Einladung zum Stockholm International Youth

March 5, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Einladung zum Stockholm International Youth Science Seminar 2013 mit Besuch der Nobelpreisverleihung am 10. Dezember 2013 Beim Bundeswettbewerb Jugend forscht 2013 gewann Nora Liebmann (17) mit ihrem Projekt „Entwicklung einer neuen molekularbiologischen Methode zum Nachweis pathogener Keime“ im Fachgebiet Biologie die Einladung zum Stockholm International Youth Science Seminar 2013 (SIYSS) mit Besuch der Nobelpreisverleihung. Der Preis wurde von der Ernst A. C. LangeStiftung, Bremen gestiftet. Von Nora Liebmann

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des SIYSS 2013

Das vierte Türchen meines Adventskalenders war geöffnet, das Kofferschloss verriegelt, alles bereit zum Abflug. Schnell schickte ich noch eine Nachricht an meine Eltern, dann startete auch schon der Flieger Richtung Stockholm. Dank Jugend forscht und der Ernst A. C. Lange-Stiftung hieß es nun für eine Woche der Uni den Rücken zu kehren. Ich tauschte den Alltag gegen eine Teilnahme am Stockholm International Youth Science Seminar, kurz SIYSS. Gemeinsam mit 23 anderen Jugendlichen aus der ganzen Welt erlebte ich die bisher wohl aufregendste Woche meines Lebens. Der krönende Abschluss des Seminars war die Teilnahme an der Nobelpreisverleihung. Gerade in Stockholm gelandet, wurde ich durch die Organisatoren des SIYSS in Empfang genommen. Im Taxi Richtung Innenstadt bekam ich die erste Gelegenheit, mich mit Jungforschern aus Russland, den USA und Finnland auszutauschen. In jedem Gesicht bemerkte man ein Glitzern in den Augen, denn alle wussten, dass jetzt das Abenteuer beginnen würde, worauf wir alle Wochen, Monate, wenn nicht Jahre gewartet hatten.

© Stiftung Jugend forscht e. V. 2014

Im Hostel angekommen erkundeten wir zunächst die wunderschöne Altstadt Stockholms und den Palast, neben dem unser Hostel lag. Nach einem kleinen Rundgang lernten wir uns bei einer „Fika“ (schwedisch für Vesper) mit den köstlichsten schwedischen Leckereien bis in die Abendstunden näher kennen. Nach einer kurzen Nacht war der Vormittag ganz dem Seminar gewidmet. Wir hatten die Gelegenheit, unsere Präsentation zu üben, zu verbessern und uns auszutauschen. Am Nachmittag besuchten wir das Royal Institute of Technology, um mehr über die Projekte der anderen Jungforscher zu erfahren. Mit noch mehr Wissen über die Teilnehmer im Gepäck war es an der Zeit, ihre Heimatländer besser kennenzulernen. Bei typisch schwedischem Essen diskutierten wir über Sombreros aus Mexiko, Kängurus aus Australien und Rentiere aus Schweden. Das Highlight: Delikatessen aus jedem Land! Ich musste feststellen, dass „Kitkat Wasabi“ aus China nichts für mich ist. Team Deutschland brachte einen Christstollen und gebrannte Mandeln mit, die für Begeisterung sorgten. Doch für alle viel wichtiger war die Antwort auf die Frage, ob diese Naschereien von einem Original Weihnachtsmarkt stammten. Was für Deutsche zur WeihnachtsSeite 1

zeit einfach dazugehört, ist mittlerweile auch in vielen anderen Ländern der Welt in aller Munde. Der nächste Tag startete mit einer Sightseeing-Tour durch Stockholm. Dazu kann man nicht mehr sagen als: bezaubernd! Stockholm ist eine wirklich hinreißende Großstadt, die viel Charme ausstrahlt. Eine Reise dorthin ist lohnenswert. Im Anschluss fuhren wir für den Rest des Tages in das Karolinska-Institut. In diesen altehrwürdigen Mauern wird jährlich über den Nobelpreisträger in der Kategorie „Medizin oder Physiologie“ entschieden. Im Institut angekommen erhielten wir zunächst einen Einblick in die derzeitige Forschung im Bereich der Diabetes und konnten mit Wissenschaftlern über ihre Arbeit diskutieren. Faszinierend für mich: Hochangesehene Forscher sind absolut interessiert am Dialog mit Jungforschern. Es wurde nach unseren Ideen und Meinungen gefragt – ein Ideenaustausch sondergleichen. Danach schnupperten wir zum ersten Mal Nobelluft. Wir lernten den Sekretär der Nobelstiftung kennen, erfuhren Details über den Nobelpreis und Alfred Nobel selbst.

