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Sport im ländlichen Raum. Stand und Entwicklung von Sportangeboten im nördlichen Brandenburg Am 10. Oktober 2009 fand in der Regionalwerkstatt Stechlin in Menz eine Regionale Sportkonferenz zu dem Thema „Sport im ländlichen Raum. Stand und Entwicklung von Sportangeboten im nördlichen Brandenburg“ statt. Veranstalter der Konferenz, die vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg unterstützt und von Camino gGmbH durchgeführt wurde, war der Kreissportbund Oberhavel.
Zur Situation von Sport und Sportangeboten im ländlichen Raum Einführend stellte Manfred Kruczek vom MBJS die Situation des Sports in ländlichen Regionen dar und umriss die Fragestellung der Tagung. Er führte aus, dass Brandenburgs Sportlandschaft kontrastreich ist. Zuzügen im sogenannten Speckgürtel um Berlin stehen starke Bevölkerungsverluste an der Peripherie des Landes gegenüber. Über 2.000 der knapp 3.000 Sportvereine Brandenburgs – das sind ca. 70 % aller Vereine – weisen als Kleinstvereine weniger als 100 Mitglieder auf. Diese Vereine sind – wie 62 % aller Sportvereine Brandenburgs – überwiegend einspartig, Fußball/männlich ist dominant. Wünschenswert wäre es nach Aussage von Kruczek, wenn derartige Vereine in ihrem Bemühen unterstützt werden könnten, parallel zur Fußballabteilung z.B. eine Gymnastikgruppe für Mädchen oder eine Wandergruppe für Frauen einzurichten. Offenbar fällt dies den betroffenen Vereinen sehr schwer, obwohl seit einigen Jahren die entsprechenden Förderprogramme zur Entwicklung des Frauen- bzw. Seniorensports nach einiger Unterbrechung vom Landessportbund wieder aufgelegt worden sind. In diesem Zusammenhang verdienen die Entwicklungsprobleme der Kleinstvereine besondere Aufmerksamkeit, wie der Minister für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, Holger Rupprecht, auf der Sportentwicklungskonferenz des Jahres 2009 mit Blick auf die Randregionen herausstellte: „Dort darf sich nicht das Gefühl ausbreiten, abgehängt zu werden. Die Sportentwicklung in den ländlichen Landesregionen ist eine Hauptaufgabe, weil die hier ansässigen Sportvereine ein wichtiges Potenzial zum Erhalt eines funktionierendes Gemeinwesens darstellen.“ Damit stellt sich die Frage, inwieweit die Förderprogramme der Landesbzw. der Kommunalebene den Bedürfnissen der Kleinstvereine entsprechen bzw. was dort an Förderung ankommt. Bezogen auf die drei der Breitensportförderung zugerechneten Landesprogramme für Vereinsförderung, Wettkampfkosten und Großsportvereine (über 1.000 Mitglieder) liegt die Pro-Kopf-Förderung für Kleinstvereine bei höchstens 1
der Hälfte – zum Teil nur bei einem Viertel –, verglichen mit den Fördersummen je Mitglied eines Großvereins. Angesichts der im MBJS eingehenden Förderanfragen – vorwiegend aus kleinen Vereinen – problematisierte Kruczek die Frage, inwieweit die Förderung durch Landkreise bzw. Kommunen an der Stelle einsetzt, wo die Landesförderung, z.B. bei den Wettkampfkosten, schon strukturell bedingt nicht greift. Oder anders gefragt: Wie lässt sich der Widerspruch erklären, wonach gerade kleine Sportvereine reklamieren, zu wenig an den Förderprogrammen zu partizipieren, während derartige Signale von den zuständigen Kreissportbünden offenbar nicht wahrgenommen oder aber nicht weitergeleitet werden? Vor dem Hintergrund, dass vom Landessportbund auf der jüngsten Sportentwicklungskonferenz Bereitschaft zur Innovation signalisiert wurde, indem es in der Abschlusserklärung heißt, ggf. „auch alt hergebrachte Strukturen und Besitzstandsdenken in Frage“ zu stellen, müsse man sich damit auseinandersetzen, inwieweit die Verteilung der Fördermittel auf den Prüfstand gehöre und neue Förderstrukturen notwendig seien, so Kruczek. Hierzu wurden die Vertreter der Kreissportbünde um eine Einschätzung der Situation in ihrem Verantwortungsbereich gebeten. Uwe Koch von der Brandenburgischen Sportjugend stellte anschließend die zentralen Projekte