Exkursionen, Vortragsreihen, Forschungssemestern und Symposien

March 22, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Exkursionen, Vortragsreihen, Forschungssemestern und Symposien

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Prof. Dr. Franz Xaver Baier

WAS WÄRE, WENN ... ? Experiment zu einer „Kultur der Teilhabe“ Forschungsbericht (Kurzbericht)

Prof. Johann Ebe

BAUEN IM REGENWALD Exkursion

Prof. Dunja Karcher

„THE SPONTANEOUS“ - „DIE SPONTANEN“ Modul 6.3 - 6.5 FWP

Prof. Maren Paulat

„UNDER THE FILTERED LIGHT…“ Forschungssemester

Prof. Tomáš Valena

STRUKTURALISMUS in Architektur & Städtebau RELOADED

DER STRUKTURALISTISCHE ANSATZ Internes Symposium

VORTRÄGE IN DER KARLSTRASSE

Prof. Jörg Weber

FROM THE LOOP TO THE BIG EASY Exkursion

CHINA TWO Exkursion

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Prof. Dr. Franz Xaver Baier Was wäre, wenn ... ? Experiment zu einer „Kultur der Teilhabe“ Forschungsbericht (Kurzbericht)

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„Wer mag, kann darin einen metaphernschwangeren Kommentar zum allzu respektvollen Umgang mit der Historie in der Münchner Architekturlandschaft sehen, oder auch einen Appell, das Gegenwärtige nicht länger in den Dienst der Vergangenheit zu stellen, sondern [ ...] endlich wieder nach vorne zu denken und souveräne Zeichen zu setzen.“ (Astrid Mayerle, Münchens traditionalistischer Umgang mit Architektur, Kunstzeitung 169, Sept. 2010. Die Autorin über die Installation einer 26 Tonnen schweren hängenden Granitkugel von Walter de Maria im „Türkentor“ München)

von Bürgern und Passanten reflektiert werden. Keywords hierzu sind: Neue Formen des Gestaltens, Bürgerbeteiligung, Basisdemokratie, intelligente Strukturen, lebendiger Stadtorganismus, Stadtleben, Kultur der Teilnahme, soziale Netzwerke, soziogeneratives Entwerfen, Systemik.

(1) PROJEKTBESCHREIBUNG Aus Anlaß der 5. Architekturwoche 2010 (Thema „Umbruch.Abbruch. Aufbruch“) startete ich ein Experiment, welches - über die Hochschule sowie die üblichen Fachdisziplinen hinaus - interessierten Menschen die Möglichkeit bieten sollte, an einem eventuell zukünftigen Gestaltungsprozess teilzunehmen.

(2) FORSCHUNGSANSATZ Ausgehend von meinen Untersuchungen zu einem lebendigen und existentiellen Raumverständnis, welches besagt, daß der Mensch von seinem Wesen her selbst räumlich und ausdehnungsfähig ist und daß er Lebensräume nur über diese Selbsterweiterung in Form von Identifikation, Selbstbestimmung und Selbstsetzung, aktiver Gestaltung - und eben Teilnahme, Einflußnahme auf das gesellschaftliche Geschehen gewinnt. Wie aktuell dieser Ansatz ist zeigt sich in weltpolitischen Umbrüchen in den arabischen Ländern zur Zeit ebenso wie in den Ereignissen um „Stuttgart 21“.

Die das Projekt bewegende Frage lautete ungefähr so: Was wäre, wenn Bürger etwas verändern dürften, was als unabänderlich gilt? Und da mir während meiner jahrelangen Streifzüge durch die Stadt immer wieder aufgefallen war wie tot die Feldherrnhalle meistens wirkt reifte der Impuls zu diesem Projekt.

Literatur hierzu: Franz Xaver Baier, Der Raum: zu einer Architektur des gelebten Raumes, Köln 2000 / Franz Xaver Baier, Lebensraum als Material der Kunst, in: Kunsträume Stadträume, Nürnberg 2008 / Claus Leggewie/Harald Welzer, Das Ende der Welt, wie wir sie kannten: Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie, Frankfurt/M. 2009

In Frage gestellt wurde also beispielhaft der Zustand der Feldherrnhalle am Odeonsplatz der Stadt München. Das Gebäude ist ein wichtiger Bestandteil der städtischen Geschichte und ein beliebter Ort touristischer Neugierde. Der Ort bietet ein gestalterisches Potential, das entfaltet werden kann und welches dem eher dunklen Ort der Geschichte mehr städtisches Leben und Lebendigkeit geben könnte. Durch das Projekt sollte zugleich - unter dem Motto einer zukünftigen „Kultur der Teilhabe“ - ein mögliches Modell für eine größere Anteilnahme an zukünftiger Stadtgestaltung erprobt werden. Das Projekt war vor allem an junge Menschen gerichtet, die ihre Zukunft noch vor sich haben und die oft das Gefühl haben, daß sie eher wenig Einfluss haben auf die gebaute Umgebung. Diese wollte ich ermutigen, daß sie mitgestalten können an der Stadt. Und es war auch an Menschen gerichtet, die sonst nichts mit Architektur zu tun haben. Über eine Internetplattform sollten in diesem Sinne Ideen, Vorschläge, Entwürfe, Meinungen etc. zur möglichen Zukunft dieses Ortes gesammelt und der Stadt München zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich sollte das Verhalten von Studierenden, von Institutionen, von Universität, Bayerischer Schlösserverwaltung, etc. und schließlich das

(3) KOOPERATIONSPARTNER Da ich auf Anordnung der Verwaltung meiner Hochschule zuerst einen Kooperationspartner suchen musste (später stellte sich heraus, dass dies bei Forschung doch nicht nötig sei) hatte ich bei den hiesigen BDA angefragt sowie bei der Bayerische Schlösserverwaltung. Vom BDA nahm ich an, daß sich das Projekt in den Architektursommer A5 2010 integrieren ließe - und weil ich ja bereits A1 und A2 mitgestaltete (unter anderem den Architekturklub initiierte) nahm ich auch an, dass man sich für das Projekt interessieren würde. Die Bayerische Schlösserverwaltung fragte ich, ob jemand bereit sei mit unseren Studenten einmal über die Feldherrnhalle zu sprechen.

(4) DURCHFÜHRUNG DES PROJEKTS Studierende unserer Fakultät wurden über mehrere Semester mit dem Thema beschäftigt. Sie mußten sich hierbei mit dem städtischen Ort, der Geschichte, dem Baukörper und seinen Symbolen sowie mit den Möglichkeiten einer Veränderung auseinander setzen. Die Ergebnisse wurden in Form von Ideen, Entwürfen und Modellen abgegeben.

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Unter www.feldherrnhalle.eu richteten wir eine Internetplattform ein, um die Ideen präsentieren zu können. Am 21.07.2010 veranstalteten wir einen Aktionstag vor der Feldherrnhalle und sprachen mit Passanten, Touristen sowie Geschäftsleuten umliegender Geschäfte.

(5) ERGEBNISSE Die Architekturstudenten / Es war offensichtlich, dass in den jungen angehenden Architekten ein Gestaltungswille da ist und eine Lust am Gestalten der Umwelt, auch eine souveräne Leichtigkeit, in welcher die Wirklichkeit hell und weit erscheint. Und auch das Spielerische, das man als Grundbedingung menschlichen Daseins annehmen kann, ist präsent (später werden die sogenannten Sachzwänge auftreten). So war es nicht verwunderlich, dass bei allem der Spieltrieb stärker war als der Hang, zu konservieren. Bürger und Passanten / Die meisten Menschen gingen davon aus, dass man an einem Gebäude wie der Feldherrnhalle nichts verändern darf,- daß das quasi verboten ist. Auf die direkte Frage „Finden Sie die Feldherrnhalle ist veränderungsbedürftig?“ lehnten viele Passanten zuerst einmal ab. Kam es aber zu einem Gespräch, zeigte man ihnen verschiedene gestalterische Möglichkeiten und evozierte man ihre eigene Gestaltungsfähigkeit, so bewegten sich plötzlich die Einstellungen und setzten eben doch Veränderungswünsche frei. Die Rolle der Stadtverwaltung / Auch eine universitäre Veranstaltung im öffentlichen Raum muß vorher langfristig angemeldet werden und wird nur mit vielen Auflagen genehmigt. Unter anderem wurde uns nicht erlaubt, den Passanten vor der Feldherrnhalle Trinkwasser auszuschenken und Würstchen zu grillen. Die Rolle der Bayerischen Schlösserverwaltung / Die Verwaltung der Feldherrnhalle konnte sich nicht zu einer Zusammenarbeit durchringen, da es sich ja ohnehin verbietet, an dem Denkmal etwas zu verändern. Selbst ein Gespräch mit den Studierenden war nicht möglich. Nach wochenlanger enervierender und ergebnisloser Kommunikation brach ich den Kontakt schließlich ab. Die Rolle des BDA / Besonders enttäuschend war die Rolle des BDA. Weder der BDA vor Ort, noch der Bundesverband waren in der Lage, eine Kooperation einzugehen, beziehungsweise Interesse zu bekunden. Es

war schließlich die Wissenschaftlerin und Publizistin Ursula Baus von German - Architects, die mich aus dem Frust erlöste und Interesse und Kooperation bestätigte. Die Veranstalter der 5. Architekturwoche lehnten zudem das Forschungsprojekt ab mit der Begründung, daß man sich diesmal nur mit der Peripherie der Stadt auseinandersetzen wollte. Die Begründung zeigt einmal mehr, welche alten Vorstellungen einer Stadt in den Köpfen der heutigen Architekten festsitzen. Sie interessieren sich überhaupt nicht für die gelebte Binnenarchitektur der Stadt. Sie verweigern sich ignorant der Einsicht, daß man die Stadt auch als runden lebendigen Organismus begreifen kann und nicht zwingend als flaches Brett für Planungen und Planspiele aller Art. Daß sich so gesehen so etwas wie Peripherie, Rand, Grenze natürlich auch inmitten eines Stadtkörpers bilden kann kommt ihnen nicht in den Sinn. Dabei spürt jedes Kind, dass wenn man „kalte Füße“ bekommt, das schon eine Form der Ausgrenzung ist, die Teile des Körpers als peripher erscheinen läßt. Der selbstformulierte Anspruch der A5 Macher, nämlich die Einladung zum Experiment war denn eher eine Farce und eine weitere Werbeveranstaltung.

