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February 21, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Nr. 18 November 2000

EnneaForum Rundbrief des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V.

Inhalt: 3 4 6 8 10 12 14 15 16 17

Bildmeditation Interview: Helen Palmer W.A. Meninger: Reise Erfahrungen: M. Lambach Erfahrungen: Gemeindeaufbau Erfahrungen: Zu den 3 Zentren Erfahrungen: Mediation Erfahrungen: P. Michaelis Erfahrungen: G. Fuhrmann Rezensionen

I–IV Termine (zum Herausnehmen) „Enneagramm und Erwachsenenbildung“ ist das Schwerpunkt-Thema dieser Ausgabe von EnneaForum. „Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch – sonst hieße es Buchung!“ – las ich irgendwo. Nicht von schlechten Eltern, der Spruch … Ich schmunzelte über das gewitzte Wortspiel. Und dann dachte ich weiter: ‚Bildung? Was ist das eigentlich, wenn nicht etwas, was man durch Fernsehen notwendigerweise gewinnt?‘ Was das Enneagramm von seinem Inhalt her ist, meinen wir zu wissen oder bruchstückhaft zu verstehen. Doch was, bitteschön, heißt „Bildung“ – genau genommen „Erwachsenenbildung“? Ein Blick in das Lexikon scheint mir die Rettung nahe zu bringen. Hier meint Bildung, knapp gefaßt, das Vorsich-Gehen und Ergebnis einer „geistigen Formung des Menschen“ – mit dem Ziel, zur vollen Verwirklichung des Menschseins, zur Humanität zu gelangen (vgl. Ausführungen in dtv Brockhaus Wiesbaden und München 1986, Bd. 2, s. 266). Gemeinhin ordnen wir diese offenbar notwendige Aufgabe in erster Linie den angeblich „unfertigen“ Menschen zu – also Kindern und Jugendlichen, wie unser Begriff „Bildungswesen“ bezeugt. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Sind junge Menschen nach Durchlaufen des vorgesehenen Bildungsweges „geformt“, „verwirklicht“, „human“? Sind wir wirklich fertig? Oder erleben wir Erwachsenen uns nicht zunehmend als unfertig, als bruchstückhaft? Was uns in Volkshochschulen, Bildungs-

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häuser, Enneagrammkurse treibt, ist doch genau dieses Lebensgefühl: ungeformt zu sein, keineswegs verwirklicht, unfertigen Skulpturen gleich, wie sie auf der Vorderseite zu sehen sind. Wir erleben uns als im Werden begriffen. Vielleicht sind wir „aus der Form gegangen“, haben zu starre Formen angenommen, erleben uns in Formen gepreßt, ungeformt oder verformt … So verbindet viele von uns die Sehnsucht, neue Formen zu finden, Form anzunehmen, Ausformung zu erfahren, wirklich Mensch zu sein. In diesem Sinn könnte der Verfasser des 1. Johannesbriefes (Danke an M. Schlierbach für diesen Tipp!) eine der abgebildeten Skulpturen sein, die von sich und ihresgleichen sagt: „Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es … Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden …“ (1Joh 3,1–2) Drei Beschreibungen – drei mal Trost für mich erst teilweise behauenen Stein. Erstens: Ein Kind werden zu dürfen, das mit Förmchen im Sand spielt, Sandkuchen backt, gestaltet, verwirft, neu probiert. Zweitens: Im Verborgenen und mit genügend Zeit Form annehmen zu dürfen. Und zum dritten: Die Gewißheit zu haben, dem gütigen, liebenden Gott mehr und mehr ähnlich zu werden. Herzlich grüßt Euch und Sie

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Geschichte des Enneagramms Szene-Informationen E. in der Erwachsenenbildung Rezensionen Umfrage-Auswertung Lied: Zeit zu beginnen

Impressum: Herausgeber: Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm e.V. Vorsitzender: Pastor Ulrich Krämer Geschäftsstelle: Eveline Schmidt, Ententeich 8, 29225 Celle, Tel./Fax: (0 51 41) 4 22 34 Bankverbindung: Sparkasse Celle, BLZ 257 500 01, Kontonr. 4006813 Redaktion: Claudia Dienst-Mann, Michael Schlierbach, Ulrich Krämer (Beratung), Redaktionelle Mitarbeit: Johannes Bartels, Ludwig Zink Redaktionsanschrift: Claudia Dienst-Mann, Nahtweg 25, 57250 Netphen, Tel./Fax: (0 27 37) 16 80, e-Mail: [email protected] Bildredaktion: Andreas Caspari, St.-Pauli-Str. 38, 28203 Bremen, Tel. (04 21) 7 94 12 01, e-Mail: [email protected] Layout: Michael Schlierbach, Poststr. 13, 83064 Raubling, Tel. (0 80 35) 87 59 30, Fax 87 59 32, e-Mail: [email protected] Druck: Rapp-Druck, Flintsbach Auflage: 1400 Exemplare Probeexemplare und Vertrieb: über die Geschäftsstelle Enneaforum erscheint halbjährlich (Mai/Nov). Beiträge und Termine bitte bis 1.3. bzw. 1.9. an die Redaktion.

Tagtäglich lasse ich das wohlbekannte Bild von mir ersteh’n hege und pflege es und eifere ihm hinterher bis es dann steht: mein sogenanntes Ich. Tagtäglich müh’ ich mich zu retuschieren konturieren auszufüllen was mir zu blass zu fad zu leer erscheint. Tagtäglich schau’ ich es im Spiegel an das starre Bild: Mein Selbstbild? Trugbild? Ich? Text: Claudia Dienst-Mann Bilder: Andreas Caspari

Ich lehne meinen Kopf an das so harte Glas und fühle Widerstand so dass erneutes Schlafen ganz unmöglich ist. Tuchfühlung nehm’ ich auf noch sind die Augen abgewendet doch mehr und mehr zieht Morgendämm’rung in mich ein.

Entschieden streckt es mir die Hand entgegen: „Halt ein!“, scheint es zu sagen. „Bilde dir doch nichts ein. Bist du nicht mehr als nur ein Bild?“ Erschrocken halt’ ich inne im angestrengten Bilden meines Ich seh’ mich entblößt und bin erwacht.

Der Spiegel der mir vormals handlich schien wiegt plötzlich schwer wie Stein. Hat Dimensionen angenommen die ich nicht mal im Traum erahnte. Das Bild im Spiegel ist so groß dass ich mich selber kaum mehr seh‘. Betroffen reich’ ich meinem Bild die Hand und senk’ den Kopf. Der Schlaf hat viel zu lang gedauert.

Zum Bild geschaffen Dann schau’ ich näher hin. Die Finger die ich sehe sind die meinen. Sie suchen nicht dem alten Bilde hinterherzufahren nicht angestrengt zu formen und zu bilden, nein: Sie suchen forschen nehmen wahr ertasten was sich bildet ganz von selbst:

Mein Ich vergeht mein Selbst entsteht wo ich die Bilder all das Bilden lasse und still dem Bilderlosen in die Augen schaue. Zum Bild erwacht bin ich zum Bild erwachse ich zum Bilde dessen der mich schuf.

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„Ich wollte nie ein Buch schreiben.“ Johannes Bartels im Gespräch mit Helen Palmer

rInnen am Center of Investigation and dabei haben, denn ich brauchte ihn. Ich Training of Intuition in ihrem Denken war unsicher, und er hat mir die nötige an einem bestimmten Punkt immer Unterstützung gegeben. Ich mußte also wieder an eine scheinbar unüberwindständig das Kursdesign ändern, und es ist dadurch immer komplexer geworliche Grenze stießen, wo sie einfach fixiert waren. Ich stellte fest, daß dieden. selbe Fixierung ihres Denkens auch im JB: Und wer hat Sie nun dazu gezwunIntuitionstraining wieder auftauchte. gen, das Buch zu schreiben? Das Enneagramm schien imstande, HP: Ganz hinten im Publikum einer diese Fixierungen konkret zu benenmeiner Kurse war mal eine Frau, die nen und ihre Überwindung zu ermögli- auffällig fleißig mitschrieb. Ich dachte, chen. es sei eine Therapeutin. Im nächsten JB: Sie haben fast 20 Jahre gebraucht, Kurs saß sie dann in der ersten Reihe. JB: Helen Palmer, Sie sind jetzt schon um mit ihrem ersten Buch herauszuAn einem Abend brachte sie ihren Exzum wiederholten Male in der Schweiz kommen – warum? Mann mit, einen Verleger, wie sich herund haben soeben einen dreijährigen HP: Ich wollte nie ein Buch schreiben. ausstellte. Sie hatte ihm ihre Notizen Zyklus über das Enneagramm und die Ich wurde dazu gezwungen. und meine Arbeitsblätter gegeben. Und drei „Bewußtseinszentren“ abgeschlos- JB: Wer hat Sie gezwungen? der kam zu mir und sagte: „Ich würde sen. Vor zwei Jahren brachten Sie HP: Ich hatte das Enneagramm in der gerne ein Buch aus dem Stoff machen. einen Aikido-Lehrer mit, letztes Jahr mündlichen Tradition gelehrt, also Es ist ein sehr interessanter Ansatz. war es ein Sufi-Scheich mit seiner Frau, mit der Methode der PodiumsdiskusSie könnten den Text direkt aus dem sion, und und dieses Jahr Mund der Podiumsvertreter übernehzwar in men – die sind die Quelle.“ Er war der TrappistenDas, was ich mache, mönch William Berkeley wirklich enthusiastisch. sind keine neuen Erfindungen, Meninger. Das in KaliDoch ich war nicht darauf aus, ein sondern nur der nächste Schritt. fornien, Enneagramm Buch zu schreiben. Der Grund war erscheint also wo viele zum einen: Es gab eine Menge geeignet, sehr unterschiedliche Perspek- andere das Enneagramm damals eben- Gerüchte darüber, daß Oscar Ichazo tiven zusammenzubringen – stimmt falls lehrten, z.B. Claudio Naranjo und jeden verklagen würde, der das Enneadas? Kathleen Speeth. Es gab eine enorme gramm veröffentlichen würde. Der HP: Mit diesem letzten Workshop mit Enneagramm-Aktivität damals. In Ber- zweite Grund war: Ich war fünfzig William Meninger bin ich sehr zufriekeley habe ich das EnneaJahre alt und den. William Meninger repräsentiert gramm auf diese Weise hatte außer meiIn Berkeley habe ich für mich eine der vielen alten positiven 18 Jahre lang gelehrt, 36 ner Magisterardas Enneagramm 18 beit noch nichts mystischen Traditionen, die wir heute Wochen im Jahr – und Jahre lang gelehrt – wieder neu entdecken müssen. Ich zwar ausgerechnet im geschrieben. Ich und zwar ausgerech- bin keine glaube nicht, daß ich irgendwas neu cvjm! Ich habe das erfinde. In all den vergangenen JahrKursdesign ständig Schriftstellerin. net im CVJM! hunderten haben sich die Leute Gedan- verändert. Meine Der dritte ken über Spiritualität gemacht. Das, Lieblingskurse waren die Grund war: Ich was ich mache, sind also keine neuen Partnerschaftskurse mit jeweils mehbin eine Sechs, und ich hatte Angst. Erfindungen, sondern nur der offenreren VertreterInnen eines Typs und Der Verleger hat mich dann vor die sichtliche nächste Schritt. deren PartnerInnen auf dem Podium. Wahl gestellt: „Wenn Sie es nicht JB: Sie halten Ihre Workshops nicht Das waren sehr bewegende Kurse. Die machen, gehe ich einfach zu einem nur in der Schweiz, sondern auch in TeilnehmerInnen haben sich gegenseivon den Zuhörern hier im Raum.“ Es Deutschland, Irland, und ich glaube, tig enorm geholfen. waren damals etwa zweihundert TeilSie haben auch ein Zentrum in HongDer Grund, weshalb ich das KursdenehmerInnen im Kurs. kong oder Singapur. Das Enneagramm sign immer wieder geändert habe, war JB: Ihre Angst war nicht ganz unbebestimmt Ihr Leben wohl wie kaum mein Mann, der damals die Tontechnik gründet, denn Oscar Ichazo hat Sie etwas anderes. gemacht hat. Er ist eine Acht und er tatsächlich verklagt, und es gab einen HP: Ich habe das Enneagramm übersagte mir irgendwann: „Weißt du, ich langen Gerichtsprozeß, aus dem Sie nommen, weil es ein großes Problem kenne deine Kurse mittlerweile und ich letztlich als Siegerin hervorgegangen zu lösen half. Ich hatte bemerkt, daß finde es langsam langweilig. Mach mal sind … auch die talentiertesten meiner Schüle- was Neues!“ Ich wollte ihn wirklich HP: Es waren Briefe von Arica, Ichazos

Helen Palmer ist eine der weltweit meistgefragten Enneagramm-LehrerInnen. Sie hat mehrere internationale Bestseller zum Enneagramm geschrieben und entscheidend zur Formierung der Internationalen EnneagrammGesellschaft beigetragen. Seit vielen Jahren kommt sie zu Workshops nach Europa. Während ihres diesjährigen Aufenthaltes in Zürich hatte Johannes Bartels Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.

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Schule, verschickt worden, geschrieben ritäten gefürchtet, denn so was ist öffentlichung wurde das jetzt auf einim Namen des Vorstandes, Warnungen einfach nicht mein Ding. Außerdem mal anders. Dieses erste Buch zum an verschiedene Enneagramm-Lehrewar mir klar, daß ich damals von allen Enneagramm hatte also bereits Ärger rInnen, sicherlich Enneagramm-LehrerIn- verursacht. Die AutorInnen hatten sich an Kathy Speeth, nen die meisten Schüdamals um einen außergerichtlichen Ich bin eine Sechs, vielleicht auch an lerInnen hatte, so daß Vergleich mit Ichazo bemüht. Das und ich hatte Angst. Claudio Naranjo, ich eine exponierte Ziel- waren schlechte Ausgangsbedingungen jedenfalls an mich scheibe darstellte. All für mich, denn dadurch war von vornselbst und an mindestens drei, vier das wußte ich, und trotzdem glaubte herein in Frage gestellt, ob es rechtmäandere. In diesen Briefen wurden wir ich, daß ich das Buch schreiben sollte. ßig war, das Material zu veröffentlichen. gewarnt, das Enneagramm sei durch Das Material war einfach so umfangEs sah also zunächst sehr schlecht für Copyright geschützt und könne nur reich geworden, daß es eine Art Überuns aus. Arica hat uns regelrecht von autorisierten Arica-LehrerInnen druckventil brauchte. dämonisiert. Wir würden das Material gelehrt werden und von niemand sonst. Aber schon vorher hatte jemand ein nicht authentisch, in seinem ursprüngMir war klar, daß es ziemlich dumm anderes Enneagrammlichen spiriwar, die sieben Todsünden mit CopyBuch mit in den Kurs tuellen Sinn, Ichazo tat mir durch right belegen zu wollen, oder ein Diagebracht – es war das von verwenden. eine Wand von Feindgramm, welches älter ist als Oscar Beesing/Nogosek/O’Leary – Der Streit ist seligkeit hindurch leid. dann ziemIchazo und schon zwanzig Jahre vorher und mein Gedanke war in der westlichen Literatur aufgetaucht sofort: Jetzt geht der Ärger lich ausgewar. Zugleich habe ich die Konfronlos! Bis dahin waren wir bloß ein paar ufert. Irgendwann ist die gerichtliche tation mit feindlich gesinnten AutoLeute, die Kurse hielten. Mit dieser Ver- Konfrontation schließlich unvermeidlich geworden. Unsere Bemühungen, die geschichtlichen Wurzeln des Enneagramms aufzuspüren, sind uns sofort als Angriff gegen die Arica-Schule ausgelegt worden. In meinen Workshops tauchten plötzlich VertreterInnen von Arica auf, die mich des Plagiats bezichtigten. Sie kamen in der Haltung extremer Feindseligkeit. Ichazo tat mir durch diese Wand von Feindseligkeit hindurch leid – und das hat nichts mit persönlicher Reife zu tun. Ich glaube einfach, es hätte mit ihm auch ganz anders werden können. Denn ich habe den Eindruck, daß Ichazo einen enormen Beitrag geleistet hat – aus einer tiefen spirituellen Reife heraus. Doch irgendwann ist da etwas aus dem Ruder gelaufen. Ichazo beanspruchte dann, jedoch nicht öffentlich, das Material als direkte Offenbarung empfangen zu haben. Ich hatte gehofft, wir könnten offen diskutieren über das Enneagramm und die angemessene Methode seiner Vermittlung. Doch das war damals einfach nicht möglich. Wie gesagt, Ichazo hat der von Gurdjieff initiierten Enneagramm-Tradition enorm wichtige Elemente hinzugefügt. Er hatte Zugang zu der Bibliothek seines Onkels, worüber er in seinem Interview für Enneagram Monthly Auskunft gegeben hat. In diesem Interview hat er auch eine ausführliche Beschreibung seiner eigenen Begegnung mit dem Enneagramm, seiner Vision, gegeben. Sein Beitrag zu dessen Entwicklung EnneaForum

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liegt vor allem darin, die traditionellen Todsünden den neun Punkten des Enneagramms richtig zugeordnet zu haben. Es stellt sich nun heraus, daß diese Ordnung der Leidenschaften schon in einer anderen Quelle vorgegeben war, in einer sufistischen Quelle (worüber ich demnächst schreiben möchte). Ich bin mir ziemlich sicher, daß Ichazo diese Quelle gekannt hat. Denn wenn ich daran gekommen bin, konnte auch er daran kommen. Der Prozeß ging schließlich zu meinen Gunsten aus. Der Richter entschied, daß es unmöglich sei, Elemente alter mystischer Traditionen, wie sie im Enneagramm zusammenfließen, durch Copyright schützen zu lassen. Es war dann erschütternd, daß sofort nach dem Ende des ProMan hat mich zesses komregelrecht isoliert. plette Manuskripte für vier Enneagramm-Bücher von anderen Autoren vorlagen und bald veröffentlicht wurden. Sie hatten nur auf den Ausgang des Prozesses gewartet. Ich hatte jedoch keinerlei Kontakt zu diesen Leuten – außer negativem Kontakt. Man hat mich regelrecht isoliert, denn man wußte ja nicht, wie die Sache ausgehen würde. Es gab jedoch zwei Ausnahmen, die mich unterstützt haben: zum einen Maria Beesing und zum anderen Richard Rohr. JB: Offensichtlich sind Sie inzwischen keineswegs mehr isoliert, und Sie spielen heute eine wichtige Rolle in der Enneagramm-Szene, besonders auch hier in Europa. Ich danke Ihnen sehr für das Interview. HP: Bitte sehr.

Literaturempfehlungen zu Helen Palmer: Das Enneagramm. Sich selbst und andere verstehen lernen, München 1991 (das Standardwerk) Das Enneagramm in Liebe und Arbeit, München 1995 (mit besonderem Fokus auf partnerschaftliche und berufliche Beziehungen) Das kleine Enneagramm, München 1998 (hübsche Mini-Zusammenfassung) Fortsetzung auf S. 13

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William A. Meninger, O.S.C.O.

Wer sich auf die Reise macht Natürlichen auf, und ich habe noch nie ein Persönlichkeitssystem kennengelernt, das so gut wie das Enneagramm mit grundlegenden christlichen Lehren wie denen der Erbsünde, der sieben Todsünden, der Notwendigkeit der Gnade oder der Hoffnung auf Wiederherstellung der Gottebenbildlichkeit zusammenpaßt. Ich will nun einen großen Theologen vorstellen, der von der katholischen Öffentlichkeit und kirchlichen AutoVor zwölf Jahren, als ich am Zentrum rität als Repräsentant authentischer für Biblische Studien in Jerusalem christlicher Tradition anerkannt wird: lehrte, wurde ich in das Enneagramm Reginald Garrigou-Lagrange. Er ist eingeführt. Von Anfang an war der einer der meist respektierten mystiEnneagramm-Prozeß für mich mit schen Theologen des 20. Jahrhunderts katholischer Theologie verbunden. Bis und v.a. durch sein zweibändiges Werk heute bin ich seitdem von der Kom„Die drei Zeitalter des geistlichen plementarität beider Ansätze fasziniert. Lebens“ bekannt geworden, welches St. Thomas von Aquin lehrte, die Phistark von St. Thomas von Aquin und St. losophie sei die Magd der Theologie. Johannes vom Kreuz beeinflußt ist. Augustin hat Plato in die dogmatische Wer sich auf die Reise macht, muß Theologie eingeführt, Thomas tat das eine Mentalität der Selbstbeobgleiche mit Aristoteles. Ähnlich könachtung entwickeln. nen wir heute das Enneagramm als Magd der aszetischen und mystischen Wer sich auf die spirituelle Reise macht, Theologie verstehen. muß nach Garrigou-Lagrange eine Freilich ist das Enneagramm keine Mentalität der Selbstbeobachtung entTheologie. Es ist ein Hilfsmittel, das wickeln. Die Wahrheit über sich selbst allein vom menschlichen Verstand aus- zu wissen, ist die Tugend der Demut, geht. Es beschäftigt sich nicht direkt welche der Anfang und die Grundlage mit Gott oder der göttlichen Offenaller Tugenden darstellt. barung. Es interessiert sich für den Das geistliche Leben ist eine Reise. Menschen. Der Mensch jedoch ist von Ihr Ziel ist die Vereinigung mit Gott Gott nach dessen Bilde geschaffen. Sein in der vollendeten, bedingungslosen Herz ist mit einem von Gott geformten Liebe. „Ihr sollt vollkommen sein, wie Vakuum gemacht (C. S. Lewis) und ist euer Vater im Himmel vollkommen unruhig, bis es Ruhe findet in Gott (St. ist. Er läßt seine Sonne aufgehen Augustin). Der Lebenskampf des Menüber Böse und Gute und läßt regnen schen ist eine Reise zu Gott, der ihn über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt zu sich ruft. Die Details dieser Reise fin- 5,48.45) Wir können die Reise nicht den sich in der Bibel, in ihren Mythen beginnen, wenn wir nicht wissen, wo und, in geringerem Ausmaß, in ihren wir stehen. Dies ist die Definition der dogmatischen Lehren. Auch menschliDemut. che Weisheit und Philosophie können Wer sich auf die Reise macht, versucht den Prozeß dieser Reise unterstützen. oft eher sich selbst zu korrigieren, als Das Übernatürliche baut auf dem seine Fehler zu entschuldigen, obwohl Während ihres diesjährigen Workshops in Zürich wurde Helen Palmer von dem Trappisten-Pater William Meninger, einem international gefragten Exerzitienmeister, begleitet. In Zürich hielt er unter anderem einen Vortrag über das Verhältnis von Enneagramm und christlicher Theologie, der ähnlich bereits in Enneagram Monthly (November 1999) erschien. Hier eine von Johannes Bartels gekürzte Fassung des Aufsatzes.

er sich selbst nur oberflächlich kennt. Er nimmt die Selbstliebe bzw. den unbewußten Egoismus nicht wahr, der in ihm existiert. Als Folge der gefallenen menschlichen Natur (Erbsünde) werden wir verbogen in eine verbogene Welt hineingeboren. Anstatt auf Gott ausgerichtet zu sein, bewegen wir uns im Kreis, ausgerichtet letztlich auf uns selbst. Anstelle der Liebe zu Gott dominiert die Liebe zu uns selbst. Gottes Ebenbild, nach dem wir geschaffen sind, wird durch diese Selbstliebe entstellt, und wir setzen uns an die Stelle Gottes. Dies ist die Sünde des Stolzes, das Gegenteil der Demut. Selbstliebe manifestiert sich in drei Konkupiszenzen oder übermäßigen Begierden. Die Konkupiszenz des Fleisches zerstört unsere Beziehung zu uns selbst bzw. zu unserem Körper. Die Konkupiszenz der Augen zerstört unsere Beziehung zu unserer Umgebung. Der Lebensstolz zerstört unsere Beziehung zu den geistlichen Wirklichkeiten. Diese drei übermäßigen Begierden verlangen nach Befriedigung und finden ihren Ausdruck in den sieben Todsünden. Die Todsünden sind gewöhnlich keine Sünden in sich selbst, sondern Orientierungen oder Haltungen (Weltsichten?) auf die Sünde hin. Normalerweise bestehen sie in einem Exzeß oder Defekt dessen, was eigentlich eine Tugend wäre.

Wer sich auf die Reise macht, nimmt Schritt für Schritt seine Fehler wahr. Wer sich auf die Reise macht, nimmt durch tägliche Gewissensprüfung Schritt für Schritt seine Fehler wahr (unparteiischer Beobachter) und erlernt die Selbstdisziplin, den Impulsen seiner Leidenschaften (Persönlichkeitstyp) nicht mehr blind zu folgen. Von Zeit zu Zeit führt dies zu großem Verdruß, zu Selbstvorwürfen oder zu unbeholfenen und peinlichen Erfahrungen. Fehler führen zur Pilgerreise. Wer sich auf die Reise macht, trägt im Innern einen Diamanten (Essenz), eingebettet in Rohmaterial (Persönlichkeit). Er nimmt entweder den Wert des Diamanten nicht wahr, oder die Fehler des Rohmaterials. Vorwärts bewegt er sich aufgrund der Gnade, d.h. der Hilfe Gottes, die zusammenwirkt mit den

eigenen Bemühungen. Oft durchlebt er zunächst einen Prozeß, den er für wirklich hält, der aber nur oberflächlich ist. Eine spirituelle Maßlosigkeit und unbewußter Stolz reden ihm ein, er sei bereits ein spiritueller Meister. Hier tauchen noch einmal die sieben Todsünden auf, nicht in der ursprünglichen vulgären Form, sondern wie sie sich in geistlichen Zusammenhängen geben. Nach St. Johannes vom Kreuz kommt es hier auf eine passive Reinigung der Sinne an, durch welche die bösen Wurzeln der Sünde und die Eitelkeit der weltlichen Dinge offenbar werden. Garrigou-Lagrange spricht von dem Hauptfehler, wie man ihn erkennt und wie man ihn bekämpft. Er beschreibt ihn als einen Fehler in uns, der alles andere zu dominieren tendiert, unsere Gefühle, Urteile, Sympathien, unseren Willen und unser Verhalten. Er steht in Beziehung zu unserem individuellen Temperament, z. B. Trägheit, Habsucht, etc. Als subtile, verborgene Schwäche in unserem Temperament ist er der Vernunft nicht zugänglich. Er verwässert unsere große Stärke, unsere natürliche Neigung zur Tugend. Unser Hauptfehler muß entlarvt und erkannt werden. Oft versteckt er sich hinter der Fassade der Tugend. Feigheit z.B. versteckt sich hinter dem Deckmantel der Demut, Stolz hinter Großmut. Wir müssen in unserer Wahrnehmung des Hauptfehlers erfolgreich sein. Wenn wir ihn nicht kennen, können wir ihn nicht bekämpfen. Wenn wir ihn nicht bekämpfen, können wir niemals die werden, die wir sind. Das Bewußtsein unserer Fehler führt uns außerdem zum Bewußtsein der gegensätzlichen Tugend. Wenn wir z. B. unseren Neid erkannt haben, werden wir dahin kommen, für das Wohlergehen des anderen zu beten.

ren. Und dann müssen wir versuchen, unsere Fehler im Licht göttlicher Vergebung und Hilfe zu sehen. Wenn wir unser Gewissen prüfen, sollten wir uns selbst fragen: Womit beschäftige ich mich, wenn ich allein bin? Wohin driften meine Gedanken und Wünsche? Was ist das Grundmotiv meines Handelns? Was ist der Grund meiner Traurigkeit und Freude? Was ist normalerweise der Ursprung meiner hartnäckigen, selbstischen, lieblosen Aktivität? Unser Hauptfehler hat eine spezielle Abneigung dagegen, demaskiert zu werden, und zwar genau, weil er danach verlangt, uns zu beherrschen. Wenn wir unseres Hauptfehlers angeklagt werden, sind wir geneigt zu entgegnen: „Ich habe ja viele Fehler, aber nicht diesen.“ Oft kann ein Seelsorger, ein enger Freund, ein Kollege oder ein Ehepartner unseren Hauptfehler besser sehen als wir selbst. Selbstliebe führt uns in die Irre und macht Ausreden. Garrigou-Lagrange sagt: „Schritt für Schritt werden wir wir selbst, und zwar im umfassenden Sinn des Wortes, d.h. wir werden unser übernatürliches Selbst, ohne unsere Fehler.“ Das Temperament einer Person soll nicht gebrochen werden; es muß transformiert werden, wobei das Gute an ihm bestehen bleibt. In unserem Temperament muß unser Charakter zum Stempel der Tugenden werden. Dann werden wir alles zurückgeben an Gott, anstatt uns immer nur um uns selbst zu drehen. Inzwischen dürfte deutlich geworden sein, daß die Lehren Garrigou-Lagranges und die mit dem Enneagramm verbundenen Lehren große Parallelen aufweisen, die sich gegenseitig unterstützen und in den meisten Fällen identisch sind. So offensichtlich sind diese Parallelen, daß ich es nicht für nötig halte, sie im einzelnen auszuführen.