SIYSS trifft den Sekretär der Nobelstiftung

Anschließend durften wir die MedizinNobelpreisträger bei einer Pressekonferenz näher kennenlernen und mit einigen Fragen löchern. Um uns das schwedische Feeling, neben IKEA und H&M, näher zu bringen, besuchten wir am nächsten Tag eine der größten Papierfabriken Schwedens. Hier wird ausschließlich Papier hergestellt, sämtliche Qualitäten sind verfügbar: Zeitung, Katalog, Flyer, Taschenbücher, alles was das Herz begehrt – für Papierliebhaber das absolute Paradies. Diejenigen, deren Lieblingsmaterial nicht das Papier ist, kamen trotzdem auf ihre Kosten. Da die Fabrik etwas außerhalb von Stockholm liegt, konnten wir unseren ersten Schnee genießen. Südafrika trifft auf Schnee! Eine Begegnung, die man einfach miterlebt haben muss, denn dort ist

Schnee so selten wie regenlose Sommer in Deutschland. Nach unserer Lektion in Sachen Papierherstellung besuchten wir die Vorlesung zum Nobelpreis für Literatur. Die Reden der Nobelpreisträger haben in Stockholm Tradition. Leider war Alice Munro krankheitsbedingt nicht anwesend. Die Nobelstiftung machte es trotz alledem möglich, einer interessanten Lesung zu folgen, begleitet von einem Interview mit der Autorin. Auch am nächsten Tag lauschten wir in der Aula Magna der Universität Stockholm den anderen Nobelpreisträgern. Nach einem großen Presserummel angesichts der Anwesenheit von Peter Higgs, dem Physik-Nobelpreisträger 2013, folgten die wohl spannendsten drei Vorträge an diesem Tag. Die ChemieNobelpreisträger überzeugten alle SIYSSTeilnehmer mit ihren lockeren Präsentationen. Der Tag wurde von einem typisch schwedischen Weihnachtsessen gekrönt. Zur Auswahl standen auch die durch IKEA bekannten Hackfleischbällchen. Kugelrund und zufrieden ging es zurück in unser Hostel, wo noch spät bis in die Nacht mit größter Nervosität an den Präsentationen für das Seminar gefeilt wurde. Das Seminar war der Teil der Reise, bei dem wir Teilnehmer des SIYSS uns wie die Großen fühlen durften. Wir standen auf derselben Bühne, auf der noch einen Tag zuvor die Nobelpreisträger ihre Vorlesungen gehalten hatten. An diesem Tag kamen knapp 1000 Schüler aus ganz Stockholm, um unseren Vorträgen zu lauschen – ein wirklich unbeschreibliches Gefühl. Die Vorträge waren eine Zusammenfassung der Projekte, die uns in internationalen und nationalen Wettbewerben die Tickets nach Stockholm beschert hatten. Mit erhobener Brust schritten wir nach der Präsen-

Noras Präsentation beim Seminar in der Universität Stockholm

tation zu unseren Ständen, wo wir ganztägig mit interessierten Schülern über die Projekte

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diskutierten. In einer wirklichen angenehmen Atmosphäre durfte ich hier sowohl einen der größten als auch internationalsten Dialoge über die verschiedensten Forschungsarbeiten erleben. Als dieser Tag geschafft war, atmeten alle auf. Jetzt stand alles nur noch im Zeichen der Nobelpreisverleihung. Die perfekte Einstimmung war am Abend die „Nobel reception“, ein Cocktailabend mit den diesjährigen und ehemaligen Nobelpreisträgern.