FAZIT Man muss mittlerweile wieder zum zivilen Ungehorsam aufrufen. Das muss nicht unbedingt heißen, dass man gegen irgend etwas ist. Wie sich während der Durchführung des Projekts immer wieder zeigte: sobald Ängstlichkeit, Unterwürfigkeit, Autoritätsgläubigkeit und Starrheit sich in einem Dialog lösen und Lebendigkeit, Phantasie, Freiheit aufleben können, werden kreative Kräfte der Gestaltung frei, die weit über das Gegenwärtige hinaus gehen. Es ist erschreckend wie sich Architekten heute hauptsächlich in den Medien Plan und Modell bewegen und darin entwerfen. Das primäre, rundum sinnliche Medium des akuten Lebensraums, der lebendigen Situationen wird buchstäblich getötet und platt gemacht. Viele Menschen wollen mehr Teilnahme an der Gestaltung der Stadt sowie des gesamten Lebensraumes, wie das mittlerweile in vielen aktuellen Ereignissen zu sehen ist („Stuttgart21“ , Ägypten, Tunesien, Libyen, etc.). Überall geht es darum, den Despotismus abzuschaffen und in demokratische, lebendige und teilnehmende Lebenszusammenhänge zu verwandeln. Das Projekt wird fortgesetzt. www.feldherrnhalle.eu Anmerkung Der Titel „Kultur der Teilhabe“ stammt aus dem o.g. Buch von Leggewie/Welzer

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Entwurf : Simona Capaul

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Entwurf 1: Ferihan Goekce permanenter Zustand mit Cafe und Vorhängen (Auflockerung des Steinkomplexes)

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Entwurf 2: Ferihan Goekce …of a Speakers`Corner in the Feldherrnhalle

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Entwurf : Stephanie Halke

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Prof. Johann Ebe Bauen im Regenwald Master Projektstudio II

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Spätestens als in Shell die 16-köpfige Gruppe die kleinen Flugzeuge nach Sharamentsa bestieg, war klar: das wird besonders; es führt keine Straße - synonym für die Verbindung zur Welt, für freie Beweglichkeit, ja für Freiheit schlechthin – an den Ort des Geschehens. Eine Akademie soll entstehen: mitten im Urwald, für & zusammen mit den Bewohnern des 120-Seelen-Dorfes am Rio Pastaza, einem Zufluss des Amazonas. ANKUNFT Eine Landepiste 50m breit, 600m lang – in den Urwald gehauen, zu beiden Seiten Wohngebäude: der Flugplatz als Dorfplatz. Begrüßung, acto social –offizielles Willkommensritual mit Ansprachen & Darbietungen: die Indios stellen Begegnung dar – durch Tanz & Pantomime. AUFGABE Eine Akademie braucht Baulichkeiten! Warum eigentlich? Natürlich, es gibt Regen, es gibt eine stechende Sonne, es gibt Papier & empfindliche Geräte & Menschen von außerhalb des Urwaldes, Lehrende & Lernende, die mit den Bedingungen des Ortes nicht vertraut sind, die unterschiedlich damit zurecht kommen werden, die darauf angewiesen sind, aus einer geschützten Situation heraus zu agieren . . . es muss einen erkennbaren & nutzbaren Ort geben für das, was hier stattfinden soll. Ein paar Räume zum Lernen, Lehren, Arbeiten, sich pflegen & sich verpflegen, Schlafen, (für die Hygiene) . . . ORT Die Stelle ist schnell gefunden: ein wenig abseits vom Dorf – das Dorfleben soll schließlich nicht durch die wechselnde Anwesenheit von Fremden in einer Anzahl, die ein Viertel der Einwohner übersteigt, nicht beherrscht – nicht ver-fremdet - werden. Der breite, majestätisch vorbeifließende Pastaza, die Urwaldkulisse des gegenüberliegenden Ufers & in der Ferne die Anden mit schneegekrönten Vulkanen sind schnell als die Attraktionen des Ortes, die jedenfalls maßgeblich für Positionierung & Ausrichtung der Anlage werden sollten, ausgemacht.

ENTWURF Wie findet man Form? - die elementare Frage der Architektur- wie entzieht man sich im Willen zur Form der Beliebigkeit?, unterwirft sich nicht bedingungslos irgendwelchen Moden, deren Ursprünge im Dunkeln sind: deren wichtigste Qualität das Neu-sein ist. Wie entwirft man für einen Ort, an dem es eigentlich – wäre nicht der Regen - keine Häuser braucht & auch keine Kleider – dass die Indio bekleidet sind, geht auf die Missionare zurück, die der Meinung waren, die Menschen sollten nicht nackt bleiben – der Sündenfall soll schließlich nicht in Vergessenheit geraten. Wie destilliert man aus einer Aufgabenstellung in Verbindung mit dem Ort & den übrigen Bedingungen, Kriterien für die Form eines Gebäudes, das da auch wirklich „hingehört“? Ein paar Antworten kommen wie von selbst: die Ausrichtung zu den Besonderheiten, Schönheiten & Attraktionen steht schon fest: die Indio zeigen auch gleich die beste Stelle . . . Die Notwendigkeit, jeden Windhauch – im Urwald ist Wind nicht häufig & selten stark – einzufangen & nutzbar zu machen, zum Trocknen von Menschen & Kleidern, zur Kühlung, spricht auch dafür, die Flussseite, den Westen, als Seite der Öffnung & Orientierung zu nutzen. AKADEMIE Das Bauprogramm legt eine Aufgliederung der Baumasse in einzelne Baukörper nahe, der häufige Regen bringt schnell den Gedanken des alles überspannenden Schutzdaches, unter dem die verschiedenen, auseinanderliegenden Bereiche trockenen (& sauberen) Fußes erreicht werden können, ins Spiel. Für die große Spannweite käme ein dünnes Flächentragwerk aus Bambusstangen mit Foliendeckung in Frage – die Folie könnte Solarzellen eingeschweisst haben, damit wären die Gebäude autark! Der Gedanke hat Kraft! Die sichtbare Erscheinung dessen, was wir entwerfen, soll einprägsam sein - man möchte sehen: ein beispielhaftes,ein in die Zukunft weisendes Projekt, eindeutig von heute, unter Respektierung & Beibehaltung der Ursprünge zustande gekommen & dessen sichtbare Form angemessene Zeichenhaftigkeit besitzt & so positive Aufmerksamkeit auf sich & damit die Sache lenken kann.

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UNTERKÜNFTE Die Unterkünfte sollen – als Nachtbereich- aus dem Tagesgeschehen gerückt sein – um gegenseitige Störungen gering zu halten. Für viele der Benutzer & Besucher sind Klima & Situation fernab der Zivilisation ungewohnt, wohl auch bedrängend, belastend & einschränkend; deshalb soll es Rückzugsmöglichkeiten geben, & große, zusammenführende, gemeinsam genutzte Terrassen vor den kleinen Schlaf„Kojen“ stellen die Gemeinschaft wieder her – auch wieder mit Bezug zum Fluss & den Bergen. Die Ausrichtung nach Westen – in den Wind hinein – ein „low-tech“ Luftleitsystem, aus simplen, schräg gestellten Segeln, könnte jeden Windhauch in die Räume führen. NEUES BAUEN & TRADITION Die traditionelle Bauform der Aschuar – so heisst der Indio-Stamm- ist das Wohnhaus mit dem sehr steilen Schutzdach, einem einfachen Dachstuhl mit Bambusschilfdeckung (das alle 10 Jahre erneuert werden muss – die Indios sagen, dass man durch diese immer wiederkehrende Arbeit Gelegenheit hat, „Sünden abzubüßen“ & haben sich schon deshalb nie auf die Suche nach haltbareren Materialien gemacht. Erst die Missionare & die Leute von außen brachten das praktische aber verachtete Wellblech als Deckung mit). Das Dach erhebt sich auf einer Holz- bzw. Bambus-Stüzkonstruktion - vom Boden abgehoben: nur in Ausnahmefällen gibt es Außenwände, kaum innere Trennwände . . . Viel mehr ist es nicht: Indios sind sesshaft gewordene Nomaden, die aufgrund ihrer Lebensweise, in Verbindung mit dem Klima, eine Baukultur in unserem Sinne, die geprägt ist von Beständigkeit & Ausdifferenzierung für verschiedene Aufgaben, nicht entwickeln brauchten. Aus den vorhandenen Ansätzen, die bauliche Form der Bauaufgabe „Akademie“ ableiten zu wollen, schien – aufgrund der veränderten Anforderungen an die Funktionalität & eines anderen Verständnisses von Klimaschutz & von Privatheit -nicht angemessen. was tun? ZUSAMMENARBEITEN Die Indio reden mit, arbeiten mit, beim Modellbau, beim Bau eines Probestücks Lehmwand, sie bilden sich eine Meinung, nehmen Stellung, fragen nach: es ist klar, dass hier etwas entsteht, das ihr zukünftiges Leben beeinflussen, wenn nicht sogar bestimmen wird. Neugier, Zustimmung,Ernsthaftigkeit, auch Anspannung & Bedenken. Die Zusammenarbeit mit den Kommilitonen & den Lehrenden der anderen Fakultäten -Vermesser & Kartographen,Tourismus-Studenten ist nicht Konstrukt, die Abhängigkeiten sind vielmehr greifbar: Abstän-

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de, Höhenlagen, Hangkanten, Positionen von Bäumen & wichtigen, den architektonischen Entwurf beeinflussenden Merkmalen, liegen nicht einfach vor, sondern müssen erarbeitet werden – & das beginnt beim Freischlagen von Messschneisen oder Ausschneiden des Blätterdaches, um Kontakt zum Satelliten für die GPS-Messung zu bekommen. Alle wollen aber auch „fachfremd“ eingesetzt werden & helfen: beim Vermessen, beim Modellbau, beim Bau einer Wand. Alle können etwas beitragen & nicht nur im Rahmen ihrer fachlichen Kompetenz, sondern auch als Personen mit eigenen Gedanken & handwerklichen oder sozialen Fähigkeiten – die Persönlichkeit des Einzelnen als Ganzes ist angesprochen & wird auch eingesetzt! Fachidiotie & Spezialistentum, nicht rechts oder links schauen, haben keinen Platz VONEINANDER & MITEINANDER LERNEN Was geschieht, wenn die Verfügbarkeit von Materialien & von Handwerkern, die das von uns Architekten Geplante umsetzen können, nicht als selbstverständlich angenommen werden kann? Wenn also wesentliche, im europäischen Normalfall nicht weiter hinterfragte Voraussetzungen unseres Tuns fehlen? Auch der ökologische Aspekt - zu Hause manchmal Attitüde-, steht auf dem Prüfstand: auch der Transportaspekt gewinnt plötzlich eine viel konkretere Bedeutung, als bisher – auch bemerkenswert im Zeitalter des „just-in-time“. Da ist auf einmal gesunder Menschenverstand & kein Geheimwissen erforderlich: die Verwendung von Bambus, vor Ort vorhanden, aktuell allerdings nicht sehr intensiv in Benutzung & schnellwüchsig; man braucht keinen Regenwald zu fällen; Lehm: ebenfalls vorhanden, ebenfalls nicht sehr häufig im Einsatz: die Verarbeitungstechniken & Grundsätze sind nicht bekannt. Also: Beschränkung auf diejenigen Materialien, deren Gewinnung ökologisch richtig erfolgen kann, möglichst weit heruntergefahrener Einsatz von Materialien, die für viel Geld eingeflogen werden müssen. & bezogen auf die Verarbeitung: sämtliche Techniken müssen von zwar geschickten, aber ungelernten Laien ausgeführt werden können - keine Spezialkenntnisse & keine Spezialwerkzeuge, keine Materialien, die großen Energieeinsatz erfordern: eine besondere Herausforderung für den konstruierenden Architekten! Jedes gebrannte Material verschlingt Energie, auch Holz - im Regenwald geschlagen- verträgt sich nicht mit dem Gedanken des ökologisch richtigen eingesetzten Energieeinsatzes . . . Besonders für die Studenten, die sich schon auf der „alles-ist-moeglich –Spur“ befunden haben, eine verblüffende Erkenntnis.