Wer sich auf die Reise macht, trägt im Innern einen Diamanten, eingebettet im Rohmaterial der Persönlichkeit.

Pater William Meninger, OSCO, ist Trappistenmönch des St.-Benedikt-Klosters in Snowmass, Colorado. Er lehrte als Professor für die Heilige Schrift und initiierte 1973 die Praxis des Gebets der Sammlung (Centering Prayer). Er ist ein international gefragter Lehrer und Exerzitienmeister und hat Bücher und Aufsätze über Patristik, die Heilige Schrift, Spiritualität und Vergebung publiziert. Übersetzung: Johannes Bartels

Daher müssen wir regelmäßig unser Gewissen prüfen. Es ist schwer, die wahre Natur unserer inneren Gefühle zu erkennen, und deshalb müssen wir sie genau prüfen. Wir müssen die alltäglichen Fehler in Gedanken, Worten, Taten und Unterlassungen aufspü-

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Erfahrungen: Margit Lambach

Meine Arbeit mit dem Enneagramm Der Anfang :

Ausbildung zur Bankkauffrau anschließend Bibelschul-Lehrgang (1973–75) Arbeit im Blauen Kreuz Betreuung von Suchtkranken In mehreren Fortbildungskursen Vertrautwerden mit „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann. Die Erkenntnis, dass Menschen unterschiedlich „gestrickt“ sind, setzte einen Prozess in Gang. Als Mutter einer „pflegeleichten“ Tochter und eines aggressiven Temperamentbolzen-Sohns gab es mehr und mehr Infragestellungen meiner Persönlichkeit. 1989 gab es nach dem Lesen des Enneagramm-Buchs von Richard Rohr und Andreas Ebert weitere Aha-Erlebnisse. Mein angeblich heiles Selbstbild geriet ins Wanken. Aber dank der deutlichen Auflistung meiner Stärken konnte ich nun auch meinen Schwächen ins Angesicht schauen. Gemeinsam mit anderen „Enneagramm-Freaks“ bildeten wir einen „Hauskreis“, um uns über unsere Erfahrungen auszutauschen. Das Enneagramm faszinierte mich so sehr, dass ich mehr darüber wissen und lernen wollte.

Die Vertiefung Mein erstes Seminar: Einführungskurs mit Andreas Ebert in der Epiphanias-

kirche in Bremen. Am Eindrücklichhat. Danach kann man sich ab und an sten war für mich dabei die Typengrup- selbst beobachten und seine Wahrpen-Arbeit: Da saßen wir fünfzehn nehmung für sich selbst und andere Einser und jeder wußte besser als schärfen. Zum Programm: Ich beginne der andere, wie der „Bunte Abend“ zu mit einer Phantasiereise zu den drei gestalten war. Unsere Diskussion über Zentren und lasse so spielerisch den gute und bessere Darstellungsmöglich- eigenen Grund-Antrieb herausfinden. keiten dauerte eineinhalb Stunden – Nach einer ausführlichen Typen-Vorund endete ohne konkretes Ergebnis. stellung und anschließenden Arbeit Also führten wir kurzerhand unser in Typen- oder Zentren-Gruppen gibt „ernsthaftes Bemühen um eine optider „Kulturabend“ Raum, male Präsentation der Einser“ auf und mitgebrachte Gegenstände für sich konnten befreit über uns selbst lachen. sprechen zu lassen. Eine EnneagrammNach der Teilnahme am „Enneagramm- Begehung und ein Gottesdienst mit Multiplikatoren-Kurs“ (1992) mit Nordem südafrikanischen Bibel-Teilen helbert Häg und Christian Wulf bot ich fen, den eigenen Standort und das Ein(gemeinsam mit meinem ersten Mann) gebundensein in die Geschichte Gottes 1993 mit Zittern und Zagen der Volksmit den Menschen zu finden. hochschule Melsungen das SeminarEnneagramm I: Stress- und Konzept an. Der Volkshochschulleiter Trostpunkt-Integration: war begeistert – und die Teilnehmer auch. Nach mehreren Einführungskur- Nach dem Erkennen des eigenen sen wuchs das Interesse der Teilnehmer, Musters geht es darum, mit den eigean bestimmten Fragen und Problemnen Stärken und Schwächen Frieden stellungen weiterzuarbeiten. So entstan- zu schließen, sich das vorgegebene den im Laufe der Jahre die folgenden Potential zu nutze zu machen und Seminare: auszubauen, die „Stress-Falle“ des jeweiligen Typs vermeiden zu lernen Das Weitergeben und die notwendige Ergänzung (TrostEinführung ins Enneagramm: Sich punkt-Verhalten) zu suchen. Zur deren selbst und andere besser verstehen lerBewußtmachung hilft eine Phantasiernen eise. Das anschließende Malen und Mein Ziel ist es, dass nach einem die darauf folgende „GemäldeausstelWochenend-Seminar (20 Unterrichtslung mit Titelblättern“ läßt die Sicht Einheiten) jeder Teilnehmer sein der anderen einfließen. Ein Mini-GotGrund-Persönlichkeitsprofil gefunden tesdienst mit bibliodramatischen Ele-

menten bildet den Abschluß des Seminars.

Enneagramm II: Versöhnung mit meiner Prägung und Familiengeschichte:

Konfliktlösungs-Strategie“. Weiter geht es ganz praktisch darum, den Standpunkt des Konfliktpartners einzunehmen und neue Perspektiven für die verfahrene Situation zu bekommen. Auch hier rundet ein Gottesdienst das Ganze ab.

Was mich beim Enneagramm außerdem fasziniert, ist die meiner Meinung nach hervorragende Verbindung zwischen Psychologie und Spiritualität.

Seit September 1993 habe ich über vierzig Einführungskurse und fast Eine „Reise in die Kindheit“ läßt Verzwanzig Weiterführungs-Seminare mit gangenes noch einmal aufleben und Bibliodrama-Seminare dem Ennegramm gestaltet – jedes von das Spannungsfeld in der Familie ihnen hatte eine eigene faszinierende spüren. Das Schreiben eines „KlageMeine Bibliodrama-Ausbildung stellte Psalms“ mit anschließender Meditasich als wunderbare Ergänzung zu mei- Prägung. Viele der in meinen Semition im Plenum kann ein gutes Mittel ner Arbeit mit dem Enneagramm hernaren verwendeten Elemente sind in sein, den eigenen Mangel bewußt wahr- aus. Im Bibliodrama begegnen uns mein Buch „7 × 7 Kreativ-Bausteine zunehmen. Nur was ich mir genau biblische Texte ganz neu. Mit einem für die Arbeit in Gruppen“ (Brockhausansehe, kann ich auch bearbeiten und „Vier-Ecken-Spiel“ nähern wir uns dem Verlag) eingeflossen. loslassen. Es geht hier darum, sich mit Text, spüren einem Wort mit einer Für manche TeilnehmerInnen mit dem So-Geworden-Sein und der eige„Fünf-Sinne-Meditation“ nach und „frommem Hintergrund“ bedeutet die nen Familiengeschichte zu versöhnen: malen es dann. Eine „Textstraße“ wird Begegnung mit dem Enneagramm, Dankbar zu werden dafür, was die gelegt und gespielt, was sich in der dass ihre Sicht von Gott und den Eltern mir geben konnten, und losGeschichte ereignet hat – eine hervorra- Menschen differenzierter wird. Mehr zulassen, wozu sie nicht in der Lage gende Möglichkeit, sich selbst und den Weite und Verschiedenartigkeit des waren. Viele Körperübungen, Worteigenen Rollen im Leben auf die Spur Glaubenslebens kann zugelassen werSpiele mit dem eigenen Namen und ein zu kommen. „Skulpturen der Verändeden. Andere, die eigentlich „mit Kirche Vier-Ecken-Dank-Psalm sorgen für die rung“ lassen den Körper als Erkenntnichts am Hut haben“, bestätigen nach nötige Auflockerung. nisorgan wirken: Altes loslassen und dem Wochenende meistens, dass ihnen Neues ausprobieren. der Glaube noch nie so unaufdringlich Enneagramm III: und liebevoll dargeboten wurde – als Das Fazit Enneagramm und Beziehungen: Angebot, das man annehmen kann, Durch meine Bibliodrama-Ausbildung Inzwischen habe ich mehrere andere wenn man will. und das Kennenlernen von Bert HelPersönlichkeitstypologien ausprobiert: Margit Lambach-Bialowons, lingers Familientherapie (in eigener das Struktogramm, das DISG-PersönErprobung und als Hospitantin bei lichkeitsprofil, den Meyers-BriggsPangesweg 11, 34132 Kassel, einer befreundeten FamilientherapeuTypenindikator – und bin begeistert, Tel. (05 61) 4 00 37 77. tin) entstand dieses Seminar. Das dass ich mit dem Enneagramm arbeiStellen von Familien- und Bezieten darf. Es besitzt bei den Typenbehungsbildern, die Arbeit mit Körperschreibungen sowohl eine große DiffeSkulpturen und Stuhltheater helfen, renziertheit als auch Weite. Am Besten Konflikte von allen Seiten wahrzunehgefällt mir, dass das Enneagramm men und (unter Mitarbeit der Gruppe) Wege aus der Sackgasse anbietet. Es Ansätze zur Lösung zu finden. Ein bleibt nicht bei der Festschreibung weiterzuschreibendes Märchen offendes jeweiligen Typs stehen, sondern bart zunächst die jeweils „normale zeigt Entwicklungsmöglichkeiten auf.

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Erfahrungen: Samuel Jakob

Enneagramm, Gemeindeaufbau und die Gemeinschaft der Verwundeten Schon als ich im November 1989 erstsehr bekannte – Marketing-Chef einer mals Richard Rohrs Enneagrammbuch Grossfirma, der offenmütig vor 40 Perlas, faszinierte mich am Enneagramm sonen, die im Kreis sassen, darlegte, nicht nur der Ansatz für individuelles wie in seinem Kundenkontakt die Täuspirituelles Wachstum. Ebenso sehr fas- schung der Drei die Finger drin hat. Es zinierte mich das von ihm mit dem stellte sich ein tiefes Verständnis für die Enneagramm konkretisierte Modell menschlichen Schwächen ein und das der Gemeinschaft: die Kirche als Leiden, das sich oft dahinter verbirgt. „Gemeinschaft der Heiligen“, die Die Gruppe wurde zu einer Art Seelsorzugleich auch „Sünder“ sind. Röm 12 gegemeinschaft und alle spürten, was und 1 Kor 12 standen plötzlich ganz es heisst, „sich zu freuen mit den Fröhplastisch vor meinen Augen. „Ah, so lichen und zu weinen mit den Traurikönnte das aussehen?!“ Was mich eben- gen“. falls sehr überraschte – und die (lutherische) Handschrift von Andreas Ebert Einführungskurse in Kirchgemeinden/Pfarreien verdeutlicht das noch – war der Bezug Ich habe seither viele Einführungsauf die reformatorische Betonung der kurse zum Enneagramm im Rahmen „Rechtfertigungslehre“, der wie eine von katholischen Pfarreien und prorote Linie das ganze Buch einfärbt: testantischen Kirchgemeinden gegeben Gott nimmt uns ganz an, so wie wir – meist ökumenisch am Ort aussind (mitsamt unserem Schatten), – geschrieben und von den lokalen damit wir nicht bleiben, was wir sind. kirchlichen ErwachsenenbildungsträIch witterte in alledem von Beginn gern mitverantwortet. Bewährt hat sich an einen sehr neuartigen Ansatz des folgende Struktur: Ausschreibung eines Gemeindeaufbaus. Nach ersten Kursversuchen in einem zentralen Bildungs- Einführungvortrages „Die neun Gesichhaus wollte ich es wissen: Ist das Ennea- ter der Seele – Sich selbst und andere gramm auch gemeindetauglich? Oder besser verstehen“ zum Enneagramm. ist der Anspruch, dass sich Leute perNiemand braucht Vorkenntnisse mitzusönlich öffnen und Einblick in ihr bringen. Mit der Auschreibung wird Leben geben, nur in einem Kreis von zugleich die Möglichkeit eines Menschen möglich, die sich nachher anschliessenden Einführungskurses – im Alltag – nicht mehr über den bei genügend Interesse angetönt. Am Weg laufen? Und ich wagte eine erste Schluss des Abends wird dieses InterAuschreibung in einer Kirchgemeinde - esse erfragt. Ich biete unterdessen und war über die Erfahrungen sehr ver- keine Einführungskurse unter 9 Abenblüfft: Ich kenne kein Instrument wie den mehr an – und es hat sich gezeigt, das Enneagramm, das es Menschen so dass in der Regel genügend Personen leicht macht, sich einander zu öffnen. (15–25) vorhanden sind, die diese VerDa war z.B. jene Kursteilnehmerin, die bindlichkeit wünschen, auch in kleierst Mitte des Kurses sagte, sie wäre neren Gemeinden. Es können auch eigentlich nicht gekommen, wenn sie Personen teilnehmen, die das Einfühgewusst hätte, dass sie Frau X, ihre rungsreferat nicht gehört haben (ich Nachbarin, auch hier antreffen würde. empfehle oft Frauen, dass sie auch ihre Jetzt hätte sie jedoch ein ganz neues Männer noch zur Teilnahme motivieVerhältnis zu ihr gefunden, da sie als ren sollen, da das Enneagramm ein Zweierin jetzt wüsste, dass das Nichthervorragendes Werkzeug ist, die PaarGrüssen von Frau X auf der Strasse beziehung besser zu verstehen). Teilnicht gegen sie persönlich gerichtet nahmebedingung ist, dass alle vor dem sei, sondern darin verstanden werden ersten Kursabend zumindest ein Buch könne, dass sie eben eine Fünferin sei. gelesen haben – und eine Vermutung Oder da war der – in der Gemeinde mitbringen, zu welchem Enneagramm-

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typ sie sich zählen. Aus diesem Grunde beginnt der Kurs meistens frühestens zwei Monate nach dem Vortragsabend, damit alle genügend Zeit für diese Lektüre haben. Am Vortragsabend richtet die örtliche Buchhandlung nach Möglichkeit einen Büchertisch ein, damit man sich direkt mit dieser Vorbereitungslektüre eindecken kann. Die Teilnehmenden bezahlen für die neun Abende des Einführungskurses einen Beitrag in der Grössenordnung von sfr 150.– bis 200.–, so dass für die Kirchgemeinde/Pfarrei keine Kosten ausser dem Bereitstellen geeigneter Räumlichkeiten entstehen. Ich habe mit dieser Struktur und diesem Aufbau gute Erfahrungen gemacht und gebe jährlich etwa drei solcher örtlicher Einführungskurse mit in der Regel ca. 25 Teilnehmenden.

Zusammensetzung der Teilnehmerschaft Sowohl am Einführungsvortrag wie am Einführungskurs nehmen immer auch viele sog. „distanzierte Kirchenmitglieder“ teil. Meist jedoch sind sie religiös sehr interessiert. Ich habe in etlichen Kursen, in welchen auch der/die Pfarrerin aktiv mitgemacht hat oder ein Teil der Gemeindeleitung, die Erfahrung gemacht, dass dort für viele dieser Menschen ein neuer Zugang zur örtlichen Kirchgemeinde/Pfarrei entsteht, der sich z.T. sogar im Gottesdienstbesuch niederschlägt. Das hat vermutlich damit zu tun, dass im Lauf des Einführungskurses zentrale Themen christlicher Theologie wie „Gnade“, „Sünde“, „Vergebung“, „Glaube“, „Selbsterlösung“, „Liebe“ etc. vorkommen, zwar meist in der Teminologie des Enneagramms, aber zentrale Sachthemen christlichen Glaubens berührend. So gesehen sind diese Einführungskurse zugleich auch eine Art ‚Glaubenskurse‘, indem ich diese Themen dann in spontanen Exkursen in den Zusammenhang mit christlicher Tradition und Glaubenslehre stelle – und den Menschen dadurch oft unerwaretet neue Zugänge

erlebe in meinen Kursen – gerade diese Schlussfolgerung nicht verallgewenn ich den TeilnehmerInnen auch meinern – und sie hat mit meiner an meinen Schwächen Anteil gebe (oft Arbeitsweise zu tun. Das Besondere merken sie mir den Einser unfreiwilmeines Angebotes ist eine gewisse ligerweise sowieso früher oder später ‚Härte‘ einer schonungslosen Selbstbean!) – ein Stück gelebtes ‚Patientenkolobachtung und Arbeit an sich selbst, lektiv‘, das auf die Gnade angewiesen wie ich sie bei Claudio Naranjo gelernt ist, nämlich auf das Wunder, dass Enthabe – und diese greift nur, wenn wicklung und Reifung inmitten unseman das wirklich will. Doch gilt auch rer festgefahrenen Gewohnheiten über- für diese Arbeit, dass Veränderung haupt möglich ist. Und ich erlebe in oder – um das grosse Wort zu brauEnneagrammgruppen wie sonst nirchen – Transformation immer ein gends, was es bedeuten kann, ein Stück Geschenk bleibt. Etwas paradox ausgechristliche Gemeinschaft zu leben, in drückt: Durch Arbeit kannst du sie Worten Richard Rohrs: sich verbindnicht erlangen; wer jedoch nicht an lich (d.h. ohne Rückhalt und ohne Mas- sich arbeitet, bekommt sie auch nicht ken) gegenseitig mit seinen Stärken geschenkt. Pure ‚Selbsterlösung‘ hingeund Schwächen (beidem!) aufeinander gen ist das (vergebliche) tägliche Brot wirklich einzulassen. jedes der neun Typen-Programme: Kein Modell zeigt theologisch so schoWie weit reicht die Gemeindenungslos und konkret auf, was wir alles tauglichkeit des Enneagramms? in unserem Alltag tun (oder unterIch habe allerdings die Erfahrung lassen), um zu einem bisschen Anergemacht, dass ich meine Vertiefungskennung (als Ersatz für Liebe) zu angebote in der Regel besser zentral kommen oder unsere Identität (Selbstanbiete und nur in Ausnahmefällen in bild) zu stützen, oft genug jedoch der Gemeinde. Dies hat vielleicht mit dabei immer wieder die meiner Arbeitsweise als Psychologe zu Erfahrung machen, tun: Obschon schon in einem Einfühdass wir gerade das rungskurs der eigene ‚Pelz‘ sehr ‚nass‘ bekommen, was wir werden kann, habe ich keinen therapeu- um alles in der Welt tischen Auftrag an den Kursteilnemern. vermeiden wollten. Das Anders ist dies in meinen Fortsetzungs- Enneagramm ist über Das lebendige Enneagramm – ein angeboten im Hinblick auf die Arbeit weite Wegstrecken so Stück gelebte Kirche als „Patienten- an der eigenen Transformation (d.h. etwas wie eine alltagskollektiv“ am eigenen Typ), die ich auch anders konkrete Illustration von Ulrich Bach, Professor der Theologie ausschreibe. Dazu gehören sowohl so mancher theologimit Spezialgebiet ‚Diakonie‘ und in sei- einige z.T. nicht gerade gemütliche scher Aussage, die ohne ner Jugend an Kinderlähmung schwer Übungen, als auch, dass ich Teilnehdas Enneagramm zwar erkrankt, hat mir für diese Art mit dem merInnen nachhaltiger mit dem konebenso wahr, jedoch Enneagramm zu arbeiten ein gutes Bild frontiere, was ich bei ihnen sehe und oft genug ebenso blutmitgegeben, das er in seinem Buch erlebe. Es hat sich nun gezeigt, dass leer und abstrakt „Dem Traum entsagen, mehr als ein nicht alle, nachdem sie ihre Nummer bleibt. Mensch zu sein - Unterwegs zu einer gefunden haben, in die Tiefe und Ich bin auch aus diediakonischen Kirche“ entwickelt: Er in diese Arbeit der Des-Identifikation sem Grunde froh nimmt dort Bezug auf Martin Luther, gehen wollen. Wenn ich – aufgrund um das Enneagram: der die Kirche einem ‚Spital‘ vergleicht, des Wunsches am Schluss eines EinEs befreit ‚meine‘ indem er sich dabei auf das Jesuswort führungskurses – nun für die ganze Thelogie nicht nur stützt, dass er für die Kranken, nicht Gruppe eine solche Fortetzung anbiete, von meinen persöndie Gesunden, gekommen sei. Ulrich hat sich gezeigt, dass viele der schönen lichen (TypenBach bemerkt dazu, dass das Bild Gruppenerfahrung wegen kommen )Scheuklappen, sondes Spitals sehr gefährlich sei, da (weil man sich wieder begegnet) und dern stellt diese auch es gesundes Pflegepersonal (das sogenicht, weil sie wirklich für diese nun auf ganz konkreten nannte ‚Bodenpersonal Gottes‘) voraus- wesentlich verbindlichere Arbeit komAlltagsboden, d.h. setze. Aus diesem Grunde möchte er men – was diese Arbeitsweise dann zwingt und bringt die die Kirche viel eher mit einem ‚Patimerklich behindert. Viele Gruppen tref- Theologie zur ‚Inkarnaentenkollektiv‘ verglichen sehen: Alle fen sich auch nach einen Einführungstion‘. haben da etwas zu geben und sind kurs weiter, mehr aber als ErfahrungsSamuel Jakob, Dr. phil. gleichzeitig der Erlösung bedürftig. Ich austauschgruppe. Ich möchte jedoch dazu eröffnet werden. Die Gemeinschaftsdimension in der Erarbeitung des Enneagramms anhand der Anwesenden wird dadurch auch augenfällig, dass wir – den Enneagrammtypen entlang – im Kreis sitzen. Viele Kurse werden dadurch auch zu einer tiefen Erfahrung christlicher Gemeinschaft, nach der sich zwar viele irgendwie sehnen, jedoch keine oder nur problematische Erfahrungen damit gemacht haben bisher. Wenn es nach der Typfindung nun darum geht damit auch zu arbeiten – z.B. mit der eigenen Leidenschaft – bzw. in der Terminologie Richard Rohrs der ‚Wurzelsünde‘ –, kommt dazu nochmals eine spirituelle (und christliche Vertiefung): Das Sichvom-Ego(=Typ)-Lösen ist die eigentlich unmögliche Aufgabe des Bewusstwerdens (im Alltag), verbunden mit Selbstannahme (Selbstliebe). Es wird oft klar, dass alle Enneagramm-Typen auf diesem Weg einander brauchen, einerseits indem sie einander Feedback geben auf die Wirkungen, die vom eigenen Typ ausgehen, jedoch auch durch das, was sie einbringen können. Es gibt immer wieder Kurs-Situationen, wo diese „Gemeinschaft der Verwundeten“ für alle sehr berührend zu spüren ist.

Erfahrungen: Sr. Marie-Helene Hübben MSC

Von den 9 Typen zu den 3 Zentren

oder: Das Enneagramm – eine Spiritualität der Dreifaltigkeit Gottes und der Seele

„Das Wettergesicht“ 1990 bekam ich das Enneagramm (Rohr/Ebert) zum Geburtstag geschenkt. Ich weiß noch gut, dass sich die Seite öffnete, wo zu lesen stand: „Zweier entdecken im Gesicht des anderen, was für ein Wetter ist.“ Von solchem „Wettergesicht“ war meine Kindheit geprägt. Neugierig las ich weiter und habe auf einmal meine ganze Art und Weise verstanden. Mit einem Schlag begriff ich auch, was andere mir gegenüber oft kritisch geäußert haben. Gleichzeitig war es aber auch sehr befreiend zu lesen, was über die Zwei dort geschrieben war. Danach hatte ich eine ebenso befreiende Erfahrung mit einer Neun und einer kontra-phobischen Sechs. Beiden Personen las ich die Beschreibung aus dem Enneagramm vor. Meine Mitschwester weinte und meinte, dass noch nie jemand sie so gut verstanden hätte wie das, was da in diesem Buch steht.

Mose und das Enneagramm 1991 kam ich in die Oase Steinerskirchen. Inzwischen hatte ich das Enneagrammbuch fleißig studiert. Als man mich dort nach meinen Bildungsangeboten fragte, antwortete ich spontan: „Ich möchte gerne das Enneagramm vorstellen!“ Zu dieser Zeit fand ich das Buch von Maria Beesing „Das wahre Selbst entdecken“. Bis in die Nacht hinein studierte ich darin. In der Gestalt des Mose fand ich eine Person, an der ich das ganze kompakte System für mich fassbar machen konnte.

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Ich entwickelte aus den Szenen seines Lebens vier Schritte, nach denen ich vorgehen wollte. Sie betrafen die Gabe, die Falle, die Wurzelsünde und die Mitarbeit mit Gott (vgl. Rohr/Ebert und hierzu meinen Artikel im Rundbrief Nr. 8 „Mose und das Enneagramm“) Wie in meinen anderen Angeboten, versuchte ich auch das Enneagramm in einem Bodenbild symbolisch und anhand von Wortkarten- und Streifen darzustellen. Zu meinem ersten Kurs kamen

dann 28 Frauen und 2 Männer. Die Begeisterung für diese Weisheitslehre hat mich mitgerissen. Nie habe ich in meinem Leben soviel studiert wie die Enneagrammbücher, die ich inzwischen gelesen habe (Darum sage ich auch „studieren“). Nach der Lektüre des „Beesing-Buches“ habe ich angefangen, Fortbildungen zu machen. Zuerst eine Einführung im Haus der Pallottinerinnen in Limburg, dann die Intensivjahresgruppe bei Hans Neidhardt und bei diesem auch einen Einführungskurs in Steinerskirchen. (So herum würde ein Kopftyp es sicher nicht machen.) Inzwischen gehört eine jährliche Fortbildung bei Hans Neidhardt und wenn

es geht, der Besuch der Jahreshauptversammlung fest zu meiner Jahresplanung.

Von den neun Typen zu den drei Zentren Bei Hans Neidhardt habe ich schon die Wichtigkeit der drei Zentren begriffen. Vor allem aber hat mich Suzanne Zuerchers Buch: „Neun Wege der Ganzheit“ davon überzeugt, bei meinen Fortbildungsangeboten sehr viel Zeit auf die Vermittlung der drei Zentren zu legen. Letztlich hilft es einem auch bei der Verwechslung der einzelnen Typen, z.B. Sechs und Zwei, die eigentliche Energie zu begreifen, aus der man lebt. Seit dem Studium dieses Buches ist eine tiefe Verankerung des Enneagramms bis in meine Seele vor sich gegangen. Es hat mir den Zugang zu meinem „Theoriezentrum“ erweitert, das ich die meiste Zeit meines Lebens nur gebraucht habe, um zu lernen, „andere zu verstehen“. Inzwischen bin ich von „Kopftypen“ umgeben. Ich würde ohne Enneagramm ihre Distanz nicht aushalten.

