Der runde Wetttisch Wir sind VdF

May 4, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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P.b.b. Erscheinungsort Wien · Verlagspostamt: 1230 Wien, ZulNr.: 02z031770M, DVR-Nr. 0046655, ZVR 576 439 352

DAS MAGAZIN DER VEREINIGUNG DER FUSSBALLER

AUSGABE 41 · APRIL 2014

SPIELER

www.vdf.at www.gdg-kmsfb.at

Foto: Peter Marchsteiner

TATORT WETTBÜRO

Der runde Wetttisch

Podiumsdiskussion der VdF im Catamaran mit Benjamin Best, Rudolf Stinner u. a. 11–13

Wir sind VdF

Die Fußballergewerkschaft zu Gast in den Trainingslagern der Bundesligaklubs19–21

VdF-Mitglieder VdF-Mitglieder erhalten 10 % Rabatt (ausgenommen mit erhaltenAngebote, 10 %dieRabatt Partnerhochschulen umgesetzt werden) (ausgenommen Angebote, die mit Partnerhochschulen umgesetzt werden)

KARRIERE KARRIERE im Blick im Blick

Per Fernstudium weiterbilden Per Fernstudium weiterbilden

MBA Sportmanagement* MBA Sportmanagement* Bachelor Sportbusiness Management Bachelor Sportbusiness Management Sportökonom (FH)* Sportökonom (FH)* Geprüfter Sportfachwirt (IHK) Geprüfter Sportfachwirt (IHK) Fußballmanagement Fußballmanagement Sportmanagement Sportmanagement New Media Management Sport New Media Management Sport Sportmarketing Sportmarketing Sportjournalismus Sportjournalismus Sport-Mentaltraining Sport-Mentaltraining ESB Sponsoring-Workshops ESB Sponsoring-Workshops „Die IST-Weiterbildung war durch „Die IST-Weiterbildung durch die zeitliche Flexibilität war für mich die zeitliche mich optimal. DasFlexibilität spezifischefür Fachwissen optimal. Das jetzigen spezifische Fachwissen ist in meiner Position sehr ist in meiner jetzigen Position sehr hilfreich.“ hilfreich.“ Fredi Bobic, Direktor Sport beim VfB Stuttgart Fredi Bobic, Direktor Sport beim VfB Stuttgart * In Kooperation mit der FH Schmalkalden * In Kooperation mit der FH Schmalkalden

Anerkannte Abschlüsse Anerkannte Abschlüsse

IST-Studieninstitut | 0211 8 66 68-0 | www.ist.de IST-Studieninstitut | 0211 8 66 68-0 | www.ist.de

SPIELER 3 Foto: Harri Mannsberger

VORSPIEL

AUSGABE 41 • APRIL 2014

SEI ES, WIE ES SEI! Auch etwas mehr als fünf Monate nach dem Outing von Dominique Taboga fällt es vielen Leuten, die mit ihm zu tun hatten, noch immer schwer zu glauben, was da und in den folgenden Wochen rund um seine Person alles an die Öffentlichkeit drang. Opfer? Täter? Beides? Wir waren mit unserem Magazin gerade im Druck und entschlossen uns, auf die ersten Meldungen nicht zu reagieren, da fast täglich etwas anderes zu hören war. Wir hüten uns auch noch jetzt davor, über die Geschehnisse ein Urteil zu fällen, bevor es ein Gericht tut – zu vieles liegt dabei noch im Unklaren, und zu präsent sind bei uns auch noch massive öffentliche Anschuldigungen gegenüber einigen Spielern, die sich bald danach als haltlos erwiesen. Es wird ein Gerichtsverfahren geben, das hoffentlich zur endgültigen Klärung beitragen wird, und woraus wir vor allem mitnehmen müssen, dass auch Österreich nicht vor dieser Art von Kriminalität gefeit ist und ein Verdrängen und Schönreden keinem hilft. Die Protagonisten des Fußballsports sind weltweit gefordert, gegen solcherlei Machenschaften vorzugehen, und es wird nicht ausreichen, wenn man die Verantwortung dafür an andere abgibt. Dafür steht zu viel am Spiel, und dafür sind gerade die Inputs der handelnden Verbände, Vereine, Funktionäre, Gewerkschaften und Spieler zu wichtig.

EINSAM STATT GEMEINSAM

Für Insider ist es nicht verwunderlich, dass in Öster-

reich auch bei diesem Thema nicht gemeinsam vorgegangen wird. Es gibt vor allem im Fußball immer wieder genügend Beispiele dafür – auch weil sich sehr viele herausnehmen allwissend zu sein und nicht einsehen wollen, dass unterschiedliche Interessen eines Kompromisses bedürfen, damit für alle Beteiligten und vor allem für den Fußballsport selbst das Beste herauskommt. In Sachen Matchfixing gibt es zwar einen gemeinsamen Feind, den es zu bekämpfen gilt, trotzdem werden Machtspiele veranstaltet und aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Spieler als Hauptbeteiligte nicht wirklich gehört. Daher ist es auch heute noch unerklärlich, warum sich Sportminister Klug nie die Meinung der Spielergewerkschaft anhörte, bevor es ein groß angekündigtes Maßnahmenpaket gab, von dem Monate danach nichts mehr zu hören ist. Oder will man die angekündigte Vorsorge nach dem Karriereende für die Spieler ohne ihre Beteiligung umsetzen …?

EIGENINITIATIVE GEFRAGT

Sei es, wie es sei! Letztendlich ist es besser, wenn viele etwas nicht gemeinsam tun, als wenn niemand etwas tut. Und es ist auch kein „Reinwaschen“ der VdF, sondern vielmehr ein Auftrag für uns, wenn wir nun in diesem Bereich selbst aktiv werden. Das hat einerseits damit zu tun, dass ein Spieler aus unserem innersten Zirkel als Hauptakteur beteiligt war. Aber andererseits

auch damit, dass wir überzeugt davon sind, dass wir erst am Anfang des Übels stehen und unsere protokollierten Warnungen bei den Verantwortlichen der österreichischen Fußballszene bisher ungehört verhallten. Vielleicht auch deshalb, weil man der Meinung ist, dass Vereine als Arbeitgeber und ihre übergeordneten Verbände den Spielern und Arbeitnehmern näher sind als ihre Gewerkschaft. Räumlich und zeitlich mag das schon stimmen, aber ideell und im Geiste sicher nicht. Dafür ist die Abhängigkeit als Dienstnehmer zu präsent, und die Angst davor, sich mit ehrlichen Aussagen in eine unangenehme Situation zu manövrieren, zu groß.

INTERNATIONALER SCHULTERSCHLUSS

Es gibt schon zu denken, wenn auf europäischer Ebene unter der Patronanz der Europäischen Kommission die UEFA und die internationale Spielergewerkschaft FIFPro (unter Einbeziehung einiger nationaler Spielergewerkschaften) seit mehr als einem Jahr in einem gemeinsamen Projekt (Don’t fix it) an der Bekämpfung des Problems Matchfixing arbeiten, und wir das auf nationaler Ebene mit unserem Ministerium und dem ÖFB sowie der Bundesliga nicht zustande bringen. Sei es, wie es sei! Im Juni endet dieses Projekt, und es soll mit einem neuen weitergeführt werden. Die VdF wird dann mit dabei sein, weil damit das Thema Matchfixing weiterhin im

heimischen Fußball präsent bleibt. Die Diskussionsveranstaltung „Tatort Wettbüro“ im Catamaran des ÖGB war auch ein Schritt dazu, und wir können unserer Muttergewerkschaft GdGKMSfB nur dankbar sein, dass die Veranstaltungsreihe auch zukünftig gesichert ist. Dies wird dazu beitragen, den vielfältigen Problemen rund um unseren Fußball das entsprechende Gehör zu verschaffen. Aktuelle Themen wie arbeitslose Spieler, miserable Infrastruktur, duale Ausbildung, notwendige Vorsorge oder auch das richtige Ligaformat sind Garanten dafür, dass es noch genug zum Diskutieren gibt. Und das war bisher nicht gerade eine Stärke unseres Fußballs …

Von Gernot Zirngast

4 SPIELER

INHALT & EDITORIAL

AUSGABE 41 • APRIL 2014

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, ANGESAGTE KATASTROPHEN FINDEN STATT.

Titelstory

Tatort Wettbüro 11–13

Versammlung

Besuch im Trainingslager

Spielervertreter

Wir sind VdF

15–17

19–21

Interview

Auswahl

Mario Reiter

World XI

22–23

29

VdF Intern  .........................................................................   5 Fußballwunder Österreich – Teil XII  ............................   6–7 Buchpräsentation: Der gekaufte Fußball  ..................   9–10 Kommentar Thomas Kattnig  ..........................................   25 Start ins Training  ......................................................   26–27 Speakers Corner von Rudolf Stinner  .............................   31 Rechtscorner  ............................................................   32–33 Schlusspfiff von Tony Higgins  .......................................   34

Impressum Herausgeber: Österreichischer Gewerkschaftsbund, GdG-KMSfB; FG VdF – Vereinigung der Fußballer, Maria-Theresien-Straße 11, 1090 Wien  |  Medieninhaber: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1, Tel: 01/662 32 96, Fax: 01/662 32 96-39793, E-Mail: [email protected], Web: www.oegbverlag.at  |  UID: ATU 55591005, FN 226769i Chefredakteur: Gernot Baumgartner  |  Redaktion: Thomas Kattnig, Gernot Zirngast Grafik/Layout: Rainer Müllauer Redaktionsadresse: Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien, [email protected] Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. DVR-Nr.: 0046655  |  ZVR 576 439 352 Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25: http://www.vdf.at/offenlegung

Deswegen war die Bombe, die im November geplatzt ist, für uns leider keine Überraschung. Die Art und Weise der geschehenen Ereignisse war für uns aber mehr als nur ein Schock. Dass die Problematik der Spielmanipulationen auch im heimischen Fußball besteht, war uns schon vor einigen Jahren bewusst. 2012 haben wir uns bereits mit dem Experten Benjamin Best in Verbindung gesetzt, um die Spieler in unserem Magazin über diese Problematik aufzuklären. Wir haben auch die Verbände kontaktiert und sie darauf hingewiesen, gemeinsam etwas gegen diese drohende Gefahr zu tun. Wir wurden (leider wie fast immer) nicht ernst genommen, und einige Zeit darauf wurde ein eigener Verein ohne aktive Einbindung der VdF gegründet. Der Play-Fair-Code ist sicherlich keine schlechte Sache. Nur leider ist es wieder einmal der typisch österreichische Weg, entgegen internationaler Handhabung, die nationale Spielervereinigung außen vor zu lassen. Auf europäischer Ebene kämpfen Verbände und Spielervereinigungen gemeinsam gegen Spielmanipulation. Aus einem ganz einfachen Grund: Als Interessenvertreter der Spieler ist das Vertrauen der Spieler in ihre Vertreter ein ganz anderes, als gegenüber anderen Personen. Aus diesem Grund gehen wir (wieder mal) unseren eigenen Weg. Dank der Unterstützung des ÖGB haben wir geschafft, Oliver Prudlo wieder zurück ins Boot der VdF zu holen. Er wird sich um den sozialen Bereich im Leben der Profifußballer kümmern und wird auch kompetenter Ansprechpartner für die Spieler bezüglich der Spielmanipulationen sein. Somit ist uns wieder ein großer Schritt gelungen, um uns noch umfangreicher für unsere Mitglieder einsetzen zu können. Alle Details zu den angesprochenen Themen findet ihr in der 41. Ausgabe unseres Magazins SPIELER, viel Spaß beim Lesen.