der Sportjugend Brandenburg dar: „Integration durch Sport“, Straßenfußball für Toleranz und das mobile Street-SportProjekt, in dessen Rahmen unterschiedliche Trendsportarten angeboten werden, z.B. Streetkicker oder Streetsoccer. Als besondere Herausforderungen, die die Sportlandschaft zu neuen Antworten auffordern, stellen sich die Folgen des demographischen Wandels im ländlichen Raum dar, wie Koch ausführte: Junge Menschen, überwiegend junge Frauen, verlassen die Region. Es kommt zu einer Ausdünnung der Bildungsinfrastruktur und der Konzentration der Jugendlichen auf Schulen in größeren Städten. Durch die Ausdünnung des Nahverkehrs scheitert die Teilnahme am Sportverein oft am Transportproblem. Schulen mit Ganztagsangebot vereinnahmen die Freizeit, die Jugendliche bisher für die Teilnahme am Vereinssport eingesetzt haben. Angesichts dieser Situation sind neue Ideen und Ansätze erforderlich, so Koch, um wegweisende Perspektiven für Vereine zu entwickeln. Wichtig kann hier die Kooperation von Sportvereinen mit Schulen sein. Als positives Beispiel nannte Koch das Projekt „Pferd in die Schule“ in Neustadt/Dosse – hier wird durch den Reitsportverein Neustadt/Dosse Pferdesport für Schulklassen angeboten. Grundsätzlich könnten Jugendliche, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, in solche Projekte einbezogen werden.
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In der darauf folgenden Diskussion wurde angemerkt, dass es eine Kunst ist, die gelernt sein will, die verschiedenen Finanzierungstöpfe bei Kommune, Kreis oder Land richtig ausschöpfen. Thematisiert wurde in diesem Kontext auch, dass Fördermittel für Vereine existieren – 500 Euro, wenn der Verein eine neue Sparte mit mindestens zwölf Personen (für Ältere bzw. Mädchen und Frauen) aufmacht –, die nicht ausreichend abgerufen werden. Hierzu wurde von Seiten der Vereinsvertreter erläutert, dass gerade für Kleinstvereine zwölf Personen eine hohe Hürde sind, sechs bis acht wären günstiger. Von daher partizipieren viele kleine Vereine nicht an dieser und ähnlich ausgerichteten Förderungen. Weiterhin kritisierten Vereinsvertreter, dass die Förderung pro Mitglied noch viel geringer als angegeben ausfällt, wenn die Übungsleiter keinen Schein besitzen. Die älteren Übungsleiter zeigen oft keine Bereitschaft, entsprechende Scheine zu machen, und die jüngeren sind in vielen Fällen mit auswärtiger Berufsausübung und Ehrenamt ausgelastet und zu beschäftigt dafür. Günter Lehmann vom Landessportbund verteidigte die bestehende Regelung und betonte, dass das notwendige Wissen in Qualifizierungslehrgängen angeboten wird und dass Qualität im Sportverein wichtig ist. In diesem Kontext wurde auch angemerkt, dass es bei kommerziellen Anbietern im Sportbereich üblich ist, sich zu qualifizieren, und dass dies natürlich auch ein Anziehungsmoment sein könne. Insgesamt wurde in der Diskussion deutlich, dass die Bedingungen für Sportvereine im ländlichen Raum gravierend anders sind als für Vereine in Ballungsgebieten. Hauptproblem sind, wie eingangs erwähnt, die fehlenden Mitglieder. Gleichzeitig wurde auch betont, dass – angesichts eines Organisationsgrades im Sportbereich von nur 12 % in Brandenburg – Potenziale vorhanden sind, die man aktivieren kann/muss. Viele sportlich aktive Menschen sind nicht im Verein – hier gilt es, genau hinhören, wo deren Interessen liegen, und Anreize für Vereinsmitgliedschaften zu schaffen. In Bezug auf die Kooperationen erklärte ein Kreissportbundvertreter, dass im Ganztagsschulbetrieb die Bedingungen für eine Kooperation positiv sind und dass man die Situation nutzen sollte, um nicht nur den Verein „in die Schule zu bringen“, sondern auch die Schule in den Verein. Uwe Koch erwähnte hierzu ein Beispiel von einer Schule in Angermünde, die im Rahmen des Schulsports regelmäßig in einen Handballverein geht. Deutlich wurde, dass Sportvereine für solche Aktivitäten eine gute Informationspolitik umsetzen müssen.