Im Vinzenz-Pallotti-Haus in Freising Durch meinen Umzug von Steinerskirchen zum Tagungshaus der Pallottiner eröffneten sich für mich noch mehr Möglichkeiten, das Enneagramm zu vermitteln. Pater Hofmann, der Leiter, und Pater Dr. Jörg Müller, der dort als Psychotherapeut und Priester arbeitet, unterstützen mich dabei sehr. Sie erbitten manchmal für ihre eigenen Bildungsangebote eine Einheit über das Enneagramm, wobei ich mich dann

aus Zeitmangel vor allem auf die Darstellung der drei Zentren beschränke. Manche, die es interessiert, kommen wieder und wollen einen ganzen Einführungskurs miterleben. So gehört das Enneagramm neuerdings zum „Standardprogramm“ der „heilenden Gemeinschaft“. Pater Dr. Müller hat eine Drei-Wochen-Therapie für Menschen in Krisensituationen, die auch auf einer psychischen Erkrankung beruhen, entwickelt (vgl. Jörg Müller: „Heilung durch Versöhnung“). In diesen 3 Wochen arbeiten 4 Therapeuten, 2 SeelsorgerInnen (wozu ich gehöre) und 3 Ergotherapeuten an der Lösung der Probleme. Meine symbolische Darstellung des Enneagramms (siehe Foto) wird sehr geschätzt und mir macht es sehr viel Spaß, wenn in meiner Seele immer neue Bilder auftauchen, um es besser und einfacher darzustellen.

Die Spiritualität des Enneagramms ist dreifaltig – die Seele auch Zuerchers Buch ist eine hervorragende Hilfe zum spirituellen Leben. Genauso das Nachfolgebuch: „Spirituelle Begleitung“. (Schade, dass das Standardwerk nicht mehr aufgelegt wird.) Ich habe den Eindruck, auf spirituellem Gebiet liegt vor mir noch weites Land. Jetzt habe ich mich getraut, mit „Neun Wege der Ganzheit“ Exerzitien anzubieten. Das war eine sehr gute Erfahrung für die acht Teilnehmerinnen und für mich. Wieder habe ich den Schwerpunkt auf die Beschäftigung mit den drei Zentren gelegt. Nach Rohr/Ebert geht es bei den drei Zentren ja auch um die „drei göttlichen Tugenden“ von Glaube, Hoffnung und Liebe (vgl. dazu auch meinen Artikel : „Gott will Einheit“ im EnneaForum Nr. 16) Zuercher setzt für die drei Zentren jeweils eine biblische Gestalt ein, z. B. Herz: Maria von Magdala, Bauch: Petrus, Kopf: Thomas, für deren Betrachtung ich je einen Tag ansetzte. Ich habe bei einigen Mystikern, z. B. Johannes vom Kreuz, Caterina von Siena und Marie de l’Incarnation auch die „3 Zentren“ wiedergefunden. Bei ihnen ist von 3 Kräften die Rede, von Verstand, Wille und Gedächtnis (Gedächtnis hier im Sinne von: im Herzen der Wohltaten Gottes dankbar gedenken und sie nie mehr vergessen).

Im Buch der Caterina (Der Dialog) steht: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Gemeint ist: Wo diese Seelenkräfte in seinem Namen geeint ist, da ist Jesus die Mitte. Wo der Verstand zu Ende ist, muss Thomas glaubend begreifen. Maria von Magdala ist in ihrer Gestalt die Vertreterin der Hoffnung, die in ihrem Herzen ein lebendiges Gedächtnis der Liebe Jesu ist (Zeichen Rose, siehe Foto). Petrus muss die am „Kohlenfeuer bekundete Liebe nun durch die Kraft seines Willens in die Tat umsetzen (siehe Foto: Kohlenfeuer und Schlüssel).

unserer Seele bestätigt noch einmal mehr, wie wichtig diese innere Einheit ist. Das Enneagramm zeigt uns unsere Zerrissenheit. Suzanne Zuercher hilft in ihrem schon zitierten Buch unter dem Punkt: „Kontemplative Aufmerksamkeit und Unterscheidung in den neun Punkten“ (s. 156–174) den Weg zur inneren Einheit wiederzufinden. Sr. Marie-Helene Vinzenz-Pallotti-Haus, Freising

Die Seele ist auch dreifaltig Wenn ich mehr Zeit hätte und vor allem auch Kraft, dann würde ich die Erfahrungen einiger Mystiker zusammen mit dem Enneagramm erarbeiten, z.B. anhand des „Lebensberichts“ der Marie de l’Incarnation. Dort wird eine Erleuchtung beschrieben: „Während sie diese Erleuchtung empfing, erfuhr sie im Innersten auch, wie sie (Marie) nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden war: daß das Gedächtnis sie mit dem Vater verband, der Verstand mit dem Sohn und der Wille mit dem hl. Geist und daß, wie die heiligste Dreifaltigkeit in den Personen dreieinig und doch eine einzige göttliche Wesenheit war, so auch die Seele dreifaltig in ihren Kräften und eins im Wesen war.“ Die Erkenntnis von der Ebenbildlichkeit Gottes in

Fortsetzung von S. 6 (Helen Palmer) Das Enneagramm im Beruf. Mehr Effizienz am Arbeitsplatz durch die Kenntnis der neun Persönlichkeitstypen, München 2000 (zugeschnitten auf berufliche Beziehungen, zusammen mit Paul E. Brown) Schwartz, Tony: Was wirklich zählt. Auf der Suche nach Weisheit und Lebenssinn heute, München 1996, S. 447–502 (ein Journalist über Helen Palmer, enthält spannende biographische Details) Conversation with Helen Palmer, in: Enneagram Monthly Jan. und Feb. 1998, Teil 1 ist zu finden im Archiv von Ennegram Monthly: www.ideodynamic.com/ enneagram-monthly EnneaForum

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Erfahrungen: Tilman Metzger

Fort- und Weiterbildung in Mediation Ich integriere das Enneagramm seit fünf Jahren in meine Tätigkeit als Erwachsenenbildner für Mediation. Mediation ist eine Methode der Vermittlung in Konflikten, die – genauso wie das Enneagramm – Ende der 80er Jahre aus den usa nach Deutschland gekommen ist. Mediation kann bei grundsätzlich jedem Konflikt zwischen Menschen angewendet werden, die eine gütliche Einigung anstreben. In Deutschland besonders bekannt sind bisher Mediation bei Trennung und Scheidung, bei Umweltkonflikten, Mediation zwischen Täter und Opfer im Vorfeld eines strafrechtlichen Verfahrens (sogenannter Täter-Opfer-Ausgleich), Mediation zwischen Schülern, Nachbarn, Teamkollegen, Geschäftspartnern und Erben. Was hat mich nun motiviert, das Enneagramm zum integralen Bestandteil meiner Fort- und Weiterbildungen in Mediation zu machen? Was haben Mediation und Enneagramm gemeinsam? Bei beiden stehen die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse im Zentrum: Beziehung, Autonomie, Sicherheit. Die 9 Muster des Enneagramms ergeben sich, in der psychologischen Deutung des Enneagramms, daraus, dass jeder Mensch dazu tendiert, seine Aufmerksamkeit auf eine dieser drei Grundbedürfnisse zu fokussieren und dass es drei unterschiedliche Strategien gibt, mit einer jeweiligen Fixierung zu leben (am deutlichsten finde ich das bei Gallen/Neidhardt beschrieben). In der Mediation gehen wir davon aus, dass jedem Konflikt – auch den vermeintlich „reinen Sachkonflikten“ – der Wunsch nach der Befriedigung grundlegender Bedürfnisse zugrunde liegt. Erst wenn diese grundlegenden Bedürfnisse im aktuellen Konflikt erkannt worden sind, kann eine bedürfnisgerechte (!) Lösung gefunden werden. Die Herausarbei-

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tung der Bedürfnisse im aktuellen Konflikt steht also ganz im Zentrum der Mediation. Die Herausforderung für Mediatoren und Medianten ist dabei, dass die Bedürfnisse völlig losgelöst vom aktuellen Sachkonflikt bestehen. Wenn z.B. ein Bürokollege entgegen der Absprachen während der Arbeit raucht, können für den nichtrauchenden Kollegen ganz unterschiedliche Bedürfnisse im Zentrum des Konflikts stehen: Beziehung („Raucht er extra, um zu zeigen, dass er mich nicht leiden kann?“), Sicherheit („Ich habe Angst um meine Gesundheit, wenn er raucht.“), Autonomie („Er verstößt eigenmächtig gegen mein Recht auf den rauchfreien Arbeitsplatz – eine Frechheit!“). Wenn Teilnehmende der Mediationsfortbildung dies erkennen, lernen sie damit sehr viel für die Mediation: Wenn ich als Mediator neutral sein und die ganz unterschiedlichen Sichtweisen der Parteien wertschätzen will (was beides sehr wichtig ist!), muss ich meine eigene bevorzugte Sichtweise der Dinge, mein eigenes Enneagramm-Muster reflektiert haben. Und ich muss es lernen, dass meine bevorzugte Sicht- und Handlungsweise in meiner ganz persönlichen Aufmerksamkeitsfixierung verankert ist und nicht in einer absoluten Wahrheit. Des weiteren sind mit den Fixierungen auf bestimmte Grundbedürfnisse auch fundamental unterschiedliche Konfliktstile verbunden. Hier hilft das Enneagramm mir als Mediator, mit Energien umzugehen, die ich nicht so gut kenne: Ein Mediator mit viel Bauchenergie könnte z.B. Geduld lernen. Jemand mit viel Kopfenergie könnte lernen, sich von Wutausbrüchen nicht schrecken zu lassen. Jemand mit viel Herzenergie könnte lernen es aushalten, den Parteien keine „hilfreichen Ratschläge“ zu geben (denn ein Mediator steuert nur den Gesprächsverlauf. Die Parteien

erarbeiten ganz selbstbestimmt ihre eigene Lösung). Die Einheiten zum Enneagramm sind in meiner Bildungsarbeit jedesmal ein Highlight. Die explizite Beschäftigung mit dem Enneagramm nimmt zwar, je nach Konzept, nur 5–25 % eines jeweiligen Kurses ein, doch die Beschäftigung mit den daraus abgeleiteten grundlegenden Bedürfnissen zieht sich als roter Faden von Anfang bis Ende durch. Als besondere Herausforderung der Enneagramm-Arbeit erlebe ich es, den Teilnehmenden zu helfen, bei sich zu bleiben. Hintergrund: Ich lasse die Teilnehmenden sich zunächst durch eine Fantasiereise in drei Gruppen einordnen, Kopf, Herz und Bauch. Diese drei

Gruppen stellen, im Wechsel von Kleingruppenarbeit und Panels, ihre Auffassungen zum „richtigen“ Umgang mit Konflikten dar. Manche Teilnehmende tendieren dazu, in den dargebotenen andersartigen Konfliktmustern alte Konfliktpartner wiederzuentdekken und versuchen daher, gegen die ungeliebten Konfliktmuster anzuargumentieren. Hier ist es sehr wichtig, den Lernschritt zu initiieren, dass niemand einen bestimmten Konfliktstil wählt, weil er jemand anderen ärgern will, sondern weil er damit ein persönliches Grundbedürfnis zu befriedigen sucht. (Sehr hilfreich für diesen Lernschritt ist die Anleitung zu Ich-Botschaften.) Es geht also tatsächlich nicht um „richtige“ Konfliktmuster, sondern um persönlich bevorzugte: Der eine liebt das heftige Gewitter, der andere das ruhige Gespräch. Ein guter Mediator bringt das unter einen Hut. Meine Grundkenntnisse zum Enneagramm habe ich 1993 durch Fortbildungen bei Andreas Ebert und Helen Palmer erworben. Das grundlegende Konzept zur Integration enneagrammatischer Aspekte in die Mediation habe ich gemeinsam mit Frank Puckelwald erarbeitet. Religiöse Aspekte fließen nicht explizit in meine Bildungsarbeit ein. Ich verweise jedoch stets darauf, dass es eine religiöse, eine psychologische und eine esoterische Interpretation des Enneagramms gibt und bringe die entsprechenden Bücher mit. Für die Arbeit mit der Methode der Mediation halte ich die psychologische Deutung des Enneagramms auch für angemessen. Ich weiß aber, dass nicht wenige Kursteilnehmende diese erste Begegnung zum Anlass nehmen, sich persönlich mit dem Enneagramm weiterzuentwikkeln – je nach Neigung auch auf der religiösen Ebene. Insgesamt erlebe ich das Enneagramm als eine sehr große Bereicherung – in meinem Privatleben wie in meiner Arbeit als Mediator, Supervisor, Organisationsberater und Erwachsenenbildner. Wie jede Typologie ist das Enneagramm eine grobe Vereinfachung der menschlichen Vielfalt. Ist man sich dessen stets bewusst, kann das Enneagramm ein sehr hilfreicher Wegweiser für den Weg zum Menschen sein – zu sich selbst und zu anderen.

Erfahrungen: Pamela Michaelis

Geschützte Räume Schon lange bevor ich das Enneagramm kennenlernte, habe ich die Wahrheit über mich, die anderen und das Leben gesucht. Ich hatte schon mit TA (Kommunikationstheorie) einen unausweichlichen Rahmen zur Wahrheit gefunden. Mit Gruppen- und Therapieerfahrungen ahnte ich: Es gibt noch mehr. Warum können sich die Menschen so schwer verändern, trotz neuen Erkenntnissen? 1991 habe ich das Enneagramm kennengelernt und war interessiert. Ich habe mich für eine Sieben, eine Neun und dann für eine Zwei gehalten. Erst als ich demütig die Leidenschaft des Stolzes wahrnahm, diese tiefe innere Motivation, und seine Auswirkungen in meinem Leben, erkannte ich die Wahrheit des Enneagramms. Ich wusste nun, warum wir uns so schwer mit persönlichen Veränderungen tun. Die Leidenschaft ist ein zuverlässiger Anker für die Persönlichkeit; nur wer weiter fahren möchte, merkt, wie schwer er sich ziehen lässt. Ich wollte weiter gehen, aber wie? Ich fing an, Methoden zu suchen und sie in meinem Leben und in meine Arbeit zu integrieren, und merkte, dass ich wach bleiben muß, und dies hat mit Bewusstsein, Energie und Vertrauen zu tun. Wir können alle unsere Essenz, den höheren Willen, Liebe wieder spüren, die Energie der Leidenschaft kann transformiert werden. Ich bin durch meine eigene Arbeit gelassener und vertrauensvoller geworden. Ich habe eine sechsjährige Ausbildung (TA) als therapeutische Beraterin und bin zertifizierte Enneagrammlehrerin in der mündlichen Tradition nach Helen Palmer. In meiner Arbeit biete ich geschützte Räume für persönliches Wachstum an: Seminare: Einführungen, In-Beziehung, Transformation, Leidenschaft zur Tugend. Typen-Abende mit geeigneten Meditationen, ‚live Panels‘, und Interaktionen, um tieferes Wissen über einzelne

Typen und sich selbst zu erlangen. Typisierungsinterviews: Ich halte diese Interviews für einen sehr wichtigen Teil meiner Arbeit. Wir suchen gemeinsam die innere Motivation. Der/die Andere wird sich bewusster über ihre/ seine Wahrhaftigkeit und kann ehrlicher schauen, welche Persönlichkeit für sie/ihn zutrifft. Paar-Interviews und Typeninteraktionen: Es wird auf die Energie, Motivation und Verhalten der Zentren (Kopf, Herz, Bauch) geachtet, um aktuelle Probleme in Beziehungen aller Art zu lösen. Gruppen, Einzelstunden, um intensiver und schneller voran zu kommen, mehr Selbstbewusstsein, Wahrhaftigkeit, Achtung und Liebe für sich und die anderen. Schwierigkeiten in der Arbeit: Ich erlebe das Typisieren als einen sehr sensiblen Bereich, denn Verhalten allein ist nicht ausschlaggebend. Bei schriftlichen Tests liest die Persönlichkeit mit – und sie möchte auf keinen Fall entdeckt werden. Ich erlebe häufig Personen, die leider zu schnell einen falschen Typus erwischt haben. Ich finde es wichtig, die eigene Einschätzung immer wieder mal zu prüfen, bis die Idee der Leidenschaft zur körperlichen Erfahrung wird. Ich ermutige zum Austausch mit anderen Vertretern eines Typs. Ich erkenne auch an, dass manche es noch nicht wissen wollen. Meine schönsten Erfahrungen mache ich meist zu Anfang, wenn Teilnehmer die Wahrheit über sich und das Enneagramm erkennen. In Gruppen und Einzelstunden sind es die Momente, wenn Liebe und Vertrauen in den Menschen fließen. Ich darf Transformation der Energie in Essenzerfahrungen und Heilung von Wunden erleben. Durch meine Arbeit mit dem Enneagramm bin ich auf einer viel tieferen Ebene gläubig geworden. Ich bete heute anders, im tiefen Vertrauen, Gott ist in uns. EnneaForum

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Erfahrungen: Gotthard Fuhrmann

Person werden meint: So zu werden, wie wir eigentlich gemeint sind Was hat Dich bewogen, mit dem Enneagramm zu arbeiten? Die schmerzhafte Erfahrung einer Berufs- und Lebenskrise, die in Wechselwirkung stand mit der gesellschaftlichen und kirchlichen Wende vor 10 Jahren. Die Impulse von zwei Vorträgen in der Dresdner Kreuzkirche (Richard Rohr und Andreas Ebert am 14./15.3. 1990). Sie waren nachhaltiger, als ich zunächst ahnte. Während eines Zen-Meditationskurses bei der Kommunität Casteller Ring auf dem Schwanberg entstand der Kontakt zu den Schülern von Graf Dürckheim in Rütte. Wochenend-Kurse bei Ebert, Küstenmacher und Neidhardt/Gallen waren wichtig für die Entscheidung zur Ausbildung. Parallel zu meiner Ausbildung zum Enneagrammgruppenleiter bei Gallen/ Neidhardt lief die Arbeit bei Dürckheim-Schülern in Rütte. Als beglükkend erlebe ich die wechselseitige Ergänzung beider Wege auf der Reise nach innen.

Inwieweit fließen religiöse Inhalte in die ren gesagt hätte, daß ich religiös bin …“ Kurse ein? Ich habe einen Kursteilnehmer gefragt, Nach meinem Verständnis ist die ob ich mitteilen darf, was er nach Enneagramm-Arbeit von sich aus religiös. Da braucht nichts von außen einem Aufbaukurs geschrieben hat: einzufließen. „Religiös“ von „religare“ „Damals, in meinem Vater-Muttermeint ein Zurückbinden an das Wesent- Land, war nicht Gut-Kirschen-Essen. liche (für das unterschiedliche MenDa emigrierte ich in das Reservat meischen unterschiedliche Namen konstru- ner selbst und hoffte still auf bessere iert haben). Selbsterfahrung ist in der Zeiten. Meine Hoffnung wurde immer Tiefe – aus meiner Sicht – Gotteserfahstiller, bis sie verstummte. Da wuchsen rung. Religiosität ist eine der menschsich die Grenzen meines Reservates zu lichen Grundausstattungen, jenseits festen Mauern aus – unbezwingbar von von Kirchenzugehörigkeit oder der in außen … und von innen. Nach langer Ostdeutschland häufig anzutreffenden Zeit meldete sich meine Sehnsucht leise atheistischen Sozialisation. zu Wort, sie erinnerte mich an mein „Person werden“ von „personare“ Heimatland, das ich noch nie gesehen meint hindurchtönen: Das Geheimnis hatte, von dem ich aber wußte, daß es des Lebens will durch uns hindurchtöexistieren mußte. Da wuchsen mir Flünen. Christen nennen das Geheimnis gel und langsam begann ich, die ReserGott, andere reden vom Selbst, wieder vation und das Vater-Mutter-Land andere vom Sein. unter mir zurückzulassen. Der Weg in meine Heimat hat begonnen.“ Was gestaltet sich schwierig in deinen Kursen? Was ist das Besondere deines Angebotes? Zwei Erfahrungen als Beispiele: Die bunte Mischung der KursteilnehZiemlich bald habe ich die Kurse von merInnen, z.B. „Nichtchristen“ und Welcher Art ist deine Qualifikation? zwei auf drei Tage ausgeweitet. Trotz„Christen“. Einiges habe ich gerade erzählt. Dazu dem reicht die Zeit nicht für die Das im Lauf der letzten acht Jahre kommt die jährliche eigene Superviwichtigsten Inhalte und eine angemesgewachsene Netz von Enneagramm, sion bei Hans Neidhardt u.a. Weiter sene Verarbeitung. Andererseits spreKörperwahrnehmung (ich bin Leib), hat mich das Enneagramm-Buch von chen sich vor allem Berufsttätige dafür Innerer Bildwelt und Meditation. Uwe Böschemeyer angeregt, den Autor aus, trotz dieser Spannung bei der bisIm Anschluß an Kurse die Möglichkeit und die „Wertorientierte Imagination“ herigen zeitlichen Begrenzung zu bleizur Einzel-Arbeit in meiner Superim Hamburger Institut kennenzulerben. visionspraxis. nen. Auch da wird mein Lernen (für Hauptberufliche kirchliche MitarbeiDie begrenzte Einbeziehung des Enneamich und die Enneagramm-Kurse) wei- terInnen haben als KursteilnehmerIngramms in die Einzelarbeit mit Fühter gehen. Die Innere Bildwelt erlebe nen manchmal Mühe damit, daß die rungskräften (Coaching). ich – neben Leibarbeit und Meditation gemeinsame Arbeit von mir nicht klaSumma summarum? – als Einladung, durchlässig zu werden rer als kirchliche Arbeit gekennzeichDie Versöhnungsarbeit hört nicht für das Geheimnis des Lebens, den net wird. „Christus in uns“. Eine kurze Begegauf, weder die ‚in‘ mir noch die ‚zwiWelche Erfahrungen sind für dich als Lei- schen‘ … nung mit nachhaltiger Wirkung brachte für mich die Jahrestagung 1998 ter bereichernd, schön? Ich hoffe, daß wir durchlässig werden in Mainz: Suzanne Zuercher. Vielleicht Auch dafür zwei Beispiele: für die heiligen Ressourcen in uns kann unser Vorstand den Herder-VerDa sagt eine Frau (mit klassischer und die gewaltigen gesellschaftlichen lag anregen, ihre „Neun Wege zur Ganz- ddr-Biografie) in der Schlußrunde tief Herausforderungen der nächsten Jahre heit“ wieder aufzulegen. bewegt: „Wenn mir das jemand vor Jah- annehmen können.

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Rezensionen Der Weg des Übermenschen Stephen Wolinsky Jenseits des Enneagramms. Der Weg des Menschen in der Quantenpsychologie Freiburg i.Br 1998, DM 38,– Wieder einmal beschert uns Wolinsky, der umstrittene Erfinder der „Quantenpsychologie“, ein Buch, dessen (deutscher) Titel suggeriert, daß es darin in erster Linie um das Enneagramm gehe. Doch wie schon sein voriges Buch „Das Tao des Chaos“ enthält auch das neue „viel Selbstdarstellung und wenig Enneagramm“ (K.Vollmar in Rundbrief 10/1996). In immer neuen Wiederholungen kreist der Autor um die Versöhnung von westlicher Psychologie und östlicher Mystik, von Körper und Geist und um den Durchbruch zu dem, was er die „Quantennatur“ nennt – und was meines Erachtens nichts anderes ist als das, was andere als den „tiefsten Seinsgrund“, das „wahre Selbst“ o.ä. bezeichnen. Erst nach 120 streckenweise sehr ermüdenden Seiten folgt ein Kapitel über das Enneagramm. Wolinskys Darstellung der neun Typen besteht weitgehend aus Zitaten von Oscar Ichazo (die jedoch angesichts der schlechten Zugänglichkeit der meisten Werke Ichazos für jeden Spurensucher von hohem Wert sind). Sein eigener Beitrag ist daher nicht in einer eigenständigen Charakterisierung der Typen zu suchen, sondern vielmehr in neun weitgehend redundanten Fragekatalogen, die den LeserInnen helfen sollen, „unsere falschen Selbste zu lokalisieren und dann abzubauen.“ (125) Mit diesem Ziel unterscheidet sich Wolinsky nach eigener Einschätzung „von den meisten Enneagrammlehrern, die versuchen, zwischen gesunden und ungesunden falschen Selbsten zu unterscheiden bzw. diese umzuformen.“ (112) So möchte er den Charakter nicht „reparieren“, sondern „abbauen“ und „auflösen“, so daß am Ende nichts als die Quantennatur übrigbleibt, die von allen Menschen geteilt wird. „Kurz

gesagt: Erkennen Sie, daß Sie jenseits sind und bleiben „Sünder“; aber eben all dessen sind, was Sie zu sein glau„gerechtfertigte“ Sünder. Und deshalb haben wir auch als Sünder schon Anteil ben.“ (244) am „Jenseits“ – und nicht erst nachWenn Wolinsky meint, es ginge den meisten anderen AutorInnen um eine dem wir Wolinskys zahlreiche BewußtUnterscheidung „zwischen gesunden seinsübungen absolviert haben (ohne und ungesunden falschen Selbsten“, damit den Wert von Bewußtseinsübunso ist dies freilich eine Unterstellung. gen grundsätzlich leugnen zu wollen). Ich habe jedenfalls noch kein EnneaIm Anhang des Buches wird übrigens gramm-Buch gelesen, das den Weg zu ein „Entwicklungsenneagramm“ von einem (gesunden oder ungesunden) Dianne Postnieks vorgestellt. Postnieks falschen Selbst weisen wollte – vielbehauptet, daß die ersten neun Jahre mehr ist geradezu die gesamte Enneaim Leben jedes Menschen den neun gramm-Literatur doch wohl eher als Punkten des Enneagramms entsprePlädoyer für die Suche nach dem höhe- chen. Das Thema des ersten Lebensren, wahren Selbst zu lesen (vgl. etwa jahres ist also – gemäß Ichazos Enneaden Buchtitel von Beesing/Nogosek/ gramm – die Entwicklung von Nähe, O’Leary: „Das wahre Selbst entdekdas des zweiten Jahres die Erlangung ken“). Wie dem auch sei, der zitierte von Selbständigkeit, etc. Im späteren Satz deutet jedenfalls tatsächlich auf Erwachsenenleben kommt es dann oft eine Eigenart der Enneagramm-Intervor, daß man chronische Probleme mit pretation Wolinskys hin: Im Gegensatz einem dieser Themen hat und wieder zu Rohr/Ebert etwa geht die Quantenzurück muß an den Punkt der Entwickpsychologie davon aus, daß es nicht lung, an dem man früher schon einmal nur erstrebenswert, sondern auch mög- steckengeblieben ist. „Dieses System lich sei, die typische Perspektive vollerweist sich bei unseren chronischen ständig abzubauen und zu jenem „JenLebensproblemen als hilfreich, weil seits“ zu gelangen, das sich jeder wir über das Verstehen der Punkte Beschreibung entzieht, zu einem „seins- im Entwicklungsenneagramm herauslosen Sein“ also, oder zum „zustandslo- finden können, in welcher Altersstufe sen Zustand“. (245) Wolinsky scheint wir steckengeblieben sind.“ (250) Konzu glauben, diesen Zustand selbst kret heißt das zum Beispiel, daß Leute bereits erreicht zu haben: „Dieses Buch mit Eßstörungen auf der Stufe des ist … die Geschichte eines Ich, das verersten Lebensjahres steckengeblieben schwand, und es tauchte wieder auf, sind (vgl. 251). Nun, das scheint mir nur um noch einmal zu erscheinen dann doch etwas zu weit zu führen … und wieder zu verschwinden.“ (245) J.B. Offensichtlich stilisiert sich der Autor hier als Übermensch. Öl für das Ich halte die Einschätzung Richard Getriebe der Firma Rohrs für realistischer: Wir können viel lernen und wachsen, und nicht zuletzt Michael Goldberg auch mit Hilfe des Enneagramms. Aber Die Persönlichkeitszahl im Beruf. wir werden das geheime Thema unseDas Enneagramm: res Lebens nie ganz hinter uns lassen Kollegen, Chef und Firma können. Wir werden immer eine Eins im Spiegel der neun Archetypen oder Zwei oder Drei etc. bleiben. München 1998, DM 22,90 Doch wenn wir loslassen, werden wir am Ende vielleicht eine „gesunde“ oder Einer der vielen Ratgeber zum Thema „Enneagramm im Beruf“ stammt aus „integrierte“ Eins, Zwei oder Drei der Feder von Michael Goldberg, sein. Und das ist schon eine ganze einem Unternehmensberater, der u.a. Menge. Oder anders, mit Gurdjieff: die cia beraten hat, und liegt seit 1998 Wir sind und bleiben „Idioten“. Und wieder anders, mit Martin Luther: Wir in deutscher Übersetzung vor. EnneaForum