Gernot Baumgartner

AUSGABE 41 • APRIL 2014

SPIELER 5

VDF INTERN

WIR FÜR EUCH Alle Infos zur Mitgliedschaft auf www.vdf.at

Gernot Zirngast Vorsitzender Wirtschaft, Nationale und Internationale Gewerkschaftsarbeit

Dr. Rudolf Novotny Sekretär Recht, Nationale und Internationale Gewerkschaftsarbeit

Tel.: +43 1/313 16-83806 Mobil: +43 664/614 54 15 E-Mail: [email protected]

Gregor Pötscher Stv. Vorsitzender, Mitgliederbetreuung Mobil: +43 699/19 88 19 73 E-Mail: [email protected]

Tel.: +43 1/313 16-83805 Mobil: +43 664/614 54 11 E-Mail: [email protected]

Gernot Baumgartner, Bakk. Stv. Vorsitzender, Organisation, Marketing, PR, Amateure Tel.: +43 1/313 16-83851 Mobil: +43 664/614 54 14 E-Mail: [email protected]

Manuela Schickelgruber Sekretariat, Mitgliederadministration

Oliver Prudlo Soziale Projekte, Nachwuchs

Tel.: +43 1/313 16-83811 Fax: +43 1/313 16-83899 E-Mail: [email protected]

Tel.: +43 699/181 590 04 E-Mail: [email protected]

SPIELERPRÄSIDIUM

Manuel Ortlechner

Andreas Schicker

Dennis Mimm

David Sencar

Thomas Borenitsch

Jürgen Rindler

Fotos: FOTObyHOFER, Marco Cornelius, Bildagentur Zolles, Harri Mannsberger, tipp3

D h D 6 SPIELER

FUSSBALLWUNDER ÖSTERREICH

Foto: fotolia.de

AUSGABE 41 • APRIL 2014

TEIL XII

Diese im Fußball fast schon alltägliche Aussage darf zumindest in der Endphase jeder Champions-LeagueSaison leicht angezweifelt werden. Sofern diese Theorie jedoch nicht völlig von der Hand zu weisen ist, dann ist es natürlich umso verständlicher, wenn einem funktionierenden rechtlichen Bereich noch weniger Bedeutung beigemessen wird. Daher hat es lange gedauert und viel Überzeugungsarbeit bedurft, bis ein Umdenken bei den Vereinen erfolgt ist. Mittlerweile ist das Lizenzierungsverfahren allseits anerkannt und die Spieler haben

mit den Vereinen einen Kollektivvertrag abgeschlossen. Das sind unzweifelhaft große Fortschritte und fast schon zwingende Voraussetzungen für geordnete Verhältnisse im Profisport.

KOMFORTZONE

Mit dem Abschluss des Kollektivvertrages im Juni 2008 haben die nicht gerade seltenen Auseinandersetzungen zwischen Spielern und Vereinen fast schlagartig aufge-

ABSCHIEBUNG

Scheinbar löst der sportliche Erfolg bei manchen Funktionären gewisse Allmachtsphantasien aus. Bereits in der Vorsaison hat Red Bull Salzburg versucht, einige unliebsame Spieler durch Versetzung zu den Amateuren loszuwerden. Dem damaligen und neuen Meister muss zugute gehalten werden, dass diese Fälle nach einer kur-

Foto: Christian Hofer

GELD SCHIESST KEINE TORE

hört. Vielleicht war es die neue Partnerschaft, vielleicht war es ein höheres Maß an gegenseitigem Verständnis, aber ganz sicher haben ordentliche rechtliche Verhältnisse dazu beigetragen. Eigentlich hätte die Zeit dafür genützt werden können, um weitere sinnvolle Standards zu entwickeln und auch einzuführen. Nach fünf Jahren Stillstand haben sich jedoch nun bei einigen Vereinen wieder unliebsame Verhaltensmuster breitgemacht, die nun für Konfliktstoff sorgen.

Schlauer, aber trotzdem rechtswidrig in Sachen Spielerabschiebung: FAK-Manager Markus Kraetschmer und -Sportvorstand Thomas Parits.

fen vorgesehen, die längst durchgehendes Champions-League-Niveau haben. Dass für die Verhängung einer Disziplinarstrafe eine bestimmte Vorgangsweise einzuhalten ist, hat sich weder beim FK Austria Wien noch bei anderen Vereinen herumgesprochen. Da ist es natürlich wenig verwunderlich, wenn der SK Sturm Graz einem jungen Spieler nach einer zugegeben unüberlegten Verfehlung gleich zwei Monatsgehälter abziehen möchte.

SPIELER 7

die Differenz von € 50.000,– nicht aus der eigenen Tasche zu bezahlen ist, dann fällt dies doch etwas leichter. Genau jenen Unterschiedsbetrag hat der SKN St. Pölten nun an Manuel Rödl nach einer missglückten Entlassung zu bezahlen, weil man sich mit dem Spieler nicht außergerichtlich einigen wollte. Auf der Playstation wäre ja ein solcher Verlust vielleicht noch leichter zu verschmerzen, aber bei einem Erste-Liga-Klub ist doch zu erwarten, dass Entscheidun-

Foto: Christian Hofer

zen Nachdenkphase korrekt durch einvernehmliche Vertragsauflösungen und verbunden mit nicht unerheblichen Abschlagszahlungen bereinigt wurden. Weniger einsichtig, aber dafür um eine Spur schlauer, glaubt man solche Probleme beim FK Austria Wien lösen zu können. Dort ist die Abschiebung von Profis in die Amateurmannschaft vorsorglich so nebenbei in den Verträgen hinzugefügt worden. Dass man von diesem rechtlichen Trick auch Gebrauch macht, beweist die Versetzung von Srdan Spiridonovic und Ivan Kardum. Trotzdem sind die Spieler jederzeit zum vorzeitigem Austritt aus dem Vertrag mit entsprechenden Rechtsfolgen berechtigt. Der FK Austria Wien verstößt mit dieser Maßnahme eindeutig gegen die im Kollektivvertrag geregelten Verpflichtungen eines Vereines. Die Spieler haben während der Vertragslaufzeit das Recht auf Teilnahme am Mannschaftstraining. Die bloße Möglichkeit in der Regionalligamannschaft oder mit den Amateuren zu trainieren, entspricht eindeutig nicht den fußballerischen Fähigkeiten eines Profis.

FUSSBALLWUNDER ÖSTERREICH

NUR RECHTE – KEINE PFLICHTEN

Während es der FK Austria Wien mit den eigenen Verpflichtungen nicht so genau nimmt, sind die der Spieler nicht so großzügig geregelt. Überhaupt sind bei näherer Betrachtung des Vertrages die jeweiligen Aufgaben „eher“ ungleichmäßig verteilt. Die Pflichten des Vereines werden nicht einmal mit einem Wort erwähnt. Dagegen wird die Disziplinarordnung gleich auf sieben ganzen Seiten ausführlichst dokumentiert. Fast selbstredend sind Geldstra-

Bekommt € 50.000,– vom SKN St. Pölten: Manuel Rödl (li.)

PLAYSTATION

Mit dem Geld der anderen, und sei es jenes des Vereines, pflegen so manche Funktionäre überhaupt einen recht lockeren Umgang. Nur geht es eben nicht wie beim FIFA-Fußballmanager-Spiel um ein virtuelles Guthaben, sondern schon um echte Beträge. Wenn eine Fehleinschätzung passiert und

gen von einer solchen Tragweite mit einer entsprechenden Sorgfaltspflicht getroffen werden.

KURZE WEGE

Nachdem im nächsten Jahr möglicherweise nur noch drei Landeshauptstädte in der höchsten Spielklasse vertreten sein werden, ist davon auszugehen, dass sich

Foto: Stefan Mizee

AUSGABE 41 • APRIL 2014

Dr. Rudolf Novotny

die Verwaltung eines Vereines in einer kleineren Stadt einfacher gestalten lässt. Derzeit ist es noch nicht der Fall, und dies trifft besonders auf den SV Grödig zu. Eigentlich sollte sich die ausgelagerte Lohnverrechnung dann in unmittelbarer Nähe befinden. Offensichtlich ein Irrtum, denn weder mit modernen Kommunikationsmitteln und auch nicht mit persönlicher Kontaktaufnahme ist die Buchhaltung des Vereines seit über zwei Monaten erreichbar. Entweder haben sich die Unterlagen mit der verschwundenen Boeing auch gleich in Luft aufgelöst oder sind aufgrund mehrerer Anzeigen wegen Schwarzgeldzahlungen von den Behörden beschlagnahmt worden. Dann ist es natürlich verständlich, dass die von uns eingeforderte Überprüfung der Lohnabrechnungen einiger Spieler etwas länger dauert. Für Unterhaltung ist wieder gesorgt – für die Fußballwunder in Österreich waren in letzter Zeit hauptsächlich die unteren Spielklassen zuständig – für einige Profiklubs besteht scheinbar dringender Nachholbedarf.

WETTSKANDAL

AUSGABE 41 • APRIL 2014

SPIELER 9

Schmutziger Fußball

DER WETTSKANDAL UND SEINE FOLGEN

vorliegen beziehungsweise gesichert werden konnten.“ Man hätte allerdings von Verbandsseite „höchstes Interesse an einer lückenlosen Aufklärung“. Das Interesse muss allerdings hinterfragt werden, wenn man sich den Umgang der Funktionäre mit der Causa Wettbetrug in der Vergangenheit anschaut.