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Beispiele aus der Praxis: der Bereich Wasser Verschiedene Beispiele stellen sich vor. Kuttersegeln im Marineverein in Rheinsberg Günter Steffens stellte den Marineclub Rheinsberg e.V. vor, der 1967 gegründet wurde und heute ca. 30 Mitglieder zählt. Der Verein bietet Wassersport für Laien: 6 bis12 Personen lernen, mit einem Segelboot – Kutter – umzugehen. Der Club nimmt an unterschiedlichen Wettkämpfen teil, z.B. am Kutterrace zur Kieler Woche oder am Warnemünder Kutterrennen. Ein Problem des Vereins ist die mangelnde Auslastung der Boote, die durch bessere Werbung und neue Angebote wie Schlechtwetter-Segeln gesteigert werden könnte. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die bestehende Kooperation mit der Jugendbildungsstätte Flecken Zechlin.
Naturkundliches Tauchen im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land Jürgen Rütz präsentierte den Tauchclub Nehmitzsee e.V., der naturkundliches Tauchen durch Sporttaucher durchführt, u.a. zur Unterstützung des Monitoring der Brandenburger Klarwasserseen. Bei dem naturkundlichen Tauchen ergibt sich, so Rütz, eine Win-winSituation, von der sowohl der Verein als auch der Naturschutz bzw. die Naturparkverwaltung profitieren. Auf der einen Seite steht das Eigeninteresse des Vereins und der Taucher: Erhalt der Qualität der Tauchgewässer, Imageverbesserung in der Öffentlichkeit, Vermeidung von Tauchverboten für Gewässer. Auf der anderen Seite steht der Naturschutz: Im Naturpark gibt es 180 Seen verschiedener Ausprägung. Mitarbeiter von Naturschutzbehörden oder -verbänden sind nicht in der Lage, diese Seen kontinuierlich zu betreuen, da unter der Wasseroberfläche die Möglichkeiten der Beobachtung sehr begrenzt sind. Gleichzeitig sind die meisten Seen durch Beeinträchtigungen bedroht. Die Naturschutzbehörden werden durch die Taucher unterstützt, indem sie mit Informationen versorgt werden, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten. Konkret werden folgende Parameter je See erhoben: 4
Strukturelemente der Uferbereiche, Bedeckungsgrad der Unterwasserrasen, Anzahl lebensraumtypischer Arten, Deckungsgrad der nicht lebensraumtypischen Arten, wie KammLaichkraut, Raues Hornblatt und Ähriges Tausendblatt, prozentualer Anteil von Störungen durch menschliche Nutzung sowie die untere Makrophytengrenze.