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Inhaltlich weiß sich Goldberg der Ichazo/Naranjo-Tradition verpflichtet, deren System er jedoch gelegentlich variiert. Der Aufbau des Buches folgt dem mittlerweile üblich gewordenen Schema: zunächst eine Beschreibung der neun Typen, jeder für sich; dann „jeder mit jedem: wie jeder der Typen mit den anderen interagiert“. Der Ratgeber ist sehr lebendig geschrieben und enthält viele anschauliche Beispiele. Manchmal wundert sich die Leserin/der Leser über die leichtfertige Typisierung prominenter Personen und Gruppen. Zum Beispiel: „Überzeugte Einser: Ross Perot, Konfuzius, Nelson Mandela, Margaret Thatcher, die (!) Amish, die (!) Puritaner, Singapur (?), Utopia (?).“ (32) Aber das ist ja keine Eigenart dieses Buches allein, sondern begegnet in der EnneagrammLiteratur nur allzu häufig. Zu Goldbergs Abweichungen von der Tradition zählt seine Flügeltheorie. Danach heißt der Flügel gegen den Uhrzeigersinn „Schattenpunkt“ und repräsentiert die abgelehnten Anteile der Persönlichkeit, während der andere Flügel als „Verbündetenpunkt“ dem eigenen Typ Macht zum Handeln verleiht (24f). Eine Eins z.B. meidet die chaotische Neun (Schattenpunkt) und findet ihren Ausweg bei der mitfühlenden Zwei (Verbündetenpunkt). Dieser Gedanke hat einen gewissen Anhalt in der jesuitischen Enneagramm-Tradition (vgl. etwa Metz/Burchill, Enneagramm und Gebet), verdichtet sich aber erst bei Goldberg zur festen Theorie. Was mich dabei stutzig macht, ist Goldbergs Reduktion des „Schattens“ auf einen einzigen Punkt, eben jenen Schattenpunkt. Repräsentieren denn nicht die anderen acht Punkte für mich alle etwas von meinem Schatten? Das Erschütternde des Enneagramms ist doch, daß wir nur einen Teil der Wahrheit sehen, nur in einem Teil der Wirklichkeit zu Hause sind – und daran erinnern uns alle anderen Typen. Für eine Eins z.B. kann meines Erachtens eine Zwei, welche „objektive“ Prinzipien im Zweifelsfall leichtfertig für irgendwelche „subjektiven“ Gefühle opfert, genauso zum unverständlichen und abgelehnten Schatten werden wie eine Neun und alle anderen Typen. Möglicherweise hat diese Auffassung

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des Schattens etwas mit Goldbergs setzung ist nicht schlecht, insofern hat Gesamtverständnis des Enneagramms sich das Warten gelohnt. Ansonsten ist im Grunde schon alles über das Buch zu tun. Denn für ihn ist das Enneagesagt worden (EnneaForum 16). Oder gramm kein Werkzeug zur Umkehr (R.Rohr), keine Einladung zum „agere jedenfalls fast alles. Denn man lernt ja contra“ – kurz: kein Sand im Getriebe, nie aus, und so konnte man, nachdem sondern – Öl. „Das Enneagramm ist Palmer in einem Interview aus dem ein wunderbares Werkzeug, mit dem Nähkästchen geplaudert hat, inzwiSie aus Menschen das Beste heraushoschen einiges über die Hintergründe len – es hilft Ihnen auch zu erkennen, dieses Buches lernen. wann Sie besser einen Bogen um sie Wer zum Beispiel, so fragte „Enneamachen sollten“. (29) Daß es allein der gram Monthly“ (im Januar 1998), ist spirituelle Prozeß der Umkehr ist, der Paul Brown, Palmers Co-Autor? Die „das Beste“ in einem Menschen zum überraschende Antwort: Frau Palmer Vorschein bringt, das wird hier übersehat Herrn Brown, der das Enneahen – und zu diesem Prozeß gehört gramm im Grunde nur aus Palmers es mitunter, daß man um die unbeManuskripten kennt, nie persönlich quemen Mitmenschen gerade keinen getroffen! Brown ist Helen Palmer vielBogen macht, sondern sich ihnen ausmehr vom Verlag als Co-Autor zugesetzt. wiesen worden und hatte darauf zu achUnd noch etwas irritiert mich: Nach ten, daß das Buch nicht zu speziell und Goldberg sind „im Enneagramm … zu schwierig wurde. Ein erster Entwurf, alle Typen miteinander verbunden und den Palmer mit zwei anderen Co-Autostehen jedem von uns zur Verfügung. ren, Janet und Sandy Levine, erstellt Wenn Sie einmal wissen, wo Sie sich auf hatte, hatte diesen Kriterien nämlich der Landkarte befinden, können Sie offenbar nicht genügt, da die drei ihr immer von A nach B gelangen.“ (395) Thema „Enneagramm im Business“ zu Schön wär’s, wenn’s so einfach ginge. ernst genommen hatten: „Wir reichten Etwas kurios ist schließlich Goldbergs den Entwurf für einen soliden Text für Beitrag zur Erforschung der Geschichte das Ökonomie-Regal ein, gespickt mit des Enneagramms: Nach seiner AufBezügen zu ökonomischen Standardfassung spiegeln bereits die Reisestawerken und mit komplizierten Fallstutionen des Odysseus die neun Enneadien … Die Verleger erkannten jedoch gramm-Punkte wider, und zwar in irgendwann, daß sie ein ‚leichteres‘ umgekehrter numerischer Reihenfolge Buch wollten, etwas Leichtverdauliches und beginnend mit Punkt Zwei = für jedermann.“ Das wiederum wollten Calypso. Fazit: „Homer muß etwas von die beiden Levines nicht, und so wurden Beziehungen der Enneagrammtyden diese kurzerhand von den Verlepen gewußt haben, denn er kannte gern ersetzt, eben durch Paul Brown. die entscheidende Reihenfolge.“ (397) Der achtete nun auf die VerständlichÜbrigens: Nach dieser Rechnung wäre keit und auf den Zeitplan. InsbesonOdysseus dann ausgerechnet von einer dere sorgte er dafür, daß Palmers Fünf be-circt worden. Nun ja … spirituelles Anliegen auch für den J.B. „allgemeinen Normalunternehmer“ verstehbar blieb – was für die Autorin Spiritualität für Manager offenbar eine echte Herausforderung bedeutete. Doch letztlich kam dabei ein Helen Palmer/Paul B. Brown Text heraus, mit dem sich auch Palmer Das Enneagramm im Beruf. zufrieden zeigt: „Ich habe es geschafft, Mehr Effizienz am Arbeitsplatz das Enneagramm in eine Sprache zu durch die Kenntnis der neun kleiden, die für den Neu-Einsteiger Persönlichkeitstypen nicht zu fremd klingt, ohne dabei das München 2000, DM 19,90 spirituelle Anliegen zu opfern. Das Buch thematisiert die Konversion vom Was lange währt, wird endlich gut: Laster zur Tugend als eine ethische Nun ist sie fertig, die Übersetzung Lehre und nicht als Glaubensartikel von Helen Palmers „Enneagram Advan- irgendeiner religiösen Gruppierung.“ tage“, die seit langem als Phantom Spiritualität für Manager also – hoffentdurch die Buchlisten geistert. Die Über- lich kommt’s an! Johannes Bartels

EnneaForum Termine Rundbrief des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V.

Nr. 18 November 2000

Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm e.V. Geschäftsstelle: Eveline Schmidt, Ententeich 8, 29225 Celle, Tel./Fax: (0 51 41) 4 22 34

Waldhausen, Kontakt: Ursula und Siegfried Götz, Täle 18, 73667 Kaisersbach, Tel.: (0 71 84) 92 93 11, Fax: 92 98 12.

Arbeitskreis Enneagramm und Spiritualität „Enneagramm und Gebet“ 11.–13.5. 2001 (s.S.23)

Enneagramm im Internet

Ort: Predigerseminar Wittenberg; Termin: 11.–13.5.2001; Kosten: ca. 130,– dm inkl., Infos bei S. Breidung, Tel. (0 74 40) 9 13 95 15. Anmeldung an: Cordula Hubrig, Collegienstr. 54, 06886 Wittenberg.

Hier die wichtigsten Adressen: www.intl-enneagram-assn.org (dort auch jede Menge internationaler Termine) www.ideodynamic.com/enneagram-monthly (dort auch je zwei Artikel aus dem Enneagram Monthly)

Regionale Enneagramm-Gesprächskreise Herzliche Einladung zu den folgenden Gesprächskreisen. Die Nennung bisher bekannter Kreise wird in jedem Rundbrief automatisch wiederholt. Weitere Informationen sind bei den entsprechenden Kontaktpersonen einzuholen. Sollte ein Gesprächskreis nicht mehr bestehen oder sich an anderen Orten neu gebildet haben – bitte der Redaktion zwecks Veröffentlichung mitteilen. Raum Baden-Baden, Rastatt, Gernsbach: Info: Inge Germann, Knopfstr. 23, 76571 Gaggenau, Tel/Fax: (0 72 25) 48 57. Berlin: Info: Hans H. Ide, Schwebelstr. 22, 12305 Berlin, Tel. (0 30) 74 68 15 48. Duisburg: Treffen einmal monatlich abends, Info: Christa Blokesch, Dorfstr. 119, 47250 Duisburg, Tel. (02 03) 78 68 14 oder (dienstlich) (02 03) 78 79 36. Erfurt: 2–3 Treffen pro Jahr, Info: Maria Dreiling, ErnstAbbe-Str. 11, 99097 Erfurt, Tel. (03 61) 4 22 25 99. Eschweiler: Quellstr. 98, 52249 Eschweiler, Info: Regina Walz/Gisela Engel. Flensburg: Marienallee 53, 24937 Flensburg, Info: Irminhild Plate, Tel. (04 61) 5 52 38. Freising: Spirituelle Enneagramm-Gesprächsgruppe unter dem Thema: Enneagramm – und was dann? Leitung u. Kontakt: Sr. Marie-Helene, Ort: Vinzenz-PallottiHaus, Freising, Tel. (0 81 61) 96 89-0. Hamburg, Kontakt: Pamela Michaelis, Tel. (0 40) 4 80 80 99, Fax. (0 40) 4 80 17 87, e-Mail: [email protected] Kalchreuth: Röckenhoferstr. 28, 90526 Kalchreuth, Info: Manfred Kerling, Tel. (09 11) 5 18 81 12. Raum Köln/Bonn: Gerd Heck und Ute Faßbender-Heck, Kantstr. 8, 53332 Bornheim, Tel. (0 22 22) 93 67 75. Leipzig: Treffen alle 3–4 Wochen Sonntagabend. Info: Heike Heinze, Kieler Str. 41, 04357 Leipzig, Tel. (03 41) 41 09 50 Marburg: In der Gemoll 42, 35037 Marburg, Info: Barbara Melnyk, Tel. (0 64 21) 3 49 35. Melsungen: Info: Margit Lambach-Bialowons, Tel. siehe dort. Stuttgart: Offene Gruppe, monatlich, samstags 11–13 Uhr im Kath. Bildungswerk, DM 10,– Unkostenbeitr., Info: Christel Freed, Seyfferstr. 18, 70197 Stuttgart, Tel. (07 11) 62 47 21. Suhlendorf: Treff 14tägig im Gemeindehaus der Kirchengemeinde, Info: Irmgard Mantzel, Talweg 2, 29562 Suhlendorf, Tel. (0 58 20) 10 67. Waldhausen: Fils-Neckar-Rems-Gruppe. Neue WegbegleiterInnen willkommen! Treff: alle zwei bis drei Monate, Ort:

Brigitte Beyer Holtruperstr. 43, 48308 Senden, Tel. (0 25 97) 17 12, Fax: (0 25 97) 9 67 07, e-Mail: [email protected] Enneagramm und NLP Resonanz. Mich und andere besser verstehen und erkennen 1.–3.12.2000 SOBI in Münster, Anmeldung: Sozialpädagogisches Bildungswerk Münster, Achtermannstr. 10–12, 48143 Münster, Tel. (02 51) 51 11 77 19.–21.1.2001 Landesvolkshochschule, Anmeldung: LVH Freckenhorst, Am Hagen 1, 48231 Warendorf, Tel. (0 25 81) 94 58-0 9.–11.3.2001 Wasserburg Rindern, Anmeldung: Kath. Heimvolkshochschule, Wasserburgallee 120, 47533 Kleve, Tel. (0 28 21) 7 32 10 27.10.2001 (Schnupperkurs) in der FBS Kleve, Anmeldung: Familienbildungsstätte Kleve, Am Regenbogen 4–6, 47533 Kleve, Tel. (0 28 21) 7 23 20 9.–11.11.2001 Kloster Gerleve Billerbeck, Anm.: Brigitte Beyer, Holtruperstr. 43, 48308 Senden, Tel. (0 25 97) 17 12 Vertiefungsseminare 1 und 2. Enneagramm und NLP Resonanz. Mit mir und anderen im Einklang sein 22.–24.6.2001 Kreativ arbeiten mit dem Enneagramm 1. Kloster Gerleve in Billerbeck 9.–11.11.2001 Kreativ Arbeiten mit dem Enneagramm 2. Kloster Gerleve in Billerbeck Anmeldung zu den Aufbauseminaren und Informationen zu weiteren Seminaren 2000 und 2001 bei Brigitte Beyer.

Heike Döpp Entwicklungs- und Lösungsimpulse mit Enneagrammarbeit und Systemischen Strukturaufstellungen. Info: Tirolerweg 15, 79111 Freiburg, Tel. (07 61) 47 33 10, Fax: 47 33 12, e-Mail: [email protected] 9.–10.2. 2001 Seminar 2 22.–23.6.2001 Seminar 3 9.–10.11.2001 Seminar 4 jeweils Freitag 19–22 Uhr, Samstag 9.30–18 Uhr Kursgebühr dm 180,– (Ermäßigungen nach Absprache)

Rainer Fincke, Ulla Peffermann-Fincke Goethestr. 22, 53113 Bonn, Tel. (02 28) 22 09 56 1.–3.12. 2000 Treue. Mir – anderen – Gott gegenüber. Ein Wochenendseminar mit dem Enneagramm; Kloster im Raum Köln/Bonn; Kosten: dm 250,–; Information und Anmeldung: Ulla Peffermann-Fincke, Tel. (02 28) 22 09 56. EnneaForum Termine

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Gotthard Fuhrmann Enneagramm-Gruppenleiter und Supervisor, DGSv dienstlich: Augustusweg 62, 01445 Radebeul, Tel. (03 51) 8 37 23 10, Fax: (03 51) 8 37 23 71; privat: Winzerstraße 82 A, 01445 Radebeul, Tel. (03 51) 8 30 13 68. Einführungskurs („Vom Kern zum Muster“). 2.–4.2. 2001 in Sachsen, Mindestalter 25 Jahre Aufbaukurs 1 („Vertiefungskurs“), Voraussetzung: Einführungskurs oder vergleichbarer Kurs 23.–26.5. 2001 in Hohnstein-Ernstthal / Sachsen Aufbaukurs 2 („Beziehungskurs“): Voraussetzung: Einführungskurs und Aufbaukurs 1 oder vergleichbare Kurse 26.–29.4. 2001 in Sachsen 27.–30.9. 2001 in Sachsen Aufbaukurs 3 („Vom Muster zum Kern“): Voraussetzung: Einführungskurs und Aufbaukurse 1 u. 2 oder vergleichbare K. 29.3.–1.4. 2001 in Sachsen Gearbeitet wird in allen Kursen mit Körperübung, Gespräch, Kurzinformation, Imagination und Meditation und mit Erkenntnissen u.a. Dürckheims und seiner Schüler. Informationen und Anmelde-Adresse für alle Kurse in Sachsen: Evang. Erwachsenenbildung Sachsen, Barlachstr. 3 , 01219 Dresden, Tel. (03 51) 4 71 72 95, Fax: (03 51) 4 72 09 32. Informationen und Anmelde-Adresse für die Kurse in Mecklenburg: Landeskirchl. Amt, z.H. Herrn W. von Rechenberg, Kirchenstr. 6, 19055 Schwerin

Haus Gutenberg / Pater Ludwig Zink FL–9496 Balzers, Telefon (00423) 388 11 33, Telefax (00423) 388 11 35, e-mail: [email protected], www.hausgutenberg.li 16.–18.3. 2001 „Dein tiefstes Wesen weiß den Weg“ Das Enneagramm als Pilgerreise zu Weisheit und spiritueller Erfahrung, Marion Küstenmacher. Kursgebühr chf 280.-

Gerd Heck und Ute Faßbender-Heck Arena-Praxis, Kantstr. 8, 53332 Bornheim, Tel. (0 22 22) 93 67 75. Enneagramm für Paare; Enneagramm für Lehrer; Enneagramm für pflegende Berufe; Termine auf Anfrage.

Sr. Anneliese Heine Am Linsenberg 17, 55131 Mainz, Tel. (0 61 31) 23 11 18, e-Mail: [email protected] Einzelexerzitien mit dem Enneagramm: 31.1.–9.2. 2001 Herz-Jesu-Kloster, Steyl/nl (Nähe Mönchengladbach), Tel. 0031-77-3764-241, Info und Anmeldung: Sr. Anneliese Heine, s.o. 2.–9.4. 2001 Priorat St. Benedikt, Benediktstr. 19, 49401 Damme; dm 270,–, Info: Br. Linus Eibicht OSB, Tel. (0 54 91) 95 81 25. 25.6.–1.7. 2001 Exerzitien- und Bildungshaus Lichtenburg, Vilpianerstr. 27, i-39010 Nals (Nähe Bozen-Meran), Tel. 0039-0471-678679. 3.–10.7. 2001 Haus der Stille, St. Ulrich a.W., a-8081 Heiligenkreuz (Nähe Graz); Info: Tel. 0043 (0)31 35-8 26 25. 18.–25.7. 2001 Missionshaus St. Paul, 54516 Wittich, Info und Anmeldung: Sr. Anneliese Heine, s.o. 24.9.–1.10. 2001 Priorat St. Benedikt, Benediktstr. 19, 49401

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Damme; dm 270,–, Info: Br. Linus Eibicht OSB, Tel. (0 54 91) 95 81 25. 21.–30.10. 2001 Herz-Jesu-Kloster, Steyl/nl (Nähe Mönchengladbach), Tel. 0031-77-3764-241, Info und Anmeldung: Sr. Anneliese Heine, s.o. 12.–19.11. 2001 Haus der Begegnung, Höhenweg 51, 50169 Kerpen-Horrem; dm 300,–, Info: Sr. Adelgunde Gantner SDS, Tel. (0 22 73) 60 20. Enneagramm I (Ersteinführung); die Kursgebühr beträgt für alle Wochenenden dm 100,–. 12.–14.1. 2001 Palotti-Haus, Im Osterseifen 1, 57462 Olpe. Info: Tel. (0 27 61) 60 80. 26.–28.1. 2001 Exerzitien- und Bildungshaus, Weilburger Str. 5, 65549 Limburg/Lahn. Info: Tel. (0 64 31) 20 09 55. 2.–4.3. 2001 Arnold-Janssen-Haus, Arnold-Janssen-Str. 24, 53757 Sankt Augustin. Info: Tel. (0 22 41) 23 72 96. 16.–18.3. 2001 Priorat St. Benedikt, Benediktstr. 19, 49401 Damme; Info: Br. Linus Eibicht OSB, Tel. (0 54 91) 95 81 25. 18.–20.5. 2001 Bildungshaus der Stefanusgemeinschaft, a-6460 Karres/Imst-Pitztal, Tel. 0043 (0)5412 6 15 07. 23.–24.6. 2001 Exerzitien- und Bildungshaus Lichtenburg, Vilpianerstr. 27, i-39010 Nals (Nähe Bozen-Meran), Tel. 0039-0471-678679. Enneagramm II (Die Enneagramm-Theorie auf die praktische Arbeit an sich selbst anwenden) 19.–21.1. 2001 Veranstaltung des Bistums Essen, Info: Frau Ingeborg Klein, Generalvikariat des Bistums Essen, Tel. (02 01) 2 20 42 43. 25.–27.5. 2001 Arnold-Janssen-Haus, Arnold-Janssen-Str. 24, 53757 Sankt Augustin. Info: Tel. (0 22 41) 23 72 96. 8.–10.6. 2001 Priorat St. Benedikt, Benediktstr. 19, 49401 Damme. Info: Tel. (0 54 91) 95 81 25. 7.–9.9. 2001 Palotti-Haus, Im Osterseifen 1, 57462 Olpe. Info: Tel. (0 27 61) 60 80. 14.–16.9. 2001 Exerzitien- und Bildungshaus, Weilburger Str. 5, 65549 Limburg/Lahn. Info: Tel. (0 64 31) 20 09 55. Enneagramm III (Verschiedene Zugänge zur Stille und Meditation entsprechend den drei Zentren) 21.–23.9. 2001 Priorat St. Benedikt, Benediktstr. 19, 49401 Damme. Info: Tel. (0 54 91) 95 81 25. 5.–7.10. 2001 Arnold-Janssen-Kloster, Capucijnenweg 9, nl-6286 ba Wahlwiller-Wittem (Nähe Aachen), Tel. 0031 (0)43 451 1841. Anmeldung: Sr. Anneliese Heine, s.o. 7.–9.12. 2001 Arnold-Janssen-Kloster, Capucijnenweg 9, NL-6286 BA Wahlwiller-Wittem (Nähe Aachen), Tel. 0031 (0)43 451 1841. Anmeldung: Sr. Anneliese Heine, s.o. Auf Anfrage zum letzten Mal: 23.–25.11. 2001 Enneagramm IV (Eigene EnneagrammMuster im Licht biblischer Gestalten betrachten), Bildungsstätte Kloster St. Raphael, Montenau 123 a, b-4770 Amel. Info: Tel. 0032 (0)80-34 95 77. Neu: I/1 Vertiefungsseminare zu Enneagramm I unter dem Thema „Weg der Selbsterkenntnis“ 30.11.–2.12. 2001 „Wer bin ich? Persönlichkeit und wahres Selbst“, Exerzitien- und Bildungshaus, Weilburger Str. 5, 65549 Limburg/Lahn. Info: Tel. (0 64 31) 20 09 55. II/1 und II/2 Vertiefungsseminare zu Enneagramm II unter dem Thema „Weg der Heilung“ 11.–13.5. 2001 Der Heilprozeß II/1, Geistliches Zentrum Haus Broich, Haus Broicher Str. 222, 47877 Willich-Anrath,

Anmeldung Sr. Anneliese Heine, s.o. 12.–14.10. 2001 Der Heilprozeß II/2, Geistliches Zentrum Haus Broich, Haus Broicher Str. 222, 47877 Willich-Anrath, Anmeldung Sr. Anneliese Heine, s.o.

Sr. Marie-Helene Hübben msc Vinzenz-Palotti-Haus, 85354 Freising, Tel. (0 81 61) 96 89-16 11.–14.1. 2001 Einführung in das Enneagramm, VinzenzPallotti-Haus, Freising, Tel. (0 81 61) 96 89-0. 26.–30.3. 2001 Exerzitien mit dem Enneagramm, VinzenzPallotti-Haus, Freising, Tel. (0 81 61) 96 89-0. 24.–27.5. 2001 Einführung in das Enneagramm; Pater Weiss sac; Herz-Jesu-Heim, 96190 Untermerzbach, Tel. (0 95 33) 1 88-153 Vom 8.9.-13.9. 2001 finden dort auch Exerziten statt. (Thema s.oben) 9.–11.3. 2001 Die Einheit (Ganzheit) von Glaube, Hoffnung und Liebe im Menschen (Enneagramm I), Sr. Ambrosia msc; dm 120,–, Bildungshaus „Haus Blegge“, 51436 Bergisch-Gladbach, Tel. (0 22 02) 9 55 26-234 11.–13.5. 2001 Blockaden auf dem Weg zur inneren Ganzheit (Einheit) und liebende Aufmerksamkeit als Hilfe zur Lösung (Enneagramm II), wie oben

Heinrich Hupe Ort und Informationen: Heinrich Hupe, Bildungsstätte St. Bonifatius, Bonifatiusweg 1–5, 59955 Winterberg-Elkeringhausen, Tel. (0 29 81) 9 27 30, Fax: (0 29 81) 61 61. 17.–19.11. 2000 Selbstwerdung mit dem Enneagramm Weitere Termine auf Anfrage

Justine Krause und Günther Bock Justine Krause, Tel. (0 40) 58 80 09, [email protected], Günther Bock, Tel./Fax (0 41 02) 5 40 62. 18.–19.11. 2000 Sich selbst besser kennenlernen – Enneagramm Aufbau-Seminar, Hamburg-Niendorf, BerenbergGossler-Haus, Gebühr dm 165,– Weitere Seminare am selben Ort im Frühjahr.