KONSEQUENZEN Mit Menschen, die bis auf Ausnahmen leben, wie vor 10.000 Jahren umzugehen – für sie tätig zu sein! Eine Erfahrung, die man nicht alle Tage macht! Und die zum Nachdenken zwingt. Das allgegenwärtige, weltweit alles egalisierende, in Greifnähe rückende, Begierden weckende, die eigenen Instinkte einschläfernde & durch konfektionierte-kollektive Instinkte ersetzende Fernsehen hat hier noch keinen Eingang gefunden! In der Berührung mit Menschen, die mit einem ganz anderen Wertesystem leben, mit Menschen, die zwar nichts haben, die man aber nicht als arm bezeichnen kann, lernen wir beiläufig unser eigenes System besser kennen. Aber, & das ist für uns - Studenten wie Lehrer -wunderschön: es gibt viel Dank von den Indios!! – immer wieder ausgedrückt mit unterschiedlichsten Mitteln: Worten, Gesten, Geschenken . . . dafür, dass wir uns mit ihnen zusammen auf die Suche nach einer für sie lebbaren Zukunft machen. Eine Erfahrung, die man suchen muss & so selten bekommt! UNSER BEITRAG? Unser Beitrag kann sein, den Indios zu helfen, mit dem, was sich auf sie, wie eine gewaltige, unaufhaltsame Maschine, zubewegt, umzugehen, sich den schlimmsten Auswirkungen dessen, was wir unsere Zivilisation nennen, entgegenzustemmen, ihr Leben in ihrer eigenen Geschwindigkeit weiterzuentwickeln – eben: nicht unterzugehen! Ein hoher Anspruch, gemessen an dem Maß an Bedrohung mit dem sie konfrontiert sind & an Gleichgültigkeit, mit der sie „geopfert“ werden sollen. Wir können an der Stelle, an der wir stehen als Architekten (& Architekturstudenten) in Europa nicht den Übergang von ihren archaischen Gesellschaften in die Moderne aufhalten – der hat längst begonnen - aber ihn erleichtern & mithelfen, die schlimmsten Übel zu vermeiden, das können wir versuchen! Passport-Text Sharamentza _ Johann Ebe

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Prof. Dunja Karcher „The Spontaneous“ - „Die Spontanen“ Modul 6.3 - 6.5 FWP

Carrières Centrales mit Cite Verticale, Masterplan 1950

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Cite Verticale, Wohnscheibe 1953

Cite Verticale, Wohnscheibe heute (informell überformt, überbaut, verfüllt, verdichtet)

Principaux-Bidonvilles, Mike Davis, “Planet of Slums”

„The Spontaneous“ - „Die Spontanen“ “Slums are characterized by their informality. While the urban poor service the formal sector, elite groups, and the city in general, they remain out of the city’s general preview and protection. All innovations by the poor to improve their living standards are considered unacceptable and run the risk of confiscation, eviction and demolition. To add to this, even well-meaning policies enacted after a great deal of social mobilization have been unable to bring substantial benefits to the urban poor.” SPARC Mumbai 2008 Zentrales Thema der Lehrveranstaltung war der Prozess zunehmender Urbanisierung vor allem in den sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Dynamik dieser Prozesse steht im offensichtlichen Gegensatz zu dem Anspruch, Stadtentwicklung über Projektsteuerung und Planung im herkömmlich besetzten Sinn zu beeinflussen. Das Stadtwachstum hält unvermindert an, urbane Entwicklungen finden statt, geplant oder ungeplant. Die Rasanz des Globalisierungsphänomens und dessen Konsequenzen verstärkt zwar die Polarisierung zwischen gesteuerten und nicht gesteuerten Prozessen, schafft aber gleichzeitig auch Veränderungspotenziale. Der Wandel von einer ländlichen zu einer urbanen Gesellschaft, Aspekte der (Binnen-) Migration, die Entstehung eines informellen Sektors und die daraus resultierenden städtebaulichen Konsequenzen bis hin zur Bildung von Megacitys standen zur Diskussion. Welche Handlungsfelder leiten sich daraus für städtebauliche Planungen ab? Nach welchen Kriterien lassen sich informelle Stadtstrukturen ablesen? In welchem symbiotischen Verhältnis stehen formelle und informelle Stadtstrukturen zueinander ? Sind planerische Lösungen tatsächlich ein Ansatz? Welche alternativen Steuerungsmechanismen sind möglich?

Im Laufe einer Gegenüberstellung von regionalen Schwerpunkten der informellen Siedlungen und Armenviertel, El Ashwaiat in Kairo, Favela Rocinha in Rio de Janeiro, Squatter Campus in Manila und Dharavi in Mumbai, wurden die lokalen Besonderheiten und die allen gemeinsamen universellen Strukturen analysiert und dokumentiert. Die TeilnehmerInnen des Seminars wurden mit den konkreten Lebensbedingungen in den urbanen Agglomerationen dieser Standtorte konfrontiert, desweiteren standen aktuelle und punktuelle Lösungsansätze zur Diskussion. Die Ergebnisse der Arbeiten wurden in der Broschüre „The Spontaneous“ - „Die Spontanen“ zusammengetragen und dienen als Grundlage für unsere weitere Forschungsarbeit. Dieser Diskussionsprozess soll in den kommenden Semestern im Rahmen von Feldforschung vertieft werden. Themen und Seminarteilnehmer: Kevin Lynch, Mike Davis: Simon Schöffmann, Tobias Waider, Stephan Zirngibl Ägypten/Kairo: Fabian Frank, Dorothea Gress, Patrick Lorenz, Nicolas Neumann Indonesien/Manila: Deborah Ciesielski, Ruth Elhardt, Franziska Ranner, Boum- Soo Ye, Ferdinand Zeune Indien/Mumbai: Gabriel Antweiler, Marco Lindner Brasilien/Rio de Janeiro: Alexander Braun, Vivian Koukas, Vedrana Marazovic, Beatrice Weiss, Nora Wittmann

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Informelle Siedlung, El Barageel, Kairo, Luftbild 2008 informelle Zeilenbebauung entstandene Stuktur auf Grundlage der alten Entwässerungskanäle

Die internationalen Architekturzeitschriften der 50er Jahre sind voll von Architekturprojekten in Nordafrika. Überschriften wie „Habitat Urbaine“ oder „Le Maroque Moderne“ leiten Bildstrecken mit großflächigen Teppichsiedlungen und abstrakten weißen Baukörpern in weiter Landschaft ein. Dazu liest man ausführliche Beschreibungen geplanter Siedlungsstrukturen und infrastruktureller Vorhaben und findet endlos fotografische Beispiele des modernen Wohnungsbaus im Maghreb, Nordwest Afrika. Unter dem französischen Protektorat der 50er Jahre wuchs auch die Hafenstadt Casablanca, vor allem wegen des Exports von Phosphaten. Die Arbeitsuchenden, deren Zahl rasch zunahm, lebten in Hüttensiedlungen, den so genannten Bidonvilles. Aus Europa kamen Architekten, um ihre Ideen vom Massenwohnungsbau umzusetzen. Nordafrika wurde so zum Labor für europäische Modernisierungsvisionen, was Monique Eleb und Jean-Louis Cohn in ihrem 2003 erschienenen Buch, „Casablanca, Colonial Myths and Architectural Ventures“, eindrucksvoll dargestellt haben. Die „Cité Vertical“, die Georges Candilis und Shadrach Woods innerhalb einer der neuen Siedlungen planten, ist das wohl bekannteste Beispiel aus dieser Zeit. Candilis und Woods hatten die Bautradition und die Lebensweisen der Menschen in den Bidonvilles studiert und den verbreiteten Hofhaustypus in drei mehrgeschossige Gebäude übertragen. Bis heute werden diese Stadtviertel ohne Baugenehmigung informell drastisch verdichtet und umgebaut. Die Problematik ist die gleiche wie die der alten Medina (arab. Stadt) der 30er bis 50er Jahre: Überbevölkerung, nicht reglementiertes Bauen und mangelnde Infrastruktur.

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Das weltweit auftretende Phänomen der informellen Siedlungen spiegelt eine Reihe von Rahmenbedingungen wider, welche insgesamt typisch für die Situation in den Entwicklungsländern ist. Daran ist eine globale Uniformität des physischen Erscheinungsbilds festzustellen. Der informelle Wohntypus muss produktive Aktivitäten ebenso aufnehmen wie das Wachstum der Familien. Das Haus muss daher aufstockungs- und ausbaufähig sein, also offen für zukünftige Investitionen in prosperierenden Zeiten. So unterscheiden sich die Baukörper meist je nach wirtschaftlicher Situation des Besitzers und der Phase des (Aus-) Bauprozesses. Das Spektrum reicht von mehrgeschossigen Bauwerken bis hin zu schiefen Wellblechhütten. Herausragendes Merkmal informeller Bautypen ist die Flexibilität, mit der auf ökonomische und soziale Veränderungen reagiert werden kann. Die Errichtung und der Unterhalt von Gebäuden in informellen Siedlungen erfolgt äußerst Ressourcen sparend. Allerdings ist die Wohnraumqualität meist mangelhaft. Heute lebt etwa die Hälfte der Weltbevölkerung, deren Maximum mit 10 Milliarden Menschen nach 2030 erwartet wird, in Städten. Die Landbevölkerung beträgt damit auch etwa 3,2 Milliarden Menschen, doch wird diese nicht mehr weiter wachsen, sondern eher etwas schrumpfen. Das bedeutet, das Wachstum wird nur in Städten stattfinden und vor allem zu 95 % in Entwicklungsländern. Folge dieser Entwicklung sind Mega- und Hypercities. So werden beispielsweise für Mumbai bis 2025 33 Mio. Einwohner prognostiziert, wobei so hohe Bevölkerungszahlen schnell die Frage aufwerfen, ob eine so gigantische Konzentration von Armut gesundheitlich und ökologisch tragbar ist. Etwa Dreiviertel dieses städtischen Wachstums wird jedoch in zweitrangigen Städten, welche nicht die Größe einer Megacity haben, aufgenommen werden müssen. Besonders bei diesen Städten zeigt sich der amerikanische Soziologe und Historiker, Mike Davis, beunruhigt, da hier wenig oder gar keine Planung vorhanden seien. (Mike Davis, “Planet of Slums”)