Als Schlussfolgerungen lassen sich laut Rütz festhalten: Das „Naturkundliche Tauchen“ liefert wertvolle Ergebnisse zum Zustand der Seen. Das Verfahren ist einfach anwendbar und für Sporttaucher zum Erfassen der Daten gut geeignet. Die Daten zur Einschätzung des ökologischen Zustandes eines Sees sind genau und vergleichbar. Durch den Praxisteil wurden die Artenkenntnisse bei den Sporttauchern wesentlich vertieft. Viele Pflanzen können jetzt schon unter Wasser angesprochen werden. Die Naturparkverwaltung hat durch die Sporttaucher große Unterstützung bei der Betreuung der Seen. Sollten sich ein See in einem schlechten Zustand befinden, kann jetzt die Verwaltung schneller handeln.
Nachhaltiger Kanutourismus im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land Frank Roßberg präsentierte die Zwischenergebnisse des Kooperationsprojektes „Nachhaltige kanutouristische Entwicklung im Ruppiner Land“: Veröffentlichung der Kanubroschüre „Brandenburgs Blauer Norden“ im Mai 2008 Analyse der kanutouristischen Infrastruktur im Naturpark StechlinRuppiner Land 5
Konzeption des Wasser-Wander-Leitsystems Einrichtung mehrerer öffentlicher Biwakplätze, auch durch das Engagement der örtlichen Akteure Veröffentlichung des Faltblatts „Unterwegs Wasserwandern“ im Juni 2009 mit Besucherinformationen für Kanutouristen im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, z.B. Kontaktinformationen zu Kanuvermietern, Campingplätzen, Biwakplätzen etc., Übersichtskarte für eigene Tourenplanungen, Schleuseninformationen und spezielle Befahrensregeln.
Das erarbeitete Info- und Leitsystem geht von der „Konzeption WasserWander-Leitsystem“ aus und ist an bereits vorhandene Leitsysteme (Mecklenburgische Kleinseenplatte, Strelitzer Kleinseenplatte, Uckermärkische Seen, Feldberger Seenlandschaft) angebunden. Beispielhaft ausgebaut ist das Wasserwanderleitsystem Rheinsberger Rhin. Mittelfristige Ziele sind die mittelfristige Installation eines Wasserwanderleitsystems im gesamten Ruppiner Land und die Ausweitung des nachhaltigen Kanutourismus auf die gesamte Tourismusregion Ruppiner Land. Die touristische Attraktivität des Ruppiner Landes kann mit einem einheitlichen Wasserwanderleitsystem, einer qualitativ verbesserten kanutouristischen Infrastruktur und einer stärkeren Vernetzung von landund wasserseitigen Angeboten erhöht werden. Ergebnisse der bisherigen Aktivitäten sind laut Roßberg eine nachhaltige Regionalentwicklung durch Inwertsetzung von Natur und Landschaft, eine Besucherlenkung, die hilft, Konflikte zwischen Kanutourismus und Naturschutz zu entschärfen, und die Erschließung neuer Kanu-Reviere durch Infrastrukturverbesserung wie Infotafeln, Einstiegsstellen, Biwakplätze, Kooperation mit Campingplatz-Betreibern. Eine Zusammenarbeit mit Sportvereinen würde positiv aufgenommen werden. Vorgeschlagen wurde, dass Hinweise und Vorschläge der (individuell) reisenden Wasserwanderer über eine zentrale Telefonnummer bei der Landesstelle ankommen sollten, um den Erhalt der Anlagen zu erleichtern.