Der legendäre deutsche Fußball-Nationaltrainer Sepp Herberger, der 1954 mit der deutschen Nationalmannschaft erstmals Weltmeister wurde, hat einmal gesagt: „Fußball ist deshalb spannend, weil nie- SEIT 2007 HINWEISE mand weiß, wie das Spiel ausgeht.“ Diese Erkenntnis haben Mitglieder AUF GEPLANTE der organisierten Kriminalität, bestochene Fußballprofis und Schieds- MANIPULATIONEN 2007 wird der in Malaysia gerichter und auch korrupte Funktionäre in den vergangenen Jahren auf borene William Bee Wah Lim den Kopf gestellt. In Europa, Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und vor dem Frankfurter LandAustralien. Kurz gesagt: Überall auf der Welt wo Fußball gespielt wird, gericht zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt. wird manipuliert. Seit den Geschehnissen rund um Dominique Taboga Er gibt zu, Spiele in der deutwird in Österreich diskutiert. Müssen wir hilflos zusehen, wie der Fuß- schen Regionalliga manipuliert zu haben. Aber auch ball systematisch zerstört wird? Von Benjamin Best Als eine der ersten FußballOrganisationen bat mich die Vereinigung der Fußballer, einen Text im Magazin „Spieler“ zum Thema Wettbetrug zu schreiben. Das war im Jahr 2011. Damals schreckte das Handspiel von Edin Salkic im Spiel SC Wiener Neustadt gegen SK Sturm Graz die österreichische Fußball-Öffentlichkeit auf. Eine Manipulation konnte nicht nachgewiesen werden. Danach ließ die Aufmerksamkeit in Österreich bezüglich des Themas Wettbetrug wieder merklich ab.

BKA: „AUCH ÖSTERREICH BETROFFEN“

Bis Anfang 2012, als das österreichische Bundeskriminalamt eine Polizeioffensive gegen Wettbetrug im Sport ankündigte. Treibende Kraft war Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. In der Pressemitteilung hieß es: „Auch in Österreich werden immer mehr Fälle von Wettbetrug bekannt.“ Mitte Juni 2013 verkündete Gerald Fretska,

Foto: Peter Marchsteiner

Der preisgekrönte Journalist Benjamin Best stellt sein Buch bei der VdF-Veranstaltung „Tatort Wettbüro“ vor.

der Leiter der einberufenen Task-Force gegen Wettbetrug in Österreich, dass man sicher sei, „dass es im österreichischen Profi-Fußball allein zwischen 2009 und 2011 mindestens 15 manipulierte Partien gegeben hat“. Und weiter: „Es gibt keinen Grund zu glauben, dass die Manipulationen in Österreich seither aufgehört hätten.“ Wenige Stunden nach diesen Äußerungen des Leiters der Task-Force „Matchfi-

xing“ beim österreichischen BKA, Abteilung Organisierte Kriminalität, veröffentlichten die österreichischen Fußball-Funktionäre vom Verband und der Bundesliga folgende Mitteilung: „Der Österreichische Fußball-Bund und die Österreichische Fußball-Bundesliga halten fest, dass bei allen bis dato geführten Untersuchungen keine stichhaltigen Beweise für die Einleitung von verbandsinternen Verfahren

der österreichische Fußball war sein Ziel. Anscheinend wurde Lim beim Traditionsverein Sturm Graz fündig. Kontaktpersonen sollen der damalige Trainer Mihailo Petrovic und der Spieler Bojan Filipovic gewesen sein. Es geht dabei um die Spiele der österreichischen Fußball-Bundesliga am 25. Februar 2006 zwischen Austria Wien und Sturm Graz sowie um die Begegnung Sturm Graz – Red Bull Salzburg am

10 SPIELER 4. März 2006. Das Landeskriminalamt (LKA) Steiermark beschrieb im November 2008 die Causa Petrovic und Filipovic in seinem Abschlussbericht wie folgt: „(...) zumindest die beiden Spiele Austria Wien – Sturm Graz in Wien und Sturm Graz – Red Bull Salzburg in Graz“ wurden „im Sinne der Wettgemeinschaft um LIM (...) zu welcher lt. den Ermittlungen auch PETROVIC und FILIPOVIC gehört haben dürften“ zu manipulieren versucht. Zu einem Prozess gegen Petrovic oder Filipovic kommt es nicht, denn die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Graz werden trotz des LKABerichtes eingestellt. Auch von Verbandsseite gibt es keine Konsequenzen.

SPÄTES EINGREIFEN IM FALL MAJSTOROVIC

Foto: Benjamin Best

Im Mai 2010 gerät Mario Majstorovic ins Visier der österreichischen Ermittler, ausgelöst durch den Wettskandal in Deutschland und seinen Kontakt zum Wettbetrüger Mario Cvrtak. Am 14. Mai 2010 wurde Majstorovic von LKA-Beamten aus Graz in Kapfenberg vernom-

Benjamin Best ist ein mehrfach preisgekrönter Journalist, Buchautor und Filmemacher. Seit vielen Jahren recherchiert er zum Thema Wettbetrug im Sport. 2013 erschien sein Sachbuch „Der gekaufte Fußball – Manipulierte Spiele und betrogene Fans“. Der Autor lebt und arbeitet in München.

WETTSKANDAL

men. Im Zuge der Telefonüberwachungen von Cvrtak wurde Majstorovic mehrfach als Kontaktperson bezeichnet. Laut LKA-Bericht gab er sofort zu, Mario Cvrtak zu kennen beziehungsweise ihn getroffen zu haben. Ferner bestätigte er, dass dieser ihn auch hinsichtlich auf Manipulationen von Fußballspielen angesprochen habe. Er habe aber nie Geld für Spielmanipulationen bekommen, wisse auch von keinen Spielern, die beteiligt seien und habe selbst nichts damit zu tun. Er gibt allerdings zu, auf Fußballspiele der österreichischen Bundesliga zu wetten, aber nicht auf die eigenen. Er glaube aber, sagt Majstorovic , dass er „eigentlich vertraglich nicht wetten dürfte“. Schon allein das hätte für eine Sperre reichen sollen. Im September 2013 wird Majstorovic für sechs Monate wegen versuchter Manipulation vom Verband gesperrt. Drei Jahre nach seiner ersten Vernehmung. Ein hohes Interesse an einer lückenlosen Aufklärung sieht anders aus.

DER FALL DOMINIQUE TABOGA

Mit der Anzeige von Dominique Taboga im Herbst 2013 erreicht der Wettskandal in Österreich seinen vorläufigen traurigen Höhepunkt. Taboga wurde mittlerweile vom Senat 1 mit einer lebenslänglichen Sperre belegt. Sein ehemaliger Mitspieler Thomas Zündel wurde für zwölf Monate gesperrt. Sanel Kuljic sitzt immer noch in Untersuchungshaft, hat inzwischen die Beteiligung an drei manipulierten Spielen (SV Ried – DSV Leoben am 13. Mai 2005, Kapfenberg – Salzburg am 17. März 2012 und Wacker Innsbruck – Kapfenberg am 31. März 2012) zugegeben und zumindest von einem weiteren ma-

nipulierten Spiel (Grödig – Kapfenberg am 31. August 2012) gewusst. Die Ermittlungen gegen insgesamt 45 Beschuldigte laufen noch. Im Zuge der Affäre haben Verband und Liga etliche Maßnahmen gegen Wettbetrug unternommen. Es wurde u. a. der Play-Fair-Code, eine Initiative des Sportministeriums, des Verbandes und der Liga, gegründet. Des Weiteren gibt es eine Ombudsstelle, an die sich die Spieler vertraulich wenden können.

GEWERKSCHAFT BLEIBT AUSSEN VOR

Trotz der bisherigen Maßnahmen bleiben noch einige Fragezeichen. Mit Georg Pangl hat sich Anfang Jänner 2014 ein aktiver Verfechter in Sachen Kampf gegen Wettbetrug aus dem Vorstand der Bundesliga verabschiedet. Mit welcher Konsequenz werden seine Ideen jetzt fortgesetzt? Und was ist eigentlich mit den Spielern selbst? Ihre Spielervertretung VdF bleibt weitestgehend in den Aktionen der Verbände isoliert. So wurde die Gewerkschaft über die im vergangenen Sommer eingeführte Meldepflicht, die besagt, dass ein Spieler illegale Absprachen sofort zu melden hat, nicht einmal informiert, und auch die Spieler selbst wurden teilweise gar nicht oder sehr viel später darüber informiert. Doch nicht nur die Kommunikation ist im Argen.

ZU NIEDRIGE GEHÄLTER

Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass gerade dann Fußballprofis anfällig für die Angebote der Wettbetrüger sind, wenn die Gehälter entweder gar nicht oder verspätet gezahlt werden. Oder aber, wenn die Gehälter zu niedrig sind. 2012 veröffentlichte die internationale Fußballer-Vertretung FIFPro, in der weltweit 50.000 Profis or-

AUSGABE 41 • APRIL 2014

Der Bestseller unter den Fußballbüchern – ISBN 978-3867742665

ganisiert sind, eine Studie mit dem Titel: Das Schwarze Buch Osteuropas – Die Probleme, mit denen sich Fußball-Profis auseinandersetzen müssen. Befragt wurden 3.357 Profis in zwölf Ländern: Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Griechenland, Ungarn, Kasachstan, Montenegro, Polen, Russland, Serbien, Slowenien und der Ukraine. 41,4 Prozent der Profis sagten, dass sie ihre Gehälter nicht pünktlich erhalten würden. 53,4 Prozent gaben an, dass verabredete Prämien, wie Sieg- oder Auflaufprämien, nicht pünktlich gezahlt würden. Gerade zwischen dem Ausbleiben des Gehalts und Wettbetrug sieht die FIFPro eine Verbindung. Keine oder verspätete Bezahlung bedeutet, dass weitere Probleme entstehen können. Die Unzufriedenheit und Sorgen, die bei den Profis entstehen, wenn sie nicht wissen, wann ihr Gehalt bezahlt wird, wird laut Studie von der organisierten Kriminalität ausgenutzt. Diese Probleme bestehen gerade auch in Österreich. Es reicht also nicht, Initiativen zu gründen und Sperren auszusprechen, sondern es müssen ebenfalls die grundsätzlichen Probleme gelöst werden. Sonst ist es nur eine Frage der Zeit bis der nächste Wettskandal kommt.

AUSGABE 41 • APRIL 2014

DISKUSSION

SPIELER 11

schwer punkt:FUSSBALL

TATORT WETTBÜRO Im Sinne der Aufklärung einer der größten Bedrohungen des Fußballs, dem Wettbetrug, luden die VdF und die GdG-KMSfB am 18. März 2014 im Catamaran des ÖGB zu einer umfassenden Abendveranstaltung.