Marion Küstenmacher Brombeerweg 13, (ab März 2001: Waxensteinstr. 2) 82194 Gröbenzell, Tel. (0 81 42) 59 75 26, Fax 59 75 27, e-Mail: [email protected] 2.–4.2.2001 „Die neun Gesichter der Seele“, Einführung, Infos und Anmeldung: Frau Annamarie Rüegg, Probstei St. Gerold, A-6700 St. Gerold/Vorarlberg, Tel. 0043 / 5550 / 2121, Fax /2121-19 16.–18.3.2001 „Dein tiefstes Wesen weiß den Weg …“ Das Enneagramm als Hilfe für den persönlichen spirituellen Weg. Fortgeschrittenen-Seminar (gute Enneagrammkenntnisse nötig!) Infos und Anmeldung: Pater Ludwig Zink, Haus Gutenberg, s. dort 6.–8.4.2001 „Der Rat der Weisen“. Entwicklungswege entdecken, Beziehungen anschauen und Konflikte lösen mit dem Enneagramm. Fortgeschrittenen-Seminar (gute Enneagrammkenntnisse nötig!) Infos und Anmeldung: Frau Annamarie Rüegg, s.o. 2.–4.2. 29.6.–1.7.2001 Mit Adam und Eva im Paradies (kein

Enneagramm-Kurs, sondern ein Seminar über die spirituelle Beziehungsdynamik zwischen Mann und Frau); für Paare und Singles. Infos und Anmeldung: Frau Lehmann, Bildungszentrum Heidelberg, In der Neckarhelle 120, 69118 Heidelberg-Ziegelhausen, Tel. (0 62 21) 8 98 40, Fax 80 94 05. 17.–22.4.2001 Gemeinsam mit Andreas Ebert: „Verweile doch im Herz der Gegenwart …“, Intensiv-Exerzitien-Woche mit dem Enneagramm für Fortgeschrittene. Franziskushof, Wetzhausen-Craheim, 97488 Stadtlauringen. Max. 14 Plätze. Prospekt bitte direkt bei mir anfordern, Adresse siehe oben. September 2001 „Dein Finden ist für andre da …“ Münchner Enneagramm-Gruppe für Fortgeschrittene, die ihre spirituellen Erfahrungen teilen und sich gegenseitig inspirieren möchten. (6 Abende) Ort: Waxensteinstr. 2, 82194 Gröbenzell Prospekt bitte direkt bei mir anfordern, Adresse siehe oben. 5.–9.11.2001 „Die neun Gesichter der Seele“. IntensivEinführung in das Enneagramm, Bildungsstätte St. Bonifatius, Info und Anmeldung: 59955 Winterberg-Elkeringhausen, Bonifatiusweg 1–5, Tel (0 29 81) 92 73-0 , Fax -161

Seminare mit Karin Kunze Info: Gartenstr. 8, 69493 Hirschberg, Tel. (0 62 01) 50 72-78, Fax: -99, eMail: [email protected] Im eigenen Takt – das Enneagramm-Zeitmanagement (bitte Faltblatt anfordern) Reibungspunkte – das Enneagramm-Konfliktmanagement (bitte Faltblatt anfordern) 17.–21.1.2001 Miteinander wachsen. Enneagramm-Selbsterfahrung für Paare (zusammen mit Hans Neidhardt), Hirschberg, DM 800,– bis 1200,– pro Paar (Selbsteinschätzung) 25.–27.6.2001 Enneagramm und Führung (für leitende MitarbeiterInnen aus sozialen Einrichtungen – zusammen mit Hans Neidhardt), Hesselberg (Raum Nürnberg), Info und Anmeldung: Diakonie-Kolleg Bayern, Postfach 12 03 20, 90332 Nürnberg, Tel. (09 11) 93 54 12 (Fr. Ortwein)

Margit Lambach-Bialowons Enneagramm- und Bibliodrama-Kurse, Pangesweg 11, 34132 Kassel, Tel. (05 61) 4 00 37 77. Ich komme auf Anfrage auch in örtliche Gruppen und Kirchengemeinden; der Richtsatz für die Teilnehmergebühr beträgt bei 20 Unterrichtsstunden (Wochenende) dm 100,– pro Person. 1.–3.12.2000 Enneagramm II: Versöhnung mit meiner Prägung und Familiengeschichte, Rotenburg/Fulda, Haus der Begegnung, Kottenbach 10, 36199 Rotenburg/Fulda; Tel. (0 66 23) 93 40; Fax (0 66 23) 9 34 55 12.–14.1.2001 Enneagramm III: Enneagramm und Beziehungen, Rotenburg/Fulda, Haus der Begegnung, s.o. 1.–3.12. 19.–21.1.2001 Einführung in das Enneagramm, Hannover, Kirchröder Turm, Hermann-Löns-Park 6/7, 30559 Hannover; Tel. (05 11) 95 49 70; Fax: (05 11) 9 54 97 12 9.–11.3.2001 Bibliodrama „Noch einmal neu beginnen“, Amt für kirchliche Dienste, Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel, Tel. (05 61) 93 78-382; Fax: (05 61) 93 78-409 24.–26.8.2001 Enneagramm II: Versöhnung mit meiner Prägung und Familiengeschichte, Hannover, Kirchröder Turm, Hermann-Löns-Park 6/7, 30559 Hannover; Tel. (05 11) 95 49 70; Fax: (05 11) 9 54 97 12 EnneaForum Termine

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Pamela Michaelis Anmeldungen: Tel. (0 40) 4 80 80 99, Fax. (0 40) 4 80 17 87, e-Mail: [email protected] Offene Enneagrammgruppe in Hamburg mit Theorie, Selbsterfahrung und Meditation 1.12.2000 Wovor hast Du eigentlich Angst? Welches sind deine typspezifischen Ängste? Wie funktioniert die Transformation in Mut und Vertrauen? 8.12.2000 Entwicklung mit deinem Stress- und TrostPunkt 26.–27.1.2001 Einführung in die neun Typen des Enneagramms 28.–29.1.2001 Eine Einführung in die neun Persönlichkeiten des Enneagramms. In gemütlicher Runde ein tiefes Verständnis für alle neun Persönlichkeiten und deren Motivationen gewinnen. 2.–4.3.2001 Spirituelles Wachstum (mit Norbert Häg), DM 300,– (Paare DM 500,–) In diesem Seminar wollen wir durch Zugangsmeditationen und Übungen die höheren Aspekte der Typen anschauen und in Panel-Interviews zur spirituellen Entwicklung erleben.

Seminare mit Hans Neidhardt Info: Gartenstr. 8, 69493 Hirschberg, Tel. (0 62 01) 18 68-05, Fax (0 62 01) 18 68-06, eMail: [email protected], Internet (ab Mitte Nov): http://www.Hans-Neidhardt.de 25.–29.4.2001 Enneagramm-live: Der Basiskurs. Focusingorientierte Enneagramm-Arbeit, Experimente in innerer Achtsamkeit, Interviews, Theorie-Inputs, Gespräch. dm 520,– (öae-Mitgl. dm 480,–) 13.–17.6.2001 Enneagramm-live: Der Basiskurs (s.o.), Info: Bildungshaus Großrußbach bei Wien, Frau Breiteneder: Tel. 0043-2263-66270, e-Mail: [email protected] Enneagramm-Jahresgruppe: Therapeutische Selbsterfahrung, Biografiearbeit, inneres Kind und andere Teilpersönlichkeiten (Methoden: Focusing und „Voice Dialogue“). Bitte Faltblatt anfordern, Beginn: Herbst 2001 28.3.–1.4.2001, 4.–8.7.2001, 17.–21.10.2001, und ein Termin Anfang 2002 Enneagramm-Intensiv-Training: Interaktion der Enneagramm-Muster – Gesprächsführung – Entwickeln und Anleiten von „Kleiderproben“ – vier Seminare à vier Tage (ausführliches Faltblatt anfordern). 14.–15.2.2001 Enneagramm-Einführungskurs, Info und Anmeldung: Diakoniewerk Gallneukirchen (Herr Schuller), Martin-Boos-Str. 4, A-4210 Gallneukirchen, Tel. 0043-723563251-0 16.–18.2.2001 Enneagramm-Einführungskurs, Info: Bildungshaus Großrußbach bei Wien, Frau Breiteneder: Tel. 0043-2263-66270, e-Mail: [email protected] 23.–25.3.2001 Enneagramm-Einführungskurs, Evang. Bildungswerk Ingolstadt (Herr W. Wurch), Schrannenstr. 7, 85049 Ingolstadt 18.–21.6.2001 Enneagramm-Vertiefungskurs „Ressourcen – Potentiale – Werte“, Info und Anmeldung: Diakoniewerk Gallneukirchen (Herr Schuller), Martin-Boos-Str. 4, A-4210 Gallneukirchen, Tel. 0043-7235-63251-0 25.–27.6.2001 Enneagramm und Führung (zusammen mit Karin Kunze, s. dort) 17.–21.1.2001 Miteinander wachsen (zusammen mit Karin Kunze s. dort)

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EnneaForum Termine

Focusing: Der Kernprozeß der persönlichen Veränderung – der Weg aus der Selbstverstrickung, Neue Kurse im Frühjahr 2001 (bitte Faltblatt anfordern)

Barbara Oschwald und Norbert Häg Anfragen: Römerstr. 5b, 77656 Offenburg, Tel. (07 81) 9 90 74 77, Fax (07 81) 9 90 74 78, e-Mail: [email protected] 11.–16.1. 2001 Professional Training in Ritschweier Weitere Kurse auf Anfrage

Dr. Samuel Jakob Halden 132, CH 5728 Gontenschwil, Tel. 0041 (0)62 773 13 31, Fax 0041 (0)62 773 82 68, [email protected]; Kurse und Vorträge auf Anfrage.

Jürgen Werner & Ulf Tödter Seminare Coaching Jahresprogramm sowie Informationen zur Jahresgruppe und zum Theaterseminar auf Anfrage. Werner & Tödter, Wintererstr. 59, D-79104 Freiburg, Tel. (07 61) 20 22 98-6, Fax 20 22 98-7, e-Mail: [email protected]. Enneagramm-Einführungs-Seminare: 24.–25.11.2000 Emmendingen, Katholisches Bildungswerk, Tel. (0 76 41) 36 52 1.–2.12.2000 Villingen, Bildungszentrum, Tel. (0 77 21) 5 10 80 8.–10.12.2000 Freiburg, Volksbildungsheim Waldhof, Tel. (07 61) 6 71 34 9.–10.1.2001 Freiburg, Trautwein Training (im Rahmen der Coaching-Ausbildung), Tel. (07 61) 7 07 02 82 2.–4.3.2001 Heiligkreuztal, Stefanus-Gemeinschaft, Tel. (0 73 71) 1 86 41 7.–8.3.2001 Berlin, Wannsee-Akademie, Tel. (0 30) 80 50 02 41 9.–10.3.2001 Bad Krozingen, Katholisches Bildungswerk, Tel. (0 76 33) 42 02 Enneagramm-Aufbau-Seminare: Persönliches Wachstum mit dem Enneagramm 12.–13.1.2001 Villingen, Bildungszentrum, Tel. (0 77 21) 5 10 80 19.–21.1.2001 Freiburg, Bildungszentrum, Tel. (07 61) 7 08 62 21 26.–28.1.2001 Freiburg, Volksbildungsheim Waldhof, Tel. (07 61) 6 71 34 29.6.–1.7.2001 Freiburg, Werner & Tödter, Tel. (07 61) 2 02 29 86 Die Enneagramm-Subtypen 9.12.2000 Freiburg, Werner & Tödter, Tel. (07 61) 2 02 29 86 Das Enneagramm unserer Beziehungen 26.5.2001 Freiburg, Werner & Tödter, Tel. (07 61) 2 02 29 86 Enneagramm-Theater 2.–4.6.2001 Freiburg, Ulf Tödter und Jaime T. Micán (Berlin), Tel. (07 61) 2 02 29 86, (auch für Enneagramm-AnfängerInnen) Die Enneagramm-Jahresgruppe 2001 In Freiburg und im Münstertal/Schwarzwald. Termine: 16.–18. Februar, 20.–22. April, 13.–17. Juni, 14.–16. September, 9.–11. November 2001, Werner & Tödter, Tel. (07 61) 2 02 29 86

Johannes Bartels

Auf den Spuren des Enneagramms

Teil II - Das Enneagramm Ichazos: Neun Wege zur Erleuchtung

Wer ist Oscar Ichazo? Oscar Ichazo wurde 1931 geboren und wuchs in Bolivien und Peru in römisch-katholischem Elternhaus auf.1 Er besuchte eine Jesuiten-Schule und befaßte sich schon in jungen Jahren mit Kirche und Theologie. Wie er selbst berichtet, wurde er im Alter von sechseinhalb Jahren im Halbschlaf von Epilepsie-ähnlichen Attacken geschüttelt, die sich alle zwei oder drei Tage

wiederholten. Sie waren mit extremer Todesangst, übernatürlichen Visionen und dem Bewußtsein verbunden, sich außerhalb des Körpers zu befinden, ähnlich den Erfahrungen, die heute als Nah-Tod-Erfahrungen bekannt geworden sind. Fortan setzte er alles daran, diese Attacken loszuwerden und die Kontrolle über sich selbst zurückzugewinnen. Kaum älter als zehn, las er nach eigenen Berichten alles, was er in die Hände bekommen konnte, über Anatomie, Physiologie, Medizin und Philosophie, übte sich im SamuraiKampf, in Yoga und in Zen-Meditation und machte Erfahrungen mit psychedelischen Drogen, Schamanismus und Hypnose. Als Teenager beschäftigte er sich u.a. mit der Kabbalah und las die Schriften des Gurdjieff-Schülers P.D.Ouspensky. Mit 19 Jahren traf er auf einen esoterischen Zirkel in Buenos Aires, in dem die Systeme Gurdjieffs und Ouspenskys diskutiert wurden und Experimente mit bewußtseinsverändernden Techniken und Gurdjieffs „movements“ stattfanden. Die Mehrheit der Gruppe war orientalischer Herkunft und etliche Mitglieder waren Experten der Kabbalistik, des Sufismus oder des Zen-Buddhismus. Nach einiger Zeit wurde man auf Ichazo aufmerksam und kam überein, ihn auszubilden und zu Forschungszwecken in den Orient zu schicken. 1956 reiste Ichazo u.a. nach Pakistan, Afghanistan, Kaschmir und Pamir. Was auch immer die genauen Stationen seiner Pilgerreise waren, offenbar genoß er das Privileg, einen ungewöhnlich freien Zugang zu den von Zeichnung: Katarina Löber

Es war vor allem Oscar Ichazo, der das Enneagramm Gurdjieffs zu einer Charaktertypologie umgebaut hat. Die neun Typen sind weitgehend seine Erfindung, wobei er freilich auf die christliche Tradition der Todsünden zurückgreift. Allerdings hat nicht Ichazo selbst diese Typologie veröffentlicht, sondern die Schüler seiner Schüler. Das Enneagramm Ichazos ist daher weitgehend unbekannt geblieben, obwohl es zugleich die Grundlage so ziemlich der gesamten gegenwärtigen Enneagramm-Literatur darstellt. Johannes Bartels hat sich auf die Suche gemacht.

ihm aufgesuchten Kreisen gewährt zu bekommen. Angeblich ist er auf diesen Reisen auch auf die Quelle des Enneagramms gestoßen. Bis Ende der 50er Jahre entwickelte Ichazo sein philosophisches System, und während einer Woche im „Göttlichen Koma“ (Originalton Ichazo) verspürte er die Berufung zur Lehre. Nach einem kurzen Intermezzo in Santiago, wo er 1969 am Institut für angewandte Psychologie lehrte, ging er in den abgelegenen chilenischen Ort Arica, um mit einer kleinen aber entschiedenen Schülerschar zu arbeiten. Anfangs hatte das dort gegründete Institut, das später unter dem Namen Arica-Institut bekannt wurde, lediglich zehn Mitglieder. Doch nachdem Ichazo am kalifornischen Esalen-Institut eine Neuinterpretation der Lehre Gurdjieffs angekündigt hatte, kamen 1977 54 USAmerikaner für zehn Monate nach Arica, worauf Ichazos Schule auch in Nordamerika bekannt wurde. Ichazo verlegte daraufhin den Sitz seines Instituts nach New York und gründete Filialen in San Francisco und Los Angeles. Das Curriculum der „Schule“ beinhaltet außer Vorlesungen über mehrere Variationen des Enneagramms, das dort auch als „Enneagon“ bezeichnet wird, bewußtseinsverändernde Techniken und Übungen aus esoterischen und religiösen Traditionen des Ostens wie des Westens, zugeschnitten auf die Bedürfnisse moderner Amerikaner. Die Teilnahme an den Arica-Kursen führt angeblich zu nahezu garantierter Erleuchtung.2 Bis heute haben angeblich etwa 200 000 Schülerinnen das überaus komplexe Arica-Ausbildungsprogramm absolviert. Sollte diese Zahl stimmen, so ist der Zulauf in den letzten Jahren jedoch deutlich zurückgegangen, und z.Zt. gibt es weltweit noch etwa 500 aktive Arica-Lehrer. Heute führt Ichazo ein zurückgezogenes Leben als Schriftsteller auf der Insel Maui, Hawaii. Zu der nordamerikanischen Enneagramm-Bewegung EnneaForum

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steht er in Distanz, da er sich seit der Veröffentlichung der ersten Enneagramm-Einführungsbücher als Opfer geistigen Diebstahls und inhaltlichen Mißverständnisses sieht.

Was bedeutet Ichazos Enneagramm?

schiedener Charaktertypen zu den fünf mit bloßem Auge sichtbaren Planeten, also Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, denen außerdem der Mond und die Sonne hinzugefügt werden. Collin nimmt die Sonne aus und plaziert die verbleibenden sechs planetaren Charaktertypen auf die sechs Punkte 1, 2, 4, 5, 7 und 8 im Enneagramm. Seine Beschreibung der Typen und deren Plazierung ist zwar noch

Wie Ichazo nun genau zu seiner Anordnung der Sünden bzw. „Leidenschaften“ (passions) kommt, verrät er uns nicht. Wer sich dafür interessiert, den speist er mit der Behauptung ab, er habe das Enneagramm aus direkter Offenbarung durch „Metatron, den Prinz der Erzengel“, empfangen.6 Das Strukturprinzip der Plazierung der Hauptsünden im Enneagramm läßt sich also – wenn es denn ein solches geben sollte – nicht mehr rekonstruieren. Jedenfalls sieht das fertige „Enneagramm der Leidenschaften“ so aus:7

Der Kontext, in dem Ichazo sein Enneagramm entfaltet, ist die von ihm entwickelte „Protoanalyse“, die er als „Analyse der menschlichen Psyche in ÜbereinDie Synthese des Enneagramms stimmung mit den ‚Archetymit einer Klassifikation psychipischen Menschlichen scher Grundmuster ist eine 3 Prototypen‘“ definiert. Diese kühne Innovation, die bei GurdProtoanalyse ist ein Amalgam aus alchemistischer Psycholo- jieff in keiner Weise angelegt gie, Metaphysik und Numero- ist. Erst bei Ichazo werden die logie und bedient sich – wie Typen entscheidend durch je das System Gurdjieffs – einer spezifische Sünden bzw. sehr eigentümlichen Sprache, Leidenschaften charakterisiert. die den Dialog mit Ichazo nicht gerade erleichtert. Grundlegend für die Protoanalyse ist, weit von dem Enneagramm Ichazos ähnlich wie für Gurdjieff, eine Unterentfernt, doch die Grundidee ist bei scheidung zwischen „Ego“ oder, was beiden dieselbe. Obwohl Ichazo stets dasselbe bedeutet, „Persönlichkeit“ die alleinige Urheberschaft des moder- Was auf den ersten Blick wie eine einerseits und der darunter verbornen Enneagramms beansprucht und belanglose geometrisch-typologische genen „Essenz“ andererseits. Ziel der Collin nie erwähnt, halte ich eine Beein- Spielerei aussieht, enthält doch einige Protoanalyse ist der Abbau der Egos flussung Ichazos durch Collin für sehr Ideen von großer Tragweite. Grundlezugunsten der darunter verborgenen wahrscheinlich. Denn bei Collin, desgend für die Verbindung von CharakEssenz. Dazu muß das Ego zunächst sen Werk zunächst in Lateinamerika tertyp und Hauptsünde ist zunächst schonungslos analysiert werden – und und auf Spanisch erschien, also für die Idee, daß die Persönlichkeit eines genau diesem Zweck dient das EnneaIchazo durchaus zugänglich gewesen Menschen wesentlich von einem Defigramm. sein muß, findet sich nicht nur die Verzit bestimmt wird. Das geheime Thema Das Enneagramm nun hat Ichazo von bindung von Enneagramm und Chajeder Biographie ist ein bestimmter Gurdjieff übernommen – allerdings raktertypologie, sondern auch eine Mangel an essentieller Qualität. Dieser nur das geometrische Zeichen selbst, Reihe weiterer Bausteine, die heute Seins-Mangel manifestiert sich ferner nicht dessen Bedeutung als dreistufige zum Gemeingut der Enneagramm-Lite- in verschiedenen Ausprägungen, die Heilsgeschichte.4 Vielmehr dient ihm ratur gehören. in ihrer Zahl jedoch zugleich auf ein der neunzackige Stern Gurdjieffs als Erst bei Ichazo jedoch werden die übersichtliches Maß beschränkt bleiMatrix für sein System der psychischen Typen dann entscheidend durch je spe- ben. Dadurch wird ein relativ kon„Prototypen“, als die das Enneagramm zifische Sünden bzw. „Leidenschaften“ kreter Sündenbegriff ermöglicht, ohne letztlich bekannt geworden ist. charakterisiert. Schon in der Antike daß sich dieser in kasuistischer VerästeDie Synthese des Enneagramms mit sind die Planeten mit den Hauptsünlung verliert. Und schließlich sind die einer Klassifikation psychischer Grund- den des Menschen verbunden worden. einzelnen Leidenschaften dynamisch muster ist eine kühne Innovation, die Die symbolische Darstellung des Chaaufeinander bezogen, was durch die bei Gurdjieff in keiner Weise angelegt raktertyps mit Hilfe von Planeten trägt Linien des neuneckigen Sterns angeist. Allerdings ist diese Idee durch den also traditionell bereits die Idee der deutet wird. heute weitgehend in Vergessenheit gera- Typologisierung von Hauptsünden in Der früheste Text, der Ichazos Enneatenen Gurdjieff-Schüler Rodney Collin sich. Bei Ichazo ist es nun der christligramm der Öffentlichkeit zugänglich (1909–1956) vorbereitet worden. Collin che Katalog der Todsünden, der zum gemacht hat, stammt aus der Feder hatte bereits 1952 eine archaische ChaAusgangspunkt seiner Typologie wird. seiner Schüler John Lilly und Joseph raktertypologie der astrologisch-alche- Um die neun Punkte des EnneaHart.8 Dieser Text stellt kaum mehr mistischen Schulen des 13. bis 17. gramms komplett zu machen, muß dar als eine Skizze. Darin werden die Jahrhunderts mit dem Enneagramm Ichazo diesen Katalog freilich um zwei neun Leidenschaften folgendermaßen verbunden.5 Das System der Alchemiweitere Sünden ergänzen: Angst und beschrieben: sten basiert auf der Zuordnung verLüge. Zorn (Passion Nr. 1) ist der unter-

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den im Rahmen der Protoanalyse als So besteht die Fixierung des zornigen schwellige Ärger über die eigene „Tugenden“ bezeichnet und stellen die Prototypen Nr. 1, welcher in der IlluUnvollkommenheit sowie über die genauen Gegensätze zu den jeweiligen Unvollkommenheit anderer. Stolz (2) sion der Perfektion gefangen ist, in Passionen dar. Tugenden können dann besteht in der uneingestandenen einem grollenden Ressentiment, womit ausgebildet oder vielmehr freigelegt Abhängigkeit von der Gunst anderer. er auf die eigene Unvollkommenheit werden, wenn jemand den defizitären Die Leidenschaft der Lüge (3 – sie ist und die anderer reagiert. Der stolze Ursprung des eigenen Charakters eine der beiden von Ichazo ergänzten Typ 2 glaubt, durch Schmeichelei die erkennt und zur verborgenen Essenz Hauptsünden) besteht in der SelbststiGunst seiner Audienz zu gewinnen; durchstößt. lisierung nach dem Ideal von Einfluß seine mentale Falle ist eine illusionäre So kann Zorn der Heiterkeit weichen, und Effizienz und entspringt einem Idee von Freiheit. Ein eitler Geist wenn jemand versteht, daß seine maßlosen Verlangen nach Bewundetreibt den verlogenen Typ 3 dazu, AusEssenz – wie die aller anderen – vollrung. Neid (4) ist die melancholische zeichnungen, wichtige Positionen und Eifersucht auf das scheinbare Glück kommen ist. Wer einsieht, daß auch Macht über andere anzustreben; er anderer und wurzelt in der Sehnsucht andere in ihrem Innersten ebenso voll- verwechselt wahres Sein mit Effizienz. nach der vollendeten Beziehung oder endet sind wie er selbst, dessen Stolz Eine zwanghafte Melancholie ist dafür Situation. Geiz (5) ist der Rückzug in verwandelt sich in echte Demut. Und verantwortlich, daß der neidische Typ den Blickwinkel des wissenden Beobso weiter: Lüge wird zu Wahrhaftigkeit, 4 nie mit dem Gegenwärtigen zufrieachters, der es versäumt, sich selbst Neid zu Gleichmut, Geiz weicht einer den ist, sondern stets einer glücklichen in das Leben zu investieren. Auch die Haltung des Loslassens, Mut ersetzt Zukunft nachjagt; er befindet sich in Angst (6 – die zweite zusätzliche LeiAngst, nüchterne Besonnenheit ersetzt der Sackgasse eines trügerischen Ideals denschaft) oder Feigheit, wie man viel- Völlerei, Wollust wird zu Unschuld und von Authentizität. Die Geisteshaltung leicht lieber sagen sollte, ist, wenn sie Trägheit wird zu Aktivität. (vgl. s. 338) des Geizes sorgt dafür, daß sich Typ zur Grundhaltung wird und wenn der Tugend und Sünde wurzeln in gemein- 5 auf einen anonymen Beobachterpoblinde Gehorsam gegenüber beschütsamem Grund. sten zurückzieht, der ihm zugleich zur zenden AutoritätsFalle wird. Typ 6 glaubt an eine idealipersonen jede Verletzlichsierte Sicherheit; um die zu erreichen, Es ist entscheidend, daß die keit verhindert, nichts schließt er sich in seiner Feigheit einem jeweilige Tugend nur dann ausanderes als eine Verweistarken Führer an, der ihn beschützen gebildet werden kann, wenn die gerung gegenüber dem soll. Die fixe Idee des genußsüchtigen entsprechende Leidenschaft als Leben. Völlerei (7) ist die Typs 7 besteht darin, zu meinen, das solche wahrgenommen wird. planvolle Organisation des Leben lasse sich durch Planung als Pointiert formuliert bedeutet Lebens mit dem Ziel, einandauernder Rauschzustand mal erlebtes Vergnügen zu organisieren; die Sackgasse, in der er dies, daß Tugend und Sünde in wiederholen und zu steifestsitzt, heißt Idealismus. Typ 8 wird gemeinsamem Grund wurzeln. gern – ob dieses Vergnüin seinem rachsüchtigen Geist destrukgen nun sinnlicher, emotiotiv, sobald er Unrecht wittert; vernaler oder geistiger Natur ist. Wollust antwortlich dafür ist ein illusionärer Es ist entscheidend, daß die jeweilige (8) wird merkwürdigerweise als exzesGerechtigkeitswahn. Und der grundleTugend nur dann ausgebildet werden sive Gerechtigkeits- und gende Irrtum des trägen Typs 9 besteht kann, wenn die entsprechende LeidenWahrheitsliebe verstanden; sie äußert schaft als solche wahrgenommen wird. darin, Liebe stets außerhalb seiner sich in einer geradezu lustvoll-schamlo- Pointiert formuliert bedeutet dies, daß selbst zu suchen und dabei die eigene sen Aggression, womit auf ein verletzTugend und Sünde in gemeinsamem Essenz zu vergessen; diese Suche ist die tes Gerechtigkeitsempfinden reagiert Grund wurzeln. Falle, in der er steckt. (vgl. s. 333–335) wird. Trägheit (9) schließlich meint Leidenschaften und Tugenden werden Wie auf der „emotionalen“ Ebene die spirituelle Passivität oder mangelnde in protoanalytischer Terminologie als Leidenschaften, so haben auf mentaler Antriebskraft hinsichtlich der Suche „emotionale“ Haltungen verstanden. Ebene auch die Ego-Fixierungen ihr nach der eigenen „Essenz“. (vgl. s. 336f) Neben der emotionalen haben Persönjeweiliges Gegenstück: die „Ideen“. Die Sämtliche Hauptsünden äußern sich in lichkeit und Ego noch eine „mentale“ Ideen sind gewissermaßen Ahnungen eher subtiler Weise, so daß sie von Dimension. Auf mentaler Ebene äußert von heiligen Qualitäten des wahren, außen oft gar nicht in ihrer Destruktisich die Gefangenschaft der Persönlich- „essentiellen“ Lebens. Sie werden von vität wahrgenommen werden. Die Leikeit in Form einer sog. „Ego-Fixierung“, Ichazos Schülern später abgekürzt als denschaften sind, wie bereits erwähnt, einer Art fixen und daher verzerrten „heilige Ideen“ bezeichnet. Wer erkennt, defizitärer Natur. Sie weisen auf einen Idee darüber, wie das Leben zu organidaß ihn die Fixierung in eine Falle Mangel an essentieller Qualität hin, für sieren sei, um das durch den Seinsman- führt und dem ersehnten Glück eher das sie kompensieren sollen. Entspregel hervorgerufene Gefühl der Leere zu im Wege steht als es zu fördern, chend den neun (negativen) Leidenüberwinden. Zu jeder fixen Idee gehört der ist bereit, die ihm angemessene schaften läßt sich also auch die mensch- zugleich eine „Falle“, ein illusionäres Idee zu akzeptieren. Jede dieser neun liche Essenz in ein Spektrum von neun Ideal, das mit der wahren Essenz verIdeen betrifft eine Facette der „ewigen (positiven) Qualitäten gliedern. Sie wer- wechselt wird. Essenz“ und eröffnet einen spezifiEnneaForum