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Beispiele aus der Praxis: der Bereich Laufen, Radfahren, Skaten Verschiedene Beispiele stellen sich vor. Laufpark Stechlin Die Initiative für den Laufpark Stechlin ging von der Kommune aus, wie Wolfgang Schwericke ausführte. Der Laufpark ist ein Projekt von Läufern für Läufer. Ausgeschildert sind insgesamt ca. 250 Kilometer Laufstrecken. 26 Strecken zwischen 3,4 und 32,8 km können als Rundkurse gelaufen und miteinander kombiniert werden. Der Laufpark wird gut angenommen, die Teilnehmerzahlen verdoppeln und verdreifachen sich. Wichtig sind hierfür auch Kooperationen mit Partnern, z.B. Sportvereinen, Gaststätten, Campingplätzen, Autohäusern (können Parkplätze und Duschmöglichkeiten bieten) etc. und die Organisation von Veranstaltungen und Sportevents wie z.B. den Stechlinseelauf oder LaufReise-Veranstaltungen. Die Zusammenarbeit mit Sportvereinen ist erwünscht und soll ausgebaut werden. Der Laufpark bringt der Region folgende Vorteile: Tagesgäste Gäste, die ihr Trainingslager am Laufpark nehmen, um z.B. für einen Marathon zu trainieren. Davon profitieren auch Pensionen und Hotels. Viele Läufer suchen Urlaubsorte mit Laufstrecken! Damit ist der Laufpark auch ein Marketingfaktor. Die Zusammenarbeit mit Sportvereinen ist erwünscht und soll ausgebaut werden. Bislang nutzen verschiedene Laufvereine der Region die Strecken, kontrollieren sie damit auch, z.B. in Bezug auf die Ausschilderung, und sind somit ein wichtiger Kooperationspartner für die Instandhaltung des Laufparks.
Der Lübbeseelauf Wie Harald Rau erläuterte, gründete sich die IG Postheim e.V., um den traditionellen Lübbeseelauf zu erhalten, der seit 1984 einmal im Jahr stattfindet. Im Rahmen des Lübbeseelauf sind verschiedene Wettkampfstrecken ausgeschrieben, so über zwei, sechs, zehn und 20 km. Der Verein hat 29 Mitglieder; die Laufsportgruppe des Vereins nimmt auch an diversen anderen Läufen teil. Zur Instandhaltung der Laufstrecke existiert eine Kooperation mit einer Beschäftigungsgesellschaft, die u.a. bei der Ausschilderung unterstützt.
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Radwandern und Radtourismus Günter Voitus stellte den Radsportverein 94 Fürstenberg/Havel e.V. vor, der eine vorrangig breitensportliche Orientierung hat und zur Zeit knapp 30 Mitglieder im Alter von 10 bis 77 Jahren zählt. Der Verein ist im sportlichen Radtourenfahren (RTF), im Radwandern und bei Radrennen aktiv. Radtourenfahren ist die bekannteste und weit verbreitete Veranstaltungsform des Radsports für Jedermann im Bund Deutscher Radfahrer e.V. Die Teilnahme an Radtourenfahrten ist jedem möglich, auch ohne Mitgliedschaft in einem Radsportverein. Der Verein organisiert zwei permanente Radtouren (RTF-P), die „Rheinsberger-FürstenbergerSeentour“ und die „Oberhavel-Tour“, sowie eine Radtourenfahrt-Ausdauer (RTF-A), die im Rahmen der jährlichen „Fontane-Tour“ mit markierten Strecken von 25 bis 150 km stattfindet. Die abwechslungsreichen Touren können auch von Radwanderern geradelt werden. Festzuhalten ist in diesem Kontext allerdings, dass der Rad-Tourismus nicht zu einem Zuwachs im Rad-Vereinsport führt. Die Förderung des Breitensports ist ein erklärtes Ziel des Vereins. Auch hier stellt sich die Nachwuchsproblematik; vor diesem Hintergrund wurde eine Kooperation mit einer Grundschule eingegangen: Hier existiert nun eine AG Radsport, innerhalb derer Vereinsmitglieder wöchentlich Übungsstunden mit den Kindern veranstalten. Weiterhin steht der Gesundheitssport auf der Tagesordnung ganz oben; hier gilt es, auch mit anderen Vereinen bzw. Organisationen zu kooperieren. Für die Außenwirkung des Vereins sind Veranstaltungen wie die FontaneTour wichtig, an der beispielsweise im Jahr 2009 über 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland teilnahmen. Solche Rennen für Amateure und VolksRundfahrten machen den Verein populär. Diese Jedermann-Rennen haben großen Zulauf und machen deutlich, dass ein hoher Bedarf an Angeboten
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für Radfahrer besteht, wenngleich der Drang zum Verein nicht in dem Maße vorhanden ist, wie es aus Vereinssicht wünschenswert wäre. Voitus betonte in diesem Zusammenhang, dass Interesse besteht, die Fördermöglichkeiten des Landes für den Verein zu nutzen. Manche Kriterien seien für schwach besiedelte Gebiete jedoch zu hoch, z.B. die geforderte Mindestgröße für eine neue Sparte. Er regte an, die Förderrichtlinien in manchen Punkten zu überdenken.