D

en Startschuss gab Benjamin Best. Der als einer der angesehensten Experten auf dem Gebiet der Spielmanipulationen geltende Autor stellte sein Buch „Der gekaufte Fußball“ vor. Dieser

Text: Gernot Baumgartner Fotos: Peter Marchsteiner

12 SPIELER

DISKUSSION

AUSGABE 41 • APRIL 2014

„Durch das Internet gibt es keine Grenzen mehr auf dem Wettmarkt. Live-Wetten sind die große Problematik bezüglich Manipulationen.“

Benjamin Best

„Allein die Prävention genügt nicht, um wirkungsvoll gegen diese Kriminalität vorgehen zu können, müssen ganzheitliche Konzepte entwickelt und angewendet werden.“

Rudolf Stinner

„Jeder hat sich eine zweite Chance verdient, aber es muss angemessene Strafen geben.“

Mag. Wolfgang Rebernig

„Alle Beteiligten müssen sich Gedanken machen, welche Maßnahmen zu setzen sind, damit unser Sport sauber wird.“

Jürgen Irsigler

„Die Verbände müssen den Strafverfolgungsbehörden vertrauen können. Es liegt kein Versäumnis im Punkt der Verfolgung von Fällen vor.“

Dr. Norbert Wess

„Man hat bezüglich der Prävention zu spät reagiert, was im Herbst passiert ist, war für uns Spieler ein Schock.“

Andreas Schicker

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mehr als gelungene Impulsvortrag stellte das Warm-up für die darauffolgende Podiumsdiskussion dar, die auch live auf Laola1.tv übertragen wurde. Peter Rietzler (Chefredakteur von Laola1.at) bat eine honorige Expertenrunde auf die Bühne: Ried-Spieler und VdF-Spielervertreter Andreas Schicker, Mag. Wolfgang Rebernig (Anwalt), Dr. Norbert Wess (Senat 1, Bundesliga), Jürgen Irsigler (GF Admiral Sportwetten) und Ex-UEFA-Chefermittler Rudolf Stinner und Benjamin Best (Autor) diskutierten heiß über das Thema.

EMOTIONEN AUS DEM PUBLIKUM

Aber nicht nur die Runde auf der Bühne war eine sehr interessante, auch im Publikum befanden sich bekannte Gesichter aus der Fußballbranche. So gab zum Beispiel Paul Gludovatz einen sehr emotionalen Kommentar aus dem Publikum zur Problematik ab. Die Diskussion an sich lief sehr sachlich, ohne jegliche Schuldzuweisungen ab. Jedoch gaben die Experten einiges an Insiderwissen preis. Als wichtigste Maßnahmen im Kampf gegen Spielmanipulationen wurden die Aufklärung beziehungsweise Prävention bei den Spielern,

Diskussion auf hohem Niveau: Fußball-Experten auf der VdF-Bühne.

DISKUSSION

SPIELER 13

eine klare gesetzliche Regelung sowie die Verbesserung der generellen Strukturen genannt.

CHAMPIONS LEAGUE

Als Abschluss des Tages wurde die Konferenzschaltung der Champions League Achtelfinali CF Real Madrid gegen Schalke 04 und Chelsea London gegen Galatasaray Istanbul auf Großbildleinwand übertragen. Es war ein gelungener Abend, der in dieser Form nicht zum letzten Mal stattgefunden haben soll. In Zukunft soll öfters in Kooperation mit Laola1.at über den Schwerpunkt Fußball diskutiert werden.

Laola1.at-Chefredakteur Peter Rietzler moderiert souverän die honorige Runde.

VdF-Vorsitzender Gernot Zirngast zu Beginn auf der Bühne, er verfolgt die Debatte dann im Publikum.

Paul Gludovatz bringt sich intensiv in die Diskussion ein.

VdF-Spitze im Publikum: Gernot Zirngast, Rudi Novotny am Zuhören, Gernot Baumgartner am Wort.

Kontaktperson: Walter Lenz Telefon: 0664/464 89 07 Mail: [email protected]

SPIELERVERTRETER

AUSGABE 41 • APRIL 2014

SPIELER 15

Versammlung der Spielervertreter

VDF-GROSSKAMPFTAG Der legendäre deutsche Fußball-Nationaltrainer Sepp Herberger, der 1954 mit der deutschen Nationalmannschaft erstmals Weltmeister wurde, hat einmal gesagt: „Fußball ist deshalb spannend, weil niemand weiß, wie das Spiel ausgeht.“ Diese Erkenntnis haben Mitglieder der organisierten Kriminalität, bestochene Fußballprofis und Schiedsrichter und auch korrupte Funktionäre in den vergangenen Jahren auf den Kopf gestellt. In Europa, Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und Australien. Kurz gesagt: Überall auf der Welt wo Fußball gespielt wird, wird manipuliert. Seit den Geschehnissen rund um Dominique Taboga wird in Österreich diskutiert. Müssen wir hilflos zusehen, wie der Fußball systematisch zerstört wird? Von Benjamin Best

Foto: Peter Marchsteiner

Auch wenn es vereinzelt immer noch Probleme mit der Freistellung für Versammlungen gibt, aktive Mitbestimmung ist ein wichtiges Anliegen der Profifußballer.

Der 18. März war für die VdF ein Großkampftag in Sachen österreichischer Fußball. Zunächst bat man die lizenzierten Spielervermittler zu einem runden Tisch, am Nachmittag wurde eine konstruktive Spielervertretersitzung abgehalten. Abends fand eine Buchpräsentation von Starautor Benjamin Best über sein Buch „Der gekaufte Fußball“ statt, der eine hitzige Podiumsdiskussion bezüglich der Problematik der Spielmanipulationen folgte. Foto: Peter Marchsteiner

von Gernot Baumgartner

Zu Gast in der Spielervertreter-Versammlung: Der ehemalige UEFA-Chefermittler Rudolf Stinner (li.) und Bestsellerautor Benjamin Best.

B

ei der vormittägigen Spieler vermittlersitzung waren unter anderem Herwig Straka, Christian Flick und Max Hagmayr anwesend. Ab Februar 2015 vergibt der Weltverband FIFA nicht mehr die Lizenzen für die Spielervermittler, sondern leitet die Verantwortung für eine ordnungsgemäße Spielervermittlung an die nationalen Verbände bzw. die jeweilige nationale Judikatur weiter. Das heißt, dass ab dem kommenden Jahr die Zuständigkeit der Spielertransfers dem ÖFB, der Bundesliga und den nationalen Behörden obliegt. Rein juristisch benötigt ein Vermittler dann nur noch einen Gewerbeschein.

16 SPIELER

SPIELERVERTRETER

AUSGABE 41 • APRIL 2014

Foto: Peter Marchsteiner

Viele wichtige Themen standen auf der Tagesordnung: Die VdF-Spielervertreter diskutierten die Geschehnisse der vergangenen Monate und zukünftige Entwicklungen.

KLARE REGELUNGEN FÜR ÖSTERREICH

Die VdF fordert zusätzlich zum juristischen Rahmen auch klare Regelungen, die speziell auf den österreichischen Fußball abgestimmt sind. Anschließend wurde im Rahmen der Sitzung der

Spielervertreter das Spielerpräsidium neu aufgestellt. Die Bundesliga vertreten ab sofort Dennis Mimm, Andreas Schicker und Manuel Ortlechner. Die Erste Liga vertreten Jürgen Rindler, Thomas Borenitsch und David Sencar.

MATCHFIXING, EFZG UND LIGABALL

Ein zentrales Thema der Sitzung war auch Matchfixing, wo die Geschehnisse der vergangenen Monate aufgearbeitet und heftig diskutiert wurden. Dabei gaben die Experten Benjamin Best und

Foto: Peter Marchsteiner

Die Verantwortung für die Spielervermittler wandert von der UEFA zu den nationalen Verbänden. Ein wichtiges Thema beim Treffen mit der VdF.

Rudolf Stinner ihr Wissen an die Spielervertreter weiter. Weitere Punkte auf der Tagesordnung waren ein Jahresrückblick und die Rückkehr von Oliver Prudlo. Rudi Novotny wies die Spieler auf die Wichtigkeit der Unterschrift, die die Spieler bezüglich der Lizenzierung leisten müssen, hin. Gernot Baumgartner erläuterte den Spielern die Neuregelung des EFZG, die ab dem Beginn der neuen Saison in Kraft treten wird. Es wurde auch heftig über die Einführung eines einheitlichen Ligaballs diskutiert. Die Beteiligung an der Sitzung war zufriedenstellend. Leider ist es aber in vereinzelten Fällen immer noch schwierig, gewisse Vereinsvertreter von der Wichtigkeit einer solchen jährlichen Zusammenkunft zu überzeugen. Es war aber wiederum ein wichtiges Zeichen der Spieler, auch selbst aktiv an der Gestaltung ihres Berufs beteiligt sein zu wollen.

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SPIELERVERTRETER

SPIELER 17

Oliver Prudlo steht seit 1. März wieder in Diensten der VdF. Der 46-jährige Wiener hat in seiner Karriere die unterschiedlichsten Positionen im österreichischen Fußball innegehabt. Er war 15 Jahre aktiver Profi, die längste Zeit davon beim FC Tirol in Innsbruck. Danach Scout, Nachwuchstrainer, Nachwuchsleiter, Vorsitzender der VdF, bis März 2013 Sportdirektor beim FC Wacker Innsbruck und

allem im sozialen Bereich liegen: Weiterbildung, Vorsorge, arbeitslose Spieler, Beratung für Nachwuchsspieler sowie der Kampf gegen Wettmanipulation und Rassismus werden die Kerngebiete seiner Tätigkeit darstellen.

Foto: Peter Marchsteiner

OLIVER PRUDLO KEHRT ZURÜCK

Wie sieht er selbst seine Rückkehr zur VdF, bzw. wie schätzt er die Lage im österreichischen Fußball ein?„Es freut mich schon sehr, dass

„Es ist ein bisschen wie Heimkommen.“ ich nun mit meinen langjährigen Mitstreitern die Arbeit für die VdF und damit für die Zurück an Bord der VdF: Oliver Prudlo. Spieler wieder aufnehmen werde. Es ist ein bisschen jedes Jahr aus den Aka- frühen, oft überraschenden wie Heimkommen. demien auf den Markt und Karriereendes wesentlich wollen in den Profifußball abfedern. einsteigen. Es ist dadurch Das Thema Wettmanipuein starker Verdrängungs- lation, mit dem wir in den wettbewerb entstanden. So vorigen Monaten so massiv mancher Spieler im besten konfrontiert waren, steckt Fußballeralter steht plötz- uns allen, die wir den Fußlich ohne Vertrag da und ball lieben, in den Knochen. landet beim AMS. Wir erle- International organisierte ben bei Spielern, die Mitte Kriminalität greift nach unZwanzig sind, teilweise dra- serem Sport, sieht ihn als matische Karriereeinbrü- Geldmaschine, versucht che. Man muss den Spie- Spiele und Spieler zu kauOliver Prudlo (re.) war schon in seiner ersten lern klarmachen, dass sie fen. Es gibt leider kein AllVdF-Ära ein wichtiger Mitstreiter von VdF-Vorsitzendem Gernot Zirngast. sich schon während ihrer heilmittel, um die Problemaaktiven Karriere und zwar tik für immer zu verbannen. Nun ist er wieder zur Ver- Die Situation der österrei- am besten gleich von Be- Auch, wenn der eine oder einigung der Fußballer chischen Fußballprofis war ginn an, Gedanken machen andere Verantwortliche es zurückgekehrt, für die er in den vergangenen Jah- müssen über die Zeit nach so darstellt. Aber mit Aufschon von 2004–2010 tätig ren einem starken Wandel dem Fußball. Weiterbildung klärung und Prävention war. unterzogen. Viele gut aus- und entsprechende Vorsor- können und müssen wir daSeine Aufgaben werden vor gebildete Spieler drängen ge können die Folgen eines gegen ankämpfen.“ Foto: Christian Hofer

TV-Analytiker. Er hat also den Fußball aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln erlebt und dementsprechend umfassende Erfahrung gesammelt.

