat wird unterrichtsfrei. 1974 Auf fast einstimmigen Beschluss der Gesamtkonferenz wird das Rauchen im Gebäude für Schüler und Lehrer verboten. 1974/75 Umbaumaßnahmen im Gebäude: zusätzliche Trennwände, um mehr Kursräume zu gewinnen September 1975 Das Landheim in Eppenhain wird auf Konferenzbeschluss hin geschlossen, das Vermögen dem „Förderverein der Bettinaschule e. V.“ übereignet. 1976 Das KMK-Modell wird einheitlich für die Oberstufe eingeführt: Ab der Jahrgangsstufe 11 werden zwei Leistungskurse gewählt und es gibt einen festgelegten Kanon von Pflichtkursen; Anwesenheitspflicht, neue Versetzungsbestimmungen von 11 nach 12 und eine obligatorische mündliche Prüfung im Abitur werden festgelegt. 1977 - 89 Schüler und Lehrer beteiligen sich wiederholt an Streikaktionen und Demonstrationen wegen Lehrermangels und Kürzungen im Bildungbereich. 1977 Kunst wird auf Grund der Initiative einer Lehrerin auch Leistungsfach und zum Anziehungspunkt der Schule. 1978 - 1982 Immer wieder beunruhigen Bombendrohungen und Fehlalarme den Unterrichtsbetrieb. 1980 Die Schultheater-AG beginnt ihre Aufführungen. In den 8. Klassen wird eine Skifreizeit eingeführt. Der dritte Samstag im Monat wird unterrichtsfreier Tag. 1130 SchülerInnen 1981 Die Bettinaschule gehört zu den ersten Gymnasien in Frankfurt, die ein dreiwöchiges Betriebspraktikum in den 9. Klassen durchführen. seit 1984 arbeitet die Umwelt-AG an zahlreichen Projekten der Umweltanalytik 1987/88 Anzahl der Schülerinnen und Schüler erreicht den Höchststand von fast 1200; davon sind 30% ohne deutschen Pass, aus fast 40 Nationalitäten. 1992 Darstellendes Spiel wird als drittes musisches Fach eingeführt. 1995 - 2005 Schulzeitung der Bettinaschule: Betton

148

Sept. 1996

seit April 1999 seit Dez. 1999 Juni 2002 2001-2004 Seit Sept. 2002

Frühjahr 2003 Juni 2005

An der Bettinaschule nimmt, erstmalig an einem hessischen Gymnasium, die Schulsozialarbeit ihre Arbeit auf, geleitet vom Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB). Die zunächst 50 Wochenstunden werden zum Schuljahr 1997/98 auf 100 Std. aufgestockt. Amtszeit von Direktorin Judith Ullrich-Borrmann (geb. 1950; Fächer: Politik und Wirtschaft, Geographie) arbeitet eine Gruppe von SchülerInnen an der Zusammenstellung eines Archivs über ehemalige jüdische Viktoriaschülerinnen; sie plant und baut eine Gedenkstätte auf dem Schulhof. Diese Gedenkstätte wird eingeweiht und die 1933-1937 ausgeschlossenen jüdischen Schülerinnen werden symbolisch wieder in die Schulgemeinde aufgenommen. Eine Gruppe von Oberstufenschülerinnen und einigen Lehrern beteiligt sich am europäischen Comenius-Schulprojekt zum Thema “A Study of the Environment”. Das Projekt Schulsozialarbeit an der Bettinaschule wird nicht mehr weiter finanziert, aber durch das ebenfalls vom IB betreute Nachmittagsschulprojekt (NaSchu) mit zahlreichen freiwilligen Angeboten ersetzt. Die Bettinaschule wird vom Hessischen Kultusministerium als eine „Schule mit musikalischem Schwerpunkt“ geführt. Nachdem im Schuljahr 1997/98 die Steuergruppe zur Entwicklung eines Schulprogramms ins Leben gerufen wurde, verabschiedet die Gesamtkonferenz das vielfältig beratene und diskutierte Schulprogramm der Bettinaschule. Die Bettinaschule, mit knapp 1000 Schülerinnen und Schülern, feiert ihr 150-jähriges Bestehen.

149

Für die grosszügige Unterstützung dieser Festschrift und der 150 Jahrfeier bedanken wir uns bei

BETTON Die Schulzeitung der Bettinaschule

151

Impressum

Verantwortlich Judith Ullrich-Borrmann Bettinaschule Feuerbachstr. 37-47 60325 Frankfurt am Main

Layout Dr. Rainer Boettge

Titelbild Wolfgang Sterker

Tel. 069 212 33028 Fax: 069 212 34975 www.bettinaschule-frankfurt.de

Redaktion Dr. Rainer Boettge Jörn Dörfel Dr. Jenny Gehrs Angelika Seidler Petra Wissner Gisela Wittekindt

Druck Luise Pollinger OHG Druck und Weiterverarbeitung Hausener Weg 112 60489 Frankfurt

152

View more...

Comments

Copyright © 2020 DOCSPIKE Inc.