El Barageel, Kairo 2008 informelle Zeilenbebauung entlang der alten Entwässerungskanäle, ehemaliges Landwirtschaftsgebiet

El Barageel, STB Skelett und Ziegelfüllung

Stadtviertel ohne Baugenehmigung drastisch verdichtet und umgebaut. Informell; überformt, überbaut, verfüllt, verdichtet.... Informelle Baustruktur/ Region unabhäng

Wohnsiedlung Sisdi Othman 1952

Sisdi Othman 2003

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Prof. Dunja Karcher Projekt: Nachhaltiges Bauen in den Vereinigten Arabischen Emiraten Gastarbeitersiedlung Exkursion FWP Modul 5.4/ Diplom WS 2008

Wohnsiedlung Sisdi Othman 1952 Dubai Sheikh Zayed Palace Museum, Creek, Souk Deira, Emirates Mall, Burj al Arab, The Palm Jumeirah, Hotel Atlantis, Dubai Marina, Al Jumeirah, Wohngebiet Persischer Siedler, Business Bay, Burj Dubai Visotors Centre, Dubai Sports City Cricket Stadium, Wafi center, Messe „Cityscape“, Transamerica Expo Center, Dubai international Exhibition Center, Präsentation bei Nakheel und MasdarCity, Sharjah, Al Hisn Fort tour, Sharjah Museum, “Heritage village”, American University of Sharjah, Arbeitersiedlung Sharjah, Arbeitercamp 2, Meridian camp Al Ain ,

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Dubai, Abu Dhabi und Las Vegas sind als künstliche Oasen und inszenierte Städte mittlerweile einem weltweiten Publikum bekannt. Als Touristendestinationen ersten Ranges vereinen diese Metropolen unzählige Attraktionen der Superlative. Das Seminar zeichnete die Entwicklungsgeschichte des jungen „Boomtowns“ in den VAE nach und analysierte die Hintergründe für den wirtschaftlichen Erfolg. Darüber hinaus wurden aber auch ökologische Folgen, eine nachhaltige Stadtentwicklung und gesellschaftliche Schattenseiten des Wachstums in diesen Städten thematisiert. Aufbauend auf Seminare und Entwürfe der vorangegangenen zwei Semester, „Gastarbeiterwohnungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten“, wobei auch ausgewählte Arbeiten konstruktiv vertieft wurden, wurden vor Ort gemeinsam mit Studenten der Abu Dhabi University in Al Ain und der American University in Sharjah die erarbeiteten Projekte diskutiert und vertieft.

In diesem Projekt sollte ein neues Gastarbeiterviertel mit 150 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe, flexibel und modular erweiterbar, konzipiert und geplant werden. Hierbei standen Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und nicht zuletzt humane Lebensbedingungen für die Gastarbeiter im Vordergrund. Die technischen Grundlagen, insbesondere der Einsatz örtlicher Baumaterialien, passiver Belüftungs- und Kühlsysteme sowie die städtebaulichen Ansätze einer solaren, klimagerechten Architektur, wurden bereits seit dem Sommersemester 2007 im Rahmen eines AWP-Fachs erarbeitet. Die Arbeit an diesem Projekt sollte das planerische, technische und soziologische Potential der Hochschule München in interdisziplinären Studententeams gemeinsam mit Hochschulen vor Ort zusammenführen. Die gewonnenen Erkenntnisse der 10-tägigen Exkursion, die im Wintersemester 2008 stattfand, wurden in einer Broschüre zusammengefasst, wobei spezifische Themen an konkreten Orten überprüft, ergänzt und als Bestandsaufnahme dokumentiert wurden.

Museum Palest, Oase Al Ain, Al Jahili Fort, Al Ain National Museum, Ziegenmarkt, Jebel Hafeet und Blick über Al Ain, Präsentation an der Al Ain Universität of Abu Dahbi, Sheikh Zayed Grand Mosque, ALDAR Properties, Präsentation der Al Raha Beach Development site, neues staatliches Wohngebiet für Einheimische; Al Raha Gardens, Emirates Palace, Saadiyat Island Cultural, Zaha Hadids, Tadao Ando, Jean Nouvel Ausstellung, Marina mall, Lulu islands. Luftbild Abudabi Vereinigte Arabische Emirate 2008

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Prof. Maren Paulat Forschungssemester SS2010 / ws2010 /11 „under the filtered light…“

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under the filtered light... zeigt die Konstruktion des Weiblichen in unterschiedlichen räumlichen Konstellationen, Brechungen und erotischen Besetzungen. Die Protagonistinnen werden in ein doppeltes System von Mode - und Architekturnormierungen eingepasst, das sie vereinnahmt und überwältigt. Die Skulpturen erinnern an Lebewesen, die mit transparenter, glänzend dichter Haut futuristischer Raumvisionen überschwemmt sind. Aus den Hüllen, Abschirmungen und Rüstungen der Architektur treten ‚Wesen’ in metamorphotischer Verwandlung hervor. Sirenes and Sreens, charming creatures and geometric galaxies, multimood spaces.... Der Werkkomplex „under the filtered light“ beinhaltet eine Reihe von Skulpturen, Prints, Projektionen und Filmen, die über die Thematiken von Oberfläche, Bild und Ornament auf Kleidern die architekturimmanenten Vorstellungen von Hülle, Körper, Subjekt, Raum und Ort neu entwerfen. In meinem Film „ Hof der Favoritinnen“, der auf der Dachterrasse von Manzara Istanbul vor historischer Kulisse in einem Tableau Vivant einer Protagonistin Netzorientalismen auf den Körper projiziert, wird die Kleiderhülle dekonstruiert und in architektonische, städtische, historische und mediale Kontexte gestellt. So entsteht ein verdichteter Raum, in dem sich Raumkaskaden, Körperbilder und Zeiträume zu poetischen und konzeptuellen Verdichtungen transformieren. Aus dem Verhältnis des Subjekts zum Raum werden Räume vermessen, umformuliert und performativ neu besetzt. Bezug nehmend auf die projektiven Möglichkeiten des Modells, des Films, der Skulptur, von Fotografien und Animationen bis zu multimedialen Installationen reflektiert dieser Werkkomplex Themen der kulturellen Verortung und spezifische soziale und politische Fragestellungen. Es entstehen Konstellationen aus atmosphärischen Räumen, zeitlichen Dynamisierungen und der Pluralität

und Gleichzeitigkeit von Bildschichtungen, die sich in einem ständigen Fluss ineinander schieben... Seit 2010 arbeite ich an einer Website, die die neu entstandenen Skulpturen, Prints und Filme zeigt. In der Lehre manifestieren sich meine Positionen in intermedialen Kooperationen mit architektonischen Entwurfsseminaren, künstlerischen Entwurfsprozessen und konzeptuellen und theoretischen Statements. Das intermediale Pilotprojekt „Looking at wires“#1 Raummodelle, „Looking at wires“#2 Zeichnungen 2010/11 mit David Curdija, Heiner Pflugfelder und Gerwin Eipper und das A5 Projekt im Sommer 2010 stehen beispielhaft für meine Forschungsaktivitäten und Arbeitsweisen mit Studenten, in dem z. B. stadttheoretische Untersuchungen und künstlerische Prozesse zu modellhaften Skulpturen führten, die städtische Randzonen mit netzkompatiblen Videobuden ausstattete und von den Bewohnern der Vorstädte als Fenster, Notizbuch, Dialog, Kontaktbörse und Spiegel angenommen wurde. Für die Studenten war es ein experimenteller forschender Prozess, in dem die stadttheoretischen und soziologischen Kontexte als tatsächliche Erfahrung wichtig wurden, außerdem die Entwicklungen und Konzeptionsprozesse architektonisch /künstlerischer Formbildungen. Zusammen mit dem Medienlabor gab ich einen Katalog heraus, der die Architekturfotografie als Raumforschung begreift, in der die suburban landscapes mit netzorientierten Interventionen im öffentlichen Raum thematisiert wurden. Das von mir initiierte Medien und Raumlabor versteht sich in diesem Kontext als gestalterisch architektonische Schnittstelle und setzt den Fokus auf zukunftsweisende Themen und Formungsprozesse, mediale Strategien, ästhetische Analysen, Netzkultur und kritisches Design.

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Prof. Tomáš Valena STRUKTURALISMUS in Architektur & Städtebau RELOADED

Zwischen dem 19. und 21. November 2009 wurde von der Fakultät für Architektur ein dreitägiges internationales Symposium über die seit den 90er Jahren wieder aufgelebten strukturalistischen Tendenzen in Architektur und Städtebau veranstaltet. Initiiert und geleitet von Prof. Dr. Tomáš Valena, konnten als Mitveranstalter namhafte Partner gewonnen werden: die Architekturzeitschrift ARCH +, das Institut GTA und die Professur CAAD von der ETH Zürich sowie die TU Delft. Der ursprünglich in der Linguistik entwickelte strukturalistische Ansatz wurde seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts als wissenschaftliche Methode in die Anthropologie und andere Humanwissenschaften eingeführt. Die für den Strukturalismus wesentliche Doppelkategorie von Primär- und Sekundärstruktur (langue und parole), in der die Einzelelemente durch das Regelwerk einer Tiefenstruktur zueinander in Beziehung gesetzt werden, avancierte in den 60er und 70er Jahren auch zu einer Leitideologie in Architektur und Städtebau. Ursprünglich in Holland und im Umkreis der Architektengruppe Team 10 entwickelt, verbreitete sich der Strukturalismus rasch weltweit. Nahezu alle utopischen Bewegungen der 60er Jahre können dieser Geisteshaltung zugeordnet werden und viele Forschungsprojekte und theoretische Ansätze jener Zeit lassen sich im Rückblick als strukturalistisch bezeichnen. War der Strukturalismus in der Architektur zunächst mit dem Anspruch angetreten, humanere Umweltstrukturen für die Massengesellschaft zu entwickeln, so konnte er sich letztlich selber nie vom Makel der Serialität und der Monotonie befreien. Die gebauten Beispiele wurden oft als inhuman empfunden, sie sind im konkreten Gebrauch vielfach gescheitert. Der Mangel an Individualität und der Determinismus der Primärstruktur haben dem architektonischen Strukturalismus den Vorwurf des Antihumanismus eingebracht. Ende der 70er Jahre hatte er seine Attraktivität als Leitideologie in der Architektur eingebüßt. Seit den frühen 90er Jahren sind wir wieder Zeugen eines Wiederauflebens strukturalistischer Tendenzen in der Architektur geworden. Parallel dazu ist auch das Interesse an den utopischen Aspekten der strukturalistischen Strömungen der 60er Jahre gestiegen. Stieß der Strukturalismus in den 70er Jahren an damals unüberwindbare Komplexitätsgrenzen, so spricht heute vieles dafür, dass das Wiederaufgreifen des offensichtlich unvollendeten Projekts ursächlich mit der Informationstechnologie zusammenhängt, durch die sich neue Möglichkeiten des Umgangs mit Komplexität eröffnen. Man spricht vom Neo-Strukturalismus digitaler Prägung. Dieser unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von seinem Vorläufer aus den 60er Jahren. Die neuen, rechnergestützten Werkzeuge führen logischerweise zu neuen Denkansätzen und anderen Ergebnissen. Wir beobachten eine enorme Steigerung der Komplexität

