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March 24, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Projektbeispiele für die erfolgreiche Praxis

... Rein ins

Leben 1.

Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern

Eine Gemeinschaftsaktion für Jugend und Zukunft

Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern Projektbeispiele für die erfolgreiche Praxis

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Inhalt

Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern Ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Bau und Landesentwicklung des Landes MecklenburgVorpommern. Die DKJS fördert das Programm mit finanziellen Mitteln der Robert Bosch Stiftung und der Heinz Nixdorf Stiftung.

1. Grußwort des Ministers für Arbeit, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern

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2. Berufsfrühorientierung – ein Programmelement der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung

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3. Einführung der Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern: Das Programm und die Projekte

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4. Zehn Projektbeispiele für die erfolgreiche Praxis

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5. Material und Literaturempfehlungen

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6. Impressum Herausgeber: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gGmbH, Berlin Fotos: Georg Scharnweber Redaktion: Margitta Kupler, Ute Schröder, Katrin Hukal Redaktionsasistenz: Uta Rüchel Satz und Layout: Blawat, Kurtzner/Pralle_Sonne, Berlin Druck: tritec Grafikwerkstatt, Berlin © DKJS 2003

Förderrichtlinien für die Programme Berufsfrühorientierung und Berufsfrühorientierungsferien

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7. Antragsunterlagen

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

kap. 1

Grußwort des Ministers für Arbeit, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern

Berufsfrühorientierung ist eine der interessantesten Aufgaben in der präventiven Arbeitsmarktpolitik. Das Programm verkörpert Aktion, wo sonst in Sachen Beschäftigung oft nur Reaktion bleibt. Wir vermögen mit der Frühorientierung Zeichen zu setzen. Es kann in den Einstellungen junger Menschen im Hinblick auf ihre Berufswahl noch etwas bewegt werden. Zugleich wird ihnen ein Kompass in die Hand gegeben – er erleichtert es ihnen, sich in der Berufslandschaft zurechtzufinden. Das Angebot an die jungen Menschen geht auf einen Vorschlag der Gewerkschaften in Abstimmung mit der Vereinigung der Unternehmensverbände zurück. Diese Anregung ist in dem Programm zur Erhöhung der Berufswahlkompetenz junger Menschen gut aufgehoben. »Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen«, so ein Wort von Benjamin Franklin. Wenn man sich den Weg in die Wissensgesellschaft betrachtet, dann kann man heute nur hinzufügen: Und die Zinsen steigen! Denn inzwischen sind das Wissen und die Fertigkeiten die Hauptquellen von Wettbewerbsvorteilen. Wissen und Fertigkeiten bestimmen fast ausschließlich darüber, wo im beginnenden 21. Jahrhundert wirtschaftliche Aktivitäten stattfinden.

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Mit der Berufsfrühorientierung ist die Chance gegeben, einen Einblick in die Ausbildungs- und Berufswelt verbunden mit eigenen vorberuflichen Erfahrungen, zu erhalten. Damit soll zugleich dazu beigetragen werden, die Quote der Ausbildungs abbrüche zu senken. Die Schülerinnen und Schüler erweitern vor der Bewerbung den Erfahrungshorizont, üben Teamfähigkeit und Selbstorganisation – und verbessern mit solchen Qualifikationen ihre Chancen für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Unzureichende Kenntnisse über den Ausbildungsmarkt, die Anforderungen in der Lehre und die Berufslandschaft führen immer wieder dazu, dass der erlernte Beruf später nicht ausgeübt wird. Die Folge sind Doppelausbildungen und Frustration bei den jungen Mitbürgern. Schon als Schüler sollten junge Menschen auf die hohen Anforderungen der heutigen Arbeits- und Lebenswelt vorbereitet werden und ihr erworbenes Wissen praktisch anwenden. Dass man die junge Generation dabei nicht unterschätzen darf, merken die

Erwachsenen spätestens dann, wenn ihre Kinder ihnen am Computer Möglichkeiten zeigen, von denen sie vorher keine Ahnung hatten. Doch oft fehlt den jungen Leuten neben dem nötigen Startkapital der Mut, ihre Ideen und Pläne in die Tat umzusetzen. Sie fürchten, Fehler zu machen und sich ihren Start ins Berufsleben zu verbauen. Hier setzt ein weiteres Element der Berufsfrühorientierung an – Selbstständigkeit auf Probe in Schülerfirmen. Sie sind von den Jungunternehmerschulen in Güstrow und Parchim, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), dem Bildungswerk der Wirtschaft sowie verschiedenen Arbeitsgemeinschaften und Initiativen auf den Weg gebracht worden. In der hier nun vorliegenden Broschüre werden verschiedene Projekte der Berufsfrühorientierung vorgestellt. Ich hoffe, sie können anderen Interessierten als Anregung für eigene Projekte dienen. Mein Ziel ist es, das Angebot der Berufsfrühorientierung so zu streuen, dass möglichst viele an den Seminaren und Workshops teilnehmen können. Ich bitte deshalb junge Menschen, die Angebote der Berufsfrühorientierung zu nutzen.

Helmut Holter Minister für Arbeit, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

kap. 2

Berufsfrühorientierung – ein Programmelement der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung

»Comic-Zeichner, Erfinder und Pilotin« antworten Kinder ganz selbstverständlich auf die Frage nach ihrem Berufswunsch. Jugendlichen dagegen fällt die Antwort schon schwerer, denn mit dem Erwachsenwerden stellen sich Unsicherheiten und Zweifel ein: Welche Berufe kommen für mich in Frage? Was erwartet mich dort? Bekomme ich nach meiner Ausbildung einen Arbeitsplatz? Kann ich auch genügend Geld für meinen Lebensunterhalt verdienen? Was interessiert mich wirklich und auf Dauer? Für diesen Prozess der Orientierung brauchen Jugendliche Anregungen und Beispiele, um eine ebenso selbstbestimmte wie realistische Entscheidung für ihren zukünftigen Beruf treffen zu können. Und die Herausforderungen wachsen, vieles gilt es zu bedenken. Junge Menschen müssen sich heute auf die Anforderungen einer zunehmend komplexeren Arbeitswelt einstellen. Sie müssen frühzeitig Flexibilität, Eigeninitiative, Motivation und Offenheit für neue Wege entwickeln, damit sie in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt ihren Weg finden. Dafür bedarf es Instrumente und Modelle, die diese neuen Anforderungen, und Wege zu ihrer Bewältigung aufzeigen.

Berufswahl eine realistische und, gegenüber traditionellen Rollenvorstellungen, selbstbestimmte Entscheidung treffen können, die auf eigenen Erfahrungen und eigenem Erleben basiert. Mit der konkreten Einbindung in berufsbildbezogene Arbeitsprozesse werden berufliche Anforderungen für Jugendliche vorstellbar. So können sie nicht nur ihre Ideen vom Traumberuf mit der Wirklichkeit vergleichen, sondern entdecken vielleicht ganz neue berufliche Interessen und Eignungen. Von 1998 bis 2002 wurden mehr als 285 Projekte in Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Das bedeutet, dass mehr als 21000 Jugendliche sich in unterschiedlichsten Berufsfeldern ausprobieren konnten.

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung entwickelt und verbreitet vielfältige Programme für junge Menschen, in denen sie Eigeninitiative und Unternehmergeist, Teilhabe und Mitverantwortung, sowie eine demokratische Kultur des Zusammenlebens erlernen und erleben können. Einen inhaltlichen Schwerpunkt setzt der Programmbereich »Sich für die Zukunft qualifizieren«. Mit ihm sollen junge Menschen befähigt werden, sich einen guten Berufsstart und eine erfolgreiche Zukunftsperspektive zu sichern.

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Ein Programm dieses Bereiches ist die »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern«, ein Förderprogramm, das die DKJS mit finanzieller Unterstützung durch die Robert Bosch Stiftung und die Heinz Nixdorf Stiftung umsetzt. Vor vier Jahren – 1998 – startete das Programm. Seitdem fördert die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung in Kooperation mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) zahlreiche Projekte, die Schülerinnen und Schülern Praxiserfahrungen außerhalb des Unterrichts in einer Vielzahl von Berufsbildern vermitteln. Ziel der Projekte innerhalb des Programmes Berufsfrühorientierung ist es, Jugendliche frühzeitig im Prozess der Berufsentscheidung zu unterstützen, damit sie für ihre

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Bei der Antragstellung, Umsetzung und qualitativen Weiterentwicklung von Projektideen werden die Träger durch die Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern beraten. Die Auswahl für die Förderung der Projekte trifft eine Jury, in der neben der Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe M-V der Deutsche Gewerkschaftsbund Nord, die Landesministerien für Arbeit, Bau und Landesentwicklung und für Bil-

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

kap. 3

Einführung der Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern: Das Programm und die Projekte dung, Wissenschaft und Kultur, sowie die Vereinigung der Unternehmensverbände und die DKJS vertreten sind. Eine vielfältige, innovative und hoch interessante Projektelandschaft ist so in Mecklenburg-Vorpommern gewachsen: Da erproben sich Jugendliche in Werkstätten beim Malern, Mauern und Tischlern. In Workcamps arbeiten junge Menschen auf einem Eselhof, lernen Bioanbau von herkömmlicher Landwirtschaft unterscheiden oder helfen beim Instandsetzen von Booten in einem Bootsverleih. Es werden Computer- und Internetnutzung geübt, im Team Entscheidungen über Arbeitsabläufe getroffen und Konfliktsituationen gemeinsam bewältigt. Alle Jugendlichen nehmen freiwillig an den Projekten teil und das ausschließlich in ihrer Freizeit! Nur wenige entziehen sich oder brechen ihre Projektmitarbeit ab. Die meisten Schülerinnen und Schüler nutzen das Angebot in vollem Umfang – und fragen nach einem nächsten Mal... Bis zum Juni 2003 erfährt das Programm eine Evaluierung, die der aktiven Weiterentwicklung des Programmes dienen soll. Im Auftrag der DKJS wird Prof. von Wensierski, gemeinsam mit Studenten der Universität Rostock, dafür einen Überblick der unterschiedlichen Projektstrukturen erarbeiten. Es werden die jeweiligen Methoden der Berufsfrühorientierung analysiert, das Berufswahlverhalten von Jugendlichen untersucht und die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler als Projektteilnehmer ausgewertet.

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Das Thema Berufsfrühorientierung wird in Mecklenburg-Vorpommern mit einer breiten Palette an Projektideen und Handlungsansätzen gestaltet und umgesetzt. Wie die vielfältigen Projekte arbeiten, auf welche Methoden sie zugreifen, wie sie auf spezifische Bedarfe reagieren, welche Angebote sie daraus entwickeln und wie Jugendliche selbst aktiv werden, zeigen die Projektbeispiele in dieser Broschüre. Sie soll Praxiserfahrung und Anregung vermitteln, für Akteure, die selbst im Bereich Berufsfrühorientierung aktiv sind – oder es, mit Unterstützung durch die DKJS, werden wollen. Ute Schröder

Erzähle mir – und ich vergesse. Zeige mir – und ich erinnere mich. Lass es mich tun – und ich verstehe. (Konfuzius)

Das Programm und die Projekte Dieses Zitat von Konfuzius könnte der Leitspruch für die Projekte sein, die im Rahmen des Förderprogramms »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern« entstanden sind. Seit nunmehr vier Jahren erhalten Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern durch das Programm die Chance, sich in außerunterrichtlichen, handlungsorientierten Projekten aktiv und intensiv auf ihre Berufswahlentscheidung vorzubereiten. Durch die Umsetzung und Weiterentwicklung des Förderprogramms können Jugendliche zahlreiche Berufe selbst ausprobieren und die Arbeitswelt im wahrsten Sinne des Wortes »begreifen« lernen. Allein im Jahr 2002 konnten 61 Projekte gefördert werden. 5429 der über 14-jährigen Schülerinnen und Schüler aller Schultypen haben die Angebote der Projekte für sich genutzt. Der Schwerpunkt der Projekte lag im städtischen und kleinstädtischen Bereich. Wenige Projekte stellten sich leider bisher den langen Fahrtwegen und infrastrukturellen Schwierigkeiten, um damit auch Jugendlichen auf dem Lande ähnliche Chancen in Sachen Berufsfrühorientierung wie ihren Altersgenossen in den Städten zu eröffnen. Nachahmenswerte Beispiele für den kreativen Umgang mit ländlicher Benachteiligung sind der mobile Werkstattbus des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) in Vorpommern und das »Seefahrer«-Projekt des E-Werk Saßnitz. Beide Projektideen können in dieser Broschüre nachgelesen werden. Ein zentrales Kriterium für die Förderung von Projekten durch die DKJS ist es, dass diese außerhalb des Unterrichts angesiedelt werden. Die Berufsorientierungsangebote finden also am Nachmittag oder an den Wochenenden statt. Mit dem Jahr 2002 wurden

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

erstmals auch »Berufsfrühorientierungsferien« angeboten. Schülerinnen und Schüler aus Mecklenburg-Vorpommern konnten nun unabhängig von ihrem Wohnort auch entferntere Angebote zur Berufsorientierung (mit Übernachtungsmöglichkeiten) nutzen. Mit dieser Neuerung können nun auch diejenigen Jugendlichen erreicht werden, denen unmittelbar am Wohnort kein Berufsorientierungsprojekt zur Verfügung steht.