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für die Ebene der „Instinkte“, die heute schen Zugang zur Erfahrung des wahoft als „Subtypen“ oder „Untertypen“ ren Selbst und damit zu innerem Friebezeichnet werden. Daher kann ich mir den und Glück. Die erlösende Idee des grollenden Typs an dieser Stelle eine ausführliche Dar1 heißt heilige Vollkommenheit; sie stellung ersparen. Die Interessierte lese besteht in der Einsicht, daß die eigene einfach nach, z.B. bei Helen Palmer Essenz bereits vollkommen ist und oder Rohr/Ebert. befreit daher von der fanatischen Jagd Ichazos Enneagramm wäre damit in nach Perfektion in der Außenwelt. Hei- groben Zügen nachgezeichnet. Für lige Freiheit ist die Idee, die den Ichazo steht das Enneagramm im schmeichelnden Geist, Typ 2, aus seiner Mittelpunkt einer umfassenden HeilsAbhängigkeit von der Gunst anderer lehre. Immer wieder stellt er eine vollerlöst. Der eitle Geist des Typs 3 findet kommene Erlösung in Aussicht. Wer über die Idee der heiligen Hoffnung zur mit Hilfe des Enneagramms, gesunder Erfahrung der eigenen Essenz; diese Ernährung und fleißigen Meditierens Hoffnung rettet ihn aus dem Wahn, den Abbau des eigenen Egos betreibt, alles hinge nur von seiner Effizienz der wird schließlich seiner wahren ab. Heilige Originalität ist der Name Essenz begegnen, der ist nicht mehr der Einsicht des Typs 4 in den vollendeten Ursprung des eige- Problematisch ist der gnostinen Seins; sie bereitet der neische Charakter seiner Lehre. dischen Suche nach AuthentiFür Ichazo hält das Enneazität ein Ende. Der feige Typ gramm neun Wege zur letzten 5 muß erst seinen Beobachterposten verlassen, um durch die Erleuchtung bereit. Die Erfahrung der eigenen Essenz genaue Kenntnis der neun zu wahrer, Heiliger Weisheit zu Typen, die natürlich nur durch gelangen. Typ 6 kann seine Ichazo und seine Schüler verfeige Suche nach Sicherheit aufmittelt werden kann, soll zur geben, wenn er versteht, daß Erlösung führen. er in der Tiefe seines Seins unverwundbar ist; eine solche Erkenntnis aber ist nichts anderes als fern von vollendetem Glück und FrieHeiliger Glaube. Das rastlose Planen den, nicht mehr fern von „Satori von Typ 7 wird dann zu Heiliger Arbeit, 24“, wie der höchste Zustand der wenn ihn der Kontakt zur eigenen Erlösung in dem alchemistisch-numeEssenz aus seinen Zukunftsträumen rologischen Jargon der Arica-Schule in die Gegenwart zurückholt. Ebenso ursprünglich genannt wurde. wird Typ 8 aus seiner Rachsucht befreit, In den frühen 70er Jahren ging der wenn er versteht, daß seine Essenz – Heilsoptimismus Ichazos einher mit wie die jedes anderen – letztlich in Hei- düsteren Szenarios einer bevorstehenliger Wahrheit und Gerechtigkeit grün- den Endzeit-Krise. Die Welt könne det. Die erlösende Idee des selbstverges- aber, so lehrte er, gerettet werden, wenn senen Typ 9 schließlich heißt Heilige in den wenigen verbleibenden Jahren Liebe und besteht in der Realisierung, bis zur Katastrophe genügend Teilnehdaß die eigene Essenz im Grunde mer des Arica-Trainings die Erleuchnichts anderes ist als reine Liebe. (vgl. tung erreichen und als Multiplikatoren s. 335f) wirken würden. Das erwartete Heil ist Für Enneagramm-Kenner ist längst jedoch an Bedingungen geknüpft – an deutlich geworden: Ichazos „LeidenBedingungen, die nur Ichazo selbst schaften“ und „Tugenden“, seine „fixier- kennt. Wer diese Bedingung nicht ten“ und „heiligen“ Ideen, etc. mögen erfüllt, wird von der Arica-Schule ausin der Literatur heute z.T. andere geschlossen. Ihn erwartet der ewige Namen haben, doch der Sache nach Tod (vgl. s. 345f). finden sie sich in jedem ausführlichen Enneagramm-Buch mehr oder weniger Was ist aus Ichazos Enneagramm heute zu lernen? unverändert wieder. Das gilt für die „emotionale“ wie für die „mentale“ Gerade die eben beschriebene HeilsEbene. Und das gilt schließlich auch lehre, die bei Ichazo den Kontext des

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Enneagramms darstellt, ist aus christlicher Sicht freilich sehr problematisch. Ichazos Arica-Schule hatte in den siebziger Jahren eindeutig sektiererische und totalitäre Züge. Man führe sich nur einmal die Erinnerungen des ehemaligen Anhängers Adam Smith zu Gemüte.9 Nicht weniger problematisch ist der gnostische Charakter der Lehre. Ichazo selbst bezeichnet sein System als „Methode der Ultimativen Gnostischen Erleuchtung“.10 Für ihn hält das Enneagramm neun Wege zur letzten Erleuchtung bereit. Die genaue Kenntnis der neun Typen, die natürlich nur durch Ichazo und seine Schüler vermittelt werden kann, soll zur Erlösung führen. Nun ist die Gnosis bereits im frühen Christentum als unsachgemäß verworfen worden. Bloße Erkenntnis führt eben nicht zur Erlösung. Wer das glaubt, hat noch nicht verstanden, wie tief der Mensch im Dreck steckt. Die menschliche Essenz zu finden stellt die große spirituelle Aufgabe des Lebens dar. Sieht man einmal von dem problematischen Kontext ab, so ist es wohl diese Neuinterpretation der Lehre von den Todsünden, die Ichazos positives Verdienst ausmacht. In seiner Interpretation verlieren die Todsünden ihre Fremdheit. Sie werden zu Haltungen, die man durchaus auch im eigenen Leben wiederfinden kann. Dasselbe gilt für den ja nicht weniger verstaubten Begriff der Tugend. Beides, Sünde und Tugend – und darin liegt vielleicht die tiefste Einsicht Ichazos – sind aufeinander bezogen, und zwar ganz konkret: Jede Leidenschaft ist nichts anderes als die Abwesenheit einer Tugend, d.h. einer besonderen Qualität menschlicher Essenz. Diese besondere Qualität menschlicher Essenz zu finden und zu entwickeln, stellt die große spirituelle Aufgabe des Lebens dar. Und die Erfüllung dieser Aufgabe – so ist aus christlicher Sicht freilich hinzuzufügen – ist immer ein Geschenk Gottes. Johannes Bartels ist Theologe, wohnt in Leipzig und schreibt an einer Doktorarbeit über das Enneagramm im Kontext religiöser Erwachsenenbildung.

Szene-Informationen www.enneagram.de geht vom Netz

Anmerkungen 1

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Sehr zum Bedauern der Leser schließt nach 3 ½ Jahren Eberhard Lutz seine Enneagramm-Website, die nicht nur höchst professionell und ansprechend gestaltet war, sondern auch sehr informativ und mit vielen links zu anderen Sites ausgestattet war. www.enneagram.de war sozusagen das digitale Tor zur internationalen Enneagrammszene. Auch das Diskussionsforum erfreute sich stets reger Beteiligung. Warum also wird die Website nun geschlossen? Eberhard Lutz gibt in seinem „Abschiedsbrief“ drei Gründe

an: 1. das Interesse habe in letzter Zeit „spürbar nachgelassen“. 2. die Mitarbeit der Enneagramm-Lehrer-Kollegen sei „gleich Null“ gewesen. Und 3. Lutz ist der Ansicht, „daß sich die Vermittlungsform einer statischen Website überholt hat – schließlich steht das Enneagramm ja aus gutem Grund in einer mündlichen Tradition. Eine Website kann daher nicht mehr sein als ein Werbeprospekt oder noch ein halbgares (elektronisches) Buch mehr zum Thema.“ Schade eigentlich.

Biographische Hinweise finden sich unter anderem in folgenden Texten: Samuel Keen, A Conversation About Ego Destruction with Oscar Ichazo, in: Psychology Today, Juli 1973; John Lilly/Joseph E.Hart, The Arica Training, in: Charles T. Tart (Hg.), Transpersonal Psychologies, New York 1975 und London 1975; Adam Smith, Powers of Mind, London 1976, S.255–268; und EnneaJahreshauptversammlung des ÖAE gram Monthly November 1996 S. Die nächste Jahreshauptversammlung findet von 9.–11.2.2001 in Rothenburg 21–23. Vgl. Keen (s.o. Anm. 1) S. 67. ob der Tauber statt. Vgl. Enneagram Monthly NovemDas Einladungsschreiben mit den genauen Angaben liegt diesem Rundbrief bei. ber 1996 S. 21. Zur Bedeutung des Enneagramms Gurdjieffs vgl. EnneaForum Arbeitskreis Enneagramm und Spiritualität 17/2000 S. 17ff. „Enneagramm und Gebet“ Vgl. The Theory of Celestial InfluOrt: Predigerseminar Wittenberg; ence. Man, the Universe and CosFür alle Interessierten findet in diesem Termin: 11.–13.5.2001; mic Mystery, Boulder, Jahr wieder ein Wochenende des offeKosten: ca. 130,– DM inkl. Colo./London 1984 S.143–151. nen „Arbeitskreises Enneagramm und Vgl. Lilly/Hart (s.o. Anm.1) S. 341. Spiritualität“ statt – diesmal unter dem Infos bei S. Breidung, Tel. (0 74 40) 9 13 95 15. Ebenda S.338. Thema „Enneagramm und Gebet“. Die Anmeldung an: Lilly und Hart gehörten 1970 zu Leitung hat Sabina Breidung, evtl. mit Cordula Hubrig, den US-amerikanischen TeilnehTeam. Collegienstr. 54, 06886 Wittenberg. mern des Arica-Trainings und verfaßten einen Bericht darüber für die 1975 von C.Tart herausgegebene Aufsatzsammlung „Transpersonal Psychologies“. Merkwürdigerweise fehlt dieser Beitrag in der deutschen Übersetzung. Die Seitenangaben in diesem Aufsatz beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf diesen von Tart edierten Band (s.o. Anm.1). S.o. Anm.1. Dieser kurze Text ist für uns auch deshalb besonders aufschlußreich, da er anschaulich und mit der kritischen Distanz des Rückblicks beschreibt, wie Ichazo während des Arica-Trainings von 1970 mit dem Enneagramm gearbeitet hat. Enneagram Monthly Januar 1997, S. 22. EnneaForum

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Claudia Dienst-Mann

Chancen und Grenzen

Erfahrungen mit dem Enneagramm in der erwachsenenbildnerischen Arbeit

Begleitung in Exerzitien, Unterstüteinen unter mehreren möglichen Blick- derte Äußerung zu üben, auch wenn zung in Lebenskrisen, therapeutischer winkeln verkörpert. Von der Leitung sie dem Modell oder Typus widerBeratung, Therapie, Workshops, Selbst- verlangt dies m.E. sowohl die Auseinan- spricht. Im Mittelpunkt stehen stets erfahrungsgruppen – das dersetzung auch mit anderen humandie TeilnehmerInnen und ihre lebensEnneagramm hat vielfach Einzug gehal- wissenschaftlichen Modellen als auch geschichtlichen Hintergründe – und ten in erwachsenenbildnerische Arbeit. nüchterne Betrachtungsweise und, bei nicht eine Ideologie. Daszu kommen spezielle aller Überzeugung, tolerante HandhaModell zur Selbsterlösung? Enneagramm-Angebote, Typisierungs- bung des Modells. interviews und persönliche AuseinanZuweilen wird die Kritik laut, man Enneagramm und Erfahrung dersetzung anhand von Literatur. meine sich mit Hilfe des Enneagramms Meine eigenen erwachsenenbildneriDie lange mündliche Tradition bein„selbst erlösen“ zu können. Manche schen Erfahrungen beruhen auf der haltet sowohl für die Entstehung als Formulierungen zur konkreten HilfeLeitung von Vorträgen mit Gesprächsauch für Entwicklung und Gebrauch stellung in der Literatur legen – oberrunden und Workshops im kirchlichen des Enneagramms das Erfahren und flächlich betrachtet – nahe zu glauben, und außerkirchlichen Bereich, Typisie- Erleben der Beteiligten. Dieser Traman könne „sein Glück schmieden“. rungsinterviews im Rahmen meiner dition weiß sich besonders Helen PalDoch die Grunderfahrung in der Ausbildung, eigener Teilnahme an mer verpflichtet, die seit dem Bekannt- Arbeit mit dem Enneagramm ist die Seminarveranstaltungen und dem werden des Modells konsequent die eigene Fixierung, deren Erkennen zu intensiven Austausch mit anderen Leh- „mündliche“ Tradition pflegt und weider Sehnsucht führen kann, wie sie renden. Sie reichen von anfänglicher/ terentwickelt: Sie lehrt, indem sie in die Grundgedanke der paulinisch-lutheribleibender Skepsis und Ablehnung jeweiligen Muster referierend einführt schen Rechtfertigungslehre ist: „Ich über Begeisterung, Aha-Erlebnisse und und anschließend auf Sprecherpodien sehe aber ein anderes Gesetz in meinen intensive seelisch-geistliche Wachstum- in Kleingruppen Menschen des entspre- Gliedern … Ich unglücklicher Mensch! sprozesse bis hin zu therapeutischen chenden Musters befragt, die ihre perWer wird mich … erlösen?“3 Rohr und Grenzgängen. Auf diesem Erfahrungssönlichen Erfahrungen schildern. Auf Ebert entfalten das Enneagramm mit hintergrund möchte ich einige Chander Typus-Ebene können die ZuhöreRückbezug auf biblische Aussagen und cen und Grenzen des Enneagramms rInnen deutliche Ähnlichkeiten in Erle- im Horizont christlicher Gnadenlehre. für die erwachsenenbildnerische Praxis bensprozessen erkennen; gleichzeitig „Annahme durch Gott und Sündeneraufzeigen.1 wird dabei jeder einzelne Mensch als kenntnis, Selbstannahme und -infraunverwechselbares Individuum wahrgestellung“, Befreiung und Erlösung Orientierung genommen, auf dessen persönliche ergänzen einander: Reue ist demnach ohne Alleingeltungsanspruch Erfahrung es ankommt. „unsere größte menschliche Tat“ und Das Enneagramm sieht sich als WegBesonders wichtig ist dabei das didakgleichzeitig „eine Gabe Gottes“, die weiser. Es beansprucht nicht, „die Anttische Prinzip der Teilnehmerorientieman nicht „machen“ kann. wort“ oder die neue Heilslehre zu rung. Die eigentliche Arbeit – neben Nicht Selbsterlösung, sondern genuin sein.2 Orientierungslosigkeit in unserer der Bedeutsamkeit von einführenden evangelische Bußarbeit geschieht dabei. Welt macht Menschen empfänglicher Referaten – setzt bei jeder/jedem TeilFür die erwachsenenbildnerische für Systeme, die Durchblick und Halt nehmenden persönlich an. Der VersuArbeit beinhaltet das eine Differenz versprechen. Hier gilt für die erwachchung, die Mechanismen eines Typus zwischen manchen Erwartungen und senenbildnerische Arbeit, daß sie den ein für alle Mal zu „erklären“, ist jedesden eigentlichen Lernzielen: TeilnehMenschen Mündigkeit und Entscheimal zu widerstehen. Meiner Erfahrung merInnen gehen bei der Anmeldung dungskompetenz vermitteln muß, nach suchen TeilnehmerInnen oft nach zu einem Seminar, das oft den zeitlidenn alle Systeme, Überzeugungen Antworten, die sie seitens der Leitung chen Rahmen einer Abendreihe/eines usw. können mißbraucht werden – ein- erwarten. Dem Enneagramm gerecht Wochenendes hat, meist davon aus, daß schließlich der religiösen/christlichen. zu werden, bedeutet, Mündigkeit zu sie anschließend „ihren Typ gefunden“ Nach seinem eigenen Verständnis ist vermitteln, zur persönlichen Erfahrung haben, wenn nicht gar „Tipps“ zur das Enneagramm eine Typologie unter und Wertschätzung anzuregen. Das schnellen Veränderung bekommen – mehreren – wie auch jeder Typus nur heißt auch Toleranz für jede geschilmanchmal wird bemängelt, „man hätte

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anderen festlegen lasse, sondern daß ich mich selbst frage, wer ich bin … Letztlich kann nur ich selbst mich mit einem bestimmten Typ oder Lebensprogramm … identifizieren.“4 Keineswegs geht es um Festschreibung auf einen Typus, vielmehr geht es um das Erkennen der eigenen Fixiertheit, um diese dann loszulassen. Oberflächliches „Typengeplänkel“, in dem Menschen nur noch mit „Nummern“ bezeichnet und dadurch leicht auf einen kümmerlichen Überrest ihrer Persönlichkeit zurechtgestutzt werden, ist damit abzulehnen. Schnelles Einsortieren anderer geschieht zwar oft in einem Anfangsstadium, das dazu genutzt wird, sich der Unterschiedlichkeit der Typen vertraut zu machen und erste „Erfolgserlebnisse“ in der Einschätzung anderer (Fremdwahrnehmung) zu suchen. Aber diese „Anfängerphase“ sollte abgelöst werden durch tiefergehende Auseinandersetzung – und zwar eher mit sich selbst und der eigenen verzerrten Sicht als mit der anderer.

Verschiedene Enneagrammschulen?

sich ja gar nicht einordnen können“. An diesem „Nicht-Erfolg“ aber zeigt sich m.E. die Seriosität des Modells, das keine schnelle Lösung versprechen und erreichen will. Ziel bei der erwachsenenbildnerischen Arbeit mit dem Enneagramm ist daher nicht das „Einordnen“, sondern die „Schulung der Aufmerksamkeit“. „Differenzierteres Gewahrwerden der Unterschiedlichkeit der TeilnehmerInnen untereinander“, „Erkennen der persönlichen typischen Mechanismen“, „Fördern von Eigenverantwortlichkeit und Selbstwahrnehmung“ usw. sind dabei Lernziele, die wirksame Hilfen sein können – aber weder Selbsterkenntnis noch entsprechendes „Training“ garantieren positive Veränderung. „Selbsterlösung“ können sie nicht vermitteln. Das Grundanliegen des Enneagramms enthält darin eine theologische Wahrheit, die vielen nicht schmeckt. Sie in einem Seminar einzubringen, erfordert Fingerspitzengefühl der Leitung für das

Das Enneagramm wird durchaus unterschiedlich dargestellt. Jede Darstellung ist notwendigerweise typspezifisch verWahrnehmen der Ausrichtung einer zerrt und von persönlichen Denk- und Gruppe und ihre eventuelle BereitWahrnehmungsmustern der jeweiligen schaft, sich darauf einlassen zu wollen. Tradenten geprägt. „Objektive“ WahrBei der didaktischen Planung (Lernziel- heit ist hier also keineswegs zu finden; bestimmung) muß dies im Auge behal- die Beschreibungen sollten eher als ten werden. Anregungen verstanden werden, die persönliche Geschichte und die eigeTypisierung = Stigmatisierung? nen Abläufe zu erforschen. Hilfreich Dem Enneagramm wird oft vorgefür die didaktische Perspektive kann worfen, es fördere das „Schubladenden- es hier sein, im einführenden Vortrag ken“ und wolle Menschen festlegen. auch auf die „typspezifische VoreinBei einer Gesprächsrunde fragte ein genommenheit“ seitens der Leitung Teilnehmer zu Recht: „Findet durch sol- bezüglich des Modells hinzuweisen che Typisierung, Kategorisierung nicht (etwa: Typus 1 ist versucht, mit dem auch eine Stigmatisierung statt?“. Mit Enneagramm die Menschen verbesdieser Frage habe ich mich lange aussern zu wollen, Typus 2 will ihnen einandergesetzt. Ist das Enneagramm Gutes tun, Typus 3 ein erfolgverspreeine Unterstellung? Gleicht es einer self chendes Rezept anpreisen usw.). Dies fulfilling prophecy? Wird der andere – bestätigt die Annahme des Modells, und ich selbst – auf etwas festgelegt daß das eigene Muster jeden Lebensund reduziert nach dem Motto „Ach bereich durchdringt, und beugt möglija, typisch Vier …“? Ich stimme Rohr/ cher Überheblichkeit vor. Ebert zu: „Das Enneagramm ist in Enneagrammkurs – erster Linie ein Schlüssel zur Selbstereine „Privatwelt für sich“? kenntnis. Es geht nicht darum, daß ich andere festlege oder mich von Die Beschäftigung mit der eigenen EnneaForum

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inneren Logik Parallelen zur TheoloInnenwelt kann – wie überall im Selbst- befürchten eine „Vermischung heidnierfahrungsbereich – zu Problemen mit schen und christlichen Gedankenguts“. gie.9 der Außenwelt führen. Die Gruppenat- Aber auch die ersten Christen waren Die TeilnehmerInnen, sowohl aus religimosphäre sollte so offen gestaltet wernicht so „originell und unabhängig von ösen wie aus nichtreligiösen Umgebunden, daß ein Zurückfinden in den AllGedanken, Begriffen und Sprache helgen, können die ihnen eigene Sprache tag erleichtert wird, besonders in den lenistischer oder sonstiger heidnischer wählen. Voraussetzung dafür ist ToleAnfangs- und Abschiedssituationen. Herkunft …, als daß diese nicht Einranz, sowohl der Gruppe, als auch von Meiner Erfahrung nach liegt der Fokus gang gefunden hätten in ‚das EigentliSeiten der Leitung. der Gespräche zum Großteil auf den che‘ christlichen Glaubens und christInformieren, Interaktionen im familiären oder beruf- licher Frömmigkeit – niemand würde Begleiten,Therapeutisieren? lichen Bereich und umfaßt Themen, sich heute mit demselben sachlichen die sich auf unterschiedliche StandArgument für die Streichung des Logos- Die Arbeit mit dem Enneagramm ist punkte, Kommuniu.a. dem Selbsterfahrungsbereich zuzukationsschwierigkeiten, ordnen. Da das Modell aber ebenso zur Besonders wichtig ist das Prinzip unbefriedigende und der Teilnehmerorientierung. Der Ver- geistlichen Begleitung und besonders unverständliche Autofür die therapeutische Arbeit geeignet suchung, die Mechanismen eines matismen im Miteinanist, gilt es – wie bei allen psycholoTypus ein für alle Mal zu „erklären“, der beziehen. Somit ist gischen Konzepten – die Grenze zwiist zu widerstehen. Dem Enneadie Mitwelt immer ins schen Begleitung und Therapie genaueThema integriert – und stens zu beachten. Für die didaktischen gramm gerecht zu werden, das Entdecken der perÜberlegungen heißt das: Ausschreibunbedeutet, Mündigkeit zu vermitteln, sönlichen „Brille“, durch zur persönlichen Erfahrung und gen und Lerneinheiten müssen bereits die man schaut, zieht im Vorfeld so angelegt sein, daß es einWertschätzung anzuregen. den Blick durch die deutig um „Selbsterfahrung“ und „Persönlichkeitsbildung“ und nicht um die „Brille“ anderer unweigerlich nach sich. Damit ist einem Gedankens aus dem Johannes-Evange- Behandlung neurotischer Symptome „Um-sich-selbst-Kreisen“ faktisch vorlium … einsetzen.“7 Christen konnten geht. gebeugt. und können nach Paulus von allem Den gewünschten Prozessen förderlich „das gute behalten“. sind methodisch z.B. KleingruppeneinEinwände: Wissenschaftlichkeit Meiner Ansicht nach kann von heiten, die den Charakter von „SelbstDem Enneagramm wird bisweilen „Gefahr“ daher nur insofern die Rede hilfegruppe“ vermitteln, die Persönmangelnde Wissenschaftlichkeit vorge- sein, daß das Modell äußerlich manch- lichkeit des Einzelnen betonen und worfen5. Das Kriterium „Wissenschaftmal schwer vom Kontext der „Esoterik- Konzentration auf die Leitung verrinlichkeit“ ist aber selbst zu überprüfen. und Selbsthilfewelle“ zu unterscheiden gern. Aus Rückmeldungen geht hervor: „Wissenschaftlich“ und „logisch ist – sichtbar wird das u.a. an der Hier sind stets für den Selbsterkenntbegründbar“ sind nach heutigen Maßäußeren Aufmachung vieler Bücher nisprozeß wertvolle Gespräche zu verstäben auch die Evangelien, die Kreuund manchem Standort in der „Esozeichnen. zestheologie des Paulus, Gebet und terik-Abteilung“ vieler BuchhandlunDas Gegenüber Sakramente nicht.6 Und was die Wisgen. Esoterische Nutzung zeugt jedoch als „potientieller Typ“? senschaftlichkeit humanwissenschaftli- nicht von einem „An-und-für-sich-esocher Konzepte anbelangt: Jungs Theoterisch-Sein“ des Enneagramms; denn Während meiner Ausbildung zur Trairie vom Kollektiven Unbewußten vor Mißbrauch ist nichts und niemand nerin mußte ich – u.a. zur Schulung wurde durch einen Traum veranlaßt. gefeit, schon gar nicht, wenn kommerin Gesprächsführung – TypisierungsManche der Kritiker scheinen daher zielle Gründe mit in das eigentliche interviews durchführen, die supervieher von Voreingenommenheit geleitet. Anliegen hineinspielen. 8 diert wurden. Während vieler InterCharakteristisch für das Enneagramm views erlebte ich, wie sich durch mein Stärke: Neutralität ist, daß es nicht behauptet: „So und zwar durchstrukturiertes, aber doch nicht anders ist es“, sondern daß es Die letztlich „nicht beweisbare“ genuin schlichtes Fragen das Gespräch recht fragt: „Wie ist es?“ So gesehen ist es christliche Abstammung des Enneabald um wirklich wesentliche Lebenswomöglich objektiver als eine Wissengramms halte ich persönlich für eine fragen drehte. Die existentiellen Theschaftlichkeit, deren Ergebnisse letztder größten Stärken des Modells. Die men waren nach kurzer Zeit sichtbar, lich durch das erkenntnisleitende Inter- verschiedenen literarischen Darstellun- so daß sich in den meisten Fällen nach esse geprägt werden. gen (aus esoterischer, psychologischer ein bis zwei Stunden die Ahnung eines und christlicher Sicht) und viele AusTypus einstellte. Voraussetzung dafür Einwände: sagen renommierter Psychologen und war eine gute Wahrnehmung meiner Nichtchristliche Ursprünge? Psychotherapeuten unterstreichen, daß eigenen Person (einschließlich meiner Manche Christen haben Bedenken es kompatibel mit den anerkannten Fixierung auf bestimmte Themenbebezüglich der letztlich nicht geklärten Kenntnissen heutiger Allgemeinpsycho- reiche, Vorlieben, Abneigungen und Herkunft des Enneagramms und logie ist. Theologen entdecken in seiner die momentane Gefühlslage), Fähigkeit