Skaten in Brandenburg Hier führte Manfred Kruczek aus, dass im Bereich Skaten in den Regionen Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin nur einzelne Strecken vorhanden sind; Skate-Vereine oder Vereine mit Skate-Abteilungen fehlen nördlich von Oranienburg völlig. Ein Grund dafür liegt sicherlich auch darin, dass beim Skaten kein ausgeprägter Drang zur Vereinsbindung besteht. Das hat u.a. zur Folge, dass Skater über keine große Lobby verfügen und häufig niemanden haben, der sich für ihre Interessen einsetzt, wenn z.B. ein Radweg mit einem fürs Skaten ungeeigneten Belag versehen wird. Hier sind auch die Kreissportbünde gefordert, in solchen Fällen aktiv die Interessen des Freizeitsports zu vertreten. Andererseits bieten gerade die nördliche Region des Landkreises Oberhavel sowie der angrenzende Landkreis Ostprignitz-Ruppin günstige Bedingen für Inlineskater. Dies betrifft nicht nur einzelne Radwegstrecken, sondern auch wenig befahrene Landstraßen in den Erholungsgebieten. Dazu regte Manfred Kruczek an, entsprechend geeignete Straßen in diesen Landkreisen mit dem laut StVO seit 1.9.2009 zugelassenen Zusatzschild „Skater frei“ zu versehen. Wolfgang Schwericke (Amt Gransee/Laufpark) zeigte sich gegenüber einer entsprechenden Prüfung, gegebenenfalls auch im Rahmen von Rundkursen im Laufpark Stechlin, aufgeschlossen.
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Uwe Koch stellte das interessante Angebot der Sportjugend dar, das für ganz Brandenburg gilt: Sie kommt mit dem Inline-Mobil an die Schulen, um im Rahmen von Wandertagen Kindern und Jugendlichen ein Skaten zu ermöglichen. Das Inline-Mobil ist mit 60 Paar K2-Inline-Skates inklusive Schutzausrüstung bestückt und bietet die Gelegenheit, vor Ort Schnupperkurse, Aufbaukurse, Sicherheitstrainings und Geschicklichkeitsspiele durchzuführen.