Bezugpersonen zu erfahren. Auf Grund der Richtlinien des ESF ist jedoch innerhalb der Berufsfrühorientierung derzeit eine Förderung von Jugendlichen unter 14 Jahren nicht möglich.

Die Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe (ASJ) Neben der großen Gestaltungsfreiheit, die den einzelnen Projektträgern offen steht, müssen alle Projekte einen handlungsorientierten Ansatz verfolgen und den Jugendlichen konkrete Einblicke in die Arbeitswelt und praktische Erfahrungen vermitteln. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in Werkstätten oder direkt in den Betrieben der Regionen. In Gesprächen mit Auszubildenden und Personalchefs bekommen sie einen Eindruck von den jeweiligen Arbeitsanforderungen, den sie bei Exkursionen und Betriebsbesichtigungen abrunden können.

Als Service- und Beratungsangebot der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung – in Trägerschaft der RAA Mecklenburg-Vorpommern e.V. – steht die Arbeitsstelle den Projektträgern für alle konzeptionellen und organisatorischen Fragen zur Umsetzung des Förderprogramms zur Verfügung: von der ersten Anfrage über die Antragstellung bis zur Realisierung des Projektes beraten und begleiten wir den Prozess der Projektgestaltung. Dazu gehört auch die Projektberatung vor Ort.

Ebenso wichtig wie die praktische Erfahrung ist für die Jugendlichen die Reflexion des Erlebten. Was hat jede/r von ihnen in seinem Projekt lernen können und welche Auswirkungen lassen sich daraus für den Berufswunsch ableiten? Im Förderprogramm »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern« versuchen wir, die Angebote für die Jugendlichen in die Vorstellungen ihrer Lebensweggestaltung einzubetten und dadurch den Prozess der Berufswahl erweitert zu unterstützen und zu begleiten.

Neben der Projektberatung setzt die ASJ folgende Schwerpunkte im Programm Berufsfrühorientierung:

Besonderes Augenmerk wird dabei (z.B. von der Mädchenorientierungswerkstatt der AWO) auf einen geschlechterdifferenzierten Ansatz gelegt. Traditionelle »Männer-« und »Frauenberufe« werden dabei ebenso hinterfragt wie die deutliche Unterrepräsentation von Mädchen an den Universitäten und in den Handwerksausbildungen in Mecklenburg-Vorpommern.

Dafür initiierte die Arbeitsstelle die landesweite »Arbeitsgemeinschaft Schule – Beruf«, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsverwaltungen, der Jugend- und Schulämter, der Kammern, der Unternehmerverbände, der Landesministerien und der Projektträger zusammen arbeiten. Ein Ergebnis ihrer guten Kooperation ist der »Qualipass«. Mit ihm werden für die Berufswahl wichtige Qualifikationen, wie die erfolgreiche Teilnahme an einem Projekt der Berufsfrühorientierung oder an einem Praktikum zertifiziert. Der »Qualipass« wurde auf der Grundlage des »Qualipasses« der Freudenberg Stiftung entwickelt – und kann dank des Engagements des Arbeitsministeriums seit Sommer 2000 für alle Schüler des Landes angeboten werden.

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Das Programm unterstützt Schülerinnen und Schüler ab dem 14. Lebensjahr in ihrer Berufswegplanung. Sicherlich wäre es grundsätzlich erstrebenswert, noch frühzeitiger eine Auseinandersetzung mit dem Berufswunsch und eine möglichst intensive Orientierungbegleitung anzubieten. Dies gilt insbesondere angesichts der hohen, beinahe flächendeckenden Arbeitslosigkeit, die es Jugendlichen erschwert, positive Beispiele einer erfüllten Berufstätigkeit innerhalb der elterlichen Familie oder anderer erwachsener

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die Ausdehnung des Förderprogramms auf den ländlichen, strukturschwachen Raum die Qualitätsentwicklung der Projekte.

Darüber hinaus fördert die »Arbeitsgemeinschaft Schule – Beruf« den fachlichen Austausch und den Erfahrungstransfer der beteiligten Akteure. Beispiele hierfür sind

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

kap. 4

Zehn Projektbeispiele für die erfolgreiche Praxis

jährliche regionale Arbeitstreffen der Projektträger sowie die Organisation eines Jahreskongresses zum Thema. Margitta Kupler

In Mecklenburg-Vorpommern werden mit den hier vorgestellten Projekten innovative Modelle der Berufsfrühorientierung erprobt. Sie zeigen nicht nur die vielfältigen Realisierungsmöglichkeiten, sondern wollen gleichzeitig dazu anregen, neue Ideen zu entwicklen und umzusetzen. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Projekten danken wir herzlich für die Erarbeitung der nachstehenden Porträts. Sie zeigen eindrucksvoll das Profil, die Schwerpunkte, den Alltag und die »Handschrift« ihrer Projekte. Die mitunter ausschließlich verwendete männliche Form schließt Mädchen und Frauen unter den Teilnehmenden und Akteuren keinesfalls aus, sondern spiegelt die sprachliche Tradition der Projekte und redaktionelle Aspekte wider.

I.

Die bewegte Werkstatt Mobile Jugendarbeit: Werkstattbus (Zinnowitz/Usedom)

Das Projekt »Mobile Jugendarbeit: Werkstattbus« wurde 1998 im Landkreis Ostvorpommern ins Leben gerufen. Besonders in den ländlichen Gebieten abseits der Städte fehlt es an Angeboten im Freizeitbereich. Das Projekt wendet sich an diejenigen Schüler, die in Bezug auf ihren beruflichen Werdegang noch gar keine Vorstellungen haben und sich außerhalb der Schule informieren wollen. Um die Jugendlichen für das Projekt zu interessieren, fährt der mobile Werkstattbus dorthin, wo sie sich in ihrer Freizeit treffen: auf Dorfplätzen oder an Haltestellen, aber auch in Schul- und Gemeinderäumen.

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Viele der über 14-Jährigen sind durch die Arbeitslosigkeit ihrer Eltern, anderer Jugendlicher und den bekannten Lehrstellenmangel verunsichert. Zusätzlich führen Jugendkriminalität, rechtsorientierte Einflüsse, Alkoholmissbrauch (schon bei Kindern und Jugendlichen), materielle Armut in der Familie und im Freundeskreis zu Entmutigung und Resignation in Hinblick auf die eigenen Zukunftsaussichten. Vor diesem Hintergrund fällt es den Jugendlichen in den hochgradig strukturschwachen Gebieten des Landkreises Ostvorpommern oft schwer, die vorhandenen Möglichkeiten

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

für eine selbstbestimmte positive Lebensgestaltung zu nutzen und eine bewusste Entscheidung hinsichtlich ihrer Berufswahl zu treffen. Dementsprechend hoch ist auch die Zahl der Ausbildungsabbrüche in diesen Regionen.

Mit Hilfe des Werkstattbusses erhalten die Jugendlichen erste Einblicke in bestimmte Berufszweige, können ihre Interessen besser kennen lernen und bekommen Wege für eine spätere Berufswahl aufgezeigt.

Leitgedanke des Projektes ist es, eine aktive Freizeit- und Lebensgestaltung mit einer beruflichen Orientierung und Stärkung von wichtigen Kompetenzen – wie Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit, Selbstständigkeit, Toleranz, Selbstvertrauen, Selbstfindung und Kreativität – zu verbinden.

Die Arbeit im Werkstattbus bietet positive Erlebnisse und fördert soziales Verhalten. So wirkt das Projekt nicht zuletzt präventiv in Bezug auf die hohe Kinder- und Jugendkriminalität sowie die Suchtgefährdung der Jugendlichen in Ostvorpommern.

Nach einem bedarfsorientierten Tourenplan ist die mobile Werkstatt in Dörfern und an Schulen Ostvorpommerns unterwegs und fördert die Berufsfrühorientierung über eine sinnvolle Werkstatt- und Freizeitarbeit. Neben der Organisation von Exkursionen, z.B.

Das Projekt »Mobile Jugendarbeit: Werkstattbus« arbeitet eng mit anderen kompetenten Partnern wie Schulen, Berufsinformationszentren, Schulsozialarbeitern, Bürgermeistern, Pastoren u.a. zusammen. Kontakt: Christliches Jugenddorfwerk (CJD) Insel Usedom Zinnowitz, Bereich Berufshilfe Ostvorpommern Dr.-Wachsmann-Str. 26 in 17454 Zinnowitz Tel.: (03 83 77) 4 20 64 Fax: (03 83 77) 4 05 19 E-Mail: [email protected] Ansprechpartnerin: Elisabeth Regneri

II.

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ins Berufsinformationszentrum oder zu Betriebsbesichtigungen, bietet der zur Werkstatt umgebaute Kleintransporter den Jugendlichen die Möglichkeit, sich praktisch zu erproben: sei es bei der Reparatur von Fahrrädern und Mopeds, bei Holzarbeiten, dem Umgang mit Videokamera und Fotoapparat, in der Metallbearbeitung, beim Drucken oder in der Floristik.

Fit für Ausbildung und Beruf – Jugend informiert Jugend (Hasenwinkel)

Als wir das Schülerfreizeitprojekt »Fit für Ausbildung und Beruf – Jugend informiert Jugend« im Oktober 1999 starteten, verfolgten wir zwei Ansätze, um Schüler bei ihrer Berufsorientierung zu unterstützen: Zum einen sollten sie durch Betriebsbesichtigungen die Vielfalt der Ausbildungsberufe in den umliegenden Regionen kennen lernen und die Anforderungen an Ausbildungsplatzbewerber erkunden. Zum anderen wollten wir mit ihnen gemeinsam die gesammelten Informationen und Erfahrungen für ein eigenes Web-Angebot aufbereiten und dieses mit verschiedenen Jugendservern verlinken – damit es auch anderen Jugendliche zugänglich wird.

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Wir begannen mit insgesamt vierzig Schülern der 8. und 9. Klasse aus Neubrandenburger und Pasewalker Realschulen. Ein Interviewbogen für die Betriebsbesichtigungen war schnell entwickelt, zumal er auch die eigenen Fragen der Schüler zu Ausbildung und Beruf aufnahm. Schließlich sollten sie es sein, die Antwort und Entscheidungshilfen erhalten, um persönlich von diesem Projekt zu profitieren. Um interessante Unternehmen gemeinsam auswählen zu können, loteten wir die spezifischen Berufswünsche der beteiligten Schüler aus. Dabei stießen wir sowohl auf absolute Orientierungslosigkeit, wie auch auf bereits festgelegte berufliche Vorstellungen. Indem wir die so gesammelten Erwartungen der Schüler mit der regionalen Wirtschaftsstruktur abglichen, ergab sich für uns der Weg durch verschiedene Branchen, die es in persönlichen Kontakten zu erschließen galt.

t t t t t

Welche Tätigkeiten und Arbeitsabläufe prägen diese Berufe? Welche Anforderungen stellt das Unternehmen an Bewerber? Wie und wann bewerbe ich mich? Wie wählt das Unternehmen seine Azubis aus? Bietet die Firma Praktikumsplätze an?

Um die in den Gesprächen mit den Unternehmensvertretern gewonnenen wichtigen Informationen zu Ausbildung und Beruf, die speziellen Hinweise der Unternehmen sowie besondere Tipps zur Bewerbung auch anderen Schülern zur Verfügung stellen zu können, analysierten wir in Feedback-Veranstaltungen die Interviewergebnisse und strukturierten sie für die aufzubauenden Internetseiten. Dort sollte all das nachgelesen werden können, was zuvor bei den Betriebsbesichtigungen von uns erfragt worden war.

Dabei bemühten wir uns, die Schüler nicht nur mit alt hergebrachten Berufen bekannt zu machen, sondern ihnen auch attraktive Alternativen und neue berufliche Chancen aufzuzeigen. Besonders Mädchen an technische Berufe heran zu führen und ihnen die Möglichkeiten der Informationstechnologie nahe zu bringen, war ein Schwerpunkt unseres Projektes. Doch war es oftmals gerade im Bereich der neuen Berufsbilder nicht leicht, einen Ausbildungsbetrieb zu finden.