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TRAININGSLAGERBESUCHE

SPIELER 19

Trainingslagerbesuche

WIR SIND VDF Nicht nur die Klubs haben die Winterpause genützt, um sich optimal auf die Frühjahrssaison vorzubereiten. Auch die VdF begab sich in die wärmeren Gefilde und besuchte von Lara über Belek bis Side die Klubs, um mit den Spielern Gespräche zu führen. Text und Fotos von Gernot Baumgartner

R

udolf Novotny, Gernot Baumgartner und Gregor Pötscher waren zehn Tage unterwegs, um wichtige Themen im heimischen Fußball aufzuarbeiten. Die VdF brachte den Spielern ihr Arbeitsprogramm für 2014 näher. VdF-Vorstand Gernot Zirngast: „Im Rahmen dieser Trainingslager besteht die beste Möglichkeit, in Ruhe mit vielen Spielern zu reden, Vertrauen aufzubauen und Bewusstsein für unsere Anliegen zu schaffen. Immerhin

Besuch bei SV Ried: Die Oberösterreicher logierten im Hotel Calista in Belek.

Ebenfalls in Belek auf Trainingslager: Austria Wien im Hotel Titanic Deluxe.

20 SPIELER

TRAININGSLAGERBESUCHE

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Aus dem Westen Wiens an die türkische Südküste: Rapid wurde von der VdF im „Sensi Mar“ besucht.

wollen wir mündige Spieler, die sich auch in der Öffentlichkeit Gehör verschaffen. Daher hat man die Spieler auch auf die arbeitsrechtlichen Zustände im WM-Austragungsland Katar aufmerksam gemacht und ihren Support für notwendige Änderungen eingeholt. Auch den österreichischen Fußballprofis fehlt das Verständnis dafür, dass eine Fußball-WM in einem Land stattfinden soll, wo ihresgleichen wie moderne Sklaven gehalten werden und es für sie keinerlei Arbeitnehmerrechte gibt.“

UMFRAGE ZU SOZIALEN THEMEN VdF-Vortrag von Rudi Novotny vor den Spielern der Wr. Austria.

Der SC Wiener Neustadt bereitete sich in Manavgat auf die Frühjahrssaison vor.

Zu diesem und auch zu anderen sozialen Themen hat die VdF eine umfangreiche Umfrage bei allen Bundesliga-Spielern

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Die Admira empfing die VdF-Abordnung im Hotel Kaya Palazzo in Belek.

TRAININGSLAGERBESUCHE

SPIELER 21

Gute Stimmung im Sturm-Trainingscamp, auch die Grazer trainierten in Belek.

gestartet. Derzeit sind rund die Hälfte der Spieler befragt worden und das Ergebnis wird – gemeinsam mit Verbesserungsvorschlägen – gegen Saisonende präsentiert.

INTERESSE AN VDF AUCH BEI DEN JUNGEN

Schlussendlich zeigte es sich in der Türkei sehr erfreulich, dass auch junge Spieler, die mit der VdF noch nicht so konfrontiert waren, einen offenen und interessierten Zugang zu einer Spielervereinigung haben. So wuchs die „Familie der Fußballer“ wieder bedeutend an und die VdF ist stolz, nun fast 95 Prozent der heimischen Bundesligaspieler zu vertreten!

Der WAC stellte die Weichen für das Frühjahr in Lara und logierte im Hotel Miracle.

Wacker Innsbruck traf in Side nicht nur auf Winterthur, Aalen und den FC Thun, sondern auch die VdF.

Nach erfolgreicher Herbstsaison stimmte sich der SV Grödig in Side auf die Rückrunde ein.

22 SPIELER

ABSICHERUNG

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Interview mit Mario Reiter

Foto: Christian Hofer

„DAS WAR SCHON EINE GROSSE HILFE“

Mario Reiter spielte viele Jahre unter starken Schmerzen, nach fünf Operationen befand er sich durch eine verunreinigte Injektion in Lebensgefahr.

Als Mario Reiter endlich beschließt, sich wegen seiner jahrelangen Schambeinentzündung operieren zu lassen, ahnt der SV-RiedSpieler nicht, wie lange sein Leidensweg dauern sollte, und dass er ihn in Lebensgefahr bringen würde. Von Oliver Prudlo

Mario, schön dich wieder mal zu sehen. Am Fußballplatz warst du ja zuletzt wenig im Einsatz. Was ist denn passiert? MR: Eine ganz unangenehme und lästige Geschichte. Ich laboriere seit einiger Zeit an einer Schambeinentzündung, die ich eigentlich schon seit Jahren mitschleppe. Als Profi willst du immer spielen und im

Fall einer Verletzung möglichst rasch wieder fit werden. Daher habe ich teilweise mit starken Schmerzen trainiert und gespielt. Es gab natürlich auch Phasen, in denen es mir besser ging. Aber irgendwann war es einfach nicht mehr möglich, entsprechende Leistung zu bringen, und ich habe mich dann zu einer Operation entschlossen. Das war

Mario, ich habe deine sportliche Laufbahn in meiner Zeit als Sportdirektor bei Wacker Innsbruck sehr intensiv verfolgt. Für mich und viele andere warst du auf dem Weg zu einem österreichischen Spitzenklub, wenn nicht sogar ins Ausland. Wie siehst du deine sportliche Zukunft nach dieser Leidenszeit? MR: Ja, es schien immer bergauf zu gehen. Leider hat mich dann diese langwierige Verletzung gestoppt. Aber ich werde weiter um meine Rückkehr kämpfen. Aufgeben war für mich nie ein Thema. Es kommt noch dazu, dass mein Vertrag in Ried in diesem Sommer ausläuft. Bisher gab es diesbezüglich noch keine Gespräche. Da ist noch alles offen. Wie allgemein bekannt, sind die Verträge im österreichischen Fußball zumeist sehr

leistungsbezogen, d. h. der Anteil der Punkteprämien macht einen beträchtlichen Anteil vom Gesamtgehalt aus. Dazu kommt, dass die Leistungen der Krankenkasse gedeckelt sind. Musstest du zusätzlich zu deiner Enttäuschung nun auch noch starke finanzielle Einbußen hinnehmen? MR: In dieser Hinsicht war ich dank der Fußballversicherung (Prämienentgangsversicherung) von Walter Lenz, der ja Partner der VdF ist, sehr gut abgesichert. Das war schon eine große Hilfe. Eine Unfallversicherung hätte mir in meinem Fall nicht geholfen, da die Schambeinentzündung nicht als Unfall gilt, sondern als Krankheit. Ganz optimal wäre die Absicherung für Profis noch in Kombination mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Wie siehst du die Entwicklung in Österreich, was die Situation der Spieler angeht? MR: Ich glaube, dass sie in den vergangenen Jahren

Mario Reiter (geb. am 23. Oktober 1986) begann beim SC Ernsthofen mit dem Fußballspielen. Seine erste Bundesligastation war der SV Pasching, von dort ging es über Untersiebenbrunn, Schwanenstadt und Wr. Neustadt zur SV Ried. 2010 war er im Nationalteamkader für das Ländermatch gegen Dänemark.

Foto: Christian Hofer

im Dezember 2012. Ich hab danach zwar im Frühjahr 2013 wieder einige Einsätze gehabt, aber richtig fit war ich im Oktober 2012 das letzte Mal. Es kam dann zu vier (!) weiteren sogenannten Folgeoperationen, und im Jänner dieses Jahres war ich dann wirklich auf einem sehr guten Weg und der Stand damals war so, dass ich wieder zu 100 Prozent fit werde. Wir haben dann versucht, durch Spritzenkuren den Heilungsprozess weiter voranzutreiben, ja und dann ist es halt passiert. Durch eine verunreinigte Nadel sind Keime in meinen Körper gelangt. Laut meinen Ärzten war die Situation, auch wenn ich persönlich es gar nicht so wahrgenommen habe, akut lebensbedrohlich. Es ist alles gut ausgegangen, aber das war natürlich ein enormer Rückschlag auf meinem Weg zum Comeback.

ABSICHERUNG

Foto: Christian Hofer

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SPIELER 23

Hoffentlich ist Mario bald wieder am Ball, bei welchem Verein ist noch fraglich. Sein Vertrag beim SV Ried läuft im Sommer aus.

schwieriger geworden ist. Es drängen viele junge, gut ausgebildete Spieler auf den Markt, die ihre Chance unbedingt nutzen wollen und für geringes Gehalt ihren ersten Vertrag unterschreiben. Für die Klubs eine angenehme Entwicklung, da ein enormer Verdrängungskampf entstanden ist. Spieler mit Mitte Zwanzig, die eigentlich erst ins beste Fußballeralter kommen, werden dann, so sie nicht absolut unersetzbar erscheinen, aussortiert und stehen dann ohne Vertrag da. Ich selbst habe mittlerweile begonnen, mir eine berufliche Zukunft für die Zeit nach dem Profisport aufzubauen. Glaubst du, dass die Spieler sich während ihrer Laufbahn ausreichend Gedanken über

die Zukunft nach dem Fußball machen? MR: (lacht) Meine Verletzung hat mich da natürlich schon sehr nachdenklich gemacht. Teilweise machen sie sich bestimmt Gedanken, aber wohl eher erst gegen Ende der Karriere. Es ist ja während der aktiven Zeit nicht ganz leicht, sich weiterzubilden. Da gehört schon Selbstdisziplin dazu. Eigentlich müsste man aber schon mit Unterschreiben des ersten Profivertrags sich auch gleich zu einer Form der Weiterbildung anmelden, um entsprechend auf die Zeit nach dem Profifußball vorbereitet zu sein. Danke für das Gespräch, Mario und alles Gute für die Zukunft.

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KOMMENTAR

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SPIELER 25

Vom 13.–16. Mai 2014 finden Gewerkschaftswahlen und am 25. Mai 2014 EU-weit die Wahlen zum Europäischen Parlament statt.