Nobel reception

Bei Speis und Trank konnten wir auf Augenhöhe mit Nobelpreisträgern ins Gespräch kommen. Ein Event, das ähnlich begehrt ist, wie die Nobelpreisverleihung selbst. Mein Highlight war ein Gespräch mit Peter Higgs, der mit viel Freude von seinem Studium berichtete. Ebenso Michael Levitt, ein ausgesprochen lebenslustiger Mann, der mit voller Begeisterung von seiner Forschung erzählte und mich mit seinen Worten motivierte, an der Forschung festzuhalten. Dann hieß es nur noch einmal schlafen! Früh am Morgen wurden die Mädchen aus den Betten geklingelt: Der Friseur wartete. Vier Stunden und 20 Dosen Haarsprays später schlüpften wir in unsere Abendgarderobe. In High Heels stöckelten wir zum Platz, wo sonst der Bus auf uns wartete. Doch stattdessen standen dort weiße Limousinen, wie man sie sonst

nur aus Hollywood kennt. Von da an wussten wir, dass wir an diesem Abend in eine Welt eintauchen würden, die sonst nicht Bestandteil unseres Alltags ist. Das Ziel unserer Fahrt war die Konzerthalle Stockholms. Kein Wort und kein Bild kann die Eindrücke beschreiben, die wir dort erhielten: Die Gäste trugen ihre schönsten Roben. Der König und die Königin Schwedens saßen nur ein paar Meter von uns entfernt. Jedes Mal bekam ich Gänsehaut, wenn die Fanfaren erklangen, der König den Preis überreichte und die Nobelpreisträger mit sichtlicher Zufriedenheit ihre Verbeugungskünste demonstrierten. Nach der relativ kurzen Zeremonie ging es in Bussen zum Stockholmer Rathaus, wo das Nobelbankett auf die Gäste wartete. Im blauen Saal standen die mit Goldbesteck gedeckten Tische bereit. Schwedische Studenten geleiteten uns zum Tisch, wo handgeschriebene Platzkärtchen einen jeden empfingen – das wohl heißbegehrteste Souvenir des ganzen Nobeltages. Inzwischen waren wir in die wirklich königliche Atmosphäre völlig eingetaucht. Das Essen war ein wahrer Genuss. Aber natürlich wurde das Essen nicht einfach serviert. Nein, es wurde angekündigt durch ein ganzes Aufgebot an Sängern. Durch eine wunderschöne Zusammenstellung an Arien und Songs bereiteten sie uns mental auf das Essen vor. Wie im Märchen wurden wir nach dem Essen in eine goldene Halle zum Tanz geführt. Dort durften wir zu den Klängen einer Big Band nicht nur einen Walzer aufs Parkett bringen. Ab Mitternacht machte sich im ganzen Saal Aufbruchsstimmung breit. Immer mehr Menschen fanden sich am Ausgang ein. Dort standen Busse mit dem Ziel der Königlichen Technischen Hochschule Stockholm bereit. Was wartete dort auf uns? So wie jedes Jahr organisierten die Studenten der Universität den legendären Nobel NightCap. Uns wurde es nur vorgestellt als „die Party des Jahres“. Mit den Nobelpreisträgern konnten wir dort gemeinsam essen, trinken und tanzen. Alles was zu einer guten Party gehört. Auf mehreren Etagen wurde das Tanzbein zu Rhythmen aus aller Welt geschwungen. Doch irgendwann war auch diese Party vorbei. Nach und nach stiegen wir völlig übermüdet mit Geschenktütchen ins Taxi Richtung Hostel. Der nächste Tag zog nur noch an mir vorbei: Koffer packen, ab ins Taxi, zum Flughafen, einchecken und ab nach Hause, wo mich wieder das „normale Leben“ erwartete.

Nora bei der Nobelpreisverleihung Seite 3

Wenn ich heute auf die Woche in Stockholm zurückblicke, kann ich wirklich sagen, eine der aufregendsten Wochen meines Lebens erlebt zu haben. Ich habe Freundschaften mit Menschen geschlossen, die ich wohl sonst nie getroffen hätte. Mein Vortrag vor 1000 Schülern – eine Erfahrung, die ich nicht missen will und von der ich wohl noch schwärmen werde, wenn ich in meinem Ohrensessel sitze und 120 Jahre alt bin. Abgesehen davon, dass es wohl nicht nur für mich die längste Englischstunde meines Lebens war.

In diesem Sinn möchte ich mich ganz herzlich bei der Ernst A. C. Lange-Stiftung und der Stiftung Jugend forscht e. V. bedanken, diese Chance bekommen zu haben. Getreu Wilhelm Ostwalds (Chemie-Nobelpreisträger 1909) Worten „Vergeude keine Energie – verwerte und veredle sie“ möchte ich andere Jungforscherinnen und Jungforscher dazu auffordern, ihrem Forscherdrang nachzugehen, und sie für eine Teilnahme bei Jugend forscht motivieren.

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