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Insgesamt haben die Teilnehmer unseres Projektes bis zum Jahr 2001 in Neubrandenburg und Pasewalk 73 Unternehmen besucht. Sie besuchten die Betriebe, führten Gespräche mit Geschäftsführern bzw. den für die Berufsausbildung verantwortlichen Mitarbeitern und machten sich vor Ort mit den täglichen Arbeitsaufgaben der Azubis bekannt. Durch Exkursionen wie zum Beispiel zur Peene – Werft nach Wolgast, zu Pfanni nach Stavenhagen oder zur optimal media production GmbH nach Röbel, haben die Schüler Firmen und Ausbildungsmöglichkeiten kennen gelernt, die es an ihren Heimatorten nicht gibt. Insgesamt 67 verschiedene Berufsbilder wurden dabei erkundet. Wichtig waren für die Teilnehmer vor allem folgende Fragen: t t

Was ist das für ein Unternehmen? Welche Berufe kann ich hier lernen?

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Für Interessierte gibt es weitere Informationen auf den mit unserer Seite verlinkten Homepages der Unternehmen. Und wer Genaueres über das jeweilige Berufsbild wissen will, kann entsprechende Seiten des Arbeitsamtes nutzen, die ebenfalls über einen Link zugänglich sind.

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Darüber hinaus findet man einen kleinen Bewerbungsleitfaden, in dem wir zusammenfassten, was uns die Unternehmen zu diesem Thema verrieten: t t t

Worauf legen sie bei den Bewerbungsunterlagen wert? Was passiert im Vorstellungsgespräch? Mit welchen Tests muss man rechnen?

Bevor wir mit der konkreten Konzeption unserer Webseite begannen, recherchierten wir selbst im Internet nach Bewerbungsformen, Lehrstellenbörsen und anderen Erfahrungsberichten und diskutierten, wie wir die Vielzahl von Informationen in unserem InfoPaket verwertet könnten. Schwieriger als die Recherchearbeiten gestalteten sich die direkten Vorarbeiten für die Einrichtung unserer Webseite: zu unterschiedlich waren die Internet-Kenntnisse der Schüler. Also entwickelten wir selbst gemeinsam mit unserem Projektpartner GWS e.V. Neubrandenburg die Konzeption der Webseite, ihre Navigation und ihr Grundlayout. Übersichtlichkeit, leichte Handhabung, verschiedene Suchmöglichkeiten und vernetzte Informationen standen bei der Erstellung im Vordergrund. Für die Schüler, die beim Gestalten der einzelnen Seiten mitarbeiten wollten, führten wir einen HTML-Grundkurs durch. Gemeinsam mit interessierten Jugendlichen übernahmen die Mitarbeiter des GWS e.V. die technische Umsetzung des Projektes und das Übertragen der Daten ins Internet.

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Als fassbares und konkretes Ergebnis des Projektes erarbeiteten wir für jeden Teilnehmer persönliche Bewerbungsunterlagen mit eingefügten, bearbeiteten Digitalfotos – denn die Jugendlichen hatten während ihrer Internetrecherchen entdeckt, dass es bereits in vielen großen Unternehmen üblich ist, sich per E-Mail zu bewerben und Bewerbungsunterlagen online zu versenden. Unser Internet-Informationspaket zu Ausbildung und Beruf ist unter http://www.nordost.de/ausbildung zu finden. Unsere Seiten sind ebenso über den Landesjugendserver und über den Stadtjugendserver Rejis Neubrandenburg zu erreichen.

Ein großer Erfolg unseres Projektes ist, dass die erarbeitete Website im AWT-Unterricht der beteiligten Schulen genutzt wird. Dass sie auch für andere sehr hilfreich und interessant ist, belegen die Eintragungen in unserem Gästebuch. Kontakt: www.bildungswerk-wirtschaft.de /www.nord-ost.de/ausbildung Bildungswerk der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern Am Schlosspark 4 in 19417 Hasenwinkel Tel.: (0 38 47) 6 63 02 Fax: (0 38 47) 6 63 16 Ansprechpartnerin: Dr. Ute Thomas Bildungswerk der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern Außenstelle Neubrandenburg: Torfsteg 11 in 17033 Neubrandenburg Tel.: (03 95) 4 30 77 19 Fax.: (03 95) 4 30 77 11 E-Mail: [email protected] Ansprechpartnerin: Christiana Lemke

III. Weil ich ein Mädchen bin Berufsfrühorientierung in der Mädchenorientierungswerkstatt (Güstrow) »Weil ich ein Mädchen bin« – dieser Satz spielt auf die Schwierigkeiten an, vor denen Mädchen im Prozess der Berufswahl stehen; aber er drückt auch Stolz, Selbstbewusstsein und das Wissen um ihre besondere Situation aus. Mädchen haben es trotz besserer schulischer Leistungen und höherer Schulabschlüsse meist schwerer als Jungen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Häufig wählen sie eher schulische als betriebliche Ausbildungsberufe. Insbesondere viele Mädchen und junge Frauen verlassen wegen schlechter beruflicher Perspektiven Mecklenburg-Vorpommern.

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Vor diesem Hintergrund wird seit 1998 mit Mädchen ab der 8. Klasse in Haupt- und Realschulen die Berufsfrühorientierung in der Mädchenorientierungswerkstatt durchgeführt. Mädchen brauchen auch deshalb eine andere Berufsfrühorientierung als Jungen, weil für sie die Berufsorientierung mit einer Lebenswegplanung verbunden ist. Sie überlegen schon bei der Berufswahl, wie sie später einmal Familie und Beruf miteinander vereinbaren können. In unserem Projekt greifen wir daher ganz bewusst die Lebenswelten von Mädchen auf und nehmen uns viel Zeit für die Thematisierung der Lebensgestaltung. In unseren Angeboten arbeiten wir mit Erfahrungen und Methoden aus der Mädchenarbeit: Collagen, Übungen und Spiele zum Thema Selbstbild und Fremdbild können den Mädchen helfen, ihre Situation zu reflektieren und sich zu artikulieren.

und Schwächen zu unterstützen. Wir ermutigen sie, ihre Interessen auszuweiten und sich Berufe jenseits des traditionellen Rollenklischees zuzutrauen. In der Mädchenorientierungswerkstatt haben junge Frauen die Möglichkeit, sich in der Glas-, Holz- und Kreativwerkstatt sowie im Computerkabinett und im Umweltlabor auszuprobieren und herauszufinden, wo ihre Interessen und Neigungen liegen.

Die Berufsorientierung von Mädchen beginnt in der Adoleszenzphase. Häufig beobach-

2.

Die Berufsfrühorientierung in der Mädchenorientierungswerkstatt untergliedert sich in drei Phasen: 1.

3.

Herausfinden von Neigungen, Interessen und Fähigkeiten sowie Recherche und Informationen über mögliche Berufsbilder. Durchlaufen konkreter beruflicher und arbeitsweltlicher Erfahrungszusammenhänge. Hier geht es vorrangig um praktisches Ausprobieren von zukünftigen beruflichen Tätigkeiten in der Mädchenorientierungswerkstatt, in Übungsfirmen, sowie in Betriebspraktika bei örtlichen Unternehmen. Konkrete Vorbereitung für die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz: Kommunikations- und Bewerbungstraining, Anfertigung von Bewerbungsunterlagen am Computer, Durchführung von Eignungstests.

Für diese drei Phasen entwickelten wir ein thematisch breit gefächertes Bausteinsystem, das die unterschiedlichen Interessen und Wünsche der Mädchen integriert.

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ten wir, dass sich Mädchen in dieser Zeit weniger zutrauen und ihr Selbstwertgefühl sie im Stich lässt. Aus dem eigentlichen Traumberuf der Kindheit wie z.B. der Ärztin, wird dann bei der tatsächlichen Berufswahl häufig – unabhängig von den Leistungen – die Arzthelferin. Darum ist es unser Anliegen, Mädchen während der Berufsfrühorientierung in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und sie beim Herausfinden ihrer Stärken

Wir haben bspw. festgestellt, dass sich junge Frauen zunächst vorrangig für typische Frauenberufe und weitergehende Schulmöglichkeiten interessieren. Sie favorisieren Betriebserkundungen bei Banken und Versicherungen, in Rechtsanwaltskanzleien, Friseur- und Kosmetikgeschäften oder im Krankenhaus. Wir greifen die Wünsche der Mädchen auf und organisieren entsprechende Betriebsbesichtigungen, da wir auch die aktive Mitarbeit und die Akzeptanz der Persönlichkeit als wichtiges Prinzip unserer Arbeit betrachten. Im Nachhinein bzw. in anderen Veranstaltungen thematisieren wir dann die Problematik »Frauenberufe – Männerberufe« und diskutieren in Gesprächsrunden gemeinsam das Für und Wider der typischen Berufsbilder. Im Zusammenhang mit dem Thema: »Was kostet das Leben?« wird den Mädchen bspw. bewusst, dass viele der typischen Frauenberufe so schlecht bezahlt werden, dass ein selbstbestimm-

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

tes und finanziell unabhängiges Leben kaum möglich ist. Auch aus diesem Grund sind wir bestrebt, die Mädchen mit neuen Berufen, insbesondere den Computerberufen, vertraut zu machen. Ein Schritt in diese Richtung ist der Besuch des Instituts für neue Medien in Rostock, die Nutzung des Media-Busses der Initiative »Frauen ans Netz« und der Besuch des lokalen Fernsehsenders »Hallo Güstrow«. Unser derzeitiges Projekt ist die Produktion eines Fernsehfilmes in Zusammenarbeit mit dem Rostocker Offenen Kanal. Dabei arbeiten die jungen Frauen völlig selbstständig: angefangen bei der Idee und der Erstellung eines Drehbuches über die Organisation, die Kameraarbeit und das Schneiden bis hin zur Fertigstellung des Films. Innerhalb von vier Jahren hat sich die Berufsfrühorientierung zu einem tragenden Projekt in der Mädchenorientierungswerkstatt entwickelt. Erinnern wir uns an unsere ersten

Kontakt: Mädchenorientierungswerkstatt der AWO, Kreisverband Güstrow e.V. Waldweg 29 in 18273 Güstrow Tel.: (0 38 43) 85 11 60 Fax: (0 38 43) 85 11 71 Ansprechpartnerin: Beate Kaune, Tel.: 0 38 43 (24 64 85)

IV. Kapitän auf einem Schiff sein, fremde Welten entdecken, das wäre schön! (Saßnitz) Für Menschen, die am Wasser leben, ist das Meer immer ganz nah. Und sie haben sich das Meer zu Nutzen gemacht. Auch in Saßnitz auf der Insel Rügen, lebt man immer mit dem Meer vor Augen. Und doch gibt es einige, besonders junge Menschen, die selten oder nie auf einem Schiff hinaus auf’s Meer gefahren sind. Was liegt näher, als diesen jungen Menschen die Berufe auf See vorzustellen? Was man dazu braucht, haben wir: ein großes und ein kleines Schiff, erfahrene Seeleute, einen Kapitän (der auch gut kocht), einen Maschinisten (der auch gut schweißt) und einen lang zur See gefahrenen Fischer (mit einer Engelsgeduld). Was die jungen Menschen kennen lernen, ist die Geschichte der Seefahrt und der Fischerei. Sie lernen Seemannsknoten knüpfen, eine Seekarte lesen und bei genügend Geschick sogar, einen Kurs für das Schiff zu berechnen. Auf einer Fahrt mit unserem Motorfischkutter »Sophie Scholl« erleben sie, wie sich Schiff und Maschine ihren Weg durch die Wellen suchen und können die »Sophie« auch mal selbstständig steuern. Spätestens jetzt erfahren sie, dass die Seefahrt durchaus ein richtiger Beruf ist und nicht nur romantische Seiten hat.

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Kursteilnehmerinnen, die heute schon in der Ausbildung sind, können wir resümieren: fast alle haben ihren Weg gefunden, und so manche hat ihren Traumberuf verwirklichen können. Durch das Programm »Berufsfrühorientierung« sind die Mädchen frühzeitig »in die Spur« Richtung Berufswahl gekommen – und wir konnten mit unserem Projekt einen Beitrag dazu leisten.

Zur See fahren kann man auf verschiedene Weise. So besuchen wir die unterschiedlichsten Schiffe, die der Wasserschutzpolizei, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger, die großen Fährschiffe, Fischereischiffe oder auch Gäste im Hafen, zum Beispiel ein Ausbildungsschiff der polnischen Marineschule. Ein Besuch im Saßnitzer Fischerei- und Hafenmuseum vermittelt die Geschichte der Seefahrt.

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Die Berufsbilder verändern sich mit den Jahren, aber Mecklenburg-Vorpommern wird immer am Meer liegen und der Beruf eines Seemanns eine Perspektive haben. Um aber dem sich verändernden Berufsbild gerecht zu werden, bieten wir noch zwei weitere wichtige Arbeitsfelder an: Im Bereich der neuen Informationstechnologien erlernen die Schüler den Umgang mit neuester Hard- und Software sowie den Umgang mit dem Internet. Handwerkliche Geschicklichkeit ist im Bereich der Fahrrad- und Metallwerkstatt gefragt und außerdem wird hier ein Gefühl für Mechanik und die Bearbeitung von Metallen vermittelt.