F

ür kleine Zahlen ist da kein Platz: Mehr als 80.000 Gewerkschaftsmitglieder der GdG-KMSfB sind bei der Gewerkschaftswahl stimmberechtigt. An der Gewerkschaftswahl können alle Mitglieder der GdG-KMSfB, Landesgruppe Wien, und der Fachgruppe VdF teilnehmen. Aber warum nun zur Gewerkschaftswahl gehen? Sind Gewerkschaft und Betriebsrat bzw. Spielervertreter nicht ohnehin dasselbe? Nein, sind sie nicht. Zwar haben sie ähnlich gelagerte Problemstellungen und häufig sind auch dieselben Personen am Werk. Aber sie arbeiten in unter-

schiedlichen Wirkungsbereichen mit verschiedenen Aufgaben. Wichtigster Unterschied: Der Betriebsrat bzw. Spielervertreter kann die ArbeitnehmerInnen nur innerbetrieblich vertreten. Demgegenüber ist es die Gewerkschaft, welche die Interessen ihrer Mitglieder betriebsübergreifend vertritt. Es ist die Gewerkschaft, die Kollektivverträge abschließt, die Sozialleistungen ausverhandelt und die versucht, Gesetzesänderungen im Sinne der Mitglieder zu verhandeln und zu erreichen. Im Gegensatz dazu geht es bei den Wahlen zum Europäischen Parlament sozusa-

Wir sind

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gen um die „Makro-Ebene“, den Wirtschafts- und Lebensraum Europäische Union. Rund 400 Millionen EuropäerInnen wählen im Mai ihre ParlamentsvertreterInnen, die Entscheidungen in allen wichtigen Bereichen unseres Lebens treffen. Viel Gutes ist aus der EU gekommen, das vergessen wir in Krisenzeiten gerne, und trotzdem ist es richtig: Nicht alles in der EU läuft rund. Die EU befindet sich momentan in der schwersten Krise seit ihrer Gründung. Unregulierte Finanzmärkte, Spekulationen und neoliberale Wirtschaftspolitik haben dem europäischen Friedensprojekt massive Probleme beschert. Der Preis dafür ist hoch: Arbeitslosigkeit, Armut, soziale Ausgrenzung und Perspektivenlosigkeit für die Jugend.

Foto: Harri Mannsberger

WÄHLEN ODER NICHT WÄHLEN – DAS SOLLTE KEINE FRAGE SEIN!

VSW-Geschäftsführer Thomas Kattnig

Es wird ganz deutlich, dass die Krise auf dem Rücken der ArbeitnehmerInnen ausgetragen wird. Wer etwas zum Besseren ändern möchte, darf sich nicht darauf beschränken, über die EU zu schimpfen. Am 25. Mai 2014 ist der richtige Zeitpunkt, um zu zeigen, welche EU wir wollen. Machen Sie auf beiden Ebenen von Ihrem Wahlrecht Gebrauch und bestimmen Sie mit! Es geht um Ihre Zukunft.

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26 SPIELER

AMATEURE

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Mit dem richtigen Maß und Mischung zum Ziel

Foto: Fanreport.com

FRÜHJAHRSMÜDIGKEIT ADE – START INS TRAINING

fanreport.com: Herr Hofmann, wie gut verträglich ist Laufen als Training? Peter Hofmann: Laufen ist wahrscheinlich die natürlichste Fortbewegungsform und dabei nicht wirklich verletzungsträchtig. Unter der Bedingung, dass man koordiniert läuft und nicht bei Schnee oder Eis sowie vorgeschädigtem Grundgelenk trainiert. fanreport.com: Welche „Zutaten“ sind für Laufen als Training ausschlaggebend? Peter Hofmann: Entscheidend für die Entwicklung der Leistungsfähigkeit ist die Auswahl des Tempos. Also mit welcher Geschwindigkeit, wie viele Kilometer pro Woche gelaufen werden und in welcher Verteilung dies geschieht.

Univ. Prof. Peter Hofmann gibt Einblick in die Trainingslehre.

Frühlingsbeginn ... Fußballzeit. Von Norden bis Süden und von Osten bis Westen starten die Amateurmannschaften in den Ligaalltag – entweder noch im Vorbereitungsmarathon oder schon im Meisterschaftsgeschehen. Hier wie da kommt es dabei auf das richtige Training an. Wissenschaftliche Hintergründe zu einem sinnvollen Lauftraining erfuhren wir in einem Gespräch mit a. o. Univ.-Prof. Peter Hofmann vom Institut für Sportwissenschaften an der Universität Graz.

fanreport.com: Gibt es Trainingsmodelle nach denen man sich orientieren kann? Peter Hofmann: Heutige Spitzenleute im Ausdauerbereich trainieren nach einem Polarisationsmodell. Das heißt, wenig Training im intensiven Schwellenbereich und relativ viel – so ca. um 70–80 Prozent des Gesamtrainings – unter der aeroben Schwelle [Infobox]. Dabei handelt es sich um eine sehr angenehme Intensität, aber mit relativ hohen Umfängen. Bei Spitzenathleten kann dies 20–25 Stunden ausmachen. Ca. 3–15 Prozent des Gesamtvolumens werden in einem hochintensiven Bereich über der anaeroben Schwelle trainiert. Wobei die Prozentwerte von der Sportlergruppe abhängen ... so konnte in Studien bei Langläufern ein Wert von bis zu 17 Prozent, bei den Ruderern ca. 2–3 Prozent nachgewiesen werden. fanreport.com: Welche Vorteile bietet ein derartiges Modell? Peter Hofmann: Es ist ein Modell, welches sich derzeit als günstig herauskristallisiert hat und offensichtlich mit der natürlichen Menschheitsentwicklung kompatibler ist. Soll heißen: Der Steinzeitmensch hat sich am Tag stundenlang bewegt, um Nahrung zu sammeln ... und im richtigen Mo-

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ment, als der Säbelzahntiger hervorsprang, musste er losstarten. Diese low- und highintensity Komponente scheint etwas zu sein, für das wir genetisch gut ausgestattet sind. Auch bezogen auf die Belastungsverträglichkeit scheint es besser als Schwellentrainingsversionen zu sein, die energetisch hoch beanspruchend sind und möglicherweise auch das Immunsystem stärker auslenken – sprich das Risiko krank zu werden eher begünstigen, da das Immunsystem durch diese intensiven Massnahmen dementsprechend unterdrückt wird. fanreport.com: Wie umfangreich muss das Training sein? Peter Hofmann: Spitzenleute – das ist undenkbar für den Amateurbereich – laufen bis zu 250 km in der Woche. Die Mindestzielvariante, aus gesundheitlicher Sicht, sind drei- bis fünfmal in der Woche 30–50 Min. mit einer moderaten Intensität. Wobei moderat im trainingswissenschaftlichen zwischen den beiden Schwellen bedeutet. Gut wäre ein hohes Maß an Allgemeinaktivität ... also ca. 10.000 Schritte pro Tag und kurze hochaktive Einheiten zwei- bis dreimal in der Woche. fanreport.com: Was wären in diesem Kontext hochaktive Einheiten? Peter Hofmann: Das können sogar Sprints sein. Jedoch unter der Voraussetzung, dass man gesund bzw. idealerweise voruntersucht ist. Also keine kardiale Vorbeeinträchtigung vorliegt, der Blutdruck bzw. orthopädisch alles in Ordnung ist. Sprintbelastungen sind generell wenig zeitaufwendig und bringen einen ho-

SPIELER 27

AMATEURE

3 Trainingsphasen

dauer zustande bringt, aber im Tempo Probleme hat.

1. Phase bis zur aeroben Schwelle Energie wird in der Muskulatur durch aerobe und anaerobe Prozesse gewonnen. Dabei entstehendes Laktat (Zwischenprodukt der Glucose) ist jedoch so gering, dass es lokal gepuffert werden kann. 2. Phase bis zur anaeroben Schwelle Laktat steigt über das Maß der Kompensationsfähigkeit des Muskels an und wird an andere Organe abgeben (Herz, Gehirn etc. und ist im Blutkreislauf nachweisbar). Training in diesem Bereich bedingt erhöhtes Laktat in einem stabilen Zustand. 3. Phase – über der anaeroben Schwelle Das System kann das Laktat nicht mehr puffern, wobei exponentiell mehr Laktat produziert wird und es zur Erschöpfung bzw. zum Trainingsabbruch kommt. Diese drei Phasen können nun im Training genutzt werden. Extensives „lowintensity-training“ wäre unter der aeroben Schwelle. Beim Polarisationstraining sind ca. 70–80 Prozent unter diesem ersten Schwellenwert. Ca. 5 Prozent über dem zweiten Umstellpunkt, der Rest dazwischen.

hen Effekt im Leistungszuwachs. Neue Studien zeigen, dass mit einem max. 15-minütigen Aufwand sehr gute Zuwächse bei der Sauerstoffaufnahme zu erzielen sind. Also 4–6 Sprints im Bereich von ca. 15–30 Sekunden, wobei das auf dem Fahrradergometer oder beim Laufen sein kann. Dazwischen 4–5 Minuten Pause sehr niedriger Intensität – z. B. gemütliches Weitergehen – zweimal pro Woche hat bereits deutliche Effekte. Man sollte derartig intensive Programme aber nur dann machen, wenn man zumindest im Vorfeld 3–4 Wochen – oder länger – bereits in einem moderaten Training war und daran gewöhnt ist, überhaupt etwas zu machen. fanreport.com: Wie sieht es mit der Kraftkomponente aus? Peter Hofmann: Beim Fußball ist Krafttraining ein wesentlicher Faktor, da viele Aktionen kraftbedingt sind. Dabei wird das Training generell davon abhängen, ob ich jemanden habe, der eher

fanreport.com: Gibt es Belastungsrisiken? Peter Hofmann: Ein Übertraining ist dabei kaum, eine Überbelastung möglicherweise zu erreichen. Probleme können vor allem orthopädischer Ursache sein bzw. entstehen, wenn es vorbestehende Fehlbelastungen im Bewegungsapparat gibt. Generell ist es wichtig, dass das Training individell abgestimmt ist.

Von Christian Vajda [email protected]

muskulös ist und Probleme mit der Ausdauer – dann eher niedrigintensives Training mit großem Umfang – hat, oder eher jemanden, der schmächtig ist und die Aus-

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WORLD XI

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SPIELER

Wahl zur World XI

BRUNO INTERNATIONALE

Die WORLD XI – 2. Reihe v. l. n. r.: Lionel Messi (in rot), Zlatan Ibrahimovic, Christiano Ronaldo, Frank Ribéry, Xavi Hernandez; 1. Reihe: Dani Alves, Thiago Silva, Sergio Ramos, Philipp Lahm, Manuel Neuer – Andrés Iniesta konnte leider nicht an der Gala teilnehmen.

