Elternschaft - ZAG - Universität Freiburg

March 31, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Freiburger FrauenStudien

Elternschaft Kinder zu haben ist nicht mehr selbstverständlich. Diese Entwicklung, die Bestandteil der sogenannten gesellschaftlichen Individualisierung ist und durch die moderne Geburtenkontrolle ermöglicht wurde, trägt der feministischen Forderung Rechnung, dass ‚Frau’ zu sein nicht mehr unbedingt bedeuten muss, ‚Mutter’ zu werden. Ein anderes Anliegen der Frauenbewegung wurde dagegen nicht erfüllt: So gilt die ‚Reproduktion’ weiterhin als Privatangelegenheit und die mit ihr einhergehenden Schwierigkeiten als jeweils individuell zu lösendes Problem. Die sicherlich nicht immer nur freiwillige Entscheidung vieler Akademikerinnen und Frauen in Führungspositionen gegen eigene Kinder (während ihre männlichen Kollegen durchaus Kinder haben) verdeutlicht, dass Elternschaft aus Gender-Perspektive betrachtet und kritisiert werden muss. Überdies macht die ökonomisch häufig prekäre Situation vieler Familien und ganz besonders von alleinerziehenden Müttern sowie die oft beschriebene ‚Retraditionalisierung’, die in heterosexuellen Paaren häufig schon bald nach der Geburt des ersten Kindes auftritt Elternschaft zu einem einem brisanten Thema. Die für den Reproduktionsbereich zentralen Fürsorge- und Pflegetätigkeiten, die in der feministischen Debatte häufig mit dem englischen Begriff ‚Care’ bezeichnet werden, stellen zudem nicht nur im Rahmen des Geschlechterverhältnisses einen neuralgischen Punkt dar. Dass sie bisher einer männerorientierten Abwertung unterliegen, zeigt z.B. auch die immer noch wenig modifizierte Organisation des Rentensystems: Nur der traditionell ‚männliche’, mit der Erwerbsarbeit gekoppelte Anteil (die einkommensabhängige Einzahlung in das Rentensystem) wird berücksichtigt, nicht aber der eher ‚weibliche’ Anteil, die Betreuung und Erziehung der zukünftigen Renteneinzahler. Die gerade in diesem Zusammenhang oft betonte Freiheit, sich für oder auch gegen die ‚unauflösbarste aller Bindungen’, die es bedeutet Kinder zu haben, entscheiden zu können, lädt die Entscheidung für Kinder mit einer erhöhten Verantwortung auf, die sich z.B. auch in der mittlerweile enormen Flut von Ratgeberliteratur ausdrückt: Eltern wollen ‚gute Eltern’ sein, insbesondere die Mutter eine ‚gute Mutter’. Das Kind soll möglichst bestmöglich gefördert werden, ein Trend, der die Anforderungen an die Eltern immer weiter steigen lässt. Und bereits vor der Geburt werden die zukünftigen Eltern durch die pränatale Diagnostik mit der Option konfrontiert, das ersehnte Wunschkind zum perfekten Baby zu optimieren. Trotz dieser Bemühungen zieht sich das Thema ‚Hölle bürgerliche Kleinfamilie’ beinahe wie ein Topos durch die Literaturgeschichte. Schilderungen dieser Art beschränken sich leider nicht nur auf den Bereich der Fiktion. ‚Familie’ ist nicht immer ein Ort des Friedens und der Harmonie. In Frage gestellt werden die an der biologischen Verwandtschaft orientierten Normalitätsvorstellung von ‚Elternschaft’ außerdem seit jeher durch Adoptivfamilien, zunehmend durch sogenannten ‚Patchworkfamilien’ sowie neuerdings im Rahmen der Debatte eines Adoptionsrechtes für gleichgeschlechtliche Paare. Elternschaft ist nichts Selbstverständliches – und damit wird sie zum Thema.

Mittwoch, 20. Oktober 2004, 20h c.t., Hörsaal 3042 Dr. Herrad Schenk (Pfaffenweiler): Eltern im 21. Jahrhundert - Rollenflexibilität als Notwendigkeit Kinder bei uns erleben heute im Allgemeinen starke, präsente Mütter und schwächere, eher abwesende Väter. Im Verlaufe der letzten drei Jahrhunderte hat die ursprünglich starke Figur des Familienvaters immer mehr an Bedeutung verloren, während parallel die Mutterrolle immer wichtiger wurde. Seit Ende des 20. Jahrhunderts gibt es Versuche einer Neudefinition der Vaterrolle, wobei der ’neue Vater’ der Mutter erheblich ähnlicher sieht als in früheren Generationen. Daraus entsteht nicht selten eine neue Konkurrenz: Wer ist die bessere Mutter – die Mutter oder der Vater? Frauen sind in dieser Hinsicht hochgradig ambivalent: einerseits wünschen sie sich engagierte Väter als Partner, andrerseits wollen sie ihre zentrale Position und das Gefühl der Unersetzlichkeit nicht verlieren. – Doch Paare müssen in Zukunft zunehmend flexibel in der Gestaltung der Elternrolle sein. Das Familienmodell mit dem Mann als Ernährer und der Frau, die sich zeitweilig auf die Familienarbeit konzentriert, wird immer mehr zum Lebensrisiko für alle Beteiligten – für Männer, Frauen und Kinder. Kurzbiografie: Jahrgang 1948, Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Köln und York (England). Von 1972 bis 1980 wiss. Ass. am Institut für Sozialpsychologie der Universität Köln. Seit 1980 freie Schriftstellerin, Romane und Sachbücher.