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bei den Regelwerken: weg von schlichten Rastern hin zu komplizierten Strukturen, wobei das algorithmische Entwerfen den Horizont des alten Strukturalismus bei weitem übersteigt. Es stellt sich die Frage, ob Primär- und Sekundärstrukturen heute nicht so aufgefasst werden müssen, dass sie in komplexen Wechselwirkungen miteinander stehen, die durch Algorithmen beschrieben werden können. Durch diese Weiterentwicklung und die neue Aktualität der regelbasierten Entwurfsmethoden in der Architektur (s. z.B. ARCH+ 189) behauptet sich heute das im Strukturalismus manifestierte strukturale Denken als eine der produktivsten und umfassendsten Herangehensweisen bei der Organisation und der Gestaltung der gebauten Umwelt und liefert gleichzeitig den system- und metatheoretischen Hintergrund für all die an der Raumproduktion beteiligten Einzeldisziplinen. Diese und ähnliche Fragen und Positionen wurden im Symposium nach dem Einführungsvortrag von Prof. Dr. Tomáš Valena innerhalb von fünf Sektionen erörtert: Donnerstag 19.11.09 Strukturalismus und Architektur Prof. Dr. Herman van Bergeijk Driving Forces behind Dutch Structuralism Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg Forum 1962: Wachstumsstrukturen und Geschichtsmaschinen Prof. Dr. Tom Avermaete From Deep Structure to Spatial Practice: Team 10, Structuralist Attitudes and the Influence of Anthropology Dr. Michael Hecker Structurel / Structural. Prinzipien und Merkmale der “strukturalistischen” Strömung kybernetischer Prägung in Westdeutschland Prof. Dr. Andri Gerber (neo-)Structuralism and (neo-)Marxism? Keynote: Prof. Dr. Georges Teyssot (Québec) The Ethnographic Paradigm, Revisited Runder Tisch mit den Referenten der Sektion und dem Ehrengast Arnulf Lüchinger (Den Haag). Moderation: Bernhard Langer (ETH Zürich) Freitag 20.11.09

Der heroische Strukturalismus Keynote: Prof. Dr. Koos Bosma (VU Amsterdam) Structuralism in Architecture: Patterns for a Civil Society or the Charms of Seriality and Deviation? Inderbir Singh Riar Habitat 67 or Structuralism Redux Dr. Asseel Al-Ragam Explorations in Mat-Building: Kuweit Urban Critique Anne Kockelkorn Verstädterung von Architektur: Freie Universität Berlin 1963-1979 Cornelia Regine Escher Der Mega-Strukturalismus der Groupe d‘étude d‘architecture mobile Markus Stempl Der strukturalistische Ansatz und die Raumstadt Schwebende Städte für eine globalisierte Gesellschaft 1958-1974 Andrej Hrausky Structuralism in Slovenia Dr. Ersi Ioannidou Structuralism and Metabolism Bernhard Langer Denken in Strukturen: Ekistics und der Objektivitätsanspruch in der Architektur Runder Tisch mit den Referenten der Sektion und dem Ehrengast Prof. Doris Thut (HM München). Moderation: Dirk van den Heuvel (TU Delft) Öffentliche Vorträge Prof. Dr. Herman Hertzberger (Amsterdam) Open Systems Prof. Winy Maas (MVRDV Rotterdam) Pixelpower Prof. Dr. Jörg Gleiter (FU Bozen) struktural, material, digital. Zum strukturalistischen Denken in der Architektur Runder Tisch mit den drei Referenten. Moderation: Nikolaus Kuhnert (ARCH +) Samstag 21.11.09

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v. li. Prof. Winy Maas und Prof. Dr. Herman Hertzberger Neo–Strukturalismus digitaler Prägung Keynote: Fabian Scheurer (Zürich) Algorithmic Design - Werkzeug oder Weltbild? Prof. Dr. Reinhard König Generative Planungsmethoden aus strukturalistischer Perspektive Prof. Uwe Brederlau Parametrische Entwurfsprozesse im Städtebau Thomas Wortmann Strukturalismus Recoded Heike Matcha Massenvielfalt: Individualität durch parametrische Typologien Steffen Lemmerzahl / Benjamin Dillenburger Architektur-Automat - Häuser als gebaute Kosten-Nutzen Analyse Oder: der blinde Architekt Niels Nötzel / Rüdiger Karzel Evolutionary Structuralism Dr. Michael Dürfeld Ornamentaler Strukturalismus Vom Rhythmus zur Evolution als Zukunft des Strukturalismus Prof. Bernd Kniess / Prof. Christopher Dell Struktur, Diagram, reverse functionalism Überlegungen zu einer Universität der Nachbarschaften Walter Stelzhammer „Himmel über Fünfhaus“ Strukturalismus und Teppichbebauungen aus heutiger Sicht Peter Haimerl Dynamisches Planen Runder Tisch mit den Referenten der Sektion. Moderation: Dr. des. Georg Vrachliotis (ETH Zürich) Strukturalismus – kritischer Ausblick Dr. Stefan Hajek Strukturalismus Reloaded Der Versuch eines Ausblicks auf das Scheitern Gernot Weckherlin Lehren aus Missverständnissen: Die kreative Adaption neuer Wissensfelder beim Entwerfen. trukturalismus und Entwurfsmethoden heute Dr. Toni Kotnik Algorithmic design: Strukturalismus reloaded? Plenum mit den Referenten des Symposiums. Moderation: Nikolaus Kuhnert (ARCH +) Die Großveranstaltung mit mehr als 40 Referenten und nahezu 300

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Teilnehmern war ein Erfolg, allein schon deswegen, weil es gelungen ist, sehr unterschiedliche Fachgruppen zu einem Gedankenaustausch über die geistesgeschichtlichen Grundlagen eines regelbasierten Entwerfens zusammenzuführen. Als Gesprächsteilnehmer haben Architekturhistoriker, Theoretiker des Digitalen Entwerfens, Programmierer und praktizierende Architekten zusammengefunden. Weit davon entfernt eine gemeinsame Sprache oder gar eine verbindliche Definition des Strukturalismus bzw. des strukturalen Denkens in der Architektur gefunden zu haben, eröffnete doch der Dialog fachübergreifende kreative Räume und neue Horizonte. Das Symposium hatte offenbar den Nerv des aktuellen architekturtheoretischen Diskurses getroffen und wirkte Impuls gebend für weitere Veranstaltungen. Das NAI in Rotterdam bereitet nun eine Ausstellung über den Strukturalismus vor und Anfang Juni 2010 fanden zwei weitere Symposien zu ähnlichen Themen statt: Die Konferenz „Digital Material Struktural. Ornament Today“ in Bozen und das internationale Symposium „Strukturelles Denken in der Architektur“ in Kaiserslautern. Die erweiterten Ergebnisse des Münchner Symposiums werden für eine Publikation aufgearbeitet und Ende des Jahres 2010 veröffentlicht.

Prof. Tomáš Valena 28.1.2010 Internes Symposium DER STRUKTURALISTISCHE ANSATZ In Anlehnung an das Internationale Symposium „Strukturalismus Reloaded“, veranstaltet im November 2009 an unserer Fakultät, wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Tomáš Valena im Projektseminar II des Masterstudienganges Architektur ein internes Symposium organisiert. Dabei wurden von den Studenten Themen aufgegriffen, die im internationalen Symposium nicht behandelt wurden und als Forschungsdesiderata anzusehen waren. Das interne Symposium war als Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten unter realen Bedingungen konzipiert worden. Sektion 1 Stephanie Lürken Strukturalismus jenseits von Architektur Norbert Dengel Geschichtete Primärstrukturen Naemi Giebel Baum- bzw. Netzstrukturen aus strukturalistischer Sicht Sektion 2 Carina Obermeir Zeile & Turm gestreift Stefan Wewerka und die Wiederkehr des Motivs in den 90er Jahren Dominique Ehinger Strukturalistisches Denken bei Louis Kahn Ursula Besenreiter Paul Rudolph – Strukturalist? Sektion 3 Anna Lenyushyna Strukturalistische Elemente bei Archigram David Siegel Primär und Sekundärstrukturen Metabolismus und Archigram im Vergleich Bennet Kayser Der italienische Strukturalismus Sektion 4 Marie Siebmann „Tiefenstrukturen“ des Territoriums Saverio Muratori und die Suche nach der primären Siedlungsstruktur Mark-Oliver Pfeifer „Selbstgenerierte“ Strukturen aus strukturalistischer Sicht Martin Verdorfer Strukturalismus Revival der 90er Jahre Oliver Buck Kybernetik und interaktive, evolutionäre Algorithmen in der Architektur

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Prof. Tomáš Valena Vortragsreihen

VORTRÄGE IN DER KARLSTRASSE Mit dem WS 2008/09 wurde in der Fakultät für Architektur eine feste Vortragsreihe eingerichtet. Mit der Konzeption, der inhaltlichen Leitung und der Organisation wurde Prof. Dr. Tomáš Valena betraut. Um die Identifizierung der Fakultät mit dem nach wie vor gefährdeten innerstädtischen Standort in der Karlstraße zu unterstützen und diesen im Bewusstsein der Münchner Fachöffentlichkeit zu stärken, trägt die Reihe den Titel „Vorträge in der Karlstraße“. Es handelt sich um eine thematische Reihe, in der anhand von verschiedenen aktuellen oder fundamentalen Themen über Architektur im weitesten Sinne reflektiert werden soll. Eingeladen werden Referenten, die grundsätzliche Aussagen zum vorgegebenen Thema machen können, nach Möglichkeit auch namhafte und international ausgewiesene Fachleute. Die Vorträge werden auf Video dokumentiert. Bisher wurden drei Vortragszyklen organisiert. Im WS 2009/10 wurde die Reihe von den über 30 Vorträgen des Symposiums „Strukturalismus Reloaded“ ersetzt.