Kontakt: Unternehmen Saßnitz e.V. Jugendprojekt E-WERK, Berufsfrühorientierung Stubbenkammer Str. 6-7 in 18546 Saßnitz (Rügen) Tel.: (03 83 92) 6 63-0 Fax: (03 83 92) 663-10 E-Mail: [email protected] www.ewerk-sassnitz.de Ansprechpartner: Christian Cimander

Parallel dazu laufen Besichtigungen von Betrieben vor Ort wie dem Fischwerk Saßnitz, der Metallbaufirma und der Schiffswerft Saßnitz sowie ein Besuch der örtlichen Berufs-

V.

Miteinander arbeiten – Voneinander lernen Evaluierung und Kooperation im Projekt Berufsfrühorientierung (Schwerin)

Das Schweriner Ausbildungszentrum e.V. (SAZ) bietet seit 1994 Kurse zur beruflichen Frühorientierung an, um Schülern konkrete und wirksame Orientierungshilfen für die Berufswahl sowie spätere berufliche Entscheidungen zu geben und damit ihre Chancen auf dem Ausbildungsstellenmarkt zu verbessern. Bei der Umsetzung des Förderprogramms »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern« spielen für uns zwei Aspekte eine besondere Rolle: t t

der Auf- und Ausbau von Kooperationen und die Evaluation als Mittel zur Qualitätssicherung.

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Auf- und Ausbau von Kooperationen schule und des Berufsinformationszentrums des Arbeitsamtes. Hier erfahren die jungen Menschen vieles über verschiedenste Berufe. Diese Vielfalt wollen wir ihnen nahe bringen, weil wir das für eine frühe Berufsorientierung in unserer mobilen, globalisierten Welt für wichtig erachten. Und vielleicht heißt es dann irgendwann: Arzt in Afrika – anderen Menschen helfen – das wäre schön!

Ziel der Kooperationen ist es, die Kräfte aller Akteure zu bündeln, die Verantwortung für die berufliche Orientierung der Jugendlichen übernehmen – so kann die Wirkung von Einzelaktivitäten potenziert werden.

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

a)

Kooperationspartner: Träger

Seit 1998 wird das Projekt »Berufsfrühorientierungskurse für Schülerinnen und Schüler ab dem 14. Lebensjahr« als Kooperationsmodell der drei Bildungsträger Schweriner Ausbildungszentrum e.V. (SAZ), Gesellschaft für berufliche Bildung (FAA) und dem IHKBildungszentrum durchgeführt. Durch die Zusammenarbeit der drei Bildungsträger wird für die Schweriner Schüler ein flächendeckendes Angebot der Berufsfrühorientierung bereit gestellt. Nahezu jeder interessierte Schüler hat die Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren und vorzubereiten. Zugleich wird durch die Kooperation eine große inhaltliche Breite an Berufsfrühorientierungskursen ermöglicht, da die drei Bildungsträger – entsprechend ihres Ausbildungsprofils – unterschiedliche berufliche Schwerpunkte setzen (SAZ: gewerblich-technische Zweige sowie die Berufe der Informations- und Kommunikationstechnik, IHK-Bildungszentrum: insbesondere kaufmännischer Bereich, FAA: touristisch-gastronomische Berufe). Auf diese Weise kann den Teilnehmern ein breites Berufsspektrum angeboten werdenden, das den Anforderungen des regionalen Arbeitsmarktes entspricht.

Schüler und Eltern etc.), die Teilnahme der Schüler organisieren bzw. koordinieren und sich gegenseitig über wichtige Fragen im Zusammenhang mit der Berufsfrühorientierung informieren.

c)

Kooperationspartner: Unternehmen

Die drei Bildungsträger verfügen über langjährige Kontakte zu zahlreichen Unternehmen der Region. Diese werden im Rahmen der Berufsfrühorientierung genutzt, um die Jugendlichen möglichst betriebsnah zu orientieren und auf ihre Berufswahl vorzubereiten. Die Teilnehmer kommen frühzeitig mit der betrieblichen Realität in Kontakt und lernen im Unternehmen berufliche und betriebliche Anforderungen kennen. Die Koope-

Die praktische Umsetzung dieses Kooperationsgedankens erfolgt, indem die drei Bildungsträger ein gemeinsames Konzept entwickeln, realisieren und evaluieren. Jeweils ein Bildungsträger arbeitet mit bestimmten Schulen der Stadt zusammen, wobei auf die Angebote der anderen Bildungsträger hingewiesen wird.

b) 26

Kooperationspartner: Schulen der Region

Die Kooperation mit den Schulen erfolgt auf der Grundlage des § 40 des Schulgesetzes des Landes Mecklenburg-Vorpommern, des § 13 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes und des § 3 des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Seitens der Schulen und der Bildungsträger wurden Verbindungslehrer bzw. -mitarbeiter benannt, die das Projekt bekannt machen (Info-Blätter, Informationsveranstaltungen für

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ration im Rahmen der Berufsfrühorientierungskurse erfolgt vor allem durch das gemeinsame Organisieren und Durchführen von Firmenbesichtigungen mit Erkundungsauftrag, sowie durch Gespräche zwischen Schülern und Firmenmitarbeitern.

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

d)

Kooperationspartner: Arbeitsamt und Jugendamt

Das örtliche Arbeitsamt ist über das Projekt Berufsfrühorientierungskurse informiert. Mitarbeiter der Abteilung Berufsberatung und des Berufsinformationszentrums (BIZ) weisen im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit oder bei gemeinsamen Veranstaltungen mit den Bildungsträgern auf die Angebote zur Berufsfrühorientierung hin. Auch das Jugendamt wird regelmäßig über das Projekt informiert und unterstützt die Aktivitäten zur beruflichen Orientierung von Schülern einerseits durch einen Sachkostenzuschuss der Stadt Schwerin und andererseits durch eine gezielte Informationspolitik in den Schulen.

Evaluation als Mittel der Qualitätssicherung Im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems (DIN EN ISO 9001-2000) wurden im Schweriner Ausbildungszentrum Festlegungen getroffen, denen alle Bildungsmaßnahmen – so auch die Berufsfrühorientierung – unterliegen. Das Schweriner Ausbildungszentrum misst der Evaluation als Mittel zur Qualitätssicherung von Projekten großen Wert bei. Indem die Ergebnisse der Arbeit ermittelt, die angewendeten Konzepte und Methoden überprüft und diese noch während des Projektverlaufes verbessert werden, trägt die Projektevaluation zur prozessbegleitenden Optimierung des Projektverlaufes bei (formative Evaluation).

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Zum einen wird die Berufsfrühorientierung von den Projektmitarbeitern selbst evaluiert (Selbstevaluation). Zum anderen werden regelmäßig Gespräche und Feedbackrunden mit den Schülern sowie mit den Kursleitern durchgeführt, die zugleich dem Erfahrungsaustausch dienen (prozessbegleitende Evaluierung). Die dabei erzielten Ergebnisse fließen in die Umsetzung sowie in die Weiterentwicklung des Konzeptes ein. Für die abschließende Evaluierung wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem Angaben zu den Schülern (Schulart, Klassenstufe, Alter, BFO-Kurs, Berufswunsch) sowie deren Motive für die Teilnahme an der Berufsfrühorientierung erfasst werden. Außerdem haben die Teilnehmer die Möglichkeit, mit Hilfe des Fragebogens ihren Kurs nach verschiedenen Aspekten einzuschätzen und Vorschläge zur weiteren Verbesserung einzubringen.

Bei der Auswertung der Fragebögen der Berufsfrühorientierung 2001/2002 wurde beispielsweise ein wachsendes Interesse für die neuen Berufe der Informations- und Telekommunikationstechnik deutlich, mit dem gleichzeitig ein hoher Informationsbedarf einhergeht. Die Berufe sind den Schülern zumeist nur oberflächlich bekannt, konkrete Vorstellungen über die Inhalte der IT-Berufe und die Ausbildungsanforderungen fehlen ihnen. Dieses Evaluationsergebnis bildete den Ausgangspunkt, um ein neues Angebot unter dem Leitgedanken »IT – nicht nur ein Schlagwort« aufzunehmen. So wie hier beispielhaft dargestellt, werden kritische Anmerkungen und Anregungen der Schüler auch in anderen Zusammenhängen analysiert und auf ihre Umsetzbarkeit überprüft. Kontakt: Schweriner Ausbildungszentrum (SAZ) e.V. Ziegeleiweg 07 in 19057 Schwerin Tel.:(03 85) 48 02-0 Fax: (03 85) 48 02-15 E-Mail: [email protected] Ansprechpartnerin: Frau Dr. Waldeck, Tel.: (03 85) 48 02-27

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Fragebogen zur Auswertung der Berufsfrühorientierungskurse im SAZ

1.

2.

Ich bin Schüler/in ¨ eines Gymnasiums ¨ einer Hauptschule ¨ einer Realschule ¨ einer Gesamtschule Ich gehe in Klasse ¨8 ¨9

¨ 10

¨ 11

¨ 12

Ich bin ...... Jahre alt

4.

Ich besuche den Kurs: t

5.

Auf die Berufsfrühorientierungskurse im SAZ bin ich aufmerksam geworden durch: ¨ meine Eltern ¨ Freunde / Mitschüler ¨ Information in der Schule ¨ Faltblatt ¨ Zeitung ¨ Arbeitsamt ¨ andere .......................... ¨ t ¨

Ich weiß bereits, welchen Beruf ich erlernen möchte, nämlich Ich weiß es noch nicht.

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7.

Zum Berufsfrühorientierungskurs gehe ich, weil t t t t

Den Berufsfrühorientierungskurs, den ich zur Zeit besuche, finde ich ¨ sehr gut ¨ gut ¨ mittel ¨ nicht so gut ¨ schlecht

9.

Besonders gefallen mir ... (bitte Stichworte nennen!) t t t t

10.

Überhaupt nicht gefallen mir ... (bitte Stichworte nennen!) t t t t

11.

Hat der Kurs Unterstützung bei der Berufswahl/Berufsfindung gegeben? Wurden Sie in Ihrem Berufswunsch bestärkt? Oder sind Sie auf andere Berufe aufmerksam geworden? t t t t

12.

Was könnten wir tun, um die Berufsfrühorientierungskurse in Zukunft zu verbessern? t t t t

¨ 13

3.

6.

8.

Mit diesem Fragebogen möchten wir Ihnen Gelegenheit geben, sich zu dem Berufsfrühorientierungskurs zu äußern, an dem Sie gegenwärtig teilnehmen. Da wir fortlaufend an der Verbesserung unserer Kurse arbeiten, sind wir an Ihrer Meinung und Ihren Hinweisen besonders interessiert. Wir danken Ihnen für Ihre Mitarbeit!

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

VI. Ein Bienenkorb voller Betriebe Seminare, Kurzpraktika und Praxisbesuche (Demmin) »Ich bekomme eh’ keine Lehrstelle!« Ina sieht ihre Freundin Katrin mutlos an. »Wozu noch anstrengen? Arbeit gibt es hier so und so nicht. Schau dir doch unsere Eltern an.« Ina und Katrin sind keine Einzelfälle in Mecklenburg-Vorpommern. Bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit breitet sich unter den Jugendlichen immer mehr Resignation aus. Sicher stimmt es, dass unsere Region wenig Lehrstellen und Arbeitsplätze anbietet. Das bedeutet aber auf keinen Fall, dass jeder junge Erwachsene auf der Straße landet.