Montag, 8. November 2004, 20 h c.t., Hörsaal 3044 Tim Simms M.A. (Universität Freiburg): Embryo des Bösen Der Horrorfilm war immer schon das Genre, welches das aus dem Mainstreamkino Verdrängte in drastischer Form zeigen durfte: Körper, Sexualität, Gewalt. Schwangerschaft und Geburt sind daher Motive, die in viele Horrorfilme Eingang gefunden haben. Der Vortrag will einen Überblick über das Motiv der Schwangerschaft und der Geburt im Horrorfilm bieten und anhand von Filmausschnitten zentrale Elemente dieses Motivs herausarbeiten und seinen Wandel über die Zeit deutlich machen. Kurzbiografie: Timothy Simms M.A. studierte in Freiburg Soziologie und Chemie und ist langjähriges Mitglied des aka-Filmclub. Vorträge zu Batman in Comic und Film, Godzilla, Matrix und JamesBond. Mittwoch, 17. November 2004, 19.30h, HS 2006 Filmvorführung: Alien – Die Wiedergeburt / Alien: Ressurrection Mit einer Einführung von Antonia Ingelfinger M.A. (Universität Freiburg) ACHTUNG TERMINÄNDERUNG: Donnerstag, 18. November 2004, am Theater Freiburg Ödipus/Antigone (Vorführung & Podiumsdiskussion im Anschluss) Mit SchauspielerInnen des Theaters Freiburg, Marion Mangelsdorf (ZAG, Universität Freiburg), Joachim Pfeiffer (PH Freiburg) u.a. „Ungeheuer ist viel. Doch nichts / Ungeheuerer, als der Mensch.“ Theben ist krank. Unerkannt lebt der Mörder des alten Königs Laios fort. Der König Oedipus verspricht, den Mord aufzuklären. Doch allmählich wird klar, daß die Spur des Täters zu ihm

selbst führt: Ohne es zu wissen, hat Oedipus den eigenen Vater, Laios, erschlagen, seine Mutter Iocaste geheiratet und vier Kinder mit ihr gezeugt: Antigone, Ismene, Polyneikes und Eteokles. Jahre später: Polyneikes und Eteokles fallen im Kampf über die Herrschaft von Theben. Ihr Onkel Kreon übernimmt die Macht. Er reformiert den Staat und verbietet bei Todesstrafe, den Aggressor Polyneikes zu bestatten. Doch Antigone widersetzt sich dem Gebot Kreons und vollzieht die Bestattungsbräuche für ihren Bruder. Kreon besteht auf dem Recht des Staates und lässt Antigone lebendig einmauern. Zu spät erkennt er, dass dieser Strafakt ihm selbst Unheil bringt: Antigone hat sich bereits erhängt, sein Sohn Haimon tötet sich und als seine Gemahlin Eurydike davon erfährt, nimmt sie sich gleichfalls das Leben. Drei Generationen umfasst der Tragödienzyklus. Hellsichtig erkundet er das prekäre Verhältnis von Familie und Staat. Antigone opponiert gegen das öffentliche Gesetz der polis und zieht es grundsätzlich in Zweifel. Sie beruft sich auf ein göttliches bzw. familiales Gebot und stellt damit nicht nur die Ordnung des Staates, sondern auch die Ordnung der Politik in Frage. Die Auseinandersetzung um die Verwandtschaftsverhältnisse, der Streit um Grab und Ehre von Antigones Bruder erkunden die Grenzen und Bedingungen politischer Ordnung ebenso wie die Gewalttätigkeit jener familiären Verhältnisse, die das vermeintlich natürliche Fundament des Staates bilden. Inszenierung > Martin Kloepfer, Bühne & Kostüme > Esther Hottenrott, Dramaturgie > Christoph Lepschy Mit > Nadine Geyersbach, Claudia Hübbecker; Miguel Abrantes Ostrowski, Urs Peter Halter, Christian Heller, Herbert Schäfer, Götz Schulte, Julius Vollmer Mittwoch, 24. November 2004, 19.00 h, HS 2006 Filmvorführung: Rosemaries Baby / Rosemary’s Baby Mit einer Einführung von Stefanie Duttweiler M.A.(Universität Basel) Mittwoch, 1. Dezember 2004, 19.45 h, HS 2006 Filmvorführung: Des Teufels Saat / Demon Seed Mit einer Einführung von Tim Simms (Universität Freiburg) Donnerstag, 2. Dezember 2004, 20 h c.t., Hörsaal 3042 Dr. Regula Giuliani (Universität Freiburg): Adoptivelternschaft Der Vortrag befasst sich mit den Besonderheiten einer Elternschaft ohne biologische Verwandtschaft. Welches ist die besondere Art von Familiengründungen ohne ’Blutsverwandtschaft’? Wie wird der Zusammenhalt gestiftet? Wie unterscheidet sich dieses Lebensmuster von einem Normalitätsmuster, das eventuell gerade über Abweichungen zustandekommt? Kurzbiografie: Geboren 1952 in Basel, Studium in Heidelberg und Bochum, wissenschaftliche Assistentin in Bochum (bei Prof. Bernhard Waldenfels) und in Basel. - Seit 1993 an der Universität in Basel und Luzern, verheiratet, 3 Kinder. Forschungsgebiete: Sozialphilosophie, Phänomenologie, Wahrnehmungstheorie Donnerstag, 9. Dezember 2004, 20h c.t., Hörsaal 3042 Gerhard Tschöpe (Freiburg): Mama geht zum Job; Papa kocht das Essen?