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zur Intuition, der Nutzung nonverbaler mag auch andere anzunehmen.“11 Hinweise (etwa: Körpersprache, Modu- Nach Nipkow bleiben auch „die lation in der Stimme des Gegenübers Erwachsenen … mehr oder weniger leretc.) und vor allem die Fähigkeit zur nende, sich entwickelnde und veränempathischen Haltung. Eine solche dernde Menschen“12. Typisierung war für die Interviewten Als pädagogische Grundaufgabe ergibt oft eine Hilfe, durch die spezifische sich u.a. daraus, daß über das Erleben Form des Fragens und Rückmeldens individueller Wirklichkeit hinaus eine angeregt zu werden, im Antworten den gemeinsame Lebens- und Glaubens„roten Faden“ ihrer seelischen Abläufe wirklichkeit in den Blick kommt: Notzu entdecken. wendig ist dafür ein PerspektivenwechDiese Haltung, die ich auch in der sel: „‚Mit den Augen der anderen sehen‘ Arbeit mit Gruppen anstrebe, gewährheißt in der Sicht des gelebten Glauleistet größtmöglich, daß wirklich der bens darum: mit Jesu Augen sehen.“13 Betreffende und seine persönliche Genau dies ist auch der Grundansatz Lebenswirklichkeit im Mittelpunkt des des Enneagramms, nämlich den HoriGeschehens stehen – und nicht ein zont der persönlichen Fixiertheit zu System, eine Ideologie oder gar eine erweitern, indem die eigene „Brille“ Beraterin. Dennoch kann die Gefahr entdeckt und eingeübt wird, durch die nicht ausgeschlossen werden, daß ich „Brille“ anderer zu schauen. TeilnehmerInnen mit VoreingenomNipkow sieht die Bildung als Lebensbemenheiten begegne (wie es auch ohne gleitung und Erneuerung. Bildung zielt „Typenkatalog“ im Leben oft geschieht). auf selbstverantwortliches Denken und Ein erster Eindruck (z.B.: „Mein Gott, Handeln ab. Zugleich ist Bildung nicht die rückt sich aber filmreif in den Vornur individuell ausgerichtet, sondern dergrund – bestimmt ’ne Drei“) kann auch sozial.14 zwar ein realer Hinweis sein, muß aber vielfältig überprüft, revidiert Keineswegs geht es um Festoder bestätigt werden. schreibung auf einen Typus, Das Modell ist mir hier besonders vielmehr geht es um zur Hilfe geworden: Ich nehme wahr, mit welchen anderen Mustern das Erkennen der eigenen ich als ein bestimmter Typus Fixiertheit, gewöhnlich auf welche Art interum diese dann loszulassen. agiere und wo meine „blinden Flekken“ sind. Das verhilft dazu, mir meiner eigenen Fixierung bewußt zu Die beiden Begriffe „Begleitung“ und bleiben und damit offener für den „Erneuerung“, sind für unser Anliegen anderen zu sein. relevant: „Erwachsene kann man begleiten, soll man nicht erziehen, Das Enneagramm in der und Begleitung als gemeinsame Suche gemeindepädagogischen Praxis ist eine der inneren Voraussetzungen Nach K. E. Nipkow10 ist Kirche allen gemeinsamen Lernens.“15 Menschen Identitätshilfe schuldig (das Gerade die erwachsenenbildnerische betrifft vor allem Heranwachsende). Arbeit mit dem Enneagramm wird Diese ist nur zu leisten, wenn alle Betei- diesem Paradigma gerecht: Die auf ligten als Subjekte ernst genommen Sprecherpodien, in Interviews oder in werden und die Hilfe erfahrungsnah Gruppen Befragten werden jeweils als und lebensbegleitend stattfindet. IdenExperten ihrer persönlichen Lebenstitätshilfe schließt die eigene Freiheit wirklichkeit betrachtet. So sind die Teilund die der anderen ein: „Die ErfahnehmerInnen zugleich Lernende wie rung, daß andere ihn (den Heranwach- auch Lehrende, während die Leitung senden, d. Vf.) annehmen, und zwar nicht nur lehrende, sondern gleicherauch in seinen mißglückten … Versumaßen hörende und dadurch lernende chen, ist hierbei allerdings nicht nur Funktion hat. In diesem Sinn spricht J. für seine eigene Selbstsicherheit und Gündel in seinem Buch von dem andefolglich für die Fähigkeit zur Selbstren Menschen als von einem „fremden annahme ausschlaggebend: wer sich Land“, von dem ich „weiß, daß ich selbst annehmen darf und kann, vernichts weiß, eine begünstigte Position,

weil es in mir eine Haltung der Neugier, des Fragenmüssens, des Lernenwollens erzeugt: Wer seid ihr? Wer bist du? Wie funktioniert ihr in eurer Welt?“16 Folglich transportiert „nicht der Lehrer … das Wissen, sondern die Menschen selbst, wenn sie einander mündlich als Experten über ihren eigenen Typus Auskunft geben …“17 Der Leitkategorie „Begleitung“ wird die erwachsenenbildnerische Arbeit mit dem Enneagramm gerecht. Noch deutlicher ist der Bezug zum anderen Leitgedanken, nämlich zur „Erneuerung“. Sie umfaßt das Bezogensein auf die Vergangenheit, das durch überlieferte Erfahrungen angeregt wird, Zukunft neu zu gestalten, eben zu erneuern. Die erwachsenenbildnerische Arbeit mit dem Enneagramm nimmt dieses Anliegen insofern ernst, als sie jeglicher lebensgeschichtlicher Prägung die angemessene Bedeutung zukommen läßt und sie wertachtet. Darüber hinaus wird dem Ist-Zustand vermehrt Beachtung geschenkt (Selbstbeobachtung) mit dem Ziel, Befreiung von Zwängen zu erfahren, die Leben einschnüren. Gesellschaftliche Veränderungen sind in der erwachsenenbildnerischen Arbeit mit dem Enneagramm nicht unmittelbares Ziel. Doch Erneuerung des Einzelnen und der Gesellschaft hängen zusammen. Nachhaltige gesellschaftliche Erneuerung beginnt „beim einzelnen, der durch ‚lebensbegleitende Bildung‘ zur Veränderung angeregt wird“18. Hier wird die Brücke zum Enneagramm geschlagen: Ein „Ich“ gibt es „nicht ohne seine Bezogenheit auf andere. So gesehen gehen persönliche Entwicklungsschritte und Veränderungsprozesse immer mit Veränderungen in den Beziehungen einher.“19 Eine veranwortungsvolle erwachsenenbildnerische Arbeit mit dem Enneagramm sorgt dafür, daß die Beteiligten in ihrer Lebenslage gefördert werden. Daß dies tatsächlich geschieht, zeigen schriftliche Rückmeldungen einiger Teilnehmerinnen eines Wochenendseminars zum Thema Enneagramm, zu dem eine evangelische Frauengruppe eingeladen hatte. Unter anderem gefragt, was ihnen an dem Wochenende besonders wichtig gewesen sei/gut gefallen habe, hieß es: EnneaForum

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„mich selbst mehr zu verstehen, meinen Typ erkennen zu können“, „mehr über mich zu erfahren“, „daß ich Zeit für mich hatte … meine jetzige Lebenssituation bewußt wahrnahm und anfing, mich noch besser kennenzulernen“. Auch dem Gemeinschaftsaspekt wurde große Beachtung beigemessen: „Gruppengemeinschaft“, „Kontakte mit neuen Menschen“, „daß ich doch viel

Meiner Ansicht nach kann von „Gefahr“ daher nur insofern die Rede sein, daß das Modell äußerlich manchmal schwer vom Kontext der „Esoterik- und Selbsthilfewelle“ zu unterscheiden ist – sichtbar u.a. an der äußeren Aufmachung vieler Bücher und manchem Standort in der „Esoterik-Abteilung“ vieler Buchhandlungen. lachen konnte“; auch der Blick über den eigenen Horizont hinaus: „daß ich von dem Standpunkt, daß nur ich allein die Geplagte bin, etwas Abstand nehmen konnte; daß ich gesehen habe, daß jeder Typ sein Päckchen zu tragen hat“, „daß ich mich traute, auch im großen Kreis etwas zu sagen“. Nicht zuletzt stellte die geistliche Dimension für viele einen wichtigen Aspekt dar: „mich für mich neu bei Gott zu zentrieren … daß bei mir ein AhaEffekt bezüglich anderer Wesenstypen zustande kam: daß jeder so geliebt und richtig ist“, „die Zusagen Gottes für einzelne Typen“ (im abschließenden gemeinsamen Gottesdienst) und praktisch: „Hilfen und Anregungen für den Alltag“. Als Beispiel dafür, was die Arbeit mit dem Enneagramm konkret bewegen kann, sei folgender Erfahrungsbericht angefügt. Seit vielen Jahren pflegt der aktive, lebensfrohe Herr T. seine schwerbehinderte Ehefrau. Er setzt sich seit mehreren Jahren mit dem Enneagramm auseinander und schildert seinen Veränderungs- und Wachstumsprozeß: „Ich habe auf dem Weg der Selbsterkenntnis gelernt, meinen ‚eigenen Balken‘ im Auge anzuschauen. Dieser ist

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der Wunsch, Menschen glücklich zu machen und selber glücklich zu sein. Dieser liebevolle Wunsch ist auch ein anmaßender Wunsch, nämlich: zu sein wie Gott. Ich lerne, mich selbst nicht zu über-, aber auch nicht mich zu unterschätzen. Vor allem betrifft das meine eigene Sichtweise: Ich lerne, mich nicht als „kleiner Papst“ (er ist Theologe) zu überhöhen, mich nicht prophetisch zu überhöhen. Meine eigene Theologie lerne ich wertzuschätzen, aber als eine, die ich durch meine Brille sehe. Ich nehme nur selektiert wahr und weiß mittlerweile: Ich selektiere nach dem Prinzip der Freude und des positiven Denkens. So war mein Glaube immer geprägt von „Auferstehungstheologie“ – aber ich weiß jetzt, daß für mich gerade die Kreuzestheologie wichtig ist, daß meine Abkehr in Aktivitäten und Planen besteht und daß die Tränen zur Umkehr oft fehlen. Ich lerne, Tiefe zu gewinnen und auch im Schmerz Freude zu entdecken.“

mit „höchstem Bewußtsein“ bezeichnen; diesen „esoterisch vorbelasteten“ Begriff hat Johannes von seinen Zeitgenossen übernommen; vgl. R. Rohr / A. Ebert, a.a.O., 12. 8 Die deutsche Ausgabe des Standardwerkes von H. Palmer führt den Aufdruck „Esoterik“, was nicht in ihrem Sinn ist, manche Leser irreführt, aber – wohl aus MarketingGründen – vom Verlag gewählt wurde. 9 So drückt beispielsweise Jesu Aufforderung, man solle zunächst den Balken im eigenen Auge „wahrnehmen“ (nach Luther) und ziehen, bevor man den Splitter im Auge des Nächsten betrachte (vgl. Mt 7,3ff.), den enneagrammatischen Sachverhalt der typspezifischen Fixierung aus. Dann kann es mit Gottes Hilfe möglich werden, wie der Theologe D. Koller in einer Meditation über „Reue“ beschreibt, „daß ich meine psychische Fehlhaltung als existentielle Zielverfehlung und damit als Schuld anerkenne.“ Die Achtsamkeit vor Gott bewirkt es, „daß ich anstelle der ... Selbsttröstung die schöpferische Kraft der Vergebung ... erfahre.“„Reue“ (metanoia) meint dann eine immer neue Weigerung, „sich mit dem falschen Ich zu identifizieren“, und „die Klugheit des Menschen, der merkt, daß das Haus seiner bisherigen Lebensleistung brüchig geworden ist“ und lieber aussteigt, bevor es über ihm zusammenbricht; (vgl. D. Koller, in: Anmerkungen R. Rohr/A. Ebert, a.a.O., 250ff.) 1 Ich greife Kritikpunkte des Theo10 Nipkow war Professor für Religilogen Dirk Meine auf; gekürzt in: onspädagogik und Allgemeine PädA. Ebert/M. Küstenmacher (Hg.), agogik in Tübingen. sein Konzept Erfahrungen mit dem von „Gemeindepädagogik“, ist darEnneagramm, 169ff. gestellt und gewürdigt in: K. Foitzik, 2 Vgl. A. Eberts Vorwort in: R. Gemeindepädagogik, 129ff. Rohr/A. Ebert, a.a.O., 14. 11 K. E. Nipkow, zit. nach K. Foitzik, 3 Röm 7, 24. a.a.O., 136; Hervorhebung durch 4 R.Rohr/A. Ebert, a.a.O., 227. den Autor. 5 Zum Beispiel vom Seelsorgeaus12 Ders., a.a.O., 141. schuß der Evang.-Luth. Kirche Han- 13 Ders., a.a.O., 143. novers, auszugsweise abgedruckt 14 Vgl. dens., a.a.O., bes. 145ff. im Rundbrief des ÖAE, Ausgabe 15 Ders., a.a.O., 147. Dezember 1996, 2f. 16 J. Gündel, a.a.O., 9. 6 In Anlehnung an A. Eberts Kom17 Ders., a.a.O., 7. mentar zur angeführten Kritik, ebd. 18 K. E. Nipkow, a.a.O., 148. 7 D. Meine, a.a.O., 180; „Logos“ meint 19 M.-A. Gallen/H. Neidhardt, a.a.O., ziemlich genau das, was Esoteriker 165.

usw. einander ab. und zu können, darüber habe ich vor 10 Jahren in dem kleinen Aufsatz Falls Sie sich mit der Gendlinschen über „Enneagramm und Focusing“ (in: Art, Konzepte zu bilden, erst über dem Lesen dieses Buchs vertraut machen, Ebert/Rohr: Erfahrungen mit dem wird sich Ihnen das achte Kapitel („Die Enneagramm) einiges zu sagen verÜber „Focusing“ ist in den letzten Jahsucht: Das Enneagramm – eine LandFortsetzungsordnung“) vielleicht nicht ren einiges geschrieben worden – viel karte. Focusing – ein Weg. auf Anhieb erschließen. Aber vielleicht Richtiges und Gutes, aber auch MißFocusing hilft sehr dabei, aus den machen Sie damit dann eine ähnliche verständliches und Verwirrendes. Um eigenen eingefahrenen ReaktionsmuFocusing-Erfahrung wie ich, als ich im so erfreulicher, dass nun in einem stern, wie sie z.B. das Enneagramm Rahmen eines internen Ausbildertreffens mit Gene Gendlin und seiner proumfangreichen Band in der Reihe beschreibt, herauszukommen und zeßhaften Art und Weise des Philoso„Leben lernen“ der „Vater“ (inzwischen neue, frische Antworten zu finden auf auch schon „Großvater“) von Focusing phierens unmittelbar in Kontakt kam: das, was jetzt da ist. Es hilft, den Wir mühten uns um ein präzises Verste- Zustand des Nicht-Identifiziertseins zu selbst zu Wort kommt. hen des Konzepts „order for carrying Wer in den letzten Jahren Eugene stabilisieren, ausgedrückt in der Forforeward“ (von J. Wiltschko mit „Fortmel: „Ich bin nicht das Muster, ich habe („Gene“) Gendlin bei einem seiner das Muster“. Workshops – z.B. im Rahmen der Inter- setzungsordnung“ übersetzt), und ich nationalen Focusing Sommerschule – hatte sofort so eine Art Gefühl, das zu Auf der anderen Seite hilft den live erleben konnte, der wird ihn in sagen schien: „Da ist was ganz WichtiFocusing-Leuten das Kennen sogediesem Buch ein weiteres Mal gewisges“ – ohne dass ich schon verstanden nannter „strukturgebundener Phänosermaßen hören können, denn Johangehabt hätte, was genau dieses „Wichmene“, wie sie z.B. mit der Enneanes Wiltschko hat es ganz hervorratige“ nun eigentlich für mich sei. gramm-Landkarte beschrieben gend verstanden, die „Rede“ so in Das ist Focusing: Sich mit so einem werden, Focusingprozesse von anderen eine „Schreibe“ zu verwandeln, dass „Schon-Gespürten-aber-noch-nichtErlebensprozessen (Gefühls-, Gedandie humorvoll-kauzige Art von Gene Gewußten“ achtsam und absichtslos ken-, Reaktionsmustern) zu unterscheiGendlin, Focusing zu lehren, ebenso innerlich befassen, dabei verweilen den. erhalten geblieben ist wie sein lebendiund wahrnehmen, wie daraus neue Oder, um für die Beschreibung des Verger und anschaulicher Stil. Und auch frische Bedeutungen („Schritte“) kom- hältnisses von Enneagramm und Focuder mit Focusing noch gar nicht vermen. Und dass diese Schritte (gedanksing eine andere Metapher zu benuttraute Leser kann allein durchs Lesen liche Einsichten, Handlungsimpulse, zen: Was wäre der Fluss ohne sein (und Innehalten!) eine unmittelbare bildhafte Symbolisierungen …) nie Flussbett, was wäre das Flussbett ohne Erfahrung von dem machen, was die beliebig und nie determiniert sind, son- den Fluss? Essenz von Focusing ausmacht. dern eine ganz eigene Art von FolgeHans Neidhardt So beginnt „Focusing in der Praxis“ – Richtigkeit haben, das wird mit dem nach einer Einleitung von Dr. Johannes „komischen Konzept“ (Gendlin) der Wiltschko über Person und Werk Gend- „Fortsetzungordnung“ beschrieben. lins – konsequenterweise auch gleich Es wird daran sehr schön deutlich, mit einer praktischen Übung. Im weite- wieso Focusing geeignet ist, Veränderen Verlauf der Reise durch die Praxis rungsprozesse zu beschreiben und mit von Focusing wechseln dann grundleRecht als eine „schulenübergreifende gende „philosophische Anstöße“ (über Methode für Psychotherapie und All„Körper“, „Denken“, „Therapie“ usw.) tag“ (so der Untertitel des Buchs) mit konkreten Überlegungen und Hilbezeichnet wird. festellungen für Traumarbeit, partnerWozu es gerade für Enneagrammschaftliches Focusing, Psychotherapie Leute gut ist, Focusing zu kennen Gendlin, E.T. und Wiltschko, J.: Focusing in der Praxis Pfeiffer (bei Klett-Cotta), Stuttgart 1999

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Rezension Wilfried Reifarth Das Enneagramm Idee – Dynamik – Dimensionen Ein Lernbuch mit Illustrationen von Elisabeth Holz ISBN 3-17-006781-8, DM 39,90

ist schon ein gehöriges Maß an Betulichkeit am Werk, das finde ich überflüssig.“ Dabei ist das, was da ab Seite 30 an Einblicken in die Struktur des Eneeagramms steht, für Leser, die an Theorie interessiert sind, durchaus instruktiv. Der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit des Buches wäre es allerdings dienlicher, diese Passage mit den übrigen ähnlichen („Wie alles mit dem Ganzen zusammenhängt“) zusammen an den Schluß zu stellen. Denn üblicherweise geht der „Zirkel des Verstehens“ von der „Anschauung zum Begriff“ (Kant), um dann erst zurückzuschwingen.

die Leser nicht zu Voyeuren fremder Existenzen. Details aus dem eigenen Leben hinzu zu assoziieren, wird so zu einer Beschäftigung des „inneren Kindes“, dessen bedeutsame Mitwirkung bei der „Arbeit am Ich“ automatisch stattfindet, wenn sie mit Humor und Witz und Sinnlichkeit verbunden ist.

Am Ende eines jeden Kapitels soll eine Beim ersten Durchblättern des Buches Graphik von Elisabeth Holz „zum konfällt auf: Mit dem Layout hat man templativen Umgang geradezu einlasich besonders Mühe gegeben. Von den den …“ Damit sind die Graphiken theoretischen Texten abgesetzt findet m.E. überfrachtet. Mag es im Einzelnen man grau unterlegt kleine Geschichten auch dazu kommen, so meine ich doch, mit Detailaspekten des Typs. Jeder Typdass die ganzseitigen Graphiken eher beschreibung geht eine Tabelle voraus, als skurrile Beigaben überblättert werwelche die Typbezeichnungen der wich- „Der Weg des Menschen zum Muster den. Offenbar war der Autor sich tigsten Enneagramm-Literaten (1–9)“ wird so beschrieben, daß man dieser Sache selbst nicht ganz so auflistet. Zudem stößt man auf manrecht gut versteht, wie der seiner sicher: Jede Graphik wird ihrerseits nigfache graphische Illustrationen der inneren Automatik verhaftete Mensch erläutert, damit auch ganz klar wird, Künstlerin Elisabeth Holz. Alles in in Verhalten und Erleben, Denken was gemeint ist. Was wirklich veranallem: keine Textwüste! und Fühlen seiner typspezifischen schaulicht, braucht keine Erläuterung. Form von Unerlöstsein ausgeliefert ist. Reifarths „Vorschläge für den Umgang Im Kontrast dazu beleuchtet der Autor Auch die Enneagramm-Graphik, die mit Enneagramm-Ideen, Anleitung zu Zustände eines relativen Erlöstseins, dem „genaueren Blick in die innere einer Umweltverträglichkeitsprüfung“ die sich als „Lohn schmerzhafter LernDynamik des Musters“ vorangestellt ist, erregten als nächstes mein Interesse. prozesse“ einstellen. „Ein genauerer läßt nur bei „genauerem Blick“ dechifIch fand 10 Gebote für einen Blick in die innere Dynamik“ soll dazu frieren, was sie eigentlich soll: Die grabehutsamen Umgang mit führen, daß die so beschriebene Oberphische Ver-Zeichnung der Zahlen 1–9 Enneagramm-Wissen, die mir beachfläche des Verhaltens und Erlebens ist ebenso mißlich wie die Richtung tenswert erschienen, fielen mir doch besser verstanden wird. der Pfeile, man muß raten. Hier wird sofort eigene Unzulänglichkeiten ein. An den Nahtstellen des Textes fügt Rei- das graphische Beiwerk in seiner künstfarth Geschichten metaphorischer Art – lerischen Idee der hinweisenden FunkVon diesem Schlußteil fiel mein Blick meist Sufi-Texte von Idris Shah – ein, tion eher hinderlich, wie ich meine. auf den Anfang des Buches und fand die auf witzige, ironische oder nach5 verschiedene Vorworte, Anmerkundenkliche Weise der Sache ein Licht auf- Seine Wertschätzung für Helen Palmer bringt Reifarth unmißverständlich gen, Einführungen zum Enneagramm. setzen. Mit dem Einsatz solcher Texte Ich ackerte mich durch die 24 Seiten in Beratungs- oder Fortbildungsprozes- zum Ausdruck; Wer Helen erlebt hat, den wundert es nicht. Was mich hindieser Einführung, um schließlich der sen hat Reifarth seit längerem gezielte Frage zu begegnen: „Was ist ein Ennea- Erfahrungen gesammelt. Die Absicht, gegen erstaunt: Bei aller Vorliebe für gramm?“ Es folgten dann weitere 25 „… noch etwas von der Melodie, Theoretisches erwähnt er Helens Lehre Seiten zur Theorie des Enneagramms, der spezifischen Energie, der besonvon den Subtypen mit keinem Wort. noch einmal vier Seiten „erläuternde deren Machart … und dem besondeIch selbst bin der Meinung, dass Vorbemerkungen“, ehe der Autor damit ren Geschmack …“ des bestimmten das Konzept der Sybtypen der Kritik beginnt, die Typen 1–9, die er lieber Typs begreifbar zu machen, scheint mir bedarf. Dass sie einfach unter den „Muster“ nennt, konkret darzustellen. gelungen. Die Aufgabe der Veranschau- Tisch fallen sollte, halte ich für falsch.1 Nach diesen immerhin 57 Seiten Einlichung wird hier auf andere Art Der Weg des Menschen führt vom leitung nahm ich mir eine gewisse gelöst als durch Fallgeschichten aus Zustand des Unerlöstseins hin zum Gereiztheit nicht übel und dachte: „Da dem Therapeuten-Alltag. So werden

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Zustand eines „relativen Erlöstseins“. Was in Reifarths Darstellung fehlt, ist eine Schilderung des Weges selbst, nicht nur seiner Ausgangs- und Zielpunkte. Zwar schreibt er von „Selbsterkenntnis und Selbstdisziplin“ von „liebenvoll-kritischer Selbstbeobachtung“, insgesamt gehe man „… einen mühsamen Weg …“, dessen Dunkelheit allenfalls durch eine „… innere Warnlampe …“ zu erhellen sei, die ein Abgleiten verhindern könne. Äußerungen wie diese werden aber nicht weiter konkretisiert und bleiben deshalb merkwürdig inhaltsleer. Was hier fehlt, ist eine Methode des Self-Coaching, die für jeden anwendbar zeigt, wie Ziele

der Selbstveränderung angestrebt werden können. Den Ansatz dazu kann man bereits bei Gallen/Neidhardt (1994 ff.) lesen. Was Reifarth in seinen „Skizzen möglicher Konsequenzen“ am Schluß des Buches erwägt, ist, – wie das ganze Buch – vernünftig, kenntnisreich und klug formuliert, aber es versagt, wenn es um die Praxis der Selbstveränderung geht. Das wundert nicht, weil Reifarth annimmt, Muster des Verhaltens seien „ausgesprochen zählebig und oftmals viel stärker … als die meisten Vorsatzbildungen …“, so dass sich tatsächlich viel weniger ändere, als wir

vorgeben. Letztlich komme es nur darauf an, „… gelassen hinzunehmen, was nicht veränderbar ist, mit Mut die Dinge anzugehen, die veränderbar sind und mit Klarblick das eine vom anderen unterscheiden zu lernen.“ Schade, dass Reifarth den in seinem Konzept metaphorischer Texte vorliegenden Ansatz einer Veränderungsarbeit, die nicht nur mühevoll-steinig, sondern auch humorvoll-witzig fortschreitet, nicht weiter verfolgt. Statt dessen herrscht ein mühsam unterdrückter Skeptizismus vor, der die Lust auf weitere Arbeit mit dem Enneagramm deutlich mindert. Wer eine Einführung sucht, die bekannte Sachverhalte mit Übersicht zusammenfaßt ud theroretische Strukturen beleuchtet, der kommt hier auf seine Kosten. Wer den Weg selbst sucht, der vom Typ zum Original sucht, muss weitersuchen. Gerd Heck

1 Denn die Zuordnung zu einem bestimmten Typ, die Typisierung, erfährt durch die Beachtung der Subtypen eine Vergewisserung und Differenzierung, die ihr sonst fehlt. Erst wenn ich mich frage: – Wie verhältst du dich zu dir selbst? (Subtyp der Selbsterhaltung) – Wie verhältst du dich in deiner Intim-Partnerschaft? (Subtyp der Sexualität) – Wie verhältst du dich zu anderen Sozialpartnern ? (Subtyp des Sozialverhaltens), erhalte ich die profilierten Informationen, die eine klare Typisierung plausibel machen. Die „Subtypen“ sind Filter, Instrumente der Informationsgewinnung, auf die man als Enneagramm-Lehrer nicht verzichten sollte.

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Marion Küstenmacher

Auswertung der Fragebogenaktion

Fortsetzung Teil 2: Beziehungen zwischen den Mustern und Familienbeziehungen

Die Fortsetzung des 2. Teils unserer Fragebogenaktion aus dem letzten Jahr. Ich bitte darum, meine Impressionen und Schlußfolgerungen aus den gegebenen Antworten als Anregung zum Weiterdenken zu nehmen. Hin und wieder mache ich Vorschläge, einzelne Fragen oder Zusammenhänge noch genauer zu erforschen. Dazu lade ich wieder alle LeserInnen ein, das EnneaForum als Forum zu nutzen und Leserbriefe bzw. Erfahrungsberichte und Reflexionen zu schicken.