Berufsfrühorientierung in Demmin – wie fing es an? Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) Demmin begann im Jahr 1998 mit Hilfe der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, des örtlichen Jugendamtes und des Europäischen Sozialfonds das Projekt »Berufsfrühorientierung« für Jugendliche der 8. und 9. Klasse. Erreicht wurden die Jugendlichen über die Demminer Realschulen. Auf den Elternabenden der 8. und 9. Klassen wurde das Projekt vorgestellt. Die Eltern waren sehr interessiert, oft meldeten sich die Klassen fast vollständig an. Und nun hieß es, auch die Jugendlichen zu begeistern, d.h. die Berufsfrühorientierung zu ihrer eigenen Sache werden zu lassen.

ein hohes Maß an Vertrauen in uns. Unachtsamkeit oder Unzuverlässigkeit führen dazu, dass dieses Vertrauen zerstört wird. Die Großlieferanten ziehen ihre Aufträge zurück. Im Klartext heißt das, die Firma geht Pleite.« Die jungen Leute hören beeindruckt zu. Am Ende treffen wir uns im Büro der Leiterin. Jetzt ist Zeit für Fragen. Katrin meldet sich. »Was für Leistungen braucht man als Fotolaborantin?« Die Leiterin winkt ab: »Die Noten können 2 oder 3 sein, viel wichtiger sind eure Beurteilungen. Wer hier arbeitet, muss absolut ehrlich und zuverlässig sein. So etwas erfährt man aus den Beurteilungen. Nach einer Vorauswahl werden die Bewerber und Bewerberinnen zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Dort machen sie unter anderem einen kleinen Test. Wichtig ist auch, wie sie sich ausdrücken können und was sie über unser Labor und die Arbeit hier wissen.« Als wir das Labor verlassen, sieht Ina nicht besonders glücklich aus. »Na«, frage ich. »wäre das nicht was für dich?« »Das kann ich ja doch nicht«, antwortet sie. Diesen Satz hört man leider sehr häufig. Immer mehr Jugendliche trauen sich kaum noch etwas zu. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Demminer Projekt zur Berufsfrühorientierung vor allem drei Zielstellungen: Die Jugendlichen... a) b) c)

... werden sich bewusst, was sie gut können. ... entdecken die Vielfalt der möglichen Berufsfelder. ... erleben ganz praktisch die Anforderungen an einen Arbeitnehmer

Berufsfrühorientierung in Demmin – Aufgaben und Ziele Daraus entstanden die drei tragenden Säulen des Projektes: 32

Ina und Katrin sind ganz neu im Kurs. Obwohl Ferien sind, haben sie sich für die Exkursion zum Fotogroßlabor angemeldet. Zusammen mit sechs weiteren Jugendlichen geht es um vier Uhr morgens mit einem Kleinbus in Demmin los. Ein Fotogroßlabor arbeitet hauptsächlich in der Nacht. Gegen sechs Uhr kommen wir dort an. Die Leiterin empfängt uns und führt uns zuerst durch die Produktionsstätte. Anschaulich erläutert sie die verschiedenen Arbeitsbereiche und die dafür notwendigen Ausbildungen. »Wisst ihr«, erklärt sie den Jugendlichen: »ein Film ist das persönliche Eigentum des Kunden. Die Bilder eines zerstörten Filmes sind nicht wieder zu beschaffen. Somit setzt der Kunde

a)

Wöchentliche Seminare in Gruppen zu maximal 8 Jugendlichen

Die Jugendlichen besuchten im Laufe des Kurses mindestens acht Seminare zu folgenden Themen: t t

Mein Traumberuf Wer bin ich? Was kann ich?

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

t t t t t t

»Das wollen alle«-Berufe Neue Berufe vorgestellt Meine Fragen zur Berufswahl Vorstellungsgespräch Berufseignungstest Auswertung Kurzpraktikum

b)

Vierwöchige Kurzpraktika á drei Wochenstunden in Demminer Firmen und sozialen Einrichtungen

Die Jugendlichen absolvieren zwei Kurzpraktika in verschiedenen Berufszweigen. Fast 50 Betriebe in und um Demmin waren bereit, einen Schüler als Praktikanten aufzunehmen.

Fähigkeiten, organisatorisches Talent sowie einen PKW-Führerschein mit. Außerdem hatte das Projekt die Möglichkeit, einen Seminarraum sowie einen Kleinbus zu nutzen. Erstaunlich war die Bereitschaft der ansässigen Betriebe und sozialen Einrichtungen, Jugendlichen ein Kurzpraktikum zu ermöglichen. So konnten die Jugendlichen – ihren Wünschen entsprechend – in Altersheimen, Krankenhäusern, Computerfirmen, KfzWerkstätten, Verkaufsstellen und Kindergärten oder beim Friseur, bei Tischlern, in landwirtschaftlichen Betrieben und anderen Einrichtungen in Demmin ihr Kurzpraktikum absolvieren. Die nachfolgenden Auswertungsseminare zeigten, dass die Jugendlichen dabei ganz neue Erfahrungen machten. Am Anfang fiel es ihnen oft schwer, sich zu bewerben. Am Ende aber waren sie stolz darauf, es allein geschafft zu haben. Die Beurteilungen der Schüler und Schülerinnen wiesen häufig darauf hin, dass sie sehr aufgeschlossen waren, sich jedoch zu wenig zutrauten.

Die Jugendlichen stellten sich selbst bei dem gewählten Praktikumsbetrieb vor und vereinbarten Termine. Am Schluss des Praktikums bekam jeder Schüler eine Beurteilung. c)

Exkursionen zu Großbetrieben im Umkreis von 100 km

Die Jugendlichen nahmen im Laufe eines Kurses an mindestens acht Exkursionen zu Betrieben im Umkreis von 100 km teil. Sehr eindrucksvoll waren Besuche bei Siemens in Greifswald, bei Plasmaselect in Teterow, bei der Bundeswehr in Basepool, beim NDR in Greifswald sowie im Fotogroßlabor bei Rostock. Alle Aktivitäten wurden in einem Begleitheft quittiert, auf dessen Grundlage die Jugendlichen am Ende des Kurses ein Zertifikat erhielten. 34

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Berufsfrühorientierung in Demmin – ein Projekt nur für Profis? Keineswegs! Das Projekt in Demmin wurde von einer Mitarbeiterin in Vollzeitanstellung konzipiert und betreut. Als notwendige Voraussetzungen brachte sie pädagogische

Bei der Organisation der Exkursionen machten wir sehr unterschiedliche Erfahrungen. Doch ein Großteil der angesprochenen Betriebe war letztlich bereit, den Jugendlichen die Arbeit in ihren Firmen zu zeigen. Besonders kompetente Führungen fanden in den Betrieben statt, die selbst Lehrlinge ausbilden. Sie berichteten, dass Jugendliche immer

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

wieder mit falschen Vorstellungen von dem gewählten Beruf ihre Lehre beginnen und diese dann nach kurzer Zeit abbrechen. Die Mitarbeiter der Firmen führten die Jugendlichen durch die Betriebe, erklärten die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Auch Anlernarbeitsplätze wurden vorgestellt und den Schülern damit der Unterschied zwischen einem Facharbeiter und einem ungelernten Arbeiter deutlich gemacht. In den vergangenen drei Jahren erklärten sich fast 80 Betriebe und soziale Einrichtungen bereit, dem Projekt als Exkursionsziel oder als Praktikumbetrieb zur Verfügung zu stehen. An dieser Stelle, auch im Namen aller beteiligten Jugendlichen: ein herzliches Dankeschön!

alle zuständigen Mitarbeiter des Trägers in regelmäßigen Abständen in die Entwicklung von Qualitätsstandards eingebunden. Als immer mehr Jugendliche ihr Interesse am Projekt signalisierten, machten sich die Nachteile der ländlichen Struktur des Müritzkreises deutlich bemerkbar. Deshalb beschlossen wir, ein flächendeckendes Angebot im Bereich der Berufsfrühorientierung für alle Jugendlichen ab dem 14. Lebensjahr im Landkreis zu schaffen. Wir erkannten schnell, dass dieses Ziel nur erreicht werden kann, wenn man über den »Trägerrand« hinausschaut. Auf der Suche nach entsprechenden Lösungen wurde beschlossen, ein standardisiertes Lehrprogramm »Berufspropädeutik in der Berufsfrühorientierung« zu entwickeln und einen Trägerverbund zur Berufsfrühorientierung im

Kontakt: Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM) Demmin e.V. Kirchplatz 1 in 17109 Demmin Tel.: (03 99 93) 7 69 41 E-Mail: [email protected] AnsprechpartnerIn: Maria Beck

VII. Alle können zu uns kommen – jeder ist willkommen Ein flächendeckendes Angebot für den Landkreis Müritz (Waren)

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Berufsfindung und Lebensplanung sind für die jungen Menschen von großer Bedeutung. Das Kennenlernen von verschiedenen Berufsfeldern und der eigenen Person sind in diesem Zusammenhang eine wichtige Basis für die tragfähige Berufswahlentscheidung jedes Einzelnen. Denn nur wer seine persönlichen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen, aber auch die Anforderungen der einzelnen Berufsbranchen kennt, kann seine Kompetenzen für die Lebensplanung bewusst einsetzen. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) Waren (Müritz) seit 1998 mit eigenen Angeboten am Förderprogramm »Berufsfrühorientierung Mecklenburg-Vorpommern«. In einem Arbeitszirkel »Berufsfrühorientierung« werden

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Landkreis zu schaffen. Dabei ging man davon aus, dass es im Sinne einer Berufsfrühorientierung wichtig ist, mit den Jugendlichen Fragen des Arbeits- und Sozialverhaltens zu thematisieren. Ebenso wichtig erschienen uns konkrete Gespräche mit Unternehmern und Firmenmitarbeitern in ihrem Arbeitsumfeld und die hierbei gewonnenen Erkenntnisse durch praktische Tätigkeiten zu ergänzen. Im Rahmen dieser Projekterweiterung

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

wurde die Frage diskutiert, ob praktische, handwerklich orientierte Tätigkeiten ausreichen können, um dem Projektansatz der Berufsfrühorientierung gerecht werden. Wir entschieden uns, das Erarbeiten persönlicher Bewältigungstechniken der Berufsorientierung und das Training sozialer Kompetenzen in den Mittelpunkt des Konzeptes zu rücken. Über einen Zeitraum von sechs Monaten wurde ein flächendeckendes Angebot für den Landkreis Müritz erarbeitet. Ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes sind aus heutiger v.a. zwei Umstände: Zum einen die Zusammenarbeit im Trägerverbund »Berufsfrühorientierung im Landkreis Müritz«, der sich aus dem CJD Waren (Müritz), dem Kreisjugendring »Müritz« e.V. und dem überbetrieblichen Ausbildungszentrum Grevesmühlen/Waren (ÜAZ) zusammensetzt. Grundlage für diesen Trägerverbund ist

Berufsberatung des Arbeitsamtes beteiligt sind, maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Durch das Verbundsystem konnte den Teilnehmern ein erweiterter realitätsnaher Raum zur Berufsorientierung angeboten werden. Gleichzeitig erhielt das Projekt zusätzliche materielle Unterstützungen. Anhand der derzeitigen Angebote des Trägerverbundes »Berufsfrühorientierung im Landkreis Müritz« lässt sich der Entwicklungsweg von einem kleinen Schulprojekt zu einem flächendeckenden Angebot für den Landkreis beobachten: An den Projekten des Trägerverbundes »Berufsfrühorientierung im Landkreis Müritz« sind derzeit 400 Schüler in 14 Schulen aller Schultypen (ausgenommen Grundschulen) beteiligt. Jeder Teilnehmende ist in das standardisierte Programm »Berufspropädeutik in der Berufsfrühorientierung« integriert und durchläuft die folgenden drei Phasen des Projektes: t t

t

Lebensplanung (Training sozialer Kompetenzen, Berufsperspektiven, Berufsplanung) Berufswegeplanung (berufliche Informationen, Erstellung der persönlichen Bewerbungsunterlagen, Materialsammlung »Bewerbung«, berufspraktische Tätigkeiten in Firmen oder Werkstätten) Informationstechnischer Grundkurs (Vermittlung von Grundlagen im IT-Bereich).

Die Prozesse der Projektentwicklung garantieren für den Trägerverbund ein stetiges Ausloten von Qualität und Weiterentwicklung. Durch die regelmäßige Reflexion der Arbeit mit den Dozenten können die sich verändernden Bedürfnisse der Jugendlichen relativ schnell erfasst und berücksichtigt werden. So sollen unter dem Slogan »Unternehmen machen mit« noch mehr einheimische Unternehmen in das Verbundnetz integriert werden. Auch die örtlichen Schulträger und Träger der Jugendhilfe wollen wir stärker in das Konzept einbinden. Ein erster Schritt hierzu wurde im Jahr 2001 vollzogen: der Landkreis (Jugendamt) beteiligt sich an den Kosten für das Projekt.

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die Kombination von Ausbildungs-, Bildungs- und Beschäftigungsträgern mit Trägern der Jugendhilfe, die Zusammenarbeit erfolgt über einen Projektbeirat. Zum anderen hat das so genannte Verbundsystem, an dem die Schulträger und Schulen, der Landkreis Müritz, ortsansässige Unternehmen und die Arbeitsverwaltung/

Mit der Berufsfrühorientierung beschreiten wir einen neuen Weg der Projektarbeit, der zu einer ständigen Neuformulierung von Arbeitsaufgaben geführt hat. Das Hauptziel aber ist und bleibt: junge Menschen beim Einstieg in die Berufs- und Arbeitswelt zu unterstützen.