Familienfreundlichkeit rückt in den Betrieben immer mehr in den Kreis der wichtigen Personalthemen. Selbst betriebswirtschaftlich lässt sich inzwischen beweisen, dass sich Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf rechnen. Begrüßt werden diese Angebote häufig von Frauen, die jetzt endlich ihren Spagat zwischen Kinderwunsch und beruflicher Eigenständigkeit verwirklichen können. Nur allzu selten sind die Adressaten Männer. Zu einer befriedigenden Lösung für Frauen und Männer kann es aber nur kommen, wenn die Frage der Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf verknüpft wird mit dem gender. Kurzbiografie: Gerhard Tschöpe studierte Sozialarbeit und Diplompädagogik/Erwachsenenbildung, absolvierte unter anderem eine Weiterbildung als NLP-Practitioner und Systemischer Supervisor (DGSv, 2003). Seit 1995 arbeitete er bei Pro Familia (Freiburg) mit den Arbeitsschwerpunkten Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Mobbing, Diskriminierung, Genderkompetenz/Frauen und Männer im Betrieb. Seit 2001 ist Gerhard Tschöpe bei Pro Phila Freiburg tätig. Die Arbeitsbereiche umfassen Gender Mainstreaming-Projekte beim Internationalen Bund und der Stadt Sindelfingen, sowie Gendersupervision, Coaching (auch in eigener Praxis) und Seminare zu „Partnerschaftlichem Handeln“ bei der Bundeswehr und der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Freitag, 10. Dezember 2004, 15.00-20.00 Uhr , Konferenzraum der UB Workshop: Embryo des Bösen. Schwangerschaft im Horrorfilm Mittwoch, 15. Dezember 2004, 19.30 h, HS 2006 Filmvorführung: Die Frau des Astronauten / The Astronaut’s Wife Mit einer Einführungvon Heike Polleit (Universitätsklinik Freiburg) ACHTUNG TERMINÄNDERUNG: Donnerstag, 16. Dezember 2004, 20 h c.t., Hörsaal 3042 Prof. Dr. Uta Meier (Universität Gießen): Sich über Arbeit neu vertragen – über die Notwendigkeit eines geschlechtersensiblen Generationenvertrages Die seit geraumer Zeit beklagte Schieflage im Generationenverhältnis wird medienwirksam als ’Krieg der Generationen’ oder unter dem Stichwort ’ergraute Gesellschaft’ thematisiert. Doch selbst die ernsthafte wissenschaftliche Ursachenforschung greift systematisch zu kurz, weil sie die Generationenfrage konzeptionell von der Geschlechterfrage entkoppelt und damit die eindimensionale Zuweisung von unbezahlter Familien- und Sorgearbeit an die weibliche Hälfte der Gesellschaft bei gleichzeitig wachsender Bildungsbeteiligung von Frauen unberücksichtigt lässt. Eine Gesellschaft, die zudem das von allen Familienaufgaben befreite Individuum überdurchschnittlich honoriert, das flexibel und mobil heute in Frankfurt, morgen in New York und übermorgen in Kyoto vollen Einsatz in der Erwerbswelt fährt, handelt sich als (unbeabsichtigte) Folge ihres Handelns ein, dass gerade gut qualifizierte Frauen (und Männer) von ihren zunächst ganzheitlichen Lebensentwürfen Abstand nehmen und immer häufiger zeitlebens kinderlos bleiben. In der Bilanz dieser Analyse kommt die Referentin zu dem Schluss, dass sich gesellschaftliche Solidaritätspotentiale zwischen den Generationen nur revitalisieren lassen, wenn eine geschlechtergerechte Neuorganisation von Lebensläufen als ’Patchwork’ aus unterschiedlichen Formen von gesellschaftlich notwendiger Arbeit auf den Weg gebracht und gesellschaftlich flankiert wird.

