Er kocht mit der Feder

March 9, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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KulturKreisKassel

Dienstag, 28. Oktober 2008

Er kocht mit der Feder

Kultur-Termine Musik

Traudl Schmaderer und Thomas Pieper laden für Mittwoch, 19.30 Uhr, zu einem Gedichtzyklus von Rainer Maria Rilke für Sopran und Orgel in die Rosenkranzkirche am Bebelplatz ein. „Musikalische Märchen“ mit dem Jazzgitarristen Jochen Krajewski gibt es morgen, 18.30 Uhr, im Brüder Grimm-Museum. Ein Märchentanzkurs für Erwachsene findet am Samstag, 1. November, von 14 bis 19 Uhr in der Tenne statt. Anmeldung bis Freitag, Tel. 0561/775657. Ein Klavierabend mit Johannes Möller findet am Donnerstag, 19.30 Uhr, im ev. Gemeindehaus von Sandershausen statt. Programm: Mozarts Sonate C-Dur KV 330; Ballade As-Dur op. 47 von Chopin; Images Heft I von Debussy; vier Stücke aus „Vingt Regards sur L’Enfant-Jesus“ und Préludes von Messiaen.

Hellmuth Karasek las zum Abschluss der Reihe „Leseland Hessen“ in der Relaunch VON VERENA JOOS

Bühne

Das Schauspielhaus gibt am Mittwoch ab 19.30 Uhr eine Kostprobe von Frank Wedekinds Stück „Frühlings Erwachen“. Sein neues Programm „Glücksbringer“ zeigt der medizinische Kabarettist Dr. Eckart v. Hirschhausen morgen, 20 Uhr, in der Kasseler Stadthalle.

Kino

Der Filmladen zeigt morgen ab 17 Uhr den Spielfilm „Beweis“ mit Gwyneth Paltrow im Rahmen des MathFilm-Festivals.

Vorträge, Lesungen

Der Vortrag von Sven Görtz zu Paulo Coelho in der Buchhandlung am Bebelplatz am heutigen Dienstagabend fällt aus, da der Referent erkrankt ist. Der heutige Vortrag von Prof. Welzer in der Gedenkstätte-Breitenau zu „Tätern“ entfällt und wird im November nachgeholt. Prof. Dr. Regine Kather spricht morgen im Festsaal des Augustinum ab 17 Uhr über „Von der Schönheit der Natur - Landschaften mit allen Sinnen genießen“. Roswitha Seiffert liest am Mittwoch ab 19.30 Uhr im Allee Café aus „Sei Dank. Dichtung aus drei Jahrzehnten“. Rolf Bläsing liest morgen ab 20 Uhr in der Bücherei EspenauMönchehof aus seinem Roman „Der Halbmarathon-Mann“.

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Ihr Kinoprogramm vom

und

KS-KUL1

Unterhaltsame Zweitverwertung: Hellmuth Karasek las in der Relaunch aus seinen Zeitungsglossen. Foto: Socher

KASSEL. Wie ein komfortabel möbliertes Fernsehstudio präsentierte sich die gut gefüllte Relaunch des Schlosshotels Wilhelmshöhe zum Abschlussabend der Literaturreihe „Leseland Hessen“. Plausibel, dass der Star, der im roten Lederlesesessel Platz nahm, auch beleuchtungstechnisch Studioatmosphäre einforderte: „Ich will die Zuschauer sehen!“ Solch luzide Raumdurchdringung ist Hellmuth Karasek aus den Zeiten des „Literarischen Quartetts“ gewohnt, wo er sich jahrelang im Windschatten des „gefühlten Vierzigers“ Marcel Reich-Ranicki der Medienaufmerksamkeit eines Millionenpublikums erfreuen durfte. Mit einer Insider-Hommage an den streitbaren Fernsehpreisverweigerer startete er denn auch sein Programm, das ansonsten aus Glossen für das „Hamburger Abendblatt“ und die „Berliner Morgenpost“ bestand, in dem Band „Vom Küssen der Kröten und andere Zwischenfälle“ zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Zweitverwertung also. Karasek, plaudernd ein veritabler Entertainer, gab ausführlich Auskunft über seine