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Kontakt: Christliches Jugenddorfwerk (CJD) Waren (Müritz) Strelitzer Str. 36 in 17192 Waren Tel.: (0 39 91) 67 32-0 Fax: (0 39 91) 67 32 15 ÜAZ Waren/Grevesmühlen, Hauptsitz Waren Warensdorfer Str. 18 in 17192 Waren Tel.: (0 39 91) 15 02-0 Fax: (0 39 91) 15 02 50

VIII. Nur wer sich selbst kennt, kennt auch seinen Beruf Frauen setzen Akzente in der Berufsfrühorientierung (Stralsund) Unser Verein »Frauen setzen Akzente« arbeitet im Bereich Berufsfrühorientierung schwerpunktmäßig in der Region Vorpommern, hier vor allem mit Schülerinnen und Schülern von Haupt- und Realschulen, Gymnasien und freien Schulen. Das Konzept unserer Arbeit besteht aus drei Phasen, die jeder beteiligte Jugendliche durchläuft: a) b) c)

Stärke-Schwäche-Analyse Praxiseinsatz in Unternehmen mehrtägige Workcamps

a)

Stärke-Schwäche-Analyse

Wir holen die an unserem Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler auf dem jetzigen Stand ihrer Auseinandersetzung mit einer Berufsentscheidung ab: Wir differenzieren zwischen Jugendlichen, die schon einen Berufswunsch haben und denjenigen, die diese Vorentscheidung noch nicht getroffen haben. Erfahrungsgemäß entspricht bei den meisten Jugendlichen der Berufswunsch leider nicht dem Persönlichkeitsprofil. Externe Einflüsse wie Empfehlungen der Eltern, ein Sicherheitsbedürfnis, Modeentscheidungen oder Ähnliches können eine große Rolle spielen und führen zu einer Favorisierung von Berufen z.B. im öffentlichen Sektor bzw. im Bereich gesellschaftsorientierter Dienstleistungen. Ein alternativer Berufswunsch fehlt zumeist. Im Prozess der Bewerbung kann es dann passieren, dass die eine oder andere gewünschte Ausbildungsstelle schwer oder gar nicht zu erhalten ist. Erst jetzt einsetzende alternative Überlegungen kosten Zeit und können Stressreaktionen auslösen.

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Koordinierungsstelle und Ansprechpartner: CJD Waren (Müritz) Silke Kriemann, Tel.: (03 99 31 ) 8 66 16 Holger Kiehn, Tel.: (0 39 91) 67 32 23

Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, mit interessierten Schülerinnen und Schülern in der Anfangsphase des Projektes Stärken- und Schwächenprofile zu erarbeiten. Auf dieser Grundlage wird es möglich, objektiv und persönlichkeitsbezogen über Berufswünsche und mögliche Alternativen zu diskutieren – und berufliche Vorstellungen unter dem Aspekt des eigenen Persönlichkeitsprofils zu betrachten.

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

b)

Praxiseinsatz in Unternehmen

Über die Praxiseinsätze in Unternehmen können die Jugendlichen die Anforderungen kennen lernen, welche in der beruflichen Realität an ihre Qualifikation und Persönlichkeit gestellt werden und sich mit speziellen Ansprüchen unterschiedlicher Tätigkeitsfelder auseinander setzen. Die anvisierten Effekte können vor allem durch Exkursionen und Praktika erreicht werden. Wir versuchen mit Partnern zusammen zu arbeiten, die sich engagieren, weil sie daran interessiert sind, motivierte und interessierte junge Leute kennen zu lernen, um sie ggf. nach einer ersten Einschätzung ihrer Eignung für eine spätere Tätigkeit in ihrem Unternehmen zu gewinnen. Wichtig ist, dass die relativ kurze Zeit, in der die Jugendlichen in den Betrieben sind, viele Eindrücke bietet, Bewährungssituationen schafft, Impulse bringt und die Übernahme zeitlich befristeter Aufgaben beinhaltet. Wir favorisieren ein rotierendes Prinzip, wodurch jeder beteiligte Jugendliche die Möglichkeit hat, verschiedene Unternehmensbereiche kennen zu lernen. Die Zusammenarbeit mit neuen Partnern brachte es 2001 mit sich, dass wir unsere Aktionsräume bei der Projektdurchführung bis Greifswald und Rügen ausdehnen mussten. Das damit verbundene Mobiliätsproblem haben wir bisher relativ gut lösen können. Behilflich war uns die Tatsache, dass »pendelnde« Eltern und Geschwister uns tagtäglich unterstützten.

c)

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mehrtägige Workcamps

Nach unseren Erfahrungen ist es den Schülerinnen und Schülern sehr wichtig, Praxiseindrücke und gewonnene Erfahrungen zu reflektieren. In Workcamps organisieren wir daher Diskussionsrunden und Situationen, welche die Schüler über mehrere Tage zu einem intensiven Austausch zusammen führen. Mit der Herauslösung der Jugendlichen aus ihrem gewohnten Umfeld erreichen wir eine große Offenheit Konzentration der Auswertung – und minimieren gleichzeitig die ablenkenden Umstände des Alltages. Unsere Workcamps können wir nur in Kooperation mit anderen Vereinen und freiberuflich Tätigen bewerkstelligen, denn der Einsatz von erlebnis- oder theaterpädagogischen

Methoden in der Berufsfrühorientierung bedarf eines hohen Grades an Professionalität. Die Workcamps produzieren einen Synergie-Effekt, weil hier an alle bisherigen Berufsfrühorientierungs-Aktivitäten angeknüpft wird. Darüber hinaus aktivieren und motivieren sie die Jugendlichen, besonders in Bezug auf den Abbau von Schwächen und die Förderung ihrer Stärken. Diese Effekte sind für die weitere Ausprägung des Kompetenzgefüges der Jugendlichen von großer Bedeutung.

Fazit Die vom Land Mecklenburg-Vorpommern geförderte Berufsfrühorientierung ist wichtig! Bei ihrer Realisierung gibt es vielfältige Möglichkeiten, um Heranwachsende bei der schwierigen Entscheidung für Beruf oder Studium wirksam zu unterstützen. Wenn die hier aufgeführten Angebote aktiv in der Schule aufgearbeitet werden, entstehen interessante Synergien, die ihrerseits auch die Berufsfrühorientierung weiter stärken können. Kontakt: women accent – frauen setzen akzente e.V. c/o IEFP Heinrich-Mann-Straße 11 in 18435 Stralsund Tel.: (0 38 31) 36 79 90 Fax: (0 38 31) 36 79 91 E-Mail: [email protected] Ansprechpartnerin: Birgit Bauer

IX. Streuobstwiese und Eselpflege Ökologischer Landbau (Warnow-Ost) Der Verein MeLaTe hat sich in seiner Satzung das Ziel gesetzt, nach der tief greifenden Umstrukturierung der Landschaft in der Vergangenheit, einen eigenständigen Beitrag zur Wiederbelebung der typischen Mecklenburger Kulturlandschaft zu leisten. In diesem Sinne gilt es, die ausgeprägte großflächige Agrarlandschaft durch entspre-

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

chende Biotoppflege und Vernetzung neu zu beleben, Lebensräume für Fauna und Flora zu schaffen und gleichzeitig neue Erholungsräume für die Bewohner der Region zu erschließen. Mittels einer 28 Hektar großen Streuobstwiese wurde ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung genetisch wertvoller Obstarten und -sorten geleistet. Der angelegte Streuobstwiesenpark – mit Streuobstwiese, Naturerlebnis- und Umweltbildungsstätte, Eselpark, Bauernund Kräutergarten sowie Streichelgehege und Naturspielplatz – dient als vielseitiges Demonstrationsobjekt für Umweltbildungsmaßnahmen und ist gleichzeitig selbst ein Lehrmeister mit hohem Erholungswert. Ein nachhaltiges Verständnis für die Erhaltung wertvoller Kulturgüter und einer naturnahen Kulturlandschaft ist nur zu erreichen, wenn Kindern und Jugendlichen Kenntnisse von Gesetzmäßigkeiten in der Natur vermittelt werden.

Aufgaben wie den Umgang mit den Tieren, Fütterung, Reiten, Führen und Anspannen. In der theoretischen Ausbildung beschäftigen wir uns mit Eselrassen, ihrer Physiologie, Haltung, Pflege etc. Natürlich kommt neben der notwendigen Arbeit auch der Spaß nicht zu kurz. Einen Esel reiten oder mit der Kutsche durch die Streuobstwiese fahren, ist immer ein tolles Erlebnis. Kontakt: Me La Te Warnow Ost e. V. Griebnitzer Weg 6 in 18196 Dummerstorf Tel.: (03 82 08) 6 07 29 Fax: (03 82 08) 6 07 30 Ansprechpartnerin: Frau Neubert, Tel.: (03 82 08) 6 15 56

Im Rahmen der Berufsfrühorientierung bieten wir deshalb an: a)

Arbeitsweisen im ökologischen Landbau am Beispiel der Bewirtschaftung einer Streuobstwiese mit Bauerngarten

Den Teilnehmern wird entsprechend dem Verlauf der Jahreszeiten Interessantes und Wissenswertes aus dem ökologischen Landbau vermittelt, wie z.B. Gärtnern im Obstund Gemüsebau nach ökologischen Gesichtspunkten einschließlich der notwendigen Arbeiten auf einer Streuobstwiese. Wir verdeutlichen dabei, dass die Erzeugung gesunder, unbelasteter Nahrungsmittel durch den Landwirt zu einer wichtigen Existenzfrage der Landwirtschaft geworden ist. 44

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b)

Artgerechte, landwirtschaftliche Tierhaltung am Beispiel von Eseln, Schafen, Hühnern und Ziegen

Die Jugendlichen haben die Möglichkeit zum direkten Kontakt mit den Tieren und beschäftigen sich mit Tierpflege und Tierschutz. In diesem Zusammenhang bieten wir das Projekt «Alles um und mit dem Esel« an. Der praktische Teil des Projektes umfasst

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

X.

Mit elf Jahren Firmenchef Schülerfirmen in der Berufsfrühorientierung (Rostock)

Mit elf Jahren bereits Firmen-Chef – geht denn das überhaupt? An der Gesamtschule Rostock-Schmarl ist dies Realität. Dort haben Schüler seit 1997 die Möglichkeit, sich im Rahmen des Projektes Berufsfrühorientierung in den Schülerunternehmen »Grafix«, »Schülercafé« und »Schreibbüro« aktiv auf den Einstieg ins Berufsleben vorzubereiten. Das ist ganz im Sinne der auf Integration ausgerichteten Schulkonzeption, in der als ein Baustein auch die Integration von allgemeiner und beruflicher Bildung festgeschrieben ist. Getragen werden die Schülerfirmen durch den Schulverein, die konkrete Anleitung erfolgt durch Lehrer der Schule, aber auch durch Pädagogen, die auf Honorarbasis arbeiten oder durch das Arbeitsamt für einen bestimmten Zeitraum gefördert werden.

Anerkennung ihrer Arbeit bei öffentlichen Präsentationen und die Nachfrage nach ihren Produkten werden Aspekte wie Selbstbewusstsein und Zufriedenheit über Erreichtes (auch bei sonst schulisch leistungsschwachen Jugendlichen) und das Unternehmen als Ganzes gestärkt. Neben der konkreten Umsetzung von Produktaufträgen gewinnen die Jugendlichen erste Eindrücke eines Betriebsalltags. Sie erwerben Fähigkeiten im Umgang mit computergesteuerten Maschinen, mit Kalkulationen, Akquisition und vielem mehr. Vor allem aber lernen sie, für die Qualität ihrer Produkte Verantwortung zu übernehmen und unternehmerische Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft, Kreativität, Entscheidungsfähigkeit, Durchhaltevermögen und technische Kompetenz zu entwickeln.

»Schülerschreibbüro« »Grafix« Steffen Sandow leitet als Geschäftsführer das Schülerunternehmen »Grafix«. Der Crew stehen Produktionsmittel vom Feinsten zur Verfügung wie z.B. zwei CNC-gesteuerte Maschinen (Gravier- und Folienplotter), mit denen aus selbstklebender bunter Folie jede beliebige Form, Figur oder Schrift angefertigt und somit verschiedene Aufträge erledigt werden können, z.B.: t t t t

Firmenschilder Türschilder für Privatpersonen Orientierungstafeln für das Erasmusgymnasium Lütten-Klein diverse, kreativ gestaltete Schilder

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Die Eigenverantwortlichkeit und Aktivität jedes Firmenmitgliedes ist Grundlage des gesamten Firmenlebens. Die Jugendlichen übernehmen selbstständig alle Arbeitsschritte, wie Werbung, Auftragsbeschaffung, Ausführung der Aufträge vom Gestaltungsentwurf bis zum Endprodukt, Preiskalkulation, Rechnungslegung sowie Vertrieb – und erfüllen sie mit eigener Kreativität. Dabei erhalten die Jugendlichen Einblicke in Arbeitsprozesse, die sie für ihre berufliche Orientierung nutzen können. Durch die

Im Rahmen des »Schülerschreibbüros« werden den Schülern Einsichten in bürowirtschaftliche Aufgaben, die in allen Unternehmen wesentlicher Bestandteil des Betriebsablaufes sind, vermittelt. Sie lernen die Bedeutung eines modernen Büros für die effektive Aufnahme, Weitergabe und Verarbeitung von Informationen kennen. Um die Jugendlichen auf ihre Berufswahlentscheidung vorzubereiten, werden Exkursionen in berufsnahe Bereiche, wie zum Beispiel Sekretariate, Büros oder Computerkabinette unternommen. Im »Schülerschreibbüro« erhalten die Jugendlichen möglichst oft die Gelegenheit zum selbstständigen Agieren. Ihre »Berufspraxis« erlangen die Mitarbeitenden des »Schreibbüros« durch Tätigkeiten wie Bibliotheksdienst, Kopierarbeiten, Schreibarbeiten, Konferenzvorbereitungen und Öffentlichkeitsarbeit. Gerade auch leistungsschwache Schülerinnen und Schüler haben durch die Arbeit im »Schülerschreibbüro« die Möglichkeit, angemessenes und sicheres Auftreten zu üben und positive Lernerfahrungen zu sammeln.