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ORT UND ORTSBEZUG IN DER ARCHITEKTUR WS 2008/09 Der erste Zyklus beschäftigte sich mit einem grundlegenden Thema der Architektur. Sind es nach Vitruv lediglich drei (firmitas, utilitas, venustas), so wurde der Ort und folglich der Ortsbezug zu den grundsätzlichen Einflussgrößen der Architektur hinzugefügt, ist doch jede Architektur im realen Raum mit einem Ort verwickelt. Sind die Vitruvschen „Fundamentalien“ letztlich alle normativ beschreibbar oder typologisch zu fassen, so kann der Ort als das jeweils Besondere, Partikuläre und Individuelle nur über einen Dialog, nur durch entsprechende Bezugnahme für die Architektur erschlossen werden. Führt der Bau mit dem Ort kein Zwiegespräch, geht er mit ihm keine (wie auch immer geartete) Beziehung ein, bleibt der Ort stumm und die Architektur autistisch. Diese Rede vom Ortsbezug der Architektur folgt freilich dem anthropomorphen Denkschema. Die Architektur steht hier stellvertretend für den handelnden, sich beziehenden Menschen und auch der Ort bekommt Attribute eines wirkenden Wesens, eines „genius loci“, wie die Altvorderen gesagt hätten, um der Vorstellung einer gegenseitigen Beziehung zu genügen. Bei der Rede vom Ortsbezug der Architektur musste also zunächst die Raum- und Ortsbezogenheit, das In-der-Welt-sein des Menschen und seine psychische Verfasstheit bedacht werden. Ist ein so verstandener Ortsbezug der Architektur überhaupt rational beschreibbar? Lässt er sich als Qualität an sich bewerten? Wie kann man sich auf einen problematischen Ort, gar einen „Unort“ beziehen? Welche Rolle spielen virtuelle, imaginäre Orte für unsere Raumbezogenheit? Die Vermutung liegt nahe, dass sich der Ortsbezug nur individuell, an konkreten Beispielen erfassen lässt. Eine „Lehre des Ortsbezugs“ ist nur schwer, eine Thematisierung der Bezüge schon eher vorstellbar. Das Bedenken des Ortes, des Ortsbezugs der Architektur gehört nicht zu den aktuellen oder gar modischen Themen des Architekturdiskurses, sondern zu den Basics der Profession, ohne die keine reflektive Architekturproduktion denkbar ist.

die Frage der Ortsbezogenheit neu gestellt und hinterfragt werden. Hier gilt es, eine große Zahl verschiedener Akteure in konkrete ortsbezogene Projekte einzubinden und in einem aktiven Prozess Aktionen zu initiieren, die einerseits Verlusterfahrungen aufgreifen und Aufklärung bieten, zugleich aber auch eine Neuentdeckung und Gestaltung dieser Orte ermöglichen. Der Architekt Helmut Riemann aus Lübeck berichtete unter dem zweideutigen Titel Weiterbauen in Norden über den seltenen Glücksfall einer lang anhaltenden gestaltenden Ortsbeziehung zu einer Kleinstadt. In einem Zeitraum von fünfzehn Jahren konnte er in Norden für die örtliche Sparkasse vielfältige Bauaufgaben realisieren. In der Mehrzahl handelt es sich um Sanierungen, Rekonstruktionen oder Erweiterungen historischer Gebäude. Die einzelnen Maßnahmen orientieren sich an den Besonderheiten des Bestandes und werden mit modernen Gestaltungselementen kenntlich gemacht. Der renommierte Bauforscher Prof. Dr. Jan Pieper aus Aachen referierte anhand seiner Forschungen in Monte Imperiale, einer Villa der italienischen Renaissance über Topographie und Geschichte des Ortes als Thema der Architektur. Mit detaillierten Hinweisen konnte er überzeugend belegen, wie die materiellen und immateriellen Gegebenheiten und Sedimentationen des Ortes die Gesamtkonzeption der Anlage beeinflusst haben. Der weltweit gefragte Architekturtheoretiker Prof. Juhani Pallasmaa aus Helsinki sprach unter dem Titel Landscapes of the Mind über die fließende Realität der Orte in Architektur und Film. Emotional leben wir in mentalen Welten, die von vielfältigen real erlebten, erinnerten oder vorgestellten Bildern verschiedenster Provenienz erzeugt werden. Der Bedeutung dieser Tatsache sind sich die Filmschaffenden oftmals besser bewusst als die Architekten.

Den einführenden Vortrag hielt Prof. Dr. Tomáš Valena. Ausgehend von dem bekannten Beatles Lied There are Places I Remember fragte er nach der Rolle der Erinnerung an Orte bei der Konstruktion der Lebenswelten einerseits und andererseits nach ihrem Beitrag für die poetische Neuerschaffung der Welt durch Architektur. Die Erinnerung an Orte wurde so zum Dreh- und Angelpunkt zweier grundsätzlicher Reflexionen: über die Raum-, bzw. Ortsbezogenheit des Menschen sowie über den Ortsbezug der Architektur. Die Ortsbezogenheit führt zwangsläufig zum Thema der Bindung bzw. der Freiheit vom Ort. Architektonisch wird dieser Gegensatz an den Archetypen des Hauses und des Zeltes konkretisiert, denen die existentiell unterschiedlichen Haltungen des Wohnens und des Erfahrens entsprechen. Der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau Prof. Dr. Omar Akbar fragte provokativ: Was heißt schon Ortsbezug in Shrinking Cities? In Ostdeutschland, wo die Städte seit 1990 tiefgreifende gesellschaftliche, demografische und wirtschaftliche Umbrüche zu bewältigen haben, muss

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VOM MACHEN DER ARCHITEKTUR SS 2009 Konkrete Architektur, errichtet für die Bedürfnisse des Menschen, hat sich zwangsläufig mit der Materialität auseinander zu setzten und unterliegt somit den Gesetzen des physischen Raumes. Das zum Bauen verwendete Material muss unter diesen Bedingungen zum Bauwerk organisiert werden. Vitruv spricht in diesem Zusammenhang von firmitas. Wir denken heute ans Konstruieren, an das Entwerfen von Tragwerken, an Einsatz von Baustoffen, an Materialsysteme. Im weitesten Sinne geht es um das „Machen“ der Architektur. Dieses Machen hat etwas mit der Handarbeit, oder wie Vilém Flusser sagen würde, mit den Gesten zu tun. Der Herstellungsprozess beginnt mit einer Notwendigkeit, einer Herausforderung, unter Umständen mit Nachahmung, mit einem Vorbild, mit einer Idee. Dabei denkt nicht nur der Kopf sondern auch die Hand. Die Konstruktionen sind entweder schwer und ortsfest, oder leicht und beweglich. Je nachdem bauen die Konstrukteure Häuser oder Fahrzeuge. Die Gebundenheit an die Gesetze der physischen Welt konnte, und wurde in der Vergangenheit auch immer wieder als Gefängnis empfunden, die Vorstellung ihm zu entfliehen beflügelte die Phantasie. Noch häufiger aber wurde das Konstruktive zum bestimmenden Faktor, ja zum Motor der Architekturentwicklung. Es gab Phasen der form follows construction, oder gar solche des high tech body building, der architektonischen Muskelspiele. Zu Zeit spricht man eher von einer der Materie, dem Material innewohnenden strukturellen „Intelligenz“. Prof. Mirko Baum aus Aachen sprach über die Konstruktion als Intuition und Methode. Seitdem der Mensch das Lastende ins Tragende verwandelt, vollzieht er einen Akt von kultureller und existenzieller Bedeutung. Die Konstruktion ist aber nicht nur eine der Standfestigkeit und der Realisierbarkeit von Gebäuden dienende Disziplin, sondern ein im weitesten Sinne der Natur und der Kultur zugrunde liegendes und allgemeingültiges Bauprinzip. Der Tonkünstler und Baumeister Martin Rauch aus Schlins in Vorarlberg berichtete unter dem „bodenständigen“ Titel „Aus Erde gemacht“ über seine langjährige experimentelle Beschäftigung mit Ton, Lehm und Erde. Anhand vieler Beispiele aus der Praxis, nicht zuletzt seines preisgekrönten eigenen Hauses, dokumentierte er die intensive, auch manuelle Auseinandersetzung mit dem alternativen Baustoff Lehm und hinterfragte die Möglichkeit seiner Einbindung in ökologische Zusammenhänge des zeitgenössischen Bauens in Verbindung mit skulpturaler Gestaltung.

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Der Philosoph Prof. Dr. Ulrich Winko aus München sprach vom Schweben der Architektur, also von den orts- und bodenflüchtigen Tendenzen, die sich immer wieder mit bodenständigen, ortsgebundenen Phasen der Architektur abwechseln. Träume vom Schweben, von der Überwindung der Schwerkraft, von der Immaterialität und einer ephemeren, letztlich vergeistigten Architektur, begleiten seit langem die Entwicklung der Baukunst. Prof. Achim Menges aus Stuttgart erörterte unter der Überschrift Integrale Form- und Materialwerdung die These, dass der Umgang mit digitalen Werkzeugen jenseits der rein formalen Auseinandersetzung es erlaubt, einen integralen, architektonischen Entwurfsansatz zu entwickeln, in dem die komplexen Wechselwirkungen aus Material, Form, Struktur und Umwelt inhärente Bestandteile eines computerbasierten Entwurfsprozesses werden können. Unter Zuhilfenahme der dem Material innewohnenden strukturellen „Intelligenz“ können so neuartige Materialsysteme entwickelt werden.

REDEN ÜBER SCHÖNHEIT IN DER ARCHITEKTUR SS 2010 Für Vitruv als Venustas selbstverständlicher Bestandteil der Architekturqualität ist seit der Moderne die Rede von der Schönheit der Architektur sowohl in den Architekturschulen als auch im medialen Diskurs verstummt. Wir schämen uns beinahe etwas als „schön“ zu bezeichnen, der Kitsch liegt ja so nah. Als Relativisten wissen wir außerdem, dass die Schönheit im Auge des Betrachters liegt und über Geschmack lässt sich nicht streiten. Doch es kommen Zweifel auf: hatte nicht bereits Kant die Schönheit ins Reich des Urteils verwiesen? Urteil aber ist Sache der Beziehung, ist relational. Es geht also einerseits um die Eigenschaften des betrachteten Gegenstandes und andererseits um die Eigenschaften (um den Kontext) der wahrnehmenden Person. Zumindest das Erstere hat man immer wieder versucht zu messen. Ist also Schönheit doch messbar? Nicht nur in der Antike wusste man, dass ein Verhältnis im Goldenen Schnitt „schön“ sei. Später hatte man versucht die Schönheit wie eine physikalische Eigenschaft zu messen: in der Informationsästhetik durch den Grad der Ordnung und Komplexität, in der Wahrnehmungspsychologie anhand der Reizeigenschaften und der psychologischen Erregung. Und schließlich sagen uns heute die Gehirnforscher, dass es im Frontalhirn eine Stelle für die Verarbeitung der Platonischen Kategorien des Wahren, des Schönen und des Guten gibt. Gibt es also noch Hoffnung? Wir denken jedenfalls, dass es wieder an der Zeit ist, mutiger und fundierter über Schönheit in der Architektur zu reden. Prof. Dr. Paul Naredi-Rainer aus Innsbruck ging in seinem Vortrag „Messbare Schönheit Aspekte einer rationalistischen Architekturästhetik“ der Vorstellung nach, dass Schönheit in der Architektur in bestimmten Maßverhältnissen begründet sei. Die in der Antike formulierte Theorie eines nach Zahlen geordneten Kosmos bestimmt auch die Architekturtheorie, zumal der Renaissance, und liegt auch noch Le Corbusiers „Modulor“ zugrunde. Und Kosmos bedeutet im Griechischen nicht von ungefähr sowohl Ordnung als auch Schönheit.