Kurzbiografie: Uta Meier ist Professorin für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaft, seit Februar 2003 ist sie Mitglied der Sachverständigenkommission für den 7. Familienbericht der Bundesregierung, sie lebt in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft und hat einen 30jährigen Sohn, Forschungsschwerpunkte: Armuts-, Haushalts- und Gender- und Zeitforschung Weihnachtspause 16. Januar 2005, am Theater Freiburg Die Marquise von O (Vorführung & Podiumsdiskussion) Mit SchauspielerInnen des Theaters Freiburg, Prof. Dr. Joachim Pfeiffer (PH Freiburg) u.a. »In M..., einer bedeutenden Stadt im oberen Italien, ließ die verwitwete Marquise von O..., eine Dame von vortrefflichem Ruf, und Mutter von mehreren wohlerzogenen Kindern, durch die Zeitungen bekannt machen: dass sie, ohne ihr Wissen, in andre Umstände gekommen sei, daß der Vater zu dem Kinde, das sie gebären würde, sich melden solle; und daß sie, aus Familienrücksichten, entschlossen wäre, ihn zu heiraten.« So beginnt Kleists faszinierende Novelle und entfaltet im folgenden die skandalöse Geschichte einer Vergewaltigung. Krieg überzieht das Land. Die Zitadelle, deren Kommandant der Vater der Marquise ist, wird von Russen gestürmt. Eine Rotte von Soldaten ergreift die Marquise. Eine Vergewaltigung droht. Da erscheint der russische Graf von F., rettet sie und bringt sie in Sicherheit. Die Marquise fällt in Ohnmacht. Als sie wenige Wochen später an sich die untrüglichen Zeichen einer Schwangerschaft wahrnimmt, wird sie aus dem elterlichen Haus gewiesen. Per Zeitungsannonce sucht sie nun den Vater des Kindes. Da meldet sich der Graf von F. ... Auf frappierende Weise werden hier Familienbeziehungen und Kriegshandlungen aufeinander bezogen, so daß am Ende nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden kann, ob die Familie den Krieg oder der Krieg die Familie bestimmt. Ein doppeltes Skandalon steht im Zentrum der Erzählung: Einerseits geht es um die Frage nach dem Gewaltakt selbst, andererseits um die Reaktionen von Familie und Gesellschaft auf seine Veröffentlichung. Oder auch: um die prekäre Frage nach der Wahrheit in der „gebrechlichen Einrichtung der Welt“. Inszenierung > Sybille Fabian; Bühne > Herbert Neubecker; Kostüme > Michael SieberockSerafimowitsch; Musik > Sandro Tajouri; Dramaturgie > Christoph Lepschy Mit > Ilse Boettcher, Nadine Geyersbach; Alexander Gamnitzer, Urs Peter Halter, Ueli Schweizer Donnerstag, 20. Januar 2005, 20 h c.t., Hörsaal 3042 Dr. Astrid Lange-Kirchheim (Universität Freiburg): "Ein Kind und Arbeit!" Mutterschaftsentwürfe in Texten von deutschen Autorinnen um 1900 Bekanntlich werden um 1900 Mütterlichkeit und Mutterschaft intensiv erörtert. An Texten von Autorinnen, wie etwa Gabriele Reuter, Helene Böhlau, Hedwig Dohm, Franziska zu Reventlow, fällt dabei der hohe Stellenwert auf, welcher der exklusiven Mutter-Kind-Dyade zugemessen wird. Als Protest gegenüber der die Frauen entwertenden patriarchalischen Familienstruktur kommt es offenbar zu einer Rückbesinnung auf das aktive kreative weibliche Vermögen, das sich im Kind materialisiert. Mit ihm verbindet sich der Glaube an die eigene Wiedergeburt, und das heißt an eine Neukonstitution des weiblichen Selbst jenseits der Verletzungen und Beschneidungen durch hegemoniale Männlichkeit/ Väterlichkeit. Entsprechend entwerfen diese Texte – und das macht sie so modern – dezidiert Formen