Nicht nur im heimischen Fußball wählen Spieler ihre Besten. Auf internationaler Ebene führt die Weltorganisation der Spielervereinigungen FIFPro die jährliche Wahl der World XI durch.

D

iese Elf wurde am 13. Jänner bei der gemeinsamen Gala mit der FIFA in Zürich ausgezeichnet. David Alaba hat es leider ganz knapp nicht in die erste Auswahl geschafft. Er wurde aber in die „Reserve“ der World XI einberufen und ist somit Teamkollege von klingenden Namen wie Gareth Bale, Falcao oder Neymar.

ALABA IN ÖSTERREICH DABEI

Bei der österreichischen Auswertung hat es David aber in die World XI geschafft, und wir sind uns sicher, dass er in den nächsten Jahren auch in der großen World XI vertreten sein wird. Die „österreichische“ WORLD Sturm (v. l. n. r.): Christiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic, Lionel Messi; Mittelfeld: Frank Ribéry, Mesut Özil, Andrés Iniesta; Verteidigung: David Alaba, Dante, Phililpp Lahm, Dani Alves; Tor: Manuel Neuer

29

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AUSGABE 41 • APRIL 2014

SPEAKERS CORNER

SPIELER 31

SPEAKERS CORNER Wer hätte das noch vor zehn Jahren gedacht? Der König aller Sportarten, der mit Rekordzahlen in allen Belangen seit Jahren seine Fans weltweit in den Bann zieht, kämpft um sein Image. In einem Bereich, wo sonst sportliche Integrität und Siegeswillen als unabdingbare Ingredienzien die Faszination ausmachen, tauchen plötzlich Schatten und Zweifel auf. Was war passiert? Von Rudolf S. Stinner

Es begann 2004, als ein deutscher Schiedsrichter, von einigen dubiosen Leuten korrumpiert, begann, Einfluss auf von ihm geleitete Matches zu nehmen. Nicht mehr das Leistungsvermögen der Fußballer oder die zufälligen Umstände waren es nun, die einen Spielverlauf dominierten, sondern die willkürlichen Pfiffe eines Schiedsrichters und dessen Komplizen. Und diese Gehilfen waren zeitweise die Schiedsrichterassistenten, aber auch Spieler von beiden Mannschaften auf dem Spielfeld. Ziel der Täter war es, die Wettgewinne zu maximieren. Denn die Wettbranche hat massiv Einzug in den Fußball gehalten. Als die Sache aufflog, war man empört, überrascht und in vielen Dingen damit überfordert. Erstmals erkannte man, dass die Protagonisten auf dem Feld auch „Menschen“ waren, mit all deren Tugenden, aber auch Schwächen und wo Regeln zur Theorie verkamen. Und eine der Schwächen bei manchen Menschen ist ja auch bekanntlicherweise das extreme Streben nach Gut und Geld. Danach ging es Schlag auf Schlag. Es folgten Ermittlungen wegen vermuteter Matchabsprachen in Österreich, wiederum Deutschland, Italien und Griechenland. Die Fußballverbände inklusive ihrer Dachverbände hielten sich weitgehendst bedeckt und glaubten an eine vorübergehende Zeiterscheinung, die sich mit der Zeit von selbst regulieren würde. Doch weit gefehlt. Immer mehr Fälle gerieten in Verdacht, nicht zuletzt durch das Auftauchen von sogenannten Frühalarmsystemen, die Wettquotendaten dazu benützten, bei deren Fallen oder Steigen abgesprochene Matches erkennen zu können. Doch da ging viel daneben. Denn auch die Täter hatten dazugelernt, leider aber die zuständigen Fußballfunktionäre nichts. Plötzlich war die Fußballwelt voll mit selbsternannten „Experten“, die Rezepte gegen das Matchfixing und das Überwachen von Fußballspielen kommunizierten. Alle hatten jedoch nur einen Hintergedanken: Wie nasche ich am großen Kuchen „Fußball“ mit? Die echten, wenigen Experten kamen kaum zu Wort, denn ihnen fehlte etwas Essenzielles: eine Lobby! Dadurch, dass bei den vielen Ermittlungsund Gerichtsverfahren wegen Wettbetruges viele Details, wie z .B. der Modus Operandi oder wen und was man dazu alles benötigt

usw., ans Tageslicht befördert wurden, schossen überall kriminelle Gruppierungen aus dem Boden, die die Wettbranche dazu missbrauchten, über Spielmanipulationen Wettgewinnmaximierung zu betreiben. Die zuständigen Verbände, aber auch viele Ermittlungsbehörden und involvierte Institutionen gingen den einfacheren Weg. Vor allem die Verbände kommunizierten, dass es sich hier um eine weltweit agierende Mafia handle, der man natürlich als Sportverband nicht beikommen könne, sie ihr Hauptquartier in Asien hätte, und dass hier die staatlichen Stellen gefordert wären. Auch der permanent schwelende Streit zwischen den staatlichen Lotterien und den privaten Wettanbietern trug das seine dazu bei, dass ein notwendiges gemeinsames Vorgehen gegen das Übel Wettbetrug bis dato keine Chance hat. Eines sollte man bei den vielen verschiedenen Versuchen und – oft grotesken – Mitteln, die Spielmanipulation zu bekämpfen, nicht vergessen: Hauptdarsteller auf dem Feld sind immer die Fußballer und der Schiedsrichter. Verweigern diese ihre Mithilfe am Spielbetrug, fehlt den Auftragstätern das „Werkzeug“. Deshalb wäre dort anzusetzen und sollte man alles unternehmen, dass diese Personen keine Gründe sehen, an Wettbetrügereien mitzuwirken. Ansonsten könnten die Schatten, die derzeit über dem Fußball schweben, nur zu schnell zu einer undurchdringbaren Dunkelheit führen. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Marcel Koller als Teamchef unbedingt in Österreich gehalten werden sollte. Foto: Peter Marchsteiner

Foto: fotolia.de

DER FUSSBALL UND SEINE SCHATTEN

Rudolf S. Stinner

verfolgte schon in einer Sonderkommission der öst. Polizei Spielmanipulationen, wurde dann Chefermittler der UEFA und ist nun in gleicher Sache im eigenen Unternehmen tätig.

32 SPIELER

RECHTSCORNER

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MATCHFIXING = BETRUG! Noch immer überschattet das Thema „Wettmanipulation“ den österreichischen Fußball. Erst kürzlich schlug das erste Interview mit Dominique Taboga nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft große Wellen. Von Dr. Georg Petritsch

S

o manchen interessierten Beobachter verschlägt es bei all dem, was hier zu Tage kommt, die Sprache. Insbesondere die Aussagen Tabogas und seine Überlegungen hinsichtlich drohender rechtlicher Konsequenzen seines Verhaltens machen deutlich, wie wichtig Prävention und Aufklärung in diesem Bereich ist. Die VdF leistet diesbezüglich seit längerer Zeit einen wesentlichen Beitrag und hat aus gegebenem Anlass diese Aufklärungsarbeit zuletzt noch intensiviert und mit der Installierung eines Ombudsmannes einen weiteren wichtigen Schritt gesetzt. Sportwetten haben durchaus eine lange Tradition, und vor allem in Großbritannien gehört das Wetten auf Sportereignisse geradewegs zur Kultur. Dagegen ist vorweg auch nichts zu sagen. Allerdings hat sich diese Tradition durch die Technisierung des Wettmarktes leider in eine völlig falsche Richtung entwickelt. Aufgrund der nunmehr möglichen Internetwetten ist der Wettmanipulation mittlerweile Tür und Tor geöffnet. Unter dem Begriff Wettmanipulation, auf Englisch „Matchfixing“, versteht man die Manipulation des Ausganges eines Sportereignisses, wobei dabei gleichzeitig auf den Ausgang oder einen bestimmten Verlauf dieses Ereignisses gewettet wird. Im Fußball ist es ziemlich einfach, bestimmte Verläufe als Spieler oder auch als Schiedsrichter wesentlich zu beeinflussen. Gleichzeitig ist es für Kontrollorgane umso schwerer, konkrete Manipulationsversuche tatsächlich nachzuweisen. Wenn jedoch der Nachweis gelingt oder es,

wie im Fall Taboga, zu einem Geständnis kommt, drohen schärfste rechtliche und in weiterer Folge wirtschaftliche bzw. soziale Konsequenzen. Daher sollten Spieler, die bis jetzt noch immer nicht verstanden haben, dass es sich bei Wettmanipulation strafrechtlich um Betrug handelt und jeder der sich darauf einlässt seine Existenz aufs Spiel setzt, die nachfolgenden Zeilen mit besonderer Aufmerksamkeit lesen.

STRAFRECHT – WETTMANIPULATION IST BETRUG OHNE WENN UND ABER!

Auch wenn das österreichische Strafrecht (noch) keinen eigenen Tatbestand für Wettbetrug kennt, so ist die Manipulation von Spielen strafrechtlich als Betrug zu qualifizieren. Liegt ein EUR 50.000,00 übersteigender Schaden vor, und versucht der Betrüger sich durch die wiederkehrende Begehung eine fortlaufende Einnahme zu verschaffen, liegt sogar schwerer bzw. gewerbsmäßiger Betrug vor, der mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen ist (§§ 146, 147 und 148 StGB). Wurde ein Spieler erpresst, ein Spiel zu manipulieren, mithin mit Gewalt oder durch gefährliche Drohung genötigt, etwas zu tun oder zu unterlassen, das ihn oder einen Dritten (z. B. regulär Wettende, Verein, ÖFB, …) am Vermögen schädigt und Bereicherungsvorsatz des Erpressers vorliegt, ist der Erpresser mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen. Zu beachten ist diesbezüglich auch noch, dass nicht nur derjenige der manipuliert strafrecht-

lich verfolgt werden kann, sondern auch Personen, die als Anstifter oder Beitragstäter auftreten. Im Übrigen wird im Rahmen der Strafrechtsreform auch angedacht, entsprechende Wettmanipulations-Tatbestände ins österreichische Strafrecht aufzunehmen. Das alles klingt durchaus hart, ist es auch. Es sollte auch nur verdeutlichen, dass es sich dabei keineswegs um ein „kleines Ding“ handelt, sondern um schwerste Kriminalität.

SCHADENERSATZ DROHT!

Doch damit ist es noch lange nicht genug. Denkbar sind darüber hinaus auch noch Schadenersatzforderungen, wenn es gelingt, dass man jemanden einen durch die Manipulation hervorgerufenen Schaden nachweisen kann. In Deutschland haben sich bereits die Gerichte damit beschäftigt, und daher ist auch in Österreich jedenfalls damit zu rechnen, dass eine derartige Forderung Erfolg hätte. Ein Spieler, der ein Spiel manipuliert hat, dessen Hintermänner oder allfällige Erpresser könnten darüber somit dem Verein, der Liga, regulär Wettenden oder sonstigen Personen, die einen Schaden nachweisen können, schadenersatzpflichtig werden.