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Ideenwerkstatt und weitere Planung Die bisherige Aufmerksamkeit auf Breitensport und Leistungssport sollte sich erweitern auf ein Zusammenwirken von Sport und Kommune und Tourismus. Hierbei gilt es, die Vereine frühzeitiger einzubinden, als dies bislang geschieht. Kritisch wurde in diesem Kontext angemerkt, dass Vereine oft zu wenig an dem interessiert sind, was in ihrer Region passiert, und nicht „über den Tellerrand blicken“. Oft hemmen zu viele Beteiligte die Entscheidungsfähigkeit; die Vereine beschäftigen sich mehr mit- und untereinander, statt nach außen zu wirken. Letztlich nehmen breite Kreise im Bereich des Vereinssports an der Debatte um Lösungen aus der Krise des Vereinssports im ländlichen Raum nicht teil. Die bisher aktiven Köpfe bleiben – unfreiwillig – unter sich. An Wünschen und Ideen, um diese Situation zu ändern, wurde Folgendes formuliert. Förderstrukturen und -politik Hier geht es in erster Linie darum, die Förderrichtlinien an die Gegebenheiten in ländlichen Regionen anzupassen: keine „Leuchtturm-Politik“ bei der Förderung Anpassung der Förderkriterien an die Lage vor Ort Änderung der Förderrichtlinien – Anforderungen niedriger stellen Struktur und Anforderungen an Übungsleiter-Lehrgänge flexibilisieren Arbeit der Vereine Hier stellt sich die Frage, wie sich die (vereinsgebundene) SportKompetenz in der ländlichen Gesellschaft behaupten kann. Verschiedene Ideen wurden formuliert: Erlebnissport in die Vereinswelt einbeziehen aktive Freizeitsportler gewinnen, um für die Vorteile des organisierten Sports zu werben attraktive Wettkampfformen entwickeln und anbieten Angebote für Frauen und Mädchen ausbauen Sportangebote so zuschneiden, dass die sportferne Bevölkerung angesprochen und aktiviert wird die Kooperation mit Schulen intensivieren, um Jugendliche dort abzuholen, wo sie sich fast den ganzen Tag aufhalten: in der Schule Organisation und Kooperation bei Transportproblemen, wo der öffentliche Nahverkehr nicht zur Verfügung steht neue Einsatzgebiete im Vereinssport für das Freiwillige Soziale Jahr aufzeigen Kleinstvereine zusammenlegen, um Kräfte in einem Verein zu bündeln und Zersplitterung zu verhindern (kontrovers diskutiert)
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Zusammenarbeit Sportverein – Kommune Vereine sollten aufgrund ihres Beitrags zum Gemeinwohl durch die Kommune so unterstützt werden, dass ihr Bestand gesichert ist, entsprechende Fördermaßnahmen der Landesebene eingeschlossen. Auch sollten Kommunen und/oder lokale Initiativen unterschiedlicher Art, die im Sportbereich tätig sind, ebenfalls die Möglichkeit haben, Förderungen zu erhalten. Vorschläge in diesem Kontext waren: Verbesserung der Informationspolitik Pflegevereinbarungen mit den Vereinen zur Instandhaltung von Strecken oder Ausschilderung (Kanusport, Laufstrecken) Förderung für Kommunen, die offene Wettkämpfe ausrichten Honorierung für Vereine, die Breitensportwettkämpfe ausrichten Vorrang von Sportvereinen vor kommerziellen Anbietern (z.B. in Bezug auf das Befahren von Wasserstraßen) Kooperationsvereinbarung „Starker Sport – starke Städte und Gemeinden“ nutzen (www.staedtetag.de/10/schwerpunkte/artikel/ 00008/zusatzfenster49.html) Um diese Ideen und Vorschläge konkret in den Regionen umzusetzen, wurde die Durchführung von Zukunftswerkstätten vor Ort in Regie der Kreissportbünde angeregt. Festhalten lässt sich, dass eine starke Sportkultur zu einer starken Stadt– und Gemeindekultur führt. Daher ist die lebendige Verzahnung, Kooperation und Partnerschaft dieser beiden Welten in den ländlichen Regionen Brandenburgs, die sich großenteils in Schrumpfungsprozessen befinden, von hoher Bedeutung.
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Ansprechpartner Manfred Kruczek, MBJS Tel.: 0331/8663745, Mail:
[email protected] Reinhold Tomisch, MBJS Tel.:0331/8663744, Mail:
[email protected] Uwe Koch, Brandenburgische Sportjugend Tel.: 033205/54986, Mail:
[email protected] Günter Steffens, Marineclub Rheinsberg Mail:
[email protected] Jürgen Rütz, Tauchclub Nehmitzsee Mail:
[email protected] Frank Roßberg, Naturpark Stechlin-Ruppiner Land Mail:
[email protected] Wolfgang Schwericke, Laufpark Stechlin Mail:
[email protected] Harald Rau, IG Postheim Mail:
[email protected] Günter Voitus, Radsportverein 94 Fürstenberg/Havel Mail:
[email protected]
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