’unbemannter Mutterschaft’: das ’Fräulein’, das ein Kind adoptiert, die unverheiratete Mutter, die den Mann als ’nicht zu ihrem Schicksal gehörig’ ausschließt, die Künstlerin, die ihr kreatives Potential verdoppelt in der Vision von Kind und Arbeit. Daß diese Versuche weiblicher Subjektwerdung zumeist scheitern, macht ihren reaktiven und utopischen Charakter aus. Kurzbiografie: Dr. phil., Privatdozentin für Neuere deutsche Literaturgeschichte am Deutschen Seminar der Universität Freiburg, Abteilung für Neuere Literatur. Studium der Anglistik, Germanistik und Philosophie in Frankfurt, München und Saarbrücken. – Zu den Forschungsschwerpunkten gehören: psychoanalytische Literaturwissenschaft, Literatur und Geschlechterforschung, Autoren und Autorinnen des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Buchpublikation über Shakespeares Tragikomödien. Zahlreiche Aufsätze und Rezensionen zu Goethe, Annette von Droste-Hülshoff, Wilhelm Busch, Franz Kafka, Robert Walser, Arthur Schnitzler, Thomas Mann, Gottfried Benn, Otto Rank, Ernst Kris, Hanns Sachs, Alfred Weber und zum Film. Mitherausgeberin des Jahrbuchs für Literatur und Psychoanalyse. Freiburger literaturpsychologische Gespräche (Verlag Königshausen & Neumann). Donnerstag, 27. Januar 2005, 20 h c.t., Hörsaal 3042 Prof. Dr. Elisabeth Cheauré (Universität Freiburg): Mütterchen Russland und russische Mütter – Zu Repräsentationen von Mütterlichkeit und Mutterschaft in der russischen Kultur. Die Diskurse um die nationale Identität sind in Russland in ganz spezifischer Weise von Weiblichkeits- und Mutterimagines geprägt. Dabei spielen und spielten Vorstellungen von einer ’weiblichen Seele Russlands’ nicht nur in der Vergangenheit eine besondere Rolle, sondern auch im gegenwärtigen, postsowjetischen Russland. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen Entwürfe von Mutterschaft und Mütterlichkeit in literarischen Texten und in gelebter Erfahrung. Darüber hinaus sollen Mutterdiskurse in ihren symbolischen und metaphorischen Dimensionen untersucht werden. Kurzbiografie: Studium der Germanistik, Slavistik und Philosophie an der Universität Graz. 1977 Promotion zum Thema "E.T.A. Hoffmann. Inszenierungen seiner Werke auf russischen Bühnen. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte". 1986 Habilitation für das Fach Slavistik/ Literaturwissenschaft in Graz (Habilitationsschrift: "Die Künstlererzählung im russischen Realismus"). Lehrtätigkeiten an den Universitäten von Würzburg, Bamberg, Graz, Basel und Tübingen. Seit 1990 am Slavischen Seminar der Universität Freiburg. Forschungsschwerpunkte (Auswahl) sind russische Dichterinnen und Schriftstellerinnen, russische Literatur, insbesondere auch des 20. Jahrhunderts, russische Kultur und Gender, Theorie der phantastischen Literatur, ausgewählte Probleme der serbischen Literatur und der russisch-serbischen Literaturbeziehungen, interkulturelle Slavistik. Donnerstag, 3. Februar 2005, 20 h c.t., Hörsaal 3042 Dr. Wiebke Kolbe (Universität Gießen): Neue Väter - oder was? Vaterschaft und Vaterschaftspolitik in Schweden und der Bundesrepublik seit den sechziger Jahren In den letzten zwanzig Jahren ist viel von den ’neuen Vätern’ geredet worden: Was macht sie aus, und: Gibt es sie tatsächlich? Diese Diskussion wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern geführt, etwa in Schweden, das international als Pionierland sich wandelnder Elternschaftsmodelle gilt. Der Vortrag geht der Frage nach, wie die Politik beider Länder seit den 1960er Jahren versucht hat, Vaterschaftspraktiken zu beeinflussen und welche Konzepte von Vaterschaft und ihrem Verhältnis zu Mutter- und Elternschaft ihr zugrunde

lagen. Umgekehrt untersucht er, ob gesellschaftliche Vorstellungen von Vater- und Elternschaft und gelebte Vaterschaftsmodelle ihrerseits die staatliche Politik beeinflusst haben. Der Vortrag gibt einen Überblick über den Wandel von Vaterschaft in Werten, Politik und Alltag, fragt nach den Ursachen für diesen Wandel und für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Schweden und Deutschland und möchte herausfinden, wie viel an den ’neuen Vätern’ tatsächlich dran ist. Kurzbiografie: Historikerin. Geboren und aufgewachsen in Kiel; Studium der Geschichtswissenschaft, Germanistik, Skandinavistik und Finno-Ugristik in Kiel, Uppsala und Bielefeld; Dr. phil. in Neuerer Geschichte 1999 an der Universität Bielefeld; seitdem dort wissenschaftliche Assistentin für Geschlechtergeschichte; derzeit Lise-Meitner-Habilitationsstipendiatin. Dissertation über Elternschaftspolitik in Schweden und der Bundesrepublik 1945-2000; aktuelles Forschungsprojekt über die Geschichte der Seebäder an Nord- und Ostsee. ACHTUNG TERMINÄNDERUNG: Donnerstag, 10 Februar 2005, 20 h c.t., Hörsaal 3042 Chris Schenk, Dipl. phys. (Berlin): queer families - gegenwärtige Situation und Perspektiven In der Ambivalenz der gegenwärtigen rechtlichen und praktischen Situation lesbischer oder schwuler bzw. sich queer verortender Menschen, die mit Kindern leben, spiegelt sich die Konkurrenz zwischen gesellschaftlichen Normalitätsvorstellungen und den Ansprüchen nichtheteronormativer Lebensformen wider. Die Frage des Umgangs mit Kindern scheint zum letzten Kampffeld öffentlich sagbarer Homophobie geworden zu sein. Ich werde die Denkfiguren darstellen, die in der aktuellen Diskussion um eventuelle Verbesserungen des Lebenspartnerschaftsgesetzes hinsichtlich Elternschaft bemüht werden. Auf die Virulenz biologistischer Vorstellungen über die Bedeutung der Abstammung ist dabei ebenso hinzuweisen wie auf die in der politischen Klasse (nicht nur in deren konservativem Teil) noch weit verbreitete Mystifizierung der Institution Ehe. Abschließend werde ich die Frage diskutieren, wie unter den Bedingungen einer sich ausweitenden Vielfalt an unterschiedlichsten Beziehungsmustern eine zukunftsfähige rechtliche Ausgestaltung von Elternschaft aussehen könnte und wie ein nichtnormierender Familienbegriff zu formulieren wäre. Kurzbiografie: Chris Schenk, geb. 1952, Dipl.-Phys., postgrad. Studium d. Soziologie (HU Berlin), Zusatzstudium Gender- und Diversity-Kompetenz (FU Berlin) Mitglied des Deutschen Bundestages von 1990 - 2002 jetzige Tätigkeit: Politikberatung für NGO´s, Text-Coaching Arbeitsschwerpunkte: Diversity Management, Lebensweisenpolitik, queer politics