»Schülercafé« Das »Schülercafé« ist zu einem zentralen Anlaufpunkt an unserer Schule geworden. Die Jugendlichen, die das Café betreiben, halten sich an die gemeinsam aufgestellten

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Regeln und identifizieren sich mit dem Café. Sie akzeptieren, dass neben dem direkten Verkauf im Café auch verschiedenste andere Tätigkeiten anfallen und bewältigt werden müssen. So gibt eine wechselnde Verantwortungsübernahme für das Abwaschen, Staubsaugen, Einkaufen, Preisvergleich, Wiederherstellung von Ordnung und Sauberkeit im Café, Zubereitung und Auffüllen von Speisen oder Eindecken der Tische. Vielfach halten sich die Schüler auch über ihre Dienstzeit hinaus im Schülercafé auf. Sie sehen nach dem Rechten und überprüfen, ob etwas zu tun ist. Gleichzeitig ist das Café für sie Schülerclub und ein beliebter Treffpunkt mit Freunden. Auch bei Einsätzen an Wochenenden (Elternsprechtag, Tag der offenen Tür u. a.) kann stets auf das Schülercafe zurückgegriffen werden. Im September 2001 wechselte die Stammbesatzung, da sich sechs Jungen der

blick über die Firma und überwacht den Umgang mit den Finanzen kritisch. Auch die anderen jugendlichen Mitarbeiter identifizieren sich mit dem Café ebenso wie mit der Schule und führen das Café genauso pflichtbewusst wie ihre Vorgänger. Selbstbewusst und höflich treten sie als Verkäufer auf. Die erprobte Form der Dienstverteilung wurde übernommen. Auch das enge Miteinander von Schülern und pädagogischem Personal hat sich bewährt. Da sich zwischen beiden Seiten ein offenes und kameradschaftliches Verhältnis entwickelt hat, geht die beratende oder pädagogische Tätigkeit oft sogar über das Schülercafé hinaus. Gerade bei den Firmengründern hat sich gezeigt, dass sie mit ihren Aufgaben im Café gewachsen sind und wie positiv diese Tätigkeit sich auf ihre Persönlichkeitsentwicklung ausgewirkt hat. Das betrifft vor allem das sichere, selbstbewusste und äußerst kritische Auftreten, sowie den sachlichen Umgang miteinander. Zwei Drittel der Jugendlichen, die während ihrer Schulzeit im Schülercafé mitgearbeitet haben, begannen eine Ausbildung in der Gastronomie. Bei der Bewerbung war es vielfach hilfreich, dass die Jugendlichen ein Zertifikat ihrer Schülerfirma vorweisen konnten, in dem ihre Fähigkeiten und ihre Leistungen bescheinigt wurden. Aber schon wenn von den Firmenmitgliedern geäußert wird: »Ich wusste gar nicht, dass Arbeit vor allem Spaß machen kann.« oder »Ich bin in meiner Freizeit mehr im Schülercafé als zu Hause, weil es hier interessanter ist.«, haben wir mit unserer Arbeit sehr viel erreicht.

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10. Klasse verstärkt ihren schulischen Aufgaben widmen wollten. Das Schülercafé wurde nach einer Einarbeitungszeit an Jüngere übergeben. Der neue Geschäftsführer erfüllt seine Aufgabe seit seinem Amtsantritt mit Umsicht und großem Verantwortungsbewusstsein. Immer wieder verschafft er sich einen Über-

Kontakt: Schulverein der Gesamtschule Schmarl e.V. Stephan-Jantzen-Ring 5-6 in 18106 Rostock Tel.: (03 81) 1 21 42 84 Fax: (03 81) 1 21 42 86 Ansprechpartnerin: Frau Grell

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

kap. 5

Material- und Literaturempfehlungen

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100 Ausbildungsberufe die es bislang noch nicht gibt – aber geben könnte! Hrsg.: Handelskammer Hamburg, Geschäftsbereich Berufsbildung Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg Tel.: (0 40) 36 13 83 86 www.hamburg.handelskammer.de

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Berufsorientierung in der Schule – Grundlagen und Praxisbeispiele Jörg Schredy, Verlag Klinkhardt, Bad Heilbronn ISBN 3-7815-1183-9

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Berufs- und Lebensplanung – Werkstatthefte, Heft 47 Hrsg.: Pädagogisches Landesinstitut Brandenburg Vertrieb: Wissenschaft und Technik Verlag, Berlin ISBN 3-89685-703-7

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Chips & Schräubchen – Newsletter für die Fachfrau von morgen Hrsg.: Jugendgemeinschaftswerk im Ev. Kirchenkreis Hamm Hohe Str. 10, 59065 Hamm, Tel.: (0 23 81) 2 90 32

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Datenbank PRAXIMO – Praxismodelle Jugend in Arbeit CD Update mit 202 Datensätzen, Hrsg.: DJI 2001 Vertrieb: Deutsches Jugendinstitut e. V., Regionale Arbeitsstelle Leipzig, Datenbank PRAXIMO, TTeubnerstr. 11, 04317 Leipzig www.cgi.dji.de

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Girl’s Day: Mädchen-Zukunftstag Bundesweiter Berufsorientierungstag für Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren www.girlsday.de

Berufliche und soziale Integration benachteiligter Jugendlicher in M-V INBAS, Kaiserstr. 61, 60329 Frankfurt am Main Tel.: (0 69) 27 22 4 0 www.inbas.com

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Handbuch Berufswahl 2002/2003 Eichborn Verlag ISBN 3-8218-3908-2 www.eichborn.de

Berufsorientierung an der Gymnasialen Oberstufe Hrsg.: Frauke Stübing, Kassel: kassel university press GmbH ISBN 3-933146-60-7

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Aktuell: Stichworte zur Jugendarbeitslosigkeit Hrsg.: arbeit für alle e.V. Vertrieb: jugendhaus düsseldorf e.V., Verkauf-Verlag, Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf Tel.: (02 11) 4 69 31 28 [email protected]

t

Ausbildung und Beruf – Rechte und Pflichten während der Berufsausbildung Hrsg.: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Referat Öffentlichkeitsarbeit, 53170 Bonn www.bmbf.de

t

Beratung Jugendlicher zwischen Schule und Beruf – Projekt Mannheim Interkulturelles Bildungszentrum, H2-2, 68159 Mannheim Tel.: (06 21) 1 47 30 E mail: [email protected]

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t

handfest – Das Handwerk: Tipps zur Berufswahl Hrsg.: Westdeutscher Handwerkskammertag Sternwartstr. 27-29, 40223 Düsseldorf Tel.: (02 11) 3 00 79 00 www.handwerk-nrw.de

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

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Innovative Schulmodelle für eine verbesserte Vorbereitung von Jugendlichen auf Erwerbsarbeit, Praxismodelle Band 12 Hrsg.: DJI 2002 Vertrieb: Deutsches Jugendinstitut e. V., Regionale Arbeitsstelle Leipzig, Datenbank PRAXIMO, TTeubnerstr. 11, 04317 Leipzig www.cgi.dji.de

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MädchenTHEATERWERKSTATT – Ein Berufsorientierungskurs für Mädchen Hrsg.: Jugendwerkstatt Felsberg, Abt. Arbeit und Orientierung Sälzer Straße 3 a, 34587 Felsberg Tel.: (0 56 62) 9 49 70 [email protected]

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Job Central – Regionale Jugendagentur Badische Bergstraße e. V. Bahnhofstr. 19, 69469 Weinheim Tel.: (0 62 01) 18 47 62 [email protected]

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Mädchenwerkstatt – 10 Jahre Berufsorientierung für Mädchen Hrsg.: Mädchenwerkstatt Mannheim F 7, 22-23, 68159 Mannheim Tel.: (06 21) 10 67 94 [email protected]

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JOBLAB – Ein Multimedialabor zur Berufsfindung Hrsg.: Bildungswerk der hessischen Wirtschaft e.V. Forschungsstelle Postfach 50 05 61, 60394 Frankfurt/ Main Tel.: (0 69) 95 80 80 www.joblab.de

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Mit MUMMM zur Berufsorientierung – Methoden und Materialien für die Praxis Barbara Winkler, Veritas Verlag, Linz ISBN 3-7058-5358-9

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Öffnung der Schulen zum Berufsleben – Chorweiler Projekte stellen sich vor Stadt Köln, Amt Weiterbildung, RAA Deutz-Kalker Str. 18-26, 50679 Köln Tel.: (02 21) 2 21 92 84

t

Trans-Job – Herbstkongress 2000 – Dokumentation Hrsg.: Stiftung der Deutschen Wirtschaft – Kooperation Schule-Wirtschaft Breite Str. 29, 10178 Berlin Tel.: (0 30) 20 33 15 59 www.sdw.org

t

Schüler unternehmen was – Schülerfirmen in Mecklenburg-Vorpommern Hrsg.: Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern, Lange Str. 17, 17192 Waren (Müritz) Tel.: (0 39 91) 66 70 41 www.raa-mv.de

t

Jugend in Arbeit – Neue Wege des Übergangs Jugendlicher in die Arbeitswelt Opladen: Leske + Budrich ISBN 3-8100-3079-1

t

Lebensweg – Berufswegplanung – Projekte im Land Sachsen Anhalt Hrsg.: Ministerium für Arbeit, Frauen, Soziales und Gesundheit des Landes Sachsen Anhalt, Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 3740, 39012 Magdeburg Tel.: (03 91) 5 67 67 11

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Mädchen und junge Frauen: Berufsfindung – Berufsorientierung – Berufswahl Deutsches Jugendinstitut e.V., 2. Auflage 2000 Vertrieb: Deutsches Jugendinstitut e. V., Regionale Arbeitsstelle Leipzig Forschungsschwerpunkt Übergänge in Arbeit, Stallbaumstr. 9, 04155 Leipzig , Tel.: (03 41) 5 66 54 16 www.cgi.dji.de

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53

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

kap. 6

Förderrichtlinien für die Programme Berufsfrühorientierung und Berufsfrühorientierungsferien

Wege aus der Ausbildungskrise – Memorandum des Forums »Jugend – Bildung – Arbeit« Opladen: Leske + Budrich ISBN 3-8100-2196-2

6.1. »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern«

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Wegweiser zur Berufswahl – Ein Arbeitsbuch für Jugendliche Hrsg.: S&B Institut für Berufs- und Lebensgestaltung AG Vertrieb: W. Bertelsmann Verlag ISBN 3-7639-3001-9 www.wbv.de

t

Wiwa – Wir warten nicht auf Wunder, wir tun etwas – Projektdokumentation Hauptschule Wehringhausen, Eugen-Richter-Str. 77-79, 58089 Hagen Tel.: (0 23 31) 33 50 61 www.ha.shuttle.de/wehrinhausen

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Mecklenburg-Vorpommern Projekte, die geeignet sind, jungen Menschen ab dem vollendeten 14. Lebensjahr Orientierungshilfen für die Berufswahl zu geben. Die Projekte zielen auf die Verbesserung des Zugangs zur Erstausbildung und sollen allen jungen Menschen, die dies wünschen, geeignete berufliche Orientierung und Beratung anbieten. Ebenso zielen die Projekte auf das Erlernen von Fähigkeiten, sich den Erfordernissen eines durch zunehmende Dynamik und Mobilität geprägten Arbeitsmarktes anzupassen. Sie sollen u.a. »verengten« Berufsentschei-

t

Was wird gefördert?

54

55

dungen vorbeugen, wobei besonders für Mädchen eine Orientierung außerhalb der traditionellen Frauenberufe gefördert wird. Die Teilnehmer/-innen sollen in geeigneten Projekten tiefere Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt erhalten, um somit Berufsinteressen und ein realistisches Berufswahlverhalten ausprägen zu können. Die Projekte sollen die Angebote der Abteilungen Berufsberatung der Arbeitsämter sinnvoll ergänzen.

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Die Projekte sollen insbesondere t

t t

t

t

jungen Menschen durch praktische Kurse in verschiedenen Branchen und Berufsfeldern erste vorberufliche Erfahrungen vermitteln und die Entwicklung von Eigeninitiative fördern, jungen Menschen am individuellen Lebensweg orientierte Unterstützung in der Berufswegeplanung anbieten, zusätzlich zu bereits bestehenden arbeitsweltbezogenen Unterrichtsthemen weiterführende längere Projekte, Praktika oder andere geeignete Maßnahmen, die den schulischen Auftrag zur Berufsorientierung maßgeblich erweitern, anbieten, jungen Menschen helfen, Flexibilität, Mobilität und mehr Berufsverständnis zu gewinnen und berufliches Lernen durch einen geeigneten betrieblichen Praxisbezug erfahrbar werden lassen, sodass schulisches Lernen anschaulich umgesetzt und erweitert wird, sich mit ihren Angeboten an der aktuellen Arbeitsmarktentwicklung orientieren, eine Gründung von betriebsähnlichen Schülerunternehmen zum Verstehen von Betriebsstrukturen und als Ermutigung zur Eigeninitiative zum Ziel haben.

t t

die den Teilnehmer/-innen ein praktisches Erproben in mindestens drei verschiedenen Berufsfeldern ermöglichen, welche den Teilnehmer/-innen durch z.B. Betriebsbesichtigungen, -erkundungen und/oder Praktika die Gelegenheit geben, Betriebsabläufe und -strukturen kennen zu lernen.