von Schmerz überwältigt zu werden, und wir können nicht zu passiven Zeugen einer Architektur werden, die angreift und entsetzt. Für Architektur und Städtebau ist Schönheit eine objektive Notwendigkeit, die weder von einer theoretischen Erklärung noch einer moralischen Rechtfertigung abhängig gemacht werden kann. Der Architekt Prof. Ivan Reimann aus Dresden sprach über „Das unerfüllte Versprechen der Moderne“, die uns eine neue, ganzheitliche Schönheit versprochen und diese zugleich zur Verheißung eines neuen besseren Lebens gemacht hatte. Doch heute ist eher Hässlichkeit statt Schönheit zum Sinnbild der modernen Welt geworden. Kann es sein, dass die Hässlichkeit bereits in den Prämissen der neuen Schönheit angelegt wurde? Auf einer tieferen Ebene ist die Frage nach Schönheit nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch eine Frage nach dem, was wir von uns, von unserer Arbeit, von der Welt und der Gesellschaft in der wir leben, erwarten. Der Münchner Architekt Andreas Hild traute sich unter dem süffisanten Titel „…schön, oder?“ eine Gratwanderung zwischen einer Experten- und einer laienhaften Publikumssicht auf die Schönheit in der Architektur zu. Die Fragwürdigkeit jeglicher Versuche, die Schönheit zu objektivieren hinter sich lassend, eröffnete er auf unterhaltsame Weise mit soziologischen und gesellschaftspolitischen Aspekten des Themas souverän eine neue Ebene des Diskurses über die Schönheit der Architektur.

Der Architekt und bedeutender Architekturtheoretiker der Postmoderne Leon Krier sprach über seine Vorstellung der Schönheit in Architektur. Das geflügelte Wort „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ muss durch „wenn er sich in der richtigen Entfernung zum Objekt der Betrachtung befindet“ ergänzt werden. Lässt uns Distanz in der Literatur eine Tragödie genießen, so kann in der Architektur keine wirkliche ästhetische Erfahrung ohne Nähe gemacht werden, ohne das Eintauchen in die gebaute Wirklichkeit. Hier können wir Tragik nicht verinnerlichen, ohne

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Prof. Jörg Weber From the Loop to the Big Easy Exkursion

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nach zwei ‚field-trips’ nach california nun also der mittlere westen als dritte architektur-reise in die usa - eine fahrt vom norden in den sueden - den mississippi entlang. der roadtrip ‚from the loop to the big easy’ folgt nicht den momentanen architektur-trends, sondern eroeffnet die gelegenheit, unter die oberflaeche der tradition der ‚moderne’ und ihrer sozio-kulturellen basis zu schauen. zwischen chicago, dem prototyp der amerikanischen stadt, und new orleans, das immer noch von den folgen des fatalen wirbelsturms ‚katrina’ gezeichnet ist, gibt es eine ganze fuelle herausragender architekturbeispiele und stadtplanungen aus dem 20. jahrhundert zu entdecken. und nicht zu vergessen die musik – blues & jazz! die reise ist zudem, im sinne einer sog. ‚feldforschung’, an das weitergreifende forschungsprojekt ‚form und funktion – nordamerikanische bau- und stadtbautypologien des 20. jahrhunderts’ an der fakultaet fuer architektur gekoppelt. im zuge des projekts werden die entwicklungslinien von speziellen bautypologien der amerikanischen bautradition, die einer strengen zweckmaeßigkeit und wirtschaftlichkeit folgten, und ihre auswirkungen auf deutsche bauwerke untersucht. die anhaltende faszination des ‚modernismus’ zeigt, dass es um typologien geht, die auch ein architekt / staedtebauer des 21. jahrhunderts kennen sollte, weil ein starkes schoepferisches potential fuer die architektonische gestaltfindung in diesen erkenntnissen steckt. erkenntnisse, die trotz ihrer pragmatischen stringenz und zuweilen fast banalen direktheit doch den drei zentralen strategien

1. der ‚unverwechselbare ort’, der den sensiblen umgang mit der umwelt und die durchdringung von innen und außen zeigt. 2. die ‚strukturelle klarheit’, sie steht für langfristigkeit, vorausschau und nutzungsneutralität; 3. die ‚materialsinnlichkeit’, die sich aus der authentischen form, dem gebrauchswert und dem spiel des lichts auf der oberflaeche generiert im zusammenspiel von raum, licht und oberflaeche der baulichen umsetzung zu grunde liegen und so den notwendigen mehrwert in der architektonischen wirkung erzeugen. der vorliegende ‚reader’ ist somit teil 1 der geplanten dokumentation die ‚virtuelle’ vorschau auf die reale feldforschung ‚from the loop to the big easy’. er baut auf seminarbeitraegen auf, die an der fakultaet fuer architektur von den studierenden im masterstudiengang architektur im ws 2009|10 erarbeitet wurden.

programm 04 - 22 maerz 2010 day 0 thu 04.03

arrival chicago _springhill suites by marriott, chicago

day 1 fri 05.03

tour chicago north - racine _springhill suites by marriott, chicago

day 2 sat 06.03

tour chicago south - iit _springhill suites by marriott, chicago

day 3 sun 07.03

cta l-train ride & walk - the loop & downtown _springhill suites by marriott, chicago

day 4 mon 08.03 trip west - oak park - davenport _travelodge davenport, davenport day 5 tue 09.03 tour davenport & moline _travelodge davenport, davenport day 6 wed 10.03 trip des moines _rodeway inn, des moines day 7 thu 11.03 tour des moines _rodeway inn, des moines day 8 fri 12.03 trip kansas city _park place hotel, kansas city day 9 sat 13.03 round kansas city _park place hotel, kansas city day 10 sun 14.03 trip st. louis _indigo hotel central west end, st.louis day 11 mon 15.03 tour st. louis _indigo hotel central west end, st.louis day 12 tue 16.03 trip memphis _aae vista inn and hotel, memphis day 13 wed 17.03 trip clarksdale _shack up inn, clarksdale day 14 thu 18.03 trip natchez _ quality inn, natchez day 15 fri 19.03 trip mississippi delta _howard johnson, houma day 16 sat 20.03 trip new orleans _hotel chateau dupre, new orleans day 17 sun 21.03 round new orleans _hotel chateau dupre, new orleans day 18 mon 22.03 departure new orleans - munich

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Prof. Jörg Weber china TWO Exkursion

in china werden zahlreiche neue siedlungen und städte aus dem boden gestampft, niemand weiß jedoch, wie „nachhaltig“ das hektische bauen und planen ist. die investoren-architektur muss kurzfristig rentabel sein, deshalb steht meist das „schöne design“ im vordergrund und weniger eine klimagerechte, energiesparende und umweltschonende gebäudeund stadtplanung. umso wichtiger ist es, das energieoptimierte bauen und einen umweltverträglichen städtebau stärker ins bewusstsein zu rücken. zudem werden sich die absolventen im zunehmenden mass international betätigen, was ein interkulturelles verständnis zu städtebau und entwerfen in anderen regionen voraussetzt. die seit einigen jahren bestehende zusammenarbeit zwischen der hochschule münchen, fakultät für architektur und der nanjing school of architecture and urban planning in china soll dafür als katalysator dienen.

tourRoute 4 6

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eine exkursion nach hong kong, shanghai und peking 2006 hatte zum ziel, die studierenden mit den explosiv wachsenden städten ostasiens zu konfrontieren. vor allem in shanghai: derzeit die größte baustelle der welt, wo mit dem megaprojekt pudong ein gewaltiger kraftakt unternommen wird, um die hafenstadt in wenigen jahren in eine moderne „world city“ zu verwandeln. dem rigorosen stadtumbau fallen allerdings viele historische quartiere zum opfer, insbesondere die traditionellen hofhausviertel in peking werden großflächig abgerissen und neu bebaut. der umgang mit diesen altstadtvierteln oder „hutongs“ sind das thema des städtebau_III projekts ‚old cicheng‘ und einer zweiten exkursion nach china im ss 2008.

exkursion_chinaTwo exkursion_chinaTwo projekt ‚old cicheng’ projekt ‚old cicheng’