Mittwoch, 16. Februar 2005, 20 h s.t., Elisabeth-Schneider-Stiftung (Wilhelmstr. 17 A), Historischer Gewölbekeller Viola Roggenkamp liest aus ihrem Roman Familienleben. Hamburg, 1967. Eine alte, heruntergekommene Villa im feinen Harvestehude. Fania Schiefer, dreizehn Jahre alt, findet sich nicht zurecht, weder in ihrer deutschen Muttersprache noch in ihrer deutschen Vaterstadt. Ihre jüdische Mutter hat mit Hilfe des Vaters die Nazizeit überlebt. Liebevoll-unerbittlich wacht Alma Schiefer über das Leben ihrer Töchter, während ihr Mann

als Vertreter für Brillen die Woche über abwesend ist. Und während der Schah von Persien Berlin besucht, die ersten Studentendemos stattfinden und in Israel der Sechs-Tage-Krieg ausbricht, findet die Ich-Erzählerin Fania ihren Weg aus der Enge und Verzauberung der familiärenInnenwelt. Viola Roggenkamp wurde 1948 in Hamburg geboren und stammt aus einer jüdisch-deutschen Familie. »Familienleben« ist der erste Roman der renommierten Publizistin: ein berührender Entwicklungsroman, erzählt aus der Perspektive der jüngsten Tochter und ein sensibles Zeitbild, das zeigt, wie in der deutschen Nachkriegsgeschichte jüdisches Familienleben, unbemerkt von der Außenwelt, weiterlebt. Kurzbiografie: Viola Roggenkamp wurde 1948 in Hamburg geboren und stammt aus einer jüdisch-deutschen Familie. Sie reiste und lebte mehrere Jahre in Ländern Asiens und in Israel und ist eine der renommiertesten Publizistinnen deutscher Sprache (u. a. DIE ZEIT). Zu ihren Buchveröffentlichungen gehört Tu mir eine Liebe. Meine Mamme. Jüdische Frauen und Männer in Deutschland sprechen über ihre Mutter (2002).

Donnerstag, 21. April 2005, 20 h c.t., voraussichtlich Hörsaal 3042 Leone Wolfrum M.A. (Universität Freiburg): "Wo kommt der Embryo denn her...?" – Herkunft und Elternschaft in Zeiten der Reprogenetik, eine qualitative Studie ’Der Embryo’ kommt scheinbar ohne Bezüge und Bindungen aus. Zumindest suggerieren das die Bilder, die seit einigen Jahren in den Medien kursieren, ebenso wie die so genannte Bioethikdebatte. Doch auch wenn die Argumentationen weitestgehend auf das Produkt der Befruchtung, ’den Embryo’ reduziert werden, spielen die Themen Herkunft und Elternschaft eine wichtige Rolle, um das Für und Wieder der neuen reprogenetischen Technologien abwägen zu können. Anhand von Gruppendiskussionen zum Thema der Embryonalen Stammzellfoschung möchte ich dies dokumentieren und aufzeigen wie in diesem Zusammenhang Gedanken zu Herkunft, Mutter-, Vater-, und Elternschaft formuliert werden. Kurzbiografie: Andrea-Leone Wolfrum, geb. 1969, studierte Soziologie mit den Schwerpunkten Entwicklungsplanung und -politik, Frauenforschung und Kulturanthropologie an der Universität Bielefeld. 2000 Diplom mit einer empirischen Arbeit zum Thema Modernisierung und Islamisierung in Südostasien. Seit 2002 Lehrtätigkeit an der Universität Freiburg. Derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin im Verbundprojekt „Der Status des extrakorporalen Embryos“. Promoviert bei Frau Prof. Dr. Nina Degele zum Thema Embryonale Stammzellenforschung. Mittwoch, 11. Mai 2005, Zeit wird noch bekannt gegeben, Theater Freiburg Lesung mit SchauspielerInnen des Theaters Freiburg zum Thema „Hölle Bürgerliche Kleinfamilie“. Donnerstag, 12. Mai 2005, 20 h c.t., voraussichtlich Hörsaal 3042 Prof. Dr. Franziska Schössler (Universität Trier): Die ganz normale Hölle der bürgerlichen Kleinfamilie Die bürgerliche Kernfamilie hat sich seit ihrer Entstehung als wahrer Fundus für Tragödien und pathosreiche Verzweiflungen erwiesen. Bereits im 18. Jahrhundert nähren sich die Eltern – so die Plots einer Vielzahl von Texten – emotional und auch körperlich von ihren Kindern,