literarischen Vorbilder, von Jonathan Swift über Johann Peter Hebel bis hin zu Karl Kraus, Alfred Polgar und, schließlich, Rudolf Augstein. Die geschliffensten Pointen stammten denn auch aus den Federn der genannten Autoren, mit Quellenangabe immerhin. Nein, ein Plagiator ist Karasek nicht. Eher ein umfassend Gebildeter, der weiß, wo er das passende „Seidenpapier“ findet, um „ein Nichts einzuwickeln“, wie Polgar die Beschaffenheit der Glosse beschreibt. Da wird Shakespeare zur Belegstelle für den Rinderwahn, Nietzsches schreiende Krähen nehmen „schwirren Flugs“ die Vogelgrippe vorweg. Ganz eigen wird Karasek erst, wenn es um die Gerüche und Geschmäcker der Kindheit geht. Seine Glossen rund um die göttliche „Schlonzigkeit“ des schwäbischen Kartoffelsalats sowie die überschätzte Eisenhaltigkeit des Spinats, damals noch blubblos, bildeten den poetischen Höhepunkt der Lesung. Auf dem Terrain könnte gar Wolfram Siebeck noch von ihm lernen. Hellmuth Karasek: Vom Küssen der Kröten: und andere Zwischenfälle. Hoffmann und Campe, 174 Seiten, 17,95 Euro.

Sinn und Unsinn

Jazzfest mit den Dixie Allstars im Gleis 1 VON GEORG PEPL KASSEL. Die Ereignisse überstürzten sich beim Jazzfest Kassel. Nur zehn Stunden nach dem Ende der Langen Jazznacht ging das Festival am Sonntagmittag im Gleis 1 mit den Dixie Allstars und einer Session weiter. Berthold Althoff vom Förderverein Kasseler Jazzmusik meinte mit Kassierer-Humor: „Alle, die letzte Nacht überlebt haben, sind wieder da.“ Und das waren immerhin 40 Personen. Die mit Kasseler Musikern besetzten Allstars - Valerij Geneberg (Trompete), Werner Kiefer (Klarinette), Albrecht Schmücker (Posaune), Natsuko Inada (Klavier), Heiko Eulen (Kontrabass) und Jörg Damm (Schlagzeug) - spielten sich entspannt durch ehrwürdiges Repertoire wie „Dream A Little Dream“ und ernteten freundlichen Applaus. Trotzdem durfte man sich Gedanken über den Sinn eines neuen DixielandSwing-Projekts machen. Die Pianistin Natsuko Inada etwa könnte dank ihres feinen Anschlags in einem zwischen Jazz und Debussy angesiedelten Stil sicher stärker punkten. Nach einer Stunde folgte ein Auftritt der Jubilee Ramblers oder genauer gesagt von „Fragmenten“ aus dieser Band, wie Werner Kiefer formulierte. „Es fehlen“, so Kiefer, „einige Leute, aber dafür sind andere doppelt da.“ Sinn und Unsinn lagen eng beisammen.

Märchenhaftes für Klein und Groß

Das Spielraum-Theater mit der Premiere von „Frau Holle und Rumpelstilzchen“ im Kulturhaus Dock 4 VON KIRSTEN AMMERMÜLLER KASSEL. „Es war einmal…“ bereits bei diesen ersten Worten spitzen viele Kinder die Ohren, sind sie doch der Anfang zu spannenden Abenteuern. Und scheinbar aus dem Nichts werden Welten heraufbeschworen, in denen Hexen besiegt, Drachen getötet und Zauber beseitigt werden. Ganz in dieser märchenhaften Erzähltradition bringt das Spielraum-Theater zwei neue Bearbeitungen von „Frau Holle“ und „Das Rumpelstilzchen“ für Kinder ab drei Jahren auf die Bühne.

Zwei Waschfrauen (Jutta Damaschke und Gisela Honens) schweifen während ihrer Arbeit ab und erzählen mit viel Fantasie und Humor die beiden Märchen der Brüder Grimm. Dazu reichen ihnen schon zwei Tücher, das eine ein Scheuerlappen und das andere ein Spitzendeckchen. Es ist wie bei den beiden Schwestern bei Frau Holle: die eine schön und fleißig, die andere hässlich und faul. Der Wäschekorb verwandelt sich vor den Augen der staunenden Kinder in einen Ofen voller Brot. Auch das Strickzeug der zweiten

Waschfrau erwacht plötzlich zum Leben. Das Wollknäuel oben als Kopf aufgesteckt, und schon steht das Rumpelstilzchen vor der schönen Müllerstochter und bietet ihr seine Hilfe an. Diese ist nämlich sehr verzweifelt. Ihr Vater, außerordentlich stolz auf seine Tochter, hat dem König erzählt, sie könne Stroh zu Gold spinnen. Das Spielraum-Theater hat mit seiner Bearbeitung von „Frau Holle und Rumpelstilzchen“ wieder einmal bewiesen, dass es nicht viel braucht, um ein Stück spannend und vor allem kindgerecht zu ins-