sa 20.09.2008 zu g f a h r t souzhou >>> ningbo (ca. 06,0 hr) zu g f a h r t souzhouTrain >>> d407 ningbo (ca. 06,0 hr) to SHANGHAI from NANJING Train d407 from NANJING to suzhou SHANGHAI Dept.time: 09:33 >> Arr.Time: shanghai 10:10 tourRoute stand 18.08.2008 Dept.time: suzhou Train 09:33 >> shanghai to 10:10 t769Arr.Time: from SHANGHAI NINGBO stand 18.08.2008 Train t769 from SHANGHAI NINGBO Dept.time:tosuzhou 10:45 >> Arr.Time: shanghai 14:40 Dept.time: suzhou 10:45 >> Arr.Time: shanghai 14:40 sa 10.03.07 flug münchen CA 962 day 1 sa 13.09.2008 b eijing 1 ni_night 1 Ningbo hotel, Ningbo MUC 19.00 MEZ > beijing ankunft ca. 14.00 hr OZ > shenzhen ni_night 1 Ningbo hotel, Ningbo No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 sa 13.09.2008 b eijing 1 so 11.03.07 shenzhen SZ 17.40 > honhkong ferry kowloon pier China, walk 315012 No. 65kowloon, Mayuan Road, Ningbo, day 1 ankunft ca.ankunft 14.00 hr OZ t eil n e hm er • exkursionsbe gi n n hr OZ,Hostel treffpunkt hotel-lobby Sleepy Inn t eil n e hm er exkursionsbe gi 17.00 n n Shan hk_night 1 hostel Ah 1 schmiking anika 17.00 hr OZ, treffpunkt hotel-lobby Sleepy Inn mo 12.03.07 hong kong anika island day 2 2 jande carolin bei_night 1honhkong Sleepy Inn Downtown Lakeside 1 schmiking day 9 so 21.09.2008 3 cic h emengmeng ng 1 yuan No. 103 Deshengmennei Dajie, so Xicheng District,2 cic jande carolin bei_night 1 Sleepy Inn Downtown Lakeside day 9 21.09.2008 h e n g 1 ni_night 2 Ningbo hotel,andreas Ningbo 4 koelblinger 100035, China District, ni_night 2 3 Ningbo yuan mengmeng No.2103 Deshengmennei Dajie, Xicheng hotel, Ningbo hostel Beijing Ah Shan Hostel hk_night No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 5 decker christine 4 koelblinger andreas  国青 Beijing 100035, China No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 di 13.03.07 honhkong kowloon, tsueng kwan 6 dodeski riste day 3 5 mo decker christine cic h e n g 2  国青 区内103号  (:100035) day 10 22.09.2008 7 hilz martin 6 cic dodeski day 10 h e n g3riste 2 ni_night hotel, Ningbo 区内103号  (:100035) mo 22.09.2008 8 Ningbo marz brigitte hk_night 3 hostel Ah Shan Hostel 7 hilz martin ni_night 3 Ningbo hotel, Ningbo No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 day 2 so 14.09.2008 b eijing 2 9 filimonow viktor 8 kowloon, marz No. 65 brigitte Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 mi 14.03.07 shenzhen shenzhen, airport day 4  国青 so 14.09.2008 bbei_night eijing 22honhkong, 10 böhm martin 9 filimonow viktor 11 di 23.09.2008 heng 3 Sleepy InnSZ Downtown LakesidedaySH bei_night 2  国青 11 cic johannhörster christoph flug shenzhen 19.30 21.30 10 cic böhm day 11 > shanghai di 23.09.2008 h e nmartin g4 3 ni_night Ningbo hotel, Ningbo Sleepy Inn Downtown Lakeside 11 johannhörster christoph ni_night 4 Ningbo hotel, Ningbo 65jörg Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 day 3 mo115.09.2008 b eijing 3 12 No. prof. weber hotel Tongji experter sh_night No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 train-night 1 nacht-zugfahrt beijing >> nanjing (ca. 12 hr) 13 prof. dr. florian zimmermann mo 15.09.2008 b eijing 3 12 mi prof. jörg weber day 12 24.09.2008 p u t u o sh a n do shanghai bund, pudong zimmermann day 5 Train>> z49nanjing from BEIJING to NANJING train-night 1 15.03.07 nacht-zugfahrt beijing (ca. 12 hr) 13 pprof. dr.shflorian day 12 mi 24.09.2008 u t u o a n bootfahrt ningbo > putuo shan Dept.time: beijing 21:42 >> Arr.Time: nanjing 06:54 Train z49 from BEIJING to NANJING bootfahrt ningbo >nacht-fähre putuo shan putuo shan >> shanghai (ca. 10 hr) ferry-night 1 sh_night 2 hotel Tongji experter Dept.time: beijing 21:42 >> Arr.Time: nanjing 06:54 ferry-night 1 nacht-fähre putuo shan >> shanghai (ca. 10 hr) day 4 di 16.09.2008 n a njin g 1 fr 16.03.07 shanghai renmin square, yuyuan day 6 day 13 do 25.09.2008 sha n g hgarden ai 1 Nanjing Zhongshan Hotel di 16.09.2008 nna_night a njin g 11 day 13 do 25.09.2008 sha n g h ai 1 sh_night 1 hotel Tongji experter guesthouse No. 200 Zhongshan Road, Nanjing na_night 1 Nanjing Zhongshan Hotel sh_night 1 hotel Tongji experter sh_night 3 hotel Tongji experter No.guesthouse 69 zhangwu Road, Shanghai 200092 No. 200 Zhongshan Road, Nanjing No. 69 zhangwu Road, Shanghai 200092 day 8

reiseplan

day 1 •

day 2

day 3

day 4

day 7

day 8 sa 20.09.2008

reiseplan

sa 17.03.07

shanghai

day day85

sh_night 4 hotel Tongji experter day 14 so 18.03.07 shanghai mi 17.09.2008 n a njin g 2

day 16

mo 26.03.07

baoshan, pudong airport, luchao < bustour

day 14 fr 26.09.2008 sh_night 2

fr 26.09.2008

sha n g h ai 2

sha n gpark, h ai sh_night 2 2 nanjing hoteldonglu Tongji < experter fuxing radtourguesthouse

hotel Tongji experter No.guesthouse 69 zhangwu Road, Shanghai 200092 Nanjing Zhongshan Hotel No. 69 zhangwu Road, Shanghai 200092 mi 17.09.2008 nna_night a njin g 22 sh_night 5 hotel Tongji No. 200experter Zhongshan Road, Nanjing na_night 2 Nanjing Zhongshan Hotel day 15 sa 27.09.2008 sha n g h ai 3 day 15 sa 27.09.2008 sha n g h ai mo 19.03.07 shanghai zhenping anting, luzhi, guesthouse souzhou No. 200 Zhongshan Road, Nanjing day 9 sh_night 3lu,3 caoyang, hotel Tongji experter day 6 do 18.09.2008 n a njin g 3 sh_night 3 hotel Tongji experter guesthouse No. 69 zhangwu Road, Shanghai 200092 busfahrt shanghai > souzhou (ca.(ca. 1,02,0hr) zugfahrt nanjing >>> souzhou hr) No. 69 zhangwu Road, Shanghai 200092 day 6 do 18.09.2008 n a njin g 3 Train t767 from WEST zugfahrt nanjing >>> souzhou (ca.NANJING 2,0 hr) dayto16SHANGHAI so 28.09.2008 sha n g h ai 4 sou_night Suzhou International Youth Dept.time: nanjing 19:17 Hostel >> Arr.Time: suzhou 21:38sha dayto16 so 28.09.2008 n g h ai24 Train1t767 from NANJING WEST SHANGHAI train-night nacht-zugfahrt shanghai > beijing (ca. 14 hr) nacht-zugfahrt shanghai beijing (ca. 14 hr)to BEIJING Dept.time: nanjing 19:17 >> Arr.Time: suzhou 21:38train-night 2 Train z8>from SHANGHAI souzhou gaerten, museum day 10 di 20.03.07 sou_night 1 GreenTree Inn Suzhou Kaixuanmen Hotel Train z8 from SHANGHAI to BEIJING Dept.time: shanghai 19:44 >> Arr.Time: beijing 07:10 No. 2156 RenMinYouth Road, sou_night 1sou_night GreenTree Inn Suzhou Kaixuanmen Hotel Suzhou, 2 Suzhou International Hostel China, 215001 Dept.time: shanghai 19:44 >> Arr.Time: beijing 07:10 No. 2156 RenMin Road, Suzhou, China, 215001 day 17 mo 29.09.2008 b eijing 4 souzhou wuxi, yangzhou, nanjingInn Downtown Lakeside day 11 mi 21.03.07 day 17 mo 29.09.2008 bbei_night eijing 43 Sleepy bei_night 3 Sleepy Inn Downtown Lakeside No. 103 Deshengmennei Dajie, Xicheng District, busfahrt souzhou > yangzhou > nanjing No. 103 Deshengmennei Xicheng BeijingDajie, 100035, China District, Beijing 100035, China  国青 hotel Jianhua na_night 1 day 7 fr 19.09.2008 sou zh o Yuan u 1 Guesthouse  国青 sou_night GreenTree Inn Suzhou Kaixuanmen Hotel 区内103号 day 7 fr 19.09.2008 sou zh o u 21nanjing prof. shiljang (nanijing university), downtown (:100035) day 12 do 22.03.07 No. 2156 RenMin Road, sou_night 2 GreenTree Inn Suzhou Kaixuanmen Hotel Suzhou, China, 215001 区内103号  (:100035) No. 2156 RenMin Road, Suzhou, China, 215001 rückflug koelblinger, marz (beijing > MUC) train_night nanjing > beijing (ca. 12 hr) rückflug koelblinger, marz (beijing > MUC) day13 8 sa 20.09.2008beijingzu g f a h r t souzhou >>> ningboday (ca.1806,0 hr) fr 23.03.07 verbotene day di 30.09.2008stadt, bjingshan eijing 5park, beihai park day 8 sa 20.09.2008 zu g f a h r t souzhouTrain >>> d407 ningbo (ca. from NANJING day 1806,0 hr) to SHANGHAI di 30.09.2008 bbei_night eijing 54 Sleepy Inn Downtown Lakeside Train d407 from NANJING to suzhou 09:33 >> Arr.Time: shanghai 10:10 bei_night 4 Sleepy Inn Downtown Lakeside pek_night 1 hostel Dept.time: Sleepy Arr.Time: InnSHANGHAI Downtown Dept.time: suzhou Train 09:33 >> shanghai to 10:10 t769 from SHANGHAI NINGBO • exkursionsen d e 20.00 hr beijing tian’anmen sqare, dongchang’an < radtour Train t769 from SHANGHAI NINGBO day 14 sa 24.03.07 Dept.time:tosuzhou 10:45 >> Arr.Time: shanghai 14:40 • exkursionsen d e 20.00 hr hochschule münchen professores weber/dr. zimmermann excursion_chinaTwo Dept.time: suzhou 10:45 >> Arr.Time: shanghai 14:40 mi 01.10.2008 rü ckfl u g beijing > munich fakultät für architektur project ‚old cicheng’ reiesplan, stand 18.08.2008 hochschule münchen professores weber/dr. zimmermann excursion_chinaTwo ni_night Ningbo hotel, Ningbo pek_night 2 1 hostel Sleepy Inn Downtown mi 01.10.2008 rü ckfl u g beijing > munich fakultät für architektur project ‚old cicheng’ ni_night 1 Ningbo hotel, Ningbo No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 reiesplan, stand 18.08.2008 beijing olympia sport center, the gerat wall < bustour day 15 so 25.03.07 No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 hochschule münchen professores weber/dr. zimmermann hochschule münchen professores weber/dr. zimmermann excursion_chi fakultät für architektur project ‚old cicheng’ pek_night 3 hostel Sleepy Inn fakultät Downtown für architektur project ‚old cicheng’ reiesplan, stand day 9

day 10

day 11

beijing

day 9 so 21.09.2008 cic h e n g 1 so 21.09.2008pek_night cic h4e n g2 1hostel Ningbo ni_night Ningbo Sleepyhotel, Inn Downtown ni_night 2 Ningbo hotel, Ningbo No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 beijing day 17 di 27.03.07 No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 day 10 mo 22.09.2008 cic h e n g 2 pek_night Sleepyhotel, Inn Downtown mo 22.09.2008 cic h5e n g3 2hostel Ningbo ni_night Ningbo ni_night 3 Ningbo hotel, Ningbo No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 beijing day 18 mi 28.03.07 No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 day 11 di 23.09.2008rückflug cic CA h e n961 g 3 beijing PEK: 13.55 > munich di 23.09.2008mi 28.03.07 cic h e n g 3 ni_night 4 ankunftNingbo hotel, Ningbo munich MUC: 17.40 MEZ ni_night 4 Ningbo hotel, Ningbo No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012

cctv, summer palace, commune by great wall world trade ctr., eastern modern art ctr. abschluss

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