agieren hier ihre (Auto-)Aggressionen aus (Emilia Galotti) oder aber ihre vampirischen, Besitz ergreifenden (Inzest-)Phantasien (Die Marquise von O.), die bezeichnenderweise in der Gegenwartsliteratur immer noch Konjunktur haben (Dea Loher, Thomas Jonigk, Marius von Mayenburg). Der Vortrag will zwei Spots auf diese Landschaft familiärer Desaster richten, auf das 18. Jahrhundert und die Gegenwart. Leitende Fragestellung wird sein, ob sich die traditionellen Konfliktformen schlicht behauptet haben, beispielsweise in der Dramatik seit 1995, die das Familiensujet wieder entdeckt. Oder aber ob sich neuartige Konfigurationen abzeichnen, die die ödipalen Konstruktionen unterlaufen (wie in Jelineks Klavierspielerin und in Macht nichts), diese zur Disposition stellen (Sarah Kane) und historisieren (Rainald Goetz). Kurzbiografie: Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie, Linguistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Bonn und Freiburg. Studienaufenthalte in Paris, London und Brisbane. 1994 Promotion über Adalbert Stifter, 2001 Habilitation über Goethe an der Universität Freiburg (Die „Lehr“- und „Wanderjahre“. Eine Kulturgeschichte der Moderne) Schwerpunkte: Drama und Theater (insbesondere der Gegenwart), kulturwissenschaftliche Theoriebildung und Lektüren, Gender Studies. Neueste Publikationen: Einführung in das bürgerliche Trauerspiel und das soziale Drama (Darmstadt 2003); in Vorbereitung: Augen-Blicke. Erinnerung, Zeit, Geschichte(n) in Dramen der 1990er Jahre (Tübingen 2004). Donnerstag, 2. Juni 2005 Prof. Dr. Cornelia Helfferich, Anneliese Hendel-Kramer M.A. und Nina Wehner M.A. (Evangelische Fachhochschule Freiburg): Familiengründung im Studium – Rahmenbedingungen für eine Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie. Eine Panelstudie in Baden-Württemberg. Im Auftrag der Landesstiftung Baden-Württemberg führt das Sozialwissenschaftliche FrauenForschungsInstitut an der Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung der Evangelischen Fachhochschule Freiburg (SoFFI K.) das Forschungsprojekt Familiengründung im Studium durch (Laufzeit des Projektes: 01.10.03 – 30.09.06). Vor allem für hochqualifizierte Frauen ist der Zeitpunkt für eine Familiengründung schwierig, wie das steigende Erstgeburtsalter und der zunehmende Anteil kinderloser Frauen vor allem in den hohen Qualifikationsgruppen belegen. Es stellt sich daher die Frage, ob eine Familiengründung bereits während des Studiums unter bestimmten Rahmenbedingungen nicht auch langfristig Vorteile haben kann. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsprojekt mit einer Kombination von quantitativen und qualitativen empirischen Methoden die Bedingungen und Auswirkungen einer Familiengründung im Studium für Frauen und für Männer. Es werden erste Ergebnisse der Baden-Württemberg weiten schriftlichen Befragung und der qualitativen Interviews mit studierenden Müttern und Vätern vorgestellt. Kurzbiografien: Projektleitung: Prof. Dr. Cornelia Helfferich ist Professorin für Soziologie an der Evangelischen Fachhochschule - Hochschule für Soziale Arbeit, Religionspädagogik und Diakonie und Prorektorin der Fachhochschule. Sie leitet zudem das mit der Fachhochschule über die "Kontaktstelle praxisorientierte Forschung" verbundene "Sozialwissenschaftliche FrauenForschungsInstitut" (SoFFI K.). Mitarbeiterinnen:

Anneliese Hendel-Kramer M.A. ist Soziologin und seit 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sozialwissenschaftlichen FrauenForschungsInstitut (SoFFI K.). Nina Wehner M.A. ist Soziologin und arbeitet seit Januar 2004 am Sozialwissenschaftlichen FrauenForschungsInstitut (SoFFI K.). Mittwoch, 15. Juni 2005, 20 h c.t., voraussichtlich Hörsaal 3042 Prof. Emerita Dr. Maria-Barbara Watson-Franke (San Diego State University): Mütter als Machtträger. Matrilineare Überlegungen zur Elternschaft. Die Definition der Mutter in matrilinearen Gesellschaften als strukturell zentraler und ökonomisch wichtiger Figur in Verbindung mit einem nicht-dominanten Vater schafft eine Geschlechter-Dynamik, die sich grundsätzlich von der des westlichen Patriarchats unterscheidet. So ist zum Beispiel die Bindung zwischen Ehegatten im gesellschaftlichen Sinne schwächer als die zwischen Bruder und Schwester. Allein diese Tatsache beeinflusst den Charakter der Elternschaft in matrilinearen Systemen. Im akademischen wie populären patriarchalischen Denken rufen matrilineare Modelle zumeist Ablehnung oder kognitive Dissonanz hervor, was das Verständnis dieser Systeme natürlich stark erschwert. Weltweite Beispiele matrilinearer Realität werden diskutiert mit der Absicht, sie als Denkanstöße in der gegenwärtigen Debatte über Elternschaft zu verstehen. Kurzbiografie: Maria-Barbara Watson-Franke ist Professor Emerita am Department of Women's Studies an der San Diego State University. Sie studierte Ethnologie in Berlin, Frankfurt/M und Wien. Sie unternahm Feldforschungen in Venezuela bei den matrilinearen Wayuu (Guajiro) und in Europa. Ihre Forschungsinteressen und Publikationen beschäftigen sich mit kulturvergleichenden Studien ueber Frauen als Machtträger, Geschlechter-Dynamiken in matrilinearen Gesellschaften, "Life History", weibliche Rituale, und feministischer Hermeneutik. Freitag, 17. Juni 2005, 17 h s.t. Konferenzräume des Neurozentrums der Universitätsklinik „Guter Hoffnung oder schlechter Erwartung?“ Podiumsdiskussion zum Thema Pränatale Diagnostik mit Dr. Gudrun Hopfengärtner (Ärztin, Pro familia Freiburg), Prof. Dr. Thomas Klie (Jurist, Evangelische Fachhochschule Freiburg – angefragt), Mathias Nägele (Vater eines Kindes mit Glasknochenkrankheit, Freiburg), Dr. Regina Rasenack (Ärztin, Universitäts-Frauenklinik) und Prof. Dr. Albrecht E. Sippel (Genetiker, Universität Freiburg) Mittwoch, 22. Juni 2005, 20 h c.t., voraussichtlich Hörsaal 3042 Prof. Dr. Cornelia Helfferich (Evangelische Fachhochschule Freiburg), Dr. Jan Kruse (Universität Freiburg): Familienplanung von Männern – eine Frauensache? Die subjektive Wahrnehmung der ’Planbarkeit’ von Familie. In der Studie „männer leben“, gefördert 2002-2004 durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ist sowohl in der quantitativen als auch in der qualitativen Erhebung u.a. der Frage nachgegangen worden, wie Männer ihre Beteiligung an der Familienplanung sehen. Dabei könnte man zwei unterschiedliche Vorannahmen hegen: Einmal könnte es sein, dass Männer eine größere Planungsnähe als Frauen haben, weil sie rationaler an die Familienfragen herangehen. Man könnte aber auch annehmen, dass Männer eine größere Distanz zur Planung reproduktiver Ereignisse haben, weil sie weniger als Frauen über die Planungsgrundlagen, nämlich die Gebärfähigkeit, verfügen. Sehen sich also Männer

subjektiv selbst als Planende, als aktiv ihr reproduktives Leben Gestaltende? Wenn nein: Wie sehen sie selbst den Weg, auf dem sie zu Kindern gekommen sind? Haben sie irgendwelche anderen ’Strategien’, die sie gezielt verfolgten, um Familie zu realisieren? Welche Rolle spielen die Partnerinnen bzw. die Gemeinsamkeit mit den Partnerinnen? Der Begriff ’Familienplanung’ unterstellt dabei auf den ersten Blick die rationale Planbarkeit reproduktiver Ereignisse. Wie äußern sich jedoch die subjektiven Deutungsmuster von Männern hinsichtlich der Planbarkeit des Nachwuchses? Und wie können sie systematisch erhoben werden? Mit dem in die Familienforschung neu eingeführten Konstruktes der agency soll versucht werden, die differenzierten subjektiven Sichtweisen von Männern angemessener als bisher zu erfassen. Kurzbiografien: Prof. Dr. Cornelia Helfferich: Seit 1995 Professorin für Soziologie an der EFH, seit 1998 Prorektorin. Von 1998 - 2000 Mitglied der "Kommission zur Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung an den Hochschulen Baden-Württembergs" des Wissenschaftsministeriums BadenWürttemberg. Seit 1999 Mitglied im Sozialausschuss der Stadt Freiburg. Arbeitsschwerpunkte: Geschlechterdifferenzierende Lebenslaufforschung, Familienplanung im Lebenslauf von Frauen und Männern, Gewalt im Geschlechterverhältnis, soziale Problemlagen und Wohnungslosigkeit bei Frauen, Gesundheit, chronische Krankheit und Substanzabhängigkeit, geschlechterdifferenzierende Prävention, Gender-Mainstreaming, Sexualität und Neue Medien. Dr. Jan Kruse: September 2000: Abschluss zum Dipl. Sozialpädagogen (FH) April 2004: Promotion an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Hauptfach Soziologie Okt. 2003-Sept. 2004: Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Soziologie Dez. 2003-Jan. 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt "Männerleben - Studie zu Lebensläufen und Familienplanung" im Auftrag der BzgA Arbeitsschwerpunkte: Qualitative Interviewforschung, Professions- und Arbeitssoziologie, Familiensoziologie, Soziale Arbeit

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