Maßnahmen der Berufsorientierung nach § 33 des Job – AQTIV – Gesetzes können im Rahmen des Förderprogramms »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern« keine zusätzlichen Zuschüsse erhalten.

Welche Partner sollen an den Projekten beteiligt werden? Die Projektträger schließen für die Durchführung der Projekte mit einzelnen Schulen und Unternehmen Kooperationsverträge ab, in denen die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit geregelt werden.

Wie hoch ist die Förderung? Wer wird gefördert? Träger der beruflichen Bildung und der freien Jugendhilfe, sowie landwirtschaftliche Fachverbände mit Sitz in Mecklenburg-Vorpommern.

t t t

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? t

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Gefördert werden vorrangig Projekte für Haupt- und Realschüler/-innen, t t

an denen jeweils mindestens 8 Jugendliche teilnehmen, welche die einzelnen Teilnehmer/-innen in der außerunterrichtlichen Zeit mindestens 45 Stunden qualifizieren,

t t

Gefördert werden Sach- und Personalausgaben. Die Höhe der Zuwendung beträgt bis zu 140,- ¤ pro Teilnehmer/-in. Für Projekte, in denen die Teilnehmer/-innen mehr als 45 Stunden, höchstens aber 120 Stunden im Sinne dieses Förderprogramms qualifiziert werden, kann darüber hinaus eine Zuwendung von bis zu 3,- ¤ pro Teilnehmer/-in und zusätzlich geleisteter Stunde gewährt werden. Für Projekte, die Blockveranstaltungen beinhalten, in denen die Teilnehmer/-innen mindestens 4 Stunden, aber nicht mehr als 7 Stunden pro Tag qualifiziert werden und die mit Übernachtungen verbunden sind, kann ein Übernachtungsgeld von bis zu 3,- ¤ pro Teilnehmer/-in und Übernachtung gewährt werden. Für Projekte im ländlichen Raum, die mit erhöhten Transportaufwendungen verbunden sind können zusätzliche Fahrtkostenbeihilfen beantragt werden. Anschaffungen über 410,- ¤ sind nicht zuwendungsfähig.

57

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Unabhängig von diesen Fördergrundsätzen besteht die Möglichkeit, für Anschaffungen mit einem Wert von mehr als 410,- ¤, die zur Gründung von Schülerunternehmen nötig sind, ergänzende Mittel bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, über die Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern, zu beantragen.

Was muss der Antrag beinhalten? Die Anträge müssen alle erforderlichen Angaben hinsichtlich t t t

des zeitlichen Rahmens, der geplanten Teilnehmer/-innenzahl und der Einnahmen und Ausgaben (Ausgaben- und Finanzierungsplan) des Projektes enthalten (Antragsformulare in dieser Broschüre).

Wo kann die Förderung beantragt werden? Projektanträge an die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung werden schriftlich bei der Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern Lange Str. 17 17192 Waren (Müritz) Tel. (0 39 91) 66 70 41 Fax (0 39 91) 66 70 43 E-Mail: [email protected] eingereicht.

Zusätzlich ist ein schriftliches Konzept einzureichen, das folgende Gliederungspunkte beinhalten sollte: t t t t t t t t

Angaben zum Projektträger Beschreibung der Zielgruppe Darstellung des Arbeitsansatzes und der Ziele des Projektes Ressourcen bzw. Ausstattung für das Projekt Personelle Rahmenbedingungen des Projektes Umsetzung bzw. Durchführung des Projektes Detaillierte Darstellung des zeitlichen Ablaufes Angaben zu den Kooperationspartnern

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Die Projektanträge müssen durch eine arbeitsmarktliche Stellungnahme der Abteilung Berufsberatung der örtlich zuständigen Arbeitsämter ergänzt werden. Außerdem müssen die örtlich zuständigen Jugendämter über die geplante Durchführung des Projektes informiert werden.

Die Arbeitsstelle ist ein Service- und Beratungsangebot der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Sie unterstützt die Projektträger bei der Antragstellung, Projektkonzipierung und -durchführung.

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Wie wird über eine Förderung entschieden? Die Entscheidung über förderwürdige Projekte trifft ein Projektbeirat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Antragsteller/-innen erhalten einen schriftlichen Bescheid über die Bewilligung bzw. Ablehnung des Projektes.

6.2. Berufsfrühorientierungsferien in Mecklenburg-Vorpommern Modellförderung – »Wohnortunabhängige Berufsfrühorientierung in M-V« im Rahmen Förderprogramm »Berufsfrühorientierung in M-V«

sind, jungen Menschen ab dem vollendeten 14. Lebensjahr Orientierungshilfen für die Berufswahl zu geben. Ebenso zielen solche Projekte auf das Erlernen von Fähigkeiten, sich den Erfordernissen eines durch zunehmende Dynamik und Mobilität geprägten Arbeitsmarktes anzupassen. Gerade im ländlichen, strukturschwachen Raum sind Schüler/-innen darauf angewiesen strukturelle Benachteiligungen zu überwinden. Um diese strukturellen Unterschiede auszugleichen und somit die Schaffung annähernd gleichwertiger Bedingungen unabhängig vom Wohnort zu realisieren, können in diesem Jahr erstmalig modellhaft Projekte die Berufsfrühorientierung unabhängig vom Wohnort in Mecklenburg-Vorpommern anbieten, gefördert werden. Jugendliche sollen somit die Möglichkeit erhalten, in den Ferien an Projekten der Berufsfrühorientierung entsprechend ihrer Interessen und Bedürfnisse teilzunehmen.

Was ist zu beachten? Abweichend von der Richtlinie zum Förderprogramm Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern ist Folgendes zu beachten: t t t t 60

t

geeignete Mitarbeiter/-innen müssen den Gruppenprozess pädagogisch begleiten und fördern können, Übernachtungen müssen Bestandteil des Projektes sein, die Höhe der Eigenbeteiligung der Teilnehmer/-innen muss im Finanzierungsplan ausgewiesen werden, für die An- und Abreise können den Teilnehmer/-innen die Kosten des Ferienticket M-V erstattet werden, eventuell erhöhte Kosten können formlos mit Begründung zusätzlich beantragt werden.

Was wird gefördert? Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Mecklenburg-Vorpommern Projekte, die geeignet

Im Weiteren gilt die Richtlinie des Förderprogramm Berufsfühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern!

61

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

kap. 7

Antragsunterlagen Förderprogramm »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern«

Wo kann die Förderung beantragt werden? Projektanträge an die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung werden schriftlich bei der Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern Lange Str. 17 17192 Waren (Müritz) Tel. (0 39 91) 66 70 41 Fax (0 39 91) 66 70 43 e-mail: [email protected]

An die Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe M-V Lange Str. 17 17192 Waren (Müritz)

eingereicht. Die Arbeitsstelle ist ein Service- und Beratungsangebot der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Sie unterstützt die Projektträger bei der Antragstellung, Projektkonzipierung und -durchführung.

Wie wird über eine Förderung entschieden? Die Entscheidung über förderwürdige Projekte trifft ein Projektbeirat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Antragsteller/-innen erhalten einen schriftlichen Bescheid über die Bewilligung bzw. Ablehnung des Projektes.

62

63

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Antrag auf Gewährung einer Zuwendung

Das Projekt wendet sich

Antragsteller/-in:

01 02 03

Straße:

hauptsächlich an Mädchen hauptsächlich an Jungen in etwa gleicher Weise an beide Geschlechter.

PLZ/ Ort: Berufsfelder, auf die das Projekt orientiert:

Telefon:

Fax:

E-Mail:

Projektleiter/-in: ¨

Erstantrag

Telefon: ¨

Folgeantrag; Aktenzeichen im Vorjahr:

Bezeichnung des Projektes: Kooperierende Schule/n:

PLZ / Durchführungsort

64

Kreis

Durchführungszeitraum

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14

Berufe in der Informationstechnik Berufe im naturwissenschaftlich-technischen Bereich Berufe im physikalisch und chemisch-biologischen Bereich künstlerische und gestalterische Berufe, inklusive Marketing Berufe im wirtschaftlichen und kaufmännischen Bereich Metall- und Elektrotechnik/Elektronikberufe Verwaltungs- und Büroberufe Berufe im sozialen und pädagogischen Bereich Berufe im Gesundheitswesen Berufe im Tourismus- und Gastgewerbe Gartenbau, forst- und landwirtschaftliche Berufe inklusive Tierhaltung Lager-, Transport- und Verkehrsberufe Hoch-. Tief- und Gebäudeausbauberufe Sonstige Berufe

Kurzbeschreibung des Projektes für den Projektbeirat:

65

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Ich/Wir bitte/n um Gewährung einer Zuwendung für o.a. Projekt in Höhe von insgesamt:

¤.

Ich/Wir erkläre/n, t t t t

t

dass die Angaben in diesem Antrag (einschließlich Anlagen) vollständig und richtig sind, dass mit dem geplanten Projekt noch nicht begonnen wurde, dass die Finanzierung des Gesamtprojektes gesichert ist, dass ich/wir außer den im Finanzierungsplan ausgewiesenen Zuwendungen keine anderweitige Förderung aus öffentlichen Mitteln insbesondere nicht nach § 33 des Job-Aktiv-Gesetzes für dieses Projekt beantragt habe/n bzw. in Anspruch nehme/n, dass das örtlich zuständige Jugendamt über die Durchführung des Projektes informiert wurde.

Je Teilnehmer/-in vorgesehene Qualifizierungsstunden: Teilnehmer/-innen*:

x 140 ¤ =

¤ (Grundförderung 45 h) Ort/Datum

Bei Qualifizierungen von mehr als 45 Stunden pro Teilnehmer/in:

66

zusätzliche Stunden** x

Teilnehmer/-innen* x 3 ¤ =

¤

Anzahl Übernachtungen x

Teilnehmer/-innen* x 3 ¤ =

¤

zusätzliche Transportaufwendungen (Erläuterung bitte beifügen) =

* Mindestanzahl: 8 ** Mindestanzahl: 15 ; Maximalzahl: 75

¤

Anlagen: t t t t t

Rechtsverbindliche Unterschrift/en und Stempel Beschreibung des geplanten Projektes (Konzeption) Ausgaben- und Finanzierungsplan (Vordruck Anlage 3) Einzelaufstellung der geplanten Ausgaben (Vordruck Anlage 4) Arbeitsmarktliche Stellungnahme des örtlich zuständigen Arbeitsamtes Kooperationsverträge mit den kooperierenden Schulen und Unternehmen

bei Erstanträgen: t Anerkennungsnachweis als Träger der Jugendhilfe bzw. Weiterbildung t Satzung und Vereinsregisterauszug oder vergleichbares

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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Anlage 3: Ausgaben- und Finanzierungsplan

B.

zum Projekt

Gesamteinnahmen davon entfallen auf

A.

Ausgaben

Gesamtausgaben davon entfallen auf 1.

Datum: Höhe der Ausgaben in €

Finanzierungsplan

1.

Beantragte Zuwendung

2.

Eigenmittel des Trägers

3.

Sonstige Zuwendungen

Höhe der Einnahmen in €

Sachausgaben

1.1. Ausstattung* 1.2. Geschäftsbedarf 1.3. Transport 1.4. Verbrauchsmaterialien* 1.5. Unterkunft 1.6. Sonstige projektbezogene Sachausgaben*

68

2.

Personalausgaben

69

2.1. Personalausgaben/Stellen* 2.2. Honorare*

Hinweis: Gesamtausgaben und Gesamteinnahmen – unter Berücksichtigung der beantragten Zuwendung –

2.3. Werkverträge*

* Einzelaufstellung der Ausgaben (Vordruck Anlage 4) bitte beifügen!

müssen übereinstimmen.

Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis

Anlage 4: Einzelaufstellung und Erläuterung der geplanten Ausgaben

zum Projekt

zu 1.6.

Sonstige projektbezogene Sachkosten

zu 2.1.

Personalausgaben / Stellen

zu 2.2.

Honorare

Datum:

Alle Angaben bitte in ¤.

zu 1.1.

zu 1.4.

Ausstattung:

Verbrauchsmaterialien Stundensatz

¤ x

Stundenanzahl

Stundensatz

¤ x

Stundenanzahl

70

71

zu 2.3.

Werkverträge

(Anzahl/Betrag)

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