VERBANDSRECHTLICHE KONSEQUENZEN

Neben dem staatlichen Recht gibt es für Wettbetrüger natürlich auch verbandsrechtliche Konsequenzen, die bis hin zum Verbandsausschluss und einer lebenslangen Sperre führen können. Konkret heißt dies für den Profisportler ein Berufsverbot als Ki-

ARBEITSRECHT – ENTLASSUNG ALS FOLGE

Unabhängig von jedweden straf- oder verbandsrechtlichen Sanktionen kann eine Manipulation oder der Ver-

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such einer solchen für den Spieler aber auch arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Der Verein ist bei Vorliegen solch schwerwiegender Vorwürfe nahezu gezwungen, sich vom Spieler zu trennen und aus arbeitsrechtlicher Sicht liegt jedenfalls ein Entlassungsgrund vor. Kurz gesagt, ein Spieler setzt mit seinem Verhalten einen Entlassungsgrund, folglich kann der Verein den Arbeitsvertrag sofort und fristlos auflösen.

Foto: Ronald Pötzl & Zolles

cker. Die ÖFB-Rechtspflegeordnung sieht in § 113 eine konkrete Regelung für Bestechung vor. Wer nämlich einem Offiziellen oder einem Spieler einen unrechtmäßigen Vorteil für ihn oder für eine Drittperson direkt oder indirekt anbietet, verspricht oder gewährt damit der Bestochene das Regelwerk verletzt, wird mit Sanktionen bestraft, die von Sperre über Geldstrafe (bis zu EUR 15.000,–) bis Stadionverbot oder Ausschluss aus dem Verband reichen. Spieler, die derartige unrechtmäßige Vorteile versprechen lassen oder annehmen und das nicht unverzüglich dem zuständigen Verband melden, sind ebenso zu bestrafen. Diese Meldepflicht ist in § 115 a der Rechtspflegeordnung des ÖFB geregelt und im Juli 2013 eingeführt. Die verbandsrechtlichen Bestimmungen kommen natürlich neben dem staatlichen Strafrecht zur Anwendung, daher erfolgt eine Bestrafung auf mehreren Ebenen. Wobei aus verbandsrechtlicher Sicht eine intensive Ermittlungsarbeit oft mit Schwierigkeiten verbunden ist, da die zur Feststellung des gesamten Sachverhalts erforderlichen umfassenden Ermittlungsmaßnahmen (Hausdurchsuchungen, verdeckte Ermittlungen usw.) ausschließlich von den staatlichen Strafverfolgungsbehörden durchgeführt werden dürfen. So müssen zunächst die Ermittlungsergebnisse der staatlichen Behörden abgewartet werden, ehe ÖFB oder Bundesliga selbst Sanktionen ergreifen können.

RECHTSCORNER

WIRTSCHAFTLICHER UND SOZIALER RUIN

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass einem Spieler dem „Matchfixing“ nachgewiesen werden kann, schwere rechtliche Konsequenzen drohen und dieser nebenbei auch noch wirtschaftlich und sozial vor dem Ruin steht. Erst kürzlich kam die Meldung, dass Dominique Taboga nunmehr Privatkonkurs angemeldet hat. Gar nicht daran zu denken, wie schwer es sein wird, als „geächteter“ ExKicker einen Job, welcher Art auch immer, zu finden. Dieser Fall und die damit verbundenen rechtlichen Konsequenzen auf allen Ebenen, mit Untersuchungshaft, Geldstrafe, lebenslanger Sperre, wirtschaftlichem Ruin sollten meines Erachtens Warnung genug sein, um sich auf dieses gefährliche „Spiel“ nicht einzulassen. Jeder Spieler sollte auch nur beim geringsten Verdacht sofort mit den zuständigen Stellen Kontakt aufnehmen und damit aktiv missbräuchlichem Verhalten entgegentreten.

APPELL AN DAS SPORTLERHERZ

Abschließend erlaube ich mir noch, ein paar allgemeine Gedanken loszuwerden und einen kleinen Appell an alle Spieler zu richten.

Matchfixing ist kein Kavaliersdelikt, sondern Betrug und führt – wenn nachgewiesen – in den wirtschaftlichen und sozialen Ruin.

Auch wenn immer öfter zu hören ist, der Profisport und an vorderster Front der Fußball werde immer mehr durch Werbung, Fernsehen und Geld diktiert, so sollte sich doch jeder Einzelne über die Grundsätze der Ethik, Moral und des Fair Play im Sport Gedanken machen. Jeder Spieler sollte sich ins Bewusstsein rufen, welche Verantwortung er trägt als Vorbild für Nachwuchssportler und Idol Tausender Fans. Auch wenn vielleicht wirtschaftlich nachzuvollziehen wäre, dass jeder für sich in der kurzen Zeit einer Profikarriere einen größtmöglichen finanziellen Vorteil herausholen möchte, sollte doch zumindest auf dem Spielfeld der ehrliche Sport im Vordergrund stehen. Jeder weiß, nichts geht über das Gefühl eines Sieges mit fairen Mitteln. Aber auch in den Zeiten der Niederlage sollte man zumindest ehrlich zu sich selbst sein und im Sinne eines fairen Sportsmannes alles gegeben haben. Matchfixing oder Wettmanipulation wi-

derspricht diesem einfachen, aber doch wesentlichen Prinzip und ist Betrug am Sport, an den Zuschauern, den Mitspielern, am Gegner und zu guter Letzt an sich selbst …

Foto: VdF-Achriv

AUSGABE 41 • APRIL 2014

Der Autor ist Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei Dr. Wilfinger, 8990 Bad Aussee. Nach dem Diplomstudium an der KarlFranzens-Universität Graz und dem Gerichtsjahr absolvierte er das Masterstudium an der Nottingham Law School (LL.M.) in Sport- und Europarecht. In seiner Dissertation befasste er sich mit der Thematik „Strukturen, Arbeitnehmerstatus und Mitbestimmung im Mannschaftssport“.

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SCHLUSSPFIFF

AUSGABE 41 • APRIL 2014

DON'T FIX IT Von Tony Higgins

Die Einbindung der Spieler ist für den Kampf gegen Spielmanipulationen von größter Bedeutung.

W

enn man sich die Welt des Fußballs anschaut, besteht nur wenig Zweifel darüber, dass die Geldsummen, die auf Fußball gewettet werden, in den vergangenen Jahren extrem zugenommen haben, und dass es die Nutzung des Internets und fortgeschrittener Technologien äußerst leicht machen, auf Matches weltweit zu wetten. Dadurch, dass hier große Pro-

deckt wird, kommt man zu dem Schluss, dass das Ausbleiben von Gehaltszahlungen dramatische Auswirkungen hat. Denn die Studie der FIFPro zeigt die eindeutige Wechselbeziehung zwischen Nichtbezahlung und Spielmanipulationen. Anlässlich einer Umfrage unter 3.357 Spielern bekannten fast zwölf Prozent von ihnen, dass sie bereits angesprochen worden waren, ob sie an einer Spielmanipulation teilnehmen würden, und nicht weniger als 55 Prozent dieser Spieler wurde ihr Gehalt nicht rechtzeitig ausbezahlt.

Foto: FIFPro

PROJEKT DER FIFPRO UND UEFA

Der ehemalige schottische Fußballprofi Tony Higgins ist in der FIFPro für das heikle Thema Matchfixing und die mit der UEFA initiierte „Don't fix it“-Kampagne zuständig.

fite gemacht werden können und das Risiko der Aufdeckung relativ gering ist, werden die Spielmanipulationen für Kriminelle und auch das organisierte Verbrechen immer attraktiver. Nimmt man dazu noch die Forschungsergebnisse der Internationalen Föderation der Gewerkschaften von Berufsfußballspielern (FIFPro) im „Schwarzbuch Osteuropa“, in dem der Zusammenhang zwischen der Nichtbezahlung von Spielern und deren Einstellung zu Spielmanipulationen aufge-

Vor diesem Hintergrund entschloss sich die FIFPro (mit Unterstützung der Europäischen Kommission und der UEFA), ein Projekt mit dem Namen „Don’t Fix It“ zu initiieren, welches die folgenden drei Hauptziele verfolgte: •  das Bewusstsein über Spielmanipulationen in ganz Europa zu schärfen, Sensibilisierungsmaßnahmen durchzuführen, • das strukturelle Umfeld zu verbessern, •  starke und spezifische Netzwerke auf allen nationalen und europäischen Ebenen aufzubauen. Das grundlegende Ziel von FIFPro bestand darin, das Bewusstsein über diese Problematik unter den Akteuren des europäischen Fußballs und anderer Behörden, d. h. der Exekutive und der Regierungen, zu erhöhen. Wir wollen auch erreichen, dass die Spieler selbst und deren Gewerkschaften gemeinsam

mit den anderen Akteuren eine zentrale Rolle im Kampf dagegen spielen sowie zu diesem Zweck nationale und internationale Einsatzgruppen etablieren. An diesem Projekt nehmen neun Länder teil, wobei die meisten von ihnen bereits nationale Einsatzgruppen geschaffen haben: diese umfassen die Spielergewerkschaften, Föderationen, Ligen und Schiedsrichter gemeinsam mit der Exekutive und Regierungsbehörden. Die Spielergewerkschaft spielt bei der Entwicklung einer Strategie in der Einsatzgruppe eine wesentliche Rolle, wobei viele Organisationen bei der Planung und Ausführung der Sensibilisierungsmaßnahmen für die Spieler beteiligt sind. Wir führten eine Umfrage unter ca. 2.000 Spielern in neun Ländern durch, mit dem Ergebnis, dass die Mehrzahl von ihnen sich wünscht, dass die Spielergewerkschaft und frühere Spieler die Aufklärungsmaßnahmen durchführen. Diese Informationen sind wesentlich, wenn wir die Spielmanipulationen im Fußball in Angriff nehmen wollen. Ferner entsteht aus diesen Einsatzgruppen die Notwendigkeit, das Bewusstsein in allen Bereichen dieses Sports zu schärfen. Die Spielmanipulationen beschränken sich nicht auf die Spieler; auch die Funktionäre der Clubs, die Trainer und Schiedsrichter müssen an den Maßnahmen teilnehmen. Ich empfehle nachdrücklich, dass in allen Ländern Einsatzgruppen etabliert werden, um diesem Krebsgeschwür im Fußball zu begegnen.

HANDELN. MITMACHEN. BEWEGEN. Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch und bestimmen Sie mit! Weil es nicht egal ist, wer Ihre Interessen in Gewerkschaft und EU vertritt.

13.–16. Mai 2014 – Gewerkschaftswahlen der GdG-KMSfB 25. Mai 2014 – Wahlen zum Europäischen Parlament

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