Erzählerinnen: Die Waschfrauen Jutta Damaschke (links) und Gisela Honens. Foto: Ammermüller

zenieren. Stefan Becker und Gisela Honens folgen mit ihrem Konzept dem kindlichen Spiel. Sie hauchen den Dingen Leben ein und verfolgen so den Weg naiver Fantasie. Dadurch entsteht ein Theater, das aus der reinen Spielfreude zu einem ebenso unterhaltsamen wie poetischen Schauspiel wird, bei dem kleine und große Zuschauer gleichermaßen Freude haben. Weitere Termine: morgen, 29. Oktober, 17 Uhr, 30. November, 11 Uhr, und 1. Dezember, 10.30 Uhr, Deck 1 im Kulturhaus Dock 4. Karten unter 0561/710689.

Dies war das Ende vom Beat

Auf Abschiedstournee: Die HipHop-Hanseaten von Dynamite Deluxe in den Nachthallen Kassel Du bist mein Kino in Kassel

finden Sie auf

www.hna.de/kino Ausstellungen

Das Naturkundemuseum im Ottoneum lädt für morgen, 18 Uhr, zur Eröffnung der Sonderausstellung „Die Große Kette der Wesen – Die Natur wird geordnet“ ein. Restauratorin Katharina Lies führt am Mittwoch ab 12.30 Uhr in der Kunstpause die Restaurierung eines Empirestuhls im Hessischen Landesmuseum vor. Das Naturkundemuseum lädt morgen ab 19 Uhr zum Bildvortrag „Die Wunderwelt der Libellen“ ein. Auf dem Friedrichsplatz veranstaltet die Kunsthalle Fridericianum morgen ab 15 Uhr das Ausstellungsgespräch „Ein Blindgänger auf dem Friedrichsplatz“.

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VON JONAS LEPPIN KASSEL. Rap-Konzerte haben einen unschlagbaren Vorteil: Ob ein Künstler live etwas taugt oder nicht, lässt sich stets verlässlich überprüfen. Und zwar immer dann, wenn die selbst ernannten Wortakrobaten beginnen zu „freestylen“, also spontan versuchen, zu einem Beat möglichst viele sinnvolle Sätze zu reimen. Wenn einem Rapper wie Samy Deluxe dann bei unglaublicher Geschwindigkeit nicht nur einfällt, dass er selber „immer krasser werde“, sondern ihm dabei fast gleichzeitig auch die „Kasseler Berge“ in den Sinn kommen, dann ist das nicht nur unterhaltsam, sondern schlichtweg gut. Aber damit ist jetzt erst einmal Schluss. Denn obwohl die drei Hamburger Samy Deluxe, Tropf und DJ Dynamite am Sonntagabend mehr als 500

Zuschauer in die Kasseler Nachthallen lockten, befinden sich Dynamite Deluxe in diesen Wochen auf Abschiedstournee.

Zusammen mit dem hessischen Rapper D-Flame zeigten Dynamite Deluxe in anderthalb Stunden noch einmal all das, was sie seit ihrem Debüt-

album aus dem Jahr 2000 so wichtig für die deutsche Rapmusik machte: leichte Flows, sportlicher Wettstreit und schnelle, clevere Reime.

Flinker Dichter: HipHopper Samy Deluxe. Foto: Socher

Die erste Hälfte des Konzertes war eine Hommage an vergangene Zeiten mit Stücken wie „Hammerhart“ und „Füxe“, die dem Hamburger Eimbusch-Label in den 90erJahren zu Ruhm und Ehre verhalfen. Dabei wurde schmerzlich deutlich, was dem deutschen HipHop seit seiner ironielosen Erweiterung um Berliner Aggro-Lyrik à la Bushido verloren gegangen ist. Der zweite Teil des Auftrittes konzentrierte sich auf das aktuelle Album „TNT“ und stellte klar, dass Frontmann Samy Deluxe, wie auch seine Bandkollegen, natürlich weiterhin Musik machen werden. Sie können gar nicht anders. Zum Ende brachten es Dynamite Deluxe dann noch fertig, ihre zweideutigen Texte auf die unschuldige Musik von Soulsängerin Alicia Keys zu rappen und ihr HipHop-Konzert, vermutlich einmalig, mit einem Feuerzeug- Lichtermeer zu beenden.

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