Typ Fünf 23 Antworten, davon 12 männlich (m) und 11 weiblich (w). Neben der Eins die größte Gruppe! Als fremdartig erlebt werden die Muster: 1, 2 (9×), 3 (9×), 4 (5×), 6 (2×), 7(3×), 8 (4×), 9(2×). Hier wurden insgesamt die meisten Antipathiepunkte gegenüber allen anderen Mustern vergeben. Besonders aber an die Herztypen Zwei und Drei. Beide leben gewissermaßen das Gegenteil der Fünf. Wenn die Zwei die Grenze in guter Absicht überschreitet („übergriffige Geber“), mißachtet sie diese ja gleichzeitig. Das verletzt Fünfer, die viel Wert auf Respekt für ihre schützenden Grenzen legen und statt Nähe lieber Distanz als Beziehungsrahmen vorschlagen. Und während die Drei sich ins Scheinwerferlicht stellt, zieht die scheue Fünf lieber ihre Vorhänge zu. Da auch die unmittelbare Nachbarin der Fünf, die gefühlsstarke Vier als ziemlich fremd erlebt wird, möchte man insgesamt den Fünfern empfehlen, sich selbst mehr mit dem eigenen Herzzentrum anzufreunden und sich von daher mehr nach außen zu anderen hin zu öffnen. Dominanter Flügel: Ein dominanter Sechserflügel wurde 10× genannt, der Viererflügel 7×. Je 3× hieß es, beide Flügel sind gleich stark, bzw. ‚ich nehme keinen dominanten Flügel wahr‘.

Distanz und Nähe in Beziehungen besser auszugleichen. Einfach dadurch, daß man vom anderen lernt und aufhört einen Teil davon an andere zu delegieren. Auf jeden Fall erinnert mich dieses Ergebnis an einen Satz des Familientherapeuten Bert Hellinger: Asketen suchen die Mutter. Auf das Enneagramm übertragen könnte das heißen: die Fünf hat aus irgendeinem gewichtigen Grund nicht genug von der nährenden Seite der Mutter genommen (Wärme, Gefühl, Nähe, Fülle …) und steht jetzt vor der Aufgabe, diesen mütterlich sich verströmenden Aspekt in sich selbst zu fördern. Er beinhaltet alles, was ich an früherer Stelle über die Heilige Gabe der Fünf, die Gastfreundschaft, formuliert habe. Wird diese Gabe entfaltet, wirkt sich das bis ins Gottesbild der Fünf aus. Man begegnet seinem Gott nicht mehr nur auf dem Weg der selbstgenügsamen Askese (Schweigen, Kontemplation, Leere), sondern eben auch in der verschwenderischen Fülle, im Feiern, im Teilen und Dazugehören. Knapp 50% aller Fünfer gaben an, eine Sechser-Mutter (7×) oder einen Sechser-Vater (5×) zu haben. Hier kann das sich Ängstigen von Mutter oder Vater den Rückzug des Kindes nach innen noch verstärkt haben. Auf jeden Fall wären beide Themen (Zweier-Mutter, Sechser-Eltern) es wert, von und mit unseren Fünfern ausführlicher diskutiert zu werden. Es wäre schön, wenn wir dazu auch Leserbriefe ans EnneaForum bekämen, die uns genauer das Verhältnis einer Fünf zu ihren Eltern schildern. (Umgekehrt natürlich auch!)

Ergebnisse aus der Partnerschaft/Ehe (mit und ohne Kinder): Welches Muster hat Ihr/e Partner/in und ihre Kinder? Von den 23 Teilnehmern lebten 16 in einer Partnerschaft, 7 als Singles. Das ist fast ein Drittel und innerhalb der Fragebogenaktion schon auffällig. Neben der Vier haben wir hier eine erhöhte Singlequote. Bei immerhin 10 Partnerschaften liegt das Muster des PartErgebnisse aus der Herkunftsfamilie: Welches Muster hatten ners weder auf einem der Flügelpunkte noch auf einem der Vater und Mutter? Trost- oder Streßpunkte. Das geht deutlich gegen den allVater: 1, 6(5×) 4, 5(3×), 7, 8(3×), 9(4×). Mutter: 1(2×), 2(8×), gemeinen Trend, sich Partner von diesen eben genannten 4(2×) 5, 6(7×), 9. Keine Angaben machten nur 2 Teilnehmer. Punkten zu wählen. Als mögliche Erklärung fiel mir ein, daß Auffällig ist also die hohe Bereitschaft, die Muster der Eltern die Fünf vielleicht keinen so großen Wert darauf legt, im zu bestimmen. Darin übertreffen die Fünfer die anderen Partner „emotional Vertrautes“ wieder zu finden. Dadurch Muster, offensichtlich haben sie am meisten darüber refleksteht ihr bei der Partnerwahl ein viel größeres Spektrum tiert (und als Beobachter wohl schon sehr früh damit angeoffen. Auch hier wären zur Klärung des Phänomens Rückfangen). Bei ihren Müttern erkannten die Fünfer (Männer meldungen und Erfahrungsberichte von Fünfern sehr kostwie Frauen) 8× das Muster der Zwei! Das kann man in bar. zwei Richtungen deuten: Entweder interpretieren die distanz- Einige Statements zur Partnerschaft: bedürftigen Fünfer das normale mütterliche Sorgen und 5w+1: „Ich bin nicht verheiratet, aber mindestens 50% meiKümmern als zu starke Einmischung und definieren darum ner Bekanntschaften sind Einser.“ 5m+2w: „Die Distanz, so oft ihre Mütter als Zwei. Oder die natürliche Antwort auf die ich als Fünf brauche, tut meiner Frau manchmal gut übermäßiges Gebenwollen eines Elternteils ist die übermä(sie kann dann, wie sie sagt, ihr Eigenes leben), ist ihr ßige Nehmerrolle eines Kindes. Damit würde das Familiensy- aber manchmal zu groß, sie beklagt dann die Entfremdung. stem eine Art Ausgleich herstellen, der beiden Teilen ermögli- Für mich als Fünf entsteht Streß, wenn ich das Gefühl chen könnte, die Waagschalen von Geben und Nehmen oder bekomme, nicht so sein zu dürfen, wie ich bin (Vorwurf:

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Du kümmerst dich zu wenig um mich). Aber es ist auch sehr angenehm, versorgt zu werden.“ 5w+3m: „Aus meiner Sicht: Zu Beginn der Ehe war seine unerschütterlich positive Einstellung sehr hilfreich, um meine Anfangsschwierigkeiten zu überwinden. Später war das eher hinderlich um notwendige Korrekturen anzubringen. Er hat sich immer ‚vorgestellt‘, es wäre schon harmonisch! Mir steht sein Job zu sehr im Mittelpunkt und hält oft als Entschuldigung für nicht übernommene andere Dinge her. Im Kontakt mit Dritten stehen sich unsere Verschiedenheiten auch oft im Weg. Ich brauche Zeit, um ins Gespräch zu kommen und lasse das Thema sich gerne im Dialog entwickeln. Da er sich aber sofort in den Mittelpunkt stellt, bekomme ich diese Chance oft nicht. Die Wandelbarkeit der Drei war für mich bis zum Enneagramm überhaupt nicht zu verstehen, wobei das flexible Denken ja eine ausgesprochene Stärke sein kann, um bestimmte Dinge zu lösen, bei welchen ich manchmal überhaupt keinen Weg sehe. Er orientiert sich blitzschnell, während ich noch nichts kapiert habe. Das ist oft sehr rettend für mich. Er ist auch wesentlich weniger durch Hemmungen eingeschränkt, davon profitiere ich dann indirekt.“ 5m+4w: „Oft schwierig. besonders Nähe/Distanz, gemeinsame Bereiche (Kindererziehung) sind problematisch.“ 5w+4m: „Es ist schwierig miteinander. Er lebt völlig fern der Realität. Die Sorge für das tägliche Leben liegt bei mir. Es ist für ihn bequem und er kann weiter in höheren Sphären schweben, gleichzeitig macht es ihn wütend. Ich versuche mich davon frei zu machen und meinen Weg zu gehen.“ 5m+4w(geschieden)+9w: „In der ersten Ehe war das Wasser zu tief. In der zweiten können wir unsere typspezifischen Eigenarten akzeptieren und damit umgehen.“ 5m+6w: „Könnte nicht besser sein.“ 5w+7m: „Gute Erfahrungen. Wir können die Übereinstimmungen und die Unterschiedlichkeit mehr schätzen.“ 5m+8w: „Wir haben gelernt, unsere völlig entgegengesetzten Reaktionen auf Menschen und Ereignisse als etwas Gegebenes zu akzeptieren. Gewachsen ist unser Verständnis für die Andersartigkeit.“ 5w+9m: „Seit 20 Jahren ist unsere Partnerschaft weitgehend harmonisch, rücksichts- und liebevoll. Das Enneagramm hat meinem Mann sehr geholfen und ihm die Augen geöffnet, wie er sagt.“ 5w+9m: „Die Neun hält oft ihre Bedürfnisse zurück und achtet mehr auf das Wohlergehen anderer.“

daß so ein netter Kerl sein Leben lang den Trauerkloß mimen und immerzu nur Trübsal blasen muß. Dieses depressive Gefühlsgequetsche, das ist doch schädlich für die Seele, oder?“ Ergebnisse aus der Herkunftsfamilie: Welches Muster hatten Vater und Mutter? Vater: 1(2×), 3, 6(3×), 9. Mutter: 1(2×), 2(3×), 3, 4, 6, 7. 3× gab es keine Angaben zum Vater, 2× davon war der Vater unbekannt. Ergebnisse aus der Partnerschaft/Ehe (mit und ohne Kinder): Welche Muster haben Ihr/e Partner/in, Ihre Kinder? Muster der Partner: 1(2×), 5(2×), 6, 8. Unter den 11 Teilnehmern waren 4 Singles. Die Verteilung der Kinder war unauffällig und über fast alle Muster verstreut. Einige Statements zur Partnerschaft: 4m+1w: „Wir haben uns positiv beeinflußt. Ich habe gelernt, strukturierter zu denken und zu handeln, meine Frau hat viel Sinn für Schönheit entwickelt, auch im Alltag, und hat gelernt, etwas zu genießen. Ich habe mir sehr hohe Maßstäbe gesetzt, um ihr zu genügen.“ 4w+1m: „Mir gefällt, daß mein Partner ruhig ist, gut zuhört und viele Stärken im praktischen Bereich hat. Wir beide lieben Stille, Natur, Freiheit. Schwierig ist es, daß meine leidenschaftlichen Liebeswünsche eher reserviert beantwortet werden. Und daß er bei manchem (ich bin eher extrovertiert) einfach nicht mit kann.“ 4w+1m: „Mein Partner hat mich stark kontrolliert, was bei mir den Verstand stärkte, aber auch die Angst förderte und mich noch mehr bewog, meine Gefühle abzuwerten. Hatte schlechtes Gewissen, wenn ich emotional reagierte. Nach außen schien ich die Hosen an zu haben. Ich fühlte mich durch seine Arbeitswut verlassen, war minderwertig.“ 4m+5w: „Wir stärken uns gegenseitig die Flügel, verstehen einander sehr gut auf diesem Berührungspunkt. Zugleich hindere ich meine Frau, ihre SechserSeite zu leben und sie mich, meine Dreier-Seite zu entfalten.“ 4m+6w: „Naja, 31 Jahre passen nicht auf 4 Zeilen. Soviel nur: die Kenntnis des Typs erleichtert das Zusammenleben erheblich.“

Typ Drei

Immerhin 2 weibliche Dreier haben uns geantwortet. Trotzdem ist zu folgern, daß die Dreierenergie damit im öae Typ Vier unterrepräsentiert ist. Vom Gesichtspunkt der Ganzheit her 11 Teilnehmer, davon 4 männlich und 7 weiblich. ist das ein Mangel, der uns allen schadet. Was hat das für Aversionen gegen andere Muster: 1, 3 (2×), 6 (2×), 7(3×), Ursachen und Konsequenzen hinsichtlich unser Attraktivität, 8(2×). „Erst durch das Enneagramm kann ich die Menschen Aktivität und Effektivität als Enneagrammforum im deutschvon Typ Sieben besser verstehen. Das war auch Neid meiner- sprachigen Raum? Was können wir tun, um mehr Raum für seits. Etwas fremd ist mir immer noch die Angst der Sechs.“ die Drei zu schaffen? Wo blockieren wir – unabsichtlich – Die Muster Vier und Sieben liegen auf der sogenannten positive Dreier-Energie im öae? Optimismus-Pessimismus-Achse (Naranjo). Folglich spreWelche Muster empfinden Sie als fremdartig? chen beide Muster einander den Realitätssinn ab. Ich hatte Eine Teilnehmerin beschrieb die Acht als ihren „bestgehaßeinmal in einer Gruppe zwei Pfarrer, der eine eine Vier, der ten Typ“. Damit setzt sich auch bei der Drei der Trend fort, andere eine Sieben. Die Vier sagte: „Der ist ja ganz nett, sich am ehesten an der Acht zu reiben. aber ich kann nicht verstehen, wie ein erwachsener Mensch so naiv durchs Leben hüpfen kann als sei es ein Sonntagsspa- Ergebnisse aus der Herkunftsfamilie: Welches Muster hatten ziergang. So ein kindischer Verdrängungs-Optimismus scha- Vater und Mutter? Genannt wurden die Paare: Vater Eins und Mutter Zwei, det doch der Seele, oder?“ Und die Sieben sagte: „Schade, EnneaForum

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ohne Kinder): Welches Muster haben Partner/in/Kinder? Partner der Zwei: 1(3×), 5, 6(4×) 4, 9(2×) Auch in der Partnerschaft setzt sich die Beliebtheit der Sechs Ergebnisse aus der Partnerschaft/Ehe (mit und ohne Kinder): fort, die schon bei den Eltern der Zweier zu sehen war. Das Welches Muster hat Ihr/e Partner/in und Ihre Kinder? steht natürlich in gewissem Gegensatz zu den Angaben bei Eine Drei hatte einen Fünfer-Partner, die andere einen der Frage nach den Muster, die einem eher fremd sind, denn Neuner. Die Kinder hatten die Muster Sieben und Vier, auch dort wurde die Sechs immerhin 4× genannt. Hier braubzw. Sechs und Drei. chen wir noch mehr Klärung, was beide Muster verbindet Statements zur Partnerschaft: und unterscheidet, zumal gerade Frauen (meiner Erfahrung 3w+5m: „Das Verständnis für die Eigenarten des Partners nach) bei der Selbsteinschätzung häufig beide Muster verwird besser. Leider sind die Reaktionen auf diese doch wiewechseln. Also bitte schreibt uns! der sehr vom eigenen Muster bestimmt.“ 3w+9m: „Ich Einige Statements zur Partnerschaft: selbst habe mich 5 Jahre lang für eine Zwei gehalten und erst 2w+1m: „Das ist oft eine ganz schöne Herausforderung! Bei durch Claudio Naranjo meine Einschätzung ändern können. dem nötigen Maß an Toleranz und Aufmerksamkeit und Mein Mann hat einen starken Achter-Flügel. Paßt schon!“ einem Schuß Humor finden wir uns gegenseitig.“ 2m+1w: „Der Dreierflügel macht mir Schwierigkeiten. Die DreierTyp Zwei seite sieht nur das Ziel, die Eins hält den Weg für sehr wich16 Teilnehmer, 6 männlich und 10 weiblich. tig. Hilfsangebote mache ich, ja, aber richtige und nur wie Welche Muster sind Ihnen fremd? Genannt wurden 4, 5(6×), angefragt.“ 2w+5m: „1.Phase: sehr gute Erfahrungen; ich 6(4×), 7(3×), 8, 9(2×). „Die unerlöste Acht ist mir unsympa- paßte mich an, er teilte seine Themen mit mir, ca. 8 Jahre. thisch, aber die Achter-Energie tut mir oft sehr gut.“ „Die 2. Phase: Ich fing an zu kämpfen, er zog sich zurück, das hielt Kopftypen 5 und 6 kommen aus einem ganz anderen Lebens- ich nicht aus und machte wieder heile Beziehung! Das deutungsmodell, reagieren mir zu langsam, ‚verstehen‘ mich ging ca. 10–12 Jahre. 3. Phase: Enneagramm kennengelernt; nicht, wehren Selbsterkenntnis ab, schützen sich zu sehr.“ ich verstehe meinen Teil und ihn viel besser und daß Das Ergebnis zeigt, daß sich nicht nur die Fünfer mit wir uns bei der Acht treffen können. War am Anfang den Zweiern, sondern auch die Zweier mit den Fünfern für uns beide sehr schwierig, ist heute aber sehr energetisierend und entlastend. Wir können danach manches kläschwer tun. Allgemein finden Zweier Kopftypen schwieriger, wobei sie mit der warmherzig verbindlichen Sechs und ren.“ 2w+6m:“Wenn mein Mann im Streß ist (auf der der charmant extrovertierten Sieben offensichtlich weniger 3, meinem unausgebildetem Flügel), dann geraten wir oft Probleme haben als mit den introvertierten Fünfern, an in Schwierigkeiten. Das Enneagramm ist ein gutes Kommudie „wir Zweier nicht so leicht ran kommen“. Immerhin 6 nikationsmittel, um uns gegenseitig verstehbar zu machen. von 16 Teilnehmern gaben an, gar keine Schwierigkeiten mit Kopf und Herz sind je gute Ergänzungen. Ich glaube, daß anderen Mustern zu haben und alle zu verstehen. Inwieweit unser beider Bedürfnisse nach Geborgenheit, resp. Sicherdahinter das „Ich versteh dich so gut“-Programm der Zwei heit beim Partner erfüllt werden.“ steht oder ein echtes Versöhntsein mit allen anderen, kann 2w+6m: „Wir erleben uns sehr gegensätzlich. Mein Mann man aus diesem Test natürlich nicht erkennen, wäre aber beschäftigt sich nicht mit dem Enneagramm, das finde ich eine Gewissensfrage für die Zwei und ihre Verstrickung im sehr schade.“ 2w+6w(Ordensgemeinschaft): „Sie reagiert Stolz. als Kopftyp nicht auf Anreden und Aussagen, ich muß immer nachfragen, ob sie es gehört hat. Wenn ich dann Ergebnisse aus der Herkunftsfamilie: Welches Muster hatten frage, warum sie nicht reagiert, findet sie mich empfindlich. Vater und Mutter? Ich hätte außerdem zu hohe Erwartungen an sie.“ 2m+6w: Hier sind hochinteressante Verdichtungen zu sehen. Männer „Das ist meine zweite Beziehung und sie geht sehr wie Frauen nennen deutlich gehäuft bei der Mutter das Zwei- gut.“ 2w+9m: „Unsere Erfahrungen sind katastrophal.“ ermuster, nämlich 9×. Auch ein Vater wurde als Zwei identiTyp Eins fiziert. Die Sechs bei einem Elternteil taucht 5× auf, ebenso die Eins. Es folgen die Sieben und die Acht (je 2×) und die 20 Teilnehmer, 7 männlich und 13 weiblich. 3, 4 und 9 je 1×. Als fremdartig oder unsymphathisch empfundene Muster: Es wäre wirklich lohnend, von den Zweiern mehr über ihre 1, 2(2×), 3(5×), 4(3×), 5, 6(6×), 7(3×), 8(6×), 9 Mutterbeziehung zu erfahren. Wie wurde sie erlebt? ZustimImmerhin ein Drittel (7 Teilnehmer) der gefürchteten Kritimend, ambivalent, ablehnend? Was führte zur Wiederholung ker gab an, gar keine Aversionen gegen andere Muster zu des Zweiermusters in der Familie? Gibt es ein Konkurrieren haben. Statt dessen gab es hier das einzige Mal Selbstkritik um den ersten Platz als Helfer? Und zusätzlich, auch im Hin- („andere Einser gehen mir bisweilen auch auf den Geist“). blick auf die Sechser-Mütter: Inwieweit wurden Wärme, Ansonsten irritieren die Muster Acht (wie sonst auch) und Sicherheit, Halt, permanente Nähe, Unterstützung, GeborSechs, die auf der Pflichtachse den Gegenpol zur Eins bildet. genheit usw. in der Herkunftsfamilie gelebt oder vermißt? Beide Muster definieren sich gern über Pflichten. Die Eins Durfte man sich von dieser Familie lösen und wie ging das? bezieht diese Normen aus ihrem Inneren und sieht sich Welche Konzepte haben die Zweierkinder mit in ihre jetzidarum auch gerne als verantwortungsbewußten Entscheigen Familien übernommen? dungsträger. Die Sechs wählt lieber äußere Autoritäten als Ergebnisse aus Partnerschaft/Ehe/Lebensgemeinschaft (mit/ Maßstab und empfindet sich als loyales, pflichtbewußtes Mit-

bzw. Vater Acht und Mutter Drei (mit dem Kommentar: „hält sich für Eins“).

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glied eines größeren Ganzen. Einser leiden an der mangelnden Entschiedenheit bzw. inneren Festigkeit der Sechs und fühlen sich durch deren Zaudern ausgebremst. Auf den zweifelnden Vorbehalt der Sechs antwortet die Eins oft mit Ungeduld und ärgerlichem Drängen auf Fortgang. „Fünf finde ich langweilig, Acht bedroht mich, Sechs ärgert mich manchmal, Drei macht mich wütend.“ / „Die Acht ist mal unsympathisch, mal faszinierend.“ / „Zweier kenne ich kaum näher, Vierer mag ich zwar, habe aber auch oft Probleme mit ihrer Verletzlichkeit.“ Ergebnisse aus der Herkunftsfamilie: Bei Vätern (12×) wie Müttern (9×) der Einserkinder überwiegen die Bauchtypen. Das heißt, das Autonomiebestreben der Eltern aus dem Bauchzentrum führt dazu, ihre Kinder gerne frühzeitig in die Pflicht zu nehmen. Im positiven Sinne fördert das die Selbständigkeit, im negativen Sinn reduziert es die Genußfähigkeit. Bei den Müttern wird ein hoher Einseranteil und Sechseranteil beobachtet, was bedeutet, daß Themen wie Pflichterfüllung, Verläßlichkeit, Zurückstellen von Entspannung und Genuß schon in der Ursprungsfamilie mit mütterlicher Freigebigkeit konkurrieren. Vater 1(3×), 2, 3, 6(2×), 5, 7, 8(4×), 9(5×). Mutter 1(6×), 2(3×), 3, 4, 6(4×), 8, 9(2×)

ander anzunehmen und den anderen auf seinem Erlösungsweg zu unterstützen.“ 1w+6m: „Wir sind beide zwanghafte, arbeitsame Menschen, die langsam lernen, mehr Spaß am Leben und miteinander zu haben.“ 1w+8m: „Wir streiten, wer Recht hat. Zwei starke Seiten. Große Nähe und Distanz möglich.“ 1w+9m(geschieden)+7m: „Neuner sind für mich attraktiv und abstoßend zugleich. Ihre Ruhe und ihre große Toleranz und Wärme sind attraktiv, ihre Schwerfälligkeit bringt mich bisweilen an den Rand der Verzweiflung. Seit einigen Monaten bin ich mit einer Sieben liiert, zur Zeit der reine Genuß!“ 1w+9m: „Unsere Themen sind Kampf und Autonomie, Bauch gegen Bauch. Bei ihm geht es um Ablassen von Trotz und Sturheit, bei mir um Gelassenheit im Handeln.“ 1w+9m: „Wir harmonieren in vielen Bereichen, ein gemeinsamer Alltag wird aber nicht möglich sein, die Neun strengt an, laugt aus.“ 1m+9w: „Da meine Frau dasselbe Fach studiert hat wie ich, ist die Konkurrenzsituation besonders groß. Auf Grund ihres schwächeren Antriebs kommt sie dabei oft schlechter weg und resigniert – was dann wiederum mich hemmt, meine Energie auszuleben.“ 1m+9w: „Die meisten Pläne kommen vom Einser, die Neun macht meistens mit. Sie ist der Ruhepol in der Familie. Es wird stürmisch, wenn der Einser verletzt und der Neuner stur ist …“ 1w+9m: „Vermutlich ist es sehr gut, einen Partner aus dem Flügelbereich zu haben. Wir verstehen einander gut, haben aber eben nicht total dieselbe Macke. Ich glaube, Nachbarn sind ideal füreinander!“

Ergebnisse aus der Partnerschaft/Ehe (mit und ohne Kinder): Partner der Eins: 1, 3, 4, 5(2×), 6, 7, 8, 9(9×) Auch hier gab es also eindeutige Vorlieben: Die Neuner Partner der Eins: 1, 2, 3, 4, 5(2×) 6, 7, 8, 9(9×). sind mit Abstand die beliebtesten Partner der Einser! 9 von 20 Einser haben oder hatten eine Partnerschaft mit einer Partner der Zwei: 1(3×), 5, 6(4×) 4, 9(2×). Neun. Besonders für weibliche Einser (6×) scheint ein Neu- Partner der Drei: 5, 9. ner-Mann sehr attraktiv zu sein. Partner der Vier: 1(2×), 5(2×), 6, 8. Am Einserpunkt ist auch die Bereitschaft hoch, in einer Part- Partner der Fünf: 1, 2(2×), 3(2×), 4(5×), 6, 7, 8, 9(4×). nerschaft mit Kindern zu leben. 17 von 20 Einsern hatten Partner der Sechs: 1(2×), 2, 5, 8, 9. einen Partner, 15 davon auch Kinder. Unter den drei Einsern Partner der Sieben: 1, 8, 9. ohne Partner war ein katholischer Priester. Partner der Acht: 5(2×), 6, 7, 8, 9. Einige Statements zur Partnerschaft: Partner der Neun: 1(3×), 2(2×), 3, 5(2×). 1m+1w: „Gleiche Sicht der Dinge im Prinzip, bei unterschied- Die beliebtesten Partner der öae-Mitglieder insgesamt sind: lichen Ansichten im Alltag oft schwierig, bei Konflikten, oder 9(19×), 1(13×), 5(11×), 6(8×), 4(7×), 8(6×), 2(6×), 3(4×), wenn sie wieder einmal alles perfekt organisiert, verziehe ich 7(3×). mich oft in Richtung Neun.“ 1m+4w: „Wir machten sehr Gratulation also den Neunern! Für unsere weitere öaeintensive Erfahrungen miteinander. Es ist ein tiefes Verständ- Arbeit zum Thema Beziehungen empfiehlt sich also, in nis gewachsen, und wir können uns auf zentrale Entwickeinem ersten Schwerpunkt besonders auf die Muster Neun, lungsschritte hinweisen, was den anderen oft zuerst ärgert, Eins und Fünf und ihr Beziehungsverhalten einzugehen, dann aber doch weiterhilft, weil wir in einer sehr guten weil davon sehr viele unserer Mitglieder unmittelbar profitieoffenen Kommunikation sind.“ 1w+5m: „Wir sind geschie- ren können. den.“ 1w+5m: „Unsere Muster zu kennen, hilft uns einMarion Küstenmacher

Zu guter Letzt Wie immer freut sich die Redaktion über Artikel, Erfahrungsberichte, Infos, Buchbesprechungen, Karrikaturen, Bilder, Rückmeldungen (!) u.ä. Erzeugnisse aus der Feder. EnneaForum lebt von der Vielfalt. Also: Ran an den Schreibtisch … Wir brauchen zur Redaktion und Gestaltung des Heftes einen Vorlauf von gut zwei Monaten, deshalb bitten wir um Verständnis für den frühen Redaktionsschluß. Nur dann kann das Heft im Mai bzw. November pünktlich erscheinen. Der nächste Redaktionsschluß ist der 1.3.2001. Jedoch: Je früher die Artikel eingehen, desto früher kann mit der redaktionellen Arbeit daran begonnen werden und desto früher liegt der Rundbrief in Eurem Briefkasten. EnneaForum

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